Höhepunkte im Leben Jesu aus jüdischer Sicht - Teil 3/7 - Die Auseinandersetzung mit den Pharisäern

Abschrift des Vortrages von Arnold Fruchtenbaum, Israelkonferenz 1992, gehalten am 13.01.1992

 

Schlagt eure Bibeln bei Matthäus 12 auf. Wir setzen unsere Studien über die Lehren Jesu im Konflikt mit den Pharisäern fort. Ich fasse kurz zusammen, was wir letztes Mal gesagt haben: Es war die Diskussion mit Nikodemus, in der klar wurde, dass er einige fundamentale Glaubenspunkte des Pharisäertums anzweifeln würde. Während er durch ganz Israel reiste und verkündete, dass er der Messias sei und diesen Anspruch auch durch Wunder nachwies, vollbrachte er durch die Heilung eines jüdischen Aussätzigen auch ein ganz spezielles Wunder, denn dies gehörte zu einem der drei Wunder von denen man glaubte, dass nur der Messias diese tun konnte. Jesus sandte den Aussätzigen zu den Führern Israels. Im Zuge der amtlichen Reinigung des Aussätzigen fanden sie heraus, dass Jesus das Wunder vollbracht hatte. Als Ergebnis hiervon reisten alle geistlichen Führer Israels nach Kapernaum. Und als alle diese Führer vor ihm waren, beanspruchte Jesus die Autorität zur Sündenvergebung, im Sinne von Rettung, zu haben. Und das ist etwas, das nur Gott tun kann. Also von da an folgten sie ihm überallhin, anzweifelnd die Dinge die er lehrte, aber auch die Dinge, die er tat. Und der Hauptkonfliktpunkt betraf die Autorität der Mischna. Nach etlichen dieser Auseinandersetzungen kam dann die Bergpredigt und in dieser Predigt wies er das pharisäische Gesetz zurück. Er lehnte es ab, der Mischna auch nur die geringste Autorität zuzugestehen, und diese Zurückweisung der Mischna führte dann zu der Ablehnung seiner Messianität von ihrer Seite.

Dies führt uns zu Matthäus 12 und die Verse, die wir uns anschauen wollen, sind die Verse 22-35. Markus berichtet auch von diesem Ereignis, aber wir bleiben bei Matthäus, weil er uns hierüber mehr Einzelheiten mitteilt. Aber eine Beobachtung sollten wir aus der Markusversion nehmen. In Markus 3, 22 wird uns berichtet, dass diese Begebenheit durch die Schriftgelehrten aus Jerusalem angezettelt wurde. Das Ereignis selbst findet oben in Galiläa statt, aber es wird verursacht von den Führern, die aus Jerusalem dorthin kamen. Das zeigt, dass die Phase der Befragung abgeschlossen ist. Sie haben ihre Entscheidung über Jesus getroffen und suchen nun nach einer Gelegenheit, ihre Entscheidung öffentlich zu machen. Und dies geschieht im Zusammenhang mit dem zweiten messianischen Wunder.

In Matthäus 12, 22 treibt Jesus einen Dämon aus, der die Person veranlasste stumm und taub zu sein, so dass dieser weder hören noch sprechen konnte. Die Handlung der Dämonenaustreibung selbst war für die damalige Zeit nichts Ungewöhnliches. Die Rabbiner gingen häufig herum, um Dämonen auszutreiben. Das sagt Jesus selbst in Vers 27, als er sie fragt, durch wen denn ihre Söhne die Dämonen austreiben würden. Aber im pharisäischen Judentum musste zur Dämonenaustreibung ein bestimmtes Ritual durchlaufen werden. Und dieses Ritual hatte drei Schritte. Zuerst musste man eine Verbindung mit dem Dämon herstellen, der zur Kommunikation den Sprechapparat des Besessenen benutzte. Zweitens, wenn das geschehen war, musste man den Namen des Dämons herausfinden. Drittens konnte man dann, sobald man dessen Namen wusste, ihm befehlen auszufahren. Das waren die drei Schritte im jüdischen System. Bei einigen anderen Gelegenheiten benutzte Jesus genau dieses System. Ein Beispiel davon finden wir in Markus 5. Dort ist Jesus einem Besessenen begegnet und er fragte den Dämon nach seinem Namen. Und die Antwort war: Mein Name ist Legion, denn wir sind viele. In diesem Fall benutzt Jesus also die traditionelle pharisäische Herangehensweise. Aber wegen dieses spezifischen Systems gab es eine Art von Dämonen, gegen die man nichts ausrichten konnte, nämlich die, welche verursachten, dass die Person stumm wurde, so dass sie nicht sprechen konnte. Weil er aber nicht sprechen konnte, konnte man auch keine Verbindung zu dem Dämon aufbauen und nach seinem Namen fragen. So hielt man es also für unmöglich, einen solchen Dämon auszutreiben. Die Pharisäer lehrten aber, dass, wenn der Messias kommt, dieser auch stumme Dämonen austreiben wird. Und hier haben wir also das zweite der drei messianischen Wunder. Hier in Vers 22 treibt er also einen stummen Dämon aus und hat somit ein messianisches Wunder gewirkt. In Vers 23 stelltedann die Volksmenge die Frage: Ist dieser nicht etwa der Sohn Davids?[1], weil er ja genau die Dinge tut, von denen die Rabbiner sagen, dass nur der Messias sie tun könne. Die Volksmenge stellte diese Frage nicht, als Jesus andere Arten von Dämonen austrieb. Wenn er die anderen Arten von Dämonen austrieb, lautete ihre Frage ganz anders, nämlich: Durch welche Vollmacht treibt er die Dämonen aus? Als er den stummen Dämon austrieb, änderte sich das Wesen der Frage. Es heißt nicht länger „durch welche Vollmacht“, sondern „ist er der Messias“.

