In den Tod von Jesus Christus getauft

(Römer 6, 3-11)

 

 

3 „Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? 4 Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.

5 Denn wenn wir mit ihm einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein; 6 wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen; 7 denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen.

8 Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben, ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er für Gott.

11 Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn!“ (Schlachter Version 2000)

 

Wir haben hier einen Text vor uns, der für das geistliche Leben eines Gläubigen von großer Bedeutung ist. So wichtig der Text auch ist, so missverstanden wird er leider oftmals. Der Apostel Paulus spricht davon, dass die Gläubigen in Rom in Christus hinein getauft worden sind, ja, dass sie durch die Taufe begraben worden sind. Was bedeutet dies aber? Spricht der Apostel hier von der Wassertaufe oder von der Geistestaufe? Wir wollen beide Deutungen untersuchen!

 

1. Römer 6 spricht nicht von der Kindertaufe

 

Einen Schlüssel zum rechten Verständnis finden wir in Vers 7. Deshalb wollen wir unsere Auslegung auf Vers 7 aufbauen: „Denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen.“ Stellen wir folgende Fragen an den biblischen Text: Wie wird ein Mensch von der Sünde freigesprochen? Wie empfängt er Vergebung seiner Sünden? Wann und wie stirbt der alte Mensch mit seiner sündhaften Natur? Etwa durch gute Werke? Oder durch eine äußere Taufhandlung? Viele Menschen meinen dies.

 

Die lutherische Lehrauffassung

 

Während unserer Zeit als Missionare im Norden Kameruns (1988-1990) verbrachten wir als Familie unseren Urlaub einmal in der wunderschönen Stadt Ngaoundéré im Zentrum des Landes. Die norwegische lutherische Mission hat dort ein schönes Zentrum mit der Möglichkeit, Urlaub zu machen. Da die Stadt auf einem Hochplateau liegt, hat sie ein angenehmes Klima, das im Kontrast zu den heißen Ebenen des Nordens mit ihren 35 bis 40 Grad Celsius steht. Während dieser Zeit statteten wir auch der christlichen Buchhundlung der Stadt einen Besuch ab und erstanden ein kleines Büchlein, das ein Missionar verfasst hatte. Darin wurde u. a. die Auffassung vertreten, dass die Säuglingstaufe, wie sie ja auch bei den Lutheranern geübt wird, die Wiedergeburt bewirkt. Ich sagte damals zu meiner Frau: „Ich dachte doch, dass ein Missionar weiß, dass man durch die Taufe nicht gerettet bzw. wiedergeboren wird.“ Hat auch der Verfasser des Büchleins das Wort Gottes an diesem Punkt nicht auf seiner Seite, so doch den kleinen Kathechismus Martin Luthers, in dem wir lesen: „Was gibt oder nützt die Taufe? Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten“ (Helmut Korinth, 22393 Hamburg, 19. Aufl., S.151). Das aus vorreformatorischer Zeit durch die Reformation herübergerettete katholische Gedankengut einer Taufwiedergeburt hält sich offensichtlich hartnäckig!

 

Die römisch-katholische Lehrauffassung

 

Bei der großen Schwesterkirche, der römisch-katholischen Kirche, sieht es  bis zum heutigen Tag lehrmäßig in der Tauffrage nicht anders aus als bei den Lutheranern. Im offiziellen katholischen Dogmatikbuch, dem „Grundriss der Dogmatik“, lesen wir: „Die Taufe verleiht die Rechtfertigungsgnade… Die Taufe bewirkt die Nachlassung aller Sündenstrafen, sowohl der ewigen als auch der zeitlichen“ (Freiburg, Basel, Wien: Herder-Verlag, 10. Aufl. 1981, S.425).  Und das Konzil von Trient formulierte in seinem Dekret über die Erbsünde: „Wenn jemand leugnet, dass durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die in der Taufe verliehen wird, der Schuldzustand der Erbsünde nachgelassen wird, oder auch behauptet, dass nicht alles weggenommen wird, was den wahren und eigentlichen Charakter der Sünde an sich hat…, so sei er ausgeschlossen“ (ib., S.425). Die katholische Kirche erdreistet sich hier, alle vom Heil auszuschließen, die ihre Auffassung von Sündenvergebung nicht teilen! Und die teilen wir aus gutem Grund mit den Aussagen der Heiligen Schrift im Rücken ganz gewiss nicht!

