Die Hauptlehren der Heiligen Schrift

 

Eine Reihe für Gemeinde und Schule

von Herbert Jantzen

 

 

Band 4a

 

Die Lehre vom göttlichen Geist

 

Auflage 2

 

 

Vorwort zur 1. Auflage

 

Im Jahr 1993 hatte ich das Vorrecht, im Rahmen eines dreiwöchigen Weiterbildungskurses für leitende Gemeindemitarbeiter aus verschiedenen Teilen der früheren Sowjetunion mit einem Dogmatikunterricht zu dienen. Für die Brüder war es neues Gelände. Doch ihre Bibel kannten sie; sie waren sehr diszipliniert, und so konnte eine Menge an Material durchgearbeitet werden. Der Kurs wurde in Tula, südlich von Moskau, abgehalten. Ich wurde vom Deutschen ins Russische übersetzt.

    Nun äußerte das Missionswerk FriedensBote den Wunsch, dieses Material für Gläubige im Osten sowohl als im Westen zur Verfügung zu stellen. Nachdem sich Achim Hähnel freundlicherweise für eine Zusammenarbeit zur Verfügung gestellt hatte, wurde es möglich, mit dem Projekt zügig voranzugehen. Bruder Karl Zimmermann, der einen recht engagierten Vortragsdienst tut, hatte inzwischen begonnen, die Tonaufnahmen aus Tula abzuschreiben. Achim Hähnel setzte die Arbeit fort, hat dabei manches neu formuliert und sonst wertvolle Vorschläge für die Gestaltung gemacht.

    Es ist das Vorhaben, eine Bücherreihe unter dem Titel „Die Hauptlehren der Heiligen Schrift“ in einfacher Formulierung herauszubringen. Für uns war es am einfachsten, mit der Lehre über den Heiligen Geist zu beginnen. Vielerorts ist es heute auch ein brennendes Thema. Der Vortragsstil ist teilweise geblieben. Es war nicht möglich – und wohl auch nicht immer wünschenswert –, ihn ganz zu entfernen.

    Die Bibelzitate wurden zum größten Teil dem „Neuen Testament deutscher Fassung“ entnommen, das im selben Verlag unter dem Namen desselben Verfassers erscheinen soll. Da das Buch als Studienhilfe gedacht ist, empfiehlt es sich, alle nicht ausgeschriebenen Bibelstellen aufzuschlagen und nachzulesen.

    Unser innigster Dank gebührt unserem himmlischen Herrn, der bis heute Gesundheit und Gnade zu dieser Arbeit schenkte. Sodann bin ich Carol, meiner lieben Frau, endlosen Dank schuldig: Sie hat mir in aufopfernder Weise so manches abgenommen, damit ich für meinen Dienst freier sei, und hat mich in Zeiten mangelnder Gesundheit in Treue gepflegt.

    Achim Hähnel, einem meiner früheren Studenten, der inzwischen sowohl Freund als unentbehrlicher Helfer geworden ist, bin ich ebenfalls von Herzen dankbar. Einen idealeren Mitarbeiter könnte ich mir nicht denken.

    Als besonderes Geschenk betrachte ich auch die seit Jahren bereits bestehende gute Beziehung zu den Brüdern des Missionswerkes FriedensBote.

    Hinzu kommen Geschwister aus der Gemeinde und anderen Gegenden, die ganz spontan und in selbstverständlicher Weise hier und da nicht unwichtige Dienste übernommen haben. Ihnen sei herzlich gedankt.

 

Herbert Jantzen

Aesch bei Basel im Mai 1996

 

Vorwort zur 2. Auflage

 

Die erste Auflage wurde gründlich durchgesehen. Notwendige Korrekturen wurden angebracht. Das Ganze ist zudem erheblich erweitert worden, obwohl es immer noch nicht eine vollständige Behandlung des Themas ist. Vielleicht kann es aber dennoch ein Beitrag sein.

    Dieses Mal sind auch viele Schriftstellen, wenn nicht die meisten, ausgeschrieben – aus zwei Gründen: a) um das Wort Gottes selbst zur Sprache kommen zu lassen, was ja die eigentliche Aufgabe der christlichen Verkündigung ist (die Fassung der Zitate ist fast immer die des Verfassers); b) um das Aufschlagen während der Lektüre zu ersparen.

    Manche Texte werden mehrmals angeführt. Paulus meint: „Dasselbe euch zu schreiben, ist mir nicht lästig.“ Mein Wunsch ist, dass es auch niemandem, der meine Zeilen liest, zu viel sein wird. Gottes Wort ist reich. Viele Passagen werfen Licht auf mehr als ein Thema.

    Dennoch wird dem Leser nicht gerade alle Mitarbeit erspart, denn die Erklärungen der angeführten Stellen sind manchmal recht spärlich ausgefallen; oft fehlen sie ganz. Wer den größeren Gewinn sucht, wird sich etwas Zeit nehmen wollen, sich in die Schrifttexte hineinzudenken und auch die Stellen nachzusehen, die nicht zitiert wurden. Die Hilfe und Leitung des Geistes, um den es geht, hat unser Herr ja zugesagt.

 

Zur Gliederung

   

In unserer heutigen Zeit sind die meisten Menschen eher bildorientiert und weniger gewohnt, von einem Text her gliederungsmäßig zu denken. Von daher wird sich vielleicht der eine oder andere anfangs mit der Gliederung schwer tun. Es fällt aber leichter, sich Zusammenhänge einzuprägen, wenn sie gegliedert strukturiert sind. Es reicht jedoch für einen Stoff größeren Umfangs das heute übliche Zahlensystem lange nicht aus.

    Für unsere Aufgliederung werden je zwei Arten von Zahlen, Buchstaben, Punkten und Strichen benutzt, und zwar stufenweise. In jeder Stufe werden römische Zahlen, Großbuchstaben, arabische Zahlen und Kleinbuchstaben in der genannten Reihenfolge verwendet. Um mehrere Gliederungsstufen unterscheiden zu können, werden die Zahlen und Buchstaben zusätzlich mit Punkt bzw/und Doppelpunkt in dieser Reihenfolge versehen: Die erste Stufe erhält einen Punkt nach dem Symbol: I. A. 1. a. In der zweiten Stufe erhalten die Symbole einen Doppelpunkt nach ihnen: I: A: 1: a: usw. Die dritte Stufe erhält einen zusätzlichen Punkt nach dem Doppelpunkt: I:. A:. 1:. a:. usw. Gibt es noch eine vierte Stufe, so folgen zwei Doppelpunkte nach dem Symbol: I:: A:: 1:: a:: usw.

 

Abkürzungen

   

Die der biblischen Bücher sind meistens nicht die üblichen, aber der Leser dürfte sich da ohne weiteres zurechtfinden.

    Hinter einer Schriftstellenzahl kann ein Buchstabe stehen. A bedeutet dann Anfang, M Mitte und E Ende des Verses.

 

H. Jantzen, Kelowna, Kanada, im September 2005

 

 

Die Lehre vom göttlichen Geist

 

Einleitendes

 

    1. Die Bibel spricht in unbekümmerter Weise von einer anderen Welt.

          

Nebst dem Sichtbaren spricht sie auch vom Unsichtbaren, nebst den irdischen Reichen auch von einem Reich des Himmels, nebst der irdischen Welt von einer, die sie „das Himmlische“ nennt: Eph 1,3.20; 2,6; 3,10; 6,12. Dieses Himmlische ist die geistliche Welt, die mittels eines undurchsichtigen Vorhanges von der diesseitigen getrennt ist, weshalb sie auch die „jenseitige“ genannt wird.

    Der Mensch wohnt zwar in dieser irdischen Welt, der christliche hat aber Zugang zur geistlichen. In einem gewissen Sinne ist er das einzige Wesen, das in beiden Welten wohnt.

 

    2. Die biblische Lehre vom Geist Gottes gehört nun zu dem größeren Gebiet des Geistes überhaupt.

 

        . In der Schrift kann der Begriff Geist nämlich für folgende Personen Verwendung finden: Gott (Jh 4,24), den Heiligen Geist (Lk 4,1), einen Engel (Heb 1,13.14), einen Dämon (Mk 5,2.15), einen Menschen (Rm 8,16; 1Kr 2,11; Heb 12,23). Öfter wird er für den inneren Menschen verwendet (z.B. 4M 16,22; Mt 5,3; Rm 1,9; Jk 2,26).

 

        . Wie das Wort ‚Geist’ für den inneren Menschen gebraucht wird, so kann es auch von anderem das Innere und Wesentliche bedeuten:

    Sp 1,23: „Wendet euch um zu meiner Zurechtweisung; – siehe – so werde ich euch meinen Geist ergießen. Meine Worte werde ich bei euch kundtun.“ Hier spricht die personifizierte Weisheit. Wer vom Weg der Torheit umkehrt zu ihr, dem verheißt sie ihre innere Substanz, ihre Gottesworte und deren Bedeutung.

    In Of 19,10E scheint es im ähnlichen Sinne gebraucht zu sein: „... denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Prophetie.“ Das Zeugnis vom Sohne Gottes durch die Schrift hindurch gibt ihr ihr Leben, ihre Bedeutung und ihr Wesen. Ohne es wäre die Bibel so tot, wie ein Körper, den sein Geist verlassen hatte.

 

        . Dieselbe Vokabel kann im Grundtext auch für die Luftbewegung (Jh 3,8) und für das Wirken des Heiligen Geistes (1Kr 14,12; Eph 1,17) gebraucht werden.

 

        . Zudem findet das Beschreibungswort ‚geistlich’ Anwendung auf Menschen, die unter dem Einfluss des Geistes Gottes stehen (1Kr 2,12.15; 3,1; 14,37; Ga 6,1), böse Geister (Eph 6,12) sowie auf das, das den Raum des Geistlichen überhaupt betrifft (Rm 1,11; 7,14; 15,27; 1Kr 2,13.14; 9,11; 10,3.4; 12,1; 14,1). 

    Paulus unterscheidet geistliche, fleischliche und seelische Menschen:

    1Kr 3,1-4: „Und ich, Brüder, konnte zu euch nicht wie zu Geistlichen reden, sondern wie zu Fleischlichen, wie zu Kleinkindern in Christus. Milch gab ich euch zu trinken und nicht Fleisch, denn ihr konntet es noch nicht vertragen. Aber auch jetzt könnt ihr es nicht, denn ihr seid noch Fleischliche, denn wo Eifersucht und Zank und Entzweiungen unter euch sind, seid ihr nicht Fleischliche? – und ihr wandelt nach Menschen Weise; denn wenn einer sagt: ‚Ich bin des Paulus’, ein anderer: ‚Ich des Apollos’, seid ihr nicht Fleischliche?“

    2,14.15A: „Aber der seelische Mensch nimmt, was des Geistes Gottes ist, nicht auf, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht kennen, weil es geistlich beurteilt wird. Aber der geistliche beurteilt alles.“

    Der seelische Mensch hat nicht den Heiligen Geist und steht im Gegensatz zu echten Gläubigen:

    Jd 19.20: „Diese sind Lostrennende, Seelische, die den Geist nicht haben. Aber ihr, Geliebte, während ihr euch selbst aufbaut mittels eures heiligsten Glaubens und im Heiligen Geist, betet ...“

    Da der Fleischliche immer noch in Christus ist (1Kr 3,1: „Und ich, Brüder, konnte zu euch nicht wie zu Geistlichen reden, sondern wie zu Fleischlichen, wie zu Kleinkindern in Christus“), ist er, nebst dem Geistlichen, im Heiligen Geist:

    Rm 8,9: „Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt.“

    Fleischlich ist er, weil er sich, leider, nicht nach himmlischen Dingen ausrichtet, sondern nach irdischen:

    Rm 8,5: „... die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, das des Fleisches ist, aber die, die nach dem Geist sind, auf das, das des Geistes ist ...“

 

        . Wenn nun das Thema, das wir zu bedenken haben, manchmal „Pneumatologie“ (Lehre vom Geist) genannt wird, so trifft diese Bezeichnung eher für das größere Gebiet zu.

 

    3. Es sind im Besonderen zwei Sachverhalte, die es dem an diesem Thema Arbeitenden nicht immer einfach sein lassen.

   

Kommt das Wort, das im Grundtext für ‚Geist’ gebraucht wird, vor, so ist nicht immer klar, wie es gemeint ist, erstens, ob an eine Person oder an eine Sache gedacht ist, zweitens, wenn es eine Person ist, ob an eine menschliche oder an eine göttliche. Obwohl solche Stellen nicht allzu häufig vorkommen, erschweren sie dennoch das Erforschen des Themas.

    Hinzu kommt die Tatsache, dass die Angaben hierzu in der Regel in kleineren Bestandteilen verstreut in der Bibel vorkommen – im Gegensatz zu den Themen Gott und Christus, zu denen wir öfter jeweils längere Abschnitte antreffen. Es bedarf also bei unserem Thema recht viel Kleinarbeit, um sich ein mehr oder weniger zufriedenstellendes Bild zu verschaffen. Von daher ist auch zum Teil die Vielfalt an Auffassungen auf diesem Gebiet zu erklären. Die Gemeinde Jesu ist hier besonders herausgefordert, an der Arbeit zu bleiben im Ringen um biblische Einmütigkeit.

 

    4. In dieser Betrachtung ist wie folgt vorgegangen worden.

          

Die grundlegenden Themen ‚Wesen des Geistes’ und ‚Geist und Wort’ werden vorangestellt. Darauf folgt thematisch die Besprechung des Heiligen Geistes in der Geschichte. Gegen Ende ist dazu noch ein Exkurs über ‚Geist und Fleisch’ eingefügt.

 

I.  Vom Wesen des Heiligen Geistes

 

    A. Der Heilige Geist ist eine Person.

          

Dr. Heinrich Janzen schrieb: „Es ... sagte mir jemand nach einem Vortrag: 

    ‚Sie brauchen doch nicht so stark zu betonen, dass der Heilige Geist eine Person ist! Ist das ein Unterschied, ob wir sagen: Der Heilige Geist ist eine Kraft, also eine Wirkung Gottes, oder: Er ist eine Person?’

    Dem Fragesteller war es scheinbar gleichgültig, ob er den Heiligen Geist nur als eine Kraft, als Wirkung Gottes oder als eine Person sieht. Ich bin überzeugt, dass es durchaus nicht einerlei ist, wie wir den Heiligen Geist ansehen.“[1]

 

        1. Was ist eine Person?

             

            . Sprechen wir von einer Person, so sprechen wir von einem Wesen, das eine eigene Persönlichkeit hat. Dazu gehören normalerweise ein Selbstbewusstsein, eine starke Denkfähigkeit, eine Fähigkeit zu empfinden und eine Entscheidungsfähigkeit. Diese Fähigkeiten sind solche, die weit über die der Tiere hinausgehen.

    In diesem Sinne ist der Heilige Geist eine Person.

   

            . Man darf jedoch nicht meinen, der Geist erfahre durch diese Beschreibung eine Begrenzung. Der Mensch ist zwar eine Persönlichkeit und als solche begrenzt, was aber nicht heißt, dass alle Personen begrenzt sein müssen. Nicht ist Gott ein Bild vom Menschen, sondern der Mensch ein Bild, ein begrenztes, von Gott.

   

            . Ein Körper ist nicht ein notwendiger Bestandteil einer Person. Wenn Lazarus und der reiche Mann sich im Jenseits befinden, sind sie immer noch Personen, obzwar ohne Körper. Auch die Engel und Gott selbst sind Personen.

   

            . Allerdings ist bei der Gottheit der Begriff ‚Person’ nicht in genau demselben Sinne aufzufassen wie bei uns Menschen, die immerhin voneinander getrennte Individuen sind. Bei aller Personhaftigkeit jedes der Drei in Gott ist er jedoch nur Einer.

 

        2. Was veranlasst uns nun, vom Heiligen Geist als von einer Person zu sprechen?

 

            a. Wir tun es, einmal, weil unser Herr Jesus Christus so von ihm spricht.

 

                .  Er nennt ihn: „Fürsprecher“, eine Person, die sich der Sache eines anderen annimmt. Das kann ein Advokat vor dem Gericht sein oder ein anderer Fürsprecher im Leben.

    Der Heilige Geist nimmt sich der Sache Gottes in dieser Welt an. Wenn Jesus ihn als Fürsprecher bezeichnet, setzt er dessen Personsein voraus. Er sagt: „... einen anderen Fürsprecher (wie ich es bin) ...“

 

                .  Es gibt noch einen weiteren Grund bei Jesus. Vier Mal (Jh 14,26; 15,26; 16,8; 16,13.14) spricht er in auffallender Weise über den Heiligen Geist. Im Griechischen ist das grammatische Geschlecht des Wortes ‚Geist’ sächlich. Man sagt also: „das Geist“. In dieser Verbindung gebraucht unser Herr nun das hinweisende Fürwort „derjenige“. Normalerweise soll ein Pronomen das gleiche Geschlecht haben wie das Nomen, das es vertritt. In diesem Fall macht Jesus das jedoch nicht so, sondern er sagt: „Wenn aber Derjenige, das Geist, kommen wird ...“ Dadurch wird unterstrichen, dass es sich um eine Person handelt, denn das Wort für Geist bedeutet auch ‚Hauch’, ‚Wind’. Jesus will hier offensichtlich deutlich machen: Es handelt sich nicht nur um eine Kraft, die lediglich eine Sache wäre.

 

            b. Der Geist erfährt die Behandlung einer Person.

 

                I:  Von Gott erfährt er apostolische Sendung.

                     

1P 1,12: „... denen enthüllt wurde, dass sie nicht sich selbst zu Diensten standen, uns aber mit dem, das euch nun berichtet wurde – durch die, die euch die gute Botschaft sagten durch den vom Himmel entsandten Heiligen Geist.“

    Ga 4,6.7: „Dass ihr aber Söhne seid: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’ So bist du nicht länger Leibeigener, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“

 

                II:  Menschen können sich an ihm versündigen.

 

                    A:  Sie widerstehen ihm.

                           

Jes 63,10A: „Aber sie waren widerspenstig und betrübten seinen Heiligen Geist.“

    Ag 7,51A: „Ihr Halsstarrigen und am Herzen und an den Ohren Unbeschnittenen, ihr widerstrebt immer dem Heiligen Geist.“

 

                    B:  Er kann belogen werden.

                          

Ag 5,3.4: „Aber Petrus sagte: ‚Ananias, warum erfüllte der Satan dein Herz, den Heiligen Geist zu belügen und von dem Erlös des Grundstückes beiseite zu schaffen? Als es unverkauft blieb, blieb es nicht dir zum Eigentum? Und, veräußert, war es nicht weiter in deiner Vollmacht? Was war es, dass du dir diese Sache in deinem Herzen vornahmst? Du logst nicht zu Menschen, sondern zu Gott.’“

    V. 9: „Petrus sagte zu ihr: ‚Was war es, dass ihr übereinkamt, den Geist des Herrn zu versuchen?’“

 

                    C:  Man kann ihn auch wie eine Person schmähen.

                          

Mt 12,31: „Deswegen sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden.“

    Heb 10,29: „Wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird der wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, nach Überlegung für gemein achtete und den Geist der Gnade in übermütiger Weise schmähte?“

 

            c. Der Heilige Geist verhält sich wie eine Person.

 

                I:  Er tut es in seinem Denken. 

                     

Die Schrift gibt zu verstehen, dass der Heilige Geist ein denkendes Wesen ist.

 

                    .  Als Denkender kennt er das Wesen Gottes.

1Kr 2,10.11: „Aber uns enthüllte Gott sie durch seinen Geist, denn der Geist erkundet alles, auch die Tiefen Gottes, denn wer unter Menschen weiss, was des Menschen ist, wenn nicht der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiss auch niemand, was Gottes ist, wenn nicht der Geist Gottes.“

 

                    .  Er kann sich auch mit uns in unserem Denken identifizieren.

Rm 8,27: „Aber der, der die Herzen erforscht, weiß, was die Gesinnung des Geistes ist, weil er sich Gott gemäß für die Heiligen verwendet.“

    Manchmal kommen wir in eine Verlegenheit mit unserem Denken, in eine Sackgasse, aber der Heilige Geist weiß dann weiter.

 

                II:  Auch aus seinem Empfinden wird deutlich, dass er eine Person ist.

 

                    .  Er ist die Liebe, ist fähig zu lieben.

Rm 5,5: „Die Hoffnung beschämt aber nicht, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde ...“

    8,15: „... denn ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’“

    15,30: „Ich rufe euch aber auf, Brüder, durch unseren Herrn, Jesus Christus, und durch die Liebe des Geistes, zusammen mit mir zu ringen in Gebeten für mich zu Gott ...“

 

                    .  Der Heilige Geist kann auch betrübt werden: Eph 4,30. Das griechische Wort ist verhältnismäßig stark. Es kann auch Verletzung im Sinne von Beleidigung bedeuten. Er wird in seinem Empfinden „verwundet“. Übrigens spricht auch dieses von der Liebe des Geistes für uns.

 

                III:  Auch handelt er wie eine Person.

 

                    .  Er weist zurecht.

Jh 16,8: „Und Jener, wenn er gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen in Bezug auf Sünde und in Bezug auf Gerechtigkeit und in Bezug auf Gericht ...“

 

                    .  Er bestimmt.

Ag 8,29: „Der Geist sagte zu Philippus: ‚Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an.’“

    10,19.20: „Während Petrus über das Gesicht tief nachsann, sagte ihm der Geist: ‚Siehe, drei Männer suchen dich. Stehe jedoch auf. Gehe hinab und ziehe zusammen mit ihnen, ohne Bedenken und ohne einen Unterschied zu machen – weil ich sie gesandt habe.’“

    13,2.4A: „Als sie dem Herrn Dienst leisteten und fasteten, sagte der Heilige Geist mit Nachdruck: ‚Sondert mir ab beide, Barnabas und Saulus, zu dem Werk, zu dem hin ich sie gerufen habe.’

    Sie, nachdem sie also vom Heiligen Geist ausgeschickt waren, gingen hinab nach Seleukia ...“

    16,6.7: „Sie durchzogen Phrygien und das galatische Land, nachdem ihnen von dem Heiligen Geist gewehrt wurde, das Wort in Asien zu reden. Als sie gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist ließ es ihnen nicht zu.“

    Rm 8,14: „... so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes ...“

    1Kr 12,11: „Dieses alles wirkt ein und derselbe Geist, der jedem sonderlich zuteilt so, wie er will ...“

 

    B. Der Heilige Geist ist Gott.

          

Wie kommt sein Gottsein zum Ausdruck?

 

        1. Er wird Gott, dem Vater und dem Sohn, gleichgestellt.

              

Die Gottheit des Heiligen Geistes wird – da es ja nur einen Gott gibt – bezeugt durch seine Gleichstellung mit Gott und dem Sohne Gottes in trinitarischen Darstellungen.

 

            a. Im apostolischen Zeugnisauftrag

                  

Mt 28,19M: „... tauft [die Jünger] auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ...“

 

            b. In der apostolischen Darstellung der göttlichen Gemeindeverwaltung

                  

1Kr 12,4-6: „Es sind verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Auch sind es verschiedene Dienste, und es ist derselbe Herr. Und es sind verschiedene Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt.“

    Eph 2,21: „... in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.“

    4,4-6: „Ein Leib [ist es] und ein Geist, entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in euch allen ist.“

 

            c. Im apostolischen Segen

                  

2Kr 13,13: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes seien mit euch allen.“

 

        2. Ihm werden göttliche Namen gegeben.

              

Es ist aus diesem Grunde, dass er, wie eben gezeigt, im Zuge des Vaters und des Sohnes genannt werden kann.

 

            a. Einmal ist es der Name „Herr“.

                  

Hier hilft uns ein Vergleich mit dem Alten Testament:

    Ag 28,25.26: „Als sie aber unter sich uneins waren, gingen sie weg, nachdem Paulus das eine Wort gesagt hatte: ‚Trefflich redete der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu unseren Vätern, wenn er sagt: Gehe hin zu diesem Volk und sprich: Hörend werdet ihr hören und keineswegs vernehmen, und sehend werdet ihr sehen und keineswegs wahrnehmen.’“

    Was Paulus hier als Rede des Heiligen Geistes zitiert, wird in Jes 6,8.9 Gott, dem Herrn, zugeschrieben.

    2Kr 3,16-18: „Aber wenn [Israel] umkehren sollte zum Herrn hin, wird der Schleier rings weggezogen. Aber der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, dort ist Freiheit. Wir aber, alle, während wir mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn schauen, werden in dasselbe Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit so, wie vom Herrn her, dem Geist.“

    Wieder ist vom Heiligen Geist als von Gott, dem Herrn, die Rede. Hier wird Bezug genommen auf 2M 34,34, wo dieser Herr Jahwe ist.

    Ga 4,29: „Jedoch gleichwie damals der, der nach dem Fleisch geboren war, den verfolgte, der es nach dem Geist war, so ist es nun auch.“

    Was hier dem Heiligen Geist zugeschrieben wird, geht in 1M 21,1.2 auf Jahwe zurück.

 

            b. Der Heilige Geist wird nicht nur „Herr“, sondern auch ausdrücklich „Gott“ genannt.

   

Dass Gott Geist ist, daran haben wir keinen Zweifel, sagt es nicht Jesus selbst der samaritischen Frau: „Gott ist Geist“ (Jh 4,24). Glauben wir aber auch, dass der Geist Gott ist? Deutlich genug ist die Schrift auch an dieser Stelle.

 

                .  Da ist z.B. der Bericht von der Geburt Jesu.

Mt 1,18.20: „Die Geburt Jesu Christi war wie folgt: Als nämlich Maria, seine Mutter, mit Joseph verlobt war, fand es sich, ehe sie zusammengekommen waren, dass sie schwanger war vom Heiligen Geist... ‚das in ihr Gezeugte ist vom Heiligen Geist.’“

    Lk 1,35: „Und der Bote antwortete und sagte zu ihr: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes heißen.’“

    Es ist kein anderer als der himmlische Bote, der den eigentlichen Vater des Kindes der Maria, den Heiligen Geist, als Gott bezeichnet.

 

                .  Was in Jh 3,5.6.8 eine Geburt aus dem Geist genannt wird, war in 1,13 eine aus Gott.

 

                .  In der Ag 5,3.4 werden der Heilige Geist und Gott auswechselnd erwähnt: „Aber Petrus sagte: ‚Ananias, warum erfüllte der Satan dein Herz, den Heiligen Geist zu belügen und von dem Erlös des Grundstückes beiseite zu schaffen? Als es unverkauft blieb, blieb es nicht dir zum Eigentum? Und, veräußert, war es nicht weiter in deiner Vollmacht? Was war es, dass du dir diese Sache in deinem Herzen vornahmst? Du logst nicht zu Menschen, sondern zu Gott.’“

 

                .  In Eph 2,21.22 ist der Geist der Gott, der im Tempel der Gemeinde wohnt: „... in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.“

 

                .  In Heb 3,7-9 wird die Stimme Gottes (2M 17,7; Ps 95,6-11) die Stimme des Geistes genannt: „Darum, so, wie der Heilige Geist sagt: ‚Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen, wie es in der Herausforderung am Tage der Versuchung in der Wüste geschah, wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe setzten und meine Werke vierzig Jahre sahen ...’“

 

        3. Er hat göttliche Eigenschaften.

 

            a. Göttliche Fortdauer

                  

Heb 9,14A: „... wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch einen ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott darbrachte ...“

 

            b. Göttliche Gegenwart

                  

Ps 139,7-10: „Wo soll ich hingehen vor deinem Geist? Wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, du bist da. Bettete ich mich im Bereich des Todes, du wärst auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und hielte mich auf am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine rechte Hand mich halten.“

 

            c. Göttliches Wissen

                  

Jh 16,7E.8: „Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch hin schicken. Und Jener, wenn er gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen in Bezug auf Sünde und in Bezug auf Gerechtigkeit und in Bezug auf Gericht ...“

    Hier steht geschrieben, dass Jesus den Heiligen Geist schickt. Wenn er gekommen ist, wird er die Welt zurechtweisen in Bezug auf Sünde. Er weiss also alles über jeden in der Welt. Der Heilige Geist weiss genau, was jeder gemacht hat. Das ist Allwissenheit.

    V. 12.13: „Noch vieles habe ich euch zu sagen. Jedoch könnt ihr es jetzt nicht ertragen. Aber wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit führen, denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch im Einzelnen als Botschaft weitergeben.“

    1Kr 2,10: „Aber uns enthüllte Gott sie durch seinen Geist, denn der Geist erkundet alles, auch die Tiefen Gottes ...“

    2P 1,21: „... denn nicht durch den Willen eines Menschen wurde einst Prophetie hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getragen sprachen die heiligen Männer Gottes.“

    1J 2,27: „Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfingt, weilt in euch, und ihr habt nicht stets nötig, dass jemand euch lehre, sondern wie dieselbe Salbung euch über alles lehrt und wahr ist und nicht eine Lüge ist und so, wie sie euch lehrte, werdet ihr in ihm bleiben.“

    1J 5,6M: „Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist ...“

 

            d. Göttliche Kraft

 

                .  Sie kommt in der Erschaffung der Welt zum Ausdruck. Auch der Geist ist dabei:

1M 1,1: „Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer. Und es war finster auf der Tiefe. Und der Geist Gottes schwebte auf den Wassern.“

    Hi 33,4: „Der Geist Gottes hat mich gemacht.“

 

                .  In Rm 1,4 wird ihm die Auferstehung Jesu zugeschrieben: „... der mit der Auferstehung der Toten herausgestellt wurde als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit, Jesus Christus, unseren Herrn ...“

 

                . Auch unsere Neuschöpfung, dass wir wiedergeboren wurden, wird ihm zugeschrieben.

Jh 3,3-8: „Jesus antwortete und sagte zu ihm: ‚Wahrlich! Wahrlich! Ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, kann er Gottes Königreich nicht sehen.’

    Nikodemus wandte sich an ihn mit den Worten: ‚Wie kann ein Mensch, der im Greisenalter steht, geboren werden? Kann er ein zweites Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?'

    Jesus antwortete: ‚Wahrlich! Wahrlich! Ich sage dir: Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in Gottes Königreich eingehen. Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch, und das aus dem Geist Geborene ist Geist. Verwundere dich nicht, weil ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, weißt jedoch nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.’“

    Tt 3,5M: „... nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes ...“

 

    C. Der Heilige Geist wird in der Schrift mittels Namen und Bilder dargestellt.

 

        1. Namen des Heiligen Geistes

              

Es ist ein schönes Bibelstudium, die Eigenschaften des Heiligen Geistes an Hand seiner Namen zu erforschen. Als Beispiel kann man 2Tm 1,7 nehmen. Hier haben wir schon einmal drei Eigenschaften: Er ist der Geist der Kraft, der Liebe und eines gesunden Sinnes mit Zucht. Am Anfang von Jes 11 haben wir eine längere Liste. Mit Hilfe von Parallelstellen lässt sich hier leicht eine ganze Sammlung anlegen.

 

            a. Der eigentliche Name

 

                I:  Am häufigsten kommt wohl die einfache Bezeichnung „Geist“ vor.

 

                    A:  Diese kann in der Einzahl stehen.

                          

Mt 4,1: „Dann wurde Jesus vom Geist hinaufgeführt in die Wüste, um von dem Teufel versucht zu werden.“

 

                    B:  Bemerkenswerterweise kann sie auch in der Mehrzahl vorkommen.

 

                        1:  Of 1,4M.5A

 

„Gnade sei euch zuteil und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten und Fürsten über die Könige der Erde.“

    „... und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind ...“ „...die vor seinem Thron sind ...“ weist hin auf 4,5M:

    Und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind.

   

                            .  Hier kann man sich fragen, ob wirklich vom Heiligen Geist die Rede ist oder nicht, ob eventuell von Engeln, da diese bekanntlich als Geister bezeichnet werden, oder gar von Menschen.

                                -  In diesem Gruß wird nur Jesus Christus mit Namen identifiziert. Doch werden drei genannt, welche Quelle von Gnade und Frieden sind. Diese Gaben kommen jedoch, nach anderen neutestamentlichen Aussagen, nur von Gott.

                                -  Von den Dreien, die genannt werden, wird der Erste als Überzeitlicher dargestellt und in Jes 44,6 – das hier zitiert wird – als Jahwe. Der dritte Genannte, Jesus, ist uns als Gott bekannt. Der zweite Genannte befindet sich also zwischen zwei Gottespersonen, und da Gott drei ist, liegt es auch von daher nahe anzunehmen, dass es sich hier bei den „sieben Geistern“ um den Heiligen Geist handelt.

   

                            .  Nun wird aber bei Aufzählungen der Dreieinigkeit der Geist gewöhnlich an dritter Stelle genannt. Warum denn sollte er hier an zweiter Stelle stehen?

    Es hängt mit dem Buch zusammen, dass der Geist in siebenfacher Mehrzahl erwähnt wird. Da er als solcher schwerer zu erkennen wäre, dürfte Johannes ihn zwischen die anderen zwei geschoben haben, damit es klar sein solle, es handle sich um eine Person in der Dreieinigkeit.

   

                            .  Warum aber sollte der Heilige Geist überhaupt eine solche mehrzählige Bezeichnung erhalten?

                                -  In K. 4,5 sind die sieben Geister sieben Fackeln bzw Lampen. Haben wir hier eine himmlische Menora (einen siebenarmigen Leuchter)? Wenn ja, dann haben die sieben Lampen einen Stamm und sind also im Grunde eins. Feuer ist ja auch ein Bild vom Heiligen Geist.

                                -  In K. 5,6 sind die sieben Geister in alle Welt Gesandte und zur gleichen Zeit sieben Augen des Lammes, die Augen Jesu Christi. Das soll wohl heißen, dass der Sohn mittels des Geistes allgegenwärtig ist und alles sieht. (Vgl Ps 139.) Immerhin sind die Augen eines Wesens, wiewohl eine Mehrzahl, die nur eines Wesens.

    Da das Buch der Offenbarung in starkem Maße mit dem AT verflochten ist, soll wahrscheinlich mit solchen Schilderungen an alttestamentliche Texte erinnert werden.

    In 2Ch 16,9 durchstreifen die Augen Jahwes die ganze Erde, damit er sich denen als mächtig erzeige, die ihm ganz ergeben sind, – mit Of 5,6 gekoppelt, dem, der sich als Lamm für uns hingab.

    In Sa 4,10 sehen die sieben Augen Jahwes (Augen nur einer Person), welche auch dort die ganze Erde durchstreifen, den tempelbauenden Serubbabel, den der Herr in V. 6 mit den Worten ermutigt: „Nicht durch Heer oder Kraft [von Menschen], sondern durch meinen Geist.“ Die sieben Augen sind aber „jene Sieben“, womit wohl auf die siebenfacklige Menora in V. 2 hingewiesen werden soll. Sa 3,8.9 werden der Messias und die sieben Augen noch einmal erwähnt.

                                    -  Vielleicht wird hier auch an den siebenfachen Geist in Jes 11,1.2 gedacht: „Auf ihm wird ruhen der Geist Jahwes, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jahwes“.

                                -  Luthardt (bei Dächsel): „Wie sich das innere Leben Gottes in der Dreizahl abschließt, so vollendet sich das Wirken des Geistes nach außen in der Siebenzahl als der Zahl der göttlichen Entfaltung und Erschließung.“

                                -  Zusammenfassend: Jesus hat „sieben Geister“ (Of 3,1). Diese hat er als „geschlachtetes Lamm“ (5,6). Sie sind seine Augen, mit denen er alles in Gemeinde und Weltgeschichte beobachtet, so wie Jahwe im früheren Hause Israel und der damaligen Welt. Es ist ein Geist, der sich in mehrfacher Weise offenbart.

    Jesus steht inmitten von sieben Leuchtern, durch welche die sieben Fackeln des Geistes in der Welt leuchten. Und wenn Geister und Sterne in Of 3,1 zusammen erwähnt werden, dann will Jesus sicherlich, dass die Hirten der Gemeinden ihren Dienst mit Hilfe des Heiligen Geistes tun.

 

                            .  Zu Of 1,4E bemerkt Carpenter (bei Ellicott): „Der Geist, der mit Menschen ringt, ist der Geist vom Throne Gottes.“

 

                        2:  Andere Erwähnungen in der Mehrzahl

 

1Kr 14,12: „So auch ihr, da ihr um Geister eifrig seid, sucht, zur Erbauung der Gemeinde überreich zu sein.“ Hier sind wohl die Geisteswirkungen gemeint.

    1J 4,1.2.6: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind, weil viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen sind. An diesem erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus als im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott ... Wir sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns. Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Aus diesem erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist der Verirrung.“

    „Jeder Geist, der Jesus Christus als im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott“, als ob es mehr als einen Geist Gottes geben könnte. In V. 3 wird aber auch der antichristliche Geist in der Mehrzahl erwähnt. Wieder geht es – in beiden Fällen – um das Wirken jeweils eines Geistes.

 

                II:  Häufig ist ebenfalls – und unter Christen wohl am gebräuchlichsten – die Bezeichnung „Heiliger Geist“.

   

Und warum heißt er wohl so?

    Er kommt vom Heiligen (1J 2,20), ist selbst der heilige Gott und hat die besondere Aufgabe, Menschen Gott zu heiligen (Rm 8,13).

    Fehlt übrigens hier und da der Artikel vor dem Namen des Geistes, so ist Vorsicht geboten, um nicht falsche Schlussfolgerungen zu ziehen. Z.B. heißt es in einem solchen Fall nicht, es würde sich nicht um seine Person handeln, sondern um seine Gaben bzw sein Wirken. Aber auch bei den anderen Personen der Dreieinigkeit kann der Artikel fehlen, ohne dass damit nicht mehr an ihre Person selbst zu denken wäre.

 

            b. Die Gottesnamen des Geistes

                 

Diese verbinden den Geist mit einer der anderen Personen in der Gottheit.

                .  Geist Gottes: 2Ch 15,1

                .  Geist Jahwes: Jes 11,2

                .  Geist des Herrn: Jes 61,1; 2Kr 3,17

                . Geist des Vaters: Mt 10,20

                .  Geist Jesu: Ag 16,7

                .  Geist Jesu Christi: Php 1,19

                .  Geist Christi: 1P 1,11; Ga 4,6; Rm 8,9

                .  Geist des Sohnes: Ga 4,6

 

            c. Die Eigenschaftsnamen des Geistes

 

                I:  Fürsprecher

                    

Dieser Name kommt an folgenden Stellen vor: Jh 14,16.26; 15,26; 16,7. Die Stelle 1J 2,1 ist eine Parallele zu Jh 14,16.

 

                    A:  Sprachliches

                          

Das griechische Wort, das diesem zu Grunde liegt, lautet: parakleetos, zu Deutsch ‚Paraklet’. Hierzu sei folgendes bemerkt:

 

                        1:  In der Übersetzung dieses Wortes verlässt man sich allzu oft auf die Bedeutung des entsprechenden Tätigkeitswortes.

   

Dieses lautet parakalein und bedeutet: ‚herbeirufen, aufrufen, zusprechen, trösten’; leider wird es vielfach unrichtigerweise mit ‚ermahnen’ übersetzt.

    Nach diesem Beispiel wird nun das Hauptwort unter anderem als „Tröster“ wiedergegeben.

 

                        2:  Das Wort kennt jedoch eine eigene Entwicklung.

                             

H. Watkins macht in seinem Johanneskommentar[2] darauf aufmerksam, dass bei den klassischen griechischen Schriftstellern dieses Wort immer und nur im Sinne eines Advokats gebraucht werde. Es bringe nichts, auf die Bedeutung anderer Formen des Wortes hinzuweisen, denn das Wort als passives Hauptwort (ein herbeigerufener Fürsprecher) hätte eine eigene und konstante Bedeutung gewonnen.[3]

    Als Beispiel im Deutschen kann man die Begriffe ‚knechten’ und ‚Knecht’ anführen. In ‚Knechtschaft’ ist der Sinn der Versklavung erhalten geblieben. Das Hauptwort ‚Knecht’ hat jedoch in seiner Bedeutung eine andere Entwicklung genommen. Damit hat man in lebenden Sprachen zu rechnen.

    Auf das formale Gericht war der Einsatz eines Paraklets nicht beschränkt. Auch in anderen Notlagen konnte jemand für einen anderen einspringen und seine Anliegen vertreten.

    Wir haben es also bei diesem Begriff mit jemandem zu tun, der die Aufgabe eines ‚Beistandes’ bzw ‚Fürsprechers’, u.U. eines ‚Anwalts’, übernimmt.

 

                        3:  Nur Jesus nennt den Geist „parakleetos“.

                             

Wir haben uns also zu fragen, welche Tätigkeit er von ihm in diesem Zeichen erwartet. Da stellen wir fest, dass er nicht vom Trösten des Geistes, sondern von seinem Zeugnis und seinem Zurechtweisen redet.

 

                        4:  Auch im ersten und zweiten Jahrhundert wird das Wort im Sinne eines Anwalts gebraucht.

 

                        5:  Das Hebräische hat das Wort dem Griechischen entlehnt.

                             

Es übernahm aus dieser Sprache die zwei juristischen Begriffe, parakleetos (Anwalt, Fürsprecher) und kateegoros (Ankläger), als Fremdwörter und schuf daraus jeweils p-raklit und katteegoor.

    Da Jesus und seine Jünger in der hebräischen Sprache bzw in aramäischer Mundart verkehrten, ist es gut möglich, dass er in der Abschiedsrede das Fremdwort p-raklit verwendet hat.

    Möglich ist ebenfalls, dass der Hebräer Johannes in seiner in Griechisch geschriebenen Offenbarung in K. 12,10 ursprünglich für ‚Ankläger’ die verblüffende hebräische Vokabel katteegoor an Stelle der griechischen Form, kateegoros schrieb. So ist es tatsächlich in Handschriften anzutreffen.

 

                        6:  Bibelübersetzungen

 

                            .  Die Übersetzer des AT verwechselten das Wort nicht mit ‚Tröster’. In Hi 16,2, wo sich Hiob über seine miserablen Tröster beklagt, liest man in der griechischen Übersetzung: parakleetoor (ein Zusprecher), die aktive Form, nicht das passive parakleetos (ein herbeigerufener Fürsprecher), was darauf hinweist, dass der Trostgedanke bei unserem Begriff nicht in erster Linie vorlag.

 

                            .  Das Syrische kennt das Wort ebenfalls. Das NT dieser Sprache hat die hebräischen Formen der beiden Wörter in allen erwähnten Stellen übernommen.

 

                            .  Die alte lateinische Bibelübersetzung gibt das griechische parakleetos in allen fünf Stellen mit advocatus wieder.

 

                        7:  Eine Überlegung

                             

Solche Hinweise regen zu der Frage an, ob man, anstatt vom Tätigkeitswort den Gedanken des Tröstens, der doch in die Gefühlsrichtung geht, in das Hauptwort hineinzutragen und daraus ‚Tröster’ zu machen, nicht umgekehrt vom Hauptwort den Gedanken der Fürsprache in das Tätigkeitswort hineintragen sollte. In der klassischen Stelle 2Kr 1 könnte das dann etwa so klingen:

    V. 3.4: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn, Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott aller Fürsprache, der sich in aller unserer Bedrängnis mit Zuspruch für uns einsetzt, damit wir uns mit Zuspruch für die einsetzen können, die in aller Bedrängnis sind, durch den Zuspruch, mit dem wir selbst von Gott Beistand erhalten und aufgerichtet werden.“

    Trost ist dann mehr als weniger trauriges Gefühl. Es ist etwas, das sich in unserem Geist abspielt, ein Überzeugtsein, dass Gott uns (mittels seines Wortes) zur Seite steht und Vertrauensmut zuspricht. Ich meine, das ist die Aufgabe des Geistes, sich als Fürsprecher beim Vater für uns einzusetzen und bei uns die Gedanken weg von uns und unserem Selbstmitleid auf den Herrn und seine Zusagen zu lenken.

 

                    B: Über den Heilige Geist als Fürsprecher

                         

Nach dem Sprachlichen fragen wir uns nun im Besonderen, welche Bedeutung es hat, wenn der Geist als Fürsprecher bezeichnet wird.

    Der Heilige Geist wird in dem Sinne ein fürsprechender Beistand der Jünger sein, dass er in jeder nur denkbaren Hinsicht sich ihrer Sache annehmen wird, sei es vor Gott, sei es vor Menschen.

 

                        1:  Fürsprache vor Gott

                       

Von seinem Beistand vor Gott spricht Rm 8,26.27: „Aber ebenso nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheiten mit an, denn was wir beten sollten, nach dem, das erforderlich wäre, wissen wir nicht. Der Geist selbst jedoch verwendet sich für uns in ungesprochenen Seufzern. Aber der, der die Herzen erforscht, weiß, was die Gesinnung des Geistes ist, weil er sich Gott gemäß für die Heiligen verwendet.“

 

                        2:  Fürsprache vor Menschen

 

Jesus spricht vom Einsatz des Geistes für uns vor Menschen: „Und Jener, wenn er gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen in Bezug auf Sünde und in Bezug auf Gerechtigkeit und in Bezug auf Gericht“ (Jh 16,8).

    Als rechtlicher Fürsprecher verteidigt er das Zeugnis und die Zeugen Jesu und klagt seine Feinde in ihrem Gewissen an.

    Zu Jh 14,16 („er wird euch einen anderen Fürsprecher geben“) schreibt Prof. Schlatter trefflich:

    „Er stellt sie [die Jünger] nicht allein unter die Menschen und schickt sie nicht ohne Begleiter in die Welt. Der Vater gibt ihnen jemand mit, der ihnen einen ähnlichen Freundesdienst tut, wie ihn der Anwalt dem leistet, der vor den Richter treten muß. Der Anwalt begleitet ihn, spricht für ihn, verteidigt ihn und beweist sein Recht. Dieser neue Begleiter wird sie nicht mehr verlassen, sondern immer bei ihnen sein, überall ihnen zur Seite stehen, stets für sie reden und ihr Recht verfechten zum hellen Sieg.

    Das tat ihnen bisher Jesus selbst. Wer sie schalt oder verwirrte, dem antwortete er und wies ihn ab. Auf ihn hin zeigten sie, so oft jemand nach der Wahrheit und dem Recht ihres Weges fragte; an ihn wandten sie sich bei jeder Schwierigkeit, hatten in seiner Begleitung ihre Ruhe und ihren Frieden, in seinem Wort ihre Leitung und Rechtfertigung, in seiner Gemeinschaft mit ihnen ihre Stärke und ihre Freudigkeit vor Gott und vor der Welt.

    Der Platz, den er bisher unter ihnen ausfüllte, wird nicht leer bleiben; sondern er wird einen Nachfolger dorthin stellen, der ihnen dasselbe tun wird, was er ihnen bisher tat, und während Jesus, weil er ins menschliche Wesen eingegangen ist, nicht länger bei ihnen bleiben kann, wird sie dieser neue Beschirmer nicht mehr verlassen, sondern eine Gemeinschaft mit ihnen halten, die kein Ende hat.“

 

                        3:  Grundsätzliches                       

 

Von der Fürsprache Jesu sprechen die Stellen Rm 8,34; Heb 7,25; 1J 2,1. Hinter dem neutestamentlichen Begriff des Parakleten scheint der Gedanke zu stehen, dass es letztlich um Gottes Sache geht und nicht in erster Linie um die des Menschen. Es ist der Vater, der beide Fürsprecher vom Himmel schickt, und wenn diese den Menschen vor ihm verteidigen, dann in seinem eigenen Interesse – sodass sie eigentlich seine Fürsprecher sind.

    Übrigens zeigt die Tatsache, dass der verheißene Geist ein Fürsprecher sein soll, dass mit seinem Kommen nicht alle Probleme schwinden. Man sollte also nicht Lösungen von ihm erwarten, die Gott noch nicht zugesagt hat. Auch auf ernstes Gebet hin wird kein „Himmel auf Erden“ eintreten.

 

                II:  Andere Bezeichnungen

 

                    .  Geist des Gerichts und des Brennens: Jes 4,4; evt 40,7

                    .  Geist des Verstandes: Jes 11,2

                    .  Geist des Rates: Jes 11,2

                    .  Geist der Erkenntnis: Jes 11,2

                    .  Geist der Furcht Jahwes: Jes 11,2

                    .  Geist der Gnade: Sa 12,10; Heb 10,29

                    .  Geist des Gebets: Sa 12,10

                    .  Geist Elias: Lk 1,17

                    .  Geist der Wahrheit: Jh 14,17; 15,26; 1J 4,6

                    .  Geist der Heiligkeit: Rm 1,4

                    .  Geist des Lebens: Rm 8,2

                    .  Geist der Sohnesstellung: Rm 8,15

                    .  Geist der Liebe: Rm 15,30; 2Tm 1,7

                    .  Geist des Glaubens: 2Kr 4,13

                    . Geist der Sanftmut: Ga 6,1; 5,22

                    .  Geist der Verheißung: Eph 1,13

                    .  Geist der Weisheit: Eph 1,17

                    .  Geist der Offenbarung: Eph 1,17

                    .  Geist der Kraft: 2Tm 1,7

                    .  Geist eines gesundes Sinnes mit Zucht: 2Tm 1,7

                    .  Ewiger Geist: Heb 9,14

                    .  Geist der Herrlichkeit:

1P 4,14: „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid ihr Selige, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht; bei ihnen ist der Name gelästert, bei euch aber verherrlicht ...“

 

        2. Er wird mittels Bilder dargestellt.

 

            a. Wasser

 

                .  Im Alten Testament wird der Heilige Geist mit Wasser, einem Regen, verglichen.

Jes 32,15A: „... bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe ...“

    44,3: „... denn ich werde Wasser auf den Durstigen gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge ...“

    Hes 39,29M: „... denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der Herr, Jahwe.“

 

                .  Dieses Bild des Wassers kommt auch im Neuen Testament vor.

In Jh 7,37-39 sagt Jesus: „Wer Durst hat, der komme zu mir“, und Johannes sagt, mit dem Wasser spreche er vom Heiligen Geist.

    Ag 1,5: „Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen.“

    Am Pfingsttage sagt Petrus (Ag 2,33): „Nachdem er also zur Rechten Gottes erhöht war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfing, goss er dieses aus, das ihr nun seht und hört ...“

    Tt 3,5.6: „... nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit verrichteten, sondern nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss ...“

    In 1Kr 12 haben wir das Bild vom Wasser in zweierlei Form. In V. 13 wird vom Taufen im Geist sowie vom Tränken mit dem Geist gesprochen. Dadurch kommt zum Ausdruck, dass er in uns wie um uns ist.

 

            b. Die Luftbewegung

                 

                .  Es gibt verschiedene Arten von Luftbewegung. Beim Menschen selbst haben wir den Hauch, in seiner Umwelt den Wind. Sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen kann man das Wort ‚Geist’ für beide Begriffe verwenden. Damit kommt zum Ausdruck, dass der Geist mit einem Hauch oder einem Wind verglichen wird.

    Und wie der Wind, der Odem der Natur, so wirkt auch der Odem Gottes – einmal verdorrend, das andere Mal belebend, je nachdem die Feuchtigkeit, der Saft des Lebens, entfernt oder herbeigeführt wird.

 

                .  Von der verdorrenden Wirkung des Gottesgeistes sprechen folgende Texte:  

Jes 40,7: „Gras verdorrt; Blume verwelkt; denn das Wort des Herrn bläst darein. Ja, das Volk ist Gras.“

    30,33: „... denn Topheth ist seit Langem zugerichtet. Auch für den König ist es bereitet. Tief und weit hat er es gemacht. Sein Scheiterhaufen ist Feuer und viel Holz. Der Geist [o. Hauch] Jahwes zündet ihn an wie ein Schwefelstrom.“

    Hos 13,15: „Ob er auch unter Brüdern Frucht hervorbringe, so kommt ein Ostwind herein, ein Wind Jahwes. Von der Wüste steigt er auf. Und er vertrocknet seinen Brunnen. Und sein Quell versiegt.“

    Sa 6,8: „Und er rief mich und redete zu mir und sagte: ‚Siehe! Die, die hervorkamen zum Land des Nordens, haben meinen Geist [nach vollzogenem Gericht über alle Feinde seines Volkes] zur Ruhe kommen lassen im Land des Nordens.’“

 

                .  Die ‚belebenden’ Stellen sind uns wohl bekannter. Eine klassische Stelle im Alten Testament ist Hes 37,9-14, im Bild vom Tal der Gebeine.

    In Jh 3 vergleicht Jesus den Geist mit einem Leben bringenden Wind.

 

                . Der Wind spricht auch von der Unsichtbarkeit Gottes, zugleich aber von der Feststellbarkeit seines Wirkens (Ag 2,2.33).

 

                .  Als Hauch Gottes ist der Geist auch derjenige, durch den Gott uns sein Wort gegeben hat.

2Tm 3,16A: „Alle Schrift ist gottgehaucht ...“

    Vgl 2P 1,21E: „... vom Heiligen Geist getragen sprachen die heiligen Menschen Gottes.“

 

            c. Feuer

                 

Im allgemeinen kann Feuer ein Gottessymbol sein: Heb 12,18.29; 1M 15,17.18; Jes 33,13.14.

    In welchem Sinne darf der Heilige Geist mit Feuer verglichen werden? Wohl in einem dreifachen.

 

                I:  Man kann einmal an ein heiliges Drängen denken.

   

Bereits Jeremia empfand das Wirken des prophetischen Geistes in seinem Inneren wie ein Feuer:

    20,9: „Und spreche ich: ‚Ich will ihn nicht mehr erwähnen, noch in seinem Namen reden’, so ist es in meinem Herzen wie brennendes Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen, und ich werde müde, es auszuhalten, und vermag es nicht ...                 

    Ag 2,3: „Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen, die wie Feuer waren. Und er setzte sich auf einen jeden von ihnen.“ Ein Geist, viele feuerähnliche Zungen (Flämmchen?). Dieser Geist drängt die Vielen zur Äußerung.

    Ein Beispiel von diesem Drang haben wir anschließend in Petrus (V. 14): „Aber Petrus stellte sich hin zusammen mit den Elfen. Mit weit tragender Stimme sprach er aus vor ihnen: ‚Männer, Juden und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt: Folgendes sollt ihr wissen; und achtet auf was ich sage ...’“

    Möglicherweise denkt Paulus an dieses feurige Drängen, wenn er später in einem ersten Brief an die Thessalonicher schreibt: „Freut euch allezeit. Lasst nicht ab zu beten. In allem dankt, denn dieses ist Gottes Wille in Christus Jesus für euch. Den Geist dämpft nicht [oder: unterdrückt nicht; nicht: löscht nicht aus; das wäre nicht möglich].“ (5,16-19)

    Auch die Gnadengabe, die der Geist schenkt, kann mit einer Flamme und einem Drängen verglichen werden: „Aus diesem Grunde erinnere ich daran, das Feuer der Gnadengabe Gottes wieder zu nähren, der Gabe, die ... in dir ist“: 2Tm 1,6.

 

                II:  Ein zweiter Vergleichssinn wäre Feuer als Licht.

                      

In Of 4,2.3.5 wird der Heilige Geist mit sieben Fackeln bzw Lampen verglichen. Wahrscheinlich ist hier an die Lampe in der Stiftshütte zu denken, die sieben Arme hatte. Der erleuchtende Geist ist es, der die Jünger Jesu in alle Wahrheit leitet.

 

                III:  Der Heilige Geist ist aber auch das Gerichtsfeuer Gottes.

 

Jes 4,3.4: „Und es wird geschehen: Wer in Zijon übrig sein wird und übriggelassen in Jerusalem, wird heilig heißen, ein jeder, der eingeschrieben ist zum Leben in Jerusalem, wenn der Herr den Schmutz der Töchter Zijons abgewaschen hat und die Blutschulden Jerusalems aus ihrer Mitte weggetan mit dem Geist des Gerichts und mit dem Geist des Verbrennens.“

 

            d. Öl

                 

Das Bild vom Öl ist ein mehrfaches.

    Der Heilige Geist wird einmal mit Salböl verglichen. Die Salbe jener Zeit konnte fest sein oder flüssig. Sie wurde zu Gesundheitszwecken gebraucht. In jenem heißen Klima war sie erfrischend, wenn die Hitze die Haut austrocknete.

    Öl wurde auch zu Verschönerungszwecken verwendet, z.B. ins Haar gegossen. Möglicherweise kam aus dieser Sitte der Gedanke, dass Salbung von Schönheit spreche, denn der Gesalbte war jemand, der etwas Besonderes war. In Jes 61,1 wird die Salbung des Messias erwähnt. Im Neuen Testament haben wir einige Texte von Salbung, wo es offensichtlich ist, dass an den Heiligen Geist zu denken ist: 1J 2,20-27; 1P 4,14.16.

    Der Heilige Geist wird auch mit Brennöl verglichen: Sa 4,2-6.10.

 

            e. Der Wein

                 

Ag 2,13-15: „Andere sagten im Spott: ‚Mit neuem Wein sind sie angefüllt.’

    Aber Petrus stellte sich hin zusammen mit den Elfen. Mit weittragender Stimme sprach er aus vor ihnen:

    ‚Männer, Juden und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt: Folgendes sollt ihr wissen; und achtet auf das, das ich sage; denn diese sind nicht betrunken, wie ihr wähnt – es ist ja erst die dritte Stunde des Tages ...’“

    Eph 5, 18: „Und werdet nicht von Wein berauscht, worin ein heilloses Wesen liegt, sondern werdet im Geist erfüllt ...“

    Der Wein war im Mittelmeerraum ein notwendiger Trank. Im allgemeinen war er ein Zeichen der Freude, besonders über den Ertrag der Ernte.

    Er konnte aber auch ein Zeichen des Leides sein. Römische Soldaten tranken einen essigähnlichen ‚Poscawein’. In Ländern, in denen Wein erzeugt wurde, tranken die Arbeiter oft einen dünnen, sauren Wein. Einen solchen scheint Ruth zu ihrer Mahlzeit bekommen zu haben (2,14), und es dürfte dieser sein, den Jesus bei der Einsetzung des Herrnmahles auf dem Tisch hatte. Der Wein, mit dem er in Gethsemane sein bevorstehendes Leiden vergleicht, ist ein bitterer Kelch. Immerhin kann der Heilige Geist nicht nur in die Freude führen, sondern auch in die Leiden begleiten: Heb 9,14.

    Der Wein wurde aber auch als Desinfektionsmittel verwendet. So handhabte es bekanntlich der gute Samariter. Es ist auch gerade diese Wirkung im übertragenen Sinne, die Gottes Geist die Bezeichnung „Heiliger“ liefert.

 

            f. Das Siegel

                

Wir sind versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, als wir das Evangelium annahmen (Eph 1,13; 4,30; 2Kr 1,21.22). Wovon spricht das Siegel? Es wurde in verschiedener Hinsicht gebraucht:

    Siegel heißt, dass die Angelegenheit abgeschlossen ist; etwas ist zu Ende gekommen. Wenn wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind, ist sein Suchen zum Abschluss gekommen. Wir sind gefunden.

    Das Siegel war ein Eigentumszeichen nach einem getätigten Kauf in Abwesenheit des Eigentümers. Zur Sicherheit wurden versiegelt: Getreide, Holz, Töpfe und Urkunden. Im letzteren Fall war das Siegel ein Vollmachtszeichen.

    Das Siegel spricht also von Besitzrecht, Verfügungsrecht, dass jemand die Verantwortung für uns übernehmen will. Er ist wie ein bestimmender Herr, aber auf der anderen Seite bietet er uns auch seine Hilfe an. Ich darf mich ihm anvertrauen, weil ich ihm gehöre. Er trägt jetzt die Verantwortung. Gott ist unser Herr, aber auch unser Helfer. Das kommt auch beim Heiligen Geist zum Ausdruck.

    Das Siegel spricht sodann von Permanenz, Dauerhaftigkeit. D.h., es hat so zu bleiben, wie es ist:

    Jh 14,16: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit.“ Der Geist ist gekommen, um nicht mehr zu weichen.

    Das Siegel weist auch auf den hin, der versiegelt. Es trägt sein Bildnis bzw sein Zeichen. Und wenn wir an den Geist denken, sollten wir auch an unseren Herrn denken, an die anderen beiden in der Gottheit, mit denen er eins ist und zusammenwirkt.

 

            g. Das Angeld

                 

Das Wort im Grundtext lautet: arhraboon, ein mit griechischen Buchstaben geschriebenes hebräisches Wort.

    In seinem Kommentar meint Dr. E. H. Plumptre zu 2Kr 1,22[4], das hebräische Wort bedeute ursprünglich ‚mengen’, ‚verändern’, ‚verpflichten’. Es komme als Nennwort vor in 1M 38,17.18. Mit der Zeit gelangte es nach Afrika und Europa. Die römische Gesetzgebung verkürzte es auf arrha (die Zahlung einer kleinen Summe als Sicherung nach Abschluss eines Handels). Die Italiener erbten es als arra, die Franzosen als les arrhes, die Schotten als arles.

    Wenn ein Angeld deponiert ist, wird damit eine Vergewisserung abgegeben, dass noch mehr kommt. Wenn der Heilige Geist als Angeld beschrieben wird, heißt das nicht, dass morgen mehr Heiliger Geist kommt, sondern der Geist ist als Angeld der erste Teil von dem, das Gott vor hat, uns zu geben. Wir haben nämlich noch nicht das ganze Heil, erleben noch Verzicht. Darin sind wir bis zu einem gewissen Maße den alttestamentlichen Glaubenden ähnlich: Die letzte Verheißung steht noch aus.

    Drei Schriftstellen, die den Heiligen Geist als Angeld erwähnen, sind:

    2Kr 1,22: „... der uns auch versiegelte und das Angeld, den Geist, in unseren Herzen gab.“

    5,5: „Aber der, der uns zum Gegenstand seines Wirkens machte und uns eben dazu bereitete, ist Gott, der uns auch ein Angeld gab, den Geist.“

    Eph 1,13M.14: „... in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Angeld unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Eigentums, zum Preise seiner Herrlichkeit.“

 

            h. Die Erstlingsfrucht

                 

Hier haben wir eine Parallele zum Vorigen. Erwähnt wird der Gedanke in Rm 8,23:

    „... aber nicht nur das, sondern auch wir selbst, als solche, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, während wir auf die Sohnesstellung warten, die Erlösung unseres Leibes ...“

    Vielleicht hat der Apostel hierbei an den Pfingsttag als ein Erntefest (was er ja auch war) gedacht.

 

            i. Das Kleid

                 

Dieses Bild stammt aus Lk 24,49: „Ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters. Verbleibt ihr aber in der Stadt Jerusalem, bis ihr bekleidet seid mit Kraft aus der Höhe.“

    Ein Beispiel haben wir in Ri 6, wo es heißt, dass der Geist Gideon zum Kampf „bekleidete“ (33.34). Eine Parallelstelle hätten wir in 1S 17,38.39.

 

            j. Die Taube

                

Das Bild wird uns im Bericht von der Taufe Jesu gegeben: Lk 3,22. Parallelstellen wären 1M 1,2; 8,6-12.

    Die Taube ist ein Bild vom Heiligen Geist in ihrer Anmut (Hld 2,14), ihrer Häuslichkeit und in ihrer friedlichen Unschuld und Einfalt (Mt 10,16). Sie weist hin auf den himmlischen Ursprung des Geistes und des neuen Lebens, ist fernerhin ein Bild von seinem Herabkommen auf Menschen, nachdem der Messias durch die „sintflutliche“ stellvertretende Taufe das Gericht auf sich genommen hat (vgl 1M 8,6-12), damit das neue Leben beginnen darf.

 

            k. Das Auge

                 

Of 5,6: „Und ich sah, und – siehe! – in der Mitte des Thrones und der vier Lebewesen und in der Mitte der Ältesten stand ein Lamm. Wie ein erschlagenes sah es aus und hatte sieben Hörner und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die zur ganzen Erde gesandt sind.“

    Nach K. 1,4.5A sind die „sieben Geister“ eine Darstellung des Heiligen Geistes der göttlichen Dreieinigkeit.

