Materialismus

Arthur Ernest Wilder-Smith

Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, das Thema ist natürlich das Thema „Materialismus“, und meine Frau hat gesagt: „Sei vorsichtig mit dem Thema und auch mit dem Aussehen.“ Deshalb hat sie diesen Schlips für heute Abend ausgewählt. Nun, der Materialismus ist schon ein heißes Eisen und ich bin heute Abend nicht so heiß, aber ich will versuchen, das Thema richtig zu behandeln.

Darf ich es mit zwei Weisheiten aus dem Altertum einrahmen? Diese Weisheiten brauche ich am Ende. Ich hoffe, dass Ihr Gedächtnis so dehnbar ist, so dass Sie bis zum Ende bei mir bleiben. Der erste Ausspruch, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist dieser. Aber passen Sie sehr gut auf! Er enthält viel, ist aber sehr kurz. „Alles hat Gott gar schön gemacht zu seiner Zeit.“ Nun, mancherlei ist heute nicht schön, aber zu seiner Zeit, heißt es hier, war es schön. Und hier ist etwas von dem Schönsten, das in dieser Materie gemacht wurde. Auch die Ewigkeit, Zeitlosigkeit, hat er den Menschen ins Herz gelegt. Und das gehört nach diesem Spruch zu dem Schönsten. Merkwürdig so ein Spruch, nicht wahr? Aber das wollen wir im Herzen behalten bis nachher.

Der zweite Spruch ist einfacher und noch kürzer. „Das Leben eines Menschen besteht nicht in dem, was er besitzt.“ Sie wissen, wer das gesagt hat. „Das Leben eines Menschen besteht nicht in dem, was er besitzt.“ Also, Materie, materielle Dinge, die er besitzt. Auch geistige Dinge, die er besitzt. Nun, es gibt zwei Art und Weisen im Deutschen, soweit ich orientiert bin, das Wort „Materialismus“ zu benutzen.

Das Erste, was ich heute Abend durchnehmen will, ist der Materialismus in wissenschaftlicher Hinsicht. Dass man glaubt, dass die einzige Realität, die es gibt, die Realität von Zeit und Raum ist: Das Raum-Zeit-Kontinuum. Und dass das, was sich außerhalb dieses Raum-Zeit-Kontinuums befindet, nicht existiert, weil es außerhalb unseres wissenschaftlichen Zugriffes liegt. Also, Dimensionen außerhalb von Raum und Zeit, wenn ich das Wort „Dimension“ an dieser Stelle verwenden darf, sind illusorisch.

Also, zum Beispiel, um konkret zu werden: Ich war vor einiger Zeit bei der Steirischen Woche in Graz zu Gast und da habe ich einmal das Wort „Ewigkeit“ und einmal das Wort „Psyche“ benutzt. Und da stand ein Kollege auf und sagte: „Herr Kollege, bitte. Mit metaphysischen Sachen, die man experimentell nicht wiederholen kann, wollen wir hier nichts zu tun haben. Die existieren nicht. Die sind nur eine Spiegelung von der Materie. Sie existieren nicht.“

So habe ich ihn dann gefragt, ob er nicht glaube, dass es Gebiete gibt, die für den wissenschaftlichen Zugriff erkenntnismässig nicht zugänglich sind, und er hat gesagt: „Nein. Was man nicht erforschen kann, existiert für uns nicht.“ Also, da hat man den materialistischen Standpunkt. Dass außerhalb von Zeit und Raum, und Zeit und Raum können wir erforschen… Außerhalb von dem, was wir nicht erforschen können, existiert keine Dimension. Also, die einzige Realität, die von praktischer Bedeutung ist, nach diesem Standpunkt des Materialisten… Die einzige Realität ist die Realität von Zeit und Raum.

Nun, Sie wissen, dass in unserem Raum-Zeit-Kontinuum Materie genauso eine Realität ist wie Zeit. Und dass Materie ohne Zeit undenkbar ist und dass Zeit ohne Materie auch undenkbar ist. Und man sagt, weil man nur Zeit und Raum erforschen kann: „Das sind die einzigen Realitäten, die es gibt.“ Darf ich es grob sagen? Das Einzige, was existiert, ist der materialistische Standpunkt, den ich heute Abend behandeln will. Es gibt auch andere, davon weiß ich. Der einzige Standpunkt, der uns interessiert, ist der Standpunkt, dass Raum und Zeit die einzige Realität ist.

Nun, das will ich heute Abend mit Ihnen wissenschaftlich behandeln. Das zweite ist die Benutzung des Wortes „Materialismus“ in dem Sinne von „Du bist aber ein Materialist. Also, du interessierst dich nur für das, was man besitzen kann.“ Man streikt, wenn der Lohn nicht jedes Jahr um fünf Prozent, sechs Prozent, acht Prozent erhöht wird. Man muss immer mehr materielle Dinge haben. Man muss immer mehr Gegenstände besitzen, die der Amerikaner als „Gadgets“ bezeichnet. Man muss immer mehr und mehr und mehr besitzen. Also, das ist auch eine Art von Materialismus und ist eine praktische Auswirkung des theoretischen Materialismus, den ich zuerst erwähnt habe.

Nun, selbst in kommunistischen Ländern, wo man theoretisch gesehen nichts besitzt, gibt es Klassen, besonders in der Hierarchie, die, obwohl sie nichts besitzen, in den Genuss von Besitz kommen. Was ich sagen will, ist nicht, dass es nötig ist, eine Sache, theoretisch, auf dem Papier, zu besitzen. Wovon ich rede, ist, dass man ständig mehr Genuss haben will durch Sachen in diesem Raum-Zeit-Kontinuum, die wir benutzen können.

Nun, ist es wahr, dass wir sagen können, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, wie es die viktorianische Wissenschaft gesagt hat, und die die Wissenschaft war, die eben die Theorien von Marx und auch von anderen politischen Ideologen… Ist es wahr, dass es… Darf ich es jetzt so sagen? Es ist eine andere Art und Weise, das Gleiche zu sagen, aber ich brauche dieses Wort. Ist es wahr, dass es keine letzten Mysterien gibt?

Ich habe in letzter Zeit ein Buch von einem Kollegen von mir aufgeschlagen, und er sagt: „Ich bin absolut überzeugt, als Materialist, dass es keine letzten Mysterien gibt.“ Nun, man kann das vom wissenschaftlichen Standpunkt aus so sagen, so dogmatisch, wie es gesagt wird. Ich will heute Abend mit Ihnen nicht dogmatisch sein. Ich will versuchen, diese Probleme mit Ihnen zu besprechen.

Wenn Sie weiterhin nachdenken wollen, wollen wir sagen, über dialektischen Materialismus… Das kann ich heute nicht machen, es wäre einfach zu viel und ich habe nicht die Kraft, das zu tun. Aber wenn Sie sich dafür interessieren, dann lesen Sie dieses Buch aus dem Schwab-Verlag, „Die Naturwissenschaften kennen keine Evolution“.

Da habe ich das teilweise behandelt, und in dem anderen Buch, dass übrigens „Die Demission des wissenschaftlichen Materialismus“ heißt, wurde von einem christlichen Freund von mir stark subventioniert, der es den Studenten… Denn es ist… Man kann das Buch der Großmutter in der Küche nicht zumuten, und deshalb wäre es sehr teuer geworden, wenn es nicht jemand subventioniert hätte, und deshalb ist es so billig gemacht worden für die Studenten. „Die Demission des wissenschaftlichen Materialismus“, wenn Sie mehr lesen wollen über die Gebiete, die ich heute nicht behandeln kann.

Kommen Sie bitte nachher nicht zu mir und sagen: Sie brauchen… „Warum haben Sie dies, warum haben Sie das nicht gesagt?“ Ich habe nicht genug Atem in meinen Lungen und nicht genug Zeit, um das zu tun.

