oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gestnnten. Eckstein Jesum Christum, damit g unser Bau fest gegründet wer- de, wenn wir geprüft werden, Eph. L, 19. Gleichwie das Gold im Ofen, nämlich 11 in aller Trübsal, es sei in oder außer Ban- den, Eph 6, 11; denn der Satan sucht uns oft sehr zu quälen, Offb. B, 1I. Darum lasset uns zusehen, daß uns unsere Kronen nicht genommen werden. Eph. G, 11: Daß wir bereit sein mö- gen zu streiten, und den Helm des Heils auf dem Haupte haben, samt dem Schwerte des Geistes. Lieben Brüder! wer überwin- det, wird alles besitzen, ja, wer überwindet, soll imit weißen Kleidern angetan werden, dann wird uns die Krone. des Lebens bereitet sein. Achl lieben Brüder, fürchtet euch nicht vor denen, die kden Leib töten, sondern fürchtet vielmehr den, welcher, kvenn er den Leib getötet hat, auch die Seele in die Hölle werfen ann. Meine lieben Brüder, ihr wisset, daß ich euch dieses aus Liebe geschrieben habe, nehmet meine geringen Einsichten zum Besten auf; ich sende euch auch ein Lied. Hiermit bleibet dem Herrn befohlen und dem Worte seiner Gnade; ich sage euch noch- mals gute Nacht, gute Nacht, meine lieben Brüder, gute Nachtl Meine Mitgefangenen grüßen euch alle sehr herzlich. Auch grü- ßet Hans de Luykener seinen Bruder sehr herzlich; desgleichen läßt Anthonis Claeß Elschen Herts auch sehr grüßen. Grüßet uns alle Freunde sehr, die den Herrn fürchten, und gedenket der Gefangenen als Niitgefangene Lieben Brüder, grüßet mir auch sehr herzlich Tanneken, Leonhard Lettersetzers Weib, und sagt ihr meinetwegen gute Nacht. Geschrieben den 25. Oktober 1559 von mir, Lorenz von der Ley.en, » auf dem Steine zu Antwerpen um des Zeugnisses Ghristi willen. Der strenge Befehl des Kaisers Karl des Fünften, der im September des Jahres 1550 gemacht und sechs Jahre später durch Philipp den Zweiten, König von Spanien, gegen die Taufgesinnten erneuert und befestigt wurde (wie wir auf das Jahr 1556 ausführlich angegeben haben), wurde nun im Jahre 1560 durch den vorgenannten Philipp den Zweiten wiederum erneuert und in den Niederlanden überall angeschlagen oder ab- gelesen. Siehe in der vorgemeldeten Verantwortung Wilhelm des Ersten, Prinzen von Oranien, gegen seine Widersprecher, ge- druckt 1569, Seite 165, ausgezogen aus dem großen Gesetzbu- che der Stadt Gent 2c. Dadurch (wie sich einsehen läßt) ist das Blutvergießem Würgen und Brennen der Heiligen aufs Neue hervorgerufen worden, wie an den nachfolgenden Märtyrern zu ersehen ist. Anthonis Claefz Joris Tielemaus und Johannes Baker. Jm Jahre 1560. Auch s sind im Jahre 1560 zu Antwerpen drei Brüder, mit namen Anthonis Claeß, Joris Tielemans und Johannes Becker, als sie gefangen genommen, untersucht und gepeinigt wurden, alle standhaft bei ihrem Glauben und der bekannten angenom- menen Wahrheit geblieben, und sind also auf dem b engen Wege nach dem neuen Jerusalem gereiset; darum sind sie auch von de- -nen, welche die Wahrheit beneideten, zum Tode verurteilt und in einem Waschzuber ertränkt worden. Und gleichwie sie hier den zeitlichen Tod trinken mußten, so wird ihnen cvon Gott das ewige Leben eingeschenkt wenden. Peter aus Spanien, Gomer der Maurer, Jakob der Gold- schmicin Im Jahre 1560. Jn s demselben Jahre haben auch noch drei fromme Brüder zu Antwerpen der Wahrheit mit dem Tode Zeugnis gegeben; Si. Kot. a, 11. Pf. us, ee. Hotarus. ei, 4e. u. nor. 1o, 4. ioffa e, s. Jan. 1,1e. kMqttk 10, es. gut. 1e s. wenns-· es, 37. Her. is, s. sxniattb Mund. 7, 14. Her. te, ge. weh. e, es. . S, 7. b Muttkx 10, W. STIMME. IF, W. 201 unter diesen befand sich Peter, ein Spanier, welchen einige Jah- re zuvor ein Bruder von Amsterdam, genannt Jakob Jansz Ryntenberg, in Spanien angeredet und einige Mal von Gott und seinem Worte mit« ihm gehanidelt hat; zuletzt ist er mit ihm zu Schiff gegangen und nach Antwerpen übergefahren, nachdem er Weib und Kinder zu St. Lucas zurückgelassen hat, in der Mei- nung, nach einiger Zeit wieder zu ihnen zu kommen, oder sie ab- zuholen Als er nun zu Antwerpen ankam, haben sich die Brü- der, weil er unbekannt war, anfänglich vor ihm gescheut, aus Furcht, sie möchten, weil er ein Spanier war, verraten werden; aber nachdem sie alles genauer untersucht und genügende Aus- kunft empfangen, ist er nicht allein in -die Versammlung, sondern auch-als ein Bruder und Mitglied der Gemeine Gottes auf- genommen worden und hat die wahre, biblische Taufe auf sein Glaubensbekenntnis empfangen, das er selbst mündlich vor der Versammlung in Aufrichtigkeit und Offenherzigkeit -ablegte. Nicht lange nachher, als er wieder nach Spanien ziehen wollte, um sein Weib und seine Kinder, desgleichen auch einige seiner Freunde und Bekannten zu gewinnen und c zur rechten Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, wurde er von dem Markgrafen gefangen, welcher sich selbst darüber verwun- derte, daß er einen Spanier in seine Hände bekam. Man hat ihn lange gefangen gehalten; auch haben die Spanier, welchen er in seiner Sprache die Wahrheit sowohl mündlich als schrift- lich klar vor Augen gehalten hat, sich seinetwegen viel Mühe ge- geben, ihn (demungeachtet) zum Abfall zu bringen. Aber er konnte keineswegs dazu bewogen werden, sondern hat sich bis ans Ende standhaft erwiesen und die Wahrheit samt der Liebe zu Gott freimiitig bis in den Tod bezeugt, gleichwie auch Gomer der Maurer und Jakob der Goldschmied, welche sämtlich um ges Näidmens Christi willen in einem Waschzuber ertränkt wor- en si . Doof Betgen, Betgen von Gent und Lysken Smits. Jm Jahre 1560. Auch 8 sind in der Stadt Antwerpen drei gefangene Schwe- stern, nämlich Doof Betgen, Betgen von Gent und Lysken Smits zum Tode verurteilt und in einem Waschzuber ertränkt worden, weil sie von der Wahrheit und b der Liebe ihres Bräuti- gsctims nicht abweichen wollten, welches im Jahre 1560 geschehen i . Leonhard Plovier, Janneken und Maeyken von Aachen. Jm Jahre 1560. Es war auch ein frommer Mann, genannt Leonhard Ple- vier, welcher ein Alter von sechs und dreißig Jahren hatte, zu Meenen, in Flandern, geboren und daselbst wohnhaft war; er war ein Wolltuchhändler und weil er ein Man war, welcher »ei- nen guten Namen hatte, und bei allen Menschen in einem guten Rufe standxso ist er dazu erwählt worden, um den Wert der Wollentuche zu schätzen « - Die vorgenannte Leonhard Pldvier ist, durch Gottes Gna- de, um das Jahr 1555.zur Erkenntnis der Wahrheit gekommen. Als er aber wegen seiner Tüchtigkeit wieder dazu erwählt wurde, tdieses Amt der Schätzung fortzuführen, so hat er sich geweigert,. den Eid zu leisten, und trotz seiner Weigerung waren doch seine Mitgesellen mit ihm zufrieden und sagten: Komm nur mit uns auf das Stadthaus und laß dich sehen, denn sie dachten, der Amtmann würde nicht darauf achten; aber derselbe konnte seine Meinung nicht ertragen; weshalb er von der Zeit an große Ver- folgung hat erleiden unid seinen Aufenthaltsort verheimlichen müssen; er ist sodann mit Weib und Kindern um das Jahr 1558 b Röut 12, E· Mark. is, IS. oJo . U, 178 f Abg. 12, s. dMutL 1s, is. SMALL U, öd. III-Ich. 17, 17. Gib. D l. - 202 nach Antwerpen geflüchtet, wo sie sich mit der Seidenarbeit er- nährten; da aber auch dort eine große Verfolgung entstand, so entschloß er sich, seine Wohnung nach Friesland zu verlegen und hat, als sie zu Antwerpen ein volles Jahr gewohnt hatten, sein Weib mit seineii vier Kindern vorausgeschickt, in der Absicht, ih- nen nachzufolgem sobald er seine Geschäfte verrichtet haben wür- de. Darauf ist er mit seiner Kaufmannsware nach dem kalten Jpermarkte gereiset, und als er von da nach Antwerpen wieder zurückkehrte und sich dort etwas verweilte, hat er gehört, daß der Markgraf ausziehen würde, um diejenigen zu fangen, die nicht iiach ihren Satzungen leben wollten. Der vorgenannte Leonhard nun ist zur Stadt hinausgegangen, um einige seiner Glaubens- genossen in der Nacht zu warnen; bei dieser Gelegenheit ist ihm der Markgraf mit seiner Begleitung begegnet, und auf gesche- hene Anrede merkte er aus seiner Sprache, daß er kein Mann ihres Schlages wäre, worauf er ihn gefragt, ob er kein Testa- ment bei sich hätte, und als er mit Ja antwortete, haben sie ihn gefangen genommen und nach Antwerpen auf den Stein ge- bracht. Als seine Eltern, seines Weibes Vater, der zu Meenen wohnte und ein angesehener Mann war, dieses in Erfahrung brachten, sind sie in Eile mit des Leonhards Mutter nach Ant- werpen gekommen; der Vater glaubte, ihn durch seine Klugheit oder durch Geschenke an den Markgrafen aus dem Gefängnisse zu erretten, und berichtete, daß sein Tochtermann Leonhard zu Antwerpen nicht wohne, sondern nur dahin gekommen sei, um seine Geschäfte zu verrichten. Der Markgraf hat ihnen gute Worte gegeben, und zu der Mutter, welche einige Nächte bei ih- rem Sohne auf dem Steine gewesen war, gesagt: Gehe nur nach Hause, euer Sohn wird bald aus dem Gefängnisse kommen. Deshalb sind sie abgereist, in der Meinung, man .würde ihnen ihr Versprechen halten. Als aber seine Eltern fort waren, ha- ben sie den Leonhard verhört und iiach seinem Glauben, insbe- sondere nach seiner Taufe gefragt, welche er ihnen freimiitig be- kannt und bei der rechten angenommenen Wahrheit zu bleiben begehrt hat, wobei er weder sein Weib noch ihre vier Kinder be· rücksiclztigte, wiewohl er dieselben sehr lieb hatte, wie solches aus sechs Briefen zu ersehen, welche er aus dem Gefängnisse an sie geschrieben hat, von denen hier zwei beigedruckt sind. Nach einer kurzen Gefangenschaft ist dieser fromme Bruder Leonhard mit zwei jungen Töchtern, genannt Janneken und Ma- eyken von Aachen, verurteilt worden, ertränkt zu werden, welches Urteil auch vollzogen worden ist. Man hat sie in Säcke gesteckt, in Weinfässer getan und so auf dem Steine ertränkt. Dies ist in der Nacht, ungefähr 14 Tage vor Ostern des Jahres 1560 geschehen (den Anfang des Jahres von Neujahrstag an gerech- 1iet). Als einige von seinen Glaubensgenossen vernommen, daß der fromme Mann Leo1ihard Plovier mit Janneken und Maeyken von Aachen ihr Opfer in jener Nacht tun würden, sind sie gekommen und haben vor der Türe des Steins (das ist, des Gefängnisses) gehorcht; der eine derselben hieß Joost Rose, ein anderer Kestine von Damme; beide haben davon ein gutes Zeug- nis abgelegt und sind zu Franeker in Friesland gestorben. Also sind diese drei vorgemeldeten frommen Zeuge Jesu Christi, wie s Gold im Feuer, geläutert worden, und weil sie treu erfunden worden sind, so werden sie die ewige b Krone der Ehren und der Freuden, wie alle Heiligen Gottes, empfangen, Amen. Das Obige ist von dem Sohne des vorgemelsdeten Leon- hard beschrieben und als wahr bestätigt worden. Ein Brief des Leonhard Ploviesr an seiii Weib geschrieben. Sehr geliebtes und wertes Weib Maeykein nebst herzli- cheni s Gruße, wisse, daß es um mich, dem Gemüte nach, noch aApg 23, It. Weislx Z, S. b2. Pest. 4, Z. SEND. Z, 25· Der blutige Schaut-tats- wohl stehe, und daß ich auch, dem Fleische nach, noch wohl sei, wie ich denn auch hoffe, daß ihr euch alle ebenso befindet. Es ist mir aber auch sehr angenehm gewesen, zu hören, daß dein Gemüt entschlossen sei, dem Herrn in aller Gerechtigkeit nachzufolgen; denn wir wissen nicht, wann uns der Herr heimsuchen wird, daß wir b vor dem Richterstuhle Christi offenbar werden müssen, wo ein Jeder seinen« Lohn empfangen wird, nachdem er getan hat, es sei gut oder böse. Darum, liebe Maeyken, schicke dich, dem Evangelium Christi gehorsam zu sein, cehe der Tag kommt, denn Er wird kommen, wie ein Dieb in der Nacht; das ist der rechte Weg, der zum ewigen Leben führt; er ist dir ja zu Zeiten gezeigt worden, und ist auch din keinem andern irgend ein Heil zu finden, denn Christus sagt: Jch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, so laß uns suchen, der Wahrheit zu folgen und aus diesem-Wege zu wandeln, damit wir das Leben haben mö- gen; · denn es steht geschrieben, daß Oder Herr kommen wird, herrlich zu erfcheinen, mit seinen Heiligen, und wunderbar mit allen Glaubigen, und zur Strafe Denen, die dem Evangelium nicht gehorsam gewesen sind, welche Pein und das ewige Verder- ben von» dem Angesichte des Herrn leiden werden. Und wenn- gleich, liebe Maeykem bisweilen k Trübsal, Angst und Verfol- gung entsteht, ja Bande und Gefängnis unserer harren, wie man taglich an uns und an anderen sieht, die der Wahrheit ge- horsam sein wollen, so laß uns gleichwohl nicht aufhören, auf diesem Wege zu wandeln, oder der Wahrheit nachzukommem denn Christus sagt: g Die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet traurig und betrübt sein; doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. Darum, liebe Maeyken, siehe doch nicht auf I! Vater oder.Mutter oder Kinder, noch auf etwas, das zur Welt gehört; denn· Christus sagt: i Wer etwas lieber hat als mich, der ist· meiner nicht wert; wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; denn fleischlich gesinnt sein ist der Tod, ja enie Feindschaft wider Gott, weil es dem Gesetze Gottes nicht untertan ist. Das aber heißt fleischlich gesinnt sein, wenn man Vater, Mutter, Kinder, oder etwas, das der Welt angehört, mehr liebt als Gott, oder wenn man um deswillen unterläszt, der Wahrheit iiachzufolgem oder· um zeitlicher Nahrung, zeitli- chen Verlusts willen, oder weil wir viele Kinder haben, aus Für- sorge, wie wir ihnen die Kost gewinnen werden. Christus sagt: k Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch Alles, was euch nötig ist, zugeworfen werden. Darum wen- de hierin allen Fleiß an, meine liebe Maeyken, solches begehre ich von dir von Herzen, darum bitte ich dich auch; ferner lasse ich dich wissen, daß ich auf dem Jahrmarkte gewesen sei 2c., und als ich wieder zu Antwerpen ankam, sind wir (nämlich ich und un. ser Vetter Henrich) vor Antwerpen hinausgegangen, als es schon etwas spät war, und als wir in der Nähe der Stadt kamen, sind uns die Stadtdiener (oder Büttel) begegnet; diese haben uns er- griffen, so daß wir ohne Kränkung unseres Glaubens ihren Händen lnicht entrinen konnten. Darum, liebe Maeyken, ob- gleich ich durch des Herrn Schickung gefangen worden bin, so werde doch nicht kleinmütig, und betrübe dich nicht zu sehr dar. uberz ich weiß zwar wohl, daß du betrübt sein wirst, aber betrü- be dich nicht allzu sehr, damit du dadurch nicht bettlägerig wer- dest, oder dir eine Krankheit zuziehst; sdenn es geschieht ja doch II um der Wahrheit willen; was aber mein Fleisch sehr beschwert, ist, daß ich dich und die Kinder verlassen muß, daß ich dir nicht di. nor. s, to. ei. Eben. s, 2. d Apg i, is. Ich. u, o. se. Tom. i, to. krieg. g, i. Apg u, 22. wish. is, ev. danach. 1o, 87. war. «, es· ice-with. o, is. tout. 22, Si. Arg. ei, so. ais-oh. is, i. weh. n, «« oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. helfen kann, ihnen die Kost zu verdienen, und für sie Sorge zu tragen,»auch daß du nicht gesinnt bist, wie ich; doch hoffe ich; es wird mit der Zeit geschehen. Darum, liebe Maeykem wende al- len Fleiß an, dem Evangelium gehorsam zu sein, daß, wenn wir auch einander dem Fleische nach nicht mehr sehen sollten, wir doch einst einander finden mögen; ich hätte wohl noch einmal dich sehen und mit dir reden mögen, aber die Zeit wird wohl zu kurz sein; auch würde es dir und mir 0 hart ankommen, von einander zu scheiden, ·da es mir jetzt schon hart fällt, obgleich wir mit einander nicht reden, aber wir müssen p Gott über alles lie- ben und lieber alles, als Gott verlassen. Darum, wenn du hier- herkommst, oder dein» Gemüt. so gesinnt ist 2c., so wende allen Fleiß an, -der Wahrheit nachzukommem und die Kinder in der Furcht des Herrn aufzuziehen Hiermit sei I« dem Herrn befoh- len. — Geschrieben zu Antwerpen in Banden, des Sonntags abends 11ach dem Jpermarkte von mir, Leonhard P., deinem Manne. — Grüße mir sehr den Franse, und daß er den Herrn s für mich bitte11 wolle, daß ich es zu des Herrn Preise bis ans Ende ausführen möge. Ein Testament des Leonhard Ploviers, welcher er seinen Kindern hinterlassen hat, als er, um des Herrn Worts willen, zu Antwerpen gefangen lag, woselbst er im Anfange des Jahres 1560 sein Leben gelassen hat. Lieben und werten Kinder N. deines Alters 2c., indem (ich) euer Vater von euch genommen wurde, nicht um einer Uebeltat, sondern um des a Zeugnisses xzesu willen, und euch bis in den Tod liebte, auch wollte, daß ihr, wenn ihr euren Verstand er- langt haben würdet, eure bSeligkeit suchen möchtet, wie uns Christus gelehrt hat, so habe ich euch eine kleine Ermahnung ge- schrieben, damit, wenn ihr zu eurem Verstande kommt, ihr euch dessen erinnern und eure Seligkeit suchen könnt. Darum, lieben Kinder, fehet, daß ihr eurer Mutter c gehor- sam seid, und sie in Ehren haltet, denn es steht geschrieben: Ehre Vater und Mutter, damit du lange lebest auf Erden, und es dir wohl gehe; denn wer Vater oder Mutter d flucht, der soll des Todes sterben. Widerstrebet oder widersprechet nicht, seid auch nicht zänkisch, sondern freundlich; lüget auch nicht, denn es steht geschrieben: Der Mund, der da lügt, e tötet die Seele ;" in- dem ein Lügner keinen Teil am Reiche Gottes hat, ja sein Teil wird fein in dem feurigen Pfuhle. Auch müßt ihr kfleiszig die Hand anlegen und eurer Mutter die Kost verdienen helfen. Uebet euch auch ein Buch in der Hand zu haben, damit ihr, wenn ihr euren Verstand erreicht habt, eure Seligkeit suchen möget Seid auch allezeit vorsichtig mit euren Worten, wie es Kindern zusteht, und wenn ihr zu eurem Verstande gekommen seid, so nehmt ein Testament in die Hand und seht, was uns Christus darin hinter- lassen und geboten hat, denn« alle Schrift, von Gott g eingegeben, ist gut zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes vollkommen und zu al- len guten 11 Werken geschickt sei, denn die heilsame Gnade Gottes ist allen Menschen erschienen und züchtigt uns, daß wir das un- göttliche Wesen und die weltlichen Lüste verleugnen, und ziichtig, gerecht unsd gottselig in dieser Welt leben sollen; denn der iMensch lebt nicht allein von Brote, sondern von einem. jeden Worte, das aus» dem Munde Gottes kommt. Seht, lieben Kin- der, daß des Herrn Wort eine Speise der Seelen sei, wovon die o 2. Tini. 4, S. pMottlx W, Es. qEhlx l, is. IAVQ 20, s2. s Ehh S. IS. ei. Bei. 4. 15. Offkh 1. s· hMattb. S. IS. e2. Muse 20, 12. cis. Msfe U, 1·7. eWeiSM l, 11. Ofsb. 21, s. Cl. Moses, 29. Gib. 4, AS. s2. Tini. s, IS. bTiuL Z, II. is. Mose S, Z. Matth 4, 4. 203 Seele leben muß, und wer sein Leben nach diesen Worten nicht einrichtet, dem ist die ewige Verdammnis zugesagt, wie Christus sagt: l( Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß Je- mand von neuem geboren wersde, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Darum sagt Christus: lTut Buße, und glaubt dem Evangelium, denn die Axt ist schon den Bäumen an die Wurzel gelegt; ein jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird ab- gehauen und ins Feuer geworfen. Darum, meine lieben Kin- der, seht doch zu, damit ihr der m Strafe nicht entfliehet, denn welche dem Evangelium nicht gehorsam sind, «die sollen Pein Iei- den, das ewige 11 Verderben von dem Angesichte des Herrn. Ach, lieben Kinder! seht doch, welch eine Strafe wird über Denjenigen kommen, der dem Evangelium nicht gehorsam ist, nämlich: Ewiglich des Angesichts Gottes zu ermangeln und ewiglich Pein zu leiden. Darum, lieben Kinder, macht euch doch fertig, weil ihr gute Zeit habt, und obgleich denen etwas Leiden und Trübsal begegnet, die dem Evangelium gehorsam zu sein suchen, so wird es doch gegen dasjenige, das ewig ist, nicht lange dauern, denn wir müssen durch 0 viel Leiden und Trübsal in’s Reich Gottes eingehen. Darum sagt Petrus: Lasset euch die Hitze, «die euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, daß ihr versucht werdet), als widerfiihre euch etwas Seltsames, sondern freuet euch, daßihr mit Christo leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Won- ne haben möget. Auch mußte Christus, unser Lehrer und Mei- ster, selbst durch Leiden und Trübsal in das Reich Gottes einge- hen; deshalb ist auch der Knecht nicht besser als sein Meister, sondern es soll dem Knechte genug sein, daß er ist wie sein p Mei- ster. Darum sagte er, daß er nicht gekommen sei, Frieden zu bringen, sondern das Schwert, denn er hat vorhergesehen, daß die Welt denselben nicht hat ertragen können, gleichwie sie von Anfang her denselben nicht hat ertragen können, denn sie haben von qAnfang her die Propheten verfolgt, obgleich sie sich t rühm- ten, daß Gott ihr Vater sei; gleichwohl konnten sie das Gute nicht ertragen, was ihnen die Propheten, nebst ihren Warnun- gen, gesagt haben; darum haben sie dieselben auch verfolgt, ja gesteinigt und getötet, gleichwie sie auch Christum nicht erkannt haben, da er doch so viele Zeichen und kräftige s Taten unter ih- nen getan hatte, sondern haben ihn gekreuzigt. Ach lieben Kin- der! nehmt es doch zu Herzen, was Paulus sagt: t Diejenigen, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden; unterlasset doch darum nicht, eure Seligkeit zu suchen, denn dieses U Leiden ist doch nicht mit der Herrlichkeit zu vergleichen, die an uns V of- fenbar werden soll, und wie des Leidens Christi viel über uns kommt, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum, denn es steht geschrieben: W Sieh, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage, aber sei getreu bis in den Tod, dann will ich dir die Krone des Lebens geben; denn weil du das X Wort meiner Geduld be- halten hast, so will ich dick) auch vor die Stunde der Versuchung behalten, die über den ganzen Weltkreis kommen wird, um die- jenigen zu versuchen, die aus Erden wohnen. Sieh, ich komme bald; halte, was du hast, damit dir nie- mand deine Krone nehme. Wer überwindet, den will ich zum Pfeiler machen in dem Tempel meines Gottes; er wird nicht mehr heraus gehen; ich will den y Namen meines Gottes aus ihn schreiben, ja den Ueberwindern will ich zu essen geben von dem Holze des Lebens, das im Paradiese Gottes ist; denselben soll kein Leid geschehen von dem andern Tode. Wer 2 überwindet, EJVL Z, Z. IMCTL I, II. LIMITED. Z, Ic- I2. IHSIL I, s. OUPQ TO, I. Pest. L, 12· P Mcttth 10, 24. Mllkth 10, 84. CMAUT S, TM. IMAUE SMALL 27, sc. t2. III. Z, 12. UNZUK S, II. 72 III. I, Z. xOssT Z, W. IOssL L, 7. sOssk s, S. 22· Es, As. vOffL S, 10· 204 Der blutige soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buche des Lebens nicht tilgen, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor feinen En- geln. Wer s überwindet, dem will ich geben, mit mir auf. mei- nem Throne zu sitzen, gleichwie ich überwunden habe, und mit meinem Vater auf seinem Thron gesessen habe. — Ja, lieben Kinder, sehet doch, welche schöne Verheißungen den Ueberwindern zugesagt sind. Darum II fürchtet doch nicht die Menschem die uns hier eine kurze Zeit Leiden antun, denn nach dieser c Trübsal werden wird doch· unter dem Altar von all unserer Arbeit, samt denen ruhen, die auch um des Wortes Got- tes willen d getötet worden sind und werden mit vielen tausend Heiligen .erscheinen, die mit e weißen Kleidern angetan sind und Palmen in ihren Händen halten, und mit k lauter Stimme rufen werden: Heil sei dem, der auf dem Throne unseres Gottes sitzt, und dem Lamme. Sie wird nicht mehr hungern oder dürften; es wird auch nicht die Sonne auf sie fallen, oder irgend eine Hitze, den der Herr wird ihr Licht sein, und wird g alle Tränen von ihren Augen abwischen, dort wird keine Nacht sein, auch bedürfen sie keines Kerzenlichts noch des Lichtes der Sonnen, denn Gott, der Herr, wird sie erleuchten, und sie werden regie- ren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Darum, lieben Kinder, nehmet doch dieses zu Herzen, sehet auf diese schönen Verheißungen, die den 11 Ueberwindern»geg»e- ben sind, und nicht denen, die abfallen, denn diese sind in die iErde geschrieben. So hütet euch denn, lieben Kinder, daß ihr ja den Herrn k fürchtet, weil euch der Herr Zeit gibt, denn er wird kommen, wenn man sich dessen nicht versieht. Darum wa- chet und wartet auf ihn, weil seine Zukunft nahe ist. Dieses ist das Testament, das ich euch hinterlasse. Ge- schrieben zu Antwerpen auf dem Steine, wo ich um des Zeug- nisses Jesu willen gefangen lag. Von mir, eurem Vater, L e.o n h ard P l o vier. Claes Felbingcr und Hans Leytner. Jm Jahre 1560. Jm Jahre 1560 ist der Bruder Claes Felbingen oder Schlösser, ein: dienstwilliger Diener des Wortes Gottes, der noch in der Probe stand, mit einem andern Bruder, welcher Hans Leytner hieß, nicht weit von Neumark in Bayern auf den ersten Tag nach Indien, in den Fasten, gefangen genommen worden, als sie um des Glaubens willen sich aus der Flucht befanden. Man hat sie nach Neumark geführt, dort sind sie von dem Richter und seinen Beisitzern zweimal verhört und insbesondere wegen der Kindertaufe gefragt worden; als sie aber klar und deutlich sich erklärten, daß Christus dieselbe nicht befohlen habe, sondern lediglich die Taufe der s Erwachsenen, die das Wort Gottes hö- ren, verstehen, glauben und annehmen, so haben sie dieselben des andern Tages früh auf einen Karren gesetzt, und mit Reitern und Trabanten nach Landshut geschickt, wo sie einen jeden in ein besonderes Gefängnis gelegt, und Claes mit einer bKette in demselben festgeschlossen haben. Nachher ist der Rat zusammen gekommen, hat sie vor sich gefordert oder kommen lassen, und viel mit ihnen gehandelt, aber nichts ausrichten können. Sodann haben sie ihnen zwei Gelehrte, nämlich zwei Pre- digermönche zugeordnet; dieselben haben mit ihnen vom Sakra- mente und von der Kindertaufe verhandelt, und warusxi sie von der päpstlichen Kirche abgegangen wären; die Brüder ber ant- worteten ihnen aus Gottes Wort, daß sie von derselben aus- gehen mußten. Darum haben sie ihnen nachher mit der Folter zugesetzt und sie sehr ausgespannt, insbesondere, als sie wissen wollten, c wo sie aOfflx s, 23. bMattlx 10, W. cOffL 14 is. Oflbz A» V. clOffkt 7- O. cDfflT 's. 10. isffbiåh 16. gOfskL 21, 23. hcsffkh Z, 7. tJeL 17, IS. lc Les. Es, S. Mntth . aMatth. IS, is. Abg. W, W. bApg. 12, s. cMatth 25, AS. Schanplatp geherbergt hätten und wohin ihre Reise ginge. Aber Claes sprach: Wir sind nicht schuldig, euch solche Dinge zu sagen. Sie fragten: Warum? Er antwortete: Weil ihr ihnen ihr Eigen- tum nehmen, sie darum peinigen und umbringen würdet, und euch daran versündigt d Sollten wir denn Diejenigen verraten, die uns Gutes tun? Wir verraten selbst unsere Feinde nicht, war- um denn unsere Freunde? Sie sagten: e So hören wir denn nicht aus, euch zu peinigen, bis ihr es uns sagt. Sie ließen sie noch lange auf der Folterbaiik liegen, bis der Scharfrichter selbst für sie bat und sagte: Lasset doch ab, denn wenn sie auch den gan- zen Tag gepeinigt würden, so erfahret ihr doch 11ichts von ihnen. Der Richter wurde darauf sehr entrüstet, nannte sie Schel- me und daß sie andere verdaimnteiiz aber der Bruder Claes sag- te: Wir verdammen niemanden, sondern eure Sünden verdam- men euch, wenn ihr davon nicht absieht; solches bezeugen wir nach der Wahrheit. Der Oberrichter fragte: Was ist die Wahrheit? Der Bru- der sprach: k Du verstehst es doch nicht, wenn ich dir es auch sage, denn du weißt so viel, was Wahrheit ist, als Pilatus, der ebenso fragte. Nachher hat man zwei Doctoren von den Mönchen, welche neun Meilen abwohnten, zu ihnen gesandt, die aus viele und n1ancherlei Weise es versuchten, sie von der Wahrheit abzuziehen, die aber damit nichts ausgerichtet haben. Jn gleicher Llbsicht sind g auch der Kanzler und die Obrigkeit in Landshut einmal zu ihnen gekommen und haben ihnen« zugesetzt; sie haben diesel- ben aber in ihrem Glauben standhaft befunden und haben ihnen mit ihrer falschen Lehre 11 und verführerischen Ratschlägen nichts abgewinnen können. Darauf sind abermals zwei Pfaffen und auch ein Doktor der Schrift zu ihnen gekommen und haben mit ihnen einen hefti- gen Wortstreit wegen der Kindertaufe gehalten, aber Claes hat ihnen mit der Heiligen Schrift kräftig widerstanden und sie von sich getrieben. Nach der Zeit ist der Kanzler mit einigen Predigerherren zu ihnen gekommen, und hat sie mit Frömmigkeit zu bewegen gesucht; I aber sie haben allen Pforten der Hölle ritterlichen Widerstand geleistet, weil sie versichert waren, daß sie in der göttlichen Wahrheit ständen, welche sie getreulich und aufrichtig verteidigten und sagten, sie wollten in der Einfalt Christi dabei bleiben. Darauf sagte der Kanzler zu dem Bruder Claes: Bist du einfältig? das kann ich nicht glauben, ich denke, es sollten wohl hundert vorkommen, ehe einer kommt, der fiel) so verant- worten kann, wie du, aber ich halte dich für einen Schwärmen wie man deren nun viele findet, die ohne richtige Ansichten um- herlaufen. Sie haben aber ihren Glauben ohne Scheu bekannt und verteidigt, und I( Gott gab ihnen solche Weisheit, daß ihnen die andern nicht widerstehen konnten. Endlich sind sie von den Pilatuskindern zum Tode verurteilt worden. Dem Bruder Claes wurde die Zunge festgebunden, damit er aus dem Richtplatze nicht mit dem Volke reden möchte, -doch wurde das Band an der Zunge zuletzt so viel gelöset, daß Idie beiden Brüder einander zusprechen konnten. Hans Leytner, der von dem Scharsrichter zuerst vorgenom- men, sprsach zu dem Claes: Lieber Bruder, wenn du etwa durch meinen Tod erschreckt werden solltest, so tritt lieber zuerst vor, dann will ich bis zuletzt warten; aber der Bruder Claes antwor- tete: O nein! o nein! ich entsetze mich nicht darüber. Hierauf streckte Hans seinen Hals unverzagt aus und wurde enthauptet, so daß es Claes unerschrocken und unverzagt ansah, als hätte es ihn nicht betroffen; dann trat er auch vor, kniete nieder und übergab sein Haupt, welches ihm, wie den andern, um seines dJ .2e,1s. Ein tth.«22, as. iJoh.18.38. M tt . 24 s. tu. . 4,1. iFdatto;1o.1E. Heut. 21.24. imeatttiizsck « h « U« oder Märtyrer-Spiegel» der Tauss7-Gesiitttten. 111 Glaubens willen abgeschlagen worden ist. Also haben diese beiden der Wahrheit Gottes U mit ihrem Blute Zeugnis gegeben, welches den zehnten Tag des Monats Juli 1560 geschehen ist. Joris und Joachim. Jm sJahre 1560 wurden zu Antwerpen zwei fromme Christen, genannt Joris und Joachim, vor Gericht gebracht. Als nun dieselben als Schlachtschafe vor den Herren standen, fragte der Schultheiß den Jovis, ob er wiedergetauft wäre? er ant- wortete: Jch bin nach der Lehre Christi getauft, gleichwie er sei- 11en Aposteln befohlen und gesagt hat: Gehet hin und prediget allen Völkern; bWer da glaubet und getauft wird, soll selig werden: darum müssen sie zuvor unterrichtet werden und glau- ben, und nachher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden. Der Schultheiß fragte Joachim auch, ob er getauft wäre? Er antwortete: Jch halte mich an c eine Taufe, an einen Glau- ben, an einen Herrn und an einen Gott. Darauf haben sie die Herren nach des Königs Befehle ver- urteilt. Joachim sagte (-als er sein Urteil anhörte): Meine Herren, wir danken euch, daß ihr euch mit uns so viel Mühe gebt; d Gott wolle euch die Blindheit eures Herzens vergeben und euch zur Erleuchtung kommen lassen. Als sie vom Gerichte gingen, sagten sie: e Wir schämen uns des Evangeliums nicht, und als sie über die Straße gingen, fingen sie an zu singen: Jch hab’ dich stets, o Herr! in meinem Sinn, Nieim fSeeP verlanget immer zu dir hin. Darauf sprach Joachim: gFürchtet nicht Diejenigen, die fden Leib töten, denn einst, wenn sie trauem, werden wir uns er- reuen. Also sind sie als Riesen im Glauben 11 durch die enge Pfor- te zu dem neuen Jerusalem eingedrungen, und als sie an den Ort kamen, wo ihr Brandopfer geschehen sollte, gaben sie einan- der den Kuß den Friedens. Als sie am Pfahle standen, sagte Joachim: TO Vater! Du wollest es ihnen vergeben, die uns die- ses Leiden antun; aber wir danken dir, daß Du uns gewürdigt hast, l( un1 Deines Namens willen zu leiden, und darum, o Herr! stehe uns bei und nahe Dich uns mit Deiner Hilfe in dieser letzten Not. Joris sagte: Herr! Du weißt, wie ich Dich und mein Heil gesucht habe, und darum muß ich nun sterben; darum, o Herr! nimm mich auf in Gnaden. Ferner sagte er: Jhr Bür- ger von Antwerpe11, fürchtet euch nicht, wenn wir um der Wahr- heit willen sterben; 1 Christus, unser Herr, ist uns vorangegan- gen, und wir miissen ihm folgen. Daraus haben sie angefan- gen, das Abschiedslied zu singen: Gut’ Nacht, ihr Brüder und Schswestern etc.; und haben also, als sie m ihren Geist in Gottes Hände befohlen, beide ihr Leben im Feuer geendigt; nun liegen sie unter dem Altare und warten, bis sie mit dem weißen Seidenkleide angetan werden, wo sie wie die Sonne in des Vaters Reiche leuchten wer- den, wo ihnen 11 der neue Wein und das Himmelsbrot zugeteilt werden wird. Wilhelm, der Schneider. Zu Antwerpen wurde im Jahre 1560 ein Bruder, genannt Wilhelm, der Schneider, um der Wahrheit willen s gefangen ge- nommen und zum Tode verurteilt. meins. 7, so. seit-g. n, 2 End. 4, s. dank. es, as. h Spec-ich. 7, An . s, nAPg. W, U. bMattE W, 19. Mark. IS, 1S. . 1. Kot. is, 12 4ö. Osfln S, S. 205 Als er nun vor Gericht gebracht wurde, fragte der Schult- heiß, ob er wiedergetauft sei. Er antwortete: Warum fragt ihr nach meiner Taufe, und nicht nach meinem Leben und Glauben, dann tönntet ihr nachher ein rechtes Urteil über mich fällen, und dieses Volk könnte demselben nachfolgen Der Schultheiß fragte abermals, ob er nicht wiedergetaust sei. Wilhelm erwiderte: Du begehrst ja nur ein Wort, und ich habe doch zuvor ein Bekennt- nis abgelegt; richte recht, und überlege die Sache wohl. Der Schultheiß fragte noch einmal, ob er wiedergetauft sei. Wilhelm entgegnete: Du hast mich solches zuvor allein gefragt; darf ich dich nun auch etwas fragen? Der Schultheiß sprach: Gib erst Bescheid, dann will« ich es« dir sagen. Wilhelm sagte: Jch wollte, daß du einmal b an den Tag dächtest, der wie ein Ofen brennen wird, wo die Gottlosen wie Stroh vergehen werden. Ferner sag- te er: Blatt. 16 steht geschrieben: c Wer glaubt und getauft wird, soll selig werden. Der. Schultheiß sagte: Darnach fragt man dich nicht. Wilhelm sprach: Die Kinder können nicht glau- ben, darum habe ich mich aktf meinen Glauben taufen lassen. Da gingen die Herren hinein und Wilhelm sagte zum Volke: e Tut Buße und bessert euäx Der Schultheisz verbot ihm das Reden; aber er sagte: Laßt mich doch reden, denn es wird nicht lange mehr währen; sofort kamen die Herren wieder, und Wil- helm sagte: Alleine Herren, richtet nicht nach des Königs Befeh- le, wenn ihr nicht verloren gehen wollt, sondern denkt an den Tag, welchem niemand entgehen kann, an welchem ihr euch be- klagen werdet, es sei denn, daß ihr euch bekehret. Darauf wur- de er verurteilt, und man las ihm fein Urteil vor; sodann wur- de er, wiewohl es noch sehr früh des Morgens war, auf den Markt gebracht, an einem Pfahle k erwürgt und verbrannt; also hat er sich als ein tapferer Ritter Christi durchgestritten. « Hans Korbmachey Georg Raeck und Eustachius Kutexx Jn eben demselben Jahre 1560 ist der Bruder Hans Korb- macher, ein sDiener des Wortes Gottes und seiner Gemeine («der sehr oft zum Werke des Herrn ausgesandt worden ist), den ersten Freitag nach Martini im Baherlande, bei Rosenhaus, um des Glaubens und des Wortes Gottes willen mit Georg Raeck, einem Diener in weltlichen Angelegenheiten, und noch einem Bruder, genannt Eustachius Kuter, gefangen genommen wor- den; welche man sämtlich nach Jnnsbruck geführt hat, wo sie der Obrigkeit überliefert worden sind. Den Hans Korbmacher, weil er ein Diener war, führte man nach FülIeburg; daselbst hat man ihn ineinen tiefen Turm gebracht, in welchem viele Würmer und Tiere waren; die Fledermäuse sind um ihn herumgeflogem die Mäuse haben ihm seine Speise weggetragen; auch haben sich viele Gespenster bei ihm gezeigt, so daß es jemanden, der kein festes Vertrauen auf Gott hatte, hätte erschrecken können. Wenn die Obrigkeit mit ihm reden wollte, so hat sie ihn bei seinem Namen rufen lassen, daß er sich schnell bereiten und zum Leiden fertig machen sollte. Die andern beiden Brüder hat man zu Jnnsbruck in den Kräuterturm gelegt; sie haben auch alle drei bis ans Ende des sechzigsten Jahres gefangen gelegen. Aus den zweiten Januar hat die Obrigkeit den Hans Korbmas cher, den Eustachius und den Georg Raeck, einen jeden insbeson- dere, streng verhört, in welchem Berhöre sie viele Artikel treulich verantwortet haben, welche man nebst ihrem Bekenntnisse dar» über aufgeschrieben hat; dieses Protokoll ist sodann nach Wien, als auch an andere Orte als eslwas Neues geschickt worden. Darauf sie sind abermals in die vorgemeldeten Türme und b Mal· L, 1. a Mctttlx 2Z, 7· cMari. 16, IS. aAvg. 2, in. e Abg. 2, IS. k2. Kot. TO, I. i. Tini. S, 2. Ring. S, 1s. Abg. 12, s. Abg. s, Z. Z. 206 Gefängnisse gebracht worden, unsd haben darin bis an den Frei- tag nach St. Veitstag, welches der dreizehnte Tag des Monats Juni war, gelegen, an welchem Tage ihnen das Leben abgespros chen worden ist. Als nun das Urteil über sie gefällt wurde, ha- ben sie, in Gegenwart einer großen Volksmenge den Herren des Gerichts und den Geschiooreiien freimütig erklärt, und ihnen bezeugt, daß das Urteil und Gericht, welches dieselben über sie vor dem b Angesichte Gottes füllten, weil sie· unschuldiges Blut verurteilten, als ein Zeuge ihrer Verdammnis dastehen würde, und als jene sagten,daß sie nach des Kaisers Befehle und Verord- nungen richten müßten, sagte Hans Korbmacher: O cblinde Richter! man soll ja nach seinem eigenen d Herzen und Gewissen richten, wie man es vor Gott zu verantworten gedenkt; wenn ihr nun nach des Kaisers Befehle richtet und urteilt, wie wollt ihr das vor Gott verantworten? Auch sagte Eustachius: Was geht uns des Kaisers Befehl an? statt, daß ihr uns denselben vor- leset, leset unser Bekenntnis vor, das wir mit der heiligen, e göttliche1i und biblischen Schrift bekräftigt haben, daß es die rechte Wahrheit Gottes sei, weshalb wir leiden müssen. Also haben sie unverzagt geredet und das Volk zur kBuße ermahnt. Als man nun zuerst die Brüder Georg Raeck und Eustachius aus dem Richthaus führte, fing Georg an, dem Volke zuzurufen, sie sollten gBuße tun, von Sünden abstehen und auch auf diesen Weg der Wahrheit treten, sdenn es wäre die 11 Wahrheit, um de- retwillen er heute gerichtet werden sollte. Darauf wurde Hans Korbmacher auch vorgeführt, so daß sie auf dem Richtplatz mit großer Freude zusammenkamen und Gott lobten. Da ging ein Bruder, Leonhard Dax, zu ihnen, i gab ihnen die Hand und nahm Abschied von ihnen, worüber sie aufs Höchste erfreut waren und Gott priesen, weil sie noch einen Frommen gesehen hatten, der ihren Abschied den Brüdern und der Gemeinde verkündigen könnte. Darauf fing der Diener Hans Korbmacher an, dem Volke zuzureden und es zu erwähnen, daß sie sich von ihren Sünden bekehren und kder Wahrheit Gottes nachfolgen sollten, damit sie nicht verdammt, sondern in Christo Jesu selig werden möchten; ja er hat seine Stimme un- verzagt erhoben und gesagt: Was ich gelehrt und bekannnt ha- be, ist die göttliche Wahrheit, und das will ich mit meinem Blute bezeugen. Er hörte nicht auf, Buße zu verkündigen, so daß der Richter einige Male sagte: Ei, Hans, halte doch ein wenig ein! Er hielt dann zwar ein wenig ein, aber hat sofort wieder ange- fangen zu reden, so daß er fast ganz heiser vom Reden wurde; sie haben auch das Volk auf’s Dringendste zur Besserung ermahnt; man hinderte sie nicht im Reden, sondern ließ sie ge- nug reden, desgleichen haben sie auch ein herzliches Gebet zu Gott getan, 1 ihn gelobt und gepriesen, daß er sie bis dahin wohl- gemut und standhaft erhalten hätte, baten ihn auch, daß er sie ferner bis an den Tod (der nun nahe wäre) treulich erhalten, und ihren Geist, wenn nun Leib und Seele von ein-ander scheis den würden, m in seine Hände aufnehmen wolle. Man las dann ihr Todesurteil ab, welches unter andern hauptsächlich folgende Artikel enthielt; erstens:- Sie glauben nicht, daß der heilige Leib Jesu Christi im Sakramente sei, son- dern halten das Abendmahl, wie es Christus mit seinen Jüngern gehalten hat. Zweitens: Sie halten nichts von der Kindertaufe, sondern halten nur von der Taufe der Erwachsenen, wie ihnen Christus befohlen hat. Drittens: Sie halten auch 11 den Ehe- stand; denselben haben sie bekannt und demselben nicht wider« sprachen, und dergleichen mehr, welche aufgeschrieben und vorge- lesen worden sind; ferner auch, was sie von der römischen Kirche b set. W, is· Weiskx Z, s. c Weiåh S, L. d Rönh 14, 12. e Z. Tini. s, W. Jolx 17, 17. iAML 2. 37. SMALL. 1, IS. hEbkx l, II. iMakth 12, sc. kJeL l, is. Ich. 17, 17. l1. Mk. II, M· III-us. As, W. nMntth W, IV. Der blutige Schauplatp hielten und bekennten; dieses Bekenntnis hat der Richter so nach· teilig für dieselben, wie es ihm immer möglich war, ausgesetzt Nachher führte man sie auf den Richtplatz genannt der Schweinsackeu bei den Schafshiittem hier wurden Eustachius, der dem Fleische nach schwach und krank war, zuerst 0 enthauptet; nach ihm trat der Bruder Georg Raeck heiter zum Scharfrichter und rief mit fröhlichem Herzen: p Hier verlasse ich Weib und Kind, Haus und Hof, Leib und Leben um des Glaubens und -d-er Wahrheit Gottes willen. Darauf kniete er nieder und ist auch vom Scharfrichter enthauptet worden. Hans Korbmacher wurde bis zuletzt aufbehalten, welcher, als er die beiden andern enthauptet liegen sah, die Worte sprach: Meine Brüder, die ihr überwunden habt, sollt alles ererben. Dann nahm ihn der Scharfrichter, band ihn auf die Leiter, zün- dete das Feuer an und warf ihn lebendig hinein; die andern bei- den Leichname legte der Scharfrichter auch auf einen Haufen Holz und verbrannte« sie zu Pulver und Asche. · Also haben sie den Glauben an Christum mit ihrem Worte, ja t mit Leib und Blut freiwillig und geduldig bezeugt, und da- bei bekannt, daß Gott ihnen solche Kraft als einen Segen gege- ben habe. Also reiseten sie aus dieser Welt nach dem ewigen Va- terlande mit einem festen Vertrauen. Soetgcn von der Houte und Marthm In Jahre 1560. In diesen Zeiten ist auch eine fromme Frau, genannt Soet- gen von der Houte, den Verfolgern der Wahrheit in die Hände gefallen, so daß sie nach schwerer Anfechtu1ig und strengem Ge- fängnisse den 27. November 1560 in der Stadt Gent den Glau- ben der ewigbleibenden Wahrheit mit ihrem Tode und Blute be- zeugt und befestigt hat, und mit ihr noch eine Weibsperson, genannt Martha. Auch hat Soetgen von der Houte bezeugt, daß ihr Mann zuvor die Kelter des Leidens auch tapfer getre- ten und die Wahrheitmit Nachdruck bezeugt, auch sein Leben da- fugngelfctcssen habe, wie dieses ihr nachstehendes Testament klar au ei · Ein Testament von Soetgen von der Houte, welches sie ihren Kindern David, Betgen und Tauneken zum An- denken und als das beste Gut hinterlassem welches sie mit ihrem Tode zu Gent in Flandern befestigt hat. Im Namen des Herrn. Gnade, s Friede und Barmherzigkeit von Gott, dem Vater und dem Herrn Jesu Christo, wünsche ich euch, meinen lieben Kindern, zum angenehmen Gruße, David, Betgen und Tannekem b geschrieben in Banden von eurer Mutter, auch zu einem Anden- ken der Wahrheit ;»ich hoffe ihr sowohl mit Worten, als mit dem Tode durch des Hochsten Hilfe Zeugnis zu geben, euch zu einem Beispiele. Dies Weisheit des Heiligen Geistes wolle euch darin unterrichten und stärken, damit ihr in des Herrn Wegen aufer- zogen werden möget, Amen. » » Ferner, meine lieben Kindlein, weil es dem Herrn so ge- fällt, mich aus dieser Welt zu nehmen, so will ich euch ein An- denken zurücklassem nicht von Silber oder Gold, denn solche Juwelen sind vergänglich; aberich wollte gern ein Juwel in euer Herz schreiben, wenn es moglich wäre, welches das Wort der Wahrheit ist. Darin will ich euch ein wenig Unterricht erteilen mit c dem Worte des Herrn, nach der geringen Gabe, die ich nach meiner Einfalt vom Herrn empfangen habe. Zuerst ermahne ich euch, meine Geliebtesten, daß ihr euch allezeit von denen unterrichten lassen waltet, die d den Herrn l aäirAtzgylz L. pMattL W, W. qOffkx 2, s. tJoh 15, 27. Abg. 23, U. « 2 i. Tini. i, i. h e. Am. i, o. cson n, n. «: ist-o. e, «. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Ges·innten. fürchten, dann werdet ihr Gott gefallen, und e er wird euer Vater sein und euch nicht als Waisen lassen, so- lange ihr der guten Er- mahnung und Unterweisung gehorchet und den Herrn sürchtet. Denn David sagt: k Wer ist, der den Herrn fürchtet? er wird ihn unterweisen den besten Weg; und ferner sagt er: g Siehe, des Herrn Auge sieht auf die, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, damit er ihre Seele vom Tode errette Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten. b Fürchtet den Herrn, ihr, seine Heiligen, denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel; die Furcht des Herrn ist der Anfang aller Weisheit. Darum, lieben Kindlein, lernet doch den Herrn sürchten, dann werdet ihr Weisheit empfangen. Der weise Mann sagt: Ein i weiser Sohn läßt sich unterweisen; wer die Züchtigung und Unterweisung liebt, der wird verständig werden; ein weiser Sohn fürchtet und scheuet das Arge. Ein weiser Sohn erfreuet den Vater, aber ein törichter Sohn beschämet seine Mutter; wer mit den Weisen umgel)et, der wird weise, aber wer der Nar- ren Gesell ist, der wird ihnen gleich. Wer die Züchtigung und Unterweisung fahren läßt, der verwirft seine eigene Seele; aber wer die Bestrafung hören will, der wird klug. Ach, meine Geliebtestenl wollet nicht weichen von der kZüchtigung. Der weise Mann sagt: Züchtige deinen Sohn, weiI noch Hoffnung zu ihm ist. Darum, meine Geliebteften, betrübet euch nicht, wenn ihr gezüchtigt werdet, und redet nicht unfreundlich wider diejenigen, die euch 1strafen. Eine gelinde Antwort stillt den Zorn, aber ein hartes Wort richtet Grimm an; wenn man euch unfreund- lich anredet, so lernet freundlich antworten, dann werden euch alle Menschen lieben, denn m Sanftmut und Demut ist Gott und den Menschen angenehm. Ferner, meine lieben Kindlein, ermahne ich euch, daß ihr euch vor den « Lügen hütet, denn die Lügner haben keinen Teil im 0 Reiche Gottes; auch steht geschrieben: Lügenhafte Lippen sind vor Gott ein Greuel und wessen Mund lügt, dessen Seele soll sterben. Darum, meine vielgeliebten Kindlein, hütet euch dokh zuvor, denn wer mit Lüge umgeht, wird von niemanden ge ie t. Meine lieben Kindlein, bewahret dieses in euren Herzen, meine .lieben Schäflein, bewahret eure p Zunge, daß sie nichts Uebles rede; begehet auch keinen Betrug mit euren Lippen, ver- leumdet auch nicht hinterwärts, denn dadurch kommt Streit und g Uneinigkeit; Paulus aber lehrt uns, mit allen Menschen, wenn es möglich ist, Frieden zu halten. Meine Geliebtesten, behaltet dieses von eurer Mutter, daß ihr euren Eltern und denen gehorsam seid, deren I· Brot ihr esset,- auch allen, die euch in der Tugend unterrichten; seid allezeit fleißig euer Werk zu tun, wo ihr seid, denn s Paulus sagt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. » Ferner stehet geschrieben: t Schaffet mit euren Händen et- was Gutes, damit ihr etwas dem Dürftigen zu geben habt. Dar- um kehret oder wendet euer —Angesicht nicht von den Armen; wer seine U Ohren vor dem Geschrei der Armen verstopft, der wird rufen und nicht erhört werden; Tobias aber lehrt seinen Sohn: Sohn, hast du viel, so gib reichlich, haft du wenig, so gib doch das V Wenige mit treuem Herzen; ein Almosen von seiner Arbeit ist Gott angenehm. Der weise Mann sagt: Almosen treibt w Sün- de aus. Ferner liest man von Cornelius und Tobias, daß der esse. i4, is. sen. es, ie. gest. es, is. user. 84, io. soc. i, 7. ishr. n, is. kein. is, is. 1Spc. is, i. mein-no. ii, es. umso. ei, e. Herr. ie, ee. Weise. i, is. p i. Ver. s. io. goes-m. i2, i-i. k Erd. e, i. s e. Tom. s, io. send. i, es. sei. se, 7. aSpr ei, is. www. 4, e. wes-o. 4, e. Arg. i0, 4. Tod. i2« is. 207 Engel sagte: Dein Gebet und Almosen sind ins Andenken vor den Herrn gekommen, den du mit Tränen batest, und verließest deine Mahlzeiten, um die Toten zu begraben. Darum seid ernstlich im Gebete und liebet den XArmen, denn Christus ist um unseretwillen auch arm gewesen. Darum seid auch barmherzig, wie euer Vater im Himmel J« barmherzig ist, denn solche sind selig und werden Barmherzigkeit erlangen; lernet auch von Herzen sanftmütig und demütig sein, denn solche sind selig und werden das Erdreich besitzenz selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Darum, meine lieben Kindlein, lasset keine unreinen Ge- danken in eurem Herzen bleiben, sondern. seid mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern beschäftigt, dann werden die bösen Gedanken keinen Raum haben; laßt auch kein faules Ge- schwätz aus eurem 2 Munde gehen, denn von all dergleichen muß man Rechenschaft geben. Ferner, meine Geliebtestem wo ihr auch seid, haltet euch zu den Geringen und achtet euch selbst nicht für weise, sondern laßt euch allezeit von denen unterrichten, die über euch sind, und wenn Andere reden, so s schweiget allezeit. Demütiget euch unter alle Menschen, denn wer sich selbst erhöhet, soll erniedrigt werden; wer sich selbst b erniedrigt, soll erhöhet werden. So hat auch Christus, der der Größte ist, sich selbst zum Geringsten gemach»t, uns zum Vorbilde, desgleichen steht auch geschrieben: Je größer du bist, desto mehr c demütige dich, dann wirst du Gott ange- nehm, denn die große Herrlichkeit Gottes wird von den Demüti- gen geehrt. Meine Kindlein, seid auch in allen Geschäften -gerecht, denn auf dem Wege der Gerechtigkeit ist das Leben, und auf dem ge- bahnten Pfade ist kein Tod. Es ist den Gerechten eine Freude, zu tun, was recht ist, aber eine Furcht den Uebeltätern; ferner, erwählet euch, mit eurer Hände Arbeit euch zu ernähren und euer Brot in Frieden zu essen; d trachtet nicht nach dem Han- del, bekümmert euch auch nicht um großen Gewinn; es ist besser wenig mit der Furcht Gottes, als große Schätze mit Unfrieden; e ein trockener Bissen Brot in Ruhe ist besser, als viel geschlachte- tete Tiere in Unruhe. Meine lieben Kindlein, liebet auch weder iippige Speisen, noch den Wein; wer köstliche MahIzeiten begehrt, wird nicht reich; sondern seid mit der Arbeit eurer Hände zufrieden. Uebervorteilt auch niemanden, sondern seid zufrieden mit »dem, was billig ist, wie ihr an mir gesehen habt, so lange ihr eure Notdurst erwerben könnt; seid niemanden beschwerlich, es ist besser zu k geben, als zu nehmen. Paulus sagt auch: Wenn ihr Nahrung und Decke habt, so lasset euch begnügen. Deshalb, meine lieben Kindlein, nehmet hieran ein Vei- spiel, und wandelt allezeit auf des Herrn Wegen in Mäßigkeit und Dankbarkeit, wie ihr mich oft von g Daniel, von Sadrach, Mesach und Abednego lesen gehört habt; diese waren von dem Könige von Babel erwählt, daß sie von demselben Weine und von derselben Speise, die der König an seiner Tafel aß, aufer- zogen werden sollten, daß sie schön sein möchten, um dem Köni- ge zu dienen; aber sie begehrten nichts als« Gemüse und Wasser; sie wollten mit Mäßigkeit und Dankbarkeit ihres Vaters Gebote und Gesetze unterhalten in der Furcht Gottes; zsie waren auch schöner und fetter als»diejenigen, dievon des König üppigen Speisen aßen. Sie wandelten so treulich in des Herrn Wegen und gefielen in ihrem Bitten und Flehen dem Herrn— so gut, daß Gott durch sie große Dinge getan, und sie aus der b Löwengru- be und aus dem feurigen Ofen errettet hat. So hat auch iso- x2. Kot. s ,9. yLuL S, AS. Matth s, S. ZEVT S, S. Mntth is. AS. aMattlx W, It. hPs. s, S. Ich. M, II. est-r. s, W. dSpn is, W. 7 . iApg. So, As. gDan..1, Z. hDain s. it. Mose s7, II. l. 208 seph, als er in Egypten verkauft wurde, weder üppige Speise, noch Wein begehrt, als ihn die egyptischen Weiber zu verführen suchten, sondern er fürchtete Gott, und der bewahrte ihn; er war mit seiner Mäßigkeit und mit feinem Gebete bei Gott angenehm, so daß er zum Obersten in ganz Egypten gesetzt wurde· Meine lieben Kindlein, nehmet hievan ein Beispiel von eurer Jugend an, dann werdet ihr Gott gefallen, und er wird euch vor aller Verführung bewahren. « Ach meine Schäflein! ihr seid noch in eurer Jugend, in eurer Kindheit; ihr habt noch euren Teil in eures Vaters Rei- che; fehet zu, daß ihr es wohl verwahrt, -daß ihr nicht wie Esau handelt, der das Erbteil seiner ersten Geburt für eine Schüssel Mus hingab, lund den Segen seines Vaters nicht achteteF er gab es hin für eine« vetgängliche Speise; aber Jakob hat das be- ste Teil erwählt, Iund war Gott und seinem Vater gehorsam und wandelte in des Herrn Wegen mit aller Gerechtigkeit. Meine Geliebtesten, trachtet nach« Unterricht, mdamit ihr unterwiesen werden möget, welches der rechte Weg sei, denn nun stehet euch bevor, das Leben osderden Tod, Gutes oder Böses zu erwählen; was ihr nun erwählen werdet, das wird euch gegeben werden; nämlich, habt iljr eure Lust an dem Bösen, so daß ihr die Ergötzlichkeit der Welt erwählt, wovon alle Ungerechtigkeit herkommt, nämlich Lügen und Beträgen, Spielen, Tauschen, « I! Schwören, Fluchen, Afterreden, Haß, Neid, Sausen, Fressen, Geschwätz, Tanzen 2c., so erwählet ihr den Tod, denn dbgleich solches vor der Welt nicht als Sünde geachtet ist, sondern für eine Ergötzlichkeih 0 so ist es gleichwohl ein Greuel vor des Herrn Augen 2c. » Darum, sag ich, meine lieben Kindlein, sehet zu; habt ihr eure Lust an allen solchen Werken, so verkauft ihr eure erste Ge- burt oder eures Vaters Erbteil für eine Schüssel Mus, nämlich p für ein wenig zeitliche Wollüste, und diese führen euch zur Verdammnis; merket darauf, ob nicht der große Haufen diesen Weg zu gehen erwählt; darum hat Esdras wohl recht gesagt, g daß man viel mehr Erde fände, irdene Gefäße zu machen, als Gold, um güldene Gefäße zu machen; r und wie der großen Wel- len im Meere mehr sind als der Tropfen so werden derer mehr sein, s die verdammt werden sollen; viele sind berufen, aber we- nige auserwählt, weil sie ihres Rufes nicht wahrnehmen, denn Christus sagt: t Meine Schafe hören meine Stimme und-sie fol- gen mir nach; diese aber folgen dem großen Haufe d? Gottlo- sen und der falschen Propheten. - Darum sagt Jesajas: U Die Hölle hat ihren Rachen weit aufgetan, um die Höffärtigen und alle diejenigen zu verschlins gen, die die Ungerechtigkeit tun, samt allen, die fichnicht bessern wollen. Deshalb sehet, meine Geliebtesten, wenn ihr euch zur Tu- gend unterrichten laßt, so werdet ihr der Stimme des Herrn ge- horchen, wie von Abels Zeiten an bis hierher viele getan haben, welche gelitten haben, verschmäht, verachtet, verfolgt und getö- tet worden sind, weil sie der bösen Welt und ihrer falschen Pro- pheten nicht folgen wollten. Sehet, meine Geliebtesten, v erwählet lieber, mit den Kin- dern Gottes Ungemach zu leiden, damit ihr mit ihnen belohnt werden möget, denn diese sind es, welchen alle schöne Verheißun- gen zukommen; aber sie müssen viel leiden, W denn das Himmel- reich leidet Gewalt, und die ihm Gewalt antun, reißen es zu sich; auch steht geschrieben: X Durch viel Trübsal müsset ihr in’s Reich der Himmel eingehen; denn David sagt: y Wir werden als 1c1. Mose 41, II. II. Mose 25, IS. mMatth. 7, 14. Ehr. 1ö, 17. nGal. s, 19. I. Bei. C, s. p 1. Ich. L, 10. q 4. Gibt. s, S. sit. Ehr. D, is. s 4. Esdn 8, s. tJoh. 10, N. uJeL Z, Ist. syst-b. U, 25. wMatth U, 12. keimt. St, II· Pl. 24, 28. IS« Kot« 4- U« Der blutige Schauplatz Schlachtfchafe zum Tode geführt; und Paulus sagt: Wir, die wir leben werden alle Tage zum Tode übergeben; ferner steht ge- schrieben: 2 Jhr werdet weinen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit soll in Freude ver- wandelt werden; ihr werdet ein wenig Trübsal haben, aber seid getrost, und seid getreubis zum Tode, s dann will ich euch die Krone des Lebens geben. Jn der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, b ich habe die Welt überwunden; Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen; ferner steht noch: c Die Hochzeit des Lammes ist gekommen, sein Weib hat sich bereitet, und es ward ihr«gegeben, sich mit reiner und schöner Seide anzutun; die Seide aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen. Selig sind, d die zum Abendmahl des Lammes berufen sind; dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reiche -Sehet, Geliebte, dieses ist der beste Teil, und der Lohn aller derer, die den Herrn fürchten, e in seinen Wegen wandeln und seine Gebote bewahren. Diese sind es, zu welchen der Herr sagt: k Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr armer Hau- sen, fürchtet euch nicht; ich will euch nicht als Waisen lassen, son- dern ich will euer» Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein, und ich will euch bewahren gleichwie meinen Augapfel; und wenn ihr meine Gebote bewahrt, gso will ich euch wieder holen, wenn ihr auch hinweggeführt wäret, bis an das Ende des Himmels, und will euch an den Ort bringen, den ich erwählet habe. Ach, wer sollte einen solchen Herrn und Vater nicht lieben! 11 der uns erwählt hat, gleichwie er Jsrael dort erwählt und uns feine Gebote und Gesetze, nämlich sein Evangelium, gegeben hat, welches uns lehrt, seinen Willen und sein Wohlgefallen zu tun, und solche hat er zu Erben aller Reichtümer des Him- mels gemacht. Ach, meine lieben Kindlein, dieses habe ich mit Tränen ge- schrieben, und ermahne euch aus Liebe, mit einem eifrigen Her- sen, und bitte für euch, daß ihr, wenn es möglich wäre, von der- selben Zahl erfunden werden möget, denn als euer Vater mir genommen wurde, so habe ich meiner selbst nicht geschont, weder Tag noch Nacht, um euch aufzuziehem und mein Gebet und mei- ne Sorge war allezeit für eure Seligkeit bedacht, und noch jetzt, wo ich in Banden bin, ist dieses allezeit meine größte Sorge ge- wesen, weil ich euch nach meiner Umsicht nicht besser bewahren konnte, denn als mir gesagt wurde, daß man euch nach Ouden-" aerde und von da nach Brugge geführt habe, so ist mir solches so schwer gefallen, daß ich keine größere Betrübnis gehabt habe; als ich aber dachte, daß meine Sorgen und Anordnungen nichts helfen möchten, iund daß man um Christi willen von allem, was man in der Welt lieb hat, scheiden müßte, so habe ich solche-s alles dem Willen des Herrn anheim gestellt, hoffe und bitte auch allezeit, daß er euch in seiner Barmherzigkeit bewahren wolle, l( gleichwie er Joseph, Moses und Daniel unter« den gottlosen Menschen bewahrt hat, und so wird es euch auch wohl gelingen; werdet ihr euch mit Ernst nach der Wahrheit richten, so wird der Engel des Herrn mit euch fein, Igleichwie er mit Tobias gewe- sen ist, welchen er geführt hat, bis er ihn in seines Vaters Haus gebracht, wo er sich mit seinem Vater und seinen Freunden er- freute und Gott für seine große Güte dankte. Deshalb, wenn ihr der guten Unterweisung folgen werdet, so wird sie euch durch alle Gefahren führen, und zu eures Vaters Hause bringen, m wo solche Freude bereitet ist, die kein Ohr ge- hört, auch kein Auge gesehen hat, noch in keines Menfchen Herz z2. Kot. 4, 19. aOffkx L, 20. Jud. 16, II. bJes. II, 8. cOffh II, 7. dMattL is, A. eMatth. s, 1. kJeL 41, 14. Les. El, 7. gSacb. Z, s. s. Mose As, 4. hJeL 49, S. iMattT 10, 87. l( 1. Mofe IS, 21. 2. Messe Ist, W. Dem. S, 22. Ist-b. 7, 12. Tod. It, is. Insel. M, 17. I. Kot. S, O. oder Märtyrer-Spiegel der Jovis-Gentucca. 209 gekommen ist, welche Freude für die Auserwählten zubereitet ist; aber den Auserwählten hat es Gott durch seinen heiligen Geist offenbart. Dazu wolleeuch das Wort des Vaters bringen, durch die Barmherzigkeit des Sohnes, und die Weisheit des Heiligen Gei- stes müsse euch stärken, daß ihr es angreifen möget, Amen. David, mein liebes Kind, ich will dich hiermit dem Herrn anbefehlen; du bist der älteste, lerne Weisheit, damit du deinen Schwestern« ein gutes Exempel gebest, und hüte dich vor aller bö- sen Gesellschaftz spiele auch nicht mit den bösen Knaben auf der Straße, sondern lerne wohl lesen und schreiben, damit du Ver- stand erlangst; und habt einander lieb, ohne Streit und Zank; es sei vielmehr der eine gegen den andern freundlich; der Verstän- digste soll den Geringern tragen und mit Freundlichkeit ermah- nen; der Gesunde soll mit dem Kranken Mitleiden haben und ihm aus Liebe helfen worin er kann; der Reiche soll dem Armen aus brüderlicher Liebe Beistand leisten; die Jüngstensollen den Aeltesten gehorsam sein im Guten; ermahne einer den andern zum Fleiße in der Arbeit, damit ihr wert fein mögetz ermahnet einander zu guten Werken, zur Sittsamkeit, Ehrbarkeit und Stille; U trage allezeit der eine für den andern Sorge, denn jetzt ist die Zeit, wo die Liebe erkalten wird, ja wäre es möglich, es würden die Auserwählten verführt werden; 0 darum sehet zu und lernet fleißig die Schrift durchsuchen, damit ihr nicht ver- führet werdet; haltet euch allezeit an die erste und zweite Tafel, sie wird euch Unterricht genug geben, und glaubt es nicht gleich, wenn man Böses von einander redet, sondern untersucht es, und macht kein großes Geschrei, wenn man euch belügt, sondern tragt es um Christi willen. p Liebet eure Feinde, und bittet für die, welche Böses von euch sagen und die euch Leiden zufügen; auch leidet lieber Un- recht, ehe ihr andern Unrecht tun solltet; ertr-aget lieber Verdruß, ehe ihr andern Verdruß bereitet solltet; leidet lieber Verschmä- hung, ehe ihr einen andern schmähen solltet; lasset euch lieber be- lügen, ehe ihr einen andern belügen solltet; lasset euch lieber das Eurige nehmen, ehe ihr einem andern das Seine nehmen solltet; werdet lieber geschlagen, ehe ihr einen andern sch1agen solltet, und so ferner. Sehet, meine Liebsten, dieses alles wird durch die brüderli- che Liebe bewirkt, und ist in der zweiten Tafel begriffen; darum müsset ihr allezeit zusehen, daß ihr niemals euren eigenen Ge- winn allein suchet, sondern traget allezeit Sorge für diejenigen, mit welchen ihr Gemeinschaft in der Hantierung habt, es sei . jung oder alt. Ferner, meine lieben Kinder, Betgen und Tanneken, meine lieben Schäflein, ich ermahne euch in allem diesem, q daß ihr den Geboten des Herrn gehorsam sein sollt, daß ihr ferner auch eu- rem Vetter und eurer Vase, auch euern Eltern und allen, die euch zur Tugend anweisen, gehorsam sein wollt; demjenigen, dessen Brot ihr esset, müßt ihr untertan sein in allem, was nicht gegen Gott ist; seid auch fleißig und ermahnt euch unter einander allezeit zur Verrichtung eurer Arbeit, dann wird man euch» wert halten, wo ihr auch wohnet, und seid nicht zänkisch, schwatzhaft oder leichtfertig, auch nicht frech oder mürrisch im Reden, son- dern freundlichxehrbar und still, wie es den jungen Mägdlein ge- bühret. Bitet den Hern um Weisheit, welche euch mitgeteilt wird; lernet gut lesen und schreiben; lasset solches eure Ergbjzs lichkeit sein, dann werdet ihr weise werden; erlustigt und beschaf- tigt euch mit t Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern: ihren Freuden trachtet allein nach; lernet von eurer Jugend an dem Herrn gefallen, wie die heiligen Frauen und Jungfrauen getan haben, s gleichwie Judith. . » · Auch war Esther eine Jungfrau, die Gott furchtete, geziert IMarL 24, 12. U. est-h. Z, 39. PSPL 2s. A. cis. Mose S, L. kPsI As, Z. sJuditb s. 2. Glitt. S, II. mit Demut, lieblich, ehrbar, freundlich und eines niedrigen Her- zens; darum hat sie dem König Ahasverus vor allen andern Jungfrauen wohlgefallen; aber sie war nicht hoffärtig in ihrem Stande, und wiewohl sie in königlichen Kleidern glänzte, so hat sie sich doch mit Fasten und Bitten zudem Herrn für ihre Brüder erniedrigt, damit sie aus ihrer Feinde Hände erlöset würden, und hat sich selbst nicht höher geachtet als einer der geringsten ihrer Brüder· Sehet, meine Geliebten, wenn ihr euren Verstand erreicht habt, so sehet doch zu, daß ihr euch mit guten Werken- zieret, t nämlich mit Werken des Geistes, das ist mit allerlei Gütigkeit, Freundlichkeih Sanftmut, Demut, Gehorsam, Geduld, Gerech- tigkeit, Züchtigkeit, Ehrbarkeit, Reinigkeit, Friedfertigkeih Standhaftigkeit, Barmherzigkeit, Weisheit, U Ernst zu guten Werken, Glauben, Hoffnung und Liebe; Gott über alles lieben, was in der Welt ist, V und eurem Nächsten tun, was ihr wollt, daß man euch tun soll, daran hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Sehet, meine lieben Kindlein, dieses ist der Schmuck der Heiligen ge. Ach, meine Geliebtesten, bestrebet euch doch um dasselbe Hochzeitskleid wdamit ihr mit der Zahl der Kinder Gottes zur Hochzeit des Lammes eingehen möget, wo sie in ihres Va- ters Reich wie die Sonne scheinen werden. Dazu wolle euch die starke Hand des Herrn bringen; sie wolle euch geleiten, x gleichwie sie Jsrael aus Egypten begleitet hat, und euch in das neue Jerusalem bringen, damit wir am Tage der Auferstehung einander mit Freuden sehen mögen. z« Hiermit will ich euch dem Herrn befehlen; der Gott Abra- hams, der Gott Jsaaks Zund der Gott Jakobs wolle euch bis an’s Ende des Lebens bewahren, Amen. Meine lieben Kindlein, dieses lasse ich euch zum Andenken oder Testament; wenn ihr damit wuchert, so werdet ihr damit einen größern Schatz sammeln, als wenn ich euch viele Reichtü- mer hinterlassen hätte, welche doch vergänglich sind, denn die Güter dieser Welt kann man durch Brand, Krieg oder Unglück verlieren. Darum ist derjenige nicht weise, der sein Herz an etwas hängt, das vergänglich ist, denn wir haben auch keine Stunde Sicherheit; wir müssen alles zurücklassem darum seid nicht be- trübt, obschon das, was wir hatten, zerstreut und verloren ist, wie der Prophet sagt: sWir müssen Jedermanns Raub sein. Darum sollt ihr noch dem Herrn danken, daß er euch uns gelas- sen hat, bis ich euch so weit auferzogen habe, und wenn ihr in al- ler Gerechtigkeit wandelt, so wird euch der Herr genug verleihen. Nehmet ein Exempel an Tobias, und David sagt: b Der Gerechte soll keinen Mangel haben, noch sein Samen nach Brot gehen. Darum seid auch nicht begierig nach Jemandes Gut oder Kleinodien, und mißgönnt es auch Niemanden, daß er mehr hat als ihr; sehet auch Niemanden um seiner Gabe willen an, son- dern folgt dem, kleinen Häuflein nach, welche in der Liebe und der Wahrheit wandeln, denn d die Liebe ist das Band der Voll- kommenheit, und das Gebot der Liebe übertrifft alle andern Ge- bote. Darum e suchet allezeit denen nachzufolgem die am mei- sten in der Liebe wandeln, denn an den Früchten erkennt man den Baum, obschon dieselben vor allen Menschen verborgen sind, denn so ist Christus auch gewesen; auch k ist der Knecht nicht besser als sein Herr. Hiermit will ich euch gute Nacht sagen, gute Nacht, meine lieben Kindlein, gute Nacht, meine lieben Freunde insgesamt. t Gut. Z, 22. u E. Moses· S, Z. vMattlxk 22, AS. wOsflx W, 7. Mattb. is, its. x2. Mose II, El. )- Apg. 20, II. : Z. Muse sc. a sei. Es, is. b Pl. 37, 25. c Luk- 12, II. d l. Kot. is, Ist. eMattb. W. fMattlx to. 210 Der bhttdgo Meine! Geliebtesten, obschon unsere Wiidersacher zu euch sa- gen, euer Vater und ich seien im Glauben nicht einig gewesen, so glaubet es doch nicht, denn er hat von der Taufe und der Mensch- werdung Christi die Wahrheit bekannt, so weit sich sein Begriff erstrecktex er hat auch tapfer für die Gerechtigkeit gestanden und sein Leben dafür gelassen, und hat also, euch zu einem Exempel, denselben Weg angewiesen, den die Propheten, die Apostel und Christus selbst gewandelt sind; er mußte mit viel Trübsal und, Leiden vorher streiten, und um Christi willen seine Kinder zu- rücklassem darum tut desgleichen, denn es ist kein anderer Weg, leset fleißig in dem Testamente, Amen. Noch ein Brief von Soetgen von der Houte an ihren Bruder und an ihre Schwestey desgleichen auch an ihre Kinder. Geschrieben aus Liebe. Der s Friede des Herrn sei mit euch, mein lieber Bruder und meine liebe Schwester, wisset, daß ich zwei Briefe undderen Einlage empfangen habe; ich bedanke mich sehr herzlich fur alle Freundschafh die ihr mir jemals erwiesen habt und noch erwei- sen werdet, wie ich hoffe, an meinen drei Schäflein, die ich hin- terlasse, ich befehle sie dem Herrn und denen, welche er ihnen durch seine Gnade zusenden wird. Hiermit nehme ich noch einmal Abschied, ich denke. daß» es nun das letzte Mal ist: wir sind auch bso wohlgemut, unser Opfer zu tun, daß ich es nicht aussprechen kann, ich mochte wohl vor Freuden springen, wenn ich an das ewige Gut denke, das uns zum Besitze verbeißen ist und allen, die c in demjenigen beharren, Iwas uns der Herr befohlen hat. Ich weis: nicht, wie ich den Herrn genug preisen und loben soll, daß er Martha unids mich zu solcher Auszeichnung erwählt hat. die wir doch solche arme, geringe Schafe sind: wir sind nie-. mals in der Welt anders geachtet gewesen. als d ein AusfegseL und doch hat Gott solche verworfene, elendigej schlechte Erden- würmer erwählt. daß er durch uns wirken will. und daß wir sei- ne Zeugen sein sollen. die wir O nicht wiirdia sind, von uns selbst sdie geringste Gabe die der Herr etwa mitteilt. zu empfangen sc. Ach, wer kann die Kraft Gottes begreifen. daß er denen. die hier am meisten verworfen werden. am anädigsten ist, sich iiher sie m erharmen wenn sie ihn mit Vertrauen anrufen und ihre Hoffnung auf seine Gnade feststellen bis ans Ende. solche kann der Herr unmöglich verwersen Darum bitte ich alle. die den Herrn lieben. das; sie ihre Herzen demütigen, denn der Herr svrikht durch den Propheten Iesaiasr k Bei dem will ich wohnen, der eines zerschlaaenen Geistes und zerbrochenen Herzens ist, der vor meinem Worte zittert. Ach, dieienigen. die sich vor dem Herrn so demütigen und sich nickt einbilden. daß sie etwas vor Gott und vor den Men- ssfsen seien. die wird Gott erhöhen und g reich machen an himm- lischen Gütern. Gedenkei. wie Christus die Sldiedriakeit erwählt hat. als er die Herrlichkeit seines Vaters verließ, und in die un- tersten Oerter der Erde herabstieg; er ist aus Gehorsam gegen seinen Vater und aus großer Liebe Mensch geworden: mit gro- ßer Demut ist er uns zum Dienste hierher gekommen, hat Pein und Schmach erlitten, und b alles mit Geduld und Langmut er- tragen, aus Gehorsam gegen seinen Vater bis an den Tod, bis er alles vollbracht hat. damit er uns selig machte. Ach, welch eine Liebe hat er uns bewiesen mit Angst und Seufzen! wie er nach U. hPhiL Z, s b. to, ev. di. aus. 4, Jes MERMIS- seiner Menschheit sagte, iAch, wie ist mir so bang, bis es alles vollbracht ist! Ach, meine Geliebtesten, denkt an unsern Vorgänger Je- sum Christum, wie er k idie Niedrigkeit Maria angesehen hat und von ihr geboren werden wollte, und wiewohl sie zu einer solchen Auszeichnung erwählt war, so hat sie! sich doch gedemütigt, er- niedrigt und gesagt: Sieh, ich bin des Herrn Magd, denn Gott hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen, darum werden mich alle Geschlechter selig preisen, denn m seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei allen denen, die ihn scheu- en oder fürchten; denn er zerstreut die Hofsärtigen, er hat den Gewaltigen vom Throne gestoßen und den Geringen hat er erho- ben, den Hungrigen erfüllt er mit Gütern, die Reichen hat er leer gelassen, U den Armen wird das Evangelium gepredigt; se- lig sind, die da hungern und dürften nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen gesättigt werden. Ach, meine Geliebtestenl meine herzliche Begierde und Bitte ist zum letzteni Male, daß ihr euch befleißigt, in der Liebe und in der Einfalt zu wandeln, und allezeit unter einander eins gesinnt seid in der Furcht Gottes, damit ihr mit himmlischen Gütern er- füllt und satt werden möget, von nun an bis in Ewigkeit, Amen. Hiermit 0 will ich euch dem Herrn anbesehlen und dem Worte seiner Gnade, derselbe müsse euch alle trösten, stärken und kräftig machen mit seinem Geiste, daß ihr dasjenige ausführen möget, wozu ihr berufen seid, zum Lob und Preise des Herrn, da- mit ihr p euch mit einander erfreuen und an des Herrn Tafel siben möget, wo er uns in seines Vaters Reich mit dem neuen Weine dienen wird. Dieses wurde geschrieben, als wir unser levtes Abendmahl gehalten hatten, wie wir dafür hielten. Hiermit sage ich allen meinen Brüdern und Schwestern gute Nacht: ich und Martha, meine Schwester in dem Herrn. lassen euch zum letzten Mal sehr grüßen mit dem Frieden des Herrn, auch alle, die uns bekannt oder unbekannt sind, wo-sie auch sein mögen. Wir sind fröhlich in dem Herrn und sagen gute Nacht, bis wir dort oben C in dem neuen Jerusalem zusammenkommen. Leset diesen letzten Ab- schied allen. die ihn zu hören begehren, ehe ihr ihn fortsendet, und sendet ihn alsdann meiner Schwester Betgen Mein liebes Kind Betaen ich bin sehr erfreut, daß mich der Herr so lange aufgesvart hat. daß ich vor meinem Tode noch durch deinen Brief. worin« du mich gestärkt hast, erfreut worden hin: ich bitte den Herrn. daß er dich t mit seinem Geiste stärken und kräftig machen wolle, damit du fortwgndeln und dem Be- sten nachkommen Mögest, wie du mir geschrieben hast: Ach. meine lieben Schäflein! -fehet zu. das; ihr eure iungen Fahre nicht in Eitelkeit. Hosfart Sausen oder Fressen. sondern s in Müdigkeit, in der Demut, in der Furcht Gottes zubringt, und befleißigt euch aller guten Werke, damit ihr mit dem Schmucke der Heiligen bekleidet werden möget, und Gott euch würdig mache, tdurch seine Gnade zur Hochzeit des Lammes einzugehen, damit wir einander daselbst mit Freuden sehen mö- gen. Euer Vater und ich haben euch und noch vielen andern den Weg gezeigt: nehmt ein Exempel an den Propheten und Apostelm ja U an Christo selbst, welche diesen Weg gegangen sind, und wo das Haupt vorgegangen ist, da müssen ja auch die Glieder nachfolgen. Hiermit Vwill ich euch dem Herrn anbesehlen und dem Worte seiner Gnade. Dies ist mein letzter Abschied, meine lie- ben Schäfleiw gedenket allezeit an einander in der Liebe, und lernet wohl lesen und schreiben und seid einem Jeden gehorsam iLuL 12, sc. IcLllL I. 44. ILUL i. As. rt12. Muse M, S. n Eies. Cl, I. W. s, S. oApg 20, IS. PLUL W, 27. äheh 12, 22x tEhlY R. ils. , M, J. est-Im. IS, 13. tOffkL IS, 7. uMa h. , 12. Abg. L, Z, Mgttf 27. vAVIL M, II« Mut oder Märtyrer-Spiegel der Jovis-Definition. 211 zum Guten. Wenn dein Bruder David und Tanneken zu dir kommen, so grüßt euch unter einander in meinem Namen mit w einem freundlichen Kusse des Friedens. Hiermit sage ich gute Nacht, mein liebes Kind Betgen, gute Nacht, meine lieben Kindlein David und Tanneken; gute Nacht, meine lieben Brüder und Schwestern, wie auch Freunde insge- samt aller Orten. » » Noch einmal sagen wir gute Nacht, grüßet auch Vetter und Vase in meinem Namen auf's Beste mit dem Kusse des Friedens. Geschrieben von mir, Svetgen von der Heute, eurer Mutter, in Banden. Geschrieben in Eile, als ich· vor Kälte zitterte, aus Liebe zu euch allen, Amen. Joost Joostcn zu Veer in Seeland verbrannt, im Jahre unsers Herrn 1560. Jm Jahre 1560 wurde zu Veer in Seeland ein junger Bruder, namens Joost Joosten, aus Goes, einem Städtlein in Seeland, welcher in der lateinischen Sprache sehr wohl erfahren war, gefangen genommen; hiermit hatte es folgende Bewandt- nis. Als derselbe Student und ungefähr vierzehn Jahre alt war, ist der König Philipp nach Seeland gekommen, bei welcher Gelegenheit dieser Joost Joosten in der Kirche auf der Orgel den Choral gesungen hat, wie es in der römischen Kirche gebräuchlich ist; es hatte aber der König ein solches Wohlgefallen an dem Singen des Knaben, daß er ihn mit nach Spanien nehmen wollte, weshalb Joost Joosten sich etwa sechs Wochen verborgen hielt, weil er nicht mitziehen wollte. Nachher ist er zum wahren Glauben bekehrt worden und hat sich a auf seinen Glauben tau- fen lassen, und also ein christliches Leben geführt: dieses konnten die Beneider der Wahrheit nicht ertragen, weshalb sie ihn b ge- fangen genommen haben, als er achtzehn Jahre alt war. Er hat viele Anfechtungen ausstehen müssen, und ist einige Male c ver- sucht worden, vom Glauben abzufallenx ·er hat auch mit vier Ketzermeistern über viele Glaubensartikel einen Wortstreit gehal- ten, welche große Mühe anwandten, ihn zu ihrer Religion zu ziehen. Als sie ihn nun auf solche Weise nicht beikommen konn- ten, haben sie ihn schrecklich d gepeinigt, hauptsächlich mit einem Werkzeuge, genannt eiserne Teerlingen, welche sie ihm an den Knieen hineingetrieben, so daß sie an den Knöcheln wieder zum Vorschein kamen. Dieses alles aber hat er mit großer Geduld standhaft ertragen, und e den Schatz, den er in enem irdischen Gefäße hatte, treulich bewahrt; darum ist er auch von Herodis Kindern zum Feuer verurtelt worden, welches Urtel sie an einem Montage vor Christtag an ihm vollzogen. Er k freute sich sehr im Herrn, als er zum Tode hinausgeführt wurde, und sang, als er in das Strohhäuschen ging, in welchem er verbrannt wer- den sollte, den letzten Vers des Liedleins, welches er selbst ge- macht hatte und welcher so anfängt: O Herr! Du bist ja stets in meinem Sinn. Er hat auch sein Glaubensbekenntnis geschrieben, welches einig? Bogen stark, aber im Verlaufe der Zeit verloren gegan- gen it. Koolaert, der Küfer. 1561. Zu Honschote in Flansdern wurde auch im Jahre 1561 um» der Wahrheit willen ein Bruder, genannt Koolaert der Küfer, s gefangen genommen, welcher, als er seinen Glauben freimütig bekannte, nach Wynoxberg geführt wurde, und als er auch da- selbst durch keine Qual oder Pein, die ihm angetan wurde, bewo- wRönt IS, 15 keimt· its, iß. hier-irre. es. ie. »Warte. ei. e. de. Man. 7, is. -Matth.io,ee. e. nor. i, i7. Abg. ie, e. ki.Pet.4,13. i7. Am. ie, s. Motiv. es, 7. i. Ver. s, is. been. io, as. Z« . Ich. 15- s7. gen werden konnte, daß er zur rechten oder linken Seite b abge- wichen wäre, so ist er zum Tode verurteilt und um St. Martini, um des Zeugnisses des Herrn Jesu Christi willen, lebendig ver- brannt worden. « Joos Verbeeks 1561. Der Markgraf zu Antwerpen ist mit einem großen Haufen Volkes, der mit Prügeln und Stäben wohl versehen war, ausge- zogen, und hat Joos Verbeek, einen Diener des Wortes Gottes und seiner Gemeine, den 7. Juni 1561, s! gefangen genommen. Als er nun dar-auf den neunten desselben Monats verhört wurde, b hat er sowohl von seinem Glauben als auch von seinem Amte ein freimütiges Zeugnis abgelegt, worüber» der -Markgraf und die Herren ihr Gespött hatten. Auch wursde er hart gefoltert; -aber Gott hat seinen Mund in allem cbewahrt, so daß er nie« manden in Ungelegenheit gebracht hat, wiewohl man so unbarm- herzig mit ihm umging, daß auch ein Strick an seinem Leibe in Stücken riß, und er in vier Tagen zweimal auf die Falter muß- te, wobei er auch wie-der bis auf’s Blut gegeißelt wurde. Er hat alles in Geduld erlitten; doch hat er es sehr beklagt, daß sie seine rechte Hand gebrochen, oder durch das Foltern lahm ge- macht hätten, so daß er um deswillen nicht schreiben könnte. Den zwanzigsten Tag des Monats wurde er vor Gericht ge- bracht; hier fragte ihn der Schultheiß, ob er wiedergetauft wä- re. Er antwortete: Fragt 1nich nach meinem Glauben; dieses habe ich auf dem Steine vor den Herren und vor dem Markgra- fen bekannt. Darauf fragte ihn der Schultheisz, was er von.der Kindertaufe hielte. Er erwiderte: Jch habe euch bekannt, daß dieselbe nicht von Gott, sondern eine Menschenfassung sei. Der Schultheiß fragte abermals, ob er wiedergetauft sei, und sagte: Sage Ja oder Nein, denn ich weiß, du wirst nicht lügen; darum sage mir die Wahrheit. Er antwortete: Jch habe mich auf mei- nen Psauben taufen lassen, wie Christus, Matth. 28 und Mark. .16, e rt. . Als er nun seinen« Glauben, seine Taufe und Lehre bekannt hatte, durfte er nicht weiter reden. Die Herren fällten das Ur- teil über ihn; unterdessen sagte er zum Volke: Lieben Bürger, ich habe elf Jahre hier gewohnt, und niemand kann über mich kla- gen, denn ich habe niemanden jemals d einen Schadenziigefügk ebenso kommt auch mein Leben und meine Lehre mit dem Worte Gottes überein. Nach diesen Worten rief ein Bruder: Das ist wahr. Als solches die Büttel hörten, standen sie auf und unter- suchten, wer dieser Bruder gewesen sei, aber sie fanden ihn nicht. Joos sagte: Ach, daß ich mich öffentlich wider die Pfaffen verantworten dürfte, die bei mir auf dem Steine gewesen sind, wie esPaulits erlaubt war, vor Agrippa zu tun, aber man ver- bietet uns das Reden. « Als er vom Gerichte ging, sagte er: Der, welcher k Daniel aus der Löwengrube erlöset hat, wird mich auch bewahren, denn was ich g leide geschieht um des Herrn Namens und nicht um einer Uebeltat willen. —Das ist wahr! rief ein Bruder; Andere riefen: b Streite tapfer, lieber Bruder! Joos sprach: Tapfer und freimütig, lieben Bürger; so imüssen alle Kinder Gottes leiden: diesen Weg sind die Heiligen Gottes, die Propheten und so viele from- me Männer gewandelt. » « Als er zu idem Häuslein kam und vor der Türe der Hütte stand, in welcher er sein Brandopfer tun sollte, erhob er seine Augen gen Himmel und sagte: O heiliger Vater! stehe in dieser Not deinem Knechte bei. Der Schinderknecht wollte ihm einen Strick mit einem Knoten in den Mund stecken, um ihn am Reden zu verhindern; aber er. hat gleichwohl nicht geschwiegen, denn Masse. 1 II. X. I, II. M U . 7, IV. - . is, es· PS c: n h dMuttb is, is. have. a, ie. irae-site. es, se. a 7. b 23, «7. Mart. 212 Der blutige man hörte ihn rufen: kO Herr, du Sohn Davids! erbarme dich meiner! v « Der Scharfrichter verrichtete sein Werk mit Zittern aus Furcht. Als das Feuer angesteckt wurde, rief Joost: O himm- lischer Vater! 