Jeder dein Nächster?
Lukas-Evangelium 10, 25-37

Bibelwoche Königswalde:

Da berühren sich Himmel und Erde»

Der barmherzige Samariter

 

 

I.    Die allerwichtigste Frage

II.      Die treffenden Antworten

III.     Eine praktische Hilfestellung

IV.     Wie bekomme ich ewiges Leben?

 


Einleitende Gedanken

Diese Bibelwoche steht unter dem Motto: Da berühren sich Himmel und Erde. Genau so ist es, wenn wir Jesus begegnen. Er ist vom Himmel zu uns gekommen. Von der Herrlichkeit beim Vater in die Endlichkeit dieser Welt. Im Johannesevangelium wird das schön beschrieben:

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„Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“ Johannes 1, 14.

Gott wurde Mensch in Jesus Christus und deshalb begegnet uns in Jesus auch immer ein Stück Himmel.

Diese Woche werden wir uns mit Geschichten beschäftigen, die Jesus erzählte und die auch immer etwas mit dem Himmel zu tun haben.

Wir beginnen mit einer der bekanntesten Geschichten: Der barmherzige Samariter.

Diese Geschichte wird oft zur Begründung der Diakonie verwendet. In meinen Augen hat das, was Jesus erzählt mit Diakonie sehr wenig zu tun. Aber lesen wir zuerst diesen Abschnitt.

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Ein Gesetzeslehrer wollte Jesus auf die Probe stellen. »Meister«, fragte er, »was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?« Jesus entgegnete: »Was steht im Gesetz? Was liest du dort?« Lukas 10, 25-26.

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Er antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand!‹ Und: ›Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‹« Lukas 10, 27.

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»Du hast richtig geantwortet«, sagte Jesus. »Tu das, und du wirst leben.« Der Gesetzeslehrer wollte sich verteidigen; deshalb fragte er: »Und wer ist mein Nächster?« Lukas 10, 28-29.

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Daraufhin erzählte Jesus folgende Geschichte: »Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinunter. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn bis aufs Hemd aus, schlugen ihn zusammen und liessen ihn halbtot liegen; dann machten sie sich davon. Lukas 10, 30.

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Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab. Er sah den Mann liegen, machte einen Bogen um ihn und ging weiter. Genauso verhielt sich ein Levit, der dort vorbeikam und den Mann liegen sah; auch er machte einen Bogen um ihn und ging weiter. Lukas 10, 31-32.

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Schliesslich kam ein Samariter, der auf der Reise war, dort vorbei. Als er den Mann sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und versorgte ihn mit allem Nötigen. Lukas 10, 33-34.

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Am nächsten Morgen nahm er zwei Denare aus seinem Beutel und gab sie dem Wirt. ›Sorge für ihn!‹, sagte er. ›Und sollte das Geld nicht ausreichen, werde ich dir den Rest bezahlen, wenn ich auf der Rückreise hier vorbeikomme.‹« Lukas 10, 35.

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»Was meinst du?«, fragte Jesus den Gesetzeslehrer. »Wer von den dreien ist dem, der unter die Räuber gefallen ist, der Nächste gewesen?« Lukas 10, 36.

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Er antwortete: »Der, der Erbarmen mit ihm hatte und ihm geholfen hat.« Da sagte Jesus zu ihm: »Dann geh und mach es ebenso!« Lukas 10, 37.

I.               

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Die allerwichtigste Frage

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Ein Gesetzeskundiger, also einer, der die Bibel sehr gut kannte, kommt auf Jesus zu und stellt ihm die wichtigste Frage des Lebens:

„Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“ Lukas 10, 25.

Ihm war offensichtlich klar, dass es ein Leben nach dem Tod gibt: ewiges Leben, nennt er das.

Ewiges Leben ist ein Begriff der Qualität, denn das Gegenteil zum ewigen Leben ist nicht das endliche Leben. Das Gegenteil zum ewigen Leben ist der ewige Tod oder die ewige Strafe. Jeder Mensch lebt ewig, es fragt sich nur, wo er diese Ewigkeit verbringen wird. Jesus sagte einmal:

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„Die Ungerechten werden an den Ort der ewigen Strafe gehen, die Gerechten aber werden ins ewige Leben eingehen.“ Matthäus 25, 46.