 

Die piestischte Lehrauffassung

 

Mit dem Aufkommen des Pietismus im 18. Jahrhundert und später änderte sich weithin nicht viel an der Meinung, die Taufe würde von den Sünden reinwaschen und die Wiedergeburt bewirken. Hören wir dazu einige Aussagen namhafter Pietisten.

 

a) Philipp Jakob Spener

 

Der Begründer des Pietismus, Pfarrer Philipp Jakob Spener, äußerte sich wie folgt: „Weil wir in der heiligen Taufe wiedergeboren werden, werden wir in den Tod Christi getauft und gepflanzt, aber auch dessen Auferstehung und seines neuen Lebens teilhaftig. Daher ist in die Taufe alle Kraft des Todes und der Auferstehung Christi gelegt“ (Philipp Jakob Spener: Von der Wiedergeburt, hrsg. von Hans-Georg Feller, Stuttgart, 1963, S.118). „Aber die heilige Taufe ist das eigentliche Mittel, durch das die Wiedergeburt von Gott gewirkt oder bei anderen versiegelt wird“ (ib., S.172). „Aber doch hat Gott aus Weisheit das Wasser dazu verordnet, daraus durch seine Gnade wiedergeboren zu werden und das geistliche Leben zu empfangen“ (ib., S.174). „Weil der Taufe die Wiedergeburt beigelegt wird, wird ihr folglich auch die Erweckung des Glaubens zugeschrieben“ (ib., S.190). „Was die kleinen Kinder anlangt, die getauft werden, haben wir keinen Zweifel; denn sie vermögen sich der Gnade nicht zu widersetzen. Sie werden tatsächlich wiedergeboren, obwohl leider später viele solche Taufgnade bei zunehmenden Jahren wieder verlieren“ (ib., S.192).

 

b) D. Walter Michaelis (1866-1953)

 

D. Walter Michaelis war von 1906-1911 und 1919-1953 Vorsitzender des Gnadauer Verbandes für Gemeinschaftspflege und Evangelisation. Er darf wohl als eine der normgebenden Größen der modernen Gemeinschaftsbewegung angesehen werden. Auch er verbleibt in der bereits bekannten jahrhundertealten Kirchentradition verhaftet: „Also nicht der, der Christus im Glauben bereits angenommen hat, wird dann auch noch getauft, sondern in der Taufe nimmt und zieht der Täufling erst Jesus Christus an“ (Walter Michaelis: Haben wir ein gutes Gewissen gegenüber der Taufe? Gnadauer Materialdienst, Heft 1, S.5).

 

c) Kurt Heimbucher

 

Der Vorgänger des derzeitigen Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Kurt Heimbucher, äußerte sich zu unserem Problem wie folgt: „In der Taufe nimmt der Herr Jesus Christus uns mit hinein in sein Sterben und in seine Auferstehung, dass wir in einem neuen Leben wandeln. Die Taufe ist die Einverleibung in die Gemeinde mit allen Konsequenzen, die sich für die Gemeinde und den Getauften daraus ergeben“ (Kurt Heimbucher: Ich bin getauft auf deinen Namen... Gedanken eines Christen, der sich über seine Taufe freut. Gnadauer Materialdienst, Heft 14, S.3).

„‚In dem Namen’ oder ‚auf den Namen’ getauft werden bedeutet: man tauft, ‚um jemand zu etwas zu machen’. Im Klartext: Der Täufling wird in den Christusleib eingefügt, d. h. er wird Eigentum Jesu und Glied seiner Gemeinde... Rechter Vollzug der Taufe heißt, die Taufe ist Taufe, wenn sie auf den Namen des dreieinigen Gottes vollzogen wird, so wie das Wort Gottes Wort Gottes bleibt, auch wenn es ein ungläubiger Mensch in den Mund nimmt“ (ib., S.4).

„Die Taufe stellt uns in die Nachfolge unseres Herrn, dem wir gehören“ (ib., S.4).

