Die drei johanneiskhen Briefe Mit einem vollständigen theologischen Commentare VVU Dr. Iris-»Ist. Yüflerdieclisp Pastor zu Schwiecheldh der historisch-theologischen Gefellschaft zu Leipzig ord. MitgL Ztpeiten Bandes erste Lieferung, den Coinmentat zu 1 Joh. ll, 29 — V, 5 enthaltend Göttingen, Verlag der Dieterichschen Buchhandlung. l854. « - « « «- 1 tin-S kI.»if««."--» It Der zweite Haupttheil des Briefes. 11,"29——v, 5. In der Gemeinfchaft der Gläubigen mit dem Vater und mit seinem Sohne Jefu Christo beruht die Freude, die Zuver- sicht, das Leben derselben; denn wer den Sohn hat, der hat auch den Vater, weil er den hat, in welchem das ewige Leben selbst nach dem Liebeswillen des Vaters erschienen ist. Darum hat das ganze Schreiben des Apostels keinen anderen Zweck, als den, die geliebten Leser in jener seligen Gemeinschaft mit Gott immer völliger und sicherer zu gründen und zu bewahren (1, Z. 4. V,13). Mit Gott aber, welcher Licht ist und in welchem gar keine Finsternis ist, kann nur derjenige Gemein- schaft haben, welcher im Lichte und nicht in der Finsternis wan- delt· So mußte Johannes im ersten Haupttheile seines Briefes zeigen, worin unser Lichtwandel besteht. Wenn aber an die Spitze des zweiten Haupttheiles dieWahrheit gestellt wird, daß Gott gerecht ist, so ist hier von denen, welche mit dem Vater und dem Sohne Gemeinfchaft haben wollen, zu fordern, daß sie gerecht seien, daß sie die Gerechtigkeit thuen, welche als das Wesen des Vaters der im Fleische erschienene Sohn durch feinen vorbildlichen Wandel allen Kindern Gottes dargestellt hat (Il, 29. Hi, Z. 7. Vgl. M, 16. W, 9fll.). i Jndessen spricht der Apostel den Grundgedanken seines zweiten Haupttheiles nicht so einfach aus, wie den des ersten Theilesz deshalb erscheint auch die paränetische Entfaltung def- selben von vornherein um so schwieriger, je reicher und man- ll. l 2 1 Ich. 1I.29 — v, s. nigfaltiger die sogleich in Bewegung gefetzten Vorstellungen sind. Aus dem durchaus einfachen Hauptsatze des ersten Theiles (I, 5), daß Gott Licht und keinerlei Finsternis in ihm sei, ergab sich mit der größten Leichtigkeit, daß es nur ein liignerisches Vor- geben sei, wenn man in der Finsternis wandele und dabei be- haupte, mit Gott Gemeinschaft zu haben (I,6)z und so war es gegeben, jener Lüge und jenem Wandeln in der Finsternis den wahrhaften Lichtwandel der Gläubigen entgegenzustellen und die- sen als die Bedingung der Gemeinschaft mit Gott und alles dessen, was hierin liegt (I,7 sll.), zu schildern. Dagegen finden wir sogleich an der Schwelle des zweiten Theiles (II,29) eine Vorstellung, welche man nicht ohne Verwirrung zu machen mit jener von der Gemeinschaft mit Gott (I, 6 fll.) vertauschen darf. Johannes sagt: weil Gott gerecht ist, darum ist jeder, welcher die Gerechtigkeit thut, aus Gott geboren (lI, 29), ist Got- tes Kind (III, I. 2). Gewiß ist in der Gotteskindfchaft die Gemeinschaft mit Gott enthalten — quae propior necessitudm quam ülialis? (Bengel zu III,1) —, aber jene Vorsiellung ist weit reicher und concreter, als diese. Einerseits nämlich weist uns die Vorstellung von unserer Gotteskindschaft auf eine noch zukünftige Herrlichkeit hin, indem wir als Kinder Gottes un- mittelbar das Anrecht auf das ewige Erbtheil haben (III, 2), welches wir hoffen (Ill,3)z andererseits aber greift das Johan- neische Z; weisen; »Es-ums« (ps.) ebenso ausdrücklich in die Vergangenheit zurück, nämlich auf die That der göttlichen Liebe, welche uns, die wir nun Kinder Gottes sind, zu sol- chen gemacht, wiedergeboren (Joh. Z, 3sll.) und aus dem Tode in das Leben versetzt hat (III,I4. V, 11). So leuchtet schon hier ein, wie wenig genügend de Wette den Hauptgedam ken des Abschnittes II, 29 - III, 18 angiebt, indem er sagt: »der Apostel beginnt wieder mit dem Grundsatz« daß die Ge- meinschaft mit Gott, wofür er jetzt den Begriff der Kindschaft braucht, durch Sittlichkeit bedingt sei.« Wenn nicht deWette nachher ausdrücklich bemerkte, daß hier der Begriff der Sitt- lichkeit oder des wasch« ers» ckissoczoauwyw »Natürlich ein christlicher sei und die Wiedergeburt vorausfetze,« so würde er Evas-»aus» copi- «! Ich. lI, 29 —- V, s. Z sieh nicht von Semler unterscheiden, welcher das bloß menschliche Streben nach sittlirher Bollkommenheit als Bedin- gung der Gotteskindschaft hinstellt, indem er II, 29 umschreibt: Ouoclsi nunquam oblivisoimini, —- quunta sit in Deo moralis pekkectjo, —- baut! satte ignorare p0lestis, unutnquemque spujuscnnque genlis sit), qui et ipse studet hanc perseclionem Dei sno tnoclulo sequi ex Dei quasi esse prosapisk Aber getrübt erscheint der Zusammenhang der apostolischen Gedan- ken auch bei de Wette. Nicht als »Bedingung« unserer Got- teskindschaft fordert Johannes von uns »Sittlichkeit,« und nicht »vorausgefetzt« wird dabei, daß diese christliche Sittlichkcit auf die Wiedergeburt sich gründez sondern von der Sittlichkeitz welche gegenwärtig sich bethätigt Qui; ö Zion-Ja- sujp ils-»w- a»"»»-), schließt der Apostel zurück auf die schon vorher ge- srhchene Wiedergeburt Es· arise-w ykyå4-i-ø;2o«), deren Erweisung und Erprobung also in demThun der Gerechtigkeit angeschaut und gefordert wird. Denn die an uns geschehene Geburt aus Gott, der gerecht ist, hat ein wirkliches neues Leben in uns gegründet, und dieses muß sich auswirken und bethätigen durch unser Thun der Gerechtigkeit, so gewiß Gott gerecht ist, aus dem wir geboren worden sind; wir müssen uns heiligen, gleichwie Christus, durch welchen wir unser neues Leben haben (lV, 9. V, II. 20), heilig ist, gerade weil wir die Hoffnung haben, welche uns als Kindern Gottes eigenthüriilich zukömmt (lll, 3); wir sündigen nicht, gerade weil wir aus Gott gebo- ren worden sind und weil der göttliche Samen, welcher unser Kindesleben trägt, in uns bleibt (lll, 9). Und wenn insbe- sondere Gottes Wesen als Liebe betrachtet werden muß, so cr- weist sich auch die an uns geschehene Geburt aus Gott dadurch, daß wir Gott lieben, welcher uns zuerst geliebt hat (lV, 10), welcher uns gezeugt hat (V, 1), und deshalb auch die Brüder lieben, welche gleich uns aus Gott geboren worden sind W, l. lll, 14). Johannes sagt also nicht, durch unsere Sittlichkeit sei unsere Gotteskindschaft bedingt, sondern umgekehrt auf unsere Kindschaft gründe sich unsere Sittlichkeitz daß wir aus Gott l« Evssilxkksss copy 4 l Ich. U, 29 «—- V,-5. geboren worden und wirklich Gottes Kinder seien, rnüße sich nothwendig durch unser Wandeln im Lichte, durch unser Thun der Gerechtigkeit erweisen. Denn nur unter dieser Bedingung bleiben wir in Gott und bleibt er in uns (W,16· Ill,24) oder haben wir Gemeinschaft mit Gott (l,3. 6sll.). Dabei aber ist im Sinne des Johannes durchaus sest zu halten, daß wir nur kraft unserer Gotteskindschast die Gerechtigkeit thun können, welche die Bedingung unsers Bleibens in Gott ist. Johannes sagt ebenso bestimmtt »wer Gottes Gebote hält, der bleibt in ihm« (III,24), wie er behauptet: -jeder und nur derjenige, welcher in ihm bleibt, sündigt nicht« (Ill, 6. 9. V,18). Nämlich auf der Liebesthat Gottes, welcher uns wiedergeboren hat (Ill, 2.9. IV,9·fll. V,l u. s. w.), welcher uns seinen Geist gegeben hat (lll,24. W, 14), welcher uns das ewige Leben ver- liehen hat (V,11. lll,14. W, 9), oder wie es sonst Johannes ausdrücken mag, daß wir aus Gott geboren worden sind (ll, 29. lll,9. W, 7. V,1), auf jener an uns vollzogenen That Got- tes, durch welche wir nun Kinder Gottes sind (Ill,1. Z. 10. Vgl. IV,4fll.), beruht ganz und gar unsere Verpslichtung und unsere Tüchtigkeih als Kinder Gottes zu wandeln und in der Hossnnng des noch zukünftigen Erbes (Ill, 2. Z) überhaupt die Gerechtigkeit zu thun und insbesondere die Liebe zu üben, welche wir, die Kinder Gottes, als das Wesen unsers Vaters erkannt, gesehen, geliebt und an unserm eigenen Leben erfahren haben (Ill, 6. 16. W, 6fll. 16. V, II. 19. 20). Aber die paränetische Tendenz des Grundgedankens, wel- cher den zweiten Theil des Briefes beherrscht, leitet den Apostel wie im ersten Theile an, auch die Kehrseite der Sache ins Licht zu stellenz denn ebenso gewiß wie durch das Thun der Gerechtigkeit die Kinder Gottes als solche sich answeisen, muß das Thun der Sünde ein Kennzeichen derjenigen sein, welche nicht aus Gott geboren worden sind, welche nicht ans Gott, sondern aus der Welt, nicht Kinder Gottes, sondern Kinder des Teufels sind (l1l, 8. 10. 12. W, 5). Dieser Gegensatz, welcher in dem positiven Hauptsatze ll, 29 schon eingeschloßen ist, wird von dem Apostel, welcher einen durchschlagenden Ge- 1 Ich. u, 29 — v, s. 5 danken in Satz und Gegensatz ermahnend und warnend zu entwickeln liebt, sogleich ausdrücklich hervorgehoben (III, I til-i vors-so e; »He-»or- mJ Yes-»Juris- DJsccaZY Z» ou» esse-w aus-ist«) und gleichsam in das eben ausgezogene Gewebe als integriren- der Bestandtheil eingeschlagen. Für den ersten Haupttheil war das negative Element, welches in warnender Polemik sich auszusprechen hatte, in dem zweiten Gliede des Themas selbst ausdrücklich angelegt (ieoei onus-is)- åas arti-ca? ou« Zeiss« oürfezria I, 5) und bestimmte deshalb dort (l, 6) den ersten Schritt auf der durch das Thema eröfsneten Bahn. Dagegen enthält das Thema des zweiten Haupttheiles (ll, 29) allerdings keine ausdrückliche Hinweisung aus die der Gerechtigkeit der Kinder Gottes entgegengesetzte Ungerechtigkeit derjenigen, welche nicht aus Gott geboren worden sind, fehlen aber kann und darf die- ser Gegensatz in der johanneischen Paraklese durchaus nichtz darum wird derselbe in die erste dialektifklse Bewegung, in welche der Hauptgedanke eingeht, sogleich aufgenommen (lll, l) und zwar als ein innerlich und wesentlich zugehöriger (()’»x" Iowa) markirt. Der Gegensatz selbst aber, welchen Johannes zwischen Gott und der Welt oder dem Teufel, als dem Fürsten derselben denkt, und dessen ethische Bedeutung er an den Kin- dern Gottes und den Kindern des Teufels nachweist, ist schon aus dem ersten Haupttheile des Briefes (vgl. besonders II, 14 sll.) bekannt. Alles, was Sünde heißt (lll, 4. 8), ins- besondere Bruderhaß (Ill, 12 sll. IV, 2 sll·), Unglaube (IV, B. Vgl. lIl, 23), und Tod (lll, 14. Vgl. V, 10 sll.) —— das ist das Wesen der Welt, und demgemäß stellen sich auch die, welche aus der Welt, aus dem Argen sind, die Kinder des Teufels im Gegensatze zu den aus Gott Geborene-n dar. Gleichwie die Kinder Gottes ihre Geburt aus Gott durch das Thun der Gerechtigkeit erweisen, weil jene der lebendige Grund von diesem ist, wie sie insbesondere das Leben, welches sie im Glauben an den im Fleische erschienenen Sohn Gottes vom Vater empfangen haben, durch Liebe zu Gott und zu den Brüdern bethätigen, weil Gott selbst, aus dem sie geboren worden sind, Liebe ist und sie zuerst geliebt hat: so zeigen die 6 l Joh. il, 29 -— V, S. Kinder der Welt durch ihr Sündigen überhaupt und durch ihre Lieblosigkeit insbesondere, daß sie Gott nicht gesehen und nicht erkannt haben (Ill, 6. IV, 8). Sie bleiben im Tode (lII, 14), denn sie haben den alleinigen Mittler des Lebens nicht angenommen; sie hören nur solchey welche aus der Welt redend das ihnen Verwandte verkiindigen (lV, 6), während sie die Zeugen der göttlichen Wahrheit nicht kennen und nicht hören, sondern haßen und verfolgen All, 1,13. W, 6). Also gerade die Wahrheit, welche im Glauben aufgenommen und bewahrt, der göttliche Samen ist, aus dem die Kinder Gottes geboren worden find,- wird von den Kindern der Welt ver- worfen; diese hören auf die Lüge des Teufels, lassen fich verführen von dem Geiste des Antichrists, welcher durch falsche Propheten redet (IV, 3), und so können sie nicht zu der Erkenntnis des Vaters und des Sohnes (V, 20. Vgl. ll, 20 f1l.) gelangen, in welcher die aus Gott Geborenen die Kraft der Heiligung, den Drang der Liebe, den Sieg über die Welt (V,4. 5), die Hoffnung des künftigen Erbtheils, kurz das ewige Leben selbst empfangen haben. Cap. II. V. 29. «Ecir- »Es-M» z« Klub-»F§ Form, yet-Ostens Z« Hase: CI note-II- snsw Jena-»oui«»- åx ers-rot? ysyk«-»I-7;«cac. Cap. III. V. I. "lr)«.ss« now-»Th- eZyoinyas Röcke-»m- øZxiiw e; was-A) Iw- sräzewa Brot; srZøyäaZussa im! Herz-Er. ais-i »wes-so rJ ssöoxcoc ou« ywerszosskz sszufg Z» ou·- Zypw bit-Erd« V. L. YOU-»Hei, »si- sråupor Jst-J Zuerst» rmi oiirrm Hex-a— wsgasxfsy w« Hostie-Ja. nickt-txt»- («)«-«, sei» cxsoesyspsuiss Zxsorm MJTYI åoö,s.rssJoe, Z« öxliöxrssfa unsres» soc-Jerus- Eos-». V. Z. Kur) Hei; e; Exem- Tøjp EIN-IF« Tausch» Fa· ers-ca? riywfgxr ärrrisxdw gerät-Je: Hierin-OF Xywög Hans« Nur an zwei Stellen (lll,1. ieaå Eos-Ei« V. Z. ofckoexckig ohne Its) kann die Richtigkeit dieses Textes, wie Tischendorf und Lachmann denselben edirt haben, zweifelhaft scheinen; freilich auch da nicht aus diplomatischen Gründen, sondern wegen exegetiseher Rücksichten. In il, 29 kommen nur unbedeu- tende Varianten vor. Das ist«-zu, welches sich hier bei A, nichreren Minuskel-Handschristen, der koptischen und Erst-ist«»- copy I Seh. n, 29 re— tu, s. 7 tithiopischen Übersetzung und in der Complutensischen Recension findet (vgl. Wetstein), ist nicht einmal in die Rceepta übergegangen. Die Bariante ist offenbar aus dem Eile» Hi, l, statt dessen wiederum eine Handschrift bei Mat- thäi stets« hat, entstanden. s— Falsch ist ferner das nat, welches vor ewig— ö etwas» bei AS, einigen Minuskelm Über: setzungen und in alten Editionen, jedoch nicht in der Rerepta, steht. Es fehlt in B. Von den Kritikern ist es mit Recht als ein Jnterpretamenh welches das logische Verhältnis von y«-. Eis« Hei: e? Horai» c. eins. zu dem vorhergehenden elf-artig Fern» markiren sollte (vgl. Il,6. 1V,11 u. a. St.), verworfen. Aus demselben Jnteresse ist das im; vor Seien-o; V.3 in der Bulgata und der syrifchen Version (Mill) hervorgegan- gen. — Durch die besten Handschristen ist die Lesart ysyäisp -«-;-««, welche auch durch die authentische Interpretation dcs Apostels selbst vorausgesetzt wird (vgl. V. 9. V,1), geschiitzt Die Variante Yes-Zehen« welche öfter vorkömmt (vgl. z. B. Hebt. s, 4)-, beruht aus einem Versehm An unserer Stelle sindet sioh das irrthümliche ysyåwszscax nur in wenigen unbe- deutenden Handschristen und dem Spur. Erasmus hat es in zwei Ausgaben.— In 1I1,1 steht dem Röslein-«- bei Bc das Leim-is» bei A gegenüber. Die Editoren haben sich sammtlich für jene Lesart entfchieden -—— Anstatt der richtigen Lesgrt Wen, welche von Ac bezeugt und durch den Zusam- menhang des Textes bestätigt ist, findet sich die Bariante ist-ji«, für welche Lachmann sogar den Codex B anführt. Die Variante wird, wie das »Ja-Les, welches einige unbedeutende Zeugen hinter yet-»Ja»- haben, ein Schreibfehler sein.— Die Worte w) setz-äs- gehören, wenn man die Zeugen fragt, un: zweifelhaft in den Text. Nirgends wird eine Handschrift oder eine alte Übersetzung genannt, in welcher die Worte fehlten. Die Bulgata hat dieselben, wenn auch falsch verstanden, in ihrem et simus bewahrt. Aber schon Era sm us erklärte die beiden Worte für einen Zusatz, welcher deshalb gemacht zu sein scheine, weil man den bloßen Namen der Gotteskinder für nicht genügend gehalten habe. Es war natiitlich, daß das 8 l Ich. il, 29 —- V, 5. et sitnus in demselben Maße iiberflüfsig erschien, in welcheni man das »An-Iehren eben nicht als ein bloßes Genanntwerdem sondern so verstand, daß dieses auch die Vorstellung des wirk- lichen Seins einschloß. So wurden die Worte ssal sogen, welche man sonderbarer Weise fortwährend in dem Sinne der Vulgata interpretirte, von den protestantifchen Auslegerm Luther, Calvin und Beza an der Spitze, verworfen, wah- rend die katholischen Ausleger an dem Texte der Llkulgata festhalten mußten. Es konnte daher nicht viel bedeuten, wenn H. Emf er in seiner Übersetzung des N. T» worin er anzeigen wollte, »wir M. Luttherus dem rechten Text seines Gefallens ab- und zugethan« (Cöln I529), auch an unserer Stelle die Lutherische Übersetzung als gefälscht notirte. Indem Luther das et simus der Vulgata wegließ, sprach er ein kritifkhes Urtheil aus, welches aus jener falschen Exegese sich nothwendig ergab. Man vermuthete, daß das im) For-äs- V.1. aus V.2 zugesetzt sein möchte. Schon in Augustins Anmerkung (Nam qui vocaniur et non sont, quid pkodest iilis nomen? Verum bio ioquilur iie nomine quer! a Deo iribuitutz hic no» est disk-singen inter- riici ei! esse) erscheint jenes kritisrhe Urtheil gleichfam präformirt Auch bei den Editoren bewirkte das exegetische Vorurtheil eine constatite Ungunst gegen die Worte im; Zur-By. Die Rerepta ließ sie weg. Griesbach würdigte sie trotz der diplomatifchen Beglaubigung nicht einmal einer Empfehlung. Erst Lachmann und Tischendorß welcher jedoch in seinen Editionen schwankt, wagten es, die Worte wieder in den Text zu schreiben, in welchem dieselben auch, richtig ausgelegt, wohl berechtigt sind. —- V. 2. Die Variante Z, s« oder Z« Hexe-». welche sich bei Mill und Wet- stein findet, ist ein schlechtes Intcrpretament Ebenso scheint das Mk, welches hinter ist«-fu«» in der Recepta und den meisten Ausgaben steht, zugefetzt, um das innere Verhältnis der Satzglieder zu inmitten. Ähnliche Zusätze siuden sich l, 9 (c)«3 Wetstcin) ll,24 (m3-) lll,6 («al) lll,8 M) lV,6 (;-o2p). Mit Recht haben Lachrnann und Tischendorf das cis ge- siricheiy welclmn ABC, Vulg. u. a. entgegenstehm — V. Z. 1 Ich. u, 29 — tu. s. 9 Die Varianten s» »den; und s« ais-sein, anstatt der richtigen Lesart s'-r’ aus-as, stellen srch gegenseitig als leichte Verwechs- lungen dar. — Daß mit dem letzten Verse des zweiten Capitels ein neuer Gedankengang beginnt, haben, mit Ausnahme von Aretius und Rickli (vgl. Bd. I. S. 232 sIl.), alle Ausleger anerkannt; viele, unter ihnen auch Luther in seinen Scholien, rechnen deshalb ll,29 als ersten Vers von Cap.lll. Auch Lücke weicht wenigstens insofern von Rickli ab und rorrigirt still- schweigend die zu il, 12-14 gebilligte Abtheilung, als er jetzt nicht schon mit H, 28, sondern erst .mit II, 29 »die dritte Hauptermahnung« beginnen läßt. Aber wenn auch ll, 29 die »Einleitung« (Benson) oder ,,gleichsam der Text« zu einem -neuen Vortrage« (Steinhoser; vgl. S. G. Lange) ist, so fragt es sich doch, ob der hier beginnende neue Abschnitt ohne eine innere Verbindung, ganz von vorn anfangend und für sich stehend, dem ersten Theile des Briefes hinzugefügt werde tB eza, Benson, Steinhofey Baumgarten-Crusius), oder ob nicht vielmehr irgendeine Vermittelung stattsinde und der neue Brieftheil in einem innern Zusammenhange mit dem eben ab- gesehloßenen Theile erscheine. Die meisten Ausleger sind dieser Ansicht gewesen, welche der Text selbst schon dadurch an die Hand zu geben scheint, daß il, 29 kein ausdrückliches Subjekt genannt wird. Dazu kömmt, daß, während It, 28 mit einer Hinweisung auf das zukünftige Gericht abgefchloßen wurde, an die Spitze des neuen Abschnittes der Begriff der Gerech- tigkeit gestellt ist. So war es natürlich, zumal da man nicht genug beachtete, daß in dem ckinacög so« V. 29 keineswegs von der richtenden Funktion der göttlichen Gerechtigkeih wie V. 28, die Rede sei, daß die Frage nach dem innern Zusammen- hange zwischen ll,29 sit. und dem Vorhergehenden häufig in un- mittelbarer Verbindung mit der Frage nach dem Subjerte in II, 29 beantwortet wurde, und daß viele Ausleger, welche in dem Gedanken, daß wir bei dem zukünftigen Gericht (ll, 28) nur bestehn würden, wenn wir durch das Thun der Gerechtigkeit dem gerechten Richter genügt hätten, den llbergang von It, com; »» 10 l Ioh. ll, 29 —— V, 5. 28 zu V. 29 fandemdemgeniäß auch das Subjekt in ll,29 be- stimmten, nämlich nicht auf »Gott-«, sondern auf den ll,28 als zukünftigen Richter bezeichneten »Chrislus« das clfnaresg sen« ll,29 bezogen (Augusticr, Beda, C. a Lapide,Tirinus, Calvin, Calov, Aretius, S. Schmidt, Speney J. Lange, Bengel, Liicke, Mayer). Aber diese Subjects- bestimmung in den Schlußworten von V. 29 HF wären? ykyxvs vix-so« zu halten, ist höchst schwierig, wenn nicht uninöglichz denn nirgends in der Schrist, auch nicht in den von Calov (Jes. 9, 6) und Spener angezogenen Stellen (Jes. 53, il. Pf. 110, Z. Matth. 9, 2. Joh. 13, 33. Hebt. Z, 17), wird von ei- ner Geburt aus Christo, vielmehr iiberall von der Geburt aus Gott, so daß die Glciubigen als Gottes Kinder und zwar durch Christum (Joh. 1,12).erscheinen, geredet· Am Schluße des Verses, und noch bestimmter in Ill,1 fll., wird deshalb von allen jenen Auslegern die Subjectsvorstellung »Chrislus« unwillkühr- lich in die Vorstellung »Gott« umgesetztz nur Lücke will mit Nickli ausdrücklich scheiden und bei dem die-artig Los« an «Christus«, dagegen bei dem BE ais-m; yeyässessysac an »Gott« (c3 via-»Ja l1l, 1) denken, eine Scheidung, welche, indem sie den innern Organismus der Gedanken zerreist, deutlich zeigt, wie sehr im Grunde jenes unsichere Schwanken der übrigen Aus- leger dem Texte zuwider ist. Darauf beruht ja die ganze Aus- führung des Apostels, daß der -gerecht« Genannte wirklich iden- tisch ist mit dem, aus welchem geboren zu sein jeder, welcher die Gerechtigkeit thut, sich rühmen kann. Indessen ist mit der Ansicht, daß V. 29 eine andere Sub- jectsvorstellung im Texte liegt, als V. 28, keineswegsdie Nothwendigkeit gegeben, jede innere Verbindung zwischen dem mit V. 28 abgeschloßenen und dem mit V. 29 neu beginnen- den Theile zu leugnen. Selbst die Vorstellung von dem Ge- richte, in welchem wir nämlich nur, wenn wir die Gerechtig- keit thun, bestehn werden, könnte den Übergang vermitteln, wenn auch V. 28 «Christus« als Richter dargestellt und B. 29 »Gott« als der Gerechty aus welchem die Thäter der Gerech- tigkeit geboren worden sind, gedacht wäre. Jn dem letzten l Joh. II, 29 -—- lll, Z. 11 Sinne haben auch wirklich die Griechen, N. de Lyra, Sorin, Schlichting, Episrop, Whitby, Fachmann, de Wette, Sander u. a. geurtheilt. Als Lohn der Treue, sagt Qecumenius, sei uns V. 28 die weiss-Jota bei dem künf- tigen Gerichte vorgehalten; darum folge V. 29 die Anweisung, daß wir durch das Thun der Gerechtigkeit jenen Lohn erringen. Aber so kann der Apostel den Übergang zu V. 29 nicht wohl gedacht haben, weil er ja in dem ganzen ersten Theile feines Briefes die Bedingung für unser Bescehn im Gerichte, worauf er V. 28 abschließend hinwies, entwickelt hatte, indem er näm- lich den Lichtwandeh mit allem, was dazu gehört, namentlich das treue Beharren in der Wahrheit, das Bleiben in Christo, gerade als jene Bedingung darstelltr. Wenn Ihr im Lichte wandelt und so in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne bleibt, unbeirrt durch die Lüste und Lügen der Welt, so werdet Jhr einst vor Christo bestehn! Das ist der völlig in sich selbst abgeschloßene Gedankengang des ersten Theiles Also kann der Apostel nicht V.29 darauf ausgehn, die Be- dingung für eine V. 28 eröffnete Hoffnung darzustellen. Viel- mehr erscheint V. 28 als der kräftige Abfchluß der apostoli- schen Paraklese, welche von der Forderung des Lichtwandels ausgehend sich endlich zu dem seligen Ziele (Z'«-a. V. 28) in hoffnungsvoller Verheißung erhebt. Auf der gewonnenen Höhe hält sich aber der Apostel im Beginne des neuen Abschnittes. Jetzt geht er aus von der Anschauung der künftigen Herrlich: keit der Kinder Gottes (ll,29—lll, Z) und steigt gleichsam herab zur Darfiellung und Forderung der Gerechtigkeit derje- nigen, welche eine solche Hoffnung haben (V. 3). Somit scheint uns ein richtiges Moment in jener von Oecumenius und den meisten Auslegern vertretenen Ansrcht zu liegen. Die Verbindung von V. 28 und V. 29 fll. wird allerdings durch die Vorstellung von dem künftigen Gerichte, oder richtiger von unserm Bestehn in jenem Gerichte « und von unserer Kin- deshoffnung auf das Kindeserbq wie es im Anfange des neuen Abschnittes heißt — getragen; aber nicht entwickelt Johannes V. 29 fll. die Forderung unserer Gerechtigkeit als die Bedin- 12 1 Ich. It, 29 — v, s. gung der B. 28 vor-gehaltenen Hoffnung, sondern die V. 28 schließlich vorgehaltene Hoffnung wird beim Beginn des neuen Abschnitts festgehalten, erscheint hier aber in neuer Fassung und als Ausgangspunkt für die nachfolgende Paraklefe Schon B. 29 liegt die 1ll,1. 2 so besticnint und herzlich ausgespro- chene Hoffnung in den Worten JF arise-i) y»-.s«»s-s,-ru«. Es ist eben dieser Begriff der Kindschast (ll,29. lll,1), welchem die V. 2 dargelegte überaus herrliche Hoffnung (·c. Eint-la Haus«»- B. Z) wesentlich immancnt ist. Manche Ausleger sind bei der Bestimmung der innern Verbindung von ll,29 sll. mit dem vorhergehenden Abschnitte in einen mehr oder weni- ger unlebendigen Schematismus gerathen. Am wenigsten ent- spricht der Anlage des Briefes was Estius und J. Lange gesagt haben, daß nämlich der bisherigen Schilderung der Antichristen das Bild der Kinder Gottes entgegengestellt werde. Luther, mit welchem Spener übereinkömmh meinte, daß Johannes, nachdem er im ersten Theile vom rechten Glauben gelehrt habe, in dem jetzt nachfolgenden zweiten Theile von den nothwendigen Früchten des Glaubens handele (vgl. auch Calvin). Wie sehr aber diese Disposition aus der Dogmatik iibergetragen ist, zeigt sich deutlich darin, daß Luther (in den Scholien —- in Ausleg. I und Il bleibt er bei dem unmittel- baren Tale) den mit II,29 beginnenden Theil charakteriscrh alter-a par-s mir-us principal-is et lamen neoessaria de Ope- rjbus et justjtja coram hominihus Mehr Schein kann die sei-on von Steinhofer, neuerlich auch von Rickli und Neander, vorgetragene Ansicht haben, daß Johannes jetzt zeige, wie das vorher geschilderte treue Bleiben in Christo sich nothwendig in der Heiligkeit des Lebens und im Thun der Gerechtigkeit darzustellen habe. Aber auch diese Ansicht setzt eine Gedankenverbindung, welche im organischen Zusammen- hange des Textes nicht nur nicht angedeutet ist, sondern viel- mehr deshalb als textwidrig erscheint, weil in dem ll,29 aus- gesprochenen Thema ein neuer Gedanke eingesetzt und aus- drücklich (vgl. IIl,3) als die hofsnungsreiehe Grundlage für die nachfolgende Forderung unserer Heiligung und unsrer Ge- l Zoll. U, 29 s— III, s. 13 rechtigkeit behandelt wird. Denn im Zusammenhange des Textes gründet Johannes nicht auf unser »Bleiben in ChristM unser Thun der Gerechtigkeit, sondern darauf, daß wir »aus Gott geboren sind« nnd als »Kinder Gottes« eine unaussprech- lich reiche -Hoffnung« haben. Freilich sind wir nach Johan- nes nur dadurch Kinder Gottes, daß wir in Christo sind, und hieraus ergiebt sich der wesentliche Parallelismus zwischen dem ersten und dem zweiten Theile des Briefes (vgl. Bd. l. S. XXL XXXJz aber die beiden Vorstellungen dürfen nicht dem Texte zuwider mit einander vertauscht, nicht ihrer leben- digen Eigenthümlichkeit beraubt werden« Man kann sagen, daß der erste Haupttheil des Briefes eine mehr synthetische, der zweite Theil dagegen eine mehr analytische Anlage zeigt. Dort schließt der Apostel, nachdem er das Wandeln im Lichte als die Bedingung unserer Gemein- schaft mit Gott entwickelt hat, mit der fröhlichen Hoffnung, im zukünftigen Gerichte zu bestehn, ab (ll, 28); im zweiten Theile dagegen bestimmt der Apostel von dem herrlichen Ziele aus, nach welchem die Hoffnung der Gläubigen hinstrebt, gleichsam den Weg, welcher dahin führt. Im Wesentlichen beginnt also der zweite Theil mit dem Gedanken, bis zu wel- chem der erste Theil schließlich sich erhoben hatte. So tritt eine innere Zusammengehörigkeit der beiden einem und dem- selben Zwecke dienenden (I, Z) Theile, ein wirklicher Übergang von dem einen in den andern hervor, und so erscheint auch gerade die Art und Weise, wie der Apostel ll, 29 die konkrete, lebcnsvolle Vorstellung, welche den zweiten Theil feiner brief- lichen Paraklese tragen soll, einführt, völlig klar und treffend Man hat es niimlich aussallend gefunden (Liicke, de Wette) daß V. 29 nicht umgekehrt geschrieben sei: ewig· o« ysyewrk xiänog S« rot? Dem) works »Je- sF«-se)«oo-««-7,-r-, hat sich aber die srheinbare Schwierigkeit dnrch die Bemerkung gelöst, daß »der Apostel von,der Gerechtigkeit Gottes ausgehe und deshalb der Begriff des ice-««- -. Dei-«, welcher natiirlich ein christlicher sei und die Wiedergeburt voraussetzh den der Kindschaft ver- mitteln Muße« (de Wette), oder, wie Lücke sagt, daß »Jo- Evzsuscksks so» 14 1 Ist» u, san— v, s. hannes nach lll,1 sll. zunächst die Absicht zu haben scheine, in seinen Lesern das Bewußtsein der Kindschaft Gottes durch Christum zu erwecken und zwar von Seiten ihres allgeineinen sittlichen Grundes und Inhaltes-« Jene scheinbare Schwie- riigkeit zu sinden, hatte man insofern eine Beranlaßung, als ohne Frage Johannes nur bei denjenigen ein »Thun der Gerechtigkeit« (ll, 29), ein »Sieh-Heiligen« All, S) aner- kennt, welche wirklich schon aus Gott geboren worden sind. Dies an sich ganz richtige Moment meint de Wette, indem er sagt, daß der Apostel, welcher das Thun der Gerechtigkeit fordert, »die Wiedergeburt voraussetze,« und in dieser Bezie- hung stehen Lücke und de Wette gerade mit ihrem Beden- ken auf einer Grundwahrheit, welche namentlich den katholi- schen und manchen rationalistischen Auslegern (vgl. S.3 in Betress Semlers) gegenüber sestzuhalten ist, da diese genraß einer pelagianisirenden und als solche von Augustin (zu l1l,3) und von Beda (zu lll,1) verworsenen und von N. de Lyra noch vermiedenen Anschauungstveise die johanneischen Worte H, 29 in dem Sinne mißverstanden haben, als wenn in den- selben ausdrücklich das gerechte Handeln, als wenn die -Werke der Gcrechtigkeiw (Cornelius a Lap., Tirinus, Estius, Emsey May er), im Gegensatze zu der sola fide-s, zur Bedin- gung unserer Gotteskindschafh d. h. unsers Bestehens im Ge- richte oder unserer Seligkeit, gemacht würden. Der exegetische Irrthuny welcher dieser Ansicht zum Grunde liegt, spricht sich — was schon hier als Fingerzeig bemerkt werden mag —— bei Grotius z. B. recht signisicant darin aus, daß er zu M, 3 erklärt: hoc facit is, qui spare» w« vitatn erstern-Im, qnia seit illam minoris non computers-i. Also ganz in dem Sinne der Katholiken stellt Grotius unser Rechtthun als den Kauf- preis der Seligkeit, welche wir hoffen wollen, hin; wäh- rend Johannes gerade umgekehrt auf die Hoffnung, die wir haben, unsere Arbeit an unserer Heiligung gründet. Die ganze pelagianisirende Auslegung beruht an unserer Stelle auf einem Berstoße gegen die Grammatik. Man übersieht, was von protestantischer Seite namentlich Spener und J. Lange mit Evzinskksks cos- 1 Jdh. II, 29 —- llI, Z. 15 Recht geltend gemacht haben, das Perfertum yeyäpswzsrac Il, 29. Denn nur kraft der fchon geschehenen Geburt aus Gott sind wir gegenwärtig in dem Zustande der Kindschaft Uns» er's« Jan) so»·e"-.Ill, 2) und haben wir die Hoffnung (ö Izu«- -c. Hin. sum. B. 3), auf Grund welcher wir thun, was» den. gerechten Kindern des gerechten Vaters geziemt. Aber gleichwie der apostolisrhe Text selbst gegen jede pelagiani- sirende Mißdeutung protestirt, so ist er auch klar genug, um jenes Bedenken, das Lücke und de Wette aufgeworfen, aber nicht recht befriedigend erledigt haben, zu entfernen. Beide Ausleger haben nicht beachtet, daß schon in der Borstellung El,- mieosi yzyäppyscac II, 29 neben der ausdrücklichen Erinne- rung an die wirklich geschehene Wiedergeburt, als die Grund- lage der Gerechtigkeit, zugleich die ganze Fülle der Hoffnung eingeschlossen liegt, welche III, l. 2 entfaltet, eben aus jenem Hauptfatze gleichsam herausgehoben und als das herrliche Ziel vorgesteckt wird. Schon oben (S.2) mußten wir die zwie- fache Beziehung, welche, der eigenthümlichen Ethik des christ- lichen Lebens völlig entsprechend, aus der apostolischen Vor: stellung IF arise-») ysysssiwrac hervortritt, andeuten. Das ewige Leben nämlich, welches wir, da wir Gottes Kinder ge- worden sind, empfangen haben und welches wir durch unsern Wandel im Lichte, durch unser Thun der Gerechtigkeit erwei- sen und bethätigen, enthält nicht nur die Anwartschaft auf die künftige herrliche Vollendung —- der heilige Geist in uns ist nicht nur das »Unterpfand« (2 Cor. I, 22) der noch zu- künftigen Güter — sondern dies Leben, welches wir als Kin- der Gottes im Glauben und in der Liebe führen, ist felbst der reale Anfang der künftigen Herrlichkeit und entwickelt sich eben durch das »Thun der Gerechtigkeit« der Bollendung ent- gegen. Jn unserm gegenwärtigen Erkennen und Lieben Got- tes, wie es uns als Kindern Gottes eigen ist, liegt fchon der lebendige Anfang jenes »Sehens«, kraft desfen wir Gott ähn- lich sein werden All, 2). Nach dieser Seite hin wendet der Apostel zuerst (IIl, I. Z) feinen II, 29 ausgesprochenen Haupt- sah, um auf Grund einer so herrlichen Hoffnung (llI, Z) »Hei- IS 1 Ich. II, 29 T— V, 5. ligung« oder »Thun der Gerechtigkeitss von denen zu fordern, welche als aus Gott, dem Gerechten, geboren die Kraft zu solcher Gerechtigkeit empfangen haben und zu jener Herrlichkeit, als ihrem Kindeserby berufen sind. Weil aber so der Apostel gerade an die Hoffnung, welche in der Borstellung sx cui-rot? ysyöpusxiac liegt, seine Paraklese anknüpfen wollte, deshalb mußte er schreiben: »wer die Gerechtigkeit thut, wie Gott ge- recht ist, der ist aus Gott geboren,« der stellt sich dar als ein ächtes Kind Gottes, als einen Erben der eben den Kindern Gottes verheißenen Herrlichkeit —- und welcher Herrlichkeit! — Diese vorläufigen Andeutungen über den innern Organismus und die Tendenz der apostolischen Gedanken enthalten schon die Normen für die genauere Auslegung derselben, insbesondere für die Auslegung des gewaltigen Spruches IIl, Z. Cap.ll V. 29. Der syntaktische und logische Organismus dieses Satzes, in welchem der Apostel das Thema seiner nach- folgenden Paraklese ausspricht, hängt an vier Punkten, deren richtiges Verständnis den weiteren Eingang in den Schatz der apostolischen Gedanken selbst eröffnet. Der ersten Frage nach der Bedeutung der hypothetischen Formel Zeiss« Hist-Eis, welche den Vordersatz einführt, entspricht die zweite, ob das y«--«i- mxkscs im Anfange des Nachfatzes indicativisch oder imperativisch zu nehmen sei. Diesbeiden anderen Fragen, nämlich nach dein Subjectsbegrifs zu cklsscxieig Sen« und ZF wären? und wegen der Stellung der Satzglieder »die; c; non-·» c. Kur. BE a1J-k.ykys"1--i-» nicht umgekehrt, sind schon oben berührt. Daß der Aposteh indem er schreibt sei» rief-J« arti» nicht wirklich daran zweifelt, ob auch seine Leser den von ihm hin- gestellten Grundsatz anerkennen, haben schon die älteren Aus- leger (vgl. besonders S.Schmidt und J. Lange) mit richtigem Takte gefühlt; bei manchen unter ihnen macht sich diese Ein- sicht dadurch kund, daß sie das yuiuioirssrz nicht mit der Vul- gata, welcher Augustim Beda und die katholischen Ausleger scimmtlich nachsolgen, mit welcher aber auch Luther, Calvin, Socin,Episcopius,Grotius,Carpzov,Paulus-Baum- garten-Crusius, RicklhLückySander u. a. übereinstimmem 1 Ich. u, 29 «« lass« Ir- als Jmperativ, sondern als Indicativs verstehn. So Beza —- rvelcher ausdrücklich bemerkt, daß der» Apostel nicht zu, schreiben pflege,· quasi dooeat imperitos tantum igiiur Ostia-tritt, quae sint convex-i, nempe pay-is et üliorum indoles sive niores «)—,— Piscatoy Whitby, Bengel,Semler, J. Lange, S. G— Lange, Neander u. a. Mit Recht hat» de Wette, tue!- cher freilich, wie Er. Schmidh Spener, Rosenmüller und Fachmann, über das ymniaisssks keine genauere Bestim- mung giebt, in der »problematische»—n Form« sei» sichs» eine ähnliche -Voraussetzung« wie V, 1.5 gefunden. Die Conjuno tion Hei» selbst (vgl. zu I, 6) giebt· den Sinn an die Hand: wenn Ihr, wie ich als unzweifelhaft annehmen darf, wißt. »—- Auf einen solchen Vordersatz kann nach der Grammatik (vgl. Kühn«e-r. ll S. 550) im Nachsatze der Indicativ eines Haupt- tempus, besonders des Futuruins, oder der Jmperativ folgen. Ob man, an unserer Stelle das Yes-alone» für den Jndicativ oder für den Jmperativ zu halten habe, wird also nur aus dem ganzen Tone des Briefes zu beurtheilen fein. Lücke findet in dem ermahnenden yet-dank« dieAbsicht des Johan- nes, »daß die Leser sich der ganzen Folgerung des Satzes, daß Jesus gerecht sei, bemächtigen sollen. Daran scheint es ihnen gefehlt zu haben.« Auch das xreyckeic »Aus-eisu- Ifxecig Hi, 7 deute hierauf hin. Und wenn Johannes unser yzmäausre ebenso gemeint hätte, wie das zweite oiifaxskp V,1«5, sagt Lücke, so würde er auch wohl an unserer Stelle geschrieben haben sei»- oiifcsrs —- oi"c)«»cs. Wir möchten dagegen gerade umgekehrt— aus V, 15 die Norm für— die. Auslegung unserer Stelle entnehmen und urtheilen, daß unser undeutlicheres yxpiaioxers in demselben Sinne gemeint sei, wie. das unzweifelhafte oi"cka,«.s- . in jenem ganz ähnlich angelegten Satze. So hat schon Di- ««) Es isi charakteristisch, daß S.Schmidt, welcher das ymüaxmi aller- dings impekativisch faßt, den Sinn des Wortes dnrchsconcluckekek colligeke Imukn ex allem, tamquam ex pkiacipio beschreibt. So« gründet sich die Ermahnung gerade auf die als unzweifelhaft vorausgesetzte Eis» sie-T) Er- kenntnis. . II. 2 20 l. »Sieh) U« 28 s» V» S« kund giebt (III,3. 4.«16., lV,1»7.Bgl.—II,6). Darum wechselt auch im zweiten Theile das ausdrückliche eZ Frei; in derselben Weise Mit ereJresg (E«F wessen? yey8«-.«II,29».» esse-er IåeenJ Ill, l. .Bg,l». l1l, 19 sll. IV, 19 fil.), wie z. B. II, 3 fll. die Aussptüche Zywm teures-«, »Es-Ich exrJ«-«0II««U. w, nicht Clach il, 2- von Cshsristo, sondern« kzraftdes Gesamtntzusamnienhanges und nach der bestimmten Anweisung, welche in I.l,6 Speer. e. esse-ei) liegt, auf Gott bezogen werden mußten. Überall wo entweder anstatt des an sich zweifelhaften Pronomens ais-sei§ das bestimmtex Nomen e; Mög· als authentische Interpretation von jenem. eintritt, oder wo auch ohne einen solchen ausdrücklichen Fingerzeig imTexte selbst, wie z. B. Ill,6, das Pronomen exeiqeir Right auf das örtlich nächste Subjekt, sondern auf das dem. Apostel eigentlich fortwährend gegenwärtige Hauptsubject bezogen werden»n1uß, da zeigt sich, wie der an die Spitze» ge- stellte— Hauptgedanke in der. darauf gebauten Paraklefe gleich- sam «durchfcheint. Wenn also mit II, 29 wirklich ein neuer Abschnitt des Briefes beginnt und dieser Vers den leitenden Hauptsatz desselben in ähnlicher Weise enthält, wie der Satz I, 5» als das Thema des ersten mit II, 28 geschloßenen Thei- les angefehn werden mußte, so ist es gewiß, daß die Subjects- vorstellung bei Bis-»aus;- åem wie bei Es aus-or? ysysmk nicht -Christus«, sondern» nur e; Wär, sein kann. Alsdann aber muß auch dieser Satz selbst, du«-»ide- åeiw u« Jede eine ähn- liche Weite und Tiefe haben, wie der dem parallelen ersten Haupt- theile zu Grunde liegende Hauptgedanke e; Weis— weise— Zeus, eine Wahrheit, welche geradezu als der wesentliche Inhalt der ganzen apostolifchen Verkündigung O; oiyyeäioe ges-z. l, Es) dargestellt wurde. So erscheint die Von S. Schmidtz J.Lange u. a. vertretene Auslegung durchaus nicht textgemäß.« Es fragt sich aber nun, wie wir unter der durch den Text gegebenen Voraussetzung, daß eF »Jede- als Subject gemeint sei, das. Prädikat eile-wo; zu uerstehen haben. Jm Allgemeinen nehmen dieAusleger an, daß Kiyo-rog- soviel bedeute als sieh-sog. In diesem Sinne: ver- gleicht schon Didyrnus den Spruch 1Petr«.» I, 16. Aber nur wenige Liusleger haben eine genauere Entfaltung der johannei- l Jdh. U, 29 —- lll, s. 21 sehen Borstellung versucht und auch diese haben nicht sowohl aus dem Contexte das Briefes selbst den realen Gehalt dersel- ben zu erkennen gesucht, als vielmehr mit-fremdartigen, zum Theil ganz leeren Kategorien operirt. Gewiß ist Es nur eine Formel, wenn Semler die Gerechtigkeit Gottes als »sittlsiche Vollkommenheiw erklärt. Was ist denn das lebendige Wesen, der reale Inhalt dieser »Vollkommenheit»? Paulus sagt, daß Gott »das Rechte wolle-. Aber was ist denn »das Rechtes-Z Und was heißt Gott «will« es? Wie nichtig diese Formeln sind, erweist sich bei der Erklärung des correlaten zweiten Gliedes von V. 29, indem Semler die Geburt aus Gott, deren Wirk- lichkeit er noch dazu durch ein hinzugesetztes quasi beseitigt, von dem bloßen Streben nach moralischerBollkommenhoit abhän- gig macht, während Paulus die rvesentliche Eigenthürnlichkeit der Kinder Gottes darin findet, daß-sie, wie Gott, »das Rechte wollen««- Einen wirklichen Inhalt haben jene Formeln nur, wenn man dabei, was die Meinung der meisten Ausleger ist, die, wvollkommene Reinheit und Heiligkeit« Gottes (Nea-n«d er) im Sinne hat. Indessen darf man die Begriffe Eise-»in;- und åycoc nicht ohne weiteres mit einander vertauschen, was sogleich anschaulich wird, wenn man sich im Texte cis-»o- an- statt Blumen; und »Ja- ckyrcicsyssa anstatt wes» Jena«-aus«»- vor- stellt. Das Letztere wird niemand ertragen können. Jeden: faslls kömmt es darauf an, den konkreten Inhalt des "johann"ei- schen Satzes textgemäß, d. h. aus der nachfolgenden parakletk schen Ausarbeitung desselben, zu erfassen. Dieser Ausgabe hat auch Episcopius, welcher an sorgfältigsten zu Werke ge- gangen ist, nicht genügt. Er erklärt die Gerechtigkeit Gottes als reoljtuclo voluujatis und beschreibt dieselbe nach zwei Sei- ten: 1. qua Deus ipse faoere vult quoä rectum, justum et deceus est ——— quer! se et mnjeslatem suam sauotissimnm per omnia decet et quoll cum altekius jujurja oonjuuolum non est, breviter qua vult sit-i et aliis »Ist-um tschi-ers. Z. qui! jpse ut idem ab aljis tiat Postulat. Dieser Ausführung liegt die Definition von der Tugend der drum-»oui«; zu Grunde, welche aus der etymologischen Bedeutung des Wortes von der 22 1 Ich. u, 29 - v, z. classischen Ethik entwickelt und aus-dieser durch die Vermittelung der Kirchenväter (vgl. Suicer s.v.) in die schristliche Theo- logie übergegangen ist. Aber es isi äußerst lehrreich zu sehn, wie schondie Alten sich bemüht haben, die starre und leere Form des Begriffes mit lebendigem Inhalte zu füllen. Wenn ihnen dies nicht gelungen ist, weil sie die ewige, wesentliche Gerechtigkeit Gottes, von welcher Johannes ausgeht, nicht kann- ten, so werden wir vergeblich versuchen, mit jenen spröden und ärmlichen Kategorien den lebensvollen Reichthum der christ- lichen Anschauung zu umspannen.—— Der Etymologie gemäß (vgl. die. Lexica) sagten die Stoiker, daß die rissen-cause, sich darsielle Z» oinopkzwcäozg (vgl. Plutarch, de Stole. repugn 0pp.l"«’runc0f. 162(). T. II. u. 1034)3 und dieser Grundbegrifs macht sich in der gesammten rlassischen Ethik geltend, mag sie die stoische Spur innehalten oder darüber hinaussirebem So beschreibt Cicero, den Stoikern folgend (de eitle. l. 2), die juslitjn als die Tugend, quae versatur in homjnum socjelale luenda triløuenelogue swm ewigen; et rerum conlkactarum ücle (l. o. I, 5)· In demselben Sinne lehrt Aristoteles, daß es Z» sfclog »Es— unsre-Z Fasse: drunter-Jung, d. h. der· speciellen oder rege; Erspar- sich erweisenden Gerechtigkeit, gebe, nämlich øå He« scaic örorvoxrtric ØJ suec-sc, zgsjxraisrws , JJ Trös- CFZMOIH Im: gegen-per stets« »etwas«-erso- WJF txt-Tiresias« (Elh. Nie-am. V,6. 0pp. Aar-il. All0b. 1606. T. II. p.77. De Virt- et vix. ib. p.375). Auch Plato, welcher die Gerechtigkeit in das harmonische Verhältnis der verschiedenen Potenzen des menschlichen Wesens fetzt Und alle aoäeinpayxcoauwez und ciäzoskgcongayxsooojnøy abweisend fordert, daß eine jede Potenz nur dasJhrige wahrnehme (s. u.), stützt sich aus die alte Er- klärung, daß Gerechtigkeit sei, jedem das Seine zu geben. Aber was list denn in derWirklichkeit dasjenige, was einem jeden zukommt? Nach welchem materialen Princip soll die logische Form ersiillt werden? Dies ist die Frage, nach deren Lösung die elassisrhe Ethik, welcher nur natürliche Kräfte zu Gebote standen, vergebens rang. Jn den Büchern vom Staate giebt Plato seine Antwort auf jene Frage» Nachdem t Ich. II, 29.— m, s. 23 die gangbare Ansicht, daß Gerechtigkeit sei »; sei Hexe-Achse«- äxsoiengs eine-Midas« ironisch dahin gebessert ist, das anstatt des riøkizösitswu gesagt ist Sei »Hier-Hans, wirdauch diese De- finition zerbröckelt (p. 331 sqck Bd. Biponr T. W. p. 155 sqq.); es fragt sich ja eben was ed äpe«2.e3»k-o», was ed »Herr-Inm- sei. Das »Schönste und an sich Liebenswerthe« ist auch noch nicht das Gerechte (p. 357. Bip. p- 207); das alles giebt noch keine reale Anschauung. So zeichnet denn Sokrates das Wesen der Gerechtigkeit in dem Bilde d.es voll- kommenen Staates, welcher nicht anders organisirt ist, als- ein gerechter Mensch. Der Mensch aber ist dann in der gerechten Verfassung, wenn das zoy«-«r«ee5-. das suxcoksckäk und das årrsäeixsøysseursw in ihm sich richtig, d. h. uacoi Our-«» zu einander verhalten, wenn herrscht, was naturgemäß herrschen soll, wenn gehorcht, was naturgemäß gehorchen soll, und so jedes das Seine thut (·«-2 unsern? vix-aus«. Vgl. p.441sqq.); denn alsdann treten aus der absoluten Tugend (sj Eins-»F)- nämlich der dfueacooüay die übrigen Haupttugendem die nackte, vie-speie- und owqigooriwy harmonrsch zusammenwirkend hervor. Diese platonische Erklärung klingt in der patristischen Theologie sehr häufig nach —- Clemens Alex. z. B. sagt (bei Suicey s. v.): h« Kurator-um; Tor-i txt-»Oui«« »Ja« snjszc Qexzssk Hex-»Ja» und Theodoreh Jena-active»- ucräoäxssp sey-«» ZYBTJI »Er tpvxaJg ssysxeonfow seui ers» day-»Ja«- naisräw »Ja» ein«-Urk- egfav — aber der christliche Begriff wird damit keinesweges erschöpft Plato zeigt seinen ächt heidnischen Standpunkt darin, daß sein Begriff von Gerechtigkeit erstlich sich durchaus innerhalb der anthropologischen Sphäre hält nnd zweitens —- roas damit auf das innigste zusammenhängt——als die wesent- liche Norm für das Viateriale dser Gerechtigkeit das aus«-Z wir-«- hinstellt. Jm letzten Grunde unterscheidet sich also Plato nicht von den Stoikern (ogl. Cirero, l. c. III, 3), welche mit ihrer Forderung, daß der Mensch ,,naturgemäß« Gxrozoyooxrässcog »; aus«-«)- leben solle, das eigentliche sprincip der heidnischen Ethik am reinsten aussprechen. Auch Aristo- teles hat dieselbe dem Heidenthum eingeborene Anschauung. 24 l Ich. II, 29 -—· V, Z. Er unterscheidet einmal die allgemeine Gerechtigkeit, welche dem alten Sprüchwort gemäß («Ei- ckz Jena«-curiöse» orjäzsizfckoyp mirs does-ej Ein. l. o. p. 74) alle Tugenden einschließt oder d«ie"ab- solute Tugend selbst iist Ginzwoeigewjx von der speciellen Gerechtigkeit, welche gegen Götter und Menschew gegen Leben- dige und Todte, kurz ergo; Ziege«- geübt wird, indem sie je- dem das Seine giebt Oszenorcoodwy Je« For« MS Feoewsxceywscciw kfwcr Ihr? nor-r« oTEfow "-"-—" Fow Je? »Hm-»; Gast« ckessaroodwwrs Apis; ruf-g Fonds, essen« »Hei; Fritz-away, erfror hegen; srnroicka naei »Wie. skroe and; scoijg ieoirocxo«u.s«s-oric«iesc2.. De vix-l. et vji. l. c. p.375); dann sunterscheidet er, da er das Gerechte durth ein Gesetz normirt betrachtet und deshalb cis-aim- desinirt wein-»an- (Eth. Nie. V. Z. !p.74), zwischen dem physifchen Honor-»So) Gerechten d.h.dem durch das allgemeine, natürliche Gesetz Seit« wär-os- ed» non-ist«, To» seine? Odems) und dem durch besonderes (t"ckroi-), sei es geschriebenes sei es ungesehriebenes Gesetz Bestimtntem oder dem gesetzlichen han«-ein) Gerechten Gib. Nie. V, 10. n. 84. Einst. l, l3. P. 642. Einst. ad Alex. Z. P. 734). Also die classische Ethik erkennt den wesentlichen Inhalt und «die höchste Norm der Gerechtigkeit in der Natur. Darüber kann das Heidenthum nicht hinaus. Der Stoiker Chrhsippus hat freilich gesagt: ou« »Es) For«- orssgkfp IJJC Jesroccoadsøyx säh» osgzejp orJckå XII-r»- yåwoozag «? »Ja« E» rmJ Arme, aber gerade indem er hinzufügt uns »Ja« Z« »Es; now-je Oft-copy, zeigt er, daß er die »göttliche« Quelle der Gerechtigkeit nirgends an- ders als in der Natur sucht, wie denn auch der Akademiker Plutarch, welcher jenen Ausspruch aufbewahrt hat (1. o. p. 1035), die patitheistische Tendenz der stoischen Lehre zu erken- nen giebt, indem er spöttisch bemerkt, daß im Sinne der Stoiker e; tecta-d) epümg und e; non-d; »Je- wjaocok Myos- und sinopxssåw und »Höre-«)- einerlei -sei (l. o. P. 1050). So Tverschtriindetijede scheinbare Übereinstimmung zwifchen jenem stoischen Worte-Juni: «dem Aussprache des Apostels in unserem Text« Wo nach heidnischer Anschauung die reine, gute Natur steht, da sieht der Apostel den lsehendigeMGott mit ’sein«ker »Ge- rechtigkeitz« und während-»die heidnische Ethik sdie reine Entfal- 1 Jvh. 1t,lE««297-«— m, s. Es tung des Natürlichen als die Darstellung der Gerechtigkeit be- trachtet, geht die christliche Ethik «(vgl. Z, 23 s1.) auf einen lwernatürlichen Anfang lder nrenschlichen Gerechtigkeih nämlich aus die göttliche Gerechtigkeit zurück und erkennt nur in der Wiedergeburh also in der Tödtung des natürlichen und in der Neuschöpfung eines übernatürlichen Lebens lltiis Gott, die Grundbedingung jeder wahren Gerechtigkeit, welche ein rea- les Abbild der Urgerechtigkeit Gottes ist, töie sie "der ZSohn « Gottes im Fleische als loollkomtnenes Muster gezeigt Yhat (Ill, 29. In, 3) und wie ssie dank, »die gvtetichen Gebote von nun: Menschen gefordert wird All, El. 23. V, 3. Vgl. It, W. H, 4. 6 fll.). Wenn daher die christliche Theologie die von der klas- sischenCthik ausgebildeten Definitionen sich aneignen, so konnte es nicht fehlen, daß mkan dieselben mit rtjristliclyen Gedanken fix-are. Ssytngen allerdings Chky«svEst-vm-us, Passiv-s, Gregor von Nhssa uiidiTheojwhhlacst «(b"ei "S-uicer, l. c. p.«908 Hqq.)-, das Wesen »der Gerechtigkeit sei Drei Aar« eigen» Sienas-gl- Ijsejnkkiz aber"sie Thaben dabei den Maßstab Iders gött- lirhen Gerechtigkeit und des Egöttliclsen Gefetzes litt Sinne, so daß Ymlft Iris-das sen-os- Firrarosyspdaöszfenige erscheint, itdits nor-tu« resi- Iirixsöp »Weil-J ist. ’Gott ist die Ulleinige Quell-e der Ge- rechtigkeit; lshristus hat uns« die Gerechtigkeitch Wvelelse uns nur kraft unserer Theilnahme Cis-schlafen« Vgl. Hebt. l2, 10) zukommt, gebracht. Darum weist z. B. L-act«a«—n«z (lnstit. be- sonders lih. VI) den absoluten Vorzug der christlichen Gerech- tigkeit vor der heidnifcheu darin nach, daß nur »die christliche auf die pistas -d. h. auf die cognitio Dei, ex ist«) lot-lim- ju- seiiris gegründet sei (1. c. v1,5. v, 14). Eund finden: Diony- fiuss Areop. auch Gottes Gerechtigkeibdlitein seht, daß er jedem nach Gebühr austheil"t, serkennt Eer zuglelch in Gottes eigenem Wesen »die vdllkotnmene Norm »der gerechten Aitstljeilung Gras-i stör- Zwsraiss Zwa- Æsearlejäieesrrjs Ists-O. «« Unsere Alten Dogmatlker haben auf Grund derlheiligen Schrift (Vgl· des. J. Gerh-ard, Izdoi tlteoi. öd. Gotte. T.I. Tulx 1762 P. "14«1. Poe. llI. o. Es) eine Erklärung von der göttlichen Gerechtigkeit gegeben, in lvelcher eiiifach und Messin- zeo «! Ich. n, —29»-— v. 5. nig alle wesentlichen Momente ausgesprochen sind. Bortresflich scheint uns namentlich D. Hollaz (Exan1. tl1e0l. Rost. et Uns. 1718. p.296., P. l. o. il. ou. 46) zu desinirem Justjtia Dei est attributum clivinum Zwei-»eines» vi cujus Deus omnia, qui-re neternae suae legi sunt c0nf0rmia, vult et agit, crea- turis convenientes leges praesoribitzs promissa fncta liominibus itnplet«, bonos remuneratur et impios punit Zwei Grundge- danken liegen in dieser Begriffsentrvickelunkp erstlich, daß der wesentliche Inhalt der göttlichen Gerechtigkeit in Gott selbst sei (quae aeternae suue legi sunt oonfo1mia), und zweitens, daß die göttliche Gerechtigkeit etwas Energisches d. h. nach außen hin sieh Auswirkendes, nicht —« wie die göttliche Heiligkeit ——— in sich selbst selig Ruhendes sei. So erscheinen die von Hol- laz schriftgernäß zusammengestellten Momente ugit, leges proo- scribiy promissa implet, remuneratur und punit als die volle christliche Beschreibung dessen, was die heidnische Ethik mit der Formel suum ouique tribuere andeutete. In demselben Sinne lehrt auch I. Gerhard einerseits: Justitia in Deo est ipsa Dei«essentia, ideoquea se ipso et per seipsum justus est, und stellt andererseits die energische Offenbarung dieser Gerech- tigkcit dar: Speculurn hujus justitiae suae proposuit Deus in lege, quae est uetekna et immota regula justitiue in Deo. Fragt man nun, wie sich zu der so gefaßten Gerechtigkeit die Heiligkeit Gottes verhalte, so zeigt sich die lehrreiche Erschei- nung, daß, während z. B. J. A. Quenstedt beide Eigenschaf- ten nicht aus einander zu halten vermag, indem er sagt (’l’lieol. didaot.-p0lem. Witten 1685. l. p.292): sanctitas Dei est Summa omnisque labis aut vitjj expers in Deo pur-ins, mun- clitiain et pukitatem debitam exigens a oreaturis, und: Justitia Dei est Summa et immutabilis voluntatis clivinae reotitudo u oreatura kationaly quod reotum et justum est, exigens, wäh- rend ferner J. Gerhard überhaupt gar nicht von der san— ctitas Dei als einer besondern Eigenschaft Gottes handelt, indem er diese in der justitia Dei beschloßen denkt, wiederum Hollaz es ist, welcher mit voller Klarheit neben der Gerechtigkeit auch die Heiligkeit Gottes versieht. Er stellt mit Recht die Heilig- I Ich. II, 29 s— III, s. 27 · keit Gottes nicht unter die energischen Eigenschaften, sondern sagt: sancxtitas Dei est attridututn ciivinum, qui) essentia Dei purissjiiikg reotissima et omnis vitji moraijs expers est, ohne, wie Quenstedt, durch Hinzusügung einer aus dieser Heiligkeit als solcher hervorgehenden Forderung die Grenze zwischen dem Begriffe der Heiligkeit und dem der Gerechtigkeit zu verriickem ein Fehler, in welchen J. Gerhard dadurch sallt, daß er ge- radezu die eine Cigenschast in der andern aufgehn oder vielmehr untergehn läßt. -- Naah der allgemeinen Schristanschauung, welche auch unserm Texte zu Grunde liegt, ist es recht eigent- lich die Gerechtigkeit Gottes, welche ersilich sich darin offen- bart, daß Gott durch seine Gesetze, als die vollkommenen, sei- nem eignen Wesen entsprechenden Normen, von den Menschen Gerechtigkeit ssordert O« 119, 187 sll».). Deshalb heißenGottes Gebote Jenaer-Ipono- (Gen. AS, Z. Nuttn 3I, 2I. It! II9, II2. vgl. Viel s. v.)z deshalb ist der Mensch Eis-error, wenn er in den Eos-»Tai; und staates-can« Gottes wandelt (Lur. i, 5. Rom. Z, is. 10, 5. 1Tim. l, 9), und die Gerechtigkeit aus dem Gesetze ist die, Essig curios-assoc- Fu cost) nhypwäyssoac snig Eis-cause, wie Chrysostomus zu, Rom. 10, 5 tressend erklärt. Ferner bethritigt sich die Gerechtigkeit Gottes im Prü- sen und Richten, im Halten der Verheißungen und Drohungen, im Strafen und Belohnen (1z- 7, 10, 2Thess. I, 5. 1Joh».1,9. tx- 11, 7. 2Thess. 1,6. 2Tim. 4, 8). Auch Christi Gericht ist deshalb gerecht, weil es in der Gerechtigkeit des Vaters vollzogen wird (Joh. 5, 30). So erscheint die Gerechtigkeit Gottes als wesentlich energischz sie muß sich wirksam offen- baren und lebendig bethätigem insbesondere auch dadurch, daß sie die Ungerechten gerecht macht, gwie Paulus lehrt Rom. 3,25 sc» denn »Gott ist auch etkeotive gerecht —- indem er andere ge- recht macht« (Luther I1). Aber warum ist die Gerechtigkeit in diesem Sinne energischZ Warum kann sie gleichsam nicht in sich vcrschloßen ruhn? Und was ist ihr realer Inhalt, was ist, so zu sagen, die ethische Substanz, welche-sie sich auswir- kend offenbart? Wir können diese Fragen, die auch für das Verständnis unsers Textes von unmittelbarer Wichtigkeit sind, 28 ·1 Loh. 11929 s—- v, 57 nur beantworten und iiberhaupt die schriftgemäße Anschauung von » der Gerechtigkeit Gottes nur gewinnen, wenn wir neben derselben zugleich die Heiligkeit und die Liebe Gottes im Auge haben. Jene, die Heiligkeit, ist eben nach der Schrift als der substan- zielle Grund und Inhalt der Gerechtigkeit zu denken; diese, die Liebe, erscheint dabei als dasjenige, welches zur Offenbarung der göttlichen Heiligkeit in der Gerechtigkeit treibt. Daß der schkechthin heilige Gott als der gerechte sich offenbart, daß er sein Gesetz giebt, daß er die ganze Oekonomie der Erlösung festsetzt und vollzieht, daß er zum Erweis seiner Gerechtigkeit seinen Sohn sendet, um die, welche an ihn glauben, gerecht und heilig zu machen, und so die Gemeinschaft mit sich selbst öffnet, das geht hervor aus seiner Liebe. Heilig heißt Gott nach sei- nem Sein —- die Engel, welche ihn auf seinem Throne schauen, wie er ist, rufen ihm das Dreimalheilig zu - gerecht heißt er nach dem, was er thut; deshalb wird auch von seinen Kin- dern gefordert, daß sie »die Gerechtigkeit thuen.« Gerecht ist Gott, weil er, und zwar kraft seiner sich selbst mittheilenden Liebe, sein heiliges Wesen in Gesetzgebung, in Drohung und Verheißung, in Bestrafung und Belohnung, in Erlösung und Siindenvergebung, kurz in den Thaten seiner Gerechtigkeit offenbart. Der reale Grund davon, daß auch wir heilig sein sollen, liegt somit nirgends anders als darin, daß Gott heilig ist (1Petr. l, 16), gleichwie wir gerecht, vollkommen, liebreich u· s. w. sein sollen, weil Gott wesentlich dies alles ist (II, 29. Matth 5, 48. Eph Z, 1fl.); aber es ist eben die Gerechtig- tigkeit Gottes, welche jene Forderungen stellt und sich selbst als unbedingtes Vorbild nicht allein, sondern auch als Urquell aller nienschlichen Gerechtigkeit energisch geltend macht. Es liegt also ein richtiges Moment sowohl in J. Gerhards als auch in Quenstedts mangelhaften iBestimmungen. Hollaz hat die Jrrthitrner beider vermieden und das Richtige zusam- mengefaßt « · Die angedeuteten Momente in dem biblischen Begriffe der Gerechtigkeit, so wohl der göttlichen als der wesentlichen und ursprünglichen, als auch der menschlichen, welche nur aus Evas-mirs» copy 1.«Jvh. ll,-29 ssszllx Z. 29 jener ihr Leben» und» ihr Maß hat, treten auch in unserm-Feste hervor. Wirhaben schonzdaraus hingewiesen, wie Johannes sogleich. in seinetnHauptsatzespll, 29; die energische Art; dcr gött- lichensisjerechtigkeit dadurch markirt, daß er vons den Kindern Gottes, welche abbildlich das Wesen ihres Vaters darzustellen haben, dasThun der Gerechtigkeit verlangt; wenn nämlich, wie mit Recht Didhmus und Oecumenius (zu slll,;3 »Hast-renne« yoig sei, who-mi- sreri F» In? Amen-Ha- Fxotioe w« ask-as) bemerken, die mensrhlichen Tugenden von Haus aus praktischer Natur find, so hat dies seinen Grund darin, daß sie nur in den Tugenden Gottes (l Pein· 2, 9) ihren realen Ursprung und ihr beständiges Vorbild haben, indem eben die- jenigen, welche aus Gott geboren worden sind und also in der wirklichen Gemeinschaft mit Gott stehen, als Kinder Gottes die göttliche Art des ewigen Lebens in ihnen durch einen ent- sprechenden Wandel (vgl. l, 6,sll. ll, 6 sll.) und durch ein gleich- artiges Thun (ll1, Z. 7. 10. W, l1. V, I sll.) beurkundem Wie demnach insbesondere in der Gerechtigkeit Gottes oder Christi, welcher als inenschgewordener Sohn Gottes unser unmit- telbares Vorbild ist, die schlechthin lichtreine Heiligkeit—(lll, Z. vgl. I, Z) sich darstelly so wird sich auch das Gerechtigkeitthun der Kinder Gottes darin zeigen, daß sie sich von aller Finster- nis und» Besleckung der Sünden fortwährend reinigen (ll1, Z. vgl. l, 7fll.). Denn alle Sünde, d. h. Verfehlung und Aus- lehnung gegen den göttlichen. Willem ist so gewiß der göttli- chen Gerechtigkeit zuwider, als diese sich gerade in dem Ge- setze, in ganz ausdrücklichenspGeboten von uns die Gerechtig- keit fordernd geossenbart hat (lIl, 4fll. 22 sll, V, 3). Also muß sich die wirkliche Gotteskindschaft in dem Nichtsiindigety in dem Halten der göttlichen Gebote, als den Bestimmungen der göttlichen Gerechtigkeit, kurz in dein gottähnlichen Thun der Gerechtigkeit erweisen (lll, 9..10)· Wie aber in allen Offenbarungen der Gerechtigkeit Gottes seine Liebe sich entfaltet, deren höchster Erweis eben darin liegt, daß er uns durch die Sendung seines Sohnes (1V, 7sll. Ill,·1. 2. 16) zu seinen Kindern gemacht hat, so muß auch unser Thun der Gerechtig- st) i« Ist» 11929 »;- vgsz keiti wesentlich-Wie -Gestalt der Liebe tragen, der Gottesliebe, da-dwir« aus Gott geboren sind, und« der Bruderliebe, da die Brüder gleich uns aus Gott«-geboren sind (llI, 10 sit; lV,7sll. V,lsll.). Endlich aber reicht der H, 29 an die Spitzegesttllte Begriff der Gerechtigkeit Gottes auch bis an das äußerste Ziel der christlichen Hoffnung, die mit der Kindschast selbst gegeben ist All, l sll.), und so werden auch die Hinweisungen auf diese unaussprechliche Hossnung der Kinder Gottes und auf den Tag des Geriehtes, an dem die Kinder Gottes Zuversicht haben werden, von dem Grundgedanken der Gerechtigkeit Gottes, welche allezeit auch eine priifende und richtende ist (lll,19fl.), getragen (IV, l7. vgl. It, 28). » Mit den bisherigen Bemerkungen haben wir also in dem- selben Maße die Grundlage sür die weitere Auslegung unseres Briefes gewonnen, in welchem der Apostel selbst die nachfol- gende Paraklese aus der Grundwahrheih das Gott gerecht ist, entwickelt. Zunächst ergiebt sich aus denselben die Erkenntnis, welche der Apostel auch bei seinen Lesern, welche ohne Zweifel wißen, daß Gott gerecht ist, voraussetzt Hawaii-ist«. vgl. S. 17), die Erkenntnis: Z« artig« ö non-It- snsw ckiuurooüpøyp Es arti-rot: ysyåpasysah Gott is! gerecht — das besagt nach christlicher Anschauung auch dies, daß Gottes Gerechtig- keit die Quelle und die Regel jeder andern wahren Gerechtig- keit sei. Deshalb kann Johannes nur von einer bestimmten (-«)s- etc-·) Gerechtigkeit, näcnlich von derjenigen reden, welche die göttliche Art an sich hat, der Urgerechtigkeit Gottes ent- spricht und dem in ausdrücklichen Geboten (lll, 22. vgl. H, 4) ausgesprochenen Willen des gerechten Gottes gemäß ist, gleich wie früher nur von der einen göttlichen Wahrheit (I, 6. 8) die Rede sein konnte. Weil aber die wesentliche und ursprüng- liche Gerechtigkeit Gottes sich selbst energisch offenbart, so er- weisen sich auch die aus-Gott Gebornen durch das Thun der Gerechtigkeit (ö »was-or. st«-.), welche der gerechte Gott von seinen Kindern gethan haben will. Diese Gerechtigkeit kann ihrem eigenthiimlichen Wesen nach nicht bloß bekannt und gerühmt werden (vgl. Spener), sondern sie muß auch that- Evas-»aus» cop- 1—Jo·lj. II, 29 U— lll,«-3-· 311 sachlich im Halten der göttlichen Gebote, im Fliehn der Sünde, in der fortwährenden Heiligung, in der Bruderliebe dargestellt werden; denn derjenige, welcher aus Gott geboren worden ist, hat wirklich agöttliches Leben empfangen und mußdieses so gewiß durch das Thun der Gerechtigkeitsperweisem als Gott selbst, aus welchem seine Kinder geboren find, sich als gerecht bethätigtz insbesondere dadurch, daß er von seinen Kindern das Thun der seinem eignen Wesen entsprechenden Gerechtigkeit-, das note-'s« cis-«- d’«»a-0o»"s-7-, fordert. Die Voraussetzung fiir unser Thun der Gerechtigkeit- ist somit freilich, wieder Apostel sagt, daß wir wirklich aus Gott geboren worden find. Jeder, sagt er, der die Gerechtigkeit thut, ist aus ihm geboren. Das Thun der Gerechtigkeit ist ein untrügliches Merkmal unserer Geburt aus Gott, denn nur von denen, welche aus Gott ge- boren worden sind, kann die Gerechtigkeit gethan werden, welche der Gerechtigkeit Gottes gemäß ist. So fällt das rechteLirht auch auf das nasse« vor e? »oui«-r. Bei-·, welches von Bengel tressend erläutert wird: omnis et solus; denn das solus isi nur die Kehrseitc von dem owns. Alles dies aber ist nur zu ver- stehn, »wenn die Schlußworte des Verses EE ais-or; ysyäw arg-«« im Sinne des Johannes aufgefaßt werden. Wir swißen schon sowohl aus dem, was sich uns bei der allgemeinen Untersuchung über den ganzen Satz B. 29 ergeben hat, als auch insbesondere aus dem ersten Gliede unseres Ber- ses, daß Johannes mit denWorten FF wären) ykyäiuwxcwc die Geburt nicht aus »Christo«, sondern aus »Gott« bezeichnet. Aus Gott, welcher gerecht ist, ist derjenige, welcher die Ge- reehtigkeit thut, geboren. Eine andere Vorausfetzung für das textgemäße Verständnis der apostolischen Borstellung haben wir ferner insofern fchon gewonnen, als uns die Anlage des Hauptsatzes gezeigt hat, daß von dem sit-««- wsii Mira-one)- wzp (pkass.) ein Rückschluß auf das ysyspwøjoäoce s« Tor) Inn? spart) gemacht wird, indem der Apostel in unserm Thun der von Gott gewollten Gerechtigkeit die nothwendige Erweifung davon sieht, daß wir aussGott geboren worden. find. Hietnit ist die ganze Reihe der rationalistisrhen und pelagianischen 32 l Sieh. U, 29 is— .V-,»j5« Auöileggngeu abgeschnitten, welche allewesentlich darin-überein- stimmen» daß) sie den Apostel das: gerade Gegentheil von-dem im Textspcsesagtenisageu lasen» nämlich. diespVorsiellung, xals ob aus unserm Thau der Gerechtigkeit unsere Gotteskindschaft hetvvrgehcz mag man nun das Thun des; Gerechtigkeit als »gute Werke« im Unterschiede von dem Glauben, oder als Streben inach Gottahnlichkeit und Heiligkeit, und die Gottes- kindschaft als wirkliche Gottähnlichkeit oder als die Anwartschaft auf das himmlische Erbtheil und ausdas Bestehen in: zukünftigen Gerichte verstanden haben. Es liegt aus der Hand, daß diese ganze Classe falscher, Auslegung auf dem Berkennen des Per- fectums ysyäuppysras beruht — denn »e8 heißt nicht: er. wird aus Gott geboren, sondern er ist schon aus Gott geboren« (Spener vgl. J. Lange) — Und es ist in der Thal; interes- sant zu beobachten, auf; welche Weise man« Vom Text-e a«bgekom- men ist. Bei den katholischen Auslegern liegt der Hauptur- thum darin, daß sie« das note-·» »si- ckcuoirputjuøjw als die aus- driickliche Bedingung unseres Bestehens in dem zukünftigen Gerichte (V. 28) aussaßen, wie C. a Lapide in llbereinstim- mung mit H. Em,ser-, Estius und Tirinus (v,gl. auch Mayer) sagt- Ne quis puiaret solang lidem ortliadoxam sus- iioertz uti docebai Simon Magus et mmleizni haetjetjoh aridjt hie: requiri quoque jusliiiae Opera· Sie leugnen dabei kei- neswegs, daß nur der« aus Gott Geborne und der jusiiliae iufusae theilhaft Gemachte die zur Seligkeit erforderlichen bona Opera vollbringen könne (vgl. des. N. de Lyrg: Opera Justi- liae infusae, quae iiatur cum gis-atra, per quasi. homo con- stiiuitur in quasi-im pakticjpaiione superuaiurali esse, divjnj), bleiben aber gleichsamaus halbem Wege stehn, laßen den keinesweges völlig beseitigten Gedanken, daß die Geburt aus Gott schon geschehen sei, nischt zu seinem Rechte kommen, nicht als ausdrückliche Vvxaitsfetzlmg des- nackte« «»- ils-mo- o-u«s-»i- heraustreten, sondern halten sich sogleich an die mit dem ysyswuesoärrc F« we) Beim« gegebene weitere Vvtstek lung der Kindsehaft und der Kindeshossnuiig auf das künf- tige Erbtheil oder die Seligkeit scui ergo sag-it jusijiiantz in Evas-»Hei» copy i Ich. us, es« s ZZ die judiaii ankam ipso non c0nfundetnr, sed nabebit einni- modam Schrei-am, quia judici suo justo similis, itno ex jpso natus est, hoc: est, jpsjus filders es: letzen» est« C. a Lapid e. Vgl. Tirinus und Estius). So wird die perfectische Vor- stellung »aus Gott geboren worden sein» voreilig umgesetzt in die präsentische Vorstellung -Gottes Kind und Erbe sein«- und nun erscheint das states» sc. Kinn-on. nicht eigentlich als Cr- weisung der schon geschehcnen Geburt aus Gott, sondern beides tritt in einer gewißen Unklarheit gleichzeitig neben einander, und so ist es ein leichter Fortschritt, daß man das works» sc. rissen-ou. geradezu für die Bedingung der Gotteskindschafh d. h. der Kindeshoffnung oder der Seligkeit oder auch der Gottähn- lichkeit ausgiebt. Dieser Jrrthum liegt im Grunde schon bei den katholischen Auslegern vor, er ist nur noch gewißermaßen zurückgehalten durch das. freilich unklare Bewußtsein, daß sich die guten Werke auf die Geburt aus Gott stützen müßen (Signiiioat apost0lus, omne opus justitiae proiicisci non ex virjbus naturae, quas ex prjma nativitate aocepimus sei! ex Christo, nostrae regeneralionis author-e. Estius)z konsequent ausgebildet aber erscheint jener Jrrthutn bei denen, welche, wie Sorin, Epifcopius, Grotius, Semlen Rofenmülley Jach man n und P au lus einen mehr oder weniger prononcirten Nationalismus mit der pelagianisirenden Neigung verbinden. Diese alle betrachten das Thun der Gerechtigkeit als die Bedin- gung, ein Kind Gottes zu werden, nicht —- wie die katholische Ansicht allenfalls ausgedrückt werden kann —— ein Kind Gottes zu sein. Wenn daher, dogmatisch zu reden, im Sinne unseres Textes den katholischen Auslegern gegenüber die Rechtfertigung, als der von Gott gesetzte Anfangsåx cui-c. ysyk’-s-.), von der Hei- ligung, als der Bethätigung unseres Lebens aus Gott (eZ non-Js- e. d’«s.), unterschieden werden muß (vgl. z. B. Calov), so ist jenen rationalistifcheii Auslegern gegenüber die volle, thatsäch- liche Wirklichkeit einer Rechtfertigung oder einer Geburt aus Gott geltend zu machen, ohne welche überall nicht von einem wars« »Is- ()’»»-«0okI-»,«- geredet werden kann. Selbst »wenn man die johanneische Vorstellung von dem ysysaiwhassar Z» Tot) II. 3 34 · lsJoh. II, 29 —- V, 5. Wes; in ein Dei similem esse initSocin verslüchtigen dürfte, müßte man noch mit Calov sagen: Non est jmitatio Dei ipsn regem-reife, sed leerer- illius cause« est. umgekehrt aber erscheint die Sache bei den letztgenannten rationalistischen Aus- legern. Wenn Jachmann sagt, der »Apostel lehre V. 29, »was von Seiten des Menschen dazu gehöre, daß er ein Kind Gottes werden könne«, während IlI, l entwickelt werde, was von Seiten Gottes dazu veranstaltet sei, oder wenn Paulus erklärt, die »heilige Geistesoerwandschast mit Gott entstehe durch das Rechtwollems weiss» sc. disk) oder werde »durch das verehrungsvolle Betrachten der Gottheit, als des Jdeals der Vollkotnmenheih und also durch die Absicht und den Ent- schluß, aus bewundernder Verehrung der göttlichen Willensvoll- kommenheit sich zum gotteswiirdigen Rerlytwollen zu bestimmen, bewirkt-U so liegt in dem allenk dieselbe textwidrige «Ansicht, welche Semler ausspricht, indem er lehrt, daß die nach sitt- licher Volkommenheit Strebenden gleichsam göttlichen Geschlech- tes seien, welche den Grotius verführt, unser Rechtthun oder unser Streben nach Heiligung als den Kaufpreis der Se- ligkeit, die wir hoffen wollen, darzustellen, welche den Episc o- pius so verblendet, daß er geradezu lehrt, das Persectum »— yäsiyvysrac sei —- phkasi Hebraea — anstatt des Futurums ge- setzt und bezeichne die Gewißheit des Zukünstigen Episro- pius verwirft ausdrücklich die Meinung, nach welcher das nasci ex Deo das Erste und das exerejtintn justjtjae das Nach- l folgende sei; denn, sagt er, diese nativitas non est physicey omnipotens, aut jnslantnnea vitae cujusdam supernaluralis in— fusi0. Ja, wenn man sich zu einer solchen Mißhandlung des Textes versteht, so kann man alles, was beliebt, herausbrin- gen. Semler möchte gern von dem Apostel hören, was er selbst so oft declamirt, daß Gott aller Menschen Vater sei d. h- daß auch Türken und Heiden, wenn ste nur nach perfeeljo moraljs streben, Gottes Lichte Kinder sein. Episcopins will Widerspruch gegen die calvinische Lehre von der irresistibilis gralja einlegen und meint das am sichersten zu thun, wenn er behauptet, daß icicht allein Gott den Menschen, sondern auch Evas-»Hm» copy .«-1-Joh. u-,i gis-·: - 35 mitarbeitend der Mensch selbst sich zu einem Kinde Gottes mache. Aber wie schrumpst bei solchen Vor-urtheilen die apo- stolische Anschauung selbst zusammen! Das bloße Dei simiiem esse ist doch im Sinne jener Ausleger gar zu kahl und ärm- lich. Rosenmüller hat daher hinzugesetztx amarj a Deo und benekiojis ab eo ornaki. Socin selbst, der eigentliche« Meister dieser Art der Auslegung, hält sichnoch mehr an den Contert Er umschreibt einmal: qui justitiam for-it, Dei est similis et juslitiae spiritu sjustitiae inquam Elias, quae spat! Deum päkfecta justitia est, et aDeo lanquam ejus fonte ma- nat) seipsum suasque acliones regit ac Moder-eint, und ein anderes Mal nimmt auch er noch dasMoment hinzu, welches sich allen seinen Geistesverwandten aus dem Texte irgendwie aufgedrängt hat, indem er neben der sanctiias pekfectissima auch die tirtna spes virus immortalis als in der divina iiliatio enthalten aussührt Auch Episcopius hat nicht verkannt,. daß den Kindern die künftige Erbschaft gehört und indem er diese als gloria et beatitutio coelestis beschreibt, geht ermit Recht über die tirma spes vitae immortaiis des Socin- hinaus; aber was die aus Gott Geborenen schon jetzt wirklich und wesent- lich haben und sind (lIl. l. 3.), kann auch Episropius nicht recht erfaßen, weil er im Grunde die Geburt aus Gott als eine durch das exekcitium justitiae zu erwirkendq also, wenn schon in gewißem Sinne fortlaufende und jenem exercitium gleichzeitige, doch eigentlich erst zukünftige ansieht, so daß wir, wenn wir in diesem Leben die Gerechtigkeit thun, nur Erben sind, quatenus jus tiaereditalis coelestis nobis ex promisso divino competih " Anstatt einer solchen Vorstellung welche nur mühsam durch allerlei Halbwahres vor dem gänzlichen Zerrinnen bewahrt wird, muß der Apostel etwas im Sinne haben, das seine le- bendige Realitätdadurch erweist, daß wir, wenn wir es haben, fähig sind die Gerechtigkeit zu thun, welche Gottes eigener Gerechtigkeit gleikhartig ist, und das zugleich uns die Liebe Gottes, der uns jenes selige Gut gegeben hat, unter die Au- gen stellt und gleichsam handgreiflich macht, dagegen der Welt, ZI Evas-»aus» copy sc; 1 Ich. It, 29 — v, s. welche Gott nicht kennt, einerseits freilich verborgen, anderseits aber offenbar nnd bedeutend genug ist, um ihren Haß zu er- wecken (lll, 1fll. 13). Was der Apostel meint, hat Luther in seinen Scholicn bündig ausgedrückt: nasci ex Deo est na- turam Dei acquirere; und das bedeutet, wie er in seiner zweiten Auslegung sagt, nichts weniger als »Herren des Todes, der Hölle, der Sünde und aller CreatureM werden. Luther hat die Stelle 2 Pein I, 4 Herzens-Je Feier; uoxuwwi Quartier) auf welche sich auchNicolaus de Lyra, Estius,Cornelius a Lap., Spener u. a. berufen, vor Augen. Mit Recht haben diese Ausleger an dem Realismus der johanneischcn Vorstellung sestgehaltenz denn wer aus Gott geboren worden ist, der hat »aus Gott ein ander Wesen oder andere Natur» empfangen (Spener), der hat sein Sein aus Gott (babet esse ab e0 —— conslituitur in qui-dem palrticipatione supep naturali esse djvjni. N. de Lhra), oder, wie schon der Scho- liastI textgemäß erläutert, den wirklichen Kindern Gottes kömmt eine aus den Glauben gegründete und in allen Tu- genden sich darstellende Göttlichkeit (u’«x" was» sen-sei »Ja« m«- rmw dies-rass- -·)ka30«:) zu, welche freilich von der ungöttlichen Welt nicht erkannt wird. Es handelt sich also um die johan- neische Borstellung von dem, was man nach paulinischer Weise (Tit. Z, 5. Ephes 4, 23. Rom. 12, Z. vgl. lPetn l, Z. 23) die »Wiedergeburt« (Calov. Vgl. Beza, S. Schmidh J. Lange) nennt, das heißt um die Geburt »von oben« oder »aus Wasser und Geist« (Ioh. B, 3 fll. I, 12 fl.). Was das johanneische Evangelium über die Geburt aus Gott lehrt, das liegt auch dem zweiten Haupttheile unseres Briefes, welcher seinem Thema zufolge jenen Begriff parakle- tisch entfalten will, zu Grunde. Eben aus dem, was der Aposiel als die nothwendige Crweisung der geschehenen Geburt aus Gott fordert, laßt sich das Wesen derselben erkennen. Jin Allgemeinen zeigt schon das Thema selbst (V. 29),. daß der Scholiast I, Lyra, Luther und Spener auf der richtigen Spur sindz denn wenn das Thun der Gerechtigkeit, welche der Urgerechtigkeit Gottes wirklich und wcsentlich entspricht, die Eva-ums» copy l Joh. il, 29. 37 charakteristische Erweisung der geschehenen Geburt aus Gott ist, so muß diese ein gotthaftes Wesen in dem Menschen begründen. Aus diesem Sachverhältnis geht schon hervor, was auch iiberall, wo von der Geburt aus Gott die Rede ist, in der unbe- fangen angesehenen Redeweise ausgedrückt ist, daß das Hyps- wsoifixc Hi· »so-e«- äeois (III, 9. IV, 7. V, I. IS) oder yet-«;- WJWU cis-wäre» BE Felix-soc sie-ei ersah-neue« (Joh. Z, 3.5.7) einen göttlichen Art der Zeugung voraussetzt (V, l. esse« »»- s-sjooi-i--rre. Vgl. llI, 9. ergänzen« c. den-J. Seh. l, 13). Der Zustand derjenigen also, welche ,-aus Gott geboren worden sind,« oder »Gottes Kinder sind« All, I. Z. 10) oder, wie es noch kürzer heißen kann, welche »aus Gott sind« (ll1, 10), ist nichts weniger als eine in gnostisch-dualistischer Weise vorge- stellte Naturbestimmung und Naturnothwendigkeih wie Hil- genseld behauptet (a. a. O. S. 146. l54. 336), sondern das sittliche Ergebnis eines Processes, der sclbst so gewiß sittlich ist, als er nur kraft einer göttlichen That, nämlich der gött- lichen »Zeugung« stattsindet Wir werden Kinder Gottes (Joh. I, 12), was wir von Natur nicht sind (Joh.1,13. Z, 6). Wie aber diese Geburt aus Gott vermittelt wird und was ihr Wesen ist, zeigt Johannes überall mit der größten Klarheit, indem er auch voraussetzt, daß jedes Kind Gottes aus selbst- eigner Erfahrung darüber völlig gewiß sei (V, 6sll.). Die Geburt aus Gott ist die durch Gott bewirkte Versetzung aus dem Tode in das Leben (llI, 14) oder der Empfang des ewi- gen Lebens (V, 11). Weil aber Gott selbst das ewige Leben schlechthin ist (V, 20), deshalb ist die Geburt aus Gott die Gründung der innigsien persönlichen Gemeinschaft mit Gott, so daß Gott in uns ist und wir in Gott sind (lV, 15). Gott selbst theilt sich denen mit, die er zeugt, nicht in physischer Ver- mischung, wie manche Mystiker schmärmerisch gemeint haben, sondern kraft der heiligen That einer realen Offenbarung. Im Sinne des Johannes bezeichnet das F; gönn; gewiß mehr als die cause esliciens (I. Lange); es markirt Gottes eignes hei- liges Wesen als das Element, aus welchem die Geburt voll- zogen wird. Cin Kind Gottes hat nach Johannes bei seiner 38 1 Ich. u, 29 — v s. Geburt aus Gott wirklich einen göttlichen »Samen« (lll, 9) empfangen; es hat wirklich Theil an dem ewigen Leben Got- tes bekommen. Die aus Gott Geborenen sind freilich nicht vergottet, Gott hat sich nicht an sie verloren, ist nicht in ihnen untergegangen, hat nicht etwa erst in ihnen sein Leben; aber Gott hat ihnen »von seinem Geiste« G» am) 7«-e-1,«n-c0g. IV, l3. Vgl. Röm. 8.) mitgetheilt und dadurch sind sie, wie Luther und die andern vorhin angeführten Ausleger nach 2 Petr. I, 4 sagen, göttlicher Natur theilhastig geworden. Wenn das nicht der Fall wäre, so könnten die aus Gott Ge- borenen nicht die Gerechtigkeit thun, welche dem Wesen Gottes gemäß ist, so könnte auch Johannes unmöglich die einstige Bollendung der schon jetzt wesentlich vorhandenen Gotteskind- scl)ast mit der Verheißung, daß wir Gott ähnlich sein werden, bezeichnem Dem moralisirenden Rationalismus entgegen kann man das alles auch so ausdrücken: die aus Wott Gcborenen wißen nicht bloß, daß ein gnädiger Gott ist, welcher Sünden vergeben will, sondern sie haben Vergebung der Sünden em- pfangenz sie faßen nicht allein allerlei- gute Entschliiße und streben nicht allein nach einem tugendhasten Leben, sondern sie haben die Sünde, die Welt und ihren Fürsten schon überwun- den und überwinden fortwährend, heiligen sich Und thun mit der wirklich vorhandenen, in der Übung erstarkendeiiKrast aus Gott, was Gott will; sie trösten sich nicht allein mit der Hoff- nung auf ein skiinftiges seliges Leben, sondern sie haben den Anfang der zukünftigen Herrlichkeit schon in -sich und wißen ihr Leben mit Christo verborgen in Gott (Col·i B, 3): Mit Christo —— denn der ist der alleinige Vermittler unserer Ge- burt aus Gott. Christus giebt die Macht, Gottes» Kinder zu werden, denen, die an ihn glauben (Joh.1,12). Christus ist der persönliche Mittler des Lebens Gottes für die Welt (l,2)z darum hat nur der das Leben, welcher den Sohn hat (V, IT) und imSohne auch den Vater-hat (II, 23). Wie nothwendig dieser Gedanke fiir Johannes ist, spricht sich sogleich Hi, l aus; denn indem Johannes die göttliche« Liebe preist, welche uns zuKindern Gottes gemacht hat, blickt er ohne, Zweifel Evas-»Hm» copy 1 Jolx il, 29. 39 auf Christum, dessen Sendung der größte Beweis von des Vaters Liebe ist All, 16.IV,9 sll. 19), und in dem was-umse- oZyri7r71- klingt gewiß jenes gilt« ejyainøyow aus dem Evan- gelium (3, 16) wieder. Weiter-hin aber ruht die ganze para- kletische Entfaltung der Vorstellung von unserer Geburt aus Gott auf dem Grundgedanken, daß diese durch Christum ver- mittelt ist. Denn von hier aus erscheint Christus in seiner unmittelbaren Vorbildlichkeit (III, Z. 7), wobei es sich ja nicht um ein fremdartiges zufälliges Piuster für uns handelt, son- dern um das vollendete Vorbild von dem, was wir kraft in- nerer Zugehörigkeit und persönlicher Lebensgemeinfchaft darstel- len sollenz so tritt ganz besonders die Liebe als die eigenthiim- liehe Erweisung der durch Christum vermittelten Gotteskind- schaft heraus, weil eben in Christo die Liebe Gottes, der uns gezeugt hat, am herrlichsten und reichsten sich offenbart (lll,16. IV, 10). So erscheint ferner die Ermahnung des Apostels, daß wir im rechten Glauben an Christum treu und fest be- harren und die Geister danach prüfen sollen, ob ste Christum im Fleische bekennen oder nicht, « in ihrer vollen Begründung und Bedeutung; denn gerade weil der im Fleische erschienene Sohn, den wir im Glauben angenommen haben, der alleinige Träger unseres Lebens aus Gott fortwährend ist, können wir nur dann das ewige Leben, welches wir als aus Gott Gebo- rene vom Vater durch den Sohn empfangen haben, bewahren, wenn wir im Glauben Christum selbst festhalten. So, erweist sich der Geist aus Gott durch das Bekenntnis des·Glau- bens, durch welchen die Geburt aus Gott bedingt ist (IV, 2), wie sich auf der andern Seite der Geist aus der wi- dergöttlichen Welt, der Geist des Antichrists, durch die Lüge verräth, welche der christlichen Glaubenswahrheit entgegenge- setzt den Quell des Lebens aus Gott ableugnet, nur aus der Welt redet und deshalb auch nur von denen, die aus der Welt sind, gehört wird und in diesen das Leben aus der Welt er- zeugt und nährt, nämlichdas Nichtkeiinen Gottes, das Thun der Sünde, den Bruderhaß, kurz den Tod. In diesem Zu- sammenhange der johanneischen Vorstellungen tritt somit auch Eva-ums» copy «40 l Johp ll, 29 —— V, 5. der lebensvolle Begriff des Glaubens von neuem hervor, von dessen realem Gehalte der Apostel sogleich M, 2 ein gewaltiges Zeugnis giebt. Aber der ganze zweite Haupttheil des Briefes ist so angelegt, daß allc einzelnen Momente der Paraklese auf den Grundgedanken II, 29 zuriickgreisew Durch die Gerech- tigkeit Gottes ist das Wesen der aus Gott Geboreneu be- stimmt. Aus Gott geboren sein aber, welche Hoffnung schließt das ein, welche Verpflichtung welche Kraft! Die beiden Glie- der des Hauptsatzes, daße Gott gerecht sei und deshalb unser Thun der Gerechtigkeit uns als Kinder Gottes, aus Gott ge- boten, erweise, sind gleichsam ein starkerZweiklang, den man in der ganzen folgenden Entwickelung durchhört. Denn der Apo- stel hat in der That den Grundton des ganzen christlicljen Le- bens angeschlagen. Die Vorstellung von unserer Geburt aus Gott reicht durch das ganze Gebiet des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung hindurch. Auf dem Glauben beruht unsere Kindschash weil wir im Glauben Christum selbst und mit ihm das ewige Leben empfangen; in der Liebe, als der wesentli- chen Spitze unserer Gerechtigkeih bewährt und bethcitigt sich unsere Kindschash weil der gerechte Gott, der uns gezeugt hat, Liebe istz die Hoffnung endlich ist mit der Kindfchttft selbst ge- geben, weil die Kinder Gottes auch Erben Gottes sind, weil sie das Leben schon haben, das herrlich vollendet werden muß, weil sie nicht mehr gerichtet werden können, vielmehr nur noch mit Zuversicht des Tages warten, an dem sie Gott schauen und Gott ähnlich werden sollen, welchen sie schon im Glauben und in der Liebe erkennen und haben. Cap. M. V. 1. 2. Diese ganze Herrlichkeit der Gottes- kindschaft steht dem Apostel vor Augen. Er sieht darin ein unaussprechlich reiches Geschenk det- göttlichen Vaterliebe. -So sollen auch. die Leser ihre Gotteskindschaft anschauen, denn in dieser Kindschash welche nicht allein schon gegenwärtig vorhan- den ist, sondern auch noch die seligste Hoffnung einschließt, ist es begründet, daß die Kinder Gottes, der Gerechtigkeit ihres Vaters entsprechend, nach dem Vorbilde Christi, durch welchen sie Kinder geworden sind, unbeirrt von der Verkenntsnzr der« Ess- cccccccc a«- t Ich. tu, i. Z. 41 Welt, sich heiligen und die Gerechtigkeit thun (B. 3sll.). Mit dem vollen Tone der briiderlichen Liebe, welche mit der glei- chen Gotteskindschaft gegeben ist, wendet sich der Apostel an seine Leser. Uns hat der Vater seine Liebe gegeben, sagt er, wir sind Kinder, uns kennt die Welt nicht, wir werden ihm ähnlich sein. Und gerade nachdem am Schluße von B.1 die Feindschaft der Welt gegen die Kinder Gottes erwähnt ist, drängt sich V. 2 die brüderliche Anrede Zelyuayssoi hervor. Das klingt wie ein Losungswortz die Kinder Gottes alle stehen in Liebe zu einander, gleicherweise verkannt und gehaßt, aber desselben Lebens aus Gott theilhaftig- und Erben derselben Hoffnung. . Es ist aber genauer zu untersuchen, welche Stellung die VV. l und 2 im Zusammenhange des Textes einnehmen. Die Ausleger haben, wenn sie überhaupt aus die Frage ein- gegangen sind, entweder aus dem woraus» oiyclmyp (Calvin, vgl. Luther-I und de Wette) oder aus den Worten eint? END« -— ais-«» used» (Beza, Pistol-«, S. Schmidh Sorin) die Antwort zu gewinnen versucht. So sagtCalvin, daß der Apostel, welcher überhaupt mit vielen Gründen die nothwendige Verbindung der guten Werke mit dem wahren Glauben beweisen wolle, dem ersten II, 29 dargelegten Grunde (qu0(i spjritualitek gignimur in Christi simjlitudinem, untie sequiturz neminem ex Christo genitum, nisi qui juste vix-it) einen zweiten Grund sseeuneium argumentum a vooationis nostrae dignitute et praestuntieiy hinzusüget die große Liebe Gottes nämlich, welcher uns die herrliche Kindschast geschenkt habe, müße uns zum Eifer in der Heiligung entflammen — quo amplior elkusa est in nosDei bonitas illi nos eo magis obstrictos esse. Aber die ganze von Calvin statuirte Gedan- kenordnung ist nicht recht textgemäß. Von einem Ermunte- rungsgrunde zum heiligen Leben war Il, 29 unmittelbar gar keine Rede; auch Hi, 1. 2 redet der Apostel noch nicht von einer Erweisung des Glaubens, oder vielmehr unserer Gottes- kindschaft, durch gute Werke, und V. 3 wird die Forderung unserer Heiligung nicht eigentlich auf die große Liebe Gottes 42 1 Ich. «, 29 — v, z. gegründet, so daß unsere Heiligungals eine Erweisung unse- rer dankbaren Gegenliebe erfchiene, sondern unsere Heiligung wird als ein Ausfluß der V. 2 geschilderten Hoffnung dargestellt Sofern aber diese Hoffnung eben den Kindern Gottes eigenthümlich ist, erscheint unsere Heiligung als eine Erweisung unserer Kindskhaft So greift V. 3 auf das Thema It, 29 zurück und die VV til, 1.-2. müßen auf irgend eine Weise dazu dienen, den Hauptbegriff Eis wessen) »— Aus-»wa- gleichsam in Bewegung zu setzen, so daß er in die V. 3 beginnende parakletische Entwickelung eingeht. Jnsbe- sondere wird III; 1. 2 das Moment der Hoffnung aus dem Begriffe ZE meisten? ysyswwjcyisoer oder »Es-«; essen? esse« ge- wonnen; denn von diesem Momente geht die weitere Paraklefe aus. Wenn dies richtig ist, so bedarf die von Bez a, Pifc a- tot, S. Sehmidt und Socin befolgte Auslegungsweise kaum einer weiteren Widerlegung Richtiger als Calvin haben frei- lirh diefe Exegeten gefühlt, daß eigentlich erst V. 3 die para- kletische Entfaltung des Hauptgedankens H, 29 beginnt; mit Unrecht aber haben sie in V. I. L. nur einige Vorbemerkum gen, nicht die organische Vermittelung zwischen II, 29 und III, 3 gefunden. Nach Bezas Vieinung entfernt der Apostel, bevor er lI1, 3 auf Grund der schon II, 29 angedeuteten Hoffnung zum heiligen Leben (c0nvenientia cum Christo) ermahnt, in den beiden dazwischenliegenden Versen den fleischlichen Miß- verstand jener Hoffnung, indem er bemerkt: ejusmodi esse hanc praer0gativam, ut iamen a mun(I0 cognosoi non possitz und nondum etiam in n0bis patefactam esse ilIius dignitatis gl0rjam. S. Schmidt betrachtet V.1. 2 als eine vorgängige Widerlegung des Einwurfes, welchen die Gläubigen etwa machen könnten, ob Gott auch wirklich uns liebe, da er die Welt uns verfolgen laße. Socin und Piscator sinden in V. 1.2 einerseits eine Bloßstellung des verkehrten, auf völliger Unkenntnis beruhenden Urtheils der Welt über die Kinder Gottes, anderseits eine Kräftigung des schwankenden Glaubens der Gotteskinder durch die Hinweisung aus die noch zukünftige Herrlichkeit Aber keine Spur im Texte deutet auf irgend- Ess- cccccccc ps- 1 For» tu, i. z. 43 welohe Einwendungen, nicht einmal auf Mißverständnisse von Seiten der Gläubigen hin; vielmehr führt das ciui scoosro die Vorstellung von der die Kinder Gottes nicht kennenden Welt als eine innerlich nothwendige ein. Überhaupt enthalten die Verse 1 und 2 keine Vor- oder Nebenbemerkungem son- dern sie bilden den organischen Übergang aus dem Thema It, 29 zu der Hi, 3 beginnenden und zwar von der mit der » Gotteskindschast selbst gegebenen Hoffnung ausgehenden Para- klese, indem fee eben dieses Moment der Kindeshossnung her- vorfetzem Unsere Ansicht von dem Gedankengange des Textes würde mit de Wette übereinstimmen» wenn dieser nicht die beiden Momente, welche bei Johannes eins aus dem andern entwickelt erscheinen«, ohne innere Verbindung neben einander gestellt hätte. De Wette umschreibt den Verlauf der Haupt- gedanken V.1——3 so: »Der hohe Beweis von Liebe, den uns Gott darin gegeben, daß wir Kinder Gottes heißen sollen, und die Hoffnung Gott einst ähnlich zu werden, muß zur Heiligung treiben«- Man sieht bei de Wette nicht, in- wiefern diese unsere Hoffnung mit jenem hohen Beweise der göttlichen Liebe zusammenbringt; und weil die göttliche Liebes- erweisung im Sinne Calvins als ein Antrieb zur Heiligung, neben dem aus unserer Hoffnung V.3 entwickelten, dargestellt wird, eine Anschauungsweise, welche sonst dem Johannes kei- neswegs fremd ist (vgl. V. 16. IV, 7fll. 19), so tritt auch bei de Wette der eigenthiimliche Gedankengang unseres Con- textes nicht völlig klar und sicher heraus. Nicht die Vorstel- lung von der Größe der gottlichen Liebe, noch weniger die Absicht, irgend einem Einwurfe oder Mißverständnisse von Seiten der Gläubigen oder der— Ungläubigeii zu begegnen, be- dingt den Gedankengang unserer Stelle, sondern alleindie Grundanschauung von unserm aus Gott geboren Sein. Diese ist schon in dem Thema II, 29 vorangestellt, indem von der Grundwahrheit aus, daß Gott gerecht isi, der Schluß gemacht wird, daß jeder, welcher die Gerechtigkeit thut, aus Gott ge- boren worden ist. Indem nun aber der Apostel seinen Lefern die Herrlichkeit ihrer Gotteskindsckast anschaiilicly mccljcn will, Evas-»aus» copy M« l Joh. U, 29 — V, 5. weil in derselben, namentlich in der niitdem Kindesverhaltniße selbst gegebenen Hoffnung auf die noch zukünftige, vollkounnene Offenbarung desselben, die Quelle alles heiligen Lebens und Strebens ist, drängt es ihn freilich, die göttliche Liebe zu prei- sen, welche uns den Kindesnamen gegeben hat, aber nicht diese Liebe des Vaters wird weiter beschrieben oder als Grund unserer heiligen Gegenliebe geltend gemacht, sondern der eigent- liche Faden der Entwickelung geht immer durch die Vorstellung von unserer Gotteskindschasi. Darum fügt der Apostel dem Iw- sräum Wen? sinds-Ue»- noch das fröhliche und gewiße Wort ice-l sage« hinzu. Sind wir aber Kinder Gottes, so ist es nothwendig (cl’«i ein«-»O, daß die Welt uns nicht kennt, denn sie kennt auch den nicht, welcher uns gezeugt hat. Im- merhin aber, trotz dem Berkennen der Welt, sieht es sest, daß wir jetzt Kinder Gottes sind; und damit ist schon das Andere gegeben (»o««), daß es nämlich noch nicht erschienen ist, was wir sein werden; wir wißen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, wir haben die gewiße Hoff: nung, daß wir dereinst als vollendete Kinder das volle Bild unsers Vaters tragen werden. So verläuft der Gedanke des Apostels von dem IF ersten? yeyäaiuøjscorc aus durch die Mo- mente Iäupoe Dem) »Ah-Jahr»- — nor) Eines» —- mfu esse-«» Fern? sagte» —- -«« sein«-säu- — Zxroroe wissen? L06zrci5cr, und so tritt schließlich aus dem Grundgedanken Fig' »Es-or) »He-»wa- das Moment der sxmx hervor, aus welches die weitere Paraklese zunächst basirt ist (V. 3). Jn diesem Zu- sammenhange kann man den Satz Mo? scoiiw — rede-Is- 1lI,1 kaum mit de Wette einen »Zwischengedanken« nennen, denn nach der einen Seite hin stellt er sich mit innerer Notwendig- keit (d’«o2 vors-ro) neben das gross Sand» —- wir sind wirklich Kinder Gottes, eben deshalb kennt uns die Welt nicht — nach der andern Seite hin leitet aber gerade dieser Gedanke zu der Vorstellung von der Hoffnung der Gotteskinder hinüber. An- statt des ieal Haus» (sc. »Ein-o« Drob) erscheint nach dem Satze Mai srorJro —- MJTCZI ein sinnvolles »Is- -«"«-. d· setzt. Dieses markitte »Ja« dieses getrostc Behaupten der Evas-»Hm» copy 1 Ich. tu, I. Z. 45 schon gegenwärtigen Kindschaft ist einestheils nothwendig ge- worden, nachdem gesagt ist, daß der ganzen Welt die Herr1ich.- lichkeit der Kinder Gottes verborgen ist, aber anderntheils »er- öffnet sich damit zugleich die Aussicht über die Gegenwart hin- aus in« die zukünftige Vollendung (nai nein« Zwar. sei Herd— «« e.- sfa Des-L) Johannes beginnt V. 1 damit, daß er wie mit dem Fin- ger auf das vor Augen liegende Geschenk der göttlichen .Liebe hinweistz denn in dem Fels« (vgl. Joh. l, 29. 19, 5) spricht sich nicht sowohl, etwa wie Mark. 13, I, die eigne Verwun- derung des Apostels über die Größe der göttlichen Liebesgabe (Augustin, Saldo, Sande-O, als vielmehr die Absicht aus, den Lesern dieselbe zu Gemüthe zu führen (Lyra, Estius, Hunnius, S.Schmidt, Grotius). Genau genommen liegt das Rechte in der Mitte der beiden Erklärungen, wie denn auch auf die iniperativifche Anrede an die Leser, Iris-», die communicative Rede folgt Werk. Hist-«) Der Aposteh selbst ein Kind Gottes und aus eigner seliger Erfahrung die göttliche Liebe preisend, welche ihm wie seinen Lesern die»Gotteskind- schast bereitet hat, will, daß auch seine Leser erkennen, was gleichsam mit Augen zu sehn und mit Händen zu greifen ist, nämlich welche Liebe uns der Vater darin gegeben hat, daß wir· Gottes Kinder heißen sollen —- vrosxarnjw oiyoineyei sei. Jedes Kindesverhältnis gründet sich auf Liebe. Die Kindschaft aber, von welcher hier die Rede ist, weist aus die unerforschliche Liebe Gottes zurück, die so groß und tief ist (Ioh.3, 16), daß Gott feinen eingebornen Sohn gab, um uns zu seinen Kindern zu machen, und so reich und herrlich ist, daß der Vater, indem er uns zu Kindern Gottes gemacht hat, uns aus der Welt und dem Tode in das ewige Leben versetzt und sein eignes heiliges und seligcs Leben uns mitgetheilt hat (lll, 14. 16. IV, 9sll.). Diese Art der göttlichen Liebe, wie sie steh darin, daß wir Kinder Gottes heißen sollen, bethätigt hat, riihmt der Apostel, indem er eiusrufh grosser-»Je- oiycinøyed Unser-»He, oder, wie die ursprüngliche Form lautet, vielmehr ycoKarscsg heißt, wenn es auch zweifelhaft sein follte, ob das Wort von Weines-w, Evas-»Hm» copy 46 1 Ich; n.,«29 —- v, s. .s'—'ekaepog abzuleiten oder vielleicht auf sitze-stand; (eigentlich cis-to» eine) zurückzuführen sei (vgl. Kühn» l, 395), ur- sprünglich: cujas, von welchem Vaterlande; die später neben gesund; aufgekommene Form aus-and;- bedeutet immer soviel wie wosogy welcher Art. Jndiesem Sinne steht das Wort Luc. l, 29. 7, 39, 2 Petn 3,11. An unserer Stelle erscheint darum die libersetzung der Vulgata, ganzen« card-idem, ganz richtig. Aber nur wenige Auslegey wieBeza und Grotius, haben den Ausruf des Apostels in seiner Weite und, man kann sagen, Unbestimmtheit stehen laßenz die meisten haben einen bestiinmtern Inhalt in dem was-umsi- gesucht, sei es daß man dem qualem amorem hinzufiigtu et guantum (Socin, Episcvp, J. Lange; Estius u.a.), wobei man stch zu- weilen auf »Matth. 8, 27 berief, sei es daß man weniger akkurat die Vorstellung der Qualität in die der Quantität um- setzte (»wie große Liebe-«. Lücke; vgl. de Wette, Sander), sei es daß man das Unverdiente jener Liebe hervorhob (Cal- vin; vgl. Luther), sei es endlich daß man mit möglichst um- faßenden Prädicaten die Weite des Textes zu umsponnen suchte (»welch’ eine herrliche, hohe Liebe-«. Luther l). Am besten scheint uns S. Schmidt gesagt zu haben: cum oarjtas af- fectus aljquis sit in praedicamento qualitaiis cujus magniiudo in intensjone potius, quam extensione quantitativ-i consjstji-, non kais-km, sive qualem sive quantam vooemus, sjqujiiem semper signjticatur qualitative, ut sic dick-im, mer«-Indien«(- seu intensia Die von dem Apostel gepriesene Liebe Gottes muß der Art vorgestellt werden «— denn ein Qualitätsverhältnis ist jedenfalls ausgedrückt —- daß dieselbe als Qbject seiner Be- wunderung und seines Rühmens erscheint, gleichwie Matth:8,27 und Mark. 13, I das was-Mög die bewunderungswürdige Art bezeichnet. Wenn aber· diese Art der göttlichen Liebe aus der johanneischen Anschauungsweise iiberhaupt und aus der nach- folgenden Paraklese insbesondere (vgl. lll, 16. IV, 7 fll. 16 fll. u. s. w.) genauer beschrieben werden soll, so wird keines der von den Auslegern genannten Momente, auch das »unverdient« nicht (IV,10), fehlen dürfen. Indessen hängt das weitere Ess- cccccccc ps- ii Jpkx t11,-—-1. se» i 47 Verständnisdes apostolischen Satzes noch von zwei Fragen ab, welche von den Auslegern nicht iibereinstimmend beant- wortet werden. Leichter ist die erste Frage, ob usw«-chi- me: tonymisch zu verstehn und durch carjtaljs munus .(Beza) eikeetus, (i0eumentum, kurz durch deneticiusky »Liebesbeweis« (Socin, Episcop, S. Schmidt, Grotius, Spener, Estius, Rosenmülleiy Neaznder, Btetschneider s.v. u. a.) zuerklären sei, oder wie sonst die Worte voran. weine» cis-kais»- 7J,««. c; via-s. aufgefaßt werden sollen; schwieriger scheint die andere Frage, in welchem Verhältnisse, der Partikel Iw- zufolgh das Satzglied F«- eswok Juki-II rärysfimxaxrs zu dem vorhergehenden Gliede zu denken sei, ob Eis-a rein sinal sei, also die Absicht Gottes bei dem ich-km. cis-Dom. angebe, oder vielmehr den Inhalt oder die Art der eben geriihmten göttli- chen Liebe selbst beschreibe. Was jene erste Frage anlangt, so ist kein Grund zur Annahmeeeiner eigentlichen Metonymie in dem Worte Hain» vorhanden; vielmehr wird gerade im Munde des Johannes, angesichts von Stellen wie IV, 7 sll., der eigentliche Begriff-der Liebe selbst festzuhalten sein. l Der Schein einer Metonyinie entsteht nur durch das Verbum cis'- ciuism-, welches aber auch, richtig gefaßt, jenen Schein selbst zerstört; denn eben aus der Compositioii von Heim» und Wölfe-m»- ergiebt steh die Vorstellung des thatsächlichen Liebes- etweises. Das Zeitwort selbst spricht, wie schon Calvin und noch klarer Lücke und de Wette, welcher Zur. 4, 6 ver- gleicht, gelehrt haben, die Vorstellung von dem realen Erwei- sen, dem mittheilenden Bethätigen der göttlichen Liebe aus. Schon Luther hat die metonhmische Deutung von oåyolnskw entschieden abgewiesen. Er sagt in seinen Scholien: Usus autesn est Joannes sjngulari verbot-um ponderex non Weit, iieciisse nobis Deum donum aliquoch sei! ipsam caritatem et fontetn omniuin Donat-um, eor ipsunh idque non pro operibus aut studjis aus«-is, sed gratuitcx Und das cis-inne«- erläutert er weiter auch in der zweiten Auslegung: »Wenn Gott mit uns abrechnen will, so ist er uns nichts schuldig, als dieHölle, und thut auch recht. So cr uns aber den Himmel giebt, so ist’s Gnade« Ess- cccccccc ps- 48 1 Jph.»u,-:29. —.—r v, s. Aber was ist das file eine göttliche Gabe, in welcher der Apostel die unermeßliche Liebe des Vaters selbst ansehaUtZ Wir kommen so zu der zweiten vorhin ausgeworfenen Frage, deren textgenräße Lösung- sowohl auf das now-»Je- oiyoimzp ckäckmuep das volle Licht zurückwirsh als auch dierechte Be- deutung des nachfolgenden sen) åoxiäsi an die Hand giebt. Auch der Grund, weshalb Johannes das Subjekt zu steif-miss- nicht r? Freie, sondern e; ern-»in nennt, kann erst erkannt wer- den, wenn der Hauptgedanke i«- ssiåwa Dem; »Ah-Ja?- is» richtig verstanden ist. Schon die griechischen Ausleger haben in der Conjunction I« kein Hindernis gefunden in dem Satze Im Dis-»« Deo-J »Ah-Präzisi- die Beschreibung der uns gefchenkten göttlichen Liebe zu sehn. In diesem Sinne hat Oecurnenius umschriebem ein«-sie »in Es« Fels-»sei- »Es-si- Täwoe weisen) Funke-Jan« s« ne« ielzäsisspcrk und Theophylactt Ecke-ne. es» »rein-o- nes-r. »Na-Jus« re see-i Äoycaäøjesnk Dabei werden die Griechen das Im nicht geradezu mit dies-re oder Z« vertauscht haben, wie Cpiscopius ausdriicklich thut und die älteren Auslegcr iiberhauptgethan zu haben scheinen, welche alle im wesentlichen Sinne mit der griechischen Auslegung sübereinkommen und deshalb das I« nicht selten durch quasi (S. Schmidt) «darinnen daß« (Luther il) erklären. Der einzige Ausleger aus älterer Zeit, welcher das i«- in rein finalem Sinne verstehen wollte, ist J. Lange. Finis et ef- kectus rlivini amoris est vie-Wertes, sagt er. Aber um diese reine Zweckbestimmung zu halten, muß J. Lange das oiyiim Reife-»sei- erklären erstlich von der Sendung des Sohnes in das Fleisch, zweitens von der Mittheilung des heiligen Geistes,. der graria applicatrisg des Glaubens und der zurten Empfänglich- keit Uenerrimus sei-was) für die Liebe Gottes an unser Herz, eine Deutung, deren künstliches Hinübergreifen über den festen Textzusammenhang niemand billigen wird. Neuerlich haben auch Lücke, de Wette und Briickner die göttliche Teleolo- gie in dem ist-o· ausgedrückt gefunden. Aber erstlich haben diese Ausleger nicht gesagt, worin denn die göttliche Liebeserweisung bestehn soll, wenn sie nicht darin erkannt werden darf, daß der t Ich. tu, I. rg Vater uns zu Kindern Gottes gemacht hat — und es kann nicht wohl etwas Anderes übrig bleiben, als die von J. Lan g e bezeichnete Veranstaltung der göttlichen Liebe zu unserm Heile —; dann aber ist es ein weiteres lehrreiches Zeichen für den exegetischen Takt der ältern Auslegey bei allem Mangel an sicherm grammatischen Verständnis, daß de Wette selbst in seiner Umschreibung des Textzusammenhanges ganz und gar jene ältere Ansicht ausdrückt, indem er von dem hohen Beweise von Liebe redet, »den uns Gott darin gegeben, daß wir Kinder Gottes heißen sollen.« Es entspricht aber auch vollkommen dem johanneischen Sprachgebrauche, daß die Con- junction I« den Satz einführt, in welchem die eben bezeichnete Gabe der göttlichen Liebe selbst, nicht der Zweck derselben, be- schrieben wird (vgl. Bd. l S. I36). Die reine Zweckvorstellung würde deutlicher durch Same· ausgedrückt sein (Ioh. 1l, 57)z Im ist aber auch nicht gleich Zu. «Wenn Johannes unsere Gotteskindschaft sich als ein objektiv vorliegendes Factum vor- gestellt, wenn er also etwa gedacht hätte: »welch’ eine Liebe hat uns der Vater dadurch gegeben, daß er uns zu Kindern Gottes gemacht hat,« so würde Z« am Platze gewesen sein, wie z. B. Mattlx 8, 27 mit Recht stehtt since-mög- åossw ask-sog, Eis« seak oi XIV-or· Januar-Jovis»- mJssgL Man merkt leicht den Unterschied zwischen Iw- Møyädrrsp Und Z« seoeloüxceårxj »daß wir heißen sollen« und »daß wir heißen«- Die Conjunu tion Im nämlich drückt dasjenige selbst, was als factischer Jn- halt der göttlichen Liebesgabe genannt wird, also daß wir Gottes Kinder heißen, in der Vorstellung der Absicht oder des Zieles aus. Wir unterscheiden uns also sehr bestimmt von J. Lange (vgl. Lücke und dsze Wette)). Dieser versteht unter der göttlichen Liebesgabe selbst die Sendung Christi und die weitern Thaten Gottes zu unserm Heile, dagegen denkt er bei den Worten «« sure-«. D. »in-J. an etwas von jener äyoimy selbst Berschiedenes, nämlich an den heilsamen Zweck jener göttlichen Liebesthatenz uns scheint, daß Johannes die Liebesgabe selbst darin erkennt, daß wir Gotteskinder heißen sollen. Das I« legt in ganz derselben Weise den Inhalt des 1l. 4 50 l Joh. lly29 — V, Z. worum-J«- oiyoiwøyv auseinander, wie z. B. unten B. ll (an- ders als l, 5) der Begriff use» Eos-«- øJ oiyyexia entfaltet wird: I« oiyuncchesp XII-Klang. Vgl. V. 23. Indem Jo- hannes schreibt: Z« —- iilsyäaszskw leugnet er freilich nicht, daß wir den Kindesnamen und die Kindschaft wirklich haben, aber unmittelbar und ausdrücklich liegt die Wirklichkeit der Sache in diesen Worten nicht; eben deshalb erscheint aber auch die freudige Versicherung m« Hexe« so natürlich. So stellen »sich uns diese Worte oiai Styx-äc- auch exegetisch angesehn als im Zusammenhange völlig berechtigt dar, während Lücke und de Wette in Folge ihrer Auslegung des vorangehenden Satzes keinen rechten Platz für das ice-i Hex-äs- übrig behalten und die kritisch unanfechtbaren Worte als Glosse betrachten. Die älteren Ausläger, mit denen wir in der Auffassung des ersten Satzgliedes wesentlich übereinstimniem würden schwerlich die Worte ical Herz-Fi- für übersiijßig gehalten haben, wenn sie nicht die falsche Übersetzung der Vulgata et sjmus unvorsichtigew weise angenommen hätten. Übrigens versteht es sich von selbst und ist schon von vielen ältern Auslegetn bemerkt, daß »a- zsscssar nicht für ganz gleichbedeutend mit Eli-a« zu halten sei (Socin, Episrop, Benson, J. Lange, Wolf), was man mit Unrecht aus dem hebräischen Sprachgebrauche ableiten wollte. Schon Beza hat die Borstellung des salzig-Ja« im Unterschiede von dein einfachen esse« ganz gut angedeutet, in- dem er das »Ah-Kadm- umschreibt: simus et ita quidem ut iales nos esse constetz wie auchBengel treffend sagt: simus cum Malo, qui mundo inimis vjdetuix Denn dies Moment des tjiulus, welcher allerdings, weil er vou Gott gegeben ist, kein leerer ist, sondern einem wirklichen Wesen entspricht (vgl· Calvin, S. Schmidt, Calov, Spener, Neandey Lücke, de Wette, Sanderz Winey Gram. S. 556), — ein Gedanke, welchen die katholischen Ausleger aus der falschen Übersetzung et simus gewannen — unterscheidet gerade die Vorstellung des unless-»Ja« von dem einfachen ihn« (vgl. Math. 5, 9. l9. 21, l3. Lin. I, 76 u. a. St.). Dieser von der Liebe des Vaters uns gegebene Ehrenname der Kinder I Ich. tu, i. 51 Gottes ist sreilich bei der Welt, welche unsere Gotteskind- schaft selbst nicht kennt, wie sie unsern Vater nicht kennt, nicht gewürdigt, aber den Namen führen wir doch, gleich- wie wir die Sache selbst wirklich haben. Das qui-soda- braucht daher nicht darauf beschränkt zu werden, daß die Gläu- bigen als Kinder Gottes angesehn und geehrt sind »bei dem Heiligen Jsraels und allen Heiligen da oben« (Sander); dadurch wird der im Texte erst mit dem Worte Mo? eins-«) weil. berührte Gegensatz der Welt zu früh hervorgehoben. Das nzszåasxsen gilt, als das von der göttlichen Liebe Gewollte, noch abgesehn von aller Verkennung Das ist die nicht genug zu preisende Liebe, welche uns der Vater geschenkt hat, daß wir den verheißungsvollen Ehrennamen der Kinder Gottes füh- ren sollen. Und wir sind es, fährt der Apostel frohlockend fort, »so-i Eos-»Er« Die selige Gewißheit des wirklichen Seins spricht der Apostel nicht deshalb aus, weil etwa die Vorstellung des nazssossw an sich einen Zweifel über die Wirklichkeit des zu Grunde liegenden sfwx läßt, vielmehr bezeichnet gerade der Name das wirkliche Wesen; sondern in dem nai Hans» spricht sich das erfahrungsmäßige Bewußtsein davon aus, daß das göttliche Liebesgeschenk der Gotteskindschaft wirklich unser eigen geworden ist. Das sie-l sag-äs- entspricht der durch I» — nzsyisaixssd (»daß wir heißen sollen-«) indicirten Vorstellung von der Liebesabsicht Gottes (vgl. S. 49) und hebt ausdrücklich hervor, daß dieselbe erreicht ist. Zwei dogmatisehe Resultate sind von manchen Auslegern an die eben erläuterten Worte von V.1 geknüpft. Schon Beda beinerkh daß durch dieselben die Jrrlehren des Pelagius und des Arius widerlegt würden. Gegen jenen (quj djcere ausus est, homines sjne gratia Dei posse salvary sei» nach Johannes sestzuhalten, daß die Geburt aus Gott und der Kin- desname, kurz daß das Heil ein Geschenk der göttlichen Liebe sei; gegen Arius aber zeuge der Apostel, indem er, was er hier dem Vater selbst zuschreibe, in dem Evangelio l, 12 in die Macht des Sohnes lege, welcher also gleichen Wesens mit dem Vater sein müße. Das Recht jener ersten Argumentation 352 1Joh.ll,29—V,5. gegen alles Pelagianische liegt aus der Hand; nur muß man sich in der einfältigen Weise Bedas (vgl.Luther, S. Schmidt u. a.) an die textgemaße Vorstellung von der göttlichen Liebes- gabe im Sinne von IV, 10 halten und nicht die wirkliche Kraft des Textes iiberspannen, wie Calvin thut, indem er das johanneische Wort den »Sophisten« vorhält, welche mein- ten, daß Gott diejenigen adoptire, deren künftige Würdigkeit er voraussche «). — Auch die antiarianische Bedeutung des Textes wird mit Recht geltend gemacht. So unmittelbar frei- lich, wie Bed a urtheilt, würde dieselbe nur dann sich ergeben, wenn man unser see-». J. »Ah-Maus« mit Baunigartew Crusiuö geradezu dutch Esaus-la«- Xzecy yewsoäur (Uach Ioh. l, 12) erklären könnten. Die trinitarische Voraussetzung liegt vielmehr in der Correlation zwischen e; nasse) und Töne-de Jst-CI. Es fragt sich nämlich, ob e; irae-»Es) von der trinitarischen Person des Vaters, also dannen-sinnig, person-i- liteiz (S. Schmidt, J. Lange, Spener), oder ist«-ask, essentinliter (Calov), d. h. als Bezeichnung der ganzen Tri- nitcit zu nehmen sei und in welchem Sinne entweder nur der Name wechsele oder. wirklich die Person des Vaters besonders genannt werde. Uns scheint es nach der gesammten Theologie des Johannes, zumal wegen solcher Sätze wie ll, 22 sit. lV,9. Joh. Z, 16 u. s. w. unzweifelhaft, daß das e; wasche) so zu verstehen sei, wie nach S. Schmidts Angabe alle Ausleger es verstanden haben, nämlich personaliteiz von der Person des Vaters im Unterschiede von der des Sohnes. Ohne die entsprechende Jdee des Sohnes ist die besondere Bezeichnung Gottes mit «; ein-»F(- neben der allgemeinen »w- äsoij un- erklärlich. Soll etwa, wie BaumgartemCtusius sagt, mit «) C alvin könnte die Littljiraner meinen, in deren Dogmatik die Vor: stellung von der pkøevisa titles cleetokum hrimisch geworden ist (vgl. H. Srhmid, Dogmatik Eil. i847. S. 235 fll.). Wahrscheinlicher aber ist schon wegen der Zeitvrrhältiiissh daß er im Sinne des costs. Gottes. (bei Nie-n eher, p.23i. 238 u. a.) die Katholiken vor Augen hat. Die erfor- mirten Symbole sprechen sich übrigens häusig gegen jene Begründung und Beschränkitiig der Prädesiination aus. Vgl. costs. sigisctk bei Niem eher, p.65l. cui. Don-ei. l, 9. Das p.695. — i Joh. lllz l. 53 ei ans-ej(- die göttliche Liebe, der göttliche Wille, und mit seid; das göttliche Wesen bezeichnet sein? Aber Johannes schreibt IV, 8: o« Mög okyoisrsy sein«-«, und die ganze angebliche Un- terscheidung ist unklar. Nach der andern Seite hin hat aber Calov mit dogmatisirender Voreiligkeit über die Grenzen der Exegese und der biblifchen Theologie hinübergegriffew indem er nach dem shstematischen Satze Opera ad extra sunt tribus per— sonis communia unser ei nat-Je von der ganzen Trinität ver- stand. Die johanneische Vorftellung drängt sich dem Unbefan- genen so leicht auf, daß selbst der Sorinianer Schliehting im Rückblick auf il, 22 fl. erklärt: Nempe Pater jlie Jesu Christi et oonsequenter omnium in Jesum Christum ereilen— tium, unus ii1e Deus, qui si Pater Jesu Christi non essen, nec Jesus Christus ejus Fiiius ille singularissimus, neque nobis tanta ejus a(- vere paterna gratia unquam obtigisseh Die exegetische Form und Norm hat Schlichting ganz richtig ausgesprochen; es fehlt nur der volle Inhalt der apostolischen Anschauung von dem wesentlichen Verhältnisse des Vaters zu dem Sohne, welchen des Vaters Liebe gesandt hat und in welchem die Gliiubigen Kinder Gottes sind. Ein Kind Gottes aber ist, wie Steinhofer tresfeud sagt, für die Welt immer ein Räthsel Und nicht bloß ein Räthseh sondern auch ein Gegenstand des Haßes, weil sich in jedem Kinde Gottes das Göttliche darstellt, von welchem fort- während die Welt gestrast und gerichtet, also angegriffen wird. Diesen nothwendigen Gegensatz hebt Johannes mit den Worten ehe? wiss« sie-l. hervor. Gerade weil wir Gottes Kinder wirklich find, sagt er, deshalb kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt Jhn nicht, den nicht, dessen Kinder wir geworden sind, sie kennt Gott nicht, aus dem wir geboren worden sind G» oeJcfå »Ze- vioäescsjoawca ihres; Kyoto. Oerumenius). So schließt sich an die gewisse Thatsache ssai Hexe-««- die inner- lich nothwendige Folge Da« »so-Deo ei sie-»« m? y»-. Wink, und in den letzten Worten Ei» ou» syst» aijsceip spricht der Apostel den Gedanken ausdrücklich aus, welcher jene Folge vermittelt. Die meisten Ausleger beschränken freilich die Beziehung des Evas-»Hm» copy 54 l Joh. II, 29 — V, s. sich? worin) auf das nachsolgende Z» ——was Be za eine Anti- oipatio, Benson eine ,,Versetzung« nennt (vgl. S. Schmidt, Estius, Calov, J. Lange, Jachmann, Baumgarten- Crusius, Lücke u. a.)— aber mit Recht wendet deWette ein, daß alsdann die Verbindung mit dem Vorhergehenden fehle. Schon Bengel hat in dem Mai wars-«) die Bezeichnung der Folge aus dem eben Gesagten erkannt. In der Form ist unsere Stelle mit Joh. 12, 39 parallel; die zu Grunde lie- gende Anschauung spricht Johannes oft aus (V. 13. Joh.15, 18sll. 16, 1fll. vgl. Röm. 8, 17). Die ungenaue Auffassung des Mo? warf» bedingt zum Theil die schiese Stellung, welche man dem durch dasselbe eingesührten Gedanken gegeben hat (s. o. S. 43)z denn einen angeblichen Einwande von Seiten der Gläubigen (S. Schmidt) können die Worte nur dann begegnen und einen Trostgrund (Luther, Grotius, Estiu s, Baumgarten-Crusius, Lücke u. a·) können sie nur dann enthalten, wenn man das Am? vors-«- gar nicht aus das Vor- hergehende bezieht, sondern allein mit dem nachsolgenden Eis« zusammenfaßt Der Trost folgt aber erst B.2, ·nachdem der durch ieal Hof-si- (so. Izu-«)- åsofy hervorgerufene Gegensatz ckxoå sei-»«- ML den Apostel veranlaßt hat, zu versicherm daß wir doch wirklich schon jetzt, trotz der unumgttnglichen Verkennung von Seiten der Welt, Kinder Gottes und Erben einer unaussprechlichen Hoffnung sind. Die Worte selbst, mit denen Johannes den Gegensatz dek Welt gegen die Kinder Gottes bezeichnet, bedürfen nach dem, was zu II, 15 und II, 3 (Bd.I S. 254. 175 fll.) gesagt ist, kaum noch einer Erklärung. Neu ist eigentlich nur die Art und Weise, wie Johannes die Begriffe Heisa-sog und ywaiousca componirt und anwendetz die Begriffe selbst stehen fest. Wir brauchen uns deshalb auch nicht bei der Beurthei- lung der ungenauen, halbwahren oder ganz verkehrten Ausle- gungen aufzuhalten, welche sowohl das sisioxsoe als auch das pas-dank«- an unserer Stelle wie an den vorhergehenden er- fahren hat. Das Wesentliche in dem Begriffe o« ssöoxcoe ist nach Johannes die Gottwidrigkeit; hierauf — nicht, wie Eos- cccccccc ps- 1 Ist» sit, i. 55 Episcopius jetzt erklärt, auf der Vorstellung von der Masse und dem Ansehn derer, welche den wenigen und geringen Chri- stcn gegenüberstanden und ohne eigentlich gottlos zu sein nur alles nach weltlicher Weisheit beurtheilten «— beruht auch an unserer Stelle der Gedankengang. Gerade wegen ihres gott- widrigen Wesens kann die Welt weder Gott noch seine Kinder erkennen ——01«- yet-user«- OJFHLO Z« ers« äyuw ausser« Es versteht sich von selbst, daß der wesentliche Begriff des »Wie-re« in den beiden Formen yet-eintre- Und syst» derselbe sein muß. Falsch ist also die singuläre Deutung des G rotius von w« ;-»-. pjxcoigx non agnoseit pro Fuss. Johannes bezieht vielmehr, was alle andern Ausleger gesehn haben, das w« »wir-»» auf das, was wir sind, aus unsere Gotteskindschaft Irr-»Sage«- aber heißt auch hier nicht »lieben« (S. Schmidt, S. G. Lange, Carpzovz vgl. Lyra, Corn. a Lap., Emsey Calov, welche das praotäee oognoseeke gleich edler-e, amare oder approbare nehmen, und Baumgartem Crusiu s)z nicht einmal die Vorstellung des Arterkennens darf vorangestellt werden (Socin, Whitbyz vgl. Lücke), sondern der volle johanneische Begriff des Erkennens ist festzuhaltem und auch im zweiten Satzgliede OF» »Es-»» arise-Sei) nicht in ein creciere in Deum (S. Schmidt) oder gar nosse doch-irrem, cui-are divinam legen» jussa Dei 0bservare, (Episcopiu s) umzu- setzen. Richtig urtheilt de Wette, daß in dem Nichtkennen »der ganze Gegensatz der Gesinnung und Richtung, auch der Haß und die Verfolgung« eingeschlossen sei; denn so tief und reich stellte steh uns namentlich II, 3fll. der johanneische Be- griff des Erkennens dar, indem dort das Erkennen Gottes, parallel mit der Liebe zu Gott, geradezu die Gemeinschaft mit Gott, das Bleiben in ihm andeutete, eine Anschauungsweisy ohne welche so gewaltige Aussprüche wie B.2 und Joh.17,3 gar nicht zu verstehn sind. Nur derjenige erkennt Gott, wel- cher etwas von Gott erfahren und göttliches Leben in sieh auf- genommen hat oder, wie nach unserm Contexte gesagt werden kann, wer aus Gott geboren worden ist· Die Lebens-gemein- schast mit Gott und das Erkennen Gottes gehen Hand in Ess- cccccccc ps- 56 l Ich. il, 29 — V, S. Hand. Soviel ewiges Leben ein Gläubiger in Christo em- pfangen hat, so viel Erkenntnis Gottes ist ihm durch Christum gegeben. Wir »erkennen« nur, wenn wir «glauben,« im Glau- ben aber «haben« wird den Vater und den Sohn (vgl.l1, 23). Der Welt dagegen muß ihrem wesentlichen Begriffe zufolge das Eine wie das Andere abgesprochen werden. Sie kennt ihn nicht, »die« d. h. Gott, dessen Kinder wir durch die Geburt aus ihm geworden sind ad» vim5rrsJ0a-»ra. Oecu- menius) —- nicht »Christum« (Augustin, Benson Vgl. S. 19) -— darum kennt sie auch uns, feine Kinder, nicht, denn wir sind, indem wir aus Gott geboren wurden, «gött- licher Natur theilhaftig geworden« (Luther), mithin der Welt ebenso entfremdet und weltwidrig geworden, wie sie gottent- fremdet und gottwidrig ist. Da ist also keine Gemeinschaft des Lebens, der Liebe oder des Erkennens möglich (ll, 15). Freilich durchschaut und versteht der Gläubige das Wesen der Welt; Sünde und Tod sind für ihn nicht in derselben Weise Räthsel, wie für die Welt Gerechtigkeit und ewiges Leben Räthsel sind; denn kraft unserer Gemeinschaft mit Gott, kraft der Salbung mit dem heiligen Geiste (ll, 27) verstehn wir das Weltwesen, welches vom Geisie fortwährend gestraft wird, aber diese heilige Einsicht und dies gottgemäße Verständnis ist nur ein Moment von dem, was Johannes hier und sonst Yes-»Harm- nennt. Jene Kenntnis der Welt haben die Gläu- bigen aus ihrer Erkenntnis Gottes (ll, 20); die Welt dagegen erkennt weder Gott, dessen Leben sie nicht in sich aufgenommen hat, noch die Kinder Gottes, deren göttlirhes Leben sie nicht theilt, noch auch sich felbst, weil ihr eignes Leben wesentlich Finsternis und Lüge ist (vgl. l, 6. 11. Il, 21), gleichwie die Welt überall keine wirkliche Liebe, sondern nur Selbstsuchd und überhaupt kein wahrhaftes Leben, sondern nur den Tod hat (V. 10 fll.). V. 2. Diesem Nichterkennen von Seiten der Welt, wel- chem wir als Kinder Gottes nothwendig ausgesetzt sind, siellt Johannes den erhebenden Trost entgegen, daß wir dennoch schon seht, mitten in der Welt, in welcher wir Angst haben g! la; Z. 57 müßen (Joh. 16, 33), Kinder Gottes und Erben einer dereinst zu ossenbarenden Herrlichkeit sind. Gerade der Umstand, daß uns die Welt nicht erkennt, kann uns beweisen, daß wir etwas Göttliches haben, das ihr verborgen und verhaßt sein muß, weil sie Gott felbst nicht erkennt, aus dem wir geboren und dessen Kinder wir find. Einfach, aber sicher und kräftig wie- derholt zuerst der Apostel den schon V. I ausgesprochenen Ge- danken, daß wir wirklich Kinder Gottes sind. Aber wenn dort im Hinblick auf die göttliche Liebesgabe, »daß wir Gottes Kinder heißen sollen,« das sröhliche Wort, »und wir sind es auch« genügte, so drängen steh jetzt, nachdem die Feindschaft der Welt wider Gott und seine Kinder berührt ist, noch zwei Momente zu jenem späte« Wen? Hex-»Es- hinzu, welche der feind- seligen Verkennung von Seiten der Welt gegenüber die trost- reiche Gewißheit unserer Gotteskindschast aus eine signisieante Weise hervorheben. Erstlich drückt nämlich der Apostel in der Anrede Qiykxvxszsxoi das volle Bewußtsein der brüderlichen Liebesgemeinschaft aus, welche durch die Geburt aus einem Vater gegründet (vgl. V, I) alle Gläubigen derselben Gottes- kindschaft und derselben Hoffnung theilhaftig macht, aber auch alle in gleicher Weise der Berkennung und dem Haße von Seiten der Welt aussetztz zweitens wird durch das wiss, wel- ches vor esse» Wof- öoxkäw gestellt ist, die eigentlich schon in dein du«-sät- enthaltene Vorstellung nachdrüeklich geltend gemacht, daß wir wirklich schon jetzt, mitten in der uns verkennendem unsere Gotteskindschaft nicht sehenden und nicht verstehenden Welt, wirklich Kinder Gottes sind. So dient das »Ja« einer- seits im Rückblick auf V.1 dazu, jenes erste nat Hur-äs- zu bestätigen und noch kräftiger hinzustellem anderseits aber (vgl. J. Lange) giebt die Vorstellung von dem, was wir schon jetzt, bei aller Verkennung seitens der Welt, wirklich sind, leicht die weitere Vorstellung von unserer noch zukünftigen Herrlichkeit («ai oiinas schau. sich) an die Hand. Nach beiden Seiten hin leuchtet so auch ein, daß die von allen Auslegern statuirte temporelle Bedeutung der Partikel »Ja« festzuhalten, dagegen die logische Bedeutung, welche nur de Wette (»nun« Eva-ums» copy 58 l Ich. II, 29 — V, s. in Folge jenes Rathschlußes der Liebe-«) ausdrückt, unpas- send ist. Jn der Form einfacher Hinzufiigung, He; (vgl. l, is. 5 u. v. a. St.), schließt der Apostel den Gedanken von der noch zukünftigen herrlichen Qffenbarung unserer Gotteskindschaft an die Versicherung »Li- scisupa Bein) Zwei-Z»- an. Um so natürlicher bietet sich dieser weitere Gedanke dar, als derselbe nicht nur an und für sich in dem vorhergehenden gleichsam präformirt ist -— denn mit Recht verbinden schon die alten Ausleger, wie Lyra, Socin, Spen er u. a., mit der Vorstellnng der Kindschast die correlate Vorsiellung von der zukünftigen Erbschast (Röm.8,17. Gal. 4, 7) e— sondern auch durch die Gedankenbewegung im Texte selbst hervorgerufen wird; denn zu unserm vollen Troste und zu unserer vollendeten Freudigkeit mitten in der feindse- ligen Welt gehört neben der Gewißheit des Glaubens, daß wir jetzt Kinder Gottes sind, auch die damit— gegebene Gewiß- heit der Hoffnung dessen, was noch offenbar werden soll. Die Worte sie-i onna) Hszsaskgcässøz zwei. führen somit den Gedanken »Es» sie's-we Brot? Herz-Hi» eigentlich nur bis zu seinem Abschluß; sie fügen der Vorstellung von dem gegenwärtigen Zustande der Gläubiger« von ihrer wirklichen, wenn auch verborgenen und verkannten Gotteskindschast die hoffnungsreicheAussicht aus die dereinst völlig zu offenbarende Herrlichkeit hinzu, in welcher die schon gegenwärtige Goiteskindschaft sich vollenden wird. Ein adversatives Verhältnis findet zwischen dem Gedanken siai eilig« zwar« Hi. und dem vorhergehenden gar riicht stattz um so weniger hat man also Veranlaßung, etwa auf den hebräi- schen Sprachgebrauch zu rerurriren, um das wi im Sinne von Eil-los (Beza, Grotius, Spener, Semler, Rosen- müller) zu deuten. Jn einer anderen Weise wird aber das Verhältnis der einzelnen Satzglieder auch dann verschoben, wenn man unter der Voraussetzung, daß die Partikel ei? hinter olciixxiso zu lesen sei, die beiden Satzglieder scai oiinw Essai-« s« zerriß« und ais-»sei- ckss setz. als einander entgegengesetzt be- trachtet, so daß jenes als das koncessive, dieses als das adver- sative Glied erscheint, in dem Sinne: es ist zwar noch nicht Evas-»Hm» copy t Ich. tu, z. 59 erschienen, was wir sein werden, aber wir wißen u. s. w. (S. Schmidt, Benson, Lücke, Sander u. a.). Allein jenes cis ist den kritischen Zeugnissen zufolge entschieden mit deWette zu verwersen. Beide Satzgliedey oömo Zwar-»weil. und est-Kerze»- Sw sich, schließen sich also ohne formelle Ve- ziehung auf einander einfach an den vorhergehenden Gedan- ken »Je- räzewa Dem; Hex-äs- an. Die Verbindung, der Fort- schritt ist durch das innerliche Sachverhältnis bedingt. Hat der Apostel wiederholt die fröhliche Gewißheit ausgesprochem daß wir Gottes Kinder, und zwar schon jetzt, wirklich find, so fügt er nun die andere Seite der Sache, das alterum mem- brum, wie Episcop an der einfachen Bedeutung des geb-i ge- gen Veza fesihaltend sagt, hinzu: und es ist noch nicht offen- bar geworden, was wir sein werden. Neben jenem »Es« gilt dies »He-so, neben jenem setz-är- dies Bari-»Ja, ja dasjenige, was wir schon jetzt sind, giebt uns die Anwartschaft auf das, was wir sein werden. Den Unterschied zwischen dem gegen- wärtigen und dem zukünftigen Sein der Kinder Gottes denkt Johannes keineswegs als einen wesentlichen oder gegensätzli- chen. Seine Vorstellung ist nicht, wie Socin und de Wette (vgl. auch Episcop) dem bestimmten Wortlaute widersprechend meinen, daß wir jetzt eigentlich noch gar nicht wirklich, sondern nur erst »der Bestimmung, dem Glauben und Streben oder der Jdee nach« oder »in der Hoffnung« Kinder Gottes seien, während der »Zustand« erst dereinst »in die Wirklichkeit treten werde-«; denn die zweimalige Versicherung sey-sie, »Is- soxcäp darf nicht abgeschwächt werden, und paper-mission« heißt nicht »in die Wirklichkeit treten-«, sondern bezeichnet das Offenbar- werden dessen was wir eben noch nicht sind, aber sein werden. Im Vergleich mit den eben genannten Auslegern hat allerdings Sander Recht, wenn er erstlich anerkennt, daß die Gläubigen schon jetzt wirklich Kinder Gottes sind, und zweitens den Un- terschied zwischen dem gegenwärtigen spät-w Brot? Hex-äs- und dem zukünftigen Einem» auch? seid-»Ja hervorhebtz aber San- derselbst scheint uns nach der andern Seite hin dadurch ge- gen den Context zu fehlen, daß er wiederum jenen Unterschied Ess- cccccccc py 60 l Seh. ll,-29 — V, 5. zu einem wesentlichen Gegenfatze anfpannt, indem er in der ver- heißenen «Gottgleichheit« etwas »ganz Neues, nicht nur dem Grade nach Verschiedenes« findet. Die volle Entwickelung der aposiolischen Borstellung kann erst bei den Worten gegeben werden, mit welchen Johannes die zukünftige Herrlichkeit der Kinder Gottes beschreibt (e·)"««0«m aus-z? san-reif» «IÄ.); in- dessen liegt die nächste Veranlaßung, den Unterschied zwifchen dem gegenwärtigen und dem zukünftigen Zustande der Kinder Gottes mißzuverstehm sei es im Sinne von Socin und de Wette oder im Sinne Sanders, schon in den Worten gönn) seyn-SOLO» II« Tanz-Esa- Jndem nämlich der Apvsiel sagt: es ist noch nicht erschienen, Schauens-sey, d. h. noch nicht nur«-zusi- (V. 10. I1,19. Vgl. Ich. 2,11. 7,4. 17,6, 21, l), offenbar geworden, weder der Welt, was die nächste Beziehung ist, noch den Gläubigen selbst, welche J. Lange mit Recht mitversteht, —- es isi noch nicht offenbar geworden, was (- i) wir sein werden, unterfcheidet er deutlich jenes zukünftige Sein von dem gegenwärtigen. Wir werden etwas sein, sagt er, was wir jetzt noch nicht sind, und das wird offenbar werden; er sagt nicht: wir werden dasselbe, was wir jetzt find, in an- derer Weise oder in höherem Grade sein. Non darum· gradus »Sei-sinnig, bemerkt Calov mit vollem Rechtr. Calov hat es dabei, wie es scheint, aufGrotius abgesehn, welcher das w« als Qualitätsbezeichnung verstand und umsrhrieb: ezuo mode) futurj simus iilij Dei. Der sprachliche Jrrthum des Grotius und die dogmatische Gegenbemerkung Calovs gehen aber aus derselben Voraussetzung hervor, daß Johannes unmöglich in dem Sinne sagen könne -es ist noch nichterschienem was wir sein werden«, als ob das, was wir fein werden, etwas von der gegenwärtigen Gotteskindschast wesentlich Verschiedenes wäre, als ob wir dann nicht mehr »Kinder Gottes« fein wür- den. Es giebt nur eine Gotteskindfchafh welche in diesem wie in dem zukünftigen Leben unsere Freude und unsere Se- ligkeit ist; davon gehen Grotius wie Calov aus und das haben auch Augustim Qecumenius, Luther, Hunn·ius, Bengel, neuerlich besonders Neandey mehr oder weniger Eos-ums» copy " l Joh. M, Z. 61 deutlich ausgesprochen Die Einheit wie den Unterschied in dem, was wir jetzt sind und was wir sein werden, darf man, da Johannes uns Kinder Gottes nennt, im Sinne von Gal. 4,1 (vgl. Röm.8, 17) sich dadurch veranschaulichem daß das Kind schon als solches das Anrecht auf die künftige Erb- schaft hat, aber erst später zum wirklicher! Besitze derselben gelangt. Im unmittelbaren Anschluß an unsern Text ist zu sagen, daß das user« Ecparwsgalsssy auf ein jetzt Uvch Verbot- genes, ein upon-»Ze- (Joh.7, 4. vgl. bes. Col. Z, 3fl.), zurück- weist, zugleich aber das, was wir sind auf das, was wir sein werden, hinausweist, indem das Zukünftige schon in dem Ge- genwärtigen latitirt und angelegt ist. Bortrefflich hat schon Oerumenius dies Verhältnis dargelegt: scö yoip »Je- ciiäsyäop Pers-emsi- y»»j0e·rar, einein-ou åsrossuilmrscoziäsom Insect« »Tr- anzcas aiyaepcrnswsc »F »Es« eiiosswlrcc Tor-»wes«- Jst-know;- (m,«s1-. or« yJg »He-i naiven-g fix-occ- THZ stack-«. Gekadc auf der gewißen Wirklichkeit dessen, was wir schon jetzt sind und haben, beruht die unzweifelhafte Sicherheit unserer Hoffnung (B.3) auf das noch Zukünftige, eine Sicherheit, welche der Apostel mit dem Worte olikaxrew markirt. Eine formelle Verbindung des Satzgliedes eitle-fis«- öscc »O.- mit dein vor- hergehenden findet nicht statt, obwohl das innere Verhältnis der Gedanken ein adversatives ist, im Sinne einer Correctiom An den Sah, »wir sind jetzt Kinder Gottes« hatte der Apostel den weitern, mit jenem innig zusammenhängenden Gedanken angefügtt »und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden z» zu diesem offen» åcpariegasäy tritt nun die dabei im- zweifelhaft bestehende Gewißheit, daß es einst erscheinen wird, hinzu. Bei dem »Für-»m- selbst aber ist wahrlich von keinem »ungefähren« Wißen (Jachmann) die Rede, sondern von der nzygocpopfa der Glänbigem welche bei allem gegenwärtigen Elende in der Welt ihre zukünftige Herrlichkeit ohne Zweifeln und Zagen anschauen (vgl. Luther, Ealvin, Hunnius, S. Srhniidy Ealov). Wenn aber der Arminianer Episte- pius, der die Kraft des »Da-»ei- beßer als Jachmann würdigte, es unentschieden laßen wollte, ob der Apostel vielleicht 62 t Ich. It, 29 — v, z. nur sich und seinen Mitaposteln ein solches »Wißen« zuge- schrieben habe, da dasselbe jedenfalls eine besondere Offenbarung voraussetze (vgl. dagegen can. sYn. Bord. V, 5. 6. Niemeyer p. 720), so ist textgemäß vielmehr mit Calvin geltend zu machen, daß jeder einzelne Gläubige dieses Wißens froh sein sollez denn es ist dem Apostel mit der ganzen communirativen Redeweise V. l. 2 wirklicher Ernst. Wir wißen, sagt er, daß, wenn es offenbar geworden sein wird, wir Jhm ähnlich sein werden, weil wir Ihn sehen werden, wie Er ist. Die erste Bedingung, sich in dem unermeßlichen Rcichthum dieses Satzes einigermaßen zurecht zu sinden, ist natürlich das Verständnis der Form. Das Objekt zu viele-»» wird mit dem ersten Es« eingeführt Und lautet: Zzcozot des-ca? Einiges-Ia. Diese Worte entsprecheu in derselben Weise den vorhergehenden sei« Hasses-Ja, in welcher die Nebenbestimmung Sei» ehe-»e- gnpäpj auf das frühere offne« Zeno-Medusas» zutücksieht End- lich wird in den letzten Worten Z« Zweit-säc- cis-Drei» uns-Kai- sers« der Partikel Eis« zufolge, der Grund für das Zxsocox ais-»F sein«-»Jo- angegeben. Dies alles folgt mit Noth- wendigkeit aus der sprachrichtigen Würdigung des Textes. Hier- über ist auch kein Streit; denn die irrige Meinung von Carp- zov und Fachmann, daß Eis« sei» gleich Im» sei, steht ganz vereinzelt da, und wenn manche Ausleger die causale Bedeutung des zweiten Eis« zu beseitigen gesucht haben, so ist das nur, wie wir sehen werden, eine exegetische Ausflucht Indessen sind auf rein sprachlichem Wege auch noch andere Anhaltspunkte zu gewinnen, welche schon mehr in der Sache selbst liegen und mehr oder weniger streitig find. Das Eos» vor spawgwäpj markirt ganz wie Il, 28 (vgl. Joh.12,32. 14,3. l6, 7. S. zu l, 6. Bd. l, S. 80) nicht sowohl geradezu die Zeitlichkeit (S. Schmidt, Socin, Episcop, Whitby, u. a.), als vielmehr die vorgestellte Wirklichkeit der Sache. Tressend hat hier, wie ll, 28 die Vulgata übersetzt: cum apparuerih auch deshalb weil sie die Vorstellung des tut. exacti, welche in dem mit sei» verbundenen Conjunktiv des Aorisis liegt (vgl. Kühner, It, S. 84), ausgedrückt hat. Es Ess- cccccccc ps- -1 Ich. tu, a. 63 fragt sich aber, welches Subjekt in Hosi- cpaoegwäj verstanden werden soll, ob —- dem unmittelbar vorhergehenden riefen» Speis. »« Herein. gemäß eben diese sachliche Vorstellung «' seid-»Ja, oder die perfönliche Vorstellung »Christus«, welche aus dein Zusammenhange des Ganzen, besonders aus H, 28, entnommen werden müßte. Jn dem letztern Falle würde es dann auch am leichtesten sein, die Pronomina auch? und würd» aus Christum zu beziehen, während in jenem ersten Falle diese Pronomina auf das Subjekt, welches wir bisher als das eigent- lich herrschende erkannt haben, nämlich auf »Gott-» aus dem wir geboren sind, hindeuten würden. Eine dritte Weise, das Subject in sei» werden«-IF; zu bestimmen, nämlich e? äeög zu verstehn, wird von einigen Interpreten (z. B. Estius) für möglich gehalten, aber niemand ist hierauf wirklich verfallen; denn die Worte des Lyra: cum nobis se patrem oslenderjt in possessjone celestis haeredilatjs, werden nur für eine un- gefähre Sinnbeschreibung gelten wollen. Die Ausleger, welche in sei» paoepmäzs die Offenbarung Christi bei dem End- gerichte ausgesprochen sinden (Augustin, Beda, Calvin, Beza, Aretius, Whitby, Calov, J. Lange, Estius), berufen sirh auf den bekannten Sprachgebrauch, welcher auch V. 5 und II, 28 vorliege. Aber so ergiebt sirh nur im All- gemeinen die sprachliche Möglichkeit jener Beziehung, deren Wirklichkeit in dem Schlußverse des ersten Theiles durch den Context unzweideutig angezeigt war, während unten V.5 das scpaiisguiäsy auf die Offenbarung Christi im Fleische geht und dazu durch giesse-o;- die besondere Subjectsvorstellung im Unter- fchiede von dem sonst herrschenden Subjerte (eZ Mög) markirt ist. Die Concinnitcit der Rede wird nur dann gewahrt, wenn man mitsDidymuT Oecumenius, Luther, Hunnius, S. Schmidt, Socin, Epifcop, Schlichting, Grotius, Speney Bengel, Steinhofer, Benson, S. G. Lange, Rosenmüller, -Jachmann, Rickli, Lücke, Sander, de Wette, Baumgartencksrusius und Neander das sub» »aus-YOU; im Rückblick aus das vorhergehende »Ja« scheu-speist« d. h. so versteht, daß beide Male-dieselbe Sub- ei: 1 Ins. II, 29 —- v, s. jeetsvorstellung gilt, nämlich das -««e'ae5,»s-9a, was auch durch das schon oben aufgewiesene innige Verhältnis zwischeu «« does— Fee-Io- tmd esse-ou)- atiwzi Sanges-Ja indicitt wird. Dabei ver- steht es sich von selbst, daß die Qfsenbarwerdung dessen, was wir -sein werden, also unserer Gottähnlichkeit, dann stattfinden wird, wenn Christus in der Parusie erscheint, wie Oecume- nius tresfend sagt: ssö ycip »Is- diekøzzoii wes-emsi- yspssaesear hre« o » oissossaävncoxsx«ssori, und man kann vielleicht sagen, daß gerade in dem Ausdrucke xpoxwkpwässwns (vgl. Col. 3, Z) dieser Gedanke durchscheint Wenn aber nicht einmal bei Hei» cpwiispwåxj die Subjectsvorstellung »Christus« zu statuiren ist, so ist um so weniger Veranlaßung, die folgenden Pronomina auf »Christus« und nicht auf die von II, 29 an herrschende Subjectsvorstellung c; »Ja-ök- zu beziehen. Wir werden dem ähnlich sein, aus welchem wir geboren, dessen Kinder (und Er- ben) wir geworden sind (vgl. Didymus, Oecumenius u. v. a.). Was hat aber der Apostel im Sinne, indem er verheißt: Irre-«« ais-«;- Foözrsäall Die Antwort muß sich ausdem Zusammenhange des Textes ergeben, namentlich muß der hinzu- gefügte Grund II« Hrxiäzwsäæ um«-»Za- ricråaig Hex-« eine Anweisung zum Verständnis jenes schwierigen Gedankens ent- halten. «0,«.««ok heißt nicht »ähnlich« und »gleich«, wie Sander versichert, weil er meint, wenn Johannes nicht von der zukünftigen »Gottgleichheit« oder dem »Synthronismus« der Gläubigen (Apol. 3, U) rede, so sei das himmlische Ziel der Erlösung nicht von dem irdischen Anfange unterschieden, denn Gott ähnlich seien die Gläubigen schon hier. Hüten wir uns aber, von der Dogmatik aus in die Exegese zu gehn! Wenn das Wort Eis-com;- wirklich nicht »gleich-, sondern nur »ähnlich« bedeutet —— was schon der bekannte Streit über das cheoroifocoii der Semiarianer anschaulich macht —, so ist wei- ter zu fragen, wie sich die irdische Gottähnlichkeit der Gläubigen von der himmlischen unterscheidet. Dcutlich und stark genug geht dieser Unterschied, wie wir sehn werden, aus dem Grunde hervor, welchen Johannes hinzufügh Eis« eiwöxcssa sen-Jus; Sau. Evas-»aus» copy 1 Joh. m, 2. 65 Immerhin mag man die Lu therische Übersetzung »wir werden ihm gleich fein« gelten laßen, sofern darin jener Unterschied der Gottähnlichkeit, die Vollendung derselben, ausgesprochen sein soll, zumal da Luther selbst ein Mißverständnis seiner deutschen Übersetzung abschneidet, indem er (Ausl. l) bemerkt: »Die Creatur wird niemals Schöpfer werden,« und in seinen Scholien sagt: non erimus idem, quod Deus, seit similes erimus Dei. Zunächst aber ist, auch zur Gewinnung des rei- nen dogmatischen Resultates, von der genauen Erwägung des Wortes auszugehen. z "0,«o»)g bezeichnet zuerst in sinnlicher Bedeutung die Ähnlichkeit im Aussehnz Zxmmg öde-Eos« heißt es daher Apok.»4,3. Vgl. Joh.9,9. Apok.1,13.15. 9,7. 10.19 u. s. w. Dann driickt das Wort die Ähnlichkeit in der Art, in der Geltung, Schätzung u.dgl. aus (Ioh.8,55. Gal.5,21. AG.17,29. Apok.13,4. l8,18), und tritt regelmäßig bei ver- sinnbildlichenden Vergleichungen ein (å))iatth.11,16. 13,31.44sll. List. 6, 47 fll.). Dagegen wird die wesentliche Gleichheit durch Oidog bezeichnet (Matth. 20, 12. Apok. 21, 16. Mark. l4, 56.59. AG.11,17). Wenn man den Unterschied zwischen fix-aust- und idog stch fühlbar machen will, braucht man nur unsern Spruch, daß wir, die Kinder Gottes, ihm ähnlich sein werden Ostia-e« auch; Sohn) zu vergleichen einmal mit Luc.20,36, wo es heißt, daß die Söhne Gottes wie) Im? Brod) nach der Auferstehung »engelgleich« (r'ociy;-x).e«) sein werden, dann mit Joh. 5, 18, wo die Juden eine Gotteslästerung darin finden, daß der Herr sich Gott gleich (i'ooi- sen? Qui) mache, während in der That dem Sohne Gottes ein gottgleiches Sein (Phil. 2, G) wesentlich, aber durchaus einzig zuköinmt Die Gläubigen hoffen eine solche Gestaltung, auch ihres Leibes, daß sie das Bild des Sohnes Gbttes als des verherrlichten Men- schensohnes tragen werden (Röm.8,29. Phil.3,21. I Cor. 15, 40»fll.). Jedoch können wir in den apostolischen Gedanken selbst nicht weiter eindringen, wenn wir nicht zuvor die durch Z« markirte Beziehung der Schlußworte richtig erkannt haben. Unzweiselhaft giebt der Apostel, kraft der Partikel sie» in die- sen Worten den realen Grund davon, daß wir dereinst Gott II. 5 se 1 Ich. u, 29 — v, z. ähnlich sein werden, an. Deshalb, sagt er, werden wir ihm ähnlich sein, weil wir ihn sehn werden wie er ist. Mag der Gedanke noch so schwierig erscheinen, nichts darf uns verleiten, von der unzweideutigen Vorstellung des Apostels abzugehir. Umgangen ist aber die bestimmte causaleBedeutung des Zu, an deren Statthaftigkeit zu zweifeln dem rathlofen Estius wenigstens möglich schien, auf dreierlei Weise. Ersilich hat man das Z« geradezu umgesetzt in oZUoE »so-l (Oecumenius), Z» nat (Scholiastll), et (Luther, soh0l.), so daß überhaupt kein inneres Verhältnis zwischen dem esse. ais-s. sechs-»Ja und dem Zenos-»ew- akisp hetaustritt, sondern beides nur als gleich- zeitig zusammengehörend dargestelltz das Lctztere etwa noch als das Wichtigere besonders hervorgehoben wird. Nicht viel beßer, wenigstens der Form nach, ist die Erklärung des Lyra, wel- cher in dem Eis« auch nicht die Angabe des realen Grundes, sondern die Bezeichnung eines modus fand. Er sagt nän1lich, nachdem er das öfters» weich? erläutert hat: in ipsum, quan- tum possibile est, transformati et ej eonjuneti, daß die Schluß- worte den meet-«» hujus conjunetionis et transformationis angeben. Aber in seiner weitern Entwickelung der Sache geht er selbst, wie wir unten sehen werden, über die falsche Kategorie des modus hinaus und findet in dem Anschauen des Dreieinigen (vi(1end0 jpsum clare trjnum et warm) den realen Grund der Gottähnlichkeit. Eine dritte Abweichung von der realistischeri Anschauungsrveife des Johannes findet sich bei denjenigen, welche das Es« in logischer Bedeutung d. h. so ver- standen haben, daß es den Salz markirt, welcher bei seiner anerkannten Wahrheit den vorhergehenden als seine eigne Vor- aussetzung erscheinen läßt. Das innere Verhältnis der beiden Satzglieder wird also umgekehrt, in diesem Sinne: wir werden Gott ähnlich sein, denn wir werden ihn ja sehen wie er ist; wer Gott sehen wird, der muß ihm ähnlich sein, sonst könnte er ihn nicht sehen. So erklärt Ealvin, indem er die Auf- faßungsweise, welche uns die allein richtige scheint, ausdrück- lich verwirft: Neque enjm doeet simi1es ideo nos tote, quia fruemur adspectitz sed inde probat n0s divinae gloriae fore Eos-usw» copy 1 Ich. tu, z. 67 partie-Wes, quia nisi spirilualis et ooelesii beataque immer— lalitaie praeciita esset natura, at! Deum nunquam lam prope- aocederer Mit ihm stimmen S. Schmidt (0ui visurus est Deum sjculi est, eum oportet esse perfecte similem l)eo), und Socin (Neque enjm tierj note-St, ut quis ipsum Deum videat —- nisj ei similjs aliquo rnodo — files-TO, welcher letztere mit seinem fuerjt auf eine signisicante Weise das allen diesen Auslegern gemeinsame Mißverständnis bezeichnet. Das Z» soll, was auch Episcop und BaumgartemCrusius (vgl. auch RicklO fiir möglich halten, den Rückschluß andeu- ten, welcher auf das Siena« aus-a? Hof-zuerst: von dem Zwei— »Es« aus-ris- aus gemacht werden miiße, es soll nur das testimonium aut signum sjmilitudjnjs, nicht die wirkliche Ur- sache, angeben (Carpzov). Aber wie contort dabei der ganze Satz erscheint, liegt auf der Hand. Warum hätte denn Johannes nicht schreiben sollen: dir-einwa- aijsdz S« Sizii-«)- aiiegJ Fuchse-Ja, wenn er, nach dem Spruche des Herrn, daß nur die Reinen Gott schauen werden (Matth. 5, 8), so die Sache im Sinne hatte? Aber wenn es auch fest bleibt, daß der Partikel Z» zu: folge in den Worten eiiziöxcsäa arise. use-l. der reale Grund für die vorhergehende Versicherung Zxcocoe ais-e. Bad-«. enthal- ten ist, so haben wir damit doch erst eine sormelle Bedingung des Sachverständnisses gewonnen, und für manche Ausleger ist diese Form völlig leer geblieben, weil sie die apostolische Vorstellung selbst versiiichtigt haben. Was soll man sirh dabei denken, wenn z. B. Ballenstedt (vgl. auch S. G.Lange) erklärt: »wir werden mit ihm gleiche Vorrechte, gleiche Glück- seligkeit genießen, denn wir werden mit ihm in genaue Ver- bindung treten?« Oder wenn Paulus umschreibt: »wir werden Gott ähnlich (in einem seeligern Zustande) sein, weil wie ihn sehen werden, so wie er ist (der Gottheit geistig nahe und wir im Umgange mit ihr sein werden, ungeachtet auch nach 4, 12. Joh. I, 18 Gott nie zu sehen ist, weil geistige Vollkoinmenheiten nie unmittelbar durch sinnliche Organe zu Ekfsssen sind)?« Die ältern Rationalisten smd ebenso rath- z. Evas-»Hm» copy 68 I Ich. It, 29 — V, 5. los "). Socin, abgesehn von seiner Verschränkung der beiden Satzgliedey bemerkt zu dem Eis-ou)- aiim seid-«»- si Christo sen Deo per· Christum obedicnus, sine dubio Dei similes aliquo morto etficimuy quatenus vjdelieet sancti sumus et pur-i. Jn dieser similitudo sei eben unsere Kindsrhaft enthalten; in der künftigen Welt aber werde diese Gottähnlichkeit weit voll- kommener sein — nam puritatj et sanetitati adrietur immerw- litas et beatituda Demgemäß wird denn das Juni» aus. sitt. erläutert durch beaiitatecn atque immortalitatem Dei in— telligere atque comprehendere Dem Episcopius, welcher in exegetischer Treue das ihm-»» ais-e. Zeiss» ganz gut um- schrietn fruemur eadem aut simili kelicitate, divinam gl0riam, majestatem et potestatem — consequemur et quidem immer— teuern, nunquacn desituram, wurde der hinzugefügte Grund so schwer, daß er die vjsio Dei erklärte: favoris et benevolentiae ctivinae singutarjs peroeptio et experimentum, sive bona-kam, quae ex tavore et benevolentia Dei singulari clantur truitio et oommunio in e0 l0e0, ubi Deus ipse praesens erst. Auch die Ausleger, welche in liebevoller Hingebung an die göttliche Wahrheit der heiligen Schrift, in das Geheimnis des johanneischen Spruches einzudringen sich bemüht haben, sind meistens in den Fehler verfallen, daß sie zu wenig in dem unmittelbar vorliegenden Contexte und in der eigenthüm- «) So schlimm nsie Oertel hat frei1ich keiner der ältern Rationalisteti den apostolischen Text gemißhandrli. Oertel, dessen »philosopl)ische« Erklä- rung sogar von S. G. Lange verworfen wird, parodirt unsere Stelle also: »Jch glaube es sei hier bloß von der höhern Vervollkommnung der christlichen Religionserkenntnis die Rede und der Sinn folgender: Einst, nach mehrern Generationen und Jahrhunderten erst — wird die Menschheit, die jctzt noch zu sehr am Geiste der Nohheit hängt, aufgeklärtey veredeltry seliger werden, und so durch das vollere Licht, das noch ausgehen wird, zur voll- kommnern Kenntnis des Plans Gottes und des Zweckes Jesu gelangen« — Aber wie sehr hat sich der gutherzige Apostel getäuschtl »Ach, Johannes, ruft Oertel aus, hättest du die blutigen Nizäaden, Kostniziadeik Dragcv naden, Edirte u. s. w. und die Zeiten vorausgeahnt, wo Tausende zu Ehren der Religion geschlachtet wurdenll Doch — deine geahnte Ausbildung der Menschheit zur Religion, Tugend und Menschenliebe wird die Vorsehung des Allvaters noch vollenden«- — - l Joh- lllz 2. 