Lukas 24, 36-48

 

Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter Sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken aber, und fürchteten sich, meinten, sie sehen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken? und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände, und meine Füße, ich bins selber; fühlet mich, und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe. Und da er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden, und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseims. Und er nahm es und aß es vor ihnen. Er aber sprach zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz Moses, in den Propheten und in Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis daß sie die Schrift verstanden. Und sprach zu ihnen: Also ist`s geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem. Ihr aber seid des alles Zeugen.

1. Diese Geschichte ist auch am Ostertage geschehen, wie damals, als die zwei Jünger von Emmaus wieder gen Jerusalem kommen, und den Jüngern verkündigen, was ihnen begegnet und wie sie den Herrn gesehen haben. Nun könnte man wohl viele Predigten daraus machen, denn es ist eine reiche und große Geschichte; aber weil wir den Artikel von der Auferstehung gehört haben, wollen wir es bei diesen beiden Stücken, welche die wichtigsten sind, bleiben lassen.

2. Das erste, daß die Jünger, da der Herr unverhofft durch verschlossene Türen zu ihnen kommt, vor ihm erschrecken, und meinen, es sei ein Geist. Aus diesen Worten haben wir, daß es nicht neu ist, daß man Geister sieht. Denn er selbst, der Herr, leugnet es nicht, als sollten die Geister sich nicht sehen lassen; sondern bekräftigt es mit dem, daß er zwischen den Geistern und sich einen Unterschied macht. Denn so spricht er: " Warum erschreckt ihr denn und denkt so? Sehet meine Hände und meine Füße. Ein Geist hat nicht Fleisch noch Bein ".

3. Solches ist Nutz und Not, daß man es wisse, daß wir nicht so allein sind, als wäre der Teufel über hundert Kilometer von uns weg. Er ist überall um uns, und zieht häufig eine Larve an; wie ich selbst gesehen habe, daß er sich sehen läßt, als wäre er eine Sau, brennendes Stroh, und dergleichen. Das muß man wissen; denn es dient uns dazu, daß wir keinen Aberglauben daraus machen und solche Geister nicht für Menschenseelen halten; wie es bisher geschieht, und die päpstliche Messe sehr dadurch gefördert und hoch erhoben worden ist. Denn jedermann hält es dafür, wenn der Teufel sich so sehen und führen läßt, es wären Menschenseelen; wie man das Zeugnis hat, nicht allein aus den vielen Schreiben des Papstes, sondern auch andere alte Lehrer, die es nicht für Teufelsgespenst, sondern für gläubige Seelen gehalten haben. Was aber daraus für ein schrecklicher Irrtum und einer Abgötterei gefolgt ist, wissen wir leider zuviel.

4. Denn damit hat man das Fegefeuer erhalten. Durch das Fegefeuer hat man danach das Verdienst eigener und anderer gute Werke erhalten, als sollten diese den verstorbenen zu Nutz kommen. Wie aber durch solche falsche Lehre das Sterben und Auferstehen Christi verkleinert worden ist und Menschen Werk geehrt worden, kam man leicht bedenken. Zum dritten ist daraus gefolgt der schreckliche Greuel mit der Messe, da durch das Opfer Christi ganz verdunkelt und das Abendmahls des Herrn zum schrecklichen Mißbrauch verkehrt worden ist, als wäre es den Toten und nicht den Lebendigen gegeben. Dieser Jammer ist aus dem Aberglauben entstanden, hier hat der Teufel eine Larve angezogen, sich jetzt da so, jetzt am anderen Ort anders hat sehen lassen, daß jedermann geglaubt hat, es sei nicht der Teufel, sondern eine Menschenseele. Sonst, wo man es für den Teufel gehalten hätte, würde man ihm nicht geglaubt; denn man weiß, daß er ein Mörder und ein Lügner ist. Darum hat er Christus und sein Zeugnis auch nicht haben wollen, da er die Wahrheit sagte; wie man sieht bei Markus 1,25. und an anderen Stellen, da ihm Christus das Reden verbietet, und will sein Zeugnis nicht haben, ob er gleicht die Wahrheit sagte.

