Wer sich rühme,
rühme sich des Herrn
2. Chronik 32, 31
Jürg Birnstiel
31.08.2003

Textlesung: 2. Könige 20,1-19

Gliederung

I.     Erfolg kann blind machen

1.       Anwendung

II.    Gott lässt uns fallen

III.      Leben als Empfangende

1.       Anwendung

 


Einleitung

[     Mit 25 Jahren wurde Hiskia König nachdem sein Vater Ahas eine gottlose Regierung führte. Hiskia regierte 29 Jahre lang und starb mit 54 Jahren.

[     Hiskia war ein grossartiger König. Erstaunlich, was er während seiner Regierungszeit erreichte. Er sorgte dafür, dass der Gottesdienst am Tempel wieder hergestellt wurde. Dazu musste der Tempel gereinigt und von Götzen befreit werden; Leviten und Priester mussten ihre Aufgaben übernehmen.

[     Das Passafest, das seit über 200 Jahren nicht mehr gefeiert wurde, erweckte Hiskia wieder zum Leben. Ins ganze Land wurden Meldeläufer gesandt, die das Volk dazu aufriefen zum Passa nach Jerusalem zu kommen – und sie kamen.

[     Die Anbetungsstätte, die im ganzen Land verteilt waren und zur Anbetung von Götzen diente, wurden vernichtet.

[     Selbst als Jerusalem von der Grossmacht des Königs Sanherib von Assur belagert wurde, ermutigte Hiskia sein Volk dem Gott Israels treu zu bleiben. Er sagte:

»Seid tapfer und entschlossen! Erschreckt nicht und habt keine Angst vor dem König von Assyrien und seinem ganzen Heer! Auf unserer Seite steht eine Macht, die stärker ist als er. (2.Chr 32,7)

Er stützt sich auf menschliche Macht, wir aber auf den HERRN, unseren Gott! Der wird uns helfen und selbst den Kampf für uns führen.« Durch diese Worte Hiskijas, des Königs von Juda, wurde der Mut der Leute sehr gestärkt. (2.Chr 32,8)

[     Hiskia war im besten Sinn ein Eiferer für Gott. Mit ganzem Einsatz, mit seiner ganzen Kraft kämpfte er für die Ehre seines Gott.

Als er den Tempeldienst wieder ordnete und dem Gesetz des HERRN und seinen Geboten wieder Geltung verschaffte, er tat dies alles, weil er seinem Gott mit ganzem Herzen gehorchen wollte. Darum liess es ihm der HERR auch gelingen. (2.Chr 31,21)

[     Er lebte und handelte so entschlossen ohne ein Vorbild zu haben, denn die Regierung seines Vaters war das absolute Gegenteil. Hiskia war nicht nur ein fähiger geistlicher Führer, selbst in staatspolitischen Belangen regierte er ausserordentlich geschickt. Als Bilanz über seinem Leben steht dann auch der Satz, den vermutlich jeder gerne über seinem Leben stehen hätte:

Hiskija tat, was dem HERRN gefiel, genau wie sein Vater David. (2.Chr 29,2)

[     Doch gibt es im Leben dieses bewundernswerten Regenten eine dunkle Seite. Eines Tages wurde Hiskia Todkrank, er war gerade mal 39 Jahre alt. Hiskia weinte bitterlich, denn er wollte noch nicht sterben und das Wunder geschah: Er wurde gesund und Gott schenkte ihm weitere 15 Lebensjahre.

[     Das alles führte dazu, dass Hiskia weit über die Grenzen seines Landen bekannt wurde und hoch angesehen war.

Aus vielen Ländern wurden Opfergaben für den HERRN nach Jerusalem gebracht und kostbare Geschenke für Hiskija, den König von Juda; denn er stand seitdem bei allen Völkern in hohem Ansehen. (2.Chr 32,23)

[     Aber mit dieser Verehrung seiner Person kam Hiskia nicht mehr ganz zurecht. Seine Lebensgeschichte erlitt einen tiefen Einbruch. Fast unbegreiflich, dieser wunderbare Mann versündigte sich gegen Gott, den er doch mit ganzer Kraft und mit ganzem Herzen verehrte.

[     Darüber berichtet uns die Erzählung in der 2. Chronik.