 

            l. Der Finger

                

In Mt 12,28 lesen wir: „Aber wenn ich durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, ist demnach das Königreich Gottes zu euch gekommen.“

    In der Parallelstelle bei Lukas (11,20) heißt es: „Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, dann ist das Königreich Gottes zu euch gelangt.“

    Der Heilige Geist ist also Gottes gebietender Finger, der mit Vollmacht die bösen Geister davonweist. Da denkt man an das Wort der Zauberer Ägyptens an den Pharao, als sie nicht, wie Mose, Leuse aus Staub hervorbringen konnten (2M 8,19): „Dieses ist der Finger Gottes.“ Gegenüber dem bösen Geist der Zauberei stand der göttliche Geist Israels: Jahwe.

    Vielleicht hat man auch, von 2Kr 3,3 her, an den schreibenden Finger Gottes zu denken: „... die ihr offenbar gemacht werdet, dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.“ Alttestamentliche Beispiele wären dann 2M 24,12; 31,18 und Da 5,5.

 

            m. Ein Vater

                  

Lk 1,35: „Und der Bote gab ihr zur Antwort: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.’“

    Jh 14,16-18A: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben ... den Geist der Wahrheit ... Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.“

 

            n. Schlussbemerkung

                 

Wenn nun der göttliche Geist so mit Irdischem verglichen wird, heißt das nicht, dass man ihn auf diese Symbole reduzieren darf. Er bleibt eine Gottesperson. Auch dürfen wir nicht die Bedeutung der Bilder zu stark betonen, um so dann das Wesen des Geistes anders hinzustellen als die Schrift uns ihn zeigt. Wenn z.B. der Geist mit einem Wind verglichen wird, über den wir nicht verfügen, bedeutet das nicht, dass er in Willkür handeln würde. Wir werden hier immer wachsam zu sein haben, um innerhalb der biblischen Schranken zu bleiben.

 

II.  Der Heilige Geist und das Wort

       

Dieses Thema ist in unserer Zeit ein höchst wichtiges. Ich möchte ermutigen, daran weiter zu arbeiten.

    Die starke Verwandtschaft des Geistes Gottes mit dem Worte Gottes zeigt sich in besonderer Weise an zwei Stellen:

    Jh 20,22: „Und als er dieses gesagt hatte, hauchte er sie an und sagt zu ihnen: ‚Empfangt den Heiligen Geist!’“

    2Tm 3,16A: „Alle Schrift ist gottgehaucht ...“

    Beide – Geist und Wort – sind also Gaben Gottes, die durch seinen Hauch zu uns gekommen sind. Es ist wohl deshalb, dass Jesus seinen Jüngern mitteilt:

    „Die gesprochenen Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben ...“ (Jh 6,63M)

 

    A. Der Heilige Geist gibt das Wort.

 

        1. Er ist an der Entstehung der Schrift beteiligt.

             

Ehe die Bibel vollständig war, geschah auch mündliche Verkündigung durch den Heiligen Geist. Wenn die Propheten verkündeten, war es mündliches Wort Gottes, so auch bei den Aposteln. Jetzt ist das jedoch vorbei. Wir haben es heute mit dem geschriebenen Wort Gottes zu tun, und wir müssen wissen: Als es entstand, war der Heilige Geist mit daran beteiligt. Wie bezeugt die Schrift dieses?

 

            a. Alttestamentliche Stellen

 

2S 23,2: „Der Geist Jahwes hat durch mich geredet ...“

    Mi 3,8: „Und ich, dagegen, ich bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geist Jahwes und Gerechtigkeit und Stärke, um Jakob sein Übertreten und Israel seine Sünde anzuzeigen.“

    Sa 7,12: „Und sie machten ihr Herz zu einem Diamant gegen das Hören der Weisung und der Worte, die Jahwe der Heere in seinem Geist sandte durch die Hand der früheren Propheten.

 

            b. Jesus lehrt, dass die alttestamentliche Schrift durch den Geist Gottes gegeben wurde.

 

Mk 12,36: „... denn David selbst sagte in dem Heiligen Geist: ‚Es sagte der Herr zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel für deine Füße lege.’“

    Und er kündet die Rolle des Geistes bei der Entstehung weiterer Heiligen Schrift an, wenn er in seinen Abschiedsreden mitteilt:

    „Aber der Fürsprecher, der Heilige Geist, den der Vater schicken wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und wird euch an alles erinnern, das ich euch sagte“ (Jh 14,26). Hier haben wir die Grundlage für die Evangelien. In 16,14 haben wir sie für die Briefe und in 16,13 die für die Offenbarung:

    Jh 16,13.14: „Aber wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit führen, denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch im Einzelnen als Botschaft weitergeben. Der wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinen nehmen und euch als Botschaft weitergeben wird.“

 

            c. Paulus will zu verstehen geben, dass er seine Briefe durch den Geist Gottes schreibt.

 

                I:  Ausdrückliche Stellen

 

                .  1Kr 2,10A.13: „Aber uns enthüllte Gott sie durch seinen Geist ... das wir auch reden, nicht mit Worten, die menschliche Weisheit lehrt, sondern mit solchen, die der Heilige Geist lehrt ...“

   

                .  7,40: „Glücklicher aber ist sie, nach meinem Gutachten, wenn sie so bleibt. Ich meine aber, auch ich habe den Geist Gottes.“

   

                .  Eph 3,2-5: „... wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben wurde, dass mir das Geheimnis in Enthüllung bekannt gemacht wurde, so, wie ich zuvor in kurzen Zügen geschrieben habe, woran ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen könnt, über welches in anderen Geschlechtern die Söhne der Menschen nicht in Kenntnis gesetzt wurden, wie es nun seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist enthüllt wurde ...“

   

                II:  Vergleichbare Stellen

 

                    .  Rm 16,25.26: „Dem, der euch zu festigen vermag, gemäß meiner guten Botschaft und der Verkündigung von Jesus Christus, gemäß der Enthüllung des Geheimnisses, das lange Zeiten hindurch verschwiegen geblieben war, nun aber geoffenbart worden ist, auch durch [neue] prophetische Schriften, gemäß ausdrücklichem Befehl des ewigen Gottes ...“

 

                    .  1Kr 7,12: „Aber den anderen sage ich, nicht der Herr ...

Hier dürfen Jesus und Paulus nicht einander wie verschiedene Autoritäten gegenübergestellt werden. Es darf auch aus den Worten „nicht der Herr“ geschlossen werden, Jesus würde garnicht zur Sprache kommen, wenn Paulus gleich Anweisung gibt. Andererseits darf auch die Autorität des Apostels in einer Weise geschmälert werden.

    Wie sind denn die Worte aufzufassen?

    Zur Autorität des Paulus in diesem Text:

    Unter keinen Umständen darf die Vollmacht des Apostels hier in Frage gestellt werden. Sonst wird er vor den Korinthern unglaubwürdig, wenn er anschließend in V. 17 schreibt: „Und so ordne ich in allen Gemeinden an.“

    In den Versen 10-12 erwähnt Paulus die Lehre Jesu und fügt dann etwas zu dieser Lehre hinzu. Dabei weist er in aussergewöhnlicher Weise auf seine apostolische Autorität hin. Man beachte den Übergang von Vers 10 zu Vers 12. Er ist einmalig und höchst bedeutsam:

    . Vers 10: „nicht ich, sondern der Herr“

    . Vers 12: „ich, nicht der Herr“

    Diese Formulierung wird in den Schriften des Paulus nur hier angetroffen und ist genau zu beachten. Sie zeigt, dass es in seinem Denken klar war, dass die Probleme der Verse 10 und 11 mit Vollmacht vom Herrn selbst bereits behandelt waren, wie uns in den Evangelien berichtet wird.

    Das Problem der Verse 12-15 ist jedoch noch nie zuvor geregelt worden. Hier legt Paulus ein apostolisches Urteil vor – nicht in Bezug auf ungesetzmäßiges Entlassen, sondern in Bezug auf verantwortungsloses Verlassen von Seiten des Ungläubigen wegen dessen religiöser Feindseligkeit und Intoleranz gegenüber dem Gläubigen. Dieses Urteil spricht er als ein Gebot vom Herrn. D.h., er spricht in seinem Auftrag, wie er in Vers 25 zu verstehen gibt.

    Anstatt also die Vollmacht des Paulus zu schmälern, bekräftigt die Stelle sie vielmehr als die eines Apostels ersten Ranges.

   

                    .  2Kr 13,3A: „... da ihr einen Beweis dafür sucht, dass Christus in mir redet ...“

   

                    .  2Tm 3,16: „Alle Schrift ist gottgehaucht ...“

Manchmal spricht man an dieser Stelle von „Inspiration“. Genau genommen ist es ein Unterschied, ob man „von Gott eingegeben“ bzw „in-spiriert“ oder „gottgehaucht“ sagt. Es geht nämlich in dieser Aussage nicht um das, was aus einer vorliegenden Schrift wurde, sondern um den eigentlichen Ursprung der Schrift. Es gibt keine Heilige Schrift, bevor Gott spricht. Paulus will bezeugen, dass die Schrift dadurch entstand, dass er Geist hauchend sprach. Das tat er, wenn er diktierte; das tat er, wenn er Menschen eine Botschaft gab und sie schreiben ließ.

    Der Heilige Geist ist also dabei gewesen, denn wenn Gott haucht, kann der Geist nicht weit entfernt gewesen sein.

 

            d. Petrus teilt mit:

 

„Männer, Brüder, ... es musste erfüllt werden diese Schrift, die der Heilige Geist durch den Mund Davids über Judas vorhersagte ...“ (Ag 2,16A)

    2P 1,20.21: „Nehmt dabei zuerst dieses zur Kenntnis, dass keine Weissagung der Schrift aus eigener Deutung entsteht, denn nicht durch den Willen eines Menschen wurde einst Weissagung hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getragen, sprachen die heiligen Männer Gottes.“ Er hat sie so geführt, dass das, was sie sagten und schrieben, Wort Gottes war. Wieder geht es um den Ursprung der Schrift. (Die bessere Lesart lässt nicht an ein menschliches ‚Auslegen’ biblischen Textes denken.)

    1P 1,10-12: „... nach welcher Rettung Propheten suchten und forschten, die von der Gnade weissagten, die auf euch kommen sollte, forschend, auf wen oder welchen Zeitpunkt hingedeutet wurde vom Geist Christi, der in ihnen war, welcher die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zuvor bezeugte, welchen enthüllt wurde, dass sie nicht sich selbst zu Diensten standen, sondern euch mit dem, das euch nun als Botschaft eindringlich weitergegeben wurde – durch die, die euch die gute Botschaft sagten durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist –, Dinge, in die auch [himmlische] Boten hineinzuschauen gelüstet.“

    Hier wird bezeugt, dass die alttestamentliche wie die neutestamentliche Botschaft durch den Geist Gottes kam.

 

            e. Andere Stellen

 

Beispiele haben wir auch in einigen Stellen im Hebräerbrief, wo alttestamentliche Texte zitiert werden und es heißt: „der Geist sagt“ (3,7-11; 9,6-8; 10,15-17).

    Vgl auch Ag 28,25.

 

        2. Der Geist ist die Vollmacht der Schrift

 

Weil der Heilige Geist es ist, der das Wort gibt, ist auch die Autorität der Schrift auf ihn zurückzuführen.

    Wenn Jesus zu seinen Jüngern sagt (Jh 6,63M): „Das Fleisch nützt nichts. Die gesprochenen Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben“, so hat er unmittelbar zuvor auf den Heiligen Geist gewiesen, in dem er spricht: „Der Geist ist es, der lebend macht.“ Dass Gott in der Schrift wohnt und spricht, gibt ihr ihre Kraft und Vollmacht.

    1Kr 7,40E: „Ich meine aber, auch ich habe den Geist Gottes.“ Weil Paulus also von diesem Geist getrieben schreibt, sind die Leser zum Achten auf das, was er sagt, verpflichtet. Gottes Geist ist seine Autorität.

    14,37: „Meint jemand, Prophet oder Geistlicher zu sein, erkenne er die Dinge, die ich euch schreibe: dass sie [Indikatives wie Imperatives] Gebote des Herrn sind!“

 

    B. Der Heilige Geist bewirkt die Äusserung des Wortes.

         

4M 11,25: „Und Jahwe kam in der Wolke hernieder und redete zu ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und gab ihn den siebzig Ältesten. Und es geschah: Als der Geist auf ihnen ruhte, weissagten sie, und sie hörten nicht auf.“

    2Kr 4,13: „Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (nach dem, das geschrieben ist: ‚Ich glaubte. Darum redete ich.’), glauben auch wir, und darum reden wir ...“

    Ag 2,14-16A: „Aber Petrus stellte sich hin zusammen mit den Elfen. Mit weit tragender Stimme sprach er aus vor ihnen:

    ‚Männer, Juden und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt: Folgendes sollt ihr wissen; und achtet auf das, das ich sage; denn diese sind nicht betrunken, wie ihr wähnt – es ist ja erst die dritte Stunde des Tages –, sondern: Dieses ist das [d.h., ‚die Ausgießung des verheißenen Geistes; und darum müssen wir sprechen.’] ...“

    4,8-12: „Dann sagte Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist, zu ihnen: ‚Oberste des Volkes und Älteste Israels! Wenn wir heute verhört werden betreffs eines guten Werkes an einem schwachen Menschen, wodurch er geheilt worden ist, so sei euch allen und allem Volk Israel kund, dass im Namen Jesu Christi von Nazaret, den ihr kreuzigtet, den Gott von den Toten weckte, durch diesen dieser vor euch heil steht. Das ist der von euch, den Bauenden, verachtete Stein, der zum Hauptstein der Ecke geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.’“

    V. 31M: „... und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist, und sie sagten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“ Wo Menschen vom Geist regiert werden, sagt man Gottes Wort. Das wird auch im endzeitlichen Israel nicht anders sein:

    Jes 59,20.21: „Und ein Erlöser wird kommen für Zijon und für die, die in Jakob vom Treuebruch umkehren, sagt Jahwe. Und ich – dieses ist mein Bund mit ihnen, sagt Jahwe: Mein Geist, der auf dir ist, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, werden nicht aus deinem Munde weichen, noch aus dem Munde deiner Nachkommen, noch aus dem Munde der Nachkommen deiner Nachkommen, sagt Jahwe, von nun an bis in Ewigkeit.“

 

    C. Wo das Wort ist, wirkt der Heilige Geist.

 

        1. Das war bereits bei der Schöpfung so.

 

Ps 33,6: „Durch das Wort Jahwes sind die Himmel gemacht worden und durch den Hauch seines Mundes all sein Heer.“

    1M 1,1.2A: „Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer. Und es war finster auf der Tiefe. Und der Geist Gottes schwebte auf den Wassern. Und Gott sprach ...

 

        2. Das dürfte bei der Geburt Isaaks der Fall gewesen sein.

 

Ga 4,28.29: „Aber wir, Brüder, sind nach der Art Isaaks Kinder der Verheißung. Jedoch gleichwie damals der, der nach dem Fleisch geboren war, den verfolgte, der es nach dem Geist war, so ist es nun auch.“

    Wort und Geist scheinen hier fast auswechselbar gebraucht zu sein.

 

        3. Wird das Wort aufgenommen, so ist es unter der Wirkung des Geistes.

 

An dieser Stelle spricht der Apostel von einem „Dienst des Geistes“.

    2Kr 3,2.3.5M-8: „Unser Brief seid ihr, [zuerst] eingeschrieben worden [als wir ihn empfingen] in unseren Herzen [durch den Heiligen Geist, der uns dadurch in Gotteskinder verwandelte], [heute in Korinth] gekannt und gelesen von allen Menschen [nachdem dieser Brief, das Evangelium, euch zu Nachfolgern der maßgeblichen Person des Briefes, Jesus Christus, verwandelt hat], (3) die ihr offenbar gemacht werdet, dass ihr ein Brief Christi seid [weil er das Zeugnis von ihm ist und er selbst ihn seinen Boten zur Verbreitung anvertraut hat], durch uns bedient [als wir nach Korinth kamen], eingeschrieben [in euer Inneres, als ihr ihn von uns hörtet] nicht mit Tinte [wie die Empfehlungsbriefe, mit denen ihr umgeht], sondern mit dem Geist des lebenden Gottes [welcher Geist als Geist eines wirklich lebenden Gottes Menschen neues Leben zu geben und sie zu verwandeln vermag], nicht auf steinerne Tafeln [wie bei dem früheren Bund Gottes, als er seine Willensverfügung auf solches Material mit eigenem Finger schrieb], sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens [auf die der Geist, der jetzige Finger Gottes, seine neue Willensverfügung geschrieben hat] ...

    (5) ... unsere Tauglichkeit ist von Gott, (6) der auch uns tauglich machte, Diener zu sein eines neuen Bundes [die Botschaft einer neuen Willensverfügung], [eine Botschaft] nicht des [Gesetzes]Schreibens, sondern des Geistes, denn das [Gesetzes]Schreiben tötet [weil es den Menschen, der es übertritt, richten muss], aber der Geist macht lebend [durch den Brief Christi, das Evangelium].

    (7) Aber wenn der Dienst des Todes ... in Herrlichkeit entstand ... (8) wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit sein?“

    Ga 3,2.5: „Dieses allein begehre ich von euch zu erlernen: Empfingt ihr aus den Werken des Gesetzes den Geist oder aus der Glaubensverkündigung? So unvernünftig seid ihr? (5) Er also, der euch den Geist darreichte und Wunder unter euch wirkte, tat er dieses aus den Gesetzeswerken oder aus der Glaubensverkündigung?“

    1Th 1,6M: „... nachdem ihr das Wort unter viel Bedrängnis aufgenommen hattet mit Freude des Heiligen Geistes.“ Paulus kam mit dem Wort Gottes. Als dieses Wort angenommen wurde, bewirkte der Geist vertrauende Freude daran.

    1P 1,22A.23: „Nachdem ihr durch den Geist eure Seelen im Gehorchen der Wahrheit gereinigt habt ... als Wiedergeborene – nicht aus verderblichem Samen, sondern aus unverderblichem, durch das lebende und in Ewigkeit bleibende Wort Gottes ...“

 

        4. Wenn der Heilige Geist die Gläubigen führt, tut er dieses auf Grund des Wortes Gottes.

 

Auf der wichtigen Besprechung in Jerusalem, von der die Ag 15 berichtet, zitiert Jakobus Wort Gottes (V. 15): „Und hiermit stimmen die Worte der Propheten überein, sowie geschrieben ist ...“ bis V. 18.

    Ab V. 19 gibt er seinen Kommentar dazu, worauf es in V. 22 heißt: „Dann gefiel es den Aposteln und den Ältesten zusammen mit der ganzen Versammlung, aus ihrer Mitte Männer zu erwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu schicken.“

    Wichtig ist nun die Zusammenfassung des ganzen Urteilsprozesses in V. 28: „... denn es gefiel dem Heiligen Geist und uns, euch keine weitere Last aufzulegen außer diesen notwendigen Stücken ...“

    Der Heilige Geist hatte also auf Grund des Schriftwortes die Gedanken und das mündliche Überlegen der Brüder gelenkt.

 

        5. Im Umgang mit Menschen gebraucht der Heilige Geist das Wort Gottes.

 

            . Jesus hatte gesagt: „Aber wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit führen ...“ Wie hat der Geist das getan?

    1.) Er hat den Aposteln nach Jesu Himmelfahrt die Botschaft, die sie von Jesus gehört hatten, wieder in Erinnerung gebracht.

    2.) Er hat ihnen von dem Erhöhten weiteres Wort Gottes gegeben, das einige andere schriftlich weitergegeben und wir heute im Neuen Testament haben.

    3.) Alle Schrift ist Wort Christi, weil er der Gott ist, der sie uns gegeben hat, und weil sie von Jesus Zeugnis gibt. Der Geist hilft allen Jüngern Jesu im Umgang mit dieser Schrift, sei es zum persönlichen Gewinn, sei es, um sie anderen weiterzugeben.

   

            . In Tt 1 lesen wir in den Voraussetzungen für einen Ältesten: Er hat einer zu sein, „der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben kann und auch die Widersprechenden zurechtweisen kann ...“ Gerade hierbei steht uns der Heilige Geist bei, aber er wird es ebenfalls nach dem Wort Gottes tun. Und dieses Wort hält uns an, viel in ihm zu lesen. Tun wir das, so bekommen wir schneller einen Überblick über das Schriftganze.

    Die Schrift will erforscht werden. Die ersten Boten Jesu sind in die Tiefe der einzelnen Texte gedrungen, haben sie Silbe für Silbe studiert. Sie sind auch den Begriffen der Schrift nachgegangen.

    In allem haben sie sich sehr genau an das Wort der Lehre gehalten, um andere zu unterweisen und solchen, die widersprachen, zurechtzuweisen, alles in der zweifachen Haltung von Heiligkeit und Liebe.

 

            . Andere Stellen

Jh 3,34: „... denn der, den Gott sandte, redet die gesprochenen Worte Gottes, denn nicht nach Maß gibt Gott den Geist.“

    6,63: „Der Geist ist es, der lebend macht. Das Fleisch nützt nichts. Die gesprochenen Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“

    14,26: „Der Fürsprecher, der Heilige Geist, den der Vater schicken wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und wird euch an alles erinnern, das ich euch sagte.“

    16,7.8: „Jedoch sage ich euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Fürsprecher nicht zu euch. Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch schicken. Und Derjenige, wenn er gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“

    V. 13-15: „Aber wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch führen in alle Wahrheit, denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch im Einzelnen als Botschaft weitergeben. Der wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinen nehmen und euch als Botschaft weitergeben wird. Alles, das der Vater hat, ist mein. Deswegen sagte ich: Er wird von dem Meinen nehmen und euch als Botschaft weitergeben.“

    Rm 8,3-7: „... denn was dem Gesetz [der mosaischen Weisung] unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde, damit das Gerechte des Gesetzes [der guten Weisung Gottes] in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, das des Fleisches ist, aber die, die nach dem Geist sind, auf das, das des Geistes ist [die gerechte Weisung Gottes im Wort, das der Geist hat aufzeichnen lassen], denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, (die Gesinnung des Geistes aber Leben und Friede), weil nämlich die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn dem Gesetz Gottes [dem Worte Gottes] ist sie nicht untertänig, denn sie vermag es gar nicht zu sein.“

    In Eph 6,17 ist das Wort Gottes das „Schwert des Geistes“. Mit diesem Wort geht der Heilige Geist um.

    Php 2,5: „... diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus vorhandene ...“ Wie kommt man dieser Aufforderung nach? Doch wohl so, dass man zuerst einmal weiterliest, das liest, was der Heilige Geist über Jesus hat schreiben lassen.

    Heb 3,7; 9,8: Man achte auf die Gegenwartsform, denn wo Gott spricht, spricht der Geist. Ähnlich ist es in Of 2 und 3, wo der Geist spricht, wenn der Sohn Gottes redet: 2,7.11.17.29; 3,6.13.22; 14,13.

    1J 2,24.27: „Ihr also, das, was ihr von Anfang hörtet, bleibe stets in euch. Wenn das, was ihr von Anfang hörtet, in euch bleibt, werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfingt, weilt in euch, und ihr habt nicht stets nötig, dass jemand euch lehre, sondern wie dieselbe Salbung euch über alles lehrt und wahr ist und nicht eine Lüge ist und so, wie sie euch lehrte, werdet ihr in ihm bleiben.“

   

III.  Der Heilige Geist in der Zeit von der Schöpfung bis zum Messias

 

    A. Der Heilige Geist in der Schöpfung

 

        . 1M 1,2: „Der Geist schwebte über den Wassern.“ Das ist eine Andeutung, dass er an der Schöpfung beteiligt war.

 

        . Wenn es dann in V. 26 heißt: „Lasst uns Menschen machen ...“, ist höchstwahrscheinlich von der Dreieinigkeit und somit wieder von der Beteiligung des Gottesgeistes die Rede.

    Kritiker halten entgegen, dass dieses die Form eines ‚königlichen Plurals’ wäre; wie früher Könige in der Mehrzahl von sich sprechen konnten, so würde auch Gott hier als König, als der große Schöpfer-Gott, von sich in der Mehrzahl sprechen. 

    In der Geschichte der Menschheit ist das zwar so vorgekommen, aber trifft dieses auch für die Heilige Schrift zu? In ihr stellt man fest, dass die Könige von sich selbst nicht in der Mehrzahl sprechen, weder Nebukadnezar als ein heidnischer König, der auch in der Profangeschichte als ein „Großer“ gilt, noch hebräische Könige wie David und andere; auch Pharao spricht in den biblischen Berichten von sich nicht in der Mehrzahl. Wir können spätere Gepflogenheiten also nicht einfach einer früheren Zeit zuordnen.

  Andere behaupten, Gott habe Engel in sein Sprechen einbezogen. Aber Jes 40,13.14 sagt eindeutig, dass Gott niemanden konsultierte, als er die Welt schuf; er war allein. Nur mit sich selbst hat er „überlegt“.

    Es dürfte ein innertrinitarisches Gespräch gewesen sein, wenn Gott sagt: „Lasst uns Menschen schaffen.“ Und es wird möglicherweise deshalb so formuliert, weil der Mensch zu einem Bilde Gottes geschaffen wird.

 

        . Möglicherweise bezieht sich Hi 26,13A auf die Schöpfung: „Durch seinen Geist schmückte er die Himmel.“

 

        . Hi 33,4.6 sprechen von der Erschaffung des Menschen: „Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Hauch des Allmächtigen hat mir Leben gegeben. Siehe: Vor Gott bin ich wie du. Auch ich bin aus dem Ton geformt und abgekniffen.“

 

        . In Jes 40,12-26 spricht Gott durch den Propheten. Der Schöpfer wird den Götzen gegenübergestellt. Der ganze Text hält den Schöpfer vor Augen. Nach V. 13 ist dabei auch an den Heiligen Geist zu denken.

 

    B. Der Heilige Geist und die Menschen vor der Sintflut

         

Vor der großen Flut bemüht sich der Geist um die irrende Menschheit.

 

        . 1M 6,3: „Und Jahwe sagte: Mein Geist soll nicht immer um den Menschen ringen, denn Fleisch ist er.“ Es ist sehr traurig zu lesen, dass sie Gottes Geist widerstehen.

 

        . Wahrscheinlich bezieht sich 2P 2,5 auf diese Zeit: „... und die frühere Welt nicht verschonte, sondern Noah, Verkündiger der Gerechtigkeit, mit sieben anderen bewahrte, als er die Flut über die Welt der Ehrfurchtslosen hatte kommen lassen ...“

 

        . Möglicherweise nimmt 1P 3 ebenfalls hierauf Bezug, wenn es in den V. 18M-20A heißt: „... er wurde nämlich, einerseits, am Fleisch getötet, andererseits lebendig gemacht durch den Geist, in dem er auch, als er hingegangen war, den Geistern in Verwahrung verkündete, den im Unglauben Ungehorsamen, einst, als die Geduld Gottes ein für alle Mal am Warten war in den Tagen Noahs, da eine Arche in Zubereitung war ...“

    Der Heilige Geist will die Menschen jener Zeit aus der Einkerkerung im Diesseits herausholen. Sie schließen sich gern in den Horizont ein und suchen ihre Geborgenheit in den Dingen der Schöpfung.

    Wenn sonst keine Bedrohung da ist, fühlt sich der Mensch in dieser begrenzten Welt wohl. Sobald jedoch eine Krankheit oder sonst eine Krise auftritt, gerät er schnell an den Rand des Daseins. Da stellt sich dann die Frage: Will er über diese Grenze hinauskommen, oder will er lieber am Diesseits haften bleiben? Gott spricht immer in zwei Sprachen: mit seiner Güte und auch mit seinem Ernst. Wenn der Mensch nur in sich kehrt, ist der Heilige Geist da, um ihn zu dem Gott des Jenseits zu führen, unter seine wohltuende Herrschaft zu bringen.

    Damals waren es jedoch nur acht Personen, die auf diesen Ruf durch den Gottesgeist hörten, die mit einem außerweltlichen Gott rechneten. Als sie sich diesem anvertrauten, war diese Welt für sie kein Gefängnis mehr.

 

    C. Der Heilige Geist in Israel als Volk

         

In Hg 2,5 sagt der Herr: „Und mein Geist bleibt in eurer Mitte.“ Dort hatte er sich also aufgehalten; dort wollte er auch weiterhin sein.

    Welche Aufgaben nimmt nun der Heilige Geist in Israel wahr?

 

        1. Er unterweist das Volk.

             

Ne 9,20: „Und deinen guten Geist gabst du zu ihrer Unterweisung ...“

    V. 30: „Und du verzogst mit ihnen und warntest sie durch deinen Geist, durch deine Propheten.“

 

        2. Er führt das Volk.

 

            . Jes 63,11-14: „Da gedachte man der Tage der Vorzeit, des Moses seines Volkes.

Wo ist er, der sie aus dem Meer heraufgeführt hat zusammen mit dem Hirten seiner Herde? Wo ist er, der seinen Heiligen Geist in ihre Mitte gelegt hat, der zu Moses Rechten seinen herrlichen Arm wandeln ließ, der das Meer vor ihnen teilte, sich einen ewigen Namen zu machen, der sie durch tiefe Fluten gehen ließ wie Pferde durch die Trift, ohne dass sie strauchelten? Wie Tiere in das Tal hinabziehen, leitete uns der Geist Jahwes. So hast du dein Volk geführt, dir einen herrlichen Namen zu machen.“

 

            . Gerügt wird Israel in Jes 30,1, wenn es sich nicht von Gottes Geist, der in den Propheten spricht, führen lässt: „Wehe den abtrünnigen Söhnen, sagt Jahwe, dass sie Pläne ausführen, die nicht von mir sind, und ein Bündnis flechten ohne meinen Geist ...“

 

            . Diese Stellen zeigen, dass Gott auch sein alttestamentliches Volk durch seinen Geist geführt hat, wenn es dieses nur zuließ.

 

        3. Er heilt das Volk.

             

Ag 28,27M: „... damit sie nicht sehen mit den Augen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen vernehmen und umkehren und ich sie heile.“

    Und wer ist es, der spricht?

    In V. 25 schreibt Lukas: „Als sie aber unter sich uneins waren, gingen sie weg, nachdem Paulus das eine Wort gesagt hatte: ‚Trefflich redete der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu unseren Vätern ...’“

 

        4. Er fördert den Wiederbau des Tempels.

             

Sa 4,6-9: „Und er hob an und sagte zu mir wie folgt: ‚Dieses ist das Wort Jahwes an Serubbabel: Nicht durch Heeresmacht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, sagt Jahwe der Heere. Wer bist du, du großer Berg, vor Serubbabel? Zur Ebene! So wird er herbringen den Hauptstein unter rauschendem Zuruf: Heil! Heil ihm!’

    Und es geschah das Wort Jahwes zu mir wie folgt: ‚Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände sollen es fertigstellen.’“

    Wie? Durch den Geist Gottes.

 

        5. Er erfährt den Widerstand des Volkes Israel.

             

Auch wenn er warnend ruft:

    Heb 3,7-11: „Darum, so wie der Heilige Geist sagt: ‚Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen, wie es in der Herausforderung am Tage der Versuchung in der Wüste geschah, wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe setzten und meine Werke vierzig Jahre sahen. Darum war ich entrüstet über jenes Geschlecht und sagte: Immer irren sie im Herzen; sie kannten nicht meine Wege; wie ich in meinem Zorn schwor: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden ...!’“

    Jes 63,10A: „Aber sie waren widerspenstig und betrübten seinen Heiligen Geist.“

    Sa 7,12: „Und sie machten ihr Herz zu einem Diamant gegen das Hören der Weisung und der Worte, die Jahwe der Heere in seinem Geist sandte durch die Hand der früheren Propheten.“

    Ag 7,51A: „Ihr Halsstarrigen und am Herzen und an den Ohren Unbeschnittenen, ihr widerstrebt immer dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr.“

 

    D. Der Heilige Geist und der Einzelne in der Zeit bis zum Messias.

 

        1. Der Heilige Geist macht die Geburt Isaaks möglich.

             

Ga 4,28.29: „Aber wir, Brüder, sind nach der Art Isaaks Kinder der Verheißung. Jedoch gleichwie damals der, der nach dem Fleisch geboren war, den verfolgte, der es nach dem Geist war, so ist es nun auch.“

    Es war also der Heilige Geist, der es Sara ermöglicht hatte, ein Kind zu bekommen.

 

        2. Der Heilige Geist kommt immer wieder über bzw auf Menschen.

             

4M 11,16.17: „Und Jahwe sagte zu Mose: ‚Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten Israels, von denen du weisst, dass sie Älteste im Volk und seine Amtleute sind, und nimm sie vor das Zelt der Zusammenkunft, und sie sollen dort mit dir stehen. Und ich werde herniederkommen und dort mit dir reden. Und ich werde von dem Geist, der auf dir ist, nehmen und auf sie legen. Und sie werden die Last des Volkes mit dir tragen, und du wirst sie nicht allein tragen.’“ Der Geist kommt also auf die Helfer Moses, worauf sie imstande sind, Arbeitslasten zu tragen.

    Übrigens zeigen diese Verse uns, dass Gott nicht alles Schwere abnimmt bzw fernhält, auch wenn die Fülle des Geistes da ist. Der Geist, der über die Siebzig kam, war ja auf Mose gewesen, auch als dieser die Last des Volkes als überschwer empfand (siehe die V. 10-15!). Eine wichtige Lektion für uns. Wollen wir also in den schwersten Prüfungen weiterhin vertrauen, auch wenn wir keine Kraft verspüren. Das heißt nämlich nicht, dass sie nicht da wäre und uns trüge. Die Kraft seiner Gnade reicht immer aus.

    Zur Richterzeit kommt er über folgende Männer und rüstet sie so für ihre Richteraufgabe aus: Othniel (Ri 3,10), Jephtha (11,29), Simson (14,6.19; 15,14).

    Er kommt auf Saul nach seiner Salbung (1S 10,1.6.10), auf David (1S 16,13), auf die Diener Sauls (1S 19,20). Auf Elisa kommt der Geist (2Kö 2,15), auf Asarja (2Ch 15,1) und auf Simeon (Lk 2,25).

    Und sein Kommen auf Bußfertige ist verheißen (Sp 1,23): „Wendet euch um zu meiner Zurechtweisung – siehe! –, so werde ich euch meinen Geist hervorströmen lassen. Meine Worte werde ich bei euch kundtun.“

 

        3. Der Heilige Geist kann in dieser Zeit auch in Menschen sein.

           

            a. Er ist in folgenden Personen:

 

Josef (1M 41,38), Mose (Jes 63,11), Josua (4M 27,18), Daniel (Da 4,5.6.15; 5,11.12.14), Hesekiel (2,2; 3,24) sowohl als in anderen Propheten (1P 1,11).

 

            b. Unter Umständen füllt er die Menschen, in denen er ist.

 

                .  Bezaleel und seine Handwerker werden so mit Weisheit und Geschicklichkeit ausgerüstet.

Gott gab den Plan für das Zelt der Zusammenkunft, und er sorgte auch dafür, dass es genau nach diesem Plan gebaut wurde (2M 28,3; 31,1-11; 35,30-35).

 

                .  Josua wird anlässlich einer Handauflegung erfüllt und dadurch ein weiser Mann (5M 34,9).

 

                .  Der Prophet Micha wird erfüllt, um das Volk strafen zu können (Mi 3,8).

 

                . Der Täufer Johannes wird vor seiner Geburt voll des Geistes, als seine Mutter erfüllt wird.

Lk 1,15: „Und noch im Schoß seiner Mutter wird er mit dem Heiligen Geist erfüllt sein.“

    V. 41: „Und es begab sich, als Elisabet den Gruß der Maria hörte, hüpfte das kleine Kind in ihrem Mutterschoß. Und Elisabet wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt.“

 

                .  Sein Vater, Zacharias, weissagt in Folge einer Geisterfüllung (Lk 1,67).

 

        4. Der Heilige Geist führt Menschen.

 

            . Um die Führung des Geistes bittet David: Ps 143,10.

            . Hesekiel wird in einem Gesicht geführt: 8,3; 11,1.24,

            . Simeon in den Tempel zum Messiaskind: Lk 2,27.

            . Das Führen kann auch ein Drängen sein: Ri 13,25.

            . Es kann sogar ein körperliches Mitnehmen sein: 1Kö 18,12.45; 2Kö 2,15.16; Hes 2,2; 3,12.14.

 

        5. Der Heilige Geist spricht auch zu Menschen.

             

Davon ist aber nur ganz selten die Rede: Hes 3,24; 11,5; Lk 2,26.

 

        6. Der Heilige Geist spricht durch Menschen.

             

Wenn der Heilige Geist durch einen Menschen spricht, macht das diesen zu einem Propheten. Gott gebraucht ihn wie ein Sprachrohr; er verkündet sein Wort in der Kraft des Geistes Gottes. Beispiele haben wir in

            . Mose (Heb 9,6-8),

            . seinen siebzig Helfern (4M 11,25-29),

            . Bileam (4M 24,2-4),

            . Saul (1S 10,6.10),

.  David (2S 23,2; Mt 22,43; Mk 12,36; Ag 1,16),

            . Jesaja (Ag 28,25),

            . Jeremia (Heb 10,15-17),

.  Micha (K. 3,8),

            . anderen Propheten des AT (Ne 9,30; Sa 7,12; 1P 1,11; 2P 1,21),

            . dem Täufer Johannes (Lk 1,17).

 

        7. Für jeden besteht die Möglichkeit, persönlich in den Genuss des Geistes Gottes zu kommen.

   

Voraussetzungen sind:

 

            . Eine echte und reine Beziehung zu Gott

Sp 1,23: „Wendet euch um zu meiner Zurechtweisung – siehe! –, so werde ich euch meinen Geist hervorströmen lassen. Meine Worte werde ich bei euch kundtun.“

 

            . Die Bitte um ihn

Lk 11,13M: „... wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“

 

    E. Eine Auswertung

 

        1. Die Zahl derer, die in dieser Zeit den Heiligen Geist persönlich erleben, ist begrenzt.

             

Selbst innerhalb des Volkes Gottes ist dieses so: Der Heilige Geist ist in Israel (Hg 2,5), aber nicht jeder erlebt ihn persönlich. Das Geben des Geistes (Ne 9,20A; Sp 1,23) war in jener Zeit – wie alles Geben (Ne 9,20M.27) – ein vorübergehendes.

    Hierher gehört Lk 11,13: „Wenn also ihr, die ihr schlecht seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“ Nach diesem Vers ist es nicht selbstverständlich, dass man damals den Heiligen Geist hatte. Er musste unter Umständen noch erbeten werden. Und Gott war freundlich genug, ihn zu geben, wenn man ihn begehrte.

 

        2. Erlebt man ihn, so ist das Maß noch verschieden.

             

Das Wort „Maß“ darf man sich jedoch nicht zu konkret vorstellen. Dieser Begriff ist hauptsächlich für zwei Texte relevant:

    4M 11,25: Mose beklagt sich bei Gott, dass die Arbeit zu viel wäre. Was macht Gott? Er stellt ihm siebzig Männer zur Seite. Dann nimmt er von dem Geist, der auf Mose ist, und verteilt ihn auf die Siebzig.

    2Kö 2,9: Bekanntlich bittet Elisa um ein zweifaches Maß des Geistes Elijas. Wir wissen nicht genau, was darunter zu verstehen ist. Wir nehmen es einfach zur Kenntnis. Es fällt allerdings auf, dass in Verbindung mit Elisa genau zweimal so viele Wunder berichtet werden wie im Leben des Elija. Ob das mit Elisas Bitte zusammenhängt, können wir nicht sagen.

 

        3. Die Dauer der Gegenwart des Heiligen Geistes ist begrenzt.

             

Der Geist ist für unbestimmte Zeit bei einem Menschen.

 

            a. Wenn er gekommen war, kann er wieder weichen.

                 

Das ist der Fall bei Saul (1S 16,14). David befürchtet, es könne ihm ebenso ergehen (Ps 51,13).

 

            b. Er kann dann zur selben Person wiederkommen.

                 

So war es bei Simson (Ri 13,25; 14,6.19; 15,14). Bei Saul ist es ebenso der Fall (1S 10.10; 19,23) und bei Hesekiel (2,2; 3,24; 11,5).

 

        4. Die Wirkung des Heiligen Geistes ist begrenzt.

 

            . Im Alten Testament ist nirgends von einer erlebten Wiedergeburt zu lesen. Sie wird lediglich als Verheißung erwähnt:

    Hes 36,26.27: „Und ich werde euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres, und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben. Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich werde dieses tun, damit ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte wahrt und sie tun werdet.“

    Offensichtlich ist die Wiedergeburt selbst zu diesem späten Zeitpunkt alttestamentlicher Geschichte immer noch keine Wirklichkeit. Und wenn Paulus in 2Kr 3 auf diese Stelle Bezug nimmt, zeigt das an, dass sie mit der Zeit des zweiten Bundes ihre Erfüllung erfährt.

    Siehe auch Ga 4,1-7.

 

            . In 1S 10,6.9.10 heißt es, Saul wurde ein anderer Mann. Das muss aber noch nicht heißen, dass er im neutestamentlichen Sinne wiedergeboren wurde. Wenn der Heilige Geist über Menschen kommt, ist es verständlich, dass sich etwas ändert. Eine derartige Änderung war aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Wiedergeburt.

 

            . Dennoch gilt es festzuhalten: Die alltestamentlichen Gläubigen können eine ähnliche Qualität von geistlichem Leben erfahren, denn sie haben Wort Gottes, und dieses Wort ist das Wort des Geistes Gottes. In dem Maße, in welchem das Wort Gottes in Menschen wohnt und lebt, haben sie eine entsprechende Beziehung zu Gott (Jos 1,7-9). Es bleibt aber etwas Unsicheres, ein Schmecken. Es ist noch nicht das, das Gott vor hat zu bringen.

    Jesus sagt: „Mein Wort ist Geist“ (Jh 6,63). Das kann man aber auch von den Worten sagen, die er durch die Propheten im Alten Testament gab. Diese sind auch Rede des Sohnes Gottes. Und ob alttestamentlich oder neutestamentlich, seine Worte sind Sprechen des Geistes. Auf diesem Hintergrund ist Psalm 119 gut zu verstehen. Alttestamentliche Gläubige konnten also große geistliche Höhen erreichen.

 

            . Heb 10,1-4 ist eine wichtige Stelle, um alttestamentliche Gläubige zu verstehen. Das Blut der Tiere kann keine Sünde wegnehmen. Das betont der Hebräerbrief immer wieder, um zu zeigen, wie wichtig das Selbstopfer Jesu war. Bis dahin bleiben die Sünden. Nun argumentiert der Schreiber: Wenn die Sünde nie richtig weggetan wurde, kann man auch nicht von einem wirklich gereinigten Gewissen sprechen. Nach V. 2 ist es unerheblich, wieviel man geopfert hat. Selbst die Priester erleben nicht ein gereinigtes Gewissen, wie wir es heute kennen.

 

            . Wie verhält sich aber eine solche Stelle zu Ps 32 oder etwa 1M 15, wo es heißt, dass Abraham gerechtfertigt wurde? Solche Texte muss man alle zusammennehmen. Wenn nach Rm 3 die Rechtfertigung erst mit dem Tode Christi möglich ist (und nach K. 4 ist Vergebung Rechtfertigung) und nach Heb 10,2 Vergebung nur möglich ist, nachdem Jesus gestorben ist, so ist die Vergebung, die David in Ps 32 erlebt,

‚prophetischer’ Art (V. 1: „Wohl dem, dem die Sünde bedeckt ist“; „bedeckt“ ist nicht gleichzusetzen mit „weggenommen“), ebenfalls die Rechtfertigung von Abraham in Rm 4. ‚Prophetischer Art’ heißt: Sie wird ihnen gutgeschrieben. Man kann es mit einem Bankkonto vergleichen, auf dem ein Betrag gutgeschrieben wird. Die eigentliche Sünde ist zu jener Zeit noch nicht weggenommen; doch auf Grund ihres Glaubens wird ihnen die rechtfertigende Vergebung zugesichert. Das Eigentliche sollte noch kommen.

    Auf Grund der Messiasverheißung konnte man sich damals schon freuen. Im vorläufigen Sinne hatte ein David Vergebung und konnte froh sein. Bedenken wir aber: Was der Hebräerbrief dazu sagt, ist Tatsache –  die alttestamentlichen Gläubigen haben nicht erlebt, was wir erleben. Wir sollten dieses große Vorrecht der Entlastung unseres Gewissens nie geringschätzen! Das konnte der Heilige Geist erst bringen, nachdem das Opfer Jesu Christi wirklich geschehen war.

 

                .  Wieviel man schon aus reinem Glauben erleben, wie groß die Freude sein konnte, ersehen wir aus Heb 11,13: „Sie grüßten die Verheißung“, wie wenn sie schon da wäre. Sie sahen die Verheißung von fern und „winkten“ schon, wie man jemandem, den man schon von weitem sieht und erkennt, zuwinkt und grüßt. Obwohl sie die Verheißung selbst noch nicht hatten, waren sie so von der Wirklichkeit überzeugt, dass es ihnen damals schon Freude bereitete.

 

                .  Das sollte für uns eine Lehre sein. Trotz dessen, dass wir schon ein gewisses Maß an Rettung besitzen, haben auch wir noch nicht alles, denn Jesus wird noch kommen und den Rest bringen. Wir dürfen uns aber heute schon auf das freuen, das noch kommen wird. Und wenn auch alles um uns herum sehr düster zu werden scheint, können wir – wie die alttestamentlichen Gläubigen – davon wegsehen und unseren Blick auf den Herrn richten (s.a. Heb 12,1.2).

 

IV.  Der Heilige Geist und der Messias

 

    A. Der Heilige Geist und das Kommen des Messias in die Welt

        

Wie steht der Heilige Geist in Verbindung mit dem Kommen des Messias in die Welt?

 

        1. Er verheißt sein Kommen durch die Propheten.

 

            a. 1P 1,10.11

 

„... nach welcher Rettung Propheten suchten und forschten, die von der Gnade prophezeiten, die auf euch kommen sollte, forschend, auf welche oder welcherlei Zeit immer wieder hingedeutet wurde vom Geist Christi, der in ihnen war, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zuvor bezeugte.“

 

            b. Jes 48,12-16

 

Dieser Text ist ein prophetisches Wort der zweiten Person Gottes selbst: „Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Gerufener! Ich bin Der, ich, der Erste, und ich, der Letzte. Ja, meine Hand hat die Erde gegründet, und meine Rechte hat die Himmel ausgespannt. Ich rufe ihnen zu. Sie stehen zusammen da.

    Ihr alle, sammelt euch und hört: Wer ist unter diesen, der solches verkündet hat? Er, den Jahwe geliebt hat, wird seinen Willen an Babel ausführen und seinen Arm an den Chaldäern [beweisen]. Ich, ich habe es gesagt. Ja, ich habe ihn gerufen. Ich habe ihn kommen lassen, und sein Weg wird ihm gelingen. Kommt zu mir, in meine Nähe. Hört dieses: Nicht habe ich von Anfang im Verborgenen gesprochen. Von der Zeit an, als es geschah, bin ich da. Und jetzt hat der Herr, Jahwe, mich gesandt und sein Geist.“

   

                .  Zu V. 16 schreibt Nägelsbach (in Langes Bibelwerk): „Diese Worte sind rätselhaft, und ich verzichte darauf, sie in überzeugender Weise zum Verständnis zu bringen... Mir macht V. 16 den Eindruck einer Separatbemerkung, welche der Prophet an einen engeren Kreis von unmittelbaren Zuhörern ... gerichtet hatte.“

   

                . Dagegen meint Dächsel: „... vielmehr soll Israel [Jahwes] Güte und Langmuth erkennen und die Heilsgedanken verstehen, deren Verwirklichung er mittels der Erlösung durch Cyrus anbahne. Indem die Vermahnung in diese Verwirklichung selber schon hineingreift und auf einmal den, durch welchen sie geschieht, den Sohn des Vaters, redend einführt, ladet sie in gar lockender Weise zur Ergreifung des Heils in Christo Jesu ein und schließt die gottlosen und widerstrebenden Herzen in Ewigkeit vom Heile aus.“

    Die Gedanken ab Mitte des Verses 16 gibt er so weiter: „Von der Zeit an ... da nun diejenige Offenbarung, um die es sich hier handelt, nämlich das Auftreten des Kores, zu einer geschichtlichen Thatsache wird, bin ich da, wirksam dabei gegenwärtig (Sp 8,27), um das, was im Schwange geht, so zu ordnen und zu wenden, daß es schließlich in eure Erlösung ausgeht; und nun, wenn die Stunde der Erlösung, und zwar eurer letzten, völligen Erlösung, von der die durch Cyrus nur ein schwaches Vorbild ist, herbeigekommen, sendet mich ... der HErr-HErr und mein Werk in noch viel tieferem Sinne, als das des Cyrus, mitthätig begleitend sein Geist ...“

   

                .  Schmieder fügt (im selben Bibelwerk) hinzu: „Und nun sendet mich der HErr-HErr und sein Geist:  Wer sagt dies? Wer redet hier? Weder Kores noch der Prophet kann es sein, sondern nur der HErr, der in diesem ganzen Abschnitte, und insbesondere auch von V. 12 an, gesprochen. Aber wie kann der HErr sagen, daß ihn der HErr und sein Geist sendet? Kann der HErr, der Schöpfer, der Erste und Letzte, der den Kores gerufen, auch selbst vom HErrn und seinem Geist gesendet, also Herr und Knecht in einer Person sein? Wir können nur antworten: Ja! Der echte Knecht Gottes, der hier wie in prophetischen Träumen von sich und seiner Zukunft durch Jesaja redet, ist wirklich der HErr selbst, der Heilige in Israel, aber der HErr in einer zweiten Person, der HErr in Knechtsgestalt, der von seiner Sendung, von seiner Menschwerdung redet, von dem ‚Nun’, das in der geschichtlichen Offenbarung soviel später eintritt. Es ist wunderbar aber macht allein alles Folgende verständlich.“

   

                .  Delitzsch betrachtet die Stelle als „ein Präludium der in K. 49 eintretenden Rede des Einen einzigartigen Knechtes Jehovas“.

 

        2. Er bewirkt die Geburt des Messias.

             

Lk 1,32A: „Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden“ – zu Recht, denn der höchste Gott sollte der zeugende Vater sein.

    V. 35: „Und der Bote gab ihr zur Antwort: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.’“

    Mt 1,18.20: „Die Geburt Jesu Christi verlief auf diese Weise, denn nachdem seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, fand sichs, ehe sie zusammengekommen waren, dass sie vom Heiligen Geist im Mutterleib empfangen hatte... Während er dieses bedachte, – siehe! – da erschien ihm ein [himmlischer] Bote des Herrn im Traum.

    ‚Joseph,’ sagte er, ‚du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen, denn das in ihr Gezeugte ist vom Heiligen Geist.’“

 

        3. Mit Hilfe des Geistes wird der gekommene Messias erkannt.

             

Lk 2,25-28: „Und – siehe – es war in Jerusalem ein Mensch, der den Namen Simeon hatte. Und dieser Mensch war gerecht und gewissenhaft, fromm; und er wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. Es war ihm von dem Heiligen Geist die Weisung erteilt worden, dass er den Tod nicht sehen werde, ehe er den Christus des Herrn, den Messias, gesehen hätte. Und er kam im Geist in die Tempelstätte. Und als die Eltern das Kindlein Jesus hereinbrachten, um mit ihm gemäß der Gewohnheit des Gesetzes zu tun, nahm auch er ihn in seine Arme und lobte Gott.“

 

    B. Der Messias wird mit dem Heiligen Geist gesalbt.

         

Salben heißt, dass der Heilige Geist auf ihn kommt und daraufhin auf ihm ruht.

 

        1. Wie wird von seiner Salbung berichtet?

 

            . In den prophetischen Schriften

Vorausgesagt war das Ereignis von Jesaja (61,1): „Der Geist Jahwes, des Herrn, ist auf mir, weil Jahwe mich gesalbt hat ...“

       

            . Das Ereignis in den Evangelien

Mk 1,10: „Und sogleich, als er aus dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich spalten und den Geist wie eine Taube auf ihn herabfahren. Und es geschah eine Stimme aus den Himmeln: ‚Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.’“

    Lk 3,21.22: „Es geschah aber: Als das ganze Volk getauft wurde und auch Jesus getauft wurde, da wurde, nachdem er getauft worden war, während er betete, der Himmel geöffnet, und der Heilige Geist stieg in leiblicher Gestalt auf ihn herab, wie eine Taube, und eine Stimme geschah aus dem Himmel, die sagte: ‚Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Wohlgefallen.’“

 

            . Das Ereignis in der Apostelgeschichte

Petrus erwähnt diese Salbung in seiner Ansprache im Hause des Kornelius.

    Ag 10,36-38A: „Das Wort, das er den Söhnen Israels sandte und die gute Botschaft des Friedens durch Jesus Christus brachte – er ist Herr von allen – wisst ihr, das Wort, das durch ganz Judäa geschah, das von Galiläa her seinen Anfang nahm nach der Taufe, die Johannes verkündete: Jesus, der von Nazaret war, wie Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft salbte, der durch das Land zog und Gutes tat.“

 

        2. Was bedeutet die Salbung für Jesus Christus?

 

            a. Die Salbung des Messias ist ein zweifaches Zeichen.

 

                .  Sie ist ein Zeichen, dass Jesus mit einem Auftrag gesandt ist.

Jes 61,1-3A: „Der Geist Jahwes, des Herrn, ist auf mir, weil Jahwe mich gesalbt hat, um den Sanftmütigen gute Botschaft zu bringen, weil er mich gesandt hat, zu verbinden die, die zerbrochenen Herzens sind, Freiheit auszurufen den Gefangenen und vollständige Öffnung den Gebundenen, auszurufen das Gnadenjahr Jahwes und den Tag der Vergeltung unseres Gottes, zu trösten alle Trauernden, aufzusetzen den Trauernden Zijons – ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer, ein Gewand des Lobens statt eines bedrückten Geistes ...“

    Nach dieser Stelle ist es der Zweck der Salbung, Elenden gute Kunde zu bringen. In der Salbung liegt die Sendung, zerbrochene Herzen zu verbinden, Gefangenen Befreiung und Gebundenen Öffnung zu verkünden, das Gnadenjahr und den Tag der Vergeltung Gottes anzukünden und die Freude der messianischen Zeit zu bringen.

 

                .  Die Salbung Jesu ist ein Zeichen von der Liebe und dem Wohlgefallen des Vaters.

Jes 42,1: „Siehe! Mein Knecht! Ich stütze ihn. Mein Erwählter! Meine Seele hat Wohlgefallen [an ihm]. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt. Er wird den Völkern das Recht hervorbringen.“

    Mt 3,16.17: „Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser. Und – siehe! – es wurden ihm die Himmel aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und auf ihn kommen.

    Und – siehe! – eine Stimme aus den Himmeln: Sie sagte: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.’“

    Jh 3,34.35: „... der, den Gott sandte, redet die gesprochenen Worte Gottes, denn nicht nach Maß gibt [ihm] Gott den Geist. Der Vater liebt den Sohn und alles hat er ihm gegeben; in seiner Hand ist es.“

 

            b. Die Salbung bedeutet für Jesus Christus Zurüstung für seine Sendung.

                 

Das war bereits in der Weissagung Jesajas (61,1ff) angedeutet. Dort sprach die Salbung von Aufgabe und Ausrüstung.

    Petrus ist deutlich (Ag 10,38): „Jesus, der von Nazaret war, wie Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft salbte, der durch das Land zog und Gutes tat ...“

    Warum benötigte der Sohn Gottes denn eine Ausrüstung mit Kraft?

    Wegen seiner Erniedrigung. Man vergleiche Ag 4,26.27A:

    „Die Könige der Erde traten an, und die Obersten waren beieinander versammelt gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten, denn – wahrhaftiglich – in dieser Stadt waren versammelt in Feindschaft auf deinen heiligen Knecht Jesus, den du salbtest.“

 

        3. Was bedeutet die Salbung für Jesus Christus nicht?

             

Sie bedeutet wohl nicht, dass er vorher nicht den Heilige Geist gehabt hätte. Das ist für ein Glied der Dreieinigkeit undenkbar. Jes 42,1 dürfte sich also auf seine Geburt beziehen.

    Sie bedeutet auch nicht, dass er mit dem Heiligen Geist getauft wurde. Als eine Taufe wird die Salbung Jesu nicht aufgefasst. Taufe spricht von Bestattung, von dem, das auf den Tod folgt, und der Tod folgt auf die Sünde. Jesus kennt jedoch weder Tod noch Sünde. Taufe im Geist ist ein Heilsakt, der für Vollkommene nicht in Frage kommt. Gerechte brauchen keine Geistestaufe. Jesu eigentliche Taufe, auf welche seine Wassertaufe hinwies, waren sein Kreuz und die Auferstehung, die er stellvertretend für uns erfuhr. Unsere Geisttaufe nimmt uns hinein in seine Geschichte!

 

    C. Der Heilige Geist in Leben und Dienst des Messias

 

        1. Jesus wird vom Heiligen Geist geführt.

             

Mk 1,12: „Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste hinaus.“

    Lk 4,1: „Jesus, voll des Heiligen Geistes, kehrte zurück vom Jordan und wurde durch den Geist in die Wüste geführt.“

 

        2. In der Kraft des Geistes besteht Jesus die große Versuchungsprobe.

             

Diese steht am Anfang seines Dienstweges.

    Zu Beginn des Berichtes heißt es (Lk 4,1): „Jesus, voll des Geistes, ... wurde ... in die Wüste geführt.“

    Am Ende der Geschichte (V. 14) lesen wir: „Jesus kam hervor in der Kraft des Geistes.“

    Der Geist war in seinem Leben die Kraft des Widerstandes gewesen.

 

        3. Durch den Heiligen Geist werden Jesus die Worte gegeben.

             

Jh 3,34: „... denn der, den Gott sandte, redet die Worte Gottes, denn nicht nach Maß gibt [ihm] Gott den Geist.“

 

        4. Durch den Geist tut er seine Wunder.

             

Ag 10,38: „Jesus, der von Nazaret war, wie Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft salbte, der durch [das Land] zog und Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel überwältigt waren, weil Gott mit ihm war.“

    Ein Beispiel davon haben wir in Mt 12,28: „Aber wenn ich durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, ist demnach das Königreich Gottes zu euch gelangt.“

 

        5. Denken und Handeln Jesu werden vom Heiligen Geist geprägt.

             

Jes 11,1-3: „Und es wird ein Stock aus dem Stumpf Isais hervorgehen und ein Schössling aus seinen Wurzeln fruchtbar sein. Und es wird sich auf ihn niederlassen der Geist Jahwes, der Geist der Weisheit und der Klugheit, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jahwes. Und sein Atmen wird sein in der Furcht Jahwes. [In und von dieser Luft wird er leben, an ihr seine Freude haben.] Er wird nicht richten nach dem, das seine Augen sehen, und nicht entscheiden nach dem, das seine Ohren hören ...“

 

    D. Der Heilige Geist im Leiden des Messias

         

In Heb 9,14 heißt es: Jesus „opferte sich durch den ewigen Geist“.

    Dass hier nicht an den personalen Geist des Christus selbst zu denken ist, zeigt der Unterschied, der zwischen Opfer Bringendem und dem, durch den er es bringt, gemacht wird.

    Seine Selbstaufopferung geschah von Anfang an, als er durch den Heiligen Geist geboren wurde, bis hin zum Ende durch den Geist, der ein ewiger war und von dem er sich für die Zeit der Erniedrigung abhängig gemacht hatte. Wie schwer der Weg zum Kreuz war, zeigt das Erlebnis in Gethsemane. (Vgl Heb 5,7.) Mit Hilfe des Geistes war er aber bereit, sich zu opfern. Denken wir auch an folgende messianischen Stellen:

    Ps 34,20.21: „Viel ist des Bösen, das dem Gerechten [Einzahl. Hier ist der Messias gemeint.] begegnet, aber Jahwe befreit ihn aus allem dem. Er behütet alle seine Gebeine. Nicht eines von ihnen wird zerbrochen.“

    Jes 49,2: „Mit dem Schatten seiner Hand hat er mich [den Messias] bedeckt.“

    V. 8: „So spricht Jahwe [zum Sohn]: ‚Ich habe dich erhört zur angenehmen Zeit und habe dir am Tage des Heils geholfen. Und ich werde dich behüten.’“

    50,6.7.9: „Ich hielt meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. Aber der Herr, Jahwe, hilft mir. Darum werde ich nicht zuschanden. Siehe! Der Herr, Jahwe, hilft mir.“

    Die Dreieinigkeit war hier am Werk: Gott war es, dem das Opfer gebracht wurde. Der ewige Sohn Gottes in menschlicher Gestalt war und brachte das Opfer. Der Heilige Geist garantierte in seiner Verbindung mit dem sich Opfernden das göttliche und ewige Wesen des Opfers, indem er dem freiwillig Schwachen die Kraft zur Aufopferung lieferte und ihn anschließend zur Auferstehung brachte.

 

    E. Der Heilige Geist in der Erhöhung des Christus

         

Die Erhöhung beginnt nach dem Tiefpunkt der Erniedrigung, also mit der Auferstehung:

    1P 1,11: „... forschend, auf welche oder welcherlei Zeit immer wieder hingedeutet wurde vom Geist Christi, der in ihnen war, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zuvor bezeugte ...“

 

        1. Der Heilige Geist hat Teil an der Erhöhung Jesu in seiner Erweckung.

 

            . Das macht die Auferstehung zu einer Krafttat.

Rm 1,4: „... der aus der Auferstehung der Toten herausgestellt wurde als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit, Jesus Christus, unseren Herrn.“

 

            . Sie ist aber auch eine Rechtfertigungstat.

Rm 4,22-25: „Darum wurde es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet. Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet wurde, sondern auch unseretwegen, denen es zugerechnet wird, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, von den Toten erweckte, welcher wegen unserer Übertretungen dahingegeben und wegen unserer Rechtfertigung erweckt wurde.“

    Ebenfalls 1Tm 3,16A: „Und – das bekennen wir – groß ist das Geheimnis der ehrfürchtigen Lebensweise: Gott wurde geoffenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist ...“

    Die Auferstehung zeigt, dass Jesus gerecht war. Rechtfertigung geschieht nicht nur, wenn jemand etwas Böses getan hat. Auch ein Unschuldiger muss gerechtfertigt werden, wenn er für ungerecht gehalten wurde. Am Kreuz nimmt Jesus alle Ungerechtigkeit auf sich und gilt vor aller Öffentlichkeit als Ungerechter. Er bedarf also der Rechtfertigung. Es muss klar werden, dass er nicht selbst schuldig war. Dieses geschieht durch die Auferstehung, die Rechtfertigung im Heiligen Geist.

    Die Auferstehung Jesu Christi macht es also möglich, dass wir gerecht werden können. Wenn Jesus nicht gesündigt hatte, sondern gerecht war, aber dennoch starb, dann ist er für die Schuld anderer gestorben. Darin besteht die Möglichkeit unserer Rechtfertigung. Von daher ist auch die Rolle des Geistes eine so wichtige.

 

        2. Der Heilige Geist begleitet vor der Himmelfahrt den Auferstandenen.

             

Ag 1,2: „... bis zum Tage, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er erwählt hatte, Befehl erteilte ...“

    Die Erhöhung des erniedrigten Sohnes Gottes erfolgt stufenweise. Die Auferstehung ist die erste Stufe, die Auffahrt die zweite. Dazwischen wird er immer noch als teilweise Erniedrigter von dem Geist begleitet, mit dem er als Sohn in Niedrigkeit einmal gesalbt worden war. Und durch diesen Geist setzt Jesus seinen Dienst als Wiederlebender fort, gibt er nun seine letzten Weisungen an seine bereits erwählten Gesandten, die ihn bald in dieser Welt vertreten sollen.

    „Der Befehl des Gesalbten war zugleich ein Befehl des Geistes“[5], seiner Salbung.