 

Sich ergebende Konsequenzen

 

Wie wir sehen, sind die Unterschiede zwischen Katholizismus, Luthertum und Pietismus gar nicht so groß. Während die katholische Kirche alle Wirkungen ins Wasser verlegt, fügt die lutherische Lehre dem Wasser noch das Wort hinzu. Würde der Mensch aber durch eine Taufhandlung wiedergeboren, so wären heute Millionen Europäer wiedergeborene Christen und müssten folglich auch die Früchte des Heiligen Geistes hervorbringen. Ihr Leben zeigt aber alles andere als ein Gestorbensein für die Sünde oder einen Freispruch von ihr.

Wir sollten uns deshalb die Beobachtungen von Werner Gitt sehr zu Herzen nehmen und niemals damit nachlassen, einen jahrhundertealten Irrtum als solchen zu benennen und den Menschen den Weg in die Freiheit zeigen. Werner Gitt schreibt in seinem Buch „... und die anderen Religionen“ sehr klar und zutreffend: „Die Wiedergeburt darf nicht mit der Taufe verwechselt werden: Wenn die Kindertaufe die Wiedergeburt wäre, dann hätten in den westlichen Bundesländern Deutschlands 95% der Bevölkerung die Gotteskindschaft. Dann wären auch Hitler, Stalin und Mussolini errettete Leute. Der bekannte Pfarrer Wilhelm Busch warnte entschieden vor solch einer irrigen Denkweise: ’...dies haben wir weithin der verderblichen Tauflehre zuzuschreiben. Sollte je ein Gewissen beunruhigt sein - sollte je ein Mensch auf den Gedanken kommen, er müsse umkehren wie der verlorene Sohn - sollte je der Geist Gottes ein Herz erwecken -; dann wird es sofort narkotisiert mit der Botschaft: Du bist ja getauft. Es ist alles gut. Da legt sich das erwachte Gewissen wieder zur Ruhe.’ Die weitverbreitete Lehre der sogenannten Taufwiedergeburt gehört somit zu den folgenschwersten Irrlehren unserer Tage“ (Werner Gitt, ...und die anderen Religionen? Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung e. V., S.88).

 

Der Römerbrief selbst gibt uns eine Antwort

 

Wenn wir wissen wollen, wie der Mensch wirklich vor Gott gerechtfertigt bzw. freigesprochen wird, müssen wir nur etwas weiter vorne im Römerbrief blättern. Kapitel 1, 16-17 gibt das Thema des Briefes an. Der Apostel Paulus schreibt dort: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ Um gerettet zu werden, braucht es also zweierlei: der Kraft, die im Evangelium liegt, und dem Glauben. Von einer äußeren Taufhandlung ist keine Rede. Ganz im Gegenteil! Vers 17 spricht davon, dass die Gerechtigkeit Gottes „aus Glauben in Glauben“ kommt, oder um es umschrieben mit der Formulierung der Guten Nachricht zu sagen: „Der Weg ist vom Anfang bis zum Ende das bedingungslose Vertrauen auf Ihn!“ Ausgang und Ziel der Rettung des Menschen ist der Glaube! „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ (Römer 3, 28). Der Römerbrief schaut zurück auf Fakten, die sich im Leben der Römer bereits ereignet haben und stellt fest: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus“ (Römer 5, 1). Aus diesem Grund haben die Apostel zeitlebens auch nicht gepredigt: „Lass Euch und Eure Kinder taufen“, sondern: „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden“ (Apostelgeschichte 3, 19). Hätte die Wassertaufe, ob nun an kleinen Kindern oder Erwachsenen vollzogen, irgend eine rettende Funktion, wäre der Apostel Paulus sicherlich – ich bitte die saloppe Formulierung zu entschuldigen - mit einer großen Feuerwehrspritze durch Kleinasien gezogen und hätte die Menschen massenweise getauft. Davon berichtet uns der biblische Text aber nichts, auch nichts Vergleichbares.

Mit großer Gewissheit kann der Apostel Paulus aber in Vers 6 unseres Abschnittes sagen: „Wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen“. Bei Würdigung des biblischen Befundes können wir nur zu dem Schluss kommen, dass unser Abschnitt nicht von der Wassertaufe, sondern von der Geistestaufe redet!