Text lesen:

Luther: Als aber die Botschafter der Fürsten von Babel zu ihm gesandt waren, um nach dem Wunder zu fragen, das im Lande geschehen war, verliess ihn Gott, um ihn zu versuchen, damit kundwürde alles, was in seinem Herzen war. (2.Chr 32,31)

I.                 Erfolg kann blind machen

[     Hiskia war der absolute Erfolgsmensch. Heute würde er bestimmt in verschiedenen namhaften Magazinen und Zeitungen als der Unternehmer des Jahrhunderts gefeiert. Unzählige Interviews müsste er geben, denn die Menschen wollten sein Erfolgsrezept kennen lernen, denn

Die Gihon-Quelle, die sich außerhalb der Stadt befindet, ließ Hiskija abdecken und das Wasser unterirdisch in westlicher Richtung in die Davidsstadt leiten. Alles, was er unternahm, gelang ihm. (2.Chr 32,30)

[     So steht es in der Bibel. Wir würden die Berichte über diesen Mann verschlingen und uns darüber freuen, dass hier ein Mann Erfolg hat, der mit ganzem Herzen Gott liebt. Der nicht nur wirtschaftlichen Erfolg anstrebt, sondern dem die Verehrung Gottes noch viel wichtiger ist.

[     Aber eben, diese Erfolgsgeschichte nimmt plötzlich eine verhängnisvolle Wende. Auf dem Höhepunkt seiner Macht, scheint Hisikia eine Art Schwindelanfall bekommen zu haben. Er hat den Blick auf das Wesentliche verloren. Das heisst dann in der biblischen Sprache so:

Aber anstatt dem HERRN für die erwiesene Wohltat zu danken, wurde Hiskija überheblich. Deshalb wurde der HERR zornig auf ihn und auch auf Juda und Jerusalem. (2.Chr 32,25)

[     Plötzlich bildete er sich ein, dass er der Ursprung des Segens war. Als die Gesandtschaft aus Babylon kam, um ihn für seine Weisheit und seine Heilung zu beglückwünschen, zeigte er ihnen seinen ganzen Reichtum.

[     Damit zog er Gottes Missfallen auf sich. Vielleicht scheint uns das etwas eigenartig, dass Gott so reagierte, aber das Problem war, dass Hiskia von sich glaubte, er hätte das alles geschaffen.

[     Er tat so, als ob das alles durch menschliche Schaffenskraft möglich gewesen sei. Natürlich hatte Hiskia viel gearbeitet, natürlich musste er grosse Kämpfe ausstehen. Natürlich war er eine ausserordentlich wichtige Persönlichkeit, aber er hatte vergessen, dass er es ohne die Hilfe und den Beistand Gottes nie und nimmer so weit gebracht hätte.

[     Er würde nicht einmal mehr leben, denn Gott war es, der ihm 15 Jahre schenkte..

[     Die Sünde des Hiskia bestand darin, dass er die ganze Ehre auf sich zog und so tat, als ob der Gott Israels nichts mit seinem Erfolg zu hätte. Er gab Gott, dem er letztlich alles zu verdanken hat, keine Ehre. Er hätte durchaus seine Leistungen erwähnen können, aber er hätte sie in richtige Licht setzen sollen. Ein positives Beispiel ist Paulus, er schrieb:

Dass ich trotzdem ein Apostel geworden bin, verdanke ich ausschliesslich der Gnade Gottes. Und dass Gott mir seine Gnade erwiesen hat, ist nicht vergeblich gewesen. Keiner von allen anderen Aposteln hat so viel gearbeitet wie ich. Aber wie ich schon sagte: Nicht mir verdanke ich das Erreichte, sondern der Gnade Gottes, die mit mir war. 1.Kor.15,10.