 

        3. Der Heilige Geist wird vom Aufgefahrenen gesandt.

             

Jh 14,16: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit.“

    1,33: „Und ich wusste nicht, wer er war. Jedoch, der, der mich schickte, in Wasser zu taufen, derjenige sagte zu mir: ‚Auf wen du sehen wirst den Geist niederkommen und auf ihm bleiben, der ist es, der im Heiligen Geist tauft.’“

    15,26: „Aber wenn der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch von dem Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, wird derjenige von mir Zeugnis ablegen.“

    16,7: „Jedoch sage ich euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Fürsprecher nicht zu euch. Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch schicken.“

    Ga 3,14: „... damit denen, die von den Völkern sind, der Segen Abrahams zuteil werde in Christus Jesus, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.

    Ag 2,33: „Nachdem er also zur Rechten Gottes erhöht war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfing, goss er dieses aus, das ihr nun seht und hört.“

    Tt 3,6: „... den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss.“

 

        4. Der Heilige Geist steht im Dienst des Erhöhten.

             

Of 3,1: „Dem Boten der Gemeinde in Sardis schreibe: Dieses sagt der, der die Geister Gottes hat und die sieben Sterne.“

    Nach Jh 14,16 geschieht die Sendung des Geistes „im Namen“ Jesu. Er wird Jesus also auf der Erde vertreten. Diese Sendung wird denn auch in 1P 1,12 eine „apostolische“ genannt. D.h., der Heilige Geist erfüllt als Gesandter einen Auftrag, u.z. als Beauftragter des erhöhten Christus.

 

            a. Zusammen mit dem Geist spricht der Erhöhte die Gemeinden an.

                 

Of 2,7.11.17.29; 3,6.13.22: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

 

            b. Er lenkt die Augen auf Jesus.

                 

Der Heilige Geist weist immer wieder auf Christus hin wie Jesus, als er hier auf der Erde war, auf den Vater hinwies.

 

                .  Damit hatte er schon zur Zeit der Propheten begonnen.

1P 1,11: „... forschend, auf welche oder welcherlei Zeit immer wieder hingedeutet wurde vom Geist Christi, der in ihnen war, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zuvor bezeugte.“

 

                .  Bereits als der Geist nach der Taufe Jesu auf ihn herabkam, lenkte Gott die Aufmerksamkeit auf den Sohn, nicht auf den Geist. „Im Mittelpunkt stand das Lamm“, hat jemand gesagt, „nicht die Taube.“

    Jh 1,32.33: „Und Johannes legte Zeugnis ab und sagte: ‚Ich schaute den Geist, niederkommend wie eine Taube vom Himmel, und er blieb auf ihm. Und ich wusste nicht, wer er war. Der jedoch, der mich schickte, in Wasser zu taufen, derjenige sagte zu mir: Auf wen du sehen wirst den Geist niederkommen und auf ihm bleiben, der ist es, der im Heiligen Geist tauft.’“

    Mt 3,16.17: „Und als Jesus getauft war, ging er sofort hinauf aus dem Wasser. Und – siehe! – es wurden ihm die Himmel aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen. Und – siehe! – eine Stimme aus den Himmeln: Sie sagte: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.’“

 

                .  Nach der Erhöhung Jesu ist es weiterhin die Regel.

Jh 15,26.27: „Aber wenn der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch von dem Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, wird derjenige von mir Zeugnis ablegen. Aber auch ihr werdet Zeugen sein, weil ihr von Anfang bei mir seid.“

    16,8A.10: „Und Jener, wenn er zu euch gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen ... in Bezug auf Gerechtigkeit andererseits, weil ich zu meinem Vater hingehe (und ihr seht mich nicht mehr) ...“

    Ag 1,8: „... sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt, und ihr werdet Zeugen für mich sein in Jerusalem, auch in ganz Judäa und Samarien, und bis ans Ende der Erde.“

    4,8-12: „Dann sagte Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist, zu ihnen: ‚Oberste des Volkes und Älteste Israels! Wenn wir heute verhört werden betreffs eines guten Werkes an einem schwachen Menschen, wodurch er geheilt worden ist, so sei euch allen und allem Volk Israel kund, dass im Namen Jesu Christi von Nazaret, den ihr kreuzigtet, den Gott von den Toten weckte, durch diesen dieser vor euch heil steht. Das ist der von euch, den Bauenden, verachtete Stein, der zum Hauptstein der Ecke geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.’“

    1Kr 12,2.3: „Ihr wisst, dass ihr von den Völkern wart, dass ihr zu den stummen Götzen hingeführt wurdet, wie ihr von Fall zu Fall geführt wurdet. Daher setze ich euch in Kenntnis: Niemand, wenn er im Geist Gottes redet, sagt: ‚Jesus sei verflucht!’ Und niemand kann sagen: ‚Jesus sei Herr!’ als nur im Heiligen Geist.“

    2Kr 3,18: „Wir aber, alle, während wir mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn schauen, werden in dasselbe Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit so, wie vom Herrn her, dem Geist.“

    1J 4,2.3: „An diesem erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus als im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott, und jeder Geist, der nicht Jesus Christus als im Fleisch gekommen bekennt, ist nicht aus Gott. Und dieser ist der des Antichristus, der kommt. Das hörtet ihr. Und er ist jetzt schon in der Welt.“

    5,5-10: „Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist der, der durch Wasser und Blut kam, Jesus, der Christus; nicht in dem Wasser allein, sondern in dem Wasser und in dem Blut. Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist, weil es drei Bezeugende im Himmel sind: der Vater, das Wort und der Heilige Geist. Und diese drei sind eins. Und es sind drei Bezeugende auf der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut. Und die drei sind auf das Eine [gerichtet]. Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, ist das Zeugnis Gottes größer, weil das Zeugnis Gottes dieses ist, dass er Zeugnis abgelegt hat von seinem Sohn. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in ihm selbst. Wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an sein Zeugnis geglaubt hat, das Gott von seinem Sohn abgelegt hat.“

 

            c. Der Heilige Geist reicht dar aus dem Reichtum Jesu Christi.

                 

Jh 14,26: „Der Fürsprecher, der Heilige Geist, den der Vater schicken wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und wird euch an alles erinnern, das ich euch sagte.“

    In Jh 15 teilt Jesus vor seinem Abschied seinen Jüngern mit, ihre Frucht als Rebzweige wird aus ihm, dem Weinstock, hervorgehen. In Php 1,10 heißt sie denn auch: „Früchte der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus entstehen“. Nach Ga 5,22 geschieht dieses offenbar durch den Heiligen Geist.

    16,13-15: „... wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit führen, denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch im einzelnen melden. Der wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinen nehmen und euch melden wird. Alles, was der Vater hat, ist mein. Deswegen sagte ich: Er wird von dem Meinen nehmen und euch melden.“

    An die Kolosser schreibt Paulus am Anfang des zweiten Kapitels durch den Heiligen Geist: „... ich will, dass ihr wisst, welch ein Ringen ich um euch habe.“ Er wünscht es ihnen, dass sie hinkommen „zu allem Reichtum“, sagt er, „zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und Christi, in dem alle Schätze der Weisheit und der Kenntnis verborgen sind. Ich sage dieses aber, damit nicht jemand euch überliste mit überzeugenden Worten.“

    Wollen wir also nicht irregehen, so sollten wir um die Hilfe des Geistes bitten, alles, das Gott uns über seinen Sohn geoffenbart hat, zu lernen und zu beherzigen.

 

            d. Der Heilige Geist macht die Gegenwart Jesu Christi Wirklichkeit – und verherrlicht ihn auf diese Weise.

   

Ag 1,8: „... ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein.“

    Jh 14,12: „Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Wer [in der Zukunft] ein an mich Glaubender ist, die Tätigkeiten, die ich [dann] am Tun bin, auch er wird sie [zur selben Zeit] tun, und größere [Tätigkeiten] als diese [meine bisherigen] wird er [als mein verlängerter Arm] tun, weil ich zu meinem Vater hin gehe [und mein eigentliches Werk antrete, für welches alles vorherige mein Tun Vorbereitung war, und ich also dann das Größere tue].“

    V. 16-18: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht, noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt, und er wird in euch sein. Ich verlasse euch nicht, um euch als Waisen zurückzulassen. Ich komme hin zu euch.“

    Der Apostel Paulus lehrt Ähnliches in Rm 8,9.10A: „Aber ihr, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt. Wenn jemand aber Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein. Aber wenn Christus in euch ist ...“

    Und Johannes selbst schreibt später (1J 3,24): „Und wer seine Gebote hält, hat seine Bleibe in ihm, und er hat sie in ihm. Und an diesem erkennen wir, dass er seine Bleibe in uns hat, aus dem Geist, den er uns gab.“

 

            e. Der Erhöhte regiert durch den Geist.

                  

Rm 8,2: „... denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christus Jesus, befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“

    1Kr 12,4.5: „Es sind verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Auch sind es verschiedene Dienste, und es ist derselbe Herr.“

    Of 5,6: „Und ich sah, und – siehe! – in der Mitte des Thrones und der vier Lebewesen und in der Mitte der Ältesten stand ein Lamm. Wie ein erschlagenes sah es aus und hatte sieben Hörner und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die zur ganzen Erde gesandt sind.“

 

V.  Vom Kommen des verheißenen Geistes

 

    A. Grundlegendes

 

Zu beachten ist erstens, von welchem Kommen hier die Rede ist.

    Zwei Begriffe im ersten Kapitel sind wegweisend für ein Verständnis der Ereignisse in der Apostelgeschichte. Für die Lehre von der Gemeinde ist es der Begriff Königreich, für die Lehre vom Heiligen Geist das Wort Verheißung.

    Im Alten Testament kam der Geist immer wieder zu Menschen, und auf den Messias kam er in besonderer Weise. Das Kommen des Heiligen Geistes, von dem nun die Rede sein soll, wird in drei Schlüsselstellen gekennzeichnet, von denen wir die erste und entscheidende in der Ag 1 antreffen.

 

        . Ag 1,4.5: „Und als er mit ihnen zusammen war, wies er sie an, nicht von Jerusalem wegzugehen, sondern ‚die Verheißung des Vaters, die ihr von mir hörtet, abzuwarten, weil es so ist: Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen.’“

    Dieses Wort Jesu setzt eine zeitliche Grenze. Das künftige Kommen des Geistes wird in einer besonderen Kategorie stehen und sich so von allem bisherigen Kommen unterscheiden. Jesus spricht davon, dass sein Vater den Heiligen Geist verheißen hatte. Diese Verheißung hatte er im Alten Testament durch die Propheten reichlich gegeben, denn dort war nicht nur der Messias angesagt, sondern auch der Geist des Messias. Auch Johannes hatte ihn verheißen. Mehr als irgend ein anderer hatte jedoch Jesus selbst vom Heiligen Geist gesprochen und sein Kommen angesagt.

    Das war Verheißung. Zu diesem Zeitpunkt hat sie sich noch nicht erfüllt. Was nun aber folgt, wird mit ihr zu tun haben. Es geht nun um ihre Erfüllung. Ganz gleich, wie oft bis hierher vom Kommen des Geistes die Rede gewesen war, es war nicht das, was nun kommt, auch wenn dieselben Formulierungen auftraten. Hier gilt es, in besonderer Weise auf jeden einzelnen Vers zu achten und nicht irgendwo hängenzubleiben, sondern sich mit Hilfe aller Stellen ein Bild von der Erfüllung der Verheißung zu machen.

   

        . Ga 3,14: „Damit denen, die zu den Völkern gehören, der Segen Abrahams zuteil werde in Christus Jesus, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“

    Hier scheint Paulus in Gedanken mitten im Alten Testament zu stehen. Er schaut nach vorne und sagt, Gott habe Abraham eine Verheißung in Bezug auf den Messias gegeben. Diese Verheißung war für „die Nachkommen Abrahams“, nicht nur für das Volk Israel, sondern auch für glaubende Kinder Abrahams aus anderen Völkern. Warum sollte man die Verheißung vom Messias Jesus bekommen, d.h., in den Genuss des Evangeliums treten? Damit man die „Verheißung des Geistes“ bekäme. Der verheißene Geist konnte nur durch Jesus Christus kommen. Erst kommt der Christus selbst, danach der Geist. Davor spricht man von der Verheißung des Geistes.

    Wenn nun der Heilige Geist vom Messias gesendet wird, bringt er und ist er die Erfüllung der langen Reihe von Geistverheißungen, von Propheten und von Jesus Christus gegeben.

 

        . Weil der Geist Gottes die Verheißung des Geistes (Ga 3,14) erfüllt, heißt er auch „der Geist der Verheißung“:

    Eph 1,13: „... in dem auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, die gute Botschaft eurer Rettung, gehört hattet –, in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung ...“

    Hier steht Paulus in Gedanken im Neuen Testament und scheint zurückzuschauen. Seine Leser haben das Evangelium angenommen und den Geist empfangen. Paulus gebraucht die Formulierung „Geist der Verheißung“, denn die „Verheißung des Geistes“ hat sich erfüllt, und der Geist ist nun da.

 

    B. Wie lautete die Verheißung vom Kommen des Geistes?

         

Es geht hier um die Vorankündigung des Kommens des Heiligen Geistes in Verbindung mit dem Kommen und Wirken des Messias. Diese Verheißung befindet sich im Alten sowohl als auch im Neuen Testament.

    Gott hatte zu verschiedenen Zeiten der Vergangenheit in diesem Sinne durch Propheten gesprochen. Wer waren diese und wie wurde die Erfüllung jeweils formuliert?

 

        1. Jesaja

 

            a. 32,15

 

In Jes 32,1-8 ist von der Herrschaft des verheißenen Königs die Rede: „Siehe! Ein König wird in Gerechtigkeit König sein. Und was Fürsten anlangt, sie werden nach dem Recht Fürsten sein. Und ein Mann[6] wird wie ein Bergungsort sein vor dem Winde und ein Schirm gegen das Ungewitter, wie Wasserbäche in einer dürren Gegend, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in einem ermüdenden Lande. Und die Augen der Sehenden werden nicht verklebt sein, und die Ohren der Hörenden werden aufmerken, und der Sinn der Unbesonnen wird zu begreifen lernen, und die Zunge der Stammelnden wird eilen, Deutliches zu reden“ usw bis Vers 8.

    Zuvor herrschen jedoch böse Zeiten – „bis (V. 15) über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe ...“

    Es ist dann kein Wunder, wenn die Jünger unseres Herrn an ein Königreich dachten, als er das Kommen des Geistes ansagte. In der Ag 1,4-6 wird berichtet:

    „Und als er mit ihnen zusammen war, wies er sie an, nicht von Jerusalem wegzugehen, sondern ‚die Verheißung des Vaters, die ihr von mir hörtet, abzuwarten, weil es so ist: Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen.’

    Die also, die zusammengekommen waren, befragten ihn.

    ‚Herr’, sagten sie, ‚stellst du zu dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?’“

 

            b. 44,3

 

In Jes 44,2.3 lesen wir: „So spricht Jahwe, der dich gemacht und gebildet und dir von Mutterleib an geholfen hat: Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, und du, Jeschurun [ein Ehrenname für Israel], den ich erwählt habe, denn ich werde Wasser auf den Durstigen gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge.“

    Ein Segen ist etwas, das Leben bringt. Die Schrift lehrt, dass Gott selbst Leben ist und das Leben des Menschen sein will. Gott, der Sohn, ist der große Segenskanal zum Menschen hin. Und dieser Sohn wirkt durch den Heiligen Geist, von dem der Apostel Paulus sagt (Rm 8,10): „Der Geist ist Leben.“

    Der Segen des Lebens in der Person des Geistes wurde viele Jahre vor Pfingsten von dem Propheten Jesaja verheißen.

 

        2. Joel

             

Jl 3,1 (bzw 2,28): „Und es wird hernach geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch.“

    Petrus sprach am Pfingsttage von der Erfüllung gerade dieser Stelle.

    Ag 2,14-17: „Aber Petrus stellte sich hin zusammen mit den Elfen. Mit weit tragender Stimme sprach er aus vor ihnen:

    ‚Männer, Juden und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt: Folgendes sollt ihr wissen; und achtet auf das, was ich sage; denn diese sind nicht betrunken, wie ihr wähnt – es ist ja erst die dritte Stunde des Tages –, sondern: Dieses ist das, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist:

    Und es wird sein in den letzten Tagen, sagt Gott: Ich werde ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch.’“

 

        3. Johannes, der Täufer

   

Mt 3,11: „Der, der nach mir kommt, ... wird euch taufen im Heiligen Geist ...“

    Jh 1,33: „Und ich wusste nicht, wer er war. Der jedoch, der mich schickte, in Wasser zu taufen, Derjenige sagte zu mir: ‚Auf wen du sehen wirst den Geist niederkommen und auf ihm bleiben, der ist es, der im Heiligen Geist tauft.’“

 

        4. Jesus

              

            a. Lk 24,49

 

„Und – siehe – ich selbst sende auf euch die Verheißung meines Vaters. Verbleibt ihr aber in der Stadt Jerusalem, bis ihr bekleidet seid mit Kraft aus der Höhe.“

   

            b. Jh 14,16-18

 

„Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, (17) den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht schaut, noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch weilt, und er wird in euch sein. (18) Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich komme hin zu euch.“

    Jesu Weggehen dient dem Wohl der Jünger. Dieses Wohl schließt einen besonderen Helfer ein.

 

                I:  Was ist das für ein Helfer?

 

V. 16: „... einen anderen Fürsprecher, [einen wie ich] ...“

 

                    .  Er ist ein Fürsprecher.

                    .  Er ist ein anderer Fürsprecher, einer wie es Jesus war.

 

                II:  Aus welchem Anlass kommt er?

 

V. 16: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch weile in Ewigkeit ...“

 

                    .  Er kommt auf die Bitte des Sohnes hin.

                    .  Der Vater „gibt“ ihn.

                    .  Er wird gesandt mit der Absicht, dass er ewiglich bei den Jüngern Jesu sei.

 

                III:  Für wen ist er der Helfer?

 

V. 16M.17: „... er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch weile in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht schaut, noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch weilt, und er wird in euch sein.“

 

                IV:. Wie vergewissert Jesus die Jünger?

 

V. 18: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich komme hin zu euch.“

    Dieser Vers ist schwierig. Wir unternehmen einige Schritte im Versuch, die zwei Sätze im Zusammenhang zu verstehen.

 

                    .  Der erste Satz schließt sich an die Verse 16.17 an als Ergänzung.

 

                    .  Der zweite Satz, liest man nur V. 18, scheint die Ergänzung und Erklärung des ersten zu sein. Liest man V. 19, so scheint er aber zu diesem Vers zu gehören und die Auferstehung anzukünden:

    „Noch ein Kleines[7], und die Welt schaut mich nicht mehr. Aber ihr schaut mich: Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“

    Liest man dann aber V. 20, so stoßen wir auf eine Wahrheit, die sich auf das neue Verhältnis der Jünger zu ihrem erhöhten Herrn, das mit dem Kommen des Geistes einsetzt, beziehen muss:

    „An jenem Tage werdet ihr in Kenntnis sein, dass ich in meinem Vater [bin] und ihr in mir [seid] und ich in euch [bin].“

 

                    .  Ich vermute, dass der Ausdruck in V. 20, „An jenem Tage“, auf die längere Zeit bezieht, die mit der Auferstehung beginnt, dass der zweite Satz in V. 18 auf die Auferstehung sowie auf Pfingsten beruht. Weil Jesus aufersteht und zum Vater geht, kommt der Geist, in welchem er und der Vater (V. 20) in den Jüngern dann wohnen. So, wie er und der Vater eins sind, sind auch er und der Geist eins. Wo der Eine ist, sind die anderen Zwei.

 

            c. 15,26

 

„Aber wenn der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch von dem Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht ...“

   

            d. 16,7

 

Ich sage euch jedoch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Fürsprecher nicht hin zu euch. Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch hin schicken.“

   

            e. Ag 1,4.5.8

 

„Und als er mit ihnen zum Essen zusammen war, wies er sie an, nicht von Jerusalem wegzugehen, sondern ‚die Verheißung des Vaters, die ihr von mir hörtet, abzuwarten, weil es so ist: Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen.’ ... ‚sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein in Jerusalem, auch in ganz Judäa und Samarien, und bis ans Ende der Erde.’“

 

        5. Fassen wir zusammen

             

Gott versprach, nicht nur seinen Sohn auf die Erde zu senden, sondern auch seinen Geist. Im Alten wie im Neuen Testament wurde dieser verheißen, und die Verheißungen wurden eingehalten.

    Die Bezeichnungen sind dann im Weiteren zu verwerten.

 

    C. Wo und unter welchen Bezeichnungen erfüllt sich diese Verheißung?

         

Welche sind die Ausdrücke, die gebraucht werden, um dieses Kommen zu kennzeichnen?

 

        1.  In Jerusalem

                 

            . Jh 7,37-39: „Aber am letzten Tage, dem großen des Festes, stand Jesus und rief: ‚Wenn jemanden dürstet, komme er her zu mir, und es trinke der, der an mich glaubt – so, wie die Schrift sagte: Ströme werden aus seinem Inneren fließen, Ströme lebenden Wassers.’

    Dieses sagte er aber über den Geist, von dem die, die an ihn glaubten, bekommen sollten, denn der Heilige Geist war noch nicht [da], weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

    Jesus bietet die Verheißung des Geistes an. Johannes spricht in seiner Erklärung von einem Empfangen.

    Später sagt der Herr seinen Jüngern, er wird den Vater um einen Fürsprecher bitten, der ihnen gegeben wird und der in ihnen sein wird. (Das heißt übrigens, dass man Geistbesitz nicht von Geistinnewohnung trennen darf.)

   

            . In der Ag 1,4.5 wird der Begriff „Taufen im Geist“ gebraucht. Die Verheißung erfüllt sich also auch in dieser Form. Lechler und Gerok bemerken (bei Lange) zu dieser Stelle:

    „Die Gabe des Geistes wird hier eine Taufe genannt – und hiermit bezeichnet als eine Gabe in reichster Fülle – und als Eintauchung in ein reinigendes und belebendes Element. Die Seelen der Jünger sollten ebenso vollständig in den Geist Gottes eingesenkt werden, als ihre Leiber in die Fluten des Jordan eingetaucht worden waren. Der Ausdruck und das Bild ist von der Wassertaufe des Johannes hergenommen ...“

    An dieser Stelle kann darauf hingewiesen werden, dass zum griechischen Begriff des Taufens (genau genommen: Tauchens) nur die Bewegung des Eintauchens gehört, nicht auch die des Heraushebens (die selbstverständlich anschließend bei der Wassertaufe notwendig ist), sodass man sich die Geisttaufe einfach als ein Hineinversetzen in den Geist zu denken hat.

    Bei dieser Taufe wird eigentlich in drei Elemente versetzt: in den Geist Gottes (Ag 2,2; 1Kr 12,13), in Christus (1Kr 12,12.13) und in die Gemeinde (1Kr 12,13).

 

            . In der Ag 1,8 wird wieder vom Kommen des Geistes gesprochen. Hier sagt Jesus: ‚Er wird über bzw auf euch kommen.’ Es handelt sich immer noch um die Verheißung. Sie erfüllt sich als ein Kommen auf Menschen, wie in Lk 24,49A verheißen:

    „Und – siehe – ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters.“

   

            . Ag 2: Das Kommen des Geistes ist nun geschehen. Petrus erklärt das Ereignis. Insbesondere ist V. 33 zu beachten. Er sagt, Jesus sei in den Himmel aufgefahren und habe die Verheißung bekommen, das Recht, den Verheißenen zu schenken. Hier ist von einem „Ausgießen“ die Rede. Dieses Wort gebrauchten die alttestamentlichen Propheten oft, wenn sie vom Kommen des Heiligen Geistes sprachen. Die Verheißung der Propheten und die Verheißung, die Jesus vom Vater bekommen hatte, ist an diesem Morgen in Form eines Ausgießens in Erfüllung gegangen.

    Nach der Ag 2,38.39 haben die Umkehrenden den Heiligen Geist geschenkt bekommen. Petrus sagt: ‚Die Verheißung gilt euch. Ihr dürft diesen Heiligen Geist empfangen.’

   

            . Wir haben also vier Ausdrücke, die in Jerusalem gebraucht werden:

                -  Taufe im Heiligen Geist

                -  Kommen des Geistes auf Menschen

                - Ausgießen des Geistes

                -  Geben des Geistes

 

        2. In Cäsarea

             

Von dem Ereignis in Cäsarea sprechen drei Texte: Ag 10,45ff; 11,15-18; 15,7-9. In allen wird darauf hingewiesen, dass das, was hier geschah, so war wie in Jerusalem: „Dieses ist wie bei uns am Anfang“; „auch diese haben, wie wir, den Geist bekommen“ usw. Es geht hier demnach auch um die Verheißung. Ihre Erfüllung wird also fortgesetzt.

    Folgende Ausdrücke werden im Bericht für das Kommen des Geistes gebraucht:

    . Der Geist wird ausgegossen.

    . Der Geist kommt/fällt auf Menschen.

    . Taufe im Geist

    . Der Geist wird gegeben.

    Es fällt auf, dass hier die gleichen vier Formulierungen vorkommen wie in Jerusalem.

 

        3. In Samarien

              

Ag 8,14-17: „Als die Apostel in Jerusalem hörten: ‚Samarien hat das Wort Gottes aufgenommen’, sandten sie Petrus und Johannes hin zu ihnen, welche, nachdem sie hinabgekommen waren, für sie beteten, dass sie den Heiligen Geist bekommen möchten, denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen. Sie waren nur auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie bekamen den Heiligen Geist.“

    Es werden hier zwei Ausdrücke gebraucht:

    . Der Geist wird gegeben.

    .  Der Geist kommt/fällt auf Menschen.

    Diese Bezeichnungen kommen sowohl in Jerusalem als auch in Cäsarea vor. Handelt es sich ebenfalls um die Verheißung? „War auf ihnen gefallen“ ruft das Anfangsereignis zu Pfingsten in Jerusalem in Erinnerung. Beim Lesen des Textes erhält man den Eindruck: Die, die sich hier bekehrt haben, sollen nicht hinter den Gläubigen in Jerusalem zurückstehen. Es soll nicht eine Gruppe von Gläubigen geben, die „oben“ und eine andere, die etwas weiter „unten“ ist. Die an Jesus Christus Gläubigen sollen alle auf einer Ebene stehen. Offenbar ist es dazu wichtig, den Heiligen Geist zu haben. Dass es sich beim Empfang des Geistes um eine Stellung handelt, wird später noch erwähnt.

 

        4. In Ephesus

             

            . Ag 19,1-7: „Es geschah, während Apollos in Korinth war, dass Paulus, nachdem er die oberen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus kam.

    Und er fand etliche Jünger und sagte zu ihnen: ‚Empfingt ihr den Heiligen Geist, als ihr glaubtet?’

    Sie sagten zu ihm: ‚Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist [da] sei.’

    Er sagte zu ihnen: ‚Worauf wurdet ihr in dem Fall getauft?’

    Sie sagten: ‚Auf die Taufe des Johannes.’

    Paulus sagte: ‚Johannes taufte mit der Taufe der Sinnesänderung und sprach zum Volk, damit man an den glauben solle, der nach ihm käme, das heißt, an Christus Jesus.’

    Als sie das gehört hatten, wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Und als Paulus ihnen die Hände aufgelegt hatte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren insgesamt etwa zwölf Männer.“

    Es geht in dieser Begebenheit um die Gabe, das Empfangen, des Geistes. Auch wird in den V. 3-6 erwähnt, dass der Geist über sie kam. Wenn Lukas diesen Ausdruck bis jetzt im Sinne von „Empfangen des Geistes“ gebraucht hat, ist es ratsam anzunehmen, dass er es auch hier mit dieser Bedeutung tut.

    Wir haben hier also zwei Ausdrücke für das Kommen des Geistes: Er kommt auf Menschen, und er wird ihnen gegeben. Dieselben Ausdrücke kommen in Samarien, in Cäsarea und in Jerusalem vor.

    Bei diesem vierten Ereignis soll wohl angenommen werden, dass es sich um dasselbe wie bei den anderen drei Begebenheiten handelt. Sicherlich ist dieses deshalb recht kurz beschrieben. Es müsste also schon einen guten Grund geben anzunehmen, dass es hier nicht um die Verheißung ginge.

   

            . Jahre später richtet Paulus einen Brief an die Christen in der Region Ephesus, in dem er schreibt: „... in welchem auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, die gute Botschaft eurer Rettung, gehört hattet –, in welchem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“ (Eph 1,13)

    Es handelt sich hier um den Empfang des Heilgen Geistes, denn in V. 14 wird der Begriff „Angeld“ gebraucht, ein anderes Wort für „Gabe“. Dieser Begriff wurde oben bereits erwähnt. Jetzt kommt jedoch noch ein fünfter hinzu: Wenn Menschen den Heiligen Geist bekommen, werden sie mit ihm „versiegelt“.

 

        5. Weitere Parallelstellen

 

            . 1P 4,14.16: „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid ihr Selige, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht. Bei ihnen ist der Name gelästert. Bei euch ist er aber gepriesen. Wenn er aber als Christ leidet, schäme er sich nicht, verherrliche aber Gott in diesem, das ihm zuteil wurde.“

    Beim Namen „Christus“ handelt es sich um den Gesalbten. Dasselbe trifft für den Namen „Christ“ zu. Wir sind, wie unser Herr, Gesalbte. Weil wir mit dem Geist gesalbt wurden, ruht der Geist auf uns. Wir haben hier also ein Synonym für ‚kommen auf’. In Jerusalem und allen weiteren Ereignissen kommt der Heilige Geist auf Menschen. Dieses ‚Kommen auf’ wird also auch „Salben“ genannt.

    Man wird demnach mit dem Heiligen Geist gesalbt, wenn er empfangen wird.   

    Daher kann auch Johannes schreiben (1J 2,20.27): „Und ihr, ihr habt eine Salbung von dem Heiligen ... die Salbung, die ihr von ihm empfingt, weilt in euch“.

    Es ist also überflüssig, z.B., vor einer Versammlung um die „Salbung“ zu bitten.

 

            . In 1Kr 12,13A lesen wir: „... denn auch in einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft ...“

Die Formulierung „taufen im Geist“ kommt im NT siebenmal vor: Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Jh 1,33; Ag 1,5; 11,16; 1Kr 12,13. (Rm 6,3.4; Ga 3,27; Eph 4,5; Kol 2,12 dürfen nicht als Beispiele vom Taufen im Geist angeführt werden.) Zu meinen, in 1Kr 12 sei eine andere Taufe gemeint als in den vorangehenden sechs Stellen, in denen Jesus Christus der Täufer ist, nämlich eine, bei der der Heilige Geist der Täufer wäre, muss als exegetische Zumutung gewertet werden, da hier genauso formuliert wird wie in den übrigen Stellen. In allen sieben Texten steht: „taufen im Geist“. In den sechs ersten ist Christus der Täufer. Warum also sollte das nicht in der siebenten der Fall sein?

 

            . Am Ende von 1Kr 12,13 heißt es: „Wir wurden alle getränkt in einen Geist.“ Das ist eine andere Formulierung für „beschenkt“, eine verstärkte, weil es sich um ein Hineingeben handelt, wie Hesekiel verheißen hatte.

 

        6. Schlusswort zu den Bezeichnungen

 

            . Die Verheißung des Geistes kommt unter folgenden Beschreibungen vor:

                -  Taufen im Geist

                -  Kommen des Geistes auf Menschen

                -  Salben mit dem Geist

                -  Ausgießen des Geistes

                -  Geben / Hineingeben / Empfangen des Geistes

                -  Tränken mit dem Geist

                -  Versiegeln mit dem Geist

   

            . Alle diese Ausdrücke beziehen sich auf ein und dasselbe Ereignis: Der Geist kommt, wie verheißen. Sie können, was das Ereignis selbst betrifft, auswechselnd gebraucht werden. Zum Teil sind sie, auch als Handlungen, synonym. Das Geben/Hineingeben liegt im Tränken, und dieses liegt bereits im Taufen, wenn man bedenkt, dass der Geist des Menschen kein Stein ist, sondern ein offenes Wesen wie ein Schwamm, und der Geist viel größer als der Mensch. Das Taufen liegt wiederum im Ausgießen, wenn man an die Größe des Geistes denkt, der somit den Menschen umgibt. Auch das Salben und das Kommen des Geistes auf den Menschen, diese liegen im Ausgießen. In der Offenbarung finden wir eine interessante Stelle, die andeutet, dass der Heilige Geist, der ja den Johannes im Schreiben lenkte, das Kommen-auf eines Geistes als ein Kommen-hinein auffasst. Dort heißt es nämlich in K. 11,11:

    Und nach den drei Tagen und dem halben [Tag] kam der Geist des Lebens von Gott auf sie ...“

 

.  Ist der Ausdruck „gefüllt werden mit dem Geist“ eine Beschreibung für die Erfüllung der messianischen Geistverheißung?

    In dem Bericht über das Pfingstereignis kommt er zwar vor, wird jedoch nicht für das Kommen des Geistes zu Menschen reserviert. Normalerweise wird er gebraucht für eine Wirkung des Geistes in solchen, die den Geist bereits empfangen hatten. Dass dieser Ausdruck das Kommen des Geistes zum Menschen bezeichnen sollte, ob am Pfingsttage oder später, kann nicht belegt werden.

 

.  Warum werden denn so viele Ausdrücke verwendet?

Weil das Ereignis so groß und vielseitig ist. Jeder dieser Ausdrücke trägt etwas zu seinem Verständnis bei.

 

    D. Welche Bedeutung hat das Kommen des verheißenen Geistes?

 

        1. Das Kommen des verheißenen Geistes steht in engster Verbindung mit dem Messias.

               

Daher hat es messianischen Charakter und darf nicht mit anderen vorigen Wirkungen des Geistes verquickt werden.

 

            a. Das Kommen des Geistes ist z.B. verbunden mit der messianischen Verheißung.

 

                .  Jes 32,1A: „Siehe! Ein König wird in Gerechtigkeit König sein.“

V. 32A: „... bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe ...“

 

                .  Ga 3,14: „... damit denen, die von den Völkern sind, der Segen Abrahams zuteil werde in Christus [dem Messias] Jesus, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“

 

            b. Das Kommen des Geistes ist verbunden mit dem messianischen Königreich.

                  

Hes 11,16-21; 36,22-31; K. 37; 39,25-29; Sa 12-14

 

            c. Das Kommen des verheißenen Geistes ist verbunden mit der Person des Messias.

 

                .  Er ist der Geist des Messias, d.h., des Christus, des Gesalbten.

Ga 4,1-6; 1P 4,14-16; 1J 2,18-27

 

                .  Das Senden des Geistes ist die zweite große Aufgabe des Messias.

Jh 1,29.33: „Am folgenden Tage sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und sagt: ‚Siehe! Das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnehmende!’

    Und ich wusste nicht, wer er war. Der jedoch, der mich schickte, in Wasser zu taufen, derjenige sagte zu mir: ‚Auf wen du sehen wirst den Geist niederkommen und auf ihm bleiben, der ist es, der im Heiligen Geist tauft.’“

    Jesus, der Messias, kam, um zu retten. Das tut er auf zweierlei Weise: Mit seinem Opfertod nimmt er die Sünde, die Ursache des Todes und das Hindernis zur Gemeinschaft mit Gott, weg. Mit dem Geist, in den er tauft, bringt er die Ursache zum Leben und die Möglichkeit der Gemeinschaft mit Gott.

 

        2. Mit dem Kommen des verheißenen Geistes kommt das erworbene Heil.

              

Das Kommen des Heiligen Geistes hat heilsanwendende Bedeutung: Er kommt, um die Rettung, die Christus zu Wege gebracht hat, beim Menschen anzuwenden.

 

            a. Dieses Heil ist die Entfernung unserer Sündenschuld.

                  

Ag 15,7-9: „Als viel Disputieren aufkam, stand Petrus auf und sagte zu ihnen: ‚Männer, Brüder: Ihr wisst, dass in den ersten Tagen Gott erwählte, dass durch meinen Mund die von den Völkern das Wort der guten Botschaft hören und glauben sollten. Und Gott, der Herzenskenner, legte für sie Zeugnis ab und gab ihnen den Heiligen Geist so wie auch uns. Und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen: Er reinigte ja ihre Herzen auf den Glauben hin.’“

    1P 1,22: „Nachdem ihr durch den Geist eure Seelen im Gehorchen der Wahrheit gereinigt habt ...“

 

            b. Durch den Geist kommt die Befreiung.

                 

Rm 8,1.2: „Es ist dann nun gar keine Verurteilung für die, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes ...“

    2Kr 3,16.17: „Aber wann es umkehren sollte zum Herrn hin, wird der Schleier rings weggezogen. Aber der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, dort ist Freiheit.“

 

            c. Der Geist bringt das Leben.

 

                .  Hes 36,26: „Und ich werde euch ein neues Herz geben, ... und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben.“

 

                .  37,14: „Und ich werde meinen Geist in euch geben, damit ihr wieder lebt.“ 

 

                .  Jh 3,5M: „Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in Gottes Königreich eingehen.“

 

                . 6,63A: „Der Geist ist es, der lebend macht.“

 

                .  7,37-39A: „Aber am letzten Tage, dem großen des Festes, stand Jesus und rief: ‚Wenn jemanden dürstet, komme er her zu mir, und es trinke der, der an mich glaubt – so wie die Schrift sagte: Ströme werden aus seinem Inneren fließen, Ströme lebenden Wassers.’

    Dieses sagte er aber über den Geist ...“

    In dieser Verbindung kann vielleicht die interessante Stelle Of 22,17 erwähnt werden. Es ist wieder Jesus selbst, der spricht und einlädt:

    „Und der Geist und die Braut [dessen Leben und Trieb der Geist ist] sagen: ‚Komm!’

    Und wer es hört, sage: ‚Komm!’

    Und wer Durst hat [und, wenn er dieses Komm hört, bei meinem Kommen nicht zurückbleiben will], komme [heute zu mir]. Und wer will, nehme das Wasser des Lebens [das der Geist des Lebens auch ihm geben will] kostenlos!“

 

                .  14,16-19: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, ... Ich komme hin zu euch... weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“

 

                .  Ag 11,13-18: „‚Er gab uns Bericht, wie er den [himmlischen] Boten in seinem Hause stehen gesehen hätte und zu ihm sagen: Sende nach Joppe und lass Simon holen, der zusätzlich Petrus genannt wird, (14) der Worte zu dir reden wird, durch die du gerettet werden wirst, du und dein ganzes Haus.’

    (15) Während ich anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auch auf uns am Anfang.

    (16) Ich erinnerte mich aber an die Aussage des Herrn, wie er gesagt hatte: ‘Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden.

    (17) Wenn Gott ihnen also die gleiche Gabe wie auch uns gab, da [sie] ja an den Herrn Jesus Christus glaubten,[8] wer war ich? War ich imstande, Gott zu wehren?’

    (18) Als sie dieses gehört hatten, waren sie ruhig, und sie verherrlichten Gott:

    ‚Demnach’, sagten sie, ‚gab ja Gott also auch denen von den Völkern die Buße zum Leben.’“

    In V. 14 hören wir, Kornelius soll gerettet werden, in V. 15, dass die in seinem Hause den Geist empfingen wie die ersten Jünger am Pfingsttage, in V. 17, dass es sich in Cäsarea um die gleiche Gabe handelte, und in V. 18, dass es dabei um das göttliche Gewähren von Leben ging. Der Text teilt also mit, dass mit dem Geist Rettung vom Tode und Leben zuteil wird.

 

                .  Rm 7,6: „Aber nun wurden wir dem Gesetz enthoben, da wir in dem starben, in dem wir festgehalten wurden; und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren, im Geschriebenen.“

 

                .  8,10: „Aber wenn Christus in euch ist, so ist einerseits der Leib tot – wegen Sünde –, andererseits der Geist Leben – wegen Gerechtigkeit.“

    Der Christ kennt zu gleicher Zeit zwei Zustände: Leben und Tod; Sünde und Gerechtigkeit.

    Der Leib ist noch nicht vom Heil erfasst. In ihm ist immer noch der Tod. Paulus sagt im selben Kapitel etwas später, dass auch der Leib eines Tages gerettet werden wird, aber jetzt kennt er noch den Tod. Er ist tot in dem Sinne, dass er in Richtung Tod gehen muss und der Tod in ihm ist. Jesus ist auch für den Leib gestorben; doch das Leben für den Leib kommt später.

    Das Leben für den Geist, den inneren Menschen, ist schon da. Und dieses Leben ist der Heilige Geist in Person. Wenn der Geist nach V. 9 in uns ist, setzt Paulus in V. 10 voraus, dass Jesus Christus ebenfalls in uns ist. Der Geist ist in uns, weil Jesus in uns ist. Der Geist ist aber erst in uns, nachdem wir gerechtfertigt wurden, also wegen der Gerechtigkeit. Der Geist ist auch bestrebt, diese Gerechtigkeit in eine gerechte Lebensweise umzusetzen. So kommt der Geist, weil wir gerechtfertigt wurden, bringt, andererseits, Gerechtigkeit in unser Leben hinein.

    Der Geist ist Leben. Hat man den Geist empfangen, so hat man das Leben.

 

                .  2Kr 3,2-6: „Unser Brief seid ihr, eingeschrieben worden in unseren Herzen, gekannt und gelesen von allen Menschen, die ihr offenbar gemacht werdet, dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, eingeschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. Aber solches Vertrauen haben wir zu Gott durch Christus – (5) nicht dass wir von uns selbst aus tauglich sind, um etwas anrechnen zu dürfen, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tauglichkeit ist von Gott, (6) der auch uns tauglich machte, Diener zu sein eines neuen Bundes, nicht des Schreibens [der alte Bund war in den von Gott selbst beschriebenen Gesetzestafeln zusammengefasst], sondern des Geistes, denn das [Gesetzes]schreiben tötet, aber der Geist macht lebend.“

    Den Gedanken des Apostels in diesen Versen liegen folgende alttestamentliche Stellen zu Grunde: zunächst Hes 36,26.27, dann die zwei Stellen Hes 37,14.26; Jr 31,33, die die erste Stelle mit dem neuen Bund verbinden.

    Im zitierten Text ist V. 6A bestimmend für das Verständnis von 6M. Vers 6E ist Begründung. Das Wort im Grundtext, das „Bund“ zu Grunde liegt, bedeutet eigentlich ‚Willensfestsetzung’, ‚verbündendes Testament’.

    Das Wort, das „Schreiben“ zu Grunde liegt, bedeutet nicht ‚Buchstabe“, sondern ‚Schreiben’. ‚Buchstabe’ ist nur eine von vielen Anwendungen des griechischen Wortes. Das hier von Paulus erwähnte „Schreiben“ hat seine besondere Bewandtnis. Es war die frühere ‚Willensfestsetzung’ Gottes in den von ihm selbst geschriebenen zehn Geboten zusammengefasst. Dieses göttliche Schreiben bildete das Todesurteil für den Menschen.

    Es war jedoch nicht der ‚letzte Wille’ Gottes. Nachdem Jesus Christus dieses Urteil auf sich genommen hatte, machte Gott seine neue ‚Willensfestsetzung’ kund. Diese, sagt der Apostel, war verkörpert im Geist Gottes, den er am Pfingsttage ausgoss (um dieselbe Zeit des Jahres, so will man wissen, zu der das erste ‚verbündende Testament’ am Sinai gegeben wurde!). Wo der erste Wille Gottes den Tod verhängt hatte, da kann dieser Geist, der ‚neue Wille’, „lebend machen“. Diese Tatsache, diese Botschaft, liegt im Kern der Verkündigung des Apostels. Sie ist der „Dienst des Geistes“, des „Bundes des Geistes“.

    Wir erkennen hier, wie undenkbar es für Paulus ist, einen Empfang des Geistes vom Empfang des göttlichen Lebens zu trennen.

 

                .  Ga 5,25: „Wenn wir durch den Geist leben ...“

 

                .  Tt 3,4-6A: „... aber als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien – (5) nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit verrichteten, sondern nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, (6) den er durch Jesus Christus reichlich über uns ausgoss ...“

    In V. 4 sagt Paulus, dass die Freundlichkeit Gottes erschienen ist, denn Gott ist unser Retter. In den V. 5-7 handelt es sich um diese Rettung, die der Retter bringt. Wie ist sie jedoch erschienen? In Form des Retters, des Sohnes. Dann wird beschrieben, wie er uns gerettet hat: nicht auf Grund von Werken, sondern auf Grund seiner Barmherzigkeit. Was hat er getan? Er hat uns gerettet durch die Wiedergeburt.

    Was aber bedeutet hier „Waschung“? Ist sie eine Wiedergeburt, oder ist die Wiedergeburt eine Waschung?

 

                    -  Viele behaupten, die Wiedergeburt geschehe durch die Taufe. Demnach würde Paulus hier in erster Linie von einem Taufbad sprechen und damit die Taufe als Mittel zur Wiedergeburt bezeichnen. Die Taufe ist aber nicht heilsnotwendig. Buße und Glaube genügen zur Rettung. Die Menschen im Hause des Kornelius, zum Beispiel, erhielten den Heiligen Geist, weil sie Buße taten und glaubten. Ohne Taufe wurden sie gerettet.

    Gibt es zu der Regel, die Taufe sei Bedingung für die Rettung, auch nur eine Ausnahme, so ist sie keine echte Regel mehr. Bei Gott ist eine einzige Abweichung genug, um zu verhindern, dass eine Auffassung zur Lehre erhoben werden kann. Wahrheit muss auf der ganzen Linie stichhaltig und konsequent sein. Wenn also an einer einzigen Stelle die Taufe zur Rettung nicht nötig war, kann man nicht mehr lehren, sie sei Rettungsmittel. Es gibt noch andere Gegenargumente zu dieser Lehre (der Taufwiedergeburt), aber diese eine Stelle in der Apostelgeschichte genügt, um zu zeigen, dass Paulus in Tt 3 nicht sagen will, die Rettung komme durch die Taufe.

 

                    -  Was aber bedeutet das Wort im Grundtext, das hier mit „Waschung“ wiedergegeben wird? Manche wollen mit „Becken“ übersetzen. Dazu ist aber kein entscheidender Anlass. Das Wort kommt fünf Mal in der griechischen Bibel vor. In den drei alttestamentlichen Stellen wie in Eph 5 deutet es auf ein Waschen und nicht auf ein Waschgefäß hin, wofür das Griechische eigentlich ein anderes Wort hat. Man darf also nicht mit „Taufbecken“ übersetzen.

    Wenn nun die Wiedergeburt nicht durch die Wassertaufe kommt und das Wort im Grundtext diese Bedeutung nicht verlangt, denken wir hier an eine bildliche Formulierung. Diese Ausdrucksweise ist ja für die Schrift nichts Neues. Die Metapher wird nur zu reichlich benutzt, als dass man sie an unserer Stelle als eine Ausnahme empfinden sollte. Es handelt sich also um einen Vergleich. Die Wiedergeburt wird mit einem Waschen wie in einem Bad verglichen. Gott rettete uns, indem er uns in der Wiedergeburt wusch, uns reinigte. Innere Reinigung und Wiedergeburt sind eins.

 

                    -  Zur Waschung der Wiedergeburt kommt noch die Erneuerung des Heiligen Geistes hinzu. Wie haben wir das „und“ innerhalb dieses Satzteils aufzufassen?

    In den Sprachen der Bibel ist nicht jedes „und“ im addierenden Sinne gemeint. Das griechische kai hat noch andere Bedeutungen. Manchmal wird es im Sinne des hebräischen ‚und’ gebraucht, denn die neutestamentlichen Schreiber waren ja zum größten Teil Hebräer. Hier und da schimmert augenscheinlich die hebräische Denkweise und der hebräische Satzbau durch, und dort wird es manchmal im Sinne von ‚das heißt’ gebraucht.

    Nun wollen einige Ausleger aber „Wiedergeburt“ und „Erneuerung“ in unserem Vers trennen und als zwei verschiedene Vorgänge betrachten in der Meinung, Erneuerung würde sich immer auf bereits zu Gotteskindern Gewordenen beziehen. Dagegen spricht die Zeitform. Der Kernsatz in V. 5 lautet: „Er rettete uns.“ Darauf folgt das präpositionale Gefüge, der Weg der Rettung, der aber der Vergangenheit angehört. Und da steht Erneuerung auf derselben zeitlichen Ebene wie „Wiedergeburt“. Auch vom biblischen Zusammenhang her steht nichts im Wege, die Wiedergeburt als eine Erneuerung aufzufassen.

    Wir werden also zu folgender sinngemäßen Wiedergabe gewiesen: „Er rettete uns durch die Wiedergeburt, ein [inneres] Waschen, das heißt, durch Erneuerung des Heiligen Geistes, der uns zu neuen Menschen machte.“

    Durch den Heiligen Geist wird erneuert, gewaschen, zur Wiedergeburt gebracht. Vgl auch 1Kr 6,9‑11. Gott rettete uns nach seiner Barmherzigkeit mittels des Heiligen Geistes, durch seinen Einsatz.

 

                    -  Wann ist diese Erneuerung, diese Wiedergeburt, geschehen? Als der Geist über uns ausgegossen wurde. Der Retter-Gott hat uns also durch den Retter Jesus gerettet, und Jesus Christus hat uns gerettet durch den Heiligen Geist. Hier wird übrigens deutlich, dass die göttliche Dreieinigkeit an unserer Rettung beteiligt ist.

 

            d. Der Geist bringt die Rechtfertigung.

                 

Tt 3,5E-7: „... er rettete uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, (6) den er durch Jesus Christus reichlich über uns ausgoss, (7) damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, Erben würden gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens.“

   

                .  Was ist nun geschehen, wenn jemand wiedergeboren ist durch das Ausgießen des Geistes? Dann ist er gerechtfertigt (V. 7). Und wenn wir gerechtfertigt sind, sind wir auch Erben.

    Wir denken auch an 1Tm 3,16A: „Und groß ist – das ist übereinstimmendes Bekenntnis – das Geheimnis der rechten Ehrfurcht: Gott wurde geoffenbart [sichtbar gemacht] im Fleisch, gerechtfertigt im Geist ...“

    1Kr 6,11M: „Ihr wurdet jedoch gerechtfertigt! – in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes.“

   

                .  Das heißt nun nicht, dass das Blut Jesu Christi nicht für unsere Rechtfertigung genügen würde. Gerade in der letztgenannten Stelle heißt es ja: „... in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist“. Man sagt uns: Wenn der Name „Jesus“ so allein steht, ohne die zusätzliche Bezeichnung „Christus“, lasse das üblicherweise eher an den Herrn in der Zeit seiner Erniedrigung denken.

    Eine andere Stelle, die hier weiterhilft, ist 2Kr 5,19: „Gott war in Christus, als er die Welt mit sich selbst versöhnte, als er ihnen ihre Übertretungen bei sich nicht in Rechnung stellte und das Wort von der Versöhnung in uns niederlegte. (20) Wir sind also Botschafter für Christus, in dem Sinne, dass Gott durch uns aufruft. Wir flehen an Christi Statt: ‚Lasst euch mit Gott versöhnen’, (21) denn den, der Sünde nicht kannte, machte er für uns zur Sünde, [zum Sündopfer], damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“

    Zuerst heißt es: „Gott war in Christus, als er die Welt mit sich selbst versöhnte, als er ihnen ihre Übertretungen bei sich nicht in Rechnung stellte“, was am Kreuz geschah. Dennoch kann der Apostel anschließend sagen: Wir flehen an Christi Statt: ‚Lasst euch mit Gott versöhnen’. Was ist der Unterschied?

    Das Eine ist die ‚Vorkehrung’ der Rechtfertigung. Beim Anderen geht es um die Anwendung derselben, was durch den Heiligen Geist geschieht. Die Erklärung folgt sofort in V. 21: Auf Grund davon, dass am Kreuz Christus das Sündopfer wurde [das alttestamentliche Wort, das für Sünde gebraucht wird, wird ebenfalls für das stellvertretende Sündopfer verwendet], können nun Umkehrende in der Neugeburt gerechtgemacht werden.

   

                .  In der sogenannten Reformation wurde die vorkehrende Seite der Rechtfertigung reichlich betont. Die anwendende Seite kam leider viel zu kurz, gelangte dann aber später in den Erweckungszeiten auf den Leuchter. Beide Schriftwahrheiten wollen zur Geltung kommen.

 

        3. Der Geist befreit von der Schwachheit.

             

Das Thema ‚Ausrüstung mit Kraft’ darf nicht abgetrennt werden vom Thema Wiedergeburt. Ausrüstung mit Kraft geschieht in der persönlichen Heilserfahrung.

 

            . Hes 36,26.27: „Und ich werde euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres, und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben. Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich werde dieses tun, damit ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte wahrt und sie tun werdet.“ Das neue Herz kommt durch den Geist, der gegeben wird; dieser neue Geist ist Gottes Geist.

    „Dann werdet ihr in meinen Wegen wandeln.“ Dann ist man imstande, den Willen Gottes zu tun. Die Kraft dazu bekommt man in dem Moment, in dem man den Geist Gottes erhält, d.h., wenn er in uns hineinkommt, wenn man das neue Herz bekommt.

    Nach der Wiedergeburt gibt es keine weitere Erfahrung, in der man mehr Kraft bekommen könnte. Es erübrigt sich auch vor einem Verkündigungsdienst das Gebet: „Rüste deinen Diener aus mit Vollmacht aus dem Heiligtum“, denn das war schon mit dem Empfang des Geistes bei seiner Bekehrung geschehen.

 

            . Jesus sagt in Lk 24,49: „Und – siehe – ich selbst sende auf euch die Verheißung meines Vaters. Verbleibt ihr aber in der Stadt Jerusalem, bis ihr bekleidet seid mit Kraft aus der Höhe.“

 

            . Ag 1,8: „... sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt, und ihr werdet Zeugen für mich sein in Jerusalem, auch in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“

    V. 8 ist die Fortsetzung der Verse 4.5. Es geht immer noch um das Kommen des Geistes. In V. 8 heißt es: „Der Geist kommt auf euch.“ Das ist nur eine andere Formulierung für „ihr werdet den Geist bekommen“. Und nun heißt es: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Geist auf euch kommt.“

 

            . Man vermag jetzt Gott wohlzugefallen.

Rm 8,8.9A: „Die, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen. Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist ...“

 

            . 2Tm 1,7: „Wir haben ... den Geist der Kraft empfangen.“

Der Geist ist die Kraft. Warum? Weil er Gott ist, und Gott ist unsere Kraft.

    So steht es schon im Alten Testament. Gott ist die Kraft, die Rettung seines Volkes. Die Hilfe liegt nicht so sehr in dem, das Gott gibt, sondern vielmehr in dem, das Gott ist. Wenn Israel in Schwierigkeiten mit Feinden gerät, wie wird es gerettet? Gott selbst kommt und wird mit den Feinden fertig.

    Wie rettet Gott uns? Er rettet uns, indem er selbst in unser Leben hineinkommt. Er ist die Rettung. Es ist unmöglich, Gott in unserem Herzen wohnen zu haben und nicht Kraft zu haben. Wir müssen sie nicht spüren. Wir haben uns aber im Glauben von der Schrift sagen zu lassen, dass wir sie haben, und vertrauen.

    Der Geist ist die Rettung von unserer Schwachheit.

 

        4. Der Heilige Geist stellt neue Verbindungen her.

 

            a. Er stellt eine neue Verbindung mit Gott her.

                 

Die Verbindung besteht darin, dass Gott in uns ist und wir in Gott sind.

 

                .  Diese Verbindung kommt durch den Heiligen Geist zustande.

1Kr 12,12.13: „... denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so ist auch der Christus, denn auch in einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft, seien wir Juden oder Griechen, leibeigene Knechte oder Freie, und wir wurden alle in einen Geist getränkt.“

    Das ist unsere Rettung, dass wir eins werden mit Christus. Die Lehre von unserer Identifizierung mit Jesus Christus ist eine grundsätzlich wichtige. Wenn der Heilige Geist in uns kommt und wir in den Geist kommen, trennt sich nicht die Dreieinigkeit, sondern wir sind dann eins mit dem ganzen Gott, und das ist unsere Rettung.

   

                .  Diese Wahrheit hatte der Herr Jesus vorausgesehen und verkündet.

Jh 14,16-20: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit ... und er wird in euch sein. Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich komme hin zu euch [wahrscheinlich im Fürsprecher]... Weil ich lebe, werdet auch ihr leben. An jenem Tage werdet ihr in Kenntnis sein, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir seid und ich in euch bin.“

    Bildlich wird diese neue Beziehung von Jesus in Jh 15,1-5 dargestellt: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jeden Rebzweig an mir, der nicht Frucht trägt, nimmt er weg. Und jeden, der Frucht trägt, reinigt [beschneidet] er, damit er mehr Frucht trage. Ihr seid schon rein wegen des Wortes, das ich zu euch geredet habe. Bleibt an mir – und ich in euch! So wie der Rebzweig nicht von sich selbst Frucht tragen kann, wenn er nicht am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr es nicht, wenn ihr nicht an [und in] mir bleibt. Ich bin der Weinstock. Ihr seid die Rebzweige. Wer an [und in] mir bleibt und [bei dem] ich in ihm [bleibe], der trägt viel Frucht, weil ihr ohne mich nichts tun könnt.“

   

                .  Rm 8,9.10A: „Ihr ... seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist [denn Gottes Geist ist der, den Christus hatte und er gegeben hat] nicht hat, ist dieser nicht sein. Aber wenn Christus in euch ist [und das ist er, wenn sein Geist in euch ist], ist ... der Geist Leben ...“

   

                .  1J 4,13: „An diesem erkennen wir, dass wir in ihm unsere Bleibe haben und er in uns seine Bleibe hat, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“

 

            b. Der Heilige Geist schafft eine neue Verbindung zu anderen.

                  

Er führt in eine neue und innigste Gemeinschaft ein, die in einer Einheit fußt.

    2Kr 13,13: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes seien mit euch allen.“

    1Kr 12,12.13: „... denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so ist auch der Christus [so stark ist unsere Verbindung zu ihm und zu einander geworden; Begründung:], denn auch in einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft, seien wir Juden oder Griechen, leibeigene Knechte oder Freie, und wir wurden alle in einen Geist getränkt ...“

    Eph 4,3-6: „... und euch befleißigt, die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren. Ein Leib ist es und ein Geist, entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in euch allen ist.“

 

        5. Wir bekommen die neue Stellung als Söhne.

              

Rm 8,15: „... ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’“

    Ga 4,1-7: „Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, besteht zwischen ihm, einem Herrn von allem, und einem Leibeigenen kein Unterschied, sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit. So waren auch wir, als wir unmündig waren, dem Elementaren der Welt als Leibeigene unterworfen. Aber als die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn aus, der von einer Frau [geboren] wurde, unter das Gesetz [getan] wurde, damit er die, die unter dem Gesetz waren, freikaufte, damit wir die Sohnesstellung als eindeutigen Besitz empfingen.

    Dass ihr aber Söhne seid: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’

    So bist du nicht länger Leibeigener, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“

    Es geht hier um mehr als ‚Kindschaft’. ‚Adoption’ trifft es auch nicht. Es handelt sich darum, dass wir frei werden vom Gesetz, dass wir nicht mehr die Stellung von Sklaven, sondern von Söhnen haben. Jetzt ist das Gesetz nicht mehr wie ein Zaun um uns, sondern der Geber des Gesetzes wohnt selbst in uns und wir in ihm. Der Geist ist das Heil. Ist man im Geist, so ist man nicht mehr unter dem Gesetz, sondern in der Familie Gottes.

    Innewohnung des Geistes Gottes bedeutet also Sohnschaft, Bruderschaft mit dem Sohne Gottes, und dieses wiederum heißt, Anrecht auf ein Los im himmlischen ‚Kanaan’ zu haben, Erbe des Himmels zu sein.

    Tt 3,5M-7: „... er rettete uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss, damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, [als Söhne] Erben würden gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens.“

 

        6. Mit dem Geist kommt ein neues Bewusstsein.

 

Jh 14,16-20

1Jh 5,7-11

 

        7. Der Heilige Geist führt, wenn er in ein Leben kommt, eine neue Herrschaft ein.

   

Jes 44,3.5A: „... denn ich werde Wasser auf den Durstigen gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge.

    Dieser wird sagen: ‚Ich bin Jahwes ...’“

    Hes 11,19A.20E: „Und ich gebe ihnen ein einiges Herz, und ich gebe einen neuen Geist in euch ... damit sie in meinen Sitten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. Und sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.“

    Rm 8,1-4: „Es ist dann nun gar keine Verurteilung für die, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes, denn was dem Gesetz unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde, damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist.“

    V. 9E: „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein.“

    Das Umgekehrte wird also vorausgesetzt.

    V. 14: „... denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes ...“

    14,17.18: „... denn das Königreich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist, denn wer in diesen Dingen Christus Leibeigenendienst leistet, ist Gott wohlgefällig und vor Menschen ein Bewährter.“

    1Kr 6,19.20: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, den ihr von Gott habt, und ihr euch nicht selbst gehört? – denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Verherrlicht ja Gott in eurem Leib und in eurem Geist, welche Gottes sind!“

    2Kr 1,21.22: „Aber der, der uns mit euch in Christus hinein festigt und uns salbte, ist Gott, der uns auch versiegelte [als sein Eigentum] und das Angeld des Geistes in unseren Herzen gab.“

    3,17A.18: „Aber der Herr ist der Geist... Wir aber, alle, während wir mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn schauen, werden in dasselbe Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit so, wie vom Herrn her, dem Geist.“

    Ga 5,16-18: „Aber ich sage: Wandelt durch den Geist, und ihr werdet gar nicht die Lust des Fleisches ausführen; denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Diese widerstreben einander, sodass ihr nicht imstande seid zu tun, was immer ihr mögt. Wenn ihr aber vom Geist geführt werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.“

    V. 25: „Wenn wir durch den Geist leben, sollen wir uns auch durch den Geist ausrichten.“

 

        8. Durch den Geist hat man auch die künftige Rettung.

             

Mt 3,10-12: „Bereits ist es auch so, dass die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt ist. Jeder Baum also, der nicht gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. (11) Ich, meinerseits, taufe euch auf Buße in Wasser. Aber er, der hinter mir her kommt, ist ein Stärkerer als ich, dessen Schuhe zu tragen ich nicht tauglich bin. Er wird euch taufen in Heiligem Geist und Feuer, (12) dessen Wurfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durchsäubern und seinen Weizen in die Scheune sammeln. Die Spreu wird er aber verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“

    Die eigentliche Aussage, die der Täufer weitergeben will, steht in V. 11. Um dieses Ereignis zu verdeutlichen, gebraucht er zwei Bilder. Das eine steht voran, das andere danach. In beiden Bildern spricht er von zweierlei: von Rettung und von Gericht. Retten heißt Bewahren. Bewahrt wird Leben.

    Das erste Bild ist eines vom Obstgarten. Einige Bäume sind schlecht geworden und müssen abgehauen werden, weil sie keine Frucht mehr bringen. Johannes sagt, die Axt ist schon an die Wurzeln gelegt. Die Bäume sind Israeliten; der Garten ist das Volk Israel, der Gartenbesitzer Gott. Er schickt seinen Gärtner, Jesus, der handeln soll. Bevor er handelt, schickt er aber einen Boten, Johannes, um dem ‚Garten’ anzukündigen, was geschehen soll. Und dieser stellt sie vor die Entscheidung: Einige werden stehen bleiben; die dürfen weiter Frucht tragen. Andere werden umgehauen. Will man Rettung oder will man Gericht?

    Das zweite Bild: Die Erntezeit ist da. Das Korn ist heimgebracht; es wird gedroschen. Hier werden die Israeliten mit Weizen und Spreu verglichen. Der Täufer fragt: Wollt ihr in die Scheune Gottes kommen oder ins Feuer? Dieses Bild zeigt wieder Rettung und Gericht.

    Was Johannes in der Mitte, in V. 11, aussagt, entspricht diesen Bildern. Er kündet an, was der Messias tun wird: Er wird einige in den Geist taufen, andere ins künftige Feuer des Gerichts.

    Taufe im Geist ist also Rettung, in diesem Fall vom künftigen Verderben.