Aufgrund der Frage, die bei der Volksmenge aufkam, hatten die Pharisäer nur zwei Wahlmöglichkeiten. Die erste war, Jesus als den Messias zu verkünden. Die zweite Variante war, seine Messianität zurückzuweisen. Aber wenn sie sich für die zweite Möglichkeit entschieden, mussten sie auch etwas erklären, nämlich, warum Jesus Dinge tun konnte, wozu ja nach eigener Lehraussage nur der Messias fähig war. In Vers 24 wählten sie diese zweite Möglichkeit. Sie sagten: Er ist nicht der Messias und der Grund, warum Jesus diese speziellen Wunder tun kann, ist, dass er selbst besessen ist und zwar nicht nur durch einen gewöhnlichen Dämon, sondern durch den Obersten der Dämonen, den Beelzebub. Dieser Name setzt sich aus zwei hebräischen Wörtern zusammen und bedeutet „Herr der Fliegen“. Das also wurde DIE Basis für die Ablehnung der Messianität Jesu. Er ist nicht der Messias, weil er dämonisch besessen ist. In den Versen 25-29 verteidigt sich Jesus, indem er vier Dinge anführt. Erstens sagt er, in den Versen 25 und 26, dass das nicht sein kann, weil dies eine Zerteilung von Satans Königreich bedeuten würde. Zweitens sagt er, in Vers 27, dass sie ja selber lehren würden, dass die Dämonenaustreibung eine Gabe des Heiligen Geistes sei. Somit machte ihr Vorwurf sie uneins mit ihrer eigenen Theologie. Drittens sagt er, in Vers 28, dass dieses Wunder in Wirklichkeit seine Ansprüche beglaubige. Und viertens sagt er, in Vers 29, dass dieses Wunder zeige, dass er stärker ist als Satan und nicht sein Sklave sei.

Nachdem er sich mit diesen vier Punkten verteidigt hat, kündigt er in den Versen 30-37 ein besonderes Gericht über diese Generation der Juden in Israel an, weil sie sich einer sehr einzigartigen Sünde schuldig gemacht hatten, die Sünde, die er die unvergebbare Sünde nennt, oder die Lästerung wider den Heiligen Geist. Nun sollten wir sehr präzise klären, worin genau diese unvergebbare Sünde besteht, und zwar im Zusammenhang mit der Textstelle, wo wir diesen Ausdruck finden. Es ist übrigens die einzige Textstelle, die die unvergebbare Sünde überhaupt erwähnt. Eine Beschreibung für die unvergebbare Sünde ist folgende: Es ist die nationale Ablehnung der Messianität Jesu, während er auf dieser Erde anwesend war, auf der Grundlage einer Dämonenbesessenheit. Von dieser Definition wollen wir nun vier Dinge ableiten.

Erstens: Dies ist eine nationale und keine individuelle Sünde. Einzelne Personen konnten selber noch dem Gericht entgehen, indem sie Gläubige wurden. Aber für die Nation insgesamt ist diese Sünde unvergebbar.

Zweitens: Es ist eine Sünde, die einzigartig für die jüdische Generation seiner Zeit ist. Es trifft nur diese eine Generation seiner Tage. Diese Sünde kann nicht einer späteren jüdischen Generation zugeschrieben werden, wie man es durch die Kirchengeschichte hindurch immer wieder versucht hat zu tun. Denn es war diese Generation, für die er kam, um sich als Messias anzubieten und ihnen das Königreich zu offerieren, und es war diese Generation, die ihn auf der Basis einer Dämonenbesessenheit ablehnte. Daher kommen von diesem Moment an zwei Worte auf: diese Generation. Denn nur diese Generation ist dieser speziellen Sünde schuldig.

Drittens: Es ist keine Sünde, die irgendeine andere Nation heute begehen könnte, denn er ist nirgendwo dort jetzt sichtbar anwesend, um sich ihnen als ihr Messias anzubieten. Das war einzig in seiner Beziehung zu Israel der Fall. Diese Beziehung hat er zu keiner anderen Nation. Noch ist es eine Sünde, die ein Einzelner begehen könnte. Zunächst einmal war es niemals eine individuelle Sünde. Und die Bibel ist da sehr deutlich. Egal welche Sünde ein Einzelner auch immer begehen mag, jede Sünde kann dem Einzelnen vergeben werden, wenn er damit zu Gott kommt, durch das Blut Jesu Christi. Und worin die Sünde auch immer bestehen mag, spielt keine Rolle. Als Jesus am Kreuz starb, starb er nicht nur für einige Sünden und für andere nicht, er starb für alle Arten von Sünden. Somit sind alle Sünden für Einzelpersonen vergebbar, wenn sie damit durch Christus zu Gott kommen. Aber als Nation für diese Generation ist sie unvergebbar.

