Der König wird kommen
Lukas 1, 26-38

Jürg Birnstiel
02.12.2001

Einleitung

->  

I. eine besondere Situation (26-30)

A. Ort

->   Vor gut 6 Monaten erschien der Engel Gabriel dem Zacharias im Tempel (Lk.1,19). Es war eine würdige Umgegend, denn Zacharias war dabei im Tempel das Räucheropfer darzubringen.

->   Natürlich war Zacharias über die Massen erstaunt, denn das hätte er nicht erwartet. Doch könnte man sich kaum einen geeigneteren Ort vorstellen, als der Tempel, denn dort rechnete man mit der besonderen Gegenwart Gottes.

->   Ganz anders ist aber der Ort, an dem Gabriel der Maria begegnet.

->   Maria lebte in Nazareth im Land Galiliä. Diese Gegend galt nicht gerade als eine bevorzugte Lage.

->   Denn, als Philippus dem Natanael erzählte, dass Jesus aus Nazareth, der sei, welcher Mose verkündete, sagte Nathanael zu ihm:

Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Joh.1,46b.

->   Und die Pharisäer sagten zu Nikodemus:

Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch ein Galiläer? Forsche und sieh: Aus Galiläa steht kein Prophet auf. Joh.7,52.

->   In Galiläa wohnte nämlich ein Mischvolk, welches sich nach der Verschleppung mit anderen Völkern vermischt hatte.

->   Gerade aus dieser unwürdigen Gegend hat sich Gott eine Frau ausersehen, mit der er grosses vorhat.

B. Maria

->   Maria ist verlobt mit einem Mann namens Joseph, der zum Geschlecht David's gehört, dessen Bürgerort Bethlehem ist.

->   Diesem Haus David ist der König verheissen, welcher für ewig regieren wird.

->   Maria war also mit diesem Joseph verlobt und sie war Jungfrau.

->   Mehr wird über die beiden nicht berichtet. Obwohl sie eine sehr wichtige Aufgabe im Heilsplan Gottes erfüllen, wird nicht näher auf die beiden Eingegangen.

a) Anwendung

->   Wir haben keinen Grund Maria in besonderer Weise zu verehren. Wäre sie für uns von besonderer Bedeutung, so würden wir in der Schrift mehr von ihr erfahren.

->   Wir sollen aber nicht Menschen verehren und Anbeten, mögen sie noch so bedeutend gewesen sein. Allein Gott sollen wir ehren und anbeten.

C. Die Begegnung

->   Nun wird der Engel Gabriel zur Maria gesandt. Er begrüsst sie mit:

Sei gegrüßt, du Begnadete! der Herr ist mit dir!

->   Maria ist erschrocken, aber aus dem Text geht eigentlich nicht hevor, dass sie über die Erscheinung erschrocken war, sondern über die Worte.

->   Es kann durchaus sein, dass Gabriel in menschlicher Gestalt erschienen ist, denn Maria erschrickt über die Rede des Engels und überlegt, was dieser Gruß für eine Bedeutung hat.

->   Der Engel beruhigt Maria, und sagt ihr, sie solle sich nicht fürchten und er beantwortet ihr auch gleich die Frage die sie bewegt bezüglich des Grusses, indem er sagt:

denn du hast Gnade bei Gott gefunden.

->   Maria hat Gnade gefunden von Gott. Warum wissen wir nicht und Gabriel scheint es ihr auch nicht gesagt zu haben. Hauptsache, sie hat Gnade bei Gott gefunden.

II. Eine besondere Ankündigung (31-33)

A. Was mit Maria geschehen wird

->   Der Engel sagt ihr aber nun, was es bedeutet, dass sie Gnade bei Gott gefunden hat.

->   Sie wird ein Kind empfangen in ihrem Mutterleib und einen Sohn gebähren, den sollte sie Jesus nennen.

->   Der Sohn wird also im Mutterleib empfangen, d.h. dass das Leben bereits im Mutterleib beginnt.