    Rm 8,23.24: „... nicht nur das, sondern auch wir selbst, als solche, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, während wir auf die Sohnesstellung warten, die Erlösung unseres Leibes, denn auf Hoffnung wurden wir gerettet.“

 

        9. Fazit

             

Das Kommen des verheißenen Geistes hat heilsgeschichtliche und heilsanwendende Bedeutung. Der Heilige Geist kommt, um zu retten. Ihn zu haben, ist Rettung – in jeder Hinsicht. Gerettet zu sein, heißt, den Geist zu haben.

    Wer nicht gerettet ist, sollte jedoch nicht um den Geist bitten, um dann die Rettung zu bekommen, sondern Jesus Christus in Reue und Vertrauen um Rettung anrufen.

 

    E. Wann erfüllt sich die Verheißung?

          

Hier geht es um die Frage nach dem Zeitpunkt: Wann kommt der Geist der Verheißung? Diese Frage soll auf zweierlei Weise beantwortet werden.

 

        1. Der Zeitpunkt im Rahmen der allgemeinen Heilsgeschichte

             

Stellen wir uns vor unserem geistigen Auge die waagerechte Geschichtslinie vor. Am linken Ende haben wir die Schöpfung, dann bald den Sündenfall. Da beginnt dann die zeitliche Heilsgeschichte (1M 3,15). Am Schluss haben wir die Neuschöpfung, die Erfüllung der Heilsgeschichte, in der Mitte das Symbol des Christus-Ereignisses, das Kreuz. Wo auf dieser Linie erfüllt sich die Verheißung des Geistes?

 

            a. Die Verheißung erfüllt sich am Pfingsttage.

                 

                I:  Einleitendes

 

Die Gemeinde des Neuen Testamentes kannte Pfingsten aus mehreren Gründen.

 

                    .  Man kannte den Tag als israelitisches Erntefest. Nach 4M 28,26 war es ein „Fest der Ernte“ und der „Tag der Erstlinge“. Und an diesem Tage war der Heilige Geist auf dramatische Weise in Jerusalem auf die Erde gekommen.

   

                    .  Das Pfingstfest stand auch in einer besonderen Verbindung zum Passafest. Erstens bezog es seinen Namen von dort, denn Pfingsten bedeutet ‚fünfzigst’. Es war der fünfzigste Tag nach dem ersten Sabbat, der auf das Passa folgte. In der Sprache Israels nannte man es auch: „Fest der Wochen“, der sieben vollen Wochen nach Passa: 3M 23,16.

    Die Gemeinde kannte aber noch eine spezielle Beziehung zu jenem Fest. Zur Passazeit war ihr Herr gestorben und mit Pfingsten seine Gemeinde ins Leben gerufen. Im Passa feierte man die Geburt des ersten Volkes Gottes, mit Pfingsten die Geburt des zweiten.

   

                    .  Die frühe Gemeinde kannte dazu noch einen besonderen Gegensatz zwischen dem alten Pfingsten Israels und dem neuen der Gemeinde. Z.B. war um die Zeit des alten Pfingsten das Gesetz Moses gegeben worden. Mit dem neuen war das Evangelium die neue Lebensregel.

    Und es war um die Zeit eines alten Pfingsten, dass 3000 Menschen auf einem Mal ihr Leben verloren hatten. Zur Zeit des neuen Pfingsten erhielten 3000 neues Leben. Mit dem Heiligen Geist kam nämlich das Leben, das Jesus mit seinem Tode und seiner Auferstehung zuwegegebracht hatte.

   

                II:  Die Texte, die von der Erfüllung der Geistverheißung zu Pfingsten sprechen

 

                    .  In der Ag 1,4.5 spricht Jesus davon, dass der Geist bald kommt. Die Verheißung, sagt er, erfüllt sich „nach nicht mehr vielen Tagen“. Damit ist deutlich, dass er an den Pfingsttag denkt. Der Geist ist verheißen worden, und es wird nicht mehr lange dauern, bis er da sein wird. Später erfahren wir, dass es zehn Tage waren. Obwohl im Bericht anfangs K. 2 nicht gesagt wird, dass dieses das Kommen ist, so wissen wir doch aus dem, das Petrus anschließend sagt, dass dieses das Ereignis war.

   

                    .  Ag 2,16: „... dieses ist das, das durch den Propheten Joel gesagt worden ist ...

Inzwischen ist der Geist gekommen, und die Menschen in Jerusalem sind erstaunt über das, das somit geschieht. Petrus ergreift die Gelegenheit und fängt an zu predigen. Er zitiert als Text eine Stelle aus Joel und sagt: „Dieses ist das.“ Er sagt nicht, dass sich die ganze Verheißung des Propheten an diesem Tage erfüllt hätte. Er sagt nur: „Dieses ist das.“ Joel sprach vom Heiligen Geist, von seinem Kommen über Israel. Die Ereignisse des Textes stehen noch aus, aber der Geist des Textes ist schon da.

    Mit dem Kommen Jesu beginnt Gott mit der Erfüllung der messianischen Verheißungen an Israel. Der Messias sollte zweimal kommen. Im Alten Testament schien es so, als ob er nur einmal kommen und alles, das er zu tun hatte, mit einem Schlag erledigen wollte. Im Neuen Testament wird klar, dass das seine Zeit brauchte und sogar aufgeteilt wurde. Jesus kann in der Nazaret-Synagoge sogar eine alttestamentliche messianische Prophezeiung aus Jesaja lesen und mitten im Satz stehenbleiben (Lk 4,17-21). Warum? Weil nur der erste Teil sich bereits erfüllt hatte. Hätte er weitergelesen, so hätte er nicht sagen können: „Heute ist dieser Text vor euren Augen in Erfüllung gegangen“, denn der zweite Teil des Textes sollte sich erst bei seinem zweiten Kommen erfüllen.

    Genauso ist es mit Joel: Der Geist, von dem Joel sprach, kommt schon am Pfingsttage. Später erfüllen sich die anderen dort und in Sa 12 erwähnten Ereignisse. Eines halten wir fest: Die Verheißung, dass er kommen sollte, hat sich im Kern zu Pfingsten erfüllt.

   

                    .  Ag 2,33: „Nachdem er also zur Rechten Gottes erhöht war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfing, goss er dieses aus, das ihr nun seht und hört.“

    Hier sagt Petrus klar und deutlich, dass sich die Verheißung, dass der Heilige Geist kommen sollte, jetzt erfüllt hat.

 

                III:  Die Bedeutung von Pfingsten als erstem Tag der Geistausgießung

                   

                    A:  Pfingsten als Anfang eines neuen Zeitalters

 

Ag 11,15: „Während ich anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auch auf uns am Anfang.

    Petrus berichtet hier von seinem Erlebnis in Cäsarea, wobei er auf die seinen jerusalemischen Zuhörern bekannte Tatsache Bezug nimmt, dass mit dem Ausgießen am Pfingsttage die Sache mit dem vom Geist Gottes vorangetriebenen Evangelium anhob. Dort, mit dem ersten Kommen des Geistes, lag der Anfang einer neuen Epoche der Heilsgeschichte. Die folgenden Stellen bestätigen dieses.

    2Kr 3,6: „Gott machte uns auch tauglich, Diener zu sein eines neuen Bundes, nicht des [Gesetzes]schreibens, sondern des Geistes, denn das [Gesetzes]schreiben tötet, aber der Geist macht lebend.“ Mit dem Kommen des Geistes wird eine neue Lebensordnung eingeführt, die die des mosaischen Gesetzes ablöst. Hierauf nehmen die Römertexte Bezug:

    Rm 7,6: „Aber nun wurden wir dem Gesetz enthoben, da wir [in dem] starben, in dem wir festgehalten wurden; und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren, im Geschriebenen ...

    8,2: „... denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus machte mich frei von dem Gesetz der Sünde und des Todes ...

    In 1M 2 wird von der Erschaffung des Menschen nach Leib und Seele berichtet.

    In 1M 3 wird von der ersten Sünde des Menschen berichtet, die den Tod für Leib und Seele brachte.

    Die Zeit bis Pfingsten ist eine der Verheißung und der Hoffnung auf das Heil, die Rettung vom verhängten Tode. In diesem Zeitraum kann der an Gott Glaubende eine Teilrettung erleben, wie Gott es gerade schenken will.

    Mit Pfingsten ist im gekommenen Geist das verheißene Heil für den inneren Menschen da (Eph 1,3). Für den äußeren Menschen bleibt es wie bis dahin (Rm 8,16-25).

    Angesagt war die Heilszeit in Jes 59,19-21: „Und sie werden den Namen Jahwes fürchten vom Niedergang an und vom Sonnenaufgang seiner Herrlichkeit. Wenn der Bedränger kommen wird wie ein Strom, wird der Geist Jahwes ihn in die Flucht schlagen. Und ein Erlöser wird kommen für Zijon und für die, die in Jakob vom Treuebruch umkehren, spricht Jahwe. Und ich – dieses ist mein Bund mit ihnen, spricht Jahwe: Mein Geist, der auf dir ist, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, werden nicht aus deinem Munde weichen, noch aus dem Munde deiner Nachkommen, noch aus dem Munde der Nachkommen deiner Nachkommen, spricht Jahwe, von nun an bis in Ewigkeit.“

 

                    B:  Pfingsten ist der Beginn des messianischen Königreiches.

 

                        .  Jes 32,1-15: „Siehe! Ein König [der Messias] wird in Gerechtigkeit König sein. Und was Fürsten anlangt, sie werden nach Recht Fürsten sein. Und ein Mann [der König] wird wie ein Bergungsort sein vor dem Winde und ein Schirm gegen das Ungewitter, wie Wasserbäche in einer dürren Gegend, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in einem ermüdenden Lande. Und die Augen der Sehenden werden nicht verklebt sein, und die Ohren der Hörenden werden aufmerken, und der Sinn der Unbesonnenen wird zu begreifen lernen, und die Zunge der Stammelnden wird eilen, Deutliches zu reden. Der gemeine Mensch wird nicht mehr edel genannt und der Arglistige nicht mehr vornehm geheißen werden, denn ein gemeiner Mensch redet Gemeinheit ... Bebt, ihr Sorglosen! Zittert, ihr Sicheren! ... denn der Palast wird verlassen sein, die Stadt verödet, ihrer Menge geräumt; Hügel und Wartturm werden zu Höhlen dienen für unübersichtlich lange Zeit, eine Lust wilder Esel, zur Weide von Herden – bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe und die Wüste zum Fruchtgefilde wird und das Fruchtgefilde dem Walde gleichgeachtet.“

    Zu Pfingsten wurde dieser Geist ausgegossen. Doch bereits zuvor hatte Jesus seine Königsvollmacht mittels des Heiligen Geistes bekundet:

    Mt 12,28: „Aber wenn ich durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, dann ist das Königreich Gottes zu euch gekommen.

    Am Pfingsttage fing dann Jesus an, durch den Geist als König zu herrschen, was in der Ag 1,4-8 angedeutet ist: „Und als sie bei einem gemeinsamen Mahl zusammen waren, wies er sie an, nicht von Jerusalem wegzugehen, sondern die Verheißung des Vaters abzuwarten, ‚die ihr von mir hörtet. Johannes taufte nämlich mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.’

    Die also, die zusammengekommen waren, befragten ihn:

    ‚Herr’, sagten sie, ‚stellst du zu dieser Zeit Israel das Königreich wieder her?’

    Er sagte zu ihnen: ‚Es ist nicht eure Sache, Zeiten und Fristen zu kennen, die der Vater in eigener Vollmacht festsetzte, sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein ...’

   

                        .  Die Königsherrschaft des Christus erstreckt sich allerdings zunächst auf die Schar seiner Anhänger. Diese tragen aber, wie angewiesen, die Kunde vom neuen König hinaus. Evangelisation ist Einladung ins Königreich:

    Ag 8,12: „Als sie aber Philippus glaubten, der die gute Botschaft sagte von dem, das das Königreich Gottes und den Namen Jesu Christi betraf, wurden sie getauft, beide, Männer und Frauen.

    Antwort und Umkehr ist Eintritt ins Königreich:

    Kol 1,13: „... der uns aus der Obrigkeit der Finsternis befreite und uns versetzte in das Königreich des Sohnes seiner Liebe ...

    Wiedergeburt durch den Geist erfüllt die Voraussetzung für Bürgerschaft im Königreich:

    Jh 3,3.5: „Jesus gab ihm zur Antwort: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen.’ ... Jesus antwortete: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen.’“

    Die Bürgerschaft, die Gemeinde, ist der Bereich des Königreiches:

    Rm 14,17.18A: „... denn das Königreich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist, denn wer in diesen Dingen Christus Leibeigenendienst leistet, ist Gott wohlgefällig ...

 

            b. Die Verheißung erfüllt sich auch nach diesem ersten Ausgießen.

                 

Wo?

    In Jerusalem – schon am selben Tag.

    Ag 2,38.39: „Die Verheißung gilt euch.“ Die Verheißung hatte sich bereits einmal erfüllt; sie sollte sich wieder erfüllen.

    Ferner kommt der Heilige Geist in Samarien, in Cäsarea, in Ephesus und am Ende der Tage über Israel: Sa 12,9.10. Wenn Jesus auf den Ölberg kommt, wird ganz Israel gerettet, wie Paulus auch in Rm 11 schreibt. Wird man gerettet, so geschieht das durch den Geist. Deshalb spricht Sacharja vom Kommen des Geistes. Er nennt es dort ein Ausgießen. Siehe auch: Hes 36,24-28; 37,1-15; 39,25-29.

    Und überall, wo Gott in der Zwischenzeit Menschen rettet, kommt der Geist:

    Rm 5,5: „Die Hoffnung beschämt aber nicht, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde.“

    Tt 3,5M.6: „... nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss ...“

 

            c. Die Verheißung erfüllt sich nicht vor Pfingsten.

               

                I:  Die Aussagen

 

                    .  Jh 14,18: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich komme hin zu euch.“ Schließt der zweite Satz das Kommen des Geistes ein, so wird sein Zeitpunkt damit frühestens nach Tod und Auferstehung Jesu gesetzt.

 

                    . Jh 16,7: „Jedoch sage ich euch die Wahrheit: Es ist euch förderlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Fürsprecher nicht zu euch. Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch hin schicken.“

 

                    .  Am Auffahrtstag ist der Geist noch nicht, wie verheißen, gekommen:

Lk 24,49-51: „’Und – siehe – ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters. Verbleibt ihr aber in der Stadt Jerusalem, bis ihr bekleidet seid mit Kraft aus der Höhe.’

    Er führte sie nach draußen bis Richtung Beth-Anien. Und er erhob seine Hände und segnete sie. Und es geschah: Während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde in den Himmel emporgetragen.

    Ag 1,4.5.9: „Und als er mit ihnen zum Essen zusammen war, wies er sie an, nicht von Jerusalem wegzugehen, sondern ‚die Verheißung des Vaters, die ihr von mir hörtet, abzuwarten, weil es so ist: Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen.’... Und nachdem er dieses gesagt hatte, wurde er, während sie schauten, aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn weg von ihren Augen.

    Und nach zehn Tagen sagt Petrus: Der Heilige Geist ist gekommen; er ist ausgegossen:

    Ag 2,33: „Nachdem er also zur Rechten Gottes erhöht war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfing, goss er dieses aus, das ihr nun seht und hört ...“

    Die Verheißung über das Kommen des Heiligen Geistes erfüllte sich also nicht vor Jesu Auffahrt in den Himmel.

 

                II:  Wie ist Jh 20,20-22 einzuordnen?

                      

                    .  Auf jeden Fall dürfen Jesu Worte hier nicht so aufgefasst werden, dass ihm an anderer Stelle widersprochen wird, und zwar sogar von ihm selbst! Das macht es notwendig, genau hinzuschauen und zu sehen, was dort nicht steht.

    „Und als er dieses gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da waren die Jünger froh: Sie sahen den Herrn!

    Jesus sagte also wieder zu ihnen: ‚Friede euch! So, wie der Vater mich gesandt hat, schicke auch ich euch.’

    Und als er dieses gesagt hatte, hauchte er sie an.

    Und er sagt zu ihnen: ‚Empfangt den Heiligen Geist![9]’“

    Haben die zehn Jünger hier den Heiligen Geist empfangen? Der Text besagt dieses nicht. Allerdings nimmt man es oft an – und lehrt sogar, die Jünger wären in diesem Moment wiedergeboren worden. Dann wird die Ag 2 als die zweite Geisterfahrung bezeichnet, in der sie nach der Ag 1,8 „ausgerüstet werden“.

    Eine derartige Aufteilung ist aber nicht gestattet. Wir dürfen nicht Jesus sich selbst widersprechen lassen! Der Geist der Rettung kommt erst am Pfingsttage. So wie der Heilige Geist verheißen war, ist er sogar am Auffahrtstag (Ag 1) noch nicht gekommen. Also konnten sie hier (in Jh 20) noch nicht in dem Sinne den Heiligen Geist bekommen und wiedergeboren werden.

    Ob sie überhaupt Heiligen Geist empfangen haben, werden wir wohl nie wissen. Wir können nicht mehr sagen als geschrieben steht. Unsere Vermutungen dürfen wir anstellen, und es wird beides vermutet, von den einen, dass sie ihn nicht bekamen, von den anderen das Gegenteil.

   

                    .  Die einen sagen: „Es steht geschrieben: ‚Er hauchte sie an’“, aber damit sei noch nicht gesagt, dass der Geist zu ihnen kam. Für sie ist, was Jesus hier macht, nur eine Bestätigung seines früheren Wortes, dass sie auf den Heiligen Geist warten sollten: Er werde kommen, und sie würden ihn empfangen.

   

                    .  Die anderen sagen, die Jünger hätten Heiligen Geist bekommen, aber nicht so, wie später am Pfingsttage.

    Auszuschließen ist das nicht. Die Jünger wurden einmal ausgesandt, Jesus voranzugehen. In diesem Zusammenhang heißt es, er gab ihnen Vollmacht, Dämonen auszutreiben und zu heilen. Wenn sie bei ihm waren, genossen sie seinen Heiligen Geist. Er war voll des Geistes, und sie genossen diesen in seiner Gegenwart, denn Jesus sagte: „Er ist bei euch.“ Der Geist war bei den Jüngern, weil er bei Jesus war. Wenn er sie aber in die Ortschaften vorausschickte, wo er noch hinkommen wollte, kann es sein, dass er ihnen die Begleitung des Geistes mitgab. Das könnte dann ähnlich gewesen sein wie bei einem alttestamentlichen Propheten, dem ja auch die Begleitung des Geistes für eine gewisse Zeit gegeben wurde.

    In den Tagen zwischen Ostern und Pfingsten ist Jesus ja nicht immer bei ihnen. Möglicherweise war er sogar die meiste Zeit nicht da. Er erscheint immer wieder und oft, aber sie sind auch oft alleine. Es ist also gut möglich, dass Jesus für diese Zeit seinen Jüngern seinen Geist zur Begleitung gegeben hat. Das wäre dann aber nur im provisorischen und alttestamentlichen Sinne der Fall. Es entspricht aber keinesfalls dem, das am Pfingsttage geschehen ist.

   

                    .  George Lamsa, ein aramäischer Gelehrter, spricht von einer dritten Möglichkeit, das Ereignis aufzufassen. Er meint, es sei symbolisch zu nehmen, da in jenen Gegenden (in denen er selbst aufgewachsen war) das Anhauchen ein Ausdruck für Mutmachen sei.

   

                    .  Es mag sogar eine Erinnerung an 1M 2 vorliegen, eine symbolische Verheißung einer Neubelebung durch den Geist.

   

                    .  Wie immer es auch gewesen sein mag, es darf auf keinen Fall ein Widerspruch zu der Ag 1,4.5 entstehen. Wir müssen dabei bleiben, dass der Heilige Geist, so wie er verheißen war, erst am Pfingsttage kommt.

 

                III:  Die Begründung für den Zeitpunkt der Erfüllung

 

                    .  Jh 3,3-15: „Jesus antwortete und sagte zu ihm: ‚Wahrlich! Wahrlich! Ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, kann er Gottes Königreich nicht sehen.’

    (4) Nikodemus wandte sich an ihn mit den Worten: ‚Wie kann ein Mensch, der im Greisenalter steht, geboren werden? Kann er ein zweites Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?’

    (5) Jesus antwortete: ‚Wahrlich! Wahrlich! Ich sage dir: Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in Gottes Königreich eingehen. (6) Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch, und das aus dem Geist Geborene ist Geist. (7) Verwundere dich nicht, weil ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. (8) Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, weisst jedoch nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.’

    (9) Nikodemus antwortete und sagte zu ihm: ‚Wie kann dieses geschehen?’

    (10) Jesus antwortete und sagte zu ihm: ‚Du bist der Lehrer Israels und kennst diese Dinge nicht? (11) Wahrlich! Wahrlich! Ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und wir legen Zeugnis ab von dem, das wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an. (12) Wenn ich euch Irdisches sagte, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch Himmlisches sage? (13) Und niemand ist in den Himmel aufgestiegen, außer dem, der aus dem Himmel niederstieg, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist. (14) Und so wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, (15) damit jeder, der an ihn glaubt, nicht umkomme, sondern ewiges Leben habe ...’“

    Erst muss das Kreuz kommen. Dann kann die Wiedergeburt geschehen. Durch das Kreuz kommt die Möglichkeit der Rettung.

    Die Verse 14 und 15 sind die Erklärung für das, das Nikodemus gefragt hat. Da zeigt sich, dass Jesus nicht erwartet, dass Nikodemus in dieser Nacht gerettet werde. Jesus war ja noch nicht gekreuzigt. Wir haben hier eine ähnliche Situation wie später in K. 7.

   

                    .  Jh 7,39: „Dieses sagte er von dem Geist, von dem die an ihn Glaubenden bekommen sollten, denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

    „Dieses sagte er von dem Geist“: Hier wird sehr deutlich, dass sich die Einladung erst erfüllen kann, nachdem unser Herr verherrlicht wird. Jesus lädt am Tage des großen Festes schon ein. Wenn man an diesem Tage zu ihm kommt, gehört man zu der großen Schar seiner Nachfolger und ist sofort dabei, wenn der Geist nach Kreuz und Auferstehung kommt und den großen Durst stillt.

    So ist es auch mit Nikodemus. Jesus weist darauf hin, dass er die Wiedergeburt braucht. Sie kommt nur durch den Geist. Der Geist ist aber noch nicht da. Die Wiedergeburt kann also erst geschehen, wenn der Geist da ist. Jesus erklärte, der werde erst kommen, nachdem er selbst weggegangen sei:

 

                    .  Jh 16,7: „Jedoch sage ich euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Fürsprecher nicht zu euch. Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch schicken.“

    Jesus muss erst in den Himmel auffahren, und dann kann der Geist kommen. Die Verheißung kann sich nicht erfüllen, bevor Jesus in den Himmel gefahren ist.

    Wie der Evangelist in Jh 7 gesagt hatte: Erst musste Jesus verherrlicht werden, und dann konnte das Wasser des Geistes zum Heil kommen. Oder mit einem Bild aus 2M 17: Erst muss der Fels geschlagen werden; dann kann das Wasser kommen. Oder mit Jh 1,29.33: Erst müssen Sünden weggenommen werden, und dann kann er mit dem Heiligen Geist taufen. Es ist unbedingt notwendig, dass zuerst mit der Schuld des Menschen abgerechnet wird. Dann kann die verheißene Erneuerung eintreten.

 

                    .  Diese zweifache Aufgabe des Messias – nämlich Sünde wegzunehmen und das neue Leben des himmlischen Geistes zu liefern – scheint mit dem Tode Jesu am Kreuz wieder bildlich dargestellt zu werden:

    Jh 19,34: „... einer von den Soldaten stach mit einem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.“

 

                    .  Auf die Notwendigkeit von Golgatha vor Pfingsten weist auch Paulus in seinen Briefen hin.

Rm 7,4.6: „Und so, meine Brüder, ist es auch bei euch: Ihr wurdet dem Gesetz getötet durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, der von den Toten auferweckt wurde, damit wir Gott Frucht brächten ... (6) Aber nun wurden wir dem Gesetz enthoben, da wir in dem starben, in dem wir festgehalten wurden; und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren, im Geschriebenen.“

    Das „Neue des Geistes“ von V. 6 ist nur möglich nach Golgatha (V. 4) – wie auch in K. 8,2-4:

    „... denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus, befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes, (3) denn was dem Gesetz unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde, (4) damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist ...“

    Die Befreiung durch den Geist (V. 2), der die neue Regel ist, ist die Grundlage für das Leben nach dem Geist (V. 4). Beides ist jedoch erst nach Golgatha möglich (V. 3).

    Ga 3,13.14: „Christus kaufte uns frei vom Fluch des Gesetzes, da er an unserer Statt ein Fluch wurde ... damit denen, die von den Völkern sind, der Segen Abrahams zuteil werde in Christus Jesus, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“

 

                    .  Die Verheißung vom Kommen des Heiligen Geistes erfüllt sich also erst, nachdem für die Rettung der Menschen volle Vorkehrung getroffen ist. Die Heilsvorkehrung ist aber eigentlich nicht abgeschlossen, bevor Jesus Christus dorthin kehrt, von wo aus er in die Welt kam, um unser Heil herbeizuführen. Man vergleiche Eph 4,10. Jesus erklärte, der Geist werde erst kommen, nachdem er selbst weggegangen sei (Jh 16,7).  

    Diese Tatsachen unterscheiden das messianische Kommen des Geistes von allem seinem vorherigen Wirken unter Menschen. Kein Kommen des Heiligen Geistes vor Pfingsten ist das messianische, kann also nicht für uns als Erfahrungsmodell gelten. Das messianische Kommen des Geistes ist die Heilsanwendung. Daher muss zuvor die Heilsvorkehrung abgeschlossen sein. Deshalb darf eine Geisteserfahrung, die sein messianisches Kommen darstellt, nicht in Verbindung gebracht werden mit einer Umkehrerfahrung, die vor diesem Abschluss stattfindet, um dann auf die zeitliche Auseinanderklaffung der beiden Erlebnisse hinzuweisen als ein Modell in der heutigen Erfahrung mit dem Heiligen Geist.

    Wie auf das erste und das zweite Kommen des Messias, so wird auf dieses messianische Kommen des Geists gewartet – nur aber bis es eintrifft; dann ist das Warten vorbei.

 

                IV:  Abschließendes

                      

                    .  Der Heilige Geist kommt nicht vor Pfingsten. Nachdem Jesus in der Ag 1,8 am Tage seiner Auffahrt die Verheißung des Geistes immer noch in Aussicht stellt, jedoch auf einen darauf folgenden Zeitpunkt fixiert, dürfen wir nicht Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, die vorher geschehen sind, in einen Topf werfen mit denen, die ab Pfingsten stattfinden.

 

                    .  Die Bedeutung dieser Tatsache für das Verständnis von Jh 11,25M.26A: „Der, der an mich glaubt,[10] wird [mit geistlichem, ewigem Leben] leben, auch wenn er sterben sollte. Und jeder, der [mit geistlichem, ewigem Leben] lebt und an mich glaubt,[11] wird in Ewigkeit nicht sterben.“

    Der erste Satz trifft in der Zeit der Aussage, vor dem Kommen des Geistes, zu, der zweite ab Pfingsten.

 

        2. Der Zeitpunkt in Bezug auf die Bekehrung des Einzelnen

             

Wann kommt der Heilige Geist zu Einzelnen in ihrer persönlichen Heilsgeschichte? Kommt er vor, mit oder nach der Bekehrung?

    Untersuchen wir hieraufhin zuerst noch einmal die verschiedenen Berichte vom Kommen des verheißenen Geistes:

 

            a. Sein Kommen zu denen, die zu Pfingsten bereits Jünger Jesu waren

                 

Jh 1,11-13: „Er kam in das Eigene, und die Eigenen nahmen ihn nicht auf. So viele ihn aber annahmen, denen gab er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus Willen des Fleisches noch aus Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren wurden.“

    Es waren wenige, aber es waren einige, die Jesus aufnahmen. Diesen wurde ein Recht gegeben, das Recht, Gottes Kinder zu werden. Wann wird man nun Kind Gottes? Wenn man wiedergeboren wird. Und wie wird man wiedergeboren? Durch den Heiligen Geist, wenn er zu diesem Menschen kommt. Für die, die vor Pfingsten in die Nachfolge Jesu traten, fand das nach ihrer Umkehr zu Jesus Christus statt:

    Jh 7,37-39: Jesus lädt jeden ein, der Durst hat, zu ihm zu kommen. Johannes sagt aber, dass sie noch nicht den Heiligen Geist bekamen. Und somit wurde auch noch nicht der Durst gestillt. Aber wenn Jesus verherrlicht war, konnte der Geist kommen und der Durst auch gestillt werden. Wir haben also solche am Pfingsttage, die schon geglaubt hatten, die schon zu Jesus gekommen waren, die ihn in ihr Leben schon aufgenommen hatten, die aber erst am Pfingsttage den Heiligen Geist erhielten.

    Bereits zur Zeit des Alten Testamentes glaubten Menschen an den Messias, z.B. Mose (Heb 11,24), die Erzväter und andere. Sie warteten auf die Verheißung, aber sie erlebten sie nie, bevor sie starben. Mit dem Tode aber gingen sie in das vollkommene Leben und die Gemeinschaft mit Gott ein: Heb 12,22.23; Lk 23,43.

    Mit den Jüngern Jesu haben wir solche, die ebenfalls ihre Bekehrung hinter sich haben, aber mit Pfingsten noch am Leben sind. Bei ihnen fällt das heilsgeschichtliche Datum Pfingsten in diesen Abschnitt ihres Lebens hinein. Sie sind bekehrt, erleben aber erst danach ihre Wiedergeburt, weil die Wiedergeburt erst durch den Heiligen Geist kommt.

 

            b. Die Dreitausend am Pfingsttage

                  

Wann bekommen diese den Heiligen Geist, und zwar in Bezug auf ihr Bekehrungsdatum?

    Der Apostel Petrus teilt seinen Zuhörern mit: „Tut Buße ... und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes bekommen, denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird... Lasst euch retten ...“ (Ag 2,38.39.40M)

    Darauf heißt es, dass „etwa 3000“ auf diesen Ruf eingingen, das „Wort begrüßten und gerne aufnahmen“. Da der Text nichts anderes andeutet, haben wir anzunehmen, dass sich die Geistverheißung mit ihrer Umkehr erfüllte.

 

            c. Wann, in Bezug auf ihre Bekehrung, empfangen die Samariter in der Ag 8 den Heiligen Geist?

                     

                .  Es liegt auf der Hand, dass die Samariter den Geist erst nach ihrer Umkehr erhalten. Allerdings ist auch das angezweifelt worden. War die berichtete Bekehrung der Samariter genauso unecht wie die von Simon, und bekehrten sie sich vielleicht erst beim Ereignis der Handauflegung?

    Wenn man unvoreingenommen an den Text herangeht, erhält man den Eindruck, dass Lukas uns sagen will, die berichtete Umkehr der Samarier war eine echte. Die Bekehrung der großen Zahl ist offensichtlich von der des Simon zu unterscheiden. Simon ist unecht. Es gibt jedoch keinen Grund, an der Echtheit der anderen Bekehrungen zu zweifeln. Zudem befindet sich im Text kein Anlass für eine Annahme, man hätte kurz vor bzw bei der Handauflegung eine Umkehr vollzogen.

    Ihnen fehlt zunächst, obwohl sie im Glauben das Evangelium angenommen haben, der Heilige Geist und mit ihm der messianische Heilssegen. Dieses wirft allerdings ein Problem auf. Man darf aber deswegen nicht einfach Texte willkürlich zu deuten versuchen. Wir müssen uns den Problemen stellen und zunächst einmal die Schrift reden lassen.

   

                .  Nehmen wir zur Kenntnis: Diese Menschen haben sich bekehrt, sind sogar auf Jesus Christus hin getauft worden, haben also das vorgeschriebene Zeichen ihrer Bekehrung abgegeben, haben aber nicht den Heiligen Geist erhalten. Sie selbst haben nichts zum letzteren Sachverhalt beigetragen, waren nicht schuld daran. Es fehlte nichts an ihrer Bekehrung. Lukas hatte daran nichts auszusetzen. Mit der Bemerkung: „... er war noch auf keinen von ihnen gefallen; sie waren nur auf den Namen des Herrn Jesus getauft“ lässt er immerhin erkennen, dass hier doch etwas außergewöhnliches stattfand. Man hatte offensichtlich eine Ausnahme vor sich.

    Warum haben sie nun nicht den Heiligen Geist bekommen? Das wird uns nicht gesagt. Und wo die Schrift schweigt, können wir keine feste Aussage machen. Wir dürfen aber vermuten, solange wir vorsichtig sind und innerhalb der Angaben der Schrift bleiben.

   

                .  Dort erfahren wir von den Spannungen zwischen Juden und Samaritern. Wie werden diese überwunden?

    Als unter der Evangeliumsverkündigung des Philippus viele zum Glauben an Jesus Christus kamen, wartete der Heilige Geist nun von sich aus in Samarien mit seiner Besiegelung des Glaubens. Er schenkte sich selbst ihnen nicht. Als der Bericht von den Ereignissen in Samarien den Aposteln, die für die Sache Jesu Verantwortung trugen, zu Ohren kam, wurden Petrus und Johannes dorthin gesandt. Mit dem Kommen des ersteren, der vom Herrn „die Schlüssel“ des Königreiches Gottes bekam, wurde die Tür zu Samarien weit aufgetan. Der andere, Johannes, war ja einer von denen, die einmal gern Feuer vom Himmel auf die Samariter herabgerufen hätten. Beide kommen und sagen mit ihrer Handauflegung gleichsam: „Ihr seid wie wir. Ihr seid genau auf unserer Stufe.“ Sie beten für sie, und sie empfangen den Heiligen Geist. Mit dem Kommen des Geistes werden sie auf die Ebene der jerusalemischen Christen gebracht.

    Es ist vorstellbar, dass, wenn der Geist nicht die Aufmerksamkeit der jerusalemischen Führung auf Samarien gezogen hätte, sich von selbst, auf Grund der traditionellen Spannungen, zwei einander gegenüberstehende Gemeindekreise gebildet hätten. Überhaupt war es wichtig, dass die neuen Christen in diesem sozial abgelegenen Gebiet sich an die vom himmlischen Haupt der Gemeinde eingesetzten Apostel als ihr Lehrfundament zu orientieren lernten. (Vgl Eph 2,20.)

    Das Evangelium überquert hier zum ersten Mal eine völkisch-religiöse Grenze. Jesus Christus hatte angedeutet, dass im Vormarsch seiner Botschaft Judäa und Samarien als ein Gebiet zu betrachten seien:

    Ag 1,8M: „... ihr werdet Kraft empfangen, wann der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein [1.] in Jerusalem [2.] und auch in ganz Judäa und Samarien [3.] und bis ans Ende der Erde.

    Es durfte im Leib des Messias keinen Riss geben, denn gerade solche Trennung hatte er am Kreuz überwunden (Eph 2,14): „... er ist unser Friede, er, der die Beiden eins machte und in seinem Fleisch die Scheidewand, den Zaun, abbrach, die Feindschaft ...“ Durch den Geist, der eins macht indem er in eine Körperschaft taucht, wurden die neuen Anhänger Jesu eins mit den bisherigen aus Israel.

 

            d. Wann, in Bezug auf ihre Bekehrung, empfangen die in Cäsarea den Heiligen Geist?

                  

                I:  Die hiermit verbundenen Texte

 

                    .  8,40: „Aber Philippus wurde zu Adsootos gefunden. Und er zog hindurch und sagte die gute Botschaft allen Städten, bis er nach Cäsarea kam.

    Möglich ist, dass er auch in Cäsarea evangelisierte. Ausdrücklich sagt es Lukas nicht. Nach 21,8 wohnte er hier später mit seiner Familie. Er könnte sich also zu diesem Zeitpunkt hier niedergelassen haben.

    Was nicht geschrieben steht ist, dass Kornelius sich durch die Verkündigung des Philippus bekehrte. Es ist nicht einmal klar, dass Philippus zum Zeitpunkt der Ereignisse in K. 10 bereits Cäsarea erreicht hatte.

 

                    .  10,43.44: „’Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden bekommt.’

    44 Noch während Petrus diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten.

    In V. 43 steht das Angebot des Evangeliums: Vergebung der Sünden durch Jesus auf Glauben an ihn. Auf dieses Angebot gehen die Zuhörenden sofort in ihrem Inneren ein, unmittelbar worauf Gott mit der Gabe des Geistes antwortet.

   

                    .  Das Ereignis wird in K. 15 von Petrus wie folgt erzählt (V. 7M.8): „Männer, Brüder: Euch ist bekannt, dass von den ersten Tagen her Gott unter uns erwählte, dass die von den Völkern das Wort der guten Botschaft durch meinen Mund hören und glauben sollten. 8 Und Gott, der Herzenskenner, legte für sie Zeugnis ab und gab ihnen den Heiligen Geist, so wie auch uns.“

    Die Ereignisfolge:

    .  Gott findet es für gut, dass diese Nichtjuden durch Petrus (nicht durch Philippus) das Evangelium hören, was also bis jetzt noch nicht in Klarheit geschehen war.

    .  Petrus sagt [denen im Hause des Kornelius] „das Wort der guten Botschaft“, und sie glauben.

    .  Als Zeugnis, dass er diesen Glauben annimmt, erteilt Gott ihnen den Heiligen Geist.

 

                    .  Den Geschwistern der Heimatgemeinde hat der Apostel es ebenfalls so erzählt (11,15.17): „Während ich anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auch auf uns am Anfang...

    17 Wenn Gott ihnen also die gleiche Gabe wie auch uns gab, da [sie] ja an den Herrn Jesus Christus glaubten, wer war ich? War ich imstande, Gott zu wehren?“

    Ist die Übersetzung des Verses 17 die richtige?

    Zu den zwei Fragen vgl Lechler bei Lange.

    Zu „glaubten“:

    .  pisteüsasin ist Partizip im Aorist.

    . Etwas wörtlicher und ohne Satzzeichen (der Grundtext kannte keine Punktuation) könnte die erste Frage lauten: „Wenn also die gleiche Gabe Gott ihnen gab wie auch uns geglaubt habend auf den Herrn Jesus Christus ich aber wer war ich".

    . Die Frage, die sich dem Übersetzer stellt, ist diese: Wer ist es, der hier glaubt?

    . Die Versionen zeigen, wie uneinig sich die Übersetzer hier sind, denn sprachlich ist es möglich, sowohl an die Jerusalemer als an die Cäsareer zu denken.

    . „Als wir glaubten“ ist allerdings von der Geschichte her nicht zulässig, weil es für viele von ihnen, genau genommen für die, die bereits vor Pfingsten an Jesus glaubten, nicht zutreffen würde.

    . Die vorliegende Wiedergabe steht auch im Einklang zu der Parallelstelle 15,9.

 

                    .  Ebenfalls von Bedeutung ist die Reaktion der Gemeinde in Jerusalem (11,18): „Als sie dieses gehört hatten, waren sie ruhig, und sie verherrlichten Gott:

    ‚Demnach’, sagten sie, ‚gab ja Gott also auch denen von den Völkern die Buße zum Leben.’“

    Die „Buße zum Leben“ gehört zur persönlichen Heilswende, zur grundsätzlichen Umkehr, zusammen mit dem (bereits erwähnten) Glauben.

    Durch die Erzählung des Apostels wird man überzeugt, dass Menschen „aus den Völkern“ den Heiligen Geist empfangen haben. Daraus schließen sie, dass dieses auf eine Bekehrung hin geschehen war, die zu dieser Zeit stattgefunden hatte.

 

                    .  10,47.48A: „Dann antwortete Petrus: ‚Kann jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist bekommen haben, so wie auch wir?’

    48 Und er ordnete an, dass sie getauft würden im Namen des Herrn.

    Da sie erst jetzt getauft werden, sind sie also nicht als bereits länger Bekehrte zu betrachten.

 

                II:  Das Lehrbild

 

                    .  Die Umkehr zu Jesus Christus erfolgt in Cäsarea unter der Verkündigung des Petrus, nicht schon zuvor.

                    .  Der Geist kommt, als man innerlich Buße tut und an Jesus Christus glaubt.

                    .  Der Geist kommt nicht mit der Wassertaufe, sondern schon davor. Hätten sie den Heiligen Geist mit der Taufe bekommen, hätten sie ihn nicht mit der Bekehrung erhalten.

                    .  Die Umkehr ist also hier die Voraussetzung, den Heiligen Geist zu empfangen, was aber auch sofort darauf geschieht.

 

            e. Wann, in Bezug auf ihre Bekehrung, empfangen die in Ephesus (Ag 19) den Heiligen Geist?

                 

                .  Sie bekehren sich wahrscheinlich, als Paulus mit ihnen spricht.

„Jünger“ werden sie genannt, als der Apostel sie kennenlernt; wessen, wird nicht näher mitgeteilt. Dass es sich bei dieser Bezeichnung nicht immer um Jünger Jesu handeln muss, besagen folgende Stellen: Mt 9,14; 11,2; 14,10-12; Mk 2,18; Lk 5,33; 7,18; 11,1; Jh 1,35.37; 3,25; 4,1; 9,28. Da sie auf die Taufe von Johannes getauft waren, werden sie eher als seine Jünger zu betrachten sein. (Vgl Jh 4,1.) In diesem Sinne hatten sie auch eine gewisse Umkehr erlebt, aber ihnen fehlte noch die Hinkehr zu Jesus Christus.

   

                .  Es darf übrigens nicht übersetzt werden: „Wir wussten nicht, dass der Heilige Geist war“ bzw „existierte.“ Im Griechischen ist die Ausdrucksweise mitunter sehr knapp. Wir haben dieselbe Formulierung in Jh 7,39, wo Johannes sagt: „... denn der Heilige Geist war noch nicht [da] ...“. Johannes will sagen, der Heilige Geist war noch nicht gekommen, wie er, der Verheißung nach, kommen sollte. Er selbst schreibt eine ganze Menge über den Heiligen Geist aus dem Munde Jesu, und auch vom Alten Testament her weiss er, dass es ihn gibt.

    Die zwölf Männer in der Ag 19 sind wohl ebenfalls Israeliten, solche, die ihr Altes Testament haben. Sie waren fromme Männer, mussten also ihre Bibel kennen. Folglich müssen sie gewusst haben, dass es den Heiligen Geist gab. Zudem hatte der Täufer selbst vom Heiligen Geist gesprochen. Wir dürfen also davon ausgehen, dass sie sehr wohl von der Existenz des Geistes wussten, obwohl nicht vom pfingstlichen Kommen.

    Ephesus ist weit von Jerusalem, und diese Zwölf hatten offenbar auch nicht viel Kontakt zu anderen Glaubensgenossen in Ephesus, nicht einmal zu Juden. Paulus war ja dort bereits in der Synagoge gewesen. Aquila und Priskilla hatten seitdem da gedient. Diese zwölf Männer waren aber offenbar nicht dabei gewesen. Den ephesischen Ältesten sagte aber der Apostel (Ag 20), er habe öffentlich und von Haus zu Haus verkündet. Er ist also in die verschiedenen Häuser gekommen.

    In K. 19 heißt es: „Und er fand etliche Jünger ...“ Aus irgend einem Grunde haben diese sich etwas zurückgehalten. Zehn Männer durften eine eigene jüdische Gemeinde bilden, und hier haben wir ungefähr zwölf. Sie haben also offenbar alleine angebetet. Pfingsten hatte sich aber noch nicht bis zu ihnen herumgesprochen.

    Zu dieser Stelle bemerkt Bengel: „Aus dem AT wußten sie wohl von dem heiligen Geist; aber die neutestamentliche Ausgießung desselben auch über andere war ihnen unbekannt.“

   

                .  Paulus hat ihnen nun in seinem Gespräch mit ihnen nahegelegt, an Jesus Christus zu glauben. Nach ihrer Glaubenshingabe werden sie getauft, aber auch zu diesem Zeitpunkt haben sie immer noch nicht den Heiligen Geist. Wir wissen nicht, wieviel Zeit in diesem Fall zwischen Bekehrung und Taufe lag. Nach der Taufe legte Paulus ihnen die Hände auf. Warum er es tat, wissen wir nicht. Vielleicht war es üblich. Vielleicht tat Paulus es, damit sie den Heiligen Geist bekämen – wie man es in Samarien machte. Dieses anzunehmen liegt näher. Auf jeden Fall war es wieder ein Apostel, der es machte. Als er ihnen die Hände auflegte, bekamen sie den Geist – nach ihrer Bekehrung also.

    Da solches Kommen über Menschen bis dahin mit dem Akt der Erfüllung der messianischen Geistverheißung identifiziert wird, wird man es in Ephesus ebenfalls so zu deuten haben.

 

            f. Das Kommen des Geistes an weiteren Orten

                 

Paulus bleibt nicht in Ephesus. Nach einigen Jahren gesegneter Tätigkeit zieht er weiter von Ort zu Ort, von Land zu Land. Wann bekommen Neubekehrte nach diesem den Heiligen Geist? Ist es weiterhin so, dass sie manchmal mit der Bekehrung, manchmal nachher, manchmal vor der Taufe, manchmal nach der Taufe den Geist empfangen? Zur Beantwortung dieser Frage ist einiges zu beachten.

   

                .  Die Heilige Schrift ist durch schrittweise Offenbarung entstanden. Sie ist kein Buch, das fertig vom Himmel fiel. Nach und nach gefiel es Gott, durch den Heiligen Geist und heilige Männer uns Schriften zu geben. Während der Entstehungszeit richtete man sich nach der Schrift, die man gerade hatte. Was später hinzukam, war ebenfalls Gottes Wort. Manchmal setzte es die Themen fort, die schon angesprochen waren. Manchmal änderte sich etwas mit den neuen Schriften. Z.B., als Jesus kam, änderte sich vieles, was das alttestamentliche Gesetz betraf. Doch warf man das Alte Testament deshalb nicht einfach über Bord, sondern behielt alles, das Gott hatte schreiben lassen. Man lernt aus dem Gesetz, wie Gott denkt. Das Kreuz wird einem wichtiger und bedeutsamer, wenn man das Gesetz kennt. Nichts von dem, das Gott hat aufschreiben lassen, ist unwichtig geworden, denn wir leben von jedem einzelnen Wort, das in der Bibel geschrieben steht! (5M 8,3; Mt 4,4) Wir müssen uns aber dessen bewusst sein, dass die Schrift nach und nach entstand.

   

                .  Paulus kommt nun nach Ephesus, und was in der Ag 19 beschrieben ist, fand kurz nach seiner Ankunft statt, also zu Beginn seines ephesischen Aufenthaltes.

    In Ephesus nahm er sich Zeit, einen Brief zu schreiben, der nach Korinth geschickt wurde, seinen ersten an die dortige Gemeinde. Dieser war allerdings nicht nur für die Christen in Korinth gedacht. Paulus macht in diesem Schreiben deutlich, dass das, was er zu sagen hat, alle Gläubigen überall „an jedem Ort“ zur Kenntnis nehmen sollen (1Kr 1,2), wo immer man den Namen des Herrn anruft. Wenn man sich bekehrt hat, hört man nicht auf, den Namen des Herrn anzurufen. Das ganze Glaubensleben ist ein Gebetsleben. Es beginnt aber mit dem Anrufen des Namens des Herrn Jesus, mit einer Umkehr zu ihm.

    Paulus braucht nun die persönliche Geschichte der Leser nicht zu kennen. „An jedem Ort“ ist, wer den Namen des Herrn angerufen hat und anruft, ein „Tempel des Heiligen Geistes“ (1Kr 6,19), ist er im Geist getauft und mit ihm getränkt (1Kr 12,13). Wenn man zu Jesus umgekehrt ist, wenn man an ihn glaubt, hat man den Heiligen Geist. Dieses alles bedeutet er den Korinthern in diesem Brief.

    Als Paulus ihn schrieb, tat er das durch die direkte Führung des Geistes. Er sagt: „Was ich schreibe, ist Gebot des Herrn.“ (1Kr 14,37) Es ist also ausdrückliches Wort Gottes! – neues Wort Gottes. Die Korinther haben es als Erste gelesen. Doch dann wurden Abschriften angefertigt und überall verbreitet. Wo immer in der Welt ein Christ dieses liest, weiss er: Habe ich mich zu Jesus bekehrt, dann habe ich den Heiligen Geist.

    Wir wissen also, dass es nun keine Ausnahmen mehr gibt. Waren sie bis hierher aus irgend welchen besonderen Gründen möglich, weil Gott noch etwas deutlich machen wollte, so geschieht das nun nicht mehr! Spätestens seit dieser Zeit ist es so, dass man den Heiligen Geist in dem Moment bekommt, in dem man sich bekehrt. Nach 1Kr 12,12.13 sind Christus Anrufende an ihn angeschlossen und zusammen mit ihm und allen Gläubigen ein geistlicher Leib – im Geist, und der Geist ist in ihnen.

   

                .  (Allerdings war es schon vor dem Besuch des Paulus in Ephesus so, dass man normalerweise den Heiligen Geist mit der Umkehr zu Jesus Christus empfing. In seinem wohl ersten Brief, von dem wir Kenntnis haben, dem ersten an die thessalonischen Christen, schreibt er, nachdem er in K. 1 ihre Bekehrung geschildert hat, in K. 4, V. 8: „Gewiss ist denn also: Wer beiseite setzt, setzt nicht einen Menschen beiseite, sondern Gott, der auch seinen Heiligen Geist in uns gab.“)

   

                .  Als Paulus später nach Korinth kam, schrieb er von dort aus nach Rom. Er dürfte dort noch nie gewesen sein, wollte auch nicht in Rom bleiben. Die römischen Christen sollten ihm helfen, nachdem er einige Zeit dort das Evangelium verkündet hatte, nach Spanien zu kommen.

    Man kann sich sehr gut vorstellen, warum er es für wichtig hielt, diese Metropole zu besuchen. Paulus scheint strategisch gedacht zu haben. Er wollte dorthin gehen, wo viele Menschen waren bzw wo viele hinkamen, denn es war sein Anliegen, dass viele gerettet würden. Wenn sich also Menschen in Rom bekehrten, konnten das solche sein, die von überall aus dem ganzen Imperium nach Rom gekommen waren und auch wieder in ihre Heimatgegend zurückreisten. Dadurch konnte das Evangelium schnell ausgebreitet werden.

    Es ist also sehr wichtig, was Paulus nach Rom schreibt. Er richtet sich an Menschen, die gerufen worden sind (Rm 1,7). Es gibt zwei Arten von Gerufenen. Die Bibel lehrt uns, dass der Ruf in alle Welt hinausgeht: Jeder Mensch ist gerufen und eingeladen, zu Jesus zu kommen. Aber nicht jeder lässt sich rufen; nicht jeder antwortet darauf. Wer aber dann kommt, der erhält gleichsam die Etikette: „Gerufener“. Das bedeutet: Er ist dem Ruf gefolgt, ist umgekehrt, ließ sich zu Jesus rufen.

    Der Römerbrief ist also an Bekehrte gerichtet. Nun sagt der Apostel in K. 5,5:

    „Die Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden, weil die Liebe Gottes ausgegossen worden ist in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde ...“

    Paulus muss also auch hier nicht die Geschichte des einzelnen kennen. Wer immer jetzt seinen Brief liest – genauso wie seinen an Korinth –, weiss: Wenn ich dem Ruf zu Jesus Christus gefolgt bin, ist der Geist Gottes in mir ausgegossen, in meinem inneren Menschen.

    Rm 8,9 sagt es noch deutlicher: „Wer den Geist Christi nicht bekommen hat, der ist nicht sein Eigentum.“ Daran haben wir uns heute zu halten.

   

                .  Übrigens haben wir heute keine Fälle, die in die folgende Kategorie passen. Man sagt, wenn ein Mensch wiedergeboren sei, gebe es noch eine „zweite Erfahrung“. Um das zu belegen, wird auf die Fälle in der Ag 2; 8; 19 hingewiesen. Es handelt sich aber in diesen Stellen nicht um Menschen, die bereits wiedergeboren waren. Die Wiedergeburt kam erst mit dem Heiligen Geist (Hes 36,26.27). Auseinander klaffen in den entsprechenden Ereignissen nicht Wiedergeburt und Geistempfang, sondern Bekehrung und Empfang des Geistes. Die in der Ag 2; 8; 19 erwähnten Fälle gibt es heute nicht mehr; denn: Wenn sich jemand heute bekehrt, wird er sofort wiedergeboren, weil er sofort den Heiligen Geist bekommt. Wie sollten wir auch wissen, wann jemand bekehrt und noch nicht wiedergeboren sei?

    Und wer gerettet ist, braucht nicht um den Geist zu bitten, sollte es auch nicht tun, weil er ihn ja bereits hat. Lk 11,13 gilt nicht Menschen des neuen Bundes.

    Ausdrücke wie die folgenden, die in Liedern und Gebeten vorkommen, sind also fehl am Platz:

    „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein!“ „Komme über uns und wohne in uns.“

    (An den Vater/den Sohn gerichtet:) „Gib uns jetzt deinen Heiligen Geist.“ „Send uns in Strömen den Geist.“

 

            g. Übersetzungsfragen

 

                .  1Kr 14,12, etwas wörtlicher: „So auch ihr, da ihr um Geister eifrig seid, sucht, zur Erbauung der Gemeinde überreich zu sein.“

    Obwohl, wie oben ausgeführt, der Heilige Geist in der Schrift in der Mehrzahl erwähnt werden kann, geht es in diesem Text nicht um seine Person, die erstrebt wird, sondern um seine Wirkungen durch geistliche Gnadengaben, also um Geisteswirkungen.

 

                .  Ga 3,5

In welcher Zeitform sollen die Partizipien epichoreegoon und energoon übersetzt werden?

    Üblich ist die Gegenwartsform, wohl weil sie als griechische Wörter diese Form tragen. Es sei jedoch auf einiges hingewiesen:

    Das griechische Partizip im Präsens drückt nicht Zeit aus, sondern Aspekt. Im Tempus ist es in der Regel gleichzeitig zum Inhalt des übergeordneten Verbs. (S. die Grammatiken.)

    Zerwick (An Analysis to the Gk NT, II, S. 569) übersetzt: „... the one who granted ... did he do it by …?” (... der, der gabe, tat er es durch ...?), in beiden Fällen also in der Vergangenheitsform. Er verweist auch auf 2Kr 9,10.

    Jesus bezeichnet den Johannes noch nach dessen Tode als ho baptidsoon (Part. Präs.: der Taufende).

    Die Partizipien in Ga 3,5 sind also rückbezüglich auf die Tätigkeitswörter von V. 2 als Vergangenheit aufzufassen. V. 5 greift den Gedanken von V. 2 wieder auf:

    V. 2-6: „Dieses allein begehre ich von euch zu erlernen: Empfingt ihr aus den Werken des Gesetzes den Geist oder aus dem Hören des Glaubens? (3) So unvernünftig seid ihr? Nachdem ihr im Geist anfingt, macht ihr nun im Fleisch das Ende?

    (4) Littet ihr so vieles vergebens? – wenn es in der Tat vergebens war.

    (5) Er also, der euch den Geist darreichte und Wunder unter euch wirkte, tat er dieses aus den Gesetzeswerken oder aus dem Hören des Glaubens? (6) – so, wie Abraham Gott glaubte, ‚und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet’.“

 

                .  Eph 1,13: „... in dem auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, die gute Botschaft eurer Rettung, gehört hattet [im Grundtext ein Partizip im Aorist] –, in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet [im Grundtext ebenfalls ein Partizip im Aorist], versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung ...“

    Das Partizip im Aorist drückt Voraussetzung aus. Das heißt nicht, wie auch in der Ag 1,8, dass ein Zeitraum dazwischen liegen müsste.

 

                .  V. 17: „... damit der Gott unseres Herrn, der Gott Jesu Christi und Vater der Herrlichkeit, euch Geist der Weisheit und der Enthüllung gebe in Erkenntnis seiner selbst ...“

    Das der Apostel nicht um den Heiligen Geist als Gabe bittet, zeigen die Verse 13 und 14 an: Die Leser haben ihn bereits mit dem Heil erhalten. Das griechische Idiom ist hier in Strenge übersetzt. Es geht um das Wirken des Geistes in Weisheit und Enthüllung, um den Vater Jesu Christi besser kennen zu lernen.

 

                .  1Th 4,8

Nach dem sog. „überlieferten griechischen Text“, den wir immer noch für den verlässlicheren halten, ist hier vom Geist in der Vergangenheitsform die Rede:

    „Gewiss ist denn also: Wer beiseite setzt, setzt nicht einen Menschen beiseite, sondern Gott, der auch seinen Heiligen Geist in uns gab.“

 

                .  Aus dem selben Grunde wie in 1Th 4 ist in 1P 1,22 zu lesen: „Nachdem ihr durch den Geist eure Seelen im Gehorchen der Wahrheit gereinigt und geweiht habt zu ungeheuchelter Bruderliebe, liebt einander aus reinem Herzen ...

    Weil die Leser im Gehorchen der Evangeliumswahrheit zur Umkehr kamen und zur gleichen Zeit durch den Geist die Reinigung ihrer Seelen erfuhren, können sie in Bezug auf die Verantwortung zu lieben angesprochen werden.

 

            h. Vor der persönlichen Umkehr zu Gott kommt er nie.

             

Interessant ist an dieser Stelle eine Notiz Luthers zu Ps 117,1: „Lobt den Herrn, alle Heiden!“[12]:

    „So alle Heiden sollen Gott loben, so muß das zuvor da sein, daß er ihr Gott sei worden. Soll er ihr Gott sein, so müßen sie ihn kennen und an ihn glauben und alle Abgötterei fahren lassen, sintemal [man] Gott nicht loben kann mit einem abgöttischen Munde oder ungläubigen Herzen. Sollen sie glauben, so müßen sie sein Wort zuvor hören und dadurch den Heiligen Geist kriegen, der ihr Herz durch den Glauben reinigt und erleuchtet, denn man kann zum Glauben nicht kommen noch den Heiligen Geist erlangen, es muß das Wort zuvor gehört werden (Rm 10,14).“

 

        3. Zusammenfassung und Auswertung

             

Allzu schnell sagen Besprecher der Schrift an dieser Stelle, wenn sie nicht mit allen Berichten klar kommen: „Gott ist souverän. Er gibt den Geist wie und wann er will.“

    Als solche stimmt die Aussage. Sie will aber zu viel behaupten, denn daraus, dass Gott souverän ist, folgt noch nicht, dass man nicht im Voraus wissen kann, unter welchen Umständen er den Heiligen Geist verleihen wird. Er hat es uns schon offenbart, auch wenn nicht alles auf der Oberfläche liegt.

 

            a. In der großen Heilsgeschichte

 

Da kommt der verheißene Geist erst, nachdem Jesus gekommen, gestorben, auferstanden und in den Himmel gefahren war. Das Werk von Jesus Christus musste erst vollständig sein.

 

            b. Was Menschen persönlich betrifft

 

Hier kommt er in der Anfangszeit zu verschiedenen Zeitpunkten.

    Bei den ersten Jüngern kam er nach ihrer Umkehr. Das war unausweichlich. Es konnte gar nicht anders sein. Am Pfingsttage waren sie bereits bekehrt. Dann erst bekamen sie den verheißenen Geist. Und weil der verheißene Geist (nach Hesekiel) das neue Herz bringen sollte, wurden sie auch erst dann verwandelt, bekamen sie erst dann neues Leben und wurden sie zu einem Leibe durch die Taufe im Geist, alles in einem Moment.

    Bei den Jüngern von Samarien war es ebenfalls so. Zunächst, nach ihrer Bekehrung, waren sie so, wie die Jünger vor Pfingsten: bekehrt, hatten aber noch nicht den Heiligen Geist.

    Bei den Jüngern von Ephesus war es ähnlich. Sie waren kurz zuvor bekehrt, nämlich als Paulus mit ihnen gesprochen hatte. Den Heiligen Geist bekamen sie jedoch erst anschließend.

    Bei den 3000 am Pfingsttage und bei denen, die sich im Hause des Kornelius bekehrten, ist es anders. Sie erhalten den Heiligen Geist im Moment ihrer Umkehr. So wird es auch normalerweise ab Pfingsten gewesen sein.

    Wir haben also zwei Fälle nach Pfingsten, in welchen der Geist nach der Umkehr zu Christus geschenkt wird (Ag 8 und 19). Sonst erfüllt sich die Verheißung in der persönlichen Heilswende. Dieses ist daran zu erkennen, dass dort, wo die Voraussetzungen für den Heilseintritt als erfüllt gelten, der Inhalt und die Bedeutung der erfüllten Geistverheißung ebenfalls vorhanden sind.

 

            c. Die zwei Ausnahmen

 

Die zwei Ausnahmen nach Pfingsten werden wohl je eine besondere Bedeutung haben.

 

                .  In Samarien ist die Bedeutung offensichtlich: Christen aus verschiedenen Völkern sollen auf derselben Ebene stehen. Äußerlich sind wir verschieden: Rasse, Geschlecht, Sprache, Kultur unterscheiden uns; doch bezüglich des Heils gibt es, wie Paulus sagt, keinen Unterschied (Ga 3,28).

    Zu Ag 8,16 meint Dr. MacArthur: „Hier liegt eine Übergangssituation vor, und in dieser Phase war es nötig, dass die Apostel die Aufnahme einer neuen Volksgruppe in die Gemeinde bestätigten und bezeugten. Wegen der Feindseligkeit zwischen Juden und Samaritern war es äußerst wichtig, dass die Samariter den Heiligen Geist vor den Augen der Jerusalemer Gemeindeleitung empfingen. Somit wurde die Einheit der Gemeinde gewährleistet. Der verzögerte Geistesempfang verdeutlichte außerdem, dass auch die Samariter sich der apostolischen Autorität unterwerfen mussten.“

 

                .  In Ephesus ist es etwas schwieriger zu sagen, warum sich der Heilige Geist zurückhielt. Es soll wahrscheinlich bedeuten, dass nachdem sich das Evangelium verbreitet hatte, keine jüdischen ‚Inseln’ bestehen durften. Diese Gefahr bestand am Anfang immer wieder. Die Juden sind ohnehin eine Insel unter den Völkern. Wenn sie sich aber bekehren, sollen sie eins sein mit der Familie Gottes. Meistens ist es wohl auch so; doch besteht bis heute immer wieder die Gefahr, dass sich Judenchristen zu einer eigenen Gemeinde zusammenschließen. Der Heilige Geist scheint in Ephesus gesagt zu haben: „Das möchte ich nicht! Die zwölf Männer sollen sich eins wissen mit den anderen Christen in der Gegend.“ Paulus sagt, dass Gott aus Juden und Nichtjuden eine Gemeinde, ein Volk gebildet hat (Eph 2).

 

            d. Zur Frage der Wiederholbarkeit von Ag 8 und 19

                 

                I: Es sollte bedacht werden:

 

                    .  Keiner der an diesen zwei Orten Beteiligten war verantwortlich für seinen geistlichen Sonderzustand nachdem er glaubte. Als man die gute Botschaft von Jesus Christus angenommen hatte, war alles getan, das erwartet wurde. Zu dieser Forderung ist seitdem auch nichts hinzugekommen.

    Es unternahm denn auch keiner dieser Gläubigen in Samarien und Ephesus etwas, seinen Heilszustand zu ändern. Auch war niemand, der sie in irgend einer Weise dazu verpflichtete.

    Es war der Heilige Geist, der von sich aus in selbständiger Weise das Schenken seiner Person, und mit ihm das Heil, zurückhielt.

 

                    .  Es waren direkte Vertreter Christi, die dann handelten.

 

                    .  Man kann nicht sagen, das das Maß an Heilserfahrung irgend etwas mit dem Maß an vernommener Heilsbotschaft zu tun hätte oder davon abhängig wäre. Eine Umkehr ist entweder echt oder nicht echt, und man hat das Heil, oder man hat es nicht (1J 5,9-12).