Nun, was ich sagen will, ist dieses: Die alte Wissenschaft, auf die Marx und Konsorten ihre Ideen aufgebaut haben… Ich meine das nicht abschätzig. Die Leute, die eben in diese Richtung denken. Die Idee, dass alles, was unsichtbar ist… Alles, was sich außerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums befindet… Alles, was unerforschlich ist… Das ist keine Wirklichkeit, das ist Metaphysik. Das kann man heute nicht mehr vertreten.

Aber da brauche ich ein bisschen moderne Wissenschaft und ich brauche mit Ihnen eine halbe Stunde, vielleicht fünfundzwanzig Minuten, wenn es gut geht, um zu beweisen, dass die Wissenschaft, besonders die Physik, sehr wohl weiß, dass es unzählige letzte Geheimnisse gibt, die wir nicht erforschen können. Und, dass wenn die Bibel von letzten Geheimnissen spricht, sie durchaus modern ist.

Nun, um diese Kette von Logik aufzubauen, zu zeigen… Dies ist jetzt meine Aufgabe. Zu zeigen, dass wenn man heute wissenschaftlich denkt, man nicht sagen darf, dass das Raum-Zeit-Kontinuum, das wir erforschen können, die einzige Realität ist, die man wissenschaftlich ernst nehmen muss. Ich will Ihnen zeigen, dass das heutzutage untragbar ist. Also, es gibt Realitäten, die nicht erforschbar sind, die die letzten Geheimnisse darstellen, wovon die Wissenschaft sehr wohl weiß. Nur weiß die Wissenschaft auch, dass sie sich auf ewig außerhalb ihres Zugriffs befinden, sie aber trotzdem Realitäten sind.

Dies ist der Anfang dieser Kette, um zu zeigen, dass das Raum-Zeit-Kontinuum, in dem wir leben und das wir erforschen können, nicht die einzige Realität ist, und dass es unzählige andere gibt, die die Wissenschaft heute durchaus ernst nimmt. Auch Dinge wie die Zeitlosigkeit, in der es keine Materie, keine Zeit und keine Schöpfung gibt, wie wir sie heute kennen.

Hier ist der Anfang dieser Kette, und ich brauche diese Minuten, um das zu tun. 1967 wurde in Cambridge in England das erste Radioteleskop aufgebaut. Und die Aufgabe war, unter anderem, nicht nur sozusagen mit Radiowellen zu sehen, … Sondern, um zu erfahren, in dem man diese Radiowellen aus dem All empfing, ob es intelligentes Leben draußen im All gibt. Und als man dieses Radioteleskop auf die Krebsnebula richtete, bekam man sehr, sehr schnell, innerhalb der ersten Zeit der Inbetriebnahme dieses Radioteleskops… Da bekam man morseartige Botschaften.

Die Physiker wissen sehr wohl, wovon ich rede. Diese morseartigen Botschaften wurden registriert und sie hörten sich tatsächlich so an, als ob das ein Code, eine Botschaft, aus dem All wäre. Und da gab es eine riesige Aufregung in Cambridge, als man ständig diese Signale aus dem All hörte. Und Science-Fiction hat ihre Tätigkeit in England und Amerika sehr gut durchgeführt. Und als die Leute hörten, dass  diese Botschaften, wie sie meinten, aus dem All kamen, haben sie den Vorfall sofort zur Geheimsache erklärt, denn sie hatten Angst, dass die Invasion aus dem All bald kommen würde und die Erde von diesen Intelligenzen aus dem All vernichtet werden würde. Die Physiker kennen all das.

Nun, man hat diesem ganzen Projekt dann einen besonderen Namen gegeben. Und der Name ist: LGM, und Sie wissen, was LGM bedeutet. Es bedeutet „Little Green Men“. Die kleinen, grünen Männer. So gut hat Science-Fiction gearbeitet, so dass die meinten, dass die Little Green Men sich mit ihren Botschaften gemeldet hätten. „Und jetzt gilt es, die Botschaften zu entziffern, um zu sehen, ob wir wirklich in der Gefahr schweben, von einer außerirdischen Intelligenz, wenn sie eines Tages kriegerisch auf die Erde losgehen sollte… Dann werden wir alle von diesen Little Green Men vernichtet werden.“

Nun, man hat dann Computer eingestellt und sie haben mit Computern versucht, den Code zu knacken. Und es gelang nicht, denn es war kein Code vorhanden. Überhaupt kein Code. Und weil kein Code und keine Informationen vorhanden waren, es war alles zufällig, kam man sehr schnell zu dem Schluss, dass das etwas ganz anderes sei und dann ging den Wissenschaftlern ein Licht auf. Sie erkannten, was es war.

Es war das, was Oppenheimer 1940 und einige Jahre danach prophezeit hatte. Man hatte die Überreste von der Nebula Supernova, die im Jahr 1054 explodierte, und in diesen Überresten befanden sich Pulsare. Und dadurch, dass sich diese Pulsare so drehten, wie sie sich drehten, wurden diese scheinbaren Morse-Botschaften erzeugt.

Nun, auf diese Pulsare muss ich für einen Moment eingehen. Das ist alles eine Kette in einer Logik. Ich weiß ganz genau, was ich tue und sie werden sehen, dass es etwas Zeit braucht, um über diese Dinge etwas tiefgründiger nachzudenken. Nun, Sie wissen, wenn Sie einigermaßen regelmäßig die Zeitschrift „National Geographic“ lesen oder vielleicht ab und zu „Reader“s Digest“ lesen, das ist mit das Beste. Oder wenn Sie am besten die Physiklehrbücher lesen…

Sie wissen, dass wenn man eine Sonne hat, so wie unsere Sonne, nur von 1,4 Solarmassen, also 1,4-mal größer als unsere Sonne… Sie wissen, dass es eine Situation gibt, in der diese Sonne unter der eigenen Gravitation kollabieren kann. Und sie kollabiert sehr schnell, und wenn sie kollabiert… Hier haben wir unsere Sonne, 1,4 oder mehr Solarmassen, und auf einmal gewinnt die Gravitation den Kampf um die Form, die Gestalt dieser Sonne, und das Ganze fällt unter der Wucht der eigenen Gravitation zusammen und kollabiert wie ein Luftballon.

Nur ist natürlich dieser Kollaps anders als der Kollaps eines Luftballons. Die Atome und die Moleküle werden nicht wie in einem Autoreifen näher aneinander gedrückt, wo die Moleküle zusammengedrückt werden. Was geschieht, ist, dass innerhalb der Atome die Bahnen und die Orbitale gegen den Kern gedrückt werden. Also, dass die Atome elastisch sind. Wenn man eine ungeheure Wucht bei einer Gravitation hat, so dass das Ganze von einer intramolekularen zu einer inneratomaren Masse zusammenfällt…

Nun, wenn so eine Sonne von 1,4 oder mehr Solarmassen zusammenfällt, dann entsteht ein Pulsar oder ein Neutronenstern oder ein „weißer Zwerg“. Das sind all die Namen für diese Arten von Sternen, wenn ich so reden darf, die da entstehen. Nun, wenn so etwas mit unserer Erde geschehen würde, würde dieser inneratomare Kollaps aus unserer Erde einen Ball von ungefähr hundert Metern Größe machen. Wenn es die Sonne wäre, wären es ungefähr hundert Kilometer, in etwa.

Sie können sich denken, wie mächtig diese Kompression vor sich geht. Ein Teelöffel voll von den Neutronen, die aus so einem Kollaps bestehen, wiegt ungefähr eine Milliarde Tonnen, amerikanische Tonnen. Ein Teelöffel voll. So komprimiert ist dieser Stoff.

Ich brauche all das, was ich jetzt sage. Die Neutronen, der Neutronenstern, und die Neutronen, die ja ebenso einen Stern ausmachen, sind so schwer, dass wenn sie auf die Erde fallen würden, würden sie ganz durch die Erde fallen bis nach Australien und dann zurück, und hin und her pendeln, je nach der Gravitation in der Erde. Diese Möglichkeit, dass es nichts gibt auf Erden, was wir jetzt kennen, das imstande wäre, so eine Substanz zu halten, geht aus dem Unterschied an Dichte hervor.