1 in deine Hände befehle ich meinen Geist; o m Herr der Heerscharenl der Du mich von meiner Mutter Leibe an ab- gesondert hast, stehe Deinem Knechte in dieser letzten Not bei, da ich um Deines Namens willen leide. Er rief auch noch einmal: O himmlischer Vater! in Deine Hände befehle ich meinen Geist. Darauf hat er, uns allen zum Spiegel und U Vorbilde, ein ruhi- ges und eifriges Opfer- getan. Ein kleiner Brief, von Joos Verbeek im Gefängnisse zu Anttoerpen an fein Weib geschrieben. Gnade und sBarmherzigkeit von Gott, unserm himmli- schen Vater, und unserm Herrn Jesu Christo wünsche ich dir, mein liebes Weib und Schwester im Herrn, zum freundlichen Gruße alle Tage deines Lebens in rechtem Ernste des Heiligen Geistes, Amen. · Jch lasse dich und alle meine fünf Kindlein sehr herzlich grüßen; ziehe sie auf b in der Unterweisung zum Herrn, und wandle, cwie den heiligen Frauen geziemt, damit die jungen Weiber lernen züchtig sein, ihre Männer lieben, daß sie keusch, sittig und ihren Männern untertan seien, und halte fest an der Lehre, die du jetzt bekennst. Der Herr mache dich tüchtig zu allen guten Werken; in dem- jenigen, was deinem Rufe geziemt, sei hiermit dem allmächti- gen Gott anbefohlen, und d dem Worte seiner Gnade; Er gebe, daß wir einander in der Ewigkeit sehen Inögen Von mir, Joos Verbeek, deinem Manne und Bruder in dem Herrn, zu Antwerpen auf dem Steine, wo ich cum des Zeugnisses Jesu Christi willen gefangen liege, mit meiner lin- ken Hand geschrieben, weil meine rechte vom Foltern lahm war. Grüße mir k alle Freunde, insbesondere die Diener. Julius Klnmpheren 1561. Jm Jahre 1561 ist der Bruder Julius Klamphereh aus Welschland oder Italien, um seines Glaubens und der göttlichen Wahrheit willen zu Venedig s gefangen gesetzt worden; darauf haben sie ihn oft vorgenommen, verhört, ausgefragt und mit ihm gehandelt, um ihn zum Abfalle zu bringen; aber er hat sich stets weislich verantwortet, und es ist ihm auch erlaubt worden, dasjenige, was er mit den verordneten päpstlichen Gesandten verhandelte, nämlich seines Glaubens wegen, schriftlich aufzuset- zen, sich also zu verantworten, und mit seiner eigenen Schrift sei- nes Glaubens wegen Rechenschaft zu geben. Als er nun solches getan hatte, und dabei standhaft blieb, haben sie ihn zuletzt b ver- urteiltsdaß er in die Tiefe der See geworfen werden sollte; wor- auf er antwortete: Das ist mir nichts Unerwartetes, denn es ist mir im Anfange meiner Bekehrung Verkündigt worden, daß ich c um des Zeugnisses der Wahrheit willen den Tod zu erwarten hätte; das aber kommt mir fremd vor, daß die Herren von Ve- nedig in ein solches Urteil einwilligen und weder bedenken, noch überlegen, daß sie am jüngsten Tage vor Gott, d von dem un- schuldigen Blute Rechenschast geben müssen. Darauf gaben sie ihm zur Antwort, daß sie ihn hierum nicht gefragt hätten: weil sie aber- keinen Gefallen an seiner Rede hätten, so vergönnten sie ihm auch nicht, weiter zu reden, sondern haben ihn wieder schnell nach dem Gefängnisse führen lassen. Da sie sich vorgenommen hatten, ihr ausgesprochenes Urteil lcLuL 18, AS. 1Lul. 23, 45. unser. l, s. Matth 2ö, IS. nRöm 12, I. ask-Im. l, 7. bEplx S, 4. cTiL L, Z. CAN. Z· 82. eOffb. S, V. kRöiw 16 aMaEL I, IS. Abg. l2, s. L. bMatth 10, 22. cLUL 21, II. clJeh IS, 16. Rövr. M, W. Schtittplcih zu vollstrecken, so haben "ie ihm nach ihrer Gewohnheit, weil er ein Pfaffe war, die Prieterweihe abgenommen, und ihn in der Abenddämmerung hinausgeführt, unter dem Vorwande, daß sie ihn vor die Obrigkeit führen wollten; haben ihn aber unverse- hens in die Tiefe der See geworfen und ertränkt, wiewohl er da- mals nichts anderes erwartete; er ist deshalb fröhlich gewesen, hat allezeit gesungen und Gott mit fröhlichem und tapferen Ge- müte gelobt, bis er die e Krone der frommen Märtyrer und ge- treuen Zeugen Jesu Christi erlangt hat; und wiewohl sie ihn heimlich bei Nacht ertränkt haben, so wird doch solches öffentlich an dem großen Tage des Herrn an’s k Licht kommen und schwer gerächt werden. Lorenz von der· Wolle, Anthonins Schönfelty Kalleken Strings, Syntgen Potvliets und Maehken Kurz-z. Im Jahre 1561. Jm Jahre 1561 haben sich einige s Brüder und Schwestern nach ausgestandener starker Verfolgung bei Jpern in Flandern niedergelassen, um dort an einem Orte, auf dem hohen Sieken genannt, zu b wohnen. Nachdem dieselben Geld, Gut, Freunde und Verwandte, um der Nachfolge Christi willen, verlassen hat- ten, wohnten sie dort in der Stille und ernährten sich mit Schmalweben, mit welchem Handwerke sie die Kost zu verdienen suchten; sie sind aber ausgekundschaftet worden, als sie eben bei einander saßen und arbeiteten; deshalb ist der Ketzermeistey in Begleitung einer großen Volksmasse mit Prügeln und Schwer- tern und Stricken versehen war, dahin gekommen, um sie zu fan- gen, und zwar zu der Stunde, als Anthonius, der zum Besu- che da war, Abschied genommen hatte und an der Türe stand um fort zu gehen. Als sie nun mit großem Getümmel ankamen, ist Syntgen Potvliets (welche schwanger war) zuerst zum Hause hinausge- laufen, und ist auf die Weise gefangen genommen worden; Carl N. lief auch zur Tür hinaus, und Meister Claes (welcher ein großer Verfolger und Gehilfe des Ketzermeisters war) lief ihm mit dem bloßen Schwerte nach und hieb nach ihm, und wie- wohl er ihn verwundete, so ist er doch entronnen; Maeyken Kocx (welche auch schwanger war) wurde von dem Ketzermeisteh der ein bloßes Schwert in der Hand hatte, angegriffen, und als sie ihm zurief, er sollte doch des Kindes schonen, hat sich derselbe sehr blutdürstig geberdet, und hat sich selber, wie ein unsinniger Mensch, verwundet. Lorenz von der Walle, Anthonius Schönfeld und Kalleken Strings wurden auch gefangen genommen, Heinrich N. aber ist gleichfalls entronnen. . Jn der Zeit, daß man sie band, haben sie c einander mit dem Worte Gottes getröstet, und als man sie aus dem Hause brachte, haben sie zu den Nachbarn getrost gesagt: Kann wohl jemand sich über uns beklagen, daß man uns solches Leid d zu- fügt? Es ist um des Namens Christi willen, wir dürfen uns dessen nicht schämen. Als sie nach der Sta-dt gingen, fing Kalleken an, ein Lied zu singen, worauf Meister Claes sagte: Die Apostel haben nicht gesungen, wie du dich geberdest, so will ich auch nicht tanzen; warum singst du denn? Anthonius antwortete: Fürchte diese nicht, Schwester, sondern singe fröhlich; darauf hat ihr Lorenz singen helfen. Als sie in die Stadt kamen, ist eine große Volks« menge zugeströnct, worauf sie durch Singen und Reden das Wort Gottes offenbart haben: unter andern sagte Lorenzt Daß wir gefangen sind, solches ist um keiner Uebeltat willen ge- schehen, sondern weil wir nach dem k Worte Gottes leben. Kalleken Strings sagte: Die Pforte ist enge, und der Weg se. Im. e, s. kgnatm 7, g. aMatth. 10, P. bMatth. II, W. c2. Bist. 4, IS. cMatth 10, 28. il. Bei. L, 15 Kot. IS, U. dMattlx 10, 22. 1. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefiatntm. g schmal, der zum Leben führt, bereitet euch dazu vor, tut Gutes und verlaßt das Böse, und fürchtet nicht die Regenten dieser Welt, sondern kauft Testamente leset darin den Rat Gottes, und folget demselben. Da wurden sie auf den Hof von der Sale ge- fangen gesetzt, wo sie einige Monate und Tage gefangen saßen, J! geduldig und guten Muts, und darauf warteten, wann sie ih- re Opfer tun sollten; unterdessen haben iviele Brüder und Schwestern sie besucht und getröstetz auch hat man sie sämmtlich wegen ihres Glaubens untersucht, welchen sie ohne Scheu be- kannt haben, und auch um keiner l( Pein oder Leidens willen da- von abweichen wollten. Endlich, nach vieler ausgestandener Marter sind Lorenz von der Walle, Anthonius Schönfeld und Kalleken Strinks, weil sie ltapfer und standhaft bei der bekannten und angenommenen Wahrheit beharrten, von dem Ketzermeister der weltlichen Obrig- keit in die Hände überantwortet worden, damit sie mit ihnen nach Jnhalt des königlichen Befehls handelten; er hat·auch bei der Ueberlieferung (vor den Ohren» des unverständigen Volkes) große und harte Beschuldigungen über sie (wie er meinte) abge- lesen, als unter andern, daß sie bekannt und gestanden hätten, der m Papst zu Rom sei der Antichristz daß sie die römische Kir- che für die babylonische Hure hielten; daß sie vom Sakramente urteilten, das es ein abscheulicher Götze sei 2c. Darauf begannen Lorenz zu sagen, er hätte nicht ohne aus- führliche Erklärung in solcher Weise bekannt und ausgesagt; aber man befahl ihm sofort, in heftigen Worten, still zu schwei- gen, worauf er jedoch sagte: Dieben und Mördern wird erlaubt einen Fürsprecher zu haben, aber ihr habt es dahin gebracht, daß weder Fürsprecher noch Advokat für uns reden darf, darum müssen wir ja für uns selbst reden. Kalleken Strings aber, welche sich niedergesetzt hatte, um auszuruhen, und welche ihr Haupt auf die Hand gestützt hatte, weil sie durch das Foltern sehr gemartert worden war, hat sich nicht weniger ungescheut durch Reden hören lassen. So sind denn nun, auf des Ketzermeisters Zeugnis, Lorenz von der Walle und Anthonius Schönifeld von der Obrigkeit da- hin verurteilt worden, das; sie öffentlich an einem Pfahle er- würgt und verbrannt werden sollten: zu dem Ende ist auch auf dem Markte eine Schaubühne mit zwei Pfählen, sowie Holz und Stroh, zubereitet worden. » Sie wurden mit den Armen an einander gebunden, vor- geführt und als sie an den Ort kamen, 0 wo ihr Opfer geschehen sollte, sind sie auf die Kniee gefallen und haben ihr Gebet zu Gott verrichtet; als sie aber wieder aufstanden, hat der Scharf- richter sie wegen des bevorstehenden Werkes um Verzeihung ge- beten, worauf sie ihm I) liebreich vergeben haben (nach der Lehre Christi)- Fürwahr, sp1:.ach Lorenz überlaut zu der Obrigkeit, er wolle es ihnen, und allen, die daran Schuld wären, gern vergeben; auch sagte er ohne Scheu wie der dritte Sohn des q makkabäischen Weibes: Diese Glieder hat mir Gott vom Himmel gegeben, dar- um will ich sie gern um seines Gesetzes willen wieder lassen. Als sie beide in das Häuslein gingen, haben sie allen r Brüdern und Schwe««·tern, die in vielen Ländern, Städten und Dörfern zer- streut ind, gute Nacht zugerufen, und als sie ihren s Geist in die Hände Gottes befohlen, sind sie von dieser Welt geschieden. Jn dem Monat Oktober desselben Jahres ist auch Kalleken Strsings, eine sehr schöne und wohlgesittete Jungfrau, der welt- lichen Obrigkeit übergeben worden; sie war sittsam, t unverzagt gMctttlx 7, 14. b PhiL L, 17. iAhsx 1S, 40. l( 1. Bei. S, is. Hebt. 10, Es. IMMIL is, II. m l. SICH. Z, IS. n Offb. 17, Z. o Ali-XIV S0. p Mktttlh S, 14. q Z. Moll. 7, U. r l. Pet- 1, l. s Luk- 23, 45. tMatth IS, 22. L. Wall. 7, U. 213 und standhaft, daß man sie keineswegs von ihrem Glauben ab- bringen konnte, weder durch schöne Verheißungen der Güter, des Geldes oder des zeitlichen Wohlstandes, noch durch Pein und schwere Marter; (obgleich sie so sehr gefoltert wurde, daß man sie auch wie tot von der Bank aufgehoben hat) auch selbst ihre. Mutter, als sie zu dem Ende zu ihr ins Gefängnis kam, konnte sie nicht bewegen und ihren Endzweck nicht erreichen, sondern, als sie ihrer Tochter Standhaftigkeit und freundliches Betragen hörte und sah, hat gesagt: Meine Tochter ist besser als ich. Nachher ist sie auch dahin verurteilt worden, daß sie er- würgt und verbrannt werden sollte; darauf sagte sie: Nun habt ihr mich, nach des Kaisers UBefehle, zum Feuer verurteilt; fürchtet euch vor dem Gerichte, welches Gott halten und euch zum ewigen Feuer verurteilen wird. Als man nun glaubte, daß sie gerichtet werden sollte, ist aus der Nähe und Ferne eine große Volksmenge zusammen gekom- men, um solches zu sehen. Als die Obrigkeit das sah, und Auf- ruhr befürchtete, so hat sie Kalleken nicht herausbringen lassen, sondern der Scharfrichter kam aus dem Schlosse und sagte zum Volke, sie sei schon tot. Hiernach ist das Volk auseinander ge- gangen, in der Meinung, sie sei heimlich enthauptet worden. Aber des andern Tages früh ist sie unvermutet auf den Markt gebracht worden, wiewohl keine Schaubühne, sondern nur andere Gerätschaft zugerüstet war, und ist, als sie ihr V Gebet zu Gott verrichtet, und ihren Geist in seine Hände befohlen hat- te, das Urteil an ihr vollzogen worden, also ist sie von dieser Welt geschieden, und ist mit brennenden Lampen ihrem W Bräu- tigam entgegen gegangen. Unterdessen ist Syntgen Potvliets, weil sie nicht standhaft blieb, wieder freigelassen worden, Maeyken Kocx aber, welche al- lezeit standhaft blieb, ist aufgesp-art und verwahrt worden, bis sie geboren hatte und das Kindbett zu Ende war; darauf ist sie (obwohl ihr Herz sehr an ihrem Manne und ihren Kindern hing), weil sie« Gott über alles liebte, Xund aus Liebe zu ihm bei der erkannten und angenommenen Wahrheit blieb, J! und die- sen köstlichen Schatz höher hielt als ihr eigenes Leben, verurteilt worden, öffentlich an einem Pfahle erwürgt und verbrannt zu werden, welches auch so geschehen ist, und ist sie, 2 als sie ihren Geist in die Hände Gottes befohlen, freudigaus dieser Welt geschieden, weil sie wußte, daß siedie ewige Freude ererben und mit den fiinf klugen Jungfrauen eingelassen würde, wenn die Stimme zur Mitternacht rufen wird: Siehe, der Bräuti- gam kommt, gehet ihm entgegen. Orvel, Jan und Pleimis. 1561.«" Um diese Zeit sind auch Orvel, Jan und Pleunis zu Köln um der Wahrheit willen, von einander abgesondert, gefangen ge- setzt worden, und weil sie die Wahrheit standhaft bekannten s und durch keine Marter oder Verführung bewogen werden konnten, von derselben abzufallen, sondern getreu blieben, so sind sie end- lich auf den Rhein gebracht und daselbst ertränkt worden, b nach- dem sie ihre Seelen in die Hände Gottes befohlen hatten. Jm Jahre 1561. - « Franz von Elstland.— Jm Jahre 1561. Ein Bruder, Franz von Elstland, sonst Franz von Meenene genannt, seines Handwerks ein Maurer, ist von Meenene nach Arien in WelschsFlandern gezogen, s um dort zu mauern oder zu arbeiten, und dadurch seine Kost zu ver-dienen; er ist aber da- uMattlL Es. R. vEVkh S. is. Qui. M, its. wMatth. 25, l. xMattlY 22, AS. y2. Kot. 4. S. Las. M. IS. zLuk. W, its. aJvh 17, 17. Muttk M, 22. DIE. Z, 10. bLUL 23, W. aAbcr. IS. Z. 214 Der blutige selbst auf St. Denystag, den 9. Oktober 1561, gefangen genom- men worden, als er eben das Pferd eines·Herrn, für b welchen er arbeitete, an das Wasser führte, weil er den Abgott der Pfaffen nicht mehr ehrte. Als sie ihn nun oft verhärten, und mit c Be- drohungen und Marter ihm zusetztem und er gleichwohl von fei- nem Glauben nicht abstehen wollte, so ist er endlich den 21. Ok- tober d als Zeuge Gottes lebendig verbrannt worden. Während der Execution hat der Mönch unverschämter Weise gerufen: c Gehe hin, du Verfluchter, von -diesem Feuer ins ewige Feuer; aber Franz, der solches geduldig ertrug, hat Gott die Rache über- lassen, welcher zu seiner Zeit recht richten wird. « Johannes Schut. Im Jahre I561. Auch ist im Jahre 1561 noch ein tapferer Held und Strei- ter Jesu Christi, genannt Johannes Sehnt, in der Stadt Bre- den in Westfalen, weil er Christo nachfolgte und nach dem heili- gen Worte Gottes lebte, in die Hände der Tyrannen und Ver- folger gefallen; er hat dort schwere Haft und Bedrohungen des Todes erlitten und durch Gottes Gnade ertragen. Als er gebun- den vor die Herren gebracht wurde, um von seinem Glauben Rechenschaft zu geben, hat er auch freimütig bekannt, s daß er nach Gottes Wort glaube. I. Fragten sie ihn nach seiner Taufe, und was er von der Kindertaufe hielte. Er antwortete, er wäre auf seinen Glauben getauft, b wie solches Christus, sein getreuer Heiland, Mark. I6, uns befohlen, daß man die Taufe allein den Gläubigen und nicht den unvernünftigen Kindern mitteilen soll, und daß er niemals in der Heiligen Schrift von einer Kindertaufe gelesen habe, wes- halb auch solches keineswegs mit Gottes Wort erwiesen werden könne, sondern die Taufe käme allein denen zu, c die ihr sündhaf- tes Leben gebessert hätten. Sie fragten ihn mit Ungestüm, ob er nicht gesinnt wäre, davon .abzustehen. Er antwortete, es sei ihm keineswegs nützlich, d daß er Gottes Wort verlassen und des ewigen Todes sterben sollte, sondern er wollte lieber um der Wahrheit willen leiden, und wäre auch die Pein noch so groß. L. e Von des Herrn Abendmahle hat er auch gründlich vor ihnen bekannt, daß man solches nach der Einsetzung Christi hal- ten müsse, und daß man sich dabei mit demütigem Herzen seines bittern Leidens und unschuldigen Todes erinnern soll, und wie er feig teures Blut für uns arme Sünder am Kreuze vergossen e Z. Haben sie ihn alle mit vielen Worten gefragt, ob Chri- stiis, unser Heiland, nicht von Maria Fleisch und Blut wäre; da aber dieser Punkt ein Hauptartikel des christlichen Glaubens ist, so hat er auch gründlich dahin geantwortet, er habe diese ihre Behauptung niemals in Gottes Wort gelesen. Er fragte sie: Wie sollte der von der Erde sein können, kden Gott der Vater vom Himmel herniedergesandt hat? aber die reine Jungfrau Maria hat ihn vom Heiligen Geiste empfangen, und er ist durch die Kraft des Allerhöchsten ein Mensch geworden, so daß das Heilige, das von ihr geboren worden ist, der Sohn des aller- höchsten Gottes genannt wir-d, gohne daß er auf irgend eine Weise des besudelten und siindlichen Fleisches des Menschen teil- haftig geworden wäre, sondern es ist das Wort (nach dem Zeug- nisse Johannes) Fleisch oder Mensch geworden, so daß man die Herrlichkeit des ei1igeborenen Sohnes des Vaters betastet und ge- sehen hat. Dadurch sind die Verheißungen Gottes, zb daß Chri- stus aus dem Geschlechte Davids kommen sollte, in ihm vollkom- cHekx I0, II. dJvkD II, 27. c I. Pet- 22, S. Pf. 7, l·2. , 32. Qui. I2, s. bMark. IS, IS. Mattlx 28, IS. VI. 2, 41 und B, Bis. dMattkx I0, IS. Matt B, AS. cMattkY 26, 25·. Mark. Ist, 22. 1. Kot. II, W. ist-h. IS, 28. Ich. IS, Z. Col. L, L. SLUL I, 27. JeL I, 7. 15. Mattlx I, 20. Floh. I, I4. I. Ich. I, I. III. Tini. 2, 8 · Jes· I, I. Röni l, s. bit-Ida. I2, S. aYiattkx 10 Schut-plus, men erfüllt worden, durch welchen wir alle, die wir verloren wa- ren, erlöst und mit Gott versöhnt worden sind. » 4. Fragten sie wegen ihrer Obrigkeit, ob sie nicht von Gott ware. Er antwortete: i Ja, zum Schutze der Frommen und zur Strafe der Uebeltäter, kund von Gott verordnet, um ihre Lä1i- der in Frieden zu regieren. 5. Fragten sie ihn, was er vom Ehestande hielte. Er ant- wortete, daß. ein Mann mit einem Weibe zusammen in den Ehe- stand verbunden seien, lund daß diese Treue durch nichts als Ehebruch wieder geschieden werden möge, worin er der Lehre Christi, Matth. 19, nachgefolgt ist. 6. Fragten sie ihn wegen Aufruhrs und Meuterei, aber er antwortete, daß er nichts von solchen bösen Dingen hielte, son- dern daß er und auch seine Mitbrüder unterrichtet wären, 111 ihre Feinde zu lieben, und denen wohlzutum die ihnen Uebels täten und sie verfolgten; daß auch nichts anderes von ihm und seinen Mitbrüdern in Wahrheit gehört werden würde. 7. Fragten sie ihn, wer sein Hauptmann wäre. Er antwor- tete, 11 es wäre solches Christus mit seiner Lehre, dieser hätte ihn in Frieden berufen. Bei diesem seinem getreuen Heilande und seiner gesegneten Lehre hoff-e er zu bleiben, und solches mit sei- nem Tode und Blute zu befestigen. · Darauf haben ihn die Tyrannen zum Tode verurteilt, und er ist mit dem Schwerte gerichtet worden. Der oberste Richter aber, der dieses Urteil gefällt hatte, hat, als er wenige Tage nach dem Tode des Johannes Schut an dem Leichnam vorüber ritt, spottender Weise gerufen: Schut, singe uns nun ein Liedlein: weil Schut in seinem Trübsale guten Muts gewesen, und viel im Gefängnisse und als er zum Tode hinaus-ging, gesungen hat, worauf den Richter ein Schlagfluß getroffen hat, daß er zu nie- mandem mehr redete, sondern kurz darauf gestorben ist. Viele haben dafür gehalten, es sei solches eine Rache und Strafe Got- tes für ihn gewesen. · Leset von dieser Geschichte sein eigenes Liedlein im alten L1ederbuch, welches anfängt: O Herr! ich mag wohl klagen. Johann, Henrich, Bastian, Hans, Mariken von Meenen, Beet- ken von Brugh und Lintgen. Jm Jahre 1561, den 15. August. Ferner sind im Jahre unsers Herrn 1561 zu Antwerpen in Brabant um des Zeugnisses Jesu Christi willen sieben fromme Zeugen der Wahrheit gefangen genommen word-en, mit Namen Johann, Henrich, Bastian, Hans, Mariken von Meenen, Beetken von Brugh und Lintgen. sDiese alle haben das Haus ihres Glaubens so fest und unbeweglich auf ihr Haupt und Eckstein Christum Jesu1n gebaut, d.aß sie weder durch die Weltweisheit »der Papisten und ihre boshafte Verführung, noch durch-ihre Ty- rannei und Gewalt zum Abfalle gebracht werden konnten, b son- dern ihr Glaube ist viel köstlicher erfunden worden, als das ver- gängliche Gold, »das durch Feuer geläutert wird; darum haben sie in dem genannten Orte den 15. August des gemeldeten Jah- res ihr Leben um der Wahrheit übergeben, c und das Ende des Glaubens, welches die ewige Seligkeit ist, durch GottesGnade erlangt. Darum warten sie nun, daß sie die Krone der ewigen Herrlichkeit mit allen Frommen in der Ewigkeit empfangen mogen. Leset hiervon der schöne große Lied im zweiten Liederbuche, welches zum Troste dieser gefa11genen an sie gerichtet wor- gen ist, und so anfängt: Lieben Brüder, wir grüßen euch mit 1ngen. iRöm. IS, I. leI. Bei. L, IS. 1Mutth. IS, s. I. Mofe L, 24. MEDIUM. Ei, 44. Rösh I2, IS· n Epkh I, 29 und s, 28. I. Kot. 7, IS. P t-1a!gintth. 7, 24. END. I, 21· I. Bei· 2, S. KOL Z, s. l) I Bei· I, 7. c I. e. , . oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnteir. Zwölf Christen zu Brugge Adrian Israel, Lukas Hendriksz Martin Amare, Nikafen Amare, Hausken Lisz, Andreas Müller, Anthonius Kente, Hausken Parmentier, Jan R» Jelis Outermam Francintgen Müllerim Maeyken Drum-s. 1561. Jm Jahre 1561 des Abends vor St. Martinstage hat es sich zugetragen, daß zu Brugge in Flandern einige Christen ver- sammelt waren, s welche einander mit dem Worte des Herrn lehrten und zur Besserung des Lebens ermahnten. · Als die Herren davon Nachricht erhielten, haben sie des Amtinanns Die- ner dahingesandt, welche als sie dort ankamen, hinein gesprun- gen sind und gerufen haben: Gebet euch gefangen, oder wir durchstehen euchz übergebt auch euer Gewehr und eure Bücher. Darauf haben sie geantwortet: b Wir find das Volk nicht, das sich selbst zu rächen sucht, sondern wir überlassen Gott die Rache, c der wird zu seiner Zeit Rache ausüben. Da wurden zwei und zwei-an einander gebunden und nach dem Steine, das ist das Gefängniß, geführt. Sie gingen unverzagt fort, d und tröste- ten einander mit Gottes Wort. Drei derselben sind ihnen en- tronnen, nämlich Rutsaert mit seinem Weibe und eine Frauens- person, genannt Maeykenx die anderen aber, die auf den Stein kamen, sind fröhlich gewesen. Francintgen Ntüllerin sprach zu Maeyken: E Liebe Schwester, laß uns daran gedenken, daß das Himmelreich nahe ist, und laß uns unserm Bräutigam von Her- zen getreu sein. Jelis und Hansken Parmentier haben vor Freude ein Lied gesungen. Auxf St. Martins Tag wurden sie vor die Herren ge- bracht, wo sie ihren Glauben ohne Scheu bekannt, auch dabei ge- standen haben, daß sie knach dem Befehle Christi recht getauft wären. « Es haben aber diese zehn Brüder und zwei Schwestern un« gefähr dreißig Tage auf dem Steine gesessen, wo sie g Gott lob- ten, ihm dankten und sich zubereiteten, um seines Namens willen zu leiden; unterdessen sind sie noch einmal vor die Herren ge- bracht worden, wo sie abermals ihren Glauben bekannten und sagten, daß sie dabei fest verharren wollten. Am zehnten Dezember b sind ihrer sechs aufgeopfert wor- den, nämlich Adrian Brael, Lukas Hendrikß, Martin Amare, Nikasen Amare Hansken Liß und Andreas Müller, welche ein- ander furchtlos trösteten und untern andern Worten sagten: kNun ist der Kampf gekämpft, der Lauf ist fast vollendet, wir haben Glauben gehalten, fernerhin ist uns (wie Paulus sagt) k die Krone des Lebens beigelegt. Des andern Tages, den eliften Dezember, sind die andern sechs getödtet worden, nämlich Anthonius Keine, Hanskeii Par- mentier, Jan N» Jelis Outermai1, Francintgen Müllerin und Maeyken Trams, welche auch lihrem Bräutigam mit Lampen und dem hochzeitlichen Kleide geziert, ohne Scheu und freudig mit solcher Liebe entgegengegangen sind, daß sie auch um seinet- willen M den bittern Tod nicht gescheuet haben. Fvancintgen rief einer von ihren Bekannten zu und befahl ihr, die Brüder und Schwestern in dem Herrn herzlich zu grüßen und ihnen zu sagen. daß sie sehr geneigt sei, U für des Herrn Namen zu leiden und wie ihr Bräutigam beherzt streiten wollte. Sie sind sämmtlich Oum des Namens Gottes und seiner Wahrheit willen erwiirgt und verbrannt worden: nun sind sie in der Ruhe, und erwarten die Zukunft unseres Herrn, welcher ihr Leiden rächen wird. Wkarl .1. 15. bNöm. 12. 19. cbebr. 10. s0. -. , . Mark. 12, so. Matth . Avostelg S. . giltst-n. 12, I. . 1, 12. lMatth. is, 1 und 22, 12. est-h. 17, 17. aAdostela. W· 7. es! i. . . is. Kot. is, 1.1. iaMatto 12. so. e. Lim- . 7. ssMattn to, es. Juli« « 215 Johann Hulle zu Yperm 1561. Gleichwie man bemerkt, daß der Wolf seiner angeborenen blutdurstigen Natur durchgehends folgt, sweshalb die Schafe mit ihm keinen festen Bund machen können, sondern beständig in Not .und Gefahr schweben, von demselben verschlungen zu wer- den, so hat sich solches auchim Jahre 1561 in Flandern, in der Stadt Ypern, zugetragen, wo ein Gottesfürchtiges Schäflein Jesu Christi b von diesen reißenden Wölfen angetastet und ge- fangen worden ist, nämlich ein alter Mann, Namens Johann Halle; dieser hat daselbst mit diesen c reißenden Wölfen viele schwere Kämpfe ausstehen und ertragen müssen, nicht wegen ir- gend einer Uebeltat, sondern weil er dnach dem Worte Gottes lebte, wovon diese ihn mit ihrer Tyrannei abzuziehen und zum Abfalle zu bringen suchten. Weil er sich aber, c wie einem ge- horsamen Nachfolger Jesu Christi zusteht, unter die Stimme seines einigen k Hirten gebeugt hatte, so ist er vor diesen Frem- den geflohen, und hat sie nicht hbören wollen. Darumist er von den Herren dieser Welt zum Tode verurteilt, und also an gemeldeten Orte mit Feuer verbrannt worden. Jn diesem ganzen Kampfe hat er sich, g als ein tapferer Streiter Jesu Christi, bmit Ge- duld gewaffnet, und all( dieses angetane Leid standhaft (durch den Glauben) ertragen, und gleichwie er sich hierin Christo und seiner Wahrheit nicht geschämt, sondern sie iöffentlich vor den Herren und Fürsten bekannt und gestanden, auch dieselbe mit seinem Blute und Tode bezeugt und befestigt hat, so wird sich Christus (wenn Er kommen wird, kin den Wolken des Him- mels, mit der Herrlichkeit seines Vaters) seiner dagegen auch nicht schämen, sondern ihn Ivor seinem Vater bekennen, ihn. zu seiner Rechten stellen und ihn, sammt allen Gesegneten, in das Reich eingehen heißen, welches ihnen von Anbeginn bereitet ist, welches die ewigwährende Herrlichkeit im Himmel ist. Peter von Maldegem, Peter von Male, Jaques Bostyn und Lorenz Allen-to. 1562. . Jm Jahre 1562 sind zu Gent in Flandern vier 2Brüder, genannt Petervon Maldegem, Peter von Male, Jaques Bostyn und Lorenz Allaerts, b gefangen gesetzt worden, weil sie nicht länger der römischen Kirche, sondern c den Geboten Gottes nach- zufolgen suchten. Diese haben, als man sie verhört hat, d ihren Glauben ohne Furcht bekannt, und mit dem geistigen Schwerte des Wortes Gottes für die Wahrheit tapfer gestritten; und als« sie nicht davon abgebracht werden konnten, sind sie zum Tode ver- urteilt worden, und haben mit ihrem Blute dem Namen Christi Zeugniß geben müssen. Nun ruhen sie unter dem Altare,.und e warten der Zeit, wann die Zahl ihrer Brüder erfüllt sein wird, wo ihnen Belohnung, ihren Feinden aber Rache widerfahren wird. Vyntgety Gondeken und Jannekcn de Jonkheey Betgen von Maldcgem, nnd Shntgcn von Gelder. Jm Jahre 1562. Jn demselben Jahre sind auch zu Gent drei Geschwister, nämlich Vyntgem Goudekeu und Janneken de Jonkheer, mit zwei Andern, nämlich Betgen von Maldegem und Syntgeu von Gelder sgefangen genommen worden. Diese haben alle fünf bihren Glauben ohne Furcht bekannt, und sind bis an ihren Tod, -d-e1i sie darum leiden mußten, unverzagt dabei geblieben. und haben sich an die Liebe ihres Bräutigams Jesu Christi fest- gehalten; darumswerden sie auch, wenn das Geschrei O um Mit- Urkund. 7. is. hJokx m. s. se. Tini. e. s. di. Petri 4, is» sei-v. s, i. its-oh. to. «. Hi. Petri 4, te. ne. Tun. e, g. 1. Ich. 4, s. »in-serv. m, se. nur. 1e. s. ksvkattn es, ei. wire-so. a, s. wie-ich. es, Si. aMcttLlV 12, öd. IJZLUL 21, 11. cMutth. s, 10. dLuL 12, R. Eplx c, . . . Esd å L. 4 . s 17aA;o4stelg. B, Z. Mclttlx 12, s0. bMattT 10, AS. eMattbLä S. 216 Der blutige ternacht kommt, Jhm mit ihren brennenden Lampen und mit Oel angefüllten, geschmückten Gefaßen entgegen gehen, und, als bereitete Jungfrauen, mit Jhm d zur Hochzseit eingehen. Wilhelm von Dale. 1562. Nicht lange nachher mußte auch zu Gent s ein gefangener Bruder, genannt Wilhelm von Dale (der so fest an der Wahr- heit und Liebe Gottes hing, daß er weder b Pein, Leiden, Feuer, noch Schwert scheute), in der Nachfolge Christi (welchem er dankte, daß Er ihn dazu würdig gemacht hatte) den bittern Tod schmeckenx darum c wird ihn Christus auch erhöhen, und ihm sein ewiges Himmelreich, voll unvergänglicher Freude, zu besitzen geben. Jelis Strings nebst Peter und Jelis Potvliet. 1562. Jelis Strings, ein hedachtsamer lediger Mensch oder Jung- geselle, wie auch ein Mann, Peter Potvliet, mit seinem Bruder Jelis Potvliet, einem Junggesellen, welche alle drei zu Tielt in Flandern gebürtig waren (nachdem sie szur Erkenntnis; der Wahrheit Gottes und der Gemeine Gottes gekommen sind), hy- hen sich noch viel. ausgestandener Verfolgung zuletzt zu Weroik häuslich niedergelassen und sich mit Schmalweben ernährt. Es hat sich aber ungefähr in der Mitte des Sommers des Jahres 1562 zugetragen, daß der Ketzermeister in einer Nacht mit vielen Dienern gekommen ist, und das Haus besetzt hat, und als er hin- einkam, sind darin diese drei Brüder gefangen worden. Als es nun Tag wurde, hat man sie auf einen Wagen ge- ssetzt und darauf festgebunsdem und sie, während der Ketzermeister und seine Gesellschaft zu Pferde neben ihnen ritten, drei Stunden Weges durch Meenen nach Kortryck geführt, wo sie drei Monate gefangen sitzen mußten und genau bewahrt wurden: haben auch mit dem Ketzermeister und andern Geistlichen viel in Glaubens- - sachen verhandelt, sind aber -doch tapfer und bstandhaft bei der bekannten und angenommenen Wahrheit geblieben. Darauf hat der Ketzermeister sammt dem Herrn von Everbeke lunter dessen Herrschaft sie gefangen waren) und eine große Gesellschaft zu Pferde undzu Fuße diese c frommen Zeugen der Wahrheit wie- derum auf einem Wagen denselben Weg zurück nach Wervik ge- führt, wo auf dem Markte (genannt der Steinacker) ein Kreis aus» Pfählen unsd Holz, um sie zu verbrennen, zubereitet war. Weil es aber, als sie auf dem Wege zwischen Meenen und Wervik waren, außerordentlich stark geregnet hatte, sodaß das zuberei- Ttete Holz und Stroh dadurch sehr naß wurde und auch überdies der Amtmann sie nicht gerne verbrennen lassen wollte, so sind sie alle drei d zum Schwerte verurteilt worden. Zuerst ist Jelis Strings vorgeführt worden, welcher, als er e zum Tode ging, unter andern die Worte sagte: Weil ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn des lebendigen Gottes, aus der Jungfrau Maria geboren, ist, darum muß ich sterben; worauf ein Mönch, welcher neben ihm ging, sofort zu ihm sagte: Du lügst. Dann fuhr Jelis in seiner Rede fort: k Und weil ich glaube, daß der Papst g der Antichrist ist. Zuletzt ist er nieder- gekniet und. hat mit zitternder Stimme gesagt: O himmlischer Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist, und damit hatte der Scharfrichter sein Werk sehr schnell an ihm verrichtet, hat auch den Leichnam mit Holz zugedeckt, damit die Andern, die ihm folgten, denselben nicht liegen sehen sollten. Dann ist Peter Potvliet vorgeführt worden, welcher, als er zum b Tode ging, folgende Worte sprach: So ist es vorher be- sischlossen, um des Herrn Namens willen: er führte auch an, zur dOffenb m, 7. aMattkp W. 7. list-käm. S. As. cAvostelg s. 42. Mattkk As, 84. aEvb. Z, As. Matth 10, DE. b Mattkx 1(1, 22. cJoh is, Si. dAvostelg 12, Z. eMattku 16, S. List. 2, 7. Qui. I, II. i2. Thess L, Z. gApostelg 7, 67. hLuk. Es, Js- Schmtplastz Befestigung seines Glaubens, aus Eph. 4, 5, i daß ein Herr, ein Glaube und eine Taufe sei 2e.; er rief auch, als er niederkniete: O, himmlischer Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist. Da hat der Scharfrichter sein Schwert schnell gebraucht und ihn fiinfmal in die Schulter, in den Hals und in das Haupt gehauen, ehe er sein Werk an ihm vollendete, darauf hat er den Leichman, wie den vorigen, bedeckt. « Zum Beschlusse ist Jelis Potvliet vorgeführt worden, wel- cher an Jahren noch jung war; derselbe führte unter andern, als er zum Tode ging, die Reden Christian: Fiirchtet nicht, die den Leib tödten Je. Auch sagte er, als er niederknietm O, himm- lischer Vater! in deine Hände befehle ich meinen Geist. Aber ehe das letzte Wort ganz geredet war, war sein Haupt vom Rumpfe. Die Leichname wurden zwischen Wervik und Meenen auf Räder »geflochten, sind aber bald darauf von einigen ihrer Mitgenossen I( heimlich abgenommen und begraben worden. Von Jelis Strings sind noch zwei Briefe vorhanden, die er zu Kortryck im Gefängnisse geschrieben hat, welche wir dem Christlichen Leser zur Ergötzung beigefügt.haben. Der erste Brief von Jelis Strings. Gnade, s Barmherzigkeit und Fried-e sei mit euch von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesu Christo, idem b Sohne des Vaters in der Wahrheit und Liebe; er wolle euch (die ihr nun eine kleine Zeit Verfolgung leidet), stärken und kräftig machen, und wolle euch verleihen, c stark zu werden an dem inwendigen Menschen, und daß Jesus Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, und daß ihr durch die Liebe eingewurzelt und ein- sgepflanzt werden möget, damit ihr erkennen möget, mit allen kHeiligen Gottes, die Höhe, Tiefe, Länge und Breite seiner Barm- sherzigkeit und darin recht wandelt und unbeweglich bleibt bis ans Ende eures Lebens, das wünschen wir euch allen, die den Herrn lieben, zum herzlichen Gruße, lieben Brüder und Schwe- stern in dem Herrn. Ferner, nach-aller Vegriißung lassen wir euch wissen, daß es um uns noch sehr wohl steht; der Herr müsse ewig gepriesen sein für seine Gnade; bittet den Herrn für uns, daß Er es nach seinem Willen ergehen lassen wolle; wir sind ziemlich tapfer, dem Herrn sei Lob. Auch ist das meine herzliche Bitte an euch, daß ihr den Schwacheii im Glauben von allen Dingen einen rechten Unter- schied geben nnd dieselben in der Versammlung oft ermahnen wollt, denn es ist große Not; sie. quälen die Gefangenen so sehr, wenn sie merken, daß sie einfältig sind, ja noch einmal so viel, als Diejenigen, die ihres Glaubens gewiß sind; und auch ihr. die ihr einfältig seid, nehmet es wohl zu Herzen, und schämt euch nicht, wegen eures Seelenheils zu fragen, his ihr einen guten Warnung zu Herzen, denn so viel man seines Glaubens gewiß ist, so viel Versicherung hat man. Sirach sagt: d Gleichwie ein ",-Haiis, das fest in einander verbunden ist, nicht zerfällt vom Sturmwinde so auch ein Herz, das seiner Sache gewiß ist, fürch- tet sich vor keinem Schrecken. Also, lieben Freude, lasset uns auch bauen eusf Jefum Christum; der muß der Grund sein, näm- Ilich sein Wort, denn Christus sagt selbst: S Wer mein Wort hört und tut, dem will ich zeigen, wenn er gleich ist; er ist gleich einem Manne, der sein Haus baute, f aber er grub tief, und legte den Grund auf den Felsen, und obschon Sturmwinde und Platzregen daran stoßen, so bleibt es doch stehen, denn es ist auf den Felsen gegründet; wer aber mein Wort hört und nicht tut (sagt Chri. stus), der ist einem törichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand bauet; wenn nun Platzregen kommen oder Sturm- iAhostelg 7, 60. BUT. 23, 45. kTob· I, 19 2.Ti.1,i.h2.Jk-.1,s.xo2att.1«i,28. 2.n... . ge. s. sit-Ficke. 7, 24. kein. e, 48. h « «« 4 « dSir Unterschied habt, ehe ihr in die Klemme kommt. Nehmet diese «« oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. wind-e wehen, so fällt es, und sein Fall ist groß· Merket, Freunde, er sagt: Er ist groß. Darum, lieben Freunde, grabet tief, das heißt, nach meinem Verstande, untersuchen und wohl beherzigem damit wir nicht als Törichte erfunden werden; denn Jakobus ermahnt uns auch, daß wir g Täter des Wortes sein sollen, und nicht Hörer allein, womit wir uns doch selbst betrügen; denn wenn Jemand ein Hörer des Wortes ist, und nicht ein Täter, so gleicht er einem Manne, der sein leibliches Angesicht in einem Spiegel beschauet, und nachdem er sich beschauet hat, davongeht und von Stunsd an vergißt, wie er gestaltet war; wer aber das vollkommene Gesetz der Freiheit durchschauet und darin beharrt, und nicht ein vergeßlicher Hörer ist, der wird selig sein; b ja Christus Jesus sagt selbst: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren; auch ermahnt uns Johannes, Offenb. 1, s: « sSelig sind, die da hören die Worte dieser Weissagung und be- halten, was darin geschrieben ist. Seht, lieben Freunde, wenn wir sein Wort hören und das— selbe in unsern Herzen bewahren, so gehören uns alle diese Ver- heißungen der Seligkeit, denn sie sind eine irechte Speise der Seele, womit alle Christen gespeiset werden müssen, wenn sie an- ders leben sollen, »denn Christus sagt: Der Mensch lebt nicht all- ein vom Brode, sondern von einem jeden Worte, das aus dem . Munde Gottes kommt; desgleichen sagt auch der I( Prophet Jeres mi-as Cap. 15: Jndesz enthalte uns dein Wort, wenn wir es krie- gen, und dieses dein Wort ist unsers Herzens Freude und Trost. Auch sagt Salomo, Spr. 80, 5: Alle Worte Gottes sin-d durch- läutert und sind ein Schild allen denen, die auf ihn trauen. Da- rum, lieben Freunde, laßt uns allezeit auf Gottes Wort ver- trauen, denn wir werden dadurch nicht I belegen, Johannes sagt: Dieses sind wahrhaftige Worte Gottes: Himmel und Erde wer- den vergehen, aber Gottes Wort wird 111 nicht vergeh-en. O, lie- ben Freunde! laßt uns darauf wohl Acht haben, denn dasselbe wird uns am jüngsten Tage, verurteilenz denn Christus sagt: Jch werde euch 1iicht richten, sondern meine Worte, die ich geredet habe, werden euch am jüngsten Tage » richten. Lieben Freundel ssoll uns dasselbe verurteilen,so müssen wir genaue Untersuchung halten, und uns selbst allezeit prüfen, ob unser Leben mit dem Worte Gottes übereinstimme, darin müssen wir uns recht spie- geln, ob an uns nichts Verdammliches sei; finden wir nun etwas Unreines an uns, so laßt uns nach des Propheten Rat tun, der da sagt: O Waschet euch, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, laßt ob vom Bösen, lernet Gutes tun, schaffet den Waisen Recht und helft der Wittwen Sachen. So kommt denn und laßt uns mit einander rechten, wenn eure Sünde wie Rosinfarbe ist, so soll sie doch wie Wolle werden. Er sagt: Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen; weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwerte gefressen werden, »denn der Mund des Herrn sagt es. Lieben Brüder und p Schwestern, lasset uns nicht ungehorsam sein, auch nicht wider Gott murren, gleichwie Jsrael, weshalb sie auch verworfen wurden. Heute, g wenn wir seine Stimme hö- ren, so laßt uns unsere Herzen nicht verstecken, sondern laßt uns Fleiß anlegen, daß wir die Verheißung, in seine Ruhe einzu- gehen, nicht versäumen, damit nicht Jemand als ein solcher von uns erfunden werde, der draußen bleibe, denn wir sind zur Ge- nüge ermahnt un-d genötigt, gleichwie auch Jsrael geschah; aber das Wort der Predigt half ihnen s nichts, weil sie nicht fest glau- ben; lasset uns aber einen standhaste11 Glauben haben, gleichwie es s Caleb und Josua hatten, die sich weder vor der großen Ge- stalt der Cananiter, noch vor der Stärke ihrer Städte t scheuten, xJaL i, 22. ·11Lul. 11, 28. iMatth 4, 4. lcJen is, is. 1Dffenb. is, S. mMattlx U, As. n Loh. 12, 48. o Je[ 1, is. p i. Kot. 10, i0. qHebr. Z, 7. thebu i, L. s 4. Mose is, So. t s. Mose i, 20. 217 Eobgleich die Mauern ihrer Städte bis an den Himmel reichten. Verstehet es, sie hatten hohe Mauern, die Menscheni waren groß wie die Riesen, sie waren aber in ihren Augen nur wie Heuschrek- ten; aber Caleb un-d Josua vertraueten auf Gott, und sagten: U Gott ist mit uns, ihr Schutz ist von ihnen gewichen, wir werden sie wie Brod fressen; sie haben auch durch ihren Glauben alles iiberwundeiy und sind ins Land der V Verheißung gekommen. Also, lieben Freunde, sind auch unsere Feinde groß, stark und ihrer viele; wenn wir aber einen Glauben haben wie Josua und .Caleb, daß wir nicht auf unsere eigene Macht sehen, sondern von uns selbst ausgehen, und uns von ganzem Herzen auf ihn ver- lassen, so werden wir wohl w überwinden, denn David sagt: Be- fiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn, er wird es wohl 1nachen. Salomo sagt auch: X Verlassedich aus den Herrn von ganzem Herzen, und verlasse dich nicht auf deine Klugheit, son- dern gedenke seiner in allen deinen Wegen, dann wird er deine Gänge fördern; ja, Paulus sagt auch: y Euer Wandel sei ohne Geiz, und lasset euch an demjenigen genügen, was vorhanden ist, denn er hat gesagt: Jch will dich weder verlassen noch versäumen, so daß wir sagen dürfen: Der Herr ist mein 2 Helfer, ich will mich nicht fürchten, was sollte mirein Mensch tun? Ja David sagt: Der Herr ist mein 8Hirt, mir wird nichts mangeln, er leitet mich auf grüne Weide, er führt mich zu frischen Wassern, er erquickt meine Seele und leitet mich auf den rechten Weg um seines Namens willen; obgleich ich im finstern Tale wandle, so fürchte ich doch kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stab und Stecken trösten mich. O, lieben Freunde! b wo ist ein solcher Gott in Babel zu finden? Er sagt: Wenn du sdurchs Feuer gehst, so will ich bei» sdir sein, damit dich die Flamme nicht anzünde; wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht er- säufen sollen; ja, Er sagt: Berge sollen weichen und Hügel hin- fallen, aber meine Barmherzigkeit soll nicht weichen und der Bund des Friedens soll nicht von dir genommen werden, spricht der Herr, dein Erbarmer. Brüder und Schwestern, haben wir einen solchen Gott, der so in der Not hilft, wer sind wir, das; wir uns vor Mentschen und vor Menschenkindern fürchten sollten, Odie EwieHeu vergehen müssen. Ja, es hat Christus selbst gesagt: d Fürchtet nicht, die den Leib tödten, sondern fürchtet den, der die Macht hat, Leib und Seele in die Verdammniß zu werfen. Se- het, Freunde, obgleich uns e viel Leiden um Christi Willen zu- stößt, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. Da- rum k laßt uns von Herzen uns demütigen und seine Gebote hal- ten, und zu ihm mit Thränen bitten, daß er uns nach seinem Wohlgefallen Barmherzigkeit erweisen wolle, damit, wie wir nun wegen ihres Hochmuts trauern müssen, g wir uns auch nach die- sem Jammer erfreuen mögen, weil wir nicht den Sünden unserer Väter folgen, die h ihren Gott verließen und fremden Göttern nachliefen; deswegen hat sie der Herr in ihrer Feinde Hände ge- geben. Darum, lieben Brüder, die ihr die Aeltesten seid, tröstet das Volk mit euren Worten, ermahnt sie, -daß sie gedenken, daß unsere Väter auf mancherlei Weise versucht worden sind, und mancherlei Ansechtung haben überwinden müssen, damit sie ge- prüft würden, ob sie Gott von Herzen dienten. Ebenso sind auch Jsaak, Jakob und Moses standhaft geblieben und haben viel Elend überwinden müssen; die andern aber, welche die Trübsal nicht annehmen wollten, sondern in Ungeduld wider Gott murr- ten, sind von dem Verderber und den Schlangen umgebracht wor- den. Aber laßt uns bedenken, daß wir von Gott zur Besserung u it. Mofe U, O. is, b. is. Moses Si, aPsalm 23, i. bJeL 4s. L. i, s. II. Petri s. S. i. Lob. s, s. VSJDsI s, 17. WPlulm 37, s. xSbrtchklx is, s. yöebh cJeL El, 7. dMatth. 10, 28. e2. Kot. Si. Petri i, s. las. Moses 32, is. 218 Der blutige Schauplatz und nicht zum Verderben gezüchtigt werden, und daß es eine Strafe ist, welche viel geringer ist, als unsere Sünden; idenn wen der Herr lieb hat, den züchtiget er; er stäupt aber einen jeden Sohn, den er aufnimmt; seid ihr aber ohne Züchtigung, deren sie doch alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr keine Kinder, sondern Bastarde Darum, lieben Freunde, lasset uns eine ge- ringe Zeit in dieser Trübsal geduldig sein, kdenn das Leiden dieser Zeit ist nicht mit der Herrlichkeit zu vergleichen, die an uns offenbart werde11 soll. lDer Gott aber aller Gnade wolle uns alle stärken, kräftig machen und befestigen, das wünsche ich euch allen zum Gruße; ich, Peter, lasse euch sehr grüßen und begehre von Herzen, daß ihr m für meine Hausfrau Sorge tragen wollt, sie hofft ihr Bestes zu tun, wiesie mir gesagt hat; wir bitten euch, daß ihr für uns bitten wollt, daß wir es zu Gottes Preise und zu unserer Seelen Seligkeit ausführen mögen; auch enthie- ten wir euch, daß Pauwels, wenn er noch nicht seine Wohnung verlassen hat, fortziehe; wir raten euch solches als das Beste, wir könnten wohl mehr Nachricht schreiben, aber wir fürchten, es möchte der Brief nicht in die rechten Hände geraten. Jch, Peter «Potvliet, lasse euch sehr grüßen und gebe euch ein Testament, bleibt standhaft und unbeweglich im Werke des Herrn, machet, daß eure Arbeit nicht vergebens sei, seid Gott befohlen. Von mir, Jelis String-s. Der zweite Brief von Jelis Strings Gnade, s Barmherzigkeit und Friede von« Gott, dem himm- lischen Vater, und bdem Herrn Jesu Christo, dem Sohne des Vaters in der Wahrheit und Liebe, wolle euch, die ihr eine c klei- ne Zeit um Christi willen zu leiden habt, stärken und kräftig ma- chen und befestigen; d derselbe wolle euch nach dem Reichtume seiner Herrlichkeit und Kraft verleihen, stark zu werden an dem inwendigen Menschen, und Jesum Christum durch den Glauben in euren Herzen zu wohnen und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden, damit ihr alle e mit dem Bande der Liebe verbunden sein möget und also sämmtlich durch die Vereinigung des heiligen Geistes uiid durch den Gehorsam des Herrn nach Jn- halt des Evangeliums kzum heiligen Tempel und zur Wohn- stätte Gottes in Einigkeit auferbaut werden möget; das wünsche ,ich euch allen, die den Herrn lieben, zum herzlichen Gruße, lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn. Ferner nach geschehenem Gruße hoffe ich euch abermals ein wenig von unserm Handel zu schreiben, welchen wir mit unsern Widersachern gehabt haben, wiewohl es nicht sehr viel ist; denn als wir gefangen genommen wurden, beschlossen wir unter ein- ander, uns in keinen Wortstreit einzulassen, es sei denn, daß wir alle beisammen wären; dies haben wir auch gehalten, damit sie hinter unserm Rücken nichts zu lügen hätten, und damit sie, wenn sie von— dem einen ein Wort mehr hören würden, als von dem andern, die Einfältigeii durch ihr Schreien nicht irr-e machen möchtem deshalb wurden sie auch sehr zornig und sagten, sie verließen sich alle auf mich. Sie kamen oft, um einen Wortstreit zu halten, aber wir wollten nicht, es sei denn, daßwir alle auf dem Markte zusammenkämen; darüber waren sie csehr zornig und sagten: Wo hat man jemals gesehen, daß man auf dem Markte einen Wortstreit hält, ihr wollt immer neue Lehren vorbringen. Endlich willigten wir ein, daß wir unsern Wortstreit im Ge- fängnisse halten wollten, wenn wir nur die Erlaubniß hätten, aklezusammenkommen zu dürfen, aber sie wollten mit jedem Einzelnen verhandeln; aber auf solche Weise wollten wir nicht. Deshalb kamen sie zwei- oder dreimal, wir hatten auch zwei- - oder dreimal einige Reden mit ihnen, damsit sie nicht sagen möch- ten, wir hätten sie nicht hören wollen; unsere Reden handelten von den drei Personen und der Menschwerdung Die erste Frage, die er an mich tat, war, ob ich nicht glaubte, daß die Menschen selig würden, wenn sie ans Jesum Christum glaubten und sich fernerhin von allem Bösen enthielten; ich antwortete: Ja, alle diejenigen, welche glauben, daß Jesus Christus g der Sohn Got- tes ist, der für uns gestorben ist, und die durch solchen Glauben dem Evangelium Gehorsam erweisen, sollen selig werd-en. Wohl- ian denn, sagten sie, wenn sie nun glauben, daß man die Kinder staufen soll, so werden sie ja nach eurer eigenen Aussage selig. »,«.» -r·.oiderte: Mein Herr, es Ischeint, du seiest den Schriftges lehrten gleich, die Christum mit Schalkheit zu tadeln suchten, es sche1nt, ihr tut dasselbe. Ja, sagte er, 11 Christus wußte den Schriftgelehrten wohl zu antworten, dasselbe sollt ihr auch tun, wenn ihr anders Christi Geist habt. Jch antwortete: Wenn sie dem Evangelium Gehor- sam leisten, so werden sie keine Kinder taufen oder taufen lassen, denn solches ist von Gott nicht eingesetzt oder geboten, sondern ihr habt es eingeführt, es wird aber alles, was Menschen eingesetzt haben, von Gott ausgerottet werden; ebenso i wird es eurer Kin- dertaufe auch ergehen. Dann sagte er, daß die Wiedertäufer glaubten, Christus habe sein Fleisch aus idem Himmel gebracht. Jch,entgegnete: Das sind Lügen; schämst du dich nicht, daß du so da sitzest und in meiner Gegenwart lügsts Er sagte: Was ihr glaubt, weiß ich nicht, sondern andere. Jch sagte: Das sind Lügen, ich habe von Niemanden gehört, der einen solchen Glau- ben hätte; gleichwohl habe ich mehr Umgang mit ihnen gehabt, als du; schämst du dich nicht, daß du so sitz-est und in meiner Gegenwart lügst. Da fing er an Vieles zu reden; es saßen noch drei oder vier ssPfaffen bei ihmxund auch der Schultheiß war dabei. Sie sag- ten: Jelis, rede doch gelinde. Jch erwiderte: So lügt denn auch nicht so; ich redete laut, daß es die andern Mitgenossen hören sollten. Da fragte er: Was ist denn euer Glaube? Jch ant- wortete: Mein Glaube ist mit allen Apostelm »daß Er der Sohn Gottes ist, wie Petrus bekannt hat, Matth 16, 16 und Joh. 20 xund Joh. 6, 69, sichtbarer und unsichtbarer Weise, daß kdas «Wort, wodurch alle Dinge geschaffen sind, in Maria, durch die Kraft des Allerhöchstew 1 Fleisch geworden sei. Er sagte, ob das Wort Fleisch geworden sei, wie m Loths Weib zum Salzsteine, oder wie Wasser zu Wein. Jch sagte: Nein. Er sagte: Wie denn? Jch antwortete: Es ist Mensch geworden, und ist doch das U Wort geblieben, nämlich, das Wort, das unsichbtar war, ist sichtbar geworden; das unbegreiflich war, ist begreiflich, und was unleidentlich war, ist leidentlsich geworden. War das Wort, sagte er, nicht Gott? Jch antwortete: Es ist Gott und Mensch. Er sagte: Jst denn Gott gestorben? Jch erwiderte: Er ist gestor- ben nach der Menschheit, wie Petrus sagt: 0 Getödtset nach dem »Fleische, lebendig gemacht nach dem Geiste. Dann fragte ich ihn, wie er die Einheit erkennte. Er erkenne, sagte er, drei Personen und einen Gott. Jch fragte, ob der heilige Geist eine Person wäre. Er sagte: Ja. Jch sagte: Als der Gruß von dem Engel an Maria geschah, p daß sie schwanger werden sollte, sie aber nicht wußte, wi-e es zugehen sollte, weil sie niemals einen Mann er- kannt hatte, so sagte der Engel: Der heilige Geist wird über dich kommen; ist nun der heilige Geist eine Person, so hat eine Per- son die andere empfangen, gleichwie auch in der Apostelgeschichte steht, tdaß, als die Apostel den heiligen Geist enipsingeky dek- iHcdc. 12, o. know. s. is. 11. Petri s, 1o. m Erd. Aug. 2. de. seh. i. s. ei. Petri s, 1o. net-h. s, is. s. 2. Tini. l. e KOL s, l4. il. Kot. Z, l7. EIN. Z, 21. gMatth W, 16. dMatth 22, IS. iMcltth Its, IS. leJoh l, l. Loh. l, l4. lLuk. l, 81. teil. Mose W, IV. Ich. L, s. fis-ob. l, llx ol· Petri, Z, Dis. pLuL l, 27. q Vers sc. tApostelg. L, s· oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. 219 selbe sich auf einen Jeden von ihnen gesetzt habe; nun aber kann eine Person nur auf einen Menschen sitzen, auch stehet im Buche d-er Weisheit im I. Cap., V. 1, geschrieben, s daß der Welt Preis Voll Geistes des Herr11 sei, mit welcher Person willst du ihn nun vergleichen? Er wußte nicht, was er sagen sollte. Darauf sagte er: Jch halte sie nicht für solche Personen, wie Peter, Claes und Jan. Jch sagte: Womit vergleicht ihr sie denn? Da redeten sie einige Worte Latein und sagten: Wir nennen sie nur Personen; hast du geglaubt, daß wir vons ihnen wi-e von drei Menschen hal- ten? Jch antwortete: Ja. Er sagte: Haft du die Menschen so gelehrt, so mußt du bekennen, d-aß »du über uns gelogen hast und ein falscher Lehrer bist. Jch erwiderte: Jch bin« kein Lehrer; es geht mir übel genug, daß ich mich selbst lehre. Dann sagte ich: Jhr nennet sie Personen, sind es denn keine? Warum nennt ihr sie denn drei Personen? Es ist fast dasselbe, erwiderte er. Jch sagte: Es ist nicht dasselbe; eine Person ist ein Mensch, du kannst sie aber doch mit keinem Me11schen vergleichen! Darauf sagte er: Gott der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn ist nicht der Vater, der heilige Geist ist weder Vater noch Sohn; dieses sind drei, was der eine ist, ist der andere nicht, und obgleich ihrer drei sind, so sind sie doch nur ein Gott. Jch sagte: Das ist mein Glaube auch; darin erkenne ich nur eine Person, welche Jesus Christus ist, den man sehen und betasten konnte; t die übrigen aber weiß ich mit nichts zu vergleichen. Wir kamen also hierin überein, und er ließ dieses Thema fahren. Darauf fragte er abermals, ob Gott gestorben wäre. Jch erwiderte: Du hast mir bekennen müssen, daß du erkennst, daß das Wort nicht der Vater, und der Vater nicht das Wort sei, und obgleich sie nach der Gottheit ein Gott sind, so bekennst du doch, daß es drei Zeugen seien, und diese zwei Zeug-en sind nicht Mensch geworden, sondern das Wort, wodurch Alles erschaffen worden ist, ist Fleisch geworden, wie Johannes, Cap. 1, sagt; obgleich nun dieses Wort Mensch geworden ist, so hört es darum nicht auf, nebst dem Vater Gott zu sein; sonst könnte kein Gottmensch sein· Darauf sagte er: Jelis, du irrst. Sie führten auch an Röm. l, Z; es stand aber in ihrem Testamente: Der von dem Saamen Davids nach dem Fleische geworden ist, ist kräftig be· wiesen, ein Sohn Gottes zu sein nach dem Geiste. Jch ant- wortete, daß sie das Wort «geworden« übel übersetzt hätten; es müßte heißen: «Geboren von dem Saamen Davids;« gehet hin und besehet die Testamente, die ihr vor dreißig oder sechs und dreißig Jahren habt drucken lassen, besehet sie, ob es daselbst so stehe; sich habe darin gelesen, wie es stehen soll, ihr aber habt es nun so verändern lassen, um die einfältigen Herzen zu verführen. Darüber wurden sie sehr zornig. Da sagte ich: Saget doch, wie es fich gebührt, »geboren,« denn ein Weib kann ja kein Kind machen; worauf er erwiderte: ,,Geworden« oder ,,angenommen« ist ganz dasselbe; aber es steht daselbst: Er hat nicht die Engel angenommen, sondern den Saamen Abrahams hat Er angenom- men. Jch sagte: Das ist auch verändert; es sollte daselbst nur stehen: »Er nimmt nicht dsie Engel an, sondern den Saamen Abrahams nimmt Er an als seine Kinder;« es werden aber die Gläubigen für solchen Saame11 gehalten; denn Paulus sagt, l. Cur. 11,"7, daß u der Mann nicht ist vom Weibe, sondern das Weib vom Manne. Sie sagten: Das ist von Adam und Eva gesprochen. Jch antwortete: Gott hat’s daselbst gezeigt, daß der Mann nicht vom Weibe, sondern- daß das Weib vom Manne komme; das ist eurem Glauben durchaus zuwider. Paulus führt die Geburt noch näher an, denn er sagt: Gleichwie das Weib von dem Manne, so ist der Mann durch das Weib gekom- men, und das alles von Gott; das zielt ja auf die Geburt; V Adam ist nicht durch Eva gekommen· Er sagte, man müßte es szzczeisrx 1, 7. may. o, 17. Joh. 2o, 27. und-a. o, s. vVecs n. « so verstehen. Jch erwiderte: Jch verstehe es nicht so. Wir hatten auch noch viel mehr Reden von den Verheißungen; aber ich habe nicht Raum, dieselben aufzuschreiben. Alle diese Reden hatte ich mit dem Pfarrherrn von St. Martins, einem losen Gaste, der so schalkhaft war, daß ich seines Gleichen nicht gehört habe; alle Anderen waren nichts gegen ihn.——Geschrieben in Eile, im Dun- keln, mit Tinte von Kohlen gemacht; habt Nachsicht damit· Des Tages, ehe wir den weltlichen Herren übergeben wor- ben sind, waren wir vor dem Diacon von Ronse Er sagte uns, ob wir uns nicht bedacht hätten. Jch erwiderte, W ich wäre alle- zeit darauf bedacht, das Böse zu lassen und das Gute zu tun, so viel mir bekannt ist. Es waren drei oder vier Ratsherren dabei und ein Unteramtmannz er sagte, es wäre ein großer Hoch- mut, daß ich vorgäbe, weiser zu sein, als die ganze Welt; da wären Anibrosius und Augustinus, und noch mehrere andere hei- lige Männer, die hätten es so verstanden. Jch entgegnete: Jch gebe mich nicht dafür aus, daß ich etwas wüßte, sondern ich erkenne X den Glauben für die Wahrheit, und dabei will ich gern bleiben. Lebet wohl und seid Gott befohlen. J e l i s S t r i n g s , euer srhtoacher Bruder im Herrn. Henrich Eemkens 1562. Zu Utrecht ist im Jahre 1562 s um des Zeugnisses unsers Herrn Jesu Christi willen ein Bruder, genannt Henrich Eemkens, seines Handwerks ein Schnei-der; gefangen genommen worden, welchem, nach vieler Versuchung und erlittener Pein, endlich die Nachricht gebracht worden -ist, daß er sterben sollte, worüber er sich freuete, daß er auch bein Zeuge des Namens· des Herrn sein sollte. Diese Botschaft wurde ihm von dem Pfarrer von Buer- kerk und einem grauen Mönche, genannt Bruder Jan von Heren- tals, überbracht, welche mit wenigen Worten ihm diesen Bescheid gaben, und ihn wieder verließen; bei dieser Gelegenheit sagte er zu Bruder Jan: Du brauchst morgen nicht wieder zu kommen, denn ich bedarf deiner nicht. Des Morgens brachte man ihn aus dem Gefängnisse in eine andere Kammer, wo er mit dem Mönche ein langes Gespräch» hatte, welcher ihn sogleich verdammte, wo- rauf er antwortete: c Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht ge- richtet. Der Mönch sagte zu ihm: Du hast bekannt, daß du nicht glaubst, Christus habe Fleisch von Maria angenommen. Darauf antwortete er: Jch habe es einmal in meinem Bekenntnisse ge« sagt, willst du, daß ich es noch einmal erzählen solli und verwies ihn dabei auf Joh. 1. Da fragte der Mönch, ob er ihm nicht beichten wolle. Er antwortete: Jch habe schon vor Gott gebeich- tet. Der Mönch sagte: Bist du so alt geworden, ohne zu beichten? Nein, antwortete er, ich habe auch wohl vor Menschen gebeichtet, und das ist mir, Gott weiß es, von Herzen leid, daß» ich eurer Beichte so lang untertan gewesen bin. Darauf fragte der Mönch, ob er keine Messe hören wollte. Jch habe, sprach er, so viel ge« lesen, daß mir vor der Messe ekelt, aber wenn sich es auch nicht haben wollte, und du wolltest es gleichwohl tun, was kann ich dafür; deshalb, willst du sie halten, halte sie; aber nicht um meinetwillen, denn ich begehre es nicht. Dann fraate der Mönch, ob er nicht sdas Sacrament haben wollte. Jch sagte: Nein, aber könnte ich des Herrn Nachtmahl genießen, wie es der Herr ein- gesetzt und befohlen hat, und wie es d die Apostel und ihre Ge- meinen im Gebrauche gehabt, solches wollte ich »von Herzen be- gehren und dem Herrn-dafür danken, aber eure Schalkheit be- gehre ich nicht. Darauf verdammte ihn der Mönch abermals zwei- oder dreimal. Hiernächst kamen die Büttel und wollten jihm zu trinken geben, aber er begehrte es nicht. Sodann näherte wPsalm Ist, s. xApostelg. 20, IF. » oh. Its, U. bApostelg. S, 42. Offenc L, IS. cMattL 7, Z. CAN-M. s J W, 25. Apostels. Z, 42. 220 Der blutige Schauplatz sich ihm eine von des Kerkermeisters Töchtern, welche wohl eine Ieichtfertige Dirne war, und wollte es ihm mit einem Löffel in den Mund gießen (denn sie saßen bei den Bütteln und tranken mit ihnen); aber Henrich sprach zu ihr: Jch habe dir ja gesagt, daß ich es nicht begehre; darum, ist es möglich, so lasset mich in Ruhe. Darauf sagte einer von den Bütteln: Willst du denn nüchtern von hinnen scheiden? Er erwiderte: Mich dürstet nach lauterem Weine, von welchem ich bald zu trinken hoffe. Der Mönch aber sagte: Gott schenkt keinen neuen Wein in O alte Fla- schen. Da sagte er zu dem Mönche: Weil ich mich erneuert habe, darum hasset ihr mich. Es find noch viel mehr Worte dabei vorg-efallen, welche ver- gessen worden sind, denn er selbst konnte nicht schreiben; dieses aber ist von Einem geschrieben, der gegenwärtig war, als Henrich mit dem Mönche redete, und wiewohl es nicht des Henrichs « Bruder o-der ein Mitglied der Gemeine gewesen, so hat ihn doch die Herzensgüte angetrieben, allen Liebhaber1i der Wahrheit zum Andenken, dasjenige, was er davon behalten, so wie er es gesehen und gehört hat, auszufegen; das Nachfolgende aber hat nicht nur er, sondern auch die- ganze Bürgerschaft wohl gesehen und gehört, die es mit ihm bezeugen kann. Als nun Henrich auf die Schaubühne kam, fing er an zu den Bürgern zu reden, und sagte unter andern: Jhr andächtigeii Bürger, k bessert euer Leben, glaubt allein dem Evangelium, und keinen Menschenfatzungenx Als sie ihn zu den Herr-en führten, damit er sein Urteil «. hören möchte, wandte er sein Haupt abermals nach den Bürgern und sagte, Alles, womit man umginge, wären g Menfchensatzuns gen, und die den-selben nicht folgen wollten, müßten ein Aus- fegsel und Jedermann zum b Spotte sein, und würden zum Tode geführt. Als das Urteil abgelesen ward, entferntesich ein großer Teil des Volkes, den es jammerte und seinen Tod nicht sehen mochtenz aber Henrich Eemkens fiel auf seine Kniee und sein Angesicht auf der Schaubühne nieder und schüttete sein ernftliches Gebet zum Herrn aus; als aber der Scharfrichter sah, daß er niederfiel, nahm er ihm seinen Mantel, welchen er auf seinen Schultern hängen hatte, und brachte ihn vermittelst des Hemdes in aufrechte Stellung, kso daß er sein Gebet nicht vollenden konnte. Darauf sagte er zum Volke: Lieben Bürger, bessert euch, es ist hohe Zeit; I lebet nach Gottes Gebot und nach den Worten des sheiligen Evangeliums. Er rief auch abermals mit lauter Stim- me: Dieses ist der schmale Weg und die enge Pforte, kund nannte die Kapitel, wo es geschrieben stände, und viele andere Schriftstellem die zu dieser Sachei dienten. Darauf ging er frei- willig mit fröhlichem Gemüte auf die Bank, wo er erwürgt und verbrannt werden sollte, und sagte abermals: l Dies ist die enge Pforte; dringet durch dieselbe, gleichI den Männern Gottes, denn wer standhaft streitet bis ans Ende, soll selig werden, daran zweifle ich nicht. Er stellte sich sodann mit großer Freimütigkeit an dem Pfahl und sagte abermals mit sröhlichem Gemüte: m Lieben Bürger, bessert euch, glaubt dem Evangelium und kei- nem Menischen, denn das ist der schmale Weg, welchen ein Christ wandeln soll. Hierauf nahm der Scharfrichter eine Kette, und schlang sie um seinen Leib, hing auch ein Säcklein Schießpulver an seinen Hals, so daß es gerade auf seine Brust zu hängen kam. Er redete beherzt bis ans Ende, aber man konnte die Worte nicht verstehen, denn der Scharfrichter nahm einen Strick, legte ihn um seinen Hals unids zog ihn zu. Da schloß er seine Augen, als wäre er in Ohnmacht gefallen, und man sah nicht, daß er sich weiter bewegte, als daß er seine Augen noch einmal gen Himmel erhob, so daß er tsehr bald seiner Besinnung beraubt war. Dar- Mattkx W, 28. iMaC I. idlvdstelg 2, BE. lcMattlx gMatth. II, 6 itzt. Kot. it, II. 7, 14. IS. . ILUL II, 22. mMctk. I, IS. auf zog der Scharfrichter die Bank unter keinenFüszen hinweg, nahm eine Gabel, woran er ein Bündlein Stroh steckte, welches er an einem mit Feuer angefüllten Gefäße, welches auf der Schaubühne stand, ansteckte, und als es brannte, zündete er das Schießpulver an, sodaß die Flamme ihm nach den Augen schlug; aber sein Haar verbrannte nicht: Da erhob er seine Hände noch eönmal gen Himmel, und nachher sah man kein Leben mehr an i m. Auf solche Weise hat Henrich Eemkens sein Opfer getan, als ein F! frommer Zeuge des Herrn, den 10. Juni 1562, unge- fahr zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags. Georg Friesen, ein Kistenmachey und Wilhelm von Keppel Im Jahre 1562. Dieser Georg Friesen, Kistenmachey und Wilhelm von Kepk «pel (welcher letztere zuvor ein Meßpfaffe war) wurden beide im Jahre 1562 zu Koln um der Wahrheit des Evangeliums willen »F gefangen·genommen. Als man nun Wilhelm suchte und fand, ist er gutwillig mit denen, die ihn fingen, gegangen. Sie führten Lihn zuerst aus einen Turm der Stadt, aber sd-ort blieb er nicht lange-indem sie ihn in des Grafen Gefängniß brachten, wohin man diejenigen- setzte, die zum Tode verurteilt waren. Als er in xdieses Gewolbe kam, fand er daselbst den gemeldeten Georg Kistenmacher b auch als Gefangenen, welcher sein Bruder im Herrn war und dessen Gesellschaft ihn daher sehr tröstete. · Hier wursden ihnen mancherlei Netze und Stricke gelegt, um ihre Seelezu fangen; hauptsächlich redeten sie viel von der Kin- dertaufe,·von welcher s1e sagten, daß sie recht sei; weil sie aber solches mit dem Worte Gottes nicht beweisen konnten, so brauch- ten s1e menschliche Klugheit; aber Gott sei geehrt, hiermit kann. xten s1e dieselben nicht bewegen; bald schmeichelten ihnen die Herren sehr, bald droheten sie ihnen auch mit Marter und Tod; aber die Gefangenen erfreueten sich hierin; auch Andere wandten sowohl Schmeicheleien als Drohungen an, aber es konnte die Ge- fangenen nicht bewegen, sondern ihre Herzen standen durch die Hulfe des Herrn fester als eine Mauer. Der Graf c bot dem Georg Geld an und versprach ihm seine -Magd zum Weibe, wenn er von seinem Glauben abstehen wollte: aber Georg wollte nicht von der Wahrheit weichen, sondern sagte zum Grafen: Weder deine Magd noch deinGut und Geld kann mich zu Gott bringen; aber ich habe etwas besseres erwählt, dar· naFh will ich mich bestreben Es kam-auch ein d kluger Gast zu Wilhelm, der machte ihm sfchone Verheißungen und— sagte, er wollte ihn mit nach England nehmen. Dieser hätte ihm auch bald das Netz des Betrags uber den Kopf gezogen, wenn ihnjder Herr nicht bewahrt hatte. Als nun, die letzte Zeit herannahete, s wo man sie zum Op. fer zubereiten wollte, wonach sie übrigens sehr verlangten, brach- te man beide aus dem Gefängnisse, welches des Grafen Gewölbe war, nach des Grafen Hause in einen Saal, Nachts um 1 Uhr« dort hatten sie mit ihnen mancherlei trotzige und unverschämte Reden, und qualten sie sehr, szwozu Georg stillschwieg, Wilhelm aber einiges sagte. Dieses wahrte bis Tagesanbruch, dann eilte man mit diesen bei-den Gefangenen nach dem Rheine, wo man sie ertränken wollte. Als nun Georg sah, das; man früh in der Morgenftunde so eilig mit ihnen nach dem Rheine lief, sagte er zum Grafen: Herr Graf! wo bleibt nun dein Versprechen, welches du uns gegeben hast? denn du hast gesagt, du wollest uns am hellen Tage töten lassen; aber es kehrte sich Niemand an diese Worte, sondern man lief mit ihnen nach dem Rheine, wo man sie umbringen wollte. nRöm. IS. I. ePbiinAäosjtslg. II, S. bMutth. IS, sc. c2. Mark. 7. 24. cl2. Mark. c, IS. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. Auf solche W-eise wurde also die Rede Davids erfüllt, indem er sagt: Sie haben die Frommen heimlich ermordet. k Der Herr wolle es ihnen vergeben, denn sie wissen nicht, was sie tun. Als sie nun auf das Wasser gebracht wurden, in einem Na- chen, hatsich Wilhelm entkleidet und seine Hände auf seine Füße gelegt, um sich binden zu lassen, denn er meinte zuerst-nach Hause zu kommen und ertränkt zu werden; aber solches ist ihm nicht widerfahren, denn man ließ ihn seine Kleider wieder anziehen, und sagte, er sollte noch warten. Deshalb mußte Georg zuerst daran g und zum Opfer zube- reitet werden. Als er zum Tode fertig war, nahm er brüderli- chen Abschied von Wilhelm, und sie küßten einander mit dem hei- ligen Kusse der Liebe. Hierauf wurde Georg über Bord geworfen und in dem Rheine ertränkt, und- hat mit seinem. Tode bezeugt, daß er ein Mitgenosse des Leidens Christi sei, b damit er auchvon seiner Hand (aus Gnaden) die Krone auf dem Berge Zion empfangen und sich mit ihm ewig erfreuen möge. Als nun George ertränkt war, sagte der Scharfrichter zum Wilhelm: Ziehe deine Kleider an, ich will dich an’s Land führen und dir dort den Kopf abhauen. Hierzu war Wilhelm durch Gottes— Gnade willig und bereit, und sagte: Jhr könnt mit mir tun, was Gott will und euch zu- läßt. Als sie aber an’s Land kamen, ließen sie ihn frei und ledig. Der Scharfrichter sagte zu ihm: Gehe deiner Straße. Ob sie dieses nun taten, weil Wilhelm ein Pfaffe gewesen war, welchen sie erst hätten entweihen müssen, ehe sie ihn tödten konnten, oder ob sie ihn um deswillen lieber in Freiheit gesetzt haben, damit sie solch-er Mühe überhoben Isein möchten, weiß man nicht. Hier folgt nun eine Ermahnung, welche Georg Friesen ans dem Gefängnisse gesandt hat. Jch verkündige euch eine neue Botschaft und gute Nachricht durch das Wort des Herrn, o euch Menschen allen zusammen, welche darin besteht, daß ihr euch zu Gott bekehren sollt von eurem sündhaften Leben, damit euch eure Sünden vergeben wer- den; reinigt eure Herzen, lasset die Welt fahren sammt all ihrem falschen Scheine, welchen sie schön vor Augen stellt. Sehet, ich verkündige euch viel Freude, die ich finde, wie Christus, der Sohn Gottes, verbeißen, wenn Er sagt: s Jch will euch nicht als Waisen lassen, die auf mich trauen, denen will ich ihr Leid tragen helfen, und sie aus aller Not erretten; b denn Er hat selbst unsere faulen stinkenden Wunden verbunden und ge- heilt; ohne unser Verdienst hat Er uns. geheilt, als wir noch Feinde waren, was ein Anderer nicht tun konnte; Er hat uns mit reinem Wasser gewaschen und uns den Tröster, den heiligen ixGeist, gesandt, wie der treue und milde Heiland Christus uns verheißen hat; c Er wird uns alles erneuern, was wir gehört haben; Er wird, wenn wir fest an ihm-bleiben d und gute Früchte bringen, uns Mund und Weisheit geben, wie sein göttliches Wort meldet, wenn wir ernstlich nach seinem Willen leben, ja Er wird uns solch einen Mund geben, daß uns Niemand von den Weisen dieser Welt, die noch in Sünden stecken und die Wahrheit ver- fehlen, wird widersprechen können. » Jch finde es täglich, e daß diese den wütenden Meereswel- len gleichen, die, durch starke Winde getrieben, ihre Unreinigkeit und ihren Schmutz auswerfen und nimmer ftille stehen; wäre etwas Gutes an ihnen, es würde wohl zum Vorscheine kommen; gleichwie nun die Blumen des Feldes abfallen, so geht es auch Mut. 23, II. gRöm 21, 1. h2. Kot: l, s. it. Esvras Z, its. h. Ist. IS. hLuL 10, sit. eMcisttP 7, U. est-l. Si, 14. eJesc M, is. »Was. 40, s. Nönt s, 10. Ezech. sc« 2s. Loh. U» is. 1 221 Denen, die sich zu spät bedenken, k denn das Gras verdorrt und "-d-ie Blume fällt ab, aber das Wort Gottesbleibt in Ewigkeit. Jch finde noch eine Sache, welche mir sehr zu Herzen geht, und welche darin besteht, g daß so viele anklopfeii und sagen wer- den: Herr, tue uns auf, und las; uns mit eingehen, welchen der Herr sagen wird: Jch kenne euch nicht, und daß es ihnen nichts helfen werde, daß sie sagten: Wir haben doch geglaubt, daß du wahrhaftig Gott seiest, und daß -der dein Kind sei, den du gesalbt ·—hast, und den die Juden verspottet haben; denn wenn sie anders in der Bosheit verharren, so wird sie Bangigkeit überfalle1i, b daß sie über alle Baalspriester wehe! wehe! rufen werden, die sie hier verführt haben, die sich nun auf Moses Stuhl setzen, fChristum verfolgen, den Baal ehren und sagen: Tut nach unsern —Worten und nicht nach unsern Werken, womit sie beweisen, daß sie nicht recht wandeln. iO ihr Ottergezüchtl wer hat euch ge- weissagt, daß ihr dem Zorne Gottes und der höllischen Ver- dammniß entfliehen werdet? Wird nicht der Herr zu ihnen sagen: Seid ihr so verständig gewesen, daß ihr mich erkannt habt? Warum habt ihr denn nicht in meiner Nachfolgung das Reich meines Vaters gesucht; kdarum weichet nun von mir, alle ihr Heuchler, zum Teufel und seinen Engeln in den feurigen -Pfuhl Iund in die ewige Verdammniß. Aber ihr Brüder und Schwestern, die ihr zu dem Abendmahle des Lammes berufen seid, macht euch doch auf in dieser letzten Zeit von Herzen, und rüstet euch zum Abendmahle; lasset euch auch diese Speise nicht nehmen, die euch vorgesetzt ist, m damit ihr nicht vor Hunger ver- "gehet; haltet euch fest an Jesum Christum, sehet zu, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt; laßt euch auch auf dieser Erde »von Niemanden irre machenx fürchtet euch auch nicht vor den Fürsten dieser Welt, denn wenn sie vor das Angesicht Christi kommen, müssen sie alle zu Schanden werden. Nun macht euch auf zum Herrn, denn es ist jetzt rechte Zeit; lasset euch die Welt nicht irre machen, damit ihrnicht verführt werdet; machet, die ihr auf dem Meere sei-d, damit ihr nicht um- kommet; v glaubet an den Herrn von Herzen, so werdet ihr im Sturme bestehen. Der König aller Könige, welcher alle Dinge erkennt, wolle uns mit seiner starken Hand erhalten, damit wir miemals durch irgend einen widrigen Zufall von ihm abgezogen werdemsondern daß wir treulich bei seinem Worte bis in den Tod bleiben mögen; hierauf will ich mein Leben gern für diese Zeit lassen 0»und diesen engen Weg durch Christum wandeln; mit seinerHulfe will ich gern sein Joch tragen, und an diesem Joche allein meinen Pflug ziehen. O Gott! möchte mir das widerfahren, daß das Werk, welches in mir angefangen worden ist, zu einem solchen glückseligen Ende ausgeführt werden möchte, zu meiner Seele Seligkeit, und zu deiner Ehre, und das— allein durch deine Kraft; reicher könnte ich nicht werden, auch keinen höhern Stand des Mewchen erlangen; dafür würde ich dich loben und preisen durch Christum, deinen Sohn. Meine lieben Brüder unsd Schwestern, p dieses habe ich in meiner Gefangenschaft ge- schrieben; ich schenke es euch zur Ermahnung; ich, Georg Frie- sen, habe dieses des Nachts aufgesetzt, als andere Menschen schlie- fen; ich hoffe, daß der l1chte Tag bald heller und klarerfscheinen wird. O Herr! komme doch bald zu mir in das Gefängniß; er- löse.mich von den Ketten; lege die Bande von mir und schütze mich vor dem Bösen; ach »so stände ich wohl vor dir· Meine Brüder, qwollt ihr euch im Geist erfreuen, und hiervon den Grund meines Herzens verstehen, so hütet euch vor der Sünde alsdann werdet ihr klar sehen. Wollt ihr im Geiste die gött- lichen Rechte ver·«"tehen, so nahet euch zum Herrn, dann wird er euch dazu verhelfen. gLuk. 13, 2Z. b I; Könige IS. Bis-Ah. 23. FAMILIE. Z. 7. leMatih 7, W. lOffenL is, 7. III. Jud. l, S. Mllttlx N, 4. UND. W, II. nOssenh S, M. l. Petri s, S. oMattls 7, 14. Joh- 14, S. Mtttth U, 20. HEROLD. 10, sc. c! VII. c, Z· 222 Der blutige Schaut-laß, Martyntgen Aelmeers. 1562. Jm Jahre 1562 ist zu Honschote in Flandern eine junge Tochter Namens Martyntgen Aelmeers von Steenwyk gefangen gesetzt; worden, weil sie sich auf den Glauben hatte taufen lassen, unid ihren s Handel und Wandel nach dem Evangelium unsers Herrn Jesu Christi eingerichtet hatte; sie ist aber, nachdem sie b sehr standhaft geblieben, zum Tode verurteilt, und mit Feuer verbrannt worden, so daß sie Gott ein angenehmes lebendiges c Opfer getan und der Pein des ewigen Feuers zu entgehen, er- langt hat. Nikafen von Ael1neers. 1562. Jn demselben Jahre ist Nikasen von Aelmeers, der Bruder der vorgenannte Martyntgem um des Glaubens und der s gött- xlichen Wahrheit willen, zu Brugge in Flandern gefangen wor- den, und als er durch keine Pein oder Marter von feinem Glau- ben abgebracht werden konnte, ist er zum Tode verurteilt und verbrannt worden, als ein treuer bZeuge unsers Herrn Jesu Christi. Carl von der Velde mit seiner Hausfrau Proentgem Franz Schwarz mit seiner Hausfrau Claesken, Just-er, der Schuhmacher, Charlo de« Wael und Mai-thue Amare. 1562. Jm Jahre 1562 sind zu Honschote in Flandern sieben Per- sonen um des sZeugnisses der Wahrheit willen gefangen ge- nommen worden, nämlich: Carl von der Velde von Gent, mit seiner Hausfrau Proentgen, Franz Schwarz von Belle, mit Claesken, seiner Hausfrau, Jaspey der Schuhmacher, Charlo de Wael, ein junger G-e·sell, und Martyne Amare, eine junge Toch- ter, b welche alle standhaft bei der Wahrheit und dem Worte Gottes geblieben sind; diese fünf, nämlich die vier Mannspevs sonen und die junge Tochter, sind bald, nachdem sie gefangen wurden, um ihres Glaubens willen verbrannt worden; die bei- den Weiber aber, welche Schwestern waren, sind darauf in einer Waschbüttse heimlich ertränkt worden; als die eine der beiden Frauen sah, daß man sie heimlich töten wollte, so beklagte sie sich hierüber, denn sie hätte lieber öffentlich mit ihrem Tode der Wahrheit Zeugniß geben wollen, worauf ihre Schwester sagte: O Es ist doch ganz dasselbe, denn Gott sieht es alles; er wird es uns vergelten, und unser Leid rächen. Also haben sie sich alle, als tapfere Helden durchgestritten, und haben es erlangt vom d Holze des Lebens zu essen, das mit- ten im Paradiese Gottes ist. Jan Grendel. 1562. Jm Jahre 1562 ist ein Mann von Oudewater nach Goes gekommen, der Jan Grendel hieß und aus Kortryck in Flandern gebürtig war; er ist aber an demselben Abende, als er in die Stadt kam, von dem Schultheiß, Uytwyk, s ergriffen und gefan- gen genommen worden, welcher, als er ihn in sein Haus gebracht, ihn um seinen Glauben fragte; er hat demselben ein offenes Be- kenntniß davon abgelegt, nach welchem er in das Gefängniß ge- seht, worden ist, in welchem er ungefähr ein Jahr lang gelegen hat, denn weil der Schultheiß Uytwyk sich in seinem Amte etwas zu schulden kommen ließ, so ist er seines Schulzenamtes entsetzt worden, und es ist ein Wider-er, mit Namen Floris Schaek, in dasselbe Amt getreten; unter demselben ist er nach vieler b Prü- fung und Leiden in den Fasten des Jahres 1563 öffentlich auf dem Markte auf seinen c Glauben verbrannt worden. aMarL W, is. hMarL II. II. cRöm. 12, 1. Many. 2s, 40. a Apostels. s, s. Rönr S, AS. III-nd. 1s, 27. cis-ob. II, As. bMattb. 24, is. cOffenb. S, 10. dOffenlx 2, 7. aAvostelg s. s. bLuk. U, 2s. cJob. is, L. Franziskus von der Such und Antonius Welsch. 1562. Jm Jahre 1562 ist der Bruder Franziskus von der Sach, ein geborner Jtaliener von Rovigio, ein sDiener des Wortes Gottes Ovelcher noch in der Probe stand), und noch ein Bruder, der mit ihm abgefertigt war, genannt, Antonius Welsch", zu Capo d’Jstria, ungefähr hundert italienische Meilen von l) Venedig, gefangen genommen worden, als sie wiederum nach Deutschland zu der Gemeine zurückkehren wollten, undeine starke Begleitung aus dem Volke bei sich hatten; man hat jedoch das Volk nicht mitgenommen, sondern es gehen lassen. Diesem c Franziskus haben sie, wie einem Mssetätey eiserne Bande an die Füße ge- legt und beide in ein besonderes Gefängniß gesetzt; sie haben die- selben zu Capo d’Jstria auf eine satanische Weise versucht und angefochten, wie sie in den Zeiten zu tun pflegten; sie haben auch mit Macht gesucht, dieselben in Fallstricken zu fangen, um sie straucheln und kleinmütig zu d machen, und an Gott zu Fall zu bringen, insbesondere ist Franziskus hart angefochten wor- den; doch haben bei-de tapferen Widerstand geleistet. Als man sie nun zu Capo d’Jstria über alle Punkte verhört und untersucht hatte, hat man sie noch drei Tage mit eisernen Banden an Hän- den und Füßen sitzen lassen, und sie alsdann nach Venedig ge- sandt, auf welcher Reife sie, weil die See Ungestüm war, drei Tage und drei Nächte still gelegen haben. Unterdessen haben sie einander tröstlich zugesprochen und zur e Standhaftigkeit ermahnt, so daß es schien, als hätten sie den Schmerz, den sie von den eisernen Banden und anderen Zufällen erlitten, kaum ge- ffüglh welche ihnendoch Tag und Nacht großes Leiden verur- a ten. « » Als sie nun den ersten Tag des Septembers des vorgemels deten Jahres zu Venedig ankamen, hat man sie sogleich in dunkle Gefängnisse gesetzt, welche den vornehmsten Ratsherren zugehör- ten, in denen sie einen ganzen kMonat gelegen haben; hier- nächst wurden sie vor die weltlichen und auch einige sogenannte geistliche Herren zu Venedig gebracht, welche in großer Pracht, aus das herrlichste gekleidet dasaßen; sie fragten den Bruder Franziskus, ob er noch dabei bleibe, was er den Herren, die ihn verhärten (und zu Capo d’Jstria darüber mit ihm gesprochen hatten), zur Antwort gegeben hätte und ob er solches noch für die Wahrheit hielte; er antwortete ihnen: Jch halte es für die g Wahrheit, und es ist auch die·Wahrheit. Darauf fragten sie ihn, ob er alles glaubte, was die heilige allgemeine, apostolische christliche Kirche glaubt? worauf er ant- wortete: Was den Glauben betrifft, Tso glaube ich alle Artikel des apostolischen christlichen Glaubens. Darauf fragten sie ihn auch wegen der Taufe, Sakramente, Beichte und vieler anderer Dinge; als er aber über alles einen sehr gründlichen Bericht abstattete, sind sie scharf in ihn gedrungen, haben ihn hart ge- schalten, b und ihn alsdann wieder nach dem Gefängnisse brin- gen lassen Den Bruder Antonius haben sie auch vorgenommen, iwelcher gleichfalls ein gutes Glaubensbekenntniß vor ihnen abgelegt hat. - Nicht lange darauf haben sie Franziskus abermals verhört.. insbesondere wegen der Kindertaufe, haben aber, nach ihrem Willen, nichts ausgerichtet Nachher haben sie ihn noch einige- male vorführen lassen, und- mit ihm gehandelt, haben auch Mönche zu ihm gesandt, welche nichts anderes getan haben, als daß sie, wenn sie auf ihre Fragen antworten sollten, sie immer Ketzer und Widersprecher so vieler Concilien gefcholten haben. und daß, wenn sie nicht abstehen würden, sie sterben müßen; mit diesem Bescheide haben sie dieselben wieder nach dem Gefängnisse bringen lassen. Kurz daraufixhaben die Herren einen andern Mönch, einen aApostelg. S, 4. bLuL 21, 17. cApostelg. 12, S. as. Mose 10, s. eMattlD 10, 22 und U, 18. f Apostels. 22, 4. SJOL U, 17. 