    Übrigens wird man von den Zwölf in Ephesus schwerlich behaupten können, sie hätten nicht genug Evangeliumslicht, nachdem ein Mann wie Paulus sie in der Seelsorge hatte. Erst bei ihm bekehren sie sich ja – ohne jedoch den Geist zu bekommen. Der Grund muss woanders gelegen sein.

 

                    .  Die Grenzsetzung der Briefe sollte ernstgenommen werden.

Der 1. Korintherbrief wurde anschließend von Ephesus aus geschrieben. Er war und ist im Grunde an alle Gläubigen in der Welt gerichtet. Der Römerbrief wurde dann von Korinth aus an Christen geschrieben, die er zum großen Teil nicht kannte, deren geistlichen Zustand er also im Einzelnen nicht kennen konnte. Diesen Christen konnte er es zutrauen, seinen Brief von der Weltmetropole in alle Himmelsrichtungen des Imperiums weiterzuleiten.

    Wenn diese Briefe den Heiligen Geist mit seinen Heilsgütern denen zusprechen, die als Bekehrte gelten, dann setzen sie als hinzukommendes kanonisches Wort Gottes der Möglichkeit einer Auseinanderklaffung von Bekehrung und Geistempfang eine zeitliche Grenze: Nach Ephesus gibt es das nicht mehr.

    Mit diesem steht der Hebräerschreiber in Einklang, wenn er von seiner Zeitwarte aus schreibt: „... wie werden wir entrinnen, wenn wir ein derart großes Heil missachtet haben? – welches seinen Anfang in der Verkündigung durch den Herrn nahm und [im Weitergeben] an uns von denen festgemacht und bestätigt wurde, die [ihn] gehört hatten, wobei Gott mit dazu [d.h., zusätzlich (gemeinsam) mit (ihnen)] Zeugnis gab mit ... Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen ...“ Der Verfasser, selbst kein Apostel, gehört zu der Generation, die die Christusbotschaft von den ersten Boten des Messias vernommen hatte. Sonderausteilungen des Geistes gehören zu seiner Vergangenheit.

 

                    .  In keinem der Briefe wird ein Unterschied gemacht zwischen Gläubigen ohne Geist samt Heilssegnungen und solchen mit denselben. Nirgends werden Christen so angesprochen oder besprochen, als ob einige den Heiligen Geist und alle Heilssegnungen hätten und andere noch eine zusätzliche Erfahrung zu machen hätten. Alle haben dieselbe Heilserfahrung, was Wiedergeburt und Taufe im Geist betrifft. Alle sollen in diesem Heil zunehmen.

 

                    .  Es wäre auch schwierig, Kriterien aufzustellen für einen echten Glaubensstand ohne Heil und Geist.

 

                    .  Nirgends in der Schrift kommt der Heilige Geist nach der Wiedergeburt. Dafür gibt es keinen Präzedenzfall.

 

                    .  Nirgends in der Schrift treffen wir irgend eine andere Erfahrung an, die das geistliche Leben auf ein höheres Niveau schwingen würde.

 

                II:  Grundsätzliches

                      

Weder Ag 8 noch 19 – übrigens auch kein anderer Text der Ag – kann als Grundlage für eine Lehre von einer zweiten entscheidenden Erfahrung dienen.

 

            e. Israel am Ende der Tage

 

Wenn Israel am Ende der Tage den Heiligen Geist bekommt, ist es im Grunde nichts anderes als das, was wir heute erleben. Man darf daraus also nicht ein besonderes „Pfingsten“ machen. Sie sehen Jesus Christus. Das ist natürlich ein Unterschied zu heute, aber dennoch nichts Besonderes. Am Anfang hat man Jesus auch gesehen und hat sich dadurch bekehrt. Es macht also keinen Unterschied, ob man sich bekehrt, wenn man Jesus gesehen hat oder nicht. Heute sieht man Jesus zwar nicht, aber wir haben zuverlässige Berichte. So ist es dennoch möglich, sich im Glauben an ihn zu wenden. Wenn Jesus Christus jedoch wiederkommt, wird man ihn sehen. Und es wird Israel geschenkt sein, dann zur Umkehr zu finden, an den Messias zu glauben und den Heiligen Geist zu empfangen. Das wird dort eine Ausgießung genannt, wie auch bei uns, wenn wir den Heiligen Geist bekommen (Tt 3,6).

 

            f. Persönliche Umkehr und Erneuerung heute

                

Persönliche Umkehr und Erneuerung sind heute eine Einheit.

    Was erlebt denn derjenige nun, der heute als reuiger Sünder zu Jesus Christus kommt, d.h., im Glauben zu Jesus Christus als Retter umkehrt?

    Alles im folgenden Genannte geschieht zum selben Zeitpunkt:

    Er empfängt den Heiligen Geist. Hiermit

    - wird er im Geist getauft,

    - kommt der Geist über ihn,

    - wird er mit dem Heiligen Geist gesalbt,

    - wird der Geist über ihn und in ihm ausgegossen,

    - wird er mit dem Geist versiegelt,

    - wird er gerettet,

    - wird er wiedergeboren,

    - wird er gerechtfertigt,

    - wird er geheiligt,

    - wird er ein Eigentum Gottes,

    - ist er im dreieinigen Gott,

    - ist er in der Gemeinde Gottes,

    - ist er ausgerüstet mit Kraft,

    -  hat er alles in Christus, das Gott uns jetzt geben will.

    Diese Liste verbindet die Bezeichnungen für das Kommen des Geistes, wie verheißen, mit der Bedeutung dieses Kommens. Sie bildet eine Einheit, die das Kommen des Heiligen Geistes in messianischer Bedeutung darstellt.

    Jede Bezeichnung für das Kommen trägt etwas anderes zum Verständnis dieses Ereignisses bei. Was aber das Wesen betrifft, sind sie austauschbar. Die Schrift gebraucht sie so, dass man merkt, das Kommen des Geistes auf Menschen ist das Ausgießen, dieses wiederum das Salben, dieses das Taufen, dieses das Tränken, dieses das Geben und Empfangen und dieses das Versiegeln.

    Das heißt, dass alle Bezeichnungen als Ereignis auch dieselbe Bedeutung des messianischen Kommens des Geistes haben: Sie stehen für die Übertragung des erkauften Eigentums an den Messias, für die Rechtfertigung und Heiligung (zwei Seiten derselben Münze), die Wesenserneuerung, die Gottesverbundenheit sowie für die Ausrüstung mit göttlicher Kraft.

    Jede Lehre, die auf diesem Gebiet von der Heiligen Schrift abweicht, muss als irreführend bezeichnet werden, jeder Verkündiger, der solches Falsche lehrt, als irreführender betrachtet werden. Alle Dynamik und alles Phänomenale, das auf solcher falschen Lehre beruht, muss als ungöttlich gelten.

    Wo bei geistlichen Erlebnissen der Boden der reinen Wahrheit des Wortes fehlt, da ist dem Feind, der sich als Engel des Lichts verkleidet, das Tor geöffnet. Und wir verlassen diesen Boden, wenn wir vom Glauben an Christus Heilswesentliches abtrennen, das die Schrift mit ihm verknüpft, sodass uns das objektive Kriterium der Schrift aus der Hand genommen wird und wir im Aussagemachen über Erlebnisse dem Subjektivismus ausgeliefert sind.

    Allerdings gibt es unter denen, die von der Schrift abweichende Auffassungen vertreten, immer wieder ernste, wohlmeinende und echte Christen. Niemand von uns ist fertig und vollkommen. Jeder trägt etwas mit sich, das er einmal abzugeben hat, sobald es ihm bewusst ist, das es nicht nach dem Sinn seines Herrn ist. Unter solchen Umständen ist es dennoch oft möglich, gute Gemeinschaft zu haben. Wo jedes Mitglied einer Gemeinschaft bereit ist, auf den anderen zu hören und sich aufrufen und ermahnen zu lassen, kann das Wachsen in die stärkere Einheit der Wahrheit zunehmen. Wo Widerstand gegen Gottes Wort sich meldet, wird es nötig, sich zu fragen, ob weitere Gemeinschaft möglich ist.

 

            g. Diese Einheit festhalten

 

An dieser Einheit von persönlicher Umkehr und Erneuerung festzuhalten ist von großer Wichtigkeit. Inwiefern?

 

                I:  Es bewahrt uns vor falscher Diagnose.

                     

Zu wissen, dass Umkehr und Geistverheißung heute eine zeitliche Einheit bilden, kann uns vor einer falschen Diagnose der Not unter Gläubigen bewahren.

    Das Versagen der Gläubigen ist nicht auf einen Mangel an einer Taufe im Heiligen Geist zurückzuführen, sondern auf die zwei Sünden: Dämpfen und Betrüben des Geistes, der mit seiner ganzen Kraft und Fülle in ihnen und um sie wohnt. Die Antwort auf Versagen ist Buße über diese Sünden an Hand eines besseren Verständnisses solcher Texte wie Rm 6-8 und Eph 5,18ff.

 

                II:  Es bewahrt uns vor feindlicher Einflussnahme.

                      

Zu wissen, dass Umkehr und Geistverheißung heute eine zeitliche Einheit bilden, kann uns auch vor Einflussnahme des Feindes schützen.

    Nun sagt man, wir sollten nicht ein Wirken des Heiligen Geistes dem Satan zuschreiben. Dem stimmen wir uneingeschränkt zu. Man sollte aber auch nicht das Wirken Satans und des Fleisches dem Heiligen Geist zuschreiben.

    Paulus sagt: „Gebt nicht dem Teufel Raum“ (Eph 4,27). Das kann sehr schnell geschehen. Der Heilige Geist ist nämlich ein Geist der Wahrheit (Jh 14,17; 15,26; 16,13; 1J 5,7). Geisterfahrungen auf dem Boden der Unwahrheit sind gefährlich. Sobald eine der Bezeichnungen dessen, das mit unserer Umkehr geschieht, von den anderen getrennt wird – wie z.B. „Taufe im Geist“ – und als späteres Erlebnis hingestellt wird, öffnet man ein Tor für andere Geister, als den heiligen. Warum? Der Heilige Geist hat die Schrift gegeben. In dieser Schrift stellt er uns kein solches Erlebnis in Aussicht, das wir als Wiedergeborene noch zu erleben hätten. Sucht man dennoch ein solches Erlebnis, so gebe man sich keiner falschen Illusion hin: Der Feind ist nur zu gerne bereit, da einzuspringen und unter Benutzung biblischen Vokabulars das Gewünschte zu liefern!

    Man meine dann nicht, man könne zwischen dem Heiligen Geist und einem feindlichen Geist unterscheiden, denn es gibt in der Tat Wirkungen der beiden, die so ähnlich aussehen, dass man meinen könnte, beide wären Wirkungen des Lichts; sonst gäbe es ja nicht Irreführung und müsste Paulus nicht von einem Engel des Lichts sprechen, der es nicht ist. Und dieser hat eine blindmachende Wirkung, sodass, wenn man solchen Leuten mit der Schrift begegnet, sie oft nicht mehr fähig sind, auf das Wort zu hören; nicht als wären sie für die ganze Bibel verschlossen, aber an entscheidender Stelle schalten sie ab. – Ihre Erfahrung spricht lauter als die Schrift, d.h., sie selbst sind ein höheres Kriterium als Gottes Wort geworden.

 

            h. Von der Wichtigkeit, über die drei Heilsschritte Klarheit zu haben

 

                .  Unser Heil ist mit Jesus Christus unzertrennlich verknüpft. Er ist das Heil, unsere Rettung: Lk 2,25-31. Erst mit dem Kommen Jesu kommt das Heil, das dann in mehreren Phasen ausgeteilt wird.

 

                .  Es ist der Heilige Geist, der dieses Heil an den Mann bringt, wie oben ausführlich dargestellt wurde, als von der Bedeutung des Kommens des Geistes gesprochen wurde. Nur eine Stelle sei hier angefügt: 

    2Kr 3,2.3A: „Unser Brief seid ihr, eingeschrieben worden in unseren Herzen, gekannt und gelesen von allen Menschen, die ihr offenbar gemacht werdet, dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, eingeschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebenden Gottes ...“

 

                .  Die Rettung in Jesus Christus durch den Heiligen Geist wird in drei zeitlichen Schritten geoffenbart, in der persönlichen Heilswende, im Leben als Christ und in der Vollendung. Die Schrift kann also in dreierlei Hinsicht von Rettung sprechen.

   

                .  Es herrscht an diesen drei Stellen oft erhebliche Unklarheit. Auch liegt dem Feind sehr viel daran, Menschen desbezüglich in Unklarheit zu halten bzw Verwirrung hineinzubringen, damit, einmal, möglichst wenige zum Heil gelangen und, zweitens, möglichst viele vom Heil abkommen.

    Unwissenheit bringt Gefahr. Eine ist die Verschiebung in der Lehre. Wie sieht diese Gefahr aus?

    Was die Umkehr betrifft, besteht die Gefahr, dass man die Wiedergeburt oder den Geistempfang oder die Geistestaufe oder die Ausrüstung mit Kraft oder die Heiligung auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt.

    Sodann ist die weitere Gefahr, dass man Sünde, Krankheit, Armut, ja, alle Schwierigkeit aus dem Christenleben verbannen will, weil man künftiges Heil vorwegnehmen will.

 

            i. Die Reihenfolge der Ereignisse in der Geschichte der persönlichen Heilswende

 

                . Wir befinden uns in der Irre.

                .  Gott ruft.

                .  Der Mensch antwortet mit Abkehr (Buße) und Hinkehr (Glauben), sprich: Umkehr (Bekehrung).

                .  Gott antwortet mit geistlicher Rettung. Der Heilige Geist kommt und bringt

                    -  die Rechtfertigung,

                    -  die Reinigung,

                    -  die Erneuerung: Wiedergeburt,

                    -  die Befreiung,

                    -  die gegenseitige Innewohnung.

                . Später kommt die äußere Rettung.

 

            j. Das Phänomen der zweistufigen Heilswende im Rahmen der Heilsgeschichte

 

                I:  Als Erstes ist festzuhalten: Der Himmel ist da, wo Gott ist.

 

Und wo Gott ist, da ist der Himmel. Kommt Gott auf die Erde, so kommt der Himmel auf die Erde:

    Jh 1,1E: „... das Wort war Gott.“

    V. 14A: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns ...“

    3,12.13: „Wenn ich euch Irdisches sagte, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch Himmlisches sage? Und niemand ist in den Himmel aufgestiegen, außer dem, der aus dem Himmel niederstieg, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“

 

                II:  Die Taufe im Geist versetzt uns in den Himmel.

 

                    .  Sie versetzt uns nämlich in den Geist und in Christus. Beide sind Gott.

                    .  Ist jemand in Gott, so ist er im Himmel:

Eph 2,6: „... und er erweckte uns zusammen mit ihm und setzte uns zusammen mit ihm in den himmlischen Bereichen in Christus ...“

                    .  Ist jemand im Himmel, so ist er in Gott, Gott, dem Vater, Gott, dem Sohn, Gott, dem Heiligen Geist.

 

                III:  Der Mensch wurde als eine Einheit von Geistlichem und Irdischem geschaffen.

 

Die Sünde hatte sowohl den Tod seines Geistes als auch den seines Leibes zur Folge. Das Heil zielt ab auf die vollständige Wiedergeburt des Menschen, die Neubelebung seines Geistes wie auch die seines Leibes. Wenn das Heil auch etappenweise Anwendung findet, so ist doch der Zustand des im Heil Vollendeten ein einheitlicher und der eines ganzheitlich Neugeborenen – nach dem inneren wie dem äußeren Menschen.

 

                IV:  Die heutige Problematik

 

Das Ringen um Klarheit über den Zeitpunkt vom Kommen des Geistes zu einem Menschen dreht sich eigentlich hauptsächlich um drei Vorgänge: Bekehrung, Wiedergeburt, Geistempfang. Die große Frage ist: Wie verhalten sich die drei, was den Zeitpunkt betrifft, zu einander? Geschehen sie alle zur gleichen Zeit? Geschieht jedes zu einer anderen Zeit? Geschehen zwei von ihnen zur gleichen Zeit? Wenn ja, welche zwei?

    Dass sie nicht alle immer zur gleichen Zeit geschehen, wird schnell klar beim Lesen über die entsprechenden Ereignisse. Nach genauerer Forschung stellt man fest: Vor Pfingsten gab es wohl Bekehrung aber nicht die Wiedergeburt. Bis dahin fielen also zeitlich schon Bekehrung und Wiedergeburt auseinander. Nach Pfingsten fallen sie noch zweimal auseinander. Wiedergeburt und Geistempfang sind aber nie getrennt. Sie sind nämlich eine Wesenseinheit.

    Ein viertes Heilsereignis kommt allerdings auch noch ins Spiel, die Vollendung des Heils.

    Es gibt in der Heilsgeschichte vier Gruppen von Menschen, die erst nach ihrer Umkehr zu Gott in den Genuss der messianischen Verheißung des Geistes eingeführt werden,

    . die erste Jüngerschar am Pfingsttage,

    . die Neubekehrten in Samarien,

    . die etwa zwölf Männer in Ephesus

    . und die vor Pfingsten verstorbenen Gläubigen.

    Bei allen diesen fallen Umkehr und Erfüllung der Geistverheißung auseinander. Bei den drei ersten Gruppen fallen auch Erfüllung der Geistverheißung und Vollendung des Heils auseinander. Bei der letztgenannten dagegen fallen sie zusammen, denn sie gehen mit dem Tod in den Himmel, der auch Paradies und Abrahams Schoß genannt wird.

    Bei uns fallen heute Umkehr und Erfüllung der Geistverheißung, sprich: Bekehrung und Geistempfang (und somit die Wiedergeburt), zusammen, Erfüllung der Geistverheißung und Vollendung des Heils dagegen auseinander.

 

                V:  Notiz

 

In der Auferstehung der Gerechten, aller Gerechten, werden die Gemeinden des alten Bundes und des neuen vereint:

    Heb 11,39.40: „Und diese alle, nachdem ihnen durch den Glauben Zeugnis abgelegt wurde, trugen die Verheißung nicht davon, da Gott in Bezug auf uns etwas besseres vorgesehen hatte, damit sie nicht ohne uns vollendet würden.“

    1Th 4,16: „... weil er selbst, der Herr, mit einem Befehlsruf, mit der Stimme eines erstrangigen Engels und der Posaune Gottes, vom Himmel niederfahren wird, und zuerst werden die Toten in Christus auferstehen.“

    Vgl Of 4,4: „Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen sah ich vierundzwanzig Älteste sitzen, angetan mit weißen Gewändern, und auf ihren Häuptern waren goldene Kronen.“

 

    F. Weitere Fragen zum Kommen des verheißenen Geistes

 

        1. Woher kommt der verheißene Geist?

 

            a. Der Geist kommt nicht von Menschen.

                 

In den Berichten von seinem Kommen hat keiner der Empfänger etwas zu seinem Kommen beigetragen.

    Auch lehren die Stellen Jh 7,38.39 und Ag 8,14-17 nicht, dass Menschen den Geist vermitteln können.

    Treffend schrieb Markus Barth: „Die Geisttaufe ist die von Gott selbst mit Geist und nicht mit Wasser vollzogene Taufe (Ag 1,5; 11,16)... Auch bei der Taufe Jesu ... war die Wassertaufe im Jordan Eines, die Verleihung des Heiligen Geistes aber ein Anderes... Von einer ... Identität der Wasser- und der Geisttaufe wird unter Berufung auf Ag 2,38 niemand sprechen können; zu deutlich wird die menschliche Aktion des Sich-taufen-Lassens von der göttlichen Gabe ... unterschieden.[13]

    Das Neue Testament kennt keine ... Bevollmächtigung von Personen zum Spenden oder zum Empfangen des Heiligen Geistes! ... Es gibt keinerlei Bericht über die Tatsache oder eine Verheißung, dass ein Mensch in bestimmter Aktivität oder Passivität den Geist Gottes kraft einer göttlichen oder menschlichen Vollmacht geben, spenden oder nehmen könne.[14]

    Der Mann, welcher in Person ‚die große Kraft Gottes’ sein und diese auch ausüben und austeilen will, hält das Ereignis der Geistmitteilung für die Folge und Ausübung einer an Menschen verliehenen ‚Vollmacht’ (Ag 8,19): ‚Gebt auch mir diese Vollmacht!’[15]

    Simon reiht den Heiligen Geist und seine Mitteilung ein in die Kräfte, Machtströme, Mittel und Wirkungen, die ihm bekannt und vertraut sind und die ihm – kraft einer mehr oder weniger natürlichen oder übernatürlichen, vernünftigen oder mysteriösen ‚Begabung’ – zur Verfügung stehen.[16]

    Petrus selbst verfügt nicht über die ‚Gabe’, den Geist zu vermitteln. So kann er auch die Vollmacht zur Bewirkung und Verteilung dieser Gabe nicht übertragen. Ist der Heilige Geist ‚Gabe’ und ‚Verheißung’, so gibt es weder beim Apostel noch beim Zauberer, weder durch göttliche Setzung noch durch menschliche Anmaßung eine Verfügung über den Heiligen Geist ...

    Das feurige Anathema: ‚Zur Hölle mit deinem Geld und dir!... Du hast kein Teil noch Erbe an dieser Sache!’ – richtet sich nicht gegen den Laien, der sich die Befugnisse der ‚Geistlichen’ anmaßen oder erkaufen will, sondern gegen die Auffassung aller Geistlichen und Laien, welche den Heiligen Geist für eine ‚große Kraft’ halten, deren Verwaltung, Vermittlung oder Verteilung in Menschen Hand gelegt sei.“[17]

 

            b. Der Geist kommt vom Himmel.

                 

Jes 32,15: „... aus der Höhe ...“

    44,3M: „Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen ...“

    Hes 36,27A: „Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres.“

    Lk 24,49: „Ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters. Verbleibt ihr aber in der Stadt Jerusalem, bis ihr bekleidet seid mit Kraft aus der Höhe.“

    Jh 1,33.34: „Und ich wusste nicht, wer er war. Jedoch, der, der mich schickte, in Wasser zu taufen, derjenige sagte zu mir: ‚Auf wen du sehen wirst den Geist niederkommen und auf ihm bleiben, der ist es, der im Heiligen Geist tauft.’ Und ich habe es gesehen und lege Zeugnis ab, dass dieser der Sohn Gottes ist.“

    14,16: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben.“

    15,26: „Aber wann der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch von dem Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit ...“

    16,7: „Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch hin schicken.“

    Ag 2,33: „Nachdem er also zur Rechten Gottes erhöht war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfing, goss er dieses aus, das ihr nun seht und hört.“

    8,15: „... sie beteten [zu Gott], dass sie den Heiligen Geist bekommen möchten ...“

    1Kr 2,12: „Aber wir empfingen ... den Geist, der von Gott ist.“

    6,19: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, den ihr von Gott habt?“

    2Kr 1,21.22: „Aber der, der uns mit euch in Christus hinein festigt und uns salbte, ist Gott, der uns auch versiegelte und das Angeld des Geistes in unseren Herzen gab.“

    1Th 4,8M: „Gott, der auch seinen heiligen Geist in uns gab ...“

    Tt 3,5E.6: „... des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss ...“

    1P 1,12: „... durch den vom Himmel entsandten Heiligen Geist ...“

    1J 2,20A: „Und ihr, ihr habt eine Salbung von dem Heiligen.“

    V. 27A: „Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfingt ...“

 

        2. Wie wird der Geist gegeben?

 

            a. Aus Liebe

                  

In seiner Abschiedsrede tröstet Jesus seine Jünger mit den Worten: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit ... Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich komme hin zu euch.“ (Jh 14,16.18)

    Rm 5,5: „... weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde ...“

    Tt 3,4-6: „Aber als die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien ... nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss.“

 

            b. Nach Maß

                 

Jh 7,39: „Dieses sagte er über den Geist, von dem die an ihn Glaubenden bekommen sollten, denn der Heilige Geist war noch nicht [da], weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ In Strömen gießt der erhöhte Christus am Pfingsttag das himmlische Wasser des Geistes aus, und jeder bekommt von ihm zu trinken.

    1J 4,13: „An diesem erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt, dass er uns von seinem Geist gegeben hat ...“ – im Gegensatz zu unserem Herrn, von dem es heißt (Jh 3,34.35): „... der, den Gott sandte, redet die gesprochenen Worte Gottes, denn nicht nach Maß gibt Gott [ihm] den Geist. Der Vater liebt den Sohn, und alles hat er ihm gegeben.“

 

        3. Welcher Geist wird gegeben?

 

            a. Der göttliche Geist

                 

Rm 8,9A: „Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt.“

 

            b. Der Geist Jesu Christi

                 

Rm 8,9M: „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein.“

    Ga 4,6M: „Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen.“

    1P 4,14.16: „Wenn ihr im Namen Christi [d.h., des Gesalbten] geschmäht werdet, seid ihr Selige, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht; bei ihnen ist der Name gelästert, bei euch aber verherrlicht ... Wenn er aber als Christ [als gesalbter Anhänger des Gesalbten] leidet, schäme er sich nicht ...“

 

        4. Für wen ist der verheißene Geist da?

 

            a. Zunächst ist er für Israel gedacht.

                 

Jes 44,3: „... denn ich werde Wasser auf den Durstigen gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge.“

    Sa 12,10: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems ausgießen den Geist der Gnade und der Flehungen.“

    Lk 3,15.16: „Als das Volk in Erwartung war, ... sagte er: ‚Aber es kommt der, der stärker ist als ich, dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht tauglich bin. Der wird euch taufen in Heiligem Geist ...“ Die Worte ‚Volk’ und ‚euch’ beziehen sich auf Israel.

    Ag 2,36.38.39: „Es nehme also mit Gewissheit zur Kenntnis das ganze Haus Israel ... Ändert den Sinn ... und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes bekommen, denn euch gilt die Verheißung ...“

    Den Jüngern des Messias Israels wird er im Besonderen verheißen: Jh 14,15-20; 16,7; Ag 1,4-8; Lk 24,45-49.

 

            b. Dann ist er aber auch für jedermann da.

                 

Jl 3,1 (2,28): „Und es wird hernach geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch.“

    Ag 2,16.17: „Dieses ist das, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: ‚Und es wird sein in den letzten Tagen, sagt Gott: Ich werde ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch.’“

    15,8.9A: „Und Gott, der Herzenskenner, legte für sie Zeugnis ab und gab ihnen den Heiligen Geist so, wie auch uns. Und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen.“

    Ga 3,14: „... damit denen, die von den Völkern sind, der Segen Abrahams zuteil werde in Christus Jesus, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“

    Kein Ansehen der Person kennt der Heilige Geist:

    Eph 1,13.14A: „... in dem auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, die gute Botschaft eurer Rettung, gehört hattet –, in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Angeld unseres Erbes ist ...“

 

            c. Im Besonderen ist der Geist für die Gerufenen.

                 

Ag 2,39: „... euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, wie viele der Herr, unser Gott, zu sich rufen wird.“

    1Th 4,7.8: „Gott rief uns nicht zur Unreinheit, sondern in Heiligkeit. Gewiss ist denn also: Wer beiseite setzt, setzt nicht einen Menschen beiseite, sondern Gott, der auch seinen Heiligen Geist in uns gab.“

 

            d. Die, die umkehren, erhalten ihn.

                 

Jh 7,39: „Dieses sagte er aber über den Geist, von dem die an ihn Glaubenden bekommen sollten.“

    Ag 2,38: „Ändert den Sinn ... und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes bekommen.“

    5,32: „Und wir sind seine Zeugen von diesen Dingen, aber auch der Heilige Geist, den Gott denen gab, die sich ihm als Autorität fügen.“

    11,17.18: „’Wenn Gott ihnen also die gleiche Gabe wie auch uns gab, da sie ja an den Herrn Jesus Christus glaubten, wer war ich? War ich imstande, Gott zu wehren?’

    Als sie dieses gehört hatten, waren sie ruhig, und sie verherrlichten Gott wiederholt:

    ‚Dann’, sagten sie, ‚gab ja Gott also auch denen von den Völkern die Sinnesänderung zum Leben.’“

    Ga 3,2.5: „Dieses allein begehre ich von euch zu erlernen: Empfingt ihr aus den Werken des Gesetzes den Geist oder aus dem Hören des Glaubens? ... Er also, der euch den Geist darreichte und Wunder unter euch wirkte, tat er dieses aus den Gesetzeswerken oder aus dem Hören des Glaubens?“

    V. 14M: „... damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“

    Eph 1,13: „... in dem auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, die gute Botschaft eurer Rettung, gehört hattet –, in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung ...“

    Andere Stellen: Hes 11,18.19.21; Mt 3,10.11; Jh 3,11.5; Ag 10,44; 15,8-15; 19,2

 

            e.  Denen in der Welt wird er nicht gegeben.

                 

Jh 14,17: „... den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht schaut, noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch verbleibt, und er wird in euch sein.“

    In K. 16,7E.8A macht Jesus einen deutlichen Unterschied zwischen Jüngern und Welt.

    1J 2,19.20A: „Von uns gingen sie aus. Sie waren jedoch nicht von uns; denn wären sie von uns gewesen, wären sie bei uns geblieben. Es geschah jedoch, damit offenbar gemacht würde, dass nicht alle von uns sind. Und ihr, ihr habt eine Salbung von dem Heiligen.“

 

            f. Auf wen kam der Geist am Pfingsttage?

                

In einer christlichen Zeitschrift erschien vor Jahren ein Artikel unter der Überschrift: „Wo waren die 380?“

    Eine raffinierte Frage! Die Zahl ergibt sich aus dem Unterschied zwischen den in 1Kr 15 erwähnten 500 und den in der Ag 1 erwähnten 120. Die Frage will zwischen „habenden“ und „nicht habenden“ Christen unterscheiden.

    Sie ist aber eine müßige Frage, denn:

.  wenn die 380 ebenfalls gewürdigt waren, den Auferstandenen zu sehen, gelten sie als rechtschaffene Anhänger Jesu.

.  wir wissen nicht, wie viele am Pfingsttage zugegen waren. Genau genommen waren die 120 von der Ag 1,15 an dem Tag zugegen, als Petrus die Wahl eines neuen Apostels veranlasste.

.  theoretisch könnten alle 500 von 1Kr 15 am Pfingsttage dabeigewesen sein.

.  es ist letztlich unerheblich, wie viele zugegen waren, denn Johannes teilt uns mit (7,39): „Dieses sagte er aber über den Geist, den die an ihn Glaubenden bekommen sollten, denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

    Wer immer also am Tag der Pfingsten ein an Jesus als Messias Glaubender war, empfing den ausgegossenen Geist, wo immer er auch war.

 

        5. Die Frage nach dem Zeichen

              

Warum fragt Paulus die Johannesjünger zu Ephesus, ob sie bei ihrem Gläubigwerden auch den Heiligen Geist empfangen hätten?

    Er vermisst wohl, entweder in ihrem Bekehrungsbericht oder in ihrem Verhalten, jedes Zeichen von neuem Leben und der Gegenwart des Geistes Gottes. Früher oder später äußert dieser sich, wo er in das Leben von Menschen tritt. Ursprung und Ziel seines Wehens sind unbekannt, „aber du hörst sein Sausen wohl“.

    Wie wird in der Schrift die Gegenwart des Geistes erkannt?

 

            a. Die Anfangszeichen

 

                I:  Zeichen in der Umwelt der Empfänger des Geistes

                    

Am Pfingsttage war das verheißene Kommen des Heiligen Geistes begleitet von Naturerscheinungen, auf jeden Fall in Jerusalem. Es gab Zeichen für die Sinne. Man sah, hörte oder spürte etwas. Es gab einen Wind und Feuerzungen.

    In den Berichten über das Kommen des Geistes an den verschiedenen Orten sind diese Naturerscheinungen am Pfingsttage einmalig. Sie weisen hin auf die Einführung eines neuen Heilszeitalters. Das Übernatürliche identifiziert mit dem Messias, der mit Wundern in der Kraft des Heiligen Geistes kam. Nicht als ob das Wunder als solches sich nicht mehr wiederholen könnte. Die Einmaligkeit von Pfingsten wird dadurch herausgestellt, dass die besonderen Umweltbegleiterscheinungen jenes Tages sich nicht mehr wiederholen.

 

                II:  Zeichen an der Person der Geistempfänger

 

                    A:  Das übernatürliche Sprechen von ungelernten Sprachen

                          

Von diesem Phänomen erklärt Paulus: „Die Zungen dienen zu einem Zeichen.“ (1Kr 14,22)

 

                        1:  Wie war das Zungenreden ein Zeichen?

 

                            a:  Was die Personen betrifft

 

In Jerusalem, Cäsarea und Korinth war es den Hörenden ein Zeichen. Unter diesen werden in Korinth die Ungläubigen in besonderer Weise erwähnt. In Cäsarea galt es auch Christen als Zeichen, denen das Glauben schwer fiel: Petrus und seinen sechs jüdischen Begleitern.

    In Ephesus (Ag 19) dient es möglicherweise zur Überzeugung auch der Redenden, dass sie jetzt der Verheißung teilhaftig geworden sind, da man ja überhaupt noch nicht von Pfingsten vernommen hatte.

 

                            b:  Was den Inhalt betrifft

 

Doch ging es bei diesem Phänomen wohl um mehr. Im Bericht über das Sprachenreden in Jerusalem wird uns der Inhalt mitgeteilt:

    Ag 2,11M: „Wir hören sie reden in unseren Sprachen von den großartigen Dingen Gottes.“

    Da nach Paulus (1Kr 14,2) die Sprachenrede eine Form des Gebets ist, dürfen wir schließen, dass es in Jerusalem um ein Lob Gottes ging.

    Von einem ähnlichen Ereignis in Cäsarea heißt es (10,46): „... sie hörten, dass sie in Sprachen redeten und Gott groß machten.“

    Auch hier ist an ein Lob Gottes zu denken.

 

                            c:  Was die Geschichte berifft

 

                                .  Beim Turmbau zu Babel kam das Sprachwunder zum Gericht (1M 11,1-9). Die damaligen Völkerfamilien wurden dadurch von einander getrennt. Mit der Erwählung Abrahams (1M 12,1-3) kam es zu einer weiteren Trennung, dieses Mal aber mit einer Heilsabsicht. Ein neues Volk wurde ins Leben gerufen, das sich von allen anderen Völkern abgesondert halten sollte, wodurch dann jene zu einer Art unheiligen Einheit wurden. Somit war in der Menschheit eine Zweiteilung entstanden, jedoch zwecks der Rettung, denn durch das eine Volk sollten die anderen zu Gott geführt werden.

   

                                .  Zur Zeit Jesajas wird ein zweites Sprachereignis angesagt. Dem Volk, das die hebräische Predigt des von Gott gesandten Propheten nicht hören will und sagt (28,9): „Wen will er denn Erkenntnis lehren? Wem will er die Predigt zu verstehen geben?“ wird Gericht angekündigt und mitgeteilt, und zwar in der distanzierten dritten Person (V. 11): „Wohlan, er wird einmal mit unverständlichen Lippen und mit einer anderen Zunge zu diesem Volk reden.“

    Dennoch heißt es im selben Atemzug (V. 5): „Zu der Zeit wird Jahwe der Heere eine liebliche Krone und ein herrlicher Kranz den Übriggebliebenen seines Volkes sein“, und (V. 16): „Siehe, ich lege in Zijon einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der wohl gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht“, ein Wort, das bekanntlich auf den Messias weist, die Zuflucht für Heilssuchende.

   

                                .  Nachdem die verheißene Rettung gekommen ist, kommt es bald zu einer Dreiteilung in der Menschheit: die Völker, Israel und die Gemeinde des Messias.[18]

    Im Zeichen dieser Neugruppierung tritt das zweite große Sprachwunder auf, zuerst am Pfingsttage. Es ist zugleich ein Gerichtszeichen – wie das erste – aber auch ein Gnadenzeichen.

    Als letzteres weist es darauf hin, dass die bisherigen Trennungen aufgehoben werden (Ga 3,28) und Menschen aus allen Völkern mit einander loben sollen:

    Rm 15,8-11: „Ich sage aber: Jesus Christus ist ein Diener geworden der Beschneidung für die Wahrheit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen, die aber, die von den Völkern sind, damit sie Gott für Barmherzigkeit verherrlichen, sowie geschrieben ist:  

    ‚Deswegen werde ich dir bekennen unter denen, die von den Völkern sind, und deinem Namen werde ich lobsingen.’

    Und wiederum sagt er: ‚Freut euch, die ihr von den Völkern seid, mit seinem Volk’, und wiederum:

    ‚Preist den Herrn, alle, die ihr von den Völkern seid, und preist ihn, alle Völker.’“

    Als Gerichtszeichen bringt Paulus es in Verbindung mit der Jesajastelle: „Sonach sind die Sprachen zum Zeichen ... den Ungläubigen.“

    Wer der Christusbotschaft mit Unglauben begegnet und sich somit von Gott distanziert, zu dem geht Gott auf Distanz.

    Das Sprachenreden am Pfingsttage war also ein prophetischer Hinweis – des Heils und des Unheils.

 

                        2:  War das Sprachenreden ein allgemeines Zeichen?

 

                            .  Wir wissen nicht, wie stark das Zungenreden in den durch die Heilsbotschaft entstehenden Gemeinden verbreitet war. Paulus erwähnt es in nur einem seiner Briefe. Das Beten im Geist (Eph 6,18) ist nicht zu verwechseln mit dem Reden in Zungen.

    Als die Neubekehrten aus den Heiden in Cäsarea in anderen Sprachen redeten, zog man einen Schluss: „Und die Gläubigen aus der Beschneidung, alle, die mit Petrus gekommen waren, waren erstaunt darüber, dass auch über die, die von den Völkern waren, die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden war, denn sie hörten, dass sie in Sprachen redeten und Gott groß machten.“ (Ag 10,45.46)

    In Jerusalem war es nämlich auch so gewesen. Daraus schlossen sie aber nicht, dass man jedes Mal in Zungen reden müsste, wenn man den Heiligen Geist bekäme. Petrus sagt bezeichnenderweise in seinem Bericht in der Heimatgemeinde: 

    „Während ich anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auch auf uns am Anfang.“ (Ag 11,15).

    Nicht sagt er: „... wie bei uns am Anfang und in Samarien“ oder: „... wie immer bei uns und überall.“

 

                            .  Es waren drei Gnadengaben, die in ihrem Wesen ein Wunder (d.h., ein besonderes Eingreifen Gottes in den Bereich des Materiellen) darstellten: Heilungen, Kraftwirkungen (die Möglichkeit, Wunder zu tun) und Reden in einer anderen Sprache, die man nicht gelernt hatte. Wozu dienten diese Wunder, diese Eingriffe in den Verlauf des Natürlichen? Sie fanden dort statt, wo Apostel ihre Botschaft unmittelbar von Christus bekommen hatten, und dort, wo die neue Botschaft als göttlichen Ursprungs bestätigt werden sollte. Man sah etwas und sollte glauben. Der Hebräerschreiber sagt jedoch, dass dieses in seiner Zeit schon zur Vergangenheit gehörte:

   Heb 2,3.4: „... wie werden wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil missachtet haben? – welches, nachdem es den Anfang seiner Verkündigung durch den Herrn nahm, im Weitergeben an uns von denen festgemacht wurde, die ihn hörten, wobei Gott Zeugnis mit dazu gab mit Zeichen und auch Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen ...“

    Somit müssen wir auch den Schluss ziehen, dass das Zungenreden als Kontinuum (als Gnadengabe) zur Vergangenheit gehört. Gott kann immer wieder übernatürliche Zeichen in Punktform setzen, aber die Anfangszeit ist nicht wiederholbar.

   

                            .  Wer nach einer Wiederholung der apostolischen Wunder der ersten Zeit ruft, sollte auf die eschatologische Warnung des Apostels Paulus Acht geben:

    2Th 2,8-12: „... und dann wird enthüllt werden der Gesetzlose, den der Herr durch den Hauch seines Mundes vernichten und durch die Erscheinung seiner Gegenwart außer Kraft setzen wird, ihn, dessen Ankunft nach der Wirkung Satans erfolgt, unter Entfaltung aller Kraft und falschen Zeichen und Wundern und in allem Betrug der Ungerechtigkeit unter denen, die verloren gehen, dafür, dass sie zu ihrer Rettung die Liebe zur Wahrheit nicht in Empfang nahmen.

    Aus diesem Grunde wird Gott ihnen eine wirksame Irreführung schicken, um das, das falsch ist, zu glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern an der Ungerechtigkeit Wohlgefallen haben.“

 

                    B:  Das Weissagen

                         

Dieses Zeichen treffen wir in der Ag nur in K. 19 in Ephesus an. Gegeben wurde es wohl, um deutlich werden zu lassen, dass der Heilige Geist jetzt auch wirklich „da“ sei. Als Verkündigungsform soll es ebenfalls, wie das Thema Gnadengabe, unter ‚Lehre von der Gemeinde’ behandelt werden.

 

                III:  Unbestimmte Begleiterscheinungen

                       

In einigen Berichten von Bekehrungen fehlt jeglicher Hinweis auf äußerliche Erscheinungen bzw Anzeichen vom Eintreten des himmlischen Geistes. In der Ag 8 lesen wir in Verbindung mit Samarien nichts von Zeichen. Es fiel allerdings auf, dass sie noch nicht den Geist hatten, aber es wird nicht gesagt, woran das zu erkennen war. Ga 3,2-5 ist von Wundern die Rede, die aber nicht näher gekennzeichnet werden:

    „Dieses allein begehre ich von euch zu erlernen: Empfingt ihr aus den Werken des Gesetzes den Geist oder aus dem Hören des Glaubens? So unvernünftig seid ihr? Nachdem ihr im Geist anfingt, macht ihr nun im Fleisch das Ende? Littet ihr so vieles vergebens? – wenn es in der Tat vergebens war. Er also, der euch den Geist darreichte und Wunder unter euch wirkte, tat er dieses aus den Gesetzeswerken oder aus dem Hören des Glaubens?“

 

            b. Dauerzeichen

                 

Solche waren das Wirken des Geistes in Leben und Dienst der Gläubigen. Es geht heute nicht so sehr um augenfällige als vielmehr um geistliche Zeichen.

 

                I:  Das Gebet

 

Ein wichtiges Zeichen vom Empfang des Heiligen Geistes war und ist die Fähigkeit zu beten.

    Rm 8,14-16: „... so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes, denn ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’ Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“

    Eph 2,18: „... weil durch ihn wir beide in einem Geist den Zutritt zum Vater haben.“

                     

                II:  Das Leben

 

Zu den Dauerzeichen der Gegenwart des gekommenen Geistes gehört das veränderte Leben. Wenn Nichtchristen einen heiligen Lebenswandel sehen, sollen sie von der Echtheit eines Christen überzeugt werden. Eine innere und sittliche Veränderung hatten die Propheten Jesaja (44,3-5) und Hesekiel (11,19-21; 36,27) vorausgesagt. Im Neuen Testament ist viel über das verändernde Wirken des Heiligen Geistes geschrieben.

    Rm 8,11-15: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten erweckte, in euch wohnt, wird der, der Christus Jesus von den Toten erweckte, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes. Dann sind wir also, Brüder, Schuldner – nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben, denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr daran, zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt, denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes, denn ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’“

    Die Gegenwart des Geistes im Leben eines Menschen erkennt man an der Wesensfrucht, die er hervorbringt: „Die Frucht des Geistes ist aber Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube und Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.“ (Ga 5,22)

 

                III:  Das Zeugnis

 

Dazu erkennt man die Gegenwart des Geistes an dem Wort, das er im Menschen hervorbringt: „An diesem erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus als im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott“ (1J 4,2).

    Auffallend ist der unerschrockene Zeugenmut der Anhänger Jesu:

    Ag 2,13-15A: „Andere sagten im Spott: ‚Mit neuem Wein sind sie angefüllt.’

    Aber Petrus stellte sich hin zusammen mit den Elfen. Mit weit tragender Stimme sprach er aus vor ihnen:

    ‚Männer, Juden und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt: Folgendes sollt ihr wissen; und achtet auf was ich sage; denn diese sind nicht betrunken ...“

    4,8-13A: „Dann sagte Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist, zu ihnen: ‚Oberste des Volkes und Älteste von Israel! Wenn wir heute verhört werden betreffs eines guten Werkes an einem schwachen Menschen, wodurch er geheilt worden ist, so sei euch allen und allem Volk Israel kund, dass im Namen Jesu Christi von Nazaret, den ihr kreuzigtet, den Gott von den Toten weckte, durch diesen dieser vor euch heil steht. Das ist der von euch, den Bauenden, verachtete Stein, der zum Hauptstein der Ecke geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.’

    Als sie die Freimütigkeit des Petrus und Johannes schauten – sie hatten auch vernommen, und es war ihnen klar, dass sie Ungelehrte und Laien waren –, staunten sie.“

    V. 31M: „... und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist, und sie sagten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“

 

            c. Der Zeichencharakter des Geistes selbst

                

Da der Geist sich beim Glaubenden manifestiert, ist er selbst ein Zeichen, eines, das besonderen Wert hat für den Empfänger des Geistes.

    Auf der Besprechung in Jerusalem (Ag 15) drückt sich Petrus so aus (V. 8): „Und Gott, der Herzenskenner, legte für sie Zeugnis ab und gab ihnen den Heiligen Geist ...“

    So offensichtlich ist das Wirken des Heiligen Geistes beim Gläubigen, dass dieser für sich hieran erkennen kann, dass Gott in ihm wohnt, ja, dass er in Gott – wie Noah in der Arche – geborgen ist. Der im Gläubigen wohnende Geist ist ein Zeichen seiner Gottessohnschaft:

    Rm 8,15.23: „... ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’“

    Ga 4,6.7: „Dass ihr aber Söhne seid: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’ So bist du nicht länger Leibeigener, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“

    1Jh 3,24: „Und wer seine Gebote hält und bewahrt, weilt in ihm und er in ihm. Und an diesem merken wir, dass er in uns wohnt, aus dem Geist, den er uns gab.

    4,13: „An diesem merken wir, dass wir in ihm wohnen und er in uns [wohnt], dass er uns von seinem Geist gegeben hat.

    Die Gegenwart des Heiligen Geistes war also für die ersten Christen eine Art Existential, ein Grund – unter anderen Gründen – ihrer Heilsgewissheit, und sie hatten es weniger nötig, zusätzlich zeichenhafte Beweise zu bekommen für sein Vorhandensein. Sie erlebten ihn deutlich im eigenen Leben, und mit vom Geist geöffneten Augen sahen sie sein Wirken im Leben ihrer Mitglieder am geistlichen Leib des erhöhten Messias.

 

VI.  Der Heilige Geist im Leben des Gläubigen

 

    A. Der biblische Christ hat den Heiligen Geist.

 

        . Ohne den Besitz des göttlichen Geistes gibt es kein Christsein:

Rm 8,9M: „Wenn jemand Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein.“

 

        . Die Bitte um den Geist gehört in die Zeit des alten Bundes. In dem bereits erwähnten wertvollen Buch von Dr. H. H. Janzen über den Heiligen Geist und sein Wirken liest man allerdings im Vorwort (das aber nicht vom Verfasser stammt):

    „Dabei wird deutlich gesagt, dass der Geist Gottes nie in die Verfügungsgewalt des Menschen kommt, sondern immer wieder neu erbeten und empfangen sein will.“

    Der ersten Hälfte der Aussage kann man nur beipflichten. Die zweite stimmt keineswegs, auch wenn sie eine weite Verbreitung genießt. Meistens beruft man sich dabei auf Lk 11,13:

    „Wenn also ihr, die ihr schlecht seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“

    Wer sich in der Heiligen Schrift bewegt, darf ihren gottesgeschichtlichen Charakter nicht übersehen. Nicht jede Stelle hat heute dieselbe, auch nicht die gleiche, Bedeutung für mich, auch wenn alles von Anfang bis zum Schluss Gottes unfehlbares Wort für jeden ist. Manches Wort Jesu war in die Zukunft gerichtet, manches dagegen für seine Landes- und Zeitgenossen unter dem mosaischen Gesetz, das bis zum Tode Christi, in einem gewissen Sinne bis Pfingsten, seine Gültigkeit hatte. Wenn Jesus vom Geist spricht, unterscheidet er selbst dessen Beziehung zu seinen Jüngern, was das Jetzt und das Später betrifft, wenn er sagt:

    „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit.“

    Nachdem Christus sein Werk der Erlösung vollbracht hat und zum Vater zurückgefahren ist, wird nicht mehr um den Heiligen Geist gebetet, nicht einmal in der Wartezeit vor Pfingsten. Heute, sagt der Apostel, sind alle Nachfolger des Messias mit dem Geist versehen:

    1Kr 12,13: „... in einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft, seien wir Juden oder Griechen, leibeigene Knechte oder Freie, und wir wurden alle [jeder ohne Ausnahme] in einen Geist getränkt ...“

    Eine Bitte um den Geist erübrigt sich also. Wer sie dennoch beim Himmel anbringt, sollte nicht überrascht sein, wenn dieser ihn für einen Undankbaren hält und der Feind der Seelen einspringt und etwas anderes liefert.

 

    B. Der Geist ist Wohnung und Bewohner der Gläubigen.

         

Das Bewohnen des Heiligen Geistes und des Christen ist ein gegenseitiges. Im Blick auf die Größe des Gottesgeistes kann es auch nicht anders sein. Es könnte jedoch auch etwas Grundsätzliches im Raum der Geister sein, denn auch böse Geister scheinen sowohl Wohnort als Bewohner von Menschen sein zu können:

    Mk 1,23-26: „Und es war in ihrer Synagoge ein Mensch in einem unreinen Geist. Und er schrie auf.

    ‚Eh! Was haben wir und du gemeinsam, Jesus, Nazarener?’, sagte er. ‚Kamst du, uns zu verderben? Ich weiss, wer du bist: der Heilige Gottes!’

    Und Jesus schalt ihn.

    ‚Verstumme!’, sagte er. ‚Und fahre aus von ihm!’

    Und der unreine Geist zerrte ihn und schrie mit großer Stimme, und er fuhr von ihm aus.“

 

        1. Der Heilige Geist als Wohnort, als neuer Lebensraum der Gemeinde Jesu

   

Rm 8,9: „Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist ...“

    Eph 2,21.22: „... in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitgebaut werdet zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.“

    Daher ist er auch der Ort, wo sie (die Gemeinde) Gott dient:

    Php 3,3: „... denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geist Gott in Verehrung dienen ...“

 

        2. Zugleich wohnt er in den Gläubigen.

 

            . So war es von den Propheten und Jesus verheißen worden.

Jes 44,3A: „... denn ich werde Wasser auf den Durstigen gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen ...“ Wenn der Durstige wie ein dürrer Ackerboden vom Strom des Geistes überschüttet wird, ist er mit ihm getränkt.

    Hes 11,19M: „... ich gebe einen neuen Geist in euch ...“

    36,27: „Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres.“

    Jh 7,37-39: „Aber am letzten Tag, dem großen Tag des Festes, stand Jesus und rief: ‚Wenn jemanden dürstet, komme er her zu mir, und es trinke der, der an mich glaubt – so wie die Schrift sagte: Ströme werden aus seinem Inneren fließen, Ströme lebenden Wassers.’

    Dieses sagte er aber über den Geist, von dem die, die an ihn glaubten, bekommen sollten, denn der Heilige Geist war noch nicht [da], weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

    14,17E: „... er wird in euch sein.“

 

            . Und so beschreiben die Apostel den Zustand der an Jesus Glaubenden.   

Rm 5,5: „Die Hoffnung beschämt aber nicht, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde ...“

    8,9: „Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt.“

    An diesem Wohnen des Geistes entscheidet sich, ob man zu Jesus Christus gehört:

    V. 9E: „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein.“

    Es fällt auf, dass der Heilige Geist sich dazu herablässt, in einem noch nicht vom Heil erfassten (d.h., in einem unerneuerten) Leib Wohnung aufzunehmen und ihn als Tempel zu gebrauchen:

    1Kr 6,19.20: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, den ihr von Gott habt, und ihr euch nicht selbst gehört? – denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Verherrlicht ja Gott in eurem Leib und in eurem Geist, welche Gottes sind!“

    12,13M: „... wir wurden alle in einen Geist getränkt ...“

    2Kr 1,22: „... der uns auch versiegelte und das Angeld des Geistes in unseren Herzen gab.“

    Angedeutet ist die Innewohnung des Geistes auch im 1. Johannesbrief:

    3,24M: „Und an diesem erkennen wir, dass er in uns bleibt, aus dem Geist, den er uns gab.“

    4,13: „An diesem erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“

 

            . Als Grund für die Innewohnung des Geistes gibt Paulus die Sohnesstellung an, mit der Gott uns versehen hat:

    Ga 4,6: „Dass ihr aber Söhne seid: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’“

    Innewohnung des Geistes bedeutet also Sohnschaft. Dieses ist aber zugleich auch Bruderschaft mit dem Sohne Gottes:

    Rm 8,29: „... weil er die, die er im Voraus kannte, auch im Voraus bestimmte, seinem Ebenbilde, dem Sohne, gleichgestaltet zu sein, sodass er Erstgeborener unter vielen Brüdern sei.“

    Darum heißt es auch, Anrecht auf ein Los im künftigen ‚Kanaan’ zu haben, Erbe des Himmels zu sein:

    Rm 8,17A: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, Gottes Erben und Christi Miterben“ – wie es auch im Galatertext weiter heißt:

    „Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’ So bist du nicht länger Leibeigener, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“

 

    C. Vom Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist

          

Drei Fragen sollen hier beantwortet werden.

 

        1. Was ist das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist?

              

Die Maßgeblichkeit des Wortes Gottes für die Entscheidung dieser Frage kann nicht überbetont werden. Menschliche Überlegung sowohl als menschliches Zeugnis sind Sandboden. Wenn das Wort Gottes nicht mehr alleiniger Maßstab der Wahrheit sein kann, worauf soll der Glaube dann ruhen? Auf das Wort der Schrift zu verzichten und auf menschliche Erfahrung zu bauen, bringt Verirrung und Nacht. Und so unklar ist die Schrift auch nicht. Auch führt nicht der Heilige Geist in zwei verschiedene Richtungen, denn er ist der Geist der Wahrheit und der Einheit.

 

            a. Das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist ist eine Verheißung Gottes.

                 

Jh 7,37-39A: „Aber am letzten Tag, dem großen Tag des Festes, stand Jesus und rief: ‚Wenn jemanden dürstet, komme er her zu mir, und es trinke der, der an mich glaubt – so wie die Schrift sagte: Ströme werden aus seinem Inneren fließen, Ströme lebenden Wassers.’

    Dieses sagte er aber über den Geist ...“

    Unter einem Bild kündet Jesus hier den Geist an. „Ströme“ zeigt, dass er reichlich geschenkt wird, und wenn es der Dürstende ist, der trinken soll, so wird der Durst bis zur Sättigung gestillt.

    10,10M: „Ich kam, damit sie Leben haben und es reichlich haben möchten.“ Das Leben Gottes ist im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist. Es gehört nun zum Grund der Sendung Jesu in die Welt, dass Menschen das Leben Gottes bis zum Überfluß genießen sollten. Diesen Wunsch Gottes will die dritte Person der göttlichen Dreieinigkeit erfüllen. Die Zusage hat Jesus gegeben.

    Eph 1,23M: „... und ihn, Haupt über alles, gab er der Gemeinde, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen füllt ...“ Der erhöhte Christus ist dabei, es zu tun. Durch den Geist füllt er, wo ihm das nur gestattet ist, alles in jedem, der zu seinem Heilsleib gehört.

    3,16-19: „... damit er euch gebe nach den Reichtümern seiner Herrlichkeit, durch seinen Geist mit Kraft mächtig zu werden in den inneren Menschen [hinein] und Christus in euren Herzen wohnen zu lassen durch den Glauben, damit ihr, als solche, die in Liebe gewurzelt und gegründet sind, sehr stark und imstande seid, mit allen Heiligen für euch zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, auch zu kennen die Liebe Christi, die die Kenntnis übertrifft, damit ihr gefüllt werdet in alle Fülle Gottes.“ Biblische Gebete sind für uns eine Art Verheißung Gottes, da sie ja nach seinem Willen seinem Wort eingefügt wurden.

    4,10: „Der, der niederstieg, ist derselbe, der auch aufstieg über alle Himmel, damit er alles fülle.“ Gottes Absichten sind für uns verheißungsvolle Möglichkeiten.

 

            b. Das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist ist ein Gebot Gottes.

                   

Eph 5,18: „Und werdet nicht von Wein berauscht, worin ein heilloses Wesen liegt, sondern werdet im Geist erfüllt ...“

   

                .  Welcher Geist ist hier gemeint? Ist es etwa unser Geist?

Normalerweise wäre es in diesem Fall angezeigt. Steht der Begriff ohne weitere Bestimmung, so ist an Gottes Geist zu denken.

    Wollte man dennoch an des Menschen Geist denken, so ist nicht klar, womit man gefüllt werden sollte, denn das Bezugswort fehlte in dem Fall. Beim Verbot ist gesagt, womit man nicht erfüllt werden sollte. Eine sinngemäße – wenn auch nicht satzbaumäßige – Parallelität erwartet beim Gebot ebenfalls eine Antwort auf die Frage: „womit?“ Es sei auch daran erinnert: Der Heilige Geist ist nicht lediglich ein Genussmittel.

    Als Ergänzung zu dieser Frage seien die Gedanken von Ewald zur Stelle (S. 229f) in der Zahn-Reihe angefügt: „Wie im Wandel der Wille gerichtet sein soll auf das als Wille des Herrn Erkannte, so soll die Stimmung sich Begeisterung erholen en pneumati statt etwa nach Heidenweise im Wein sich zu berauschen. En hoo estin asootia heißt es dabei V. 18: ‚in dem Heillosigkeit, liederliches Wesen gewissermaßen eingeschlossen liegt’, so daß es nur zu leicht bei unmäßigem Grund herausbricht. Das en hoo ist also wohl nicht auf mee methüskesthe, sondern auf oinos zu beziehen (vgl schon Orig., dazu die drastische Schilderung Prov. 23,30ff, die dem Ap. vielleicht vorschwebte). Um so mehr ist aber alla pleerousthe en pneumati zusammenzunehmen, freilich nicht = geradezu ‚erfüllt euch mit Geist’, was in der Tat den Genit. erwarten ließe; erst recht freilich nicht: ‚in eurem Geist’ oder ‚am Geist’ im Gegensatz zu Fleisch, sondern: ‚laßt euch erfüllen durch Geist; werdet dadurch, dass ihr euch in die Sphäre des Heiligen Geistes hineinstellt, erfüllt’“.

    Wir werden in dieser Aufforderung also an den Geist Gottes zu denken haben.

   

                .  „Werdet im Geist erfüllt“, lautet dass Gebot. Man kann nicht im Heiligen Geist sein, ohne dass er auch in uns sei, nicht im Geist leben, ohne dass er in uns lebte und dort nach Wunsch seiner Aufgabe nachginge.

    Walter Angst sagte: „Das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist ist nicht ein Fakultativum, sondern ein Obligatorum“ – d.h., nicht etwas, das man sich wählen kann, sondern etwas, wozu man verpflichtet ist.

    Taufen im Geist, Versiegelung mit dem Geist, das Innewohnen des Geistes sind nie Imperative, wohl aber das Vollsein mit ihm. Bei den drei zuerst Genannten geht es um des Christen Stellung vor Gott, beim Letztgenannten um seinen Zustand in Gott; es betrifft die Qualität des Christseins.

 

            c. Das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist ist ein Erfülltsein mit der Person Gottes.

   

Dem Wesen nach bedeutet es, mit Gott erfüllt zu sein, denn der Heilige Geist ist Gott. Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind eins. Wo der eine ist, da ist auch der andere. Ist man von einem voll, so ist man von allen voll. Wir dürfen nie die Dreieinigkeit aus dem Auge verlieren, weder in der Lehre von Christus noch in der Lehre vom Heiligen Geist.

    Im Detail sieht das so aus:

 

                I:  Mit dem Geist erfüllt zu sein, heißt, Raum für Gott zu haben.

                    

In Jh 12,3 heißt es: Das ganze Haus war erfüllt von dem Duft der Narde, die Maria ausgoss. Man konnte in diesem Hause hinkommen, wo man wollte, in jedes Zimmer. Der Raum war voll von diesem Aroma. Wenn man voll des Geistes ist, ist man voll vom Duft Gottes. Er beherrscht das ganze Leben.

    Wir denken an 2Kr 2,14.15A: „Gott sei aber Dank, der uns allezeit im Triumphzuge führt in Christus und den Duft seiner Kenntnis an jedem Ort durch uns offenbart, weil wir ein angenehmer Duft Christi sind für Gott ...“

 

                II:  Es geht um die Herrschaft Gottes.

 

                    .  Wovon man voll ist, davon wird man beherrscht. Einige Beispiele:

Jh 16,6: „... sondern weil ich dieses zu euch geredet habe, hat Betrübnis eure Herzen erfüllt.“ Und was sie füllte beherrschte sie. Traurigkeit hatte ihre ganze Stimmung in Beschlag genommen.

    Ag 5,17.18A; 13,45: „Aber es standen auf der Hohe Priester und alle, die zusammen mit ihm waren, (das ist die Sonderrichtung der Sadduzäer) und wurden erfüllt von Eifersucht und legten ihre Hände an die Apostel ... Aber als die Juden die Mengen sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt und widersprachen dem von Paulus Gesagten, widersprachen und lästerten.“ Man sieht hier, wozu es führte, als man sich von der Eifersucht füllen und bestimmen ließ.

    Ag 19,28.29: „Als sie das gehört hatten und voll Wut geworden waren, schrieen sie und sagten: ‚Groß die Artemis der Epheser!’ Und die ganze Stadt wurde voll Verwirrung. Sie packten die Makedonier Gaius und Aristarchus, Reisegefährten des Paulus, und stürmten wie ein Mann in das Theater.“ Hier sieht man, wozu der Zorn führen kann, wenn man von ihm beherrscht wird.

    Paulus stellt einmal das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist dem Alkohol gegenüber: „Werdet nicht vom Wein berauscht.“ (Eph 5,18)

    In einem Restaurant in Zermatt kann man folgenden Wandspruch lesen, eine weise Warnung des Hauses an seine Kunden:

    „Wenn der Wein zu Kopf gestiegen, steht der Geist des Menschen still,

     und der Wille muss sich fügen wie der Geist des Weines will.“

    Überhaupt sollte man nicht von den Gaben Gottes berauscht sein. Alles, das Gott geschaffen hat, ob zum Essen, zum Trinken, zum Hören oder zum Genießen, kann uns berauschen! Wir dürfen aber nie aufhören, klar zu denken.

    Wovon man erfüllt ist, dadurch wird man beherrscht.

 

                    .  Ist man voll des Geistes, steht man ganz unter der Herrschaft Gottes. Denken, Empfinden, Handeln sind von Gott durchdrungen und werden von ihm regiert. Wer vom Heiligen Geist erfüllt ist, ist also für Gott da.

 

                III:  Es geht um die Hilfe Gottes.

                        

Gott ist unsere Hilfe, unser Heil. Ist man von Gott erfüllt, ist man auch von seiner Hilfe voll, auch wenn sie nicht empfunden wird. Dann gibt es auch keinen Platz in unserem Leben, in den Gott nicht eingreifen könnte, wo er uns nicht helfen dürfte.

    Wenn wir Schwierigkeiten haben, hilft der Herr uns. Wenn es uns schwer fällt, miteinander zu sprechen, hilft uns der Herr. Ich habe von zu Hause aus Schwierigkeiten, mit anderen zu sprechen. Wenn es mir dann einmal gelungen war, konnten die Tränen in die Augen treten. Der Herr will uns in allem helfen, in großen und in kleinen Fragen. Voll Heiligen Geistes zu sein, heißt auch, voll seiner Hilfe zu sein.

    Vom Alkohol sagt Paulus, dass er Unheil bringt:

    Eph 5,18: „Und werdet nicht von Wein berauscht, worin Unheil ist.“

    Heil heißt Leben. Unheil heißt Tod, Zerstörung. Der Alkohol richtet zu Grunde. Der Heilige Geist baut auf, stellt das Ebenbild Gottes bei uns wieder her. Er wirkt im Auftrag Gottes in unserem Leben.