69 lich johanneischen Anschauungsweise die Normen der Auslegung gesucht, vielmehr durch eine nicht recht vermittelte Combination anderer, namentlich paulinischey Schriftstellen (1Cor. is, 9. 12. 15, 40 sit. 2 Cor. 5,7. Rom. 8, 16 fll. PhiL Z, 21. Col. s, B. Matth.5,8), nach Maßgabe einer dogmatisch ausgebildeten Efchatologitz geholfen haben. So erscheinen die eigentlich exe- getischen Momente vielfach zerstreut und in dogmatischen Er- örterungen verborgen. Das ist wenigstens bei den ältern pro- testantiskhen wie katholischen Auslegern, bis auf J. Lange herab, der Fallz die neuern, auch Lücke und noch mehr de Wette, laßen, je sorglicher sie sickz innerhalb der exegeti- schen Grenzen halten wollen, desto mehr zu fragen übrig. Warum und inwiefern durch unser Schauen Gottes unser Gottähnlichsein begründet werde, darüber erklärt sich z. B. de Wette gar nicht. Lücke, welchem hierin Sander bei- stimmt, spricht mehr das Problem in neuer Weise aus, als daß er die johanneische Anschauung entfaltet, wenn er sagt: »das unmittelbare Schauen Gottes, welches für die Kinder Gottes der höchste Preis und Lohn ist (Matth. 5, 8), schließt in sich das selige Leben, setzt aber eben deshalb die unmittelbare geistige Nähe und Gemeinschaft, die durch keine Sünde und kein irdisches Übel mehr gehemmt und unterbrochen ist, noth- wendig voraus.« Tiefer führt Neander in den apostolischen Gedanken hinein, wenn er, davon ausgehend, daß nach Johan- nes »aus der vollkomtnenen Anschauung Gottes die vollkoim mene Verkltirung in sein Bild hervorgehn« soll, bemerkt: »die Anschauung Gottes muß auf den Anschauenden, ihn in das, was ihm Gegenstand der Anschauung ist, verklärend, ihn dem Angeschauten verähnlichend, zurückwirken.« Diese Vor: siellung ist durch den Text an die Hand gegeben und hat sich deshalb auch manchem Ausleger aufgedrangt (Lhra, C. a La- pide, Spener. s. u.)z auch bei Baumgartendsrusius klingt sie an (»durch das Anschauen Gottes in ihn verklärt-O. Entwickelt ist sie aber bei den Alten mehr, als bei Neandey welcher sogar die Cigenthümlirhkeit der johanneischen Vorstel- lung dadurch wieder vermischt, daß er, weil er nicht strenge « 7o 1 Ich. It, 29 —- v, 5. daran festhält, daß durch das Schauen Gottes die Gottähn- lichkeit bedingt ist, beide Momente sogleich in einer »vollkon1- menen Einheit« aussaßt und sagt: »Leben und Anschauung kann hier nur eins sein; — wie daher das Fortschreiten in der Erkenntnis Gottes, die von der Lebensgemeinschast mit Gott ausgeht, bedingt ist durch die fortschreitende Läuterung und Entwickelung des christlichen Lebens, des Lebens dek Gott- ähnlichkeit, so wird in dem letzten Ziele der Volleudung mit der vollkommenen Anschauung Gottes die vollkommene Ahn: lichkeit mit Gott zusammengestellt.« Allein sehen wir scharf den johonneischen Gedankengang an, so erscheint im irdischen Leben der Gläubigen das »Fortschreiten in der Erkenntnis Gottes«- welches dem künftigen dipöxikssa närris- entspricht, nicht »bedingt durch die fortschreitende Läuterung des christli- chen Lebens« welche in dem künftigen iixcocor aissrzö åoäxcsäa vollendet ist, sondern gerade umgekehrt muß Johannes die irdische wie die himmlische Gottähnlichkeit der Gläubigen (Z««o»») bedingt und begründet denken (s«)"-«) durch das Erken- nen Gottes, welches eben im künftigen Leben ·ein Schauen (cJix-ö,«.) sein wird. Eine gewiße Ungenauigkeit liegt also auch darin, wenn nach Neander, »Mit der vollkommenen An- schauung Gottes die vollkommene Ähnlichkeit mit Gott zu- fammengestelltss erscheint; ganz genau wird die Eigen- thümlichkeit der johanneischen Vorstellung nur dann wiederge- geben, wenn wir sagen, daß unsere dereinstige Gottähnlichkeit begründet ist durch unser Schauen Gottes. Inwiefern aber dieses Eausalitätsverhältnis zwischen dem dereinstigen Schauen Gottes und dem Gottähnlichsein stattsindet, das kann nur in- soweit einleuchten, als wir in die Tiefe der beiden johannei- schen Vorstellungen selbst einzudringen vermögen. Freilich führt uns der Apostel vor ein Geheimnis, welches völlig auszuspre- chen er selbst nicht versuchen kann; wir mögen deshalb, wenn wir an die Ersorschung seines Wortes gehn, die Mahnung von Männern wie Augustin, Calvin und Beza beherzigens daß wir die neugierigen Fragen beiseite laßen und vor allen Dingen im Glauben den Weg des Heiles wandeln sollen, l Joh. til, Z. 71 und werden uns mit Didymus, Luther, Bengel und i Neander zu bescheiden haben, daß hier von Dingen die Rede ist, die kein Auge gesehn hat und die in keines Menschen Herz gekommen sind. Bei der Auslegung unserer Stelle ist es von großer Bedeutung gewesen, ob man die Pronoinina weis-g? und »Ur-Z» aus Christum besonders, als den menschgewordenen und in seiner menschlichen Natur erhöhten Sohn Gottes, oder auf Gott schlechthin bezogen hat. Wurde Christus als derjenige gedacht, welchetn wir ähnlich sein werden, weil wir ihn sehen werden wie er ist, so lag es nahe, auch an unserer Stelle die einstige Verklärung unseres Leibes ausgesprochen zu sinden und das Schauen (ö1zik5,«-k-Ja) nicht bloß von dem vollen Cr- kennen des Geistes, sondern auch von dem wirklichen Sehen in der zur Ähnlichkeit mit Christo Verklärten Leiblichkeit zu verstehn (vgl.Augustin, Estius, Aretius, Whitbh u.a.). Hatte man dagegen das göttliche Wesen in seiner trinitarischen Gesammtheit im Sinne, so mußte man das öwöxrxäa von dem geistigen Anschauen und die Gottähnlichkeit von der voll- kommnen Heiligkeit und Seligkeit des Geistes verstehn, hatte dabei den bleibenden Abstand der Creatur von dem Schöpfer unmittelbarer geltend zu machen (Didymus, Oecumenius, Scholiast It, Beda, Luther, Calvin, Spenerz Lyra, Episcop) und konnte die Vorstellung von der Verklärung un- serer Leiblichkeih falls dieselbe überhaupt nach der Analogie der Schrift ins Auge gefaßt wurde, entweder nur vom anthropo- logischen Standpunkte aus gewinnen, indem man die Leiblich- keit als integrirenden Bestandtheil der menschlichen Persönlich- keit forderte (S. Schmidt), oder nach der ersten Auslegungs- weise hinbiegend indem man die künftige Offenbarung Gottes als durch Christum vermittelt aussaßte, so daß die Gläubigen in Christo, dem verherrlichten Gottes- und Menschensohne das ganze göttliche Wesen anschauen und so in ihrer gliedliclsen Verbindung mit Christo, ihrem Haupte, gottähnlich sein wür- den (vgl. des. Beda, aber auch Augustim Beza, Hun- nius, Calov, J. Lange, Bengel u.a.). 72 1 Ioh. u, 29 — v, z. Augustin hat die theologischen Grundlagen feiner Ausle- gung ausführlich in zwei Briefen, welche sich auf anthtopornow phische Jrrthüiner beziehen, entwickelt (Ep. ad F0rtunaiian. T.1l. P. 517. ad Paulinam, n. 525. Vgl. de trinit. II, 5 sqq. T.IlI, p.263.Ed.Basil.). Den angesehensien Kirchenlehrerm nament- lichAinbrosius, Hieronymus und Athanasius, sich an- schließend lehrt er, daß Gott Geist, also für jedes leibliche Auge unsichtbar sei. Keine Kreatur könne ihren Schöpfer wirklich schen. Ein geistiges Schauen Gottes« sei denen verbeißen, welche reines Herzens sind; denn nur wer Gott schauen wolle, sei dessen auch fähig. So hält Augustin den älteren Satz fest: invisibilem Deum invjsibiliter videri, h. e. per eam na- turam, quae in nobis quoque invisihjlis est, munda scilicet mente vel cui-de. Das gilt aber nach Augustin nicht al- lein für das irdische Leben der Gläubigen, sondern auch, im Sinne unserer Stelle, fiir das himmlische Leben. Der wesent- liche Unterschied ist von Johannes snarkirt in dein Zusatze, daß wir einst ihn sehen würden wie er ist, in natura propria Jm irdischen Leben nämlich ist Gott nie einem Menschen, auch dem Moses nicht (Exod. 3), in seinem reinen Wesen, sondern nur vermittelst einer angenommnen Creatuy unter der sinnlich sichtbaren Gestalt des Feuers, der Rauchsäulh der Taube oder dgl. erschienen; im künftigen Leben aber sollen die Gläubigen, die reines Herzens sind, Gott schauen wie er ist, nämlich gei- fiig ihn, der Geist ist (Joh. 4, 24. Vgl. l, 18. 1 Ioh. IV,12). Wie sich dabei der in der Auferstehung verklärte Leib verhalten möge, wagt Augustin nicht zu bestimmenz jedenfalls, sagt er, ist unser Schaueii Gottes auch in dem Auferstehungsleibe nicht als ein sinnlich-körperliches, sondern als ein geistiges zu denken, weil ja der zukünftige Leib selbst ein pneumatischer sein wird (1 Cor. 15, 44). Von hier aus ist die sinnvolle Auslegung, welche Augustin zu unserer Stelle giebt, zu verstehn. Davon geht er textgemäß aus, daß wir im zukünftigen Leben bleiben, was wir jetzt sind, Kinder Gottes. Quid est ergo, quod ex— spectamus, si jam iiliiDei Satans? Quid autem erimus aliud, quam ftlii Dei? »Die Antwort wird aus dem »Was; so» ent- Ess- cccccccc o«- 1 Ich. In, 2. 73 wickelt. Chtistus wird erscheinen und gesehen werden wie er ist d. h· in forma Dei (Joh.1,1. 19, 37. PhiL Z, 6)z denn das Präsens Fast; deutet die Ewigkeit seines göttlichen Seins an. Hoc mocio Christum in for-ne Dei, verburn Dei, unicum Petri, aequnlem Petri, non possunt viciere mali. seeundum id ver-o, quod verbum caro faeium est, poierunt et ma1i, quia in die judicii viriebunt et mali, quia sie veniet juciicaturus quomocio venit juciicandns In ipsa forma deine, sed Deus. Homo venit ut juciieareiur, homo veniet ui judiceL Die Bösen werden nur formen) sen-i, nicht auch fern-am Dei sehn, weil nur die reines Herzens sind Gott schauen können. Dieser An- blick also ist den Seligen aufbehaltem ein Anblick, dessen Schönheit über alle Beschreibung hinausliegt, der aber fortwäh- rend die Sehnsucht der Gläubigen ist, so daß sie sich aller Eitelkeit und Sünde entleeren, um in ihren gereinigten Herzen (vgl. V· Z) für die zukünftige Gabe Platz; zu machen. Denn was ist die Gabe? Deus voeatutz antwortet Augustin Ei quid diximus Deus, quici ciiximus? Duae illae syilabae suni komm, quoci exspeciamus So bricht er ab, weil er das unermeßliche nicht aussprechen kann. Spätere Auslegey welche wie Augustin Christum als denjenigen betrachteten, welchen die Gläubigen schauen und dem sie ähnlich sein sollten, haben demgemäß das Einem» aus-g; Fuchse-Jo- genauer erörtert. Ahn: lich, sagt Aretius (vgl. auch J. Lang e), werden wir Christo sein erstlich dem Leibe nach, welcher ohne Sünde und unsterb- lich sein und summain agiiitatem et kaeilitatem movemii se. cie loeo ad loeum haben wird (vgl. C. a Lapid e, Tirinus, und zur Sache die alten Dogmatiker in der Angelologie)z zweitens dem Geiste nach, indem das volle Ebenbild Gottes, welches Christus wesentlich ist, auch an den Gläubigen in Gotteserkenntnis und Heiligkeit hergestellt wird. Immerhin aber wird Christus als das Haupt über· seine verherrlichten Glieder hervorragenz wir werden similes Christo, nicht aequa- les, nicht pares Christo sein (Augustin, Beza, Aretius, J. Lange). Textgeniäß hat Beda die Auslegung Augusiins fort- Evas-»Hm» copy 74 1 Seh. It, 29 — v, 5. gebildet, indem er die Pronomina adsszä und ask-»Ze- aus Gott schlechthin bezog. Auch er geht von dem esse-Jose- åem aus (Esse Dei est aeterniim hanc uique jneommutabilem per— manere. Exocl Z, 14) und bemerkt: Videbimus ergo eum sicuti est quando hunc in ipsa dejtatis suae substantja con- templabimutn Dies geschieht nach Beda nicht allein mit gei- stigen, sondern auch mit leiblichen Augen, ohne daß freilich irgend eine Creatur das göttliche Wesen völlig verstehen kann, wie auch unsere Gottähnlichkeit, welche in Unsterb- lichkeit und Seligkeit besteht, nicht eine Gottgleichheit sein wird. Aber die in der ganzen Borstellung liegenden Schwie- rigkeiten hat Beda weniger genau, als Augustin, ins Auge gefaßt; namentlich erscheint bei ihm das über die der- einstige Leiblichkeit der Gläubigen Gesagte unvermittelt und dunkel. Wenn man, sagt er, in der Gottähnlichkeit auch des Leibes Unsterblichkeit mitverstehen wolle — was doch nothwen- dig scheint, da er das Schauen Gottes ausdrücklich auch den leiblichen Augen zuschreibt —- so sei dies nur eine Ähnlichkeit mit Christot et in hoc: quippe similes erjmus Deo, sei! tan- tummodo Fi1i0, qui solus ex trinitaie corpus susoepit, in quo moriuus resurrexji atque id ad superna provexit Tilchtige Beiträge zur Auslegung des johanneischen Spru- ches liefern einerseits die griechischem anderseits die alten katho- lischen und protestantischen Jnterpretem Aber jene vermögen nicht den apostolischen Gedanken zusammenhängend und eben- mäßig wiederzugeben, obwohl sie bei den einzelnen Momenten sich mehr an den Text selbst halten, als die spätern dogmati- schen Auslegerz diese dagegen geben freilich eine runde und volle Erklärung, aber man sieht nicht, wie die dogmatifche Fülle aus dem Texte erwachsen sein kann. Nur S.Schtnidt war auf dem Wege, die Vorzüge jener und dieser Auslegungs- weise zu verbinden, aber er wurde wieder durch seine schon oben dargestellte falfche Auffassung des Satzgliedes Es« gis-A. irre geleitet. Unsere Ähnlichkeit mit dem, welcher uns zu seinen Kindern gemacht hat, d. h. mit Gott, denken die Grie- chen als Herrlichkeii. «(),»o«», sagt Oecumenius, irae-Z Ess- cccccccc a«- i Joh.m, z. 75 »Ja« ers; DIE-Z; was-Scheu, was der Scholiast ll bestimmt: egeixssckaorlxtfooxrsp irr-i arwåosaoärjooxtsw ais-HI- Dabei hal- ten die Griechen fest einmal, daß die Gottähnlichkeit nie eine völlige Gottgleichhcit sein werde, dann daß die Gläubigen schon in diesem Leben als Kinder Gottes eine gewiße Gott- ähnlichkeit haben; der Unterschied wird etwa so bestim1nt, daß die irdische Herrlichkeit der Gläubigen nur nat« ist's-ow- Tau« Was? sei, die künftige dagegen read« citat-icon«- sein werde (vgl. Schol.1l). Unerklärt haben aber die Griechen. die apostolische Begründung Ei« Hi. gelaßen. Sie bleiben auf halben: Wege stehn, indem sie die Borstellung des öixxöxmfa selbst erörtern, aber die causale Bedeutung des Eis« beiseite laßen und deshalb die beiden Hauptmomente des apostolisschen Gedankens nicht zusamtnenfaßem Zu dem eiizieizisäa setzt der Scholiast ll nur die Beschränkung: as; X» »so-« s» ihres« Oecumensius weist mit feinem Takte auf II, 29 zurück, in- dem et« anmerktt or; nasse? M» codes»- CPJZZOIJTH wäre) ycig ckxcajzorpow yet-»Ist» Punkt« oZMoZ IX; Nimm» Bis-mai, ais-cos- okycok ca? yoig sicut-z- ngoowjaoprasc w) or« Zxrocoh Eine leise Andeutung des Causalitätsverhältnisses zwischen dem Gottähnlichsein und dem Schauen Gottes findet sichs nur bei dem Scholiasten I: Essen« —- ZZF »; nor-J« est-etwa«- oZvaexäøyocJxtssJa yimsxcgöztssot IJJ wären? Datums-ragst. In diesen letzten Worten liegt die von Lyra, C. a Lapid e, Calov, Spener, J. Lange, Bengel und Neander weiter entwickelte Vorstellung, daß die Gläubigen eben durch das Anschauen der Herrlichkeit Gottes zur Gottähnlichkeit ver- klärt werden würden. Beati enjm, so lehrt Cornelia s, per visionem Deum possident eumque quasi intra se trahunt indeque sugunt omne bonum. Um dies einigermaßen ver- ständlich zu machen, wurde man aber gezwungen, den Begriff jenes »Schauens« genauer zu bestimmem Kein mäßiges Sehen, sagt deshalb Spener, ist vom Apostel gemeint, son- dern ein solches Sehen, und zwar der Seele und des Leibes, »Welches mit Verstand, Willen und Freude in den Gesehenen eindringt, so daß dessen«Sck;önheit, Herrlichkeit und Güte in "76 1 Jolx n, 29 — v 5. ihn hinwieder sich ergeußt.« Jenes »Sehen« ist also weder unvollkommen oder wie in einem Spiegel (1 Cor.13, 9), noch bloß speculativ, sondern vollkommen, unmittelbar, von Ange- sicht zu Angesicht und dazu durchaus praktisch hnaxime pra- etica visio, summi boni nie-Man: plenissima J. Lange), d.h. es bewirkt, weil es mit Liebe verbunden ist, zugleich eine Vereinigung mit Gott und eine Umbildung zur Gottähnlich- keit, so weit diese überhaupt der Creatur zu Theil werden kann (Lyra). Am vollständigsten entwickelt« und dogmatisch verarbeitet erscheinen alle diese Momente der Auslegung bei Calov. Nachdem er, was schon angemerkt ist, im Sinne Augustins u. a. bei dem License» Hi» hervorgehoben hat, daß -die Gläubigen in dem gegenwärtigen und in dem zukünf- tigen Leben Kinder Gottes seien und daß es Gradunterfchiede nicht in der Gotteskindschast selbst, wohl aber in der Gottähn- lichkeit gebe, entwickelt er zuerst den Begriff der künftigen Gottähnlichkeitt Neque vero tantum sempiternitate et bea- tjtudine tum similes Dei erimus, seci etiam sanctitate, quia longe major et perfectior tum erit nostra jnhaerens san- ctjtas, utpote non inchoata tantum, sei! oonsummata, non mutabilis, sed immutabjlis Den realen Grund dieser Gott- ähnlichkeit sindet Calov, der Partikel Eis« zufolge, in den Worten Hin-Fried« aus. Mk, die er, mit der Bemerkung, daß die visio Dei den gläubig Sterbenden sogleich quoad animam, aber erst bei der Auserstehung quoad eorpus zu Theil werde, also erläutert: causa siknilitudinis — erit visio Dei intuitiva (a faeie act keckem, sicuti est) 2 cot·.3,18. Si causa »Hu- xsoocpaiaswx nostrae est speeularjs et aenigmatica visi0, qna transkormatnur paulatim et suecessive de elaritate in einri- tatem, perfeetarn transformationem in alter-a vita aikeret utique ac incboabit jntuitiva Dei visio,, qua Domini gloria simu1 a(- semel nos irradiatura et illustratura est ad glorio— sam istam et aeternam «4-eIa«ö9(»«)o-«-, ut similes ei in aeternunt simus Apoa 22, 5. So faßt Calov den gan- zen Gedanken abschließend zusammen: similes Deo erjmus ratione menlis sapientia, ratione voluntatis sanetitate et " 1 Seh. In, 2 77 justitia, ralione corporis immortaiitaletz riitione utrirtsque gloria et felicilate seit-mit, quin Deum a kacie ad faoiem videbimus Nam ex intuiliva Dei visione orietur perfect-i cognitio et sapieniia, perfecius amor et justiiia necnon gloriosa immortalitas et beatituda Allein die exegctische Be- gründung dieser reichen dogmatischen Gedanken aus dem vor- liegenden Contexte wird um so mehr vermißt und erscheint um so schwieriger, je bestimmter dieselben entwickelt sind. Den glücklichsten Griff hat S.Srhmidt (vgl. anch Octa- menius) gethan, indem er bei den Worten Zxsomr all-»F Fuchse-Ha- sich aus den Hauptsatz, daß Gott gerecht ist (ll,29), stiitzte und die zukünftige Gottähnlichkeit der Kinder Gottes, zuvörderst als vollkommene Gerechtigkeit beschriebz in dieser aber, sagt er, sei auch die ganze Herrlichkeit der Seele und des Leibes enthalten. Entwickelt hat S. Srhmidt diese An- deutungen nicht weiter, aber den Weg zu einer textgemäßen Erörterung der apostolischen Gedanken hat er gewiesen; denn nur im lebendigen Zusammenhange mit dem H, 29 an die Spitze gestellten Hauptsatzg welcher, wie oben gezeigt ist, den ganzen zweiten Theil des Briefes beherrscht, ist unser V. 2 auszulegen. Dabei aber muß man aus der johanneischen An- schauungsweise überhaupt zwei wesentliche Punkte festhaltem erstlich den vollen Begriff dessen, was Johannes »erkennen« nennt —— denn darüber ist kein Zweifel, daß mit dem Worte Zweig-»Ja jedenfalls ein unmittelbares und unbeschranktes Er- kennen bezeichnet ist — zweitens die Vorstellung, daß ein we- sentlicher Zusammenhang zwischen dem zukünftigen und dem gegenwärtigen Zustande der Kinder Gottes stattfindet, daß die zukünftige Herrlichkeit derselben nicht ein absolut Neues, nicht ein von ihrer gegenwärtigen Herrlichkeit, die sie als Kinder Gottes im Glauben wirklich haben, wesentlich Verschiedenes sei, vielmehr daß schon jetzt der reale Anfang von dem vor- handen sei, was dereinst vollendet sein wird. Beide Anfchauun- gen hängen innig zusammen; denn in dem Erkennen Gottes ist die persönliche Lebensgemeinschaft mit Gott, der Besitz des ewigen Lebens, das ,-.Haben« des Vaters und des Sohnes Evas-»Hm» copy 78 l Joh. II, 29 — V, 5. (ll, 23) gegeben, eben dies aber ist im irdischen wie im himm- lischen Leben der Kinder Gottes der eigentliche Grund (Z-«) und Jnhalt ihrer Gerechtigkeih Herrlichkeih Seligkeit und «Gcltähnlichkclk.« f Der johanneische Begriff des »Erkennens«, welcher in dem sit-dates« zu Grunde liegt, bedarf an sich nach dem zu ll,3fll. Bemerkten (Bd.1 S. 176) keiner weiteren Erläuterung; die andere Anschauung aber, welche bei V. 2 vorausgesetzt wird, ergiebt sich leicht aus der gesammten Schrift des neuen Testas mentes. Bei allem Unterschiede zwischen Glauben und Schauen (2 Cor. 5, 7. 1 Cur. 13, 9. 12), zwischen« Haben und Hoffen (Röm. 8, 24), zwischen dem was noch verborgen ist und dem, was einst offenbar werden soll (Col. 3. 3), steht es doch fest, daß die Kinder Gottes im Haufe sind und bleiben (Ioh. s, 35), daß sie das ewige Leben schon gegenwärtig haben (ll, 23 sl. In, 14. IV, 14 sit. v, 12. Joh. s, se. 5, 24 in. s, 40s11.). Christus lebt in ihnen (Gal. Z, 20), wenn sie auch noch wün- schen können, abzuscheiden und bei Christo zu sein(Phil. I, 23); sie sollen einst bei dem Vater und dem Sohne sein (Joh. 17,24. 14, 3), und doch macht schon gegenwärtig der Vater mit dem Sohne Wohnung bei ihnen (l4, 24), und sie sind in Gott und Gott ist in ihnen; sie sollen einst die Herrlichkeit des Sohnes sehn, und doch hat ihnen der Sohn schon seine Herr: lichkeit gegeben (17, 22 fll.), und sie selbst werden im Anschauen der Herrlichkeit Christi von einer Herrlichkeit zur andern fort- während verklärt (2 Cor. S, 18). In unserer Stelle setzt Johannes, indem er den Unterschied zwischen dem Zukünftige« Osaka« Spur-Eh. gis-L) und dem Gegenwärtigen unzweideutig hervorhebt, doch auch die innige Verbindung der beiden Perio- den im Leben der Gläubigen voraus, weil er die Hoffnung der Kinder Gottes auf das, was noch nicht erschienen ist, un- mittelbar an die Gewißheit der gegenwärtigen Kindfchast an- fügt, so daß er in dem Gegenwärtigen das Unterpfand für das Zukünftige, ja den realen, wenn auch verborgenen, Anfang des Zukünftigen sinden muß, und weil er das Zukünftige selbst nach der Analogie des Gegenwärtigen beschreibtz denn wie Eos! cccccccc ps- 1 Ist» tu, z. 79 das gottähnliche Leben der Kinder Gottes auf Erden durch den Glauben oder das Erkennen Gottes (Joh. Z, 36. 17, 3) getragen wird, so soll auch die zukünftige, vollendete Gottähn- lichkeit der Kinder Gottes durch das vollkommene Erkennen, durch das Schauen Gottes begründet sein. Also derselbe Rea- lismus und dieselbe Ethik in der johanneischen Anschauung, hier wie dort. Eine nähere Bestimmung erhält aber der Ge- danke in V. 2 textgemäß aus II, 29 insofern, als dort erstlich Gott selbst nach seiner Gerechtigkeit angeschaut und deshalb zweitens auch als wesentliche Erweisung unserer Geburt aus Gott unser Thun der Gerechtigkeit dargestellt war. Wenn also das irdische Kindesverhältnis der Gläubigen zu Gott als Gottähnlichkeit vorgestellt werden darf, so ist diese textgemäß in der Gerechtigkeit zu erkennen; und wenn ferner die zukünf- tige Gottähnlichkeit der Kinder Gottes die Vollendung der gegenwärtigen fein wird, so muß auch jene, dem gerechten Wesen Gottes entsprechend, zunächst wenigstens als vollendete «Gerechtigkeit gedacht werden, oder es müßen die Aussprüche Spore» arti-ca? Sees-kräu- und uocssaig Eos« ihre nächste Bestink mung durch den Hauptgedanken H, 29 Ninus-«;- åan erhalten. Hiermit ergiebt sich aber schon, daß das vom Apostel gemeinte «Sehen« unmittelbar nur auf ein geistiges Anschauen gehen kann, wie es denn auch an die Stelle des Glaubens tritt und die Vollendung der im Glauben begonnenen Erkenntnis Gottes enthält. — Nach diesem allen erscheint es keineswegs als zufällig, daß die Ausleger das signisicante Wort aus 2 Pein I, 4 Bein; ssocwanmi cpüaswg bald auf die irdische, bald auf die himmlische Gottähnlichkeit der Kinder Gottes be- zogen, oder bald bei lI, 29, bald bei Hi, 2 angeführt haben. Im Sinne des Johannes gilt jenes Wort in beiden Beziehun- gen; denn durch die Geburt aus Gott, welche im Glauben oder in der Erkenntnis Gottes gefchieht, sind wir »göttlicher Natur theilhastig«, sind wir »Herren der Sünde, des Todes und des Teufels« geworden (Luther), damit aber ist der irdische Anfang von allem, was in der Ewigkeit vollendet fein wird, wirklich und wesentlich gesetzt, nämlich das «ewige Leben« 80 I Ist» n, 29 -— v, s. selbst. Dieser sutnmarische Begriff ist in unserer Stelle concret bestimmt als »Gerechtigkeit,« eine Vorstellung, welche freilich nicht abstract, atoniistisch oder sonst unlebendig aufgefaßt wer- den darf, wie schon zu H, 29 gezeigt wurde. Das ganze We- sen Gottes wird als Gerechtigkeit angeschautz ebenso liegt in der Vorstellung von der Gerechtigkeit der aus Gott Gebore- nen der ganze Reichthum des Lebens aus Gott oder in Gott, kurz des ewigen Lebens, dessen einheitliche, wesentliche Bethä- tigung eben in der gottähnlichen Gerechtigkeit geschieht. Diese organische Anschauungsweise tritt bei Johannes darin hervor, daß er im zweiten Theile seines Briefes von dem Grundbe- grifse der »Gerechtigkeit« aus das gesammte christliche Leben mit aller seiner Liebe, seinem Glauben, seiner Hoffnung, seinem Siege über die Welt und seiner Seligkeit in Gott umspannt, ähnlich wie im ersten Briestheile, gemäß dem Hauptsatzh daß Gott »Licht« sei, das ganze gottähnliche Wesen der Gläubigen als Lichtwandel beschrieben ist. Wenn aber die gottähnliche Gerechtigkeit der aus Gott Geborenen sich jetzt in dem Fliehen der Sünde und in dem Halten der göttlichen Gebote erweist (1ll, 3fll. 22 fIl. u. s. w.), so wird einst, wenn erschienen ist, was wir sein werden, wenn wir in vollem Maße unserm Vater ähnlich sein werden, auch in wirklicher Vollendung das stattsindem was Johannes schon von dem gegenwärtigen Leben der Kinder Gottes aussagtr sie können nicht sündigen (B. 9). Auch in der Gegenwart liegt der idealen Anschauungsweise dieses Ausspruchs (vgl. I, 8. 10. Il,1. V, 16) etwas durchaus Reales zum Grunde, nämlich die mit der wirklichen Geburt aus Gott wirklich gegebene Theilnahme an dem ewigen Leben Gottes in Christo, die wirkliche Abkehr von der überwundenen Sünde (Il, 12 fll.), die wirkliche Liebe, die nur allein auf Gott geht und durchaus nicht mehr auf die Welt, und die wirkliche Bethätigung von dein allen in heiligem Wandel, be- sonders in Bruderliebez aber wenn auch in der Gegenwart das Reale mit dem Jdealen noch nicht congruent ist, so ist doch dieses in jenem wefentlich vorhanden und entwickelt sich aus demselben bis endlich, wenn erscheint, was wir sein werden, «! Ich. lllz Z. S! die vollendete Gottähnlichkeit der Kinder Gottes in vollkommener Gerechtigkeit wirklich offenbar wird. Nach der von Johannes angedeuteten Analogie zwischen dem zukünftigen und dem gegenwärtigen Zustande der Kinder Gottes werden wir uns den apostolischen Gedanken noch auf folgende Weise, im Zusammenhange mit dem bisher Entwickel- ten, auschaulicher machen können. Jede Verfehlung, jede Sünde, welche die Kinder Gottes im irdischen Leben noch begehn, sieht in der wesentlichsten Verbindung mit einem noch vorhandenen Irrthum oder Mangel in der Erkenntnis Gottes, ja ist nur dadurch möglichz denn in dem Maße, in welchem sie wirklich und lebendig Gott erkennen, glauben, lieben und haben» er- kennen sie auch den Betrug und den Mord der Sünde, flie- hen sie die Sünde und können sie wirklich nicht sündigen. Von hier aus ist die apoftolische Berheißung Einen« erst. Herein. »Z- einigermaßen zu verstehn, sowohl was den bezeichneten Grund Eis« äu« «-r2..), als was das Maß der einstigen Gott- ähnlichkeih im Unterschiede von der irdischen Unvollkommen- heit derselben, anlangt. Weil wir Gottes gerechtes Wesen nicht im Glauben nur erkennen, sondern unmittelbar und voll- kommen anschauen werden, deshalb werden wir auch keinem täuschenden und blendenden Jrrthum mehr ausgesetzt sein; wir werden das göttliche Wesen in seiner unaussprechlichen Rein- heit, Heiligkeit, Herrlichkeit und Seligkeit völlig erkennen, weil wir es selbst unverhüllt an«schauen, darum aber auch mit unge- theilter Liebe erfaßen und als die Quelle unserer Herrlichkeit und Seligkeit haben (vgl. die Analogie von It, 23. V,i11 fl. u. a. St.). So lange wir nur erst wißen (ll,29), daß er gerecht ist, oder im .Glauben ihn erkannt— und gesehn (IlI, 6) haben, wißen wir freilich auch unsere Pflicht All, 16. II, 6), durch gottähnliche Gerechtigkeit zu erweisen, daß wir seine Kinder sind, und haben eben in dem göttlichen Samen, durch den wir aus Gott geboren sind (Ill, 9. vgl. V. 24. II, 27), die Kraft dazu; aber noch immer haben wir die Sünde in uns (l, 8), obwohl sie gebrochen ist (ll, 12 fll.), und noch immer sündigen wir (I, 10),.obwohl wir immer wieder die Sünde ll. 6 82 1 Ich. it, 29 —— v, s. und die Sünden bekennen und abthun (l, 7sll. I1,1fll.). Dieses Schwanken und Kämpfen muß aufhören, wenn wir ihn sehen werden; denn wenn wir schon im Glauben am Le- ben Gottes Theil gehabt, göttliche Gerechtigkeit geübt und göttliche Seligkeit empfunden haben, so muß das vollkommene Anschauen Gottes auch die Bollendung unserer Gottähnlichkeit enthalten. Es versteht sich aber von selbst, daß, wenn wir in der Gerechtigkeit, Reinheit und Heiligkeit gottähnlich find, wir überhaupt in unserm ganzen persönlichen Wesen gottähnlich sein werden; denn wie in dem Sprache »Gott ist gerecht« das einheitliche Leben des ganzen göttlichen Wesens nur in einer bestimmten Beziehung vorgestellt wird, so ist auch unsere gottähnliche Gerechtigkeit nur zu verstehen als eine konkrete Darstellung des gesammten ewigen göttlichen Lebens in uns. Endlich wird man auch sagen müßem wie die Sünde nicht allein das geistige Leben des Nienschen verheert, sondern auch den Tod des Leibes verursacht, so muß auch umgekehrt mit der gottähnlichen Gerechtigkeit und mit dem ewigen Leben in dem Anschauen Gottes überhaupt auch des Leibes verklärtes Leben gegeben sein (vgl. Bd. l, S. 52 fll.). Hiermit treten wir aber vor ein neues Geheimnis und zugleich an die äußerste Grenze des Textes. V. Z. Welche Hoffnung den Kindern Gottes mit ihrer Geburt aus Gott gegeben sei, hat der Apostel eben gezeigt: wir werden ihm ähnlich sein, weil wir ihn sehen werden wie er istl Diese Hoffnung aber (s. sit-rief» steil-»ja) ist weder eine selbstgemachte ——— vielmehr aus Gott ist sie gegründet Gar« aus-gis) -—- noch eine unfruchtbare oder kraftlos« vielmehr wirkt sie in uns die fortwährende Arbeit an unserer Heiligung Gui- ei XX. —- kiyssfxsr sur-N; denn es ist nothwendig, daß die aus Gott, der gerecht ist, Geborenen durch das Thun der gottähn- lichen Gerechtigkeit sich als Kinder Gottes ausweisen, und es kann ja niemand Gott sehen, als wer reines Herzens ist (Matth. Z, s. Hebt. 12, 14). Die Lebensgemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne, in ihrem irdischen Bestandes und in ihrer ewigen Vollendung, kann nicht gedacht werden ohne das I Jvhh lll, Z. 83 Wandeln im Lichte, gleichwie Gott Licht ist (l, 6fll.), ohne das Thun der Gerechtigkeit, gleichwie Gott gerecht ist (ll,29), oder ohne den Wandel nach dem heiligen Vorbilde Christi, des menschgewordenen Gottessohnes Vor-Ins§ Fuss-m; oiyssög Fuss. Vgl. H, 6. W, 17). Somit. enthält die den Kindern Gottes eigenthümliche herrliche Hoffnung auch eine unverbrüchliche heilige Anforderung, und so muß der Apostel — ganz ähnlich wie im ersten Vrieftheile und gemäß der schon im Hauptsatze II, 29 indicirten Tendenz — auf Grund der eben geschilderten Hoffnung sich zu der entsprechenden Paraklese wenden (S.12). Der Sache nach wächst die V. 3 eingeleitete Paraklese aus dem von H, 29 an, besonders Hi, 2 Gesagten hervor, wie denn auch der Ausdruck sc. åzvk starb-»»- bestimmt auf V.2 zu- rückgreift, und die Satzbildung V.3 Ewig r? Izu» —- öiywigcc Haus) andeutet, daß in der gegebenen Hoffnung selbst das kräftige Motiv zur Selbstreinigung enthalten sei. Nicht richtig ist also die Meinung von Baumgarten-Crri- sius, daß von V.3 bis V. 10 »Zwischengedanken über die Verpflichtungen zum Guten, welche in unserm Verhältnisse zu Christus liegen«- eingeschoben seien; hierauf deutet das «« ebenso wenig hin, als es, »weil hier ja nichts fortgesetzt werde,« durch »also denn» erklärt werden darf. Der Partikel ieai eine illative Bedeutung zuzuschreiben (J. Lange), lag denen näher, welche im V.3fll. gerade nicht Zwischengedankem son- dern vielmehr eine aus V. 2 sich natürlich ergebende Paraklcse erkannt haben; aber, wenn auch ein mir« am Platze gewesen wäre, so ist doch das uns, welches Johannes, ohne das logische Sachverhältnis ausdrücklich zu rnarkiren, geschrieben hat, darum noch nicht in ein igitur (Estius, Tirinus) umzusetzen. Der Gedanke V.3 steht ganz ähnlich zu II, 29 fll., insbeson- dere zu 1ll, 2, wie im ersten Haupttheile l, 6 zu dem dortigen Thsma I, 5. Dort führt der Apostel seine aus dem Haupt- satze entwickelte Paraklese ohne alle formelle Bezeichnung des innern Zusammenhanges ein; an unserer Stelle fügt er den Eksten parakletifchen Gedanken nur als ein neu hinzukommen- des Moment dem Vorhergehenden an. »Und jeder, sagt der sti- Evssustssn copy 84 l Ich. il, 29 —- V, Z. Aposieh welcher diese Hoffnung hat, reinigt sich.« Bei dem nrig ei Izu» kann man, ganz wie bei dem nah: e? note-««- wk II, 29, im Sinne des Johannes auch die Kehrseite her- vorheben: jeder — nnd nur ein solcher; denn wie »diese Hofs- nung« (V.2) den Kindern Gottes eigenthümlich und aus- srhließlich zugehört, so haben auch nur diese die Kraft einer solchen Hoffnung, sei es daß sie, wie hier, in der Heiligung sich erweisen, sei es daß sie Geduld und Freudigkeit gewähren soll (Röm. 8, 14 fll. 23 fll.). Die Hoffnung selbst aber bezeichnet der Apostel noch aus- driicklioh als eine wohlverbürgte, nämlich auf Gott gegründete: »Hei ais-»F. Cigentlich liegt dieser Gedanke schon in dem Wesen und Inhalt der Hoffnung selbst, —- denn unser ganzes Kindesverhältnis zu Gott mit allem, was wir schon jetzt sind und was wir noch hoffen, ruht ja auf der Liebe des Vaters (V. I) —- aber es ist wegen der nachfolgenden Anforderung zweckvolh wenn daran erinnert wird, daß es sich nicht um eine eigenmächtig ersonnene, sondern um eine auf Gott selbst ge- gründete Hoffnung handelt (vgl. Socin und Episeop). Man darf nur die in der Präposition sen« ausgeprägte Vor- stellung, daß die Hoffnung in Deo siia est (Beza) oder jpso Deo ejusque pkomissionibus nititur (Socin. Vgl. Episcop), nicht mit Grotius abschwächenx sicut Deus eam spem vult concipi. Das Hm« bezeichnet, wie schon I. Lange treffend gesagt hat, das reale Fundament, auf welchem die Hoffnung beruht (1 Tim. 6, 17. 4, 10. Rom. is, 12)z als allgemeine Sinnangabe kann man daher auch S. Schmidts Uinschrei- bung Deus gignit spem gelten laßen. Aus dem ganzen Con- texte, wie aus der bestinnnten Unterscheidung des seen-or« von dem in en« reden? bezeichneten Subjecte ergiebt sich aber auch an unserer Stelle in ähnlicher Weise wie bei il, 6, daß kreisen; auf die herrschende Subjectsvorstellung ö Wes; (Il,29— lIl, 2), dagegen seen-o;- aus das entferntere Subjekt »Christus« zu beziehen ist. Es wäre eine unerträgliche Härte und eine durch nichts veranlaßte Unbehülflichkeit in der Redeweise, wenn Johannes bei dem srf arise-z; und bei dem Fasse-ok- an dasselbe Ess- cccccccc a«- l Joh. lllz Z. 85 Subjekt, sei es nun an -Christus,« sei es an »Gott«- gedacht hatte, Jenes ist vonAretius statuirt, weil Christus der Mittler alles Heiles, auch der Hoffnung, sei —- allein die Präposition san« weist gar nicht einmal auf die Vermittlung sondern auf die letzte Basis hin ——— und von Estiits, weil er bei Ha« ais-a; an den appariturucn dachte, eine Beziehung, welche in dem Sol» paper-wiss; V.2 keinen Grund hat. Calvin wollte das Ha« einig? von Christo versiehn, weil dieser sogleich als Muster der Reinheit dargestellt sei; aber dies Argument ist ebenso wenig zureichend, alsyvon der andern Seite die Vergleichung von Matth. 5,- 8, wo das Anschauen »Gottes« den Reinen verheißen wird, für Lyra entscheidet, welcher die beiden verschiedenen Pronomina aus Gott beziehen wollte, eine Auslegungsweistz welche dem Socin und dem Episcopius darum sich empfahl, weil diese als den schlechthin Reinen und als protolypum pekteatissimum et absoluiissimuni lieber Gott als Christum denken mochten. Piscator hat sich gar nicht zu entscheiden gewagt. J. Lange aber wird unwillkiihrlich von der Vorstellung Christi zu der textgemclßen und schon von S. Schmidt richtig begründeten Borstellung Gottes hiniibergezogen (vgl. Spener, Bengel, und alle Neuem) Auf Gott selbst, welcher uns zu seinen Kindern gemacht und uns die Kindeshoffnung, daß wir ihn schauen und so ihm ähnlich sein sollen, gegeben hat, ruht diese Hoffnung; gerade deshalb aber muß dieselbe in der göttlichen Kraft der Heiligung sich bethätigen, denn alles göttliche Leben in uns, wenn Initi- lich Leben, und nicht der eitle, henchlerische Schein desselben, vorhanden ist (vgl. Beda, Luther, Socin u. a.), erweist sich durch gottähnliche Wirksamkeit (ll, 'Z9). Von dieser An: schauung aus schreibt der Apostel nicht nur im Allgemeinen: weis« r; »Man- «-. Un. Irre-II« ZU« old-r. usw-Te« Sarg-»Hu, sondern fügt auch die genauere Bestimmung «« Jede« Fasse-o§ oiywög Eos-»- hinzu, in welcher die ausdrückliche Norm der Gottähnlichkeit an dem vollkommenen Vorbilde Christi darge- stellt wird. Das IF« heißt hier keineswegs «sesthalten, « be- wahren,« was Benson aus Stellen wie II, 23. V,13. Rötn.1, 28. se i Joh. u, 29 —- v, z. 14, 22 u. a. erweisen wollte, sondern einfach »haben, besitzen« (2 Cor. Z, 12. 10, 15. AG. 24, 15. vgl. Ich. s, 15.16. 6, 40); die Vorstellung von der Stetigkeit der Hoffnung (Spener) liegt überhaupt nicht unmittelbar im Gesichtskreise des Textes. Der Apostel spricht den aus dem Wesen der Sache sich erge- benden Grundsatz aus, daß jeder, welcher der geschilderten Hoffnung wirklich theilhaftig ist, fiel) selbst reinigt. Die Hoff- nung selbst ist die Mutter der Reinigkeitz nicht umgekehrt darf mit Grotius das Verhältnis gedacht werden, noch darf man beide Anfchauungsweifen mitSchlichting und Episcop zugleich siatuirem Auch nicht als Bedingung, unter welcher die Hoffnung ersüllt werden solle, stellt Johannes das Ewig-«- åarm dar (Estius, Maher), was freilich noch nicht so weit vom Texte abliegt, als die Ansicht des C. a Lapide, welcher aus V.3 zwei Bedingungen für die Erreichung des V.2 vorgehaltenen Zieles entwickelt, ncimlich spem loeere in Deo und studere sanetitati Schon dann wird die Eigen- thümlichkeit des johanneischen Gedankens vermischt, wenn man das bestimmte Ewig» Haus. nicht de facto, sondern nur de jure et debito (S. Schmidtz vgl. Beza, Calov u.a.) versteht und deshalb übersetzt: clebet se puritieare Unbe- fangen hat Luther dem Texte srch hingegeben und umschrie- ben: Qui habet hanc spem et credit, se esse iilium Dei, et exspeotat rlonee titles sua reveletutz is sine dubio ita access— kletur spe illa, ut se puriiioetz nec involvat se sortlibus car- nis, Seil carnem m0rtikicabit. Die Selbstreinigung betrachtet Johannes als etwas mit der christlichen Hoffnung nothwendig Verbundenes (de Wette), als dcn gewißen eileetus derselben (Hunnius). Und mit Recht; denn jeder Mangel in der Heiligung setzt eine Trübung jener Hoffnung voraus. Immerhin mag man einen gewißen idealen Zug in der Vorstellungsweise des Apostels stnden, ähnlich wie V. 9 (ogl. V. 6), aber das Jdeale liegt we- niger in dem Ewig« sum. an sich, als vielmehr darin, daß nach der ganzen Haltung der Rede von Ill,l an das wirkliche und lebendige Haben jener herrlichen Hossnung vorausgesetzt wird; unter dieser Voraussetzung aber kann die heilige Erwei- l Joh. lll, Z. 87 sung der kräftigen Hoffnung nicht ausbleiben. Es handelt sich um ein Princip des gottähnlichen Lebens der Kinder Gottes- welche gerade in ihrem aus Gott gebotenen Leben, in ihrer auf Gott gegründeten Hoffnung die sunfehlbare Kraft und den unwiderstehlirhen Beweggrund haben, sich gottiihnlich darzu- stellen oder «sich selbst zu reinigen, wie jener, Christus, rein ist.« So ergiebt sich aber auch schon hier, noch ehe wir den Begriff von ais-eigen- und äyueic genau erkannt« haben, daß in dem oiyw Haus-ei«- durchaus kein Moment steckt, das auf ein pelagianisirendes Mißversttindnis führen könnte. Freilich den reinen Pelagianisnius —— quasi aliquis sine ciivino auxjlio per liberutn arbitkium possit se sanotiticarez wie B eda den Jrrthum bezeichnet— hat kein Ausleger aus unserer Stelle zu entwickeln gewagt; es zeigen sich nur pelagianisirende Neigungen, welche aber auch nicht recht gegen den Text aufkommen können, da dieser das ers-»He»- äer1-«r. ztfbestimmt von dem esse« I. Her. vix-Jst. As« weis-Hi? abhängig macht. Das Heiligen unser selbst ist nach Socin doch nur aliqua ratione in nobis situmz nur als-kna- tenus, sagt Episcop, sind wir selbst dazu im Stande, d. h. nur mit göttlicher Hülfe, ohne welche wir nach Joh. 15, 5 gar nichts thun können; und wenn auch Grotius unser hei- liges Leben als den Kaufpreis für die Seligkeit, »welche wir hoffen wollen«, hinstellt, so merkt er doch an, daß unser eig- nes Thun nur subordinate von Bedeutung sei. Unter den katholischen Auslegern redet Cornelius a L. von unserm cooperaki Deo, und Estius (vgl. auch Mauer) beknerkt, auf Au gustin sich berufend, daß Johannes, indem er als Bedingung der Hoffnung unsere Selbstreinigung fordere, gegen die «derzeitigen Kerze»- zeuge fconsequens ein-m, quod adverlit Augustinus hominem sanctitioare et justiiicare se ipsumz ac knsoinde libera sua voluntate cooperari grutiae Dei ipsum sanctiticantis et. justiiicantis, quae tamen ipsa voluniatis humanae oooperatio sit elkectus gratiae Dei. Quod utkumque notandum aiiversus horum temporum innerem-us) Die versteckte Ausweichung vom textgemäßen Gedanken, auf welcher allein der Ausfall des Estius gegen die protestantische Anfehauungsweise beruht, 88 1 Ich. n, 29 —- v, s. charakterisirt fich einmal dadurch, daß das ruhn-»Es»- Havsk als Bedingung siir die Erfüllung der Hoffnung erklärt wird, dann in der Stellung der sanciiücaiio vor der justiiicaiio, worin sich die bekannte Verwirrung dieser Begriffe in der katholischen Dogmatik ausspricht, endlich dadurch daß der ljbera voluntas des Menschen eine eooperatio grause« zugeschrieben wird; wenn auch der offne Widerspruch gegen die Lehre der Schrift ver- mieden ist, indem jene cooperatio voluniatis humanae selbst als eikeoius gratiae anerkannt bleibt. Gegen diese katholische Aus- legungsweise hat aber die protestantische, wie sie sich nament- lich bei Luther, Hunnius, S.Schmidt, Beza, Calov, J. La n ge und Wolf ausspricht, in jedem der drei von Est ins, und in wesentlich demselben Sinne von Socin und Gro- tius, begangenen Mißgriffe entschieden Recht. Die protestam tische Auslegung kömmt nämlich zu der Forderung unserer Heiligung nicht zuerst in der Weise, daß sie von der Heiligung die Erlangung der Hoffnung abhängig macht — obwohl Luther die Forderung selbst für so schwierig und wichtig er- kennt, daß er sagt »wir haben unser Leben lang daran zu studiren« — vielmehr folgt die protestantifche Exegese genau dem Text« geht deshalb von dem wirklichen Vorhandensein der Hoffnung (ö Ha«- sc. Arn) aus und urtheilt dann text- gemäß, daß diese wirklich vorhandene Hoffnung sich in der Heiligung bethätigt und bethätigen soll («·y-»«;. sur-H, oder, dogmatisch zu reden, sie stellt die justjiicatio vor die sank-risi- catio und urtheilt etwa wie Wolf sagt: aliud est Essen-mir, aliud cis-wissend, prius iiluii in homjnem non cadih —- at ver-o p0sierius. Das Letztere verstehen die Protestanten aber nicht anders, als wiederum der Text deutlich an die Hand giebt, nämlich in dem Sinne, daß das Kind Gottes, eben weil es als solches die Hoffnung wirklich hat, kraft dieser aus Gott gegründeten, mithin göttlich mächtigen Hoffnung sich heiligt, also mit wirklich eignen Kräften, nämlich mit solchen, die ihm wirklich zu eigen gegeben sind (s«zwø-), aber nicht mit solchen, wie der Mensch sie aus sich selbst, von Natur, etwa in feiner natürlichen voluntas humana oder seinem natürlichen Ess- cccccccc ps- 1 Ich. us, Z. 89 liberum akhitrium besitzt. Dies allein ist der richtige, weil text- und schriftgemäße (vgl. bes. 2 Cor. 7, l) Sinn; und w en n Augustin mit seiner Erklärung Markte, quemadmoiium non abstulerit libekum ukbitrium Quis nos oastiiiout nisi Deus? set! Deus te nolentem non casiilieah Ergo quoci adjungis voluntatem tuam Deo, oustjiioas ieipsum casiifieas te, non de te, sed de illa, qui venit ut liabitet in te. Tamen qui-i agis ibi aliquid voluntatez ideo et tibi uliquid trihulum est) dem liberum arbitrium des natürlichen Menschen das zugeschrieben haben sollte, was der Apostel in die Kraft der auf Gott gegründeten Hoffnung der Kinder Gottes setzt, so hat er fich darin geirrt. Vielleicht hat Beda bei seiner vor- hin erwähnten Polemik gegen den pelagianischen Jrrthum auch die Absicht gehabt, einem möglichen Mißverständnisse der Worte Augustins vorzubeugen. Also auf Grund und in Kraft der Hoffnung, welche jeder aus Gott Geborene hat, geschieht es, daß er sich selbst reinigt, ais-eige- åauröstz gleichwie sich in dem Thun der Gerechtig- keit überhaupt die wirklich geschehene Geburt aus Gott erweist. So giebt der Zusammenhang des V. 3 mit dem vorhergehenden Hauptsatzh wie auch mit der von V.4 an nachfolgenden Aus- führung zu erkennen, daß der Begriff der okypkia (o?ya«";·»-»— Herze) mit dem der ils-rasend« wesentlich verwandt fein muß; aber ask-esse darf weder mit Bisse-sog noch mit ssiycog geradezu vertauscht werden. Bei den Auslegern zeigt sich eine gewiße Unsicherheit in der Erklärung des Ewige«- und des ais-»He. Manche übersetzen der Vulgata folgend saneiiücake und sank-ins; andere, wie Au gustin spastiiieake —— eusius), haben die mehr dem Worte entsprechende Vorstellung von der Keusch- heit ausgedrückt, bei welcher sie jedoch an die keusche Reinig- keit der Seele und des Leibes überhaupt dachten (Aretius) und zuweilen, wie Spener, J. Lange und Steinhofey an die paulinische, aber nicht johanneische, Darstellung der Gemeine als der Braut Christi erinnerten. Jm wefentlichen Sinne siimmen diese Ausleger also mit denen überein, welche puriiicare und purus übersetzen und die Reinheit und Urthe- Esss cccccccc ps- 90 l Joh. il, 29 —- V, s. slecktheit von allem Sündenschmutze verstehn, wie Luther (vgl. S. Schmidt, Episcop, Schlichting, die Nennen) erklärt: Hoc autem non tantum de illa tukpitudine cnrnis jntelligendum est, seit de omaibus passionibus animi visit-gis, im, Ave-eilig, ins-Wie, odio, superbja, glokiae cupidilate etc-J. Erasmus giebt das iiyaäg durch pur-us et castus ·Ay»öc, von Suidas durch ice-Jagd« erklärt, heißt ursprünglich in sinnlicher Bedeutung »rein, unbefleckt« hieraus ergiebt srch leicht die Vorstellung der sittlichen Reinheit überhaupt, welche im Sprachgebrauche herrschend geworden ist. Man sagte im Sprichwort: ckyiiejsrsgog sinds-Zion, was Suidas erläutert: ins wit- oiyimäg se,6««»»ösca»-, way« Zum- öw Its-Zeiger» Äms »aus-ok- åasce re; myckoiäcow So bezeichnete »Es-»F; insbeson- dere die Reinheit der Priestey welche der Gottheit nahen woll- ten, und die jungfräuliche Reinheit von aller geschlechtlicheii » Befleckung Dis-»fo- oEvf ein«-Weis. Vgl. K. F. Hei-Mann, Lehrbuch d. gottesdienstl. Alterth d. Griech. Heidelb 1846. §.35.5. §. 56.17)«. Bei den LXX. erscheint das Wort synonhm mit umso-ABC, für Härte; und ähnliche Ausdrücke (vgl. Biel s. v.). Die levitische Reinigkeit von Personen und Sachen (Num. 8, 21. 3l, 19. 23. lChron 15, 12), das reine Leben der Nasiräer (Num. 6, Z. 3), wie die Lauterkeit des göttlichen Wortes (Ps. II, 7. 18, 10) werden mit Ende, bis-»Es»- u. s. w. be- zeichnet Dem entsprechen auch die Nüancen im neutestament- lichen Sprachgebrauchs Die vollkommene Lauterkeit der von oben kommenden Weisheit (Jac.3, 17), die geweihte Reinheit, derjenigen, welche ein Gelübde lösen (AG. 21, 24.26. 24,i18), die sittliche Unbeflecktheit des christlichen Wandels überhaupt, c welche vor allen Dingen dieHerzensreinheit einschließt (1Petr. 1, 22. Jac. 4, 8. 2 Con 6, is. 1Tim. 5, 22. vgl. PhiL 4, S, 1Spetr.3, 2), und die besondere Reinigkeit der Keuschheit (Tit. 2-, 5. l Tim.4, 12. 5, Z. 2Cor.11, 2), alles dies heißt mit Recht ihn-ein. Das Wort umfaßt das gesammte Gebiet der -ra«9a()eIT-7g, bezeichnet die zwingen; aaicypoaifwyky wie Suidas sagt, oder, wie sphavorinus hinzufügy überhaupt die sähe-»Jensei- mwseöc seioävoxcoii sag-»Ic- sxoei erweise-»Das, und Evas-»aus» copy 1 Seh. tu, s. 91 kann daher von Qecumenius (zu1Tim.4,12 bei Suicer) erklärt werden: s» o?;-»efc·r, rot-Tät«- iioxåaxiörøyrg nasses-lex, eweppoodszøz oder von ClemenSAlexJ JJ sei-Z» oseragssøzuoisswss ciwozsyc An unserer Stelle ist die specielle Vorstellung der eigentlichen Keuschheit durchaus nicht im Zusammenhange mo- tivirtz vielmehr gestaltet sich der ganz allgemeine Begriff der Osaka-usw«, welcher il, 29 als der herrschende eingesetzt war, gemäß dem B.2 Gesagten bestimmter als »das-Xa, weil hier die Hoffnung, Gott zu sehen, ausgesprochen ist, eine Hoffnung, welche eben nur den reinen Kindern (Matth. 5,8) des reinen Vaters (vgl. l, 5. muss, und l, 7. 9. ansah-Kern) gegeben ist. Diese konkrete Faßung des allgemeinen Begriffes der Gerechs tigkeit war für das fromme Bewußtsein des Apostels ganz na- türlich, weil schon von der alttesiamentlichen Anschauungsweise her (vgl. Jes S, 5), aber nicht minder im Sinne des Herrn selbst (Matth. 5, 8) die Vorfiellungen von dem Schauen Gottes und von der nothwendigen Reinheit der Schauenden unzertrennlich verbunden waren (vgl. Hebt. 12, t4). Fort- während aber — was Beza, Benson, Spener u. a. mit Recht in der präsentischen Redeweise gefunden haben und Grotius durch die Umschreibung pur-um se facit et conser- vat ausdriickte — fortwährend bethatigt fich die Kraft der Hoffnung in unserer Selbstreinigung, weil das göttliche Leben in uns noch fortwährend auf Unreines und Ungerechtes stößt, und dies hinweggethan werden muß (vgl. I, 7 fll.). Ein wah- res Kind Gottes will in der Liebe zum Baker und dem Sohne nur die gottgemäße Gerechtigkeit, will in der Hoffnung, Gott zu schauen, welchen es schon jetzt hat, nur die eigne gottahnliche Reinheit, geniäß dem vollkommenen Muster Christi, welcher für das ganze heilige Leben der Gotteskinder das unbedingte Bor- bild ist 7. H, 6.1V, 17) — nor-Aug Fuss-me ckywög Eos-«. Zu dem iiuäasg bemerkt Whitby, daß die socinia- nische Folgerung: Christus könne nicht Gott sein, weil er sonst nicht als ein erreichbares Vorbild uns dargestellt sein würde, deshalb nichtig sei, weil Johannes nicht meine, daß wir in Reinheit und Heiligkeit Christo völlig gleichkommem Eos! cccccccc py 92 t Joh. u, 29 — v, s. sondern nur daß wir feinem schlechthin vollendeten Vorbilde nachstreben sollten. Bei unserer Stelle aber hat wederSoeiu noch Schlichtin g jene sonst allerdings vorkommendeArgumem tation geltend gemachtz vielmehr sagen sie beide ausdrücklich, wie Whitby, Benson, Episcop, Beza, Speney J. Lange, Rosenmüller u. a., es sei hier nicht von einer pakitas oder aequa1itas, sondern nur von einer sjcuiiitudo die Rede. Der Zusammenhang, welcher iiberall die genauere Be: ziehung des sie-Jus; bestimmen muß und nach welchem z. B. Joh. 5, 23 ganz sinnlos wäre, wenn dort das nor-M§ nicht die völlige Gleichheit bezeichnete, giebt auch an unserer Stelle die rechte Bedeutung der Partikel an die Hand, indem von Christo nicht, wie von uns, ein oiyyixei Hauses« sondern ein cis-»He sum» also eine ihm wesentlich zugehörende Reinheit, ausgesagt wird (vgl. noch S. Schmidt, Estius, J.Lange, Liicke). Er braucht nicht sich selbst zu reinigen, vielmehr rei- nigt er uns (V. 5. 8. l, 7.), weil er selbst schlechthin rein und gerecht, ohne alle Sündenbesleckung und in der völligsten Har- monie mit der Urgerechtigkeit und Urreinheit des Vaters is? (vgl. V. 5· 7. H, 1), dessen Leben ja wesentlich in ihm, dessen persönliches Abbild er ist. Von Christo wird ein unwandelba- rer Zustand, von dem Gläubigen eine fortwährende Thiitigkeih welche eben in jenem Zustande Christi ihre vollendete Norm, aber auch ihre ganze Kraft hat, ausgesagtz es ist deshalb schon logisch unmöglich, aus dem nasse-J;- die Vorstellung der völ- ligen Gleichheit herauszupreßen und so die Stelle zu einer unchristlichen Argumentation zu mißbrauchen. Gerade deshalb hat der Gläubige noch fortwährend an seiner selbst Reinigung zu arbeiten, weil er das vollkommene Vorbild Christi noch nicht erreicht hat. Wenn man aber fragen will, wie der Apo- stel daraus komme, das Vorbild Christi geltend zu machen, so ist allerdings eine besondere Veranlaßung dazu im Contexte nicht zu entdecken; das specisisch christliche Denken bringt dies eben mit sich. Beständig hat der Apostel den lebendigen Chri- stum im Sinne; die Vorstellung Christi liegt ihm auch bei dem Gedankengange von II, 29 an so nahe, daß es ihm genug Ess- cccccccc a«- t Seh. In, s. 93 ist, mit dem bloßen Essen-or auf den hinzuweisen, welchen er von dem weis-ei;- unterscheidet, obwohl er nur mit einander Gott und Christum denken kann und die Gemeinschast mit dem Vater nur als die Gemeinschaft mit dem Sohne kennt (l,- 3. « II, 23)« So muß überall, wo es sich um die heilige Darstel- lung des göttlichen Lebens von Seiten der Gläubigen handelt, das bestimmte, persönlich vertraute (I, I) Vorbild Christi her- vortreten (V. 5. 7. II, 6. IV, I7), weil eben Christus der per- sönliche Vermittler des ewigen Lebens (I, I sll.), der sichtbar erschienene Offenbarer der Liebe des Vaters (lll, 16), der Gründen Pfleger und Vollender unserer gottähnlichen Gerech- tigkeit und Reinigkeit ist (ll, 1). Jn jeder Hinsicht muß Chri- stus das unbedingte Vorbild für uns sein, weil unser ganzes Kindesverhältnis zu Gott durchaus in der Gemeinschaft mit Christo besteht; wenn man dagegen in Christo nur ein äußer- lich uns gegenüberstehendes Exempel sieht, so muß die Hin- wcisung auf ein solches Vorbild an unserer Stelle ganz will- kührlich und zusammenhangslos erscheinem —- V. 4. EoZc e; word» Ihr« eigener-fon- noei »Ja« ais-weim- »so-es, sie-ei oixioeossioe Hostie« sJ eL1-o,««"oc. V. Z. see-i okefasre Z» zweie-o; k’r,)a-e-e()aI-9-y, Iw- sroic est-ag- stfog ein«-J, nor? enixeoeorioe SI- MIIYI oeJre Eos-««- V. B. weis« e; Hi« »Hier? »He-ros- otjz Friedens-Aste· wes; o« ckxeoeoøoiwow otJx Kaisers» ergo-»Za- oeJeFå säh-possess- wurde« B. 7. Tour-irr, xcejcksig erfror-esse« Leids« o word» Eis» Je— name-esse»- efiseoceig For«- seceäaig sneswg ckiieoeeog Zorn-- V. 8. o« note-Ze- «»)«- est-ergrim- åic Tor) efeoezckäzoo Hostie, Z« vier« eiozøjx e; eFeoizFoÄog eL,«oeo«-e)««-se. »Es§ 701370 ärger«- oaiiJey e; »So; Tor? dem) Zw- Mojy ro? äpyoe rot? Jeoezköäou V. 9. »sie- eZ ysysiewweäooc Z» Tor) Dem) oixsaxnioeo org« works, Z» ausgeso- 6152017 s» cause-J »He-», we) ou III-Wortes« oixcocoøoiisseiq Z» H» Tot? Deo-II yeyövwsyscock V. l0. z» Tod«-Yo Wes-qui Hex-r«- sroi Töne-a Tot; Moor; sei-i sxci störet-or Im? eFeerseHÄou Von der Lachman n schen Edition weicht dieser Text, zu wel- chem überhaupt nur unbedeutendere Varianten vorhanden sind, 94 1 Ich. U, 29 — V, 5. darin ab, daß V. 4 der Artikel vor cis-segeln, den Lachmann nach Cod. B gesirichen hatte, beibehalten ist. Die kritische Beglaubigung durch Ac ist genügend, und nach der syntaktischen Anlage des Satzes kann der Artikel nicht wohl fehlen. —- Mit Recht aber haben Lachmann und Tischendors das »Im-Js- hinter se. dick-Zug V.5, welches bei AB und in der Vulgata fehlt, getilgt. SchonGriesbach war dazu geneigt. Der Zusatz, welcher sich schon bei c eingeschlichen hat, konnte leicht aus II, 2. IV, 10 und ähnlichen Stellem in welchen die bestinnnte Beziehung des Heiles auf »uns« oder »euch« her- vorgehoben wird (l, 9. H, 12fll.), entstehem —— Die übrigen Varianten sind kaum nennenswerth. V. 5 sindet sich bei un- bedeutenden Zeugen ofckaxsew statt des allgemein gebilligten oikikasee (vgl. Wetstein und Matthäi). V. 7 ist es zweifel- haft, ob eswia nach B, oder »auf-«« nach Ac zu lesen sei. Jenes, die recipirte Lesart, ist von Will, Wetsteim Gries- baeh, Lachmann u.»a. gebilligtz Tischendorf hat ask-»Ein geschrieben. Denkbar wäre es, daß man das ursprüngliche nat-Pia in esse-»b- umgeändert hätte, um anzudeuten, daß Johannes nicht wirkliche Kinder, sondern feine Leser alle als Kindlein anrede (vgl. zu il, 12 fll. Bd.l S. 224fll.). Jn- dessen »rein-la ist gut bezeugt und das dem Johannes geläu- sigere Wort (ll, 1. 12. 28. Hi, 18. IV,4. V,21. Ioh.13,33). Die Anrede »auf-«»- steht nur It, 13. 18. Ich. 21, 5. - Für »so-risse, welches gewiß bei B und wahrscheinlich auch bei c steht, hat A »He-c, vielleicht eine unnütze Änderung, vielleicht ein bloßes Versehn. —- Das Fehlen der Schlußworte von V. 7 -a«9aig-—åoe»- (vgl. Matthäh Wetsteim Mill) beruht auf einem Jrrthuny welcher durch das erste Hinweis« Fuss«- veranlaßt wurde. —- V.8 wiederholt sich die Erschei- nung, daß man eine accutate Satzverbindung herzustellen ver- sucht hat, indem man anstatt des einfachen o« note-J«- gez» was sich bei Bc. Vulg. Reiz. sindet, ein es ei« »so-asi- (Cod· A) oder ein was; »Z- ö vie-»Hi- (Qrigenes, bei Lachmann) setzte. — Ältere und neuere Ausleger heben schon bei V.4 die Schwierigkeit dieses Abschnittes hervor. Für jene (vgl- Evssustssn copy 1 Ich. tu, 4— to. 95 bes. Luther) liegt wegen ihres unmittelbaren theologischen Jn- teresses die Schwierigkeit vorwiegend in dem, was im Zusam- menhange mit V. 4 nachfolgt —-— man sucht den Begriff von okziapssia theils im Verhältnis zu der textgemäßen Bestimmung cis-»Na, theils und vorzüglich im Hinblick auf V. 6. 8. 9., wo gesagt wird, daß ein wirkliches Kind Gottes nicht sündige, ja nicht sündigen könne, zu erfaßen, ohne doch gegen den christlichem von Johannes selbst ausgesprochenen (I, 8fll.) Grundgedanken, daß auch der Glänbige noch Sünde und Sünden an sich habe, anzustoßenz die neuern Ausleger dagegen, wie de Wette, Briickner und Lücke, sehen die nächste exegetische Schwierigkeiy ohne die im weiteren Verlaufe des Textes sich aufdrängenden theologischen Pro- bleme zu vernachläßigety in der Coniposition der Begriffe essen-Mit)- Ulld Ohr-Ostia. Durch die ganze Geschichte der Exegese zieht sich ferner die Frage, ob der Apostel bei V.4 hin-dreier) und V. 7. (,«-),«ö’. »Aus-cis» Oh) auf verfühterische Jrrthiimer seiner Zeit, auf antinomistische Gelüste Rücksicht nehme, eine Frage, welche von den Alten (vgl. schon Didymus und Oecumeniu s) unbefangen bejaht ist, während manche Neue- ren jene Beziehung, aus welcher die Tiibinger Kritiker gegen die johanneische Authentie des Briefes argumentiren wollten, entweder ableugneten (de Wette, Brückner) oder als eine in den Verhältnissen der apostolischen Zeit wohl begründete nachzuwcisen sich veranlaßt sahn (Lücke,Neander,Sander). Eine Hauptschwierigkeit des Abschnittes V. 4—— l0 besteht endlich in der von den Auslegern nicht sorgfältig genug erwo- genen Frage nach dem organischen Zusammenhange der Verse sowohl mit V.3 und den vorhergehenden, als auch unter ein- ander. Dies ist die Voraussetzung zur Erledigung aller an- dern Schwierigkeiten. Die meisten Ausleger begnügen sich entweder damit, aus dem ganzen Abschnitte V. 4--— 10 den Gedanken, daß Johannes vor dem Sündigen warne, zu entnehmen und dann die einzelnen Momente der apostolischen Paraklese als Gründe für diese Warnung anzusehn; oder man betrachtet V.4, den gs i Ist» n, 29 —- v, s. man als Antithese zu V. 3 auffaßt, gewißermaßen als den Hauptsatz (Episcop), welcher jene Warnung vor der Energie-«» enthält, und welchem sich alsdann gleichfalls die weiteren Warnungsgründe anschließen. Dies ist im Wesentlichen die Anschauungsweise von Socin, Schlichting, Episcop, Grotius, Rosenmülley Rickli, Luther, Hunnius, S.Schmidt, Calov, Spener, Estius, Calvin, Lücke, de Wette, Neand er, Sander u. a. Auch Baumgartem Crusius schließt sich insoweit diesen Auslegern an, als es ihm bei feinem schon zu V. 3 erwähnten Jrrthum, daß von V.3 an »Zwischengedanken« folgen, inöglich istz daneben sta- tuirt er aber bei V.8 eine Zurückweisung auf II, 29, welche so richtig dieselbe nach unserer Ansicht an sich ist, doch deshalb den Überblick itber den organischen Zusammenhang des Ganzen wesentlich erschwert, weil man nicht einsieht, wie der Apostel nach den vermeintlichen Zwischengedanken V. 3 —— 7, welche vielmehr selbst schon auf dem Hauptsatze II, 29 ruhn, dazu komme, plötzlich aus II, 29 zurückzugreifem »— Die gewöhn- liche Auslegungsweish bei welcher einzelne Verschiedenheiten nichts verschlagen, ist am anschaulichsten von Piscator darge- stellt. Der Apostel warnt vor der Sünde, sagt er, und stützt seine Warnung mit folgenden Gründen: die »Er-anric- sei erst- lich »Es-excl» (V. 4) und sei zweitens dem Zwecke der Mensch- werdung Christi zuwider (V.5). Calvin (vgl. auch Paulus) fügt hier dem akgumentutn sumplum a üne jncarnationis noch den weitern Grund, daß in der Genieinschaft Christi G» adegh d. h. in dem geistlichen Leibe Christi) überall keine Sünde sein könne, hinzu. Der dritte Grund ist nach Pisc a- tor genommen a oommunione lideljum cum Christo (V. 6). Es folgt V. 6 noch eine antithesis und es wird V. 7 einem Jrrthum entgegengetreten; dann fügt der Apostel B. 8 seinen vierten Warnnngsgrnnd, a peocali nur-take, endlich B. 9 den · fünften Grund, a cause: procreante sanctitalis, hinzu. Diese Beschreibung des Gedankenganges in V. 4 — 10 ist nicht unrichtig, aber unvollständig insofern als nicht erklärt ist, woher der angenommene Hauptgedankh nämlich die Warnung vor Evssustssn copy 1 Ich. txt, ;4«—·11). 92 der Sünde, eigentlich stamme, oder vielmehr, in welchem Zu- sammenhange der ganze Abschnitt V. 4— il) mit den vorher«- gehenden Versery insbesondere mit dem Hauptgedqnken ll, 29 stehe. Andeutungetg von dem, wasiuns das Rjchtige scheint, sinden wir theils bei de Wette, indem er urtheilt, daß der Abschnitt P·4—-1»0 in» gewißer Hinsicht der Gedankenreihe l, 8 -ll, 2vientspreche, theils bei denen, welche, wie Cpi»sgcop, in V.4 einen Gegensatz, zu B«.3 erkannt haben, besonders bei Oecumenius und S. Schmidt, welche die ermahnende und die entsprechende warnende Tendenz von V.3 und V. 4 auf den Grundgedanken H, 29 zurückzuführen gesucht haben. Oecumenius sagt, daß der Apostel bisher die Gerechtigkeit im Hinblick auf» die in derselben« enthaltenen Güter gepredigt habe, jetzt aber (V. 4) zur Schilderung des Gegentheils,» näm- lich der Sünde, und dessen, was darin liegt, übergehe. Mit Rechtz denn daß auch die BV. 4-6 auf den Hauptgedanken H, 29 zurückblicken, folgt schon daraus, daß diese Verse im engsten Zusammenhange mit V. 7su. stehn, weiche, "ihe"e Ab- hängigkeit von, jenem Thema durch die ausdrückliche Wieder- holung der« leitenden Begriffe Genueser-du«, Kinde-ne, Zeig-Speis;- xeäwoc z» se. a) anzseigeir. Was Johannessphier von dem ThUU des· Sünde im Gegensatze zu dem Thun der Gerechtig- keit, tvodurch die Kinder Gottes ihre Geburt aus Gott erwei- sen, sagt, ist der Sache nach ganz parallel mit dem, was l, 6sll. über das lgügnerische Vorgehen derjenigen gerirtheilt W«- Wekchs bei« einem Wandel in der Finsternis mit Gott, der Licht ist, Gemeinschaft haben ywollenz nur daß dort die Reihe der einfachen Gegensätze, wie sie sich ausdem Hauptgedanken I. 5 sogleich ergeben, unmittelbar· an denselben angeschloßen war, während die verschiedene Anlage des zweiten Brieftheiles (vgc. S.2.31) es mit sich besagt, daß eest eiitchdem die i« der« Gotteskindschast selbst gegebene« Hoffnung ausgesprochen ist, eben auf Grund dieserj Kindeshossnung einerseits die Reinigung unser selbst (V. Z) oder das Thun der Gerechtigkeit überhaupt, anderseits das Fliehen jeder Sünde gefordert wirds Mit un- serer wirklichen Geburt aus Gott«(V.9), mit unserm Bleiben ll. 7 98 1 Seh. u, 29 — v, s. in Christo oder mit unserer wirklichen Erkenntnis Christi (V. 6) ist ja das Thun der Gerechtigkeih welche dem Wesen unsers Vaters entspricht (Il, 29), welche durch sein Gesetz gefordert ist (l1l, 4), und deren vollcndete Darstellung in Christo ist (V. 5. 7), ebenso nothwendig verbunden, als jedes Thun der Sünde, welche ja der Gerechtigkeit Gottes und seiner gerechten Willensoffenbarung im Gesetze (B.4) und der ganzen Erschei- nung des gerechten Christus (V. Z. 7) völlig widerspricht, mit der wirklichen Gotteskindschaft durchaus unverträglich ist. Das Thun der Sünde ist so wenig das Wahrzeichen eines aus Gott, dem Gerechten, Geborenen, daß vielmehr nur die nicht aus Gott Geborenen, die Kinder des Teufels, welcher von Anfang an sündigt (B. 8), sich durch das Sündigen ausweisen (V. 10). Dieser ganze Gedankengang ergiebt sich mithin so einfach und unmittelbar aus der parakletischen Tendenz, welche in dem Grundgedanken H, 29 selbst liegt, daß eine besondere po- lemische Beziehung keineswegs indicirt scheint. Schwerlich würde man eine solche in« dem Begriffe oiwoxpia B.4 gefun- den haben, wenn nicht V.7 das Wort »Tai-cis- stände, welches il, 26 (vgl. IV, 6. 2 Joh. 7) von Jrrlehrern gebraucht ist. Wenn aber Johannes aus solche Ketzer blickte, welche etwa durch einen gnostischen Antinoniisnius die christliche Sittlich- keit gesahrdetem wie J.Lange dieselben beschreibt: qui liber- tatem ohristianam ad peccandi Iicentiam perlrabebank — statuentes Christum suosnon tantum a cekimoniali set! etiam a mokali lege ljberasse (vgl. S. Schtnidh Calov, Speney , Schlichting u. a.), so fragt es steh, ob diese Ketzer mit den II, l8. 26. IV, 2sll. gestrasten Antichristen identisch sind oder nicht. Aus unserm Briefe ist keine Antwort zu gewinnen; die Ausleger erklären sich darüber auch nicht deutlich, nur Sand er combinirt den antichristischen Jrrthum nicht allein mit dem antinomistisehen V.4sll., sondern findet in B.3 auch noch eine Beziehung auf den Jrrthum derer, welche sagten, »die Auserstehung sei schon geschehn« (2Tim.2,18). Dies freilich giebt V» TM noch weniger an die Hand als jene Hindeutiing Ess- cccccccc ps- Ich; tu, a. sog» aus einen frioolen Antinomismus Überhaupt würde Johannes, welcher sonst die Jrrlehrer offen und derb abfertigt, sich nicht mit einem leisen Winke begnügt haben, wenn er auch an un- serer Stelle solche bestimmte Verstörer der Gemeine vor Augen gehabt hätte. Schon der Umstand, daß das xtskszktg »Tai-tin» isxtcig erst VI! eintritt, nicht aber schon V. 4, wo doch die »Ja-exkl» am deutlichsten auf die Jrrlehrer abzielen soll "«), deu- tet darauf hin, daß jene Warnung vor aller Täuschung eher mit dem saure-II§ »Tai-»Zuw- I, 8 zu Vekgleichen sei und daß der Apostel ganz im Allgemeinen den festen christlichen Grund- satz V. 7, wie er fiel) aus dem leitenden. Gedanken II, 29 er- giebt, gegen alle Art von Täuschung verwahre. Der Aus- druck eissoxtiu selbst aber kann um so leichter ohne irgend eine besondere polemische Beziehung verstanden werden, weil die Vorstellungen von der göttlichen Its-»san«» (Il, 29) und von dem göttlichen wag-up, als der normativen Offenbarung derselben einander correlat find, so daß einerseits unser Thun der gott- iihnlichen Gerechtigkeit, wodurch wir unsere Geburt aus Gott bethätigem sich als ein Halten der göttlichen Gebote (Ill,22. V, Z. It, 3fl.) —- oder auch als eine Nachsolge Christi, welcher die persönliche Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit ist (lIl,3.5. 7 u.f.w.) — darstellt, dagegen andrerseits das Thun der Sünde als eine Verfehlung gegen denselben göttlichen weit-»F, als cis-aszetis- — oder auch als eine Scheidung von Christo (V. G) s— erscheinen muß. V.4. Hatte der Apostel V. 3 das den Kindern Gottes eigenthümliche Thun der Gerechtigkeit (1l, 29) im Hinblick aus die besondere Kindeshoffnung (B.i2) bestimrnter als Selbst- reinigung nach dem vollendeten Vorbilde des Herrn ange- fchaut, so geht er jetzt wieder aus den im Hauptsatze voran- gestellten allgemeinen Begriff der Gerechtigkeit zurück, um dem Thun der Gerechtigkeit das Thun der Sünde, also den Ge- gensatz gegen die Gerechtigkeit Gottes und gegen die Offen- ·) Baumgarten-Crusius ftatuirt freilich nur bei V. 7 eine Bezie- hung auf praktische Jrrlehrey während er dieselbe bei V. 4 ausdriicklich leugnet. 100 1 Joh II;- 29 — v, 5. barung derselben im göttlichen Gesetze» gegenüber zu stellen. So erscheint V. 4 in einem« gewißen Parallelismus mit V. Z, nue daß der Parallelismus ein adversntiver ist.. Jeder welcher die Hoffnung der Kinder Gottes hat, reinigt sich fortwährend von allem, was der Gerechtigkeist dessen, aus« dem er geboren ist, widerstreitet, und entspricht so der vollkommenen Reinheit Christi, in welcher eben. die Gerechtigkeit Gottes selbst in per- sönlicher Vorbildlichkeit sich darstellt (V. 3-)z in gleicher Weise aber verletzt auch jeder, welchet die Sünde thut, die aus der- selben Gerechtigkeit Gottes- stammende Norm des heiligen Ge- setzest nsZg e; aus«-»Je- snjs wrong-Ho«- sroci In» ais-cratae- nossi Das naö vor erja- oswoxctais markirt die Vorstellung, daß das— Ihn» der Erkennt« eben als solches zugleich das Thun der »Es-»ein- ift (q11isquj»s oommiujt suec-entom, idem committii iniquitatem, sagtErasniusz vgl. Esiius, Grotius, Bengel, Lücke u. a.), weil nämlich, wie im zweiten Satzgliede erläuternd hinzugefügt wird,die akziaonka selbsi wesentlich cis-»ein ist. Jedoch darf man dem «« vor »« ers-sagst» nicht eine causale Bedeutung, auch nicht unter Berufung auf den hebräischen Sprachgebrauch (vgl. Estius,- C. a Lapide, S. Schmidt, Spener, Gro- tius,Beza, BensomWhitby u.a.), zuschreiben, nicht einmal in ein »ja« (Brückner) ist die Partikel umzusetzen, welche hier, wie so oft bei Johannes, nur einen hinzukommenden Gedan- ken einführt, ohne daß das logische Verhältnis desselben zum Vorhergehenden scharf ausgeprägt wird. Johannes stellt die beiden Gedanken neben einander, welche auch in ausdrücklicher Unterordnung unter einander hätten vorgestellt werden können. Der dialektische Organismus des ganzen Satzes V. 4 ergiebt sich aus dem Verhältnisse, in welchem die beiden Begriffe »Es-anric- und cis-excl« zu einander stehn. Dieselben sind offenbar unterschieden und doch wieder einander gleichgesetzt (vgl.-Lücke und Vrückner). Eine eigentliche Steigerung des Begriffs eine-get» (Baumgarten-Crusius) kann in sie-ask«- nicht liegen; sie-usw» kann wohl der »engere und be- stimmtere«, nicht aber der »stc"irkere« Begriff in dem Sinne sein, daß die cis-»ste- -eigentliche Verbrechen, Laster und dgl. l! Joh. tll1, 4. 101 einschließt-«, wie de Wette meint, welcher demgemäß den »wahrscheinlichen« Gedanken des Berses so angiebt: nHütet Euch vor der Sünde und spielet nicht mit ihr! Wer sich mit ihr einlaßh der wird von ihr zu allen gesetzwidrigen Hand- lungen und Verbrechen hingerißen; die Sünde ist selbst Ge- setzwidrigkeit, ist Princip undQuelle derselben-« Aber Johan- nes sagt nicht, daß die oixeagsrfa bis zur oiwoxetjer fvcttreibh sondern die »Er-anric- selbst, wie sie gethan wird, -will er damit richten, daß er dieselbe als cis-arti« hinstellt. Eber könnte man also sagen, daß Johannes mit cis-»lis- seine »Defmition« von cis-anric- (Sander; vgl.iG.rotius) gebe; damit aber ist nichts erklärt, weil es sich um den Sinn und Zweckseiner solchen Desinition handelt. Im wesentlichenethischen sGehalte müßen vix-anrie- und oicioxcju völlig gleich sein; der Unterschied der beiden Begriffe und die Absicht bei der Umsetzung des einen in den andern kannnur in der Berschiedcnheit der An- schauungsweise liegen. Deshalb sind schon unter den sAlten diejenigen aufdemsrichtigen Wege der Auslegung, Welches-wie Oecunienius, Scholiast I, Beda, Lhra (vgl. Calov, Bengel, Lücke, Brückner u. a.)i-von der Grundbedeutung der beiden Wörter ausgegangen find. Jkixraqscfce,ssagt-Qecu- nieniusxist s; we? eiyaäois einein-»was: oder noch treffen-der.- ein cirrosrozesas error-ou, während er civoxcia erklärt: seien; »Ja« Herd» weitern« nloygczcääscok ,Wenn auch Oecumenius die johanneische Vorstellungnicht reimundvoll gewinnt, weil er (vgl. auch Scholiast l und Beda) den »dring, welcher durch die lese-excl» verletzt wird, mehr von dem allgeineinen natürlichen Sittengesetzh als von der positiven Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit versteht, so hat er doch die sor- melle Erklärung von«oI»o-p-e-"a »und sie-excl» richtig gegeben. Vlxcaprlok lautet nach Suida s, der das Wort auf das Ethmon »eines-«« »ergreifen, erlangen« (vgl. Jlias. XXlII, 62) zurück: führt, eigentlich rissen-gesesse- und bezeichnet ursprünglich das Verfehlen eines Zieles (vgl. Jlias. Vl1I, 311. 302), woraus nah. leicht der allgemeine griechische Sprachgebrauch,. nach wel- ehein vix-analog« eine sittliche Verfehlung bezeichnet, ergiebt (vgl. 102 1 Ich. 1t,,29 —- v, s. Bd! S. 138 zu l, 9). Innerhalb des alter· wie des neuen Testameutes aber kann jede Verfehlung des von Gott gestellten Zieles nur als ais-»sie- aufgefaßt werden, weil der posrtive gött- liche sey-or· als· die absolute Norm unserer Pstichten, Aufga- ben und Ziele anerkannt ist. Deshalb können auch die LXX die. Ausdrücke citat-print, ckwoxiiirr Und aidkrrfoe fijr dieselben hebräischen Vezeichnungen der Sünde gebrauchen (vgl. Biel s. v· v.), denn- jede Verfehlung gegen Gott Dir-nasse) ist we- sentlich ein Widerspruch gegen die göttliche Gerechtigkeit feist-»Ja) und am Gesetze, als der geoffenbarten Richtschnur für allc menschliche gottähnliche Gerechtigkeit, gemeßen, eine Verletzung dieses Gesetzes (a’-o,«s«u). Nach johanneischer An- schauung aber (vgl. lCor. 9, U) kann nicht der alttestament- liche iiäxsox für sich allein die göttliche Norm sein, welche jede ahuugsrtq als »Er-expla- erscheinen läßt, weil Johannes die chrisiliche ckcirarooijwy vielmehr nach der neutestamentlichen Offenbarung der göttlichen etwa-»oui«; (ll, 29) bestimmt, d.h. vor allen Dingen die vorbildliche Erscheinung des persönlichen Christus und das neue Gebot der Bruderliebe im Sinne Christi (lll, l6. II, 7. lV,21. V,1sll·) vor Augen hat. Jo- hannes denkt als den durch jede »Er-umla- d. h. vie-arti» ver- letzten göttlichen wes-me den ganzen Complex der Eure-Aal ais-rot? (Il,3. lll,2:2. V,2. Z) wie Vrückner sagt, welchem wir nur darin nicht beipflichten, daß er eine gewiße Unbe- stimmtheit in dieser Vorstellung sindet Die Zwei-Zur« sind in dem gesammten göttlichen zöyog (I,10) enthalten, drücken den Willen des Vaters (ll, 17) aus, wie sie die Offenbarung der göttlichen ck««)«ooös»y, welcher die aus Gott Geborenen ent- sprechen müßen (Il, 29), enthalten; sie laufen wesentlich aus in die eine zweie; der Bruderliebe (l1l, 22 fll· 10 fll.), wie auch der Herr selbst in jeder Hinsicht das lebendige Vorbild bei der Erfiillung aller jener Gebote ist (lll, Z. 7), indem er, der das neue Gebot der Liebe gegeben, selbst die höchste Liebe uns er- zeigt hat (lll,16). Gegen dies Gesetz Gottes, welches, wie es die Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit ist, so auch.von uns die wirkliche, nämlich die gottsihnliche Gerechtigkeit ver- 1 Seh. its, 4. 103 taugt, verstößt jeder, welcher die Sünde thut, und zwar durch jedes Thun der Sünde. Es ergiebt sich aus dem Begriffe von eine-»in, daß Umschreibungen des johanneischen Urtheils sie-i se. esse-riesi- norsi wie Deum oikendit (Grotius) oder religioni adversatur (Carpzov) viel zu unbestimmt und zu oberflächlich find, um die Pointe des apostolischen Gedankens erkennen zu laßenz aber gerade je bestimmter der Begriff der Eva-tin gefaßt wird, um so schwieriger kann im Zusammen- hange mit B. 6· 8. 9 der Gedanke erscheinen, daß jede oixcaprioe auch eine ais-assis- ist. Man hat wegen dieser folgenden Verse angestanden, die täglichen Sünden derer, welche unzweifelhaft Kinder Gottes sind, nach der ganzen Schärse des Grundsatzes V. 4 zu beurtheilem Die katholischen Ausleger (vgl. bef. Estius) wollten daher die vix-kegeln »vorzugsweise« von dem peceatuin mortale verstehn, aber was hilft dies, wenn man doch dem deutlichen Texte gemäß anerkennen muß: ein«-«« peecatum tanquam leve oonlemnencium esse, propter-es quod in owns« peceato sit iegis riivinue quaedam violatia — et veniaiia peccata sunt iniquitates quaedam et legi djvinae alicui kepugnant et ab ingressu regni eoelestis u(- simiiitik dine Christi participanda rem0rantur, donee expurgata fuerint (Estius)? Die protestantischen Ausleger haben sich zu V. st ausdrücklich gegen die Unterscheidung von peecatum mortale und veniale erklärt (vgl. S. Schmidt, Calov u. a.), suchen aber auf eine Weise zu helfen, welche im Grunde von jener katholischen Vorstellung sich kaum unterscheidet. Johannes rede von schweren, unbereuten, und die Brüder verletzenden Sünden, sagt Luther (vgl. Augustin zu V. 9); der Be- griff von ckzcagria sei an unserer Stelle viel stiirker, als l, 8. Man versteht das works» wes» Exempel-w als peeeare conta- maeitek (Aretius), contra conscientiam et impoenitenter (Rofenmüller), man umschreibt: peceato date operam (Beza, Piscator), peccare seientem et voientem (S. Schmidh Spener) und kömmt so zu der Vorstellung von der herrschenden Sünde oder von der » actuellen sittlichen Le- bensrichtung« (Brückner), wobei man sich entweder aus den «l04 1 Joh.itI, 29 —- v, s. Artikel wes-r- eizt-agst. stützt, oder« das Priifenserorsösk not-Si betont (Didymus zu V. 8. S"choli""ast"ll, Oecumenius), wenn man nidht wie Calov, welchesmit Recht zu V. 4 sagt, daß oixragscia nichtieinszjpeccatuån grad-ins, sondern gener-nistet- peooatum quodcunque bezeirhne, dochendlich bei "V.9 auf die Unterscheidung derpeocaia graviora und der auch bei den Gläubigen noch sich sindenden Schwachheitssünden zurückkömmt Alle diese Bemerkungen inögen vorläusig auf die Schwierigkeit hinweisen, welche in dem von Johannes geltend gemachten Grundsatze liegt, daß das Sündigen oder das Nichtsündigen die Kinder Gottes oder die Kinder des Teufels bezeichnet. Schon in dem Hauptgedanken It, 29 ist dieser Grundfatz be- schloßen und wird auch «gerade da, wo er am auffallendsten ausgesprochen wird, nämlich M, 9, ausdriicklich aus jenem Hauptsatze entwickelt; auch V. 4 dient im lebendigen Zusam- menhange der ganzen Entwickelung bis V. 10 dazu, jenes im- mer deutlicher heraustretende’(V.6. S) ethifche Sprincip zu be- gründen, aber dem Gaiigeldes Textes folgend können wir die volle Lösung der Schwierigkeit erst da versuchen, wo der Apostel selbst mit dem Paradoxon nor? Küsse-ra- reif-answer:- (V. "9) abschließt. Indessen sind die in denivoraiigehenden Versen enthaltenen Momente, aus denen jenes Endurtheil her- vorwächst, ins Auge zu saßen. So liegt szbei VJ4 durchaus kein Grund vor, den wesentlichen Begriff von-norm- »Is- oi,«a()s«'aø-, welches im comparten Zusammenhange -mit"den folgenden Versen als gleichbedeutend mit ehernes-rohe«- (V. 6'.«8.9) erscheint, anders als l, 8 fll. zu denken. Ein wirklicher Un- terfchied in der Sache selbst kann auch nicht durch den Ar- tikel nordis- snjw Ostia-Or. bezeichrtet«sein, weibdieskr Ausdruck nicht allein mit dem bloßen «Zeitworte"ck»a9s«i»ki», sondern auch mit der Formel ehre-gest«- stirtekiq ohne Artikel, wechselt (V. 9)», wie aus der andern Seite auch zwifchen states» »Is- rkznarooöusyw 7. II, 26) und »die« Ferruccio-Jus»- (V. I0) ein das Wesen der Sache betreffende: Unterfchied nicht sein kann. Nur die Vorstellungsweise ist verschieden, indem der hinzugefiigteArtikel dem allgemeinern "Beg"r"iffe eine gewiße Eos- cccccccc py t Ist» tu, n. , 105 Bestimmtheit und eine konkrete Beziehung giebt. Unser» »Ja« eisiger-aus«» schreibfder Apostel il, 29 und «lll, 7, ähnlich wie Moses» sniswoiässsätoess I, 6, weil er die Gerechtigkeit, wie sie den Kindern Gottes eigeiithümlich 3zukömn1t, ausdrürklich als die »der ’g«öttlichen Urgerechtigkeit entsprechende, durch das Ge- setzlgeforderte und durcheChristuin vorbildlich dargestellte be- zeichnen’wiill, stuähtend B. 410 nnrder allgemeine Begriss aus- gesprochen "wird,» dessen textgetnäße Beziehung in Rücksicht auf den leitenden Gedanken«ll, ELDlaUsden Worten ou«- Xasms s» sein? Fern) ergiebt. Demkcuesies ssrfi-«e)«r«ieärouesi-øyi- stellt aber Johannes das states» »Ja! vix-ergrim- d."h. wes» ais-arise» gegenüber: "(V.«4). Es handelt sich (v«gl. V.i8) um eine be- stimmte Fåßring 7des Begriffs ««de"r Sünde, welche in ihrem Widerspruche gegen die unbedingte GerechtigkeitYGottes und gegen dieGiormative Offenbarung derselben szin »den! ausdrück- cichen Gesetze dakgestent "mcveu"soa, während V. 9 (-2»»9s. ou· m«- bgL V. 5. Freiern-c. Z» est-Ist. on» säsxYund das cknapscoiwsiip B. 6.·8. S) der ganz allgerneine Begriff der Sünde vorgestellt ist. Was endlich »die"Griechen lüber die präsentische Form (ö note-IX, nithfs eins-jung) sagen, Xtm die Borstellung boTn dem Herr-sehen der Sünde in der ganzen Lebensrichtung auszudriickem das-ist sallerdingsztir Erklärung von V. «8,"wo auch die««Griechen«jene Bemerkung machen, von Wichtigkeih für den Gedanken V.·«4-ab’er verschlcigt das nichts. Johannes spricht hier, ««t«t"m rkfcis widkrgsttlichh weil widerge- setzliche "We"sen3der Sünde zu bezeichnem einen Grundsatz aus, welcher a"us""d·er Sachsselbstergiebt und welcher für jede einzelne That« der Sünde, groß oder« klein, nichttninder gilt, als für einen fortwährenden "Wa«ndel«insder Sünde: jeder, der die Sünde thut, ’der thut auch die Ungesetzlichkeitz «jede Sünde ohne alle kAustiähtnetist Ihrem eigentlichensWesen nach ein Verstoß gegendas heilige Gesetz Gottes, mag die-Sünde von einem Kinde Gottes (I, 8 fll.) odervonTden Kindern-des Ten- sels All, 8»fll.) begangen werden, spSchwierignxlso ist nicht die Beurtheilnng der »o?",m)-j)-kioe «"d.ls sei-Bezeic- EV. 4, sondern de: Widerspruch "in weiche« de: Apostn mit fiel; ssetbstqvgr Evas-»aus» copy 106 1 Joh il, 29 —- V, Z. l, 8—l1, 2) und mit der gewißesien christlichen Erfahrung zu treten scheint, indem er sagt, daß die Kinder Gottes die ihr-ag- srtog welche wesentlich nichts Anderes als ais-arise- isi, überhaupt nicht begehn und nicht begehn können, eine Schwierigkeit, welche, wie gesagt, erst bei V. 8 und V.9 gelöst werden kann. V. 5. Die Verbindung dieses Verses mit dem nächst- vorhergehenden liegt unmittelbar in der Correspondenz zwischen The« ais-unsrige- und einig— eintrat-tax. Daß aber überhaupt aus den heiligen Zweck der Erscheinung Christi im Fleische und auf seine vollkommene Sündlosigkeit zurückgegangen wird, ist im Zusammenhange des Ganzen von Il, 29 an begründet, weil unser ganzes Kindesverhältnis, welches sich im Nichtsüm digen, im Thun der Gerechtigkeit erweisen soll, nur auf Christo selber beruht, welcher eben als Begründer und beständiger Träger unserer Gerechtigkeit auch das lebendige Vorbild der- selben ist (vgl. Röm. 6, I sll.). Wenn wir als Kinder Gottes einmal deshalb die Sünde nicht thun dürfen, weil sie eine Verletzung des göttlichen Gesetzes ist, so muß uns ferner die unzweifelhafte Gewißheit hu« okckoc»), daß Christus gerade zur Wegschaffung der Sünden erschienen ist, von allem Sün- digen abhalten. Und weil in Christo schlechthin keine Sünde ist, so werden auch die, welche in ihm bleiben, nicht sündigen. Dies gilt so bestimtnt, daß umgekehrt das Sündigen ein Beweis ist, daß man nicht in Christo ist, daß man ihn nicht erkannt hat (V.6). Auch V. 5, wie der mit B. 5 enger verbundene V. G, hat also seine eigenthüniliche Stelle in der von dem leitenden Hauptgedanken II, 29 ausge- henden Entwickelung, weil ein realer Zusammenhang zwi- schen dem »aus Gott geboren Sein« und dem »Bleiben in Christo« oder dem » Christum erkannt Haben« stattsindet Jn Christo ist eben die Liebe Gottes erschienen, der uns zu seinen Kindern gemacht hat (V. 1), Christus hat uns die Macht gegeben, Gottes Kinder zu werden (Joh. 1, 12), Chri- stus ist erschienen, die Sünden wegzunehmen (V. 5) und die Werke des Teufels zu zerstören (V. 8), Christus, in dem keine Sünde ist (B. 5), der gerecht ist (ll, i), ist und bleibt unsere Ess- cccccccc a«- 1 Ich, tu, s. 107 Versöhnung (ll, I) und unsere Heiligung (l, 7)z darum fällt das Thun der Gerechtigkeit, wie es den Kindern Gottes ge- ziemt, zusammen mit dem sich Meinigen, nach dem Vorbilde Christi (V.3) und wird überhaupt durch die Gekechtigkeit Ehrisii bestimmt (V. 7), gleich wie aus der andern Seite jede Sünde, welche gegen die Gerechtigkeit Gottes und gegen Got- tes Gesetz, oerstößt, eine Scheidung von Ehristo ist. Bei allen seinen Lesern setzt der Apostel die Erkenntnis der V. 5 ausgesprochenen christlichen Grundwahrheit so gewiß voraus Orts-i oi«ckascs), als er dieselben für wirkliche Kinder Gottes (ll, 29. M, 9), die alles wißen (ll, 20. 27), ansieht. Sie haben Christum erkannt, sie haben die Wirkung seiner Er- scheinung im Fleische an sich selbst erfahren, sie sind in ihm und haben ihn. Gerade von dieser unzweiselhasten Voraus- setzung aus (vgl. II, 12sll.) wird die Paraklese des Apostels - um so mächtiger. Aus der Erkenntnis, daß Christus erschie- nen ist, um die Sünden zu tilgen, ergiebt sich in derselben Weise die Erkenntnis, daß wer in Ehristo bleiben will nicht sündigen darf, wie sich aus der Erkenntnis von der Gerechtig- keit Gottes die Erkenntnis, daß wir als Kinder Gottes die Gerechtigkeit thun müßen (Il, 29), ergiebt. Was aber Johan- nes mit ssrsspog Spuk-same» meint, kann nach dem be- kannten Sprachgebrauche und nach dem Zusammenhange (V.8. l, 2), kraft dessen ein persönliches Erscheinen Ehristi zu einer persönlichen Thätigkeit (i«wr —- öipzx V. Z. Iw- Äüopx V. 8) zu denken ist, nicht zweifelhaft sein; und wennSocin, Epi- scop und Grotius die sonst einstimmigsvon den Auslegern anerkannte Vorstellung von der Erscheinung des Herrn im Fleische umgangen haben, indem sie sagten, Heere-ex, Ehristus sei gleichbedeutend mit Evangelium (vgl.Ioh.1, 31. Hebt. 9, 8. 2Tim. J, l0. Tit. 1, 3), so beurkunden sie nur jenes dogmatische Vorurtheih welches sich auch in der Semlerschen Paraphrase Christum apparnisse states-mirs und bei Episcop noch einmal darin ausspricht, daß er die Möglichkeih das sie-Trog Zwar-know» auf die Person Christi, nämlich aus sein öffentliches Auftreten als Lehrer, zu beziehn, anerkennt. Eos- cccccccc ps- 108 t Ich. it, 29 —- V, Z. Den Zweck der Erscheinung Christi im Fleische, welcher im Allgemeinen der ist, daß alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben (Ioh. Z, 16), bestimmt der Apostel dem konkreten Zusammenhange «gemä»ß: w« sroixk oixiagsriac Eis» Der Zusatz »Hm-«» hinter sc. Energie. ·ist nicht nur an- gesichts der kritischen Zeugen unhaltbar, sondern auch in exege- tischer Beziehung unpaßend, obwohl alle Ausleger «für denselben sind. Daß nämlich eine Beschränkung des johanneischen Ge- dankens auf die, welche wirklich im Glauben den heilsamen Zweck der Menschtverdung des Sohnes Gottes an sich vollzie- hen laßen, keineswegs im Zusammenhange liegt, sondern viel- mehr die vollstäiidigh Ptincipiellelllniversalitiit der göttlichen Heilsabsichh ähnliih ’wie II,"2, zu vetstehn ist, haben S. Schmidt und Spesner ausdrüicklich "hervorgehoben, indem sie sagten, das øjnassi sei auf-alle Menschen auszudehnem So richtig dieser Gedanke an 'sich ist, so unverträglich erscheint er mit dem Zusatze sszrcsm Johannes spricht rein objektiv die an- erkannte christliche Grundwahrheit ans. ·Eine«ditecte»Applica- tion ist in dem ganzewAbschnitte V. 4——«10 nicht ausge- drückt. Das Ganze hat eine principielle und insofern ideale Haltung; ruf; e? note-öd. Z«oe«,«ci()coT1-ws-, tiyeyesuøyxräwoc e«- -. J. und ähnliche allgemeine Ausdrücke, denen ganz objektiv dieVegriffe øJ Hang-tin, ais Egid-Ciriak ej Minos-card» entspre- chen, stchen überall ohne daß dies alles unmittelbar und aus- drücklich auf den lAPostel selbst und scineTLeser bezogen ist. Jnsbesondere wird der V. "4 in seiner principiellen Allgemein- heit hingestellteBegriff s; nigra-info- in der sPluralform sroig eine-nein; V. 5 wieder aufgenommen, nur daß dsie Vorstel- lungsweiseinsofern lebendigeriwird, als die sganze Masse aller einzelnen Sünden, welche Eallesammt unter die Kategorie Osten-präven- vder weites» WEI- Xzcagcfap d. »Is- usw-Filar- fallen, angeschaut wird. Alle-und jede Sünde zu tilgen ist Christus erschienen. ssDieTpluraslform ssoicsrixragsriagy -ohne die beschränkende Application in ji«-In, macht die Vorstellung ungleich anschaulicher und kräftiger, als wenn, -wie B. 4, »h- cheapefan geschrieben wäre· Johannes stellt nicht die Sünde Evas-»aus» copy 1 Folg. llll s; « 109 in ihrem allgemeinem Begriffe hin, wie V. it, sondern- er faßt alle Gestalten der Sünde an; alle, sagt er, wie ste nur durch jenen Grundsatz V. 4 gerichtet werden, zu tilgen- ist Christus erschienen — I» «-.. ein» Ein-». Bei der genauern Bestitw mung des Begriffes ask-z«- gehen dies Ausleger nach zwei Seiten hin- auseinander, indem sie entweder, auf Joh- 1, 29 gestützy das biißende, versöhnende Tragen oder das« heiligende Wegschaffen der Sünden von« Seit-en Christi verstehn. Aber nur selten ist die eine Vorstellung, ganz getrennt von der an- dern vorgetragen, vorzugsweise von solchen Auslegern, welche von vorn herein darauf ausgingen, die. Vorsrellung, daß Chri- stus fremde Sünden wirklich getragen und gebüßt habe, fern zu halten. An der Spitze dieser Ausleger steht Socin, wel- cher das seiden» aufs-km, erklärt: eftioere ui qujs non per-Oel, aber nicht sagt, wie er sich diese Wirksamkeit Christi denkt; aus Rosenmüllers Scholien kann man etwa ergänzen: durch Lehre, Beispiel und Tod, sofern auch dieser ein incitamentum viktutis ist. Dem Socin schließen sich in! Wesentlichen Schlichting, Episcop, Carpzow Maus, S. G.Lange, Rickli, Paulus u. a. an. Die ältesten Ausleger haben ohne über die scharfe Begriffsbestimmung zu reflertiren sich durch den Zug des. Zusammenhangs leiten laßeu und theils unter der Voraussetzung, daß Christus unsere Sünden büßend ge- tragen habe, das sei's-s«- vorwiegend von dem Vertilgen und Wkgschassen der Sünden verstanden, theils beide Borstellungen so combinirt, daß man nicht recht sieht, welche mehr hervortritt. So sagt Oecumenius, welcher das Eh» durch owns-Ja» er- klärt, Christus sei gekommen Ha« etwa-gänz« »Es— »Eure-Heime. Beda dagegen bemerkt: Tolljt autem peccata ei iijmitiendcz quae faola sum, et adjuvando ne Haut, et perducendo ad vitam, ubi ijerj omnino non p0ssunt. Nie. de Lyra, wel- cher Seh. I, 29 von dem biißenden Tragen auslegt, erklärt sich über das »Ihr«- an unserer Stelle gar nicht, scheint aber mit Oecumenius übereinzufiimmem da er zu peocata an- merktr quae sunt djvinae visionis impeiiiinontsh Die nachsol- genden katholischen und protestantischen Ausleger aber markiren 110 I Ich. llj 29 — V, Z. gewöhnlich die beiden möglichen Bedeutungen des via-z, indem sie meistens beide coinbinirem Zu bemerken ist dabei, daß alle den Zusatz sjxcasii hinter sc. 4i,«.a9-««ac, durch welchen die ganze Vorstellung nicht wenig modisicirt wird, für richtig hal- ten. Estius z. B. sagt, wide« könne erstlich Port-sure, nach Jes 53, 4sll. 1Petr. Z, 24. Joh. l, 29, zweitens das con- sequens von jenem, d. h. portancio sinken-e, bedeuten; jenes setze Christum voraus als agnum e! h0minem, dieses ut Deum, per potentiam, et ut hominem, per patieniiam qui: nobis meruit abolicionem peccatorum Beides will Estius verstehn, wie auch C. a Lapide, S. Schmidt, welcher nur gegen die Trennung der Person Christi sich verwahrt, und Calov. Jn demselben Sinne hatte schon Luther ausgelegtz auch laufen die Umschreibungen von J. Lange (auferre rea- tum, (i0miniu1n, poenam peccatix Neander (»büßen und weg- schasfen«), Sand er (»büßen und wegnehmen-«) u. a. aus eine gleiche Combination hinaus. Schärfer unterschieden haben einerseits Calvin, welcher urtheilt, unser Eh» sei nicht wie Jvhi I, 29 Von der expiatio, sondern von der wirklichen Ver- tilgung der Sünden in uns zu verstehn (Neque enim patituk oontextus de remissione exp0ni. Si(- enim rati0cinatuk, eos qui peccare non eiesinunt irritum faceke Christi benelioiunh quum ideo venerit, est erhole-set regem»- peoeaty und Baumgan ten-Crusius (vgl. So cin und ähnliche Ausleger), anderseits Hunnius (tollere est-pignus) peooata passione et morte), Spi- scator, Bengel (Agnus Dei pkicnum in se fes-edit, cieinde n se ipso devoivit peocati sarcinani), Lücke und de Wette. Auch Jachmann kann wegen des Ausspruchs Joh. I, 29 nicht umhin, die Vorstellung von dem Siihnopfer Christi als johanneifch anzuerkennen und an unserer Stelle zu statuiren, obwohl er deutlich zu verstehn giebt, wie unbequem ihm die- selbe ist. Natürlich, sagt er, habe Johannes die » krasse jü- dische Vorstellung« von dem jüdischen Opsercultcrs und dem Sündenbocke »Mehr ins Ideale vergeistigtxs aber man sehe aus I, 7 und ll, Z, »daß auch er noch des Blutes Christi zur Reinigung des Menschen von der Sünde bedarf.«—— Die Evas-»aus» copy 1 Ich. In; - 5. 111 Entscheidung darüber, ob das sitz-s«- an unserer Stelle, wie Joh. l, 29, »tragen« d. h. büßendsund versöhnend auf sich nehmen, oder vielmehr »wegnehtnen,« d. h. wegschaffen, ver- tilgen, ähnlich wie I, 7 sroeåoepicszp »Du; wem. Ostia-kniete, bedeute, muß nach der Anweisung Ealvins aus dem Zu- sammenhange entnommen werden. Jene evangclische Stelle unterscheidet sich aber theils durch den Singular seh» vix-ag- rfak theils durch die genauere Bestirnmung Im? »Juki«-», besonders durch die Bezeichnung Ehristi als das ehrte-de we? Wen? wesentlich von der unsrigen. Dort kann kein Zweifel fein, daß Ehristus als das von Jesaja geweissagte Lamm Gottes, welches nicht nur seines Volkes, sondern der ganzen Welt Sünde stellvertretend auf sich nimmt und sterbend büßt, gemeint sei. Im Zusammenhange unsers brieflichen Abschnitts dagegen liegt diese Vorstellung nicht; vielmehr« liegt der Ge- danke näher, daß wir deshalb uns vor jeder Sünde hüten sollen, weil durch das Siindigen der Zweck der Erscheinung Christi, nämlich die Sünden wegzunehmen, gehindert wird. Diesem Gedanken schließt sitt) sowohl die zweite Hälfte von V.5 ual ehrst-gefo- »z., welche nicht als Begründung des ersten Satzgliedes aufgefaßt werden darf, als auch B. 6 na- türlicher an. Wenn Christus dazu erschienen ist, um die Sün- den wegzunehmen, und in ihm keine Sünde ist, so muß das Bleiben in ihm, dem sündlosen, dem Tilger der Sünden, den Erfolg haben, daß man nicht sündigt, so wie umgekehrt der Sündigende beweist, daß er nicht in der Gemeinschaft mit dem siindlosen Herrn steht, dessen sündentilgende Macht er sonst ja erfahren haben und beurkunden müßte. Jn diesen« klaren Gedankengang kömmt eine gewisse Ausweichung, wenn man das cis» von dem Büßen der Sünden versteht, wobei man noch dazu das unächte ihres» kaum entbehren könnte, weil durch dasselbe, ähnlich wie durch Tor? »He-«»- Joh.1,29, (Vgl. II, 2 neigt T« of» Wir-Ie- -r««1.). die nothwcndige Vorstel- lung, daß das büßende Tragen der Sünden bei Ehristo ein stellvertretendes sei, indicirt sein müßte. Ein Anzeichen für die Richtigkeit der Erklärung »wegnehmen,« wie Luther über- Ess- cccccccc ps- «1x1k2«- 1 Seh. llz«29«—.— V, 5. setzt, welcher Seh. 1, 29 mit Recht sagt »tragen,« liegt theils darin, daß. Oecumenius durch seinen griechischenSprachtact auf dieselbe geführt. ist, theils darin, daß auch Lücke und« fast alle Ausleger, welche den« eigentlichen Begriff unsers wide»- ganz wie Joh. 1, 29 gefaßt haben, doch nach dem Zusam- menhange unserer Stelle die weitere Vorstellung von dem wirklichen Wegschaffen der Sünden nicht entbehren konnten. Wie sehr beides zusgmmengehörh ergiebt sich namentlich aus l, Z, wo unsere fortwährende Reinigung und Heiligung von aller Sünde, also im Wesentlichen gerade dasjenige, was an unserer Stelle in dem ask-e»- ausgesprochen ist, als die Wir: kung des Blutes Christi dargestellt wird. Johannes sieht deshalb in Christo den Erlöser von aller Sünde, weil er in ihm den Versöhner sieht (vgl. Bd! S. 106 sll.). Die folgenden Worte »so-l sie-reget« s» ais-»F» ad« Eos»- können der Partikel no; gemäß nur in Coordinatiory nicht in Subordination zu» dem vorhergehenden Satzgliede aufgefaßt werden. Schon Estius und S. Schmidt haben dies geltend gemacht Daß. dem aai eine adversative Bedeutung zuzuschreiben sei, hat nur Igchmann behauptet. Viele Ausleger aber haben in den Schlußworten von V. 5, eine Begründung des vorherge- henden Gedankens gefunden und das zial stillschweigend oder ausdrücklich für yqizz genommen. Der Sinn, welcher dieser Auslegungsxveise zu» Grunde liegt, ist schon bei Augustin ausgesprsztzchen: l,n cxuo non est geccatum, ipse venit aukerre peocatum Heim· si esset et in» ijlo per-entom, anferendum essei jlli, non ipse ankern-ex» Oecutnenius hat der voraus- gesetzen theologischen Qsnschguung die fprachlichc Form dienst- bar gemacht und behauptet, im; stehe ein«-i rot) Kreise, so daß er umschreiben konnte: sitz-W Hi« kinesskozoc Fa! thing— eine. Oecumenius zeigt zugleich, wie die Umsetzung des sie-i in yoip noch einen zweiten Fehler mit sich· bringt, das Prcifens Eis-c«- tnit dem Präteritum is» zu vertauschen. Wenn nämlich die Worte ne« cis«- åez dies-F. »die· Hist-I·- als Begrün- dung des Vorhergehenden gefaßt werden, so gestaltet sich un- willkührlich der Gedanke so wie z. B. 1 Spur. Z, U, einer Evas-»aus» copy .-«1 Seh. III, s. - us häusig bei B« 5 vrrglichenen Stelle, wirklich im Texte liegt: Christus war zur Biißung oder Tilgung unserer Sünden fähig, weil er selbst ohne Sünde war. Dieser letzt-e Fehler zeigt-sich alletdings auch bei vielen Auslegerry welche das see-i nicht für »so nehmen, wie Socin, Schlichting, Grotius, Episcop, Rofenmiiller u. a.; jedenfalls aber erscheint die Bemerkung Lückes und de Weins, daß auch das Spräsens Eis-«» der Auslegungsweiftz nach welcher die Sehlußworte von V. 5 dem ersten Satzgliede subordinirt werden, zuwider sei, völlig zutreffend und wird mit Recht von Brückner gegen Sand er festgehaltem Bei allen Auslegerm welche im Sinne Augustins die Worte sie-i vix-arge. ers-l. als Begründung des vorhergehenden Gedankenssbetrachtem wie Beda, C. a Lapide, Calov, Hunnius, Baumgarten-Crusius, Neander, Sander u. a., macht sich wirklich die Neigung bemerklich, dem Präfens sei-r«- die Bedeutung eines Prämi- tums zu leihen; r Wir haben also einmal an dem um«, dann an dem Prä- fens Hum- zwei Normen für die weitere Erforschung des Sin- nes und der Beziehung der Schlußroorte von V. 5. Die bei den meisten rationalistifchen Auslegern (z. B. Socin, Schlich- ting, E-piseop, Gsrotius, Rofenmlillerz S. G.Lange, Fachmann) beliebte Erklärung, nach welcher uns nur das Beispiel des fündlofen Christus vorgehalten wird speccatum in eo non ernst, nempe cum vilam moklalem »Hei-et. Gro- tius), scheitert an dem Präsens Zorn« Socin hat das ge- fühlt; aber wie arbeitet er sich ab, um, den Text nach seinem Sinne zu beugen! Die Piöglichkeih das Präfens für das Präteritum zu nehmen, behauptet er freilich i— und dann, sagt er, enthalte unsere Stelle nullnm mysteriunk nämlich nicht die christologifche Grundvorausfetzsung des Apostels.—, aber er sucht dochdas Präfens in feiner eigentlichen Bedeutung zu halten. Deshalb foll aixcagssfa nicht peccalum im eigentlichkn Sinne, d. h. vilium, bedeuten, sondern aliquiil ask-ils, quae so— lent esse peooatorum pr0prja.i. e. ottmia mal-i et Mars. Ab fstis fee-die Christus est libekrimus, utpole bonlissimus et l1. 8 I« 1 Seh. u; 29 —- v, s. impatibilis et jmmortalis Man könne aber auch den eigent- lichen Begriff der Sünde festhalten, meint Socin, und erklä- ren: mmc in Christo nuilum esse per-entom· non quod antea fuerit ullo mode, seä quori multo magis id nunc certum est, postquam ad beut-im immortalitatem et ad supremam illam majestatem verrenkt. Schließlich combinirtSocin beide Aus: legungsweisenz und die Bedeutung des Gedankens wird in das Beispiel Christi gesetzt, denn es miiße uns mächtig zum Gehorsam gegen Gott, zum Tragen des Kreuzes und zum Fliehen aller Sünde anreizen, wenn wir bedenken, daß Chri- stus, ein Mensch wie wir, auf solchem Wege selig geworden sei (oum Christus homo mortalis fueritz ut n0s sumus, et nianifeste sit nobis pro exemplo prop0situs, ut mokum et actionum, sit: etiam soktis et tinis, qui illas consecuturus sit)· Diese Erklärung, welche unzweideutig nach einer ganz verkehrten theologischen Voraussetzung gernodelt ist, verstößt theils wider den Begriff »Dieses-Ja, theils wider das Eos-w, worin nicht die Vorstellung einer Gegenwart im Unterschiede von einer Vergangenheit, sondern, wie V. Z, die reine unbe- dingte Gegenwart ausgedrückt ist, Auf eine andere Weise hatCalvin den Sinn des Apostels verfehlt, indem er zu den Worten z» auch? bemerkt: No» cie Christi persona bicagik sed sie loto vorkam. Ouocunque vim suam iiitkundit Christus, negat amplius locum esse per-Cato. Noch weiter irrt Paulus ab, welcher bei dem Pronomen gar nicht an Christus, sondern an »die Gottheit« denkt und das Ganze umschreibt: »weil irgend ein Sündigen nicht sein kann in Ber- bindung mit der Gottheit-«. Aber die Beziehung auf Christuny und zwar den persönlichen, ist nach der Ausdrucksweise und nach dem Gedankengange gewiß (vgl. das »He-ig- ll, 25. 27. 28). Der unmittelbar« angeschloßene Gedanke B. 6 würde ganz zu—- sammenhangsios dastehn, wenn nicht das dortige «««-. Z» stieg? auf das s» »He-z? V. 5 zurückgriffe und den gewöhnlichen Sinn (vgl. H, 27.28) hättej den auch Calvin unbefangen ausdrückt. Indem aber Calvinschon V. 5 das s» cui-h? erklärt »in der Gemeinschaft mit Christo«, verliert er die Unter- Evas-»aus» copy . El Ich( M, Z· , « llss lage dieses erst V. 6 angeschloßenen Gedankens; denn Johan- nes sagt: weil in ihm selbst, in Christo, keine Sünde ist (V. 5), deshalb sündigt der nicht, welcher mit Christo in Ge- meinschaft bleibt (V. 6). Wir gelangen also zu der Ausle- gung, welche am klarsten von Lückesvorgetragen ist. Kraft des sei-«« und des Firm- ist der Schlußsatz von B. 5 der ersten Hälfte eoordinirtz ais-answ- bedeutet einfach Sündez s» nein; geht auf den Sack«-o; d. h. Christum. Mit Recht hebt Lücke hervor, »daß die Sündlosigkeih Reinheit, Gerechtigkeit Christi wiederholt als für sich bedeutend gesetzt wird,« und umschreibt den einfachen Gedankengang: »Wie nun· in Ihm keine Sünde ist, so folgt, daß jeder, der mit diesem heiligen Vorbilde in Gemeinschaft tritt, nicht ständig« (V. 6). Unter den älteren Auslegern kommen S. Schmidt, Estius undTirinus die- set« Erklärung am nächsten, obwohl sie namentlich eine Be- ziehung des For»- auf den irdifchen Wandel Christi nicht ent- behren können, wie z. B. Estius ausdrücklich die Umsetzung des im; in quia verwirft, aber doch bemerktk Christum tulisse peocata nostra, non sue, und insbesondere das Präsens soc«- erläutert: tunrquia de spiritu s. oonceptus peocaiusn oontkahere non p0kuit, tumpraecipue propter unionem by— postationm in person-i iilii Dei, in quam impossibile est ca— per-e senden-J peooatum —- ut neo sit ,«- nec unquam fueriy im0 nec esse posset ulluin pecoatum in Christo. An Lücke haben sich auch de Wette und Brückner angeschloßen, nur daß der Letztere im Gegensatze zu der Auslegung, welche das Fasse» wie ein hisiorisches Präteritum zu behandeln versucht ist, sich der Calvinischen Erklärung zu nähern scheint, indem er sagt, daß die Sündiosigkeittshxistp »k-icht als einer histokischen Person, sondern als dem fortdauernd gegenwärtigen Lebens- elemente der Gläubigen beigelegt« werde. Diese Bemerkung ist nur dann textgemäß, wenn der persönliche Christus selbst, freilich nichts sofern er als historische Person auf Erden sündlos gelebt hat, sondern sofern er seinem ewigen, persönlichen Wesen nach schlechthin sündlos ist, als das »Lebenseletnent der GläubigeM (B. s) ungesehn wird. Denn die Gläubiger: s I! lls l Joh. U, 29 —- V, 5. »bleiben in ihm« als in ihrem Lebenselemente nur kraft ihrer persönlichen Lebensgemeinschaft mit dem persönlichen Christus. So ergiebt sich endlich die von den Auslegern verschieden auf- gesaßte Tendenz der Schlußworte von B.5 und demgemäß der Fortschritt zu V.6. Schon oben ist nachgewiesen, daß es fich nicht um das Beispiel, welches Christus seinen Gläu- bigen hinterlaßen habe, handeln könne. Aber auch die Vor: stellung von der Vorbildlichkeit des gegenwärtigen Seins Christi ist nur dann zutreffend, wenn Christus, wie schon öfter angemerkt ist (zu II, 6. III, Z) nicht als ein äußcrliches Mu- sterbild uns gegenüber erscheint, sondern vielmehr als der Grund und Halt unseres ganzen Lebens aus Gott. Unmit- telbar hat Johannes die Vorbildlichkeit Chrisii nicht einmal markirt, er schreibt kein gen-Mc, wie V. 3 und V. 7, vielmehr spricht er die Anschauung aus, welche solchen Hinweisungen auf Christum als unser Vorbild zu Grunde liegt, wie denn auch V.6 im engsten Anschluß an die letzten Worte von B.5 fortgefahren wird: »wer in ihm bleibt- nicht »wer seinem Vorbilde ähnlich ist.« Schon Oecumenius hat trotz feiner Umdeutung des Jan» in ein is» die innerliche Zugehörigkeit der Gläubigen zu Christo und die hierauf gegründete lebendige Vorbildliihkeit Christi ganz gut bezeichnet: »Sitz eigen« eine-zei- nesooir Es« Herein-keins«- ssosg ös- aiisizs ykøsoxiäwcc nat He— — Barth-Jesa- ssyj sc? weis-eis- nfocxh Gleichwie die aus Gott Geborenen deshalb die Gerechtigkeit thun, weil Gott gerecht ist (ll, 29), an dessen Leben sie Theil haben, so reinigen sie sich auch nach dem Vorbilde Christi (V. 3), weil sie mit Christo, dem reinen, wirklich Gemeinschaft haben, so fliehen sie jede Sünde, weil diese dem Gesetze Gottes, aus welchem sie ge- boren sind, zuwider ist (V.4), oder weil Christus erschienen ist, um die Sünden wegzuschaffem und weil in ihm keine Sünde ist, mithin Sündigen und in Christo Bleiben ebenso wenig zusammensein kann, als das Thun der Sünde, der Un- gesetzlichkeit oder Ungerechtigkeit mit der Geburt aus Gott und dem Bleiben in Gott bestehn kann. V. 6. Beide in bekannter Weise rorrespondirenden (vgl. Ess- cccccccc a«- -1 Joh. tu, s. 117 l, 6 il. 8fl..ll, 23) Glieder dieses Satzes, der ohne äußere Verbindung sich innig von V.5 anschließt, ergeben sich aus dem Schlußgedanken von V. Z. Ausdrücklich wird die para- kletische Bedeutung jenes christlichen Grundgedankens geltend gemachh gest: e; Si« arise-J Fräsma- oriz essen-kränke. Freilich geht der Zusammenhang und der Sinn dieser Worte verloren, wenn man den vollen Begriff des ««.s«s-s»- F» risse-z; mit Semler, Epifcop, S.G.Lange und andern rationa- listischen Auslegern verwäßert in creciere in Christum, Christi discipulum esse u. dgl. Auch des Oecumenius Paraphrasn esse-Hörers; »Es« ckqescuic »Es-Jan- ist nichtssagenix Jeder, sagt Johannes, welcher in Ihm, in welchem keine Sünde ist, bleibt, d. h. wirklich und lebendig mit ihm verbunden, in Gemein- schaft mit ihm bleibt (vgl. l, Z. 6. II, 5. 6. Es. 24. 27. 28), wer also fortwährend aus dem Leben Christi sich nährt, der sündigt nicht, deshalb eben weil er Theil hat an dem Leben Christi, in welchem keine Sünde ist, von welchem also auch nur Kräfte der Gerechtigkeit ausgehn können. Die Schwie- rigkeit dieses Satzes wie des nachfolgenden Gegensatzes liegt in dem schon bei B. 4 angedeuteten scheinbaren Widerspruche gegen die christliche Erfahrung, daß doch wirklich auch bei denen, welche ohne Zweifel in Chrsisto bleiben, fortwährend Sünden vorkommen. Durch diese Schwierigkeit hat man sich auch bei unserer Stelle häufig verleiten laßen, den festen und dem ganzen Zusammenhange nach unzweideutigen Begriff von nigra-kränkli- zu modisicirem anstatt in der idealen Art und Weise, wie der Apostel seine ethischen Grundsätze entwickelt (vgl. Lücke, de Wette, Neander), die Lösung zu suchen. So wiederholen sich denn die Umschreibungen des oixiapssoiiiero wie peksisiere in peccato (Luther), sinare regnen-e pecoatuin (Hunnius), und ähnliche bei Socin,-C«piscop, Calvin, Beza, Er. Schmidt, S. Sch»midt, Calov, J. Lange, Bengel, Sand er u. a. Jndessen zieht steh durch die Be- merkungen vieler ältern Ausleger schon ein richtiges Gefühl von der idealen Haltung der johanneischen Rede. Wenn z. B. Augustin sagt: lnquatnum in ipso munter, inlantum non Ess- cccccccc py 118 1 Ich. It, 29 — v, s. fix-cost, oder Lyra (vgl. C. a Lapide, S.Schmidt, Calov u. a.) ein gleicherweise bedingendes quamdiu dem manet in Christo beifügt, so wird darin nur erfahrungsmäßig ver- knittelt, was der Apostel von seinem principiellen oder idealen Standpunkte aus im scheinbaren Widerspruche mit der heiligen Erfahrung der Gläubigen ausspricht. Die Schwierigkeit dieser johanneischen Anschauungsweise tritt uns noch einmal und fast noch aufsallender im zweiten Gliede von V. 6 entgegen, indem der Apostel seinen Grund- satz, daß jeder in Christo, dem sündlosen, Bleibende nicht sün- digt, umwendet und behauptet, daß jeder, welcher sündigt, Ehristum gar nicht erkannt habet· noie d dringe-Ton»- odx Ereignisse« weis-ds- oiidå Xynansso »Es-des. Die Spitze des Urtheils, welches Johannes hier über jeden Sündigenden fällt, tritt sogleich hervor, da wenigstens der eine der beiden verwandten Begriffe, zween« »Es-do, fest steht (vgl.ll, 3 sil.13). Die Schwierigkeit — aber auch die Lösung derselben — liegt in der Form des Perfectums, weil dieses, wenn es auch nicht die reine historische Vergangenheit, sondern »einen in die Ge- genwart hereinreichenden Zustand« (Brr'ickne«r), den »gegen- wärtigen Besitz der bisher gewonnenen Erkenntnis« (Lücke), den actuni inhaerentem oder die Vorstellung cognitnm habet (Erasmus) beschreibt und insofern »in die präsentische Bedeu- tung fällt« (Liicke), doch jedenfalls auch in die Vergangenheit zurückreichh den vergangenen Anfang des gegenwärtig noch Fortdauernden und Fortwirkenden markirt und deshalb keinen- falls als ein reines Präsens behandelt werden darf, eine Aus- slucht, zu welcher viele Ausleger bewußt oder unbewußt gegrif- fen haben, um den Apostel nicht so reden zu laßen, wie doch zunächst die Worte lauten, daß der Siindigende die« Gemein- schast mit Christo, welche in der Erkenntnis Christi besteht, niemals gehabt habe.- So hat schon Didhmus das Präsens non videt eum nebst der Erklärung non habet participium ne(- societatem ejus. Ebenso sagtAugustint Non credit iste qui place-at. si autem credit, quantum «ad iidom ejus pektineh non place-it. Ähnlich erklären Beda, Calov, Grotiu s, Ess- cccccccc a«- i Ich. tu, s. 119 welcher noch dazu den Gehalt der johanneischen Begriffe auf- löst: neque tie Christo sit: oogiiatz ut—oporiet, neqne facto osteniiii se seit-e, quanti sit habenden Christi v0luntas, Estius, welcher geradezu sagt, das Perfertum stehe hebräisch für das Präfens, C. a Lapide, Tirinus, J. Lange, der jedoch auf It, 19 mit der Bemerkung, daß die Abfallenden »meistcns« auch vorher keine lebendigen Glieder gewesen seien, verweist, und Bengel, welcher die Schärfe des apostolisctyen Gedankens abstumpft, indem er sagt, daß auch der, welcher Christum nicht nur de facie in vorne, sondern auch spikitu und vere gesehn und erkannt habe, doch in ipso peooati momonto talis tit, ac si eum nullo vitierit m0rio. »« s Einen richtigen Fingerzeig zum Verständnis der johan- neifchen Anfchauungsweisy welche schließlich bei V.9 im Gan- zen beurtheilt werden muß, hat J. Lange gegeben, indem er (vgl. auch Sand er) an den Ausspruch II, 19 erinnerte, nach welchem die Abgefallenen niemals in der Gemeinschaft der Gläubigen, welche ja eine Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne ist (l, 3), gestanden haben. Nach einer gleichen idealen Anschauungsweise urtheilt Johannes B· 6,« d. h. er blickt hin auf die unwandelbate Treue Christi, auf die vor jeder Sünde wirklich bewahrenden und nur die gottähnliche Gerechtigkeit schaffenden Kräfte des ewigen Lebens, wie sie in der Gemeinschaft mit Christo uns zu Theil werden, sieht da- gegen ab einerseits von der« erfahrungsmäßig fortwährenden Untreue und Siindhaftigkeit der Gläubigen und der darin be- ständig liegenden Gefahr des vollen Abfalls (mie ö »Es. —- oiJz o?,«-o-9-x.), andrerseits von dem einmal geschehenen Anfange des ewigen Lebens in der Erkenntnis und der Gemeinschaft Christi bei denen, in welchen der Anfang ohne Fortgang ge- blieben und der »Samen« (V. 9) erstickt ist und kein »Blei- ben in Christo« stattgefunden hat. Unwahr oder die erfahrungs- mäßige Wirklichkeit der sittlichen Zustände verneinend ist diese ideale Ansehauungsweise so wenig, daß vielmehr einmal die Form der Perfeeta steigern» und kyaiamkek dann der reale Pa- rallelismus, welcher zwischen den Begriffen« freiem» Es« arise-z? 120 I Seh. u, 29 — v, s. und åywamävar oder Empor-inne eines» stattsindeh die Ver- mittelung. selbst an die-Hand giebt( Diese liegt eben darin, daß der Apostel dem Siindigenden ein »in die Gegenwart herabreichendes« Erkannthaben Christh nicht aber den einst ge- machten Anfang der Erkenntnis »Christi, als ein historisches Factum, abspricht. Undenkbar wären aoristische Formen; die Pekferta stellen, sofern sie auf die Vergangenheit zuriickgreifeiy die Schwierigkeit in der idealen Anschauungsweise des Apostels hin und heben dieselbe zugleich, sofern sie nur von der Gegenwart aus auf die Vergangenheit zurückblicken laßen und so durch ihre eigenthümliche formelleiBedeutung die Vorstellung niarkirety welche auch in der innerlichen Verwandtschaftder correspondirenden Begriffe erst-e«- åaxocoszckö und Syrinx-swa- mswöp liegt. Durch den Parallelismus der beiden Glieder von V. 6 wird dies Sachverhaltnis, welches uns schon aus II, 3fll. bekannt ist, vorausgesetzt Die Erkenntnis· Christi, oder Gottes It, 3 fll., ist in sich selbst etwas durchaus Lebensvolles, schließt das ewige Leben ein und kann nur in der realen Gemeinschaft mit Christo selbst stattfinden (vgl. Seh. 17, 3). Wegen dieser ei- genihiimlichen Fülle des Begriffes Yes-nimmst- steht derselbe als der kräftigere und tiefere hinter dem ein-Si» während man leicht mit Neander die umgekehrte Ordnung natürlicher sinden möchte, weil das »Sehen« mehr zu sagen fcheint als das »Er- kennen.« Vielen Auslegern ist es nicht gelungen, die Bedeu- tung der beiden Ausdrücke öuipassksi und Syrinx-«»- fiir sich und in ihrer Verbindung richtig zu bestimmen. Daß es sich bei demxjgciw nicht um ein Sehen mit leiblichen Augen handelt, hat schon Oecumenius ausgesprochen und ist allgcmein an- erkannt; genauere Begriffsbestimmungen finden sirh aber bei den älteren Auslegern nicht Sie bemerken nur, daß Johan- nes von einer eiiicax scientia rede (Didymus), welche einen Zug zu Christo Drei» »Es-ei sue-o; unserem; sie-i Ferrareser-je wenig« des-Jede- —- 7r9oaoeywyeJs-. Oecumenius) einschließh welche eine aikeciiva et dileciiva sei (Estius, Tirin)z man versieht daher das Fusan-swa- und Syrinx-käm» ohne weiteres vom rechten Glauben (Augu:stin, Beda, Luther, Catria, Evas-»aus» copy 1 Joh- lllzs 6. 121 S. Schmidh Ealov, E. Schmid, Spener, J. Lange) oder, wie Lyra sagt, von der üdes formats eher-state, wenn man nicht etwa das Feige-»so« durch cognoscere und das Hymne-soc« durch camare übersetzt (S. G. Lange, Rosenmük le: u.a.). Genauer, wenn auch nicht immer glücklich, sind die Neueren verfahren. Rickli, mit welchem Neand er eini- germaßen übereinkömmh will das Hain-russ- auf die nähere und mehr persönliche Vorsiellung Ohr-usw«» H» aus-as m)- zip-«, dagegen das äyaamew auf das entferntere Glied åirsswc Zwar« Iw- -c· eins. Hin» beziehn und von der »Einsicht in den Zweck der ganzen Erlösungsthätigkeiw Ehristi versiehn. Aber neben beiden Verben steht das persönliche unsres« dessen volle Be- deutung beide Male auf der gleichen Eorrespondenz mit dem vorhergehenden zusam- Zu aus-a? beruht; und es ist eine falsche Voraussetzung, daß der Begriff you-usua- weniger signisicant sei und weniger zu einer streng persönlichen Objekts- vorsiellung passe. Sinnreich, aber, wie de Wette bemerkt, der johanneischen Anschauungsweise nicht gemäß ist die Mei- nung Lückes, daß eines-«, welches fonst das sinnliche Sehen der Erscheinung Christi, als die natürliche Vorbedingung des Glaubens oder der Erkenntnis (Joh. 6, 40) bezeichne, an unserer Stelle »die historische Kunde von Christo, worin er den Menschen gleichsam vor Augen gestellt wird« (vgl. Gal.3,1), also gleichsam ein Sehen Christi durch andere, nämlich durch die, welche die Erfahrung von der historischen Erscheinung Christi predigend vermitteln, andeute. »Mit diesem sind« sagt Lücke, fängt aller Glaube noch jetzt an und vollendet sich zur Überzeugung in dem y»-a3o»s»-.- Es tritt also ein deut- licher Unterschied zwischen dem sgozo und Erwies-is«- hervor; jenes bezeichnet die äußerliche Kunde von dem historischen Christus, dieses das innerliche gläubige Annehmen derselben, welches sich bis zu einer wirklichen Erkenntnis Ehristi erhebt. Und doch läugnet Lücke ausdrücklich diesen Unterschied: »Das ais-TO: sehe ich nur als anreihend an und zwar in der Art, daß es zu dem Nichterfahren von Christo das Nichterkennen als die andere Seite des Glaubens nachträglich hinzusügy Ess- cccccccc ps- 122 1 Ist» it, 29 —- v, 5. nicht als ein Geringeres, noch auch als ein höheres, sondern als ein Synonymes, aber Deutlich.eres, wodurch der Begriff des dass» erst seine rechte Beziehung bekommt« Lücke zeigt auf diese Weise selbst, daß auch abgesehn von dem bei Johan- nes nicht statthaften Gebrauche des Wortes eines» in dem an- genommenen Sinne der Gedanke an sich unerträglich ist. Wie nämlich das unmittelbare sinnliche Wahrnehmen der historiskhen Erscheinung Christi bei vielen keineswegs den Glauben und die Erkenntnis zur Folge gehabt hat (vgl· Ioh. 6, 36. 15, 24), so wird auch nicht immer durch das Speis, wie»es Lücke versteht, ein year-Jacke«- gewirktz unmöglich ist es also, daß Johannes, indem er dem Sündigenden das Jyaairms würd» abspricht, demselben auch ein ewig-aus«- aönip abspreche in dem urspriinglich von Liicke angenommenen Sinne, und so» wird die Inconsequenz der Lückeschen Auslegung nothwendig. Jm Wesentlichen tnüßen die beiden Begriffe gleich sein; auch 3Joh. 11 und Joh. 14, 7. 9 sindet sich ein äappasiäpai ohne wesentlich andere Bedeutung als syst-mässig« Johannes ge- braucht nämlich das Wort Zeiss» theils in der ursprünglichem einfach sinnlichen Bedeutung (I, 1. Z. IV, 12. 20. Joh.1,18. 6, 36. 46. 9, 37. 15, 24. vgl. 8, 57. 6, 40), theils von ei- nem Wahrnehmen geistiger Dinge, wenn entweder die reine Unmittclbarkeit und die unbedingte Fülle eines solchen Sehens ausgedrückt werden soll, wie es Christo in Beziehung auf Gott und himmlische Dinge zukömmt (Joh. 3,11. 32. 6, 46. 8, 38), oder wenn von dem Wißen der Gläubigen die Rede ist, welchen Christus die Augen aufgethan, den Vater gezeigt und die Erkenntnis im Geiste gegeben hat (3 Seh. 11. Joh. 14, 7. 9). So kann Johannes einmal sagen, daß niemand je Gott gesehn habe, nämlich in sinnlicher Weise, und dann wieder, daß jeder Gläubige Gott gesehn habe, nämlich in Christoz den Sündigenden dagegen, den nicht in Christo Bleibenden, den nicht aus Gott Seienden spricht der Apostel das Gesehn- haben Christi und Gottes ab (V. 6. 3Joh. 11). Das spar- erscheint somit an unserer Stelle ganz ähnlich wie das Mai— geis- neben dem Yes-alone»- Jvh. M, I7, wo gkkichfalls das Ess- cccccccc ps- t Ich. at, 7. 123 einfach hinzufiigen«de, »anreihende- (Kiihner, It. S.441fl. Winer, S. 456) osJcke steht (vgl. Joh. l3, 16. Matth. 6, 28. AG. S, 9)z sonst stellt Johannes auch das »so-preis«- mit dem ycmäassscw zusammen (IV, 16. Joh. 6, 69). Alle diese Begriffe sind innerlich verwandt und entsprechen je nach ihrer besondern Eigenthümlichkeit der mannichfaltigen Art und Weise, wie Johannes das Glauben, Wißen oder Erkennen der Gläu- bigen anschaut, ein Erkennen, welches so seht die Fiille der christlichen Heilserfahrung in sich schließt und von der persön- lichen Lebensgemeinschaft mit dem Erkannten so unzertrennlich ist, daß in einer Linie mit dem »Er·kennen« Gottes oder Christi die »Liebe« zu Gott und Christo (ll, 3sll.) und das »Bleiben in ihm« stehn kann (V. 6. H, Eil. vgl. 3Joh. 1l). So erscheint auch an unserer Stelle das ywaiossscw nur als der eigenthümlich signisicante Ausdruck, welcher die ungenauere Borstellung des speis- bestimmtz denn gerade weil das »Sehen« nicht in sinnllcher Weise verstanden werden kann, ist eine ge- wiße Anweisung zweckmäßig, um die tropische Bedeutung des ögokw näher zu bezeichnem V. 7. Mit liebreichem Ernste schärft der Apostel seinen Kindlein, vor jeder Täuschung sie warnend, das im Haupt- satze il, 29 ausgesprochene und bisher nach verschiedenen Sei- ten hin entwickelte Grundgesetz ein, welches das ganze heilige Leben der aus Gott, dem gerechten, Geborenen bestimmt und von dem Sündenleben derjenigen, welche Christum nicht er- kannt haben, schlechthin unterscheidet. Durch das Thun der Gerechtigkeit (»j-» ck«-o«o0.), wie sie dem Wesen Gottes ge- mäß ist (Il, 29), wie sie seinem Gesetze entspricht (ll1,4), wie sie durch die Gerechtigkeit Christi, in welchem wir sind, gesor- dert und möglich gemacht wird (V. Z. 5. 6. 7), sollen wir unfehlbar beweisen, daß wir wirklich Kinder des gerechten Got- tes, daß wir selbst gerecht find; nur der ist gerecht, welcher die Gerechtigkeit thut. Im lebendigen Zusammenhange mit der vorhergehenden Paraklese, besonders mit dem Hauptsatze H, 29, aus welchen auch der Wortlaut von V. 7 unzweideutig zurückweish hat der Satzdes Apostels keine Schwierigkeit Ess- cccccccc ps- 124 1 Ich. tt»,.29 —- v, z. Treffend hat schon Oecumenius die Einfügung unseres Ver- » ses in den zusammenhängenden Gedankengang markirt: o« non-J» »Ja« Mira-nordw- syswssew cis-t- tkinucop im) Dir-mög- åussesq ais« ssai Äneis-o; Wiss. Eos-«, nur daß et irrthümlich zu åsiesuog bemerkt: stock-du«« e; Mög. Oeeum enius übersieht, so richtig er auch auf den Grundgedanken Il, 29 zuriickweish daß Johannes schon von V.3 an neben den know-Haar, d. h. Gott, dessen Gerechtigkeit so gewiß unser Thun der Ge- rechtigkeit bestimmen muß, als wir aus ihm geboren und ihm gleichartig geworden sind, nicht nur die concrete Norm des positiven göttlichen Gesetzes (V. 4), sondern auch das lebendige Vorbild des persönlichen Christus gestellt hat. Johannes kann unsere Gotteskindschaft und die Erweisung derselben in einem gerechten, gottiihnlirhen Wandel nicht anders denken, als es sich im wirklichen Leben der Gläubigen verhält, d. h. nur im Zusammenhange mit Christo. So verweist er auch hier wie- der auf das vollkvmmene Vorbild Christi, welchem die Gerech- tigkeit ebenso eigenthümlich und immer- gegenwärtig zukönnnh wie die« Reinheit (V. Z) und die unbedingte Freiheit von aller Sünde (V· 5). Schon II, 2 wurde Christus est-same genannt. Von ihm gilt wie von Gott: Eis-artig Hex-««- (Il,29)z denn nicht nur der Begriss Kiyo-zog ist V. 7 ganz wie II, 29, son- dem auch das Eos-«- ist in gleicher Strenge als Präsens (vgl. V. Z. 5) zu verstehn, nicht aber mit Grotius umzu- deuten: Nam sie et Christus jpse justus fast, sjve Deo pla- ouit, reote semper agenclix Der ethische Grundsatz V. 7, dessen unverbriichliche Gril- tigkeit durch die herzlich warnenden Worte weiss-tu, xuyäeig »Aus-risse» Iixcoix von vorn herein markirt wird, ruht also im Zusammenhange mit V.6 und den vorhergehenden Versen ganz auf dem Hauptsatze It, W. Er erscheint als» eine neue Wendung und Anwendung desselben, indem hier von dem neu-J» risi- åuurooejwu prädicirt wird: ckfuaujc Fa» gest-L, wtfhkend dort von dem status» wes» Jcuasooispsjp ausgesagt wurde: ZE neben? ysyäwøyrak Nach dem Gesetze des Paral- lelismus, welches Johannes sonst mit um so sinnvollerer Fein- Evssustson copy 1 Ich. in, r. 125 heit befolgt, als dasselbe nicht in leeren Phrasen oder äußer- lichen Kategorien sondern in lebensvollen und inhaltsschweren Anschauungen beruht, ist demnach zu erwarten, daß das eilt-aus: For« its-Z. V. 7 jenem ZF ausser? ysyäwpøjsccrr der Sache Karl) entspreche Jst dies aber der Fall, so gewährt einerseits un- sere Stelle ebenso wenig wie jener Hauptsatz II, 29 den katho- lischen Auslegern einen Rückhalt, wenn esie meinen, daß der Mensch nicht durch den Glauben allein, sondern durch gute Werke neben dem Glauben vor Gott gerecht werde, und so liegt anderseits auch keine Beranlaßung vor, beiden warnen- den Eingangsworten xssksjxslg »Aus-cica- eizssig an die bestimmte Form einer Irr-lehre, etwa an einen antimonistischen Gnosti- cismus, zu denken; vielmehr macht der Apostel, ähnlich wie l, 8sll., das schlechthin gültige Gesetz des christlichen Lebens, als eines aus dem gerechten Gott gebotenen und in der Ge- meinschaft mit Christo bestehenden Lebens, gegen jede zur Un- gerechtigkeit oerlockende Täuschung geltend. Oben, l, 8fll., hatte er, weil er dort von den Lesern die strenge und wahr- hafte Selbsibeurtheilung forderte, vor jeder beschönigenden Selbsttäuschung Gan-rosig »-io»-aJ««-.-i-) gewarntz hier, wo es sich mehr um eine thatkräftigy auch nach außen hin sich be- währende Erweisung des Lebens aus Gott handeltx liegt es näher, die Täuschung, wie sie von außen kommen kann, ab- zuwehrem Das warnende Wort des Apostels gilt gegen je- den, welcher unheiligen und. leichtsertigen Sinnes mit dem Thun der Gerechtigkeih wie es den wirklich aus Gott Ge- borenen zukömmh nicht völlig Ernst machen will. Nothwendig ist also eine Beziehung auf bcstimmte Jrrlehrer nichtz un- wahrscheinlich vielmehr ist diese— (vgl. S. 98) wegen der allge- meinen Haltung der Redeweise, wodurch es überdies unmöglich wird, irgendeine genaue Vorstellung von bestimmten Jrrlehrern, fcills solche vom Apostel gemeint sind, zu gewinnen. Die im- perativische Form der Worte zsøyckslc »Ja-»in» ejxsokg ist übrigens ganz wie die ähnlichen Redeweisen Tit. L, l5. 1Tim. 4, 12 zu beurtheilem Es bedarf nicht der Bemerkung von Spener (vgl. auch J. Lange), daß nicht die Verführer Ess- cccccccc ps- 126 1 Jph. n; 29 H— v, s. selbst angeredet seien und Johannes nur sagen wolle »Laßt Euch nicht verführen« (Luc. 21, 5. l Cur· 6, 9. l5, 33). Niemand soll Euch täuschen, sagt Johannes, es darf nicht ge-« schehenz und er setzt sich mit seiner Warnung dagegen. Was nun die dogmatische und polemische Ausarbeitung unseres Verses anlangt, so hat schon Lyra die eigenthiimlich katholische Ansicht vertreten, indem er urtheilte, Johannes streite wie Jakobus gegen die ketzerische Lehre, quoci oognitio tiilei sine operjdus suftioiat ad saiutem. Er erklärt daher nor. »Ja« ärgeren-Juni- durch facere opera justitiae, und setzt dem ckfiiacöc For« hinzu: non iile qui credit sine operibcis Die späteren katholischen Jnterpreten, wie Emser, Estius, C« a Lapide und Tirinus, hielten in demselben Sinne «) das johanneische Wort-den Protestanten entgegen, und manche protestantische Ausleger, deren rationalisirende und pelagiani- sirende Richtung mehr mit der katholischen Anschauungsweise übereinstimmtq wie Socin, Episcop und Benson, haben in ähnlichem Sinne geurtheilt, wenn sie auch ihre Mißstiw mutig wider die lautete protestantische Ansicht nicht immer so deutlich aussprachem wie Grotius durch seine Umschreibung: is demum apucl Deum justus habetur et ut justus tractatur —- qui actiones suas ad Dei legen: exempt-oft. Der protestanti- schen Auslegung dagegen (vgl. Luther, Calvity S. Schmidt", Calov, Spener, J. Lange, Neander u. a.)- liegt die schriftgemäße Auschauung zu Grunde, als deren Motto man das Wort Luthers (Sermon von der Freiheit eines Christen- Menschen. Walch. XIX. S. 1225) betrachten kann: »Gute fromme Werke machen nimmermehr einen guten frommen Mann, sondern ein guter frommer Mann machet gute fromme Werke. — Also daß allewege die Person zuvor muß gut «) Nur unbedeutend weicht C. a Lapide von den übrigen Katholiten ab, indem er zu nor. r.ck«»««»-. beinerkh Nou ait nquifacit opeka just«- sed siqui sue-it justiliamnc peccalores euim et poeuitenles fnciunt ali- qua Opera just-i et tatueu uou suut jusli, nisi dispositive et iuchoa- tive, —— qui-non kaciunt —— omnia a lege Dei praesckiplen Evssuseion copy -·1 Im. tu, 7. « 127 und fromm sein vor allen guten Werken und gute Werke fol- gen und ausgehn von der frommen guten Person» — gleich- wie, meint er, die Früchte auf den Bäumen, nicht aber die Bäume aus den Früchten wachsen. Johannes fordert das Thun der Gerechtigkeit nicht als die Bedingung, unter welcher« wir gerecht oder gerechtfertigt werden sollen, sondern als die Wirkung und Bethätigung unseres schon vorhandenen, aus dem gerechten Gott schon gebotenen (ll, 29) Lebens. Ganz richtig ist die dogmatische Unterscheidung einer gecnina »justi« umsonst-satte, welche Calov gegen Estius geltend macht. justus, sagt er, heiße erstlich der, cuiisnputatur justitia Dei sine 0peribus, zweitens der, qui operibus justitiae operam nun-at; jenes falle unter den Begriff der justiticatim dieses ge- höre in die sanctiiiciitim und nur von dieser sei hier die Rede. Der Irrthum der katholischen Auslegung, welcher schon bei il, 29 deutlich hervortrat, besteht in einer unwillkiihrlichen Vcrschränkung der beiden Glieder des johanneischen Satzes; denn Johannes denkt nicht das til-imm- eiwzc als Erfolg oder Wirkung des nor-I» As» Neumond-wo, so« wenig wie er das s» rot) Fern; yeyswøsoäar (II, 29. III, 9) oder das gern-s«- Ew Xgcacgcf (V.6) oder das öuipuuäpac und Fywaiieiyuz »Ur-Ze- (V. G) oder das Tini-os- ssors Dem? EIN« (V. I0) als den Erfolg von dem works» »Ja» ckcumoaiipsyii oder von dem mJz okxragsseipscv denkt, sondern jenes betrachtet und fordert er als die nothwendige Erweisung und Bethätigung von diesem, was unzweideutig daraus hervorgeht, daß die im wesentlichen Gehalte durchaus parallelen Begriffe bald in perfectischer Um— »An-Josa- II, 29. III, 9 Fauna-Lesen, Zyuconäwak B. 6), bald in präsentischer Form ((Z »He-wi- V. S. Wie. set-«. V. ·7. reine-os- r. A. san, Zu« sc. Fern) Hast« V. I0) vorgestellt werden. Wie Johannes V. 6 sagte, daß ein in Christo Bleibender oder ein aus Gott Geborener, ein Gerechter also, nicht siindigt und eben durch sein Nichtsündigen fein göttliches Leben erweist, daß dagegen der Siindigende sich durch sein Sündigen als - einen solchen darstellt, welcher Christum nicht erkannt, keine Gemeinschaft mit ihm hat, nicht ein Kind Gottes ist: so ur- Evssustksn copy 128 l Ich. Ilzkzs s— M, 5. theilt der Apostel auch V. 7 dem Zusammenhange der ganzen Entwickelung von H, 29 an gemäß, daß nur der, welcherdie Gerechtigkeit thut, sich als ein gerechtes Kind des gerechten Gottes, als ein wirkliches Glied in der Gemeinschaft mit dem gerechten Christus ausweist. Aus dem ums» sc. einsame. ist ein gleicher Rückschluß auf das Bis-mög- en« sie-l. zu machen, wie von demselben access-« T. Jena-on. auf das F» Tot) 155013 yeysuwøjoåae (II, 29), weil sich das Gerechtsetn der Kinder Gottes in dem Thun der gottahnlichem dem göttlichen Gesetze und dem Vorbilde Christi entsprechenden Gerechtigkeit be- urkundet V. 8. Wenn Man sagt, daß V. 8 ((3 nor« sc. things) einen Gegensatz zu V. 7 («5 nor. sc. arise-am) bilde (Estius), oder daß Johannes« den letzten Gedanken von B. 6, welcher zu hart scheinen könne, nicht nur bestätigen, sondern noch schärfer aussprechen wolle (S. Schmidt), oder endlich, daß V. 8 ein neues Argument wider das Sündigen enthalte (Piscator, Episcop, Hunniusz vgl. S.96), so sind in dem allen vereinzelte Andeutungen des richtigen Zusammen- hanges enthalten. Der Notwendigkeit, daß die Kinder Got- tes ihre Geburt aus dem gerechten Gott nnd ihre Gemein- schaft mit dem reinen, siindlosenund gerechten Christus durch das Thun der Gerechtigkeit erweisen, hat der Apostel fort- während die gänzliche Unverträglichkeit des Sündigeiis mit der Gotteskindschaft und dem Bleiben in Christo gegeniibergw stellt. Schlagender kann dies nicht ausgesprochen werden, als wenn gesagt wird, daß der Sündigende s'- sroeJ Deo-Histor- eacsfw denn hiemit ist »der schreiendste Gegensatz zu dem ye- ysuiesjopfocc Z« Tot? Brot) oder dem »san«-or«- «x. Beut? ebne« be- zeichnet. Die Sünde erscheint so ganz ofsenharspals das völlig Gottwidrige, welches sich unmöglich in den Kindern Gottes finden darf, als ein Teufelswerh welches Christus, der per- sönliche Qffenbarer der göttlichen Gerechtigkeit, zu zerstören erschienen ist, welches also unmöglich vongden in Christo Blei- benden getrieben werden kann. Tiefer und voller kann also der Widerspruch der Sünde gegen die Gerechtigkeit Gottes, kannst-s» copy 1 Ich. tu, s· 129 dessen Kinder wir sind, nicht dargestellt werden als in V. 8 geschieht; deshalb gelangt auch die allgeineine Entwickelung jenes Hauptgedankens H, 29 mit V. 9 und der ersten Hälfte von V. 10 zum Abschluß« welcher gerade mit dem zuletzt ausgesprochenen, gewaltigsten Gedanken (V. 8) gegeben wird. Mit der zweiten Hälfte von V. 10 wendet sich alsdann der Apostel von der allgemeinen Forderung des Thuns der Ge- rechtigkeit zu der besondern Darstellung der gottähnllcheti und dem Vorbilde Christi entsprechenden Gerechtigkeit der Kinder Gottes in der Bruderliebe. Das Urtheil des Apvstels e; »was)- TOJID Irre-geirre- åss Tor? ist«-Fehle«- åasriw ergiebt sich im Zusammenhange mit dem von ll, 29 an Ausgesiihrten aus der Voraussetzung, durch welche jenes Urtheil sogleich begründet wird: Es« tief sie-Mc· e; Eis-Polac- nkziagiscofysk Wie nämlich Gott der Urquell der Gerechtigkeit ist, so muß die Sünde, welche ja der ausdrück- liche Widerspruch gegen die göttliche Gerechtigkeit und die Offen- barung derselben im Gesetze und in Christo ist (V.4.5), als ein Werk des Teufels se»- -x. Dass. V.8) betrachtet werden; dem- Uach ist das note-is- scesci oixeaprfaw (vgl. V.4.) — ein Ausdruck, welcher noch signisiranter und priiciser ist, als das einfache aber im Sinne gleiche cikxsapsciisiew V. 6. 7 —- ebenso gewiß ein Zeichen (vgl. V. 10) des sfme s» rot? see-Hüften« als das neues» »Ja! XII-negative»- dek Beweis für das sie-o« Z« Tor? Fern; oder yeyssrosoäar S« T. F. ist. Die große Schwierig- keit des apostolischen Gedankes liegt nicht nur in der Vorstel- lung von dem ckcokzfoäoe überhaupt, einer Vorstellung, welche, wie das ganze neue Testament zeigt, für das christliche Den- ken unentbehrlich ist «) und doch so fchwer sich ausdcnken läßt, sondern auch besonders in dem realen Verhältnis, welches Jo- hannes dem Ausdrucke F» Im) Reff-Izu«- sswxes zufolge zwischen dem Teufel und dem Sünder siatuirt. Uingangen oder auf «) »Jst Christus gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören, so brauchte er tiicht zu kommen, wenn es keinen Teufel gab; giebt es einen Teufel, aber nur als Personisieation des bösen Prineips, — gut, so genügt auch ein Christus als unpersönliche Idee-«. Strauß, Dogmatik il, S. is. il. « 9 Ess- cccccccc ps- ist) i Jena, 29 — v, s. eine falsche Weise gelöst wird die Schwierigkeit von allen den Auslegerm welche in alt- oder neurationalistischem Sinne die Richtigkeit der johanneischen Voraussetzung, daß der ckckizFoloe wirklich existire und in dem nienschlichen Thun der Sünde feine sündige Wirksamkeit beurkunde, geleugnet haben, mögen sie nun, wie Semler, um den Apostel nicht in einem jüdischen Aberglauben befangen erscheinen zu laßen, jene ganze Vorstel- lung den häretischen Judenchristen zugeschoben (Sj(- certe jpsi librijutlueorum sum, sicut intekpretnrijudaej soleuy ciocent at) ipso rerum bumanarum initio diabolum esse auctorem et promqtorem pecoati pekpetuumx oder, wie derselbe Semler und B-aumgarten-Crusius, geurtheilt haben, daß auch die Christen sich jener jüdischen Phrase in historischem Sinne hätten bedienen können, daß aber »die jüdischeLehrform ohne dogmatische Bedeutung nur gebra-ucht werde, den Begriff der· Sünde als des Gottseindlichen zu verstarken« (Baumg.-Crus.). Von dieser Voraussetzung aus, daß die johanneische Vorstellung von dem ckicizfozog eine irrige sei, hat man ferner das sie-a« S» am? etc«- Esizov entweder verfliichtigt, wie Grotius (iniiole diabolum txt-few, S. G. Lang e (»ähnlich dem Teufel-O, Paulus (»geistig verwandt-O, Soein, Schlichting, Episcop, Rosenmüb ler u.a., oder man hat (vgl. Bd. l, S. XCV), wie auch de Wette zu Joh, S, 44, dem Johannes einen »sittliehen Qua- lismus« vorgeworsfem Gegen den letztern Jrrthum, zu wel- chem die johanneische Redeweise Anlaß zu geben scheint, haben die kirchlichen Ausliegey Didymus an ihrer Spitze, unermüdlich protestirt und treffliche Winke zur richtigen Ausfaßung des Textes gegeben. Keineswegs, sagt Didymus, sei in unserer Stelle eine Spur von der Jrrlehre enthalten, daß die Sünder von Natur und ihreni Wesen nach teuflisch seien; vielmehr sei nur eine Wirksamkeit, nicht die wesentliche Natur des Teufels in den Sünden, welche mit eignem Willen von dem Menschen gethan würden, zu erkennen sinerepandi sunt fixiert-tief, diesen— tes, eos qui per-onus, naturaliter malos ex diabolo esse. —- diabolus enim non subsiantialitek sed volutitariae opekationis inciicium est. Posita est auiem et cause, propter quam ex Eva-ums» copy «! Johi lllj 82 THE! eo sunt peecvtores, palam foeiens non snbstantinni ejus, sed operationern Peceasres nnmque operalio est, nullus an— tem naiurnliter hoc: ngens igitur peocare voluntarium est). Die Werke des Teufels, d.l). die Sünden, könnten ja auch gar nicht von Christo zerstört werden, wenn sie nicht volun- taria wären, sondern zur natürlichen Substanz des Sünders gehörten (si essent substantialiler)z sei doch der Teufel selbst nicht seiner Substanz nach böse, sondern rirspriinglich gut ge- schaffen und durch seinen Willen böse geworden. Treffend sagt in demselben Sinne auch Augustim dessen Polemik ge- gen manichäische Mißdeutungen freilich» klarer und tiefer ist, als seine eigne nicht recht sichere Erklärung: De diabolo est— imitando diabolum Narr: neminem fecit diabolns, neminem genuit, neminem creavit Seil quiounque fuerit imitatns dia- l10lum, quasi de illo natus iit lilins iliaboli imstande, non proprie unser-nein. —— 0mnes peooatores ex iliabolo nati sont, in quantum year-Innres. Adam a Deo factus est, se(l quanclo consensit niemand, ex rliabolo natns est, et tales 0mnes gennit qualis erat- Ergo rluas nativitates attenrlite, Adam et Christi. Duo snnt liornines, sei! unus ipsorum liomo name, aller liomo Deus. Per liominem liominem peo- eatores snmus, per liorninem Deum juslilicaniun Nativitas illa dejeeit ad mortem,. ista nativitas erexit ad vitarru nati- vitas illa traiiit seeum per-entom, nativitas jsta liberat a pec- ealo. ltleo enim venit hosno Christus, ut Solvet-et peccala liominum Diese Erläuterung Augustins enthält im Wesent- lichen alles, was von den Auslegern beigebracht ist, um die johanneifchen Worte gegen jedes Mißverständnis in manichäk schem oder dualistischem Sinne zu verwahren; vgl. bes. Bed a, C. a Lapide, Cqlviktz Beza (n0n quod ipsam substantiam animae corrnnipatz ut pestis illa Germaniae Flacius Illyricus d0ouit), J. Lange und Bengel (ex diabolo non est gene- ratio, serl corrupiiox Bei allen schlägt namentlich der Ge- danke durch, welchen schon Origeneö (bei Lachmann) sinn- voll und aus Grund des Textes ausgesprochen hat, daß nicht von einem ysyspsssjassux s» we; Izu-feilen, sondern nur von gt 132 l Joh. II, 29 — V, s. einem sie-a- s» se. ei. die Rede sei, wie namentlich Bengel anmerktt ex diabolo, tanquacn Elias. v. 10; non ramen hie riioitnr genitus, nequo Samen, seri Opera. Das »Sein aus Gott» seht, wie das parallele » Bleiben in Gott «, das vor- hergegangene -Geborensein aus Gott« voraus und besteht da- durch, daß der »Samen,« welcher das Leben aus Gott er- weckt hat, in dem, welcher ein Kind Gottes geworden ist und so gegenwärtig ist, »bleibt« (V. 9); dagegen weist das sie-«» s» san-i Eins-Ihm obwohl die Correspondenz dieser Vorstellung mit dem sfwkr E» sein? dem; um so weniger verwischt werden darf, als Johannes auch die Begriffe esse« we? Was? und esse» san? Frass-lot- (V. 10) einander entgegenstellt und den Teufel als den «Vater,» aus welchem die ungläubigen Sünder sind (Joh. s, 44), bezeichnet, doch auf eine Voraus- setzung hin, welche dem ysyewwssossac s« Tot; dem? iiicht völlig entsprichh und gerade hierin liegt der Grund, weshalb die jo- hanneische Vorstellung nicht dualistischer Art ist. Aus Gott geboren worden oder Kinder Gottes geworden sind die, welche es gegenwärtig »sind,« indem sie kraft der von Christo ihnen dazu gegebenen Macht gläubig geworden, wiederge- boren, in die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes aus- genommen, aus dem Tode in das Leben versetzt worden sind (lI, 29. III, 14. V, II. Joh. I, 12. Z, 3 sll. 5, 24 u. s. w.). Diesem im Leben der Gläubigen gemachten Anfange, dieser Epoche, von welcher an das neue Leben aus Gott oder die Gotteskindschaft datirt, entspricht im Leben derjenigen, welche -aus dem Teufel sind,« ivelche »Kinder des Teufels sind,« durchaus nichts; es giebt keine Wiedergeburt von unten, die einer Wiedergeburt von oben entgegenstiinde, und das natür- liche Leben des Menschen wird nicht durch einen teuflischen Samen zu einem teuflischen Leben umgeschaffen in tihnlicher Weise wie allerdings das natürliche Leben des Menschen durch den göttlichen Samen zu einem göttlichen Leben umgeschassen und wirklich neugeboren wird. Vielmehr mit denen, welche aus dem Teufel sind, ist das nicht geschehn, wodurch die Gliiubiggewordenen Kinder Gottes geworden sind, obwohl Evssuscksn copy i Ich. m, 8. 133 auch mit jenen hätte geschehn können und sollen, was mit diesen geschehn ist. Dies ist ein neuer und zwar der Haupt- gesichtspunrtz von welchem aus die johanneische Vorstellung des ehe« Z« Im? den«-Köln» als nicht dualistisch sich zeigt, wie denn auch alle Grundlehren der johanneischen Theologie, welche mit jener Borstellung im Zusammenhange stehn, jeden Drialismus ausschließem Wie die gesammte Schöpfung, nicht ein Gewordenes ausgenommen, von Gott ist, durch das ewige Wort gemacht (Joh.1, 3), so ist auch für den ganzen sein«-soc das neue göttliche Leben bestimmt (Il,2. IV, l4. Joh.3, 16fl.); von einem originellen Gegensatze zwischen Gotteskindern und Teufels- oder Weltkindern, von einer dualistisch determinirten Naturnothwendigkeit ist so wenig die Rede, daß vielmehr jeder Gläubige, welcher aus einem Welt- oder Teufelskinde ein Gotteskind geworden ist, ein redendes Beispiel vom Gegen- theile ist. Denn die Anschauung hat allerdings auch Johan- nes, daß jeder Mensch, nachdem einmal die Sünde in der Welt herrschend geworden ist (V, 19), von Natur nicht ein Kind Gottes, sondern ein Kind des Teufels ist (vgl. Ephes. Z, 1fll.). Die rein natiirliche Geburt (Joh. 1, 12. Z, S) steht deshalb der Neugeburt aus Gott gegenüber, weil die sittliche Sphäre jener Fleisch, Manneswille, Welt, und insofern Finsternis, Lüge, Tod, Reich des Teufels, des Fürsten dieser Welt, istz dagegen die Elemente der Geburt aus Gott sind Geist, und zwar heiliger Geist, Licht, Wahrheit, Leben, Ge- meinsehaft mit Christo, der den Teufel gerichtet, überwunden und seine Werke und Herrschaft gebrochen hat. Es entspricht daher nicht der Vorstellung des Johannes, wenn man das Z» rot; Deo-Köze» dass-««- darauf bezieht, daß der Teufel fort- während den Slindigenden verlocke und zum Sündigen an- treibe (Est, S. Schmidt, Ealov, Spener, J. Lange, Bez a, Neander u. a.), obwohl diese Auslegung, welche den realen Zusammenhang zwischen dem Sündigenden und dem Teufel textgemäß fesihalt, dem Sinne des Johannes nahe: kömmt, als die Erklärung von einer Jmitation des Teufels, bei welcher jedoch ein mokalis intluxus, eine suggestio desselben 134 s Ich. n. 29 — v, s. nicht stattsinden soll (vgl. Episcop, Grotius u. a.); viel- mehr bezeichnet das sZwu s« w. Maus. den Zustand des Sün- digenden, welcher eben durch sein Sündigen—, als durch das sichere Wahrzeichen (vgl. V. l0), jenen Zustand offenbart. Durch das Sündigen, sagt Johannes, zeigt der Sünder, daß er aus dem Teufel, ein Kind des Teufels ist, und zwar des- halb, weil der Teufel von Anfang sündigtz die Sünde ist das dem Teufel eigenthümliche Gebiet. So weist uns Johannes selbst dcutlich an, das EIN« s» sroiJ Izu-Köln« nicht in phy- sischem, sondern in ethischern Sinne zu verstehn, ohne doch den Realismus der Borstellung zu beseitigen. Nicht die Substanz der Menschen ist von Natur teuflisch, weder einzelner — was dualiftisch wäre —, noch aller — was eine desperate Ver- leugnung Christi, des Heilandes aller Welt wäre —, sondern alles, was Sünde, Welt, Fleisch, Finsternis, Lüge und Tod im Menschen heißt, also das ganze Verderben (corruptio, non geriet-nie. Bengel), welches in das göttliche Werk, den Men- fchen, gedrungen ist, das ist wirklich aus dem Teufel, als dem Quell, Urheber und beständigem Förderer, und die Datstellung von jenen Dingen im »Sündigen,« im »Thun der Ungerech- tigkeit« im «.Haßen,« in der »Lüge« im »Unglauben« (V.8. 10. I2fll. IV, 6. Joh. 8, 42 fll. 10, 26) ist nichts Anderes, als die Erweisung des »Seins aus dem Teufel« Johannes leugnet durchaus nicht — was weder in den Worten noch im Zusammenhange liegt — daß aus einem Teufelskinde ein Gotteskind werden kann und soll, sondern er spricht von ge- genwärtigen Zustanden und behauptet, daß, gleichwie an dem Thun der göttlichen Gerechtigkeit die Gotteskinder offenbar erkannt werden, so auch in dem Thun der Sünde diejenigen sich ausweisery welche noch nicht Christum erkannt haben (V.6), noch nicht aus Gott geboren worden sind (II, 29. lll, 9), welche noch in ihrer natiirlich-sündigen Verfaßung sind d.h. aus dem Teufel find; denn das Sündige im natürlichen Men- chen, nicht das Menschliche ’«), ist eben nicht aus Gott, sondern «) Vgl. Form. com. tie- pecck ewig. §. l. 26 sqq. Discrimen igitur retineadtim est intek nqtutam nackt-Hm, quasi; a Deo create 1 Ich. In, 8. « 135 aus dem Teufel. Jn diesem Sinne begründet der Apostel feine Behauptung, daß der Sündigende sich als einen aus dem Teufel Seienden erweise, mit den Schlußwortem Z« vier« OICDZØJL IF öszcesisoÄoc speisen-roher. Tkeffend hat schon Beda die eigenthiimliche Peticision dieser Worte hervor- gehoben: Cum praemitleret ,,ab initi0,« subjunxii vekbum praesentis tempokis »peocat«, und seine Erklärung: quia ex qui) ab initio coepic cjjabolus peccare nunquam desiit ist allgemein gebilligtz man fügte häufig nur die Beziehung hinzu, daß der Teufel fortwährend die Menschen zum Siindigen verfiihte (vgl.Didymu s, Oerumeuiusz Estiu»s,Tirinus, Mann; Beza, Pifcatoy Luther, Grotius, Calov, Hunniush S. Schmidh E. Schmidt, J. Lange, Bengel, Lücke, Sander u. a.), eine Beziehung, »welche aber mehr in dem ganzen Zusammenhange von V. 8 als in dem Worte vix-ap- scoiiisx an sich liegt, und welche namentlich dann ganz unklar erscheint, wenn man schon jenes s» w. (k«ax5«.k«o««i-, welches doch durch die Worte Z« »Ja« ais-z. ei Griff. oizøapssniiw begründet werden foll, von der inspikaiio, directio und oooperaiio des Teufels (vgl. Calov, Estius u. a.) versteht« Richtiger hat de Wette in dem einfachen Sinne Bedas mit der umschrei- bung sich begniigtt »denn »von Anfang an — hat er gefiindigt und fiindigt«; aber vergebens fucht man bei de Wette und Brückner nach einer Erklärung darüber, inwiefern die Worte Eis« -— Cato-geil«- das vorhergehende Urtheil über den Siindi- genden beweisen. Wenig versehlagt dabei die genauere Bestim- mung das »Es-f vix-pig- (vgl. Joh. s, 44); dem man eine vier- fache Beziehung gegeben hat. Beda (vgl. auch Baumgav ten-Crufius) denkt an den mit der Schöpfung der ganzen Welt zusammenfallenden Anfang der Existenz des Teufels (ab est hodieque oonsekvstutx in qun peccaium Originale lscabitah et inte- ipsum pecealum originis §. 