Das zeigt uns doch, wie wichtig die Frage des Gesetzeslehrers ist. Ich wünschte mir, mehr Menschen würden von dieser Frage umgetrieben.

Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig sich Menschen für dieses ewige Leben interessieren. Irgendwie verdrängt man diese Frage. Als Marlene Dietrich auf den angesprochen wurde, meinte sie:

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„Der Tod? Man sollte Angst haben vor dem Leben, ja, aber vor dem Tod doch nicht. Da weiss man doch nichts mehr. Da ist's doch aus. Sie glauben doch nicht, dass nachher etwas kommt? Ah bah, so ein Quatsch. Fürchterlich. Da kann man doch nicht daran glauben, dass die oben da alle rumfliegen. Gibt's ja gar nicht."[1]

Und wenn das kein Quatsch ist? Das mit dem Rumfliegen ist tatsächlich Quatsch. Doch die Bibel zeigt in aller Deutlichkeit, dass mit dem Tod das Ende nicht gekommen ist. Das Leben geht weiter, einfach in einer anderen Form.

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Deshalb werden wir z.B. im Hebräerbrief an diese Tatsache erinnert, wenn es heisst:

„Sterben müssen alle Menschen; aber sie sterben nur einmal, und darauf folgt das Gericht.“ Hebräer 9, 27.

Ich wünschte mir die Menschen würden diese Tatsache ernster nehmen, statt die Aussagen der Bibel lächerlich zu machen.

Diesem Gesetzeskundigen war klar, dass es ein ewiges Leben gibt. Nun will er von Jesus wissen, wie man dem ewigen Tod, oder der ewigen Strafe entkommt und stattdessen ewiges Leben bekommen kann.

Er hätte keiner geeigneteren Person diese Frage stelle können, denn Jesus ist, was das Leben betrifft, der beste Experte.

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Nur schade, dass er von Jesus keine hilfreiche Antwort erwartete,

„Der Gesetzeslehrer wollte Jesus auf die Probe stellen.“ Lukas 10, 25.

Er wollt Jesus in eine Falle locken, damit er ihn anklagen und schlussendlich ausser Gefecht setzen konnte.

II.           

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Die treffenden Antworten

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Jesus überraschte diesen Mann mit einer Gegenfrage:

„Was steht im Gesetz? Was liest du dort?“ Lukas 10, 26.

Der Mann war Theologe, er müsste die Antwort kennen. Und tatsächlich, dieser Mann war ein hevorragender Theologe, denn er antwortete:

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„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit aller deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand! Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Lukas 10, 27.

Damit hat er den Kern der Sache getroffen. Vielleicht hätten wir gesagt, man müsse die Zehn Gebote und die Reinheitsgesetze halten, um das ewige Leben zu bekommen.

Aber dieser Mann konnte exakt sagen, auf was es ankommt. Welche Grundhaltung nötig ist, um ewiges Leben zu bekommen.

Hervorragend hat er geantwortet. Er verband zwei Stellen aus dem Alten Testament miteinander. Der erste Teil kommt aus dem Buch Deuteronomium (5. Mose 6, 4-5) und der zweite Teil aus dem Buch Leviticus (4. Mose 19, 8). Besser hätte er nicht antworten können.

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Es ist dieselbe Intension, die wir in einer Aussage finden, die Gott durch den Propheten Hosea machte:

„Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“ Hosea6, 6.

Gott will von uns Menschen geliebt werden. Die Liebe ist das entscheidende Element, übrigens nicht nur im Neuen Testament, sondern bereits schon im Alten Testament.

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Dieser Gesetzeslehrer hat nun Jesus gezeigt, dass er ein hervorragender Theologe  ist und Jesus bestätigt ihm das vorbehaltlos:

„Du hast richtig geantwortet.“ Lukas 10, 28.

Bestimmt fühlt er sich ein wenig geschmeichelt, aber ich denke, er ist auch etwas enttäuscht, denn er will Jesus in die Enge treiben und das ist ihm jetzt nicht gelungen.

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Jesus fügt jetzt noch einen kleinen Satz hinzu, der diesen Mann in seiner Selbstsicherheit erschüttert:

„Tu das, und du wirst leben.“ Lukas 10, 28.