111. Kot. 4, 22. iMattb 10, IS. oder xäsäckårtnrerspiegel der Tanfscksefiiintrw 223 Ketzermeistey zu ihnen gesandt, der mit ihnen vom Glauben re- den sollte; derselbe fragte sie zuerst, ob sie von der oberländischen Kirche wären. Darauf antwortete Franziskus: Ja. Da sagte der Monch: Das ist der erste Jrrtumq Er fragte auch, ob er mit ihnen I( das Brod gebrochen hätte. Als nun Franziskus Ja sagte, sprach der DIE-Such: Das ist auch ein Jrrtum. Diese Ant- Mrt gab er auf Alles, und was sie auch antworteten, so sagte der önch allezei , sie wären Ketzer und Verführer » » Auch sprach der Mönch: Sagt mir, wer ist das Haupt der FirPe sDigaisitzistizs antcworttiete: Das ist I Christus. Der Mönch ag e: i au ein Jrr m. Darauf sagte Franziskus: »Du nennst uns Keheh aber du bist selbst ein Ketzey nicht »aber wir; denn Christus ist ja das Faupt setze;- Geiråeine ·ssktlloxrf, sijgtecsdergljckiignchitderiå es ier au r en. ranzi ag e: in e m z ei ern ist ein erschreckliches Ding. « . Sodann fing der Mönch abermals an zu verketzern und zu ermahnen, daß er abstehen sollte. Aber der Bruder Franziskus sprach, er könnte nicht avstehen, er hätte ihm denn seinen Jrrtum mit der heiligen Schrift erwiesen. » Der Mönch antwortete: Wir sind nicht schuldig, euch solches mit der» Schrift zu erweisen. Darauf sind sie abermals nach dem Gefängnisse gebracht wor- dcämsttiluxhFrafriziissktzixs seånükekezibntnilßaxind seine Verantwortung ri i augee un erg en . . Nachdem sie noch eine lange Zeit und überhaupt etwa zwei Jahre m gefangen gelegen hatten, und in vielen Verhandlungen immer in der bekannten Wahrheit, die sie angenommen, stand« Las; gegieeäen sind, so« sinddbeige zum Tckde väurtetirlt rånd im Ja re zu Jene ig m ie ee gewor en u er än wor- denl Aber es wird auch die See auf den Gerichtstag des Herrn ihreTodten wieder herausgeben mussen; alsdann werden diese Morder der Frommen es teuer bezahlen mussen und mit großem Schrecken bekennen, wie hart man sich an Gott vergeift, wenn man seine Gläubigen so antastet. Zach. L, S. Apostelg 9, 5. Jan der Schwarze nnd sein Weib Claeskem Claes, Christian, Hans, Mahieiy seine vier Söhne, Percevael von dem Berge, Jan Mars, Peter, der Schuhmacher, Henrich Aertz, Hutmachey Jannekem Cabeliaiks Weib, Calleken Sterns, Hermanm I563. Jan der Schwarze, ein ehrlicher, gutartiger Mann von Rip- kerke, ist mit feinem Weibe und seinen erwachsenen Kindern zur s Erkenntniß der Wahrheit und der Gemeine Gottes gekommen. Nachher ist er zum Diener der Gemeine erwählt und verordnet worden, in welchem Dienste er sich nach Vermögen in der Einfalt so betragen hat (nicht allein in dem Dien te seiner Armenpflege, sondern auch nach seiner b von Gott emp angenen Gabe indem Austeilen des Wortes der Ermahnung), daß er durch seine Be- redsamkeit sich bei Allen beliebt gemacht hat, die ihn kannten Was aber der Apostel Paulus vorhergesagt hat, daß c Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu Verfolgung leiden müssen, das ist ihm auch begegnet, weshalb er in verschiedenen Städten und Flecken von Flandern, namentlich zu Honschote, Rhssel, Wervik, Meenen, und zuletzt zu Halewhm gewohnt und sich größtenteils mit Schmalweben ernährt hat; derselbe ist auch mit seinem verdienten Lohne gegen die Armen sehr gütig und freigebig gewesen, nicht allein zum Dienste d der Hausgenossen des Glaubens, sondern durchgängig gegen Alle, wodurch er ins· besondere einen guten Namen (zu Gottes Preis und Ehre) hin- lcApostelg. Z, 42. UND. I, 22 Und s, 2s. ivMurk. IS, IS. Eph s, BE. Apvsiebä C, b I. Kot. IS, 4. B. Ihn. Z, IS. c2. Tini. ZJZ as. Kur. a, i. G .e, terlassen hat; auch ist er nicht nachlässig gewesen, Andern mit seinem OTische und Herberge zu dienen, wie die Schrift vor- schreibt; was daraus erhellt, daß eben, als er gefangen worden ist, ein Bruder von Doornikxåliamens Pereevael von dem Berge, und in Zwevegem geboren, und nöch ein Anderer, der von Hon- schote gekommen ist, Namens Jan Maes, bei ihm zur Herberge gewesen sind. Um eben diese Zeit wohnten zu Halelvyn noch verschiedene gottesfürchtige Brüder und Schwestern, welche der Pfarrer N. von dem Castell sehr beneidete, weshalb er sie kauf verräterische Weise dem Diakon von Ronse, als Ketzermeister in Flandern, überantwortet hat. Derselbe ist auf einen Samstag, Nachts, den 7. März 1563, in Begleitung vieler Diener, von Ryssel daselbst in der Stille angekommen, hat einige Häuser von außen befetzt, dieselben sodann durchsucht, und in der Nacht den vorgemeldeten Jan den Schwarzen mit seiner Hausfrau Claesken und vier Söhnen, nämlich Claes, Christian, Hans und Mahieu, welcher ungefähr sechzehn Jahre alt war, gefangen genommen; außer diesen Personen hat er noch Percevael von dem Berge, den vorge- nannte Jan Maes, Peter den Schuhmachey und Jakomyntgeth dessen Hausfrau (welche Jacomyntgen aber g nicht standhaft ge- blieben ist), Henrich Aertz, einen Hutmacheh Janneken, des Ca- beliau’s Hausfrau, und noch eine Schwester, Calleken Steens, gie Hausfrau eines Bruders, der Augustin hieß, zur Haft ge· ra . Als Jan der Schwarze gefangen genommen wurde, waren die beiden jüngsten Söhne nicht bei der Hand, sondern sind wäh- rend der Zeit hinzugekommen, und als sie in die Nähe des Hau- ses kamen, haben sie die Nachbarn gewarnt, daß diejenigen im Hause wären, die ihren Vater und Mutter fingen; da sagte einer zu dem andern: Laß uns nicht laufen, sondern laß uns mit Vater und Mutter sterben. Unterdessen ist Jan der Schwarze gefangen zum« Hause hinausgeführt worden, und als er seine Söhne sah, sprach er zu ihnen: Kinder, wollt ihr mit nach dem neuen- Jerusalem? sie antworteten: Ja, Vater, und sind also mit ihm gefänglich fortgeführt worden. Der Diakon hat diese alle nach Ryssel gefangen geführt und daselbst aus dem Schlosse genau bewahren lassen. Jan wurde allein in eine Höhle gesetzt, das Paradies genannt, welche so klein war, daß er in derselben weder gerade stehen noch bequem liegen ,-konnte. Während ihrer Gefangenschaft hat es sich ereignet, hals einige Brüder und Schwestern (mit Liebe und Mitleiden entzün- det) vor die Stadt kamen und dem Schlosse gegenüber standen, auch um die Gefangenen zu trösten, ihnen einige Worte zuriefen, idaß unter andern ein Bruder, genannt Hermann, welcher von einem der -Stadtdiener, der I( heimlich hinausging, erkannt wor- den, auch gefangen worden ist. » Nachdem diese Gefangenen zehn Tage gesessen, hat sie der Ketzerineiter den Händen der weltlichen Obrigkeit überantwor- tet. Die e hat zuerst Jan den Schwarzen mit seinem Sohne Claes, Peter, den Schuhmachey Henrich Aertz, den»Hutmacher, Percevael von dem Berge und Jan Maes, und sie alle sechs (wo;·l sie tapfer und standhaft bei der göttlichen Wahrheit blieben) I zum Tode verurteilt und auf einem Wagen auf den Markt ge— führt, wo eine Schaubühne, mit Erde und Pfählen versehen, errichtet war; sie wurden einer nach dem andern hinaufgeführt und paarweise an den Pfählen feftgebunden. Als sie zum Tode geführt wurden, schlug die Glocke; Jan fragte, wie spät es wäre, da wurde ihm geantwortet: Vier Uhr» Er tröstete sich mit den Worten: Um fünf Uhr hoffen wir in un- serer Herberge oder auf unserem Ruheplatze zu sein. Sein Sohn ORZIIL I2, IS· iMattb. 26, 14. gMotth W, sc. 11 I. Petri L, S. iTvE I, IS· lcApoftelg. S, Z. lMclrL II, IS. Tief. Z, 20. 224 Der blutige Srhaiiplatz Claes hat die Worte gesprochen: Wir müssen sterben, weil wir glauben, daß mJesus Christus des ewigen Gottes Sohn vom Himmel und nicht von der Erde ist. ·« Dem Peter wurde ein Gebiß in den Mund· gelegt, um ihm das Reden zu verwehren. Als sie an den Pfählen standen, wurde Holz und Stroh um sie her gelegt, und als man solches anzündete, wurden sie lebendig zu Asche verbrannt. « Wenige Tage darauf sind auch Claesken, Jan des Schwars zen Hausfrau, mit ihren drei Söhnen und Hermann, weil sie s fest und unbeweglich an der Liebe Gottes blieben, alle fünf von der Obrigkeit zum Tode verurteilt und lebendig zu Afchevers brannt worden, und sind also als 0 fromme Zeugen Christi bis ans Ende standhaft geblieben. . Als nun hierauf fast ein Jahr verflossen, so sind auch nach einer langwierigen Gefangenschaft Janneken Cabeliaus »und Calleken Steens, als p fromme, standhafte Zeugen der gottlichen Wahrheit, zum Tode verurteilt, lebendig ins Feuer gestellt und zu Asche verbrannt worden. Es hat sich auch zugetragen, daß der Pfarrer N. von dem Castelle, der diese lieben Freunde Gottes aus Neid verraten hatte, von Gott sehr hart gestraft worden ist, denn t1 fein Fleisch hat angefangen so sehr zu faulen, daß es in Stücken von seinem Leibe gefallen ist, oder gefchnitten wurde, und daß seine Krank- heit von keinem Arzte geheilt werden konnte. ·Als·einmal ein großes Stück verfaultes Fleifch von seinem Leibe fiel oder ge- fchnitten wurde, ist dasselbe von einem Hunde aufgefressen wor- den, was er mit seinen eigenen Augen angesehen hat; wie ihm nun dabei zu Mute gewesen sein muß, ist leicht zu erraten, be- sonders wenn er dabei einer Verwünschung gedachte, welche, wie es heißt, über ihn ausgesprochen worden ist, nanilich, daß er mit feinen eigenen Augen noch würde sehen müssen, daß die Hunde sein eigenes Fleifch essen würden Auch trug es sich zu (als der Pfarrer oder Pfaffe krank lag), daß ein Mann ihn zu besuchen kam, welcher, als der Pfaffe über sein fchweres Elend klagte, zu ihm sagte: Es sind die Kohlen des Feuers zu Ryssel (nämlich von dem Brande der oben ge· nannten Freunde), was dem Pfaffen nicht wohl gefiel; mußte aber solchen Spott ebensowohl ertragen, als auch seine Strafe, dieihm Gott zusandte. Auf solche Weise ist er endlich sehr elend gestorben, wie man lieset, daß es vor Zeiten dem Antiochus er- gangen, 2. Ware. 9, 9, und Herodes, Apostelg. 12, 23. Dirk Lambertz Christian von Wetteren und Antonhn de Wale 1563. Auch find zu Gent in Flandern um des Glaubens willen drei Brüder, nämlich Dirk Lambertz Christian von Wetteren und Antonhn de Wale, gefangen genommen worden, welche tap- fer und ritterlich für ihren Glauben und die Wahrheit gestritten haben, s und durch keine Anfechtung, Pein oder Leiden zum Ab- folle gebracht werden konnten, weshalb sie endlich zum Tode ver- nkxteilt worden sind; sie haben, und zwar zuerst Dirk Lambertß, Usld darauf aber auch die beiden Andern, b um Christo nachzus folgen, durch den Tod zum Leben eingehen müssen, und deshalb werden sie mit allen Auserwählten Gottes in weiße Seide geklei- det werden, auch Palmzweige in die Hände und die Krone des Lebens auf ihre Häupter empfangen. Joos Jansz 1563. Jn eben demselben Jahre 1563 wurde auch zu Sommerdyk ein Bruder, Names Joos Janß, um der Belebung der Wahr- heit willen gefangen genommen, und sofort nach Zierikzee ge- n: Mattbz 16, 16. sah. S, St. a Nin-n. s, s. o Abs-stetig. W« 15. pApostelix N, Its. qMattlx 26, 14. L. Mark. S, S. a Stab. s, 12. b 1. Petri 2, 21. Offenb is, S. it. Csdra L, W. L. Tini. 4, S. führt, s wo er manche Verhöre und Leiden ausgestanden hat; hat sich aber keineswegs bewegen lassen, b von dem Worte Gottes und der Liebe Christi abzufallen, weshalber zuletzt verurteilt und enthauptet worden ist, cund hat also sdie Wahrheit tapfer mit seinem Blute bezeugt. Der mehrgemeldete Befehl des Kaisers Carl des Fäusten, welcher im Jahre 1550 erlassen und in den Jahren 1556 und 1560 durch Philipp den Zweiten, König von Spanien, befestigt wurde (auf welches Jahr wir denselben umständlich angeführt haben), wurde im Jahre 1564 zum Verderben und Untergange der unschuldigen und wehrlosen Christgläubigen zum dritten Male erneuert und festgestellt, wie-man in dem großen Gefetzs buche der Stadt Gent, angeführt von Wilhelm dem Ersten, Prin- zen von Oranien, in seiner Verantwortung wider seine Wider· sprecher, gedruckt 1569, Pag. 165 ge» sehen kann. · Darauf ist keine geringe Verfolgung erfolgt, wie aus der Beschreibung der nachfolgenden Märtyrer zu ersehen ist.- Daniel Kalvaert Daniel Kalvaert, geboren zu Teilt in Flandern, wurde im Jahre 1564 zu Armentiers um sdes Zeugnisses der Wahrheit willen gefangen genommen, und von da nach Rhfsel geführt. Aber nachdem er einige Verhöre und Pein ausgestanden hatte, ist er mit vierzig Dienern abermals nach Armentiers gebracht und dort durch obrigkeitlichen Ausspruch b verurteilt worden, leben- dig zu Afche verbrannt zu werden, welches Opfer er auch unver- zagt getan hat; darauf ist seine Asche in die Lehe (ein dortiger Fluß) geworfen worden. Peter von Oosthovem Peter Floeiß, genannt von Oosthoven, und gebürtig zu Lii.pkerken in Flandern, ist s um der Wahrheit Gottes willen zu Armentiers im Jahre 1564 gefangen genommen worden; er hat sich durch vieles Bitten undsLeiden, gleichwie auch durch Ver· heißungen, daß er nicht sterben, sondern frei gelassen werden sollte, bewegen lasseii von seinem Glauben abzufallen; aber als er wieder im Gefängnisse war und zu sich selbst kam, hat er bei sich überlegt, wie sehr er sich habe betrügen lassen, »und daß, wenn er auch dem zeitlichen Tode für eine geringe Zeit entginge, fo müßte er doch darum den b ewigen Tod schmeckenz diese Be- trachtuiig hat eine solche ängstliche Reue in ihm erzeugt, daß er fiel) zu dem allmächtigen Gott (wie dort Petrus) mit ernstlicher Anrufung gewendet, und mit heißen Thränen um Vergebung feiner begangenen Missetatem und um ein standhafteres Gemüt, als er zuvor bewiesen, gebetet hat. Sein Gebet ist auch nicht umsonst und unerhört geblieben, denn als er abermals vor die Obrigkeit gebracht wurde, hat er feinen Abfall plötzlich widerrufen, nachher feinen Glauben frei- mütig bekannt, und ist c standhaft dabei geblieben, weshalb er zuletzt zum Tode verurteilt worden ist, dem er mit fröhlicher Standhaftigkeit entgegen gegangen und also erwürgt und ver· brannt worden ist. Stephan de Graet und Stint-gen. Es find auch im Jahre 1564 zu Gent in Flandern, s um der Wahrheit willen, ein Bruder, genannt Stephan de Graet und Shntgen, seine alte Mutter, gefangen genommen worden; beide waren gestärkt im Glauben und find dabei in allen Versuchungen und Leiden bis in den Tod, welchen sie um des Namens Christi willen haben öffentlich erleiden müssen, standhaft geblieben; des· halb werden sie auch b öffentlich droben in des Himmels Throne den Herrn loben, und O zu Ehren des Lammes und Desjenigen, »der auf idem Stuhle sitzt, das fröhliche neue Lied singen helfen. aMattlx 7, 25. b1. Kot. 15. Es. cJolx 18, 37. aJokk is, 37. bRöiir 12, 1. aJolx 17, 17. bOffeiib 14. U. cMattlx 10, 32. Avostelg. S, E. iiAvoftelg. 12, Z. bJob. IS, 2. cOffenb ist, s. « oder weinten-Spiegel der Laufs-Sommers. 225 Pieryntgen Ketels, Leentgen, ihre Mutter, Pieryntgen und Martyntgen von Male. 1564. Jn demselben Jahre wurden zu Gent vier Schwestern Christi gefangen, s nämlich: Pieryntgen Ketels, Leentgen, deren Mutter, und zwei Schwestern Pieryntgen und Martyntgen von Male. Diese haben sich nicht mit ihrem Fleische und Blute, son- dern mit Gott beratschlagt, welcher sie h stärken konntejum dessen Namen willen sie (nach viel Anfechtung und standhafter Behar- rung) in dem Kloster zu St. Peter bei Gent ihr Leben haben c lassen müssen. Darum werden sie auch von dem Jünglinge auf dem Berge Zion d gekrönt und von ihrem Bräutigam freudig empfangen werden. Peter von der MiihL 1564. Kurz darauf hat auch zu Gent ein Bruder, Namens Peter. von der Mühl, so tapfer für seinen s Glauben in Christo gestrits ten, daß er mit einem festen Glauben und Vertrauen auf Gott allen denen bis an seinen Tod widerstanden, die ihn davon ab- fällig zu machen"suchten, er ist aus dieser Welt geschieden un-d in Ruhe und Frieden zu Christo gereist, um an jüngsten Tage die- jenigen richten zu b helfen, die ihn hier gerichtet haben. Maehken Boosers wird um des Zeugnisses Iesu Christi willen in der Stadt Doornik, im Jahre 1564, den 18. September, zu Asche verbrannt. Ein Bekenntniß und tröstlicher Sendbrief von Msaeyken Boofers, gefangen zu Doornik, wo sie ihren Glauben mit ihrem Tode versiegelt hat, welcher also lautet: Die ewige unergründliche Gnade Gottes und die Kraft des heiligen Geistes sei mit euch allen, meine geliebten Freunde und Brüder. Jch lasse euch wissen, daß ich. dem Fleische nach gesund bin; aber dem Geiste nach möchte es wohl etwas besser sein, denn ich finde Schwachheit in mir; doch steht meine Hoffnungauf Gott, der den Schwachen stärkt und den Unterdrückten tröstet, wonach mein Herz allezeit verlangt, um vor seinen Augen tuchtig zu sein, daß ich zu seiner Ehre dasjenige vollbringen mochte, was er in mir angefangen hat· Darum s bitte ich euch, meine gelieb- ten Brüder, daß ihr meiner nicht vergesset, wie ich denn auch wahrnehme, -daß ihr solches nicht tut, wofür ich mich sehr bedanke und hoffe, der Herr werde euch in seiner heiligen Wahrheit be- wahren. Ferner lasse ich euch wissen, daß mich die Herren frag» ten und wissen wollten, wer mit mirgetauft wordenund ob kei- ner von denselben in der Stadt wäre; sie wollten deren Vor- und Zunamen wissen; ich erwiderte: Jch wüßte es nicht, und könnte es nicht sagen; hiermit waren sie nicht zufrieden, denn sie sagten, der Scharfrichter sollte mich entkleiden; ich war sehr beschämt und bat sie freundlich, daß sie mir glauben wollten, aber es half nichts. Darauf sagte ich: So geschehe denn euer Wille, und ent- kleidete mich. Darauf führten sie mich zur Folterbaiik und ban- den mich, um mich aufzuwinden und auszuspannen. Hierauf sagte der Bevollmächtigte ich sollte sie ihnen nennen; ich er- widerte aber: Jch könnte solches nicht tun: da banden sie mich wieder los, ohne daß ich Jemanden genannt hatte, deshalb sei der hohe Gott gelobt. Aber den Peter und George, haben sie schon vorher gewußt, darum mußte ich sie auch nennen, wiewohl ich auch ihre bZunamen nicht wußte. Hiermit will ich euch dem Herrn Befehlen, und dem Worte seiner Gnade. Der Herr wolle uns alle in der Einigkeit des Glaubens bewahren bis ans c Ende unsers Lebens, Amen· aMattkx 12, sc. bGaL l, 16. Les. 40, W. c4. Esdra Z, its. dMatth· 10. sMattkh 12, so. EIN. S, 12. bLuL W, 42. 1. Kot. S, L» Matth 7, L. aMattlx W, s7. bApostelg. So, AS· cEph 4, is. BE, " Noch ein Brief von Maeyken Boosers an ihre Eltern. · Aus dem Jnnersten meines Herzens grüße ich euch, mein geliebter Vater und meine sehr geliebte Mutter, und alle diejeni- gen, die in eurem Hause find. Wollet vernehmen, daß ich ge- sund und unverändert im Gemüte bin; der Herr sei ewiglich gelobt; ich hoffe durch Gottes Güte, daß es mit euch ebenso steht; ferner danke ich euch herzlich »für euren freundlichen Gruß, den ihr mir geschrieben habt, worüber ich mich sehr gefreut habe, als ich harte, wie euer Gemüt mir zugeneigt wäre; deshalb will ich auch euch zum Andenken etwas von meiner Gefangenschaft schreiben· s Zunächst hat mich der Bevollmächtigte gefragt, wie alt ich gewesen, als ich getauft worden wäre. Jch erwiderte: Ungefähr drei oder vier und zwanzig Jahre. Sie fragten, warum ich das hatte tun lassen. Jch sagte: s Weil es Gott befohlen hat. Sie fragten, ob ich nicht wüßte, daß ich zuvor schon getauft worden wäre. Jch antwortete: Davon weiß ich nichts, auch hat Gott solches nicht befohlen· Sie fragten, ob ich keine Gevatterleute gehabt hätte. Jch sagte: Es kann wohl sein, sie sind vielleicht gestorben. Da sagten sie, man sollte mir Gelehrte zusenden· Jch entgegnete: Jhr solltet weise genug sein, um gegen mich zu reden; aber sie wollten Gelehrte senden. Darauf haben sie den Pfarrherrn von der Frauenkirche gesandt, der zu mir sagte, wa- rum ich so lange nicht in seiner Kirche gewesen wäre, und daßer mich 1iicht gekannt hätte. Jch erwiderte, ich hätte mich zu Hause still gehalten. Sie fragten, wo meine Kirche wäre· Jch antwor- tete: Sie ist euch unbekannt, denn wenn ihr sie wüßtet, ihr wür- det sie nicht lange in Ruhe lassen. Wir redeten viel mit einander von der Taufe. Jch sagte, b Christus hätte seine Apostel ausge- sandt in alle Welt, welche zuerst alle Völker lehrten, alles das- jenige zu halten, was er ihnen befohlen hätte, c und sie im Na- men des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes tauften; es können aber keine Kinder lernen; wer aber glaubt und getauft Wird, soll selig wer-den. Darauf sagten sie, ddaß die Apostel ganze Häuser getauft hätten. Jch erwiderte: Ja, alsdann haben sie sich erfreut, daß sie in Gott gläubig geworden waren; solches können die Kinder nicht tun. Christus hat die Kinder zu sich ge- rufen und gesagt, e daß solcher das Himmelreich sei, aber er be- fahl nicht, sie zu taufen. Da brachten sie Adams Sünde vor, cund daß sie darin geboren wären. Jch sagte, Christus wäre idafür gestorben; ich fragte sie, ob sie mit der Taufe die Sünde abtun wollten; -die jungen Kinder hätten aber keine Sünde, da- rum könnten sie auch der Sünde nicht absterben und durch die Taufe in einem neuen Leben auferstehen. Da sagten die Herren: g Deine Meinung ist, wer da glaubt und getauft wir-d, soll selig werden, ist dem nicht so? Jch erwiderte: Ja. Darauf fragten sie, ob Christus nicht von dem Fleische Maria wäre· Jch sagte, Maria hätte ihn vom heiligen Geiste empfangen, wie der Engel zu ihr sagte: h Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wiitd dich überschatten, weshalb auch das Heilige, das von dir geboren wer-den soll, Gottes Sohn genannt werden wird. Sie fragten noch einmal, ob er nichts von ihrem Fleische angenommen hätte, weil er dasselbe nicht von Oben ge- bracht hat. Jch entgegnete, i daß ich dem Zeugnisse des Johannes glaubte, wo er sagtti Das Wort ift Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Sie fragten, ob ich nicht glaubte, daß er der Sohn Maria nach dem Fleische wäre, kund Gottes Sohn nach dem Geiste. Jch antwortete, daß er Gottes eigener und einge- kborner Sohn wäre, ider ohne Anfang der Tage und ohne Ende des Lebens sei und zuletzt durch die Kraft des heiligen Geistes aMurL IS, 18. bMntth. W, W. es· Mvse l, 39. Matth IS, IS. dApostelg 1S, M. cMatth. is, 14. iJoh I, 29. sRöm. S, 4. bist-I. I, AS. ist-b. l, It. lehrst. 7, s. 226 Der blutige Scheins-any, » von Maria geboren worden sei. Darum ist er nicht von der Erde und irdisch, wie Adam, lund wird auch nicht zur Erde werden, denn er ist der Herr vom Himmel. Hätte er Fleisch von unserem Fleische, m so müßte er auch -die Verwesung sehen, denn Gott sprach: Du bist Erde und sollst wieder zur Erde werden, was sich nicht allein auf Adam, sondern auf Alle, die von ihm abstammen, bezog. Dann fragten sie mich, ob ich nicht glaubte, daß in dem Sa- kramente Christi t- Fleisch und Blut wäre. Jch erwiderte: Nein, er ist aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes, seines Vaters. Sie fragten, ob ich nicht glauben wollte, daß alle Heiligen im Himmel seien. Jch antwortete: »Was ich nicht gelesen habe, kann ich nicht verantworten; aber das habe ich gelesen: O Der Ge- rechten Seelen sind in Gottes Händen, und keine Todespein wird sie anrühren. Darauf sagten sie nicht viel, aber sie fragten, p was ich von der Maria hielte. Jch entgegnete, sie sei ein reines und heiliges Gefäß gewesen, gesegnet über alle Weiber, denn sie war würdig, den Sohn Gottes zu empfangen und zu gebären. Sie fragten, s; ob ich nicht bekennte, daß ein Fegfeuer wäre. Jch erwiderte: Jch finde von zwei Wegen geschrieben, von einem sehr breiten, der zur Verdammniß, und von einem sehr schmalen, der zum ewigen Leben führt. Auch fragten sie, was ich von dem Papste hielte. Jch wortete: Den Papst kenne ich nicht, aber ist das seine Lehre, die man hier hält, so halte ich ihn seiner Lehre gleich. Es sind noch mehr Worte gefallen, aber ich habe dieses nur aus Zeitvertreib geschrieben. Lebet wohl. Noch ein Brief von Maeyken Boosers an die Brüder. Meine sehr geliebten und werten Brüder im Herrn! Jch lasse euch wissen, daß mein Herz getrost und wohlgemut ist, dem Herrn sei ewiges Lob, s denn er bewahrt uns durch seine rechte Hand, und hilft uns aus der Mitte unserer Feinde, denn ohne ihn wäre ich verloren, weil sie auf mancherlei Weise mich anfechten, geistlich und weltlich, wie man diesen Sonntag an Herrn Mas- saert, an einem Ratsherrn und noch einem weltlich gelehrten Manne hat bemerken können, welche dafür hielten, daß ich zu der allerschändlicljsten Secte gehörte, die jemals unter dem. Himmel gewesen; als ich aber ihnen meinen Glauben erzählte, habe ich sie alle weinen gemacht, so daß sie kaum— reden konnten; sie sind auch endlich freundlich von mir geschieden Für dieses Mal nicht mehr, als bleibt dem Herrn allezeit befohlen; er erhalte und bewahre euch in seiner heiligen Wahr- heit. Jch hoffe, es wird bald mit mir geschehen sein, denn mir ist nichts lieber, als dem- Herrn zu gefallen und selig zu sterben, Amen. Ein Testament der Maeyken Boosers an ihre Kinder. Ein herzlicher und zugeneigter Gruß sei an euch geschrieben, meine herzlich geliebten Kinder; hört doch eure Mutter, die nun um der rechten Wahrheit willen in Banden ist, s denn es hat Gott so gefallen, daß alle, die gottselig leben wollen, Verfolgung lei- den müssen. Darum bin ich getrost und wohl zufrieden, b daß der Knecht seinem Herrn nachfolgt. Sein gefegneter Wille müsse an mir geschehen; hätte es ihm gefallen, er hätte mich vor diesen Banden wohl bewahren können. Meine lieben Kinder, es ist von Anfang her so gewesen, daß die Gerechten haben leiden«müssen, und daß die Ungerechten allezeit die Oberhand gehabt; aber es wird ihr Tag bald kommen, wo sie klagen und vor Elend rufen werden: c Jhr Berge, fallet über uns, und ihr Hügel bedeckt uns 12. Kot. is, 47. m i. Mose Z, 20. nMllkL is, is. o Weiåh s, s. I) LUL 1. 24. c« Mut-W. 7, IN. a soll. is. S. a Z. Tini. s, 12. bMattT W, L. Las. il, 25. cLuk. M, sc. clWeisb. s, 7· vor dem Angesichte des Herrn. d Ach wehe! wenn die Gerechten wie die Sonne scheinen werden, dann werden die Gottlosen ins ewige Feuer gehen. Ach, geliebten Kinder, eforschet in der Schrift; richtet euch darnach, daß ihr das angenehme Wort ver- nehmen mögt. Kommt, ihr Gesegneten, ererbet das Reich mei- nes Vaters. kVittet den Herrn um Weisheit, und lernet Gott fürchten, so erlanget ihr rechten Verstand, und stellet euch nicht der Welt gleich, gin Hoffart, im Tanzen, im Springen und eitlem Geschwätze II sondern stellet in eurem Wandel ein gott- seliges Leben dar; schmücket euch mit den heiligen Weibern, schaffet euch die Schrift an und lebt darnach, damit eure Seelen selig werden, und wir nach dieser Zeit zusammenkommen mögen. Der allmächtige Gott, der König aller Könige, verleihe euch seine Gnade nach dem Reichtume seiner Güte, stark zu werden an dem inwendigen Menschen, und gebe euch Christum zu wohnen in euren Herzen, welcher euch in alle Wahrheit leiten wolle. Jch bitte euch, meine lieben Kinder, seid doch unter einander fried- sam, das ist eine Frucht des Geistes; helft einander gerne, ohne irgend einen Widerspruch, und seid allezeit der Armen einge- denk; i seid freigebig in allem, was ihr habt; macht euch Freun- de mit dem ungerechten Mammon; liebet das, was ewig ist, und nicht was zeitlich ist; suchet, was himmlisch und nicht was irdisch ist, I( denn alles Fleisch ist wie Gras, und die Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume, 1welches heute steht untd mor- gen .in den Ofen geworfen wird; die Herrlichkeit des Menschen vergeht, aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. Liebet die Welt nicht, noch die Dinge, die darinnen sind, nämlich Augenlust und Hoffart des Lebens, m welche nicht von Gott, sondern von der Welt sind, die Welt aber wir-d vergehen mit allem, was darinnen ist; wer aber den Willen des Vaters tut, bleibt in Ewigkeit. Meine Kinder, tut nach des Herrn Willen, ich, eure Mut- ter, hoffe, euch den Weg vorzugehen; merket aber darauf, worin und wie ich vorgehe; sehet doch nicht auf die Ehre der Welt, son- dern achtet es für eine Ehre, um des Namens unsers Gottes willen zu leiden; n denn Er, welcher der oberste König war, hat sich nicht geschämt, feine Herrlichkeit zu verlassen, ist in sdie Welt gekommen, und hat den allerschmählichsten Tod für uns erlitten, ist auch unschuldig geschlagen und mißhandelt worden, daß auch nichts Ganzes an seinem gesegneten Leibe war; so lieb hatte Er uns, womit Er uns ein Beispiel hinterlassen hat, daß wir seinen Fußstapfen nachfolgen sollten. OEr ist das Licht, welches in die Welt gekommen ist, damit alle, die ihm nachfolgen, nicht in der Finsterniß wandeln, sondern das Licht des Lebens haben möchs ten: der Herr gebe, daß euch dasselbe Licht auch umscheinen möge, und daß ihr darin wandeln möget, Amen. »Noch ein Brieflein von derselben Mutter an ihre Kinder. Meine Kinder, ich grüße euch sehr herzlich, und sende euch eure Schriften wieder zurück, damit ihr eurem Versprechen, wel- ches ihr mir idarin gegeben habt, nachkommen möget. Seid doch allezeit Denen untertänig, die euch zur Gerechtigkeit anhalten und euch in eurer Uebertretung bestrafen. Lebt wohl, und hier- mit auf dieser Welt gute Nacht. Meine lieben Kinder, fürchtet Gott, meidet alles Arge. Noch ein Brief von Maeyken Boosers an ihre Eltern. Mein sehr geliebter Vater und meine innigst geliebte Niuts terl ich befehle mich euch an, aus dem Innersten meines Herzens, mit Bitten zu dem Herrn, daß Er euch und mich mit dem Troste. des heiligen Geistes trösten wolle, als das Verheißene des«Herrn, welchen Er verbeißen hat, seinen Jüngen zu senden, inidem Er sagt: sNun aber gehe ich zum Vater und ich will euch einen eJolx s, AS. fMutth. 25. sit. gRöm. i2, A. di. Petri Z, Z. iHebk. is, i0. Qui. is, s. Aal. Z, Z. lcJeL 40, S. 11. Sold. L, is. ca i. Kot. 7, Si. n l. Petri L, is. PhiL Z, 7. oJoL s, i2. a Joh i4, is. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinuten. andern Tröster senden, welchen die Welt nicht empfangen kann, denn sie kennt ihn nicht. Darum, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, seid getrost und erwartet in Geduld, was der Herr mit mir tun will; ich warte auch auf feinen Trost in Geduld, und was geschehen ist, achte »ich nur für etwas Leichtes, wovon ich keine Beschwerde fühle. Der Herr müsse gelobt sein. auf den ich hoffe, denn b Er tröstet den Demütigen, und stößt den Hof- färtigen vom Stuhle, und obgleich uns hier Jammer vor Augen schwebt, so wissen wir doch, daß des Herrn Tag bald kommen und daß alles gottlose Wesen vernichtet werden wird, und daß Gott ohne Ansehen der Person richten und c einem Jeden nach seinen Werken vergelten wird. Darum, mein lieber und sehr werter Vater und meine teure Mutter, seid doch meinetwegen unbeküm- mert, und lasset den Herrn sein Werk ausführen; ich hoffe, Er hat mich Arme, Unwürdige d zum Opfer verordnet, welches Jhm gefällig ist, denn ich habe auf seine Barmherzigkeit gehofft, und daß Er nicht mit mir ins Recht gehen werde; wollte Er mich nach meinem Verdienste richten, so wäre ich des ewigen Todes schuldig; aber ich hoffe, der Herr werde sich meiner erbarmen. Jch berichte euch, daß ich noch einmal vor den Diakon ge- bracht worden bin, aber ein Jeder behielt das Seinige, und beim Abschiede sagte er zu mir: Wenn du in tdiesem Glauben bleibst, so bist du ewig verdammt. Jch erwiderte: Warum redest du so, da doch e Gott richten wird? Ja, sagte er, solches« darf ich wohl sagen, denn es wird so geschehen. Darauf folgte mir Meister Elaes und fragte: Wo hast du dich so lange verweilt? ich habe dich lange gesucht. Jch antwortete: Nun habt ihr mich ja. Jch habe dich nicht, sagte er, Idenn wärest du in unsern Händen, wir würden dich, nach meinem Erachten, länger halten, als diese tun werden. Hiermit will ich euch, mein lieber Vater undmeine liebe Mutter, dem Herrn anbefehlen, der euch und mich bis ans Ende bewahren wird. Betrübt euch nicht um mich, sondern erfreut euch daß mich der Herr würdig achtet: denn diese-f meine Glie- der, cdsie mir der Herr gegeben hat, will ich um seinetwillen gern verlassen. Lebet wohl allezeit. Noch ein Brief von Maeyken Voosers an die Brüder und Schwestern. O meine herzlich und sehr geliebten Brüder und Schwestern in dem Herrn« Ich griiße euch noch einmal mit des Herrn Frie- den, daß derselbe bis in Ewigkeit bei euch bleiben wolle, Amen. Jch berichte euch, daß diese meine Feinde mich noch allezeit wegen der Taufe quälen; aber von der Menschwerdung Christi sagen sie mir nichts mehr. Der Diakon erzählte ihnen meinen Glauben, uncd sie fragten mich um nichts weiter, als ob ich glaub- te, daß Christus Davids Sohn sei. Jch erwiderte, a Er wäre der Sohn des lebendigen Gottes. Ach, ach! sprach der Diakon. Die Herren fragten: Steht es nicht geschrieben, aus b dem Saamen Davids nach dem Fleische? Der Diakon antwortete ihnen, denn ich fand kein sonderliches Gehör; er warf mir öfters vor, daß ich läge, weil ich ihm Widerspruch, und er mir nicht beweisen konnte, daß die Apostel Kinder getauft hätten. Sie übersielen mich alle zugleich und sprachen, es könne Niemand ins Himmelreich kom- men, es sei denn, daß er aus Wasser und Geist geboren würde. Sie fragten mich plötzlich, ob ich solches auch bekennte; woraus ich erwiderte: Die Schrift gehört den Kindern nicht, sondern den Alten, cdie Ohren haben zu hören. Da standen sie aus und sagten: Du hegst eine Meinung. Nun erwarte ich, meine lieben Freunde, morgen noch ein- mal vor sie gebracht zu weredn. Darum bitte ich euch, ihr wollet heut. i, is. c g. nor. s, io. den-m. je, i. ewiatm es, se. se. Muse. it. sit-rauh. is. is. vers-often« is. es. ask-h. s, e. 227 sden Herrn für mich bitten, daß Er meinen Mund zu seinem Prei- se und zu seiner Ehre regieren wolle. Hiermit will ich euch ewig- lich in die Hände Gottes befehlen, und bitte freundlich, ihr wollet mein einfältiges Schreiben zum Besten deuten, denn ich suche sonst nichts, als-d aus einfältigem Herzen Gott zu gefallen. Ach, möchte ich dem König der Könige und dem Herrn aller Herren in meinem Rufe so gefallen! dann wäre ich gewiß zu einer seligen Zeit geboren. Hiermit Frieden und gute Nacht; nach dieser Zeit nichts mehr. Haltet dieses für einen ewigen Abschied. Nachher ist Maeyken Boosers zu Doornik zu Asche verbrannt worden, unids hat ihre Seele in die Hände des Herrn übergeben. Willeboort Corneliß wird zu Middelburg, in Seeland, um der Wahrheit des Evangeliums willen im Jahre 1564, den 14. September getödtet. « Ein Brief von Willeboort Eornelisz, ges rieben aus dem Gefäng- nisse» zu Middelburg wo er efangen lag, we chen er mit seinem Blute versiegelt hat und· welcher also lautet: Die s Gnade und der Friede von Gott, dem himmlischen Vater, welche uns durch b Jesum Christum, seinen einigen Sohn, c unsern Herrn, geworden sind, wollen dich trösten in allem dei- nem Jammer, meine herzlich geliebte Schwester im Herrn; der d heilige Geist wolle dich leiten in alle Wahrheit und Gerechtigs keit bis ans Ende, un!d die starke Hand Gottes wolle dich und mich auf der ebenen Bahn erhalten, damit wir recht wandeln mögen bis ans Ende, Amen. Meine herzlich geliebte und werte Schwester in dem Herrn! Wir müssen in dieser elenden und betrübten Welt als e Jeder- manns Raub geachtet sein, wie der Prophet uns berichtet; ja Christus Jesus selbst sagt: k Jhr müsset von allen Menschen um meines Namens willen gehaßt werden; ja wir werden für Ver-» führer gehalten; gleichwohl sind wir wahrhaftig; wir sind g ein Schauspiel geworden, wir haben in allen Dingen Trübsal, aber wir ängstigen uns nicht; wir werden gedrängt, aber wir werden nicht verzagt; wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht ver- lassen; wir werden unterdrückt, aber wir vergehen nicht. Wir werden h für Schlachtschafe gehalten, aber in all' diesem über- winden wir weit um Desjenigen willen, der uns geliebt hat; denn, mein liebes Schaf, wir wissen, daß wir i durch viel Trübsal und Leiden in das Himmelreich eingehen müssen; ebenso wissen wir auch, daß, so lange wir in diesem Leibe wohnen, wir k als Pilger in cder Abwesenheit von dem Herrn wallen. Darum sagt Petrus: IJch ermahne euch als Pilger und Fremdlinge, enthal- tet euch der fleischlichen Lüste, die wider die Seele streiten. Da- rum mein liebes Schaf, hast du nun auch mit m Abraham unser Vaterland verlassen, so sei darum nicht träge in demjenigen ,was du tun sollst, sondern sei 11 brünstig im Geiste, schicke dich nach der Zeit, sei fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Trübsal, halte an im Gebete, nimm dich der Heiligen Notdurft an und O beherberge gern. Darum, mein liebes Schaf, obgleich unser äußerer Mensch verweset, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert, denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft uns, die wir nicht auf das Sichtbiare, sondern auf das Unsichtbare sehen, eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit. Darum, meine liebe Schwester, siehe allezeit auf den Herzog des Glaubens und den I) Vollender Jesum, welcher, während Er wohl hätte Freude haben mögen, das Kreuz erduldete und der Schande nicht achtete,« und zur Rechten aus dem Stuhle Gottes gesessen hat. Gedenkt an Den, Ider ein solches Widersprechen von d 1. Tini. S. 15. 7. bJolx s, 16· at. Kot. 1, it. Jst-b. W, 1Z. eJeL Es, is. Zä 1Apostelg. 14, 22. 1c2. Kot. e nNötth 12« U. ·o2. Kot. C, IS. a Nisus. f Mutth 10, Z, S. It. P p Hebt. is, Z. es. Kot. S, S. l« Rönu S, AS. i Z. U. m1. Mole II. it. 228 den Sündern wider sich erduldet hat, daß ihr nicht in eurem »Mute matt werdet und ablasset, denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt Er; Er stäupt aber einen jeden Sohn, den Er liebt und aufnimmt; denn unser Heiland hat selbst-um unsertwillen so viel gelitten, daß auch Jesaias wohl sagen durfte, daß Er g weder Ge- stalt noch Schönheit gehabt; wir sahen Ihn, aber da war keine Gestalt,— die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtet te und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit; Er war o ver- achtet, daß man auch das Angesicht vor Jhm verbarg. Darum durfte Er durch den Propheten wohl sagen: »Sie gaben mir Galle zu essen, und Essig zu trinken in meinem großen Durste; alle Menschen spotten mein, sie schüttelten sden Kopf, und sperrten den Mund auf wider mich. Ja, wie Er durch den Propheten sagt: s Jch bin einWurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und eine Verachtung des Volkes. Meine liebe Schwester in dem Herrn! Hat das Haupt so gelitten, so müssen t die Glieder auch folgen; laß dich es nicht verdrießen, daß du noch U in dieser Welt oder Wüste herumstreii fen mußt, denn Gott ist es, der in euch das Wollen und Voll- bringen wirkt, nach dem guten Vorsatze deines Gemütes. Mein liebes Schaf, V laß dein Licht allezeit leuchten unter diesem argen und verkehrten Geschlechte damit Diejenigen, welche W von euch afterreden, wie von Uebeltätern, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tage der Versuchung. Meine herzlich geliebte Schwester in dem Herrn, erwarte doch die Zeit in Geduld, und harre auf die Zukunft unsers Herrn. Sieh, der Ackersmann erwartet die köstlichen Früchte der Erde in Geduld und geduldet sich, bis er den Friihs und Spätregen em- pfange. Darum sei geduldig, stärke dein Herz, denn des Herrn Zukunft ist nahe. Meine liebe Schwester, du hast die Geduld Hiobs gehört, und hast auch das Ende des Herrn gehört, daß er barmherzig und ein Erbarmer ist. Mein liebes Schaf, las; uns dasjenige, was wir haben, bis ans Ende festhalten, X Er ist getreu, der es uns verheißen hat, meine liebe Schwester: erniedrige dich allezeit, J! alle deine Sorge wirf auf den Herrn, denn Er sorgt für dich und für uns alle; wir wissen ja unsern Lohn, den wir mit Geduld erwarten, schon im Voraus, wenn wir seine Gebote nach unserer Schwachheit bis ans Ende festhalten. Darum sagt Paulus, 2 daß die Liebe das Band der Vollkommenheit sei, und Petrus sagt: Habt unter ein- anIder eine brünstige Liebe, denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge. Meine liebe Schwester in dem Herrn, müssen wir auch ein Spott der Welt sein, und in fremden Ländern herumwan- dern, so wird es uns doch kein Hinderniß sein, wenn der Herr sagen wird: sKommt, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, welches euch von Anfang der Welt bereitet ist: dann wird das Kind geboren sein, dann wird man nicht mehr gel·cistert wenden, dann werden alle unsere Feinde überwunden sein, dann b werden unsere Thränen von unsern Augen abgewischt werden, dann wird uns kein Leid mehr widerfahren, dann werden c wir aus dem Brunnen des Lebens umsonst trinken, denn alles, was geschrieben ist, das ist zu unserer Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben möchten. Der Gott der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr unter einander gleich gesinnt seid, nach Christo Jesu,- damit ihr einmütig mit einem Munde Gott, den Vater unsers Herrn Jesu Christi. preisen möget. Darum nehmt einander auf, gleichwie uns Christus zur Herrlichkeit Gottes, des Vaters unsers Herrn Jesu Christi, aufgenommen hat, Amen. Von mir, Willeboort Corneliß, in den Banden geschrieben. Rönh 12, s. Jes. Es, s. rPsulm W, 22. sPsalm 22, 7. SEND. i, W. i. The» n VIII. 2. is. vMuith. s. is. w1. Petri L. i2. xMattT 10, 22. s, 24. J« I. Petri s, 7. zKol. s, Ist. I. Petri 4, S. aMatth 25, M. b Jes. 25, S. c Nisus. is, L. D« time» Schaum-re, Pryntgen Maelbouts und Martyntgen. 1564.— Jm Jahre 1564, den 12. November sind« Pryntgen Maels bouts, die Wittwe des Jakob de Backer, des Pauwels von Mee- nen Bruders, und mit ihr Martyntgen Maelbouts, ihre Schwe- ster, eine junge Tochter, geboren zu Tielt, zu Gent in Flandern mit dem Schwerte enthauptet worden, jedoch nicht wegen irgend eines Gerüchts von bösen Werken, sondern allein s um des Zeug- nisses unsers Herrn Jesu Christi willen, in einem guten Gewis- sen. Sie hatten sich näinlich (nach der Lehre der heiligen Schrift) von der päpstlichen Kirche des Antichrists, welche bmit vielen Unreinigkeiten der unreinen Werke der Finsterniß besudelt ist, und von den Lehren und Menschengeboten, welche mit des Herrn heiligem Worte streiten, abgesondert, und hatten sich mit den wahren Gliedern Christi wieder vereinigt, und (c nach ihrem schwachen Vermögen) mit ihnen ihres Herrn Gebote und Verord- nungen unterhalten. Deswegen sind sie von den Verfolgern und Beneidern der Wahrheit ihres Lebens beraubt worden, welches sie freiwillig verlassen wollten, um d ihrem Herrn und Erlöser zu gefallen, in einer lebendigen Hoffnung und festem Glauben, daß sie e diese ihre vergänglichen Glieder ( die sie hier um seines Namens willen verlassen) in der Auferstehung der Gerechten in großer Herrlichkeit wieder empfangen und mit Gott und seinen Heiligen in Ewigkeit regieren werden. Mr. Jelis Matthvß wird um des Zengnisses Jesu Christi willen zu Middelburg im Jahre 1564 getödtet. Ein Brief von Mk. Jelis Matthyskk im Gefängnisse zu Mitwel- burg im Jahre 1564 geschrieben, wo er um des Namens des Herrn willen sein Leben gelassen hat. Der feste Grund Gottes bleibt ewig. « « Die s Gnade, der Friede und die überfließende Liebe unsers Gottes, die herzgründliche unaussprechliche Liebe seines Sohnes, unsers Herrn Jesu Christi, und die auserwählte Gabe des Glau- bens ist uns von Gott, dem barmherzigen, lieben Vater, durch Christum Jesum offenbart und seinen Heiligen gegeben, welche er durch seine väterliche Liebe dazu erwählt, berufen und verord- net, ia dieselben von den Ketten und schweren Banden der ewigen Finsternis; des Unglaubens erlöset hat, womit diese arge, böse und verkehrte Welt gebunden ist. Er hat uns auch b nach seiner väterlichen Barmherzigkeit zu einer lebendigemseligmaclienden Hoffnung wiedergeboren, unsd Ein das Reich seines geliebten Sohnes versetzt. durch welchen wir die Vergebung unserer Sün- den durch sein Blut erlangt haben, damit wir ihm ( meine lieben Schafe) d fernerhin in allem Gehorsam, Gerechtigkeit und Hei- ligkeit, ohne Furcht alle Tage unseres Lebens dienen können. Hierzu helfe und stärke uns doch der barmherzige liebe Vater durch die Kraft seines heiligen Geistes, Amen. Nachdem ihr an mich durch euer Schreiben und auch durch einen Gruß, welchen ich einige Male von euch empfangen, das Verlangen an mich gerichtet habt. daß ich euch schreiben und er- mahnen möchte. wie denn auch deine liebe Hausfrau in früheren Zeiten ein Gleiches von mir durch Schreiben begehrt hat, so sei euch kund, daß ich mir oft in meinem Herzen vorgenommen hatte, solches nach meiner geringen Gabe zu tun, und wiewohl ich hoffe, daß ihr dessen so eigentlich nicht bedürfet, so hoffe ich doch auch, daß es euch desto sicherer und fester machen werde: weil ich aber viel zu schreiben gehabt, und auch mit andern Dingen beladen gewesen, so habe ich es nicht wohl ausrichten können, habe aber doch allezeit eine väterliche Sorge für euch getragen. und meinen Gott oft mit brünstigem Herzen nach meiner Schwachheit ge- beten, daß er doch euch beide e unter dem Schatten seiner Flügel in dieser grausamen, gefährlichen Zeit, voll aller Bosheit be- aOffenkk Z, is. bOkfetIll is, 4. c2. Kur. S. 17. ei Ofsenll Z. is. e 2. Tini. L. i2. 2.sMark. 7, ji. 14. Blick. s. 17. i. Kost. is. 43. a L. Tini. 2, 17. b l. Petri l, Z. c Sol. l, IS. d Qui. l, 69. eEVL l, IS. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesinnten. 229 wahren und euch mehr und mehr mit seinem heiligen Geiste er- fallen, auch euch die Augen eures Verstandes öffnen wolle, damit ihr, meine lieben Schafe, des Teufels Stricke und k ausgespannte Netze doch recht erkennen lernen möget, welche er täglich auf mancherlei Weise den Wiedergebornen ftellt, wiewohl sie euch zum Teil nicht unbekannt find, indem ihr wohl wisset was er im Sinne hat; darum habt ihr euch auch bis auf diese Zeit wachsam gehalten, woruber ich sehr erfreut bin, und auch darüber, daß euer· Glaube wachst und g in der Erkenntniß unsers Herrn Jesu Christi zunimmt, wozu ich auch euch sämmtlich durch die Kraft des heiligen Geistes in meinen Banden, bunter Thränen ge- boren habe, so daß ihr meine und des Herrn Nachfolger gewor- den seid,·und das Wort des Evangeliums vom Kreuze Christi mit gottlicher Traurigkeit aufgenommen habt, und seid ihm ge- horsam worden von Herzen in der Form der Lehre, worin ihr nun stehet, so daß ihr allen in Middelburg ein Vorbild geworden seid, die ihr Leben bessern und -das Kreuz des Herrn aufnehmen wollten; und nicht allein diese, sondern es sind auch viele Heilige dadurch erfreut worden, als sie euren Gehorsam und eure Demut in tder Furcht Gottes ansahen, welche, wie ich hoffe, sich von Tag zu Tag noch mehr ausbreiten und offenbar werden wird, damit es, meine lieben Schafe, recht klar werden möge, daß ihr i von oben aus Gott, dem Vater, recht wiedergeboren und erneuert seid, II durch die Erneuerung eures Sinnes. Gedenket, daß euer Wandel himmlisch fein müsse, nämlich Inach dem neuen Men- schen, der nach Gott geschaffen ist in aller Gerechtigkeit und Hei- ligkeit, denn nach dem der heilig ist, der euch zu diesem Dienste berufen und erwählt hat, so müßt ihr auch einen heiligen, keu- schen und gottseligen Wandel, in der Furcht eures Gottes, m nach eurem Vermögen führen; denn wem wir uns übergeben haben, dessen Knecht sind wir, wie der Apostel auch sagt, es sei der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam zum Leben. Gott sei ewiglich Preis und Dank, meine lieben Schafe, daß ihr Dienstknechte und Mägde der Sünden gewesen, nun aber I- mit mir durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung des heiligen Geistes abgewaschen und gereinigt seid, welchen·Gott se: Vater durch Christum, unser» Heiland, keichiich iivek uns ausgegossen hat, nicht um der Werke unserer Gerechtigkeit wil- len, die wir getan hatten. Denn O wir waren Kinder des Zornes von Natur, wie die andern; aber Gott, der barmherzige, liebe Vater, der reich an Barmherzigkeit ist durch seine große Liebe. womit er uns geliebt hat, als wir todt waren in Sünden und Ungerechtigkeit, hat uns mit Christo, oder durch Christum, seinen lieben Sohn, durch den Glauben lebendig gemacht. «— Darum, meine herz- und gründlich geliebten Schafe in Jefu Christo. deren Seele ich von Herzen liebe, und für welche ich eine väterliche und göttliche Fürsorge trage, ermahne und bitte ich euch als ein Gefangener in dem Herrn, daß ihr doch oft p an den Tag gedenken wollet, an welchem sich der barmherzige, liebe Va- ter über euch erbarmet und die Decke von euren a Augen und Herzen hinweggenommen hat, welche noch vor den Augen und Herzen so vieler und tausend Menschen hängt. die so schwere Wege noch wandeln und tnicht den Weg des Herrn erkennen, weil sie vom Weine der Vabvlonischen Hure, nämlich der falschen Lehre, trunken sind, womit die gianze Welt angefüllt ist, ihr aber, meine Schafe, seid nüchtern geworden, nnd seid s von ihr ausge- gangen, wie ich denn hoffe, ihr werdet ihre Unreinigkeit nicht mehr anrühren, damit ihr nicht in ihrer Plage umkommt. Darum haltet doch scharfe Wacht in der Gerechtigkeit, damit f2. Kot. 2. is. es. Theil« 1, s. ist. Theil. 1,-6· iJoh. i, M. lcRöm. II, L. lEvlx 4, U. .1. Petri 1, II. ins-tönt. S, IS- ITTL Z, S. MEPH- 2- Z« o Hebt. 10, Es. q s. Kot. s, is. i- Weislx s, 7. Offenh 17, L. s Osfenlk is, 4. ihr, meine« lieben Schafe, nach meinem Abschiede, in dieser grau- samen gefahrlichen Zeit nicht zu Schanden werdet, denn ihr könnt offentlich sehen und huren, daß es nun die Zeit ist, vor der uns Christus Jesus und seine heiligen Apostel so ernstlich gewarnt haben, wie Christus selbst sagt, daß die t Liebe in vieler Herzen erkalten würde; wer aber standhaft bleibt bis ans Ende, soll selig werden. Ach, meine werten Schafe, denkt den Worten Christi— nach, und laßt sie euch zu Herzen gehen; es ist freilich nicht zu der Welt geredet,»denn in derselben kann die Liebe Gottes nitht erkalten; sie hat Ja dieselbe nicht empfangen, und kennt sie auch nicht, sondern es ist von den wahren Jsraeliten geredet; denn ihr sehet, daß solches unter ihnen im Ueberflusse geschieht, welches ja mit Jammer zu beklagen ist, daß der Teufel, der Geist der alten Schlangen in dieser Zeit solche Kraft und Gewalt erlangt hat, durch die mancherlei listigen Stricke, welche er täglich stellt, um Idie Seelen der Wiedergebornen (die ihm durch die Erkenntniß Gottes entflohen sind) wieder in seinem Netze des Unglaubens zu fangen, welche er auch wieder an sich bringt, meine lieben Schafe, einige durch falsche Lehre, nicht durch den römischen Anti- christen allein; denn es sind jetzt viele U Antichristen in der Welt; darum hat er nun auch eine andere Kappe angezogen, welche nicht mehr der römischen gleich ist, denn er weiß wohl, daß damit sein Spiel bald zu Ende ist; darum hat er sich nun verändert, und nimmt die Gestalt eines V Engels des Lichtes an, und befleißigt sich, auf solche Weise unter die Kinder des Lichtes zu kommen, um daselbst seine Waare auf’s Neue seilzubieten; denn, meine lieben Schafe in dem Herrn, zuvor, oder in den vergangenen Zeiten kam er mit Menschensatzungen und Geboten; jetzt aber weiß er, daß die Menschen die Schrift hören wollen; -darum kommt er nun und bringt viel Schriftstellen an den Tag, so daß es die Wahrheit zu sein scheint, wie er auch so ,vermessen mit Christo handelte, und ihm aus dem Propheten David anführte, daß nämlich dort geschrieben stände: w Er hat seinen Engeln be- fohlen über dir, daß sie dick) auf den Händen tragen, und du dei- nen Fuß nicht an einen Stein stößt. v Sehet, meine werten lieben Schafe, er führt ja auch die Schrift an, wie geschrieben stand; aber in solchem Sinne war es nicht geredet oder geweissagtx so auch diese, wenn sie auch viel Schriftstellen vorbringen, und in Aufgebbasenheit sagen: Es steht· ia daselbst geschrieben, womit er die X Wankelmütigen und die, deren Ohren, etwas Neues zu hören, gespannt sind, leicht in sei- nem ausgespannten Netze fängt: die Andern fängt er durch den Rufluß der betriiglichen Reichtümer, die doch heut zu Tage die Menschen ins J» Verderben und in die Vevdammniß stürzen, denn der Geiz ist die Wurzel alles Uebels, wiewohl einige ihre Lust daran haben, wenn ihre irdischen Güter zunehmen: sie sind auch damit so geschäftig, daß sie bisweilen dabei der Uebung der Gott- seligkeit vergessen, und sich selbst so viel Schmerzen aufbürden Ach, es wird ihnen gehen, meine lieben Schafe, wie es einigen unter den 2 Jsraeliten ging: diejenigen, sdie viel gesammelt hat- ten, hatten keinen Ueberfluß, und die wenig sammelten, hatten· skeinen Mangel. Darum, ach könnte man sich doch genügen lassen, wenn man Nahrung und Decke hat, denn wir haben nichts in diese Welt gebracht, und außerdem ist es offenbar, das; wir nichts mit uns hinausnehmen werden, denn wir sehen, lieben Schafe. daß die Worte unseres lieben Herrn Jesu Christi wahr sind, nämlich, daß der betriigliche Reichtum »den »b guten Säumen, das Wort Gottes, ersticke und unterdrückewodurch auch viele wieder zu Schanden werden. Andere durch Verlitst und Verau- bung ihrer Güter, welche nicht einmal einsehen oder recht betrach- tmiqttki U. 12. in. Ich. e. is. se. nor. u, is. wxoikittrx 4, e. Psalm m. n. ». Tini. i. 4. «. Tini. e, o. «. Muse is. s 1. Tun. e, sc. i- Mqtta is, 22. 230 Der blutige ten, daß sie mit dem Kaufmanne die c schönfte Perle gefunden haben, welche doch alles dessen wohl wert ist, was auch »dan·iit nicht zu vergleichen ist; Andere durch Kreuz und Leiden, namlich durch Verfolgung; 1ioch Andere durch das Bitten und Flehen des Vaters und der Mutter, der Freunde und Verwandten; Andere durch Weib unsd Kinder und Andere durch ihr böses und listiges Fleisch, und die Uebrigen dadurch, daß sie auf dem Wege der Ge- rechtigkeit müde werden, und sich wieder zuruck nach Egypten und Sodoma wenden, um eine geringe Zeit mit der d Babhlonp schen Hure in Ruhe und Frieden zu leben, und nachher mit ihr in ewiger Pein gequält zu werden» Sehet, meine herzlich geliebten auserwählten Schafe, dieses alles fitind der eiirikige sGeidst, die rkilte tSchlangT zvelche we er l a no umme , e on ern a ezei um un erum geht und sucht, welchen sie verschlingez darum widersteht ihr mit einem ltaapfern Gemüte und gåärkbigkenchsergeiydunizglgßk ex? nicht a schrecken, wenn sie au o ei er «g ie e o e e." Herrn verlassen. iQjlch LeHetldEtcIJ Zieht a1lissdiseinF3rtilen, dxrifixjzån unsd Unfrommen, on ern a a e- reu o e e e un a e zspzünger voikylihigem Heerehund tMeister lgejichgn witr låofsfen dloch eii m zu ei en, un i r mi mir, un ei erei a e zu ei- den, was uns von ihm auferlegt wird. Ach, was sollten wir doch kultlit oder vodrniehäieile weäin wir; seine Cåebotesveräiteskeng wohin o en wir o ie eno er ge en, wo run ni in en wür- de? g Ach, Himmel und Erde muß Jhm mit Zittern gehersam sein; Berge und Höhlen müssen vor Jhm erschregen äonzien nicht vor sphm bestehen, 11 wie viel weniger die en en ’n er, die in Lehliihäiisern wohnen. Ach, meine lieben Schafe, womit wallen« sie sich rechtfertigen oder entschuldigem wenn Er sie heim- suchen wird, i die nun so treulos von Jhm weichen. Ach! ach! man muß es mit Jammer beklagen, daß ihnen vor dem edlen— Himmelsbrode so sehr ekelt, und daß die wider die einzige Arzenei, wodurch alle Seelen der Wiedergebornen zum Genesen kommen, eine solche Todfeindschaft haben. Ja, meine werten Schafe, I( wir mögen wohl mit dem Propheten über das Verderben Jsraels und iiber Jerusalem, »die schöne Stadt Gottes, seufzen und klagen, und weil so viele Jsraeliten in der wilden Wüste dieser argen Welt verfallen, und von dem listigen Geiste der Schlangen wieder verderbt und umgebracht werden, ach, 1 weil auch einige Wächter abgefallen und die Biirger zu Jerusa- lem lau un-d schläfrig geworden sind, wiewohl der, welcher um das Heerlager herumgeht, weder ruht noch feiert, m sondern Tag und Nacht fleißig sucht, ob er Jemanden müssig oder schlafend finden möge, damit alsdann sein Unkraut in die Aecker des Her- zens hineinsähen möge, wie er (leider) zu meiner Zeit nicht wenig getan hat, und, wie mich dünkt, noch immer tun wird; sdenn je mehr das Volk Gottes wächst und zunimmt, desto mehr wird er unter ihnen regieren, v· und wird auch nicht nachlassen, bis er einige derselben wieder auf seine Seite gebracht hat, auch wird es ihm von Gott zugelassen, die Frommen zu quälen und zu versuchen, damit die Uebrigen geprüft werden. Sehet, meine herz- lich geliebten und sehr werten Kinder in dem Herrn, meine väter- liche Bitte und demütiges Begehren an euch alle ist auf die ewige Seligkeit eurer Seelen gerichtet, damit ihr doch fernerhin rechte Sorge traget,. daß ihr auf dem Wege der Gerechtigkeit bleibetx seid doch allezeit darauf bedacht, wie euch gebühre, fernerhin in dem Hause Gottes zuwandeln, welches die Gemeine Gottes ist, O zu welcher ihr zu meiner großen Freude gekommen sei-d; als ich solches hörte, dankte und lobte ich Gott für seine große väter- c Mattkx IS, 46. d 4. Diosc 14, 4. l. Muse IS, M. Offenly 14, Z. e I. Petri s, s. iJob. S, M. gPsulm 114, 7. hHiob 4, is. i4. Mose l1. s. klllagelieder l. l1. Petri Z, s. mMatth II, 25. u Ich. l, 12, o l. Tini. s, 14· Schauplatz liche Güte und Gnade, die er an euch erwiesen, II und euch zu fei- nem Sohne und seiner Tochter, ja zu Erben seiner— himmlischen Güter angenommen hat, weshalb ihr euch auch so freiwillig un- ter das Joch und die Rute des Kreuzes begeben c! und mit dem heiligen Apostel Paulus euren Gewinn für Schaden geachtet habt, damit ihr eure Seele in Christo gewinnen möget, wie ihr auch getan habt. Darum habt. doch auf euch selbst Acht, rund weichet und wanket ja 1iicht weder zur rechten noch zur linke1i Seite, damit ihr nicht aus eurer eigenen Beste fallet, und daß das ewige Feuer nicht euer Erbteil werde, sondern gleichwie ihr, meine lieben Schafe, s den Herrn Jesum Christum angezogen habt, so wandelt auch ferner in ihm, und bleibt in seiner Lehre fest gegründet und gewurzelt, damit ihr in der Liebe nicht kalt und lau werdet und dadurch zuletzt dasjenige verliert, t was ihr empfangen und so freiwillig angenommen habt. Auchbitte ich euch durch die Barmherzigkeit unsers lieben Herrn Jesu Christi, daß ihr doch nicht versäumen wollet, Gott, dem barmherzigen lieben Vater, durch Christum, seinen liebe1i Sohn zu danken unid zu loben, Tag und Nacht, für seine großen, unaussprechlichen Wohltaten, die Er an uns U armen und ele1i- den Creaturen bewiesen hat, und uns von unserer Mutter Leib an ersehn und V erwählt hat, daß wir seinen Namen unter diesem argen und ehebrecherischen Geschlechte recht belebenund bekennen und so den Anfang des christlichen Lebens bis ans Ende festhal- ten möchten; denn obgleich ihr, meine herzlich geliebten Schafe und sehr werten Kinder, Wdurch Gehorsam des Evangeliums rechte Erben des ewigen Lebens geworden seid und mit mir und allen Heiligen X in dem Buche des Lebens aufgeschrieben steht, ja zu der Menge vieler tausend Engel gebracht seid, so kann er uns . doch, o meine werten und lieben Schafe, gar bald wieder y vertil- gen, und unsere abgefallenen Namen in die Erde schreiben, wenn wir in den Geboten Gottes, nach unserer Schwachheit, nicht treu- lich wandeln bis ans Ende unsers Lebens; denn wir wissen, daß die herrlichen Verheißungen der Frommen, und die Krone des ewigen Lebens, weder im Anfange noch in der Mitte gefunden werden, sondern Z wer beharrt und treu bleibt bis ans Ende, der wird sie von der Hand des Herrn einpfangen So ist es offenbar, daß es dem auswendigen Jsrael-(von welchem wir ein klares Exempel haben) nichts geholfen hat, meine lieben Schafe, daß sie durch die starke Hand des Herrn von dem Dienste und der Scla- verei Pharaos aus Egypten erlöset waren, ja alle Wohltaten, die. der getreue, barmherzige, liebe Vater an ihnen auf dem Wege be- wiesen hat, waren größtenteiIs verloren oder vergebens, s ob- gleich er sie mit dem Engelbrode speisete, und ihnen Alles gab, was ihre Seele wünschte; und gleichwohl sind sie auch ungeduldig geworden und haben gemurrt, und ihre Prüfung nicht in der Furcht Gottes oder in Geduld aufgenommen; darum ist auch der Herr uber sie zornig geworden, und hat zu einer Zeit drei und zwanzig tausend getödtet. Llch, meine werten, auserwählten Schafel Denket ihm doch nach; es ist ja b zu unserer Lehre und Ermahnung geschehen, wie auch der heilige Apostel erzählt, da- mit wir nicht in dasselbe Exempel des Unglaubens fallen; denn was sollte es uns doch wohl nützen, daß wir aus demsgeistigen Egypten und Sodoma und aus dem Dienste des höllischen Pha- rao ausgegangen, durch das rote Meer des Blutes Jesu Christi erlöset, cim Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes auf das Bekenntniß unsers Glaubens getauft, und also durch Verleugnung unserer selbst, d in den wahren Kasten Noah, als Christi Jesu, eingegangen sind. Ach, meine werten, lieben p2. Kot. S, Es. Rctm s, 17. ctPbil. s, 7. t1. Kot. e, 7. user. I. Z. vMatth. 17. so. Motiv. to, s2. wLuh m, 20. xPhil. 4, s. Hebt. 12, 22· yJer. 17, is. zMatth. 10, 22. 4. Esvra L, 42. se. Moses is, s. i- 1. nor. 1o, e. eint-irre. es, to. a i. Petri s, So. r2. Petri s, 17. SKOL Z, s. oder« Märtyrer-Spiegel der TatrfdsGessimttm. Schafel Es kann uns Alles nichts helfen, noch-selig machen, wenn wir nicht die Gebote unseres Gottes erfüllen, denn der Apostel Johannes sagt: O Wer sagt, daß er Gott kenne, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in demselben ist die Wahr- heit nicht. Jhr aber, meine Liebsten, seid allezeit gehorsam ge- wesen, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern auch sogar in meiner Abwesenheit; darum kschaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht, und wandelt doch allezeit würdig, nach meinem Abschiede, nach dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi, damit ihr allezeit eines Geistes und eines Sinnes sein möget, und lasset euch doch keineswegs von allen euren Wiidersachern erschreckem es sei voninnen oder von außen, welches ihnen ein Beweis der Ver- dammniß, euch aber der ewigen Seligkeit ist, und das von Gott; denn, meine werten, lieben Schafe, es ist nicht genug, daß ihr an Christum glaubt, sondern ihr müßt auch um seines Namens wil- len leiden, und geschieht solches nicht mit Banden oder Gefäng- nissen, so geschieht es mit täglichem Streite und Anfechtungen, welchesjetzt auf viele und mancherlei Weise vorkommt, und euch noch mehr begegnen dürfte; denn g Gott prüft und durchforscht . » seine Auserwählten auf mancherlei Weise. Man hält die Bande und das Gefängniß zwar für die schwerste Probe des Glaubens, aber, meine werten und lieben Schafe, ich schreibe und bekenne euch gegenwärtig, daß es mir das Leichteste ist, im Vergleich zu iden Gefahren und Anfechtungen, die ich in der wilden Wüste die- ser Welt erfahren und die mir zugestoßen sind, oder die ich vor Augen gesehen habe, so daß ich oft vor Bangigkeit meines Her- zens und Geistes nicht wußte wohin; ich seufzte auch zu meinem Gott, und weinte wegen der vielerlei subtilen und schnellen b Stricke, welche fetzt diealte Schlange legt, und war besorgt, ich möchte auch noch in ihre Stricke der menschlichen Schwachheit und der Klugheit meines eigenen Fleisches verwickelt werden, indem ich sah und« hörte, -daß hohe, starke eingewurzelte Bäume mit den Wurzeln ausgerissen und hohe Berge in iämmerliche Täler ver- wandelt wurden. Daneben fühlte ich, i daß in mir nichts Gutes wohnte, und dachte dabei, daß an seinem Gerichtstage wenn er die Seinen besehen wird, k viel Spreu werde gefunden werden: ach, alsdann wird er sie wohl sehen, die kein bochzeitliches Kleid an haben; darum stand ich auch sehr bekümmert und war besorgt, ich möchte in seiner Zukunft um meines täglichen Mißgriffes und unreinen Wandels willen nicht stehen können: weshalb ich ihn auch oft mit Thränen gebeten habe. daß er mich Armen, Clenden durch seine väterliche Barmherzigkeit tiichtig machen wolle, um seines Namens willen zu leiden, und um seines heiligen Zeug- nisses willen nicht allein in Banden und Gefängniß, sondern auch in »den Tod zu gehen: dann hätte ich Gewißheit von meiner Seele Seligkeit, Iund würde am Tage seines Zorns nicht zu Schanden werden, wozu er mich nun durch seine väterliche Barmherzigkeit erwählt und würdig gemacht hat, m das: ich sein heiliges Reugniß v vor diesem argen ehebrecherischen Geschlechte in meinen Banden bezeugen soll: hierüber bin ich aurh in meiner Seele sehr erfreut, und es ist mir von Herzen leid, 0 daß ich meinem und unserem barmherzigen lieben Vater wegen seiner nnaitssprechlich großen Wohltaten, welche er an mir elenden Geschöpfe bewiesen hat und noch täglich beweiset, nicht genug danken und ihn loben kann. denn ich habe das Vertrauen zu seiner väterlichen Gnade und Barmherzigkeit, daß» er mich fernerhin tiichtig nnd wiirdia ma- s chen wolle, um seines heiligen Reugnisses willen in den Tod zu gehen, und er weiß, o wie mich schon lange verlangt hat. zu Hau- . se zu sein, und das um der vielen Gefahren willen. die iih auf dem Wege sehe. Darum, meine herzlich geliebten Schafe in dem e l. Lob. Z, L. kPVil. L. kl2. PhiL I. 27. III-Tisch. is, O. h Tini. L. 26. Osfeulx 12, U. iRbm. 7, is, icMnttb, Si, M. Matth M, It. lOffevb S. 17, mAhostelq. s, 42. nOffenli S, S. Matth 12, Ist. oSirx 4s, 48. p2. Kvrs s. Z. 231 Herrn, ·da »ich noch eine väterliche Fürsorge für euch hege, g und euch mit einer gottlichen Liebe liebe, so kann ich es nicht unter- lassen, euch, weil ich noch eine kurze Zeit in dieser Hütte bin, ein wenig durch mein Schreiben zu ermahnen, und euch zu bitten, ihr wollet nicht denken, als wollte ich über euch herrschen, sondern daß ich mit aller Freundlichkeit r euch zum vollkommenen Altar Christi auszubauen suche, damit ihr, meine lieben Schafe, s doch als ein rechter Brief Christi befunden werden möget, nicht ge- schrieben mit Tinte oder auf Papier, t sondern durch den heiligen Geist des lebendigen Gottes, durch welchen ihr auch versiegelt seid« auf den Tag eurer Erlösung, welcher Gottes Sitten und Rechte in euer Herz und Sinne geschrieben hat, wodurch ihr nun ein Brief Christi geworden seid, der von allen Menschen gesehen und gelesen wird, U welche euren heiligen keuschen Wandel in der Fliåedrigkeit eures Herzens und Geringachtung eurer selbsten- e en. Darum, meine lieben Schafe, bitte ich euch noch einmal, V obgleich ihr demütig seid, so demütiget euch noch mehr, und ob- gleich ihr rein seid, so heiliget euch doch mehr und mehr, damit ihr als reine und untadelhafte Kinder Gottes unter diesem argen und verkehrten Geschlechte erfunden werden möget, W unter wel- chem ihr als ein Licht in der Welt leuchtet, damit ihr mir zur Freude auf den Tag Christi das Wort des Lebens haltet, damit ich auch nicht umsonst an euch gearbeitet haben möge, X denn ob- gleich ich aufgeopfert werde, und die Zeit meines Todes nahe ist, so freue ich mich doch und bin fröhlich in meinem Gemüte um seuretwillen und um der Andern willen, -die ich in meinen Banden geboren habe, die früher dem Hause Gottes u-nnütz»waren, nun aber demselben förderlich und nützlich sind, welche ich auch um der Wahrheit willen liebe und begehre, daß sie mit hieran 2 Teil haben sollen, in der Hoffnung, daß es ihnen im Geiste und im Glauben eine Freude erwecken werde, zur Versicherung und Stärkung eures Gemiits insgesammt in Christo Jesu. Darum ist noch zuletzt meine sreundliche Bitte an euch alle, 8 daß ihr doch einander aus reinem Herzen herzlich lieben wollt, als solche, die nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Säumen, nämlich aus dem lebendigen, kräftigen und seligmachenden Wor- te wiedergeboren sind, bund gedenket doch der Worte Paulus, unseres Mitbruders wenn er sagt: Die« Hauptsumme der Gebote ist Liebe aus einem reinen Herzen und guten Gewissen, »ja sie ist c das Band der Vollkommenheit. Ach, wie selig ist derjenige, welcher mit diesem Bande recht begürtet ist, denn er lebt sich selbst nicht, sondern seinem Herrn, d und nimmt in allem die Worte Christi in Llcht, wenn er sagt: O Seid barmherzig gleichwie euer Vater im Himmelsbarmherzig ist. « - » Darum, meine lieben Schafe, k ich bitte euch nochmals durch die Barmherzigkeit unseres lieben Herrn Jesu Christi, und auch um der ewigen Seligkeit eurer Seelen willen, daß ihr nicht ver- gesset, mitzuteilen und Handreichung zu leisten, denn solches er· setzt gnicht allein den Mangel, sondern verursacht mich, daß man Gott darum dankt« und ihn lobt, indem man mit dergleichen Opfern Gott gefällt: gedenket auch der Worte des weisen Man- nes, indem er sagt: b Wer sich des Armen erbarmt, der leiht es dem Herrn, und der wird ihm das Gute vergelten: ferner sagt er: i Wer den Armen mittheilh der wird keinen Mangel leiden, wer aber seine Augen abwendet, der wird abnehmen. Der Ge- rechte gebraucht sein Gut zum Leben, aber der Gottlose braucht es zur Sünde. q2. Petri 2..12. kEvh. 4, 18. s2, Kot. s, s. t 2. Kot. 1, W. u1. Petri s. Z. vJolx is, s. Osfenlx 22, U. wPhil. Z, 15 x2. Tini. 4, S, :2. Lob. l, 1. etrl 1, II. ei. Tini. I, s. Rönr is, s. Kot II. «. b. is, 84. ZJO 21 so. ists-ne: re, i. ge. nor. o, je. est-arise. i. P ckGal. L, . eLukas s, 19. 17. iSvrichIv. W. H. 232 Der blutige k Der eine gibet und teilt aus, und hat immer mehr; der andere kargt, lwo er nicht soll, und wird doch ärmer, sagte er; ferner befiehlt Tobias seinem Sohne, daß er der Armen auch ge- denken sollte, und sagt: m Wende· dich nicht von den Armen, dann wird dich Gott wiederum g11ä-diglich ansehen; wo du kannst, da hilf den Dürftigen Hast du viel, sagte er, so gieb reichlich, hast du wenig, so gieb doch das Wenige mit treuem Herzen, 11 denn die Almosen erlösen vom Tode und tilgen die Sünde, sagt er ferner. Hierüber sagt auch Sirach, 0 daß das Almosen die Sün- de austilgt und den Geber in der ewigen Wohnung verschonen wird. Darum hat auch Christus befohlen, p daß man sich mit dem ungerechten Mammon Freunde machen soll, damit, wenn wir darben, sie uns in die ewige Hütte aufnehmen. Christus hat aber sehr richtig gesagt: q Arme habt ihr alle- zeit bei euch, darum wird Er auch an seinem gerechten Tage sagen: t Alles, was ihr diesen meinen Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Hieraus folgt, meine Iiebwerten Schafe, daß die Worte Pauli auch wahr seien, nämlich: s Wer kärglich säet, der wird auch kärglich ernten, und wer im Segen säet, der wir-d auch ernten im Segen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieber. Meine herzlich geliebten Schafe in dem Herrn, ob- gleich ich dieses euch schreibe, so weiß ich doch auch, daß ihr t von Gott und seinem heiligen Geiste gelehrt seid, und daß ihr mehr tun werdet, als ich euch schreiben kann; doch schreibe ich euch aus herzlicher und christlicher Liebe, damit ihr doch euch der vergan- genen Zeit erinnern wollet, in welcher ihr so viel Fleiß auf aller- lei Ungerechtigkeit verwandt, wie ihr denn auch bei köstlichen Banketten oder Mahlzeiten, ja, bei dem Gepränge und Prahlen, woran doch Gott einen Greuel hat, keine Kostern gescheut habt. Ach, gedenket doch einmal, meine lieben Schafe, welche Freude hattet ihr doch damals: ach, solltet ihr nun nicht U in den Dingen um so viel mehr Fleiß anwenden, die euch Gott befohlen hat, nämlich Schätze zu sammeln im Himmel, welche weder Motten noch Rost verzehren. Ach, man sollte jetzt auch bisweilen ein oder zwei Stücke Geld zu finden wissen, um sie den armen Heili- gen zu geben, ebensowohl, als man früher ein, zwei oder drei Pfund fIämisch Geld zu finden wußte, um sie in der Ungerechtig- keit zu verschwenden. Ach, meine werten. geliebten Kinder, sol- ches schreibe ich euch nicht, um dadurch euer Gemüt niederzubew gen, sondern um deswillen, daß v eure Liebe von Tag zu Tag mehr zunehmen möchte, denn ihr wisset doch nicht, wie lange ihr noch Zeit habt, oder wann es den Räubern i-n die Hände fallen wird. Ferner, meine treuen Schafe, ist noch das meine väterliche Bitte an euch, daß ihr in allem Frieden, in Liebe und Eintracht bei einander wohnen wollt: der eine helfe des andern Last tragen in der Liebe, denn ihr wißt nicht, wie w lange ihr bei einander wohnen werdet, und bedeutet, daß ihr Kinder des Friedens ge- nannt seid, denn euer König un-d Fürst ist X ein König und Fürst des Friedens, weshalb ihr als Kinder des Friedens erfunden werden miißt, wie ich denn auch das Vertrauen zu euch habe, daß ihr solche seid, wiewohl ich so schreibe Hiermit will ich euch dem y großen Hirten der Schafe anbe- fehlen, zu welchem ich ein aufrichtiges Vertrauen habe, daß Er euch alle Zunter dem Schatten seiner Flügel bewahren werde, wenn ihr anders schlechterdings bei seinen Sitten und Rechten bleibt, und um keines Dinges willen Jhm aus den Händen ent- weicht; ich bin auch versichert, daß euch Niemand ans seiner Hand reißen werde. Jch bitte euch noch einmal, und das um der Wunden unseres lieben s Herrn Jesu Christi, und auch um leShrichw. 10, IS. lShrichm il, U. mTolx 4, s. n Tod. 12. U. oS it, L. pLnk. 16, O. qJob 12, S. rMatth 2ö, 41. -2. Kot. v, S. t M. 1S. Jud. l4. 26. u Sir. 29, l4. vPhil. l, O. wRöm. l5, l. xJeL O, yöebr. is. 20. zPsalm U. s. IJOL l0, 28. Yes. Es, s. Schauplatz, der ewigen Seligkeit eurer Seelen willen, daß ihr doch mein Schreiben und meine treue Warnung jetzt an dem Ende meines Lebens zu Herzen nehmen wollt; lasset doch dieselbe nach meinem Tode nicht mifissig bei euch liegen; haltet sie auch nicht für eine todte Geschichte oder Fabel, sondern nehmet sie als ein Testament auf, und laßt sie euch zum ewigen Gedächtnisse und Andenken sein; gedenkt meiner dabei, wie ich euch, nach meiner Schwach- heit, ein b Vorbild gewesen bin, und folgt meinenFußstapfen nach, der ich euch durch die Kraft meines Gottes vorzugehen, nämlich bis ans Ende bei der Wahrheit zu bleiben, hoffe, um euch und Lilien, c die Gott aus reinem Herzen zu fürchten suchen, « zu bezeugen, daß dieses, wie Petrus sagt, die rechte Gnade unsers Gottes, »ja d der richtige Weg und die Heerstraße zum ewigen Le- ben sei, worauf ihr euch nun auch befindet. Darum laßt euch durch Niemanden aus den Schranken treiben, worin ihr jetzt ste- het, oder euch wankelmütig machen, sondern wendet allezeit um desto mehr Fleiß an, euren e Ruf und eure Erwählung zu befesti- gen. Ach, wenn ihr dieses tut, meine werten Schafe, so werdet ihr nicht fallen, sondern es wird euch der Eingang in das ewige Reich unsers Herrn Jesu Christi im Ueberflusse zubereitet wer- den. Darum haltet doch während eurer Lebenszeit kscharfe Wacht in der Gerechtigkeit, denn es ist sehr nötig. Auch ist dieses mein freundliches Begehren an euch, ihr wollet diese Vorschrift in -der Liebe aufnehmen, denn ich habe sie ja aus christlicher Liebe gegeben. Hiermit will ich Afchied von euch allen nehmen, bis in Ewigkeit, Amen. Ferner, meine herzlich geliebtenSchafe in dem Herrn, dar- über, g wie es mit mir und meinen Mitstreitern stehe,.diene euch zur Nachricht, daß wir noch auf die Beförderung des Evange- liums bedacht sind; auch wisset, daß» mir der Herr b in meinem Streite und meiner Verantwortung treulich beisteht, und mir Kraft gegeben hat, das Feld zu behaupten, mich auch Ivon der Höllen Mund und der Löwen Zähneerlöset hat; ich glaube, daß ich wohl zehn- oder zwölfmal gegen dieselben im Gewehre gewe- sen bin, die Anderen aber haben sie nicht so sehr k gequält. Sum- ma, ich hoffe, der Streit sei gestritten, der Lauf geendigt und das Leben erhalten; für die Zukunft ist mir ldie Krone der Herr- lichkeit beigelegt, welche mir keine Geschöpfe (wie ich hoffe) neh- men werden, denn m getreu ist Derjenige, der dieses gute Werk in mir angefangen hat, Er wird mir es auch ohne Zweifel, nach dem guten Vorsatze meines Gemütes, ausführen helfen, damit ich v ohne Schaden durch »den Jordan gehen möge. Gott gebe uns seine Gnade, Amen. Teilt dieses einander mit; befehlt es Gott, überdenkt es— Ach, wenn ihr dieses tut,«so" fleißig und versteht es weislich. wird man sehen, daß ihr Alle eure Seligkeit suchet und mein Schreiben wert haltet. · » Vollendet den 6. October, im drei und zwanzigsten Monate meiner Gefangenschaft-NO eins, meine lieben Kinder, haltet euch doch zusammen Otapfer zum Kreuze Christi, und weichet nicht davon ab. Noch ein Brief von Meister Jelis Matthyß, welchen er an seine Weib geschrieben hat. Die Kraft des Geistes, dazu ein standhaftes Gemüt, wünsche ich ineinem Fleische und meinem Blute in all ihrem Druck, Streit und schwerer Trübsal, Amen. Meine werte, liebe Hausfrau, welche ich a vor Gott und sei- ner Gemeine geehlicht habe! Weil die Zeit meines Todes nahe ist, so beliebe zu wissen, daß mein Herz und Gemüt mit dir in Bekümmerniß steht; ich möchte dir daher gerne etwas schreiben, h L. Tim- 4, l2. l. Petri 2 El. c l. Petri S, l2. d Sksalm 25. e L. Petri ' l, 10. iMatth. 26, 42. SPhil. l, 12. hPsalm AS. . i2. Kot. L, IS. L. Tini. 4, IS. k2. Tini. 4, 17. il. Kot. O, S. mPhiL 1, S. nJoL Z, l0. o XVI-lich. IS, 24. a2. Ist-n. A. S. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. 233 wiewohl ich keine gelegene Zeit dazu habe, denn es steht mit uns so, daß uns gegenwärtig wohl acht bis zehn Diener bewahren und Wachte bei uns halten, so daß ich b wenig Kraft des Geistes bei mir fühle, dir noch ein wenig zu schreiben, weil wir so uner- wartet überfallen worden sind. Wir hatten nämlich kein Wort gehört, auch war Willebort, mein treuer Mitgeselle, fast ganz entkleidet, als unser Wirt und« unsere Wirthin hinaufkamen und sagten: Meister Jelis und Willebort, kommt herunter! Als wir nun hinabkamen, sahen wir den Statthalter, dem sich auch noch der Amtmann zugesellte, mit welchem ich ein kurzes Gespräch hatte. Summa, mein herzlich geliebtes, auserwähltes Fleisch und Blut, ich werde nun den Weg aller c Propheten und Zeugen unseres lieben Herrn Jesu Christi wandeln, worin ich auch bis hierher sehr fröhlich und guten Mutes bin; ich finde in mir solche Freude und solchen Trost, daß ich es dir nicht wohl schrei- ben kann; ich finde auch bis jetzt keine d Furcht in mir, sondern bin meistens um dich bekümmert, wegen der großen Traurigkeit, die du hast; ich habe aber das Vertrauen zu deinem und meinem Gott, daß Er ein der Versuchung dir Schutz verleihen werde, durch den Trost des heiligen Geistes, womit Er dich ktrösten wir-d. Ach, mein Fleisch mein Blut! Jch bitte dich durch die blutigen Wunden unseres lieben Herrn Jesu Christi, sei doch g geduldig in deiner Trübsal, damit du nicht« als eine solche er- funden werden mögest, die wider Gott streiten will, sondern sage vielmehr mit Maria: 11 Siehe, Herr, mir geschehe nach deinem Willen; denn wie damals die Stunde der Versammlung, siehe, so stand die Stunde der Scheidung auch, als bekannt, vor des Herrn Augen, und Er hat dich dazu, durch seine väterliche Barm- herzigkeit, zuvor ersehen und erwählt, daß du nun auch mit i um seines Namens willen Trübsal und Schmerzen leiden sollst, und obgleich ich, mein auserwähltes Schaf, nunmehr Freude habe, weil meine k Wallfahrt ans Ende gekommen ist, so bitte ich dich doch, du wollest im Herrn getröstet sein, und es 1mit Geduld und Schmerzen aufnehmen. Drücke dein Herz nieder und leide. Ach, ich weiß, daß deine Betrübnis; sehr groß ist. Ach, wenn es Got- tes Wille wäre, und ich für euch in den Tod gehen könnte, und wenn ich ihn auch zweimal für euch schmecken müßte, so wollte ich mich doch nicht vor demselben scheuen, denn er fällt mir nicht schwer, achl dann würde ich ja versichert sein, daß du weder von fremden Buhlern betrogen, noch von dem Mittagsteufel, oder deinem eigenen Fleische m verführt werden würdest, wiewohl ich dir aus dem Grunde meines Herzens zutraue, daß du den Fuß- stapfen meines Glaubens nachfolgen und bis ans» Ende bei der Wahrheit bleiben werdest. Ach, achl die Veranlassung meines Schreibens und mein letztes und großes Begehren ist, daß du doch s! bei demjenigen bleiben wollest, was du von Gott empfan- gen hast und dir aus großer Gnade mitgeteilt worden ist. Ach, du wollest wegen deiner großen Betrübniß oder wegen eines dir etwa zustoßenden Streites, welcher deiner Liebe nicht bekannt ist, weder weichen noch Wanken, sondern 0 in all’ deinem Anliegen bitte mit Vertrauen zu Gott, dem barmherzigen lieben Vater; Er -wird dich nicht verlassen, dessen bin ich gewiß; und obgleich wir seht, mein wertes« auserwähltes Schaf, auf eine kurze Zeit von einander geschieden werden, so werden wir doch dermaleinst in der Auferstehung der Todten einander wieder begegnen und ewiglich bei dem Herrn sein. Ach, alsdann wird unsere geringe p Betrübniß in eine ewige unaussprechliche Freude verwandelt und alle unsere s-1 Thränen werden von unsern Augen abgewischt hAvostelg. s, 24. ei. Mose 2, sit. di. Loh. is, is. Motiv. s, i7. ei. Kot. i0, is. kJolx i«4, is. xRöm. is, i2. hLuL i, sit. Mattlx S, to. iJokx s. II. Muttkx i0. 22. sei. Muse 47, S. lSirach 2, S. mJen 2, AS. Psalm M, s. Gut. s, i«7. Matth»34, is. all-Müh. 2s, is. tatst-h. S, is. Los. i, s. pi. Thais. 4, i7. Jud. is, So. qJesI 2s, s. Dis-end. 7, i7. werden, und wir werden hören: sKommt, ihr Gesegneten, in das Reich meines Vaters, welches von Anbeginn der Welt be- reitet ist. Ach, mein Wertes, liebes Schaf, tröste dich mit diesen Verheißungen und mit den Worten des Evangeliums, wo Chri- stus selbst: s Selig sind, die nun weinen, denn sie sollen getröstet werden; t wehe aber Denen, sagt Er, die hier lachen, denn sie werden weinen; denn es wird die Zeit kommen, daß sie rufen werden: O ihr Berge und Hügel, sallet auf uns, und bedecket uns vor dem Angesichte des Herrn! Ach, alsdann wir-d es aus sein mit allen unsern Verfolgern, Schindern, Henkersknechten und denen, die uns verderben; ja, alsdann wird das Wort des Propheten U Jesaias erfüllet wer- den, wenn er sagt: O ihr Verstörer, meint ihr, daß ihr nicht auch verstört werden sollt? und ihr Verächter, sagt er, meint ihr, daß ihr nicht auch verachtet werden sollt? denn wenn ihr dem Verder- ben ein Ende gemacht haben werdet, so wird man mit euch auch ein Ende machen; über dir aber, mein Fleisch und Blut, und mir, sammt allen V Heiligen, soll die Sonne der Gerechtigkeit auf- geben; Glück und ewige Wohlfahrt wird uns umgeben. Ach, mein wertes Schaf! wie gern wollte ich dich trösten und dir in deiner Trübsal zu Hülfe kommen; aber für diese Zeit kann es nicht gut geschehen. Doch bitte ich dich herzlich, erinnere dich meiner Worte, die ich früher zu dir geredet habe; folge denselben nach, um solches bitte ich dich, und laß sie dir ein ewiger Grund- stein sein. Ferner bitte ich dich von· Herzen, und das um der ewigen Seligkeit deiner Seele willen, du wollest dich in der Stille halten, und dein Kind in der Furcht des Herrn auferzie- he11, wie ich auch das Vertrauen desfalls zu dir habe. Noch ein- mal, mein herzlich geliebtes auserwähltes Schaf, bitte ich dich aus dem Grunde meines Herzens und dem Innersten meiner Seele, erinnere dich doch dessen oft, was ich früher zu dir geredet, und nun auch ein wenig beschrieben habe, nämlich, daß du doch alle Tage deines Lebens bei demjenigen bleiben wollest, was du aus eigenem Antriebe und freiwillig angenommen hast, und das ja der rechte w Grund, das Fundament und der X Weg zum ewi- gen Leben ist. Ach, es wird doch in Ewigkeit kein anderer gefun- den werden, als dieser Weg des Kreuzes ist, und falls es ge· schähe, daß der barmherzige Vater dich durch seine väterliche Ruthe des Kreuzes mit Banden oder Gefängniß noch prüfen wollte, so bitte ich dich um der J! ewigen Seligkeit deiner Seele willen, du wollest dich doch vor unsern Feinden nicht fürchten, denn man kann es weder schreiben noch aussprechen, wie Gott, der 2 barmherzige liebe Vater, diejenigen tröstet, die sich selbst dem Herrn ganz übergeben haben; ich hätte nicht geglaubt, daß ich ein solches Herz und Gemüt haben könnte, darum wunderte es mich sehr, wie sie von Gottes Wort abfallen konnten, aber sie haben den Trost der s zukünftigen Herrlichkeit vergessen und sind unachtsam geworden, deshalb ist auch das b Oel der Gerechtigkeit und Liebe in ihrem irdischen Gefäße ausgegangen. Darum, mein treues, herzgeliebtes Fleisch und Blut, sei doch gewarnt, damit du nicht mit den törichten und unachtsamen Jungfrauen durch Trägheit und Sorglosigkeit dich betrogen fin- den mögestz darum sei c munter im Geiste, und befleißige dich selbst von Tag zu Tag immer mehr und mehr abzulegen, denn, mein liebes Schaf, es ist ja recht nötig, daß du machest, indem sie nicht alle in das d Land der Verheißung kommen, die aus dem geistigen Egypten und Sodoma ausgegangen sind, in Folge der Kraft und Gewalt der alten Schlange, welche weder ruht noch feiert, bei Tag und bei Nacht, sondern e um das Heerlager geht kMutth. 2s, sit. s Mund. 4, s. tLuL S, Es. Hosen 10, A. u Tief. As, ii. vMal. 4, Z. w1. Kor.·s, il. zisch. ist, s. yJesI si, 7. - Z. Kot. i, L. aMatth. is, is. hMatth. 2s, s. OEVL L, 22. clMutth U, 42. ei. Petri H, S. Mcttlx s, 25. 