1.                 Anwendung

[     Hiskia ist in die Falle des erfolgsverwöhnten Menschen gelaufen. Der von Sünde gezeichnete Mensch zeigt hier sein hässliches Gesicht. Es bricht das durch, was Gott schon früh über uns Menschen sagte:

Der HERR roch den besänftigenden Duft des Opfers und sagte zu sich selbst: »Ich will die Erde nicht noch einmal bestrafen, nur weil die Menschen so schlecht sind! Alles, was aus ihrem Herzen kommt, ihr ganzes Denken und Planen, ist nun einmal böse von Jugend auf. Ich will nicht mehr alles Leben auf der Erde vernichten, wie ich es getan habe. (Gen 8,21)

[     Und der bekannte Geschichtsschreiber Herodot, schrieb bevor Jesus lebte:

Auch wenn man den Allerbesten zu dieser Stellung (König) erhebt, würde er seiner früheren Gesinnung untreu werden. Selbstüberhebung befällt ihn aus der Fülle von Macht und Reichtum, und Neid ist dem Menschen von Anfang schon angeboren. Mit diesen Eigenschaften besitzt er aber auch schon alle anderen Laster. Hdt.III,80,4.

[     Wenn wir meinen, dass wir als Christen für solche Gefahren immun seien, dann täuschen wir uns. Denn Paulus sagt den Christen:

Wer also meint, er stehe fest und sicher, der gebe acht, dass er nicht zu Fall kommt. 1.Kor.10,12.

[     Es ist keine Gesetzmässigkeit, dass man zwangsläufig in diese Falle tritt, aber die Gefahr dort hineinzugeraten ist gross. Je erfolgreicher ich bin, desto mehr muss ich mir dieser Gefahr bewusst sein. Denn je erfolgreicher ich bin, je mehr Menschen werden mich bewundern und ihrer Hochachtung Ausdruck geben. Wir sollten immer den einfachen Gedanken des Spruchs vor Augen haben:

Auf Stolz folgt Sturz, nach Übermut kommt Untergang. (Spr 16,18)

II.             Gott lässt uns fallen

[     Wie wir hier bei Hiskia sehen, lässt Gott es zu.

Damals liess Gott Hiskija seinen selbstgewählten Weg gehen; aber er tat dies nur, weil er Hiskijas Charakter auf die Probe stellen wollte. (2.Chr 32,31)

[     Gott liess Hiskija machen, denn er sollte seinen eigenen Charakter erkennen. Er sollte sehen, wer er ist, wenn Gott sich zurückzieht, wenn er auf sich selbst gestellt ist.

[     Es ist die Herausforderung unseres Glaubens Gott treu zu sein bis ans Ende unseres Lebens, denn wir sind am Gelingen mitbeteiligt. Wir leben im Spannungsfeld, dass Gott in uns alles bewirkt, wie das Paulus sagt:

Ihr könnt es, denn Gott selbst bewirkt in euch nicht nur das Wollen, sondern auch das Vollbringen, so wie es ihm gefällt. (Phil 2,13)

[     Gott legt in uns nicht nur der Wunsch, sondern er schenkt auch dass wir es ausführen können. Doch das wir das, was Gott in uns hineinlegt auch tun, das liegt bei uns.

[     Nehmen wir einmal an: Gott legt in mich den Wunsch in die Mission zu gehen. Wenn ich gehe, dann wird es gelingen. Nun muss ich aber selber entscheiden, ob ich die praktischen Schritte tun will. Wenn ich sie tue, werden sie gelingen.

[     Oder in einem Bild: Gott hat mir ein vollgetanktes Auto hingestellt. Ich habe die Fähigkeit dieses Auto zu fahren und ich habe die Zusicherung, dass ich überall kostenlos tanken kann und alle Service für das Auto garantiert geleistet sind. Ich kann immer davon ausgehen, dass mein Auto fahrtüchtig werden. Das einzige, was ich selber tun muss: Ich muss das Auto fahren. Ich muss selber gas geben.

Ja, so ist es: Gott in seiner Macht hat uns alles geschenkt, was wir zu einem Leben in wahrer Frömmigkeit brauchen. Er hat es dadurch getan, dass er uns Jesus Christus erkennen liess, ihn, der uns in seiner Herrlichkeit und Kraft berufen hat. (2.Petr 1,3)

[     Jeder von uns ist in der Lage und hat die Kraft und Fähigkeit ein Leben zu führen, das Gott gefällt, aber es ist ein Kampf. Ein Kampf gegen mich selbst, ein Kampf gegen meine eigene Selbstsucht. Diesen Kampf musste auch Paulus führen. Er schrieb ganz offen darüber:

Für mich gibt es daher nur eines: Ich laufe wie ein Läufer, der das Ziel nicht aus den Augen verliert, und kämpfe wie ein Boxer, dessen Schläge nicht ins Leere gehen. / Ich führe einen harten Kampf gegen mich selbst, als wäre mein Körper ein Sklave, dem ich meinen Will aufzwingen. Denn ich möchte nicht anderen predigen und dann als einer dastehen, der sich selbst nicht an das hält, was er sagt. (1.Kor.9,26-27)

[     Vielleicht verstehen wir die Bedeutung dessen, was Paulus am Ende seines Lebens dem Timotheus schrieb. Es war nicht einfach eine fromme Floskel, sondern eine erkämpfte Wirklichkeit:

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe das Ziel des Laufes erreicht, ich habe am Glauben festgehalten. / Nun liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter mir an jenem grossen Tag geben wird – und nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die ihn lieben und auf sein Kommen warten. 2.Tim.4,7-8.

III.          Leben als Empfangende

[     Wir müssen lernen, als Empfangende zu leben. Alles, was wir sind und was wir haben, wurde uns geschenkt. Keiner von uns hat sich selber erschaffen. Keiner von uns hat darüber entschieden, wo und in welcher Familie er in diese Welt kommt. Keiner hat seine Rasse selber bestimmt. Keiner von uns hat etwas dazu getan ob er eher Handwerker, Künstler, Akademiker oder was auch immer sein wird. Ob wir in einem reichen oder armen Land, in einer reichen oder armen Familie gross geworden sind, ist nicht unsere Entscheidung. Ob wir mit einem intakten oder mit einem behinderten Körper leben müssen, ist nicht unsere Entscheidung. Alles ist uns ins Leben hineingegeben.

[     Also, was willst Du stolz auf irgend etwas sein? Du bist doch in jeder Beziehung ein Empfangender.

[     Das gilt auch für das geistliche Leben. Niemand hat die Rettung durch Jesus Christus verdient. Es ist ein freies Geschenkt Gottes an jeden, der an Jesus glaubt.

Alle haben gesündigt, und in ihrem Leben kommt Gottes Herrlichkeit nicht mehr zum Ausruck, / und dass sie für gerecht erklärt werden, beruht auf seiner Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus. Rö.3,23-24.

[     Auch dass wir Christen ist sind, ist ein Geschenkt, keiner kann sich deswegen rühmen. Rühmen können wir Jesus, der für unsere Schuld am Kreuz gestorben ist. Rühmen können wir Gott, der seinen Sohn gegeben hat.

Es sollte so kommen, wie es in den Heiligen Schriften steht: »Wer sich mit etwas rühmen will, soll sich mit dem rühmen, was der Herr getan hat.« (1.Kor 1,31)

[     Und Paulus fragte die Korinther:

Was bringt dich überhaupt dazu, so überheblich zu sein? Ist nicht alles, was du hast, ein Geschenk Gottes? Wenn es dir aber geschenkt wurde, warum prahlst du dann damit, als hättest du es dir selbst zu verdanken? 1.Kor.4,7.

1.                 Anwendung

[     Es ist die Herausforderung in unserem Leben stets als Empfangende zu leben und Gott für alles dankbar zu sein, denn wenn wir das vergessen werden wir der Sünde in unserem Leben Raum geben, wie Paulus den Römern schrieb:

Trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster. 1.Kor.1,21.

[     Was mich am Leben von Hiskija freut ist, dass er zur Einsicht kam und seine Sünde erkannte und bekannte. Das ist nicht so selbstverständlich und das zeugt doch von seiner Charakterstärke und dass ihm die Ehre Gottes schlussendlich doch viel wichtiger war, als seine eigene Ehre.

Doch Hiskija und die Bewohner von Jerusalem sahen ihre Schuld ein und beugten sich vor dem HERRN. Darum kam seine Strafe noch nicht über sie, solange Hiskija lebte. (2.Chr 32,26)

Schluss

ð     Zusammenfassung

Der HERR sagt: »Der Weise soll sich nicht wegen seiner Weisheit rühmen, der Starke nicht wegen seiner Stärke und der Reiche nicht wegen seines Reichtums. (Jer 9,22)

Grund sich zu rühmen hat nur, wer mich erkennt und begreift, was ich will. Denn ich bin der HERR, der Liebe, Recht und Treue auf der Erde schafft! An Menschen, die sich danach richten, habe ich Freude.« (Jer 9,23)

Amen