Nun, wenn Sie in einem Flugzeug fliegen und sehen, dass die Wolken unter Ihnen liegen, sehen sie aus wie Watte, nicht wahr? Wunderschön zum Schlafen auf so einer Watte, nicht wahr, die Wolken unter einem. Und wenn… Sie sehen sehr solide aus. Wenn aber das Flugzeug sie berührt, sind sie nichts. Die Wolken bestehen nur aus Dampf und man fliegt hindurch. Das kommt daher, dass die Dichte des Flugzeuges so viel größer ist als die Dichte der Wolke, so dass das Flugzeug glatt hindurch fällt.

Nun, stellen Sie sich vor… Es ist nur sehr primitiv, was ich jetzt sage. Stellen Sie sich vor, dass die Neutronen das Flugzeug sind und dass die Erde die Wolken aus „Watte“ darstellt, die das Flugzeug nicht aufhalten können. Und der Grund, warum eine Substanz durch die andere hindurch geht, als ob die zweite Substanz nicht vorhanden wäre, liegt an dem Unterschied an Dichte. Hier haben Sie diese enorme Dichte.

Nun, lasst uns weitermachen. Sie haben hier diese Neutronensterne bekommen, diese Pulsare, und sie haben natürlich die ganze Gravitation von der Sonne, haben die ganze Gravitation auf einen ganz, ganz kleinen Raum konzentriert. Was heißt, dass die Gravitation viel stärker ist, und das bedeutet, dass wenn von der Solarmasse ursprünglich genügend vorhanden war, dieser Pulsar unter gewissen Umständen wiederum kollabieren kann.

Die Gravitation, die darin vorhanden ist, ist so stark, dass das Ding auch unstabil werden kann, und wenn es wiederum kollabiert, gibt es ein Schwarzes Loch. Sie haben viel über Schwarze Löcher in den Zeitungen gelesen. Heute ist man sich über die theoretische Seite von schwarzen Löchern ziemlich im Klaren, obwohl auf diesem Gebiet noch viel zu erforschen ist.

Nun, jetzt passen Sie auf. Dieses Schwarze Loch… Ich komme jetzt in meiner Logik vorwärts. Dieses Schwarze Loch tendiert zu unendlicher Dichte und zu keiner Dimension. Das ist die Tendenz. Nun lasst uns mal gucken, was das bedeutet. Wenn man einen Lichtstrahl an dieser Sonne vorbei gehen lässt, verläuft der Lichtstrahl normalerweise in einer geraden Linie. Licht fällt in geraden Linien, es sei denn, dass es sich in Plastikröhren befindet, nicht wahr, wie heute Abend, aber normalerweise verläuft es in geraden Linien. Nun, das ist eben hier durch diese gestrichelte Linie angezeigt.

Aber weil Licht entweder als ein Korpuskel, also ein kleiner Körper oder als eine Wellenfunktion aufgefasst werden kann, wird Licht durch die Gravitation angezogen. Und wenn Licht… Man hat das an den Sonnenfinsternissen gesehen vor vielen Jahren. Wenn Licht an der Sonne vorbeigeht, gibt es eine kleine Brechung. Das Licht wird durch die Gravitation ein ganz klein wenig verbogen, also auf diese Weise gekennzeichnet. Nun, wenn diese Sonne da kollabiert ist und einen Pulsar gebildet hat… Wenn man an einem Pulsar einen Lichtstrahl vorbei leitet, sollte er so verlaufen wie diese gestrichelte Linie hier. Aber weil die Gravitation so viel höher ist, die Dichte ist so viel höher, wird das Licht viel stärker verbogen.

Nun, passen Sie jetzt auf! Wenn man das Licht an einem Schwarzen Loch vorbei leitet, wenn man in die Nähe des Schwarzen Loches kommt, wird das Licht nicht gerade verlaufen, sondern noch stärker verbogen. Aber jetzt passen Sie auf mit der Logik. Wenn man das Licht in einen bestimmten Abstand von dem Schwarzen Loch bringt, gibt es um das Schwarze Loch herum einen Punkt, eine Zone, wo die Gravitation des Schwarzen Loches so groß ist, dass das Licht das macht, was die Astronauten getan haben.

Als sie in die Nähe des Mondes kamen, kamen sie, als sie nahe genug heran waren, in eine Umlaufbahn. Und wenn sie nicht besondere Mechanismen gehabt hätten, um aus dieser Umlaufbahn herauszukommen, wären sie da gar nicht wieder herausgekommen. Nun, das Licht, wenn es in die Nähe des Schwarzen Loches kommt, nahe genug, dann gibt es dort einen Punkt, hier mit einer gestrichelten Linie angezeigt, wo das Licht in eine Umlaufbahn um das Schwarze Loch herum kommt.

Da sehen Sie, dass das Licht dort verbogen ist. Und hier wird die Lichtkonstante, die eben die Lichtgeschwindigkeit bestimmt, gerade so in Schach gehalten und das Licht geht immer im Kreis herum und kommt in eine Umlaufbahn. Nun, wenn das Licht näher kommt, dann fällt es direkt in das Schwarze Loch rein und wird verschluckt, wie Materie auch verschluckt wird.

Und mit dem  Schwarzen Loch ist es so wie mit den  dünnen Kühen des Pharaos. Sie wissen, was die sieben dünnen Kühe des Pharaos getan haben. Die sieben dünnen Kühe haben die sieben fetten Kühe aufgefressen und sie waren hinterher noch dünner. Und das hat den Pharao sehr erstaunt in seinem Traum.

Nun, dieses Schwarze Loch kann alles schlucken, womit man es füttert, und es dient nur dazu, die Gravitation zu erhöhen und die Dimensionen des Schwarzen Loches zu verkleinern, also die Dichte zu erhöhen. Wenn das geschieht, gerade hier, wo das Licht in Schach gehalten wird… Das nennt sich… Gerade dort, wo das Licht in die Umlaufbahn kommt und nicht verschluckt wird… Das nennt sich, und das brauche ich, Ereignishorizont.

Denn an diesem Ereignishorizont geschieht etwas ganz Neues. An dem Ereignishorizont, wo das Licht in die Umlaufbahn kommt, geschieht vielerlei. Zuerst: Sie wissen, dass ich Sie sehe, und Sie sehen mich, weil das Licht von diesen Lampen von meiner Stirn und von meinen Kleidern reflektiert wird, und so sehe ich Sie. Oder ich schaue zu den Lampen und da wird das Licht reflektiert. Es wird direkt emittiert, und ich sehe das anhand des Lichtes, das eben auf die Netzhaut in meinem Auge fällt.

Nun, Sie müssen bedenken: Wenn das Licht da in eine Umlaufbahn kommt, kann sie nicht reflektiert werden. Und was drinnen vorhanden ist, wenn Licht vorhanden wäre, könnte nicht emittiert werden. So, an diesem Punkt, an diesem Ereignishorizont, an der Umlaufbahn, wird alles, was materiell ist, prinzipiell unsichtbar. Man kann es nicht mehr sehen, und das bezieht sich auf alle Träger von Informationen. Nicht nur in Bezug auf Licht. So wird also Materie hier prinzipiell unsichtbar.

Das ist das Erste: Materie verschwindet aus unserem Blickfeld. Da können wir nichts mehr sehen. Wir können kein Mikroskop benutzen, können nichts tun. Wir könnten in die Nähe kommen, ganz klar, genügend Energie wäre vorhanden, aber da ist prinzipiell alles unseren Blicken entzogen. Nun, das ist Punkt Eins.

Punkt Zwei ist: Wenn man an diese Zone herankommt, mit einer Atomuhr oder irgendeiner anderen Methode, um Zeit zu messen… Je näher die Atomuhr an diese Grenze kommt, wo die Lichtkonstante in Schach gehalten wird… Da läuft die Uhr immer langsamer bis zu diesem Punkt, an dem die Uhr stoppt. Wenn die Uhr stoppt, weiß der Wissenschaftler, dass die Zeit aufgehört hat.