234 Der blutige Schauplatz und diejenigen siicht, welche sie fchläfrig finden möge »; ach, dersel- ben widerstehe doch stark im Glauben, und sei mannlich und gläubig von Herzen. Ferner, herzlich geliebtes Schaf, mein Begehren ist, du wol- lest dich selbst doch nach aller i Niedrigkeit bequeineii und dich be- mühen in deinen eigenen Augen tlein zu sein; achte nicht, was hoch ist, sondern halte dich zu den g Geringsten; sei auch allezeit bereit, und schicke« dich dazu, daß du Gottes Wort hören nidgest und sei der Worte Christi eingedenk: bWo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Ach, mein liebes Schaf, ihabe doch eine brennende Liebe zu der Gemeine Gottes, und vergiß nicht von demjenigen mitzuteilen, was dir der bartnherzige liebe Vater verliehen hat; gedenke, daß sich die l( Barmherzigkeit wider das Gericht rühme, denn mit der- gleichen Opfer gefaut man Gott, wiewohl ich weiß, mein herzlich geliebtes Schaf, und auch das lVertrauen zu dir habe, du wer- dest hierin der m Lehre unseres lieben Herrn Jesu Christi folgen· Hiermit, meine Allerlievste nehme ich Abschied von dir, meinem Fleisch und Blut auf dieser Erde, und v befehle dich indie Hunde des aumächtigen Gottes, und unseres Erlösers Jesu Christi, der dich mit deinem Kinde in aller 0 Not bewahren, aufrichten und stärken kann, gleichwie er auch getreu ist, und »der dir« wohltun wird, wenn du, mein wertes Schaf, nur bei seinen Sitten und Rechten bleibst, und in dem p Kreuzwegenicht müde wirst, wenn er dir auch hart und sauer fällt. Ach, mein wertes Schafl s könntest du nur Mut fassen, und g deinen Gott loben und Jhm danken, weil du würdig erfunden worden bist, um seines Na- mens willen mit zu leiden. Ach, erinnere dich derWorte des weisen Mannes, wenn er sagt: t Sie werden ein wenig gestaup·t, aber viel Gutes wird ihnen widerfahren, denn Gott versuchtsie und findet sie, daß sie sein wert sind, denn Gott pruft seine Auserwählten wie Gold im Ofen. Darum, mein wertes und herzlich geliebtes Schaf, laßsz dei- 1ien rechtschaffenen s Glauben durch Geduld wirken, und laß die Geduld ein vollkommenes Werk in dir haben; sei auch eingedenk der Worte des weisen Mannes: Eiii tGeduldiger ist besser als ein Starker, und wer seines Mutes ein Herr ist (ach merke), ist besser, als wer Städte gewinnt; ferner sagt der Vrophet U Jeres miasp Es ist ein köstliches Ding geduldig zu sein, und einem Verlassenen auf die Hülfe des Herrn zu warten. Darum besitze deine Seele noch eine v kleine Zeit in Geduld, solches bitte ich von dir aus dem Jnnersten meines Herzens. - Ach,·mein herzlich ge- liebtes Schaf, noch eins bitte ich von dir, halte dich W tapfer· Achl wenn du mich liebest (wie du in vollem Maße tust)«, so folge den Fußstapfen meines Glaubens nach, denn die Zeit ist erfullt, die Tage sind abgelaufen, meine Jahre, die ich in dieser wilden x Wüste mit großer Gefahr gewandelt bin, haben ihr Ende er- reicht; ich habe nicht für das Ungewisse gestrebt oder gestrittew darum freue ich mich auch im Geiste, daß Gott, der barmherzige liebe Vater mir beigestanden hat, so daß ich den yKanipf ge- kämpft und den Lauf vollendet habe; von jetzt an ist mir die Krone des ewigen Lebens beigelegt, welche Gott, der barmher- zige, liebe Vater, mir geben wird, nicht allein aber mir, sondern Allen, welche feine Erscheinung lieb haben, und ich werde in das gelobte Land kommen, welches ich im Glauben geschmeckt und ge- sehen habe; darum hat mein inwendiger Mensch Lust dazu, so daß ich mich vor meinen 2 Feinden nicht furchte, noch vor dem kMatth. Es, 11. gNölu 12, 16. hLuL 11, 28. Mattlx IS, 19. i2· Petri . 4, S. Pllllm 112, s. Desgl. 2, 13. Hebt. II, is. Ist-b. 10, 27. taMattL S, n Abostelg 20, II. «o Z. Mvse Z2, s. pOffetlb. L, B· qApostelg. Z, 42. Mattb sJaL 1, Z. tSprichIn IS, S2. uKlagelieber s, W. ou. Kor- 9, 26. .y Z. Stirn. 4, 7. zPsalm 1o, ge. setze-Eh. s, s. sent. ei, 17. w1. nor. 1o, s4. s, 7. Jst. s, 1. Jordan erschrecke, und obgleich er in den Augen einiger erschreck- lich anzusehen ist, so sind wir doch gewiß und versicherh daß unser getreuer Gott Jsraels bei uns sein werde, und uns durch seinen starken Arm zubereiten wird, daß wir ihn ohne Scheu überschreis ten werden, und damit den jungen tapfern Jsraeliten Mut ma- chen. Summa: s Allen, die Gott von Herzen fürchten wollen, sin-d wir, durch Gottes Gnade, ein Geruch zum ewigen Leben; denen aber, die uns hassen, ein Geruch des b Todes. Gute Nacht, mein Fleisch und Blut, unter dem Altare hoffe ich euch Alle zu erwarten. Lasset euch mein Blut ein ewiges Testament und Andenken sein. Gute Nacht bis in die Ewigkeit, Amen. Ach, haltet euch männlich auf den Wege der Gerechtigkeit, darum bitte ich euch, denn ich bezeuge es euch vor Gott und seinen Engeln mit meinem Blute, daß es der rechte c Weg und die Heer- straße, ja die rechte Gnade unsers Gottes sei, auf welcher und in welcher ihr besteht. Die Gnade Gottes sei mit euch, Amen. Den 24. October, des Morgens um 5 Uhr, im Jahre 1564. Noch ein Brief von Meister Jelis Mattysz an sein Weib. Mein herzlich geliebtes, auserwähltes, liebes Weib und Schwester in deni Herrn! ich wünsche dir viel Kraft und Trost von» Gott, dem barmherzigen, lieben Vater, durch den Trost des Heiligen Geistes, womit Er alle unterdrückten und bekümmerten Herzen tröstet, welche um seines Zeugnisses willen sbeschwert sind, wie es denn auch in dieser Zeit mit dir so bestellt ist, daß du sehr bedrängt bist, obgleich du so viel-durch den heiligen Geist er- lernt hast, daß du wohl weißt, daß solches unsers Herrn und Meisters Wille ist, vor dem wir unsere Kniee gebeugt haben, um ihm zu dienen, umihm in aller Not, Trübsal und Anfechtung getreu zu fein, denn hierzu hat Er uns beide erwählt und beru- fe1i, damit wir seinen Namen unter Druck und Schmerzen bewah- reii, und uns diese wenigen Schläge und b väterliche Züchtigung nicht miszfällig sein möchten, denn dadurch macht Er uns zu rech- ten Erben feines himmlischen Reichs, wenn wir dieselben in Ge- horsam und Geduld aufnehmen und darin geübt werden, wozu uns der barmherzige liebe Vater mit der Kraft seines heiligen Geistes stärken wolle, Amen. Ferner; mein herzlich geliebtes Weib, da ich vermute, daß dein Herz um meinetwillen sehr be- kümmert und betrübt ist, und du, wie ich wohl denken kann, noch gern hören und wissen willst, wie es um mich steht, so kann ich es nicht unterlassen. dir mit kurzen Worten zu fchreiben, wie es uns « ergangen ist. Jch habe dir zwarin unserer letzten Nacht geschrie- ben (wie ich meinte) und habe den Anitmann gebeten, ob ich noch ein wenig an meine arme betrübte Frau schreiben könnte, was er» mir auch bewilligte; aber wir durften nicht wieder hinaufgehen, sondern mußten in der Küche bleiben; auch wollte mir Huyge zwar erlauben zu fchreiben, aber er wollte mein Schreiben haben und es dem Amtmanne selbst einhändigem was derselbe, wie ich vermute, auch getan hat, dessenungeachtet hoffe ich, du werdeft es noch erhalten. Ferner, mein liebes Schaf, wisse zunächst, daß mein Gemüt noch unverändert ist, und daß ich bereit bin, in Ge- duld alles zu erwarten, was mir von Gott, dem barmherzigen lieben Vater, durch die, welche der Wahrheit Feinde sind, aufer- legt werden wird. Ferner wisse, daß wir noch von keiner Be- schwerung des Fleisches gehört haben, denn abends um neun Uhr kam Huyge mit seinem Weib hinauf und sagte: Meister Jelis und Willebort, kommt herab, es ist Jemand da, der mit euch re- den will; da fingen unsere Weiber, insbesondere Maehkem an zu schreien und zu weinen. Jch fragte ihn, ob wir nicht wieder hin- aufkommen würden, worauf er mir nicht viel Befcheid erteilte; « a Sir. 12, 11. 2. Kot. L, 18. hOffenb. C, O. c 1. Petri it, 12. aOffenll It, O. bHiob s, 17. oder« Märtyrer-Spiegel der Jovis-Gewinnen. deshalb zog ich sogleich meinen Reiserock aus und zog den alten Qberrock an, gab auch meinem Blute, nämlich dem Kinde, einen Kuß, und setzte meine Mütze ab, und sprach auch mit wenig Wor- ten zu Gott, dem barmherzigen, lieben Vater, daß er es die· Tage seines Lebens bewahren wolle, worüber mein Herz ein wenig be- trubt war, aber es währte nicht lange. Als ich nun hinunter kam, stand der Statthalter eine Zeitlang da, bis der Amtmann auch kam, welcher ncich ansah und sagte: Wohlan, Meister Jelis, die Zeit ist»hier, oder dergleichen Worte. Da trat ich ein wenig näher zu ihm, war in nieiiiem Gemüte sehr fröhlich« redete auch freundlich mit ihm und sagte: Mein Herr, ich habe dich acht oder zehn Jahre für einen redlichen Mann gehalten, wie kommt es, dalsåidu uns jetzt überfallen willstI wir haben ja kein Wort davon ge or . - Da sagte er: Es ist ja noch Zeit genug, es wird noch nicht geschehen, aber macht euch fertig auf morgen um fünf Uhr; da redete ich noch einige Worte mit ihm und sagte: O Mann, Mann, welche große Last bürdest du dir auf, ich wünschte von Herzen, du wärest kein Richter über uns, nicht um unsers Fleisches willen, denn wir sind dazu wohlgemut; ich nahm auch eine Kanne, die daselbst stand und trank ihm einmal zu. Als er nun fort war, sing ich an etwas zu schreiben und schrieb beinahe fünf Stunden lang, da kam er wieder und sagte, die Diener sollten uns wieder hinaufbringen; wie es aber droben auf dem Stadthause ergan- gen ist, hast du vielleicht gehört. Als wir vom Rathause gingen« schloß man uns beide in eine Kammer, und weil ich gefesselt war, konnte ich dir nicht schreiben; Ferner wisfexd der Amtmann und der Statthalter den andern Tag, als heute gen, uns wieder hinunter entboten haben; sie brachten uns beide inXein Gewölbe, welches sehr dunkel war, indem sie auch das Fenster verstopft hatten, und sagten: Hier müßt ihr bleiben, bis es an- ders werden wird. Der Statthalter sagte: 0 Wir sind alle sterb- lich, wir wissen selbst nicht, wann wir sterben müssen. Jch er- widerte: NichtZ Als ich im Gewölbe stand, sah der Amtmann auf mich, aber ich wandte meine Augen gen Himmel und sagte: O Gott! bewahre uns, oder einige ähnliche Worte. Es schien, der Amtmann hätte sagen wollen: Ja, das kommt durch euch; doch redete er nicht so viel heraus und ging mit den Andern hinweg. Es war aber d unser Gott mit dem Troste seines heiligen Geistes nicht weit von uns entfernt« und machte mein Herz fröhlich, daß ich anfangen mußte ein Leid zu singen. Nachmittags. erlangten wir ein Lichtstünipflein da fing ich an dieses zu schreiben, hätte es dir auch noch vor der Nacht gern zugesandt, aber ich habe dazu keine Gelegenheit gehabt, nimm es also in Liebe auf. Ach, mein herzlich geliebtes Schaf, ich vermute, daß unsere Stunde sehr nahe ist, denn es scheint, es werde diese Nacht der Fürst dieser Welt kommen; deshalb bitte ich dich durch die bluti- gen Wunden unsers lieben Herrn Jesu Christi und um der ewi- gen Seligkeit deiner Seel-e willen, du wollest doch mein Beispiel nimmermehr aus deinem Herzen fahren lassen, und wenn mein Kind- zu seinem Verstande kommt (welches du, wie ich hoffe, in der Furcht Gottes auferziehen wirst), so halte ihm solches vor und ermahne es darin, und du, meine Geliebteste vergiß es auch nicht, sondern laß dir mein Blut zum ewigen Testamente und Andenken sein, wie ich. dir nach meinem schwachen Vermögen ein Vorbild gewesen bin, wiewohl ich wünschte, daß ich heiliger und unsträflicher vor dir hätte wandeln können; du weißt aber doch, daß ich gesucht habe, nach meinem geringen Vermögen dem Herrn zu gefallen, bin auch nach meiner Schwachheit mit Freimiitigkeit auf dem Kreuzwege gewandelt, wie ich auch von dir von Herzen begehre, daß du denselben nicht verlassen wollest. Esist auch ·- i. Mose :·I,"i9. a g. Kot. i, i. 235 meine väterliche Bitte an dich, du wollest noch mehr Fleiß an- wenden, deinen E heiligen Ruf und deine Erwählung .immer fe- ster zu machen, denn des Herrn Tag ist nicht fern, an welchem Er einen Jeden nach seinen Werken lohnen wird; dann wird Er, mein treues Schaf, die Laue11« Trägen und Unachtsamen finden, welche nun den Namen haben, daß sie Christen seien, jetzt auch kdie Gefäße tragen, aber das Oel der Liebe und Gerechtigkeit mangelt ihnen darin. Darum, mein Fleisch- mein Blut, bitte ich dich freundlich, du wollest doch ja nicht auf die Laue11, Trägen, Unachtsamen und Furchtsamen sehen, sondern g prüfe dich selbst und durchforsche dich selbst täglich, ob du auch richtig im Glauben des Sohes Gottes wandelst, und wenn du dich selbst also erkennst, so kannst du wohl prüfen und wissen, was dir noch nötig ist abzulegen. Achl b strebe allezeit nach der Demut, ein demütiges Herz kann sich selbst am besten prüfen und untersuchen, denn es klagt allezeit vor dem Herrn über seine Schwachheit und Kleinheit« und ist besorgt, »daß es nicht zuletzt in dieser gefährlichen, abscheulichen Zeit durch die vielen subtilen TStricke und Netze zu Schanden werden möchte; darum hat auch ein solches wiedergeborenes Kind Gottes ein herzliches Verlangen nach Hause, und k von diesem elenden befleckten Rocke des Fleisches erlöset zu sein, weil es wohl weiß, daß es in großer Gefahr wandelt; es freut sich auch um deswillen, wenn es vom Kreuze Christi hört und ist nicht gesinnt, lvor den Gottlosen so leicht zu fliehen, es sei denn, daß es die Not erfordert; aber die Trägen, Lauen, Unachtsamen, die zu Zeiten meinen, sie seien reich genug und mdaß ihnen nichts mangle, sind zu Zeiten so erblaßt und verzagt (so bald sie näm- etwas davon hören, daß der Gottlose nur einen Bund macht, die Gerechten auszurotten), zu Zeiten ist es auch damit noch nicht genug« sondern sie kommen auch zu ihrem Nächsten (welchem sie ein unverzagtes Herz einsprechen sollten), und machen ihn noch verzagt. Du aber, mein treues Schaf, sei doch freimütig; um sol- ches bitte ich dich von Herzen; steh doch ja nicht auf die Vorge- nannten, noch auf»die, welche zu dieser Zeit so treulos vom Herrn weichen, es sei durch das Kreuz, oder durch Verfolgung, oder durch falscheLehre. Ach, hätten sie sich selbst zuvor täglich unter- sucht und an himmlischen Dingen einen Geschmack gehabt, so hätten sie sich nicht so leicht verführen lassen, oder vor dem Kreuze sich so sehr gescheut, sondern sie würden von Herzen begierig sein, den Namen ihres Gottes diesem argen und verkehrten Geschlechte zu bekennen und ihren Gott noch von Herzen bitten, daß sie Fremdlinge in dem Lande sein möchten, zum Preise ihres Gottes und zur Erbauung ihres"Nächsten. ’ Ferner, mein· herzlich geliebtes, treues, liebes, auserwähltes Weib, deren Seele ich so herzlich liebe wie meine eigene, meine christliche und sväterliche Bitte ergeht noch einmal—an dich, du wollest doch alle Tage deines Lebens Sorge tragen, dahin zu kommen, wo ich in wenigen Stunden sein werde, damit wir doch in der ewigen Wohnung nicht geschieden sein mögen. Ach, ach, möchte es Gottes heiliger und wohlgefälliger Willfseinl und wäre es möglich, 11 daß ich den Kelch der Bitterkeit für dich trinken möchte, mich dünkt, wenn es auch dreimal wäre, ich wollte es von Herzen gern tun, damit du nur mit erhalten werden möchtest. Ach, dann würde ich mit einem viel fröhlicheren Herzen meine Reise antreten« und wäre nicht besorgt, daß du noch von der Einfalt unsers lieben Herrn Jesu Christi abgezogen werden möchtest; doch bin ich auch unbesorgt, so lange du so bleibst, wie ich dich jetzt lasse, 0denn du hast Angst und Furcht vor dem Urteile der Gottlosen« Darum begehre ich von dir mit Sirach, f Matth 25, s. s D. Kur. IS, s. g. tkii io. r2,i. « P« « VI, i. Kehrt. i, es. soffs-ev. s, is. visit. s, is. ji. Um. - Motiv. in, Es. oJeL So, L. Psalm 62 is. i: e. nor. sj 7. 236 o daß du in -all deinem Vorhaben an das gedenkst, was er sagt: Mein Sohn, was du auch tust, so bedenke das Ende, dann wirst du nimmermehr Sünden tun; verstehe, nur solche Sünden, die von dem Reiche Gottes abhalten, denn was deine tägliche Schwachheit und Fehltritte vor deinem Gotte betrifft, so werden dich dieselben nicht verdammen oder ausschließen; darum kommt der heilige Apostel Johannes-und sagt: e Wenn Jemand sündigt, so haben wir einen FÜrsprecIJer bei Gott dem Vater, der für uns bittet, s welcher Christus Jesus ist, der Hohepriester, der. in das Allerheiligste eingegangen ist- und ein ewiges Opfer und Ver- söhnung für sein Volk und Geschlecht getan hat, und zur rechten Hand Gottes, seines Vaters sitzt, s als ein Fürsprecher und Für« bitter für unser tägliches Straucheln und für unsere Fehltritte, wie der Apostel sagt. Siehe, mein treues und herzlich geliebtes Schaf, auf diesen Fürsprecher und« Advokaten weise ich dich, und nicht auf die verstorbenen Heiligen, wie die blinden Führer dieser Welt tun; darum nimm zu Jhm deine Zuflucht tin deiner gro- ßen Not, gedenke, daß sein Ohr nicht verstopft ist, daß Er nicht dich hören sollte, und daß seine Hand nicht zu kurz ist, um dir nicht helfen zu können; denn Er wendet seine Augen auf seine Heiligen, welche Er mit seinem eigenen uköstlicheii Blute so teuer erkauft hat, und merket auf ihr Schreien, Seufzen und Ru- fen, V denn Er nennt sie ja schon selig« die hier weinen und um der Gerechtigkeit willen leiden, zu welchen du in dieser Zeit auch gehörst. Darum, o mein Fleisch, mein Blut! tröste dich mit die- sen Verheißungeiy w darum bitte ich dich, denn diejenigen, welche hier mit Thräneii säen, werden dermaleinst wieder mit großen Freuden ernten. Ach darum gedenke nicht, mein wertes und lie- bes Schaf, daß deine Thränen, die du jetzt vergießest, umsonst seien, denn sie sind alle vor das Angesicht des Herrn gekommen. Deshalb gedulde dich noch eine geringe Zeit; darum bitte ich dick) auch, denn, ich hoffe, Er wird dich nicht lange hier lassen, sondern dich auch vor dem Unglücke hinwegnehmew Xund zur sichern Ruhe in seine Kammer bringen wie der Prophet Jesajas sagt, weil du nach deinem schwachen Vermögen begehrst, ausrichtig zu wandeln bis ans Ende, wozu dir der barmherzige liebe Vater y durch die Hülfe und Kraft seines heiligen Geistes helfen wolle; getreu ist Er, Er wird es« ohne Zweifel wohl tun. Ferner, mein herzlich geliebtes, auserwähltes Weib u. Schwester in dem Herrn, weil ich mein väterliches, sorgfältiges Herz noch nicht wohl von dir abziehen kann, sondern gerne aus dem Jnnersten meiner Seele dich deinem Gotte, nach deiner Schwachheih in allem voll- kommen und untadelhaft darstellen wollte, so ist noch dieses mein demiitiges freundliches Begehren, 2 du wollest deinen Nächsten lieben, sund allezeit der armen heiligen Hausgenossen Gottes eingedenk sein, wie du bisher noch ein Herz dazu gehabt hast; hierin laß deine Liebe nicht ab-, sondern vielmehr zunehmen; ge- denke allezeit der Worte Christi, indem er sagt: b Arme habt ihr alkzeit bei euch; wie denn auch bekannt ist- daß allezeit Arme u er oder in dem Hause Gottes sind. Gedenke, daß es ein gro- ßes angenehmes Werk des Herrn sei; weshalb auch Sirach sagt, c daß die Almosen des Mannes seien als ein Beutel mit ihm auf dem Wege, und wird seiner schonen im Urteile; ja es löschet die Sünden aus und bedecket die Menge derselben, denn die Barm- herzigkeit d rühmt sich wider das Gericht, sagt Jakobus. Darum spare hierin auch keinen Fleiß, wie ich auch zu dir das Vertrauen habe, und wiewohl es nicht nötig ist, dir solches zu schreiben, so hoffe ich doch, es werde dir zum Besten dienen, damit du nach meinem Tode nicht lau werdest Ferner bitte ich dich noch, mein pSiL 7, 89. q1. Joch 2, l. rRöm. B, sit· Hebt. O, 12. s Psalm ll0, l. KOL Z, l. tJeL IS, l. uPscllm 34, l6. l. Petri. l, l9. vMutth. s, l. wPsalm l26, s. xJeL Es, 13. y1. Thess Z, U. is. Moses 19, l9. aToli 4, s. bMatth. 26, W. Hebt. s, s. cSkL l7, 21. Sirt «l, As. c! Sol. Z, IS. Mattkx 25. II. Der blutige Schauplatz herzlich geliebtes Sch-as, du wollest dich allezeit zu den Frommen halten, damit du in Frömmigkeit und Bescheidenheit zunehmen Mögest; esei begierig nach der lautern unverfälschten Milch, nämlich Gottes Wort zu hören, damit du dadurch aufwachsen und in allen guten Werken zunehmen mögest. Halte dich selbst in der Stille (du weißt, was ich meine)- darum bitte ich dich von Her- zen, und warte auf den Tag deiner Erlösung, vielleicht ist er nicht ferne. Hiermit will ich meinen Urlaub und ewigen Abschied von dir, meinem Fsleische meinem Blute, nehmen, un-d bitte dich noch- mals deinütig um der ewigen Seligkeit deiner Seele und der großen Liebe willen, die du immer je zu mir gehabt hast, du wol- lest nach meinem Tode meines Schreibens, meiner herzlichen Bit- te und Ermahnung, die ich schriftlich und inündlich an dich getan habe, eingedenk sein, und sie nicht bei dir hinlegen als eine tote Geschicl)te oder Fabel, sondern wollest sie oft als eine zu deiner Gesundheit dienliche Arzneivorschrift benutzen und in dem Kasten deines Herzens zum Andenken bewahren, als einen ewigen Schatz, denn sie wird dir mehr Gewinn und Nutzen einbringen, als viel-e Stücke :feinen Gold-s undSilbers Ach, die Zeit ist sehr nahe, darum will ich mich des Schreibens und aller Dinge ent- schlagen, und bitte dich aus dem Grunde meines Herzens, wenn du mich und die ewige Seligkeit deiner Seele lieb«hast, f du wol- left nach deinem schwachen Vermögen mein Begehren erfüllen, und weder zur rechten noch zur linken Seite weichen, sei es um des Kreuzes, der Banden, um Gefängniß, oder etwas anders willen, und wenn dich Gott, der barmherzige liebe Vater, würdig macht, g um seines Namens willen zu leiden, so fürchte dich doch nicht, denn ich hätte nie gemeint« daß einem, der sich selbst ver- leugnet, 11 und der ein herzliches Verlangen nach Hause hat, die Bande und die Gefangenschaft so wenig zu schaffen machen könn- ten; deshalb fiirchte sie ja nicht. Nun, mein herzlich geliebtes auserwähltes Schaf und liebe Schwester in dem Herrn, meine Zeit ist »erfüllt, die Tage sind verflossen; die Jahre haben ein Ende; dich habe einen guten Kampf gekämpft; ich habe den Lauf vollendet; I( ich habe Glauben gehalten, so daß meine Fein- de, die sich gegen mich gesetzt haben, beschämt worden sind, denn durch meinen Gott habe ich das Feld erhalten, welcher mich von der Löwen Rachen und der Höllen Säslund erlöset hat und mich von allem Argen erlösen, auch mich in seiner Zukunft selig ma- chen, und mir das Land der Verheißung, welches ich durch den Glauben gesehen, und von dessen Früchten ich gegessen habe, zu Teil geben wird« weshalb ich auch darnach ein herzliches Verlan- gen trage. Ach hilf mir dem barmherzigen lieben Vater danken und ihn loben, daß ich durch die wilde Wüste dieser argen und verkehrten Welt gekommen bin Iund jetzt vor dem Jordan stehe, durch welchen ich noch gehen muß; vor welchem, wiewohl er et- was fiirchterlich anzusehen ist, ich mich doch nicht fürchte, denn ich bin gewiß, -daß mir mein Gott beistehen und mich zubereiten wird, daß ich ohne Schaden und glücklich durchkommen»werde, denn der, der es mir verheißen hat, ist getreu; er wird mich weder verlassen noch versäumen, so daß ich sagen kann: m Der Herr ist mit mir, ich fürchte mich nicht, was sollte mir ein Mensch tun. Jch werde abgeholt. Jan Gerritß wird in dem Hang um des Zeugnisses Jesu Christi willen im Jahre 1564, den 15. December, verbrannt. Ein Testament, emacht von Jan Gerritß, als er in Grafenhaag um des Zeugmsses CFristi willen gefangen lag, im December 1564. Gnade und Friede von Gott- dem himmlischen Vater, und feinem Sohne Jesu Christo sei mit euch, Amen. el. Petri 2, 2. iJoL l, 7. gJeL El, 7. hPhil. l, 20. l: Psalm Es, 4. 2. Tini. L, l7. IJVL l, Z. m Psalm Es, C. i2. Im. g, 7. oben: gkxlärtnrergSpiegel der Tauss-Gesinntcn. 237 Meine herzIich und sehr geliebten Brüder und Schwestern in dem Herrn, ich lasse euch wissen, daß ich euer Schreiben em- pfangen und mit großer Freude durchgelesen habe, denn euer Schreiben- dient erstlich zur Standhaftigkeit des Glaubens und zu einem vollkommenen Ende, und das durch Jesum Christum, weshalb ich auch von ganzem Herzen und Gemüt bei dem himm- lischen Vater anhalte, daß nicht allein ich, sondern alle Gottes- fürchtigen das rechte Ziel nach dem Willen Gottes erlangen möchten, denn Schläge und große Schmerzen habe ich erlitten, s und das, nach den Worten Johannes, um der Brüder willen; das begehre nicht allein ich, sondern es ist auch Gottes Wille, daß man um seines Namens, Wortes und seiner Wahrheit willen sterbe, es .sei auch, welches Todes es wolle; aber ich hätte nicht gedacht- daß es so lange währen sollte; I) da mir aber ohne des Herrn Willen nicht ein Haar gekrümmt werden kann, so will ich mit ihm, wie einem Christen gebührt, das Ende in Geduld und Ausdauer erwarten. Darum, meine sehr geliebten Brüder und Schwestern, ist meine herzliche Bitte an euch und alle Gottesfürchtigem daß ihr doch den Herrn für mich, euren schwachen Bruder, bitten wollet, daß ich das Ende meines Glaubens erreichen möge, cdenn das Gebet der Gerechten vermag viel und ist kräftig; sie wenden auch alle List an, um mich um den schönen Schatz zu bringen, d wel- cl)e11 ich von Gott empfangen habe, aber ich habe das Vertrauen zu dem Herrn, er werde mich wohl bewahren. Zweitens, lieben Brüder, freue ich mich sehr im Herrn, weil ich höre, daß der Weinberg des Herrn zunimmt und daß seine Reben sich zu rechtschaffenen Früchten des höchsten Gottes aus- breiten, wonach mich so lange verlangt hat; darum danke ich meinem und eurem Gott, daß ich solches aus eurem Schreiben vernommen und freue mich auch, daß das Licht in allen Orten und Winkeln ausgeht, und über alle Berge scheint, wie ich von vielen Freunden höre, die zu mir kommen, um mich in meinen Banden zu trösten. Darum, meine lieben Freunde, e seid emsig, ein Jeder nach seiner Gabe, die er von Gott empfangen hat, und legt doch fleißig auf Wucher, damit ihr viel gewinnen und das Wort hören möget, das der Herr sagt: k Du guter und getreuer Knecht, über Wenig bist -du getreu gewesen, ich will dich über Viel sehen; gehe ein zu des Herrn Hochzeit. Darum baue ein Jeder an dem Hause mit lebendigen Stei- nen, damit es ein herrliches g Priestertum werde, wo man Gott geistige Opfer opfern möge, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. Darum sollen wir allezeit getrost sein im Herrn, denn seine Kraft ist so groß bei Denen, die den Herrn fürchten, daß doch alles, Tod, Teufel, Hölle, Feuer und Schwert, vor Jhm wei- chen muß; solches alles kann Diejenigen nicht hindern, die auf Christum gegründet sind, denn b wir vermögen Alles durch Den, der uns tüchtig macht, und durch seine Liebe wird Alles über- wunden; dieselbe treibt die Furcht aus, wie ich wohl sagen kann, denn, als ich in des Königs Saal gebracht wurde und daselbst fast eine Stunde stand« ehe die Herren kamen, und alle Dinge vorbereitet sah, um mich zu peinigen, -da dachte ich oft in meinem Gemüt: O Herr! wenn Du mir nicht beistehst, so ist es um mich geschehen, bat Jhn auch, i Er wolle wir den Mund öffnen, zu seinem Lobe und Preise zu reden, und denselben in Allem zu schließen, was zur Lästerung seines heiligen Namens und des Nächsten gereichen möchte. Als ich sso sprach, und sie im Begriffe waren, mich zu peinigen, war weder Furcht noch Nachdenken in mir, aber sie setzten mir scharf und grausam zu, so daß der Präsi- 2 i. Jan. a, is. heute-s is, 7. es, i7. iMatto es, es. Hi. Petri e, s. di. sah. 4, is. c l· Petri l, O. d L. Kot. 4, ö- eMntth. iMatth 10, M. dent sprach: Warum willst du die Wahrheit nicht sagen? Ant- wort: Weil Christus nichts anders redete, als was die Ehre seines Vaters und seine Gottheit betraf; sonst aber hat Er ge- schwiegen Solches will ich auch tun, denn was seine Ehre und die Lehre seiner Gebote betrifft, so begehre ich nicht zu schweigen, k weder vor Kaiser noch König» weder vor Herzog noch Grafen. Da hieß es sofort: Greift ihn ohne Scheu an, ein ertrunkenes Kalb ist gut zu wagen. Sehet, meine lieben Brüder und Schwe- stern, wie ungnädig sie mit mir umgingen, dennoch ivar der Herr mit mir; Er müsse gesegnet sein. Jch war nicht meiner selbst, sondern Ider Herr regierte meinen Mund, so daß sie nach ihrem Willen nichts von mir erhalten konnten. Sehet, meine lieben Freunde, wie getreu der Herr -ist; m Er läßt den nicht zu Schan- den werden, der auf Jhn hofft. Darum schreibe ich noch einmal, damit ihr allezeit in dem Herrn wohlgemut sein möget und euch unter einander stets er- mahnt, denn Petrus hält es für förderlich und nützlich, daß v Einer des Andern Last tragen helfe und das in der Liebe, denn, wenn ein Glied leidet, so leiden sie alle, und wenn ein Glied herrlich ist, so freuen sich alle anderen Glieder. Drittens lasse ich euch wissen, daß mein Weib hier bei mir gewesen ist und mir euren freundlichen Gruß überbracht hat, was mir sehr lieb zu hören war, und auch, daß sie dem Besten, nach ihrem schwachen Vermögen, nachkommen wolle; sie bekennt, daß das Leben, welches sie bisher geführt hat, böse sei, wie wir denn wohl alle bekennen mögen, daß 0 wir in den früheren Zei- ten auch nichts taugten; darum gelangt meine Bitte an euch, meine lieben Brüder, daß ihr doch eine Aufsicht über sie führen wollt; ermahnet sie p zu einem besseren Leben, und das in der Liebe, und wenn ihr einen Nutzen an ihr schaffen könntet, so wäre mir das eine große Freude, wenn ihr mir solches schreiben woll- tet, und wenn ihr mir etwas schreibt« ehe ich mein Opfer Gott darbringe, so schickt dasselbe an me-ine alte Mutter, oder an N., dann werde ich es wohl erlangen. Ueberdies habe ich derselben etwas Gewürz gesandt, nämlich eine Muskatnuß und drei oder vier Jngwerzehen und etwas Gewürznelkeih daß sie solches J. C. oder einem Andern gebe, damit man es in Stücke zerschneide und zu einem ewigen Gruße ordentlich austeile, und das in dem Herrn, als hier auf Erden zu einem ewigen Abschiede, Adieu und Frieden in Christo, biswir bei Christo zusammenkommen und daselbst in seiner Herrlichkeit einander sehen werden, Amen . Meine sehr geliebten Brüder! Jch habe bei euch gewohnt und freue mich auch, daß ihr so klug seid in Auferbauung der Stadt und des Tempels zu Jerusalem, welche so viele Jahre ver- dorben und verfallen gewesen ist; darum Brüder, laßt den Mut nicht sinken, werdet ihr auch verspottet und beschimpst, wie Js- rael; denn« merket, g als sie die Mauern wieder aufbauten, nahm ihre Stärke und Kraft in der Arbeit zu, obwohl die Feinde murrten, damit das Werk nicht vorschreiten möchte; doch haben sie solches nicht unterlassen, sondern haben desto fleißiger Wache gehalten; sie hielten in der einen Hand die Spieße oder das Schwert, und in der andern die Maurerkelle, und waren wohlge- mut, denn Gott war mit ihnen und stritt für sie. Sehet, meine lieben Freunde, laßt uns ein Exempel an diesen Helden nehmen, wie tapfer und unverzagt sie vor ihren Feinden waren; laßt uns ein Gleiches tun, wie sehr sie auch rufen oder schreien, ja schmäs hen und sagen: Sehet, dieses Volk kommt und will einen neuen Grund an der Stadt legen, und sie können nicht ein A von einem B unterscheiden; woher haben sie dieses? I· wo haben sie das ge- lernt? Wir sind auf hohen Schulen gewesen und haben unser IcMatth· 10, As. 1Matth. 10, is. m Sie. 2, IS. n Z. Petri I, 13. I. Kot. 12, W. cis-Tit. s, Z· pMarL S, I. qNelx 4, I. r sah. 7, IS. 238 Geld darüber verzehrt, sollten nun diese Esel kommen und uns lehren? Der Eine ist ein Schuhflickey der Andere ein Weber oder Kürschner, und diese wollen die Schrift auslegen1 Laßt sie bei ihrem Handwerke bleiben; solches kommt uns zu; wir wollen es auch nicht zugeben, man muß sich mitsFeuer- Wasser und Schwert dagegen setzen. Wir aber wollen unss weder fürchten, nochers schrecken, wie sehr auch die Hunde hellen und die Löwen brüllen; denn Gott, der mit uns ist, ist ein stark-er Gott, Er wird die Sei- nen wohl bewahren und das Feld erhalten helfen. Sie können und dürfen nichts weiter tun, als was ihnen der Herr zuläßt. Meine lieben Brüder! Haltet mir dieses einfältige Schreiben zu gut, ich habe es denjolgenden Tag, nach idem Empsange eures Briefes, größtenteils in Eile ausgesetzt. Hiermit will ich euch nochmals dem Herrn und dem Worte feiner Gnade anbefehlen Entbietet den Freunden in Flieland, daß ich sie mit dem Frie- den des Herrn herzlich grüße, und daß sie t für das Gesetz des Herrn tapfer streiten wollen. Vittet den Herrn für mich; ich be- gehre, daß ihr meiner wieder eingedenk sein wollet; vergesset meiner nicht in eurem Gebete; denket, als ob ihr auch mit ge- fangen wäret. Lebet wohl. Die Furcht des Herrn bewahre euch alle, Amen· Jch sende euch hierbei noch ein Schreiben in der Voraus- setzung, daß dasselbe euch etwa ein wenig erquicken möchte in eu- rer Anfechtung von den Widersprechern der Taufe, welche ich von einem lutherischen Prediger zu erdulden hatte. Das Nachfol- gende ist die Antwort auf sein Schreibew welches er an mich ge- sandt hat, nachdem wir oft mit einander geredet hatten. Der Herr sei mit eurem Geiste, Amen. Ein Brief von Jan Gerritsk an den lutherischen Predigeu Mein sehr geliebter guter Freund! Hiermit will ich Abschied von dir nehmen, denn ich hoffe mich von jetzt an nicht mehr mit dir oder einem andern Menschen auf’s Disputiren oder Schreik ben einzulassen, indem Paulus sagt: s Entschlage dich des Strei- tes oder ungeistigen Geschwätzes und uiinützen Disputirens denn sie fördern sehr das ungöttliche Wesen, indem I) ihr Wort wie der Krebs um sich frißt. Darum begehre ich auch von dir verschont zu bleiben und, meiner« Seele nach, vor Gott in Ruhe zu leben. Lebe allezeit wohl. . Siehe, mein guter Freund, hier hast du mein Gewehr und die Waffen meines Glaubens; ich habe mich zum Teile sehr kurz gefaßt, aber mit diesen Waffen, und mit nichts Anderem, weder mit Eisen noch Stahl, weder mit dem Spieße noch mit dem Schwerte, will ich euch, als das Reich des Antichrists, be- stürmen; denn Geist muß mit geistlichew und Fleisch mit fleisch- lichen Waffen überwunden werden; darum sage ich mit dem Apostel: c Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, um Alles zu verstören, was sich wider » die Wahrheit aufwirft, denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Fürsten und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, d mit den Geistern sder Bosheit unter dem Himmel. Darum müssen alle Christen eden Harnisch Gottes anziehen, damit sie wider den listigen Anlauf des Teufels stehen, und in allen Dingen bereit sein mögen; denn es sagt auch Pe- trus: kSeid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht um euch her, wie ein brüllender Löwe, und fucht, welchen er verschlinge; demselben widersteht mit festem Glauben. Das sind unsere Waffen- nnd wir sind mit ihnen zufrieden. Erstens weiß ein Christ nichts vom Kriege; denn Alles, was ihm zustößt, muß er gin Geduld und» Beharrlichkeit um des Herrn willen ertragen, indem Christus die Seinen nichts An- s Mattlx to, 2s. tHebu is, s. aTit. s, s. h Z. Tini. 2, 17. c L. Kot. 10, it. d Eplx S, is. eEph C, U. it. Petri s. S. eMattL 10. A. Der blutige Sohns-laß, deres gelehrt hat, als bihre Feinde zu lieben; überdies verbot Er es seinen Jüngern, als sie Jhn fragten: i Herr,- willst Du, daß wir Feuer vom Himmel kommen lassen und dieses Volk verder- den? Nein, sagte Er, wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Seid k barmherzig wie euer Vater im Himmel barmher- zig Ist. Er drohete nicht, als Er litt. Diesem Exempel folgen wir nach, n11t allem Fleiß-e, nach unserem schwachen Vermögen, und befehle11 also Gott unsere Seelen in seine Gnade, als dem treuen Schöpfer. Daraus kannst du sehen oder verstehen, was wir für ein Volk sind- und welchen Geist wir haben. Siehe, mein guter Freund, mit diesen meinen Waffen und meinem Gewehr-e will ich dir entgehen gehen, als ein kleiner, nicht geachteter 1 David dem großen Goliath und kühnen Helden, welcher das Lager Gottes verspottete und beschimpfte, und sich auf seine Kraft verließ, wie du dich auf deine Gelehrtheit ver- lässest, und auf den Namen Rabbi trotzest; und weil dein Ver- stand, sdeine Macht und Kraft hoch geachtet und angesehen ist, so fängst du auch an, mit dem Goliath zu sagen: mBin ich ein Hund, daß du mit einem Stocke zu mir kommst? Jch kann und will dein Fleisch den Vögeln des Himmels zu essen geben· Das sagte der GoIiath, und du nicht weniger; denn ohne Kraft, sagst du, bin ich betrogen und todt. Ja, mein Freund, ich weiß wohl- daß ich und meines Gleichen von dir allezeit als klein und unge- lehrt geachtet werden. Siehe, dahin hast du es mit deiner Vermessenheit gebracht, daß ich wohl mit Schleuder und Stein ohne Scheu austreten, und zu dir, wie zu Goliath, dem Heerführer und Beschützer der Phi- lister, sagen darf: Siehe, du bist zu mir herausgekommen, und verläßt dich auch deinen Spieß und Schild; aber ich komme zu dir im Vertrauen auf Gott, im Namen des Gottes Israel, und will heute dein Fleisch den Vögeln des Himmels zu essen geben, und dich mit -deinem eigenen Schwerte tödten, nämlich, mit deiner eigenen Schrift oder Disputation, welche mir dienen soll« dich zu überwinden, nicht durch den Geist der Universitäten, oder hohen Schulen, v sondern durch Gottes Wort und Kraft, und das in Deutsch, Holländisch und meiner Muttersprache Gott zur großen Ehre, euch aber zur Schande. Auch wird das stumme lastbare Tier deine Torheit offenbaren, du 0 Bileam hast mich armen Esel so lange geschlagen, bis ich durch Gottes Kraft redete; so lange hast du Goliath mich und das Lager Jsraels beschimpft und herausgesordert, p daß ich dich nun mit deinem eigenen Schwerte tödte, was ich nicht getan hätte, wenn du nicht mit solchen schar- fen Zähnen zugebissen und deine Feder so scharf gespitzt hättest; wie hätte ich es aber nun unterlassen können? Sollte ich damit einen Undank verdient haben, wie ich ivohl vermute, so kannst du dir die Schuld selbst beimessen, denn man kann nicht schweiik gen und Gottes Wort reden. O Mann, Mann! man sollte dir wohl mit g Gamaliel raten« daß du Gottes Volk in Ruhe ließest, denn ist das Werk von »den Menschen, so wird es wohl vergehen, ist es aber aus Gott, so kannst du es nicht vernichten. Darum magst du wohl zusehen, daß du dich nicht an dem Schwerte des Herrn vergreisst, damit du nicht als ein solcher erfunden werdest, der wider, Gott streitet; darum versolge I· Jesum von Nazareth nicht länger, und lasse Jsrael zufrieden. Um nun auf den Jnhalt deines Briefes überzugehen, den « du an mich gesandt hast, um alle Gründe und die Beschaffenheit des Glaubens verstehen zu lernen, so finde ich," daß »du mich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes grüßest; hierauf antworte ich dir: ·Weil du dich rühmest ein hMattb. s, 44. Mut. s, sit. tu. Petri s, AS. IEPK s, 14. I. Mit. 17, to. m 1. Kost. 17, 4s. u End. s, 1·7. o4. Mose 22, 27. p 2. Könige U, to. qAvostelsx Z. s6. kAvosteliz s. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gefinnteic. 239 Christ zu fein, und mich für einen verworfenen Menfchen und Ungläubigen hältst und mir beilegft, als wäre ich mit einer fal- fchen Meinung behaftet, so sage ich, daß du nicht recht schreibft, denn s Johannes sagt: Wenn Jemand zu euch kommt« und bringt diese Lehre nicht mit, den nehmt nicht zu Hause auf, grüßt ihn auch nicht; denn wer ihn grüßt, der macht sich seiner bösen Werke teilhaftig; ferner sagt Paulus: t Wenn sich Jemand einen Bru- der nennen läßt, und ist ein Ehebrecher und dergleichen, und auch ein Ungläubiger, der soll das Reich Gottes nicht befitzen; da sie nun das Reich Gottes nicht besitzen werden, so soll man auch mit ihnen kein Brod essen, zum Verderben ihres Fleisches, damit sie bedenken, ·wovon sie gefallen find. Zweitens: Du nennst mich deinen Bruder; warum bin ich dein Bruder, während wir doch im Glauben verschieden find? Jst es darum, weil wir Alle von U Gott dem Vater geschasfen find? ich sage nein dazu, denn sollen wir nach dem Geiste und nach der Lehre Christi und der Apostel Brüder sein, so müßten wir einerlei Glauben und einerlei Ordnung haben, und von ei- nem Geiste getrieben werden, worin man aber jetzt eine große Verschiedenheit findet, denn die Brüderschast müßte aus der himmlischen v Wiedergeburt kommen« durch das Gehör des» Wor- tes Gottes, aus dem w Jrdischen in’s Himmlische; diese Brüder- schaft wird den Ungläubigen nicht beigelegt, hat auch nicht ihren Ursprung von der fleischlichen Herkunft, wie Paulus den Unter- schied klar angiebt, indem er sagt: X Ziehet nicht an einem frem- den Joche mit den Ungläubigen, denn was hat der Gerechte für Gemeinschaft mit dem Ungerechten, das Licht mit der Finsternis» und Christus mit Belial; der Gläubige mit dem Ungläubigen oder der Tempel Gottes mit dem Götzentempel 2c.-? denn darin besteht die Brüderfchaft: y Seid fleißig, die Einigkeit im Geiste zu halten, in einerlei Hoffnung eures Berufs zu bleiben: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; merke, ihr seid mit eurer Taufe zufrieden, sie sei -durch die Hebamme, Firmung oder dergleichen geschehen, und denkt nicht daran, daß Gott über Alle und in uns Allen durch sein Wort einen Platz haben will. l Da du mir aber im Glauben- in der Lehre, im Leben und Geiste entgegen bist, und ich auch dir, warum nennst du mich denn einen Bruder, frage ich noch einmal? oder bin ich ein 2 Ketzer und Verleumder der Wahrheit, warum meidest du mich nicht, wenn ich eins oder zweimal ermahnt worden bin? denn folches ist ein Befehl der Schrift; aber leider, du bist der Schrift, die von Gott eingegeben worden ist, snicht untertänig, sondern erwählftfie zur Verdammniß. Drittens finde ich in deinem betrüglichen Unterrichtsbriefe, daß man mich allein wegen Jrrtums und Mißdeutung in der Taufe, ohne einige andere Artikel beschuldigt und verfchreiet; was soll ich hierzu sagen? Sind denn alle eure Götter dir ein Greuel? ist es denn um eure falsche Lehre und Kirchengebräuche geschehen? aber ich denke: Nein, der betrügliche Gewinn ist dir allzu angenehm, aber ich verstehe deine Absicht gar wohl, denn wenn dumir -das eine geraubt hast, so meinst du, das andere auch zu erlangen nach deinem eigenen Worte (in Delst). Ach, was bist du mir für ein Bruder, schön in der Verlockung. Aber mein Lehrer und Meister Christus Jesus hat mich vor dir gewarnt, daß ich klug sein soll, wie die b Schlangen, aber einfältig wie die Tauben. Ja, ein solcher Bruder bist du mir, wie der alte lügen- hafte Prophet war, welcher den Mann Gottes durch seine Lügen betrogen hat, denn Gott hatte dem Manne Gottes geboten, wider den Altar zu weisfagen, und an dem Orte weder Brod zu essen, noch Wasser zu trinken, bis daß du (sagt er) wieder in dein Land L. . U. t1. K . s, 10.v i. Mo Z, 27. Lob. s, s. KoL Z, O. x2. Sonst? 14. J« EIN. T? 4. zTitk Z, 10.sp v s w s g. Petri g, f. void-sind. io, is. ·i. Könige is, is. kommst. Aber der Schlangenfaame der alte Propbet, sprach: Jß Brod, mit mir und trinke Wasser. Der Mann Gottes ant- wortete: Gott hat mir das verboten, aber der Betrüger sagte: Jch bin auch ein Prophet des Herrn wie du, und der Herr hat mit mir geredet« daß du hier mit mir Brod essen und Wasser trinken sollst. Da ging der Mann Gottes mit ihm hinein, und brach das Gebot des Herrn; darum ist er zur Strafe seines Un- gehorsatns von idem Löwen auf dem Wege getödtet worden· » Vor diesem Exempel erschreckt meine Seele sehri denn wenn ich mit Betrug umgehe und meines Herrn Wort übertrete, so sen- det er die Löwen, Drachen und Bären, daß sie die Herrschaft über meine Seele erlangen und sie tödten, denn wenn mein Glauben krank wäre und wankte, so wäre ich ein überwundener und gewiß ein todter Mann, aber der Anker meines Glaubens steht fest. Viertens: Was deine unverständige und mutwillige Grob- heit betrifft, indem du deine Kindertaufe mit der Beschneidung des Gesetzes, oder mit dem Bundeszeichen der Kinder Jsrael be- weisen willst, so antworte ich dir: Die Beschneidung, die du von der cTaufe verstehst (sagt Paulus), geschieht ohne Hände im Geiste zur Ablegung des sündlichen Fleisches, dessen Lob nicht aus den Menschen ist, wie mit der Hand an Jsrael geschah, fon- dern aus Gott; geschieht denn nun eure Kindertaufe im Geiste ohne Hände zur Ablegung des sündlichen Fleisches und der Sünde, die sie doch niemals begangen haben? denn das Sünd- hafte abzulegen ist so viel als, wie Paulus sagt, tötet eure Glie- der- die auf Erden sind, d als Hurerei, Ehebruch, Unreinigkeit, Unkeufchheit, böse Lüste, merke, ob dieses von euren Kindern ver- standen werden möge· &c. Und durch diese eure Kindertaufe veranlaßt ihr, daß man uns Wiedertäufer nennt, wiewohl wir einmal und nicht zweimal taufen und uns taufen lassen, nach »der Wahrheit und dem Be- fehle, s so wie nach dem Gebrauche der Apostel, und damit sind wir wohl zufrieden. Fünftens will ich dick) unser Bekenntniß und Ordnung hö- ren lassen, daß unsere Taufe nicht von einer Meinung, sondern von dem Befehle des allerhöchsten Gottes herrührt, dann aber hoffe ich weder mit dir, noch mit sonst Jemanden mich durch Schreiben oder Disputiren einzulassen, wie ich dir bereits gesagt habe, denn hochtrabende Klugheit habe ich doch nicht, sondern ein standhaftes Gemüt und festen Glauben meines Grundes. Höre kurzen Bescheid: k Von der Beschneidung bekenne ich, daß sie ein Zeichen des Bundes Abrahams gewesen sei, ihm und allem sei- nem Saamens auch ein Eingang zur Gemeine des Volkes Gottes Jsrael. Die auswendige Beschneidung Jsraels ist ein-Bild auf die zukünftige inwendige Beschneidung Christi gewesen, gwie man klar aus dem Geiste des neuen Teftamentes entnehmen kann, wie auch Paulus erzählt: Das ist keine Beschneidung, die auswendig im Fleische geschieht, sondern die Beschneidung des Herzens, das ist die Beschneidung, die im Geiste geschieht, und nicht im Buchstaben oder Gesetze; deren Lob nicht aus den Men- fchen, sondern aus Gott ist, noch ihr, die ihr in Christo auch be- schnitten seid b mit der Beschneidung Christi, die ohne Hände se· schieht, sdurch Ablegung des sündlichen Fleisches Ferner, was ist es doch für ein Volk, das mit ihm durch die Taufe begraben ist? Hört doch, ihr feidauferftandenz wodurch? durch den Glauben: welchen Glauben? was für Glauben haben doch die Gevatter- leute, wodurch Gott wirkt, nach eurem Verstande? Merke hier wohl- keine Kinder, sondern Gläubige und Verständige, und die- ses soll doch euer ftärkster Beweis sein. Ach Freund! ilöcke nicht mutwillig wider den Stachel, oder es wird dir hart fallen, mit Gott zu reden, und fein Wort und Wahrheit so frech zu vertrei- cKoL L, U. Rötth Z, W« dKoL s, Z. eApostelg S, U. i 1. Muse 17, O. gRöm. 2, W. hKoL 2, U. iApostecg. S, s. 240 ben, denn wenn ihr ja die auswendige Beschneidung habt, und für ein Vorbild auf die Taufe haltet, wohlan, wer macht denn euch Kindertäuser so verwegen, k daß ihr sie vor dem achten Tage taufet? und warum taufet ihr die Mägdlein? denn nach dem Gesetze wurden sie nicht beschnittery und hieraus müßte folgen, daß die Mägdlein ohne Taufe bleiben müßten, denn das wahre Wesen muß ja seinen Gang haben. Nun bist du mit deinen Vorbildern der Taufe ans Ende ge- kommen; wir aber haben einen bessern Unterricht von den Vor- bildern der Taufe, und solche wird uns Paulus und Petrus durch ihren Geist und durch ihr Zeugnisz wohl unterhalten helfen. Petrus sagt: Der Eingang durch’s Wasser 1 in den Kasten Noahs bedeutet die Taufe; wer mir das leugnen-darf, der mag uns auch wohl widersprechem die wir zwar von ihnen gering und un- gelehrt, bei m Gott aber für gelehrt gehalten werden. Unser zweiter Zeuge der Vorbilder der Taufe ist der hohe Apostel Paulus (welcher den Rat Gottes verkiindigte), wenn derselbe von dem U Ausgange der« Kinder Jsrael aus Egypten durch das rote Meer redet« und daß sie durch Moses unter der Wolkensäule 0 getauft worden sind; solches war ein Vorbild, und uns zur Lehre. Wir aber, die wir von diesem wahren Wesen im Geiste und neuen» Testamente sind, bekennen eine klare Ordnung Gottes, Lehre und Gebot, dann die Regel, den Gebrauch und das klare Exempel der Apostel, die p Taufe betreffend, und das ist uns Unterweisung genug. Christi Gebot ist dieses; CI Gehet hin in alle Welt, prediget des Evangelium allen Creaturen, lehrt sie Alles halten, was ich euch geboten habe, und taufet sie szim Namen des Vaters, des Sohnes und des-heiligen Geistes; wer tglaubt und getauft wird, soll selig werden; wer nicht glaubt, soll verdammt sein. Die Taufe ist zunächst ein Grab der Sünden, ein s Eingang in die Gemeine Gottes- ein Anziehen Christi und ein Entfliehen dem Zorne Gottes, ein t Bad der Wiedergeburt, und ein Siegel des guten Gewissens, oder eine Versicherung mit Gott; wer U die- selbe verwirft, der verwirst den Rat Gottes. Der Apostel Ge- brauch war dieser: v Glaubst du von ganzem Herzen, so mag es wohl geschehen· JnI solcher Weise wurden sie zuerst gefragt; fragt dieses die Kinder auch, und wenn sie ja sagen, so ist es gut, denn auf den Glauben haben die Apostel getauft, und aus keine andere Weise. Denn hätte der Kämmerer gesagt: Jch kann nicht glauben, Philippus hätte ihn nicht getauft; aber er sagte: Jch glaube-« daß Jesus Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist; dieses ist auch mein-Glaube und anders nicht. Und abermals, W als die Menge zu Jerusalem die Ermahnung Petri hörte, wurden sie ratlos und fragten: Was sollenwir tun? Höret guten Rat; Tut Buße und lasse sich ein Jeder im Namen Jesu taufen, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen, und die der! Wort gern annahmen ließen sich taufen. Tun eure Kinder ein Gleichess Dann seid ihr das- alte Fundament,—denn es mag kein anderes Fundament gelegt werden« als das gelegt ist, wel- Eh Christus Jesus ist, sein Wort und Vorbild. Der Stockmeister freuete x sich mit seinem ganzen Hause, daß er gläubig geworden war; sind eure Kinder auch gläubig, so ist es gut. Petrus ver- kündigte es im Hause Cornelius, des Hauptmanns der italieni- schen Schaar, und der heilige Geist fiel sowohl aus die Heiden, als die Juden· Waren auch Kinder daselbst, auf welche der hei- lige Geist fiel? und dieses ist das Wort, warum ich dich fragte, ehe wir von einander schieden, als der Knecht die Tafel deckte, und Ei. Moses 1«7, m. U. Mose 7, S. I. Petri s, II. mMatth. U, US. . . . Bisse 14, W. o I. Kot. »10, s. p Wand. 28, is. Apostelg. Z, BE. qMattlx 28, 19. kMart. 16, is. s Rom. S, L. Goal. s 27. tTiL S, s. L"Y«D7i« sage: Hist-HÄLFTE »Ist-Fig« auspsyålcoistssgåzciså GTrriYß2i-«i«iii«rg" F« r« osch ee a g em ore,o on es in den ersten Bücher« nicht abgedruckt ist. Der blutige Schansplaty du die Worte bezüglich auf die Kindertaufe redetestk Was vom Fleische geboren wird, das ist Fleisch. Da fragte 1ch, wo denn, der Geist bliebe, aber du gabst mir keine Antwort. Johannes sagt: J! Der Wind bläset wohin er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht- von wannen er kommt. Haben denn die Kinder auch ein Gefühl vom heiligen Geiste? Es war ja Nicodemus ein fleischlicher Mensch, und schmeckete nicht, was den Geist Gottes betraf; darum hat ihn Christus 2 auf ein Kind ge- wiesen, wie Matth. 18. auch gemeldet wird. Durch das Wasser wiedergeboren zu werden aus der fleischlichen Art in den Geist, wie Christus selbst sagte, Joh. Z: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß Jemand wiedergeboren werde aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Das ,,Jemand,« was ist das anderes, als wer fleischlich gesinnt ist? wie Nicodemus zuvor erzählte, denn fleischlich gesinnt fein, ist der Tod; solches sind keine Kinder« denn sie fiihlen solches nicht; geistlich aber gesinnt sein, ist Leben und Friede, wie Paulus wohl bezeugt. Auch sagt er zu den Galatern: s Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetze, denn offenbar sind die Werke des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinig- keit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn,"Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Sausen, Fressen und dergleichen. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit; wider solche ist das Gesetz nicht. Petrus sagt gleichs falls: b So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden, und seid begierig nach der unversälschten, lautern M-ilch, wie die neugebornen Kindlein, damit ihr durch dieselbe zunehmet. Tue ein Gleiches, lege deinen großen aufgeblasenen Sinn und die Vermessenheit deines Her« zens bei» Seite, und baue dich aus zu einem lebendigen Steine an dem Hause Gottes- und zu einem heiligen Priestertuma um geistige Opfer zu verrichten, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum, welche Opfer sind die Werke« der Gerechtigkeit, und nicht Menschengedichte, Vernunft, oder Einsetzung der äußerli- chen Opfer. Siehe, mit diesem Gewissen wandern wir fort; diese Versicherung ist bei uns so teuer und wert geachtet, daß wir auf dieselbe hin, um Christi willen, Gut und Leben verlassen, wovon ihr weit entfernt seid. Jn Summa: wir versiegeln den Brief Christi nicht eher, als bis er geschrieben ist; wir säen nicht eher, als bis der Acker wohl gepslügt ist, mit Gottes Geist und Wort; wir fahren nicht eher davon, als bis wir Wind und Wet- ter haben; ihr aber wollt das Kind von der Mutter haben, ehe es Zeit ist; wir können und mögen die Zeit wohl erwarten, bis es Zeit ist, und das Kind in der Geburt von der Mutter gegeben wird; wer kann zu demjenigen schweigen« was Jedermann sieht? Also bekennen wir die Taufe, wie sie in der Schrift ein Gebot des Herrn und ein gewisser klarer Gebrauch der Apostel ist; daneben sehen wir auch scharf ein, was die Taufe für Ursachen habe, wa- rum sie geschehe, welchen Nutzen und Gewinn sie habe, welchem Volke sie zugehöre, welche Zunamen sie in der Schrist habe. Zuerst c ein Grab der Sünden, ein Eingang in die Kirche oder Gemeine Gottes, d eine Anziehung Christi, ein Entfliehen dem Zorne Gottes, ein Bad der Wiedergeburt, Tit. Z, und ein Siegel des guten Gewissens mit Gott. eWer nun dieselbe verwirft, der verläßt und verwirst Gottes Rat und Worte. Sechstens: Daß ich dich grob und schmählich angeredet habe, darauf antworte ich dir: Siehe (sage ich) mein Herr und Meister hat mich sonst nichts gelehrt, wenn er sagt: Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kom- men« aber von innen reißende Wölfe sind. Du kamst daher mit einem solchen schönen Scheine, um meine Seele zu ersticken, wie Jan. s, s. Brutto. is, s. zwar. s, is. h i. Petri e, i. No . o, 4. Kot. Z, i, e. anderm. i2, is. Gar. s, i7. Motiv. s, 7. sent. H, IX« oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-«Gesinnt«en. 241 du dich dessen auch gerühmt hast; warum sollte ich denn sdie Wahrheit nicht reden oder schreiben? denn du bist doch derjenige, der mich zu verschlingen oder zu zerreißen sucht, ein armes Schaf von der Weide Christi zu locken; nein, nein, davor behüte mich Gott, »der oberste Hirtez Niemand wird sie aus seiner Hand rei- ßen; wer aber ihr entläuft, das ist eine andere Sache; dennoch bist du fleißig gewesen, und hast meine Seele mit einem scharfen Zahne verwundet, wobei du mich noch einen Bruder nennst. Da- rum nenne ich dich einen Wolf im Schafskleide, aber bekehre dich jetzt noch und werde ein Lamms Ach Freund! warum bist du ge- kommen? Siebtens: Streutest »du vor meine Füße Rosen und Federn, machtest die Bank glatt, daß ich glitschen sollte, und sagtest: Denke ja nicht darauf, was Diejenigen sagen werden, die« dich ohne die Schrift betrogen haben; siehe doch- ist das ohne die Schrift? Eben, als ob ich auf das Wohlreden der Menschen gebauet hätte. Nein, nein; wäre es an »dem Wohlreden gelegen, du hättest mir Stricke genug gelegt; die Werke geben allezeit Zeugniß Siehe, mein guter Freund, es kommt mir vor, du hättest hiermit genug, nämlich an meinem eigenen Glauben und Bekenntnissh und ich bitte dich, du wollest die kleinen Kinder nicht so verdammen und richten, und das kum der Uebertretung Adams willen, damit du nicht verdammt und gerichtet werdest; denn Christus hat uns davon durch seinen Tod erlöst, worüber wir geredet haben, als ich bei dir war. Darum sagt auch Paulus: g Wie durch eines Menschen Sünde die Verdammniß über alle Menschen gekommen ist, so ist auch die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. Johannes sagt: b Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt; und an die Ga- latet: iChristus hat uns von dem Fluche des Gesetzes erlöst; ferner an die Ephesev daß k Er die Feindschaft durch sein Fleisch am Kreuze hinweggenommen habe; überdies hat Er ihnen sein Reich verbeißen, wenn Er sagt :—» 1 Lasset die Kindlein zu mir kom- men, denn solcher ist das Reich Gottes, hat sie auch M aufgenom- men, gesegnet, ihnen die Hände aufgelegt und gesagt: 11 Es sei denn, daß ihr das Reich Gottes empfanget als ein Kind, so wer- det ihr nicht hineinkommen; denn wenn Er sagt ,,solcher," so ist da kein Unterschied, wie auch Paulus sagt,«daß die Juden und Griechen sämmtlich unter der Sünde wären. Du aber sonderst sie ab und sagst, es sei allein zu der Juden Kinder geredet, als ob es der Juden Kinder wären. Jch antwortete: Du solltest mir das mit dem Evangelisten beweisen, aber du konntest es nicht, und gabst mir keine Antwort; denn Christus hat seine göttlichen Wunderwerke eben sowohl an der Heiden und Juden Kinder« als an dem heidnischen Weibe und des Hauptmanns Knecht erwiesen, zwelchen Er auch das Zeugnis giebt, daß Er solchen Glauben in »Jsrael nicht gefunden habe. Hund genug. Dergleichen Exempel sind mehr Zuletzt bitte ich dich, daß du mir mein einfältiges Schreiben zu gut halten wollest, denn es ist Bauernarbeit; hätte ich es besser von Gott empfangen, ich wollte es besser machen; nun aber danke ich Mm für dasjenige, was Er gegeben hat. Gehabe dich« wohl. Unten stand: Jch, Jan Gerritß Ketelaer von Tessel, bekenne nur 0 einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe, einen Geist, und einen Vater unser Aller, der über Alles und durch Alles und in uns Allen ist. Jch komme bald: halte, was »du hast, daß dir Niemand deine Krone nehme, Ofsenb. Z; ja komm’« Herr Jesu! Ofsenb. 22. " Noth ein Brief von Jan Gerritsz an seine Bekannten. Nebst freundlichem Gruße, lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn; hier ist dasjenige, was ihr von mir begehrt, nach g. gNöai s is. use-h. i, ev. samt. s, is. . , . .s « Mo« s « J« Z your. is, i7. kenn. e, is. immer. i0, it. meist. is, is. Motiv. is, 14. o EIN. c. Z. eurem Verlangen und meinem schwachen Vermögen, wofür ich s Gott, dem Vater, und seinem geliebten Sohne Jesu Christo sehr herzlich danke, daß Er die Seinen nicht verläßt, sondern ihnen allezeit das Feld erhalten hilft; denn seine Augen der Gnade sehen allezeit auf die Seinen, und seine Ohren merken allezeit auf ihr Gebet, indem es geschrieben steht: b Wenn du durchs Feuer und Wasser gehst, so will ich bei dir sein; darum gebe ich Jhm allein Preis und Ehre für seinen großen Beistand, welchen Er mir armen Sünder in Trübsal, Leiden und Pein erwiesen hat, so daß, meine lieben Brüder« »die Hu11de, Löwen und Bären mir nichts anhaben konnten, wie sehr sie auch bellten, brüllten und brummten, denn der Herr errettete mich; Er wird mich auch, durch seine große Gnade, c bis ans Ende bewahren, wenn ich die Hoffnung meines Glaubens auf Jhn setze; denn, d ist Gott mit uns, wer mag uns Schaden tun; und wenn der Herr das Haus bewahrt (wie David sagt), wer mag es verletzen? Meine Freun- de, ich wünschte, daß ich euch den Zustand meines Herzens und Gemütes schildern könnte, als ich um des Zeugnisses unsers Herrn Jesu Christi willen aufgewunden war und schwere Schläge empfing, denn sein Wort und bitteres Leiden, welches Er für uns arme Sünder ausgestanden hat« beschäftigte mich so sehr, daß ich an nichts Anderes dachte. Sehet, meine Brüder und Schwestern, wie der Herr die Seinen, »die auf Jhn trauen, e bewahren und beschiitzen kann. Ferner wisset, meine lieben Brüder und Schwes stern, daß sie mir zuerst mit Fragen zusetzten, nämlich, wie ich hieße, wo ich geboren wäre, wie alt ich wäre, und wie lange ich in Tessel gewohnt hätte; dann fragten sie mich, wann ich die Taufe empfangen hätte. Antwort: Vor fünf Jahren. Frage: An welchem Orte ist es geschehen? Antwort: Jch werde es euch nicht sagen. Dann sagten sie abermals: Man wird es dich wohl sagen machen· Sie wiesen dabei auf den Scharfrichter und sag- ten weiter: Wenn man dich nach der Wahrheit fragt, so solltest »du die Wahrheit sagen. Antwort: Alles, was den f Glauben betrifft, will ich euch gern sagen; das Andere aber hat mir Gott nicht befohlen. Frage: Ob meine Weib auch unsern Glauben hätte. Antwort: Nein, leider nicht. Frage: Wer mich getauft hätte. Antwort :- Das will ich euch nicht sagen. Frage: Jst es N. genesen? Antwort: Es ist mir von Gott nicht befohlen- solches zu sagen, und wenn ich es euch auch sagte, so wohnt er nicht in des Königs Lande. Frage: Christus, als Er vor die Obrigkeit gestellt wurde, hat, als man Jhn fragte, Antwort gege- ben, warum tust du nicht ein Gleiches ? Antwort: Als man Jhn um dasjenige fragte, was die Ehre seines Vaters und seine Gott- l)eit betraf, so hat Er geantwortet, sonst aber geschwiegen. Alles nun, was ihr mich fragt, das sein g Gesetz, Wort, Gebot oder Verbot betrifft, das will ich vor Kaiserm Königen« Herzogen, Grafen, Prinzen un-d anderen Herren bekennen, und es nicht ver- schweigen. Darauf sagte der Richter mit kurzen Worten zum Scharfrichter: Greise ihn an. Endlich, als man mich antastete, fiel ich nieder und bat den Herrn um seinen Beistand; da sagte der Richter sofort zu den Henkernt Hebet ihn auf. Darauf ha- ben sie mich angefallen und mit mir gehandelt, wie man mit dem Herrn, unserm Meister, gehandelt hat, als man Jhm 11 seine Kleider auszog: denn sie banden mir ohne Gnade meine-Hände auf den Rücken, auch verbanden sie meine Augen und zogen mich in die Höhe; darauf i schlugen sie mich, und klopften nicht anders zu, als ob es auf einen Baum geschähe, so daß die Ruten wie Hanfstoppeln zerbrachen, wobei sie sagten: Rede, hast du einen« stummen Teufel in dir« so wird man ihn wohl austreiben; aber sder Herr (gesegnet müsse Er sein) schloß meinen Mund, so das; ich nicht einmal ,,o wehe« sagte, noch sonst einen Laut hören ließ; as. Moses 31, Cl. L. Kot. S, 16. Psalm Ist, 16. bJesT 48, L. CPII St, s. clRöm. s, 84. Pf. 46, s. e a . L, s. il. Petri s, M. gMatth. l0, s2. bMattL 27, 28. iMattE Its, 64. Hebt. is, S. 242 Der bwtige denn das Leiden unsers Herrn, wie vorgemeldet ist, und sein Zeugniß war so in meinem Herzen, daß es nicht auszusprechen ist. Endlich, als sie sahen, daß mir alle Glieder matt wurden, sagten sie: Laßt ihn nieder, ob der stumme Teufel alsdann besser reden möge. Als sie mich nun niederließen, fiel ich mit meinem Haupte gegen »die Bretter; sie ergriffen mich aber und setzten mich auf eine Bank, wo ich abermals in Ohnmacht gesunken sein würde, wenn sie mich nicht gehalten hätten. Sie standen wie Lö- wen und Bären da, und sagten, ich sollte auf ihre Fragen ant- worten; aber der Herr war k mein Helfer und meine Stärke; Jhm sei Preis und Lob für seine Gnade und dafür« daß sie nichts von mir erfuhren. Da sagte der Präsident: Hast du keine gro- ben Ruten, um diesen stummen Teufel auszutreiben? worauf der Scharfrichter antwortete: Nein, aber ich habe ein Seil; sie hätten mir auch wieder die Augen verbunden; aber jener sagte: Lasset es ihn sehen; und als er schlug, dachte ich: O Herr, Du siehst es wohl; dann schlossen sich meine Augen. Ja, meine Freunde, hätten sie so lange geschlagen, als sie Athem schöpfen konnten, sie hätten, nach meinem Crachtem von mir nichts er- langt, solche Kraft des Allerhöchsten war mit mir, und als sie sahen, daß es nichts helfen wollte, holten sie das Centnergewicht und hingen mir dasselbe an meine Füße; da wandte sich mein Herz zu dem Herrn: Bewahre, bewahre meinen Schuh. Sums G ma, wie sehr sie auch darnach verlangten« so haben sie doch nichts erlangt. Darauf fragten sie, ob ich wohl Latein verstände. Jch antwortete: Ja, so viel als es ist. Frage: Verstehst du Jtalie- nischZ Antwort: Nein. Frage: Wo bist du in die Schule ge- gangen? Antwort: Zu Delft. Frage: Zu welcher Zeit? Ant- wort: Als Delft brannte« Frage: Ob ich Menno oder D. P. Bücher gelesen hätte. Ja, sagte ich: Boschuysen hätte meine Lehrbücher genommen, nämlich die neue Creatur von Menno und die geistl. Wiederbr. von D. P. Sie fragten, wie ich daran gekommen wäre. Der Mund war mir geschlossen. Da hieß es: Holet Wasser und Kerzen, der stumme Teufel muß heraus. Aber sder Herr Ibewahrte mich, wofür ich Jhm nicht genug danken kann. Zuletzt hieß es: Bindet ihn los, er muß sich ein wenig erholen, man wird ihm wohl besser zusetzen. Als sie nun von mir schieden, sagte ich, sie sollten zusehen, was sie täten; der m Tag des Herrn würde endlich über sie kommen, und somit sind sie von mir geschieden. Meine lieben Brüder und Schwestern, hiermit mache ich mit euch meinen letzten Abschied v in dem Frie- den Christi: ich hätte etwas mehr geschrieben« aber die Zeit woll- te es nicht leiden. Wenn es dem Herrn gefällt, so begehre ich mit Am an einem» O Pfahle zu stehen. Der Herr sei mit euch allen, Amen. Adrian den Bund. 1565. Nach mancherlei Verfolgung und grausamer Tyrannei iiber die Christenschaar ist noch im Jahre 1565 zu Oudenaarde in Flandern ein treuer Bruder, Namens Adrian den Burrlw gefan- gen genommen worden, welcher, nachdem er mancherlei Anfech- tungen und schwere Kämpfe s wider den Teufel und seine Werk- zeuge ausgestanden und erduldet hatte, an gemeldetern Orte im Jahre 1565 verbrannt worden, und hat den lautern wahrhafti- gen Glauben b der Wahrheit mit seinem Tode und Blute be« festigt und versiegelt, zur wahren Ueberzeugung aller blntdiirftis gen Tyrannen undVerfolaer und aller fleischlichen Menschen, c-die, nach ihres Fleisches Lüsten, den breiten Weg zur ewigen Verdammnis zu wandeln suchen, und zum Troste und zur Stärkung aller wahren Gläubigen, daß sie diesem Freunde Got- tes in wahrem Gehorsam nachfolgen möchten, d gleichwie er Christo« darum ist sein Name in das Buch des Lebens eingeschrie- lcPsalm 62, Z. lSiL G, 44. Insel. 18, S. n Juli. 14, 27. o 2.·Tbess. S, IS. s. Gib. S, 12. b Offells S, 9 unt· Z, is. Svtichitn W, 10. eMatth. -7, is. c! I. Kur. W, M. PHIL Z, 17. LUL 10, 20. VIII. 4, s. Schquptatp ben, und ist auch würdig, zum langen Andenken in dieses Buch aufgezeichnet zu werden. Wilhelm de Duyk. 1565. Auch hat im Jahre 1565 zu Gent in Flandern der Bruder Wilhelm de Duyk nach vieler Versuchung und standhafter Aus-« harrung (ohne daß er hätte abfallen wollen) den Namen Christi mit seinem Blute bezeugt und um deswillen des zeitlichen Todes sterben müssen; darum wird er auch in der Auferstehung mit allen Kindern Gottes die liebliche Stimme hören: s Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbet das Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist; dann wird er als ein Ge- rechter in das ewige Leben eingehen. Conrad Koch. 1565. Als das Licht in der neuesten Zeit sowohl am Rheinstrome als auch im Bergischen Lande wieder auszugehen und die Wahr· heit des heiligen Evangeliums zu scheinen anfing, ist auch dieser Conrad Koch durch das Licht der Crkenntniß Gottes entzündet worden und hat, durch die göttliche Hülfe, die Finsterniß zu ver« lassen gesucht, um in dem klarscheinenden Lichte zu wandeln; s darum hat er das Papsttum und das weltliche ungöttliche Wesen verlassen, sich zur Gemeine des Herrn gewendet, das Wort ottes gehört und beherzigt, b auch an das Evangelium geglaubt und sich nachher auf den Glauben an Jesum Christum und das Bekenntniß seiner Sünden nach dem Befehle Christi taufen lassen; darauf hat er sich brüderlich und christlich bei der Ge- meine aufgeführt und betragen, und sich nach seiner Schwachheit c gegen alle Menschen erbaulich und ehrbar bewiesen; aber gleichwie derjenige, welcher in der Finsterniß wandelt, das Licht weder ertragen noch leiden kann« und mit dem Neide des Feindes dessen Nachfolger verfolgt, so ist auch dieser Mann von den Papi- sten beneidet und bei dem Rentmeister des Landes (welcher da· selbst im Namen des Fürsten von Jülich Richter war und herrschte) angeklagt worden. Derselbe sandte seine Diener (die man Boten nennt) nach Houf, wo dieser Conrad wohnte; diese nahmen ihn gefangen, wobei er sich auch bereitwillig zeigte und mit ihnen d wie ein Lamm gutwillig nach Löwenburg gegangen ist. Löwenburg ist eines von den sieben Schlössern, welche man, weil sie sehr hoch liegen, von weitem sehen kann. Hier brachten sie ihn (Conrad) in einen Turm undlegten ihn in schwere Ge- fangenschaft, worin er fast ein halbes Jahr sitzen blieb, und rei- chetåtTrost von Gott empfing, wiewohl er großen Hunger leiden mu e. . Der Rentmeister setzte diesem Manne öfter mit harten Be- drohungen zu, daß wenn er nicht von seinem Glauben abfallen wollte, man ihm das Leben nehmen würde; auch versuchten sie ihn sehr hart mit Bitten und Flehen, und durch Entziehung der Kost, aber er blieb unbeweglich; sein Herz war sehr getrost. Alser nun seinen Glauben ohne Scheu bekannt hatte, e und sihn keine Pein abschrecken konnte, auch die Zeit herannahte« daß er um der Wahrheit willen sterben und von dieser Welt scheiden sollte, so hat man ihn losgeschlossen, und er ist frei und ungebun- den von dem Turme zu Löwenburg nach- dem Dorfe Houf ge- gangen, auf welchem Gange er Barnabam, kder ein Uebeltäter war, zum Begleiter hatte. Diese Flucht geschah sehr heimlich, und so ist er zu Houf (welches ein Stück Weges von Löwenburg - entfernt ist) angekommen; gleichwie aber Christus gekreuzigt, Barnabas aber frei wurde, so geschah es auch hier, denn Conrad wurde auf das Bürgerhaus zu Houf gebracht; daselbst legte man ihm vor, ob er von seinem Glauben abstehen wollte, in welchem Falle er sein junges Leben erhalten könnte, indem man ihn der Haft entlassen wolle. · a Mutth 2s, 8s. a Gib. 4, 18. bMarL 1, is. c Nisus. 18, M. d Apostels. IF, s. e l. Petri s, is. Mattlx 10, 28. fMatth. M, 26. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Ge-stutiten. 243 Es wurde mancherlei List mit großer Falschheit bei ihm an- gewandt; die Betrüger schmeichelten und droheten, und sagten: g Gehe doch des Jahres einmal in di-e Kirche, und wenn sie die Wahrheit nicht rein und lauter predigen, so bleibe nachher zu Hause. Einer von diesen Heuchlern sagte zu ihm: Mein lieber Conrad, wenn wir auch falsch, listig und böse sind, b so kann doch solches deiner Seele nicht schädlich sein; fiirchte du. nur Gott und sei mit alle1i Menschen zufrieden, was geht es dich an, daß der Glaube klein bei uns ist. Conrad sagte zu der Obrigkeit: O ihr Diener Gottes! idas solltet ihr wissen, daß Gott keine Heuchler haben will; davon haben wir ein Exempel an dem alten Eleazas rus, kder sein Leben lieber dahingab, ehe er geheuchelt hätte. Darum hoffe ich eher zu sterben, als wieder in eure Versamm- lung zu gehen; ferner sagt er: 1Christus ist das Haupt der Gemeine, wer ihm gefallen will, der muß sich als ein Glied sei- nes Leibes erweisen; man muß sich von Christo, dem Haupte. nicht absondern: bei dem Haupte begehre ich zu bleibeni und sollte es mich auch Fleisch und Blut kosten. Sie fragten Conrad, was -er von der Kindertaufe hielte. Er antwortete: Davon kann ich nichts anderes halten, als daß es der höchste Greuel des Pap- stes sei; könnt ihr aber dieselbe mit dem Worte Gottes beweisen, so will ich mich von des Herrn Gemeine unterrichten lassen. Ach Gott, setzte er hinzu, es müsse dir geklagt sein; o Gott, welche Not ist das, daß sie diejenigen tödten, welche die Wahrheit sagen; sie können mir nicht beweisen, daß ich eine Missetat begangen habe, wund dennoch suchen sie mich aus Feindschaft umzubrin- gen; so Herr vergieb es ihnen! Nachdem ihm sodann des Für- sten von Jülich Befehl vorgelesen war, sällten die Ratsherren das Urteil, der Rentnieister aber brach darüber die-Rute. Das Urteil lautete, daß Conrad, wenn er nicht abstehen würde, vom Leben zum Tode gebracht werden sollte. - Als er nun auf solche Weise zweimal Verurteilt worden war, brachten sie ihn hinaus, wo eri als er auf dem Richtplalze anlangte, zu singen anfing: O Gott! wie sanft strafst Du mich: reiche mir Deine milde Hand, das; mein Fleisch alle Sünde, Laster und Schande meide, das; ich den alten Rock zerreißen und mit Dir ewige Freude haben möge. Ehristel ich sage Dir Lob, o Du mein höchster Gott! das; ich die- sen Tag und diese Stunde erlebt habe, das; ich nun Deinen Na- men 11 mit meinem» Blute bezeugen kann. Meine lieben Brüder und Schwestern. ich befehle euch alle dem Herrn, haltet fest in eurem Herzen das Evaiigeliiim·Christi, 0 das hinterlasse ich euch zur Lehre; fürchtet Gott und haltet euch fromm: seid meine Nachfolger, gleichwie ich willig bin, i) dem Herrn Christo zu fol- gen und mein Leben dahin zu geben. Also tödteten sie diesen frommen Mann mit dem Schwerte in aller Stille, so daß solches ein großer Teil des Volkes nicht gewahr wurde. Man pflegt zwar Diebe und Mörder daselbst mit Vorwissen des ganzen Lan- des zu« verurteilen, die Frommen aber erniordet man heimlich, welches für die Richter eine Schande ist. Und also ist Conrad, O! als ein treuer Zeuge des Leidens Christi zu Haus, im Bergt- schen Lande, welches demHerzog von Jülich und Cleve gehört Je» im Jahre 1565 mit dem Schwerte (stehend) enthauptet worden Unter demselben Rentmeisier» welcher blutdürstig war, wa- ren zuvor auch noch sieben Personen, vier Brüder und drei Schwestern, gefangen genommen: diese vier Brüder wurden auch verurteilt, das; sie sterben sollten, wenn sie nicht von ihrem Glau- ben absteh-en würden: aber der Herr behütete sie und erlösete sie alle (unbeschädigt an ihrem Glauben) aus dem Gefängnisse, denn dieser blutdürstige Rentmeisier wurde von Gott von einem schnellen Tode betroffen, so daß die Gefangenen s ihre Freiheit erhielten, und unbeschadet ihres Glaubens bei der Wahrheit blie- ben. Hier folgen zwei Brief» welche Conrad Koch aus dem Gefängnisse geschrieben hat. « Der erste Brief. Gnade, Friede s und Barmherzigkeit von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo, wünsche ich, Conrad Koch, einGes fangener in dem Herrn auf Löwenburg, meinen lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, Amen. s Jch will euch hierniit berichtet hab-en, daß der Scharfrichter bei mir gewesen ist; sie haben mir mit- Worten scharf zugesetzt, doch mich nicht gepeinigt, wiewohl mich dersHeitr bewahrtes daß ich ihnen nicht zu Willen wurde. Sie sagten darauf, sie wollten zuvorderst essen nnd dann wiederkommen, um mich zu peinigen, aber noch während des Essens kam der Rentmeister abermals zu mir, sagte mir viel von des Fürsten Prediger, und das; ich den- selben noch einmal zu mir kommen lassen sollte; derselbe ver- stände den Irrtum, den wir hätten. Darauf antwortete ich: Jch begehrte ihn nicht, das Wort des Herrn hat mich unterrichtetz ich habe dir ja gesagt, daß ich keinen Pfaffen begehre. Er sagte: Das ist wahr, dennoch aber begehre ich, du wollest mir den Ge- fallen tun und sagen, es sei dein Begehren, daß er zu dir komme, und wenn ihr dann auch nicht einig werdet, so ist daran nichts gelegen, wenn wir nur die Mensche1i los werden. Dasagte ich: b Jch begehre das Kreuz Christi nicht abzulegen, worauf er ant- wortete: Dann kann ich es nicht ändern« und somit hat er mich verlassen. Also hat mich der Herr vor ihnen bewahrt, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn. Bittet doch den Herrn für mich treulich, »daß er c mich bei seinem treuen Worte bis an das Ende meines Lebens erhalten möge, denn ich stehe noch in guten Hoffnung, und bin durch die Hülfe des Herrn willig,»in aller Geduld zu erwarten, was der» Herr um seines Namens willen über mich verhängen wird. Der Herr gebe, daß mir nichts Schwereres auferlegt werde, als ich ertragen kann, damit d sein Name 1iicht durch mich gelästert werde; darum helfet mir den Herrn bitten. Jch hoffe weder alle meine- lieben Brüder und Schwesteriy noch alle diejenigen zu vergessen, die den Herrn fürchten. Der Herr komme nns zu Hülfe, damit wir s nach sei- 1iem Willen bitten lind mit allen Frommen erhört werden- mö- gen; dazu helfe iins der Herr durch seine Gnade, Amen. Es ist mir auch zu wissen getan worden, daß unsere Mitglieder zu Köln aus dem Gefangiiisse befreit worden sind; dem Herrn sei für seine große Liebe, die er an uns in diesen letzten Tagen beweiset, gedankt, und das; er uns so gut vor den falschen Schlangenbes wahrt« welche so listig mit schönen Worten zu uns kommen und uns mit Heuchelei umgarnen, um uns damit von dem Bunde des Herrn abzuziehen. Davor wolle der Herr alle diejenigen be- wahren, die seinen Bund angenommen haben, Amen. Hiermit dem Herrn befohlen. Der zweite Brief an seinen Bruder A. von B. geschrieben. · Gnade, s Friede und ein« staiidhaftes Gemüt im Herrn wünsche ich dir, mein lieber Bruder in dem Herrn, A. von B. Ich· danke »dem Herrn für den Brief, welchen du inir geschrieben hast, auch ist mein Begehren an dich, mein lieber Bruder, daß »du mir helfen wollest, den Herrn bitten, daß ich doch b dessen würdig werden möchte, was du mir gewünscht und von mir begehrt hast; aber ich stehe noch in guter Hoffnung, dem Herrn sei dafür ge- dankt; ich bin auch noch-willig, umdes Namens des Herrn wil- len zu leiden; der Herr aber wolle mir Kraft dazu geben, Amen. EIN. Z, U. li Ein 12, U. Rönt «, IS. iRöm. H, l. lc2. Meter. S, 24. lEvkk s, 23. tn Stil. 23, Its. n Apostelg M, 20. oOssettL Ist, 7. I) Sol. ist, W. q 1. Petri s« l. rJCIL 17- 17· u. III-Hi. Eis. bGal. S, is. eAhostelg. ««12, S. End. S, is. days-h. S, ja. abklärt. l. 7. bAhostelq· s, Es. 244 Der blutige Schauplaiy Auch begehre ich von dir, mein lieber Bruder- du wollest von meiner Seite unserm Bruder H. K. viel Gutes wünschen. Der Herr mache uns alles Guten würdig; aber ich kann dir nicht so viel schreiben, als ich dir wohl schreiben möchte. Der Herr gebe uns nach seiner großen Barmherzigkeit, was uns zur Seligkeit dienen mag, Amen. Jch begehre auch von dir, du wollest allen meinen Briidern und Schwestern (zu welchen dich der Herr bringt) viel Gutes wünschen und sie ermahnen, den Herrn treu- lich zu bitten, daß Er mich doch bei seinem treuen Worte bis in den Tod erhalten wolle; ich hoffe eurer nicht zu vergessen, so viel es mir möglich ist. Der Herr komme uns zu Hülfe, damit wir in aufrichtiger Liebe bitten und erhört werden und endlich mit allen Frommen in sein Reich eingehen; dazu helfe uns der Herr, men. Jch lasse dich auch wissen, daß auf Allerheiligen Abend zwei Pfaffen bei mir gewesen sind, die mich gern in die Kirche geführt hätten, als ich aber nicht einwilligen wollte, haben sie mich dem Herrn befohlen; dasselbe haben auch drei Ratsherren getan, welche allen Fleiß angewandt haben; aber der Herr hat mich be- wahrt, ihm sei Lob und Dank dafür, Er wolle auch mich und dich bewahren, so lange wir das Leben haben, Amen. O, meine lie- ben Brüder und Schwesterm bittet doch den Herrn ernstlich für mich, weil Er mich ungeschickten Knecht ins Gefängniß werfen läßt, daß es doch zu seinem Preise und meiner Seligkeit gereichen möge, das begehre ich von Herzen; der Herr komme mir und euch zu Hülfe, Amen. . A Hiermit dem Herrn befohlen und dem Worte seiner Gnade, men. Jckh Conrad Koch, habe diesen Brief auf Löwenburg aus dem Gefängnisse im Jahre 1565 geschrieben. Mattheiß Servaes von Kottenem. 1565. Als dieser Mattheiß Servaes s Aeltester und Lehrer der Ge- meine war, hat es sich im Jahre 1565 zugetragen, daß er sich zu Köln an einem Abende mit einigen Freunden an einem Platze zusammengefunden hatte, um ihnen mit dem Evangelium zu dienen. Es war aber daselbst ein Judas, der solches wußte, die- ser ging hin und holte die Doppelwachez diese kam sofort mit Gewehr und Waffen, ging durch die Hintertür in das Haus- wo die Versammlung war, und zerstreute und fing die Heerde mit Schlägen, Wut und Zorn; die Versammelten aber sind ihnen b wie Schase nach dem Beyenturme gefolgt: hier schrieb man ihre Namen auf und brachte sie in verschiedene andere Plätze, und als man scharf nachfragte, wer ihr Lehrer wäre, hat sich Mattheiß Servaes selbst angegeben, daß er der Mann wäre. Diesen suchten sie von Christo und seinem heiligen Worte abzu- bringen, und setzten ihm mit Betrug und List, mit Bitten und Drehen zu, weil er aber alle diese Anschläge verwarf, so peinig- ten sie ihn hart: er achtete jedoch weder Pein noch Schmerzen, sondern behielt das, was ihm Gott offenbarte, fest in seinem Herzen. Sodann führte man ihn des Morgens in die Hacht, wo ihm auch mancher Strick gelegt wurde, um seine Seele zu fangen. Von der Hacht brachte man ihn gebunden nach einem Hochge- richtex hier wurde er, nachdem ihm die kaiserlichen Befehle vor- gelesen waren- dem Scharfrichter übergeben, damit er ihn nach dem Jnhalte des Befehls hinrichten sollte. « Mattheiß war fertig und ließ sich so bereitwillig hinführen wie ein Lämmlein zur Schlachtbank: er hob dann seine Augen gen Himmel, faltete sei-ne Hände und sagte: O, mein Vater! ich preise deinen Namen, daß ich dessen gewürdigt bin. Da O sah man eine große Volksmenge herbeiströmem welche der Hinrichtung zusehen wollte: einige hatten Mitleiden und at. Petri s, 1. bJesI Es, 10. pApvstelg. s, 42. sagten: Es ist doch Schade, daß dieser gute Mann um solcher Tat willen sterben muß. . Auf dem Wege nach dem Richtplatze kam eine junge Frau an ihn heran, die ihn anreden wollte; diese fingen sie auch und stießen sie von ihm. Auch wollte ihn noch ein Knecht grüßen, diesen hielten sie festyaber der Gras rief, man sollte ihn gehen lassen. Ehe er zum Gerichte kam, sah er um sich und sprach: Jch habe eine große Volksmenge als Zuschauer, es wäre doch ein Jammer, wenn diese alle verloren gehen müßten. Als er nun sterben sollte, sagte er überlaut: O Gott! du weißt ja wohl, wo- nach ich getrachtet und was ich in meinem Leben gesucht habe, von Anbeginn, bei Tag und Nacht; auch sagte ich zu dem Gra- fen: Du weißt wohl, Herr Grafs wie du mit mir umgegangen bist, aber d ich habe dir Alles vergeben, es ist Alles aus meinem Herzen. Also ist dieser fromme Mann mit dem Schwerte hin- gerichtet worden. was aber anfänglich und nachher sein Bekennt- niß gewesen, und was ihm im Gefängnisse widerfahren sei, auch wie er seine Brüder ermahnt, getröstet und gestärkt hat, ist in seinen nachfolgenden Briefen zu finden. Dei-erste Brief, den Mattheiß Servaes aus dem Gefängniß an H. K» seinen Bruder in dem Herrn, und auch seine andern Mitglieder geschrieben hat. Die s heilsame Gnade Gottes und der Friede unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi vermehre sich vielfältig bei allen Gläubigen durch die Handreichung und Salbung des heiligen Geistes, Amen. Hiermit, meine sehr geliebten Brüder in dem Herrn, lasse ich euch wissen, wie es noch gut um mich stehe, sowohl nach dem Fleische als nach dem Geiste, nach Leib und Seele« ja, nach dem Aus- und Jnwendigem denn ich achte es alles sehr gut zu sein, es sei Freude oder Traurigkeit. ja. es sei Leben oder Sterben, d-enn b ich lebe nicht mir selbst, sterbe auch nicht mir selbst: lebe ich aber, so lebe ich dem Herrn, und sterbe ich« so sterbe ich dem Herrn: denn c ich bin in seiner Hand. Niemand wird mich ihr entreißen. dessen hin ich gewiß. ja. ich halte nun Sterben für mein Gewinn. dJch habe Lust abzuscheiden und bei Christo, meinem Herrn, zu sein, denn es gereicht mir alles zum Troste, was mir begegnet. Jch liege nun hier zur Förderuna des Evan- geliums« und meine Bande werden offenbar. allein dem Herrn, wie ich hoffe, zum Preise und nicht mir. und auch allen From- men, die in gleicher Ziichtiguna stehen, zum Troste und zur Stärkung in ihrem Vorhaben. Darum erfreue ich mich in mei- nem Leiden. daß ich dazu von dem Herrn würdig aeachtet»bin. um seines Namens willen Schmach zu leiden fdessen ich mich noch unwürdig erkennel um die Trübsal zu erfiillen, die an sei- nem Leibe noch iibergseblieben und auf seine Glieder fortgeerbt worden ist. Wenn nun edes Leidens Christi viel über uns kommt, so finde ich noch mehr Trost durch Christum. der mich in allem meinem Leiden reichlich tröstet: durch seine Hülfe wird es mir und auch allen denen gelingen, die Ihn für das höchste Gut erkennen und daraus Ursache nehmen, Jhn über alles zu lieben so daß sie um seinetwillen alle Dinge gern hassen und verlassen, damit sie f allein von dem Geliebten geliebt werden. Solches alles aus kindlicher Liebe zu vollbringen. wünsche ich euch und mir und allen denen, die es g von Herzen begehren, durch Jesum Christum- unveränderlich bis ans Ende, Amen. Ferner, mein lieber Bruder H. und alle, die gesetzt sind über die Seelen der Menschen zu wachen. nehmet doch fleißig eures» Anits wahr, damit ihr nicht faul, schläfrig oder narhlässia darin erfunden werdet, sondern daß ihr treue Wächter sein mö- dMatth. S. U. sRöm. s. 7. las-tönt. 14 7. 