Viertens: Die Verübung der unvergebbaren Sünde, bedeutete für diese Generation zwei Dinge: Zuerst einmal bedeutete es, dass das Angebot des Königreiches an sie zurückgenommen wurde und sie dadurch die Möglichkeit verloren, dies Königreich zu ihren Lebzeiten aufgerichtet zu sehen. Stattdessen wird es einer späteren jüdischen Generation angeboten werden, nämlich der Generation, die dann in der Trübsalzeit leben wird, und diese werden es dann annehmen. Und Jesus führt dieses Thema später in den Kapiteln 24 und 25 weiter aus. Aber diese Generation hat die Möglichkeit für immer verloren, das Königreich aufgerichtet zu sehen. Zweitens bedeutete es, dass diese Generation unter einem besonderen göttlichen Gericht stand. Es würde ein physisches Gericht sein, das vierzig Jahre später, im Jahre 70 nach Christus, dann auch kam, als Jerusalem und der Tempel zerstört wurden.

Nachdem er diese Worte der Zurechtweisung und des Gerichts gesagt hatte, versuchen die Schriftgelehrten einen neuen Angriff zu starten, Vers 38. Und sie sagen ihm, dass sie von ihm ein Zeichen sehen wollen. Sie geben vor, er hätte noch nicht genug getan, um seine Messianität unter Beweis zu stellen. Zwischen den Kapiteln 4 und 12 im Matthäusevangelium, ist er durch ganz Israel gezogen, von Stadt zu Stadt, von Synagoge zu Synagoge, und hat sich selbst als Messias vorgestellt, indem er viele Wunder tat, inklusive solcher Wunder, die sie die messianischen Wunder nannten. Somit waren ihnen schon genügend Zeichen gegeben worden. Trotz alledem lehnten sie ihn nun auf der Basis der Dämonenbesessenheit ab. Daraufhin ändert Jesus den Zweck seiner Wunder. In den Kapiteln 4 bis 12 beabsichtigte er mit seinen Wundern, Israel ein Zeichen zu geben, um sie dahin zu bringen, eine Entscheidung in Bezug auf seine Messianität zu treffen. Nun war diese Entscheidung getroffen worden. Es ist eine unwiderrufliche Entscheidung. Somit kündigt Jesus, in den Versen 39-40, seinen neuen Grundsatz bezüglich des Zwecks seiner Wunder an. Er sagt, für die Nation (Israel) würde es keine weiteren Zeichen mehr geben, ausgenommen ein Zeichen, das Zeichen, das er das Zeichen des Jona nennt, das das Zeichen der Auferstehung ist. Jesus fährt nach dieser Begebenheit damit fort, viele Wunder zu tun, aber das damit beabsichtigte Ziel ändert sich. Diese Wunder dienten nicht länger als Zeichen für Israel, weil sie eine Entscheidung getroffen hatten, und diese Sünde unvergebbar ist. Stattdessen wurden die Wunder vollbracht, um seine zwölf Jünger zu trainieren, um sie auf ihre spätere Arbeit vorzubereiten, von der in der Apostelgeschichte berichtet wird. Aber für die Nation gab es nur noch ein Zeichen, das Zeichen des Jona, das Zeichen der Auferstehung. Und dieses Zeichen würde Israel zu drei verschiedenen Zeitpunkten gegeben werden. Das erste würde die Auferstehung des Lazarus sein, das zweite die Auferstehung von Jesus selbst und das dritte die Auferstehung der zwei Zeugen in Offenbarung 11. So ändert Jesus also den beabsichtigten Zweck seiner Wunder. Nach der Ankündigung dieser Änderung, greift er das Thema des Gerichts wieder auf. Aber nun sollten wir die besondere Betonung des Begriffs „dieser Generation“ beachten.

Vers 41: Die Männer von Ninive werden im Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht . . .

Vers 42: Die Königin des Südens wird im Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht . . .

Jesus bringt hier zwei Beispiele von Heiden aus dem Alten Testament, die Männer von Ninive und die Königin von Saba. Das waren Heiden, die weniger Licht besaßen, auf das sie antworten konnten. Aber sie reagierten auf das Licht. Und somit werden diese Heiden im zukünftigen Gericht ,vor dem großen weißen Thron, imstande sein, diese spezielle jüdische Generation zu verurteilen, weil sie dieser unvergebbaren Sünde schuldig geworden sind. Die Worte des Gerichts enden mit einer anderen Geschichte, die Geschichte von einem Dämon, in den Versen 43-45. Es ist die Geschichte des Dämons, der in einem Menschen wohnte, aber dann beschloss, ihn zu verlassen. Er wurde nicht ausgetrieben, sondern er verließ ihn aufgrund seines eigenen freien Willens, auf der Suche nach einem besseren Wohnort. Er schaut sich eine Weile um, kann aber keine freie Wohnung finden. So entscheidet er sich zu der Person zurückzukehren, von der er ausgezogen war. Als er zu diesem Menschen kommt, findet er diesen gesäubert und geschmückt vor. Aber er findet ihn auch immer noch leer vor, weil er in der Zwischenzeit, als dieser Dämon ihn verlassen hatte, auch nicht anderweitig in Besitz genommen wurde, weder durch den Heiligen Geist, noch durch einen anderen dämonischen Geist. Also weil dieser leer blieb, konnte dieser Geist zurückkehren. Aber der Geist will nicht mehr ganz alleine wohnen und so lädt er sieben weitere Freunde zu seiner Unterhaltung ein. Und dann, sagt Jesus, wird der letzte Zustand dieser Person schlimmer sein als zuvor. Denn am Anfang war es nur ein Dämon, aber weil er leer blieb, sind es nun acht Dämonen. Aber die Anwendung steht im letzten Satz von Vers 45: So wird es auch sein mit diesem bösen Geschlecht!

Und wieder liegt die Betonung auf dieser speziellen Generation. Nun, der Beginn dieser Generation begann mit der Predigt des Täufers Johannes und seinem eifrigen Aufruf, sich bereitzumachen, den Messias anzunehmen. Somit wurden sie, als Johannes der Täufer predigte, gesäubert und geschmückt. Und als sie ihn ablehnten, blieben auch sie leer zurück. Und weil sie leer geblieben sind, würde ihr Zustand nun schlimmer sein, als am Anfang. Zuerst standen sie unter römischer Herrschaft. Sie hatten Steuern an Rom zu zahlen, aber Rom erlaubte ihnen, als Nation bestehen zu bleiben. Jerusalem stand, der Tempel arbeitete und sie hatten eine autonome Regierung im Sanhedrin. Aber nun, wegen dieser unvergebbaren Sünde, würden vierzig Jahre später die Römer ins Land eindringen, Jerusalem zerstören, und den Tempel niederreißen, bis kein Stein mehr auf dem anderen bliebe und das jüdische Volk würde über die ganze Erde zerstreut werden. Die Tatsache, dass es Juden in Deutschland gibt, ist ein Bild für diese Zerstreuung. Die Tatsache, dass ich in Sibirien geboren, in New York errettet, in Texas ausgebildet wurde und nun in Kalifornien lebe, ist auch ein Bild für diese Zerstreuung.

An diesem Punkt ändert sich Jesu Mission. Sie ändert sich in vier wichtigen Bereichen. Den ersten Bereich haben wir bereits erwähnt, das war der Zweck seiner Wunder. Es gab keine Zeichen mehr für die Nation, sondern zur Ausbildung der Zwölf.

Die zweite Änderung betrifft die Leute, für die die Wunder vollbracht wurden. Vor Matthäus 12 tat er die Wunder zum Wohl der Volksmenge. Er verlangte nicht von ihnen, dass sie zuerst glaubten. Manchmal wurden Leute durch ihn geheilt, die nicht einmal wussten, wer er war. In Johannes 5 heilte Jesus einen Mann. Als man ihn später fragte, wer ihn denn geheilt hätte, wusste er es nicht. Er musste erst zurückgehen um dies herauszufinden. Da gab es keinen Glauben in Verbindung mit seiner Heilung, denn vor Matthäus 12 wurden die Zeichen gegeben, damit sie glauben. Aber das ändert sich nun. Nach Matthäus 12 tat er Wunder nur als Antwort auf die Bedürfnisse einzelner Personen. Und diesmal forderte er von ihnen, zuerst Glauben zu haben. So wendete er sich von der Masse zu einzelnen Personen, von der Nichtbedingung eines Glaubens, zur Forderung des Glaubens. Aber da gibt es noch etwas in diesem zweiten Wechsel. Wenn Jesus vor Matthäus 12 jemanden heilte, sagte er diesem, er solle überall erzählen, was Gott für ihn getan hat. Wir sahen das bei dem jüdischen Aussätzigen. Er hat ihn zu den jüdischen Führern geschickt, um ihnen das zu erzählen. Nach den Ereignissen in Matthäus 12 hat sich auch das geändert. Von da an, wann immer er jemanden heilte, sagte er ihnen, sie sollten es ja niemandem erzählen, was Gott für sie getan hat. Er beginnt eine Taktik des Schweigens. Und denjenigen, die in den Genuss seiner messianischen Kraft kommen, wird verboten, jemandem davon zu erzählen.

Der dritte Wechsel betrifft die Botschaft, die er und seine Apostel von nun verkünden würden. Vor Matthäus 12 gingen Jesus und seine Jünger durch ganz Israel und machten Jesus als Messias bekannt. Nur zwei Kapitel früher, in Matthäus 10, sendet er seine Jünger je zwei und zwei aus, um genau das zu tun. Aber auch dies änderte sich nach Matthäus 12. Er verbot auch seinen Jüngern zu erzählen, dass er der Messias sei. Ein Beispiel ist Matthäus 16, wo Petrus sein berühmtes Bekenntnis abgibt und sagt: Du bist der Messias, du bist der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus sagt Petrus dann: Erzähle niemandem, dass ich der Messias bin. Auch die Jünger müssen seinem Grundsatz des Schweigens nun folgen, solange, bis dies in Matthäus 28 aufgehoben wird, wo er ihnen gebietet, das Evangelium überall in der Welt zu verkünden.