Und das hat eine Folge: Unser Zeit-Raum-Kontinuum besteht unter anderem aus Materie und Zeit. Nun, an diesem Punkt wird die Materie unsichtbar und die Zeit hört auf, zu fließen. Und wenn die Zeit aufhört zu fließen, hört Materie damit auf, so zu sein wie vorher. Denn Materie ohne Zeit ist undenkbar, und Zeit ohne Materie ist für die Physiker auch undenkbar. Wo Zeit aufhört, da hört Materie auf und wird zur gleichen Zeit auch unsichtbar.

Hier sind wir also an der Grenze von unserer Raum-Zeit-Dimension angelangt. Eine Grenze. Es gibt tausende von anderen, aber eine ist da. Da hört also die Zeit auf. Das Dritte ist dieses: Weil dort… Ich sollte es nicht so sagen, mit „weil“, aber es ist einfach so: Weil die Zeit dort aufhört, hört Materie auf, und das heißt, dass alle Eigenschaften von Materie, die wir heute kennen… Sie hören auch auf. Für die Chemiker hier: Die vier Wertigkeiten von Kohlenstoff oder die zwei Wertigkeiten von Sauerstoff oder die eine Wertigkeit von Wasserstoff werden dort aufhören. Denn da, an dieser Grenze, hört Zeit auf, Zeit zu sein. Und Materie hört dort auf, Materie zu sein. Wenn man Antimaterie…

Lesen Sie Oppenheimer! Wenn man Antimaterie dort hinein speist, hört Antimaterie auf, Antimaterie zu sein. Und alles, soweit wir Wissenschaftler das wissen, das ist alles theoretisch, was da drin ist, ist gleich. Man kann Federn hinein speisen, Antimaterie oder Materie. Und was da drin ist, ist theoretisch gesehen gleich und hat nichts mit Zeit und Materie zu tun.

Nun, hier kommt das Letzte. Und dieser letzte Punkt ist absolut maßgebend und wichtig für Sie alle. An diesem Punkt, an diesem Ereignishorizont, beginnt das, was man die kosmische Zensur nennt. Nun, es hat nichts mit den Zensuren zu tun, die uns an der Universität interessieren, bedeutet aber, dass das, was innerhalb dieser Grenze geschieht, außerhalb des Ereignishorizonts nicht erfasst werden kann. Da ist eine Zensur vorhanden, die uns verbietet, je durch direkte Beobachtung zu erfahren, was da drin geschieht, Also, kosmische Zensur heißt, dass wenn man über diese Grenze geht, sind wir mit unserer Erkenntnis vom Standpunkt der direkten Beobachtung aus gesehen am Ende. Was da herüber geht, entzieht sich unserer Kenntnis.

Darf ich versuchen, Ihnen das mit einem ganz kleinen Beispiel, sehr, sehr schwach und primitiv, klarer zu machen? Sie wissen, dass wenn Sie einen Menschen… Seien Sie nicht schockiert. Ich weiß, dass das, was ich jetzt tue, schockierend ist, aber ich tue es nicht, um Sie zu schockieren. Sie wissen: Wenn Sie an einem Bett sitzen von einem Menschen… Der liegt da und er hat einen Herzinfarkt gehabt. Und auf einmal… Sie reden mit ihm und er antwortet. Sie sind in Kontakt mit ihm. Und auf einmal gibt es eine kleine Zuckung. Die Augen werden gläsern. Der Körper ist gleich, das Gewicht ändert sich nicht, aber er ist nicht mehr da. Er ist nicht mehr ansprechbar. Er ist weg.

Nun, ich denke oft… Entschuldigen Sie, ich weiß, dass es schockierend ist, das zu sagen: Das ist auch eine Art von Ereignishorizont. Der Mensch ist plötzlich durch einen ganz kleinen physiologischen Vorgang dort in dem Pericardium, einem ganz kleinen physiologischen Vorgang, über eine Grenze gegangen und er kann nicht zurückkommen. Was da geschieht, jenseits des Grabes, liegt jenseits eines Ereignishorizontes und wir können es nicht erfahren. Es ist eine Einbahnstraße, genau wie das hier eine Einbahnstraße ist. Es gibt auch tausende von anderen Ereignishorizonten, aber das ist eine Art von Ereignishorizont.

Nun, zu sagen: „Das war der Mensch. Seine Psyche, seine Persönlichkeit ist nicht mehr ansprechbar.“ Das ist eine Sache. Aber dann zu sagen, dass er nicht mehr existiert, ist genauso dumm wie zu sagen, dass das Licht, das da hineingeht, nicht mehr existiert. Wir sind nicht mehr fähig, ihn zu erfassen, weil er auf einer anderen Seite eines Ereignishorizontes steht. Aber dann zu sagen, dass das, was nicht mehr erfassbar ist und man nicht mehr ansprechen kann, nicht mehr existiert, ist ein Trugschluss und ein Denkfehler. Man darf das nicht machen.

Die Bibel sagt auf dem Gebiet, dass als der Herr Jesus starb, da ging er… die Bibel benutzt das Wort nicht… ans Kreuz. Auf einmal gab er den Geist auf. Und dann heißt es, dass obwohl die Jünger ihn nicht mehr ansprechen konnten, er hingegangen ist, mit vollem Bewusstsein, und dort eine Proklamation jenseits des Ereignishorizontes gemacht hat. Und er sagte, dass das erste Mal in der Geschichte der Welt jemand, der über diesen Ereignishorizont gekommen war, zurückgekehrt ist, und dass er den Schlüssel dazu bekommen hat, wie man zurückkommt. Das ist es, was Auferstehung bedeutet. Dass man einfach zurückkommt und einen Ereignishorizont zu einer Zweibahnstraße anstatt zu einer Einbahnstraße macht.

Nun, ich weiß, dass es schockierend ist, so etwas zu sagen. Aber das habe ich nur gesagt, um zu zeigen, dass es letzte Realitäten geben kann, wovon wir Wissenschaftler wissen, dass sie existieren. Wenn ein Schwarzes Loch existiert, und heute ist die Forschung verstärkt unterwegs, um diesen Punkt klar zu machen, gibt es auch prinzipiell Dimensionen jenseits von Ereignishorizonten, von denen wir theoretisch wissen, Oppenheimer hat gezeigt, dass sie existieren. Und von denen wir genauso klar, theoretisch, wissen, dass wir sie nicht erforschen können.

Aber derjenige, der zu mir kommt und sagt: „Dass was ich nicht erforschen kann, existiert nicht,“ ist ein Dummkopf. Das darf man nicht sagen. Was man sagen darf, ist, bitte schön: „Ich weiß nichts.“ Aber zu sagen, dass man weiß, dass es nicht existiert, ist eine ganz andere Sache. Ich respektiere den Agnostiker sehr, aber den Atheisten… Das ist eine ganz andere Sache. Ganz anders. Metaphysik kann ich nicht wiederholen, aber das heißt gar nicht, dass Metaphysik nicht existiert. Nun, ich weiß es nicht.

Ich wage es jetzt, etwas mit Ihnen zu tun, was ich sonst in der kurzen Zeit nie gewagt habe. Ich brauche eigentlich einen ganzen Abend dazu. Aber ich will es mit Ihnen wagen, weil ich glaube, dass wir einander verstehen. Nun, lasst uns dieses Bild hier nehmen: Das ist ein Würfel, also dreidimensional. Und wir sind dreidimensional, und wir befinden uns in diesem Kontinuum, das dreidimensional ist.

Nun, in diesen Würfel dort habe ich ein System eingebaut. A, B, C und D. Und dieses System, A, B, C und D, ist zweidimensional. Und wenn Sie die alten mathematischen Bücher lesen, besonders die von der Universität Oxford, von vor hundert Jahren, finden Sie viel auf diesem Gebiet. Dieses A, B, C und D nennt sich bei den Professoren der Mathematik dort in Oxford „Flachland“. „Flachland“, wenn Sie es auf Englisch machen wollen.