    Denken wir auch an Jh 4,14: „... wer immer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird gar nicht dürsten in Ewigkeit, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben sprudelt.“ Für alle Zeit ist dieser Trank genug. Dass hier vom Geist die Rede ist, zeigt K. 7,38.39.

 

                IV:  Zwischenfazit

                      

Wenn wir durch den Geist von Gott erfüllt sind, sind wir für ihn da, weil er unser Herr ist. Wiederum ist er für uns da, weil er unsere Hilfe ist. Mit dem Heiligen Geist voll zu sein, heißt also, von der Hilfe Gottes und von seiner Herrschaft erfüllt zu sein.

 

            d. Beim Erfülltwerden mit dem Geist geht es um ein Handeln Gottes.

 

Über dieses Handeln halten wir Folgendes fest:

 

                I: Es geht um ein ständiges Erfülltwerden.

                    

Gott will uns immerzu mit seinem Geist füllen. Eph 5,18 spricht von einer kontinuierlichen Handlung. Wir können übersetzen: „Werdet stets voll Geistes!“

    Das liegt ja auch auf der Hand. Es darf auch gar nicht anders sein. Kann es Tage geben, an denen wir nicht voll von Gott sein dürften? Können wir Urlaub nehmen von der Herrschaft Gottes, von der Hilfe Gottes? Nein! Das ist unmöglich. Wir dürfen uns selbst nicht täuschen. Wir stehen vollzeitlich unter seiner Herrschaft und brauchen ständig seine Hilfe.

    Dabei ist der Geist in der Initiative. Er hat das Verlangen, uns auszufüllen, und meldet sich gleichsam an jeder Tür unserer inneren Wohnung. Der Aufruf steht nämlich im Passiv: „Werdet voll Geistes“ oder: „Lasst euch füllen“. Gottes Geist ist inständig dabei, uns die Genüge Gottes anzubieten, aber auch, um seine Herrschaft geltend zu machen. Er tut den ersten Schritt.

    Besonders in Notsituationen ist der barmherzige Geist da, um unsere Leere zu füllen.

 

                II:  Es gibt das plötzliche Erfülltwerden.

                      

Hier handelt es sich um einen Moment.

 

                    .  Die Jünger Jesu bekamen den Heiligen Geist am Pfingsttage. Wir erhalten ihn, wenn wir uns bekehren. Als die Jünger den Heiligen Geist empfingen, wurden sie von ihm erfüllt. Ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute, dass es bei uns auch so ist. Wenn sich jemand bekehrt, gibt er sich ja Gott ganz hin. So, wie er dann ist, nimmt Gott ihn in Beschlag. Immerhin schreibt Jeremia von der Bekehrung (24,7):

    „Und ich werde ihnen ein Herz geben, mich zu kennen, denn ich bin Jahwe, und sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein, denn sie werden sich zu mir kehren von ganzem Herzen.“

    Aber wir wissen, wie es dann weitergeht. Der Heilige Geist zeigt uns Räume in unserem Leben, die wir immer noch selbst bestimmen wollen. Wir sind wie ein Haus, haben Jesus zur Tür hereingelassen. Er wohnt in uns. Vielleicht haben wir ihm das Wohnzimmer gezeigt, und wir sagen: „Herr Jesus, setze dich. Du darfst hier nun bestimmen“, und er wird diesen Raum füllen. Nun kommt der Alltag, und mit einem Mal empfinden wir, dass Jesus an einer anderen Tür klopft, vor dem Zimmer, in dem ich lese, und er sagt: „Darf ich einmal sehen, was du da liesest?“ O, da gehen mir die Augen auf. Da sind nämlich Dinge, die ich eigentlich nicht im Haus haben sollte. Dann merke ich, er klopft an einem anderen Zimmer. Da höre ich vielleicht Radio, vielleicht Kassetten. Er will auch diese Räume ausfüllen und bestimmen, und er will auch da helfen. Und dann kommt er zum Schlafzimmer und klopft an die Tür. Auch dort will er Herr und Helfer sein. Als nächstes kommt er auf den Arbeitsplatz und will dort Herr sein. Dann kommt er zu dem Zimmer, in dem ich mein Geld habe.

    Der Raum meines Lebens mit dem Herrn erweitert sich also. Und in einem gewissen Sinne werde ich des Geistes voller. Das ist ein Prozess, der aber mit einer plötzlichen und relativen Erfüllung am Tage meiner Hinwendung zu Jesus Christus begann.

 

                    .  Ag 4,8: „Dann sagte Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist, zu ihnen: ‚Oberste des Volkes und Älteste Israels!’“

    Petrus hat das Evangelium verkündet, nachdem das Volk wegen der Heilung des Lahmen aufmerksam wurde. Dafür darf er jetzt die Nacht im Gefängnis verbringen. Am nächsten Morgen folgt das Verhör. Es ist etwas Neues für Petrus, und er könnte jetzt eingeschüchtert werden: Hier sind die großen Herren in Israel. Was sagt aber Lukas, wenn er den Fall berichtet?

    „Petrus, erfüllt vom Heiligen Geist, sprach ...“

    Wir bekommen den Eindruck, dass Petrus in diesem Moment voll des Geistes wurde. War er aber nicht schon voll des Geistes gewesen? Hatte er sich etwas zu Schulden kommen lassen? Nein. Er war auf dem Wege des Gehorsams. In diesem Moment war er jedoch der Situation nicht gewachsen. Aber Gott war der Situation gewachsen. Und Gott hat sich in Petrus „breitgemacht“.

    Ein Beispiel: Sie sorgen dafür, dass die Reifen Ihres Autos immer voll Luft sind. Normalerweise benötigen Sie einen ganz bestimmten Druck. Jetzt wollen Sie aber eine längere Fahrt antreten. Das Auto wird vollgeladen, und es kommen noch mehrere Personen hinzu. Wenn nun das Auto startbereit ist, schauen Sie nach den Reifen: „O weh! Die sind ja nur halb voll! Aber ich denke, die waren doch voll gewesen.“ Ist etwas Luft ausgeströmt? Nein. So, wie der Druck von außen, so der Druck von innen. Sie müssen sich mehr Luft holen! – Im geistlichen Sinne ist Gott selbst die Luft, und er liefert von sich aus diesen Widerstand.

    Es gibt noch andere Situationen in der Apostelgeschichte, in denen jemand plötzlich voll Geistes wurde. Sie sind nicht Fälle, in denen man gesündigt hatte und dann umkehrte. Es waren keine neuen Ausrüstungen mit Kraft. Es geschah auch nicht nach Tagen und Nächten des Fastens und Betens. Diese Christen befanden sich auf dem Weg des Gehorsams. Gott führte sie in Situationen, für die sie nicht stark genug waren. Gott legt uns oft Lasten auf, die wir nicht tragen können, damit wir lernen, auf ihn zu schauen, und damit wir erleben, dass die Kraft, die wir brauchen, übernatürlicher Art ist.

 

                    .  4,31: „Als sie ihr Flehen beendet hatten, erbebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist, und sie sagten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“

    Die Gläubigen merken, dass auch sie dran sind, nicht nur die Apostel. Sie wissen: Man hat es nicht nur auf die Apostel abgesehen, sondern auf alle Christen. Nun rufen sie den Herrn an, und er stärkt sie – mit seinem Geist.

 

                    .  7,55: „Er war aber erfüllt vom Heiligen Geist, blickte unverwandt auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen.“

    Vor seinem Tode wird Stephanus mit dem Heiligen Geist erfüllt, um diesen furchtbaren Weg durch die Steine zu gehen.

 

                    .  K. 13: Im ersten Teil des Kapitels haben wir die Begegnung mit Elymas. Er ist ein Vertreter Satans und will den Gang der Christusbotschaft aufhalten. Offenbar ist es das erste Mal, dass Paulus so etwas erlebt. Für den Heiligen Geist ist es allerdings nicht das erste Mal, und Paulus ist mit ihm erfüllt, um mit der Situation fertig zu werden.

    Gegen Ende des Kapitels haben wir ganz junge Christen. Paulus und Barnabas müssen weg wegen der Verfolgung. Die jungen Christen müssen aber zurückbleiben: eine Situation, die Gott herbeigeführt hat. Sie haben nun keine Hirten, aber Gott verlässt sie nicht. Er stärkt sie. Er füllt sie mit seinem Geist.

 

                    .  Das sind wunderbare Beispiele, die uns helfen, plötzliches Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist zu verstehen – bei Christen, die schon auf dem Weg des Gehorsams waren.

    Ich denke immer wieder an Ps 23. Wenn wir mit dem Hirten Schritt halten, wenn die Sonne scheint, auf den Auen und bei stillen Wassern, auf den Straßen der Gerechtigkeit, dann dürfen wir erwarten, dass er auch in der Schlucht des Unglücks bei uns ist.

 

        2. Was ist das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist nicht?

              

Es sind nun etwa 2000 Jahre her, seitdem der Heilige Geist kam. Inzwischen haben sich allerlei merkwürdige Auffassungen angesammelt. Deshalb müssen wir nicht nur fragen, was die Erfüllung mit dem Geist ist, sondern auch, was sie nicht ist.

 

            a. Das Erfülltwerden ist nicht das Empfangen des Heiligen Geistes.

                 

Wie bereits erwähnt, kann das Erfülltwerden mit dem Empfang des Geistes zeitlich zusammenfallen. Es kann aber vieles zur selben Zeit stattfinden, das im Wesen nicht dasselbe ist.

    Wenn ich – bei der Bekehrung – den Heiligen Geist empfange, kommt er in mich und erfüllt mich. Später werde ich aber wieder voll des Geistes, entweder weil ich mehr Kraft brauche, oder weil ich gesündigt habe und nun unter Buße dem Herrn wieder Raum in meinem Leben gebe.

    Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist etwas, das sich durch das ganze Glaubensleben zieht, aber Empfang des Geistes ist nur einmalig. Es sind also zwei verschiedene Vorgänge, die nicht verwechselt werden dürfen.

    Ag 5,32 darf man dem nicht entgegenhalten. Petrus richtet sich hier nicht an Gläubige, sondern an die unbekehrte Leitung des Volkes. Und der erwähnte Gehorsam ist die Umkehr, auf die hin Gott Menschen seinen Geist schenkt. Man vergleiche Ag 17,30, wo die Buße als Gehorsamsakt bezeichnet wird, sowie Eph 2,3 und 2Th 1,8, wo Ungläubige „Ungehorsame“ genannt werden.

 

            b. Das Erfülltwerden ist nicht die Taufe im Geist.

                 

In gewissen Kreisen werden diese zwei Begriffe immer wieder verquickt. Die Taufe im Geist ist nicht dasselbe wie das Erfülltwerden mit ihm. Taufe im Heiligen Geist wird nie befohlen. Gott befiehlt uns nie, uns mit dem Geist taufen zu lassen, aber er befiehlt uns sehr wohl, voll des Geistes zu werden (Eph 5,18). Wie bereits gesagt, die Taufe im Geist hat mit unserer Stellung in Christus zu tun, die Erfüllung mit unserem Zustand.

 

            c. Es ist nicht die Salbung mit dem Geist.

                 

Salbung bezieht sich auf den Empfang des Geistes. Manchmal betet man, dass Lippen oder Ohren „gesalbt“ werden. Man hat auch schon von „gesalbten“ Predigern oder Predigten gesprochen. Dennoch: Die Salbung mit dem Geist ist nichts anderes als der Empfang des Geistes, und in der Schrift wird der Ausdruck bei Gläubigen nie anders gebraucht als vom Mitteilen des Geistes und seines Heilssegens. Im NT werden Christen nie aufs Neue gesalbt. Nie empfängt jemand eine „frische Salbung“.

 

            d. Das Erfülltwerden ist nicht die Ausrüstung mit Kraft oder Vollmacht.

                 

                .  Vorab einige irreführende Zitate aus der Schrift von Bill Bright: „Das Wirken des Geistes“:

„Zweck der Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist es, Kraft für den Dienst zu erhalten.“ (J. Edwin Orr)

    „Wenn man die Lebensbilder von Gottesmännern liest, wird man entdecken [eben nicht: HJ], dass jeder die Kraftausrüstung aus der Höhe suchte und empfing. Eine gesalbte Predigt wiegt tausend Predigten in der Kraft des Fleisches auf.“ (Oswald Smith)

    „... die besondere Kraftausrüstung begleitet die Erfüllung mit dem Heiligen Geist ... Christus wartet darauf, [jeden Christen] mit Kraft auszurüsten ... Wenn du mit dem Heiligen Geist erfüllt wirst, merkst du, dass etwas Bestimmtes und Wunderbares geschehen ist... Dass ein Akt der Hingabe, verbunden mit einer Erfüllung mit dem Heiligen Geist, durch Zufuhr von göttlicher Kraft gekennzeichnt ist, bestätigen Leben und Zeugnis gesegneter Christen unserer Tage und durch die Jahrhunderte hindurch... Wenn wir erfüllt werden, werden wir Kraft zum Zeugendienst empfangen.“ (Bill Bright)

 

                .  Unsere Kraft ist Gott, und Gott kommt in unser Leben durch den Heiligen Geist, durch Christus. Somit bin ich bereits ausgerüstet mit der Kraft Gottes.

    Es kann vorkommen, dass wir Vorräte auf lange Zeit einkaufen, vielleicht für einen ganzen Monat oder sogar für einige Monate, besonders, wenn man abgelegen wohnt und vorläufig nicht mehr ins Dorf oder in die Stadt kommt. Nun hat man den Vorrat. Man braucht also zunächst nicht mehr einzukaufen, denn man hat es bereits zu Hause. Wann immer man etwas braucht, ist es da.

    Wenn Gott in meinem Leben wohnt, habe ich alle Kraft, die ich brauche. Ich brauche nur gehorsam zu sein, denn die Kraft ist stets da.

    Das merkt man nicht immer. Was unser Empfinden betrifft, kann es sein, dass wir uns völlig schwach und kraftlos vorkommen. Das dürfen wir aber nicht mit Mangel an Kraft Gottes verwechseln. Es kann sein, dass Sie aufstehen und predigen, und es ist nur ein Stottern und Stammeln. Wenn Sie jedoch im Gebet und im Bibelstudium treu gewesen waren und der Herr es dennoch so kommen lässt, brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen. Wir müssen Gottes Kraft nicht empfinden. Wir haben nur zu vertrauen.

    Nicht, was wir sehen, ist das, was zählt! Wir wissen oft nicht, was Gott tut. Es ist auch nicht immer mit unseren Augen erkennbar. Wir wandeln auch diesbezüglich in unserem Dienst im Glauben, im Vertrauen und nicht im Schauen. Wie stark wir dabei waren, wissen wir nicht immer. Wie sich das ausgewirkt hat, mit welcher Dynamik, wissen wir schon gar nicht. Eines Tages werden wir es aber erfahren.

    Man wird also nicht immer wieder neu ausgerüstet. Man sollte auch nicht um neue Ausrüstung mit Vollmacht oder Kraft beten. Wir sind ausgerüstet.

    Die Stellen Ag 1,8; 8,15.16 und 19,1-7 sprechen alle vom Empfang des Geistes – der die Kraft ist.

 

            e. Das Erfülltwerden ist nicht ein neues Pfingsten.

                 

Genau genommen gab es nur ein Pfingsten. Es wird jedoch in der Christenheit die jährliche Feier dieses Ereignisses ebenfalls als Pfingsten bezeichnet. Möglicherweise gebraucht Paulus das Wort in diesem Sinne in der Ag 20,16. In noch einem anderen Sinne kann jede Wiedergeburt ein Pfingsten genannt werden, weil dann der Geist gegeben wird. Es darf aber nicht ein Erlebnis mit dem Heiligen Geist nach der Umkehr ein Pfingsten genannt werden. Auch darf eine Erweckung nicht so bezeichnet werden.

    Pastor Modersohn schrieb: „Als Gott uns die große Schande gezeigt und Buße gewirkt hatte, da schenkte er uns ein Pfingsten, wie wir noch keines erlebt hatten. Eine wunderbare Erweckung begann.“

    Was der Herr dort tat, war wunderbar, und man möchte sich dasselbe heute wünschen und herbeibeten. Aber geistliche Erneuerung ist nicht das, wofür das schriftliche Pfingsten bekannt ist.

    Man sollte auch nicht von „nationalen Pfingsten“ sprechen, d.h., von einem jüdischen, einem samaritischen, einem der Heiden und einem des endzeitlichen Israels (es sei denn, man denkt sich die drei letzten wie jeden Empfang des Geistes bei Umkehrenden, was wohl kaum geschieht).

 

            f. Das Erfülltwerden ist nicht ein besonderer Segen von Gott.

                

Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist nicht ein Segen, in dem man mehr von Gott bekommen würde. Es wird viel zu oft von einem Mehr von Gott gesprochen. Auf der einen Seite darf man bei der Bekehrung nicht stehen bleiben. Es gibt noch mehr als Bekehrung, nämlich Wachstum. Dabei sagen wir aber nicht, dass wir noch mehr von Gott bekommen. Es wird aber immer wieder gesagt, wir bräuchten noch mehr, als wir in der Bekehrung empfangen hätten. Doch ein Christ kann hier in seinem Leben nicht noch mehr bekommen, als er bereits in Christus hat. Wer meint, als Christ noch mehr von Gott erhalten zu müssen, gehört zu den Undankbarsten.

    Eph 1,3: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn, der Gott und Vater Jesu Christi, der uns durch Christus mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Bereichen segnete ...“ Mit geistlichen Segnungen sind wir reichlich versehen. Wir sind sogar mit sämtlichen Segnungen gesegnet in Christus.

    Kol 2,9.10: „... weil in ihm in leiblicher Gestalt die ganze Fülle der Gottheit wohnt, und ihr seid vollständig und erfüllt in ihm, der das Haupt ist alles Fürstlichen und aller Autorität und Macht“, wörtlich: „... ihr seid voll gefüllt ...“ In Christus haben wir alles, das Gott uns heute geben will. Die ganze Fülle dessen, das er uns geben will, wohnt in Christus. Wenn wir ihn haben, ist sie unser Besitz. Wie Christus in unserem Leben wirkt, das überlassen wir ihm. Wir dürfen aber nicht davon sprechen, dass wir noch ein Erlebnis haben müssten, das wir einen „zweiten“ oder „besonderen“ Segen nennen, durch den wir dann noch mehr erlangen würden.

    2P 1,3: „... wie seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat, das zum Leben und zur rechten Frömmigkeit dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns rief durch Herrlichkeit und Lobenswertigkeit.“

    Wir haben mehr als wir denken, wenn wir Christus haben. Alles ist uns von Gott für diesen Pilgerweg geschenkt. Alles hat er uns zugesagt. Wenn wir den Hirten haben, haben wir alles. Er sorgt für die Schafe.

 

            g. Das Erfülltwerden ist nicht mit dem Empfang einer Gnadengabe zu verquicken.

   

2Tm 1,6 spricht nicht von einem Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist.

    Rm 1,11 spricht weder vom Erfülltwerden noch von dem Empfang einer Gnadengabe, sondern von einem Dienst mit einer Gabe. Eine ähnliche Formulierung gebraucht Petrus (1P 4,10).

 

            h. Das Erfülltwerden ist nicht eine „zweite Erfahrung“, die eine höhere Ebene geistlichen Lebens einleiten würde.

   

Diese Auffassung ist recht verbreitet. Von ihr gibt es verschiedene Formen.

 

                I:  Sie ist kein „Jordan-Erlebnis“.

 

                    .  Man vergleicht den ersten Abschnitt unseres geistlichen Lebens manchmal mit dem Weg Israels nach Kanaan. Der Auszug aus Ägypten wäre dann unsere Bekehrung. Darauf folge die Wüstenwanderung. Man sagt dann, die Kinder Israel hätten immer wieder Niederlagen erlitten, und ihr Leben sei von diesen Niederlagen gekennzeichnet. Das wäre aber mit dem Überschreiten des Jordans anders geworden. Auch wir hätten ein „Jordan-Erlebnis“ nötig.

    Wohl gab es in der Wüste Versagen. Israel erlebte aber auch Siege und baute die Stiftshütte in aller Treue, war opferbereit und ging im Gehorsam Tag für Tag so, wie die Wolken- oder Feuersäule es führte. Andererseits gab es später im Lande Kanaan nebst den Siegen auch Versagen.

    Analog dürfen wir nicht behaupten: Du bist zwar bekehrt, aber in der ersten Zeit geht es auf und ab. Du musst noch durch einen Jordan gehen, und dann kommst du in das Siegesleben. Das sagt die Schrift nicht. Rm 6-8 darf auch nicht in den Dienst dieses Modells gezogen werden. Rm 12,1 spricht ebenfalls nicht von einer vollen Hingabe, die eine Geisterfüllung einleiten würde. Die Stelle ist nach den Ausführungen über das Heil in den vorangehenden Kapiteln des Briefes ein Aufruf, auf alle Barmherzigkeiten Gottes mit der Darbringung des Körpers zu antworten, um dem Herrn in Dankbarkeit zu dienen, im Wesen eine Wiederholung von 6,13.

    Auch hier muss man lernen, nicht über die Schrift hinauszugehen. Wenn die Bibel vom Jordan spricht, ist das eher ein Bild vom Tod, worauf man in das verheißene himmlische Land kommt (Heb 4,1).

    Das Ägypten-nach-Kanaan-Modell christlicher Erfahrung, in welchem Umkehr und volle Übergabe getrennt werden, entbehrt der schriftlichen Grundlage.

 

                    .  Jesus muss Herr sein, um Retter sein zu können. Dass er Herr über ein Leben wird, macht einen nicht zu einem noch besseren Christen, sondern zu einem Christen überhaupt. Es darf kein Christsein ohne die Herrschaft Jesu konstatiert werden. Das zeigen folgende Stellen.                       

    Mt 7,13.21: „Geht ein durch das enge Tor! Das andere Tor ist weit und der Weg breit, der wegführt ins Verderben, und es sind viele, die durch dasselbe eingehen... (21) Nicht jeder, der zu mir sagt:  ‚Herr, Herr’, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern der, der den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.“

    Lk 14,26.27: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht hasst seinen Vater und die Mutter und die Frau und die Kinder und die Brüder und die Schwestern und dazu auch seine eigene Seele [sein eigenes Leben], kann er nicht mein Jünger sein. Und welcher nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.“

    Jh 3,36M: „Aber der, der im Unglauben dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“

    Rm 10,9: „Wenn du mit deinem Munde bekennst, Jesus sei Herr, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten erweckte, wirst du gerettet werden.“

    Kol 1,13: „... der uns aus der Obrigkeit der Finsternis befreite und uns versetzte in das Königreich des Sohnes seiner Liebe ...“

 

                    .  Die Überquerung des Jordans lässt sich von hierher also nicht gebrauchen als Bild für ein zweites Erlebnis, in dem man eine Erfüllung mit dem Geist empfangen würde.

 

                II:  Es geht hier auch nicht um die Ruhe von Heb 4.

                      

Man spricht in manchen Kreisen von einer sog. „Glaubensruhe“. Wir müssten in eine Erfahrung kommen, in der wir dem Herrn ganz glaubten. Dann kämen wir in eine geistliche Ruhephase hinein.

    Wir erleben es immer wieder, wenn wir glauben, dass wir zu innerer Ruhe kommen, aber das ist keine besondere Erfahrung, die man als „zweite“ datieren darf. Bis zum Ende unseres Lebens werden wir mit dem Unglauben zu kämpfen haben. Und wir dürfen bis zum Ende unseres Lebens immer wieder aufs Neue vertrauen.

    Die Ruhe von Heb 4 (V. 11 geht auf V. 1 zurück) ist die ewige von Of 14,13: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die zu mir sagte: ‚Schreibe: Selige die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, sagt der Geist, – damit sie ruhen von ihren Arbeiten.’“

    Das „Heute“ von Heb 4 ist die gegenwärtige Gnadenzeit, der in 2Kr 6,2 erwähnte „Tag des Heils“.

 

                III:  Man darf in diesem Zusammenhang auch nicht von einer Kreuzigung des Ichs sprechen.

   

Nach dieser Lehre sagt man, der Christ würde von der Sünde der Trägheit in seinem Glaubensleben überführt. Man käme an eine Grenze, an sein Ende, kehre in Reue um. Das wäre dann eine Art Kreuzigung des Ichs. Nach dieser Selbstkreuzigung, in der man sich in einer besonderen Weise als „mit Christus gekreuzigt“ betrachte, werde man erfüllt mit dem Heiligen Geist.

    Auch dieses wird als ein besonderes Erlebnis betrachtet. In dieser Verbindung wird immer wieder Ga 2,19E.20A angeführt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden. Dennoch lebe ich, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“

    Die Kreuzigung des Paulus fand aber nicht in seinem Christenleben statt. Sie fand dort statt, wo die „Kreuzigung“ von jedem Christen stattfand: auf Golgatha, wo Christus für uns gekreuzigt wurde. Christus starb für uns alle. Und am Kreuz Christi starb jeder Christ.

    Rm 6,6A.8A: „... von diesem Kenntnis nehmend, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt wurde ... (8) Wenn wir aber zusammen mit Christus starben ...“

    2Kr 5,14M: „Wenn einer für alle starb, dann starben alle.“

    Ga 2,19E: „Mit Christus zusammen bin ich gekreuzigt worden.“

    Kol 2,20A: „Wenn ihr also zusammen mit Christus dem Elementaren der Welt starbt ...“

    3,3A: „... denn ihr starbt ...“

    Das müssen wir beständig im Glauben festhalten, und im Zeichen davon haben wir von der Sünde zu lassen. Bei der Bekehrung geschieht das zum ersten Mal. Wenn wir glauben, dass Jesus Christus für unsere Sünden starb, bedeutet das, dass unser altes Leben ein Ende hat. Ein neues Leben beginnt (2Kr 5,17). Das ist eine Erfahrung, die man sehr wohl in sein Tagebuch eintragen kann. Dann soll man sich dafür halten, dass man zusammen mit Christus gekreuzigt wurde (Rm 6,11). Man neigt nämlich leicht dazu, es zu vergessen. Man wird aber deshalb nicht wieder gekreuzigt. Vielmehr sollte man mit dem rechnen, dass man auf Golgatha zusammen mit Jesus starb, und in dem Maße, in dem man sich dafür hält, kann der Heilige Geist im Leben Raum gewinnen.

    Der Ausdruck Kreuzigung wird in der Schrift nie im Sinne einer vollen Übergabe gebraucht, um dann ein Erfülltsein einzuleiten.

 

            i. Das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist ist nicht eine Erfahrung der Passivität.

   

Wir werden weder aufgefordert, uns passiv zu geben nach Seele oder Geist bzw uns zu „öffnen“, noch gebraucht der Geist, auf der anderen Seite, seine Macht, um uns passiv zu machen oder auch die Gewalt über unseren Leib zu bekommen. Er führt keine Zwangsherrschaft.

    Der Heilige Geist macht verantwortungsvoll:

    Rm 8,13M-15A: „Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt, denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes, denn ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung ...“

    Ga 5,22: „Die Frucht des Geistes ist ... Selbstbeherrschung.“

    Eph 3,16: „... damit er euch gebe nach den Reichtümern seiner Herrlichkeit, durch seinen Geist mit Kraft mächtig zu werden in den inneren Menschen hinein ...“

 

            j. Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist überhaupt keine Erfahrung, die gesucht wird.

   

Das plötzliche Erfülltwerden in Notsituationen wird, nach neutestamentlicher Lehre, von Gläubigen nicht gesucht. Man wünscht es sich, aber man sucht nicht, eine Erfahrung zu machen. Auch kann man es nicht selbst herbeiführen. Es liegt vielmehr in der Hand Gottes.

    Die normale Erfüllung ist ebenfalls keine Erfahrung, die man sucht, sondern ein Zustand, den man zu bewahren trachten sollte.

    Schon unter dem Alten Bund wurde die Erfüllung mit dem Heiligen Geist nicht gesucht.

 

            k. Wie ist nun Ag 9,10-17 aufzufassen?

 

                I:  Der Text

                     

„Es war in Damaskus ein gewisser Jünger namens Ananias. Und der Herr sprach zu ihm in einem Gesicht:

    ‚Ananias!’

    Er sagte: ‚Siehe, [hier bin] ich, Herr!’

    Und der Herr [sagte] zu ihm: ‚Stehe auf! Gehe hin in die Straße, die Die Gerade genannt wird, und suche im Hause eines Judas [einen] mit Namen Saulus, von Tarsus, denn – siehe – er betet, und er sah in einem Gesicht einen Mann namens Ananias, wie er eintrat und ihm die Hand auflegte, sodass er wieder sähe.’

    Ananias antwortete: ‚Herr, ich habe von vielen über diesen Mann gehört, wie viel Übles er deinen Heiligen in Jerusalem tat. Und hier hat er Vollmacht von den Hohen Priestern, alle zu binden, die deinen Namen anrufen.’

    Der Herr sagte zu ihm: ‚Gehe hin, weil dieser mir ein erwähltes Gefäß ist, meinen Namen vor die von den Völkern und [vor] Könige zu tragen, und [vor] die Söhne Israels, denn ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss.’

    Ananias ging hin. Und er ging hinein, in das Haus.

    Und er legte ihm die Hände auf und sagte: ‚Saul, Bruder! Der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege erschien, den du kamst, damit du wieder sehest und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest.’“

 

                II:  Der Paralleltext 22,12-15

                       

„Ein gewisser Ananias, ein gewissenhafter und gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz, der ein gutes Zeugnis von allen dort wohnenden Juden hatte, kam zu mir, trat heran und sagte zu mir: ‚Bruder Saul, schaue auf!’

    Und ich schaute zu derselben Stunde auf zu ihm.

    Er sagte: ‚Der Gott unserer Väter bestimmte dich im Voraus dazu, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und eine Stimme aus seinem Munde zu hören, denn du wirst ihm ein Zeuge sein an alle Menschen über das, das du gesehen hast und hörtest.’“

 

                III:  Der Paralleltext 26,16M-18

                        

„... denn hierzu erschien ich dir, dich im Voraus zu bestimmen zum verantwortlichen Diener und Zeugen dessen, das du sahst, und auch dessen, [in dem] ich mich dir zeigen werde – wobei ich dich [für mich] herausnehme [aus der Gefahr] vor dem Volk und denen von den Völkern, zu denen ich dich nun sende, ihre Augen aufzutun, dass sie umkehren von der Finsternis zum Licht und von der Obrigkeit des Satans zu Gott [und] sie Vergebung der Sünden bekommen und ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt worden sind.“

 

                IV:  Die Ereignisfolge                              

 

                    .  Jesus erscheint dem Ananias.

                    .  Ananias wird unterrichtet und aufgefordert, Saulus aufzusuchen.

                    .  Jesus erzählt, Saulus habe im Gesicht Ananias gesehen, der ihm die Hand auflege, damit er wiedersehe.

                    .  Ananias wendet ein.

                    .  Der Herr sagt, Saulus sei ein erwähltes Gefäß mit besonderem Auftrag und werde viel leiden.

                    .  Ananias geht.

                    .  Er legt Saulus die Hände auf und sagt ihm, der Herr habe ihn gesandt, damit er wieder sehe und damit er voll des Geistes werde.

                    .  Er sagt zu Saulus, er solle aufschauen.

                    .  Das macht jener.

                    .  Ananias spricht zu ihm von seinem Auftrag.

 

                V:  Ein Vergleich der zwei Gespräche: Jesus mit Ananias, Ananias mit Saulus

 

                    .  Zweierlei in Bezug auf das, das geschehen soll, sagt Jesus zu Ananias:

                        -  Zwecks des Wiedersehenkönnens soll eine Handauflegung vorgenommen werden.

                        -  Saulus gelten ein großer Auftrag und schwere Leiden.

 

                    .  Dreierlei sagt Ananias zu Saulus:

                        -  Er soll wieder sehen (und zu diesem Zweck erfolgt die Handauflegung).

                        -  Er sagt ihm von seinem besonderen Auftrag.

                        -  Er soll voll Heiligen Geistes werden.

 

                    .  Der Vergleich zeigt, wie Ananias denkt: Für Auftrag und Leiden ist die Energie des Heiligen Geistes von Nöten. Diese ist ihm zugesagt, und er wird daran erinnert, dass die Kraft immer Gottes sein wird (2Kr 4,7) und er ihr nichts in den Weg lege, damit er stets voll des Gottesgeistes sein darf.

 

                VI:  Was wird nicht gesagt?

 

                    .  dass Saulus den Heiligen Geist empfing;

                    .  wann er mit dem Geist erfüllt wurde. Nicht der Zeitpunkt ist dem Geist, der Lukas im Schreiben lenkt, wichtig, sondern die Verbindung.

 

        3. Wie kann man dazu beitragen, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein?

              

Einige Antworten:

 

            a. Man sollte einiges bedenken.

 

                I:  Ist man sich z.B. klar darüber, mit welchem Geist man erfüllt sein möchte?

 

Wenn Paulus in Eph 5 zum Erfülltwerden mit dem Geist auffordert, spricht er von dem, den er bereits in 1,13 als „Geist der Verheißung“ identifiziert hatte, mit dem man versiegelt und beschenkt war, und in K. 2 als den, durch den man überhaupt als Versöhnter mit Gott reden kann. Er ist also kein Fremder, den man gleichsam zuerst herbeiholen müsste.

    

                II:  Auch sollte man keine falschen Erwartungen hegen.

 

Gott hat nicht versprochen, etwas in die Augen Fallendes geschehen zu lassen. Voll zu sein mit dem Heiligen Geist ist das normale Christenleben.

 

                III:  Will man vom Geist erfüllt sein, sollte man die Wege des Geistes anerkennen.

 

Wer voll Geistes sein möchte, ganz unter seiner Herrschaft stehen und seine Hilfe genießen, wird wohl tun, sich über das Vorhaben und die Wünsche dieses Geistes zu informieren, und zwar aus der Schrift des Geistes. Die Interessen des Geistes sind die Interessen des dreieinigen Gottes. Ihn geht es um seine Ehre, um sein Wort, um das Wohl seiner Schöpfung im allgemeinen und um das Heil des Menschen im besonderen.

 

                IV:  Sodann gilt es, die Heiligkeit des Geistes anzuerkennen.

 

Rm 8,13: „... denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr daran, zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt ...“

    Ga 5,17: „... denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Diese widerstreben einander, sodass ihr nicht imstande seid zu tun, was immer ihr mögt.“

    Eph 4,30: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr auf den Tag der Erlösung versiegelt wurdet.“

    5,18: „Und werdet nicht von Wein berauscht, worin ein heilloses Wesen liegt, sondern werdet im Geist erfüllt ...“

 

                V:  Gott hat bereits sehr viel getan.

 

Wenn man voll des Geistes sein will, sollte man das nicht vergessen. Dadurch wird man davor bewahrt, etwas zu suchen, das man schon hat. Im Blick auf folgende Stellen sollte man zuerst einmal anfangen zu danken:

    1Kr 1,4.5A: „Ich danke meinem Gott allezeit eurethalben über die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus gegeben wurde, dass ihr in allem reich gemacht wurdet in ihm.“

    Eph 1,3: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn, der Gott und Vater Jesu Christi, der uns durch Christus mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Bereichen segnete.“

    V. 18-21: „... wobei die Augen eures Denkens erleuchtet werden mögen, um zu wissen, ... welches die überschwängliche Größe seiner Kraft [ist] für uns, die Glaubenden, nach der Wirkung der Macht seiner Stärke, die er in Christus wirkte – er weckte ihn ja von den Toten, und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Bereichen über alles Erstrangige und alle Autorität und Kraft und Herrschaft hinaus und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in dieser Weltzeit, sondern auch in der künftigen ...“

    Kol 2,9.10: „... weil in ihm in leiblicher Gestalt die ganze Fülle der Gottheit wohnt, und ihr seid vollständig und erfüllt in ihm, der das Haupt ist alles Erstrangigen und aller Autorität ...“

 

                VI:  Man sollte bedenken, der Geist hat die Art, uns in die Schwachheit zu führen, um uns dann helfen zu können.

 

Gott will alle Ehre haben. Wenn wir noch zu viel von uns halten, erhält er nicht den gebührenden Ruhm.

 

                    .  Von Israel können wir lernen.

Ps 102,24: „Er hat auf dem Wege meine Kraft gebeugt, meine Tage verkürzt.“

    Hos 2,16: „Ich will sie locken und will sie in eine Wüste führen und zu ihrem Herzen reden.“

    Klg 3,5: „Er hat mich verbaut und mich mit Galle und Mühe umgeben.“

    V. 7: „Er hat mich umgeben mit einer Hecke, sodass ich nicht herausgehen kann. Er hat schwer gemacht meine Fessel.“

    V. 9: „Meine Wege hat er zugemacht mit gehauenem Stein. Meine Pfade hat er krumm gemacht.“

    V. 19-25: „Denke an mein Elend und meine Verstoßung, den Wermut und mein Gift. 20 Gedenke, ja, gedenke, und meine Seele beugt sich, beruhigt sich in mir. 21 Das werde ich meinem Herzen zurückbringen. Darum hoffe ich. 22 Welche Barmherzigkeiten Jahwes! – denn wir sind nicht gänzlich aufgerieben worden, denn seine Erbarmungen haben nicht ein Ende genommen. 23 Sie sind an jedem Morgen neu. Groß ist deine Treue. 24 Jahwe ist mein Teil, hat meine Seele gesagt. Darum hoffe ich auf ihn.

25 Gut ist Jahwe gegen die, die auf ihn harren, gegen eine Seele, die ihn sucht.“

    V. 27: „Gut ist es für einen Mann, ein Joch in seiner Jugend zu tragen.“

    V. 32: „Wenn er betrübt hat, erbarmt er sich auch nach der Größe seiner Gnade.“

    V. 37-40: „Wer ist es, der spricht, und es geschieht, [wo] der Herr es nicht befiehlt? 38 Aus dem Munde des Allerhöchsten kommt nicht Böses und Gutes? 39 Warum klagt ein lebender Mensch? Jeder [klage] über seine Sünde? 40 Lasst uns unsere Wege erforschen und prüfen und zu Jahwe umkehren.“

   

                    .  Von Paulus

1Kr 2,3: „Und ich – in Schwachheit und in Furcht und mit vielem Zittern war ich vor euch.“

    2Kr 12,9.10: „Und er sagte zu mir: ‚Es genügt dir meine Gnade, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen.’

    Also will ich nur zu gern mich lieber meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi über mir und um mich wohne. Daher habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an übermütiger Misshandlung, an Nöten, an Verfolgungen, an Schwierigkeiten und Engpässen für Christus, denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kräftig.“

    4,7-13: „Aber wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen [Warum?], damit [es sich herausstelle, dass] die Übertrefflichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns [ein tönernes Gefäß kann nicht viel aushalten] – überall, als Bedrängte, jedoch nicht abgeschnitten, als Ratlose, jedoch nicht verzweifelt, als Verfolgte, jedoch nicht verlassen, als Niedergeworfene, jedoch nicht umkommend, allezeit das Sterben des Herrn Jesus im Leibe umhertragend, damit auch das Leben Jesu in unserem Leibe offenbar werde, denn wir, die wir leben, werden ohne Aufhören dem Tode ausgeliefert, Jesu wegen, damit auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleische offenbar werde. So wirkt auf der einen Seite der Tod in uns, auf der anderen das Leben in euch.

    Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (nach dem, das geschrieben ist: ‚Ich glaubte. Darum redete ich.’), glauben auch wir, und darum reden wir ...“ Wenn wir voll des Geistes sein wollen, werden wir immer wieder zu erkennen haben, wie schwach wir sind.

    1,8-10: „... denn wir wollen nicht, dass ihr in Unkenntnis seid, Brüder, über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfuhr, dass wir über das Maß hinaus beschwert waren, sodass wir auch am Leben verzweifelten. (9) Wir selbst haben jedoch als Antwort das Todesurteil in uns selbst gehabt, damit wir uns nicht auf uns selbst verlassen möchten, sondern auf Gott, der die Toten erweckt, (10) der uns aus einem so großen Tode befreite und uns befreit, auf den wir die Hoffnung gesetzt haben, dass er uns auch fernerhin befreien wird.“

    Paulus wurde über das Maß beschwert. Gott legte ihm eine Last auf, und er hatte nicht genug Kraft, sie zu tragen, fürchtete, er müsste sterben (V. 9). Menschlich gesehen war der Tod sicher. Dennoch hat Gott ihn wieder durchgebracht. Warum hat Gott ihn dann überhaupt erst in diese Situation hineingeführt? Die Antwort: Damit er sich nicht auf sich selbst verlassen sollte.

    Es ist der Gott, der aus dem Tode führt, der ihm geholfen hat. Für Paulus ist es kein Unterschied, ob er nach oder vor dem Tode von einem sicheren Tode gerettet wird. Gott nimmt ihm das Sich‑auf‑sich‑selbst‑Verlassen.

   

                    .  Eine Erinnerung

Of 7,17E: „Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.“ Die Tränen, die dort abgewischt werden, werden hier geweint.

 

                VII:  Es gilt, das Ziel des Geistes zu erkennen und anzuerkennen.

                   

                    .  Er zielt in seinem Umgang mit uns auf Christusähnlichkeit.

2Kr 3,18: „Wir aber, alle, während wir mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn schauen, werden in dasselbe Bild verwandelt von Herrlickkeit zu Herrlichkeit so, wie vom Herrn her, dem Geist.“

    Rm 8,28.29: „Wir wissen aber: Denen, die Gott lieben, wirkt alles zusammen zum Guten, denen, die nach einem Vorsatz gerufen sind, weil er die, die er im Voraus kannte, auch im Voraus bestimmte, seinem Ebenbilde, dem Sohne, gleichgestaltet zu sein ...“

 

                    .  Im Einklang hiermit zielt der Geist auf geistliche Reife: Eph 4,13-16.

 

                VIII:  Wir werden anzuerkennen haben, dass der Weg des Geistes in den Dienst führt.

 

1Kr 12,4.5: „Es sind verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Auch sind es verschiedene Dienste, und es ist derselbe Herr.“

 

            b. Wir sollten vertrauen, mit seiner Hilfe rechnen.

                 

                .  Es gibt einige Verheißungen, die wir in Anspruch nehmen dürfen.

Ps 23,1: „Der Herr ist mein Hirte; [folglich] mangelt mir nichts.“ Wenn er da ist, habe ich keinen Mangel, auch wenn ich solchen zu haben meine, denn Gott definiert ‚Mangel’. Er führt in die Not und lässt mich erkennen, dass ich an ihm genug habe. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nach nichts im Himmel oder auf Erden.“

    In 2Kr 12,7 wird Paulus von einem Dämon belästigt, und er möchte ihn loswerden. Jesus sagte ihm jedoch: „An meiner Gnade hast du genug.“ Das war kein Befehl, sondern eine Zusage im Indikativ.

   

                .  Mit welcher Hilfe dürfen wir rechnen? Mit dem Folgenden in jedem Fall. Der Druck kann noch so groß sein. Die Traurigkeit, Feindschaft, Entbehrung kann real sein. Zweierlei darf jedoch nicht abreißen – und muss auch nicht:

    (1) der Glaube. Ich darf immer dem Herrn vertrauen. Das Vertrauen ist das Band, das uns an Jesus Christus bindet. Es ist der Schlüssel unserer Beziehung zu ihm. Paulus sagt, nichts im Himmel oder auf der Erde kann uns trennen von der Liebe Gottes (Rm 8,39). Daran ist sein Glaube zu erkennen. Trennen würde bedeuten, dass das Vertrauen abreiße. Es gibt also keinen Druck, der stark genug wäre, um dieses Vertrauen abreißen zu lassen. Ich darf mich auf den Herrn verlassen, dass ich ihm auch weiterhin vertrauen darf. Dafür wird genügend Gnade da sein.

    (2) die Liebe. Sie ist das Wesen unserer Beziehung zum Herrn, die Substanz. Der Glaube ist der Schlüssel, das Tragende. Es braucht Glauben, damit man eine Beziehung hat. Die Beziehung selbst aber besteht aus Liebe. Diese muss nie nachlassen. Nichts kann uns trennen von der Liebe Christi – von seiner Liebe zu uns und von unserer Liebe zu ihm.

   

                .  Andere Verheißungen

2Kr 9,8: „Gott kann euch alle Gnade in reichem Maße [zukommen lassen], damit ihr in jeder Hinsicht allezeit an allem genug habt und reich seid für jedes gute Werk.“

    12,9A: „Es genügt dir meine Gnade, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen.“

    Eph 3,20: „Dem, der mehr tun kann als alles, das wir bitten oder uns vorstellen, überaus mehr, nach der Kraft, die in uns wirkt ...“

    Php 4,13: „Ich bin stark für alles in dem, der mich innerlich kräftigt, Christus.“

    Kol 1,29: „... dahin ich auch arbeite, wobei ich ringe nach seinem Wirken, das in mir wirkt in Kraft ...“

    Jk 4,6: „Aber er gibt Gnade, die größer ist, weshalb er sagt: ‚Gott widersetzt sich den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.’“

 

            c. In diesem Vertrauen sollten wir gehorsam sein, uns der Herrschaft Gottes unterstellen.

   

                .  Wir müssen immer wieder wissen: Er ist unser Herr. Wer voll des Geistes sein will, muss immer wieder seine Herrschaft anerkennen.

    Wie kann man nun wissen, was der Geist will?

 

                .  Woran orientiert sich unsere Untertänigkeit?

Hier hilft uns weiter, dass der Geist Gott ist und der verlängerte Arm seines Sohnes. Das Wort Gottes, das unter der Leitung des Geistes verfasst wurde, offenbart uns den Willen des Geistes:

    2P 1,21E: „... vom Heiligen Geist getragen sprachen die heiligen Menschen Gottes.“

    Wenn man gehorsam sein will, muss man wissen, was man tun soll. Das sagt uns die Bibel. Die ganze Bibel ist das, was der Heilige Geist sagt. Wenn Jesus zu den Gemeinden spricht, sagt er: „Dieses sagt der Geist den Gemeinden“, allen Gemeinden (Of 2 u. 3). Wer wissen will, was er tun soll, muss seine Bibel lesen. Damit wird man nie zu Ende kommen. Es ist unverständlich, wenn ein Christ arbeitslos ist. Er hat immer genug zu tun! Der Wille des Heiligen Geistes kommt im Wort Gottes zum Ausdruck: Jh 16,13-15.

   

                .  Welche Formen des Gehorsams gibt es?

Im Gesetz hieß es: „Du sollst ...“ und: „Du sollst nicht ...“ Wenn man auf die Anordnung „Du sollst ...“ nicht gehandelt hatte, hat man unterlassen, den Willen Gottes zu tun. Wenn Gott gesagt hatte: „Du sollst nicht ...“, und man war ungehorsam, hat man übertreten: Das eine Mal geht man nicht weit genug, das andere Mal zu weit. Es bleibt auch so im Evangelium. Gott sagt einiges, das wir tun sollen, und einiges, das wir nicht tun sollen. In 1Th 5 haben wir einige Gebote, und in diesem Zusammenhang ist in V. 19 vom Dämpfen des Geistes die Rede. In Eph 4,25-32 werden Verbote erwähnt. Entsprechend ist in V. 30 vom Betrüben des Geistes die Rede.

   

                .  An dieser Stelle darf auch K. 5,18 noch einmal erwähnt werden: „Und werdet nicht von Wein berauscht, worin ein heilloses Wesen liegt, sondern werdet im Geist erfüllt ...“

    Wer voll des Geistes Gottes sein will, darf sich nicht vom Geschöpflichen füllen und bestimmen lassen.

 

                .  Die ganze Gemeinde an einem Ort soll das heilige feurige Drängen des Geistes kennen.

In der Of 1,20E lesen wir: „... die sieben Leuchter, die du sahst, sind sieben Gemeinden.“

    Wer liefert dieses brennende Licht?

    Of 4,5M heißt es: „Und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind.

    Dazu hören wir vom Herrn in 2,4.5: „Jedoch habe ich gegen dich, dass du deine erste Liebe verließest. Denke also daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wenn [du es] aber nicht [tust], komme ich schnell zu dir. Und ich werde deinen Leuchter von seiner Stelle weg rücken, wenn du nicht Buße tust.“

 

    D. Von der Tätigkeit des Heiligen Geistes im Leben des Christen

 

        1. Der Heilige Geist fördert das Heil des Christen.

             

Heil heißt Leben und Bewahrung vor dem Tode.

    Eigentlich kennt unsere Rettung drei Etappen: der Eintritt ins Heil, die fortgesetzte Rettung und die Vollendung. Die Tätigkeit des Geistes in Verbindung mit diesen drei Heilsphasen wollen wir nun etwas eingehender bedenken.

 

            a. Der Heilige Geist stärkt die Heilsgewissheit.

                 

Rm 8,16 teilt uns mit: Der Geist gibt uns die Gewissheit, dass wir gerettet sind. Im Grundtext heißt es:

    „Der Geist gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“

    Er ist also in unserem Geist und wirkt zusammen mit diesem. Wir spüren ihn nicht notwendigerweise. Er meldet sich in unserem Denken. Wenn unsere Verbindung zu Jesus Christus gesund ist, dürfen wir erwarten, dass der Heilige Geist unsere Gedanken beeinflusst. Aus Liebe wird man sich auch für die Worte Gottes interessieren, die auch Worte des Heils sind, denn sie sind Worte des Geistes. Und dann wird man die Gewissheit haben, dass man ein Kind Gottes ist.

    Man vergleiche auch folgende Stellen:

    1Kr 12,3: „Und niemand kann sagen: ‚Jesus sei Herr!’ als nur im Heiligen Geist.“

    1J 4,13: „An diesem erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“

    5,6.8.9: „Dieser ist der, der durch Wasser und Blut kam, Jesus, der Christus; nicht in dem Wasser allein, sondern in dem Wasser und dem Blut. Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist ... und es sind drei, die auf der Erde Bezeugende sind: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind vereint. Wenn wir das Zeugnis der Menschen gewohnt sind anzunehmen, ist das Zeugnis Gottes größer, weil das Zeugnis Gottes dieses ist, dass er Zeugnis abgelegt hat von seinem Sohn.“

 

            b. Der Heilige Geist fördert die gegenwärtige Rettung.

 

                I:  Wie dieses in Rm 8 zu sehen ist

 

                    .  Der Heilige Geist wird in Rm 8,2 „Gesetz des Lebens“ genannt. Er ist die neue Regel des Gläubigen:

    „... denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus machte mich frei von dem Gesetz der Sünde und des Todes ...“

    Gott war der Gesetzgeber in Israel gewesen. Das Gesetz im Alten Testament war der Ausdruck seines Denkens, seines Willens. Das geschriebene Gesetz war ein Zaun um das Volk herum. Kein Israelit konnte jedoch dieses Gesetz einhalten. Er wurde also des Todes schuldig, auch wenn er nur einmal im Leben ein einziges Gebot übertreten sollte.

    Jetzt kommt Jesus und nimmt diese Schuld weg. Paulus geht in V. 3 darauf ein:

    „... denn was dem Gesetz unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde ...“

    Was hier gesagt wird, kommt chronologisch vor dem, das in V. 2 gesagt wurde. Es ist die Grundlage und die Erklärung dafür. Nachdem nämlich die Schuld weg ist, kann Gott neues Leben geben. Dieses Leben ist Gott selbst, und im Geist nimmt er Wohnung bei uns auf. Der Geist ist das himmlische Leben in unserem Leben (V. 10). Er ist auch die Regel für dieses Leben.

    Er ist also der Geist des Lebens sowie der ständigen Rettung. Es heißt: Er „machte mich frei“. Grundsätzlich bin ich erlöst. Er verwaltet nun ständig das Leben von Jesus Christus. Es geht ja um das Leben in Christus Jesus, und der Geist ist der Geist jenes Lebens, das in Christus Jesus vorhanden ist. Er ist also das Heil in unserem Leben, die wir schon gerettet sind. Wir sind gerettet worden, und wir werden gerettet.

    

                    .  In V. 13 heißt es, dass der Heilige Geist uns in der Heiligung führt: „... wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr daran, zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt.“

    Der Heilige Geist macht uns in unserem Geist und Gewissen auf Fehler und Sünden aufmerksam. Tut er das, dann sind wir aufgerufen zu handeln. Er vergewaltigt uns aber nie. Nicht müssen wir es tun; wir dürfen es. Er ist der Anregende und gibt die Kraft, aber wir haben zu handeln. Und so handeln zwei Geister zusammen (V. 16): Gottes Geist und unser Geist – oder ganz einfach: Gott und wir.

   

                    .  Dieses geschieht auch zum Teil, wenn man betet. In V. 15 ist von diesem Beten die Rede. Dort steht „Abba“ in der Sprache von Jesus, der so zu seinem Vater im Himmel gesprochen hatte. Damit wird ausgedrückt: Gott war ihm vertraut. Der Heilige Geist, den wir haben, ist derselbe Geist, den Jesus hatte. Er lässt uns zu Gott beten, so, wie unser Herr zu Gott betete. Auch wenn wir – sprachlich – nun nicht gerade „Papa“ sagen, so dürfen wir aber dennoch dasselbe Vertrauen zu ihm haben, das Jesus zu ihm hatte. Und wenn wir merken, die Luft ist frei und wir dürfen in unserem Geist frei sein und einfach zum Vater beten, dann wissen wir, dass dieses vom Heiligen Geist kommt, weil er in uns ist. So wirkt der Heilige Geist zusammen mit unserem Geist, und man weiss, dass man ein Kind Gottes ist.

   

                    .  So gibt der Heilige Geist auf diese dreifache Weise Gewissheit auch des gegenwärtigen Heils:

    -  Er lässt Worte Gottes zur Kenntnis nehmen, die die Grundlage geben.

    -  Er leitet uns in einem Heiligungsleben.

    -  Er bewirkt Freiheit zum Beten.

 

                II:  Hinzu kommen folgende Stellen.

 

Jh 7,37A.39A: „Aber am letzten Tage, dem großen Tage des Festes, stand Jesus und rief: ‚Wenn jemanden dürstet, komme er her zu mir ... Dieses sagte er aber über den Geist, von dem die an ihn Glaubenden bekommen sollten.“

    2Kr 4,7-13: „Aber wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Übertrefflichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns – überall, als Bedrängte, jedoch nicht abgeschnitten, als Ratlose, jedoch nicht verzweifelt, als Verfolgte, jedoch nicht verlassen, als Niedergeworfene, jedoch nicht umkommend, allezeit das Sterben des Herrn Jesu im Leibe umhertragend, damit auch das Leben Jesu in unserem Leibe offenbar werde, denn wir, die wir leben, werden ohne Aufhören dem Tode ausgeliefert, Jesu wegen, damit auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleische offenbar werde. So wirkt auf der einen Seite der Tod in uns, auf der anderen das Leben in euch. Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (nach dem, das geschrieben ist: ‚Ich glaubte. Darum redete ich.’), glauben auch wir, und darum reden wir.“

    Ga 5,16.17: „Aber ich sage: Wandelt durch den Geist, und ihr werdet gar nicht die Lust des Fleisches ausführen; denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Diese widerstreben einander, sodass ihr nicht imstande seid zu tun, was immer ihr mögt.“

 

            c. Der Heilige Geist stärkt die Hoffnung auf die kommende Rettung.

                

Ga 5,5: „... durch den Geist – aus Glauben – warten wir mit Zuversicht auf die Hoffnung der Gerechtigkeit.“

    Schmoller und Zöckler schreiben (bei Lange) zu dieser Stelle: „Der Heilige Geist ist es, der in den Gläubigen, wie das gesamte christliche Leben, so auch das ausharrende christliche Hoffen wirkt und die Erfüllung desselben verbürgt: 2Kr 1,22; 5,5; Eph 1,14; Rm 8,11,23.“

    Rm 5,2.5: „... durch den wir auch, durch den Glauben, den Zutritt bekommen haben zu dieser Gnade, in der wir stehen. Und wir sind am Rühmen über die Hoffnung, die Herrlichkeit Gottes... Die Hoffnung beschämt aber nicht, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde ...“ [S. die V. 2-11.]

    8,15-17: „... ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’ Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, Gottes Erben und Christi Miterben, unter der Bedingung, dass wir mitleiden, damit wir auch mit verherrlicht werden ...“

    V. 23.26: „Nicht nur das, sondern auch wir selbst, als solche, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, während wir auf die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes, warten ... ebenso nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheiten mit an ...“

    15,13: „Aber der Gott der Hoffnung fülle euch, auf euer Vertrauen hin, mit aller Freude und allem Frieden dahin, dass ihr reich seid an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes.“

    Ga 4,6.7: „Dass ihr aber Söhne seid: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’ So bist du nicht länger Leibeigener, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“

    6,8: „... weil der, der seinem eigenen Fleisch [lebt und so] sät, vom Fleisch Verderben ernten wird, aber der, der dem Geist [lebt und so] sät, vom Geist ewiges Leben ernten wird.“

    Eph 4,4: „Ein Leib [ist es] und ein Geist, entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes.“

    V. 30: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr auf den Tag der Erlösung versiegelt wurdet.“

    Tt 3,5-7: „... nicht auf Grund von Werken, die wir in Gerechtigkeit verrichteten, sondern nach seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgoss, damit wir, durch die Gnade desselben gerechtfertigt, Erben würden gemäß der Hoffnung des ewigen Lebens.“

    1P 4,12-14: „Geliebte, lasst euch das Feuer, das unter euch entstanden ist, um euch zu prüfen, nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges, sondern so,[19] wie ihr der Leiden Christi teilhaftig seid, freut euch, damit ihr euch auch in der Enthüllung seiner Herrlichkeit mit hoher Freude freuen mögt.

    Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid ihr Selige, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht; bei ihnen ist der Name gelästert, bei euch aber verherrlicht.“

 

        2. Der Heilige Geist lehrt den Christen.

             

Der Geist wird in Jh 14-16 dreimal als Geist der Wahrheit bezeichnet. Nur auf diesem Boden wirkt er, nicht auf dem der Unwahrheit.

    Ag 15: Hier erfahren wir, wie der Heilige Geist die Brüder in einer grundsätzlichen Frage des Evangeliums geleitet hat.

    In V. 28 haben wir das Ergebnis: „Es gefiel dem Heiligen Geist und uns, euch keine weitere Last aufzulegen außer diesen notwendigen Stücken.“

    Weitere Texte:

    Mt 10,19.20: „Wenn sie euch aber ausliefern, so seid nicht in Sorge darüber, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt, denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.“

    Jh 14,16.17: „Und ich werde den Vater ersuchen, und er wird euch einen anderen Fürsprecher geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht schaut, noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch verbleibt, und er wird in euch sein.“

    V. 23-26: „Jesus gab ihm zur Antwort: ‚Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort bewahren und halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden hin zu ihm kommen und eine Bleibe bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, bewahrt und hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern Wort des Vaters, der mich schickte. Diese Dinge habe ich zu euch geredet, während ich bei euch bleibe. Aber der Fürsprecher, der Heilige Geist, den der Vater schicken wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und wird euch an alles erinnern, das ich euch sagte.“

    15,26: „Aber wann der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch vom Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird derjenige von mir Zeugnis ablegen.“

    16,13-15: „Aber wenn Jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit führen, denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch im Einzelnen als Botschaft weitergeben. Der wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinen nehmen und euch als Botschaft weitergeben wird. Alles, das der Vater hat, ist mein. Deswegen sagte ich: ‚Er wird von dem Meinen nehmen und euch als Botschaft weitergeben.’“

    1Kr 2,12-15: „Aber wir empfingen nicht den Geist der Welt, sondern den Geist, der von Gott ist, damit wir das uns von Gott Geschenkte wissen möchten, das wir auch reden, nicht mit Worten, die menschliche Weisheit lehrt, sondern mit solchen, die der Heilige Geist lehrt: Zu Geistlichem [dem von Gott Geschenkten] passen wir Geistliches [Worte, die der Heilige Geist lehrt]. Aber der seelische Mensch nimmt, was des Geistes Gottes ist, nicht auf, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht kennen, weil es geistlich beurteilt wird. Aber der geistliche beurteilt alles. Er wird aber von niemandem beurteilt.“

    Eph 1,17.18: „... damit der Gott unseres Herrn, der Gott Jesu Christi und Vater der Herrlichkeit, euch Geist der Weisheit und der Enthüllung gebe in Erkenntnis seiner selbst, wobei die Augen eures Denkens erleuchtet werden mögen, um zu wissen, welches die Hoffnung seines Rufes ist und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen.“

    1J 2,20.27: „Und ihr, ihr habt eine Salbung von dem Heiligen, und ihr wisst alles. Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfingt, weilt in euch, und ihr habt nicht stets nötig, dass jemand euch lehre, sondern wie dieselbe Salbung euch über alles lehrt und wahr ist und nicht eine Lüge ist und so, wie sie euch lehrte, werdet ihr in ihm eure Bleibe haben.“

 

        3. Der Heilige Geist regiert den Christen.

 

            . „Siehe! Ein König wird in Gerechtigkeit König sein.“ So beginnt Jes 32. Die ersten Verse dieses Kapitels beschreiben die Zeit des verheißenen Messias. Auf diese folgt die Beschreibung der Zeiten, die zuvor herrschen, Zeiten, die abgelöst werden mit dem, wovon V. 15 spricht: „bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe und die Wüste zum Fruchtgefilde wird ...“

    Diese Verbindung zwischen dem Ausgießen des himmlischen Geistes und dem Regieren des himmlischen Königs dürfte den Jüngern vorgeschwebt haben, als sie auf die Bekanntgabe ihres Herrn reagierten (Ag 1,4-6):

    „Und als er mit ihnen zusammen war, wies er sie an, nicht von Jerusalem wegzugehen, sondern ‚die Verheißung des Vaters, die ihr von mir hörtet, abzuwarten, weil es so ist: Johannes taufte mit Wasser, aber ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen’.

    Die also, die zusammengekommen waren, befragten ihn.

    ‚Herr’, sagten sie, ‚stellst du zu dieser Zeit Israel das Königreich wieder her?’“

    Auffallend ist die Erwiderung unseres Herrn, denn nicht die Verbindung ‚Geist und Herrschaft’ berichtigt er, sondern nur die Zeitbestimmung in Bezug auf das Volk Israel. Dass mit dem Kommen des Geistes eine gewisse Herrschaft angetreten werde, verneint er nicht.

 

            . Daher kann auch Petrus, wenn der Geist ausgegossen ist, auf diese Verbindung hinweisen (2,33-36): „Nachdem er also zur Rechten Gottes erhöht war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfing, goss er dieses aus, das ihr nun seht und hört, denn nicht David fuhr in die Himmel; er sagt selbst:

    ‚Der Herr sagte zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege als Fußschemel deiner Füße.’

    Es nehme also mit Gewissheit zur Kenntnis das ganze Haus Israel, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Messias machte, diesen Jesus, den ihr kreuzigtet.“

 

            . 1Kr 12,3-5 bestätigt diesen Zusammenhang: „Daher setze ich euch in Kenntnis: Niemand, wenn er im Geist Gottes redet, sagt: ‚Jesus sei verflucht!’

    Und niemand kann sagen: ‚Jesus sei Herr!’ als nur im Heiligen Geist.

    Es sind verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Auch sind es verschiedene Dienste, und es ist derselbe Herr.“

    Übrigens haben diese Verse – das deutet das „Daher“ am Anfang an – ein kurzes Vorwort:

    V. 2: „Ihr wisst, dass ihr von den Völkern wart, dass ihr hin zu den stummen Götzen weggeführt wurdet wie ihr von Fall zu Fall geführt wurdet.“

    Die Beschreibung der früheren Geistesführung ist eine starke, wie wenn der Apostel sagen wollte: „Ihr wurdet geradezu hingerissen: So aber geht es in der neuen Heilsgesellschaft nicht zu.“ Man stellt sich unter Jesus, der Gott und Herr ist; jedoch nicht so, dass man nicht in verantwortlicher Weise unter diesem Herrn stünde. Man ehrt Jesus.