->   Hier geschieht nun das, was wir bereits in Gen.3,15 lesen:

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

->   Hier wird das einzige Mal vom Samen der Frau gesprochen. Dieser Same, dieser Nachkomme, der wird der Schlage den Kopf zertreten, d.h. der wird den Satan besiegen.

->   Diesen Vers aus dem 1. Mose 3,15 nennt man deshalb das Protoevangelium.

->   In Maria findet dieses Wort nun seine Erfüllung. In ihr wird dieser Nachkomme nun gezeugt.

->   Auch Jesaja weisst deutlich auf dieses Ereignis hin, indem er sagt:

Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. Jes.7,14.

->   Auf diesen Immanuel hat ganz Israel gewartet.

B. Wer dieses Kind ist

->   Dieser wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden.

->   Ihm wird der Thron Davids gegeben werden und er wird König über das Haus Jakob sein für alle Zeiten, denn sein Königtum wird kein Ende haben.

->   Dieser König würde bereits dem David verkündigt und ganz Israel wartete auf ihn. Viele erhofften sich dadurch die Befreiung vom römischen Joch und die Errichtung des davidischen Königreichs.

->   So sagte der Prophet Nathan zu David:

Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. ... Aber dein Haus und dein Königtum sollen beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewiglich bestehen. 2.Sam.7,12+16.

->   Nun hat Jesus während seinem Leben das Königreich noch nicht sichtbar aufgerichtet. Ist nun Jesus ein König oder nicht? Hören wir doch was Jesus selber sagt, denn Pilatus stelt ihm diese Frage:

Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden? / Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir's andere über mich gesagt? / Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? / Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. / Da fragt ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Joh.18,33-37.

->   Jesus ist also eindeutig König und sein Reich, wo seine Herrschaft für alle sichtbar wird, wird noch kommen. Aber die an ihn Glauben, die wissen, dass er der wahre König ist. So lesen wir beispielsweise in der Offenbarung:

Die werden gegen das Lamm kämpfen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es sit der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen. Offb.17,14.

->   Jesus ist tatsächlich der wahre König und er wird sein Königreich endgültig aufrichten. Selbst über sein Kreuz liess Pilatus in hebräischer, lateinischer und griechischer Schrift schreiben:

Jesus von Nazareth, der König der Juden. Joh.19,19.

a) Evangelisation

->   Gehörst Du zu diesem König? Vielleicht erscheint dir diese Frage etwas banal oder gar abstrakt.

->   Dies ist sie aber keineswegs, denn es ist von grosser Bedeutung ob ich zu diesem König gehöre oder nicht. Denn nur wer zu diesem König gehört, der wird auch an seinem Königreich teilhaben.

->   Wie können wir jetzt aber zu diesem König kommen. In der Offenbarung lesen wir:

Diese sind's die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Offb.7,14.

->   Dies meint, dass sie an Jesus glauben, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben sind.

->   Ist Dein Leben mit Gott in Ordnung? Sind deine Sünden vergeben? Bist du ein Königskind?

III. eine besondere Empfängnis (34-38)

A. Wie es geschehen wird

->   Maria stellt nun eine Frage, die uns sicherlich auch auf den Lippen gelegen wäre:

Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß? V.34.

->   Diese Frage ist durchaus berechtig, denn Maria kennt noch keinen Mann.

->   Natürlich hat Maria in diesem Moment nicht vergessen, dass sie mit Joseph verlobt ist, warum sagt sie dann, dass sie von keinem man weiss?

->   Dieses Wort, welches hier benutzt wird braucht man dazu, um die geschlechtliche Beziehung zu beschreiben. So heisst es beispielsweise bei Adam und Eva:

Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger Gen.4,1a.

->   Dies meint Maria, wenn sie sagt, ich kenne noch keinen Mann. Ich habe also noch keinen Mann erkannt, wie soll ich dann ein Kind bekommen können?

->   Gabriel hat diese Frage auch so verstanden, denn er beschreibt ihr nun, wie sie das Kind empfangen wird, eben nicht dadurch, dass sie Joseph erkennt, sondern:

Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten

->   Der Höchste wird an dir Handeln, denn er wird ja auch Sohn des Höchsten genannt werden.