Und in diesem Flachland wohnen Flachländer, die sehr intelligent, aber eben nur zweidimensional sind. Das heißt: Sie wissen nicht, was Höhe ist, und sie wissen nicht, was Tiefe ist. Nun, wenn jemand kommt… Hier ist Frau Flachländer. Sie ist spitz und er ist nicht spitz. Sein Winkel ist nicht so scharf wie ihr Winkel. Das ist ein stumpfer Winkel, und sie ist ein spitzer Winkel. Nun, jemand kommt… Hier, ein Paar ist da und ein Paar ist dort, und sie führen ein fröhliches Leben. Passen Sie auf! Es ist nicht so witzig, wenn Sie sehen, wohin das führt, und was für Wahrheiten dabei herauskommen. Die einfachsten Sachen sind oft die Besten.

Jemand kommt, ein böser Junge, und zieht eine Linie, QR, durch das Flachland. Nun, Herr Flachländer kommt an die Linie QR und er kann nicht an ihr hinauf schauen und nicht an ihr hinunter schauen. Und deshalb kann er nicht durch sie hindurch schauen, und da ist sein Land durch einen Ereignishorizont absolut geteilt. QR ist für ihn ein Ereignishorizont. Wenn er über dieses QR kommen wollte, müsste er entweder die Linie durchbrechen oder drüber hüpfen. Aber da es keine Höhe gibt, kann er das nicht. Oder er müsste einen Tunnel darunter durch bohren, und das kann er nicht, weil es keine Tiefe gibt. Er ist also in Wirklichkeit durch einen Ereignishorizont getrennt.

Nun passen Sie auf! Diese Linien hier sind prinzipiell genauso wie die Linie QR. Also, CD und BC und AB sind auch Ereignishorizonte. Und das heißt, dass diese Menschen hier, diese Flachländer, die da drin wohnen… Das Einzige, was ihnen bekannt ist, ist das, was innerhalb ihrer Ereignishorizonte geschieht.

Jetzt stelle ich Ihnen eine Frage. Mal sehen, ob Sie mitgekommen sind. Hier ist der Moment, wo mein Herz in meine Schuhe fällt. Der wichtige Punkt, ob Sie wirklich alles mitbekommen haben. Wie viel A, B, C, D hätte ich zwischen diesem Punkt, also diesem Punkt hier oben und diesem Punkt hier unten, einfügen können? Wie viel, also Flachländer, könnte ich dort in dieser Ebene einfügen? Oh, mein Herz fängt an zu sinken. Wie viel Ebenen in dieser Ordnung könnte ich da einfügen? Unendlich viele. Gut. Unendlich viele. Oh, ich bin gerettet. Ich bin gerettet, wunderbar.

Nun, passen Sie jetzt auf! Sie wissen, was „The leader person got the garden path“ im Englischen bedeutet. Nein? Also, es ist eine sehr höfliche Art und Weise, jemandem zu sagen, dass man ihn aufs Glatteis führt, aber es ist höflicher als es so deutlich zu sagen. Wie die Engländer eben ihre Art haben, das zu tun.

Nun, wenn das der Fall ist, und wollen wir sagen, dass Sie 20.000 Flachländer-Ebenen hätten zwischen hier und dort: Wie viel würden die Flachländer voneinander wissen? Nichts, gar nichts. Sie sind durch einen Ereignishorizont getrennt. Passen Sie auf! Ich mache das Gleiche hier in dieser Fläche. Wie viel Flachländer-Ebenen könnte ich da hinein zeichnen? Unendlich viele. Und sie würden nichts voneinander wissen, weil sie durch einen Ereignishorizont getrennt sind. Mit dieser Fläche könnte ich das Gleiche machen. Mit allen Flächen, die da sind, könnte ich das Gleiche machen.

Also, die Mathematiker, besonders die alten Mathematiker, haben gewusst: Das, was wichtig ist, ist die Idee eines Ereignishorizontes. Und da wir jetzt wissen, wie Ereignishorizonte entstehen können, können wir in einem dreidimensionalen System so viele davon einbauen. Unendlich viele pro Fläche.

Nun, es ist merkwürdig. Ich kenne viele religiöse Bücher, ich kenne auch den Koran ganz gut. Aber so viel Klares wie die unendlichen Möglichkeiten von Realitäten, wovon wir nichts wissen, die von uns durch Ereignishorizonte getrennt sind … In keinem Buch der Geschichte, das ich kenne, finden Sie das so klar wie in der Bibel.

Woher haben sie das gewusst? Waren sie denn so primitiv? Paulus sagt: „Ich wurde in das Paradies Gottes, das dritte Paradies Gottes, entrückt und da hörte ich Worte, die man nicht sagen darf.“ Die Idee, dass Information in bestimmte Richtungen nicht durchkommen kann, also die Idee eines Ereignishorizontes.

Und ich sage, passen Sie jetzt auf. Ich sage, dass wenn es heute, in der heutigen Wissenschaft, Menschen gibt, die sagen, dass die Materie und der Materialismus die einzigen Realitäten darstellen… Dann sind sie Anhänger der viktorianischen Wissenschaft und nicht der modernen Wissenschaft. Denn diese Dinge sind so. Es ist sehr, sehr falsch, auf diesem Gebiet dogmatisch zu sein. Lasst uns für viele Möglichkeiten offen sein und nicht spotten über andere, die vielleicht Erfahrungen haben, die wir nicht haben. Lasst uns nicht lachen über Menschen, die sagen, dass die Ewigkeit für sie Realität ist.

Nun, lasst uns einen Prüfstein anlegen an dem, was ich gesagt habe. Der Herr Jesus hat gesagt. Ein Wort, das ich sehr liebe. Er hat gesagt: „Die Wahrheit macht euch frei.“ Mein Dekan in Chicago ist eines Tages zu mir gekommen und sagte: „Wilder, ich höre, dass du auf Bitten der Marxisten hier Vorlesungen über Materialismus und Biogenese hältst. Warum tust du denn das?“ Ich antwortete: „Ja, weil ich es sehr gern habe, wenn man alle Möglichkeiten der Wahrheit ausschöpft bei denen, die anders denken als ich. Wir kommen ausgezeichnet miteinander aus.“

Er sagte dann: „Sag mir, Wilder.“ Die sind dort alle per Du, nicht wahr? „Verrate mir dann ein Geheimnis, Wilder! Warum bist du denn so dumm, Pharmakologie zu lehren? Das hat nichts mit diesen Dingen, wovon du Kenntnis hast und die viel wichtiger sind, zu tun.“ Er war ein frommer Mann. „Warum bist du so dumm?“

Da habe ich ihm geantwortet: „Webster. Eines sage ich Ihnen. Ich lehre genauso gut und willig und gern über Pharmakologie wie über Biogenese und Materialismus.“ Er fragte: „Warum?“ Ich antwortete: „Weil es einen Aspekt der Wahrheit darstellt. Und wenn ich im Bereich der Pharmakologie die Wahrheit sage, werden die Leute auch aufmerken, wenn ich in anderen Bereichen die Wahrheit sage. Und ich werde sie mit der Wahrheit befreien in der Pharmakologie, genauso wie in anderen Fächern.“

Und das war eine ganz große Erkenntnis für ihn: Dass Wahrheit eine Identität für sich selbst ist. Nun, die Wahrheit erreicht man nicht durch einen Schreikrampf, sondern durch das Überlegen. Man spricht miteinander. Man hilft einander. Meine Erfahrungen tausche ich mit anderen aus und so erweitern wir die Wahrheit.

Aber jetzt versuchen wir einen kleinen Trick miteinander. Wenn wir sagen, dass die Wahrheit uns frei macht… Was würden Sie über die Unwahrheit sagen? Lassen Sie mein Herz bitte nicht wieder in meine Schuhe sinken, wenn Sie so freundlich wären. Was würden Sie über die Unwahrheit sagen? Was würde das mit der Freiheit tun? Ja, uns versklaven. Das ist die Antithesis, nicht wahr, die Antithese.

