Gott stärkt das Vertrauen
1. Mose 12, 10-20
Jürg Birnstiel
03.11.2002

Gliederung

I.     In der Sackgasse

1.          Anwendung

II.    Gott kommt spät

1.          Gott stärkt das Vertrauen Abrams

2.          Gott offenbart seine Macht

 


Einleitung

[      

Text lesen: Gen.12,10-20

Damals brach im Land Kanaan eine schwere Hungersnot aus. Darum suchte Abram Zuflucht in Ägypten. (Gen 12,10)

Als er an die ägyptische Grenze kam, sagte er zu Sarai: »Ich weiss, dass du eine schöne Frau bist. (Gen 12,11)

Wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen: 'Das ist seine Frau', und sie werden mich totschlagen, um dich zu bekommen. (Gen 12,12)

Sag deshalb, du seist meine Schwester, dann werden sie mich deinetwegen gut behandeln und am Leben lassen.« (Gen 12,13)

In Ägypten traf ein, was Abram vorausgesehen hatte. Überall fiel Sarai durch ihre Schönheit auf. (Gen 12,14)

Die Hofleute priesen sie dem Pharao in den höchsten Tönen, und er liess sie in seinen Palast holen. (Gen 12,15)

Ihr zuliebe war er freundlich zu Abram und schenkte ihm Schafe und Ziegen, Rinder, Esel und Kamele, Sklaven und Sklavinnen. (Gen 12,16)

Doch weil der Pharao sich die Frau Abrams genommen hatte, bestrafte der HERR ihn mit einer schweren Krankheit, ihn und alle andern in seinem Palast. (Gen 12,17)

Da liess der Pharao Abram rufen und sagte zu ihm: »Warum hast du mir das angetan? Du hättest mir doch sagen können, dass sie deine Frau ist! (Gen 12,18)

Aber du hast sie für deine Schwester ausgegeben, nur deshalb habe ich sie mir zur Frau genommen. Nun, sie gehört dir; nimm sie und geh!« (Gen 12,19)

Der Pharao bestellte eine Abteilung Soldaten und liess Abram mit seiner Frau und seinem ganzen Besitz über die Grenze bringen. (Gen 12,20)

I.                 In der Sackgasse

[     Nun ist Abram in dem Land, das Gott ihm geben will. Doch kaum hatte er sich niedergelassen, brach im Land eine grosse Hungersnot aus.

[     Er macht das naheliegende, das ein Nomade in einer solchen Situation tut. Er zieht dorthin, wo es genügend Lebensmittel gibt, denn er hatte nicht nur für sich zu sorgen, sondern war verantwortlich für alle Knechte und Mägde, sowie für die vielen Tiere, die er mit sich führte.

[     So zog er mit seinem ganzen Gut nach Ägypten, der Kornkammer der antiken Welt. Ein fruchtbares Gebiet, das durch den Nil immer genügend Wasser zu Bewässerung der Felder besass.

[     Eigentlich eine ganz vernünftige Entscheidung. Ich meine, dass das völlig richtig war. Es war ja nicht das letzte Mal, dass Menschen Gottes wegen einer Hungersnot in ein anderes Land ziehen mussten.

[     Die Hungersnot war kein riesiges unüberwindbares Problem. In Ägypten konnte er sich, seine Leute und die Tiere ernähren. Er musste keine Angst haben, aus Hunger zu sterben.

[     Jedoch musste er wegen seiner Frau Sarai um sein Leben fürchten. Sie muss eine ausserordentlich schöne Frau gewesen sein. Sie hätte vermutlich spielend bei einer Misswahl gewonnen. Sie war so schön, dass Abram befürchtete, wenn die Leute sie entdeckten, ihn umbrächten, damit sie sich der Sarai hätten bemächtigen können, denn es schickte sich nicht eine Frau zu sich zu nehmen, deren Mann noch lebte, also löste man das Problem, indem man den Mann umbrachte.

[     Das war also ein grosses Problem und Abram vereinbarte mit Sarai schon bevor sie nach Kanaan reisten, er würde sie in solchen Situation als Schwester ausgeben. So erklärte Abaram einmal:

Als Gott mich aus meiner Heimat in die Fremde schickte, sagte ich zu ihr: 'Tu mir den Gefallen und gib mich überall, wohin wir kommen, als deinen Bruder aus.'« (Gen 20,13)

[     Sarai war tatsächlich eine Halbschwester von Abram. Er hatte also nicht gelogen. Nun als sie nach Ägypten kamen, machte Abram seine Abmachung mit Sarai nochmals fest. Er sagte Sarai:

Als er an die ägyptische Grenze kam, sagte er zu Sarai: »Ich weiss, dass du eine schöne Frau bist. (Gen 12,11)

Wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen: 'Das ist seine Frau', und sie werden mich totschlagen, um dich zu bekommen. (Gen 12,12)

Sag deshalb, du seist meine Schwester, dann werden sie mich deinetwegen gut behandeln und am Leben lassen.« (Gen 12,13)

[     Das ist ja schön, was er da sagt. Er rühmt seine Frau und er sagt, was vielleicht manche Frau ab und zu gerne von ihrem Mann hören würden, auch wenn sie nicht eine so herausragende Schönheit hat wie Sarai: Du bist eine schöne Frau. Du gefällst mir.

