Warum ich die Gemeinde liebe - Teil 3/14

John F. MacArthur

Übersetzung: Benedikt Peters - KfG Herbstkonferenz 1999

Wir haben nur einen Punkt geschafft, immer noch besser als keiner, nehme ich an. Nämlich: die Gemeinde wird durch den Herrn selbst gebaut. Und alles, was wir tun können, ist, dass wir teilhaben an dem, was er sich vorgenommen hat in seinem Wort. Paulus hat am Tiefstpunkt seines Lebens als Diener seine Befriedigung und Zufriedenheit darin gefunden, dass Christus obsiegen wird. Ich will noch einen Abschnitt mit euch lesen, der diesen Punkt abrundet; Offenbarung, Kapitel 1.

Meistens, wenn wir an „Offenbarung“ denken, denken wir an Zukunft. Aber die „Zukunft“ beginnt ja erst mit Kapitel 4. Die Kapitel 1 bis 3 befassen sich mit der Gemeinde zur Zeit des Johannes, ja sie geben uns in der Tat Einsicht in das gesamte Gemeindezeitalter bis zum Kommen Christi. Und auch Johannes befindet an sich an einem Punkt in seinem Leben, wo er sehr entmutigt sein könnte. Es gab eine Zeit, da dachte Johannes, Jesus werde jetzt sein Reich aufrichten. Und zusammen mit seinem Bruder Jakobus haben sie die Mutter angestellt, dass sie links und rechts einen Platz zur Seite des Herrn bekommen in seinem Reich. Und die Apostel hatten immer untereinander diese Diskussionen, wer denn im Reich der Größte sein könnte, Jesus war ja immerhin des Messias. Und es war doch die Erwartung, dass er die Erfüllung des Bundes mit David bringen könnte, der nämlich beinhaltete, dass der Thron in Israel aufgerichtet würde, und er von dort aus die Welt regierte. Und er sollte auch die Erfüllung des Bundes mit Abraham bringen, nämlich Segnungen, das Land, und all die Verheißungen. Und der Messias sollte auch den Segen des neuen Bundes mit sich bringen, und das steinerne Herz entfernen, und Israel ein fleischernes Herz geben, und seinen Geist in sie legen. Aber stattdessen wurde er gekreuzigt und kehrte zurück in den Himmel. Und gar nichts war geschehen, kein Reich war gekommen. Als Johannes das Buch der Offenbarung schrieb, im Jahre 96 nach Christus, ist Johannes 90 Jahre alt, oder schon älter; Jerusalem zerstört worden, und Palästina ist zerstört worden. Es ist das Gegenteil von jenem Reich gekommen; die Römer herrschen. Gar nichts ist so gelaufen, wie er es sich gedacht hatte. Aber da war die Gemeinde, Christus ist auferstanden, und die Gemeinde ist befestigt, begründet worden, als der Heilige Geist kam. Aber was war der Zustand der Gemeinde? In Kleinasien waren 7 Gemeinden in 7 Städten entlang der Postroute durch Kleinasien. Aber in welchem Zustand waren jene Gemeinden? 5 dieser Gemeinden hatten große Probleme mit Sünde. All die Apostel waren tot, außer ihm, und er war verbannt. Also nichts von den Umständen war geeignet, ihn zu ermutigen. Und er konnte nichts daran ändern.

Die Gemeinde in Ephesus hatte die Erste Liebe verlassen, die Gemeinde in Pergamon hatte sich mit der Welt verbündet, die Gemeinde Thyatira war Sünde und falsche Lehre, die Gemeinde in Sardes war tot, und die Gemeinde in Laodizea war lau. Es war eine traurige Zeit, und Johannes saß im Mittelmeer auf einem Felsen, genannt Patras, und er war dort, um des Wortes Gottes, und um des Zeugnis Jesu willen. Das bedeutet, dass die schon geschwächte Gemeinde verfolgt wurde. Nicht viel Hoffnung für die Zukunft. Der Herr gibt ihm eine Schau. Die erste Vision handelt nicht von der Zukunft, sondern von der Gegenwart. Diese Vision kam ihm an einem Sonntag.

