Glaube und Friede
1. Mose 13, 1-18
Jürg Birnstiel
17.11.2002

Gliederung

I.     Glaube verschont uns nicht vor Konflikten (1 – 7)

II.    Glaube sucht Frieden (8)

A.         Das Motiv

B.         Die Lösung

III.      Glaube macht gelassen

 


Einleitung

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Text lesen: Gen.13,1-18

Abram kehrte mit seiner Frau und seinem ganzen Besitz an Tieren und Menschen in den südlichsten Teil des Landes Kanaan zurück. Auch sein Neffe Lot begleitete ihn. (1)

Von dort zog er von Lagerplatz zu Lagerplatz bis zu der Stelle zwischen Bet-El und Ai, wo er zuerst seine Zelte aufgeschlagen hatte. (3)

Das war auch der Ort, an dem er den Altar gebaut hatte. Dort rief er im Gebet den Namen des HERRN an. (4)

Abram war sehr reich. Er besass grosse Viehherden und viel Silber und Gold. (2)

Auch Lot, der mit ihm zog, hatte viele Schafe, Ziegen und Rinder und viele Zelte, in denen seine Hirten mit ihren Familien lebten. (5)

Das Weideland reichte nicht aus für die Viehherden der beiden; sie konnten auf die Dauer nicht zusammen bleiben. (6)

Es gab immer Streit zwischen den Hirten Abrams und den Hirten Lots. Ausserdem wohnten damals noch die Kanaaniter und die Perisiter im Land. (7)

Da sagte Abram zu seinem Neffen: »Es soll doch kein Streit zwischen uns sein, auch nicht zwischen unseren Hirten. Wir sind doch Brüder! (8)

Das beste ist, wir trennen uns. Das ganze Land steht dir offen: Du kannst nach Norden gehen, dann gehe ich nach Süden; du kannst auch nach Süden gehen, dann gehe ich nach Norden.« (9)

Lot schaute sich nach allen Seiten um. Er sah, dass es in der Jordanebene reichlich Wasser gab. Bevor der HERR Sodom und Gomorra zerstörte, war es dort wie im Garten Gottes oder wie am Nil in Ägypten - bis hinab nach Zoar. (10)

Deshalb entschied sich Lot für die Jordangegend und zog nach Osten. So trennten sich die beiden: (11)

Abram blieb im Land Kanaan, Lot ging ins Gebiet der Jordanstädte und kam im Lauf der Zeit mit seinen Zelten bis nach Sodom. (12)

Die Bewohner Sodoms aber führten ein schändliches Leben, das dem HERRN missfiel. (13)

Nachdem Lot sich von Abram getrennt hatte, sagte der HERR zu Abram: »Sieh dich von hier aus nach allen Seiten um, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen! (14)

Das ganze Land, das du siehst, will ich für immer dir und deinen Nachkommen geben. (15)

Und ich werde deine Nachkommen so zahlreich machen wie den Staub auf der Erde, den niemand zählen kann. (16)

Durchzieh das Land nach allen Richtungen; dir und keinem anderen gebe ich es.« (17)

Abram zog mit seinen Zelten weiter und nahm seinen Wohnsitz in Hebron, bei den Eichen von Mamre. Dort baute er einen Altar für den HERRN. (18)

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I.                 Glaube verschont uns nicht vor Konflikten (1 – 7)

[     Nach diesem Ereignis in Ägypten zog Abram wieder nach Kanaan zurück. Mit ihm sein Neffe Lot. Sie zogen nach Bethel.

Folie: Karte

[     Beide waren sehr reich. Sie besassen viele Knechte, Tiere, Zelte und Abram besass sogar viel Silber und Gold.

[     Ihr Reichtum war Ausdruck des Segens Gottes. Wer im Glauben lebt, der wird immer auch viele Segnungen Gottes bekommen.

[     Doch bringt der Glaube auch immer wieder Schwierigkeiten mit sich. Durch die grossen Viehherden, war das Land zu knapp und die Hirten von Abram und Lot hatten ständig Streit.

[     Die beiden waren einfach zu reich. Der Segen Gottes verursachte so gesehen Schwierigkeiten zwischen Lot und Abram.

[     Das ist eigentlich verblüffend. Wir würden dazu neigen, zu sagen, wenn wir vom Herrn so richtig gesegnet sind, dann gibt es eben keine Probleme, dann läuft alles glatt, das sei gerade Ausdruck des Segens Gottes, die Frucht des Glaubens.

[     Das stimmt eben nicht. Wenn Gott segnet entstehen oft neue Probleme. Probleme, die wir ohne diesen Segen nicht hätten. Das sehen wir auch bei Begebenheiten im NT.

[     Nach Pfingsten, als Gott die Gemeinde mit vielen Menschen segnete, die zum Glauben an Jesus gekommen waren, entstanden Probleme.