 

2. Römer 6 redet von der Geistestaufe

 

Bei der Taufe im oder mit dem Heiligen Geist handelt es sich nicht um eine spezifisch charismatisch-pfingstlerische Lehre, sondern um zutiefst neutestamentliche Vorgänge. Obwohl die Bibel den Begriff Geistestaufe als solchen nicht gebraucht, spricht sie doch sehr deutlich von der Sache. Kein geringerer als Johannes der Täufer kündigte die Taufe mit dem Heiligen Geist an. „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße“, sagte er. „Der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Matthäus 3, 11). Und diese Taufe mit dem Heiligen Geist fand dann an Pfingsten statt, als der Geist Gottes über die versammelte Schar der Gläubigen mit den in Apostelgeschichte 2 beschriebenen Zeichen kam. Apostelgeschichte 2 ist die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu Christi. An diesem Tag bildete der Herr Jesus Christus seinen Leib, der nach Epheser 1, 22-23 die Gemeinde ist, „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“. Man schrieb damals ungefähr das Jahr 33 n. Chr.

Gehen wir im Geist zeitlich etwas weiter in das Jahr 56 n. Chr. Der Apostel Paulus befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Ephesus und schreibt seinen ersten Brief an die Gemeinde in Korinth. Dabei blickt er eine Zeitspanne von etwa 20 Jahre zurück und schreibt dann an die Empfänger seines Briefes: „Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt“ (1. Korinther 12, 13). Paulus schreibt diese Worte an gläubige Menschen, d. h. an Personen, die sich samt und sonders bekehrt hatten und Jesus Christus in einem Akt des Glaubens als ihren persönlichen Herrn und Retter angenommen hatten. Von diesen Menschen sagt er, dass sie zu einem Leib getauft worden sind. An diesem Punkt unserer Überlegungen müssen wir die Frage stellen:


 

Wann und wie geschieht die Taufe mit dem Heiligen Geist?

 

1. Korinther 12, 13 ist die Schlüsselstelle zum rechten Verständnis der Geistestaufe. „Durch einen Geist“ bedeutet, dass der Heilige Geist das ausführende Medium ist. Luthers Formulierung: „Wir sind... zu einem Leib getauft“ lautet im griechischen Grundtext des Neuen Testamentes: „eis hen soma ebaptisthemen“, was streng formal wörtlich übersetzt so viel heißt wie: „Wir sind in einen Leib hineingetauft worden“. Die griechische Präposition „eis“ deutet die Richtung an, von wo nach wo etwas geschieht. Und das griechische Wort für „taufen“ bedeutet „ein- bzw. untertauchen“, wie unschwer aus den Wörterbüchern der altgriechischen Sprache zu ersehen ist.

Dass der Heilige Geist der Ausführende ist, haben wir schon festgestellt, aber von wo nach wo taucht dieser Geist einen Menschen ein bzw. unter? Und wann geschieht dies? Es geschieht in dem Augenblick, in dem ein Mensch seine Sünden Jesus Christus aufrichtig bekennt, Buße tut und Christus als seinen Herrn und Heiland im Glauben annimmt, so wie die Apostel und die wahre Gemeinde Jesu Christi dies seither von den Menschen aller Völker im Auftrag Gottes fordern. Im Augenblick der Bekehrung nimmt der Heilige Geist einen Menschen aus der Welt und seinem Zustand der Verlorenheit heraus und fügt ihn in den Leib Christi, in die Gemeinde, ein. Der Mensch wird sozusagen in die Gemeinde hinein- bzw. untergetaucht. Er wird in geistlicher Hinsicht ein Körperteil von Christus selbst, wie das gesamte Kapitel 1. Korinther 12 eindrucksvoll belegt. Geistestaufe und Wiedergeburt finden also zeitgleich statt und haben nichts mit einem zweiten Segen oder ähnlichen charismatischen Vorstellungen zu tun. Der Vorgang der Geistestaufe hat auch nichts mit äußeren Taufhandlungen zu tun.