Der Vers 10 sagt, dass er an des Herrn Tag im Geist war. An jenem ersten Tag der Woche, hatte der Heilige Geist den Johannes in übernatürlicher Weise ergriffen, um ihm eine Vision zu geben. Ich weiß nicht genau, was das ist: eine Vision. Nicht ein Traum, auch nicht physikalische Wirklichkeit, sondern es ist geistliche Wirklichkeit, das ist alles, was ich dazu sagen kann. Und er hörte eine Stimme, sie tönte wie eine Posaune, und die Stimme war hinter ihm und er drehte sich um. Und diese Stimme sagte ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte. Warum hört er eine solche Stimme? Warum sagte er das? Warum sagte er nicht, ich bin Jesus, du erinnerst dich doch an mich. Warum sagte er, „ich bin Alpha und Omega, der erste und der Letzte“. Was er damit sagte, ist, ich bin der Gott, der die Geschichte lenkt, ich bin der Ewige, alles geschieht nach Plan. Ich begann die ganze Sache, ich beende die ganze Sache. Ich will, dass du schreibst, in ein Buch. Alles, was du siehst, alle Visionen der Offenbarung. Und sende das an die 7 Gemeinden. Er musste die Sache also dann sechsmal abschreiben, und es ist sehr stark anzunehmen, dass 7 Abgesandte, Älteste aus den Gemeinden dort waren. Vielleicht nicht, als er die Visionen empfing, aber sie waren zur Stelle, um die Schriften zu empfangen, um sie nachher den Gemeinden zu bringen. Im Vers 12 wendet er sich um, um die Stimmen zu sehen, und da sah er 7 goldene Leuchter. Ein Leuchter, das war so ein „Lichthalter“, der so auf dem Boden stand und hatte oben ein Brett, und auf dieses Brett stellte man dann so eine Öllampe. Das hier sind also goldene Ständer. Dieser Vers 20 sagt, dass sie die 7 Gemeinden repräsentieren. Das sind wirkliche Gemeinden, aber gleichzeitig sind diese wirklichen, realen Gemeinden Stellvertreter für alle Gemeinde. Er wendet sich also um, um die Gemeinde zu sehen, und was sieht er noch? Er sieht einen, der dem Menschensohn gleich ist. Wer ist das? Das ist Christus, und er wandelt in seiner Gemeinde. Das muss ihn ermutigt haben, denn er hat sich vielleicht gefragt, ob Christus denn die Gemeinde verlassen habe. Der Herr zeigt ihm also, dass er in der Gemeinde war, dass er unter den Leuchtern wandelte. Dann beschreibt er ihn. Er hat ein, bis zu den Füßen reichendes, langes Gewand, und er war an der Brust umgürtet mit einem Goldenen Gürtel. Wenn man 2. Mose 28, 38 und 39 aufschlägt, dann sieht man, dass dies das Gewand des Hohepriesters ist. Er sieht also Christus, der als Hohepriester, sich für die Gemeinde fürbittend verwendet. Ihr wisst wie der Hebräer-Brief sagt, dass er immerdar lebt, um sich für uns zu verwenden. Er ist ein treuer und warmherziger Hohepriester, der in allen Dingen versucht worden ist, wie wir, und dass er daher in der Lage ist, uns zu trösten. Was das bedeutet, ist, dass er die Sorge trägt für seine Gemeinde, und dass er ihren Bedürfnissen begegnet, indem er mitempfindet und Verständnis hat. Es bedeutet auch, dass er ihr Fürsprecher ist, dass er ihre Sache vor Gott durchsetzt. Wenn nämlich der Verklärer der Brüder Satan kommt und die Gemeinde verklagt, dann ist der Herr der Verteidiger. Darum kann niemand die Erwählten Gottes anklagen. Denn Christus, Jesus ist unser Hohepriester und unser Fürsprecher.