 

            . Im Zeichen dieser Herrschaft, die der erhöhte Messias durch seinen ausgegossenen Geist ausübt, führt er seine Erlösten, gibt er die Richtung ihres Lebens an:

    Ag 13,2.4: „Als sie dem Herrn Dienst leisteten und fasteten, sagte der Heilige Geist mit Nachdruck: ‚Sondert mir ab beide, Barnabas und Saulus, zu dem Werk, zu dem hin ich sie gerufen habe.’

    (4) Sie, nachdem sie also vom Heiligen Geist ausgeschickt waren, gingen hinab nach Seleukia ...“

    16,6.7: „Sie durchzogen Phrygien und das galatische Land, nachdem ihnen von dem Heiligen Geist gewehrt wurde, das Wort in Asien zu reden. Als sie gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist ließ es ihnen nicht zu.“

    V. 10: „Als er das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich, nach Makedonien auszuziehen, denn wir schlossen, dass der Herr uns hingerufen habe, ihnen die gute Botschaft zu sagen.“

    20,28: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erwarb.“

    Rm 8,14: „... denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“

    1Kr 12,7.11: „Einem jeden wird die Offenbarung des Geistes zur Förderung gegeben ... (11) Dieses alles wirkt ein und derselbe Geist, der jedem sonderlich zuteilt, so, wie er will.“

    2Kr 3,17.18: „Aber der Herr ist der Geist. [Und der Geist ist der Herr.] Wir aber, alle, während wir mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn schauen, werden in dasselbe Bild verwandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit so, wie vom Herrn her, dem Geist.“

    Ga 5,16: „Aber ich sage: Wandelt durch den Geist, und ihr werdet gar nicht die Lust des Fleisches ausführen.“ Man könnte auch lesen: „Lasst den Geist euren Wandel bestimmen.“

    Wenn es nach V. 17 heißt, dass wir nicht tun, was wir wollen, dann ist es das Anliegen des Geistes, dass wir tun, was er will.     

    V. 18: „Werdet ihr aber vom Geist geleitet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.“

    V. 25: „Wenn wir durch den Geist leben, sollen wir uns auch nach dem Geist ausrichten.“

    6,8: „... weil der, der seinem eigenen Fleisch [lebt und] sät, vom Fleisch Verderben ernten wird, aber der, der dem Geist [lebt und] sät, vom Geist ewiges Leben ernten wird.“

 

            . Die Lebensbestimmung des Heiligen Geistes geschieht in starkem Maße mittels des Wortes. Wir werden vom Wort Gottes bestimmt, und dieses Wort ist das Wort des Geistes. Manchmal weiss man aber dennoch nicht, wie man handeln sollte. Wir erfahren in der Bibel, dass der Heilige Geist auch in diesen persönlichen Situationen helfen kann. Paulus erlebt es, und wir Christen erleben es immer wieder.

    Man darf sich das nicht zu stark als ein Gefühl vorstellen, vielleicht eher so: Wir beten inbrünstig, dass der Herr uns Klarheit geben möge, und prüfen, was der Wille des Herrn wäre:

    Rm 12,2M: „... werdet umgestaltet durch Erneuerung eures Denksinnes, um zu prüfen, was der Wille Gottes sei, der gute und angenehme und vollkommene.“

    Mit der Zeit kommt dann Licht in unser Denken. Zu gleicher Zeit haben wir einen inneren Frieden über diesen Gedanken und sind nicht unruhig darüber:

    Php 4,6.7: „Sorgt euch um nichts, sondern in allem macht durch Gebet und Flehen eure Bitten Gott bekannt und bringt sie ihm mit Dank; und der Friede Gottes, der alle Vernunft übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Gewahrsam halten in Christus Jesus.“

    Dann pflegen wir zu sagen: „Ich denke, dieser ist der Weg, den der Herr uns führen will.“

    Sollten wir uns geirrt haben, ist das nicht so tragisch, wenn wir wirklich ehrlich waren und den Herrn meinten. Dann haben wir etwas gelernt. Die ganze Zeit waren wir ja in seiner Hand. Er verwirft uns nicht sogleich. Wir dürfen dann mit unseren Fehlern zum Herrn kommen und um Vergebung bitten. Das heißt aber nicht, dass wir von vorn herein schon leichtsinnig sein dürfen.

 

            . Rm 7,6M: „... und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren, im Geschriebenen [im Bereich Gesetz Moses].“

    Dass die Wegbestimmung des Geistes jedoch nicht im Gegensatz zum Gesetz steht, zeigen die V. 2-8 im nächsten Kapitel. V. 2 kündet zwar den Geist als das neue „Gesetz“ an, wenn er das „Leben in Christus Jesus“ verwaltet. Dieses tut er aber gemäß dem im Alten Testament kundgetanen Willen Gottes (V. 3-7):

    „...denn was dem Gesetz unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde, damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, das des Fleisches ist, aber die, die nach dem Geist sind, auf das, das des Geistes ist, denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, (die Gesinnung des Geistes aber Leben und Friede), weil nämlich die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn dem Gesetz Gottes ist sie nicht untertänig, denn sie vermag es gar nicht zu sein.“

    Dass der Geist des Heilszeitalters in vollem Einklang mit dem Willen Gottes im Gesetz handeln werde, hatte schon Hesekiel angesagt (36,27): „Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich werde dieses tun, damit ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte wahrt und sie tun werdet.“

   

        4. Der Heilige Geist formt den Christen.

 

            a. Er formt das Denken.

 

                .  Das Denken hat in der Bibel einen sehr hohen Stellenwert. Es ist der Ort, wo das Wort Gottes zunächst hinkommt.

    Der Denkvorgang soll nach Php 1,9 von der Liebe gekennzeichnet sein: „Und um dieses bitte ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Wahrnehmen reich werde ...“

    Das ist aber nur möglich, wenn der Geist, der die Liebe ist, uns wirklich durchdringt. Im Denken werden Entscheidungen getroffen; dort wird geprüft.

 

                .  Dass der Geist unser Denken formt, wird in einigen Schriftstellen festgehalten:

Ag 15,28: „Es gefiel dem Heiligen Geist und uns ...“ Sie hatten nicht nur einfach gebetet und dann auf eine gewisse innere Stimme gewartet, sondern es ging stark hin und her. Es wurden Meinungen geäußert, und jeder war auch frei, seine Meinung zu sagen: die Apostel, die Ältesten in Jerusalem; darauf ist auch von Brüdern die Rede. Jeder Christ in Jerusalem durfte an dieser Besprechung teilnehmen. Jeder war ein Bruder des anderen. Auch die Apostel waren einfach Brüder und deshalb auch brüderlich. Jeder hörte auf den anderen, bis man merkte, wie der Geist lenkte. Man zog nicht nur die eigene Meinung in Betracht. Man hatte ja nicht die Führung des Geistes für sich gepachtet. Der Geist kann schließlich auch im Bruder führen.

 

                .  In 2Kr 1,24 haben wir ein weiteres Beispiel, wie Paulus denkt, wenn er geführt wird: „Nicht dass wir Herren über euren Glauben sind, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude. Ihr steht nämlich durch den Glauben.“

    Bedenken wir: Er ist vom Geist erfüllt und möchte, dass der Geist sein ganzes Denken und Wesen durchdringt. Er sagt:

    „Wir sind nicht Herren über euren Glauben.“

    Kein Christ darf einem anderen Christen sagen: „Dieses ist der endgültige Wille Gottes.“ Jeder Christ hat den Heiligen Geist. Johannes sagt in 1J 2,27, dass wir nicht von Lehrern abhängig sind:

    „Ihr habt nicht nötig, dass jemand euch lehre.“

    Das heißt nicht, dass wir keine Lehrer benötigen, denn Jesus Christus hat sie selbst eingesetzt. Johannes spricht ‚letzte Sprache’. D.h., er hat die Art, uns zu sagen, wie es letztlich aussieht: Wenn es darauf ankommt, sind wir nicht von einem Lehrer abhängig. Ein Lehrer war in Israel eine Autorität. Deshalb wurde er „Rabbi“ genannt: „Mein Herr“. In diesem Sinne, lehrt uns Jesus, haben wir nicht Rabbis. Nur einer ist unser Rabbi, unser Herr und Lehrer.

    Wenn Jesus Lehrer in der Gemeinde eingesetzt hat, sind sie Helfer zur Wahrheit hin. Ein Lehrer in einer Gemeinde kann nicht sagen: „Liebe Brüder, es ist so und so, ganz gleich, was ihr bisher darüber gedacht habt.“ Wir Christen sind Brüder unter Brüdern. Jeder andere Christ hat auch den Heiligen Geist und dieselbe Bibel. Wir können uns also untereinander helfen, und wo man eine Belehrung braucht, hat man sie anzunehmen.

    So tut es Paulus. Wenn er nach Rom kommt, ist er bereit, auch von den römischen Christen etwas anzunehmen:

    Rm 1,11.12: „… denn mich verlangt, euch zu sehen, damit ich euch geistliche Gnadengabe mitteile zu eurer Festigung; das heißt aber, Zuspruch und Aufruf mitzuempfangen unter euch durch den in uns gemeinsamen Glauben, den euren und den meinen.“

 

                .  Weitere Stellen

Eph 1,17.18A: „Damit der Gott unseres Herrn, der Gott Jesu Christi und Vater der Herrlichkeit, euch Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in Erkenntnis seiner selbst, wobei die Augen eures Denkens erleuchtet werden mögen, um zu wissen ...“

    Rm 8,5.6 sind wichtig: „... die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, das des Fleisches ist, aber die, die nach dem Geist sind, auf das, das des Geistes ist, denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes aber Leben und Friede ...“

    Wir müssen lernen, zu denken, wie der Heilige Geist denkt. Das hat mit der Einstellung zu tun.

    2Tm 1,7: „Gott gab uns ... einen Geist ... eines gesunden Sinnes mit Zucht.“

 

            b. Er prägt das Gewissen.

                 

Wir haben ein Beispiel bei Paulus in Rm 9,1: „Ich sage die Wahrheit in Christus; ich lüge nicht; das bezeugt mit mir mein Gewissen im Heiligen Geist.“

    Gewissen und Heiliger Geist sind zweierlei. Am Beginn unseres Christenlebens ist das Gewissen unvollkommen. Es soll gesund werden durch das Wort Gottes und den Heiligen Geist. Es soll reif werden. Wenn das der Fall ist, kann der Geist es gebrauchen.

 

            c. Der Heilige Geist prägt den ganzen Charakter.

 

                .  Der Heilige Geist wurde gesandt, um in Menschen Gerechtigkeit hervorzubringen an Stelle von Übertretung des Willens Gottes.

    Rm 7,5.6: „... als wir im Fleisch waren, wirkten der Sünden Leidenschaften, die durch das Gesetz aufkamen, in unseren Gliedern, um dem Tode Frucht zu bringen. Aber nun wurden wir dem Gesetz enthoben, da wir in dem starben, in dem wir festgehalten wurden; und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren, im Geschriebenen [des Gesetzes].“

    8,4.10: „... damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist ... Aber wenn Christus in euch ist, ist der Leib tot – wegen Sünde –, andererseits der Geist Leben – wegen Gerechtigkeit.“

 

                .  Der Heilige Geist prägt das Verhalten des Christen, bringt die Herrschaft Gottes ins Leben.

V. 6M: „... die Gesinnung des Geistes ist aber Leben und Friede.“

    V. 13-15: „Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt, denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind Söhne Gottes, denn ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, der wiederum Anlass zur Angst gäbe, sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung, in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’“

    14,16-18: „Lasst also euer Gutes nicht verlästert werden, denn die Königsherrschaft Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist, denn wer in diesen Dingen Christus Leibeigenendienst leistet, ist Gott wohlgefällig und vor Menschen ein Bewährter.“

 

                .  2Kr 3,18: „Wir aber, alle, schauen mit entschleiertem Gesicht in einem Spiegel die Herrlichkeit des Herrn und werden in dasselbe Bild verwandelt, gleichwie die Verwandlung von dem Herrn her, dem Geist, geschieht.“

    Der Geist hat das in Rm 8,29 genannte Ziel vor Augen: „... weil er die, die er im Voraus kannte, auch im Voraus bestimmte, seinem Ebenbilde, dem Sohne, gleichgestaltet zu sein, sodass er Erstgeborener unter vielen Brüdern sei.“

 

                .  12,18: „Ich rief Titus auf und sandte den Bruder mit. Übervorteilte Titus euch? Wandelten wir nicht in demselben Geist, in denselben Fußstapfen?“

    Von welchem Geist spricht Paulus, vom göttlichen oder vom menschlichen – seinem und dem von Titus? Man nimmt an, dass er vom Heiligen Geist sprach. Doch ziehen wir vorsichtshalber beides in Betracht. In ihrem menschlichen Geist waren Titus und sein vorgesetzter Apostel bei ihren jeweiligen Besuchen in Korinth gleicher Haltung gewesen. Doch reicht die menschliche Kraft nicht aus zu solcher Einmütigkeit angesichts solcher verworrener Verhältnisse wie sie ihnen gegenüberstanden. Sowohl Titus als Paulus lebte in enger Gemeinschaft mit Gott, sodass der Geist sie im Verhalten prägte und ihnen in allen Lagen beistehen durfte.

   

                .  Ga 5,16: „Aber ich sage: Wandelt durch den Geist, und ihr werdet gar nicht die Lust des Fleisches ausführen.“

 

                .  5,22: „Die Frucht des Geistes ist aber Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube und Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.“

    Diese Frucht ist eine Einheit: Man hat alles, wenn man sie überhaupt hat.

    Hat man nun die ganze Frucht, so heißt es nicht, dass man die Teile in vollendetem Maße hat. Wir bleiben bis zum Ende in jeder Hinsicht wachstumsfähig.

    Ferner, obzwar sie die Frucht des Geistes ist, also von ihm stammt, so ist damit unsere Verantwortung für ihr Vorhandensein nicht ausgeschaltet. Uns kann z.B. in der Schrift geboten werden, zu lieben, froh, friedsam und geduldig zu sein.

                    -  Zur Frucht der Liebe vgl 1Kr 12,31M und K. 13 im Lichte der K. 12 und 14, auch Kol 1,8.

                    -  Zur Frucht der Freude vgl 1Th 1,6.

                    -  Zur Frucht des Friedens: Über diese lesen wir in 1Kr 14,31-33:

    „... denn ihr könnt alle einzeln weissagen, damit alle lernen und alle aufgerufen werden und Zuspruch erfahren. Und Geister der Propheten sind den Propheten unterordnet, denn er ist nicht von Unordnung und des Tumultes Gott, sondern von Frieden.“

    Die Frucht des Wirkens Gottes – in diesem Fall dort, wo der Geist mit seinen Gaben wirkt – ist ein Friede, der den Ordnungssinn zur Ruhe kommen lässt. Friede ist ja nicht Bewegungslosigkeit, sondern geordnete Bewegung.

                    -  Zur Frucht des Glaubens: Das Wort kann auch mit „Treue“ übersetzt werden. Die Parallelstelle 2Kr 4,13 ist beachtenswert:

    „Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (nach dem, das geschrieben ist: ‚Ich glaubte. Darum redete ich.’), glauben auch wir ...“

    Aus dem zweifachen Zusammenhang, 2Kr 4 und Ps 116, ergeht, dass an einen Glauben an den Gebet hörenden und Gebet erhörenden Gott gedacht ist.

                    -  Ein kurzes Wort über die Sanftmut: In der Geistverheißung bei Hesekiel fällt eine Bemerkung Gottes durch den Propheten auf: „... und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben. Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres.“ (36,26M.27A)

    Die Sünde macht rauh und rücksichtslos. Wenn Gott in seinem Geist bei uns Einzug hält, werden wir im guten Sinne empfindlich, empfindlich für Gott und sein Wort, empfindlich für den Bruder, die Schwester. So heißt es denn auch in Eph 4,32: „Werdet freundlich gegeneinander, feinfühlig ...“

 

                .  Andere Texte

Eph 3,16: „... damit er euch gebe nach den Reichtümern seiner Herrlichkeit, durch seinen Geist mit Kraft mächtig zu werden in den inneren Menschen hinein ...“

    5,9: „... denn die Frucht des Geistes besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit.“

    1Th 1,5.6: „... dass unsere gute Botschaft nicht in Wort allein zu euch kam, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer, voller Gewissheit, wie ihr wisst, was wir unter euch wurden euretwegen.“ Nicht nur während des Dienstes in Thessalonich war der Heilige Geist bei den Missionaren am Werk, sondern bereits zuvor in ihrem Werden.

    2Tm 1,7.8A: „Gott gab uns nicht einen Geist des Zagens, sondern der Kraft und der Liebe und eines gesunden Sinnes mit Zucht. Schäme dich also nicht.“

 

            d. Der Geist erzieht zu verantwortungsvollem Handeln.

                  

Er lässt uns nicht geistliche Kleinkinder bleiben. Wir sollen reif werden, uns selbst beherrschen können. Wenn Kinder klein sind, müssen sie an der Hand geführt werden. Wenn sie jedoch älter werden, lassen sie sich nicht so schnell an die Hand nehmen. Das ist völlig normal. Es wäre verkehrt, einen Siebzehnjährigen genauso wie einen Fünfjährigen einfach an der Hand zu führen.

    Schriftstellen:

    Rm 8,13M-15: „Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt, denn so viele von Gottes Geist geleitet werden, diese sind reife Söhne Gottes, denn ihr empfingt nicht einen Geist der leibeigenen Knechtschaft, [der] wiederum [Anlass] zur Angst [gäbe], sondern ihr empfingt einen Geist der Sohnesstellung [= Reifestellung; nicht mit Adoption zu verwechseln], in welchem wir rufen: ‚Abba! Vater!’“

    Ga 5,22: „Die Frucht des Geistes ist ... Selbstbeherrschung.“ Der Heilige Geist behandelt uns nicht wie einen Handschuh oder einen Roboter. Wir sind Gegenüber Gottes (1M 1,27). Er ruft uns, gibt uns Aufträge, aber er geht nicht mit uns um, wie mit einer Marionette. Wir werden vielmehr aufgerufen, Gott zu entsprechen, ihm in Verantwortung zu dienen.

    Eph 3,16: „... damit er euch gebe nach den Reichtümern seiner Herrlichkeit, durch seinen Geist mit Kraft mächtig zu werden in den inneren Menschen hinein ...“ Hier haben wir denselben Gedanken: Macht im Inneren. Man lernt, sich selbst zu regieren.

    2Tm 1,7: „... denn Gott gab uns nicht einen Geist des Zagens, sondern der Kraft und der Liebe und eines gesunden Sinnes mit Zucht.“

    Zucht und Besonnenheit gehen hier zusammen. Besonnenheit hilft, zuchtvoll zu sein. Es geht um die Zucht, die im Denken verwurzelt ist. Man braucht Information und Entscheidungsfähigkeit, und der Wille muss dann auch stark genug sein, das Richtige zu entscheiden, diszipliniert zu handeln. Dahin wirkt der Heilige Geist im Leben eines Kindes Gottes.

 

        5. Der Heilige Geist befähigt den Christen.

             

Er ist unsere Kraft, gibt uns Kraft und macht uns fähig zum Dienst. Der Geist ist es, der es uns überhaupt möglich macht, den Willen Gottes zu tun.

 

            . Hes 36,26.27: „Und ich werde euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres, und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben. Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich werde dieses tun, damit ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte wahrt und sie tun werdet.“

    Der Geist Gottes kommt in meinen Geist, worauf ich in seinen Wegen zu wandeln vermag.

 

            . Mt 10,19.20: „Wenn sie euch aber ausliefern, seid nicht in Sorge darüber, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt, denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.“

    Bei Verhören kann er uns die rechten Worte geben. Er macht einen fähig, sich zu verantworten.

 

            . Ag 1,8: „Ihr werdet Kraft bekommen, wann der Heilige Geist über euch kommt.“

 

            . 6,10: „Und sie waren nicht imstande, der Weisheit und dem Geist, durch den er redete, zu widerstehen.“

 

            . Rm 8,3M-4E.13: „Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und für Sünde und verurteilte die Sünde im Fleisch, damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist ... denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr daran, zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt ...“

    Sieg über Sünde durch den Geist ist uns verheißen. Wie kommt er denn zustande? Auf der Grundlage des Todes Christi für uns. Das zeigt uns Paulus in K. 6. Wenn eine Bereitschaft zum Verzicht auf unerlaubte Freude da ist, ein volles Nein zu eigenen Wünschen, wenn man sich ganz auf die Seite Gottes gestellt hat, ein volles Ja zu ihm da ist, liefert der Geist alle nötige Gnade, den erkannten Willen des Herrn zu tun. Letztlich tun wir immer, was wir wollen, denn es heißt in Ps 37,4:

    „Habe deine Lust an Jahwe, und er wird dir geben, was dein Herz wünscht.“

 

            . 1Kr 12,4.7.11 sprechen vom Geist in Verbindung mit den Gnadengaben, den Fähigkeiten, mit denen die Gemeinde zum Lob der Gnade Gottes lebt und dient.

                -  Zum Begriff

‚Gnadengabe’ übersetzt das griechische Wort charisma, das deutsch ausgesprochen wird, nicht französisch, also nicht: „scharisma“. Das Fremdwort ‚Charismen’ ist uns auch bekannt.

    Manchmal spricht man an dieser Stelle von „Geistesgaben“. Diese Bezeichnung ist allerdings eine Fehlübersetzung – aus mehreren Gründen:

    In Bezug auf den Umfang des Themas ist es nicht das richtige Wort. ‚Geistesgaben’ ist dann zu weit gefasst, denn der Heilige Geist gibt mehr als nur Charismen, z.B. Kraft, Gnade, Frucht.

    In Bezug auf die Quelle ist die Bezeichnung andererseits zu eng, denn Charismen kommen nicht nur vom Heiligen Geist. Die Schrift ordnet dieses Thema von der Dreieinigkeit her ein, nicht einseitig vom Geist. D.h.: Charismen sind nicht nur ‚Geistes’gaben, sondern auch Gaben des Vaters und des Sohnes.

    Zum Dritten ist die Bezeichnung ‚Geistesgaben’ eine unglückliche Verquickung von zwei griechischen Wörtern und von daher fehl am Platz. Die Wörter kommen in 1Kr 12,1.4 vor. In V. 1 lesen wir von den „Geistlichen“. Möglicherweise denkt Paulus da an die Wirkungen des Geistes im Allgemeinen. In V. 4 gebraucht er das Wort „Charismen“, Gaben der Gnade, manchmal kurz „Gaben“ genannt. Das Wort ‚Geistesgaben’ ist nun weder das Eine noch das Andere. Es gibt nämlich Charismen, die, streng genommen, nicht ‚geistlich’ sind, sondern zum natürlichen Bereich des Lebens gehören, wie z.B. körperliches Wohlbefinden (2Kr 1,9-11), und es gibt Geistlichkeiten, die nicht Charismen sind.

    Das Wort ‚Charisma’ kommt vom griechischen Wort charis, ‚Gnade’. Die Nachsilbe -ma machte aus ihr etwas Objektives, man könnte sagen: eine ‚Gnadung’. Hinzu kommt, dass in der Schrift der Begriff Charisma auswechselnd gebraucht werden kann mit ‚Gabe der Gnade’.

    Wir kommen also zu dem Schluss, dass das deutsche Wort ‚Gnadengabe’ eine recht geeignete Wiedergabe für ‚Charisma’ ist.

                -  Zum Thema Gnadengaben

Der geeignetere Ort für eine ausführliche Besprechung desselben ist die Lehre von der Gemeinde. Auch wenn der Heilige Geist sehr viel mit diesen Gaben zu tun hat (andererseits nur zum Teil), verzichten wir hier auf eine weitere Behandlung in der Hoffnung, es später an jener Stelle aufzugreifen.

 

            . 2Kr 1,21: „Aber der, der uns mit euch in Christus hinein festigt und uns salbte, ist Gott ...“

Wenn Gott bei unserer persönlichen Heilswende mit dem Heiligen Geist salbt, heißt das, dass er in diesem Geist mit uns ist. So, wie die Salbung Jesu ihn ausrüstete, rüstet auch uns die Salbung aus.

 

            . Eph 3,16-19: „... damit er euch gebe nach den Reichtümern seiner Herrlichkeit, durch seinen Geist mit Kraft mächtig zu werden in den inneren Menschen [hinein], (17) Christus wohnen zu lassen in euren Herzen durch den Glauben, (18) damit ihr, als solche, die in Liebe gewurzelt und gegründet sind, sehr stark und imstande seid, mit allen Heiligen für euch zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, (19) auch zu kennen die Liebe Christi, die die Kenntnis übertrifft, damit ihr gefüllt werdet in alle Fülle Gottes.“

    Der ganze Text dürfte am besten als eine organisch-einheitliche Bitte betrachtet werden. Ein dreifaches „damit“ führt stufenweise von einer Bitte um Kraft zum Höhepunkt der „Fülle Gottes“.

    Das erste „damit“ beginnt die Bitte. In dem Gefüge „in den inneren Menschen“ ist auf den vierten Fall zu achten: Der Geist, der bereits im lesenden Gläubigen wohnt, will stets tiefer in sein Inneres hineinwirken, Raum gewinnen (vgl 5,18) und stärken mit dem Resultat, dass der Christ handlungsfähiger ist, den Willen des Herrn zu tun (5,17!). Was dieser Wille zunächst ist, wird im folgenden Vers, der den Satz von V. 16 fortsetzt, klar: „Christus wohnen zu lassen“ (ein Infinitiv). Je mehr Raum der Geist gewinnt, umso mehr Platz hat der, für den er ja da ist (den Herrn Jesus), sich einzurichten. Und es braucht Kraft, Christus wohnen zu lassen, Kraft, die Eigenherrschaft abzugeben.

    Achtet man nun in ähnlicher Weise im Weiteren auf jede Struktur, so wird man in die Entwicklung dieses außergewöhnlichen Gebets eingeführt.

 

            . Php 1,18-21: „Was denn? Wenn nur in jeder Weise, sei es zum Vorwand oder in Wahrheit, die Botschaft von Christus verbreitet wird! Und ich freue mich in diesem; ja, ich werde mich auch freuen; denn ich weiss, dass dieses mir zum Heil ausgehen wird durch euer Flehen und die Handreichung des Geistes Jesu Christi gemäß meiner Erwartung und Hoffnung, dass ich in nichts zuschanden werde, sondern dass in aller Freimütigkeit, wie immer, so auch jetzt, Christus groß gemacht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod, denn zu leben heißt für mich Christus und zu sterben Gewinn.“

    Paulus lebt und wirkt für Jesus Christus. Im Vertrauen auf seinen Dienstherrn sieht er getrost in die Zukunft trotz seiner Gefängnisleiden, denn der Geist seines Herrn umgibt ihn und liefert alles, was er braucht. Dazu tragen auch die Gebete der Glaubensgeschwister in Philippi bei.

    Dass der Geist uns nicht sämtliches Leiden abnehme, hatte er schon vor längerer Zeit an die Christen gerade hier in Rom geschrieben:

    Rm 8,22.23: „... denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Wehen liegt bis jetzt, aber nicht nur das, sondern auch wir selbst, als solche, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, während wir auf die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes, warten ...“

 

            . Kol 1,9: „Deswegen hören wir auch nicht auf, seit dem Tage, da wir es hörten, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Auffassungsfähigkeit ...“

    In seinem Brief an die Christen in Kolossä und Umgebung hat der Apostel dieses Mal nur eine Bitte. Sie ist aber sehr umfassend – in zweierlei Hinsicht: Sie betrifft sämtliche Schuldigkeiten des Jüngers Jesu, und sie betrifft den ganzen inneren Menschen. Die Kolosser werden völlig in Beschlag genommen. Ihnen bleibt kein Freiraum, über den sie eventuell verfügen könnten. Hohe Ansprüche Gottes!

    Doch lässt dieser selbe Gott sie nicht ohne Ausrüstung für diese Anforderung, denn die Bitte der Apostel („wir beten“) ist nicht nur für ein Erfülltsein mit Erkenntnis des Willens Gottes, sondern dieses „in aller geistlichen Weisheit und Auffassungsfähigkeit“. Sie sind nicht sich selbst überlassen, den Willen Gottes zu erraten. Die „Weisheit und Auffassungsfähigkeit“, die es hier braucht, ist „geistlicher“ Art: Sie wird vom Heiligen Geist geschenkt, und die Bitte ist, dass man sich beschenken lassen möge.

 

            . 2Tm 1,7A: „... denn Gott gab uns nicht einen Geist des Zagens, sondern der Kraft ...“

Das ist schnell nachgesprochen, aber es braucht lange, bis man es im praktischen Leben gelernt hat, sich nicht mehr auf seine eigene Weisheit und Kraft zu verlassen.

 

            . V. 12E-14: „Er vermag mein Anvertrautes für jenen Tag zu verwahren. (13) Halte fest und hin das Muster gesunder Worte, die du bei mir hörtest. [Tu es] im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist. (14) Das edle Anvertraute verwahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“

                -  Zuerst etwas zur Übersetzung: Die Frage, die sich einem hier stellt, lautet: Wem ist hier etwas anvertraut worden?

    Zu dieser Stelle schreibt Meinertz: „... das Leiden gehört zur apostolischen Würde; sie ist der Grund dafür. Darum schämt sich der Apostel seiner nicht – eine Bestätigung der Mahnung für Timotheus von V. 8. Die Scham ist überflüssig im Hinblick auf Gott, dem Paulus mit vollem Bewußtsein Glauben geschenkt hat. Dieser Gott hat die Macht, für alle irdischen Mühen und Leiden einen überreichen Ersatz zu bieten. Es wird hier dasselbe Wort (paratheekee) gebraucht, das auch 1Tm 6,20 vorkommt und gleich in V. 14 wieder verwertet wird im Sinne von der christlichen Heilslehre. Darum ist man zunächst geneigt, es auch in unserem Verse davon zu verstehen. Allein der Gedanke wird dann geschraubt. Man muß beachten, daß das Wort nur „das anvertraute Gut“ bedeutet. Je nach der Beziehung kann darunter etwas Verschiedenes verstanden werden. [In] 1Tm 6,20 und 2Tm 1,14 weist der Zusammenhang deutlich auf die Lehre hin, die Timotheus bewahren soll. Hier wird die Bewahrung von Gott ausgesagt. Danach ändert sich die Bedeutung des Begriffs, wie auch der Begriff der Epiphanie in V. 10 anders verwertet wird als gewöhnlich. Es handelt sich hier um ein Gut, das Paulus Gott anvertraut hat... So deckt sich der Gedanke mit 2Tm 4,8.“[20]

    Knoke (bei Lange) erklärt: „Das Wort bedeutet depositum und bezeichnet hier den allmählich erworbenen und gleichsam aufgespeicherten Schatz christlichen Personen- und Glaubenslebens... Oosterzee hält es für das Natürlichere, ... an etwas zu denken, was Paulus seinerseits dem Herrn anvertraut und als einen kostbaren Schatz in Verwahrung gegeben hatte, so daß er nun keinen Augenblick mehr dafür zu sorgen habe. Und auf die Frage, was dieses wohl sein möge, hält er es für das Allereinfachste, hier an das ewige Heil seiner Seele zu denken ...“

    Calwer Handbuch der Bibelerklärung sagt: „Die ‚Beilage’ der geschenkten Gnade und damit sein Seelenheil (1P 1,5 ... ) ist das, was Paulus Gott zum Aufheben gegeben hat.“

    Und Plitt (bei Dächsel) schreibt: „... unter dieser Beilage kann man nur das Leben und unvergängliche Wesen, davon in V. 10 die Rede war, verstehen, und so sagt denn der Apostel auch in K. 4,8, daß die Krone der Gerechtigkeit für ihn bereit liege, und hat damit deutlich ausgesprochen, was er hier meine.“

                - Nun zu den Gedanken des Apostels: Sein persönliches Heil und seine ganze Zukunft hat Paulus dem Herrn restlos anvertraut: „Er vermag mein Anvertrautes ... zu verwahren.“ Das macht ihn frei, sich dem Auftrag der Verkündigung der guten Christusbotschaft zu widmen. Alles Nötige für diese Aufgabe liefert der Heilige Geist. Nach diesem Vorbild soll auch Timotheus handeln: „Das edle Anvertraute verwahre durch den Heiligen Geist ...“

 

            . 1P 4,14A: „Wenn ihr im Namen Christi [d.h., des Gesalbten Gottes] geschmäht werdet, seid ihr Selige, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht ...“

    In diesem Fall bedeutet „im Namen Christi“ etwas anderes als sonst, u.z.: „im Bereich des Rufes dieses Namens“, daher: „wegen des Namens Christi“.  

    Menschen sorgen zwar für Schmach und Schande; Gott sorgt für Herrlichkeit und Seligkeit. „Selige“ sind die, die Grund haben, besonders froh zu sein. Es braucht aber Kraft der Gnade, sich für einen Seligen zu halten, wenn man beschämt wird. Diese liefert der Geist, mit dem wir gesalbt wurden (weshalb Petrus uns in V. 16 „Christen“ nennen kann), und der nun auf uns „ruht“.

    Dieses letzte Wort ist ein nicht leicht zu übersetzendes. Einerseits bedeutet es: „sich nach einer Tätigkeit zur Ruhe zu begeben“. Andererseits heißt das nicht, dass jegliche Tätigkeit aufhört. Wenn Gott von seiner Schöpfungstätigkeit am siebenten Tage „ruht“, hört er nicht auf mit jeglicher Handlung. Wenn der Heilige Geist auf einen, der an Jesus glaubt, „zur Ruhe kommt“, kann das zum einen heißen, dass er heute nicht mehr wie zur Zeit vor Pfingsten im Raum des alten Bundes auf Glieder des Volkes Gottes kommt und bald wieder geht. Jesus sagte, er werde bei den Jüngern „bleiben“. Zum anderen kann es heißen, dass sein Suchen und Werben im Leben eines Sünders zu einem seligen Schluss gekommen sind, weil dieser kapituliert hat, und er, der Geist, kann jetzt seine Hirtenfunktion bis zum Tage der Vollendung übernehmen. Gerade weil er nun auf dem neuen Christen „ruht“, steht er ihm bei, wenn er in Not gelangt, wie ja Jesus verheißen hatte. Er erinnert an die Herrlichkeit, die wir bereits in Christus genießen, und dann an die, die uns noch bevorsteht, sodass wir uns „Selige“ wissen dürfen.

 

        6. Der Heilige Geist fördert die Gemeinschaft des Christen.

             

2Kr 13,13M: „... die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“

    Der Geist fördert Gemeinschaft in zwei Richtungen, einer senkrechten und einer waagerechten, in unserer Beziehung zu Gott wie der zum Nächsten im Heil.

 

            a. Er wirkt Gemeinschaft mit Gott.

                 

Jh 4,24: „Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“

    Mit Pfingsten ist diese Zeit gekommen. Wie sieht nun diese Annäherung Gottes im Heiligen Geist aus?

    Er fördert unsere Gemeinschaft mit unserem Vater im Himmel: Er bringt uns zum Beten (Rm 8,15.16.26.27). In diesem Zeichen sind wir ein Tempel des Geistes (1Kr 6,19). Ein Tempel ist ein Haus, in dem angebetet wird. In uns soll also Gott angebetet werden (1Kr 3,16.17).

    Eph 2,18: „... weil durch ihn wir beide in einem Geist den Zutritt zum Vater haben.“ Nachdem in den Versen zuvor von unserer Erlösung die Rede war, erfahren wir, wozu sie uns gegeben wurde: damit wir beten können. Versöhnung heißt, dass wir vorher Feinde Gottes waren. Wir sprachen nicht mit ihm. Das ist jetzt anders geworden. Das Gebet gehört zum Grundsätzlichsten eines Christenlebens. Es ist aber der Geist Gottes, der es bewirkt.

    Man vergleiche auch K. 6,18A: „... und betet zu allen Zeiten im Geist mit allem Gebet und Flehen.“

    Jd 20: „Ihr aber, Geliebte, während ihr euch selbst aufbaut mittels eures heiligsten Glaubens und im Heiligen Geist, betet ...“

    Of 22,17: „Und der Geist und die Braut sagen: ‚Komm!’

    Auch das endzeitliche Israel lernt durch den Geist das Beten:

    Sa 12,10A: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems ausgießen den Geist der Gnade und der Flehungen.“

 

            b. Der Geist wirkt Gemeinschaft unter den Kindern Gottes.

                 

Er ist die Liebe Gottes, und diese fördert auch die Verbindung untereinander.

 

                .  Gerade die Kapitel 8, 10 und 19 der Apostelgeschichte, die, weil sie so missverstanden worden sind, für so viel Uneinigkeit unter Christen gesorgt haben, diese liefern Beispiele vom Bemühen des Geistes Gottes, die Einmütigkeit und Gemeinschaft unter seinen Kindern zu bewahren. In Kapitel 8 soll die Gemeinde Jesu nicht wegen ethnischer Spannungen getrennte Wege gehen. In Kapitel 10 soll erkannt werden, dass auch Nichtjuden lediglich durch den Glauben an den Messias Jesus vollgültige Mitglieder des neuen Volkes Gottes werden dürfen. In Kapitel 19 wird deutlich, dass Juden, die zu Jesus Christus als Erlöser finden, nicht im Alten stehen bleiben dürfen, auch nicht von der übrigen Gemeinde Gottes getrennte Wege gehen.

    In allen Fällen war es der Heilige Geist, der die Initiative ergriff, um dieses deutlich zu machen.

 

                .  Rm 15,30: „Ich rufe euch aber auf, Brüder, durch unseren Herrn, Jesus Christus, und durch die Liebe des Geistes, dass ihr mit mir kämpft in Gebeten für mich zu Gott.“

 

                .  1Kr 12,13: „... denn auch in einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft, seien wir Juden oder Griechen, leibeigene Knechte oder Freie, und wir wurden alle in einen Geist getränkt ...“

    Der Heilige Geist hat eine Leibgemeinschaft gestiftet, nur eine, und zwar eine, in der alle aus den verschiedensten Lebenslagern ohne Unterschied Platz haben, und alle sind mit demselben Geist versehen. Der Christ ist keineswegs allein in Christus. Es sind andere mit ihm im selben Hause, ja, im selben „Körper“ als Mit-Glieder. Da das Versetztwerden in den Geist Wiedergeburt bedeutet, sind die Heilsgenossen des Gläubigen seine „Brüder“.

 

                .  Die in Ga 5,22 genannte Frucht des Geistes besteht zum großen Teil aus Tugenden, die gemeinschaftsfähig machen.

 

                .  Eph 3,5.6: „... über welches in anderen Geschlechtern die Söhne der Menschen nicht in Kenntnis gesetzt wurden, wie es nun seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist enthüllt wurde, dass die, die von den Völkern sind, gemeinsame Erben und gemeinsamer Leib und gemeinsame Teilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus seien durch die gute Botschaft ...“ Diese Verse lehren uns, dass es das Anliegen des Geistes gewesen ist, dass Christen aus Israel und den Völkern nur eine Gemeinde bilden mit gleichen Vorrechten und gleichen Hoffnungen.

 

                .  In den Versen 16-18 erfahren wir, dass Kraft des Heiligen Geistes nötig ist, damit eine aufbauende Gemeinschaft unter Kindern Gottes entsteht, die alle einschließt: „... damit er euch gebe nach den Reichtümern seiner Herrlichkeit, durch seinen Geist mit Kraft mächtig zu werden in den inneren Menschen [hinein], Christus wohnen zu lassen in euren Herzen durch den Glauben, damit ihr, als solche, die in Liebe gewurzelt und gegründet sind, sehr stark und imstande seid, mit allen Heiligen für euch zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist ...“

 

                .  4,3-6: „... und euch befleißigt, die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren; ein Leib und ein Geist, entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in euch allen ist.“

    Eine falsche Geistesbewegung bringt immer wieder Trennungen zwischen Christen. Die göttliche Geistesbewegung bringt Verbindung und Einheit – allerdings auf der Grundlage der Wahrheit. Eine falsche Einheit nimmt die Wahrheit nicht so ernst. Es darf aber nicht einerlei sein, welche Lehre man vertritt, was man glaubt. Erlebnisse und Erfahrungen genügen nicht als Gemeinschaftsgrundlage. Leider erleben wir heute, wie falsche geistliche Bewegung eine Trennung von wahren Gläubigen einführt, andererseits eine Einheit von Namenschristen mit falscher Lehre.

 

                .  Wie die Gemeinschaft des Geistes aussehen kann, wird dann in 5,18-21 kurz geschildert: „Und werdet nicht von Wein berauscht, worin ein heilloses Wesen liegt, sondern werdet im Geist erfüllt, und redet zu euch untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in euren Herzen; dankt Gott, dem Vater, allezeit für alles in dem Namen unseres Herrn, dem Namen Jesu Christi; und ordnet euch, einer dem anderen, in der Furcht Gottes unter.“

 

                .  Selbst dort, wo man sich noch nicht gesehen hat, wirkt der Geist eine Liebe, die dann bei der ersten Begegnung in Gemeinschaft münden darf:

    Rm 15,30: „Ich rufe euch aber auf, Brüder, durch unseren Herrn, Jesus Christus, und durch die Liebe des Geistes, zusammen mit mir zu ringen in Gebeten für mich zu Gott ...“

    Kol 1,8; 2,1: „... der uns auch eure Liebe im Geist anzeigte... denn ich will, dass ihr wisst, welch ein Ringen ich um euch habe und die in Laodikea und so viele mich von Angesicht im Fleisch nicht gesehen haben ...“

 

        7. Der Heilige Geist fördert das Zeugnis des Christen.

 

            . Der Geist hilft uns, den Mund aufzutun.

Mt 10,19.20: „Wenn sie euch aber ausliefern, seid nicht in Sorge darüber, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt, denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.“

    Ja, welcher Art auch immer der Druck sein mag, der Heilige Geist schenkt die Gnade, den Mund aufzumachen:

    2Kr 4,7-13: „Aber wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Übertrefflichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns – überall, als Bedrängte, jedoch nicht abgeschnitten, als Ratlose, jedoch nicht verzweifelt, als Verfolgte, jedoch nicht verlassen, als Niedergeworfene, jedoch nicht umkommend, allezeit das Sterben des Herrn Jesu im Leibe umhertragend, damit auch das Leben Jesu in unserem Leibe offenbar werde, denn wir, die wir leben, werden ohne Aufhören dem Tode ausgeliefert, Jesu wegen, damit auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleische offenbar werde. So wirkt auf der einen Seite der Tod in uns, auf der anderen das Leben in euch. Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (nach dem, das geschrieben ist: ‚Ich glaubte. Darum redete ich.’), glauben auch wir, und darum reden wir ...“

 

            . Ohne diesen Geist stünden wir als so Beauftragte vor einer unlösbaren Aufgabe.

Jh 15,26.27: „Aber wann der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch von dem Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, wird derjenige von mir Zeugnis ablegen. Aber auch ihr legt Zeugnis ab, weil ihr von Anfang bei mir seid.“

    Ag 1,8: „... ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein.“

    4,7-12: „Und sie stellten sie in die Mitte und fragten sie: ‚In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?’

    Dann sagte Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist, zu ihnen: ‚Oberste des Volkes und Älteste Israels! Wenn wir heute verhört werden betreffs eines guten Werkes an einem schwachen Menschen, wodurch er geheilt worden ist, so sei euch allen und allem Volk Israel kund, dass im Namen Jesu Christi von Nazaret, den ihr kreuzigtet, den Gott von den Toten weckte, durch diesen dieser vor euch heil steht. Das ist der von euch, den Bauenden, verachtete Stein, der zum Hauptstein der Ecke geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.“

    5,32: „Und wir sind seine Zeugen von diesen Dingen, aber auch der Heilige Geist, den Gott denen gab, die sich ihm als Autorität fügen.“

    1Kr 2,4: „... und mein Wort und meine Verkündigung bestanden nicht in Worten überzeugender menschlicher Weisheit, sondern in Bezeigung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen sei, sondern in der Kraft Gottes.“

    1Th 1,5A: „... dass unsere gute Botschaft nicht in Wort allein zu euch kam, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist ...“

    2Tm 1,7.8: „Gott gab uns nicht einen Geist des Zagens, sondern der Kraft und der Liebe und eines gesunden Sinnes mit Zucht. Schäme dich also des Zeugnisses unseres Herrn nicht, auch nicht meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern erleide mit das Üble für die gute Botschaft gemäß der Kraft Gottes.“

    1J 5,6M-9: „Und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist, weil es drei sind, die im Himmel Bezeugende sind: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei, sie sind eins; und es sind drei, die auf der Erde Bezeugende sind: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind vereint. Wenn wir das Zeugnis der Menschen gewohnt sind anzunehmen, ist das Zeugnis Gottes größer, weil das Zeugnis Gottes dieses ist, dass er Zeugnis abgelegt hat von seinem Sohn.“

 

    E. Zur Selbstmitteilung des Heiligen Geistes im Leben des Gläubigen

         

Sowohl unter dem alten wie auch dem neuen Bund besteht ein erheblicher Teil des Geistwirkens aus einer Selbstmitteilung. Er spricht, lenkt und befähigt. Es ist nun eine alte Frage, in wiefern solche Mitteilung vom Beteiligten wahrgenommen wird und wie.

   

        . Aus den biblischen Berichten über das Wirken des Geistes Gottes ist wohl nicht zu entnehmen, dass dasselbe im Bereich des Empfindens wahrgenommen wurde. Wenn Elisa weissagen will, bringt ein Musizierender ihn in die nötige Stimmung. Es ist aber eben nicht ein Geistesrausch, der ihn in Fassung bringt, sondern die Musik. Und sie macht ihn offenbar fähig, in seinem Geist Gottes Gedanken aufzunehmen.

   

        . Rm 8 spricht von geistlicher Gesinnung. Diese wird aber durch das Wort herbeigeführt, in welchem der Geist lebt und mit welchem er umgeht. Man erlebt den Heiligen Geist vornehmlich im Denken, in einem Denken, das vom Wort getränkt ist. Dieses Wort legt Wert auf Nüchternheit. Das Maß, in dem die Welt Gottes ins bewusste Erleben tritt, ist reine individuelle Führung.

   

        . Das Missachten des Wortes Gottes und der Wahrheit dieses Wortes, das sich in zu vielen Kreisen, die sich auf den Geist berufen wollen, offenbart, kommt in folgenden Zitaten zum Ausdruck:

    „Wenn du keine Visionen und Träume hast, kann Gott keinen Glauben in dein Leben geben.“ (Yonggi Cho in Amsterdam, 1983)

    „Sie sind ein Gefangener des Buches! Lass doch den Geist reden!“ (Ein charismatischer lutherischer Pfarrer zum Prediger Gardiner, einem ehemaligen Pfingstler)

    „Der christliche Glaube ist auf Erfahrung gegründet, und Theologie ist nur die Erklärung dieser Erfahrung.“ (Larry Christensen)

    „Es darf mit ziemlicher Gewissheit erwartet werden, dass so, wie der gegenwärtige Abfall zunimmt, Christus sich als Gott und Herr zeigen wird durch wunderhafte Zeichen. Wir haben also nicht zu sagen, dass das Wort genügt.“ (Henry Frost in „Wunderheilung“)

    „Der logos ist das objektive geschichtliche Wort, aber das hreema ist das persönliche subjektive Wort. Was wichtig ist, ist dass der logos zum hreema wird, wenn wir angesprochen werden. Der logos ist Gesetz, das hreema Erfahrung.“ (Prof. Charles Farra, Oral-Roberts-Universität) In der Schrift werden aber die zwei griechischen Wörter auswechselnd für das schriftliche Wort Gottes gebraucht, das als Schrift den Leser anspricht ohne eine zweite mystische Ebene, auf der das Wort „uns ansprechen“ soll. Gott spricht nicht „durch“ sein Wort – niemand spricht so –, sondern sein Wort, die Schrift selbst, ist schon sein Reden, das Reden seines Geistes, der es gab.

   

        . Einen hilfreichen Hinweis haben wir ferner in Rm 9,1. Das Gewissen des Apostels im Heiligen Geist gibt Zeugnis zusammen mit ihm. Nun ist das Gewissen ein Wissen, im Grundtext ein ‚Mitwissen’. Ist dieses im Heiligen Geist und wird es von ihm beherrscht und vom Wort Gottes informiert, so darf er dort lenken. Wenn wir bei der Funktion des Gewissens Empfindungen der Unruhe bzw der Ruhe haben, werden solche eher als Folge entsprechender Gedanken zu werten sein.

   

        . Es ist also so, dass der Geist Gottes als Geist in unserem Geist wohnt und mittels des Wortes unsere Gedanken beeinflusst. Die Verantwortung für das Handeln haben dann wir. Was an Empfindungen dabei entsteht, ist als Nebenprodukt zu betrachten, nicht als unmittelbares Wirken des Geistes, durch welches er uns etwa führen möchte. Und die Mitteilungen des Geistes, wie Kraft, Fähigkeit, Tugend oder Gedanken, werden von uns eigentlich als Eigenes empfunden. Dass sie von Gott gewirkt waren, erfahren wir im Vertrauen aus seinem Wort.

 

    F. Abschließendes

        

Der Heilige Geist ist der Gemeinde von Gott nicht gegeben, um ihr Leben interessant zu machen, z.B. mit Gaben (da denkt man gern an Mk 16, den Schluss) oder dem Angebot einer ‚Taufe’, die das Leben auf geheimnisvolle Weise umwälzen soll. Das Phänomenale an den Gaben ist vorbei, sagt der Hebräerschreiber anfangs seines zweiten Kapitels. Und die Taufe im Geist hat der Christ (1Kr 12,13).

    Gesandt wurde der Heilige Geist, um Jesus zu verherrlichen. Zu diesem Zweck betreut er uns (Eph 1,13.14), führt er uns (Rm 8,14), formt er uns (2Kr 3,18; Ga 5,22) und gebraucht er uns (Ag 1,8M).

 

VII.  Exkurs: Geist und Fleisch

 

    A. Der Begriff Fleisch

         

Mir scheint, der Begriff Fleisch kommt in der Schrift in sechsfacher Bedeutung vor.

 

        1. Fleisch kann das sein, das auch wir im Alltag als Fleisch bezeichnen.

             

So in 1M 40,19: „Und nach drei Tagen wird dir der Pharao dein Haupt erheben und dich an den Galgen hängen. Und die Vögel werden dein Fleisch von dir fressen.“

    Hier wird dem Bäcker des Pharao sein Los angekündigt. Er wird sterben, und sein Fleisch wird den Vögeln ausgesetzt sein.

    3M 6,19.20 ist die Rede vom Fleisch des Sündopfers, normalem Fleisch von einem getöteten Tier.

    Lk 24,39: „Seht meine Hände und meine Füße, dass ich selbst es bin. Betastet mich und seht, weil ein Geist nicht Fleisch und Gebein hat, so wie ihr schaut, dass ich habe.“

    Jh 6,52: „Es zankten sich also die Juden untereinander: ‚Wie kann er’, sagten sie, ‚uns das Fleisch zu essen geben?’“

 

        2. Fleisch kann als Bild für sensible Natürlichkeit dienen.

             

Wenn der Prophet Hesekiel ein neues Herz im Gegensatz zum steinernen verheißt, spricht das von Sensibilität, dass Menschen wieder natürlich werden (36,26):

    „Und ich werde euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres, und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben.“

    Paulus greift diesen Gedanken in 2Kr 3,3 auf: „... die ihr offenbar gemacht werdet, dass ihr ein Brief Christi seid, durch uns bedient, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebenden Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.“

 

        3. Fleisch kann das irdisch Leibliche bedeuten.

             

Im besonderen kann es sich auf die Leiblichkeit des Menschen beziehen, und zwar nach verschiedenen Seiten.

 

            a. Die eigentliche Leiblichkeit

                 

3M 6,3 (10): „Und der Priester soll seinen leinenen Rock anziehen und seine leinenen Beinkleider an sein Fleisch.“

    Jh 6,51E: „Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich für das Leben der Welt geben werde.“

    Ag 2,26E: „... mein Fleisch wird ruhen auf Hoffnung ...“, die Leiche, der Leib, nachdem er gestorben ist.

    1P 4,1.2: „Nachdem also Christus am Fleisch für uns litt, wappnet auch ihr euch mit derselben Vorstellung [mit dem selben Sinnen], weil dem, der im Fleisch litt, betreffs Sünde ein Ende bereitet worden ist, um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben, sondern dem Willen Gottes.“

    Menschen die am Körper leiden, schließen nicht mit dem Sündigen ab, hören nicht auf zu sündigen, einerlei wie fromm sie werden. Sehr viele werden sogar bitter und sündigen um so mehr. Was meint denn Petrus?

    Das Wort Fleisch wird hier im natürlichen und leiblichen Sinne gebraucht. Das Wort „litt“ will so aufgefasst werden, wie Petrus es gewohnt ist zu gebrauchen. Geht man seinen Aussagen in der Apostelgeschichte und in seinen Briefen nach, so merkt man, dass der Ausdruck für den im Telegrammstil sprechenden Apostel eine Kurzformel ist für ein Leiden, das auch ein darauf folgendes Sterben einschließt. Ein Beispiel haben wir nur einige Verse zuvor in 3,18. Sterben ist für Petrus ein Leiden, mit dem während des Leidens im Leben zu rechnen ist, wie es bei Jesus wirklich der Fall war.

    Immerhin hatte er gesagt: „Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich und komme mir nach.“

    Nachfolger Jesu haben also wie er mit einem Leiden bis zum Tode zu rechnen.

    Wollen wir also unseren Text verstehen, so haben wir wie folgt zu lesen: „Nachdem also Christus am Fleisch für uns litt [und starb], wappnet auch ihr euch mit der selben Vorstellung [mit dem selben Denken], weil dem, der [mit ihm am Kreuz] im Fleisch litt [und starb], betreffs Sünde ein Ende bereitet worden ist ...“

    Es ist kein neuer Gedanke, sondern einer, dem wir bereits bei Paulus begegnet sind, wie ja die Gedanken des Petrus sich öfters mit denen jenes Apostels decken.

    Was ist aber „die selbe Vorstellung“? Es ist die, von der wir im ersten Teil des Verses lesen: „Nachdem also Christus am Fleisch für uns litt [und starb], wappnet auch ihr euch ...“

    Es geht nicht um eine Vorstellung, die etwa der von Jesus ähnlich wäre. Die sollten wir sicherlich haben, und zu der ruft uns Paulus in Php 2 auf. Hier geht es aber um etwas grundsätzlicheres, um die geschichtliche Tatsache, dass Christus an unserer Stelle litt und starb. Das Wort, das „Vorstellung/Sinnen/Denken“ vorangestellt ist, ist nicht „gleich“, sondern „selben“:

    „Wappnet euch mit der selben Vorstellung.“

    Es wird mit Betonung auf die geschichtliche Tatsache hingewiesen. Wir haben hier dieselbe Wahrheit, die uns bei Paulus in 2Kr 5,14 begegnet:

    „... denn die Liebe Christi drängt uns, nachdem wir zu diesem Urteil gelangt sind: Wenn einer für alle starb, dann starben alle.“

    Noch deutlicher sagt er es in Ga 2,19E: „Ich bin zusammen mit Christus gekreuzigt worden.“

    Dieses ist also das Denken, mit dem wir uns wappnen sollen: Christus litt und starb an meiner Stelle, und so litt und starb ich zusammen mit ihm. Vor Gott gelte ich also als bereits Gerichteter. Eine Leiche sündigt nicht, und wir sind mit Christus gestorben. Das verpflichtet uns. Man vgl Rm 8,12.

    Fleisch ist hier der Leib, mit dem gelitten wird.

 

            b. Fleisch ist schwache und sterbliche Leiblichkeit des Menschen.

                 

Ps 56,4E: „Was sollte mir Fleisch tun?“

    78,39: „... denn er dachte daran, dass sie Fleisch waren, ein Wind, der dahinfährt und nicht wiederkehrt.“

    Mt 26,41: „Wacht stets und betet immerfort, damit ihr nicht in Versuchung hineingeratet. In der Tat, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“

    Rm 8,3: „... was dem Gesetz unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde ...

 

            c. Die geschlechtliche Verbindung

 

Die geschlechtliche Verbindung und ihre Kraft und Dynamik wird als Fleisch bezeichnet und gehört auch zur Leiblichkeit.

   

1M 2,24: „Darum verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und hängt an seiner Frau. Und sie werden zu einem Fleisch.“

    Manche Theologen überziehen diesen Text und sagen, das beziehe sich auch auf die geistliche Einheit. Es geht hier einfach um den Geschlechtsverkehr und die ganze Dynamik, die damit verbunden ist.

    Ga 4,23: „Der, jedoch, der von der leibeigenen Magd war, ist nach dem Fleisch geboren, aber der, der von der Freien war, durch die Verheißung.“

    Was heißt das? Abraham hatte nicht notwendigerweise gesündigt, als er zu Hagar ging. Das war gesetzlich erlaubt. Als Isaak später geboren wurde, war es nicht ein rein natürlicher Verlauf der Dinge. Da musste Gott auf übernatürliche Weise eingreifen, damit Sara ein Kind zur Welt bringen konnte.

 

            d. Familienverwandtschaft

   

Sodann kann Fleisch in dieser Reihe der Leiblichkeit auch Familienverwandtschaft bedeuten.

    1M 29,14 sagt Laban zu Jakob: „Bist du nicht mein Fleisch?“, das heißt, Familienverwandtschaft nach der irdischen Seite.

    Rm 11,14: Paulus möchte sein Fleisch, das heißt, seine leiblichen Verwandten, zum Eifern bringen.

 

            e. Menschen im gegenwärtigen Leibe werden Fleisch genannt.

                 

Mt 16,17M: „Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart.“

    Mt 24,22: „Und wenn jene Tage nicht kurz gemacht wären, würde kein Fleisch gerettet.“

    Jh 1,14: „... das Wort wurde Fleisch“, ein Mensch in leiblicher Gestalt.

    Jh 3,6: „Was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch.“

    Rm 1,3: „... und seinen Sohn betrifft, der geboren wurde aus dem Samen Davids nach dem Fleisch.“

    9,3-5A: „... ich wünschte, ich selbst wäre als Verfluchter von Christus entfernt für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch, welche Israeliten sind ... deren die Väter sind und aus denen, nach dem Fleisch, der Messias ist.“

    Eph 6,12: „... weil bei uns der Kampf, das Ringen, nicht gegen Blut und Fleisch gerichtet ist.“

 

        4. Der Tod Jesu Christi wird als Fleisch bezeichnet.

              

Jh 6,53-56: „Darauf sagte Jesus zu ihnen: ‚Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes essen und sein Blut trinken werdet, werdet ihr nicht Leben in euch selbst haben. Der, der mein Fleisch kaut und mein Blut trinkt, hat immerzu ewiges Leben, und ich werde ihn zur Auferstehung bringen am letzten Tage, denn mein Fleisch ist wahrlich Speise, und mein Blut ist wahrlich Trank. Der, der mein Fleisch kaut und mein Blut trinkt, verbleibt in mir und ich verbleibe in ihm.“

 

        5. Gemeinde als Leib Jesu Christi in übertragenem Sinne

             

Eph 5,28-32: „In dieser Weise haben die Männer ihre Frauen zu lieben wie ihre Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn niemand hasste je sein Fleisch, sondern er nährt und pflegt es – gleichwie auch der Herr die Gemeinde [nährt und pflegt; und warum tut unser Herr das? – weil wir Glieder seines Leibes sind, ‚von’ seinem ‚Fleisch und von’ seinem ‚Gebein. Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und an seine Frau gefügt werden, und die zwei werden ein Fleisch sein.’ (1M 2,24) Dieses Geheimnis ist groß, aber ich spreche in Bezug auf Christus und in Bezug auf die Gemeinde.“

    Wir sind Glieder seines Leibes im übertragenen Sinne. Nach V. 32 überträgt er die Gedanken von 1M 2,24 auf die Beziehung der Gemeinde zu Christus. Diese wird hier verglichen mit einem Körper mit Fleisch und Gebein, einem Leib mit Gliedern. Die organische Einheit des Hauptes mit den Gliedern wird zurückgeführt auf das Kommen des Menschensohnes in die Welt, um erlöste Menschenkinder sich selbst zuzuführen, wie ein Mann die Eltern verlässt einer Geliebten wegen und sie seinetwegen, wie es in Ps 45,10M-12 heißt:

    Die Königin steht zu deiner [des Königs] Rechten in Gold von Ophir. Höre, Tochter, und sieh und neige dein Ohr und vergiss deines Volkes und deines Vaters Hauses! Und der König wird deine Schönheit begehren, denn er ist dein Herr: So huldige ihm!

    Es ist wie im Choral gesungen wird: „Der andre Adam heut erwacht nach seiner harten Todesnacht.

    Aus seiner Seiten er erbaut uns, seine theur erlöste Braut.“

    Und trefflich schreibt Schenkel (bei Dächsel): „Wie aus dem Fleisch und Gebein des ersten Adam während seines Schlummers das Weib nach seiner natürlichen-geschlechtlichen Beschaffenheit hervorging, so ging aus dem Fleisch und Gebein des zweiten Adam am Marterpfahl des Kreuzes die Gemeinde nach ihrer übernatürlichen-geistlichen Beschaffenheit hervor; insofern kann im vollen geschichtlichen Sinne des Wortes gesagt werden, daß die Gemeinde Christi aus dem Fleisch und [den] Gebeinen gezeugt und geboren ist, die Jesus Christus im Opfertod der Liebe hingab und zerbrechen ließ zur Versöhnung und Erlösung des Menschengeschlechts.“

 

        6. Der Mensch als Gefallener, als Ichbezogener.

 

            a. Zuerst, im allgemeinen

                 

Rm 7,18A: „... ich weiss, dass in mir, das heißt, in meinem Fleisch, Gutes nicht wohnt.“

    V. 25M: „Dann leiste ich also, ich selbst, leibeigenen Dienst, ja, mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.“

 

            b. Leiblichkeit an erste Stelle gesetzt

                 

                .  Rm 8,12.13: „Dann sind wir also, Brüder, Schuldner – nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben [den Leib an erste Stelle zu setzen], denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt [wenn ihr das Leibliche, die Diesseitigkeit, an erste Stelle setzt], seid ihr daran zu sterben. [Euer geistliches Leben wird verkümmern.] Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes [die sündige Tendenz in uns, den Leib von Gott unabhängig sein zu lassen] zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt.“

    Fleisch scheint hier die Tendenz zu sein, für den Leib zu leben.

   

                .  Rm 13,14: „... sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und trefft gedanklich nicht Vorkehrungen für die Lust des Fleisches.“

   

                .  Ga 5,24: „Aber die, die Christus gehören, kreuzigten [Vergangenheitsform] das Fleisch mit den Leidenschaften und Begierden.“

    Wann haben sie das getan? Bei der Bekehrung. Aber in welchem Sinne? Fand bei ihrer Bekehrung eine Kreuzigung statt?

    Rm 6,6A: „... von diesem Kenntnis nehmend, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt wurde ...“

    Wann wurde der alte Mensch gekreuzigt? Wann wurde Jesus gekreuzigt? Auf Golgatha. Wann starben wir? Auf Golgatha, denn wir wurden zusammen mit Christus gekreuzigt (Ga 2,19E).

    Wenn es nun in Ga 5,24 heißt, die Begierden und das Fleisch wurden gekreuzigt, dann weil wir in unserer Bekehrung Golgatha in Anspruch nahmen. Aber die eigentliche Kreuzigung fand auf Golgatha statt, und nur weil Jesus für uns gestorben ist, sind wir dort gestorben (2Kr 5,14E).

 

            c. Der Begriff Fleisch wird dann zu einer Welt, der der Diesseitigkeit, in der der Nichtchrist lebt.