Der vierte Wechsel ist seine Methode des Lehrens. Vor Matthäus 12 lehrte er die Leute klar und deutlich, in einer Weise, die sie verstehen konnten. Wir sahen ein Beispiel davon in der Bergpredigt. Als er dort lehrte, so sagt uns Matthäus, verstanden die Leute was er sagte, nur dass er eben nicht mit der Lehre der Pharisäer übereinstimmte. Nach Matthäus 12, im Kapitel 13, änderte er seine Methode des Lehrens. Von nun an lehrte er die Leute nur noch in Gleichnissen. Und als seine Jünger ihn fragten, warum er dies tue, sagte er ihnen, dass es zwei Gründe für die Methode des gleichnishaften Lehrens gibt. Erstens wäre es nur den Jüngern gegeben, die Wahrheit zu verstehen; vor der Volksmenge aber wäre sie durch die Gleichnisse verborgen. Von jetzt an unterrichtete er sie also in einer Weise, die sie nicht verstehen konnten.

Lasst uns Matthäus 13 anschauen, Vers 34: „Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu der Volksmenge, und ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen.“ Diese Aussage ist vor Matthäus 12 nicht richtig, aber danach ist sie absolut wahr. Von dieser Zeit an lehrte er sie nur noch in Gleichnissen und zwar, um die Wahrheit vor ihnen zu verbergen. Nun geht zu Markus 4, weil Markus ein Detail erwähnt, das uns Matthäus nicht mitteilt. Markus 4, 33: „Und in vielen solchen Gleichnissen sagte er ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten.“ Und im nächsten Vers sagt er: „Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen;“ und das wissen wir bereits aus Matthäus. Aber dann fügt er ein Detail hinzu, das Matthäus nicht erwähnt, nämlich: „... wenn sie aber alleine waren, legte er seinen Jüngern alles aus.“ Und das ist von jetzt an seine beständige Methode. Wenn er also in der Öffentlichkeit redet, ist es immer in Gleichnissen, so dass sie es nicht verstehen können. Wenn er aber mit seinen Jüngern allein ist, erklärt er ihnen die Bedeutung dieser Gleichnisse. Denn der Zweck für sie besteht darin, ihnen die Wahrheit zu verdeutlichen.

Wir können unmöglich begreifen, warum sich die Methodik in diesen vier Bereichen geändert hat, bevor wir nicht die Tragweite der Ereignisse in Matthäus 12 verstehen. Die Geschehnisse in Matthäus 12 ändern einfach alles. Sie schaffen die Voraussetzung für die zweite Phase seines Dienstes; sie schaffen die Voraussetzung für die Dinge in der Apostelgeschichte; sie schaffen die Voraussetzung für die Verwirklichung eines neuen Gebildes, die Gemeinde als der Körper Christi; sie schaffen die Vorraussetzung für die jüdische Geschichte der nächsten zweitausend Jahre. Es ist ein sehr entscheidender Wendepunkt. Ich möchte sogar sagen, dass die Ereignisse in Matthäus 12, mit Ausnahme seines Todes und seiner Auferstehung, die wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu waren. Es gibt Zeiten in der jüdischen Geschichte, in denen sie einen Punkt erreichten, an dem es keine Möglichkeit zur Umkehr mehr gab und dies führte schnell zu einem physischen Gericht.

Wir finden hiervon ein frühes Beispiel im vierten Buch Mose, in den Kapiteln 13 und 14, als die Juden gerade die Grenze des verheißenen Landes erreichten. Sie hatten bis hierher gegen Mose und Gott schon viele Male rebelliert, aber Gott war immer noch gewillt, sie in das verheißene Land zu bringen. An der Grenze nun sagte Gott zu Mose, er solle zwölf Kundschafter ausschicken. Diese zwölf Kundschafter kamen nun zurück und stimmten alle in einem Punkt überein, nämlich dass das Land genau so wäre, wie Gott gesagt hatte, ein Land in dem Milch und Honig fließt. Aber zehn von ihnen sagten, wir haben nicht die Stärke, das Land einzunehmen. Und die Masse der Leute glaubte der Mehrheit, den zehn und nicht den zwei. Und es gab eine massive Rebellion gegen Gott und Mose und sie erreichten den Grenzpunkt, wo es keine Umkehr mehr gab. Gott schickte dann ein Gericht auf sie, das hieß, dass alle, die aus Ägypten heraufgezogen waren, nun vierzig Jahre in der Wüste umherwandern mussten, bis all diejenigen gestorben sein würden, die damals zwanzig Jahre und älter waren. Das war eine Sache, die dieser Generation nicht vergeben werden konnte. Sie konnten von jetzt an nichts mehr tun, um es zu ändern. Denn kurz darauf änderten sie tatsächlich ihre Meinung und sagten, sie könnten es erobern. In ihrer Rebellion versuchten sie das Land einzunehmen, erlitten dabei aber eine militärische Niederlage. Denn was immer sie auch taten, an der Tatsache ihrer Sünde konnte das nichts mehr ändern. Also konnte diese Generation nicht in das Land kommen. Die nächste Generation wäre diejenige, die es einnehmen würde. Die erste aber war an dem Wendepunkt angelangt, wo es für sie kein Zurück mehr gab.