5. Es ist darum ein wichtiges Stück, daß wir wissen und Glauben, es sei wahr, daß der Teufel sich häufig sehen läßt, jetzt so, jetzt anders. Wie denn die lieben heiligen Engel auch tun. Denn wir gehen und stehen immer zwischen Engeln und Teufeln. Die Teufel achten und trachten danach, wie sie uns würgen, verführen und Schaden tun können; die guten Engel aber sind um uns, wenn wir fromm und gottesfürchtig sind, daß sie uns vor Schaden behüten und bewahren. Solches dient dazu, daß wir lernen Gott zu fürchten, und uns alle Tage umso fleißiger segnen, und noch ernster Gott um Schutz anrufen gegen die bösen Geister, daß sie uns nicht Schaden, uns mit Pest, oder sonst nicht vergiften, noch einen anderen Jammer anrichten möchten.

6. Wer vor solchem möchte sicher sein, da ist das Allerbeste und Gewisseste, daß man in Gottesfurcht lebe, fleißig bete, viel und gern von Gottes Wort redet. Solches ist das rechte Kreuz, damit wir uns segnen können und wieder den Feind schützen sollen. Denn da kann er nicht bleiben, wo Gottes Worte im Herzen ist, er muß gehen. In der Kirche bleibt er jetzt auch nicht. Denn also spricht Christus: " wo zwei oder drei in meinem Namen sind, da will ich mitten unter ihnen sein ". Wo aber Christus ist, da wird der Teufel nicht lange warten können. Das ist gewißlich wahr. Darum sollen wir Gottes Wort gern hören, oft und viel daran denken und gern davon reden. Wer aber lügt, afterredet, in Sünden und bösen Gewissen lebt, da wird der böse Feind nicht lange warten, Christus aber und seine Engel werden weichen. Darum soll es niemand leugnen, daß der Teufel sich nicht sehen läßt, daß er die Leute nicht erschrecke und verführe, oder ihnen heimlicher Weise Schaden tut. Wenn er aber solches tut, so lerne und mache das heilige Kreuz: nicht allein mit der Hand vor dich; sondern trachte, daß du es in deinem Herzen hast, daß du mit Gottes Wort dich tröstest und betest. Und lasse ihn danach scharren und poltern, so lange er will, sollst dann aber vor ihm sicher bleiben. Sage es ihm nur getrost in die Augen, und sprich: Du bist ein Teufel und bleibst ein Teufel, ich aber bin ein Christ, und habe einen stärkeren Herrn über mir, denn du bist: darum laß mich zufrieden.

7. Mir ist es selbst so oft geschehen, daß der Teufel mir ein gepolter im Haus angerichtet und mich hat erschrecken wollen. Aber ich habe meinen Beruf vor mich genommen, und gesagt: Ich weiß, daß mich Gott in dieses Haus gesetzt hat, daß ich darin soll ein Herr sein. Hast du einen stärkeren Beruf denn ich und bist hier im Hause ein Herr, so bleibe da. Aber ich weiß, daß du an einen anderen Ort gehörst, nämlich in den Abgrund der Hölle. Bin also wieder eingeschlafen und habe ihnen böse sein lassen; denn ich habe wohl gewußt, daß er mir nichts tun kann. Das ist nun das erste Stück, welches wir nicht auslassen können; besonders weil die Jünger und der Herr selbst von Geistern redet, die da böse Geister sind, und darum erscheinen, daß sie die Leute erschrecken und furchtsam machen.

8. Das andere Stücke ist, daß Christus sagt: " also ist es geschrieben, und also mußte Christus leiden, und auferstehen von den Toten am dritten Tage, und predigen lassen in seinen Namen und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, und anfangen zu Jerusalem.