Wenn die Wahrheit mich frei macht, wird die Unwahrheit mich zu einem Gefangenen machen und versklaven. Wissen Sie, wenn ich den Leuten die Wahrheit sage… Ab und zu versuche ich, das zu tun. Ich habe dann keine Angst, wenn ich in den Salon komme und sie über mich reden und ich hereinplatze, nicht wahr? Ich habe denen die Wahrheit gesagt und wir sind miteinander auf dem richtigen Weg. Aber wenn ich gelogen habe, weiß ich nicht, was sie gesagt haben und ob sie es entdeckt haben, und das nimmt mich gefangen und versklavt mich.

Nun, ich stelle Ihnen jetzt etwas vor, was ganz schockierend ist. Ich bitte Sie: Seien Sie mir nicht böse! Aber ich will jetzt in der Wahrheit mit Ihnen reden. Wenn Menschen in dieser Welt die Oberhand gewinnen, die bewusst in Unwahrheit leben, was wird in dem betroffenen Land die Folge sein? Versklavung. Die Wahrheit macht ein Land und eine Person frei und die Unwahrheit macht uns nicht frei. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich will keine Propaganda machen, ich will das auch ganz demütig sagen, aber als ich in Berlin war und die Mauer sah, habe ich mich gefragt, ob das irgendeine Bedeutung hat. Prüfen Sie es selber.

Nun, damit Sie wissen, dass ich kein Propagandist bin, stelle ich Ihnen noch die andere Seite vor. Ich versuche, gegenüber meinen Studenten immer unparteiisch zu sein. Die Engländer, ich bin ja selber Engländer, nicht wahr? Sie haben die Unwahrheit ergriffen. Nicht nur politisch, das haben sie auch getan, aber vor allen Dingen finanziell. Und sie haben ihre ganze Wirtschaftspolitik auf der Basis von einer rasanten Inflation aufgebaut, damit sie ihre Staatsschulden automatisch ohne Arbeit, durch Betrug, bezahlen können.

Denn wenn ich heute tausend Pfund Schulden habe, haben die tausend Pfund in zwei Jahren einen Wert von zweihundert Pfund, nicht wahr? Und meine Schulden von tausend Pfund betragen jetzt zweihundert Pfund und die kann ich leicht abbezahlen. Und sie sind zu 55 Prozent oder mehr des Staatsvermögens verschuldet. Die einzige Methode, diese Schulden und diese Politik der Schulden… Wie hoch sind sie? 41, 31 Milliarden werden es hier wohl sein.

Die einzige Methode, diese drückenden Schulden zu bezahlen, ist die, mit dem Geld zu schummeln. Nun, sie schummeln mit dem Geld. Und was ist das Ergebnis? Wissen Sie was? Ich war vor einiger Zeit in Adelboden, und dort hat es eine Kolonie von meinen Landsleuten gegeben, die, nachdem sie ihr Leben lang geschuftet hatten, sich dort zur Ruhe gesetzt hatten, um das Geld zu sparen, und da wohnten sie in Adelboden. Und es gab dort eine anglikanische Kirche.

Als ich jetzt vor einigen Wochen dorthin kam, ist die anglikanische Kirche dort… Viele werden „Hurra“ sagen. Aber es ist eine Tanzhalle geworden. Warum? Die jetzigen Leute in England sind durch eine verlogene, finanzielle Politik versklavt worden, und man ist hier auf dem gleichen Weg. Alles, was nicht wahr ist, versklavt. Und alles, was wahr ist, macht einen Menschen klar.

Nun, darf ich Ihnen diese beiden Dinge sagen? Es ist sehr schwer, es zu sagen, aber ich will es wagen. Wenn Sie jemals gesehen haben, wie ein Mensch zum ersten Mal den Menschen kennen lernt, der sich Christus nennt, und wir sehen, wie ihm die Schuld vergeben wird, und Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit, der Weg und das Leben.“ Sie sehen, dass dieser Mensch innerlich frei wird.

Ich kenne einen Arzt. Er ist ein junger Arzt und er lebt in Wien. Und wissen Sie, er hat bestimmte Sünden begangen. Geschlechtssünden. Er war verheiratet und hatte viele Nebenfrauen, so nebenbei, nicht wahr? Und der arme Mann ist auf diesem Gebiet derart in Not geraten, dass gerade, als er sich qualifizierte, die Ärztekommission seinen Namen streichen wollte. Und er kam zu einem Vortrag wie hier an der Universität Wien. Und in seiner Not hat er nach der Wahrheit gesucht. Und dieser Mann… Man sah es an seinem Gesicht, was für ein Leben er führte. Das kann man mit der Zeit erkennen, nicht wahr?

Dieser Mann hat das erfahren, und ich bin nach drei, vier Monaten hingegangen und habe mit ihm gesprochen. Ich habe ihn nicht wiedererkannt. Er sagte: „Ich war derjenige, der Ihnen damals das und das in der Seelsorge gesagt hat.“ Wissen Sie, es war ergreifend und schön, zu sehen, wie dieser junge Mediziner das praktisch erfahren hat, dass die Wahrheit uns wirklich frei macht.

Nun, lassen wir das. Die Wahrheit, auch in Bezug auf die Politik, in Bezug auf die Wissenschaft, ist absolut notwendig, damit ein Mensch, ganz gleich, was die Wahrheit ist, sie annimmt. Auch wenn sie ihn verdammt, muss er sie annehmen. Und es ist die Liebe zur Wahrheit, die einem Menschen die Freiheit gibt, auch von seinen Komplexen loszukommen. Nun, lassen wir das. Ziehen wir einen Strich drunter und machen wir weiter.

Was hat das alles mit der Umwelt zu tun? Wir haben vom Materialismus und der Krise in der Umwelt gesprochen. Was? Oh, das ist etwas Wunderbares. Es gibt in dieser Umwelt viel Schönes. Wissen Sie, was ich gerne sehe? Junge und alte intelligente Menschen. Man sieht sie Abend für Abend vor sich, und man denkt: „Was geschieht hinter diesem netten Gesicht, hinter diesen netten Augen?“ Man sieht das, und wenn man Augen im Kopf hat und vierzig Jahre lang Professor gewesen ist, wird man ein Connaisseur auf diesem Gebiet.

Nun, es gibt sehr viel Schönes. Es ist schön, Geld zu haben, damit man anderen Leuten eine Freude machen kann. Essen und Trinken kaufen. Schöne Reisen machen und all diese Dinge, die schön sind und Freude machen. Zum Beispiel: Schöne Ozeane sehen, schöne Berge sehen. Es gibt sehr viel Schönes auf der Welt, wonach ich oft Sehnsucht habe. Besonders, wenn ich im Spital liege.

Nun, all diese Dinge, die so schön sind, in dieser materiellen Welt, in der wir leben, sind schön. Aber sie befriedigen uns nur bis zu einem gewissen Maß, auch in der Ehe, auch im Geschlechtsleben. Auch in Bezug auf das Essen. All diese Dinge sind da, und sie geben uns eine gewisse Befriedigung, aber sie arbeiten wie die Drogen.

Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, ein Schlafmittel nehmen zu müssen, um zu schlafen… Letzten Endes kommt man ohne Schlafmittel nicht mehr aus. Wenn man ständig… Das ist im Moment das Problem hier in Deutschland. Wenn man ständig ein gutes Leben führen kann, was man hier in Deutschland sehr gut tun kann. Es geht Ihnen vielleicht mit am Besten in der ganzen Welt. Deutschland ist das Spitzenland für einen hohen Lebensstandard. Wenn man diesen… Bitte? – Ja, ich weiß es nicht. Ich glaube, dass es den Studenten nicht schlecht geht, auf jeden Fall besser als mir damals. Gut, wir können dann nachher darüber reden. Ich habe jetzt keine Professur, in bin also ausgeschlossen.

Nun, was ich Ihnen sagen will, ist dieses: Wenn man all diese guten Dinge, in dieser Welt, und ich bin kein Asket. Ich liebe ein gutes Essen und ich liebe eine schöne Reise, und ich liebe all das. Schöne Menschen, intelligente Gespräche, und all das andere, was es gibt. Eines sage ich Ihnen: Je mehr man von diesen Dingen hat, desto mehr muss man davon haben. Das ist das Merkwürdige daran.