33. Bd. Hase, P. 645. can. syst. Dei-d. o. Ill. IV. §. its. sicuti vorn per ipsum lapsutn homo non desiit esse botan — neo per-entom, quasi universum genas bumanum per— vasih natur-m generis bumani sustnlih sed depkavsvit etc. Eil. Niemeyesy p.7t2. sss i Ist» n, 29 -— v, s. initio illa, quo ipse sur-las est, quo eiiam ckealurarum eoepit origo cunctarum), indem er voraussetzh daß der Teufel, wie alle Engel (inter pritnas are-Icarus conility ursprünglich gut geschaffen, aber alsbald gefallen sei sprimus oonililus — con- · ira contlitokem cum suis sequacibus superbus into-onst, per— que eam superbiam ab initio pecoans de nkcliangolo in din- bolum est versus), weshalb auch Tirinus erklärt: a primo tere iniiio oreationis sage. Die folgenden Ausleger halten, um jede dualistische Vorstellung abzuschneiden, die Schöpfung und den Abfall des Teufels geflißentlicher auseinander, indem sie den Fall der Engel mit der Erschaffung der übrigen Welt zusammen denken. So sagtEstius, das ein« äpxsse sei nichk von der Erschassung des Teufels, sondern von der Schöpsung der Welt an zu rechnen (vgl. auch Pisrator). Nach einer drit- ten Auslegungsweise ist ausdrücklich der erste Abfall des Teu- fels (Hunnius, Calvin, Calov, J. Lange, Bengel, Jachmann, Neander, Sander u. a.) markirt, während endlich noch andere (Lüeke, de Wette, Brücknerj an den Anfang des Sündigens d.h. an den menschlichen durch den Teufel veranlaßten Siindenfall denken. Eine entschiedene Wahl unter diesen Ansichtem wenigstens unter den beiden letzten, da die beiden ersten ferner liegen, ist aus unserm Texte kaum zu ge- winnenz dagegen wird in der evangelischen Parallelstelle (Joh. 8, 44) die Beziehung auf den menschlichen Sündenfall theils. durch das Präteritum Ha, welches aus ein gewißes Factum zurückdeuteh theils durch die Vorstellungen, daß der Teufel ein Mensehenmörder und ein Lügner sei, indirirt: denn durch lüg- nerische Vorspiegelungen des Teufels sind die Menschen in Sünde und Tod gelockt. Die Erklärung des a?»’ vix-M; von dem Anfange des nienschlichen Sündigens, welche nach dem Parallelismus von Joh. 8, 44 wahrscheinlieh ist, empsiehlt sich aber auch dadurch, daß sie die von den Auslegern mit Unrecht in dem nigra-arti»- an sich oder in dem s« Tor? Stoffs-la» ge- suchte Beziehung aus die teuflische Wirksamkeit in dem mensch- lichen Sündigen an die Hand giebt, eine Beziehung, welche allerdings im Zusammenhange liegt und sogleich darin heraus- l Joh. lll, 8. 137 tritt, daß die Sünden als »Werke des Teufels« bezeichnet werden. Johannes begründet sein Urtheil: »wer die Sünde thut, ist aus dem Teufel« nicht so, wie die meisten Ausleger meinen: »denn von Anfang an reizt der Teufel die Menschen zur Sünde« —— diese Vorstellung liegt unmittelbar nicht in dem vix-»san«« und ist auch zur Erklärung jenes s» se. etc-»F. Ernie- nicht ausreichend —- vielmehr denkt Johannes den Teu- fel als den Ursünder, welcher sieh von Anfang (des menschli- chen Sündigens) an als einen Thäter der Sünde bewährt hat, dessen eigenthümliche Lebenssphäre das Eies-Henker«- oder das neues» »Ja« rfxcagstiap ist, so daß jeder.Mensch, welcher« durch fein nackt» ers-«- oixroepsciass in jenem teuflischen Elemente sirh bewegt, eben dadurch beweist, daß er »aus dem Teufel ist.« — Die Sünde ist das Teuflisrhtz wie die Gerechtigkeit das Gött- liche (ll, 29) ist. Jn dem Teufel hat die Sünde ihren Quell; sie ist ein Werk des Teufels auch in dem Menschen, welcher durch fein Thun der Sünde sich als ein Kind des Teufels of- fenbart. Dagegen ist Ehristus, der Sohn Gottes, welcher die wesentliche und persönliche Offenbarung der göttlichen Gerech- tigkeit ist, dazu erschienen, »die Sünden wegzuschaffenss (V. 5), oder wie Johannes dem Zusammenhange gemäß an unserer Stelle sagt: »Um die Werke des Teufels zu zerst’o«ren« —- is; Tod-ro äeporwkpaiäsj e; wide; ssoeJ Deo-J, Ist-a Ader» sxoi sey-er rot? Was-Nov. Willkiihrlich ergänzt S. Schmidt ein ais-To? oder II, um das adversative Verhältnis dieses Satzes zu dem vorhergehenden, welches allerdings in der Sache liegt, zu mai-kirren. Kräftiger stellt der Apostel ohne äußerlirhe Verbin- dung den neuen, aber im Zusammenhange (V. Z. 5. S. 7) wohl begründeten Gedanken hin. Die ausdrückliche Anknü- pfung an das Vorangehende lag dem Johannes um so mehr fern, als er durch die Worte es; reif-ro (Joh. 18, 37. vgl. Kühnerz ll,278. Win er, S.376) die nachfolgende Zweckbe- stimmung I« zeig» setz. von vorn herein hervorheben wollte. Im Wefentlichen ist der Schlußfatz von V. 8 dem ersten Gliede von V. 5 parallel. Hier wie dort ist die Erscheinung Christi im Fleische, sepaiiegasssh nach ihrem der göttlichen 138 l Joh. It, 29 — V, Z. Gerechtigkeit dienenden Zwecke, nämlich die Sünde, welche die Ungesetzlichkeit (V.«4), welche ein Werk des Teufels (V. 8) ist, zu vertilgen, bezeichnet. SinnvolI aber und dem Contexte ge- mäß stellt der Apostel dem Waise-log- den vzög rot? Eisen? gegenüber, und preist in diesem signisicanten Namen die göttliche, siegreiche Macht dessen, welcher die Sünden, d. h. die Fpya rot? Izu-Köze« zu zerstören gekommen ist. Treffend hat Luther angemerkt: Christus et ciiabolus sunt inter se bestes. — Quid ankern potuit ciici inagis consolkk We, qui-im quod Christum in hoc: venisse dir-it, ut diaboli Opera dissolveretfk Ergo nos non potuimus diss01vere, et su- cnus libekati alieno, non nostro rnerita Die Bedeutung des »Feig- ssoti Jesus, nicht des einfach auf das Subject hinweisen- den Sigm-o; (V. 5), ist hier ganz ähnlich wie I, 7; Es kam darauf an (vgl. auch Sand er), den Überwinder des Teufels in feiner göttlichen Herrlichkeit darzustellem Jrrthiimlich ist dagegen die Bemerkung von Baumgarten-Crufius, daß der Ausdruck »Sohn Gottes« mitBeziehung auf unsere »Got- teskindfchaft« gewählt fei und uns als »Theilnehmer und Genossen« Christi bezeichnez denn in diesem Sinne stellt Jo- hannes niemals den »Sohn Gottes,« d. h. den in seinem ewigen Wesen mit Gott Ewigen, neben die »Kinder Gottes«- d. h. die durch und an Christum gläubig Gewordenen und in die Gemeinfchaft Gottes Aufgenommenem Das Aal-s»- wird allgemein und mit Recht als »zerstören« verstandenz denn das Auflöfen eines organifchen Verbandes, z. B. bei einem Gebäude (Joh. Z, 19. vgl. Eph. 2, 14), ist eben die Zerstörung des Ganzen (vgl. Joh. 5, 18. 7, 23. 10,35). Schwieriger ist die Bestimmung des Begriffes selbst, welche stch nur im Zusammenhange mit dem Objekte, w? äpya Tor? sie-Köze« geben läßt. Der Genitiv r. site-Köze» bezeichnet offenbar den Teufel als das die »Werke« thuende Subjectz es können also genau genommen nicht »Werke in seinem Sinne« (Baumg.-Cruf.) gemeint fein. Nach dem Zusam- menhange (vgl. bef. V. 5) versteht Johannes unter den sey« Tor) Arn-Köze» die Sünden, welche die Kinder des Teufels Ess- cccccccc py 1 Ich. tu, s. ne« unter dem verführerischen Einslusse desselben begehn. Das hat kein Ausleger verkanntz gestritien hat man nur darüber, ob allein die Sünden (Didymus, Oecumenius, Estius- Luther, Schlichting, Episcop, Carpzov, S.G.Lange, Paulus, Rickli, Lücke,deWette,Neander, Mayer u.a.), ode.r neben denselben noch — wenn auch nur folgeweise —- das zeitliche Übel, der Tod und die Verdammnis (Calov, Hunnius, S.Schmidt, J.Lange, Spener, Aretiiisu·a.)· gemeint seien. Für die letztere Ansicht darf der Plural m« ägyek nicht angeführt werden, weil diese Form sich auch dann genügend erklärt, wenn der Apostel dieVorstellung as« vix-ap- eiar im Sinne hatte; gegen dieselbe aber und für die erstere Ansicht spricht theils der klare Zusammenhang, in welchem von dem Solde der Sünde gar keine Rede gewesen ist, theils der Umstand, daß man den Tod u. s. w. nicht gleich den Sünden als Werke des Teufels betrachten darf, wie schon Estius ge- sagt hat: Mars pecoatum non est, sed poena peocaty Denn: lseibens auotorem — non jpsa opus diabolh sed ex opere djaboli jusio Dei judicio snbseautsn Der signisicante Aus- druck äzoya spürt-sähe» womit Johannes die eins-print (B.5) meint, erklärt sich aus der ersten Hälfte von B. s, ähnlich wie V.12 demjenigen, welcher »aus dem Bösen« ist, böse Werke zugeskhrieben werden, oder wie sonst von »Werken des Fleisches« geredet wird (Röm. S, 13. Gal. 5, 19). Die Sün- den, welche von den sündigen Menschen, den Kindern des Teu- fels, begangen werden, betrachtet Johannes deshalb als Werke des Teufels, weil er in dem Teufel nicht nur den anfänglichen Geländer, sondern auch den beständigen Förderer des Reiches der Gottwidrigkeit erkennt. Die lügneriskhe und mörderische Kraft, welche in dem menschlichen Siindigen sich bethätigt, ist nicht aus Gott, dem Quell der Wahrheit und des Lebens, sondern aus dem Teufel. Christus aber, welcher der persön- liche Vermittler des göttlichen Lebens an die Welt durch die Schöpsung und durch die Erlösung ist, hat den Teufel gerich- tet, überwunden (vg1. Ich. 12, 31. 16, 11. Adam» 12, 29. Luc. 10, 18), die Sünden abgethan (B.5) und die Werke 140 l Joh. ll, 29 —- V, Z. des Teufels gebrochen, denn er ist stärkey als der Teufel, und hat auch seine Glänbigem in denen er selbst ist, zu Siegern über den Teufel und die Sünde gemacht (lV, 4. H, 13. Ist. vgl. Eph. 6, 11 sll.)." Johannes bezeichnet also mit den Wor- ten Im Zeig» Erz. den einheitlichen Zweck der ganzen Erschei- nung Christi im Fleische H. Darum ist es nicht richtig, wenn J. Lange in jenem Mk«- -. IV« sc. sie-z?- nur das oküoium bangt-dorsale, oder die Iris-owner, und das ofkiaium regjum Christi findet; vielmehr gehört die Überwindung und Zerstö- rung der teuflifchen »Tai-»; und des teuflischen weis-sog durch die göttliche, alle Erkenntnis einschließende und alles Leben aus Gott tragende Wahrheit wesentlich dazu (vgl. II, 21 sll. W, 3 fll. Ich. 8, 32 sll. is, 37). Nicht recht textgemäß ist auch die Erklärung von Estius, welcher theils die Bedeutung des årposwsgckiän zu enge faßt, indem er mit dem Zusatze per passionem suam nur auf die Spitze der Crlösungsthätigkeit Christi hinweist, theils in die Beschreibung des zeig» se. ZU. s. Arn-»F. sponvertenelo Peccator-es et salutarem poenitentiam iis inspirando, dejnrie per-data seu peccatorum maculas ex animis delendo poenasque simul pro iis debjtns remittencim denique peccatorum reliquins omnes penitus Hinterende) Un- gehöriges aufgenommen hat spoenas —- kemitt.), und überhaupt nur die fortwährende Wirkung des Sieges Christi dargestellt hat, während der Apostel zunächst und unmittelbar von dem redet, was Christus bei seiner Erscheinung im Fleische gewollt und erreicht hat, und was sreilich in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Christus beständig fortgeht; denn derselbe Chri- stus, welcher einmal im Fleische erschienen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören, ist immerdar der sündlose, heilige, der Zerstörer der Teufelswerkh der Tilger aller Sünde (vgl. V. 5 neben dem Zwar-eh. das Hasel-O. Bei seiner Erscheinung im Fleische hat er der Lüge seine Wahrheit, der Finsternis ·) Gepreßt wird der Ausspruch, wenn man aus demselben die theolo- gische Frage, ob Christus auch abgesehn von der Sünde in der Welt Fleisch geworden sein würde, entscheiden will. Cornelius a Lan. will die Frage verneinen, Tirinus besahen. 1 Seh. tu, g. 141 sein Licht, der Sünde feine Gerechtigkeit, dem Tode sein Leben siegreich entgegengesetzt. Scheinbar unterliegend hat er in der That Welt und Teufel überwunden. Gerade sein Tod, dem die Auferstehung nachfolgte, ist der Gipfel seines ununterbro- chenen Sieges, seine eigenthümliche Verklärung gewesen, weil in demselben einerseits die factische Versöhnung der Welt mit Gott vollzogen ist und anderseits aus demselben, durch welchen der heilige Geist gekommen ist (Joh. 7, 39. IS, ·7. vgl. Bd! S. 109), die fortwährende Auswirkung des Sieges Chrisii über die Welt und den Tufel beruht (l, 7)z denn durch diesen heiligen Geist, welcher durch den TodChristi unser geworden ist, sind wir Kinder Gottes (V.24. W, 13. Röm s, 14), und eben darin bethätigt sich unsere Gotteskindschash daß wir »nicht nach dem Fleische leben, sondern durch den Geist des Fleisches Geschåfte tödten« (Röm. 8, 12 sll. Isll.) oder, wie Johannes im Zusammenhange unseres Abschnittes sagt, daß wir nicht das Teufelswerk, welches Christus gebrochen, nicht die Sünde, welche er weggeschafft hat, sondern die gottähn- liche Gerechtigkeit thun. Die fortwährende Zerstörung der Teufelswerke in uns, als den Kindern Gottes, beruht somit auf unserer beständigen Gemeinschaft mit Christo (IV, 4. V, 5), durch welchen wir Kinder Gottes und Sieger über den Teufel geworden sind und in tvelchem wir allezeit die Hoffnung zur Heiligung (V. 3), die Reinigung von aller Sünde (I, 7) und das ewige Leben (V, 12) haben. V. 9. Tressend hat Luther diesen Satz eine Summa— kia repetitio prjokum genannt und den Sinn beschrieben: in Summa, nos christiani nuscimutz ne(- fuco quodam aui Species, seit ipsa natura sumus Christi-eins, quake non est possibile ut pedes-mag. Der Apostel hat (V.8) den tiefsten Gegensatz. des Sündigens und des Thuns der Gerechtigkeit aufgedecktz jenes ist mit der Geburt aus Gott ebenso unvereinbar, als dieses die nothwendige Erweisung derselben ist. Die allgemeine Ent- wickelung des Hauptgedankens II, 29 ist also im Satz und Gegensatz wirklich bis zum Ende durchgefiihrt und muß (V. 10s) abgeschloßen werden. »l3"4«2 l Ich. Il- 291 i-—-- V, 5. Jn zwei Satzgliedern wird das aus dem Bisherigem be- sonders aus V.8, sich ergebende Resultat V. 9 ausgesprochen und wiederholt begründet. Jeder, welcher aus Gott geboren worden ist, heißt es zuerst, thut nicht Sünde, oizragsefau ais nackt, und zwar deshalb nicht, Es« rrnkswra aus«-II äs- aüsxzä »Es-». Noch entschiedener lautet der zweite Satz «« or? Für-aca- o?»ag·sck«-s»-. zu welchem eine Begründung tritt, welche in der That nichts Anderes enthält als die in der Subjectsvorstellttng wär« e; ysyspoyxsäsiog s« rot; sank) selbst ausgesprochene Voraussetzung, aber auch» nichts weiter enthalten kann, weil eben in dem ysykuusjoåax Z» we) Wen? alles liegt, nämlich der unbedingte Gegensatz gegen das Teu- selswerk der Sünde. Wenn aber auch das zweite Satzglied mit seinem w« Jus-user« away-r. den Gedanken des ersten Gliedes -mit seinem einfachen okxragssfau or? nor« schärfer hin- stellt, so ist darum noch nicht das» «« vor or) this« mit S. Schmidt, Hunnius, E. Schtnid, SpeneySchlichting u. a. in ein jmmo ver-o umzusetzen. Die Steigerung im Ge- danken ist von Johannes, welcher sich mit der bloßen Hinzu- fügung begnügt, formell nicht weiter markirt, als durch die krastvolle Stellung des m; Bäume« vor oT««»-9««ii-k«-. Auch im ersten Gliede ist die Stellung des eine-gefas- vor w« am« bedeutungsvoll, um den schreienden Widerspruch zwischen der Sünde und der Geburt aus Gott fühlbar zu n1achen. Denn aus dieser namentlich aus V. 8 feststehenden Voraussetzung, daß die Gerechtigkeit und die Sünde als Gttttliches und Teuf- lisches unbedingt einander entgegen sind, beruht das V. 9 aus- gesprochene und in diesem Sinne ausdrücklich begründete Ei« are-ZU«- icsslw Z« S« sc. if. ykyJ Urtheil des Apostels. Ie- der, sagt er, der aus Gott geboren ist, sündigt nicht und kann nicht sündigen, eben weil ei· aus Gott geboren ist, oder weil sein (Gottes) Samen in ihm bleibt. So viel ergiebt schon der deutliche Parallelistnus der einzelnen Satzglleder und der organische Zusammenhang mit dem Vorhergehenden von H, 29 an, daß die Worte Z« aus«-a aus-or? Er« user-I »Ja-«, wclche die Behauptung okzcaysxiaw or) nocezbegründem wesent- Evas-»aus» copy s 1 Ich. at, o. me» lich denselben Sinne haben müßen wie die Schlußworte Z« s« 1013 Fern; ysyäwuhicoW durch welche die entsprechende Be- hauptung oii Jus-are« rixraegssoipecu (odek vieren-grins- »New) erwiesen wird. Der »Samen Gottes« kann also keinenfalls das Wort Gottes bedeuten, wie viele ältere Ausleger mit un- geschickter Vergleichung von Matth. 13, Bill. oder von 1Cor. 4, 15. Gal. 4, 19. lspetn l, 23. Jac.1, 18. gemeint haben (vgl. Augustin, Beda, Luther l, Grotius, Calov, Speney J.Lange, Bengel, Pension, Whitby, Socin, Schlichtin g, Rosenmiiller u. a.). unverkennbar bezeichnet der «Samen« Gottes das göttliche Element, kraft dessen die Gläubigen aus Gott »geboren« sind, nicht aber den Träger oder das Mittel jener göttlichen Lebenskraft. Mit Ausnahme von S. G. Lange, welcher die Worte Z« anepzia Mel. ent- weder erläutern will: »denn es (das Kind Gottes) kann seine Abkunft nicht verleugnen- oder noch lieber (vgl. auch Pau- lus und Fachmann) den Ausdruck ayiägzssa metonhmisch für »ein Kind»- oder «Kinder« nehmen und umschreiben will: »denn seine Kinder bleiben ihm treu, verharren im Tugend: dienste,« eine Künstelei, die selbst Bengel (semen Dei, i. e. qui natus est ex Deo, manet jn Deo) jener ersten Auslegungs- weise vorziehen möchte — abgesehn von diesen vereinzelten, mit den Worten und dem Gedankengange streitenden Mißdeu- tungenihat sich darumbei den meisten Auslegern die Ansicht geltend gemacht, daß unter dem unserm« der heilige Geist Gottes, als das Princip des neuen göttlichen Lebens der aus Gott Geborenen zu verstehn sei. Allerdings erscheint diese An- sicht in so mannichfaltigen Schattirungem als die theologischen Vorstellungen der Exegeten über den heiligen Geist und sein Wirken verschieden sind. Manche haben so blaß und unbe- stimnit gezeichnet, daß kaum eine Spur des johanneischen Bil- des zu erkennen ist. So hat Paulus die johanneische An- fchauung, welche ganz und gar darauf beruht, daß der natür- liehe Mensch nur durch ein neues göttlichess Element aus Gott geboren werden und so zum Nichtsündigen gelangen kann, völlig sinnlos gemacht, indem er die Worte Eis« case-»o- use-l. 144 1 Ich. n, 29 —- v, s. umschreibh ,,weil ein Bildungstrieb für das Gute fortdauert, da der Menschengeist, weil er denkt, Rechtes, Heiliges, Voll- kotnmenes zu denken nicht aufhören kannz« und in den »Sinn- bestatigungen« fügt er hinzu, das aus««- bedeute »die gött- liche, in Vernunft und Willensksraft (d. h. dem »wes-»« Ich. Z, 5 fl.) des Menschen bestehende und würksame Umbildungs- kraft, durch welche der Mensch ein aus Gott Erzeugter wird, und eben deswegen nicht sündigen will, weil dieses göttliche Zeugungsmitteh d. h· die gebesserte Entschlossenheit und Gesin- nung seines Geistes, in ihm fortwürktJt So schlimm wie Paulus ist aber niemand mit dem Texte verfahren. Aretius verstand freilich das onägxm wär. als artior pietatis, fetzte aber hinzu: quem habend ex Spiritu Sancta. Auch Socin wollte sich die Deutung des aus«-a vom heiligen Geiste an- statt der von dem Worte Gottes gesallen laßt-n, da man bei- des als· gleichbedeutend annehmen dürfe (spikilus s. nomine inte1ligamus, ut saepe til, ipsam evangelii patefacti0nem, quippe quae per spikitum s. sil sagte) Semler redete nur von einem semen quasi divinnm, unter welchem er (vgl. auch Carpzov) novam quandam et saneliorem na- lnram verstand. Chr. F. Fritzsche (vgl. Bd.1 S. LXlX) erklärte den göttlichen Samen geradezu von der Religion. Tiefer als diese Ausleger alle hat Episcopius gegriffen, welcher das einig-»o- mJ-. erläutert: natura, inckoles vel spiritus divinus, qui tiivino spiritni sitnilis est, quique qnia a Deo per· Spiritum ei verbumDei profectus est semen Dei Hippe-Natur. Episcopius stimmt im Grunde mit allen den Auslegetn überein, welche gemäß der johanneischen Anschauung, daß wir durch Mittheilung des heiligen Geistes Kinder Gottes geworden sind (V. 24. W, is. Seh. Z, 6. vgl. Röm S, 14), unter dem Samen Gottes, durch welchen wir aus Gott erzeugt (V,1) und geboren worden sind und welcher fortwährend unser göttliches Leben trägt und nährt, eben jenen heiligen Geist Gottes verstanden, aber meistens in undeutlicher Vorstellungsweise die göttliche Ursache mit der Wirkung derselben in uns oder den von oben (Joh. Z, 3 fll.) uns zugekommenen Geist, als die fruchtbare, Evas-»aus» copy « 1 Ist» m, g. 145 unser göttliches Leben fchafsende Potenz, mit unserm neuerweckten Leben felbst zufammengefaßt haben. Dies zeigen die Usnschrei- bangen des erwägt-a- nd« durch Irr-»Ist«- ssøjg »Ernst-vierg- und srä »weil«-armer)- Zaigsaxca (Didymus, Scholiastem Oecumenius, — welcher auch die im wesentlichen Sinne richtige Erklärung giebt: e; Xprasrrig Zc Zwar-russ- Zw Taf; m— was; nor« arise-»Ja essen-«; War) ,— Liicke), spiritus sanctus et virtas ejus (Calvin, Beza), gratia (Lyra, Tirinus, Corn.aLap.), nativitas spiritualis (Estiusz vgl. auch Lu- ther, Schol.), vix-es regenerati0nis, qui-te a spiritu S. iit (S. Schmidt), die göttlichen Lebenskräfte (Baumgarten- Crufius, de Wette, Neander), das vom heiligen Geiste erzeugte Irr-seh«- im Gegenfatze gegen die ewig; (Sander). Aber verwechfelt werden darf das göttliche ers-ein«)- nicht mit dem dutch dasselbe, wie dutch einen Samen, erzeugten pneu- matischen Leben der Gläubigem Dieses ist die Frucht von je- nem. Der Geist Gottes, welcher den Gläubigen mitgetheilt ist, wirkt in ihnen, wenn er in ihnen bleibt; er ist das Hist-wie, welches sie lehrt (ll, 27)z er ist das aus«-a, auf welchen! ihr Kindesleben mit seiner Hoffnung und Zuversicht (V. Z. V. 21fll. vgl. Rötm 8, 14 fll.) wie mit seinem Nichtsündigen und dem Thun der gottgemäßen Gerechtigkeit ursprünglich und fortwährend beruht; er giebt auch in ihnen das göttliche Zeug: nis, dessen Inhalt das ewige Leben selbst ist (V, S. »1I. vgl. Rönu 8, 16). Es ist also durchaus keine menschliche Kraft, weder des Denkens noch des Wollens, sondern eine göttliche und gött- liches Leben, heiliges Denken und gerechtes Wollen im Men- fchen schaffende Kraft, welcher der Apostel die Wirkung zu- schreibt, daß der aus Gott Geborene, in welchem jener Samen Gottes bleibt, nicht fündigt, ja nicht fündigen kann. Schon niehrinals ist uns dieser schwierige Gedanke, der sich durch den ganzen Abfchnitt von II, 29 an (vgl. bes. V. 4. 6. 8) hindurchzieht, begegnet; jetzt wird er in einem paradoxen Schlußworte zufammengefaßt, wie in eine fcharfe Spitze aus- laufend. Und die Schwierigkeit unserer Stelle ist zunächst H. i 10 146 i Ich. u, 29 —- v, s. nicht dogmatischer (vgl. die dogmatische Literatur bei Wols), sondern exegetischer Art; denn vor der Erörterung, ob die apostolischen Worte etwa im Sinne Jovinians ausgebeutet werden können, welcher nach Hieronymus (iiov..1ovin.1l,1) aus Grund derselben behauptete: Eos qui kuerint baptizuti a kiiabolo non posse lauter-i. quicunque autetn tentati iueriny rsos aqua tantum et non spiritu buptizatos, oder ob dieselben etwa im Sinne Calvins (.lois. non solum nor-et, qui-m esiicaciter agat semel Deus in dumme, set! olare aiürmatz spiritum suam gratiam in nobis ad extremum usque per-sei qui, ut ad vitae novitatem insiexribiiis perseuerrmtiø act-edel) für die pradestinatianische Lehre von der Unverlierbarkeit der Gnade (vgl. auch can. sYn. Bord. V. Frei. en: 3—6. Bd. Niemeyeh p.720) angezogen werden dürfen, oder wie iiberhaupt der Satz des Apostels im Zusammenhange der christ- lichen Lehre und angesichts des wirklichen Lebens der Gläubi- gcn zu beurtheilen sei, —— näher noch »als diese theologisrhe Untersuchung liegt die schon von Augustin schars betonte Frage, wie doch Johannes mit steh selber übereinstirnmy da er l, 8 sll. es als eine durch das Wort Gottes ausdrücklich ge- siraste Lüge bezeichneh wenn -wir,« d. h. die Gläubiger» welche in der Gemeinschast mit Gott stehn und im Lichte wandeln, sagen wollten, daß wir nicht fortwährend Sünde in uns hat- ten und Sünden begingen. Mit seinem Takte hältHieronry mus gerade jene Stelle l,8sll. dem Jouinian entgegen, indem er in jener die Norm zur richtigen Würdigung der un- srigen erkennt; darum ist auch Hieronymus vor dem Irr: thum Augustins, als ob V, 9 von einer besonders schweren Sünde, nämlich von dem Bruderhaß, die Rede sei, bewahrt geblieben und hat durch seine Erläuterung (tam(iju sciatis vos in generations: l)omini per-muntere, quamciiu non peccaveritis lnnno qui in generations Domini perseverant per-case non possuntz 2 Gar. B, M. Si susceperimns Christum in iiospitio nostri pectoris, illjco fuganius riiaiioium, si peccaverimus et per peccnti januam ingressus tuetit dir-dolus, protinus chri- stus tin-edit) den Weg zum richtigen Verständnisse des johan- t Ich. ist; g. 147 neischen Satzes gewiesen, indem er die idealeHaltung dessel- ben abstreifte und die in der Wirklichkeit bedingte (tamdiu — quasi-data) Gültigkeit des Princips markirtr. Diese ideale Art der johanneischen Rede hat sich im Grunde allen Auslegern siihlbar gemacht, wenn auch erst die neueren jenen Ausdruck gebraucht haben. Nur Sander hat gemeint, daß man der Auctorität des Apostels zu nahe trete und den Gedankengehalt des Spruches V.9 preisgebe, wenn man von einem idealen Standpunkte des Johannes rede. Sa nd er mißversteht näm- lich das Wort »ideal- so, als ob damit gesagt werde, daß der Spruch des Johannes in der Wirklichkeit gar nicht gelte, während die richtige Meinung der Ausleger ist, daß derselbe in der Wirklichkeit nur bedingungsweise Gültigkeit habe, in- dem Johannes in idealer Anschauungsweise grundsätzlich und unbedingt von einem Nichtsiindigen und Nichtsündigenkönnen rede, weil er grundsätzlich und unbedingt die Voraussetzung dazu annehme: Z« anäoxra ask-r. S» aus«-is»- Alle die Aus- leger aber, von den Griechen an bis auf Lücke, de Wette und Neander, welche das Eis« durch ein w« Zorn« inquans tara, qui-main, quatenus und dgl. erläutert haben (vgl. Di- dhmus, Scholiasien, Oecnmenins, Augustim Lyra, C.aLapide, Tirin, Estius, Grotius, Luther, Hun- nius, S. Schmidt, Calov, J. Lange u.v.a.), haben eben damit das ideale Temperament der johanneischen Rede bezeichnet Sander dagegen, welcher die Frage stellen will, »wie es sich in der Wirklichkeit mit den aus Gott Geborenen verhalte, ob sie sündigen können oder nicht-« und im Sinne des Apostels die Frage einfach verneinen zu müßen glaubt, giebt eine so verwirrte und ungenügende Erklärung, daß er deutlich zeigt, wie viel richtiger die übrigen Auslegey unter denen auch sämmtliche Lutheraner sind, geurtheilt haben. Ver- wirrt ist die Erklärung, welche Sander von den Worten Z» aus«-a its-z. giebt, denn mit der oben angeführten irrigen Auslegung Bengels (qui natus est ex Deo, manet in eo), welche aus der metonymisrhen Faßung von einsam« beruht, will Sander die »nähere Bestimmung« verbinden, daß »das W« 148 1 Ich. It, 29 — v, 5. anspru- srofx Frei? das vom heiligen Geiste erzeugte »was-ca im Gegensatze gegen die eilig-F sei-«; Und ganz unzutreffend ist die weitere Bemerkung, daß es »nicht zum Wesen der lutheri- schen Orthodoxie gehört, den Satz zu bestreiten, es gebe fchon hier einen Stand der Versiegclung und Bekräftigung, wo man nicht mehr abfallen könne«« Von dem »Nichtabsallenkönnen« Einzelner ist aber keine Rede, sondern von dem ,,Nichtsündigen- können« jedes aus Gott Geborenen. Alle lutherischen Ausleger behaupten ausdrücklich gegen die kalvinische Anschauungsweife, daß Johannes die Möglichkeit des völligen Abfalles nicht leugnez und nur der katholische N. de Lyra sagt über das Nichtfiindigenkönnem daß dies nur Einzelnen, den Heiligen, aus besonderer Gnade gegeben werde, eine Behauptung; welche nach l,8fll. ebenso falsch ist, wie die wiederum von den luthe- rischen Auslegern (vgl. bes. Caloo) als pelagianisch und soci- nianisch bestrittene Meinung, daß alle wahrhaft Wiedergebw renen ohne Sünde lebten. Nur eine heidnische Ethik, welcher das Wesen der Gerech- tigkeit und der Sünde verborgen war (vgl. S. 22), konnte so hochmüthige Behauptungen wagen, wie die scheinbar ähnlichen Aussprüche des Seneka: Vik bonus non potest non feinere, quoel kam, und: in omni aotu par· sibi, jam non consilio bonus, Seel more eo per-Judas, ut non tantnm recte facere p0sset, sed nisi reote kaceke non posset (bei Wetsteinx Dagegen zeigt sich selbst bei den Rabbinen, welche alle Be- wohner der heiligen Stadt von Sünden frei sprachen -(Nunquam lsomo fuit Hier0solYmis, in cujus man« esset per-entom. Vgl. Schöttgen), soviel Erinnerung an die alttestamentliche Wahrheit, daß sie jenen Satz doch nur im Hinblick auf die täglichen Opfer, welche fortwährend alle Sünden getilgt hätten, halten konnten. Johannes, welcher in dem Nichtsiindigen und dem Thun der Gerechtigkeit die Erwcisung des göttlichen Lebens der aus Gott, dem Gerechten, Geborenen erkennt, fordert I,8fll. als das erste Nierkzeichen des Lichtwandels in der wirklichen Gemeinschaft mit Gott, als ein wesentliches Thun der Wahrheit —- oder auch der Gerechtigkeit — das aufrichtige und demü- l Ich. lll, 9. 149 thige Bekenntnis der fortwährenden Sündhastigkeit Sein hochherziger Ausspruch V. 9 ist deshalb nicht hochmüthig, weil er mit jenem dernüthigen Worte (l, 8 sll.) nicht nur nicht im Widerspruche steht, sondern auf jenes sich gründet. Darum hat Paulus wahrlich kein Recht, die »Armensünder-Dernuth« derjenigen zu bespötteln, welche, »nur immer bekennen: Jch kann gar nicht aufhören zu sündigen,« und dieser »unseligen Theorie« gegenüber die »beharrliche Willensanstrengung« der Moralischen zu preisen. Exegetisch angesehn liegt diesem un- verständigen Urtheile der Jrrthurn zu Grunde, daß das m? ein«-asia- oixcapsk so viel bedeute als: .»er will nicht sündi- gen, er erlaubt es sich nicht» Nicht wenige Ausleger haben nämlich die Schwierigkeit des johanneischen Satzes durch eine Umdeutung des ou« Bär-usw« zu heben oder vielmehr zu um- gehen versucht. Man ging davon aus, daß (vgl. schon Didy- mu s) von einer aktive-unt« meinem; die Rede nicht sein könne, und setzte daher, um die sittliche Bedeutung des apostolischen Spruches (dictum mokalitetu Grotius. Vgl. Baumgarten- Crusius, Mayer) hervorzuheben, das textgemäße m; sei-»a- scac Um in ein Fvnsixcepog 025 End-lese« (Dl·dymus. Vgl. Scholiasth Qecumenius), oder in non debet (vgl. Au- gustin, de natura et gest. c. 14. Benson), oder schwächte sonst die johanneische Vorstellung ab, wie z. B. Episcopius umschreibt: alienus est a per-Sande, cui videlicet peccake non tantum diiiicile et grave est, set! molestum etiam et Adams— nandum, ut natura et indoles a peocando ahnen-est. Andere, welche das at? ekelt-wo« strenge festhielten, suchten in der ge- naueren Besiimmung des Begriffes ckxtagcoiww die Lösung der Schwierigkeit Die alten katholischen Ausleger dachten an die peccata mortaliiiy und mit ihnen stimmen alle die überein, welche das dringst-Zwei- durch Oper-am dar-e peceat0, meiner-e in per-Cato, scientem et volentem peccare und ähnliche Um- fchreibungen erläutert haben (vgl. Speise, Beza, Luther, Calov u. a.). Zugleich betonte man aber immer die Bedin- gung einer solchen Freiheit von Sünde, nämlich daß nur ein wirklich aus Gott Geborener »nicht sündigess und »nicht sün- 150 l July. ll, 29 —— V, digen könne- indem man mit besonderem Nachdrucke hervor- hob, daß das yeyeppszuävok soviel bedeute wie yeweyssöe d. h. einen bleibenden Zustand bezeichne (Grotius), oder gewöhnlich aus den Worten Es« onst-»o- sissk die nothwendige Bedingung ausdriicklich entwickelte. Zum Theil sind diese Aushiilfen recht ungeschickt, namentlich die Umdeutungen des or? Eise-am« und die mit dem Wortlaute und mit dem Gedankengange unver- träglichen Beschränkungen des Begriffs Tranks-drein, indessen spricht sich iiberall das richtige Streben aus, den johanneischen Spruch in Übereinstimmung mit der gesammten durch das ehristliche Glaubensleben erprobten Schriftwahrheit zu verstehn Dabei liegt der Unterschied zwischen den älteren und den neue- ren Auslegern, wie Lücke, Ricklh de Wette und Neandey darin, daß jene mehr unmittelbar einzelne Momente des app- stolischen Gedankens zu mäßigen und gleichsam auf den Ton des wirklichen christlichen Lebens herabzustimmen suchen, wah- « rend die neuern zunächst die volle Schärfe des Textes, wie er lautet, anerkennen, dann aber erinnern, daß die ideale Wahr- heit des von Johannes ausgesprochenen Prinrips fortwährend als Norm und als Ziel über dem wirklichen Leben der Gläu- bigen schwebe und daß insofern der Ausspruch des Apostels im wirklichen Leben der Gotteskinder nur eine relative Be- währung finde. Keiner aber von allen den Auslegern, welche auf die eine oder andere Weise den idealen Charakter der so- hanneischen Anfchauung anerkannt haben, hat übersehn, daß auch im wirklichen Leben der aus Gott Geborenen etwas vor- handen ist, das dem idealen Worte: ,,sie können nicht sündigen« in voller Wahrheit entspricht Die Kinder Gottes, in welchen der göttliche Samen ihres ewigen Lebens bleibend ist, haben wirklich ein heiliges Privilegium, wie Steinhofer sagt, des Nichtsündigens und Nichtsündigenkönnens, in dem Maße näm- lich als in ihnen das neue göttliche, aller Siinde unbedingt entgegengesetzte und in gottähnlicher Gerechtigkeit sich erweisende Leben wirklich vorhanden ist und bleibt. Zu allen Zeiten ha- ben Ausleger von allen theologischen Richtungen (vgl. Didy- inus, Oekumenius, Estius, Schlichting, Luther, st Ich. m, m. 151 Hiinnius, S. Schmidt, Calov, Bengel, J. Lange, Rosenmülley Lücke, Neander u. a.) darauf hingewiesen, daß mit dem Sündigen schlechthin unvereinbar sei (-23-«-«»5— äoudw cui oZ1-oE()««oo-k0«-. Didymus) das durch die Geburt aus Gott wirklich erzeugte neue Leben der Gläubigen, welches wefentlich den Geist von aller Sünde entfremde Eis-Cafsius»- oixsapsrfag »Za- wsp ihrs-Is- norez Oecumenius), mit einem unversöhnlichen Haße gegen jede Sünde erfiille und zu einem rastlosen Kampfe gegen dieselbe antreibe. Vortrefflich sagt Luther, daß ein Kind Gottes in diesem Kampfe wohl täglich Wunden davon trage, jedoch nie die »Waffen wegwerfc und nie Frieden mit dem Todfeinde mache. Die Sünde regt sich noch, aber sie herrscht nicht mehr; die eigentliche Lebensrichtung der Gläubigen ist wider die Sünde, ist ein Nichtfiindigem ein Nichtfündigenivollen und Nichtsündigeiikönnenz der aus Gott Geborene ist aus einem Knechte der Sünde ein Knecht der Gerechtigkeit (Röm. C, 18 sll.) geworden; er will und kann dem in ihm bleibenden göttlichen Samen gemäß oder wie Paulus sagt, dem inwendigen Menschen nach (Röm. 7, 15f1l.)—— nur das Göttliche, die Gerechtigkeit, obwohl das noch nicht völlig getödtete Fleisch fortwährend widerstrebt und fiindigh so daß eben in Kraft des neuen Lebens fortwährend die Sünde bekannt, die Vergebung angenommen (l, 8fll.), die Versuchung des Bösen gemieden und iiberivunden (V, 18) und die Selbst: reinigung und Heiligung (V. Z) gxziibt werden muß. « V. 10. So bestimmt also die gottgemäße Gerechtigkeit von der gottwidrigen, teuflischen (V. 8) Sünde sich unter- scheidet, ebenso deutlich muß in dem Thun der einen oder der andern die Erweisung liegen, daß jemand ein Kind Gottes, aus Gott geboren, oder ein Kind des Teufels, aus dem Teu- fel, ist. Jn diesem Sinne fchließt der Apostel mit der ersten Hälfte von V. 10, dem Epilogiss superioris argumenti, wie Luther treffeud sagt, die allgemeine bis zum äußersten Ende durchgeführte Entwickelung des Hanptgedankens il, 29 ab. Mit Recht wird dann aber das neue spekielle Moment der Gerechtigkeit, nämlich die Bruderliebe, in der zweiten Hälfte 152 i Ich. It, 29 —- v, z. von V. 10 so eingesetzt, daß die organisehe Verbindung mit dem Hauptgedanken von vornherein einleuchtet. Es verschlägt daher nicht viel, ob man den ersten Satz von V.10 IF«- scorjeczp — sen; cksazföäov zum Vorhergehenden (Didhmus, Cstius, Luther, Calvin, Aretius, Bengel, Stein- hofer, Baurngarten-Crufius, Lücke, Neander) oder zum Nachsolgenden (Scholiastll, Grotius, S. Sehmidt, Speney J.Lange, Episcopirts, C.aLapide, Tirinus) zieht, oder auch ohne bestimmt zwischen den beiden Ansiehten zu entscheiden (vgl. Calov, de Wette, Sander, Mayer) den ganzen V. 10 als den Übergang aus der allgemeinem in die fpeciellere Entfaltung des Hauptgedankens von der Gerechtigkeit der Kinder Gottes im Gegensatze zu der Unge- rechtigkeit der Teufels- oder Weltkinder ansieht; aber genau entspricht nur jene erste Ansicht der Anlage des Textes, weil gerade die Recapitulation der vorangegangenen Entwickelung, welche in der zweiten Hälfte von V. 10 gegeben wird weise· ei »F — s« se. Wind, um hieran das neue Moment («ai ö »? »Es-umsi- -»-1.) anzuknüpfem nur dann recht ebenmäßig erscheint, wenn damit auf einen abgeschloßeiren Gedankengang zurückgegrifsen wird, um auf demselben weiter zu bauen. Jo- hannes rundet zuerst V. 108 die allgemeine Entfaltung des Hauptsatzes il, 29 zu einem kräftigen Resultate ab; dann geht er, V. lob, an das bisherige ausdrücklich anknüpfend zu einer besondern Paraklese über. Die Formel s» aussah) (vgl. Bd. I S, 172) weist also nicht aus die erst in der zweiten Hälfte von V. 10 nachfolgetp den Unterscheidungszeichen der Kinder Gottes hin, sondern aus das V. 9 in vollsier Schärfe ausgesprochene Kriterium zurück. Das Nichtfündigem ja das Nichtsündigenkönnen ist, im Gegen- satze zu dem Thun der Sünde, als des Teuselswerkes (V. 8), das signisicanteste Wahrzeirhen derjenigen, welche durch das Thun der Gerechtigkeit ihre Geburt aus Gott, dem Gerechten, beur- fanden. Aber auch die Teufelskinder werden insofern durch dasselbe Kriterium offenbar, als sie anstatt des Nichtsiindigeiis und Nichtsündigenkönnens das gerade Gegentheil, das Thun Eva-ums» copy I Ich. III, I0— II. 153 der gottwidrigeu Sünde, darstellem Natürlich kann nur wer jenes Kriterium selbst "in seiner heiligen Bedeutung anerkennt dieses Ofsenbarseim epawepoi set-«, verstehn. »Ossenbar, sagt mit Recht Lücke, dem auch Sander beistimmt, ist dieser Un- terschied nur im Lichte der göttlichen schiene. Die unkritische Welt vermischt und verwirrt Gutes und Böses, Gott und Teu- fel.« Jn jeder Beziehung gilt was Johannes schon B. I ge- sagt hat: die Welt kennt uns nicht, weil sie Gott nicht kennt, aus dem wir geboren sind. « Die gottentfremdete, vom Bösen beherrfchte Welt hält Finsternis für Licht, Lüge für Wahrheit, Zügellosrgkeit für Freiheit, Glauben für Dummheit, Sünde für Gerechtigkeit, Tod siir Leben; denn göttliche Dinge erkennt nur der, welcher sie hat und in ihnen lebt· Den Kindern des Teufels ist ihr eignes sittliches Wesen solange ein Geheimnis, bis sie das Gericht des heiligen Geistes annehmen und selbst durch den göttlichen Samen aus Gott geboren nnd zu Kin- dern Gottes werden. Allerdings liegt es durchaus nicht im Zusammenhange, auf die Möglichkeit einer solchen Umwandlung hinzuweisen, da Johannes nur den faktischen Gegensatz zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels ins Licht setzt; aber jedem dualisiischen Mißverständniße entgegen ist daran zu erinnern, daß der Ausdruck »'- pu sxors Mike-Feind, welcher hier (vgl. Joh. 8, 44. AG. 13, 10), wegen der Cor- respondenz mit dem herrschenden Begrisse risse-a »so-J War? (vgl. ll, 29) gewählt ist, ebensowenig die Vorstellung von der möglichen Bekehrung derer, welche gegenwärtig xxKinder des Teufels« sind, ausschließt, als der im Sinne ganz gleiche Aus- drück F« we? ekcaäözov EIN« (V.8. Vgl. S. 130). V. l0. Hei; e; Fee-« nor-Ha- eiruaroodwøjw ou«- Zascw Z« srmi Groß, see-Z Z ruf oZyerrraIw stör- oirfelrpöii kreisen?- V. l1. Eis« usw; Zwis- 7J csyyszfa IF» ist«-Jan» dirs ri9xrsg, Im ckyoerrasxcew XXVII-arm· V. 12. w« nor-Jak- Kcizw s» rot? not-Wem« F» uai Firma-F»- sresp sieh-Tend- mJsrorL sie-i zisch«- scfwox YIØUEEIE EVEN; Z» ro? Egya nimm? Jud-»Wa- OJIH To? ckss rot? tief-Ihrer? arti-rot; Ringen. 154 1 Ich. u, 29 —— v, 5. B. l3. MJJ Bari-leistete, aicksärpoxs sc »wes üxsoik e; nein-tax. V. M. øJxissk nickt-»se- Zssc xcescuskzkøjuaxrsss s« Im) Jus-ai- Ioei sie· »Ja« Las-Je» Z« ckyanaixcop sein«-c oZcks2p0«s3z-« e; grøj oiyaaasw »He-e« F» THE) Beweis-zu. V. I5. Uckc o« »so-Is- scösi Arke-zwis- oreJscoes eiidgwnoiesröesoc åwfsy seoei »Was« Z« ewig cktsifgmnoiescssssoc ev«- Zxsc cui-Js- ainiwosi ös- äaewzö »Er-antun« V. IS. E» Dorfs-C« äywaiiiazseee »Ja« ais-CAN« Es« Fuss-OF Ewig) sein«-s- NJA ritt-XVII- miscotJ XIV-esse· ieai Wiss: Hexe-«- Äoxeses sinke) As« ckckeäyches steigt Axt-sc Essen-«. V. U. Zg J« eke- Zxpy Nie« Ein» Tot· usw-en- ssai Junge; »Si- oickezeyöw txt-Treus zweie« Exowa see-i seh-XI» cui anleiyzmr aeJweJ ein· ein«-NO, Mög ej oiyoinsy we? Moor? gis-»» F» aJTH; V. l8. Takte-via, »F Hymne-Mes- Iöyyi Fonds? »; yzaioayk oZUI se« Epyas see-i XIV-Hafer. . Abgesehn von der auf exegetischen Ansichten beruhenden Ab- theilung des Textes weicht der gegebene Wortlaut von der größern Edition Lachmanns nur V. 10 ab, wo Lachmann der Vulgata und mehreren alten Vätern gemäß geschrieben hat ö »; is» Mino-sog. In seiner kleineren Ausgabe hatte er jedoch die Lesart des Cod. B gebilligt, welche auch dukch viele Vli- nuskeln und Versionen (sYt·. Aralx AethiopJ bestätigt und nach der Recepta von allen Editoren festgehalten ist. A und C nebst einigen unbedeutenden Zeugen bei Matthäi haben aus V. 7 und II, 29 den Artikel »Je- vor Quousque-s»- ein- geschoben, sprechen aber in der Hauptsache gleikhfalls für die gewöhnliche Lesart -— V. II haben alle nennenswerthen Editoren die wohlbezeugte und allein sinnvolle Lesart eh»- Mcx der von c, einigen Minuskeln und Versionen (vgl. Wet- stein und Griesbach) vertretenen Variante sein«-Eli« vor- gezogen. Vgl. Bd. I S. 67 fl. — V. 12. In der äthio- pischen Version fehlen die Worte m« zofpw cis-o; sue-assi- aüsnik welche Mill (Proleg. 1218) für einen Zusatz erklärte. Er hatte aber nicht gewagt, dieselben aus dem Texte zu ver- weiscn.—— V. 13. Den Zusatz »so-J hinter »Hei-zwei, welcher, I Ich. III, 10 «—- I8. 155 wie V· l8 hinter see-»Ja, ohne allen diplomatische-i Grund aus der Recepta in die Ausgaben von Wetstein, Mill, Griesbach u. a. übergegangen ist, hat schon Griesbach als verdächtig notirt. Die äthiopische Bersion hat anstatt des For) ein syst-««- eingeschobetm —— V. M. Nach e; pro) Jymcusv sindet sich der aus dem Zusammenhange (vgl. bes. V.15) ent- nommene Zusatz ed» rief-zwin- bei c» sYn Atem. Atem. Gegen denselben — der auch in exegetischer Hinsicht nicht viel geschickter ist als die V. 16 zu r. ciyeimzs gemachten Zusätze vors Deo-J, rot) Xgtoscorj oder ausser? in der Vulgata, der spri- schen und andern Versionen —— zeugen A und B nebst der Vulgata. Schon Griesbach und Mill Groll-g. 1357) haben den Zusatz, verworfen. Lachmann und Tischendorf nehmen denselben nicht mehr in den Text. — V. 16 ist an- statt des recipirten »Es-»in, welches Miit, Wetsteim Gries- bach undMatthäi gehalten haben, mitLachmann »Ist-«« zu lesen, nicht allein wegen der entschiedenen Beglaubigung durch ABC, sondern auch weil der griechische Sprachtact den Aoristus fordert; denn in der Sache selbst liegt die Vorstel- lung des Momentanen, nicht die der Dauer. Man sagt des- halb aucht Circes-Beweis- 137239 skøsg emsig-Jos- ssoezöp Fa« (vgl. Kiihner, It, 80).—— V. 17. Nur untergeordnete Zeugen haben die durch ABC gesehiitzten Worte bin« arise-i? ausgelaßen Sie stehn in der Vulgata, im recipirten Texte und in allen kritischen Editionen — V. l8. Der Artikel HJ vor Anton» ist trotz der vollsten Beglaubigung in der Reeepta ausge- laßen, weil das parallele zöyczx ohne Artikel steht. Aber schon Griesbach empfahl die Restitution des »F, welches von Lachmann und Tischendorf mit Recht in den Text gesetzt ist. Ganz ebenso verhält es sich mit dem s» vor äzpyszn —- Die Bruderliebe hat der Apostel schon im ersten Haupt- theile des Briefes als die eigenthümliche Krone des christlichen Lebens dargestellt· Dort erschien sie als die Spitze des ge- sammten Lichtwandels der Gläubigem welche mit dem Vater und dem Sohne Gemeinschaft haben und nach dem Vorbilde Christi wandeln, als die Erfüllung des wesentlich christlichen 156 1 Ich. u, 29 — v, s. Gebotes, welches von Anfang ihres neuen Lebens an die Gläubi- gen gehabt haben, und als das thatsächliche Wahrzeichem daß sie nicht mehr in der Flnsternis, sondern im göttlichen Lichte sind und bleiben (ll, 6sll.). Ganz ähnlich schildert Johannes in unserm zweiten Brieftheile die Bruderliebe als die besondere Tugend, in welche das gesammte Gerechtigkeitthurr der aus Gott Geborenen ausläust. Der ganze Abschnitt B. l0——18 steht in demselben Verhältnisse zu II, 29——lII, 10 wie II, 6——I1 zu l, 5—II, 5. Nicht nur ist der Fortschritt vom Allgenrek nen — dem Wandel im Lichte, dem Thun der Gerechtigkeit— zu dem Besondern, der Bruderliebz derselbe, sondern auch im Einzelnen ist die Entwickelung der Liebespslicht selbst durchaus ähnlichz und wenn auch in unserem Abschnitte, dem Haupsatze II, 29 gemäß, gleichsam andere Grundtöne durchklingen, als il, 6fll., wo alles auf dem Grundgedanken, daß Gott Licht sei (I, 5), steht, so wird dadurch der wesentliche Parallelismus nur noch mehr ins Licht gesetzt, weil jene beiden Grundan- schauungen selbst im Wesentlichen gleichen Gehalt haben. Hier wie dort erscheint das Gebot der Bruderliebe (B. 11 s; »Es— yet-h. II, 6, 7, øJ Sassol-F. ei Läge-w) als das von Anfang an den Gläubigen bekannte Es» »Ja-Orkan« bin« oipxssgn B. 1l. ji«-t- ZZJHZTE oirf rrgxrJc. II, 7). Sie ist die Pflicht (eZs;2s-«-X0,».5-t-. B. is. ögoeizek It, 6), welche aus dem Vorbilde Christi für jeden erwächst, welcherin der Gemeinschaft mit Christo lebt und ihm nachwandelt Sie zeigt, ob wir im Leben oder im Tode, im Lichte oder in der Finsternis sind (V.14. ll, 9 fll.); denn es gilt entweder Liebe oder Haß, entweder Leben oder Tod (V. 12 sit. H, 9fll.). Eigenthiimlich aber ist unserm Ab- schnitte, daß hier, obwohl der ideale Charakter der christlichen Grundsätze keineswegs verläugnet wird, das concrete Leben der Gläubigen bestimmter angefaßt wird, indem theils unter Hinweisung auf Kain und Abel der schon V. I angedeutete feindliche Gegensatz der Welt gegen die Gotteskinder erläutert (V.12 sll.), theils die ehristliche Bruderliebe in concreten Ge- stalten gezeichnet wird (V. 16 sll.). B. 10. Die seine Anlage des Satzes, welcher einer Evas-»Hm» copy 1 Ich. Its, to. 157 »Entwirrnng« (Lücke) nicht bedarf, entspricht vollkommen dem Gedankenganga Von der allgemeinen Entfaltung des »Thuns der Gerechtigkeitxs wie es den Kindern Gottes geziemt, geht der Apostel zu der besondern Pflicht der Bruderliebe über (vgl. Bengel u. a.). Jn dem Thun der Gerechtigkeit ist die Bruderliebe beschloßeu z sie ist der besondere, significanteste Er- weis dafür, daß wir aus Gott sind, weshalb Augustin nicht unrichtig bemerkt: Dilectjo seit« disoernit intek ftljos Dei et iilios diabolj (vgl. auch Beda). Von der wirklichen Geburt aus Gott läßt sich die besondere Erweisung derselben in der Bruderliebe sowenig trennen, wie das Thun der gottähnlichen Gerechtigkeit überhaupt. Diese Grundanschauung hat schon Didymus wiedergegeben: 0uoniam, qui kaojt justitiam, ex Deo natus est, consequens est, at, qui ita natus est, diiigat trat-sein. Ungeschickter bezeichnet Episeop dies von allen Auslegern anerkannte Verhältnis dadurch, daß er das nat vor o« »F ihn-inse- in ein proinde umwandelt. Das im) (vgl. Bd. I. S. 99) knüpft einfach das neue, specielle Moment an den aus der bisherigen Erörterung sich ergebenden allge- meinern Satz rrosg c; For) vie-case- d’«so«oo.«ov«s- sit-r«- sss sc. F. an; und sinnvoll stellt Johannes den hinzukommenden Sub- jectsbegrifs hinter das Prädieat ou«- soeiøwåu Im) Mars. So tritt zuerst die Recapitulation ewig· e? »F not. — sen? Dem? kräftig hervor und bildet für das Neue, im; e; ,««,3 than. sc. ais. wiss» die Grundlage, indem das Prädikat ad« Hast. sie-s. s, gerade deshalb auch für den neuen Subjectsbegriss gilt, weil dieser aus den vorhergehenden eigentlich nur herausgeho- ben wird. Sonst enthält der Vers keine Schwierigkeit Vor etc-am- mlwyss fehlt, abweichend von l1,29. Ill,7, der Artikel in dem- selben Sinne, wie V. 9 (vgl. dagegen V. 4. 8) vor eifrig-getan. Es kömmt in der Recapitulation nur aus den wesentlichen Begriff an sich an, nicht darauf, daß die Gerechtigkeit, welche von den Kindern Gottes gethan wird, die bestimmte, der Ge- rechtigkeit Gottes (Il, 29) und Christi (V. 7) entsprechende ist, obwohl in der Sache sich dies von selbst versieht. Bekannt 158 i Ich. II,- 29 —- v, Z. lst AUch aus H, 9 (vgl. Bd. l, S.218), daß der Apostel die Bruderliebe von der Liebe der aus Gott Geborenen unter einander versteht (V.11. V, I fl.), nicht aber, wie Estius Grotius, Noseninülley Nickli und einige Andere gemeint haben, von der Liebe gegen alle Menschen schlechthin, welche letztere Ansicht Rickli sogar damit stützen will, daß er, das V. 12 erörterte Beispiel von Kain und seinem Bruder ganz gegen den Sinn des Johannes preßend, erinnert: »Wie Kain und Adel bei allem Haß des erstern Brüder blieben, so wer- den auch die ihnen gegenüber gestellten Parteien, Welt und Christenheit, als Brüder, wenn noch so ungleiche, behandelt- Mit Recht haben Schlichting, Episcop, Spener und fast alle übrigen Ausleger der überall im Briese gleichen An- schauungsiveise gemäß unter den »Brüdern« die Brüder in Christo verstandenz und wenn einige, wie J. Lange, daneben noch an die Nichtchristen denken wollten, so geschah dies in der an sich richtigen Voraussetzung, daß die achte christliche Liebe auch alle Feinde umsaße, ein Gedanke, welcher jedoch vom Texte so fern liegt, daß weder die Nichtberücksichtigung desselben in den apostolischen Worten irgendwie ausfallen kann, noch die Eintragung desselben nöthig erscheint. V. 11. In der Bruderliebe aber findet der Apostel des- halb das eigenthümliehe Wahrzeichen unserer Geburt aus Gott, weil (i)«s«) vom ersten Anfange des neuen Lebens an Ha« vix-zeig vgl. 1l,7. Bd. l, S. 204) uns die Botschast Verkündigt ist, daß wir einander lieben sollen. Die Bruderliebe ist also nicht etwas Znsälliges im christlichen Wesen, nicht etwas, das erst iiach und nach entwickelt werden oder nur bedingungs- weise sich finden muß, sondern so gewiß die Liebe Gottes in Christo das göttliche Leben der Gläubigen erzeugt hat und von Anfang an trägt und nährt, so gewiß muß dies Kindes- leben aus Gott auch von Anfang an sich durch die Bruder- liebe bethätigem und von der Botschaft, durch welche uns die Liebe Gottes Verkündigt und unser göttliches Leben vermittelt ist, hat niemals die Botschast »daß wir einander lieben sollen« getrennt sein können. Es versteht sich darum auch von selbst, gest-»aus» copy . I1Joh. m, U. 12. 159 daß überall und zu allen Zeiten, wo nur überhaupt khrisiliche Wahrheit und chrisiliches Leben ist, das Liebesgebot unbeschränkt gilt und der Grundsatz; des Apostels, daß an der Bruderliebe die aus Gott Geborenen offenbar werden, sich bewähren muß. Dies gegen Socin, welcher überhaupt die ideale (S.147) Anschauungsweise des Apostels, nach welcher keine Mittelstufe zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels anerkannt wird, inißverstand und daher den Sah V. 10 auf die Christen beschränken wollte, welche die durch Wunder be- zeugte Predigt der Aposiel selbst gehört hätten. Die bestimmte Widerlegung dieser Ansicht giebt unser V.11, wo Johannes den letzten Gedanken von V. 10 ausdrücklich begründet. Ha- ben doch auch wir die wirkliche apostolische Predigt (qualis esse dein-l et qualis ea ers-it, quat- tempore ipsius Aposloli exstiierat Socin), durch die alten Wunder auch für uns bezeugt und durch neue Wunder alte Tage bekräftigh "A;-- yszfa bezeichnet an unserer Stelle so wenig wie l, 5 die res annunoiata (et scmper annuncianiia), wie die katholischen Ausleger (vgl. Lhra, C. a Lapide, Tirin, Estius) be- haiiptenz auch ist ckyyezfee an sich nicht gleich Ema-is; (Schlichting, S. G. Lange, BaumgartemCrusiusz vgl. auch Aretius mit seiner Umschreibung: iioclrina aliquiii priiecipiens, und Er. Schmid)z vielmehr erwächst die Borstel- lung von dem Gebote in der Botschaft, oder in dem äöyok ll, 7, erst durch die Composition mit der einen Zweck, ein Ziel oder eine Aufgabe setzenden Partikel Ist-a (vgl. Bd. l. S. 156). Jnsofern kann allerdings die gefällige Anmerkung Bengels zu oiyysäiat Liberiilissima appellatio, numquam lege» Appetit-i, nur für halbwahr gelten; denn Johannes be- stimmt in der That die Liebespslicht GIVE-Anpass- B. l6. ll, S) durch eine ausdriickliche sure-M, wenn er auch nicht wären; sagt til, 7. Hi, 23. IV, 2l. Ioh. II, 34), und dieselbe Borstel- lung liegt, wie gesagt, auch in unserer Stelle. V. 12. Liebe also sollen die Kinder Gottes der empfan- genen Botschaft gemäß unter einander haben und durch diese Bruderliebe erweisen, daß sie aus Gott geboren sind; nicht Iso 1 Ich. -u,.29 —- v,15. sollen sie dem Kain gleichen, welcher zuerst durch die blutige That des Brudermordes das widergöttliche Wesen des Haßes offenbarte und durch seinen Bruderhaß, in welchen seine bösen Werke ausliefen, wie auf der andern Seite das ganze Thun der göttlichen Gerechtigkeit (der »gerechten Werke-«) besonders in der Bruderliebe zum Vorscheine kömmt, bewies, daß er nicht aus Gott, sondern aus dem Bösen, dem Teufel, war. Die elliptische, oder richtiger, die brachylogische (vgl.Küh- ner ll. 601) Construrtion des Satzes hat den Auslegern viele unnöthige Mühe gemacht. Sprachwidrige Lösungen finden sich bei Paulus, welcher die Worte ») nasse-Je Kein« als einen für sich stehenden Ausruf erklärte, und bei Sand er, welcher ein sey-Ei- ergänzen möchtr. Bei den übrigen Auslegern spricht sich, wenn auch häusig sehr unbeholfen, das richtige Gefühl von dem Sinne des Satzes aus, dessen syntaktische Organisation man nur nicht deutlich anschaut Die meisten Auslegey nament- lich alle ältern, ergänzen erstlich hinter Kost» ein sjtis, kaciamus .nos gekamus u. dgl· — Grotius, dem Lücke beistimmt, ergänzt ihm« s» im; esowszpoQ was aber auch dem Sinne nach ebenso wenig anspricht, als die Suppletion von ewiger— mus(cain enim so ipsum tantum dilexiy bei C.aLapide, —- und dann um den Satz wieder in Zusammenhang zu bringen, vor F« Tor) nur«-spat) III« das Relativurrh dessen Mangel Beza, Socin u. a. sogar einen Hebraismus nannten. Die Construction, in welchcr eigentlich nichts zu ergänzen ist, wie de Wette richtig urtheilt (vgl. auch Winer, S. 523), ist ähnlich wie Joh. 6, 58; eine völlig zutreffende Parallele aus Demosthenes Miit. p. 415 A) hat Winen w» yoåg s« »o- Äcnuøjc ais-fass, »Hei« eng-eng) Rainer-Orts«- — III-as »Ja« Apo- ,6«0l7j-. Johannes schildert den sittlichen Zustand und die ent- sprechende Handlungsweise des Kam, den er als einen Reprä- sentanten der Teufels- oder Weltkinderfdarstellh und überläßt es dem Leser, die durch die Worte m) sen-Mk K. angedeutete Verschiedenheit der Gotteskinder dem Zusammenhange gemäß zu verstehn. Dieselbe latitirt in der gegebenen Schilderung des Kam. Einfacher würde der Satz sein, wenn Johannes geschrie- 71 Joh. lll, l2. 161 ben hätte: or; ice-Wie Kost» Eva-az- iöp dies. arise» weil dann dem siyassoisi XII-Weine, als dem Zeichen der Gotteskindey das blutige Haßen, als das Merkmal der Teufels-Finder, unmittel- bar entgegenständr. Es ist aber rnit einer gewißen Sprägnanz zuerst das aus V.8——10 fest stehende Urtheil z« we? nor-e;- goii ess- ausgesprochem und dann die thatsächliche Erweisung ical Eva-ask se. »Es. ais-c. nachgebracht. Übrigens ist die Form der Rede leicht. Zweige« heißt eigentlich oullro jugulum spe- rire, ut sanguis either, und wird in diesem Sinne besonders von den Opsernden ausgesagt (vgl. K. F. Hermanm Lehrb. d.gottesdienstl. Alterth. d. Griechen. Heidelb. l846. §.28.14.) Aber neben dieser Bedeutung (vgl. AG. 8, 32. Lippe. 5, 6. I. 12) findet sich das Wort bei den Griechen wie bei den LXX (vgl. Viel, s. In) und im N. T. für »tödten« überhaupt Apon 6, 4. 9. l8, 24). Deshalb ist die Bemerkung Pifras to rs, daß Kain feinen Bruder mit einem Messer ermordet haben möge, nicht einmal durch den Ausdruck dirs-sage«- motivirt. Über Zeiss-«, welches in der rlassifchen und in der biblischen Gräcitcit als Präposition und als Postposition vorkommt, ver- gleiche Biel, s. v· Bretschneider, s. v. und Kühnetz II. 272 fl. Der Sinn und die Beziehung von V. 12 beruht im engsten Zusammenhange mit dem, was bisher über die Kinder des Teufels gesagt Ei, darauf, daß erstlich Kain als ein Kind des Teufels, Z« Tor? nur«-war) VII» ungesehn wird (vgl. V. s. 10), weil er durch seine bösen Werke, »F sey-a arise-m« was-Was Hi« insbesondere durch seinen Bruderhaß und Bru- dermord, die charakteristische Spitze derselben, seal sahn: Es gez» sich als ein Kind des Teufels auswiesz zweitens darauf (vgl. V. 13 sll.), daß Kain und der von ihm gehaßte und ge- tödtete Bruder als Repräsentanten des allgemeinen Gegensatzes der Teufelskinder gegen die Gotteskindey oder der Weltgegen die Gläubigen, welche gleich dem Abel durch gerechte Werke («E ckå se. XCVI-sp- ornt. Mienen) ihre Geburt aus Gott bethätigen (vgl. V. 9. 10. il, W) und den Haß der Welt aus sich ziehn, angeschaut werden. Alles Einzelne ist nach der il. 11 gez-»Hm» copy sure I Ist» n, 29 — v, s. Erörterung von 11, 29 völlig klar, und man bedarf nicht nur nicht der rabbinischen Fabeln, nach welchen der Teufel bei der physischen Zeugung des-Kam mitgewirkt haben soll (vgl. L. Cappellus in den Crit. Sack. Schöttgen und Wolf) und der Annahme, daß Johannes dergleichen Träumereien »mhstisch« ausgedeutet habe (Whitbh, S. G. Lange), son- dern eine solche Auslegung verstößt geradezu wider den gan- zen Textzusammenhang und ist ebenso verkehrt, wie die auch aus unsere Stelle von einzelnen Kritikern gestützte Behauptung, daß sich ein gnostischer Dualismus in dem johanneischen Briese sinde. Das apostolische Urtheil über den Kam: is« 7013 no— »Wer; so, nebst der nachfolgenden Erörterung, ist ebenso wenig dualistischer Art, wie der Satz V. s. Auch zu unserer Stelle sagt schon Didhmus mit Recht: Lieet dicatur ex maligno esse propter Opera tunc innig, tatnen no» natura— liter- est jn illo (vgl. auch C. a Lapide: cain erst iilius non Dei, seri ciiabolh no»- peneraiionz set! irniiatione et snggesiionei Die Sünde überhaupt und der Bruderhaß ins- " besondere ist nach B.8 und V. 10 das wirklich Teuslischez bei wem dies sich findet, der ist aus dem Teufel. Dieses reale Verhältnis hatte der Apostel V. 8 durch die Correspondenz zwischen nor. »Ja« oizpapssias und e; Aus. spie-preist« bezeichnet: an unserer·Stelle findet eine ganz ähnliche, schon von J. Lange u. a. bemerkte Correspondenz statt zwischen Z« c. nor-types? OF» und so. åpya ask-s. not-»Hei Ho. Auf der andern Seite aber wird Abel (vgl. Hebt. 11, 4) durch die Worte w? o? sey-M. arise. Eli-a»- als ein aus Gott Geborener bezeichnet, weil ihm eben das den Kindern Gottes eigenthümliche muss» »Ja« Jener-andre»- (ll, 29· M, 7. l0) zugeschrieben wird. So faßt Johannes die Geschirhte Gen. 4 unter den von il, 29 an unverrückten Gesichtspunkt, ohne von derselben irgendwie abzuweichen Lücke hat eine Ab- weichung darin gefunden, daß nach der Genesis der Neid über das dem Herrn wohlgefälligere Opfer Abels, nach Johannes dagegen, da zwei; nicht von den Opfern, sondern der Hand- lungsweise überhaupt zu verstehn sei, der rein teuslische Haß, l Ich. III, IS. 163 womit der Böse den Guten verfolgt, weil zwischen Gut und Bös eine ewige Feindschaft ist, als die -Ursach des Morde« erscheine. Schon ältere Ausleger haben ein ähnliches Beden- ken gehabt und die scheinbare Schwierigkeit mitunter ganz unpassend zu heben versucht So meinen Socin und Epis- cop, daß Johannes die Behauptung, Kain habe seinen Bru- der erschlagen, weil seine eignen Werke böse gewesen seien, deshalb gewagt haben möge (uusus est rissen-rote. Socin), weil Gott selbst durch sein Verhalten bei den Opfern der Brüder gezeigt habe, und zwar auf eine auch dem Kain ver- siändliche Weise, daß der Eine angenehm und gerecht, der Andere nicht, gewesen sei. Lhra dagegen unterscheidet die von Johannes hervorgehobene oooasio praevia und die in der Genesis ausgedrückte oooasio propinquay jene ist die Bos- heit des Kam, um welcher willen Gott sein Opfer ungnädig ansah, diese ist der Haß, welcher so in dem neidisch Gewor- denen entstand und ihn zum Morde trieb. Aber alle diese Aushülsen sind ganz unstatthaft und unnöthig, da Johannes die bekannte Geschichte Gen. 4 nicht wiedererzählt, sondern von seinem Standpunkte aus als ein charakteristisches Bei- spiel behandelt, weshalb es auch ganz gegen unsern Text -—— und selbst gegen den Sinn der ursprünglichen Erzählung — ist, wenn man die spya nor-»O? von dem Haße und dem Neide im Herzen des Kam, die Eh» its-ca«- dagegen von der Liebe des Abel (Augustin, Bed a) versteht oder daneben noch f·1ngirt, daß Kain nur schlechte Gaben geopfert, das Beste aber für sich behalten habe, und dem Abel drei gute Werke, vikginiias, sacerclotium und marlyriuni (vgl. C. a Lapide), zuschreibt. Vielmehr schreibt Johannes dem Kain böse und dem Abel gerechte Werke, zwar, in demselben Sinne zu, in welchem er vorhin von einem Thun der Sünde oder der Ge- rechtigkeit geredet hatte, um die charakteristische Bethätigung des gesammten sittlichen Zustandes der Teuselskinder und der aus Gott Geborenen zu bezeichnen» Kain war aus dem Bö- sen, sagt der Apostel, und bethätigte dies durch seinen Bru- dermord, denn am Sündigen oder Nichtsündigem insbesondere II «· 164 I Joh. il, 29 — V, Z. am Nichtlieben oder Lieben der Brüder werden die, welche aus dem Teufel sind oder aus Gott geboren sind, offenbar; die sündhafte und insofern teuslische Beschaffenheit des Kain äußerte sieh naturgemäß in jener Spitze der Ungerechtigkeit Johannes entwickelt aber den tiefen sittlichen Gegensatz zwi- schen Gottes: und Teufelskindern weiter mit einer feinen Wen- "dung, welche dem ncichsteii Zusammenhange von B. 10D an vortrefflich entspricht. Er fragt: «; zeig-»« ais-o; soc-»r- Ew wär-Ha,- und antwortet nicht etwa: Z» Z« rot? now,- ooii »Ja, sondern er zeichnet ausdrücklich die in bösen Werken sich darstellende sündhafte Verfaßung jenes Teufelskindes, Eis« ssoi sey-a oeeJscmJ nowjpoi F« begnügt sich aber auch damit noch nicht, sondern fügt hinzu: »F d? san? rief-Amor? meisten) site-am. Aus dieser zweigliedrigen Antwort muß sich im Zu- sammenhange des Textes ergeben, warum Johannes überhaupt jene Frage auswirst und so absichtlich auf den sittlsichen Grund jener blutigen That hinweist. Grotius hat gemeint, durch die Frage wolle Johannes die Vergleichung des Abel und der Christen anbahnen; und so entlegen dies auf den ersten Blick scheint, weist doch Grotius bestimmter auf den Zusam- menhang hin, als Lücke mit seiner Bemerkung, daß Johan- nes jene Frage aufwerfe, »Um das Teuflische in der That und Gesinnung Kains recht hervorzuheben-«« Indem nämlich Jo- hannes den Grund des Mordes darin findet, daß einerseits des Mörders Werke und Gesinnnng böse, anderseits die Werke des Gehaßten und Gemordeten gerecht waren, greift er aus den allgemein gültigen und, wie sogleich hervorgehoben wird, an der Gemeinschaft aller Gläubigen der Welt gegenüber nothwendig sich bewährenden (V. 13) Grundsatz zurück, daß, wie auch Lücke tresfend hervorhebt und schon Oecumenius ausgesprochen hat (-«ri Saal sey-o- nosypei Zxww est-Je OF» sum« Kurs-Fässer, e; J? HAVE. ckfuam ågyagesxsaroc wide» Mark-reist;- äeoeQ eswstfuewrac J? ins-i es Heini-Fahre- 293 »Den? nai sur no— »Am? Zxdyoe Ins; oiyeräoigzrfcoi Jud-so im; ö Käf» re; »Mehr-u? ciwrcusixswoc ais-Hierein»- mJrcZ-1-), eine unversöhnliche Feind- schaft von Seiten der Welt, des Teufels und alles Bösen ge- s Ich. in, t2. 165 gen Gott und sein Reich bcsteht,-eine Feindschaft, welche zum Haße und Morde sich gereizt fiihlen muß, wo nur immer gött- liches Leben und gottähnliche Wahrheit und Gerechtigkeit ihr entgegentreten (Joh. 3, 20. 7,7. Matth.10, 35 s1l. 1Petr. 4, 12). Die erste Andeutung dieses Gedankens lag schon in dem Mo? vors-ro V. I. An unserer Stelle mußte er ausdriicklich geltend gemacht werden, weil der Bruderliebtz als dem eigenthijmlichen Zeichen der Gotteskinder, der Bruderhaß der Teuselskinder entgegengesetzt wird. Jener Brudermord des Kain zeigt, daß gerade die göttliche Signatur, welche dieaus Gott Geborenen in ihren »gerechten Werken- in ihrem Thun der Gerechtig- keit haben, den Haß der Teufelskinder oder der Welt rege macht. Dieser Anschauung entspricht auch der Ausdruck Eh» rrowygpoh nicht cptrsiza oder um«-E· Denn nor-Wes;- und nor-»He sind nicht völlig gleichbedeutend Beide Ausdrücke stehen Apor. l6,2 neben einander. Man sagt: »und» Hex-daz- xcåc war-Wär; (Sir. 3I, 4). Hur-Wär, von nor-sie« heißt eigentlich was Mühe oder Beschwerde macht, und wird daher von Suidas durch Satan-sog erklärt, während Hesychius neben dem Synvnym »arm«;- auch Dein-OF, iraeeoögyoc hat. Ursptiinglich steht nor-»gut«, Meissners, böse, mehr dem zwei-zeig, und use-sog meins, schlecht, mehr dem ciyasfeig entgegen (Luc. IS, 25). Dieses bezeichnet eigentlich die übele Beschaffenheit an sich, sofern sie eben nicht gut istz jenes markirt zugleich das Unniitze, Schcidlichh Boshafte, Neidische und Feindseligtz welches im Gegensatzr wider das Gute sich geltend rnacht (3 Ich. 10. Matth 5, 11. 7, II. 12, 35). Darutn heißt der Teufel im Gegensatze gegen Gott und sein Reich e? aus-Weis, und aus das ganze feindselige Verhalten der Teuselskinder oder der gottwidrigen Welt, welche dem göttlichen Lichte in ihrer Bosheit widerstrebt und Christum und seine Gläubigen haßt und verfolgt, paßt das Wort ganz besonders (Joh.3,19. » 7, 7. 17, 15. Matth.12,45. Lur.7,21. 8,2. AG.19,12sll. Eph.6,16). So liegt auch an unserer« Stelle in dem Aus- drucke IN« nor-Mai, welcher dem Z» Ton« nor-War? es» ent- spricht, die durchaus textgemiiße Beziehung auf die in Haß 166 i Ich. is, 29 -— v, s. und Mord sich bethätigende Feindschast des Bösen wider alles Göttliche. Die Welt, wie Kain zeigt, ermangelt nicht allein der göttlichen Ame-onus« wie sie die aus Gott Geborenen haben, sondern ihre Ungerechtigkeit ist nothwendigerweise zu- gleich eine boshafte, dem teuflischen Wesen Verwandte Feind- schaft. V. II· Darum diirfen sich die Kinder Gottes überhaupt nicht wundern, wenn sie den Haß der Welt (vgl.Bd.l S.250 über den Begriff des erschaue) erfahren, vielmehr würde es in der That wunderbar sein, wenn es sich anders verhielte Wagis essei mirabilcz si diligerenl Eos. Didhmus). Jm engsten Anschluß an B. 12, wo ja die sittlich nothwendige Feindschaft der Welt wider die Kinder Gottes an einem schla- genden Beispiele dargestellt war ——— nicht aber in einer Ab: schweifung, welche Socin und Episcop in V. 13—15 sin- den wollten —— legt das der Apostel seinen Lesern ans Herz, ganz im Sinne des Herrn (Joh. 16, 33). Naturgemäß und sinnvoll drängt sich dabei die liebevolle Anrede ask-Rezept« her- vor; denn die Leser gehören eben nicht zur Welt, sondern sind gleich dem Apostel aus Gott geboren, und mit ihnen, seinen Brüdern, theilt er den Haß der Welt. Verwundert Euch sticht, Brüder, sagt er, wenn Euch die Welt haßt —- ss »so-s strecke— c? »He-rang. Die Partikel sc« nach »F dar-riesiges« macht aller- dings die Wirklichkeit des Haßes nicht zweifelhaft; aber man thut dem sprachlichen Takte des Johannes ebenso sehr Unrecht, wenn man, wie noch Sander gegen Lücke, behauptet, daß «' gleich Eis« sei, als wenn man das sc' »arm« etwa wie S. Schmidt durch etiumsi odit erklären will. Der in seiner objektiven Wirklichkeit vorgestellte Grund, weshalb man sich verwundert, wird durch Eis« bezeichnetz in Stellen, wie Joh. 3,7. 4, 27. Gal.1, G. Luc.11, 38, würde »' anstatt Eis« ganz sinnlos sein. Das ei nlimlich stellt den Grund des Verwun- derus in hypothetischer Form dar und zwar, wenn «' mit dem Jndicativ, wie an unserer Stelle, verbunden ist, so daß die Bedingung eben als unzweifelhaft gewiß und wirklich statt- sindend angesehn wird (vgl. Kiihner, ll. S. 480fl. 544 sl. Evssuscksn copy 1 For» tu, «. 167 Winer, S. 267). Auch Mart. 15, 44 (ä cis- l1«).- Händ» «' Wo; syst-Bewies würde Z« anstatt des ei nicht stehen können. Die Form der Borstellung ist auch dort hhpothetisrhz die Bulgata hat sogar: si jam obisseh Das ist, wenn der Jn- dixativ ganz sprachrichtig gebraucht ist, falsch übersetztz obschon die folgende Frage des Pilatus, der sich erst noch dessen ver- gewißern will, worüber er sich wundert, anzudeuten scheint, daß der Jndieativ dem reinen Sprachgebrauche nicht völlig geniäß ist. B. 14. Nicht »abweichend von der bisherigen Gedanken: reihe- (V. 9. 10) und nicht »die Liebe als Antheil des neuen Lebens in Christo bezeichnend«- wie de Wette meinte, sondern in der ebenmäßigsten ilbereinstimmung mit V. 10 wie im deutlichsten Zusammenhange mit BJZ und V.13 stellt Johannes neben die Hinweisung auf den unvermeidlichen Haß der Welt die trostreiche Gewißheit, daß die Kinder Gottes, welche vom Tode zum Leben durchgedrungen sind, die Welt überwunden haben (V, 5. Joh. is, 33). Denn im Glauben an Christum, welcher das ewige Leben selbst ist (l, 2. vgl. Bd. l· S. 49 sll.), und in welchem sie das ewige Leben haben (ll, 25. V, 11 sl.), sind sie ja Kinder Gottes geworden, sind sie aus dem Tode, dem Erbtheile der Welt oder der Teufels- kinder, hinweg und zum Leben gekommen (Joh. 5, 24) und Sieger über Welt, Tod und Teufel geworden. Die anzuset- felhafte Gewißheit dieses Trostes aber (0i'cka,«ks-. V. 14. Vgl. V.15 aktiven) liegt in dem V.10 genannten unzweideutigen Zeichen de! Btudetliebe DIE-zusi- — Z« end-andres» Tod; oickezrpoücl Somit beruht der Zusammenhang und die Über- einstimmung von V. 14 mit dem Vorhergehenden darauf, daß in den Worten xrkrarsskfejnorxrsp s« Tot? Gar-cicat- ezc »Ja« gen-ji- nirhts Anderes beschrieben ist. als der Haupt: begriff S» rot? War; oder wär-»or- -r. d. ers-a- (B. 10) oder s« sc. O. ysyeuprjossar (II, 29). Das Kennzeichen dieses Zu- standes isi V. 14 ganz wie V. 10 angegeben, und konnte auch dem Zusammenhange gemäß kein anderes als die Bru- derliebe sein. Denn der Welt, welche selbst im Tode befan- gen ist und durch tödlichen Haß wider die Kinder Gottes ihr 168 · 1 Ich. II, 29 — V, Z. Elend offenbart (V. 12. 1·5), stellt der Apostel nachdrücklichs Ohne« ist«-fu«»- »-ä.) die brüderliche Gemeinschaft der aus Gott Geborenen entgegen, welche eben an ihrer Bruderliebe erkennen, daß sie das göttliche Leben in sich haben. Hier, wie B. Z, ist das »Im-sei« im vollsten Ernste gemeint und in kei- ner Weise zu beschränkem was einerseits von den katholischen Auslegern, anderseits von Socin gethan ist. Schon N. de Lyra will das eitle-»ei- in strengem Sinne (aektitudinaliter) nur von den Aposteln ((ie hoc: per· divinam revelationem cer- tilioatU gelten laßen: Si autem ad alios roter-ruf, lum hoc »Seit-e« aecipituk pro probabjli eonjeotunsk Jn demselben Sinne behaupten C. a Lapide, Tirinus und Estius, daß Johannes keineswegs jener von den »Haretikern« auf den Glauben gegründeten Heilsgewißheit das Wort rede, daß viel- mehr das viele-»si- zu verstehn sei: de certitudine moralj et eonjecturaly concept-i ex testimonio bonae oonscjentiae, in— nocentia vitae et oonsolatione spiritus sank-if. Gewiß, sagt Estius, sei nur, daß alle Gläubigen zum Leben durchgedrun- gen seien; daß aber der Einzelne zu der Zahl jener Gläubigen wirklich gehöre, müße man vertrauensvoll annehmen (N0s Christi-cui aekta fiele novimus, omnes bonos fide-les, quorum e numero nos esse singuli conlieiimusk trunslatos esse de morte ad vjtam). Der dogmatische Jrrthum, welcher dieser schon von S.Schmidt und Calov ausdrücklich zurückgewio senen Bemerkung zum Grunde liegt, verräth sich deutlich bei Socin, mit welchem auch Episcop übereinstimmt Mit Recht sagt er, das Wißem von welchem Johannes rede, beruhe auf der eignen Erfahrung; sogleich aber verläßt Socin diese richtige Spur und erinnert nicht nur, daß die biblischen Schrift- steller nicht selten in hyperbolischen Redensarten sich bewegten, sondern auch daß, wo die Bruderliebe sei, auch noch andere Tugenden vorausgesetzt werden könnten, welche zur Gewinnung des ewigen Lebens ersorderlich seien (Nam qui ralj animo est praeditus vix lierj potest, quin alias etiatn Christian-is quali- tates habeak quae neccessariae sunt ad vitam aeternam consequendams Durch diese letzte Bemerkung wird aber, Eva-ums» copy 1 Ich. tu, «. 169 ganz im Sinne der katholischen Auslegey der johanneische Satz auf den Kopf gestellt. Johannes sieht in der vorhande- nen Bruderliebe ein Zeichen, einen sactischen Beweis dafür, daß der Übergang aus dem Tode in das Leben schon geschehn ist, und schreibt deshalb ,«e-o»5q6’sj-sa,«s-, das Persectum, wie H, 295 umgekehrt betrachten die katholischen und manche ratio- nalistischen Ausleger die Bruderliebe als den Grund (Jach- mann) oder das Mittel, von welchem jener Übergang zum Leben abhängen soll. Wohin dies führt, zeigt Schlichting (vgl. auch Episrop), welcher unter der Voraussetzung, daß die Worte Z« ask-an. seit. den bei Gott wirksamen Grund unserer Versetzung in das Leben anzeigen (doeet, quici maximo Deum sann-list, ut nos ex morte transfer-re velit in vitam aeternam), ganz folgerichtig behauptet, das Perfectum zwa- zfezcksjuaxcess stehe (per enallagen removed) siir das Futurum, ebenso das Präsens »sich-er, während Grotius und Carpzov dieselbe Vorstellung dadurch gewinnen wollen, daß sie das ztssxasezsøjixoxxiep sie-l. umsetzen in Jus, spetn habet-e ad vitam. Die Ansiitze zu dieser falschen Auslegung sind übrigens schon sehr alt. Schon Didymus hat dieselbe nebst der entspre- chenden Verkehrung des Perfekti in ein Präfens Ouoniam qui diligit krauses secunäum Dei-Im, ad vitam ex mokte trat-sey. Ähnlich sprichtOecumeniu s. Unklar ist Beda. Mit Recht betont er das Präsens zräwe z» sc. Jena«-zip, und sagt, der Lieblose sei und bleibe in dem Tode, in welchem er von Natur sich befinde (qu0d in nnima mokiui omnes in hanc lucem na- soimur), setzt dann aber im Widerspruche mit dem Texte und mit sich selbst hinzu: de qua merke, si fralres perkeote ame- ret», exsurgere Possen, als wenn das oiyanois e. oielezexk die Bedingung für das Fasse-Kaisers- sie s. Rom. es§ so. Z. enthielte, ein Jrrthum, welcher dann die eigentlich katholische Auslegung geradezu beherrscht So bemerkt schon Lyra zu den Worten Es« usw«. esse-L: Opera veko ex ein-state facto sunt met-items. Merkwiirdig ist, wie Estius den richtigen Sinn, welchen er als Exeget sindet und unumwunden aus- spricht, wieder aussieht, um die dogmatische Voraussetzung 170 1 Jan» u, 29 -— v, 5. seiner Kirche halten zu können. Er sagt zuerst: Non nie sig- nitioetuk rneritum eut oinnino ceuse dietee tkensletionis — neqne enitn Oper-e bone preeeedunt jnstiticendum, sed se- quuntur justiiioetum, sed eauselites huec kefekendsi est ed cognitionem Nem ex dileotione freier-ne velut elfectu et signo e0gnoscimus, nos —-- trensletos esse, et quentutn de illa certi sumus, tentum et de iste. Aber wie stimmt damit was sogleich nachfolgt? Verumtemen etsi dileotio Dei et proximi justiticetionem nostkem tot-Im, eujus sind-tunc est e Ade, neo cnekeetur net: pkneeedeh sed sub ee eompretiem detur tenqueni peks eins, irnpetret taknen rensissionis gretiecn (l-ue. 7, 47). sed trugen-irre justifieetionis est cause. Wie diese Auslegung des Estius sich zu der strcng katholischem durch N. de Lyra vertretenen Anschauungsweise verhält, ähn- lich verhält sich die Bemerkung des Episcopiu s, daß die Liebe nicht die— cause met-Kopie, sondern die eonditio gretiose e Deo requisite sei, zu der pelagianisirenden Vorstellung der Rationalisten, wie sie besonders bei Schlirhting sich aus- spricht. Estius und Cpiscopius suchen vergeblich nach einer Vermittelung zwischen der Schristwahrheih die sich ihrem exe- getischen Takte ausdrängh und ihren eignen salschen theologi- schen Voraussetzungen, welche sie nicht ganz beseitigen können. Aber nichts kann deutlicher sein, als die dem Zusammenhange und der Ausdrucksweise allein entsprechende Borstellung des Apostels, nach welcher die Worte Eis» ,«s«-a«F-»F. sie. s. Jus-- ksg T. I. das Qbject zu oidaxcssg und die Worte II; ach-anni- xcw sc. oidezhx den Grund des oidaxceøz das offenbare Kenn- zeichen für das xcsscasckesnsiswuc Mk« (vgl. V. 10 mai-end) enthalten. Schon Augustin hat dies entschieden geltend gemacht (redeet unusquisque ed eor Saum. si ibi invenerit oeritetem trete-wem, securus sit — jem in dextere est), und die gesammte lutherische und reformirte Auslegung ist hier- über völlig einstimmig (vgl. Luther, Calvin, Beza, Are- tius, Piscatoy Hunnius, S. Schmidt, Calov, Spe- ner, J. Lange, Bengel, Lücke, Neander). Wie die sittliche Neugeburt des Menschen, welche der Apostel hier als l Joh. lll, l4. 171 einen Übergang aus dem Tode zum Leben beschreibt, geschieht, wird nicht gesagt; fragt man aber danach, so liegt die Ant- wort nicht allein in der gesanunten Anschauung des Johannes deutlich vor, sondern ist auch aus unserer Stelle leicht zu entwickeln. Denn das Hiniibergehen vom Tode zum Leben —- was etwas mehr sagen will, als das Loskommen von einer caligo und ittteliciias moralis (Semler), oder als ein »Hm- iiberschreiten von Gesinnungen, die als mörderisch dem Tode im Leiblichen und Geistigen verwandt sind, in das Gebiet, wo man ächtes Leben will und es selbst hat» (Paulus. Vgl. auch S. G. Lange und Carpzov) ——— jener Übergang aus dem Tode zum Leben fällt zusammen mit einem Absterben der Welt und einem neuen Leben in Christo, dem Mittler des ewigen Lebens. Wer aus einem Kinde der Welt oder des Teufels ein Kind Gottes geworden oder aus Gott geboren worden ist, der ist aus dem Tode zum Leben hinübergegangem Das geschieht aber, wie Oecumenius, S. Schmidh Lücke und de Wette ausdrücklich hervorgehoben haben, durch den Glauben (vgl. Bd. l, S.l79) oder durch die Annahme des Wortes Christi, in welchem er ja sich selbst darbietet, wie der Scholiastll im Hinblick auf Joh. Z, 24 zu unserm »san- Kszkrsrrosxrsp anmerkh »Ja« Myos- orüwö ckeFoixcor-ar. Entsprechend dem ersten Satzgliede von V. M, worin die Liebe zu den Brüdern als der Beweis dafür, daß wir aus dem Tode zum Leben hinübergegangen sind, angesehn wird, sind auch die Schlußworte von B. 14 zu erklären, welche ge- mäß dem Zusammenhange von V. 10 an und der johanneischen Weise überhaupt (vgl. I, 8fll. II, 22 fl.) die Kehrseite der entwickelten Vorstellung ins Licht setzen: ö xuz oiyaecuss xcäpsr Sr- 793 Fort-virus. iJphanneö sagt nicht, daß der Nichtliebende, weil er ein solcher sei, im Tode bleibe, als ob das Nichtlieben der Grund des Bleibens im Tode wäre, ebenso wenig wie er vorhin die Liebe als den Grund des Überganges aus dem Tode in das Leben bezeichnet hatte; vielmehr urtheilt er über den Nichtliebenden so wie nach dem unzweideutigen Zeichen des Nichtliebens geurtheilt werden muß: ein solcher 172 l Ich. il, 29 — V, 5. bleibt im Tode, hat nicht das ewige Leben bleibend in sich (B. 15), denn wenn er dies hätte, wenn er nicht im Tode fortwährend gefangen läge, müßte das erkennbar sein an dem Lebenszeichen der Liebe. Mit gutem Rechte umschreibt daher Lücke, im Sinne der gesammten protestantischen Auslegung: »Wer den Bruder nicht liebt, zeigt damit an, daß er — noch nicht durch den Glauben hinübergegangen ist zum Leben aus Gott» So unmittelbar ergiebt sich der Sinn der Schluß- worte von V.14 aus dem vorhergehenden Satzgliede, daß der Apostel nicht einmal nöthig hatte, dem signisicanten Begriffe «; -«)· ask-and«- die Objertsbestimmung sein«-z· ckcksxcpoeje oder ed» Heiden-II, welche sich allerdings aus dem nächsten Zusam- menhange (V.10. 14. 15) von selbst versteht, ausdrücklich hin- zuzufügen. Es kömmt eben auf die Liebesgesinnung als solche an; sie ist das eigenthüm"liche, ganz unzweideutige Merkmal des in einem Menschen vorhandenen göttlichen Lebens. Wer noch im Tode ist, wer noch ein Kind der Welt oder des Teu- fels isi, der kann unmöglich Liebe haben, welche erst mit dem neuen göttlichen Leben selbst geboren wird. Somit ist es für Johannes völlig undenkbar, daß ein Mensch durch Liebe sich den Übergang aus dem Tode zum Leben bahnen sollte. Die ganze Anschauung des Johannes von dem Leben der aus Gott Geborenen, wie es sich seiner göttlichen Natur entsprechend in der Liebe offenbart, und von dem Tode derer, die aus dem Argen sind und im Haße sich kund geben, ist aber so einfach, klar und in sich selbst abgeschloßen, daß die von Lücke verglichene Philonische Vorstellung, nach welcher Kain eigentlich sich selbst, nicht seinen Bruder, gemordet haben soll, mit Recht von de Wette fern gehalten wird· Der scheinbar verwandte Ausspruch Philos Ouod eietekius potiori jnsict §. 14. 15. 0pp. ed. Mai-ges I. 200)»: ais-soc» e; Ich-T«- uai eins-steinw- åausrösq til-Ä« oiJz stecken, ruht im Grunde auf einer Anschaiiungsweisq welche der johanneischen geradezu entgegen ist. Philo begründet nämlich sein witziges Urtheil also: sinds-w; Je? steuer) Zerrissen-« JJ yaip FF weiss-je disk-Tarsen)- WXJJ re; Wzoipsssw iiai ern-Männ- ööyzroc ers» wiss« eins-»He Evssustksn copy 1 Ich. Its, 15. 173 scääsisyics Mo» ais-I» Philo denkt mithin: weil Kain die gottlose That des Brudermordes begangen hat, deshalb ist er in den Tod gesunken; Johannes aber urtheilt so: weil Kain im Tode war (vgl. B. 12), deshalb haßte und erschlug er seinen Bruder. B. 15. Wer seinen Bruder nicht liebt, hatte der Apostel V. 14 abgeschloßen, dem geht die wesentlirhste Erweisung des Lebens, nämlich des ewigen, aus Gott gebotenen Lebens ab. Jn demselben Gedanken, welcher überhaupt von B.l01- an herrscht, bewegt sich auch B. 153 aber das gleiche Resultat, ou« iäizss Zwei» akute-«»- åsy Hauch? zcswoeiaocsz wird, wenn auch im Grundr auf gleiche Weise gewonnen, doch durch einen weitern auf die Natur der Sache selbst wie auf die vorbildliche Geschichte des Kain gestützten Nachweis so schlagend -ins Licht gesetzt, daß der Apostel das von ihm entwickelte Ur- theil aus dem eignen rhristlichen Wißen der Leser (-»xi ist«-fass sieh) entnehmen darf. Wenn vorhin von dem »F oiyaacxjsi ausgesagt wurde: »Es-« s«- scgö Fausts-Ho, so wird jetzt dasselbe Urtheil ou«- Ezøc Hans» akute-»n- åp Fort-Izu zsäwovaap über den »musi- sråsy Eikeime» ask-sue) gefällt. Es tritt aber noch die im Zusammenhange wohl begründete Vorstellung da- zwischem daß der »in-ör- -r. Heide» activ. ein eisusgwycop Ida-o;- sei, so daß nun unmittelbar neben diesen Begriff, wel- cher schließlich die vorhergehenden beiden c; ,«»J eiyanasw und e; »aus- r. M. arise. in ihrer vollen Bedeutung erkennen läßt, das unzweifelhafte Urtheil (-. »O. Z« ins-J gestellt werden kann. So erhellt, daß gleichwie der Zusammenhang von B.14 mit dem Vorhergehenden darauf beruhte, daß in dem xcsscsxzckkzsh åsc sc. Don« Es; r. Juni» eine Beschreibung des ysyswpesoäcrr s'- scocs War; gegeben war, so« in unserm V. 15 das »so-I«- «c. »Juki«-», welches selbst als Menschenmord angesehn wird, wesentlich mit dem Nikhtlieben V. 10. 14. zusammenfällt Besonders klar hat Socin diese Anschauung, von welcher das Verständnis des ganzen Berses abhängt, entwickelt. Er sagt, der Syllogismus des Apostels sei folgender: Nulius homicjda habet vitam aeternam in se meiner-law. vekum qui fratreni 174 1 Joh il, 29 -— V, 5. suum odit est liomieidik ergo qui skatkem suum odit, non habet vitam set. in se man. Hoe syllogismo probal Apo- stolus, eum, qui non diligit kralrem suum, manere in werte. unde oonsequituk, idem esse apud ipsumznon diligere kra- iremti et »odisse,« et rursus idem esse »manere in mokteit et» »von imdere vitum aeternam in se manentemJi Nur wenige und unbedeutendere Ausleger haben dem johanneischen Sinne zuwider (vgl. Bd! S. 217 zu II, I) behauptet, daß zwischen »Nichtlieben- und »Haßen« zu unterscheiden sei; noch seltener hat man versucht, den angeblichen Unterschied zu be- schreiben, und niemand hat nachgewiesen, wie unter jener fal- schen Voraussetzung, in welcher wiederum einzelne Nationali- sten mit den katholischen Jnterpreten übereinkommen, der Zu- sammenhang im Texte zu denken sei. N. de Lyra sagt nur: odisse pejus quam non diligeke. Ähnlich reden Estius und Fachmann. C. a Lapide stellt allerdings äußerlich dem odisse das non diligere gleich, weil das non diligere ein odium interpretativum sei, verwischt aber die Sache sogleich wieder durch die beiden Bemerkungen, daß erstlicikper meiosin so geredet werde, und zweitens dem Nichtliebeii ein wirklicher Haß häufig zu Grunde liege (et suepe id oritur ex expresso et kormali odio). Schlichting allein hat unterschiedem qui non armen, nee bene vult nee male. qui vero odit, male vult· Darin liegt aber ein gründliches Mißverstehn nicht nur der johanneischen (IV, 20), sondern der christlichen Ethik überhaupt, welche mit derselben Ausschließlichkeit Haßen und Lieben ein- ander entgegensetzt, wie Tod und Leben. Mit Recht sagt Lu- ther: Nova sententia coram Munde, quod non diligere sit ocoiderez er weiß aber auch, daß Johannes nicht lehrt, was vor der Welt gilt. Die Gleichseizung des Nichtliebens und des Haßens ruht auf demselben tiesen Ernste der sittlichen Anschauung, wie das sogleich nachsolgende Urtheil, daß der Bruderhaßer ein Vienschenmörder sei, ein Urtheil, welches im Hinblick auf die Aussprüche des Herrn über den Zorn wider die Brüder und über den Ehebruch im Gelüsten (Matth.5,21 sit. 27 fll.) von Auslegtdrn aller theologischen Nichtungen anerkannt Evzsnscksn copy 1 Ioh. M, l5. 175 (vgl. Augustin, Beda, Calvin, Piscatory Benson, Socin, Schlichting, Episcop, Estius, Meyer, Luther, Hunnius, S. Schmidt, Calov, J.Lange, Speney Bengel, Lücke, Baumgarten-Crusius, de Wette, Neandey Sander u.a.) und häufig durch die Bemerkung erläutert ist, daß der Haß ein Mord im Herzen (Augusiin) oder die zum sactischen Morde führende Gesinnung und An- lage sei (vgl. Lyra, Tirin, C. a Lapide, Benson, Whitbh u. a.) — nacn quem odimus, vellemus periisse, sagt Calvin. Die ganze Gewalt der johanneischen Paraklese be- ruht, wie fchou Augustin (Jam ergo si contemnebat quis- quam odium srntet·num, numquid et ltomioiiiium in cokde sno contempturus est) und in demselben Sinne Calvin, Lücke u. a. hervorgehoben haben, auf der Voraussetzung, daß Nichtlieben Haßen sei und Bruderhaß Brudermord So er- giebt sich aus der Sache selbst, daß man bei der Erklärung von oiiisspamowcjesoc nicht mit N. de Lyra (vgl. auch C. a Lapide und Tirinus) neben die Vorstellung von dem Bru- dermorde noch die Beziehung aus das Verderben der eignen Seele statuiren darf. Mit Recht hat dagegen schon Estius aus das Beispiel des Kam, des Brudermörders, hingewiesen, wenn anders Estius darin Recht hat, daß er mit Beda und den meisten Auslegern in dem Ausdrucke kisiägwnoiiskäsiog eine Beziehung aus V. 12 findet. Beda hat dieselbe auch in dem nah: vor oiwägwaoimipog erkennen wollen, indem er anmerkh soilicet non solum ille, qui form, ver-um et file, qui oiiio kkatkem insequituru Dies ist eingetragen, da das ewig« ganz ähnlich wie zu Anfang des Berses ewi- eI »so. (vgl. V. 10. 6. 4. It, 23. V, l) nur die unbedingte Gültigkeit des betreffenden Grundsatzes markirt. Es fragt sich aber, ob in der Vorsiellung des oissäpwssosscöpoc das V.12 Gesagte überhaupt noch nachwirkt oder nicht. Bestritten ist jene An: nahme von Baumgarten-Crusius, welcher überall keine besondere Veranlaßung des Ausspruchs, daß der Bruderhaßer ein Menschenmörder sei, aussuchen will; auch Sand er scheint eine Rückbeziehiing auf Kain zu leugnen, indem er anmerktx 176 1 Jud. ll, 29 — V, Z. »Der seinen Bruder hasset ist also ein Kind des, der Men- schenmörder ist von Anfang — was nicht, wie Nitzsch will, auf die Bersührung Kasus, sondern auf die Adams zu beziehn ist« (vgl. K. J. Nitzsch, über den Menschenmörder von An— fang. Joh.8,44. Theolog. Zeitschr. herausgeg von Schleier- macher, de Wette und Lücke. Hestä Beri. l822. S. 52). Wenn diese Bemerkung Sanders (vgl. auch J. Lange) den Sinn hat, daß der Ausdruck ciisågwnoixscösmzx an unserer Stelle aus Ich. 8, 44 zu erläutern und deshalb gewählt sei, um den Bruderhaßer als ein Teuselskind (V. 10) durch eine dem Teufel zukommende Bezeichnung darzusiellen, so ist diese Ansicht zu vermessen, weil eine so bestimmte Anspielung auf das Evangelium durch nichts indicirt ist, vielmehr dadurch höchsi unwahrscheinlich wird, daß Ich. 8, 44 die osyägapesoimwia des Teufels sich, wie Sander selbst behauptet, auf die Ge- fchichte Adams bezieht, dagegen die eipåpapnoicwpia des Bru- derhassers jedensalls auf den an einem gehaßten Bruder began- genen Mord. Wohl liegt in beiden Stellen dieselbe sittliche Anschanungsweise zum Grunde, aber die Application ist eine sehr verschiedene. Näher als Sanders Vermuthung würde immer noch die von Nitzsch vertheidigte Meinung liegen, daß unsere epistolische Stelle einen Fingerzeig enthielte, das »Es-- äpasnoimspog Ioh.8. mit Rücksicht auf den Kainitischen Bru- dermord zu verstehn. Möglich, nicht nothwendig, wie Brück- ner mit Recht sagt, wäre aber auch dies nur dann, wenn in dem oissisgwnosmiuoc V. 15 eine Beziehung auf Kain er- kannt werden mußx Eine solche mit BaumgartemCrusius zu leugnen, scheint allerdings dem Contexte zuwider. Wir sollen nicht dem Kain gleichen, hatte der Apostel gesagt V. IT; denn Kain gilt ihm als das signisicanteste Beispiel der Teufels- oder Weltkindey welche eben durch ihren Bruderhaß, d.h· durch Brudermord, darthun, daß sie kein göttliches Leben in sich haben. Gerade am Kain zeigt es sich, daß Bruderhaß nichts Anderes ist als Menschenmordz und in der eben er- wähnten Geschichte des Kain hat der Apostel die Veranlaßung das entfetzliche Wesen der Lieblosigkeit oder des Haßes gerade Eos-ums» copy I. Joch. tu, is. 177 so, als Menfchenmord, darzustellew Ein Grund, den Zusam- menhang der Vorstellung von dem iisssgmaciaäws und der Geschichte des Kain zu leugnen, wird nirgends angeführt. Man könnte einen solchen darin sehen, daß nicht etwa ais«- posscöwoc (vgl. V. 12 Kam. c. aickeärp.), sondern spähn-nur«. geschrieben sei, wie man vielleicht auch aus dem spähn-now. einen Beweis dafür nehmen könnte, daß die »Brüder«, welche geliebt, nicht gehaßt werden sollen, die »Menschen« überhaupt, nicht die Brüder in Christo seien. Beides aber würde ein unberechtigtes Pressen des Ausdrucks oivegwysoimiaok sein, bei welchem es eben nur auf das Moment des Mordes im Verhältnis zu dem Haßen oderNichtlieben ankömmt, nicht aber darauf, daß der Gehaßth d. h. der Gemordete ein Bru- der ist, was sich im Zusammenhange von felbst versteht. Wenn es aber feststeht, daß der Bruderhaß ein Mord am Bruder ist, so ist damit haindgreislich noch einmal erwiesen, was schon am Schlusse von B. 14 (ogl. V. l0!-) gesagt war, daß nämlich ein Bruderhaßer das ewige Leben nicht hat; denn das wißen ja die Leser, daß ein Menschenmörder das ewige Leben nicht bleibend in sich hat. Woher sie dies wißen, hat man gefragt. S. Schmidt, der aber mit Recht die Frage für ziemlich unnöthig hält, antwortet: ex lege divina vobjs tkaditn et »san«-z oxposiikx Er denkt an das fünfte Gebot. Ähnlich Gcotius um) neuerlich Lücke, weichek sagt, daß der Apostel »seinen Lesern das alttestamentliche Gesetz der Todesstrafe gegen den Menschenmörder ins Gedächtnis rufe, dasfelbige aber in einem andern, rein geistigen Sinne nehme und von dem Verluste des ewigen Lebens im messianischen Reiche deute-h Neben dieser Erklärung hält Lücke noch die andere für möglich, daß Johannes »auf früher genossenen Unterricht über die Ausschließung aller groben Berbrerher von der Erbschaft im Reiche Christi (Ephes. Z, 5)- sich beziehe. Beide Ansichten, welche auch von Sander und de Wette abgewiesen sind, indem diese Ausleger das oiifasss aus »dem christlichen Bewußtsein überhaupt« erklärten, sind aber deshalb nicht zutreffend, weil es sich überall nicht um eine auf den ll. 12 178 l Ich. II; 29 — V, Z. Mord. folgende, durch irgend ein Gesetz bestimmte Strafe han- delt, sondern dem Zusammenhange gemäß (V. 14. B. M) um die Darstellung eines sittlichen Zustandes, nämlich des Nichtvorhandenseins des ewigen Lebens in einem Menschen, wel- cher dies sein Elend, seinen Tod, seine Teuselskindschast eben durch Nichtliebem durch Haßen , durch Brudermord kundgiebt Zur Erläuterung dieser Anfchauung kann sich Johannes aus keinerlei Gesetz berufen. Das Gesetz sagt: ein Mörder wird das ewige Leben nicht erlangen; Johannes sagt: wer sei- nen Bruder tödtet, beweist ebendamit, daß er nicht aus Gott geboren ist (V.10), daß er aus dem Bösen ist (V.12), daß er im Tode bleibt (V. 14), daß er das ewige, göttliche Leben nicht bleibend besitzt. Das ers» x"x« gen-J» sein«-». Za- .s«-x»«c. »denn-««- entspricht im wesentlichen Sinne vollkom- men dem »Es» F» r. »Im-- V. M, gleichwie dem obigen r? »F osyccndw unser r; »ein-Js- vdet ripägmnoiesöwoc entspricht (vgl. S. 173)z denn es ist ganz gegen den klaren Zusam- menhang von V. 10 an, mit Bedo, welcher das Mißver- stcindnis am weitesten treibt und insofern am lehrreichsten darstellt, bei den Worten ers« IF« cis-z. unmittelbar an den endlichen Ausschluß des Mörders von der ewigen Seligkeit zu denken. (Etsi hic per iiciem inter- sanotos vivere ceknitutz non habet in se perpetuo vitam munenietrn nam ubi re— tributionis dies adveneriy cum cainqiamnubiiurl Diese-Be- ziehung liegt weder in dem Zuge des Zusammenhanges, noch in dem IF» noch auch in dem allerdings nicht unbedeutenden Zusatze Fräser-aus«, welcher hier ähnlich wie Joh. 5, 38 »den bleibenden und vollen Besitz einer· Sache« (Lücke) bezeichnet. Johannes markirt den fortwährenden Todeszustand eines sol- chen, welcher seinen Bruder haßt oder mordet. Es versteht sich von selbst, daß, wenn aus dem Teufelskinde ein Gottes- kind wird, mit dem Tode auch das Zeichen des Todes, der Haß, der Mord, verschwindet und mit dem beginnenden Leben aus Gott auch die Erweisung desselben in der Bruderliebe anfängt; davon aber ist hier keine Rede. Hier führt sder Apostel seinen Lesern den tiefen Gegensatz zwischen Gottes- Evas-»Hei» copy l Ich. Hi, is. 179 kindern und Weltkindern, wie er besteht und in dem inörde- rischen Haße der Einen und in der zum Sterben für die Brüder bereiten Liebe der Andern (V. 16) sich bethätigh zu Gemüthr. Die Leser selbst kennen diesen Gegensatz (V. is. 14); sie wißen, daß ein Brudermbrder das ewige Leben nicht in sich bleibend hat. Nach dem Gesagten wird die oben berührte Frage, woher sie das wißen, unschwer zu beantworten sein. Dem Sinne nach hat gewiß de Wette das Rechte getroffen. Man kann auch sagen: der heilige Geist, der alles Wißen giebt, giebt auch dieses (Il, 20. 27); denn das »christliche Be- wußtsein überhaupt« ist ja nur ein vom heiligen Geiste ge- wecktes und getragenes. Dies christliche Wißen läßt die aus Gott Geborenen an der eignen Bruderliebe ebenso gewiß er- kennen, daß sie vom Tode zum Leben hindurchgedrungen sind (V. 14), als es ihnen von der andern Seite zeigt, daß der Bruderhaßer und Brudermörder noch fortwährend im Tode liegt und das ewige Leben nicht in sich hat. V. l6. Das wahre Wesen der Liebe aber, welche das eigenthiimlirhste Zeichen der Gvtteskindschaft ist, hat der offen- bar gemacht, welcher aus Liebe zu uns sein Leben hingegeben hat, damit wir das ewige Leben haben könnten, Christus; und so gewiß wir eben in der Gemeinschaft mit Christo das Leben haben und Gottes Kinder sind, ist es auch unsere Psiichh das ewige Leben in uns durch eine solche Liebe zu bethätigen, welche der Liebe Christi gleichartig ist. Denn nur eine solche Liebe hat das wahre, eben durch Christum darge- stellte Wesen der Liebe, und nur eine solche kann das Merk- mal eines Lebens sein, welches ganz und gar auf Christo be- ruht. — Jn diesem Sinne hat vor allen S. Schmidt die organische Stellung des V. 16 im Zusammenhange der von B. 10 an gegebenen Entwickelung klar und trefsend bezeichnet Er sagt, man solle sich die Meinung des Apostels etwa so vor- siellent Exposui iiactenus et Proben-i, quer! dilectio statt-um verissimn et optima noia sit discernendj lilios Dei et iilios tiiaboii. serj ne quis liic loci vel seipsum der-Mal, vol ab aliis dereinst-tat, — exponencium etiam rat-it, —— quae sit ver-a IN· 180 l Ich. ll, 29 — V, Z. et cbristiana citat-ims- Ganz irreleitend ist dagegen die An- merkung Liickes, daß nur die volle Liebe (V. 16), nur die thätige wahre Liebe (V. 17. 28) des ewigen Lebens theilhaftig werde. Hiemit verfällt Lücke in den zu V. 14 von ihm selbst abgewiesenen Jrrthuny als ob Johannes die Bruderliebe fiir die Bedingung des erst zu erlangenden ewigen Lebens ausgebe. Schon bei der Erklärung von V. 15 hatte Lücke dies Mißverständnis vorbereitet, indem er bei den Schluß- worten an den bevorstehenden Verlust des ewigen Lebens im messianischen Reiche dachte (S. l77). Daran, sagt der Apostel, haben wir die Liebe erkannt, daß jener für uns sein Leben gelaßen hat. Die von Christo thatsächlich vollzogene Dahingabe seines eigenen Lebens zu unserm Bestenist für unser Erkennen die objektive Darstellung dessen, was eigentlich Liebe ist. Über die Bedeutung des Aus- drucks F» Dorf-cy- k«;-»aIn.—— Z« vgl.Bd.I, S.172 zu H, Z. Auch die Hinweisung auf das entserntere Subjekt Christus in dem Fasse-o; ist aus II, 6. III, Z. 7 bekannt. Streitig ist, oder« war wenigstens, unter den Auslegern der Sinn und die Beziehung von »Fe- aiyoinøysz indem die katholischen, durch die Vulgata gebundenen Jnterpreten, wie Lyra, C. a Lapide, Tirinus und Cstius, — welcher Letztere aber den kritischen und eregetischen Nothstand der Vulgata wohl fühlt — und einige andere, wie Beza, Socin, Whitby, Grotius, ESchmidt und Calov««), meistens unter Vergleichung von Röm. 5, 8 oder Seh. Z, l6 sich an die unbedeutenden Auctoritäten anschloßem welche hinter c. XVI-»ja« den Zusatz sum« Jene? oder Xgzoseori darbieten. Spe- ner, Carpzov und Episrop wollten sogar einen derartigen Zusatz suppliren, indem sie die Nichtberechtigung desselben im Texte anerkannten Indessen erklärt Episcop auch die An- «) Calov wollte sogar einen Beweis für die Gottheit Christi, darin sindeky daß gesagt werde, »jener«, nämlich Christus, habe drirkh sein Ver- halten die Liebe »Gottrs« geoffenbart Ähnlich argumentikt auch S. Schmidi zu V. 17. Mit Necht aber hatte schon Esiius vor der Unvorsichiigleit gewarny durch schlechte Beweise einer guten Sache zu schaden. Evas-»Hei» copy t Ich. tu, is. 181 sicht für möglich, welche durch die unzweifelhaft richtige Lesart an die Hand gegeben wird, dem Zusammenhange allein ent- spricht und auch von den angesehensten Auslegern aller Zeiten (vgl. Augustim Luther, Calvin, S. Schmidt, J. Lange, Bengel, Steinhoser, Piscator, Benfon, Rosenmiilley Paulus, Fachmann, Baumgartem Crusius, Rickli, Liicke, de Wette, Neander, San- der) vertreten ist, die nämlich, daß »Ja- oiyoissw von der. Liebe fchlechthin, von dem wahren Wesen der Liebe (veka indoles amo- kis, Rosenmiilley amokis natura, Bengel), zu verstehen sei. Dadurch eben hat Christus zu erkennen gegeben, was Liebe sei, daß er sein Leben für uns gelaßen hat; denn dies ist der höchste Erweis der Liebe (Joh.15, 13), und deshalb bezieht auch die Schrift die Liebe Christi zu uns ganz besonders auf feinen Tod für uns (Gal. 2, 20. Ephes 5, 2). Von diesem Tode des Herrn ist selbsiverstiindlich auch an unserer Stelle die Rede; denn der Ausdruck »Es« uivxrsw ausser; ans-hu»- bedeutet hier so wenig wie Joh.10, 17 (vgl.10, 11.15.18.l3, 37 fl. 15, 13) vjtam objioere periculjs (Grotius und Carpzov), sondern heißt, gleich dem Lateinischen vitam ponere (vgl. c.jc. acl kam. IX, 24), das Leben wirklich dahingehen und in den Tod ge- hen. Die Offenbarung der Liebe in dem Tode Christi liegt aber darin, daß er sein Leben für uns, Fasse) »Die-is, ge- laßen hat, d. h. zu unserem Besten Man darf nicht sagen, daß einer) gleich ais-«« sei; aber die Vorstellung des Stell- vertretens liegt mit Nothwcndigkeit in der Sache selbst (San- der). Der gute Hirt läßt fein Leben zum Besien der Schafe, sinke) c. ergo-J» damit sie am Leben bleiben, während er selbst im Kampfe mit dem Wolfe stirbt (Joh. 10). Der Freund rettet seines Freundes Leben mit Aufopferung seines- eigenen (Ioh. 15, 13). So ist Christus für uns gestorben, damit wir durch feinen Tod das Leben gewinnen follten (lV, 9. Joh Z, 16). Die an sich allerdings verschiedenen Vorsteb lungen des sinke) Izu-Hi- und oimi »Ja-asi- erfcheinen also in einer unzertrcnnlichen Correlationz und auf Grund des tin-Z) kann man die apostolische Anschauung von dem stellvertretetn 182 I Seh. n, 29 —- v, z. den Leiden und Sterben des Herrn (2 Cor.5, U. Gal. Z, II. I Weit. Z, U. Matth. 20, 28) ebenso wenig beseitigen, als durch die von Paulus aus der zweiten Hälfte unseres Ber- scs hergenomrnene Jnstanz Paulus meint nämlich, wenn wir nicht ,,zur Sündenbüßung« für die Brüder sterben konn- ten, die wir doch gleich Christo für die Brüder das Leben laßen sollten, so habe das auch Christus nicht gekonnt Schon Calov ist diesem Einwand« welcher darauf beruht, daß der Unterschied zwischen Christo und uns übersehen wird, mit Pf. 49, 8 sl. zuvorgekommen; und J. Lange (vgl. auch Spener) hat gesagt, daß der sühnende Tod des Herrn, cnors lzaaseiush von dem dienenden Tode der Brüder, mors Jene-so- -«»,4, weit verschieden sei, wenn auch die Diener nur von dem Herrn das Lieben bis zum Tode lernen. Sie müßen dies aber gelernt haben, wenn sie anders die Liebe überhaupt erkannt haben. Darum fügt der Apostel, wie ll, s, sogleich die heilige Verpflichtung und Berfchuldung der Gläubigen hinzu (e5epe«.o«««), dem Vorbilde Christi ge- maß die ächte Liebe zu bethcltigen und so die Gotteskindschaftz die Gemeinschaft mit Christo oder den wirklichen Besitz des ewigen Lebens zu erweisen. Auch hier aber, wie überall, wo von der Vorbildlichkeit des Herrn für seine Gläubigen die Rede ist (ll, 6. Ill, Z. 7 u. a. St.), ruht diese in dem realen Zusammenhange der Gläubigen mit dem Herrn; nirgends er- scheint das Vorbild des Herrn als ein bloß äußerliches Muster oder als eine formale Norm, wonach wir uns zu richten hät- ten, weil keine beßere da sei. An unserer Stelle tritt dieser Realismus der johanneischen Ethik besonders deutlich hervor. Denn erkannt hat das Wesen der Liebe nur derjenige, welcher die Liebesthat Christi an srch felbst erfahren hat (vgl· über- haupt über das åyisumäwac Bd. I, S. 170 fll.),s oder welcher anch dem unmittelbaren Zusammenhange von il, 29, besonders von ll1, 10 an zu reden, aus Gott geboren ist, oder das ewige Leben empfangen hat, welches ja nur durch Christum, insbesondere durch feinen Tod, unser ist und welches nur der- jenige hat, welcher Christum srlbst hat (ll, 23. V, 12). Ein 1 Seh. m, te. 183 solches Kind Gottes aber hat einerseits die Verpflichtung, das in ihm vorhandene göttliche Leben zu bethätigen, andrerseits ist ihm aber auch nichts natürlicher (V.9 or? Für-are« oi,«a9«-.), nichts leichter (V« B) und in gewißem Sinne nothwendiger, als jene Auswirknng Les göttlich kräftigen Lebens. Eigent- liegt das ganze offenbare Geheimnis der christlichen Tugend darin, daß ein Gläubiger die heilige Ausgabe vollzieht, welche ihm mit der ihm geschenkten Gabe des ewigen Lebens gestellt ist, und zu deren Lösung eben diese Gabe fortwährend alle Kräfte darbietei. Weil der Gläubige in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne das ewige Leben hat und ein Kind Gottes ist, deshalb muß und soll ·er überhaupt im Lichte wandeln (I, 5 fll.) oder »die Gerechtigkeit thun« (II, 29 fll. III, 10), und insbesondere in der Liebe dem nachfolgen (vgl. II, 6.fll.), welcher, wieialle Gerechtigkeih so auch alle Liebe gelehrt, bethätigt nnd begründet hat. Mit vollem Rechte for: dert daher auch der Apostel von den Glaubigem was der Herr selbst gefordert hat und was die Seinigen zu leisten nie haben verweigern dürfen (Joh.13, 34. 37. 2I, 18. II, 12 fl.), daß sie nämlich ihre Bruderliebe als die wahre erweisen sollen durch Hingabe des eigenen Lebens für die Brüder («ai øjxrssg Zrxsizozrev cis-is;- srosp dichl-wes» wär· Chr-zeig Fels-»O, denn daß eben hierin das eigenthümliche Wesen der Liebe be- siehe, hat Christi Tod für uns gezeigt. Wenn es also daraus ankömmt, den Unterschied zwischen den Christen und den Kin- dern der Welt an einem charakteristischen Merkmale nachzu- weisen, so ist mit Tertullian (Apolog. o. 39) zu sagen: Vide ———, nt invicem se diIiganL ipsi enim jnvjcem oder-unt. et ut pro alteruiro mori sint par-an. ipsi enim aci one-iden- rium alterutrum par-makes. Der Sah des Johannes hat aber nicht nur von einzelnen Auslegern (C. a Lapide, Socin, Calov, Bensonz vgl. auch Luther und Sand er), sondern auch in dogma- tischen und ethischen Schriften, von denen Wolf einige nennt, eine casuistische Erörterung erfahren, indem man, dem Sinne des Apostels schlecht entsprechend und über die Grenzen der 184 l Ich. ll, 29 — V, Z. Exegese hinausschweifend untersuchte, in welchen Fällen der Christ verbunden sei, für andere sein Leben wirklich hinzuge- ben. Am äußerlichsten ist die Sache von katholischen und rationalistischen Auslegern behandelt. C. a Lapide bemerkt zuerst, daß ein Christ nur sein leibliches Leben, nicht aber das Leben seiner Seele heternam animae salutem) für einen An- dern preisgeben dürfe -— Bens on dagegen erinnert, kein Mensch solle sich zum Sterben für seine Brüder darbieten, wenn er nicht »eine wohlgegründete Hoffnung des ewigen Le- bens habe, denn sonst setze er sich einer zu großen Gefahr aus« —- und stellt dann den Grundsatz voran, daß der Christ durch die Liebe gebunden sei, sieh selbst mehr zu lieben als den Nächsten, also auch das eigene Leben höher zu achten, als das des Nächsten (cum can-state teuern« me magis eliligere quam pr0ximum, vjdeiuk Pariser quoä magis rtebeam cljligere vilam iemporalem propriakctz qui-m proxjmi), ein Gram-sah, welcher nachher so modisirirt erscheint, daß der Christ gehalten sei, seinen Nächsten jedenfalls nicht mehr als sieh selbst, son- dern wie srch selbst zu lieben. Demnach muß Cornelius dasjenige für eine außerordentliche, durch besondereAusnahmss sälle gebotene That der Liebe erklären, was Johannes als das eigentliche Wesen der Liebe darstellt. Solcher Aus: nahmsfälle werden eigentlich nur zwei angeführt: erstlich wenn ein Christ durch einen Eid gebunden ist, wie der Sol- dat »solange er die Hoffnung des Sieges hat«, zweitens wenn ein Bürger durch das Gesetz gebunden ist, sein Leben für den Staat oder einen Mitbürger zu wagen. Zu den Fällen einer dritten Art gehören solche, in denen ein Christ für einen Andern sterben kann, und dann Lob verdient, aber ohne dazu verpflichtet zu sein. So kann der Freund für den Freund sterbenz so kann auch ein Christ sich ermorden laßen und sich des Rechts der Nothwehr begeben, um nicht die Seele des Mörders, welcher ihn anfällt, dem Verderben zu überlieserm Aussallend ist, daß C. a Lapide den Priester gar nicht er- wähnt. Estius dagegen sagt ganz ausdrückliche genekulis est sposloli seiner-tin, cliciaas qujd omnes delseamus icioirco t Seh. us. is. 185 sie intelligentia est, quomocto et alia praecepta akiirmativin nempe elebeke nos ia unimi pkaepakationq si kes exiguk pro skutribus unimas pariere. Non igituk ab omnibus chkistiunis tantu perfeotio eakitatis exigituiz quunta a pastoribus qui ex oftieio ari eximium illum earitatis aetum tenentuk looo et tempore exeteendum, habet-e tumen omnes eam perfeetionem debent in elesiciekio et stuciio assequentii Anders urtheilen die Lu- therischen Auslegey wenn sie überhaupt den apostolischen Grund- fatz auf einzelne Fälle anwenden. Gegen Estius hielt Calov ausdrücklich fest, daß nicht die Priester allein, sondern alle Christen schuldig seien, den Nächsten wie sich selbst zu lieben und das Leben für ihn zu laßenz aber den von C. a Lapide u. a. erörterten easus de aggressoke si intertieiatuk steter- num perituko entschied er mit gefunderem Urtheil dahin, daß der Christ sein eignes Leben zu vertheidigen habe. Auf eigent- e lich cafuistische Bestimmungen laßen sich aber die Lutherischen Ausleger mit richtigem Takte überhaupt nicht ein. Sohon Luther selbst sagte: »alle Fälle können nicht ausgedrückt wer- den«. Wenn er aber eine bestimmtere praktische Regel geben wollte, so lautete diese: Est tantum unus easus, qui exigit ut mokiamuk pro fkatribus, quum soilieet agitur perieulum ani- matsurm Eingeschloßen hierin, sagt er, sei der leichtere Fall: quoil ministri verbi non debent tugere in pekioulo pestis. Bei Socin dagegen, bei Schlichting und Episcop treibt die rationalistifche Anschauungsweise wieder einzelne gesetzliche Besticnmungen hervor. So führt Socin weitläufig aus, daß ein Chtist für einen Nichtchristen nur dann sterben Muße, wenn es sich um das Seelenheil desselben handele, für einen christ- lichen Bruder aber erstlich aus dem gleichen Grunde, zweitens um das leibliche Leben desselben zu retten, wenn nämlich an- zunehmen sei, daß das christliche Gemeimvesen durch die Er- haltung des Bruders mehr gewinne als durch die Bewahrung des eignen Lebens — wobei dann der intricate Casus nahe liegt, was zu thun sei: cum par sit future utilitas, quacn eapture sit respubliea christiana ab utkoque istorum bemi- num, ein Fall, in welchem Socin die Selbsiaufopseritng for- 186 1 Ich. n, 29 — v, s. dert — drittens endlich für den Staat, nicht aber um einen Bruder von einem clamnum hujus vitae qucmtumvis maximum zu befreien. -—— Conrrete Bestimmungen über die praktische An- wendung des von dem Apostel ausgesprochenen Grundsatzes laßen sich nur im Zusammenhange eines vollständigen Systems der Ethik geben, wo namentlich die Pflichten der christlichen Selbsterhaltung und die Tugenden der rhristlichcn Klugheit und Einfalt wie die der christlichen Selbstverleugnung und des christlichen Muthes nicht als Einfchränkungem sondern als hei- lige Ordnungen des vollgültigen evangelischen Grundsatzes, wie es Johannes darstellt, erscheinen rnüßen. Das Wesen der christlichen Bruderliebe kann unter keiner Bedingung ein an- deres sein, als die vollkommene Selbfiverleugnung (1Cor.13), nach dem Vorbilde Christi, welcher für uns in den Tod ge- gangen ist, und dessen Liebe zu uns unsere Liebe zu den Brü- dern erzeugt hat, fo daß ebendeshalb unsere Bruderliebe der Liebe Christi zu uns wirklich gleichartig sein muß. . B. l7 '«). Wenn aber die ächte christliche Bruderliebe, welche wirklich ein Erweis der Gotteskindschast ist, wesentlich die Pflicht, das Leben für die Brüder hinzugeben, einschließt: wie kann alsdann derjenige ein aus Gott Geborener sein, oder wie kann in demjenigen das ewige Leben, wie die Liebe zu Gott bleibend vorhanden fein, welcher mit verschloßenem Herzen den Bruder Noth leiden sieht und nicht einmal von den gemeinen Gütern der Welt für den Bruder etwas zu opfern willig ist?- Durch die adverfative Verbindung von B. 17 OF) mit V. 16 markirt Johannes den Fortfchritt von dem Größern, das mit Recht gefordert wird, zu dem Gerin- gern, dessen Nichtleisiung also als ein desto gröberer Verstoß gegen die eben ausgesprochene Regel erscheint. Dies deutliche, schon von Augustin, Beda, Oecumenius, Calvim S.Schmidt, Lücke, Nicklh Sander u. a. hervorgehobene Verhältnis zwischen B. 17 und V. 16 hat unter den Neueren «) Der Vers stand nebst 2 Cor. 9. 7 an der Büchse, in welcher A. H. Francke die ersten Geldmittel zu seinen Stiftungen sammelte. Vgl. Raumey Gesch. d. Pädog. II, 138. Evas-»aus» copy 1 Ich. tu, 17. 187 nur de Wette, der hierin von Brückner nicht rorrigirt ist, verdeckt durch die den B. 17 einleitende Anmerkung: »die Liebe ist ferner barmherzig und mittheilendxs Gehoben, wie schon S. Srhmidt bemerkt, wird die Kraft der parakletischen Schlußsolge in B. 17 noch durch die Frageform (e«-3g - xråsssc s» ae-’«r.), in welcher das unzweifelhafte Urtheil über einen Menschen, welcher verpflichtet wäre, sogar sein Leben flir den Bruder hinzugeben, aber nicht einmal durch äußerliche Gaben die Noth des Bruders lindern will, ausgesprochen wird. Ähnlich sieht das »;- Joh 3,12. s, in. 14,5. Makc.4,13. Ausdrücklich markirt Johannes die Unbarmherzigkeit der lieb- losen Gesinnung, indem er den Fall setzt, daß jemand wirklich die Mittel habe G; Mai» IX» stör- zfiow Tot? rede-Freud, dem Bruder, welchen er in Noth sieht, zu helfen, aber sein Herz vor demselben verschließt. Die Ausdrücke sind ohne alle Schwierigkeit Daß e; Mo; nicht allein das Leben selbst, son- dern auch die Lebensmittel bezeichnq ist schon zu ll,16 (Bd.l S. 272) angemerkt. Den rlassischen Sprachgebraurh slellt das von Grotius angeführte Sprichwort Mag· Mo» Jus»- poe ou« sit» sie; tresfend dar. Die LXX (vgl. Biel, s. v» der auch noch classische Beispiele nachweist) haben z. B. Prov. 31, 3 Mars, wo Aquila, Symmachus und Theodotion zgsjxrasea sehen; wobei es nichts verschlägt, daß das Eine wie das Andere eine falsche Übersetzung ist. Vgl. noch Cant. 8,7. Prov· 31, 14. Wegen des N. T· Sprachgebrauchs vgl. Luc. 15, 12. 30. 21, 4. 8, 43. Mark. 12, 44. Jn dem Ausdrucke zfioc an sich liegt aber die von Lytta, Schlichting, S. G. Lange und Carpzov statuirte Borstellung von überfliissigeni Reirhthum ebenso wenig als im Zusammenhange unserer Stelle oder in der Composition mit sein) sein«-can. Das Letzte scheint sonderbarerweise Oecumenius gemeint zu haben, da er sagt: Johannes wende sich seine Leser beschämend von der großen Liebeserweisung B. 16 zu den alltäglichen Dingen, in welchen selbst die reichen Brüder, Izu» »Is- sieioxrw oxecköv iiaaqxus Izu-re; wär-rissen, die barmherzige Liebe nicht walten ließen. Eine solche Ausdeutung des rann-Some- ist aber Hast-Hm» copy 188 i Ich. n, 29 —- v, s. ebenso willkührlich wie die von Piscator gewagte: vioius, cui acqujrendo mundus est deditus. Überhaupt ist die Vor: stellnngvon einem besondern Reichthum mit Recht von C. a Lapide, Esiius, Bez.a, Socin, Episcop, Hunnius, S. Schmidtund den Neuem fern gehaltenJ «0 Ei» Tod rede-»or- bezeichnet, wie Beza sagt, mundanae fncullates, des biens de ca wandte. Zu fragen ist dabei aber, ob nicht der Zusatz sent) »denn» in der Absicht gemacht sei, um die Güter, von welchen B.17 geredet wird, in ihrer Nichtigkeit dem ewi- gen Leben und der von Christo uns geleisteten Liebe (V. is) gegenüber zu bezeichnen. Lücke hält dies für wahrscheinlich; gewiß mit Grund. Wenn Johannes nicht eine solche Schär- fung des Gedankens V. 17 im Sinne gehabt hätte, würde der Zusatz von· rede-»or- ganz müßig sein. Wer der Welt Gü- ter dem Bruder mitzutheilen unbarmherzig sich weigert, der beweist dadurch eine Liebe zur Welt und zu den Dingen in ihr, welche mit der Liebe zu Gott nicht bestehn kann (Il,15). Wie kann also in einem solchen die Liebe zu Gott bleiben? Aus eine malerische Weise stellt aber der Apostel den Lieb- losen hin, welcher die Noth seines Bruders anschaut (-«xi äsmpjs soda- oickslcpdw arti-cui? Zeit-»Ja» »Hu-»so) und, obwohl er helfen kann, sein Herz vor demselben verschließt und die Hülfe versagt. In dem Ausdrücke »Den-gesi- ist nicht das zusällige, slüchtige Sehen, sondern das sorgfältiger« weilende Anschauen bezeichnet (Matth.27, 55. Mark. II, 40. 47. 12,41. Luc. 2I, 6. 23, 35). Allerdings kann den-geis- parallel neben ögais erscheinen (Joh.16, 10. 16 sll.), weil es die Vorstellung des bloßen eines» einschließt; aber man wird in allen Stellen, wo Dankes» fich sindet —- wie namentlich häufig bei Johannes; Evang. Z, 23. 6,19. 62. 7, Z. 9, 8. l0,12. 14,17 —- eine Spur der genuinen Bedeutung, wie sie in den Bildungen Fee-wiss, Herrin-u, Fang-»in, Brunnen« u. dgl. (vgl. Stifter, Hesychius, Suidas und die Wörterbücheid hervortritt, ent- decken können. Mit Recht sagtChrhsostomus (beiSuicer): assist- rJ yxpuwj Frei eins-Fasse ywsoewc Jst-spie«- Läg-en« Fries-Mr» yoiq easi- aioåijaeiw Ipuwcjscepa Ewig, die? statische Evssnstksn copy 1 Ich» tu, s7.- 189 »Es! »Is- oispczfej anglo-syn- yi-a3o»-. Das Auge des Um« barmherzigen ruht also auf dem Bilde der Noth Horte» S» wie Eph.4,28. Marc.2,25. AG.2,45. 4,35. Vgl. AG.20,34. 28, 10. Phii. it, 16), welches sein Bruder ihm darbieteh und dvch öffnet sich sein Herz nichk (-rai »Ja-By; stoi orcäoiyjzua aiissoiJ a« n« aus«-O, obwohl gerade hierin die iichte Liebe sirh kundmachen müßte; denn Liebe ist, wie Luther sagt, nicht leihen, schenken oder geben, was freilich dazu gehört, sondern Liebe ist ,,das Herz aufthunxs Wo aber das Herz geöffnet i"st, da kann die Hand nicht geschloßen bleiben, (cum visceribus clauclitur vel aperituk res kamjliaris Bengel). —- Znzeiyzm bezeichnet eigentlich, wieHesychius erklärt: sank, Syrinx-m, cui Hostie; see-II« Hasen« Hieran schließt sich, da die Eingeweidh besonders das Herz und die Leber, als Sitze der Leidenschaften und Gefühle galten, der auch den Classikern nicht unbekannte, vorzugsweise aber der biblischen und der patristischen Gräcität eigene tropische Gebrauch des Wortes. Tini ckö etrsloiyxwa Qui» die-SICH» oiøislssjxcoua heißt es Spröd. 12, 10 nach einer Anschauung, welche auch zu dem Sachge- halte unserer Stelle stimmt· Vgl. Luc. I, 78. Col. Z, 12. PhiL l, 8. Z, I. 2Cor. 7, 15. 6, 12. PhiL 7. 12. Den patristifchen Sprachgebrauch hat man treffend durch einige Sätze aus den sog. Testamenten der zwölf Patriarchen (codex pseuckepigrn Ver. Test ed. J. A. Fabricius. Hamlx et Lips. l713) erläutert, z. B. Test sim. Z. p.533: s; ykig nahelie- xcou s» viel-Apis, smi sei Haare? »or- aZi«"-»-7-soe, stock ca« anioiyzssw xmv dumm-»Es. Vgl. Tesi. Zab. 7. P. 641. Test Leu. 4. p.549. Jn der gesammten biblischen und nachbibli- schen Gräcität wird das« Wort"anzäyzs-oss, wie der Ausdruck »zayx«»«;·sii-, beständig in der besondern Beziehung auf Liebe, Barmherzigkeit, Mitleid gebrauchh nicht aber, wie im ursprüng- lichen Sinne bei den Classikern, zur Bezeichnung der Ge- müthsstimmung überhaupt. —- Das ais-« ausser) in Ver- bindung mit dem ixäkfcxx c. cis-Z. ist nach derselben Raifon zu erklären, wie das eine; II, 28, und heißt weder hier noch dort not-am, wie Sorin behauptet. Man darf auch nicht auf Evssuscksn copy 190 l Joh. 11329 —- V, Z. den hebräischen Sprachgebrauch Zurückgreifen, um die im Sinne allerdings richtige Suppletion von osaoaepwcheessoe (Pis- rator, Episrop, Carpzov) zu gewinnen, noch braucht man die textgernäße Borstellung mit Grotius und Fachmann unrzuformen durch die Umschreibung: excluserit eum ab atkcotu misericoniiacx vielmehr ist mit Lücke und de Wette zusa- gen, daß die Composition von iizsism sc. im. ein-i (vgl. rege-«»- smss eines. Ich. 12, 36. Lur. 19, 42. Deut. 7, 20. Hiob. II, 24. Pf. 54, 13) eine gewiße, ächt griechische Prägnanz hat, indem die Borstellung, daß jemand sein Herz vor dem Bruder ver- schließt, zugleich die andere enthält, daß der Bruder von dem verschloßenen Herzen ausgeschloßen bleibt. Eine solche Lieblosigkeit gegen den Bruder ist aber, da an der Bruderliebe die Kinder Gottes offenbar werden (V.10. 14), ein unzweideutiger Beweis dafür, daß es an der Liebe zu Gott mangelt — neu; s; rLyeiisny rot? Dem? »Es« Fr- 2177955 Selbst wenn die Worte des Apostels lV,20 nicht eine Art von authentischer Interpretation zu unserer Stelle ent- hielten, würde es doch nach dem Zusammenhange unzweifelhaft sein, daß der Ausdruck s; ais-eins; rot; Wen? nicht von der Liebe Gottes zu uns, mit Luther il. und Calov, auch nicht von der Liebe, wie sie Gott vorgeschrieben hat, mit Sorin und Grotius, oder wie sie der Liebe Gottes und Christi ge- mäß ist, mit S. Schmidt, sondern ganz bestimmt von der Liebe zu Gott, wie il, 5, zu verstehn ist. Hierin smd auch die meisten Ausleger einig; vgl. namentlich Calvin, Pisca- tot, S. G. Lange, Hunnius, Estius, J.Lange, Spe- ner, Bengel, Rickli, Fachmann, Lücke, Baumgan ten-Crusius, de Wette, Neander, Sander. Der Einwand des Calovius, daß es sich hier um eine schuld- volle Sünde und die nachfolgende Strafe derselben (rie culpa et consequenribush handele, nämlich darum daß ein Unbarm- herziger der Gnade Gottes sich nicht ersreue (gkalia Dei non irr-find, dieser Einwand beruht auf einer falschen Beziehung, welche einem richtigen Gedanken gegeben wird. Mit Recht hebt Calov selbst hervor, daß die Schlußworte V. 17 arise Esssnskkw cop- f! Ich. M, l7. 191 sJ ais-eins; I. D. »Es« är- MJTYTZ im Grunde denselben Sinn haben wie das V. l5 über den Bruderhaßer gesproehene Ur- theil ou« shzsi Judas» ais-Zwar« se« auch-J Free-avoir» Unwill- kührlich aber ändert Calov die Beziehung der beiden Gedan- ken. Hierwie dort macht nämlich Johannes wesentlich einen Rückfchluß von dem Niehtvorhandensein der Bruderliebe auf das Nichtvorhandensein und Nichtbleiben »der Gotteskindschafw (V. 10), des »ewigen Lebens« (V. 15), der »Liebe zu Gott» (V. 17). Dieser Rückschluß beruht einerseits auf der unauf- löslichen Verbindung der Liebe zu Gott und der Liebe zu den Brüdern (vgl. IV, 20 sll.), anderseits auf der wesentlichen Zu- sammengehörigkeit der Vorstellungen von dem ewigen Leben in der Gemeinschaft mit Gott und der Liebe zu Gott. Schon zu It, 3 sll. (Bd. I S. 170 sl. 176 sll. 188) ist dies erläutert. Allerdings nimmt der johanneische Gedanke an unserer Stelle eine Wendung, welche einigermaßen auf die Ansicht des Ca- lovius hinzuleiien scheint Johannes fragt niimlich: »wir kann in einem Unbarmherzigen die Liebe zu Gott bleiben«? Mit diesem »die« zeigt der Apostel, daß er trotz der idealen Haltung, in welcher er besonders V. 9 seine Anschauungen entwickelte, doch das gesunde Urtheil über die wirklichen Zu- stände im Leben der Gläubigen — die ja V. 17 und V. 18 höchst einsach und nüchtern angefaßt werden — keineswegs verloren hat. Er weiß wohl, daß die, welche wirklich Kinder Gottes sind, sieh manchmal in einer Ähnlichkeit mit dem V.17 geschilderten Unbarmherzigen betreffen; er sagt deshalb hier nicht, was er von dem idealen Gesichtspuncte in V. 9. 10 wohl sagen könnte, daß ein solcher überall keine Liebe zu Gott habe, sondern daß diese Liebe in demselben nicht bleibe (vgl. auch Lücke). Denn jede Unbarmherzigkeih d. h. jede Lieblo- sigkeit gegen den Bruder, jeder Bruderhaß und Brudermord, ist wie überhaupt jede ,-Ungerechtigkeit« (V. 10. 4) eine Ver- wundung des Lebens aus Gott und der Liebe zu Gott. Casuistische Bestirnmungen also über die Umstiindy welche die Verweigerung eines Almosens zu einer Todsiinde machen oder die Größe eines pslichtmäßig zu dringenden Opsers er- Evzsuscksks copy 192 1 Ist» n, 29 — v, s. meßen laßen, sind der Absicht des Apostels bei V. 17 ebenso zuwider wie bei B. 16. E. a Lapide entscheidet die Frage, ob man bloß in extrema oder auch in grnvi pkoxitni neces- siiate helfen solle, für den letzteren Fall dejahend Und Estius entwickelt von dem Satze aus, daß einestheils durch das Vorhandensein des Vermögens, anderntheils durch die Bedürstigkeit des Bruders die Pflicht der Mildthätigkeit be- dingt werde, folgende Anweisungen: Neoessiias statt-is texts-e- ma omnes obligat isabentes quoci dar-e possink etiam pau- peres. Necessitas auiem iilius exlremae proxima oblignt etiam e0s, qui tanlum meciiooriier habend Art-la ipsius necessitas eos obligah quibus bene prospecium est, etiamsi superiluukn quoad stntum non habe-ins. Vulgaris seu com— munis, ut vocanh neoessiias obligat omnes superiluum he— denn-s, quornm quanto majokes sunt dir-inne, lanio major hac- pakie est obligatia Praktischer und richtiger ist die auf das E» c. Mo» gegründete Bemerkung Lutherst Vult nos de noslko lnkgikh non de aljeno aut gamma-If, sicut siulli Anabaptisiae seien-m, qui tollnnt proprietatem komm, sine qna non possunr kespublioae Consistenz. V. IS. Um den Übergang von B. 17 zu V. 18 dar- zustellen, bedarf es nicht einer Ergänzung von »Musik«-copie- Jsqoträsre oder· dgl. hinter Esset-for, wie Catpzvv Und Jachs mann meinten, sondern der Apostel spricht die Ermahnung aus, welche sich aus dem Vorhergehenden einfach ergiebt, und gelangt so zu einem gewißen Abschluße der aus V. 10b ge- stützten parakletischen Entwickelung. Der Sinn und die Be- ziehung von V. 18 ist ähnlich wie Zur. Z, 15 sc. Wenn die ächte Liebe der Kinder Gottes den Brüdern nichts selbstsüchtig versagt, auch das eigne Leben nicht, und wenn es also mit der Liebe, welche die Kinder Gottes zu ihrem himmlischen Vater haben, unvereinbar ist, daß dem nothleidenden Bruder die mögliche Hiilfleistung unbarmherzig vorenthalten wird, so liegt eben hierin der Grund zu der Ermahnung: Kinder, laßt uns liebe« uicht mit Worte« und nicht mit ver Zunge, sondern in der That und Wahrheit! Es kömmt aus die wahre, in der Erst-»aus» copy s Ich. in, is. 193 That srch erweisende, nicht mit Worten täuschende Liebe an, wenn wir als wirkliche Kinder Gottes erkannt werden wol- len.« — Mit je einem Paare von parallelen Ausdrücken be- schreibt Johannes die falsche oiyoenaizrw Äöygo xrezckis TJJ y2a30a»ø;) Und die ächte Liebe HEXE« Zpygi uori ckhysseftzd So entsteht die Frage, wie sich diese Vorstellungen zu einan- der verhalten, und zwar einerseits wie die einzelnen Ausdrücke in den beiden Paaren selbst zu einander stehn, — also Miya- zu ex; Mexico» und sa- Zoyas zu XIV-Ists;- — anderseits welche Glieder der beiden Doppelbestimmungen mit einander corre- spondiren, ob zöygx mit By» und Hasen» mit XIV-setze, oder Mai-ro» mit Zpyzo und Zöyxo mit til-»Deine. Dabei wird nicht übersehn werden dürfen, daß zuerst der bloße Dativ, nachher die Präposition äs- geschrieben ist. Aber schon ehe diese seine- ren Beziehungen ermittelt sind leuchtet ein, daß der Apostel das Lieben mit dem Worte und der Zunge in einem ausschließ- lichen Gegensatze zu dem Lieben in der That und Wahrheit aufgefaßt wißen will, mithin die Ergänzung von »so-«- bei dem ersten Gliede, welche Beza, Piscator, Whitby, Ben- son, Soein, Schlichting, J. Lange, S. G. Lange u. a. für nöthig gehalten haben, um anzudeuten, daß unter Umstän- den auch im Worte die ächte Liebe fein könne, wenn sie sich nur nicht auf das bloße Wort beschränken wolle, ganz textwi- drig ist. Ohne besondere Schwierigkeit ergiebt sich die verschiedene Vorstellungsweise in den beiden zu ais-aus«»- gefügten Be- stimmungen. Die Dative Ich-c,- und »; Meiner» bezeichnen gleichsam die Instrumente, durch welche die Liebe wirksam wird; dagegen läßt die Präposition äs- das Zwei» und die cis-riskiere- als die Elemente erscheinen, in welchen das Lieben sich bewegt. Auch Lücke hat so geurtheilt, während de Wette es für gleichbedeutend erklärt, ob das s» vor Eos-z« gelesen werde oder nicht. Das »Es-antis- åp sit-»Den;- (vgl. 2 Joh. i. 3Joh. l) beruht aus derselben Anschauung wie die Ausdrücke »gem- wwip äs- rwseixrarr im) del-»Wir;- (Joh. 4, 23 s1.), lockt» Z» worden«-riesig- (l6, 25), cis-Käuze«- åo wage-Fabrik; (Marc. 4, il. 13 Evssustksn copy 194 1 Ich. ll, 29 — V« Z. 2. vgl. Lug 4, 56. AG. 17, 31. 1Cor. 14, 21. u. a. St.l. Lehrreirh ist hier die Vergleichung von Matth. 22, 37 vix-an. Ieis- sssciss an» äs- iizpy sc. sauget-he no» ieoei s» Sie; se. Max. sitz. mit Mark. l2, 30, wo anstatt des äs- ein s« erfcheint, wie bei den LXX (Deut. 6, 8), obgleich der Urtext auf das s«- führt· Es sind eben unzertrennliche Vorstellungem daß die Liebe, welche im Herzen ist, aus dem Herzen hervorbricht So wird auch an unserer Stelle einmal die lautere Wahrheit als die eigenthümliehe Sphäre bezeichnet, innerhalb welcher das ächte Lieben stattsindetz daneben erscheint in gleicher Vor-fiel- lungsweise das Werk, als das Produrt, in welchem die Liebe sich wirksam erweist. Die vorangehenden Dative dagegen mar- kiren die Mittel, deren sich die falsche Liebe bedient, und durch welche ein Zwei» hervorgebracht werden müßte, wenn nur jene Lied: s» »Er-»Hei;- wicksam weise. « Schwieriger ist, die Begriffe felbst in ihrem Unterschiede von einander und in ihrem Verhältnis zu einander zu bestim- men. Verwandt sind offenbar zssyok und käm-Jan, und auf der andern Seite Las-o» und näh-Ieise, aber nicht völlig gleich- bedeutend. Von den beiden letzten Bestimmungen hat das auch niemand behauptet; vielmehr hat schon Beda richtig ge- urtheilt, daß das Haku- von der thatsächlichen Mittheilung leiblicher und geistlicher Gaben zu verstehen sei, während die äzhåsia die lautete, einfältige, wahrhafte Gesinnung des Lie- benden bezeichne und z. B. die Liebeserweifungen um mensch- lichen Lobes willen ausfchließe Die beiden ersten Bestim- mungen aber, Zeig-ro und ex; yzaiaayz sind von Socin, Epi- seop, Calov und de Wette für shnonynr erklärt; der Apo- stel gebrauche die beiden, im Sinne nicht verschiedenen Aus- drücke, sagt Sorin, um die Sache deutlicher zu machen. Ei- nen Unterschied zwischen Les»- und »; Maine-·» und eine da- durch bedingte Correfpondenz mit s» Ia»- und »Ein-Iris;- hat zuerst N. de Lyra, mit welchem viele Ausleger übereinstim- men (C.aLapidc, Estius, Speneh J. Lange, Bengel; vgl. auch Baumgarten-Crusius), nachzuweisen versucht. Zu zehn» sagt er: verb0, facto nihil; zu »; Maine-»: lingua Evssuscksn copy I Jolx M, is. 195 fallen-i. bit: utnor non solum iiclitius et Maus, ssd etium proditorius Demgemäß stellt er Ich-g) und Zgyyk Meiner» und säh-Ists;- einander gegenüber.· Von ihm weicht Grotiuez dem Rosenmüller nachfolgt und mit welchem auch Lücke übereinkömmh auf eine interessante Weise ab. Grotiuö sagt: Vekbo singt, qui praedicut a se tiiligj pr0xirnum, non autem vere- diiigiL Lingna djligik qui egenti eint bona vorbei. Grotius versteht also das As» so, wie Lyra das sc. zwän- c-·7, und umgekehrt, und läßt demgemäß Ach-z» mit eizøzäefzx (vere et since-»O, c. Hasen» mit S» Epyko correspondirem Der rlassische Sprachgebrauch, welcher -auch in manchen Bei- spielen aus der biblischen Gräcität wiederklingh scheint jedoch dem Lyra günstiger zu sein, als dem Grotiuä Daß dem Werte, nicht der Zunge, welche das Wort hervorbringt, die That entgegengesetzt wird, ist von vorn herein natürliche: Darum heißt« es in der einsachen Sprachweise des gewöhnlichen Lebens: Äöyoc ist«-Jamm- Zpymp oder Zöyoc mein? E9yo»»(So- lon und Demokritus bei M. Neander, Gnomolog. l.), und: srsi By» »das-»Sie« wie- zeiymv (Xenophonz eben- das.), und: FHJ Any-in« OTÄX Fpyww sahn» Fuss-ji«;- OJ melo- oowa (Dionhsius Halik. ebendas.). Bei den Dichtern aber sikidet man nicht selten den Gegensatz von Hasen« und Zwei« So heißt es bei Sophokles (Phi10ct. 97): Hase-as»- xcsw ein-»Ja» zkina of« Efzow Zug-ein«« »Jo- X sie« Zlcsyzov cis-ais! öde? spornt;- srøsp yäcöonoessk ovJzi rufen-a, weis-J« synops-Es. Ebenso sagt Theognis (ed. M. Neander n. 220): smj sen« ckssjy sie; ylusuoyy ØJÄOHH Hälse« nat Es«- zspofw «« arise-Uns, zpoJxuxof sxsz oZxrØöTspa. Spriiche wie der des Theognis (p. 232): den-Jahres nat Hase-ou nat nein-m im? wöox sie-Endi- sv »Seit-g» ask-Fäde- Zu aus-ewig Poeten. Und (p. I66): oft-«- åni yäujaozsy s« im? ansah-assis- Ins— w«- aickdg (vgl. P. I64: ers-»F Jdeuuoøyg entzog· essen. P. I66: Es· ckä Honig· yänjoapy disk« IX« »Ja-«. — Zc IF ist«-ej; yxusonyy Moses, Wien-es et« åsxspciy oder die Redensart bei Hesiodus 13 «« 196 1 seh. n, 29 — v, z. (0p. et Di. 707) Qsdefeosfac Hain-Mc zeig»- machen ferner den signisicanten Sprachgebrauch von yzcöqaa anfchaulich. Na- mentlich dient das Wort, auch in manchen witzigen Composi- tionen, zur Bezeichnung des nichtigen Gefchwätzeä Hieher ge- hören die Ausdrücke yze-0ou2yia, wofür Suidas eipyoäoyia setzt, y2mooo,«(r»fa, yämooooscgocxgäah Msoaaozcxpsscäw (Ptov. 28, 23), ylwgodekøyc III, IT) Und der Spkuch yÄa300oc, noi stehen«-J; wes-l»- oipopäasoovoa seai »O«- ieascaacgsixiovoa (bei Suidas), womit man Jar. I, 26. s, 6 fll. vergleichen kann. Durch den Ausdruck »; yzasoazs wird also das falsche Lieben noch mehr in seiner hohlen Nichtigkeit bezeichnet, als durch äöyzsp Auch der mit malerischer Anschaulichkeit hinzu- gefügte Artikel (ogl. Lücke) hebt die Bedeutung des Znsatzeä In dem Lieben mit dem Worte kann noch, wie auch San- der bemerkt, eine gewisse Wahrheit liegen, obschon es vom Worte zur That kommen sollz aber das Lieben mit der Zunge ist das rein außerliche Geschwcitz, welches ohne innere Wahr- heit nur einen gleißnerischen Schein erregt. V. 19. II» Tod-ca) ysmaözcisssa Z« H« »Es» ckäsyåefkeg Soxräøg see-i Eies-pries»- aiJssots »ein-Ue«- scoic nagckiac Wind« V. TO. Zu, Sass- iiuscoiymujoscpy Freisi- IJ «a9ck-«cr, Z» zeig-Zan- åosriw c; Wes; us; ieagckiac Hase-J»- nai Yes-use»- »ein-or. V. U. YOU-Insel, Hosi- øJ sinds-«» Zeiss» goes noescayswnsoiejy 7,·,«a3-«-, »a;5(Z«-yo-"ai- Xzoxssii npdg Its» denn, V. 22. noci Z Eis» ais-»Ur«- Äuxksckwoxssv »in« a2J«wtJ, Z« mir» åwssoäoic nahm-·· sxszpoäzcsn im! To! vix-Zenos soc-Imm- mJsrois nomssixsku B. 23. Keci ais-«; Zwis- øj äwoäss arise-ei, Zw- »in-»Ja«- xsep sog? III-Äxten» 701J usw; crtJscmJ 7770013 Xpmscoö Deo-i ciyandxcew XXVII-ove- noesäaic Erkenne» åwoløsw esxiiik V. 24. Kocå e; Typus- soc-IF åwoäåc txt-Tun; s» ais-»F »Es-ex, nor) »die-«; äs- mjsaf im; F» wäre» ycwdonoxicw Z« »Es« Z» syst-II, Z» MIJ npsdxiasog 015 sjxiiw Hektor-es« In den beiden eksten Versen dieses Abschnittes häufen sich die kritischen und die exegetischen Schwierigkeitem indem die diplomatische Tradition von der exegetischen Ansicht bedingt er- Evssustson copy 1 Joh. in, III-ei. 197 scheint. So ist zuerst das aus, welches sikh zu Anfang von B. l9 bei c und in mehreren Versionen (syr. As. Aelh.) sin- det, aber bei AB und in der Vulgata fehlt, für ein Inter- pretament zu halten und mit Lachmann zu streichen. Jo- hannes hat ein siai in ähnlichen Stellen (B. 24. il, 3); in andern aber (ll, s. IV, 2. is. V, Z) fehlt nicht ohne Grund diese Anknüpfung. — Ferner kann es nach diplomatischen Rück- sichten nicht zweifelhaft fein, daß Lachmann mit Recht anstatt der recipirten, durch die Vulgata und einige andere Versio- nen gefchützten Lesart yuiaiouoxssp das durch-ABC und die arabische Übersetzung vertretene you-ad»- Arr in den Text ge- schrieben hat. Schon: Mill (Pro1eg. 639) hatte dieser Lesart das Wort geredet. Bengel urtheilte freilich, daß die Form ypaieirixisäa aus dem nachsolgenden »ein-»m- entstanden sei, — während Bcnson in dem Futurum neige-»»- vielmehr eine Bestätigung des ywaioöxrsäa fand — und Lücke meint, daß vielleicht auch die Erinnerung an Joh. 13, 35 mitgewirkt habe, und daß die singuläre Variante yrwiosssixieäa eine Com- position der richtigen Lesart ;-»-a3o«o,«s«-», welche sich dem Ex- egeien entschieden empfehle, und der Variante ypaxakixrkåa an- zeige. Allein die an sich unbedeutende Bariante ymipouözrsnrk kann auch andeuten, wie man unter Anbcquemung an die rich- tige, aber fchwierigere Lesart you-»eines» den leichteren Sinn des gewöhnlichen Präfens gewinnen wollte. Jedenfalls liegt die Bermuthung nahe, daß man das ysmäoseopeiy im Hinblick auf V. 24. II, B. 5. W, 2. l3. V, 5 schrieb. s— Richtig sieht nach der Recepta in allen Editionen risik- srapckiag sjzsaiaz nicht »Ja« irr-speise«- sJ». Die letztere Lesart hatte Lachtnann allerdings, weil dieselbe in B steht und in A ursprünglich ge- standen hat, in seiner kleinen Ausgabe gebilligtz in der großen Ausgabe aber hat er die gewöhnliche Lesart restituirt Diese wird durch C und die Vulgata bezeugt, auch durch eine Correctur in A. Man schrieb den Singular, weil sich dieser V. 20. 21 mehrmals findet. —- Die Interpunktion von V. 19 wird von den Editorcn verschieden gegeben und richtet sich nach der kri- tischen und exegetischeu Beurtheilung der ganzen Stelle. Ben- 198 l Jvh. U, 29 —— V, 5. gel betrachtete den V. 19 als einen Satz für sich. Lachmann setzte in seiner kleinen Ausgabe ein Punctum hinter sähe. so««s». Jn der großen Ausgabe aber stellte er V. 19. 20 als ein zusammenhängendes Satzgesüge dar. Auch der Text V. 20 gestaltete sich anders. In der kleinen Ausgabe steht: Es« sei» »dring-«. — eckigen» setz»- in der großen dagegen: Ei« «« sei» treue-y- — Eis« rosigen» Des-Ä. Die Difposition der Satzgliedet muß sich bei der Auslegung ergeben; die Worte des Textes aber lauten nach den kritischen Zeugnissen so wie dieselben oben nach der Recepta in Übereinstimmung mit den meisten Edi- toren gegeben sind. Die Schreibweise d «« sei» kam» isi eine unrichtige Interpretation, welche freilich schon Cod. A durch seine Lesart de«», statt des sonst überall bezeugten sei-«, zu ver- treten scheint. Indessen findet sich, auch abgesehn von der Un- statthastigkeit der Lesart es« s« sei» an unserer Stelle, die Com- position von den-g und sei» überall nicht im N. T. Dieselbe ist ganz» ungriechischz obwohl die ältern Philologen nicht so geurtheilt haben. H. Hoogeveen Oocrrina particular-um graeez Rad. Chr. G. Schutz. Dass. et Lips. 1782. p.589. of. P. 264) ist der Erste gewesen, welcher an unserer Stelle d «« sei» zu lesen rieth. Auch F. Viger (l)e praeoixk gkaea eli- ctjonis jeliotismis Bd. 2. Uns. 1813. P. 516) hatte die Form des-»F sei» siir unbedenklich gehalten. Aber Hermann (ael Vig. n. 835) leugnete mit Recht die Möglichkeit, daß sei» ne- ben derer; stehn könne; er wollte auch neben dem einfachen« Relativum, trotz des Schwankens in den Handschristem nur di» lesen (vgl. auch Kühner H, 519. Winer, S. 285). Auch im N. T. sindet sich nirgends de· sei» oder gar das-«.- sei» ohne die Variante de"», wohl aber steht, und zwar gerade bei Johannes (Ev. D, 5. M, 13. 15, 16. vgl. lCor. 16, 2), mehrmals ohne Variante demz- de"». In Stellen wie Gal. 5, 10. Luc. W, 35. Col. Z, 17. 23 ist ohne Zweifel di» nach das-«;- zu lesen; das sei» ist mitunter, namentlich in der ge- wöhnlich für dasselbe citirten Stelle Col. Z, 23, ohne alle kri- tische Auctorität Jn den Editionen der LXX findet sich sei» nach dar« 1Sam. 19, 33 aber auch hier muß di» geschrieben Evas-»aus» copy l Joh. III, I9——24. III) werden, wie z. B. Exod. 22, 9 steht. Daß im N. T. auch nach dem einfachen Relativum regelmäßig ei» statt sei-«- zu schreiben sei, kann man nach den Handschriften nicht behaup- ten; aber vielleicht wäre es nicht zu gewagt, wenn man nur das di« gelten ließe. Die Coiuposition Zg »Ti- sindet sich nicht selten ohne die Variante zeig« (B. 17. Lur. 9, 4. 5. Matth. Z, II. I5, 5« Ich. 4, M. 5, 19); dagegen hat die Compo- sition sie Sei- regelmäßig die Variante dis- neben sich (Matth. 5, 19. l0, 14. 42. U, 27. 16, 19. Luc. I8, 19. DIE. 7, 7. Ephes s, 8), die mitunter so gut bezeugt ist, daß Lachmann nicht Sols» sondern cis- in den Text schrieb. Relativische For- men wie össoq und dgl. haben allerdings sei» ohne die Va- riante di» (Matth. S, 19). Möglich ist also, daß im neutesta- mentlichen Jdiotn das Fair- neben dem einfachen Relativum re- cipirt war; neben Zwar; aber darf sei» keinenfalls stehn. — Die Auslaßung des Eis« vor zur-To«- bei A und in der Vul- gata, welchen Zeugen aber BO mit der arabisrhen und der shrischen Bersion entgegenstehn, ist ein exegetischer Nothbehelf — Anstatt der mit gutem Grunde recipirten Lesart ö Essig (AB Vulg.) hat c c; nun-ne· — V. 2l. Die recipirte Les- art M» (Bc) hat auch hier bei A die Variante dir-· ——— Bei den Worten napckia ihrer» zu) sur-easy. Herr-Is- stiilzt sich der recipirte und von den meisten Editoren gebilligte Text ge- nau genommen nur auf geringere Zeugen, wie Cyprian und die Bulgatm Die bedeutendsten Handschristen laßen an der einen oder andern Stelle das ssxxcxjp aus. Bei A fehlt das erste, bei c das zweite. B hat sogar weder hinter sing-ff» noch hinter carry-». ein sysmöu Die Zeugen an sieh empfeh- len also den Lachmannfchen Text, welcher nur das zweite Wind« hat (fo schon Miit, IPr0leg. 1487), nicht besonders. Wahrscheinlich ist aber, daß man das øsxruiii wenigstens an ei- ner Stelle für überslüßig hielt, wie denn auch Origenes (bei Lachmann) unfern Spruch einmal so anfiihrt: s; ow- eickhaczs Qui-Zi- ,e»;i seasraycwaiaigw und ein anderes Mal so: For) OJ aus-Mk. nor-sey. øsxecöu —— Die Bariante Irr-sähest«- «'-«xs-, welche sich sogar bei B eingeschlichen hat, ist, wie es 200 l Joly II, 29 —- V, Z. scheint, eine absichtliche, die Variante Zxwxiess eine unabsicht- liche Änderung. —- B. 22. Anstatt was ais-uns, wie in der Recepta und in den ältern Editionen steht, ist mit Lach- mann und Tischendorf nach ABC zu schreiben: ein« ad— am;- — Die Variante seyen-Zu»- bei A und unbedeutenden Zeugen beruht auf einem Bersehm Bc und die Vulgata schützen die richtige Lesart enge-Fries. —- V. 23. Die von Lachmann gebilligte Lesart der Codd. AC suaeeiimxrep em- psiehlt sich vor der nur durch B geschützten recipirten Lesart Juosxeuowxcew durch den Parallelismus mit cis-andres« wird aber eben dadurch verdächtig. umgekehrt hat B den Conjunctiv des Präsens Joh. 20, 3I. Neben dem Aorist steht das Präsens z. B. Joh. Z, 15. l6. Wenn in sol- chen Formen der ursprüngliche Sinn nicht verwischt ist, so bezeichnet (vgl. Kühner il, 80. 470 fll.) der Conjunctiv des Aorists das Mocnentane und Abgeschloßene, während das Präsens die Vorstellung der dauernden Gegenwart enthält. So stellt sich das Berlorengehm welches Ioh. Z, 15 von dem Gläubigen negirt wird, mehr als ein Einmaliges, factisch Abgeschloßenes dar (vgl. den Jnsinitiv Aor. »Sei-«« sc. nie-z. V. 16), wogegen der Besitz des ewigen Lebens als das Dauernde angeschaut wird. Joh. 20, 31 liegt in dem Aor. giesse-Jus»- die Beziehung, daß das Glauben schon ge- schehn sein muß, wenn das Nachfolgende Zwei« neue-sein«»- ccwh ehzøysce eintreten soll. Auch an unserer Stelle bezeichnet der Aorist »so-Mannes«- neben dem Präsens asyaemäxcew das gläubig geworden Sein als die Voraussetzung der fortwähren- den Liebeserweisung — Das »Er-Ia- am Ende von V. 23 fehlt allerdings in einer ziemlichen Anzahl von unbedeutenden Zeu- gen (vgl. Wetstein und Bengel), ist aber mit Unrecht von Tischendorf getilgt. Es wird durch die besten Zeugen ge- schützt. - Daß wir aus Gott geboren und Gottes Kinder sind, oder daß wir aus dem Tode, dem Erbtheile der Welt, zum ewi- gen Leben in der Gemeinschaft mit Gott und Christo hindurch- gedrungen sind (11, 29. Hi, 9. 10. 14), erkennen wir an dem Eva-ums» copy 1 Ich. tu, i9——24. 201 Thun der-Gerechtigkeit überhaupt und an der Bruderliebe insbesondere; denn Gerechtigkeit und Liebe sind wesentlich göttlichen Ursprungs. Und wie die Gerechtigkeih welche die Kinder Gottes im unbedingten Gegensatze gegen alle Sünde (B. 6—9) thun, in der Gerechtigkeit Gottes, aus dem sie ge- boten sind, und in der Gerechtigkeit Christi, durch welchen sie Kinder Gottes sind, ihren Quell und ihre Norm hat, so ist auch die den Kindern Gottes eigenthümliche Liebe durch die göttliche Liebe Christi geschaffen und fortwährend bestimmt, so daß nur dann unsere Liebe eine wahre ist, wenn sie der Liebe Christi gleichartig, wenn sie aus ihm oder aus der Wahrheit selbst ist. Nur dann ist also auch unsere Liebe ein Zeichen, daß wir sclbst aus Gott oder, wie es V. 19 heißt, »aus der Wahrheit« sind. Wie dieser Ausdruck auch genauer zu erklä- ren sein mag, jedenfalls zeigt der Zusammenhang, daß »aus der Wahrheit sein« wesentlich so viel heißen muß, als der von H, 29 an entwickelte und den ganzen zweiten Theil des Brie- fes beherrschende Begriff »aus Gott sein«. Aus derselben Liebe, wenn sie »in der Wahrheit« (B. IS) geübt wird, erkennen wir, daß wir aus Gott nnd daß wir »aus der Wahrheit« sind. Mit der Ermahnung, in der Wahrheit die Brüder zu lieben, war die parakletische Entwickelung des Abschnitts V. 10—18 zu einem Abschluße gekommen. Gegründet auf das eben Ge- sagte G» Tod-»z- y»s»a.) beginnt V. 19 ein neuer Gedan- kengang, aber gleichsalls innerhalb der Tragweite des Haupt: begriffs Z« rot) Heim· EIN« (II,29), dessen wesentlicher Gehalt in den Ausdtücken s« »Es« XIV-Heini; sagst! V. 19 Und »Es-s« s» Hut» V. 24 beschrieben wird, sich bewegend. Die neue Wendung besteht darin, daß der Apostel einmal den Frieden des Gewißens (V. 19. 20) und die Zuversicht zu Gott (B.21), wie sie insbesondere in den der Erhörung gewißen Gebeten der Kinder Gottes sieh darstellt (V. 22), als die sreudenreiche (l,4) Wirkung des an der achten Bruderliebe und überhaupt an dem Halten der göttlichen Gebote (V. 19. 22. 23) erprobten Be- wußtseins von der wirklichen Gotteskindsehast hervorhebt, und dann, zu einer neuen, warnenden Ansprache (lV, 1 s1l. vgl. H, Evssuscksn copy 202 1 Ich. u, 29 — v, s. 18 fll.) den Übergang anbahnend, den uns geschenkten Geist Gottes als das bestimmte göttliche Zeichen und Unterpfand unserer wirklichen Gemeinschaft mit Gott oder unserer wahren Gotteskindschaft schildert (V. 24). So im Allgemeinen überblickt scheint der Abschnitt V. 19——24 keine besonderen Schwierigkeiten zu haben; diese tre- ten aber namentlich in den beiden ersten Versen hervor, wenn die einzelnen Aussprüche des Apostels genauer ins Auge ge- faßt werden. Die größte Schwierigkeit liegt in V. 20, wo die Auslegung sogar darüber höchst zweifelhaft erscheint, ob der Apostel mit seiner Hinweisung auf die Größe und All- wißenheit Gottes die verzagten Gewißen beruhigen oder die sicheren schrecken wolle. V. 19. 