9. Zu Jerusalem, spricht er, soll diese Predigt anfangen, und danach in alle Welt hinausgehen, daß Christus habe sterben müssen und von den Toten auferstehen. Wozu? Dazu, daß in seinen Namen Buße und Vergebung der Sünden, und sonst in keinem Namen, gepredigt werde. Das also keine Buße, kein Ablaß gelte, weder beim Papst noch in einem anderen Namen, daß ich sollte ein Mönch werden, dies oder jenes Werk machen, um damit Vergebung der Sünden zu verdienen; sondern es heißt: In seinen Namen soll man den Ablaß predigen, daß er durch sein Leiden und Auferstehung uns erworben hat. Darum, wer Vergebung der Sünden haben will, der soll Glauben, daß Christus für ihn gelitten und wieder vom Tode auferstanden ist. Das soll die einzige rechte Predigt sein.

10. Auf das man aber wisse, daß solche Predigt nicht so schnell gefaßt und ausgelernt werden kann, wenn man es auch einmal gehört hat, darum setzte Evangelist diese Worte mit Fleiß hinzu und spricht: " Er ", der Herr Christus, " öffnete ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden ". Solches gehört dazu; sonst gehen die Leute ein und aus der Predigt wie die Kühe. Da ist kein Verstand; und kann auch keiner da sein, Christus sei denn zuvor da und öffne den Verstand.

11. Was hat es aber für eine Meinung, daß der Herr Buße und Vergebung der Sünden zusammen faßt, und sagt mit ausdrücklichen Worten: Solche Predigt soll zu Jerusalem anfangen? Das ist doch ein ärgerlicher Befehl, daß man zu Jerusalem anfangen und Buße und Vergebung der Sünden predigen soll, da die größten Heiligen, die Leviten, Hohenpriester und das Volk Gottes war. Da sollte doch jedermann meinen, es bedürfte solcher Predigt von der Buße und Vergebung der Sünden nicht.

12. Aber der Herr will so viel sagen: ihr lieben Leviten und Juden ihr sollt die ersten sein und an euch soll man anfangen die Buße zu predigen, daß ihr euch sollt bessern, oder ihr sollt nie mehr zur Vergebung der Sünden kommen. Denn Buße predigen heißt anderes nicht, denn die Sünden strafen, und lehren, daß es unmöglich ist, selig zu werden, wir bekehren uns denn und Glauben an Christum, daß Gott um seinetwillen uns gnädig sein will.

13. Solche Bußpredigt, will der Herr, daß sie in alle Welt gehen soll. Darum kann sich kein Mensch entschuldigen, wir müssen uns alle für Sünder beschuldigen und geben. Was wäre es sonst, daß man uns von der Buße predigen sollte? Ja, er will, daß solche Predigt zu Jerusalem, unter dem Volk Gottes und an dem heiligsten Ort, anfangen soll; das man den Pharisäer sagen soll, daß sie sich bessern. Denn sie machen es ärger, denn Huren und Buben; besonders sie sich noch für fromm und heilig achten, so als bedürften sie solcher Bußpredigt nicht.

14. In der Summe, Christus verdammt mit diesem Befehl die ganze Welt und heißt sie alle Sünder, und will, so wir es anders begehren heilig zu werden, daß ein jeder auf seine Knie falle, seine Hände aufhebe, und sagen soll: Herr, ich bin ein Sünder; mir ist Not, daß ich mich bessere; ich kann es aber nicht; darum Herr, sei gnädig und hilf mir.

15. Wo solches geschieht, daß wir an all unserem Leben und Tun verzagen, da kommt dann das andere Stück, daß da heißt Vergebung der Sünden. Dieselbe, will der Herr das man sie auch predigen soll. Daß es also besonders darum zu tun ist, daß wir es erkennen, daß wir Sünder sind, und danach um Gnade bitten. Denn zu diesem Bau, wo man einen Christen machen will, muß das immer der erste Stein sein, daß man die Sünde erkenne. Denn sonst wird man sich der Vergebung nicht freuen oder trösten können. Also will der Herr hier beides anzeigen, daß alle Welt unter der Sünde ist, und allein durch Christum gerecht und heilig werde.