Er sieht ihn also als den, der für seine Gemeinde Fürbitte tut. Das steht hinter diesen großartigen Aussagen in Römer 8. Und dann sehen wir als zweites, dass sein Haar weiß war, wie weiße Wolle, wie Schnee. Das spricht von Weisheit und Reinheit. Ein Großteil dieser Bildsprache stammt aus Daniel 7, wo allerdings diese Bilder auf Gott zu beziehen sind, und das zeigt uns hier an, dass Jesus Gott ist. Wir sehen hier also seine Weisheit und seine Heiligkeit und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, so wie Laserstrahlen. Heilige Weisheit, die alles durchdringt, allwissend, der die Wirklichkeit der Gemeinde sieht. Dann Vers 15. Seine Füße sind wie glänzendes Kupfer, als glühte es im Ofen. Füße stehen für Oberhoheit und für Gericht. Er sagte: das Volk ist zu Füßen des Königs, das heißt, sie sind unter seiner souveränen Gewalt. Aber dieses glänzende Kupfer, das wie glüht im Ofen, das steht für Gericht. Und wie Petrus sagte, das Gericht muss anfangen, am Haus Gottes. Wir sehen zuerst den Herrn, wie er als der Fürbeter sich für seine Gemeinde verwendet. Und dann sehen wir den Herrn, wie er seine Gemeinde reinigt, mit Heiliger Weisheit sieht er die Sünde und er wirkt im Gericht gegen diese Sünde. Ebenfalls Vers 15: seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser. Zuerst sagt er, die Stimme sei wie eine Posaune, das ist ein klarer Klang, dass er laut ist. Patmos, das war ein Felsen, und wenn die See aufgewühlt war, da schlugen die Wellen an die Felsen und das war sehr laut. Das spricht von der Autorität, mit der der Herr zu seiner Gemeinde spricht. Er verwendet sich für seine Gemeinde, er reinigt seine Gemeinde und er spricht mit Gewalt zu seiner Gemeinde. Er tut es offenkundig durch sein Wort. Darum heißt es in Titus 2, Vers 15, dass wir, die wir predigen, mit Gewalt, mit Autorität, reden. Dann in Vers 17, er hat in seiner rechten Hand 7 Sterne, und im Vers 20 steht, das sind die Boten der 7 Gemeinden, ich sagte schon, das sind offensichtlich Abgesandte der 7 Gemeinden, und er sieht, sie sind in der Hand des Herrn. Manchmal denken wir, dem Herrn sei die Herrschaft über die Führung der Gemeinden entglitten. Und viele Führer versagen. Aber der Herr wird wahre Leiter erwecken, Treue Hirten für seine Gemeinde. Ich weiß nicht, ob ihr davon gehört habt, aber ein führender Bibellehrer in England hat seinen Dienst quittiert. Ray Clammond, er war Pastor der Baptistengemeinde. Er ist ungefähr 50, hat 3 Kinder. Er ist ausgezogen, und lebt jetzt mit einem etwa 20-jährigen Jüngling zusammen. Die Gemeinde ist ruiniert. Aber der Herr hat jemand anderen in seiner Hand für seine Gemeinde. Der Herr wacht über seiner Gemeinde, indem er immer wieder treue Führer erweckt. Wenn wir untreu sind, dann ersetzt er uns. Aber seine Gemeinde bleibt immerwährend Gegenstand seiner Fürsorge. Dann heißt es in Vers 16: aus seinem Mund ging hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert. In Kapitel 2, Vers 12 und 16 erwähnt er dieses Schwert als ein Schwert des Schutzes. Mit diesem Schwert wird er jene schlagen, die die Lehre Bileams und der Nikolaiiten vertreten. Der Herr bewahrt seine Gemeinde, er hat das große Schwert. Und er wird die Erwählten bewahren und beschützen, so dass sie nicht verführt werden können. Und dann heißt es, sein Angesicht war wie die Sonne scheint, am hellen Mittag. Und als Johannes diese Vision sah, die Herrlichkeit Christi, wie sie alles durchdrang, und was stellt das dar? Ich glaube, das bedeutet, dass der Herr durch seine Gemeinde evangelisiert. So wie Paulus sagt, die Herrlichkeit Gottes, im Angesicht Christi reflektiert und scheint durch die Gemeinde. Das ist Christus in seiner Gemeinde. Er tut Fürbitte, er reinigt, er spricht mit Macht, er schützt, er regiert und lenkt, und er evangelisiert.

Er hat seine Gemeinde nicht verlassen. Die Reaktion des Johannes: er fiel um, wie ein Toter. Warum? Warum? Weil er soeben den Herrlichen Herrn der Gemeinde gesehen hat. Er sah den Herrn, und der Herr sah ihn, er sah Herrlichkeit und der Herr sah Sünde. Er war bloßgestellt. Jesaja machte die gleiche Erfahrung. Er sah Gott erhaben auf seinem Thron, und er wusste: auch Gott sieht mich, und er hat sich selbst verurteilt; über sich selbst das Urteil gesprochen. Hesekiel hatte eine Schau von der Herrlichkeit Gottes, und fiel um, in der gleichen Weise. Petrus, Johannes und Jakobus sahen den verherrlichten Christus auf dem Berg und reagierten in genau gleicher Weise.

Ich sprach einmal mit einem charismatischen Pastor, er ein Freund von mir ist, er sagte mir, dass der Herr manchmal kommt, und mit ihm redet. Und er sagt, er kommt manchmal am Morgen, wenn ich im Badezimmer beim rasieren bin. Und dann fragte ich ihn: und dann rasierst du dich weiter? Denn wenn der Ewige Gott sich in deinem Badezimmer offenbarte, du wärst ein toter Mann. Die Reaktion des Johannes ist verständlich, er ist von Scham überwältig, seiner Zweifel wegen und seiner Ängste wegen und seines Empfindens für seine Sündhaftigkeit und reine(pure), nackte Angst. Er verliert das Bewusstsein, aber der Herr legt seine Hand auf ihn, und sagte: habe keine Angst, fürchte dich nicht.