Ein zweites Beispiel steht in 2. Chronik 36, wo der Schreiber berichtet, dass Gott Propheten nach Israel sandte, um sie wegen ihrer Sünden zu warnen. Aber sie haben die Propheten abgewiesen. Und schließlich sagt er, es gäbe kein Heilmittel mehr. Sie hatten den Grenzpunkt zur Umkehr überschritten und mussten nach Babylon in die Gefangenschaft geschickt werden. Zum dritten Mal sehen wir eine ähnliche Sache. Auch in Matthäus 12 hatten sie den Punkt erreicht, wo es kein Zurück mehr gab. Sie konnten nichts mehr tun, um das Gericht abzuwenden, das in Kürze, nämlich im Jahre 70 nach Christus, eintreffen würde.

Lasst uns nun zu Markus 7 gehen. Hier haben wir wiederum ein Beispiel für den Konflikt über die Autorität der Mischna. Wir haben uns schon vorher einige Beispiele dieses Konfliktes angesehen. Eines betraf die Frage des Fastens, ein anderes die richtige Art, den Sabbat zu halten und nun haben wir eine dritte Begebenheit, das Waschen der Hände. Im pharisäischen Gesetz musste man sich immer die Hände waschen, bevor man auch nur das kleinste Körnchen gegessen hat. Und es fällt den Pharisäern ins Auge, dass Jesus dieser Tradition nicht folgt. Sie nahmen aber den Punkt des Händewaschens sehr ernst. Lasst mich einige Gesetze direkt aus der Mischna nehmen, die das Händewaschen betreffen. Ein Gesetz sagt, es ist besser fünf Kilometer zu einer Wasserstelle zu laufen, als ein Samenkorn mit ungewaschenen Händen zu essen. Wenn also jemand ein winziges Samenkorn essen wollte und die nächste Wasserstelle war fünf Kilometer entfernt, dann hieß es: Mach eine Wanderung. Wage nicht, dieses Korn mit ungewaschenen Händen zu essen. Ein zweites Gesetz besagt, dass jemand, der mit ungewaschenen Händen isst, so schlimm ist wie ein Mörder. Ein drittes Gesetz sagt, jemand, der sich nicht die Hände wäscht, ist wie jemand, der zu einer Hure geht. Ein viertes Gesetz besagt, es gibt drei Gründe, eine Armut zu verursachen und einer davon ist, es zu versäumen sich die Hände zu waschen. Ein fünftes Gesetz besagt, dass jemand, der es vermeidet sich die Hände zu waschen, von dieser Erde vertilgt werden wird.

Sie nahmen dies sehr genau. Und sie konnten sehen, dass Jesus sich nichts daraus gemacht hat. So kommen sie nun in Vers 5 und greifen ihn an. Sie wollen wissen, warum er die Tradition der Alten übertritt. Hier haben wir den neutestamentlichen Namen für die Mischna, die Überlieferung der Alten. Sie hatten niemals die Gelegenheit, Jesus wegen der Übertretung eines mosaischen Gesetzes anzuklagen. Das mosaische Gesetz hielt er in Vollkommenheit ein, bis zum letzten I-Tüpfelchen. Sie hatten nur die Möglichkeit ihn aufgrund der Übertretung des Mischna-Gesetzes anzuklagen. Aber das hat auf Jesus überhaupt keinen Eindruck gemacht, weil er zugab, das Mischna-Gesetz zu brechen. Morgen werden wir in unseren Studien sehen, dass er manchmal sogar extra auszog, um das Mischna-Gesetz zu brechen. Er hat nur das mosaische Gesetz anerkannt. In den Folgeversen legt er das Problem der pharisäischen Interpretation desselben dar. Erstens ist ihre Auslegung übertrieben kritisch, aber zweitens bedeutet manchmal auch das Halten eines pharisäischen Gesetzes, dass man ein mosaisches Gesetzes brechen muss. Er gibt ein Beispiel davon in den Versen 11 und 12. Ich habe nicht die Zeit dies zu entfalten, aber es erklärt sich eigentlich von selbst. Er zeigt auf wie man, indem man die pharisäische Tradition befolgt, gleichzeitig ein mosaisches Gesetz bricht, in diesem Fall die Ehrung von Vater und Mutter.