2. Kot. s. is. , Ins. ja. ge. dPbiL 1. et. et. Kot. I, Z. Mut. 14, M. xEzech. « M, 7. Hebt. II, 17. bEzeQ sit, L. oder Märtyrer-Spiegel der Taufd-Gesinnteii. get, welche die Heerde Christi recht und aufrichtig ausführen und weiden, und das mit aller Sanstmut und Demut; ja, wie ein Vater über seine Kinder, der das Unrecht seiner Kinder scharf straft; und obgleich er sie nicht dahin bringen kann, wohin er sie gern hätte, so kann er doch ihrer aus väterlicher Liebe nicht ver- gessen, daß er sie nicht für seine Kinder halten sollte und obgleich er sich oft in feinem Herzen um ihres Ungehorsgms und ihrer Torheit willen betrübt, so läßt er doch nicht nach, sie zu züchtigen und» zu unterweisen, in der Hoffnung« daß sie sich endlich noch in Gehorsam fügen werden; ja, obgleich es ihm viel Traurigkeit und Kummer verursacht, so achtet er doch solches nicht, hört aiich nicht auf, sie zu e·rmahnen, zu zücl)tigen und zu strafen. Ein Gleiches tut auch Iihr, haltet an mit Lesen, Ermahnen und Be- strafen, und das in aller Bescheidenheit in der I( Furcht Gottes: seid nicht zu scharf, damitsie dadurch nicht erbittert werden, aber auch nicht zu sanft, damit sie dadurch nicht faul und fahrlässig werden. Darum brguchet ( wie der rechte Sgmariter bei dem Verwundeten) Oel und Wein an lihnen: ihr verstehet (wie ich glaube) wohl, was ich meine: darum seid weder faul noch un· gchtsgm in der Gabe, die euch gegeben ist: seid dem treu, der euch treu geachtet, und euch zu seinen Dienern und Haushaltern über fein Geheimnis: angenommen hat: nun aber erwartet man von den Haushältern nicht mehr als daß sie treu seien. Darum seid auch fleißige Arbeiter des Herrn in seinem Ackerwerke und treue Bauleute in seinem Hause: seid doch fleißig, mit dem Pfunde zu wucherm das ihr von dem Herrn empfangen habt, und denket an die Strafe des faulen Knechtes, der seines Herrn Geld nicht auf Wechsel gelegt, sondern dasselbe in seinem m Schweißtuche in die Erde vergraben hat. Denket daran ( sage ich) meine lieben Brüder, und· laßt es euch zur Warnung sein. wie aSalomgn nieldet, daß ihm des Faulen Acker u.nd des Narren Weinberg zur Warnung gedient habe, wenn er Folgendes sagt: Ich aing vor dem Acker des Fair- len und vor dem Weinberge des Narren vorüber, und sieh, es waren eitel Nesseln darauf. und stand voll Disteln und die Mauer war eingefallen. Als ich das sah, nahm ich es zu Herzen ( sagte er) und schguete, und lernte daran. So auch ihr, meine lieben Brüder, seid sorgfältigs und durcbargbet fleißig des Herrn Wem- berg mit dem Pfluge oder der Haue. die das Wort Gottes« ist und die harten Steine tzerschmetteit womit die Nesseln und Dornen den guten I) Samen. der hinein geworfen ist, nicht un· terdrücken verderben oder ersticken. Nehmet auch das scharfe zweischneidige Schwert, und schneidet damit in des Herrn Wein- garten die unfruchtharen bösen und verdorbenen Reben 0 rein T ab, damit die anderen demfenigen desto gesiindere nnd kräftiaere Efssriichtse bringen mögen. der den Weingarten gevflongt hat. Ve- J sehet euch die Mauer-n des Weinheras wohl. unterbauet sie. wo sie etwa anfangen zu weichen. und vsemi einige Liicken darin wären, so stellt euch davor und macht sie zu: sind sie hier. oder da niedergefallew so hauet sie schnell wieder auf. damit die Füchse nicht in des Herrn Weinberg t la1.ifen- ihn durcharahen und tier- derben. Und, was soll ich mehr sagen? weidet die Heerde Chri- sti s treulich, und machet mit aller Sarafalt ils-ei« der Menschen Seelen. Befleißigt euch auch zu bestrafen: handelt und urteilet im Gerichte und Vergehen ohne Ansehen der Person. und aes denket, daß das Urteil des t Herrn und nicht euer sei. Darum erwägets die Sache allezeit wohl auf der Waagschale des Wortes Gottes, damit alles, was ihr strafet. urteilet und veraehetsz auch vor Gottes Gericht recht occur-teilt. aestraft und veraeben sei. da- mit also euer Urteil mit Gottes Urteile, eure Strafe. mit Gottes il. Tini. 4, is. leises. Z, Si. wörter U. Als. unser. Es. W. pMattb. is. 7. kssohelied L, is. s i. Petri S. S. is. Mose I, IS. lLiIk. M, M. mLul ist. Si. n Slpschs qEvkL B. 17. soll. IF. L. 245 Strafe und eure Vergebung mit Gottes Vergebung überein- komme. Hütet euch auch, daß ihr es in der Meiduiig nicht über- treibet, damit sie euch nicht zum UFalle gereicht. Denn die Meidung ist zwar gut, wenn man sie nicht mißbraucht, sondern sie allein braucht, daß Aergerniß verhütet werde (wozu sie auch verordnet ist); darum muß man zusehen, daß man damit nicht ein kleines Aergerniß zu verhüten suche und dadurch ein größe- res ainrichte Lasset euch das erste Gebot- das Verheißung hat, angelegen sein, nämlich: Jhr Kinder, seid euren Eltern gehor- sam, wie dem VHerrn Dieses ist ein gusdriickliches Wort; darum seid sorgfältig hierin, zeiget aber allen Abgefallenen ein freundliches Angesicht und ermahnet sie mit aller W Freundlich- keit wegen desjenigen, was sie übergeben und verlassen haben, und wovon sie abgefgllen sind, ich meine diejenigen, bei welchen die Ermahnung angewandt ist: Lästerer aber und Spötter soll man unberücksichtigt lassen. Dieses schreibe ich eitel) nicht, lieben Brüder, als ob ich euch damit etwas Neues mitteilen wollte, son- dern damit ich euch das Alte zu Gemüt führe, denn ich hätte gern, daß man sorgfältig wäre, und die eine Schriftstelle nicht so streng und scharf hielte, daß man die andere dadurch bräche; es fallen bisweilen Einige so plötzlich auf die Meidung ohne alle Bescheidenheit und Mitleiden mit den X Gefallen-e1i, daß ich die- serhglb besorgt hin, denn wären wir gesinnt- wie 1infer Herr Jesus, so wären wir vollkommen, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist: darum laßt uns von Herzen an seine J» Lang- mut denken und daran, was er mit uns erlitten habe, und laßt uns auch so gegen unsere : Mitknechte uns erweisen, damit wir Niemanden etwa s Anstoß und Aergerniß geben, weder der Welt, noch der Gemeine Gottes. Seid auch nicht nachlässig der Menschen Seelen zu suchen. wo ihr einige Hoffnung habt. dahin begebt euch, und sagt nicht: Es wird— verlorne Arbeit sein: leget zuvor eure Hand an den Pflug in der Furcht des Herrn, bittet den Herrn, daß er den Se- gen gebe, ihr aber pflanzet und begießet b Bittet den Herrn, daß er das Gedeihen und das Wachstum gehe, will es aber ja keinen Fortgang c-.ewinnen. so seid ihr frei- denn ich habe mich oft heschnldigt befunden, daß wir ( zu des Herrn Preis) die Seelen der Menschen nicht mehr gesucht haben. O Brüder! hiitet euch vor uneinigen Eisingen. Wohin ihr kommt, da machet Frieden, wenn es mit Gottes Gnade geschehen mag. Ach, meine lieben Brüder! wie gehet mir der Handel vom Oberlgnde so sehr zu Herzen. nicht das; ihr meinen sollt, als oh ich zweifle, o nein! meine Brüder. denn ich habe. noch dieselbe Ueberzeuaunce wie sie mein an sie geschrieben» Brief ausspricht. sondern ich bin allein wegen der Rsvietracht besorgt, wodurch viele verderbt werden. die unschuldig sind. sind es gern gut sehen: ich weiß nicht, wie man es vor Gott verantworten wird. Ach. möchten dieienigen. die hierin schuldig erfunden werden» mit Weinen vor Gott-nieder- fallen, und ihre Sünden büßenl Desgleichen liegt mir auch das Niederland am Herzen und ich hätte gern. daß ihnen geholfen und sie in gute Ordnung gebracht würden, denn es manaelt noch viel an ihnen: doch sind sie mir von Herzen lieh. aber ich hätte gern. das( die Hoffgrt bei ihnen noch mehr abgelegt würde, und das; sie bedenken möchten. was sie für ein Volk sein sollten und wozu sie berisfeii"sind. das: sie sich darnach richten. und daß die Aeltesten toeiin man sich versammelt. nicht zu Hause bleiben: ich sage nicht. das; ihm für ietzt xu helfen sei, ihr nehmet es auch mit von Herzen an. Ach, meine lieben Brüder! haltet euch doch klein uud niedrig in euren eiaenen Augen. und habt keinen Wohl«-»s- sallen ou euch selbst, und denke c keiner, ich habe dieses getan- und »Von-is. ca. m. i. disk. s, m. e. Thon. a. o. siehe. s. 1. w e. Eis-cis. a. is. Lein-»J- a. m. weis. e, g. s. Motiv. s, its. your. g, se. zumute. in. so. a i. Kot. 10, s2, b i. Kot. Z, S. cRönt is, l. 246 Der blutige dergleichen; dem ist nicht so, der Herr tut alles allein, und das durch die Menschen, darum gebt ihm auch allein den Preis. Halte sich Niemand höher als Andere, ja Einer d achte den An- dern höher als sich selbst, und ein Jeder beuge sich unter den An- dern; durch Demut diene Einer dem Andern; ich fordere von allen Brüdern und Schwestern, daß sie sich Vor allen denen hüten, welche die Gemeine verlassen. Saget auch, wenn ihr könnt, dem L., daß er sich in der Gnadenzeit wohl bedenke; wie wird er sich wohl am Gerichtstage verantworten können? denn sein eigenes Gewissen (wenn er es recht bedenkt) klagt ihn an und beschuldigt ihn. O L., o L., kehre um! denn du hast nicht das Beste erwählt. Ach, meine Brüder! was habe ich wegen der Verschiedenheit der Leute leiden müssen, darum hütet euch vor Spaltung. Suchci den EFrieden, so viel ihr könnt- und jaget ihm nach. O meine lieben Brüder! welche Lästermäuler habe ich vor mir gehabt. Gassandey ein kleiner schwacher Mann von Körper, welcher Joachim, den Zuckerbäcken abgeführt hatte, ist bei mir gewesen, und hat mir mit Hinterlist sehr nachgestellt, um meine Gemüt damit zu fangen; er hat mir ein gedrucktes lateinisches Buch vorgelesen, worin enthalten war, daß die Kindertaufe ein klarer Befehl sei, und durch die ganze Welt ohne irgend einen Wider- spruch als ein einträchtiger Gebrauch beobachtet werde; er be- zeugte auch, jedoch nicht mit der Kraft der göttlichen Schrift, daß sie solches von den Aposteln empfangen hätten. Als ich nun sei- ne Behauptung mit dem neuen Testamente vernichtete, sagte er: Wenn ich »dieses verneinte und nicht glaubte, wie ich dann glau- ben könnte, daß das neue Testament recht wäre, denn« sagte er, wir hätten ja dasselbe von denen empfangen, welche die Kinder- taufe für recht bekannten; es wären auch noch viele Schriften ge- wesen, die man Apostolische Schriften genannt, sie wären aber von denselben nicht für gut erkannt, sondern verworfen worden; sie aber geben Zeugnis3, daß alle Lehrer bekannten, daß dieses, nämlich das neue Testament, die rechte Apostolische Lehre sei und so auch ihre Taufe: er wollte sagen, wenn wir das Eine verwer- fen wollten, wie wir das Andere behaupten wollten: denn, sagte enssdu mußt es von ihnen her glauben, sonst kannst du es nicht wi en. Ebenso verhält es sich auch mit der Taufe, fuhr er fort, wenn wir recht biittew so müßte daraus folgen, daß in 1500 Jahren keine Kirche gewesen wäre. Hiervon haben fast alle ge- handelt, die mit mir gesprochen haben, denn es sind viele Men- schen bei mir gewesen. Es war damals, wie sie sagten, eben einer aus Egypten ge- kommen, diesen brachten sie auch zu mir; derselbe gab vor, sie hätten die Kindertaufe in Egypten von dem Kämmerlinge em- pfangen, welcher von Philippus getauft worden ist, und daß er von keiner andern Taufe wüßte; wenn aber ein alter Mensch, der nicht getauft wäre, die Taufe begehrte, dem müßte man zuerst den Glauben vorhalten: solches, sagten sie, wäre dort der einzige Gebrauch allezeit gewesen, und wenn sich Jemand dagegen ge- setzt hätte, dem sei geantwortet worden: Wir haben solchen Ge- brauch von den Apostelm aber ich habe alles mit dem neuen Te- stamente vernichtet, und gesagt, ich wollte das gerne annehmen, was damit iibereinstimmt auch dasselbe durch die Hülfe Gottes glauben und sonst nichts. Da mußte ich abermals hören, daß das neue Testament von den Lehrern auf uns gebracht worden wäre, denn wenn wir es von ihnen nicht hätten, so könnten wir nicht sa- gen, oh es recht oder unrecht wäre. Dieses wiederholten sie oft. Jch antwortete: k Es half dem assyrischen Könige nichts, daß ihn Gott zur Bekehrung seines Volkes gebrauchte weil er sich selbst nicht bekehrte; g ebenso half es auch Pharao nichts, als er böse war, daß die Kraft Gottes an ihm erkenntlich und offenbar dPbil. L, Z. syst-V» 1I- SO- Evh s, 21. ej. Petri s, Ist. kJeL to, s. g2. Mose 7. Schaustück» wurde; bebenso war auch die Weissagung des Caiphas über Christum (wiewohl sie wahr war) ihm doch nicht nützlich oder förderlich, weil er selbst der Lehre Christi nicht gehorsam war; hiermit gab ich liföott allei11 die Ehre, daß wir sein Wort von ihm hätten. Hierauf· versuchten sie mich mit Bitten und Flehen zu bewegen, als sie aber damit nichts aus-richteten, fingen sie an, mir scharf zu drohen, und als sie merkten, daß folches salles nichts helfen wollte, sondern verlorne Arbeit wäre, haben sie mich und unsern Bruder Hermann am 17. Juli gepeinigt, aber doch sei dem guten Gotte Dank gesagt (der die Seinen nicht verläßt, son- dern sie zur rechten Zeit in Leiden und Trübsal tröstet), Er hat unsern Mund bewahrt, daß sie nicht ein Wort (nach ihrem Wil- len) von uns erlangten, warum sie uns fragten; aber den Her- mann haben sie nicht stark gepeinigt. Der Hauptgrund zu un- serer Folter ist der gewesen, daß wir sagen sollten, wie viel Lehrer wären, wie sie hießen und wo sie wohnten, wo ich in der Stadt gelernt hätte, wie viel ich getauft hätte, wo mir das. Lehramt übertragen worden wäre, welche Lehrer dabei gewesen wären, ich sollte die Obrigkeit für Christen und die Kindertaufe für recht erkennen. Da preßte ich meine Lippen zusammen, iübergab mich Gotts litt geduldig und dachte an des Herrn Wort, wo er sagt: l( Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben für seine Freunde läßt. Jhr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete Auch dachte ich daran, was Johannes sagt, I daß man das Leben fiir die Brüder lassen soll· Es scheint, als hätte ichs noch viel zu leide11, aber der Herr hat es allein in seiner Hand, m und ich kann sonst um nichts bitten, als daß des Herrn Wille geschehe O meine Brüder! Wissen und Sprechen gilt hier nicht, son- dern ein lebendiger Glaube, welcher mit der Kraft der Liebe, der Geduld, der Hoffnung und mit dem Gehorsame geziert ist, und daß man dann aus Kraft des Glaubens mit den drei Männern s! Sadrach, Mesach und Abednego sagen möge: O Nebucadnezari es ist nicht nötig, daß wir dir darauf antworten: Sieh« unser Gott, den wir ehren, kann uns wohl erretten aus dem glühenden Ofen, und dazu auch uns, o König, von deiner Hand erretten, und wenn er es nicht tun will, so sollst du dennoch (o Llntichrist) wissen, daß wir weder deine Götter ehren, noch das Bild oder die zwei goldenen Kälber, die du aufgerichtet hast, anbetenx und wenn sie dann mit hohen Worten nach nienschlicher Weisheit, ja mit sanften und flehenden Worten sich unterstehen würden, Je- manden zu unterweisen, daß man dann auch aus des Glaubens Kraft sage: 0 Gebet von mir, ich will von euch nicht unterrichtet sein, und nachher stillschwiege; läßt man sich aber mit ihnen ein (mehr als die Not erfordert) so wird man nicht ohne Schaden davon kommen. Darum wollte ich, daß hiervon alle Gefangenen unterrichtet würden. · Es sind wenige Tage vorüber gegangen, ohne daß wir nicht mit einander Unterredting gehalten haben; gleichwohl habe ich mich in dem Bekenntnisse und im Reden sehr kurz gefaßt, obwohl oft drei oder vier Stunden verbraucht worden sind. Ach, warnt doch alle Gefangenen (n«·o ihr könnt), daß sie alle Versuchungen zurückweisem und gedenkt unserer Tag und p Nacht mit Bitten zu Gott; ebenso steht auch unser Gemüt gegen euch; ich begehre auch, daß ihr alle Glänbigen mit dem Kusse der Liebe von uns grüßen wollt. O wie liegen mir q alle Gläubigen in meinem Herzen! so daß ich ihrer sehr selten vergesse; ja, ich gedenke ihrer vor dem Herrn, so viel mir durch Gottes Cinade möglich ist, mit ernstli- chem Bitten und Begehren. Jch kann euch nicht viel schreiben, denn die Zeit und Gelegenheit sind teurer als Gold bei mir. Schreibt uns nicht; über die Ursache, warum? denkt selber nach. iPsulm Z7, s. les-oh. 15, is. lJolx s, IS. mMattlx S, 10 u. 2, IS. »Den. s, IS. oKoL L, s, s. . pEph. S, IS. I. Kot. IS, 20. qPhiL I, 3 oder Märtyrer-Spiegel— der Jovis-Gewinns« 247 Der Gott Jsraels wolle euch und uns bewahren« Amen. Mattheiß Servaes, euer Bruder und Gefangener des Herrn um der Wahrheit willen. Wegen den Kindern, welche die Ge- meine aufzuziehen hat, tbleibe ich bei der Ansicht, die ihr von mir gehört habt. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit uns allen, Amen. Der zweite Brief, welchen Mattheiß Servaes von Kottenem aus « dem Gefängnisse an seinen Bruder geschrieben hat. Die heilsame Gnade Gottes sei mit uns allen, Amen. Jch begehre, daß man meinem Weibe (welche damals nicht gefangen war) sobald als tunlich ein holländisches Testament besteIle, denn sie kann den hochdeutschen Druck nicht lesen. " Ferner, mein lieber Bruder, lasse ich dich wissen, s— daß ich nun allein bin, aber der Herr ist bei mir. Es kommt mir auch vor, als ob ich wenig zu unsern mitgefangenen Brüdern kommen werde, auch könnte es wohl geschehen, daß mein Lager fiir’s erste nicht das beste sein werde. Darum weiß ich Gott nicht genug zu danken, und wiewohl ich gern bei meinen Brüdern sein möchte so ist mir doch dies viel -lieber, denn weil es Gott so gefällt, so halte ich es auch für das Beste und zu meiner Seligkeit für das Nützlichste und wiewohl es mich nicht wenig schmerzt, so halte ich es doch für keine Pein, weil es der Herr mit mir so verordnet hat. Als sie mich den fol- genden Donnerstag des Morgens früh von dem Frankenturme nach unserm Gefängnisse brachten, sollten unsere Brüder an dem- selben Morgen auch gefoltert werden, denn die Kerzen nnd Lichter standen an der Folterbanhund es war alles fertig; als sie mich aber dahin brachten, singen sie an mit mir zu reden und mich zu fragen: darüber aber, bis sie mich ausgefragt hatten, und ich meinen Glauben bund alles auf mein Amt Bezügliche vor Vielen von ihnen bekannte (wobei ich auch viele Fragen an sie richtete, wozu sich mir die Veranlassung darbot), war fast der halbe Tag vergangen, und nach langem und vielem Gespräche als siemir nicht weiter antworten konnten (wovon ich Gott allein und nicht mir die Ehre gab) sagte einer zu mir, welcher größten- teils fragte und das Wort führte, die Taufe sei unter uns der Hauptirrtum. Darauf antwortete ich: Wenn dieses der Haupt- irrtum unter uns ist« und ihr fang-et und foltert uns um deswil- len, warum stellt ihr denn nicht zuvor die grausamen Jrrtiimer und das gottlose Leben der Pfaffen neben das unsrige, und beur- teilt dasselbe gegen einander ohne Ansehen der Personen, als vor den Augen und dem Gerichte Gottes ? dann könntet ihr gegen die Jrrtümey welche im wichtigsten erfunden werden, die Strafe mit Ernst zur Hand nehmen, wenn ihr anders einige dagegen habt; aber er achtete mich nicht würdig, mir darauf zu antworten. Als ich nun das merkte, sagte ich: Wir sind gleichwohl auch Menschen, und ihr seid nicht mehr: ich kann euch auch nun um· der Furcht Gottes willen nicht höher achten als Menschen. Dar- nm bedenket euch wohl in der Sache, und handelt mit uns nicht so grausam und tyrannisch, denn der Herr wird alle frevelhafte c Gewalt heimsuchen und strafen, und er ist der Richter iiber das alles: bedenket auch, das; ihr uns zu seiner. Zeit werdet neben euch stehen lassen müssen, wenn der Herr euch und uns alle rich- ten wird; denn wir müssen d alle (wie die Schrift sagt) vor den Richterstuhl Christi gestellt werden; dann wird ein Jeder an sei- nem Leibe empfangen, wonach er getan hat, es sei gut oder böse, ja dann muß auch euer Urteil wieder zum Vorschein kommen- tNöIIL is. Mk. im. 2, U. h l. Petri s, IS. Kot. s, to. 1 Um. s, I. cAmos s, 12. dRöm. a 2. T IS, 10. Z. und daselbst vor dem Herrn gesäubert werden. Mein Verlangen ist auch an dich, mein L. H» nimm dieses nicht als eine trotzige Antkrort oder Drohung auf, sondern nehmet es zur Warnung an, denn zur Warnung sage ich es euch, weil ich euch so wohl, als meiner eigenen Seele die ewige Ruhe gönne So nehmet es nun mit Ernst zu Herzen, und sehet wohl»zu, wie und was ihr mit uns handelt. Dabei blieb es, und so wurden damals unsere Brüder vor dem Foltern bewahrt, ich aber wurde an ihren Platz gestellt. Sie führten mich an die Folterbank und wollten mich allein um deswillen peinigen, weil ich ihnen nicht sagen wollte, wo ich das letzte Mal bei dem Henrich gewesen wäre, wie viele Lehrer daselbst wären, und wo sie wohnten. Als sie mir diese Fragen wiederholt vorlegten, wollte ich von ihnen den Grund wissen, weshalb sie so sehr darnach verlang- ten, solch-es zu wissen; da antwortete mir der Graf: Wenn wir dir den Grund sagen würden, so würdest du wohl antworten, du wollest Niemanden verraten. Darauf erwiderte ich: Du ant- wortest dir selbst. Weil sie es aber wissen wollten, und es bei ihnen nur auf eine Verröterei abgesehen war, so wollte ich ihnen die Sache selbst in die Hand geben, ehe ich weiter bekennen wollte; ich sagte deshalb zu ihnen, sie sollten in ihr eigenes Herz greifen und die Wahrheit vor Gott im Himmel bekennen und sagen, ob sie mir dieses raten wollten oder dürften; ich wiederholte die Frage mehrere Male, aber man gab mir keine Antwort, sondern sie wandten sich von mir und sprachen unter einander: Die Sache wäre wohl genug, wenn nur nicht zuletzt ein Aufruhr daraus entstünde. — Seid alle Gott befohlen. Jch habe diesmal keine Zeit, euch mehr zu schreiben; gedenket unserer allezeit vor dem Herrn, Amen. - Mattheiß Servaes von Kottenem Der dritte Brief von Mattheisx Servaes, geschrieben an J. N. Friede und a Freude des Herzens durch die Wirkung des heiligen Geistes sei und vermehre sich bei euch und allen Gläubi- gen, die in b in Christo Jesu sind, Amen; ja auch bei allen denen, die eines guten Willens sind, Gott« für das höchste Gut zu erken- nen, und die allein aus Liebe begehren« Ihm, wie ein gehorsames Kind seinem Vater, zu dienen und mit einem rechten und festen Vertrauen zu folgen, standhaft und unbeweglich durch den Glau- ben an Jesnm Christum bis ans Ende, Amen. Wir haben, lieben Brüder, euer Morgenessen empfangen, wofür Gott gedankt sei; nun sende ich euch wieder ein wenig aus meiner Armut; nehmt es auch mit Dank an, und teilt es un- sern andern Mitgliedern mit, da es zur Auferbauung und Besse- rung niitzlicls und da es überdies nötig sein wird, daß es c er- baulich zu hören sei, und wenn ihr etwas dichtet, schreibt oder redet, so tut solches alles zum Lohe des Herrn, und setzet es auf, dem Gott des Himmels durch Christum damit zu danken« daß Er den Seinen einen solchen Glauben gegeben hat, welcher dnicht todt ist, sondern sich hierin durch die Liebetätig erweiset, daß sie Alles verlassen nnd gehaßt haben, und bei ihrem Gott aus Liebe (wie ein Kind seinem Vater schuldig ist) bis in den Tod treu geblieben sind. Uebrigens lasset den Graf und alles Andere, so viel euch möglich ist, aus dem Spiele, denn er sagt, man habe ihn in des Druckikrs Thomas Liede geschmäht, was doch in solcher Qlbsicht nicht geschehen ist, wie wohl es so ausgenommen wird; er sagt, er hätte darum von Vielen einen Verweis hören müssen, wiewohl er es gnt gemeint hätte. Darum, mein Bruder, was du tust mit Worten und Werken, das tue alles zum Preise des Herrn, und danke Gott dem Vater durch Jhn. SEND. S. VI. aPhiL 4, 7. bLuL L, 14. c END· 4, 29. clGal. Z, S. Mattlx 10, S. 248 Der blutige Ferner- mein lieber Bruder, lasse ich dich wissen, daß Hen- rich Altruysschey welcher auf dem Egelstein wohnt und daselbst roten Wein ausschenkh bei mir gewesen ist; derselbe ließ sich mit mir in ein Gespräch ein und wollte wissen, wer mich in mein Amt oder meinen Dienst eingesetzt hätte; aber ich erkannte ihn und wollte von ihm wissen, wie er hieße; er sagte, daß er solches nicht wüßte; ich fragte weiter: Nennen dich die Leute nicht Hen- richZ Er entgegnete einige Mal, er wüßte es nicht. Darauf sagte ich zu ihm, er sollte mich verlassen und Buße tun, ich wollte nicht mit ihm reden. Da wurde der Graf ungehalten und uber mich entrüstet, nnd suchte mich zu überreden, daß ich mich mit dem Altruysscher in ein Gespräch einlassen sollte: aber ich sagte: Nein, solches tue ich nicht. »Dieses habe ich« dir, mein lieber Bruder, auf das Kürzeste berichten wollen, denn ich habe keine Zeit, viel zu schreiben, auch werde ich genau bewacht. Ich be gehre auch von dir« du wollest standhaft in der Furcht Gottes E mit aller Demut und Sanftmut, mit aller Freundlichkeit und Gütigkeit wandeln: habe auch keinen Gefallen an dir selbst, son- « dern trage dick) vielmehr so, daß du deinem Nächsten gefällst im Guten zur Besserung und Auferbauung: solches sage auch den Andern. Hiermit k sei der Gnade Gottes befohlen, und gedenke unserer in deinem Gebete vor dem Herrn, gleichwie auch wir ge- neigt sind, durch Gottes Gnade dasselbe für dick) und alle Men- schen (so viel als uns das Wort des Herrn lehrt) zu tun. Der Gott aber des Friedens und aller Gnade, der uns gzu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu berufen hat, mache uns ge- schickt, in allen guten Werken seinen ewigen, unveränderlichen Willen zu erfüllen, und mache auch, daß unsere Werke vor Jhm gefällig sein mögen durch Jesum Christum, ja, derselbe wolle auch uns ( die wir hier bereit sind, wenn es sein soll, diirch Ihn um seines Namens willen Schmuck) zu leiden) stärken- gründen kräftig und fertig machen. Demselben 11 sei auch Ehre und Macht in alle Ewigkeit, Amen. Sonst geht es uns noch wohl an Leib und Seele. Wir stehen in guter Hoffnung, das; wir die Zahl Derer, die unter »dem Altare liegen, helfen erfüllen, und mit ihnen ruhen und auf die. herrliche Belohnung aller Frommen warten werden. Grüße mir die Briiderschaft in Christo Jesir Die Gnade Gottes sei mit uns allen, Amen. Mattheiß Servaes von Kottenem Der vierte Brief, welchen Mattheiß Servaes aus dem Gefängnisse an alle Brüder und Schwestern im Allgemeinen geschrieben hat.-. Die s heilsame Gnade Gottes und der Friede Jesu Christi vermehre sich bei allen Gläubigen, die b hier und da zerstreut sind, nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, geheiligt und fromm gemacht O durch den Glauben an Jesum Christum ,seinen lieben Sohn, d gewaschen durch sein eigenes Blut von allen un- sern Sünden, damit wir fernerhin heilig und unsträflich vor ihm wandeln in der Liebe, Jhm zum Preise und zur Ehre, von nun an bis in Ewigkeit, Amen. O, meine im Herzen sehr geliebten Brüder und Schwestern in dem Herrn! wir sollen billig ohne Aufhören Tag und Nacht Gott, dem Vater, danken durch Jesum Christum, feinen Sohn, für unsere Seligkeit, ja für seine väterliche Gnade, die Er uns erwiesen, und daß Er uns von Anfang, e· ehe der Welt Grund gelegt war, dazu ersehen und verordnet hat, daß wir sollten heilig sein und unsträflich vor Jhm in der Liebe, welche Er selbst an uns auch nicht vergessen hat, wiewohl wir eine Zeitlang Jhn wenig geachtet haben; denn S weilEr allein gut ist, so hat Er eEhkl 4, Z. iEhh. S, 1.8. gl. Petri s, 10. bOssenkk s, l2. aTituö L, l1. b l. Petri l, l. c Gib. l, 7. dOffeUL l, S. SEND. l, 4. kMatth W, 17. XII-b« Z. l. Schauplatp auch unserer nach seiner Gutheit nicht vergessen. Ja Er hat uns zum Leben berufen, als g wir im Tode waren durch Gebrecheii und Siinden, und das nicht nach unsern Werken (denn die waren böse), sondern II Er hat uns selig gemacht nach seiner großen Barmherzigkeit; auch hat Er uns, da wir noch Feinde waren, durch den Tod seines Geliebten versöhnt, und obgleich wir solches alles in den Wind geschlagen und nicht geachtet haben, so hat Er gleichwohl doch feine Langmut an uns an dem Ende der Welt, ja i in diesen bösen Tagen und jämmerlichen Zeiten erwiesen, wo die Bosheit aufs Höchste gestiegen ist, und hat weder unsern Tod noch den irgend eines Sünders begehrt, sondern daß wir uns be- kehren und leben und Jhm unsere Seelen als dem treuen Schö- pfer und Hirten mit guten Werken anbefehleti sollten. Darum, lieben Brüder und Schwestern, will es uns geziemen, daß wir I( unseres Berufs worin wir berufen sind, mit aller Furcht Got- tes wahrnehmen, denn wir sind mit einem heiligen Rufe berufen: merket, wozu, nicht zur Unreinigkeit nicht zur Unke1.tfck)beit, nicht zur Hurerei. nicht zum Fressen, nicht zum Sausen, nicht zum Stolze und Hochmut, daß sich Jemand selbst gefallen, oder zum Scheine dem andern gefällig darstellen sollte, um dadurch Ehre bei den Menschen zu suchen, welches Lob nicht aus Gott sondern gegen Ciott ist, denn alle diese vorgemeldeten Punkte, wenn wir sie ausüben, Isagen uns das Reich Gottes ab: auch sind wir nicht zum Geize berufen fwelcher ein Götzendienst ist), m daß wir uns hier Schätze sammeln und reiche Tage suchen, oder ein irdi- sches Reich in dieser Zeit aufrichten, oder auf die ungewissen Reichtümer hoffen und uns so der Welt gleichstellen sollen: mer- ket ( der Welt, sagt Er), lnem dient sie? wer ist ihr Herr? wer ist ihr Fürst? was sagt Christus hierüber? Er nennt den Teufel einen Fürsten dieser Welt. Wem ist sie gleich mit all ihrer Herr- lichkeit, Augenlnst und ihrem HOchmIcteZ Sie ist 11 gleich dem Grase mit seinen schönen Blumen. welches heute lustig grünt und herrlich anzusehen ist, aber des Morgens, ja auch wohl des Abends ist alle seine schöne Gestalt und Herrlichkeit hinweg; ebenso ist es auch mit aller Menschen Llnsehem aber wenige ken- nen sich selbst. Jch rede nicht allein von denen, die draußen sind, sondern auch von uns selbst, denn wer ist es, der nicht, wenn ihm Reichtümer zufallen, sein Herz in etwas daran hängen sollte? Oder, leer bittet von Herzen mit dem Könige Salomo: O Armut und Reichtum gieb mir nicht, laß mich aber meinen bescheidenen Teil Speise dahin nehmen. Ach, bedenket es doch wohl ihr alle, die ihr euch riihs«i1t, Christen zu sein, befleißigt euch. mit reinem Gewissen in der Wahrheit vor Gott zu wandeln, damit ihr im Schmelzofen lwitnn ihr etwa hineinkommen solltet) keine Ankla- ge findet, welche euch zum Schaum machen, oder p zum Umsehen nötigen möchte; denn meine lieben Brüder, hier in dieser Probe gilt kein todter Glaube, wenn er auch herrlich vor den Menschen scheint, oder mit vielen Schriftstellen bewiesen und mit dem Munde bekannt wird, ja vor dem strengen Gott und seinem ge- rechten Urteile ist damit noch weniger ausgerichtet, denn was hier und dort bestehen soll, muß unverfälscht sein, ja es muß— durch einen lebendigen Glauben geschehen, g der durch die Liebe tätig ist; ein solcher Glaube ist aber nicht in demjenigen, der Gott nicht so fest ergreift, nicht dafür hält und bekennt, tdaß ihm Himmel und Erde, und all-e Creaturen, das Meer und alles was darin ist, Preis und Lob, Dank und Ehre schuldig sei (denn die- sem allein, und sonst Niemand, sage ich, mag es werden), wie er denn auch nicht in demjenigen ist, der solches nicht in sein eigenes Herz und seine Gedanken einschreibt, und sich selbst erkennen lernt, daß ei« besonders hoch und herrlich erschaffen und gemacht sei, nämlich ein Bild Gottes und nach dem Bilde Gottes, zum Be- sitzers und Beherrscher der Dinge, die in dieser Welt um seinet- willesi erschaffen, ja mit Verstand und Wissenschaft geziert und hRöm. S, to. iMattkx 24, 12. le Evkx I, 4. , · n sah. L, is. oSprichw. So, S. pJaL 2, 20. qGalater S, S. kPsalm Ists, I. seist. 5,1o. »Mutter- ie- oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefinnten. begabt sind, das Gute vom Bösen zu unterscheiden, und den zu erkennen» der ein Schöpfer aller Dinge ist, der uns auch unsern freien Willen gegeben hat, wodurch wir nicht aus Zwang, wie andere Creaturesh sondern aus eigenem Antriebe und aus reiner kindlicher Liebe uns Jhm übergeben, dergestalt: Herr, hier bin ich, was loillst Du, daß ich tun soll? denn ich erkenne, daß ich schuldig bin« Dir zu dienen, und deinen Willen aus meinem gan- zen Vermögen, ja aus aller meiner Kraft zu erfüllen, so daß ich auch kein Ding auf dieser Erde, es sei auch, was es wolle, ja auch mein eigenes Leben nicht zurückhalten soll; oder daß ich in meinen Gedanken zurückbehalten sollte, daß ich Dir die freiwilli- ge Schuld des Gehorsams den ich Dir schuldig bin und abstatten soll, nicht erweisen sollte, nicht etwa deshalb, als ob ich von Dir einen Lohn dafür erwartete, sondern allein, daß ich damit er- weise, daß ich Dich liebe, so daß wir alle Dinge, die sichtbar sinds tum des Liebhcibers willen hassen lernen, damit wir Jhn über alles allein liebn U und auch von Jhm geliebt werden mögen. Dieses schreibe ich darum- meine Brüder und Schwestern, damit wir Gott sxrkennen lernen, und warum Er den Menschen erschaffen habe, Ja was Er von ihm begehre, daß er tun oder lasse11 soll, und warum wir Jhm Liebe und Gehorsam erweisen sollen, V damit wir nicht durch unsere Werkeoder durchunser Tun oder Lassen gerecht und selig zu werden suchen, w denn durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch vor dem Herrn gerecht, wie Paulus sagt. Auch können wir das nicht auszahlen, was wir schuldig sind, sondern wir hoffen allein aus Gottes Gnade durch das-Verdienst unseres Herrn Jesu Christi gerecht und X selig zu werden. xDarunf sehe sich ein Jeder wohl vor, daß er Gott der- gestalt liebe (wie oben gemeldet ist), daß er aus solcher Liebe Jhm allein gehorsam sei, y ohne Hoffnung einer Belohnung, um irgend eines eigenen Werkes oder Verdienstes willen, sondern übergehe Jhm alles, so daß Er uns gebe, was Er will, und mit uns tue« was Jhm wohlgefällig ist. Und« wenn wir so in allen Dingen frei und gelassen stehen, so wird es uns nicht fehlen, 2 und unsere Hoffnung wird nicht nichtig, sondern fest sein; und wenn dieses nicht so (wie gesagt ist«) bei uns befunden wird, s wenn wir dann auch mit Menschen- und Engelzungen redeten, und einen Glauben hätten, daß wir Berge verselzten, all unser Gut den Armen gäben und unsern Leib brennen ließen, was ist es, wenn es ein gezwungenes und kein freiwilliges Werk der Liebe ist? Darum wachet auf, ihr alle, die ihr euch zur Frömmigkeit treiben laßt wie Pferde, die man auf den Acker mit Schlägen treiben muß, wenn man mit Schlagen und Treiben aufhört, so ,wird nicht mehr gearbeitet. O untreue Christen und faule · Knechte, die in ihrem Glauben nicht mehr wirkende Kraft in sich I,haben, als daß sie ein wenig gehen, wenn man ihnen sagt- tue dies und lasse das, und treibt sie so fort. Jch sage: Ach arme Christen, die sich nicht selbst treiben! Darum sollen sich die auch wohl vorsehen, welche Wohltat oder Handreichung beweisen, daß nicht eine pharisäische Trompete des Ruhmes vor ihnen her b ge- blasen und gehört werde, denn wenn Jemand Barmherzigkeit ausübt, der tue es mit Lust und Freude; giebt Jemand, der gebe einfältig, ohne Ruhm zu suchen, denn es ist ein Werk der Schul- digkeit, welches wir dem Nächsten aus Liebe zu erweisen ver- pflichtet sind. Darum sollen wir alle unsere Werke in der Liebe geschehen lassen, daß wir solchen· Dienst nicht aus Hoffnung der Belohnung, sondern (- aus herzlicher Liebe und Barmherzigkeit verrichten, denn es geschieht nicht den Menschen, sondern dem Herrn. Deshalb meine ich nun, wenn durch unsere W-erke die 249 Rechtfertigung käme- d so wäre Christus umsonst gestorben, aber das sei fern. Also wache auch ein Jeder auf, der die Wohltat empfängt, weil Christus sagt: e Jhr habt mich gespeist und ge- tränkt, mir Kleider und Herberge gegeben 2c. Wenn man nun Christum speiset oder tränket, so müssen es eingepflanzte Glieder Christi sein, die solche Wohltat empfangen. Wie kann der es nun verantworten, der die Handreichung empfängt und doch nicht von den Seinen ist, wenn er vor ihn gestellt wird. Darum ihr, die ihr Almosen einpfangt, wendet sie an mit aller Furcht des Herrn, damit ihr vor Gott bestehen möget, i denn man muß von allem Rede und Antwort geben. Traget auch mit Fleiß für die armen und verlassenen Wittwen und Waisen Sorge und lasset sie in eurem Herzen wie eure eigenen Kinder sein. — Und gedenket an des Sir-achs Reden, indem er sagt: Halte dich gegen die Waisen barmherzig wie ein Vater, und gegen ihre · Mutter wie ein Haushery g dann wirst du wie ein Sohn des Al- lerhöchsten sein, und Er wird dich lieber haben, als dich deine Mutter hat. Hiitet euch auch mit allem Fleiße, daß kein Unter- schied unter euch in dem Mitteilen und den Liebesbezeugungen gefunden werde« denn viele haben sich hieran sehr vergriffen, so daß aus dem Dienste der Liebe ein Dienst des Zwanges gewor- den ist, was Gott nicht gefällt. · Auch begehre ich von den Wittwen, daß sie h stille seien, das Jhre tun und sich nicht einbilden, daß sie mehr als andere seien, nein, das ist nicht Paulus Sinn oder Wdeinung, sondern es ist« so zu verstehen, man soll für sie sorgen, ihnen Rat und Unterricht geben, wenn sie solchen bedürfen; auch müssen sie brüderlichem Rate folgen und sich vor unnützem Geschweige, Wohlleben, Flei- scheslust und vor Faulheit hüten, auch nicht aus einem Hause ins andere laufen, denn solches geziemt sich vor allen Dingen nicht, sondern eine rechte Wittwe, die einsam ist, wird sich wohl davor hüten; sie hat ihre Hoffnung allein auf Gott gesetzt und- bleibt im Gebet und Flehen zu Gott Tag und Nachts diejenige aber, die in Wollüsten lebt, ist lebendig tot. . Auch ist das» mein herzliches Begehren an alle gläubigen Brüder, die Weiber haben, über welche sie zum Haupt gesetzt find, wie Christus ein Haupt seiner Gemeine ist, daß ihr über ihnen» wachet und eures Dienstes mit Fleiß wahrnehmet, daß ihr nach solcher Weise euer Haus und eure Weiber regieret, wie auch Chri- stus seine Gemeine regiert hat» Ebenso auch ihr Weiber, nehmt euch mit aller Sorgfalt in Acht, und nehmet auch eures Dienstes wahr, worin ihr vom Herrn gesetzt seid, mit bescheidener Vorsichtigkeih daß ihr euren Männern gehorsam seid, als dem Herrn, damit ihr ivor dem gerechten Gott bestehen möget, und ziehet eure Kinder so auf- daß ihr es vor Gott verantworten könnt; hütet euch auch, daß I( ihr ihnen nicht zu gelinde seid, damit ihr mit dem Elias nicht in gleiche Strafe vor dem Herrn fallen möget, welcher mit seinen Söhnen auch zu gelinde war. Ebenso auch ihr Kinder, seid euren Eltern in der Furcht Gottes gehorsam in aller Demut, lwidersetzt euch ihnen nicht, damit ihr nicht auch mit den Söhnen Elias, mit Absalom, Esau und andern dergleichen mehr, in Gottes Zorn und Ungnade fallt. Auf gleiche Weise ist auch mein Begehren an euch alle, ihr Knechte und Mägde, daß ihr euren leiblichen Herren in allen Dingen gehorsam und nicht Augendiener fein wollt, um den Menschen. zu gefallen, sondern daß ihr in Einfalt des Herzens, und der Furcht Gottes lebet, und« gedenkt, daß ihr dem Herrn und nicht den Menschen dienets denn von dem Herrn werdet ihr die rechte Belohnung empfangen. sein«-frag. o, c. eines-no. i2, as. »Apostel-«. i7. 27. sen-m. s. ei. »Gut. e, i7. wire-sing. is, u. wonach. o, io. wem. s, s. s i. nor. is, i. vix-rauh. e, e. owns. i2, s. Mund. s, s. «: i. nor. io, es. d Rom. s, So· Gut. Z, 22. cMatth. es, es. iMatth. 12, Es. gSisa 4, its. h I, Tun. s, Z. iEpkx s, 14. I( Siu 7, AS. It. Könige s, U. 2. Könige is, 7. i. Muse ge, ge. Erd. o. s. 250 Der blutige Also auch ihr Herren, laßt ab von eurem I« Tränen; was recht und billig ist, beweiset euren Knechten, und wisset, daß ihr auch einen Herrn habt im Himmel, bei welchem kein Ansehen der Person gilt. Gedenket wenn ihr Knechte wäret, 11 wie ihr als- dann wolltet, daß sich eure Herren gegen: euch betragen sollten, eben so tut nun auch ihnen. Aber zuletzt, lieben Brüder, richtet euer Leben, und befleißigt euch, nur so zu wandeln, daß es dem Evangelium unsers Herrn Jesu Christi gleichförmig sei. Weil wir nun ein Oauserwähltes Geschlecht und heiliges Volk sein sollten, dem Herrn angenehm zum Eigentum, um, als ein Licht- vor Jhm zu wandeln, und auch der Welt ein Licht zu sein, so ist es uns nötig, Fleiß anzulegen, daß wir in allen Stücken: vor Jhni heilig und unsträslich erfunden werden, damit wir die Stadt Gottes sehen mögen, erhaben über alle Berge der Ungerechtigkeit, die gesehen werden in der Gerechtigkeit, welche keineswegs ver· borgeii sein kann. Darum lasset nun auch den heiligen Schein der göttlichen Klarheit vor Allen offenbar n1erden, die noch p in den Finsternissen wandeln. Stellet euch alleii Menschen qzum Vorbilde der guten Werke dar, und laßt die Gabe, die euch von Gott gegeben ist, nicht stillschweigen oder feiern, sondern leget sie mit großem Fleiße auf Wucher. Denn der Herr (von welchem ihr dieselbe empfangen habt) wird es mit Gewinn und Wucher (wenn Er kommen wird) wieder von euch fordern. O, meine Brüder und— alle Mitglieder i1i Christo- seid sorgfältig und nierket fleißig auf, wo doch etwas zu gewinnen. sei, und laßt euch um deswillen keine Mühe und Arbeit verdrießen, denn ihr werdet auch des Gewinnes mit teilhaftig werden, ja ihr werdet, als treue Knechte, I· zur ewigen Freude eingeladen werden. Gleich- wohl aber muß ein Knecht vorsichtig sein, daß er nicht seines Herrn Geld mit Unbesonnenheit, sondern mit aller Vorsichtigkeit ja mit Furcht und Zittern anwende; er soll allezeit, ehe er es cinwendet, überlegen und erwägen, ob es Gewinn oder Schaden einbringt, damit man nicht durch Leichtsinn zuletzt des Herrn Geld Verliere; nnd weil nun der Herr das Seine mit Wucher wieder fordern wird, wie könnte man es vor dem Herrn verant- worten, wenn man die empfangene Summe 1iicht einmal hätte und vor ihn legen könnte. - » O, meine lieben Brüder, lasset doch erkannt werden, werdet« sei, der in euch wohnetz lasset die Liebe und euren Glauben s vor allen Menschen erkannt werden, und habt euch unter einander lieb aus reinem Herzen, als tGlieder ein-es Leibes, wovon Chri- stus das Haupt ist. Vergebe doch Einer dem Andern, wenn Jemand irgend eine Klage gegen den Andern hat, und wie euch« Gott vergeben hat in Christo, so vergebet auch ihr. Einer u trage des Andern Last, dann werdet ihr das Gesetz, Christi erfüllen. Habt keinen Gefallen an euch selbst; ein Jeder halte den Andern höher als fiel) selbst. Hütet euch mit Bedacht vor 1Ieppigkeit. Alle ihr jungen Brüder und Schwesterm seid treulich gewarnt vor leichtfertigeni Schinipfeii und Spotten, vor vschandbaren Worten und Narrenteidungeih welche euch nicht geziemen. Jhr Alten aber, laßt euch gesagt sein, laßt weder in Worten noch in euren Werken eine W Verstellung erfunden werden, denn ich habe bei Einigen große Fertigkeit oder Klugheit in Worten verspiirt, was ich nicht loben kann und auch niemals gelobt habe; denn- wenn wir einfältig sein sollen, so müssen wir ja die Listig- keit ablegen; darum merket, was über Ja und Nein ist, das ist x vom Argen. Aber es ist nicht damit gemeint, daß man nicht mehr als Ja und Nein sagen sollte, sondern, daß man seine Re- den ohne Neid und Verstellung mit einem einfältigen Ja oder Nein schließen und befestigen, Maß halten und das Ueberflüssige abschneiden sollte, das ist: man muß sich der einfältigen Wahr- h. S, O. nMattlx 7, 12. o1. Petri 2 S. Muttlx E, Dis. pl. Tini. Mclttlx 25, 10. rMlltth. As, 21. SRHIIL B, V. tRöm. 12, b. KUL Gut. S, 4. Dis-m. 15, 1. v Eplx s« 4. w l. Petri Z, 1. xMatth. s, Z. Schauplatz heit bedienen, und damit umgehen. Wenn Jemand Dieses oder Jenes fragt, und man giebt keinen Bescheid darauf, sondern auf etwas Anderes, und will nachher sagen, man habe nicht gefehlt, indem, was man zur Antwort gegeben, sich in der Tat so ver- halte, so ist solches 1iicht sein, meine Brüder. Auch geschieht es zu Zeiten daß, wen:i man sich in irgend etwas vergangen hat, und darauf angeredet wird, man wohl eine Entschuldigung vorbringt, swelche doch im Grunde die Ursache nicht ist, damit man dadurch sein Unrecht besihonige und dasselbe nicht an den Tag komme. Dies ist die Natur und Art des alten Adams (welches billig bei den Christen, die durch das Wort sder Wahrheit wiedergeboren sind, nicht sein sollte), der seine Blöße allezeit gern mit Feigen- blattern bedecken wollte; denn, als dieser wegen seiner Uebertre- tung von dem Herrn angeredet wurde, so fand sich sofort eine Entschuldigung, womit er sich zu bedecken meinte; kiämlich: )- Das Weib, das Du mir gegeben haft, gab es mir (sagte er), und ich aß; ebenso, als Eva angeredet wurde, legte sie die Schuld auf die Schlange; wenn sie aber die Hauptursache ihres Verge- hens hätte gerade heraus sagen wollen, so hätte es so geläutet: Das Vorwissen und der Hochmut hat uns dazu gebracht, nämlich, wir hätten gern muntere Augen gehabt« wir wären gern klug ge- wesen, wir hätten gerne Gutes und Böses gewußt, wir wären gern Gott gleich gewesen. Summa: wir sahen, daß der Baum gut und lustig war, davon zu essen, und lieblich anzusehen, weil es ein lustiger Baum war, der klug machte, so haben wir uns überreden lassen« und davon gegessen. Hätten sie dem Herrn so geantwortet, so wäre das eine aufrichtige, gründliche Antwort gewesen. Jhre Antwort, die sie dem Herrn gaben, war zwar auch wahr, aber sie enthielt nicht den rechten Kern oder die Grund- ursache ihres Falles und Vergebens; damit ihr aber, den rechten Sinn und die Meinung dieses Schreibens gründlich verstehen mögt, so wollen wir euch ein einfältiges Gleichniß beispielsweise vortragen: Wenn ein gläubiger Mann ein ungläubiges Weib hätte, welche schwanger würde und eine lebendige Frucht zur Welt brächte, der Mann aber wollte gern mit seinen Nachbaren und der Welt 2 Freundschaft halten, wollte gern in seinem Hause und Hofe bleiben» wollte aber gleichfalls mit Christo und seinem Volke Frieden halten (was, nach Aussage des Wortes Gottes, nicht sein kann; denn, wie Christus sagt, kann Niemand s zwei« streitigen Herren zugleich dienen), und würde nun zu seinem Weibe sagen, er gedächte nicht, seine Einwilligung zu geben, daß der Greuel des Antichrists (ihr versteht es wohl, was ich meine) an dem Kinde vollzogen werden sollte, und- wiewohl er es anders wenden und sein Weib überreden könnte, daß sie ihm folgte, und « würde es ohne Widerspruch durchschleichen lassen, bei sich den- kend: Wenn sie es aber dennoch tut, so bleibe in guter Ruhe bei meiner Habe, und werde von der Welt nicht verfolgt; werde ich aber von den Brüdern darüber angeredet, so kann ich sagen« es sei solches ohne meine Zustimmung durch mein Weib verrichtet wor- den, so würde dies, meine Brüder, keine aufrichtige und ein- fältige Antwort sein, wie ihr selbst wohl merken könnt. Derglei- chen Exempel und Gleichnisse könnte man noch in Menge er· zählen, aber der Kürze wegen lasse ich es für jetzt dabei bewenden. Jch begehre auch von euch, ihr wollet diesem tiefer nachdenken, wie ich euch hiervon eine Anweisung gegeben habe; darum seid hiermit gewarnt. und hütet euch vor solcher Verstellung; denn wenn auch ein Viensch sich vor dem andern (mit solchen Feigen- blättern, womit er sich b eine Schürze macht) bedeckt, daß man seine Blöße nicht sieht, so ist doch c Gott ein Zeuge seiner Nieren und kann das Herz durchforschem kennt auch aller Menschen Ge- danken und Absichten, und wird alle Werke und Ratschläge ur- y 1. Mofe Z. IS. zMattlL IV. 16. sMattb. S, 14. b I. Mose s, 7. cJer. 17. W. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. 251 teilen, ja alle Heimlichkeiten und verborgene Dinge, sie seien gut oder böse. Darum d befleißigt euch- daß ihr in allen euren Wor- ten und Werken, in all’ eurem Handel und Wandel mit aufrichti- ger Lauterkeit umgeht, wie es den Kindern Gottes geziemt und unser Ruf es erfordert; und wenn Jemand unter euch von einem Falle übereilt würde, der betenne es geradezu, ohne Verstellung, wie es sich verhält, schäme sich auch dessen nicht, weil er sich zuvor auch der Tat i: . gefchämt hat, sonst möchte es ihm nicht zum Besten ausschlagen; denn, e wer seine Wiissetaten leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekenntund läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen Jch habe es zuvor gesagt und sage es noch einmal: Vor Bienscheii tann man sich wohl bisweilen mit einer schön gesetztens Rede verantworten, und mit einem k Schutze von Feigenblättern bedecken; wenn es aber auf dem rechten Prüfsteine gerieben wird, so kann ein Jeder zusehen, ob es dann auch die Probe halten werde. « Hierin mögen« sich Diejenigen wohl bedenken, die täglsiches Gewerbe treiben, welchen ich wohl statt der Kaufmannfchaft eine ehrliche Arbeit an die Hand wünfcheii wollte- und das nicht ohne Grund; denn wie ein Nagel in der Mauer zwischen zwei Steinen steckt, so steckt auch g« die Sünde zwischen Käufer und Verkäufer, sagt »Sirach. Werdet ihr nicht beständig in der Furcht Gottes wandeln, so wird euer Haus bald unigeworfen werden; und was immer ich auch silbst in allen diesen Dingen gefehlt oder Jeman- den betrübt haben möchte, so ist mir solches von Grund meines Herzens leid; doch sei Gott im Himmel Dank gesagt, daß Er mir armen fchwachen Knecht, der ich mich doch dessen unwürdig er- kenne, ein unverletztes oder unverdammtes Gewissen gegeben hat, denn ich habe niemals eine größere Freude aus 11 Erden gehabt (so lange ich mich erinnere), als ich jetzt habe. Der Herr be- wahre mich, daß ich nichts aus Ruhm rede; ich bin aber gewiß, daß Der, dem ich T unwürdig in meiner Schwachheit gedient habe, mich nicht werde zu Schanden werden lassen. Mich hat herzlich darnach verlangt und ich verlange noch herzlich darnach, daß ich von Gott gewürdigt werden möchte, daß ich.durch die ganze Stadt Köln gefüljrts mit Sliuten gestrichen, und dann wieder ins Gefängniß geworfen würde; nicht als ob ich damit einiges Ver- dienst suchte, ach neinl sondern damit dasjenige, was der Herr in mich gelegt hat, von Jedermann (Jhm zum Preise, und nicht mir) erkannt und offenbar werden möge; doch wolle k der Wille des Herrn gefchehen; ich wiinfche auch nichts Anderes, das weiß der Herr, es mag kosten, was es will. Jch begehre auch von Grund meines Herzens, ja ich gebiete es im Namen unsers Herrn Jesu Christi, daß ihr dasjenige bewahrt, was euch von Gott ver- traut ist, denn es ist die rechte Wahrheit; solches bezeuge ichivor Gott »und Menschen. Es laufe nun um euch, wer da will, gebt ihm keine Ohren; laßt die Hutterifchen (oder Niährifchen) lä- stern, wie und was sie wollen; ich sage: Gott bewahre mich da- für, nämlich vor dem Treiben der Lehrer; ich bin in meinem Herzen frei« in allem, was ich mit ihnen gehandelt habe; und wenn sie sagen wollten, ich dürfte um des Volkes willen nicht ab- weichen (wie ich vernommen, daß sie von unserm Bruder Thomas gesagt haben follen), so sage ich Nein dazu, denn ich weißauf dieser Erde keinen: Menschen, der mir so lieb wäre, daß ich ohne Glauben mein Leben für ihn dahingehen sollte; aberdem Herrn sei g:sdankt, -das habe ich bei mir befunden, und befinde es auch noch kräftig bei mir, daß ich viel lieber lmein Leben für meine Brüder lassen, als Jemanden in Ungelegenheit bringen oder be- kannt ma ijen will, um dadurch mein Leben zu retten. Dieses sage ich (Gott weiß es) aus Glauben, und nicht aus Ruhm. So il· Mose Z, s. SSiu 27, 2. hilft-jäh. dPhjl. Z, U. cSptkchM W, 18. Z. Theil. Z, S. l. Tini. S, Dis· s, 12. iApvstelg.«24, 14. leMattlx S, 10. il· III. Z, IS. Viele aber unter ihnen sind, die Gott gefallen, ich mag sie gesehen haben oder nicht, diese (gleichwie auch sonst Andere) m urteile ich nicht- denn sie stehen dem Herrn. Desgleichen sage ich auch, daß ihr euch mit den andern nichts zu schaffen macht, es sei denn, daß sie von Herzen in dem Treiben wegen der Ehe und auch in andern Artikeln zurück- kehren, fiel) vor Gott demütigen und sich auch im Leben mehr ein- schränken, als sie bisher getan haben, denn 11 Pracht und Hoffart stinkt vor dem Herrn, darum ist es auch meinen Augen nicht aii- genehmoder gefällig. Darum leget es ab, denn es ist vor Gott ein Greuel, und lasset weder Hoffart noch Frechheit in euren Worten oder Handlungen einige Herrschaft haben, denn in der Hoffart hat alles Verderben feinen Anfang genommen, wie 0 Tobias feinen Sohn lehrt. So demiitigt euch nun von Herzen unter die starke Hand Gottes, denn den Demiitigen giebt Er Gnade, den Hosfiirtigen aber widerstehet Er. Was im Uebrigen meine Umstände betrifft, so lasse ich euch wissen- daß ich mich dem Herrn ganz in feine» Hände übergeben habe, was Er will, das will ich auch. Jch weiß mir nichts zu erwählen, als daß ich Jhm ein angenehmes Opfer werden und p bei Tage draußen vor dem Stadttore mein Opfer tun möchte. O, wie sehr wollte ich Jhm danken! O, meine lieben Mitglieder, aus welcher großen Trau- rigkeit hat mich der Herr erlöst! die ich Tag und Nacht in mei- nem Herzen getragen habe wegen der niederländischen Reise; aber o g welch ein treuer Gott! wie wohl weiß er zu rechter Zeit diejenigen aus der Versuchung zu erretten, die Jhm solches von Herzen zutrauen können. Es ist mir oft vorgekommen, ich würde nicht hinwegkom- men, der Herr würde es anders fügen, wie auch mein liebes Weib und Schwester in dem Herrn wohl weiß, denn ich habe des- wegen viele Reden mit ihr gehabt, dem Herrn müsse ewig ge- dankt fein. Jch habe von allen Gemeinen Abschied genommen und von einem jeden unter ihnen von Herzen begehrt, man sollte es mir vergeben, we1i11ich Jemanden betrübt hätte; ich habe mich auch hin und wieder so gegen sie erklärt« und bin s damit fortge- zogen; aber es stand mir. eine viel bessere Reise vor, auf welcher ich mich nun befinde, der Herr sei dafür gelobt, denn ich lebe in guter Hoffnung, sie werde mir durch Gottes Gnade zum großen Gewinn dienen. O, meine Brüder, mein Herz ist voll Freuden, ja es fließt über von Freuden, es dünkt mich vor Freuden, s daß ich den Himmel offen sehe. O, möchte ich doch durch Schreiben (weil ich mit euch zu reden verhindert werde) mein Herz gegen euch ausschütten- und abkühlen; es fehlt mir an: Tinte; wie es mit mir steht, so steht es auch mit Joosken und Hermann, meinen lieben mitgefangenen Brüdern; wir» warten auf unsern Gott und grüßen« euch alle mit einem heiligen Kasse. Der Gruß mit meiner Hand ist dieser: t Die Gnade des Herrn Jesu Christi sei mit allen Gläubigen in Ehrifto bis ans Ende, Amen. Lasset euch, meine jungen Waisen und alle andern« anbefohs len fein, wie wenn ich es selbst wäre-»O ziehet sie auf mit Bestra- sen und Züchtigung in der. Frömmigkeit, lehret sie lesen und wenn es Zeit ist, so haltet sie zur Arbeit an; wenn ihr konnt, so laßt Aelken heilen, ich verspreche ihm die drei Stücklein Geld, das silberne und die beiden andern, sauch einem jeden derselben ein Testament, das soll ihr Erbgut sein von ihrem Vater. « Desgleichen laßt euch auch mein Weib befohlen sein, so lange sie Gott fürchtet, wie ich hoffe, daß sie tun- wird bis an das Ende, wenn sie anders wieder frei wird. V Der Herr erkennet, was ich euch gesagt, und was ich bei allen Gläubigen gesucht habe, nicht Reichtümer oder Schätze a1if dieserErdes sondern die Rö . 14, 4. 1. Petri Z, B. o Tod. 4 10. 1. Petri Z, s· p Röttn ers« 7«.1 Hi. no? m, is. g· Petri g, o! sgieattix s, «. sen-cito. 12, I. H s, s, W. Apostelg 7, Es. t l. Kot. 16, 2c«I. u Eplx s, So. vApix 20, 18. 252 Seligkeit der Seelen der Pienschenx auch begehre ich,»daß ihr euch fest zusammenhaltet mit Lehren, mit Ermahneip mit Bestrafen Folget euren Vorgängern und unterwerfet euih ihnen, denn W sie wachen über eure Seelen, und ihr Diener fliehet allen Schein und seid voii Herzen allen Gläubigen ein Vorbild der guten Wer- ke. Leset,. wie X Paulus seiiieii Timotheus und Titus ermahnt habe; laßt es euch auch zur Warnung dienen, der Herr gebe euch Verstand, Amen. Lieben Brüder, von unserem» Verhore und Examen habe ich früher, wie ihr wisset, auf das Kurzeste geschries den; aber sollte ich euch alle Fragen, die sie an mich getan haben, und meine Llntworten darauf der Reihe iiach ausschreibeiy so inüßte ich dazu zu viel Tinte-Papier und Zeit haben, insbeson- dere aber, wenn ich euch schreibeii wollte, was zwischen mir und dem Grafen den Tag über teils in Frseuiidlichkeit u1id auch wohl mit gesalzenen Reden verhandelt worden ist, denn es ist sehr viel. Uebrigens aber, wenn wir wären, wo uiis der Graf hinwunschh so wären wir frei; sein Gewissen ist nicht frei, es klagt 1hn·an, der Herr wolle ihm rechte Buße in sein Herz geben, auch ihm y die Augen seines Herzens öffnen, um den Willen Gottes» ZU erkennen und das Licht von der Finsternis; zu unterscheiden, da« mit er die Finstcsrniß hassen und ganz verlassen und das rechte Licht lieben und demselben von ganzem Herzenanhaiigen möge, damit er auch an jenem Tage mit den wahren Kinderndes Lichts feinen Teil von der Hand des Herrii empfangen moge Das Ioünsche ich ihm und allen unsern Feinden und WIDersPreclJern von Gott (so viel es möglich ist) 2 aus dem Grunde meines Her- zens; sonst geht iss uns noch wohl an Leib und Seele. Wir hof- fen, daß wir die Zahl der Frommen» werden erfullen helfen und init unsern Vätern ruhen und auf »die herrliche Belohnung aller Frommen warten werden. Jch gruße alle Glaubigen mit einem heiligen Kasse; grüßet euch unter einander mit dem Kusse der Liebe, und vergesset weder unserer iioch eines der Gefangenen, s sondern haltet an mit starkem Gebet für uiis zu Gott« denn es ist sehr nötig, indem (wie mich dünkt) es gut war, zu unseres Bruders Thomas Zeit gefangen zu sein, denn die· Arglist der Menschen vermehrt sich alle Tage; darum betet fleißig fur uns, wir hoffen eurer auch nicht zu vergessen; der Herr sei mit uns alleii, Amen. Von mir, Slliattheiß Servaes, eurem schwachen Bruder, einem unwürdigeii Diener und Gefangenen Jesu Chri- sti, welchem ich diene am Evangelium in meinen Banden, und hoffe, daß meine Erlösung nahe sei. Jch begehre auch von dir J. N.·B., daß du dieses ordentlich abschreibst und dafür sorgst, daß meinem Weibe, welche auch ge- fangen sitzt, eine Abschrift davon eingehändigt werde- und wenn es euch gefällt, so kann es auch von den Brüdern gelesen werden; dünkt es euch aber nicht dienlich oder zum Lobe Gottes forderlich zu sein, so könnt ihr es unterlassen, denn ich suche darin nicht ein Haar breit mein Lob, sondern das Lob des Herrii, und den Trost der Freuden der Gläubigen Meine Mutter grüße ich ins- besondere und will, daß sie ohne Betrug dem Herrn diene; »sol- ches begehre ich auch von meinem Bruder Johann und meinen Schwestern. Gcschrieben und gelesen vielen Thranen »und das von Herzen. Jhr wisset, meine Bruder, daß ich bmeinen Dienst nicht unbedachtsam aufgenommen habe, sondern mit vie- le1i Tränen, ebenso übergehe ich ihn nun wieder; damals zwar habe ich vor Traurigkeit geweint, jetzt» aber weine ich aus herzli- cher Freude; mit Tränen habe ich’ den· Dienst von euch (·i·ch glau- be auch von Gott«) empfangen, aber init Freudentranen ubergebe ich ihn dem Herrn, wenn es Jhm gefallt, und euch wieder. c Der Herr wolle meinen Platz wieder vielfältig erfüllen mit treuen Knechtew Amen. O, H., wie ist mein Herz in- dem deinen! Be- wi. Tini. 4. is. Herr. is, 7. Un. e, 7. e. Seins. a, i. »Ich. i, s. z Okfenlu s. U. 1 14. 2. Kot. 125912 1. Theil« Z, 26. h Z. Kot. «2, S. eMatth. a . Petri Z, e4, is um: es, ei. Motiv. ii Der blutige Schauplatp · » · weiset doch gegen alle ein väterliches Herz mit aller Demut, es · gehe euch wohl oder übel, so schreibet doch dem Herrn den Preis zu, denn Er macht es alles und tut es alles und nicht wir. Ver- lasset das Volk im Niederlande nicht, inacht es so gut als ihr könnt, tstrast sie scharf wegen der Hoffart, das begehre ich; be- wahrt es wohl, was euch vertraut ist, H. und F. und alle ver- gesset es iiicht. Grüszet mir T. W., meinen liebeii Bruder, den ich in meinem Herzen liebe. Laßt euch den Handel droben im Lande nach göttlicher Art angelegen sein, verhütet die Trennun- gen des Volkes, wo ihr könnt. Dieses sei allen De1ien geschrieben, die gern ein Schreiben von mir hätten, denn ich kann nicht einem jeden besonders schreiben ich suche keinen Ruhm hierin; die Gna- de Gottes sei mit uns allen, Amen. Gegeben den 9· Juli 1565. Der fünfte· Brief, welchen Matthcifz Serbaes aus dem Gefängnisse an seine Niutter und seinen Bruder Johann, an seinen Schwnger Leonhard und seine zwei Schwestern geschrieben hat. Gnade s und Friede von Gott dem zVater und das Treiben des heiligen Geistes iii alle Gerechtigkeit wünsche ich euch allen, meine Geliebten, durch Jesum Christum, Amen. Hiermit lasse ich euch wissen, liebe Mutter und Bruder Jo- hann, und Fransken und Barber, meine liebe Schwestern, daß es mit mir, dem Fleische nach (ausgenommen die Bande, die ich doch auch für gut halte) sehr gut stehe; um die Seele aber steht es noch viel besser. Dem. ewigen Gott sei Lob und Dank dafür gesagt; er hat es so wohl mit mir unwürdigen, schivachen Knechte verordiiet, denn es war schon beschlossen (wie ihr zum Teil selbst wisset), daß ich von euch fort ziehen sollte, aber von dieser Reise (auf welcher ich nun bin) wußten wir alle nichtsz dieses war die rechte Reise- die ich tuii sollte; ich bin nun ein wenig darauf ge- wandelt dem Herrn sei Dank dafür), bin auch dessen noch b un— würdig, wiewohl ich bis hierher einen sehr mühsamen und schmerzhaften Weg durchwaiidelt bin und mancheii Schweißtro- pfeii habe fallen lassen. Jch weiß auch wohl, daß die zarten Kin- der des Herrn auf bösen Wegen gehen müssen; und wiewohl ich von den c Räubern, bösen Arbeitern, falschen Brüdern und be- trüglichen lügenhaften Aposteln viel erlitten habe, und noch täg- lich d leide, so hoffe ich doch, ich werde mich nicht umsehen, son- dern mit Freuden (durch Gottes Hülfe und Beistand) fortgehen, bis ich zum seligen Ende gelange, und die fchöiie Stadt e einneh- me. Derjenige aber, der mit dem Tobias einen Geleitsmann sandte, und den Propheten Daniel in der Löwengrube bewahrte, und dem Feuer seine Kraft nahm, daß« es die drei Männer im Ofen nicht beschadigen könnte, der- und kein anderer, hat mich auch bisher kräftig bewahrt, und ich habe eine gute Zuversichh daß er mich auch bis ans Ende wohl bewahren werde, Amen. Ebenso richte ich an euch, meine liebe Mutter und Johann, meinen Bruder, und meine beiden Schwestern meine vielfältige Bitte, wie auch väterliche und brüderliche Ermahnung, daß ihr standhaft in der Gottseligkeit vor Gott wandelt, denn es wird nicht helfen, daß man ruft Herr, Herr, wenn man sich nicht befleißigt zu ktun, was er geboten hat; darum tut von euch hinweg eigene Weisheit und Hoffart, und hütet euch vor schnel- lem gZorn und Heftigkeit der Sinne, denn es« erweckt nichts Gutes- sondern verunreinigt »das Gemüt, und befleckt das Gebet. Ein Jeder hüte sich, daß sein 11 Gewissen nicht mit falschen, boss cl l. Tini. S, 20. ask-b. is, B. h Mattlx S, S. cBar. it, 22. 2. Kot. 11 28. ·d Osfenlx L, L. out. o, se. e i. Petri i. g. i. Erd-as 7, e. grob. s, s· Gan. e, ee. seit-site. 7, ei. zeigt. i, in. i- Weish ii. is. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinuten. haften und verkehrten Gedanken befleckt werde, denn sie scheiden von Gott. Jch begehre auch von dir, meine liebe Mutter, die du mir in meinem iHerzen sehr lieb bist, daß du mit geringem Essen und Trinken zufrieden sein wollest und daß keine bösen Gedanken in dein Herz kommen mögen, sondern danke Gott für alles, und denke, daß du dich oft in Kottenem nicht hast satt essen können, und wenn du noch jetzt dort wärest, und hättest« das Gut noch in deinem Besitze, müßtest auch Tag und Nacht mit Mühe und Arbeit kämpfen, so hättest du kaum die Notdurft davon. Halte mir doch die-fes zu gute, meine liebe Mutter, denn es ge- schieht alles um des Guten willen, damit dein Herz rein und» ohne l( böse Gedanken sei und du dadurch Gott schauen und die Selig- keit erlangen mögest Ferner begehre ich auch von euch allen, was ihr tut, das tut lalles freiwillig ohne Murren und Zank, damit ihr von Niemanden angeklagt werdet. Jch hatte drei Königstaler für dich, mein Bruder Johann, und meine Mutter, zum Abschiede bestimmt, habt ihr sie nun nicht« so denke ich doch, ihr werdet sie empfangen; haltet Barber zur Arbeit, und ermahnt sie, daß sie Gott von m Herzen fürchte, solches begehre ich auch von euch allen, denn es ist 11 Niemand unter euch, von welchem ich mehr Mühe und Kummer gehabt habe. Desgleichen wünsche ich auch meinem Schwager das höchste Gut von Gott. Schließlich begehre ich von dir, meine liebe Mutter, du wollest wegen meiner Bande und Gefangenschaft weder sehr bekümmert noch betrübt sein, sondern danke dem Herrn dafür, der mich bewahrt hat, daß ich nicht um Uebs3ltat, sondern um seines Namens willen O hier- her in diese Bande und Gefangenschaft gekommen bin; darum brauchen wir beide uns auch nicht darüber zu r) schämenp Bitte auch fleißig für mich, daß Er mich ferner vor allem Bösen bewah- ren, und mir ein qstandhaftes Gemüt und eine rechtschaffene Geduld geben wolle, damit ich bei seinem Worte in jeder Ver« suchung und Betcübniß bis ans Ende standhaft verharren möge. Nimm dir auch, t meine liebe Mutter, die Tapferkeit der Mutter der sieben Söhne zum Vorbilde wovon man im zweiten Buche der s Maccabäer im siebenten Kapitel liest, denn diese Mutter mit den sieben Söhnen hat ihr verständiges Gemüt in vollkommener Weisheit mit männlichen Gedanken erweckt, und zu ihren Söh- ne11 gesagt: Jch habe euch weder Atem noch Seele gegeben, auch nicht das Leben; ebenso habe ich auch eure Glieder nicht zu- sammengesetzt, sondern der Schöpfer der ganzen Welt, der alle Menschen erschaffen hat, wird euch den Atem und das Leben wieder aus Gnaden geben, gleichwie ihr das nun um seinetwillen ,.dahin waget und übergebet .. Sieh, meine Mutter, welch einmännliches Gemüt war die- ses; so sei nun auch männlich, und übergieb mich willig dem Herrn, der mich dir gegeben hat, denn wir sind dessen auch gewiß, daß wir das Leben (welches wir um des Namens Christi willen gern verachten und verlassen), an jenem Tage wieder empfangen und ewiglich besitzen werden. Dieses habe ich dir, meine herzlich geliebte Mutter, in der Kürze zu Gemiite führen wollen, damit du männlich un?- getrost wegen meiner Banden fein« und auch dein Leben nicht sieben mögest, sondern es willig um des Namens Christi willen (wenn es noch dazu kommen sollte) dahin geben Mögest; und weil dich der Herr fast um die elfte Stunde berufen und in seinen t Weinberg gesandt hat, so wende doch nun allen möglichen Fleiß an, daß du diese Stunde des Herrn Werk treulich treibst, und gedenke an des Propheten Wort, wo er sagt: Ver- flucht sei der Kiiecht, der seines Herrn Werk U nachlässig treibt. Darum sei getreu, und erwarte den Abend in Geduld, dann wirst du auch den V Groschen, ja die schöne Krone und das herrliche Reich von der Hand des Herrn mit allen Kindern Gottes em- it. Tini. S, s. lcMattlx s, S. U. Kot. to, IV. PbiL 2, Z. m Sie. IS, U. n Mattlx to, Es. o Mattlx 1o, W. I) Stab. s, o. I. Weis. S, 2ö. qRdm. 12, 12. tMarL 13, 1Z. s 2. Mart. 7. tMattlx 2o, S. uJeremias 48, 1o. 253 pfangen. Der s« Gott aber, der allein weise ist, macheuns alle geschickt, in allen guten Werken seinen Willen zu erfüllen, und mache auch, daß unsere Werke vor ihm angenehm seien durch Flesum Christum, welchem sei Ehre und Macht in alle Ewigkeit, men. Seid Gott sämmtlich befohlen; wir müssen hier von einan- der sche1de11; bittet Gott für mich, wie ich auch für euch bitte; ich grüße alle Glänbigen Der sechste Brief, toelchen Niattheisz Servaes von Kottenem, aus dem Gefängnisse (an sein liebes Weib und mitge- fangene Schwester in dem Herrn) geschrieben hat. J Gnade, Friede, Freude im Herzen, durch Jesum Christum, sei mit dir, mein herzlich geliebtes Weib 2c., die ich in meinem Herzen lieb habe, ja so lieb, wie meine eigene Seele, und allen« Gefangenen, die in Jesu Christo sind, Amen. Hiermit, meine liebe Schwester in dem Herrn, antworte ich dir auf deine erste Aeußerung, wodurch du deine Betrübnis dar- über zu erkennen gabst, daß ich allein sei; aber ich bins liebes Kind, nicht allein, sondern habe den Trost aller Gläubigen bei mir; ich weiß nicht, ob ich auch jemals mehr s Freude auf Erden gehabt habe, denn ich bin gewiß und fest versichert, daß mir der Herr nichts b schwerer auflegen werde, als ich ertragen kann, und ich begehre von dem Leiden (wenn esanders des Herrn Wille ist), nicht c befrejet zu werden, doch so, daß feind heiliger Wille geschehe Darum, mein liebes Kind, schlage solchen Kummer aus dem Sinne, solches begehre ich. Was du auch ferner dar- über sagst, daß ou mir nicht gehorsamer gewesen bist, so beklage ich es auch von Herzen vor meinem Gott, daß ich nicht mehr Fleiß angewandt habe- als ich bisher getan habe; darum sollen wir uns nicht rühmen, sondern vielmehr es beklagen, denn ich sage mit eSalomo: Wer kann sagen, mein Herz ist rein und ich bin rein von meinen Sünden? Hiermit stimmt auch die Rede des tEsdra überein, wenn er sagt: Der Sünder soll nicht sagen, daß er nicht gesündigt habe, denn feurige Kohlen werden auf dessen Haupte brennen, welcher sagt: Jch habe nicht gesündigt vor Gott dem Herrn und feiner Herrlichkeit; hierüber sagt auch der Apostel Johannes in seinem ersten g Sendbriefe im ersten Kapitel: Wenn wir sagen, wir« haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Darum, liebes Weib, mögen wir uns wohl beklagen, und mit David bitten: O Herr! geh nicht ins 11 Gericht mit deinem Knechte, sondern sei uns gnädig nach deiner i Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit; ja, wenn wir auch alles getan hätten, was wir zu tun schuldig»sind, sd gebührt uns doch noch zu sagen: l( Wir sind unnütze Knechte, wir— haben nichts getan, als was wir zn tun schuldig waren. lDarum dürfen wir uns nicht zu denen zählen, die durch ihre Werke selig und gerecht sein wollen, son- dern vielmehr zu denen, von welchen die Schrift sagt: m Selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind, und denen ihre Sünden bedeckt sind; selig ist der Mann, welchem Gott keine Sünden zurechner Vielleicht ist auch unser Maß und unsere Zeit auf Erden bald erfüllt, daß uns der Herr noch vor unserm Ende läutern will, oder vielleicht hätten wir unsere Uebertretung (um der Schwachheit Willen) anders nicht recht erkennen können, als auf solche Weise, damit: wir recht für dieselbe büßen möchte11, ehe vMatth. TO, S. NO. List. 4, A· Rom. M, W. s Jud. l4, 2S. b l. Kot. IV, H. c l. Petri s, l. d Matth S, lO Und W, AS. eSPUchM 10, O. Mk. Efdra 16, sc. SL Loh. l, s. hPsolm bis, 2. iPscllm U, l. kLuL 17, 10. lLuL l2, 12 . aIPsalm 32. l. Rom. it, 7. 254 wir hinweg genommen werden, denn man kann oder mag nicht besser Buße wirken als in der Züchtigung der Banden. II Davon haben wir ein klares Exempel an Nianasse dem Kö11ige von Juda, welcher sich nicht daran kehrte, wie sehr ihn auch der Herr durch den Propheten warnte« ja es half alles nichts, bis er von den Feinden ins Gefängnis zu Babel geführt wurde; da bekannte er erst feine Sünden, und tat Buße. Gewiß hat uns der Herr O lieb, weil er uns hierher berufen hat. Daran zweifle nicht, mein liebes Wein, sondern laß uns unser ganzes Vertrauen auf den Herrn setzen, und jeden Zweifel von uns werfen, damit wir nicht in größere Sünde fallen. Haben wir aber gesündigt, so müssen wir es nicht wieder tun, damit uns nicht etwas Aergeres p wiederfahre; und das ist auch die beste Buße, nämlich, nicht wieder zu sündigen Ach, mein liebes Weib ,sei guten Muts, und lege deine-Traurigkeit od-er Sorge auf den Herrn, und verzage nicht, denn er wird für uns sorgen. Gedenke an die freundlichen Worte« des Herrn, wenn er sagt: gKommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid« ich will euch Ruhe geben, denn der Lserr wird unserer gedenken, und uns nicht s ver- gessen, ja vielweniger will er uns vergessen, als eine Mutter ihr Kind, welches sie neun Monate getragen hat; und wenn auch eine Mutter ihres Kindes vergäße, so will er unserer doch nicht vergessen, und will uns s bewahren, wie seinen Augapfel. Daß uns aber der Herr ins Gefängniß hat kommen lassen, geschieht zu unserm Heile, damit wir, so gezüchtigh rechten Gehorsam lernen, denn dadurch können wir t gereinigt, und dazu recht geprüft wer- den, ob wir auch etwas lieber haben, als unsern Herrn Jesum Christum. »Es läßt sich zwar noch ertragen- daß man u Mann, Weib, Kinder, Vater, Mutter, sSchwestern, Brüder, Häuser oder Aecker um des Namens Christi willen verläßt, wenn es aber dem Menschen an das eigenen Leben geht, dann wird es erst recht ge- prüft und geläutert, denn der Mensch giebt Haut um Haut, und alles was er hat, läßt er für sein Leben, wie beim Hiob«steht. Aber Christus hat gesagt, daß man folches alles Vhassen und verlassen müsse, selbst das eigene Leben, und daß man das Kreuz aufnehmen und ihm nachfolgen müsse. Wer nun folches nicht tut, der kann auch (sagt er) mein Jünger nicht sein; aber wir können nicht füglicher hassen oder absagen, als wenn wir uns dem Herrn ganz übergeben« so daß wir mit der Wahrheit sagen mögen: Herr! dein heiliger w Wille geschehe, das ist: Herr! es geschehe, was du willst. Sieh, mein liebes Weib, das heißt recht absagen. Ferner ist mein Begehren an dick) und alle Gefangenen, daß ein Jeder sich, so viel er in seinem X Gewissen Anklage findet, um desto mehr vor seinem Gott -demütige, denn die Zeit der Gnade, und der Tag des Heils, ja die angenehme Zeit ist noch vorhanden. Lasset uns nicht J! aufhören anzuklopfem bis er sich über uns erbarme, uns auf· tue, und uns, um des unberschämten Rufens willen, gebe, so biel wir bedürfen. Denn er ist doch ein gnädiger Gott- er vergiebt sehr gerne, und gereuet ihn bald des Bösen, und welche sich von Herzen zu ihm «-2 wenden, zu denen wendet er sich auch wieder; aber die von ihm abweichen, derer Namen werden in die Erde s geschrieben. Darum sollte sich der Mensch wohl bedenken, der ihn um Gnade bittet, daß er es auch von Herzen meine, denn ob- schon der Mensch mit dem Munde klagt, so kennt doch der Herr das Herz; darum lasse es sich ein Jeder .Ernst sein, dennwenn das nicht geschieht, so kann er es nicht ausführen, Jud. s: Lasset es nun b offenbar werden, ob ihr Gott recht liebt, ja ob ihr ihn über alles liebt. ii2. Ehr. II, U. oHeba 12, S. pJolx s, 14. qMattlx U, 1Z. III. its, 1s. s 2. Block. 7, 27. Bach. 2, s. ts. Mose s, l. List. 14, W. aMa . W, 29. vLuL 14, W. wMattlx S, TO. x1. Petri s, s. L. Kot. S« Z. yLuL U, s. z2. Kraut! so, s. aJeU 17, is. b Judith s, 17. Mattkx W, As. Der blutige Schauplatz, O welch ein großes Wort ist es, das Petrus sagt: c Auf daß unser Glaube viel köstlicher erfunden werde, als das vergängliche Gold, das durch Feuer geläutert wird. Beweiset nun die rechte Tugend des Glaubens, d und bezahlet dem Herrn das Gelübde- das ihr ihm zugesagt habt, und lasset euch weder zur rechten noch linken Hand abführen, sondern bleibet gerade mitten auf der Straße, so werdet ihr hinein kommen; denn wer auf des Herrn Wege ausharret bis ans Ende, e der und kein anderer soll selig werden; hierzu helfe uns allen der gnädige Gott durch Jesum Christum, Amen. Jch muß kmit großer Furcht schreiben. O mein lieb-es Weib, und ihr alle! ich befehle euch dem treuen Gotte; Er wolle euch und mich fest gbewahren bis ans Ende, Amen. Die II Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch, Amen. Nehmet euch auf mit dem heiligen Kusse der Liebe, und gedenket meiner von Herzen, das hoffe ich auch an euch zu tun. Und wenn wir uns auf dieser Erde einander nicht wiedersehen sollten, -so gebe der Herr Gnade und Kraft, daß wir hier so han- deln mögen, daß wireinanderdermaleinst in der ewigen Freude ibei allen Kindern Gottes von Angesicht zu Angesicht sehen mö- gen, Amen. Ach, mein liebes Aeltgen! vergiß doch meine Er- mahnung nicht, die ich dir oft gegeben habe, nämlich, daß du dir Gott stets vor Augen stellen und aufrichtig l( vor ihm wandeln wollestz ich meine euch alle zugleich mit diesem Schreiben. O Herr! I erhalte uns, Amen. Sei nur guten Mutes, mein liebes Weib und Schwester in dem Herrn, und lege allen Kummer von dir; denn wer ist der Mensch (wie oben gemeldet), der sagen kann: Jch habe nicht gesündigt, mein Herz ist rein, rein bin ich und von Sünden frei. Jch hätte dir auch viel ernstlicher vor- wandeln können, als ich wohl getan habe, doch wolle Gott alles von uns nehmen, was Jhm an uns mißfällt, Amen. Hüte dich, meine liebe Schwester in dem Herrn, denn mder Teufel sucht dem Menschen Bekümmerniß zu machen. Dieses habe ich auf Cunebertsturm geschrieben, aber jetzt sind wir in des Grafen Hause, ich, Mattheiß und Herma11n, mei- nen jeden Tag« daß wir U unsere Opfer tun werden, womit wir auch von Herzen zufrieden sind, wenn uns Gott würdig achtet. Bewahret diesen Brief wohl, daß er Denen nicht unter die Augen komme, die uns peinlich fragen, damit O Andere dadurch nicht zu Schaden kommen. Der Friede Gottes sei mit uns allen, Amen. Der siebente Brief von Mattheiß Serbaes, aus dem Gefängnisse an J.N. und seine Brüder geschrieben. Gnade und sFriede sei mit dir und allen Gläubigen in Christo Jesu, Amen· - Ferner sollt ihr wissen, lieben Brüder und Schwestern, da es mit uns noch sehr wohl stehe, nämlich mit mir und Hermann, denn unsere Herzen sind voller Freuden, ja sie fließen über von Freuden. Die Zeit wird uns so kurz als wohl jemals. Des b Nachts loben mir unsern Gott in Einigkeit unseres Mundes; wir sitzen jetzt allein. Des Bischofs Eaplan, Eberhard genannt, ist abermals bei mir gewesen, den Samstag nach Jakobus, und hat von der Kindertaufe und von der Auferstehung der Todten sehr freundlich mit mir geredet. Der Graf sagte zu mir: Lieber Mattheiß, sage uns doch deine gründliche Meinung über diese Artikel; denn ich habe dir gesagt« daß euer Volk, das auf dem andern Tnrme ist, selber bekannt hat, daß die Todten nicht auf- erstehen werden; von dir aber habe ich noch keinen klaren Be- richt empfangen. Weil du sie nun gelehrt hast, so müssen sie es (sagte er) von dir haben. Hierauf erwiderte ich: Es ist wahr, c l. Petri l, 7. d Psalm US, Tit. eMuttlx 10, 22. f Apostels 20, 32. 1. Kot. 10, II. SRBUL Hi, 23. h l. Kot. IS, 20. iJvlx l, IS. I. Ich. s, L. Ic I. Kot. 10, 31 IS. Kot. 13 n: 1 Petri s, s. n L. Tini. d» S. OPHC 4, 7· . , U. . s I. Theil. I, 1. b Apostels is, Its. oder ikidzirtipisetoSpiegel der Tanfs-Gcsiktiiten. 255 Herr Gvaf, du hast neulich dergleichen Reden mit mir gehabt, und ich habe dir damals meine Antwort gegeben, gleichwie auch jetzt, nämlich, daß ich alle Gefangenen zu Zeugen nehme, wie ich keine andere Ansicht in meiner Lehre (die doch nicht mein, son- dern Christi ist) vorgetragen habe, als daß die Zeit kommen wer- de, daß cdie Todten aus den Gräbern auferstehen werden, die Frommen zum Leben, die Bösen aber zum ewigen Tode, und daß wir alle d vor dem Richterftuhle Christi offenbar werden müssen, damit ein Jeder an seinem Leibe empfange je nachdem er getan hat, es sei gut oder böse; aber daß dieses Fleisch und Blut, wie wir nun gehen, das Reich Gottes ererben sollte, habe ich nicht gelehrt, sondern das Gegenteil, nämlich, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben möge, auch soll das Vergängliche nicht das Unvergäiigliclse ererben. 1. Kot. 15, 50. Darauf sagte Eberhard, der Kapellaih er glaube auch nicht, daß dieses Fleisch und Blut das Reich Gottes ererben werde; auch sagte ich: Wir werden verändert werden; wer aber nun wissen will, wie das zugehen wird und wie die Todten auferstehen und mit wel- chen Leibern sie erscheinen werden, solchen sagt Paulus: O Du zltarr, was du säest, wird nicht lebendig gemacht, es sei denn- daß es sterbe; und was du säest, ist nicht der Leib, der da werden soll, sondern ein bloßes Korn, nämlich Weizen, oder sonst ein an· deres; aber Gott giebt ihm einen Leib, wie Er will. Das ist, sagte ich, mein Grund &c. Ach, möchte ich würdig werden, mit den Gerechten aufzustehen, darum bin ich bekümmert; was mir aber der Herr für einen Leib geben wird, das stelle ich Jhm an- heim; ich bin auch damit wohl zufrieden; ich werde weder vor dir, noch vor sonst irgend einem Wienscheih mehr bekennen· Dar- in- sagte er, sind wir auch nicht sehr verschiedener Meinung. Darauf sagte ich weiter: Man ruft nun über uns: Der hat dies, und Jener hat das, und ein Ander-er etwas Anderes de- kanntz lieber gehet doch unter euer Volk und fragt jeden Einzel· nen um alle Artikel; meinet ihr auch wohl, daß sie euch etwas Gewisses antworten oder bekennen werden? Gewiß gar nichts, oder doch sehr wenig. Es ist wahr, sagte er. Wir redeten auch noch manches wegen der alten Schreiber in Ansehung der Kinder- taufe; ich verwarf sie alle, und stellte sie Gott anheim; aber er bat, ich sollte mich-bedenken. fSolches begehrte ich auch von ihm und sagte: Jch bin in meinem Herzen versichert und versiegelt, daß es die lautete Wahrheit sei; ich begehre dabei zu sterben und das Leben zu lassen; auch sagte ich ihnen etwas von ihrer unreinen und gebrechlichen Gemeine, von dem Hurenhause, Spielhause, der Fechtschule und von ihrem täglichen Leben, das sie g nach allen heidnischen Weisen führten, desgleichen auch von dem b Unrechte und der Gewalt, welche sie mit Peinigen an uns ausgeübt hatten, nur weil wir keine Verräter sein wollten; dies alles gab ich ihm zu bedenken, wenn er ein Hirte der Schafe wäre. Darauf sagte er, es wäre ihm von Herzen leid. Die Gesichtszüge des Grafen (wie mir vorkam) veränderten sich. Sie standen auf; daraus gab mir Eberhard die Hand- und befahl mich dem H-errn sehr freundlich. · Also steht es noch sehr wohl mit uns, dem Herrn sei Dank gesagt, Amen. Gedenket unserer Tag und Nacht im Gebete, was wir auch wieder für euch zu tun gesinnt sind; ich wollte auch, daß alle Gefangenen gewarnt und ermahnt werden möch- ten, alle Gespräche abzuschlagen, sie diirfen folche kecklich abschla- gen· O i Brüder! wie fein und klüglich stellen sie ihre Netze vor meine Seele, um sie hineinzujagen; aber sie werden sie nicht fan- gen; ich habe dazu eine gute k Hoffnung, denn es ist vergeblich das Netz vor den Augen der Vögel auszuwerfen. Darum ist das mein Begehren an alle Gefangenen, daß sie cJoh. B, 2B. 1. Thess 4, 14. d I. Kot. s, 10. e I. Kot. II, II. il. Kot. O, 26. Si. Petri 4, I. hWeiåk S, 7. iKoL Z, s. lcSprichiv. l, «7. ligkeit förderlich wäre, wenn ihr ihnen von allem, ihren Mund bewahren undihre Zunge im Zaume halten wollen. Weil der I Gottlose (wie David sagt) vorhanden ist, so seid nicht schnell im reden; damit ihr euer Herz nicht verführt, und wartet in I« Geduld, bis Christus in euch redet, oder sein Geist durch euch (nach seiner Verheißung). Schämet euch auch nicht, wenn ihr auch nicht auf alle Fragen antwortet, denn darum hat sich auch nicht geschämt, der die I! Weisheit Gottes selbst war, nämlich Christus» wovon uns die Schrift des alten und neuen Testamen- tes ein sattsames Zeugnis giebt. Und wenn ihr auch wegen An- derer gefragt werdet, die noch draußen oder im Gefängnisse sind, ob sie mit uns seien-oder nicht, ob sie getauft seien oder nicht, so könnt ihr antworten: Jch liege hier nicht für einen Andern, son- dern sur mich selbst; darum kann ich für mich und nicht für einen Andern reden; wenn sie euch dann mit Peinigen oder langer Ge- fangenschaft bedrohen, so laßt sie drohen, laßt sie peinigen, werft euer Vertrauen fest aus den Herrn, dann werden sie wohl nicht mehr tun können, als Gott (der des Königs Herz in seiner Hand hat) 0 zuläßt. Zsst es dann des Herrn Wille, daß ihr leidet, so gedenket, daß ihr oft gesagt habt: Herr, Dein Wille geschehe; und in Wahrheit, wenn ihr dem Herrn fest vertraut, so sind auch p eure Haare auf eurem Haupt gezählt, deren keines ohne des Vaters Willen abfallen soll. Darum fürchtet euch kein Haar breit vor ihrem Drohen und erfchrecket nicht- sondern haltet dem Herrn still mit Langmut und Geduld in allem, was euch um der Wahrheit willen begegnet. tåVertrauet Gott, er wird euch nicht verlassenbis in den Tod, s men. « , Wenn ich aber, meine lieben Mitglieder, vermuten könnte, daß es sowohl dem Preise Gottes als auch eurer und ihrer Se- um was sie euch fragen, Rede und Antwort geben würdet, so wollte ich euch nicht allein ermahnen zu warten, bis ihr gefragt werdet, sondern ich wollte euch auch noch dazu mit Bitten und Ermahnung be- wegen, daß ihr es ihnen willig, ehe ihr von ihnen gefragt würdet, vorftellen und bekennen solltet; aber wie sie die Ehre Gottes, und eurer, ja auch ihrer eigenen Seelen Heil und Seligkeit hierin suchen- das will ich einem jeden gottesfürchtigen Liebhaber der Wahrheit, mit einem unparteiischen Urteile selbst zu bedenken und zu erwägen geben. Darum bewahrt eurn Mund, meine Geliebten, wie oben gemeldet worden ist. Jch habe ein Lied gemacht, jedoch nicht,aus, Leichtsinn; deshalb wollte ich auch, daß es gesungen würde, nicht mir, sondern Gott zum Preise. Lieben Brüder! lasset mich eurem t Gebete treulich anbe- fohlen sein. Jch grüße euch alle mit dem Frieden unsers Herrn Jesu Christi; wer den nicht lieb hat, der ist Anathema Maharam Motha. sDie Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen, Amen. Der achte Brief von Mattheiß Servaes an Aeltgen, fein Weib, aus dem Gefängnisse geschrieben. Die s Gnade Gottes sei und bleibe bei dir und allen Glau- bensgenossen in Christo, welche bei dir und anderswo sind, nebst einem rechten Frieden, freundlicher Liebe, standhafter Geduld und beständiger Ausharrung, alles dasjenige bis ans Ende zu ertragen« was uns auferlegt wird von dem Leiden, das-noch am b Leiden Christi iibergelilieben ist, Amen. Ferner, mein liebes Weib, die ich von unserer ersten Zu- sammenkunft an (dessen der Herr, wie ich hoffe, mein Zeuge ist) IPL IS, Z. Sol. I, w. mMatth. to, is. as. Kot. 7, 22. oSvr. St, I. pMattlx S, to. North. IV, so. Lukas 12, 7. qHebr. to, As. rAvostelg. 