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Es ist richtig, was du sagst und wenn du das auch tust, dann hast du das ewige Leben. Und der Gesetzeslehrer weiss natürlich auch, dass das in der Bibel steht:

„Wer meine Gebote und Weisungen befolgt, bewahrt sein Leben.“ 4. Mose 18, 5.

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Echter Glaube zeichnet sich nicht dadurch aus, dass man viele richtige Dinge weiss, sondern dass man sich im Leben entsprechend verhält:

„Tu das, und du wirst leben.“ Lukas 10, 28.

Echter Glaube ist keine Wissenschaft, sondern eine Täterschaft. Gesunde Lehre ist nur dann gesund, wenn sie gelebt werden kann und gelebt wird.

III.       

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Eine praktische Hilfestellung

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Nun steht dieser Mann mit dem Rücken zur Wand. In einem Augenblick wurde er vom Ankläger und Besserwisser zum Angeklagten.

„Der Gesetzeslehrer wollte sich verteidigen.“ Lukas 10, 29.

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Er will sich rechtfertigen und stellt nun Jesus die Frage, die unter den Gelehrten damals heftig diskutiert wurde:

„Wer ist mein Nächster?“ Lukas 10, 29.

Der Nächste war für viele Schriftgelehrte nur der Jude und im speziellen der Jude, der die Gebote und Gesetze eingehalten hat. Durch diese Sicht, konnten sie es rechtfertigen, dass sie auf Juden herabbsahen, die nicht nach ihren Massstäben lebten. Und um die Heiden mussten sie sich schon gar nicht kümmern, denn die gehörten mit Sicherheit nicht zu ihren Nächsten.

Jesus antwortet nun nicht mit einem Lehrsatz, sondern erzählt dem Mann eine einfache Geschichte:

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Ein Mann, ging von Jerusalem hinab nach Jericho. 1000 Höhenmeter! Jerusalem liegt ca. 754m ü.M. und Jericho ca. 250m unter dem Meeresspiegel. Eine gefährlich Strecke, auf der man damit rechnen musste, überfallen und ausgeraubt zu werden. 

Genau das geschah diesem Mann. Räuber überfielen ihn, raubten ihn aus und liessen ihn halbtot liegen.

Ein Priester, der ebenfalls von Jerusalem nach Jericho hinunter reiste, sah diesen übel zugerichtet Mann am Weg liegen. Er machte jedoch einen grossen Bogen um ihn herum. Genauso verhielt sich ein Levit.

Wären die beiden von Jericho nach Jerusalem gereist, hätten sie vielleicht noch halbswegs eine Entschuldigung gehabt. Sie hätten sagen können, dass sie sich vor ihrem Dienst im Tempel nicht verunreinigen dürften, ansonsten sie den Dienst nicht antreten könnten. Doch sie verliessen Jerusalem und hätten bestimmt helfen können, wenn sie nur gewollt hätten.

Der Gesetzeslehrer wird über das Verhalten des Priesters und des Leviten nicht sonderlich erstaunt gewesen sein. Einerseits waren Priester und Leviten in den Augen der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht besonders angesehen. Andererseits ist es gut möglich, dass er sich gleich verhalten hätte.

Nun kommt ein Samariter des Weges, also ein Mann, der von den Juden verachtet wurde und als unrein galt.

Auch er sah diesen halbtoten Mann am Boden liegen und dieser Anblick beelendete ihn und hatte Mitleid mit ihm.

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„Er ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und versorgte ihn mit allem Nötigen.“ Lukas 10, 34.

Am nächsten Morgen gab er dem Wirt Geld mit der Bitte, er soll sich um den Mann kümmern und wenn es mehr kostet, würde er das auf der Rückreise begleichen.

Das alles tat er nicht, weil er sich an das Gesetz des Mose erinnerte, und dachte: „Ich muss meinen Mitmensch lieben wie mich selbst, also dann muss ich dieses Gesetz tun und das Opfer auf mich nehmen.“

Nein, er tat es, weil ihm dieser arme Menschen leid tat.