Ich bin der Erste und der Letzte. Dann folgendes: das gefällt mir! Ich bin der Lebendige, ich war tot, und ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades. Ich glaube, Johannes muss gedacht haben: jetzt sterbe ich. Er wurde von seiner Sünde überwältigt. Ihr erinnert euch an die Geschichte von Noa, der Vater von Simpson? Eines Tages kam er nach Hause, seine Frau sagte, du musst jetzt schauen, wie es weitergeht, wir beide müssen sterben. Warum müssen wir sterben. Ich habe den Herrn gesehen.

Er sah den Herrn, der Herr sah ihn, er war tot. Der Sünder bloßgestellt. Wisst ihr, was Jesus dem Johannes sagt? Das ist nicht mehr die Frage, denn ich bin schon für deine Sünde gestorben. Ich war tot, du wirst leben! Du bist geschützt. Dann im Vers 19: schreibe, was du gesehen hast, mach, was ich dir sage. Ich habe dir gesagt: schreibe, also steh auf, streife den Staub ab, und hol deine Feder, und mach, was ich dir sagte. Ja, das ist unser Auftrag. Die ganze Sache überwältigt uns. Aber der Herr der Gemeinde sagt, du machst einfach, was ich dir gesagt habe. Genauso, wie ich es dir befohlen habe. Das ist alles, was ich zu tun weiß. Die Leute fragen mich, warum predigst du immer das Wort Gottes? Weil die Bibel sagt, predige das Wort! Warum betest du? Weil die Bibel sagt, wir sollen uns beständig dem Dienst des Wortes und dem Gebet hingeben!

Warum verbringst du deine ganze Zeit damit, Leute für den Dienst auszubilden? Weil die Bibel sagt, finde treue Leute, die auch fähig sind, andere zu lehren und gib dein Leben, investiere dein Leben in sie. Da geht es nicht um Gehirnoperationen, sondern das ist so einfach, dass ich es sogar verstehen kann, das zu tun, was der Herr sagt. Und zu wissen, dass er mitten unter der Gemeinde wandelt, ist das nicht wirklich aufregend? Man fühlt sich so unwürdig, man fühlt sich bloßgestellt. Ich kenne mein Herz! Und die meisten Dinge, die ich von mir kenne, die gefallen mir nicht. Und ich kann verstehen, warum Johannes von solcher Furcht überwältigt war. Aber ich verstehe auch Gottes Gnade, und dass Jesus für uns starb um all das zu lösen, all das zu erledigen. Das ist so das Bild: es ist seine Gemeinde.