12, s. I. THE. s, W. s 1. Kot. W, M. s. Pf. I, 7. bLuL 21, U. 256 Der blutige mehr der O Seligkeit als dem Fleische nach geliebt habe, gleichwie ich auch für deine Seele sowohl, als auch für die meine Sorge getragen, und dish dazu ermahnt habe, wozu wir nun gekommen sind, dem Herrn sei ewig Lob dafür gesagt. Meine liebe Schwester in dem Herrn, du kennst den Kum- mer wohl, welchen ich wegen des Wegziehens gehabt habe, und wenn auch etwa Jemand denken möchte, ich hätte einen Gefallen daran gehabt, so ist dem nicht so, denn ich habe von lder Zeit an so oft begehrt, wenn es mir zur Seligkeit dienen würde« daß ich auf irgend eine Weise der Sache -entübrigt werden mochte, es sei durch Gefängnis; oder durch den Tod. Nachdem es aber dem Herrn gefallen l)at, daß wir noch zuvor d durch Leiden hier aus Erden Zeugen seines Wortes und Namens sein sollen, wie du auch mehr als einmal begehrt hast, daß ich dem Herrn durch Lei- den heimgeführt werden niöchte (nicht weniger hast du auch ver- langt, daß du niit mir gefangen werden möchtest, wie es denn nun gescheheii ist), so laß uns nun auch geduldig sein, »und dem Herrndankeiy daß Er uns erhört und unser Gebet erfullthatz darum laß uns auch nichts Anderes bitten, als was wir bisher gebetet haben, nämlich: e Herr, dein Wille geschehe ·Jch »aber- gebe mich dem Herrn, dem ich gedient habe, willig in seine Hand; sei meinetwegen nicht beschwert. Wolltest du aber etwa denken, es möchte uns noch viel Leiden zustoßen (was doch in des Herrn Hand steht), so denke auch: Wenn uns des Leidens viel bereitet ist- so ist uns auch dagegen viel mehr Trost zubereitet, denn gleich· wie kdes Leidens Christi viel über uns kommt, so werden wir auch reichlich g getröstet durch Christum. Jch habe keine Zeit mehr zu schreiben, aber halte nur stark an, bis du hinweggenoms men wirst; alsdann, und nicht eher, ist 11 die Krone des Lebens bereitet. Dieses sei auch dir, meine liebe tSchwester Anna, und Allen,«die bei dir sind, geschrieben. Der Gruß mit meiner Hand.. Die i Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen, Amen. Grüßet euch unter einander kmit einem-heiligen Kasse. Unsere Brüder grüßen euch alle. Gedenkt unserer, und seid gu- ten Mutes, denn dieses ist d-as erste Erbe, das uns hier verheißen ist, welches wir auch besitzen müssen, wenn wir das Ewige erer- ben wollen, wo lgalle Tränen, die nun aus unsern Augen fließen, abgewischt werden sollen, und alle Betrübnis in ewige Freude verwandelt werden soll; denn m unsere Trübsal, die zeitlich und leicht gegen das Ewige ist, bringt eine ewige und über alle Ma- ßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare sehen. Darum wendet eure Augen ab von dem allen, was sichtbar ist, und seid hiermit der Gnade Gottes befohlen, Amen. Der neunte Brief von Mattheisk Servaes an F. V. H. aus dem Gefängnisse geschrieben: Die sheilsame Gnade Gottes vermehre fiel) bei dir und allen Frommen durch Jesum Christum in Kraft des heiligen Geistes, Amen. O! meine sehr geliebte Freundin in dem Herrn F» ich kann dir aus Liebe nicht verhehlen, daß ich dein Begehren gern erfül- len wollte, aber es mangelt mir an vielen Dingen, an Papier und Tinte, auch zverdeich so genau bewacht wie Gold« so daß ich weder Briefe empfangen noch aussenden kann. Darum halte mir dieses kleine Brieflein zu gut, denn ich habe es um des Guten willen geschrieben; es ergeht nun an dich mein herzliches Ermah- nen und Begehren, du wollest für b dein Leben von Herzen Sor- ge tragen und es so einrichten, daß es doch dem Worte Gottes und dem Vorbilde Jesu Christi gleichförmig sei, und bedenke es eHebr. is, 1'7. cIJolx is. 2'7. cMatth. S, 10. i L, Kot. 1, it. IS. Thesß 2. 7. h Dffetib.-2, 10. i2. Thesß s, 1»7. le 2. Kot. is, 12. Kot. 4, 17. lOffenb 7, 17. m L. Kot. Ko: L« 1 s seit. e, u. t- siThii. i! 27- Schauplatz fleißig, wie du mit mir geredet hast. cLiebe Gott über alles, und verlasse die Versammlung nicht, wie bisher, denn wenn du noch etwas lieber hast als ihn, so bist du seiner nicht wert. Wache recht auf, meine Freundin, in dem Herrn, denn es gilt hier kein Mundglaubg wie du selbst wohl weißt, sondern es muß ein d lebendiger ja durch die Liebe tätiger Glaube sein, soll man· anders hier und nachher vor Gott bestehen; aber solchen Glau- ben wirke in dir- und in allen, die es von Herzen begehren, der Gott (- Schaddai, Amen. Wie es sonst mit mir steht, kann ich nicht genug beschreiben, denn der Herr giebt große Freude in mein Herz, so daß ich von Gott (wenn es anders sein Wille wäre) begehrte, daß ich gebunden durch Köln geführt, und von »der einen Straße zur andern mit Ruten gepeitscht würde, damit sein Niame offenbart, mein Leib aber auf der Folterbank geläu- tert werden möge, Gott allein, und nicht mir, zum Preis, welches auch zum Teil geschehen ist. Dem Herrn sei gedankt, Amen, der meinen Mund verschlossen und mich mit Kraft ausgerüstet hat, auch dieselbe noch täglich vermehrt, und mich bis ans Ende er- halten wird- Amen. Hiermit Gott ·k befohlen; gedenket unserer, gleichwie ich auch eurer. Grüße mir auch diejenigen, die bei dir sind, denen mein Gruß im Herrn angenehm ist. Von mir, Mattheisz Servaes von Kottenenr. Der zehnte Brief von Viattheiß Servaes ans dem Gefängnisse an Mär. West geschrieben. Gnade und s Friede vermehre sich bei dir und allen Gläu- bigen von Gott, dem Vater, durch Jesum Christum mit der Kraft des heiligen Geistes, Amen. Ach, meine sehr geliebte Schwester in dem Herrn M. W, ich kann dir nicht vergeben (um der großen Liebe willen, die wir untereinander haben durch Sdie Erkenntniß Gottes, so lange wir niit einander bekannt gewesen sind), daß ich oft an dich wie auch an alle Frommen denke, dennich beschäftige mich damit in mei- nem Herzen Tag und Nacht. Desgleichen habe ich ·auch vernom- men, daß du mit viel Betrübniß an mich Idenkst und wünschest (wenn es hätte sein mögen), daß« es der Herr anders gefügt hät- te, was ich aber nicht bitten oder wünschen kann- denn ich weiß es nicht, wie er es für mich hätte besser machen können, indem ich eine große Traurigkeit auf mir hatte, wie du auch wohl weißt; der gute Gott aber hat mich von dies-er Last erlöset und befreiet, und das nicht allein, sondern ich bin auch von allem Kummer frei, nicht als ob ich des Arbeitens müde wäre, ach nein, denn wie gern hätte ich dem Herrn dienen wollen, und wollte noch gern dienen, wenn ich ihm nur nützlich sein könnte, aber ich achte es so« für besser, denn es muß doch einmal b geschieden sein. Jch hoffe, der Herr werde meinen Platz wieder mit treuen Knechten ausfül- len, die mehr Gaben von ihm empfangen haben als ich- denn es ist dem Herrn bekannt, mit welcher Furcht, Angst und Bangigkeit· ich euch gedient, und dabei vor Gott und euch mich so gering und unwürdig geachtet habe, so daß ich auch meine Augen in der Ver- sammlung nicht wohl aufschlagen durfte; durch Gottes Gnade aber war ich Oder, der ich war, und Gottes Gnade ist auch an mir unter euch nicht ganz umsonst gewesen. Jch habe auch mei- nen Dienst (wie du wohl weißt) mit viel Tränen verwaltet; nun aber ist es (dem Herrn sei gedankt) lauter Freude, welche Freu- de ich nicht wohl erzählen kann. O, meine liebe Schwester! - wie ist das d Joch des Herrn so süß, wie ist seine Last so leicht auf meinen e Schultern. v Jch will meinem Gott still halten, durch seine Hülfe; es koste auch, was es will, aber ich k begehre, was du· und alle Gläubigen, denn Herrn für uns bittest solches sechs. 10. es. Motiv. to, 37. dient. s, o. se. Mose s, u. kein. 4, 17. s Rom. i, 7. J: Many. es, as. c i. nor. is. 10. a Many. u, es. 2 Pfui» ca, u. keck-using. 12, s. i. Eben. s, es. Motiv. a, 10. oder Märtyrer-Spiegel der TanfiQGefimitem 257 hoffen wir auch für euch zu tun; ich bitte nun von Herzen, daß sein Wolle geschehen möge. Ach, meine liebe Schwesterl wandele doch ernstlich und gottselig in der Stille, damit du g bestehen mö- gest. Gnade sei mit euch allen, die unsern Herrn Jesum Chri- stum unveränderlich lieben, Amen. Von mir, Mattheisz Servaes, deinem B J. H. Vier und dreißig Männer und acht Weiber werden im Bcrner Gebiete vor nnd um das Jahr 1566 getödtet. Als! wir sehr begierig waren, den Zustand der gegenwärti- gen Glaubensgenossen, die sich im Elsaß aushalten, desgleichen auch, was sich zuvor unter ihnen in Ansehung« ihrer erlittenen Verfolgung zugetragen hat, kennen zu lernen, ist uns eben (durch Vermittelung eines unserer guten Freunde, H. Vlaming, der ge- genwärtig in Amsterdam wohnt) ein Auszug aus einer Schrift eingehändigt worden, welche die Aeltesten und Lehrer im Elsaß hierüber ausgesetzt und hierher gesandt haben, welcher (aus der hocl)deutschen Sprache übersetzt) lautet wie folgt: . Wask nun diese Brüder betrifft, die im Berner Gebiete um des Glaubens willen hingerichtet worden sind, so sind von dem Jahre 1528 an bis ins Jahr 1566 zwei und vierzig Personen hingerichtet worden, unter welchen acht Weibspersonen waren. Wir« besitzen einen kurzen Auszug von ihren Namen und Geschlecht, desgleichen auch in welchem Jahre und auf welchen Tag ein Jeder derselben hingerichtet worden ist &c. "So weit geht »der Auszug dieses Briefes, welcher von allen Aeltesten und Lehrern im Elsaß mit dem Vornamen und Zuna- men unterschrieben war, welche wir auch hier beigefugt hatten, wenn wir nicht gefürchtet hätten, es möchte ihnen solches gegen· wärtig zu größerer Verfolgung gereichen, wovon sie noch nicht ganz befreit sind, wie (an seinem Orte) hiervon Anweisung ge- tan werden soll. Hans Georgem I566. Jn diesem Jahre 1566 ist auch der Bruder Hans Georgen, ein Graf von Großenstein aus Welschland oder Italien, als er sich in Deutschland bei der Gemeine (wohin er gefluchtet war) aufgehalten, und sich in seinem Christentume leutselig und wohl aufgeführt hatte, wieder einmal in Welschland gereiset, wo er sein Weib zurückgelassen hatte; er wurde aber dort angebracht und sverraten, so daß Leute von Venedig kamen, die ihn in b Berhaft nahmen; als sie aber mit ihm auf dem Wasser waren, um nach Venedig zu reisen, haben sie ihn ins Meers-geworfen und ertränkt. Sie haben ihn um deswillen in aller Stille über die Seite geschafft, damit sie nicht so viel Mühe in Venedig mit ihm haben möchten, indem er von so hohem Stamme war. c Also hat er um des Glaubens willen sein zeitliches Leben verlieren müssen. Jn Folge seines Glaubens hat er allen Adel dieser Welt verlas- sen, und wollte lieber mit dem Volke Gottes Schmach leide1i, als unter den Seinen zeitliche Ehre und Hochachtung genießen; dar- um achtete er auch die Verachtung um des Namens» Christi willen für einen großen Reichtum, weit über die Schatze» Egyptens oder den Adel dieser Welt; denn er sah auf die zukunftige Zeit und d ewige Belohnung, die da groß sein wird im Himmel, und ihm, als einem Zeugen, Nachfolger und frommen e Ritter Chri- sti, nicht vorenthalten werden wird. Hans Rang. 1567. Zu Semhoffen im Schwabenlande ist im Jahre 1567 Hans Mang (sei1ies Handwerks ein Hutmacher) um des s Glaubens und der Wahrheit Gottes willen gefangen gesetzt worden, in wel- cher Gefangenschaft er große und bittere Kälte ausgestanden hat, so daß er des Nachts die Füße 1iicht erwärmen konnte; überdies hat er auch noch vielen Anlockungen und Streitigkeiten der b Gottlosen widerstehen müssen. Endlich aber ist er in dem Ge- fängnisse in dem Herrn entschlafen, hat daher Glauben gehalten, und ist bis ans Ende darin in Geduld verharrt; darum wird er . auch die herrliche cKrone des Lebens mit allen Auserwählten Gottes erben. Nicolnus Gebet. 1567. Jn diesem Jahre 1567 ist auch der Bruder Nicolaus Geyer, ein Müller, der ein Armendiener war, um des Glaubens willen, zu Jnnsbruck in der Grafschaft Tyrol gefangen worden. Hier haben die Jesuiten und Andere ihm auf viel- und mancherlei Weise zugesetzh und sind im Verhör, nach des Satans Art, grau- sam mit ihm umgegangen; aber er hat sich vom Glauben nicht abbringen lassen, sondern hat, als ein christlicher Held, standhaft ausgehaltem und ist nach großer Standhaftigkeit von den Ceci- phas- und Pilatuskindern zum Tode verurteilt worden. Die Pfaffen drangen auch, mit s Herodias Töchterlein sehr darauf, und wollten sein Haupt haben, welches sie auch erlangt haben, denn er ist mit dem Schwerte gerichtet und nachher verbrannt worden, und hat also in dem edlen b Glaubensstreite das Feld in Christo Jesu ritterlich erhalten, als ein rechter Liebhaber Gottes, dem weder c Trübsal, Pein oder Qual den Mut genommen ha- ben; kein Wasser konnte seine Liebe auslöschem kein Schwert die- selbe von ihm absondern, noch ein Feuer sie verzehren, sondern sie ist ihm d Gottes Weg zum ewigen Leben gewesen, denn durch die Liebe zu Gott kommen wir durch seine e Gnade ins Paradies, wenn wir uns von der Liebe nicht abführen lassen. Karl Halling 1567. Karl Halling, geboren in Steinwerk, der von da, um des a Zeugnisses des Herrn willen, nach Armentiers flüchtete, ist da- selbst gefangen worden und als er bei der Erkenntnisz der Wahr- heit und seinem Glaubensbekenntniß standhaft bleiben wollte, wurde er von den Herren zum Tode verurteilt, und ist also um des b Namens Gottes willen lebendig verbrannt worden. Adrian du Rieiu 1567. Adrian du Rieu, oder Adrian Olieur, geboren zu Halewym ein Diener des s Wortes Gottes und seiner Gemeine zu Armen- tiers, wurde daselbst um der Wahrheit willen gefangen; und als ei« seinen Glauben ohne Furcht bekannte, und uni keiner Pein willen davon abwich, sondern darin stets standhaft blieb, ist er zum b Tode verurteilt und lebendig verbrannt worden. Christian Langedul, Cornelins Clerii, Matthäus de Vik, nnd Hans Shmonß. 1567. Jm Jahre 1567 den 10. August an einem Sonntag Mor- gens ist Christian Langedul ausgegangen, um einen Brief an seinen Bruder R. L. zu bestellen; von da hat er sich nach einem Plsatze, das Schellchen genannt, begeben, wohin er mit einigen Brüdern beschieden war, um einen s Streit zwischen zwei Perso- nen schlichten zu helfen. Als diese Versammlung auskundschaftet wurde, so ist ein Hauptmann, Lamotte genannt, der zu der Zeit in Antwerpen war, unter dem Vorwande dahin gekommen, um einige von sei- t: Gib. C. U. - sVon unserer Reuters-e, die Märtyrer im Elsas-z zu beschreiben. sEiii ge- wisser Auszug aus einem Briefe der Aeltesten und Lehre: im Elsas. und vierzig Märtyrer-n die im Beute: Gebiete vom Jahre 1528 bis zum Jahre 1566 ihr Leben gelassen baben sc. U åszur. 22, 48. bAvvstelg- 22, II· cHebL 12,»Is. dMattb.»ö, IS. Jud. « Von zwei 2 abebih II, II. bApoftelg. 7, As· cJcIL 1. IS. aMattlx I4, B. b2. Kot. Z, IS. cMutth. 22, sit. dRönL S, As. eLuL 4. »- Ich. is, 27. Die-ich. IV, 2Z. Apostelg TO, IV. Mattkx I0, 22. b it. Esdra « gut-einig. e, i. usw. is, e. a I. Kot. S, s. 258 Der blutige Schauptaiz nen Soldaten zu suchen. Als er nun die Versammlung sah, hat er mit seinen gewaffneten Soldaten (die darauf warteten) das Haus besetzen lassen, und seinen Jungen sofort nach dem Mark- grafen gesandt. Unterdessen hat Christian mit dem Haupt- manne französisch geredet und ihm die Ursache ihres Zusammen- kommens erzählt; während der Zeit aber sind Einige von der versammelten Gesellschaft durch eine Hintertür entronnen. Als nun der Markgraf zu Pferde ankam, und sich mit sei- nem Volke ins Haus begab, hat er die Uebrigen b gefangen ge- nommen und noch dem Steine geführt; hier brachten sie ihre Zeit in ihrer Trübsal mit Geduld bis den andern Tag zu, wo sie wegen ihres Glaubens verhört worden sind, welchen sie zu Vieren (nämlich dervorgemeldete Christian Langedul«, Cornelius Claeß, Matthäus de Vik und Hans Symonß) ohne Furcht cbekannt haben. Darauf hat man sie so elendig gepeinigt, und ist so jäm- merlich mit ihnen umgegangen, daß sie auch den Tod nicht so sehr als die Falter fürchteten, wie Christian in einem Briefe an sein Weib meldet. Als sie nun·einen Monat lang in der Gefangenschaft mit großen Verlangen zugebracht hatten, sind sie zuletzt d zum Tode verurteilt worden, sind auch, als sie die Nachricht empfangen hatten, daß sie sterben sollten, e ohne Furcht und guten Mutes gewesen; aber der Christian hat sein Weib und seine Kinder sehr beklagt ,(wie auch fortwährend in seiner Gefangenschast, insbe- sondere aber in der letzten Nacht) und hat ihm ihre Betrübniß großes Herzleid verursacht. Den 13. September, auf einen Samstag, des Morgens früh, hat man diese vier Freunde abgeholt, zwei und zwei an ein- ander gebunden, und sie auf den großen Markt vor das Stadt- haus gebracht, wo die Kriegsleute einen Kreis geschlossen hatten; in der Mitte aber stand ein Häuslein mit vier Pfählen, an welche sie gebunden wurden. Hans« Symonß und Matthäus gingen voran, und darauf folgten Cornelius und Christian. Unterwegs sagte Christian zum Volke: k Hätten wir Liigen reden wollen, so wären wir diesem wohl entgangen. Matthäus sagte: Jhr Bür- ger, daß wir hier g leiden, geschieht um der Wahrheit willen und weil wir nach Gottes Wort leben. Hans Symonß ermahnte seine Brüder, sie sollten I! diejenigen nicht fürchten, die den Leib tödten, sondern Den, der die Macht hat, die Seele zu verdammen. Unterdessen sind sie an den Ort gekommen, wo sie ihr i Opfer tun sollten. Da hat des Scharfrichters Diener zuerst den Christian genommen und ihnins Häuslein an einen Pfahl gestellt; hier rief er seinen Brüder zu, die noch draußen standen, und ermahnte sie, tapfer fiir die Wahrheit zu streiten, worauf sie einander den letzten kKuß des Friedens gaben. Nachher haben sie Cornelius auch an einen Pfahl gestellt, sodann Mattbäits und znletzt Hans "Symonß. Die Trommeln wurden geschlagen, damit man sie nicht reden hören möchte. Endlich hat sie der Scharsrichter er- würgt, und Feuer in das Häuslein gesteckt. Also haben diese vier Freunde ein seliges Ende genommen, nach des Herrn Wort: I Wer beharrt bis ans Ende, soll selig werden. Hier folgen einige Briese, die Christian Langedul in seiner Ge- fangenschaft geschrieben hat. Christian Langednls erster Brief an sein Weib, geschrieben den 11. August, worin er die Freude seines Gemütes sowie seine Betrübniß um Weib und Kinder schildert und erzählt, wie die Gefangenen verhört wurden. Gnade und s Friede wünsche ich euch allen euer Leben lang von Gott, unserm himmlischen Vater, b durch Christum Jesum, in Kraft seines heiligen Geistes, Amen. Mein auserkornes und sehr herzlich geliebtes Weib und Schwester im Herrn, in- Ansehung des c Glaubens, wie ich hoffe, Tuittch des Herrn Gnade, und wirst es auch d bleiben bis in Ewig- ei . Hätte ich« dir eher schreiben können, ich hätte es get-an, näm- lich von der großen Gnade, von der Freude und dem Troste, die ich in dieser kurzen Zeit im Gefängnisse gehabt habe, weshalb ich den Herrn bitte, daß Er sie mir bis an mein Ende zu meiner Se- ligkeit gönnen wolle. Aber große Betrübniß und Tränen habe ich um dich, um die Kinder, um die Großmutter und alle Freun- de gehabt (das weiß der Herr) und werde sie noch haben, ehe es zum Scheiden kommt. Jch habe mich verwundert, und kann es noch nicht begrei- fen, welch’ einen Gott wir haben, denn e es ist ein Gott allen Trostes, der mich in all’ meiner Anfechtung tröstet, und ich hoffe, daß Er dich auch allezeit trösten werde, wenn dir Trost nötig sein wird. Meine sehr geliebte Frau! Sei doch getröstet in all’ deinem Leiden, welches du mit mir hast, denn k dieser Zeit Leiden ist der Herrlichkeit nicht wert, die an uns offenbart werden soll. Jndem wir nun unsere Wallfahrt angefangen und allezeit aus diese Un- kosten unsere Rechnung gemacht haben, so tröste dich allezeit mit des Herrn Wort, wie ich auch hoffe, daß du tun werdest; auch habe ich ein gutes Vertrauen zu dir, daß du mich nicht mehr be- trüben werdest, als ich betrübt bin; ich weißzdaß du hierzu tapfer bist; darum hoffe ich, der g Herr werde uns bis ans Ende stärken. Bitte den Herrn allezeit für uns, weil wir dessen benötigt sind, denn »das Gebet der Gerechten vermag viel, wie ich dich denn in meinem Herzen auch für eine Gerechte erkenne, und hoffe, dich nach diesem Leben in dem ewigen zu sehen, wo wir nimmer von einander scheiden werden. Du wollest mir auch, falls ich dich jemals betrübt habe, solches hum des Herrn willen vergeben, denn ich vergebe denen alles gern, die an mir übel gehandelt haben, so daß ich auch hoffe, der Herr werde mir alles vergeben, meine Sünden und Schwachheit. Jch kann mich nicht genug verwundern, noch dem Herrn für alles genug danken, was Er mir.tut; Er ist ein wunderbarer iguter Gott, solches sehe ich jetzt recht gut ein. Jch berichte dir auch, daß wir heute alle vor dem Markgra- fen verhört worden sind; von uns sechs haben vier ihren Glau- ben freimütig bekannt; denn es konnte nicht anders sein, I( Seele oder Leib muß daran; den Herrn verleugnen oder bekennen, solches mußte geschehen. Also haben Hans Symonß, Cornelius Schuhmacher und Matthäus bekannt, gleichwie -auch ich Unwürdigey und hoffe da- bei, I dem Herrn zum Preise auszuhalten, doch nicht durch meine eigene Kraft oder mein Verdienst, sondern durch Gottes Kraft und Gnade, denn durch Schwachheit werden wir stark, das muß ich bekennen. Darum sei guten Mutes in dem Herrn, und M wende allen Fleiß auf die Kinder, an welche ich auch nicht den- ken darf, denn sie sallen mir sehr schwer. «« Als der Markgraf mich heute wegen meines Glaubens frag- te und verhörte, richtete er nur eine einzige Frage wegen der Taufe an mich: ich widersetzte mich ihm so lange als ich konnte damit, daß ich sagte, daß ich nur deine Taufe nach dem Evange- lium und dem Befehle und O Gebote Christi erkennte; aber es hieß allezeit: Sage mir Nein oder Ja, ob du mit deiner Kinder- taufe zufrieden seiest, oder eine andere empfangen habest? Jch erwiderte, ich wüßte von der Kindertaufe nichts zu cMattkx 12. so. dGtM Z. 26. e2. Kot. l. s. il. Kot. l3, il. Nisus. h Apostels« s, Z. Avostelm 14, 22. cMattb. 10, 32." dsob IS, 2. e2. Kot. s, IS. Esel. 40, 29. Apostels 12, s. Jok- s, l8. HEROLD. S, U. iMattb. is, l2. fWeislL l, U. gJolx 17,»I7. bMcctth. U. W. iRönh 12, l. sei. M, U· lcMattlj 10. 32. Las. 12, S. 1Ehh. l, IS. Z· Kot. 12, D. toEPQ S, 4. Kot. Its, 20. lMatth 10, 22. aRom. l, 7. bJolx 14, 26. NOT-h. di, s. oMatth. 28, 19. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. sagen, aber damit war es nicht genug; ich mußte bekennen, daß ich eine andere empfangen hätte. Solches habe ich bekannt, dem Herrn sei Lob, es hat mich auch noch nicht gereuet, und ich hoffe p es wird mich nicht bis ans Ende gereuen, denn es ist die lautere Wahrheit. · Jch muß schließen, weil ich nicht Papier genug habe. Grüße mir bei Gelegenheit alle Freunde in dem Herrn und alle andere Freunde, dem Fleische nach, sehr herzlich, insbesondere grüße das Großmütterchen und tröste sie so gut als du kannst, denn ich habe um ihretwillen eben so große Bangigkeit, wie um dich und meine Kinder. Oft denke ich an meinen süßen P., aber ich bin froh, wenn er aus meinem Sinne ist; tue in allem das Beste; ich grüße dich mit einem heiligen g Kusse des Friedens. Der Herr will, wie ich hoffe, meine Tage verkürzen, weil Er mich liebt. Jch hoffe noch, der L. E. zu schreiben, wenn ich Zeit habe; grüße sie heEzlich von mir. Hiermit dem Herrn befohlen. Geschrieben wie o en. Von mir, deinem sehr schwachen Manne, Christian Lccngeduh aus, dem Gefängnisse, um des Zeugnisses des Herrn willen. Der zweite Brief von Christian Langeduh worin er erzählt, wie grausam er gepeinigt worden und wie sein Leib nach der Falter zugerichtet gewesen sei, und eine Schilderung seiner festen Hoffnung und seines Vertrauen-s auf den Herrn. Mein liebes Weib, wisse, daß ich gestern um drei Uhr dir einen Brief geschrieben habe, den ich dir jetzt sende, weil ich ihn damals nicht bestellen konnte, denn kurz darauf kam der Mark- graf hierher, um uns zu peinigen; deshalb konnte ich den Brief nicht senden, indem wir alle vier damals, einer nach dem andern, sehr gefoltert worden sind, so daß wir gegenwärtig wenig Lust zu schreiben haben; doch können wir es nicht lassen; wir müssen euch schreiben. Cornelius Schuhmacher war der Erste, der gepeinigt wur- de; ihm folgte Hans Shmonß Als der Hauptmann mit diesem in das Foltergewölbe ging, dachte ich: Nun werden wir recht- schaffen daran müssen, um seinen Willen zu tun; unterdessen kam die Reihe an mich; du kannst denken, wie mir zu Mute war. Als ich nun an die Falter zu den Herren kam, hieß es: Entkleide dich, oder sage, wo du wohnst. Jch sah betrübt aus, wie man wohl denken kann, und sagte: Wollt ihr mich denn nachher nichts· · · · » · jetzt kann ich es nicht gut ausfuhren; es geht zu schnell. mehr fragen? worauf sie stille schwiegen. Das dachte ich: Jch sehe wohl, was es sein soll, man wird gmeiner nicht schonen; darauf entkleidete ich mich und übergab mich dem Herrn zum Tode. Hiernächst haben sie mich jämmer- lich ausgespannt s und gewunden; ich meine, es rissen zwei Stricke an meinen Schenkeln und Schienbeinen; auch wurde ich ausgespannt, und es wurde mir viel Wasser in meinen Leib, in die Nase und auch auf das Herz gegossen; dann ließen sie mich los und fragten mich: Willst du noch nichts sagen? Sie baten mich auch, und bald redeten sie wieder hart mit mir; aber ich tit meinen Mund nicht auf, so fest hatte ihn Gott geschlossen. Darauf sagten sie: Greift ihn noch einmal rechtschaffen an, was sie auch taten, und jene riefen: Fort, fort, spannt ihn noch» um einen Fuß aus. Jch dachte, ihr könnt michi nur tödten. Als sie nun mein Haupt, das Kinn, die Schenkel und Schienbeine bedeutend ausgespannt hatten, ließen sie mich so liegen und sag- ten: Sage, sage. Da plauderten sie unter einander wegen meiner Rechnung, die J. T. wegen der Leinwand geschrieben hatte, die auf 655 Pfund gerechnet wurde. Darauf sagte der Markgraf: Er ver- steht gut französisch ich aber lag in der Pein. Da hieß es aber- pJokx 18, Z7. «-11. Thess s, 2S. Matth 24, 22. aRöm. ist, B. 259 malst Willst du nichts sagen? Jch tat meinen Mund nicht auf. Sie sagten: Sage uns wo du wohnst, dein Weib und Kinder sind ja doch nicht mehr dort. Jch redete aber nicht ein Wort. Sie sagten: Welch eine erschreckliche tSache » So sehr hat mir der Herr den Mund bewahrt, daß ich ihn nicht aufgetan habe; endlich, als sie es lange versucht hatten, mich zum Reden zu zwin- gen, ließen sie mich los. Darauf trugen mich ihrer zwei, der Scharfrichter und sein Knecht, von der Folterbank; gedenket, wie sie mit uns umgegan- gen seien, auch wie uns zu Mute war und noch ist. Hiernächst haben sie mich aus dem Foltergewölbe teils getragen, teils ge- schleppt, bis ich hinauf in des Kerkermeisters Kammer kam; dort war ein gutes Feuer von Eichenholzx auch gaben sie mir ein- oder zweimal Rheinwein zu trinken, und ich kam wieder einiger Maßen zu mir selbst; als ich mich nun etwas erwärmt hatte, schleiften sie mich hinauf über des Pförtners Kammer; sie hatten großes Mitleiden mit mir; sie schenkten mir abermals Wein ein, gaben mir Kraut, und von allem, was du mir gesandt hattest, das mir sehr gute Dienste leistete; sie ließen Wein holen, und halfen mir in mein Bett; aber die Leintücher waren sehr grob und verursachten mir an den Schenkeln und Schienbeinen sehr große Schmerzen; doch kamen bald nachher die Leintücher und das Kopfkisfen an, welche du mir sandtest, und wobei auch zwei otder drei Schnupftücher waren; dann deckten sie mich mit den Tüchern zu, welche mir ebenso nützlich waren, als das Kraut. Wären die Tücher nicht gekommen, ich weiß nicht, wie ich es die Nacht gemacht hätte, so aber habe ich recht gut geschlafen; doch kann ich noch nicht gut stehen, denn meine Füße sind von -dem Ausspaiinen als ob sie todt wären: doch hoffe ich durch des Herrn Gnade, b daß es wohl sein werde. Wir haben einen solchen starken Gott, daß er mich nicht über. mein Vermögen hat versucht werden lassen; c ich hoffe auch, er werde es fernerhin nicht tun, solch ein festes Vertrauen habe ich zu ihm, denn ich weiß gewiß, daß bis in Ewigkeit kein anderer Weg, noch eine andere Wahrheit erfunden werden wird· d Dar- um halte an, es sei zur rechten Zeit oder zur Unzeit Deinen Brief habe ich empfangen, und danke dir sehr, daß du meiner zum Besten gedenkst, wie du allezeit getan hast. Jch habe dir in meinem ersten Briefe, ehe ich den deinigen empfing, eine rechte Antwort auf deinen Brief, den du mir gesandt hast, geschrieben: ich hätte dir wohl noch viel zu schreiben, aber für . Matthäus ist nach mir gefoltert worden: er hat sein Haus angegeben und auch die Staße, auf welcher wir wohnen, und ge- sagt, in einer Winkelgasse wiewohl ich meine, daß keine Winkel- gasse mehr in der Straße sei: darum ziehet von dort weg, wenn ihr-noch nicht ausgezogen seid, denn ich glaube, der Herr werde dahin kommen. Lasset auch Niemanden in das Haus gehen, der in Gefahr steht, gefangen zu werden, auch hat er R. T. Haus genannt, und auch die Straße, auf welcher F. V. St. wohnt; eile hierin, das Beste zu tun; aber er ist hierüber sehr betrübt. Cornelius und Hans haben auch nichts gesagt: ich hätte noch viel zuschreiben, aber die Zeit ist zu kurz; ich hoffe heute noch zu schreiben, wenn es dem Herrn gefällt. Jch hätte es gern, daß H. Teinmal heraus käme. e Jch grüße euch sämmtlich sehr herzlich. Es war gut, daß J. T. gestern fortging, denn der Markgraf kam bald darauf; aber ich kann dir nicht viel sehr schreiben, k denn die Zeit ist zu— kurz bis an den Tag. Hiermit sei dem Herrn anbefohlen gund dem Worte seiner Gnade. Bitte doch den« Herrn ernstlich fiir uns, denn wer bittet, der empfängt. An die Kinder und an dich darf ich nicht viel or. 12 S. c l. Kot. 10, Its. d Juli. b 2. K , 4, S. B. Tini. 4, Z. eKoL 4, 17. s Apostels. W, W· FOR. S, IS. Mclttkx 7, 7. , 260 Der blutige SGMPIAM denken; es fällt mir gar schwer, davon zu scheiden. Stelle doch alle Freunde zufrieden, so gut als du kannst, denn ich bin auch sehr zufrieden, wiewohl ich um ihretwillen sehr betrübt bin, es ist jedoch von dem Herrn so verordnet. Von mir, b deinem schwachen Manne, Christian LangeduL im Gefängnisse zu Antwerpen auf dem«Steine, den 12. August 1567. Jch bin nach idem Foltern noch nicht völlig wieder herge- stellt, wie man wohl denken kann; aber ich hoffe, es wird wohl sein; betriibe dich nicht zu sehr darüber. Es wäre mir lieb, wenn J. T. mein Rechenbuch mitbringen könnte; ich wollte ihm noch einmal alles zeigen oder aufschreiben; bringe uns etwas, um Briefe damit zu verschließen. Noch ein Brief von Christian Langedul, worin er den Zustand seines Gemütes und die Richtigkeit seiner selbst beschreibt, auch seine Liebe zu seiner Sohnes-Frauen zweiten Mann« J. T» endlich die Furcht, die sie hätten, noch einmal gepeinigt zu werden, nnd warum. Gnade, Barmherzigkeit und Freude s in dem heiligen Geiste wünsche ich dir von Gott, unserm himmlischen Vater durch Jesum Christum, mein auserwähltes und sehr geliebtes Weib in dem Herrn, und allen denen, b die des Herrn Erscheinung lieb haben. Herzlich geliebtes Weib in dem Herrn; ich hoffe, es sei dir nun durch zwei Briefe, die ich dir gestern geschrieben habe, und welche du, wie ich hoffe, empfangen hast, zum Teil bekannt, wie es um mich stehe, »denn ich habe -dir darin den Zustand meines Gemütes einiger Maßen beschrieben, welches noch unveränder- lich ist; c dem Herrn sei in Ewigkeit Lob gesagt für seine Gnade, die er mir armen, unnützen und großen Sünder giebt, d indem ich mich selbst für unwürdig und untüchtig zu dieser Herrlichkeit halte, wozu mich jetzt der Herr beruft; durch mich selbst oder- durch meine eigene Kraft kann ich nicht dazu kommen, darum hoffe ich, durch seine Gnade bis an's Ende e bei der rechten Wahrheit und dem Glauben zu bleiben, welcher den Heiligen einmal übergeben worden ist, denn ich bin gewiß in meinem Herzen, und bin dessen auch gewiß gewesen von der Zeit meiner Wallfahrt an, die nun ungefähr zwölf Jahre gedauert hat (weIches zwar eine kurze Zeit ist, die ich mit Unvollkommenheit zugebracht habe), daß bis in Ewigkeit keine andere ausgefunden werden wird. k Darum hoffe ich allein durch des Herrn Kraft und Gnade und nicht drirch mei- ne eigene Kraft dabei zu bleiben: ich hoffe, durch Gottes Gnade alle diejenigen in meinem Sterben zu erfreuen, die ich etwa je- mals in meinem Leben betrübt habe, hoffe auch, daß alle Diejeni- gen, die ich etwa jemals beleidigt habe, mir solches vergeben wer- den, denn ikh bin doch auch allezeit bereit gewesen allen, die mich jemals beleidigt haben es mildiglich zu vergeben: g darum hoffe ich, daß auch alle Menschen und der Herr dasselbe an mir tun werden. Jch bin wegen J. T. sehr bekümmert, denn ich bin seiner Gütigkeit kundig, doch will ich es dahingestellt sein lassen. und wünsche ihm, wie ich oft getan habe, den rechten Glauben: b sol- chen muß ihm«der Herr geben, aber er muß auch darum bitten und solches von Herzen begehren. Llch möchte ich für ihn und alle Freunde einen Tod mehr sterben, i damit sie die Seligkeit erlan- gen möchten, wie gern wollte ich es tun. Ach J. T.l was hast du um. meinetwillen getan? wie ich denn hoffe, daß du auch ferner- hin an meiner fchwachen Frau ( deiner Mutter) und meinen Kin- dern tun wirst, an welche ich nicht gern denke: diese deine Mutter ist eine Frau, die Gott von ganzem Herzen fiirchtet: k gehe mit hLuL 21, 11. «« Belicinde Tochiskrs Mann. a1, Kot. l, s. Röttr. 14, U. b L, Tini. 4. S. c Ähnlich. is, 11. ei I. Tini. 1, is. eKoL 1, R, Mattll IV. 22. Esel. 50, W. gMattlx S, 4. Ehh. 4, 32, b GuL S, S, Ich. S, Cis. »Mutth. 7, 7. VIII. is, is. kOsfeUQ 14, 7. ihr um, sie wird nichts suchen, als eurer beider Seligkeit. Bei diesem nun will ich’s für dieses Mal bewenden lassen, denn die Zeit würde mir zu kurz fallen, diesen Brief zu bestellen; Gestern . hatte ich dir geschrieben, -daß ich hoffte, dir heute noch einmal zu schreiben, aber ich konnte es nicht tun; Matthäus und ich lagen bis zwei Uhr im Bette, lso fürchteten wir uns, weil der Mark- graf hierher kam, um den Cornelius noch einmal zu foltern, denn wir furchteten auch noch einmal gepeinigt zu werden; wir fürch- ten uns sehr davor, denn es ist eine große Pein; den Tod aber fürchten wir nicht so sehr. Sie haben Eornelius das zweite Mal so sehr gefoltert und gegeiszelt, m daß ihn drei Männer 1hinauf- tragen mußten, welche sagten, daß er außer der Zunge kaum ein Glied mehr regen könne. Er hat uns sagen lassen, es käme ihm vor, er müßte, wenn sie noch einmal kämen, darüber zu Grunde gehen; gestern aber ist der Markgraf nicht gekommen, wiewohl wir ihn heute wieder erwarten; v der Herr wolle uns helfen, denn es ist eine jämmerliche Pein. Jch habe gestern von J. C. ein Korblein mit Essen und auch eine Schaskappe empfangen, welche ich dem Matthäus geliehen habe, ich hätte gern bei Gele- genheit noch eine Schlafkappe einen Kamm und ein Testament, oder sonst etwas zu lesen, oder ein Liederbuch, um uns« mit dem Worte des Herrn ein wenig zu erquicken; einer, der das Gefäng- niß inwendig verschließt, Namens Peter, wird es uns wohl be- sorgen. Jch sende dir hiermit einen Denkzettel und eine Rech- nung von W. D. B. Gestern Abends wurde uns gesagt, daß J. T. und P. V. D. allen Fleiß angewandt hätten, um zu- mir zu kom- men, aber weil der Markgraf gesagt hatte, er wolle wiederkom- men, so konnte es nicht sein, wiewohl er nicht kam, sondern bei Mensfeld auf einem großen Schmause war. Eben, während ich hier sitze und dieses schreibe, wird uns angesagt, daß heute der Markgraf ein peinliches Gericht halten wer-de; ich hoffe, es werde fiir uns sein. Betet fiir onus, ich hoffe, unser Gott werde uns durch seine Kraft, welche alles über-« trifft, Stärke verleihen. Ach, möchte es geschehen, daß wir schnell erlöset würden, aber ich fürchte das Gegenteil. Hiermit sei dem o Herrn und dem Worte seiner Gnade an- befohlen, halte dich allezeit zu der Wahrheit, wie ich auch zu dir ein solches« Vertrauen habe: ich lasse dich und alle Gottesfürchtis gen mit dem Frieden des Herrn herzlich grüßen. Matthäus tut ein Gleiches: grüße mir alle Freunde bei Gelegenheit sehr herz- lich, insbesondere das Miitterchern wenn es sich tun lassen will. Matthäus läßt dir und allen Gottesfiirchtigen sagen. daß es ihm von Grund seines Herzens leid sei. daß er euch dadurch betriibt hat, weil er seinen Mund nicht besser bewahrt hat. Geschrieben in den o Banden zu Antwerpen den II. August .1 567, von» mir, deinem fchwachen Mane, Christian Langedul Tue das Beste, sei wohlgemut und bitte fiir uns. Noth ein Brief von Christian Langeduh in inelchem er seinen Bruder R. L. zum Aushaltcn in der angefanaeuen Wall- fahrt ermahnt nnd in seinem Gern-site versichert. um das Gebet der Heiliaen zum Llitsharren anhält, ihm sein Weib befiehlt und erzählt, daß ein Pfaffe sich mit ihm ins Gefprach eingelassen habe. » Der s! ewige und allmächtige Gott und Vater der Barmher- zigkeit, durch seinen Sohn, unsern Herrn und Seligmacheh der- selbe allmiichtige,· ewige, ehrwürdige. allein weise Gott und barm- herzige Vater aller b Gnade wolle euch mit seinem heiligen Geiste stark und kräftig machen, mein lieber Bruder und Schwester lAbostesn, 4, El, mMatth. 27, Es. Llposfelg. 16, 22. III-oh. is, S, oAvostclcL 12, s. Ins. 40. As, oAhostelg. 20, .«·i2. Juki. ist, S, qKoL it. 17. Mattkx 22. AS. L. For, is. 11. Gib, S, IV. at. Muse 21, II. Mntth W, 2S. bRönt IS, W. — 1.».Kor. i. s. oder Märtyrer-Spiegel« der Tanfs-Gestnnten. in dem Herrn, auch nach dem Fleische, c damit ihr die Krone des Lebens, mit allen heiligen und auserwählten Kindern Gottes empfangen möget; hiermit will ich von euch in dieser Zeit einen ewigen Abschied nehmen; ich grüße euch und alle Brüder und Schwestern in dem Herrn, die bei euch wohnen, insbesondere aber diejenigen, die meine Person kennen, Amen. Mein herzlich geliebter Bruder und meine geliebte Schwes ster, die ich aus Grund meines Herzens liebe, ich bin veranlaßt worden, an dem Scheidepuiikte meines Lebens euch ein wenig zum Andenken zu schreiben; ich habe das d Vertrauen, ihr werdet es mir zu gut halten, damit es ein ewiger Denkzettel und eine Warnung von diesem deinem zweiten Bruder sein möge, der hier in dieser Stadt e Antwerpen um des Zeugnisses des Herrn willen in Banden gelegen hat; ich hoffe auch, daß ich das Leben, durch des Herrn Gnade, dafür lassen werde, und daß auch ihr, um die- ser unserer k Trübsal willen nicht nachlasfen werdet, die wir nun um Christi Jesu willen in der Hoffnung leiden, daß es zur g Be- förderung des Evangeliums und zur Auferweckung vieler, die vielleicht schon lange im Schlummer II herumgegangen sind, ge- schieht (damit sie wacker unsd nüchtern werden). Jch hoffe,«durch des Herrn Gnade, es werde euch solches nicht zum Abweichem sondern zur größeren Auferbauung gereichen, hoffe auch, solches werde euch zu einer ewigen i Aufmerksamkeit in eurer Wallfahrt, die euch noch bevorsteht, dienen, da ihr durch eine wilde Wü- ste wandern müßt, in welcher euch noch vieles begegnen möchte. Darum wendet Fleiß an, und lasset euch das kBöse nicht gelüsten, folget auch denen nicht nach, die da murrten, sondern sehet ernstlich zu, daß ihr allezeit mit dem frommen Josua und Caleb nach dem verheißenen Lande hinwandert und es mit Ge- walt einnehmeh seid mit des Herrn Wort zufrieden, und sehet auf die Verheißungem denn er ist treu; ebenso wisset ihr auch, »daß die Jncaeliten allein um ihres Unglaubens willen ausge- schlossen worden lsind; darum, meine lieben Freunde, glaubet Gottes Wort, bleibt dabei bis in den m Tod, dann wird Gott euch den Sieg geben, und wiewohl sie wie Riesen erscheinen, so wollen wir sie doch wie Brod n verschlingen, und das durch unsern Glau- ben, womit wir Teufel, Hölle, Tod und die Welt überwinden. Ach geliebteste Freunde! ihr wisset besser, »als ich es euch 0schrei- ben kann, wie alle Fromemn durch den Glauben überwunden haben; sehet doch zu, meine Geliebten, daß ihr nicht in der Wüste verfallet, wie so mancher hier verfällt, sonst wäre es besser, daß wir die Wahrheit niemals erkannt hätten, ja das; wir nie- mals geboren worden wären, denn wenn wir uns unserer p er- sten Geburt verlustig machen, ach, womit wollen wir den Segen ·: wieder erlangen! Es steht ja geschrieben, daß sie Esau mit Tränen gefucht, aber nicht gefunden habe. Darum lasset nicht nach, sondern haltet an mit Er1ist, denn es ist die rechte Gnade Gottes, worin ihr I· steht, was ihr, wie ich hoffe, selbst wisset; ich zweifle auch nicht daran, es wird in Ewigkeit kein anderer Weg gefunden werden. Ach Bruder! wäre. ein s anderer, als dieser ängstliche, enge und schmale Weg zu finden, wie gern wäre damit das Fleisch zu- frieden; aber es muß doch durch« die enge Pforte, und wie bange ist ihm, denn» Fleisch und Blut muß an den Pfosten hangen t bleiben. Aber, lieber und getreuer Bruder! welche große Selig- keit hat der u barmherzige Vater« für mich verordnet, der ich doch so ganz untüchtig bin; welchen großen Dank soll ich ihm dafür est-h. i, 12. Vol. i. i0. Mattlx 28, 7. dHebr. is, i. eAvostelg. Ei, As. Ossenh i. O. iJokr is, II. IxPbil.»1, i2. End. Z, ist. di. Thess s, S. il. Petri S. U. let. Kot. i0, S. it. Mose U, II. it· Mose is, so. Jus. i, 1. these. S, is. mit. Mose is, W. at. Joh· s, it. oHehr. U. es. Petri Z, U. qMatth. 26, 23. Hebt. 12, 17. ki. Petri E, i2. Motiv. 7, ist. s Las. U, IS. Mond. 7, 14. t 2. Kor. i, S. u Avostelg is, 11. 261 sagen, daß er mich so begnadigt und ein solche Seligkeit für mich verordnet hat; bleibet doch dabei, meine lieben Brüder und Schwestern, und bittet den Herrn für uns, daß Er uns in unserer größten Not bewahren— und uns trösten wolle, wenn wir in un- serer v größten Trübsal sind und uns Hülfe und Trost am nötig- sten sein wird, wie ich denn hoffe, daß Er tun wird, denn treu ist, der es verheißen hat; Er wird es auch tun, und wirdJbis in den WTod bei uns sein, auch uns nicht verlassen. Jst auch wohl jemals Jemand zu Schanden geworden, der sein Vertrauen auf Jhn gesetzt hat? Jch hoffe, Er werde uns in X keiner Schmach verlassen, und durch seine grundlose Barmherzigkeit und Gnade das gute Werk ausführen, das Er in uns Yangefangen hat. Hierin helft uns doch streiten mit euren Gebeten zu Gott für uns, das ist mein und unserer aller Begehren; dadurch könnt ihr uns nun am meisten helfen. Meine lieben Brüder, habt ihr um meinetwillen einige Betrübniß, so tröstet euch darin, denn estist von dem Herrn ausdrücklich so verordnet; Er 2 liebt uns, und will uns zur Ruhe bringen, solch ein lebendiges Gefühl habe ich von dem Herrn; »denn, wenn ich eine Zeitlang von keiner Be- freiung höre, so erlange ich große Freude in meinem Herzen und Erquickung vom Herrn, und wenn dann wieder etwas kommt, worauf das Fleisch genau merkt, so entweicht die Freude bald, und wir haben viele Arbeit, ehe wir sie wieder vom Herrn erlan- gen können. Darum hoffe ich, ihr werdet euch hierin desto leichter zufrieden s geben, denn Er (der Herr) will uns doch von diesem Leibe des Todes erlösen und uns aus dieses: Angst helfen; der Herr müsse für seine Liebe, die Er mir beweiset, und wodurch Er hilft, ewig gelobt sein; b ich hoffe, Er werde auch euch in seiner Wahrheit bewahren; darum seid doch wohlgemut, undtröstet euch mit den schönen c Verheißungen des Herrn, mit welchen aukh wir uns kräftig trösten. Also, lieber Bruder, will ich hier mit meinem Schreiben endigen, und bitte dich freundlich, daß du es aufs Beste aufnehmen wollest, es ist aus d herzlicher brüderlicher Liebe an dich und dein liebes Weib zum ewigen Abschiede und Andenken geschrieben: ich will auch hiermit dir für die schwere Mühe und Arbeit, die du um meinetwillen gehabt und auch für die großen Unkosten, die dir durch mich erwachsen sind, meinen großen Dank sagen; ich kann und mag es dir nimmermehr ab- verdienen oder vergelten, hoffe aber, daß es der Herr hier und dort dir und den Deinigen wieder vergelten werde, desgleichen auch die andere Sache, die dir wohl bewußt ist. Ach Bruder! laß es dich nicht verdrießen, daß es mir so ergangen ist; Gott, der alle Herzen kennt, weiß es, daß ich es gern für dich und die deinii gen getan hätte. Wenn es sich tun lassen will, so sei meinem Weibe ein wenig e behülflich, wenn sie deiner bedarf, so lange dn hier bist, und tröste sie inihrer außerordentlich große» Betrüb- nis, worin sie gegenwärtig ist; darum bitte ich dich freundlich. Hiermit will ich dich dem Herrn und dem« Worte seiner Gnade k anbefehlen; Er wolle dich in seiner Wahrheit bis ans Ende deines Lebens stark und kräftig machen, zu seinem Preis, auch deiner und unserer aller Seligkeit. Den Nachmittag war ein kleines mageres Pfäfflein bei uns, ich meine, er sei ein Jesuit, welcher bisweilen in Koppekens Kirche predigt; es war ein sehr unbedeutender Mensch. Bei ihm war der Schultheisp auch verdammte er uns sehr, sonst richtete er nichts aus; ich war etwa einige Stunden bei ihm; es wäre zu weitläufig, alles niederzuschreiben, er konnte nur wenig Bescheid geben. Es kommt mir sonderbar vor, daß sich die Herren nicht schämen, mit solchen Menschen zu kommen, die sich doch keines- wegs mit der Heiligen Schrift, sondern mit den Gelehrten von v L. Kot. 1, 4. w Hebt. is, s. xPhiL 1, S. J« Rönr. is, So. z Hebt. 12, S. a Nisus. 7, 24. i) Hebt· is, s. Ich. 17,»17. c 1. Ich. L, 25. d Rönh 12, 10. ePbil. L, L. Irr. l7, 10. fApostelg. 20, 32. 262 Der blutige der römischen Kirche, Ambrosius, Hieronymus und Augustinus verteidigen· wollen, denen wir glauben e sollen; ich bekannte, daß man es mit den apostolischen Schriften nicht beweisen könne, daß die 11 Apostel Kinder getauft hätten; auch daß die Taufe den Gläubigen zukomme und daß-die Kinder keinen Glauben hätten; aber man hörte sonst nichts, als: So haben es die alten Gelehrten aufgezeichnet, auch hält es die römische Kirche so, darum müßten wir es auch halten; wahrlich ein kurzer Bescheid. Der Andere hatte noch etwas, aber mit. diesem stand es jämmerlich, darum würde es zu weitläufig sein, es niederzuschreiben Hiermit bleibe Gott befohlen· Geschrieben zu Antwerpen auf dem»Steine, von mir, deinem schwachen Bruder in dem i Herrn und auch nach dem Fleische, Christian Lange-dul, gefan- gen um des Zeug11isses des Herrn und meines Gewissens willen, den 10. September 1567. Der Urlaub und letzte Abschied Christian Langeduls, geschrieben an Maehkcii Raeds, sein Weib, nachdem er zum Tode verurteilt war. Gnade und a Frieden von unserm himmlischen Vater durch Jesum Christum wünsche ich dir, mein liebes und auserwähltes Weib un-d Schwester in dem Herrn, und der b Tröster, der Hei- lige Geist, wolle dich in deiner Trübsal trösten, was Er auch nach seiner Verheißung tun wird; ich hoffe auch, meine Frau, es wer- de den Christen alles zur Seligkeit dienen, es sei Trübsal oder Betrübnis, wie ich denn auch hoffe, daß es sowohl dir als mir zur Seligkeit dienen werde, wiewohl jede Trübsal, wenn sie vor- handen ist, nach des c Apostels Wort, uns nicht als Freude er- scheint, nachher aber, meine Geliebte, wird sie denen eine fried- same Fruchtder Gerechtigkeit wirken, die mit guten Werken das ewige Leben suchen, wie auch wir, wie ich wohl behaupten darf, nach unserer Schwachheit getan haben, deshalb hoffe ich durch des Herrn Gnade die Seligkeit zu ererben, und bin hierin guten Mutes, will auch dem Herrn in Ewigkeit für seine d Liebe dan- ken. Ach Liebste! nun muß die Presse getreten sein; ich bin auch dazu bereit, dem Herrn sei Lob; er ist wohl recht ein Gott alles e Trostes, der uns in all’ unserer Trübsal tröstet. Ach, könnte ich dem Herrn zur Genüge danken für allen Trost und alle Kraft, welche er mir Unmündigen giebt. Darum, meine Geliebte, k tröste dich doch in dem Herrn und in seinem Worte, darin wirst du einen solchen Trost und solche Erquickung finden; und der Heilige Geist wohne in dir mit aller Weisheit, wie ich denn nicht zweifle, daß der Geist Gottes in dir sei, und dich in alle g Wahrheit und Gerechtigkeit führen werde. Deinen Briefhabe ich den Mittag empfangen, wofür ich mich sehr bedanke; auch war J. bei mir, aber wir konnten kaum mit einander reden; ich war nachher, als ich von ihm schied, ein wenig b betrübt, denn der Kerkermeister trennte uns und sagte, daß der Herr käme, es kam mir aber vor, als ob dem nicht so wäre, gleichwie es auch nicht geschah, denn der Herr kam nicht; ich hätte wohl gewollt, wir wären nicht so von einander geschie- den: doch der Herr muß es geben. Sage J. T. und seinem Weibe, daß ich ihnen von ganzem Herzen die Seligkeit gönne, und daß er und sie, ja alle Menschen die iWahrheit erkennen möchten Habe ich es ihm in Schwachheit verbeißen, so hoffe ich es morgen in derKraft zu beweisen, durch des Herrn Gnade. J. sagte mir, daß du noch einen Brief an mich schreiben wolltest! Ach Liebste! ich fürchte, du bemühest dich sehr; sei doch ruhig, denn ich werde es nicht lange mehr tun können. g2. Tini. s, is. hMarl. is, IS. s. Mose I, so. iNöin. I, 7. all-tönt. 1, 7. Offenlx l. O. bJolx 1.4, 26. sah. 16, As. «: eine. 12, 11. dRöm. Z, s. e«2. Flor. I, Z. i2· Flor. 13, U. set. IS, IS. III-h. IS, IS. l: 2. Kot. 4, S. tJob. s, M· Schauplath Hiermit sei dem Herrn und dem reichen Worte seiner k Gnade -anbefohlen. Grüße mir alle Freunde sehr herzlich mit dem Frieden des Herrn, R. La11gedul, auch« deine Schwester, und wenn es fiel) tun lassen will, grüsze auch sehr herzlich alle Freunde, und sage ihnen allen gute Nacht. Gute Nacht, mein liebes Schaf, gute Nacht » Geschrieben von mir, Christian Langedul, deinem Manne und schwachen lBruder in dem Herrn, den 12. September 1567 gefangen und zum m Tode verurteilt, um des Zeugnisses Christi und unseres Gewissens willen. Wir vier lassen dich herzlich grüßen in dem Herrn, sind auch I! getrost und wohlgemut in dem Herrn, wie dich dessen Kalleken wohl versichern wird, welche bei uns gewesen ist; danke meinetwegen »dem R. sehr herzlich für seinen Brief; er hat mein 0 Herz erquicket, der Herr sei ge- lobt, Amen. « Da uns von Hans Symonß, welcher im Jahre 1567 mit Christian Langedul und zwei andern Icnserer Glanbensgenossen zu Antwerpen verbrannt worden ist, ein Brief in die Hände ge- kommen ist, den er kurz vor seinem Tode geschrieben hat, so hal- ten wir es für angemessen, denselben hier in Abschrift beizufügen. Abschrift eines Briefes von Hans Shmonsz den er in seinen Banden zu Antwcrpen ans dem Steine, im September des Jahres 1567 an seine Eheftan geschrieben hat. Gnadef Friede, Barmherzigkeit von Gott, dem himmlischen Vater, auch Standhaftigkeit im Glauben, und Ausharrung bei Gott in allen Anfechtungen und Trübsalen, durch die Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes, welchem, als dem Gesegneteih Lob und Dank sei in Ewigkeit. - Dieses wünsche ich dir, mein geliebtestes Weib und Schwe- ster·in dem Herrn, die ich nach göttlicher Art wie mein eigenes Fleisch liebe, 1a auch lieber gehabt habe als.mich selbst in Gunst und bei sonstigen Ereignissem dieses ist mein herzlicher Gruß an sdlich, und das; es dir nach Seele und Leib wohl gehen möge, . men. » Fernerf mein liebes und sehr niertes Weib und Schwester in dem Herrn, ich lasse dich wissen, daß ich deinen Brief empfan- gen habe, welcher mir in meinen Banden ein Tröster ist, weil ich höre, daß du meiner und meiner Mitgefangenen in dem Herrn in deinen Gebeten noch eingedenk bist, daß uns der Herr stärken und trösten wolle, und daß Er das gute Werk, welches Er in uns angefangen, durch seine Hülfe, zu seinem Preis und unserer Seelen Seligkeit ausführen möge. Ach, liebes Lämmleinl ich bitte Gott im hohen Himmel von« Grund meines Herzens, daß Er euch vor allem Jrrtume des Unglaubens bewahre, und daß Er das gute Werk, welches Er in euch angefangen, auch zu seinem Preis und Ehre, und zu eurer Seelen Seligkeit ausführen helfen wolle. Laßts uns sämmtlich bitten, auch heilige Hände aufheben, mit zerbrochenem Herzen, demütigem Gemüte und reinem Ge- wissen, ohne Streit und Zwietracht, und Gott mit standhaftem Glauben anrufen, so wird unser Gebet ein süßer Geruch und Gott ein angenehmes Opfer sein, denn alleGaben kommen von dem Vater des Lichtes. Achi mein liebes Weib! nimm die Tugenden zu Herzen, die dir der Herr hat verkündigen lassen, wie der Prbphet sagt: »Mensch, es ist dir gesagt, was gut ist, und was der Herr von kAposlclg. 20, TO. IMlltth· 12, EV- A pl! . 12, Z. A I . Oft-no. i, g. » i. ask. i, 4· ansah« 1o4,«I«. «« « sz Mr« 9 P« «« Der Gruß. scxingang des Briefes. »Er ermahnt seines Weib, Got I bitten. « Auch die Tugenden zu beobachten, die der Her: bat berlünhigen lasse« oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesi-imten. dir fordert, nänilich Gottes Wort haben, Liebe üben und demü- tig sein vor deinem Gott» Gedenke allezeit an deine Vorgänger, die in viel Trübsal und Verfolgungen den Weg vorgewandelt und allezeit standhaft im Glauben mit einem festen Zutrauen geblieben sind. »Wer« ist jemals zu Schanden geworden, der sein Vertrauen auf den Herrn gesetzt hat,« sagt der Propbet; darum, liebes Weib, achte die große Gnade, die dir der Herr offenbart hat, nicht gering; » halte allezeit stark an, und habe ein festes Zutrauen zu dem Herrn, Er wird dich weder verlassen, noch ohne Trost lassen, denn m der Not steht Er den Seinen bei und sagt: »Kann auch eine Måitter ihr Kind vergessen, so will ich dich doch nimmermehr ver- ge en« « Ich« bitte dich, sei getrost in deiner Prüfung, die dir der Herr zusendet, und nimm ein Exempel an dem Hiob, wie gedul- dig er gewe en, und wie ihn der Herr gesegnet habe. Jch h ;·«fe, der Herr werde die Augen seiner Barmherzigkeit über dich und alle betrübte und beschwerte Herzen a1iftun, um sie mit dem Geiste zu trösten, womit er in seinem Leiden getröstet worden ist· Jchl bin sehr beschwert und betriibt in meinem Gemüte, wenn ich an dich und meine vier armen Schäflein denke, daß ich diese alle verlassen muß. Jch bitte dich, Tanneken, sei ihrer, so lange du lebst, in dei- nem Herzen eingedenk. Du wollest doch meine Bitte an dich nicht vergessen, das ist, O daß du die Tage deines Lebens in dem Gesetze des Herrn wan- deln und meinen und deinen Kindern, die uns der Herr in der Zeit unseres Ehestandes gegeben, ein Vorbild sein, in aller De- mut und Gehorsam, in Unterweisung der Gerechtigkeit, und sei der Niuttersz der Maccabäer eingedenk, wie sie ihre Kinder ge- stärkt hat, daß sie das Gesetz Gottes nicht verlassen sollten( Jch bef-ehle sie dir, mein allerliebstes Weib, und dem Herrn; Er wird dir auch helfen, seine Hand ist nicht zu kurz, daß Er uns nicht sollte helfen können, denn ein Kind, das Gott fürchtet, ist besser als tausend gottlose Kinder; ja, es wäre besser, ohne Kin- der zu sterben, als gottlose Kinder zu hinterlassen. Jch bitte dich, trage gute Fürsorge für sie; ich bürde sie dir auf und dem Herrn, denn ich bin dir und ihnen entnommen, was mich, dem Fleische nach, sehr beschwert; aber ich denke daran, was geschrieben steht: »Wer« nicht alles verläßt, Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Weib, Kind, Gut, Land, Stand, ja sein eigenes Leben, der ist meiner nicht wert;" Summa: »Wer etwas lieber hat, als mich, der ist meiner nicht wert» Jch weiß nicht, was der Herr an mir ersehen hat, wenn ich überlege, daß ich so elendig und un- würdig bin, daß ich um seines Namens willen leiden soll: dem Herrn müsse Lob und Dank für die großen Wohltaten sein, die Er mir in meinen Banden erwiesen hat; nun finde ich es, daß der Herr uns Unwiirdigen (insbesondere mir) geholfen hat. Dem« Geiste nach ist das Herz fröhlich in der Hoffnung der zukünftigen Seligkeit; ich hoffe, daß ich den sterblichen Rock bald ablegen und den unsterblichen anziehen werde; der Herr wolle unsere Herzen dahin richten, denn Hülfe ist uns nötig vom Herrn der Heerschaaren in unserer Trübsal. Siehe, meine liebe und sehr werte Frau und Schwester in dem Herrn, nimm mit deinen Kindlein dieses als ein Testament und zum Andenken von demjenigen an, der mit dir in dem Bunde des Ehestandes unge- fähr eine Zeit von fünf Jahren gelebt bat, und nun um des Bundes willen scheiden muß, den« wir mit Gott gemacht haben. nämlich in Ewigkeit nicht davon zu weichen. Darum muß ich · Desnleichen di« Gnade des Herrn nicht aerina zu achten. ·! Er tröstet lle und lehrt sie Geduld. 7 Seine herzliche Fürsorae fiir feine lieben Kinder. s Die Mntwr der Maccnhäer wird angeführt. »Was man nm Christi willen verlassen müsse. III-Hoffnung auf die zukünftige Seligkeit. 11 Der Bund mit Gott ist stärker als der Bund mit Menschen. 263 nun um des »Bundes willen, den wir mit Gott gemacht haben, von dem ehelichen Bündnisse weichen, und gehe« nun (unwürdig) den Weg,·den die Propheten und Christus und seine Apostel ge- wandelt sind, durch viel Trübsal und viele Schmerzen, mit vielen Tränen, und muß den Kelch der Bitterkeit trinken, den sie alle getrunken haben, wiewohl der Herr selbst sagte: ,,Heiliger Vater, ist es moglich, daß dieser Kelch von mir gehe, so laß es geschehen, ist es aber nicht, Heiliger Vater, so geschehe dein Wille« Also« ist uns der Herr zum Exempel gesetzt worden, daß wir seinen Fußstapfen in Gehorsam nachfolgen sollen, denn Christus ist durch viel Leiden zu seiner Herrlichkeit eingegangen, und hat uns damit ein Exempel hinterlassen, daß wir seinen Fußstapfen nach- folgen sollen. Darum, meine Geliebte in dem Herrn, tröste dich mit dem Worte des Herrn, und denke einmal an das Schreiben des To« hannes, daß der Herr zu seinen Jüngern und zu seinen Freunden sagte: «J11 dieser Welt werdet ihr Trübsal haben, aber seid ge- trost, eure Trübsal soll in Freude verwandelt werden." Dar- um« liebe Tanneken, sei fröhlich in der Hoffnung der zukünfti- gen Seligkeit, geduldig in Trübsal, anhaltend im Gebete, daß dich der Herr trösten und nicht in Versuchung fallen lasse, sondern daneben einen Ausgang verleihen wolle. Besiehl dem Herrn deine Sachen; ich hoffe und habe das Vertrauen zu Gott, wenn du anders in seinen Gesetzen bleibst und den Herrn allezeit vor Augen hast, daß Er Jemanden erwecken werde, der dir helfen, dich trösten und dir beistehen wird; sondere dich ja nicht ab von den Gottessürchtigen, denn wie lieblich ist es unter des Herrn Volk zu sein, ich sage mit Mose: »Daß ich lieber mit Gottes Volk Ungemach leiden, als· die zeitliche Ergötzlichkeit haben will.« Halte« dich allezeit zu den Heiligen des Herrn, denn bei den Heiligen wird man heilig, sagt der Apostel, und denke an des Herrn Wort, wo geschrieben sieht: »Wer überwindet, soll alles ererben, und soll mit weißen Kleidern angetan werden, und Gott wird alle Tränen von unsern Augen abwischen.« Ach« liebe Tannekenl es scheint, es müssen Tränen sein, denn wo keine Tränen sind, da kann man keine abwischen. Der Herr gebe (gleichwie ich auch ihm vertraue, daß er tun werde), daß wir nach dieser Trübsal, die um seines Namens willen über uns genommen ist (welche mir eine schwere Trübsal im Herzen ist), uns dermaleinst in dem Reiche Christi und Gottes mit ein- ander erfreuen mögen. Denn, mei1i liebes und sehr wertes Weib und Schwester in dem Herrn, die ich aus meines Herzens Grunde sammt meinen vier Kindlein liebe, es liegt schwer auf mir, wenn ich an deine schwere Last und an den Raub unserer Güter denke, und daß der Herr dir deinen Versorger genommen hat; ich wollte wohl, wenn es dem Herrn so gefallen hätte, daß er uns vor solcher Trübsal noch bewahrt hätte: da es aber nicht anders sein kann, so wollen wir unsere Trübsal dem Herrn a1ibefehlen. Wenn« ich, Tanneken, unsere vergangene Zeit iiberlege, so denke ich, daß es eine väterliche Ziichtigung sei, denn er sagt: Die ich lieb habe, die züchtige ich. Jch weiß wohl, daß wir es am Herrn wohl verdient haben, und daß wir oft im Leiden, das uns der Herr zugesandt hat, ungehorsam gewesen sind, als wir, wie es denn auch wahr ist, in« der Welt wenig gute Tage hatten; wir klagten und murrten wider Gott, weil wir keine genügende Nahrung hatten und viel Kinder bekamen, eben als ob die Hand 12 Christus ilt uns zum Exempel hergestellt. Usröhlich zu sein in »der Hoffnung. nediildia in Trübsal, anhaltend im Gebet, nach Paulus Lehren. Rom. 12, 12. I« Sich alle Zeit zu den Heiligen zu halten. »Man muß Tränen weinen, wenn sie anders der Herr abmischeic soll, nach Offenheit. 7. I« Erinnerung der gerissen Zeit. 17 Sie hatten wenig zeitliches Glück: doch acceichte es ihnen zum e en. 264 Gottes verkürzt gewesen wäre, so daß Er uns nicht hätte unsere Speise geben können; nun aber verschwindet unser zeitliches Gut wie ein Raub, und wir müssen zufrieden sein; doch geschieht sol- ches um des Herrn willen, und um seinetwillen leide· ich gern; der Herr hat es mir gegeben, und um seinetwillen will ich es auch gern verlieren. — Darum, liebe Tannekeii, habe ich dir solches früher oft er- zählt. Jch schreibe diefesnicht, um dich niederzudruckem sondern um dir zu berichten, daß« uns Gott züchtigt, toodurch er uns beweist, daß er uns noch lieb hat; und obgleich uns der Herr züchtigt, so laß uns doch diese Züchtigung nicht von uns werfen, denn wer die Züchtigiiiig und Unterweisung— von sich stößt, ist unselig. Darum bitte ich den Herr1i inbrünstig für dich, meine Ge- liebte, und für meine vier Kinder, die mir Gott gegeben, die du getragen und mit Schmerzen geboren hast, daß er dich nicht ver- lassen, sondern trösten, stärken und dir Kraft geben, auch alle meine vier Waislein und die Miitter, nach der» Seele und dem Leibe speisen wolle. Vertraue dem Herrn allezeit, ich hoffe, Er« werde dich nicht verlassen; beratschlage dich mit dem Herrn und mit denen, die den Herr1i fürchten, und nimm dich besser in Acht, daß du in dem Gehorsame Christi wandelstz es ist mir von Grund meines Herzens leid, daß ich meine Zeit· nicht besser an- gewendet habe; auch bitte ich dich, daß du es mir zu gut halten und vergeben wollest, worin ich dich betrübt habe, denn es ist mir von Grund meines Herzens leid ;· und worin du mich· etwa be- trübt hast, solches alles vergebe ich dir von Grund meines Her- zens; ich bitte auch den Herrn, daß er es uns vergeben wolle, und hoffe und vertraue zu ihm, daß er es getan hat: ibensofo sage ich dir für den guten Umgang, den wir wahrend der Zeit unseres Ehestandes mit einander hatten, herzlichen Dank »; auch danke ich allen Brüdern und Schwestern in dem Herrn sur den Umgang, den ich im Glauben mit ihnen allen gehabt habe, denn ihre Angesichter sind mir allezeit angenehm gewesen. Der »Herr gebe uns Gnade, daßU wir vermaleinst alle bei Jhmewiglich in Freuden leben und mit der Krone der Seligkeit gekront werden mögen, womit alle heiligen Mitgenossen Gottes werden geziert werden, und das nur aus laiiter Gnade, Amen. Dieses ist mein Testament, meine liebe und sehr werte Tan- nekenx zum Abschiede sollst du noch wissen, daß das Geniut noch unverändert in dem Herrn steht, um (als ein Unwürdiger) mit meinem Blute Zeugnis von Jhm zu geben, zum Zeichen, daß es die rechte Wahrheit sei; ich weiß auch keinen andern Weg, um selig zu werden, als aus Gnaden, der Welt zum Zeugnis, zur Ehre Gottes und zum Heile unserer armen Seelen, Amen. Eornelius, Matthäus und Christian« sind mit ihrem Ge- müte auch so bestellt. Bitte den Herrn für uns alle, damit Er das gute Werk, das Er in uns angefangen hat, uns auch zu sei- ner Ehre und zum Heile unserer Seelen ausführen helfen wolle, Amen. . Bitte den Herrn für uns» alle und gedenke der Gefangenen, wie eine Ntitgefangene Wir alle Vier lassen dich herzlich grü- ßen mit des Herrn Friede, und auch die Gesellschaft, wo du zu Hause bist. V Für jetzt nichts mehr: halte mir mein Schreiben zu gut, denn die Sinne sind zum Schreiben etwas verwirrt: sei hiermit Gott befohlen und dem reichen Worte seiner Gnade, Amen· Von mir, Hans Svmonß, deinem Manne in dem Herrn, gefangen zu Antwerpen auf dem Steine. I« Gottes Züchtigung ist ein Zeichen seine: Liebe. I» Gott wird die Seinen nimmermehr verlassen. DHans Shmonß dankt seinem Weibe und der Gemeine. CHofsnung um ewialicki bei dem Herrn zu sein, 22 Daß das Gemüt der andern drei Gefangenen auch noch unverändert vor dem Herrn stehe. Der blutige Schaut-tat» Ein Brief von Hans Guitton-s, den er zu Anttoerpen im Gefängnisse geschrieben hat, wo er den 13. Septz 1567 mit drei Andern» verbrannt worden ist. Gnade und a Friede sei 1iiit dir -von Gott unserm Vater und unserm Herrn Jesu Christo; gesegnet sei Gott, der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der ein Vater aller Barmherzigkeit b und — Gott alles Trostes ist, der uns in aller Trübsal tröstet, damit wir auch diejenigen trösten können, die in allei·lei Trübsal sind, mit» dem Troste, womit wir von Gott getröstet werden, denn gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, so werden wir auch durch Christum reichlich getröstet; haben wir aber Trübsal oder Trost, c so geschieht uns alles zuni Besten und zur Seligkeit. Dieses ivüiische ich euch, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, Vincent, Karl, Wilhelm und Hans Symonsz, und Tanne- ten, Vince1its Weibzzuin herzlichen Gruße in dem Herrn. Die- ses schreibe ich, Brüder und Schwestern im Allgemeineih damit ihr meiner dund der Trübsale und der Angst eingedenk sein möget, die ich inslntioerpen um des Zeugnisses unsers Herrn Jesu Christi willen erlitten habe, und nun, da es Zeit ist, daß ich von euch allen abscheiden soll, Amen. Ferner, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, wie auch Mithelfer und e Nachfolger des Evangeliums, an wel- chen Gott in dieser Welt große Barmherzigkeit geübt, daß Er aus Gnaden seinen Willen offenbart hat; darum, lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, ich bitte euch aus dem Grunde meines Herzens, daß ihr die Gnade Gottes nicht umsonst empfanget, denn Er sagt: kJch habe dich zur angenehmen Zeit erhört, und dir am Tage des Heils geholfen. Darum, lieben Brüder, lasset uns Niemanden ein Aergernis geben, damit» unser Dienst nicht gelästert werde, sondern lasset uns als Diener Gottes uns zeigen, niit großer Geduld, in Not und Aengsteii Deshalb, lieben Brüder, nehmt dieses g als eine herzliche Bitte von mir auf, da- mit ihr eures Rufes wahrnehmen möget, wodurch ihr zur Heilig- keit gerufen seid, denn Er sagt: Jhr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Desgleichen bitte ich euch auch, erweiset doch unter ein- ander die I1Liebe, so lange ihr hier lebet, denn Christus sagt: Daran erkennt man, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr euch unter einander liebt. Wenn der Eine ein besseres Auskommen hat als der Andere, so stehet einander bei, und Ientziehe sich Einer nicht dem Andern. damit nicht der Eine um des Andern willen betriibt werde, sondern ermahnt euch unter eniander, wenn ihr zusammen kommt, niit dem Gesetze des Herrn, und I( erinnert euch allezeit der Tage, wo ihr erleuchtet worden seid: wie eifrig wir alle waren, als wir zusammenkameir um von den großen Wohltaten zu reden, die Gott an uns erwiesen hat, indem Er uns von der Macht der Finsternis; Izu seinem wunderbaren Lichte berufen hat, welches in unsern Herzen aufgegangen ist, wobei wir uns ganz übergeben haben, alle Tage unsers Lebens dem Herrn zu dienen, und m uns selbst nicht mehr zu leben. Ach. lieben Brüder und Schwestern! schreibt das Gesetz des Herrn allezeit in eure Herzen, und stellet euch 11 den Herrn alle- zeit vor Augen, dienet Jhm treulich bis andas Ende eures Le- bens: denn wenn etwas Unrichtiges ist, wodurch das Gewissen beschwert ist. mag es auch unbedeutend sein, der Satan sucht alles auf, was er vorbringen kann, damit er uns verfiihre oder unter- dri.icke, wozu er oft oVeraiilassung hat, denn Jakobus sagt: Wir fehlen alle mannigfaltig. Darum, lieben Briider und Schwestern, wachet auf, und wandelt rechtschaffen auf euren Fiißem damit ihr p allezeit zu a1. Kot. 1,. A. END. J, S. b 2. Kot. 1, A. cMattkL 12, Eil. cl Juli. is. Es. Hob. is, 27. e2. Kot. S, 1. Epkn II, 9. kJeL 49, R. g.1. Petri l, is. s· Mose 19, Z. bJob. is. AS. iHebU 10, W. lcHebL 10, AS. 12. Petri L. O. UNDER. . a Tab. 4, 4. oOssenb 12, 14. Ja! s, 2. p END. Z, 14. Hebt. 12, is. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinntcn. 265 dem Evangelium des Friedens, welches uns allein zum Frieden einladet, fertig seid, denn q lieblich sind die Füße Derer, die den Herrn fürchten; scheidet euch auch nimmermehr von der Gemeine des Herrn, denn sie ist der Leib Christi, und r Er ist seines Leibes Heiland. Und obschon bisweilen Einige darunter sind, die dem Herrn nicht recht folgen, so denket dann: Herr! um eines Andern Sünde willen will ich nicht sündigen, denn der Herr hat- auch keinen Wohlgefallen an der Menge der Sünden, sondern s daß sich ein Jeder bekehre, alsdann soll er leben. Jch bitte euch, und alle Brüder und Schwestern in dem Herrn, daß sie es nicht gering achten, ihren Nächsten zu betrüben, es sei t mit Worten, Werken oder Kleidertrachtz man tut es doch bisweilen, aber man will es nicht tun, und beachtet nicht die Unterdrückung seines Nächsten. Ach lieben Brüder! wie wird der Mensch im Gewissen be- schwert, wenn man in Haft oder Bande kommt, oder der Herr uns von der Welt nimmt; die Zeit unsers Hierseins ist ja sehr kurz, u darum macht eure Lampen fertig, daß, wenn der Bräuti- gam kommt, ihr nicht nötig habt, Oel zu holen, denn die Türen wer-den alsdann zugeschlossen. Was Vhilft es dem Menschem wenn er die ganze Welt gewinnt, und doch an seiner Seele Scha- den nimmt2 Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse. Darum W lasset die Sünde in eurem sterb- Iichen Leibe nicht herrschen, sondern heiligt Gott in euren Herzen, und sagt Dank dem Vater, der euch X würdig gemacht hat zum Erbe seiner Heiligen im Lichte. Ach lieben Brüder! wie gewiß und wahrhaftig ist es, was wir täglich finden, daß es die Wahr- heit sei, um deretwillen wir leiden müssen, und wiewohl ich ein- mal gezweifelt habe, daß es die Wahrheit sein sollte, so werde ich doch täglich mehr und mehr versichert. Ach, lieben Brüder und Schwestern, bleibet hierbei bis ans Ende, dann wird es euch wohl gehen, und laßt euch nicht durch die Philosophie oder J« durch lose Verlockung durch eiteln Schein und subtilen Betrug verführen, denn 2 die Menschen sind bald von ihrer Einfalt abgezogen, die sie in Christo haben, indem es eine große Gnade ist, die wir von Gott empfangen haben, s daß uns die Wahrheit offenbart worden ist, die vor so vielen Tausenden verborgen liegt. Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, denkt jetzt an uns, wie viele Marter wir erlitten, wie oft wir geseufzt, geweint und zu Gott geschrieen haben, und wie viel Tränen wir Vergossen haben b im Gebete zu Gott, daß auch ihr denselben Glauben, worin ihr steht, bis ans Ende be- halten möget. Ach lieben Brüder! es wird uns so sauer, und der c Kelch ist so bitter, den wir trinken müssen. Ach, wie ist mir so bange, dbis das Kind geboren ist! Es sind so bittere Wehen, lieben Brüder; ich sage die Wahrheit, man kann es Niemanden be- greiflich machen, welche Pein es sei, ein Kind zu gebären, als Demjenigen, der es erfahren hat; wenn es aber geboren ist, so denkt man nicht mehr an die Pein· Ebenso ist es auch mit mir und meinen Mitgefangeneiiz e wir sind nun in. Geburtsnötem viele Herzenswehen und Beängstigungen des Herzens bemächti- gen sich unserer, so daß wir zu Gott un1 Hülfe rufen müssen, wel- cher uns auch tröstet, denn i Er ist ein Gott des Trostes, der alle bedrückte Herzen trösten kann, wie Er auch tut; aber ich hoffe, daß g die Geburt bald vorüber sein werde, dann werden wir nicht mehr an die Angst und Not denken, auch werden dann alle Tränen, die uns jetzt oft über die Wangen laufen,—so daß wir auch bisweilen, wie David, h unser Lager mit Tränen netzen,——— qEplx S, IS. Rönt 10, Dis. rEpkx 1, 22. EIN. s, 23. sJeL 4s, 22. t 1. Tini. L, O. uPsalm 39, S. Mattkx 2s, S. vMcctth. 1l3, 26. wRönL s, 12. xKoL I, 12. Jvh. 17, 17. yKol. L, s. z2. Kot. II, s. aEhT I. 18. bbebt s. III. Mattkx 10, 22. cMattkx ZU, 23. dJolx IS, 11. c Its-f. 2S, 17. f2. Kot. il, s. SICH. 16, 21. hPsalm S, 7. sei. 26, S. 1. Theil. s. 24. abgewischt werden; denn Er ist treu, der es uns verheißen hat, Er wird es auch halten; wir 1 trösten einander kräftig mit des Herrn Verheißungen · Darum, lieben Brüder und Schwestern, k ermahnet einan- der alle Tage, und seid einander untertan in der Liebe; ich bitte euch, lieben Brüder und Schwäger in dem Herrn, ja ich bitte euch, habt Acht auf meine Schwestern, denn ihr seid über sie ge- setzt, die Wacht ist euch über sie anbefohlen; lieben Brüder! lebet bei ihnen n1it Verstand, wie ich auch das Vertrauen zu euch habe, daß ihr tun werdet, ich befehle sie euch von Herzen an. Des- gleichen ihr Schwestern in dem Herrn und nach dem Fleische, ich bitte euch aus dem Jnnersten meiner Seele in meinen 1Banden, die ich um Christi, willen erleide, daß ihr eure Männer, die euch der Herrund seine Gemeine gegeben, um mit ihnen in aller M Untertänigkeit und Gehorsam zu leben, in aller Ehrbarkeit ertragen wollet; es geziemt den Weibern, die Männer in Ehren zu halten, denn eine verständige Frau ist ihres Mannes Krone, ebenso wird auch die Frau durch den Mann geehrt und der Mann durch die Frau. Darum bitte ich euch, liebe Schwestern, seid euren Männern mit gutem Willen behülflich, damit ihr eure Männer nicht kleinmütig macht. Ach, wüßte es ein Weib, welche Mühe und Betrübnis sie einem Manne in seiner Arbeit verursachen kann, sie würde sich davor fürchten, wie vor dem Gif- te, denn das Weib kann einem Manne in seiner Arbeit Leib und Seele aufzehren Muntert einander auf in geistigen und zeitli- chen Dingen, und hütet euch allezeit vor demjenigen, woraus Be- trübnis entstehen kann, denn der Satan ist listig und hat Mittel genug, Streit zu erregen; er umkreiset die Menschen wie ein « brüllender Löwe, und suchet, welchen er verschlinge Darum bitte ich euch um des Herrn willen, laßt es euch zu Herzen gehen, was ich euch mit Seufzen schreibe; dieses tue ich, weil ich euch und alle diejenigen von Herzen liebe, die den Herrn fürchten. Ich sage mit Mose, O daß ich lieber mit Gottes Kindern Ungemach leiden, als die zeitliche Ergötzliclskeit der Sünden haben will. Haltet euch allezeit zu denen, die Gott fürchten, und bittet, damit euch der Satan nicht überfalle, denn der p Herr kommt, wenn man am wenigsten Achtung darauf hat; solches kann ich mit meinen Mitgefangenen wohl sagen. Jch hoffe, der Herr habe es mit unsso verordnet, wir sind nun im Leiden; der g allmächtige Gott helfe uns durch, wie ich denn hoffe, daß er tun werde; helfet den Herrn für uns bitten, denndas t Gebet des Gerechten ver- mag viel, wenn es von Herzen geht. Jch bitte euch, meine lieben Brüder und Schwestern, habt s Acht auf euch selbst; die Zeit ist kurz, und es ist erschrecklich in die Hände des Herrn zu fallen; denkt an den Tag, wo ihr t erleuchtet worden seid; wie eifrig wir damals waren, in dem Gesetze Gottes zu wandeln; U ich hoffe, ihr seid in allem besser»unterrichtet, als ich schreiben kann. Jch bitte euch vor allen Dingen, habt den Herrn beständig vor Augen und liebt einander von Herzen; daran wird man erkennen, daß ihr Kinder des Allerhöchsten seid, denn die V Liebe bleibt in Ewig- keit, sie vergeht immermehr. Seid gastfrei, gedenkt der Elefan- genen, tröstet die Betrübten, seid der Armen eingedenk. Llch, wie ruhig macht es das Gewissen eines Jeden, der nach seinen Ver- hältnissen und Kräften gegeben hat! ich wollte wohl, daß ich viel- mehr getan hätte. Hiermit w will euch alle dem ewigen allmächtigen Gott anbefehlenz Er wolle euch alle, und auch uns X arme verlassene Schafe, die wir von allen Menschen ausgesetzt sind, trösten, stär- i2. Kot. 7, 4. 1. sub. L, 2s. ksöebh 10, II. l Matth 12, sc. Z. l, S. mTiL L, s. n1. Petri s, S. obebu U, 2s. pSiL Dis, U. Mccttlxk 24, 40. q I. Mose .l7, 1. 1- Apoftelg 12, s. III. s, 10. s i. Kot. 7, 29. thebn 10, 31 und s2. uTolx 4, 4. vJolx 13, As. 1. Kot. 13, s, 18. Hebt. 1Z,»s. 2. Kot. I, 4. Apostels. 20, Z2. wLuk. IS, 4. xJolx 10, 27. 2. Kot. 1, it. I. Petri Z. to. 266 ken und kräftig machen, bis an das Ende unsers Lebens, denn es ist nicht am Anfange noch an der Mitte gelegen, sondern, Y wer bis ans Ende ausharrt, der wird selig. Sehet, lieben Brüder, ich gehe voran, und hoffe euch unter dem Altare zu erwarten, wo sie rufen: 2 Herr, Herr, wie lange richtest du, und rächst nicht unser Blut an Denen, die auf Erden wohnen. Aber der Herr wird um seiner Auserwählten willen die Tage verkürzen; dann wird Er sie s mit weißen Kleidern kleiden und alle Tränen von ihren Augen abwischen; alsdann werden sie l) kein Leid mehr sehen, denn es ist in keines Nienschen Herz gekommen, c was Gott Denen bereitet hat, die Jhn lieben. Hiermit nehme ich von euch allen einen ewigen Abschied auf dieser Welt, und danke euch allen für den guten Umgang, den ich in meinem Leben mit euch gehabt habe; vergebt es mir auch, worin ich euch, oder sonst Jemandem betrübt habe; es ist mir von Herzen leid ;- ich habe d die Hoffnung und das Vertrauen zu Gott, daß Er es mir vergeben habe, und wenn Jemand wäre; der auch mich beleidigt hätte, dem O vergebe ich auch von Grund meines Herzens, er sei, wer er wolle. Wir Vier, die wir k wegen des Zeugnisses Jesu in Banden sind, Hans, Cornelius, Matthäus und Christian lassen euch und alle Dieje- nigen, gdie den Herrn fürchten, mit dem Frieden des Herrn grüßen, Amen. Der allmächtige 11 Gott bewahre euch alle vor dem Argen; grüßet meine Mutter, Karl und fein Weib, und Maeyken, die mein Weib bewahrt hat. Nun gute Nacht euch allen; dieses ist mein Testament für euch alle, Vincent, Karl, Neelken, Wilhelm, Hans, und für eure Weiber. « « Von mir, Hans Symonß, deinem lieben Bruder, zu Antwerpen aus dem Steine um des Zeugnisses Jesu willen gefangen- Amen. Dieses ist der Brief, der der Schnhmacher Cornelius an sein Weib geschrieben hat, als er in Banden lag, derselbe ist nachher mit drei Andern verbrannt worden, und hat dieses zu Antwerpen auf dem großen Markte mit seinem Blute verfiegelt, den 13. Gebt. 15672 Die s Gnade und Barmherzigkeit Gottes des Vaters, und die Liebe des Sohnes, so wie die Gemeinschaft und der Friede des Heiligen Geistes, welcher uns vom Vater durch den Namen un- sers Herrn Jesu Christi, b zum Troste und zur Freude aller wahs ren und getreuen Kinder Gottes gesandt worden ist, der uns auch bewegt, lehrt und gesund macht, bewahre dein Herz, deinen Ver- stand und deine Sinne in Christo Jesu, c zum Lobe und Preise . seines himmlischen Vaters, und zum Heile deiner betrübten See- le, wie auch zum Schutze aller Brüder und Schwestern, die den Herrn fürchten und lieben. Dieses wünsche ich dir, mein sehr herzlich geliebtes Weib, zum herzlichen Gruße. « Jch d wünsche dir, mein geliebtestes Weib, die ich mir vor Gott und seiner Gemeine vertrauet und nach der Ordnung des Herrn zu einem Weibe genommen habe, eTrost, Freude und guten Mut in all’ deiner großen Betrübniß, in welche du durch meine Bande und Gefange1ischaft gekommen bist. Ach, mein liebes Weib, k ich bitte zden Herrn ernstlich für dich, daß Er dich trösten wolle, denn ich weiß wohl, mein liebes Schaf, daß du um meinetwillen sehr g betrübt bist; aber ich bitte dich, 11 lege deine Betrübnis, wenn es möglich ist, ein wenig bei Seite; tröste dich mit dem Herzoge des Glaubens, und siehe Tauf den Vollender Jesumx wandle fernerhin in aller Gerechtigkeit, nimm der Gnadenzeit wohl wahr, und gedenke allezeit daran, welche große yMattb 24, is. z Ofseiilx s, S. a Mond. 24, 22. b Offenb. s, Z. Les. 26, s. c: l. Kot. L, s. d EIN. 4, se. eApostelg. 23, 11. iKol. .4, 17. gJoh 1 , 27. tiMattlx IS, 26. Ma tb. S, 19. aRöm 1, s. Z. Kot. is, 1s. bJoh l, 10. c bit. 4, 7. til. Kot. 7, Z. e2. Kot. l, 4. RZUL 14, 17. Apostelg. 21, IS. s W. 1, W. III-b. W, 27. hHebr. 11. 2. iRöiii. S, II. Der blutige Schanplatx Gnade der Herr dir bewiesen hat; k sei eingedenk, welchem ge- treuen Gotte du dienstz Er wird dich nicht verlassen. « Ach,. mein allerliebstes Schaf! ich kann I dem Herrn wegen seiner großen Kraft und Stärke, die Er mir in all’ meiner Not verleiht, weder genug danken, noch Jhn genug loben; solch ein treuer Gott ist Er, der mir solchen Mut giebt, so das; ich mit Paulus sagen kann: m Wer wird uns von der Liebe Gottes scheiden, Angst, Not, Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Gefahr, oder Schwerts wie geschrieben steht: Um Deineti willen werden wir den ganze Tag getödtet; wir werden wie Schlachtschafe geachtet, die zum Tode geführt werden; aber in all’· diesem überwinden wir weit um Desjenigen willen, der uns geliebt hat; denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaft, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, weder Hohes noch Tiefes, 1ioch eine andere Creatur, uns von der Liebe Gottes, die in Jesu Christo, unserm Herrn, ist, zu scheiden vermag. Ach, mein liebes Weib! ich bitte und ermahne dich, sei doch II geduldig in deiner Trubsalund standhaft im Gebete; denke allezeit an die schonen O Verheißungew die uns in der Schrift so reichlich gegeben sind, wenn wir bis ans Ende standhaft bleiben. iMatth. 