 

Ein kurzer Seitenblick auf unsere Bibelübersetzungen

 

An dieser Stelle sei eine kleine Nebenbemerkung gestattet. Wenn wir wissen wollen, wie gut eine Bibelübersetzung ist bzw. wo die Übersetzer geistlich stehen, sollten wir uns u. a. ihre Übersetzung von 1. Korinther 12, 13 genau ansehen. Wer keine Wiedergeburt erlebt hat, kann mit diesem Vers nicht viel anfangen, weil ihm die geistliche Voraussetzung fehlt. Oftmals liest er fälschlicherweise die Wassertaufe oder sogar das Abendmahl in diesen Vers hinein und übersetzt ihn dann entsprechend. Es ist traurig, dass dies sogar vereinzelt bei gläubigen Übersetzern der Fall ist. Als Beleg seien folgende sakramental gefärbten Bibelübersetzungen angeführt: „Denn wir alle... sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib Christi eingegliedert worden“ (Gute Nachricht). „Wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören darum durch die Taufe zu dem einen Leib Christi“ (Hoffnung für alle). „Denn durch einen Geist sind wir alle durch die Taufe zu einem Leibe zusammengeschlossen worden“ (Menge). „Denn durch einen Geist sind wir alle durch die Taufe einem Leibe eingefügt“ (Albrecht). „Dörch eenen un densülwigen Geist sünd wi alltohoop döfft worrn, un so sünd wi dörch de Dööp een Lief worrn... Uns alltosamen is bi’t Abendmahl desülwige Geist schenkt“ (Dat Niee Testament Plattdüütsch von Rudolf Muuß, Breklumer Verlag, 1. Aufl. 1975).

Versteht man bei den Formulierungen dieser Bibelausgaben unter der Taufe die Geistestaufe, mögen sie passabel sein, doch welcher unbedarfte Leser, der von seiner großkirchlichen Tradition herkommt, tut dies? Wenn die Menschen im sogenannen christlichen Abendland etwas von der Taufe hören, verbinden sie damit sofort die Vorstellung einer Kindertaufe. Ihre Gedanken werden auf eine falsche Fährte gelenkt. Deshalb muss jeder Bibelübersetzer sein Zielpublikum sehr sorgfältig im Auge behalten. Wir dürfen die Menschen nicht in die Irre führen!


 

3. Römer 6 handelt von der Wassertaufe

 

Lassen wir im Licht des von der Geistestaufe Festgestellten noch einmal Römer 6, 3-4 auf uns wirken: „Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ „In Christus Jesus hinein getauft“ bedeutet an dieser Stelle das Gleiche wie in 1. Korinther 12, 13. Somit redet auch Römer 6 von der Geistestaufe bzw. der Wiedergeburt eines Menschen und nicht von der Wassertaufe. Der Apostel Paulus schaut auch hier auf das Geschehen als auf etwas zurück, das sich im Leben seiner Leser bereits ereignet hat.

Und dennoch würden wir unserem Text nicht gerecht, wenn wir an dieser Stelle mit unseren Beobachtungen aufhören würden. Vorgänge, die sich im geistlichen Bereich abspielen, haben nämlich oftmals eine sichtbare Entsprechung oder sichtbare Darstellung. So auch hier! Die Wassertaufe ist die bildhafte äußere Darstellung dessen, was sich im Leben eines Menschen bei der Wiedergeburt ereignet. Der alte Mensch wird in den Tod gegeben und ein neuer Mensch wird geboren, der fortan ein neues Leben in der Nachfolge Jesu führt. Das Bild, das der Apostel Paulus hier gebraucht, ist das einer Grablegung. Bei der biblischen Taufe bekennt ein Mensch in dem Moment, in dem er unter die Wasseroberfläche untergetaucht wird, dass er der Sünde gestorben ist und dass sein alter Mensch mit Christus begraben wurde.  Wenn er wieder aus dem Wasser auftaucht, bekennt er, dass er ein neuer Mensch geworden ist und von nun an in der Kraft des Heiligen Geistes für Gott leben will. Auf diesem Hintergrund konnte Paulus schreiben, dass wir „durch die Taufe“ mit Christus begraben wurden.

 

Ob Glaubenstaufe oder Säuglingstaufe ist bei Gott nicht einerlei!