Vielleicht habt ihr Fragen, ich weiß, ihr habt Fragen; ich kann jetzt schon eine Frage beantworten, die gestellt worden ist. Leute fragen mich: „wie kann das sein, Gott wählt und wir reagieren dann auf die Einladung“ Ich sage euch, was die Bibel sagt: Die Bibel sagt all das, was ich in den zurückliegenden 3 Stunden gesagt habe, wir haben es hieraus entnommen. Die Bibel lehrt Erwählung. Vorherbestimmung steht in der Bibel; die Souveränität Gottes steht in der Bibel. Das ist sehr klar. Wir können das nicht leugnen, ohne die Bibel zu leugnen. Aber die Bibel sagt auch: jeder der glaubt, wird errettet. Die Bibel sagt auch: gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Jesus weint über Jerusalem und sagte: wie oft hab ich euch sammeln wollen, aber ihr habt nicht gewollt. Jesus sagte den Führern der Juden seiner Zeit: Ihr werdet umkommen in euren Sünden, wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen; nicht, weil ihr nicht erwählt seid, sondern weil ihr nicht glauben wollt. Wie können wir das auflösen? Wir können es nicht. Wir lehren es. Wir lehren es und lassen es so stehen. Wir brauchen es gar nicht aufzulösen. Das schlechteste, was wir tun können, ist ein Mittelding zu lehren, dass beide Wahrheiten zerstört. Das ist ein guter Hinweis dafür, dass Gott die Bibel schrieb, denn wenn die Menschen die Bibel geschrieben hätten, dann hätten sie das ausgeglichen, miteinander ausgesöhnt. Ich weiß es, ich habe eine ganze Reihe von Büchern geschrieben, und ich weiß was Lektoren und Herausgeber tun mit Büchern. Aber scheinbare Paradoxa sollten uns nicht bekümmern. Überall gibt es solche. Ich stelle euch eine Frage: versteht ihr die Dreieinigkeit? Das ist nicht nur eine Frage: verstehst du es? Du kannst es nicht verstehen. Die Dreieinigkeit ist unverstehbar. Wenn ich euch fragte, war Jesus Gott oder Mensch… Beides. Er ist nicht halb Gott und halb Mensch, aber wie kann man 200 Prozent von etwas sein? Ganz Gott, ganz Mensch, das ist auch unbegreiflich. Ich stelle eine einfache Frage: wer schrieb den Römerbrief? Ihr seht, es ist nicht so einfach. Einige Leute sagen Gott, einige sagen Paulus. Vielleicht haben sie es abwechselnd gemacht, abwechselnd jeder einen Vers geschrieben? Es ist alles von Gott, der Heilige Geist hat jedes Wort inspiriert. Und doch ist jedes Wort von Paulus geschrieben, aus seinem Herzen, aus seinem Verstand, aus seinem Wortschatz. Eine weitere Frage, eine einfache Frage: wer lebt dein Christenleben? Das ist doch ziemlich grundlegend? Du kannst die Frage nicht einmal beantworten. Es ist unmöglich. Ich sage euch, was Paulus sagt: ich bin mit Christus gekreuzigt, und doch ich lebe, doch nicht ich, er verstand es nämlich auch nicht, es gibt nämlich keine Möglichkeit das zu verstehen. Du sagst, nein ich bin jemand, der sich einfach versenkt, und ich überlasse alles Gott, aber das ist nicht biblisch. Paulus sagt, ich schlage meinen Leib und bringe ihn in Unterwürfigkeit. Wir sind aufgefordert, jedem Befehl der Bibel Folge zu leisten, und zwar durch einen Akt von bewusstem Gehorsam und Unterwürfigkeit. Oder du sagst, ich bin ein Pietist, also jemand, der nach Heiligung strebt, und ich reiß mich zusammen und beiß mich auf die Zähne und ich mach das einfach alles. Da sagt Paulus, dass wir alle Menschen mit aller Sorgfalt lehren, durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in mir wirkt. Ich will euch noch einen Gedanken mitgeben. In jeder Hauptlehre, wichtigeren Lehre der Bibel gibt es einen scheinbaren Widerspruch, weil wir einen kleinen, begrenzten Verstand haben. Dieser Verstand kann den Verstand und die Gedanken Gottes nicht erfassen. Und das gibt uns ganz sicher kein Recht, die Wahrheit irgendwie abzuschwächen, zu relativieren. Wir rufen alle Sünder zur Buße auf, wir predigen das Evangelium allen Menschen, und wir wissen, am Ende bekommt Gott alle Ehre, für einen jeden, der gerettet wird. Für jeden Erretteten, und die Errettung, die er vorherbestimmt hat, bevor die Welt war. Seine majestätische Souveränität ist die ermutigendste Wahrheit, die es überhaupt gibt. Es ist nämlich die Ursache, warum du errettet bist, dies ist die Ursache, warum du dich freuen kannst, in deinem Dienst.

Das Wort gebraucht Pragmatismus und pragmatisch.

Bei Pragmatismus denke ich an die moderne Gemeindewachstumsbewegung, die von der Voraussetzung ausgeht, dass Gemeindewachstum das Ergebnis menschlicher Techniken ist. Wir müssen in dem Sinne pragmatisch sein, dass wir uns gut Gedanken machen müssen, wie wir Gelegenheiten, Möglichkeiten für das Evangelium ausnutzen. Aber das ist sehr verschieden von der Art Pragmatismus der Gemeindewachstumsbewegung. Es gibt ein Buch über eine Gemeinde, die heißt „Kirche mit Vision“. In diesem Buch sind viele erstaunliche Aussagen. In diesem Buch sagt der Autor, wenn ich das Bedürfnis herausfinden kann, dass eine Person empfindet, dann kann ich irgendjemanden zu Christus führen. Das ist eine ziemlich verwunderliche Aussage. Ich kann niemanden zu Christus führen, ich kann nur jedem die Wahrheit bringen, aber das Werk der Errettung ist nicht meine Aufgabe, und das ist das erschreckende an dieser Sache. Die Idee ist, wenn du die richtige Technik hast, dann werden Menschen gerettet werden, aber wenn die Technik falsch ist, werden sie nicht gerettet werden.