[     Aber in diesem Fall ist nicht nur Abram von der Schönheit der Sarai überzeugt, sondern alle, die sie sehen, müssen diesem Urteil zustimmen.

[     Wollte also Abram am Leben bleiben, musste er sich als Bruder ausgeben und in Kauf nehmen, dass man Sarai ihm wegnimmt. Ob er das wusste, oder ob er schlussendlich überrascht war, als man Sara ihm wegnahm, wissen wir nicht. Ich meine zwar eher, dass er überrascht war, denn in Kanaan sind sie so durchgekommen. Sarai wurde ihm bis dahin nie weggenommen, aber hier in Ägypten lief leider alles anders.

In Ägypten traf ein, was Abram vorausgesehen hatte. Überall fiel Sarai durch ihre Schönheit auf. (Gen 12,14)

Die Hofleute priesen sie dem Pharao in den höchsten Tönen, und er liess sie in seinen Palast holen. (Gen 12,15)

Ihr zuliebe war er freundlich zu Abram und schenkte ihm Schafe und Ziegen, Rinder, Esel und Kamele, Sklaven und Sklavinnen. (Gen 12,16)

[     Der Pharao, der sich aufgrund seiner Macht gewohnt war zu nehmen, was er begehrte, liess Sarai kurzerhand zu sich in den Palast holen. Dafür beschenkte er Abram reich beschenkt mit Schafen, Ziegen, Rinder, Esel, Kamelen, Sklaven und Sklavinnen. Ob Abram darüber so glücklich war, bezweifle ich. Er selbst war bereits sehr reich, er hätte auf diese Gaben gut verzichten können.

[     All dieser Reichtum konnten ihn vermutlich über das, was ihn beschäftigt nicht trösten, denn er musste mit der Vorstellung leben, dass der Pharao sich an seiner Frau vergreift. Aber was hätte er machen sollen? Sarai wurde ihm einfach weggenommen. Klar, er hätte sagen können sie ist meine Frau, ich will sie nicht geben, aber dann wäre er ein toter Mann gewesen, das meinte er wenigstens.

[     Jedenfalls war das keine schöne Vorstellung. Männer sind in diesem Bereich besonders empfindlich. In den Sprüchen steht.

Aber wer mit der Frau eines anderen Ehebruch begeht, muss den Verstand verloren haben. So etwas tut nur einer, der sein Leben leid ist! (Spr 6,32)

Schläge bekommt er und dazu Schmach und Schande, die er nie wieder los wird. (Spr 6,33)

Eifersucht steigert die Wut eines Ehemannes bis zum Äussersten; und wenn die Gelegenheit sich bietet, wird er sich rächen ohne jedes Mitleid. (Spr 6,34)

Mit Sühnegeld lässt er sich nicht besänftigen. Du magst ihm noch so viele Geschenke anbieten, er bleibt hart. (Spr 6,35)

[     Ich glaube nicht, dass Abram über das, was mit ihm geschah glücklich war. Er hätte bestimmt gerne auf die Geschenke verzichtet. Aber nun ist er das Opfer seiner eigenen List geworden.

[     Plötzlich war alles in Frage gestellt. Wie soll das jetzt mit seinem Nachkommen noch gehen. Mit Sarai ein Kind zu haben, wenn sie nun zu den Frauen des Pharaos gehörte, war nicht mehr möglich.

[     Abrams Leben ist an einem Tiefpunkt – in  einer Sackgasse.

1.                  Anwendung

[     Wie sollen wir das nun beurteilen. Wieviel Schuld an dieser Sache trifft denn Abram? Hätte er als Mann des Glaubens anders handeln müssen? Erwartete Gott von ihm mehr Vertrauen?

[     Ich weiss es nicht, der Abschnitt sagt auch nichts dazu. Ich würde deshalb nicht zuerst die Schuld bei Abram suchen. Wenn jemand schuldig gesprochen wird in diesem Abschnitt, dann ist der Pharao, weil er Sarai zu sich nahm.

[     Abram tat nur das, was in dieser Zeit zum Überleben diente. Bis zu dem Tag in Ägypten hatte es funktioniert, dass er Sarai als seine Schwester ausgab und Gott hatte bis dahin ihm nicht gesagt, er soll das nicht mehr machen. Auch später sieht man in dem Verhalten des Abram keine Änderung, er sagte auch später wieder, Sarai sei seine Schwester. Offenbar zeigte ihm Gott nicht, dass er sich in dieser Sache falsch verhalten hätte.

[     Abram machte nichts anderes als verantwortlich zu handeln. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als nach Ägypten zu ziehen. Klar hätte er sagen können, Gott hat mir dieses Land versprochen, ich werde es nicht mehr verlassen. Aber da hätte er töricht gehandelt.