16. Die Vernunft hat ihr besonderes Urteil. Einer denkt, er sei fromm, weil er viel fastet und betet; der andere, daß er viel Almosen gibt, usw.. Aber das Evangelium macht alles zu Sünden und spricht: tut Buße. Da fängt der Ärger an. Der Papst will kein Sünder sein, ein Mönch im Kloster auch nicht; und wir selbst wollten auch gern so leben, daß man uns nicht beschuldigen könnte. Aber daraus wird nichts.

17. Nun, wie wollen wir ihm tun? Wollen wir darum verzweifeln? Denn Sünder sind wir, und wissen, daß Gott der Sünde feind ist. Nein, sondern weil Vergebung der Sünden neben der Buße zu predigen befohlen ist: daß man Vergebung der Sünden allen, die es hören und glauben, im Namen Christie verkündigen soll; solches nimm an und tröste dich darüber, sprich: Herr, ich bin ein Sünder, aber schone mich um deine Sohnes willen. Ich will der bloßen Gnade leben, die mir im Namen deine Sohnes angeboten wird. Denn da steht die Verheißung, daß allen denen, die das Evangelium annehmen, ihre Sünden geschenkt sein sollen. Denn man soll ja im Namen Christi Vergebung der Sünden predigen. Wo aber Christus nicht ist, da kann keine Vergebung der Sünden sein.

18. Darum ist der Ablaß des Papstes eine klare Lüge und ein Betrug, welchen er im Namen und Verdienst der verstorbenen Heiligen verkauft. Denn hier stehts: In meinem Namen soll man es predigen, der ich für euch sterben und von den Toten auferstehen mußte; sonst ist niemand für euch gestorben.

19. Diese Predigt nennt der Papst eine Ketzerei, wie ihr wißt, und lästert uns, wir verbieten gute Werke. Aber wie sollen wir ihm recht tun? Haben wir doch diese Worten nicht selbst erfunden oder gemacht, daß man im Namen Jesu soll Buße predigen allen Völkern. Was wäre es aber nötig, Buße predigen, wenn wir gute Werke hätten, oder tun könnten? Die Gerechten bedürfen es ja nicht, daß man ihnen Buße Predigt, sondern die Sünder. Nun aber geht solcher Befehl über die ganze Welt, daß man in aller Welt Buße predigen soll. Da folgt ja, daß in der ganzen Welt nur Sünder und Sünde, und keine guten Werke sind. Wozu bedürfte man sonst der Buße und Vergebung der Sünden?

20. Aber die blinden Leute wollen nicht hören, und lästern immer, man verbiete gute Werke. Darum gehört es dazu, daß Gott den Verstand bei uns auftut, daß wir sprechen: Herr, sei mir gnädig, ich bin ein armer Sünder; aber ich tröste mich deiner Gnade, daß du befohlen hast, man soll Vergebung der Sünden in deinem Namen predigen. Wer sich so erkennt, der preist Gott, und gibt ihm das Lob, daß er in seinem Wort wahrhaftig sei; welches Wort uns alle für Sünder anklagt und zur Buße vermahnt. Zum anderen preist er Gott auch in dem, daß er durch den Namen Christi glaubt Vergebung der Sünden. Dagegen die Unbußfertigen und Ungläubigen Gott lästern, und endlich auch ihre Strafe darum empfangen werden.

21. Also soll unser Glaube sein vor Gott, und soll auf den Glauben ein christlicher Wandel folgen, daß wir anderen Gutes tun, gern helfen, gehorsam sind und ein jeder seines Berufes warten; so werden wir rechtschaffene Heilige, die vor Gott durch den Glauben heilig, und danach des Lebens wegen vor den Menschen auch unsträflich sind. Sonst, wo die Person nicht vorher durch den Glauben rein und heilig ist, wie kann sie gute Werke tun oder heißen, weil die Quelle böse und unrein ist, da die Werke herkommen? Denn das Herz glaubt nicht, daß Gott wahrhaftig ist, der in aller Welt heißt Buße predigen; und weil du dich für keinen Sünder halten willst, folgt, daß du Vergebung der Sünden nicht begehren noch suchen wirst.