20. Es sind fünf Hauptpunkte, von denen die Auslegung dieser beiden Verse abhängt. Erstlich fragt es sich, ob die Eingangsworte äs- ssmäsrax yoaioöxmsa auf das Vorhergehende, sei es auf V. 18 allein, sei es auch auf an- dere Verse des ganzen Abschnittes V. 10——18, etwa auf V.10 (Rickli, de Wette) oder auf V. 14 (Lücke), zurückgreifery oder ob dieselben auf das Nachfolgende, das würde heißen auf das Eis« V. 20, ähnlich wie z. B. IV, is, hinweisen. Die letztere Ansicht sindet sich bei einigen ältern Auslegern ange- führt und mit Recht verworfen, aber nirgends ist ein Vertre- ter derselben genannt. Man darf annehmen, daß die Zurück- beziehung der Formel Z» vors-«,- 2--««o. allgemein anerkannt sei. Nahe liegt alsdann auch, zumal wenn man 2Joh. I fl. vergleicht, die Meinung von Calvin, Piscator, Spener, Bengel, Steinhofer, Ricklh Lücke und Neander, daß der Ausdruck s« »F; all-»Halt« Baker«-» V. l9 wegen des vorhergehenden oiäsyäsige V. 18 gewählt sei. Fast einstimmig lehren auch die Ausleger, daß zweitens das »ein-zu«- gleich dem you-»durch« zu s» eins-H» gehöre. Geleugnet ist dies abgesehn von Augustin, welcher die Worte ssal äjmrxx mai-r. »Hier. e. ais-ge)- øsxcaiw in eine ganz verkehrte Stellung bringt, nur von Paulus und Fritzsche (Commenl. 3 de non nullis Pauli ad Galan. sey. lot-is. Rost. 1834 p. 4 sqq. bei Lücke), Evas-»Hm» copy 1 Jotx us, II. 20. 203 welche demgemäß den ersten Satz mit Z« se. cis-»F. Styx-äs- schließen. Aber zu welchen Unzuträglichkeiten in der Ausle- gung diese Abtheilung des Satzes führt, wird sirh unten zei- gen. Die drei übrigen und bei weitem wichtigsten Streitpuncte folgen in dem 20. Verse, nämlich das erste is« vor kais« im— ways-«, das zweite Eis« vor ges-Zu«- und dieses greises»- selbst nebst den Schlußworten von B. 20. Die drei Streit-. fragen, welche uns hier entgegentteten, können allerdings ihre schließliche Erledigung nur im innigsten Zusammenhange mit einander finden; aber der Übersicht wegen mögen dieselben zu- nächst einzeln beschrieben werden. Über jenes Ei« vor Sol» easy-c»- sind — und dies ist der dritte unter den vorhin genannten fünf Hauptpuncten für die Auslegung von B. l9. 20 —- drei wesentlich verschiedene Ansichten vorgetragen. Man hat gesagt, die Wörter Z« Hof» bedeuteten soviel als die Par- tikel iiseaw (vgl. sum. Andre-se, de cokcle conriemnanttk In dem Jiiesaurus ums. tin-at. umlag· ed. Hasaeus et Ikenius T. ll. P. 990 sqq. bei Wolf und Liicke), was als ein Irr- thum einfach abzuweisen ist. Man hat ferner gemeint, es sei anstatt Z« sei-s- ame-ey. zu schreiben es« «» Hase« ji«-copy» eine Ansicht, welche durch Philologen wie Hoogeveen und Lach- mann (vgl. S. 198) vertreten und unter den Auslegerti von Bengel wenigstens fiir möglich gehalten, und von Morus, Paulus, Baumgarten-Crufius, besonders von J. A. Nösselt Anterpretatjo gkammatioa loci 1.loii. M, l9—22. Hat. 1804. Vgl. sylloge Sommer-tat. the010g. ed. D. .l. Port. Helmst 1806. Vol.Vll. p. l sqq.) empfohlen worden ist. Aber auch diese Aushülfe, so leicht sie scheint, entbehrt, wie schon oben gezeigt ist, der sprachlichen Berechtigung. Somit bleibt nur die dritte Meinung derjenigen übrig, welche die Partikel Es« entweder durch »daß« (Luther, Jachmanm Sander, Mayey oder durch »weil« erklären und die Worte sei» »a- sap II« »« sag-I. als einen Zwischensatz betrachten. Für die letztere Art der Auslegung verschlägt es im Grunde nichts, ob man vor dem Eis« ein Komme« oder mit Ewigen, z. B. Ben- gel, ein kleines Punctum setzt; bei den übrigen Deutungen 204 l Seh. U, 29 — V, Z. des Z« ist das Komma am Schluße von V. 19 unentbehr- lich. Der vierte Hauptpunkt für die Auslegung von B. 19. 20 kst das Z« vor use-Zu»- An dieser Stelle hat man die Partikel für so schwierig gehalten, daß man sogar zu Conjectu- rcn seine Zuflucht genommen hat. Diese sind zwiefacher Art, indem man das Es» entweder aus Grund des Cod. A gestri- chen (Grotius; vgl. J. Pricäus, Mayer) oder in Es« verwandelt hat (H. Stephanus, Pricäus, Piscatorz nicht aber Beza und Er. Schmid, welche diese Eonjectur nur erwähnen, nicht billigen). Die überwiegende Mehrzahl der Ausleger hat aber mit Recht das Z» vor neige« festge- halten, obwohl man in der Erklärung der unbequemen Par- tikel nach sehr verschiedenen Seiten auseinander ging. Die Einen verstanden die durch Eis« eingesiihrten Schlußrvorte von B. 20 als Begründung eines nicht ausgesprochenen, aber aus dem Zusammenhange zu ergänzenden Zwischengliedes So um- schrieb Episcop, dem Socin sich anschließendt Nam si dot- nosirum nos condemnet (eheul quatn male nobiscum agetuk et quanto in periculo versabimuih Deus enim Inullo Inajor est etc. In demselben Sinne ergänzte Camerarius vor Z« sue-Z. ers-L: nihil kelinquitur spei bonae ad Baum, und Rosenmüllen tum non tranquillake poteritnus anjmum no- strum, Und Carpzow yet-erinne- MJTXJO r§ Mög. Estius und Ealov (vgl. auch Lücke, l. Aufl) suchten allerdings auch durch Ergänzung zu helfen, betrachteten aber dabei das Eis« nicht als Causalpartikeh sondern ließen das Satzglied Z» preis: gis-z. als Objekt abhängen von der ergänzten Vorstellung scimus aut seit-e debemus (quod major sit Deus). Einen ganz andern Weg schlugen Fachmann, de Wette und Brückner ein. Sie erkennen in den Worten Eis« irr-IF. Fuss. e; Mög· v« nah-i. isxiaip die vorausgeschickte Begründung des Ausspruchs im) yumioiesc nehme, welcher selbst von dem Z« vor Sei» nos-very«- abhängig sei. Die dritte von den meisten Auslegern angenommene Ansicht ist die, daß das zweite Eis« ohne eine besondere Bedeutung, mit einer gewißen Redundanz geschrieben sei, wie schon der Scholiast l. urtheilt: ssä cis-J— I Joh. lll, l9. 20. 205 repor- Zsn any-Meer, und auch S. Schmidt sagt: repetitio non necessnriu est, est tamen elegantiae rüstet-jene. Eine sichere Würdigung der Redeweise sindet sich aber bei den äl- tern Exegeten nicht. Die Griechen alle legen so aus, als ob das Ei» gar nicht im Texte stände. Auch die Vulgata läßt es einfach weg. Die syrische Übersetzung dagegen squanto magis Deus, qui major est ——) und die arabische sprofecto Deus maj. ——) drücken das Z» in einer Weise aus, welche von manchen ältern Auslegern angenommen ist. Man sagte dann, das Eis« sei eine hebraisirende Redundanz (Socin, Estius), es sei wie das hebräische s:·- eine particul- Mitme- tionis, führe den Nachsatz ein und sei durch »Mir-»der, nempe (Beza) oder durch oerte (Calvin), inquam (S. Schtnidt, Fritzschch und dgl· zu erklären (vgl. Piscator, Whitby, E. Schmid, Carpzov, S· G. Lange, Spener, J. Lange u. a.). Merkwürdig ist dabei, daß keiner unter die- sen ältern Auslegern das zweite Z« mit dem ersten verglich. Wolf ist der Erste, welcher auf Beispiele aus lateinische« Classikern gestützt behauptete, was auch S. Schmidfschon gefühlt zu haben fcheint, daß in dem zweiten sie« jenes erste wieder aufgenommen werde, nachdem der Nebensatz Loka- »a- -«x;-. es» s; see-geile- dazwischen getreten sei. Diese Ansichh welche nicht nur in philologischer Beziehung durchaus unbe- deutlich, sondern in jeder Beziehung die einfachste und paß- lichste ist, hat nach Ricklks Vorgange, der sich aber mit Un- recht auf Gen. 22, 16. 17 berief, besonders Lücke (2-. Aufl) vertheidigt. Die griechischen Ausleger, welche das zweite Eis« entweder ausdrücklich für überflüßig erklären oder in ihrer Auslegung stillschweigend übergehn, während sie es doch im Texte haben, scheinen schon ähnlich geurtheilt zu haben. Un- ter den Neueren haben auch Sander und Mayer der Lücke- schen Erörterung zugestimmt, nur daß sie gezwungen sind, das zweite Eis« gleich dem ersten durch »daß-«, anstatt durch »weil«, zu übersetzen. Der allgemeine Sprachgebrauch läßt beide Über: setzungen zu. Allerdings sind die beigebrachten Beispiele für die— Wiederholung des Eis« solche Stellen, in denen diese Par- Evssustksn copy 206 1 Jud. il, 29 —— V, 5. tikel durch »daß« übersetzt werden muß (Ephes. 2, U: »w- xeosk Z« —— Z» Fu. vgl. Xenvphvn, Analx V, S, II: Läg-wo«- e·)«-«, «« «««J sum-g. ——, Z« sen-Am« VIL 4, 5: He— yea- Zstg er« znj searazsrjaoisscqi oiirøjaowec smi neigen-tm, Z» Icarus-»Ja« sesri..)z indessen folgt daraus keineswegs, daß nicht auch die Causalpartikel Eis« in derselben Weise wiederholt werden könne, wie z. B. bei lateinisehen Classikern die Parti- keln Si, ui und cur nach unterbrechenden Zwischensätzen wieder- holt werden, um den ebenmäßigen Fortgang des Hauptsatzes zu stützen. Auch de Wette leugnet die Möglichkeit der Wie- derholung des Z« indem angegebenen Sinne nicht, obwohl er eine andere, oben beschriebene Auslegungsweise für natür- licher und richtiger hält; er meint nur, daß der Zwischensatz sei» sen-pay. is» sechs-«» zu kurz sei, um die statuirte Wie- derholung des Es« überhaupt zu veranlaßen. De Wette hätte sieh sogar auf V, 14 und M, 2 berufen können, Stellen, welche ähnlich wie die unsrige angelegt sind, in denen aber das Eis« (»daß«) nach dem Zwischensatze nicht wiederholt ist. Allein solche Bedenken rechtfertigen weder die gewaltsame Til- gung des Zu, noch machen sie Aushülfen rathsam, welche, wie die von de Wette und Brückner vertheidigte Fachmann- sche Liuslegungsweistz eine weit härtere Verschränkung der Satz- glieder mit sich bringen. Die Wiederholung des Eis« nach dem Zwifchensatze Eris- iearay. es» s; sag-eile, welche in dem aus- drücklich wieder aufgenommenen Hauptfatze bestimmt berück- sichiigi wird nagckia —- wjg serrgckfag Jst-J, legt auf den nachfolgenden Hauptgedanken einen Nachdruck, der ganz an seiner Stelle ist, weil unserm Herzen, das uns verdammt, die Größe Gottes, welche unendlich weit über unser Herz erhaben ist, gegenüber gestellt wird. Dies führt aber zu dem fünf- ten Hauptpunkte in der Auslegung von B. l9. 20, nämlich zu der Bestimmung des Begriffs von year-Im« »Über diesen spann, mit welchem die Frage nach der Beziehung der Worte isai ywaiaiisr aus-m wesentlich zusammenbringt, theilen sich die streitenden Ausleger gleichsam in zwei große Heerlagey indem die Einen, namentlich alle vor Luther, den Ausspruch Evas-»aus» copy l Ich. III, l9. M. 207 des Apostels sensu leg-In, wie Hunnius, Calov und Spe- ner sich ausdrücken, die Andern dagegen sensu evangeiioo verstehn. Aus jener Seite stehn die Griechen, Augustim Beda, C. a Lapide, Tirinus, Estius, Gall-in, Beza, Aretius, Piscator, Benson, Socin, Schlichting, Episcop, Grotius, Camerarius, Calov, E. Schmid, Hunnius, Semler, Morus, Heumann, Carpzov, S. G. Lange, Rosenmülley Fritzschy Lücke, de Wette, Neander. Diese Ausleger sinden sämmtlich in dem Hinweise aus die Größe und Allwißenheit Gottes eine ähnliche Vorstellung wie in der oft verglichenen Stelle lCoiu 4, 3 fl., die nämlich, welche auch die syrische Übersetzung klar aus- drückt, daß Gottes verdammendes Urtheil noch mehr zu fürch- ten sei, als das Urtheil des eignen Gewißens, eben weil un- serm Gewißen nicht einmal unsere ganze Sündhastigkeit so offenbar sei, wie dem allrvißenden Gotte. Somit hat das Wort des Apostels etwas Schreckhaftes und erscheint gegen jede eigenliebige Sicherheit und unlautete Selbstbeschönigung gerichtet Eine ganz andere Auslegung, nach welcher die avo- stolischen Worte eine mvichtige und überaus süße Verheißung» enthalten, ist von Luther, wenn nichtzuerst vorgetragen, doch vorzugsweise empfohlen. Schon Episcop, C· a Lapide und Estiuö kennen die Erklärung des ztefguw im Sinne von li- beroliotz ciiti0r, major miserioordititz mißbilligen dieselbe jedoch. C. a Lapide nennt sie accommodalicietz non genuinik Der« bloße Wortlaut entscheidet nicht, ob die alte Aufsaßung des johanneischen Spruches im -gesetzlichen« Sinne, oder die nach Luther von S.Schmidt, Spener, Bengel, J. Lange, Wolf, Steinhoser, Nösselt, Rickli, Fachmann, Baumgarten-Crusius, Sande: und Mayek vertretene »evangelische« Deutung die richtige sei, denn der Ausdruck ,«.si;m- an sich kann sehr wohl im Sinne Luthers bedeuten, daß »Unser Gewißen ein einziger-Tropfen ist, der versöhnte Gott aber ein Meer voll Trostes«; nur im zusammenhängen- den Verständniße der ganzen Stelle kann sieh die Entscheidung ergeben. 208 1 Seh. u, 29 — v, s. Der tiefe Zusammenhang von V. 19 sll. sowohl mit V. 18 und dem damit abgeschloßenen Abschnitte V. 10—l8, als auch mit dem von ll, 29 an entwickelten Hauptgedanken beruht auf der lebendigen Fülle des Begriffs F« »F; vix-Mel« sei-»Es. Schon I, s. s. H, 4 hat Johannes das Thau der Wahrheit und den innerlichen Besitz der Wahrheit von denen, welche mit Gott Gemeinschaft haben, in ähnlicher Weise ausgesagt (vgl. Joh. Z, 21), wie er an unserer Stelle das Sein aus Gott durch das Sein aus der Wahrheit beschreibt. Denn die Wahr- heit ist göttlich, durch Christum denen gegeben, welche durch denselben Kinder Gottes und des ewigen Lebens theilhaftig geworden sind, wie Christus selbst das Leben und die Wahr- heit ist (Joh. 14, 6). So ist die Zusammengehörigkeit der Vorstellungen »aus der Wahrheit fein« und »aus Gott sein« unverkennbar, wenn man nur einigermaßen in die johanneische Anschauungsweise überhaupt eingegangen und dem besondern Zuge der vorliegenden Entwickelung gefolgt ist. Darum ha- ben selbst solche Ausleger, welche den vollen Sinn des Aus- drucks s« I. Uns· åaxrssi nicht erfaßt haben, wie namentlich die Griechen und C. a Lapide, denselben mit dem von H, 29 an überall durchblickenden Grundbegrisfe F» so. Wen? ehe« combinirt Oecumenius versteht aber im Sinne aller grie- chischeu Ausleger das als-o» Z» »Je- okzszäeiae nur von dem XIV-Jedem, d. h. von der wahrhaften Harmonie zwischen dem Worte Und der That der· Liebe ((F »Es) Xälo zeh- Zäyung XII-o d? note-Zo- rns our-wurmte- Fxmu sey? Ach-Ho OF» ngnixug um!- usnyc Fuss! see-i ou» oizoyåojgx wie auch C. a Lapide Um- schreibt: sumus versank-s, veraoitek ambulamus, ver-am habemus dilectionem Aber es liegt aus der Hand, daß dieser matte, tautologische Sinn weder der Redesorm entspricht —- denn s» srojc vix-»Hier; ist nicht gleich Werk-Hofs- oder oihzäsiftoo — noch in die Tiefe der Borstellung selbst reicht, welche jedenfalls den ursprünglichen und realen Zusammenhang eines -wahrhaften«, etwa nach V. 18 wahrhaft liebreichen, Menschen mit der ob- jektiven, absoluten Wahrheit selbst verstehn läßt. Falsch ist darum auch die rationalistische Deutung, nach welcher das s« Evzsuscksn copy 1.Jph. m, is. ev. 209 »Es; ist«-Deine Terz«-«» nichts weiter sein soll, als eine Redens- art, um die ächte Jüngerschaft Ehristi zu bezeichnen. Man erklärt alsdann nach Socins Vorgange die sites-Isra- fiir das evangelium (Grotius) oder für die »wahre»Religion« (Jach- m ann), und uinschreibt den apostolischen Ausdruck wie Whitby: we are kightly aoquainteti with, and truly live according u) ihr-rules eieliveked in the gospeh oder wie·Semler: pekkectioki vitee libekoliter stritten-aus, oder wie Nösselt: doctrinae divinae studiosum esse eamquo ver-um Proben-e, ciikistiantim doctkinam moribus exprimere, ver-e Christi di— scipulum esse, oder gar wie Paulus, welcher durch höchst charakteristische Umdeutungen des objektiv Göttlichen in sub- jectiv Menschliches den tiefen Jrrthum des pelagianisirenden Rationalismus enthiilltx »Wahres suchend und sindend, Gott in Geistigkeit und Wahrhaftigkeit verehrend und durch die Wahr- haftigkeit von der Willenssclaverei gegen das Sündigen frei werdend« Aus der andern Seite stehn alle die Auslegcy welche den wesentlich göttlichen Charakter der Wahrheit, aus welcher nach Johannes die Gläubigen sind, voraussetzend den Ausdruck S« »Je- aiäeyåsfag mit dem oft gelesenen Z« am? Brot? für gleichbedeutend gehalten haben. Die genauere Erklärung wird jedoch verschiedentlich gegeben. Allein steht Estius, wel- cher den johanneischen Ausspruch e« sc. cis-»O. Fort« um- schreibt: sutnus iilii pkocnissionis, als wenn von der Wahrheit der göttlichen Zusagen sveracitas pkomittentis Dei), deren Er- ben die Gläubigen seien, geredet werde. Näher kömmt der apostolischen Vorstellungsweise die Erklärung von Beda (ex ver-state, qaae Deus est), mit welchem N. de Lyra, Tiri- nus, Ealvin, Aretius, Piscator und Rickli mehr oder weniger übereinstimmen, daß nämlich Gott selbst die Wahrheit genannt werde. Aber so unvermittelt die Ausdrücke s« sc. til-Wein;- und S« Im) War; einander gleichzusiellem entspricht nicht der johanneischen Denk- und Redeweise. Diese Erklä- rung enthält jedorh ein richtiges Moment, indem sie die gött- liche Natur der von Johannes bezeichneten Wahrheit scharf hervor-hebt. Eine Ergänzung giebt die gleichfalls einseitige, il. 14 Eos-»aus» cow 210 l Seh. il, 29 — V, Z. aber eine wesentliche Seite der Sache markirende Erklärung, als deren Repräsentanten man die lutherischen Ausleger, na- mentlich S. Schmidt und Ealov, ansehen darf, welche aber überhaupt von den Meisten (vgl. Luther, Spener, J. Lange, Bengel, Lücke, de Wette) gebilligt ist. Die Wahrheit, sagt man, ist das Evangelium, welches die gött- liche Wahrheit bezeugt, der Same des Wortes (Jar. l, l8. l Petr. l, 23’, aus dem wir gezeugt sind. Aus der Wahr- heit ist daher, wie S. Schmidt lehrt, derjenige, in eujus oorcie operaiur vekbum Dei, qui ver-am lidem habet ex verbo Dei, oder, wie Calov sagt: qui ex verbo veritatis reger-i- tus est. Mithin ist s« »Ja; säh-Keine est-o« materialiler nichts Anderes als ex. Deo esse. Gewiß ist dasjenige, was Johan- nes »die Wahrheit« nennt, nicht ohne die Vermittelung des Evangeliums, als des Wortes Gottes, in den Gliiubigem d. h. in denen, welche aus der Wahrheit oder aus Gott ssind (vgl. l, 8. 10)z aber ebenso gewiß geht die eine Vorstellung in der andern nicht auf. Die Wahrheit, welche Christus be- zeugt und bethätigt, welche in ihm ist und deren persönliche Darstellung er selbst ist, die Wahrheit, in welche darum der heilige Geist, der Geist der Wahrheit, von dem nehmend, was Christi ist, die Glciubigen leitet und welche diese frei macht (vgl. Seh. 18, 37. 16, 13 fll. 14, 6 u. s. w.), welche wiederum von den Gliiubigen durch ihren gesammten Wandel bethätigt wird, ist eben der objektive, reale, göttliche Inhalt des Evan- geliums, die lebensvolle und ewiges Leben wirkende, göttliche Substanz, welche durch das Wort des Evangeliums in die Herzen der Menschen gesenkt wird. Wer das Evangelium an- nimmt, der nimmt darum die Wahrheit in sich aus; wer in dem bleibt, was er von Anfang an gehört hat, der bleibt in der Wahrheit, in Christo, in Gott, oder die Wahrheit, das Leben, Christus, der heilige Geist, Gott bleibt in ihm (vgl. il, 20 jll.). Somit kann Johannes aus einem und demselben Zeichen erkennen laßen, daß wir aus Gott und daß wir aus der Wahr- heit sind· Daran sagt er, nämlich an der wahrhaften, der Evssustssn copy I Ich; In, 19«. 20. 211 einen, göttlichen Wahrheit gemäßen Bruderliebe (V.18), wer: den wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind. Verj- tas amokem facit von-um, fügt Bengel treffend hinzu. Es liegt eine feine Paronomasie in den johanneischen Worten, ganz ähnlich wie 2 Joh. 1. 23 aber der scheinbar spielende Wechsel des Ausdrucks oizhåeca hat seinen festen Grund. In derselben Weise nämlich, wie durch das siyomoiss s» vix-y- äsihe das gesammte den Kindern Gottes eigenthümliche »so-es«- srrsss ckiuaioaiiwzsi (V. I0. 7. il, 29), dessen charakteristische Spitze jenes Cyrus-cis- ist, vorausgesetzt wird, wie also die wahre Bruderliebe im organischen Zusammenhange mit der gesammten, einheitlichen Bethätigung des Lebens aus Gott (V. 10——l8) als das signisicantesie Zeichen nicht einer bloßen Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, sondern des -Seins aus der Wahrheit« angeschaut werden muß: so bezeichnet eben dies Sein aus der Wahrheit nicht jene Aufrichtigkeit oder Wahr- haftigkeit, sondern die wesentliche, durch eine neue Geburt ge- setzte Zusammengehörigkeit mit der einen, ewigen, göttlichen Wahrheit, welche aus dem lebendigen Gott stammt, durch Christum mitgetheilt in der Kraft des heiligen Geistes fortwäh- rend bezeugt ist (vgl. V,6), und welche somit das ganze Leben aus Gott, welches die Kinder Gottes im Glauben empfangen haben, beständig nährt und trägt. In der Form der johanneischen Rede kann das Futurum yssapaöxsssfa (vgl. Ich. 7, I7. 8,28. 3I. I3, 7. 35.14,20) ausfallen, welches nach den kritischen Zeugnissen ohne Frage dem ganz unbedenklichen Präsens (vgl. V; 24. It, 5. u.s.w·) vorzuziehen ist. Wichtig erscheint das Futurum yama-sites(- infofern, als dasselbe eine falsche Beziehung, welche man dem durchaus parallelen Futuruin Freien-»ei- gegeben hat, unmöglich macht; denn niemand wird meinen, daß die Worte Yes-»mi- xcsäa Z» Z« r. ein«-J· Hostie» auf die Zukunft des Gerichtet? hinweisen. Das Futurum yswoözseåa wird vielmehr in ähn- lichem Sinne, wie die Futura åaiisazäoowai Rbm. 10, 14 und via-engagier- Luc. 22, 49, aufzusaßen sein (vgl. Winer, S. 255), und die Vorstellung der Möglichkeit eines mit Recht Mk« 1212 I Seh. il, 29 -- V, 5. zu erwartenden Falles bezeichnen Wir werden erkennen, sagt Johannes, wir werden an der Wahrheit unserer Bruderliebe erkennen können, daß wir aus der Wahrheit, daß wir aus Gott sind, wenn nämlich, was leicht möglich ist, ja ohne Zweifel in dem noch nicht vollendeten Leben der Kinder Got- tes der Fall sein wird, wir über diese unsere Gotteskind- schaft ungewiß werden. Weil aber eine solche Ungewißheit die schlimmste Unruhe mit sich bringt, so fügt der Apostel hinzu: see-i Lungen-Ies- oeåscod Freie-»rei- sroic very-Fias- pjxcqiu Jn der Liebe, welche wir den Brüdern wahrhaft er- weisen, liegt nicht nur das untrügliche Zeichen, daß wir aus der Wahrheit sind, sondern auch der kräftige Beruhigungsgrund für unsere verzagten Herzen, wenn das selige Bewußtsein un- serer Gotteskindschast sich uns trübt. Beides fällt wesentlich zusammen. Die wahre Bruderliebe ist für unser beunruhigtes Herz gerade deshalb ein Friedenszeichem an dein wir unser Herz stillen können, weil dieselbe nicht in uns sein könnte- wenn wir nicht aus der Wahrheit, wenn wir nicht aus Gott geboren wären. Es gilt also auch hier der evangelische Grund- gedanke, welchen Augustin gleichsam als Motto in den er- sten Zeilen seiner Consessionen ausspricht: lnquietum est em- nosikucrtz cionee requieseat in te. Den eigentlichen Quell des Friedens, der unsere Herzen still macht, erkennt Jo- hannes nicht in uns, auch nicht in unserer Bruderliebe an sich; sondern diese ist das gewiße Zeichen unserer Gottes- gemeinschaft (vgl. auch W, l6), und darum das Mittel, un- sere Herzen vor Gott zu stillen, nämlich uns unserer Kind- schaft zu vergewißerw Jm Allgemeinen ist der angegebene Sinn der Worte ». spie-g. ais-e. nein. sc. see-ed. von al- len Auslegern anerkannt; nur Ftitzfche weicht durchaus ab. Er umschreibt: Ei eoram Deo, i. e. Den-m iatuiii et keveriii animos nosiros ileetemus (np. ad amorem vita faetisque Osten— denen-in, qui-i, si animus nos (i1ujus otlieii pkaeiermissy con- iiemnek quia major est, inquam, Deus animo nosiro et otnnia seit. Fritzsche leugnet nämlich, daß »ein-»m- glei- cherweise wie year-existie- dutch das E» see-ein«» bestimmt wer- Eos-»Hm» m» l Joh. M, l9. 20. US den könne, und erkiärt deshalb das neige-»we- s. »und! nicht von der Beruhigung der yerzagten Gewißen, sondern davon, daß die Gemüther im Hinblick auf die Allgegenwart und All- wißenheit Gottes überredet, geneigt gemacht, dazu gebracht werden sollen, diejenige wahrhafte Bruderliebe zu üben, zu welcher B. 18 ermahnt und welche V. 19 als ein Zeichen, daß wir aus der Wahrheit seien, dargestellt ist. Gegen Fritz- sche hat sich besonders Lücke ausgesprochen; beigestimmt hat jener Auslegung niemand. Mit Recht wendet Lücke ein theils, daß der Gedankengang, zumal nach der bestimmten Ermah- nung V. 18, eine neue Empfehlung der Pflicht der Bruder- liebe nicht erwarten laße, theils daß die Worte selbst den von Fritzsche angenommenen Gedanken nicht an die Hand geben, weder das »ein-We« bei welchem gerade die wesentliche Be- stimmung im! ucnorem — ostenctenöuw fehlen würde, noch der Ausdruck sc. ssapckiae sJ,«., welcher hier »nicht die handelnde, sondern nur die urtheilende, richtende Seite des Gemüthes, kurz das, was wir die consoientia aonsequens nennen-«, be- zeichne Einigermaßen abgeschwächt wird aber das Gewicht dieser Gründe einmal dadurch, daß auch Lücke die Verbin- dung von äp reib-eh) und neige-»er- befremdlich sindet, ferner dadurch, daß er weniger· richtig als Fritzsche sowohl das Fu- turum erste-»si- als auch das äjungoasR wären? auf die Zu- kunft des Gerichtes (vgl. IV, 17) bezieht. Unter dieser Vor- aussetzung müßte eigentlich auch Lücke leugnen, daß das im«- coxceu gleich dem »was-Indus» —- denn so liest er —- zu si- emjrw gehören könne. Nehmen wir aber zuniichst mit Fritz- fche an, daß in der futurischen Form des »reine-»se- nicht die Vorstellung der reinen Zukunft liegt, so ergiebt sich leicht, daß auch der eigentliche Gehalt des Wortes in der lutherifchen Übersetzung (»und können unser Herz vor ihm stillen«) richtig wiedergegeben, und daß die Zurückbeziehung der Worte «. Hirsch. —— ihr. auf s» see-du«» nothwendig ist. Auch abgefehn von dem widerstrebenden Zuge des Gedankenganges überhaupt wird die Erklärung, welche Fritzsche von den fraglichen Wor- ten giebt, unerträglich schon durch die zrviefache Bedeutung, in 214 l Seh. ll, 29 —— V, s. welcher der Ausdruck sahst« erscheint. Neben dem »wer-»— knien-»» V. 20 und B. 21 versteht nämlich auch Fritzsche die sing-Pia mit den Griechen und allen übrigen Auslegern als aus-stärkere. Gewißen, während dasselbe Wort neben erste-»m- im Allgemeinen das Herz als den Sitz der Empsindungen und als den innern Quell der Handlungen bezeichnen soll. Diese Jncongruenz, welche an sich schon bedenklich ist, wird aber ganz unleidlich durch den Organismus ber einzelnen Satzglieden Weil nämlich dem ersten Gliede Sake- smscaym -7«,«.. s) ice-gefie- V. 20 das andere Glied sei» h« einiges! OF»- xcej »etwas-«« es»- V. 21 entspricht, so muß auch das »ein-Um- s. wag-J. esse. V. 19 dem nachfolgenden erweise» Hjp V. 21 entsprechen. Es ist nicht nothwendig, daß diese beiden Ausdrücke einen ganz gleichen Sinn haben, wie Nösselt«", Lücke und de Wette meinen; aber die von Fritzsche gegebene Deutung des nein. se. nagst. eJ««. zerstört den harmonischen Zusammenhang des Ganzen, indem für das erstes-zwei eine Beziehung gesucht wird, welche aus dem parallelen nasse» ehe-»»- nicht nur nicht entnommen werden kann, sondern durch dieses vielmehr fern gehalten wird, welche also um so gewißer von dem Apostel bezeichnet sein müßte, wenn ihm dieselbe vorgeschwebt hätte. Wenn aber die Worte «. Zweck. mir. nett-we»- -c. see-CI. es»- den fast einstimmig von den Auslegern anerkannten Sinn ha- ben, so lehnen sich dieselben von selbst an jene Formel z«- scosäegw denn in derselben Sache, welche das Zeichen dafür, daß wir aus der Wahrheit sind, enthält, ist auch der Beruhi- gungsgrund für unser geängstetes Gewißen enthalten. Es würde nicht einmal besremden, wenn Johannes geschrieben hätte: s» Tode» »staatser- »-1.; daß aber, nachdem die un- ser Gewißen stillende Erkenntnis selbst- entwickelt ist (ys-wo(3,«. öspu Z« sc. HAVE« Z0,«.), der Satz «. Este-so. arise. nein. c. ». esse. sich auch formell so anschließt, wie es dem Gedanken ent- spricht, nämlich auf jenes si- eoüeczx sich stützt, erscheint durch- aus natürlich. Außer Fritzsche haben, wie schon oben ange- merkt ist, Augustin und Paulus"in merkwürdiger Weise die aposlolischen Worte mißverstanden Der Jrrthuni des Pau- Evssustssn copy 1 Ich. tu, is. 20. 215 lus zieht sieh sreilich auch durch die folgenden Verse hin und zeigt sich besonders aufsallend in V. 20, wo die Worte sei» ausstieg-« es»- sJ wag-if. sei. erläutert werden: »Gott soll uns mehr gelten in der Kenntnis des heiligen Wollens, als unser auf schädlich-gnostische Einfälle gerathenes Denkvermögensq indessen werden wir sogleich an dieser Stelle die von Paulus gegebene Umschreibung der Worte im) zjzcsrpoassw -— zweien. »ein-co- (V. II. 20) anführen dürfen, um nicht weiter davon zu reden. Sie lautet: »Auch vor ihm (in der geistigen Ver- gegenwärtigung Gottes) werden wir unsere Gemüter überzeu- gen (vom Wahren gegen die falsche Gnosis) daß, wenn unser Gemüt eine (vermeintliche Gnosts = eine solche) Tieskenntniß hat, die wider uns ist (wenn uns etwas gegen uns Verderb- liches, sittlich Verwerfliehes, wie eine Tieskenntniß nach den Fehlschliißen und Sophismen jener Gnostikeh glaublich schei- nen möchte), die Gottheit viel mehr (geltend) ist als unser Ge- miit und alles (im Gegensatz gegen jenen gnosiischenLeichtsinn im Sündigen L, 4. 9) tieferkennt (wir also der Gottheit mehr, als dergleichen von der Rechtschaffenheit abführenden Schein- Gedanken und Einsällen einer falschen Gnosis, die Tieferkennk niß des Wahren zuzutrauen haben).« Augustin dagegen hat weniger in der Sinnbestimmung, als in der Verbindung der Worte u» Zweck. tritt. rufe. sc. »den-P. esse. geirrt. Ihm schwebt der Gedanke vor, daß es nicht nur Worte, sondern auch Tha- ten einer nur scheinbaren, unwahren Liebe geben könne (1Cor. IS, 1sll.); darum, sagt er, müße uns das vor Gott geprüfte Gewißen die Wahrheit unserer Liebe bezeugen, wenn wir in derselben das Zeichen dafür, daß wir aus der Wahrheit seien, haben wollten: ln but: eognoseimus quia ex veriiaie sumus, quando opere et veritaie diligimus ei coram jpso per-Zaude- mus eordi nostra. -— Quisquis ergo habuerit earitatem fra- iemam et eoram Deo habuerih ubi Deus vieler, eorque ejus iuterkogatum sub juslo examine non ei aliud responderig quam get-neuem ibi esse rudicem oariiutis unde boni frueius existank habet tidueiam apud Deum. Aber mit Recht hat schon Estius eingewandt, daß die Consiruction des Satzes Zu; 1 Ich. It, 29 — v, z. eine solche Deutung nicht zuläßt. Dem Zusammenhange und dem Wortlaute entspricht nur die gewöhnliche Auslegung, welche schon oben im Allgemeinen dargestellt ist. Der Ausdruck sing— di« bezeichnet auch bei Johannes den innersien Sitz der Em- pfindungen, des Schreckens (Joh. 14, 1. 27), der Trauer (16, O, der Freude (l6, 22). Darum sagt Johannes, daß in die sing-di» des Judas vom Teufel der Beschluß, den Herrn zu verrathen, geworfen sei (13, 2); darum erscheint an unserer Stelle die sing-Fio- als der innere Richter des Menschen, wel- cher ihn verurtheilt und welcher gesiillt, beruhigt werden kann. Es ist also nicht falsch, wennman mit den Griechen impckia durch one-feinere erklärt (vgl. 2Sam. 24, 10. 1Sam. Tit, 6), aber es ist nicht ganz genau, indem eigentlich der aeipeickoyace eine specielle Funktion zukommt, welche nur ein Theil der Ge- sammtthätigkeit der sag-Fia- ist. Eben sofern die ieagäia uns verklagt und verurtheilt, heißt dieselbe avwcicksyocc (Ri5m. Z, 15). Der Ausdruck avpefckezmg sindet sich bei Johannes nicht; denn die Stelle Joh. 8, 9 ist unächt Auch bei den LXX ist das Wort selten (vgl. Ekel. 10, 20. Sap. I7, I0)z im N. T. erscheint es als eine Eigenthümlichkeit des paulinischen (Röm. 9, I. l3, 5. 1Eor. 8, 7. 2Eor. 5, 11. vgl. AG. 24, 16. Hebt. 13, 18) und des petrinischen (lsPetr. Z, 16. 21) Sprach- gebrauchs. —— Indem nun Johannes unser Herz als ein sol- ches anschaut, welches uns selbst verurtheilt G« sei» irae-ex. weil. V. 20), bezeichnet er auch die Möglichkeit, unser Herz vor Gott zufrieden zu stellen: zwecks-mäss- aiseoci erklang« se. sie-gei- -J,«. Die Wirkung des see-Be«- auf unsere Herzen — denn davon allein, nicht auch von einer miligatio aliorum (Aretius), ist die Rede —— muß also dem Zusammenhange nach sein: al desjstant conklemnake (Bengel. vgl. Luther, Spener). Und dieser Sinn entspricht auch vollkommen der Bedeutung des Wortes. Hei-Je»- heißt durch Zureden jeman- den auf seine Seite bringen, den Zorn jemandes beschwichtigen und denselben zufrieden stellen. So steht das Wort Matth. 28, 14 (vgl. auch l Sam. 24, 8), und in außerbiblischen Bei: spielen bei Lücke. Das Gewißen aber, welches uns verklagt l »Ich. M, II. TO. 247 und verurtheilt, hat etwas gegen uns, sstehst gleichsam erzürnt wider uns; gestillt wird es, wenn es gleichsam versöhnt, für uns wiedergervonnen wird. Dies muß freilich geschehn, wie Johannes sagt, Zwerge-owe- mIcuL vor Gott; denn wie die richtende und verdammende Stimme des eignen Gewißens eine göttliche Aurtorität hat, so kann die Beruhigung desselben auch nicht durch irgendwelche Cinbildungem Zerstreuungen oder der- gleichen geschehn, sondern vor dem Angesichte Gottes, welcher im Gewißen redet und das Herz unruhig macht, muß das Herz auch gestillt werden. Wir müßen uns im Frieden mit Gott wißen, wenn unser Herz stille sein soll. So haben die Worte Busen. wären) ihre ebenso einfache, als wichtige Bedeu- tung. Sie markiren die Gegenwart Gottes, vor dem unser Herz ossen liegt, wie Augustim Beda, C. a Lapide, Lu- ther, Calov, Bengel und Neander richtig hervorgehoben haben; dagegen liegt die Beziehung auf das zukünftige Gericht am jüngsten Tage, welche von Socin für möglich, von Ben- son, Lücke und de Wette wegen des Futurums »eines-m- und wegen der angeblichen Parallele IV, 17 für richtiger ge- halten ist —— während S. Schmidt, Episrop, Spener und J. Lange sogar beide Beziehungen combiniren — weder in der« Form der Rede, noch im Zusammenhange. Das Fu- turum »ein-»m- ist ganz so, wie das parallele keimt-äusse- zu beurtheilen. Schon Socin hat das Richtige gefühlt, in- dem er sagte, das Futurum bezeichne die perpetuiiaiem rat. Es driickt die zuversichtliche Erwartung dessen aus, wozu die Kinder Gottes ein Recht bekommen haben: wir werden unsere Herzen vor ihm stillen, so oft der Fall eintritt, daß unsere Herzen die Ruhe in ihm verlieren, weil uns unter den Ver- urtheilungen des Gewißens das friedliche, selige Bewußtsein unserer Gottesiindsrhaft verloren gehn will. Die Stelle W, l7, wo der Tag des Gerichtes ausdrücklich genannt wird, ist aber der unsrigen nicht so gleich, daß dieselbe die Auslegung der unsrigen norrniren müßte; dagegen enthält der Parallelismus von neige-»»- und yama-Messe, welche beiden Begriffe glei- cherweise sich aus das s» »aus-««- gründen, die deutlichste An: 218 l Ivh.sll, 29 -—·- V, Z. weifung für das richtige Verständnis der Schlußworte von V. 19 (vgl. S. 211). . V. 20. Es find, wie oben gezeigt ist (S. 203) drei Hauptpunkte, über welche die Ausleger bei dem schwierigen V. 20 streiten, nämlich das Z» vor Los» Icarus-ist«, das Z« vor ice-Zu«- und dies »Es-stati- selbst, dessen Bedeutung nur im Zusammenhange einerseits mit dem Zwischensatze sei» smeaysw JF,«. «; sandte, anderseits mit dem letzten Satzgliede ital »— »das-« nein-ca bestimmt werden kann. Überhaupt kömmt es jetzt darauf an, die exegetischen Probleme unseres Verses nicht einzeln, sondern mit einander zu lösen, wobei der organische Zusammenhang sowohl mit V. 19 als auch mit V. 21 maß- gebend sein wird. Was zunächst das zweimalige Eis« anlangt, so ist es in sprachlicher Hinsicht unmöglich, das erste Eis« durch die Umdeu- tung des Eis« sei» in ein Zeus« (S. Andreä) oder in ein Eis« sei» (Nösselt u. a.) aus dem Wege zu bringen, und in di- plomatischer Hinsicht unmbglich, das zweite Eis« zu streichen (Grotius) oder durch die Conjertur Es« (-H. Stephanus, Priräus, Pisrator) zu entfernen. Hbchst gezwungen ist aber auch die Erklärung des zweiten Eis« aus einem unmittel- bar vor demselben zu ergänzenden Satzgliede, welches alsdann dem Sinne nach von dem ersten Ei« abhängen würde (Epi- scop, Calov u. a.). Ohne Zweifel muß also, falls die von Fachmann, de Wette und Brückner vorgetragene Erklä- rung, nach welcher der Zwischenfatz Eis« gis-Z. Herr. e? »J- a. »was)- esxrcsw Idas nachfolgende Satzglied siai ynsaiouer nur«-»so- be- gründen soll, unhaltbar ist, die Meinung als richtig erscheinen, daß, wie Wolf, Lücke, Sander (vgl. auch schon Heumann, u. a.) gesagt haben, in dem zweiten Eis« das erste Eis« wieder- aufgenommen werde, eine Meinung, für welche im Wesentlichen auch alle die ältern Ausleger stimmen, welche wie S. Schmidh Calvin, Beza u. a. das zweite Eis« als Anzeichen des be- ginnenden Nachsatzes ansahen oder durch inquam und derglei- chen wiedergabem Esfragt sich alsdann weiter, ob das zwei- malige Eis« durch »daß-«, oder durch »weil« zu übersetzen sei. 1· Ich. tu, 2o. 219 Einig sind Jachmanm de Wette und Brückner in der Ansichh daß das zweite Z» mit dem ersten unmittelbar nichts zu thun habe, daß nicht in dem zweiten jenes erste wie- derausgenommen werde, sondern daß zu dem ersten Es« die Schlußworte w) »»- miaca gehören, während der Zwischen- satz sei» irasxaym ej»- øj sag-il fiel) auf den ganzen Gedanken beziehe, in den Worten Z« Fels: sen. eI I. c. »· es» aber die vorangestellte Begründung des Hauptgedankens Z« — seai Jus-»Zum »ein-m enthalten sein soll. Jm übrigen sind aber die drei Ausleger uneins. Jachmann erklärt das erste Eis« durch »daß-«; deWette und Brückner übersetzen beide Male »weil«. De Wette sindet in dem ganzen Verse, da er das ice-Zan- von der Größe Gottes im Anklagen versteht, eine Er- weckung der Furcht vor dem allwißenden Richter; Brückner dagegen hält den Sinn des Berses für tröstlich, muß also mit Jachmann das sie-Zwi- und year-las. wär-m erklären, daß Gott alles wiße, auch dies, daß wir wenigstens das redliche Bestreben haben, das Gebot der Bruderliebe zu ersülletr Was nun die eigenthümliche Constructionsweise der drei Ausleger anlangt, so kann man dagegen nicht mit Baumgartem Crusius das »so-i vor ywaiosisc geltend machenz vielmehr erscheint dies aus, wenn die statuirte Satzordnung richtig ist, als nothwendig, wenigstens als sehr zweckmäßig, um die logi- sehe Beziehung auf den wider Erwarten vorangestellten Be- gründungssatz Z« ils-T. wä- zu markirem Man muß die allgerneine Möglichkeit der Jachmannschen Construrtionsweise anerkennen; aber der johanneischen Schreibart ist sie gänzlich zuwider. Nirgends hat Johannes so gekünstelt, so unschön und so undeutlich die Satzglieder verschränkt Er schreibt ein- fach und natürlich; er ist vonieiner Einschachtelung der Sätze so fern, daß er sehr häusig unverbunden neben einander stellt, was sich leicht als innerlich gegliedert darbietet Es bleibt also, was die auf dem zweimaligen Z« ruhende Construction des Satzes betrifft, nur die Ansicht übrig, in wel- cher die meisten Ausleger zusammenstimmen, wenn auch erst Heumann, Wolf, Lücke u. a. die philologische Raison der- 220 1 Seh. sit, as) — v, 5. selben richtig gewürdigt haben. Von hieraus ist die Frage, ob das wiederholte Es« durch »daß-«, oder durch »weil« zu erklä- ren sei, unschwer zu beantworten. Streng genommen giebt die Conjunrtion Z« »daß« gar keinen Sinn. Mayer isi auch der Einzige, welcher in dieser Weise das Satzglied Es« ——,uei- can« sei-cis- ci di. se. sahst. vix-ais- als reines Object zu neige— ges» saßen will: wir bereden, versichern unsere Herzen, daß Gott größer ist u. s. w.; aber er hat den Sinn dieser Ausle- gung nicht gerechtfertigt, was um so nothwendiger gewesen wäre, da er an der Beziehung des »ein-»m- aus das Es» rosi- sxxu V. 19 festhiilt Was soll das aber heißen: durch die wahre Bruderliebe versichern wir unser Herz, daß Gott größer ist als dasselbe? Alle übrigen Auslegetz welche das Z» durch »daß« übersehen, gewinnen einen Gedanken, welcher im Grunde auf einer causalen Bedeutung des Z» ruht. Luther, Jachmann und Sander setzen in diesem Sinne das Z» »daß« um in ein -damit, dadurch daß-«, und Jarhmann sagt geradezu, daß er auch das erste Sei, obwohl er »daß« übersetzt, als Causak Partikel ansehe. So sinden auch Luther, Jachmann und Sander in den Worten Z« —- xseixwsi »so-l. den Grund für das gelangte« nur in der Form der Vorstellung weichen sie von denen ab, welche, wie die Gciechen und die meisten Aus- leger, das wiederholte Eis« als reine Causalpartikel verstanden haben. Accurater und einfacher ist aber die letztere Erklärung, während die Vorstellung »Damit daß«, welche der Formel är- wüscxo Z« entsprechen würdes sieh aus dem bloßen Eis« nicht ohne Zwang ergiebt und dabei der erwiesenen und von Lu- ther, Jachmann und Sander anerkannten Zurückbeziehung des erste-»rei- auf das s» ssarirzu V. 19 entschieden widerstrebt. Wir kommen somit zu der für den eigentlichen Sinn des ganzen Verses entscheidenden Frage, ob der Apostel, wie die Griechen, Augustin u. v. a. meinen, auf Gottes Größe und Allwißenheit hinweise, um den tiefsten Grund für die Un- ruhe des uns verur-theilenden Gewißens mit strenger Gesetzes- predigt geltend zu machen, oder vielmehr, wie Luther u. a. urtheilen, ein Wort evangelischen Trostes in die geängsieten sl Johi III» N. N! Herzen rede (vgl. S.207). Vorzugsweise und unmittelbar be- trifft diefe Frage den Ausdruck xrkikxcossz aber einerseits hängt die Beziehung der Worte trat yet-tönte« weis-Da mit dersel- ben innig zusammen, anderseits ist auch der Zwischensatz sei- unsre-»Quinte« »Hm-J- OJ uagckirr und weiterhin das Verhältnis von B. 21 zu V. 20 und V. 19 von wesentliche: Bedeutung. Auf den eusten Blick empsiehlt sich, namentlich wegen der schein- bar leichten und bedeutungsvollen Beziehung der Srhlußworte «. zur« aufs-m, die älteste, neuerlich von Lücke scharfsinnig vertheidigtse Auslegung, deren Sinn der Scholiast I, in Über- einstimmung mit Augustin (cor tuum absoondis ob nomine, a Deo abscondrz Si pokus) so angiebt: «« yoip eigenes-säumte; »Ja- ieagckiau Hauses» Les-Heis- 023 Junos-»Du, III-J Tor? Ziffer» uwsröxeepoc aus«-Szene, tränke) zrckääou es» Jede» Zc xrsfgms åosci sehr« schiffte; (naå yet« »ein-end; Sehr geschickt— hat Lücke das Moment, welches froh aus den Worten ». ym www. für diese Auslegung zu ergeben scheint, noch verstärkt durch Hinzunahme des Zwischengedankens sei» www-w. es» s; enges. »Da Gott, sagt er, ausdrücklich mit unsrem Gewißen verglichen wird, dieses aber als anklagend gedacht wird, so ist fast unansrveichlich, xssigw zunächst auf die größere Macht Gottes im Anklagen, also auf die richterliche Größe Gottes zu beziehn. Das folgende «. pas. weiss« gehört nicht unmittel- bar zur Bergleichung, aber es erklärt dieselbe insofern, als der- ienige, se· keck-»so: ycmäo«s«, auch größer sein muß im sit-»a- ;-«-(«5a«s»-, als das menschliche Gewißen.« Die Sache scheint hiemit fast entschieden; und doch bezeichnet Lücke selbst durch die mühevolle Kunst, welche er aufbieten muß, um den so ge- wonnenen Gedanken nach Maßgabe des Eis« »weil-·- mit dem »Sie-»m- V. 19 zu verbinden, den schwachen Punkt seiner Auslegung, den spannt, von welchem aus die beiden unmittel- bar aus dem Texte entwickelten Normen, nämlich das Sei» sen-pay«- und das yet-ein«. ankam, in einem ganz andern Lichte erscheinen. Nach Lücke stellt sich nämlich folgender, höchst aussallende Gedanke heraus: wir können in dem Be- wußtsein der wahren Bruderliebe unsere Herzen vor Gott stil- 2252 l Ists. 17329 "—V, s. len, weil, wenn uns unser eignes Herz verklagt, Gott, der all- wißende», noch größer im Anklagen und Berurtheilen ist. Se- hen wir auch davon ab, daß Lücke, was schon oben abge- wiesen ist, das a««a.»x-«»srn. wär. von unserer Zuversicht am Tage des künftigen Gerichtes versteht, und daß er, was sich alsbald als ganz unthunlich erweisen wird, die Anklage des eignen Gewißens auf den Mangel an wahrer Bruderliebe be- zieht: jedenfalls ist der gewonnene Hauptgedanke von V. 20- welchcr kraft des Z« die Begründung des »als-»ew- V. 19 geben muß, ohne weitere Bermittelungen und Ergänzungen gar nicht zu reimen. Hier ergiebt sich also die Veranlaßung zu den Suppletionem wie sie von Episcop u. a. (vgl. S.204) versuchtsnd Lücke ist zu dieser Auskunft nicht mehr (vgl. l. Ausl.) geneigt, sondern sagt, mit Estius (vgl. auch Hun- nius), daß der causale Satz Z» —— neige» irrt. eine discla- katio ex oontkakio sei, welche man so zu denken habe: »nur wenn wir uns in thätiger Bruderliebe bewußt sind, aus der Wahrheit zu sein, werden wir unsere Herzen vor Gott beru- higen (im Gerichte), denn, wenn das Gegentheil stattsindeh wenn unser Gewißen uns des Mangels an echter Liebe an- klagt, — so ist Gott größer als unser Herz und vor seiner Heiligkeit und Allwißenheit giebt es keine Beruhigung für das anklagende Gewißenxs Aber was hier eine declakatio ex con- trario genannt wird, ist im Grunde nichts Anderes als eine Ergänzung, und zwar eine dem Sinne nach höchst gewagte Ergänzung, indem überhaupt erst durch das hinzugenommene Moment »wenn das Gegentheil stattsindetss der Gedanke V. 20 als ein conikariuni dem V. 19 gegenüber erscheint. Ganz anders verhält sich die von Lücke verglichene Stelle 2Petr. l, 9, in welcher ausdrücklich yoip xess neigen« kaum) der gegensätzliche Fall markirt wird. Die richtige Würdigung je- ner deciaratio ex contrario ergiebt sich auch daraus, daß ge- rade Estius, welcher zuerst von derselben sprach, zu denen gehört, welche eine Suppletion für nöthig hielten, und daß Socin, in dessen Auslegung die von Esttus und von Lücke vertretene gewißerinaßen präformirt ist, sich noch gescheut hat, n. Ich. in, so. · s223 den eigentlichen Gedanken von V. I9 weinen» esse-L) als durch V. 20 ex contkario begründet anzusehn, weshalb er sei- ner Ansicht die Wendung giebt, daß er sagt, das Eis« V..20 begründe nicht den Inhalt von V. l9, sondern gebe nur den Grund für die Erwähnung der wichtigen Sache an (non pro— butionem kei diente, seci oausam cur- ejus mentio facto früh, in diesem Sinne: Ne cnikum sit vobis, si tkuotuiii ex so, qnod vos tnonui, pkoiioiscentein disekte eomrnetnoravh quoci coroa nostra secure ookom Deo iiabedimus Nur« si eliter Esset, etsio cok ipsum nostrum nos kepkelienrieket et con- sequenter seouros nos esse eoram Deo non sinken-et, male nobisoum arger-eint, cum ipse Deus «— mojok sit eokcie no- stro et otnnia seist, ita ut n0s melius ipse vorerst, quan- nos ipsi. Die Behauptung einer deeloratio ex contrakio in V. 20 bedeutet in der That mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Wenn nämlich V. 20 im Gegensatze zu V. 19 aus- gefaßt wird, d. h. wenn die Worte sei» ausstieg-w. »F»- sj unreif. nicht den Grund der Unruhe unserer Herzen, welche gestillt werden sollen — und zwar deshalb weil Gott größer ist,— als unser Herz — angiebt, sondern im Gegensatze zu dem Still- sein unserer Herzen den Fall der Unruhe bezeichneh welcher eben im Hinblick aus deu noch schärfer anklagendem allwißen- den Gott stattfindet: so kann V. 21 nicht einen Gegensatz zu V. 20 bilden, obwohl schon der Wortlaut Hei» »« sang-F. is» un sure-zw- sJzu dies an die Hand giebt, sondern V. 21 muß mit Überspringung des Zwischengedankens V. 20 den Hauptgedanken von V. l9 Meteor-so) fortsetzen, und jenes »eines-ser- muß mit dem rrazikssyoiap Hostie» V. 21 völlig gleichbedeutend sein. Das alles aber sind Voraussetzungen oder Ergebnisse, welche der johanneischen Denk- und Redeweise über- haupt wie dem Zusammenhange und dem Wortlaut unserer Stelle keineswegs entsprechen. Und doch haben, was die in der Auslegung unserer Stelle herrschende Verwirrung charak- terisirt, sogar einige von den Jnterpretem welche das gis-Ja»- und das pas-alone« weiss« in tröstlichem Sinne nehmen und die Worte sei» learn-w. »Ja. s; »und. nicht von einem dem 224 1 For. u; 29 — its, s. gelesen« e. «. eher. entgegengesetzten Falle, sondern eben von der durch das see-Yea- zu stillendem aus der. Selbstanklage herrührenden Unruhe verstanden, das wirklich gegensätzliche Ver: hältnis zwischen V. 20 und V. 2l, welches von diesem Stand- punkte aus kaum zu verkennen ist, nicht erkannt. S« hat schon Speise« ähnlich wie S. Sehmidy in V. 21 die weitere Frucht« des Trostsatzes V.20 gefunden. Auch Fach- mann hat den Gedanken von V. 21 als eine »Steigerung«, und Rickl i als eine »Fortsetzung und Vollendung des Vori- gen« bezeichnet, als wenn dem Sinne nach ein »Ja« in V. 21 an seiner Stelle wäre. Eine ähnliche Verwirrung, nur in umgekchrter Richtung, hatte Lücke in der— ersten Auflage sei- nes Commentars; da er bei seiner Auslegung des Fing« von der Große Gottes im Anklageiy also bei der gegensätzlichen Stellung des V. 20 zu V. 19 wiederum den V. 21 als den ausdrücklichen Gegensatz zu V. 20 bezeichnete. Dies mußte Liicke (2. Aufl) im Interesse seiner Auslegung fallen laßenz wie von der andern Seite J. Lange, Sander u. a. er- kannten, daß ihre Auslegung nur dann einen ebenmäßigen und klaren Sinn gab, wenn nicht V. 20 einen Gegensatz zu V. 19, sondern wenn V. 21 einen Gegensatz zu V. 20 und dem damit innig verbundenen V. 19 bildete. Das logische Verhältnis von V. 21 zu V. TO, welches durch die Worte Hei» Many-»das» ej» s; »und. V. 20 und »Hast- OJ einiges. ej«- FUJ erstreckte-many; Heerde« V. 21 indicitt wird, ist so wie in Cato. l. V. 9 zu V. 8 und wiederum V. 10 zu V. 9 steht, d. h. ein gegensätzliches Ein anderer Fall, näm- lich ers-L«- uassayeøståuøcy ej»- ys stand. wird V. 20, und ein an- detec Full, nämlich Eis» VI« leert-CI. riet« »in-J ieqskaywqsqxpz Hi. wird V. 21 erörtert, wie auch Sander mit Recht gegen Lücke geltend macht. Allerdings steht V. 21 kein sie, aber auch l, 8———10 und an manchen andern Stellen ist das innere Verhältnis der Gedanken nicht ausdrücklich markirt. Ocn un- serer Stelle kann das Fehlen einer adversativen Partikel um so weniger ausfallen, als theils durch die bestimmte Anrede wiyaaøzeot V. 21 eine gewiße Hebung des neuen Gedankens, 1 Ich. its, 20 (2I). 225 welche eben aus dem Zusammenhange einen gegensätzlichen Ton annimmt, sich ergiebt, theils auch der Gedanke von V. 21 nicht einmal so unmittelbar und so zu sagen paritätisch dem « Gedanken von V. 20 gegenübersteht, wie Cap. l. V. 9 dem V. 8 und wiederum V. 10 dem V. 9, sondern den Gegen- satz bildet zu einem Gedanken, welcher V. 20 nur in der Form eines den Hauptgedanken (V. 19 »ein-»so» erliiuternden und bedingenden Zwischensatzes (.sois- »arm«-». sj ». Hin) auftritt, während der eigentliche Hauptsatz in denWorten Missouri-») its« — xrsigw satt» its-I« liegt. Johannes stellt also zuerst V. 20 den Fall hin, daß unser eigenes Herz uns verurtheilt, —- wir werden in diesem Falle, sagt er V. 19. 20, unser Herz stillen können, weil Gott größer ist als unser Herz — dann, V. II, geht er zu dem andern, glücklichern Falle über, daß unser Herz uns überhaupt keine Unruhe durch Anklagen und Verurtheilen macht; alsdann, sagt er, haben wir Freudigkeit zu Gott. Somit ergiebt sich zweierlei: erstlich, gegen Lücke und de Wette, daß das »ein-Ue»- V.19 mit dem »was-ja. Izu-m- V. 21, wie auch schon die Verschiedenheit in der Form andeutet, nicht völlig gleichbedeutend ist — jenes bezeichnet die Wiedergewinnung des unter den Vorwürfen des eignen Ge- wißens verlornen Friedens, die Herstellung des seligen Be- wußtseins unserer Kindschaftz dieses bezeichnet den durch Selbst- anklagen eben nicht beunruhigten Zustand des Gläubigem wel- eher in der ungetrübten Gewißheit seiner Gotteskindschast mit voller Freudigkeit zu seinem Gotte aufschaut —- zweitens, ge- gen Augustim die Griechen und alle die, welche den V.20 sensu legali verstanden haben, daß die unmittelbare Begrün- dung des nsiaoxtep T. n. I9, welche V. 20 it! den Worten Z» — xisixw Hi. gegeben wird, mit Luther u. a. nur sensu evangelico zu denken sei. Das volle Recht dieser Auslegung ergiebt sich aber nicht eher als bis die richtige Be- deutung des Zwischensatzes Fair- iirxsxaeytwasaiepy rJxsusw s; siapckiw genauer ermittelt ist. Fest steht schon, daß in diesem gegen uns selbst gerichteten ssoessayemäousxp des eignen Herzens die Unruhe, die Angst begründet ist, welche durch das erst-Je»- Il. 15 226 1 Joh. ll, 29 — V, Z. se. stand. s» V. 19 gestillt werden soll; streitig aber ist un- ter den Auslegern nicht nur der rein sprachliche Sinn des Wortes iewoxysiiaiosckck welches einige, der Bulgata folgend, durch keprehenciere -anklagen« (vgl. Augustin, Beda, die Katholiken, Schlichting, J. Lange, S. G. Lange, Lücke, de Wette, u. a.), andere durch condemnure erklären, sondern auch der wesentliche Punct, worauf sich das sie-way«- wjqsssw des eignen Herzens beziehe, ob darauf, daß wir nicht in der Wahrheit, sondern nur mit der Zunge die Brüder lie- ben (C. a Lapide, Estius, Episcop, Rosenmülley Lücke, de Wette), also daß, wie die Griechen, welche hist-Fang zu »arm«-wo«- ergänzen (vgl. Oecumenius), die Sache sich vorstellen (vgl. S. 208), dem lügnerischen Worte der Liebe keine That entspreche, oder ob das imssaywaiossscw des eignen Herzens auf die Sündhaftigkeit des gefammten Le- bens gehe und somit überhaupt das Bewußtsein der Gottes: kindschaft trübe und aushebe, sei es, daß der innere Vorwurf neben den übrigen Mängeln auch den Mangel der ächten Bru- derliebe betreffen soll (Luther, Calvin, Bengel, J. Lange u. a.), sei es daß die Bruderliebe ausdrücklich als wirklich vor- handen, diese also von den innern Vorwürfen ausgenommen gedacht wird (Nösselt, Sander). Das Wort »w«y«-a5o»s«s-, welches bei Johannes außer unserer Stelle nicht vorkörnmt (vgl. aber Gal. 2, 11), steht seiner eigentlichen Bedeutung nach in der Mitte zwischen ««- sxsyyopezk anklagen, neben welchem noch ein oinozoyeip statt- sindet (Rö1n. Z, 15), und smrocispiperk verurtheilen, verdam- men (Joh. 8, 10 sl.). Kasse-Uns«- schließt die richterlichc Strafbestimmung ein (vgl. Joh. 8, 10 mit V· 4), während sskxcaycwioicscp nur das gegen ein Angeklagten gesällte Er- kenntnis, welchem die entsprechende Strafbestimmung noch nach- folgt, bezeichnet. Deutlich geht dies aus Deut. 25, l· 2 her- vor, wo zuerst die Schuldigfindung (-isxssay»«-3a»s»-), dann die Bestrafung eines Verbrechers gefordert wird. Somit ist der Ausdruck sehr bezeichnend für das von der eignen Seele (,«o-— ssoiqice m? or? easy-»« s; ins-«« ais-cis. Sie. l4, Z. vgl. 19, l Ich. llI, 20 (2l). 227 5-) oder dem eignen Herzen (e3 yoig öfters-sog — atcksicas vie-»J- a» Läuse-», ach( IJMZ XII-w «a-say«-a)a»e3,«ss1-oc, aEUoi III-ei »Er ickiag sandte-g. Test. Gast. 5. J. A. Fabricius, Carl. pseudejx V. T. F. 681) gegen einen Menfchen gefällte Er- kenntnis, welches schon mehr ist, als die bloße Anklage, indem durch das seasxoeyeyaiousrp auch die Schuld des Angeklagten anerkannt wird, so daß die Verdammung in die Strafe, das siuroe»gis-e»-, mit Recht erwartet werden muß: Worauf aber denkt sich der Apostel dies uwqyxpaiousm unsers eignen Herzens gerichtetZ Die von den Griechen, von Lücke u. a. gegebene Antwort liegt nahe, weil V. 18 gerade die Pslicht der ächten Bruderliebe den Gläubigen ein- geschärft ist und ein anderes Object des sein«-nigra»- ftch unmittelbar nicht darzubieten scheint. Allein wenn das. »si- ooxrsp V. 19, worin die Überwindung des uoessaywaioiescp aus- gesprochen wird, sich wirklich, was auch Lücke nicht leugnet, auf das z» Tode-»» zurückbeziehh so ist es unmöglich, bei der Anklage des eignen Herzens an. den Mangel der Bruderliebe zu denken; diese wird ja gerade vorausgesetzt als das Kenn- zeichen dafür, daß wir aus der Wahrheit sind und als der subjektive Beruhigungsgrund, aus welchem stehend wir uns des objektiven, nämlich Eis« — zxsixwo sitz» getrösten können. Dies entscheidet für die von Luther u. a. vertretene Ausle- gung, und zwar für die Modification, welche Nösselt dersel- ben gegeben hat: das away-volens»- des eignen Herzens kann sich auf jeden Mangel beziehn, nur nicht auf den Mangel an wahrhafter Bruderliebe. Genauer hat jedoch auch Sander das Objekt des Jena«-zwanzig» nicht bestimmtz auch er macht ei- gentlich nur die aus dem Gedankengange sich aufdrängende Norm der Auslegung geltend, giebt aber nicht das volle, die- ser Norm entsprechende, bestimmte Resultat. Textgemäß wer- den wir das Objekt des ieasxayzsiajoiesis in nichts Andcrm zu suchen haben, als in dem, was als Objekt zu dem ywwaöxcssa V. 19 genannt war, nämlich in dem Begriffe Z« »F; til»- Isiag ask-m. Hierauf leitet der Zusammenhang, hierauf deu- tet auch der sinnvolle Wechsel der Ausdrücke yuiaicmscis und 15 «« 228 1 Ich. n, 29 —- v, 5. »o--cay«-u3a-rs»-, ein beziehungsreiches Wortspiel-, welches noch einmal am Schluße von B. 20 (». yuiaiancr ».) wiederkehrt und dort auch von Wetstein, Bengel und Lücke anerkannt ist. Eine ganz ähnliche Alliteration findet sich Joh. 15, 2 wide« aus-ei — ask-»Buchs- miröj Der seligen Erkenntnis, daß wir aus der Wahrheit, d. h. daß wir Gottes Kinder sind (V. 19), stellt Johannes das gegen uns lautende richterliche Erkenntnis des Gewißens gegenüber, wodurch uns eben jenes Kindesbewußtsein benommen und die ängstliche Unruhe erzeugt wird, welche wir nur deshalb stillen können, weil Gott größer ist als unser eignes Herz und alles erkennt. So giebt der Zusammenhang des äußerst fein angelegten Satzes auch die Erklärung der streitigen Worte Z» rosig-««- åorip ei wes; »Es; ircrpckicrg eJxraiw Hirn-i yet-user«- noiwor an die Hand. Dasjenige, woran wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit oder aus Gott sind, nämlich die ächte Bruderliebe, ist noth- wendig zugleich die (subjective) Voraussetzung, unter welcher wir, falls unser eignes Herz gegen uns erkennt, daß wir nicht aus der Wahrheit und nicht Gottes Kinder seien, unser Herz vor Gott stillen können, deshalb ·—— es folgt der nie-wankende, objektive Grund — weil Gott größer ist, als unser eignes, gegen uns erkennendes Herz und alle Dinge erkennt. Also dem fröhlichen, aber» immerhin schwankenden Yes-reinste»- der Gläubigen (V. 19) kann sich ein ängstigendes ssaeokyrsiaioirerw von Seiten des eignen Herzens entgegenstellenz aber nieder- geschlagen wird dies ssasxayrwaiasrscu wiederum durch ein gött- liches zuwider-km, welches alles umfaßt, welches tiefer und rich- tiger ist, als das vorweg-sparsames» des eignen, verzagten Ge- wißens, so gewiß Gott überhaupt größer ist als unser Herz. Der tröstliche, evangelische Sinn der Worte gis-Zan- — »— »das-« noli-m tritt also aus dem Zusammenhange deutlich hervor. Daß man dies häufig verkannt hat, ist — abgesehn von den schon oben bezeichneten falschen Ansichten namentlich von der Bedeutung des wiederholten Eis« und von der Bezie- hung des Laie« irorsrayrpuioiryz II sroegdl — durch die Unbe- stimmtheit der an und für sich zweideutig lautenden Worte l Joh. til, »20«(2l). 229 neige« »O» veranlaßt. Man erwartete (vgl. Lücke), daß mindestens statt e; Wiss; geschrieben sein würde ei nasse-In, un: die trostreiche Vorstellung von der Güte Gottes anzudeuten; man stieß sich auch mit Recht an der Combination von Joh. 21,17, wodurch Ausleger wie J. Lange, Nösselt u. a. die Beziehung der Schlußworte ». Hawaii-«« weis-sca- erläutern woll- ten. Aber ei was-ej;- statt öäcög konnte Johannes nicht schrei- ben, wenn er nicht die Vergleichung mit« der menschlichen sag— cito: unharmonisch machen wolltez und die Worte im; ywaimcsr naiwu finden ihre sichere Beziehung in dem Contexte selbst und dienen mit dazu, die textinäßige Bedeutung des kais-Zu«- zu bestimmen. Den Ausdruck neigt» gebraucht Johannes gern. Er bezeichnet damit der einfachen, sinnlichen Grundbedeutung gemäß (vgl. Joh. l, St. 5, 20. 14, 12. 15, 13. 19, II. 3Joh. 4) den höhern Werth und die größere Auctorität z. B. eines Zeugnisses (V, 9. Joh. 5, 36), die bevorzugte Stellung und erhabene Bedeutung jemandes (Joh. 4, 12. 8, 53. 13, 16. 15, 20) und die unbedingte Hoheit Gottes über alle Dinge (Joh. 10, 29. 14, 28), in welchem deshalb auch, weil er »größer« ist, als der Fürst der Welt, die Kinder Gottes den Sieg über die Welt haben (IV, 4). Auch an unserer Stelle muß sich die genauere Bestimmung des Begriffs aus dem Zu- sammenhange ergeben. Ohne Zweifel ist dabei das Satzglied sei-t- nusmyrwuioux VI»- sJ »und! sehr wichtig, aber es ist nicht nöthig, wie Lücke urtheilt, daß allein in dem uusxaysmäaukcsi selbst Gott größer erscheine, als unser Herz, von welchem eben dies uasrayrmäusserp ausgesagt wird. Gott kann auch deshalb größer heißen als das eigne wider uns erkennende Herz, weil er alles beßer erkennt, als unser Herz, also nicht wie unser Herz wider uns erkennt. Den allgemeinen Sinn haben die Ausleger richtig gefühlt, welche wie J. Lange, Rickli u. a. das neige» von der Vatergröße des gnädigem Verzeihenden, freisprechenden Gottes verstanden, obwohl sie nicht genau ge- nug die dem sie-Zau- eben durch die nachfolgenden Worte n. yimäoues noli-w gegebene Bestimmung und den hierauf beru- henden Gegensatz zwischen Fee-Ja«- — uui jin-deiner noli-m 230 1 Seh. u, 29 — v, s. Und Fair- ssacsrayrssasoujz Ohr. eJ nagt?- beachtetem In der That fehlt die Beziehung des site-ice«- auf das folgende Yes-»Z- mm weis-ca bei keinem der Auslegey welche die Worte Z« zrsfgw »z- im tröstlichen Sinne nehmen; aber theils« tritt dieselbe nur undeutlikh hervor, theils wird die ganze Auslegung wieder verschoben, wenn man, weil das uusrayusaiaiescw des eignen Herzens fälschlich auf den Mangel an ächter Bruder- liebe bezogen war, demgemäß das yet-usw«« weis-s«- erklärte: Gott kenne beßer als wir selbst unsern guten Willen, unsere schwache Liebe, Gott, der alles durchschaue", finde auch in un- sern Herzen die uns selbst verborgenen Keime der ächten Liebe (vgl. Rickli). Eher wäre mit Sander zu sagen, Gott kenne auch das Fünklein des Glaubens in dem glimmenden Dochtez aber auch diese Beziehung des yet-»ja»- noiwa wird vom Contexte nicht dargeboten. Vielmehr wird der Zusatz uoxl ye- wiaaee ers-Zwar, welcher dem xreigwp seine nähere Bestimmung giebt, daraus zielen, worauf das auch im Wortlaut smnvoll anklingende unsern-»Musik«« unsers eignen Herzens geht, so daß sich das göttliche Hain-Sauen» wodurch unser eignes »am- yrmäaiikrr überwunden wird, jenem seligen Hawaii-us«- der Kin- der Gottes Vpwoöxreåa B. 19) trostreieh an die Seite stellt, gegen welches eben unser eignes Herz mit seinem ängstigenden aasraycmäosescu sich erhebend gedacht wird. Gott, der größer ist als unser eignes verzagtes, kurzsichtiges Herz, weiß alle Dinge schlechthin, weiß auch, daß wir seine Kinder oder aus der Wahrheit sind. Wir selbst sollten dies trotz aller Anklagen des eignen Herzens daraus beständig erkennen, daß wir die Brü- der wahrhaft lieb haben; aber wenn uns auch dies untrüg- liche Zeichen unserer Gotteskindschaft unter den Anklagen des eignen Herzens verdunkelt wird, dennoch können wir unter Voraussetzung der Bruderliebe (ss- see-Fig«- — »eines-ist«) un- sere Herzen vor Gott stillen, weil er größer ist als unser Herz und in seiner Allwißenheit uns, die wir die Brüderliebem also wirklich sein Leben in uns haben (vgl. B. 10. 14. lV,16), als seine Kinder erkennt. Gott, größer als unser Herz und nicht wie dieses geblendet durch die mannichfaltige Schwachheit l Ich. l"ll, 20 (2l). 231 unsers neuen Lebens und durch die noch immer nicht ganz überwundene Sünde (I, 8 fll.), erkennt unsere Liebe zu den Brüdern, Gott erkennt, daß diese Liebe unzertrennlich ist von der Liebe zu ihm, Gott erkennt aus dem Lebenszeichen der Bruderliebe unser Leben in ihm, welches uns Angefochtenen und Geängsteten nicht da zu sein scheint, Gott erkennt also, daß wir aus der Wahrheit sind, mag unser Herz dawider er- kennen, was es will; es wird gestilIt, weil es sich auf das Er- kennen Gottes verläßt. Gegen dies exegetische Resultat aber könnte oielleicht von Seiten der Dogmatih und zwar gerade von Seiten des durch das feste, einstimmige Schriftwort genährten protestantischen Glaubensbewußtseins Cinspruch erhoben werden, welcher, wenn er begründet wäre, auf einen Fehler in der gegebenen Ausle- gung schließen laßen würde. Es kann nämlich der Schein entstehn, als wenn dadurch, daß das Vorhandensein der Bru- derliebe als die subjective Voraussetzung für die Stillung des uns bcunruhigenden Herzens dargestellt ist, der srhriftwidrigen Borstellung von der tides formats: das Wort geredet werde. Davon ist jedoch im Texte keine Spur. Indem Johannes das »Sie-thust- B. 20 wie das yøiasaöxrsiwc V. 19 auf das Z» reifen) zurückbezieht, weist er allerdings auf die Bruderliebe hin, als auf das Kennzeichen des in uns schon wirklich vor- handenen göttlichen Lebens — wie auch Luther, Beza, Are- tius und Piscator wiederholt gegen die katholischen Ausleger bemerken -—— aber er if: weit davon entfernt, die Bruderliebe für eine Bedingung zur Erlangung jenes Lebens aus Gott auszugeben. Johannes redet von Glciubigem welche wirklich aus Gott geboren worden und aus der Wahrheit sind, und sagt erstlich, daß sie diesen ihren Kindesstand an ihrer» achten Bruderliebe erkennen sollen (V. 19), zweitens (V. l9. 20) daß, wenn ihnen ihr eignes Herz die fröhliche Gewißheit ihrer Kindschaft trübt, sie im Bewußtsein ihrer Bruderliebe, welche ja das specisische Merkmal des vorhandenen Lebens aus Gott ist, ihre Herzen stillen sollen, weil Gott anders erkennt, als das verzagte Herz. Wenn also der apostolische Gedanke eine 232 l Ich. ll, 29 — V, Z. Schwierigkeit hat, so liegt sie nicht darin, daß unter Voraus- setzung» der Bruderliebe diese in ihrer« trostreichen Bedeutung als ein Merkmal des aus Gott gebotnen Lebens geltend ge- macht wird ’«), sondern darin, daß überhaupt bei dem uns-a- ycmäosssw des eignen Herzens das Vorhandensein der Bru- derliebe und das Bewußtsein derselben vorausgesetzt wird. Wie soll denn das Herz gestillt werden, wenn es auch wegen der mangelnden Bruderliebe gegen uns erkennt? Auf diese Frage hat unser Text, welcher von diesem Falle nicht redet, unmit- telbar keine Antwort; insofern aber läßt sich aus demselben die rechte Antwort gewinnen, als Johannes in den Worten Eis« its-Zan- »z. den objectiven, unerschittterlichen und unter allen Umständen für die Kinder Gottes ausreichenden Beruhigungs- grund darstellt Wenn wir nur wirklich aus der Wahrheit sind und Gottes Kinder wirklich geworden sind, so gilt, selbst wenn wir in einer Zeit der Anfechtung gar kein Zeichen un- sers göttlichen Lebens an uns selber wahrnehmen, der durch- schlagende Trostgriind, daß Gott größer ist als unser Herz und alles erkennt. Sind wir wirklich Gottes Kinder, so erkennt er uns auch als solche, so sieht er auch die Merkmale unserer Kindschaft Ein geängstetes und zerschlagenes Herz soll wahr- lich nicht verzagen (vgl. Pf. 34, 19. 51, 19), sondern soll wißen, daß das erste Zeichen der Gemeinschaft mit Gott und das we- sentlichste Merkmal des Seins aus der Wahrheit nichts Ande- res ist, als das ungeschminkte Bekenntnis der eignen Sünd- haftigkeit und der fortwährenden Versündigungen (l, 8 fll.). Wenn wir uns selbst— richten, so werden wir nicht gerichtet (1Cor.11, 31). Wahrhaft schlimm steht es also nur um den Menschen, welcher die wider ihn sich erhebende Stimme des Herzens nicht hören will oder überall nicht mehr hört (vgl. C a lvin). «) Jn diesem Sinne sagt Luther: An set-o non satis tnagnn com— menäatio bonomm opekum hast: est, quod — placant corda nostra et conseientincn aliqno moiio sublevanU Richtig hat er nämlich er- kannt, daß Johannes die opeka oakitatis als testes betrachte, welche uns bezeugen sollen, fide-n nostra-n vers-nasse et gkatiam Dei in nobis non fuisse otiosanr 1 Ich. us, 21. 22. 233 V. 21. 22. Nach der Anweisung, wie die Kinder Gottes die Unruhe ihres Herzens, welches gegen sie erkennt, stillen können (B. 20), hebt der Apostel die frohe Zuversicht hervor (gxa(5z3»o. å'zo,«ss-), welche im entgegengesetzten Falle, nämlich wenn keine verurtheilende Stimme des eignen Herzens laut wird Geis- øJ sie-M. esse. ins «(r-ocy«-s-uZern»øy-rJ,«c-), stattsindet Genau bezeichnet ist das gegensätzliche Verhältnis der Gedan- kennichtz nur ein neues, wichtiges, für die in brüderlicher Liebe Verbundenen gleich sreudenreiches Moment wird durch die ausdrückliche Anrede oiyasnyssoi (vgl. It, 7. lll, 2. W, 1. 7. 11) markirt (vgl. S. 224). Geliebte, sagt der Apostel, in- dem er, wie oben B. 2, sich mit feinen Brüdern der gleichen Gotteskindschaft freut, es kann und wird mit uns auch anders stehn, als eben (V. 20) gesagt ist, und wenn wir in diesem glücklichen Falle sind, wenn unser eignes Herz uns durch seine Vorwürfe nicht den ängstigenden Zweifel, ob wir auch aus der Wahrheit und Gottes Kinder seien, erregt, so haben wir Zu- Versicht zu Gott, rrerzsxsøyoiaw esfzozrsw emsig· »ic- Jede« Die Erklärung dieser Worte mußte im Wesentlichen schon oben gegeben werden, als bei der Bestimmung des gegen- sätzlichen Verhältnisses zwischen V. 20 und B. 21 nachzuwei- sen war, daß unser na5437o. IX. mit dem obigen neige-»»- sc. rings. Ha. nicht desselben Sinnes sei, sondern im Unterschiede von der Wiederherstellung des durch das ssassoeycuaiasisew ge- störten innern Friedens wein. sc. email) die durch kein der- artiges »arm«-securus«- getrübte Guis- — zur; um«-sey. V. 21) fröhliche Zuversicht der Kinder Gottes, wie dieselbe von Paulus Rötn 8, 15 beschrieben wird, darstelle. Wie sehr der Context zu dieser Auslegung hindrängt, bezeugt der Umstand, daß al- lein Estius die Dass-Jota V. 21 wie IV,1'7 von der iiclacia evadendae ciamnationis in die judicji versteht und in B. 22, wo er das see-l durch sei! etiam giebt, ein ganz neues Mo- ment findet, während Lücke zu V. 21 seine vorhin vertheidigte Ansichtz daß die ways-Jota auf das künftige Gericht zu bezie- hen sei, gar nicht wieder berührt, vielmehr in V. 22 die Be- währung der nassøkola findet, eine Beziehung, welche de Wette 234 1 Tod. u, 29 — v, s. mit seiner auch nur sehr unbestimmt wiederholten Auslegung von der Freudigkeit am künftigen Gerichtstage durch die Be- merkung zu rombiniren sucht: der Apostel »verbinde damit ei- nen ähnlichen, ermunternden Gedanken, den der Gebetserhö- rung, welche insofern mit der Freudigkeit zusammenhänge, als sie wie diese die Liebe zu Gott (B. 19), somit die Einigung des Willens mit Seinem Willen und ein Gebet in diesem Sinne voraussetzeQ Daß die Beziehung der nassen-for V. 21 auf das kindliche Beten V. 22 nicht entbehrt werden kann, lehrt der augenscheinliche Zusammenhang unserer Stelle, wie die Parallele V, 14, woraus freilich nicht mit Carpzov gefol- gert werden darf, daß das sie-i V. 22 soviel bedeute wie das Z« V,14 oder wie Da. Luther, welcher das zuversichtliche, rückhaltlose Bitten der Kinder Gottes mit den Worten be- schreibt: »du mußt einen Gürtel oder Bettelsack von allerhand Nothdurft haben«, hat deshalb nach dem Vorgange von Lyra Uiciucia in nostkis neoessilatjbus recukrendi ad spann) und in Übereinstimmung mit C. a Lapid e, Tirinus, Aretius, Whitby, Carpzov, S. G. Lange, Bengel, Steinhofer, J. Lange u. a. die weiss-Jota V. 21 nur in der V. 22 an- gegebenen Beziehung verstanden, während andere Auslegey welche den Begriff der nasse-ais)- V. 21 weiter faßten, wie Grotius sponiidimus nos ej esse earissimos), S. Schmidt Uidueia eokdis de vekitate tidei cektilieati), Rickli (»freudige Zuversicht zu Gott in jedem Augenblicke unsers Lebens, auch im Gedanken an den nahen Tod-O, jedenfalls die besondere Bestimmung von V. 22 hinzunahmen (vgl. auch Calvin, Spener, Baumgarten-Crusius, Sander u.a.). Text- gemäß ist diese letzte Art der Auslegung, weil die weiss-»ein ngöc Te» Fee-1- (vgl. 2Cor. 7, 4. Z, 4. IThess l, 8) un- mittelbar in Beziehung steht zu dem sei» a; singe. es» ««»y" gering-indess» edles-», also nicht von vorn herein auf das spe- cielle Verhältnis des Bittens beschränkt werden darf, sondern zunächst von der ganzen Berfassung eines Gläubigen, welcher sich seiner Gotteskindschaft mit ungetriibter Freudigkeit bewußt ist, verstanden werden muß. Ein specielles, höchst wichtiges, l Joh. lll, 2l. 22. 235 ja das signisiranteste Moment in dieser Kindeszuversichh wel- ches auch Röm.8, 15 besonders hervorgehoben wird, folgt V. 22. Mit dem «; vor is« sei» »in-Ins» wird die besondere Bewährung der kindlichen Zuversicht in ähnlicher Weise ange- schlossen, wie B. 10 in den Worten im) c? Fu; than. sitz. ein specielles, schon in der allgemeinen Bestimmung ö ») »ein-Zi- åxaroaüwøyp enthaltenes Moment herausgehoben wurde. Nach zwei Seiten hin beschreibt der Apostel die im Gebete sich erweisende Zuversicht der Kinder Gottes zu Gott: es ist nichts ausgeschloßen von diesem kindlichen Gebete (3 sei» o««-ck«3»ss-), und was nur immer die Kinder Gottes erbitten, das empfan- gen sie von Gott Umrisse-Zutun» vier« viel-roth. Als Grund, nämlich des äa,«-«Fois-0««ss-, der beständigen Erhörung aller mit dieser kindlichen Zuversicht vor Gott gebrachten Gebete, giebt er an: Es« Ins« Enteilt-Es· um«-rot? srøyporJzrep nai sroi osgsosroi ärmer-««- oersssrors Irr-mehren, d. h. nach dem wesentlichen Gedankengange von II, 29 an, worauf auch de Wette mit Recht hindeutett weil wir durch das Halten seiner Gebote (ll, 4. Z) oder seines Willens (l1, l7) oder der gott- gernäßen »Gerechtigkeit« (I1, 29 fll.) uns als wahrhafte Kinder Gottes ausweisen. Rein exegetische Schwierigkeiten bietet die Faßung des B. 21 nicht dar. Daß die präsentische Form des zip-»seine- ,«.ss-, welche das regelmäßige, fortwährende Verhältnis der Sache ausdrückt, festzuhalten und nicht mit Grotius in ein Intu- rum umzudeuten ist, versteht sich von selbst. Ganz natürlich und angemeßen erscheint auch die Fülle des Ausdrucks am Schluße des Ver-fes, wo der Apostel sich nicht mit dem Z» se. Horaz. rufe. eng-ausrei- begnügt, sondern im Anschluß an die Redeweise des A. T. (vgl. Exod. 15, 26. Esr. 10, 1l. Deut. 6, l8. 1·2, 25. Jes. 38, Z) noch die parallele Formel hinzusiigtk siai r. einen-sei so. wär. access-«»- Epexegetisch kann man eigentlich diesen Znsatz nicht mit J. Lange nennen, weil der- selbe keine genauere Bestimmung des vorangehenden Ausdrucks nachbringtz eher würde man in den Worten r. Sassol-die ais-r. Ihn-»Hu»- eine Epexegese von r. eigenen? se« usw«-c. »so-eure«- 236 i Ich. «, 29 —- v, z. sinden dürfen, wenn die beiden Ausdrücke in umgekehrter Ord- nung ständen. Nicht ganz zutreffend erscheint auch Sand ers Anmerkung, daß der Ausdruck se. oiqsacoi »z- darauf hin- weise, »daß eben die persbnliche Liebe zu dem persönlichen Gott darauf bedacht sei, ihn zu erfreuen, zu thun, was ihm wohlge- sällt, und zu vermeiden, was ihn betrübt«- Die Absiehtz Gott zu erfreuen durch das Thun seines Willens liegt schwerlich im Tritte. Wenn der Apostel überhaupt eine bestimmte Absicht dabei hatte, daß er den kindlichen Gehorsam gegen Gott im Thun der Gerechtigkeit nicht nur als ein Halten seiner Gebote, sondern auch als ein Thun dessen, was vor ihm gefällig ist, bezeichnete, so muß dieselbe dem Texte zufolge in der Beziehung aus die Erhörung der Gebete liegen. Gott, dessen Wohlgefal- len seine Kinder thun, denen er also gnädig und willig ist, erhört eben deshalb ihre Bitten. Dies führt uns aber zu den bedeutenden theologischen Schwierigkeiten des Verses, deren Lösung die ältern, mehr dogmatischen Ausleger mit Recht angestrebt haben, wobei auch die Polemik zwischen Katholiken und Protestanten reichlich zu thun gehabt hat. Unbeachtet von Seiten der protestantischen Ausleger ist die Behauptung des C. a Lapide geblieben, daß, wie auch noch der neueste katholische Commentator Mayer geurtheilt hat, mit dem Ausdrucke sroi aipsosroi Ehe-imm- w«- ssoeJ, im Unterschiede von den Zwei-Tat, die cotssilia evange- lica gemeint sein, jene nicht für die gemeinen Christen binden- den, sondern nur von einzelnen, besonders heiligen Leuten frei- willig übernommenen Berpslichtungem welche vorzüglich die contjnentiky obedientia und paupektas betreffen, und deren Er- füllung zu dem Schatze der überflüßigen guten Werke beisteuert (vgl. can-oh. Rom. P. lll. o. 3. qui. 24. Bei. Uns. 1847. P. 321. — Apol0g. c. A. VI. 45. ed. Hase, p. 190. E. Köllner, Symbolik Thl. 2. Hamb. 1844. S. 458). C. a Lapide unterscheidet nämlich eine zwiefache Liebe zu Gott, als eine doppelte Quelle guter Werke, welche darum einen sehr ungleichen Werth haben. Es giebt, sagt er, crstlich einen amor concupisceniiaez quo sludemus plaoere Deo, ul ab eo gloria mit» ca« t Ich. in, U· 22. 237 aetema quasi mekeecke Jener-sur, und zweitens einen Amor· amieitiasz cjuo pure satagimus plaoeke Deo eique placita act— impleke non ob spem meroeciis, seci ex pur-o innere. Jenes ist ein aelus bot-us, seci magis spei quam oakitutis dieses ist ein aetus purae et perfect-re weitaus. Wie unsittlieh diese Anschauung ist, zeigt die Anekdoth welche Cornelius von dem Jesuiten Aloys Gonzaga rühmend erzählt: dienten-it, se luele muri, net: ullius rei —- babere scn1pulum, quocl nihil tecjsset nisi ex voluniate Dei. In exegetischer Hinficht aber scheitert jene Theorie an dem innerlichen Parallelismus zwi- schen «r. du«-M. ais-r. Enge« Und sc. einen-sei äu. arise. access» kraft dessen mit Recht von allen protestantischen Auslegern die wesentlich gleiche Bedeutung der beiden Ausdrücke festgehalten wird. Jener Parallelismus aber geht einmal aus dem ante- stamentlichen Sprachgebrauchh aus welchem die johanneische Redeweise geschöpft ist, und ferner daraus hervor, daß nur der Ausdruck 702 risse-sei, oder, wie der paulinifche Sprachgebrauch ist, sroå erinnre-Tot steht, wo nicht von consiliis evangelicis, sondern von unverbrüchlichen Geboten Gottes die Rede ist (Joh. 8, 29. Rönr 12, I. I4, 18. 2 Cor. 5, 9. Eph. Z, I0. Phil. 4, is. Vgl. auch Col. B, 20). Überhaupt weiß die ganze heilige Schrift nichts von verschiedenen Arten der Liebe zu Gott, und nichts von Anweisungen, deren willkiihrliche Beobachtung ein wirkliches Verdienst, geschweige denn ein überzähliges Verdienst gewähren könnte (Rötn. 3. 4). An- ders hat Estius die Voraussetzung des Johannes, daß die Gläubigen wirklich die Gebote Gottes halten und das ihm wirklich Wohlgefällige thun, gegen die Protestanten zu wenden versucht. Erstlich, sagt Her, fcheitere an unserer Stelle (-«;— 90ii,«s-) dasDogma der Ketzey welche behaupten: Dei Freie— cepia isomini justilicato ad obsekvancium esse impossibiliaz zweitens werde hier Cis-access) der häretifche Satz widerlegt: omnja jusiorum Opera esse peconta (vgl. dagegen S. Schmidt und Calov). Allerdings hat Luther gegen die Bannbulle des Pabstes den Satz aufrecht gehalten: »Ein frommer Mensch fündigt in allen guten Werken-«, und behauptet, daß »ein gut 238 1 Seh. U, 29 —- V, s. Werk aufs allerbeste gethan dennoch eine tägliche Sünde sei« (Walch XII, 1848), deshalb nämlich, weil »das Gesuch der verderbten Natur nicht ganz vollkommen getödtet werden könne in diesem Leben« (Walch W, 624), also auch die besten Werke immer unvollkommen seien und, wenn sie an der Schärfe des Gesetzes schonungslos gemeßen würden, nicht völlig befunden werden könnten. Demgemäß lehrt die protestantische Dogma- tik einerseits, daß die »guten Werke-«, so lange der Mensch noch nicht durch den Glauben in Christo ist, eben keine guten Werke sind und daß der Mensch durch vorgeblich gute Werke sich den Eintritt in das Heil durchaus nicht verdienen könne; anderseits daß die guten Werke der im Glauben an Christum Wiedergeborenem als Werke aus diesem Glauben, nicht du«-«— »Es, sondern sikayyslcisasc anzusehn seien und auch von Gott nicht nach dem Gesetze gerichtet, sondern um Christi willen wohlgesällig angenommen würden (vgl. ApoL A. c. til, 41. 249. Form. Gotte. lV de dort. operitx l«ibb. symlx ed. Hase. p.90. 139·700. M. chemttiiz, Examen cottoilii Tritt. Fran- cot". l707. P. 255. D. Holla-Z, Drum. itteol it. 688). Unmittelbarer durch den Text veranlaßt sind die Erörte- rungen der Ausleger über das Gebet der Kinder Gottes. Es kommen hier zwei Puncte in Betracht: erstlich daß Johannes sagt, das Gebet werde immer erhört (2.a»«5’o2»o,««ss-), was auch sein Inhalt sei (8 Hat» »Terz«-Erd; zweitens daß Johannes als Grund dafür angiebt: Z» T. åwscoäokg wiss. srøygoöxrew teil» so daß es scheint, als ob Gott um unserer guten, verdienst- lichen Werke willen uns erhöre. Was den ersten Punkt be- trifft, so hat Luther, auf das apostolische Wort sich verlaßend, im Sinne Augustins (sattoti ad salutetn per otrtnia extra- diutttutj und kühner als alle übrigen Ausleger gesagt: »Alles unser Gebet wird erhört«, und nur hinzugesetztt ,,ob wir gleich nicht wißen, aus was vor Art und Weise-«. Dabei hat er sich auf Christum selbst berufen: sio Christus orat its bono, ut pnter gloriiioei iiljuttr Es: orsatio exautlitun Seil quomodckk Christus atligiiur cruoi et ignomittiosa morte perit, post ta- men resttrgit in gloria. Ottare ttott extittguet itt nobis orandi l Ich. til, 2l. 22. 239 akciokem aui mora nat cliversa species. Pkomissionem habe— was. ei si etc-Junos, non kaiiemnkx Viele Ausleger haben, um den aposiolischen Ausspruch, welcher so unbeschränkt, wie er lautet, über die alltägliche Erfahrung des christlichen Lebens in cihnlicher Weise hinüberzugehn scheint, wie der Satz V. 9, an diese Erfahrung anzupaßen, theils das unbegrenzte Z Zeis- afra3»si-, theils das zuversichtliche Lan-innere»- genauer be- stimmt und beschränkt. Die Gegenstände eines unbedingt er- hörlichen Gebetes, sagen Lyra, C. a Lapide und Tirinus, sind nur solche Dinge, welche zur Ehre Gottes und zu unse- rem eigenen und unserer Brüder Heile gereichen. Aber dies ist eine ganz allgemeine Norm, welche dem christlichen Bewußt- sein überhaupt wohl entspricht, jedoch weder aus dem Contexte unserer Stelle, noch aus der eigenthümlich johanneischen An- schauungsweise mit concreter Lebendigkeit sich ergiebt. Richti- ger sind die aus V, 14 und Joh. 14, 13 entnommenen Be- stimmungen, daß die Bitten der Gläubigen nach dem Willen Gottes sein und im Namen Jesu geschehn miißen (vgl. So- ein, Episcop, Benson, Neander, u.a.). Man fügt auch aus andern Schriftstellen (Jac. 1, 6. Mark. 11, 24. Lur. is, I. u.s. w.) noch weitere Anforderungen an die Beschaffenheit des Gebetes hinzu, daß es gläubig, ernstlich, beständig sein Muße, und wendet schließlich dies alles mehr oder weniger casuistisch, ohne jedoch dem Sinne des Apostels genug zu thun. So leh- ren Hunnius und S. Schmidt, in Übereinstimmung mit den lutherifrhen Dogmatikern (vgl. z. B. Hollaz a. a. O. S. 708), man solle um die geistlichen, zur Seligkeit nöthigen Güter unbedingt, um alle leiblichen Güter aber nur sofern sie uns heilsam seien, bitten, wenn man der Erhörung gewiß sein wolle. Episcop, an Socinisich anschließend, fordert, daß das Erbetene »naeh Gottes Willen« sei, d. h. quod Deus in verbo suo non impr0bnt; indem er aber zugleich lehrt, daß von Gott alles versagt werde, qnod oerto jam deoketo niiqno non. das-e c0nstituit, nimmt er den Grund der Zuversicht im Beten hinweg, wenn er auch tröstet, die Versagung geschehe zu unserm Heile und sei insofern wohl eine Erhörung zu nen- 240 l Ich. II, 29 — V, 5. nen. Am meisten ist Bens on von der Einfalt der apostoli- schen Anschauung abgewichen, indem er als Bedingungen der Erhörung unserer Gebete fordert, daß erstlich »die erbetenen Gü- ter dem Willen Gottes gemäß seien, daß zweitens auf die rechte Art, d. h. mit Vertrauen, mit Demuth und Geduld gebetet werde, daß drittens der Betende einen guten Zweck habe, und besonders daß endlich der Betende fromm sei und Gottes Wil- len thue. Zugleich suchte man das Lake-Zeisswer- erfahrungs- mäßig zu bestimmen. Augustin ging darin voran, indem er sagte, daß, während die scheinbare Erfüllung eines Wunsches der Gottlosen in der That keine Gebetserhörung sei, die Ge- bete der Heiligen immer zu ihrem wahren Heile erhört wür- den, wenn auch der Schein dagegen sei. Als Beispiel sür je- nes führt er den Teufel selbst an, weil über dessen Bosheit kein Zweifel sein könne: Dis-dolus ipse petiit lob et acquisi- vit. Icieo enim conoessus est ists tentaniius ut eo probato esset illa okuoiandus (.Hiob I. vgl. auch Matth. 8, 31). In gleichem Sinne hat N. de Lhra zu dem 2a,«sz5«o2-«-o»e» ange- merkt: non tamen semper statim, seä tempore opportuno, und C. a Lapide: aut cekte aliquid melius eo quod petimus, und Luther: etiamsj modus exauditionis non kespondeat cogjtationibus nostrisaut exaudjtio djikeratuin Die richtigen Momente, welche in allen diesen einzelnen Bemerkungen enthalten sind, können erst dann zusammengefaßt und im Verhältnisse zum Texte gewürdigt werden, wenn auch der begründende Schlußsatz von V. 22 Z« sc. Frist. setz. im Sinne des Apostels verstanden wird. Bei der Erklärung die- ses Schlußsatzes gehen die Ausleger, wenn sie überhaupt die Sache scharf ins Auge saßen, wesentlich nach zwei Seiten aus- einander, indem die Einen mehr oder weniger bestimmt die Gebetserhörung als eine Vergeltung der guten Werke ansehn, während die Andern sich gegen diese Vorstellung entschieden sträuben. Jene erste Art der Auslegung findet sich bei den Griechen, welche von einem Eueres-Ebra- auf Seiten Gottes reden und anmerkem xtäycosrop yoig ngäg ssö es; Essai-ask«- åniioäöoeroäaz stör- ocissorjzcswop sJ wag-X see-II- ocisoüwtuis »J- 1 For» us, et. 22. 241 weidet« (Qecurnenius). Weiter entwickelt erscheint diese Ansicht bei den katholischen und den rationalisirenden Ausle- gern, welche ausdrücklicher die Erhörung des Gebetes auf den frommen Wandel des Betenden griinden, indem sie entweder sich mehr an das Schriftwort mit seinen Berheißungen halten, wie Lyra und Grotius (vgl. Matth. 7, 7. 18, l9. Joh. M, 15. 15, 7. 16, 23), oder mehr dogmatisch reden, wie C. a La- pide, welcher sagt: congruum enim est et oongrua mer— ees obedientiue et amioitiae, ut si homo faoiut voluntatem Dei Deus vicissim kaeiat voluntatem tiominis (vgl. Tirinusz Aretius, Benson u. a.). Eine entgegengesetzte Richtung nimmt die ächt protestantisehe Auslegung von dem Grundsatze aus, daß auch der Gläubige durch seine nie vollkommene Fröm- migkeit nie ein Verdienst vor Gott habe, daß vielmehr jedes Gut nur um Christi willen dem Glauben zuerkannt werde. In diesem Sinne hat zuerst Luther (Ausl.l.) behauptet, daß Johannes nicht von den Geboten Gottes im Allgemeinen, son- dern von den »evangelischen Geboten des Glaubens« rede. Ebenso haben Hunnius und Calovius geurtheilt Die se» vol-of, sagt Calov, seien gar nicht die manduta deeaiogi sen leg-also, sondern nach V. 23 das mandatutn de fide, enjns eonsequens est di1eetio, und bei sxoi eigen-sei denke Johannes nur an die iides, sine qna impossibile est place-se Deo Gebt. U, 6), et, quae ex fide Haft, di1eeiio. Daß dies aber den apostolischen Worten nicht völlig entspreche, haben die alten Protestanten selbst gefühlt. Luther sagt daher in seinen Scho- lien ausdrückliche non soium dileotione1n,» sed omnia vor-a—- tionis Opera, qui-e tamen propkie sunt earitatis Opera, com— plectituiu Wie aber nun die Begründung Z» sc. en« UT. zu verstehen sei, zeigt er nichtz er bemerkt nur, daß die Ge- wißheit von der Wohlgefälligkeit unserer Werke vor Gott aus dem Glauben stamme. Andere Ausleger treten hier ergänzend ein. Calvin sagtcnon intelligit fundatani esse in opekibus nostkis okandi iidueiam, sed in hoc iantum insistit, non posse a iide disjungi pieiatem et sineerum Dei oultutn. —- Die Werke seien das aeeidens inseparabiie des Glaubens, welcher ll. 16 242 1 seh. u, 29 — v, s. die eigentliche cause« der Erhisrung bleibe, undsJohannes setze nur jenes accidens insepurabile lot-o cause-e, wie man etwa sage, daß es am Mittage wärmet sei, weil die Sonne heller scheine, ohne deshalb in der Heiligkeit die eigentliche Ursach der Wärme zu sehen. In derselben Absicht lehrt Hunnius, daß die Partikel Eis« nicht eigentlich oausalis sondern nur ru- iioojnalis sei: ostondens u0s ex obedientia — conjecturøm faceke de fide, quippe ex qui: sola proiicisciiur id obso- quium, so daß Johannes schließe von den Werken aus den Glauben, von dem Glauben aus die Erhörung des Gebetes (vgl. auch S. Schmidt, Calov und J. Lange). Der exegetische Weg in das Verständnis des apostolischen Satzes V. 22 kann nur von dem zweiten, begründenden Gliede aus zu dem ersten hinleiten, weil eben die Worte Eis« e. s»- eozäg gez. gleichsam in dem geraden und breiten Zuge des Zusammenhanges von H, 29 an liegen, während die Erwäh- nung des Gebetes und die Versicherung der Erhörung nur ge- legentlich ist. Aus jenen im Gesammtzusammenhange des zwei- ten Brieftheiles überall durchschlagenden Gedanken wird hier, wo von der fröhlichen Zuversicht der Kinder Gottes überhaupt die Rede» ist (V. 21), auch die besondere Erweisung derselben im Gebete gegründet. Bisher aber hat Johannes unser Hal- ten der göttlichen Gebote oder unser Thun der Gerechtigkeit nicht als den Grund« oder die Ursach, sondern als die Wir- kung und das Kennzeichen unserer Gotteskindschaft dargestelltz auch die Hoffnung V. Z, welche mit der V. 21 genannten Zuversicht wesentlich verwandt ist, war -nicht als Lohn oder Folge, sondern als lebendige Voraussetzung unserer Heiligung gepriesen. Somit erscheint die Vorstellung, nach welcher wir um unsers gerechten Wandels willen von Gott in unsern kind- lichen Gebeten erhört werden, also eine Vermehrung und Be- stöitigung unsers Lebens aus Gott erfahren sollen, entschieden gegen den Zusammenhang. Die Worte, wie sie V. 22 lauten, könnten diesen Sinn haben; aber es ist eine unzarte und un- geschickte Behandlung der johanneischen Worte, wenn man die- selben nicht nach der Regel auslegt, welche der klare Gedan- gest-aus» cos- I Joh. M, U. 22. 243 kengang von II, 29 an darbietet. Nirgends sagt auch Johan- nes, nirgends sagt ein anderer Aposieh daß die Erhörung un- serer kindlichen Gebete von dem Werthe unserer Werke oder von der Heiligkeit unsers Wandels abhänga Nur auf dem Standpunkte des Gesetzes hat dies eine gewiße Wahrheit (vgl. Seh. 9, 31)z für diejenigen aber, welche im Glauben an Chri- stum Gottes Kinder geworden find, gilt eine andere Norm (vgl. Ich. 14, 13. Röm- 8, 26 si.). Auf der richtigen Spur find die alten protestantischen Ausleger gewesen, weil sie sich von ihrem durch die allgemeine Schriftwahrheit gebildeten Takte leiten ließen. Der Ausdruck von Hunnius, daß die Partikel Z» nicht cause-ils, sondern ratjocinativa sei, ist freilich ebenso mangelhaft, wie die Erklä- rung derer, welche um auf den Grund des Glaubens zu kom- men gesagt haben, Johannes schließe von den gerechten Wer- ken auf den rechtfertigenden Glauben; völlig richtig ist aber hierin die Grundanfichh daß nach Johannes unsere Gebete deshalb erhört werden, weil wir Kinder Gottes geworden sind. Daß wir Kinder Gottes geworden find und nun mit kindlicher Zuversicht und erhörlich beten können, wird erkannt an unserm Halten der göttlichen Gebote (vgl. V. 10); wodurch wir Kin- der Gottes geworden find, wird hier nicht gesagt, gehört auch nicht hieher (vgl. V. I. Ich. l, 12). Diejenigen, lehrt Jo- hannes, können mit freudiger Zuverficht auf die Erhörung ih- rer Gebete rechnen, welche »aus Gott geboren« oder »aus der Wahrheit« find (Il, 29. lll,19), und welche dies erweisen durch das -Thun der Gerechtigkeit« (V. I0«) oder durch das »Hal- ten der göttlichen Gebote« (V. 22)· Denn weil sie an den Namen Jesu Christi gläubig geworden sind (V. 23) und in Christo die Liebe erkannt haben (V. l8), deshalb lieben fie auch ihre Brüder (V· 23), deshalb thun sie in der Kraft Got- tes, der in ihnen ist (B. 24), alle Gerechtigkeit. Sie haben von Gott den heiligen Geist empfangen (V. 24), das leben- dige Unterpfand ihrer Gottesgeineinschaft und Gotteskindschaftz und in- der Kraft dieses Geistes thun sie, was Gott-wohlge- fällt, beten fie auch so, daß sie immer erhört werden. 168 244 1 Seh. n, ans— v, 5. Von hier aus fällt also auch das rechte Licht auf den er- sien Theil von V. 22, worin die Erlangung jeder Bitte aus- gesprochen ist, wie auch V, 14. Joh. M, II. l5, 7. 16. 16, W. Matth. 7, 7. 21, 22. 18, 19. Mart. 11, 24. PhiL 4, 6. Jac.1, 63 und es wird sich zeigen, daß die in solchen Stellen gemachten Anforderungen an das erhörliche Gebet, daß es im Namen Christi, im Glauben, nach Gottes Willen geschehe, in der That keine Beschränkungem sondern nur nothwendige, in der Sache selbst liegende Bestimmungen sind, welche die Zu- versicht im Beten nicht dämpsen, sondern heiligen und heben. Beten kann niemand, der nicht ein Kind Gottes istz denn das Gebet ist die Sprache des den Kindern Gottes innewohnenden heiligen Geistes (Röm. 8, 26 fl.), des Geistes der Kindschast Trefsend hat darum Augustin mit Beziehung auf Rom. 8, 26 und Z, 5 das Wesen des christlichen Gebetes beschrieben: Caritas ipsa somit, Caritas ipsa orat, contra hanc aures Clau- dere non now-it, qui jllam dacht. securus esto, caritas ro— get, et ibi sunt aures Dei. N0n sit, quoci Iris, sed sit, quod tibi expecljt (vgl. Beda und Neander). So gewiß wir aber nur in Christo, im Glauben an ihn oder in seinem Na- men den Geist der Kindschaft und das Leben aus Gott ha- ben, so gewiß muß jedes kindliche Gebet im Namen Ehristi und im Glauben geschehn. Ein solches Gebet muß aber auch nach Gottes Willen sein, weil es eben aus dem in uns leben- den Geiste Gottes selbst hervorgeht· Der Geist selbst bitiet, was ssassoi »Jena- (Röm. 8, 27) oder nor-cui Its Aäsyxur aus«-II (V, 14) ist. Gott wohlgesällig und erhört sind also die Bit- ten der Kinder Gottes in ganz derselben Weise, wie ihr ge- sammtcs Thun der Gerechtigkeit, insbesondere ihre Bruderliebez denn das Eine wie das Andere geht hervor aus demselben ewigen Leben, welches die aus Gott Geborenen in der Ge- meinschaft mit Gott haben. In derselben Weise wie die Kin- der Gottes, welche durch Halten der göttlichen Gebote ihre Geburt aus Gott bethätigen, nicht siindigen und nicht sündi- gen können (B. 9), beten sie auch nie und können sie nie be- ten unerhört. So erscheint derapostolische Spruch V. 22 in Essai-us» o» «l Ich. III, 23. 245 derselben idealen Faßung, wie jener Satz V. 9. Inwiefern die johanneische Anschauung über das christliche Erfahrungsk- ben hinausreicht, oder vielmehr inwiefern das noch mangelhafte Leben der noch nicht vollendeten Kinder Gottes hinter der expo- stolischen Regel und Verheißung zurückbleibt, das macht die Vergleichung unserer Gebete mit den Gebeten Christi, unsers Bruders, anschaulich Von Christo, dem menschgewordenen Sohne Gottes, gilt in gleicher Vollkommenheit, daß er heilig und ohne alle Sünde war (V. Z. 7. Joh. 8, 46) und daß der-Vater ihn immer, in jedem Gebete, so wie es aus der vollen Einheit des Gottesbewußtseins heraus gesprochen wurde, hörte (Joh. II, 42). Bei Uns aber, den in Christo zu Kin- dern Gottes Gewordenen, ist unbedingt erhört nur das Gebet, welches unserer Gotteskindschaft selbst unbedingt entspricht und dem Willen Gottes unbedingt gemäß ist, nämlich das Gebet um den heiligen Geist (Luc. II, IS) und um alle die »Güter«, welche darin liegen (Matth. 7, II). Dies Gebet hat also in der Regel selbst, daß nach Gottes Willen gebetet werden solle, das Siegel der Crhörungz jedes andere Gebet der Kinder Got- tes, welches jedenfalls dieselbe Regel einschließt (vgl. Matth 6, I0. 26, 39), hat möglicherweise an derselben die nothwen- dige und von dem betenden Kinde selbst gewollte Correctiom So bewahrheitet sich der ideale Satz des Apostels auch in der täglichen Erfahrung der Kinder Gottes. V. 23. Im engen Anschluß an V. 22, wo von dem Halten der Gebote Gottes (-r. Sorg-läg aus. »Ja) geredet trat, fügt der Apostel den wesentlichen Inbegriff jener Gebote, wie sich derselbe aus der ganzen vorangehenden Sparaklese er- giebt, hinzu (»o«"- Vgl. V. Z. II, I’7. I, 5): irai aus«; sent» r) Eos-oh) aus«-J. Die Singularform »« Fucci-J, für welche V. 24 wieder die Pluralform eintritt, hat, wie schon Beda angemerkt hat, darin ihren Grund, daß Glaube und Liebe nicht getrennt werden können, vielmehr in ihrer lebendigen Zusammengehörigkeit die ganze Summe und die volle Einheit des durch die göttlichen Gebote bestimmten christlichen Wesens darstelleir. Denn in der Liebe wirkt sich der Glaube aus, und ges-»Hu» cop- 246 1 Ich. n, 29 —- v, z. in dem lautern Glauben hat die Liebe ihren Ursprung (vgl. Gal. 5, s. 1Tim. 1, 5). Darum hat Oecumenius den Sinn der johanneisrhen Redeweise richtig beschrieben: Xxowsxeg Sassol-Es, Isa- sxjj nie-«« sey; Z» ca? Zwei-ins« Tor) »Ein? arti-rot? «I-;;a. Xgx Hymne-Spei- 0322520115 its-I» (vgl. auch Lyrcy So- cin, Spener, J. Lange, Carpzov, Rosenmüll"er, Rickli, Lücke, Sander, Neander u. a.). Die Liebe ist die eigentliche Seele und die Spitze aller christlichen Tugenden, des Gesetzes Erfüllung Bethätigung der Liebe ist jeder Ge- horsam gegen jedes göttliche Gebot, und zwar-der Liebe, welche in uns nur durch die zuvorkommende Liebe Gottes (1V, 10) entzündet ist, indem wir im Glauben die Liebe Gottes annah- men. Mit Recht faßt also der Apostel alle Gebote Gottes, deren Bielheit V. 24 wie V. 22 vorgestellt ist, in die leben- dige Einheit des Gebotes zusammen: Iwe grosse-kanns» Oh? cis-Treus« 7013 vier? reif-um« 77005 XVI-rot? set-i ais-verstört»- oZ«.-j2.o»g. Es hat auch keine Schwierigkeit, daß Johannes den Glauben unter die åwozss Gottes stellt, und es ist nicht nöthig, mit de Wette einen »weitern Be- griff« des Wortes Entoz-J zu statuiren, welcher auch Joh. 10, 18. 12, 49 nicht vorliegt (vgl. Meyer zu d. St.), oder mit J. Lange aus das erste der zehn Gebote zurückzugehn, in welchem, als der Grundlage und dem Inbegriff aller Gebote, der wahre Glaube an Gott gefordert sei. Jenes ist sprachwi- drig, dieses ist gegen den Context, welcher von dem Glauben an den Namen des Sohnes Gottes redet. Es genügt voll- kommen auf den Willen Gottes, daß wir an Christum glau- ben sollen, hinzuweisen. Diesen Willen hat Gott durch Wort und That kund gemachtz es ist ein Gehorsam gegen Gott, ein von Gott befohlenes Werk (Joh. 6, 29), daß wir glauben, und es ist eine Sünde, ja im Grunde die einzige Sünde, in der alle andern aufgehn, wenn wir nicht glauben (Joh.16,9), gleicherweise wie umgekehrt im Gehorsam des Glaubens der ganze Gehorsam liegt. -Will man dabei in apologetisrhem Jn- teresse die Frage aufwerfen, wie Gott den Glauben an Chri- stum, d. h. »eine Sache der Überzeugung-«, gebieten könne Erz-»zum- cea- 1 Jotx in, 23· 247 (Neandet), so wird allerdings zu antworten sein: »dies Ge- bot ist keine willkührliche Anforderung, sondern als äußerliches Gebot erscheint hier das, was durch die Wahrheit selbst, durch die göttlichen Thatsachen in der Geschichte und ihre Zusam- menstirnmung mit den Anlagen- und Gesetzen der menschlichen Natur, den in derselben tief eingepflanzten· Bedürfnissen ver- langt wird-«. - Als Gegenstand des von Gott gebotenen Glaubens nennt der Apostel das Zur-»« des Sohnes Gottes, Jesu Christi. Nach dem, was zu II, 12 (vgl. V, is) angemerkt ist, bedarf weniger der Begriff von Cis-arm, als die in der Dativform ausgeprägte Vorstellung eine Erklärung. Mit dem »Namen« Christi wird. nicht bezeichnet die pkaedicatio oder clootrina Christian-i (Episrop), wogegen sich schon So ein, der diese Auslegung aus Mißverstand dem Beza untekschiebtz verwahrt, oder »das reine Evangelium« (Benson), auch nicht die »Würde, die Messiaswürdw (S. G. Lange, Fachmann) Unerklärt bleibt der Ausdruck auch, wenn man mit Socin und Schlichting sagt, der-Name Christi bedeute Christum selbst· Oecumenius legt die Vorstellung des Zugs-« will- kührlich auseinander in Zeiss« (Ps. 8, 2), Kauz-kack- (Ma»tth. 28, l9. AG. 2, 38) und dir-lara. Das Richtige meinen ei- nerseits Calvin und Beza, welche bemerken: Nonnen ad praedioationem kespicit (R0m.·10, 14), und folgern: han«- esse riemutn rot-kam fide-n, quas- Christum, qualis irr-gedien- tnr in sei-angehn, amplectituy anderseits S. Srhmidt, wel- cher (vgl. auch Spenery J. Lange, Neander, Sander u. a.) umschreibt: crerieke mer-im, satjsfaotioni omnihusqne pkomissionihus Christi et de Christo. In dem Namen Christi ist alles das beschloßen, was Christus selbst seiner Person und seinem Werke nach siir uns ist, sofern eben dies alles offenba- rungsmäßig an uns herantrittz denn aus die Kundmachung Christi deutet der »Name«. Der geoffenbarte Gott hat einen -Namen«, in welchem er selbst sein verborgenes Wesen uns erschließt; so enthält auch der Name des Sohnes Gottes den ganzen uns dargebotenen und im Glauben zu ergreisenden 248 1 Ich. It, 29 — v, s. Schatz des Lebens, welches in Ehristo persönlich ist. Siguisi- cant ist für diese Vorstellung der feine Ausdruck »in-c. sey; Zweig-me, im Unterschiede von Muse. es; scö Zpoxm (V, IS. Joh. I, 12. L, 23. 8,18). Die letztere Eonstruction stellt das Eis-»»- einfach als das Objekt des Glaubens-dar, auf welches, wie auf ein Ziel hin, die Thätigkeit des Glaubens gerichtet ist; verwandt ist dem Sinne nach der Ausdruck »in-rede«- mit dem Acrusativ und mit folgendem See. Der Dativ aber (vgl. Kühner il, 238 fll.) schildert das sie-o»- nicht so unmittelbar als rein leidendes Object, wie der Accusativ, sondern indicirt zugleich eine von dem Zur-»o- selbst ausgehende Beziehung auf den Gläubigem Das Sie-o»- selbst erscheint so auch der Form nach, was es dem wesentlichen Begriffe nach ist, als solches, welches«detn, welcher glauben soll, von sich Zeugnis giebt, sich offenbart und darbietet, um mit Vertrauen und Hingebung er- griffen zu werden. Dieselbe Vorstellung liegt in den Aus- drücken most. sey; War-Yes (Joh. Z, 22), stolz« y9oi««,rioeae, see-sc åejxcoioe (5, 47), sey; oZsroyj (I2, 38), most. fee-of, sey? Jxäxnpawsxi ,«s (4, 21. Z, 46. S, 45. 10, Eis. 5, 24); einigermaßen ver- wandt ist die Formel muss. Zier' mit dem Dativ Glauben sollen wir also, sagt Johannes, und vertrauensvoll uns hinge- ben dem Sohne Gottes, welcher in seiner ganzen Fiille uns geoffenbart ist, und in der Kraft des Namens Christi sollen wir — das ist die andere Seite des göttlichen Gebotes — uns unter einander lieben H. Nothwendig gehört beides zu- sammen, denn der Glaube an den Namen des Sohnes Got- tes enthält die Erkenntnis und die Erfahrung von der Liebe Gottes, die in Ehristo uns gegeben ist, eine Erfahrung, welche wiederum in dem Gläubigen die achte Bruderliebe erzeugen muß (B. 16. W, 7 fll. V, 1). Diesem sittlichen Verhältnisse entspricht der Zusatz; am Schluße: nasse-sc EIN-unsa- spro- Mp »Hm-· Uneins sind freilich die Ausleger theils darüber, «««) Die Frage, ob der Apostel die guten Werke oder die Liebe außer dem Glauben als Bedingung unserer Seligkeit fordere, wie hier mit den Katholiken (vgl. Estius) auch Bens on behauptet, liegt ganz ab vom Text« Vgl. übrigens Luther, Calvin, S. Schmidt, Calov u. a. Erz-»aus» cop- 1 Ich. lll, 24. 249 ob diese Worte sich auf beide Seiten der eben genannten s»- WDJ Gottes, also auf das »aus-STIMME» Und auf das syst— naht» zuriickbeziehen (Estius, Hunniu-s, Bengel, San- der) oder nur zu dem unmittelbar vorhergehenden Hymne-Irr» (vgl. Joh. 13, M) gehören (S. Schmidt, Lücke, Baum- garten-Crusius), theils darüber, ob bei sei's-sam- als Sub- ject »Gott« oder »Christus« zu denken sei, wie abweichend von der gewöhnlichen Erklärung Steinhofer und Sander an- nehmen. Beide Fragen werden im Zusammenhange dadurch zu lösen sein, daß es erstlich nahe liegt, an das aus Christi Munde stammende Gebot der Bruderliebe (Joh. IS, 34) zu denken, so daß hiernach Christus als Subjekt in Ecke-m»- er- scheint und die Worte nasse-ig- «-«.. nur auf das oiyocnøixtep sich beziehn, und daß zweitens eine durch tiichts motivirte Tau- tologie entsteht, wenn man die Kreis) arise-»F, d. h. Gottes, wiederholt denkt in den Worten sie-Aas;- »2., in diesen also »Gott« als Subjekt und die gegebene »He-rotes von der Liebe und dem Glauben versteht. Vielmehr sind die Schlußworte isaåaig its-J» eine Nebenbestimmung, so daß hier auch ein an- deres Subjekt eintreten kann, während V. 24 wiederum das herrschende Hauptsubject »Gott« sich sindet Eine solche Bru- derliebe fordert Johannes von uns, die wir an den Namen Christi glauben, wie sie dem von Christo gegebenen Gebote entspricht So markirt der Apostel sinnvoll und zweckmäßig, daß wir in demselben Christus, an dessen Namen wir glauben, den Ursprung, das Vorbild und die Regel unserer Liebe haben; V. 24. Ganz ähnlich wie der thetische Abschnitt des er- sten Brieftheiles, in welchem nur die specielle Pslicht der Bru- derliebe (ll, 7 sll.) später als in dem zweiten Briestheile (Ill, 10 sll.) hervorgehoben wird, schließt die thetische Entwickelung des Hauptbegrisss von dem Geborensein aus Gott (ll, 29) und der Erweisung der Gotteskindschaft durch das Halten der gött- lichen Gebote mit der verheißungsvollen Zusage, daß dieser kindliche Gehorsam die Bedingung unserer fortwährenden Le- bensgemeinschaft mit Gott sei. So kehrt die einfache Para- klese aus den Ausgangspunkt zurück und wird abgerundet, und Eos-»Hm» Mk» 250 1 For. u, 29 —- v, s. es kann die antithetische Erörterung (lV, l sit. vgl. il, 12 sit. 18 sll.), im innigen Anschluß an V. 24 (sss-ssi»a), nachfolgem Und nicht nur im Allgemeinen ist der Gedankengang von dem Thema il, 29 aus bis zu dem vorläufigen Abschluß Hi, 24 ähnlich wie im ersten Haupttheile, sondern auch im Einzelnen kehren die wesentlichsten Anschauungen des Johannes wieder. Denn wenn dort (l, 5. s) die Gemeinschaft mit Gott der herrschende Begriff war, auf welchen auch schließlich der leh- rende und ermunternde Abschnitt der Entwickelung zurückkehrte (11, G. äs- ocåsxys Eures-». II, 7. s» ers-Jst. »He-en« II, I. 10. äs- -. who« ehe-«, »Fort-O, so weist imzweiten Brieftheile der verheißungsvolle Schluß der thetischen Paraklese (lll, 24) auf unser Bleiben in Gott und Gottes Bleiben in uns hin, weil dieser Begriff die Gemeinschaft mit Gott darstellt, wie sie die aus Gott Geborenen (ll, 29) haben, erweisen und bewahren (lll, 6. 9. 15. 17. vgl. IV, 13. 16). Hierin liegen auch für die Erklärung des Einzelnen die textgemäßen Normen. Zunächst folgt aus dem weitern und dem nächsten Zusammenhange von V. 24, daß das Subjekt in T. »He-I. wäre-J, Z» ais-»F? »so-« «. arti-sc HI- aus-«, »Es« F» DE»- Und HEXE-use» nicht »Chtistus« (Stcitlhvfer, Sander, Neander), sondern »Gott« ist (vgl. auch IV, 13. Joh. 14, 16). Dagegen spricht nicht, was Lücke, welcher auch in den Schlußworten von V. 23 das Subjekt »Gott« festhält, uns einwenden wird, daß wir jene Worte auf den besondern Befehl Ehristi bezogen haben, weil jene nur zu dem Hymne-Iris» gehörige Bestimmung selbst im Organismus des ganzen Satzes in logischer Unterordnung zu dem Hauptbegriff Erz-CI. sc. Frist. weites, d. h. Gottes, steht, also die Herrschaft des Hauptsubjectes in V. 24 völlig ebenmäßig fortgeht. »Und wer seine, Gottes, Gebote (V. 22. 23) hält, sagt der Aposteh der bleibt in Ihm, in Gott, und in dem bleibt Er, Gott» — se« ais-ca? »Er-» Hei aus-sc SI- vrsåsxefn Die jvhanneische Anschauung von dem Bleiben Gottes in dem Gläubigen und, wie es gemäß der ethischen Natur dieser Lebensgemeinfchaft gleich richtig heißt, des Gläubigen in Gott, ist besonders aus Evzsnscksp so» 1 Ich. in, 24. 251 l, 3. S. II, 6. 23. 24 bekannt. « Richtig sind die Anmerkun- gen von Beda (sit ergo iibi domus Deus, et esto domus Dei — manet in te Deus, ui te contineah mai-es in Deo, ne end-is) und von Lyra ssic amans in amnto et e con- verso), obgleich die reiche Fülle der johanneischen Anschauung damit nicht dargelegt ist. Einen Versuch, die Sache genauer zu beschreiben, hat C. a Lapide gemacht, welcher zu dem »Er-s« bemerkt: I. pei- mandatum (lex enim et consequentek legisialor ins-net in subditds Z. per« amorem (Deum enim siiljgit et a Deo ililigitui«). Z. per elienrelam spek patroek nium, eiikeotionem et kegimens 4. Deus manet in amato quasi locatum in loco sanima enim Sancta est ihr-onus Dei). 5. substantialileis (suum esseniiam et substantiam justo com— munjoats Das Hauptmoment liegt, wie oft bemerkt ist, darin, daß die Kinder Gottes, welche ans Gott geboren sind (ll, 29), wirklich ewiges, göttlikhes Leben empfangen haben, oder daß Christus, in welchem das Leben des Vaters ist, wahrhaft in ihnen lebt (vgl. Gal. T, 20), oder daß sie, wie Johannes so- gleich sagt, den Geist Gottes in sich haben; denn der Geist Gottes ist nicht in derselben Weise, wie unser Thun der Ge- rechtigkeit, ein Zeichen, aus welchem wir unsere Geburt aus Gott erkennen, sondern der Geist zeugt für sich selbst (V, G. vgl. Röm s, 16), in ihm haben wir die Potenz des göttlichen Lebens selbst, er selbst ist der Saame, welcher das ewige Le- ben in uns mit aller seiner Erkenntnis, Liebe und heiligen Kraft erzeugt und nährt (V. 9), nnd wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein (Röm. 8, 9. Vgl. Bd. l. S. 55). Ebenso gewiß also wie unsere Erkenntnis davon, daß uns Gott seinen Geist gegeben hat, ist auch die darin begründete Er: kenntnis, daß wir in Gott bleiben. Die auch hier wiederholte Behauptung der katholischen Ausleger (Lyra, C. a Lapide, Estiusz vgl. dagegen Calov), daß das Juni-Jason» nur für Johannes und die übrigen Apostel im Sinne einer gern— tudo clivinae revelalionjs gelte, während den Gläubigen über- haupt nur eine probabiljs conjecrura zukommq ist also dnrch- aus gegen die Vorstellung und die Worte des Apostels 252 1 Ich. II, 29 — v, s. Die Schlußworte von V. 24 see-i s» reif-«,- your-Zuna- ,«s-» Zur »Es-sc s» Frei-», S« vor? erweise-using, or; »Jena- Xckamssk welche durch das im; in derselben Weise an das erste Versglied Luxus« z» wiss-gis) angeschloßen sind wie V. 23 an V. 22 käute-M) angelehnt war, haben eine nicht ganz ebenmäßige sEonsiruction, indem nach dem vorwärtswei- senden s«- sroiirga zu erwarten gewesen wäre, daß der Erkennt- nisgrund wie IV, 13 ausgedrückt sei: Z« scä ers-esse«- wissen? säume-«- sJ,«»-. Aber Johannes verläßt die ursprüngliche An- lage und fügt, eine neue, gleichsalls ihm geläusige Redeweise (1V, S. vgl. Matth 12, 33) einsetzend, das mit Z» rot-irr;- an- gekiindigte Moment, aus welchem die Erkenntnis sich ergiebt, selbständiger hinzu: z» Tor? wurde-assoc- «-r2.. Er combinirt also (de Wette) mit einer gewißen Freiheit zwei verschiedene Ausdrucksweisem welche eben in der Einheit des deutlichen Sinnes sich verbinden. Nicht textgetriäß ist dagegen die Mei- nung Lückes, daß «Johannes zwei Gedankenreihen combinire, die eine niimlich, daß wir an dem Halten der Gebote Gottes erkennen, daß wir in Gemeinschaft mit ihm stehn, die andere, daß das seyn-Is- m Fuss. nichts anderes ist, als der Ausdruck und die Wirkung des göttlichen Geistes. So wird, sagt er, die Beziehung des ski- sroiiscw zweideutig. Zunächst bezieht es sich aus das Ohr-es«- -. Fuss. ask-» indem dies aber Johannes zusammensaßt in dem ers-»was, bekommt es allerdings eine Beziehung auf das Folgende. Man sieht aber aus der Ver- schiedenheit der Präposition s» und sie, daß Seh. ursprünglich das s» Tod«-zu mit s« ers-»F»- nicht zusammendachteC Allein die Verschiedenheit der Präpositionen s» und s» deutet nur hin auf die Verschiedenheit der beiden Redeweisen s«- roiiigu »« Es« Rai-»- Und We« F« Im) sie-sure. or? Eikeime-I, welche Johannes combinirt hat; unerträglich aber ist nicht nur die tautologische Zurückbeziehung des d» reif-g» auf das im ersten Versgliede als Bedingung der Gottesgemeinschaft dargestellte ihn-is- -. Am, sondern auch die »3weideutigkeit« derselben Formel, welche Lücke des Folgenden wegen statuiren muß, indem er selbst so seine Ansicht über die »nächstc« Beziehung des s» irdisch) corrigirt Evzsuacksp copy «! Ich: «lll,s«24.s T« 253 Als Objekt des aus die Gabe des Geistes Gottes gegrün- deten Erkennens bezeichnet Johannes das Bleiben Gottes in uns, Eis« gis«- åsi »Wir« Dabei versieht sirh aber von selbst und geht aus der Natur der Sache hervor, daß nicht, wie Socin meinte, von dem Vleiben Gottes in uns, als der res mjnus verisimilis im Unterschiede von unserm Bleiben in Gott geredet wird. Das Eine schließt das Andere in sich; beide Vorstellungen bezeichnen die wirkliche Lebensgemeinschaft mit Gott (vgl. It, 6. 24. N, I2. 13. 16). Dem entspricht auch das genannte, unfehlbare Kennzeichen: s« san; »»sv"««a-xoc, oiI pfui- Säumen. Denn der Geist Gottes ist, wie schon oben in Übereinstimmung mit Augustim Oerumenius u. a. ge- sagt wurde, das reale, göttliche Prinrip unsers Lebens aus Gott und in Gott und die ewige Kraft, welche alle heiligen Früchte in den Kindern Gottes schafft Freilich darf man den aposiolischen Gedanken nicht dadurch unverständlich machen, daß man, wie Socin, behauptet, der Geist Gottes sei die Liebe, oder, wie Episcop (vgl. auch Semler und Rosenmijller), das naieisna bezeichne die obsekvatjo manäatokuckn dona spi- kiius sont-if, quibus sanciiiicamuiz jpsa vitue sunctimonjry ak- footus divinae voluntaii course-means, allenfalls auch evange- 1ium, doctrina Christi spikjtualis —— eine Erklärung, bei wel- cher Episcop selbst seine Rathlosigkeit unter der Zahl der ver- schiedensten Ausdrücke vergeblich zu verbergen sucht. Auch de Wettes Anmerkung, daß ais-cis»- »das im Glauben und Le- ben angeeignete Göttliche sei, daß hier (vgl. W, l) aber zu- nächst an die rechte Erkenntnis und Lehre von der Person Jesu gedacht werde«, vermischt die johanneische Anschauung Das von Gott uns gegebene arg-»Ur» ist die Quelle unsers Glau- bens und unserer Liebe (B. 9), insbesondere auch der göttliche Lehrer, welcher in dem Gläubigen die rechte Erkenntnis Christi schafft (ll, 20——28). Wenn wir den Geist Gottes haben, so haben wir die Wahrheit, den Glauben, die Liebe, das Le- ben, so sind wir Gottes Kinder, so stehen wir in der Ge- meinschaft mit Gott, mit dem Vater und dem Sohne, so haben wir den Sohn und den Vater (II, 23. vgl. 2Eor. I, 254 l Tod. ll, 29 —— V, s. 22). Auf dieser realisiischen Anschauung beruht der Satz des Apostels. Cap. IV. V. l. HAVE-unreif, »F nur«-E »san«-ans« »aus-euere, oZUqE Beseelt-Te« Eos Aus-Hadern, es s« Tot) essen? Hostie» Z» sie-Mai uxsuckoarpowjcar äseänäuäaoep sie Tön- eine-»in« B. Z. «E’» Tod-ch- yennsoessscs Te; was-III«- scoö Jene? mir« ers-»Ur» II« åxeoäoysi Tøyooüs Xpeasöw Z«- atrpul EIN-e«- lsföwg E« we? Bein) Hoch« V. Z. ital mis- sxneeJxra Z« »F öxcohyes kös- 77001310 Z» Im? Dem? w«- Xwng was wäre; so» cis we; ckisssrxqioskactz Z Jan-»Ja» Z» IRS-tax, sie-es »Is- åei In? nötigen) Zool» rief-n. V. 4. Jst-sie Z« we? essen? Sack«, see-»Ja, im! seyen-jun« ais-sang, Eis« neigen» Eos-LI- F Z» Qui» II« o« es» In? nötig-Ho. V. 5. atkcoi s« Im; sen-»so» sich» ckcai Todte) Z« we? ins— wen» Tal-gönn» see-l e; ensuring aus«-I» sites-II«- V. S. øsxceig S« we? Jene? Zuerst» c? Akt-Zaun«- IHZI Wes» abend» sein«-»' Z; ad« Eli-s»- åu we? essen; as« essen-J» esse-Es« II» wäre» Jst-donors« ro« »was-»» »Je- XX»- sfsfoek ern-Z cis ssweöxea »Je- »Dir-»F. Dieser Text stimmt wörtlich mit der größern Edition Lachmannö überein. B. 2 sindet sich neben der vollständig bezeugten Lesart Jus-»san«» in unbedeutenden Handschriften (bei Wetsteim Griesbach und Matthäi) und in einigen Versionen (Vulg. syr.)«die Variante Jan-Sausen« welche, ob- gleich dieselbe auch ganz wider die johanneische Redeweise ist, von Griesbakh und Bengel der Textlesarh die in allen kri- tischen Editionen steht, ziemlich gleich geschätzt ist. Die Va- riante beruht vermuthlich auf einem Versehn und ist jedenfalls ebenso schlecht· wie die Variante y»-a5o«0»s4-. -—— Der Lesart ål.-yäe«5e5«-a, welche durch Ac geschützt und von allen Edi- toren gebilligt ist, steht die Variante åzsyznäöwac mit dem Zeugen B zur Seite. Die Vulgata und die lateinischen Bä- ter mit ihrem venisse darf man eigentlich für keine der beiden Lesarten anführen, da die Lateiner jedenfalls den Jnsinitiv schreiben mußten. — Die recipirte Lesart wird durch den Ge- gensatz der Formel Z« »F use-ej. sei» Indes» B. 4 und durch 1 Ich. IV, 1 S. 255 die größere Präcision des Sinnes empfohlen. — B. Z. Nach der Rerepta haben Will, Wetsteim Matthäy Bengel u. a. im Text« im! mis- mmJxca Z »O) öxcohpyss stör- To;- ttotJp Xqeosröp Z» trage-i HAVE-Fässer, obwohl diese allerdings richtig interpretirende Lesart so gut wie gar keine Beglaubi- gung hat. Mit Recht warf daher schon Griesbach das X»- ascsip und die Worte s«- oapiei åzsjziieeira aus dem Text« Das übereinstimmende Zeugnis von Als, vielen Minuskeln und mehreren Versionen und Kirchenvätern forderte dies. Aber neben der richtigen Lesart Z ruf öxsoäoysi »Ja« Themis- sindet sich die Variante Ei« M« stö- Tøyooijsg welche durch ihre prägnante Kürze sich zu empfehlen scheints Jn der That aber kann diese nur bei Vätern von Tertullian und Origenes an und in der V ulgata sich sindende Variante neben der Textles- art kaum in Frage kommen. Über den Ausdruck Küm- hat schon Bengel treffend geurtheiltt humanam potius erstem, quam apa- stolioam reäolei sapientiattx Es ist ein dogmatischer oder Pole- mischer Kunstausdruck und wird in diesem Sinne auch bei allen den Vätern genommen, welche scheinbar für denselben, als ob er im johanneischen Texte stände, zeugen. Daß das Mk« in al- ten Handschristen gestanden habe, aber von Ketzern ausgemerzt sei, scheint Sokrates (vgl. auch Bed a) zu versichern, indem er (l-l. E. Vll,32 bei Wetstein und Matthäi) über den Ne- storius sagt: øsyssöøyawk Z« äs- TJJ ssaåohirpj Judas-wo» »E- ypoensro ei» wie sit-Laien;- oZ4--cry()rirpo«c, Z« mis- Jst-seh«- 8 III« Sei» That-III- oinö wes Jede? osIse Hirn»- sxaeüsnzss Arg) wes» Freie-ou«- Zse Tad- aahseessw ckwkrypoicpmp used-eilen- or« xmgfgotp oZmi tm? If« oiuopozriac ais-spuken» New-Gasw- scøsp Bad-trying, eftå sie-i oZ Irr-Korea! Izu-kamt;- mjcö Todes) å7rsa7x47j-1-as-«c0, CI; sen-ex sfsw xsheekcorigysfoasrsg »Ja- Satan— Hi» III-s«- oimi we? Deo-J As» die-Hymne« säh-weg. Daß er felbst alte Handschriften mit den Worten Les« sc. This. ge- sehn habe, sagt Sokrates nicht; vielmehr ist sein Zeugnis völlig verständlich, wenn man annimmt, daß der Sinn Mai— vom) der wirklichen Textworte durch jene Formel bezeichnet sein solle. Hierauf führt besonders die Weise, wie Sokrates 256 i Ja» 1I,·29 —- v, s. den Ausdruck Mk« benutzt, indem er denselben mit eine; im; dem? zusammenbringt, so daß nun, was gegen den nestoriani- schen Jrrthum die Hauptsache war, von solchen die Rede war, welche »den Menschen von dem Gotte ablösensq welche also die beiden Naturen in der Person Christi trennen wollten. In demselben Sinne redete Leo [Ep. as! Flut-san. bei Wetstein) von dem solt-esse, was der grieehische Übersetzer mit völlig un- zweideutigem Anklange an die antinestorianische Terminologie durch elect-gotis- wiedergab. Anstatt des soivit findet sich ser- ner bei den Vätern ein ciestruit und die Formel negat in ein-ne venisse neben dem solt-it, statt des M« ein nasse-M» (vgl. Matth. 5,17. 19). Überall aber erscheinen diese Abwei- chungen vom Texte nicht als wirkliche Lesarten, sondern als Interpretationem wie denn z. B. Augustin außer der Text- lesart die Formel Solvet-e Jesum erklärt und zwar (vgl. Tit. 1, 16) durch solvere factis, d. h. durch Auslösen der Einheit des Leibes Christi, durch verführerisches Ablösen von der Ge- meinschaft der Gläubigem und durch Auflösen der göttlichen Gebote (Matth. 5). Didhmus las in seinem Texte noch wie die Hauptzeugen A und B, schrieb aber in seine Erklärung ohne weiteres ein Zeiss, das er rein dogmatisch von Jrrlehren über die Person Christi verstand. Bei Augustin erscheint zuerst das negat und nachher das solvit im Texte und die Deutung des letztern wird gesuchter. Beda hat nur das sol- vit im Texte und combinirt die Erklärungen von Didymus und Augustin. Die katholischen Ausleger müßen der Vulgata folgen; aber Maher hätte es nicht unternehmen sollen, die Lesart derselben zu rühmen. Estius wagte nur die Vermuthung, daß solvit et negat im ursprünglichen Texte gestanden haben möge. — Aus dem richtigen Texte den Arti- kel wes» vor Wyomi- wegzulaßen, wozu Lücke geneigt ist, hat man gar keinen Grund. Das sei» fehlt nur in wenigen un- bedeutenden Handschristem —— Die Abweichungen von der rich- tigen Lesart Iö Tor? oZ«--«x9t«ocoii, sowohl die, welche ein Codex der Vulgata hat: et hie est Antjobristus als auch die bei Jrenäus, sed de Anticiiristm und bei Cyprian, sei! ls Ich. IV, "1——6; 257 est de Antichkisti spikjtu (vgl. Lachmann), find nur erläu- ternde Änderungen. Anstatt des Z conjicirte Stephanus II. Auch Brückner meint, daß man dieses auf den siwfzpxarog gehende Relativum erwarten sollte. Die Srhlußworte des Ver- ses würden dann aber ganz unpassend fein. —-. V. 4. Für die Lesart ais-rosig spricht mit allen Zeugen auch die Vul- gata nach dem richtigen Texte .(vgl."schon Wetsteinz Lach- mann). Die. Variante weis-öd, welche Mit! (Pko1eg. 502) bklligkh hat ebenso wenig Grund, wie die ausdrückliche Erklä- rung der äthiopischen Version, e. naseweis« — V.—6. Die Auslaßung der Worte if; oIJn Los-«- åsr Tor? Dem; III-«« ais-defe- øjxcasss bei A beruht auf einem Verfehm «— Statt F« Tod-coe- y«-., der durch B geschützten recipirten.Lesart, haben A und die Vulgata s» Tod«-g»- Lachmann hatte diese Lesart in seiner kleinen Edition gebilligtz in der großen hat er aber Si· works-o» geschriebem Das Fa» welches überhaupt bei Johannes gebkäuchlicher ist (II, Z. 5. Hi, 10. 16. 19. IV, 13 u. s. w.), während s« nur noch einmal (lIl, 24) vorkömmh hat man mit Rücksicht auf V. 2 geschrieben. —- - Die ersten sechs Verse« von Cap. IV bilden weder eine Episode (Jachmann, Baumgarten-Crusius), noch sind sie den beiden letzten Versen von Cap. III in der-Weise unter- geordnet, als wenn in diesen gewißermaßensdas Thema für den ganzen Abschnitt IV, 1—V, 12 enthalten wäre (Rickli, Liicke),« vielmehr hängt einerseits die polemische Erörterung lV, l——6 in gleicher Weise von dem Thema des zweiten Brief- theils II, 29 ab, wie der ähnliche Abschnitt im ersten Haupt- theile II, 18 fll. unter dem dort herrschenden Gedanken I, 5.6 steht, anderseits aber findet auch die innigste Verbindung zwi- schen der IV, 1—-6 vertheidigten christlichenGrttndwahrheit von dem im Fleische erschienenen Sohne Gottes und der IV, 7 fll. geforderten Liebe statt, weil das Wesen, die Pflicht und die Möglichkeit dieser Liebe auf nichts Anderes gegründet ist, als auf denselben in die Welt gesandten Sohn Gottes (V. 9fll. V, 1). Die Beziehung von IV, 1——6 auf den Hauptsatz II, 29 liegt deutlich darin, daß dieÜantichristliche Lüge als »nieht aus U. 17 258 l Jvh. Il, 29 — V, 5. Gott seiend«, dagegen der Geist der Wahrheit, wie er in den Kindern Gottes ist, als »aus Gott seiend« dargestellt wird, während in dem parallelen Abschnitte des ersten Haupttheiles der Grundgedanke von der »Gemeinschaft mit Gott» (l, 6) in den Ausdrücken Essen« rö- naröga und »Es-s«- åsy n; eilig? iml Z» ca? works« (ll, 23. 24. 27. 28) wiederkehrt« V. l. Der Übergang von lll, 24 zu dem neuen, durch die sinnvolle Anrede siyansgssoi (V. 7. lll, Z. 21) markirten Anfange IV, l liegt, wie schon Augustin angemerkt hat, in der Vorstellung von dem ers-stigm- Der Geist, der heilige, welchen uns, den Kindern Gottes, Gott gegeben hat und wel- cher unz dafür bürgt, daß Gott in uns bleibt, und unsere Gotteskindschast uns versiegelt, der Geist ist aus Gott; aber es giebt auch einen andern Geist, den des Antichrists (V. 3), welcher nicht aus Gott sein kann, weil er wider Gott ist und wider den von Gott Gesandten. Auch dieser Geist macht sich in mancherlei verfübrerischen Erscheinungen geltend, auch er hat seine Propheten, deren falsche Predigt die Kinder der Welt anlockt und den Kindern Gottes Gefahr und Kampf bereitet; es kömmt also darauf an, die Geister zu prüfen und zu unter- scheiden (vgl. I Cor. 12, 10), ob sie aus Gott sind oder aus der Welt, also aus dem Fürsten der Welt. Das unzweideu- tige Unterscheidungszeichen liegt aber in dem Bekenntnis Jesu Christi, des im Fleische gekonimenenz denn wie die aus Gott Geborenen eben in diesem Glauben Kinder Gottes geworden sind und den Geist Gottes empfangen haben, welcher gerade diese Wahrheit in ihnen bezeugt (Il, 20 sll.), so erhebt sich auf der andern Seite gerade gegen diesen Mittelpunct der christ- lichen Wahrheit die Lüge des antichristlichen Geistes. Dem einen wie dem andern Geiste erkennt der Apostel eine selbstän- dige Realität zu; die falschen Propheten betrachtet er als Werkzeuge des sie beseelenden und treibenden Lügengeistes in ithnlicher Weise, wie die aus Gott Seienden und aus Gott Re- denden der Offenbarung des Geistes der Wahrheit dienen. So erklärt sich die Vorstellung ers-»Er«- nach ihrem Gehalte und nach der Pluralforny deren Bedeutung auch in dem Ausdrucke I Ich. lV, l. 259 aus» Jus-III»- vorliegt Das »wes-sa- bekennt oder leugnet die christliche Grundwahrheit (V. Z. 3), jenachdem es aus Gott oder aus der Welt, ein m« »Je- oizezäsiak oder »Ja« »Aus-»k- (V. G) ist. Die Organe, durch welche das its-säus- srmi ais»- srcxgfosrou (V. Z) redet, sind die »Pseudopropheten« (V. 1), die Antichristen (ll, l8), die Verführer (ll, 26), welche aus- sprechen, was der in ihnen wirksame Geist der Versührung (lV, 6. lTinu 4, l) ihnen eingiebt. Falsch ist also die Mei- nung, daß mwüxra nichts Anderes bedeute als seasus horni- nis aliquo modo inspiratus (Socin) oder doch-ins (Episcop) oder »Religionsgrundsatz« (Oertel)z verkehrt ist auch die Com- bination der Bedeutungen dootkina und« ttoctok (Tirin, C. a Lapide, Estius, Carpzov); ungenau und voreilig ist die »metonymisehe« Umsetzung der Vorstellung von dem its-sei»- in die von einem pneumatischem im Geiste redenden Lehrer (Lyra, Calvin, Beza, Aretius, Piscatoy Grotius, Whitby, Er· Schmid, Hunnius, Calov, Wolf, S. G. Lange, Rosenmüllerz vgl. auch Baumgarten-Cru- sius, de Wette und Lücke)z richtig ist allein die von den Griechen, Augustin, Luther, S. Schmidt, Speney Bengel, J. Lange, Neander u. a. vorgetragene, selbst von Schlichting und Benson anerkannte, Auslegung, nach welcher das gis-»Zum das den redenden Menschen beseelende, iibermenschliche Princip bezeichnet Jn den Pluralformen wird dann, wie schon Didymus mit Vergleichung von lCor. M, 32 gelehrt hat (vgl. auch Schlichting, S. Schmidt und Bengel), ausgedrückt, daß jene geistigen Principien in ihren verschiedenen Organen verschieden sich kundmachenz denn an sich ist der Geist des Antichrists einer (V. Z. 6), wie der eine Geist Gottes (V. 6. 1Cor.12,c11). Die «Vielheit« erscheint an den Propheten mit ihren verschiedenen Gaben und Reden; aber ein Bekenntnis, von einem Geiste gewirkt, in einem Sinne und zu einem Zwecke vorgetragen ist für oder wider Christum in diesen oder in jenen. Darum warnt der Apostel: zu) non-ei ers-essen«- sssosxeciesrh Und ermahnt dagegen: oifsäoi Fort-Freiherr »F wisse-Josua, «« F» Tor? »Hier? H« 260 l Ich. H, 29 —— V, s. zart-«, indem er beides mit dem Hinweis auf die vorhandene Gefahr begründet: Israel-Los rxisedorrporpjssvrr Skala;- Lrissaexrs ssc sei» nötigen« » Wenn man in dem« »so-senken, vor welchem der Apostel warnt, das Moment des »Vertrauens« (Lücke) sindet, so darf man keinensalls mit Tirinus und C. a Lapide diese Vor- stellung als die eigentlich herrschendeansehn unddaran erin- nern, daß auch die Schiffer— nicht jedem« Winde (Joh. 3,8) sich anvertrauen, als ob ein solches Bild dem Apostel vorgeschwebt hätte. Der einfache Sinn« des Wortes vordre-Fee« d. h. die gläubige Annahme des von einem jeden Geiste Vorgebrachten (vgl. Spener), wird durch den Context, in welchem von den Jrrlehren falscherspropheten die Rede ist, geboten. Mit der Warnung erhält aber auch die entsprechende Aufforderung zur Prüfung der Geister (vgl. lThess Z, 21), ob sie aus Gott seien, aus dem Contexte ihre Beziehung. Nicht das hat der Apostel im Auge, daß in bewegten Zeiten neben dem Leicht- glauben, welcher ohne ernste Prüfung dem erstenbesten Stimm- führer sich hingiebh ein schädliches Mißtrauen," in welchem auch das Achte ungeprüst verworfen wird, sich geltend macht (vgl. Neander), sondern des Apostels Absicht geht ausdrücklich nur (,c»J may. ach) auf die Gefahr, welche von den ,,vielen Pseudo- propheten« her droht. Diese find identisch mit den ,,vielen Antichristen« H, 187 Johannes bezeichnet nach alttestament- licher Art zu reden (Spener; vgl. Didymus, J. Lange) die in den christlichen Gemeinen auftretenden Irrlehrer (Matth. 7,15. 24, II. 24), die txisvckorfrckiseanoelog welche auch 2Petk. 2, 1 mit den nievckossnowjsrwcg der A. T. Zeit parallelisirt werden. Die Borstellung des Weissagens liegt weder in dem Ausdrucke Versenkt-Essai, noch im Zusammenhange unserer Stelle. Auch Grotius würde nicht daraus verfallen sein, wenn er nicht, wie schon zu Il, 18 fll. bemerkt ist, die -Anti- christen« des johanneischen Briefes als Ankündiger eines sal- schen; eines politisch herrlichen Messias angefehn hätte. Die Verkehrtheit dieser Meinung wird sich übrigens noch einmal bei der Auslegung der Worte s» aus-ei låä7äm9öca, welche sl Ich. W, l. 261 dem Irrthurn -der falschen Propheten entgegengesetzt sind, er- geben. , - . - . Der Ausdruck sxshylöåacoey ei; »Ja« »Ist-»or- hat im Wesentlichen denselben Sinn wie das yeyeieaisow H, IS. Johannes bezeichnet die missionirende Wirksamkeit der Jrrleh- rer (de Wette), welche insofern allerdings als Nachässer der wirklichen, von Gott ausgesandten Apostel erscheinen, obwohl diese Vorstellung (vgl. J. Lange u. a.) in dem Ausdruck an sich nicht markirt ist. Die meisten Ausleger (vgl. Socin, Schlichting, Episcop, Grotius, Calov, S. G. Lange, Baumgarten-Crusius, Lücke u. a.) geben das åxäqxsasoec sie— s« »ein«- durch in public-um prockire, indem sie entweder über die in dem Zeitworte liegende Borstellung von dem Aus- gangsotte gar nicht reslectiren oder dieselbe absichtlich bei Seite schieben und dann eine dogmatische Consequenz bei der Hand haben, wie sie Socin (vgl. auch Schlichting) aussprichtt Hippe-set, exike in mundum idem esse quod existeke et pu- bliee tnunus aliquoti aggredh non autem ex alio aliquo loco — in mundum prociim Ouod qnetnadmodutn a nostkis ho- minibus merito animaciversutn est, vnlet ad eonkutandas fal- sas illorum intetspretationesz qui ex eo., quod Christus in muntium venisse dioitntz conolnciung illa-n antequam merke— retur- in coelo kuisse et ineie ex virgine nascencio in mun- dum venisse Aber die falsche Consequenz Socins beruht auf einem sprachlicheniJrrthumz denn überall entspricht der Borstellung des Ortes, wohin das sgxeoåae oder åäädxwäeri geht, die von dem Ausgange Bei Christo ist der Ausgang unzweideutig genannt Joh. 8, 42. 13, Z. l6, 27. 28; übri- gens ergiebt der Context das Woher (Matth. 13, Z. 49. 26, 55. Mark. 1, 35. 8, U. Als. 7, -7). An unserer Stelle ha- ben die Ausleger den Ausgangsort der antichristlichen Jrrleh- rer verschieden bestimmt Mit Rücksicht auf H, 19 erklärte S. Schtnidh ex apostolis et eorum eeelesia, was Spener und J. Lange noch weiter entwickelten, indem sie neben die- fett! »äußerlichen« Ausgange aus den »innerlichen«, nämlich das Reich des Satans, hindeuteten. Dies alles liegt aber 262 l Ich. El, 29 — V, Z. nicht im Contextez II, 19 steht SZ Jesus» neben dem ZEIT-Dass. Einsach und trefsend (vgl. 3Joh. 7) hat Bengel, dem auch Sander beistimmt, angemerkt: ex secjjbus suis intknkunt in wund-im. Auch bei Christo genügt, wenn der Text nicht den Ausgangsort genauer angiebt, diese ganz allgemeine Vorsiek lang; denn wir wißen, daß der Sitz, die Heimath Christi bei dem Vater ist. Schließlich muß zu V. l noch der Streit zwischen den katholischen und den protestantischen Auslegern über das Eos«- xeaigsiss erwähnt werden. unbedeutend ist die Bemerkung des C. a Lapide: Perperam haeketici eonteniiuny betete-es suas esse examinancias et Probe-titles. jam enim iliae ab ecelesia examinatae et damngtae sunt (vgl. auch Tirinus). Hieraus hat kein protestantischer Ausleger geantwortet· Wichtiger (vgl. Wolf) ist die Streitsrage, wem das ePo-«,»«TCs»-, welches Jo- hannes fordert, zustehe. Die Katholiken behaupten: eeclesin in suis praelutis est juclex controversiarum (Estiusz vgl. auch den modernisirenden Maherl Daß Johannes an alle Gläubigen schreibt, was Episcop, Piscator, Calvin, Benson, S. Schmidt, Calov u. a. hervorheben, bemerkt auch Estius, der aber urtheilt: Nec veko s. Joannes — potestatem juciicandi de eontroversis liciei qunestionibus at— tkjbuit omnjbus et singulis Christi-wie, sed unam et altes-am regulnm pkaescribig act quam possint a(- ciedeant litt-Dies, —- etiam singulh juäioio quodam rationis explorake doctkjnas quae korte novae ad eos perferrentutn Dies ist aber eine absichtliche Umgehung der apostolischen Forderung, welche al- len Gliiubigen das Recht und die Pflicht zuerkennt, zu prü- fen, nämlich an der untriiglichen Norm der göttlichen Wahr- heit (B. Z. 3), nicht freilich »wie gelehrt, subtil oder beredt ein Lehrer sei«, sondern ob er aus Gott sei und aus Gott rede (vgl. Spener). V. 2. Das Kennzeichen eines aus Gott seienden Geistes ist das Bekenntnis Jesu Christi, des im Fleische gekommenem das Bekenntnis also desjenigen Glaubens, in welchem wir aus Gott geboren und Kinder Gottes geworden sind (ll, 29), wie I Ich. W. Z. 263 uns der Geist Gottes bezeugt All, 24). Dem »Ist-J«- »so-J Greis, womit nicht ein loquens do spikituulibus ex inspira- tione divina (Lyra), sondern das eine in allen achten Pro- pheten wirksame und in den einzelnen mit besonderer Gabe Ort« ers-sur«- «-«1.) sich offenbarende göttliche Princip ge- meint ist, steht das Irr-UT«- swiJ oiessrizqiossw gegenüber, aus dessen Wirkung die einzelnen falschen Propheten (B. Z) reden. Mit Recht spricht also Johannes der einen oder der andern Art von Geistern selbst das ehristliche Grundbekenntnis zu oder ab: mir« no. Z ihr-May« Dis-Ä. (3 xeoj tin-M. V. 3), und nur in diesem realistischen Sinne gilt die Anmerkung Schlich- tings zu dem e3,«o-10ysi.· quatenus tsaoit oontiteki. spiriru tribuitut greife, qui-o bominis est per· spjkitunk Gemeint aber ist mit dem öxsoäoyeiss wie It, 23 das miindliche Bekenntnis einer Lehrwahrheit (vgl. 2Joh. 10), nicht das Bekenntnis, welches in einem den Geboten Christi entsprechenden Leben liegt, was die Griechen, Liugustin und Beda mitbegriffen, um das vom Apostel genannte Kennzeichen als ein unbedingt, auch dem Scheinbekenntnis im bloßen Worte gegenüber, giiltiges darzustellem Aber der Apostel redet ja eben von einem solchen Bekenntnis des Mundes, welches der im Herzen lebende Geist selbst spricht. Das Glaubensbekenntnis nun, an welchem nach Johan- nes Leben oder Tod hängt (V, 11sl. -ll,22sl.) und durch wel- ches der äußerste Gegensatz des Seins aus Gott und des Seins aus der Welt oder dem Teufel (V. 3 sit. M, s) offenbar wer- den soll, liegt in den Worten: That-ris- Xyxaccårs Z» aus«-Z åzøyzrsssösrqu Einig sind die Ausleger nur über den ganz allgemeinen Sinn dieser Formel (ogl. 2Joh. 7), in welcher sie alle die Vorstellung von der wirklichen Menschheit Jesu Christh des wahren Messias, sindenz die größte Uneinigkeit aber tritt hervor, sobald es.auf bestimmtere Erklärungen ankömmt. Man schwankt und streitet über den Ausdruck, ob s» nah-«« soviel sein könne wie Eis« ewig« und ob das Participium Unze-Höre· im Sinne des Infinitivs zu verstehn sei; man streitet noch mehr über die eigentliche Bedeutung und— Beziehung der jo- I Ich· u) «· vp Z· hanneischen Worte undüber den dogmatischen Grund, welchen sie nothwendig voraussehen, indem die Einen (Lhra, Luther, Calvin, Besza, Hunnius, S. Schmidt, Calov u. a.) ebensoibestimmt die Lehre von der Präexistenz des Logos und der Gottheit des in Jesu Christo menschgewordenen Sohnes in dem apostolischensSpruche finden, als die-Andern, deren Haupt Sorin ist, geradesdiese Anschauung für durchaus unberechtigt im Texte erklären. - » Eskömmt vor allen Dingen auf eine richtige philologi- sche Würdigung des johanneischen Ausspruchs an. Ganze Rei- hen pon salschen Auslegungen werden dadurch abgeschnitten, und der wahre Sinn des Apostels ergiebt sich mit Sicherheit aus den klaren Worten. In reinsprachlicher Hinsicht kommen drei Punrte in Betracht: erstlich die Wortstellung zweitens die Präposition Si» endlich die Participialform å2.»zs«9s5ia. Mit der Wortstellung unverträglich ist die von Luther in seinen Srholien gegebene, auch von Bensonund S. G. Lange vorgetragene Erklärung: quoci Jesus sit Christus, qui venerit in ein-ne. Die Bedeutung der Präposition S» wird von allen denen verletzt, welche dieselbe ausdrücklich (Piseator) oder stillschweigend (Augustin, Lyra, Luther, Calvin, Beza, Aretius, Benson und Sander) für ei; nehmen. Endlich geht die eigenthümliche Nüancirung der Vorstellung, welche in» der Participialsorm liegt, verloren, wenn man dieselbe im Sinne eines Jnsinitivs versieht und mit Luther übersetztx »daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen« (Sander). Die beiden letzten Punkte, von welchen aus der Sinn des ganzen Ausdrucks sehr verschieden bestimmt wird, bedürfen aber einer genaueren Erörterung. Mit Piscator zu behaupten, daß s» siir sig gesetzt sei, ist rein willkührlich (vgl. Win er, S. 390); nur in dem Sinne, welchen S. Schmidt durch seine Umschreibung svenit in our— nem ut i» our-ne fass« mansekiique tanquatn cum ea per— sonaliter unilus juxta natur-am, juxta qui-un venit) ausdrückt, könnte man ohne gegen die Raison der Sprache zu verstoßen (vgl. Kühneiz ll, S. 316), die Vorstellung von dem Kom- l Joh. W, Z. 265 cnen in das Fleisch, d. h. von der Jnrarnation oder der Ge- burt des Sohnes Gottes (Lyra, Luther, Calvin, Bezcy Antäus, Sander), ausder Formel z» ways-l Arm. ent- wickeln. Allein erstlich ist die prägnante Composition einer Präpositiotr der Ruhe mit einem Berbum der Bewegung» ohne jede Analogie im johanneischen Sprachgebrauche —— denn die Stelle Jud. Z, 4 Gascäzkazoed s» sey; andren-IX) ist unächt und selbst ohne die Annahme jener Präguanz zu verstehn (Winer, S. 39l) —— zweitens aber verstößt die Auslegung von S. Schmidt gegen die Analogie von V, 6 und andern Stellen, in welchen gerade das zwei-»Ja« mit s» verbunden eine an- dere Borstellung an die Hand giebt; äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich ist es endlich, die präsentische Form, in wel- cher dieselbe Borstellung von dem åpzs ös- aaxmi 2 Jph. 7 auf- tritt, zu erklären, wenn man die Formel auf die Geburt des in das Fleisch gekomrnenen Logos deutet. Halten wir daher an dem Textausdruck S» aus«-«, in come, fest (mit der Vul- gata, den Katholikem Socin, Grotius, Hunnius, Calov, Bengel, Steinh"ofer, Rickli, Lücke, de Wette, Neander u. a.), so muß sich die bestimmte Erklärung dessel- ben ikn Zusammenhange mit dem Berbalbegrisf til-Flusses»- er- geben. Bei diesem klimmt vorerst die Partiripialform in Be- tracht. Die Ausdrucksweifywelcheder Apostel an unserer Stelle und 2 Joh. 7 gebraucht, ist (vgl. Kühner, il, S. 114fl. 353 il. Winer,-S. 316) attributiver Art; dagegen würde, wenn die Worte lauteten eins-z. ’I7o. X» s» can-l Unze-Essai, eine prädirativische Borstellungsweise stattsindew Johannes faßt nämlich nicht den Prädicatbegriff F» very-il Zählt-se«- un- ter einen besondern Act der Vorstellung, um denselben von dem Subject auszusagen s— was die prädicativische Form des Jnsinitivs ergeben würde -—, sondern mit einem Art der Vorstellung umspannt er das Subjekt This. Xgrcmsu und den Prädieatbegrifß welcher deshalb in attributiver Form, und zwar in der adjectivischen Form des Participiums, mit dem Sub- jertbegrifs zusammengefaßt erscheint. Ganz dieselbe signisicante Redeweise sindet sich außer 2 Joh. 7 bei Paulus "l Cor. l, 23 266 i Ich. u, 29 — v, s. («7gv«uu. Xexes-reis- åuro«»9a),«.k"s-os«) und 2 Cur. 4, 5 Cypris-o. X« 77200177 sein«-O, in welcher letztern Stelle nur der Un- terschied stattsmdet, daß dem attributiven neigte» ein substan- tivischer Prädicatbegrifs Wir-use Sau) zu Grunde liegt. So- mit erscheint als eigentliches Objekt des eixiozoysiss nicht der Umstand, »daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist«, son- dern der Begriff Aktion» Xgsacögg welcher aber zugleich at- tributivisch näher bestimmt wird durch den Zusatz F» ach-it zählt-Oriac«- Deshalb kann Johannes B. 3 den ganzen Be- griff, welchen er V. 2 als den Gegenstand des wahren Be- kenntnisses dargestellt hat, mit der kurzen Formel eine-J» nis- Tszaoiiw wiedergeben, weil sich die attributive Bestimmung Z» any-ei Hinz-Hör» dabei von selbst verstehtz deshalb aber er- scheint auch die Auslegung, in welcher Socin vorangegangen ist (.Iesum Christum, i. e. Jesum qui dicituk Christus, non mocio moklatem tiominem wisse, seit etiam inmimekis malis et denique ipsi cruentue mokli obnoxium), als ein Verstoß gegen die sprachliche Form des apostolischen Satzes, indem So- ein übersetzt, als ob der Jnsmitiv Styx-Männ- geschrieben wäre. Abgesehn von der grundsalschen Bestimmung des Be- griffs en- aagssi åpxeoäar isi seine Umschreibung in syntakti- scher Hinsicht ebenso unhaltbar, wie die von Andern (s. o.) gegebene Übersetzung: »daß Jesus, der im Fleische gekommene, der Christ sei-«. Was meint aber der Apostel mit dem Aus- druck s» and-il .s'*9xso-5a«? Einstimmig haben alle Ausleger zwei Momente anerkannt: erstlich, daß Jesus als der Messias (Xpra-«5g), zweitens daß er als wahrer Mensch G» nahm«) vorgestellt werde. Dabei aber scheiden sich die Ansichten in zwei Hauptklassem indem die Einen das Bekenntnis, daß Je- sus der Christ sei (ll,22. V,1) nur verstehn können im wesent- lichen Zusammenhange mit dem Bekenntnis, daß er der Sohn Gottes (lV, 15. V, 5) sei, der schon war, ehe er Mensch wurde, während die Andern mehr oder weniger bestimmt sich von der Voraussetzung leiten laßen, welche Socin offen ausspricht, indem er die Messianitäh das XVI-säc- von demjenigen prä- dicirt, welcher erst durch die Geburt aus der Jungfrau das o i In, w, 2. 267 Dasein empfing» site-no ille Jesus Nasen-aus, qui tunc ciemuni exstitig cum ex vikgine natus est). Durch diese Verschieden: heit in der theologischen Grundanschauung ist der mehr exege- tische Zwiespalt der Ausleger wesentlich mitbedingt, welcher darin besteht, daß das Xexes-Fa« s» can-»« entweder von der ussuintio hutnnnee naturae, der inearnuiio oder von der con- veksntio in out-ne, inlek nomine-s, in ver-a natura iiumana verstanden wird. Socin und feine Geistesverwandten (Epi- scop, Grotius, Schlichting, Rosenmüller, S. G. Lange, Paulus) können nur die letztere Ansicht vertreten, wenn sie auch zum Theil jede genaue. Erklärung vermeiden, wie S. G. Lange und Paulus, oder der ganzen Vorstel- lung eine schiefe Richtung geben, wie Episcop, welcher um- schreibt: Oui Jesutn pro Messiu ei Fiiio Dei habet et pro— ptekeu doeirinum ejus tunquum divinam et coelestetn conti- teiuk, und dann alles Gewicht auf die iioctrina sallen läßt. Diejenigen Ausleger dagegen, welche mit der christologischen Voraussetzung des Apostels übereinstimmem können von der- selben aus das Zgxkoåax Es- aagiri ebenso gut von der con- versatio in name, d. h. in ver-a natura bumnnu verstehn (vgl. Estius, Calov, Spener, Lücke, de Wette u. a.) als von der incaknntioz ihnen aber liegt die Versuchung nahe, entwe- der das« si- aagni geradezu für er's: eng« zu nehmen (Pisca- tot) oder wenigstens mit einer gewißen Unsicherheit zwischen den beiden Borstellungen zu schwanken, um eben die Voraus- setzung geltend zu machen, daß Christus bevor er in das Fleisch oder im Fleische gekommen sei, schon dagewesen, näm- lich bei dem Vater als ewiger Sohn gewesen sei. In diesem Sinne ist charakteristisch die Erklärung von Hunniusk tum venire in earne tiioitur Jesus Christus, quunilo äöyog ex sua veiut arcnna sede pmriiens ussumtn visibiii can-ne se in ter- kis manit’estat, womit S. Schmidt, J. Lang e, Bengel u. a. zu vergleichen sind, bei welchen allen eine ganz genaue Erklä- rung des johanneischen Ausdrucks fehlt, während das vorwie- gende Interesse dahin geht, die göttliche Präexistenz des ,,im Fleische« oder »in das Fleisch« Gekommenen fesizustellen So 268 l Joh. il, 29 -— V, 5. geschieht es, daß diese Auslegetz welche aus dogmatischen Rück: sichten geneigt sind,. das s» can-«« Eis-«» im Sinne von er's ooipim auf die Jncarnation des ..göttlichen Logos zu beziehn, dem Textausdrucke dadurch zu. genügen suchen, daß sie zugleich die ganze Offenbarung des Menschgewordenen im Fleische, be- sonders seinen erlösenden Tod, mitverstehn (vgl. Augustim Luther, S. Schmidt, Hunnius, Spener u. a·). « Sorgfältiger als die kirchlichen Ausleger, denen der all- gemeine Sinn des apostolischen Ausdrucks aus der Analogie der Schrift seststand, haben diejenigen die Worte des Johan- nes erwogen, welche dieselben mit ihren schriftwidrigen Vor- aussetzungen einstimmig machen wollten. Besonders gilt dies von Socin, anch von Grotius Willkommen ist ihnen die richtige, auch an unserer Stelle unzweiselhafte Bedeutung des Skyros-er, welches überhaupt das Auftreten von Lehrern be- zeichnet (2 Joh. 10. Joh. l, '7. 5, 43. 10, 8. 2Petr. Z, Z. Matth.11, 18. 17, 11. 24, 5. vgl. Lücke, de Wette u.a.). Richtig ist ferner die von Sorin und Grotius in Überein- stimmung mit Estius, Calov, Lücke, de Wette u. a. gegebene Erklärung der Präposition äu, deren Sinn V, 6 durch ckrof ausgedrückt wird und welche nicht unpassend durch cum umschrieben werden kann (vgl. 1Cor. 4, 21. 