10, 22. Ach, laß uns den Schatz, der uns gegeben ist, wohl obe- wahren, damit kein Mensch uns denselben auf irgend eine Weise nehme; darum sei« standhaft und werde nicht müde; denn wenn auch derauswendige Mensch abnimmt, L· Kot· 4, 16, so wird doch der inwendige von Tag zu Tag erneuert, denn unsere Trüb- sal, die zeitlich und leicht ist, bringt uns, die wir nicht auf«das, was sichtbar ist, sondern auf das, was unsichtbar ist, sehen, eine über die Maßen große Freude, die ewig ist. Darum, mein liebes und sehr wertes Weib, lasse doch nicht nach, cidem Herrn, deinem Gotte von ganzem Herzen zu dienen und seinen Fuszstapfennachzufolgem denn wir wissen, daß, wenn das irdische Haus dieser Wohnung zerbrechen wird·, wir einen -Bau haben, von Gott erbaut; »ein Haus, das nicht mit Händen gemacht ist, das ewig ist im Himmel, und daß. wir damit über- kleidet werden sollen, doch so, daß wir bekleidet und nicht bloß erfunden werden; denn während wir in dieser Hütte sind, sehnen wir uns, und sind beschwert, indem wir lieber nicht entkleidet, isondern überkleidet werden wollten, damit das Sterbliche von dem Leben verschlungen würde, der uns aber dazu bereitet, das ist Gott, der uns das Pfand, den Geist, gegeben hat· Ach, mein liebes« Weib! weil wir denn eine solche Wohnung ererben sollen, wenn wir das Fleisch ablegen, so laß uns ohne Furcht in dem· Glauben vor Gott und seiner Gemeine wandeln; laß dieses unsern Vorsatz sein, daß wir r von dem Herrn nicht abweichen, noch von seiner Liebe, die Er durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegoss en hat, und uns weder wegen Trübsal, nach wegen Verfolgung von Jhm scheiden, dann wird Er dir in deinem Verlangen (wenn du aller Menschen Hülfe und Trost beraubt sein wirst) beistehen und dich trösten, denn Er kommt " demjenigen zu Hülfe, der aus Schwachheit sich gering achtet, und dem Verzagten, denn s Er allein wohnt und will in dem Herzen der Menschen» wohnen, und will nicht, daß wir Jemanden außer Jhm dienen sollen. Darum, mein liebes Schaf, tsei fest in Jhm auferbauet und gegründet, wie du auch u unterrichtet bist, und laß die Liebe wachsen und-zunehmen in aller Gerechtigkeit und Heiligkeit, die vor Gott gilt und Jhm angenehm ist; V befleißige dich allezeit in den Tugenden voran zu sein, und habe nicht Achtung auf den lcEph. Z, 7. l. Kot. 1, A. 29. 1Jf.4o, Rö .8,5. d. . i. Jud. e, es. ». nor. i, i. Ader« s, s m «« «« «« « . Muse 10, 12. Ich. 10, 27. s. s Jud. U, U. L. Kot. Petri g, ei« 2..i·eor.5.1. know. esse. Maul. 19. iJolx 10, 27. aMattb. 7, 24. v Z. Petri — o I. S, oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefinnteit. 267 trägen und unachtsamen Wandel, sondern siehe auf diejenigen, die nach der Lehre Christi leben; habe mit denselben allezeit dei- nen W Umgang, damit du weder links noch rechts, weder zu hoch noch zu tief dich verläufst, denn viele verlaufen sich dadurch, daß einer auf den andern sieht, wodurch sie« bisweilen erkalten. » Darum, mein liebes und sehr wertes Weib, xsuche alle- zeit das, was droben ist, und trachte allezeit mit deinem Gemüte nach dem, was unsichtbar ist; y ziehe den alten Menschenaus und ziehe den neuen an; verleugne das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste; verändere dich durch die Erneuerung deiner Sinne, dann wirst du der Auferstehung teilhaftig werden, Luk. 20, 35. Darum wisse, daß du den alten Menschen zuvor 2 ge- kreuzigt haben mußt, damit der Leib der Sünden aufhöre; laß es dich nicht verdrießen, Gutes zu tun, Gal. 6, 12; denn deine Arbeit in dem Herrn wird nicht vergeblich sein, 1. Kor. 15, 58; denn s wir sind Christi teilhaftig geworden, wenn wir den An- fang seines Wesens bis ans Ende festhalten. So lasse dich denn, mein liebes Weib, in deinem Sinne oder Glauben nicht bewegen, denn es ist die rechte Gnade Gottes, worin wir stehen, und wenn auch b ein Engel täine, sagt Paulus, der euch das Evangelium anders predigen würde, als euch ge- predigt ist, so sei er verflucht; fürchte auch nicht c die Menschen, die dich von dieser Lehre abziehen wollen, denn sie werden wie Heu vergehen, Jes 51, 12; denn sie können auch nichts tun ohne Gottes Zulassung Darum d fürchte Gott, und demütige dich unter Ihn, denn Er wird von den Niedrigen geehrt; halte dich allezeit zu den Kleinsten, dann wirst du in den Augen Gottes groß sein; laß dich selbst nicht dünken, du e seiest etwas, damit du dich nicht Betrügst; gehe allezeit von dir selbst aus, und f achte nicht, was dir auch die Menschen zufügen, wenn man dir auch Unrecht tut, denn es ist Gnade bei Gott, wenn man gum des Gewissens willen in Trübsal gerät und das Unrecht leidet. Darum 11 sei geduldig in alleni dem, was um des Herrn willen über dich kommt, damit du des iLeideiis Christi teilhaftig wer- den und also seine Verheißungen ererben mögest, denn die Zeit, während welcher man hier Schmach leidet, ist kurz gegen die Freude, die an uns zur letzten Zeit offenbar werden soll, denn wiewohl wir hier ein elendiges Leben haben, Tob 4, 18, so wer- den wir doch dort viel Gutes haben; k hier werden wir geachtet, als stürben wir, aber wir gehen ein zur sichern Ruhe und zum« Frieden. Der Leib wird hier in Krankheit gesäet, aber. in Kraft wird er auferstehen, 1. Kot. 15, 43. Es wird ein natürlicher Leib gesäet, und ein geistiger Leib wird auferstehe1i; nun muß Iunser Haus dieser Wohnung zerbrochen werden, wenn wir an- ders das Haus, das uns von Gott erbauet ist, erlangen sollen. Darum m sürchte nicht diejenigen, die den Leib töten, denn sie können der Seele nicht schaden, und laß uns um das Werk des Herrn nicht betrübt sein, sondern (wie Christus sagt, Matth 5, 12) uns darüber erfreuen und fröhlich sein,- denn wir werden im Himmel· dafür belohnt werden; und laß uns, wie Petrus sagt, U den Herrn in solchem Falle loben und preisen. Ach,- mein liebes 0 Schaf! das ist nicht gesagt, daß wir uns betrüben sollen. Darum sei doch geduldig in deiner Trübsal und p leidsam in deinem Leiden, denn Paulus sagt, daß denen, idie Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen, darum vertraue ich auch dem Herrn, daß es dir zum Besten dienen wer- de. Nimm das Leiden und die Widerwärtigkeit, die Er dir zu- wEpkx S, 18. xKoL Z, I. J« 2. Kot. 4, 18. KOL S, S. El. Tini. Z, 12. Rück. 12, Z. zKvh Z, s. Röat Z, S. »der-r. a, i4. i: Gar. i, g. cMattn i0, es. ask-h. is, e. Orte-w. i«i, 7. i. Petri i, s, e. Spricht-i. s, is. Rom. ie, is. rein. e, s. mehr. is, o. z i· Petri e, eo. i: ais-m. ie, ie. ii. Petri i, is. i« i. nor. e, o. te. nor. s, i. msviqttcx i0, es. « i· Petri a, es und 4, is. »Juki. i0, e7. psisiiik ie, ie. Rast. A es. -schickt, geduldig an von seiner Hand, denn Er wird dich nicht über dein Vermögen q versucht werden lassen. Sei nun geduldig im Leiden um Christi willen, denn alle, die ohne Züchtigung sind, sind Bastarde und keine Kinder. Jakobus sagt: Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen ver- heißen hat, die ihn lieb haben. So folge denn Christo nach, mein liebes Weib, nimm I· dein Kreuz auf mit Geduld und Freude, und folge Jhm nach die ganze Zeit deines Lebens; Er hat so vieles um unsertwillen s leiden müssen, um uns selig zu machen; darumlaß uns auch um seinetwillen leiden, denn es ist unsere Stunde. So laß uns nun um die t Krone des Lebens, die uns und denen bereitet ist, die den Herrn fürchten und lieben, mit Freuden streiten. Darum laß uns in Jhm zufrieden sein, unser Kreuz mit Freude und Ge- duld auf uns nehmen, und mit einem festen Vertrauen auf die Verheißungen warten, die Er uns gegeben hat, damit wir auf dem Berge Zion u gekrönt und mit Palmen geziert wer-den mö- gen und also dem Lamme nachfolgen. Deshalb stärke dich selbst und erwarte die Barmherzigkeit unsers Herrn Jesu Christi in dem ewigen Leben. Dem aber, der. dich ohne Anstoß erhalten und dich vor das Angesicht seiner Herr— lichkeit mit vFreuden stellen kann, Gott, der allein weise ist. unserm Seligmacher, sei Ehre, Macht, das Reich und die Kraft, nun und in Ewigkeit, Amen. Sieh, mein liebes Weib und Schwester in dem Herrn, weil ich dir mit meiner Gegenwart 1iicht länger dienen kann, so habe ich dir ein wenig geschrieben, um dich zu trösten; du erhältst Idieses als ein Andenken und W Testament, daß du meiner dabei eingedenk seiest, wie ich dir vorgewandelt bin, denn ich hoffe, die« sen Brief mit meinem Blute zu versiegeln, daß es nämlich die rechte Wahrheit sei; dafür begehre ich auch mein Leben zu lassen, zum Preise des Herrn und zur Erbauung aller derer, die den Herrn von X Herzen fürchten. Jch enipfehle dich dem Herrn und dem Worte seiner Gnade; Er wolle dich in aller Gerechtigkeit und Wahrheit bewahren, und obgleich wir von einander scheiden müssen, so weiß ich doch, und habe das feste Vertrauen zu dein Herrn, daß wir in dem ewigen Leben wieder bei einander sein werden; eine solche Hoffnung habe ich zu dir, daß du deine ganze Lebenszeit dich darnach richten und bequemen werdest, damit dn die Seligkeit erlangen Mögest. Hiermit sage ich dir gute Nacht, mein liebes Schaf; gute Nacht bis in die Ewigkeit. Gute Nacht zum Abschiede an alle, die den Herrn y fürchtem Bittet den Herrn für uns alle Vier, daß wir dem Herrn ein gefälliges Opfer tun mögen, damit un- sere Seele ewiglich erhalten werde, dazu wolle Gott, der Herr, seine Gnade geben, Amen. « Geschrieben oon mir, dem Schuhmacher Cornelius, gefangen um des Zeugnisses unsers Herrn Christi willen. Jaques Mesdag, Wilhelm Aertsz Ioos Kasteeh Karl. Im Jahre 1567. Dieser s Jaques Mesdag ist den ersten März 1566 (wie er selbst schreibt) mit noch Dreien gefangen genommen und nachher den achten November im Jahre 15613 mit jenen zu Kortryck m d Flandern um des Wortes Gottes willen, auf dem· Markte, vor dem Stadthause, verbrannt worden, nachdem er uber zwanzig -Monat mit eisernen Banden an den Füßen, gesessen hatte. Er war von Capelle te Poele, anderthalb Meilen von Jpern; mit ihm starb auch ein JunggeselL genannt Wilhelm Aertß, und zwei Hebt. 12, s. 10, 27 Ase[ II. q1 Kot. i0, II. m. is, W. · 4 Eri- Zatlieh If? UZJTE 4 ssir ,. !.1.12. . ro, . e.·,.v.« æhZ.l«Ki)2r. Z, etscaeipoitet . es, se. Avoktei . ie, s. Rom. ie, i. sit-dates. es, sie. i- oh. 17, 17. Ofe - 1, V« 268 Männer, der eine genannt Joos Kasteel, bei Kortryck, der andere hieß Karl; diese Vier waren sehr wohlgemut, haben auch die Wahrheit O tapfer bezeugt, und mit ihrem Tode befestigt. Ein Brief von Jaques Mesdag » Jch, E! Jaques Mesdag, gefangen zu Kortryck um des Wor- tes Gottes und des Zeugnisses unsers Herrn Jesu Christi willen, der ich im Jahre 1566 den ersten März eingesetzt worden bin, wünsche dir, meiner herzlich geliebten, sehr werten auserwahlten Schwester aus deni Grunde meines Herzens und dem Innersten meiner Seele, daß es dir allezeit wohlergehen möge und daß du an I) Leib und Seele gesund seiest. Die Gnade, Barmherzigkeit, der Friede, die Freude und Liebe mit einer lebendigen geistigen Hoffnung und einem recht c evangelischen Sinne und Zutrauem auch einem ungefärbten Glauben, der durch die Liebe wirkt und die Erleuchtung sammt dem Troste und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei dir zur Gnade von Gott, dem himmlischen Vater, geschenkt, durch unsern Herrn Jesum Christum, durch wel- cl)en uns die Gnade geschehen ist, denn d Paulus sagt,«Tit. Z: Die Gnade Gottes ist allen Menschen erschienen, und lehrt uns, daß wir das ungöttliche Wesen und die weltlicl)en Luste verleug- nen und mäßig, gerecht und gottselig in dieser Welt leben sollen, als solche, die die selige Hoffnung und Offenbarung der Herr; lichkeit des großen Gottes und unsers. Seligmachers Jesu Christi erwarten, der sich für uns dahin gegeben hat«, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse, und sich selbst »ein Volk des Eigen- tums reinige, das zu O guten Werken fleißig warezspdenii er ist gekommen und hat im Evangelium den Frieden vertuiidig·t, uns, die fern waren, und denen, die nahe waren; darum sind wir nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Burgeszr mit den Heiligen und Hausgenossen Gottes, gebauetauf den Grundk der Apostel und Propheten, wovon Jesus Christus der Cckstein Ist, welchen die Bauleute verworfen haben; derselbe hat selbst unsere Sünden geopfert an seinem Leibe auf dem Holze,·damit wir, die wir der Sünde abgestorben sind, der Gerechtigkeit leben inochten, durch dessen Wunden wir gesund geworden sind, denn wir waren wie g verirrte Schafe, aber nun sind wir bekehrt zudem Hirten und Bischofe unserer Seelen, zu dem Könige der Konige und Herrn der Herren, der uns geliebt hat, und unsvon unsern Sünden mit seinem Blute gewaschen, und uns zu Konigen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, welchem sei Lob, Preis, das Reich und Dank, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen. Dieses 11 wünsche ich dir, meine allerliebste auserwählte Schwester in Christo Jesu, unserm Seligmacher, den ich von Grund meines Herzens und aus dem Jnnersten meiner Seele iliebe, zum herzlichen und freundlichen Gruße und zum ewigen Andenken. Mein liebes Schaf, es kann»sich wohl zutragen, daß wir hier bald von einander scheiden musfen, denn es scheint, daß das kgrausame Tier unserm Blute sehr iiachstellt; aber ich hoffe, daß, obgleich wir hier Ium des Herrn Namen willen von ein- ander scheiden müssen, wir doch dort in dem ewigen Leben zu- sammen kommen werden, m wo nichts als Freude-und Froh- lichkeit sein wird, welche von Ewigkeit zu Ewigkeit wahren wird; dann werden uns. die Tyrannen nicht scheiden, noch uns irgend ein Leid zufügen können, dennsnachdem sie den Leib getötet, haben sie 11 keine Macht mehr etwas zu tun, wie Christus selbst sagt. cJOlL UT. 272 . s, e7. di. Am. i, i. - Rom. s, s. Gar. s, e. Jud. ei, is.- asohxxi Evh e, is. ixviattrx ei, 4e. i. Veto-i e, ei. gi. etci e, es. drin. e. . · . i. Im. s, is« Ostens. i, s, dein-its. ie, so. -Joh. 10, e7. kok end. is, i. Oft-no. i7, e. Motiv. is, ev. mein-no. es, ei. »Warte· 10, es. Der blutige Schauplath Darum, meine herzlich geliebte und sehr werte Schweftey fürchte du dich nicht vor ihren Drohungen und erschrick nicht, I. Petri s, 14. Wie auch der Herr durch den Propheten Jesajas in dein 51. Kapitel im 7. Verse gesagt hat: Hört mir zu, die ihr die Gerechtigkeit kennt, du Volk, in deren Herzen mein Gesetz ist. Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen, und entfetzet euch nicht, wenn sie euch verzagt machen, denn die Motten werden sie fressen, wie ein Kleid, und Würmer werden sie fressen, wie ein Wollentuch aber meine Gerechtigkeit bleibt ewiglich, und mein Heil für und für, denn ich bin euer Tröster. Wer seid ihr denn, daß ihr euch vor den Menschen fürchtet, die doch sterben müssen, und vor Menschenkinderiy die wie Heu vergehen. Denn sieh, es kommt der Tag, der wie ein Ofen brennen soll, da werden alle Stolzen,— die Gewalt und Unrecht tun, mit den Gottlosen wie Stroh sein, spricht der Herr, und es wird von ihnen weder Zweig noch Wurzel übrig bleiben; euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll die Sonne der Gerechtigkeit ausgehen, Mal· 4, «1, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauer und Seufzen wird von ihnen fliehen; Jes.- 5.1, U. Ja, die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reiche, Matth. 13, 34. Sie wird nicht mehr hungern noch dürften; es wird auch nicht die Sonne, noch irgend eine Hitze auf sie fallen, denn das Lamm mitten im Stuhle wird sie weiden, und wird sie zu dem lebendi- gen Wasserbrunnen leiten, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen und der Tod wird nicht mehr sein, auch wird weder Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen mehr fein, Offenb. 7, .17 : Denn wer überwindet, dem« wird kein Leid mehr geschehen von dem zweiten Tode, und er wird alles besitzen, und die Krone des Lebens empfangen. Darum, o meine liebe auserwählte Schwester Susannekenl laß uns doch Christo, unserm Bräutigam, allezeit treulich an· hängen bis in den Tod, damit wir -doch dermaleinst alle die Krone des Lebens empfangen und an dem großen Tage des Herrn die schöne und liebliche Stimme hören mögen: Kommt her, ihr Ge- segneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch von Anbe- ginn der Welt bereitet ist; wogegen er aber zu den Andern sagen wird: Gehet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist. Matth. 25, 34, 42. Ach, welch ein großer Unterschied wird alsdann zwischen denen sein, die dem Herrn gehorsam gewesen sind und ihn ge« fürchtet haben, und denen, die ihni nicht gehorsam gewesen sind, undihn nicht gefürchtet haben! das Loos der einen wird der feurige Pfuhl fein, der von Feuer und» Schwefel brennen wird, welches der zweite Tod ist, Offenb. 21, 18 das Loos der andern auf dieser Welt haßt, der wird es zum ewigen Leben erhalten, Joh. 12, 25, auch hat Christus ferner gesagt, Matth 16, 25, swer fein Leben um meinetwilleii verliert, der wird es finden oder erhalten. Darum, meine herzlich geliebte und sehr werte Schwe- ster, die ich ja von ganzem Herzen wert und lieb habe, laß uns .doch hierin guten Mutes und getrost sein in dem Herrn, wenn uns auch die Tyrannen unser zeitliches Leben nehmen um des Herrn Namens willen, Matth. 10, 28, und uns von einander scheiden, denn wir wissen, sagt Paulus, L. Kot. 5, 1, daß, wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, wir einen -Bau von Gott erbauet haben, ein Haus nicht mit Händen ge- macht, sondern das ewig ist im Himmel, dessen Baumeister und Schöpfer Gott ist. Hebt. 11, 10. Ach, meine liebe und sehr werte Schwefterl hätten wir diesen Leib unseres irdischen Hauses hier abgelegt in Jesu Chri- sto, daß wir daheim bei ihm wären! der unsern verworfenen Leib verklären wird, daß er ihn dem Leibe seiner Klarheit gleich -aber wird das ewige Leben sein, Joh..3, 16; denn wer sein Leben . oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gcsiiiiitcn. 269 mache, Phil Z, 21, denn wir haben hier»keine bleibende Stätte, Hebr. 13, 14, sondern wir suchen die zukunftige, wie der Apostel sagt. —- Ach, daß wir daselbst wären in der schönen angenehmen Stadt, die aller Güter voll ist, welche weder der Sonne noch des Mondes, oder des Licht:-es der Kerzen zu ihrer Leuchte bedarf, denn des Herrn Klarheit erleuchtet sie, und das Lamm ist dir Licht, und sie werden von Ewigkeit zu Ewigkeit regieren, Osfenb 21, 2. Aber hier müssen wir zuvor auf dem schmalen Wege wandeln, gleichwie Christus selbst gesagt hat, -Matth. 7, ·14, ehe man dahin gelangen oder kommen kann, denn -die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis.führt, und viele sind, die darauf wandeln; aber die Pforte ist eng und der Weg schmal, der zu dem ewigen Leben führt, und wenige sind, die ihn finden, und (leider) noch wenigere, die darauf zu wandeln begehren, weil es dem Fleische bisweilen etwas schwer fällt; denn es ist denen hier in dieser 0 bösen Welt sonst nicht viel verheißen als Trübsal und Leiden, die den schmalen Weg in der Nachfolge Christi zu gehen begehren und, nach ihrem schwachen Vermögen, gottselig wandelnspwollen (in dem Tränentale), denn Paulus sagt ja, 2. Tim. Z, 1(·3: Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden, denn die r) Wahrheit fällt auf der Gasse, und das Recht kann nicht einhergehen, und die, Wahr- heit ist dahin, und wer vom Bösen abweicht, muß Jedermanns Raub sein. . Ach, meine auserwählte und in Gott geliebte Schwestekl AS hat uns der Herr so viel Gnade»gegeben, daß wir den Weg der Gnade gefunden haben, das ist die g rechte Gnade Gottes, worin ihr steht, sagt Petrus. Ach, laß uns doch allezeit treulich darin wandeln bis ans Ende, nach unserm krankenund schwachen Ver- mögen, wenn wir auch hier eine kurze Zeit um des« Namens Christi willen Trübsal und Leiden haben, denn durch viel Leiden müssen wir ja in das tReich Gottes eingehen. So sagt auch Christus selbst: Jn der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden; ferner sagt er auch: wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; doch wenn ihr auch betrubt seid, so soll doch eure Traurigkeit in Freude verwandelt werden, denn ein Weib, wenn sie ge"bäret, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde ge- kommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, so denkt sie nicht mehr an die.Angst, um der Freude willen, weil ein Mensch zur Welt geboren ist. Also habt ihr nun auch Traurigkeit, aber ich will euch wieder sehen, und euer Herz soll sich freuen, und s Niemand soll eure Freude von« euch nehmen; ebenso sind wir« nun auch schwanger und in Kindesnöten, daß wir kaum Atem holen können, wie auch bei dem Propheten t Jesaias steht; aber, wenn wir alle Angst und Trübsal ausgeboren und unsern Leib in dem Herrn abgelegt haben werden, so werden wir uns auch endlich mit unaussprechlichen Zungen erfreuen, wenn wir aiich hier in den Wehen sind, meine liebe und sehr werte Schwester, um des U Namens willen, nämlich eine kurze Zeit in Angst und Leid-en, und von allen Menschen gehaßt sein müssen, denn Chri- stus sagt selbst, Matth. 10, 21: Jhr werdet um meines Namens willen von allen Menschen gehaßt werden; wer aber standhaft bleibt bis aus Ende soll selig werden; so sagt auch Paulus, Phil 1, 29, denn euch ist gegeben, um Christi willen zu tun, daß ihr nicht allein an ihn glaubet, sondern auch um seinetwillen leidet. Aber meine sehr, liebe und auserwählte Schwester in dem Herrn, die ich mit rechter ungeheuchelter, göttlicher und brüder- licher Liebe liebe, es wird uns dermaleinst dort doch alles nichts cis-oh. s, IS. Ich. IS, As· pJeL Es, II. qI. Petri s, 10. 14, 22. Jud. IS, As. sOffellR I2, 7. tJeL W, M. nI. Kot. 7, 29 1- Apostel. schaden, was wir hier um des Namens Christi willen erlitten haben, indem Er uns v reichlich und mit Freuden belohnen wird; denn gleichwie des Leidens Christi —viel über uns kommt, so wer- den wir auch durch Christum reichlich getröstet· Das ist je ge- wißlich wahr, sagt Paulus ferner, sterben wir mit Jhn, so wer- den wir auch mit Jhm herrschen, verleugnen wir Ihn, so wird Er. uns auch verleugnen, L. Tim. L, 12, wenn wir aber Jhn vor den Menschen bekennen, so wird er uns auch vor seinem Vater bekennen, der im Himmel ist, wie Christus selbst sagt. Darum, mein liebes Schaf, laß uns doch allezeit ernstlich zusehen und uns hüten, daß wir Christum, unsern W Bräutigam, hier keineswegs verleugnen, die Menschen mögen uns auch Lei- den zufügen so viel sie wollen, denn die Zeit, die man hier ist, ist doch kurz in Vergleichung mit der Ewigkeit, X und wenn wir auch lebenslänglich um des Herrn Namen willen in einem dunklen Loche liegen müßten, so kann man es doch nicht mit der Ewigkeit und Herrlichkeit, die an uns ofifenbar werden soll, vergleichen, denn Paulus sagt, Röm. 8, 18: Jch halte, daß dieser Zeit Leiden mit der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll, nicht zu vergleichen sei, denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, bringt eine ewige und über die Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare sehen, denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Z. Kot. 4, 17. So laß uns denn, ach, meine liebste Schwester, nicht auf das, was zeitlich und vergänglich ist, sehen sondern laß uns doch allezeit uns selbst gänzlich verleugnen und täglich unser Kreuz auf uns nehmen, und Christo treulich und willig in allem nach- folgen, J! was uns vorkommen mag, um seines heiligen und herr- lichen Namenswillenz laß uns auf die Belohnung und die schö- nen Verheißungen sehen, die ewig währen sollen. Laß uns doch uns selbst allezeit mit den schönen Verheißungen des Herrn trö- sten, die Er den Seinen gegeben hat, 2 die Jhn fürchten und lie- ben, und Jhm in Allem gehorsam sind bis ans Ende. « Darum, meine· liebe und sehr werte Schwester Susannekem laß uns »doch allezeit in allen Dingen Jhm gehorsam sein, um seinen gottlichenWillen nach unserm schwachen Vermögen bis ansEnde zu erfüllen, und allezeit mit großer Geduld und Leid- samkeit seine schönen Verheißungen erwarten, gleichwie alle frommen Männer getan haben, die im Glauben gestorben sind, und die Verheißungen nicht erlangt, sondern sie von weitem ge- sehen, sich ihrer getröstet und denselben angehangen, auch bekannt haben, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden wären; diese haben Spott und Geißel, Bande und Gefängnisse erduldet, sind auch gesteinigt, zerhackt, durchstochen und mit dem Schwerte ge- todtet worden; sie sind in Pelzen und Ziegenfellen umhergegan- gen und haben mit Mangel, Druck und Ungemach, deren die Welt nicht wert war, gekämpft; sie sind flüchtig geworden und haben in Wüsten und Höhlen zugebracht, sind aber nichtsdestos weniger ihrem Gott gehorsam gewesen. s Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er gerufen wurde um auszugehen in das Land, das er zum Erbe empfangen sollte; er ging aus, und wußte nicht, wo er hinkommen würde. Durch den Glauben ist er in dem Lande der Verheißung ein Fremdling gewesen und wohnte wie in einem fremden Lande, mit Jsaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Hütten, denn er erwartete eine Stadt, die einen Grund hatte, deren Baumeister und Schöp- .fer Gott ist. Durch den Glauben wollte auch Mose, als er groß v S. Kot. I, E. w Matth 25, l. x I. Kot. 7, IV. y Matth II, Es. 2 l. III. 2, 25. »Seht. U, S. 270 ward, nicht ein Sohn der Tochter Pharaos genannt werden, und wählte lieber, mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzlichkeit der Sünden zu haben, »und achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum, als die Schätze Egyps tens, denn er fah auf die Belohnung. So laß uns denn, meine herzlich geliebte und sehr werte Schwester, Gott, unserm himmlischen Vater, allezeit gehorsam sein bis in den Tod, und auch, wie Mose tat, lieber wählen, mit dem Volke Gottes hier in diesem Tränentale eine geringe Zeit Ungemach zu leiden, und auf die schöne Belohnung, die end- lich dort kommen soll, zu sehen, -denn es hat kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, und ist auch in keines Menschen Herz ge- kommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. l. Kor. 2, 9. Ach sieh, meine liebe Schwester, wie reichlich werden die- jenigen belohnt, die Gott lieben und fürchten. Ach sollten wir denn den Herrn nicht fürchten und von ganzem Herzen lieben, der uns doch so reichlich lohnen wird; es wird nicht ein einziges Wort von seinen Verheißungen fehlschlagen, b denn er ist so treu, der sie uns gegeben hat, c wenn wir auch hier eine kurze Zeit um des Namens Christi, unsers Herrn, willen Trübsal und Verfol- gung leiden müssen. Denn haben die heiligen Männer, Prophe- ten und Apostel, d ja Christus selbst, der unser Haupt und Mei- ster ist, leiden müssen, um wie viel mehr gebührt uns, die wir doch arme, sündhafte, gebrechliche Menschen sind, zu leiden, wol· len wir anders, als ein kleines Glied an seinem Leibe erfunden werden; denn es sind ja die Glieder nicht besser als das Haupt; ebenso ist auch der Knecht nicht mehr als sein Herr, wie Christus selbst sagt: Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch ver- folgen, haben sie mein Wort gehalten, so werden sie das eure auch halten, und wenn euch die Welt haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Jhre lieb, weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch von der Welt erwählt habe, so hasset euch die Welt; ferner sagt Johannes in seinem Sendbriefe: e Verwundert euch nicht, meine Brüder, daß euch die Welt haßt, wir wissen, daß wir von dem Tode zum Leben übergegangen sind· Sieh, mein liebes Schaf, wie es uns vorausgesagt worden ist, daß wir von der Welt gehaßt und geschmäht werden müssen, so verwundere dich denn nicht, daß uns solches auch in dieser bö- sen, argen, verkehrten und blinden Welt um des Namens Christi willen widerfährt, sondern laß uns darüber uns freuen, daß wir des Leidens Christi teilhaftig geworden sind, damit wir auch in der Zeit der Offenbarung seiner« Herrlichkeit große Freude und Wonne haben mögen, wie der Apostel Petrus sagt: Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet über den Namen Christi. 1. Petri 4, 13. Auch sagt Christus: Selig seid ihr, wenn euch die Men- schen schmähen und verfolgen, und um meinetwillen allerlei Uebels nachreden, wenn sie daran lügen, sei-d -fröhlich und getrost, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel; ferner sagt er: Selig sind, die hier weinen, denn sie werden lachen. Luk. 6, 21. Ach siehe, meine herzliebe auserwählte Schwester, welche tröst- liche Worte sind es abermals für diejenigen, die hier um des Na- mens Christi willen verschmäht und verfolgt werden, und Trüb- sal und Leiden haben. Ach wie sollten wir uns über das betrü- ben, oder matt und schwach werden können, was uns .um des Namens Christi willen widerfährt, weil nachher ein so großer Trost und Lohn allen denen dafür verheißen ist, die Jhm treu sind bis in den Tod, wie Offenb. L, 10 geschrieben steht: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Ach, mein liebes Schaf, tröste und erfreue dich doch über die trostreichen Schriften, die uns zur Erquickung unseres Gemüts und Glaubens hinterlassen sind, selbst wenn du von einer Stadt bHebc 10, W. tMattkx 10, 22. dMattlx 23, As. Matth M. EIN. 1, W. seh· is, is. e I« Ich. Z, Dis. FOR-Ah. 10, LI- Der blutige Schanplatz « in die andere verfolgt und verjagt wirst, kund sie dir um des Namens Christi willen Drangsal und Leiden antun, wie solches leicht geschehen kann, wie ich denn höre, daß das grimmige und grausame Tier wiederum anfängt, sich über das kleine Häuflein des Herrn bedeutend zu erheben und empor zu schwingen, aber sie haben dochnicht mehr Macht, als ihnen der Herr zuläßt, g wenn sie sich auch noch so sehr erheben und rasen, als ob sie das kleine Häuflein gänzlich vertilgen wollten, wie solches aus ihrem Vorhaben zu ersehen ist; aber der Herr hat alles in seiner Hand; derjenige, der den Rat der Gottlosen vernichten kann, der wird es, wie ich hoffe, nach seinem göttlichen Willen wohl verordnen; laß uns nur allezeit II ein festes Vertrauen zu Jhm haben, auf Jhn hoffen und unsere Sorge ganz auf Jhn werfen, denn Er ist es, Ider für uns sorgt, sagt der Apostel Petrus; denn welchen von denen hat der Herr jemals verlassen, die Jhm fest vertraut haben? wer ist jemals zu Schanden geworden, der auf den Herrn « gehofft hat? und wer ist jemals verlassen worden, der in der Furcht Gottes geblieben ist? oder wer ist jemals von Jhm ver- schmäht worden, der Jhn angerufen hat? Sir. L, 12. Kann auch .ein Weib ihres Kindes vergessen, daß sie sich nicht über den Sohn ihres Leibes erbarme? und wenn sie desselben vergessen wird, k so will ich doch deiner nicht vergessen, fpricht der Herr durch den Propheten; so sagt auch Christus, Joh. 14, 18: Jch will euch nicht als Waisen lassen. So laß uns denn, meine.Geliebteste, allezeit vergnügt und mit demjenigen wohl zufrieden fein, was vorhanden ist, denn Er hat gesagt: 1Jch will dich weder verlassen noch versäumen, dar- um dürfen wir sagen: m Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was sollte mir ein Mensch tun, denn wer an Jhn glaubt, soll nicht zu Schanden werden; und ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Der seines eigenen Sohnes nicht .·verschont, sondern Jhn für uns alle dahingegeben hat, v wie sollte Er uns mit Jhm nicht alles schenken? sagt Paulus. Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht, wer will verdammen? Christus ist hier, der ge- « storben ist, ja viel mehr, der auch auserwecket ist, und zur rechten Hand Gottes sitzt und für uns bittet Wer will uns denn scheiden von »der Liebe Gottes? Trübsal, oder Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Vlösze, oder Gefahr, oder Schwert? Wie denn geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag getötet; wir sind geachtet wie SchIachtschafe, aber in all" diesem überwinden wir weit um seinetwillen, der uns geliebt hat, denn keine Creatur mag uns von der Liebe Gottes scheiden, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn. Darum nun, ach meine herzlich geliebte und werte Schwester, wenn du nach dem Guten trachtest, O wer ist es, der dich daran verhindern kann? fürchte dich doch nicht vor ihrem Dräuen, und erschrick nicht, wenn sie dich auch verfolgen und dir Leiden und Trübsal zufügen; denn es ist besser, daß du, wenn es Gottes Wille ist, um des Wohltuns willen leidest, als um Uebeltat willen; p denn das ist Gnade, wenn Jemand um des Gewissens willen zu Gott das Arge er- trägt und das Unrecht leidet; denn was ist das für ein Ruhm, sagt ferner Petrus, wenn ihr um Missetat willen Streiche leidet; aber wenn ihr um Wohltat willen leidet, das ist Gnade bei Gott. Dazu seid ihr berufen, indem auch Christus einmal für uns ge- litten und uns ein Vorbild gelassen hat, daß ihr seinen Fußstap- fen nachfolgen sollt, welcher keine Sünde getan hat; es ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden; Er schalt nicht, als Er gescholten ward, Er dräuete nicht, als Er litt, Er stellte es aber dem anheim, der recht richtet. Darum, meine liebe Schwester, laß «uns doch immer Fleiß anwenden, daß wir allezeit Achtung auf uns geben, g und Christi Fußstapfen bis ans Ende nach un- g2ut.12,82. nPsuIm s7, s. i1.Petki5,7. kJ .49 is. I v . 13,5. Zuges-a. 10, u. www. a, ex. o i. Petri s, is. pxeteetri e, 19.HTi. Petri oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnteit. serm geringen und schwachen Vermögen nachfolgen, und wenn sie uns um der Wahrheit willen verfolgen und Leiden antun, so laß uns auch die Rache dem anheimstellem der recht richten wird, I· vor welchem alle Dinge entdeclck und offenbar sind, und laß uns für diejenigen bitten, wie uns Christus selbst lehrt, die uns ver- folgen und uns Leiden zufügen, damit sie sich bessern s und von aller ihrer Bosheit zur rechten Wckhrheit bekehren möchten, damit sie auch alle selig werden und ruhig und still in aller Gottselig- keit und Ehrbarkeit leben möchten, denn das ist gut und auch an- genehm bei Gott, unserm Seligmacher, der es will, daß alle Menschen selig werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kom- men, sagt Paulus 1. Tim. L, 2, denn Er ist langmütig, und will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann bekehre. Z. Petri Z, 9· Aber sie wollen sich nun nicht bessern, noch von allem Bösen zu der Erkenntniß der Wahrheit bekehren, denn sie haben noch Lust daran, daß sie das Völklein des Herrn ver- folgen, und haben Lust, unschuldiges Blut zu vergießen, wie der Prophet sagt, Jes. 59, 7: t Jhre Füße laufen zum Bösen, und sind schnell, unschuldiges Blut zu vergieszenz ihre Gedanken sind Mühe; ihr Weg ist eitel Verderben und Schaden; sie kennen den Weg des Friedens nicht, und ist kein Recht in ihren Gängen, sie sind verkehrt auf ihren Straßen; wer darauf geht, hat nimmer Frieden. So sagt auch Paulus Röm. Z, 13: Jhr Schlund ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchens und Bitter- keit; ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen; in ihren Wegen ist eitel Unfall und Herzleid·, und den Weg des Friedens wissen sie nicht; es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen. Solches kann man an allen Ecken und Enden sehen und hören, daß es zu beklagen ist, U daß so viele verführt sind, und so jämmerlich auf dem breiten Wege laufen, und haben sich von dem rechten Wege der Wahrheit, der zu dem ewigen Leben führt, verloren, und was Jnoch mehr ist, sie wollten auch noch gern diejenigen verhindern, wenn sie könnten, die sich zu dem Wege der Wahrheit bekehren wollen, aber sie werden es dermaleinst sehr beklagen, wenn sie sich nicht bekehren, wiewohl es leider dann zu spät sein wird, wenn sie zu den Bergen und Steinfelsen sagen werden: v Fallet auf uns und bedecket uns vor dem Angesichte dessen, der auf dem Stuhle sitzt, und vor dem Zorne des Lammes, denn es ist der große Tag seines Zorns gekommen, und wer mag bestehen? Offenb 6,»16. Dann wird man (sagt Jes. Z, 19) in der Felsen Höhlen gehen und in der Erde Klüfte, vor der Furcht des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät, wenn Er sich aufmachen wird, das Erdreichzu schreckenz auch steht in der Offenbarung Johan- nes: Jn denselben Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, und werden begehren zu sterben, und der Tod wird von ihnen fliehen, Offenb 9, S, und werden mit Feuer und Schwefel gequält werden, vor den heiligen Engeln und dem Lamme, und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; sie haben auch keine Ruhe, weder Tag noch Nacht, die das Tier und sein Bild angebetet haben, und wenn Jemand das Malzeichen seines Namens angenommen hat; und wer nicht in dem Buche des Lebens aufgezeichnet steht, der wird in den feurigen Pfuhl geworfen, Offenb 14, 1-1. Dann werden sie dafür belohnt werden, weil sie hier so sehr wüber das kleine Häuflein geherrscht ünd nach ihres bösen Herzens Gedanken ge- lebt, und« das Volk gequält, verfolgt und getötet haben, welches nach seinem geringen Vermögen gesucht hat, nach des Herrn Wort und Lehre zu leben. Denen aber, dieum der Wahrheit und des Wortes Gottes willen gelitten haben, wird es alsdann besser und glücklicher ergehen, als denen, die sie verfolgt und 271 ihnen Drangsal und Leiden zugefügt und in Bosheit und Uebel- tat gelebt haben; denn der Herr wird zu ihnen sagen: xJch weiß nicht, von wannen ihr seid, geht von mir, alle ihr Uebel- täter, wo Heulen und Zähneklappen sein wird; denn nicht alle (sagt Christus ferner, Matth. 7, 22), die zu mir sagen: Herr, Herr, werdenins Himmelreich kommen, sondern die den Willen meines Vaters tun, der im Himmel ist. Ach, meine herzlich geliebte und sehr werte Schwester! laß uns allezeit Sorge tragen, und unser selbst wahrnehmen, daß wir des Vaters Willen bis ans Ende nach unserem geringen Ver- mögen— erfüllen, damit wir nichtmit den andern hören mögen: y Gehet von mir, all’ ihr Uebeltäterl und nicht ihres Lohns in dem feurigen Pfuhle teilhaftig werden, der von Feuer und Schwefel brennen wird, welches der andere Tod ist, Offenb 21, 8, sondern daß wir mit allen auserwählten Kindern Gottes in das Reich der Himmel kommen mögen, welches von Ewigkeit zu Ewigkeit währen wird. Ach, alsdann wird es uns allen nichts schaden, daß wir hier z um des Herrn Namen willen Verfolgung, Trübsal oder Leiden auf eine kleine Zeit erlitten haben. Ach, meine Geliebtestel sei doch allezeit standhaft und ge- duldig in allen Trübsalen und Leid-en, die da um des Namens Christi willen über dich kommen möchten, und laß uns allezeit ifleißig E! wachen un-d beten, und uns auf die Zukunft Christi zu- bereiten; laß uns stets ablegen, was uns beschwertjund die Sünde, die uns immer anklebt und träge macht, und laß uns mit Geduld in dem Kampfe laufen, der uns verordnet ist, und auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens, sehen, wel- cher, obwohl Er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und der Schande nicht -achtete und zur Rechten auf dem Stuhle Gottes gesessen hat. Gedenke an Den, der ein solches Wider- sprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, daß du nicht in deinem Mute matt werdest, Hebt. 12, 1-——4, und von b dem Wege der Wahrheit und von der Liebe Christi ablässest, die Men- schen mögen auch mit dir umgehen, wie sie wollen, sondern ge- denke allezeit an die große Liebe Christi gegen uns, wie viel ·Er c für uns arme sündhafte Menschen an dem Holze des Kreuzes erlitten, und wie Er sein Blut für uns vergossen habe, um uns zu erlösen und selig zu machen, wie uns die vier Evangelisten be- zeugen; denn Er trugunsere Krankheiten und lud auf sich un- sere Schmerzen, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wun- den sind wir geheilt. Jes. 53, 8. Ach, meine liebe und sehr werte Schwester! hat uns Chri- stus so geliebt, daß Er für uns im Fleische gelitten hat, so laß uns auch d mit demselben Sinne uns wappne11, wie Petrus sagt; dasselbe sagt auch Paulus, Phil. L, 5: Ein Jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus gesinnt war, welcher, obwohl Erin göttlicher Ge- stalt war, es für keinen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sondern Er hat sich erniedrigt und Knechtsgestalt angenommen, und ist wie ein anderer Mensch geworden und an Geberden als ein Mensch erfunden; Er hat sich selbst erniedrigt und ward gehor- sam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze, und obgleich Er der Sohn des lebendigen Gottes war, Matth 16, 16 und Joh. 6, 69, so hat Er doch in dem, das Er litt, Gehorsam erlernt, Hebt. S, 11, denn Er hat selbst gesagt, Joh. B, 38: Jch bin vom Himmel gekommen, nicht, daß! ich meinen Willen tue, sondern den Willen Dessen, der mich gesandt hat, gleichwie auch Christus sagt, als Er seinen himmlischen Vater bat, e daß Er den bitten Kelch von Jhm nehmen wolle: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Ach sieh! mein liebes Schaf, wie Christus, unser Haupt, sich gedemütigt und erniedrigt und wie er sich selbst verlassen habe und kseinem himmlischen Vater gehorsam gewesen sei bis zum - Rom. 12, is. Herr. 4, is. - Motiv. s, 44. :Svcichw. o, 17. Ja. 7, o. - Motiv· 7, is. sspsea 1o, s. gut. es, ge. s» gut. 12, se. xLuL II, W. yMutth. 7, W. zMatth s, U. aMattlx 26. 40. IDGIIL S, I. cIeL W. Mattlx 27, Ist. Joh. IS, is, . l, 7. cl 1. Petri 4, l. - eMnrl. U, AS. iPbiL Z, S. L. Kot. S, O. Eph 272 Der blutige Kreuzestode, wie Er um unsertwillen arm geworden sei, damit Er in allen Dingen uns ein Beispiel sein möchte, Er, l. Petri Z, 2l, der uns auch mit dem Leibe seines Fleischesdurch den Tod erlöset oder versöhnt hat, Kol. 1, 22, und wir haben die Verge- bung der g Sünden durch sein Blut nach dem Reichtume seiner Gnade. So laß uns denn, meine liebe Schwester, Christum wieder lieben bis in den Tod, und allezeit in der 11 Liebe wan- deln, gleichwie uns auch Christus geliebt und sich selbst für uns zum Opfer und zur Gabe, Gott zum süßen Geruche, dahingege- ben hat. Eph. 5, L. Darum laßt uns auch uns selbst willig da- hin geben für seinen heiligen Namen, und uns selbst allezeit durchaus verleugnen, auch unserm ieigenen Willen und Sinne entsagen, und uns selbst unter die starke Hand Gottes er11iedri- gen und demütigen, so daß wir kuns nicht mehr leben, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist, L. Kot. 5, 15. Laß uns ihm allezeit gehorsam sein, ihn stets fürchten und ihm dienen unsere ganze Lebenszeit in aller Gerechtigkeit und Heilig« keit, Luk. 1, 69, als gehorsame Kinder, und nicht zu den vorigen Wollüsten wieder zurückkehren, worin wir waren, ehe wir Chri- stum erkannten, wie l Petrus sagt, sondern nachdem der, welcher euch berufen hat, heilig ist, so seid auch ihr heilig in all eurem Wandel, denn es steht geschrieben: Jhr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, Z. Mos l9, 22. Denn fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistig gesinnt sein, ist das Leben und Friede, sagt Pau- lus. m Denn wisset ihr nicht, welchem ihr euch begebet zu Knech- ten in Gehorsam, dessen Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid; es sei der Sünde zum Tode, oder dem Gehorsam zur Gerechtig- keit? Darum, gleich wie ihr eure Glieder begeben habt zum Dienste der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zur an- dern, so begebet nun auch eure Glieder zum Dienste der Gerech- tigkeit und Heiligung; welche Frucht hattet ihr damals von den Dingen, deren ihr euch jetzt schämt, denn das Ende aller solcher Dinge ist der Tod, sagt Paulus, und der Sünden Sold ist der Tod; denn, wenn ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches tötet, so werdet ihr leben; denn alle, die von dem Geiste Gottes getrieben werden, sind Gottes Kinder, und ihr seid der v Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott spricht: Jch will in ihnen woh- nen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Darum gehet aus von ihr, und sondert euch ab, und rühret nichts Unreines an, so will ich euch aufnehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr» Darum, ach meine geliebteste ·Schwester in Christo Jesul laß uns doch stets von allen weltlichen Lüsten und Begierden uns absondern und nichts Unreines anrühren, 0 sondern uns selbst allezeit von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes reini- gen, und mit der Heiligung in der Furcht Gottes fortfahren, nach dem Geiste, damit wir allezeit dem Herrn dienen und ihn ehren alle Tage unseres Lebens, damit wir von p seinen Söhnen und Töchtern sein mögen; denn wenn wir seine Söhne und Töchter sind, so werden wir auch Miterben seines ewigen Reiches sein. So laß uns denn allezeit Sorge tragen, daß wir Jhn all- ein stets fürchten und Jhm dienen bis ans Ende nach unserm schwachen Vermögen, denn wir können nicht zweien e Herren zu- gleich dienen, Gott und der Welt. Wisset ihr nicht, sagt Jakobus, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft sei; darum, wer der Welt Freund sein will, s der wird Gottes Feind sein. Auch sagt Johannes: Wenn Jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters, denn alles, was in der Welt ist, näm- gEph l, 7. usw. l8, l4. iMattb. l6, 24. lcl. Petri s, s. il. Petri l, le. m Rönr S, les. a Z. Kot. S, IS. o 2. Kot. 7, l. p Röar S, l7. qMattb. S, 24. kJaL L, 4. Lob. A, ll. Schauplatp lich Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt, und die Welt vergeht mit ihren Lüsten; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewig- keit. Auch lehrt uns Paulus: Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sin- nes, s damit ihr prüfen möget, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes sei. Darum, meine herzlich geliebte Schwester, laß uns doch die- se Welt weder lieb haben noch achten, uns auch der Welt nicht gleichstellen, noch auch nach dieser bösen Welt ein Gelüste haben, um mit ihr tin dasselbe unordentliche Leben zu laufen, damit wir mit ihr nicht zu Grunde gehen mögen, sondern laß uns stets fortwandeln den rechten Weg der Wahrheit. in einem neuen We- sen des Lebens 11 dem lebendigen Gott unsere Lebenszeit zu die- nen, ohne uns nach Sodoma umzusehen. Laß uns doch stets Acht »auf uns haben, und tun, was die heilige Schrist lehrt und er— mahnt, damit wir uns ewiglich erfreuen mögen bei Gott, unserm himmlischen Vater, und mit dem Lamme auf dem Berge Zion. v Denn alle Schrist, von Gott eingegeben, ist nützlich zur Lehre, zur Besserung, zur Züchtigung zur Unterweisung in der Gerech- tigkeit, daß ein Mensch Gottes vollkommen sei, zu allen guten Werken geschickt So laß uns denn allezeit wohl auf die Heilige Schrist sehen, und dieselbe zur Lehre, Strafe und Besserung an- nehmen, daß wir uns dadurch zu allen guten Werken zubereiten lassen, und einander stets damit ermahnen, und zusehen, wie uns der Apostel lehrt, wenn er sagt: W Sehet zu, liebe Brüder, daß nicht Jemand unter euch ein arges ungläubiges Herz habe, das von dem lebendigen Gott abfalle, sondern ermahnet euch selbst alle Tage, so lange es heute heißt, daß nicht Jemand unter euch durch Betrug der Sünde verstockt werde; denn wir sind Christi teilhaftig geworden, wenn wir anders das angefangene Wesen bis an’s Ende fest behalten. Ach, meine geliebte Schwester, sei doch allezeit standhaft, unbeweglich und überfließend in dem Werke des Herrn, und denke stets daran, daß deine Arbeit nicht vergebens ist in dem Herrn, wie Paulus sagt. Auch sagt Johan- nes: X Sehet euch vor, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt, sondern vollen Lohn empfanget, denn wer übertritt und nicht in der Lehre Christi bleibt, der hat keinen Gott; wer aber in der Lehre Christi bleibt, der hat beides, den Vater und den Sohn. y Ach halte doch, was du hast, daß dir Niemand deine Krone nehme! und sei doch allezeit Christo, deinem Bräutigam, bis in den Tod getreu, darum bitte ich dich, mein liebes Schaf, sei allezeit geduldig in all’ deiner Trübsal und Leiden, und stärke dein Herz, denn des Herrn Zukunft ist nahe; siehe, der Richter stehet vor der Türe, und wir-preisen selig, die erduldet haben, sagt 2 Jakobus. Darum sei geduldig, und tröste dich mit den Worten Gottes, s denn, es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hülfe des Herrn hoffen. Der Friede Gottes, welcher uns geliebt und uns einen ewigen Trost gegeben hat durch die Gnade, behalte die Oberhand in deinem Herzen; diese Gnade tröste eure. Herzen b und stärke euch in allerlei Wort und gutem Werke; sie mache euch ganz heilig, damit eure Seele und euer Leib bis auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi Ounsträflich behalten werden möge; Er ist getreu, der euch gerufen hat; Er wolle es auch tun, und wolle euch Kraft geben nach dem Reichtume seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch keinen Geist an dem inwendi- gen Menschem und daß Christus urch den Glauben in euren Herze wohne, und daß ihr durch die Liebe eingewurzelt und ge« gründet werden möget. Epheser Z, 16. Jch bitte den allmächtii s Römer: l2, 2. t l. Petri 4. 4. u Hebräer O, l4. l. Mofe is, W. vOfsenlk U, l, s. 1. Tini. Z, le. wsebr. Z, l2. xl. Kot. l5, As. L. seh. S. yOffenlx s, l1. Mattb As, l. zJaL s, s. aKlngl. s, 26. Fiel. Z, II. b Z. Theil. 2, IS. E. l. Theil. Z, 23. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefinnten. 273 gen Gott aus dem Grund meines Herzens, daß Er dir das gebe und auch mir, und allen, die Jhn fürchten und lieben. Ach meine liebe auserwählte Schwester, die ich ja von gan- zem·Herzen wert und lieb habe, ich glaube, ich kann dir es nicht beschreiben, mit welcher ungeheuchelten göttlichen und brüderli- chen Liebe ich dich liebe. Ach, halte doch allezeitStand bei der rechten lautere1i Wahrheit und Lehre Christi, wie ich denn durch des Herrn Gnade solche Hoffnung zu dir habe, obgleich ich dir schreibe, daß du es« tun sollst. Ach meine allerliebste Schwester, ich hoffe ja auch, durch die große Gnade und Barmherzigkeit des Herrn, alles dasjeki ige nach meinem schwache1i Vermögen selbst zu tun, was ich dir e- schrieben habe, denn mein Gemüt. und mein-e Grundsätze sind darin noch unverändert, nämlich lieber mein Leben als die Wahr- heit zu lassen, und sollte es. auch morgen sein, denn mein Gemüt ist noch bereitwillig, d mein Leben für den zu lassen, der es mir gegeben hat, wenn es sich auch ereignen mag, und wenn es auch sein göttlicher Wille ist, daß ich noch lange in eisernen Banden sitzen soll, so will ich es auch um— seines heiligen Namens willen gern leidenxe denn Er hat ja so viel für uns gelitten, und ich kann dem Herrn nicht genug danken und ihn nicht genug loben für seine große Gnade, Barmherzigkeit und Wohltat der Geduld, die er an mir im Gefängnisse erwiesen hat, indem das Liegen —in den Banden mich so wenig gehindert hat; ich halte dafur, k du werdest es schwerlich glauben, wie wenig es mich gehindert habe. Jch weiß nicht (wie mich dünkt), daß ich Gefangener bin, oder daß es zu lange gewährt, oder daß ich während der Gefangen- schaft Leiden ausgestanden; dem Herrn müsse ewig Lob, Preis und Dank sein für seine überfließende Gnade und Barmherzig- keit; aber ich habe wohl bisweilen gewünscht (wenn es hatte sein mögen), bei euch zu sein, wenn es meiner Seele heilsam gewesen wäre, und es der Herr zugelassen hätte, und das größtenteils um der Liebe willen, die ich zu dir habe, und du zu mir, mein liebes. Schaf (dem Herrn sei Lob) : ich habe mich auch niemals sehr dar- über"betrübt, weil es um des Herrn Namens willen geschehen ist, gund weil ich weiß, daß wir doch einmal hier sche1den müssen, und wenn wir auch hier noch hundert Jahre beisammen waren, so muß doch endlich die Zeit des Abschiedes kommen, und es ist auch besser, ehrlich sterben, als das Gesetz Gottes übertreten und mit Sehanden leben, b wie in dem zweiten Buche der Maccabäer geschrieben steht; so hat auch Christus gesagt: Wer sein Leben zu erhalten sucht, der wird es verlieren, und wer sein Leben um meinetwillen und um des iEvangeliums willen verliert, der wird es erhalten: wer aber Vater und Mutter, oder Bruder. » oder Schwester, oder Weib, oder Kind mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Darum, meine Geliebteste, es muß alles verlassen sein um seines heiligen Willens« und Namens willen, wenn es so weit kommt, daß wir gefangen werden und in Bande geraten, wenn wir anders zu seiner Zahl gehören wollen, kdenn wer nicht allem absagt, was er hat, der kann sein Jünger nicht sein. · Wenn man nun diese Worte überlegt und sie wohl betrach- tet, meine herzlich geliebte und sehr werte Schwester, warum soll- ten wir nichtgern alles verlassen, was wir haben, um des Na- mens Christi willens und warum sollten wir auch betrübt, be- lästigt oder beschwert sein, wenn uns solches um des Namens Christi, unsers Herrn, willen wisderfährt indem es doch Christus selbst gesagt hat? Jcli kann Ihm nicht genugsam danken und »I«hn loben fiir seine große Unaussprechliche Gnade und Barmher- xiafeit. die. Er mir täglich erweist. daß mein Gemüt in seinen Vorsiitzen so freudig, so fröhlich und ruhig ist in dem Herrn: es cis-ob. 17. i7. Eva. i. is. exists-im ge. kam. 4. i7. xAvosteig. s, 42. he. Druck. s, 10. Motiv. is, es. Leut. 14, es. koffeukk o, u. steht jetzt so gut mit mir nach dem Geiste, als es jemals gestanden hat (wie mich dünkt) ; I dem ewigen, allmächtigen, barmherzigen »Gott müsse ewiges Lob, Preis, Ehre und Dank gesagt sein für seine große Gnade »und Güte, daß Er mich armen, einfältigen, schwachen, gebrechlichen Knecht durch seinen Heiligen Geist m in meinem Gemüte und meinen Vorsätzen so sehr stärkt und tröstet; ich bitte Gott, daß Er mich stets stark und kräftig machen und mich durch seinen Heiligen Geist bis an’s Ende trösten wolle, so wie auch alle, die Jhn fürchten, und daß Er dasjenige geben wolle, was uns allen zu unserer Seelen Heil am nötigsten ist. einen herzlichen Abschied von dir nehmen, mit dem tröstlichen und lieblichen Worte seiner Gnade. Ach, meine geliebteste S. J. H., halte iiiir doch mein einfaches Schreiben undmeine geringe Gabe, 0 die ich von dem Herrn empfangen habe, zu gut: ich habe es aus ungeheuchelter,· göttlicher und brüderlicher Liebe getan, die ich zu dir habe, meine liebe auserwählte Schwester, dessen ist der Herr meine Zeuge, i) der aller Herzen und Nieren kennt und durchforscht vor welchem alles bloß und entdeckt ist. Ebenso wunsche ich auch alles, was ich hier -an dich geschrieben habe, mein fliebes Schaf, meinem herzlich geliebten und sehr werten Vater kund Bruder aus Grund meines Herzens zu einem herzlichen und freundlichen Gruße und ewigen Andenken, c! indem ich beide auch iherzlich liebe. Vittet alle den Herrn für mich, daß ich es doch ausführen und vollenden möge, was ich zu meiner Seele Heil und zu seinem Preise und Ehre, t wie auch zur Erbauung meines ,Näclisten begonnen habe: ich hoffe, ich werde auch den Herrn grüßt euch unter einander mit einem Kusse der Liebe: s der Friede sei mit euch allen, die in Christo Jesu sind, Amen. Dieses letzte ist geschrieben im Jahre 1567, den 9.- Seht» von mir, Jaaues Mesdag. nachdem ich achtzehn Monate tum des· Reugnisses Jesu Christi! unsers Herrn. und um des Wortes Gottes U und der rechten Wahrheit willen in eisernen Banden in Gefangenschaft gewesen bin. Hiermit nehme ich herzlichen Ab« schied von- euch. Gute Nacht, lieben Freunde. Adrian Willemß 1568. JmI Jahre 1568 ist die Tyrannei und Verfolgung der Christen sehr hart und schwer geworden, so daß in diesem Jahre viele gefangen genommen und getötet worden sind. » Den 4. April im oben gemeldeten Jahre, des Morgens un- gefähr zwischen ein und zwei Uhr, ist mein Vater, Adrian Wil- lemß, von Stevhan de Wit- dem Amtmann zu Vianen, gefangen »und auf das Haus Battestein gebracht worden, wo er fünfzig Wochen unsd einen Tag verwahrt wurde. « Den 8. Mai 1568 ist der Amtmann mit einem Teile der Gerichtspersonen von Vianen gekommen, um ihn wegen seines hat. Als er aber nachher nach seinen Glaubensgenossen gefragt wurde, hat er ihnen solches nicht sagen wollen: da drohte ihmder Amtmann öfters mit der Falter. ließ auch am fünften Juni den Scharfrichter kommen, welcher ihm die Hände auf den Rücken band und ihn eine Leiter hinaufsteigen ließ, mit deni Bedrohen, er wollte entweder alle seine Glieder auseinanderziehem oder wissen, wer seine Glaubens- oder Bundesgenossen wären: als er aber sah. daß er ihm solches nicht abzwinaen konnte, ließ er ihn herunterkommem ohne ihm irgend eine Pein anzutun. loffenlx 4, U. m 2. Kot. I, s. n Avoftelg.·2o, AS. o Motiv. As, 15. o Ver. 17. 1o. Apostel-g. is, S. o Apostels. 12, s. r1. Kot. S, so. o 1. Petri s, U. t Offenkn I, V. a Jud· «. 17. « « Meter Adrlan Willen-s; ist in der· vorhergehenden Auflage nicht zu finden. 11 Hiermit will ich dich dem Herrn gnbefehlen, und für jetzt « fnach meinem schwachen Vermögen) ernstlich fiir euch bitten:- Glaubens zu verhüten, welchen er ihnen auch freimiitig bekannt - 274 Der blutige Auch hat jener Amtmann einen grauen ENönch kommen las- sen, um ihn seines Glaubens zu berauben; es ist aber der Mönch nach viel Reden und Wortstreit wieder von ihm geschieden, ohne etwas auszurichten. Nachher sind ihrer zu verschiedenen Zeiten noch Andere, als Pfaffen und Mönche, gekommen, um ihn von seinem Glauben abzubringen; aber sie. find alle, wie der zuerst- . gedachte, von ihm geschieden. Die Briefe von den Reden mit den Pfaffen und Mönchem und von seinem Bekenntnisse, nebst andern Briefen, die wir em- pfangen hatten und die aus dem Gefängnisse geschrieben waren, lagen bei einander hinter der Bettsfelle unter dem Dache, wohin ich sie aus großer Bangigkeit vor der Verfolgung und großen Tyrannei, die damals herrschte, gesteckt hatte. Nachher aber hat es sich im Jahre unsers Herrn Jesu Christi 1571, im Februar ereignet, daß das Wasser an dem Diebsteiche so hoch und stark anwuchs, daß viele Häuser weggetrieben wurden, an einigen aber wurden die Mauern weggespült; bei dieser Gelegenheit sind jene Briefe auch ins Wasser geraten und verloren gegangen, worüber ich mich sehr betrübt habe, weil unsere Kinder daraus hätten wahrnehmen können, wie tapfer und getrost ihr Großva- ter gewesen sei, das Evangelium zu bekennen und dafür zu ster- ben, und wie fröhlich er gewesen, als man ihn im Gefängnis ver- hörte denn ich bin mit großer Gefahr selbst gegenwärtig ge- we en. Den 29. Juni des Jahres 1568 hat der vorerwähnte Amt« mann bekannt gemacht, daß er den andern Tag, als den dreißig- sten desselben Monats einen Gerichtstag halten wollte; aus die- sem Gerichtstage hat er, der Amtmanm seine Klage vorgebracht, und begehrt, daß er an einem Pfuhle verbrannt und auf solche Weise getötet werden sollte, und daß seine Güter, zum Nutzen des Königs, der Schaßkammer heimgeschlagen werden möchten. Llls aber nachher viele Gerichtstage gehalten wurden und die Parteien von beiden Seiten ihre Schriften einbrachtem hat der Amtmann nicht nachgelassen. um das Urteil anzuhalten: darauf haben die Herren des Gerichtes zwei nnd dreißig Gulden ver- langt, um das Urteil abzuholen Als dieses geschehen, sind sie aus dem Gerichte nach dem holländischen Hofe gezogen, und ha- ben bei ihrer Wiederkunft das Todesurteil mitgebracht· Sodann ist ihm den 21. März des Jahres 1569 das Recht gesprochen worden, so daß er Tags darauf sein Urteil empfangen sollte. »Weil er aber wohl—wußte. daß ihm das Urteil nicht zum Leben, sondern zum Tode gereichen wiirde l nach Ausweisitng der Leid, so hat er den letzten Abschiedshries an fein Weib und Kinder schreiben wollen: als er aber anfing zu schreiben. ist ein Mönch zu ihm gekomen. um ihn zu quälen und ihm in seinem Glauben hinderlich zu sein: er hat demselben iedoch widerstan- den, und hat den Mönch darauf des Abends gehen heißen, weil er noch ein wenig ruhen wollte. Den andern Tag, des Morgens um vier Uhr, ist der Mönch abermals zu ihm gekommen, um ihn zu quälen, so viel er konnte. Darauf ist er an demselben Tage, unaefähr um acht Uhr, von der Kammer abgeholt worden, in welcher er während der Zeit seiner Gefangenschaft mit schweren eisernen Banden verwahrt wurde, die er Tag und Nacht zu schleppen hatte. und die ihm nur. des Abends und Morgens, wenn er zu Bette ging und reib. aufstund, abgenommen wurdens damit er im Stande war. seine Hosen und Strümpfe nuss und einzuziehen: daraus brachten sie ihn in eine Küche. wo eine mit Speisen besetkte Tafel stand, wovon er ein wenig aß. und darauf von Stephan de Wit einen Trunk empfing, den er freundlich annahm, um ihm icden Verdacht zu benehmen,, als ob er ein arges Herz wider ihn hätte« wiewohl ei« ihn »dem Tode ishr-kaut- wortet hatte. Der Mönch hat fwieoben gemeldet) sich immer bemüht, um ihn von seinem Glauben abzubringen hat aber seine Absicht nicht erreichen können. Von dort haben sie ihn mit ge- Schaut-Katz, bunden Händen auf das Stadthaus gebracht, um sein Urteil zu empfangen; zu beiden Seiten ging ein Mönch und der Scharfs richter; hinter und vor ihm aber zwei Stadtdiener, mit Gewehr wohl versehen, und so haben sie ihn wie ein wehrloses Schäflein zur Schlachtbank geführt. Als sie nun in dem Stadthause an- kamen, ist sofort Gericht gehalten worden, wo der Amtmann selbst das Urteil begehrt hat. - Darauf haben die Herren des Gerichts gefragt: Adrian Willemß, willst du noch etwas auf dieses sagen? Er antwortete denselben: Jch weiß euch sonst nichts zu sagen, als daß ihr be- denken sollt, daß ihr auch vor dem Richterstuhle Christi erscheinen müßt, welcher ein rechtes Urteil über Gute und Böse, über Tote und Lebendige fällen wird. Hiernach sind sie ausgestanden. Als sie nun wieder aus der Ratskammer kamen, haben sie das Ur- teil gefällt und zu Recht erkannt, daß Adrian Willemß mit dem Schwerte gerichtet,. der Leichnam aber in eine Lade gelegt und unter dem Galgen begraben werden solle. Hierauf sindsie wie- ider ausgestanden: sie sahen aber betrübt und blaß aus, wiewohl sie das Gericht nicht endigten, sondern ihn in den Händen grau- samer Menschen ließenx diese entblößten ihn und brachten ihn mit verbundenen Augen von dem Stadthause: denn sie eilten, das Urteil zu vollziehen, was sie auch ausgeführt haben. Also hat vorgemeldeter Adrian Willemß sich selbst mit freiwilligem Herzen dem Tode übergeben, und hat lieber seinen Glauben be« halten, als hier das Leben eine geringe Zeit mit Versagung seines Glaubens erhalten wollen, hat auch seine Seele Gott, dem treuen Schöpfeu anbefohlen, und ist aus diesem Leben geschie- den, als er mit seinem Blute dem Evangelium Zeugniß gegeben und seinen ungefärbten Glauben befestigt hatte, Amen. Lukas de Groot. 1568. » Jm Jahre 1568 ist ein Bruder, Lukas de Groot genannt und zu Osteude in Flandern geboren, daselbst, um des Zeugnisses der Wahrheit willen, sgefangen worden. Als er nun seinen Glauben ohne Scheu bekannt hatte, und ohne Abweichen dabei b verharren wollte, ist er gerichtlich verurteilt worden, daß er er- würgt und verbrannt werden sollte: als aber nachher die Richter ihren Sinn änderten, wurde er den Gläubigen zum Spott an einen Galgen gehängt. - Jan Partien 1568. Auch ist in demselben Jahre ein Bruder, genannt Jan Por- tier, geboren zu Komene in Flandern und seines Handwerks ein Walker, welcher unter der Frau von Meessen Pförtner zu Mees- sen gewesen, gefangen genommen und, als er s seinen Glauben bekannt hatte, sehr gepeinigt worden: das erste Mal mit Schraubeisem »das zweite Mal aber zogen sie ihn an seinen Dau- men in die Höhe und hängten ihm schwere Eisen an die Fiiße wobei sie ihn scharf geißeltem weil er aber einen Bruch hatte, wurde er nicht auf die Bank gebracht. Als er nun durch alle diese Pein und andere Bedrohungen nicht dahin gebracht werden konnte, daß er von der angenommenen bekannten Wahrheit ab- gewichen wäre, so wurde er zuletzt zum Feuer v-erurteilt, und ist« b um des Zeugnisses unseres» Herrn Jesu Christi willen mit solch einem kleinen Feuer verbrannt worden, daß ihn der Rauch erstickte welches außerhalb Meessen, bei dem Springgalgen, im November 1568 geschehen ist. Jan von Paris, Peter von Clcev, Henrich Maelschalck und Lorcnz Pieters.· 1568. Jan von Paris, Peter von Cleev, Henrich Maelschalck und Lorenz Pieters, welche noch nicht mit der Gemeine vereinigt, aMaith. 10. AS. Alwftelch W, 10. Insekt. 10, II· a Ins. 12. B. bOssOnK C, s. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs--Gesiunteu. 275 sondern angehende Freunde waren, die bereit waren, sich mit der Gemeine zu vereinigen, sind zu Gent in Flandern, als sie aus- gingen, um die Predigt des Wortes Gottes zu hören, im Jahre 1568 gefangen genommen und auf den» Grafenstein gesetzt wor- den. Nachdem sie nun ihren Glauben ohne Scheu bekannt haben und dabei standhaft geblieben»sind, sind sie in der Palmwoche verurteilt worden, erwürgt und verbrannt zu werden; als sie aber nun auf die Schaubüh1ie gebrcicht wurden, und eben damals neunzehn Fähnlein Spanier «in Gent lagen, so hat der spanische Henker, als er sah, daß man sie erwürgen wollte, den Scharf- richter gezwungen, andere Werkzeuge herbeizubringen; der Scharfrichter hat deshalb den Feldhauptmann angeredet, welcher ihm jedoch (gegen das gerichtliche Urteil) befohlen hat, sie leben- dig zu verbrennen; auch hat der Henker unter der Zeit, als der Scharfrichter einen Korb voll Ketten geholt, die Brüder sehr ge- stoßen und geschlagen. Als nun die Brüder hörtenj daß sie lebendig verbrannt werden sollten, erhoben sie sämmtlich ihre Stimmen und sangen: ,,Dich ruf’ ich, s himmlischer Vater, an;" da haben die Spanier so entsetzlich mit Stöcken zugeschlagen, daß dem einen das Auge ausgeschlagen wurde; sie wurden sodann lebendig verbrannt, wobei die Spanier laut riefen und viele Stöcke ins Feuer warfen, als ob sie auch an solcher Raserei hätten Teil haben wollen und gemeint hätten, b Gott einen Dienst das. « mit zu tun. · Dieser Henrich Maelschalck hat einen Brief aus dem Gefängnisse zu Gent geschrieben, den 26. Januar 1568, welcher lautet, wie folgt: Die überschwengliche Gnade, Freude, Friede, Barmherzig- keit und das ewige Heil, wünschen wir euch von Gott, unserm himmlischen Vater, und unserm Herrn Iesu Christo, der sich selbst für unsere Sünden dahin gegeben--hat, damit er uns von dieser gegenwärtigen argen Welt erlösete, nach dem Willen Got- tes, unsers Vaters, welchem sei Lob, Preis und Ehre, Kraft und Dank, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen. Nach Anwünschung aller Gnade und alles Heils wollen wir. euch berichten, nämlich Goelken, unserer lieben Freundin in dem» Herrn, und. allen lieben Freunden, die den Herrn fürchten, daß wir vier Gefangene zu Gent um des s Zeugnisses unseres Herrn Iesu Christi willen, dem Fleische nach, noch wohlauf sind: dem Geiste nach aber danken wir« dem Herrn, und loben ihn, daß er uns durch seine Gnade in solcher Weise so stärkt, denn unser Ge- müt und unser Vorsatz ist noch dahin gerichtet, daß wir allezeit bei dem b Herrn bleiben und durch seine Gnade und Barmherzig- keit nicht von ihm abweichen, weder um des Lebens noch um des Todes willen. Lob und Danksei dem Herrn gesagt, der uns durch seine Gnade auf solche Weise stärkt, wenn wir schwach und elendig sind. Aber bis hierher haben wir das Vermögen gehabt, durch des c Herrn Hülfe, und hoffen noch durch seine Hülfe bis ans Ende auszuhalten, denn worin Er selbst versucht worden ist, kann Er auch helfen und diejenigen d erlösen, die versucht wer- den, indem Er gesagt hat: Ich will dich weder verlassen noch ver- säumen; darum dürfen wir getrost sagen: s Der Herr ist mein Helfer, wie der Apostel sagt. . Nun, herzlich geliebten Brüder, ist k Gott mit uns, wer mag wider uns sein, denn alle Menschen sind nur Werke seiner Hände; Er hatalles geschaffen, und hat auch Macht wieder zu vernichten, wenn es ihm gefallen wird: warum sollten wir uns vor g sterb- lichen Menschen fürchten? billig sollten wir diesen Gott vielmehr fürchten, denn Er ist es allein, der selig machen oder verdammen kann, und wenn wir auch der Menschen Hände entliefen, so kön- a Mattlx s. O. b Ich. IS. S. aMatth 10, 28. Ofkenlx 19, 10. bHebta to, AS. cPhil. L, is. dHebr. L, is. edeln. II, S. i Rom. S, s1. gJeL III, 7. nen wir doch Ihm nicht entlaufen. Darum wollen wir lieber mit 11 Susanna sagen: Es ist besser in der Menschen Hände zu fallen, als vor- des Herrn Angesicht zu sündigen. « » Darum, meine lieben Freunde, hoffen wir, den Herrn kei- neswegs zu verlassen, sondern allezeit nach dem verheißenen Lan· de fortzuwandeln, welches aller Güter voll ist, um« es einzuneh- men; dazu wolle der Herr uns und Alle, die Ihn fürchten und aufnehmen, durch seine Gnade und Barmherzigkeit stark, kräftig und tüchtig machen. · « ; Jch, Henrichz habe euch allen, ihr lieben Frunde, ein wenig von unserm Gemute geschrieben. Ferner ist es meine freundliche Bitte an euch, daß ihr doch allezeit in der Furcht des Herrn stand- haft sein wollt, denn, die den tHerrn fürchten, werden Gutes tun, und die Ihn lieben, werden sich befleißigen, Ihm zu gefallen und sich vor Ihm demütigen. Fürchtet ihr Gott, sagt der Pro- phet, so weicht nichtvon Ihm,- sondern geht zur ewigen Freude und Wonne ein. »Die -den Herrn fürchten, werden in der äußer- sten Not wohl sein, und auf den Tag ihres Sterbens gesegnet werden. Darum, lieben Freunde, laßt uns den Herrn stets von ganzem Herzen und Gemüte fürchten, laßt uns Ihm gehorsam sein und sein Wort halten, kdenn selig sind, die Gottes Wort hören und dasselbe bewahren; das sind auch diejenigen, I die Ihn lieben und sein Wort halten, und wer Ihn liebt, der ist von Ihm erkannt; wer aber sagtYIch kenne Ih1i, und m hält Gottes Ge- bote nicht, der ist ein Lügner, und in» ihm ist die Liebe Gottes nicht vollkommen. Darum, meine lieben Freunde, laßt uns Ihn lieben, denn U Er hat uns zuerst geliebt, gleichwi-e Paulus be- zeugt, daß Er arm geworden sei, während Er reich war, damit wir durch seine Armut reich würden; ja, 0 Er hat den, welcher von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, daß wir in Ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Da wir nun aber wissen, daß uns der Herr so geliebt, daß Er auch seine Gna- de so uberschwenglich fur uns ausgegossen hat, so laßt uns alle wohl zusehen, daß seine p Gnade an uns nicht vergebens sei, denn wir sind seiner» teilhaftig geworden, wenn wir anders den An« fang seines Wesens bis ans Ende festhalten. · Darum, lieben Freunde, gleichwie ihr den Herrn q Jesum Christum angenommen habt, so wandelt auch in Ihm, und sei-d gewurzelt und erbauet in Ihm, und seid fest im Glauben, wie euch gelehrt ist, sagt der.Lcpostel, »die ihr wohl wisset,.daß es die rechte s Gnade Gottes sei, worin ihr steht. Darum wendet alle- zeit Fleiß an, euern s Beruf und eure Erwählung zu befestigen, wenn ihr das tut, werdet ihr nicht fallen, sagt Petrus, und da- durch wird euch der Eingang in das tReich unseres Herrnund Heilandes Iesu Christi u reichlich zubereitet werden. So laßt uns denn an dem Bekenntnis der Hoffnung fest und unverändert halten, und laßt uns allezeit er1istlich wachen, und auf denHerrn warten, als ein gut-er und getreuer Knecht, damit Er uns nicht zurungelegeiien Zeit komme, sondern daß wir allezeit, wie die V funf klugen Jungfrauen, die ihre Lampen gerüstet hatten, und zur Hochzeit eingingen, bereit sein mögen; aber die fünf törichten Jungfrauen mußten draußen bleiben. Darum, lieben Freunde, laßt uns nicht den Torichten gleich sein, sondern den W Weisen. Hiermit befehlen wir euch unserm lieben Herrn, und dem tröst- lichen Worte seiner Gnade; Er wolle euch und auch uns alle in all-er Wahrheit und Gerechtigkeit stark und kräftig macheii, Amen. Ferner, herzlich geliebte Freundin Goelken, und alle ihr au- derii Freunde, die ihr dieses les-It, nehmet mir doch diese meine Schwachheit zum Besten auf, denn ich fühle inich unwürdig, hSus. 23. iSin U, I. lcLur U, 28.. lJolx IS, 10. m 1. sah. L, 4 nnd 4, 19. n 2. Kot. s, O. o 2. Kot. s, 21. pHebr. s, 14. qKoL L, S. i-«1. Petri s, 12. s1. Petri L, 10. tHebrn to, 23. usw. 12, As. vMatth.»2ö, c. w Apostels. W« As. « 276 » Dei! blutige euch zu X ermahnen, indem ich wohl weiß, daß ihr von Gott zur Genüge unterrichtet seid, aber ich habe dieses aus Liebe getan, weil ich gehört hatte, daß ihr gerne etwas von uns haben wolltet, deshalb nehmt denn dieses mit Dank hin. Wenn ihr etwas von unserer Gefangenschaft zu wissen verlangt, ob es nicht bald mit uns ein Ende nehmen werde, so lassen wir euch wissen, daß wir gegenwärtig nicht viel davon hören. Wir meinten unser J« Opfer noch vor Christmeß zu tun, dennsolches hörten wir plötzlich sagen; jetzt aber wissen-oder hören wir nichts davon, sondern sind dessen stets gewärtig, durch des Herrn 2 Gnade. Herzlich geliebten Freunde in dem Herrn, bittet doch für uns, damit wir bis ans Ende standhaft bleiben und dem Herrn ein— tüchtiges Opfer verrichten mögen; wir hoffen, nach unserer Schwachheih auch ein Gleiches für euch zu tun. Ferner senden wir euch auch drei neue Lieder zum herzlichen und freundlichen Gruße, und wenn sie auch einfältig sind, so nehmt sie doch mit Dank auf, denn es ist aus Liebe geschehen. Gehabt euch wohl bis in Ewig- keit, Amen. s Grüße uns deinen Mann sehr herzlich, auch deine Schwester Grietchen und Bet. und Cor. Versw. und Anna von L., auch läßt Susanneken euch alle sehr grüßen; wir grüßen euch alle, die den Herrn fürchten » Geschrieben von mir, Henrich Maelschalck, gefangen zu Gent um des Zeugnisses unseres Herrn Jesu Christi willen, den 26. Januar, im Jahre 1568. Herzlich geliebte und sehr werte Freunde; der Herr hat recht gesagt, daß er wie ein Dieb in der Nacht kommen werde, denn gestern hatte ich diesen« Brief—geendigt und zugesiegelt, in der Ab- sicht, ihn euch zuzusendenx es ist aber geschehen, daß wir alle Vier Tags darauf des Morgens verhört worden sind, wovon wir wenig wußten, als wir unser vorgemeldetes Schreiben endigten. Darum sage ich, daß der Herr mit Recht gesagt habe, daß er b wie ein Dieb in der Nacht kommen werde; wir sind alle Vier, einer nach dem andern, in Gegenwart zweier Verordneten ver- hört worden; sie taten viele schlechte Fragen an uns, die ich -der Kürze wegen übergehen will; nach unserem Glauben aber haben sie nicht weiter gefragt, als ob wir nicht getauft oder wiederge- tauft wären. Jan von Paris sagte, daß er getauft wäre; Lo- renz, daß er nicht nach der Schrift getauft wäre; Pierken sagte, daß er nicht getauft wäre, und ich sagte, daß wir keine Wieder- täufer wären, und daß ich nicht getauft wäre; sie fragten Pier- ken, ob er sich taufen lassen wollte, wenn er frei würde; er er- widerte: Ja, wenn ich dazu tüchtig wäre. Auch fragten sie ihn, ob er von seiner.Meinung ablassen wollte; er antwortete: Jch halte es für keine Meinung, sondern für sdeu rechten Glauben. Darauf fragten sie mich: Ob ich von meinem Glauben oder mei- ner Meinung nicht abstehen wollte; ich entgegnete: Jch wäre von den Lügen abgestanden, und wäre der Wahrheit nachgefolgt; sollte ich nun abstehen, so müßte ich von der Wahrheit abweichen, wobei ich aber, durch des Herrn Gnade zu bleiben hoffe. Der- gleichen Fragen taten sie mehr, doch will ich sie auf sich beruhen lassen. Zum Jan von Paris sagten sie, daß wir bald abgefertigt werden würden, wir sollten noch neun oder zehn Tage Gedulsd haben; sie sagten nach, sie wollten uns Männer zusenden, die uns unterrichten sollten; wollten wir, sagten sie, dieselben an- hören, so könnten wir es tun; wir sind also nun der Pfaffen ge- wärtig, aber wir hoffen uns vorzusehen, denn wir wissen wohl, was sie suchen. Dem Herrn sei ewig c Lob und Dank, wir sind alle wohlgemut, lieben Freunde, und hoffen den Glauben zu er- halten, es sei im Leben oder im Sterben, durch Idie Gnade des Herrn. Wir hoffen auch," lieben Freunde, nicht lange mehr zu sitzen, denn es scheint, daß wir den Herrn des Rates schon über- xJolL O, 45 y Rönt I2, I. z Apostels. IF, Z. Mcltth I0, II. s I. Kot. IS, 14. b I. THE-ff· Z, Z. c L. Tini. 4, s. Schauplatz - - i geben seien, und daß sie von dem Herzoge von Alba Befehl haben, uns das Urteil zu fällen, und daß sowohl der Amtmann, als die Herren des Gerichtes nichts mehr mit uns zu tun haben; darum nehmen wir unsern Abschied von euch allen, lieben Freunde und bitten euch, allezeit Fleiß anzuwenden. Wir hoffen voranzuges hen; der Herr wolle uns darin stärken, und uns tüchtig machem durch seine Gnadeund Barmherzigkeit, Amen. Geschrieben— den 27. Januar 1568.— Von mir, Henrich Maelschalct Fürdhtet nicht diejeni en, die den Leib tödten, sondern den, der d at, beides, Seele u Leib in die ewige Finsternis zu werfen. PVWHE Karl de Raet und sein Weib Grietgen, Hansken in dem Schaek, Wilhelm, ein Schneider, mit sein Weib Christintgem 1568. Auf den dritten Mai 1568 sind zu Tillegem bei Brugge in Flandern s einige Brüder versammelt gewesen, um die Predigt des Wortes Gottes zu hören; dort sind sie von einigen überfallen worden, die hinausgegangen waren, um Maibäume zu holen; es wurden bihrer Fünf gefangen genommen, nämlich: Karl de Raet, ein Schäfer, geboren zu Wingen, und Hansken in dem Schaek, genannt Hansken Seiler aus dem Schaek zu Kortryck, Wilhelm der Schneider, von Honschote und zwei Andere, welche, weil sie nicht tapfer für die Wahrheit gestritten, nicht wert sind, daß ihre Namen hierher gesetzt werden; Karl de Raets, wie auch des Schneiders Wilhelm Weib, sind nicht mit gefangen genom- men worden; auch war des Karls Weib noch nicht»mit« der Ge- meine vereinigt, wiewohl sie dazu bereit war. Als diese Män- ner gefangen genommen waren, hat es sich zugetragen, daß Mar- tin Lem, ein Bürgermeister von Brügge, des Nachts, ungefähr um zwölf Uhr mit den Nachtwächtern ausgegangen ist, und zu- « erst Christintgem Wilhelm« Schneisders Weib, gefangen genom- men hat. Als nun einer von denNachtwächtern, Martin Lem, mit den Anderen nach dem Hause gehen wollten, worin» Grietgen, Karl de Raets Weib, zu finden war, und sie hart ander Festung zwischen der Eselspforte und Jerusalem ihren Weg nahmen, ist Grietgen mit zweien ihrer Kinder ihnen unvermutet begegnet, weshalb Martin Lem sagte: Sehet, Gott giebt uns diese Hure hier in unsere Hände, und fragte sie: Wo gehst du hin? Sie antwortete ganz erblaßt: Nach dersKirche Darauf sagte er: Es ist jetzt keine Zeit nach ider Kirche zu gehen, wo ist dein Mann? Sie antwortete: Das weißt du wohl. Er- fragte, ob die beiden Kinder getauft wären; sie antwortete: Nein. Haben sie denn keinen Namen? fragte er, sie antwortete: Ja. Ei, sagte er, woher haben sie denn einen Namen, ehe sie getauft sind? Sie antwortete: Man giebt ja den Hunden und andern Tieren einen Namen, um wie viel mehr den Kindern, cdie nach dem Bilde Gottes erschaffen sind; ich wußte nicht, daß. meine Herren von d Brugge noch so blind sind. Redest du so, sagte Martin Lem, so sollst du verbrannt werden. Das weiß ich, sagte sie, aber dann wird mir e die Krone des Lebens zubereitet. Hierauf wurden diese beiden Weiber mit nach dem Gefängnisse geführt, hier wur- de ihnen, wie auch den drei vorgemeldeten Männern viel Qual, Mühe, Pein und Leiden zugefügt, um sie vom Glauben abzu- bringen, aber es war alles vergebens: deshalb wurden zunächst tdie Männern verurteilt, auf dem Hillige bei Brugge verbrannt zu werden, wo sie auch ihr Opfer ohne k Furcht getan haben. Einige Tage darauf wurden auch die beiden Frauen, weil sie standhaft bei Gott und seiner Wahrheit blieben, zum Tode verur- teilt und auf dem Burgt in Brugge verbrannt, und g erwarten nun alle die Zukunft dessen, der da kommen wird, um all’ ihr Leid zu rächen. sl Muttk IV, Es. a Matth 7. L. h Abt-steh. IS, s. e: I. Mose I, 7. Ast-b. O, ZU. e L. This. bsälclick I2. sRIm. II, I. gMatth 42, II. Ich. I7, I7. I. Theil. I« S. U . , . L, S. Ofse oder Märtyrer-Spiegel der Jovis-Entstammt. Jan, ein Schmied, Daniel de Pera, Daniel von Vooren und Pnskchier Wahns. Im Jahre 1568. « . Auch wurden im Jahre 1568 zu Gent in Flandern vier h Brüder, genannt Jan, ein Schmied, Daniel de«Paeu, Daniel von Vooren und Paßchier Weyns, gefangen genommen, welche ihren Glauben und alle Artikel, worüber sie verhört wurden, freimüs tig s bekannt, und sich Gottes und seines Wortes nicht geschämt, sondern tapfer und unverzagt für die angenommene, bekannte Wahrheit wider alle diejenigen gestritten haben, die ihnen wider- stantdenxso daß sie auch- bis in den Tod nicht b abgewichen sind, welchen sie als tgpfere Ritter erlitten haben; zuerst Jan, ein Schmied, und bald darauf die drei Anderen. Aber dadurch ha- ben sie das ewige Leben erlangt, wo man ihnen in c ihres Vaters Reiche den neuen Wein einschenken wird. Jakob Dirkß« und seine beiden Söhne, Andreas Jakobß nnd Jan Jakobß Jm Jahre 1568. Jn- dieser blutigen und gefährlichen Zeit-der Verfolgung ist auch der fromme Jakob Dirkß und Andreas Jakobß und Jan Jakobß, seine beiden Söhne, in der Tyrannen Hände gefallen. Dieser Jakob Dirkß (feines Handwerks ein Schneider) wohnte mit seinem Weib zu Utrecht; als er aber ausgekundschaftet wurde, daß er der Partei der Mennoniten zugetan«wäre, und die Her« ren ihn sangen wollten, so ist er aus Furcht vor den Tyrannen nach Antwerpen geflüchtet. Sein Weib, welche nicht seines Sin- nes war, ist noch eine Zeit lang dort geblieben, worauf die Büts tel ihre Güter angegriffen, und ihnen ungefähr die Hälfte der- selben genommen haben. Als nun Jakob Dirkß mit seinem Hausgesinde zu Antwerpen wohnte, ist sein Weib daselbst gestor- ben, er aber, Jakob Dirkß, ist mit seinen beiden Söhnen, obgleich sie zu Utrecht den Händen der Tyrannen entronnen sind,' doch nachher zu s Antwerpen den Wölfen in die-Klauen gefallen, wo die Bewährung ihres Glaubens viel köstlicher erfunden worden ist, als das vergängliche Gold, das durch das Feuer geläutert wird. Deshalb sind sie alle, lediglich um der göttlichen Wahr- heit willen, weil sie dieselbe belebten, und nicht wegen irgend einer begangenen Missetat dazu verurteilt worden, daß ein jeder derselben an einem Pfahle verbrannt werden sollte. Als sie zum Tode hinausgeführt wurden, ist ihnen des Jakob Dirkß jiingstes Söhnlein, genannt Pieter Jakobß, begegnet. Als dieser nun in größter Wehmut und tiefstem Schmerze seinen Vater umarmte, wunde er sofort von dem Büttel sehr grausam angevackt und dem nacheilendenVolke unter die Füße geworfen. Es ist leicht zu denken, mit welchen betrübten Llugen des Vater und .die Brüder dieses angesehen haben werden. Alsnun der Vater und seine beiden Söhne an den Pfahl gestellt wurden, sagte er: Wie geht es, meine lieben Söhne? Sie antworteten: Sehr wohl, mein lieber Vater« Andreas Jakobß war damals Bräutigam, und fein Braut sowie seine Schwester standen in einiger Entfernung unid sahen mit betrübtem Herzen und weinenden Augen zuxwie ihr Bräutigam und Bruder die irdische Verlobung und Freund- schaft verlassen und den ewigen: Bräutigam Jesum Christum vor allen sichtbaren Dingen erwählt hatte. Also sind diese From- men den 17. März 1568 an Pfählen erwiirgt und nachher ver- brannt worden, und haben so die Wahrheit mit ihrem Tode und Blute versiegelt. Darum werden sie auch, für ihre schwere 9lr- « beit, tdie freundliche und liebliche Stimme Christi hören: Du guter und b getreuer Knecht, über wenig bist du getreu gewesen, über viel will ich dich sehen, gehe ein zu deines Herrn Freude. Auch wird der König sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. STIMME. 10· BE. Mark. A Eis. hEvlu 1, 13. Hebt. 10. IS. e!V?a!!b. es, es. s i. Petri i, 7. bestand. es. e7, s4. 