 

Kommen wir in diesem Licht betrachtet noch einmal auf den kurzen eingangs dargestellten geschichtlichen Abriss zurück. Weder die römisch-katholische Lehre von der Taufe noch die lutherische Auffassung noch die Meinung führender Pietisten enstprechen der biblischen Wahrheit! Die Säuglingstaufe zerstört nämlich das in Römer 6 gebrauchte Bild einer Grablegung und das an anderen Stellen im Neuen Testament Gelehrte. Es fehlt einem Säugling der persönliche Glaube und eine stattgefunde Wiedergeburt, also die wesentliche Voraussetzung, die für eine Taufe überhaupt nötig ist. Es fehlt außerdem die ausreichende Menge Wasser, um eine Grablegung darzustellen, und es fehlt nach vollzogener Taufhandlung an einem Leben in der Nachfolge Jesu Christi. Können wir bei diesem Sachverhalt überhaupt noch behaupten, die Säuglingstaufe sei eine Taufe? Sie trägt zwar dieses Ettikett, aber es fehlt ihr der eigentliche Inhalt.

Es ist unserem Herrn nicht gleichgültig, in welcher Reihenfolge wir vorgehen, ob zuerst die Taufe und dann der Glaube oder anders herum. Durchgängig durch das Neue Testament wird uns bezeugt: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ (Markus 16, 16). Also erst der Glaube, dann die Taufe! Man lasse an dieser Stelle auch einmal Apostelgeschichte 2, 38 auf sich wirken: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“ Jeder soll sich also nach dem Willen des Herrn und seiner Apsotel selbst taufen lassen! Wenn hier an die Säuglingstaufe gedacht wäre, dann möchte ich bitte aus dem Leserkreis erklärt bekommen, wie ein Säugling das machen soll: sich taufen lassen! Wie soll er diesen Wunsch äußern? Wie soll er Buße tun? Und wie soll er glauben und seinen Glauben vor der versammelten Gemeinde bekennen?

Die hier besprochenen Dinge zu behaupten mag in den Ohren mancher Gläubigen fast wie eine Gotteslästerung klingen. Bedenken wir aber: Eine Lehre ist nicht automatisch deshalb richtig, nur weil sie von einer großen Masse von Menschen propagiert und geglaubt wird! Eine Irrlehre wird auch nicht dadurch biblisch, wenn man sie jahrhundertelang wiederholt! Maßstab für richtig und falsch kann für einen Christen nur die Heilige Schrift sein! Alle menschlichen Meinungen und Urteile müssen sich ihr unterordnen. Wenn man im Verlauf seines Lebens mit Jesus feststellt, dass man sich an einem Punkt jahrelang geirrt hat, sollte man den Mut aufbringen, eine Kurskorrektur vorzunehmen und dem Wort Gottes gehorsam zu werden. Dies gilt auch für die Tauffrage und für den Pietismus! Man sollte nicht so töricht sein, etwas Falsches nachgehends legitimieren und für sich in Anspruch nehmen zu wollen. Der Herr Jesus segnet jeden Gehorsamsschritt unsererseits, ja, erwartet diesen sogar. In diesem Licht sollte einmal Johannes 14, 21.23-24 gelesen werden: „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der micht liebt... Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.“ Es geht um die Liebe zu Jesus, um nichts weniger! Gottes Segen und Zustimmung stehen auf dem Spiel! Kirchlichen Strukturen oder Verbandsfragen ist hier keine hohe Bedeutung zuzumessen!

 

4. Die Auswirkungen des in Römer 6 Dargelegten

 

Wenn wir unseren Abschnitt danach befragen, was uns die Geistestaufe bringt, dann kommen eine ganze Reihe großartiger Auswirkungen zu Tage:

 

a) Unser alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt (V.6),

b) Wir sind mit Christus verbunden (V.5),

c) Wir wandeln in einem neuen Leben (V.4),

d) Wir sind von der Sünde frei geworden (V.7),

e) Wir werden der Sünde nicht mehr dienen (V.6),

f) Wir leben für Gott (V.11),

g) Wir werden mit Christus leben (V.8),

h) Wir werden in der Auferstehung wie Jesus sein (V.5).