->   Gott selbst wird also den Nachkommen in den Leib der Maria legen. Und wie wird dies geschehen?

->   Das können wir sicherlich nicht schlüssig beantworten. Nur eines können wir vom Wesen Gottes sehen, was uns vielleicht helfen kann zu verstehen wie dies geschehen ist.

->   Gott ist ein Schöpfergott. Er hat die ganze Welt erschaffen. Wie hat er das gemacht? Gott schafft durch sein Wort! Er spricht und es geschieht.

->   So lesen wir bereits im ersten Kapitel der Bibel:

Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Gen.1,3.

->   Der Psalmist macht dieses Zusammenhang deutlich indem er sagt:

Denn wenn er spricht, so geschieht's; wenn er gebietet, so steht's da. Ps.33,9.

->   So stelle ich mir vor, dass Gott sprach und nun geschieht, was er gesprochen hat, indem der heilige Geist über sie kommt und die Kraft Gottes sie überschattet.

->   Deshalb wird nun das Heilig sein, was geboren wird, deshalb wird es Gottes Sohn genannt werden, denn Gott hat es geschaffen.

->   Wäre der Herr Jesus nicht geschaffen von dem Heiligen Geist, sondern nur Erfüllt mit dem Heiligen Geist, so wäre er ein bloßer Mensch, ein sündiger Mensch gewesen (vielleicht der größte Prophet, aber nie und nimmer der eingeborene Sohn Gottes).

->   Nicht wegen irgendwelcher ausgezeichneten Taten oder wegen einer später über ihn sich ergießende Gnade wird er Gottes Sohn heißen, sondern weil er der ewige Sohn Gottes wesensmäßig von Ewigkeiten her war - darum ist er auch auf Grund Seiner wunderbaren, durch den Heiligen Geist aus Gott geschehenen Zeugung bei der Menschwerdung der Sohn Gottes geblieben.[1]

B. Gott ist nichts unmöglich

->   Um Maria in ihrem Glauben zu stärken berichtet Gabriel, dass Elisabeth auch schwanger geworden ist, obwohl sie in hohem Alter steht und als unfruchtbar gilt.

->   Du siehst, bei Gott ist kein Ding unmöglich.

IV. Eine besondere Bereitschaft

->   Maria stand bestimmt sofort vor Augen, was es für Folgen haben könnte, wenn sie nun schwanger wird, ohne dass sie verheiratet ist.

->   Das hätte sie den Tod kosten können. Sie hätte als Hure verachtet werden können. Ihr ganzes Leben wäre verpfuscht gewesen.

->   Joseph wollte sie denn ja auch verlassen.

->   Maria sagte trotz allen Folgen, die auf sie warteten:

Ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. V.38

->   Der Bibelausleger Besser sagt dazu:

Maria hat die Frau wieder zu Ehren gebracht. Der Unglaube der Eva hat Sünde und Tod gebracht - der Glaube der Maria dagegen zum Erlöser von Sünde und Tod verholfen.[2]

a) Anwendung

->   Hier tun wir in der Tat gut daran, wenn wir Maria nachahmen. Ihrem Beispiel der der Selbstverleugnung folgen.

->   Sind wir bereit für unseren Herrn Opfer zu bringen?

->   Sind wir bereit uns mit allem was wir haben in seinen Dienst zu stellen wie Maria?

Schluß

->   Zusammenfassung

->   Gott ist auf die Erde gekommen. Dieses scheinbar unbedeutende Ereignis in Nazareth hat bis heute die Welt beeinfluss.

->   Und wir dürfen uns darüber freuen, dass Jesus wirklich der wahre Sohn Gottes ist. Paulus schrieb den Philippern:

Er (Christus), der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, / sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Phil.2,6-7.

->   Ist das nicht grossartig!?

Amen


 

 

 

 

 

 

Datei: LK_1_26



[1]Wuppertaler, S. 22.

[2]Wuppertaler, S. 24.