Warum streiten die Leute immer, um mehr zu bekommen? Teilweise, weil sie durch die unehrliche Finanzpolitik bestohlen werden, die mit ihnen betrieben wird. Aber das ist nicht der einzige Grund. Sie wollen noch mehr haben und es wird wie eine Sucht. Und je mehr man hat… Wenn man mit einem Dach anfängt, nicht wahr? Oh. Entschuldigung, ich muss ja vorsichtig sein.

Wenn man mit einem Dach anfängt, muss es dann irgendwann ein Volkswagen sein. Und wenn es dann ein Volkswagen ist, muss es ein Mercedes sein. Und dann muss es ein Jaguar sein, letzten Endes muss es ein Rolls-Royce sein und dann muss es ein Flugzeug sein. Und so geht das immer weiter. Es ist suchtbildend.

Nehmen Sie das als Beispiel: Wir lebten 1960 sehr gut, aber der Bedarf an Energie steigt ständig. Wir wollen immer mehr Energie. Wir leben jetzt sehr gut. Aber bedenken Sie, was das bedeutet: Wenn wir immer mehr Benzin verbrennen, und immer mehr Kohle verbrennen, und die Wälder kaputtmachen, wie es gerade in Brasilien der Fall ist, und die Ozeane mit Öl verseuchen… Letzten Endes wird der CO2–Anteil in der Luft steigen. Er ist schon jetzt sehr stark gestiegen.

Und das wird einen Treibhaus-Effekt zur Folge haben und die Temperatur der Erde wird sich um einige Grade erhöhen. Und dann werden die Polarkappen, die Eiskappen, anfangen zu schmelzen. Sie wissen, wie viel Milliarden von Tonnen von Wasser dort in den Eiskappen gespeichert sind. Wenn die anfangen zu schmelzen, werden wir überschwemmt.

Bedenken Sie, was nur ein kleiner Unterschied in der Temperatur für Auswirkungen hat. Wir versuchen jetzt, die Energie ohne CO2 zu bekommen. Wir verursachen daher mit Atomenergie Atommüll. Was soll man mit dem Atommüll in der Umwelt machen, wenn die Menschen ständig mehr Energie haben müssen, und dieser Atommüll über Jahrtausende liegen bleibt? Wissen Sie, wenn wir die geologischen Formationen durch das Vergraben von Atommüll verderben, werden wir das Wasser verderben. Und wenn wir das Wasser verdorben haben, was wird mit uns geschehen?

Wenn wir Wissenschaftler im Laboratorium Mäuse künstlich altern lassen wollen, so dass wir alte Greise haben im Alter von vier, fünf Monaten… Wissen Sie, wie wir das machen? Wir verpassen denen einfach Röntgenstrahlen und da werden sie schnell alt. Sie bekommen einen grauen Bart. Sie bekommen Krebs, sie bekommen Arthritis, sie bekommen Herzinfarkte. All das bekommen die Tiere. Ihr Leben wird durch all diese Dinge verkürzt.

Jemand hat gesagt: „Also gut, wir haben diesen Atommüll. Was sollen wir damit machen? Es gibt eine sichere Methode. Wir lassen das ganze Zeug nicht auf der Erde, sondern füllen es in Raketen und schießen es in die Sonne.“ Nun, eigentlich eine ganz geniale Idee, aber wenn die Rakete mit dem Zeug platzt, das da hinauf geschossen wird? Dann haben wir unser eigenes Nest verseucht.

Und das kommt alles daher, dass wir mehr und mehr von dieser Dimension, von den Genüssen dieser Dimension, haben müssen, und je mehr wir nehmen, desto mehr brauchen wir. Wir werden nie satt, denn man sagt, dass jeder Amerikaner. Ich bitte die Amerikaner, das zu entschuldigen, und nehme die Westdeutschen noch mit dazu.

Jeder Westdeutsche und jeder Amerikaner ist siebzigmal so schädlich für die Umwelt wie ein Buschmann. Bedenken Sie, was das bewirken wird, wenn wir uns so ausbreiten, so dass wir siebzigmal schädlicher sind als die Buschmänner. Wir wollen mehr und mehr haben und immer mehr, und das befriedigt nicht. Warum werden wir so süchtig? Was hat das mit dem Materialismus zu tun? So verderben wir die Umwelt. Es hat sehr viel mit der Umwelt zu tun.

Wissen Sie, ich habe es Ihnen gestern gesagt und versucht, Ihnen klarzumachen, dass die Teleomonie des Menschen nicht aus dem Zeit-Raum-Kontinuum, nicht aus der Materie heraus, entsteht, sondern dass wir Hybriden von Teleomonie außerhalb dieser Dimension sind, die jenseits eines Ereignishorizontes liegt.

Nun, wenn wir Hybriden des Diesseitigen, also des Raum-Zeit-Kontinuums, sind, und doch die Ewigkeit ins Herz gelegt bekommen haben, wie ich es am Anfang gesagt habe, sehen Sie, was es ist: Der Magen ist entsprechend gebaut und muss Essen haben. Das Gehirn ist für den Sinn gebaut, genauso wie der Magen für das Essen gebaut ist. So, und der Körper ist gebaut für die verschiedenen körperlichen Funktionen, die wir benötigen, die Hormone und so. Das Gehirn ist dafür gebaut, um Sinn zu haben.

Nun, wenn es der Sinn meines Lebens ist, dass ich ins Grab falle, dann ist nicht sehr viel Sinn für mich da. Ich soll essen und trinken und morgen sterbe ich dann, und so müssen wir alle einmal sterben. Wir sind Hybriden aus Zeit und Ewigkeit. Zeit, diesseits des Ereignishorizontes und Ewigkeit, jenseits des Ereignishorizontes. Und wenn wir uns nicht mit dem Diesseitigen und mit dem Jenseitigen, mit der Ewigkeit in unseren Herzen, sättigen, werden wir nicht zufrieden sein. Deshalb kann man Menschen mit einfach mehr und mehr Lebensstandard nicht zufrieden stellen. Es braucht etwas mehr dazu.

Ein Kind. Wenn es nach Hause kommt, und die Hausaufgaben nicht machen kann, findet es keinen Sinn darin, schmeißt das Buch in die Ecke und heult, weil es keinen Sinn darin findet. Und wenn man keinen Sinn im Leben findet, sitzt man in der Ecke und wird frustriert. Und die heutige Frustration kommt vielfach davon, dass man keinen Sinn für das diesseitige Leben gefunden hat, kombiniert mit dem, dem wir entgegen gehen.

Sie sagen zu mir: „Also gut. Was ist das praktische Resultat, das Sie uns da vorschlagen?“ Das praktische Resultat ist dieses, nach dem mich gestern Abend jemand gefragt hat: Wenn die Teleonomie, das Jenseitige, aus dem wir hervorgehen, wirklich dafür da ist, um uns Sinn zu geben, damit wir nicht so frustriert werden… Wie macht man das ganz praktisch? Ich sagte Ihnen: „Ich kann nicht einen Ereignishorizont zwischen dem Diesseits und dem Jenseits durchschreiten.“ Ich kann es nicht.

Aber wenn das, was im Jenseits ist, diesseitig wird, bin ich gerettet. Und der Herr Jesus hat gesagt, dass er das Alpha und das Omega ist. Dass er derjenige ist, der sich nie verändert. Dass er der Gleiche gestern, heute und in alle Ewigkeit ist. Wenn derjenige, der die Teleonomie aus dem Jenseitigen gebracht hat, um mich in dem Diesseitigen zu bauen, zu mir hinein kommt und ich Gemeinschaft mit ihm aufnehme, dann natürlich. Dann kann ich diese Befriedigung finden.

Und ich habe das bei vielen, vielen Studenten gemerkt: Dass sie keine Ahnung davon haben, dass das Christentum dazu da ist, um dem Leben das zu geben, was uns fehlt. Wir haben allgemein genug, um Leib und Seele mit den materiellen Dingen zusammenzuhalten. Aber in Bezug auf den Sinn des Lebens, was das alles bedeutet, das ist das große Problem. Und da hilft alle Dogmatik nichts.