2Cor. 2, 1. Röm. 15, 29). Das se« bezeichnet nämlich seiner Grundbe- deutung gemäß sehr häusig dasjenige, womit jemand bekleidet oder ausgerüstet erscheint (vgl. Win er, S. 367). So wird Maitlx 7, 15 von einem Zgxsoäorr s» s-1-ckIJx-o·0r» geredet Und Hebt. 9, 25 dem Hohenpriester ein szkskkgzsasar ei; sc. siiyza s» aijuoissr eizzosrgiax zugeschrieben. Ganz verkehrt ist aber die von Sorin aufgebrachte Erklärung des Ausdrucks ewig-F; mit welchem im schreienden Widerspruch gegen die Analogie der Schrift (1 Tim. B, 16) überhaupt, insbesondere der johannei- schen (Joh. I, l4), der niedrige, leidensvolle Zustand des Le- bens Christi, welches übrigens als ein gemein menschliches vor- ausgesetzt wird, bezeichnet sein soll. Socin beschreibt nämlich den Sinn des johanneischen Bekenntnisses: Jesum Christum, i. e. Jesum, qui dioiiuk Christus, non modo moruilem ho- 1 Johx W, Z. 269 minem kuisse, steil. etiam innnmeris malis et iienique ipsi ckuentae morti 0bnoxium; und Grotius: non cum regis- pompa et oxekcitibus, sei! in statu humili, nistet-to,- cnultis- queinnlis no postkemum okuoi Ohno-do. s Den Beweis aber, daß dies der johanneisehe Sinn des Ausdrucks stark-F sei, hat weder Socin", welcher sich vergeblich auf Stellen wie Hebt. 2, 14. Z, 7 beruft, noch Grotius, welcher auch hier zu dem hebräischen Sprachgebrauche seine Zuflucht nimmt, erbracht; Den wahren Sinn des Apostels haben die kirchlichen Aus- leger im richtigen Takte ihres Glaubens ungleich beßer getrof- fen, als Socin, obwohl dieser die sprachliche Form viel siche- rer verstand. Das Bekenntnis, durch welches der Geist aus Gott sich ausweist (vgl. I Gott. l2, 3. Matth 16,16 fl.), geht nach Johannes auf »Jesum Christum, den im Fleische gekom- menen«, d. h. auf den Jesum Christum (IIl, 23. l, 3), welcher als wirklicher Mensch auf Erden gelebt, gelehrt und gewirkt hat. Sinn hat dies alles nur dann, wenn die wirkliche Mensch- heit dieses Jesus Christus eine andere Voraussetzung hat, als die gemeine Menschheit jedes Andern, der Fleisch ist, nämlich wenn der im Fleische Erschienene der Sohn Gottes ist (lll, 23), welcher in das Fleisch gekommen, Fleisch geworden ist, um darnach im Fleische zu kommen oder als Fleisch gewordener aufzutretem Die Worte s» trag-i åzsyzvisöca beziehen sich ausdrücklich nur auf die conversatio Jesu Christi in ver-a na- tura namens, fetzen aber selbstverständlich die inoaknatio vor- aus (l, I fll. Ich. I, I fll.). Daß diese letztere selbst nicht mit dem Ausdrucke Z» trag-i åhzsoäac gemeint ist, wird auch da- durch bestätigh daß 2Joh. 7 die Vorstellung in der Form des Präsens erscheint. Dort wird die Sache an sich, ihrem- Be- griffe nach, in zeitloser Form dargestellt, eine Anschauungs- weise, welche sich für das einzelne, bestimmte Factum der Ge- burt Christi nicht eignet, wohl aber für den ganzen Verlauf des wirklichen Lebens Christi im Fleische. An unserer Stelle schreibt Johannes das Participium Perfertiz an einer dritten Stelle (V,6) hat er den Aorist. Die letzte der drei gleich be- rechtigten Vorstellungsweisen ist von der ersten (2 Ich. 7) am 270 l Jud. II, 29 — V, Z. weitesten entfernt, sie ist die rein historischez in der Mitte steht die Form des Perseus, in welcher (vgl. Winer, S. 247) die gegenwärtige Beziehung des historisch Vollendeten markirt wird. Denn fortwährend ruht die Wirksamkeit Christi siir uns und unser Glauben an ihn aus der Thatsachy daß er im Fleische gelebt hat. Das specifisch christliche Bekenntnis Jesu Christi, des im Fleische gekommenen sällt demnach wesentlich zusammen mit dem Bekenntnis daß Jesus der Christ oder daß er der Sohn Gottes sei (ll, 22. 23. til, W. W, 15. V, l. 5. 10. 13. Seh. I, l2. 6, 40. 47. S, 24. 20, 3l); und dies Bekenntnis, des- sen Sinn in den verschiedenen Faßungen (vgl. 1Cor. 12, B) wesentlich derselbe ist, bedingt allein die Zugehörigkeit zu Christo, die Theilnahme an dem ewigen Leben, die Geburt aus Gott. Gegen das Wort und gegen den Sinn des Apostels ist es, wenn Augustin, Beda und die Griechen die allgeineine Gültigkeit der johanneischen Regel dadurch sestzustellen meinen, daß sie neben dem Bekenntnis des Mundes auch das Bekennt- nis des heiligen Wandels verstehn (vgl. S. 263). Noch we- niger berechtigt ist die Bemerkung des Estius, welcher dem Einwande, daß ja auch Luther, Calvin und andere Ketzer Chri- stum bekennten, entgegnet: die Worte des Johannes seien nur auf Ketzer seiner Zeit anwendbar, gegenwärtig dürfe man etwa das Bekenntnis von dem Abendmahle als Kriterium ansehn- Die Bestimmung des Johannes ist weit genug, um alle die- jenigen zu umspannen, welche im wirklichen Glauben an Chri- stum ihn, den Heiland, ergriffen haben und, wie Neander iin trefflicher Erinnerung an Ich. l5, l sll. sagt, gleich Reben dem Herrn, als dem lebendigen Weinstock, einverleibt sind und in der Verbindung mit ihm fortwährend gereinigt werden; die Formel des Apostels ist aber auch eng genug, um alle die auszuschließem welche irgendetwas Anderes, als Jesum Chri- stum, den im Fleische erschienenen Sohn Gottes, zum Quell ihres Lebens und zum Grunde ihres Heiles machen. Alles wesentlich Christliche wird durch das Wort des Apostels wirk- lich umspannt (vgl. Luther II, Spener u. a.), alles Unchrisk liche oder Widerrhristliche aber abgeschnitten. s Ich. w, Z. es« B. Z. Ausdriicklich folgt nach johanneischer Weise der Gegensatz, das Nichtbekennen Jesu Chrisii, des im Fleische ge- kommenen, durch welches der Geist des Antichrists sich kenn- zeichnet. Die kurze Formel »F sie-ex. sei» 7700257 erhält aus V. 2 ihre nähere Beziehung, welche durch die Variante o. Tun· Xpeocöp Si« aus-i Zäøzäviföska richtig angegeben istz daß aber Johannes die volle Formel nicht wiederholt (vgl. l, 8 fll. ll, 23), sondern nur schreibt e; »; eine-z. wir« Texas-im, ist gewiß nicht eine bloß stylistische Rücksicht, sondern zeigt an, daß die Leugnung des »im Fleische Gekommnen« eine Leug- nung »Jesu- ist, oder den ganzen Christus beseitigt. Das F» any-ei özszloåäpac ist ein so wesentliches Moment in dem christlichen Glauben an den bestimmten Jesus Christus, daß wer jenes leugnet das Ganze verliert. Somit haben wir auch an unserer Stelle, wie il, 22. 23, nicht sowohl eine charakte- ristische Schilderung der antichristlichen Jrrlehre, als vielmehr . ein im vollen Bewußtsein der siegreichen und selig marhenden Wahrheit gefälltes Urtheil über die Lüge, welche das Brand- mal ihres teuflischen Ursprungs an der Stirne trägt, da sie den Grund alles Heiles, den wirklichen Jesus Christus (l, 1 fll.), leugnet. Die Jrrlehren, welche Johannes vor Augen hat, sind gnostischetz und zwar doketischer Art (vgl. Bd. l S. Xcll fll.); das zeigt die V. 2 gegebene und auch für B. 3 gültige Be- stimmung s» any« EIN» (vgl. die Griechen, Augustin, Beda, Ricklh Lücke u. v. a.). Geleugnet werden (Brück- ner) kann deshalb die Beziehung unserer Stelle aus den Do- ketismus nicht; wohl aber muß behauptetiwerdem daß die Worte des Johannes, welcher den bekämpften Jrrthum kaum andeutet und für uns nur errathen läßt, nicht lauten wie die Polemik eines Falsarius, welcher vollständig entwickelte Sy- steme des Gnostirismus hätte berücksichtigen wollen. Übrigens ist die Erklärung von B. 3 schon in dem zu il, 18 Bemerkten vollständig enthalten. Der Geist des Anti- christs (-·. sein«-«; so« ssei Im? oT--xcx()., was nur Epi- scop und Mayer übersetzen: »und dies, das Nichtbekennem ist die Sache des A.«) ist der in den vielen Antichristem als 272 1 Ins. It: 29- —·v, s. den Vorlciufern des einen, noch zukünftigen «Antichrists, wirk- same satanifche Geist (vgl. Bd.«l S. 326). Daß dieser Geist kommen soll (über die schon von Erasmus, Grotius, S. Schmidt, Calvin u. a. hervorgehobene futurische Beziehung des Xqxssrac vgl. Bd! S. 332), haben die Leser gehört (aE-»;«öa-«), nicht aus· dem II, 18 geschriebenen Worte, wie Oerumenius meinte, denn schon dort steht das Ostia-Haus«, sondern im frühern Unterrirhte des Apostels (vgl. Bd! S.331). Und schon ist dieser Geist des Antichrists in der Welt (s-ni aius Z» se. nötige. Fast. III-D, nämlich weil die Vielen An- tichristen, die Propheten dieses Geistes, fchon jetzt in die Welt ausgegangen sind (V. 1)« und in der Welt ihr Wesen treiben (vgl. Il- 18). B. 4. Mit cihnlichem Nachdrucke wie II, 24. 27 seine Leser anredend (1J tiefe) stellt der Apostel diese den Antichri- . sten entgegen, und spricht ihnen, in welchen Gott ist (vgl. Hi, 24), nicht nur das Sein aus Gott, sondern auch den schon errungenen Sieg über die Antichristen zu; denn der in ihnen ist und aus dem sie geboren sind, ist größer als alles (vgl. Seh. 10, 29) und aus seiner Hand läßt er sich niemand rei- ßen, ist größer, als der in der Welt ist, als der Fiirst der Welt (vgl. il, 13. 15), dessen Geist in denAntichristen sich feindlich offenbart. Indem der Apostel in liebreichem Ber- trauen voraussetzt, daß seine Kindlein alle, an die er schreibt, aus Gott find (vgl. lll, 1fl. 13fl. 19. 24. IV, I. 2), muß er ihnen auch den Sieg über die falschen Propheten zuschreiben. Im Glauben haben sie den Argen selbst, der in der Welt ist, überwunden (ll, 13. 14. V, 4. 5)z darum auch die Antichri- sten, in welchen, als den Kindern der Welt (B. 5. vgl. Hi, 8), der Geist des Argen wirksam ist. Der heilige Krieg um die göttliche Wahrheit, welcher mit den Antichristen zu führen ist, kann und soll also mitfröhlichem Muthe bestanden werden, denn mitten im Kampfe wißen die Kinder Gottes, daß der Sieg schon errungen ist (vgl. Calvin, Neander u. a.). Es wird gestritten wider die »vielen Pseudoprophetew V. l, und es handelt sich um die Wahrheit, insbesondere um das Grund-« - 1 Jvh. W, H; sss27s bekenntnis, welches B. Z. 3 genannt ist. Das Letztere ist von allen Auslegern anerkannt (vgl. Schlichting, Episcop,»Lu- the» Sporn, Bengel,.Rickli, Baumgarten-Crus«ius, Sander u. a.)z das Erstere ist nur von denen nicht recht«ver- standen,s-welche statt des richtigen Textes wes-unsern«- qui— einig— die selbst in der Bulgata unberechtigte Lesart vioistis ev» billigten. sHieraus entstandadie falsche Erklärung bei Lyrax mundum, devjncendo cononpiscentiam (1I,16), und— die wenigstens von der Anfchauungsweise des Johannes abwei- chende Deutung bei Augustin, Beda und den spätern ka- tholisch en Auslegerm welche das cum auf den Antichrist (Estius, Mann) oder den Geist des Antichrists (Tirinus, C. a Lapide) bezogen, dabei aber richtig an die Offenbarung desselben in den. vielen Antichristen dachten. Erasmus, wel- cher die Richtigkeit der Lesart arise-nie erkannte, deutete diese wohl nur deshalb auf den Aniiohristum et Inn-kaum, um der traditionellen Lesart der Vulgata möglichst zu genügen. — Das Perfectum »so-»eines» kann so wenig an unserer Stelle wie II, IS. 14 (vgl. Seh. 16, 33) im Sinne eines Futurums genommen spropter fatukitionis certiiudjnem Episcop) und durch poteslis supekake (Rosenmüllerz vgl. S. G. Lange, Carpzov) wiedergegeben werden. Auch die Bemerkung von J. Lange, daß die Borstellung der Vergangenheit zugleich die der Gegenwart und der Zukunft einfchließe, giebt keine sichere Erklärung« Die ältern Ausleger haben kein Bedenken bei der perfectischen Form gefunden, und nur etwa bemerkt, daß im Glauben der Sieg der Kinder Gottes beruhte (S. Schmidt). Am sorgfältigsten hat Neander die Vorstellung des Apostels erläutert. »Der Sieg der christlichen Wahrheit über den anti- christlichen Irrwahn, sagt er, der als Thatsache in der Zeit sich entwickeln wird, wird als etwas schon Geschehenes in dem Bewußtsein von der Macht dessen, für den sie kämpfen und der durch sie kämpft, bereits vorausgenommen. Ihr Glaube muß dem Lauf der Geschichte voraneilen. -— Eben jenes, daß sie die Antichristen schon besiegt haben, wird nur zur Erschei- nung kommen.« Die Vorstellung des Johannes ist an unse- H. 18 -T2·k4 1 Ich. H, 29 — V, Z. rer Stelle insofern etwas von der ll, is. 14 verfchiedem als dort der-Sieg über den Argen auch faktisch gewonnen« ist, nach- dem dies-Kinder Gottes an Christum gläubig. geworden sind, während dxer Sieg der. Gläubigen über -die Antichrisienx,« mit denen gegenwärtig gestritten wird »in-der Wirklichkeit freh als ein fortwährender darstellt. Allein dies letzterei Moment wird selbstverständlsich il, 13. 14 nicht ausgesehloßen (vgl«:Bd.1S.243), swie denn Johannes an einer ähnlichen Stelle (V, 4. 5) aris- drücklirh .hervorhebt, daß der Glaube, welcher den Sieg itber die Welt gegeben hat (-«««joaaa), auch fortwährend denselben Sieg gewährt (»«-««»-); und in dem gegenwärtigen Kampfe wider die Antichristen ist insofern der Sieg wirklich schon ge- wonnen, als Christus die Welt und ihren Fürsten wirklich be- siegt hat (Joh. l6, 33), so daß jeder Angrifß welchen der Geist des Antichrists macht, für die Gläubigen nur die Ohnmacht des geschlagenen Feindes erweist. Dies ist der reale Grund in der idealen Vorstellungsweise des Apostels, nach welcher er den in der Kraft Gottes noch kämpfenden Gläubigen selbst fchon den Sieg zuschreibt, welcher von ihnen selbst fortwährend errungen wird, für sie aber wirklich schon errungen worden ist, so daß ihr eigner Sieg nur die Fortsetzung oder auch die An- eignung und die Auswirkung des Sieges Christi ist. Der Grund aber, weshalb den Kindern Gottes der Sieg über die Antichrisien zugesprochen wird, ist der: Eis« ice-Ia»- Eos-is- rj Z» Frist» H« e; E» Its« stärkst-Yo. Es trägt für der! We- sentlichen Sinn nichts aus, ob man die Worte ei s«- eins» einfach auf »Gott« bezieht (die Griechen, Estiu.s, Calvin, Aretius, Schlichting, Epifcop, Benson, Jachmanm de Wette, Sander U. a.), oder die Einwohnung Gottes genauer von der Mittheilung des Geistes Gottes versteht (S o- ein, Pisratoy S· Schmidt, J. Lange, Rickli, Lücke u. a.), oder endlich von dem Leben Christi in den Gläubigen erklärt (Augustin, Beda, Grotius, C. a Lapide u. a.). Der Sache nach sind alle drei Anschauungsweisen gleichberech- tigtz an unserer Stelle aber entscheidet theils die scharfe per- fötlkkchs Faßung se? es» »«,».), theils der Gegensatz gegen den, I. Joh. IV, Z. 275 welcher in der Welt ist (vgl. il, II. M. 15. V, 19) d. h. den Teufel, den Gott dieser Welt (2 Cur. 4, 4), theils die. durch den weitern und den engern Zusammenhang- getragene Corre- lation der Vorstellungen, daß die -Gläubigen aus; Gott sind« und daß »Gott in denxGläubigew .ist»(.V. 4. 6. lll, 24.kll, 29), für die älteste und. am meisten verbreitete Erklärung, nach welcher »Gott« es ist, dessen über alles erhabene Größe xund Macht (vgl..Joh. M, 29. 2.Cor. Z, M) seinen Kindern, in denen er secbst ist, den Sieg über den Argen undseine Die- ner verleiht. . V. 5. Daß die Antichristen zur »Welt«, sofern sie das Reich des Teufels ist, gehören, hatte der Apostel schon am Schluße von V. 4 angedeutet; jetzt spricht er dies Urtheil be- stimmt aus has-Frei Hirn-»F »Ist-»or- eZat4-), weil hierin der Grund ihres ungöttlichem antichristlichem weltlichen Redens (e)««)2 ums» sie-L) und der Aufnahme, die sie bei der Welt sin- den, liegt. Sie sind aus der Welt (Joh. 8, 23), gleichwie wir aus Gott sind (vgl. V. 6)z in dem Reiche des Argen, dessen Geist in ihnen wirkt, hat ihr sittliches Leben seine Quelle und seine Norm. Dem. Zusammenhange gemäß ist aber bei dem Aussptuch des Apostels aus-ei s« T. irae»- siotp nicht an weltliche Liiste (ll, 16) und fleischliche Begierden zu denken — wie Socin und Grotius (alkectus beidem, quales habet mundus, i. e. par-s lange maxima humanj generis. amant splenckorem hujus virus, opulenliatn et voluptatech in ratio- nalistischem Vorurtheil und Sander in einseitig erbaulichem Interesse— thun s— sondern an die Liigenhaftigkeih welche der Welt und ihrem Fürsten innewohnt (Joh. 8, M) und in der antichristischen Jrrlehre sich ausspricht (ll, U. 22). Nach die- ser Seite hin wendet der Apostel sogleich sein Urtheil: deshalb, sagt er, weil sie aus der Welt sind, reden sie aus der Welt und hört sie die Welt. Beides ergiebt sich daraus, daß sie aus der Welt sind, zu beidem gehört deshalb auch das ckxoi »so-Heu. Sie reden das, was in ihnen ist, der Art ihres sitt- llchen Seins gemäß (Matth. 12, 34), s« spat) usw-o» äu— Lade-«; sie reden, weil sie der Geist des Antichrists treibt 18 «· 276 1 Ich. u. 29 —« v, s. (V. .3), dasjenige, was dem Fürsten der Welt eigen ist (Joh. s, 44), die Lüge. Der Ausdruck äu» im) »He-»or- ists neben Laie-Jus« ebenso- realistifcky zu« saßen, swie neben Edem er's-«, und nur indiesem Sinne können die Umschreibungen von Z« sc. using. Laie-iso- gelten, wie sie von Qecumenius san-cis wol« Indus-easy Zwist-Feind, von den Scholiasten (S’u us; now,- gcic end-asi- y-«a3»7g), von Grotius (mun(ii atkeolibus von— gruentia), von Luther sei: quae muniiussintelligit at: pro— day, von S. Schmidt squae oorkuptus oarnis humanae seusus sentit, sag-gern, Proben, judicat ex suis pkinoipiisj, von Hunnius uioolrina humanitus inventa et ad mucuii oaptum aooommodaliy u. a. gegeben sind, Umschreibungen, in welchen allen richtige Momente enthalten sind, welche aber das im Contexte Wichtigstq nämlich die ausdrückliche (s)’«)2 spüre) Zurückbeziehung des s'- «-. »ein-»»- zuzoisax auf das s» sc. setze-». eint» am wenigsten hervorheben. Die aber, welche aus der Welt sind und deshalb aus der Welt reden, werden auch von der Welt gehört: im) c; nd— »so; arti-raisi- oisioüsm Die Welt glaubt ihnen, nimmt ihre Rede an (Calvin, S. Schmidt, Grotius, Sander), eben weil dieselbe von der Welt Art ist, das innig Verwandte aber sich anzieht und sieh liebt (vgl. Joh. 8, 47. 37. 43. l8, 37). Nach dem Gesetze der ethischen Krisis, von welchem aus der Apostel am Schluße von V. 5 und noch schärfer B. 6 redet (vgl. Bin! S. 274), muß also für die Gläubigen sogar der Beisall und der Erfolg, welchen die Antichristen bei der Welt finden, ein trostreiches Zeichen sein, daß jene Lügner wirklich aus der Welt oder aus dem Argen sind. V. 6. Wir, fährt der Apostel in scharfem Gegensatze fort, sind aus Gott; wer Gott kennt, der hört uns, wer nicht aus Gott ist, der hört uns nicht. Der Gegensatz zwischen V. 6 und ·V. 5 ist in derselben Weise markirt (7«7»ssc), wie der Gegensatz von V. 4 (ii««eix) zu V. Z; es fragt sich aber, ob auch dieselben Subjecte den Antichristen entgegengesetzt werden, d. h. ob die communicative Rede V. 6 den Apostel nebst allen Gläubigen (V. 7. l, 8 fll· il, 1fll. Hi, 19 fll. u. s. w.) um- sl Joh. W; s. 277 schließe (I.-L.ange, Lücke), oder ob bei dem øjxmxs B.i6 an den Apostel selbst und an »die ächten Lehrer, sei- es allein (Ti- rin, C. a Lapide, Estius, Aretius, Hunnius," Calov, Benson, Rickli, Baumgarten-Crusius), sei es—wenig- slens vorzugsweise und nur in weiterer Beziehung an die Gläu- bigen überhaupt, welche uuch in ihrer Weise als Lehrer und Priester erscheinen (Calvin, Spener, S. Schmidt), zu denken sei. Dem Context gemäß liegt die Entscheidung darin, daß von den Gläubigen überhaupt schon V. 4 das s« spat? Dem) sie-o« ausgesagt und auf den siegreichen Widerstand ge- gen-die lügnerischen Lehrer bezogen war; es würde also theils eine bloße Wiederholung sein, wenn V. 6 noch einmal von den Gläubigen im Allgemeinen gesagt würde ask-«;- äic sum« Fern) Terz«-Ia, theils würde eine Jneongruenz entstehn, wenn V. 6 den Gläubigen überhaupt das Taler» zugeschrieben würde, welches dem Todes» der Pseudopropheten (V. I. Z) entgegen- steht, während nach dem Zusammenhange den Gläubiger- über- haupt vielmehr das Hören auf die wahren Lehrer (B. 6), das Prüfen und das· Verwerfen der falschen Lehrer beigelegt wird (V. l. 4). Mit den Worten Frist« z» im; Dem; Hex-»Hi- stellt also der Apostel, im schärfsten Gegensatze zu den antichristlichen Pseudopropheten spmszsroi Z« se. not-»or- sioisk B. 5), sich fclbst und die gleich ihm Jesum Christum bekennenden (V. Z) Lehrer als solche dar, welche nicht aus der Welt, sondern aus Gott sind, darum auch nicht aus der Welt, sondern aus Gott, in dem Geiste Gottes (V. 2), dem Geiste der Wahrheit (B. Z) reden und, wie die Antichristen von der Welt, »so von denen gehört werden, in welchen derselbe Geist Gottes lebendig ist, welche Gott kennen oder aus Gott sind. Nach dem, was zu ll, 3 fll. llI, I. 6 und ähnlichen Stel- len bemerkt ist, kann es nicht auffallen, daß Johannes dem yuisöaiswa sei» drein, welcher die ächten Lehrer hört, ge- radezu denjenigen entgegensetzt, J; ou« Eos-»- F« wen) days, und welcher demgemäß die wahre Botschaft sverwirft Das Erkennen Gottes ist eben den« Kindern Gottes, welche aus ihm geboren worden sind, eigen, weil es nur in der wirk- 278 l Ich. II; 29 — V, s. lichen Lebensgemeinschaft mit Gott stattsindet « Deshalb isi die Bestimmung sicut Oper-tat, welche Grotius dem o« ywaiairmrs ·r. J. beifügt, mindestens iiberfliißig, falsch aber die Behaup- tung von Sokin, Schlirhting u. a., daßmit krauses-e«- r. J. nur unimj probitas et Studium ou faoiendiz quer; Deo probaniuk bezeichnet sei. Durch diese Erklärung hat man die Schwierigkeit des parallelen Satzes ök- orsse set-r«- åss rot; Jene? ins« »Es-assis- øjxrosw lösen wollen, indem man auch dies ei«- åss Treu? Dem? nicht im eigentlichen vollen Sinne sei) m0do, quo cliristiani ex Deo sunt), sondern von einer gewißen, für die Annahme des Evangeliums günstigen Natur- anlage (esse hominem sit-nimm, recii et veri act-ankam. Schlichting) verstand. Auch Lücke und Neander (vgl. Gesrh. der Pflanzung u. s. w. s. Aufl. II, 765) haben in glei- chem Sinne erklärt, indem sie das sie-o« s» rot; dem) an unserer Stelle wie Seh. S, 43. 47. is, 37 von dem innern Triebe, der den Menschen zu Gott ziehe, als der nothwendi- gen und immer wirksamen Voraussetzung für das besondere, christliche eile-a« s» sein; Wen? verstanden. Sie meinen, daß Johannes in dualistischer Anschauungsweise, wie mit Hilgen- seld und andern ähnlichen Kritikern auch de Wette sich aus- drückt, eine solche gottverwandte Naturanlage, ohne welche niemand zur wirklichen Gemeinschaft mit Gott kommen könne, kraft welcher aber tjeder »aus Gott Seiende« zur gläubigen Annahme des ewigen Lebens in Christo hingezogen werde, ei- nem Theile der Menschen zuschreibe, einem andern Theile da- gegen absprekhe Aber mag man dies im prädefiinatianischen Sinne Calvins, welcher die aus Gott Seienden mit den Auserwählten identificirh oder in dem deterministisrhen Sinne der andern, eben genannten Ausleger verstehn, jedenfalls er- scheint der dem Apostel zugeschriebene Dualismus mit der Ana- logie der Schrift, auch der johanneisrhen (Il, Z. IV, M. Seh. I, 10 sll. 29. Z, 16), in Widerspruch. Wie ist aber die Rede- weise des Apostels zu erklären und die von den meisten Aus- legern nicht einmal berührte Schwierigkeit zu lösen? Auf der richtigen Spur ist, seiner lutherischen Denkart gemäß, S. l Joh. IV; 6. 2479 Schmidt, obwohl seine Anmerkung zu unserer Stelle nicht recht paßt. S. Schniidt geht von der antidualistifchem schriftgemäßen Voraussetzung aus, daß kein Mensch durch eigne, rein natürliche Anlage zum Glauben geneigt sei, daß vielmehr auch der erste Anfang des Glaubens eine Gnaden- gabe des durch das Wort wirkenden göttlichen Geistes sei, welcher in jedem Menfchen das sleischliche Widerstreben zu überwinden habe. Jn diesem Sinne lehrt S. Schmidt: Dicht-us, eum ex Deo esse et Deum eognoseere — qui ve- ritati verboque divino praedicato et in se ekiienci ad iidem loeum relinquit, ut operetur in ipso ödem, intelleotum illu- cninet, ad agnosoendum etiam contra rationis pugnam, quod Summe verites sit. Atque sie cognosoit Deum et ex Deo est, qui kiotins verbo Dei illuminanti, quam rationi gutes oordis praebetz unde terminative operatnr veritntem l)eum-· que ver-a lide agnosoit et a Deo regeneratutn —- Lieebit hie distingueke inter cognoseere Deum, ex Deo esse — irritire- liter et eonsummatjve lnitialiter ex Deo est, qui primjs motibus spikitus Dei per verbum eklioaeis non repugnat ex ratione, sed sensum et gustum veritatis habet eoque due-i—- tur, donee tandem ad plenam iidem — perveniah Eben dieses anfängliche Sein aus Gott, meint S. Schmidt, sei an unserer Stelle von Johannes bezeichnet, als die erste Wirkung der göttlichen Gnade, welche der Mensch durch fortgehendcs Hören der rechten Lehre bewahren und immer reicher hinneh- men müße, um zum vollen Besitze der Gotteskindschaft zu ge- langen. An unserer Stelle trifft jedoch dies alles nicht zu, weil hier das sie-u- s» Tor; Deo-i, worin der volle Begriff des yeyewwajoåai ei» vor? »Der-es (l1, W) wiederklingt (vgl. M, l. 6. 9. l0. 14. 19. 24. W, 4. 13 u. s. w.), nicht den Beginn der Gotteskindschaftz sondern den vollen Gnadensiand derer bezeichnet, welche in der Kraft Gottes fähig sind, die Geister zu prüfen und die Jrrgeister zu überwinden. Für die Kinder Gottes, welche wirklich aus Gott geboren sind und deshalb »aus Gott sind-«, ist das gläubige Hören auf die Lehrer, welche aus Gott reden, nicht minder ein Zeichen ihres Seins aus 280 l Ich. il, 29 — V, Z. Gott, als das Thun der Gerechtigkeit und die Liebe zu den Brüdern, gleichwie auf der andern Seite diejenigen, welche aus der Welt oder saus dem Teufel find, sich kenntlich machen durch das Sündigen, durch Bruderhaß und durch das Hören auf folche Irr-lehret, welche von demselben Geiste des Anti- christs getrieben aus der Welt reden. Von diesem textmäßi- gen Standpuncte aus erscheint also die zwiefache Behauptung des "Apostels ohne Schwierigkeitt wer Gott erkennt, wer aus Gott geboren ist und in der Gemeinschaft mit Gott als ein Kind Gottes steht, der hört uns, und: wer nicht aus Gott ist, wer ausder Welt, ein Kind des Teufels ist, der hört uns nicht. Schwieriger erscheint diese Anschauung des Johannes, wenn das ais-»dem, welches von dem sie-q- eii we? »Jens- (oder z« seh; til-Wein; lll, 19) abhängt, nicht wie an unserer Stelle auf den wohlgegründeten Zustand der Gotteskindfchafh sondern auf die beginnende Entwickelung desselben bezogen wird, wie Ich. s, 43 fll. Hier gilt im Wesentlichen die Er- klärung von S. Srhmidt, auf welche der Context selbst des- halb führt, weil die Rede des Herrn an solche Juden gerichtet ist, welche zu glauben angefangen hatten (Joh. s, 30. 31). Jn ihnen war also durch die Kraft des göttlichen Wortes das neue Leben aus Gott, das »Sein aus Gott«, begonnen, aber sie fielen wieder ab und bewiesen nun durch ihr Nichthören aus das weitere Wort Christi, daß sie der Welt anhingen und bei ihrem Vater, dem Teufel, bleiben wollten. Die Stelle Joh. 18, 37 ist aber mehr von der Art der unsrigen, als der im Evangelium 8, 43 fll. Christus sagt nicht zum Pilatus: wenn ein Mensch feiner natürlichen Beschaffenheit nach aus der Wahrheit ist, so kömmt cr zu« mir und nimmt die von mir bezeugte Wahrheit, weil sie feiner eignen- Natur verwandt ist,-an; sondern der Herr schildert die Eigenthümlichkeit seines Königreiches, als eines Reiches der Wahrheit» Jch selbst, sagt er, der König dieses Reiches, bin dazu in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeuge und so mein Reich stünde, und die Unterthanen meines Reiches sind demgemäß nicht wie die Leute. dieser Welt, die etwa mit den Waffen in der Hand für l Ich, W, S. 28I ihren König eintreten (V. 36), sondern solche, »die aus der Wahrheit sind-«. Diese hören mich, diese kennen michund folgen mir als die Meinen (vgl. Joh. 10, 4. 14). Aus welche Weise die Unterthanen Chtisti solche geworden sind, welche »aus der Wahrheit s ind«, sagt der Herr dem Pilatus jetzt nicht (vgl. Ich. 1, l2. Z, 6. 6, 44. 14, 6); er beschreibt nur, wie die Seinigen beschaffen sind (vgl. Gal. 3, 7) und wie dieselben sich darsiellen, nämlich daß sie ihren König hören. Abschließend, wie II, 26 und M, 10I, fügt der Apvstel nvch hinzu: Z« Todte» zuweist-nagte» »F use-W»- »Is- oZäoysfeioec sie-i III ask-Zur: soff; »Arie«-je. Die Worte enthalten, wie Oecumenius sagt, gleichsam das Zwei-Wei- ycaxca des Borhergehenden und sind deshalb auch von da aus leicht zu verstehn. Jn der communicativen Rede zweie-»rei- fchließt der Apostel sich selbst mit seinen Lesern zusammen, nachdem in den Versen, auf welche diese Schlußworte zurück- gehn, sowohl von den Lesern (V. I fll.) als auch von dem Apostel und den ihm gleichgesinnten Lehrern Osxrsic B. S) be- sonders geredet war. So erhält auch das Z« vors-can, welches dem H» rede-·» B. 2 entspricht, seine Beziehung. Es geht keinenfalls aus die Liebe (B. 7 fll.), wie S· G. Lange meinte, indem er zugleich vermuthete, daß die Antichristen mancherlei Verfolgungen gegen die ächten Gläubigen veranlaßt hätten, sondern ohne Zweifel aus den B. 1—6 entwickelten Unterschied zwischen dem Geiste aus Gott und dem Geiste des Antichrists Die Ausleger schwanken aber, ob vorzugsweise an das V. Z. 6 Gesagte zu denken sei oder ob das s«- sroürou mehr aus das V. Z. 3 genannte Kriterium zuriickwcisa Jenes ist die Ansicht von Tirinus squod nos ooelestia ac dir-ins, ipsi tekkena ac mundanu dooeant), C. a Lapide, Estius, Calvity Hun- nius, Calov, Grotius sex utkeotu illo oft-ca ueierna et cjrea n1undanu), Schlichting (ex ussensu et dissensu pro— bot-um et impkoborum), Neander (,,aus dem Sichtungsprw cesse«) u. a.z nach der andern Seite hin geht die Auslegung von Luther, S. Schtnidt, Spener, Bengel, Rickli, Lücke u.-a. Die» textgemäße Entscheidung für diese letztere 282 l Seh. l»l, 29 — V, s. Ansicht liegt darin, daß nicht nur unser Z« Tini-seie- dem s«- soeiscgp V. 2 entspricht, sondern auch der Ausdruck ais-ei»- auf V. 1sll., nicht eigentlich aus V. 5. 6, zurückweist. Über«- haupt ist V. L. 3 das wesentliche Kriterium dargestellt, von welchem aus der weiter hervortretende Unterschied B. 5. 6 erst sich ergiebt. Von selbst versteht sich übrigens, daß die Bor- stellung von dem sie-sei»- -o. eizszss und sc. »Tai-»» in den Schlußwotten von V.6 ebenso wenig wie V. 1—-3 ohne wei- teres in die von den begeisterten Lehrern (-e3 eizøzåkc sitzen»- smg since-»und» eigen-»o- sesxh OecumeniuO umgesetzt wer- den darf, und daß die attributivischen Bestimmungen »Je- Eis;- Jsiuc und swsg nie-TM» nicht, mit Sokin, im pafsivischem sondern nur im activischen Sinne (spit·. qui vekitatem ehe-et, error-am tradit- Schlichting) verstanden werden können. Dem Geiste des Antichrists ist eben das »Tai-ei» eigen, welches er dukch die falschen Propheten, die »Tai-away, ausführt (vgl. II, AS. 2 Jvlx 8. J0h. 7, I2. 2Thess. Z, II. ITML 4, I). V. 7. "-Yyoen77oi, ohne-Hex» XII-Haue, Z« OJ eiyofyesy Si; sen? Jan? set-ei» see-ei neige e; Ewige-J» Z« »wes Ase-J· »Es-s»- wyssoee see-ei yewImeex sei» des» B. 8. «0 see-J« oiyoeuasp oeJse Xywo Es» does« Eis« e; Jede; oiyoinøj Berti-». V. 9. II» Todte« Zepowspeböey s; oiyofnsj Tot·- Aesenj F» ej«e.-7», Z« To» »Es» wissen? sei» xeewoyswj XII-Hexenheer- eZ åseic es; Des» seeZe1,eeo», i«»oe Yøsowsusse Je« weisse-II. V. I0. «E» Tod-se» sei-ei» »; ehe-Herz, enJx Z« ejxeeie syn- mJe1axee» wes» Des« XII« Z« enJceig zip-derwei- øsxceik see-ei einst-steile» To» »Es» wären? Zion-»F» nxpi Dies» were-grad» Ost-EIN. V. 1l. Jiyoerwxkoes «« oijsseoc ösfeesc »Dein-Vers» Hase, see-i eJseesix Jenes-New» EVEN-aus.- Ohms-ei« V. I2. Gen» oeJeMc nassen« sssåäoesxar sei» Ewige-Zeus» XII-Hostie, e3 essen; s» Herz» ,ees«»« see-ei ej oiyeiseey wären? S» HEFT» Issxsktwpeöwy soc-». - V. II. II» see-esse;- ye»e««)e«ee)«ees» Z« s» onJTezJ «ue«»o«ces» uoei onJIeZF Z» Hei-«, Es« sie-tot· verkehrter-soc bei-««- 017 eFe"eZ«u)-ee» spie« I Joh. W, 7 M. 283 V. M. Iceri Fksessctsifeegåzeesssee im) erweise-pariere«- Zsse e? wer-»Je- ensaöetscuäiesie stän- uieiie are-»Jede- voeJ »He-you. V« I5. "0g X» öxeoeioyssesyy Z« Yøyoensg set-ris- eZ exieic tot? esse-II, e? Wiese· S» wäre? »Es» ital wurde« s» sey? Fee-J. V. IS. Kai sseessx åywuiseoexeese ieexi Westens-Armee» »Es« eiyosnsys Es» He» e? Jede; se« ehe-«« e; sssöc ask-eine; Herein, ice-i e; erst-u«- eiw srzj EVEN» s» srzs »Den? »He-s« seen-i e; Jede; s» usw«-Z. B. U. IF» Taf-Izu sxesezeiwssexe ej end-äu» erst? Herab» II» weiss-Zeile«- åszwzeesw Zi- sryj esxeäpex »Es« spie-any, es» see-Jud: Fries-»Es Here» im) ssxessc Hexe-ki- Zp Du? seesezeeeo Tod-re»- V. IS. Cäsar· oeJie sei-«» eis- srys ais-ein«, VI« es Oel-sie)- Xyesieny äkw Keil-Ase AS» eyefkkosg Z« eZ epefäoc »He-et»- ä«xke« o« ei? øozfoefxeessog en; ssssrezsfeosrae Z» srjj Osaka» V. I9. The-sie.- oiywndxeeeq Ist« würde; ngusscoc VII-Errenns- Here-sc. V. 20. III» «; eh» Z» esyoesmä wes» ödes-», im) wes» Hefe-Wes» aus-en? Free-J, THE-Jersey; sein«-«· e; »He) zmj ckyuneöste sröse SICH-endi- euJsrorJ Z» Sendung-». Lös- efsesv Z» enIz Fee)- eiaiesse vie-IF Jede-esse« esyunefetzs V. U. Kexå Texts-»Ze- snsv Beste-Me- åjzoxessi eief usw-J, III» e? ckyoenasp Ide- äeeiw eiyecnej xeeci »Es« Ecke-Wese- wäre-if. Bedeutende Varianten zu diesem Texte, welcher von der Laehmannschen Edition nur V. 19. 20 abweicht, finden sich nicht. V. 7 hat der Codex A hinter ehster-»F» den Zusatz ed» Freie» welcher wie die ähnlichen Zusätze V. 19. M, 14. 16 zu beut-theilen ist. —- V. 8. Anstatt der richtigen duroh B gesehiitzten und allgemein gebilligten Leöart syst» hat A nebst einigen Minuskeln und dem Syrer die Form Fanden-», welche aus V. 7 stammt· Einige unbedeutende Zeugen haben Zypern-s» geschrieben (Vgl. H, Z. 4. II. III, 6)«. — V. 10. Die Variante Eise-wag bei A, anstatt der durch B Vulgn u. a. wohl bezeugten Recepta ein«-»F- ist dem johanneifchen Sprach- gebrauche zuwider (vgl. H, 6. lll, Z. 7. 16. W, 17).— V. 12. Die Schlußworttz welche in der Recepta und bei den ältern Cditoren lauten »wes-sä- åeisciv s» sjzesv sind entweder nach B 284 I Johx II, 29. —- V, Z. zu ordnen risse-i. F» syst» darin, oder einfacher und— der Weise des Johannes (l, 5. 8. It, 4. 5 u. a. St.) gemäßer Si« »Du« vergl» Fuss» wie A Vulg. und andere Zeugen (vgl. Matthäii) haben. — V. 13. Anstatt der von B bczeugten und in al- len Editionen gebilligten Lesart Bärlein-»s- sindet sich bei A die aus III, 24 entlehnte Form Adams-«. —- Desgleichen muß B. 14 die Form Essen-schied« bei A (vgl. I, I) hinter der Form ergäbe-Meer« welche aus B in alle Edd. übergegan- gen ist, zuriickstehm Das Perfectum ist wie die gleichen Zeit- formen l, 1——3 zu beurtheilen· —- V. 15. Statt Irre-lo- ysjozh (A Vulg. Rotz. Cdd.) hat wiederum der Cod. A die Erleichtekung ö,«.«o2.o;-»-J. Richtiger aber als der aus B. Zent- nommene Ausdruck 7700159 Xxnosxsig sbei B ist die einfache Lesart That-II;- bei A, die sich auch in der Bulgata und in den Editionen sindet. Kaum nennenswerth ist die Variante »ein-os- bei unbedeutenden Zeugen. — V. 16. Anstatt »s- ncasksüuoexrws der reripirten Lesart des Cod. B und der Vulgata, hat A nebst einigen geringern Zeugen die erleich- ternde Variante Digestion-», welche auch in einigen Hand- fehriften der Bulgata ausgedrückt ist. Am Schluße fehlt hinter e? J. ös- miqs das »Ja« bei A und in der Vulgataz zugesetzt ist es nicht nur bei Kirchenväterm sondern auch bei B und in untergeordneten Handschriftem Die Editoren folgen dem Cod- A; mit Recht (vgl. III, 24), da die absichtliche Hin- zufügung wahrscheinlicher ist, als die Weglaßung —- V. 1'7. Der Zusatz Dei in der Vulgata ist eine grundlose Erklärung von »· ehe-Zah- Die armenifche Version ergänzt arise-II. Einige unbedeutende Zeugen bei Matthäi suchen die exegeti- fche Schwierigkeit dadurch zu heben, daß sie »s-J« øjxraip weglaßen. — V. 19. Hinter ihres; hat Lachmaun aus A und der Vulgata ein ruf- aufgenommen, welches richtiger in der Recepta und den meisten Editionen fehlt. Das usw, gegenrwelehes Cod. B zeugt, ist ein Jnterpretament (vgl. II, 24). — Schon von Bengel verworfen— ist das aus-ös- hinter -x’.;-a»a3«»-, welches dem Zeugnisse von AB zuwider in der Recepta sieht. Es findet sich auch der gleichbedeutende Zu- I« Seh. W; 7-«-21· satzxriöu weis. « Die äthiopische Version hat sogar nos in— vie-am et iDeum hinzugefügt. ——s Anstatt der Lesart arise-«; (Cod. B) , welche die ältern Editionen nakh der Recepta ge- ben, hat Lachmannö .«J.sc5g geschrieben, eine richtige Er- klärung, swkelche stch schon.bei A. und inEder Vulgataspsindet (vgl. V« «21). .—— Die Variante ngäskoaqkstatt »He-frag» ist nicht einmal gut bezeugt. «—- V. 20. Jn seiner kleinen Aus- gabe hielt Lachmann die recipirte Lesart wes; dünnen« eh« iA Vn1g.) festz in der großen Edition schrieb er, nach Cod B, w« Mai. Aber das ad« hat die Analogie von M, 17 für sich, und die Negation den Verdacht gegen sich, daß man dem okiz steigern. entsprechend m; Mk« geschrieben habe. — V. 2l. Wie in V. l9 hat man anstatt »Es-r« wären; (B Vulg. Ren. Edd.) sie-ei rot; wen; (A und gute Handschriften der Vul- gata) geschrieben. Der ganze Abschnitt V. 7——21 wird offenbar durch eine Hauptabsichh die Empfehlung der Liebe, in sich zusammenge- halten und mit den ersten Versen des folgenden Capitels ver- bunden; zweifelhaft aber ist es den Auslegern erfchienen, ob und wie die VV. 7——2l mit B. 1—6 in Verbindung stehen. SsSchmidt leugnet dies ausdrücklich und läßt mit V. 7 einen neuen Aphori8mu5, dessen Hauptinhalt in den ersten Worten des Verses hingestellt sei, beginnen. Die meisten Aus: leger (vgl. schon die Griechenund Augu"stin) sind dersel- ben Ansicht, indem sie urtheilen, daß Johannes, nachdem er V. 1—6 von dem rechten Glauben geredet, mit V. 7 sich wieder zu der christlichen Haupttugend wende, oder »zu seinem siktlichen Thema« (de Wette), zur -Anwendung ausdas Leben« (.Neander) zurückkehrte. Nahe lag es dabei, an den inner- lichen Zusammenhang der beiden Hauptsiiicke im christlichen Le- ben zu erinnern, wie schon Socin die tacjta raiio der V. 7 eingeführten Ermahnung in der nothwendigen Zusammengehik rigkeit von Glauben an Christus und« Gehorsam gegen seine Gebote sindet (vgl. Lücke zu V. I. Sander). Übersehn wird aber bei allen diesen Andeutungem daß Johannes selbst einen organischen Zusammenhang von V. 7——21 einmal mit V.«1—6 286 l Ich. il, 29 —— V, Z. dadurch markirt, daß er V. 9—11 und V. 14. 15 mitten in der Empfehlung der Liebe auf die. Erfcheinung Christi und den Glauben-an ihn zutiickgrqift und unsere Liebe ettsdkackcich aus Gottes Liebe in Christo gründet. Ferner darf nicht unbeachtet bleiben, daß-der ganze Abschnitt V. 7—21 eine ähnliche Stel- lung zu dem zweiten Haupttheile des Briefes und zu dem Thema desselben (ll,29) hat, wie im ersten Brieftheile.(l,5«sll.) dem Abschnitte It, 6 fll. zukam. Jenes Erste ist von Bengel hervorgehoben, welcher die Erklärung von B. 7 einleitet: Ex et« jpsa doch-ins, quam mode) tiefe-nein, nnno atihorialionem ad amokem Stint-it. Bengel beruft sich dabei auf V. 93 er hätte auch V. 14. I5 anziehn müßen, eine Stelle, die so be- zeichnend fitr den von Johannes gedachten Zusammenhang zwischen unserm Glauben an den im Fleische erschienenen Sohn Gottes und unserer Liebe ist, daß die Auslegey welche diesen lebendigen Zusammenhang nicht recht erkannt haben, gerade hier mehr oder weniger rathlos erscheinen. Socin z. B. be- kennt ausdrücklich, daß es sehr schwierig sei zu erklären, wie Johannes auf den Sah V. 14 komme, und de Wette hilft sich dadurch, daß er V. 13—16 für eine »kleine Abschweifung« erklärt, in welcher Johannes »die Thatsache der Offenbarung der Liebe Gottes in feinem Sohne B. 9 als das (geschitht- liche) Princip der christlichen Liebe« darstelle. Jn der That macht sich also bei de Wette der richtige Zusammenhang zwi- schen dem V. 7——21 behandelten »sittlichen Thema« und dem V. 1—6 erörterten Glaubensgrunde von selbst geltend. Was aber den weitern Zusammenhang des Abschnitts V. 7—2l mit dem ganzen zweiten Brieftheile anlangt, so sindet sich bei Lücke eine trefsende Bemerkung, mit welcher er unwillkiihrlich auf das von ihm sonst nicht anerkannte, auch hier nicht bestimmt angezogene Hauptthema il, 29 zuriickweist. »Die Kindfchaft Gottes, sagt er zu V. 7, das F» we? Dem; yse-r-7-9sJi-ar, be- steht in de: ducch die chkisttiche Erkenntnis von Gott vermit- telten Ähnlichkeit mit Gott. Jst nun nach rhristlicher Offen- barung das Wesen Gottes die Liebe, und die Liebe aus Gott, so folgt, daß wer Gott erkennt und aus ihm geboren ift, die l Seh. lV, ·7. 287 Brüder-liebt, un.d umgekehrt, wer die Liebe übt, aus. Gott geboren ist und ihn erkennt« spLück e begreistidiesailes unter das nach Rxickli bestimmte Thema IIl,23. Ast, inxiwekkhems die beiden Hauptmomente des rhristlichen Lebens, nämlich derGkaube an Iesum Christum (;lV, l—-6)» und die Bruderliebe (V. 7—-:2i) kurz zusammengesaßt seien. .. Allein lli,. 23. 24 ist nicht das Thema der von iV, l an folgenden Erörterung und nicht auf lli, 23·. 24 sieht der Abschnitt IV, ·7-sll. zurück; sondern wie lil, 23. 24, im unmittelbaren Zusammenhange mit lli, 19 sit. auf dem Grundsatze il, 29 ruht (vgl. bes. lli, 19 mit il, 29), so bezieht sich auch der Abschuitt IV, 7——2l mit seiner auf den lV, 1——6 dargelegten Glaubensgrund gestiitzten (V. 9. 10. II. M. 15) Paraklese aus- den Hauptsatz il, 29, welcher den gan- zen zweiten Theil des Briefes (bis V, 5) beherrsrht, zurück. Deutlich angezeigt ist dies sogleich B. 7, wo das e» we? essen; yeyäupsysxac ausdrücklich den Grundbegrifs von II, 29 wieder- holt. Gleichwie nämlich die Gerechtigkeit überhaupt den »aus Gott Geborene« geziemt, weil Gott, aus dem sie geboren sind, gerecht ist (il, 29——Ili, 10), so muß auch insbesondere die Liebe den »aus Gott Gebot-cum« eigenthümlich sein (vgl. lli, 10), weil Gott, ausdem sie geboren sind, Liebe ist (iV, 8. I6), weil die Liebe »aus Gott« ist (B. 7).- Erkannt aber und gelernt haben wir die Liebe nur in Christo, dem im Flei- sche erschienenen Sohne Gottes, demselben, durch welchen wir im Glauben Kinder Gottes geworden sind; also nur auf dem rechten Glauben an diesen Christus beruht unsere ganze Got- teskindschast und die Erweisung derselben sowohl in der Ge- rechtigkeit überhaupt (lil, 3sll.), als auch insbesondere in der Bruderliebe (iV, 7 sll.). So kann denn der Apostel V, I sll. abschließend den Glauben an Jesum Christum und die Liebe zu den gleichsalls aus Gott gebotenen Brüdern als die beiden unzertreiinlichen (vgl. lll, 23) Merkmale der Kinder Gottes hinstellen. V. 7. Bei dem Anfange des neuen Gedankenganges drängt sich die liebevolle Anrede ««yam»oc« (vgl. B· l) um so natüriicher hervor, weil das Herz des Apostels selbst 288 l Ich. il, 29 —- V, s. voll ist von der heiligen Liebe, mit welcher er» will daß seine Kindlein einander umfaßen sollen. Er selbst macht ihnen die Liebesgemeinschaft fühlbar (vgl. V. 1l), in welcher alle aus Gott Geborenen mit einander stehn. Die vorangestellte Er: mahnung Hymne-Zuck- oiäzsjzovgE wird aber-sogleich, im Rückblick auf den Hauptsatz ll, 29, auf den tiefsten Grund ge- stützt: Z« o: eiyeirny Z« Tor? Essen? sein«-«, denn hieraus folgt von selbst die Anwendung, welche das zweite Glied des begründenden Satzes macht: «« sie-Ze- eZ ask-unad- åic sen; Deo-e) ysyäwooyserr sen-i Yes-»Hei«- sseses Jede« Die Ar- gumentation des Apostels beruht auf dem hier wie überall gel- tenden Realismus der Borstellungen des F« we) Dem? yeyeasp »Hei-Ja« Und des »Hier-resea- sxesw des-is. Wer aus Gott ge- boren worden ist, hat göttliches Leben wirklich und wahrhaftig empfangen und erkennt Gott eben kraft dieser Lebensgemeim schaft mit ihm (vgl. II, 29. H, 3 fll.)z wenn nun die Liebe aus Gott ist oder, wie der Apostel nach einer andern Anfchauungs- weise sagt, wenn Gottes eigenstes Wesen Liebe ist (V. 8. 16), so muß Liebe bei den-en sein, welche durch ihre Geburt aus Gott göttlichen Wesens theilhaftig geworden sind. Die specielle Aufforderung zur gegenfeitigen Liebe oder zur Bruderliebe wird aber in dem begrijndenden Satzgliede Eis« see-l. auf den allgemeinen Begriff der Liebe (vgl. V. l0. M, IS) zurückgefiihrt Bei den ersten Worten Z« »· ask-aim- äse sen) dem? Herrin, denen die Schlußworte von B.8 in dem allgemeinen Begriffe der »Es-eins; entsprechen, versteht sich dies von selbstz es beruht aber das Ebenmaß der Argumentation darauf, daß auch in der folgenden Application see-s mie o« oiyawases seit. ein concretes Objekt zu ask-umsi- nicht gedacht wird, weder »Gott-«, wie der Cod. A hinzufügy nocl) »den Bruder-«, wie S. Schmidt, Lücke u. a. verstehn. Es han- delt sich um die allgemeine Vorstellung der Liebe an sich (de Wette, Mayer), wie sie als »aus Gott seiend« denen eigen sein muß, welche wirklich »aus Gott geboren sind-«. Ebenso wenig als man die ask-eins« von welcher Johannes sagt, daß sie aus Gott ist, als die sperielle Bruderliebe aussaßen kann, l, Joh. IV« ,8. 289 ebenso wenig darf man der rorrelaten Vorstellung mi- ö »F»- nasp Ldiesexxonrrete Beschränkung geben. Alle speciellen Erwei- sungen dex Liebe, die Gottesliebhidie Feindesliebh die Liebe zu allen Menschen und die besondere Bruderliebe, welche hier der Apostel mit den Worten psyaqaszseikoizisizoog fordert, er- geben sich siir die aus Gott Geborenen daraus, daß die Liebe überhaupt aus Gott ist, weil Gottselbst Liebe ist. Dem Sinne nach ist deshalb Bengels Anmerkung: omnis amor ex Deo est, ganz richtig V. « J« den Worten aJ ers-usw; åic Tor; Brot? set-rie- bezeichnet (vgl. Luther, Hunnius, S. Schmidt, Whitby, Ben- gel,-Lücke, Neander u. a.) das sein derselben Weise den wirklichcn Ursprung der Liebe, wie in den entsprechenden Wor- ten zu sc. o. yryäiiwjsxak denn eben weil das neue Leben der aus Gott Geborene-n wirklich und wesentlich nur aus Gott selbst ist, deshalb muß sich bei ihnen die aus Gott seiende Liebe finden »und deshalb ist diese ein sicheres Merkmal für je- nes. Unzutreffend ist somit die dogcnatische Interpretation von Lyrax Caritas a Deo ins-sahest, grundfqlsch aber sind die ra- tionalistischen Umdeutungem cakitas ises divina, jmaxime lau— dabiiis est (Socin, Episcop), und Der) maximo piacet (Grotius, Rosenmüller). Selbst be Wettes Umschrei- bung »die Liebe ist göttlicher Art« hat, scheinbar wenigstens, einen ähnlichen unjohanneischen Ton. Schlichting, welcher die sorinische Deutting«perschmähte, genügte seinem rationali- stischen Borurtheile durch die ebenso textwidrige Umschreibung: Deus caritatis auctor estJquatenus nobis mutuae caritatis causas abunde suppeditat V. 8. Nicht ohne praktische Bedeutung ist die Kehrseite zu V. 7, woraus der Apostel seine Leser« noch ausdrücklich hin- «) Merkwürdig ist, daß Didhmus die kzykikssz geradezu von Christo versteht: »Hu-ro«- oiiu XÄLYI esse« Josua-tin» JJ ro«- suanoyxpj Funke) Ase«- Zu Este-J, Äste» und ciyciirryzas Es riyrimyc Fern. Dfdymus Will so die Von dem Scholiasten Il deutlicher ausgesprochene Vorstellung andeuten, daß «wir nur in Christo die Liede-habest. Von derselben Anschauung aus wollte Augustin die Spiel-c» geradezu als den heiligen Geist (R,ö1n. 5, Z) verstehn. lI. · 19 290 I Jptx «1t-, Iåg — v, z. weist; denn es ist nicht eine willkührliche Eigenthiimlichkeit des Johannes, daß er gern Satz und Gegensatz neben einander stellt, sondern es liegt auch ein Zeichen seelsorgerischer Liebe darin. Das menschliche Herz meint leicht, einen Satz wie V.7 völlig anzuerkennen, und muß doch erst den vollen Ernst der Sache aus demnothwendigen Gegensatze mit seiner rich- terlichen Strenge erfahren (vgl. V, 12). Dem Gegensatze V. 8 giebt aber der Apostel an zwei Punkten eine von demSatze V. 7 abweichende Wendung, wo- durch freilich nicht der "··wesentliche Parallelismus alterirt, son- dern nur die Lebendigkeit und die Fülle der Anschauung ge- hoben wird: statt des zuständlichen Präsens ytwttjttitst B. 7 setzt er V. 8 den Aorist syst» , und begründet wird das warnende Wort mit dem Hinweis auf das Liebeswesen Gottes selbst, Z» e; Jede vix-is»- .s'»·««-, denn es ist klar, daß diese Schlußworth ähnlich wie die Worte Z« »« oh« F« c. J. Seel» V. 7, den Grund, nicht den Inhalt des tnJit syst» se. I. an- geben. Wenn das Letztere der Fall wäre, wie Tirinus an- zunehmen scheint (Non now-it, saltem practice non ostenciit se aosse et agnosaeriz Deum esse — oakitatemx wenn also in einer gewißen Attraction der Subjectsbegrisf ei wo«- aus dem Nebensatze Z» its-z. schon in den Hauptsatz herübergenotnmen wäre (vgl. Winer, S. 483), so würde der Nebensatz, ohne e; Mög, lauten: Eis« oiyainpz Forli-«— Die erste, in der aoristi- schenForm syst» ausgeprägte Borstellung ist im Verhältnis zu dem ytaiaioitet B. 7 leicht zu erklären. Johannes sagt, daß der, welcher nicht liebt d. h. welcher der Liebe überhaupt —- nicht speciell der »Bruderliebe- (Esiius, S. Schtnidh Lücke u. a. Vgl. B. 7) — baar und ledig ist, Gott nicht erkannt hat, »noch gar nicht kennen gelernt hat» (Lücke); er hat nicht einmal den Anfang der Erkenntnis Gottes gemacht, geschweige denn, daß er in der fortwährenden Erkenntnis Gottes lebe (vgl. lll, 6). Schwieriger ist das tiefsinnige Wort e; Wär »Es-»Im; Hostie, ein Spruch, welcher gleicherweise für die ein- sältige Erbauung des christlichen Lebens wie für die gelehrte Erkenntnis der christlichen Geheimnisse, insbesondere des Ge- Eszsnskkw com- I Ich. IV; S. 291 heimnisses der Dreieinigkeit Gottes, als ein unerschöpflicher Schatz zu allen Zeiten gepriesen ist (vgl. Augustin und Lu- ther zu unserer Stelle, und was die theolvgische Ausarbeitung des Satzes anlangt: Augustin, de trinit IX, Z. Nitzsch, über d. wesentl. Dreieinigkeit Gottes. Stud. u. Krit. 1841. 2. S. 337. E. Sartorius, die Lehre von der heil. Liebe. l. S. I. Liebner, Ehristologie.«S. 135 u. v. a.). Die flachste Auslegung des johanneischen Satzes »Gott ist Liebe« sindet sich bei Socin und seinen Geistesverwandtem die tiesste, dem Wortlaute und dem Zusammenhange entspre- chende, auch in der theologischen Spekulation bewährte bei Lu- sz ther und den alten Lutheranern, mit denen unter den Neuern vorzugsweise Neander zusammenstimmtsp Eine gewiße mitt- lere Stellung, ähnlich wie sie schon Didymus hat, nehmen die resormirten Exegeten ein, während die katholischen mehr mit den Lutheranern übereinstimmen. — Socin erklärt die Redeweise des Johannes für bildlich und setzt das, was von dem Sein Gottes gesagt wird, in die Wirkung des göttlichen Willens um, ohne daß ein realer Zusammenhang zwischen dem göttlichen Liebeswillen und Liebeswesen angedeutet wird. Er umschreibt (vgl. auch Epifcop): Caritas est Dei ipsiusque voiuntatis etkectus et is quisiem tnaxime proprius i. e. qui maxime omnium in Dei opekationibus appakeut isinc enim St, at iignkate dir-i possit Deum esse eakitatettr. Nachklänge dieser Auslegung sinden wir bei Grotius (l)eus est plenus cui-states Benson, Rosenmiiller (benignissimus) u. a. Auch Whitby gehört hieher, indem er behauptet, Gott sei Liebe nicht essentialitetz sondern åuspypyusxnip Tieser geht die von Ealvin und Beza vorgetragene Erklärung Dei natura est homines ciiligere, in welcher mit Recht die Liebeserweisung Gottes aus sein Wesen sit-innre) zurückgesührt wird, wenn auch eine Beschränkung der johanneischen Vorstellung darin liegt, daß nur die Menschen als Objekt der göttlichen Liebeserwek sung erscheinen. Der johanneische Satz eröffnet auch die von der theologiskhen Spekulation vorzugsweise erfaßte Anschauung, nach welcher Gott selbst Objekt seiner eignen wesentlichen Liebe 197 292 « 1 Ich; ums) J— ev. s. ist. spAber bei der Auslegung Csalvinssu.nd. Bezas liegt« we- nigstens die Gefahr nahe, nach socinifcherx Weise die »Emphase«, welche Beza in demsjohanneifchen Ausspruehe bemeirkhnur in der. Form zu finden, so daß» die Vorzsiellungs von dem Liebes- iwesen Gottes hinter der von der Liebeserweisung zurück: tritt und mindestens ein ähnliches Schwanken entsteht, wie schon bei Didyrnus bemerkbar ist, welcher-sagt: non nistet-e, ut di— ligens et ciilectio idem esse dicatur.» sicut ern-n, cum trans- nominatuk n justitiey justus vor-arm, non enim justitia parti- oipatutz sed ipse hortest, ita cum ciiligens dicitutz non quia diiectio sit, its« vor-eint. — Einsach an den Wortlaut des jo- hanneischen Satzes sich haltend umschreibt Luther: Deus ni- bil est quam met-a Caritas. Damit ist also das Wesen Got- tes als Liebe bezeichnet (vgl. I, 5. Joh. 4, 24) und, der apo- stolischen Denkweise durchaus gemäß, der wesentliche Grund ausgesprochen, weshalb Gottes Liebe an uns sich erweist (V. 10. II, 19) und weshalb die Liebe, welche die »aus Gott Ge- borenen haben, »aus Gott» ist (V. 7). »Mit Luther haben aber nicht nur Hunnius, E. Schmid, S. Schmidt und andere Lutheraney sondern auch die katholischen Auslegeyx wie «E»stiu.s, Tirinus und-Wahn, richtig erkannt, daß nach dem johauneischtin Satze Gott mesentlich (.e:ssentialiter)«»Liebe sei. Txesslich ist.besonders- die Erklärung von H«unniu«s: Dei natura nihil aliud. est, .quacn»cakitus,»quam bpnitas, quazm summuns bonum i— sui ins-ins.conununicativuctn Nehmen wir dazuNeaknderss tiessinnige»Anmerkung, »daß in dem so verstandenen. Satze »Gott ist Liebe« nothwendig die Vorstellung von der Persönlichkeit Gottes vorausgesetzt und weiterhin« auch die von. ..de»r trinitarischen Bestimmtheit des persönlichen Gottes eingeschloßen sei,»so können wir die Weite und die Tiefe des apostolischen Spruches rvenigstens Ahnen. » Einigermaßen an- schaulich läßt sich im Sinne des Johannes die reiche Bedeu- tung des Wortes »Gott ist Liebe« von der Erfahrung aus machen, welche die» ausiGott Geborenen von dem Liebeswesen Gottes haben, weil sie durch ihre Geburt aus Gott und durch ihr— Leben in Gott xvitklichkwie Luther sagt (S. 36), gött- El Johz M, Si« : Als« lichen Wesensslbskkhaftig geworden sind. Gott hat uns ewi- ges, seliges d. h. sein eignes Leben gegeben, und zwar nur dadurch, daß er uns seinen Sohn (B. 9fl. l, 1sll.) undsseinen Geist (V. is. III, 24), d. h. sich selbst gegeben hat; denn wer den Sohn hat, der hat auch den Vater (II, 23). Es offen: bart sich also das Liebeswesen Gottes, und zwar des persön- lichen, dreieinigen Gottes darin, daß Gott Vater, Sohn und Geist sieh felbst uns hingiebt und insuns eingeht. Dies er- kennt und erfährt. der Gläubige von Gott, der Liebe ist, und dies ist auch die Grundlage für die« weitere Rede des Apostels. V. 9. Aus die Offenbarung der Liebe Gottes weist nann- lich derApostel deshalb hin, weil in derselben der Grund un- serer Liebe ruht (B. 11). Hierin liegt diepragmatische Be- deutung des Fortschrittes von V. S, wosdkxzan sich pzkhpp gene Wesen Gottes als-Liebe dargestellt war, zu—V. 9, wo xdie persönliche Selbstoffenbarung der wesentlichen Liebe Gottes in der Fleifchwetdung des eingebornen- Sohnes Gottes als, der Quell unseres ganzen— Lebens aus Gott, auch-unserer gottver- wandten Lieb-e- (vg1. V. -'7.- 16), gepriesen wird: Auf die Er- scheinung« Christi deutet, selbst abgefehns von« der. ausdrücklichen Bestimmung s» verlieh) —- Zw r. »Es» activ. wes» xsopaysmJ oEasXiD 1rc2..,-?schon das. Wort Sport-sprossen (I, B. III, 5. 8. 1 Tim.. 3,-:16). xMit diesem xVerbuny nicht mit dem Begriff Floh-ein» »so-J- dsoth ist der Zusatz Z» Furt» verbunden zu denken «(sWiner, S. 393. Fachmann, Paulus, Baum- gar-ten-Crufius, Mayer. vgl. auch-J. Lange, Nean- der, Lücke),,ganz ähnlich wie B. 16 das »O« Hur-Js- nicht unmittelbar zu dem Subjectsbegriff »« roh-eins; gezogen werden darf, sondern, weil auch dort, der Artikel fehlt, zu dem Ver- bum gehört. Wird S» »Im- trotz, des fehlenden Artikels mit. s; By. s« J. zufammengesaßh so ist die sprachwidrige Behaup- tung fast unvermeidlich ,j»daß Z» Heile» für ei: Juli; stehe, in welchem Sinne Luther, S. Schmidt, Speise-r, Beza, Socin, Schlichting, Epifciop, Grotius, Piscatoy Benson, RofenmüllehiRickli u. a. (vgl. auch J.-Lange uind Neand er) erllätt«haben. Die Borstellujtg vonxder Liebe Eos-ums» copy 294 t Seh. n, 29 «— v. s. Gottes zu uns liegt allerdings, wie die sogleich folgenden Verse zeigen, im allgemeinen Zusammenhange; daraus folgt aber nicht, daß die Worte V. 9 sprachwidrig ausgelegt werden mü- ßen. Auch Bengel hat dies gethan, indem er gleich den eben genannten Cxegeten das s» ehre« ungrammatisch mit »« eh» sc. d. verband, dann aber nach einer andern Seite abir- rend interpretirte: amor- Doi, qui nuncs in not-is est, per am— nem experientjam spiritualetm Eine solche Priignanz isi je- doch neben dem Zwar-speise; unerträglich, weil hierin gerade die äußere, geschichtliche Offenbarung der Liebe Gottes hervor- gehoben wird. Ganz fremdartig isi die Stelle Gal. I, I6 Ums— ern-l. se. »Zeic- arik ze- å,eeoe«), welche Sander zur Unterftützung der Bengelschen Auslegung anzieht. Das s«- ssxeie in sei- ner Zugehörigkeit zu zween-dulde- kann, wie Lücke ohne zu entscheiden sagt, sowohl »den Kreis der Erscheinung überhaupt (unter uns)« als auch »den Kreis der wirksamen Offenba- rung (an uns)« bezeichnen. Jn jenem Falle würde das de« Weis« ähnlich stehn wie das S» nein» Genusses-»Dieses) in der interessanten Stelle 2Cor. II, 6 und. würde nur in der Art und Weise der Anschauung von dem bloßen ehren« sirh unter- scheiden; im letztern Falle, den Winer, Jachmann und de Wette annehmen, würde die Vorstellungsweise ganz so wie Joh. 9, 3 sein. Neben dieser sprachlichen entscheidet die sach- liche Parallele V.16 für die Erklärung -an aus«, welche sich im Zusammenhange mit dem Folgenden auch dadurch empfiehlt, daß dieselbe das Moment an die Hand giebt, welches in der unrichtigen Übersetzung »die Liebe Gottes zu uns« unge- schickt wiedergegeben ist. Johannes markirt nicht die Richtung der Liebe Gottes zu uns hin (ee'g eZeeeJZe.-), sondern er bezeichnet die wirksame Beziehung der Liebe Gottes auf uns, als die Objekte, an welchen sich dieselbe thatsächlich kund giebt. In den Schlußworten des Verses ist-ex Feine-»ers- sk wessen) liegt gewißermaßen die authentische Interpretation des s» eJzem »an aus«. Darin, sagt also der Apostel, ist die Liebe Gottes an uns erschienen, darin daß Gott seinen eingebornen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollten. koste-keep» copy l Joh. IV, 10. 295 Der ganze Sah, welcher wie der nach Ausdruck und Inhalt parallele Spruch Ich. Z, -16 als ein Compendium der johan- neischen Lehre angesehn werden kann, ruht gleich dem Grund- satze B. 2 auf der Voraussetzung daß Christus, der eingeborne Sohn Gottes, schon da war, nämlich bei dem Vater war (l, 1. Ich. l, 1), ehe er in die Welt gesandt wurde. Durch die Bezeichnung sc. »ide- u»««r. se. xeouoysuøf (vgl. Ich. I, III. 18. Z, 18), durch den Ausdruck darein. sie se. »du-»»- (vgl. Seh. Z, 17. l0, 36. vgl. l, 9. Z, 31. 9, 39. 16, 5) und durch die Zweckbestimmung I« Charon« O« mission? (vgl. V, U. II. 20. Joh. s, 16 sl.) hat der Apostel unzwei- deutig gesagt, was er von Christo hält. Was die ältern Ra- tionalisten vorgebracht haben, um den Sinn der apostolischen Worte zu umgehn, ist deshalb auch von den neueren mehr und mehr ausgegeben; man erkannte die Meinung des Schrift- stellers an und verwars sie nun als eine verkehrte. Schlich- ting z. B. argumentirtc gegen die kirchliche Auslegung der Worte ais-dass. sie se. sein«. von der Sendung des Sohnes Gottes in das Fleischt geschickt werden könne nur ein schon Geborner. Er wollte daher, weil er mit Socin voraussetzttz daß Christus vor seiner Geburt nicht war, die Worte von ei- ner Sendung Christi nicht in, sondern an die Welt (in man— Juni, vol ut kectius loquatz ad 1o.) verstehm Den Begriff zeoesoyewjc setzte noch S. G. Lange in oiyamkeöe um, worin Soein (omnium okeaturakum lange carissimus), Grotius ssibi ciileotjssimusx Schlichting u. a. vorangegangen waren; aber Jachmann lehrte, der johanneisehe Ausdruck sei »aus der jüdifchmlexandrinischen Theosophie jener Zeit, die in con- creter Vorstellungsweise Gott einen Sohn beilegte«, zu erklä- ren. Natürlich müßen diese Ausleger die Antwort schuldig bleiben, wenn gefragt wird, wie ein so verstandener Christus unser Leben (V. 9), unsere Versöhnung (V. 10) und unser Heil (V. H) schaffen könne. B. 1o. Ähnlich wie de: Appstel oben I11,16 das eigeuste Wesen der Liebe darin erkennen ließ, daß Christus sein Leben für uns hingegeben habe, siellt er hier das Wesen der Liebe 296 1 Seh. n, 29 — v, s. dar, indem er erinnert, wie die Liebe Gottes zu uns, die sich in der Sendung und Hingabe des eingebornen Sohnes geof- fenbart habe, eine durchaus unverdiente sei. Ganz so wie sich Ill, 16 der allgemeine Begriff der Hain» zu der concteten Be- schreibung der Liebe Christi zu uns (ö««« ärgste-o; H»- eJxit sc. gis-X. wär. .-I-’仫k) verhält, verhält sich an unserer Stelle das H«- cousrzq For« s) ais-»in» zu der nach dem Zusammen- hange (V. 7 sll.) zu erwartenden konkreten Darstellung der Liebe Gottes zu uns. Aus der bestimmteu Liebesthat- Gottes (ö«-« aus. øsyairreyasv II»- -c.» Heisa-»Mei- ·c. »Es» irr-L) sollen wir das eigenthiimliche Wesen der Liebe erkennen; darin ist oder besteht eben die Liebe, das eigentlich Wesentliche derselben, daß sie nicht nach Verdienst fragt, also der Liebe Gottes entspricht, welcher selbst Liebe ist und deshalb vollkommen das Wesen der Liebe offenbart durch seine Liebesthat (vgl. Matth. 5, 43 sll. 48). Gegen diese allgemeine Aussaßung des Begriffs s; syst-Froh, welche sich bei Fachmann, BaumgartensCrusius und Neand er findet« und vielleicht schon dem Qecumenius G» Tot-Erz» Drin-»Am- Zrc oZyaErrøy Hostie« r; »He-IF) vorschwebty Und für die von den meisten Auslegern (vgl. ".Hunnius, S. Schmidy Spener, Gall-in, Lücke, Sander, deWette, Briickner u. a.) nach Röm. 5, 6 sll. angenommene Bestim- mung der oiyainøz als oh« can« Mai? — wie III, 16 sogar von einigen Zeugen gelesen wird —- kann nicht gesagt werden, daß nach jener Ausfaßung auch die Liebe der Menschen zu Gott in den allgemeinen Begriff der oiysiney fallen würde, was unan- gemeßen wäre (Brückne"r). Nicht an unserer, sondern an Gottes Liebeserweisung wird ej ciyaisrsp die Liebe an sich, ih- rem Wesen nach, dargestelltz unsere Liebe ist nichts als das Erzeugnis und das Abbild jener vollkommenen Liebe. Und daß unsere Liebe dem Vorbilde der göttlichen Liebe Ewig-Josa- 7J««o?c. V. 10. II) entspricht, mithin das eigentliche Wesen der Liebe (.k’- Guts-c. Zeiss. øJaZyci7cry) dakstellh will der Apostel eben aus unserer Liebe zu den Brüdern erkennen (V. 11), welche wir zuvorkommend lieben, für welche wir auch, nach Christi Vorbild, das Leben hingeben sollen (IlI, 16). Das freie, zu- Evssustssn copy si Ich. W, no. M vorkommende (vgl. V. 1i9)-, durch kein Verdienst von der an- dern Seite bedingte sich Hinszgeben ist nämlich die wesentliche Seite der Liebe, welche Johannes an dem vollkomtnenen Bor- bilde der göttlichen Liebe (vgl. Ephes 5, 1 sl.) nachweist: asiz össr sszrsig sJyanwsouxrsp »Ze- äeöw OIUI Z« ers-»F;- øsyeirnjoop esxcokg im! JOHN-r. ji«-Z. Die eisifache Con- siruction der Worte (vgl. Joh. 12, 6. 2 Cor. 7, 9) hat man- chen Auslegern unnöthige Schwierigkeit gemacht Mit Gro- tius meinten Rosenmüller und S. G. Lange, daß oeix Eis« sür Eis« mir· stehe; auch SJSchinidt wollte einen beson- dern Nachdruck in der Boranstellung der Negation lacl ne— gandum abs0luiissime) finden. Jachtnann wagte sogar, un- ter ausdrücklioher Verwersung der Von Lücke klar dargestellten Satzsügung die Behauptung, daß Z» beide Male »weil« be- deute und mit ssal ais-Las. der Nachsatz der ganzen Periode beginne, die er so umschrieb: »darin besteht die Liebe, ·nicht weil wir Gott geliebt haben, sondern weil er uns geliebt hat, so hat er auchssogar seinen Sohn gesandt-« Die ganze schein- bare Schwierigkeit löst sieh aber vollkommen aus die von Lücke und de Wette« bezeichnete Weise, welche schon die Griechen und sast alle Ausleger im Sinne gehabt haben: »Hi- rot-ist«» Frisch« sJ aiyesinsh or)- (ås- Tod«-Yo) Eis« es« Empor. dass» XII-« (ås- vors-tin) Z« mir. »-7«yoc«7r. VI»- Dek ganze Satz mit sei- ner nachdrücklichen Composition des negativen und des positi- ven Gliedes dient im Grunde nur dazn das wichtigste«Moment, welches V. 19 in dem Jagd-sog es» »F»- liegt, ins volle Licht zu stellen. Worin aber die freie, unverdiente Liebe Gottes an uns sich erwiesen habe, schildert der Apostel hier ganz so wie B. 9: was anders-»Lee- -«3-- »Ja» »Ja-«) Izu-wess- nzpi Its» Xsroagssrcöp esse-Ost« Gott sandte seinen Sohn in die Welt und gab ihn für die Welt in den Tod; denn nur hiedurch konnte er der Welt Heiland (V. 14) oder die Ver- söhnung sür unsereund der ganzen Welt Sünden (ll,2) wer- den. Es handelt sich natürlich um eine wirkliche Thatsache und deren wirkliche Frucht, den Izu-indes. Christus selbst ist unsere Versöhnung (vgl. Bd. l« S. -162). Eine Umschreibung Eva-ums» copy 298 1 Ich. u, 29 — v, s. des apostolischen Satzes, wie die Rosenmüllerschu Ha(- re deelaravit Deus et testaium fee-it, se velle vorkehrst-re, se pkopitio rmimo esse erga new-takes, verstößt gegen den Wort- laut, gegen den Zusammenhang und gegen die ganze apostoli- sche Anschauungsweisr. V. II. Treffend beschreibt Hunnius (vgl.S. Schniidy die pragmatische Beziehung von V. l1: Applientio est, qua exemplum cakitatis Dei nd Institut-se sur-e extsoktationis soo- pum vorkam-steiler. Durch die neue Anrede ask-wahres mar- kirt der Apostel, daß er nun auf Grund des V. 9 und 10 Gesagten die Pslicht der gegenseitigen Liebe hinstellt, zu wel- cher er B. 7, diese ganze Paraklese anhebend, ermahnt hatte. Mit den Worten er« esse-g ei Essig sjyeirrsyosss Werks, welche den objektiven Grund unserer Verpflichtung zur Bru- derliebe enthalten, greift der Apostel ausdrücklich aus die bei- den vorhergehenden Verse zurück. So ergiebt der Zusammen- hang die Anweisung zur richtigen Würdigung sowohl des «' als auch des ask-»F. Daß in dein er' keinerlei Ungewißheit liegt, ist mit Recht schon von ältern Auslegern angemerktz man darf aber nicht sagen, daß es gleich qui-i (T-irinus) oder »das! (Winer, S. 268) sei und daß in dem so gemein- ten «' ein besonderes pomlus oder partie-s, etwa das Moment der Verwunderung, ausgeprägt sei (vgl. Tirinus, Mauer) Das s? mit dem Jndicativ (vgl. Joh. 7, 23. 10, 35. is, M. 17. 32. Ispetr. Z, 17. Lur. U, IS. 12, 28) setzt das eben angeführte Factum, daß Gott uns geliebt hat, als unzweifel- haft voraus und bezeichnet dasselbe als die sichere Grundlage der sogleich darauf gebauten Schlußsolge: wenn uns Gott also geliebt hat, wie eben gesagt ist, so haben wir unsererseits die unausweichliche Verpflichtung, uns unter einander zu lieben; so gewiß jenes ist, ebenso gewiß ist auch dieses. Demnach be- zieht sich das oder« »Es-ein. Fu. auf die V. 9.10 geschilderte Erweisung der göttlichen Liebe zuriick und ist genau genom- men nicht -- nach Joh. Z, 16, wo aber die Vorstellung durch cis-im—- cöoskr ausgedrückt ist — durch rann: oaritate (Schlich- ting, Hunnius, S. Schn1idt, Calov-u. a.), sondern Evssuscksn copy l Joh. W, II. 299 burch hu(- katione (Sorin, Spener, Neander u. a.) zu übersetzen, wobei sreilich nicht willkiihrlich das Moment nullo hominum clisakimine (Grotiu s) eingetragen werden darf. Das cis-me weist auf die Sendung des Sohnes Gottes (V. 9) und darauf, daß die Liebe Gottes eine unverdiente sei (V. 10), zu- rück. Allerdings liegt in dieser Art und Weise der göttlichen Liebesosfenbarung auch die wunderbare Größe und Tiefe der göttlichen Liebe (vgl. Joh. Z, 16 und Rönx 5, 8), so daß die beiden Erklärungen des essen; nicht wesentlich, sondern nur in der Form der Vorstellung sich unterscheiden. Aus die Thatsache aber, daß Gott uns so geliebt hat, gründet der Apostel unsere Schuldigkeit (e3(,-e«"-1o»s». vgl. II, 6. lll, 16) der Liebe unter einander. Inwiefern das Eine aus dem Andern folge, sagt er selbst nicht ausdrücklich; er muthet seinen Lesern zu, daß sie den nothwendigen Zusammenhang zwischen der Liebe Gottes zu uns und der Liebe der Kinder Gottes unter einander aus eigner Erfahrung erkennen. Denn dem ganzen Contexte nach, welcher auf der realen Anschauung von dem Z« sen? Brot? ehe« oder yeyesvssoäas der Gläubi- gen beruht, handelt es sich um einen unmittelbaren, lebendi- gen Zusammenhang unserer Liebespflicht gegen einander und unserer Erfahrung von der Liebe Gottes zu uns; weder aus den Geboten alten und neuen Testaments (.Hunnius), noch daraus, daß die Menschen einander lieben müßen, da Gott, obwohl er nicht Mensch ist, uns geliebt hat (Aretius), kann der Grund fiir das eiczisfzoxeeri genommen werden. Das Rich- tige hat fchon S. Schmidt angedeutet: Exemplum Dei ob— stringit — damals, quicl nostra-e oakjtati inoumbat ex natur» ejus. Bestimmter haben dieneueren Ausleger aus dem Con- texte die Vermittelung der johanneischen Scl)lußfolge erläutert. Gottes Liebe zu uns, sagt Neand er, muß Gegenliebe erzeu- gen und diese muß in der Bruderliebe sich erweisen (vgl. V. 20). Besser noch erinnern Lücke und de Wette unter Vergleichung von V, 1. 2 und W, 12 daran, daß die Pflicht zu lieben wie Gott aus der Idee der Kindschaft oder Ähnlichkeit Gottes steh ergehe, oder daß unsere Gemeinschaft mit Gott in der Bruder- Evzsuscksks copy 300 i Jphz n, s29 - v, z. liebe sicb darstellen "rniiße. Am wenigsten tertgemäß ist San- ders weitere Bemerkung: »Wir ehren Gott, seinen Rathfchluß, seine Wahl, seinen Willen, wenn wir die Brüder lieben; fein Bild ehren wir in ihnen-«. — Der ganze Satz des Apostels wird getragen von der lebendigen, sittlichen Anschauung, daß wir als aus Gott Geborene an seinem Wesen, welches Liebe ist«, Theil haben. Hat uns Gott» geliebt und seinen Sohn uns gegeben, hat er uns durch ihn zu seinen Kindern gemacht und uns sein Leben gefchenkt, so miißen wir auch «—- das ist die sittliche Natur der empfangenen Gnade —— das göttliche Leben in uns, unsere Lebensgemeinschaft mit Gott, der Liebe ist, un- sere Gotteskindschaft darstellen »und bethätigen durch gottgemäße Gerechtigkeit überhaupt (lI, 29. M, l0), insbesondere durch Bruderliebez denn Gott ist Liebe (B. -7). Die sittliche Ver- pflichtung zu dieser Liebe Christ. cis-ask) entspricht« also voll- kommen dem realen Leben aus Gott, welches gleicherweise die Pflicht und die Kraft zur Erfüllung derselben in sich faßt (vgl. Bd.l S. 55. 72. 88. 213). r « V. IS. Unerwartet sind die Worte Jede« oeJckelxi«-c«i- ae« wes-Haus«, undje zweifelhafter die pragmatische Be- ziehung derselben erscheint, desto schwieriger ist die Bestimmung des durch sie bedingten Zusammenhangs, in welchem V. 12 mit dem Vorhergehenden und demNachsolgenden steht« Auf B. 11 greift V. 12 deutlichzurücls indem die Worte sei» oiysirmäxseei eizzøjloeig höchst einfach an das Schlußwort von V. 11 den-XI. HAVE-long eiyanassi sich anschließenz nach der andernSeitehin wird aber ebenso« deutlich das Moment e; Fuss« s» »Ernst- »Ja-» in V. 13 Ge- nus. »Er-on«- »so-i aus-Z;- åw drein) wieder ausgenommen und weiter erörtert —- was bedeuten also die ausfallenden Anfangswiorte von V. 12? Klar ist, daß sie jedenfalls eine besondere Beziehung zu dem Begriffe oiäzøjzooc cis-ansie- haben müßen, denn sie stehen ge- rade vor den Worten V. 12, swelche unzweifelhaft an den Schluß von V. II sieh anlehnen. Schon in dieser Hinsicht erscheint die Erklärung von Carpzov (vgl. gegen ihn Lücke) unhaltbar, welcher so interpretirh wats wenn· geschrieben wäre« : Eva-ums» copy s JohwlVll Mk: «. 801 V.»12 Fsc3-r«.j-e3s-.01Jck.- nasse. steif-Hirt. —— V. 14 XII-« Herr« oZMiIaIe -s«Je-i»e-5a. Allein :so ist eben nicht geschrieben; und wenn auch der Ausdruck reden-»Da V. 14 ein gewißer Nachklang von dem« esse-sea- V. 12 ist,--.(vgl. Piscatory Rickli,.Sander), so hat doch derApostel die von Carpzov ausgedxiickte Vorstellung, daß Gott a» sich zwei; unsichkvak sei, abrrinseinem Sohne sichtbar sich geoffenbart habe (l, l»sll. Joh. 14,« 9), bei V. 12 keinenfalls im. Sinne gehabt, weil er das von Carpzov statuirte Verhältnis zwischen V. 12 und V. 14 durch nichts andeutet, vielmehr durch das in V. 12 wirklich Geschriebene Geie- okyayk ««.l.) auf einen andern Ge- danken leitet. Wie die Worte Hake- oiyernaixrse »so-l. V. 12 mit dem ganzen V. 13 verstanden werden sollen, hat Carp- zov gar nicht gesagt. Auch wenn dies alles für eine Sparen- these gehalten werden könnte, wie sie freilich im johanneifchen Stile unerhört wäre, müßte doch eine wirkliche Beziehung aus den leitenden Gedanken des Hauptsatzes stattfindem Kurz, die von keinem Auslegesr gebilligte Erklärung Carpzovs ist durch- aus unzutresfend Ein anderer Nothbehelf ist die von Oecu- menius und von Aretius vorgetragene Meinung, daß die Worte Jede- orJeL nasse. risse-»« einen Einwurf enthielten Orts-Jes- cmJsro Zöyrec Wegs away-Feinds- oissoicmeq Orm- men.» Quomodo ewiges, Deum nos arm-re, cum sit invjsi- biliskk Aretius), welchen der Apostel sich selber mache und durch die Worte sei» eigenes-ehre» sie-l. —- wie auch-durch V. 14 —- beseitige,. indem diese von der seen-reader Liebe Gottes zuunss,, nämlich von der« durch dieselbe gewirkten Bru- derli«ebe, handelte-r. Richtikz h« Oecuinenius erkannt, daß die schwierigen Anfaugsworte.V. 12 in· engem Zusammenhange mit den unmittelbar vorhergehende-n und nachsolgenden Wor- ten OZZMJL sah-am) stehn müßenz aber auf einen Einwurf, welcher scheinbar die abrupte Stellung jener Worte erklärt, deutet nichts. Niemand wird auch einen eingeworfenen Zwei- fel an der Realität der Liebe Gottes zu uns erwarten. Jo- hannes würde einen solchen auf die Unsichtbarkeit Gottes ge- gründeten Zweifel schwerlich einer Antwort würdigen; jeden- Eos-ums» copy 302 l Johh II, 29 —- V, Z. falls würde er nicht aus der in den Kindern Gottes lebendi- gen Bruderliebe, sondern aus« der mit Augen und Händen wahrgenommenen Erscheinung des Sohnes Gottes (V. 14. 9. W. I, 1fll.) die Realität der Liebe Gottes zu uns nachweisen. Es kann nur unter zwei Ansichten, nach welchen die Masse der Ausleger sich scheidet, gewählt werden. Nämlichc entweder muß die Vorstellung von der Unsichtbarkeit Gottes in Bezie- hung stehn zu dem B. 12 ausgesprochenen Gedanken o« »Ja-Z;- e'-- eher« »He-sc, d. h. es muß die innere Lebensgemeinschast mit Gott hervorgehoben und denen, welche die Brüder lieben, zugesprochen werden, während jedes sinnliche, äußerliche Er- saßen Gottes, des unsichtbarem geleugnet wird; oder es muß, worauf B. 20 zu leiten scheint, gesagt werden, daß wir nur an den Brüdern unsere Liebe erweisen können, weil wir Gott selbst, den unsichtbaren, mit unserer Liebeserweisung nicht er- reichen können. In beiden Auslegungsweisen wird also den Worten sei» ehster-»Herr«- oizzsjlow eine wesentliche Bedeutung, wenn auch in verschiedener Beziehung, zuerkannt Jene erste Auslegung ist die ältestr. Schon die beiden Scholiasten haben dieselbe vorgetragen: c? oiöpasrog drei; smi ais-speise»- ckeoi sesJc sie åzäsjäovc oiyeisrezc si- esxcspsptrebyse (Schol. l) und: stets-ro »Fe- «oe·c0g)-Ja3osr, wozu-W, ex« those-ej, »so« Darum« einst« you-Josa- sfeöig Z» oeJefsic Unsere« THE-äussere (Schvl. ll). Augustin driickt denselben Sinn tcefsend aus: Totum (se-. Darum) simul einer, qui habet oaritatetn Ebenso erklä- ren «) Hunnius, S. Schmidt, Spener, J. Lange, Steinhofer, Socin, Grotius, Rosenmiilley Baum- garten-Crusius, Rickli, Number, de Wette, San- der u. a. Treffend hat namentlich Rickli den wesentlichen Sinn, in welchem alle diese Ausleger zusammenkommem aus- «) Luther spricht stch über die eigentliche Schwierigkeit nicht aus. Er wendet den apostolischen Spruch sogleich gegen jedes Verdienst des Men- schen vor Gott. Alle Orden will er mit diesem einigen Sprache zu Boden werfen. Nil san-tara nisi cost-irrem· Also habe auch nie ein Mensch den Anfang machen können, Gott zu lieben. Der Glaube isi der Anfang der Liebe, der Glaube schaut Gott. —- Eszsnskksks m» "«1 Ich. W, 12. - 303 gesprochen: »Gott schauen, ihn unmittelbar und nach feinem unendlichen Gotteswesen erkennen, das ist· dem Menschen hier nicht vergönnt, wir können Gott nicht begreifen; aber am hörhsten und gewißesten auch unmittelbar erkennen« wir ihn dem Gefühle nach, als feine wahren Kinder, wenn wir uns lieben, denn da bleibt Gott selbst in uns-h Auf der andern Seite stehn C. a Lapide, Mayer, Srhlirhting, Episrop, Bengel, Whitby, S. G. Lange, Fachmann, Lücke u. a. Lü cke umschreibt: »Unmittelbar kann der Mensch dem unstcht- baten Gott die Liebe, die derselbe gegen uns erwiesen hat, nicht vergelten; denn niemand hat Gott jemals gesehn, d. h. er ist für jeden unsichtbar. Wenn wir aber uns unter einan- der lieben, die Brüder lieben, die sichtbaren, so bleibt Gott in uns, wir bleiben seine Kinder, Gegenstände seiner Liebe, und so vollendet sich in uns durch die Liebe zu den Brüdern die Liebe zu Gott«. Die letzterwähnte Auslegung aber giebt nicht nur einen mit der johanneischen Anschauungsweise schwerlich übereinstim- menden Sinn, sondern entspricht auch nicht dem engern und weitern Zusammenhange von V; l2. Daß wir Gottes Liebe zu uns nicht vergelten können, würde Johannes, wenn er wirklich dies hier hervorheben wollte, gewiß nicht mit einer Erinnerung an Gottes Unsichtbarkeit beweisen. Daß wir aber Gott wirklich wiederlieben können und sollen, obwohl er un- siehtbar ist, versteht sich von selbst. Auch B. 20 wird dies vorausgesetzt (vgl. 1 Petr. l, 8)z" denn indem der Apostel die Lüge, daß man Gott liebe, während man die Brüder haßt, mit jenem argumenlum at! bominem zu Boden schlägt, fordert er eben, daß unsere Liebe zu Gott, dem unsirhtbaren, sich durch Bruderliebe bewähren« soll. So verschwindet das scheinbare Recht, aus B. 20 unsern V. 12 zu erklären, nämlich von dort her den Gegensatz des unsichtbaren Gottes und der sichtbaren Brüder zu entlehnen oder den Worten »Jede- oejckclx neige« IesV-Zersta- daö sogleich folgende Satzglied Sein« uiyarrdxcep OEL- äsjzovk gegenüber zu stellen, da doch die Anlage von V. 12 selbst darauf führt, vielmehr mit den Worten Jede« aus. are-in. Eszmskksks m» so« 1 Ich. II» 29.»..—-—»,v, s. reif. die Worte ei Greis· S» rJxcip »Es-er, welche auch V.·13 (vgl. B. l6) wiederkehrem zu combinirerr Dabei werden die Worte sei» Hymne-Irr» vix-Winde ihre richtige Beziehung un- fchwer finden, Sie bezeichnen die Erfüllung der B, 11 hin- gestellten Pslicht als die Bedingung für das c; Frei; är- »Im«- xräeer (vgl. B. l6), ein Moment, welches eben durch die cor- relaten Anfangsworte bestimmt« wird. So ergiebt sich dieser Gedanke: Gott, der unsichtbare, bleibt in uns, wenn wir ein- ander lieben (wie unsere Pslicht ist. V» ll). Obwohl also Gott unsichtbar lst, so können wir doch mit ihm die innigste Gemeinschaft haben, er in uns und wir in ihm, was wir daran erkennen, daß er uns von seinem Geistegegeben hat (B.13). Das Band aber und die Bedingung dieser bleiben- den Gemeinfchaft mit Gott kann, weil Gott Liebe ist, nur Liebe sein (V. IS. 16. 7 fl·). , » Die genauere Erklärung von V. 12 hängt aber zunächst von dem sichern Verständnis der Anfangsworte an sich ab. In dem Perfertum see-Jänner, dessen Beziehung auf die Ver- gangenheit in dem nuierakxs noch besonders markirt wird (vgl. Seh. l, l8), liegt allerdings nicht formell die Gegenwart und die Vergangenheit, und gewiß nicht darf »Wir-mit tsstius sa- gen, daß das Pf. nach hebräischer Art für das Präs stehez aber dem Sinne nach sagt der Satz »niemand hat jemals Gott gesehn« ohne Zweifel soviel als »Gott ist unsichtbaw (Liicke, de Wette) denn es versteht sich »von selbst, daß Gott deshalb niemals gesehn worden ist, weil er überhaupt nicht ge- sehn werden kann. Es fragt sich aber, ob der Ausdruck es— Bären« auf das sinnliche Sehen mit sleischlichen Augen (vgl. die Griechen, Augustin, Spener, J. Lange, Lücke, de Wette u.«a.), oder auf das geistigeSchauen geht. , Wenn das Letztere angenommen wird, obwohl zunächst nichts darauf führt, die urspriingliche Bedeutung des Wortes, welche auch sogleich B. 14 (vgl. l, l. Joh. l, 14) Statt hat, zu iibergehry so muß man sehr wesentliche Bestimmungenergänzem um nicht einen ganz falschen Gedanken zu bekommen. Unbedingt kann ja Johannes ein geistiges Schauen Gottes, dasim Grunde Eossuscksn copy 1 Jud. w, 12. 305 nichts Anderes ist als ein Erkennen Gottes, den Gläubigen wcnigstens nicht absprechenz so ergeben sich für die Auslegey welche ein geistiges Schauen Gottes verstehn, die Beschränkum gen, daß niemand Gott schauen könne »aus eignen, natürlichen Kräften« (Piscator), oder »so wie er ist« (Estius), in sei- nem Wnerforschlichen Wesen« (Neander), »unmittelbar und nach seinem unendlichen Gotteswesew ihn erkennen oder ihn »begreifen« könne (Rickli). Aber alle diese Bestimmungen haben im Texte keinen Grund und erscheinen nur dann noth- wendig, wenn man voraussetzt, daß die nächste und einfachste Bedeutung des Wortes Heda-ro« nicht-statthaft sei. Gerade diese aber leitet auf einen Gedankengang, welche dem Gesammt- zufammenhange unserer Stelle von V. 7 an bis V. 21 und der johanneischen Anschauungsweise überhaupt allein zu ent- fprechen scheint. Ganz ähnlich wie II, 3 fll. und llI, 10 fll. 19 fll. das Hal- ten der Gcbote Gottes, insbesondere die Bruder-liebe als das Zeichen unserer Gemeinschaft mit Gott und als die Bedingung unsers Bleibens in dieser Gemeinschaft dargestellt war, so heißt es auch an unserer Stelle: sei» ask-usw«» XII-»Meine, e; Mög s» Hur» »Es-se. Alles ruht hier auf dem V. 7 und V. 8 vorangestellten Grundsatzh daß Gott selbst Liebe sei, worauf auch V.16 noch einmal ausdrücklich zurückgegangen wird. Nur wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott; nur in dem Lie- benden bleibt Gott. Nun aber sind für Johannes nicht allein die Anschauungen von dem »Bleiben in Gott» und von dem »Geborensein aus Gott» (V. '7. II, 29) wesentlich verwandt, sondern das »Bleiben in Gott« ist auch dem »Erkennen« (II, Z. 4. III, 6. IV, 8), dem »Lieben« (II, 5), dem »Haben« Got- tes (ll, 23) parallel; denn durch alle diese Vorstellungen geht dieselbe reale Voraussetzung der lebendigen Gemeinschaft mit Gott (I, 3). Hierauf beruht zunächst die gegensätzliche Bezie- hung zwischen dem Satze End» orJckeig neune-« weisser-m« Und den Worten c; Weis— s» Frei» »Der; weiterhin ergiebt sich daraus auch, in Übereinstimmung mit II, 5 (vgl. IV, 17 fl.), der richtige Sinn der Schlußworte von V. I2. Das »Sehen« H. 20 306 l Ich. il, 29 —- V, 5. Gottes steht in demselben Verhältnis dem »Bleiben in Gott» (B.13) oder dem »Bleiben Gottes in uns«(V.12) entgegen, in welchem das wirkliche »Erkennen« Gottes mit dem Leben und Bleiben in Gott zusammenfälltz denn das »Sehen« Got- tes spkicht der Apostel ebenso bestimmt jedem Mensche« ab, ais er das Erkennen Gottes und die Gemeinschaft mit Gott dem Liebenden, welcher aus Gott geboren ist (V. '7), zuspricht Dies eben ist der Sinn von V. 12, wie er dem ganzen Zu- sammenhange (vgl. bes. V. 7. s. l6) durchaus gemäß ist. Niemand, sagt der Apostel, hat Gott jemals gesehn; nicht in sinnlicher, äußerlicher Weise also ist Gott zu erkennen und die Gemeinschaft mit Gott zu erreichen. Vielmehr, wenn wir ein- ander lieben, so bleibt Gott in uns; wenn wir in der Liebe bleiben und durch Liebe unsere Gemeinschaft mit Gott, welcher Liebe ist, bethätigen, so bleiben wir in dieser Gemeinschaft, so bleibt Gott in uns — wie es V. 12 zunächst heißt— so bleiben wir in ihm und er in uns — wie B. 13 diese heilige Gemeinschaft nach beiden Seiten hin beschrieben wird (vgl. III, 24). Aber auch in V. 12 liegt das Moment, welches V. 13 durch s» ais-ca; esse-»m- ausgedrückt ist, in den Schlußwow ten: nai e: Ewig» aus«-ej si- sJxesp sresssäscwkräwej Eos-«. Bei diesen Worten wiederholt sich der schon zu II, 5 entschiedene Streit der Ausleger, ob die vix-Leu; diesem? von der Liebe Gottes zu uns (vgl. Hunnius, S. Schmidt, Er. Schmid, Calov, Spener, J. Lange, Beza, Are- tius, Carpzov, Bengel, Sander), oder von unserer Liebe zu Gott (vgl. Estius, Mayer, Luther, Socin, Schlich- ting, Piscatoy Grotius, S. G. Lange, Paulus, Baumgarten-Crusiirs, Rickli, Lücke, Neandey verstan- den werden miiße «). Auch das Prädikat s» eins» see-»z- soe- hat hier wie der ähnliche Ausdruck il, 5 gemäß der verschie- denen Deutung des Subjects osycinsy weisen; verschiedene Aus- legungen erfahren. Diejenigen, welche die Liebe Gottes zu «) C· a Lapide und Calvin wollen die Wahl unter den beiden An- sichten frei laßen. l Ich. IV, 12. 307 uns verstanden, legten einen besondern Nachdruck aus das s» Hist» und sagten, die Liebe Gottes, die an sich skhlechthin vollkommen sei, heiße eine in uns oder an uns vollendete, weil sie ihr Ziel hehr) an uns, nämlich unsere Seligkeit, erreiche (E. Schmid, J. Lange), weil sie ihre Größe an uns offen- bare (Carpzov) oder in ihrer Kraft und Herrlichkeit an uns sich erweise (Bengel, Sander), weil sie im Glauben wahr- haft und völlig von uns ergriffen werde (Hunnius, S. Schmidt, Calov, Spener). Aber der Context drängt viel- mehr auf die Vorstellung von unserer Liebe zu Gott hin (vgl. Bd. l S. 187), und so fallcn alle jene ungenügenden Erklä- rungen des sowie-text. sen. von selbst hinweg. Nicht nur die» von Lücke mit Recht hervorgehobene Correfpondenz zwischen dem z? oiyoiny aus. FI- 7J,«I» Sessel» Zers- V. 12 und dem HI- mssgs gis-sage»- V. l3, welche so gewiß stattfindet als das aus-es; S» eins» V. 13 dem ei Jede s» sJxsiis »He-s« V. 12 entspricht, giebt die Auslegung von »unserer Liebe zu Gott» an die Hand, sondern wir haben auch in V. 17. 18 einen unzweideutigen Fingerzeig für dieselbe; denn indem von dem cdosoijxiswg selbst gesagt wird ou« Sessel-ein«»- åss sey) XVI-IF, wird eben der Mensch als Subjekt der vollendeten Liebe (»Z;-· exists-«, skizzenweise-O, nicht als Objekt derselben, bezeichnec Über den wefentlichcn Sinn des Ausdrucks sind die Ausleger einig, wenn auch nicht alle die in der perfectischen Form aus- geprägte Borstellung hinreichend beachtet haben. Unsere Liebe zu Gott, sagt man, erscheint, wenn wir einander lieben, als »rein, untadelig, nicht erdichtet« (Lutherz vgl. Rickli, Ne- ander), »betvährt sich« ldc Wette) »vollendet sich« (Lücke) in der Bruderliebe, weil ohne diese der Liebe zu Gott ihr we- sentlichftes Merkzeichen und ihre nothivendige Erweisung fehlt (vgl. Schlichting, Grotius, S. G. Lange, Paulus u. a.). Daß unsere Liebe zu Gott eine vollendete sei, gleich- sam ihre volle Frucht gebracht und ihre eigenthütnliche Krone gewonnen habe, kann Johannes hier nach derselben idealen Anfchauungsweise unter Voraussetzung unserer Bruderliebe (e'a"i- than. rszzwszJ sagen, nach welcher er ll,5, wo gleichfalls der « 20 s Eos-ums» copy 308 l Ich. il, 29 —- V, 5. Vorsiellung Von unserer »vollendeten Liebe zu Gott» die von unserm -Sein« oder -Bleiben in Gott» entspricht, demjeni- gen eine volllommene Liebe zu Gott zuschreibt, welcher das Wort Gottes, den Inbegriff seiner Gebote überhaupt, hält. Von der besondern Tugend der Bruderliebe gilt, was von der gottähnlichen Gerechtigkeit überhaupt gilt; denn die Liebe ist aus Gott. Gott selbst ist Liebe; also nicht im äußerlichen Sehen Gottes besteht die Gemeinschaft mit ihm, sondern in der Liebe zu ihm, welche nur dann als eine vollendete wahr- haft vorhanden ist, wenn wir uns unter einander lieben (V. 7. 16. 20. til, 10). So erscheint der ganze Satz V. 12 als eine Entfaltung ·des wesentlichsten Grundsatzes der johanneischen Ethik, die ebenso realistisch als pneumatisch ist. Keinerlei äußerliche, un- sittliche Erkenntnis Gottes oder Gemcinschast mit Gott ist möglichz möglich und wirklich aber ist die innigste, selige Ge- meinschast mit Gott, der Liebe ist, eben in der Liebe, die aus Gott ist, Weil aber die Liebe, welche den aus Gott Gebore- nen und in Gott Bleibenden einwohnt, aus Gott selbst ist, also wirklich von der Art der Liebe Gottes, deshalb muß die Liebe, mit welcher die Kinder Gottes an ihrem Vater hangen und Gott selbst haben (ll,23. I, 3), auch die Brüder umfaßen (V. '7. 1l. TO. V, l fl.). Unsere vollendete Liebe zu Gott und die darin beruhende wahrhaftige Lebensgemeinschast mit Gott kann ohne die für die Kinder Gottes ebenso pslichtgemäße (V. 1l) als naturgemäße (V. 12. V. 7) Bruderliebe gar nicht bestehn. — Alle diese Gedanken des Apostels bewegen sich aber so sehr in dem innern, für jeden Feindseligen verborgenen und unantast- baren Heiligthum des christlichen Lebens, daß eine besondere polemische Beziehung bei V. 12, etwa auf die Pseudopropho ten (B. 1), »die sich ein höheres Schauen Gottes anmaßten und eben darin vorgaben Gott vollkotnmener zu lieben, als ihn der gemeine Christ liebe« (Rickliz vgl. Sander), nicht zu entdecken ist. Eine solche Beziehung müßte, wie Lücke mit Recht einwendet, deutlich angezeigt sein. Nur insofern liegt in V. l2, wie in dem ganzen Abschnitt V. 7—21, ein Gericht 1 Joh. w, is. 309 über die V. l sll. erwähnten Jrrlehrcy als Johannes die Herr- lichkeit des christlichen Liebeswesens fchildert, wie sie nur durch den von jenen geleugneten Jesum Christum, den sleischgewon denen Sohn Gottes, gegeben wird (V. 9 sll. 14 fll.). Liebe zu Gott und zu den Brüdern hat nur der, welcher im Glau- ben an Christum die Liebe Gottes erfahren hat. V. 13· Für die Realität unserer Gemeinschaft mit Gott, welche ganz wie llI, 24 beschrieben ist, wird auch hier das Merkmal, daß wir den Geist Gottes haben, angegeben. Mit V. 12 hängt B. 13 eben durch die Idee unserer Gottesge- meinschaft, welche dort in den Schlußworten ei Des; Es» es» »Es« sitz. ausgedrückt war, zusammen. Nicht deshalb weist aber der Apostel auf die Mittheilung des Geistes hin, weil erst durch denselben, den Geist der Wahrheit, das außerliche Factum der Sendung Christi, worin die thatsächliche Stiftung der Lie- besgemeinschaft zwischen Gott nnd den Menschen liegt, von uns innerlich aufgenommen und fruchtbar gemacht wird (Lücke3 vgl. de Wette), sondern weil die V. 12 gegebene Schilde- rung von der geistigen Natur unserer Lebensgemeinschaft mit Gott die Beziehung auf den Geist, als den Träger und we- sentlichen Zeugen dieser Gemeinschaft nahe legt. Die von Lücke statuirte Tendenz wird nicht nur nicht indicirt im Texte, so wenig wie Hi, 24, sondern hat in dem vorliegenden Ge- dankengange sogar etwas Fremdartiges Wenn wir einander lieben, so bleiben wir in Gott, sagt der Apostel, und (V.13) daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geiste gegeben hat: Z« s« Tor) vorsetzen-rog- ursssrorJ Rädern-»- Frei-». Jn dem partitivischen F» (Matth, 25, 8), welches dem Sinne nach dem oirrö AG. Z. 17 ganz gleich steht, liegt natürlich nicht, wie schon Estius, Spener, Calov, Mayer u. a. bemerkt haben, die rohe Vorstellung von einer Theilbarkeit oder Trennbarkeit des göttlichen Geistes, wie eines sinnlichen Stoffes, sondern die ethische Anfchauung von dem nach Maß- gabe des Glaubens und des ganzen Lebens aus Gott in uns bedingten, mehr oder weniger vollen Besitze des einen, sich Evas-»aus» copy 310 s Johx n, 29 — v, Z. selbst gleichen Geistes Gottes. Deshalb ist es nur ein Unter- schied in der Vorstellungsweisy wenn Petrus (AG.2, l7), wie die LXX (Joel Z, 1), den Propheten sagen läßt: »ich rvill von meinem Geiste ausgießen«, während Joel selbst sagt: »ich will meinen« Geist ausgießensk Schliehtings Schlußfolge, daß der Geist also nicht das Wesen Gottes, d. h. nicht Gott, sein könne, ist darum ebenso unzutreffend, wie die in demselben Interesse gemachte Behauptung Socins (vgl. auch Episcop Und Bensvn), daß das »Höre-o: vie-Year? die Ewig» felbst, oder der in uns lebende spiritus caritatis sei, exegetisch salsch ist. Der Geist Gottes in uns, als das Prineip unsers Lebens aus Gott (l1l, 9. H, 27), giebt auch das unzweiselhafte Zeug- nis in uns, daß wir Gottes Kinder (vgl. Röm. 8, 14 sI·), daß wir aus Gott geboren sind (V. 7) und in ihm bleiben (lll, 24). unbedingt, ohne Maß und ohne Trübung hat nur Ei- ner den Geist, Christus (vgl. Ich. l, 32. Z, 34); die, welche Brüder Christi im Glauben geworden sind, haben nur Antheil am Geiste (C. a Lapide, Tirin, Estius, Mayer, Calov, Spener, Piscator, Aretius, Lücke, de Wette, San- der), gleichwie in ihnen das göttliche Leben und die Gemein- schaft mit Gott noch nicht wirklich vollendet ist (vgl. til, 2). Jnsosern hat die Erklärung ·von Estius u. a., daß Johannes mit dem Ausdrucke z» c. »wes-Zu. die varietas chakismarum oder die partitio don0rum, dum aliis alia daniur (vgl. 1Cor. 12, 4.11) bezeichne, eine richtige Seite. Daran nämlich, daß wir die Früchte des Geistes (Gal. 5, 22) weder alle, noch auch in völliger Reinheit und Kraft an uns tragen, können wir merken, daß wir noch nicht im vollkomtnenen Besitze des Gei- stes Gottes stehn. V. 14. 15. Daß der Apostel wiederum auf die Sendung des Sohnes Gottes (V. 9. l0) zuriickgreish hat im Zusam- menhange der ganzen Paraklese von V. 7 an darin seinen Grund, daß die Liebesgemeinschaft der Kinder Gottes unter einander und mit Gott nur auf dem im Fleische erschienenen Gottessohn beruht. So tritt aber auch die offenbar in den Worten ausgeprägte Beziehung (vgl. Piseator, Rickli) zwi- Edssustssn copy l Joh. W, U. l5. ZU schen V. 14 und V. 12 in ihrer vollen Lebendigkeit heraus. Johannes hatte V. 12 gesagt, daß Gott unsichtbar, also jede äußerliche Gemeinschaft mit ihm unmöglich sei; jetzt aber stützt er sein Zeugnis von der Sendung Christi in die Welt aus das, was er gleich seinen Mitaposteln mit seinen eignen Augen ge- sehn hat (l, l sll.), und stellt dann V. 15 das entsprechende Bekktlvkvks Jesu Christi als die Bedingung des Bleibens in Gott hin. Denn sreilich nicht Gott soll gesehn, sondern der Sohn Gottes, welcher von den Aposteln wirklich gesehn ist, soll geglaubt und bekannt werden und in ihm sollen wir auch den Vater haben (ll, 23. Joh. 14, 9). Wenn also B. 12 und V. 13 im Gegensatze zu jeder sinnkichem äußerlichen Ge- meinschast mit Gott die geistige, heilige Gottesgemeinschaft in der aus Gott seienden Liebe und in der Gabe des Geistes Gottes geschildert war, so weist der Apostel jetzt wiederum auf den in die Welt gesandten Sohn Gottes hin, weil dieser die persönliche Offenbarung der Liebe Gottes und der alleinige Vermittler des Geistes Gottes (vgl. Joh. 14, 16 sit. 16, 7 fll.), alfo der einzige Grund unserer Liebe und unserer Gemeinschaft mit Gott ist. Im Einzelnen bietet weder V. 14 noch V. 15 eine Schwierigkeit. Die Formel nai øjxcksc see-Ists«- hebt (vgl. ll, 20. 27) den Übergang von der allgemein communicativen Rede V. 13 zu dem »Wir-«, welches nur von den Aposteln gilt, hervor. Denn ganz wie l, 1 sll. berust sich Johannes auf die apostolische Augenzeugenschafh als auf die Grundlage auch seiner Verkündigung. Natürlich ist zu esäseizassa kein an- deres Objekt —- etwa Deum ejusque virt-uies, inprjmis Cari- lkstem (Piseator) —- zu denken, als zu zxagscuxioüxcsu Die Worte Es« gez. geben an, was die Augenzeugen verkün- digetn Heiland der Welt, aus-us(- sxotJ rede-»or- (Jvh. 4, 42), und zwar der ganzen Welt, nicht eleotorum in omnibus populis (Piscator, Aretius), ist aber Christus, weil er die Versöhnung der Welt (V. 10. It, Z) ist, oder weil die Welt durch ihn das Leben erhalten (V.9) und durch ihn selig wer- den (i’-a ern-OF. Seh. Z, 18), die ums-Wie, welche nur er 312 l Ich. Il, 29 — V, 5. bringen kann (AG. 4, 12), erhalten soll. Daß einem jeden Menschen in der Welt dieses Heil zugedacht und jedem die Gemeinschaft mit Gott geöffnet ist, liegt nicht nur V. 14 in dem unzweideutigen Ausdrucke rot? »san«-» sondern auch in der Art und Weise, wie V. 15 die Bedingung dieser Got- tesgemeinschaft ausgesprochen wird. Die Formel Z; if« X» Zier-Any. »z- bezeichnet nämlich, indem der objektiv mögliche Fall ohne alle Einschränkung vorgestellt wird (vgl. Kühner il, S. 519 fll. Win er, S. 282 sl.), die Allgemeingiiltigkeit der Regel. Jeder, sagt Johannes, wer nur bekennt (vgl. II, 23), daß Jesus der Sohn Gottes ist (V.2sl.), in dem bleibt Gott nnd er in Gott. Die Bedingung des Heiles in der Gemein- schaft mit Gott ist also allein der Glaube, welcher dem apo- stolischen Zeugnisse (V.14) gemäß ist und im Bekenntnis des Mundes sich ausspricht. Denn das eixeozoyssp bezeichnet so wenig hier wie II, 23 (vgl. Bd. l S. 371) ein thatsächliclies Bekenntnis durch Bruderliebe (quisquis clileoiionem in kenn-es habet, jlle ver-e Jesum Dei liliutn esse iesiaiutn Beda), oder das Zeugnis des heiligen Wandels neben dem Bekenntnis des Mundes (Didymus, Augustin, Grotius), sondern aus- schließlich das letztere. Dabei bedarf es kaum der Erinnerung, daß Johannes nur einem solchen Bekenntnis Wahrheit zuer- kennt, welches nicht durch einen ungöttiichen Wandel Lügen gestrast wird, vielmehr im ganzen Thun der Gerechtigkeit und insbesondere in der Bruderliebe sich als wahr und lebendig er- weist. V. 16. »Und wir-«, fährt der Apostel fort, indem er mit dem sie-l sjxrszg sich selbst und seine Leser als solche darstellt, welche die V. 15 ausgesprochene, allgemein gültige Bedingung der Gemeinschaft mit Gott erfüllt haben (vgl. Lücke und de Wette), »und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, welche Gott an uns hat«. Aus dem Inhalte von V. 16 und aus dem Zusammenhange mit V. 15 geht deutlich hervor, daß das «. Wiss; nicht wie V. 14 auf die unmittelbaren Augen- zeugen des Lebens Christi (Episcop, S. G. Lange, Rickli»), sondern auf alle Gläubigen (Cstius, S. Schmidt, Calov, Ess- cccccccc a«- 1 Ich. IV, 16. 313 Speien, Aretius, Baumgarten-Erusius, Neander, Lücke, de Wette U. a.) sich bezieht. Johannes redet von solchen, welche auf Grund der festen apostolischen Predigt (V. 14) geglaubt haben und so in dem Bekenntnis V. 15 stehn. Zu ihnen rechnet der Apostel auch sich kraft der Gemeinschaft des Glaubens und des Bekenntnisses. Dieser organische Zusammenhang zwischen V. 16 und dem Vorhergehenden bestimmt leicht das weitere Verständnis von B. 16. Jn dem eixroäoysiss V. 15 spricht sich eben das zu Grunde liegende åywonäsiar und »Unser-kuriöse« aus. Somit muß auch der Inhalt von jenem (Z-« «I-;o.»-«l. V.15) und von diesem (-rr)-i- oiyoiarsjw »Ist- Zxsc ei Essig äs- 7J,r«·4-) wesentlich gleich sein. Johannes beschreibt den vollen, lebendigen Besitz der christlichen Wahrheit mit den beiden Aus: drücken, von denen schon jeder einzelne das Ganze wesentlich enthält (Il, 4. 13 sl. V, 4 sl. 10 fll.), und welche deshalb (vgl. Lücke) ohne die Sache selbst zu ändern, auch in umgekehrter Reihenfolge zufammengestellt werden können (Joh. G, 69). Für die gelehrte Frage aber, ob das Wißen (intelligere) von dem Glauben oder umgekehrt dieses von jenem abhänge, kann die johanneische Zusammenstellung von Glauben und Erkennen schon deshalb wenigstens unmittelbar nichts entscheiden, weil der johanneische Begriff des zwar-Joa- (vgl. Bd.l S. 176. 188) mit dem Begriff intelligeke der theologischen Schule durchaus nicht zusammenfällt Treffend sagt Lücke: »der wahre Glaube ist nach Johannes ein erkennendey erfahrenderz die wahre Erkenntnis eine gläubige-A Glauben und Erkennen sind für Johannes nichts weniger, als abstrakte Begriffe, son- dern lebensvolle Anschauungen. Der Glaube, d. h. das Hin- nehmen der göttlichen Wahrheit, ist seinem Wesen nach ein Empfangen des göttlichen Lebens, welches in der Wahrheit selbst ist. Jn dem Glauben aber ist schon das Erkennen, weil in beiden gleicherweife die wirkliche Gemeinschaft mit Gott, das Haben Gottes (Il, 23. V, 10 fll·) liegt. Mittelbar ent- scheidet somit Johannes allerdings für das crecio ul intelli- gam. Denn eine Wißenschaft des Glaubens kann sittlicher: Evas-»aus» copy 3l4 I Joh. il, 29 —— V, 5. weise und in Wahrheit nicht fein« ohne vorangehenden Glau- ben und ohne lebendige Erfahrung von der Wahrheit, welche wißenschaftlich erläutert werden soll. « Als Objekt des christlichen Glaubens und Erkennens nennt Johannes hier: »ja- oiyaissrøyp es» He« ei Jede: Fi- sZriiu Das z» »Ich, welches wie V. 9 zu dem Verbum gehört, ist auch an unserer Stelle nicht durch erga nos zu erklären (Ti- rinus, Estius, Luther, S. Schmidt, Calov, Wolf, Ealvin, Beza, Piscator, Sorin, Schlichting, Gro- tius, Benfon, Rickli u. a.), sondern bezeichnet wiederum uns als diejenigen, »an« welchen sich die Liebe Gottes fort- während erweist (vgl. Spener, Lücke, Baumgarten-Eru- fius, de Wette, Maher). Die wesentliche Beziehung die- ser Liebe Gottes, als des Inhaltes des christlichen Erkennens, zu dem, was V. 15 als Inhalt des christlichen Bekenntnisses genannt war, liegt aber nach dem Eontextc (V. 9 fll.) darin, daß eben in der Sendung des eingeborenen Sohnes die Liebe Gottes an uns sich geofsenbart hat und fortwährend (vgl.Il,1) auf dieser Offenbarung ruht; denn fortwährend geht die »Lie- beserweifung Gottes an uns nur durch den Sohn, welcher im Fleifche erschienen ist, und nur in der Gemeinschaft mit dem Sohne haben wir Gemeinschaft mit Gott, Erfahrung von fei- ner Liebe, Glauben und Erkenntnis Gottes. Schon Beda hat diese vom Contexte getragene Beziehung angedeutet: quia viclelicei cum haberel tilium uniciicrtz noluit iilum esse unum, sed ut krauses habe-re« adcjplavit illi, qui cum illo stosswe- rent vitam aeternam Frcmdartig ist dagegen die Erklärung von N. de Lyra: cred- earitath quam Deus habet in nobis, i. e. ipsum spiritualiter habitake nobisoum per« est-ihrem. Johannes denkt einfach so: die göttliche Liebe, welche sich fort- während an uns bethätigt, haben wir erkannt, indem wir den Sohn Gottes erkannt haben, in welchem die Liebe Gottes sich nicht nur einmal an uns geoffenbart hat (V. 9), sondern auch beständig offenbart. Jnsofern liegt der oben (zu V. 7) abge- wiesenen Meinung der Griechen, welche die aus Gott seiende Liebe (B. 7) geradezu von der Person Christi verstanden, ein Evas-»Hm» copy 1 Seh. IV, n. 18. 315 richtiges Gefühl von dem Zusammenhange der johanneisehen Gedanken zu Grunde. Vollständig hat nun der Apostel die Grundgedanken, auf welchen die B. 7 vorangestellte Ermahnung Syrinx-Ue»- ais-Los«- zwg ruht, entwickelt. Vor der neuen Wendung B. 17 erfolgt daher der Abschlußr ei Jede— eiyäekey Eos-is- sswL Hieraus geht aber hervor, nicht daß die oiyoimh in welcher wir blei- ben miißen, wenn wir in Gott bleiben wollen, die besondere »Bruderliebe« sei, wie Lücke meint, sondern vielmehr (vgl. auch Sander), daß die Borstellung von der oiyoåsxey V. 16 ebenso allgemein sei wie V. 7 (ej oh« s» sc. D. und ei ei»- naiw vgl. V. 8 ei ges; eLyamJQ Die Liebe ist das eigen- thiitnliche Element, in welchem das Leben der aus Gott Ge- borenen sich bewegt. Aussliiße oder concrete Bethätigungen dieses Liebeswesens sind die Liebe zu Gott und die Bruderliebe V. 17. 18. Mit der ähnlichen Stclle Hi, 19 fll. theilt die unsrige die exegetischen, nicht aber die kritischen Schwie- rigteiten. Der Text steht ganz fest, und nur exegetische Ver: legenheit hat einige Varianten, welche aber auch in kritischer Rücksicht wenig Werth haben (vgl. S. 284), und zwei Con- jecturen veranlaßt, welche gar keinen Werth haben. Anstatt nähren» V. 18 wollte nämlich Grotius »die-um«, d. h. muljlaii0nem, lesen Und demgemäß scolovöxcsvoc für Oasen-i— »so-as. Er brachte so, indem er die Furchh von welcher: Jo- hannes offenbar im Gegensatze zu der waschen« V. 17 (vgl. il, 28) redet, als feige Scheu vor allerlei Gefahr und Scha- den in der Welt verstand, den Sinn heraus: Metus amorom mutilat alque infkingih out prohibet ne se- exserad Eine ähnliche Vorstellung giebt die Conjectur von H. Hamn1ond, welcher »die-o«- lesen wollte. L. Bos Gxekcitath pbilo1og· Fkaneik 1713 p. 290) hat nicht diese Conjectur gebilligt, son- dern behauptet, daß das richtige »die-o«- den Sinn von aus— Arm«- («l’im0r habe! Obst-malum, i. e. meins impedicnenio est amori) habe. · Auch die Satzfügung in V. 17 springt ungleich deutlicher in die Augen, als bei til, 19. 20. Es ist ohne alle Schwie- Evssustssn copy 316 l Ich. ll, 29 -— V, 5. rigkeit, mit s» sonst» das I«- zu verbinden und das Salz- glied Es« Hi. als Begründung des vorhergehenden Gliedes zu betrachten, worin die meisten und besten Ausleger überein- stimmen. Die Construction s» steil-«»- iwg welche sich auch Joh. 15, 8 unzweifelhaft sindet, beruht durchaus auf derselben Nation, wie die Redeweisem EIN; socie- sJ oiyysäia —— Zw- (Ill, 1l), weiss; sen. sJ »so-roh« — i«-»a All, 23), des-«; For. s; used« gross, Eis-a (Joh. 17, 3. Vgl. Bd.l S. 136). Ver- mieden haben Beza, Socin und Grotius (vgl. auch Mauer) diese leichte Constructiom indem sre si- ssoiisrgx —- Zw zusam- menfaßten und den ganzen Satztheil Iw- nazszd — regieren-g als zwischengeschobene Zweckbestimmung betrachteten. Aber eine solche trajectio antioipata ist im johanneischen Stile unerhört, und der gewonnene Sinn ist nichts weniger als empsehlend. Beza entwickelt den apostolischen Gedanken nicht genauer; Grotius aber umschreibt, nach Socin, also: llie est sum— mus gradus dileotionis Dei ergo nos, si qualis in hoc munclo Christus fuit, i. e. tnundi odiis et propterea plurimis malis expositus tales et n0s simus (.loh. 15, l8. lPettx 2, 19. 4, 16. Mk. Z, 13). ldeo hoc Deus ita disponit, ut cum bona liciucia appareamus in die judicii. — Nam constans perpes— » sio malorum ad exemplum Christi Städt, ut a Christo optima exspectemus, quippe ipsi similes. Abgesehn jetzt von dem weder mit den Worten noch mit dem Zusammenhange unserer Stelle vereinbaren Gedanken, erscheint es lehrreich, daß Gro- tius durch seine falsche Übersetzung der von ihm statuirten Formel Z» »so-irg- — Z« Hex-s«- (—— si simus), welche er durch quoll sumus wiedergeben müßte, im Wesentlichen gerade die Form der Vorstellung ausdrückt, welche in der richtigen Ver- bindung Z» roth-g; —— I«- liegt. Andere, welche gleichsalls die Beziehung des I« aus z» rot-«»- für bedenklich hielten, dabei aber die Verbindung von s«- cmsk «— Z« nicht wagtety bezogen das s» worin» auf V. 16 zurück, erkärten dann das X» final und faßten endlich das Eis« als weitere Erläuterung oder Begründung des Ganzen. So Spener, I. Lange und, wenigstens schwankend, auch alle diejenigen, welche das Ess- cccccccc py li Ich. lV, 17. is. 317 km gleich Gasse, oder) at, erklärten (Episcop, S. Schrnidh Rosenmülley Bengel, Paulus) oder gar diese falsche Bedeutung von Im erst auf eine Ergänzung sei» oösxwg gas- ,«.»- les-a, ita at) oder dgl. (Carpzov, vgl. Piscatoy be- zogen, während noch andere das Im nur im Sinne von sie» (Benson, Piscatorz vgl. auch Earpzov) halten zu können meinten. Diese letztern Ausflükhte sind ganz fprachwidrigz aber auch die Spenersche Weise ist unhaltbar und zeigt nur, welche Mühe es »kostet, die richtige Eonstruction, zu welcher auch Spener hingedrcingt wird, zu vermeiden. Daran, so umschreibt er, nämlich weil wir an unserer Liebe unter einan- der (V. 16) Zeugnis haben, daß wir in Gott bleiben, ist die Liebe Gottes zu uns völlig gemacht d. h. ist völlig erkannt von uns und hat ihre Frucht und Kraft an uns erreicht, »auf daß» Max) sie in uns Freudigkeit schafft (-dazu wird aus der Vereinigung mit Gott, V. l6, die Liebe völlig erkannt und fruchtbar bei uns, damit wir eine Freudigkeit haben mögen-O, weil (ii-«) wir Gott ähnlich sind in der Liebe. Man braucht nur die von Spen er eingetragenen Momente wegzulaßen,« so ergiebt sich die richtige Satzfügung von selbst. Darin, sagt der Aposteh ist die Liebe vollendet bei uns, daß wir Freudig: keit haben. Er konnte nicht Eis« szoxiew schreiben, sondern mußte Z« Fxsoxrso schreiben, weil in der objektiven Wirklich- keit die »Arie«-me der aiyckmy noch nicht als geschehn vorliegt; das Im markirt gerade das uns noch vorgesteckte Ziel (vgl. Bd.I S. 136) und entspricht so dem idealen Momente, wel- ches (wie V. 12) in dem see-skizzenw- nnd in der nachfolgen- den Begründung Z» — noei sJxssfc Zorn-H» »Z- liegt. Die genauere Erklärung der apostolischen Gedanken selbst hat aber nicht nur im Gesarnmtzusamkiienhange eine feste Norm, sondern findet auch unmittelbar in V. 17. 18 gewiße Stüh- puncte, welche zugleich den kritischen Überblick über das Ge- ivirr der einander durchkreuzenden Auslegungen sichern. Un- zweifelhaft ist, um mit dem Leichtesten anzufangen, die sJzeäga TOJF sinke-sum, an welcher wir« Dass-»Ihr«- haben sollen (vgl. II, 28), der Tag des Endgerichtes bei der Parusie des Eos- cccccccc ps- ais 1 Ich. u, 29 —- v, s. Herrn. Damit fällt die Meinung von Oertel, S. G· Lange und Ballen stedt, daß Johannes von dem sreimüthigen Be- kenntnis der christlichen Religion vor den Richterstühlen der Heiden rede, und daß, wie Ballenstedt lehrt, bei dem Fuss— wo; an einen gefährlichen Feind, vielleicht Diotrephes (3 Joh. 9), zu denken sei, als ob Johannes sage: »die Sache muß doch vor einem menfchlichen Richterstuhle entschieden werden, da jener, der Feind, sowohl als wir noch in dieser Welt leben-«. Ebenso haltungslos erscheint aus demselben Grunde die Mei- nung, daß die ein. se. spie. sich auf allerlei Unglück bezieht, womit Gott die Seinen »gleichfam« richtet (Episcop), oder auf jede Zeit, »wenn irgend Gott über uns urtheilt«, oder »wo man sich Gott als Beurtheiler vergegenwürtigM (Pau- lus). Ferner, wenn der srazizzøzolsx V. 17, in welcher die Liebe sich vollendet, die Furcht Weise-g. V. is) entgegensiehh wie der Augenschein lehrt, da nach V. 18 gerade die vollendete Liebe es ist, welche die Furcht austreibt, so fällt damit auch die selbst von Schlichting verschmähte Deutung, welche Socin, Epi- scop und Grotius dem B. 18 geben: der, welcher wahrhaft seine Brüder liebt, fürchtet sich nicht, ihnen allerlei Opfer, fo- gar bis zum Tode (Ill, 16), zu bringen. Die unverkennbare Beziehung zwischen B. 17 tind V. I8 ist aber auch für die Bestimmung des Ausdrucks esse-leis»- srar ej Osaka» zeig-«? øjxuöcs V. 17 zunächst insoweit maß- gebend, als aus V. 18, wo ohne Zweifel die seist« ask-»in» dem Menfchen zugeschrieben nnd der Fürchtende selbst als »nicht vollendet in der Liebe« dargestellt wird, unabtveisbar folgt, daß jener Ausdruck V. 17 keinenfalls von der Liebe Gottes zu uns verstanden werden darf, wie Calvin, Luther, Aretius, Grotius, Whitby, S. Schmidt, Calov, Wolf, J. Lange, Sander u. a. gemeint haben, indem sie sich meistens noch wegen des »Es« ehrt-Ic- auf 2Cor. 13, 13 ganz ohne Grund beriefen. Es wiederholen sich hier im We- sentlichen die schon zu V. 12 und II, 5 abgewiesenen Ausle- gungen. Jn-uns, die wir Zuversicht (V. 17), nicht Furcht (V. IS) haben sollen, muß die »vollendete Liebe« gesucht wer- Evssnstssn copy l Ich. W, l7. l8. 319 den, mag sie nun, was streitig ist, als Liebe zu Gott (Schlich- fing, Morus, S. G. Lange, Rosenmülletz vgl. auch Oecumenius, Neander u. a.) oder als Liebe zu den Brit»- dern (Sorin, Episrop, Estius, Hunnius, Jachmann, Lücke u. a.), oder als »gegenseitige Liebe« zwischen Gott und den Menschen (Benson, Rickli, Bretsehneider), oder all- gemein, wie V. 7. 16, aufgefaßt werden (Augustin, de Wette; vgl. auch Baumgarten-Crusius). Cndlich darf noch der Punkt von vorn herein festgestellt werden, daß mit Fuss-me (vgl. H, 6. M, Z. 4. 7. 16) nicht »Gott« (Augustin, Lyra, Estius, -Calvin, S. Schmidt, Schlichting, Episcop, Benson, Rosenmiiller u. a.), sondern nur -Christus« bezeichnet fein kann. Somit erledigen sich die Meinungen, nach welchen in den Worten unwir- Fuss— wo; setz. unsere Ähnlichkeit mit Gott beschrieben fein soll in Ansehung entweder der Heiligkeit überhaupt (Calv in, W h itb h, Carpzov), oder der Liebe (Estius, Schlichting, S. Schmidt, Rosenmiillerz vgl.Episcop, Benson u. a.), insbesondere, nach Matth· 5, 44 fll., der Liebe zu den Feinden (Augustin, Lyra) und den Undankbaren (Luther llz vgl. Spener). Bei der Erklärung der Worte Z» Tod-ca) wes-Meinun- oiyoirsøj Falk-Zuch- ist zuerst was die sprachliche Form betrifft festzuhalten, daß das »Es Horai» nicht unmittelbar mit ej oäyoimy zusammenzufaßem sondern ganz wie das s» »He-s«- B. 12 und B. 9 mit dem Verbum zu verbinden ist. Auch dem Sinne nach ist das fees« øjxmjz bei uns, dem sie-Frass, welches nur mehr in das Innere weist (2 Joh. 2), paralleL So erscheint die Ansichh daß der Ausdruck JJ ckyeisrøy ANY« IJxcnJI die »Gegen- seitigkeit« der Liebe zwischen Gott und den Pienschen markire, unhaltbar und kann auch nicht durch den Gebrauch der Prä- pofrtion »Hei-L, wie er l, 3. 7 (Rickli) und 1Cor. 6,7 (Ben- so n) vorliegt, begründet werden. Zugleich spricht gegen diese, wie gegen jede Auslegung, welche die kiyoinøy auf ein bestitnm- tes Objekt, sei es »Gott« oder »die Brüder-«, bezieht, der feste Zusammenhang mit dem Vorhergehenden nnd mit dem Nach- Evssustssn copy 320 l Joh. ll, 29 —— V, S. folgenden. Zunächst ist das Borhergehende maßgebend. Jn V. 16 (ö »Es. s» sey; ciyoinxp vgl. V. 7. 8. 10) haben wir aber den allgemeinen Begriff der Liebe an sich, nicht der auf ein bestimmtes Objekt gerichteten Liebe, gefunden. Auch V. I8 wird in principieller Allgemeinheit das Wesen der Liebe dem Wesen der Furcht entgegengesetzts und überall V. 7—21 wird die concrete Richtung unserer Liebe sowohl auf Gott, als auch auf die Brüder, nur unter der Voraussetzung gefordert, daß wir die Liebe schlechthin, wie sie aus Gott ist, weil Gott felbst Liebe ist, und wie sie göttlicherweise in Christo geossenbart ist (vgl. auch III, 16), in uns haben. Ohne ausdrückliche Angabe des Objekts wird also auch V. 17 die siyoiwøy von dem We: sen der Liebe im Allgemeinen zu verstehn sein. So ergiebt sich ein völlig richtiger und mit Ill,19 fll., wo jedoch nicht von unserer Zuversicht am Tage des Gerichtes die Rede ist, und besonders mit ll,28 iibereinstimmender Gedanke. Unmittelbar können wir auf unsere vollendete Bruderliebe unsere Zuversicht am Tage des Gerichts nicht bauen, denn wir haben kein Ver: dienst vor Gott und unsere Bruderliebe bleibt in der Wirk- tichkeit immer unvollendet. Diese Rücksicht hat namentlich die alten lutherischen Ausleger bewogen, die oiyoiyssy von der Liebe Gottes zu uns zu erklären. Nur Hunnius weicht ab, indem er, wie unter den Neuern besonders Lücke, die Bruderliebe verstehtJ S. Schmidt sagt darüber: Ver-um enim ver-o katemur, sententiam de nostra charitate ekga Maximum, etsi ad analogiam lidei keduci possih sicut etiam procul dubio D. Hnnnius jnxta eanäem intellectam volnit, nobis non Proben-i. Und er hat völlig Recht. Nach Hi, 19 fll· sollen wir«·an unserer Bruderliebe erkennen, daß wir »aus der— Wahrheit« wirklich sind, also »aus Gott geboren« (ll, 29. IV, 7) sind, und hierauf unsere Zuversicht griinden. Unsere Bru- derliebe, können wir nach V.7sll. sagen, soll uns ein thatsäch- licher Beweis sein, daß wir »in der Liebe-«, und somit in Gott bleiben (V. 16), aus welchem wir geboren sind und aus wel- chem wir »die Liebe« (B. 7) empfangen haben. Jnsosern kön- nen wir auf unser Bleiben in der Liebe (V. 16) in ähnlicher Ess- cccccccc py 13 Joh. W, l7. IS. 321 Weise unsere Zuversicht gründen, wie auf unser Bleiben in Christo (ll, 28)z denn in der Liebe, in Gott, in Christo blei- be« kst Wesentlich dasselbe; und so kann Johannes die Vollen- dung der Liebe bei uns allerdings darein setzen, daß wir Zu- versicht haben am Tage des Gerichts. Die Vollendung der Liebe bei uns fällt eben mit der Vollendung unserer Gemein- schaft mit Gott in Christo oder mit der Vollendung unserer Gotteskindschast zusammen, und hierin liegt nothwendig die durch keine Furcht getrübte vollkommene Zuversicht am Tage des Gerichts. Jn der Wirklichkeit des irdischen Lebens ist sreilich die so verstandene Liebe bei uns noch nicht vollendet; aber es liegt auch eben in der Ausdrucksweise (Z'-«x. Vgl. S. 317) und in der Hinweisung auf den Endpunct des Gerirhtstages die Borstellung von dem Ziele, welches alsdann als ein wirk- lich erreichtes (lll, Z) sich darstellen wird. Nach denWorten Zw- mrssnyeh Ez- åss øjj est-spez- snsc spie-km;- ist nämlich an die Zuversicht zu denken, welche wir dereinst«an dem Tage des Gerichtes selbst, wenn Christus erscheint (ll, 28), haben werden (Oecumenius, Luther, S. Schmidt, Socin, Bengel, Lücke, Baumgarten-Crusius, Sander, de Wette u. a.), nicht aber an die Zuversichh welche wir in Er- wartung oder Herbeiwünschung desselben (Augustin, Beda, Calvin u. a.) schon jetzt haben können; auch nicht an beides zusammen (.Nickliz vgl. Schlichting), obwohl es sich von selbst versteht, daß mit dem Ersten, was Johannes allein her- vorhebt, auch das Zweite gegeben ist, da nur der im Gerichte selbst Zuversicht haben kann, welcher schon jetzt im Bewußtsein der Gemeinschaft mit Gott selig ist. Johannes selbst bezeich- net dcn lebendigen Zusammenhang zwischen dem Jetzt und dem Dereinst insofern als er den Grund, weshalb unsere gottver- wandte Liebe in jener Zuversicht vollendet erscheine, hinzusügh Es» uoisJaic Fuss-»Is- åascrp uai ssxrssc du«-äs- Zss setz? arise-»F» Todes» Mit der richtigen Beziehung des Fuss-m;- auf Christum, welche von den meisten und besten Auslegern erkannt ist, darf man nicht den Jrrthum verbinden, als wenn das Präsens Basel» geradezu, wie selbst Oerumenius ll. 21 Eva! cccccccc ps- 322 1 Ist» is, 29 —- v, s. sasfoksæizgosiiav siatuirt, für is» gesetzt sei. Nicht wenige Ausleger (Tirin, C. a Lapide, Mai-er, Grotius, Lu- ther, Calov, Nickli u. a.) sind in diesen Jrrthum gefallen und haben wenigstens die Rücksicht auf den oorbildlicheu Wan- del Christi im Fleische eingemischt, wenn sie auch nicht mit Socin behaupteten, daß das s» sc. »ein»- scoiiscztx eben mit Beziehung auf Christum hinzugefügt sei, um zu markiren, wie Christus auf Erden gelebt habe, nicht wie er jetzt im Himmel sei. Richtiger hat schon Schlichting (vgl. Calvin, Ben- gel, Rosenmüller, Fachmann, Lücke, Mayer u. a.) erkannt, daß Johannes, wie III, Z. '7, unser Sein in dieser Welt mit dem gegenwärtigen Sein Christi vergleicht. So tritt auch der Vergleichungspunrt heraus. Nicht von der Gleichheit der Leiden in der Welt (Luther I), nicht davon, daß auch wir nicht von der Welt sind, obwohl wir in der Welt leben (Sander), nicht davon, daß wir als adoptirte Söhne, ähnlich dem eingebornen Sohne, bei Gott geliebt sind (Tirinusz vgl. auch Neander), kann dem Ausdrucke und dem Zusam- menhange nach die Rede sein, sondern die Worte müßen, weil sie den Grund dafür angeben, daß die Liebe bei uns sich in der Zuversicht am Gerichtstage vollenden werde, das allgemei- nere Verhältnis zu Christo, aus weichem jene Vollendung der Liebe selbst ruht, bezeichnen, d. h. es muß von der Getech- tigkeit überhaupt (II, 29. lII, 3 sit. 10. 22) die Rede sein, in welcher die durch Christum aus Gott Geborenen und in Christo Kinder Gottes Bleibenden Christo ähnlich sind. Die Griechen, Beza, C. a Lapide, Mayeh Socin, Lücke, de Wette, Rickli u. a. haben in diesem Sinne ausgelegt, meistens aber die Klarheit des Zusammenhangs dadurch ge- trübt, daß sie unsere Ähnlichkeit mit Christo vorzugsweise in die besondere Erweisung der Gerechtigkeit, in die Liebe, setzten. Aber Johannes sagt nicht: die Liebe ist bei uns in der kind- lichen Zuversicht vollendet, weil wir Christo in der Liebe ähn- lich sindz sondern er weist auf die Grundlage hin, auf welcher sich unsere Liebe selbst erhebt und sagt: weil wir überhaupt Christo ähnlich sind, weil wir also in Christo selbst sind, weil Ess- cccccccc ps- l Ioh. W, 18. 7 323 er in uns lebt -- denn ohne dies giebt es keine Ähnlichkeit mit ihm —- kurz, weil wir in der Gemeinschaft mit Christo, welche wir an unserer ihm ähnlichen Gerechtigkeit erkennen, Kinder Gottes find, deshalb haben wir in unserer Liebe auch die volle Zuversicht Jm Wesentlichen begründet hier der Apo- stel unsere Zuversicht am Tage des Gerichts nicht anders, als er til, 21 il. eine andere Art der nassen-Ja damit begründet, daß »wir Gottes Gebote halten«. Dies bezeichnet eben die Damens-Zugs, deren wesentliches Vorbild Christus ist, und welche denen, die durch Christum Kinder Gottes sind, nothwendig zu- kömmt (lll, 7 sll.). · V. 18. Jm Gegensatze zu der Liebe, deren Vollendung in der Zuversicht am Tage des Gerichtes erprobt wird (vgl. V. l7), steht die Furcht Diese, wie Johannes sie hier ver- steht, ist die Schwester des Haßesz auch ihr fehlt das Ver- trauen, welches die Grundlage der Liebe ist. Furcht und Haß können nicht nur sehr wohl neben einander sein, sondern pfle- gen auch an einander zu erstarkem Oder-sur, dum metuant lautet ein bekannter Spruch, der ebenso unsittlich als in sei- ner Art, vom Standpunkte der ungöttlichen Ethik, richtig ist. Furcht und Liebe aber sind mit einander ebenso unverträglich, wie Gottesliebe und Weltliebe (Il, 15). Darum sagt Johan- nes, indem er die Beziehung von V. 18 auf B. 17 theils durch die Ausdrücke ej seht» ckycknsy Und ssssreÄeiwsxus Fw TYJ oiyeinjy (vgl. V. 17 GEIST. OJ oZJ-.), theils durch die Vorstellungen des weise; und der »die-w;- markirt —— denn auch diese Worte blicken auf die Hxräpa as; agieren-e zurück, haben daran gleichsam ihren Rückhalt und deuten auf nichts weniger, als auf die selbstsüchtige Opferscheu der Lieblosen (Sorin u. a. vgl. S. 318) —i »Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus«. Dazu fügt der Apostel in der zweiten Hälfte des Verses mit ihren beiden Gliedern die weitere Erklärung und Begründung: »weil die Furcht Strafe hat; der sich Fürchtende aber ist nicht voll- endet in der Liebe-A Im Wesentlichen redet Johannes von derselben Anschauung 214 324 1 Ich. u, 29 — v, s. aus, nach welcher Paulus (Röm. 8, 15) sagt, daß die Gläu- bigen nicht einen Geist der Knechtfchaft sie weisen« sondern den Geist der Kindschaft empfangen haben, welcher Liebesworte in die Herzen der zum Vater Betenden legt. Auch Johannes setzt der Liebe der Kinder Gottes die knechtische Furcht, wie Oecumenius treffend sagt, den« weise-e see-Tausende (d. h. wes-F. Im; seien-Bisses) entgegen. Oecumenius unterfchei- det diesen weise-g rsgoieasraepsesreieeic von dem weis. Iris-einend; esps 34, 10), welcher in dee Lieb« sechst aufgeht. Ähnlich» Sinn hat die vom Scholiasten I angeführte Meinung, daß Johannes am Schluße von B. 18 von den Anfängern rede, welche gleich den Profelyten (ei e,-E)«Fo1J««.) noch in den Vor: hösen des christlichen Tugendtempels weilten. Aber nicht von der Furcht redet Johannes, welche der Weisheit Anfang ist (Ps· i1l, 10. Prov. 9, 10), und welche, wie Augustin sagt, quasi locum praeparat cukilath indem sie gleichsam das me— eiiaamentuntz die Liebe aber die sanitas selbst istz sondern die Furcht erscheint als reiner Gegensatz zu jeder, insbesondere zu der V. 17 genannten yxaeieshaia und muß also in derselben Weise der Natur der« Liebe zuwider sein, in welcher jene Zu- versicht die nothwendige Frucht der Liebe ist. Diese muß jene vertrauenslose Furcht austreiben; aber die Liebe selbst schließt die kindliche Furcht vor Gott ein und hat in dieser ihr heili- ges Maß. Anders fürchten sich die Kinder Gottes vor ihrem Vater, den sie lieb haben; anders die Teufel vor ihrem Rich- ter, den sie mit Zittern haßen (Jac. Z, 19). Die unselige Furcht, welche der nasses-zerfe- V. l7 schlechthin entgegensteht, ist aus der Sünde und insofern aus dem Argen; die Liebe aber, welche aus Gott ist (V. 7. 9 sll.), bewährt nur ihre we- sentliche Kraft, indem sie jene Furcht austreibt. Es ist ein Sieg Christi, des Gründers der Liebe, über den Fürsten der Welt. Die von dem Apostel hinzugefügte begründende Erläute- VUUZ des Gedankens, daß Furcht nicht in'der Liebe sei, viel- mehr durch die Liebe verjagt werde, wird von den Auslegern verschieden aufgefaßt. Schwierig ist theils die Vorftellung »ei- Evssustssn copy I Joh. w, is. 325 zwei»- .-!s'xee, theils auch das adversativische öd, welches we- der gestrichen werden (vgl. Socin), noch durch ou» (Socin, Piscator, Nosenmüller u. a.) oder durch see-«' (Whitby) erklärt, noch unbeachtet gelaßen werden darf, wie meistens ge- schiebt. Lücke sagt, dies se' markire »das letzte Glied des shllogistischen Zusammenhangs-«. Er läßt die Schlußworte o« eis was. ers-J» von dem See, welches das vorangehende Satz- glied regiert, abhängen. Klarer erscheint vielleicht der Orga- nismus des ganzen Satzes, wenn man das Z« nur auf die Worte ei weis. weile-ea- åjzse bezieht und in denselben die un- mittelbare Begründung des V. 18 vorangehenden Hauptge- dankens von der Unvereinbarkeit der Furcht mit der Liebe fin- det; die letzten Worte erscheinen dann als selbständiges Sah: glied und send insofern das letzte Glied des Syllogismus, als sie im Gegensatze Mk) zu dem Ausspruche eJ weiss» osyoiecey szeu zkoizzee s. weis» worauf auch der Ausdruck m; sie-«—- zstmsrexe F» sc. oh« zurückweist, den in der Furcht Befange- nen unter den Grundsatz, e; weis. seeizoeoep zhzse stellen und so- mit auf den Hauptgedanken zu Anfang des Verfes zurückgrei- send das Ganze folgendermaßen abrunden: Furcht und Liebe können nicht zusammensein, die volle Liebe treibt vielmehr die Furcht aus, denn die Fnrcht ,,hat Simses-z wer aber in der Furcht steckt, der hat nicht die volle Liebe. Nämlich eben weil die Furcht, da sie »Strafe hat«, vor der vollen Liebe weichen muß, kann der, welcher Furcht hat, nicht zugleich die volle Liebe haben. Inwiefern aber die gänzliche Unverträglichkeit der Furcht mit der Liebe durch den Satz Z» e; weise; »die-er«- Ixee be- gründet werden kann, muß sich aus dieser Borstellung selbst ergeben. Unerklärt bleibt der Ausdruck und die Beziehung des Gedankens bei den Anmerkungen der Griechen, daß wer Gott liebe das Gute nicht aus Furcht vor der gedrohten Strafe thue (Oecumenius, Scholiast ll), oder daß ein solcher sich vor niemand zu fürchten brauche (Schol. l). Es handelt sich zunächst um die Bedeutung des Wortes »Hier-org. Zwei Haupt- ansichten finden sich darüber bei den Auslegeriy indem die Ei- Eessustssn copy 326 l Joh. ll, 29 — V, Z. nen an die mit dem Gefühle der Furcht selbst verbundene Un: ruhe, Pein und Qual denken, die Andern dagegen an die von außen hinzukommendy nämlich von Gott zu verhängende Strafe, welche eben der Gegenstand der Furcht sei. Jenes ist die An- sicht von Augustin fu«« IX. i. e. tormentum liebe-U, Beda (stimulat), Erasmus spunitionem seu potius cruoiutum ha- bet), Tirinus (parit animi perturbalioneirtz eruciatum et tor- mentum ob impendens, quer! womit, malum seu poenam), Luther, Calvin, Schlichting, Beza, Pisrator, Are- tius, Epifcop, Rosenmüller, Bengel (Nam difüdiu omnia inimica et adversa sibi kingit a(- proponiy fugitz 0dit), J. Lange (-se52.. d. h. die Angst aus der Predigt des Ge- setzes), Sande: u. a. Den Übergang in die andere Ausle- gung bahnt schon Luther (vgl. auch Schlichtingx indem er das in der Furcht enthaltene Zagen selbst als einen »Inbegriff der Strafen der Hölle (Ps. 31, 23)« bezeichnet Die zweite oben erwähnte Meinung gründet sich nämlich auf die Vorstek lung der Strafe, wenn auch der ganze Ausdruck nähren» IX« in mancherlei Modisicationen gedeutet wird. Wesentlich aber gehören hieher N. de Lyra ((lebetuk poena timori sei-vili), C a Lapide, Estius (babet poenam pro 0bject0, i. e. Poe— new, quam coinmerujt, sempek nnimo vers-U, May er, S. Schmidt, Calov, Spener, Benson, Whitby, Pau- lus, Baumgarten-Crusius, Neander, Lücke (»srhließt in sich Strafe d. h. Strasbewußtfein«), de Wette («Fur(ht, d. h. der Fürchtendg hat, d. h. empfängt Matth. 6, I, Strafe-«) u. a. Für diese zweite Art der Auslegung entscheidet theils der Sprachgebrauch des Wortes gez-Innre- (Matth. 25, 46. vgl. Ezech 43, II. 18, 30. Sap. II, 14. 16, 1fl. 19, 4. 2Macc. 4, 38), theils die durch den Zusammenhang gebotene Rücksicht auf den Gerichtstag, an welchem Strafe verhängt wird. Da- mit ist aber nicht gesagt, daß das IF« anders als z. B..V,12, etwa mit Estius und Lücke von dem Bewußtsein der zu- künftigen Bestrafung, oder mit de Wette von dem (dereinsti- gen Z) Empfangen der Strafe verstanden werden müßr. Jo- hannes deutet vielmehr den Zusammenhang zwischen dem Jetzt t Joh. tv. 19. 20. 21. 327 und dem Dereinst in Ansehung des ohne Liebe sich Fürchtenden in ähnlicher Weise an, wie es mit dem Gegentheile, mit der Zu: versieht des in Liebe mit dem Herrn Verbundenen geschehn ist (vgl. S. 32I). Wie der, welcher an den Sohn glaubt, schon jetzt das ewige Leben hat und nicht ins Gericht kömmt (V, 12. Joh. S, 47), so ist der, welcher Christum nicht hat, schon gerichtet, er hat schon seine Strafe (vgl. Joh. s, 18), indem er das ewige Leben (vgl. lll, 15) und die Zuversicht der Kin- der Gottes nicht hat. Die Furcht, welche mit der Liebe un- vereinbar isi, weist eben auf das Gegentheil des Kindesven hältnisses hin; der sich Fürchtende ist nicht vollendet in der Liebe, steht nicht in der Liebes- und Lebensgemeinschaft mit Gott und hat somit schon das, was im Endgerichte offenbar und vollkommen den von Gott Geschiedenen zuerkannt werden wird, Strafe d. h. Verdammnis Die endliche Verwerfung spricht nur aus und vollzieht die Scheidung, welche in der der Liebe entgegengesetzten Furcht schon jetzt wirklich vorhanden ist. Jn den Schlußworten von V. 18 e? e« mission-»poe- marht der Apostel von dem eben entwickelten Grundsatze eine bestimmtere Anwendung, indem er von der konkreten Person des sich Fürchtendem im Gegensatze zu »uns«, bei denen die Liebe vollendet ist und in kindlicher Zuversicht sich answeist (V.17), sagt: wer aber sich fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe (vgl. S. 325). Wer in der Furcht befangen ist, zeigt durch dieses unkindliche Gefühl selbst an, daß er nicht die den Kindern Gottes eigenthiimliche Liebe hat, welche an die Stelle der Furcht die fröhliche Zuversicht setzen müßte. Um dieser Zuversicht willen war V. 17 die Liebe gepriesen; ausdrücklich wird V. 18 auch an dem Gegentheile, an der Furcht des Lieb- losen die Herrlichkeit der Liebe—dargestellt. Darum kehrt jetzt · (V. 19) die bestimmte Ermahnung wieder, szwelcher alles von V. 7 an Gesagte gegolten hat. V. 19—-21. Gegenüber dem in liebloser Furcht Befan- genen fordert der Apostel von »aus-«, den Kindern Gottes, die Liebe, welche eben dem stch Fürchtenden abgesprochen wer- den mußte, ein Gegensatz, welcher durch das vorangestellte 328 I Ich. ll, 29 —- V, Wiss; (vgl. V. 4. 14. 16) und durch das aus den Hauptbe- griff vix-im; am Schluße von V. 18 zurückgreisende »Hei-maj- xrw V. 19 indicirt wird. Für eine leise Antithese gegen Gott, welcher uns zuerst geliebt hat (Lücke), kann man das ehren; ehe-». um so weniger halten, wenn man als Objekt zu ei»- nasxssss nicht einmal »Gott-h sondern »die Brüder« versteht. Jndem der Apostel auf Grund des von V. 7 an Gesagten von uns Liebe fordert, faßt er ausdrücklich die vorhin ent- wickelten Momente zusammen und erinnert an Gottes zuvor- kommende Liebe (V. 19. vgl. V. 10 fl.) und an die nothwen- dige Doppelbeziehung unsers Liebens auf Gott und aus die Brüder, welche in der Natur der Sache selbst begründet (V. 20. vgl. V. II) und durch das bestimmte Gebot Gottes verlangt wird (V. 21). So ergiebt sich aus dem Gesammtzusammenhange von B. 7 an und aus dem Organismus der VV. 19-—21 die Entscheidung der Fragen: ob das 7J,«. oiyancöxssw ronjunrtivisch, also im Sinne einer Ermahnung (Episcop, Grotius, Luther, Hunnius, Calov, Spener, Rosenmüller, S. G. Lange, Carpzov, Fachmann, Baumgarten-Crusius, Lücke, Sander, de Wette u. a.) oder indicativisch zu er- klären sei, wie Calvin, Beza, Aretius, Socin, Schlich- ting, S. Schmidt, Whitby, Bengel, Rickli, Nean- der u. a. gemeint haben, und ob als Objekt zu vix-ander»- »Gott« (Augustin, N. de Lyra, C. a Lapide, Estius, Erasmus, Beza, Socin, S. Schmidt, Sander, de Wette u. a. Vgl. die krit. Anmerk zu V. 19) oder »die Brüder« (Lücke) zu denken oder« der Begriff in seiner AU- gemeinheit zu belaßen sei. Das Fehlen der Anrede Hymne;- sroi kann nicht beweisen, daß ask-»weil«» V. 19 anders zu nehmen sei, als V. 7. Vielmehr spricht theils die Rücksicht auf das V. 7 vorangestellte Hymne-Jam- (a"-läpjz.), theils die Begründung Z» wurde: wars-soc ask-ein. esse. (vgl. V. 11), theils die weitere Erörterung V. 20 fl. dafür, in dem ermah- nenden ais-unwiss- V. 19 eine Erinnerung an die Pslicht der Liebe Ficke-N. V. 11) und an die beseligende Frucht derselben Evas-»aus» copy 1 Ich. w, 20. 329 (V. l7) zu erkennen. Schon S. Schmidt hat dies gefühlt; denn seine Übersetzung Nos diligimus cum umschreibt er: Nos pkotitemuk videkique volumus dingten-e, und entwickelt so die Pflicht der Bruderliebr. Als Objertsvorsiellung zu ais-andres«- ist aber weder sei» wein, noch ssoijg nieset-wide zu ergänzen; vielmehr ist der Begriff des Liebens dem Zusammenhange ge- mäß ebenso allgemein zu saßen, wie zu Anfang der ganzen Entwickelung in dem ej vix-eins; F» sc. J. Hase. und weis; d ehe-mer««- V. 7, e; »He-J vix-Jena««- B. 8 (vgl. V. I0. V. IS. I7. 18). Die bestimmten Beziehungen dieses Liebeswesens, wel- ches den Kindern Gottes eigenthünilich sein muß, »weil Gott uns zuerst geliebt hat» (vgl. V. 9 sll.), folgen in Übereinstim- mung mit dem von V. 7 an Gesagten sogleich nach. V. 20. Zunächst ioeist der Apostel mit einem einfachen akgumentum ad hominem nach, daß der, welcher Gott zu lie- ben behauptet, nicht ohne Liebe zu feinem Bruder sein oder seinen Bruder nicht haßen (vgl. Hi, 15) darf, wenn er nicht als Lügner (vgl. I, 6. il, 4) fich darstellen will. Es ist ja unmöglich Hase— —- efäu vgl. Hi, 17), daß jemand den un- sichtbaren Gott liebe, wenn er den sichtbaren Bruder nicht liebt. Die »populäre« Argumentation (Lücke) beruht hier nicht dar- auf, daß die Bruderliebe aus der Gottesliebe stammt und des- halb jene das vollkommenste ywsgroxiu siir diese ist (Qecu- menius), auch nicht darauf, daß der Mensch Gottes Ebenbild (Calvin, Rickli, Sanderz vgl. Episcop) oder das opus Dei pulchekkjmum (Grotius, Rosenmülley ist, denn von dem allen sagt der Text nichts; vielmehr beruft sich der Apo- stel auf die Vorstellung, welche sich in dem Sprichworte Oouli sunt in acnore duces geltend macht und aus welche schon Oe- cumenius hinweist mit seiner Anmerkung: Scherzes-award«- yaåg fix-am; »gese- oiyoisnyw (vgl. C. a Lapide, Luther, Calov, Aretius, Grotius, Socin, Liicke, de Wette u. a.). Dabei ist aber nicht mit Estius, Hunnius, J. Lange, Whitby u. a. zu erinnern, daß durch den unmittelbaren An- blick der Noth des Bruders um so leichter das Mitleid erregt werde; denn es handelt sich hier ganz im Allgemeinen um die 330 l Joh. il, 29 —- V. 5. Bruderliebe an sich, nicht um eine bestitnmte Übung derselben, wie z. B. lll,17.-— Das Pers. einig-aus (vgl. Hi, S) bezeich- net das Gesehnhaben als »in seiner Wirkung fortdauernd« (de Wette). In der Argumentation selbst aber liegt natür- lich nicht die Voraussetzung, daß ohne Gesehnhaben überhaupt keine Liebe, sei es zu Gott oder auch zu den Brüdern, mög- lich sei (vgl. 1Petr. l, 8). Nur gegen den Lügner, welcher Gott zu lieben vorgiebt, während er seinen Bruder haßt, gilt der Beweis des Apostels. Denn die Liebe zu Gott ist etwas rein Geistiges nnd wird ohne alle sinnliche Hülfe aus dem Glauben geboren; die Bruderliebe aber hat auch im Sinn- lichen ihre natürliche Anknüpfung, und erscheint deshalb, wenn sie auch in ihrer richten, christlichen Art nur aus Gott selbst kommen kann (B. 7. B. 16), insofern als das ungleich Leichtere B. 21. Aber der Apostel fügt auch das iikmius argu- mentum (Calvin) hinzu, die ausdrückliche Forderung unserer Bruderliebe von Seiten Gottes. Qui) moiio djligis cum, cu- jus odjsii protect-pruni? (Augustin. Vgl. Beda, C. a La- pide). Die Entoz-J, d. h. das-Gebot, nicht osyyezla oder cloctrina (Carpzov, S. G. Lange), sindet sich wörtlich so wie Johannes «sie hier ausdrückt nicht im N. T.z auch auf Matth 22, 39 kann man die Species; unserer Stelle nicht un- mittelbar beziehn, wie Hunnius, S. Schmidt, Bengel u. a. gemeint haben. Mittelbar aber und wirklich liegt das Gebot Gottes —- denn das ein« arti-soc? weist nicht auf Christum (Calvin, Sander u. a.), sondern (vgl. III, 23. 24) aus Gott, das herrschende Subjekt (Lücke, de Wette u. a.) — in al- len den Stellen, in welchen die Bruderliebe als das eigen- thümlichste Zeichen unserer Gotteskindschast oder als die noth- wendige Bewährung unserer Gemeinschaft mit Gott und fei- nem Sohne, also unserer Liebe zu Gott dargestellt wird (vgl. Ill, 10. 19. Ich. 13, 34 fl. u.s.w.). Jn die Form eines be- stimmten göttlichen Gebotes faßt der Apostel mit Recht das wesentlichstesprincip der christlichen Ethik, welches im Grunde alles trägt, was in unserm Briefe, namentlich von IV, 7 an, den aus Gott Geborenen und in kindlicher Liebe mit ihrem Eos-ums» copy 1 Ich. V, 1-—5. 331 Vater Verbundenen über die unverbrüchliche Pslicht der Bru- derliebe gesagt ist. Cclps V· V« I« Eckc c; »so-sodan- Zscc Texas-is; sei-cis- eZ X»- osrög s« tm) dem? ysyäwwyscak sen-i Aug· ö syst-»ab- tör- ysoopjnaswrr erycrmj spär- ysysvissyxrösiop ZF aus-cis« B. Z. « IF» Todte» ywuiosioxcsu Z» oZy-r71a3,«sa- w? säume we? Ist-II, Zwei« »Ja« Des» XVI-nahe«- ieoei »Es« åwozeig aeåcoti note-Jesus. V. Z. est-Jst» yeip san» II aiyciesoy Tor) Gen-J, Iw- ssoigs Z»- Ioäckg ask-or? Erwäge-w. Jeder« m« suec-Ani- aaJwIJ Berges« ad« eint-»· B. 4. Z» min- stö ysyspwsyxiäwou Hi: scotJ Dem) desto? Ida- uäoxrow seui CAN; denks- OJ wiss» s; »in-Janua- øeses Jena«-ro« es· nie-«;- Izu-»Ist« V. Z. Eis« Hei-r»- eF weis-I»- ståp rast-»in» sc« xns s; armes-Ums? Z« 70700159 Hosia- ts visit; Tor? Brod; Von der Lachmannschen Edition weicht dieser Text nur darin ab, daß V. 1 das rat, welches sich bei Cod. A, in der Recepta und in allen Ausgaben vor ed» »He-». sindet und von Lachmann in eckige Klammern eingeschloßen ist, gänzlich gestrichen ist. Es fehlt nicht nur bei einigen untergeordneten Zeugen (vgl. Wetstein und Mill), sondern auch in der Vul- gata »und in Cod. B (vgl. Laehmann), und verräth sich als ein aus IV, 21 genommener Zusatz. —- Anstatt der durch AB und die Vulgata geschützten Form »Hi- ysyspw welche auch in allen Editionen von der Necepta an steht, findet sich in einem unbedeutenden Codex und in einer Genfer Ausgabe (vgl. Wetsiein) das Neutrum sxeö »» umgekehrt haben einige Zeugen in V. 4 das richtige Neutrum aus» ssd »» mit dem Masculinum vertauscht (vgl. Wetstein und Mill). —- V. 2. Der Lesart non-Lucia» welche durch B und andere Codires (vgl. auch Matthäi), durch Versionen und Kircheiiväter be- zeugt wird und von Lachmann und Tischendorf gebilligt ist, sieht die Variante sengt-Ins» gegenüber, welche ihren Platz in den Editionen nicht ihrem diplomatischen Werthe, sondern der Rücksicht auf die sonst gebräuchliche Redeweise des Johan- 332 t Ich. «, 29 — v, s. nes (vgl. V. Z. il, Z. 4. III, 22. U) verdankt. Mit Recht erinnert aber Brückney daß gerade in dieser Hinsicht die Lesart access-««- unerklärlich wäre, wenn sie nicht authentisch wäre. Cod. A spricht freilich schon für das schen-Man, indem er, wie zwei jüngere Zeugen bei Matthäi, den ganzen An: fangsfatz von V. 3 wegläßt und die Worte isai as· s»- »F. V. Pzsogleich auf das Ohne-Fuss« welches er am Schluße von V. 2 giebt, folgen läßt. — V. 4. Nur unbedeutende Zeu- gen haben die Bariante ums» anstatt der auch dem Sinne nach weit beßern Lesart Wind« —- B. Z. Ein ils hinter if« soc«- sindet sich »schon in B eingeschoben. Die syrische Version setzt ein ycig hinzu. Mit Recht sind aber von den Editoren diese sthlistischen Nachhülfen (vgl. zu IlI, 2), welche auch den Cod. A, die Vulgata und andere Zeugen gegen sirh haben, verschmäht. —- Jm engsten Zusammenhange mit dem Schluße des IV· Ca- pitels wie mit dem Hauptsatze (lI, 29), welcher den ganzen zweiten Theil des Briefes beherrfcht, stellt der Apostel zunächst (V. I) die Nothwendigkeit der christlichen Bruderliebe von ei- ner neuen Seite dar. subjungit novum argumentum, a nexu Dei part-is spiritualis et statt-um, iiliorum Pan-is spiritualium, desumtum (S. Schmidt). Es kann ja nicht anders sein, sagt er, als daß ein Kind, welches seinen Vater liebt, auch seine Brüder liebe. Unsere Bruderliebe gründet sich auf un- sere Gottesliebe, die wir als aus Gott Geborene haben, oder aus den Glauben an Christum, wodurch wir Kinder Gottes geworden sind; und so gewiß muß unsere tvirkliche Gottesliebe in der Bruderliebe srch auswirkem daß nicht nur die Bruder- liebe als "ein Zeichen unserer Liebe zu Gott gefordert werden muß (IV, 20 sc. III, 19· 18 u. s. w.), sondern daß auch umge- kehrt (V. L) an unserer Liebe zu Gott unsere Bruderliebe er- kannt werden kann. Denn unsere Liebe zu Gott muß und will ja eben in dem Halten aller Gebote, insbesondere des Liebesgebotes, sich erweisen (V. 3). Alle Gebote Gottes sind für den im Glauben aus Gott Geborenen nicht schwer, son- dern feiner eignen göttlichen Natur entsprechend, gerade mit Eva-ums» copy I Ich. V, i s. 333 dem neuen Leben aus Gott übereinstimmend, weil die Gläu- bigen, die Kinder Gottes, die gottwidrige Welt überwunden habe« (V. Z. 4). So schtießt de: Appstec wieder Frage at» (B. 5), in welcher die unwidersprechliche Gewißheit liegt, daß allein im Glauben an Jesum Christum, den Sohn Gottes, der Sieg iiber die Welt gegeben sei. Aber man kann fragen, warum Johannes in diesen VV. 1—5 mit so starkem Nachdruck vom Glauben rede. Ganz ir- teleitend ist hier die Bemerkung de Wettes: »Wie der Ap. bisher immer neben der Sittlichkeit und Liebe auch aus den rechten Glauben an Jesum Christum gedrungen hat, und zwar mehr polemisch (ll, 18 sll. IV, 1sll.) als didaktisch (lll, 23): so stellt er nun geradezu den Glauben an Christum als die zweite Bedingung der Gotteskindschast dar, weil in ihm die Bedingung der Liebe und der Haltung der Gebote Gottes und die Kraft dazu liegt-A Durch die letzten Worte zeigt de Wette selbst, daß der Glaube unmöglich als eine »zweite« Bedingung unserer Gotteskindschaft »neben« der Sittlichkeit angesehn wer- den kann. Richtiger, wenn auch in åhnlicher Unklarheit, hat schon Calvin gesagt: Aiia katjone eontirmatz res esse con- junclas iidem et kraternum amokem Nam quum tiiie nos Deus regierte-set, necesse est amari a nobis ut part-end· atqui amor iiie compieetiiur omnes ejus Elias. Aus deinselben Grunde weist der Apostel an unserer Stelle aus den Glauben an Jesum den Christ (V. I) oder den Sohn Gottes (V. Z) hin, aus welchem er mitten in der vorhergehenden Forderung der Bruderliebe IV, 7——21) die Erscheinung Christi im Fleische so nachdrücklich hervorhob, aus welchem er überhaupt die Pre- digt von Jesu Christo zum Grund und Halt aller seiner Worte macht. Es giebt keine Geburt aus Gott, es giebt also auch keine Liebe zu dem, welcher uns erzeugt hat und zu denen, welche gleich uns aus demselben Gott geboren sind, es giebt kein Halten der Gebote Gottes und keinen Sieg über die Welt ohne diesen Glauben, daß Jesus der Sohn Gottes ist. Von diesem Glauben ging er aus (I, 1 sll.); mit diesem Glauben schließt er jetzt den zweiten Hanpttheil seines Briefes; dieser 334 l Seh. il, 29 — V, 5. Glaube wird auch durch« den ganzen folgenden Abschnitt (V. 6—13) ausdriicklich bestätigt und aus diesem Glauben klingt endlich auch das Schlußwort des Ganzen (vgl. Bd! S. XXlVs Treffend ist darum das feine Wort Bengels: concinne zip. in bar: tkaotationis parte tnentionem amoris ita c0iiocat, ut titles tanquam prora et puppis totius tractationis in extra-no Speck-tut· V. i. Nach dem eben im Allgemeinen Bemerkten bedarf der erste Satz von V. I keiner weitern Erläuterung, weder was den Begriff von »so-reife»- noch was das bestimmte Ob- ject dieses Glaubens Eis« Themis »so-r»- cI Xprosrdg an- langt (vgl. W, 1fll. 15. il, 22 fll.). Der katholische Begriff der ticies formats, d. h. die Vorstellung, daß der Mensch durch eine mit dem Glauben verbundene Liebe ein Kind Gottes wer- den solle, streitet auch hier (vgl. zu il, 29) wider den deutlichen Text; indem Johannes demjenigen, welcher schon —- und zwar durch Glauben —— aus Gott geboren worden ist, die Liebe zu Gott, seinem Erzeuger se. Yes-»ja. vgl. Hi, 9), zuschreibt, welche nicht ohne Liebe zu den gleichfalls aus Gott Gebore- nen sein kann. Jnsofern haben die Griechen (vgl. schon Didymus) und Beda ganz Recht, wenn sie nur dem den rechten Glauben zuerkennen, welcher des Glaubens Kraft durch Liebe und durch Gerechtigkeit überhaupt bewährt· Die nothwendige Verbindung unserer Brudrrliebe mit un- serer Gottesliebe macht aber Johannes in der Weise anschau- lich, aus welche schon der Vrudername selbst hinleitet: e? ais-am. se. year-han«» Cyrus-F Des» ysysiuwyxräwow FE weis-ais. Argumentum sumlum — sagt Estius im Sinne aller Ausle- ger, welche den Ausdruck stör- ysysmøzm åx ais-r. nicht mit Augustin, C. a Lapide, Tirin, Aretius, Hunnius (vgl. Luther I) von Christo, nach Analogie von Joh. 8, 42, sondern mit Luther il, Calvin, Calov, Spener u. v. a. von dem Bruder in Christo (vgl. V. 2 ro? räiwae sein) Groß. V. 4) verstanden haben — argum sumtukn a pkopensione natur-Ali, quae oernitur in iiominibus Ouod enitn Ordina- kium est in humanis, id pekpetuum est in divinis Vgl. Ephes 5, 28 sl. 4, 15 ff. 1 Joh. V. Z. 335 V. L. In voller Übereinstimmung mit V. l, wo unter Voraussetzung der Gottesliebe die Bruderliebe gefordert war, sagt der Aposteh daß wir an unserer Gottesliebe selbst und an dem damit gegebenen Thun der göttlichen Gebote ein gewißes Merkmal unserer Bruderliebe haben. So unzcrtrennlich ist die eine Liebe von der andern. Vorher, noch W, 20 sl., hatte er die Bruderliebe als eine Probe und als ein Kennzeichen un- serer Gottesliebe hingestelltz jetzt aber, wie es nach V. 1 na- türlich ist, schaut er die Sache in umgekehrter Ordnung an. Dinsscaegöøwg xgrjsrue sog? llesyzu (Oecumenius). convex-til quodammodo ratiooinationem, qnam paulo ante sei-it, qua ex negata dilectione statt-is inferebat negationem djleeti0nis, qua Deus diligatur (Estins. vgl. C. a Lapide, Maher, S. Schmidh Calov, J. Lange, Lücke u. a.). Es ist merk- würdig, daß es den Auslegern häufig so schwer geworden ist, auf den einfachen Gedanken des Apostels cinzugehn. Eine leise Alteration der johanneisrhen Anschauung liegt schon darin, wenn Benson umschreibt: »daran erkennen wir, daß unsere Bruderliebe rechter Art ist, wenn sie entspringt aus der Liebe zu Gott» (vgl. auch Calvim nacn suepe sit, ut tiomines amemus extra« Beim. Hunnius, Spener, Steinhofer, Rickldz denn der Satz des Apostels ruht freilich auf der Boraussetzung, daß nur die aus der Gottesliebe stammende Bruderliebe rechter Art sei, ja daß es überall keine andere Bruderliebe gebe, aber gerade von dieser Anschauung aus be- zeichnet er hier die Gottesliebe als das Kennzeichen unserer Liebe zu denen, welche gleich uns Kinder Gottes sind. Non dioit, unde oriatur dilectio, sei! unde cognoscatur (.Z. Schmidt). Die Verlegenheit der Ausleger spricht sirh sogar in ganz rvillkiihrlichen Textänderungen aus. Schon die äthio- pische (et per· hoc: oognoscimus quod diligimus Der-m, si dileximus eum et kecimus mandatnm ejus) und die arabische Version (per hoc eogm ne» esse Der« Asche, quutn Deum di— lexekimus ete.) sind darin vorangegangen. Grotius war geneigt, die Satzglieder so umzustellem s» sonst. zw- Zez ed» »Jede- osyoirrasxikp Zeus- osyorw sc. renne« oieIr0e3.