[     Es zeigt uns, dass wir im Leben ganz normale Entscheidungen treffen können. Gott gab uns einen Verstand, den wir benutzen können. Wenn Gott dann etwas anderes möchte, wird er es uns schon zeigen.

II.             Gott kommt spät

[     Jedenfalls war Abram völlig am Ende, alles schien verloren. Die Versprechen Gottes sind in weite Ferne gerückt.

[     Doch gerade an diesem Punkt, wo alles so ausichtslos schien, greift Gott sichtbar ein. Man könnte fragen, warum er nicht vorher eingegriffen hatte. Warum er es soweit kommen liess. Er hätte das doch verhindern können. Rein menschlich gesehen, kommt Gott hier zu spät, er kommt, wenn alles verloren scheint.

[     Aber wenn er kommt, dann werden Sackgassen zu Durchfahrtsstrassen.

[     Gott lässt eine solche Last auf den Königshof kommen, weil der Pharao sich einfach die Frau dem Abram genommen hatte.

Doch weil der Pharao sich die Frau Abrams genommen hatte, bestrafte der HERR ihn mit einer schweren Krankheit, ihn und alle andern in seinem Palast. (Gen 12,17)

[     Der Pharao realisierte, dass seit er Sarai bei sich hat, es in seinem Hof nicht mehr zum besten bestellt ist. Wie er das herausgefunden hatte, dass das mit Sarai in Zusammenhang steht, wissen wir nicht. Vielleicht hatte er sie darauf angesprochen und sie sagte ihm, dass Abram ihr Mann sei und er der Diener des Schöpfers sei.

[     Er liess also Abram zu sie rufen und stellte ihn zur Rede.

Da ließ der Pharao Abram rufen und sagte zu ihm: »Warum hast du mir das angetan? Du hättest mir doch sagen können, daß sie deine Frau ist! (Gen 12,18)

Aber du hast sie für deine Schwester ausgegeben, nur deshalb habe ich sie mir zur Frau genommen. Nun, sie gehört dir; nimm sie und geh!« (Gen 12,19)

[     Ob das wirklich so gewesen wäre, dass der Pharao Sarai nicht zu sich genommen hätte, würde ich zumindest einmal anzweifeln.

Der Pharao bestellte eine Abteilung Soldaten und liess Abram mit seiner Frau und seinem ganzen Besitz über die Grenze bringen. (Gen 12,20)

[     Warum Gott nicht früher eingegriffen hatte, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ein Grund wäre. Zwei mögliche Gründe möchte ich hier aber aufzeigen.

1.                  Gott stärkt das Vertrauen Abrams

[     Gott liess Abram in eine solche Sackgasse laufen, damit er erfahren sollte, dass er in der Lage ist, seine Versprechen zu halten. Abram kannte Gott noch nicht so lange und auch noch nicht so gut. Im Verlauf seines Lebens wird er Gott immer besser kennenlernen. Wie lernt man Gott besser kennen? Man lernt Gott besser kennen, indem man seine Wirklichkeit und seine Kraft erfährt.

[     Wir alle machen als Christen einen solchen Wachstumsprozess durch. Gott lässt auch uns manchmal in eine Sackgasse laufen, damit wir dann erfahren wie mächtig und zuverlässig er ist.

[     Das hatte nun Abram erfahren. Gott wird mich beschützen. Was er mir versprochen hatte, das will er einhalten und er kann es. Es ist die Erfahrung, die Paulus gegenüber den Korinthern so ausdrückt:

Ja, Gott ist treu; er wird euch ans Ziel bringen. Denn er hat euch dazu berufen, jetzt und für immer mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, verbunden zu sein. 1.Kor.1,9.

2.                  Gott offenbart seine Macht

[     Und 2. Reagierte Gott so spät, weil er einem der mächtigsten Männer der Welt zeigen wollte, dass der Gott Abrahams mächtiger ist als alle Götter Ägyptens.

[     Er soll erfahren, dass weder seine militärische Macht, noch seine Götterwelt gegen den Gott Abrams ankommen. Wie es im Psalm 105 heisst.

Doch Gott liess sie von niemand unterdrücken, ihretwegen warnte er die Herrscher: (Ps 105,14)

»Hände weg von meinen berufenen Dienern! Krümmt meinen Propheten kein Haar!« (Ps 105,15)

[     Es ist eine Art der Evangelisation, die Gott zu der Zeit ausübte. Er machte sich bekannt und brachte sich ins Gespräch. Von diesem Tag an wusste ganz Ägypten, dass der Gott Abrams zu fürchten ist.

[     Wenn uns Gott schwierige Zeiten durchleben lässt, dann geht es oft gar nicht um mich, sondern es geht um ihn, dass am Ende sein Name gross wird.

[     Jeder soll erkennen können, dass das was da geschieht nicht aus menschlicher Kraft werden konnte.

Schluss

ð     Zusammenfassung

Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen. Rö.8,28.

Amen