Wenn nun Gott, das ist für mich diese Teleonomie des Jenseitigen, in Jesus zu mir kommt, und ich ihn als meinen Heiland, als meinen Gott, als meinen Erlöser, aufnehme, habe ich mit ihm Kontakt, weil er aus diesem System eine Zweibahnstraße mit dem Sinn hinter dem Ganzen gemacht hat.

Aber ich weiß nicht, ob Sie das verstehen werden. Ich kenne Menschen und ich kenne Kollegen, die von mir nicht sehr begeistert sind, wenn Sie mich verstehen. Die lieben mich nicht so sehr. Ich kann es verstehen, nicht wahr? Ich kenne mich selber sehr gut, und ich habe Mitleid und Mitgefühl mit ihnen, weil sie so sind. Aber einer, und ich nenne hier keinen Namen, schreibt überall ganz böse Artikel über mich. Ganz schreckliche Artikel. Ich habe sie gelesen und ich habe nichts dagegen getan, denn das meiste stimmt. Ich kenne mein eigenes Herz und da kann man nichts dagegen sagen. Man kann es nur schlucken und eben über sich ergehen lassen.

Aber dann, auf einmal, hat er mir einen netten Brief geschrieben. Einen ganz netten Brief. Diese Person wohnt nicht sehr weit von hier. Und ich habe nichts getan, gar nichts, und habe abgewartet. Und er schrieb: „Ich möchte Kontakt mit Ihnen aufnehmen. Ich glaube das alles nicht, was ich gemeint habe.“ Da habe ich geantwortet: „Ja. Was ich wirklich sehr gern hätte…“ Er gibt vor, Christ zu sein. „Was ich sehr gern hätte, ist, dass die Welt sieht, dass Leute, die Christus lieben, sich auch untereinander lieb haben. Das hätte ich gern.“ Und er schrieb mir zurück: „Ich auch.“ Da habe ich geantwortet: „Also gut. Dann ist es ja wunderbar.“

Ich habe geschrieben: „Wenn ich eine große Schuld auf der Bank hätte, und immer mehr ausgeben würde als ich habe, und ich ginge zu meinem Bank Manager, zu meinem Direktor, und ich würde sagen: „Also, hören Sie mal, Herr Sowieso. Ich mache keine Schulden mehr, und jetzt geben Sie mir noch hundert Franken.“ Was würde er sagen? Er würde sagen: „Zuerst, mein Lieber, ist da diese kleine Sache mit dem Konto, das in den roten Zahlen ist. Begleichen Sie das, und dann glauben wir Ihnen, dass Sie keine Schulden mehr machen wollen.“ Und wenn ich das nicht mache, kann ich nicht mehr mit ihm reden.“

So habe ich das diesem Kollegen sehr höflich, ganz höflich und lieb, geschrieben. „Also, es ist eine Frage der Schuld da, und ich glaube, wenn wir uns öffentlich treffen, werden alle Leute sagen: „Was habt ihr mit all der Schimpferei angerichtet? Sind Sie bereit, zur Ehre Gottes, zu sagen: „Es tut mir leid“? Denn es tut mir leid, dass auch ich böse Gedanken über Sie gehabt habe. Ich bin auch bereit, das zu bekennen.“ Ich habe ihm das letzte Woche geschrieben. Ich warte auf die Antwort.

Nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, was sagen Sie dazu? Wenn es zwei Menschen gibt, die sich vernachlässigt haben, und die sich gegeneinander versündigt haben, und man versucht, miteinander auszukommen, damit die ganze Gemeinschaft des menschlichen Lebens Sinn macht… Man kann das nicht tun, wenn etwas da ist, was stört. Wenn er Unrecht getan hat, muss er dazu stehen. Wenn ich Unrecht getan habe, muss ich dazu stehen. Und dann finden wir uns.

Wissen Sie, ich habe das so oft erfahren. Ich habe vier Kinder. Und eines Tages hat der älteste Sohn meine kleine Tochter richtiggehend verhauen, so dass sie blutete. Ein Mädchen. Nun, ich sagte zu Oliver: „Wenn du das tust, gehst du sofort hin und entschuldigst dich.“ Und er sagte, er würde sich nicht entschuldigen. Ich habe nicht erst abgewartet und habe ihn übers Knie gelegt und verflixt… Entschuldigen Sie, ich bin nicht brutal, aber ich habe es getan. Es hat mich böse gemacht.

Und er hat geschrieen, wie wenn man ein Schwein schlachten würde. Nun, sonst schrie er nicht. Nun, ich habe mir gesagt: „Etwas ist nicht in Ordnung.“ Ich sagte mittendrin, nicht wahr, ehe der nächste Schlag auf ihn herunter regnete… Ich fragte: „Ja, was ist denn? Warum schreist du denn so? Halt den Mund.“ Und er sagte: „Nein, Daddy, ich halte nicht den Mund, denn ich habe es nicht getan.“

Da habe ich gemerkt, dass ich im Unrecht war. Ich habe mich an dem Jungen versündigt, weil ich jähzornig war. Ich stehe dazu. Da habe ich gesagt: „Oliver, steh auf. Es tut mir sehr leid. Wer hat es getan?“ Und er war so edel und hat es nicht gesagt, aber ich habe es erfahren. Wissen Sie, ich sagte: „Oliver, ich habe dir jetzt Unrecht getan. Was wollen wir machen?“ Er sagte: „Du hast mir die Schläge gegeben. Du hast Unrecht getan.“ Ich sagte: „Ja, was kann ich denn tun? Ich habe Unrecht getan, es tut mir sehr leid.“ Er sagte: „Ja, es tut mir auch weh.“

Und da habe ich schnell gedacht… Also, diese Situation kommt in einer Familie vor, nicht wahr? Da habe ich schnell gedacht: „Was soll ich machen?“ Und da habe ich zu ihm gesagt: „Oliver. Die nächsten beiden Male, wenn du es tust, gehst du straffrei aus.“ Und er sagte: „Daddy, es besteht Hoffnung für dich.“

Was uns versöhnt hat, war diese Bereitschaft, zu sagen: „Ich habe Unrecht getan.“ Nun, darf ich Sie mal fragen? Wer hat Sie als Maschine gebaut? Maschinen bauen sich nicht von selbst, wie ich gestern sagte. Der Wille des Logos hat Sie gebaut. Haben Sie ihn gesucht? Menschen zu vernachlässigen ist eine Beleidigung. Haben Sie gegen ihn gesündigt? Haben Sie freien Sex praktiziert? All diese Dinge, die eben sehr gegen seinen Willen sind, weil er uns das Beste geben will in einem reinen Sexleben. All diese Dinge sind da und es gibt sie auf der Welt. Ich bin jetzt fertig. Das, was nötig ist, wenn man mit dem Logos zusammen kommen will, der uns gemacht hat, ist, bereit zu sein, ehrlich zu sein, und zu der Wahrheit zu stehen.

Wenn man sagt: „Gott, sei mir Sünder gnädig“, was ich getan habe, als ich in Ihrem Alter war, als Student an der Universität Oxford… Dann ist er einem gnädig. Und die Entlastung, die daraus entsteht, gibt einem die Befreiung und man wird ein freier Mensch. Genau wie dieser Arzt in Wien. Das ist das, was ich Ihnen heute Abend anbiete. Wir werden unserer Umwelt gegenüber freundlich gesonnen sein, wenn wir versöhnlich sind mit dem Willen des Logos, der uns gemacht hat. Und diese Versöhnung ist eine Wiederaufrichtung der Wahrheit. Und diese Aufrichtung der Wahrheit macht einen Menschen frei.

Jesus hat gesagt: „Ich habe euch zur Freiheit berufen.“ Die Sache ist die: Es funktioniert, und ich bin Wissenschaftler, seit ich ein junger Mann war. Und was experimentell funktioniert, das nehme ich als Hypothese, Arbeitshypothese, an. Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Geduld mit mir heute Abend.