«-«1., wenn Ess- cccccccc a«- 336 l Jolx il, 29 ——- V, Z. nur die Handschriften es gestatteten. Ein Anonymus bei J. C. F. Schulz (Konjerturen über d. N. T. ThL 2. Leipz.1775. S. 586) wollte nur die Partikeln Z« und fis-ai- umsetzen, während Rosenmüller dasselbe erreichen wollte, indem er die Bedeutungen der beiden Partikeln vertauschte. Einer ähnlichen Willkühr in sprachlicher Hinsicht machte sich S. G. Lange, mit Carpzov übereinstimmend, schuldig, indem er erstlich das s» Tod-»,- auf V. 1 zurückbezog —- wie auch Paulus wollte — dann das oiyaecaixsess hinter Z« als tut. secunduscy end- lich das Zwei- als quamdjck nach Joh. 9, 5, auffaßte und er- klärte: »Hieraus erhellet, daß wir wahre Bruderliebe haben werden, solange wir Gott lieben-« Paulus dagegen ließ mit Eis-i«- einen neuen Satz beginnen: »Da wir Gott lieben, sol- len wir auch seine Ausgaben thun-«. Sinnreich, aber weder der Anlage von V. 2 noch dem Zusammenhange mit V. 1 entsprechend, ist die Auslegung von deWette. Er will »den Satz sc. XII-TM» wiss. note-Irre» (««79uI,«sI-) als Hauptsatz und den vorhergehenden a. Des» osyaaaixise nur als begleitend, als Angabe des Princips, ansehn, so daß die eine Folge der Liebe Gottes, die Haltung seiner Gebote, zum Merkmal der andern, der Liebe der Kinder Gottes gemacht wird-«. Die Liebe zu den Brüdern, sagt er, könnte sich ins Vage verlieren und unlauter werden, wenn nicht bestimmtere Gebote Gottes, z. B. sich nicht zu rächen, vorhanden wären. Gleichwie Johannes an unserer wahrhasten Bruderliebe uns erkennen lehrt, daß wir aus der Wahrheit oder aus Gott sind (lll, 19), und die Bruder-liebe als das nothwendige Merk- mal unserer Gottesliebe von uns fordert (lV, 20), so stellt er hier gemäß der Einheit des göttlichen Lebens in uns umgekehrt die vorhandene Gottesliebe als das Kennzeichen der gleichsalls vorhandenen Bruderliebe dar. Geht uns das fröhliche Be- wußtsein unserer Gotteskindschast verloren, so dürfen wir in unserer Bruderliebe ein tröstliches Zeichen sehn, daß wir doch Gottes Kinder sind (lll,19); kömmt uns aber der Zweifel, ob wir auch die Brüder lieben, während wir doch die Liebe zu Gott und den heiligen Gehorsam gegen seine Gebote in uns Evssustksn copy l Joh V. Z. 337 wißen, so sollen wir an diesem Zeichen erkennen, daß auch das besondere Thun der Gerechtigkeitz die Bruderliebe (1ll, 10), in uns vorhanden sein muß. Dabei hat aber der Apostel schwer- lich die Erfahrung vor Augen, daß ein Christ gegen den an- dern zuweilen eine gewiße »Antipathie« empfinde und »sich von seinem Bruder mehr zurückziehe und Liebe zu ihm nicht son- derlich verspiire«, wie Sander meint, welcher alletdings den Kampf wider solche Empsindungen fordert, aber dabei anuns serer Stelle den Trost findet, »daß unser Gnadenstand von diesem Mehr oder Weniger solcher Empsindungen nicht abhängt-« Nicht um eine seelische Mißstimmung handelt es sich, sondern um ein ernstes Bedenken des Gewißens, ob wirklich die Bruder- liebe vorhanden sei, welche das Siegel der Gotteskindschaft ist. Wenn aber der Apostel bei der Entwickelung seines Haupt- satzes II, 29 den Gang genommen hatte, daß er aus der all- gemeinen Forderung des Thuns der Gerechtigkeit und des Hal- tens der göttlichen Gebote überhaupt (lll, 1fll.) die besondere Gerechtigkeit der Bruderliebe herausgehoben hatte (lll, 10 sit. 22 sl. IV, 7 sll.), so faßt er jetzt am Schluße dieses zweiten Brieftheiles die besondere Bruderliebe wieder mit dem Thun der göttlichen Gebote überhaupt zusammen, stellt dieses wie- derum als die Grundlage und als die Bürgschast von jener dar (V. Z) und erinnert daran, daß eben darin die Liebe der Kinder Gottes zu ihrem Vater sich erweise, daß sie seine Ge- bote überhaupt halten (V. 3). V. B. »Denn dies. ist die Liebe zu Gott, darin hat sie ihre wesentliche Aufgabe und Crweisung, daß Eva. vgl. zu l, 9. IV, 17) wir seine Gebote halten«« Und im vollen, fröh- lichen Bewußtsein seiner Gotteskindschaft setzt der Apostel er- muthigend —- nicht aber einem stillschweigenden Einwurfe be- gegnend (Hunnius, S. Schmidt) —— hinzu: »und seine Gebote sind nicht schiver«. Alle Ausleger haben bei diesem letzten Satze an den Spruch des— Herrn Matth. 11, 30 erin- nert; nur die Griechen haben sonderbarer Weise angemetkh jener Spruch sei mit dem unsrigen nicht zu vergleichen. »Leicht«, sagt Oecumenius, erscheine das Joch Christi, weil Christus ll. 22 338 l Ich. ll, 29 — V, s· nicht sordere, daß wir die Gefangenen frei und die Kranken gesund machen, sondern daß wir sie besuchen sollen (Matth. 25, 34 fll.)z »nicht schwer« aber seien die Gebote Gottes, weil sie den Menschen zu Gott emporheben, nicht wie die bleierne Siindenlast herabziehn (Didymus). Richtig hat aber schon Didymus gesagt, daß der, welchem die Gebote Gottes doch »schwer« erschienen, seine eigne Schwäche anklagen solle. Der Apostel selbst lehrt V. 4 ausdrücklich, weshalb die Gebote Got- tes nicht schwer sind, und aus dem ganzen Zusammenhange (vgl. auch Hi, 9) geht handgreislich hervor, daß er nur aus die aus Gott Geborenen seinen Satz beziehen kann. Alle nen- nenswerthen Ausleger haben dies hervorgehoben (vgl. Estius, Luther, Calvin, Schlichting, Episcop, Grotius, Lücke, Sander, Mayer). Freilich bleibt dabei noch Raum genug zum Streit der Meinungen. Die katholischen Aus- leger polemisrren aus Grund unserer Stelle (wie bei M, 9) gegen die protestantische Behauptung, daß kein Mensch die Gebote Gottes halten könne — eine Behauptung, welche C. a Lapide und Tirinus sogar blasphemisch nennen — wäh- rend die protestantischen Ausleger den Satz des Apostels in seiner wirklichen Übereinstimmung mit Stellen wie Röm. 7, 14 fll. Gal. 5, 17 sit. Matth. 7, 14 erläutern. Textgemäß ist weder zu sagen, daß die Sack-Las wären? sich nur auf Glau- ben und Liebe beziehen (S. Schmidt nach 1Tim.1, 5), noch daß des Apostels Wort nicht anders gelte, als respeotu ijdei npprehendentis obedientium Christi (Calov)z vielmehr reicht gegen das katholische Mißverständnis völlig aus, was Johan- nes selbst sagt: daß für die Kinder Gottes, weil sie im Glau- ben die Welt besiegt haben, die Gebote Gottes nicht schwer seien (vgl. Calvin, Beza, Piscator, Er. Schmid, Spe- ner u. a.). Wenn in den Kindern Gottes nichts Anderes wirkte, als das Leben aus Gott oder der göttliche Samen (llI, 9), so würden sie die Gebote Gottes nicht anders als leicht empfinden; weil aber noch »Sünde« (I, 8) in uns ist, weil noch das Fleisch dem Geiste widerstreitet (Röm. 7,14 sit. Gab Z, 17 sll.), deshalb muß, jenachdem die eine oder die an- l Jvh- V, 4. 339 dere der beiden auch in den Kindern Gottes noch streitenden Mächte angesehn wird, gesagt werden: Es ist nicht schwer, ein Christ zu sein Und nach dem Sinn des reinen Geistes leben. Zwar der Natur geht es gar sauer ein, u. s. w. oder: Es kostet viel, ein Christ zu sein Und nach dem Sinn des reinen Geistes leben. Denn der Natur geht es gar sauer ein, u. s. w. wie bekanntlich von einem und demselben Dichter, Chr. Fr- Nichtey gesungen ist. B. 4. Deshalb, lehrt der Apostel, ist es uns, die wir aus Gott geboren sind, nicht schwcr, in der Liebe zu Gott seine Gebote zu halten, weil unser Glaube der Sieg über die Welt istz denn die Liebe zur Welt steht eben der Liebe zu Gott entgegen (ll, 15), so daß, wenn die Welt und die Liebe zur Welt iiberwunden ist, die Liebe zu Gott sich entfalten und im Halten der Gebote Gottes sich erweisen kann. Ohne Frage giebt V. 4 Eis« setz. den Grund an fiir den Schlußsatz von V. Z, nicht aber — wie Oecumenius meinte — für den ersten Satz jenes Verses wisse» —- 27ga3««»-), als wenn die Worte nat ou« Fuss. aus. Bande« ins» Skola- mlt eine Neben: bemerkung wären. Wie aber der Apostel V. 3 von der per- sönlichen Vorstellungsweise, daß wir Gottes Gebote halten sollen, zu dem allgemeinen Satze »und seine Gebote sind nicht schwer» fortgeschritten war, so fügt er jetzt zunächst in der ganz allgemeinen Form des Neutrums (7xoZ- ») »Hm« cis-L) den Grund für jene Versicherung hinzu und schließt dann wie- der die persönliche Applieation (»· »Ja-r. »Hm-ji«) an. Nur von wenigen Auslegern, wie Aretius und Paulus, ist die generelle Bedeutung der neutralen Form verkannt, indem diese an ein tionum Dei, d. h. an virlutes und chakismatkk z. B. titles, spes, constantia u. dgl., gedacht haben. Johannes ge- braucht das Neutrutn hier ganz ähnlich wie im Evangelium Z, e. s, 37. 39 sc. 17, 2 (vgc. Bd. 1 S. 29 f1.). Auch vor: wird die Vielheit der im Neutrum zusammengefaßten Perso- nen bestimmt auseinander gelegt (l7, 2. ais-«» -- ais-wir) 340 l Joh. il, 29 —- V, Z. Das Halten der Gebote Gottes setzt allerdings einen Kampf voraus, denn auf einen Kampf deutet, wie Episcop tressend bemerkt, der Sieg, von dem der Apostel redet. Aber die Kinder Gottes kämpfen nur als Sieger mit der Welt (lI, 13. 14. IV, 4). Unter »dring; kann Johannes hier, dem Zusammenhange und seiner ganzen Anschauungsweise gemäß, nicht allein etwas Äußerliches verstehn, etwa die liomines vir- tutj et pietati aclversantes und deren maebinationes, illece- time, odia, comminationes, persecutiones (Schlichting, Grotius), sondern, wie besonders II, 15 lehrt, alles in uns und außer uns, was unserer Liebe zu Gott und dem darauf beruhenden Halten der göttlichen Gebote entgegenstehtz wie Calvin treffend sagt: qujcquiti adveksum est Dei spirjrui. ita naturae nostkae pravjtas pas-s mundi est, omnes convu- piseentiae — quiequid denique nos a Deo abstrahit (vgl. Beza, Calov, Spener, Lücke, Neander, Sander u. v. a.). Zweckvoll hebt aber der Apostel noch hervor, daß der Glaube es ist, und zwar allein der Glaube an Jesum Chri- stum (V. 5. V. 1), welcher diesen Sieg iiber die Welt uns verleiht; denn diesem Glauben, als der Bedingung unserer Gotteskindschafh gilt im Grunde das ganze Schreiben (V. IS. l, 3). Man kann die Redeweise V.3 eile» zart» «; ais-»; —- «; »Ja-«;- sfzcraisz welche Lücke trefsend eine emphatische Breviloquenz (ähnlich wie II, 25) nennt, auch metonymisch nen- nen (Socin, Episcop, Grotius), sofern der Glaube nicht der Sieg selbst, sondern die Ursach, die Kraft des Sieges ist (vgl. C. a Lapide, Calvin, Beza, Aretius u. a.); aber man darf nicht sagen, daß das »in-Jana» bedeute quae ka- cjt vjnceke (N. de Lyra). Denn was Neander erinnert, daß der Glaube nicht als das, wodurch die Welt überwunden werde, sondern selbst als eine Thatsache des Sieges über die Welt angesehn werde, indem der Mensch nur durch einen Sieg über die in seinem eignen Innern dem Glauben widerstrebende Welt zum Glauben gelangen könne, das trifft an unserer Stelle nicht»zu. Neander erklärt, als wenn Johannes sagte: was Esel-»arm« copy ! I Jvhx V, 341 ist der Glaube selbst anders als ein Sieg über die Welt? Der Apostel meint aber: der Glaube, durch welchen wir Kinder Gottes geworden sind (vgl. V. 1), hat uns den Sieg über die Welt gegeben. So erscheint auch die aoristische Form «— »Ja-««- völlig berechtigt an sich und im Verhältnis zu der Vorstellung der Gegenwart in Werk; V. 4 und gis-easi- V. 5. Mit Recht hat schon Estius, abweichend von der Vulgata (quae visit-it) bemerkt: signikicatuk vjotoria jam parte. »So- bald als wir gläubig worden sind, hat der Sieg auch ange- hoben; er währt aber auch noch immer und muß stets fortge- setzt werden» (Spener. vgl. Calvin,,Veza, Lücke u. a.). Dem Sinne wie dem Ausdrücke nach ist ll, 13 fll. und W, 4 (S.274) zu vergleichen. Nichts aber ist verkehrter, als wenn Sorin den Aorist auf frühere Christen (quj jam out-sum suum absolvisseny bezieht. Fragt man endlich, inwiefern dem Glauben der Sieg über die Welt zugeschrieben werde, so ist nicht mit S. Schmidt aus der Dogmatik zu antworten: weil der Glaube sich das Verdienst und die Genugthuung Christi aneignetz sondern aus dem Gesammtzusammenhange unsres Briefes, insbesondere des zweiten Theiles, dessen organischen Schluß die VV. 1——5 bil- den: weil wir im Glauben an Jesum Christum, den Fleisch gewordenen Sohn Gottes, Kinder Gottes geworden sind, also den ewigen Sieger über die Welt (Joh. 16, 33) selber in uns haben (vgl. il, 23. III, 9. IV, 4. V, l2), oder, wie Didymus sich ausdrückt, weil der Gläubige über die Welt erhoben und in die eines-säugten«- vrozrsssiaw versetzt ist. V. 5. Die Frage selbst, mit welcher der Apostel kraft- voll abschließt, hat den Ton eines Siegesliedes. Wie hoch und sest sieht nun die Grundwahrheit des christlichen Glaubens denen gegenüber, welche, weil sie von der Welt sind, reden was von der Welt istl Gerade die Wahrheit allein, welche sie verleugnen, giebt den Sieg über alles, was Welt heißt. So kann es im Rückblick auf die ganze sparaklese von II, 29 an, zumal aus die polemischen Erörterungen, nicht anders sein, als daß der Apostel auch den wesentlichen Inhalt des christ- Eoss cccccccc a«- 342 l Jdlx U, 29 —- V, Z. lichen Glaubens, »daß Jesus der— Sohn Gottes ist«, ausdrück- lich wiederholt (vgl. W, 2 sl.). Unb wie er oben das Bekennt- nis dieses Glaubens zum ausschließlichen Wahrzeichety ob je- mand aus Gott oder aus der Welt sei, gemacht hatte, so be- zeichnet er auch jetzt denselben Glauben als die durchaus ein- zige Macht des Sieges über die Welt (vgl. Estius, Episeop, S. Schmidt, Bengel, Neandeiz de Wette, Sander); denn diesen Sinn hat das «' »F, wenn es auf einen Fragesatz (-«"e san» e? sinds-z) oder auf einen geradezu negirenden Vor- dersatz folgt (Joh. Z, 13. S, 22. 17, l2. sue. s, 21. 6, 4. AG. I1, 19. vgLKühner It, S.561). Tresfend hat Episcopius die Bedeutung der emphatischen Frage beschriebenr Lusirate universum mundum et osiendite mihi vel antun, de quo vere aflikmarj possitz quod mundum vincay qui cbkistitmus et iide hac pkaedjtus non sit. Es ist in keinem Andern Heil, als in Jesu Christo, dem im Fleische erschienenen Sohne Gottes (vgl. AG. 4, 12. Gal.1, 6fl.). Nur im Glauben an ihn fmd wir Kinder Gottes und deshalb Sieger über die Welt. Die drei johanneiskhen Briefe Mit einem vollständigen theologischen Commentare VII! Dr. Jriedn Ylüsierdiecly Pastot zu Schwiech·ldt, der histokisclythkologischen Gefellschafi zu Leipzig ord. Mitglied. Zweiten Bandes zweite Dichtung, den Commentar zu 1Ioh. V, 6-——21, die Einleitung und den Commentar zu 2 Jol). und 3 Joh. enthaltenix jjj Göttingen, Verlag der Dieterichschen Buchhandlung. 1856. Göttingen, Druck der Dietetichschm Univ.-Buchdruckerei. (W. Je. KästnerJ Der Schluß des Briefes. v, 6 — 13. 14 — 21. Der Glaube, und zwar der bestimmte Glaube, daß Jesus der Sohn Gottes sei, im Fleische gekommen (V, 5. W, 2), ist der Sieg iiber die Welt. Dies hat sich aus beiden Hauptthei- len des Briefes ergeben; denn unsere Gemeinschaft mit dem Gott, welcher Licht ist (l, 5 sll.) und unser Geborensein aus dem Gott, welcher gerecht ist (ll, 29 fll.), also unsere Freiheit von der Finsternis und von der Ungerechtigkeit der Welt, un- ser Bleiben in der Liebe, unser göttlirhes Leben, unsere Kin- deshoffnung —- das alles haben wir, weil wir den Vater und den Sohn haben, iin Glauben an den fleischgewordenen Sohn. Wie nun die gewisse Wahrheit dieses Glaubens durch das apo- stolische Augenzeugnis verbürgt ist (l, 1—4), so liegt ein an- deres, nicht minder bedeutendes Zeugnis für diesen Glauben in der lebendigen Erfahrung der Gläubigen selbst; gerade das ewige Leben, welches sie durch diesen Glauben haben, ist die stets gegenwärtige, zuverlässige Bestätigung seiner göttlichen Wahrheit. Dies Zeugnis führt der Apostel in dem Abschnitte V, 6——13 aus, so daß der Hauptinhalt seines Briefes, welcher durchaus aus diesem Glauben ruht, nicht nur von vorn her- ein durch die apostolische Auctorität gewährleisteh sondern auch durch das eigne Erlebnis «der Gläubigen vollkommen bestätigt erscheint (vgl. Bd. l. S. XXV fl.). Völlig zuverlässig ist aber auch dieses Zeugnis, weil es ein wirklich göttliches ist (V. 9). Es ist ein Zeugnis des heiligen Geistes, welcher selbst die Wahr: heit ist (V. 6); es ist ein Zeugnis des Vaters für den Sohn, il. 23 344 1 Seh. v, s— is. indem der Vater denen, welche an den Sohn glauben, das ewige Leben giebt (V. 9 sll.)z es ist ein Zeugnis Jesu Christi von sich selbst, insofern als der unzweideutige Besitz des ewi- gen Lebens in den Gläubigen Jesu Christi die Wirkung seiner Erscheinung im Fleische ist (V. 6. 13). B. S. Cis-seis- åasuskö HAVE» O« Fckarog noei aZ«««a-0F, Te;- rroöc ei Xgsoscöp arise s» scij Heide« »He-cis, OZUI s«- ca) END-«« Ieoii se- n; reist-case. rsoxi er) erweist-»F Zorn« NZ Fing— 7224101715 Z» sxö »wes-cui Eos«- øj XVI-Keim. V. ·7. Z« scgkig sich« or· ,(«:g«wpo1i·1»ckc, V. s. To« vwxuxeoe ieoei Iö Fckwg see-i Sei cis-sure, seai or« sspeigs Es; srö Z» sit-». V. J. Es Esse- zcapsssupiiew see-II- oZ1-s99aJ»ms- Xaxssoiww ,«·s1-, ex« Fing-copies· sxmj Wein? Heisa»- satiws Es« Use» socie- ØJ »den-rupft)- ssmJ Deo-J, Z» ziszicegsrefgsjsrsw nkpi Tor) »Im-Z aus-of« V. 10. ö nieste-Im» sie Dei» »ide- sxoö Arm? ex« »Ja« »org- scejpitw Tot) Beut? Z«- HexI-««»«J· e; has-J nzascsiiuw ca) Geiz? Yedo-»ja- nsnoiøjnsw aus«-IV, Z« ou« nenfosrsvnsp es; Sei» xeapsrupiuw IX» xikxxoegcügsyiesw e; Heu; keep) Tot? via-J aus-ad. V. II. ieai usw; socie- sJ Frass-»Hier, Z« Zwei» ask-Inm- BEFO- icep esse-se- t; Denk, ein-i ais-«; ej gar-J »se- 795 »Ja? arti-we? Eos-Les. V. IS. o« sxaip seist« eiiöv IX« »Je- Ceosjw e; An« Essai- sei» »Hät- 2017 åeoii »Ja« Hans» ad» IF« V. II. TaiJsm Zypern-a ihm« Iw- sZcksJTs Es« Zwei» EIN-·: ais-Zaun« oi nur«-knapste; ei; ssö sie-exac- srois essen? we? »Ist-II. Die zahlreichen und zum Theil ihres Sinnes wegen ebenso bedeutenden als ihrer diplomatischen Beglaubigung wegen höchst unbedeutenden Varianten, welche sich bei dem Abschnitte V. 6 bis 13 sinden, bezeichnen die exegetische Schwierigkeit und die dogmatische Wichtigkeit desselben. Jnsbesondere gilt dies von dem großen Zusatze zwischen B. 7 und V. 83 aber schon bei V. 6 zeigen sich alte Spuren von unkritischer Willkühtx Weil B. 7. 8 neben dem Wasser und dem Blute der Geist als drit- 1 Ich. v, 6 ——13. 345 ter Zeuge genannt wird, deshalb hat man gemeint, hinter aijuasxoc V. 6 einschieben zu müssen: was »ewigen-zog, ein Jnterpretamenh welches sich schon bei A, in einer Anzahl von Minuskelhandschriftem in der koptischen, der athiopischen und in einigen andern Versionen sindet. Matthiii hat diese Variante, welche schon Mill aus V. 8 ableitete, im Texte. Merkwürdig ist, daß nicht nur in dem weitern Zusatze rkyioo und it! der Stellung von ital erweist-Otto;- vvk Acri afxaawg die Unsicherheit des ganzen Einschiebsels sich verräth, sondern daß auch die allerdings nur von zwei jüngern Zeugen vertre- tene Bariante Höre-sog nrci Anzug-erstes, ohne nisten-rog- (vgl. Matthäi), zeigt, wie man unsere Stelle mit Joh. Z, 5 com- binirte und conformirte. — Anstatt der durch B geschiitzten Recepta Ihn. ö XVI-»He, welche auch von allen kritischen Edi- toren gebilligt ist, findet sich bei A. G. und einigen Minuskeln (vgl. Wetstein) ’ly,a. Xexes-e. ohne den Artikel. Wenige un- tergeordnete Zeugen haben Xgxocdg Ehe-wie, einige das bloße The-ais; (vgl. Matthäix Diese letzten Varianten kommen nicht in Betrachtz aber auch gegen die Weglassung des Artikels entscheidet, während die Zeugen für und wider etwa gleich stehen, die exegetische Raisom Der bloße Name Tho- Xpcask genügt hier nicht wie I, s. Il, l. lll, 23. IV, 2. V, 20. Der Pragmatismus der Stelle erfordert die Vorstellung, daß Jesus, welcher durch Wasser und Blut gekommen ist, eben hiedurch als ä Xxnooög (V, I. H, 22) oder, was im Sinne dasselbe ist, als ö old; se. A. (V,5) erwiesen sei. Vgl. den Commentar.— Anstatt des adverbialen »das»- (A. Vu1g.Re(-.) hat B das appositionelle »Ja-g» (vgl. Lachknann). Biellcicht ist diese Form daher entstanden, daß im zweiten Gliede, welches nicht mit alle-i was, sondern mit dem einfachen Adversativum eingeführt ist (vgl. Kühn» Il. S. 424. Winer S. 465), vor dem hin- zukommenden Momente ». s» s. as» das erste .s’-»-.1J"el. wie- derholt wird. Die Editoren haben sämmtlich die überwiegend bezeugte und durch den neutestamentlichen Sprachgebrauch ge- schützte Lesart »in-os- gehalten. Die Redeweisen 2 Joh. I. Röm. 16, 4 sind einsacher, als an unserer Stelle die apposi- 237 846 1 Ist» v, 6—13. tionelle Form sein würde. Was übrigens das kizzii zu An- fang des zweiten Satzgliedes betrifft, so haben nur unbedeu- tende Zeugen (bei Wetstein und Grieöbarly ein imi ein- geschobenz sie lassen aber das s» sc. tiefes« weg und schreiben: eiZMoZ sen-i s» sxrzJ ers-erstarrt« Auch Cod. A, welcher im An- fang des Verses den Zusatz im; mieejxcascog hat, macht hier eine ähnliche Aendetung, indem er statt Fi- sch? ais-«· liest: E» ca? »wer-Herrn. — Die Ptäpvsition Zi- vvt Du? als«- ist ohne kritischen Grund wie in der Vulgata so in der Recepta und den auf dieselbe gegründeten Ausgaben weggelassew Mit Recht haben Lachmann und Tischendors das äs- restituiri. ——— Die Worte ask-l se. gis-as»- »-xz. sind in der äthiopischen Version nicht allein salsch umschtiebem Ei in spiriiu illa last) qui teslis ern, sondern auch corrumpirh da der Schluß es« — Ell-Fässer fehlt (vgl. Mill und Griesbach). —- Aus der Vulgata haben mehrere, aber nicht alle lateinischen Väter (vgl. Will) nebst den an die Vulgata gebundenen katholischen Auslegern den Jrrthum genommen, nach welchem die Schluß: worte von V. 6 im Sinne von Joh. 14, 6 unmittelbar auf Christus, welcher die Wahrheit sei, bezogen werden. So hat nicht nur C. a Lapide, sondern sogar noch Mai) er die auf gar keine Auctorität gegründete Erklärung der Vulgatcn welche statt «? npsrixrci For. z? til. Christus liest, verthei- digt. s— Der Artikel vor Minder« ist nur in der syrischen Version (vgl. Wetsiein) nicht ausgedrückt. - Zwischen V. 7 und B. 8 sinden sich in der Necepta die Worte s» en? ou«- 9kr-«»-J, e; Her-»in, ei JleZyog nai sei sich-coe- llt-srs,ria« esai esse« of sey-is· F» eine. Kai wese- efow o! Frager-pourra;- sp ex; M, über deren Unächtheit schon durch Wetsteins und Griesbachs Erörterungen kein Zweifel übrig gelassen ist. Der äußerst vorsichtige Griesbach trug deshalb auch kein Bedenken, jene Worte aus dem Texte zu entfernen. Kein Editor und kein Auslegey welcher durch wissenschastliche Kritik sich leiten ließ, hat seit der Zeit den Beweis für die Authentie jenes Zusatzeö unternommen, welchen Bengel nur in Selbst- täuschung aus die angebliche Auctorität der lateinischen Zeugen l Ich. V, 6—13. 347 und auf den adamanlinus nexus der ganzen Stelle V.6—l2, in welcher der sogenannte V. 7 nicht fehlen könne, in der That aber, wie alle Vertheidiger des Zusatzes, auf das Verlangen gegründet hatte, einen wichtigen lot-us zu halten. Jn seiner Rathlosigkeit beschwichtigte Bengel sein kritifches Gewissen mit der Hoffnung, daß noch wichtige Zeugnisse für die un- sichern Worte entdeckt werden möchten. In neuester Zeit hat außer dem katholischen Maine, welcher den selbst für die Bulgata unhaltbaren Vers wegen der päbstlichen Aurtorität vertheidigen mußte, nur Sand er, welcher auch noch eine bei- stinnnende Abhandlung von Knittel erwähnt, die Authentie der fraglichen Worte gehalten, indem auch er nicht abgeneigt ist, mit Bengel auf neue Zeugen zu harren. Eine vollständige Erörterung der Gründe wider und für die Authentie von V. 7 erscheint durchaus überflüssig, weil, was von beiden Seiten gesagt werden kann, schon bei Mill zu le- sen ist, welcher die fraglichen Worte für ächt hält, indem er meint, daß sie durch ein Versehen ausgefallen seien. Das Ge- wicht der von ihm, wie von Wetstein und Griesbach auf- geführten Zeugen hat Matthäi durch sämmtliche von ihm ver- glichene Handschriften verstärkt. Die Sache steht so, daß nicht nur alle griechischen, sondern auch alle lateinischen Handschrist ten vor dem 10. Jahrhundert, alle alten Versionen (die spri- sche, arabische, koptische, äthiopische u. a.) und alle griechischen und lateinischen Kirchenväter vor dem 5. Jahrhun- dert den fraglichen Zusatz im Stiche lassen. Nur zur Erläu- terung dieses ohne Zweifel durchschlagenden Zeugnisses, nament- lich in Beziehung auf Cyprian, welcher angeblich eine Aus: nahme macht, sollen die folgenden Bemerkungen dienen. Die bedeutendsten Streitschriften über den kritischen Werth von V. 7 sind bei Wolf, Lücke und de Wette verzeichnei. Eine geschichtliche Darstellung der Aufnahme, welche B. 7 in den Editionen und in den kirchlichen Versionen gefunden hat, ist außer Wetstein und Griesbach besonders bei Rickli (S.29s1l. im Anhange) nachzusehem Was zuerst die Handschristen des griechischen Textes be- S! 348 1 Jst» v, e—- is. trifft, so ist anzuerkennen, daß es vier Codices giebt, in wel- chen V.7 sich findet; allein dies Zeugnis gilt gar nichts, weil der eine Codex (c0d. Ravianiis oder Ber0linensis) nur eine Abschrift der Complutensifchen Edition ist, während die Codires 34.162. 173 jenen Zusatz erst aus der Vulgata entlehnt- haben. Von dem Cod. 34 ist seit des Erasmus Zeit viel die Rede gewesen; die beiden anderen unbedeutenden Handschriften hat erst Scholz ausgeführt. Erasmus hatte in feinen beiden ersten Ausgaben des N. T. (1516 und 1518) den Zufatz aus- gelassem Durch das Geschrei, welches unverständige Eiferer hier- über erhoben, ließ er sich indessen bewegen, sowohl in seine Bersion (l521) als auch in seine dritte Edition (l522) die un- ächten Worte aufzunehmen. Sein Grundfatz war, wie er felbst gerade zu V. 7, in Beziehung auf die dogmatifche Bedeutung der Worte Im) odio- scpsie E» sie» sich äußerte: Pjum est nostrum sensum semper ecclesiae judicio submitteriz Auch in kritifcher Hinsicht fchien das Urtheil der Kirche wider ihn zu sein; er schob deshalb den co(i. Britannicus vor, um bei der gelehrten Welt die Aufnahme der uncichten Worte einigermaßen zu entschuldigen, zeigte aber dabei deutlich genug, wie er über die ganze Sache dachte, indem er schrieb: Ex hoc cociioe Brit. rep0suimus, quod in noslris dicebatuk cieessetz ne cui sit caussa ca1umniandi. tametsi suspicok illum ooclicem ad no— stkos esse vorn-cum. Was aber Erasmus nur als Ber- muthung auszusprechen wagte, ist eine zweifellofe Gewißheit: der Carl. Brit. (oder Montiort oder Dublim oder Carl. 34), welcher überdies erst im 15. oder im 16. Jahrhundert geschrie- ben ist, hat die fraglichen Worte aus der Vulgata, in wel- cher sie damals gelesen wurden, aufgenommen, und zwar so mechanisch übersetzt, daß der im Griechischen unentbehrliche Artikel vor nor-DIE, Äöyoe und nur-Frau, wie auch V. 8 vor »was-la, III. und ais-ca, fehlt. Die Stelle lautet nämlich in jenem Codex: Eis« emsig« Eier«- oi rcapsseiporswsc s» ca? or)- 9oes--»(I, arm-»Hei, Äöyoc suri vie-dürrer, noei cis-so« or· Speis: Z» ein«-· noli sxgeig sie-«- oi xiocpcvgodwøsc s» sxjj »F, »Ortssta- mri sijckaig noci »Hier. Es fehlen die Worte ice-ei di rede-'s sie 1 Joh. V, S— l3. 349 »; I» käm« Diese Worte, welche auch in der Complutensb schen Edition fehlen und welche gerade die Freunde des übri- gen Zusatzes gern entbehrten, weil wegen derselben auch die himmlischen Zeugen nicht in der Einheit des Wesens, sondern nur in der Einstimmigkeit des Zeugnisses erscheinen konnten —- weshalb schon Thomas von Aquino die auf dem Lateranronril vom Jahre 1215 angedeutete Meinung in Gang gebracht hatte, jene Schlußworte möchten von Arianern eingeschwärzt sein »— diese Schlußworte nahm Erasmus aus der lateini- schen Rerension in seine dritte Edition, und fügte endlich in den folgenden Ausgaben die fehlenden Artikel nach eignem Ermessen hinzu. Daß die Kirchenväter der vier ersten Jahrhunderte die fraglichen Worte nicht gekannt haben, geht deutlich daraus hervor, daß sie dieselben nie anführen. Es ist bekannt, daß die Kirchenväter sehr häusig Beweisstellen gerade für die Lehre von der Trinittit gebraucht haben, welche weit weniger zutreffen, als V. 73 wenn nun aber nirgends in den Schristen des Au- gustin und des Hieronymus, des Athanasius, des Cyrillus Alex. und der Gregore die himmlischen Zeugen angerufen werden, ja wenn z. B. Gregor von Nazianz, Cyrill von Alexandrien und Augustin erst aus V.8 ein Argument für die Lehre von der Trinität entwickeln Will, p. 580 sq. vgl. das Scholion bei Matthäit ai qui; N— Er» eigner-merk, Eis« unreife«- mrssxa Mk— sprossen.- «2..), so zeigen sie unzweideutig an, daß sie den 7. Vers, in welchem das Argument ausdcücklich zu lesen gewesen wäre, nicht bunten. Aber, sagt man, Tertullian und Cyprian haben die angefochtene Stelle ritirt. Tertullian schreibt nämlich ein- mal ((ie partic. 2l): Ei eoclesia proprie et principaliier ipse est spiritus, in quo est trinitas unius divinitatis Pater etc.- eine Stelle, welche nicht den leisesten Anklang an die frag- lichen Worte enthält. Das zweite angebliche Zeugnis Ter- tullians lautet (a(iv. Print. 25): caeterum cie me0 sumetz sicut ipse de Pan-is. Itu connexus Patris in Fiiio et Filii in Paracleto tres esiieit cohaerenies alte-sum ex alter-o. qui tres 350 1 Seh. v, 6—13. unum sunt, non unus. quomodo dioturn est: Ego et Pater unum sumus, ad substantiae unitatem, non ed numeri sin- gularitatem Aber auch hier hat Tertullian so gewiß nicht den Zusatz V.7 vor Augen gehabt, als er nicht nur den deg- matischen Gedanken, sondern auch den Ausdruck tres unum sunt unzweifelhaft auf Ich. 10, 30. 16, 15. gründet. Mehr Schein hat allerdings das Zeugnis Cyprianä Jn der By. ad Jubajanum heißt es: si baptizari quis epud haeretieum potuit, utique et — templum Dei faotus est. 0uaero, cujus Dei? Si creat0ris, non potuit, qui in eum non oredidih si Christi, non liujus potest iieri templum, qui negat Deum Christum. si spiritus seinen, eum tres unum sint, quo- tnodo spiritus placatus esse ei potest, qui eut Patris out Filii inimicus est? An und für sich würde auch hier die Formel tres unum sunt für eine Anspielung auf 1Joh.V,7 durchaus nicht gelten können; vielmehr würde dieser Ausdruck im Munde des Cyprian ganz ähnlich wie bei feinem Lehrer Tertullian zu beurtheilen sein, nämlich als eine aus Joh. 10 entwickelte präcise Und für den polemischen Zweck sehr geeignete Bezeich- nung der wesentlichen Einheit der drei göttlichen Personen. Was diesem Worte Cyprianö den Schein eines Zeugnisses ver- leiht ist der Umstand, daß er an einer andern Stelle bestimm- ter auf 1Joh. V, 7 hinzudeuten scheint. Er sagt nämlich (de unit. eccL P. 79): Dicit Dominus: ego et Pater unum sumus. et iterum de Patre et Filio et spiritu s. soriptum est: et tres unum sunt. et quisquam credit, liano unitatem [so. ecolesiae] de divina firmitate venientem, sacramentis coeli-- stibus ool1aerentem, seindi in eoclesia posse? Also neben Joh. 10, 30 wird eine andre Schriftstelle angezogen, in wel- cher von Vater, Sohn und Geist geschrieben sein soll: et tres unum sunt««). Ohne Zweifel hat Cyprian, indem er das schrieb, an JohV gcdachh nämlich entweder an den fraglichen «) Denn so, und nicht et bi tkes un. s. ist zu lesen. Vgl. Mill und Griesbach Das hi in den Editionen und in einigen Handschriften Cyprians ist aus 1 Seh. V, 7 hinzugefügt. l Joh. V. 6—13. 351 Zusatz V. 7 oder — an V. 8. Das Letztere ist die Ansicht des Facundus von Her1niane, welcher spro defizits. lll.oapil. L. l. o. s) sagt: sie Pulte, Fjlio et spirilu s. dir-it: Tkes suni qui lestimonium dont in ten-a, spirilus, aquu et Zeugnis, et hi tres unum sum. in spirjlu signilieans keinem, -— quoci Juaunis up. leslicnonium b. Cyprianus —- cie Pult-e, Fjlio et spiritu s. intelligir Minder deutlich ist das gleichzeitige Zeug- nis des Fulgentius von Ruspe, welcher (Resp· ad Arie-in. s. lin.) nach Anführung von V.7 fortfuhr-i: Quod etiam b. mer— tyr Cyprianus —- confitetuk dicens: qui pacem Christi et concordiam rumpitz adversus Christum kennt· qui alibi praeler ecelesiam eolligig Christi ecclesiem spat-gis. Alque utunam eoelesium unius Dei esse monstraretz haec confeslim tes1i- monja de scrjpluris insekuilc Dicit ciominus euer. Es ist also nicht ganz deutlich, ob Fulgentius die Worte 1Joh. V, 7, welche er selbst als johanneisch anzieht, auch als dem Cyprian vorschwebend gedacht hat, oder ob er nur den von ihm ver- theidigten Glaubenssatz als auch von Cyprian bezeugt (c0nti- terms) und aus der Schrift begründet darstellen willz gewiß aber ist, daß Facundus weder selbst den Zusatz V. 7 als johanneisch gebraucht, noch bei Cyprian denselben findet, da er vielmehr den Cypkian als Gemährstnann einer ihm selbst völlig unbedenklichen Ausdeutung der drei irdischen Zeugen (V.8) ansührt Man entgegnet freilich (vgl. Bengel, San- der), daß wir nicht von Facundus zu erfahren haben, was Cyprians Meinung gewesen sei, und Facundus habe wahrschein- lich seine eigne, auf Augustin gestützte tnysiische Auslegung von V.8 auch dem Cyprian zugeschrieben, während vielmehr dieser den V. 7 wirklich gelesen und nicht nöthig gehabt habe, erst durch eine ihm und seiner ganzen Zeit fretndartige Auslegung der drei irdischen Zeugen B. 8 die trinitarische Vorstellung zu gewinnen. Allein wenn auch Facundus nicht als ein authen- tischer Jnterpret Chprians gelten kann, so ist doch sein Zeug- nis höchst bedeutend, weil dasselbe aussagt, was allein der gan- zen Sachlage entspricht, während es für den historischckritischen Richter völlig undenkbar ist, daß Cyprian auf johannkische 352 1 Joh. v, (i—13. Worte sich beziehen sollte, die noch zwei Jahrhunderte nachihm niemand kennt. Wir wissen, daß Cyprian in dem ungenähten Rocke des Herrn ein Vorbild der Kircheneinheit und in den drei Gebetszeiten eine Andeutung der Trinität (l)e erst. d0mjn.: In orationibus celebranclis invenjmus observasse cum Daniele tres pueros — horam tertiam, sextam, klomm, sacramento scilicet Trinitatis, quae in novissjmis temporibus manitestari habebay gefunden hat, daß er also den niystischen Deutungen keineswegs abhold gewesen ist; wir wissen ferner, daß Augustin und andere Kirchenväter den Geist, das Wasser und das Blut auf die Trinität gedeutet und auf diese Weise in den ächten johanneischen Worten (V. 8) ein dreifaches göttliches Zeugnis gefunden haben; nun fragt es steh, ob man für wahrscheinlicher hält, daß diese Behandlungsweise von V. 8 schon bei Cyprian sich sinde, wie Facundus meint, und daß etwa gerade aus dieser mystischen Deutung der drei irdischen Zeugen der Zusatz, welcher drei himmlische Zeugen besonders aufsiihrt, entstanden sei, oder daß Cyprian diesen Zusatz wirkltch gelesen habe, wel- chen selbst Beda noch nicht erwähnt’«) und welchen Augustin und alle die Väter sicherlich nicht gekannt haben, welche erst durch Interpretation von V. 8 eine Andeutung der Trinität gewinnen. Cyprian will freilich den Ausdruck et tres unum sunt aus der Schrift entlehnt haben, so daß es scheinen kann, als wenn ihm die Formel des Zufatzes ital esse« srgkig Fa« eins, nicht aber der Schluß von V. 8 trat or· Speis« ei;- N; Z» sie« vorgeschwebt habe; allein es ist zu beachten, daß die lateinische Übersetzung (vgl. die Vulgata bei Lachmann) auch in V. 8 lautet et tres ursum sont, und daß insbesondere dem Cyprian wie dem Tertullian gerade diese Formel aus Joh. 10 fest stand. «) Auch in dem Lectionar der gallicaiiischen Kirche, tvelches aus dem 7. Jahrhundert stammt, findet sich der Zusatz nicht. Vgl. Mabillon, sie liturg. Gallicz libb. Z. Paris. 1685. p. 476. bei E. Stanke, krit. Zusam- menstellung der innerhalb der evangeL Kirche Deutschlands cingefiihrten neuen Perikopknreihen Bett. 1850. S. L. 1 Ich. v, 6-13. 353 Der Erste, welcher den Zusatz, anfiihrt, ist Vigilius von Tapfus, am Ende des 5. Jahrhunderts gewesen; denn niemand hält noch den Pkologus galeatus in epp. cathol., in welchen: gesagt wird, daß ketzerische Bibeliibersetzer den V. 7 ausgclassen hätten ’·), für ein Werk des Hieronymus, und daß Eucherius von Lugdunum (um 440) nicht als Zeuge jenes Einschiebfels aufgeführt werden darf, hat Griesb ach erwiesen. Vigiliuö (vgl. Bd. l. S. Cis) sagt in seiner un- ter dem Namen des Jdacius Clarus herauögegebenen Schrift ach. Var-im. Arie-n: Joannes evangelista ad Pan-Ums: Tres sunt, inquit, qui testimonium perhidentin ten-I, aqua, san— guis et can-o, et tres in nobis sunt. et tkes sunt qui testimo- nium perhibent in Seele, Pater, Verbum et spikitus et hi tkes unum sunt. Auch in andern pfeudonhmen Schriften hat er mehrmals die drei himmlifchen Zeugen angeführt (vgl. Griesbach). Nach ihm begegnen wir dem angeblich johan- netschen Satze bei dem schon erwähnten Fulgentius (de trin.: Ego, inquit, et Pater unum sumus — similiter et illud tkes sum, inqnit, qui testimoniucn dicunt in desto, Pater, Vekbum et spiritus, et hi tres unum sunt), bei Cassiodor (testiii- eantur in terra tria mysterixy aqua, sanguis et spirjtus, quae in passione Domini leguntur impleta in ooelo autem Pater et Filius et spiritus sank-tue, et tii tres unus est Deus), bei Etherius Axuniensiö (quia tres sunt, qui testim0nium dant in ten-is, aqua, sanguis et ein-o, et tria haee unum sunt. et «) —- sicut evangelistas dudum at! veritatis lineam certain-us, ita has [epistolas] pkopkio onlini —- redckidimns — Qui-e si — ab interpketibus iicieliter in latinum vektekentur eloquintn, nee aknhignk taten! legentibus kacekenh nee sekmonum sese varietates impugnakenh illo pkaeeipue lot-o, ubi de nnitate tkinitatis in prinia Joannis ep. positnm Iegimus ln qna etiatn ab intidelibus tkanslatokibus inultum erkatnm esse n iidei vekitale c0mpekimus, tkinm tantummodo mea- bnla, hoc: est aquae, sanguinis et spikitueh in ipsa sna eciitione po- tlevtibus et patris vekbiqne ae spikilns saneli testimoninm omittenti— has, in qno maxime et lides catboliea kobokatur et patris ae tilii a(- spiritus saneti nna divinitatis substantia comprobatnrn 354 1 Ich. v, 6—13. tres sum, qui testimonium dant in c0e1o, Pater, Vekbum et spiritus, et haec tria unum sunt in Christo Jesu), bei Carl d· Gr. (Ep. ad Le0n. lll.: — Pater — Filius —- et spiritus sanctus — haec tria unus Deus est) und andern von Grim- bach und Wetsiein ausgeführten Schtiststellerm Erwägt-nun nun die eigcnthiikiilichen Variationen des Hauptgedankens in allen diesen Stellen, in welchen ein angeblich johanneischer Satz; wiedergegeben werden soll, bedenkt man ferner, daß in manchen Hanoschristen bei den achten Worten V. 7. 8 sich Randglossen sindem wie: Tod«-so« sui III-»Um scei Cyrus« Acri ei Hei-»Je- seai würde: Samen) V) zu scei erweise-« setz. und cou- sxsuse »Ja Frösche, sie« Jede« zu den Schiußwotten von V. 8, oder also: in coelo Pater, Verbum et Spiritus, et tkes sunt qui testimonium Jant in ten-ro, Zeugnis, aquu et oaro u. s. w. (vgl. Mill u. 580.), bedenkt man ferner, daß die himmlischen Zeugen in einigen lateinischen Handschriften hinter den irdi- schen Zeugen ausgeführt werden, und daß ein Codex der Vul- gata (Cod. Wizanhurgensis 99, aus dem 8. Jahrhundert, bei Lachman n) den Zusatz, mit einem sicut et einsügt (quia tres sunt, qui testimonium Juni, spiritus et oqua et sanguis, et tres unum sum, sicut et in caelum tres sum, unter, vekbum et spiritus, et tres unum Sonn: so wird man nicht zweifeln, daß das Cinschicbsel ein bloßes Jnterpretament sei, dessen Ein- dringen in den Text man deutlich verfolgen kann. Wie ver- rätherisch ist in dieser Hinsicht z. B. der von Lachmann an- gesührte Codex der Bulgata, welcher das sicut et in caelum bietet, ohne zuvor den Zusatz in terra gemacht zu haben! Die innern Gründe gegen die Authentie des V. 7 follen im Commentar entwickelt werden; hier mögen noch einige Be- merkungen über die Aufnahme, welche der Zusatz bei den Edi- toren und Jnterpreten gewonnen hat, eine Stelle finden (vgl. Rickli a. a. O.). Die Complutensische Edition (1502—14) «) So schreibt Miit. Ob vielleicht c§ »die; oder ö is»- assroä ge- meint ist, oder ob man das Zeugnis des Sohnes von sich selber verstehn soll, erhellt nicht. 1 Ich. v, 6 — 13. 355 nahm den Zusatz, welcher in den meisten Reeensionen der Vul- gata gelesen wurde, in den Text auf. Auch in den deutschen Bibelübersetzungen vor Luther, welche sclmmtlich auf den la- teinischen Text gegründet sind, findet sich der ganze Zitsatz. Dagegen edirte Erasmus zweimal (s. o.) das Neue Testa- ment ohne den unächten Vers; derselbe fehlt aber auch in der Aldina von 15l8, in den Editionen von Gerbelius, Ca- pito (1521—34) u. A. Indessen hatte Erasmus schon 1521 bei seiner Paraphrase und 1522 bei seiner dritten Edi- tion dem Drangen der unkritischen Theologen nachgegebenz dazu kamen die Cditionen von Rob. S tep h anu s (1546—69) und von Veza (1565-—76), so daß der Zusatz eine Art von Bürgerrecht im Texte erhielt, welches durch die Recepta sanctionirt erschien. Noch Mill und Bengel hielten die fal- schen Worte für acht. Wetstein liest sie im Texte, obwohl er sie als unächt notirte. Griesbach warf sie hinaus, und seit- dem hat kein kritischer Editor sie zu restituiren gewagt. — In der Lutherischen Bibelübersetzung hat der unächte Vers keine Stellr. Luther hat sich oft darüber ausgesprochen, daß der- selbe »in den griechischen Bibeln« fehle und ein ungeschickter, gegen die Arianer gemeinter Zusatz sei (vgl. seine erste Ausle- gung). Bugenhagen hielt sogar denjenigen des Anathema würdig, welcher die verkehrten Menschenworte in das Gottes- wort wieder einführen wolltez ihm schien der ganze Vers von den Arianern eingeschtvärzt zu sein, um die göttlichen Personen in bloßer Einstimmigkeit des Zeugnisses, wie die irdischen Zeu- gen, nicht aber in Wesenseinheit erscheinen zu lassen. Von H. Emser wurde freilich Luthers Übersetzung arianisch gescholten, indessen von protesiantischer Seite scheint zu Luthers Lebzeiten niemand gegen seine Kritik aufgetreten zu sein. Als 1549 in Wittenberg ein Evangeliem und Epistelnbuch, das den unäch- te·n Vers enthielt, herauskam, warnte Bug enhagen (Expos. Jonae l550): obseoro chaloograpbos et eruditos viros — ut — illam adtiitionem omittanl et reslituant graeca suae priori inlegrilati et puritati propter veritatem Auch die Schweizer Zwingli, Oerolatnpad, Bullinger u. A. waren derselben 356 1 Seh. v, 6—13. Meinung. Jn einer Züricher Ausgabe der Lutherischen Über: setzung, die bei Froschauer 1529, aber ohne Luthers Namen, herauskam, wurde der erste Bersuch gemacht, die unächten Worte einzuschmärzem Jn neuen Froschauerschen Drucken (l53l sll.) wurden jedoch diese Worte durch kleinere Typen markirt oder in Klammern eingeschlossen. Erst 1597 ließ man diese Klam- mern weg, zu derselben Zeit, als in Deutschland (Frankfurt 1593. Wittenberg 1596.1597. Hamburg l596) die ersten Aus- gaben mit dem unächten Verse erschienen. Aber es kamen noch fortwährend andere Ausgaben, in welchen der V.7 ent- weder im Drucke ausgezeichnet (Wittenberg l599) oder ganz weggelassen war (Wittenberg 1607. Hamburg 1596. 1619. 1620 u. a.). Daß man von Luthers Spur ab1vich, hatte in dem falschen Interesse der dogmatischen und polemischen Ausleger seinen Grund. Servet, die Sorinianer und die Ar- minianer behaupteten die Unächtheit der Worte, obgleich sie sich sowenig durch dieselben getroffen fühlten, daß Grotius ver- muthete, sie möchten von Arianern eingeschwärzt und nachher von Katholikern wieder getilgt sein, und daß im Laufe des 17. Jahrhunderts selbst die Socinianische Version (1630), fkeilich mit besondern Lettern, und der Rakauer Katechismus (1659) dieselben aufnahmen. Das dogmatische Jnteresse der kirchlichen Theologen war so überwiegend, daß sie die kritischen Bedenken gar nicht berücksichtigten (E. Schmid, Spiscatoy Aretius, Hunnius u. A.), wenn sie nicht, wie namentlich Calvin, auf den Zusammenhang der Stelle und aus oplimi et produ- tissimi credit-es, in welchen der angefochtene Vers enthalten sein sollte, sich beriefen , indem sie voraussetztem daß die Edi- toren, wie R. Stephanus und Beza, solche Codires gesehn haben würden. Auch Calov glaubte, mit äußern und in- nern Gründen, die Ächtheit des Berses beweisen zu können. Spener sah es als ausgemacht an, daß derselbe in den grie- chischen Handschriften sich finde, aber von den Arianern unter- drückt sei. Bengel endlich, welcher die Unhaltbarkeit des Zusatzes in diplomatischer Beziehung sich nicht verhehlen konnte, stützte sich, indem er denselben für centrum et sncnmam epi- 1 Ich. v, 6—13. 357 stolae ausgab, nicht nur aus noch unentdeckte Handfchriftem sondern insbesondere auch auf den Zusammenhang, in welchem V. 7 unentbehrlich sein follte. Jn V. 9 haben die meisten Editionen vor xcexiapresghics anstatt des wohlbezeugten Z« (AB. Minuskelm Vu1g. Kirchen- väter) das scheinbar leichtere Hi» der Recepta. Dieses stammt offenbar aus V. 10, während es viel unwahrscheinlicher ist, daß, wie de Wette und Brückner meinen, jenes Eis« auf ei- nem Mißverstätidnis und der falschen Vergleichung von V. II beruhe. Lachmann und Tischendorf haben mit Recht Z» geschrieben. Die Auslcger halten an dem anscheinend beque- mern Hi» festz nur Lücke und Huther haben die richtige Lesart angenommen. — V. 10. Das »so-r) dem? hinter sc. »ein-sog» welches in Cod. A, mehreren Minuskelm der Vul- gata, der äthiopifchen Version und in Lachmanns Edition frch findet, scheint völlig berechtigt; man ließ die Worte weg (B.Rec. Edd.), weil man sie für überflüßig hielt. — Ob Hat-THE, mit Lachmann und den meisten Editoren, oder weiss, mit Tischendorf, geschrieben wird, ist für den Sinn irrelevant Die Zeugen, welche von Wetstein, Griesbach und Lach- mann nicht übereinstimmend angegeben werden, scheinen für beide Lesarten ziemlich gleich zu fein. Es wird, wie Ill, 15, Haus«;- zu lesen sein. —- Statt der von B. G. J. at. vertretenen recipirten, auch von Tischendorf gebilligten Lesart setz? im; haben Grotius, Mill (Pro1eg.1210) und Matthäi die allerdings durch A· Bulg. Arab. Äthiop. und andere Zeugen gut empfohlene Variante «; vix-i, welche von Lachmann in den Text genommen ist, vorgezogen. Aber die Entscheidung für snzs Geh? liegt, während die Zeugen als schwankend erschei- nen, in der exegetischen Raison. Die Variante ou« Salve-s»- asii (A. Minusk.), gegen welche wichtige Zeugen (B. u. a.) nebst der exegetischen Raison sprechen, ist von keinem Editor der Lesart or? n k7xfaesm-si-vorgezogen.— Hinter »eines- eiigsjsxsw am Schlusse von V. 10 fehlt cs Jede— bei wenigen unbedeutenden Zeugen, z. B. der äthiopischen Versiow Mill hielt die Worte für einen Zusatz (Pro1eg. 1218), obwohl er sie 358 1 Ich. v, 6——13. nicht aus dem Texte zu entfernen wagte. — B. II. Das We» steht bei A. Vulg. Ren. Edd. vor, bei B hinter o« Jede. Das For-««- steht bei B. Vu1g. Eva. hinter, bei A. vor s; can; F» r. II. our. —- B. 12. Zu dem erstcn cos- riiow haben ei- nige Codices bei Wetst ein und Matthäi war? Wen? zuge- setzt: auch Luther hat dies in seiner Übersetzung ausgedrückt. Aber so unberechtigt hier der Zusatz ist, ebenso unbegründet ist nach den Zeugen das zweite Mal die von Mill (Pkoleg.503) empsohlene Auslassung —- V. 13. Anstatt des oben in Über- einsiimmung mit Lachmann und Tischendorf gegebenen Textes sinpet sich in vielen Editionen folgende Necension der Receptat Ton-m ZU» »Ja«- scoic Jrcorküooorw efg Sestos-wro- ssorJ »Im) Tor? sfssorh Zw- ksckrjsrs Z« Hans» ersah-ros- äszesrg noei Iw- rrrowzJøyrs «? To Zvoxser IorJ »Im) Tor) iJkoeL Alles« die Worte, welche hinter esse« eingeschlossen sind, nämlich rot; »wes-Journa- zig ro Sporn» Tor? »so-J Tor) Brot-«, haben gar keine diplomatische Beglaubigung Schon G roti us und Mill (Pr0leg. l502) erkannten sie als unächtz Griesbach warf sie aus dem Textc Ebenso sind die Worte irr-ei Wo« errors-IV» von den Zeugen verlassen. Cod. A, Vulg. u. a. lesen or« m— curios-»F, was schon Griesbach in den Text schrieb. Wet- stein nennt auch den Cod. B unter den Zeugen für diese Les- art, während nach Lachmanns Angabe diese Handschrift reif§ meistens-zur»- hat. Jedensalls ist allein die kürzere Lesart durch die Zeugen beglaubigt. Dagegen kann man sreilich (vgl. de Wette) vermuthen, daß die kürzere Lesart aus dem Be- streben entstanden sei, den anscheinenden Widerspruch, daß Jo- hannes an schon Gläubige (rosg merk) schreibe Im nun» zu vermeiden. Es laßt sich aber auch denken, daß, vielleicht im Hinblick auf Joh. 20, 31, die vollere Necension aus der kür- zern Lesart gebildet sei. — Es mag gestattct sein, die Erklärung des ebenso schwie- rigen als inhaltsreichen Abschnittes V. 6——13 mit den Wor- ten einzuleiten, in welchen Calov (zu V. 8) den dogmatischen Gehalt desselben, insbesondere der VV. 6——8, zusammensaßh Calovs Sätze können in cxegetischer und in dogmatischer I Ich. v, s—13. 359 Hinsicht für den Ausdruck dessen gelten, was bei den lutl)eri- schen Theologen seiner Zeit anerkannt war; aber auch in der Geschichte der Auslegung unserer Stelle überhaupt erscheint die Darstellung des Calov als eine Art Epoche, indem er die theologischen Resultate der älteren orthodoxen Auslegung gleich- san! summirt und zugleich auf die nachfolgenden Jnterpretem z. B. Bengel und Sandey einen bedeutenden Einfluß übt. Er sagt: Ex hae Johannea cfzøzysjoet patet, quomocko tum mysteriukn es; ijnxgayfag sie-rieb§ inde asseratukz siquidem hie habemus trinitatis voeem, person-drum divinarum plura1i- tatern, earum triniiatetn et ordinem, nee non Sporn-etc«- vel essentiae unitatem, spiriius S. personalitalecn, ut et cujus- que personae divinae proprietatetnsp quam nomina exhjhent secunclum scriptukae sensum exposilik tum verhj atque sa- eratnentorum natur-am et in(i0lem, et verbi quidem djvictam orjginem et auetoritatem, quam inse et indepeniientek at) eoclesia habet, ejusdem prout in soripturis, pet- quas Deus lestaiutz in eoelesia hat-eint, perspicuitatem et ekticaoiam vel vikiutetnz saokamentorum vero numerum, quod ciuo tantucn sum, non plura in N. T» ut et oommunem usum, quoci laiei a sanguinis Christi in S. ooena pereeptione exeludendi non sint, quia per sanguinem de fide eoniirmari et mundum vineere aiieoque illud Dei testimonium etiam zaxzsxfoiwszz reeipere, debent, neenon etkeolum salulikerum, quod non nuda Signa sint, set! media Franz-»eines, tum notarum conte- siae cieiinitionem, quoei nempe has, non aliae sint nolae ec- olesiae propriaet verbi pkaedieatio et saeramentokum has— ptismi et eucharistiae usukpatio, ulpote quae iestimonia san! suliieientia ad salutem nostram de Jesu Christo, adeoque et sutiieientia ecclesiae, in qua salus ista viget etc. Für Calov, welcher das dogmatiskhe System zur Richt- schnur seiner Exegese machte, war es leicht, die johanneischen Sätze, welche in der That in die volle Tiefe des christlichen Glaubekkslkbms reichen, zu einem dogmatischen Compendium in nuee zu gestaltenz dabei zweifelte er nicht, daß die Gründe, welche der Antitrinitarier Schlichting gegen die Authentie H. 24 360 1 Ich. v, 6—13. de.s Zusatzes V. 7 mit Sachkenntnis, Scharssinn und Mäßigung entwickelt hatte, sür bloße nugae zu halten wären. Aber we- der die kritische noch die exegetische Wissenschaft darf sich durch den Schein eines willkommenen Resultates bestechen lassen; und wenn z. B. gegen die unmittelbare Deutung von so ais-«- auf das heilige Abendmahl der neutestamentliche und patristi- sche Sprachgebrauch geltend gemacht wird, in welchem diese Erklärung durchaus keine Stütze findet, so kann man nicht mit S. Schmidt antworten: spikitus s» qui per apostolum nosirum locutus est, neniini obligatus est ad keddendani can— sam verbokum su0kum, oder mit Sande» kraft des Zusam- menhanges müsse ed reizt» das Abendmahl bedeuten und ,,un- sere Stelleselbst, wenn auch ein XME zweites-im» sei Zeugnis dafür, daß ein Evangelist vom heil. Abendmahle stch so aus- drücken könne, wie Johannes hier gethan-«, und Johannes habe nicht nöthig gehabt, »auf den Sprachgebrauch der nach- kommenden Kirchenväter zu warten, wenn er es für gut gefun- den habe, unter dem acsna das Abendmahl zu verstehn«- Bei solchen Grundsätzen ist eine exegetische Wissenschaft nicht mehr möglich. Schon um in dem Geivirre der einander durrhkreuzenden Auslegungsweisen sich nicht zu verwickeln, muß man, ehe zur Erklärung des Einzelnen geschritten wird, den Text im Ganzen darauf ansehn, ob er nicht einige Haltpuncte darbiete. Lücke und Huther sind hierin, sreilich nur mit Beziehung auf ein wichtiges einzelnes Moment, nämlich die Erklärung von Bürde) und cis-see, vorangegangen. Huther erinnert, daß V. 6 nur der Geist, nicht auch das Wasser und das Blut, als zeugend erscheine, und daß die Ausdrucksform ais-c. Eos-«- ri Fläche« genau zu erwägen sei. Aber im Grunde bedeutet die erste Regel nicht viel mehr als die von selbst sich verstehende zweite, indem schon V. 7 das Wasser und das Blut als Zeugen sammt dem Geiste genannt werden, so daß es sich nur um das Ver- hältnis des Geistes zu dem Wasser und dem Blute handelt, um den Fortschritt von V. 6 zu V. 7 zu verstehn. Weiter greifen die von Lücke bezeichneten hermeneutischen Gesichts- I Ich. V, 6—l3. 361 puncte, wenngleich auch diese nicht völlig genügen. Lücke geht davon aus, daß nach dem Zusammenhange (vgl. V. 1——5. B. 13 fll.) unsere ganze Stelle eine bestimmte polemische Ten- denz nicht habe, daß vielmehr Johannes nur »in Beziehung aus die Schwankungen des Glaubens in den Gemeinen« (vgl. S. 282) den Glauben der Christen an den Sohn Gottes ge- gen den Unglauben überhaupt rechtfertigen wolle; deshalb, sagt er, dürfen die Ausdrücke ückmp und ais-re- nicht aus einem speciell polemischen Zwecke erläutert werden. —— Dieser Canon ist unsicher und in gewissem Sinne unrichtig· Wir wissen aus H, l8. IV, I s·ll., daß es Jrrlehren gab, welche den Grund des christlichen Glaubens gefährdetenz nun aber ist unverkenn- bar, daß Johannes in den VII. 6—12 gerade jene christliche Grundwahrheih daß Jesus der Christ sei, erweisen und etwai- gen Schwankungen des Glaubens gerade in diesem Haupt- puncte abhelsen will. Was liegt also näher, als eine, wenn auch nicht ausdrückliche oder unmittelbare, polemische Absicht zu statuirens Dabei sind wir aber allerdings mit Lücke der Meinung, daß mit den Ausdrücken Fckmp und astro- nicht die wirkliche Leiblichkeit des Herrn bezeichnet sei, wie sich aus der Erklärung des Einzelnen, nicht aber von vorn herein »aus dem allgemeinen Eindrurke und Zusammenhange des Ganzen« ergiebt. —— Zweitens, sagt Lücke, muß durch Ecke-up und occsucr nicht sowohl etwas Eigenschastliches in der Person, als vielmehr etwas Thatsächliches in der Janus-obs, dem Exzesse« Jesu Christi angedeutet sein, sonst könnten Felix-g und ach« nicht als für sich bestehend und außer Christo siir die persön- liche Würde desselben zeugend erscheinen. Das angedeutete Thatsächliche aber muß, den Weissagungen von dem ågzözskwog entsprechend, die wesentlichsten Beglaubigungsmomente für die Messianitat Jesu enthalten, und zwar in besonderer: Beziehung auf die versöhnende Thätigkeih oder die reinigende, weltüber- windende Kraft Christi. Mit diesem zweiten Canon sind die beiden folgenden zu verbinden: daß nämlich in dem nachdrucks- vvllen Zusatze ou» s» T. TM. Ferse-« XII-« Es« T— THE« Mk THE; ais-w« die Andeutung liege, daß solche Thatsachsll EM Lebe« Z« 362 I Seh. V, 6—13. Jesu gemeint seien, die factisch irgendwie auseinander lagen, deren jede für sich ein inessianisches Beglaubigungsmoment ent- hielt, die aber, in ihrer Bedeutung wesentlich Eins und einan- der ergänzend, nur vereinigt miteinander und mit dem Jesus» erst die volle kennst-gis- swfx dem; für die Mesfiaswürde Jesu Christi gewähren konnten. Endlich, schließt Lücke, können unter W. und ais-«. nur solche Thatsachen gecneint sein, die ohne nähere Bezeichnung von den Lesern in Erinnerung an die Geschichte Jesu und im Zusammenhange der johanneischen Symbolik leicht verstanden werden konnten. -—- Unbedingt an- zuerkennen ist unter diesen Sätzen Lückes jener erste, daß Eil-»(- und ach« nichts Eigenschastliches in Jesu bezeichnen können; denn eine solche Meinung würde eine unerhörte Bild- lichkeit in der Redeweise voraussehen, wie sie zumal an unserer Stelle, wo es sich um eine sehr reale Wirkung des zeugenden Wassers und Blutes handelt, ganz undenkbar ist. Jene Be- merkung Lückes zielt gegen diejenigen, welche das iiklmp ge- radezu als bildliche Bezeichnung des unschuldigen Lebens Iesu verstanden haben (vgl. Grotius u.A.). Im Übrigen bedür- fen die Lückeschen Regeln, welche selbst erst aus der Erklä- rung des Einzelnen abgeleitet scheinen, einer genauern Prüfung, welche sich im Verlause der Auslegung von selbst ergeben wird. Schon hier ist aber zu bemerken, daß Johannes eine Bezie- hung der Ausdrücke IX« und ach« auf alttestamentliche Weis- sagungen und entsprechende messianische Erwartungen durch nichts andeutet, und daß es sich fragt, ob man dem Ewig) und ask-o- mit einer Erklärung aus der alt- und neutestamentlicheiy insbesondere der johanneischen »Symbolik« genugthut. Wir werden sehn, wie man wegen der zu starken Betonung des symbolischen Momentes die reale Bedeutung der nach B. 7 noch gegenwärtig Zeugenden nicht genug gewürdigt, und des- halb weder den starken Zusammenhang der ganzen Argumen- tation von V. 6 bis V. 12, noch die eigenthiimliche Kraft der schlagenden Apologetik des Apostels richtig erkannt hat. Die Spitze derselben tritt V. II. 12 so deutlich und in einem bei Johannes so oft ausgesprochenen Hauptgedanken hervor, 1 Ich. v, e— 13. 363 daß von jenem Abschlusse aus nicht nur der Gang der Ent- wickelung von V. 6 an, sondern auch der Zusammenhang von V. 6 sll. mit dem Vorher-gehenden zu verstehn ist und die Einzelauslegung einige textgemciße Normen gewinnt. Unzwei- deuiig sagt dort der Apostel: das Zeugnis Gottes, nämlich sür seinen Sohn V. 9, ist dieses, besteht darin, daß Gott uns das ewige Leben gegeben hat. Jn dem Sohne ist das Leben; nur der also, welcher den Sohn hat, hat das Leben. Wir nun, die wir glauben (vgl. V. 13 oZ nroTsuo1-coc), haben wikklich das ewige Leben empfangen; also können wir nicht zweifeln, daß Jesus der Christ V. 6, der Sohn Gottes (V. 5. 9. 10- l2.13), sei. Es fragt sich nun, wie der Gedankengang von V. 6 an zu diesem Abschlusse hinführt. Wir müssen, nach- dem wir V. U. 12 bei dem Ziele angelangt sind, den zu demselben hinleitenden Weg übersehn können. Unmöglich ist dies sreilich für alle die Ausleger, welche den Schlicßgedanken selbst nicht richtig aussassen. Wenn man das sjzssp nicht aus- schließlich von den an Christum Gläubigem sondern von den Menschen überhaupt versteht und demgemäß das Erim-se» in ein klare deckt-vix, promisit umsetzt (S. Schmidt, Socin, Episrop u. A.), wenn man statt des ewigen Lebens selbst, welches die Gläubigen wahrhaftig haben, die spes vitae get. oder das jus at! vjt· act. einschiebt (Sorin,Grotius u.A.), oder auch wenn man den einsachen Ausdruck ask-«; Hase. s; nagst-give, Z» its-z» durch welchen das ewige Leben, wie es die Gläubigen haben, eben als das Zeugnis selbst dargestellt wird, so umdeutet, daß das ewige Leben als inientio oder finjs (N.deLyra), als »Erfolg« oder «Segen«, als ,,Bewährung«, »Erweisung«, »Erprobung«, oder .»innere Erfahrung« des gött- lichen Zeugnisses, kurz irgendwie unterschieden von diesem er- scheint (Baumgarten-Crusius, Huthey de Wette, Rickli u. A.), oder endlich wenn man die »ein-vgl»- zu einer res promissa macht (S. Schmidtz vgl. Sandert »was uns Gott bezeuget und beschwöret, die Summe seines Zeug- nisses«) — in allen diesen Fällen ist mit der Verletzung der Form eine schiese Auffassung des Gedankens gegeben. Selbst 364 1 Seh. v, e— 13. Lückes Umsehreibung: »der wesentliche praktische Inhalt dic- ser »An. T. s. ist dieser, daß uns Gott das ewige Leben wirklich gegeben hat, aber in seinem Sohne, d. h. durch den Glauben an denselben-» ist nicht ohne ein fremdartiges Mo- ment. Der Apostel meint: die Thatsachh daß wir durch den Glauben an Jesum Christum das ewige Leben haben, ist ein unwidersprechlicher Beweis dafür, daß Jesus Gottes Sohn ist, ist ein Zeugnis Gottes fiir seinen Sohn, weil Gott eben durch Jesum Christum uns das Leben gegeben hat. Von hier aus rückwärtsblickend können wir den Zusammenhang mit B.9.10 und weiterhin selbst mit V. 6—8 schon einigermaßen übersehn, so daß auch für die noch dunkeln Partien wenigstens die Rich- tung sich ergiebt, in welcher die Erklärung zu finden sein wird. Das Zeugnis Gottes nämlich (V. 1l. V. 9), welches wir, wenn wir an den Sohn Gottes glauben, in uns haben (V.10), muß nach dem Zusammenhange zwischen V. 7. 8 und V. 9 irgendwie zusammensallen mit dem Zeugnisse des Geistes, des Wassers und des Blutes, wobei jedoch zu beachten ist, daß nach V.6 zunächst nur der Geist als Zeuge erscheint, während das Wasser und das Blut Dinge sein müssen, welche, wie sie gegenwärtig in der Christenheit zeugen (V. 7), so auch als vergangen in das rein historische Leben Jesu Christi gehören, ((5 Hist-Js- ckf sei. «. ais«- V. 6), nun aber eben kraft ihres fortwährenden, mit dem Geiste zusammengehörigen Zeugnisses (V. 7. 8) den Gläubigen gewährleisten, daß der historische Christus (0« März» Erz. V. 6) der Sohn Gottes ist. Unmög- lich erscheint also z. B. die Ansichh daß ed Heile(- eine bildlirhe Vezeichnung der puritas et innooentia sum vjtae tum doch-inne Christi (Socin) sei; überhaupt kann das Symbolische, wenn es wirklich sich ergeben sollte, nur in der Ausdrucksform liegen, denn die drei Zeugen Geist, Wasser und Blut sind ihrem We- sen nach so voll wirklicher Kraft, daß in ihnen das Zeugnis Gottes (V. 9), nämlich das den Gläubigen gegebene ewige Leben (V.11), liegt. Haben wir aber den Hauptinhalt der VV. 6—12 richtig erkannt, so werden wir auch den Zusammenhang derselben mit 1 Tod. v, 6—13. 365 dem Vorhergehenden nachrveisen können. Die meisten Auslegey namentlich die ältern bis auf Bengel, welchem Steinhofer und Sander nachfolgen (vgl. auch Jachmann und May er), sinden in B. 6fll. den Beweis oder die Erklärung für das V. 5, oder V. 1--5, Gesagte. Diese Ansicht erscheint freilich mannichfach modisicirt Oecumenius meint, daß der Apo- stel, nachdem er den aus Gott Geborenen den Sieg über die Welt zugeschrieben habe, nun erkläre, auf welche Weise man aus Gott geboren werde, nämlich J! drin-sog sie-l ais-incog- c§ yoip Ursein- Tsyaosifg H Xpcosceig Nr« IJKONIOF Haue-www? sie-i wissen-sog. Aber abgesehn von dem nach Form und Inhalt textwidrigen oiyaysiiwgk spricht gegen Oecumenius wie ge- gen Sorin, Schlichting, Episcop, S.Sct)midt (es werde V. 6——10 die verilas subjeclh nämlich daß Jesus Gottes Sohn sei, V. 11 die veritas praedicati de subject0, nämlich daß der an Jesum Christum Gläubige die Welt besiegt habe, bewiesen), Bengel scausam exponih cui« ei ciemum, qui credit Jesum esse tilium Dei, victoriam ex mundo adsckibatz qui-a nempe illa in Jesum Dei tilium tides invictum robuk habet, a Iestimonio i10minum, satis eo quidem fix-me, sed multo magisnteslimonjo Deiabsolutam tirmiludinem siebente) und gegen alle andern Ausfegey welche in V. 6 fll. den aus- driicklichen Beweis fiir das unmittelbar vorher Gesagte gefun- den haben, der Umstand, daß weder ein solcher Beweis erwartet werden kann, noch irgendeine bestimmte Beziehung in V.6fll. auf V. 5 als auf etwas eines Beweises Bedürstiges zurück- weist. Selbst in der tragenden Redeweise V.5 spricht sich die unzweifelhaste Gewißheit des Gesagten aus. Deshalb kostet es auch den Auslegerm je sorgfältiger sie dem Texte entspre- chen wollen, desto größere Mühe, dem widerstrebenden Texte B. 6sll. die fremdartige Beziehung aufzubringen (vgl. S. Schmidt und Bengel) Auch Rickli statuirt eine unmittelbare Verbindung zwi- schen V. 6 fll. und V. 5, indem er B. 4- 12 die innere Be- gründung des Glaubens findet, nämlich in den einleitenden VII. 4. 5 die Schilderung seiner Kraft, V. 6——9 den Nach- 366 l Jvkx V, 6—13. weis für die Wahrheit und V. 10—12 die Erinnerung an die innere Erfahrung desselben. Aber die VV. 4· 5 sind keines- wegs einleitende, fchließen vielmehr den zweiten Haupttheil des Briefes ab; und gegen die vorgefchlagene Unterfcheidung von V. 6—9 und V. 10—12 dürfen wir fchon nach dem, was sich vorhin über den Hauptinhalt von V. 6 sit. uns ergeben hat, bemerken, daß der Nachweis für die Wahrheit des Glau- bens eben aus der innern Erfahrung desselben, nämlich aus dem ewigen Leben, das wir im Glauben haben, erhoben wird. Letzteres gilt auch gegen deWette, Huther u. A» welche ähnlich wie Rickli zwifchen dem göttlichen Zeugniffe durch Geist, Wasser und Blut und der Erprobung oder Be- währung diefes Zeugniffes, dem ewigen Leben, unterschieden haben. Am besten fcheint uns Lücke den Sinn des Apostels zu treffen, wenn er den Inhalt von V. 6-12 so angiebt: «Jn Beziehung auf die Schwankungen des Glaubens in den Gemeinen zeigt nun Joh. in der Kürze, daß der Glaube an Jefum den Christ hinlänglich begründet sei, und auf einem dreifachen Zeugnisse Gottes beruhe, dem niemand sich entziehen könne, ohne sich mit Gott in Widerspruch zu fetzen und des ewigen Lebens verlustig zu gehn«;. Bei der Auslegung aber erscheint Lücke felbst als Vorgänger von deWette, was auch darin begründet ist, daß er das Symbolische in Wasser und Blut fo stark betont, daß als realer Gehalt des in ihnen und dem Geiste liegenden göttlichen Zeugniffes das ewige Leben selbst nicht deutlich hervortreten kann. Weil mit V. 5 eine Gedankenreihe, wie uns fcheint der zweite, mit lI, 29 begonnene Haupttheil des ganzen Briefes, völlig abgefchlossen ist und in den VV. 6——-l3 durchaus keine directe Zurückweifung auf einen besondern Satz sich findet, vielmehr es sich hier um die christliche Grundwahrheit felbst handelt, so muß der Abschnitt V. 6—13 im Verhältnisse zu dem ganzen Briefe aufgefaßt werden. Hierauf führt auch der Schlußvers V. l3, welcher dem Eingange I, 1-—4 entsprechend (vgl. V. 13. weiss» Zypern-or esse. Iw- ML Und l, Gras-Fro- ygoicpoxlcw u» Iw- »«-)i.) dem unmittelbar vorhergehenden 1 Joh. V, 6—13. 367 Schlußabschnitte V. 6—12 eine ähnliche Stellung zu dem gan- zen Briese anzuweisen scheint, wie der Eingang I, I—4 an feinem Theile einnimmt. Die VV. 14——21, deren Hinzufik gung unten erläutert werden muß, können uns nicht abhalten, die abschließende Art der VV. 6—l3, insbesondere des V.13, anzuerkennen. Wenn nun der Apostel, abgesehn von der noch zweifelhaften Bedeutung des Sein-z) und »Hier, jedenfalls den Geist, welchen wir schon l1l,24 als innern Gewährsmann un- serer Gottesgemeinschaft kennen gelernt haben, als denjenigen göttlichen Zeugen anruft, welcher uns, die wir im Glauben an Jesum Christum das ewige Leben wahrhaftig haben, die Wahrheit unsers Glaubens besiegelt: so ist des Apostels apo- logetische Absicht eigentlich nicht zu verkennen. Gleichwie Pau- lus z. B. Gal. Z, 2 die irrenden Galater aus ihrer eignen geistlichen Erfahrung eines Bessern belehrt, so beruft sich hier Johannes aus das göitliche Zeugnis für die chrisiliche Grund- wahrheit, welches die Gläubigen an dem in ihnen wirklich und wahrhaftig vorhandenen ewigen Leben besitzem In dem Sohne Gottes ist das ewige Leben. Hat aber Johannes zu Anfang seines Briefes das apostolische Augen- und Ohrenzeugnis da- für angeführt (l, 1 fll.), daß der historische Jesus Christus der Sohn Gottes, das ewige Leben selbst, ist, so weist er nun seine Leser auf die Selbstgewißheit ihrer eignen Erfahrung von dem Leben, das sie nirgends anders, als in eben dem Jesus Chri- stus gefunden haben, welcher also der Sohn Gottes sein muß (vgl. Ich. l, 14). So, scheint uns, stützt sich Johannes im Anfange und am Schlusse seines Briefes, welcher überall auf dem Cardinalpuncte des Christenthumes ruht, auf die beiden Argumente, welche im Wesentlichen die ganze Apologetik be- greifen, nämlich das äußerlichy historische Zeugnis der Jüngey welche mit dem Herrn ein- und ausgegangen sind, und das innerlichq nicht logisch-formale, sondern ethisch-reale Zeugnis, welches in der theologischen Sprache das testimonjum Spjrjtus sanoli heißt. B. 6. Zu dem Pronomen nasse; hat der ScholiastI an- gemerkt: cksjäocckrj ei old; seai Läg-os- rorJ Frau« cis-soc Rose) 368 1 Ich. v, 6—13. m; Frisch-kais» Dieselbe Beziehung des Pronomens auf den Prädicatbegrisf V. 5 ist von Knapp und von Huther sta- tuirt, während die übrigen Ausleger in dem ais-ro;- die zunächst sikh darbietende Zurückweisung auf das Subject Thon-Je V. 5 anerkennen. Jene Ansicht ist von Huther, welcher aber die von Knapp für nöthig gehaltene, die Satzglieder c? Eil-I. -— aijuocssog und The. e? Fig-or. umstellende Consirurtion mit Recht beseitigt hat, die letztere Meinung ist besonders von Lücke vertheidigt. Huthers Argumentation ruht auf der untichtigen Voraussetzung, daß V. 6 »die Jdentität des diese r. A. und des durch Wasser und Blut Gekommnen, d. i. Jesus der Christus«, hervorgehoben werden solle, solchen Gno- stikern gegenüber, welche ,,es leugneten, daß der durch Wasser und Blut gekommene Jesus der Sohn Gottes sei, indem sie bloß eine vorübergehende Verbindung dieses mit jenem annah- men«. Hiemit stimmt auch die erste gegen die gewöhnliche Auslegung gerichtete Bemerkung: »daß Jesus getauft worden und am Kreuze gestorben, bedurfte keiner Bestätigung, dies war allgemein, auch von den Häretikerm zugesianden«. Durch dies alles erhalten die Textworte die ganz ungehörige Borstel- lung, daß der historische Jesus, obgleich er der durch Wasser und Blut Gekommene ist, doch Gottes Sohn sei; während Johannes vielmehr durch das Wasser und das Blut beweisen will, daß Jesus Gottes Sohn, der Christ, sei. Dieser, Jesus, will Johannes sagen, ist derjenige, welcher die Kennzeichen des Messias an sich getragen hat, derjenige, welcher mit Wasser und Blut gekommen ist, Jesus der Christ; eben durch das Wasser und das Blut ist er als der Christ, oder als der Sohn Gottes im Fleische (V. H. IV, 2sll.), erwiesen (V. 6) und wird auch noch gegenwärtig durch dasselbe Zeugnis als Gottes Sohn erkannt; (V. 7. 9. 10 sll.). Auch der andere Grund, welchen Huther gegen die gewöhnliche Deutung des cis-o« anführt, daß das The-nie in dem appositionellen Satzgliede Im. e; Xpzemsg überflüssig, also störend erscheine, ist ohne Kraft; denn Lücke hat ganz Rechh wenn er diese letzten Worte als Apposition des ganzen Satzes oeFrog —- oxijuosrog ansieht 1 Ich. v, e. 369 und dabei bemerkt, daß »der eigentliche Nachdruck auf dem durch c; EIN» sitz. erwiesenen Prädicate e; Xpzosxök liege« Allerdings ist auch das Theorie— nicht ohne Bedeutung. In der vollen Benennung This. ei XE- wird das Resultat des Satzes ais-sey —- aijreacoky zu welchem die Apposition gehört, kräftig zusammengefaßt. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Apposition ’Js;a. Xzx c. ist-h. ei» Nisus. l, 4. Die specielle Polemik, welche Huther andeutet, liegt nicht in dem Textr. Dieser Jesus, welchen der Aposiel V. 5 Gottes Sohn ge- nannt hat und welchen er jetzt den Christ nennt, ist als solchcr zu erkennen aus dem Wasser und dem Blut, womit er gekom- men ist —- ossesg Satz» c; EJÄIJUM IN· Acker-sog nor) »Z- ,«o-«-0e. Daß die Worte sie« Ziel»- «. aZ',«. unmittelbar zu ei Fisch« nicht aber zu For-«» gehören, kann für allgernein anerkannt gelten. Die letztere contorte Constructiom welche von J. C. K. Hofmann (Schristbeweis. il. i. S. 331. Mörd- lingen i853) vorgetragen ist, hat auch den N. T. Sprachge- brauch gegen sich, in welchem der Ausdruck r; END-«» als Be- zeichnung des erschienenen Messias, des ågzöxsewg (Matth. 1l, 3), sich nicht findet; vielmehr erscheint der Ausdruck o« åpxöxcwoe so fest, daß derselbe auch auf den erschienenen Mes- sias bezogen wird, Ich. II, 27. Abgesehn von der Hof: mannschen Constructioii haben schon Corn. a Lap., Tiri- nus, Calov, J. Lange, Bengel, Heumanm Knapp u.A. das rief-was» mit ausdrücklicher Beziehung aus die Bor- stellung des spzeixrewpgs gedeutet; aber man wird höchsiens eine leise Anspielung statuiren dürfen (vgl. auch Lücke, Huther u. A.). Wenn man e; Sätze-i» geradezu erklärt »der wirklich erschienene Zukünstige«, so wird man dahin geführt, die Worte cFX Zckaøoc sc. miser. nicht mit eZ Mär-is» —— was dann keiner nähern Bestimmung bedarf — sondern mit Eos-f» zu verbin- den. Der Begriff des spxemsar ist aber hier derselbe wie W, Z. B. Was zuniichst die Form der schwierigen Worte anlangt, so ist gleicherweise der Artikel vor Fässer» und die aoristische, also die rein historische Vergangenheit bezeichnendq Zeitform zu be- 370 1 Joy. v, 6—13. achten. Der Artikel verleiht dem Participium eine substanti- vische Bedeutung (vgl. B. 5. V. l. Seh. l, 33); der Ausdruck ins-r. »so-r. ei Eise-Z«- ist also nicht zu erklären ,,dieser kam-«, sondern ,,dieser ist derjenige, welcher kam«, wie auch Huther mit Recht hervorgehoben hat. Und wenn Luther, Hunniu s, S. Schmidh Spenerz J. Lange, Rickli, Sanderu.A. die aoristische Form verletzt und entweder geradezu falsch im Präsens »der da kommt«, oder ungenau und verwirrend ,,der gekommen ist und kommt« erklärt haben, so liegt dem eine voreilige iHerbeiziehung von V. 7sil., wo das gegenwärtige Zeitgnis des Wassers und des Blutes geltend gemacht wird, zum Grunde (vgl. z. B. J. Lange, welcher ausdrücklich den Aorist betont, dann aber das venisse erweitert: sei! its, ut ad suos venike seu eos ex gratia visitare nunquain sit desi- turus). Schon Oecumenius ist, wie vorhin angedeutet wurde, in diesen Irrthum versallen. Besser ist die Bemerkung von Socin und Calov, welche mit N. de Lyra, Calvin, Aretius, Schlichting, Grotius, Calov, Bengel, Heumann, Steinhofer, Carpzov, Knapp, Jachmann und den Neuern der historischen Bedeutung des Aorist genügt haben, daß das von Johannes geltend gemachte Zeugnis nicht nur in dem historischen Leben Jesu Christi sich gesunden habe, sondern auch noch fortwährend in der Kirche Christi sich vor- finde. Aber weder Socin mit seiner rationalisirenden Sym- bolik, noch Calov mit seinem Dogmatismus haben die app- stolischen Gedanken richtig erläutert. Die Bedeutung des zwei» haben, abgesehn von Hos- mann, alle Ausleger insofern übereinstimniend aufgefaßt, als sie das Kommen nicht von der Geburt, sondern von dem öffent- lichen Auftreten (vgl. zu IV, 2. S. 269) verstanden haben. Denn so verschieden auch die Ansichten über die zu ei åzäuiii hinzugesügten Bestimmungen sind, so ist doch die Beziehung von sxö reizt« auf den Tod des Herrn nur von wenigen Jn- terpreten, die auf ganz eigenthitrnliche Jrrthtimer versallen sind, verkannt Und selbst diese Ausleger (Wetstein, Paulus) haben den wesentlichen Sinn des Zwei» richtig verstanden. 1 Ich. v, e. 371 Auch N. de Lyra und Bengel, welche åzäkip durch venisse in munclum wiedergeben, können dabei nicht an die Geburt, wenigstens nicht an diese allein, gedacht haben. Ohne besondere Schwierigkeit ist ferner die Präposition Brei? in ihrer Verbindung mit ej Eise-J»- Der Sinn derselben wird dadurch angedeutet, daß sogleich ein s» an die Stelle des Jene« tritt. umgekehrt geht s» in eieoi über 2 Cor. 6, 73 die tressendsten Parallelen zu unserer Stelle hat schon Bengel angezogen, Hebt. 9, 7. 12. 25. Im Allgemcinen stehen eieei und Z» dem zornig entgegen, aber sie bedeuten noch mehr als en; zeigte— oder cum, wie Socin, Schlichting u. A. um- schreiben (vgl. auch Carpzov, welcher erläutert aclkuii cum aqua et sanguinez und so zu der Deutung gelangt altulit secum alque instiluih nämlich die beiden Sacramente, Taufe und Abendmahl). Jn Meer« liegt zugleich (vgl. Kühner H, S. 281. 275. Winer S. 362) die Borstellung, daß der durch Wasser und Blut gekommene Jesus eben »vermittelst« derselben legitimirt, als der Christ erwiesen sei (vgl. Liicke, Huther). Ähnlich, aber eigenthüinlich nüancirt, ist die Be- deutung des Z» (s. u.). Die Ausleger haben auch meistens, durch den Zusammenhang geleitet, jene in ekmi angedeutete Beziehung gemerkt und in richtigem Sinne umschrieben: de— atemlos, munisestalus est ijlius Dei per« aq. (Aretius, J. Lange), appuruii jci quod ers-It, til. D. (Grotius), ,,hat sich geltend gernacht, ist bewährt durch -— u. s. w. (Lilcke, deWette, Brückney Hutherz vgl. auch N. de Lhra, Calvin, Calov, Bengel, Heumann, Knapp, Fach- mann u. v. A·). ei’«’ Fäusten; uexl wissest-roc- So verschieden auch die Aus- leger über den Sinn dieser Worte geurtheilt haben, so kommen doch, weil viel Willkührliches leicht erkannt wird, nur wenige Hauptansiehtem unter welchen gewählt werden muß, in Be- tracht. Der Context selbst giebt zwei unverletzliche Normen der Auslegung an die Hand. ,,Wasser« und ,,Blut« müssen ersts lich ebensowohl in das rein historische Leben Jesu Christi ge- hören (V. 6. ei Eise-««- eiV Hei. sei-J, als noch gegenwärtig 372 1 Ich. v, 6—13. Zeugen fiir Christum sein (V.7.8)z und zweitens können sein-g) und afxca nicht rein symbolisch gemeint sein, sondern sieinüssen etwas so Reales und Kräftiges bezeichnen, daß durch dieselben das göttliche Zeugnis (V. 9 sll.) gegeben, also den Gläubigen der Besitz des ewigen Lebens vermittelt werden kann. Gegen beide Kanones und gegen den Sprachgebrauch verstößt Wet- stein (vgl. auch Schultheß, bei de Wette, und Paulus), indem er erklärt: Probavit se non phantasmkg sed verum hominem esse, qui ex spiritu ssive Here, v. 8), sanguine et aqua seu humore constaret (J0h. I9, 34). Falsch ist ferner, nach dem Zusammenhange und nach dem Sprachgebrauchq die rein symbolische Auslegung. Von derselben sinden sich zwei Hauptartem die eine durch Socin und seine Geistesverwand- ten, die andere, in welcher schon Clemens Alex. vorangegan- gen ist, besonders durch die ältern resormirten Exegeten ver- treten. Jene (Socin, Schlichting, Grotius) fassen Erfolg« als bildliche Bezeichnung der puritas et innoeentia tum vjtae tum doctrinae Christi, mit Beziehung auf Hebr.10,22. Ephes H, 26, und verstehen das ais-«;- vom Tode Christi, sofern er durch denselben seine Zeugnisse über sich selbst bestätigt habe. Die« andern symbolisirenden Ausleger verstehn unter Orfo-g die regeneralio et iides (Clemens Alex-J, ablutio a peceiitjlahz deren peeuliaris tessera im N. T. die Taufe sei (Beza), die purgati0, sanetiticatio jnterna (Camero n, Coce eins, Hem- ming, P i srat or), unter ach-»» die eognjtio sClemens Alex.), die expiatio, rede-Mino, persolutjo pro per-onus, eujus sym- bolum aquee aspersio et eoena Domini (Beza; vgl. Came- ron, Bullinger u. A.). Mit-B eza übereinstimmend spricht Calvin deutlich aus, daß Einer) und »Du: wesentlich dasselbe bezeichnen, nänrlich der alttestamentlichen Symbolik gemäß das Reinigende und Heiligende sseeum uttu1it, quod nos omni ex parte sanetiticats Die Beziehung auf die Sakramente, wenn sie überhaupt statuirt wird, erscheint bei den Resormirten nur als eine shmbolische (Beza) oder memorielle (Aretius). Gründlich verschieden ist die altlutherische Ansicht Luther selbst z. B» welcher sAusL I.) wie Calvin Cäsar) und. ais-ca 1 Joh. v, 6. 373 wefentlich gleichsetzh erklärt beides von dem Sakramente der Taufe, als dem ,,blutigen Wasser«, durch welches wir nicht symbolisch, sondern wirklich und wahrhaftig gereinigt werden. Merkwürdig ist, daß der beste katholische Exeget, Estius (vgl. auch Tirinus), ähnlich wie Calvin und besonders Luther, Seid-g und afxsee zufammenfaßt und, indem auch er das Heide) von dem Sakramente der Taufe versteht, das ais-ro« nicht auf das Abendmahl deutet, sondern erklärt: per Zeugni- nem vjviücal tum in baptismo aquatz tuin in aljis Sack-innen- iis, tum etiatn extra sacramenlar. Also die eigentlichen Stimm- führer in den drei Hauptgruppen der theologischen Ausleger haben mit seinem Takte gleicherweisedas erkannt, was die ungeschicktern Nachfolger meistens iibersehn haben, daß nämlich der Ausdruck rein» vom Abendmahl nicht verstanden werden kann, wie namentlich von lutherischen Auslegern behauptet ist (vgl. Hunnius, S. Schmidt, Calov, Wolf, Bengel, Carpzov, Augusth Sander). Diese Meinung ist mit dem neutesiamentlichem insbesondere johanneifchen [I, 7) Sprachge- brauche schlechthin unvereinbar ’«). Es ist auch ganz ungehörig, wenn viele ältere Ausleger (Beda, Hunnius, S. Schmidt, Calov, Wolf, B en gel u. A.) die evangelische Stelle Joh. 19, 34 anziehn und nach der Voraussetzung, daß dort in dem aus der durchstochenen Seite des Herrn ausfließenden Blut und Wasser eine wunderbare Figuration der beiden Sakramente enthalten sei, an unserer Stelle Wasser und Blut geradezu von den beiden Sacramenten vetstehn. Auch Socin, Calvin und Pifcator haben behuf ihrer Auslegung sich auf jene evangelische Stelle berufen (vgl. noch Bd. l. S. Lxlll fl.)» Aber schon das Eine weist auf einen großen Unterschied hin, daß Joh. 19, 34 »Es«- vorsziJcliasp sieht, während an unserer Stelle dem Beine) das kein» hinzugefügt wird. BeiJoh. 19,34 «) Allerdings hat auch Luther in seiner zweiten Auslegung tief-«;- UUD «« von den beiden Sacramentem die auch Joh. 19, 34 angedeutet seien, verstanden. Jn dieser Auslegung aber verräth Luther felbst eine große Unsicherheit, die sich auch in der Zulassung und Erklärung des unäch- TM Elnschjebskls sc« r. nein. — s» T. yZJ gkliklld Macht 374 1 Ich. v, 6—13. hat nur die feierliche Versicherung des Apostels, daß sein Au- genzeugnis wahr sei, auf die irrige Meinung geführt, daß in dem Ausfließen von Blut und Wasser etwas Wunderbares oder Typisches enthalten sei, wie z. B. Hunnius z. u. St. anmerkt: non tam ad miraculum kei gest-Ia, quam ad myste- rium respicih quer! sub jllo prodigio laiebay siquidem aqua et sanguis äenotabunt ulrumque sacramenium novi foederis Allein nicht den Umstand bekräftigt dort der Aposteh daß wirk- lich Blut und Wasser aus der gesioßenen Wunde geslossen sei, sondern den wichtigen mit den beiden sogleich ausdrücklich an- geführten Weissagungen übereinstimtnenden Umstand, daß dem Herrn die Gebeine nicht gebrochen, sondern in ihn gestochen sei. Also auch in diesem Punkte, will Johannes sagen, ist der Gekreuzigte als der geweissagte Mefstas erwiesen. Das Aussirömen von Blut und Wasser führt Johannes an als ein Zeichen, daß der Herr wirklich gestorben sei. Unsere Stelle hat also mit Joh. 19, 34 gar nichts zu thun; nicht einmal eine Anspielung (Huther) liegt vor· Es bleibt also, was das »Ja» betrifft, nur die Ansicht übrig, daß Johannes von dem am Kreuze vergossenen Blute des Herrn rede. Das ilckwg aber muß entweder die an Jesu vollzogene oder die von ihm eingesetzte Taufe bedeuten. Auch diese letzten Hauptarten der Auslegung erscheinen freilich man- nichfach modisieirt, namentlich in Beziehung aus das Zeugnis, welches nach V. 7. 8 in dem Wasser und dem Blute enthal- ten ist. Oerumenius z. B. legte in Betrefs des Sol-w, das er auf die Jordantause bezog, einen großen Nachdruck aus die bei jener Taufe Christi vom Himmel erschallende Stimme (vgl. auch Schol.ll·, Whitby, Heumann, S. G. Lange, C. F. Fritzsche u. A.), und zog, um die Bedeutung des ais-»)- zu erläutern, sogar die himmlische Stimme Joh.12, 28 herbei (vgl. SchoL ll.). Heumann dagegen wies, um die Be- deutung des cis-ca zu erklären, auf die den Tod Christi beglei- tcnden Umstiinde hin, deren Gewicht sogar die Heiden gefühlt hätten (Matth. 27, 54), und besonders aus die nachfolgende 1 Ist» v, a. 375 Auferstehung und Himmelsahrt Ähnliches vgl. bei Whitby, S. G. Lange, C. F. Fritzschq Benson u. A. Die richtige Bedeutung des ööaig muß der des ais«- gleichmäßig sein, schon der Redeform wegen; denn Mai, wel- ches vor iJckaskog steht, wird vor ahnet-soc nicht mit einer an- dern Präposition vertauscht, ja nicht einmal wiederholt. Mit Recht ist dies von Huth er hervorgehoben und mit großem Schein für die Ansicht geltend gemacht, daß, wenn Zpxeaäw ed« aijnkxsxag etwas den Messias persönlich Betreffendes, näm- lich seinen Tod, bedeute, dasselbe auch bei ä'4ix. M« seinen; der Fall sein, also die an ihm vollzogene Taufe bezeichnen müsse (vgl. auch Hilgenfeld und Neander). Aber Merkwürdigerweise gebraucht Lücke ganz dieselbe Argumentation für die von Hu- ther besirittene Ansicht, nach welcher unter Eifer-z) die von Christo eingesetzte Taufe verstanden wird. ,,Denn, sagtLücke, da as»- das Blut Christi ist und eine symbolische That des Erlösers bedeutet, so muß auch dein-z) das Wasser Christi sein und eine symbolische Handlung oder eine darauf sich beziehende Anordnung Christi bezeichnen« Beide Jnterpreten haben rich- tig erkannt, daß der deutlichere Ausdruck ais-«)- den Sinn von W» an die Hand geben müsse; beide haben aber ungenau ausgelegt, indem sie das ais-«- geradezu als Bezeichnung des Todes Christi verstanden, und sind deshalb, je nachdem sie diesen Tod Christi von dieser oder jener Seite anschauten, auf wesentlich gleichem Wege zu verschiedenen Ergebnissen in Be- treff des iicfapg gelangt. Die Auslegung des sijckwq von der Taufe des Herrn im Jordan haben die ältern Exegeten, wenn sie nicht die dabei erschallende göttliche Stimme (Oecumenius u. A.), oder das Zeugnis des Täufers Johannes, als die zeugst-Pio- -x. ais-Mysti- mw (V. I) hervor-hoben (Episcop), in dem Sinne gelehrt, daß eben durch jene an dem Herrn vollzogene Taufe das Sa- crament der christlichen Taufe eingesetzt worden sei (Beda, N. de Lytta, Spener, Calov, Bengel). Jnsosern neigen sich also diese Ausleger denen zu, welche das ifcdlasg direct auf die von Christo eingesetzte Taufe beziehn sScholiast I, Estius, Il. 25 376 l Joh. V, 6——13. Luther, Art-this, Hunnius, S. Schmid t, Wolf, Schön: gen, Carpzov, Au gu fti, Knapp, Rickli, Fachmann, Lücke, de Wette, Sander, Mayer), während die neuern Auslegey weiche das Uckwg auf die Jordantaufe beziehn (Sem- let, Rosenmüller, Paulus, Baumgarten-Crusius, Brü ckn er, Neanden Huther), höchstens eine gewisse An- spielung auf die von Christo eingesetzte Taufe statuiren, ,,sofern diese auf die an Christo vollzogene Taufe zurückweist und ge- wissermaßen in dieser begründet ist« (Huther), ähnlicheriveife also, wie bei dem ais-m an das Abendmahl zu denken gesiattet wird. Auch Briickneiz welcher die von de Wette gebilligte Auslegung des sein«(- von dem Sacrament der Taufe ausdrück- lich bestreitet, findet sich doch zu der Bemerkung veranlaßt, daß man die drei Zeugen, fide-pp, »Ja» und sie-schrie, »Weder als Acte der Wirksamkeit Jesu allein, noch als Acte der Er- fahrung Jesu allein, sondern allgemeiner als Segnungen be- stimmter Momente seiner Erscheinung, mögen diese nun an ihm vollzogen oder durch ihn bewirkt sein«, aufzufassen habe. Aber nicht allein diese schon von Huth er verworfene Ausle- gungsweise ist wegen ihrer Unklarheit und Unbestimmtheit ab- zuweisen, sondern auch die von Huther zuletzt vertheidigte Deutung des Friede) erscheint als irrig. Inwiefern hat denn die an Chrisio vollzogene Taufe den Beweis für seine Mes- sianität enthalten? Nach Joh. I, 31 fll. lag der zunächst für den Täufer Johannes, als den Borläufer des Herrn, bestimmte Beweis in einem wunderbaren Umstände, welchen man ebenso wenig wie die göttliche Stimme Matth Z, 17 zur Erklärung unserer Stelle herbeiziehn kann· Das hat Huther auch nicht gethan. Vielmehr hat er daran erinnert, daß nach alttesta- rnenilicher Anschauung nicht nur das Blut, sondern auch das Wasser als Symbol der geistlichen Reinigung erscheine. Aber diese Bemerkung, sofern dieselbe überhaupt eine Erläuterung enthält, sieht doch wohl nur den Auslegern zu, welche an die von Christo, als dem Erfiiller des Gesetzes, eingeseizte Taufe denken; denn nicht darin, daß er die symbolische Reinigung im Wasser an sich erfahren, sondern darin, daß er eine neue, voll- 1 Ich. v, e. 377 kommne Reinigung durch ein neueingesetztes Wasserbad gestiftet hat, kann er sich als der Messias erwiesen haben (vgl. auch Lücke). Mehr Schein hat die Anmerkung Huthers, daß Jesu »Getauftwerden von Johannes mit zur Bollziehung feines Messasberuss« gehört habe, nach Matth s, 15. Allein abge- sehn davon, daß es nicht gerathen ist, eine so eigenthürnliche Vorstellung, wie wir an unserer Stelle bei Johannes finden, aus den Synoptikern zu erklären, wird man die angenommene Auslegung von Matth. Z, 15 nicht einmal billigen dürfen. Nicht weil das Getaustwerden ein Stück, also ein charakteri- stisches Kennzeichen des Mefsiasberuses war, mußte der Herr der Taufe sich unterziehn, sondern weil« er der Mefsias war, der Menschensohm von dem Paulus sagt, daß er unter das Gesetz; gethan sei (Gal· 4, 4), deshalb mußte er alle Gerech- tigkeit erfiillen, mußte z. B. befrhnitten werden und den Sab- bath halten, mußte auch die Taufe des Johannes an sich ge- schehn lassen, weil diese Taufe wesentlich zu der göttlichen Ver- anstaltung gehörte, durch welche der alte Bund in den neuen umgewandelt werden sollte. — Endlich erscheint auch die Mei- nung unhaltbar, daß von der Taufe des Herrn insofern die Rede sei, als durch dieselbe das christliche Taufsacrament ein- gesetzt worden sei. Dies ist gar nicht der Fallz deshalb haben auch die neuern Auslegey wie Huthey nur nebenbei an eine solche Beziehung erinnert. - Die Entscheidung liegt darin, daß nach V. 7 das Wasser, gleichwie das Blut und der Geist, noch gegenwärtig Zeugnis giebt. Um dieser Rücksicht zu genügen ist Brückner gezwun- gen, die bestimmten Vorstellungen von ijckmg und »Es«- unbe- stimmt in ,,Segnungen« umzusetzen, und sind die übrigen, welche das öden) auf die Jordantause beziehn, gezwungen, zu- gleich die sür sie inconsequente und unrichtige Nebenbeziehung auf das chrisiliche Tausfacrament zu statuiren. Es ist aber allein von diesem die Rede. Nicht das Getaustwerden, son- dern das Taufen war ein Kennzeichen des Viessiasz wie denn der Täufer Johannes zuerst bekennt, daß er, obwohl er tause, doch nicht der Christ sei (Joh. l, 20. vgl. V. 25). Daß nun 25’·« 378 l Joh. V, 6—13. Christus nicht selbst getauft, sondern nur die Taufe eingesetzt habe (Joh. 4, 1fl.), ist von niemand gegen unsere Auslegung geltend gemachtz wohl aber hat man eine Jnconcinnität darin gefunden, daß »Ist-»(- die von Christo eingesetzte Taufe bezeich- nen folle, während ais-«)- den von Christo erlittenen Tod be- deuten miifse· Diesem formellen Bedenken liegt jedoch die in der Form der Borstellung unrichtige Voraussetzung zum Grunde, daß atsua ohne Weiteres gleich ,,Tod« sei. Johannes schaut aber das im Kreuzestode vergossene Blut des Herrn als etwas Qbjectives, selbständig Vorhandenes an. So hat er l, 7 ge- lehrt, daß dies noch fortwährend wirksame Blut uns reinige- An unserer Stelle erscheint, in ganz ähnlicher Vorstellungs- weise wie Hebt. 9, 12 (vgl. 1Petr. 1, 19. Ap.Gesch. 20,28. Apou 7, 14. 12, 11.), das Blut gleich dem Wasser als ein von Christo gesetzter Gegenstand, welchen er mit sich gebracht hat, mit welchem er aufgetreten ist, vermittelst dessen er sich als der Messias erwiesen hat und (V. 7) noch fortwährend sich erweist. Hiemit stimmt auch die veränderte Form der folgenden Worte: ou« Z» sey? Hefe-«« »He-ev, XII-« »Es! ca) Eifer-« sie-i »? »Ist-am. Die Präposition Ei» welche für ctzoi eintritt, kann nicht mit Bengel erklärt werden: Per magis propkie videtur referrj ad aquam, et in ad sanguinem NamJ0l1an— nes aqua baptizans Jesum venientem anteoessit et Jesus ves- nit per aquam. sed Jesus peracto one-re, quer! Pater ei su- eiendum Jeder-at, sanguinem impenäik itaque pkius Vetter-it in sanguina Denn von der Geburt des Herrn, tooraufBem gel mit den letzten Worten deutet, ist keine Rede; und beide Präpositionem die zu beiden Begriffen gesetztsind, müssen auch zu beiden gleich gut passen. Lücke hat gemeint, Johannes fahre nicht mit oval, sondern mit s» fort, weil der appofiiiix nelle Ptådicatbegriff ei Xexes-Z; dies mit sich gebracht habe (vgl. auch deWette). Aber es ist ebenso wenig klar, warum s» leichter als ckmi sich an jenen sprädicatbegriff anschließen soll, als inwiefern eine ,,Brachhlogie« zu statuiren sei, die Lücke so auflösen möchte: «Jefus isi der Christ, der «Messtas- nicht bloß F» Eifer-«, oZZX E» se« Jcks nat sc. aijuocstfc Richtk 1 Joh. V, s. 379 ger ist die Bemerkung, durch welche Lücke die Verschiedenheit der Vorstellungsweise in den beiden Präpositionen deutlich machen will: Im« bezeichne das, wodurch Jesus als Christ sich geltend gemachth s» das, ,,worin oder wodurch sich der Messias erwies«. Die Worte ad« s» c. sei. sag. werden durch das s» nicht unmittelbar an ei Xpcasxög angefügt, sondern find mit dem Begriffe Adel» zu verbinden, so daß hier das s» mit dem Ein« ganz so wie Hebt. 9, 12. 25 wechselt. So weist auch das z» darauf hin, daß Urian) und ach» als für sich bestehende Dinge vorgestellt werden; und Johannes sagt, daß Jesus in ihnen gekommen und als-der Geist erwiesen sei, nach derselben Anschauungsweise wie z. B. Röm. 5, 9 steht cfzssacwisäwsrsc se- t. nisten-«« »He-ou. Vgl. Matth. 5, 13. 1Joh. Z, 18. Winer, S. 370. Es fragt sieh aber, warum der Apostel in diesem nachdrucks- vollen Zusatze noch besonderes Gewicht darauf legt, daß Jesus der Christ nicht im Wasser allein, sondern in beiden Dingen, im Wasser und im Blute, gekommen sei. Ganz fern vom Texte liegt die Erklärung Schöttgens, daß Johannes den Vorzug des Messias vor den typischen Vorbildern desselben Moses, welcher nur mit Wasser (1Cor. 10, 2), und Aaron, welcher als Hoherpriester nur mit Blut aufgetreten sei, nach- weisen wolle. Unpragmatisch urtheilt auch Bautngartem Crusius, daß Johannes gegen Verächter des Kreuzes Christi (1 Cor. l, 23) ziele. Den Sinn des Apostels hat ohne Zwei- fel Lücke, welchem auch de Wette, Hofmann, Hut-her und Mayer beistimmen, richtig getroffen, indem er sagt, daß der Vorzug des Herrn vor dem Täufer Johannes, der mit Wasser allein gekommen war, dem Apostel vorschwebe. Wies doch Johannes der Täufer selbst auf den Christ hin, indem er den- selben nicht nur als einen bessern Täufer, sondern auch als das Lamm Gottes bezeichnete (Joh. l, 26 sll. Matth.3,11sll.). Das Taufen allein beurkundete noch nicht den Messias, wohl aber das Taufen und das Blutvergießen für uns, durch wel- ches nun auch sein Taufen eine über jedes andere Taufen er- habene Kraft erhielt. « 380 I Jvlx V, 6—13. Bevor nun Johannes ausdrücklich hervor-hebt, daß Wasser und Blut noch fortwährend dafür Zeugnis geben, daß der in oder mit denselben gekommene Jesus der Christ sei, weist er auf das gegenwärtige Zeugnis des Geistes hin, welches auch V. 7. 8. vor dem Wasser und dem Blute steht: He; srä nwersxroi Hat« srö Frasse-Haus, Z« Its JHUEIJFHL Her-««- JJ eLÄøssJarak Die beiden Hauptfragem über welche die Ausleger dieser Worte uneins sind, betreffen die Bedeutung des nasses-so: und die der Partikel Zu, welche entweder durch »daß« (Estius, C. aLapide, Tirinus, Luther, S. G. Lange, Sander) oder durch »weil« wiedergegeben wird (Calvin, Sorin, S. Schmidt, Calov, Whitby, Bengel, Carpzov, Jachman n, Lücke, deWette, Neandetz Huthet u.A.). Für die letztere Meinung ist der Zusammenhang entscheidend. Zu dem zwiefachem in dem Wasser und dem Blute, worin Jesus gekommen ist, enthaltenen Beweise, daß dieser Jesus der Christ sei, wird ein drittes Moment hinzugefügt (-«-««), nämlich der Geist, welcher also bezeugen soll, nicht daß der Geist die Wahrheit, sondern daß Jesus der Christ sei; die große Bedeu- tung dieses Zeugnisses markirt aber der Apostel, indem er be- gründend sagt: »weil der Geist die Wahrheit ist« (vgl.V.8.9). Über das »oui«-ca selbst sind manche keiner Widerlegung würdige Meinungen vorgetragen. Ein Scholion bei Mat- thäi versteht darunter das rriieöxra snje w-x7·c, d. h. den vom sterbenden Heilande in des Vaters Hände gegebenen Geist. Augusti verstand, da er rickmp und »He-a als Bezeichnungen der beiden Sakramente, Taufe und Abendmahl, aufgefaßt hatte, das ers-sein«)- (vgl. Seh. 20, 22 sl.) von dem ,,dritten Sakra- meute«, der Absolution. Ziegler und Stroth deuteten »«- mærszsa metonymisch gleich e; »e-ze-,»or«r«:ög, d. h. der Evan- gelist Johannes selbst. Oeeumenius, mit welchem Knapp zu vergleichen ist, faßte srö ausgeht» gleich ei Mög, indem er erläutettu JroZ ei? wo· Jrwsvsrrasxozy Z« ou; Dis; »Es-du«; Z« sengt-Eis, Brot) yoig Toösro »Ja-o» Tore-du, srö rTvrosrZss Fa»- sxdy —- fo daß die B. 6 genannten Beweise für die Mesfranität 1 Ich. v, s. 381 Jesu in der Taufe, im Kreuzestode und in der Auferstehung desselben gefunden werden. Die meisten Ausleger denken bei sxö redet-·»- allerdings an den heiligen Geist; aber diese Vorstellung erscheint bei vie- len so unrichtig bestimmt, daß die zu Grunde liegende Wahr- heit kaum noch zu erkennen ist. Socin, Schlichting, Gro- tius, Whitbh u. A. verstehn den Geist als die Kraft, ver- möge welcher Christus Wunder verrichtet habe; und unversehens wird dann ed ask-Zur)- geradezu durch opora miraculosa er- klärt. Diese Auslegung scheitert, wie die von Beda vertretene, nach welcher der heilige Geist, weil er bei der Taufe Christi herabkany gemeint sein soll, schon daran, daß der Geist als gegenwärtig Zeugniß gebend dargcstellt ist. Dies mag Episro- pius gefühlt haben, welcher darauf verfiel, das »wes-»o- als die Wunderkraft der Jüngers Christi zu verstehn, woraus sich dann, ähnlich wie bei Socin, die Vorstellung von den ge- wirkten Wundern selbst ergab. Wie Augusti in dem are-erfreu- das sogenannte dritte Sarrament gesunden hatte, so lag es andern Auslegern nahe, das via-cis»- von dem Heilsmittel des Wortes zu verstehn, da mit öden) und ais-«:- das Heilsmittel der Sakramente bezeich- net sein sollte. Schon Luther (Ausl. l) neigt sich zu dieser Ansichh indem er bemerkt, daß Geist bei Johannes das Wort bedeute (Joh. 6, 63). Jn iihnlichem Sinne erklärt Aretiu s, daß der Geist durch die Predigt des Wortes sich wirksam er- weise. Andere, welche erkannten, daß diese Beziehung vom Contexte nicht dargeboten werde, verbanden damit die Vorstel- lung, auf welche jedenfalls die VIII. l0—12 hinweisen. So sagt Hunnius (vgl. auch J. Lange): spiriius per externam praedicationem verhi testiiicatur de Jesu Christo, atque si- rnul inrrinsecus in oorciihus licielium hanc Christi notitiam ohsignah Diese ganze Auslegungsweise erscheint aber in meh- reren Modisicationem welche alle, jede in ihrer Art, den ge- meinsamen Jrrthum darstellen. Luther, Piscatotz Atem-s, S. G. Lange, Schöttgen, Bengel u. A. fassen nämlich das ers-»Ur» das erste Mal anders, als das zweite Mal, in- 382 1 Ich. V, 6-—l3. dem sie den heiligen Geist, als den zeugenden, unterscheiden von dem »oui«-a, d. h. dem Evangelium (Luther, Pisra- to r), oder dem Ministerium vekbi (Aretiu s) oder der pneu- matischen Religion (Schöttgen), worüber oder wodurch der Geist zeuge. Bengel geht sogar soweit irre, daß er B. 8. das ers-»Um geradezu von den geisterfüllten Menschen deutet — wie er dort ifckcop und »Du» als die gener-a tin-nimm, welche die Sakramente der Taufe und des Abendmahls ver- walten, versteht — um ein menschliches Zeugnis (V. 9) in Geist, Wasser und Blut nachzuweisen. Aber, ganz abgesehn von diesen Jrrthümern Bengels, haben schon ältere Ausleger gefühlt, daß are-sey«- nur in einer und derselben Bedeutung verstanden werden könne. Deshalb erklärte S. Schmidt beide Male von dem verbum evangelij et cum et) mjnislekjum ec- clesiasticum (2 Cor. Z, 6. 8.), Carpzov und Rosenmüller beide Male von dem Evangelium, Semler von der pneuma- tischen Religion. Der Letzte, welcher geleugnet hat, daß rö nur-J»- den Geist selbst bezeichne, ist Sand er. Er will srd sie-sey« von dem zeig-arm, von »der durch Mittheilung des heiligen Gei- stes hervorgebrachten Umwandlung des Menschen» verstehn. Der Gläubige selbst, sofern er ein Gefäß des heiligen Gei- stes ist, soll als zeugend erscheinen, wie es sich denn öfters nicht gut auseinander halten lasse: der Geist wird zeugen und Ihr werdet zeugen. Weil aber srö ers-ers»- weder mit soä zeige-Um, noch mit e; rwsexzsocsrrsröc Verwechselt werdet! darf, so wird man bei der einsachen Bedeutung des-Wortes stehen bleiben und den Geist, d.«h. den heiligen Geist, als den vom Apostel gemeinten Zeugen denken müssen. Hierin sind Scho- liast l, Estius, C. a Lapide, Tirinus, Calvim Calov, Lücke, Rickly de Wette, Huthey Neander u.v. A. einig. Inwiefern aber der Geist derjenige sei, welcher für Jesum als den Christ Zeugnis giebt (Joh. l5, 26), das hat schon der Scholiastl durch die Beifügung von Taro-reines» see-i okycoigoas treffend markirt. Der heilige Geist ist der Vermittler, durch welchen wir die Gemeinschaft mit Christo oder in Christo das 1 Ich. v, e. 383 ewige Leben haben. Denn der Geist leitet in die Wahrheit, führt zu Christo, schafft in uns das göttliche Leben, so daß wir an dem Besitze desselben erkennen, daß wir Christum (lll, 24) und in ihm das Leben (V. II. I2) haben. Dies ergiebt sich nicht nur aus dem Folgenden überhaupt, namentlich aus V. II, sondern aus dieser Anschauung beruht auch der begründende Zusatz: Z» sxö ers-»Viel soc»- »· Bisse-a. Diesen Worten genügt weder Luthers Über- setzung: »daß Geist Wahrheit ist«, noch die Erklärung des Grotius, daß s; sites-Jst» gleich oiäsyääc sei. Tiefer greift Cstius, welcher neben der falschen Lesart, »daß Christus die Wahrheit ist« — nach Joh. 14, 6 — den richtigen Text er- läutert, indem er nun das Z« als Causalpartikel anerkennt und umschreibtj quum sit Deus, icieoque nec fallj possit net-« fallen-e. Ähnlich und zugleich mehr erläuternd sagt Nean- der: »die Wahrheit selbst, die sich in den göttlichen Wirkun- gen des Geistes offenbart, der Geist Gottes, welcher der wahr- haste ist, kann nicht lügen-«. Unter »« oizsjssca versteht Jo- hannes die absolute Wahrheit, welche im göttlichen Worte ge- offenbart und von den Kindern Gottes im Glauben angenom- men und im Wandel dargestellt wird (l, 6.8. — vgl. V. I0— H, 4. Joh. I7, 17). Gleichwie aber Christus selbst die Wahr- heit heißt (Joh. Ist, 6), weil in seiner Person die objektive, göttliche Wahrheit enthalten ist und sich gcoffenbart hat (Joh. 18, 37. 8, 44 fll. I, 17 si.), nach derselben Anschauungsweistz nach welcher Christus ll,2 thront-«; genannt wird (vgl. Bd. I. S. I62): so kann auch der heilige Geist alsdie Wahrheit selbst angeschaut werden, weil er, der Geist der Wahrheit (Joh. 14, 17. I5, 26), welcher in die Wahrheit leitet (Joh. 16, I3), nicht nur mit dem Vater und dem Sohne die unbedingte Wahrheit hat (Joh. 16, I3 fll.), sondern auch wie Christus, als der andere Paraklet, in seiner Selbstoffenbarung eben diese Wahrheit offenbart. So erscheint also die Aussage des heili- gen Geistes in gleicher Weise als unzweifelhaft wahr, wie die eigne Aussage Christi (Joh. 8, I4), und wird eben deshalb mit so großem Nachdruck Qls ein Zeugnis des Geistes für 384 l Joh. V, 6--i13. Christum geltend gernacht Denn nur in Christo hat der hei- lige Geist die Gläubigen das ewige Leben finden gelehrt. V. 7· 8. Die Partikel Sei, welche die folgenden Worte einführt, läßt erwarten, daß in denselben eine weitere Begrün- dung oder bestätigende Erklärung des V.6 Gesagten enthalten sei (vgl. C. a Lapide, Lücke, Huther u. A.). Einen Zwi- schengedanken zu ergänzen -— etwa mit de Wette: »und auch nach menschlicher Weise betrachtet isi das Zeugnis wahr, denn« —- ist kein Grund vorhanden. Offenbar bezeichnet das Z« ein begründendes Verhältnis zwischen den V. 7. 8 aufgeführ- ten drei Zeugen und dem V. 6 genannten einen Zeugen; abek es ist nicht mit S. Schmidt zu erklären, daß in den drei irdischen Zeugen eigentlich die himmlischen ihr Zeugnis, wel- ches also ein göttlirhes sei (V. 9), geben —- eine Erklärung, welche in exegetischer wie in kritischer Beziehung verkehrt ist. Tresfend hat schon Grotius bemerkt: Johannes hie oausakn realen, our loeutus kuerit non de spiritu Tentam, oujus prac- cipua in hoc negotio est endlos-Eins, vekum etiam de uqua et sanguine, quja in jilis etiam non exigua est testimonii tides et ternakius numerus in testibus est perfeolissimus Nur der Geist war V. 6 als Zeuge siir Christum ausdriicklich bezeichnet; aber auch dem Wasser und dem Blute war inso- fern eine die Messtanität Jesu beweisende Bedeutung beigelegt, als gesagt wurde, daß Jesus vermittelst derselben gekommen sei und sich als Messias bewährt habe. Neu ist nun in V. 7 die Vorstellung, daß Wasser und Blut in gleicher Weise wie der Geist als Zeugen — man beachte auch die gleiche Aus- dtucksweise in I. vniersuoi Eos« To Frage-»Hei?- V. S Und ones; ein»- oi xcapsriipouwec V. '7 — und zwar als gegenwärtige Zeugen erscheinen. So werden drei, also die zu einem vollen Beweise erforderlichen (vgl. Deut. 17,6. 19,15. Matth. IS, 16. 2 Cor. 13, I) Zeugen dafür, daß Jesus der Christ sei, beige- bracht. Die Bedeutung des Eis« liegt also darin, daß der V.6 hingestellte und schon dort nicht allein aus dem wahrhaftigen Zeugnisse des Geistes, sondern auch, freilich nur in historischer Beziehung aus das Leben des Herrn, aus dem Wasset und 1 Ich. V, 7. 8. 385 dem Blute, womit et erschienen ist, erwiesene Hauptsatz, daß Jesus der Christ sei, in V. 7. 8 durch ein Zeugnis weiter be- gründet wird, welches auch formell als ein dreifaches, also voll- gültiges, vorgestellt wird. Diese Bedeutung des Z» hat schon J. Lange richtig erkannt, indem er bemerkt, daß V. 7.8 nicht sowohl auf die Worte, als vielmehr auf den Hauptgedanketr (das «R2sUIkc1t- wie Lücke sagt) von V.6, nämlich daß Jesus der wahre Messias sei, sich beziehe. Weil aber die drei Gegenstände, aus welchen der Beweis für die Messianität Jesu erhoben wird, als persönliche Zeugen vor-gestellt werden, so ist auch die entsprechende Redeweise weis— ein«- oi xcscegrugociwrxg an ihrem Platze. Denn in die- ser Spersonisication liegt der Grund der Masculinarform (E. Schmidt, Lücke, Fachmann, Huther u. A.), nicht darin, daß die irdischen Zeugen als Symbole (Scholiast I) oder Vermittelungen der wahrhaft persönlichen himmlischen Zeugen erscheinen sollen (S. Schmidh J. Lange, Bengel). Bei der Ausführung der drei Zeugen selbst ist zunächst die Voranstellung des Geistes nicht ohne Bedeutung. Es war eineskheils natürlich, daß der Geist, welcher V. 6 als eigent- licher Zeuge zuletzt ausgeführt war, nun die ersie Stelle bekam, da auch Wasser und Blut als wirkliche Zeugen dem Geiste beigefügt werden solltenz aber die Voranstellung des Geistes hat auch einen innerlichen Grund. Der Geist ist der Haupt- zeuge (Grotius), der allein selbständige,- von dem Wasser und dem Blute nicht abhängige, vielmehr in der Art durch dieselben redende Zeuge, daß diese ohne den Geist nicht als Zeugen würden vernommen werden können. Schon Estius hat in diesem Sinne, abgesehn von seiner salschen Erklärung des ijefaxg und nassen, richtig erinnert, daß der heilige Geist sowohl in als außer den Sacramenten zeugez und je treffen- der die cihnlichen Bemerkungen Bengels sind, desto wunder- Iichet etschetnt feine Erklärung, daß yweisazrJJckwg Und »Den, als die irdischen (V. 8) und menschlichen (V. 9) Zeugen, die prophetns, baptistas und aposlolos bezeichnen sollen. Von den drei Zeugen sagt nun der Apostel weiter: nat 386 I Sah. v, 6—13. oi srpsse ei: sei s» sie-»« Ohne Zweifel sollen diese Worte das Gewicht der genannten Zeugen in ähnlicher Weise markiren, wie V. 6 die Zuverlässigkeit .des Zeugnisses des Geistes durch den Zusatz Z« sc. m« Hase. vix-Fässe- hervorgehoben war. Der Sinn der Worte ist aber, wenn nur die Ausdrucksweise richtig gewürdigt wird, nicht zu verfehlen. Die falsche Deu- tung des Dir— sxö F» in antun, ad nimm, so. Christum bei C. a Lapide ist nur ein Mißverständnis der Vulgata Luthers sprachwidrige Übersetzung »sind beisammen« entspricht seiner salschen Erklärung des Ganzen: »Blut und Wasser kommen nicht zu uns, es sei denn der heilige Geist Urheber, welcher im Worte ist. Derowegen können diese drei nicht von einander getrennt werden, sondern sie thun es zusammen« (s. o. zu V. 6). Die meisten Ausleger haben den Sinn in unum conseniiunt richtig erkannt. Das srö vor Z» markirt die eine Sache, auf welche das einstimmige Zeugnis der drei Zeugen sich bezieht (vgl. in Betreff des sie« Joh. 11,52. 17, 23), ebenso als eine bestimmty in dem Vorhergehenden bezeichnete, wie der Artikel vor seyen: an die bestimmteiy eben genannten drei Zeugen den- ken läßt. Das Eine aber, welches durch das übereinstimmende Zeugnis der drei Zeugen erwiesen wird, ist der Hauptsatz V. 6, daß Jesus der Christ ist. · Es fragt sich nun aber, in welcher Weise diese Grund- wahrheit durch den Geist, das Wasser und das Blut, welche beiden Letztern hier, anders als V. 6, als gegenwärtigeZeugen austreten, bezeugt werde. Die Bedeutung dieser Zeugen liegt, wie wir in Betreff des Geistes schon am Schlusse von V. 6 erkannt haben, in der Wirkung des ewigen Lebens. Durch das Wasser der von Ehristo eingesetzten Taufe ist der Gläubige in das neue, geistliche, göttliche Leben geboren (Joh.3,5 sll.) und durch das Blut Christi erfährt der Gläubige fortwährend die Reinigung seiner Sünden (I, 7)z somit hat der Gläubige an dem Geiste, dem Wasser und dem Blute ein dreisaches Zeug- nis dafür, daß Jesus der Ehrist (V. S) oder Gottes Sohn (V. 9sll.) ist, dessen Gewißheit ebenso unzweifelhaft ist, als der Besitz des eben vermittelst jener drei Zeugen im Gläubigen 1 In» v, 7. 8. 387 gewirkten ewigen Lebens selbst. Und weil diese Wirkung des ewigen Lebens eine göttliche ist, deshalb muß das im Geiste, Wasser und Blute liegende Zeugnis ein Zeugnis Gottes (B.9) oder des Vaters über den Sohn (V.10. 11) genannt werden. Ehe wir aber diesen Gedanken des Apostels weiter verfolgen, müssen wir die V. 7. 8 eingeschobenen Worte ins Auge fassen. Die exegetische Betrachtung der Worte s» sog-J sähe-»F, c? »der-IF, e? Ich-o; w) ro« Cis-ro«- s»-·s1J,rla· see-i oZTor 05 Speis» Z» klar. Ko) Weis« eint» 05 »wer-expends» Z» scjj ypj dient nur dazu, das aus historifchckritischen Gründen fest stehende Urtheil, daß dieselben unächt sind, zu bestätigen. Schon Lu- ther hat bemerkt, daß sie »nicht eben füglich« von Rechtgläm bigen wegen der Arianer eingeschoben seien. Und dies ist von Lücke, de Wette, Huther u. A. so deutlich und vollständig nachgewiesem daß die Sache als abgemacht anzusehn ist. Un- johanneisch ist die Zusammenstellung von e; zeiyog und d wuchs» da bei Johannes der Begriff ö zöyog zu e? Erde, und zu e; emwjp der Begriff c? old; gehört. Es versteht sich freilich von selbst, daß dabei die Vorstellung von dem »Es« srois Wut? in ihrem Rechte bleibt; unerträglich aber ist die Vorstellung von dem Löwe· im; Dachs« Man hat freilich gesagt, daß der Ausdruck ö äöyog deshalb gewählt sei, weil der Sohn nach seiner Wesenseinheit mit dem Vater und dem heiligen Geiste betrachtet werde (J. Lange; vgl. S. Schmidt, Spener)z aber gerade in dieser Hinsicht deuten Stellen wie Joh.l4, 9—13. 5, 21 sit. auf eine andere Anschauungs- und Redeweise des Johannes. Auch die Bemerkung Bengelsx Verbi appel- lalio egregie oonvenit cum lestimonjo (Apoc. l, 5. 19, 13) kann dies Bedenken nicht heben, dient vielmehr nur dazu, die Unklarheit und Ungehörigkeitides ganzen Gedankens, welcher in dem Einschiebsel ausgedrückcwerden soll, in Erinnerung zu bringen. Um den durch Eis« getragenen Zusammenhang mit V.6 wenigstens scheinbar fest zu halten, hat Bengel die schon in einigen unbedeutenden Handschriften gebrauchte Nachhülfe angewandt und V. 8 vor V. 7 gestellt. Aber selbst dieses desperate Hülfsmittel hilft doch nicht dazu, in das Ganze einen 388 1 Ivh. V, 6—13. klaren Sinn zu bringen. Denn wie foll man überhaupt das im Himmel abgelegte Zeugnis sich vorstellen? Welches Ber- hältnis ist zwischen dem himmlischen und dem irdischen Zeug- nisse des Geistes zu denken? Und inwiefern zeugt etwa der Vater im Wasser und der Sohn im Blute, falls auch diese Zeugenpaare einander entsprechen? Auf alle dergleichen Fra- gen haben die Vertheidiger der unächten Worte keine stichhak tige Antwort. Einige (C. a Lapide, J. Lange) gewinnen aus dem testari in coelo ohne weiteres ein testari de eoeloz andere (Hunniuö) erklären, indem sie eine Trajection statui- ten, tres sunt in wein, qui testitieanturz noch andere finden in den Worten s» setz) our-aus«;- und z» IF yj gar nicht eine Bezeichnung der Orte, wo die Zeugnisse abgelegt werden, son- dern eine Beschreibung der Beschaffenheit und der Art und Weise des Zeugens oder der Zeugen. So sagt S. Schmidt zu E» sey; »j- hic texts-uns, sensibilis, visibilis et eompkehem sibitis testandi modus vestis quasi quaedam est et velum, sub quo tiivinus testifieandi modus latet, ut se tamen quo- dammodo visibilem, sensibilem reddat et n1unitestet; und Spener zu si- e. »ein.- sie zeugen im Himmel, d. h. auf himmlische Art - in dem Himmel ihrer Majestäh der allent- halben ist. Dies himmlische Zeugnis, behauptet Spen er dem- gemäß, werde dem Orte nach auf Erden abgelegt. Vgl. noch Aretius, Pisrator, Beza, Whitby, Schöttgen u. A» deren Erklärungen über die himmlischen Zeugen sämmtlich Dar- auf hinauslaufen, daß die Zeugnisse selbst aus Erden und fiir die Menschen abgelegt werden. Anders sucht Bengel die wunderliche Vorsiellung von einem im Himmel abgelegten Zeugnisse der Trinität für die Vtessianität Jesu zu entfernen: Non fertur testimonium in e0e10, seit in terraz qui autem testantur sunt in ten-a, in c0e1o, i. e. i1ti sunt naturae ter- restris et humanae (nämlich die Propheten, die Täufer und die Apostel, wie et »wer-Fee, iiÅmp Und ais-s« deutet) hi slmt naturae divinae et gloriosaei —— Endlich liegt auch in den Schlußwvtten «· erst« oi Speis« Z» sie« ein Anzeichen d« JU- terpolation. Das Z» er's« kann ohne Zweifel nur von der 1 Ich. v, 7. 8. 9. 389 Wefenseinheitverstanden werden, und S. Schmidy J. Lange, Schöttgen u. A. haben gewiß die Absicht des Jnterpolators getroffen, wenn sie anmerken, das neutrale s» bezeichne die Einheit des göttlichen Wesens im Unterschiede von zeig, welches nur eine göttliche Person voraussehen würde. Weil aber, wie schon Calvin und Beza geurtheilt haben, der Zusammenhang keineswegs auf die Vorstellung von der Wefenseinheit des drei: einigen Gottes, sondern auf die eines einstimmigen Zeugnisses führt, so haben viele Ausleger (Beza, Calvin, Aretius, Pisratoy Hunnius u. A.) die letztere Vorstellung aus den widerstrebenden Worten (vgl. Joh. 10, 30) zu gewinnen ge- sucht, anstatt die Worte selbst, welche ihren eignen Unwerth deutlich verrathen, zu verwersen. V. 9. Die Zuverlässigkeit des in Geist, Wasser und Blut gegebenen Zeugnisses, welches hier (vgl. V. 10 fl. mit V. 7.8) als ein Zeugnis Gottes geltend gemacht wird, hebt Johannes durch die Gegenüberstellung eines rechtsgültigen menschlicheri Zeugnifses in einem ähnlichen Schlusse a mjnori ad majus her- vor, wie wir bei Paulus Gal. Z, 15 finden. Freilich hat Jo- hannes die eigentliche Conclusiom welche sich eben daraus von selbst ergiebt, daß das Zeugnis Gottes größer ist, als das von uns unbedenklich angenommene Menschenzeugnis, nicht aus- drücklich hingestellt, sondern mit einer gewissen Brachylogie die Proposiiio mjnor selbst in der Form der conclusio gegeben. Völlig entfaltet würde die Rede lauten: Wenn wir das Zeug: nis der Menschen annehmen, so müssen wir das Zeugnis Got- tes, weil dieses größer ist, desto mehr gelten lassen (vgl. auch Lücke, Baumgarten-Crusius, deWette, Huther). Mit dem »« bezeichnet Johannes die als unzweifelhaft anerkannte Thatsache (Joh. 7, 23. 10, 35. II, 14. Vgl. Kühner, H. S. 545), daß man das Zeugnis der Menschen annimmt. Daß dies Zeugnis ein regelmäßiges und wohl begründetes sei, wird vorausgesetzt, liegt aber nicht in dem Artikel Hi» ziehe· r. ein«-IF. (Baumgarten-Crusius), durch welchen vielmehr nur, im Gegensatze zu der nagt. se. Was« die Gattung des menschlichen Zeugnisses markirt wird. »Es ist aber weder nach 390 1 Ja» v, 6—13. dem Inhalte der rings-»sie- -r. cis-Un, noch danach zu fragen, von welchen Menschen und in welcher Weise dies Zeugnis ab- gelegt werde. Weder an die Weissagungen von Christo (Bed a), noch an Johannes den Täufer und die andern Augenzeugen des Lebens Christi (Wetstein, Storr), noch an Propheten, Täufer, Märtyrer und Apostel (Bengel, Episcop, Mos- heiin) ist zu denken, weil die ringsum» r. cis-W. nur schma- tisch gemeint ist (vgl. auch Brückney Huther u.A.). Jedes beliebige Menschenzeugnis, wenn es anders die nöthigen Erfor- dernisse hat, nehmen wir an; wie darf also dem Zeugnisse Gottes der Glaube verweigert werden? Das zaxszfoiiissw (Ioh. Z, 11. 32 fl.) wird von Grotius treffend umschrieben judicio approbakey und das »wir« erklärt Spener ganz gut: »alle verständigen Menschen«. Ebenso allgemein wie die pro-propte- -. dir-W. ist die ent- gegengesetzte ,«o·9-«i9c"a »so-J Jesus, welche im Vergleich mit jener als xrsixww geltend gemacht wird, zu verstehm Erst mit den folgenden Worten E« nein; gez. wird das bestimmte, hier gemeinte Zeugnis Gottes hervorgehoben und gerade nach Maßgabe des vorangestellten Grundsatzes, daß das größere Gotteszeugnis um so mehr anzunehmen sei, in die Wagschaale gelegt. Die meisten Auslegey auch die, welche die allgemeine Bedeutung des »ein-r. s. »Ja-IF. richtig erkennen, deuten die offenbar parallele »am- -. War? schon im ersten Gliede von V.9 nach Inhalt und Beziehung aus; Itur Huther hat das Richtige bestimmt ausgesprochen. Das größere, d. h. wegen seiner unzweiselhaften Wahrheit gewichtigere (Joh. I, 36), Zeugnis Gottes explicirt nun der Apostel im zweiten Versgliedr. Die Partikel Eier, welche diese Explication und Applikation einführt, bedeutet deshalb weder parte, gutem, noch alquß jam vero (C. a Lüpid e, Calvin, Grotius, Calov, J. Lange u.A.), sondern steht ganz ähn- lich wie zu Anfange von V. 7. Die genuine Causalbedem tung des Z« kann man ausdrücken durch die Ucnschreibung: denn es ist wirklich ein solches Zeugnis Gottes vorhanden, nämlich dieses —- nun folgt, indem das zweite Z» dem weiss» I Joh. V, 9. 391 entspricht, die Darstellung des angekündigten Zeugnisses Gottes: Z» xcexiwpsnjgejnew nepi Im) erkor) arise-II. Die aus diplomatischen Gründen oben schon verworfene Variante Hi» für EIN) erweist sich auch in exegetischer Hinsicht als unpassend; nicht deshalb, weil dann die Frage, worin das Zeugnis, wel- ches Gott abgelegt hat, bestehen soll, unbeantwortet bleibt (Lücke), sondern deshalb, weil, wenn Hi» gelesen wird, erstlich das Demonstrativum rede» nach ganz unjohanneischer Weise auf V. 6——8 zurückweisen würde, und zweitens die »was-spio- r. dein; im ersten Gliede von V. 9 nicht von dem Gottes- zeugnisse an sich, sondern von dem bestimmten, V. 6——8 ent- wickelten Zeugnisse verstanden werden müßte. So liegt die Sache z. B. bei de Wette, welcher das eja- gegen Lücke ver- theidigen will. Aber es ist überhaupt unrichtig, allein bei V. 9 zu fragen, worin das Zeugnis Gottes bestehe und aus welche Weise, inwiefern etwa vermittelst des Geistes, Wassers und« Blutes, das Zeugnis Gottes abgelegt worden sei; denn der Apostel selbst erklärt dies erst V. 10 sll. (vgl. besonders V.11), wo sich auch das Verhältnis zu dem dreisachen Zeugnisse erge- ben muß. Das ungehörige Fragen der Ausleger hat sich denn auch durch unsichere und uneinige Antworten gestraft. Die meisten finden, ohne deutlich zu sagen in welcher Weise, die »eines-klo- e. Arm; in dem dreifachen Zeugnisse V. 7.8 (Beza, S.Schmidt, Wolf, Ben g el, Lücke, Jachmanm deWette, Huther u· v. A.). Auch die Rationalisten reihen sich an, in- dem der Eine bemerkt, daß in Christo die vjtae puritas (das öde-g) und die constantia usque acl moktem (««’,«a) nur Gott zum Urheber gehabt haben könne (Sorin, S chlichting u.A.), und der Andere erklärt: es müsse V. S. 8 von »folehen Vor: fällen die Rede sein, bei welchen man nach den Begriffen der damaligen Zeit wirklich annehmen konnte, daß Gott— ein Zeugnis abgelegt hatte« (S. G. Lange). Calov dagegen, «) Contort und der johanneischeu Schreibwcise ganz heterogen ist die nur von Paulus und Jachmann statuirte Constriirtiom nach welcher St« »Im-or. den Vordersatz zu V. 10, als dem Nachsatzh bilden soll- lI. 26 392 1 Ich. v, e— 13. mit welchem unter den Neuem Rickli am meisten stimmt, sindet das V. 9 geltend gemachte Zeugnis Gottes in B. 11 beschriebem Die Wahrheit liegt, wie wir sehn werden, auf keiner von beiden Seiten allein. V. 9 sagt Johannes nur: »denn dies ist, darin liegt das Zeugnis Gottes, daß er von seinem Sohne gezeugt hat«. Mit einem ausdrücklichen »sp- wpssw hat Gott seine Fing-keins« abgegeben, und zwar über feinen Sohn, das heißt nach dem Zusammenhange des Ganzen darüber, daß Jesus sein Sohn mithin der Christ ist (vgl. V. 5). Nothwendig erhebt sich nun die Frage, wie und wodurch denn Gott dies Zeugnis gegeben habe. Eine Warnung, die Antwort nicht verkehrt zu suchen, z. B. nicht mit Beda u. A. in Matth. B, 17, enthält schon die Form des Perfecturns »— ,«ax-Ti«s9s,««ss-, wodurch nicht ein einzelnes historisches Factum, sondern ein vollendetes aber zugleich in die Gegenwart wirk- sam hereinreichendes Zeugnis Gottes bezeichnet ist (Joh. 5,37. 19, 35. Vgl. auch Huther). Die volle Antwort aus jene Frage giebt aber der Apostel selbst in den folgenden Versen. V. 10-—l2. Weil das Zeugnis Gottes ein Zeugnis über seinen Sohn (V. O) ist, also die Absicht hat, daß wir dadurch zum Glauben an den Sohn Gottes, d. h. nach dem Zusam- menhange zu dem Glauben, daß Jesus der Sohn Gottes sei, gelangen sollen, so kann Johannes im engsten Anschliiß an V.9foktfahren: e? ynoszüaw eig- ««31- »ide- 1013 Brod-»Z- Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Zeugnis Got- tes in sich selbst. Das folgende Satzglied fügt nach johannei- scher Weise (l, 8fll. H, 10fl.) den entgegengesetzten Fall des Nichtglaubens bei (vgl. über das xcrj il, 4. llI,10. IV,3.7.20). Scheinbar empfiehlt sich hier die Variante o« ») »so-keim- egJ wies, allein es handelt sich zunachst nicht um das Glau- ben oder das Nichtglauben an Chrisium, sondern darum, ob dein Zeugnis Gottes von seinem Sohne geglaubt werde oder nicht. Daß im ersten Versgliede ej mass. sie— r. »Ja» sc. is. geschrieben ist, widerstreitet diesem Gedankenverhältnisse gar nicht, denn dort wird eben das ZZU III» xscrprripiaw Im? Woc- zp san-h; von dem die wesentliche Absicht des Gottes- 1 Ich. v, 10—12. 393 zeugnisses Erfüllendem nämlich an Jesum als den Sohn Gottes Glaubenden, ausgesagt Für die Textmäßigkeit der Lesart seh; den; in dem angegebenen Sinne fpricht auch die Dativform, bei welcher es wenigstens näher liegt das nie-rede«- von dem Glauben, rvelchen man einem guten Zeugen zu schenken hat, als von dem Glauben, mit welchem man ein bezeugtes Objekt umfaßt, zu verstehn: im letztern Sinne würde Johannes eher wieder a« »F new. es; ed» soiöw gefchtieben haben. Endlich wird die Lesatt see-J Arg; durch die Worte Fuss-Sizi- »Es-einige» arti-tör- WL bestätigtz denn das »Ist-Zi- könnth wenn sey? vie-J vorherginge, nur mit der größten Härte die jedenfalls noth- wendige Beziehung auf das Subjekt o· Fasse— behalten. Worin aber das Zeugnis Gottes über seinen Sohn eigent- lich besteht, wird erst V. II ausdrücklich gesagt, obwohl schon aus V. 10, da dem Glciubigen der innerliche Besitz dieses Zeugnisses zugeschrieben wird, des Apostels Meinung zu ersehn ist. Und dies, sagt der Apostel V. II ganz bestimmt, dies ist das Zeugnis Gottes, daß Gott ewiges Leben uns gegeben hat· Also das von Gott gefchenkte ewige Leben selbst ist das Zeug- nis Gottes, und zwar für Jefum als feinen Sohn, weil »dies Leben ist in seinem Sohne-«, V. II. Der Vesitz des Sohnes (V.l2) schließt also den Besitz des ewigen Lebens ein; wenn nun aber der Glaube es ist, vermöge dessen wir den Sohn, und in ihm das ewige Leben haben (vgl. V. 13· Joh. 20,31), so ist auch klar, inwiefern der Glaubende das Gotteszeugnis, welches ja das ewige Leben selbst ist (V. l1), in sich sel- ber hat (V. 10). Endlich aber, können wir sogleich im Rück- blick auf V. 7. 8 beifügen, wenn der Geist der göttliche Same ist, aus welchem unser ewiges Leben geboren ist (lll, 9. Vgl. H, 27. lll, 24), und wenn das Wasser der Taufe es ist, durch welches diese neue Geburt in der Kraft des heiligen Geistes zu Stande gebracht wird (Joh. B, 5. Vgl. Tit. Z, 5), und wenn das Blut Christi es ist, durch welches wir die Versöh- nung (ll, 2), die Reinigung von unsern Sünden (I, 7), also die Versetzung aus dem Tode in das ewige Leben haben (vgl. Joh 6, 53 fll.): so leuchtet ein, wie das in dem ewigen Leben 268 394 I Joh. V, 6—13. der Gläubigen vorhandene Zeugnis Gottes über seinen Sohn eben vermittelst jener drei Zeugen, Geist, Wasser und Blut, gegeben ist. Dieser Gedankengang, welcher schon oben, in den allge- meinen Bemerkungen zu V. 6——13, aus dem Zusammenhange des Ganzen aufgezeigt war, ergiebt sich hier, wo wir die Spitze der ganzen Argumentation finden, desto gewisser, je genauer die einzelnen Theile der apostolischen Rede erwogen werden. Jede Unterscheidung zwischen der fragst-pl« im? Frau, welche der an Christum Glaubende in sich selbst hat (V. 10), und der Frager-pfa- sxoii Juni, welche darin besteht, daß Gott uns das ewige Leben gegeben hat (V. 12), erweist sich als falsch undssinnverwirrend Und doch findet sich auch bei den besten Auslegern das Richtige nicht klar ausgesprochen. Luthers Jrrthum liegt schon in der Erklärung des Vorhergehenden und tritt hier in der Unischreibung hervor: »Wenn Ihr dies Zeug- nis (nc"imlich im Worte) nicht annehint, so werdet Jhr das ewige Leben nicht haben-«. Ähnliches bei S. Schmidt, J. Lange u.A., welche unklar schwanken. Völlig grundlos und verkehrt ist die Anmerkung von N. de Lyra, daß V. 10 (z"z. sc. ginge. T. M) von dem eile-Aus, B. II aber von der in— let-tin, dem tinis des göttlichen Zeugnisses die Rede sei. Eine ähnliche Unklarheit herrscht aber auch bei allen den Auslegern, welche V. 10 ein »inwendiges« Zeugnis, nämlich die Vertie- gelung durch den heiligen Geist, V. 11 dagegen den »Nutzen, die Frucht, den Segen« jenes Zeugnisses finden (Hunnius, Calov, Speney Baumgarten-Crusius). -Selbst Lücke, de Wette, Neander und Hutheiz welche das V. 7.8. 9. l0 gemeinte Zeugnis von der Erweisung oder Crprobung dessel- ben (V.11) unterscheiden, und davon handeln, wie das äußer- liche Zeugnis (im Wasser und Blute) ein innerliches werde, nämlich durch die Erfahrung des ewigen Lebens (V. ll), selbst diese haben was Johannes wohlvertnittelt zusammenichaut un- zart geschieden. Doch haben die Neuern (ogl. auch Rickli) weit besser als die Alten gemerkt, wie der Zug der«johannei- schen Gedanken dahin geht, daß das ewige Leben selbst; welches— 1 Seh. v, 10—12. 395 wir eben im Glauben an Christum wahrhaftig haben, das Zeugnis Gottes für Christum ist. Ganz verfehlt muß diese Anschauung von vorn herein werden, wenn das xzez V. 10 umgedeutet wird in recipit jn se (Socin, Grotius, Rosenmüller), woraus denn leicht die noch weitere Irrung folgt, welche S. G. Lange zeigt: »er wird das Zeugnis annehmen-A Das IF« si- åavscgz heißt auch nicht soviel als sxypks (Baumgarten-Crusius), noch darf es mit Lücke umschrieben werden »nimmt es nicht nur an, sondern hält sich auch fest davon überzeugt» Selbst de Wettes Umschreibung »hat es an- und in sich aufgenom- men« ist mindestens überslüssig, indem die Vorstellung des in sich selber Habens völlig ausreicht und klar ist. Das ztzemist ganz so gemeint wie V· 12. 1lI, B. II, 23. und oft bei Jo- hannes. Indem der Apostel noch ausdrücklich s» Haus-g? hin- zufügt, weist er die Gläubigen in ihr eignes Innere, als die Stätte, wo dies Zeugnis so gewiß unzweideutig vernommen werden muß, als sie merken, daß sie vom Tode zum Leben der Kinder Gottes hindurchgedrungen sind. Diesen wichtigen Gedanken erläutert der Apostel im zwei- ten Gliede von V. 10 auch durch den Gegensatz. Wer Gott «— set; ,u8xcap2u97;:rd», wie Huther treffend erklärt — nicht glaubt, der hat ihn zum Lügner gemacht. Das Persectum geweiht-es- ist wie die entsprechende Form des nachfolgenden xrsxiapnjpsjsikw wie V. 9 zu erklären (vgl. Lücke, Huther u.A.). Die verweigerte Annahme des göttlichen Zeugnisses hat den fortdauernden Zustand des Unglaubens begründet, in welchem der Mensch nichts Anderes thut, als -— nach Luthers Wort — dem wahrhaftigen Gott ins Angestcht sagen: Du lügst (vgl.I,10). In V. 11 fügt nun Johannes die ausdrückliche Angabe hinzu, traf, worin das von Gott über seinen Sohn abgelegte Zeugnis besteht, denn i·n diesem Sinne ist die Formel auf-»; gar. «; zip-Hi. Eis« sie-l. offenbar gemeint (vgl. V. 14. I, 5), Jn dem Factum, daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat, ist das göttliche Zeugnis enthalten. Eben um das bestimmte Factutn jenes göttlichen Gebens zu bezeichnen, gebraucht Io- 396 1 Ich. v, 6—-13. hannes den Aorist Säumen. Der Sinn dieses Wortes kann aber ebenso wenig durch date deckevik promisjt (Soein, Schlichting, Episcop, S· Schmidh Carpzov) wiederge- geben werden, als das »Er-«- von allen, dem Tode unterwor- fenen Menschen (Schlichting, S. Schmidt) verstanden wer- den darf. Mit Recht haben auch dem deutlichen Gedanken- gange gemäß fast alle Ausleger das Frei» auf die Gläubigen bezogen. Weiter, nor-«. erläutert der Apostel aber auch, inwiefern das in dem uns gegebenen Leben enthaltene Zeugnis Gottes über seinen Sohn abgelegt sei: nat usw; r) Zeus) s» sog? »Ja? ausser? soc-». Diese Worte sind nicht, als wenn Z« wiederholt zu denken wäre, von «; usw; For. s) »An. ab- hängig (Knapp, Rickli, Baumgarten-Crusius), sondern enthalten eine selbständige Erinnerung, deren volle Bedeutung noch einmal in dem abfchließenden V. 12 kräftig hervorgeho- ben wird. Wenn aber dort von dem Haben des Sohnes (vgl. H, 23) das Haben des ewigen Lebens abhängig gemacht wird, so zeigt der Realismus dieser johanneischen Vorstellung, daß die auch dem Ausdrucke widerstreitende Erklärung des si- vor setz? eilig? auf-s. V. 11 durch per, des soc-«» durch oontingit und die Umschreibung des Ganzen Deus nobis per Jesum aperuisse viam veniencli ad vitam aeternam (Socin, Gro- tius, Rosenmülley ebenso falsch ist, wie V. 12 die Ver- kehrung der johanneischen Anschauung von dem wirklichen Be- sitzen und Jnnehaben des ewigen Lebens in die haberejus ad vit. net» spem certain vitae get» wie Socin, Grotius, Schlichting u. A. erklären, die denn auch das syst» ed» isidii umsetzen in ketineke ererben, quae Pater Fjlio Mandat-it. Jn welchem Sinne aber der Apostel sagt, daß in dem Sohne Gottes das ewige Leben ist, geht schon aus dem Eingange des Briefes (l, l sll.) hervor- Der Sache nach richtig bemerkt J. Lange, in dem Sohne sei das Leben otiocwetasg (Joh. l, 4. II, 25. Ist, S), awxroesunok (Col. Z, 9) und åwgysjsccudg (2 Tim. l, 10). In Christo ist das ewige Leben vorhanden, in ihm ist es auch offenbar geworden und durch ihn von Gott I Ich. V, 10—-l2. 397 der Welt angeboten. Darum kann der Apostel V. 12 mit dem Satze abfchließen, in welchem die ganze Argumentation von V. 6 an ihre praktische Spitze hat: Wer den Sohn hat, d. h. wer durch den Glauben an den Sohn ihn selber hat (Il, 23)» in wirklicher Lebensgemeinsrhaft mit ihm sieht (vgl. I, Z. Joh· 17, 3), der hat das ewige Leben, welches ja eben (V. II) in dem Sohne ist, also auch nur in ihm und durch ihn zu haben ist. Umgekehrt hat also auch das Leben nicht, wer den Sohn Gottes nicht« hat. —- Zu V. 12 macht Bengel die feinen Bemerkungen: Habe! versus ciuo cola; in priore non adkiitur Dei, nam tiiieies norunt Fiiium, in alle-ro additiv; ut demum sciant Milde-les, quanli sit non habet-e, und nachher: Priore hemislicbio cum empbasi pronunoianrium est habet, in altero vitam. Die letztere Anmerkung entspricht treffend der Wortstellung im Textr. Mit großer parakletifcher Kraft stellt also Johannes V. 12 den Hauptgedanken hin, um welchen nicht nur die Erörterung von V.6 an, sondern im Grunde der ganze Brief sieh dreht. Des- halb tritt dieser Gedanke auch in dem wenigstens vorläufigen Schlußverse des ganzen Schreibens, V. 13, wiederum hervor, dem Eingange entsprechend, welchem zufolge das ganze Schrei- ben eben darauf abzielen sollte, den Glauben an Jesum Chri- stum, den Sohn Gottes, und in diesem Glauben das ewige Leben der Leser zu vermitteln (vgl. l, 3 fl.). Die Grundwahw heit nun, welche Johannes mit dem stärksten Nachdruck als das Eins und Alles des gesammten Christenthums geltend macht (vgl. II, 22 fll. W, l fll. V, 1 fll.), wird V. 6—12 von der Seite angeschaut, nach welcher fre als eine solche erscheint, die ihre sichere Bewährung in sich selber trägt, während I, 1fll. davon ausgegangen war, daß jene Grundwahrheit durch das Augen: und Qhrenzeugnis der Apostel verbiirgt ist. Doch ist diese Selbsibewährung der christlichen Wahrheit ein wirkliches Zeugnis Gottes, weil die Crprobung der christlichen Wahrheit von Seiten der Gläubigem niitnlich das durch dieselbe geschaf- sene und genährte neue Leben wahrhaft göttiicher Art, eine Wirkung und Gabe Gottes ist. Hier erhebt sich aber ein Be- 398 1 Ich. v, 6—13. denken, welches, wie es scheint, gerade den Ungläubigen gegen- über der johanneischen Apologetik die Spitze abbricht. Nach dem Gedankengange des ganzen Briefes und des Abschnitts V. 6 fll. insbesondere, wie nachsdem Wortlaute von B· 12 ist ohne Zweifel des Apostels Meinung, daß der Besitz, des ewi- gen Lebens ganz allein von dein gläubigen Haben des Sohnes Gottes abhängt, und nichts kann verkehrter sein, als die Be- hauptung des Socin, daß Gott auch praeter ijiiem in Chri- stum oder, wie Schlichting sagt, extra ordinem das ewige Leben gewähren könne. Eine ähnliche Absicht, wie wir in die- sen Bemerkungen Socins und Schlichtings erkennen, be- stimmte den Grotius (vgl. auch Rosenmtiller), den nega- tiven Satz in V. 12 auf diejenigen, zu welchen die Predigt des Evangelii gelangt sei, zu beschränken. Diese Meinung hat wenigstens ein Moment, welches dein Texte nicht so fern liegt, wie der mit übel angebrachtem Spotte polemisirende Calov von der ganzen Anmerkung des Grotius urtheilt. Denn ohne Zweifel folgt aus dein Gedankengang« daß der Apostel nur solche, welche den Glauben verweigert haben, ausdrücklich beriicksichtigt’«). Dem entspricht auch die eigenthümliche Be- deutung des Ausdrucks ö xHJ (nicht drin) zhzaxv (vgl. V. 10 s? »; was-J. Eben darin, daß das Nichtglauben oder Nicht- haben des Gottessohnes als ein möglicher Fall, nicht als ein pures Factum, vorgestellt wird, liegt die Voraussetzung, daß für den Mk« Izu«- das Zzkcw möglich gewesen wäre. Es fragt sich nun aber, ob das Zeugnis Gottes, welches in der Gabe des ewigen Lebens liegt, nur den Gliiubigen gilt, welche das- «) Die Frage, ob diejenigen, welche ohne das Evangelium gehört zu haben sterben, endlich selig werden werden oder nicht, eine Frage, aus welche das Ja bei Socin, Schlichting und Grotius ebenso deutlich zwischen den Zeilen steht, als bei Calov das Nein, gehört durchaus nicht hieher. Gewiß ist, daß niemand selig wird ohne Christum, so gewiß als niemand ohne ihn das ewige Leben in dieser Zeit erhält. Ein Gegenstand des Zwei: fcls oder lieber der Hoffnung bleibt, daß die Predigt des Evangelii in jener Welt an diejenigen gebracht werden möge, welche dieselbe in dieser Welt nicht verriehnien konnten. , 1 Ich. v, 10—13. 399 selbe in sich selber haben (V.10), also denen, welche des Zeug- nisfes als solchen am wenigsten zu bedürfen scheinen. Die Lö- sung dieses Bedenkens ergiebt sich aus der kritischen Natur des ganzen Christenthums, welche Paulus erläutert, indem er das Evangelium als einen Geruch des Lebens und des Todes, ais eine Thorheit und ein Ärgernis und als eine Weisheit und Kraft Gottes beschreibt (2 Cor. Z, 15fl. lCor. I, 17 fll.). Auch denen, welche den Glauben verweigern, ist das Zeugnis Gottes vernehmlichz der zeugende Geist straft sie (Ioh. 16,8fll.); sie sehen und merken das ewige Leben der Gläubigen, das wie ein Licht im Finstern scheinet und wie eine Stadt auf dem Berge nicht verborgen sein kann, und wenn sie sich da- durch nicht zum Glauben reizen lassen, so bleiben sie in dem Tode, welchen sie durch ihren Haß offenbaren (vgl. Joh.15,17sll.). V. II. Nach Ausdruck hinein« Zypern«- vgl. II,26) und Inhalt hat V. 13 etwas Schlußmäßigesz es fragt sich nur, wie weit die abschließende Bedeutung des Verses sich erstreckt. Die meisten Ausleger(Luther, Aretius, Hunnius, Socin, Episcop, Bengel, Lücke, Ricklh Mayer,Sanderu.A.) betrachten, indem sie rules-«« auf den ganzen vorhergehenden Brief beziehen, den V. 13 als Epilogus des Ganzen, mögen sie nun den Abschnitt B. 13—-—21 zusammenfassen oder dem 13. Verse eine selbstcindigere Stellung für sich allein anweisen und dann B. 14 fll. als eine Art Zugabe ansehn, die dem Einen in guter Verbindung mit V.13 zu stehn scheint (Lü cke), die aber der Andere aus der Redseligkeit eines alten Mannes erklären möchte (Mayer. Vgl. Bd.l, S.XXVll). Der Haupt- grund, weshalb andere Ausleger den V. 13 nicht ausden gan- zen Brief, sondern nur auf den nächstvorhergehenden Abschnitt V. 6——l2 bezogen haben (Iachmann, de Wette, Hutherz vgl. auch S.Schmidt, welcher aber den Abschnitt V. l—12 im Auge hat), ist der, daß mit V.13 der Brief noch nicht zu Ende ist. Nur wenige haben eine schlechte Vermittelung ge- sucht, indem sie den V. 13 im Allgemeinen auf den ganzen Brief, im Besondern aber auf V. l—12 (Spener) oder aus V. 6———12 (J. Lange) beziehen wollten..——- 400 1 Joh. v, 6-13. Darin daß V. 13 nicht der letzte Vers des Sendschreibens ist, liegt noch kein Grund, demselben die Bedeutung eines, wenigstens vorläufigen, Schlußverses des ganzen Schreibens abzusprechem wenn nur der Inhalt des Berses sich demgemäß answeist und wenn genügend erklärt werden kann, warum Jo- hannes, indem er V. 13 den Brief zu schließen im Begriffe ist, von neuem anfängt — wie Lücke sein und trefsend sich ausdrückt. Das Letztere wird bei V. 14 fll. zur Sprache kom- men müssen. Hier ist hervorzuheben, daß der Salz; V. 13 zu voll und zu kräftig erscheint, um, wie de Wette will, mit II, 26 gleich gestellt und als Abschluß eines besondern Briefab- schnittes betrachtet werden zu können; vielmehr hat V. 13 eine ähniiche Bedeutung für unsern Brief, wie Ioh. 20, 30 fl. für das Evangelium, und mit Unrecht sagt de Wette, daß B. 13 den Inhalt und Zweck des ganzen Schreibens schlecht angeben würde, mit Unrecht findet auch Huther in dem Begriffe der gern) ais-Zweig eine ausschließliche Zurückweistrng auf V. 11. 12 und den damit zusammenhängenden Abschnitt von B. 6 an. Dem ganzen Schreiben entspricht V. 13 mit der summarischen Beziehung aus den johanneischen Grundbegriff des ewigen Le- bens ebenso wohl wie der Schluß des Evangeliums, welcher denselben Begriff hervorhebt, dem wesentlichen Inhalte und der Hauptabsicht jener Schrift. Dazu kömmt, daß man, wie Bengel zuerst bemerkt hat, das Tores-«: Jst-pay«- am Schlusse des Briefes mit dem Tau-ro- ypaitxaoxesw im Eingange (I, II) zu- sammenhalten muß. Durch diese Correspondenz bezeichnet der Apostel selbst, daß er zum Ende seines Schreibens gelangt ist. Wie nun aber iin Anfange die Absicht dieses an chrisiliche Leser gerichteten Briefes darin gesetzt war, daß ihre Freude vollkommen sei (l, 4. Vgl. Bd. l. S. 63), so bezeichnet der Apostel auch schließlich den Zweck seiner Paraklesh indem er ausdrückiich seine Leser an ihren Glauben an den von ihm gepredigten und vertheidigten Namen des Sohnes Gottes er- innert, dahin, daß sie wissen sollten, daß sie eben weil sie glauben ewiges Leben haben, I«- szcfssssce »Es» Ohne diese Gewißheit giebt es keine Freude, keine Zuversicht(B.14-), keine 1 Jst» v, Ia. 401 Hoffnung (lll, 3), keine Liebe (IV, 7fll.), sondern nur Furcht (IV, 18) und Tod. Darum kann überall keine christliche Pa- raklefe ohne das Moment, welches Johannes hier als den Zweck feines Briefes hervorhebt, gedacht werden. Den Glau- bigen, welche nicht nur mit der äußern Welt zu streiten haben, sondern auch in ihren eignen Herzen die Sünde erkennen und deshalb in frch selbst eine verurtheilende Stimme vernehmen (vgl. V. 5. l, 8. Hi, 19 fl.), muß immer wieder die Gewißheit ihres Lebens gezeigt werden, welche darum unerfchütterlich ist, weil sie auf dem Namen des Sohnes Gottes (ll, 12. Ill, 23), der geglaubt wird, beruht. » Bei dieser Auslegung ist die Richtigkeit der kiirzern Les- irrt, die auch Lücke vorgezogen hat, vorausgesetzt· Folgt man der Recepta, so ist die zweite Hälfte der Zweckangabe nat M» neuere-ihrs ers-z. rnit Calvin, Aretius, Luther, S. Schtnidt, Calov, Socin, J. Lange, de Wette u. A. von dem Beharren und Zunehmen im Glauben zu verstehn. Für den wesentlichen Gedankengehalt trägt übrigens, wie Hu- ther mit Recht urtheilt, die Verschiedenheit der Lesarten we- nig oder nichts aus. Nach der Recepta tritt nur die bei dekn kürzern Texte von selbst sich ergebende Absicht, den Glauben der Leser, durch welchen sie ewiges Leben haben, noch mehr zu fördern, ausdrücklich hinzu. V. 14. Xa) aijsnj sent» øJ weiss-Jota II» ähzozekv npöc dies— sei« Irre-Ieis- «« ais-erweisen· see-mai sces ääzøzeeoe ereiszsroej ais-edel« rjzeeeösn V. 15. wes sei» oiifoexekv Z« viere-ei« Wegs» es« X» erfrexixeesfey ofeFoyerep Z« Exoxekp cui »Es-hear« eZZ Ferse-bezeu- eZJF aus-ou. V- IS. «Eei» rek Fuss; resi- ckefszepesw aus-w· eixeoegroiwoproe oseeoepsxfap xnj weise: »Hast-arm» ais-Feier, wes eMeJse wäre-J gen-Ja» Tote; ehren-präpariert» ,e«J ergös- äoZ-»ex-rm-. Eos-«- vix-erg- sxler org-ös- åoiwenow en? 91893 Drei-»F;- Ääyeo Im» Speer-»soz- V. 17. Heim» esiefenia oizesoegria Herrin« smi Zur«- oTzeagrier w« wisse; Arie-know. V. 18. Oielaxeep Eis« ewig e? ysyewvhzeiäwoc E» sen) War; 402 1 Ich. v, 14—21. orJz oZ,«o«9-oi»s«, VIII« c? »Er-»Hei; F« Tot? Heut; enger· Saus-del, srai e; »ein-Und; sieh( Zeiss-cor- ver-Year?- V. 19. Oickoezcxu Z» s« we? Brot? åryuäisp uai ei »He-»or- Zllog s» To? non-you? »Es-me. V. 20. Ist-i oi"()«u,«s» Eis« e; old; Tor) Argo-J Fuss, w) dä- ckaøuev »Juki- rkrciuocow Iw- y«-c-Jo«co««x» To» ciÄw,«9iI-rZ--, ieai seines» är- IYJ XIV-Jud, F» sey) Witz? reif-of 770013 Xen- ocgb Cis-zög- Hasrw ei oizejäwöe Frei; iiai FMJ usw«-soc. V. 2I. Texas-for, rot-Nisus« sue-Tong- oimi Ins» sfckujlunk Statt Eis« sei» «« V. 14, der durch B und andere Zeu- gen geschütztcn Recepta hat Lachmann mit CodA geschrie- den: is« «« ei» Allein während die Zeugen hiezu nicht berech- tigen, spricht die johanneische Redeweise entschieden dagegen. Lachmann muß hiner Heide; word» ein Kolon setzen und die Wortes «« X» use. — »Hu-»F« Jesus» als einen unabhängigen Satz ansehnz aber man wird vielmehr die Erklärung von eile» sen. s; weiss. in den Srhlußworten von V. 14 erwarten. — Warum bei A und noch einem untergeordneten Coder die Lesatt Ieonoi ro« Fäzeyxccr aus. mit «. sc. Hei-Wo- orrssn ver- tauscht sei, ist kaum zu erklären. Entweder hatdem Abschrei- ber noch aus V. 13 das Zwxca vorgeschwebt, oder die Ba- riante ist eine Erinnerung an Joh. IS, 23 fll., wie sich auch Ausleger sinden, welche old-»Ja» arise-J auf Christum beziehn.— Ein noch schlitnmeres, aber leicht erkennbares Bersehen hat Cod. A zu Anfang von V. 15, wo die Worte sie-l — niesen-«» »Hm-J» ausgelassen sind. —— Wie in V. 14, so zeigt sich auch V. I5 sowohl bei den: sei» vor »Hei-»He« als auch bei dem E; ei» vor okzsaixikäa das Schwanken der Handfchriften und Editionen in Betreff der Schreibung von di» oder sei»- Vgl. hierüber Bd. H, S. 198, zu lll, II. 20. An unserer Stelle reichcn die diplomatifchen Gründe zur Bestimmung des Rich- tigen altes. Das X» vor oiifaxiek welches von Lachmann geschrieben ist, wird nicht einmal sicher von Hob. B bezeugt (vgl. Tischendorf). Dazu sindet es sich nicht im N. T. als Conditionalpartikelz zweifelhaft könnte die Stelle Joh. 20, 23 sein, Lachmann aber hat dort sei» im Texte- Vor ais-««- l Joh. V, 14—-2l. 403 xieäa ist mit den meisten Cditoren, auch Lachmann, nach den besten Zeugen und sprachlich richtiger zu lesen Z sie» nicht mit Tischendorf nach einigen untergeordneten Zeugen B spie» wie auch der Complutensische Text lautet. —— Am Schlusse von V.15 ist mit Lachmann und Tischendorß abweichend von der allerdings durch A. G. II. vertretenen Recepta, nicht wag« aus«-II, sondern äu« aus-ad, nach Cod. B, zu lesen. Vgl. Bd. II. S. 200, zu Hi, 22. ——— B. 16. Statt des voll- ständig bezeugten M» mit Lachmann xfkdspk zu lesen, genügt die Auctorität der Bulgata (scit) nicht. — Hinter ishr-»Aus— vor-o«- haben Cod. A, Arg-b. und Atem. das oizikxpscisw aus dem ersten Satzgliede wiederholt; die beiden Versioncn haben sich aber vor der Verwirrung gehütet, welche Cod. A darsiellh indem er das »F nicht allein hinter (-Z,«u9r-"o«-, sondern auch vor csrroeproiwomjrw hat. —- V. I7. Wenn man (Vulg·. Aelhi0p. Tertullian, bei Will) das m) vor »in-Z;- äo2-. wegließ —- was Mill billigte -—- so ist das eine Correctur, durch welche man dem Zusammenhange zu entsprechen rneinte. In ähnlicher Absicht schrieb Clemens Alex. (vgl. Griesbach) »F statt ou. — V. 18. Ob Sau-»Si- nach A und mit den Editoren, oder närris- nach B geschrieben wird, ist gleichgültigz aber das as— »Ja, worauf die Vulgata zu führen scheint, ist nur daraus zu erklären, daß sie mit einer gewissen Freiheit umschreibt: set! genekaljo Dei conservat sum. ——— B. 20· Für die Recepta uai eitel. führt Lachmann außer A. Vulg. auch B an, wäh- rend Tischendorf mit Berufung aus B und andere Codices oickazrsw Je« geschrieben hat. Es giebt auch Handschristem welche, wie B. 18. 19 nur 0z"c)’a,»s» lesen, was Bengel empfiehlt. Nach johanneischer Redeweise ist das im« viel wahr- scheinlichey als das ils. —.Wie N, 13 hat A Filum-ki- statt des von B. at. vertretenen und in alle Editionen aufgenom- menen cl.s’(5’«««ski-. — Hinter »Si- oiløxämds sindet sich bei Ä, ziemlich vielen Minuskelschriftcm Bersionen und Vätern der Zusatz Weis, welcher von mehreren ältern Editoren (vgl.Wet- stein) gebilligt ist. Die Recepta hat den Zusatz, welcher in B fehlt, nicht. Die meisten Editoren,« auch Lachinann und 404 1 Seh. v, 14—21. Tischendorf, lesen nur se. XIV-Nod»- Für Aufnahme des Wes» haben sich zuletzt Lücke und de Wette ausgesprochem Allein der Grund, daß ei oizsywssejg an sich unjohanneisch sei, gilt nicht, weil ja sogleich folgt s» ca? sähe-»F; und wenn auch die Auslassung der Abbreviatur ON leicht erscheint, so ist doch immer wahrfcheinlichey daß man absichtlich das erklä- rende Wes» zusctzte (vgl. auchHutherx Ein Eodex bei Mat- thäi hat den Zusatz nur am Rande. Merkwürdig ist aber, daß gute Codices der Vulgata am Schlusse des Verses das Essig hinter c; May-Jud; nicht ausdrücken, während gerade die Vulgata zu den Zeugen für das erste dedi- hinter ed» allow. gehört. — Zweifelhaft könnte man sein, ob nicht auch der Name Tsyooii Xgcocczi ein uncichter Zusatz sei, wie Bengel nach dem Zeugnis von A. Vulgn urtheilte. Indessen sind die überwiegenden Zeugen für die von allen Editoren festgehaltene Rereptm Es ist auch naturgemäß, daß am Schlusse des Briefes noch einmal der volle Ausdruck daran erinnert, daß eben Jesus Christus der Sohn Gottes ist. — Der Artikel vor Jan; ersah« ist mit Recht von Lachmann und Tischendorf getilgt, nicht nur wegen des zwingenden Zeugnisses von A. B. J. al., sondern auch weil Johannes nie schreibt sJ can; ais-Zu» sondern entweder gmz wie-so. oder s; ais-Ja. can; oder ej gib-J OF aiccw Vgl. Huthen — V. 21. Statt der Re- repta Haus-our, welche auch Tischendorf billigt, liest Lach- mann Samen? nach B und mehreren Minuskelm Man wird aber mit Lücke, Huther u. A. diese Lesart für eine Anbe- quemung an die Form weiss-Jo- halten dürfen. —- Das Qjlxisjsa welches die Recepta am Schlusse hat, ist ohne diplomatische Beglaubigung -— Obwohl nicht allein V. is, sondern der ganze Abschnitt B. 6—13 etwas entschieden Schlußmäßiges hat, wird doch erst mit V. l4—21 der Brief des Apostels zu Ende gebracht. Darum sagte man, dieser letzte Abschnitt sei ein «Postscript« (vgl. Chr. F. Fritzschh a. a. O. S. 110). S. G. Lange tadelte die Nedseligkeit und Ordnungslosigkeit des Johannes, welcher kein Ende finden könne und von einen: Gegenstande I Joh. v, 14——21. 