 

Beim Überdenken dieses kurzen Kataloges von Auswirkungen der Geistestaufe müsste uns deutlich werden, wie grundlegend es ist, uns nicht mit äußeren sakralen Formen abspeisen zu lassen, sondern persönlich ganz existenziell zu erleben und zu erfahren, was unser Bibeltext sagt. Wir müssen der Welt vorleben, was wir mit Jesus erlebt haben und erleben. Und wir müssen ihr klar und deutlich sagen, auf was es im Leben und im Sterben ankommt! Mit sakramentalen Zeremonien, Liturgien und Traditionen kommt niemand in den Himmel! Damit kann man aber die Menschen geschickt am Eigentlichen vorbeiführen, und niemand anderes als der große Widersacher des Menschen, der Satan, hat ein Interesse daran, dass dies geschieht. Bei uns darf es das aber nicht geben! Wie wenig christliche Traditionen und Kultgegenstände helfen, zeigt auch das folgende Lebenszeugnis eines Italieners:

 

Salvatore Chessari aus Comiso, Sizilien

 

„Schon von klein auf hatte ich eine Art Beziehung zum Herrn, aber ich kannte seinen Willen nicht und wusste nicht, wie man gerettet wird. Gott sei Dank durfte ich Ihn vor drei Jahren als den Schöpfer des Himmels und der Erde, den Gott der Bibel kennen lernen. Fast fünf Jahre lang habe ich Ihn gesucht. Mir wurde bewusst, dass in mir eine Leere war, die ich weder mit körperlichen noch mit materiellen Dingen ausfüllen konnte.

Nach aller Arbeit, die mich stark an die Familie band, ging ich regelmäßig auf einen Berg, um Gott zu suchen. Ich habe so gebetet, wie ich es in der katholischen Kirche gelernt hatte. Drei oder vier Stunden lang blieb ich im Gebet, bis in die Dunkelheit hinein. Später kaufte ich mir eine Bibel. Ich las sie, verstand aber nicht, was der Herr mir sagen wollte. Ich war immer traurig, weil ich spürte, dass mir etwas fehlte. Ich sagte zum Herrn: ‚Herr, ich komme jeden Tag hierher, aber du offenbarst dich nicht. Siehst du nicht, dass ich leide? Ich habe eine Familie, eine gute Arbeit, aber ich begreife nicht, was mir wirklich fehlt.’

Eines Tages goss es in Strömen, und ich blieb im Auto sitzen. Wütend sagte ich zum Herrn: ‚Wenn du dich mir nicht zeigst, komme ich nie wieder hierher, um dich zu treffen.’ Ich wusste nicht, ob ich dabei vor Freude oder vor Wut weinte. Dann ging ich traurig nach Hause. Ich hatte geglaubt, der Herr würde sich in einer Vision zeigen, und das war nicht geschehen. Ich ruhte mich aus, las in der Bibel und in einem Heft, wo berichtet wurde, dass Leute ihre Magiebücher verbrannt hatten. Ich begriff, dass sich der Herr nicht in religiösen Bildern oder Figuren finden lässt und sich nicht in Visionen zeigt. So nahm ich alle Bücher, Bilder, Figuren und warf sie in den Müll. Ich spürte, dass die Leere in meinem Herzen verschwunden war und ich mich stattdessen voller Freude, Ruhe und Glück fühlte. Tag für Tag sprach der Herr zu meinem Herzen, bis er mir seine Rettung und Gnade zeigte. Ich habe mich Ihm ganz hingegeben, um sein Kind zu werden und ewig mit ihm zu leben. Für all das danke ich Ihm und liebe Ihn“ (WEM Nr.4 Juli/Aug. 2001, S.3. West-Europa-Mission e. V., Postfach 2907, 35539 Wetzlar).

 

Zusammenfassung

 

Fassen wir unseren Bibelabschnitt abschließend noch einmal in einigen prägnanten Sätzen zusammen! Dreh- und Angelpunkt der Darlegungen des Apostels Paulus ist die Wiedergeburt bzw. Geistestaufe. Die Wassertaufe ist deren Darstellung nach außen hin, ein Bekenntnis dessen, was innerlich geschehen ist. Sie ist nicht das Medium selbst. Als Wirkung der Geistestaufe lebt der Mensch fortan ein neues Leben mit Jesus Christus und dient nicht mehr der Sünde. Sein Ziel ist die ewige Herrlichkeit im Himmel.

„Drum aufwärts froh den Blick gewagt und vorwärts fest den Schritt! Wir gehn an unsers Meisters Hand, und unser Herr geht mit!“ (August Hermann Franke, 1853-1891).