22. Die nun, die sich für Sünder erkennen, und hoffen, Gott werde ihnen solche Sünde durch Christum vergeben, sind die rechten Christen, bei welchem man Buße und Vergebung der Sünden findet. Über solche Lehre schimpft man uns Ketzer und verdammt uns. Aber wir sollen Gott dafür danken, daß wir zu der Gnade kommen, und uns für Sünder erkennen und der Gnade Gottes uns trösten können; und danach in solchem Glauben rechtschaffene und gute Werke tun, die daher gehen in der Buße und dem Glauben. Denn wo solche Predigt und Lehre ist, da will Christus auch sein; da soll kein Teufel hinkommen, ja, man soll auch weder Teufel noch Tod mehr fürchten, noch vor ihm erschrecken. Denn da ist Vergebung der Sünden und ein fröhliches, friedliches Herz, daß gern alles tut, was es nur soll.

23. Die anderen aber, die nicht glauben, die tun kein gutes Werk. Und ob das Werk an sich selbst vielleicht nicht böse ist, so ist doch das Herz böse. Denn es sind verdrießliche und unfreundliche Werke, an denen Gott keinen Gefallen haben kann. Nun wird aber das Herz nicht rein, denn nur durch den Glauben an Christum: daß wir uns für Sünder erkennen, aber durch ihn Vergebung der Sünden aus lauter Gnade hoffen.

24. Aus diesem folgt, daß ein Christ zugleich ein Sünder und ein Heiliger ist; er ist zugleich böse und fromm. Denn unserer Person wegen sind wir in Sünden, und in unserem Namen sind wir Sünder. Aber Christus bringt uns einen anderen Namen, in diesem ist Vergebung der Sünden, daß uns um seinetwillen die Sünden nachgelassen und geschenkt werden. Also ist beides wahr: Sünder sind da; denn der alte Adam ist noch nicht ganz gestorben: und sind doch nicht da; Ursache, Gott will sie um Christi willen nicht sehen. Vor meinen Augen sind sie, ich sehe und fühle sie wohl. Aber da ist Christus, er heißt mir predigen, ich soll Buße tun, das ist, für einen Sünder mich bekennen, und danach Vergebung der Sünden glauben in seinem Namen.

25. Denn die Buße, Reue und Erkenntnis der Sünde, ob sie wohl da sein muß, so ist sie doch nicht genügend, es muß dazu kommen, daß man im Namen Christi glaube Vergebung der Sünden. Wo aber solcher Glaube ist, da sieht Gott keine Sünden mehr. Denn da stehst du vor Gott nicht in deinem Namen, sondern in Christus seinem Namen; der schmückt dich mit Gnade und Gerechtigkeit, ob du gleich in deinen Augen und für deinem Person ein armer Sünder bist, und steckst voller Schwachheit und Unglauben. Dieses soll dich aber nicht zu Tode schrecken; denn wie wolltest du sonst diese Predigt von der Buße hören können? Darum sprich so: Ach, Herr, ich bin ein armer Sünder: aber du sagst: es soll nicht so mit mir bleiben; denn du hast ja befohlen, auch Vergebung der Sünden in deinem Namen zu predigen.

26. Das ist nun der rechte Artikel, der Christen macht. Denn ob du dich gleich zu Tode fasten und durch Almosen geben selbst zum Bettler machen wolltest: dadurch ist dir nicht geholfen, du wirst kein Christ damit, du kommst damit nicht in den Himmel, du machst dir damit auch keinen gnädigen Gott. Denn hier steht es: In meinen Namen, sagt Christus, soll man Buße predigen, daß die Leute erschreckt werden, und Vergebung der Sünden, daß sie wieder getröstet werden. Das also unser Herr Christus allein der Gnadenrock ist, der uns angezogen wird, auf das Gott, unser Vater, uns nicht für Sünder ansehen, sondern als gerechte, heilige, fromme Kinder annehmen und das ewige Leben uns geben möchte.