   

Rm 7,5: „... als wir im Fleisch waren [nicht: fleischlich], wirkten der Sünden Leidenschaften.“

    8,8.9A: „Die, die im Fleisch sind [nicht: fleischlich], vermögen Gott nicht zu gefallen. Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch [nicht: fleischlich] ...“

    Fleisch ist hier eine Welt, in der man seine Wurzeln hat, die Diesseitigkeit, die unmittelbar mit dem Leib beginnt und sich in der weiteren Umwelt fortsetzt. Wer ist im Fleisch? Der Nichtchrist. Der, der im Fleisch ist, ist der, der im Diesseitigen sein Zuhause hat, seine Lebenswelt, seinen Lebensraum. Ein Christ ist einer, dessen Welt der Geist ist. Wann ist das der Fall? Wenn der Geist in mir ist, in mir Wohnung aufgenommen hat, und zwar der Geist Gottes, der auch Christi Geist ist. Dann ist der Heilige Geist meine Welt, und ich lebe nicht mehr im Fleisch. Und deshalb sollte ich auch nicht fleischlich leben – für die Diesseitigkeit.

    Fleisch ist also die Welt der Diesseitigkeit.

    Kol 2,20: „Wenn ihr also mit Christus dem Elementaren der Welt starbt, was lasst ihr euch, wie in der Welt Lebende, Satzungen auferlegen?“

    Die Kolosser leben nicht in der Welt, wenn sie Christen sind. Sie befinden sich zwar in der Welt, aber sie ist nicht ihr Zuhause. Sie sind nicht abhängig für ihr Leben von dieser Welt. Das muss nun in der Praxis Wirklichkeit werden – und deshalb das Leiden.

    Vergleichbar mit diesem ist die Formulierung in der Off 12,12A: „Deswegen seid fröhlich und feiert, [ihr] Himmel, und die, die in ihnen zelten! Wehe denen, die auf der Erde und auf dem Meer wohnen, ihr Zuhause haben!“ Vgl 13,8.12.14. Die, die auf der Erde ihr Zuhause haben, stehen denen gegenüber, die im Himmel weilen und den Endsieg davontragen.

 

    B. Der Heilige Geist ist im Christen dem Fleisch gegenübergestellt.

           

        . Ga 5,16-25: „Aber ich sage: Wandelt durch den Geist, und ihr werdet gar nicht die Lust des Fleisches ausführen; denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Fleisch. Diese widerstreben einander, sodass ihr nicht imstande seid zu tun, was immer ihr mögt. Wenn ihr aber vom Geist geführt werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz [welches für das Fleisch die Regierung ist].

    Die Werke des Fleisches sind aber offenbar: Sie sind Ehebruch, außereheliche Geschlechtsverbindung, Unreinheit, Zügellosigkeit, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zorn, Ränke, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Morden, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich auch zuvor sagte: Die, die solches üben, werden das Königreich Gottes nicht erben.

    Die Frucht des Geistes ist aber Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue [o.: Glaube], Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche gibt es kein Gesetz.

    Aber die, die Christus gehören, kreuzigten das Fleisch mit den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir durch den Geist leben, sollen wir uns auch durch den Geist ausrichten.“

   

        . Rm 7,5.6: „... als wir im Fleisch waren, wirkten der Sünden Leidenschaften, die durch das Gesetz aufkamen, in unseren Gliedern, um dem Tode Frucht zu bringen. Aber nun wurden wir dem Gesetz enthoben, da wir in dem starben, in dem wir festgehalten wurden; und so sollten wir Leibeigenendienst tun im Neuen, im Geist, und nicht im Älteren, im Geschriebenen [d.h., der Regierung für das Fleisch].“

   

        . 8,1-13: „Es ist dann nun gar keine Verurteilung für die, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus, befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes, denn was dem Gesetz unmöglich war, [das], worin es schwach war durch das Fleisch, [das war Folgendes:] Gott schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und für betreffs Sünde und verurteilte in dem Fleisch die Sünde, damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist, denn die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, das des Fleisches ist, aber die, die nach dem Geist sind, auf das, das des Geistes ist, denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, (die Gesinnung des Geistes aber Leben und Friede), weil nämlich die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn dem Gesetz Gottes ist sie nicht untertänig, denn sie vermag es gar nicht zu sein.

    Die, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen. Ihr aber, ihr seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein. Aber wenn Christus in euch ist, ist der Leib tot – wegen Sünde –, andererseits der Geist Leben – wegen Gerechtigkeit. Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten erweckte, in euch wohnt, wird der, der Christus Jesus von den Toten erweckte, auch eure sterblichen Leiber lebend machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.

    Dann sind wir also, Brüder, Schuldner – nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben, denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr daran, zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes zum Tode bringt, werdet ihr dazu beitragen, dass ihr lebt.“

 

VIII.  Der Heilige Geist im Leben des Ungläubigen

          

Als Fürsprecher vom Himmel auf die Erde gesandt ist der Heilige Geist ein Anwalt, der die Sache des Messias vertritt. Er verteidigt sowohl die Zeugen als auch das Zeugnis des Messias, und er klagt seine Feinde an.

    Nachdem wir uns intensiver mit dem Geist und seinem Wirken innerhalb des Volkes Gottes beschäftigt haben, geht es jetzt um sein Vorgehen in der Welt.

 

    A. Beginnen wir beim Zustand des Ungläubigen in Bezug auf den Heiligen Geist.

   

        . Rm 8,9: „Wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein Eigentum.“ Nur Anhänger Jesu Christi haben den Geist Gottes. Andere haben ihn nicht. Deshalb ist nicht der Geist ihr Zuhause, ihre Welt, sondern das Fleisch.

    1J 2,19.20A: „Von uns gingen sie aus. Sie waren jedoch nicht von uns; denn wären sie von uns gewesen, wären sie bei uns geblieben. Es geschah jedoch, damit offenbar gemacht würde, dass nicht alle von uns sind. (20) Und ihr, ihr habt eine Salbung von dem Heiligen ...“ Die in V. 20, die die Salbung haben, den Geist Gottes, stehen den anderen gegenüber. Sie haben ihn nicht.

    Jh 14,17: „... den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht, noch ihn kennt. Aber ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt, und er wird in euch sein.“ Der Heilige Geist kommt nicht zur Welt. Er kommt nur zu den Jüngern Jesu. Die Welt hat kein Auge für ihn – kein Interesse an ihm.

    Das ist der Zustand des Ungläubigen: Er hat den Heiligen Geist nicht und interessiert sich auch nicht für ihn.

   

        . Weil der Nichtchrist den Geist nicht hat, ist er blind:

Eph 4,18: „... deren Denken verfinstert ist und die dem Leben Gottes entfremdet sind, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens.“

    Der Ungläubige hat keine Antenne für Gott, kennt nicht die Dinge Gottes:

    1Kr 2,14: „Aber der seelische Mensch nimmt, was des Geistes Gottes ist, nicht auf, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht kennen, weil es geistlich beurteilt wird.“ Die Schrift nennt ihn „seelisch“, weil seine Seele im Leiblich-Dynamischen aufgeht – ein höchst trauriger Zustand.

    Jd 19-21A: „Diese sind Lostrennende, Seelische, die den Geist nicht haben. Aber ihr, Geliebte, während ihr euch selbst aufbaut mittels eures heiligsten Glaubens und im Heiligen Geist betet, bewahrt euch selbst in der Liebe Gottes.“ Weil der Heilige Geist Gott ist, zeigt es sich auch hier wieder, dass der ungläubige Mensch abseits von Gott lebt.

   

        . Es gibt wahrscheinlich kaum traurigere Worte in der Heiligen Schrift als die in Eph 2,12: „Ihr wart ohne Gott in der Welt.“ Man ist in der Welt, lebt, aber hat keinen Gott.

 

    B. Das Wirken des Heiligen Geistes beim Ungläubigen

 

        1. Wo beginnt der Geist sein Wirken?

 

            a. Er beginnt sein Werk in den Jüngern Jesu.

                 

Jh 15,26.27: „Aber wenn der Fürsprecher gekommen ist, den ich euch vom Vater schicken werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird derjenige von mir Zeugnis ablegen. Aber auch ihr seid Zeugen, weil ihr von Anfang bei mir seid.“

 

            b. Er wirkt in Verbindung mit dem Zeugnis der Jünger Jesu in der Welt.

 

                .  Das Evangelium im Wort Gottes der Schrift ist das Zeugnis des Geistes an den Menschen, der es hört oder liest. Wenn dieses Wort weitergegeben wird, geschieht bereits ein Wirken des Geistes.

   Heb 10,12-17: „Aber er, nachdem er ein Opfer für Sünden dargebracht hatte, setzte sich für immer zur Rechten Gottes, im Weiteren darauf wartend, dass und bis seine Feinde zum Fußschemel seiner Füße gelegt werden, denn mit einer Darbringung hat er für immer vollendet die, die geheiligt werden. Es bezeugt uns aber auch der Heilige Geist, denn nachdem er zuvor gesagt hatte: ‚Dieses ist der Bund, mit dem ich mich nach jenen Tagen ihnen verbünden werde, sagt der Herr, wobei ich meine Gesetze in ihre Herzen geben werde, und in ihr Denken werde ich sie schreiben’, sagt er: ‚Und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken.’“

    Ag 5,30-32: „Der Gott unserer Väter weckte Jesus, an den ihr Hand legtet: Ihr erhängtet ihn am Holz. Diesen erhöhte Gott zum Anführer und Retter durch seine rechte Hand, Israel zu geben Sinnesänderung und Vergebung der Sünden. Und wir sind seine Zeugen von diesen Dingen, aber auch der Heilige Geist [ist Zeuge], den Gott denen gab, die sich ihm als Autorität fügen.“

 

                .  Ein zweites Wirken geschieht im Gewissen des Hörenden.

Jh 16,7.8: „Ich sage euch jedoch die Wahrheit: Es ist euch förderlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Fürsprecher nicht zu euch. Aber wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch hin schicken. Und Jener, wenn er gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen in Bezug auf Sünde und in Bezug auf Gerechtigkeit und in Bezug auf Gericht.“

    Der Heilige Geist kommt zu den Jüngern. Vorausgesetzt ist hier, dass die Jünger in der Kraft des Geistes zur Welt gehen (Ag 1,8). Es geht also darum, dass die Jünger in der Welt Zeugnis ablegen.

    Man vergleiche auch 2Kr 4,2M: „... mittels Offenbarung der Wahrheit empfahlen wir uns selbst jedem Gewissen der Menschen vor dem Angesicht Gottes.“

 

        2. Wie wirkt nun der Geist im Inneren des Weltmenschen?

             

            . Das Zeugnis des Heiligen Geistes in dieser Welt erwähnt der Apostel Johannes im allgemeinen kurz in seinem 1. Brief (5,6M-8):

    „Dieser ist der, der durch Wasser und Blut kam, Jesus, der Christus ... und der Geist ist der Bezeugende, weil der Geist die Wahrheit ist, weil es drei sind, die im Himmel Bezeugende sind: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei, sie sind eins; und es sind drei, die auf der Erde Bezeugende sind: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind vereint.“

    Die Welt kann ein gewisses Maß an Wirken des Heiligen Geistes erleben. Es ist ein Werben, das aber noch nicht als Geist-Haben aufzufassen ist.

    Jh 16,8: „Und Jener, wenn er gekommen ist, wird die Welt zurechtweisen [ihr das wahre Wesen aufzeigen] in Bezug auf Sünde und in Bezug auf Gerechtigkeit und in Bezug auf Gericht.“

    Soll jemand unter die Heilsherrschaft Jesu Christi kommen, so geschieht das nur unter der Wirkung des Heiligen Geistes, macht Paulus den Korinthern klar:

    1Kr 12,3M: „Und niemand kann sagen: ‚Jesus sei Herr!’ als nur im Heiligen Geist.“

    Dieses Wirken des Heiligen Geistes im Leben des Ungläubigen geschieht in Verbindung mit dem Wort Gottes, das ausgestreut und gesät wird: durch Bibelteile und Traktate und durch das Zeugnis von Christen.

   

            . Das Wirken des Geistes am Unbekehrten wird als ein Heiligungsakt beschrieben.       

2Th 2,13.14A: „Aber wir sind es schuldig, vom Herrn geliebte Brüder, Gott euch bezüglich allezeit zu danken, dass Gott euch von Anfang zum Heil sich wählte und nahm in der Heiligung des Geistes und im Glauben der Wahrheit, wozu er euch durch unsere gute Botschaft rief.“

    Erwählung ist etwas, das nicht nur in der Ewigkeit stattfindet. Dort wird sie vorausgesehen. Sie findet aber eigentlich hier in der Zeit statt. Es handelt sich um Gottes Erfassen. Er ergreift uns und macht andere Menschen aus uns. Dieses tut er durch den Heiligen Geist.

    1P 1,1.2 spricht noch etwas differenzierter von der Heiligung des Geistes:

    „Petrus, Apostel Jesu Christi – den erwählten Fremden ... (2) erwählt gemäß der Vorauskenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes, Jesus Christus zu gehorchen und zur Besprengung mit seinem Blut.“

    Die in V. 1 erwähnte Erwählung wird in V. 2 näher beschrieben. Merken wir uns die Heilsfolge:

    1.) Vorauskenntnis Gottes

    2.) erwählt ... in der Heiligung des Geistes

    3.) erwählt ... Jesus Christus zu gehorchen

    4.) erwählt ... zur Besprengung mit seinem Blut

    Ich komme von der Landwirtschaft in Kanada. Dort habe ich manchmal in meiner Jugend mit dem Pferd das Vieh geholt. Die Kühe hatten dabei etwas Vernunft. Sie wussten schon, wo sie hinmussten. Aber das Jungvieh wollte sich manchmal abseits selbständig machen.

    Wir hatten einmal ein sehr kluges Pferd. Es konnte sogar ein Tor selbständig öffnen. Wenn ich dieses Pferd hatte, ging es von selbst dem Rindvieh nach. Wollte sich dann irgendein Einjähriges abkoppeln, war das Pferd schon gleich hinterher. Es ging aber nicht direkt hinter dem Tier. So hätte es das kleine Vieh nur noch weiter weg getrieben. Es machte einen Bogen, sodass es das Rind wieder zur Herde zurückführte. Das Pferd hat – biblisch gesprochen – das Rind geheiligt, d.h., der Herde zugeordnet. Wenn das Rind sich verirrte, war es abseits, falsch ausgerichtet.

    Von Natur aus sind wir verirrt wie dieses Jungvieh. Da kommt der himmlische ‚Cowboy’, holt uns zurück und heiligt uns Gott und seiner Herde, ordnet uns ihnen zu.

    Die Heiligung des Geistes beginnt also schon vor der Bekehrung. Sie ist das Bemühen Gottes um uns, als wir noch nichts von ihm wissen wollten. Sie setzt sich dann in der Bekehrung und auch später fort.

   

            . Der Heilige Geist übernimmt hier eine Rolle, die der des Gesetzes ähnlich ist. Im alten Griechenland hatten wohlhabende Leute ja Sklaven. Nun will ein Wohlhabender seinen Sohn vielleicht zur Schule schicken. Der könnte aber unterwegs gefährdet sein oder von sich aus sich selbständig machen. Es konnte dann ein Sklave mitgeschickt werden, ihn zu begleiten. Diesen nannte man einen „Pädagogen“. Er hatte dafür zu sorgen, dass der Sohn gut und wohlbehalten zur Schule und auch wieder zurück nach Hause kam. Unter Umständen konnte der Sklave auch selbst der Lehrer sein.

    Nun sagt Paulus in Ga 3,24: Das Gesetz war ein solcher Pädagoge, der dafür sorgen sollte, dass wir „nach Hause“ kämen. (In diesem Sinne kann man übrigens das Gesetz Gottes immer noch gebrauchen: Rm 3,19.) Eine ähnliche Aufgabe übernimmt der Heilige Geist, der uns zur Rettungshürde, die Jesus heißt, bringen will.

 

    C. Die Reaktionen der Ungläubigen auf das Wirken des Heiligen Geistes an ihnen

   

Die Reaktionen auf das Wirken des Heiligen Geistes in der Welt sind sehr unterschiedlich.

 

        1. Einige reagieren mit Zuneigung.

             

Sie hören auf den Ruf der Christusbotschaft und nehmen sie an. Bei diesen antwortet der Geist mit einem Einzug in ihr Leben.

    Eph 1,13.14A: „... in welchem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Angeld unseres Erbes ist.“

    Für diese trifft nun Rm 8,9M nicht mehr zu: „Wenn jemand aber Christi Geist nicht hat, ist dieser nicht sein.“

 

        2. Einige reagieren mit Abneigung.

             

Sie sind wie die Geladenen im Gleichnis Jesu:

    „Das Königreich der Himmel wurde verglichen mit einem Menschen, einem König, der seinem Sohn ein Hochzeitsfest machte. Er sandte seine leibeigenen Knechte, die Geladenen zum Hochzeitsfest zu rufen. Und sie wollten nicht kommen.“ (Mt 22,2.3)

    Man hört zwar die Christusbotschaft, verhält sich jedoch entweder gleichgültig oder weist die Botschaft ab. Bei diesen geht das Werben Gottes um sie weiter.

    Mt 22,4: „Wieder sandte er leibeigene Knechte, andere, und er sagte: ‚Sagt den Gerufenen: Seht! Mein Mahl habe ich bereitet. Meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist fertig und bereit. Kommt zum Hochzeitsfest!’“

    Aber dennoch bleiben einige fernerhin gleichgültig:

    V. 5: „Aber sie achteten nicht darauf und gingen ihre Wege, der eine auf seinen Acker, der andere an seinen Handel.“

 

        3. Manche gehen zum Widerstand über.

             

Immer wieder wird die Botschaft von Jesus von einigen bekämpft. Stephanus hält dieses seinem Volk vor:

    Ag 7,51: „Ihr Halsstarrigen und am Herzen und an den Ohren Unbeschnittenen! Ihr widerstrebt immer dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr“ – wie Jesaja schon berichtet hatte:

    „Aber sie waren widerspenstig und betrübten seinen Heiligen Geist.“ (63,10)

    Im Matthäustext erzählt Jesus weiter:

    V. 6: „Die Übrigen griffen seine leibeigenen Knechte, misshandelten sie und töteten sie.“

 

        4. Was ist es um die Lästerung des Heiligen Geistes?

             

Einige meinen, die Sünde selbst hätten die Pharisäer noch nicht begangen. Es würde ihnen nur gesagt, sie sollten sie nicht begehen. Nach Mk 3,22-30 scheinen sie diese Sünde aber doch getan zu haben.

   

            . Es geht hier um eine Sünde, die nicht mehr vergeben werden kann. Das ist natürlich eine sehr berühmte Formulierung geworden. Sie kommt aber nur in Verbindung mit dem irdischen Auftreten des Messias vor. Weder vor noch nach Jesu irdischer Wirksamkeit findet sie Täter. Die Situation ist ja auch einmalig: Ein Mensch, Jesus von Nazaret, vollbringt außergewöhnliche Taten und erhebt den Anspruch, Sohn und Messias Gottes zu sein. Aber er ist nicht allein. Der Geist Gottes ist mit ihm, und Jesus erklärt:

    „Durch den Geist Gottes treibe ich Dämonen aus.“

    Es geht darum, dass der Messias herausgestellt werden sollte. Gott hatte Interesse daran, dass man Jesus als den Messias anerkenne, und der Heilige Geist hat, zusammen mit Jesus, davon Zeugnis abgelegt. Das kam dadurch zum Ausdruck, dass Dämonen ausgetrieben wurden, etwas, das nur Gott tun konnte. Die Schriftgelehrten und Pharisäer nehmen dieses Zeugnis nicht an.

    Dass Dämonen vertrieben wurden, war den Zeitgenossen Jesu klar, und dass ein Geist ihm dazu verhelfe, gestand man ebenfalls. Nur, meinten einige, sei es der Fürst der bösen Geister – was Jesus als unmöglich aufzeigt. Mit einer solchen Behauptung aber, fährt der Herr fort, hat es eine unheimliche Bewandtnis.

    Hätte Jesus nur im eigenen Namen gesprochen, hätte ihnen das vergeben werden können. Man hätte Verständnis dafür haben können. Es war klar, Jesus sah wie ein Mensch aus. Wenn er nun durch das Land geht und sagt: „Ich bin der Messias“, und man glaubt das nicht, so kann man das noch verstehen. Wer jedoch das Bemühen Gottes, durch seinen Geist diesen Nazarener als seinen Gesandten und Gesalbten herauszustellen, lästert, hat keine Hoffnung auf Vergebung, wer immer er auch sei.

   

            . Eine solche Situation hat es in der Weltgeschichte nur einmal gegeben. Und daher sollte man sich heute nicht plagen lassen und meinen, man hätte sich ebenso wie jene zu Jesu Zeit am Geist Gottes hoffnungslos versündigt. Schlimm genug ist es jedoch auf jeden Fall zu jeder Zeit, die Rettung anbietende Hand Gottes auszuschlagen. Darüber kann man aber die Haltung ändern. Man kann sich rufen lassen und sich volle Vergebung schenken lassen.

    Obwohl diese Sünde in dieser Formulierung nur beim Messias vorkommt, treffen wir ähnliches im Leben von Menschen sonstwo an. Es scheint dennoch nicht angebracht zu sein, heute von einer Sünde zu sprechen, die nicht vergeben werden kann.

 

    D. Gibt es eine Unmöglichkeit der Umkehr?

         

Die Flugsprache in der Welt ist meistens Englisch. Da spricht man von einem „point of no return“. Gesetzt den Fall, es würden sich bei einem Flug über den Ozean innerhalb der ersten Hälfte der Strecke zwischen Abflugs- und Zielort Probleme mit der Maschine ergeben, wird der Pilot sich überlegen, ob er noch weiterfliegen kann oder ob er zum Abflugsort zurückfliegen sollte. Hat er aber bereits den Mittelpunkt der Strecke überschritten, hat es keinen Sinn mehr zurückzufliegen. Dann gibt es nur noch die Möglichkeit, geradeaus weiterzufliegen in der Hoffnung, noch das Ziel zu erreichen. Dieser Punkt, von dem aus es keinen Sinn mehr hat zurückzukehren, nennt man den Punkt des Nicht-mehr-Wiederkehrens.

    Nun stellt sich die Frage, ob es im Leben eines Menschen einen solchen Punkt geben könnte. Die Frage soll an zwei Stellen besprochen werden.

 

        1. Kann ein Unbekehrter sich so sehr gegen Gott stellen, dass Gott dessen Nein ernst nimmt?

 

            . Soviel muss zunächst gesagt werden: Gott verfügt über die Möglichkeit zur Umkehr:

Ag 11,18: Petrus hat soeben von seinem Erlebnis im Hause des Kornelius berichtet. Die Christen in Jerusalem beruhigen sich und sagen:

    „Dann hat Gott also auch denen aus den Völkern die Umkehr gegeben.“

    Es ist also Gott, der über solche Möglichkeiten bestimmt. Man spielt nicht mit ihm. Er wird selbst entscheiden, ob ein Mensch Gelegenheit zur Umkehr bekommt oder nicht. In der praktischen Erfahrung scheint es Fälle zu geben, in denen jemand einen solchen Punkt des Nicht-Umkehrens erreicht hat. Es ist aber sehr schwer, hier eine absolute Aussage zu machen.

 

            . Auf keinen Fall sollte man hier den berühmten Vers aus dem Buch Hiob anführen: „Gott spricht zwei- und dreimal zu Menschen.“ (Hi 33,14.29.30) Mit Evangelisation hat das nichts zu tun. Übrigens ist das ein Zitat von einem der „Freunde“ Hiobs, deren Worte man nicht immer als reines Wort Gottes annehmen kann. Man darf nicht alles, das in der Bibel zitiert wird, als direktes Wort Gottes annehmen. Dass sie so gesprochen haben, ist wahre göttliche Mitteilung, aber das heißt nicht, dass die Zitierten Wort Gottes sprachen. Wenn Satan oder Sünder oder fehlerhafte Menschen sprechen, ist das nicht immer als eigentliches Wort Gottes anzunehmen. Vgl „Es ist kein Gott“ (Ps 14,1;53,1).

    Nun sprechen Sünder aber nicht nur Verkehrtes, und von vielem, das Hiobs Gesprächspartner sagen, können wir lernen. Nur haben wir mit diesen Aussagen mit Vorsicht umzugehen und dürfen das Lernen aus den Aussagen solcher Männer nicht zum Prinzip machen.

 

            . Wir wollen es mit Paulus halten, der dem Timotheus nahe legt: „... in Sanftmut die, die entgegen sind, zurechtweisen, falls Gott ihnen Sinnesänderung und Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit“ (2Tm 2,25).

 

            . Die Tragik einer leichtsinnigen Haltung schildert der Hebräerschreiber (12,16.17): „... dass nicht ein Unzüchtiger da sei oder ein Profaner wie Esau, der für ein Essen seine Erstgeburt hingab, denn ihr wisst, dass er auch nachher, als er den Segen erben wollte, abgelehnt wurde, denn er fand keinen Raum zur Sinnesänderung, obwohl er sie mit Tränen ernsthaft suchte.“

                -  Esau war schon von vorn herein nicht dazu erwählt, die Heilslinie fortzusetzen, obwohl dieses im allgemeinen das Privileg des Erstgeborenen gewesen zu sein scheint. In diesem Fall sollte es jedoch nicht so werden.

                -  Wir wissen nicht, warum Gott es so bestimmt hatte. Jakob aber schien noch ein wenig mithelfen zu wollen. So nahm er einmal eine Gelegenheit wahr, diesen Segen an sich zu reissen. Esau kommt müde nach Hause und wünscht sich, dass sein Bruder ihm eine Suppe kocht. Jakob ist bereit, das zu tun, nutzt aber die Situation zu einem Handel mit Esau. Diese Abmachung war an und für sich in Ordnung. Wenn beide einverstanden sind, darf man irgend einen Handel vereinbaren. Natürlich war Jakob schlau, aber er war nicht ungerecht. Esau hingegen war töricht.

    Jakob sagt zu ihm: „Gib mir deine Erstgeburt, und ich gebe dir die Suppe.“

    Es ist das gleiche, wie wenn man einen Palast für einen Euro verkauft. Wenn beide einverstanden sind, ist es völlig legitim. Nur ist der, der mit dem einen Euro zufrieden ist, nicht vernünftig, es sei denn er besonders freigebig ist.

    Nun war der Handel abgeschlossen. Jakob hatte Esaus Erstgeburtsrecht.

                -  Wir wissen nicht, ob Isaak davon wusste; jedenfalls hat er sich nicht danach gerichtet. Er hat sich aber auch nicht an Gottes Wort an Rebekka gehalten. Das war noch trauriger.

    Er sagt (später) zu Esau: „Ich möchte, ehe ich sterbe, dir den Segen geben.“

    Esau sagt nichts. Also ist es mit dem Handel für ihn vorbei. An dieser Stelle schreitet die Mutter ein. Wir kennen den Verlauf der Geschichte. Jakob bekommt doch den Segen. Esau kommt anschließend herein, und es stellt sich heraus, dass der Segen weg ist. Jetzt will er die Geschichte rückgängig machen. Aber das geht nicht mehr. Er steht vor vollendeten Tatsachen.

                -  Er hätte alles gegenüber Gott bereuen dürfen. Mit ihm hätte er durchaus in Ordnung kommen können. Der Handel mit Jakob war jedoch nicht mehr rückgängig zu machen. Auch konnte er nicht, was Isaak bei Jakob getan hatte, rückgängig machen. Er heulte, aber es half nichts. Wenn Gott „Nein“ sagt, dann heißt das: „Nein“, und Gott hatte zweimal „Nein“ gesagt: bei der Geburt und jetzt bei Isaak. Der Hebräerschreiber sagt, das ist ernst zu nehmen. Wir spielen nicht mit Gottes Angebot.

 

            . Sagt nun Paulus aber nicht in Rm 9, dass Gott verhärtet, wen er will, sodass er nicht zur Umkehr kommen kann?

    Das Kapitel sollte genau gelesen werden.

    Zum Einen kann gesagt werden, dass es dem Apostel in diesem Text nicht um die Frage geht, wie in der traditionellen Theologie oft behauptet wird, ob Gott Menschen vorschreiben würde, wer gerettet werden dürfe und wer nicht, sondern um die alte Frage des Israeliten: Kann der Mensch Gott vorschreiben, unter welchen Umständen er ihn annehmen müsse?

    Zum Anderen: Es ist bekannt, dass Paulus hier auf die Auszugsgeschichte im 2. Mosebuch zurückgeht. Dort wird die Begegnung Moses mit dem Pharao zweimal erzählt, einmal in kurzer Vorhersageform in den Kapiteln 3 und 4, dann als Schilderung der Ereignisse ab K. 5. Ein Vergleich dieser zwei Berichte – die sich decken – zeigt, dass Gott das Herz des Pharaos zu verhärten beginnt, nachdem dieser von sich aus sich geweigert hat, auf die Bitte Moses einzugehen.

    Gott kann man in seinem Umgang mit dem Menschen nicht Willkür vorwerfen. Er bleibt niemandem eine Gelegenheit zur Umkehr schuldig. Auch wenn die letzte Ursache für die Weichenstellung im Herzen des Menschen ein Geheimnis bleibt, so lernen wir aus der Sprachweise der Schrift: Die Verantwortung für sein Ja oder Nein zu Gott trägt der Mensch, nicht Gott. Durch Hesekiel lässt er Israel zurufen (33,11E):

    „Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?“

 

            . Wir wollen jedem das Evangelium sagen. Wir verfügen nicht darüber, dass sie es annehmen. Wir wollen aber nie die Hoffnung aufgeben, dass Menschen umkehren könnten.

 

        2. Wie ist es aber mit Abgefallenen?

 

Wie ist es bei solchen, die deutlich zum Ausdruck gebracht haben, dass sie Jesus Christus nicht mehr als Erlöser haben wollen?

    Dieser Abfall kann sehr verschieden aussehen. Die Grundfrage ist allerdings: Können sie nach einem völligen Bruch mit Christus überhaupt je wieder zur Umkehr gelangen?

 

            a.  Die Fälle im Hebräerbrief

 

                .  Wenn es in Heb 10 heißt, es ist kein anderes Opfer mehr, muss das nicht heißen, dass keine Möglichkeit mehr zur Umkehr gegeben wäre, sondern es gibt keine andere Möglichkeit als die, die man nicht in Anspruch nimmt. Es gibt nur einen Weg zu Gott, und dieser geht über Jesus Christus. Will man diesen nicht gehen, gibt es keinen anderen, da es kein anderes Opfer gibt. Man hat also die einzige Möglichkeit nicht in Anspruch genommen. Verharrt man in dieser Haltung, so gibt es keine Rettungsmöglichkeit. Hier scheint aber die Möglichkeit nicht ausgeschlossen zu sein, dass man seine Haltung wieder ändern könnte.

 

                .  Wie ist es in K. 6?

Sehen wir uns den Text zuerst an (V. 4-6): „... denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet wurden, auch die himmlische Gabe kosteten und Mitteilhaber des Heiligen Geistes wurden (5) und das edle, von Gott gesprochene Wort kosteten, auch die Kräfte der kommenden Weltzeit, (6) und die daneben fielen, wieder zur Sinnesänderung zu erneuern, sie, die sich selbst den Sohn Gottes ans Kreuz schlagen und ihn prangern ...“

    Man kann den Teil des Textes, der uns hier beschäftigt, auch anders wiedergeben, wobei dann das Übersetzungsproblem deutlicher zu erkennen ist:

    Menge: „... es ist unmöglich, solche ... noch einmal zur Sinnesänderung zu erneuern, weil sie ... den Sohn Gottes von neuem kreuzigen ...“

    Alte Elberfelder: „... es ist unmöglich, diejenigen ... wiederum zur Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes ... kreuzigen ...“ Es fällt auf, dass sich die Revidierer in der neuen Ausgabe für dieselbe Formulierung entschieden haben (obwohl sie das frühere „indem“ in der Fußnote als Variante angeben) wie Luther 84 und andere:

    da sie ... kreuzigen“, was mit der Version von Menge übereinstimmt.

    Unsere obige Wiedergabe ist der der alten Elberfelder ähnlich.

    Es ist vom Griechischen her nicht ganz eindeutig zu erkennen, ob es: „weil“ bzw „da“, oder: „indem“ bzw „während – sie ihn kreuzigen“ heißen soll. Solange wir dieses nicht wissen, muss die Frage offen bleiben. Wenn wir übersetzen müssen: „weil sie ihn kreuzigen“, gibt es keine Möglichkeit mehr zur Umkehr: Einmal abgefallen, für immer abgefallen! Wenn aber zu übersetzen ist: „während sie ihn kreuzigen“, besteht noch eine Möglichkeit, dass sie ihre Haltung ändern könnten. Wie soll der gewissenhafte Übersetzer nun vorgehen?

    Wenn 1.) beide Versionen möglich sind, 2.) die mit dem „Weil“-Gedanken die andere ausschließt, 3.) die andere jedoch die erstere zulässt, so ist es ratsam, die weitere anstatt der engeren vorzuziehen.

    Es scheint, als ob hier dasselbe gesagt wird wie in K. 10: Nur über Jesus kommt man zu Gott. Verlässt man diesen Weg, gibt es keine andere Möglichkeit. Das hieße aber nicht, dass man seine Meinung nicht später einmal ändern dürfte.

 

            b.  Der Fall der Laodikeer

 

Of 3,15.16A

 

                .  „Ich weiß um deine Werke“: Diese sind alle Bewegungen, die das Innere offenbaren.

 

                .  „... dass du weder kalt noch warm bist.

„Kalt“ heißt wohl: nie warm geworden, „warm“, nach Lenski: heiß gemacht.

 

.  Dass du doch kalt oder warm wärst!“

Dieses bringt ein Bedauern zum Ausdruck.

    „Kalt“ kann nicht den Wunsch ausdrücken, abgekühlt zu sein, also, abgefallen.

 

.  So [wie es jetzt ist], weil du lau bist und weder kalt noch warm ...

„Lau“ kann nicht heißen: von einem kalten Zustand angewärmt, sondern: abgekühlt, nicht mehr so warm wie einmal.

 

                .  „... bin ich daran, dich aus meinem Munde zu speien ...

Noch sind sie es nicht. Sonst wären sie nicht mehr „Gemeinde“. Ausgespien werden sie, wenn die Abkühlung fortschreitet und keine Wärme, kein Leben mehr zu verzeichnen ist. Dann aber wird er es tun müssen, was jedoch schlimmer wäre, als kalt geblieben und nie warm geworden zu sein. Ob dieses bedeutet, dass einer, der nie Christ war, wohl gerettet werden kann, nicht aber ein Abgefallener? Dieser Schluss geht vielleicht über das Bild hinaus.

 

            c.  Abschließend 

 

Wiederum möchte ich Mut machen zu verkünden, zu beten und nie die Hoffnung aufzugeben, dass ein Sünder zurückfindet.

 

IX.  Der Heilige Geist und die Wiederkunft Christi

 

    A.  Der Heilige Geist und die Hoffnung des künftigen Heils

         

Christen sind gerettet worden. Dennoch werden sie immer noch gerettet. Zudem werden sie gerettet werden. Das entspricht dem Heilsplan Gottes.

 

        1. Von der Rettung, die Jesus bringt, wenn er wiederkommt, sprechen folgende Stellen.

  

Heb 9,28: „... so wird Christus, einmal dargebracht worden, um die Sünden vieler zu tragen, ein zweites Mal ohne Sünde gesehen werden zum Heil denen, die auf ihn warten ...“

    1P 1,3-7: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn, der Gott und Vater Jesu Christi, der uns nach seiner reichen Barmherzigkeit wiedergebar zu einer lebenden Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das in den Himmeln aufgehoben ist für uns, die wir in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden für die Rettung, die bereit ist, enthüllt zu werden in der letzten Zeit, worüber ihr euch freut, die ihr jetzt für eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Prüfungen, damit die Erprobung eures Glaubens, der viel kostbarer ist als Gold, das vergeht aber durch Feuer erprobt wird, sich erweise zu Preis, Ehre und Herrlichkeit in der Enthüllung Jesu Christi ...“

 

        2. Wenn nun der Heilige Geist in unserem Leben am Werk ist, hat er dieses Ziel im Auge: das künftige Heil.

 

Davon sprechen nachstehende Texte.

 

            . Rm 5,1-5: „Nachdem wir also aus Glauben gerechtfertigt worden sind, haben wir Frieden zu Gott hin durch unseren Herrn, Jesus Christus ... Und wir sind am Rühmen über die Hoffnung, die Herrlichkeit Gottes. Aber nicht nur das, sondern auch in den Bedrängnissen sind wir am Rühmen, da wir wissen, dass die Bedrängnis Ausdauer zur Auswirkung hat, die Ausdauer aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung. Die Hoffnung beschämt aber nicht, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen worden ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde ...“

   

            . 8,23-27: „... aber nicht nur das, sondern auch wir selbst, als solche, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, während wir auf die Sohnesstellung warten, die Erlösung unseres Leibes, denn auf Hoffnung wurden wir gerettet. Aber eine Hoffnung, die man sieht, ist nicht eine Hoffnung, denn warum erhofft man noch, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, das wir nicht sehen, warten wir es ab durch Ausdauer. Aber ebenso nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheiten mit an, denn was wir beten sollten, nach dem, das erforderlich wäre, wissen wir nicht. Der Geist selbst jedoch verwendet sich für uns in ungesprochenen Seufzern. Aber der, der die Herzen erforscht, weiss, was die Gesinnung des Geistes ist, weil er sich Gott gemäß für die Heiligen verwendet.“

   

            . 2Kr 5,4-6A: „... denn auch wir, die wir im Zelt sind, seufzen, als Beladene, als solche, die nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. Aber der, der uns zum Gegenstand seines Wirkens machte und uns eben dazu bereitete, ist Gott, der uns auch ein Angeld gab, den Geist, sodass wir also allezeit guten Mutes sind ...“

   

            . Ga 4,6.7: „Dass ihr aber Söhne seid: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: ‚Abba! Vater!’ So bist du nicht länger Leibeigener, sondern Sohn, wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“

   

            . 5,5: „... denn durch den Geist, aus Glauben, warten wir mit Zuversicht auf die Hoffnung der Gerechtigkeit ...“

   

            . Eph 1,13M-14A: „... in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Angeld unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Eigentums ...“

   

            . 4,4: „Ein Leib [ist es] und ein Geist, entsprechend dem, dass ihr gerufen wurdet in einer Hoffnung eures Rufes ...“

   

            . V. 30: „Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr auf den Tag der Erlösung versiegelt wurdet.“

   

            . 1P 4,12-14A: „Geliebte, lasst euch das Feuer, das unter euch entstanden ist, um euch zu prüfen, nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges, sondern so, wie ihr der Leiden Christi teilhaftig seid, freut euch, damit ihr euch auch in der Enthüllung seiner Herrlichkeit mit hoher Freude freuen mögt. Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid ihr Selige, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht ...“

   

            . Of 2,7: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Dem, der überwindet, werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist.“

   

            . V. 11: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Der, der überwindet, wird nicht von dem zweiten Tode beschädigt werden.“

   

            . V. 17: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Dem, der überwindet, ihm werde ich zu essen geben von dem verborgenen Manna. Und ich werde ihm einen kleinen weißen Stein geben, und auf den kleinen Stein wird ein neuer Name geschrieben sein, den niemand kannte außer dem, der ihn empfängt.“

    

            . V. 25-29: „... nur: Was ihr habt, haltet fest, bis ich kommen werde. Und dem, der überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, werde ich Vollmacht geben über die, die von den Völkern sind, und er wird Hirte über sie sein mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerbrochen werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe. Und ich werde ihm den Morgenstern geben. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

   

            . 3,5.6: „Der, der überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen gar nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

   

            . V. 10-13: „Weil du das Wort meiner Ausdauer bewahrtest und hieltest, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung, die über das ganze Reich der Welt kommt, zu prüfen die, die auf der Erde wohnen. Siehe: Ich komme mit Schnelligkeit. Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme. Der, der überwindet, ihn werde ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und daraus wird er gar nicht mehr hinausgehen, und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalems, die aus dem Himmel von meinem Gott niederfährt, und meinen neuen Namen. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

   

            . V. 21.22: „Der, der überwindet, ihm werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwand und mich setzte zu meinem Vater auf seinem Thron. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

   

           . 14,13: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die zu mir sagte: ‚Schreibe: Selige die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, sagt der Geist, – damit sie ruhen von ihren Arbeiten. Aber ihre Werke folgen mit ihnen.’“

   

            . 22,16.17

                -  „Ich, Jesus, schickte meinen [himmlischen] Boten, euch diese Dinge zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel [mit Stamm] und der Spross Davids, der helle Morgenstern [der den Tag ansagt].

    Und der Geist und die Braut [dessen Leben und Trieb der Geist ist] sagen: ‚Komm! [Sei stets am Kommen!]’ [Das kann aber nur einer, der im Reinen mit dem Herrn ist, von Herzen sagen.]

    Und wer es [als einzelner Gläubiger] hört, sage: ‚Komm!’

    Und wer Durst hat [und, wenn er dieses Komm hört und bei meinem Kommen nicht zurückbleiben will], komme [heute zu mir]. Und wer will, nehme das Wasser des Lebens kostenlos!“

                -  „Von oben herab spricht Jesus, indem er sich den hellen Morgenstern nennt, der den seligen Morgen eines ewigen Tages ankündigt und über der erlösten Menschheit heraufführt, ja, der selbst in seiner Auferstehung und Verklärung Bürgschaft und Unterpfand für jenen Tag der Vollendung ist: ‚Ich komme’; und von unten antwortet der Geist und die Braut: ‚Komm!’

    Wo irgend in einem Menschenherzen der Geist des Herrn wohnt, da bezeugt er sich durch den Ruf: ‚Komm!’

    Wo irgend die Braut, die wahre Gemeinde Jesu, ihre Stätte hat, da steigt auch der Ruf: ‚Komm!’ aus ihrer Mitte empor. Die Bitte um sein Kommen ist ein Hauptkennzeichen, wie der wahren Gemeinde, so der Geburt aus dem Geist des Einzelnen.“ (Kemmler, in Dächels Bibelwerk)

   

            . Alle diese Texte sind Ermahnungs- und Trostworte des Geistes, um uns hin zu jenem Tag zu begleiten.

 

    B. Der Heilige Geist und die Entrückung

 

        1. Er ist tätig in der Erweckung der verstorbenen Gläubigen.

             

Rm 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten erweckte, in euch wohnt, wird der, der Christus Jesus von den Toten erweckte, auch eure sterblichen Leiber lebend machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“

 

        2. Es ist der Geist, der zu dieser Zeit das Erbe des ewigen Lebens gewährt.

             

Ga 6,8: „... weil der, der seinem eigenen Fleisch sät, vom Fleisch Verderben ernten wird, aber der, der dem Geist sät, vom Geist ewiges Leben ernten wird.“

    Petrus betrachtet unseren heutigen Weg als Christen als eine Bewährungszeit:

    1P 1,5-9: „... die wir in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden für die Rettung, die bereit ist, enthüllt zu werden in der letzten Zeit, worüber ihr euch freut, die ihr jetzt für eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Prüfungen, damit die Erprobung eures Glaubens, der viel kostbarer ist als Gold, das vergeht aber durch Feuer erprobt wird, sich erweise zu Preis, Ehre und Herrlichkeit in der Enthüllung Jesu Christi, den ihr, den ihr nicht gesehen habt, liebt; auf den ihr, den ihr jetzt nicht seht – ihr glaubt aber – euch freut mit hoher, unaussprechlicher und herrlicher Freude, das Ziel eures Glaubens davontragend, die Rettung der Seelen ...“

    Das ewige Leben in Jesus Christus haben wir heute bereits, doch, gewissermaßen, in ‚Knospenform’. In der Vollendung unseres Heils bei der Wiederkunft Jesu erhalten wir es vom Geist in ‚voller Blüte’.

 

        3. Wird der Heilige Geist entrückt?

             

In 2Th 2 fehlt dieser Gedanke. Eine genauere Übersetzung der V. 1-8A lässt sich wie folgt lesen:

    „Wir ersuchen euch aber, Brüder, betreffs der Ankunft unseres Herrn, der Gegenwart Jesu Christi, und unseres Versammeltwerdens zu ihm, 2 euch im Denksinn nicht schnell aus der Fassung bringen zu lassen, noch erschreckt zu werden, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief, als von uns, als sei der Tag des Christus da.

    3 Niemand täusche euch in irgendeiner Weise, weil der Tag nicht [kommt], wenn nicht zuerst der Aufstand[21] gekommen und der Mensch der Sünde enthüllt worden ist, 4 der Sohn des Verderbens, der widerstrebt und sich erhebt über alles, das Gott oder [Gegenstand der] Verehrung heißt, sodass er selbst sich wie ein Gott in das Tempelheiligtum Gottes setzt, von sich selbst vorgibt, er sei Gott.

    5 Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch dieses sagte, als ich noch bei euch war? 6 Und nun, was zurückhält, wisst ihr, dass er enthüllt werde zu der eigenen Zeit, 7 denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken; nur [ist einer], der jetzt zurückhält, bis es [evt: er] aus der Mitte hervorgegangen [eig: geworden/entstanden] sei, 8 und dann wird enthüllt werden der Gesetzlose ...“

    In V. 2E ist die bessere Lesart: „Tag Christi“, nicht: „Tag des Herrn“. Aber auch wenn es „Tag des Herrn“ heißen sollte, würde es für unsere Zwecke keinen wesentlichen Unterschied machen, denn der Tag des Herrn ist die Bezeichnung für das ganze endzeitliche Geschehen, einschließlich die Entrückung.

    Zwar ist der Geist in und unter den Entrückten, aber als der allgegenwärtige Gott ist er größer als die weggeraffte Gemeinde. Und er ist nicht nur der Geist des Heils und derer, die es angenommen haben, sondern der Geist des Gerichts (Jes 4,4), das folgt.

 

        4. Folgt auf die Entrückung mehr Heiliger Geist für die entrückte Gemeinde?

   

Zwei Stellen kommen hier besonders in Betracht. Die erste ist Eph 1,13M-14A:

    „... in dem auch ihr, die ihr geglaubt hattet, versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Angeld unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Eigentums ...“

    Wie oben bereits erwähnt: „Wenn ein Angeld angelegt ist, wird damit eine Vergewisserung abgegeben, dass noch mehr kommt. Wenn der Heilige Geist als Angeld beschrieben wird, heißt das nicht, dass morgen mehr Heiliger Geist kommt, sondern der Geist als solcher ist als Angeld der erste Teil von dem, das Gott vor hat, uns zu geben. Wir haben nämlich noch nicht das ganze Heil, erleben noch Verzicht... Die letzte Verheißung steht noch aus.“

    Die zweite Stelle ist Rm 8,23. Der Sinn ist ein ähnlicher:

    „... aber nicht nur das, sondern auch wir selbst, als solche, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, während wir auf die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes, warten ...“

    Nicht mehr Heiligen Geist erwarten wir, sondern den Rest des Heils, das Jesus für uns erwarb. Mit dem Kommen des Geistes in unser Leben bei unserer persönlichen Heilswende kommt das Heil für den inneren Menschen. Mit dem Wiederkommen Jesu kommt das Heil für den äußeren Menschen wie auch die ganze ewige Herrlichkeit.

   

    C. Der Heilige Geist und das Kommen auf den Ölberg

 

        1. Der Geist und die Frage einer zweifachen Wiederkunft

              

Kommt Jesus zwei- oder nur einmal wieder? Darüber sind Schriftkenner geteilter Meinung. Mir scheint, seine Wiederkunft wird in zwei Phasen aufgeteilt sein, allerdings nicht aus den vielen „Gründen“, die gerne angeführt werden. Ohne hier das große Thema der Ankunft Christi vorwegzunehmen, möchte ich kurz erwähnen: Nach sorgfältiger Prüfung der Gründe, die für eine Entrückung vor den verheißenen sieben Jahren für Israel angegeben werden bzw für eine in der Mitte dieser Zeitspanne, habe ich keine als tragfähig gefunden. Eine Anzahl Stellen dagegen bringt das Kommen des Herrn für die Seinen eher in die Nähe seines Kommens zum Gericht.

    Ein Grund für eine getrennte Wiederkunft ist mir geblieben. Bei der Entrückung erhalten die dann lebenden wie die verstorbenen Gläubigen einen neuen Leib. Das Israel aber, das ins Tausendjahrreich geht, kennt diese Verwandlung noch nicht. Folglich wird das Kommen des Herrn auf den Ölberg wohl nicht identisch sein mit dem zur Entrückung seiner Gemeinde. Der Zeitabstand müsste jedoch kein großer sein.

    Die große Diskussion um die Gegenwart des Geistes in der sogenannten Trübsalszeit erübrigt sich also schon aus diesem Grunde. Der Heilige Geist bleibt in der Gemeinde, wo immer sie ist. Er bleibt auch als der allgegenwärtige Gott auf der Erde, solange sie besteht.

 

        2. Der Geist und die Erneuerung Israels

             

Nachdem also Jesus für seine Gemeinde gekommen ist, kommt er bald mit ihr auf die Erde selbst. Eine Anzahl von Stellen spricht nun von dem, das der Heilige Geist dann tut.

   

            . Jes 4,2-4: „An jenem Tage wird der Zweig Jahwes zur Zierde und Ehre und die Frucht des Landes zur Pracht und Herrlichkeit für die Geretteten Israels werden. (3) Und es wird geschehen: Wer in Zijon übrig sein wird und übriggelassen in Jerusalem, wird heilig heißen, ein jeder, der eingeschrieben ist zum Leben in Jerusalem, (4) wenn der Herr den Schmutz der Töchter Zijons abgewaschen hat und die Blutschulden Jerusalems aus ihrer Mitte weggetan mit dem Geist des Gerichts und mit dem Geist des Verbrennens.“

    Zu V. 2 meint Delitzsch: „Diese Doppelbenennung des Zukünftigen bezeichnet die Doppelseitigkeit seines Ursprungs: Er kommt einerseits von [Jahwe] und doch auch andererseits aus der Erde, indem er aus Israel hervorgeht. Neutestamentlich betrachtet, läßt sich sagen, des HErrn Zweig, der zugleich die Frucht der Erde ist, ist das Weizenkorn, welches die welterlösende Liebe am Karfreitage in die Erde gesenkt hat; das Weizenkorn, welches am Ostersonntag die Erde zu durchbrechen und himmelan zu wachsen beginnt; das Weizenkorn, dessen goldener Halm am Himmelfahrtstage himmelwärts aufsteigt; das Weizenkorn, dessen myriadenreiche Ähre am Pfingsttage sich zur Erde herniederneigt und die Samenkörner ausschüttet, aus welchen die [Gemeinde] geboren.“

    Und Dächsel schreibt zu den V. 2-6: „Mit ihrem Schluße kehrt die Rede nach Art einer Kreislinie zu ihrem Anfang zurück: Nachdem die Masse Israels sammt den Gegenständen ihres nichtigen Stolzes hinweggetilgt ist, wird für den übrigbleibenden, das Gericht überdauernden Rest des Volkes Gottes der dann kommende Messias der Gegenstand rechtmäßigen Stolzes sein. Aber auch der Nachblieb jener Gerichtsschmelzung selber wird eine aus eitel Heiligen bestehende Gemeinde sein, da Israels Beruf nun an jeder einzelnen Person verwirklicht ist. Aller Schmutz ist von Jerusalem hinweggewaschen; alle Blutflecken sind von ihr abgespült; des HErrn Geist waltet richtend und heiligend über ihren Bewohnern, und über jegliche Stätte des Berges Zion und über alle Festversammlungen der neuen Gemeinde breitet sich die leitende und schirmende Wolke, deren Rauch sich des Nachts in flammend Feuer verwandelt.“

   

            . 32,15: „... bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe und die Wüste zum Fruchtgefilde wird und das Fruchtgefilde dem Walde gleichgeachtet.“

    Dieser Vers wird wohl am besten in Verbindung mit dem ersten des Kapitels gebracht. Eine solche Verbindung scheinen die Jünger Jesu in der Ag 1 gekannt zu haben. Dort geht es dann um den Zeitpunkt der Wiederherstellung der Herrschaft des Königs, den sie natürlich in Jesus sehen, zu Recht. Doch Jesus konzentriert sich eher auf die Ausgießung des Geistes und winkt die Diskussion über den Zeitpunkt der irdischen Wiederherstellung ab. Das heißt jedoch nicht, dass unsere Stelle nur an die Ausgießung zu Pfingsten denkt. Es herrscht unter Auslegern starke Einigkeit über eine irdische Glanzzeit für Israel hier mitverheißen.

   

            . 44,2: „So spricht Jahwe, der dich gemacht und gebildet und dir von Mutterleib an geholfen hat: Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, und du, Jeschurun, den ich erwählt habe, denn ich werde Wasser auf den Durstigen gießen und Ströme auf das Dürre. Ich werde meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Sprösslinge ...“

    Diese Stelle dürfte ebenfalls über Pfingsten hinausgehen.

   

            . 59,19-21: „Und sie werden den Namen Jahwes fürchten vom Niedergang an und vom Sonnenaufgang seine Herrlichkeit. Wenn der Bedränger kommen wird wie ein Strom, wird der Hauch [o.: Geist] Jahwes ihn in die Flucht schlagen. Und ein Erlöser wird kommen für Zijon und für die, die in Jakob vom Treuebruch umkehren, spricht Jahwe. Und ich – dieses ist mein Bund mit ihnen, spricht Jahwe: Mein Geist, der auf dir ist, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, werden nicht aus deinem Munde weichen, noch aus dem Munde deiner Nachkommen, noch aus dem Munde der Nachkommen deiner Nachkommen, spricht Jahwe, von nun an bis in Ewigkeit.“

    Paulus zitiert aus dieser Stelle in Rm 11 und legt den Zeitpunkt des Geschehens in die Endzeit.

   

            . Hes 36,25-27: „Und ich werde reines Wasser über euch sprengen, sodass ihr rein werdet. Von aller eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres, und ich werde das Herz von Stein aus eurem Fleisch auf die Seite tun, und ich werde euch ein Herz von Fleisch geben. Und meinen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich werde dieses tun, damit ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte wahrt und sie tun werdet.“

    Obwohl auch diese Verheißung sich mit dem Pfingsttage zu erfüllen begann, sehen die nachfolgenden Verse eine weitere Erfüllung in der Zeit der Wiederherstellung Israels am Ende der Tage in seinem Lande.

   

            . K. 37: Das Kapitel spricht von der Neubelebung durch den Heiligen Geist eines bereits gesammelten Israels und von der darauffolgenden Herrschaft Gottes über ein wiedervereintes Volk in seinem irdischen Lande.

   

            . In Hes 39 haben wir eine Voraussage, die sich nach der allerletzen kriegerischen Auseinandersetzung Israels erfüllt:

    V. 28.29: „Also werden sie erfahren, dass ich, Jahwe, ihr Gott bin, der ich sie unter die Völker habe wegführen lassen und wiederum in ihr Land versammeln und nicht einen von ihnen dort gelassen habe. Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der Herr, Jahwe.“

   

            . Jl 3,1.2: „Und es wird hernach geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Und eure Söhne und Töchter werden weissagen. Eure Ältesten werden Träume haben, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen. Und ich werde zur selben Zeit über leibeigene Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen.“

    Auch diese Verheißung hat den Beginn ihrer Erfüllung, wie Petrus festhält, am Pfingsttage gefunden, aber eben nur den Beginn, denn sie läuft parallel zu den bereits erwähnten Stellen.

   

            . Sa 12,10.11A: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems ausgießen den Geist der Gnade und der Flehungen. Und sie werden blicken auf mich, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Einziggeborenen und bitterlich über ihn leidtragen, wie man bitterlich leidträgt über den Erstgeborenen. (11) An jenem Tage wird die Wehklage in Jerusalem groß sein ...“

    Diese Stelle wird in Of 1 mit dem Wiederkommen Jesu in Verbindung gebracht. Nach V. 1 in Sa 12 ist es der Gott Israels und Schöpfer der Welt, der in dem Kapitel spricht. Nach V. 10 ist es dieser in Fleischesgestalt. Nach dem weiteren Verlauf des Textes in den nächsten Kapiteln findet das Ausgießen zur Zeit seines Kommens auf den Ölberg statt und nach 12,2-9 nach schwersten Kämpfen um Jerusalem. In diesen Kampf schreitet des Menschen Sohn ein und wird für die Augen seines Volkes sichtbar. Dass dieser Anblick ein gläubiger ist, zeigen die Verse 11-14, die von einmaliger Reue und Umkehr sprechen. Auf diese innere Hinkehr zu seinem lange ersehnten doch verkannten Messias schüttet Gott seinen Geist auf die Umkehrenden aus.

 

        3. Der Geist und die Erneuerung der Erde

             

Ps 104,28-30: „Du gibst ihnen. Sie sammeln.

    Du tust deine Hand auf. Sie sättigen sich mit Gutem.

    (29) Du verbirgst dein Angesicht. Sie werden erschreckt.

    Du ziehst ihren Odem ein. Sie verscheiden und kehren in ihren Staub zurück.

    (30) Du sendest aus deinen Geist. Sie werden geschaffen.

    Und du erneuerst das Angesicht des Erdbodens.“

    Zu stark hat man diesen Psalm an die Schöpfungsgeschichte gebunden. Er geht nämlich weit über sie hinaus, nicht nur weil er auch von der Erhaltung der Schöpfung in der Geschichte spricht, sondern auch von ihrer Erneuerung nach Gericht. Diese Erneuerung geschah nach der Sintflut. Sie wird wieder stattfinden am Anfang des großen Friedensreiches.

    Zu schnell hat man auch in V. 30 „Odem“ statt „Geist“ schreiben wollen (was sprachlich zwar möglich ist). Man sollte jedoch einiges nicht außer Acht lassen: 1.) Hier ist von dem die Rede, der das Geschaffenwerden zu Wege bringt, also von der Person des Schöpfers. 2.) Das Fürwort „Sie“ bezieht sich auf sämtliche Geschöpfe. Durch den Hauch Gottes wurde aber nur der Mensch geschaffen. 3.) V. 29 verlangt keine Parallele, denn dort ist vom Lebensodem der Geschöpfe die Rede, hier vom Schöpfer.

    Es ist der Geist Gottes, durch den Gott am Anfang die Schöpfung ins Dasein bringt. Es ist derselbe Geist, der erhält und bewahrt und nach Zerstörung wiederherstellt, was ja auch nach der schrecklichen Verwüstung in der Drangsalszeit geschehen wird.

   

 

Schlussworte

   

Lassen Sie mich zwei Worte aus einer Schrift meines Hochschullehrers: „Von der Herrschaft des Geistes“ anfügen, das erste aus dem Vorwort, das von einem persönlichen Freund von mir, Inspektor Edgar Schmid, geschrieben wurde, das andere vom Verfasser, Dr. Heinrich Janzen.

    „Wo der Heilige Geist wirkt, ist Gott selbst gegenwärtig. Die Kraft des Heiligen Geistes bleibt uns nur dann, wenn wir uns immer wieder von neuem zu Gott hinkehren. Wir erfahren dann, daß wir aus dem Kerker der Isolierung, aus Schuld und Ichhaftigkeit befreit und hinausgeführt werden in die Freiheit und zum Dienst ...“

    „Der Heilige Geist strebt danach, im Leben des Einzelnen die absolute ... Herrschaft zu gewinnen. Er bringe uns dorthin, wo es uns zum Bewusstsein wird: Ich bin ein Teil des Leibes und der Gemeinde Christi. Ich habe Aufgaben, und ich habe Gaben.

    ‚Hier, Herr Jesus, bin ich. Nimm mich und gebrauche mich zu deiner Ehre! Verfüge du über mich!’“

 



[1] H. H. Janzen: Von der Herrschaft des Geistes; Brunnen '68; S. 9

[2] Ellicott's Bible Commentary for Bible Students, Four Gospels, Excursus G

[3] “... the constant meaning in the classical writers is ‘advocate’ in the technical forensic sense... No instance can be quoted, in which ‘paracletos’ is used by any classical writer in the sense of ‘comforter’. It is quite beside the question to quote passages, in which derivatives of the same root are used in this sense. The point is that ‘paracletos’ acquired a definite technical meaning and neither has nor can have any other meaning.”

The Greek word for "earnest" (arrhaboon) ... has a somewhat interesting history. Originally a Hebrew word, from a verb meaning, "to mix", "to change", "to pledge", and so used, as a cognate noun, with the last of the three senses, it appears simply transliterated in the LXX of Gen. xxxviii. 17, 18. It would seem to have been in common use among the Canaanite or Phoenician traders and was carried by them to Greece, to Carthage, to Alexandria and to Rome. It was used by the Greek orator Isaeus and by Plautus and Terence among the earlier Latin writers. The full form came to be considered somehow as pedantic or vulgar and was superseded in Roman law by the shortened "arrha", the payment of a small sum given on the completion of a bargain as a pledge that the payer would fulfil the contract; and it has passed into Italian as "arra", into modern French as "les arrhes", into popular Scotch even as "arles".

[4] in Ellicott's Bible Commentary for Bible Students, Vol. VII: “The Greek word for ‘earnest’ (arrhaboon) ... has a somewhat interesting history. Originally a Hebrew word, from a verb meaning, ‘to mix’, ‘to change’, ‘to pledge’, and so used, as a cognate noun, with the last of the three senses, it appears simply transliterated in the LXX of Gen. xxxviii. 17, 18. It would seem to have been in common use among the Canaanite or Phoenician traders and was carried by them to Greece, to Carthage, to Alexandria and to Rome. It was used by the Greek orator Isaeus and by Plautus and Terence among the earlier Latin writers. The full form came to be considered somehow as pedantic or vulgar and was superseded in Roman law by the shortened ‘arrha’, the payment of a small sum given on the completion of a bargain as a pledge that the payer would fulfil the contract; and it has passed into Italian as ‘arra’, into modern French as ‘les arrhes’, into popular Scotch even as ‘arles’.”

[5] Calwer Handbuch der Bibelerklärung, Bd 3, 7. Auflage, S. 202

[6] nicht „jeder“; was folgt, kann sich nur auf einen Übernatürlichen beziehen, den Messias

[7] d.h.: Noch eine kurze Zeit

[8] Beim Lesen des Gts stellt sich dem Üsr die Frage: Wer ist Subjekt des Glaubens? Zu schreiben: „als wir glaubten“ ist nicht zulässig, weil es für viele von ihnen – die, die bereits vor Pfingsten an Jesus glaubten – nicht zutreffen würde. Die vorliegende Wiedergabe ist auch insofern schriftlich konsequent, als der Glaube an Christus der Grund für die Gabe wird.

[9] Im Gt fehlt an dieser Stelle der Artikel. Soll man ihn also auch im Deutschen weglassen? Es ist bekannt, dass nicht in jeder Sprache das Substantiv gleich oft vom Artikel begleitet ist. Während wir ihn bei der Vokabel Gott normalerweise weglassen, ist er beim entsprechenden Wort im Gr gern dabei. Welchen Unterschied würde es im vorliegenden Fall machen? Dass ‚Heiliger Geist’ ohne Artikel von den Auswirkungen des Geistes spräche, verneinen Griechischkenner. Was Jesus hier ankündigt, ist mehr als ein allgemeiner heiliger Geist, sei es ein Engel, sei es der Geist der Jünger selbst. Hier ist von keinem anderen als dem Geist Gottes die Rede, und da wird im Deutschen der Artikel erwartet. Man vgl auch die Kommentare von Morris und Carson zur Stelle.

[10] eig.: Der an mich Glaubende [im fortwährenden Sinn]

[11] eig.: Und jeder Lebende und an mich Glaubende

[12] bei Dächsel zu Ps 117

[13] M. Barth: Die Taufe ein Sakrament? Evangelischer Verlag, Zollikon, '51; S. 141

[14] M. Barth, S. 142

[15] M. Barth, S. 148

[16] M. Barth, S. 149

[17] M. Barth, S. 150

[18] Vgl Johannes Pflaum, Faltblatt: Aktuelle Fragen im Focus der Bibel (Nr. 3, ’98): Zungenrede Heute?

[19] weist sowohl auf Grund als auf Maß des Leidens hin

[20] Kommentare zu den Briefen des Paulus von P. Dausch und anderen

[21] Nach Buswell [Sys. Th. II, S. 391] soll das Wort im Gt nicht eig ‚Abfall’ bedeuten, sondern sei der übliche Ausdruck für Auflehnung/Aufstand.