Und dann wird uns in Vers 14 gesagt, dass er die Volksmassen zu sich rief und zu der Menge gewandt sprach er ein Gleichnis. Und da es ein Gleichnis ist, versteht es niemand. Dann sagt Vers 17, als er von der Menge weg ins Haus gegangen war, fragten ihn seine Jünger nach dem Gleichnis. Und dies ist seine beständige Methode nach der Sache in Matthäus 12. Wenn er in der Öffentlichkeit ist, lehrt er in Gleichnissen, so dass sie ihn nicht verstanden, allein seinen Jüngern legt er diese Gleichnisse aus. Denn für sie sind die Gleichnisse gegeben, um ihnen die Wahrheit zu erläutern. Was er hier sagt, ist das Gleiche wie in der Bergpredigt. Die Frage ist, wann die Übertretung beginnt. Beginnt sie erst mit der Tat, oder fängt sie schon vorher an? Beispielsweise konnte nach mosaischem Gesetz ein Jude kein Schweinefleisch essen. Das pharisäische Gesetz sagt nun, dass man erst dann schuldig sei, wenn man tatsächlich den Schinken gegessen hat. Jesus sagt, dass dies falsch ist. Bevor ein Jude unter Gesetz das Schweinefleisch isst, trifft er zuvor die innerliche Entscheidung, so zu handeln. Sobald er diese Entscheidung innerlich getroffen hat, ist er bereits schuldig. Die Tat des Essens davon, ist nur die Ausführung der inneren Übertretung. Also beginnt die Übertretung schon im Herzen eines Menschen. Jesus erkennt die volle Berechtigung des mosaischen Gesetzes an, und zwar sowohl die innerliche als auch die äußerliche, nicht aber die des pharisäischen Gesetzes. Deshalb sagte Jesus auch, es ist kein Gesetzesbruch, wenn man sich vor dem Essen nicht die Hände wäscht. Mose hat nie ein solches Gebot gegeben.

Lasst uns noch ein weiteres Beispiel anschauen, Johannes 8, 1-11. Wie wir gesagt haben, hatten die Pharisäer nie die Möglichkeit, Jesus wegen der Übertretung eines mosaischen Gesetzes anzuklagen, nur wegen der Übertretung des Mischna-Gesetzes und das machte keinen Eindruck auf ihn. Was nun hier geschieht, ist ihr Versuch, Jesus dazu zu bringen, etwas gegen das mosaisches Gesetz zu sagen. Es wird ihr einziger Versuch bleiben. In den Versen 1 und 2 bringen sie eine Frau zu Jesus und sagen, dass diese des Ehebruchs schuldig sei, Vers 3. Und in Vers 4 sagen sie: „Meister, diese Frau ist während der Tat beim Ehebruch ertappt worden.“ Sie wollen damit Jesus wissen lassen, dass es keinen Zweifel an ihrer Schuld gibt. Sie stellen den Punkt heraus, dass sie auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt wurde. Nun, Vers 6 sagt uns, dass sie dies sagten, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten. Der Punkt dieses Verses ist, dass dies lediglich eine Falle war, denn mit der Art und Weise, wie sie diesen Fall vorbrachten, haben sie sich selber verraten, weil sie sagten, sie hätten sie auf frischer Tat ertappt. Nun man kann beim Ehebruch nicht auf frischer Tat ertappt werden, wenn nicht wenigstens zwei Leute daran beteiligt sind. Es ist möglich einen Einzelnen anzuklagen, aber um auf frischer Tat ertappt zu werden, bedarf es mindestens zwei Personen. Nun, ich lebe in Kalifornien und dort sind es gewöhnlich drei oder mehr. Also wo ist die andere Hälfte dieser Beziehung? Aber das ist ja nicht ihr Ziel.

In Vers 5 sagen sie zu ihm, dass Mose im Gesetz geboten hat, so jemanden zu steinigen. Und sie fragen ihn, was denn er dazu sagt. Nun, hier geht es nicht um die Überlieferung der Alten, hier geht es um das Gesetz von Mose. Und sie möchten ihn dazu bringen, etwas zu sagen, das dem Gesetz Mose widerspricht. Wenn sie erfolgreich wären, würde dies seinen eigenen Anspruch, das Gesetz vollkommen zu halten, wertlos machen. Zuerst antwortet Jesus gar nichts. Vers 6 sagt, dass er sich bückte und mit dem Finger auf die Erde schrieb. Sie fuhren damit fort eine Antwort von ihm zu verlangen. Er gab ihnen aber keine, denn in Vers 8 schreibt er wiederum etwas mit seinem Finger auf den Boden. Ich finde es sehr interessant, wie viele Kommentare über das Johannesevangelium uns zu erzählen versuchen, was er denn da geschrieben hat. Ungeachtet der zweitausend Jahre, gibt es dort wohl immer noch etwas, das sie auf dem Boden lesen können. Im griechischen Text liegt die Betonung nicht auf dem Schreiben, sondern auf dem Finger. Im Griechischen kann man dieselbe Sache auf verschiedene Weise ausdrücken, aber das, was man betonen möchte, stellt man dabei an den Anfang des Satzes. Und was hier am Anfang des Satzes steht, hat etwas mit seinem Finger zu tun. Warum liegt die Betonung auf dem Finger? Der Grund für die Betonung des Fingers ist, dass dieser Finger der Autor dieses Gesetzes ist.