405 zum andern abspringe, was man freilich der Schiväche des Alters zu gute halten müsse. Noch dreister urtheilte Augusti, daß der ganze Abschnitt V. l4—21 von fremder Hand, viel- Ieicht von dem Verfasser von Ioh. 21, dem apostolischen Schreb ben hinzugefügt fein möchtez während Jachmann nur den V. 2I, weil derselbe »abrupt« sei, für verdächtig hält. Augusti gründete sein Urtheil darauf, daß der Brief mit V. 13 gr- schlossen, der Abschnitt V. 14——21 ohne Zusammenhang und nicht nur der »morose« Ausspruch V. 19, sondern auch die ganze Eintheilung der Sünden und endlich die Ermahnung V. 21 unjohanneischer Art sei. Aber» alle diese Bedenken werden sich durch die Auslegung des Textes von selbst erledi- gen; nur über den Zusammenhang mit V. 13 und über den Gedankengang in V. 14 fll. überhaupt ist sogleich zu handeln. «Gewiß würde niemand, wenn V. 18 der letzte Vers des Briefes wäre, noch irgendetwas erwarten; und doch darf man nicht urtheilen, daß V. 14—21 ohne wahre Verbindung mit dem Vorhergehenden sei, vielmehr wird das zuniichst über die yrcxzizssyofa der Gliiubigen V. 14 Gesagte, womit das Weitere zufammenhängt, gerade aus dem Hauptmomente von V. is, welches zugleich den Kern des ganzen Briefes bildet, entwickelt. Hätte Johannes eine fchulmaßige Abhandlung in der V. 13 (vgl. I, 4) genannten Absicht verfafsen wollen, so würde V· 13 das letzte Wort gewesen sein; er schreibt aber einen lebendigen Brief und fügt V. 14 fll. noch einiges hinzu, das zum Theil schon berührt war (vgl. V. 14 mit III, 22), das aber im Gan- zen die eine, schließlich (V.20) noch einmal eingeschärfte Grund- wahrheit auf die wichtigsten Verhtiltnisse des christlichen Lebens anwendet. Und so gewiß niemand den Abschnitt V. 14—2l vermissen würde, wenn er nicht dasiände, ebenso gewiß wird kein Unbefangener und im christlichen Leben und Denken Er- fahrener den dastehenden Abschnitt für unangemessen halten können. Eine gewisse Verbindung zwischen V.14 und V. 13 wird, wie Huther richtig hervorhebt und alle die Ausleger, welche schon mit V. 13 den Schluß oder den ,,Epilogus« des Briefes 406 I Ja» v, 14-21. beginnen lassen (vgl. Oerumenius, Calvin, Lücke, San- der u. A.), gefühlt haben, durch das voranstehende am« in- dicirt. Dies hat deWette iibersehm indem er in der schließ- lichen Erwähnung der ways-Jota, welche wie lll, 22 ,,mit Er- hörung des Gebets verbunden« erscheine, eine Zuriickbeziehung auf IV, 17 sindet,vwo die Zuversicht als Frucht der vollende- ten Liebe erwähnt sei. Unbegründet und unzutrefsend erscheint aus der andern Seite die Meinung des C. a Lapide (vgl. Tirinus, Calvin, Aretius, Episcop u. A.), daß V.13sll. die Früchte des Glaubens geschildert seien, nämlich V. 13 die vita aeternaz V. 14 fll. die tiducia impetrandi qujdlibet a Deo; und V. 18 die plena peccati fuga et moralis quasi impeccabililas Vielmehr wenn mit V. 13 der vorhergehende Abschnitt und gewissermaßen der ganze Brief abgeschlossen ist, so kann eine solche Verbindung der Verse von «V.l3 an nicht stattsindem Das Richtige haben schon J.Lange, Lücke und Huthey mit denen auch Spener und Neander zu verglei- chen sind, angezeigt. Des ganzen Briefes Absicht (V. l3), sagt J. Lange, sei eigentlirh, die Gläubigen ad majorecin parkhesiam excitare; V. 14 fll. werde aber von einer beson- dern Erweisung dieser Parrhesie gehandelt. Die »Freumündig- feil« (Spener), die kindliche Zuversicht zu Gott kann nicht nur fiir ein Moment in dem ewigen Leben der Gläubigem sondern als eine Form dieses Lebens selbst gelten. Etwas Be- sonderes ist dann nur die Crweisung dieser Parrhesie im Ge- bete. Aber selbst in dieser Hinsicht erscheint das Gebet so sehr als die wesentliche Übung des göttlichen Lebens der Gläubigem daß Paulus ein unaushörliches Beten von den Gläubigen sor- dern darf, wie er ihnen eine beständige Freude zumuthet (1 Thess 5, 16. l7) und eben den Geist Gottes, auf welchem nach Jo- hannes unsere Gotteskindschash unser ewiges Leben und unsere Freude beruht (Ill, 24. IV, 13. vgl. IlI, 9. II, 27. V, 6sll.), gleicherweise als den Urheber unsers göttlichen Lebens und unsers Betens preist (Röm. 8, 9. 14 fll. Gab 4, 6). Diese wesentliche Zusammengehörigkeit der Parrhesie, welche am leichtesten im Gebete sich ausspricht, und des ewigen, göttlichen 1 Ich. v, 14. is. 407 Lebens, welches wir durch den Glauben haben, tritt ganz ähn- lich wie an unserer Stelle schon M, 21fll. hervor. Mit dem Bewußtsein unserer Gotteskindschaft ist, wie dort der Apostel sagt, die Parrhesie gegeben, welche insbesondere als die Zuver- sicht, daß wir nicht vergeblich beten, sich darstellt. Wenn nun aber so B. 14 auf B. 13 zurückgreifh so schließt sich alles weiter Folgende leicht an. Handelt es sich B. 14. 15 zunckchst um die zuversichtlichen Gebete der Gläu- bigen für sich selbst, so wird durch die nothwendig-e Beziehung auf das fiirbittende Gebet die Unterweisung B. 16.17 veran- laßt; und hieran wieder schließt sich das Übrige von V. 18 an. Der Unterschied zwischen der Sünde zum Tode und der Sünde nicht zum Tode ist ja nur zu verstehn im Lichte des Gegensatzes zwifchen der Welt, die im Argen liegt, und den Kindern Gottes, welche nicht ständigen, eben weil sie nicht im Argen, sondern in dem wahrhaftigen Gotte durch Jesum Chri- stum sind. So wendet stch der Apostel zuletzt wieder bestimmt und ausdrücklich auf den Cardinalpunct feines ganzen Schrei- bens; und nachdem er diesen noch einmal kräftig hingestellt (V. TO) und warnend gesichert hat (V. 21), ist er am Ende seines Briefes angelangt. B. 14. IS. Ganz ähnlich wie V. 11 (vgl. W, 2l. l,5. It, 25) ist B. 14 an das unmittelbar Vorhergehende angefügt, indem der Begriss der nazizssyoia in solcher Weise eingeführt wird, daß derselbe als schon V. 13 indicirt, nämlich mit dem Begriffe der Hans »Tai-»or- gegeben erscheint· Den Gläubigen allein, den Kindern Gottes ist die Zuversicht zu Gott eigen; denn der Mensch hat sie nur in Christo, wie Paulus sagt (Ephes. 3, 12), oder, wie Johannes lehrt, im Bewußtsein, daß wir aus Gott geboren sind (lll, 19—21), in der vollen Liebesgemeinfchaft mit Gott (Il, 28. IV, 17). Wcsentlich ist deshalb die Sparrhesie der Gläubiger! durchaus dieselbe, mag sie in Beziehung auf den zukünftigen Tag des Gerichtes (ll,28. IV,17), oder mag sie in der allezeit gegenwärtigen Übung des Gebetes sich erweiferk Schon 1II,22 gab der Apostel der Vorstellung von der Parrhesie diese Wendungz an unserer H. 27 408 l Joh. V, 14-—21. Stelle wird sie ausschließlich von dieser Seite angeschaut, was, wie schon oben bemerkt ist, darin begründet ist, daß im Beten das gesammte ewige Leben des Gläubigen sich darstellen muß. Eben darin, sagt Johannes, besieht unsere Zuversicht zu Gott, daß ——— —. Man erwartet nun eine Aussage über die im Gebete ihre Zuversicht erweisenden Gläubigenz es folgt aber Eis« — essen» 7)-,«aJi-, eine Aussage über Gott, an welchen unsere betende Zuversicht sich richtet. Dies ist kaum eine Bre- viloquenz zu nennen, und noch weniger bedarf es, wie Lücke meint, der Ergänzung eines aus dem Begriffe der nakixszoia entnonimenen Zivischengliedes: »darin besteht die Freudigkeit, die wir zu ihm haben, daß wir die Zuversicht haben, daß er uns hört-«. Schon Huther hat mit Recht gegen diese um- ständliche Beschreibung gesagt, daß die nagköøzaiu selbst die sreudige Zuversicht sei. Man denke nur einmal statt wagt— xihaia einen parallelen Begriff wie Arnald-karg, so wird es keine Schwierigkeit haben, die Vorstellung Z« ais-ou« Free-Ja- als das Objekt der gläubigen Zuversicht zu verstehn. Derjenige aber, zu welchein wir Zuversicht haben seines; wurde-J, nach dessen Willen wir bitten (-5k«2.. aus-ad) und welcher uns hört, ist nicht der Sohn Gottes, wie Steinhoser meint, der aber diese Beziehung nicht festzuhalten vermag (vgl. S. Schmid und Spener, welche es wenigstens für inöglich halten, an den Sohns als den Vermittler unserer Gebete, zu denken), sondern Gott, der Vater Jesu Christh zu welchem wir gerade im Glauben an den Sohn Zugang haben und welchen wir im Namen Christi mit aller Freudigkeit anrusen. Das kaum nennenswerthe Schwanken einiger Ausleger über die Beziehung des aus-Hi- V.14 ist wie ein Vorspiel zu dein hitzigen Streite über die Beziehung des cis-cor- V. 20. Was nun den apostolischen Satz betrifft, daß Gott jedes Gebet erhört hinaus« wie Joh. 9, Pol. II, 41), welches die Gläubigen nach seinen! Willen thun, so ist die Erklärung im Wesentlichen schon zu Hi, 22 (S. 244 sl.) gegeben. Die Be- stiinmung nor-ca? Iö DER-»He! ci1-·«r01Jist, wie Bengel treffend sagt, conditio aequissima, latissjme part-us. Wer in 1 Ja» v, 14. 15. 409 dieser Bestimmung eine lästige Schranke fände und seine Freu- digkeit dadurch gedätnpft fühlte, der würde den Grundcharakter des Gebetes und die eigenste Natur des Glaubens, aus wel- chem das Gebet stammt, verkennen und verleugnen. Es ist gar kein wahres Gebet denkbar ohne die Beugung unter den Willen Gottes, vielmehr ohne die sreudige Erhebung auf dem Gnadengrunde dieses Willens Gottes. Denn der Wille Got- tes geht ja kurz gesagt auf nichts Anderes als auf unsere Se- ligkeit. Das ist deshalb Gottes Gebot, die Offenbarung seines Willens, daß wir an Christum glauben, damit wir so das ewige Leben haben. Deshalb kann man auch sagen, es ist Gottes Wille, daß wir zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und selig werden (1 Tim. 2,4), oder es ist Gottes Wille, uns das Reich zu geben (Luc. 12, 32). Deshalb ist es ferner im Wesentlichen völlig gleich, im Glauben, im Namen Christi und nach dem Willen Gottes beten. Denn Christi ganzes Werk entspricht diesem heilsamen Willen Gottes (Joh. 4, 34. 5,30. 6, 38); der Gläubige aber ist eben ein solcher, an welchem durch Christum der Wille Gottes vollzogen wird. Für den Gläubigen nun dienen schlerhthin alle Dinge dazu, den gna- denreichen Willen Gottes an ihm zu erfüllen (Nöm. s, 28)z darum wird in allen Dingen das Gebet des Gläubigen nach Gottes Willen stattsinden und erhört werden, d.h. dazu dienen daß der Wille Gottes geschehez denn dies ist der wesentliche Inhalt und die höchste Absicht eines jeden rechten Gebetes (vgl. Matth. 6, 10. 26, 39). So im Allgemeinen betrachtet hat also die Bersicherung des Apostels, daß Gott jedes Gebet nach seinem Willen erhört, keine Schwierigkeitz eine solche entsteht scheinbar, wenn die ideale Theorie in das praktische Leben ein- geführt wird. In dieser Rücksicht entwickeln die Ausleger aus der Bestimmung siaroi sxd JEAN-o- und aus andern Schrift- sprüchen allerlei Cautelen, die aber nichtimmer zutreffen. Manche machen den der chrisilichen Parrhesce am wenigsten entsprechem den Eindruck, als«ob die Anforderungen an ein erhörliches Gebet möglichst hoch gespannt werden sollten, damit der Be- tende erst nach allen Seiten hin sich vorsehe, ehe er die Erhö- 27 « 410 1 Ja» v, 14——21. rung seiner Bitte hoffe. Hieher gehört Socins Forderung, daß das Gebet nicht allein mit dem allgemeinen, sondern auch in jedem besondern Falle mit dem besondern Willen Gottes übereinstimme — womit eigentlich nichts erklärt ist. Nicht viel besser sagt Episcop, daß der Christ bitten solle quae ciivjnae volunlati sunt consentanea et ut ea non petat Alter, quatn Deus ea peti vulr. Unklar geschieden sind die von J. Lange für das erhörliche Gebet gestellten Normen, daß es geschehn solle: I. ex iide in nomine Jesu Christi; Z. cum volunlatis et determinationis nostrae abnegatione; Z. cum ciebita pro— portionez quae est jnter res necessnrias et utjlesz 4. nd Dei gloriann Treffender ist, was Qecumenius, Luther, Are- tius, Grotius u. A. gesagt haben·, daß jedes Gebet um geistliche Güter, um den heiligen Geist, um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeih um alles unmittelbar zur Seligkeit Nöthige, unbedingt gethan und immerdar erhört werde; daß aber jedes Gebet um Zeitliches und Irdisches nur bedingungs- weise stattsinden könne — quantum nobis non sunt impedi- mento ad salutem (Aretius) — si ea nobis dari quam non dari sit Deo glokiosius nobisque salutarius (Grotius). Dies alles hat sein Recht; aber dem idealen Zuge des Johannes, und der Schrift überhaupt, folgend muß man auch auf der andern Seite geltend machen, daß auch die irdischen Dinge dem Willen Gottes zu unserer Seligkeit dienstbar sind, so daß auch in Beziehung auf diese das Gebet nach Gottes Willen seine Stelle hat. Der Vater im Himmel weiß, daß wir des alles bedürfen, und es wird uns zusallen, indem wir zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten (Matth. 6, 32 fl.). Und wie im Alten Bunde das Zeugnis gilt, daß der Gerechte nicht verlassen ist noch sein Same nach Brod geht (Ps. 37, 25), so heißt der Herr selbst uns um das tägliche Brod bitten und strast die unglaubige Sorge, als wenn es den Kindern Gottes je daran mangeln könnte. Wie sehr es dem Apostel voller Ernst ist, was er über die Erhörung unserer Gebete, die nach Gottes Willen geschehn, sagt, zeigt sich nicht nur in der besondern Anwendung dieser 1 Ich· v, 14. 15. 411 Zusage V. 16, sondern auch in der Bekräftigung derselben, welche V. 15 durch die Hinweisung auf den gewissen Erfolg solcher Gebete gegeben wird. Es ist nicht ohne praktische Be: deutung, daß der Apostel, was er Ill, 22 in dem einfachen Jaxrxkckiioxrkp user« arise-«) zusammenfaßte, hier gewissermaßen auseinandetlegt in das Essai-«« ist«-ass- V. 14 Und åszoxcew Tor ais-ihn. V.15. Es ist nämlich nicht die Meinung, wie Rickli auslegt, daß V. 14 (oZ-soo7.k«) nur von dem Anhören, V. 15 dagegen von dem Erhören der Gebete die Rede sei; vielmehr erklärt Episcop richtig: ex hoc fundamento, quod Deus ipsos okantes exaudit (v, 14), certo futurum ut Deus ipsis riet en, quae ab ipso pelierunt (vgl. S. Schmid, Spener, J. Lange, Lücke u; A.). Auf das B. 14 geltend gemachte Wissen, welches nun unzweifelhaft bei den Gläubigen voraus- gesetzt wird (daher der Jndicativ nach Sols-« Vgl. Winer, S. 271), gründet der Apostel das weitere, noch stärker die Parrhesie des Glaubens erweisende Wissen, daß wir die erbe- tenen Dinge haben, Z« åkzozcsw To? wir. »Z- Das nach- drücklich vorangestellte spare» darf weder in der Form noch im Begriff alterirt werden. Jenes geschieht, wenn man das Präsens im Sinne eines Futurums auffaßt, wie Schlichtin g, Episcop, Grotius (l)eus statjm exaudiy at non statjm dar) u. A. thunzdieses geschieht, wenn man mit Jachmann (vgl. S. Schmid, J. Lange u. A.) das syst» durch owner-e, Augustin-s»- erklärt. Das Richtige haben Luther, Spener, Bengel, Steinhofer,Neander, Liicke, Sander,deWette, Huther u. A. gesehn. Wenn wir nach Gottes Willen ge- beten haben, also Gott uns erhört hat, so haben wir auch die Erfüllung unserer Bitte, obwohl »bisweilen das Wider- spie! erhellet«, weil wir die Erfüllung noch nicht sehn (Luther). Das Erbetene ist von Gott uns schon zugeschrieben und bei- gelegt, ob es uns schon nicht allemal in die Hände gegeben wird, gleichwie etwa die Eltern ihren Kindern etwas schenken, aber in der Sparbüchse aufheben (Sp en er). Wegen der Fassung der Schlußworte von V. 15 ist noch zu bemerken, daß das Perfectum pjsrsjxscizssw im Verhältnis zu 412 1 Jokx v, 14——21. dem Präsens spitz» ganz naturgemäß sieht (vgl. V.10. I,3.5), ohne daß zu folgern ist, Johannes möge mit feinen Lesern über- eingekommen sein, um gewisse Dinge, die ihnen nun zu Theil geworden seien, zu bitten; wie Sorin meinte, um die Schwie- rigkeit des allgemein gefaßten Zzoxrsp zu vermeiden. — Das »Es-f wessen? — nicht nah« aus«-II, so das; der von Sander angemerkte Nebenbegriss, daß die Bitten bei Gott, als ein Depositum, niedergelegt seien, keinen Halt hat — ist nicht mit zhzoztek was Huther nach ll,20 für wahrscheinlich hält, son- dern mit »Es-taxes» zu verbinden. Jenes wäre nach der Wort- siellung äußerst hart; dies ist durchaus leicht und einfach. V. l6. 17. Daß der Apostel, nachdem er von dem Ge- bete überhaupt als einer wesentlichen Erweisung der Glaubens- zuversicht der Kinder Gottes geredet hat, noch insbesondere die brüderliche Fürbitte erwähnt, ist durchaus naturgemäß. Schon Oecumenius hat mit Recht erinnert, wie sehr das heilige Mitleid mit dem sündigenden Bruder, und die sürbittende Bei- hülfe (-ce3 THE« osxlocprøjnesscz tief-Leda? avwalysiw ssai out-separ- smw ei; ums-Pius) der von Johannes so eifrig gepredigten Brudekliebe gemäß sei. Das ewige Leben der Gläubigen, welches die V. 14. 15 dargestellte Parrhesie in sich schließt, muß sich auch in der Fürbitte für die Brüder äußern (vgl. 1Tim. 2, 1sl. Jan 5, 14 fll. Phil.1,4. Ephes s, 18. Röm. 15, 30. Matth. 5, 44 fl.), in dieser gläubigen Liebeserweisung, welche nach der Art der Liebe Christi wesentlich darauf abzielt, daß die Brüder im Vesitze des Lebens bleiben und wachsen. Darum muß die briiderliche Fürbitte nicht allein stattsindem wie Christus, dem die Gläubigen gleichen (lV, 17. I, 6), Für- bitte gethan hat und fortwährend thut (Luc. W, 31. Joh. 17, 9. Hebt. 7, 25), sondern wird auch ohne den B. 16 ge- nannten Jnhalt nicht sein können (vgl. Gal. s, I sl.). Die Fürbitte ist ein Hauptmittel, durch welches das von dem einen Haupte ausströmende Leben zu den vielen in gläubiger Liebe verbundenen Gliedern des einen Leibes geleitet wird (vgl. Ephes 4, l6. 1Cor. 12, 26 fl.)- Durch dies paulinische Gleichnis (vgl. Joh. 15, 1 sll.) wird aber zugleich erläutert, was Johannes 1 In» v, Je. 17. 413 an unserer Stelle geltend macht, daß nämlich nur ein mit dem ganzen Leibe und mit dem Haupte felbst noch zusammenhän- gendes Glied durch solchen fürbittcnden Liebesdienst und Gna- denverkehr Handreichung empfangen kann; sind die Pulsaderm durch welche die Lebenskraft strömen muß, abgeschnitten, ist ein Glied in den Tod verfallen, so ist der Dicnst der fürbittenden Liebe nicht mehr möglich. Bevor aber der johanneische Begriff der Sünde zum Tode erörtert werden kann, ist der Text darauf anzusehn, welche An- leitung derselbe etwa giebt, jene Hauptaufgabe zu lösen. Jo- hannes stellt den Fall vor (vgl. über die Bedeutung des Sol-- c. oonj. Bd. I. S. 80), daß jemand seinen Bruder sündigen steht. Mit dem Ausdrucke oiclszcpög ist nicht proximus qui— cunque (Calov)- sondern wie il, 9. 10. Ill, I7. IV, 21 der aus demselben Gott Geborene (V, I), der gläubige Bruder, gemeint. Desfen Sünde wird von dem Gläubigem welchekn die Fürbitte zugemuthet wird, gesehn — Eos-«- suc M» — und als eine Sünde, die nicht zum Tode ist, beurtheilt. Die letz- tere auch von Lücke und Huther richtig gewürdigte Bestim- mung liegt in dem subjectivischem die Vorstellung ausdrücken- den »F, im Unterschiede von dem objectivischem den faktischen Sachverhalt bezeichnenden ocl V. 17 (vgl. V, 10. lII,10. 21). Wichtig ist aber auch die hiebei vorausgefetzte Bedeutung des fass» Offenbar meint nämlich Johannes, daß der Gläubige, in ähnlicher Weise wie er etwa die äußerliche Noth seines Bru- ders mit feinen Augen anschauen kann (IIl, 17), so auch die Sünde seines Bruders sehen, erkennen und so deutlich unter- scheiden kann, ob die Sünde zum Tode sei oder nicht, daß er gemäß dieser Einsicht die Fürbitte thun oder unterlassen soll. Es ist also entschieden gegen die Meinung des Apostels, wenn N. de Lyra anmerkt: qui sit Peccator non ad mortem soiri non potest nisi per divinam revelati0nem. Eher könnte man mit Calov sagen, daß das peccatum ad mortem nicht immer mit Sicherheit zu erkennen sei; denn es ist denkbar, daß der Gläubige es jedes Mal deutlich erkennt, wenn sein Bruder nicht zum Tode sündigt, während vielleicht das andere Ur- 414 1 Ich. v, 14—21. theil, daß eine Sünde zum Tode wirklich begangen sei, nicht immer gleich sest steht. Allein der Zusammenhang spricht auch gegen Calov, und es ist mit Calvin, Soein, Schlichting, Bengel, Lücke, Huther u. A. zu sagen, daß Johannes dem Gläubigen zutraut, nach beiden Seiten hin die Sünde nicht zum Tode und die Sünde zum Tode richtig zu erkennen. Wenn also ein Gläubiger seinen Bruder in einer Sünde, die nicht zum Tode ist, befangen sieht, so soll er für denselben Fürbitte thun. Nicht ganz gleichbedeutend ist die attributivi- sche Redeweise sc. YOU» Mk. aizøageeiamuøa (vgl.III,I7. IV, 2. hiezu S. 265) mit der prädicativischem für welche der Jnfinitiv gehören würde (gegen Piscator und Socin). Nach der Vorstellungsweise des Johannes tritt der in die Sünde fallende Bruder selbst unmittelbar vor das Auge des Gläubi- gen, welcher beten soll; der insinitivische Ausdruck würde weni- get anschaulich den Umstand, daß der Bruder die Sünde be- geht, darstellem Wenn nun der Gläubige wahrnimmt, daß sein Bruder nicht zum Tode sündigt, so soll er für denselben beten «) und dadurch ihm Leben geben, demjenigen, setzt der Apostel noch einmal ausdrücklich hinzu, welcher nicht zum Tode sündigt, Das Futurum »Ist-»ja« bedeutet nicht ljcehil illi petere (S. Schmidt), sondern aus der zunächst liegenden Vorstellung, daß die Fürbitte eintreten werde und mit Be- stimmtheit zu erwarten sei (de Wette), ergiebt sich zugleich der imperativische Sinn, daß die Fürbitte auch eintreten solle (Grotiuö, J. Lange, Jachmann, Lücke, Huthen Vgl. Kühn er II. S. 99). Entsprechend dem V. Ist. 15 von dem gläubigen Gebete überhaupt Gesagten, fügt der Apostel mit «) Die Worte des Apostels handeln nur von der Fürbitte des einzelnen Gläubigem nicht der Gemeine, wie Huther mit Recht gegen Neander be- merkt. Natürlich gilt das Gesagte auch von der Gemeinesürbittr. Woher» aber Mayer die Fürbitte der Heiligen nimmt, ist schwer zu sagen; und so- lange apostolische Worte gelten, wird es uns wenig anfechten, wenn ein ir- rendcr Ausleger droht: »wer die seligen Brüder um ihre Für-bitte nicht an- rufen will, widersetzt sich den gnädigen und heiligen splanen des Wellen: schöpferslt « 1 Ich. v, m. 17. 415 voller Parrhesie auch in Betresf der besondern Fürbitte hinzu: sie-i date« wiss-as gar-Fa. Als Subjekt zu Maja« den Be- tenden selbst zu verstehn, hat man Bedenken getragen. Eine von Beda, N. de Lyra, Tirinus, C. a Lapide und dem Fortsetzer des Estius, Barth. Petrus (vgl. auch Episkop) gebilligte Variante der Vulgata dabitur deutet schon darauf hin. Viele Ausleger haben geradezu aus dem Zusammenhange, ,,aus dem Begriffe des Gebete« (Lücke), die Subjertsvorsiek lung rogatus Deus entnehmen und vor Dass» einschieben wol- len (Beza, Piscatoy Socin, Grotius, Benson, Spe- net, J. Lange, Bengel, Steinhos.er, Paulus, Fach- mann, Lücke, Sand er). Allein ohne Noth wird so von dem einsachen Gange der Wortfügung abgewichen. Dasselbe Subjekt ist in »He-ja« und Malo« zu denken. Schon die äthiopische Version hat richtig umsrhriebem rogans vix-jü- cabjt Erasmus, welcher freilich dem hergebrachten dabitur der Vulgata nicht zu widersprechen wagt, läßt doch dem grie- chischen Texte sein Recht, indem er anmerkt: nam et qui im— petrat alter-i quodammodo den. In demselben Sinne haben Caloin, Sehlichting, Ricklh Baumgarten-Crusius, deWette-Brückner, Huther das est-So« von dem Beten- den verstanden. Ähnlich ist AGesch. Z, 6 (vgl. B. IS. 16). Auch Jan 5,15. 20 ist zu vergleichen. Es giebt der Betende seinem sündigenden Bruder, weil er eben durch seine Fürbitte demselben das Leben vermittelt. Wenig entspricht es aber der sröhlichen Zuversicht, mit welcher der Apostel von der Kraft des Gebetes redet, wenn S. Schmidt (vgl. auch Hunnius und Calov) zugleich an die admonjrio et corkeptjo state-nie, nach Matth 18, 15, erinnert, oder wenn Rickli bemerkt, der wahre Beter werde seine Fürbitte »nicht allein auf der Lippe tragen-«, sondern »in seinem ganzen Betragen kund thun, decn Fehlbaren durch Nachsicht die Rückkehr crleichtern und sein neues Wandeln im Lichte durch ermunternde Zuvorkommenheit befestigen-«. An die Mittel und Wege, wie der Segen des Gebetes auf den Bruder gebracht wird, denkt hier der Apostel gar nichtz er stellt nur die sichere Wirkung hin. Deshalb ist 416 1 Ioh.·v, 14—21. es auch ungehörig und dem Sinne des Apostels geradezu ent- gegen, wenn Socin bemerkt, Gott gebe auf die Fürbitte nicht daß der sündigende Bruder bereue, sondern daß er bereuen könne, die Kräfte dazu, wodurch aber nicht ausgeschlossen sei, daß die Reue dennoch ausbleibe Ahnlicherweise weichen auch Epifcop Umpetrat a Deo atque ekiieit — nt occasio oonsequencii ve- niam peccatorum et proiniie eiiam vilam eitlem kelinquatur) und Grotius Oeus ad preces fidelium ei sie-bit not· dami- iiatum aique contritusn et suo tempore reiiciet Spiritum s, quae omnja viae suni ad vitam aeiernam) von der Einfalt und Wahrheit der apostolifchen Vorstellung ab, obwohl sie die Jnconsequenz Socins vermeiden, welcher die Sünde zum Tode dem ohne Reue in der Sünde Beharrenden zuschreibt und dennoch diese Reuelosigkeit bei einem nicht zum Tode Sündigenden für möglich erklärt. Nachdrücklich hebt der Apostel noch einmal die Voraus- setzung, daß der Bruder nicht zum Tode sündige, hervor. Die Pluralform okzsa Noli-one« ist im Anschluß an das voran- gehende »den? deshalb unbedenklich, weil, wie schon Erasmus sagt, jenes »den? genekalitek positnm est. Es hat eine rol- lectivische Bedeutung (Lücke, Huther u. A.). Weder eine Ellipse neben der Enallage Numeri liegt vor seidene« cis; »Je- gairss or? snixoijocw ais-To? sroic eigenen. goes sog. Mein. Er. S chmidt), noch ist der Dativ was; owner. nach dem hebräi- sehen Sprachgebrauche des b durch quod attinet (Bengel) zu erklären, noch ist die ganze Construction so zu verschränkem daß »He-z; auf den Bittenden bezogen und rot; ohne-m. »für die SiindigendeM (Pauluö, Jachmann, Bornemann, bibl. Studien der sächs. Geistlichen l. S. 71) übersetzt wird. Hat der Apostel seinem Gebote, für die sündigenden Brü- der zu beten, zweimal die Beschränkung beigefügt, daß diesel- ben nicht zum Tode sündigten, so hebt er nun auch die hierin liegende Voraussetzung, daß es wirklich eine Sünde zum Tode giebt, bestimmt hervor und sagt, daß sich das Gebot der Für: bitte auf diese Sünde nicht beziehe. Endlich, V.l7, deutet er mit heiligem Ernst, aber auch den Gläubigen zum großen 1 Ich. v, 16. ». 417 Troste, auf das Verhältnis zwischen der Sünde überhaupt und der Sünde zum Tode hin. Jede Ungerechtigkeit ohne Aus- nahme ist Sünde (vgl. lll, 4); doch ist nicht jede Sünde eine Sünde zum Tode, es giebt eine Sünde, die nicht zum Tode ist. Wenn nun für einen Bruder, welcher diese Sünde begeht, gebetet werden muß (V. l6«), so kann dies Gebot in Bezie- hung auf die Sünde zum Tode, die es wirklich giebt Eis-r«- o?,ria9-r. »F. Dein-J, nicht gelten — or? ask-i Zwei-«« Zäyus Knie« Sprache» Zunächst ist hier der Wechsel der Wörter ais-II» und same-is- ins Auge zu fassen. Nach Ben- gels Vorgang hat neuerlich ein englischer Theolog den Un- terschied der beidenAusdrücke gründlich entwickelt (R. Ch.Trench, Synonyms of the N. T. Gambridge 1854. P. 164). «L’gwrcki- unterscheidet sich von ais-eis- wie rogare von peteke (vgl. Ci- cer o, Plane. X, 25: Neque enim ego sie ragt-beim, ut petere Mieter, quia familiakis esset meus. Bei Trench, P. 166). Nie nennt deshalb der Herr sein Beten ein ais-ZU, sondern beständig ein sgwsrcip (Joh. 14, 16. 16, 26. 17, 9. 15. 20); aber das Beten der Gläubigen im Namen Jesu ist ein ais-sti- (Joh. 14, 13. 16, 23 fl.). Das ais-es» setzt die Unterordnung des Bittenden unter den Erhörenden voraus (AG. Z, Z. 12, 20. Matth 7, 9. 11. Lur. 1l, 11. 13. Jan l, 5. 6), während das spart-is- dem Gleichgestellten geziemt (Luc. 14, 32). Es scheint demnach schon in dem Ausdruck Heu-»ja» V. 16 die Andeutung zu liegen, daß die hier gemeinte Bitte dem Bitten- den nicht zusteht. Das Bitten für den Todsünder selbst erscheint nicht als ein demüthiges, aber in allem Glauben zuversichk liches ais-s»- (V. 14·15), wie die Fürbitte für den nicht zum Tode Sündigenden, sondern als ein unzietnliches, über das rechte Maß hinausgreifendes second« So scheint dieser Aus- druck selbst einen Fingerzeig zur richtigen Bestimmung des Sinnes der Schlußworte von V. 16 zu geben. Es herrscht nämlich hierüber bei den Auslegern eine große Unsicherheii. Die meisten urtheilen, da der Apostel nur sage, daß er im Falle der Todsünde die Fürbitte nicht gebiete (ov’ -— läg-ad, daß jedensalls ein Verbot der Fürbitte für den Todsünder nicht 418 1 Ja» v, 14—21. vorliegt In tnancherlei Modisicationen wird aber diese Mei- nung vorgetragen. Ora si Ist-ils, sed sub dnbjo impetr3ntli, erklärt C. aLapide (vgl. Tirinus, Barth. Petrus) Auch Sorin, Schlichting, Grotius, Carpzov, J. Lange, Jachrnann, Neandey Lücke, deWette, Huther leugnen einstimrnig das bestimmte Verbot; aber es bleibt doch ein gro- ßer und für die christliche Praxis bedeutender Unterschied, ob man z. B. mit Neander sagt, es dürfe für den Todsünder gebetet werden, obwohl dessen Bekehrung schwer sei, oder mit de Wette die Ersolglosigkeit solcher Fiirbitte vorausgesetzt sindet. Wenn dies der Fall ist, wenn, wie Lücke sagt, »sehr leise und bescheiden« vom Apostel angedeutet wird, daß jene Fürbitte nicht nach dem Willen Gottes, also unerhörlich sei, so wird man nicht allein folgern müssen, daß dieselbe unter- bleiben könne (J. Lange, Jachmann) oder nicht zur Pflicht gemacht werde (Grotius, Huther), sondern man wird, wozu schon Socin (noli pro illo sog-are) getrieben wurde, in der locntio altioa et morata (Bengel) den Sinn anerkennen müssen, daß ein Verheißungsloses Gebet ein unmögliches ist fScholiast l) und nicht geschehn darf. Deus non visit, ul pii frustka okent (Bengel. Vgl. Deut. 3,26. Jer.14,11.15). Doch haben fast alle Ausleger, welche sonach ein indirectes Verbot der Fürbitte für den Todsünder anerkennen (N.deLyra, Calvin, Beza, Piscator, S. Schmidt, Heumanm Bengel, Sand er), die Schärfe des Gedankens irgendwie zu mildern gesucht. N. de Lyra, welcher den Begriff der Tod: sünde als jmpoenilenlia ktnnlis faßt und die Fürbitte für den Todsünder verbietet, quia non est orantium pro damnatis giebt doch zu, daß man für jeden Menschen beten dürfe, ut minus peccarel et per· oonsequens minus punirelur in interne, und sagt schließlich, weil jeder Sünder, solange er lebt, Buße thun könne, so müsse man beten pro otnnibus peccatoribns adhuc vivenlibus —- Bengel hält, obwohl er den Todsünder von der brüderlichen Fütbitte ausschließh dennoch die Bekeh- rung desselben nicht für unmöglichx si —- ad viracn reeiucilncz ici ex mero provenitreservnto üivin0. S. Schm idt, welcher 1 Ich· v, te. 17. 419 einmal (p. 505) ausdrücklich sagt, man dürfe nicht für den Todsiinder beten (non 1icet), wendet dies nachher (p. 507) so: Orandum est pro peccantibus non ad mortem, ut Deus propter üdetn ipsokum praesentem neodum excussanu peccatum jpso-— rum jpsis remittat — pro pecoanlibus autem ad mortem orandnm est, nt Deus eos ad poenitentiarn reducah tidem excussam restitnat et ex morte liberet (vgl. auch Spen er, Rickli). Am ronsequentesten äußert sich Calvin. Sehr fel- ten’, sagt er, werde der Gläubige in den Fall kommen, nicht fürbitten zu dürfen; Gottes Barmherzigkeit selbst leite vielmehr unsere Liebe, daß wir das Beste hoffen follen. Wenn aber die offenbare Gottlosigkeit einen Todsünder unzweifelhaft zu erkennen gebe, dürfe der Gläubige nicht barmherziger sein wollen, als Gott selbst Ouodsi despekata quorundatn inipietas non secus nobis Apparat, acsi Dominus eam digito nionstrarey non est quod cektemus cum jnsto Dei judicjo vei clementiores eo esse appetarnuss Aber die Erörterung über die christliche Fürbitte für den Todsünder führt zu der Hauptfragg was unter der Sünde zum Tode zu verstehn sei, zurück. Der Schluß von V. 16 giebt insofern auch eine Anleitung zur Beantwortung derselben, als hier die Fürbitte für den Todsünder für unzulässig erklärt wird. In dem Wortlaut anstch liegt allerdings kein bestimm- tes Verbot; aber wenn Johannes, da er die Fürbitte für den nicht zum Tode Sündigenden gebietet, eben diese Bedingung als wesentlich wiederholt hervorhebt und »dann fortfähtn ich sage nicht, daß man für den Todsünder beten solle, so ergiebt der Zusammenhang den Gedanken, daß man dies Letztere nicht dürfe und nicht könne. Das Nichtsagen im zweiten Falle ent- fpricht dem gebietenden Sagen im ersten Falle. Es folgt auch aus dem Wesen des Gebetes selbst, daß, wenn die Fürbittc für den Todfünder an und für sich ,,nicht nach Gottes Willen also unerhörlich« (Lücke), er olglos (de Wette) oder der Art ist, daß sie mit gewisser Zuvetstcht der Erhörung nicht geschehn kann (Huther), dieselbe eben deshalb unmöglich ist. Um nun die Feststellung des Begriffes der okzmgefa read« 420 I Jvh. V, 14—21. Arie-arm- und m? sind; Bose-an«- versuchen zu können, ist nur noch die Herbeinahme von V. 17 nöthig, weil wir auch hier einen wichtigen Fingerzeig finden. Der Apostel hat V. 16 einen durchgreifenden Unterschied zwischen der Sünde nicht zum Tode und der Sünde zum Tode gesetzt. Dieser Unter- schied wird auch V. 1717 ausdrücklich bestätigt, aber in solcher Weise, daß durch den vollsien Ernst der heiligen Wahrheit, nach welcher jede Ungerechtigkeit Sünde ist (V. 17-), dem leicht- fertigen, unheiligen Mißverständnisse eines weltlichen Sinnes gewehrt wird. Die erste Hälfte von V. 17, dessen beide Glie- der nach johanneischer Art einfach durch -««" an einander ge- fügt sind (lll, 2.4. Vgl. S. 58. l00), erinnert an Hi, 4, wie auch V. 18 auf den Hauptgedanken von Ill, 4—10 hinaus- läuft. Es wiederholen sich deshalb an unserer Stelle mit den- selben Schwierigkeitem zu welchen insbesondere der anscheinende Widerspruch zwischen B. l7 und V. 18 gehört, dieselben zum Theil verfehlten Lösungsversuche Was zuvörderst den V. 17 betrifft, so erscheint es hier ebenso unangemessen, die Begriffe cidiznfoe und offenes-Zog, als dort (llI, 4) die Begriffe aZeeoxcfa und oixecepria in einem Steigerungsverhältnisse zu einander zu betrachtem Weder· »Er-unerb- nvch »Er-excels- III, 4 ist ein schäh ferer oder stärkerer Begriff als rief-»Ja, wie Jachmann und BaumgartemCrusius (vgl. auch Lücke und Huther) behaupten. Schon zu M, 4 (S. 102 fll·) sind die drei Be- griffe erläutert. Das logische Verhältnis in unserer Stelle ist aber ein anderes, als dort. Dort kam es dem Apostel darauf an, die okxxapsria als Widerspruch gegen die gottgemcißy im normativen wcheog geforderte Gerechtigkeit, d. h. als »Er-excl« darzustellen sss ckxsagefa Fuss» JJ o?»o,e««a); an unserer Stelle aber muß er umgekehrt jeden Verstoß gegen die Jenaer-away, d. h. jede rief-»Ja, als osnagsria erscheinen lassen, weil dies der herrschende Begriff ist und alles auf die Unterscheidung der oifecagrfw Jrpdg Bär-awa- Und der vix-unifo- oeJ Ap- Hain. ankommt· Eben mit Riicksicht auf diese Unterscheidung hat man, aber mit Unrecht, den Begriss Hei-»Ja für weiter oder weniger scharf gehalten; als wenn hierunter auch die täglichen 1 Ich. v, 16. 17. 421 Schwachheitssiinden der Gläubigem allerdings wirkliche cis-rag- ØZaH sielen, die doch nicht Jrgdgs Bei-mem- seien. Dasselbe wollte Grotius auf gerade entgegengesetztem Wege erreichen. Er erkannte, daß kidusia im Wesentlichen nichts Anderes und nichts Geringercs als ofxcagiüx sei, und sagte deshalb, daß Johannes, indem er jede Eil-»fo- eine ohne-geis- nenne, jene Schwachheitösünden gar nicht mit im Sinne habe (a’el«»"a- vocat non quanivis jgnorantiam aut obreptionem subitam, sed quicquid peccatur aut cum deliberatione aut dato ad de- liberationem spatio). Bei allen diesen Auslegern liegt die falsche Ansicht im Hintergrunde, daß von der Beschaffenheit oder der Größe einer Sünde an sich selbst der tödtliche oder nicht tödtliche Erfolg derselben abhängen könne, eine Voraus- setzung, welche in der katholischen Dogmatik zu der unsittlichen Unterscheidung von peccatum mortale und veniale geführt-I, den modernen Kritikern aber Anlaß gegeben hat, montanisti- sche Elemente in dem apostolischen Schreiben zu suchen (vgl. Bd.l. S.XcVIlI sll.). Aber die ersie Hälfte von B.17 spricht durchaus gegen diese Annahme, deren unevangelische Art Aus- legern wie Lücke, Huther und Neander keineswegs ent- gangen ist, gegen welche jedoch die älteren Ausleger mit grö- ßerer Bestimmtheit sich erhoben haben. Die katholische Unter- scheidung von peceatum mortale und veniale weisen diese mit dem entschiedensten Nachdruck ab, indem sie festhalten, daß je- der Sünde Sold der Tod ist (Luther). Die Art der Sün- den an sich, sagt Ealvin, unterscheidet Johannes überhaupt nicht: quicquid cum lege Dei pugnatz pecoatum est, et qui— dem tnortale sua natura. Und mit heiligem Eifer bezeugt Beza: Peocata omnia hactenus paria sum, ut vel minima «) Vgl. schon Bei) a, welcher gegen den Satz der Stoiker und Jovi- nianer, omaia peccata esse Paris, bemerkt: Tauta est diversitas per-ea- tokucn, ul omne quod ab aequilatis ratione disckepat intek peccata unwert-tut, quamvis minima peccata justis suae justitiae mekitum nequaquam aufekke vel miuuere passiert, illa dann-Hat, sine quibus baue, vitam nullatenus transigeke Poe-sont. — quotidiana et levia pec- catiy quse sicut diklicile vitantutx sie etiam krioile cukaulutn 422 I Jvh. V, 14——21. minimi peocati cogiiatio mortem aeternam millies mereaiurn — omnia peccata per· se leihalia — eine sittliche Anschauungs- weise, rvelche freilich einem Semler so unsinnig und sanatiseh erscheint, daß er etwas Ähnliches zu sagen kaum einem chine- sischen Bonzen oder einem indischen Fakir zutraut. Jn dem- selben Sinne wie die Reformatoren reden S. Sehmidt, Are- tius, Calov, indem sie alle den Hauptpunkt, auf welchen des Apostels Rede hinweist, im Auge haben, den Grundsatz nämlich, daß es nicht durch die Sünde an und für sich, son- dern durch die sittliche Versassung, den Glauben oder Unglau- ben, des Sündigenden bedingt werde, ob die Sünde zum Tode oder nicht zum Tode sei. Auch die neueren evangelischen Aus- leger haben im Grunde dieselbe Anschauungsweise, wenn sie die Todsünde von der Schwachheitssiindh der Schwankung und Störung des frommen Lebens, wodurch das christliche Lebensprincip selbst nicht aufgehoben wird, unterscheiden (vgl. Lücke u. A.). So weiset uns also Johannes, indem er jede Verletzung der gottgemäßen Gerechtigkeit als Sünde verurtheilt, dazu an, die Unterscheidung zwischen der Sünde zum Tode und nicht zum Tode nicht nach der objektiven Beschassenheit der Sünde an sich, sondern nach der subjektiven Verfassung des Sünders zu machen. Jede Sünde ist der Widerspruch gegen den Licht- wandel (l, 5 fll.), gegen die Gerechtigkeit (ll, 29 fll.), gegen das göttliche Leben welches den Kindern Gottes eigenthümlich ist. Jede Sünde gehört an sich in das Reich des Todes, des Teu- fels (lll, 4 fll.); deshalb sündigen die Kinder Gottes, welche das Leben haben, nicht (V. 18) und können nicht sündigen All, 9). In diese ideale Anschauungsweise des Apostels muß man vor allen Dingen eingchn, um seine Meinung von der Sünde zum Tode zu verstehn; die Vermittelung des anschei- nenden Widerspruchs mit der christlichen Lebenserfahrung wird sich dann um so sicherer ergeben (vgl. zu Hi, 9. S. "145fll.)· Wir haben nun folgende Normen für die Auslegung des Begriffs der pixraprla espdg dass-ins»- aus dem Contexte ge- Wonnen: ersilich muß die Sünde zum Tode, wo sie vorhanden 1 Seh. v, is. 17. 423 ist, von den Gläubigen erkannt werden können; zweitens wird derjenige, welcher dieselbe begeht, »ein Bruder« genannt, also zur christlichen Gemeinschaft gerechnet; drittens kann und darf für den Todsünder nicht gebetet werden, weil er durch seine Sünde von der Gemeinschaft des göttlichen Lebens ausgeschie- den istz endlich viertens unterscheidet sich die Todsünde von jeder andern Sünde nicht an und für sich, da vielmehr jede Sünde eine Verneinung des ewigen Lebens ist, sondern durch die sittliche Verfassung des Sündigenden wird es bedingt, ob die Sünde zum Tode sei oder nicht. Diese Canones werden auch insofern der johanneischen Anschauungsweise entsprechen- als sie die scheinbar in der ganzen Sache liegenden Wider- sprüche kenntlich machen. Der zum Tode sündigende Bruder gehört nicht mehr zu der Gemeinschaft der Kinder Gottes; er ist also zwar von uns ausgegangen, aber er hat doch nie wirklich zu uns gehört (ll, 19). Und die Sünde nicht zum Tode wird bei den wahrhaft aus Gott Geborenen anerkannt, von welchen doch wieder gesagt wird, daß sie überhaupt nicht sündigen. Beide Schwierigkeiten zu lösen ist zu II, 19 (Bd, l. S. 332 sll.) und zu lll, 9 versucht; inwiefern dieser Versuch gelungen sei, muß an unserer Stelle sich erproben. Auf die Frage, was der Apostel unter eixcageia ergo; Dein-enor- verstehe, haben diejenigen Ausleger ganz verkehrt antworten müssen, welche den Begriff des Bose-wo; und den entsprechenden der gross, welche dem nicht zum Tode fündigen- den Bruder durch die Fürbitte vermittelt werden soll, anders aufgefaßt haben, als es der nächste (V. 11sll. 20) und der weitere Zusammenhang des Briefes (lll, 14) fordert. Nicht von leiblichem Leben und Sterben, sondern von ewigem Leben und geistigem Tode ist die Rede. Mit Recht ist deshalb die Auslegung von Morus und S. G. Lange, nach welcher »Capitalverbrechen«, die von der weltlichen Obrigkeit mit dem Tode bestraft werden, gemeint sein sollen, vergessen. Ebenso falsch ist die Meinung Schöttgens, daß an solche Sünden zu denken sei, für welche das mosaische Gesetz die Todesstrase bestimmt habe, wie Mord, Götzendiensi nnd Blutschandez auch ll. 28 424 l Joh. V, 14——21. die bei Whitby, Benson und sogar bei Steinhoser austretende Modisication dieser Auslegung, daß man für kranke Brüder, wenn sie eine solche von Gott mit dem leiblichen Tode bedrohte Sünde begangen hätten, nicht fürbitten und densel- ben die wunderbare Heilkraft nicht zu gute kommen lassen dürfe, ist durchaus abzuweisen. Noch unrichtiger ist die Mei- nung derer, welche den Ausdruck und; «M««0i- als Bezeich- nung der Dauer, bis zum Ende des irdischen Lebens, verstehn. Beda hielt diese Auslegung vielleicht nur deshalb sür möglich, weil Augustin einmal aus dieselbe verfallen war (de corrept et grad XII, 35: ego autem dico jd esse peccaium, ödem, qui-te per dilectionem Oper-Zins, deserere usque ad mor- tem). N. de Lyra hat dieselbe angenommen. Aber wie soll ein Gläubiger sehen (vgl. V. 16), ob sein Bruder bis zum Tode in der Sünde beharren wird oder nicht? Das sey-Z; be- zeichnet vielmehr das Ziel, die erzielte Wirkung, wie Joh. l1, 4. 2Petr. Z, 16. Hebt. 9, IS. Röm. Z, 26. Auf verschiedenen Wegen nähern sich einerseits Grotius, anderseits Semley Carpzov und Chr. F. Fritzsche der johanneischen Vorstellung, obwohl sie dieselbe beiweitem nicht erreichen. Indem Grotius sagt: arbitrok ad tnortem dici eos delinqueriz qui cum priesen-Stint, monjli peooare per— gunt, aut oerte disoiplinaez quae in ecclesia oonslituia est, subjiceke se nolunt. Quae enim spes saniiatis ei, qui me— dioum sibj a Deo darum uudike non Wir? und indem Sem- ler an öffentliche Vergehen denkt, welche den Ausschluß von der Gemeine zur Folge haben — denn in pueritia christianos rum sei noch immer non parum opinionis iiut supersiitionis judaicae vorhanden geblieben —— oder wenn Carpzov gleich- salls unter Hinweisung auf die in der jüdischen Synagoge ge- bräuchliche Unterscheidung zwischen nnsvb new« und Hnvnb usw«» unter der Eise-ge. up. Eil-i. versieht cloctrinas religioni Chri- slianorum perniciosas, praeoipue doctrinas eokuntz qui ex Gentilibus susoeperant Cnrislianisknucm deinceps relapsi nd idola oppugnabant doclrinas, quas ante audjveraiidet nega- bant Filium Dei in ern-ne adfuisse etc» oder endlich wenn I Seh. v, is. 17. 425 Chr. F. Fritzsche auf die »Bosheitssünden der vom Chri- slenthum Abgesallenenss deutet: so liegt in dem allen, abgesehn von den handgreiflichen Jrrthümern, das richtige Gefühl, erst- lich daß der Iris-wag, als der Berlust der christlichen Fuss, durch die Aufhebung der Glaubensgemeinschaft bedingt erscheint, wobei aber alles darauf ankommt, daß die Gemeinschaft der Gläubigen unter einander zugleich und zuvörderst die Gemein- schaft mit Christo, dem Quell des ewigen Lebens, ist (l, 3), und zweitens daß de! Begriff der kirren-pein- npög Jota-assoc- von Johannes nicht rein erfunden sei, sondern ein gewisses Vorbild im Alten Testamente habe, auf welches auch die talmudifchen Satzungen (vgl. Schöttgen), ihrerseits zurückblickem Nunu I8,22 wird es als eine ckxiorpria Faun-synopsis· HAVE; Otto-ist«) bezeichnet, wenn ein Nichtlevit in die Stiftshütte dringe, d. h. als ein Berbrechem welches«mit dem leiblichcn Tode zu bestra- fen sei (vgl. Rom. l, 51. Z, 10. 38. l6, 40. l8, 7). Dies ist die typische Form für den apostolischen Begriff der aixiupifa eignes; Johann» welcher aber, sowohl was die osuagscixx als auch was den Iris-error anlangt, mit ganz andern Voraus- setzungen einen ganz andern Inhalt hat. Die zu Grunde liegende Anschauung des Apostels ist insofern von den meisten Auslegern anerkannt, als sie festhalten, daß, wenn der Glaube an Christum die Bedingung des Lebens ist, die den Tod wir- kende Sünde mit dem Unglauben, genauer mit dem Abfall vom Glauben, zusammenhängen muß. Denn da der Apostel voraussetztz daß der zum Tode wie der nicht zum Tode Sün- digende ein »Bruder« sei, so ist nicht nur unriclitig was Heu- mann sagt, daß die Todsünde, d. h. die Sünde wider den heiligen Geist, von Nichtchristen begangen werde, welche dem heiligen Geiste behartlich widerstrebten und Christum nicht als Messias annähmem obwohl sie durch die Predigt und die Wein: der der Apostel eines Bessern belehrt werden könnten, sondern auch die Meinung Neanders ist unklar und weichtvom Texte aus, sofern den Unbekehrten wie den Abgefallenen die oixcaps spie« and; dass-avoi- zugeschrieben wird. Unter der Todsünde felbsi versteht Neand er eine so schwere Sünde (z. B. I Cor.5, l), 287 426 I Ich. v, 14——21. wie sie bei einem lebendigen Christen überhaupt nicht vorkom- men kann. Die Rettung des Todfünders, mag derselbe ein noch Unbekehrter oder ein Abgefallener sein, hältNeandersür möglich, und deshalb die Fürbitte für nicht verboten; doch, sagt er, sei nach Hebt 6, 4 sit. die neue Bekehrung eines Abgefal- lenen weit schwerer, als die» Bekehrung eines Todsünders, wel- cher noch nie gläubig gewesen sei. Allein der Apostel scheint doch, gleichwie Hebt. 6, 4 eine Bedingtheit des Heide-man, die auch Lücke siatuirt, keineswegs angezeigt ist, gerade den unverineidlichen Tod als den Erfolg der ckxsagsia Jagd; WE- wscew zu denken; darauf deutet die von Johannes vorausge- setzte Unmöglichkeit der Fürbitte, ein vorhin aus dem Contexte erhobener Eanon, gegen welchen Neander, noch abgesehn von der Vernachlässigung des Begrisss rief-zweie, verstößt. Jedenfalls ist es also ein an seinem Glauben Schiffbruch Leidendey welcher die Sünde zum Tode begeht. Indem man nun aber die genauere Bestimmung des Begriffs nicht vor allen Dingen innerhalb-unsers Briefes und der johanneischen An- schauungen suchte, sondern voreilig nach Analogieen in dem übrigen Neuen Testamente griff, wurde man aufs Ungewisse geführt. Als Parallelen zu dein johanneifchen Aussprache bo- ten sich leicht dar die Rede des Herrn von der Lasterung des heiligen Geistes, der Sünde, welcher der Herr die Vergebung gänzlich abspricht (Matth. 12, 31fl..), und die Stelle Hebt. 6, 4fll. (vgl. 10, 25 fll.). Und ohne Zweifel muß eine innige Verwandtschaft unter allen diesen Sätzen stattsinden, nicht allein weil überall der tödtliche Erfolg der Sünde als unvermeidlich dargestellt wird, sondern auch weil nach dem Worte des Herrn es eben nur eine einzige Sünde giebt, welche diesen Erfolg hat. In dem Maße aber, in welchem die genaue Bestimmung der zsäaowyziirr Tor? »wer-securus Tor) oiyfov vetschieden aus- gefallen ist, hat auch die Erklärung der esse-»krü- Jrgöc bekam— sem- gefchwankt Manche Ausleger leugnen ausdrücklich, daß Johannes jene von dem Herrn gemeinte Sünde vor Augen habe (Scholiast I, Sorin, Episcopz vgl. auch Lücke), und beschreiben doch das Wesen der Todsünde so wie andere 1 Ich. v, is. n. 427 Ausleger die Sünde wider den heiligen Geist verstehn. Manche erklären geradezu die Sünde zum Tode als die Sünde wider den heiligen Geist (Luthe r, Hunnius, Er. Schmid, Ca- lov, Wolf, J. Lange, Hcumanm Calvim Piscatoy Sand er u. A.), während wieder Andere die Sünde, oder genauer die Blasphemie, wider den heiligen Geist als eine be- sondere Art der Sünde zum Tode, als der Gattung, unter- ordnen (Aretius, Schlichting, Spener) oder sonst den Unterschied neben der Verwandtschaft geltend machen (Huther). Wenn es nun im Allgemeinen sest stand, daß die oizsapriu arg-cis Art-»was- eine solche sei, welche unfehlbar den geistigen Tod, die Unseligkeit, zur Folge hat (peccatum, quoä privat gratia, quasi vita, itaque ei mortem spiritualem allen, wie C. a Lapide richtiger und bestimmter sagt, als Tirinus: quod imiucit certo — certitudine morali — aeternam mor- tem eo quod sit quasi insanabjle), so ging man bei der ge- nauern Bestimmung der Sünde, welcher eine solche Wirkung innewohnt, nach drei Rücksichten auseinander. Viele Auslegetz unter ihnen schon der Scholiast l Gem- sng ofxiapscaiss oimriasføjrwc IF; Apis; xiescoisocomh gingen davon aus, daß durch Reue und Buße einer jeden Sünde Vergebung und neues Leben erlangt werden könne; so schien die Sünde, für welche keine Vergebung zu hoffen und deren tödtliche Wirkung unab- wendbar sein soll, nothwendig ein reueloses Beharren voraus- zusetzen (Oecumenius, N. de Lyra, Barth. Petrus, Hunnius, Calov, Sander).» Von einer andern Seite wird die Sache angeschaut bei Auslegern wie Beda (oum post agnitionem Dei quis oppugnat iraternitatem et adversusipsam gratiam, qua reconciliatus est Deo, invidentjae facibus agi- tatur; nach Au gu stin, de sermone Dom. in monte see. Matth- Lib. l. e· 22, 73), Sorin, Schlichting ssi quis a verilatis prokessione et eeeiesia contra conscienliam reeedatz propter apum, honorum cupiciitalem etc.), S. Schmidt(pec— catum regnans, quoci peccanii atiscribitur lanquam v0ienti, eonsentjenti et se illo delectan1i), Spener (»alle srevele Bosheitssünden ·—- dadurch der Mensch sobald in den geistlichen 428 1 Seh. v, 14—21. Tod verfällt«) und Bengel si quis soiens volensque moktem amplectiiurj non ex illecebris can-ais, set! ex amoke per-can, sub ratione peccatis Diese alle betonen, indem sie Hebt. 6, 4s1l. 10, 25 sit. im Sinne haben, das wissentliche, böswil- lige, muthwillige Stindigen trotz. besserer Erkenntnis, was in- sofern textgemäß erscheint, als Johannes den Todfünder einen Bruder nennt; zugleich aber leuchtet ein, wie leicht manche Ausleger diese Beziehung mit der erstern Erklärung kombini- ren und den muthwilligen Sünder als einen in der Sünde beharrendem von derselben bleibend geknechteten darstellen konn- ten (vgl. Sorin, Episrop). Eine dritte Auslegungsweise endlich sindet sich bei denen, welche mehr den das Leben be- dingenden Glauben selbst, weniger die in den beiden andern Erklärungen hervorgehobenen Erweisungen des frommen Glau- benslebens, ins Auge fassen; obwohl dies natürlich kein fchar- fer Gegensatz ist, vielmehr alle drei Modisicationen der gleichen Grundansicht hausig mit einander verbunden austreten. Hieher gehören C. a Lapide, welcher die Häresih Tirinus, wel- cher die Apostasiz May er, welcher den Abfall vom Glauben an Christum, den Fürsten des Lebens, mithin, wie er sagt, die Sünde wider den heiligen Geist, versteht. Jn derselben Rich- tung finden wir Calvin, Beza, Pisrator Olasphemia in spitr S. —— quum quis ver-stetem evengeliipek jllumineiionem et testiiicationem spiriius Sanoti a se jntelleclam et credit-im ex diabolica maiitia negai et b1asphemert), I. Lange, Fach- mann (der Zweifel an der Messianität Jesu, der Abfall vom Christenthum und Rückfall in den Götzendienst), Baumgarte n- Crusius (die volle Abwendung von Gott und dem Evangelio), Huther (eine Sünde, welche die volle Lossagung von Chri- stus in sirh schließt). Auch diejenigen Ausleger find hier zu nennen, welche, indem sie den Glauben als den Grund und die Kraft des gesammten rhristlichen Lebens geltend machten, die tiefere Einheit der erwähnten Auslegungsweisen darstellten und entweder zwei derselben oder alle drei ausdrücklich kombi- nirten. Jn diesem Sinne erklärte Luther die Todsiinde von der Ketzereh dem halsfiarrigen Sündigen wider bessere Er- I Ich. v, 16. n. 429 kenntnis, durch welches alles die Sünde wider den heiligen Geist bezeichnet sei. Jn Übereinstimmung mit Lücke (Unglaube, weltliches Jrrwesen und Kainitische Lieblosigkeit) faßt auch Rickli die verschiedenen Momente zusammen, daß der Todsiin- der seinen ganzen Glauben mit der Liebe wegwerfe und ohne Reue bleibe, als hätte er weder Gott noch Christumje gekannt. Wenn nun auch die neuern Ausleger mit ihrer Bestim- mung des Begriffs der est-anric- ngög Ade-arm- nicht so seht ins Breite gegangen sind, wie manche ältere— Ar etius z. B. nennt pecoata contra oonscientiam admissa, pertinaciam, agnitae vekitatis ahnegationem, blaspiiemiam in spirit s» iinalem icnpoenitenliam et generalem apostasjmn — so muß doch die ganze Vorstellung in dem Maße ungenau und unge- wiß werden, in welchem man von der johanneischen Spur aus- weichend mehr nach allgemeinen doginatischen und ethischen Grundsätzen der heiligen Schrist urtheilte. Man suchte das Bild einer äußersten Bosheit in Unglauben, Lieblosigkeit und Unbußsertigkeit hinzustellem um die unvermeidliche Strafe des Todes gerechtfertigt zu sinden. Mit dieser Absicht hängt auch die Frage zusammen, ob der Apostel unter der oszrapscfa ergö- äoiwaeoo eine einzelne Sünde oder einen ganzen sündigen Zustand verstehe. Je deutlicher man erkannte, daß nicht irgend- eine einzelne Sünde oder eine gewisse Art von Sünden an und sür sich zum Tode sein könne, sondern daß diese Wirkung durch das übrige Verhalten des Sündigenden bedingt sei (vgl. Calvin, S. Schmidt, Spen er u. Ah, desto mehr war man geneigt, dies subjectivische Moment ausschließlich hervor- zuheben und die Vorstellung von einer concreten Erweisung dieses innerlichen Absalls bei Seite zu lassen. Der Art ist Calvins Bemerkung, daß die o?««». »F. Hofe« nicht sei par— tialis lnpsus, nee praeeepli unius transgressim sei! apostasirx qua penitus iiomines a Deo se Miene-it. Ähnlich sagt nach seiner Weise Socin, jene Sünde sei nicht ein einzelner meins, nicht ein pecoatum seine! admissunn sondern pecoandi assue— tudo seu peoeatucm in quo quis manet (vgl. auch Episcops Auch Bengel lehrt in diesem Sinne: peooatum ad cnoktecn 430 I Joh. V, 14—21. est pecoatum non 0bvium, neque subituny set! talis status ans-use, in quo iides et amor et Wes, in Summa vita nova exstincta est. Aber mit Recht sindet Huther in der Aus: drucksiveise des Apostels nicht sowohl einen Zustand, als eine Thatsünde angedeutet; nicht der Abfall selbst, die innere und als solche unsichtbare That, sei gemeint, sondern »die That- sünde, durch welche sich der innere Abdruck) des Lebens mit Christus äußerlich vollzieht und bekundet« Es könne also, sagt Huthey z. B. Mord, Ehebruch, Berleugnung Christi oder dergleichen eine Todsünde sein, wenn nämlich eine solche Sünde die Frucht eines völligen Abfalls von Christo sei. Hierüber nun zu urtheilen soll der wahrhaft Gläubige in seinem christ- lichen Gewissen die Fähigkeit besitzenz zugleich aber bemerkt Hutherp daß der Apostel durch das »O; (V.16) zu erkennen gebe, wie eine solche Beurtheilung »immer nur eine subjektive sein könne«. Aber keinenfalls will Johannes sagen, daß eine solche »subjective« Beurtheilung eine irrthümliche sein könne, was von Huther wenigstens nicht ausgeschlossen ist. Die Sünde zum Tode muß von den Gläubigen gesehn (V. 16), deutlich erkannt werden können. Überhaupt muß die ganze Vorstellung von der Sünde zum Tode für die ersten Leser des Briefs bei weitem nicht so schwierig gewesen sein, als es nach dem unstchern Schwanken der Ausleger scheinen kann. Der Apostel selbst sagt kein Wort, um den Begriff genauer zu er- klären; er muß also, da es sich um die allerwichtigsten Dinge handelt, seinen Lesern das richtige Verständnis zutrauen dürfen. Und es liegt auch in der That nichts näher als die Beziehung auf die Jrrlehrer (vgl. J. Lange, Mayer), welchen der Apostel selbst mehrmals in dem gegenwärtigen Schreiben das Leben abgesprochen hat, weil dieselben den Sohn nicht haben, in welchem allein die Gläubigen das ewige Leben empfangen haben und fortwährend haben (ll, 18 fll. W, lfll. V, 5. 11. 12. 20). Auf dem Glauben an Jesum Christum beruht der entscheidende Schritt aus dem Tode in das ewige Leben (lll,l4), aus der Knechtschaft der Welt, der Sünde und des Teufels in die Freiheit und Freudigkeit der Gottesgeineinschaftz des l Joh. V, 16. 17. 431 heiligen Nichtsündigens, des Sieges über die Welt und den Argen (vgl. H, 12 sit. lll, 5 sit. N, 4 sll. V, 3fll. 11 sll. 18 fll.). Darum muß der Rückschritt in den Tod, welchen der Mensch dUkch die Sünde zum Tode macht, in der Aufhebung der Le- bensgemeinschast mit dem Vater und dem Sohne (vgl. l, Z. H, 23. V, 11. 20), also in dem Abfall vom Glauben an den Sohn Gottes bestehn. Dies ist die sittliche Verfassung des zum Tode Sündigendenz er hat sich losgemacht von dem, wel- cher die Versöhnung unserer Sünde ist, er hat also bei seiner Sünde nicht cnehr den Fiirsprecher, dessen die Gläubigen sich getrösten (vgl. ll,lsl.). Von dieser unseligen Verfassung eines Abgesallenen giebt die in die äußere Erscheinung tretende oder-g— ei» arg. Wir« so deutlich Kunde, daß der Gläubige aus dieser Äußerung das zum Grunde liegende innerliche hoffnungslose Elend mit Sicherheit erkennen kann und deshalb die Fürbitte für den Todsünder unterläßh Wird nun gesragt,welche Errun- sriacfür die Darstellung des inneren Todeszustandes zu hal- ten, also unfehlbar fiir eine ckxragrioe arg-Z;- Wisiacow anzu- sehn sei, so ist aus dem Zusammenhange unsers Briefes zu antworten: die Leugnung, daß Jesus der Christ oder der Sohn Gottes sei. Keine andere Thatsünde, nicht Ehebruch, nicht Mord, nicht Blutschande oder was man sonst der Art genannt hat, trägt mit Nothwendigkeit den Stempel des To- des; wohl aber ist die antichristliche Verleugnung (II, 18. 22. W, 2 sl.) das unmittelbare und unzweideutige Bekenntnis, daß der Fürst des Lebens ausdrücklich und wissentlich verworfen ist. · Das Wort ist der reinste und vollste Ausdruck dessen, was inwendig im Herzen vorhanden ist (vgl. Matth. 12, 37. Röm. I0, 9sl.), das Wort der Berleugnung ist also die Thatsünde (oZ»-a9-«’a), welche nothwendig eine Sünde zum Tode ist. An diesem Worte der Verleugnung sollen deshalb die Gläubigen den Jrrgeist, welcher nicht aus Gott, sondern aus der Welt und ihrem Fürsten ist, erkennen (I’J, 1sll.)z und wie derjenige, welcher durch die antichristliche Leugnung des Sohnes Gottes zeigt, daß er in den Tod verfallen ist, von der christlichen Für- bitte ausgeschlossen wird, so kann er auch, da er die Gemein- 432 l Joh. V, l4-—2-l« schaft der Gläubigen gänzlich verlassen hat (vgl. l, s. 7.), nicht einmal auf die gastfreundliche Liebe derselben Anfpruch machen und ist für den Friedensgruß der christlichen Freunde unzu- gänglich (2 Joh. 10. II. Vgl. 1Joh. l, 4. Matth. M, 12 sll.). Hiemit stimmt auch insbesondere Matth. 12, 31 sl., wäh- rend Hebt. 6, 4fll. I0,25 fll. bei aller wesentlichen Verwandt- schaft mehr die ethische oder praktische Beziehung aus den christ- lichen Wandel hervortritt. Deshalb kann der Herr die Phari- säer und Schriftgelehrtem obwohl ihre blasphetnische Rede(V.24) ausdrücklich nur gegen den als Menscheusohn erschienenen Got- tessohn lautet, vor der Läsierung des heiligen Geistes warnen —— vielleicht auch ihnen sagen, daß sie dieselbe begangen haben —-, weil sie mit ihrem verstockten, tnuthwilligen Leugnen nichts Anderes thaten, als dem heiligen Geiste widerstreben (AG. 7, 5l), welcher durch die gesammte Offenbarung im Alten Testamente wie durch die Reden und Worte des Herrn selbst (vgl. Matth.12, 28) unzweideutig erwies, daß Jesus der Christ, der im Fleische gekommene Sohn Gottes sei, wie Johannes sagt (IV, Z. V, 5 sll.). Ienen Pharisäern, für welche deshalb auch der Herr nicht betet (Lur. 23, 34), weil sie wußten, was sie thaten, stehn die Antichristen bei Johannes insofern gleich, als auch diese die »von uns ausgegangen sind«(lI,19), das Zeugnis des heiligen Geistes von Christo (V, 6sll.) ver- nommen und verworfen haben. V. 18. Nicht um dem leichtsinnigen Mißverständnis und Mißbrauch des V. 16.17 Gesagten zu begegnen (Schliehting, Bengel), erinnert der Aposiel daran, daß der aus Gott Ge- borene nicht ständige; denn schon B. 17s reicht dazu hin. Viel- mehr erscheint es naturgemäß, daß sich am Schlusse des gan- zen Briefes noch einmal die heilige Freudigkeit und das mit der Gotteskindschaft selbst gegebene Bewußtsein des Sieges über Welt, Sünde und Teufel aussprichh wovon am Schlusse des zweiten Haupttheiles (V, 5) die zuverfichtliche Frage in ähnlicher Weise Zeugnis gab, wie hier, am Schlusse des gan- zen Briefes, die dreimalige Wiederholung des also-»so (vgl. Lücke, Huthey Sander). Mit B. 13, an welchen der 1 Ich. v, 18. 433 letzte Abschnitt (V. 14—21) im Ganzen sich anschließt, stehn die VV. 18. 19. 20 durch den Grundbegrifs des ewigen Le- bens, auf welchem auch das V. 14——I7 Gesagte ruht, in einer engen selbst durch das ein«-sein«, in Vergleich mit dem sichs« B. IS, angedeuteten Verbindung. Denn durch den Glauben an den Sohn Gottes sind wir aus Gott geboren, haben wir also nicht nur überhaupt das ewige Leben und in demselben jene kindliche Zuversicht, von welcher V. 14 geredet war, sondern auch insbesondere die eigenthümliche Tüchtigkeit nicht zu sündigen, welche der Apostel V. 18 noch einmal (vgl. M, 9. V, 4 fl.) hervorzuheben durch B. IS. 17 veranlaßt ist. Wie zuversichtlich und glaubensfroh tritt nun der Warnung, daß jede Ungerechtigkeit Sünde ist, die auch den glaubigen Lesern zugeschriebene Gewißheit entgegen, daß jeder aus Gott Gebo- rene nicht sündigt, sondern sich bewahrt und deshalb von dem Argen nicht angetastet werden kann! Aber es genügt der christlichen Glaubenssreudigkeit nicht, im Allgenteinen diesen Grundsatz zu wissen, sondern der einzelne Gläubige soll für sich selbst dieses selige Wissen haben. So kommt der Apostel zu V. 19. Und wenn er V. 20 endlich noch einmal hervor- hebt, daß wir nur durch Christum, den im Fleische gekornmenen Sohn Gottes, die Gemeinschaft mit dem wahrhaftigen Gotte und also das ewige Lebcn haben (vgl. Joh. 17, 3), woran die Warnung vor den Götzen sich schließt (V. 21): so zeigt der Apostel noch mit seinem letzten Worte auf die Grundwahn heit hin, um welche sein ganzes Schreiben mit allen seinen Theilen sich dreht. Und so erscheint denn auch noch dieser letzte Abschnitt des Briefes (V. 14—-21) in fein« innern Zu- gehörigkeit zu dem gewissermaßen schon mit B. 13 abgeschlos- senen Ganzen. e Anscheinend in unlösbarem Widerspruche mit V. 16 sagt der Apostel V.18, daß jeder aus Gott Geborene nicht sündige. Es ist dies der schon aus IlI, 9 (vgl. S. 141 fll.) bekannte Widerspruch, welcher in der That zwischen dem idealen und dem tvirklichen Leben der Kinder Gottes stattsindet und sich nach der idealen Anschauungsweise desJohannes in dem vor- 434 I Joh. V, 14-—21. liegenden Oxymoron ausdrückt. Es ist deshalb nicht nur eine unnöthigy sondern eine verkehrte Lösung der scheinbaren Schwie- rigkeit, wenn man zu oisx oixiagroiwsr die Bestimmung »po- åoiwacow supplitt hat (Beda, Veza, Aretius, Piscatoy Er·Schmid, S. G. Lange u. A.). Schon Episcop und Grotius haben, wie alle Neuem, gegen die Ergänzung dessen, was somit die eigentliche Hauptsache sein würde, Einspruch gethan. Der aus Gott Geborene, sagt Johannes, sündigt überhaupt nicht, weder nicht zum Tode noch zum Tode (vgl. Steinhofer). Die Vermittelung dieses idealen Satzes nicht allein mit der realen Praxis des christlichen Lebens, sondern auch mit den eignen Worten des Apostels (I, S. 10. il, l) wird nun von den Auslegern in der schon zu Hi, 9 beurtheil- ten Weise gegeben. Schon die Griechen sind auf der richtigen Spur, indem sie die Sache nicht physisch, sondern ethisch ver- sianden wissen wollen. So sagt Oecumenius: Iw- zssj sc«- oiøyåps »die-«; »ja- Wjom »so- rororJsrov ««8-coyre7ro»Jo-9ar, akc vie-Jänner«- efssai Tor-ro«- rys dir-worin, Feier-»Hier ro sey— gar· Sau-»Is- — ou« Orfo« mir« Eis· oiwoxcorgryoiaø »po- z5o««r-sr, who-W, oTÄX äu »F; rot; Rot? zrsyozocikopsakky Z;- ckrä Tor) Uioässxsjoac sJzroZF Tau-Hyg- sJEfmoo »Es· Zoiorsroktz ZW- cpväciooosssreg øsxcsic noli snjootjwsrsg To rfcopøyåsp edit» Un« aus-or? noli sc) Mk« oizcorgssoiwcrw -k"zco,r«sI-. Im Grunde ist es dieselbe tichtige und nach III, 9 ((«)««« To ans-Um ais-rot; se« ais-as »Ja-») kaum zu verfehlende Anschauung, nach welcher z. B. Grotius erklärt: qui Doi lilius esse; person-erst, oder Calvin sagt: qui-i non pkorsus o gratia Dei excirluntz quum labantur quiciem fide-les intikmitate nat-ais, sed sub onere pecoati gewinn, sibi djspljoenh Deum timeke non dosinunh Deutlicher noch ist das paulinische Vorbild (vgl. Rom. 7, 25) ausgeprägt bei Luther, welcher sagt, ein Christ sei gleichsam in zwei Theile getheilt, den Geist, der nicht sündige, und das Fleisch, welches allerdings auch den aus Gott Geborenen zu Falle bringe. Vgl. Spener, Lücke, Huther, Neander und viele Andere, welche die ideale Anschauung des Apostels richtig verstanden haben. Selbst diejenigen, welche mit Unrecht 1 Ich. V, 18. 435 die genauere Bestimmung npcig Oele-wos- ergänzen wollten, stimmen insofern mit dem johanneischen Gedankengange, als in der Wirklichkeit die Sünden der wahrhaft aus Gott Ge- borenen nicht zum Tode find. Daß nun aber der Apostel auf seinem idealen Standpunkte den nüchternen Blick für das wirkliche Leben der Kinder Got- tes mit feinen Gefahren und Kämpfen keineswegs verloren hat, zeigt er in dem zweiten Gliede von V. 18, wo er in der hei- ligen Wachsamkeit und Tapferkeit der aus Gott Geborenen die fortwährende Bedingung ihres Nichtsündigens erkennen lehrt. Allerdings markirt Johannes das innere Verhältnis zwifchen den! Ah( Egid-gross« und dem sxypei Hasen» nicht, sondern hebt nur den Gegensatz überhaupt hervor (oE-lzci); aber es ver- sieht sich von selbst und ist von allen Auslegern verstanden (vgl. z. B. oben die Erklärung des Oecumenius), daß das sieh; ckzrapssckwer durch das wygzs Haus. bedingt ist. Im Or- ganismus des Satzes selbst ist dies Verhältnis insofern ange- deutet, als die letzten Worte seal ei nor-Weis orix Eurer« arise-J, freilich auch nur durch nat« an das Vorhergehende eingefügt, nicht innerlich damit verbunden, den wesentlichen Sinn des odz oixrapsxoiwsc wiedergeben. Nicht ohne eine feine Modification der Vorstellung und ge- wiß auch nicht ohne Absicht bezeichnet der Apostel den Gläubi- gen einmal e; ysysrwtwxcöwoc Z» I. »J- Und dann eZ Yes-»n- äeig E« r. O. Die verschiedene Bedeutung der beiden For- men ist geradezu verkehrt von Sanderz denn nicht das Pers. zeigt, wie er sagt, den historischen Art der Geburt aus Gott und der Aorist den gewordenen gegenwärtigen Zustand an, sondern umgekehrt (V, 1. Vgl. Huther u. A. Kühner il. S. 70. 73). Auch Bengels Anmerkung ist unbegriindeh Pkaeteriium granciius quidciacn sonnt, quam Aoristusz non modo qui knagnum in regeneratione graiitnn esse-owns, sed quiiibetz qui regenitus Ost, servat se. Es fragt sich aber, in welchem Sinne der Apostel mit den beiden Formen wechselt. Zu dein gegenwärtigen und zuständlichen oäx oixcagsrriwrschickt sich besser das Perfectum, weil dieses eben das gegenwärtig 436 1 Ja» v, 14—21. fiel) bewährende Geborensein aus Gott bezeichnetz es könnte in dieser Beziehung auch neben dem wzgki zum. seine Stelle haben, allein weil in den Schlußworten noch hinzugefügt wird nai e; nor-Wäg- ochz Zinsen« aus-ou, fv erscheint es paßlich, daß das bestiininte Factum der Geburt aus Gott, durch wel- ches der Gläubige der Gewalt des Argen entzogen worden isi, als der feste thatsärhliche Grund des bezeichneten Verhältnisses geltend gemacht wird. Aus der wiederholten Bezeichnung des Subjeets (ö »»- wzäkix s« c. M) geht hervor, daß der Schlußtheil von V. 18 Miit-Z e; Jan-». ask-L) nicht inehr von ofckaxisw sc« abhängt, sondern als ein Satz für sich auftritt (vgl. auch Lücke). Der Inhalt des Satzes ist ohne Schwierigkeit. Zu sssypez äu»- -«5- ist nichts zu ergänzen, etwa Zion-zw- (vgl. Jac- 1, 27) oder kiyiiösz wie Carpzov, Rosenmülley Jachmann (vgl. selbst Lücke) thun. Johannes schildert, wie der vom Argen — man beachte den Begriff von «? »oui«-de (lll, 12. S. 165) — angegrisfene Gläubige sich wahrt, daß ihn der boshafte Feind nicht antaste (vgl. Ioh. l7, 15. Apoh Z, 10). Treffend erinnern deshalb Luther und Calvin daran, daß der Gläubige mit göttlichen Waffen, mit dem Schilde des Glaubens oder des Wortes Gottesgegen die Angriffe des Argen sich schützen kann. So lösen diese Ausleger auch rich- tig die Frage, wie hier der Apostel sagen könne, daß der Gläu- bige sich selbst bewahre, während Joh. l7, 11. 12. II. Apoc Z, 10 Gott als der Bewahrende erscheint. Sorin legt aus die Darstellungsweise unserer Stelle großen Nachdruck und sagt, es gehe aus derselben hervor, daß der wiedergeborene Mensch jedenfalls mitthätig sei saliqujsl praestare eum atque eitler-re, qui per Christum regeneratus fuerit). Dies aber ist in einem Sinne gemeint, welcher der johanneischen Anschaus ungsweise ebenso schlecht entspricht wie eine ähnliche Äußerung Socins über das ofywfgec Form-Za- IlI, Z (vgI.S.87). Gleich- wie dort gesagt wird, daß derjenige, welcher die herrliche Hoff- nung der Kinder Gottes hat, sich selbst reinigt, eben ·weil er durch diese Hoffnung, als eine göttliche Kraft, dazu tüchtig 1 Ich. v, 18. 437 gemacht ist: so wird auch hier dem aus Gott Geborenen das Sichbewahrem welches dem nicht aus Gott Geborenen unmög- lich ist, zugeschrieben. Nicht der Mensch selbst bewahrt sich, nichts thut er für oder aus sich selbst dazu, sondern »der gött- liche Same« bewahrt ihn (lll, 9), oder der mit göttlichem Le- ben gerüstete Mensch bewahrt sich selbst kraft dieses Lebens, welches nun sein eigenes geworden ist, nicht mit irgendeiner außerhalb dieses göttlichen Lebens besindlichen Kraft (vgl.V,4f1.). Hieraus ergiebt sich auch der Sinn des seyn-II:- Famäi-. Rich- tiger als Aretius (cavei diligenter oeoasiones peceandy um- schreibt Calvim continet se in Dei innere, net: se iia ahripj patituty ut exstincto pietatis sensu diabolo et— carni iotum se permitted Es ist nicht gemeint, daß durch das erkor» Sarg— spär- der Angriff des Argen, also die Versuchung selbst, die Gelegenheit zur Sünde (Aretius) vermieden, sondern viel- mehr daß der versucherische Anlauf, welcher unvermeidlich ist, unschädlich gemacht und siegreich bestanden werde. Diese Bor- stellung wird auch durch die Schlußworte »« c; nor-nnd;- oäz Eure-ro« arise-H, in Vergleich mit dem »Hei-Z Sau-Ida, darge- boten. Der Arge nämlich vollführt seine feindselige Absicht und tastet wirklich den Menfchen an, nicht indem er versucht, sondern wenn ihm die Versuchung gelingt und so der Mensch verwundet wird (vgl. Ephes S, 13 fll.)z denn feindlich ist das Zinsen-Ja« gemeint (1 Ehren. 16, 22. Gen. 26,11. Hiob1,11. Vgl. Elsner zuu.St.), nicht so, daß der Mensch durch den schmntzigen Griff des Argen verunreinigt werde (vgl. Episcop)· So tritt auch in diesem orjz Eise-»m- aifsoiJ dieselbe ideale Anschauungsweife wie in dem parallelen ach; ehren-gross« her: vor; und wenn Johannes sagt, daß der sich bewahrende Gläu- bige von dem Argen überhaupt nicht angetastet werde, so darf man dies ebenso wenig durch Zusätze wie iethaliiek (Calvin, Piscator) oder kinaljter (Er. Schinid) beschränken, als zu dem vorhergehenden orJx ckxsoegecicsxr ein Apis; Arie-are» zu ergänzen war. Richtig erklärt schon Schlichting: homjnem ex Deo natum — insirucium esse a Deo — ianta resisiendi Djaboio faeu1tale, ut Diabolus non taniucn vulnus uliquoch 438 1 Seh. v, 14—-21. pkaeseklim leihe-le, ei intligeke, sed ne tangere quiriem eum possih Auch Bengel sagt dem wesentlichen Sinne nach ganz gut: Malignus appr0pinquat, ut mnsca lychnurn seci non nor-et, ne tangit quidem. Der Arge versucht wohl die Kinder Gottes, aber er kann sie nicht überwinden; sie haben ihn über- wunden (vgl. il, 13. 14. IV, 4. V, 4 sl.). Tritt dennoch der Fall ein, daß ein aus Gott Geborener in der Versuchung nicht bestehr und sündigt, also vom Argen wirklich angetastet wird, so liegt die Schuld daran, daß er sich nicht recht bewahrt hat, daß er also dem von Johannes hingestellten Ideale noch nicht entspricht. Für diesen Fall aber gelten allerdings die als prak- tische Bermittelungen gemeinten Bestimmungen, daß der Gläu- bige nicht »tödtlich« angetastet werde, oder nicht »zum Tode« silndige (vgl. oben zu snjx vix-aw- und besonders zu M, 9). V. 19. Mit aller Zuversicht bezieht der Apostel den ge- waltigen Satz V. 18 auf sich und die mit ihm im Glauben verbundenen, also desselben ewigen Lebens und desselben Sie- ges über den Fütsten dieser Welt iheilhaftigen Leser. Wir wissen, daß wir aus Gott sind, Gottes Kinder, aus Gott ge- boren sind; deshalb eben gilt uns, im Gegensatze zu der gan- zen von dem Argen geknechteten Welt, daß wir von diesem nicht angetastet werden. Beide Glieder von V. 19 enthalten somit Gedanken, welche in dem ganzen Brief» namentlich im zweiten Haupttheile, überall durchblickem Das Wissen, welches der Apostel den gläubigen Lesern ebenso wohl wie sich selber beilegt, o M« «« s », ist auch bei jenen ein ganz gewisses (Calo v), nicht eine probabilis conjeelukiz wie N. de Lyra sagt, und setzt durchaus nirhtdie den Aposteln eigenthümliche Offenbarung, sondern nur die in sich selbst gewisse Erfahrung des ewigen Lebens oder das Zeugnis des heiligen Geistes voraus sitt, 24. W, II. V, l0 sl. Vgl. zu 111, 2. 14. S. 61. 168). Mit dem Ausdruck Z« Tor; Beet) Hex-Ze- tveist der Apostel deutlich auf die Vorstellung von der Geburt aus Gott (V. 18) zurück, so daß Socins schale Erklärung alleo pen- decnus illique acihaekemus, jla ul at) ipso prottiissistnerilo eenseki possimus völlig Wltungslos erscheint (vgl.S. 132 zu lll,8). 1 Joh. v, 19. 439 Die andere Hälfte von V.19 ist, ähnlich wie der Schluß: satz von V.18, nicht von oiekocxrxn Z« abhängig, sondern steht für sich; auch in dem dritten mit oiifaxrsw eröffneten Verse (V. TO) bildet die zweite Hälfte see-«« setze» ais-Ä. ein selbstän- diges Satzglied. « Nicht in einem formell markirten Gegensatzh sondern in einer einfachen Anfügung, nat, stellt Johannes den Gläubi- gen, die sich als Kinder Gottes wissen, die Welt, wie sie aus dem Argen ist und im Argen liegt, gegenüber: ssal o· irae-»ne- Zäog är- cas nur«-Hin? rief-ro«- Nach dem, was V. 18 vorangeht, und nach der ganzen Denkart des Johannes (vgl. W, 4. IlI, 8. 10. 12 fl. It, 13. 14 fl. Joh. 17, 14 sit. l6,33. 14, 30) kann es keinem Zweifel unterliegen, daß hier o« no— »79e5k, nicht aber ed »aus-You, gemeint sei. Nur wenige Aus- leger, wie N. de Lyra (in malignq i. e. in malo igne con- cupisoentiae), Socin, Schlichting, Episkop (in peccandi consuetudine tenentur), Grotius, Rofenmülley Rickli (»die ungläubige Welt bleibt dem Unfrieden der Sünde hinge- geben«) und selbst Aretius und Spener haben die neutrale Fassung, welche auch in der englischen Bibeliibersetzung aus- gedrückt ist (lies in wickedness), für möglich gehalten; doch statuirte schon Grotius wenigstens eine Allusion an die per- sönliche Vorstellung des nor-Wär. Bei mehreren dieser Aus- leget ist offenbar die Abneigung, den Apostel von einem per- sönlichen Teufel reden zu hören, maßgebend gewesen, ein Vor- urtheil, welches einen andern Jnterpretem Jachmanm zu der Bemerkung verleitet, daß es noch die Frage sei, ob Johannes selbst die Ansicht der apostolischen Kirche, daß es einen persön- lichen Teufel gebe, getheilt habe. Dies aber heißt dem Apostel, dessen Worte ja als unzweideutig anerkannt werden, eine Un- ausrichtigkeih eine fchlechte Akkommodation zutrauen. Nicht ohne Schwierigkeit ist der Ausdruck rief-ra- å-. zu welchem die biblische Gräcität kein rechtes Analogon bietet. In Stellen wie 2Macc.3,1l.31. 4,34, die Bretschneider vergleicht, liegt die ursprüngliche räumliche Vorstellung noch näher. Wenn aber Spener und Steinhvfer an Jes· 46,3 It. 29 440 1 Ich. v, 14—21. erinnert und erklärt haben, die Welt liege im Argen, wie ein Kind im Mutterschoße, so beruht dies nur auf der Ungenauig- keit der lutherifchen Überfetzung jener prophetischen Stelle. Dazu ist es durchaus unpassend, das Verhältnis der Welt zum Teufel, als ihrem Fiirsten, mit der Liebe Gottes zu fei- nem auserwählten Volke, das er »von Mutterleibe an« hegt und trägt, in Vergleich zu stellen; und die von Sp ener an- gedeutete Vorsiellung selbst ist unrichtig, manichäisch. Johan- nes kann nur sagen wollen, was er fonst auf andere Weise bezeichnet (vgl. IV,4. Joh. 14, 30), daß die Welt vom Argen beherrscht werde, in seiner Gewalt sei, nämlich nach dem Zu- sammenhange sittlicherweise, durch die Sünde und ihre Folgen, so daß er sie fortwährend antaftet (V. 18). Alle Ausleger sind hierüber im Grunde einig. Maligno hosti subjecti er- klärt Beda von den ltomjnes tnundani, die er unter dem »He-»or- versteht. sub miser-a et tyrannica diaboli potestate jacet mundus, umfchreibt Tirinus, mit welchem Meiner, Calvin, S. Schmid, Bengel, Lücke, Sander, Huther u. v. A. übereinstimmen Eine analoge Ausdkucksweise aus der klassischen Gräcität hat Lücke beigebrachh nämlich die For- mel Zi- TJJ any-Lesen- sretrtrk mit welcher· Pvlybius (VI, M, S) bezeichnet, daß eine Sache zur Competenz des Senats gehört. Wenn auch dieser Ausdruck dem johanneischen nicht völlig congruent ist, weshalb de We tte und Sand er die Ver- gleichung nicht billigen, so zeigt derselbe doch die Grundan- schauung, auf welcher auch die johanneifche Redeweise beruht. Die Bedeutung des Prädieats »Es-ro« e«- snzi nor-Ughi ist im Zusammenhange mit dem Subjertsbegriff ö »du-sog özoe zu bestimmen. Bei manchen Auslegern bemerkt man das Be- streben, den Begriff des irae-»O; an unserer Stelle, wie N, 4. ll,15, so zu fassen, daß derselbe weder mit der Idee der gött- lichen Schöpfung und Vorsehung, noch mit dem Satze, daß Christus der ganzen Welt Heiland sei (lV, 14. il, 2), in Wi- derspruch trete. Jn jener Beziehung sagt schon der Scholiastl (vgl. auch Qecumenius) gemäß der den griechifchenAuslcs gern überhaupt eigenthiimlichen ethischen Betrachtungsweistz es 1 Ich. v, 19. 441 dürfe unter »ein-sog nicht verstanden werden ej Ende« Jäger» Dem) ywoxcäwy »Sie-sc, sondern or· Hase-»g- napnwoxsfæc noei spat-Löwen; zweien» und in demselben Sinne bemerkt der Scholiast II, Johannes sage keineswegs, wie etliche Ketzer meinten, daß die ganze Schöpfung Gottes s» ««»-J not-»ein? Feinden« Um aber den scheinbaren Widerspruch mit II, 2 und ähnlichen Stellen zu vermeiden, wollen andere Ausleger hier einen andern Begriff des »So-»n- geltend machen als dort. So namentlich die strengern Resormirten (vgl. Piscator zu u. St., Calvin, Beza zu II, 2). Der Fehler tritt dann mehr bei II, 2 als bei unserer Stelle hervor, »Wie denn auch alle Ausleger mit den Reformirten darin einverstanden sind, daß zu dem »das-o;- an unserer Stelle jedenfalls die Gläubigen, die Kinder Gottes nicht gehören, sondern hier an alle Unwir- dergeborenen zu denken sei (vgl. Bedo, N. de Lytta, Tit-i- nus, Wahn, Episcop, S. Schmid, Calov, Speney BaumgartemCrusius u. A.). Die Einstimmigkeit mit Sprüchen wie il, 2 und IV,14 liegt aber eben darin, daß die, welche durch den Glauben Kinder Gottes geworden sind, in der Kraft der für die ganze Welt gültigen Erlösung Christi· aus der Welt erwählt und entnommen, aus der Herrschaft der Finsternis in das Reich Christi versetzt oder aus dem Tode zum Leben hinübergegangen sind (Ill, 14. Joh. I5, 19. Vgl. Col. I, 13). Also gehören die, welche aus Kindern der Welt Kinder Gottes geworden und nun aus Gott sind, nicht mehr zu der Welt, welche, eben sofern sie die gottlose und gottwidrige Welt ist, im Argen liegt und dies auch dadurch zeigt, daß sie in ihrem tödtlichen Hasse gegen die Kinder Gottes, wie in ihrer Lüge, ihrem Unglauben und ihrer Sünde·überhaupt, als dem Werke des Teufels, ihrem Fürsten gleicht und dient (vgI. Hi, 8.10sll. IV, 4. Ich. 8, 4I. 44. I5, 19. 2Cor. 4, 4), und deshalb auch im Tode bleibt (Ill, l4), dessen Gewalt der Teu- fel hat (Hebr. Z, 14). Jn diesem allen besteht die Herrschaft des Teufels über die Welt, während die Kinder Gottes durch Christum frei geworden, zur herrlichen Freiheit der Kinder Got- tes erhoben sind (Joh. S, 34. Rom. 8, 2·1). — Hieran erin- 2973 442 1 Ist» v, 14—21. nert der Apostel noch einmal feine gläubigen Leser, indem er ihnen den Sohn Gottes, der gekommen ist, die Werke des Teufels zu zerstören All, 8), als den Gebet der wahrhaftigen Gotteserkenntnis, als den Bringer der von Welt, Sünde, Tod und Teufel frei machenden Wahrheit (vgl. Joh. 8, 32), kurz als den Mittler unserer Gottesgemeinschaft und des ewigen Lebens darstellt. Mit Recht bemerkt also Bengel zu diesen letzten Worten des Briefes, wie zu V. 13, womit der Schluß gewissermaßen fchon gegeben war: Initium epistolae et tinis conveniunt V. 20. Noch ein Wissen fügt schließlich der Apostel dem zwiefachen V. 18. 19 gerührnten Wissen der aus Gott Gebo- renen hinzu, siaå oi«r)«o-««s-, nicht nur das unmittelbar Bor- hergehende, sondern die Hauptsumme des ganzen Briefes zu- fammenfassendx Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist u. s. w. Hierin liegt einerseits die Voraussetzung der ewi- gen Präexifienz des im Fleische Erschienenem welcher mit Recht der Sohn Gottes genannt wird (ll, 22. IV, 2 sll. V, 5. 6 sll. vgl. Luc. l, 32), anderseits die Erinnerung an alles das, was der Gekommene in feinem irdischen Leben gethan und gelitten hat. Die folgenden Worte aber bis zum Schluise des Verfes beschreiben, was der gekommene Sohn Gottes gewirkt hat, wie er nämlich den Glauben und damit die Gotteskindschaft (Ioh.1,12), oder die Erkenntnis und damit disGemeinfchaft des wahrhaftigen Gottes und das ewige Leben (Joh. 17, Z) gegeben hat. Das Fu» hat in formeller Hinsicht Schwierigkeit ge- macht. Camerarius und Er. Schmid fanden in der prä- fentifchen Form des Verbums eine emphatische Enallage der Zeit sNam ita adventum Christi quasi kepraesentavit verbis)z auch Bengel muß ähnlich geurtheilt haben, da er mit Bezie- hung auf Mark. 8, 3 das sei« durch adest erklärt. Aber schon S. Schtnidt hat richtiger bemerkt: Malim innere, hanc esse verbi »Ja« natur-im, ut in praesenti etiam pkaeterjti signifioationem habe-at. Vgl. Kühner II. S. 64. Gemeint ist mit dem site« dasselbe, was z. B. IlI, 8 durch Zwar-spröde; 1 Joh V, 20. 443 bezeichnct ist: der Sohn Gottes ist in die Welt, in das irdi- sche Leben gekommen, ist Mensch geworden. Hierüber sind alle Ausleger einig. Wenn manche das Leiden, Sterben und Auf- erstehn noch ausdrücklich miterwähnen — wie schon Hilarius, bei Lachmannt ooncaknatus est propter nos et passus est et resurgens de mortuis assutnsit n0s (vgl. auch Sp en er, J. Lange) — so ist das nicht sowohl eine genaue Besti1n- mung des eigentlichen Begriffs, als vielmehr eine sachgemäße Erweiterung desselben. Mit dem Wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist, hängt das andere vom Apostel sogleich hinzugefügte Objekt des Wissens unzertrennlich zusammen: «« ciäciwzseo ihr» Dios- s-o«)»-, Ipo- ycuoioursizrew Sein! cLÄy29«ø-(Iø-. Es ist ein- leuchtend, daß zu Bärin-»sa- dasselbe Subjekt zu denken ist, wie zu XII-«. Ohne allen Grund statuirt dagegen Bengel die Subjectsvorstellung »Gott-«, welche schon bei Hi«- insofern scatt- sinden soll, als der Vater den Sohn gesandt habe. Nicht for- mell allein, sondern auch nach dem Zuge des Gedankenganges ist Bengels Meinung unrichtig: denn gerade daraus kommt es dem Apostel an, daß der Sohn Gottes als der Mittler der Erkenntnis und deshalb des ewigen Lebens erkannt werde (vgl. V. I3). Deshalb redet er nicht, wie z. B. IV, 9. 10 von der Sendung des Sohnes durch den Vater, sondern stellt eben des Sohnes Kommen und Geben vor und hebt sogleich noch ein- mal ausdrücklich hervor, daß wir nur sofern wir im Sohne Gottes sind in dem wahrhaftigen Gott sind, welchen wir durch den Sohn erkennen. Gegeben hat uns der Sohn Gottes, wie Luther trefsend übersetzt, ,,einen Sinn, daß wir den Wahrhaftigen erkennen« Zunächst in formeller Hinsicht hat Luther richtig gesagt »einen« Sinn; denn den besiimmten Artikel hat Johannes hier ebenso wenig wie z. B. Joh. l, 12 gedacht, so daß man auch nicht mit Lücke, Hukhet u· A. in dem Zusatze Zw- ;-«-. r. HAVE. einen Ersatz für den nur mit Unrecht erwarteten Artikel finden darf. Mit feinem Tacte hat Luther ferner den Ausdruck· if« oi a« o« o: durch »Sinn« wiedergegeben. Die Ausleger streiten 444 I Joh- v, 14—21. nämlich, ob mit Essig-o«- das Vermögen des Erkennens oder die Erkenntnis selbst bezeichnet sei. Jenes ist, wie es scheint, die Meinung des N. de Lyra, welcher sensutn cogaosoeneli erklärt, aber bemerkt, daß die Aposiel diesen Sinn durch Offen- barung (vgl. LUcJ 24, El. 32), die übrigen Christen durch den Glauben hätten. Deutlicher untschreibt C. a Lapide: sen— sum et; gustum rat-um riivinaruikk was nach dem Zusammen- hange, da es fich um die Erkenntnis Gottes handelt (Z«-a z-»-. s. cT2ø,«-5.), ganz angemessen gesagt und nicht so gemeint ist (vgl. Huther), als wenn die Mino« an sich aus göttliche Dinge gerichtet wäre. Auch S. Schmidt, Schliehting, Spener, Bengel, Huthey Sander u. A. haben unter Mai-vio- das Vermögen der Erkenntnis verstandem Lücke da- gegen, welchem d e Wette zustimmt, will bei Freie-o«- an die Einsicht selbst denken, welche durch Im y«-. se. Händ. epexege- tisch nach ihrem Inhalte näher bestimtnt werde, und zwar aus dem Grunde, weil Johannes »für die Wirksamkeit Ehristi das Vermögen der Menschen, die Fähigkeit, Empfänglichkeit, das E» am? Jene; ehe« voraussetze«. Hiedurch aber hat Lücke seine Meinung übel empfohlen. Denn das äs- cmJ Was) keins« (vgl. zu B. 19) bezeichnet nichts weniger als die im natür- lichen Menschen vorhandene Empfänglichkeit für das Hei! in Ehristoz kein Mensch ist von Natur aus Gott, sondern jeder ist Fleisch (Joh. Z, 6) und wird erst durch die Geburt aus Gott (V. l8. 19. Joh.3, 5) einer, der »aus Gott ist«. Ent- scheidend gegen die Lückesche Ansicht ist ferner der biblische Sprachgebrauch von dicke-o«- und die Fassung von V. 20 selbst. Nirgends, weder im Neuen noch im Alten Testarnenty bezeich- net elzciworoc eine gewonnene Einsichh eine positive Erkenntnis. Es ist vielmehr das Erkenntnisvermögem der Verstand (Ephes. 4, l8. 2 Petu Z, l. vgl. die Bariante Ephef l, 18), und be- sonders der Sinn oder die Gesinnung in sittlicher Beziehung (I Petr. I, 13. Matth. 22, 37. Ephes Z, Z. Hebt. 8, 10. 10,1()«. Luc. l,51), so daß die dich-o«- als Grund des Handelns er: scheint (Col. 1, 21). Daß nun an unserer Stelle der von Christo dem fleischlichen Menschen gegebene geistliche Sinn I Ich. V, 20. 445 (vgl. 1Cor. 2, 12 fll.), welcher allein zur Erkenntnis Gottes und göttlicher Dinge tüchtig macht, gemeint sei, geht daraus hervor, daß das Objekt, worauf diese ckiolaosa gerichtet ist, mit Inn: eingeführt wird, so daß das yet-ein«»- srcid HAVE-WI- nicht sowohl als der in der Brot«-ow- selbst gegebene Inhalt, sondern vielmehr als das kraft der Meinen» zu erreichende Ziel vorgestellt erscheint (vgl. Bd. l. S. 136), d. h. die ils-Lea«- ist nicht die objektiv erfüllte Einsicht oder Erkenntnis selbst, sondern das Vermögen, zur Erkenntnis des Wahrhaftigen zu gelangen. Johannes drückt hier also denselben Gedanken aus, welchen wir überall in der Schrist finden, wo die Untiichtig- keit des sieischlichen Menschen zur Erkenntnis geistlicher und göttlicher Dinge hervorgehoben und gesagt wird, daß wir nur von Gott durch Christi Vermittlung »erleuchtete Augen« dcs Verständnisses empfangen (Ephes. l, l8. 2 Cor. 4, S. Vgl. Joh. l, 12. l8. 17, 2 fl. 6 fll. 25 fl.). Als den Gegenstand der Erkenntnis, zu welcher wir durch Christum fähig gemacht sind, nennt der Apostel »Ze- »Ur,- «5«-o"», was unniöglich auf den Sohn selbst (Bengel) gehn, sondern nur im Sinne von Joh. 17, 3 (Z«-« yrwioiiwoi as Eise« »ein-os- oijøyifrvåw Jede« Vgl. Matth.11,27. 1Jvh.I,3. H, 23) verstanden werden kann, wie schon die alte Variante, nach welcher Weis« hinter cixøysmisi gelesen wird, richtig aus- drückt. Gott heißt aberö säh-Zweig, weil er allein in der That und Wahrheit Gott ist (n0n vers-rotem, seit eum qui re vera Deus est, erklärt Calvin), im Gegensatze also zu jedem lictitius Deus (Er. Schmid, Huther u. A.), so daß, nachdem am Schlusse von V. 20 noch einmal hervorgehoben ist, daß dieser Gott, in welchem wir durch Ehristum seinen Sohn sind, der wahre ist, die Warnung vor den falschen Götzen (V. 21) sich leicht ergiebt. Das folgende Satzglted nat« sitze» -- There-II Xgronj hängt weder von exists-«»- Z-«, wie schon oben (zu V. 19) bemerkt ist, noch gar von Zisc- ab, was die Vulgata (et si- mus) ausdrückt. Der »Und-wie. in welchem wir eben kraft unserer Erkenntnis sind, ist selbstverständlich derselbe Gott, 446 I Joh. V, I4——21. welchen wir, wie eben gesagt ist, als den wahren erkennen, und die folgenden Worte zi- ssgi »in? arise-«; enthalten, wie schon das arise-ei zeigt, nicht eine Apposition zu z» sen; vix-r,- -J»«»«3, was die Vulgata, N. de Lyra und selbst Cras- mus und S. Schmidt anzunehmen scheinen ««), sondern die nochmals wiederholte wichtige Bestimmung, daß unsere Gottes- gemeinschaft in dem Sohne Gottes, als dem Mittler, dem Gebet der Erkenntnis, ihren Grund und Halt habe (vgl.Lüeke, de Wette, Rickli, Neander, Huther u. A.). Richtig ge- meint haben dies Verhältnis auch die ältern Ausleger, welche das E» vor se. vix-J eile. ungenau gleich per erklärt haben, wie Schlichting, Grotius, Morus, S.G.Lange,Jach- mann u. A. Der tiefe Zusammenhang zwischen den beiden Sätzen, daß wir durch Christum den wahren Gott erkennen und daß wir, wenn wir in Christo sind, in dem wahren Gotte sind und leben, ruht auf der wesentlichen Einheit dieser beiden Vorstel- lungen, welche auch Joh. 17, 3 heraustritt und in unserm Briefe besonders bei II, 3—6 und III, 2 erläutert ist. Vgl. Bd. I. S. 170 sl. 176sll. Bd. ll. S. 77fl. Schon Calvin hat auf dies Verhältnis hingewiesen, indem er bemerkt: pet- eam (cognitjonem) inserimur in Christum et unum eiiicimur cum Deo. Jn den beiden ersten Gliedern von V.20 liegt nun auch die sichere Entscheidung der großen Streitsrage, ob das cis-sog, womit in den Schlußworten von V. 20 aus das unmittelbar Vorhergehende zuriickgewiesen wird, auf den Subjectsbegriff e; Frei; oder ei old; Im) Wen) hindeute. Die letztere Meinung hat sich den dogmatisirenden Auslegern empfohlen, weil sie in dem vorliegenden Sprache eine unzweideutige Beweisstelle für «) Die Vulgata hat et simus in sei-o iilio ejus. Sie wiederholt nicht das in vor Also, so daß Lachmann und Tifchendorf schwerlich den Sinn der Vulgata treffen, wenn sie schreiben: et sinius in ver-o, kilio ejus. Nicht ganz deutlich paraphrasirt Erasmuw in eo qui ver-us est, nimikum in iilio ejus. Bcsiimmt sagt S. Schmid, daß Z» r. XVI-pp? auf den Sohn Gottes ziele- 1 Ja» v, 2o. 447 die Gottheit Christi fanden. Jn diesem Sinne haben die or- thodoren Väter den Arianern gegenüber das ais-sog auf den Sohn bezogen, eine Auslegungsweise, deren Nichtigkeit die Arianer nicht anerkannten, und welche, wie es scheint, erst aus dem dogmatischen Interesse der Antiarianer entstanden war; wenigstens findet sich vor jener Zeit keine Spur derselben (vgl. Liicke). Seitdem aber haben alle kirchlichen Auslegey welche dem dogmatischen Jnteresse die exegetische Raison unterordnetem jene scheinbar orthodoxe Meinung vertreten. Hieher gehören Beda, N. de Lyra, C. a Lapide, Tirinus, Barth. Pe- trus, Mayey Luther, Calvin, Bez»a, Aretius, Pisea- tot, Er. Schmid, Seh. Schmidt, welcher bei ais-soc ein yoig ergänzen will, Spener, Whitby, Calov, Wolf, J. Lange, Bengel, Sandey Stier (vgl. Reden Jesu. Thl.5. Barmen 1854· S. 392, zu Joh.17,3). Merkwürdig ist, daß auch Episcop, weil er die Willkühr und Künstelei der Socini- schen Auslegung nicht ertragen konnte, die Beziehung des »Es« auf o« Heu; abwies und unsere Stelle als einen Beweis für die Gottheit des Sohnes anerkannte. Er fügte aber von sei- nem Standpuncte aus die Erinnerung bei, man möge nur den gehörigen orcio und die subokctiuatio des Sohnes unter den Vater nicht vekgessen. Aber auch bei vielen der Auslegey welche die Beziehung des ais-sog- auf den Sohn Gottes bestreiten, ist das entgegengesetzte dogmatische Interesse von Einfluß gewesen. Wer wollte dies verkennen, wenn z. B. Schlichting sagt: Mirum est, chri- stiactos aoeepisse meutem ut coguoscant iilum vekum Deum et tamen adeo amentes esse, ut pronomen »die« ad Jesum Christum tilium illius verj Dei reiekendutn putent itique etiam atque etiam praetenäant — —Ajunt, verum illum Deum et Patrem simui esse et Filium. At cum verus ilie Deus uuus tantum sit, profecto si simul sit et Pater et Filius, sui ipsius erit Pater et sui ipsius Fi1ius. — Ei frustka cum illis dispa- tes, qui omnis iutetlectus principium tollunt. Natiirlich konn- ten die Socinianer ebenso wohl wie ihre arianischeti Vorgän- ger und ihre rationalistischen Nachfolger die exegetische Streit- 448 l Joh. V, 14——2I. frage nur in ähnlichem Sinne entscheiden. Mit Socin und Schlirhting stimmen deshalb Grotius,Benson, S— Starke, Semler, welcher das erfror einmal, sofern es zu ei itzt-»O. Brei; gehört, auf Gott, dann aber, sofern es zu Zeus) used-«. gehört, auf den Sohn beziehen will, u. A. Aber auch andere Auslegey bei denen mehr das exegetische Verständnis entschei- dend war, leugneten die Möglichkeiy bei cis-rog- an den Sohn Gottes zu denken. Hier ist schon Wetstein zu nennen, und von den Neuern Lücke, Jachmann, de Wette, Rickld Vaumgarten-Crusiiis, Neandey Huthey Hofmann (vgl. Schriftbeweis Bd. l. S. 128) u. A. Bei der Abwägung der Gründe und Gegengründe, welche von den beiderseitigen Auslegern geltend gemacht werden, muß man allerdings anerkennen, daß der Beweis für die eine oder die andere Meinung nie mit mathematischer Unwider- sprechlichkeit geführt werden kann. Rein grammatisch betrach- tet kann das Pronomen ruf-o;- ebenso gut auf den Subjects- begriff ö old; ais-sen; sein? Heu-T) Tiger. Xa» als auf den in jenem aus-m) wiederholten Begriff ö JOHN-wie, ö »Jede- zu- rückweisen Die Cntscheidung hängt also von der richtigen Würdigung zunächst der Prädirate e; oåäszärpcig Jede— «« gross sei's-innig, weiterhin aber des Gedankenganges überhaupt ab. Denn auch die sprädirate allein sind nicht entscheidend. Wenn das erste Prädicat ei Eins-use Erd§ die Beziehung des rufen; aus den Subjectsbegriff e; »Ein-Mode, nämlich Mög, unzwei- deutig an die Hand zu geben scheint, so kann wiederum der Zusatz uai gross ersah-zog aus den Sohn Gottes hinweisen (vgl. l, 2). Die Entscheidung ist also schließlich eine Sache des in der heiligen Schrift geübten Tartes, des richtig gebildeten exegetischen Sinnes. Für diesen muß die Streitfrage, welchc durchaus keine dogmatische, sondern eine rein exegetische ist, ganz bestimmt entschieden werden können. Nicht dogmatischer Natur ist die Streitsragez denn wenn auch exegetisch entschie- den werden muß, daß oksroe nicht aus den Sohn Gottes, son- dern auf Gott geht, so kann damit der apostolischcn Lehre von der göttlichen Natur des Sohnes durchaus kein Eintrag ge- 1 Ich. v, 20. 449 schehn. Liegt doch vielmehr gerade darin, daß der Sohn allein uns die Erkenntnis des wahren Gottes geben, das Sein in ihm uns vermitteln und das ewige, göttliche Leben uns ge- währen kann, die nothwendige Voraussetzung, daß er eben der Sohn Gottes ist, welcher im Vater ist, von ihm das ewige Leben wesentlich hat, ganz so wie es der Vater selber hat (vgl. Joh. I, 18. 5, 26), also mit dem Vater desselben göttlichen Wesens ist (Joh. I, I fll.). Uns irret oder besticht deshalb das oben angeführte Raisonnetnent Schlichtings durchaus nicht. Denn Unsinn würde nur dies sein, wenn die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes besagte, daß der Vater sein eigner Vater und der Sohn sein eigner Sohn sei; nun aber wird gelehrt, daß der Vater des Sohnes Vater und der Sohn des Vaters Sohn ist; was sreilich auch nicht vernünftige Reden nienschlicher Weisheit, aber doch Reden der Weisheit bei den Vollkommenen sind (1Cor. 2). Schon sind die Hauptgründe in Betreff der Beziehung des ins-os- angedeutetz doch mögen sie wegen der Wichtigkeit, die man der Sache beigelegt hat, noch genauer erwogen wer- den. Calvin, S. Schmidt, Calov, Bengel und San- der können als Vertreter der einen, Lücke und Huther als Anwälte der andern Auslegungsweise gelten. Jene berufen sich zuerst darauf, daß usw; seiner Natur nach die Beziehung auf das nachstvorhergehende Subjekt, hier also auf den Sohn Gottes, verlange. Hiegegen ist aber zu bemerken, nicht daß der johanneischc Sprachgebrauch der Pronotnina »Außerordent- tiches« zutassz wie auch II, 22. 2Joh. 7 das Pkonomen »F«- auf das örtlich entserntere Subjekt bezogen sei (Liicke), son- dern vielmehr (vgl. Huther), daß die Beziehung des Pro- nomens durchaus nicht immer nothwendig auf das örtlich nächste Subject zu gehn brauche (vgl. auch Kühner II. S. 327), in- dem die Wichtigkeit des Hauptsubjects die Beziehung des Pro- nomekss bestimmt. Diesiist n, 22· 2Joh. 7 ver Jan. So auch an unserer Stelle. Das herrschende Subjekt, woraus ais-zog zurückgreish ist e; HAVE-weig- d. h· o« Jede, wie nicht allein aus der ganzen Organisation von V. 20, da der Sohn 450 1 Ich. v, 14—21. als unser Vermittler mit dem wahren Gotte erscheint, sondern insbesondere auch noch daraus hervorgeht, daß der »Hör- als vtög arise-»F zu dem nähme-ök- ausdrücklich in Relation ge- setzt, eben in diesem wären? der herrschende Subjectsbegriff re- petirt und dieser somit selbst riiumlirh angesehn dem ais-o;- unmittelbar nahe gerückt wird. Dies haben auch S.Sehmidt, Calov und Beng el richtiger gefühlt, als der gegen Lücke maßlos eisernde Sander. Calov behauptete deshalb dem Augenschein zum Trotz, daß schon in den beiden ersten Glie- dern von V. 20 der Begriff des Sohnes Gottes der Haupt- begriff sei; S. Schmidt aber und Bengel gingen noch wei- ter und deuteten, wie schon oben erwähnt wurde, jener das z» «; »Ein-Hishi, dieser das »Si- oizøyåciiäp von dem Sohne. Aber schon von B. 18, ja von V. 14 an ist der Begriff Gottes» der eigentlich herrschende. Die übrigen von Calvin, Sander u. A. angeführten Gründe sind weit weniger scheinbar. Man sagt, der Ausdruck get-r) nie-two;- fordere, nach l,2 und ähnlichen Stellen, die Be- ziehung auf den Sohn; man sagt ferner, es sei eine frjgjda repetjtio, wenn zum dritten Male in V. 20 versichert werde, daß »dieser Gott« der wahre sei, vielmehr sindet man es paß- lich, daß die bisher ausgesprochene Borstellung von der Mitt- lerschaft des Sohnes so erhoben werde, daß der Sohn selbst als der wahre Gott erscheine spostquum Christum riocuit esse due-ern, cujus rnarru ad Deum djrigirnur, nunc amplilioandi cause! Christum esse Deurrr illurn akiirmah ne procul quas- rencium putemus Calvin). Allein jenes erste Argument be- weist nichts, weil es durchaus keine Schwierigkeit hat, das Prädicat Cmj »Mir-ro; mit dem Subjertsbegriff »Gott« zu verbinden. Es genügt vollkommen, was Calvin selbst sagt: Vitne quidern origo est Pater, sed f0ns, ex quo haurire liest, Christus est. Was ferner die krigizia repetitio anlangt, so sindet allerdings eine gewisse Wiederholung des Begriffs e; rizøzärsscsg statt, aber so daß die zusammenfassenden Schluß- worte used; Eos« r; cizøyårwög Wes; sei» nicht allein eine kräftige Bedeutung, sondern auch eine große rhetorifche Schön- 1 Seh. v, 20. 451 heit haben. Nachdem der cizøyäcweic als Gegenstand unsers durch den Sohn vermittelten Erkennens und als derjenige, in welchem wir kraft unserer Gemeinschaft mit dem Sohne sind, dargestellt ist, schließt der Apostel ab: dieser, welchen wir also erkennen und haben, dieser allein ist der wahre Gott und ewi- ges Leben. Schon durch diesen Zusatz aus xmj ais-Zweig wird der Schein einer unbedeutenden Wiederholung entfernt. Die letzte Bemerkung Calvins endlich zeigtdie eigentliche Schwäche dieser ganzen Auslegungsweish nämlich wie sehr dieselbe dem klaren Gedankengang« welcher im Grunde alles entscheidet, zuwider ist. Es bedarf kaum der trotz Sanders heftiger Gegenrede richtigen Bemerkung, daß Christus nirgends in der Schrift ei cizøyåxwög Jede· heiße, und mit Unrecht leugnet man, daß der Sohn e? Wes; genannt werde — denn das Bekennt- nis des Thomas Joh. 20, 28 ist wahrlich keine echaufsirte Phrase, und der Unterschied von Frei; und o« Jede Joh.1, 1fll. kann unmöglich den Sinn haben, daß der Sohn Gottes nicht wirklich göttlichen Wesens sei —— wohl aber muß mit Lücke behauptet werden, daß der Apostel nicht verwirrender hätte schreiben können, als wenn er den Sohn Gottes, welchen er so eben, wie im ganzen Briefe (vgl. besonders auch Joh.17, 3), von dem »wahren Gotte« unterschieden hat, nun plötzlich als diesen wahren Gott selbst dargestellt hätte. Hiedurch würde in der That zu der obigen Bemerkung Schlichtings Anlaß gegeben, denn dasselbe Subjekt, welches eben des wahren Got- tes Sohn genannt ist F» is. vix-J arise-H, würde nun mit dem wahren Gotte selbst identisicirt Und so möchte ain Ende die vermeintlich orthodoxe Auslegung als eine wahre Heterodoxie erscheinenz denn durch dieselbe wird die von der richtigen Aus- legung wohl bewahrte Andeutung des trinitarischen Verhält- nisses in Gott, nämlich die Unterscheidung des Sohnes von, und wie weiter zu sagen ist, in Gott, verdunkeltund vermischt. Dieser, sagt also der Aposteh dieser in seinem Sohne sich offenbarende und mittheilende Gott ist der allein wahre Gott und ewiges Leben — ssai cui-r) ais-Zwar· Man hat es be- denklich gefunden, daß Gott selbst als Laie) uiuiwoc dargestellt 432 1 Ich. v, 14—21. und nicht vielmehr der Quell, der Gebet« des ewigen Lebens genannt werde. Diese letztere Vorstellung hat man deshalb durch Annahme einer Metonhmie zu gewinnen versucht. So Grotius und deWette, welche den johanneischen Ausdruck deuten: dieser ist der Urheber, der Quell des ewigen Lebens. Andere Ausleger haben, weil es offenbar schwierig ist, beidem zweiten Prädicate eine Metonymie zu statuiren, welche bei dem ersten nicht stattsinden kann, zugleich in der Formel cis-»F; For« eine eigenthümliche Breviloquenz gesehn. So umschreibt schon Sociiu ln e0 quod diximus, est iile ver-us Deus et vita sie-terms. Nam quatenus quis habet et cognoseit Christi patrern et ipsum Christum — habet et illum verum Deum et vitam aeternam. Ähnlicherweise ad sensum con- struirt sei das Pronomen Matth. is, AS. Joh. 17, Z. Jn gleichem Sinne spricht Schlichting von einer zwiefachen Metonymiu si Joannis in verhis vita aeterna ponituk pro vilae aeternae eausa seu ratione a(- modo illius consequen- ciae, consentaneum est ut itiriem per metonymium Deus ilie verus positus intelligatur pro oognitione iilius veri Dei , cui rectissime suhjicitur suus elkectus vitu steter-no. Dies ist aber durchaus willkührliclx Wenn Johannes hätte sagen wol- len: dies ist das ewige Leben, daß wir den wahren Gott er- kennen (Rickli), oder: die Gemeinschaft Gottes ist ewiges Leben (Lücke), so würde er das auszudrücken verstanden haben. Nicht einmal bei dem zweiten Prädicate liegt also eine Mete- nymie vor, obwohl es sich von selbst versteht, daß Gott, eben weil er selbst ewiges Leben seinem Wesen nach ist und in sich selber es hat (vgl. Joh. 5, 26. lThess l, 9. l Tim. s, i6), auch die Quelle und Ursach desselben für uns ist. In diesem Sinne sagt schon C. a L ap id c richtig, Gott sei vita aeterna tum sorrnalis sue-I, tun! causalis nostra (vgl. auch Tirinus und Huther). Mit demselben Rechte heißt Gott selbst ewiges Leben, mit welchem er Licht (I, 5) und Liebe (IV, S) heißt; auch wenn Christus selbst die Versöhnung unserer Sünden ge- nannt wird (ll, 2), so ist dies keine bloße Metonymie (vgl. Bd. l. S. 162). Somit ist auch dazu keine Veranlassung, in 1 Ich. v, 2o. 21 453 den ersten Worten »Es-d; Kam« ö eizsyswdx Mög· irgendeine Attraction, Breviloquenz oder Metonhmie zu finden, weder in der Weise Schlichtings, wobei wenigstens die richtige Sub- jertsvorstellung in usw; bewahrt bleibt, noch gar in der von de Wette allerdings nur für möglich gehaltenen Weise: »Die- ser ist es, in dem wir den wahren Gott kennen-«. V. 21. Ist nun noch einmal in dem summarischen Satze B. 20 hervorgehoben, daß allein der in Jesu Christo, seinem Sohne, sich offenbarende und sein ewiges Leben mittheilende Gott der wahre ist, so schließt sich hieran mit Leichtigkeit die endliche Warnung vor den diesem wahren lebendigen Gotte entgegengesetzten falschen und todten Götzen. Mit dieser les: ten Mahnung, welche durch die herzliche Anrede euer-i« noch besonders eindringlich gemacht wird (vgl. M, 7. 18. II, l8), scheidet der Apostel von seinen geliebten Lesern. Aber diese Warnung vor den Götzen, von welchen in dem ganzen Briese keine Andeutung sich findet, ist manchen Ausle- gern so unerwartet und zusammenhanglos erschienen, daß einige (Jachmann) vermuthet haben, der »abrupte« Schlußvers möchte nicht von Johannes selbst geschrieben sein, während an- dere den Ausdruck s. sickaizaxp in einem uneigentlichen Sinne verstehn wollten. Hierin ist schon Beda vorangegangen, wel- cher an prava dogmøta haeketioorum, philargyria und muniii illecebrae denkt. J. Lan ge will wenigstens neben der Be- ziehung aus den groben Götzendienst (vgl. ICor.10, I4), wo- vor die Neophyten gewarnt würden, auch die auf den feinern Götzendienst, ncimlich Weltliebe, Geiz und dgl. (vgl. II, 15. Col. Z, 5.), festhalten. Rickli, Sander und Huther aber finden in den polemischen Erörterungen des Briefes die An- weisung, neben den heidnischen Götzen insbesondere an die gno- stischen Phantasiegötzen der antirhristlichen Jrrlehrer zu denken· Allein weder jener kritische Verdacht noch diese dem konstanten Sprachgebrauch widerstreitende Auslegungsweise ist berechtigt. Das Wort Ziele-»Tai- bezeichnet nämlich, nach einem Elymolm gicum ineditum bei Bicl s· v» im Unterschiede von özioiwxia eigentlich das Bildnis von etwas Nichtigem (eö »Ja« siifaxzop 454 1 Ich. v, 14——21. est-Hexchen« Heraus-wo«- å"x-sr, Te; ekss öxcsoimxsoi sue-»Se- Sei-»I- ipelrrÄxea irai ckyrsiuaoxcah so daß z. B. von einem ist«-Prolet- der Tritonen oder Tentam-en, dagegen von einem äxioiuixiu der Gestirne, Menschen oder Thiere zu reden ist (vgl. Rom. I, 23). Demgemäß wird bei den LXX (vgl. Viel) wie im Neuen Testamente unter Ziele-los- überall das Bild eines nich- tigen Götzen oder dieser Götze selbst verstanden (ogl. lCorx l2, 2. l0, 19. besonders 1 Thess I, J, wo wie an unserer Stelle der Wo; gez» uai oizøzäcsiög und die rief-»zu- einander entgegengesetzt sind). Mit Recht haben deshalb die meisien Auslegey unter ihnetralle Griech en, den gewöhnlichen Sinn des Ausdrucks festgehalten, und die Warnung selbst entweder auf die Neophyten beschränkt («'-«3g yoåg d» cease-II» Iris-«,- oltzt uns »edlen«-ou;- kZi-(«· sue-at Zins« ers; ssåuloäaepeiorg ais-a— Studien-weg. Scholtast I. Vgl. J- Lange), oder« tichkiget die allgemeine Gültigkeit des warnenden Wortes durch die Hinweisung auf die ringsum drohenden und lockenden Ver- suchungen von Seiten des Heidenthums begründet (Luther, Tirinus, Bengel, Lücke, de Wette u. A.). Die ganze Welt, in welcher die Gläubiger: als Kinder Gottes sich bei-säh- ren sollten, war ja noch durchaus heidnischz die Verhältnisse des Staates und der Sitte, selbst die verwandtschaftlichen Be- ziehungen mußten hundertfälttge Versuchungen zu götzendiene- rischem Wesen enthalten. Nicht nur durch die Briefe an die Corinther (vgl. 1 Cor. l0,14), sondern auch durch die gesamtnte Geschichte der Heidenmission wird dies anschaulich gemacht. Es ist auch zu bedenken, daß, wie Bengel erinnert, die Warnung vor den Götzen nicht allein auf den förmlichen Götzendiensh also den offenen und völligen Rückfalh sondern auf jede Ge- meinschaft mit götzendienerischein Wesen sich bezieht. Wenn nun aber der Apostel nur mit einem letzten flüchtigen Worte vor dieser Art der Bersicchung warnt, während er mit dem größten Nachdruck die Jrrlehren inmitten der Gemeinen be- kämpft, so muß allerdings für die Leser seines Briefes die Gefahr von dieser Seite ungleich größer als von jener» gewe- sen sein. Doch will der Apostel, nachdem er oben an die l Joh. V, U. 455 Seligkeit der Gemeinschaft Gottes in Christo erinnert hat, auch die Gefahr, den wahren Gott für die nichtigen Götzen der Heiden hinzugeben und so das ewige göttliche Leben zu verlieren, nicht ohne ein Wort der Warnung seinen Kindlein vorhalten. — Erwähnt mag schließlich noch werden, daß zwifchen den ältern protestantischem namentlich reformirten, und den katholi- schen Auslegern viel Streit des 21. Verses wegen gewesen ist, indem jene den Ausdruck si'c)"co,ios- gern durch imago wieder- gaben und dann gegen den katholischen Bilderdienst polemisirten (vgl. Calvin, Beza, Piscatoy Schlichting, Episcop, Whitby, Benso n, Speuer), während die katholischen Exe- geten nachdrücklich an dem von der Vulgata gebrauchten Ausdruck simulacrutn festhielten (Perpekam Beza et haeretici ver-tun! cusiodite vos ab imaginibus lmago enim est Simi- iitudoxrei ver-as, simulacrum ver-o idolum rei faisae, puta falssi nunjinis C. a Lapid e) und so die protestantische Pole- mik abzuwehren meinten. Aber wenn auch von Seiten der Resormirten nicht sowohl gegen den Ausdruck eäiiwzow gefehlt, sondern vielmehr die Bedeutung der apostolischen Warnung mißverstanden ist, indem z. B. Calvin alle Bilder, Altäre und dgl. als jnstkumenta supekstitiouum verwirft, so sind des- halb die Katholiken noch nicht im Rechte, da vielmehr ihre eigenthümliche Weise der Bilderverehrung, des Maria!- und Heiligendienstes und dgl. nach den in der heiligen Schrift überhaupt gegründeten dogmatischen und ethischen Grundsätzen etwas Jdololatrisches hat und insofern auch von der vorlie- genden besondern Warnung des Apostels Betroffen Wikdi H. « 30 Der zweite und dritte Brief des Johannes. « sos Einleitung. §. I. Der Verfasser der beiden Briefe. Es kann zweifelhaft erscheinen, ob die beiden Briefe, welche als der zweite und dritte Brief des Johannes im neutestamenk lichen Canon stehn, von dem Verfasser des ersten Briefs ge- schrieben seien; gewiß und niemals geleugnet ist, daß beide, welche wie Zwillingsgeschwister einander ähnlich sehn — wie schon Hieronymus (Ep.85. Vgl. Baronius ad san. 99. Tom. I. P. 963) gesagt hat — von einem und demselben Ver- fasser herstammem Jn der Rede- und Denkweish in der An- ordnung des Inhalts und in der fast wörtlichen Übereinstim- mung der Schlußverse giebt sich nicht nur die gleichzeitige Ab- fassung der beiden Briefe (vgl. insbesondere 2 Joh. 12 init 3Jvh.14. l0), sondern auch daß dieselbe Hand beide geschrie- ben haben muß, deutlich zu erkennen. Wenn nun anerkannt wird, daß diese beiden kleinen Briefe von dem Verfasser des ersten Briefs geschrieben seien, wie von Bretschneider und Paulus geschieht, welche gerade kraft dieser Voraussetzung jenen ersten Brief dem Apostel Io- hannes absprechen (vgl. Bd. I. S. XXXVL XLVIIL Ll. XC.): so bedarf diesen Kritikern gegenüber für uns die johanneische Authentie der beiden kleinern Briefe keines weitern Beweises, da wir jenen ersten Brief als eine Schrift des Apostels erkannt haben. Anders verhält es sich jedoch mit denjenigen ältern Kritikerm welche unter der Vorausfetzung, daß der erste Brief von dem Apostel Johannes herrühre, die beiden kleinern Briefe einem andern Verfasser, sei es dem Presbyter Johannes (Er as- mus, Grotius, Dodwelh Harenberg, J. D. Vers, Obst-Hielt. orjijoo-exegei. Spec. l· bis-F. 1798. P. XI), sei es 460 2 und 3 Joh. Einleitung. einem übrigens unbekannten christlichen Lehrer Johannes (C. F. Fritzsch e), zusprachenz anders verhält es sich auch mit den neuern Kritikern (Schwegler, Baurz vgl. auch L. Noack, bibl. Theol. Halle1853. S. 391), über deren wesentliche Ver- schiedenheit von jenen älteren in der Einleitung zum ersten Briefe (vgl. S. XXXVIIl fl.) gehandelt ist. Die nächste Veranlassung zu dem Zweifel, ob die beiden kleinen Briese von dem Apostel Johannes geschrieben seien, haben sie selbst gegeben durch die Bezeichnung des Verfassers, welche sie an der Stirne tragen. Weder im johanneischen Evangelium noch im ersten Briese giebt sich der Berfasser aus- drücklich zu erkennen; hier aber nennt er sich, und noch dazu mit einem Worte, welches unmittelbar nicht an einen Apostel denken läßt: ö »genau-wag. Daß diese Selbstbezeichnung des Briefstellers ein Grund war, die johanneische Authentie der Briefe zu leugnen, sagt allerdings Qrigenes, indem er das zweiselhaste Ansehn derselben zu erkennen giebt, (bei Eu- febius H. E. W, 25 —- ssasraÄäzorns scori Saturn-Ha- -—- årskrp W iscri Jst-sägt«- øeai sspiiøxw Zwei ou« wär-«;- epaoi kurze-fu«; EIN« Gordius) nicht ausdrücklich. Ebenso verhält es sich mit dem Muratorischen Fragmente (s. u.). Auch bei Eusebius, welcher die beiden Briefe unter die Antilego- Menen technet (H. E. III, 25: sit-Ir- X "oEr«-crZs2-o,»x«a-u«-, YOU-pi- zccw c? OF» öxiwg Tot; rroUoic —- sJ ciwoxrorgoxröwøj Fee-respo- mxi wär; Tand-»vor« Ei» rot? sriayyszrosoö sruyzoinovoag Ei» nui »He-spot- eixcapansccou Zweit-nd, kann man nur Vermu- then, daß jene Aufschrift der Briese die allgemeine Anerken- nung derselben gehindert habe. Ausdriicklich aber sagt Hie- ronym us (de vitn illusttn c. 9): scrjpsit autem Joannes et unam epistoiam —- quae ab universis — probakutn Reli- quae autem dankt, quarum principium Senior -— Jo- annjs Presbyieki asseruntuiq und noch Beda und Oecume- nius bemerken im Interesse der von der abendländischen wie von der morgenländischen Kirche längst angenommenen Meinung, daß die beiden Briese nicht von dem Presbytey sondern von dem Apostel Johannes verfaßt seien. Verfasser der Briefe. 461 Von der Ausschrift der Briefe gingen Erasmus, auf die eben angeführte Bemerkung des Hieronymus gestützh Gro- tius und die nachfolgenden Kritiker aus, welche wiederum den Pcesbyter Johannes als Berfasser derselben geltend machten. Man suchte aber auch andere Gründe wider die Annahme des apostolischen Ursprungs. Die Zeugnisse der Alten mußten für dieselbe ungenügend erscheinen, weil in der That das c; »gro- sijespor in der Ausschrift fchon den Alten Bedenken gemacht hatte, noch abgesehn davon, daß die Briese wegen ihres ver- hältnismäßig unbedeutenden Inhalts nur selten ritirt wurden. Man fand ferner, nachdem einmal der Verdacht wider die ju- hanneische Authentie rege geworden war, in den Briesen selbst mancherlei, was mit der johanneischen Denk- und Redeweise nicht übereinzusiimmem und. anderes, was nur als eine geist- lose Nachahmung des ersten Briess oder als eine bloße Zu- sammenstoppelung johanneischer Phrasen sich darzustellen schien. Man hielt es auch für unglaublich, daß der Apostel Johannes einen solchen Widerspruch erfahren haben sollte, wie 3Joh. 9sl. vorausgesetzt wird. So kamen die ältern Kritiker zu dem Re- sultat, daß jedenfalls nicht der Apostel Johannes, sondern ent- weder der bekannte Presbyter oder, wie Chr. F. Fritzsche rneinte, irgendein christlicher Lehrer Namens Johannes der Berfasser der Briefe sei. Es liegt also hienach kein Mißbrauch eines fremden Namens vor; vielmehr nur die Kirche hat sich geirrt, indem sie die beiden Schriftchen als Werke des Apo- stels aufnahm. Was dieser ältern Kritik mangelte, brachte die neuere nach, nämlich das Positivg zu welchem nur bei Paulus ein Ansatz, sich findet, indem dieser unsere beiden Briefe, wie den ersten, an parthische Christen, zur Warnung vor einer »magisch-sitten- verderblichen Gnosis«, gerichtet sein läßt. Schwegler und Baur aber fanden in unsern Briefen Spuren derselben Lehr- bildung, welche im vierten Evangelium und im ersten Briefe des Johannes als -verklärter Montanismus« sich zu erkennen giebt (vgl. Bd. I. S. XLlll)3 somit mußte auch der zweite und dritte Brief des Johannes unter einen gleichen hisiorischen 462 2 und 3 Ioh. Einleitung. Gesichtspunch wie jene größern Schriften, sallen. Einen eigen- thümlichen Zug enthält aber noch der dritte Brief, B. 9 sl. Wahrscheinlich ist nämlich Diotrephes ein symbolischer Name, absichtlich von ethnisirendem Charakter; es wird damit auf den römischen Bischos, den rzicäonzicosmiwsi d. h. den sich so nen- nenden Episoopus epjscopokum, gezielt, entweder (Sch w e g l er) auf Viktor — den Zeitgenossen des Jrenäus, welcher den zweiten Brief dem Apostel Johannes zuschreibtl — oder, wie Baur verbessert, aus Soter oder Anicetus oder Eleutherus So erscheinen die beiden Briese als Parteischriftem wie auch die Leidenschaftlichkeit (3 Joh. 7, wo Diotrephes zu den Hei- den gerechnet wird) sie darstellt. Mit diesen Briefen prote- stirte die kleinasiatische Kirche, indem der Name des Apostels Johannes vorgesehoben wurde, im Interesse der montanisiischen Denkweise gegen Rom mit seiner antimontanistischen und hierar- chischen Tendenz. Gerade umgekehrt urtheilt aber Noack: die »Mit sanatischem Parteihassw behandelten Jrrlehrer sind montanistische Christen. — Wir können diese Phantasiegebilde völlig aus sich beruhen lassen, indem einestheils die Einleitung zu 1Joh., anderntheils die nachfolgende Auseinandersetzung mit den ältern Bedenken gegen die johanneische Authentie von 2 und 3 Joh. hinreichen wird, ein unbesangenes Urtheil zu begründen (vgl. übrigens Huther). Zuvörderst müssen die ältesten Zeugnisse iibcr den Ursprung der beiden Briefe gehört werden (vgl. Hug und Lücke) Die alexandrinischen Väter Clemens und Dionysius, also der Vorgänger und der Schüler des Origen es, von welchem wir oben ein zweiselhastes Zeugnis iiber die johanneische Authentie der Briese angeführt haben, schreiben dieselben dem Apostel Johannes zu. Clemens (vgl. Bd. l. S. LXXlX) setzt, in- dem er den ersten Brief den größern nennt, mehrere Briese · des Apostels voraus. Den zweiten erwähnt er ausdrücklich in den sogen· Adumbrationen (0pp. ed. Polteic P. 10l1: secunda Joannis epjstola, qui-re ad vikgines scripta est, sicnplioissima est. scrjpia vero est ad quandam Babyloniacn Electam no— mir-e. Vgl. Bd. I. S. CVll und unten §.2.). Für den zweiten Ess- cccccccc a«- Verfasser der Briefe. 463 und den dritten Brief zeugt Clemens, weil er in feinen Hy- potyposen fämmtliche katholischen Briefe, auch die von Ente- bius zu den Antilegonrenen gerechneten, behandelt hat (vgl. Eusebius, H. E. W, I4). Dionysius nimmt die Schil- derung der dem Apostel Johannes eigenthümlichen Schreib- weise, welche er in der Apokalypse vermißt, nicht allein aus dem Evangelium und dem ersten Briefe, sondern auch aus dem zweiten und dritten Brief» ist-X« oiiclk Z» »; ils-möge;- gozgoxcärsy Hiersein-wo» nor) spitz, um«-ro« zfguxkiarg oijooscc årrmcojaigz e; Traun-»Ze- öwoxroeori »gute-Essai, oiUoZ ais-cons- xeaogeinpeozfdcxgoc ysygoevrsrar (beiEusebius, H. E. VI, 25). Dionysius stieß sich also nicht nur ·nicht an der Ausschrift o· ngsazfijsxkgogg sondern fand vielmehr in dieser den Brief- steller verbergenden Benennung eine Spur der johanneischen Art. Wenn er aber den zweiten und den dritten Brief respo- xräwj Tmoiwov bezeichneh so kann er damit nicht einen Zwei- fel an der johanneifchen Authentie ausdrücken, so wenig wie Eusebius selbst in Bettefs des ersten Briefs, welchen er (H. E· III, DE) »Ja- Øegqrøswyp "Ia)oir-1-0r) ergo-Jägers- nentttz Viel- mehr deutet der Ausdruck an, daß diese Briefe alle, welche nicht selbst den Namen des Berfassers angeben, durch die Tra- dition dem Johannes zugeschrieben würden. In Demselben Sinne spricht Eusebius z. B. von der Aparts-»; Lapi-eiska- smocolyx — Die Alexandriiier nach Dionysius gebrauchen ohne Bedenken beide Briefe als Schriften des Apostels Johan- nes. So begründet z. B. Alexand er die Excommunication des Arius durch 2 Joh. V. l0 (bei Sokrates, H. E. I, 6), In der abcndländischen Kirche ist Jrenäus der Haupt- zeuge für die johanneifche Authentie der Briefr. Er citirt(adv. hast. l, I63: Taøoiøwyc Es, o· »so-J irr-piet- xtax57;«røjg, keins— Ist» Des» nur«-»Aus»- aiJsraJøh fwyckz Zofe-s«- mFsoig Zieh« offer-J«- zäyeoiJoer For-Insek- ci yoip Jläyaiw aus-vix, your-i, xaigerk ums-muri irr-L) 2 Joh- V. II, indem er ausdrücklich als Verfasser· des Briefs den Apostel Johannes nennt. Auch 2Joh. V. 7 wird von Jrenäiis (adv. haer. llI, 16, 8: Er discipulus ejus Joannes in pkaedicta epistola tugere eos 464 2 und 3 Joh Einleitung. praecepit dicensx Mulli seclnctokes each) angeführt, aber irr- thümlich in 1Joh. wraedicta en) verlegt, ein Versehn, wel- ches selbst ein Zeichen dafür ist, daß Jrenaus, ein Schüler des Polyearxx welcher den Apostel Johannes selbst gehört hatte, keine Ahnung davon hat, daß der zweite Brief von einem an- dern Verfasser, als der erste, geschrieben sein follte. Dendrit- ten Brief erwähnt Jrenäus allerdings nicht; aber dieser theilt durchaus das Schicksal des zweiten. Nirgends findet sich bei den Alten eine Spur davon, daß man den zweiten Brief anders als den dritten beurtheilt habe. Die alexandri- nische Tradition, in welcher beide Briefe ausdrücklich genannt werden, ist beiden gleich günstig. Utngekehrt ist ein, wie es scheint, beid en ungünsiiges Zeugnis aus der alten römischen Kirche in dem Muratorischen Fragmente enthalten. Jn demselben werden allerdings beide Briefe zu den in der katho- lischen Kirche anerkannten Schriften gezahlt; während aber der Apostel Johannes als Verfasser genannt wird, sagt, wie es scheint, eine unmittelbar folgende Bemerkung, daß diesel- ben nur in dem Sinne für Schriften des Apostels gelten dürs- ten, in welchem die Weisheit Salomons ein authentisches Werk sei. In dem Fragmente heißt es: — er supersorjctio Johan- nis duas in oalholicn liabenlur et Sapientia ab amiois Salo- monis in lionorem ipsius soripta ——. J. van Gilse (Dispu- ialio de anliquissimo librorum sacrorum novi koecleris cata- log0, qui vulgo fragmentuni Muraiorii appellalutn Amsterdam 1852), der neueste Bearbeiter des Fragments, stellt die fehler- haften Worte so her: —- et supersoriplae Joannis cinae in catholion habe-Muts, ut Sapientia ab amicis Salomonis in lionorem ipsins scripten Das superscriptne soll bedeuten, daß die beiden Briefe nicht selbst, wie die paulinischen, ihren Ver- fasser nennen, sondern nur eine solche Überschrift erhalten ha- ben, welche auf den Apostel Johannes hinweise; die Verglei- chung der Sapientia aber soll (vgl. auch l. c. p.26) andeuten, daß der Apostel Johannes ebenso wenig unsere Briefe verfaßt habe, wie jenes Buch von Salomo selbst geschrieben sei. » Allein die Emendation superscriptaa empfiehlt sich nichtz weit»wahr- Ess- »»»»»»»» py Versasser der Briese. 465 scheinlicher ist, was schon Muratori in den Text schrieb, supersckipti zu lesen. Wie leicht konnten die Anfangsbuchstaben des Namens Johannes mit dem Worte superscripti zusarnmensließen und so die Form supersoricti0, welche wirklich im Codex sich findet, entstehn! Dann aber weist das Wort supekscripti auf die vorhergehende Erwähnung des Johannes, als des Verfas- sers des Evangeliums und des ersten Briess, zurück. Daß dieser Sinn richtiger durch supra scrjpti ausgedrückt sein würde, kann bei der sprachlichen Beschasfenheit des Fragments kein Bedenken gegen die angenommene Bedeutung von superscripti sein. Ob die Form Was, welche die Handschrift bietet, beibe- halten oder in duae umgeändert wird, ist sür den Sinn gleich- gültig, da duas offenbar dem griechischen cis-sie entsprechen würde (vgl. auch Lücke und van Gilse). Jedenfalls sind die beiden kleinen Briese gemeint; und beide werden durch die beigesügte Bemerkung ut Sapientia euer. dem Apostel Johan- nes abgesprochen Einen andern Sinn kann man in dieser auffallenden Vergleichung des Buchs der Weisheit nicht wohl entdecken. So aber enthält das Fragment nicht ein Zeugnis sür die johanneische Authentie der beiden Briese (wie Lücke, Huther u. A. berichten), sondern vielmehr das älteste Gegen- zeugnis (vgl. van Gilse). Warum nun der Fragmentist so urtheilt, hat er selbst nicht gesagt; vermuthlich aber hat er keinen andern Grund gehabt, als den, welchen Hieronymus anzeigy nämlich die Aufschrift e? 7r9eoz5ürepoc. Ein anderes Zeugnis gegen die johanneische Authentie der beiden Briese scheint die syrische Kirche zu geben, weil, wenn auch Ephraem den zweiten Brief, gleichwie den Brief Judä und 2Petr., anführt, mithin, da er Griechisch nicht verstand, in einer syrisrhen Übersetzung gehabt haben muß, doch höchst wahrscheinlich in der Peschito nur drei katholische Briese (1 Petr. 1 Joh. und Jac.) ursprünglich gestanden haben. Noch im 6. Iührhundert berichtet Kosmas JndicopL (T0p0gr. Christ. VI. in Bibl. Patrum ed. Gallancii. XI. P. 535), daß man bei den Syrern nur jene drei Briese finde. Auch die griechischen Syrer hatten bis zu jener Zeit nur drei katholische 466 2 und 3 Seh. Einleitung. Briefr. Ja, Theodor von Mopsvestia soll auch den Brief des Jakobus nicht anerkannt haben (vgl. Lijckex Während also das Muratorische Fragment die Canonicität unserer beiden Briefe ausdrücklich bezeugt, aber die Abfassung derselben durch den Apostel Johannes leugnet, erkennt die syrische Kirche bis ins sechste Jahrhundert weder das Eine noch das Andere an. Jndessen ist zu erwägen, was jenes Fragment betrifft, daß einestheils die Anerkennung der Canoni- cität, anderntheils die Wahrscheinlichkeih daß die Aufschrist der Briefe das Urtheil des Fragmentisten bestimmt habe, das Ge- wicht seiner Aussage, welcher überdies Jrenäus entgegenstehh bedeutend abschwächtz und was die syrische Kirche betrifft, so erscheint erstlich Ephraem als Vertreter einer den beiden Briesen günstigen Tradition innerhalb jener Kirche, und zwei- tens ist es sehr natürlich, daß Briefe, welche ihres unbedeu- tenden Jnhalts wie ihrer auffallenden Überschrift wegen selbst in der griechischen Kirche selten gebraucht und nicht von allen anerkannt wurden, erst spät übersetzt und noch später in den Canon aufgenommen wurden. Ein den Briefen günstiges Zeugnis aus der africanischen Kirche enthält die Schrift Cyprians, cle hast. baptjz (0pp. ed. Glis-rinnt. T. II. P. 120), wo der Bischof Aurelius auf einer Synode zu Karthago sich auf 2 Joh. V. 10 mit den Worten beruft: Joannes in episiola sua posuit diese-is. Aller- dings findet sich weder bei Tertullian noch bei Cyprian eine Hinweisung auf die beiden Briesez allein da Aurelius vor ei- ner Shnodalversainmlung den zweiten Brief als eine Schrift des Apostels Johannes anzieht, so kann man hieraus auf das Urtheil der africanifchen Kirche jener Zeit schließen, und der· Nichtgebrauch der Briefe erscheint, wenigstens bei Cypriam als zufällig. · Jm Hinblick auf die schwankende Tradition hatte also Eusebius Recht, die beiden Briefe, welche von seiner Zeit an ihren Platz im Canon immer fester behaupteten, zu den Antilegotnenen (H.E. llI, 25) zu rechnen. Er selbst aber zwei- selt so wenig an der johanneischen Autheniie derselben, daß er Ess- cccccccc a«- Verfasser der Briefm 467 ganz im Sinne des vorhin erwähnten Dionysius Alexandn schreibt (Dem0nstr· even-g. lll. P. 120. Bd. Col0n.): Z» easy Karosse-lass weiser? oticfå xeusjxosju »Es« oszseiag ngooøyyogiug neuester« e? »Hier-Knirps« sue-reis- tiooxroigew oeIcfazioiJ ckå einein-tolos- oiickz suayykåzoscøysptk Des Hieronymus Be- merkung, daß die beiden Briefe dem Presbyter Johannes zu- geschrieben würden, und die noch von Beda und Oecuine- nius »für nöthig erachteten Gegenbemerkungen sind schon oben erwähnt. Aus diesem Zeugenverhör ergiebt sich folgendes Resultat. Während die historische Beglaubigung des ersten Briefs, als eines Werks des Apostels Johannes, die vollständigste und sicherste ist, erscheint dieselbe bei dem zweiten und dritten Briefe weit weniger reichlich und zweifelhaften Schon das Mura- torische Fragtnent spricht die Briefe dem Apostel ab. Ori- genes läßt dieselben nicht ohne den Widerspruch Anderer an- zumerken für Werke des Apostels gelten, citirt sie aber nicht. Die syrische Kirche hatte sie nicht in ihrer kirchlichen Bersion und nahm sie erst im sechsten oder siebenten Jahrhundert auf. Eusebius rechnet die Briefe zu den Antilegoinenenz Hiero- nymus berichtet, daß dieselben nicht dem Verfasser des ersten Briess, sondern dem Presbyter Johannes zugeschrieben wür- den, eine Meinung, gegen welche noch Beda und Oe kame- nius streiten. Dagegen schreibt Jrenäu s, der bedeutendste Zeuge, den zweiten Brief ausdrücklich, und deshalb mittelbar auch den dritten Brief dem Apostel Johannes zu. Mit ihm stimmen Clemens, Dionysius und Alexander von Alexan- drien, auch der africanische Bischof Aurelius zur Zeit Cy- prians, und die meisten Väter — unter ihnen der Syrer Ephraem — und alle Synoden nach der Zeit des Euse- bius. Es finden sich also neben den Zeugen für die johan- neische Authentie nicht zu verachtende Zeugen gegen dieselbe; dazu kommt, daß die bedeutendsten unter jenen Zeugnissen aus- drücklich nur den zweiten Brief betreffen. Allein es ist zu be- denken erstlich, daß die Tradition, durch welche die Briese dem Apostel Johannes zugeschrieben wurden,·in der Ausschrift der- 468 2 und 3 Joh. Einleitung. selben ein offenbares Dementi zu haben schien, und zweitens daß der Inhalt der Briefe in der Lehre und den polemifchen Beziehungen zu unbedeutend (vgl. Lücke u. A.) und zu singu- lär (3 Ich. 9 fl.) ist, als daß häufige Citationen erwartet wer- den könnten. Das Wichtigste wurde ganz natürlich vielmehr aus dem ersten Briefe entnommen. Der zweite Brief bot nur in B. 10. 11 und allenfalls in V. 7. 8, solche Sätze, wie sie ein kirchlicher Schriftsteller anzuführen versucht sein konnte.- Endlirh hatte es seine Schwierigkeit, zwei Briefe, welche an einzelne Personen gefchrieben find, als katholische Briese in den Canon aufzunehmen. Noch O ecumenius berührt diesen Um- stand Cis-ex) oti nor-E Irren-roh» nor-Johann) und bemerkt da- gegen nicht recht zutreffend, daß auch Paulus an einzelne Sper- sonen geschrieben habe. Und wenn Oecumenius in Betreff des zweiten Briefs noch erinnert, daß Johannes ganz schicklich an eine gläubige Frau habe schreiben können, weil er in Christo weder Mann noch Weib kenne, so läßt sich annehmen, daß man schon in der alten Zeit (vgl. unten §· 2.) einen Anstoß daran genommen habe, daß der zweite Brief an eine Frau gerichtet ist, und daß auch dieses Bedenken dem allgemeinen Ansehn der Briefe hinderlich gewesen sei. Wenn also die theilweise Ungunfl der Tradition nicht nur als« hinreichend erklärt, sondern auch als unberechtigt sich dar- stellt, so muß die Bedeutung derselben durch die günsiigern Zeugnisse um so mehr aufgewogen werden, da die Beschaffen- heit der Briefe selbst für die Ansicht, daß dieselben von dem Verfasser des ersten Briefs gefchrieben seien, den Ausschlag giebt· Zunächst kommt hier die Selbsibezeichnung des Verfassers in Frage. Wenn das Wort in der Überschrift änpxazfüsrrgoc ausdrücklich auf den von Papias erwähnten Presbyter Johan- nes (vgl. Eufebius, H. E. M, 39) zu führen scheint, so ist dagegen mit Recht eingewandt (Lücke, Huther), daß dieser Presbyter doch nur einer unter vielen andern war, und info- fern jener Ausdruck, welcher doch den Briefsteller bestimmt be- zeichnen muß, in der That eher an eine hervorragendespersom wie der Apostel Johannes war, denken läßt, weil eine» solche Verfasser der Briese 469 in irgendeinem besondern Sinne e; yspsoscisxsgog heißen konnte. Aber in welchem Sinne? Beda und Oecumenius wollen nicht entscheiden, ob der Apostel seines Alters oder seines Am- tes wegen sich so nenne. Der letztern Meinung sind N. d e Lyra (qui tunc kegebant ecolesias senes vel Senior-es ciioebantuk raiione ciiscretionis vel maiuriiatis in m0ribus; inier keotores vero ecolesiakum, qui tun(- erant in Asien Joannes erat prin- cipalior), B arth. Petrus (Johann«es bezeichne sich als Episco- pas und als totius Asiae pkimas), C. a Lapide se; rege-»F. sei gleich Senior, seigneuy Signor-eh Beza, Whitby, wel- cher die Apostel ähnlich wie die »Ältesten« der zwölf Stämme denken will, Will, Bertholdt, Bau«nIgarten-Crusius, Lücke, Huther u. A· Dagegen auf das hohe Alter des Apostels wird der Name gedeutet von Piscato r, Er. Schmid, Heumanm S. G. Lange, Wolf, welcher den Namen für Johannes, als den allein noch lebenden Apostel, besonders ge- eignet findet, Rosenmülley Pension, welcher in der An- deutung des Alters zugleich eine Erinnerung daran sieht, daß der Apostel ein Augenzeuge Jesu sei (wie lJoh. I, I sll.), Carpzov, Augusti u. A. Manche Auslegek und Kritikey wie Aretiu s, H. E. F. Guericke (Gesammtgesch. des N. T. Leipz. l854. S. 485 fl.) haben beide Beziehungen zugleich statuirt (vgl. auch Mill, Huther u. A.). Unter allen Aus- legern hat Lücke nicht nur am ossensten eingestanden, daß eine unzweifelhafte Erklärung des Ausdrucks »· seyen-Felsweg- nicht gegeben werden könne, sondern auch das beigebracht, worauf die Vermuthung am sichersten sich gründen darf. Dies ist ein .Bruchsiück von einem Werke des Papias (bei Eusebius, H. E. Ill, 39) , in welchem die Apostel unter dem Titel von npeosärkgor erwähnt werden. Auch darf 1Petr. 5, I ver- glichen werden, weil hier der Apostel Petrus, welcher freilich nicht nur in der Ausschrist des Briefs sich als ander-sozus- 77005 Xgcasroü einführt, sondern auch an der genannten Stelle selbst sein apostolisches Amt andeutet, doch indem er zu Presbytern redet sich selbst ovxrvsgxosckijregog nennt und so die Möglichkeit, daß ein Apostel unter der Selbstbezeichnung ei 470 2 und 3 Ich· Einleitung. Jrgsozfisrzpoe schreiben konnte, zu erkennen giebt. Dagegen gehören die ferner von Lücke angeführten Stellen aus Jre- näus (bei Eusebius, H. E. V, TO. 24), in welchen Polycarp und die Bischöfe von Rom express-inge- genannt werden, nicht hieher; denn von diesen »Presbytern« unterscheidet Jrenäus sehr bestimmt die Apostel (vgl. I. c. V, 20: oi ans) sind» Jrgeozküssepoe oi sen-i wol§ Janus-Morg- orJxcO0r-»,«-oaI--sec). It! welchem Sinne nun der Apostel die Selbstbezeichnung e; wen— Krisen» wählte, ist nicht mit urkundlicher Sicherheit auszu- machen. Eine wirkliche Anonhmität konnte der Briefsteller keinenfalls beabsichtigen, da er zu den beiden Privatpersonen, an welche er schreibt, sich in das klarste Verhältnis setzt. Der Ausdruck o· »g-soz5iJ-xe9oc. welcher, wie Lücke treffend sagt, mehr eine innere als eine äußcrlich amtliche Würde anzeigt, mochte in dem johanneischen Gemeinekreise vorzugsweise von dem Apostel Johannes gelten und diesem felbst willkommen sein, weil der Ausdruck auf eine bescheidenc und freundliche Weise das Verhältnis des Apostels und Gemeinehauptes zu seinen Kindlein bezeichnete. Johannes war in der That Bi- schof oder Presbyter im amtlichen Sinne; aber fiir ihn hatte die in dem Titel selbst ursprünglich vorhandene Beziehung auf das Alter eine besondere Bedeutung, weil sein Alter die jün- gern Jahre voraussetzte, in welchen er mit dem Herrn selbst verkehrt hatte. Auf diesem Vorzuge beruhte zugleich feine ei- genthümliche Stellung in dem Amte eines Presbytersz er war ein Apostel. So erscheint es leicht begreislich, daß eine Be- nennung, in welcher die Bezeichnung des Amtes auf die des Alters sich gründete, vorzugsweise dem Apostel Johannes zu- geeignet wurde, welcher rücksichtlich seines Amtes wie feines Alters in ausgezeichnetem Sinne der Presbyter schlechthin heißen konnte. Deutlicher als die Selbstbezeichnung des Briefstellers läßt die ganze literarische Eigenthümlichkeit der beiden Briese, die Ausdrucksweise wie die Bewegung der Gedanken, den Verfas- ser erkennen. Denn die Ähnlichkeit mit der Denk- und Rede- weise des ersten Briefs kann weder gänzlich abgeleugnet noch Verfasser der Briefr. 471 aus einer schlechten Nachahmung erklärt werden. Man hat sreilich sowohl einzelne Ausdrücke, als auch ganze Gedanken als unjohanneisch, d. h. der Art des Evangeliums und des ersten Briess ividerstreitend, in Anspruch genommen. So sagt Cht.F.Ftitzsche, daß die Ausdrücke Oper-New, sdotfoijoikfors (3 Ich. 2), Jrponäxrvrecw visit« Tau« drin; (V.6), FOR-onna)- srecisw (V. 9), wär-ansta- (V. 10) nicht johanneisch, sondern paulinisch seien. Allein selbst abgesehn davon, daß alle diese Phrasen bei Paulus sich nicht einmal sinden kprzongayrsüsrøk nge-r. cis. -. .9.), sind dieselben an sich so einfach und allge- mein gültig, daß sie durchaus nicht zur Charaktetistik einer besondern literarischen Art dienen können; De Wette (Ein- leit. in das N. T. §. 180) hat deshalb mit Recht in keinem einzigen jener Ausdrücke etwas Aufsallendes gesunden; er hebt vielmehr als Abweichungen von dem johanneischen Sprach- charakter folgendes hervor: ei' «; 2 Joh. 10 statt scie- »F (l Jvh. L, I. l5. 4, TO. Z, I6), ckrckorxøjw rpägsw ibid. m«- mwsip V. H, weg-award«- uasroi V. S, xrsrgeicegog 3Joh.4. »und» works» V. 5. Außerdem bemerkt er im Commentar zu 3Jvh. V. II, daß sei »arm«-«, srö oiyaisöw nicht jvhanneifch sei, und daß man (vgl. auch Lücke) für oeiz Empor« s. drei» vielmehr ou« By» sc. J. erwarten müsse. Was die Aufschrift 2Joh. 1—3 anlangt, so weist auch de Wette auf die Ahn: lichkeit mit dem Anfangsgruß der Pastoralbriese hin, jedoch ohne ein kritisches Bedenken; vielmehr bemerkt er selbst, daß das zip-o« »Es« ihrs-Js- in jenen Briesen fehle. Aber auch jene von de Wette als unjohanneisch in Anspruch genomme- neu Ausdrücke sind durchaus unbedenklich. Vgl. den Commen- tar zu den betreffenden Stellerr. Nur von den Ausdriicken unrein-Iris, weg-nasses» nor-sei Und »so-»Za- Jrozssp ist im Cont- inentar nicht weiter die Rede, weil dieselben in kritischer Hin: sicht völlig bedeutungslos erscheinen. Warum sollte denn nicht derselbe Schtifkstellet ebenso wohl Jus-». status? Wie Hex-»I- Ha« (V. Z) schreiben können, wenn es darauf ankommt einmal die Norm des Wandels sue-»F sc. Fuss, dann die sittliche Sphåtid in welcher gewandelt wird såu wär-J, nämlich »; oZ;-«2»·s;), zu H. 81 472 2 und 3 Joh. Einleitung. beschreibens Wie kann das Verbum usw«-weis- etwas Unio- hanneisches haben, wenn Johannes das Wort »etwas«-Ia (1 Joh. l, Z) gebrauchti Und der Ausdruck »so-»Za- erocssw welcher so bei keinem Schriftsteller des N. T. sich sindet, ist im Munde des Apostels nicht auffallendey als im Munde des Presbyters Johannes oder irgendeines Andern. Wenn in den Briefen etwas Unjohanneisches zu liegen scheint, so ist dies durchaus nicht in einzelnen Phrasen, son- dern darin zu erkennen, daß, wie Lücke mit feinem Takte an- deutet, der ganze Ton und die allgemeine Haltung der beiden Briefe in der That sich etwas anders anläßt, als in dem er- sten Briefr. Wenn hier etwas Einzelnes hervorzuheben ist, so ist das wiederkehrende Eyai des Briesstellers (vgl. Fachmann) zu nennen. Allein beide Briese sind reine Privatschreibem so daß es ganz natürlich ist, wenn das-rein persönliche Verhält- nis des Briefstellers zu dem Leser bestimmt heraustritt Viel- leicht gilt dies von dem dritten Briese noch mehr als vom zweiten. Wenn aber auch in beiden Briefen die persönlichen und übrigen konkreten Beziehungen, welche hier, anders als im ersten Briese, vorherrschen, eine eigenthümliche Modulastion des Tones bedingen, so giebt derselbe doch im Wesentlichen als ächt johanneisch sich zu erkennen. Die Sprach: und Denkweise ist nicht eine ungeschickte Nachahmung des ersten Briefs oder eine unordentliche Zusammenstellung johanneischer Phrasen (Chr. F. Fritzsche), sondern trägt den deutlichen Stempel der jo- hanneischen Originalität (vgl. Beda, Oecutnenius, Beza, Schlichting, Mill, Benson, Heuinann u.A.). Dies zu beurtheilen ist Sache des exegetischen und kritischen Tactes, welcher den Charakter des Ganzen richtig würdigen muß; über Einzelnes läßt sich immer streiten. Doch ist außer dem, was Lücke als Momente des johanneischen Sprachcharakters her- vorgehvben hat NOT» — Iw- 2Joh. S. »Es-s«- x’-, Spec« sc. Bedi- naei s. wies» V. I. Hundes. 02757 OZCIZØJC V. S. Zorn-Z v«- sriløjgcuxk V. I2. z« I. essen? EIN-«, Empor» T. F. 3Jvh. 11. die Begtiffe XVI-Um, »Zum-OF, cjwsxfxpcosrogy die Parallele des Bejahenden und Verneinenden 2 Joh· 9. die Verwirrung « Verfasser der Briefr. 473 der Construrtion V. 2), noch folgendes zu beachten. Die Be- griffe kizøjäkia und Ewig» werden im zweiten Briefe auf eine so feine Weise nicht nur mit einander verbunden, sondern auch gleichsam als die Grundtöne des kleinen Schreibens gehalten, daß hierin die eigenthümlirh johanneische Anschauunge- und Darstellungsweise deutlich sich darstellt. Das lebendige Ver- hältnis der beiden Grundbegriffe wird fchon in der Aufschrist angedeutet, wo (B. l) der nach johanneischem Realismus ver- standene Ausdruck syst-Jason« »Es« vix-säum- anzeigt, wie die göttliche Wahrheit in denen, welche sie erkannt, in sich aufge- nommen haben, die wahrhafte Liebe erzeugt; und die ganze Weise, wie schon in der Überschrift die· beiden Grundbegriffe in Bewegung gesetzt, dann in dem weitern Schreiben zu Trä- gern des Gedankenganges, ähnlich wie die Themata im ersten Briefe, gemacht werden (vgl. die Auslegung) —— dies alles ist originell johanneisch. Eine andere Spur der apostolischen Hand enthält insbesondere VI; denn es ist nicht wohl denkbar, daß ein Nachahmer den Ausdruck åpxsoäoxr Zi- oagsi in der dort auftretenden Gestalt Ggzeixikooid wiedergegeben und die viel leichtere Form« (k’z-r,-«w-J-öca), welche sich 1Joh. 4, 2 findet, zurückgestellt haben sollte. Jtn dritten Briefe zeigt besonders V. 11 die eigenthümliche Weise des Johannes nicht nur durch die Zusammenstellung der beiden Glieder c; siycrsfoyroxaso UT. und e; rsaiionocaso »z- , sondern auch durch den signisicanten Wechfel der Ausdrücke äs- scois Frei? Zins» Und Woge« ed» Acri-i,- denn hiebei wird der volle realisiische Begriss des Empor— usw» (oder syI-am.s"I-rrr) wie er z. B. IIvh. Z, 3fll. Z, Z. 6 hervortritt, vorausgesetzt. — Noch sind zwei Punkte zu berüh- ren, auf welche der Zweifel an der johanneifchen Authentie der beiden Briefe gegründet wird, welche aber eher die entgegen- gesetzte Bedeutung haben. Man hat nämlich erstens die Vor: schrift 2 Joh 10 für übertrieben und intolerant (Chr. F. Fritzsch e, deWette u.A.), ja für lieblos und unchrisllich (Jachmann) angesehn, und zweitens das 3Joh.9 ff. vorausgesetzte Verhält- nis des Diotrephes zu dem Apostel Johannes für unwahr- scheinlich gehalten. Aber die Widersetzlichkeit jenes Viannes 314 474 2 und 3 Joh. Einleitung. gegen den Apostel Johannes ist durchaus nicht Unwahrschein- licher als ähnliche Erfahrungen, welche der Apostel Paulus in Corinth und an andern Orten machen mußte; dagegen er- scheint die Aurtorität, deren der Briefsteller jenem Diotrephes gegenüber sich bewußt ist, kaum denkbar, wenn nicht der Apo- stel Johannes als Briessteller angenommen wird (vgl. Benfoiy J. Lange, Lücke, de Wette, Huther u. A.). Was aber jenes erste Bedenken wegen der anscheinend unapostolischen und unjohanneischen Strenge 2 Joh.V.10 anlangt, so erledigt sich dasselbe durch die sittliche Bedeutung des christlichen Grußes und der christlichen Gastfreundschaftz denn solche Erweisuirgen der allein auf die Wahrheit gegründeten Liebe können nur kraft der Gemeinschaft in dieser Wahrheit stattsinden (vgl. die Aus- legung) So erscheint vielmehr auch jener Ausspruch, welcher nach licht johanneischer Weise aus den Grundanschauungen von der Wahrheit und Liebe entwickelt ist, als ein Kriterium für die johanneifche Authentie des Briefs — §. Z. Die ersten Leser der beiden Briefr. Der zweite Brief trägt die Aufschrift Freier-»; wol-»«- uoci stoss- sränworc arti-nie, welche schon der Scholiast II als zweideutig bezeichnet: s? orgdg Eis-Aquin«- 77 eines; sum w— einsam« Do? Ins» sein«-ehrenfe- å4--ro).c51- ers» »Fort-ers; »Es-im- ockssopozroöoaw Apennin-sinds· Beide Ansichien aber, nach welchen noch immer die Ausleger sich scheiden (vgl. Wolf, Heumanm Lücke), werden in mehreren Modistrationen vor- getragen. Diejenigen, welche den Brief an eine bestimmte Frau gerichtet fein lassen, halten entweder «L’s-)»s«-røj(N.d eLyra, Jae. Cappellus, Wetstein, Grotius) oder Kopfe» für den Namen derselben (Benson, Heumann, Bengel, Chr. A. Krigele, de lcesgfg .l0annis. Lips.1758. S. G. Lange, Chr. F. Fritzschh Carpzov, Paulus, Jachtnanry deWette, Lücke u. A. Vgl. schon die Hypothesis bei Matthäh p.150), oder erklären, indem sie keins der beiden Wörter als Eigen- namen betrachten: »der auserwählten Frau, Herrin» (Luther, Piseat·or, Beza, Aretius, Heidegger, Schlichting Barth. Petrus, C. a Lapide, I. Lange, C. H. Mit- Leser der Briefr. 