Die Gemeinde wuchs, und die Zahl der JüngerInnen wurde immer grösser. Da kam es - um eben diese Zeit - zu einem Streit zwischen den griechischsprechenden Juden in der Gemeinde und denen mit hebräischer Muttersprache. Die griechische Gruppe beschwerte sich darüber, dass ihre Witwen bei der täglichen Verteilung von Lebensmitteln benachteiligt würden. (Apg 6,1)

[     Die Gemeinde war im Moment überfordert und hatte den Segen Gottes noch nicht ganz verarbeitet, sie waren zu diesem Zeitpunkt der Sache nicht gewachsen.

[     Oder als Paulus sich bekehrte. Das war wirklich ein grosses Wunder und die Christen ein grosser Segen. Aber als Paulus nach Jerusalem kam, wurde er nicht freudig von den Christen aufgenommen, denn sie hatten Angst.

Saulus kam nach Jerusalem und wollte sich dort den JüngerInnen anschliessen. Aber sie hatten noch immer Angst vor ihm; sie konnten es nicht glauben, dass er wirklich einer der Ihren geworden war. (Apg 9,26)

[     Oder denken wir an die Schwierigkeiten, die die Christen damit hatten, dass sich so viele Heiden bekehrten. Sie hatten diesbezüglich grosse Meinungsverschiedenheiten und hatten Streitgespräche geführt (Apg.15).

1.                  Anwendung

[     Wer im Glauben lebt, der wird immer wieder Segnungen Gottes erleben. Aber er muss auch lernen, dass diese Segnungen auch Schwierigkeiten mit sich bringen.

[     Das Prinzip wird schon bei der grössten Segnung, die ein Mensch von bekommen kann ersichtlich. Die grösste Segnung ist, Jesus Christus selbst, durch den wir ewiges Leben bekommen. Wer nun an Jesus glaubt, der bekommt ewiges Leben. Wer das empfangen hat, der kann sich wirklich glücklich schätzen.

[     Doch er wird durch diesen Segen auch in Schwierigkeiten geraten. Familie oder Freunde, die einem nicht mehr verstehen. Verachtung, weil einem Jesus so wichtig geworden ist usw.

[     Also, wenn Gott segnet, können wir Probleme bekommen, die wir eigentlich lieber nicht haben möchten. Sie zwingen uns oft zu Veränderungen.

[     Das ist bis heute so. Nehmen wir einmal an. Gott segnet unsere Sonntagsschule so, dass wir plötzlich viele Kinder haben. Zuerst werden wir uns riesig freuen, aber dann kommen schon die Probleme, die Räume werden zu eng, es ist nicht mehr so ruhig im Foyer usw.

[     Solange wir im Glauben leben, werden wir immer wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert werden, denn es ist eine Illusion zu meinen, im Glaubensleben und im Gemeindeleben würde alles glatt und unkompliziert laufen.

II.             Glaube sucht Frieden (8)

A.              Das Motiv

[     Abram, jammert nicht über diese Schwierigkeiten. Er sagt Gott nicht, warum muss das sein. er packt das Problem an und will es lösen.

Abram sagte zu seinem Neffen: »Es soll doch kein Streit zwischen uns sein, auch nicht zwischen unseren Hirten. Wir sind doch Brüder! (8)

[     Abram hat ein klares Motiv, für die Lösung dieses Problems: Er will den Frieden zwischen ihm und Lot bewahren. Brüder sollen keinen Streit untereinander dulden. Abram als Mann des Glauben ist darum bemüht Frieden zu halten. Wie es Paulus später auch den Römern schrieb:

Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden. Rö.12,18

[     Soviel an uns liegt, soviel wir dazu beitragen können. Das heisst es gibt auch Situationen, da können wir leider keinen Frieden schaffen, denn es braucht immer zwei dazu. Das hatte auch David erfahren. In einem Psalm steht:

Ich will den Frieden; doch sobald ich davon rede, suchen sie Streit. (Ps 120,7)

[     Gott ist ein Gott des Friedens. Er sucht auch den Frieden mit uns. Im Glauben leben heisst eben auch den Frieden zu suchen, wenn das immer möglich ist.

1.                  Anwendung

[     Das ist auch die grosse Herausforderung für uns. Wir haben oft verschiedene Meinungen und Ansichten. Für manches muss auch wirklich gekämpft werden, doch dürfen wir dabei nie vergessen, dass es darum geht, dass wir den Frieden bewahren können.

[     Paulus erachtet es als eine Schande, wenn wir einen Streit nicht gütlich schlichten können. Er schrieb den Korinthern:

Bei euch bringt es doch tatsächlich jemand fertig, seinen Streit mit einem anderen Gemeindeglied vor einem weltlichen Gericht auszutragen, statt die Sache von denen entscheiden zu lassen, die zu Gottes heiligem Volk gehören! 1.Kor.6,1

[     Das bringt den Namen Gottes in Verruf. Was sollen die Menschen vom Gott des Friedens halten, wenn es seine Nachfolger nicht fertig bringen in Frieden miteinander zu leben.

[     In einem anderen Zusammenhang, sagte Paulus:

Der Satan soll uns nicht überlisten. Wir wissen doch genau, was für Absichten er verfolgt! (2.Kor 2,11)

[     Wenn wir Schwierigkeiten haben, soll unsere erste Frage sein, wie wir den Frieden bewahren und schaffen können.

Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren, die der Geist Gottes euch geschenkt hat. Der Frieden, der von Gott kommt, soll euch alle miteinander verbinden! (Eph 4,3)

B.               Die Lösung

[     Nun, Abram hatte eine konkrete Vorstellung. Heute würde man sagen, er sei ein Pragmatiker. Denn seine Lösung bestand nicht darin, dass er Schulungen organisierte, damit die Leute lernen mit solchen Situationen fertig zu werden. Wie im NT steht:

Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens. 1.Kor.14,33.

[     Er hat also eine neue Ordnung vorgeschlagen. Denn manche Probleme kann man einfach dadurch lösen, dass man eine angemessene Ordnung schafft. Dann sind alle wieder zufrieden.

[     Sein Vorschlag war wie gesagt ganz pragmatisch. Das Land ist zu eng, wir müssen uns trennen, denn so können wir unseren Frieden bewahren.

[     Solche Lösungen finden wir auch im NT.

[     Zu Beginn der zweiten Missionsreise gerieten Barnabas und Paulus wegen Markus aneinander. Sie lösten das Problem, indem sie sich trennten und jeder auf einer anderen Route die Mission vorantrieb (Apg.15,36-41).

[     Nachdem Paulus mit den Judenchristen Auseinandersetzungen wegen den Heiden hatte, traf man eine Vereinbarung, Paulus berichtet folgendermassen darüber:

Die massgebenden Leute, die als »die Säulen« gelten, Jakobus, Petrus und Johannes, erkannten, dass Gott mir diesen Auftrag anvertraut hat. So gaben sie mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft. Wir einigten uns, dass Barnabas und ich unter den anderen Völkern die Gute Nachricht verkünden sollten und sie unter den Juden. (Gal 2,9)

III.          Glaube macht gelassen

[     Was in dieser Geschichte völlig überrascht ist die Tatsache, dass Abram, der älter war und dem Gott das Land versprochen hatte, seinem Neffen Lot offeriert, den Teil des Landes zu wählen, der ihm gefällt.

[     Lot schien es an Selbstbewusstheit oder Selbstbezogenheit nicht zu fehlen. Er wählte das Land, das am Fruchtbarsten war.

Folie: Karte

[     Er entschied sich für das fruchtbare Land, das wie der Garten Gottes, d.h. wie das Paradies war.

[     Es ist wie wenn wir auf Besuch sind und wir als erste ein Stück Fleisch nehmen dürfen. Nun ist ein Fleisch offensichtlich grösser als die anderen und nehme nun ohne in irgendeiner Weise verlegen zu werden, mit der grössten Selbstverständlichkeit das grösste Stück.

[     Er setzte sich damit auch einem negativen Einfluss aus, der ihm später leider zum Verhängnis wurde, denn

Die Bewohner Sodoms aber führten ein schändliches Leben, das dem HERRN missfiel. (13)

[     Abram lässt sich das ohne Widerrede gefallen. Er vertraute Gott. Gott hatte ihm Land und Nachkommenschaft versprochen und er wird ihn ans Ziel bringen.

[     Ich weiss nicht, was Abram in diesem Moment für Gedanken beschäftigte. Jedenfalls griff Gott ein und erschien Abram und besätigte ihm nochmals, dass das Land ihm zugesprochen ist.

Folie: Karte

Abram zog mit seinen Zelten weiter und nahm seinen Wohnsitz in Hebron, bei den Eichen von Mamre. Dort baute er einen Altar für den HERRN. (18)

1.                  Anwendung

[     Wer Gott und seinen Versprechen vertraut, der kann gelassen bleiben. Er weiss, Gott wird ihn ans Ziel bringen, auch wenn die Umstände anders aussehen..

[     Wer im Vertrauen auf Gott lebt, wird gelassen sein, denn er wird zur rechten Zeit ans Ziel kommen. Er muss nicht taktisch agieren, um seine Ziele zu erreichen. Er weiss, Gott wird es richtig machen.

Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     Diese Kapitel beschreibt, was Glaube ist. Abram verehrte Gott, auch wenn dieser Glaube einen Konflikt heraufbeschwor. Abram liess grosszügig Lot zuerst wählen. Er handelte selbstlos und vertraute Gott. Er hatte erfahren, dass er weder mit seinen eigenen Plänen in den Besitz des Landes gelangen würde noch durch eifersüchtiges Bewachen seines Territoriums. Er handelte grossherzig.

ð     Wer darauf vertraut, dass Gott versprochen hat, für ihn zu sorgen, kann nicht gierig auf seinen eigenen Gewinn bedacht oder habsüchtig sein.

ð     Lernen wir von Abram.

Ich komme zum Schluss, Geschwister!

[     Schrieb Paulus den Korinthern.

Freut euch! Nehmt meine Worte zu Herzen und lasst euch wieder auf den rechten Weg bringen. Seid einer Meinung und lebt in Frieden miteinander. Dann wird Gott, der uns seine Liebe und seinen Frieden schenkt, bei euch sein. (2.Kor 13,11)

Amen