Gott gab Mose 613 Gebote, 603 davon auf einer Rolle geschrieben, mit einem Stift und von einem Menschen. Aber zehn davon wurden in Stein graviert. Und vier Mal wird uns im Alten Testament gesagt, dass die zehn Gebote mit dem Finger Gottes in Stein geschrieben wurden. Eines dieser Zehn ist das Gebot gegen den Ehebruch. Also ist der Grund dafür, dass die Betonung auf dem Finger liegt, der, herauszustellen, dass er der Urheber des Gebotes ist. Er weiß ganz genau, was das Gesetz Mose über dieses Gebot sagt. Er weiß alles, was Mose über dieses Gebot gesagt hat und über seine Bestrafung. Nun, die Antwort, die er gibt, steht in Vers 7: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“ Er sagt nicht, wer völlig sündlos ist, werfe den ersten Stein, denn wenn er das gesagt hätte, hätte er das mosaische Gesetz gebrochen. Das mosaische Gesetz erforderte keine Vollkommenheit des Ausführenden, bevor jemand hingerichtet werden konnte, ansonsten hätte niemand unter dem mosaischen Gesetz hingerichtet werden können.

Aber das mosaische Gesetz befahl ja die Hinrichtung für bestimmte Sünden. Eine davon ist der Ehebruch. Also sagt er nicht, nur wer vollkommen ist, werfe den ersten Stein, sondern er sagt hier folgendes: Wenn ihr die Frau aufgrund des mosaischen Gesetzes verurteilen wollt, dann müsst ihr sie richten auf der Basis all dessen, was das mosaische Gesetz über diese Sünde und deren Bestrafung sagt. Ja, das mosaische Gesetz sagt tatsächlich, dass jemand, der des Ehebruchs schuldig ist, gesteinigt werden muss. Aber das ist nicht alles, was Mose darüber geschrieben hat. Mose hat auch geschrieben, dass niemand zu Tode gesteinigt werden darf, außer auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen hin. Diese haben sie hier, denn sie sagen ja, dass sie auf frischer Tat ertappt wurde. Aber auch das ist noch nicht alles, was Mose darüber geschrieben hat. Mose hat auch geschrieben, dass die zwei oder drei Zeugen, aufgrund deren Aussage jemand zu Tode gesteinigt wird, dafür verantwortlich sind, den ersten Stein zu werfen. Aber auch das ist noch nicht alles, was er schrieb. In 5. Mose 13 und ebenso in Kapitel 17, als er über die wahren und treuen Zeugen in einer Gerichtsverhandlung schrieb, führt er auch den Punkt an, dass die zwei oder drei Zeugen, auf deren Aussage hin jemand verdammt werden sollte, und die auch verantwortlich dafür waren, den ersten Stein zu werfen, nicht derselben Sünde schuldig sein durften, derentwegen sie den anderen anklagten.

Im Zusammenhang mit dem mosaischen Gesetz, und das ist der besondere Kernpunkt hier, sagt er folgendes: Wenn eure zwei Zeugen nicht der gleichen Sünde schuldig sind, dann lasst sie vorangehen und den ersten Stein werfen. Genau so wie Mose es befohlen hat. Und was geschah? Einer nach dem anderen gingen sie weg. Vielleicht traf es auf einige unter ihnen zu, dass sie nicht unschuldig waren. Vielleicht war unter ihnen derjenige, mit dem sie beim Ehebruch ertappt worden war. Schließlich blieb sie allein zurück. In Vers 11 fragt Jesus nun: Hat dich niemand verurteilt? Sie sagt: Nein, niemand Herr. Er antwortet: Dann verdamme auch ich dich nicht. Er entschuldigt nicht ihre Sünde, denn er warnt sie dann: Geh hin und sündige nicht mehr. Aber hier ging es um eine offizielle Verurteilung nach dem Gesetz Mose. Weil die zwei oder drei Zeugen nicht gewillt waren, den ersten Stein zu werfen, gab es keine legale Grundlage, sie nach dem mosaischen Gesetz zu richten. Das war der einzige Versuch, den die Pharisäer unternahmen, Jesus dazu zu bringen, dem mosaischen Gesetz zu widersprechen, und er schlug fehl. Sie versuchten das nie wieder. Von diesem Zeitpunkt an klagten sie ihn nur noch wegen der Übertretung des Mischna-Gesetzes an, wie auch schon vorher. Morgen werden wir unsere Überlegungen hinsichtlich des Konfliktes mit den Pharisäern, die wir bislang gemacht haben, zum Abschluss bringen. Wir werden über das dritte messianische Wunder sprechen. Danach werden wir zu einem Studium der Gerichtsverhandlung von Jesu kommen, und wenn uns noch Zeit bleibt, werden wir auch noch über seinen Tod sprechen.

Wir wollen uns neigen zum Gebet:

Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat uns frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes. Vater, das hast Du vollbracht durch Deinen geliebten Sohn auf Golgatha. Unverdient stehen wir in dieser Gnade jetzt. Aber nun möchten wir, aus Liebe zu Dir, das ausleben, wozu Du uns die Möglichkeit gibst. Wir danken Dir für die kostbaren Betrachtungen an diesem Morgen. Rede Du weiter mit uns an diesem Tage. Lass uns völlig in diesem Hause mit allen in Deinem Frieden sein. Amen!



[1] »Sohn Davids« war ein biblischer Titel des Messias (vgl. 1. Chronik 17, 11-14; Matthäus 22, 42).