475 meier do elect-i Dominkk Helmst 1706. Wolf, Baum- garten-Crusius, Sander u. A.). C. a Lapide berichtet dabei, daß die Frau Drusia oder Drusiana geheißen haben solle· Carpzov wagt die Vermuthung, daß Martha, die Schwester des Lazarus, Knauer (vgl.Stud. u. Krit.1833.2. S. 452 sil.), daß Maria, die Mutter des Herrn, gemeint sei (vgl. Lücke). Viele andere Ausleger haben aber die Worte Exil-were; sie-gis;- symbolifch entweder auf die ganze christliche Kirche (Hierony- mus, EpisL 123 ad AgerucbJ oder, was jedenfalls sich besser empfiehlt, auf irgendeine einzelne Gemeine gedeutet. Ob Cle- mens Alex. dieser Meinung war, wie meistens angenommen wird, ist aus seinen wunderlichen Worten nicht klar (secunda Joannis epist0la, quae at! vikgines scripta est, simplicissima est. scripta ver-o est ad quandam Babyloniam H, Electam nomine. signilioat autem eleclionein eoclesjae sanctae). Deut- lich sagt aber der Scholiast I: Ziel» using. By« wh- 8"1- »« Töne« Saul-Wiens, di; »h- 7013 sie-nim- rkrckaauosäikw agents-J c-)»2.o2-x«-o»m»-. Ebenso Cassiodoy Calov, Hammond, Michaelis, Hofmann (Schriftbeweis l. S. 201), Mayetz Huther u. A. Man hat auch die Gemeine genauer zu be- stimmen gesucht, indem man von der Annahme ausging, daß der Cajus des dritten Briefs zu der Gemeine des zweiten Briefs (vgl. Z Joh. 9) gehört habe. Deshalb rieth Serrarius auf die Gemeine zu Korinth, Whiston auf die zu Philadelphiaz an die Gemeine zu Jerusalem dagegen dachte Whitby, weil dieselbe die Mutter aller Gemeinen, und Augusti, weil sie von dem Herrn selbst gegründet worden sei. Die Meinung, daß der Brief nicht an eine einzelne Chri- stin und deren Kinder, sondern an eine christliche Gemeine ge- richtet sei, hat den unmittelbaren Augenschein gegen sich. Wenn nicht deutliche Anzeichen im Briefe selbst etwas Anderes lehren, so wird die Kyria — oder, wie Andere meinen, die Eklekte— für die leibliche Mutter der ihr zugefchriebenen Kinder und für die wirkliche Schwester der V. 13 gleichfalls mit ihren Kin- ") Vgl. 1 Petr 5, is. « 476 2 und 3 Joh. Einleitung. dern erwähnten Frau zu halten sein. Hierauf deutet auch die Anrede mit m; Uianoigecaf as. V. 13), welche, zumal bei der einfachen Bestellung eines Grußes, nicht für eine Gemeine paßt, und die Weise, wie der Briessteller sogleich V. I (zp-oi) sich in eine concrete persönliche Beziehung zu der Leserin und ihren Kindern seht, anders als 1Joh. I, 1sll., aber ganz ähnlich wie 3 Joh. l sit. Am wenigsten eignet sich der Aus- druck ice-gis: zur Bezeichnung einer christlichen Gemeine; denn abgefehn von den wunderlichen Erklärungen Hammonds Ost-pie- sei out-in, ecolesiiy und Michaelis Ost-pfa- bezeichne eine am Tage des Herrn sich versammelnde Gemeine), erscheint auch Huthers Meinung, daß eine christliche Gemeine wegen ihres Verhältnisses zu dem »ein-or« eine senkt» heißen könne, ohne alle Begründung» aus dem neutestamentlichen und sogar aus dem patristischen Sprachgebrauche Die von Hofmann herbeigezogene Vergleichung des Verhältnisses zwischen rwglzsiizi und finde; hat Huther selbst nicht aufgenommen. Was aber zur Empfehlung der Ansicht, daß unter der zielen-J neigte: eine christliche Gemeine zu verstehn sei und ge- gen die Beziehung aus eine einzelne Christin gesagt worden ist, ist nicht überzeugend Augusii meinte ’«), es sei unerklärlich, wie der Brief, welcher nur ein --«Handbillet« sein würde, wenn er an eine einzelne Frau gerichtet wäre, unter die katholischen Briese aufgenommen worden sei. Aber wie soll denn die Auf- nahme des dritten Briefs, welcher ohne Zweifel an eine ein- zelne Person geschrieben ist, erklärt werden? Mit Recht hat Huther dies Bedenken fallen lassen; denn nichts ist natür- licher, als daß die Briese-, indem sie ihre Stelle im Canon einnahmen, sich dem ersten Briese des Apostels anschlossen, wenn sie auch nicht, wie dieser, eigentlich katholische, d· h. encyclische Briese waren. Bedeutender ist der Einwand, daß wenn ice-pl« als Eigenname (ogl. über das Vorkommen des- *) Das schon von Oecutnenius (ogl. oben §. l) gehobene Bedenken, daß V.5 unschicklich sei, wenn man den Brief an eine Frau gerichtet sein lasse, wie noch Michaelis meinte, hat Augusti ausdrücklich abgewiesen. Leser der Briefe. 477 selben Heuman n) angesehn werden soll — denn unmöglich kann ’E«Äk»·øj Eigenname sein, theils weil das alsdann ad- jertivische irr-pig- schwierig ist, theils wegen V.13—, man nach Analogie von 3 Joh. I die Aufschrift Kopf-z: ca; Eulen-»; er- warten muß (Augusti, Huther). Auch V. 13 hat der Apo- stel richtig geschrieben s«- kickzzkp on» »He åuzksisxysgu Eine ge- wisse Unregelmäßigkeit und Jnconsequenz ist V. 1 mit Lücke anzuerkennen, aber auch aus der Voranstellung des Adjektivs zu erklären. Ahnlich ist, wenn auch nicht völlig gleich, die Redeweise Zielen-rufe Jnrgeneckøsxaorg I Pettc I, I; denn auch hier würde, obwohl das Adjektiv nicht vor einem Eigennatnen sieht, regelmäßig der Artikel zu erwarten sein. Völlig zutref- fend ist die Analogie von 1Petr. I, 1, wenn weder Fiel-easy; noch sing-'s;- als Eigennamen gefaßt, sondern mit Luther u. A» der »auserwählten Frau« übersetzt wird. Man beruft sich bei dieser Auslegung auf eine Bemerkung des Epirtet (Cap.62)": m· yvwelnee krJiJrix oinsi rsooapkaseoifcksssa Erd» 15716 Its» cirsckpchv trug-««- noeltoejsutah Allein es ist kaum denkbar, daß der Apostel mit diesem nur fiir die weltliche Höflichkeit geeig- neten Titel eine christliche Frau anreden sollte, und es würde gegen alle briefliche Sitte sein, wenn in der Aufschrift der Name des Empfängers fehlte (vgl. Lücke, Huther u. A.). Was aber noch besonders von Huther für die Meinung, daß die sales-») Kopf» eine christliche Gemeine sei, gesagt ist, gehört eigentlich in die Auslegung. Die masculinische Form des Pronomens (o-«J«g V. 1. vgl. V. 4), sagt er, schickt sich besser, wenn die Izu-«)- nicht leibliche Kinder, nämlich Söhne, der Kyria, sondern Glieder einer Gemeine sind (vgl. Gal. 4, 19· Matth. 28, 19). Aber, obgleich die Annahme, daß die ge- meinten Kinder der Kyria wirklich nur Söhne gewesen seien (Schlichting, Wolf, Baumgarten-Crusius, deWette), keinerlei Schwierigkeit hat, ist dieselbe durch V. 1.4 nicht ein- mal nothwendig gemacht. Allerdings geht das oijxs V. l nicht auf die Mutter und die Kinder (Barth. Petrus, Beza, Bengel, Heumanm Sander), sondern allein auf die Kin- der; aber mit Gewißheit folgt aus den masculinischen Formen 478 2 und 3 Joh. Einleitung. nur dies, daß die Kyria auch gläubige Söhne gehabt habe (Carpzov, Rosenmüller). Die grammatische Raison ist an unserer Stelle ganz dieselbe wie in den von Huther angezo- genen, und enthält durchaus keine Anweisung, die Ausschrift Freiens-J; Kopf-»)- WL zu deuten. —- Scheinbarer ist die Be- merkung zu cZMoZ im; gar-»F ad. V. l: »auch dieser Zusatz fpricht dafür, daß non-«» nicht N0m. pr. istz denn wie sollten die Kinder einer einzelnen Frau als Gegenstand der Liebe aller Gläubigen gedacht werden können?« Aber Huther selbst hebt keineswegs die Schwierigkeih welche diese Vorstellung in Beziehung auf die Glieder einer einzelnen Gemeine gleicher- weise zu haben scheint; denn wenn »ein wirkliches Wissen um einander« vorausgesetzt wird, ist es wahrscheinlirh, daß wirk- lich allen Gläubigen jene Gemeine, deren Glieder verstanden werden sollen, bekannt gewesen sei? Aber es kommt vielmehr aus die richtige Auffassung des apostolischen Gedankens an (vgl. zu V. I), um zu erkennen, daß »das wirkliche Wissen um einander« durchaus nicht vorausgesetzt wird.— Auch V.4 Essig-syno- -r)..) macht Huthers Ansicht nicht wahrscheinlich. Immerhin mag es unsicher bleiben, wo der Apostel mit den Kindern der Kyria zusammengetrofsen istz keinenfalls folgt aus den Worten, daß der Apostel »in der Gemeine, an die er schreibt«, früher verweilt habe. Vielmehr scheint das zufällige Zusammentreffen (vgl. die Auslegung) nicht an dem Wohnorte der Mutter (vgl. auch Lücke) stattgefunden zu haben. Wenn aber von den Kindern nichts weiter im Briefe gesagt wird, so ist dies in beiden Fällen, mögen dieselben leibliche Kinder der Kyria oder Glieder einer Gemeine sein, gleich unbedenklich. Der dritte Brief ist an einen dem Apostel besreundeten Christen Namens Cajus gerichtet. Wer und was dieser Caius ge- wesen sei, geht aus dem Schreiben selbst nicht hervor; nicht einmal zu Vermuthungen ist genügender Grund vorhanden. Drei Männer des Namens Cajus werden im N. T. erwähnt, ein Corinthier (1Cor. I, l4. Röm 16, 23), ein Macedonier (AG. 19, 29) und ein Derbäer (AG. 20, 4); aus jeden hat man gerathen, insbesondere ausden Ersten (B eda, N. de« Lyra, Inhalt der Briesr. 479 Tirinus, Calov, Wolf u. A.), vielleicht aus keinem andern Grunde, als weil dieser zweimal in paulinischen Briefen er- wähnt ist. Man hat aber auch noch weitere Conjecturen ge- wagt. Mill und Whiston meinten, unser Cajus sei der, welcher nach Conslitt aposr. VII, 46 von dem Apostel Johan- nes als Bischof von Pergamuni eingesetzt sein soll. Noch An- dere (vgl. Tirinus) haben unsern Cajus in Spanien, in Rom, in Mailand, in Thessalonich u. s. w. gesucht. Wir müs- sen uns bescheiden, das nicht wissen zu können, was uns nicht gesagt istz nur soviel scheint aus dem Briefe hervorzugehm daß Cajus ein gewisses Ansehn, aber schwerlich das eines kirch- lichen Amtes, in der Gemeine hatte (Liicke). §. Z. Inhalt, Veranlassung und Zweck der Briefe- Der zw eite Brief hat eine ausführliche Aufschrift(V.1—3), welche die eigentliche Adresse und den Ansangsgruß enthält, aber in der Weise, daß schon hier die beiden in dem kleinen Schreiben weiter entfalteten und auf bestimmte Verhältnisse angewandten Grundgedanken von der Wahrheit und der dar- aus stammenden Liebe lebendig hervortreten (vgl. die Ausle- gung). —- Den eigentlichen Brief (V. 4—1l) beginnt der Apostel, indem er bezeugt, wie sehr er sich darüber gefreut hat, daß er einige von den Kindern der Khria in der Wahrheit wandelnd gefunden hat, dem Gebote des Vaters gemäß. Hieran schließt sich die Erinnerung an das alte Gebot der brüderlichen Liebe, welche ja kraft der Wahrheit unter allen, welche dieselbe erkannt haben, stattsinden muß (V. 5. vgl. V. l. 3), und die weitere Erinnerung, daß die Liebe überhaupt in dem Halten der göttlichen Gebote sich erweisen müsse (V. 6). — Diese Mahnung an die lebendige Bethätigung der Wahrheit in der Liebe hat gegenwärtig eine besondere Veranlassung, weil viele antichristliche Jrrlehrer aufgetreten sind, welche, indem sie den wesentlichen Grund der Wahrheit zerstören (V. 7), nicht nur die Verkiindiger der Wahrheit um die Frucht ihrer Arbeit, sondern auch die Gläubigen selbst um ihren seligen Lohn, wel- cher ja durch die wahrhafte Erkenntnis des Vaters und des Sohnes, oder durch die aus dem Bleiben in der Wahrheit 480 2 und 3 Joh. Einleitung. beruhende lebendige Gemeinschaft mit Gott bedingt ist, zu be- trügen drohn (V. 8. 9). Vor solchen Jrrlehrern warnt des- halb der Apostel so sehr (vgl. V.8), daß er ihnen sowohl die Erweisung der gastfreundlichen Liebe als auch den rhristlichen Brudergruß versagt wissen will (V. 10), weil die Erweisung der Liebe voraussetzt, daß die Gemeinschast in der Wahrheit stattsindeh also die Liebesgemeinschaft mit jenen Jrrlehrern eine Gemeinschaft an ihren bösen Werken, an ihren Angriffen auf den Grund der christlichen Wahrheit, anzeigen würde (V. ll). Jn den beiden Srhlußversen (V. 12. IS) begründet der Apo- stel zuerst die Kürze seines Schreibens mit seiner Hoffnung auf einen mündlichen Verkehr, und bestellt dann Grüße von den Schwesterkindern der Kyrim Der dritte Brief, an Cajus, wird nach der Aufschrist (V. l) mit dem Wunsche eröffnet, daß es dem Cajus leiblich wohl gehen möge, wie es seiner Seele wohl geht (V. 2). Denn dies hat der Apostel mit großer Freude von einigen reisenden Brüdern vernommen, welche bezeugt haben, wie Cajus in der Wahrheit wandelt (V. 3), was von seinen Kindern zu hören für den Apostel die allergrößte Freude ist (V. 4). Wenn nun der Apostel seinen geliebten Cajus lobt, weil dieser seinen Wandel in der Wahrheit insbesondere an den fremden Brü- »dern durch Werke der Liebe erwiesen hat (V. Z. 6), so spricht er zugleich die Erwartung aus, daß Eajus auch jetzt wieder jene Brüder auf eine Gottes würdige Weise unterstützen werde; denn sie sind ausgezogen, um den Namen Christi zu predigen, ohne dabei von den Heiden etwas anzunehmen, so daß es aller Gläubigen Pflicht ist, durch die Unterstützung der Boten der Wahrheit für die Wahrheit selbst mitzuwirken (V.6—8).—— Ein Brief des Apostels an die Gemeine, zu welcher Eajus ge- hört (V. 9), wahrscheinlich auf dieselbe Angelegenheit bezüg- lich, wird als erfolglos angenommen, weil ein gewisser Dio- trephes aus Ehrgeiz über den Apostel sich himvegsetzt Des- halb kündigt der Apostel an (V. 10), er werde, wenn er komme, die bösen Werke jenes Mannes rügen, welcher nicht nur ihn selbst schmåhh sondern auch die Ausnahme jener reisenden Brü- Evssuscson copy Veranlassung der Briefe. 481 der verweigere und gewaltsam verbinden. So kommt der Apostel zu der Ermahnung an feinen Cajus (V. 11), das Gute, nicht aber das Böse nachzuahmen, denn wer das Gute thut, sagt er, ist aus Gott, wer Böses thut hat ihn nicht ek- kannt. -— Endlich (V.12) wird noch ein gewisser Demetrius, wahrscheinlich der Überbringer des Briefs, mit den besten Zeug: nissen empfohlen. — Der Schluß des Briefs (B. 13—15) enthält, wie der des zweiten Briefes, die Ankündigung eines, und zwar baldigen, Besurhs, wodurch das weitere Schreiben überflüssig wird, den Friedenswunsch und Grüße. — Beranlaßt scheint der zweite Brief dadurch zu sein, daß der Apostel einige Kinder der Kyria, dieihm wohl schon län- ger bekannt und lieb war, als wackere Christen kennen gelernt hatte (2Joh. 4). Er richtet deshalb sein Schreiben an die Mutter und die Kinder, theils um sie überhaupt bei ihrem Wandel in der Wahrheit und in der Liebe zu ermuntern, theils und insbesondere, um sie vor den antichristlichen Jrrlehrerm welche für ein christliches Weib am leichtesten gefährlich wec- den konnten, zu Warnen. Die Ankündigung des Besuchs (B. 12) scheint nur gelegentlich zu sein, nicht aber zu dem eigentlichen Zwecke des Schreibens zu gehören. Die Veranlassung des dritten Briefs war eine durch reisende Evangelisten gebrachte Nachricht von der Aufnahme, welche sie in der Gemeine, zu der Cajus gehörte, gefunden hatten-« Cajus hatte jenen Brüdern Gastfreundschaft erwiesen, auch andere Gemeineglieder waren dazu bereit gewesen; aber ein gewisser Diotrephes hatte jene Brüder abgewiesen und diejenigen, welche wie Cajus sie aufnehmen wollten, von der Gemeine ausgestoßen, wobei er den Apostel, aus dessen un- zweifelhastes Urtheil man sich dem Diotrephes gegenüber be- rufen haben mochte, gelästert hatte. DieseSachlage veranlaßte den Apostel, der übrigens seine persönliche Gegenwart als nahe bevorstehend bezeichnet, zu einem Schreiben an die Gemeine, von welchem er aber keinen Erfolg erwartet, und zu dem Briefe an den Cajus Indessen hat dieser Brief nicht den Zweck, jene Unordnungen in der Gemeine zu beseitigen —- 482 2 und 3 Joh. Einleitung. was vielmehr für die Gegenwart des Apostels aufbehalten bleibt (V. 10) -— sondern der Apostel will nur den Cajus ermahnen, die jetzt wieder zu ihm kommenden Brüder, unter welchen Demetrius (B. 12) gewesen zu fein fcheint, nach der Pflicht der christlichen Liebe aufzunehmen und zu befördern. »So liegt die Annahme nahe, daß Demetrius den Brief des Apostels an den Cajus iiberbracht haben möge (vgl. auch Lücke, Huther u. A.). §. 4. Zeit und Ort der Abfassung der Briefe. Jn beiden Beziehungen ift nichts Gewisfes auszumachenz nur soviel folgt aus der Ähnlichkeit der beiden Briefe, daß dieselben gleichzeitig abgefaßt sind. Es ist möglich, daß2Joh. 12 und 3Joh.10.14 von einer und derselben Reise des Apo- stels die Rede ist, vielleicht von einer Jnspectionsreise (vgl. Eusebius, H. E. M, 23. Lücke, Huther), welche von Ephe- sus aus, dem eigentlichen Sitze des Apostels und dem Mittel- punrte seines Gemeinekreises, unternommen sein wird. Dort hat also der Apostel vermuthlich auch die beiden Briefe ge- schrieben. Was aber die Zeit der Abfassung betrifft, so ist nicht einmal zu erkennen, ob die beiden Briefe vor oder nach dem crsten gefchrieben sind; denn was man an derartigen Kri- terien geltend gemacht hat, die Nichterwähnung des ersten Briefes (S. G. Lange), der kräftigere Geist im zweiten Briefe (Eichhorn), das jugendlichere Feuer in dem -rigori- stischen« Aussprache 2 Ich. 10. 11 (Knau er) und dgl. hat keinen Grund. Auslegung des zweiten Briefes. V. I. «O npeesxkeiosgoc sitzen-»F Kupfer smi Qui§ Ists-»in;- MJIFZHU ist«-«; syst) osyanas Z» XXVII-sitzt, smi ou» äyai »ö- vogy Ell-L nor) note-Teg- 03 åywwnäscsg »Es« oihsästaøy V. 2.» FtoZ »Je- ckzpjåecaw »Je- xssisotioocv Si« Izu-W, uai Fels» ssxceöp öden« eig- sxön use-Zwei. V. Z. zum« tm? ji«-»La- zofpegq Fässer, zip-Jus; wann? Amt) Aas-pess- seai Hugo? Ihnen) Xptassois sum) users Tot? not— sey-IF, F» HAVE-sie;- noei ckycinpp Jn den Handschriften und Ausgaben sindet sich noch vor dieser Aufschrift des Briefes ein mannichfach gefotmtec Titel. Die älteste und kürzeste Recension desselben lautet in Cod. B Juni-»so» F. So haben auch Lachinann, Tischendorf u. A. edirt. Den weitläusigsten Titel hat die Recepta: Twoipiiov einem-Häut- åniaskoäøj nasses-Licio) Deus-spat. Andere Recensionen s. bei Wetstein und Matthäi. Jm Texte selbst findet sich V. l zu der durch B. Vol-g. und andere Zeugen geschützten und von allen Editocen gebil- ligten Lesart Hei ou«- syos »Ja-os- bei A die Bariante ou« åyeå d? »O» bei G. nat ou« syai sc? ists-». Die abver- sative Partikel wurde, wie auch Huther urtheilt, hinzugefügt, um den im Contexte liegenden Gegensatz zu matkiken.—— V. T. Statt Fräsen-nas- hat Ä Zweit-sodann, fett! Jnterpretan1ent. Die von allen Editoren tecipirte Lesatt ist nicht nur durch die Zeugen, unter welchen B.Vulg., sondern auch durch diejohan- neische Schreibart gesichert — V. 3. Wenn A die Anfangs- worte Sei-«« its-W unless« wegläßtkso wird dies nur ein 484 2 Ich. V. 1—-3. Versehn sein, durch den Schluß von V. 2 veranlaßt. Octa- menius und einige untergeordnete Handschriften haben dage- gen den Anfang von V.3 mit dem Schlusse von V. 2 gleich- förmig gemacht und Zins« ,««·-5’ Exil-·«- geschrieben, was in manche ältere Editionen aufgenommen ist.-— Der Zusatz ssopioo vor «Ir,o. X« in der Recepta ist so schlecht beglaubigt, daß schVN Mill (Pk0leg. 1210) ihn vertvarf. Man machte densel- ben in Erinnerung an die Aufschriften der paulinischen Briefe. Aus demselben Grunde wurde » a Ha« mit eine« vertauscht (vgl. tThess I, 2. 2Thess. 1, 2. 1Tim. 1, 2. 2Tim. 1, 2). Jn den drei ersten Versen lesen wir die Ausschrift des Briefes, welche aber nach apostolischer und nach christlicher Weise überhaupt (vgl. Bd. I. S. l sl.) nicht nur die Bezeich- nung des Briefstellers ((3 ageozfijsxspop vgl. Einl. §. I) und des Btiefempfängets Saphirs-»F Kopfe; Zeus Tal; miser-org wes-esp- vgl. Eint. §. 2), sondern auch ein Zeugnis von der Gemein- schast des Glaubens und der Liebe zwischen beiden —ja unter allen Gläubigen (V. 1. Z) — und einen apostolischen Gruß (V.3) enthält. Dieser vertritt die Stelle des bloßen xaigmz welches keineswegs am Schlusse von V. l zu ergänzen ist (Carpzov, Jachmann). Dem klaren Gedankengange V. 1——3 entspricht die leichte Satzfügung, in welcher man ohiie Grund mancherlei Schwie- rigkeiten gefunden und verkehrte Aushülsen angebracht hat. So ist die Parenthese, in welche einzelne Cditoren (z. B. Knapp) die Worte im? ou·- åyas —- -. Lief-Izu«- V. I eingeschlossen « haben, nicht allein unnöthig, sondern sogar unrichtig, weil, wie Lücke bemerkt, durch Am« »Is- oizsjäeraw irr-l. B. 2 sowohl die Liebe der wär-»F ca« Oe« sc. XI. als des Apvstels såyof oZyanaI SI- cT2729., Deo-i ed» syst) »du) begründet wird. Die neuern Editoren, wie Lachmann und Tischendorh sind deshalb mit den neuern Arrslegern zu der Weise von Mill, Wetstein und Griesbach zurückgekehrt und haben keine Sparenthese statuirt. — Schlitnmer noch als in B.l durch die Parenthese wird V. 2.3 das formelle Ebenmaß und die Klar- heit der Gedanken selbst getrübt, wenn man mit Heirmann 2 Joh. V. I. 485 und Carpzov die beiden Verse in einen Satz zusamrnenzieht, so daß ein-i erja- ckäøjskkaa wär. nicht mit V. l, sondern mit Eos-v« ,«8«J« sind» »Z- V. 3 verbunden wird. Diese Ausle- ger wurden um so leichter zu dem andern, allerdings auch sonst noch vorhandenen (vgl. Schlichting, Grotius u. A.), Jrrthume verleitet, daß bei den Schlußworten von V. 2 »« ««.s-9’ is» Hin. Hi. das Relativum zu suppliren oder, nach »hebräischer Weise« das uaf für es· zu nehmen sei. Aber bei der richtigen Verbindung von V.2 mit V.l hat es gar keine Schwierigkeiy in den letzten Worten von V. 2 eine den Ge- danken selbst nachdriicklich hervorhebende Ausweichung von der Construetion zu erkennen (vgl. Winer, S. 502 sl. Lücke, de Wette, Huther). B. 1. Das Erste, was der Apostel der Kyria und ihren Kindern sagt, ist die Bezeugung der wahren Liebe, durch welche nicht er allein, sondern alle Gläubigen mit ihnen verbunden sind, weil, wie V. 2 weiter angedeutet wird, auf der einen Wahrheit, in welcher sie allesammt leben, die Liebe aller, die aus der Wahrheit sind, beruht (vgl. l Joh.5,1. l, 3). Schon V. 1 wird diese johanneische Grundanschauung geltend gemacht, indem die dem åyai »Ja-o; entgegengesetzten »Ja-«; als syst»- saiekc ers» »Ah-Israe- bezeichnet werden. Durch das åywmiskd war ers» aikjäerap wird eben das oiyaerciw s» til-Fässer bei jedem Einzelnen und bei allen begründet. Amor« non modo ver-us Amor, sed ver-state evangelica njtitur, sagt Bengel mit Recht (vgl. J· Lange, Lücke, Sander u. A.). Manche Ausleger haben freilich in dem Ausdrucke s» aiäøyäsfcze diese Beziehung auf die objective Wahrheit, welche erst in den fol- genden Worten (k'g»-. »F«- oZlsjktJ und B.2 Mai ers» Wiss-R) genannt werde, geleugnet, indem sie, auf 1Joh. 3,18 verwei- send, nur im Allgemeinen die Aufrichtigkeit der Liebe bezeichnet fanden (vgl.Oecumenius, Barth. Petrus, Fachmann, Baumgarten-Crusius, Huther). Allein es entspricht der johanneisrhen Denkweise ebenso wenig, wenn die genannten Ausleger an unserer Stelle, wie 1Joh. Z, IS, das wahrhafte Lieben außer Zusammenhang mit dersbestimmten Wahrheit 486 2 Ich. V. 1—3. sehen; als wenn umgekehrt de Wette , indem er diesen an unserer Stelle durch das Folgende angezeigten Zusammenhang halten will, urtheilt, daß hier das s» til-»Ist;- etwas anders als 1Joh.3, l8 gemeint sei. Auch dort setzt der Apostel vor- aus, daß das wahre Lieben aus der Wahrheit komme; denn von solchen, welche »aus der Wahrheit sind-«, fordert er jenes cis-anric- sp oZz»«9.-.i"h:. Vgl. über den innigen Zusammenhang zwischen IJoh. 3, l8 und 19 Bd. ll. l. S. 210 il. Diese Liebe nun, welche der Apostel zu der Kyria und ihren Kindern hegt, ist eben weil sie in der Gemeinschaft des Glau- bens wurzelt, durchaus nicht eine bloß persönliche, sondern als die Wirkung der von allen Gläubigen erkannten, in ihnen allen lebendigen Wahrheit das alle unter einander brilderliclh vereinigende Band. Daran erinnert der Apostel, ähnlicher- weise wie im Anfange seines ersten Briefes (1, Z. Vgl. I, 7. I0. Z, I) mit den Worten nor? ou« syst) »Ja-ex, aTLÄOZ see-J nur«-»Es; os Zypern-esse;- srhw ckäejäsraak com— munj0 sanolorum — lautet Bengels kurze Anmerkung. Er hält also keinerlei Beschränkung für· nöthig. Auch Beda (0uia contra haerelicos scrjbere irrt-Mit, quia fide-i verilale excideruny recle omnium, qui verilalem cogn0verunl, unnm dilectjonem in spiritu S. esse commem0ral) und N.deLyra erklären aus der Katholirität des Glaubens die Katholicität der Liebe. Viele Ausleger aber haben die Vorstellung von den wär-«;- beschränkh entweder aus die in Ephesus — dem angenommenen Wohnorte des Briefstellers — und der Um- gegend lebenden (vgl. Grotius, Carpzov, J. Lange, de Wette u.A.), oder aus die mit der Kyria und ihren Kindern persönlich bekannten Gläubigen (vgl. Liicke). Nur die letztere Beschränkung ist erträglich; doch erscheint auch diese keineswegs nothwendig. Vorhanden ist die Gemeinschaft der Liebe unter allen, welche die eine Wahrheit (vgl. zu 1Ioh. B, 19, befond. S. 2l0) erkannt haben, nur die konkrete Erweisung derselben hängt von der persönlichen Bekanntschaft ab und tritt deshalb auch sogleich mit dieser zu Tage, weil die Liebe sellyst schon vorher da war. - 2 Ich. V. 2. 487 V. 2. Indem der Apostel noch einmal ausdrücklich her- vorhebt, daß er selbst und alle, welche die Wahrheit erkannt haben, eben um dieser Wahrheit willen die Kyria und ihre Kin- der in Wahrheit lieben, setzt er den Begriff åysiaoisäsmcc wir« ists-Israe- in die Borstellung um, nach welche: die erkannte Wahrheit als in dem Erkennenden seiend und bleibend erscheint: ckroi If»- oilsjsssroew Ihr« »Amt«-o«- åss Frei» its-I» Denn diese Anschanung ist für Johannes mit dem lebendigen Begriffe des åywxicswar selbst gegeben (vgl. zu 1Ioh. Z, 3sll. Bd. l. S. 176 sll. 188 fll.). Die objektive göttliche Wahrheit, welche durch das Erkennen derselben unser eigen, in uns auf- genommen wird, bleibt in uns, wenn wir anders jene Er- kenntnis bewahren (vgl. 1Joh. 2, 20. 27). Es ist zweifelhaft erschienen, ob V.2 dieser Satz in seiner Allgetneinheit hingestellt sei, so daß die- Anwendung auf das bestimmte Liebesverhältnis V.1 von selbst sich ergiebt, oder ob in sfxssp und »Was» ausdrücklich nur die V. I genannten Liebenden und Geliebten gemeint seien. Das Letztere kann jedenfalls nur die Ansicht der Ausleger sein, welche das ein«»- scsk V. 1 irgendwie beschränkt haben; das Erstere aber ist richtiger schon von Beda, Barth. Petrus u. A. ausgedrückt. Die Schlußworte von V. I haben schon eine universelle Ten- denz, welche auch V. 2 insbesondere durch die Worte «« Frei? Fried« Taro« Fig· sei» nie-Ja«- iudicirt ist. Denn weder ist das Futurum als Ausdruck eines Wunsches (Gr o- tius, Jachmann, Lücke) zu verstehen, noch darf das ei; sei» »Tai-m auf die Lebensdauer des Apostels und der Brief- empfänger (Schlichting, Benso n, Heumasin) eingeschränkt werden; vielmehr Verkündigt der Apostel mit großem Nachdrurh welcher auch in der Selbständigkeit der Conftruction des Satz- gliedes (s. ob.) ausgeprägt ist, daß, wie J. Lange richtig er- läutert, die auf den ewigen Gott gegründete Wahrheit selbst ewig sei (vgl. Bengel, deWette, Huther u. A.). Auch das zwei; giebt eine dieser Vorstellung entsprechende Erinne- rung an die Objektivität der göttlichen Wahrheit, welche außer und über dem Menschen, aber auch bei ihm ist, wie der Geist It. 32 488 2 Ich. V. 1—3. Gottes selbst, der Lehrer dieser Wahrheit (Joh. l4, 16), durch welchen es geschieht, daß sie in uns sei und bleibe (vgl.1Jvh. Z, 20. 27). B. Z. Jetzt erst, ähnlich wie die Aufschrift des ersten Briefes erst mit dem vierten Verse zu Ende gelangt, sagt der Apostel den eigentlich brieflichen Gruß, welcher das einfache zafpkw vertritt. An den Schluß von B. 2 (,«s«5’ Acri-Js- zlocai ach) ist V. 3 nicht nur äußerlich, wie durch einen zu- falligen Anklang, mit der Formel sit-«« ,».s«9’ Ost-Ja- sitz. angepaßt, sondern auch dem Gedankengehalte nach steht B. 3 mit V. 2 in Verbindung. Gerade aus Grund der gewissen Zusage, daß die Wahrheit, aus welcher unsere Liebesgemein- schaft beruht, ewig bei uns sein wird, kann der Apostel grü- ßen: Fasse« ice-J« Tiger-Ia- zoigcg — H» oiäyåsfgr Deo-i oiycirryp Sowohl die futurische Form des Horai, als auch die zu dem ganzen Gruße hinzugefügte Bestimmung s» Ezz- äsfze ssal oiyoinpy erhalten durch jenen Zusammenhang ihre richtige Bedeutung. Es liegt, was das Erstere anlangt, in der Natur der Sache und in der Eigenthümlichkeit des Grußes selbst, daß dies Eos-a« nicht dieselbe Gewißheit der Zukunft ausdrückt, wie das ein«-o« B. 23 doch erinnert es zu deutlich an dasselbe, als daß es mit der Bulgata, Beda, N.deLyra, Er. Schmid, Schlichting, Benson, J. Lange u.A. rein optaiivisch — nach hebräischer Weise — gefaßt oder gar, wie Beza conjikiren wollte, mit Sinn) vertauscht werden dürfte. Das Futurum (vgl. auch lJoh. 5, 16) enthält vielmehr, wie Bengel sagt, votum cum aitikmationoy der Wunsch wird so ausgedrückt, daß die Erfüllung desselben als gewiß angenom- men ist (vgl. auch Huther). Weil die göttliche Wahrheit ewig bei uns sein wird, deshalb, sagt der Apostel, wird auch bei Euch, wie ich in guter Zuversicht nicht zweifle, Gnade, Barm- herzigkeit und Friede von Gott dem Vater und Christo seinem Sohne bei Euch sein in Wahrheit und Liebe. Es bedarf kei- nes Beweises, daß mit den letzten Worten Z» vix-»Dein »in-i »Es-in» nicht auf den heiligen Geist, als die dritte— göttliche Person hingewiesen werde (vgl. N. de Lhra), daß sie nicht 2 Joh. V. Z. 489 mit sc. via-J sc. nach. zu verbinden (f1li0 verissimo et eilt-aris- simo.Barth. Petrus. Vgl. auch Whitby), daß sie auch nicht durch die Ergänzung von ur pekseveretis u. dgl. (N.deLyra, C. a Lapide) zu erklären, noch mit den drei vorhergehenden Worten zur-re, sUeog und ein-ji«; in dem Sinne zu verbinden seien, als wenn F» gleich cum wäre und so außer Gnade u. s. w. auch Wahrheit und Liebe angewünscht werde (Tiri n u s, S chli ch- ting). Ohne Zweifel zeigt der Zusatz, welcher zu dem ganzen vorhergehenden Satze Eos-a- — aus-por- gehört, eine genauere Bestimmung des ausgesprochenen Wunsches an. Gegen Gro- tius (vgl. auch Carpzov, Rosenmülley Fachmann, Mayer), welcher erklärt: per cognjtionem veri et clileclionem mutuactx nam per· haec Dei benelioia pkov0camns, conser- vnmus, augemus, bemerkt aber Huther mit Recht, daß Z» nicht gleich per sei und daß nicht durch unser Verhalten die göttliche Gnade bedingt werde, sondern umgekehrt. Huther faßt nun, ähnlich wie Bengel, Lücke und deWette, Wahr- heit und Liebe als die beiden Lebenselemente oder Grundeigen- schasten (Baumgarten-Crusius) des Gläubigen, in wel- chen sich die göttlichen Erweisungen der Gnade u.s. w. zu be- thätigen haben. Dies allein entspricht dem Wortlaute, wie dem engern und weitern Zusammenhange. Denn wie im Vorhergehenden das Lieben in Wahrheit denen» zugeschrie- ben ist, welche die objektive göttliche Wahrheit erkannt ha- ben — und nur durch diese Wahrheit, welche wir erkennen, glauben, hinnehmen, wird uns Gnade, Barmherzigkeit und Friede zu Theil — so sind auch im Briefe selbst (V. 5 fll.) Wahrheit (V. 4. 7 sll.) und Liebe (V. 5 si.) die Gegenstände, um welche alles sich dreht. Was der Apostel hier als die Ursach seiner Freude an den Lesern rühmt und was er durch herzliche Vermahnung oder dringende Warnung in ihnen be- wahren und fördern will, das wünscht er ihnen auch in sei- nem Gruße, als die Güter, in welchen die durch den Sohn Gottes vermittelte göttliche Gnade sich auswirkt So ent- hält die Ausschrish in welcher auch die volle Bezeichnung Christi uicht ohne Absicht ist (vgc. V.- 7 fcl.), ähnlich wie 323 490 2 Ioh. V. 1—3 die Aufschrift des ersten Briefes, die Hauptmomente des gan- zeu Schreibenä Der Apostel nennt in seinem Gruße als Gegenstände sei- nes Wunsches zeig-g, Ehe-g, ein-J»- mit der Bestim- mung wagen? dem) Irr-Tod;- ssai mrgwi szløyooö Xpcosoö Tot? »Im) Tor) was-OF. Hier ist, wie in den ähnlichen Aufschriften der Briefe an den Timotheus, die Unterscheidung von zeige; und Ehe; den Auölegern schwerer gewesen, als die Erklärung von er's-fein. Höchst ungenügend ist Huthers Anmerkung zu I Tini. l, L: »Offenbar sollen durch die drei Ausdrücke nicht drei verschiedene Heilsgaben bezeichnet werden, sondern nur eine; der Unterschied ist, daß zsigpcg mehr auf den Grund hin- weist, aus dem die Gabe kommt, eigne-s; diese ihrem Wesen nach bezeichnet, das dazrvischenstehende Ums— aber das in der zeig-g enthaltene Moment der Liebesbewegung noch besonders hervorhebt «. Genaue« wenn auch nicht ohne mancherlei Un- sicherheit und Unrichtigkeit, haben schon N. de Lyra (graria jusliiicans — miser-Donner, poenam peocati praeteriri debi- lam relaxans — paar, aelekna bei-Mincio, appetitum totnlitek quietans), Barth. Petrus Hof-g. quodvjs Dei beneiioium gralnilnm conducens at! salnlem ueternam —- e«2.. hoc ipsum benekicium, qualenus in miseros conferlur et mjseriae Sohle— vanciae deslinatur —- efzx salus Animus, quae jnchoalur in bar: vila et perseverantibus in justilia eint-at in aelernum), Aretius (gt·alia Deo gkatos nos efficiens, nihil tale promo- kitos — II» oausa eikioiens et conservans in gratia simul concessa — er's. omnimoda felicitas), Schlichting (z«i9. kavok et Amor» — M. movet ad aliqnem in calamitate ju- vandnm —- efxn omnium bonornm copies) und Bengel (gra- lia tollit cnlpam, misericordia miser-km, zip. dicii perman- sionem in gkatia et miserioordiay bemerkt, daß in dem Be- griffe der zoigsg das Unverdiente, Freiwillige, in dem das Eil-soc aber die Beziehung auf ein vorhandenes Elend liege. Sehr richtig ist dies von Trench (S. 192 fll. S. ob. zu 1Joh. Z, 16) hervorgehoben und aus dem klassischen Sprachgebrauche begründet. Aristoteles Ober. il, 7. 8) unterscheidet« also: 2 Ich. V. Z. 491 EIN« CH- XOZ9cc- UND« F» e; Izu«- Ääyesrkrr zaipw Here-»p- yesp ca? Fausts-Ho, »F ais-sei sue-des, »He? Iso- «« ais-ca? ca? ri-ro»x)yo131-cc, OZÄX Mo: Harfe-a« ». —- "Ea-rw ckej Ihn; Meer; «; »Es-i rparwoxräkgo einzig? mässig-seien? seai Lein-has, we) sie-»Ein» Tvyxoipersq b« Ins» aus-d; ergooeloirrjoerep X» ers-Exis- sJ rass- aiisxoö cis-a. Kürzer erklären in demselben Sinne die Skoiker das Eli-soc als Tun» es; Her; oiwokslapc seu- ieoysaäoiiwei (Diogenes Laertius, VII, l. 63), miseki— cokrlia est aegkiluilo ex misekia alterius jnjukia lahorantis (Cicero, Tusa IV, 8. 18). Die christliche Modification ins- besondere des letzten Begriffs liegt auf der Hand, denn von einem unverdienten Elende der Menschen, als dem Gegen- stande der göttlichen Barmherzigkeit, kann nicht die Rede sein. Es bleibt aber der Unterschied in der Vorstellung, daß die göttliche zeig« als die schlechthin unverdiente, freie Gnade, im Gegensatze namentlich zu allem Verdienst der Werke (vgl. Rom. Z, 24. 11, 6. Ephes 2, 4fll.) gepriesen wird, während das göttliche Elsas (vgl. auch Luc. M, 37) sich auf das mensch- liche Elend bezieht (Lur. l, 54. Rom. 11, 30)., Weil dies aber eben der Sünde Frucht ist, so gehören Fig-c und Ezxox we- sentlich zusammen. Das Dritte endlich, die eines-w. sieht nicht nur mit der zeige« und dem Bären« als die Wirkung derselben, in innerm Zusammenhange, sondern findet auch um so natür- licher seine Stelle in den Anfangs- wie in den Schlußwüm schen der apostolischen Briefe (Gal. l, Z. Röm. l, 7. 1 Cor. l, Z. l Tim. 1, 2. 2 Tim. l, 2. Ephes s, 23. Gal. 6, 16. 1Pet"r. 5,14), weil, schon nach alttestamentlicher Weise, der Gruß der Gläubigcm beim Kommen und Gehen, eine An- wünschung des Friedens war (vgl. Matth.10,12fl. Lue. 10,5. 24, se. Seh. 20,19. AGesch.16,·34. Mark. 5, 34. Luc.7, 50). Die Fig-ji«; ist der Inbegriff dessen, was von dem gnädigen und barmherzigen Gott durch Christum den sündigen und elenden Menschen gegeben wird (Lur.2,14. Rom. 5, l. l0,l5. Joh. 14, 27. 16, 33). Denn daß von Gott dem Vater, als dem letzten Urheber und von Jesu Christo, dem Sohne des Vaters, als dem einigen Mittler Gnade, Barmherzigkeit und 492 2 Seh. V. 4——11. Friede kommen, hebt der Apostel noch ausdrücklich hervor, in- dem er auch damit an die feste, durch keinerlei Jrrlehre (vgl. V. 7 sil.) zu erschütternde Wahrheit des Glaubens erinnert [I I, Z. T, 23. 5, 20). V. 4. «Exa«gsya- Un» Z» ask-syno- åie easi- Vräiewwp tm» »s- gzrrasroiseesrag s» XIV-Feige, now-ig- Zwozejw Fäcizckopesw neige! Tau· Das-gös- V. 5. Kerl »Je- åpmsras as, VIII-Flor, mJx ais Fesseln» Hm«- epaw m« um«-Fee, til-To? is» eizozcsp disk XVI-IF, Iw- essen— Irr-Jerse- XII-Wenig. V. G. Kni oefjrøy Zwie- OJ ckyänøh Eben: gewinn-ruhe»- nasses Ins« EIN-Läg« wäre-II. reif-re; s; »Es-steh) Form, serv-Jede est-or;- erasxe sen« ospxøsg I«- Hy neJeyj vergessen-»sec- V. 7. «O-« 7102203 »Tai-me HERR» sie« »Je- iiefoxeoøq oi HMJ öxcozoyorjeisssg Texas-III- Xpcoråw åxizcsxewop se« nagt-c«- oiseög For«- ci »Tai-umk- nai ei ckvsxixpeosrop V. 8. Biämssrs Sausen-IF, ZW- zrøj oieroääaeysrs a? sie-Arno!- ««s-J·a, til-To? »in-Jas- näispy oino2oE,F-y«rs. B. I. lIokg e; rrgoofyuip nosi »F ers-»an- åw epJ ckeckaxps Im) Xgroroö des» as« Hexe-e' e; »so-m- åp ejj Arke-XX, ais-soc nai es» note-Epo- seoei spöt- uiåp IF« B. 10. Ei« sug- Zpzecar ngöc Hans; im) cause» »Je- ckeckaxess oeJ möge« »F Ader-Keins« card-»Is- ZZF ais-it«- ieui Zwei-e«- TIFTYI xeøJ Les-ers. V. II. ei Les-a»- yosp Gutes? xafpkrp Diomeds-CI scosk äpyoec arisroö wie vrosezgoD V. 4 findet sich wie V. 3, dies Mal aber auch bei A, die Vertauschung des nagok mit sind· —- V. s. Die recipirte Wortstellung und Lesart ZU. ygoicpwrs at« um«-oh» durch B. al- geschützh auch von Tischendorf gebilligt, hat Lach- wann, was wenigstens die Wottstellung anlangt, nach A ge- ändert: Heer. »ew- ygaåcpaps am. Für die, auch von ihm nicht aufgenomtnene Variante ypoicpw führt er abweichend von den ältern Kritikern den Cod. A an. Beides aber, diese Worstek lung und diese Lesart scheint nach 1Ioh. Z, 7 gemacht zu sein. Auch im zweiten Gliede von« V. 6 ist die Wortstellung 2 Ich. V. 4-I1. 493 der Recepta alle. Fuss. e; åsm statt der richtigen Folge auf-c. »« Eise. sen. (A. B. Vu1g. til. Lachmann, Tischendorss aus der Vergleichung des ersten Gliedes (vgl. 1Joh. I, I. Z, 23. 5, B. II) zu erklären. — V. 7. Die Form Esøjzismg welche IIDIA Z, 19 sichxr ist, hat Lach Mann auch hier, nach A· TischcUVVkf likst EVEN-». Die Recepta lautet ZZIIJJÅFOIH nach G. J. ei. Für dies Wort führt Lachmann den Cod. B an. Wenn aber, wie Tischendors bezeugt, der Cod. B mit A in dem Ausdrucke sgyjlssw (.HEsJ)l29a-) übereinkommt, so w«ird derselbe aufzunehmen sein. Man kann freilich mit Hu- ther vermuthen, daß der Ausdruck er's-Fläm- ursprünglich, aber nach IJoh. Z, 19. 4, I geiindert«sei. —— V. 8. Gegen die Retepta cknoäfowxcsw — efgyororsxrkifa —- und-Ieise«- ,«»-, die allerdings nicht ohne Auctorität ist, sprechcn die älte- sten Zeugen A. B. Brig. at. Nach denselben ist es nicht zwei- felhaft, daß ckykozäosyss — asnoäossshsss zu lesen sei. Einigermaßen unsicher ist nur das sZgyaaaZ»s-9a, welches durch B vertreten wird, während A. Volk; al. für szgyoiaaaas (Lachmann, Tischendorf) zeugen. Aber mit Recht hat auch Huther der Lesart sipyaorizcesssa das Wort geredet, weil wenn der ursprüngliche Text lautete oknoläosysxs — eig- yaosixcwa — Essai-Jahre, es einleuchtet, wie man in der zwiefachen, von den Varianten bezeichneten Weise die vermißte Harmonie herzustellen suchte. —- V. 9. Statt der durch A. B. Vulg. at. gesicherten und von Lachmann, Tischendorß Huther u. A. aufgenommenen Leöart erkor-Sym- hat die Recepta die Erklärung Augen«-etwa«- (vgl. Matth. I5, 2. Z. AG. I, 25), welche in viele Codices (G. J. al.) eingedrungen und von den spätern Kirchenvatetn vertreten ist. Diese Er- leichterung empfahl sich so sehr, daß sie, wie Matthäi be- zeugt, aus allen Moskoivitischen Handschriften die richtige Les- art npooiyam — die aber Matthiii nicht billigt —verdrc'ingte.—— · Im zweiten Gliede Von V. 9 ist das Tot) Xguucots hinter sinke-»F, tvelches sich gegen die besten Zeugen in der Recepta findet, mit Bengel, Lachmann, Tischendorf, Huther u. A. zu streichen. — Ob man nach B mit Lachmann c. 494 2 Seh. V. 4—11. nasse-a, oder nach A mit Tischendorf e. old» voranstellen solle, ist schwerlich zu entscheiden. — V. 10. Die Wortstel- lung e; lex-u»- yokgk welche Lachinann aus A. B aufgenom- cnen hat, empfiehlt sich durch ihre Ungewöhnlichkeit vor der recipirten, auch von Tischendorf gebilligten Lesart e? yokg Läg-· bei G. J. al- —— Das wäre; vor zeige« hatTisch en- dorf ohne genügenden Grund getilgt. — Der Zusatz am Schlusse von V. II Ende, praedixi v0bis, ut in die domini non conkundamjnh welchen N. de Lyra und andere ältere katholische Ausleger als ächt ansahen, und welcher auch in der Sixtinischen Ausgabe der Vulgata sich findet, in der Cle- mentinischen aber ausgelassen wurde, hat nur einige unbedeu- tende Handschriften der Bulgata für siElx Die griechische Re- cension des Zusatzes, welche in den Balesianischen Lertionen angemerkt ist, wird wohl nur eine Übersetzung aus dem Latei- nischen sein. Merkwürdigerweise war Mill (Pr0leg. 504) nicht abgeneigt, das Einschiebsel für ächt zu halten. Schon in der Aufschrift des Briefes haben wir die bei- den Hauptgedanken desselben gesunden: die Wahrheit und die darauf gegründete Liebe. Aus dem innern Verhältnis dieser beiden Faktoren des christlichen Wesens ergiebt es sich, daß der Apostel zuerst, V. 4, mit freudiger Anerkennung aber auch mit Erinnerung an das göttliche Gebot davon spricht, wie die Kin- der der Kyria in der Wahrheit wandeln, dann aber sogleich zur Einschärfung des urchristlichen Gebotes von der brüder- lichen Liebe (V. Z. 6) weitergehst, und nachher (V.7fll.) nicht nur im Anschluß hieran G» V. 7) wiederum vor den anti- christlichen Jrrlehrern warnt, welche den Grund der christlichen Wahrheit antasteten, sondern diese auch eben deshalb ausdrück- lich von den Erweisungen der brüderlichen Liebe ausnimmt (B. 10. 11). V. 4. Den freudigen Anlaß seines Schreibens stellt der ·Apostel voran, daß er nämlich einige von den Kindern der Kyria als wackere Christen kennen gelernt hat. Mit dem Aorist åzcipyw rveist er »in historischer Weise« (Huther) auf die Urfach seiner Freude if« copy« its-J.- zurückz jedochkann 2 Ich. V. 4. 495 man nicht mit Huther sagen, daß die aoristische Form sziiphw wider Sander Zeuge, welche das eiipøzsia als das Resultat einer vom Apostel angestellten Prüfung auffaßt. Es ist nur eine Sache des exegetischen Tactes, für welchen V. 4 den Ein- druck macht, daß dem Finden des Apostels ein bestitnmtes For- schen nicht vorangegangen, sondern daß pas Finden ein zufäl- liges gewesen sei (vgl. auch Heumann, Lücke). Einige, nicht alle Kinder der Kyria hat der Apostel in der Wahrheit wandelnd gesunden. Das Partitivische liegt nothwendig in dem s» sc. sie's-«, wobei eine Ergänzung von Irr-cic- (Beza, Heumann) durchaus nicht nöthig ist, Vgl. 1Ioh. 4, 13. Joh. 16, 17. Matth 23, 34. Es ist aber aus dem Ausdruck an sich tiicht mit Gewißheit zu entnehmen, daß die übrigen Kinder der Kyria keine Christen gewesen seien; dies würde ge- sagt sein, wenn vor verwittertes-wag der Artikel Tor-«;- ständm Hier ist nur die Rede von den Kindern, welche der Apostel kennen gelernt hat; diese lobt er nicht nur als Ehristen, son- dern auch als gute Ehristem nsgxnasscaöswac Es« cis-is,- äsisgn Ähnlich ist der Ausdruck s» eh? man-i gener-meis- 1 Joh. I, 7, welchem dort parallel ist das works» IF» EDI- äscas-. An unserer Stelle aber (vgl. 3 Joh. s. 4) wird die Vorstellungsweise von dem wegm- .s'- Exzesse;- durch V. 3 (vgl. V. l. Z) gegeben und erklärt. Der gesammte Wandel der Belobken (vgl. über das weg-nasses» I Joh. I, Z. 7. Z, S) ist eben weil er durch die objektive göttliche Wahrheit w· »Sie;- äesaa V. 1. Z) bedingt und bestimmt ist, ein Wandel in Wahrheit. Die subjectivische Vorstellung in dem Ausdruck s» säh-Hefe;- im Verhältnis zu der objectivischen Si« sey; aiäsyxs ist hier ganz so wie in dem siyaaas e» aizsyäsjzx V. I. Eine ge- wisse Erinnerung an die objektive göttliche Wahrheit, als den Grund des Wahrheitswandels der Gläubigem liegt noch aus- drücklich in dem Zusatz» mit welchem der Apostel aus die un- bedingte Norm desselben wir-Hase. Vgl. l Joh. 2, 6. Z, 3.«2-3) himveist: nasse-Z§ Äms-diess- ZMEHJOFEW noipol Tor? eins-pag. Mit Unrecht meint Lücke, daß hier, nachdem in dem gegen. äs- oZ2sy«J. der «bestimmte.christliche Glaubens- 496 2 Ich. V. 4·—11. wandel« angedeutet sei, von dem besondern Gebote der Bru- derliebe geredet werde. Richtig haben de Wette, Sander und Huther eben das seen-years»- åa sähe. als durch die vom Vater gegebene öde-W; bestimmt aufgefaßt. Auch lJoh. Z, 23 wird der Glaube wie die Liebe als Gegenstand des göttlichen Gebotes dargestellt. Wie dort liegt in dem Zusam- menhange unserer Stelle (vgl. V· 7 sll.) die Beziehung, daß der Vater geboten hat, an den Sohn, als den Vermittler aller Wahrheit, zu glauben; so daß die Meinung des Oecume- nius, welcher Christum als den »Vater« der Gläubigen (nach Ies. 8, 18. Hebt. 2, 13) denken will, gegen die Absicht des Apostels nicht minder als gegen den Ausdruck verstößt V. 5. Ganz ähnlich wie 1Joh. Z, 28 (vgl. Bd. I. S. 387) ist hier die Anknüpfung an das Vorhergehende durch nat mir-- Jn dieser Composition hat aber das »Is- weniger eine zeitliche als vielmehr eine logische Bedeutung, so daß man nicht mit Lücke (vgl. auch de Wette, Sander, Huther) das »Ja, als zu dem gegenwärtigen sparen? gehörig, dem ver- gangenen zzsipøyv V. 4 entgegensetzem die Verbindung aber zwischen V. 4 und 5 in dem im« finden darf. Die einheit- lirhe Formel was mir« knüpft vielmehr in äußerlichem (»a«') und in logischem Mir) Zusammenhange die gegenwärtige Bitte des Apostels an den Umstand, daß drirch ein göttliches Gebot der Wandel der Gläubigen bestimmt wird; denn die wesent- lichsie Eigenthümlichkeit des gesammten Wandels in der Wahr- heit und die Hauptabsicht des V. 4 erwähnten göttlichen Ge- botes ist eben die Bruderliebe, zu welcher der Apostel B. S, auf die besondere göttliche Entoz-J hinweisend, ermahnt. Ihm-en? as, sagt er, nicht ways-»M- oder dergleichen. Huther meint, daß einer Gemeine gegenüber, wie er die Anrede Kopf» deutet, für den Apostel die Bitte sich besser geziemt habe, als die Er- mahnung. Dies ist aber, selbst abgefehn von der unnatür- lichen Erklärung des Ausdrucks Kopfe, unrichtig Besser be- merkt Schlichting (vgl. auch Barth. Petrus, Grotius, J. Lange u. A.), daß in dem Ausdruck spare-J blandior quaedam aklmonenrii ratio enthalten sei. Es ist aber nichtzu 2 Joh. B. Z. S. 497 iiberschn, daß die eigenthümliche Bedeutung von Hinweis-i, im Unterschiede von ais-is» welches hier nicht füglich stehn könnte (vgl. zu 1Joh. 5,16), der Art ist, daß in der Bitte zugleich eine Erinnerung an die volle Berechtigung derselben liegt, nämlich an die unverbrüchliche Auctorität des göttlichen Lies- besgebotes, auf welches diese Bitte srch stützt Um Liebe wird gebeten; und doch ist die Gewährung der Bitte die heiligste Schuldigkeit Diesem Verhältnis gemäß fügt der Apostel sei- nem sparen; ne die weitere Bestimmung hinzu: oiix as; Ist-- Tal-»Ur- Hiciywss use-l. Vgl. hierüber 1 Joh. Z, '7. Das Gebot, auf welches gestützt der Apostelbittet «« cis-um«;- zisp iizzpjzoiiz ist also das Gebot der Bruderliebe Dar- aus folgt aber keineswegs, daß die Schlußworte Zw- okyam XII. als ausdrückliche Beschreibung dieser Fonds) anzusehn Und mit åpstoL — F» XIV-riet« vier, OZYZDJC zu verbinden seien, wie BaumgartewErusius wollte. Vielmehr geben die Worte Iw- oTya7r. XII· den Gegenstand, gleichsam das Ziel, an, worauf das species- gerichtet ist. unmöglich kann das Objekt des Bittens fehlen (vgl. auch Lücke, Sander, Brück- net, Huther). V. S. Eine eigenthümliche Kreisbewegung der Gedanken, wie Johannes sie liebt. An das V. 5 über das Gebot der Bruderliebe Gesagte lehnt sich B. 6 weiterschreitend an (-«««). War dort von einem bestimmten, aus die Bruderliebe gerich- teten Gebote die Rede, so setzt hier der Apostel die Liebe über- haupt darin, daß wir nicht nach einem Gebote, sondern nach den Geboten Gottes insgesammt wandeln (V.6«). Und doch, indem der Apostel (B. ist«) die Gesammtheit der göttlichen Ge- bote wieder in eins zusammenschließh giebt er diesem, auch durch die an B.5 erinnernde Zwischenbemerkung sei-das; »Ja-one. ei» kipzsjgy die ursprüngliche (V.5) Beziehung auf den Wan- del in der Liebe (s’- wiss-»O, welche wie die Beziehung aus den Glauben an den Sohn Gottes (B. 7 Z« ice-L) in dem gött- lichen Gebote wirklich liegt (ogl. 1 Joh. Z, 23). Mit dieser Beschreibung des Gedankenganges ist eigent- lich schon die Erklärung des Einzelnen und die Entscheidung der 498 2 Seh. V. 4—l1. vorkommenden exegetischen Streitfragen gegeben. Die eiyki ask, welche in dem Wandel nach den Geboten Gottes sich erweisen soll (V. 6-), kann nicht die besondere Liebe zu den Brüdern sein, wie Benson und J. Lange meinten; auch nicht die Liebe zu Gott, in dieser besondern« Vorstellung (vgl. 1 Joh.5, Z) isi zu verstehn, wie Srhlichting, Grotius, Heurnanm Carpzov u. A. wolltenz sondern weil die wäre» in dem Wandel nach den göttlichen Geboten überhaupt sich darstellen soll, so muß der Begriff derselben ganz allgemein oder princi- piell, so wie 1Joh. 4, 7. l6 sit. gefaßt werden, als Einheit sowohl der Liebe zu Gott wie zu den Brüdern (vgl. Tirinus, Piscator, Bengel, Lücke, Baumgarten-Crusius, Sander, de Wette, Huther). Ähnlicherweise wie V. S« die okykiney alle Arten und Er- weisungen der Liebe einschließt, wird V. S« in der Eos-oh; die Bielheit aller einzelnen Iris-»Tai Gottes zusarnmengefaßt (vgl. I Joh. B, 23. 24). Gegen den bisherigen Gedanken- gang, nur in voreiliger Beziehung auf das Z« B.7, bestimmt Schlichting dieses göttliche Gebot: ut ckeciamus et conti- teamur Jesum esse Christum. Vielmehr zeigt Johannes selbst die nach dem Zusammenhange vorwiegende Beziehung der Z»- Ioärj an, indem et ausdrücklich sagt: kam« F» aus«-J Wegs— nasses-«, nämlich in der Liebe, woraus das Pronomen ohne Frage zurückweist. Borbereitet ist diese Wendung durch die eingefügte Erinnerung ssassaic Ohio-Haare cis-B »Z9x-Jg. Mit Recht findet Huther hierin eine Zurückbeziehung auf B. s. Übrigens ist es fiir den Sinn ganz gleichgültig, ob diese Zwischenbemerkung als eine Nebenbestimmung des voran- gehenden Begriffs der Eos-oh« (d e W ette, Lücke) oder der nach- solgenden Beschreibung eben dieses Gebotes, km sitz. (S an der) aufgefaßt wird. Jnsosern aber ist die letztere Beziehung formell rich- tiger, als die Fwwisj zunächst an die Stelle dcr göttlichen Zwei— is« überhaupt getreten ist und aus dem Gesammtbegriff derselben erst durch die auf V. 5 zurückweisende Zwischenbemerkung die besondere in den Schlußworten ausdrücklich geltend gemachte Beziehung aus die briiderliche Liebe herausgehoben wird. . 2 Ist» V. 7. 499 V. 7. Die vorhergehende Ermahnung, welche auf die brüderliche Liebe der Gläubigen unter einander ging, erscheint hier dadurch veranlaßt (ö«-«), daß viele Jrrlehrer in die Welt ausgegangen sind, welche den Grund des christlichen Wesens, nämlich Jesum Christum im Fleische, verleugnen. So wendet sich also der Aposteh nachdem er V. 5. 6 von dem einen der in der Aufsrhrist des Briefes bezeichneten Faktoren des christ- lichen Lebens, von der Liebe, geredet hat, wieder zu dem an- dern, der Wahrheit, von welcher er nicht nur V. 4 ausge- gangen war, sondern welche er auch schon in der Ausschrift als die Bedingung der Liebe dargestellt hatte. Dieselbe An- schauung macht sich in der Verbindung zwischen V. 7 und V. 5. 6, wie sie durch die Causalpartikel Eis« indicirt ist, gel- tend. Es leuchtet nämlich von selbst ein, daß B.7 unmöglich der mit Eis« eröffnete Vordersatz zu V· 8, als dem Nachsatzy sein kann, wie Grotius und Carpzov meinten (vgl-. auch J. LangeJZ schon der Schlußsatz von V. 7 o1J-r0c-—o-«»ci— zproøog hindert eine solche, für den johanneischen Stil über- dies viel zu weitschichtige Conslruction anzunehmen. Ohne Zweifel blickt das Eis« auf das Vorhergehende, aber nicht auf einen ausgelassenen Gedanken, etwa: »Da Ihr das rechte Christenthum habt, so muß ich Euch warnen, denn -——« C) eu- m ann), nicht aus eine tacita objecticy wie Beza wollte (hoc non temere dixi, nam -——), nicht einmal aus das irn Gedan- ken aus V. 5 zu wiederholende Sprosse? as (de Wette), auch nicht auf jenes weit entfernte spann-J selbst (Lücke), sondern aus den entsprechenden Gedanken in V. Z. 6. Dies ist kM Grunde die Ansicht aller Ausleger — außer Grotius und seinen wenigen Nachsolgernz ges handelt sich nur um die ge- nauere Bestimmung des Verhältnisses. Bengel wollte die- selbe aus dem Gegensatze zwischen dem »von Anfang an« Gehörten und der neuaufgekommenen Jrrlehre entnehmen (i)"s«. Ratio cui· jubeat relinere auditn a prinojpjchz die meisten Ausleger stimmen aber, wenn auch unter mancherlei Modifica- tionen (vgl. Aretius, Benson, C. a Lapid e, Lücke, de Wette, Sandey Huther), in der Ansicht iibereisp das; 500 2 Ich. V. 4—l1. die B.5. 6 geforderte Liebe auf der V. 7 vertheidigten Wahr- heit beruhe und die göttliche Neid-J, welche V. 6 insbeson- dere aus die Liebe bezogen sei, in der That auch das Anneh- men und Bewahreii der Wahrheit umsassr. Hierauf leitet nicht nur die Parallelstelle 1Joh. 3,23, sondern auch das V. 1——3 ausdrücklich bezeichnete Verhältnis zwischen Wahrheit und Liebe. Baut doch Johannes die ganze christliche Erkenntnis der Liebe darauf, daß Christus für uns gestorben ist (1 Ioh. Z, l6). Die Jrrlehrer also, welche Christum im Fleische gekommen leug- neten und deshalb auch den Tod Christi unmöglich recht wür- digen konnten, hoben geradezu den wesentlichen Grund der brüderlichen Liebe aus. Weil sie aber der Wahrheit nicht nur widersprechem son- dern auch von derselben die Glaubigen abwendig zu machen streben, heißen sie »Tai-«« (vgl. 1Joh. 2,26. Matth 27,63. 1Tim. 4, l)z genauer noch, weil sie der bestimmten die Per- son Christi betreffenden Wahrheit widersprechen, «als or' »F Irre-Aufwärter« «Iø7oou·-s- Xgrosröw åpzesxcsyov s» aus«-i, wet- ben sie oiprixgcoscoe genannt (vgl. überhaupt zu IJoh. 2,18. l9. 22), Die Gleichheit der Benennung und der Beschrei- bung zeigt also, daß Johannes dieselbe Art von Jrrlehretiy wie im ersten Briese vor Augen hat. Er charakterisirt sie als solche, welche nicht bekennen Jesum Christum im Fleischh oi »F risse-l. ais-I» Das «««J, im Unterschiede von ou, welches das objektive Factum des Nichtbekennens schlechthin declariren würde, bezeichnet die eigenthümliche Art, in welcher jene Irrlehrer als Nichtbekennende dem subjectiven Urtheile des Ansehauenden sich darstellen (vgl. 1Joh. Z, 10. 14. 4, 3). Sie bekennen nicht, sagt der Aposteh 7700137 Xpeossöw åpzöxrsposi « aus«-i. Schon zu 1Joh. 4, 2. (vgl. Bd. ll. S. 269) ist bemerkt, wie sich in der Form der Vorstellung die drei Ausdruckscveisen unterscheiden, nach welchen der gleiche Be- griss des ägzcoisar s» trag-«« in persertischer (1 Joh.4, 2), in aorisiischer (vgl. 5, 6) und in präsentischer Form erscheinen kann. Das Präsens bezeichneh in zeitloser Anschauungsweise (1Cvr«15,35) den Begriss an und für sich (Lücke, deWettc, 2 Ich. V. 7. 501 Sander, Huther), so daß die Vorstellung angedeutet sein kann, daß jene Jrrlehrer die Möglichkeit des Kommens im Fleische leugneten (Lücke). Mit dieser einfachen Erklärung sind die verkehrten Meinungen, daß Egzözceoop auf die zweite Zukunft Christi ziele (Oecumenius, Cajetanuöz vgl. auch Erasmus und Jarhmann), daß eine enallage temporis vorliege oder daß hier, wie 3 Joh. s, das Partiripium als partic. impc die Vergangenheit anzeigen könne (Erasmus, Schlichting, Heumanm Bengel u. A.), oder daß Fgzck »kom- heiße »der da kommen mußte« (B a u m g a rte n-C r u siu s), abgefchnitten. . i Nachdem nun diese Jrrlehrer nicht nur noch einmal mit dem Namen e; »Tai-or, sondern auch mit dem noch deutlichern und schärfern s? oiocizxizosrox bezeichnet, und so gleichsam mit dem Finger gezeigt find, folgt um so kräftiger (-B. 8) die Warnung. Jn der Sache wie in der Form stimmt unsere Stelle mit 1Joh. Z, 22 überein. Statt des Plurals hol— zol »Tai-or) erscheint auch hier die collectivische (Lücke, Hu- ther) oder schematische Form des Singulars, esse« setz» de- ren Sinn richtig umschrieben ist von Oecumeniuth Lyra, Schlichting, Grotius u.A., welche nur nicht ganz richtig eine ,,Erganzung« (8g auf» ,«») soc-»Tro- eiziozoysrj qui sie; de .eo pekverse somit, u. dgl) statuirten. Das Demonstrativum selbst, ad set-sum ronsixuirh weist auf die eben gegebene Cha- rakteristik der erlasse« zurück, indem durch die Singularform die Gattung derselben anschaulich hingestellt wird. l Joh.2, 22 ist durch die vorangehende Frage diese Änderung der Darstel- lungsweise noch erleichtert. Nach dem Zusammenhange jener deutlichern und ausführlichern Stelle ist aber die unsrige auch insofern zu erklären, als nicht aus der unsrigen gefolgert wer- den darf, was in dem Wortlaute derselben liegen kanns, daß der Antichrist nur in den vielen, von dein via-zu»- HJC »Ich-»: erfiillten weswegen« seine Realität habe (Huther); vielmehr bildet nach 1Joh. Z, 18 (vgl. 4, B) die Vorstellung von ei- nem persönlichen noch zukünftigen Antichrist, zu welchem die vielen Versührer oder Lügner, oder die- gegenwärtigen Anti- 502 2 Joh V. 4——11. christen in einem Verhältnisse stehn, als seine Organe oder Borläufer (vgl. zu 1Joh.2,18), den Hintergrund unserer Stelle. V. 8. Ohne Vermittlung tritt um so kräftiger nach der Hinweisung auf die drohende Gefahr die Warnung ein: zfääs rrssrr du«-rang, «» xuj III« Meistens findet sich der Ausdruck Käse-esse, d. h. djligenter considerate et oaveie (N. de Lytta, Beza), ohne das Reflexivum (vgl. Mark. 13,5. Matth. 24, 4. AG. I3, 40. Luc. 21, 8. Gab Ei, l5. Hebt. 12, 25); selbst wenn der Gegenstand, vor welchem man sich vorsichtig hüten soll, mit »Es-d beigefügt wird, steht das ein- fache Käse-esse (Marc. 8, 15. 12, 38). Dagegen sindet sich Mart. IS, 9 eine noch vollere Formel, als an unserer Stelle, nämlich Käse-ers AS. Ihr-ess- äo:»«soeJg- Dort könnte man, we: gen des subjectivischen Wisse, eher die Beziehung anerkennen, welche Bengel an unserer Stelle in dem Sau-rosig sindet: cavcte vosmet ipsos, me, absente. Allein wenn über- haupt dies Sau-einig eine Nebenbeziehung hat, so wird es, weil es objectivischer Art ist, vielmehr einen gewissen Gegensatz zu den Versührern und den etwa durch dieselben Betrogenen ein- schließen: Sehet Euch vor, daß es Euch nicht gehe wie jenen, daß Ihr nicht auch die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne und somit den Lohn des ewigen Lebens verliert (vgl. V. 8. 9). Wovor aber die Leser sich hüten sollen, sagt der Apostel mit den eindringlichen und bedeutenden Worten «» xrøj riaozäosyes Hi. Nur deWette hat, weil ihm das Z» vor dem »; den reinen Zweck anzudeuten schien, den närhsten Ge- genstand der Vorsicht ergänzen wollen: »Hütet Euch vor ihnen, damit nicht -—«. Aber mit Recht ist dies von Hu- ther gemißbilligt Die Composition I«- ,«»7« (vgl. l Ein: 16, 10, wo I« zu Läg-«« ronstruirt ist) giebt die Absichh das Ziel der Vorsicht an, so daß die Formel Im ,«-yJ hier durchaus nicht schwieriger ist als z. B. Matth 12, 16. Den reinen Zweck drückt Iw- xrøj in Stellen wie Joh. 7, 23. Luc- 18, 5. Matth. 26, 5. aus. Bei der Erklärung der folgenden Worte gehen die Ausleger nach zwei Hauptrichtungen auseinander, 2 Ich. V. S. 503 jenachdetn sie die Rerepiu eine-Mannes» — sfyyoeoeixrsifor — eieroäoizfaizrsp billigen, oder« die Lesatl oieroläuzrs —- eins-o;- oaoise —— Ganzes-Ihr« vorziehn. Eine dritte Auslegungsrveise vertritt Huthey indem er die letztere Lesart, jedoch mit Ver: besserung des sfpyäacraife in kspyaooixreåosp für wahrscheim lich hält. Eine vierte Erklärung endlich würde sikh ergeben, wenn Bengels VctlUUihunH daß ckyroÄäosyrs—eikyoioaosfs — oiesoläzfmxssd zu lesen sei, irgendetwas außer einem unbe- deutenden Codex für sich hätte. Die ältern Ausleger, welche meistens der Recepta folgen (Aretius, Ealom J. Lange, Heumann u. A.), beziehen die erste Person entweder aus den Apostel und seine Eollegen allein (Ealov; vgl. auch E. a Lapide), so daß szpyaooikmsa aus die labokes each-sin- stjai, d. h. auf die Verkündigung des Evangeliums und die übrige pastorale Arbeit geht, während dasjenige, was erarbei- tet ist (c3Z EIN-ach, mit dem Lohne Vier-Bör- JIÄOJYJD identisch erscheint (pko met-neue oompuiaiuk quicqujd fruoius tulekjni lnbokes ecolesiastici. Pfui. 4, l. Ealov), oder es werden in der ersten Person die Gläubigen mit Einschluß der Aposteh die auditokes und dar-takes, verstanden (Aretius, Heuman n, J. Lange u. A.) und dann das Erarbeitete von dem Lohne unterschieden, indem man unter dem letztern jedenfalls den zukünftigen himmlischen Lohn versieht, bei «? sie-your. aber an das durch den wahren Glauben Erlangte denkt, also die liber- tas a peccaio kaiione culpa-z, poenae a(- dominiioonsidekatcx salus in sensusposiiivV Opera seu ohrislianus labor (J.Lange), oder Gottes Gnade und Gemeinschaft mit Ehristo (Heumann). Bei dieser Auslegung bleibt aber eigentlich kein Raum für die Vorstellung von der Arbeit und dem Lohne der Lehrer. So bildet diese Auslegungsweise gewissermaßen den Übergang zu der Erklärung, welche untcr Annahme der Lesart Hauzä- wysrs —- ssgyaiaaoäs —- oinoäoizFrxsre allein die Gläubjgen berücksichtigt Schon Barth. Petrus (vgl. auch E. a La- Ade) und Grotius wollten diese Lesart,,welcher Lücke be- sonders sich angenommen hat, vorziehew Dann ist das von den Gläubiger« Erarbeitete nach Barth« Petrus: quicqujd il. 33 504 2 Joh. V. 4—11. hactenus in veka Christi fide bonorum operum fcoistis, wel- ches, wenn der Abfall vom Glauben eintritt, ganz unnütz ist und ohne Lohn, nämlich den himmlischen, bleibt; nach Lücke aber (vgl. Joh. 6, 27) ist »der erworbene Besitz der christlichen Wahrheit und Liebe und der darin liegende »so-Mk: des ewi- gen Lebens gemeint, welcher durch die Aufnahme des »ich-or verloren geht» Ohne Zweifel empfiehlt sich diese von Lücke vcrtretene Lesart und Auslegung, wenn zwischen dieser und der auch in diplomatischer Hinsicht entschieden zurückstehenden Rerepta gewählt werden soll. Denn bei der communicativen Redeweise die Lehrer mit den Hörern zusammenzuwirken, ist nicht ohne Unklarheitz der Lohn, welchen die Lehrer siir ihre Arbeit zu hoffen haben, würde jedenfalls, wie Huther tref- fend bemerkt, von dem treuen Beharren der Hörer nicht ab- hängen. Auch muß man, weil nicht mit dem einsachen Eis— »Es-s, sondern mit Nie-«»- äuosxoug die Warnung eingeleitet ist, eine solche Warnung erwarten, welche eben die Leser selbst, die sich selber vorsehen sollen, angeht. So will sich die com- municative Form nicht schicken. Dagegen hat das von allen Auslegern außer Huther verworsene kZgyuo-L»s25a, zwischen den nach Fässer« Hausen; zu erwartenden Formen eine-is«- oyw — oino).ci,6'ø77-s, nicht nur eine hinlängliche diplomatische Beglaubigung und kritische Wahrscheinlichkeit, als niatek lectio— num, für sich, sondern empfiehlt sich auch durch den guten Sinn. Was die achten Zeugen Jesu Chrisii durch ihre Arbeit in den gläubig Gewordenen gewirkt haben, nämlich die Wahr- heit und die Liebe mit ihren mancherlei Früchten ((J2 kfx-;-.), das alles würde verloren gehn, wenn den falschen Lehrern Ge- hör gegeben würde. Vielleicht hat man diesen naheliegende-I Gedanken nur deshalb verfehlt und das richtige sfpyucsiixskxssa in kfpyoioaoäs verändert, weil wahrscheinlich nicht Johannes selbst die mitangeredeten Kinder der Kyria bekehrt hatte. Aber dies würde auch in dem communicatioen srgyixoaäxixäa nicht liegen; vielmehr gerade im Unterschiede von dem bestimmt per- sönlichen syst? V. l. 2. 4. 5. 12 stellt Johannes in dem esp- yaoiixskäa die christliche Lehterschast überhaupt, zu welcher 2 Joh V. s. 505 auch er gehört, den Empfängern der Predigt gegenüber, wie dies durch den Gegensatz zu den »Ach-o« und oiøiscfzpsasrok welche ihrerseits jetzt ihre Irrlehre ausbreiten wollen, veranlaßt ist. Hiebei bleibt es ganz gleichgültig und unentschieden, ob Johannes selbst der Kyria oder ihren Kindern die wahre Lehre gepredigt hat. Eine ähnliche communicative Vorstellung, welche gleichfalls über das rein persönliche Verhältnis hinausreicht, liegt in dem ««s.J’ sie-ais- V. 2 und in dem si«zo,»x» und gegranst-Extra« V. 5. 6, wo die Gemeinschaft der Gläubigen überhaupt, der Lehrer wie der Hörer, gemeint ist· Wenn aber die Gläubigen durch Abfall zu verkehrter Lehre die Arbeit derer, welche ihnen die Wahrheit gesagt haben, zu- nichte machen, so gehen sie auch ihres eignen Lohnes verlustig. Darum setzt der Apostel auch dies als Absicht ihrer treuen Vorsicht: XII-di »so-Iris »Es-IF» oinoLizFøysks Abgesehn von Calov, welcher die Früchte der apostolischen Arbeit (k’2 sigyakyJ mit dem Lohne selbst identificirh haben alle Ausleger bei dem offenbar als zukünftig dargestellten Lohne an das selige Leben in der Ewigkeit gedacht. Unnöthige Schwierigkeit hat dabei die Vorstellung des Lohnes an sich und das beige- fügte wish» gemacht, welches selbstverständlich nicht mit C arp- zov gleich wozu» genommen werden kann. Aretius (vgl. auch Grotius, der Luc. 10,7 anzieht) wollte den himmlischen Lohn der bis ans Ende Beharrenden als vollen Lohn ansehn, insofern als auch den im Glauben wenigstens Anfangenden in dem irdischen Leben ein gewisser Lohn gegeben werde. Aber ein solcher Gegensatz des zukünftigen und des gegenwärtigen Lebens liegt durchaus nicht im Zusammenhange. Die Vor- stellung von der Fülle des Lohnes ergiebt sich aus der des Lohnes selbst. Mit Recht sagt Bengel nach der Absicht un- serer Stelle: Nulla merces dimjciia est. aut tota amittitutz aut plena acoipituiq seine weitere Bemerkung, consideranda la— men diversjtas graciuum in gloria, führt abseits. Nach jo- hanneischer Anschauung besteht der zukünftige selige Lohn in der vollendeten Gemeinschaft mit Gott (vgl. zu 1Ivh· Z, 2), in einem Haben des Vaters und des.Sohnes, welches in 33 «« 506 2 Ich. V. 4—11. demselben Maße herrlicher sein wird, als das schon gegen- wärtige Haben (vgl. sogleich B. 9), in welchem das zukünf- tige Schauen Gottes höher ist als das gegenwärtige Glauben oder Erkennen. Dem vollen Schatten wird ein volles Haben, als voller Lohn der irdischen Treue, entsprechem Jst dies aber dem Sinne des Apostels gemäß, so haben die katholischen Aus- leger (Barth. Petrus, Mayerz vgl. auch Whitby) durch- aus kein Recht, aus dem Worte rein-Ide- gegen die evangeli- sche Lehre von der gbttlichen Gnade zu polemisiren und die Verdienstlichkeit der menschlichen Werke (opera bona per· spi- ritucn Dei facla mer«-Odem apuri Deum met-ed. Barth. Pe- trus) geltend zu machen. B. 9. Ausdrijcklich erinnert noch der Apostel an die Grundvoraussetzung, nach welcher er V. 8 den zukünftigen himmlischen Lohn, d. h. die volle Gemeinschaft mit Gott, von dem treuen Bleiben in der göttlichen Wahrheit abhängig ge- macht hatte: mit dem Bleiben in der Wahrheit, sagt er in einem negativen und einem positiven Satzgliede (vgl. 1Joh. Z, l2. l, 8sll.), ist das Haben Gottes oder die wirkliche Gemeinschaft mit Gott gegeben. Nicht ohne Schwierigkeit ist die Erklärung der nach den diplomatischen Zeugnissen und nach der kritischen Wahrschein- lichkeit aufzunehmenden Lesart schon-w»- Die Rerepta »a- gazfatwrosz welche dem parallelen Ausdrucke aal For) ,«k«»a«- s» sey; Juki-w; r. X« zufolge, nach Analogie von Matth 15, Z, zu erklären ist: nahe-»F. »F«- dxslazejw stellt stch als ein Jntetpretament dar, welches den Sinn der schwierigern Les: art npooiyaw richtig wiedergegeben haben muß. Auch in der Vulgata, wo nach den besten Auctoritäten qui praececiit zu lesen ist, hat man diesen offenbar aus npoclywp weisenden Ausdruck in das leichtere user-edit umgewandelt. Um so weni- ger ist also Wetsteins Vermuthung (vgl. auch Matthäi p. 155), daß praeoedit ein Schreibfehler statt rede-dir, und so aus der Vulgata das dem praecectit entsprechende expend-w» in die Codices A und B gekommen sei, zu billigen. Aber auch die andere von Matthäi (N. T. Grau-ca. T. ll. n. 307) aus- 2 Joh. V. 9. 507 gesprochene und von Lücke adoptirte Vermuthung, daß aus der bei Oerumenius und in mehreren Scholien sich finden- den Erklärung cinoiywu Sau-»Ja, welches wohl durch ten-edit, nicht aber durch pkaececlit wiedergegeben werden könne, zu- nåchst airrckyany darauf »auch-an- entstattden sei, ist an sich höchst unwahrscheinlich und sindet selbst in der Vulgata, weil diese nicht rot-edit, sondern praecedii als richtige Lesart hat, keinen Halt. Und was das Scholion eins-sym- sawäai an- langt, so kann dadurch der Auctorität der ältesten Zeugen, welche für aged-san- sprechen, kein Abbruch geschehn, ja man sollte meinen, daß jene Erklärung eher auf »auch-wr- als auf ways-Kaina» im Texte deutete. Jndessen kann der Sinn der Lesart »auch-an« welche unter allen Auslegern nur Huther angenommen hat, im Wesentlichen kein anderer sein, als wenn August-laws- festgehalten wird. Der unzweideutige Gegen- satz des »Es-s»- åw c. Dei. zeigt, daß das »auch-s«- ein Ver- lassen der Wahrheit anzeigen muß. So erklärt a·uch Hut her: »auch-km, «im neutralen Sinne, weiter vorschreiten, bedeutet hier in Beziehung aus Ficke-XII- über die Grenzen der christ- lichen Lehre hinaus vorfchreiten, und spielt ironisch an das Vorgehen der Jrrlehrey zu einer höhern Stufe der Erkennt- nis fortgeschritten zu sein, an.« Nur das ironische Moment ist mit Unrecht eingetragen. Das yrpooiysrp (pgl. 1Tim.1, IS. 5, 24. Matth. 21, 9) bezeichnet im Zusammenhange unserer Stelle ein Vorgehn in der Lehrbildung, mit welchem das Blei- ben in der Wahrheit nicht besteht, jenen falschen Fortschritt, welchen Paulus durch Streitfragen und Schulgezänke (lTim. I, 4. 6, 5) charakterisirh bei welchem man immer lernt und doch nie zur Erkenntnis kommt (2 Tim. B, 7), und welchem gegenüber auch Paulus das feste Bleiben in der überlieferten Lehre fordert (2 Tim. Z, l4. I, 13. 4, 2 fll. Tit. 1, 9), von welcher aus allein der wahre Fortschritt möglich ist. Was Paulus aber die riyrrriwowrsg Myo- 05 srorf irr-give« Hause« This. Xa. nennt (2 Tim. Z, 7), das bezeichnet Johannes hier (vgl. Joh. 8, II) als die Ficke-XX; »so-««- XproTmL Es kann fkeilich zweifelhaft erscheinen, ob die Genitivbestimmung 508 2 Ich. V. 4—11. subjectivischer oder objectivischer Art sei. Das Letztere ist die Meinung von Bengel, J. Lange, Lücke, Sander u. A» jenes Erstere dagegen wird von Barth. Petrus, Mayey Huther u. A. statuirt. Und für diese Ansirht spricht die größere Natiirlichkeih wie denn auch überall, wo der Genitiv eines persönlichen Nomens oder Pronomens zu cfickazsk gesetzt ist, ein subjectivisches Verhältnis ausgedriickt wird (vgl. Matth. 7, 28. l6, 12. 22, 33. Mark. l, 22. 4,2. 12, IS. AG.2,42. 5, 28). Auch nach dem Zusammenhange liegt die Vorstellung näher, daß die antichristlichen Jrrlehrer der von Christo aus- gegangenen Lehre widersprechen. Das Object der Lehre und der Jrrlehre ist schon V. 7 bezeichnet. Doch versteht sich im- merhin, worin die Vermittlung der beiden Auslegungsweisen liegt, daß die von Christo herrührende Lehre wesentlich auch seine Person zum Inhalte hat (vgl. Barth. spetrus), und wiederum daß die Lehre von Christo auf seiner eignen Antw- rität beruht (vgl. J. Lange). Über das IF« Gras, genauer IX. ed» nasrsga irr-ei Tön- iiidv an sich und im Verhältnis zu dem Bleiben in der wah- ren Lehre vgl. 1 Joh. Z, 23. 5, 12. V. 10. 11. Nachdem der Apostel V. 9 und schon V. 8 gesagt hat, daß die Gemeinschaft mit Gott— von dem Bleiben in der göttlichen Wahrheit abhängt, redet er V. 10. 11 von der Anschauung aus, daß auch die menschliche Liebesgemeins schast mit ihren mancherlei Erweisungem als eine Gemeinschaft der Gläubigem welche nur in Christo die Liebe kennen, haben und üben (vgl. V. 1—3. l Joh. Z, l6. 4, 7 sll. 5, l. 17), auf derselben unverbrüchlichen Bedingung ruht. Darum sollen und können die antichristlichen Jrrlehrer, welche den einen Grund der Wahrheit .und der Liebe umsiürzen, nicht ins Haus gastfrei aufgenommen und nicht mit dem christlichen Bruder- gruße angesprochen werden. Die eben V. 7 sll. bezeichneten Jtrlehrer hat der Apostel vor Augen bei den Worten ei« »; spznar send: ehe-Eg- iiai inne-ka- rkukuxøsw or; txt-Syst. Deutlich tveist das Tau-Izu- c. Rief. aus das unmittelbar Vorhergehende zurück. Weil es 2 Joh. B· 10. 11. 509 sich aber so um bestimmte sartische Verhältnisse handelt, des- halb schreibt Johannes, indem er den Fall annimmt, daß ein solcher Jrrlehrer bei der Kyria und den Ihrigen sich eindrän- gen will, nicht Sol» «; o. conj., sondern ei« »; c. indic. Es trifft nicht zu, wenn de Wette (vgl. auch Huther) bemerkt, daß Johannes -sonst in solchen Fällen Sol» »e- setze.« Der Fall ist hier ein anderer, die Vorstellung vielmehr der Sache eine andere, als z. B. 1 Joh. 2, 15, wo die Formel sei» »e- dieselbe Vorstellungsweise ausdrückt, welche 1 Joh. Z, 17 in dem Eies ei» c. c0nj. oder 1, 8. 9 in dem sei» ein«-»sei- und dgl. vorliegt· Das Sol» o. conj. hat immer etwas Ideal-es, im Unterschiede von dem die einfache Tliealität setzenden ei. Jenes dient deshalb zur Bezeichnung des angenommenen Fal- les, an welchem ein Princip, eine Regel anschaulich gemacht werden soll; mit dem einfachen «' o. indio dagegen wird eine bestimmte, reale Bedingung gesetzt, unter welcher dies oder jenes eintritt (vgl. 2 Cotx Z, 5. l Joh. 4, 11. Joh. II, 12. 14, 23). Wenn Johannes hätte sagen wollen: »wenn jemand diese Lehre nicht bringt, so ist er ein Antichrist«, so würde hier die Formel sei» «; zu erwarten gewesen sein. Er giebt aber keine solche grundsätzliche Bestimmung, sondern eine be: stimmte Verhaltungsregel für einen concreten Fall. Ei« «;- ägzssxar wenig Ideale, sagt er. Es war (vgl. 2Tim.3,5 und dazu de Wette), auch noch in der nachapostolischen Zeit, den gnostischen Jrrlehrern eigen, in die Häuser sich einzudrängen und insbesondere die »Weiblein« gefangen zu nehmen. So hat der Apostel schon in dieser Hinsicht Ursach, die Kyria zu Warnen. Es versteht sich von selbst und liegt auch noch aus- drücklich it! den Worten srori NOT. sc· Werk. ou« Nähe« daß der Jrrlehrer als solcher (quasi doctor out states. Bengel), nicht etwa als Obdach und Hitlfe suchender Nächsteh kommend vor- gestellt wird. Als Jrrlehrey als Antichrist giebt der Kommende sich zu erkennen, indem er die christliche Lehre nicht bringt, m) wägen. Der Ausdruck weihe»- ist hier ebensowenig unjo- hanneisch, wie de Wette meinte, wie Joh. 18,29 (vgl. auch AG. 25, 7) oder wie z. B. die Redensart kiyyszioea wägen- 510 2 Ich. V. 4—-11. ungriechifch ist. Das or? aber, nicht »F, steht hier als bestimmte Verneinung des Begriffs cpägsx und zu diesem, nicht zu dem »' gehörig, welches sowohl für Zpxeskar als für or) Eins« gilt, ganz regelmäßig. Eben durch das Nichtbringen der wahren Lehre wird der Jrrlehrer bezeichnet. Es ist nicht falsch, aber auch nicht nöthig, den Gedanken zu ergänzen, daß vielmehr die entgegengesetzte Lehre gebracht (N. de Lyra, C. a Lapid e, Heumann) und die wahre Lehre bestritten werde (Barth· Petrus, Tirinus); jenes namentlich, das Bringen der Irr- lehre, mit welchem aber auch der Widerspruch gegen die Wahr- heit gegeben ist, versteht sich von selbst. Johannes stellt aber einfach, ähnlich wie 1Joh. 4, 2. B, die christliche Grundwahv heit selbst als Kennzeichen der Geister hin. Wer sie hat und bekennt, der ist in der Gemeinschaft Gottes und der aus Gott Geborenenz wer sie nicht hat und nicht bekennt, hat weder ewiges Leben, noch — was natürlich nach dem Zusammenhange nur den Antichristem nicht Juden und Heiden oder irrenden Brüdern gilt «— Anspruch auf die briiderliche Liebesgemeim schaft der Gläubigen. Dies Letzte bezeichnet Johannes durch die zwiefache Vor- schrift: xezi Xexes-Los« used» es« ais-fas- irai Feige«- aus-g? ») Assyrer, deren zweite Hälfte in V. 11 noch ausdrücklich begründet wird. Das Verbot, die Jrrlehrer ins Haus aufzu- nehmen, oder an ihnen die christlichbrüderliche cpxzogksiia (Hebr. 13, Z. Rönr I2, IS) zu üben, ist schon dadurch veranlaßt, daß dieselben, um ihre Jrrlehren zu verbreiten, in die christlichen Häuser einzudringen suchten; um dieser Gefahr willen waren sie also fern zu halten (vgl. N. de Lyra, Mayey Benson, Heumann, J. Lange, S. G. Lange, Lücke, Huther u. A.). Diese Rücksicht begründet aber nicht das Verbot des Großes, wie z. B. Aretius erläutert: sulutaijo par-it volle— quiuntz colloquium keddit familiakitatentz ex illa conoipiurk tut— opiniones sit-Isme- Man darf auch nicht, mit Gro- tius U. A» das xorigeus Myerp synekdvchisch oder hypetbtv lifch als Bezeichnung der Freundschaft nehmen, um das apo- stolische Verbot zu rechtfertigen. Das Richtige haben» schon 2 Joh. B. 10. II. 51l Oecuin enius, Calov, Bengel, J. Lange, Bqumgaktkkp Crusius, Lücke, de Wette, Huther u. A. gezeigt, sofern sie an die tiefere Bedeutung des christlichen Brudergriißes er- innerten, welcher nur den öxsosrgönoie und öxxonfoscoig (Oe- cumenius) gebühre. Bei dem Gruße, in welchem Friede und Freude gewünscht wird, ist eine solche sittliche Verfassung, bei welcher diese göttlichen Güter möglich sind, vorausgesetzt Wer den Jrrlehrey der den Grund der Wahrheit umstürzy also begrüßt, der nimmt Theil an seinen bösen Werken (V. 11. Vgl. lJoh. Z, l2), sofern auch er die Wahrheit verleugnetz wie Bengel mit Recht sagt, daß der Grüßende den Jrrlehrer für einen solchen anerkennt, welchem Freude und Heil in sei- nem antichristlichen Zustande zu Theil werden könne. Der Apostel nimmt also bei diesem Verbote des christlichen Bruder- grußes (V. U) keineswegs die Rücksicht auf die eigne Gefahr des Gläubigem die ja nur aus einem weitern Verkehr erwach- sen könntez es darf auch eine Erklärung oder Entschuldigung des doppelten Verbotes weder in dein heftigen Temperamente des Johannes, welcher aus eine samaritische Stadt Feuer reg- nen lassen wollte (Luc. 9, 54) und nach einer bekannten Er- zählung (Euseb. H. E. Hi, 28. IV, 14) aus einem Bade-hause, in welchemCerinth war, entfloh, noch in den Verhältnissen der urchrisllichen Zeit gesucht und aus jene Zeitbeschränkt wec- den, sei es daß man da die Vorschrift des Apostels durch die Nothwendigkeit der christlichen schien· für gerechtsertigt hält (Lücke), oder nach der heutigen »höhern« Ansicht als Unduld- samkeit erscheinen läßt (deWette). Das Zusällige und Wan- delbare in der apostolisehen Vorschrift ist nur die Form und Beziehung; der sittliche Gehalt, dic eigentliche Maxime, wie Huther mit Recht sagt, bleibt immerdar in Kraft. Unsere heutigen eonventionellen Formen, Complimente und dgl. fallen nicht mit dem christlichbrüderlichen Feige«- zäysxsi zusammen. Sie richten sieh sittlicherweise einmal nach dem apostolischen Sage, daß wir die Welt nicht räumen können (1 Cor. 5,10), dann aber auch nach der Regel, daß wir uns der Welt nicht gleirhstellen dürfen. Für den Apostel ist aber im Zusammen- 512 2 Ich. V. 12. 13. hange seines Briefes, in welchem von vorn herein die Liebes- gemeinschaft durchaus auf den einen Grund der göttlichen Wahr- heit gebaut wird, die Darstellung davon, daß durch die grund- siürzende Jrrlehre der Antichristen die Liebesgemeinschaft derselben mit den Gläubigen unmiiglich gemacht wird, um so natürlicher. B. 12. floUoZ Izu-I- 1-7,«I1- ygeirpkm ad« åzfovlnjäøzp Frei Zwei-so« nor? fis-leises, oEÄZoZ EIN-To) ywsoänrr Magd; Judas;- secrå acöxm ergo; oskdxroe Tal-Jacke, kam: OJ Zagen? esse-H» yrsnlrygsnxsäwrx V. 13. szLovroisesxsxi as To? esse-«)- scisc eickelewsjc nor) THE;- Eulen-»Es. Anstatt oZMoZ Einige) V. l2, welches nach B. G. J. at. von Mill, Wetsteim Matthäh Tischendorf u. A. in den Text geschrieben ist, hat Lachmann die recipirte Lesart Einige» Hase) aus A. Vol-g. und andern Zeugen aufgenommen Aber Letzteres scheint eine Erleichterung zu sein (vgl. auch Hu- ther). —- Ebenso stellt sich das Eisen» welches allerdings nicht ohne Auctorität in der Recepta sich sindet, als eine Erklä- rung des durch A. B. V11Ig. at. vertretenen Hase-»Ja« (Lach- wann, Tischendorsp dar. Die koptifche Bersion hat, nach 3Joh. 14, files-» — Für zapoi »Hei-»Ja» welches schon von Griesbach empfohlen und von Lachmann in den Text gesetzt ist, sprechen die bedeutendsten Zeugen (A. B. Vu1g. at. vgl. auch Matthäi) und die Wahrscheinlichkeit; denn das spie-J«- der Recepta, welches nach G. J.al. von Tischendorf gebilligt ist, mag sich als bescheidener lautend, etwa im Hin- blick auf Rom. I, 11fl., empfohlen haben. — Das Use-ej«- ain Schlusse von V. is, wie die mannichfach geformte Unter- scheifk (vgl. die iidekschciften zu V. I) und die Angabe de: Stichenzahh ist ein Beiwerk der Handschriftew Der Apostel bricht ab um zu schließen. Er hat freilich noch vieles auf dem Herzen, aber er hat dies nicht schreiben wollen Dei» Essai-Mär»- vgl. den Aorist zygcapa am Schlusse des erstcn Briefes, l Jol). 5, 13), sondern mündlich ivill er es mittheilen, da er zu kommen hofft. So schließt er denn mit Grüßen von den Schwestcrkindern der Kyria. Vgl. 3 Joh.»l3fll. 2 Joh. V. 12. 13. 513 Eine gewisse Jncongruenz liegt darin (vgl. Baum garten- Crusius), daß bei den Worten sie-i zähe. ». rosig-». das ypoiwez welches 3 Ich. 13 wirklich ausgedrückt ist, aus dem Vorbeigehenden etc-U. IX. ehe. ypckcpxip wiederholt gedacht werden muß, während es sich doch von selbst versteht, daß ver- mittelst Papier und Dinte «) eben ein ygoirpkcp geschieht. Nim- mermehr kann aber dieser Art des Schreibens eine »geistige Schrift-«, in welcher der Apostel hätte schreiben wollen, entge- gengesetzt werden, wie Baumgarten-Crusius mit verfehl- ter Berufung aus 2 Cor. 3, 3 meint. Vielmehr löst sich die Schroierigkeit sehr leicht dadurch, daß. dem Apostel der allge- meine Begriff der Mittheilung überhaupt im Sinne liegt (vgl. Lücke, de Wette, Huther). Nicht schriftlich, mit Papier und Dinte, sondern miindlich, aus«-e »das osxöxca (vgl.Num. 12, S. Jer. 32, 4. 1Cor. 13, 12), rvill er aussprechen, was er noch weiter zu sagen hat. Nicht als Begründung des Nichtschreibens, sondern — nach richtiger Lesart — im Gegensatze zu 0iJx-.-’z5«a1«l.’—ygeE- Oe»- sagk der Apostel UND) Ehr-Za- — ÄcrÄøJ0ai. Ei! hvfft (Jac. 4, 13f(l.) zu kommen, yesiäoåax ergo; ji«-sei; (vgl. Job. 6, 21. 25. AG. TO, 16. 21,17. 25, 15) und durch mündliche Rede die Freude der Leser zu vollenden: wo« e; zapoi ijzsasw z? ».s7szr,ga),«.k’i-y,. Dies bezieht sich nicht auf die Freude an der persönlichen Gegenwart des Apostels, für welche der Brief nur einen unvolltommenen Ersatz bietet (Schlichtin g, Ben- son u. A.), sondern, nach 1Joh. l, 4, darauf, daß die apo- stolische Rede, welche, wenn er selbst kommt, in ganzer Fülle die gnadenreiche Wahrheit bringen wird, eben durch ihren Jn- halt die volle Freude der gläubigen Hörer wirkt (vgl. Lücke u. A.). Es ist aber nicht des Apostels Meinung, einen Theil der zur Seligkeit nothwendigcn Lehren nicht der Schrift, son- dern der mündlichen Tradition anzuvertrauen(Barth. Petrus); denn was hätte er wohl anderes tradiren können, als eben «) iivek di» Schkeivmatekieiiien sahst, insbesondere übe: die geb-and;- lichen Papiersorten vgl. Lücke. - 514 2 Ich. V. 12. is. dasjenige, welches er im ersten Briefe schreibt, zu demselben Zwecke, daß die Freude der Leser völlig sei? Endlich, B. is, bestellt der Apostel der Kyria die Grüße, welche ihm von den Schwesterkindern derselben ausgetragen find. comiias aposiolj minoknm ver-bis statuten: nunciantis, bemerkt dazu Bengel. Die esse« der auserwählten, also wie Kycia selbst gläubigen und des ewigen Lebens theilhasti- gen Schwestey sind gleich den V. I. 4 erwähnten ist«-a der Kyria, wirkliche Kinder, nicht Genossen einer Gemeine (.H u- ther). Warum nicht auch von der Schwester selbst Grüße bestellt werden, isi weder zu fragen noch zu sagen; und es bedarf keineswegs so künstlicher Hypothesen, um diese ver- meintliche Schwierigkeit zu heben, daß es gerathener scheinen müßte, wie Husther will, die Kyria und ihre Schwesier als Gemeinen zu denken. Auslegung des dritten Briefes. Die Aufschtift B. I ·0 nososdsksooc Faku- 293 oiyanøzscczL zw e« »Hm-«; s» »wes-«, welche in kritischer Hinsicht g» keine Schwierigkeit darbietet — mit den handschriftlichen Ti- teln dieses dritten Briefes verhält es sich wie bei 2 Joh. —- ist auch in exegetifcher Beziehung mit 2 Joh. 1 zu vergleichem Was man außer der hier wiederholten (-«««3 ciyanøyssoh Bi- »Es-a) eiyaaai s» days. vgl. V. Z. 5. U) Bezeugung der wahren chriftlichen Liebesgemeinschaft noch erwartet, nämlich einen An- fangsgruß, ähnlich wie 2Joh. Z, ist in den erstcn Worten des iBriefes selbst (V. Z) enthalten, woraus aber nicht folgt, daß V.2 zur Aufschrift gerechnet werden müsse, wie Bengel u. A. wollten. V· Z. «.Hya»7«1ä, nsoi stät-stos- sfixoxtosi as erioefoüoäcee ssai »Ein-Veso, nassen; oiiockoüscoei oov OJ Ihr-VI. V. 3·. Hostie» »Er) Mo«- åoxoxeäwmp Ekel-WA- iioeå trag-s»- goifwuw no» scpj Alex-Delos, ata-Iris;- oii EI- oshyåofoe »spi- net-reic- V. 4. Hasses-Hom- ssorJsuou oJn äjzas xoøpckøg Eis-o- oZssoifw »F Hat-Z sämm- åp »; XIV-Reihe »kp«m-xo1J-1-coc. Die Zeugen, welche V.3 das yosg ausgelassen haben, wie die Vulg ata und mehrere Minuskelm haben sich nach 2Joh.4 gerichtet und die beiden ersten Verse unsers Briefes als Auf- fchrift bezeichnen wollen. — Das nachdrückliche oü hinter m— Bd; ist in A ausgelaffen, wahrscheinlich mit Absicht, weil es unnöthig schien. — Statt worin» V. 4 haben mehrere Mi- nuskelcodires und Versionen (syr. Atp Aotb.) das leichtere 516 3 Joh. B. l. 2—4. sending. In den unmittelbar folgenden Worten schwankt nicht allein die Stellung, indem c liest: Zugs- ou«- ä-’zw, sondern merkwürdig ist auch die Bariante Fig-», für welche Wetstein und Griesbach außer der Vulgata, der koptischen Ver- sion und Cod. 7. 35 sogar den Cod. B anführen. Osfenbar eine absichtliche Änderung, weil man nach V. 3 das xagrio für überflüssig, vielleicht auch überhaupt für unangemessen hielt. —— Am Schlusse von V·4 ist nach A. B mit Laehmann und Tischendorf, denen auch Huthef folgt, Z» »; eilt-». zu lesen. Die Auslassusig des Artikels sc) ist durch V. 3 veranlaßt. B. 2. Obwohl der Apostel schon in der Auffchrift V. I. den Cajus wiederholt seiner Liebe versichert hat, beginnt er doch auch den eigentlichen Brief mit der Anrede «-lyc-m,»7ä. Diese Häufung der Liebesworte hat vielleirht in der Sorge des Apostels um den Cajus seinen Grund; denn man darf ver- muthen (vgl. auch Lücke zu V. 3), daß Cajus krank war, oder eben eine Krankheit überstanden hatte, weil der Apostel seinen Wunsch wegen der leiblichen Gesundheit des Mannes, dessen Seele durchaus wohlbestellt ist, voransiellt Jst es doch so natürlich, einem Geliebten, welchen man in irgendeiner Be- drängnis weiß, mit doppelter Liebeserweisung entgegenzukoim men. Unsere Vermuthung wird insbesondere dann wahrschein- lich, wenn der Ausdruck eng; »Es-«»- in dem Sinne ver- standen wird, welchen Beza, Wolf, I. Lange, Carpzov u· A. annahnien, indem sie »so-« gleich 157739 erklärten, und welchen Piscator durch seine Conjertur ein-Z nassen» aus- drückte· Die gewöhnliche Erklärung ist dagegen die, daß weg; Weis-TM- Uicht mit siJxoxrag sondern mit eeJorloisasJat verbun- den und »in allen Stücken» übersetzt wird. Luther hat frei- lich, was die Wortstellung zu fordern scheint, nspl »ein-ro«- mit uizcxmrz verbunden, aber dennoch die Meinung der mei- sten Ausleger ausgedrückt: »Ich WÜUschS kU OIIM SkÜckEM daß Dirs wohlgehe.« Das Mißliche dieser besonders von Lücke (2. Aufl.) vertheidigten Auslegung liegt nicht in der Wortstellung allein, auch nicht darin allein, daß das weg; Hei-mos- nur zu esse-Besonders, nicht auch zu e3ycais-e»»gehö- 3 Ich. B. l. 2—4. 5l7 ren kann, sondern in beiden Umständen zugleich. Je bedeu- tender die Bestitiitnung rczpl Hei-»mi- nach der kraftvollen Voranstellung erscheint, desto schwieriger ist die Beschränkung auf den Begtlff stJ0()"ot7o«9o-i, zumal da dvch das Jyracføerp die genauere Beziehung des eriocioäosar enthält, wie das auch durch die Schlußworte sinds-Je »so-l. indicirt wird. Gegen die Erklärung des weg) weis-rais- als »vor allen Dingen« hat man ein sprachliches Bedenken gehabt. Aber in der That gilt dies gegen die gewöhnliche Erklärung weit mehr. Niemals wird sue-lasse- oder kränke-einsa- mit-rege« verbunden. Es findet sich das Berbutn Hör-Je»- mit mpi c. goes-s. construirt, bei Josephus (?lrchäol. X, it. l. vgl. Lücke); dagegen würde man, wenn der gewöhnlich angenommene Sinn (,,in allen Stücken«) hatte ausgedrückt werden sollen, um so mehr das einfache s» wär-«- erwarten, als gerade das sa- am natürlich- sten mit ersockoris verbunden wird. Vgl.Gen.24,48 sikcslelmoö ,«s s» tiefes. Es hat übrigens gar keine Schwierigkeih das mspl wär-ca«- im Sinne von prak- omnibus kebus zu fassen. Die Präposition Hex« c. gen. dient nicht nur bei Dichtern, sondern auch in ganz gewöhnlichen Phrasen und Compositionen (7«5(«;»·;-I«sosIa««, übertreffen. nkpi AND-J, Jrsgi »Arie«-up, »Er-l säh-en- srorkzossah zur Bezeichnung der Absrhätzung, des Vorzugs Nach Analogie des Homerischen Jrsgl wär-ro«- »F»- xcwac XII-ros- (Il. I, 287) erklärt sich die Formel weg) Hain-- m» siizoxsar aus der Vorstelluug, daß aus dem Umkreise aller Dinge der bestimmte Wunsch hervortritt. Vgl. überhaupt Kühney It. S. 292. Was nun vor allen Dingen der Apostel dem Cajus wünscht, lst die leibliche Wohlfahrt, euoekossoätrr naei riycalwxrrq denn daß es der Seele des Cajus wohl ergeht, weiß der Apo- stel. Das Verbum zügeln-so, wie das verwandle ers-»New» weist aus schuf» d. h. zunächst see-M ösldg (Suidas), dann sung-»Fü- (Hesychius) zurück. Euer-Iris« heißt einen guten Weg haben, in Wohlfahrt sich befinden; ersehn-J«- einen guten Weg machen, leiten, wie Hesychius erklärt seit-dolose, »aus-- IIIFAH ' siJuse)"uiiIøj, sJTo«,«rs«o-Jø,». Somit kommt das Passivulll 518 3 Ich. V. l. 2—4. kund-»Posa- i·m Sinne etwa mit dem intransitiven etioökiii überein. Der Gebrauch des Wortes sue-Poesi- ist bei den LXX und im N. T. (Nöm. l, 10. lCor. 16, L) durchaus natur- gemäß. Neben dem activischen kiiockoäw sieht Gen. 24, 12 die Bestimmung Frasse-««- åziioii (»bereite vor mir einen ebenen Weg«); vgl. 2Chron. 26, 5 Mir-Umon- aörczJ e; snjgcod Neh- 1, ll. Es sindet sich auch das transitivische sdockoiiss mit ei- nem persönlichen Objekte, wie Gen. 24, 27 kiuä -r’ eüoickwue o· »ein-os- ezc »Es-w, oder das. V. 48 sein«-Amor« ««- sw Zeig? säh-Belag- Abgeleitet ist dann der Sprachgebrauch, nach wel- chem küockoisstz mit einem sachlichen Objekte verbunden, bedeu- tet »etwas gelingen lassen, segnen«, wie Gen. 39, 3 Zu» sei» nur«-J, »ein-OF SIJOEFOI S» Dass· xepaip arti-m)- Diesem zwie- sachen Gebrauche des Activums entspricht eine doppelte Art des Sprachgebrauchs bei dem Passivum, indem einmal mit der activischen Vorstellung eåockosjy sue-» (jemanden aus gu- tem Wege leiten) solche passivische Formen correspondirem in welchen das persönliche Objekt als Subjekt erscheint, wie kein— eimåsjaemfk (2 Chron. 20, 20. Ihr werdet auf gutem Wege geleitet werden, d. h. Ihr werdet wohlsahrem Glück und Se- gen haben) stiszodwäøjeryz (2 Chwtd IS, II. Ptov.17,8. 28, is. vgl. Röm. l, 10. lCor.16, 2.), dann aber auch, entsprechend der Weise, nach welcher ein sachliches Objekt zu dem Activum gesiellt wird, in den passivischen Formen des Verbums diese Sache als Subjekt vorgestellt, die Person aber, aus welche das knochig-Ja« sich bezieht, als entfernteres Objekt, mithin im Dativ, bezeichnet wird, wie 2 Chron.13, 12 sciockaiokeauxsrcss-. 1Chron. 13, 2. Ein ganz unregelmäßiger Sprachgebrauch würde sich 2 Chrotr IS, 14 ist«-Masse, uui kriockaiaerk finden, weil hier das Aktivum keins-nis- den Sinn haben müßte, wel- cher sonst beständig durch das Passivum Sünde-Juda- ausge- drückt wird; allein man wird an jener Stelle unbedenklich die Emendation kiiocksjoerc statuiren dürfen, wie auch in den Hand- schriften der clafsischen Autoren Berwechslungen zwischen »Ja— sei» und esse-sind» vorkommen (vgl. Schneider s. v.). Jo- hannes wünscht also seinem Cajus vor allen Dingen, daß es 3 Joh. V. Z. 519 ihm wohlgehn, d. h. wie durch die weitere Bestiinmung imi Orest-»sie- epexegetisch erläutert wird, daß er gesund sein möge, nämlich leiblich, gleichwie es der Seele desselben wohl geht. Das Wort sinnst-Hasses, welches an sich ganz im Allgemeinen jede Wohlfahrt umfchließt, auch die geistige, bedarf der ge- nauern Bestimmung, welche durch das hinzugefügte Viel) Wem«- wni gegeben wird; aber gerade weil so das erste rede-Kodas«- seine Beschränkung auf das leibliche Wohlsein gefunden hat, ist es angemessen, daß das geistige Wohlsein, welches freilich einen gleichen Wunsch nicht erheischt, mit demselben Ausdrucke sen-Haig- evszockoisscai ou» ej exivxss anerkannt wird. Das Wohlsein der Seele besteht, wie Oecumenius erklärt: z» ex; »aus Sei keines-»Uras- 7r0Äxe-e««c«)e, oder wie nach V.3 zu sagen ist darin, daß Cajus die Wahrheit hat —- also das ewige Le- ben in ihr — und in der Wahrheit wandelt. B. Z. Daß es wirklich um das geistige Leben des Cajus so wohl steht, wie V. 2 gesagt ist, dessen ist der Apostel zu seiner großen Freude (vgl. V. 4. 2Joh. 4) durch das Zeug- nis von Brüdern versichert, welche auf ihrer Reise erprobt hatten, wie jener Mann in der Wahrheit und in der Liebe wandelte (vgl. B. S. 6). Entsprechend dem Aorist Zxoigqiz welcher aus den Zeitpunct zurückweist, da der Apostel das feine Freude bewirkende Zeugnis der Brüder empfing, sind die Par- ticipia åpxoxcäweow Und xcocpreigoriwsrasw imperseckisch zu fassen (Luc. 17, 12. Lücke, de Wette, Huther)· Über das »sp- wpssp mit folgendem Dativ der Sache oder der Person, wor- auf das Zeugnis gerichtet ist, vgl. V. S. 12. Ich. s, M. Z, 33. l8, 37. Jn der Erklärung der Worte »sehr. im» ex; obs-Jesus. sie-Aas§ sei-l. sind die Ausleger bei aller scheinbaren Verschie- denheit doch wesentlich eines Sinnes. Die ältern, welche das erste sizejäsca meist durch sjncerjtas wiedergeben (C. aLapide, Beza, Er. Schmidt, I. Lange u. A.), haben richtig er- kaum, was die neuern bestinicnter ausgesprochen haben (Lücke, Hutherz vgl. schon Grotius, Heumann), daß die Wahr- heit in snbjectiver Beziehung gemeint ist, indem die letzten U. 34 520 3 Sah. B. 2—4. Worte nasse-Z;- ori äs- athyäsfge arger-are« genauer erläutern, wie die lebendige Wahrheit, das achte Christenthum des Cajus sich darstellt, nämlich durch einen der Wahrheit entsprechenden Wandel (vgl. 2 Joh. 4). So sind diese letzten Worte ice-äuss- nicht als ein dem Zeugnisse der Brüder hinzugefügtes Zeugnis des Apostels, sondern als Inhalt dieses brüderlicher« Zeug- nisses, als Explication der Formel Fuge. no» »; Eies-Jetzt zu nehmen (Schlichtin g, Grotius,Bengel, Lücke, Brück- ner, Huther). Nicht ohne Absicht schreibt aber Johannes, indem er das Zeugnis der Brüder wiedergiebt, die ausdrück- liche Anrede mit, bei welcher der Gegensatz zum Diotrephes (V. 9 sll.) verstanden werden muß (Bengel, Sander). V. 4. Hatte der Apostel B. 3 dem Cajus gesagt, wie er mit großer Freude gehört habe, daß dieser in der Wahrheit wandele, so spricht er nun seine bei diesem besonderen Falle sirh geltend machende Gesinnung überhaupt aus, wie er näm- lich keine größere Freude habe, als diese, daß seine Kinder in der Wahrheit wandeln. —- Die Form xrscgoräpap hat ebenso wenig Schwierigkeit wie der Ausdruck ·«.s«g. reif-m» —- Im. In der rlassschen (Kühner l. S. 375) und in der neutesta- mentlichen Gräcität (Ephes. Z, 8. Winer, S. 67) sinden sich Comparationssorinem die von Comparativen und Superlativen gebildet sind; mit Unrecht urtheilt also Camerarius, daß das Wort prkrgosrkjxaw ungriechisch sei Merpxfaxiigkc s; ZZFOCL Schon Er. Srhmidt und Grotius haben die doppelte Com- paration, in welcher die Vorstellung noch mehr gehoben er- scheint, richtig gewürdigt. Vgl. auch Lücke und Huther. Für unjohanneisch (de Wette) ist aber das Wort, weil es sonst bei Johannes sich nicht sindet, noch nicht auszugeben; man müßte sonst es für bedenklich halten, daß Johannes, welcher sonst von einer ,,größten« Freude oder einer »größten« Liebe redet, hier einmal eine ,,allergrößte« Freude nennen könnte. — Die Formel gis-For. Couran- — Zwar, welche Jvh. 15, 13 eine Parallele hat, ist von den ältern Auslegern mei- stens unrichtig erläutert, denn weder ist zu reifen-»der Be- griff zapossi zu verstehn (Beza, Bengel, Sander),«noch ist 3 July. V. 4. - 521 vor I«- ein sJ zu ergänzen (Er..Schmidt), noch ist Iw- gleich Z» zu nehmen (Beza, Aretius). Jn der gefammten Grä- cität (vgl. Kühney il. S. 48. Winer, S. 152) ist es durch- aus nicht ungewöhnlich, daß die neutrale Spluralforcn Aus« auf einen einzigen Begriff bezogen wird, welcher so in seiner Allgemeinheit, nach feinem gesammten Umfange, vorgestellt wird. Die umgekehrte Anwendung derselben Raifon sindet da statt, wo ein in der Neutralform des Plurals ausgedrücktes Subjert mit einem Singular des Berbums verbunden wird. Die Partikel Im -ist aber mit dem Demonsirativum vors-tm- in ganz ähnlicher Weise, wie so oft bei Johannes, ronstruirt (vgl. Bd. l. S. 136 fl.), was an unserer Stelle nur deshalb nicht immer erkannt ist, weil das Demonstrativum in der Plu- ralform und noch dazu im Genitiv der Comparation erscheint. Der Sinn des ganzen Ausdrucks ist einfach also anschaulich zu machen: dies ist die größte Freude, welcheirh habe, daß — Des-»F, oder auch weder» socie- JJ zapoi »· xeeyfoscøy — i"-a). Vgl. auch Lücke, Huthern Zu den Kindern, an deren Wandel in der Wahrheit der Apostel seine allergrbßte Freude hat, wird auch Cajus gerech- net, von dem es jedoch völlig zweifelhaft ist, ob er durch Jo- hannes oder einen andern Apostel bekehrt sei. Überhaupt ist, wie Huther richtig bemerkt, der Begriff der Kinder auf alle die ·auszudehnen, welche der väterlichen Seelsorge des Apostels anvertraut find. Alle Glieder feiner Gerneinen sind seine Kinder. V. 5., Kiyo-»wes, »so-»Za- Jrocclg b« sei» Zwist-z; ei; Tod; CAN-pgdp, turi Tod-n) Ist-ow- V. 6. o? äxiagsesspszooiw um- szyj oiyeinjy Hast-Ente«- Hinz-wisse, 0175 nor-U§ noujoecg ngonäxcixjag visit-ok- 7013 Ase-II. V« 7. Osxzg Ycig ToIJ cis-derartig· ZEIT-Im- zcsjcfiy Äa:,»z5«(-«E- Mosis-sc oimi Tass- EIN-mass« V. 8. ask-eig- otJp eirpsizoxsw iJvxolaxszFciwscw wär« Tote-J- ssougk Zw- ovpspyoi yet-deckst)- scsj oZÄOZIF-"He. Die Lesart zweie» V. 5 ist durch B c G J at. so ge- sichert, daß Lachmann nicht recht that, das Zweig» des Cod. A in den Text zu nehmen. Dies Präsens ist offenbar wegen "34’« 522 3 M. V. 5—8. des vorhergehenden wackre— geschrieben (vgl. Huther). Es ist aber offenbar die in der aotistischen Form liegende Nebenbezies hung vermischt, so daß der c0nj. nor» hier nach Eis» dem cui-J. pro-es. gleich steht, wie z. B. Matth Z, 2. 2Tim. 2, 4 u. s. w. nach Absichtspartikelw —— Mit Recht haben Lachmann und Tischendors die durch ABC at. Brig. und andere Bersionen bezeugte Lesart im) ssoejsxo Eise-mir- der Recepta im; »Z- soüg seh« für welche G J ei. sprechen, vorgezogen. Wahrscheinlich ist diese Bariante daraus. entstanden, daß man ausdrücklich gesagt sein lassen wollte, daß einheimische wie fremde Brüder von Cajus Wohlthaten empfingen. Barth. Petrus stellt deshalb die gute Lesart der Vulgata hinter der Recepta zurück. —- V. 6. Die Recepta sie-»Eure ngonäxiipag ist nach überwiegenden Zeugen von Lachmann und Tischendors gebilligt. Vielleicht beruht die Variante bei c see-»Kons- npondzrxasig nur auf einem Versehm vielleicht ist sie eine Erleichterung; jedenfalls ist dieselbe ebenso wenig be- rechtigt wie die nur von einigen Minuskeln vertretene Variante weiss; rrporräxrrxmg (vgl. Wetstein) oder die Cvnjektur des H. Grotius önofsyooec eigenes-»das, deren Sinn merkwür- digerweise schon Luther in seiner Übersetzung »Du hast wohl gethan« ausdtückth «—- V. 7. ZU Spuren-soc (A c Re- repta, Lachmanm Tischendors) fügt B die Erklärung arise-is. Auch in den richtigen Text derVulgata gehört das ejus nicht hinein. —- Statt sei-am, welches nach G J in der Recepta steht, ist mit Recht von Lachmann und Tischem dors schier-as« nach ABC geschrieben. R. Bentleh con- jicitte Siegel-Vorab- — V. S. Die Rekepta oZ7roÄoe,rcxFoEI-erp- hat im Vergleich mit der durch ABC geschiitzten Lesart Jan— zo-««««6'02-»x»-, welche von Lachmann und Tischendorf adoptirt ist, gar keinen Grund. —- V. 5. 6. Das allgemeine Lob, welches B.3.4 nach dem Zeugnisse der reisenden Brüder dem Cajus wegen seines Wan- dels in der Wahrheit gezollt war, erhält hier die besondere Beziehung auf die Gastsreundlichkeit des Mannes. Diese be- sondere Erweisung der cichten, in der Wahrheit gegründeten 3 Ist» V. 5. e. 523 Liebe des Cajus hatten die reisenden Brüder erprobt und vor der Gemeine des Apostels gerühmt. Mit dem Lobe der schon geübten Gastfreundschaft verbindet aber der Apostel (V.6".7.8) eine neue Empfehlung jener Brüder, welche noch einmal durch des Cajus Wohnort kommen werden. Schon durch die innere Beziehung, in welcher das m— cis-ör- eiorezg zu dem Begriffe des Wandelns in der Wahrheit (V. Z. 4)« und in der Liebe (B. 6) steht, ist der wesentliche und von allen Auslegern gleicherweise anerkannte Sinn jenes Ausdrucks bestimmtz und es erscheint im Grunde gleichgiiltig, ob matt mit Oecumenius das neu-»F«- erklätt Exem- »in-rot? cimfpäg (vgl. Beda, Barth. Petrus, C. aLapide, Tiri- nus, Beza, Aretius, Schlichting, Wolf, J. Lange, Heumanm Carpzov, S. G. Lange, Lücke u. A.), oder mit Bengel und deWette iidele tat-is, tat-is quiclciam quoci saoile a te pollicebar mihi et fratribus, »was dem christlichen Vertrauen der gerechten Erwartung entspricht-«, denn in der That ergiebt sich diese zweite Beziehung aus jener ersten, wie denn auch Huther beides verbindet: treu d. h. dem christli- chen Berufe entsprechend. Doch ist die von Bengel und de Wette statuirte Beziehung zu speciell, da vielmehr nach dem Zusammenhange das, was Cajus an den fremden Brüdern thut Läg-»Hei. etc vgl. Matth. 26, 10), als eine Erweisung seiner nie-«; oder der in ihm lebendig vorhandenen und in der seh-eine; sich auswirkenden oizøjisem gelobt wird. Das Glaubens- und Liebeswerk des Cajus verdient um so mehr diese Anerkennung von Seiten des Apostels, weil es an frem- den Brüdern geschieht. Dies hebt der Apostel ausdrücklich hervor durch die Formel im; Tod-ro (vgl. Phii. I) 28. Ephes. 2, 8. 1Cor. 6, 6). Freilich wenn auch menschlicherweise die fremden Brüder unserer Liebe ferner zu stehn scheinen, so sind doch chriftlicherweife alle Brüder einander gleich nahe; eine Liebe umschlingt sie alle, wie sie in einer Wahrheit alle stehn, so daß die christliche priesen-«« als eine wesentliche Ertveisung der christlichen oiyoinsk erscheint (Röm. 12, IS. Hei-r. 13, 2. lPetr. 4, J. 1Tim. Z, 2. Tit. 1, 8). 524 3 Seh. V. 5—8. Bei dem V. 5 dem Cajus gezollten Lobe hat der Apostel insbesondere das im Auge, was derselbe an den B. 6 aus- drücklich genannten fremden Brüdern gethan hat; deshalb fährt der! Apostel V. 6 fort: o? åxragsctjpqcraw ji«-Ä. Mai! kam! also nicht mit deWette (vgl. auch Lücke) sagen, daß durch as' V. 6 aus der generischen Vorstellung der käm« die con- trete Borstellung einiger herausgenommen werde, und noch weniger, daß hernach mit as; andere bezeichnet seien, als die o? Dinge. (vgl. dagegen auch Huther). Zu der letztern An- nahme ist gar kein Grund; was das cxrstere betrifft, so lautet B. 5 allerdings ganz allgemein, aber der Zusammenhang er- giebt die besondere Beziehung. Die fremden Brüder, welche von Cajus hergekommen wa- ren, hatten die Liebe desselben, die ste in feiner Gastsreundlich- keit erfahren, geriihcnh und zwar Ein-Imm- .s'-««ls;o-"ag, ange- sichts der Gemeine, natürlich derjenigen, in welcher der Apo- stel sich befand (Piscator, Grotius, J.Lange, Sander, Hutheks Mo» vkaucht die Ofsentiichkeit dieses Zeuguisses nicht einmal mit Bengel zu erklären: Publice sammt-mora- banlur exemp1a, ad hortancium, sondern es geniigt die ein- fache Annahme, daß die fremden Brüder, Evangelisten nach V. 7, vor der johanneischen Gerneine von ihrer Reise erzähl- ten (vgl. AG. l4, 27), wobei nichts natürlicher war als die rühmliche Erwähnung der bei Cajus genossenen Liebe. Weil nun diese Brüder wiederum durch des Cajus Wohn- ort reifen werden, empsiehlt sie der Apostel von neuem der Unterstützung desselben: use· IeaZaJF neues-Jers- ngonäxulyug ckzfmc sein; was« Nach dieser richtigen Lesart gehören die Worte eile . .. ngonäxuxxag cis-Tag w. is· als ergänzende Be- stimmung — daher das Sparticipium (vgl. Kühn er ll. S. Stil)- zu dem Verbum sie-M;- nonjcmgs »welche auf Gottes würdige Weise befördernd Du wohlthun wirst«. Wesentlich derselbe Sinn, aber auf leichtere Weise, weil das Pakt. vor. upon-«»- niac auf den ersten Blick Ansioß erregt, wird durch die Variante nor-sang· ngonäxsixjkscg ausgedrückt: »welche Du, nachdem Du ihnen wohlgethan hast, auf Gottes würdige Weise befördern 3 Ich. B. Z. 6. 525 wirst.« Iedenfalls gehört nach beiden Lesarten das eigne§ Im) War) zu dem Begriffe ssgonssusmiz das sie-lass; aber zu weiss-«; und es ist ganz verkehrt, wenn Carpzov, indem er vor cis-w; ein ist-«' supplirt, zwei Bestimmungen zu »oui«- gewinnen will, siazasg uai oiximg sc. A. Eine gewisse Schwie- rigkeit bietet aber die am besten bezeugte Lesart weisse-ei; »Yo- yxäxrwxgz das Pakt. act. nämlich ist hier nicht in ganz gleicher Weise wie z. B. Mark. 13, 13 (Lücke), im Sinne eines For. exacti zu verstehn, weil dort das Gerettetwerden weisse-ein«) wirklich erst eintritt, nachdem das Ausharren geschehn sein wird (si ein-»reine; Ei; Texas-D während nach unserer Stelle in der That das nor-Träg kreist» eben in dem »Herr-Herren«- statt- sinden soll. Huther hat diese Schwierigkeit gefühlt und des- halb gesagt, auch dem For. sie-»Juki;- sei eine in das Fut exact. übergehende Bedeutung beizulegen. Aber ist das gram- matisch möglich? Richtiger möchte es wohl sein, die aoristische Form aus der Vorstellung zu erklären, daß die gute That darin bestehn wird hast. weisser-g. Fut.), daß Cajus die Brü- der würdig befördert haben wicd Organen-war· Aar. d.h. Fut- exacl.). So enthält der Ausdruck sie-Laie weiss-me eine, wie Bengel treffend sagt, mai-atra fokmula darinnen; die gewisse Erwartung und der besehlende Ton in der Form des Futu- rums (vgl. Kühner II. S. 82) wird wiederum gemildert durch den Begriff sie-Aas; muss» selbst (AG. 10, 33. Phil. 4, 14). An die Pflicht der Liebe (vgl. V. 8 Zwei-Konrad wird mit liebreichem Worte erinnert. Was nun der Apostel von dem Cajus erwartet ist dies, daß er die reisenden Brüder »befördern« werde, »aus-»Arie«, d. h. cum viatico ciimjltere (Grotius, Bengel), überhaupt zur Weitetreise ihnen behülslieh sein werde (Tit. 3, 13. 1Cor. 16, II. Lücke, Hukhet), Und zwar risfwg Tot·- FeorL Diese Bestimmung wird erklärt at i(l Deo plaoeat et ut Dei gloria ista deductione ampliiicetur (J. Lange, Heumann), oder sicut Deo ciebemus (Grotiu s, nach Col. l,10. 1Thess.2,12), oder endlich ,-mit aller Sorgfalt und Liebe, die das Werk Gottes, das jene Brüder betrieben, erfordert« (Lücke, Sand er, 526 3 Ich. V. 5—8. de Wette, Huther). Mit Recht wird in dieser letzten Er- klärung die Beziehung, inwiefern das Gemeinte Gottes wür- dig sei, hervorgchobenz I Thess. 2, 12 liegt z. B. diese ge- nauere Bestimmung darin, daß der Ruf Gottes zu einer Pflicht geltend gemacht ist, während in dem Zusammenhange unserer Stelle (vgl. V.7. s) die reisenden Brüder als solche erscheinen, denen das Wort des Herrn gilt: Wer Euch aufnimmt, der nimmt mich aus (Beza, Ben gel). Sie reisen als Prediger der Wahrheit, also als Diener und Boten Gottes. V. 7. 8. Dies wird V. 7 ausdrücklich hervorgehoben, und hierauf die Verpflichtung aller Gläubigen zur thätigen Beihülse gegründet, V. S. Die Auslegung von V. 7 ist insofern zwiespältig, als man das åxsjzäaw entweder von einem freiwilligen Ausziehm um das Zwozsa zu predigen hinsp s. sein«-J, oder von einem gezwungenen Ausziehm d. h. davon, daß um des bekannten öwxm willen die Brüder verjagt worden seien, verstanden hat. Die Auslegey welche der letztern Meinung sind, verbinden mei- stens das »in-Z »Ja« gänz-easi- mit åxøszäaiq indem sie dann die Worte »wid- zrrxqFoiwousssc so deuten, daß die Heiden den von ihnen vertriebcnen Christen nicht gestattet hätten, etwas von ihrem Eigenthum mitzunehmen (ejecti, nibilque see-um asporiaveruntz omnibus rebus sp0liaii. Carpzo v. Vgl. Beza, Er· Schmidt, Wolf, Bengel) Jedoch haben andere Aus- leger auch bei der Construction von käm; c· EIN« mit Irr-»F. denselben Sinn ausgedrückt (N. de Lyta, Heumannx H. Grotius, welcher das Hishi-Ja» gleichfalls aus ein; Vertret- bung bezieht —- aher durch Juden: a Judaea ejeoti san! per Juciaeos increciuios ob Christum —- und dabei das zwei. Äaxspc cis-d sc. Eise« deutet: potuerant in ista ealamiiate urt- juvari misericordia was» IN, sei! maluerunt omnia Christia- nis liebste, nähert sich einigermaßen der von den Meisten angenommenen, neuerlich von Lücke vollkommen gerechtfertig- ten Auslegung, nach welcher das ais-ei o. We« mit »W- Äa,«,6«. construirt (vgl. Matth. 17, 25), das Zzäpxeassax aber von dem freiwilligen Ausziehn (AG. 15, 40) um der Verkün- 3 Joh. B. 7. 8. - 527 digung des öde-»o- willen verstanden wird, so daß sich der Sinn ergiebt, daß jene reisenden Brüder bei ihrer Missions- thätigkeit unter den Heiden von diesen nichts nehmen, also an die Liebe der christlichen Brüder gewiesen werden müssen. Für diese Auslegung spricht die Einfachheit der Construction, der Ausdruck, sowohl das zgäpxxoäocz als auch das lex-»Fei- wms , und der Zusammenhang (vgl. V.8 aus-s»- -x. oZ-1»2«).). Die Präposition ein-z) bezeichnet, wie Röm. I, 6. Joh.11,4, den bei dem Ausziehn vorschwebenden Zweck, nämlich das cis-»m- bekannt zu machen. Ob nun dies cis-on« auf Gott zu beziehn sei, wie die Variante ouJcorJ anzeigt (Schlichting, Bengel, May er), oder auf Christum, kann nicht aus altte- stamentlichen Parallelen (vgl. Leb. 24,11, welche Stelle neben Jac.2,7 von Bengel angezogen ist), sondern nur aus Grund der christlichen Denkweise entschieden werden. Nach dieser aber ist ohne Zweifel der Name Christi gemeint, wie auch Jac.2,7. AG. 5, 41 (vgl. lgnaL Ep. ad Ephes Z. 7. ad Philimä 10. cis-Erim« ») sein«-»O. So haben die meisten Auslegey Bed a, Grotius, Lücke, Huther u. A. geurtheilh Indem der Apostel hinzufügt skizckzs lag-s. eine; c. ist«»- uu3-, hebt er den besondern Grund, auf welchem für die Gläu- bigen die Berpflichtung zur Unterstütziing der reisenden Evan- gelisten ruht (V. 8), ausdrücklich hervor. Es ist hiebei nicht gleichgültig, daß er ·«s;c)’.k"-, nicht ais-leid, schreibt. Mit dem letztern Ausdrucke würde das einfache Factum, daß jene Brü- der nichts nehmen, hingestelltz aber der Ausdruck zweie» Aas-H. schiebt dies Fartum gleichsam in die Vorstellung der Leser, wie es als Gegenstand des Bedenkens für den Apostel selbst erscheint. So wird der innere Zusammenhang ange- deutet: weil es sich so verhält, daß jene nichts nehmen, des- halb find wir schuldig u. s. w. Das Participium Las-Beiwer- esc kann nicht, als Pan-sie. jmperc auf die Zeit des Ausgehns zurückblicken, denn es versteht sich von selbst, daß die Brüder, als sie auszogen, nämlich aus ihrer christlichen Gemeine und Hcimath, von den Heidnischen tiichts empfangen oder tnitneh- men konnten; es wird vielmehr dargestellt, wie sich nun, nach- 528 3 Ich· V. 5——8. dem sie ausgezogen sind, die Sache verhält. Darum wird auch B. 8 die entsprechende gegenwärtige Pslicht der Gläubi- gen überhaupt geltend gemacht. Die reisenden Brüder haben, wie Huther tressend sagt, die Maxime, von den Heidnischen (««.’2J»«»5g. vgl. Matth s, 47. 18, 17) nichts, keine Unter- stützung, zu nehmen. Sie geben umsonst, was sie umsonst empfangen haben (vgl. Matth 10, 8. Piscator, Schlich- ting, J. Lange, Lückex Ähnlich hielt es Paulus, wenn er von einigen Gemeinen seinen leiblichen Unterhalt nicht an- nahm, den er von andern unbedenklich sich reichen ließ. An- ders liegt allerdings (vgl. Huther) diese Sache insofern, als Paulus von christlichen Gemeinen redet (2 Cor. l1,7sll. l2, l6. 1 Cur. 9, 18. lThesf Z, 9), hier aber von Heiden, denen der Name Christi erst gepredigt wird, die Rede ist. Indessen die bestimmende Nücksicht ist in beiden Fcillen ähnlich; den Hei: den gegenüber war es höchsi nothwendig, jeden Schein eines selbstsüchtigen Interesses zu entfernen. So unterschieden sich an einem sogleich stark in die Augen fallenden Punkte die Boten des Evangeliums von den Mathematicis, Astrologis und andern derartigen Un1läusern, die mit religiösen Dingen Geschäfte niachten. Wenn nun aber von den Heidnifchen die umreisenden Evangelisten nichts empfangen, so haben eben deshalb die christ- lichen Brüder die Pflicht Ost-setz. vgl. 1Joh. L, 6), solche Pre- diger der Wahrheit zu unterstützen um so der Wahrheit selbst Vorschub zu leisten. Mit starkem Nachdruck sieht in diesem Gedankengange das ssxskse V. 8, im Gegensatze zu den M«- ssosrz voran (vgl. auch Huther). Sich selbst schließt natür- lich der Apostel in vollem Ernste ein; es ist eine wesentliche Christenpslichh die er geltend macht*). Auf eine seine Weise markirt der Apostel den Zusammenhang zwischen V. 8 und V. 7 durch den Anklang des iiesozkxxssckoiokie an das voran- gehende xsozckzy 3a««z5«cia-o».kg. Schon Carpzov (vgl. auch «) Dir Pflicht, am Werke der Mission sich zu betheiligem Vgl. Nöum 10, 13 sit. 3 Joh. V. 7. S. 529 Huther) hat hier eine elegans anianaciasis gefunden. Das Wort sjnoäaxcsklwsro soll, wie es scheint, durch die Variante eenoäazrkfoiwecp erklärt werden. Dieses, welches gleichfalls in der hier statthaften Bedeutung im N. T. nicht vorkommt, wird von Oecumenius und Theophylact durch einein-»Häl- risoäai und ijnoäklzsoäar erläutert und mit Berufung auf Pf. 16, 12 (wo rksrozaxizfoiwsrd steht) in dem Sinne gedeutet, daß man nicht warten solle, bis man um gastfreundliche Hülfe angesprochen werde, sondern daß man dieselbe dem Bedürfn- gen entgegentragen müsse. Aber dieses besondere Moment liegt nicht in dem Worte an sich, welches sowohl die gastfreundliche Aufnahme (vgl. 2 Joh. 10 Terz«-F. es; ais-law) als auch über- haupt jede Unterstützung bezeichnet (St·rabo n. 653: or« Eil— nopor wenig åuckseig rJ7r0Äa,4»6«ci-i-0Uor. Vgl. Schneidey Les; Suppletilenlbakld s. v-), so daß in dem Hvrolorxrsolwzrw nicht nur das Beherbergen, sondern auch das Weiterbesördern who— »Es-ins»- V. 6) der reisenden Brüder enthalten ist. Der Zweck solcher Unterstützung ist aber: Im omispyoi Juni-Ums« »; »Ein-Bein, auf daß wir Mitarbeiter werden für die Wahrheit· Jene reisenden Prediger weihen ihre Arbeit der einen göttlichen Wahrheit; wir werden durch unsere Unterstützung derselben Gehülfen oder Theilnehmer an ihrem Werke· Es versieht sich von selbst, daß nicht von einem zpyow der Wahrheit die Rede ist, daß also der Dativ »; cis-inwie- nicht von dem oriw in owkpyof abhängen kann, wie die Vulgata Gooperatores fern-Iris. Vgl. auch Luther, Bengel u. A.) ausdrückt; vielmehr bezeichnet der Dativ »; oizspäslzx den Gegenstand, welchem die Arbeit der Predigey deren Mitarbeiter die unter- siützenden Gläubigen werden sollen, gewidmet ist (vgl. Brück- ner, Huther). Andere Ausdrucksweisen für dieselbe Vorstel- lung sikiden sich 1Thess. Z, Z: 0-t«-egyös- Ohren» Z» sog-J krieg-- yszfgx 2 Cur. S, 23: vors-sowie Ewig: iruå sie« Wenig« ovpsgyck Col. 4, II: oiwsyyoi es; »Ja« Folgezeit«- -r- II« V. 9. "Ey()a1.l-di s« coj sitze-innig· XII-· e; Oel-unpassend» qziuzy zlsqsxpsxpyg orJsr ånrckäzssxar øsxrckgn V. 10. Mo! Tod-so, sei» EIN-J, Haare-»ja« kreisen) sxoi äxiyu 530 3 Ich. V. 9—-12. X muss Käf-neg- srowøygosgs ekle-begab- øJxioZg, ssoei xns Editor-«- ziwog Fni Tod-soc; arise cis-Jede åntckäxscae weis tiefst- epoeigs see-i seen-«;- kkoväoeiäwovg nwhjsc sxai s« ssejc sie-Ae;- ofag åyFoZMsc. V. II. Ichurrrsyssss xnJ »Hei-II scö »aus-I, til-M te; ehe-Ade« e? ckycråonoxaiw E» sen? Boot? Fasse» e; not-conversi- otiz Ereignisse» ers» den«-«. V. 12. Xexes-Zenit» zcexeoepnfgyxxae Hex-Z Arie-ca«- ieai III-« arise-Es esse« osäøyäeiocs we; vix-eig- ()’.’s xcagsssvgmspcssy smi »Was« Z« »« zeugend-«» efxeaiv Eins-je Form. Die von Lachmann und Tifchendorf aufgenonnnene Lesart zygawi «« V. 9 hat die besten Zeugen, ABC at» für sich. Das s« ließ« man als überflüssig weg. Doch ist es auch noch in der Variante zygaiva di» «« (vgl. Mill, Wet- stein) erhalten. Aber neben dieser Bariante sindet sich auch die andere, etwas besser bezeugte: säh-pay«- öiw (sckipsjssem iorsitam Vulgata), welche daher entstanden ist, daß man den Apostel entweder nicht sagen lassen wollte, er habe verge- bens geschrieben, oder daß man — wenn man den hier ge- meinten Brief nicht in 1Ioh. oder 2Joh. sinden mochte —- nicht gern anerkannte, es sei ein Brief des Apostels verloren gegangen. So will noch C. a Lapide die libersetzung der Vulgata rechtfertigen und ein di» fupplirem qaia nuliae ex— staat S. Joannis spie-rotes. -— Wenn B. 10 zwifchen Iphig- guiv und »Es-sie bei c ein ei; ssch eingeschoben findet, so soll dies vielleicht andeuten, daß die schlechten Reden wohl gegen den Apostel gerichtet werden, aber ihn nicht treffen. — Die gleichfalls von c vertretene Variante v. Zeukssxoxcäwue statt scmjsg Foemäoxsävoeie (AB) ist eine Erklärung. Auch in den Handschriften der Vulgata sindet sich neben qui oupiunt die Lesart qui suscipiunh — Nach den besten Zeugen ist B. II das sie, welches die Recepta hinter öhat, zu verwerfew Vgl. IJoh. 3,2. S. 5,20. -— V. IT. Vol· esse« rileøjåeferg hat jedenfalls O, vielleicht auch A, eingefchobenx esse» du«-ek- ofaa am«- Ohne Zweifel eine Erklärung, da das bloße wie osiiszäsiae zu dunkel fchien· — Statt »Was, der von Lach- 3 For. V. 9—12. 531 mann nach ABC. folg. at. mit Recht adoptirten Lesart hat Tisrhendorf das viel schlechter beglaubigte oickars der Re- repta gebilligt Es sindet sich auch (vgl. Will, Weithin) das, wie es scheint, aus Ich. 21, 24 sinnlos herübergenom- mene oi«d’a,«ss-. Für die Lesart »Was« kann man sagen (vgl- Huther), daß dieselbe, weil der Brief an den Cajus allein gerichtet ist, Anstoß erregt haben und deshalb mit »Wer; ver- tauscht sein möge. Allein die Zeugen sind entschieden gegen eitle-«, was auch vielleicht deshalb gesetzt wurde, weil es pas- send schien, wenn der Apostel sich nicht nur auf das Wissen des Cajus, sondern auf das aller seiner Freunde und Gemeine- genossen berief. · Etwas Ähnliches wie an den Cajus hat der Apostel auch an die Gemeine, in welcher Cajus lebt, geschricbenz aber von diesem Briefe ist keine Wirkung zu hoffen, weil der ehrgeizige Diotrephes so wenig auf den Apostel giebt, daß er böse Reden gegen denselben führt und die Gastfreundschaftan den reisen- den Brüdern nicht allein felbst nicht übt, sondern auch Andere, welche dazu willig find, daran hindert, V. 9. 10. Indem der Apostel ankündigt, daß er bei seiner bevorstehenden Ankunft dies Verfahren rügen werde (V. 10), ermahnt er den Cajus, daß er nicht das Böse, sondern das Gute nachahtnen und so als ein wahres Kind Gottes, voll lebendiger Gotteserkenntnis, sich darstellen solle, B. 11. Endlich, V. IT, wird «—- wie es scheint, in erfreulichem Gegensatze zu den Klagen über Dione- phes und als ein Vorbild im Guten —— ein Demetrius mit den besten Zeugnissen empfohlen. V. 9. Den Brief, welchen der Apostel an die Gemeine geschrieben hat — nämlich in welcher Cajus lebt (Piscator, de Wette, Sander, Huther u. A.), nicht illius loci, unde exienml v. 7, wie Bengel meinte, der hier eine ocoupatio findet, ne cajus dient, out« iiuk ad n0s? —— jenen, für uns verlorenen Brief bezeichnet der Apostel selbst als einen unbe- deutenden: zygaxaoi «, etwas, etwas Weniges habe ich ge- schrieben (vgl. Lücke, Huther)z vielleicht eben deshalb, weil et unter den obwaltenden Umständen die Erfolglosigkeit seines 532 3 Seh. V. 9——12. Schreibens voraussehen konnte. In der Form eines beschräm kenden Gegensatzes HAVE. Vgl. Kühner II, S. 436) führt Johannes an, was die Absicht feines Schreibens an die Ge- meine hindert: oZUI e; rpclovrpaøsreeiww arise-It( zlcoipäwyg oiJzc Fncsfäzkcae »Hm-IF. Aus Ehrgeiz also widerstrebt Diotrephes dem AposteL Diotrephes war nicht ein insolens haekesiarohisy sondern ein ambiti0sus, wie schon gegen Beda mit Recht von C. a Lapide bemerkt ist. Er wollte die Gemeine leiten, nicht Johannes sollte es thun. Der Ausdruck wszosxpwrsüww wird schon von dem Scholiasten I tresfend erläutert: ö Hex-ag- aoigaiw »? »Hm-»Ja· Wetstein hat Stellen aus Classikerm in welchen re; epczdnpwsrow neben h« åmäuzcfu »Es« enge-E»- wckog u. dgl. erscheint. Von dem Begriffe des Agra-rede»- hängt der Genitiv ais-easy, womit die Glieder der sie-zwic- bezeichnet sind, ab (Kühner II, S·197). — Aus der Sucht, der Erste in der Gemeine zu sein, geht die Widersetzlichkeit des Mannes gegen den Apostel hervor: ad« zwecks-Paar Ewig. Der Ausdruck smcjsxsaksax findet sich B. I0 in der eigent- lichen Bedeutung »an- oder aufnehmen«, womit zunächst das Äazszfekpkw sc? ais-Ja«- 2 Joh- l0, dann aber auch das dem— Lag-seine»- überhaupt 3Joh· 8 gemeint ist. Die uneigent- liche Bedeutung, «gelten lassen-«, welche das Wort V. 9 hat, kommt auch in der classischen Gräcität vor (vgl. Lücke, de Wette, Huther). Jn dem ssxikig will Huther mit Recht die persönliche Borstellung sesthaltcnz alles was die Ausleger zur Umschreibung dieses Hat-Z; sagen (epist0lam nostram. N. de Lyr a. monita nostra, ovascauucig nostras Grotius, J. Lange. nostrum apostolalutn, noslram auct0ritatem, no— stros starkes, noslras litt-kais, nostra praecepta C. a Lapideu Vgl. Tirinus, Barth. Petrus, Heumann, Lücke, de Wette), liegt in der persönlichen Vorstellung anschaulich zu- sammengcsaßt Es ist auch die Beiseitsetzung der apostolischcn Erinnerungen und Anordnungen nicht denkbar ohne die Ver- achtung der apostolischen Peksönlichkeit selbst. So war es bei Paulus in Galatien und in Corinth der Fallz so schildert auch Johannes die Sache weiter V· 10. " 3 Jvh. V. 10. 533 V. 10. Die V. 9 erwähnte hochmüthige Widersetzlichkeit des Diotrephes gegen den Aposteh durch welche sein Schreiben an die Gemeine wirkungslos gemacht wird, soll, wenn der Apostel selbst gekommen sein wird, die Ursach sein, die bösen Werke jenes Mannes zu rügen. In diesem Zusammenhange fährt der Apostel mit ckioå sxoilso fort und stellt, nicht ohne Absicht, das Fris- äzäoi voran (vgl. iiber dies Eos- I Joh. L, 28). Nach B. 14 hofft er alsbald in der Genieine des Diotrephes und des Cajus zu erscheinen; dann will er die Ungebühr jenes Mannes rügen und so beseitigen. Zu dem Verbum risse-»M- an« welches auch 2Tim. 2, 14 ohne den Accusativ der Per- son, der etwas in Erinnerung gebracht wird (vgl.Joh.14,26. Tit. Z, 1), sich findet, ist ein gänz» nicht zu ergänzen und noch weniger darf das arise-i·- in widrig« wie Pricäus con- jicirte, verwandelt werden; vielmehr scheint, wie auch Huther andeutet, der Apostel sagen zu wollen, nicht allein daß er dem Diotrephes seine Berkehrtheit unter die Augen stellen werde, sondern überhaupt daß er des Mannes Benehmen, durch welches öffentliches und allgemeines Ärgernis gegeben ist, strafen werde. Indem die besondere Beziehung, welche in dem usjsdii liegen würde, fehlt, wird die allgemeinere dem Zusammenhange entsprechende Beziehung angezeigt; doch ist nicht mit Paulus »Ja« Eis-Mai» zu ergänzen, weil (vgl. auch Huther) keineswegs die ganze Gemeine mit Diotrephes eines Sinnes war und deshalb von der Riige des Apostels nicht getroffen werden konnte. Es ist nichts zu ergänzen, sondern der Ausdruck ist in seiner Allgemeinheit zu belassen: Ich will seine Werke rügen. Schon Beda hat in dieser Hin- sicht richtig umschriebenx in omnjum notitiam manifestius ak- guendo product-m. — Der sBegriff des Wortes dar-»Woz- o-is»-, welches eigentlich das lehrende Crinnern bedeutet (vgl. Joh. 14, 26. 2Tim. 2, U. Tit. s, l. 2Petr. l, 12), erhält hier durch den Zusammenhang das Moment des Rügens oder strafenden Vorriickens (vgl. Lücke, Huther U. A.). Dem Sinne nach erklärt schon N. deLyra richtig: arguam,puniam. Weniger treffend sagt Bengel: notabo ita at Januar, ausmachen-m· 534 3 Joh. V. 9——12. Als Objekt seiner Riige nennt der Apostel sei-E zwei: c? nor« (vgl. 2Joh. 11), welche darin bestehn, daß Diotrephes nicht nur den Apostel mit bösen Reden verunglimpst, sondern auch die gastliche Ausnahme der reisenden Brüder rveigert und hindert. Die alten Ausleger (Beda, Oecurneniusz vgl. auch Whitby) bemerken also mit Recht, daß der Apostel nicht rein persönliche Beleidigungen, welche zu verzeihen Pslicht gewesen wäre, sondern solche Vergehen zu rügen habe, welche für den Frieden und das Heil der Kirche gesährlich seien. Das Wort rxizwgsiw — ein Jntransitivuny welches aber leicht die transitivische Beziehung aus ein bestimmtes Objekt annimmt (vgl. Kühn erll, S. 9) —- wird von Eustathius (zu It. XXL 361. bei Raphel zu u. St.) erklärt: ») s» ou« Ren-«« Myow »gut«-Zwa- eohislv Ääyestar nor) Olvapsfsn Im N. T. kommt sonst nur noch das Adjektiv epzvagög vor (1 Tim. 5, 13). Den ganzen Ausdruck ichs. nor-W. spät-»aus» erläu- tert Oecumenius durch Leidens-Zu, »aus-Leydig wobei jedoch die Nebenvorstellung, daß die boshasten Reden san-»was;- VgL zu 1 Joh. 3,12) nichts weiter als nichtige Schwatzereien sind, nicht zu übersehen ist. Apposite calumnjas Diotrepbis vor-at gen-ihm, bemerkt mit Recht C. a Lapide (vgl. auch Huther). Aber mehr noch als dies böse Gerede ist an dein Dlvttephes zu sttafent ssoei ziøJ ckpseotjxceøxog »Z- Was zu- nächst die Construction dieser Schlußworte von B. 11 anlangt, so kann »Es-erlasse« ebenso paßlich mit Frei« c. dar» wie mit dem bloßen Dativ (Luc. Z, 14. Hebt. l3, 5) verbunden wer- den. Das me« markirt seiner eigentlichen Bedeutung nach die auch in dem einfachen Dativ liegende Vorstellung von dem Grunde, aus welchen: das ask-eins« beruht (vgl. Kühnerlh S. 252. 296). Was nun Diotrephes, sich nicht begnügend mit dem bösen Geschwatz wider den Apostel, noch weiter an strasbaren Werken begeht, wird in zwei Satzgliedern beschrie- ben, welche einmal durch die Partikeln oiJce und im! (vgl. Kühn er H, S.441), dann durch die Worte wurde; und Tod; xfovlozsxwovc nach ihrem innern Verhältnis zu einander be- zeichnet sind (vgl. auch Huther). Einestheils nimmter selbst 3 Joh- V. 10. 535 die reisenden Brüder nicht auf (c’ncs)’i-—«zksxas. Vgl. zu V. 9), anderntheils hindert er die, welche sie aufnehmen wollen, und stößt dieselben aus der Gemeine. Das not-leis»- wird also in einem Verbote unter Androhung des Eies-Him- sie »Je- Fu— »Ihr-lag bestanden haben; diejenigen, welche dennoch die Gast- sreundschast übten, erlitten diese ungerechte und gewaltthätige Strafe. Nur die Schwierigkeih diese Sachlage anschaulich zu machen, hat einzelne Ausleger (.Heumann, Chr. F. Fritzsch e, Carpzov) dazu vermocht, sowohl dem Worte ges-til» Ge- walt anzuthun (vgl. Lue. 6, 22), als auch die Constructiom nach welcher das Object zu Essai-i» kein anderes als zu »wide- sein kann, zu verletzen und in« den letzten Worten den Sinn zu suchen: Diotrephes habe den reisenden Brüdern keine Unterstiitzung gegeben und auf diese Weise sie aus der Gemeine verjagt, d. h. zur Weiterreise gezwungen. Ohne Zweifel be- zeichnet das åxzfoixzkm H» »Je- åssssizaiac das Ausschließen von der Kirchengemeinschafh die Excommunication (S chlich- ting, Piseator, Er. Schmidh S. G. Lange, Lücke, de Wette, Sande« Huther u.A.). Aber wie soll man dies verstehns Huther, welcher mit Necht vor willkiihrlichen Hypothesen warnt, urgirt das Präsens Fuss-THE« in welchem er als That des Diotrephes bezeichnet findet, was derselbe in seinem Hochmuthe zu thun gedroht hatte, so daß der Ausdruck der einer scharfen Ironie sei. Allein dafür lauten die Worte zu einfach und ernstlichz und das Präsens ssssaizzkr wird ebenso wohl das wirklich Geschehende bezeichnen, wie das Präsens erwies« (vgl. nackt, svrccfäxesrarx Ohne Hypothesen kann man nicht fertig werden, weil es darauf ankommt, die in den Worten des Apostels kaum angedeuteten Thatsachen zu errathen. Sander will die Excommunication nicht aus der »Handhabung der Kirchenzucht«, sondern aus einem »Rotten- machen« erklären. Diotrephes, sagt er, hatte sich einen An- hang in der Gemeine verschafft nnd dadurch solchen Einfluß gewonnen, daß die Andern theils überlistet, theils übetwältigh thaten was Diotrephes wollte (vgl« 2 Pskks Z, 18- Jud« I9- Tit. s, 10). Auen: das Reiten-stachen ist doch nicht im Ge- ll. · 35 536 3 Joh B. 9——12. gensatze zu der Handhabung der Kirchenzucht zu denken, da nur durch jenes ein Mißbrauch dieser zuwege gebracht werden konnte. Jn diesem Sinne sagt Sander selbst: »Wenn es dem Diotrephes gelang, die Pläne seiner Herrschsucht als Be- schlüsse der Gemeine zur Handhabung der Kirchenzucht darzu- stellen, so wird ihm dies natürlich unt so lieber gewesen sein; es kann daher in dem ånzfoizzkc die Ausschließung aus der Gemeine durch Rigorismus in der Kirchenzucht mitenthalten sein: aber es ist irrig, wenn man das Dis-Ezze- darauf be- schränken will« — Nach den Andeutungen im Texte darf man annehmen (Sander, Huther), daß denjenigen in der Gemeine, welche die Gastfreundschaft an den fremden Brüdern üben wollten, Andere gegeniiberstandem welche es mit Dione- phes hielten und jene Brüder nicht ausnahmen. Diesen Zwie- spalt scheint der eitle Diotrephes benutzt zu haben, um die ihm seindliche Partei von der Kirchengcmeinschaft auszuschließem Vielleicht wurde die Frage über die Aufnahme der reisenden Brüder in einer Gemeineversammlung berathen, wobei — wie Huther annimmt — des Apostels Johannes in einer für den eitlen Diotrephes unwillkommenen Weise erwähnt wurde· Dunkel aber bleibt besonders der Punkt, wie Diotrephes einen solchen Einfluß gewinnen konnte, daß er die Ausschließung der Gastsreundlichem welche für ihn allein unmöglich war, bei der Gemeine durrhsetzte Hatte er durch sein Amt, als Presbyter oder als Diakon, irgendein besonderes Ansehn? Darf man aus dem Ausdrucke spczorrgwsrxriapp und aus der Andeutung über die Nichtachtung des apostolifchen Ansehns schließen, daß jener Mann seine amtliche Stellung zur Gemeine in eitler Hcrrschsucht gemißbraucht und sichzzum Herrn der Gemeine aufgeworfen habe, nicht fich begnügend mit der wahren Ehre, ein Hirt und Diener derselben (1 Petn 5, 2 fl. 2 Col« 4, 4. 1,24) zu sein? Nimmt man dies an, so ist es einigermaßen erklärlich, wie Diotrephes die zur Übung der Gastfreundschaft Willigen als solche darstellen konnte, welche seinen amtlichen Weisungen ungehorsam und Störer der Gemeineordnung wä- ren, so daß unter diesem Borwande die Ausschließung erfolgen 3 Joh. V. 10. II. 537 mochte. Kam er hiebei in Widerspruch mit irgendwelchen Em- pfehlungen oder Anweisungen des Apostels, so lag die Ver- suchung nahe, durch böses Gerede wider denselben das eigne Unrecht zu verdecken, und etwa durch die eitle Borfpiegelung von der Selbständigkeit der Gemeine die Kurzsichtigen zu blenden. V. II. Indem der Apostel sich wieder an den Cajus selbst wendet, redet er ihn auch an, Lsiyansxss (vgl. 1 Joh. 2,18. Z, 7. 18. 4, 1. 7. 5, 2l). Seine Ermahnung ist aber ganz allgemein, wenn auch, wie es scheint, einerseits die Bos- heit des Diotcephes, anderseits (vgl. Bed a) die Lobenswün digkeit des Demetrius, welchen der Apostel schon V. 11 im Sinne haben mochte, die Veranlassung zu der zwiefachen Ver- mahnung gab: »F« xeexcorj sei irrende-» oTUoZ so osyaäow Zu »wes-säu- wird auch im N. T. der Accusativ der Sache (Hebr. 13, 7), wie der Person (2 Thess Z, 7. 9· vgl. Ephes 5, l) gesetzt. Mit dem »und» und dem asyaäöo sind die bei- den Gegensätze bezeichnet, an welchen, wie in dem letzten Satze des Verfes angedeutet ist, die Kinder Gottes von den nicht aus Gott Geborenen unterschieden werden. Die Ausdrücke sind an sich selbst so einfach und stimmen so sehr mit der all- gemeinen biblischen Redeweise (vgl. 1Spetr. 3, 10 sl. mit Pf. 34, 13 sl·), daß unmöglich etwas Unjohanneisches (de Wette) in denselben gefunden werden kann· Was soll man denn für johanneisch und was für unjohanneisch halten, wenn Joh.5,29 roå oiyuåoi und ro? Poe-Ver, IJoh. Z, 12 aber· Tor« öpyoe no— who-i und elf-mo- einander entgegenstehn und sowohl der Aus- dkuck scoZ mer«-or 3,20) als der AS umso» I8, IS) sich stndets Die Redeweise an unserer Stelle ist so allgemein und natürlich, daß man überhaupt keine besondere Art, weder eine johanneifche noch eine unjohanneifchy an derselben suchen darf. Dagegen zeigt das letzte Versglied an Inhalt und Form deutliche Spuren der johanneifchen Weise. Daß die vorange- hende Ermahnung auf einen so allgemeinen Grundsatz zurück- geführt wird, daß das Thun des Guten oder des Bösen dem zugeschrieben wird, welcher Gott gesehn, erkannt hat oder nicht (l Joh. 3, 6), und daß weder der ganze Schlußsatz mit dem 538 3 Ich. V. 9——12. ersten Satze von V. 11, noch die beiden Gliede» des Schluß- satzes untereinander ausdrücklich in Verbindung gesetzt sind— das alles erinnert an die Art und Weise des ersten Briefs Ganz unbegründet (vgl. auch Huther) ist aber die Behaup- tung Lückes und de Wettes, daß man nach Analogie von 1Joh. 4, 8 statt nah( Siena« Ida- 29867 eher OF« syst» T. F» welches de Wette auch für passender hält, erwarten follte. Denn während beide Ausdrücke auf das lebendige Erkennen Gottes, welches die Gemeinfchaft mit Gott, das Geborensein aus ihm und das Sein in ihm einfchließt, hinweisen — wie denn auch das Z« Tor? Fern? For-««- mit dem Empor« se. F· parallel ist (vgl. Bd. l, S. 170 fll. Bd. 11, S. 35 fll. 77 fll.) —- liegt der durch den Aorist oder durch das Perfectum an- gedeutete Unterschied der Vorstellungsweise darin, daß entwe- der das Factum, daß einem Menschen jene Erkenntnis Gottes jemals wirklich aufgegangen sei, geleugnet wird, oder daß zu- gleich das in die Gegenwart herabreichende und durch das gegenwärtige Thun der Gerechtigkeit, des Guten, durch das Wandeln in der Liebe u. s.w. sich bethäthigende Erkannthaben Gottes angeschaut wird. So stützt Johannes feine allgemeine Ermahnung, das Gute nachzuahmen, deren besondere Anwen- dung er dem Cajus überläßt, auf den gleichfalls ganz allge- meinen (vgl. Lücke, Huther) Grundsatz, daß in dem Thun des Guten der, welcher Gott erkannt habe, sich erweisen müsse. Denn nach Analogie von l Joh. 2, 29 fll. kann man im Sinne des Apostels sagen (vgl. auch den Scholiastenll undBen- gel): wie der, welcher die Gerechtigkeit thut, aus dem gerech- ten Gott geboren ist, so ist wer das Gute thut aus dem Gott, welcher gut ist, und hat ihn erkannt. B. 12. Welche Veranlassung der Apostel zur Empfeh- lung des Demetrius gehabt habe, ist nicht sicher zu erkennen (vgl. die Einleitung §. 3). Die Worte schließen jedenfalls ein außerordentliches Lob ein. Von allen, heißt es zuerst, ist dem Demetrius Zeugnis, nämlich ein gutes, gegeben (vgl. AG.6,3. 10, 22. IS, 2.). Die Jede-»F sind als Christen zu denken, wie auch Oecuinenius und Theophhlact seine; »die-ca«- 3 Ich. B. 12. 539 »Is- sxesw XVI-Pera»- åxöwramä mit allen Auslegern meinen, obwohl sie mit Unrecht die weitere Beziehung auf Juden und Griechen (nach ICor. 10, 32) für möglich halten; es handelt sich aber, wie Lücke treffend entgegnet, um ein Zeugnis für die christliche Tüchtigkeit des Demetrius Die Beschrän- kung der Vorstellung der »Es-es;- auf die, welche den Mann kennen (N. de Lhra, Barth. Petrus, Grotius, Heu- mann), versteht sich hier, anders als 2 Joh. Z, von selbst. Mehr noch als das Zeugnis aller gilt das hinzugefügte (w«") Zeugnis der Wahrheit selbst, weil in diesem kein Irr- thum tnöglich ist. Aber es fällt schwer, dies von der Wahr- heit selbst ertheilte Zeugnis anschaulich vorzustellem Wet- stein hat eine Reihe von classischen Parallelen zu unserer Stelle beigebrachh in welchen mehr oder weniger deutlich die oizsssssxa personificitt erscheint (vgl. z. B. Demosthenes a. Nester. Dei K« ists-of;- FF ach-J§ III; oiåqäeiag »Ja! ckngfzFscuw aiuoijaapscacc ssejg «« nur-Montag zwei III-c aimMoytag ossreoc sei» Eis» steife-m- cxkäpeun Pm coronax end-a«- »so-aussau- Zwapp ieai Des« asåcøjg »Es til-»Mein; oft-«« (5.s«cI-e-,»s"s-an-. Aesch ines c. Time-roh. ssaesxocxrsxtagcvpøjxrswog III-d Tot) Sau— Tor? sie» sen-i »Es· oilejäsfagl Nach ähnlichek Vvrstellut1gs- weise ist der johanneische Ausdruck erklärt von Oecumenius (·tJ77-" aus. sc. vix-ff)- d. h. Im? åwpyotsc Xexes-· seiest yoip sung vie· »Aera-Feier« ««.’k1- »Ihr-»F, ssocrswsuoxcäwøy d? Zni »Jaget-ers,- zei;-;«), von C. a Lapide (Ejus vita ver-um ei vir- tulis dat testimonium Veritas i. e. res ipsa clamat eum kam re ins-a, quam nomine verum probumque esse Christia- nnm), von Barth. Petrus, Grotius (t·ebns ipsis), J. Lange, Cakpzov, S. G. Lange u. A» welche alle die Wahrheit nicht als die bestimmte göttliche, für den Demetrius wie für jedermann zunärhst rein objektive Wahrheit verstehn, sondern an dem allgemeinen Begriffe der Wahrheit, wie sich dieselbe in dem gesatnmten Wandel des Demetrius darstellt, festhalten. Beausobre drückt dies ganz gut aus: sa con- duite est un temoin reel de sa ver-tu. Aber auf diese Weise wird nicht allein die vom Zusammenhange indieirte Objectivi- 540 3 Seh. V. 9—12. rung und Personification der Wahrheit —— welcher ja wie den »Allen« und dem Apostel selbst ein Zeugnisgeben zugeschrieben wird — vermischt, sondern auch die im Sinne des Apostels unumgängliche Borsiellung von dem specisisch christlichen und göttlichen Wesen der Wahrheit unbeaehtet gelassen. Jener er- sten Anforderung entspricht Schlichting, indem er umschreibt: si ipsa verjtas loqui passe-l, iiomini jsti praeberet testimcp nium viktutis et probitatis (vgl. auch Jachmannh aber mit Unrecht isi auch hier nur ein ganz allgemeiner Begriff der Wahrheit angenommen und dem bestimmten fueziagscügsysag wodurch ein wirklich vorliegendes Zeugnis vorausgesetzt ist, nicht genügt. Letztercs ist auch gegen Lücke zusagen, welcher jedoch vor allen ältern Auslegern den Vorzug hat, daß er die Eise-«)- als die chrisiliche Wahrheit versieht (,,wenn die un- trügliche christliche Wahrheit, vgl. V. 3, selbst gefragt würde, so würde sie ihm ein gutes Zeugnis geben-O. Gegen die Bor- siellung des zceztagssijgsysai verstößt auch Baumgartem Crusius, indem er daran denkt, daß Demetrius die Wahr- heit gefördert habe, also durch die Erfolge bewährt sei. San- decs Auslegung dagegen, nach welcher der Apostel (vgl. 2Joh. Z) auf ein ausdrückliches, ihm selb.st zu Theil gewor- denes Zeugnis des heiligen Geistes, also eine besondere Offen- barung über den Demetrius, sich beziehen soll, ist weder an sich wahrscheinlich, noch in dem Ausdruck begründet. Besser erklärt Huthen »Der Satz ist in enger Verbindung mit dem vorhergehenden auszufassem so daß dieser dadurch seine nähere Bestimmung erhält, indem Johannes hervorheben will, daß das gute Zeugnis Aller nicht in ihrem menschlichen Urtheil, sondern in der Bezeugung der» in ihnen wohnenden isiøjåsca feinen Grund habe; eine ähnliche Zusammenstellung sindet sich Johx 15, »26. 27.« Huther läßt also die Wahrheit selbst durch den Mund der »das-g sprechen. Indessen würde doch auch das nachfolgende Zeugnis des Apostels selbst unter diesen Gesichtspunct fallen; es scheint aber, als wenn sowohl von dem Zeugnisse Alter als auch von dem eignen Zeugnisfe des Apostels insbesondere das von der Wahrheit selbst gegebene 3 Ich. V. IS. 541 Zeugnis bestimmter unterschieden werden foll. Dies wird nur so zu denken sein, daß die objektive Wahrheit, welche als gött- liche Norm den gesammten Wandel aller Glciubigen bestimmt, demjenigen ein gutes Zeugnis giebt, welcher wirklich in der Wahrheit wandelt. Das Zeugnis liegt also der Sache nach in der Übereinstimmung des menschlichen Wandels mit der Anforderung der göttlichen Wahrheit. Indem Detnetrius mit seinem gesammten Wandel der Norm der göttlichen Wahrheit entspricht, gestaltet sich dieselbe für ihn zur lobenden Anerken- nung seines Gehorsamsz das Bild des Deinen-ins, in dem heiligen Spiegel der göttlichen Wahrheit, wodurch das voll- kommene Vorbild Christi vorgehaltenwird (vgl. 1 Joh. Z, 6. Z, Z. 16), angeschaut, erscheint in der Ähnlichkeit Christi, so daß der Spiegel selbst dazu dient, die christliche Tüchtigkeit des Gläubigen ins Licht zu setzen, oder wie der Apostel die Sache vorstellt: die Wahrheit selbst giebt dem Demetrius, in- dem sie Gebote stellt, welche er erfiillt, eben durch dieselben ein gutes Zeugnis und weist ihn, der wirklich in der Wahr- heit wandelt, als einen solchen auf. Auch sein eignes gegenwärtiges Zeugnis fügt der Apostel hinzu (ica«"), zugleich einen gewissen Gegensatz MS) zwischen seinem einzelnen und persönlichen Zeugnisfe — denn das »Juki;- geht nur auf den Briefstelley nicht zugleich (Grotius) aus glii qui Ephesi sunl — und dem von Allen und von der Wahr- heit selbst gegebenen andeutend (vgl. über die Formel rief-Je« 1Joh. I, 3). Und Cajus wird auch dies Zeugnis gehörig würdigen, weil er weiß, daß dasselbe wahr ist. Die Bürg- schaft der Wahrheit ist nicht in der episropalem apostolifchen und canonischen Würde des Johannes zu suchen (C.aLapide), sondern einfach darin, daß Cajus nie etwas Anderes, als die lauterste Wahrhaftigkeit an demselben gesehn hat. V. IS. Ilqzzqs zfxoii ygcirpcec am, OTMY ou« DER« ckzoi »ö- Zuwc scoei sccxzosxcori no« ygoirpecr-· V. 14. Hin-To) J? süåöwc 08 Ickesey ucxi ascöziayrgöc osxöxm Kerls-Tours»- 542 3 Ich. B. 13-—15. V. 15. Efpsswy nor. Iilanaigorssraei as oi roth»- Juni-Egoi- raük mit-our irae-r« Zungen. Die von Larhtnann und Tischendorf aufgenommene Lesart ygokxaar as« ist nach ABC. at. der Nerepta you— wars, die von G.t. at. vertreten ist, vorzuziehn. — Neben m; Ostia, der auf Es. at. gefiiitzten Recepta, findet sich in A. Vutg. die aus 2Joh. 12 stammende Variante ad» Essai-is;- äskia Die Form Härte« (bei Wetst ein) zeigt gteichfalls, wie man das ächte edle» nach dem Vorbilde jener Stelle umänderte —— Am Schlusse des Verses finden sich wie im Anfange die Formen »Ja-zwei und ypsiuias neben einander. Hier aber entscheidet das gerade umgekehrte Zeugenverhältnis für yxiqtwep (Lachmann, Tifchendorss Auch das am« hat dies Mal feine Stelle nicht hinter (A. Vutg. Lachtnannh sondern vor dem Verbum (Bc. Receptcn Tischendorfs — Ebenso ist V. 14 as sitzt» (AB(J. Vutg. at. Lachmann, Ti- fchendorf), nicht umgekehrt (G·t. at. Recepta) zu schreiben. —- Die Lesart tat-Jahrm- ist völlig sicher und mit Recht in allen Editionen anerkannt; die unbedeutende Variante txt-is;- aat m« (vgl. Wetstein) stammt aus 2 Joh. 12. — V. II. Die Änderung des durch Bc. Vutg. at. wohl bezeugte-r Oft-« (Recepta, Lachmanm Tischendorfs in »Ja-zwei' (A.Ben- get) und des Oft-aug- in osckkzcporie (vgl. Wetsiein und Griesbach) hat darin ihren Grund, daß man es für ange- mefsener hielt, wenn die »Briider«, als wenn die »Freunde« den Gruß sandten und empsingen (vgl. PhiL 4, 21· l Cor. 16, 20· Ephef b, 23). — Die Unterschriften Eli-»arm«- F« As. u. dgl.) gleichen denen des 2. Briefs Jn ganz ähnlicher Weise wie bei dem zweiten Briefe bricht der Apostel ab, obwohl er noch viel zu schreiben hätte, und schließt sein Schreiben, indem er die Hoffnung bald selbst zu kommen ausspricht, mit dem Wunsche des Friedens für Cajus und mit Griißen von den diesseitigen und an die dor- tigen Freunde. V. t3. txt. Die concefsive Vorstellung mit dem entspre- chenden Gegensatzy welche 2 Joh. 12 durch das Participium s Joh. V. .13—15.« « 543 ähkapv und dasnachfolgrnde temzx litt· ou» äzckouärjåøyp aus- gedrückt war, wird hier in zwei Satzgliedern dargelegt, von denen das erste regelmäßig das Jmperfertum hat (sZzos«), das andere aber mit oZMoF eingeführt ist (oZ-1-1’ w« däzmf Mit Unrecht sagt Huther (vgl. auch de Wette), sfzop stehe für ssxow die-z vielmehr ist das bloße Jmperfectum, welches nach seiner Grundbedeutung das bezeichnet, »was nicht zur Vollen- dung gelangt, aber unter gewissen Bedingungen zur Bollen- dung gelangen würde« (Kühner ll. S. 68), hier ebenso an seiner Stelle, wie AG. 25, 22. Röm 9, Z. Etwas Anderes ist es, wenn das ei» in den Nachsätzen fehlt; aber selbst an Stellen wie Joh. 9, 33. AG. IS, 14 wird in den hypotheti- schen Bordersätzen niemand das di» fordern dürfen, geschweige denn in einem ronressven Satzgliedh wo das bloße Imper- fertum für die griechische Denkweise völlig ausreicht Jch hatte freilich viel zu schreiben; daß ich aber dennoch das Schreiben nicht vollendet habe, ist darin begründet, daß ich nicht will u. s. w. — so etwa wäre die Bedeutung des con- ressiven Jmperfectums zu umfchreibm Das sie' V. 14 (vgl. 2 Joh.12) markirt den Gegensatz des gehofften mündlichen Ver- kehrs zu dem Schreiben, welches dem Apostel nicht weiter zusagt. V. 15. So folgt denn der Schlußwunsrh: zip-ji«; nor. Wie zu Anfang der Briefe das einfache zaipew für die Fülle des christlichen Grußes nicht genügt, so wird auch am Schlusse das gemeine zzizswoo (AG. 23, sc. 15, 29) durch reichere und tiefere Formeln verdrängt. Jn denselben hat die Anwün- schung des Friedens um so natürlicher ihre Stelle (vgl. Gal. 6, 16. Ephes 6, 23. l Petr. 5, 14. 2 Thess Z, 16. Röm. 15, 33 u. s.w.), weil dieser als die Summe der eigenthüm- lichen Gnadengaben Gottes in— Christo angesehn werden kann (vgl. Leut. Z, 14. Joh. 14, 27), wie N. de Lyra richtig er- klärt: pax interner cause-heutige, pax fkaterna amicitiaiz pax superna glokiaa Auch die Grüße haben darin ihre tiefe Bedeutung, daß sie als Erweisungen der Gemeinfchaft der Heiligen sich dar- stellem Paulus scheut ftch deshalb nicht, zwei Capitel seines 36 544 3 Sah. V« 13»—15. Römerbriess mit Größen anzufüllem Darum werden auch die Griißenden wie die« Gegriißten regelmäßig als Essai-pas« bezeichnet« (3Phil. 4, 2l. l Cor. 16, 20. Ephes S, 23). An unserer Stelle aber find es ais-los, d.h. Freunde (Joh. II, 11. AG. 27, 3), welche die Grüße sagen lassen und welche siasf spann, d. h. any-aus«« (vgl. Joh. 10, Z. Non sei-us at: si nomine eokum praescrjpta esse-m. Bengel, Huther), ge- grüßt werden. Dies ist aussallendz denn mit Recht sagt Ben- gel über die Benennung egizogk Rai-a in N. T· appellatirz absorpta mnjori fraiernilaiis Ekrnnt pnilosophh qui palunl arnioitiam non jnslkui a fiele. Doch scheint er, indem er an Joh 15, 15 erinnert, keinen besondern Grund, weshalb hier Johannes nikht die oicksztzooiig, sondern die cpizouc grüßen lasse, gesucht zu haben. Unter den Alten hat. schon Beda sAmiois gkaliatn pacis manciat et salutis et per« nack- Diesing— pben ceterosque vekitatis initnicos a saluto et pace veslra monstrat extkaneosh wie neuerlich Huth er, die Sache dar- aus erklärt, daß Johannes nicht wohl den widerspenstigen Dio- trephes und dessen Anhang, also nicht sämmtliche rief-Assoziie- sondern nur die besreundeten, die exkl-loos- , habe grüßen können. Allein abgesehn davon, ob Johannes den Diotrephes und seine Genossen zu den »Brüdern« gerechnet haben würde — was wenigstens Beda nicht meint —- erklärt sich doch aus jener Beziehung nur der Gruß an die Freunde, nicht aber daß auch die Grüßenden or· epizoi heißen. So ist es ganz konsequent, wenn Huther (vgl. auch Bengel und Paulus) jenem er- sten Ausdruck nicht günstig ist und die Möglichkeit statuirt, daß or' ein«-10- nur um des nachfolgenden sank« epiäovg willen statt des ursprünglichen und richtigern oi Ecke-lasen« gesetzt worden sei. Diese Vermuthung aber hat keinen hinreichenden Grund in den Handschriften (vgl. die kritische Anmerkung zu B. l5). Richtiger erscheint deshalb Liickes Erklärung, daß die cpiäoc persönlich befreundete Brüder sind, deren Erwähnung selbst an- zeigt, daß der Brief in rein persönlichen Verhältnissen geschrie- ben ist. -