27. Diese Lehre, wißt ihr, daß sie vor dieser Zeit, ehe das liebe Evangelium gekommen, in der Welt sehr heimlich und von wenigen Leuten bekannt gewesen ist. Gesagt hat man es, man soll im Namen Christi Vergebung der Sünden predigen; aber dagegen ist alles Leben und Lehre gegangen, denn wer da wollte selig werden, der sollte es mit guten Werken zuwege bringen, und für seine Sünde selbst bezahlen oder Gutes tun. Das heißt Sünde in seinem eigenen Namen wegtun. Aber dies ist vergebens und unrecht. Denn der Name Christi ist es allein, in welchem man Vergebung der Sünden predigen soll. Mönchsname, Nonnenname, Papstname, Fastenname, Almosenname oder der Jungfrau Maria Name sollen es nicht tun.

28. Daran können wir erkennen was für arme Leuten noch im Papsttum sind und wie jämmerlich sie betrogen werden. Wenn sie beichten und lassen sich am frömmsten nennen, und glauben, man entbinde sie von allen ihren Sünden nach der Beichte, so geschieht solche Absolution nicht allein im Namen Christi, wie es doch sein sollte, sondern in Namen der Mutter Gottes, der heiligen Apostel und aller heiligen Verdienst. Was ist aber das für eine Absolution? Ein schrecklicher Greuel ist es, da man, als vor dem Teufel, vor fliehen sollte; so will man noch die Leute, als zum höchsten Gottesdienst, dazu zwingen und treiben. Wer aber dem Befehl Christi nachkommen will, der hört hier, Vergebung der Sünden soll allein im Namen Christi Jesu gepredigt werden. Ursache, denn er allein ist für uns gestorben. Die anderen Heiligen sind nicht für deine Sünden gestorben; was bedarfst du denn ihres Namen zur Vergebung der Sünden?

29. Das ist die Lehre aus dem heutigen Evangelium, daß die, so ihre Sünde bekennen, und wissen, daß sie Sünder sind, sollen Vergebung der Sünden haben in den Namen Christi. Das scheint eine leichte Kunst zu sein, wie man zu Vergebung der Sünden kommen soll. Denn man braucht nicht schwere Steine tragen, Kirchen bauen, Messe lesen; sondern man braucht nur Gottes Wort allein hören, Gott die Ehre geben, wenn er uns Buße predigen läßt, daß er recht hat und wir arme Sünder sind; und danach lerne auf Gottes Gnade bauen, und auf den Namen Jesu sehen, in welchen Vergebung der Sünden gepredigt wird. Wer solches glaubt, dem kann die Sünde nicht schaden; denn er hat Christum und seinen Namen und ist gerecht. Nicht darum, als hätte er keine Sünde getan; sondern daß die Sünde durch Christum vergeben, und wir um Christus willen, aus Gnaden, für heilig und gerecht gehalten werden. Wie wir in unserem Glauben beten und bekennen: Ich glaube Ablaß oder Vergebung der Sünden. Für solche Gnade sollen wir Gott danken, daß wir zum Reich Christi und seinem Wort gekommen sind, welches ein Gnadenreich ist, darin durch den Namen Jesu alle Sünden sollen vergeben werden.

30. Wir sollen diese Lehre von anderen Lehren sehr unterscheiden, die der Lehren von guten Werken. Nicht darum, als sollten die, so begehren selig zu werden, nicht gute Werke tun, wie es die Katholiken falsch deuten; denn solcher Gehorsam ist uns lange zuvor aufgelegt im Gesetz: sondern darum, daß solche gute Werke niemand zu Vergebung der Sünden dienen könne. Denn Petrus und Paulus und alle Heilige, sie sind ihres Lebens wegen so fromm wie sie wollen, so hilft es sie vor Gott nicht, der nicht bloß mit Werken sich bezahlen lassen will; er will ein reines Herz haben. Das aber hilft alle Christen, daß sie an Christum glauben und durch seinen Tod Vergebung der Sünden und ewiges Leben hoffen. Das also beides sein muß. Gute Werke soll man tun, und dennoch Vergebung der Sünden allein im Namen Christi glauben. Das verleihe uns unser lieber Herr Christus, Amen.