Jetzt fragte Jesus diesen hervorragenden Theologen:

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„Was meinst du? Wer von den dreien ist dem, der unter die Räuber gefallen ist, der Nächste gewesen?“ Lukas 10, 36.

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Wie nicht anders zu erwarten, antwortet der Schriftglehrte richtig:

„Der, der Erbarmen mit ihm hatte und ihm geholfen hat.“ Lukas 10, 37.

Er hätte auch einfach sagen können, dass der Samariter dem Mann der Nächste war. Doch er musste das umschreiben, denn es war unter seine Würde das Wort Samariter auszusprechen.

Damit entlarvt Jesus die Vorurteile und den Hass seines Herzens gegenüber den Samaritanern, und er zeigt ihm damit, dass er offensichtlich nicht im Stande ist, das Gebot der Nächstenliebe zu

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befolgen. So fordert ihn Jesus erneut auf:

„Geh und mach es ebenso!“ Lukas 10, 37.

IV.      

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Wie bekomme ich ewiges Leben?

Hat nun Jesus die Frage wirklich beantwortet, wie man ewiges Leben bekommt?

Lautet die Antwort etwa, dass wir Gutes tun sollen, wenn wir ewiges Leben bekommen wollen? Müssen wir den armen und hilfbedürftigen Menschen helfen, um in den Himmel zu kommen?

Versteht mich nicht falsch. Selbstverständlich gefällt es Gott, wenn wir Menschen helfen. Im Alten Testament steht z.B.:

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„Wer die Schwachen unterdrückt, beleidigt ihren Schöpfer. Wer Hilflosen beisteht, ehrt Gott.“ Sprüche 14, 31.

Natürlich ist es wichtig, dass Christen benachteiligten Menschen helfen. Aber die Frage, die sich stellt, ob diese Werke die Eintrittskarte in den Himmel sind.

Wenn Jesus das so lehrte, dann würde das tatsächlich bedeuten, dass wir durch gute Werke ewiges Leben bekommen. Das wäre dann die einzige Stelle in der Bibel, an der ein soziales Evangelium verkündigt würde: Wer Gutes tut kommt in den Himmel. Damit hätte Jesus die Barmherzigkeit an unseren Mitmenschen mit dem ewigen Leben in Verbindung gebracht. Nach dem Motto: Je mehr ich helfe, je eher komme ich in den Himmel? Nur hätten wir dann das Problem herauszufinden, wann wir genug gute Werke getan haben, um in den Himmel zu kommen.

Doch, das kann Jesus nicht gemeint haben, denn das würde allen anderen Aussagen in der Bibel widersprechen. Paulus stellt klar:

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„Wir gehen davon aus, dass man aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt wird, und zwar unabhängig von Leistungen, wie das Gesetz sie fordert.“ Römer 3, 28.

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Also das ewige Leben kann nicht verdient werden. Das ewige Leben ist ein Geschenkt Gottes. Es ist Gnade!

„Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus.“ Römer 3, 24.

Aber warum sagt das Jesus diesem Gesetzeslehrer nicht?

Betrachten wir nochmals kurz den Verlauf des Gespräches. Dieser Mann wollte Jesus quasi in eine Falle locken. Er wollte von ihm nicht wissen, wie man ewiges Leben bekommt, denn er war sich sowieso sicher, dass er das ewige Leben bereits hat, weil er sich genau an die verschiedenen religiösen jüdischen Vorschriften gehalten hat.

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Jesus geht ihm aber nicht in die gestellte Falle. Und dann geschieht das, was der Mann nicht erwartete. Jesus sagt nur:

„Tu das, und du wirst leben.“ Lukas 10, 28.

Plötzlich fühlt sich der Gesetzeslehrer angegriffen und er will sich selbst rechtfertigen.

Statt sich zu rechtfertigen, hätte der Mann kapitulieren können. Er hätte Jesus eingestehen können, dass er wohl weiss, wie man ewiges Leben bekommen könnte, aber wenn er ehrlich sei, könne er diese Gebot gar nicht einhalten.

Und es ist tatsächlich so, Jesus hat ihm keine falsche und keine irreführende Antwort gegeben, denn wenn er dieses Gesetz der Liebe zu Gott und der Liebe zu seinem Nächsten leben könnte, dann hätte er ewiges Leben. Das Problem ist aber, dass er es nicht schafft.

Also, er hätte statt sich selber zu rechtfertigen Jesus anflehen können und fragen: „Jesus, gibt es keinen anderen Weg zum ewigen Leben.“

Jesus hätte ihm dann bestimmt gesagt, wie er das ewige Leben bekommt. So wie er das auch seinen Jüngern sagte:

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„Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.“ Johannes 14, 6.

Er hätte diesem Mann gesagt, er soll ihm nachfolgen, dann würde er ewiges Leben bekommen.

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Aber eben, jener wollte nicht kapitulieren, sondern sich rechtfertigen und das mit einer Frage, die unter den Gelehrten heiss diskutiert wurde:

„Wer ist mein Nächster?“ Lukas 10, 29.

So erzählte ihm Jesus diese Geschichte mit dem barmherzigen Samariter. Und dann fordert Jesus ihn erneut auf:

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„Geh und mach es ebenso!“ Lukas 10, 37.

Damit gab Jesus diesem Mann nochmals eine Gelegenheit, sein Unvermögen einzugestehen.  Er hätte Jesus gestehen können, dass er zu solchem Tun nicht in der Lage sei, weil sein Herz nicht von der Liebe, sondern von Hass, Stolz, Eifersucht usw. bestimmt sei. Und nochmals und diesmal ernsthaft hätte er Jesus fragen können, wie er ewiges Leben bekommen könnte.

Oder er hätte es probieren können, aber hätte dann wieder zu Jesus kommen müssen und sein Unvermögen eingestehen. Dann hätte ihm Jesus deutlich gesagt, wie er ewiges Leben bekommt. Jesus hätte ihm z.B. gesagt:

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„Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu; er hat den Schritt vom Tod ins Leben getan.“ Johannes 5, 24.

Ich möchte nochmals betonen, dass das, was Jesus diesem Schriftgelehrten sagte, richtig war. Wer diese Gebote halten kann, der bekommt ewiges Leben. Das Problem ist einfach, dass kein Mensch in der Lage ist, diese Gebote einzuhalten. Deshalb ist jeder Mensch auf die Gnade Gottes angewiesen.

Man könnte Jesus vorwerfen, warum er ihm das nicht gleich so sagte. Hätte das Jesus so gesagt, dann wäre er diesem Mann in die Falle gegangen. Damit hätte Jesus diesem Mann Perlen hingeworfen, die er achtlos zertrampelt hätte. Wie das Jesus in der Bergpredigt einmal sagte:

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„Gebt das Heilige nicht den Hunden, werft eure Perlen nicht vor die Schweine! Sie könnten sonst eure Perlen zertrampeln und sich dann gegen euch selbst wenden und euch zerreissen.“ Matthäus 7, 6

Jesus reagiert anders auf Menschen, die wirklich suchend sind. Hätte dieser Mann von Jesus wirklich wissen wollen, wie man ewiges Leben bekommt, dann hätte er ihm eine andere Antwort gegeben.

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Schlussgedanke

Ewiges Leben bekommt man nicht durch gute Werke. Obwohl gute Werke Gott sehr gefallen. Aber ewiges Leben kann nicht verdient werden. Das ewige Leben ist ein Geschenk Gottes.

Damit wir ewiges Leben bekommen können, starb Jesus für unsere Schuld am Kreuz. Paulus sagte das einmal folgendermassen:

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„Gott ist für uns; wer kann uns da noch etwas anhaben? Er hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle hergegeben. Wird uns dann zusammen mit seinem Sohn nicht auch alles andere geschenkt werden“ Römer 8, 31–32.

Die Frage, die du für dich beantworten musst, ist, ob du zu den Beschenkten gehörst. Oder anders gefragt: Hast du ewiges Leben?

Wenn du das ewige Leben nicht hast, dann solltest du möglichst heute noch zu Jesus gehen, deine Schuld bekennen und ihm versprechen, dass du nun ihm nachfolgen möchtest. Jesus sagt:

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„Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Johannes 8, 12.

Wer zu Jesus kommt, der bekommt ewiges Leben!



[1]Die Weltwoche, 14. Mai 92, Nr. 20, S. 2.