277 Diese Geschichte ist aus glaubwürdiger Leute Munde auf- gezseichnet worden, welche diese Aufopferung selbst angesehen a en. Valerius, der Schnlmcisten Im Jahre 1568. Jm Jahre 1568 ist ein frommer gottesfürchtiger Bruder, genannt Valerius, Schulmeister zu Browershaven in Seeland, sum des Zeugnisses Jesu willen gefangen worden, welcher zu seiner Zeit das Schulmeisteramt zu Hoorn in Holland und Mid- -delburg in Seeland bedient hat. Derselbe ist ein eifriger Nach— folger Christi gewesen, und hat sein enrvfangenes Pfund nicht »in die Erde verbergen, sondern es mit großem Ernst auf Wucher legen wollen, so daß er auf b Wegen und Straßen (wo er be- queme Gelegenheit fand) die Leute aus Gottes Wort ermahnt und iden Sündern mit erschrecklicher Strafe und Rache c gedroht hat, welche in der schnellen Zukunft Christi vom Himmel über alles gottlose Wesen ergehen wird, wogegen er aber d den Buß- fertigen mit den großen und- herrlichen Verheißungen und Be- lohnungen, e welche Gott allen Gläubigen am Ende der Welt austeilen wird, getröstet hat. Deshalb ist er bei den verfinster- ten Menschen (welche· das Licht des Evangeliums nicht leiden mögen) kin Ungnade gefallen, so daß er zu Goes in Seeland einmal darüber in Bande geraten, jedoch (unverletzt an seinem Glauben) wieder befreit worden ist, bis er endlich zu Brouwers- haben, im Lande Zierikzee, gefangen worden ist, wo er viel An- fechtung und langwierige Gefangenschaft erlitten hat. gAber durch des Herrn Gnade hat er alles überwunden, und hat den Glauben der Wahrheit mit seinem Tode und Blute bezeugt und versiegelt,« so daß-er auch idie Krone des ewigen Lebens aus Gna- den erlangt hat. - Er ist auch in der Zeit seiner Gefangenschaft nicht müssig gewesen, sondern hat zwei schöne Büchlein geschrieben, die lesens- swert sind, und welche· er aus seiner Gefangenschaft gesandt hat. Das erste handelt von dem Abnehmen und dem Verfalle der avo- stolischeti Gemeine bund dem Auskommen. des Antichrists, und wie durch denselben das Licht des Evangeliums verdunkelt wor- den sei. Dieses Buch ist in der sechszigsten Woche seiner Gefan- genschaft geschrieben. und enthält außerdem eine herzliche Er- mahnung an die, welche von Gottes Wort abgefallen waren, i da- mit sie bei Reiten die Gnade des Allmächtigen suchen möchten, weil Er noch zu finden ist. Das andere Büchlein wird k,,Die Probe des Glaubens« genannt: in demselben lehrt er mit großem Weiße, diese Welt mit I allen sichtbaren Dingen für Nichts, fiir Schaden und Dreck zu achten, Idamit man nur Christum ccewinne: außerdem er- mahnt er alle Gläubigem um Christi willen arm zu werden, und den Reichtum dermaleinst in dem ööinimel bei Gott zu erwarten. Darum rühmt er auch« sehr an Menno Simons S. G. die hinter- lassene Armut und Gottes-fürcht. und daß er in diesem Punkte manche Andere beschämt habe. Wir haben ihm hier zum Anden- ken den ersten Teil ( des gemeldeten Büchleins) mit beigefügt, damit der Leser aus diesem wenigen auf Idas andere schließen möge. was wir der Kiirze wegen nicht mitteilen können: er hat das Büchlein in. der vierzehnten Woche seiner Gefangenschaft ge- schrieben: leset es mit Aufmerksamkeit. m O, du natürlichen: unvarteiischer Leser oder Hörer, der du einigen Verstand hast. du kannst wohl wissen und denken. das; ein Mensch. der sa böse rund verdorben ist f und so viel Böses ais- tan hat. daß er sterben müßte, wenn er gefangen wiirel sich bil- aOsscnlr L. 18 nnd s. O. bLIJTatM 25. is. c2. Theil. l. s. Miit-i. 2. s. d Qui. 7. AS. eMarl. is. 16. fAvvstelcr. 7. 54. KL Juli. s. 4. Offclilh L, M. Röte 12, 17. Mclitlx Z, M. L. Tini. 4, S. hDffenk II, 19.. iJcL Es. S. Matth 7. 7. k2. sit-r. 13, S. lPbiL s, s. Its-Qui. is, 4Z. 278 Der blutige lig fürchten sollte, mehr Böses zu tun, damit er nicht zuletzt ge- fangen oder getötet werden möchte. Läßt er aber nicht ob von dem Bösen, so kann er endlich wohl um seiner Missetat willen ge- fangen genommen werden; wenn er dann gefangen ist, so wird er sich Tag und Nacht damit beschäftigen, wie er frei werden möchte, es sei mit List, Gewalt oder Ausbrechen; nur· damit er sein unsicheres Leben eine geringe Zeit verlängern mochte, wel- ches er doch zuletzt (wenn er auch ausbräche) verlassen muß. 11 Wenn nun ein armer Gefangener sich selbst nicht helfen kann, so soll er bedenken, ob ihm von einem guten Freunde geholfen werden möchte, und wenn es ihm bei seinem Freunde fehlschl·1«ige, so muß er bei sich bedenken, ob etwa die Richter ihm nicht gnadig sei möchten, welchen er zu Füßen fallen und sie sehr bitten muß, daß sie seiner. aus Gnaden schonen wollten; dabei muß er große Besserung verheißem daß er solche und dergleichen Missetaten während seines Lebens nicht mehr tun wolle. Wenn nun der Gefangene so viel, ja alles, was er zu tun weiß, getan- hat, und sdoch weder seine Ratschläge noch sonst etwas ihm helfen mag, so kann er wohl in der Verzweiflung den Mut ganz sinken lassen. Und wenn er den Mönch kommen sieht, so mag er sich wohl furch- ten 0 und denken, daß sein Beichtvater (der ihm mit Lugen und eitlem Troste das ewige Leben zusagen und ihn davon bei seiner Seele versichern wird) ein Vorbote seines Todes sei. Wenn nun der Verurteilte seine Sentenz oder sein Tosdesurteil vor Gericht aussprechen hört, so mag er sich noch mehr verändern und er- blassen; zuletzt aber, wenn er zum Tode geführt wird, und die Werkzeuge seines Todes, Galgen, Rad, Pfahl oder Wasser sieht, dann hat er erst die größte Ursache zu erschrecken Und sich zu fürchten, auch so bange zu werden und zu erstarren, als ob er slebensdig tot wäre, p es sei denn, daß er von den Pfaffen oder an- dern Lügnern in seinen Sünden der Seligkeit versichert würde, worauf er in seinem Tode sich verlassen möchte, der eine auf diese, der andere auf eine andere Weise. Und wenn es nun geschehe- daß Jemand diesem verurteilten Missetäter unter idem Schwerte oder an dem Pfuhle eine gute Nachricht brächte, und ihn des Le- bens versicherte, den Missetäter aufstehen hieße, und selbst nieder- knieete, um statt des Missetäters zu sterben, wie würde er so froh sein, c: und sein vergängliches Leben mit Dank annehmen. Aber Christum, welcher durch seinen Tosd die Erlösung und das ewige Leben giebt, wollen nur wenige Menschen recht zu ihrer Besser- ung, ·mit Dank annehmen. Gesetzt nun, daß der Missetäter eine stinkende, unreine und grindige Hure wäre, die aber um einer Missetat oder um allerlei Bosheiten und Sünden willen, deren sie so viele begangen hätte (wenn es möglich wäre), als die ganze Welt jemals getan hat, um deretwillen sie zu dem allerschänidlichsten Tode, der erdacht werden kann, verurteilt wäre, t der König aber wiirde statt dieser« Hure seinen einzigen lieben Sohn aus seinem Königreiche in» große Armut, zur Gefangensch-aft, zum Leiden und zum unschul- digen Tode senden, obgleich jene durch allerlei Schändlichkeiten und Missetat -den König erzürnt, und den Tod darüber tausend- mal verdient hätte, gleichwohl aber aus Gnade durch den Tod des Königssohnes (unter dem Beding sich zu bessern) mit dem Könige versöhnt, befreit, aus dem Gefänignisse oder vom Tode errettet und am Leben erhalten, ja noch überdies aller Giiter des Königs teilhaftig und ein Erbe derselben geworden wäre, s sollte sie dann diese große Liebe und Gnade nicht annehmen, den König lieben, sich bessern und sich sehr fürchten, um den König ihr Leben lang nicht mehr zu erzürnen, der sie gereinigt, ihr alle Missstaten vergeben, alle ihre Schulden bezahlt, sie als ein liebe Königin geehlicht, t sie in seine Herrlichkeit erhoben, und sie wie sich selbst nbebth O, 28. o2. Petri L, W. pJeL s, U. Jer- 6, 14. qJvlx s, is. Kol. l, is. Its-s. Es, 4. tJvh. Z, is. s4. Esbta L, R. ist-sen L, 22. Schauplatp vor allen Feinden beschützt? Wenn sie sich aber nicht bessern (nach ihrem Versprechen), sondern den König wieder erzürnen würde, und es ärger machen wollte als zuvor, U wäre das nicht eine große Undankbarkeih wodurch sie ärgere Strafe verdient hätte, als früher? Hierbei können wir uns selbst priifen, ob wir auch, durch Gottes Gnade erlöset, im Glauben sind, und die Ver- heißung sder Besserung auch halten. Und gesetzt, daß dieses so zu geschehen pflegte (welches man niemals so gehört und gesehen hat), v weil es nur zeitIich und kurz wäre, so kann man es doch nicht vollkommen mit demjenigen vergleichen, das ewig und un- vergänglich ist, W nämlich mit der Liebe Gottes, die uns durch Christum, seinen geliebten Sohn, geworden ist. Denn Gott hat die verdammte Welt, seinen Feind, die in Sünden verdorben ist und in der Bosheit steckt, so sehr geliebt, daß Er feines einigen Sohnes nicht verschont hat, X sondern Jhn aus seiner Herrlichkeit vom Himmel gesandt und dem schändli- chen und verfluchten Kreuzestod übergeben hat, damit alle, die glauben, nicht verloren und verbannt bleiben, sondern durch seine Liebe, Barmherzigkeit und Gnade, die durch Christum ge- schehen ist, befreit, gesegnet, erlöset, von ihren Sünde-n gerei- nigt, vor dem zukünftigen Zorne beschützt, auch von Jhm ge- freiet, mit Jhm getrauet y und zu seiner auserwählten Braut, zu seinem gehorsamen Weibe und herrlichen Königin, in sein ewiges unvergängliches Reich und Leben erhoben werden sollten, mit unaussprechlicher Freude, als wir so unrein Zin unsern Sünden und in unserm Blute ganz häßlich und unbeschnitten waren, daß auch Niemand Acht auf uns hatte, Ezech 16, und da- bei vom Teufel gefangen waren, zu seinem Willen, und von Gott, snach seiner Gerechtigkeit, zum ewigen Tode und zur Verdammnisverurteilt waren. . Nun laßt uns die Sache wohl überlegen, und uns selbst be- denken, nach dem Gleichnisse der Missetäterin, der gefangenen Hure, unter dem Schwerte oder an dem Pfuhle. Laßt buns selbst wohl prüfen, ob wir von unsern Sünden -abgelassen und ob wir uns gebessert haben, und alle Tage uns noch mehr bessern, c ob wir dieselbe Liebe, Gnade und Erlösung Gottes, geschehen durch Christum, durch den Glauben, welcher durch die Liebe tätig ist, recht angenommen haben, und ob wir auch hinwie- derum Gott lieben, seine Gebote halten, und uns fürchten, Jhn zu erzürnen. Die Welt war von Natur durch die Sünde d verdorben, ge- richtet oder zur Verdammnis verurteilt; deshalb ist Christus nicht gekommen, e um zu richten oder zu verdammen, das gerich- tet war, sondern alle diejenigen von dem Gerichte und der Ver- dammnis zu erlösen,.die seine Gnade, Titus 2, 11, durch den Glauben recht annehmen; das sind diejenigen, die ihrem sünd- haften Leben absterben und es verlassen, kBuße tun und sich be- kehren. Summa, es sind diejenigen, die widergeboren sind gund und nach dem Geiste leben, Joh Z, Röm. 8, wie die Schrift im Ueberfl1isse an vielen Orten bezeugt. Die anderen aber, die nirht recht, nach des Herrn b Worte, die Liebe, Gnade und Erlösung, durch den Glauben zur Besser- ung ihres ganzen Lebens annehmen, bleiben gleichwohl noch in ihren Sünden gefangen in der Verdammis und dem Zorne Got- " tes, und werden weder das Reich Gottes sehen, noch das ewige Leben um ihres illnglaubens ihrer Unbußfertigkeit und Unge- rechtigkeit willen ererben, und weil sie in Sünden noch fort- fahren, so können sie die Erlösung und Vergebung der Sünden aMatth. 11, 21. 2. Kot. 13, Z. ei. Kot. S, 18. wEvlx Z, W. xJolx Z, M. Riiur S, 82. Job. is, 28 und is, s. Gut. s, 18. Juli. Z, 16. yHosea L, 22. :4. Esbra Z, s7. Ezeckx 16. S. a2. Tim· 2, 26. Ich. s, is. b2. Kot. 13, S. cGul. S, W. Eins. s, S· Ich. 12, 23. d END. L, Z. c Jud. 12, 37. kRönL S, Z. EIN. Z, 4. Röqh S, L. bGnL S, l. Juli. Z, 24. iJolx S, U· oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. nicht annehmen. Und wenn sie dieselbe auch einmal angenom- men hatten, so widerfährt ihnen doch, wenn ihre k neuen Sünden die salten übersteigen, etwas ärgeres als zuvor, weil sie so un- dankbar sind, und ihrer versprochenen Besserung nicht nachkom- wen; denn IChristus hat unsere Sünden an seinem eigenen Leibe an das Holz des Kreuzes getragen (mit dem Beding unser- er mBesserung), damit wir, die wir glauben und der Sünde abgestorben sind, der II Gerechtigkeit leben mögen, durch dessen Wunden sind wir gesund geworden, denn wir waren vor Zeiten 0 verirrte Schafe, nun aber sind wir bekehrt zu dem Bischofe und Hirten unserer Seelen, 1. Petri L. Hieraus kann man klar merken, daß diejenigen, die ihren Sünden nicht absterben, noch nach der Gerechtigkeit leben, durch die Wunden und durch den Tod Christi noch nicht geheilt oder erlöst sind, denn sie sind noch nicht durch den Glauben zu Gott von ihren Sünden, worin sie s noch leben, bekehrt; darum getrösten sie sich des ewigen Lebens durch den Tod Christi und ihrer Erlösung umsonst, weil sie noch an ihre Sünden gebunden sind, oder sie müßten sich von ihrem Sünden zu i) Gott bekehren, und ihm ihre ganze Lebenszeit in Gehorsam dienen in aller Heiligkeit und Gerechtigkeit des Glau- bens, die vor ihm gefällig ist, sonst bleiben sie noch gefangen, un- glaubig und verdammt, wie solches die Schrift ausführlicher an- zeigt, als ich es angeben kann, denn ich habe noch niemals eine g Bibel in dem Gefängnisse gehabt. Ein Jeder prüfe sich selbst. Merket einmal darauf, wie die armen Menschen die Erlö- sung und Seligkeit annehmen nach ihrer Meinung. Es ist ja zur Genüge offenbar, wie man hört und sieht, daß fast alle Men- schen in ganz Europa gläubige Christen heißen, obgleich sie mit ihren bösen Werken es kaum beweisen, daß sie natürliche Men- schen sind, weil sie der r Natur mehr zuwider leben als die unver- nünftigen Tiere. Dessenungeachtet sind sie von ihren« Lehrern so unterrichtet, daß sie s Kinder und Erben Gottes heißen, und es auch sein wollen; sie sind auch dazu angehalten worden und darin so fest gegründet, daß man nur wenige von ihren bekehren, oder ihnen raten und helfen, oder sie aus dem Gefängnisse, aus dem Wasser und Feuer der Verdammniß ziehen kann, denn sie selbst sind schon allzuweise: es ist ihnen schon geholfen; sie sind schon von dem t Tode erlöst, wie sie meinen unsd sagen, wiewohl sie bei solchem ihrem sündhaften Leben und gottlosen Wesen im Verder- ben versunken sind, und sind mit einem schönen Namen bekleidet, indem sie Christen und Gottes Kinder heißen, obgleich sie ärger lebe1i wie Juden, Türken oder Saracenen, U die sich nicht für Christen ausgeben, gleichwie diese, die so öffentlich und unver- schämt Christum verleugnen durch die I Abgötterei mit Holz und Steinen, was sie auch einen schönen Gottesdienst nennen, durch den Geiz, dem sie den Namen Emsigkeit geben, durch Hoffart die bei ihnen nur Säuberlichkeit heißt; durch Unkeuschheit und Ehe- bruch, den sie nur Freundschaft nennen, durch Trunkenheit, wel- che sie Freude, Ergötzuncg Lustbarkeih Gutherzigkeit oder eine Erfreuung nennen, wie sie denn alle Bosheit und Sünden zu be- schönigen und ihnen gute Namen zu geben wissen, als ob es· nichts »als Tugenden und Gerechtigkeit wäre: dabei wollen sie noch unsträflich sein, wie sich denn viele derselben wegen der Wol- lüste ihres Fleisches, im Würfeln, Spielen, Singen, Springen, Tanzen, Stolziren, Prahlen nicht strafen lassen wollen, um nir- gends der Geringste, sondern überall der Vornehmste zu sein, auch wenn es ihnen möglich ist, in eiteln, V falschen und berühm- ten Künsten der irdischen, weltlichen und fleischlichen Weisheit, lcGaL s, II. is. Kot. S, 1.0. L. Petri· L, 22. m 1. Petri s, is. n sit-Hin. s. i. sei. Es, S. o l. Petri L, 25. n L. Am. Z, W. Qui. It, 70. q 2. Kot. 1s, s. k I. nor. e, 14. s Ezeax is, 1o. e Judith 1, es. «- 2. Pein e, 1. v i. Tun. s, ei. ! Ihre Gödendieiier werden meine Herren genannt, und Babel giebt sich für die Gemeine Gottes aus. · 279 in Rechten, Processen, Schwören, in listigem Erdichten, bösen Erfindungen und Kaufmannschaftem in Lügen, Betrügen, Zan- ken, Fluchem Fechten und Tödten; geschieht es nicht mit der Tat, so geschieht es doch mit dem Herzen, durch w Haß und Neid, Ver- leumdung, Afterredem Narrenspossen, Scherzen, Lügen, un- nutzen und ungeziemenden Dingen, in allerlei Begierden und Leichtfertigkeit· Dieses ist fast über-all so allgemein als« das täg- liche Brod. Hierin und hiermit vertreiben, verschwende1i, miß- brauchen und verderben sie (zu ihrer Seelen Verdammniß) die köstliche X Gnadenzeit, ihr Leben, und alle guten Gaben Gottes, welche gute Gaben Gottes wir von seiner Gnade empfangen ha- ben, um damit unserm Gott und Schöpfer, welcher in Ewigkeit gesegnet sein müsse, in Gehorsam zu dienen, zu Gottes Ehre, zu unserer Seelen Seligkeit, wie auch zur Erbauung und Liebe unseres Nächstem y denn Gott will nicht, daß Jemand verloren gehe, auch hat er keine 2 Lust an dem Tode der Sünder, sondern er ist langmütig, und wartet auf eines Jeden Besserung, will auch, daß alle Menschen zur a Erkenntniß der Wahrheit kommen und selig werden. Was sollte unser Herr Gott den Menschen mehr tun, als Er getan hat? Kommt denn nicht die b Verdammnis der Men- schen von ihrem eigenen Unglauben, ungehorsam, Versäumung, Mißbrauch, Missetat, Sünden, Verstockung und Undankbarkeih weil sie diese Gnade! und unbegreifliche Liebe Gottes durch den Glauben zur Besserung nicht annehmen wollen? Aber sie ver- werfen diese Besserung und wollen diese Gnade und Seligkeit noch in ihrem sündhaften Leben genießen, von welchem sie sich nicht bekehren. Wenn nun die Menschen auch Freiheit haben, sich selbst oder ihr eigenes Leben zu mißbrauchen (wie wohl es nicht der Wille Gottes ist, sondern seine Zulassung), so leben die Menschen« nach ihrer ersten Geburt, gegen Gottes Wort und Willen, unnatürlich, ungehorsam, undankbar, unverständig, un- achtsam, nach des Teufels Willen, teuflisch und fleischlich gesinnt, nach Gut und Ehre begierig und unmanierlich, grob, treulos, meineidig, voll Hasses und Neides, unbarmherzig, ohne Mitlei- den, ungeduldig, grimmig, grausam, rachgierig. Summa, hät- ten die Menschen die Güter und ihr Leben in der Hand, und wäre keine menschliche Obrigkeit, die sie mehr fürchten und scheu- en als Gott, sie würden sich so unmenschlich zeigen, daß man fast die Hölle auf Erden haben würde; denn wiewohl man jetzt die Menschen mehr als Gott fürchtet, so ist doch der Bosheit noch ein Ziel gesteckt. Viele arme Menschen verlassen die Trunkenheit, weil sie weder Geld noch Pfand haben, die Reichen aber meiden sie vielleicht um ihrer Ehre und ihres Ansehens willen, oder weil sie keine Gesellschaft nach ihrem Sinne haben, oder um ihrer Ge- sundheit und den Sinnen keinen Schaden zu tun; um derglei- schen Ursachen willen läßt man auch die Hurereix das Stehlen läßt man oft um des Galgens, und das Morden um des Rades willen. Summa, alle Sünden werden gewöhnlich mehr aus Zwang, Schaam und Furcht der Menschen vermieden, als aus freiwilliger Gutheit um des Herrn willen. Und obgleich die Menschen so unverschämt und dem Bösen so ganz ergeben·sind, daß sie öfsentliche Hurenhäusers halten und viel abscheulicher als die Tiere leben, so lassen sie sich doch gleichwohl Christen nennen, und wollen aus Gnaden Kinder und Erben Gottes sein; um wie viel mehr nun diejenigen, die es ein wenig säuberlicher und heimlicher treiben, wie sie meinen, wiewohl sie esoft viel ärger machen (kann man es auch wohl ärger machen?)«; siie leben un- wRöai. I, 29. x2. Kot. s, s. y2. Petri Z, O. 2 Es. II, U· EIN» AS« a L. Petri S, O. l. Tini. Z, s. b Ezeckx IS, L. I Merlet einmal. ob man einem Ueheltäter Gnade erweist- weilt! S! sickl Ukcklk bessern will. IPiele Menschen meinen, sie seien gute Christen, Weil sis Ukcklk stehlen noch morden. nnd weder Gewalt noch Straszenraub ausüben. oder weil sie das Böse lassen, weil sie es nicht tun dürfen, wiewohl das bei ihnen leine Tags«- ist. O Dnrchsehet unter der Babhlonischen Hure Italien. 280 Der blutige verschämt in Ehebruch und andern heimlichen Sünden, wiewohl Gott der Herr c alle Verborgenheiten der Herzen kennt. Ach, ständen der Menschen Sünden an ihren Stirnen geschrieben, wie würden sie sich beständig zu Hause halten und sich in Winkel und Höhlen verbergen, damit sie von den Menschen nicht gesehen wür- den; aber vor Gott scheuen, schämen und fürchten sie sich nicht, vor welchem sie sich doch d nicht verbergen können, und der den Leib tödten und Seele und Leib in das höllische Feuer inerfeii kann· Prüfet es, ihr verständigen und unparteiischen Leser oder Zuhörer, ob diese e falschen Christen bei solchem ungebührlichen und unchristlichen Leben k durch die Barmherzigkeit Gottes und »den Tod Christi selig werden können oder nicht; man hört sie auch solche frevelhafte Reden führen: das Himmelreich sei fiir sie und nicht für die Tiere, wie sie sich denn überhaupt so betragen, daß sich ein rechter Christi schämen und fürchten sollte, ihre Un- sinnigkeit und g ungerechten Werke zu sehen oder zu hören. O, verdorbene und mutwillige Menschen! Als die Juden Gottes Kinder sein wollten, weil sie Abrahams Saamen hießen und waren, so lehrte sie Christus, daß ein Dieb, Lügner und Mörder von Anfang, nämlich der Teufel, ihr 11 Vater sei, weil ihre Werke böse waren, Joh. 8; solches mochte ihnen fremd vorkommen; wie es denn auch denen, die dem Evangelium Christi ungehorsam sind, fremd vorkommen mag, daß sie, inach dem Zeugnisse der Heiligen Schrift, Knechte der Sünden genannt werden, ferner, ein I( arges und verkehrtes Geschlecht der Schlangen und Ottern, ein Saamen des Teufels, Kinder und Erben des Zornes, des Fluches und der ewigen Verdammns Cains Saame, Jsmaeli- ten, stinkende Schweine, reißende Hunde, und 1Wölfe in Schafs- kleidern, das ist, unter der Decke der Heiligkeit, m Unbeschnittene Heiden, Gäste und Fremdlinge in den Testamenten der Verhei- ßung des ewigen Lebens, die keinen Teil am Reiche, Gottes haben, wiewohl sie sich davon eine leere Hoffnung machen, ohne Gott, ohne Christo, gottlos und abgöttisch in der Welt. Diese bösen Werke sind die Netze, Stricke, Fesseln, Blöcke, Ketten, Ban- de und Gefängnisse, womit der Oberste dieser Welt, der Teufel, der sein Werk in den Kindern des Unglaubens hat, die Menschen gefangen, und sie 11 verblendet und gebunden hält nach seinem Willen. Z. Tim. Z. So lange nun die falschen Christen, mit ihren Sünden ge- bundenund in ihrer Ungerechtigkeit verstrickt gehen oder kriechen, so rühmen sie sich umsonst, und lügen gröblich einer auf den an- dern, wenn sie sich rühmen, daß sie durchsChristiim von ihren Sünden erlöset und befreiet seien, worin sie doch noch als gebun- den leben, und um ihres Unglaubens und Ungehorsams willen, zur 0 ewigen Verdammnis verordnet sind, es sei denn, daß sie sich von ihren Sünden zu Gott bekehren, und seine Gnade durch den Glauben recht annehmen zu ihrer Besserung; alsdann bleiben sie nicht verloren, sondern werden zum ewigen Leben verordnet, und als Gefäße der Ehren zur Herrlichkeit zubereitet, nach mei- nem schlechten Begriffe, Röm El, 23: Merkt einmal darauf, welche Christen sie seien, nur weil sie sagen, daß Gott gnädig sei, D welches der Teufel auch glaubt und dennoch zittert; überdies sagen sie, daß ihnen ihre Sünden leid seien, und gleichwohl ge- hen sie darin fort, je länger je mehr, q je älter desto ärger, und treiben allerlei Sünden unter der Decke der Gnade Gottes, der eine auf diese, der andere auf eine r andere Weise, so daß kein Bösesungetan bleibt. Ein Jeder durchsuche die Verborgenheit seines Herzens, dann wird er am besten verstehen und finden, was ich Gefangener hier schreibe. Ein Mensch allein kann alle c Offend L, W. I. Kön. is, 7. d Psalm 94, Z. List. 12, s. e2. Kot. is, s. iJuditd 1, 4. s 2. Petri L, s. list-d. S, 4. i2. Tdess. I, A. lcRöm. S, 20. Mattd Z, 7. End. L, s. Mattd «7, 15. lEpd. Z, 11. mGaL S, 21. I. Kot. S, 10. n End. L, 2. Z. Inn. 2, W. Sir. 2, U. a2. Tini. S, 26. Rönr s. W. pJak. 2, is. qJuditd 1, L· rKlagL L, 40. Schauplatz, diese Sünden nicht vollbringen, denn sein Leben ist zu kurz und unvermögend; man sieht gewöhnlich, daß die Sünden die Men- schen um Krankheit oder Alters willen verlassen, was ihnen doch nicht zur Buße, Besserung oder Seligkeit gereicht, wiewohl viele Menschen, die frisch und gesund sind, sich selbst verwahrlosen und betrügen, und sagen: Jch will mich bessern, wenn ich alt bin und krank auf meinem Toteubette liege, oder wenn mich nicht mehr gelüstet, der Welt zu dienen; wenn man dann nur einmal über seine Sünden seufzt unid das Ende gut ist, s so ist alles gut. Ach, das ist ein nichtiger Trost, denn was wird das für eine Besser- ung sein, wenn man die Sünde und Bosheit nicht mehr ausüben kann? Das heißt nichts anders als mitdem Herrn gespottet,- mutwillig gesündigt, und seine Gnade verworfen. Ach, daß alle Menschen, die in Sünden gefangen sind, nach des Teufels Wil- len, L. Tim. L, 26, dieses allezeit überlegen, und um so mehr Fleiß anwenden möchten, damit, durch die Gnade, ihre Seelen aus des Teufels Stricken oder Sünden frei werden möchten, gleichwie einer, der dem Leibe nach gefangen ist, Fleiß anwendet, daß er befreit werden möchte, um dem leiblichen Tode noch eine kleine und ungewisse Zeit zu entgehen, dem er doch zuletzt nicht entgehen kann. Glaubteii die Menschen, daß Gott gerecht wäre, und das; er an den unbußfertigen t Sündern kein Uebel ungero- chen lassen würde, sie würden erschrecken und aus Furcht: vor dem gerechten Gerichte Gottes ihre Sünden lassen; aber nun werden sie in ihrem Unglücke von ihren Predigern mit schmei- chelnden Worten und süßen UPredigten, mit Gnade, Frieden, Barmherzigkeit und Seligkeit getröstet, während man ihnen doch wegen ihren Sünden, mit V Zorn, Grimm, Ungnade Gottes und ewiger Verdammnis drohen sollte, damit sie sich doch bessern möchten, weil die Gnadentür noch eine kurze Zeit offen ist. Jch weiß kein Ding, das die Menschen so sicher und fest in dem Sündenschlafe erhält, bis der W Herr wie ein Dieb in der Nacht kommt, als wenn man das Gute bös nennt, und das Evangelium eine Secte, welcher man alles Ueble nachlügt und nachsagh und so -die X Wahrheit in Lügen verwandelt; die Chri- sten nennt man Ketzer und Verführerz allen« J« guten Werken, Tugenden, Gerechtigkeiten wird ein böser Name gegeben; man kehrt sie um, malt sie abscheulich ab und deutet sie zum Aergsten, daß sich die Menschen davor entfetzen, als ob sie von Gott und der Wahrheit abgezogen werden sollten. Kommt aber der 2 Teu- fel, nicht halb so häßlich, als man ihn abmalt und ich hier be- schrieben habe, doch mit einem schönen Scheine der Liebe über·- kleidet, verändert, und in einen Engel des Lichtes verwandelt, als ob er von a Gott gesandt und Gott selbst wäre, so werden seine Lügen gewiß für lauter Evangelium und Wahrheit ausge- geben; b Babel wird eine Gemeine Gottes genannt; die Götzens -diener nennt man Herren; Lügen und Betrügen heißt Klugheit und Geschwindigkeit; Fechten heißt Tapferkeit, Todschlag nur Unfall, und viele dergleichen schändliche Dinge, denen man Ehre beilegt, so daß man das Böse gut nennt. Wehe aber solchen, wie c Jesaias sagt, und wenn so des. Teufels Diener und Kinder salle ihre bösen Werke, Untugenden, Sünden und allerlei Unge- rechtigkeiten zu verändern, zu beschönigen, ihnen gute Namen beizulegen, auch wohl zum besten zu deuten, und für gute Werke auszugeben wissen, insbesondere für Tugenden und allerlei« Ge- rechtigkeiteir als d Geiz für Emsigkeit, Hoffart für Reinigkeit; wer will sie dann hierüber bestrafen? Auf solche Weise verblen- det sie der Teufel sehr listig ihm zum Dienste, so daß sie e from- me Christen zu sein glauben, und nicht von der Wahrheit um Sie. e. 25 nd s. s. tm . is, is. Ev c. is, io. No . , . . . S, T« w Offend Z, 5 und lörlsf xJeL Exil. hie« Römer L, II. Eil-Ist. A me· LEFFIYEMLszLHESb Offenlh 17, 19, s. est-s. s, 20. di. Tini. S, S· Tod. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefinntm. ihrer Sünden willen bestraft sein wollen, sondern sie wollen un- strafliche Kinder Gottes sein, deshalb sagen sie wie die Jün- ger Christi: kUnser Vater 2c. Aber ein Jeder prüfe sich selbst, ob er aus Gott geboren sei, indem er doch seine Sünden auf solche Weise beschönigen kann, und ob er den Namen Gottes heilige und schmücke, und den Willen Gottes tue, ob er auch vor Gott wandeIe wie ein gehorsames Kind vor seinem Vater; sonst häuft er Lügen auf Lügen in seinem Gebete, welches doch-vor Gott ein Fluch oder Greuel ist· Summa, »wer Sünden tut, der ist vom Teufel geboren, und kennt Gott nicht, Joh. 8, 44. 1. Joh. Z. Denn, die fleischlich gesinnt sind, mögen Gott nicht gefallen; darum merke darauf, wen die unbußfertigen Sünder zum Vater anrufen. Der mag wohl verblendet sein, der dieses nicht einsehen kann, und recht verhärtet, der sich nicht« bessern will. Ach, lieber Leser, oder Zuhörerl wenn ich bitten darf, so ist mein herzliches Begehren an dich, du wollest allezeit überlegen, und dich darnach richten, g daß» die Menschen von jedem unnützen Worte, das sie geredet haben, Rechenschaft gebensmüssem um wie viel mehr von den Werken. Alsdann wird ein Jeder vor dem gerechten Gerichte Gottes an seinem eigenen, Leibe empfangen, je nachdem er getan hat, es sei gut oder böse; alsdann wird Zorn, Haß, Neid, nicht Lieben in der Tat und Wahrheit, h frech und spitzig reden: Racha, du Narr, zu seinem Bruder sagen, oder ihn ärgern, für Todschlag, und als des Rates, Gerichtes und hsöllischen Feuers schuldig gehalten »und« verurteilt werden. Matth. Z, L. 1. Joh Z. Desgleichen wird auch iUngehorsam für Zaubereisünde ein-Weib ansehen, sie zu begehren für Ehe- bruch, oder sonstiges Böses, das man von Herzen begehrt, oder worin man willigt (obgleich es um des Unvermögens willen nicht bewerkstelligt wird) als ein vollkommen böses Werk gerich- tet und gestraft wer-den. kSein Wort nicht halten, wird als Lüge und Meineid geachtet und ein so genannter guter Eid eben so schwer gestraft werden als Meineid, denn 1 Christus hat jeden Eidschwur verboten, Matth. Z, ebenso auch seine Feinde zu has- sen, wird dieselbe Strafe nach sich ziehen, als wie seine m Freun- de nicht zu lieben, und was dergleichen mehr. Nun merket aber einmal, wie im Gesetze der Ehebruch von den Richtern gestraft wird! Diejenigen die im Ehebruch ergriffen waren, wurden zu Todegesteinigt Man sieht auch täglich, wie Zauberei und Tod- schlag, oder Mord,- von den weltlichen Herren mitFeuer oder Schwert bis zum Tode gestraft werden. Merket, da es uns be- kannt ist, I1 daß Adam um einer Sünde willen, desgleichen Cain, nachher die ganze Welt mit der Sündflut, Sodom und Go- morrha, mit den umliegenden Städten mit Feuer und SchwefeL Eghpten, dann die Götzendiener in Israel, und die wider 0 Mose murrten, nach der Gerechtigkeit Gottes uns zum Vorbilde und Exempel gestraft worden seien, so ist einleuchtend, um wie viel mehr Strafe diejenigen verdient haben, die wider p Christum murren, seine Wahrheit in Lügen verwandeln, die seine g Gnade unsd Erlösung durch den Glauben zur Besserung ihres Lebens nicht annehmen, sondern verwerfen, und mutwillig in ihren Sünden leben. Gott, welcher der s Engel nicht geschont hat, die gesündigt haben, wird auch der ungerechten Menschen und s fal- schen Christen nicht schonen um ihres Unglaubens willen, son- dern sie mit einer ärgeren Strafe heimsuchen, als t Sodom und Gomorrha, welche in Asche gelegt, zerstört und verdammt wor- den und allen denen zum Beispiele gesetzt sind, die ungöttliche fMattd. S, O. Las. 11, S. Jst-h. s, S. Röm A, S. hWeish. 1, II. Matth L, AS. II. Kot. Z, 10. Mund. Z, 22. Mattlr Z, W. 1. Sinn. 1Z, Es. kriegte-de vor Geiz. sind-cito. s, se. Jus· s, i2. s- o. Muse 4, ge. s. xinose ev, 1o. »Ich. s, s. i. Mose 17 u. it, u. i. Muse is, ei. o 4· Muse is, Si. pHebu 10, 21. qRöm. 1, 2Z. 2. Petri 2, 4. Hieb it, S. tJuda S« sMatth. U, 24. I. Muse 19, is. tMattb. U, So. Altar. Z, 4. 281 Dinge treiben, Z. Petri L, und sich nicht bekehren, Z. Petri Z. Sollen wir nun durch Gottes Barmherzigkeit selig werden, so müssen wir uns bessern, aus U Gott wiedergeboren und gehor- same Kinder Gottes sein, auch Christo in der Wiedergeburt und den Fußstapfen des Glaubens, auf der schmalen Bahn zum ewi- gen Lebennachfolgem selbst dann werden wir nicht selig aus Ver- dienst der guten Werke, sondern durch die Gnade, die durch Chri- stum geschehen; denn wenn wir auch heilig, unsträflich und voll- kommen lebten in aller Gerechtigkeit (wie die Schrift erfordert), und um der Wahrheit willen einen v bitterer11 Tod als Christus litten, was doch uns Menschen unmöglich ist, so könnten wir durch unsere eigenen guten Werke doch nicht selig werden, sondern allein durch Gottes Barmherzigkeit und die Gnade unsers Herr11 Jesu Christi, wodurch unser Heil allein ausgewirkt worden ist. Und wenn wir unsere Seligkeit auf unsere guten Werke oder Lei- den· zu grün-den suchten, so würden wir Abgötterei treiben, und wären ein Götze unserer selbst, insofern wir auf uns selbst ver- trauten. Aber nun ist unsere Seligkeit allein auf Gottes Erbarmen gegründet, und nicht auf miser Laufen und Jagen, und wenn wir auch so ernstlich darnach jagten und liefen (wozu wir doch verpflichtet find), daß wir die Vollkommenheit, wozu wir von Christo bestimmt sind, erreicht, und das bereits W erlangt hätten, was uns befohlen ist und wir schuldig sind zu tun, so wären wir gleichwohl nur unnütze Knechte; um wie viel unnützer sind wir denn nun bei so vielen Gebrechen, wenn-wir auch mit einem gu- ten Willen nach dem Guten streben, auch solches gern vollbrin- gen wollten, unsd es uns leid tut, daß wir nicht volltommen sind? Darumhaben wir Ursache, und sind schuldig, uns sehr tief X un- ter die überschwengliche Gnade Gottes zu demütigens denn das ewige Leben ist eine Gabe Gottes, und keine Schuld, kein Lohn, noch fließt es aus unserer Arbeit, unserem Verdienste, oder aus guten Werken; denn wirsind Gottes Werk, geschaffen in Christo zu guten Werken, die Gott zubereitet hat, daß wir darin wandeln sollen, wie wir auch schuldig sind, sowohl in dem Kleinsten als in dem Größten zu tun. Aber der Sünden Lohn ist der Tod; des- halb müssen wir denn die Sünde hassen und uns fürchten, damit wir derselben weder folgen, noch sie vollbringen, wenn wir an· ders durch die Gnade unsd Gabe Gottes J- selig werden wollen. Also sind wir durch Christum von des Teufels Banden oder Sün- den erlöset; darum soll Niemand sagen, oder hoffen, daß et: 2 durch seine guten Werke selig werde, welche doch zu gering sind· Auch soll Niemand sagen: Sollten wir nicht sorgen, sollten wir uns nicht ernähren, woher sollten wir denn unsere Nahrung nehmen? außer zu solchen, die da sagen, daß man sich nicht mit seiner Hände Arbeit nähren, sondern müssig gehen soll; des- gleichen soll auch Niemand sagen: Es weiß Niemand die Stunde und den Tag des Herrn, außer zu denen, welche Tag und Stun- de bestimmt haben, wovor mich der Herr bewahren wolle. Hütet euch doch vor leichtfertigen Schwätzerm denn es wird mit den Spötter-n bald aus sein. Wenn du deine Meinung aussprichst, oder mit Sanftmut bestrafst, was dir nicht ansieht, es widersteht dir aber Jemand in dem Guten, so schweige sofort, damit du den Frieden und die Ruhe deines Gewissens erhalten mögest; ver- drießt es -dich, so laß dich deshalb in keinen Streit ein, damit du s im Frieden erfunden werden mögest, wenn der Herr kommt; uMattd. to, is. Jod s, e. Mund. 7, is. Tit. Z, s. End. Z, it. vApostel. is, 11. w Rönr O, 16. III-Eil. S, le. But. 17, ,40. xRöm. 7, 28. 2. Petri Z, S. lDalz auch Niemand sage: Wir mögen nicht vollkomtnen sein, ohne zu denen, die da sagen. daß sie vollkommen seien. Es ist kein Ding so gut, daß man idtn nicht widersprechen könne auch mit der Schrift. z, End. 2, 7. -Lut. is, to. Rönn s, 23. Tod. e, 4. L. Tini. 2, 26. Jod. g, S. Wand. s, 25. gut. 12, M. Erd. 4, 28. Mart. is, M. Mund. U, 42. nur. 12, 40. 1. Kot. 1Z, II. I. Petri s,.16. a S. Tini. L, te. 2. Petri s, le. 282 denn wir müssen doch hier wir-d nicht lange währen; Geduld fassen. Jn der vierzehnten Woche meiner Gefangenschaft, den er- sten Tag des sogenannten Januars, im Jahre 1568 geschrieben Jch habe das Vertrauen, es werde dieses gegenwärtige Jahr nicht wie die vergangenen voriibergehen. Wachet und betet, weil ihr weder Stunde noch Tag wisset, denn die Gottes- fiirchtigen mögen sich bedenken, ob dieses das Jahr sei, in wel- chem der Herr seine Auserwählten und Gläubigen erlösen will; ein Jeder sei gewarnt. Jan Thielentanß nnd Job Janß werden um des Zeugnisses Jesu Christi willen in Grafenhaag in Holland im Jahre 1568 verbrannt. Auch! legte man damals in Grafenhaag, die Hände an die lieben Freunde des Herrn, so daß man sich nicht geschenet hat, dieselben durch Feuerflammen des Lebens zu berauben. Dieses hat sich an zwei sehr frommen und gottesfürchtigen Männern erwiesen, von denen der eine Jan Thielemanß, der andere aber Job Janß genannt wurde; beiden wurde an »dem genannten Orte ihr Todesurteil (weil sie treulich bei dem Gewalt und Unrecht leiden; aber es darum sollen wir unsere Seelen bin Herrn, ihrem Gotte, blieben, und durch keinerlei Marteri von der Standhaftigkeit ihres Glaubens abwendig gemacht werden konnten) vor Gericht vorgelesen, nämlich, daß sie als Ketzer (nach den Befehlen des Kaisers und des Königs in Spanien, der sicl) einen Grafen von Holland nannte) mit Feuer getötet wer- den sollten, welches Urteil den 18. December im Jahre 1568, an ihnen beiden vollzogen worden ist, nachdem sie ihre Seelen in die Hände Gottes befohlen haben. Nacherinnerung von den Todesurteilen vorgemeldeter Märtyrer. Wir haben in diesem Jahre 1650 durch einige unserer Freunde in GrafeUhaagI bei Gelegenheit darum nachgesuchh uns aus dem Protokolle des Blutgerichtes vom Jahre 1568 die Ge- richtsverhandlungen und insbesondere die Todesurteile der-»vor- genannten Märtyrer (wie sie von den Papisteii aufgezeichnet worden sind) in einer gültigen Abschrift mitzuteilen, um sie durch den Druck hier beizufügen (wovon, wie es scheint, die eigenhändige Schrift noch vorhanden ist); da aber im Jahre 1648 mit Spanien unter der Bedingung Friede gemacht worden ist, einander alle vorhergangenen Mißhandlungen zu vergeben und dieselben zu bemänteln, so fürchtete sich der Notarf diese Actenstücke und so auch die Verhandlungen anderer unserer Glaubensgenossem die gleichfalls während der päpstlichen Re- gierung getötet worden sind, auszuziehem damit ihm solches nicht verwiesen werden könnte, oder ein Hindernis; in dem auf- gerichteten Frieden abgeben möchte. Diese Absicht des Notars ist zwar nicht zu tadeln, weil es aus Sorgfalt wegen einer wichtigen Sache geschehen ist, inzwi- schen miissen diese heiligen Märtyrer hierunter leiden, deren Geschichte, die doch vor Jedermann, selbst aus dem Munde ihrer html. M, 17. I Von des Jan Tbielemanß und Job Janß Leiden und Marter. «-' Sie konnten durch leine Marter von! ihrem Glauben abwendig gemacht werden. Daher ihr Todesurteil verlesen wurde, nämlich, daß sie mit Feuer sollten bingetichtet werden, welche-S aucb geschehen ist. J - IVon dem abcoviren der Todesurteile der · ngenctnnten Märtyrer- und anderer« unserer« wiauoensgenossety welche im Grasenbaag getödtet worden sind. sDer Notar machte Schwierigkeit, dieselben aerichtlichen Verhandlungen auszu- schreibem weil diese Länder mit den Spanien! Frieden gemacht hatten, damit ihnen die Papisten solches nicht vorwersen mochten und den gemachten Frieden verhin- . Doch wir sind darüber erfreut, daß ibrejzerbandlungen bei Gott im Aas denlen sind, welcher die»Ebre seiner heiligen Martyrer in dem seligen Leben und Wesen ewiglich wird wabren·lassen, wiewohl es mit Recht mag beklagt werden, das; ibre Verhandlungen in dieser Zeit sind zu Grunde gegangen. Der blutige Schaum-its, Widersacher, offenbar werden sollten, dadurch verborgen bleiben. Dieses dient zur Nachricht. « Der erste Brief von Jan Thielemanß, den er im Gefängnisse geschrieben hat. Gnade und sFriede von Gott, dem himmlischen Vater, »durch Jesum Christum, seinen lieben Sohn, unsern Herrn, wün- szclhe ich euch, meine lieben Freunde, zum freundlichen Gruße, men. Nebst allen guten und gebührlichen Grüßen, die da christlich sind, bin ich, nach meiner Unwürdigkeit, in meinem Geiste sehr angetrieben worden, euch noch etwas zu schreiben, weil ich nicht mündlich mit euch allen reden kann, indem ich ja den b ersten Grund an einigen unter euch gelegt, und euch, nach meiner gerin- gen Gabe, nichts enthalten habe, und obgleich ich euch c entnom- men bin, so habe ich doch, um der großen Liebe willen, die wir in großer Gemeinschaft und Frieden. mit einander gehabt haben, euch zum letzten Abschiede noch einen kleinen Trunk aus meinem kleinen Bächlein zugedacht, woraus ich euch eingeschenkt habe; zwar nicht ich, sondern die Gnade.Gottes durch mich, denn es steht 1. Mose 17, 1, geschrieben, daß Gott mit unserm Vater Abraham geredet habe, wenn Er sagt: Jch bin der allmscichtige Gott, wandle vor mir und sei fromm, so will ich meinen Bund mit dir machen, unsd dich sehr vermehren und ausbreiten, so daß Könige von dir kommen sollen, und deinem Saamen will ich das Land Canaan zum Erbe geben, und dieses ist mein Bund, den ich mit dir machen will; alles, was männlich ist, sollst du be- schneiden. Also hat nun Abrah-am Gott geglaubt, und, das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet und er ist d ein Freund Gottes genannt worden. So hat nun also Gott Abraham einen Sohn gegeben, welcher Jsaak hieß, und Jsaak hat Jakob gezeugt, Jakob aber die zwölf Erzväter, und die Erzväter beneideten Joseph, und e verkauften ihn den Jsmaeliten um zwanzig Silberlinge; die Jsmaeliten verkaufte11 ihn in Egypten, und Gott war mit ihm, und er fand Gnade vor dem Könige Pharao, und ward ein Furstüber das ganze Egyptenland Es hat sich aber zugetragen, daß eine kteure Zeit in Egypten entstanden ist, so daß Jakob und seine Söhne keine Speise fanden, und daß sie sagen hörten, daß man in Egypten Getreide verkaufte; deshalb hat Jakob seine Söhne ausgesandt, wodurch sie mit Joseph bekannt gewor- den sind, ebenso ist auch Josephs Geschlecht vor Pharao bekannt geworden, und Joseph hat seinem Vater Jakob Botschaft zuge- sandtz Jakob aber ist mit fünf und siebenzig Seelen nach Egyps ten gezogen und hat dort gewohnt, ist auch daselbst, sammt seinen Söhnen, gestorben· ..Als nun das Volk anfing, g sich zu mehren, so ist ein ande- rer König ausgestanden, der unterdrückte das Geschlecht Jsraels, und gebot, daß man die jungen Kinder töten sollte. «Merkt wohl meine guten Freunde, wie kamen die Kinder Jsrael in diese Not, in dieses große Elend und in diese Schmerzen, worüber sie klag- ten und zu Gott seufzten, wer hatte sie in diese Not gebrachtZ Solches hatte ihr Vater Jakob getan; bei Gott dem Allmächti- gen aber stand die Verheißung fest, die Er unserm Vater Abra- ham gegeben hatte, nämlich, daß sein Geschlecht das Land Ca- naan ererben sollte, wiewohl sie sdamals in großem Elende saßen. Alle diejenigen nun, die daselbst geboren wurden, was Frbten sie? Das gute, fruchtbare Land der Verheißung? Nein, son- dern sie ekbten den Dienst unter dem grausamen Könige Pharao, und waren noch in Egypten, das ist ja die Wahrheit. Nun mer- ket auf jene Zeit der Welt, und die nun heutigen Tages in dieser Welt geboren werden, ob sie es wohl mit der Schrift abmessen, 10. Abostelg 7, O. cApostelg W, 20. d l· Muse II, C. Judith aRöm. 1, 7. b Z. il. Nkvse 42. g2. Mvfe l, 18. s, II. e1. Mose 87, Flor. 28. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. 283 wer sie b in die Welt gebracht hat? Jhr Vater Adam. So be· finden sie sich denn nun doch in diesem geistigen finstern Eghpten unter Pha»rsao, dem Teufel; merket nun, meine guten Freunde, was sie erben, und wie sie sich vergeblich rühmen; sie erben zwar einen nackenden Leib, wenn sie geboren werden, ohne Kleider und Speise, denn wenn sie Kleider und Speise erben würden, so würden nicht so viele Leute nackend gehen und Hunger leiden; nun aber hat der Herr schöne Versprechungen gegeben, wofür man danken soll. Wenn man nun diese schönen Hülfsmittel nicht nach der Regel oder der Wahrheit Christi gebrauchen will, um zu diesem geistigen Lande der Verheißung zu kommen, so muß man draußen bleiben, wie denn viele die Hülfsmittel nicht gebrau- chen, um Speise und Kleider zu erlangen; darum müssen sie auch darben, und Kälte und« Hunger leiden. So wird es auch allen denen ergehen, meine guten Freunde, welche fiel) vergeblich des Reiches Gottes rühmen. Nun will ich wieder zu meiner vorigen Rede zurückkehren. So merkt denn auf die Jsraeliten, die in Egypten saßen; sie fingen an, sich sehr zu vermehren und groß zu werden, und wa- ren 600,000 Mann stark. Diese große Macht wurde noch von dem Könige Pharao mit Zwang und Schlägen zur Arbeit ge- nötigt; sie seufzten und klagten, und obgleich sie so zahlreich waren, so war es ihnen doch nicht möglich, aus dem Lande zu ziehen und in dasjenige zu kommen, das sie ererben sollten, wie Gott Abraham verheißen hatte. Ebenso auch, meine Freunde, ist es dem Menschen unmöglichkaus dem geistigen Eghpten zu kommen, und von dem Könige Pharao, nämlich dem Teufel, er- löst zu werden und wieder in das geistige Land, nämlich das Reich Gottes, zu kommen; denn die Menschen ererben im allge- meinen eine verdorbene Art, welche sie belebt, so daß sie nach dem Fleische leben, und daher sterben, ohne daß sie das Reich csåottes erben. Nun, meine lieben Freunde, als sie, wie angegeben, in Egypten saßen, und darin an 430 Jahre gewohnt, und dabei ge- klagt, geweint und geseufzt hatten, kam solches vor den Herrn, und der Herr, der allmächtige Gott, gedachte an seinen Bund, den Er mit unserm Vater Abraham befestigt hatte, und Gott hat einen Mann erweckt und auserkoren, genannt Mose. Sehet, meine guten Freunde, durch diesen Mann wollte Gott-alles Volk erlösen, und tat viele wunderbare Zeichen und Kräfte vor dem Könige in Egyptem wie man lese11 kann. Zuletzt hat dieser Mose sie durch die kräftige Hand Gottes ausgeführt; aber ehe sie das Land verließen, ging Mose oft zu Pharao und sprach: So sagt der Herr, der Gott Israel, laß mein Volk gehen, damit sie mir dienen; aber Pharao sagte: Wer ist der Herr, daßich das Volk ziehen lassen sollte? ich will das Volk nicht ziehen lassen. Wie nun aber das Volk, welches dort in Eghpten wohnte, dem Herrn nicht dienen konnte, ohne Egypten zu verlassen und nach dem Lande der Verheißung zu reisen, so könnnen diejeigeii nun auch dem Herrn nicht dienen, die noch in dem geistigen Egypten wohnen, denn man kann nicht zugleich zweien i Herren dienen; man muß Pharao und Egypten verlassen, denn Pharao wohnte in Eghptem aber Gott Ider Herr wohnt in dem geistigen verheißenen Lande. Nun können meine guten Freunde wohl merken, daß es die Wahrheit sei, was ich schreibe, daß man das geistige Egypten verlassen müsse, gleichwie Mose durch die kräf- tige Hand Gottes das Volk aus Egypten erlöset hat, kwelches sie aus einen und denselben Tag verlassen haben, und vor das rote Meer gekommen sind, wohin ihnen Pharao mit seinen Knech- ten in dets Meinung nachgefolgt ist, daß sie nicht aus dem Lande kommen rannten. Aber sie wußten wenig davon, daß der Herr· mit den Kindern Jsrael war, denn Pharao gedachte sie zu scl)la- gen; aber der Herr teilte das Meer von einander, daß es wie eine Mauer stand; und auf solche Weise ist Mose mit dem Volke hDffenU U, s. 2. Mose« 10, W. iMclttL S, 24. l: L. Mose 14. Gottes hindurch gegangen, Pharao aber ist mit all seinen Knech- ten im Meere geblieben, so daß nicht einer entkam, der es den Egypten hätte erzählten können. Also auch, meine Geliebtesien, wenn die Menschen begehren, Gott zu dienen, so verlassen sie Egypten und den Pharao; Pharao aber, wenn er das sieht, macht sich mit seinen Knechten auf die Füße; aber der geistige Mose ist den Seinen vorgegangen und hilft ihnen durch das Meer, nämlich durch die wilde wüste Welt, Pharao aber mit fei- nen Knechten verfolgt sie beständig, bis sie ihr Ende erreichen, welches der Tod ist. Ferner nun, meine Freunde, als es Mose so weit gebracht hatte, l daß sie durch das Meer waren, so sahen sie ihre Verfolger vor ihren Augen ertrinken; darüber haben sie sich sehr gefreut, und Gott, der ihnen solchen kräftigen Beistand geleistet hatte, mit Gesängen gedankt; nun aber waren sie noch nicht in dem Lande der Verheißung, sondern a"uf dem: Wege dahin; Mose aber, ihr Führer, ist ihnen vorgegangen, und hat sie an den Berg Sinai gebracht; da ist Mose, m der treue Knecht des Herrn, auf den Berg gegangen, und hat daselbst das Gesetz des Herrn 11 em- pfangen, welches durch den Finger Gottes in zwei steinerne Tafeln geschrieben war. Als nun Mose diese bei-den steinernen Tafeln von der Hand des Herrn empfangen hatte, um sie dem Volke vorzulegen, daß sie darnach tun sollten (denn nun sollte der Gottesdienst unter ihnen anfangen, indem sie, außer der Be- schneidung, noch keine Ordnungen Gottes empfangen hatten; sollten sie aber nun Gott dienen, so mußten sie auch die Gebote haben), so sagte der Herr zu Mose: Steige herab vom Berge, Odenn das Volk hat es übel verderbet. Als nun Mose vom Berge herabstieg, und das Volk um das Kalb tanzen und sich über ihrer Hände Werk freuen sah, nahm er die beiden steinernen Tafeln, warf sie unten am Berge entzwei und redete Aaron mit betrübtem Herzen in den folgenden Worten an: Was hast du ge- tan, daß du das Volk zu solcher großen Sünde gebracht hast? Aaron entschuldigte sich vor Mose und sagte: Mein Herr, du weißt, daß dies Volk ein hartnäcktiges Volk ist, denn sie haben 1nich überfallen, und ich habe von ihnen ihre goldenen Ohrringe unsd anderes Gold gefordert« und ich habe es von ihrer Hand enipsatcgeii und mit einem Griffel entworfen, daraus ist dieses Kalb entstanden. Mose nahm das Kalb, zermalmte es zu Staub und warf es ins Wasser, und gab es den Kindern Jsrael zu trin- ken. Und er redete die Leviten an und sagte zu ihnen: Ein Jeder gürte sein Schwert an seine Seite und gehe durchs Lager hin und her, und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten; da sind 3000 Mann umgekommen. Sehet nun, meine werten guten Freunde, diese 3000 hatten Egypten und den Pharao ver- lassen, und waren ausgezogen, um das gute Land einzunehmen: wenn sie sich nun des guten Landes (das dem Abraham und sei- nem Saamen von Gott verheißen war) gerühmt hätten, wäre das nicht ein eitler Ruhm gewesen? sicherlich, ja; p so sind auch Corah, Dathan und Abiram, mit noch 250, die das Rauchwerk vor dem Herrn opferten, unter der Menge zu Grunde gegangen, nebst 14,700 Aufrührerischen, qdie wider Mose murrten und sagten: Du hast des Herrn Volk getötet. Sehet, meine guten Freunde, sie mußten das Volk des Herrn heißen, wiewohl sie es nicht waren; ebenso mußte das auch Mose, der treue Knecht des Herrn, tun, wiewohl es sich nicht so verl)ielt, sondern ihre eigenen Sünden hatten es get-an. Und wem: man es nach der Wahrheit recht nennen wollte, so hätte man es so nennen müssen, aber heutigen Tages wird es auch oft verkehrt gesagt, und muß auch wahr sein, wenn es auch nicht wahr ist· Wäre das gleichfalls nicht auch-eitler Ruhm gewesen, r wenn die 24,000 Hurer, rebst noch 3000 und viel mehr, die alle in der Wüste um ihrer Sünde 12. Mose 14, A. m Hebt· s. Z. n L. Mose 20. o 2· Mose s2, 2. p 4. Mo» te. q 4. Mose is, its. k4. Mose As, I. 284 und Uebertretung willen umgekommen sind, sich alle tresflich des guten Landes gerühmt hätten? gewißlich ja. So ist es denn also vergeblich, sich so zu rühmen, denn nach der Wahrheit sich ruh- men, solches ist recht, indem Mose zu ihnen gesagt hat: s HOW Jsrael, du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen und aus allem Vermögen lieben; diese Worte, die ich euch»heute ge- biete, sollt ihr zu Herzen nehmen; schreibt sie an eure Turpfostenz redet davon, wenn ihr mit euren Kindern auf dem Wege wan- delt; laßt sie euch zur Warnung dienen. Also hat Mose das Volk schars ermahnt, und ihnen das Gesetz des Herrn ernstlich vorgehalten, wozu das Volk zwar Ja sagte, aber solches gleich- wohl nicht tat. Darum, meine guten Freunde, t sehet doch zu, daß Niemand unter euch ein arges und ungläubiges Herz habe, sondern ermah- net euch unter einander alle Tage, so lange es heute heißt, damit Niemand durch Betrug der Sande einbertocktes ungla1ibiges Herz empsange, u denn ihr seid Christi teilha rtig geworden, wenn ihr den Anfang seines Wesens bis· ans Ende festhaltet; darum heute, wenn ihr seine Stimme horet, so verstockt eure Herzen nicht, gleichwie in der Erbitterung geschah, als er wohl 40 Jahre über dieses Geschlecht mißvergnügt war, und in seinem Zorne schwur, es sollte nicht zu seiner Ruhe kommen. Darum, meine guten Freunde, laßt uns dasjenige, das uns gesagt worden ist, desto ernstlicher wahrnehmen, damit wir nicht zu irgend einer Zeit es wieder verlieren, v denn wenn das Wort fest geworden ist, das durch die Engel geredet worden, und eine Jede Uebertre- tung und ungehorsam ihren rechten Lohn enipfangen hat, wie wollen wir dann entfliehen, wenn wir solche Seligkeit nicht ·ach- ten? Darum laßt uns den Herrn fürchten, damit wir zu seiner Ruhe kommen mögen, und Niemand unter uns draußen bleibe, denn es ist uns nun auch verkündigt, gleichwie jenen. Aber das Wort der Predigt half jenen nichts, weil sie denselben nicht ge- glaubt haben. Also auch, meine guten Freunde, hilft es· nichts, ob man die Worte Gottes hört, wenn man den Glauben nicht hin- zugefügt, W denn den Gläubigen, wie die Schrift sagt, ist das Reich Gottes aus Jefu Munde zugesagt; darum laßt uns die Gnade Gottes nicht versäumen, die uns sagt: X Jchhabe dich in der angenehmen Zeit erhört, und dir am Tage des Heils gehol- fen; sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils, welcher von vielen Menschen versäumt wird. J! Darum laßt uns in allen Dingen als Diener Gottes uns erweisen, ihm zu dienen unser Lebelang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, welches· vor ihm gefällig ist. Darum sage ich mitPaulusz - Richtet wieder aus die lässigen Hände und müden Kniee, daß ihr nicht strauchelh wie ein Lahmer, sondern lauft rechtschaffen mit euren» Foßen, denn ich b·efürchte, es möchten jetzt viele Lahme und lassige Hande er«- sunden werden; s darum jaget nach dem Frieden und der Heili- gung, ohne welche Niemand den Herrn sehen wird. Also ermahne ich euch, meine guten Freunde, durch. die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber zu einem lebendigen und heiligen Opfer begebet, das Gott gefallig ist, welches euer vernünftiger Gottesdienst ist, und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung euresGeis stes, damit ihr prüfen möget, welches der gute und wohlgefallige Wille Gottes sei. Darum denket doch an die Worte, die vor b Zeiten in dem Namen des Herrn zu euch geredet worden sind, und bleibet bei dem, was ihr von Anfang gehört habt; wenn ihr bei demjenigen bleibet, was ihr von Anfang gehört habt, so wer- det ihr bei dem Vater und dem Sohne bleiben, und das sind seine Verheißungem das ewige Leben; denn wir habenein csestes prophetisches Wort, und ihr tut wohl daran, daß ihr darauf .ach- us. Mofe S. e. Mich. s. U. Hebt. to. W. vHebr. 2· 2. erhebt. U· 15. x2. Kot. S. L. y u! aRöar 12. i. b I. seh. 2, 24. e2. Petri I, is. indess-·. s, U· Hebt. it, 7. L . I, As. -H.ebt. 12, 12. Der blutige Schauplatz tet, wie -auf ein Licht, das an einem dunkeln Orte scheint, bis der Morgenstern in euren Herzen laufgehe Meine lieben Freunde, welch ein dunkler Ort ist wohl? ehemals in euch gewesen, als euch das Licht verborgen war? und welche dunkle Oerter sind noch jetzt? Aber euch ist Barmherzigkeit d widerfahren. Darum sag- te« auch Jesus Christus im Evangelium: Jch bin, ein Licht, in diese Welt gekommen, damit alle, die an mich glauben, nicht in der Finsterniß bleiben; aber, wer mein Wort hört und nicht glaubt, den werde ich nicht richten, denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich sie selig mache. Wer nun mich verachtet, und meine Worte nicht annimmt, der ist schon ge- richtet, denn das Wort, das ich geredet habe, wird ihn richten am . jüngsten Tage, -denn ich habe solches nicht von mir selbst geredet, sondern der Vater hat mir ein Gebot gegeben, was ich reden soll, und ich weiß, daß sein Gebot das ewige Leben ist· Darum ist es uns auch zu tun, daß wir durch die herzliche Gnade unsers Herrn Jesu Christi solches von seiner Hand empfangen mögen, denn auch dem Herrn ist es um ein Volk zu tun, das Jhnfiirchtet und liebt; und das ist die Liebe Gottes, daß wir-e seine Gebote hal- ten, und seine Gebote sind denen nicht schwer, die ihn lieben· Darum ist das Gesetz der Gebote gut, welches in Ewigkeit be- stehen wird; wer sie annimmt, der wird das Leben erlangen, wer sie aber nicht annimmt, der wird des Todes sterben. So habt denn, meine Freunde, Gott i allezeit vor Augen, folget nicht der " Sünde nach und verlasset nicht die Gebote des Herrn unseres Gottes, denn er hat dem zukünftigen Volke geboten und verord- net, wenn sie kämen, was sie tun sollten, daß sie leben möchten, und was sie halten sollten, damit sie nicht gepeinigt- würden. Aber sie haben seine Gesetze verschmäht; darum» werden diejeni- gen auch in großes Elend geraten, die seine Wege mißbraucht ha- ben; denn wiewohl er ihnen Zeit und Stunde gegeben hat, so haben sie es doch nicht verstanden, daß sie g Reue erwiesen hätten, diese müssen es nach dem Tode in der Pein bekennen; darum ist auch b den Toten das Evangelium Verkündigt, damit sie nach dem Menschen am Fleische gerichtet werden, aber im Geiste Gott i le- ben. Denn es ist die Stunde gekommen, daß die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, die werden leben. Und es wird die Stunde kommen, daß die Toten, die in den Gräubem sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden und die da Gutes getan haben, werden zum ewigen Le- ben auserstehen, die aber, welche Böses getan haben, werdenauch auserstehen, doch nicht zum ewigen Leben, sondern zur Verdamm- nis. Darum, meine I( guten Freunde, sehet doch zu, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt, sondern daß ihr vollen Lohn ernpfangen möget, denn wer übertritt, und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott; wer« aber in der Lehre Chri- sti bleibt, der hat beides, den Vater und den Sohn. Kindlein, ihr seid von Gott, denn der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist. Sie sind von der Welt, darum reden sie auch von der Welt, und die Welt hört sie; wir sind von Gott, und wer Gott be- kennt, hört uns, und wer Gott nicht bekennt, der hört uns nicht. Also, meine lieben Freunde, habe ich euch ein wenig ge- schrieben, und will nun mein Schreiben abkürzen, denn wir haben wenig Zeit zum schreiben, indem der Ueberlauf zu groß ist; auch darf ich· nicht öffentlich schreiben, ja ich kann oft kaum eine Zeile in meiner Einsamkeit schreiben. Darum haltet mir es zu gut, wenn hier und da in etwas gefehlt sein sollte; ich habe« euch, meine lieben Freunde, ein wenig geschrieben, weil ich keine Ruhe hatte, sondern in meinem Gemüte dazu angetrieben wurde. d Ich. 12, 46. c Jud. s, Z. fTvlx 4, 4. S 4. Esdra O, 10· b 1. Petri 4, S. Kind. s, AS. k2· Jvh.·V. S. » vorbei ist, und man hat nicht wohl zugesehen, so wird es mit Be- oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnteii. Hiermit will ich euch dem Herrn und dem Worte seiner Gnade anbefehlen, welcher mächtig ist, euch auszubauen, und euch das Erbe unter allen zu geben, die geheiligt sind; seid auch mei- ner in eurem Gebete eingedenk, als eures armen unwürdigen Bruders, daß« ich -doch dieses dem 1 Herrn zum Lobe und euch zur Stärkung volleiide, damit« meine Seele bei dem Herrii Ruhe fin- den möge, wie ich denn auch eurer hier in meiner geringen Un- Würdigkeit nicht vergesse, indem ich gleichfalIs zum Herrn für euch bitte. Ferner lasse ich euch alle mit dem Gruße unseres lie- ben Herrn Jesu Christi herzlich grüßen, welcher, als er. seinen Jiingern (diirch die bösen Menschen) auf kurze Zeit entzogen« worden war uiid wieder zu ihnen kam (aIs sie bei verschlossenen m Türen saßen) sagte: Friede sei mit euch allen. Ein Gleiches sage ich auch, v habt Frieden unter einander; dann ist der Herr mit euch. Noch ein Brief, welchen Jan Thielemanß aus dem Gefängnisse geschrieben hat. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes wünsche ich meinen sehr geliebten Brüdern und Schwestern in dem Herrn zu einem freundlichen und würdi- gen Gruße, und allen denen, welche meine Schriften sehen, lesen oder hören werden; nehmet es in Liebe an, Amen. Nebst gutem und geziemendem Gruße habe ich unternom- men, ein wenig an euch zu schreibeii, meine werten und geliebteii Freunde; ich bitte euch alle, um der Barmherzigkeit unseres lie- ben Herrn Jesu Christi willen, daß ihr eurer selbst in allerlei Liebe, Frieden und Wahrheit, nach den Worten des Evangeliums fleißig wahrnehmen wollt, indem ihr werten und lieben Kinder, noch Zeit habt vor dem Herrn, durch seine große Liebe, die Er an euch bewiesen hat, denn die Zeit ist köstlich; wenn sie aber einmal trübnis beklagt. Darum sagt Paulus: Laßt uns unser selbst wohl wahrnehmen zur Aufmunterung in der Liebe in s guten Werken. Darum laßt uns die.Geringsten, Kleinsten und De- mütigsten sein, um alles zu ertragen, was mit der Wahrheit und Liebe bestehen kann. Als Christus Jesus, die b ewige Wahrheit selbst, von den Jüngern gefragt wurde, wer unter ihnen der Größte wäre, nahm derselbe ein Kind, setzte es mitten untersie und sagte: Wenn ihr nicht c wie die Kinder werdet, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Aus diesen Worten Christi ist wohl zu merken, daß wir ein zubereitetes Volk sein sollen und sein müssen, sonst sind wir solche nicht, wofür wir uns halten oder wofür uns die Leute ansehen. . Darum, meine sehr geliebten Freunde, sollen wir uns in allen Dingen clals Diener Gottes erweisen. Nun aber wird ihnen nichts mehr abgefordert, als daß sie treu erfunden werden, dem: Gott ist nicht Oungerechh daß er eurer Liebe, und eurer guten und holdfeligen Werke vergessen sollte. Darum seid stand- haft und unbeweglich in dem k Werke des Herrn, und wisset alle- zeit, daß eure Arbeit nicht vergeblich sei in dem Herrn, indem ihr der-Hoffnung lebt, daß es, durch sdie Gnade unsers Herrn Jesu Christi, euch iioch reichlich belohnt werden wird, wenn er sagen wird: Kommt her, ihr Gesegneten, ererbet das Reich mei- nes Vaters; dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reiche; dann wird man g sehen, welch ein Unter- schied zwischen dem Gerechten und Ungerechteii sein wird, und zwischen denen, die Gott gedient haben und denen, die Jhm nicht gedient haben. . Damm, meine sehr Geliebten in dem Herrn-nehmet doch eurer selbst ernstlich wahr, leidet lieber von einem andern, ware . , is. . So, is. L. Kot. is, it. äsägikeiz 24.m Egoist. ist, S. ncMa . is, S. di. Kot. 4,-i. ehebr. S, its. i i. Kot. is, Es. gMatth. 25, sit. Motiv. is, is. Mattlx Z, it. 285 es auch ein Freund, wenn es anders mit der Wahrheit bestehen kann, ehe ein-Freund von euch 11 leiden sollte. Darum stehet ge- schrieben: Willst du ein Diener Gottes sein, so schicke deine Seele zu« viel Anfechtungwkienn es wird noch wohl zu nutz kommen, daß man sich an den geringsten Ort gestellt hat. Deshalb, geliebte Freunde in dem Herrn, bleibt bei demje- 1iige1i, was ihr von Anfang gehört habt; werdet ihr dabei blei- ben, so werdet ihr auch bei dem i Vater und dem Sohne bleiben, und das find seine Verheißungen: Das ewige Leben. Was fra- gen wir doch nach der kWelt, oder nach dem, was darin ist? denn die Welt mit ihren Lüsten wird vergehen; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Es ist uns ja allen daran gelegen, sdaß wir selig werden, wie Petrus, Apostelg 15, 11«, sagt: Wir glauben durch die Gnade unseres Herrn Jesu Christi selig zu werden; und wie er auch an einem andernOrte sagt: Jch habe euch durch unsern lBruder Silvanus ein wenig geschriebeii, daß das die rechte Gnade Gottes sei, worin ihr ge« genwärtig steht;. darum haltet was ihr habt, damit Niemand eure m Kronen nehme, denn wenn ihr« überwindet, so werdet ihr alles ererben. Darum beweiset nun aus eurem U Glauben Tu- gend, in der Tugend Bescheidenheih in der Bescheidenheit Mä- ßigkeit, und in der Mäßigkeit Geduld, und in der Geduld Gott- seligkeit, und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe, und »in der brüderlichen Liebe gemeine Liebe; denn wenn solches reichlich bei euch ist, wird es euch in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi weder faul, noch unfruchtbar sein lassen; wer aber solches iiicht hat, der ist blind, und tappt mit der Hand, und vergißt der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum, meine lieben Brüder, wendet desto mehr Fleiß an, euren Beruf und eure Erwählung fest zu machen; wenn ihr das tut, so werdet ihr nicht fallen, und dann wird euch der Eingang zu dem ewigen Reiche unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi; vollständig verwilligt werden. Weil wir- denn nun solche große uiid herrliche 0 Verheißungen haben, meine Geliebtesteiy so wol- len wir uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen und in der Heiligung fortfahren, wie auch i) Johannes bezeugt, wenn er sagt: Ein Jeder reinige sich von der Sünde, gleichwie auch Er rein ist, denn wer Sünde tut, der tut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht; darum ist Er in diese Welt gekommen, damit Er die Sünde hinwegnehme, denn es ist keine Sünde in Jhm; wer»sündigt, der hat Jhn weder gesehen noch erkannt. g Ferner sagt Johannes: Kindlein, ihr seid von Gott, denn der in euch ist, ist größer,-als der in der Welt ist: Sie sind von der Welt und reden von der Welt, und die-Welt hört sie: Wir sind von Gott, und wer Gott erkennt, der« hört uns; wer aber Gott nicht erkennt, der hört uns auch nicht; dar- an erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Jrrs tums; damit stimmt auch Christus überein, indem Er sagt: s Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasset sie, denn ich zeuge, daß ihre Werke böse sind; desgleichen sagt Er auch an einem andern Orte: s Vater, bewahre sie in Deinem Namen, die Du mir gegeben hast, sie waren Dein und Du hast sie mir gege- ben; ich bitte nicht, Vater, daß Du sie von der Welt nehmest, sondern daß Du sie vor dem Argen bewahrest. An einem andern Orte sagt Christus: t Wer Arges tut, der hasset das Licht, und kommt nicht ans Licht, damit seine Werke nicht gestraft werden. Darum, meine sehr geliebten Freunde, weil wir noch ,in die- ser betrübten Welt sind, und uns von dem Herrn Zeit vergönnt wird, so müssen wir ernstlich auf das Wort des Herrn achten und unser Aeußerstes daran wenden, um demselben nachzukommen; solches lehrt uns U Paulus, indem er sagt: Die nach dieser Regel einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit; auch steht hSiU L, l. il. Ich. L, U. lcl. Ich. 2, 25 und 2, l7. Il- Petti Z, l2. m Okfenh S. ll. 11 2. Petri l, Z. o l. Kot. 7, l. P l. Sols. Z, Z. q l. III. 4, 4. rJv . 7, 7. s Ich. l7, l2. t Loh. s, 20. UGCL s, 10. 286 Der blutige an einem andern Orte geschrieben: Dieses Volk versteht es nicht, und sie nehmen es auch nicht zu Herzen, daß Gottes Gnade und Barmherzigkeit über. seine Auserwählten und Heiligen kommt, wie auch V Mose sagt: Daß er an vielen Tausenden Barmher- zigkeit tue, die ihn lieb haben und seine Gebote halten. Es sind zwar viele in der Welt, welche sagen, daß sie den Herrn lieben, aber sie beweisen es nicht mit ihren Werken, denn ihre Werke zei- gen ja an, wen sie lieben, Christus aber sagt: W Wer mich liebt, wird mein Wort halten, oder meinen Geboten gehorsam sein. Das sind diejenigen, die vor Jhm bestehen werden, denn ebenso sagte auch Christus: Wer meine Gebote hat und hält sie; diese sind es, die mich lieben: Wer aber seine Gebote nicht hält, der hat Jhn auch nicht lieb; ebenso bezeugt-c Johannes in seinem Briefe: Das ist die Liebe Gottes, daß wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer, denn wer aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser J! Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat; wer ist es aber, der die Welt über- windet, ohne, der da glaubt, daß Jesus Christus der Sohn Got- tes ist. Darum habt die Welt nicht lieb, noch was in der Welt ist, denn wenn Jemand diese Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters, indem alles, was in der Welt ist, nämlich Augenlust und Hoffart des Lebens, nicht vom Vater, sondern von der Welt ist, und die Welt mit ihren 2 Lüsten verge t; wer aber den Willen Gottes tut, wird leben in Ewigkeit. Darum, meine sehr geliebten Freunde, stellet euch icht die- ser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Ern uerung eurer Sinne, damit ihr prüfen möget, welches der g te und wohlgefällige Wille Gottes sei, wie denn auch Paulus an einem andern Orte sagt: s Gnade sei mit euch, unid Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo, der sich selbstfür unsere Sünde dahingegeben hat, b damit er uns von dieser gegenwärti- gen argen Welt erlöse. Da euch denn nun, meine lieben Freun- de, diese Gnade gegeben ist, nämlich daß ihr geschmeckt habt, daß der Herr freundlich ist, zu welchem ihr gekommen seid, als zu dem lebendigen Steine, der v Menscheti verworfen worden, aber vor Gott herrlich und auch köst ich war, so bauet euch auch auf zu einem geistigen Hause und zum heiligen Priestertume, um geistige Opfer zu Opfern, die Gott angenehm sind durch unsern Herrn Jesum Christum, cdamit ihr heilige Hände zu dem Herrn aufheben möget, ohne Zorn und Zweifel, und Gebet, Fürbitte und Danksagung abzustatten d für alle Menschen; dann wird der Herr des Friedens mit euch sein; wenn Er aber mit euch ist, O wer wird wider euchsein, der seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Jhn für uns alle dahingegeben hat? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht; wer will "ie verdammen? Christus ist hier, der gestorben und auch aufer·tanden ist, welcher auch zur rechten Hand Gottes sitzt und für uns bittet. Darum sagt Paulus: Was kann uns scheiden von dezr Liebe Gottes, Druck oder Ver- folgung, oder Tod 2c. · - ; —- ISo willfich denn nun, meine sehr geliebten Brüder und Schwestern in dem Herrn, mein einfaches Schreiben abkürzen, welches ich in den Banden geschrieben habe, in welchen wir alle Tage die Erlösung unseres Leibes erwarten; darum nehmet doch dieses Schreiben zum Besten auf, und seid dessen eingedenk, was wohl ehemals aus meinem unwürdigen Munde gegangen ist (k nicht ich, sondern Gottes Gnade durch mich). Hiermit nehme ich einen ewigen christlichen Abschied, und erwarte euch allein der zweiten Auferstehung, daß wir Jhm als- dann in der Luft entgegenkommen g und allezeit bei dem Herrn sein mögen; tröstet euch unter einander mit diesen Worten« v2. Mose 20, S. wJoh· 14,«15, 21. del. Loh. s, S. y1. Loh. L, is. z Nilus. 12, 2. a(i«-)nl. I. s. bPlulm M, O. Cl. Tini. L, S. d2. Kot· is, 11. e»RöU1. S, Si. il. Kot. 15, 1.0. II. Theil. 4, 17. Schauplatp Noch einmal sage ich gute Nacht, meine lieben Freunde; II hier» mit befehle ich euch dem Herrn und dem Worte seiner Gnade, welcher stark genug- ist, euch auszubauen, und euch das Erbe zu geben, unter allen, die geheiligt sind, Amen. Geschrieben in den Banden von mir, Jan Thielemanß, eurem schwachen Bruder in Christo. Henrich Arentsk 1568. Unter s vielen. andern Rechtgläubigen und nach dem Be- fehle Christi Getauften, b die überall verfolgt, verjagt und ge- tötet worden sind, ist auch Henrich Arentß von Briel um das Jahr1568 diesen Verfolgern in die Hände geraten. Die Ver- anlassung zu seiner Gefangennehmung hat nachsolgender Um- stand gegeben. Es ist vor Briel ein Schiff ans Land gekommen, welches leck geworden war. Da nun gemeldeter Henrich Arentß in Briel Schiffszimmermann gewesen, so haben die Schiffsleute ihn ersucht, das Schiff auszubessern Als er nun bei ihnen war, haben unterdessen die Herren von Rotterdam vernommen, daß gemeldetes Schiff ein Piratenschiff sei, und haben eine Anzahl Kriegskiiechte dahin gesandt; diese haben das Schiff weggenom- men und den gemeldeten Henrich Arentß nebst den Seeräubern gefänglich nach Delft gebracht. Als aber die von Delft sie nicht ausnehmen wollten, sind sie sofort nach Rotterdam gebracht wor- den. Daselbst sind sie bald um ihrer Missetat willen zum Strange verurteilt worden· Als folches Henrich Arentß hörte, hat er gefragt, ob er in eine Stadt des Rechts oder der Gewalt gekommen wäre; O warum sie den Unschuldigen mit sdem Schul- - digen verdammen wollten; daß er nicht wegen einer Sünde oder Missetat gefangen genommen wäre, würden sie erfahren, wenn sie wegen seiner Person d und seines Glaubens Nachfrage halten wollten. Als der Gouverneur dieses hörte, fragte er: Was sagt er? was ist dieses für ein KeZerI ist er einer von den Wieder- täufern, dann soll er nicht gehängt, sondern verbrannt werden. So ist er demnach seines Glaubens wegen untersucht worden und hat ohne Scheu bekannt, daß er nach dem Befehle Christi auf seinen Glauben getauft sei; dagegen hat er die Kindertaufe und .alle päpstlichen Jrrtümer verworfen, aber. die Ordnung Christi und seiner Apostel, welche er und seine Mitgenossen beo- bachteten, hat er bekannt; e deshalb— haben sie ihn verurteilt, und nachdem er vierzehn» Tage gefangen gesessen, ist er in großer Standhaftigkeit an gemeldetem Orte verbrannt worden, und hat den wahrhaften Glauben mit seinem Tode und Blute befestigt. Claudine le Vettre, und mit ihr cin Bruder. 1568. Meenen ist ein schönes Städtchen in Flandern, welches drei Meilen von Ryssel auf dem Wege nach Brugge an der Leye liegt. Jn diesem Städtchen wohnte ein gottesfürchtiger Mann, Pier- som des Muliers, mit seinem Weib, Claudine le Vettre, welcher durch Leonhard Bouwenß Predigt und durch das Lesen und den Gebrauch des Wortes Gottes von der päpstlichen Abgötterei ab- gezogen worden ist. Als folches Tittelmannus, Diacon zu Ronse und Untersucher des Glaubens, in Erfahrung brachte, so ist er mit den Häschern und Bütteln dahin gekommen, in der Absicht, den vorgemeldeten Piersom in seinem Wohnhause zu verhaften; aber ein frommer Mann aus dem Rate zu Meenen hatte Pier- som gewarnt, daß er dem Ketzermeister ausweichen möchte, weß- halb er sich in einen nahen Wald begab; aber sein Weib Clau- dine mit ihren vier Kindern (wovon das eine noch am Leben ist) verspätete sich in Folge häuslicher Geschäfte, und war eben, mit einem ihrer Kinder auf dem Arme, aus dem Hause gegangen, h Apostels. 20. 32 sJob 7, AS. bMatth. W, IV. Mund. 16. U. cDan. IS, Es. L. Muse 233 h» iiaz Petri 4, is. cMatth. 10, 22 und 14, 1s. Offenbarung L, 10 un , . oder« åkiäiårtyrcrwSpiegel der TausseGefinntetcz 287 als die Häscher eintraten, und im Tumulte die Kinder und Nachbaren fragten, wo der Mann wäre; als sie es aber nicht erfahren konnten, schickten sie sich an, das Haus wieder zu ver- lassen. Als dies einer der Nachbaren bemerkte, welcher durch einen bösen und verkehrten Eifer erbittert war, sagte er: Jhr Männer, dort geht die Frau mit einem Kindlein auf dem Arme. Diese Mittheilung benutzend, holten sie dieselbe auf frischer Tat ein, und überlieferten sie den Händen des vorgemeldeten Ketzer- meisters. Dieses ist im Jahre 1567, einige Monate vor der An« kunft des Herzogs von Alba in den Niederlanden geschehen. Von Meenen wurde sie nach Ypern geführt, wo viele um des Glaubens willen gefangen lagen, weil sie nicht verstehen konnten, daß sein anderer Mittler und Seligmacher wäre, als Jesus Christus, der b für unsere Sünden am Stamme des Kreuzes geopfert worden ist, und weil sie nicht glauben konnten, daß Gott einen Gefallen an OBildern, von Holz und Stein oder Silber und Gold gemacht, hätte, sondern glaubten, daß d solcher Götzendienst in Gottes Worte verboten wäre; weil sie ferner nicht glaubten, daß e tote Menschen unsere Gebete erhören und uns helfen könnten, sondern weil sie glaubten, daß-wir kGott allein anrufen müssen, welcher allein unsere Herzen und Gedan- ken kennt, und weiß, was wir bitten sollen, ehe wir unser Gebet vor Jhm ausgeschtittet haben, und welcher mit lauter Stimme ausgerufen hat: Kommt her zu mir alle, die ihr beladen seid, ich will euch· tösten 2c.; auf welchen uns alle Propheten und Apostel weisen, nicht aber auf einen verstorbenen Heiligen. Alle nun, die solchen Glauben hatten, wurden von Tittels mannus für Ketzer erklärt und der weltlichen Obrigkeit überants wartet, um mit ihnen nach den Befehlen zu verfahren, nämlich die Männer lebendig zu verbrennen, die Weiber aber lebendig in die Erde zu vergraben; dieser schwere Tod hat einigen unter ihnen einen großen Schrecken eingejagt, so daß sie, um ihr Leben zu retten, abgefallen sind; ebenso sind· auch viele aus dem Ge- fängnisse gebrochen und entlaufen, weshalb Claudine auch wohl hätte entfliehen können, wenn sie ihr Kind und einen frommen Bruder hätte verlassen wollen, welcher bei ihr im Gefängnisse bis ans Ende geblieben ist und sie nicht verlassen wollte; derselbe ist auch mit ihr an demselben Orte um der Wahrheit willen ge- storben. Elaudine aber wollte, der vielen Anfechtungen unge- achtet, welche ein Jahr anhielten, nicht abfallen, sondern ist im Glauben standhaft geblieben, und hat alles dasjenige aus Got- tes Wort widerlegt, was die Pfaffen und Mönche wider sie vor· zubringen wußten, wie aus verschiedenen Briefen zu ersehen ist, welche sie aus dem Gefängnisse an ihren Mann geschrieben hat! Zuletzh als sie ihr nichts abgewinnen konnten, hat man versucht, sie durch die mütterliche Liebe zu ihrem Kinde zum Abfalle zu bringen; man entriß ihr nämlich ihren Säugling, welchen sie im Gefängnisse gesäugt hatte, und übergab ihn einer Amme; dies ist ihr größter Kummer gewesen, den sie während der Zeit ihrer Gefangenschaft erlitten hat. Darüber hat sie auch manche Träne vergaffen, und Gott beständig um Kraft und Stärke gegen solche Versuchung und Anfechtung des Fleisches angefleht, damit sie nicht abfallen möchte, wie so viele ihrer Glaubensgenossen in ihrer Gegenwart abgefallen sind; es hat auch derallmächtige Gott ihr Gebet erhört, denn, als unterdessen der Herzog von Alba in’s Land kam, und alle Gefängnisse von Ketzern zu reini- gen gebot, so ist sie auch draußen vor Ypern, im Jahre unsers Herrn 1568, mit der »Krone der Gottseligen gekrönt worden, und mit ihr ein Bruder, der auch um der Wahrheit willen dort ver· brannt worden ist. at. Tini. S. s. hRöax 4, 25. c s. Muse W, 4. as. Mose it, IS. eJes St, 1o. f Muth. 4, to. Osfenh S, is. Hebt. 4, IS. Muth. S, 7. Nilus· W· Maus U. W. Avostelw 10, 43 und 4, 12. Jereax 28, s und As, 15. I Von diesen gemeldeten Brief-m hat tnan keine erlangen können. Jhr Mann Piersom hat oft von seiner Frau gesagt, daß sie eine bewundernswürdige Festigkeit in der Schrift erlangt habe, denni wenn er eine Stelle in der Heiligen Schrift nicht finden konnte, so fragte er sein Weib Claudine, welche ihm sichern Be- scheid darüber erteilte, was er suchte. So viel man weiß, ist das Kind, welches ihr im Gefäng- nisse abgenommen worden ist, verschwunden, so daß der Vater räid die Freunde niemals erfahren haben, wo es hingekommen 1 . Früher hatte Piersom mit seinem Weib Claudine in Brug- ge gewohnt, wo er mit ihr durch die wohlmeinende Warming einer Ratsperson aus der Stadt, dem Ketzermeister entgangen ist; doch mußte er alles, was er hatte, im Stiche lassen, wie auch zu Meenen geschehen ist; aber dieser fromme Mann von Meenen, der ihn gewarnt hatte,»verbarg Piersoms Bücher und einen Teil seines Hausgerätesz ließ sie aber zurück und an den Ort brin- gen, wo die Bücher hingehörte Der böse Nachbar aber, der die Elaudine verraten hatte, ist in solchen Haß bei der Bürgerschaft gefallen, daß er die Stadt räumen mußte, weil ihm das gemeine Volk seinen Laden erbrochen und zerstört hatte, ihm auch nach- rief: Judas, Judas, der Verräter! Zu derselben Zeit war Meenen eine offene Stadt, ohne Wälle und Tore; darum durfte Tittelmannus derselben seine Gefangenen nicht anvertrauen; es wäre ihnen sonst ergangen, wie in einer andern kleinen Stadt in Flandern, wo die Ein- wohner in großer Anzahl auf einen verabredeten Tag kamen, das Gefängnis erbrachen und ungefähr vierhundert Personen, die um eben derselben Ursachen willen gefangen waren, erlöseten. Die Freunde ließen Piersoms Kinder bei dem Pfarrer zu Bieenen taufen, wie solches das älteste unter den Kindern, Mar- garetha genannt, zu erzählen pflegte, welche nachher, als sie sechszehn Jahre alt gewesen, in Calais gestorben ist. . Die andern drei waren Söhne, Peter, Nikolaus und Jan, welcher Letztere von der Mutter im Gefängnisse gesäugt worden war, der Peter aber ist bei seiner Mutter Lebzeiten, als sie im Gefängnisse saß, gestorben. Piersom hat sich mit einer Frau verehelicht, genannt Perons ne H-ennebo, welche im Jahre 1589 zu Leyden starb, und zwei Töchter hinterlassen hat, Maria und Martha, welche beide zu Hoorn geboren sind. Diese Martha ist des Doctor Dirk Volkertß Velius Weib gewesen, der die Jahrbücher von Hoorn geschrie- ben hat, und die Mutter des Peter Velius zu Hoorn. Des Piersoms drittes Weib ist Haben de la Motte gewesen die Mutter der Margarethades Muliers, die zu Gouda wohnte. « Piersom ist in Leyden im Jahre 1591 im Herrn entschlafen, und hat einen Sohn von seiner ersten Frau Claudine, zwei Töchs ter von der zweiten Frau Peronne und eine Tochter von der leis· ten Frau, wie gesagt worden ist, hinterlafsen. s Claudine war schön vqn Person, und konnte herrlich singen, so daß sie die Umstehenden mit ihrem Gesange sehr ergriff; insbesondere standen die Leute den letzten Tag ihres Lebens vor dem Gefängnisse, damit sie dieselbe aus fröhlichem Herzen singen hören möchten, nachdem ihr der Tod angekündigt war· Der« jenige, der mir dieses erzählt hat, hat sie mit lauter und erha- bener Stimme den 27sten Psalm Davids singen gehört: Der Herr ist mein Licht, vor wem soll ich mich fürchten? Die Leute hielten für gewiß, sie wäre, wenn man ihr den Mund nicht zu- gestopft hätte, als man sie zum Gerichtsplatze brachte, singend und Gott preisend gestorben. Diese Geschichte haben wir von D. N. M., des Piersom und der Claudine Sohn, durch Hülfe des Schwagers der Claudine, · D. D. V» empfangen. . « Piersom war ein Lehre: der Gemeine Gottes, die man Mennoniten nennt. 288 « f Der blutige Schauplatz Nachbericht von der vorgemeldeten Claudine le Vettrr. Die Nachkömmlinge des Piersoms, der Claudine le Vettre Nimm, sagen, daß sie von ihren Voreltern gehört hätten, daß die- fer Piersom zur Zeit, als sein vorgemeldete Weib im Gefäng- nisse gelegen, sich bei einem Müller aufgehalten habe, welcher auf oder neben feiner Mühle wohnte, die nahe bei Ypern stand, um täglich Nachricht von seinem geliebten Weib zu erlan- gen, welche Nachricht des Müllers Weib, so oft sie in die Stadt kam, aus der Volksstimme aufgefangen und ihm hinterbracht hat, wiewohl sie nicht wußte, daß dieselbe sein Weib und er ein Taufsgesiniiter wäre; sie hielt auch dafür, es müßte Claudine nicht recht bei Sinnen sein, weil sie sich wiedertaufen lassen und um deswillen sich so viel Leiden zugezogen hatte, weil sie auch lieber sterben als das tun wollte, was die Pfaffen sagten. Der- gleichen Gespräche gingen dem Piersom allemal wie ein Todes- stich durch das Herz, und nötigten ihn oft, auf »die Seite zu ge- hen, um sein gerührtes Gemüt zu erleichtern. Als der Tag herankam, daß diese Claudine aufgeopfert werden sollte, hatte des Müllers Weib Lust zu sehen, wie sie um- gebracht wurde, und fragte Piersom, ob er nicht mitgehen wollte, um zuzuschauen, was er aber mit dem Ersuchen abschlug, sie sollte auf alles genau Achtung geben, und ihm davon Bericht ab- statten. Als sie nun wieder nach Hause kam, hat sie dem Pier- som erzählt, wie tapfer und getrost Claudine zum Tode gegan- gen wäre, was sie gesagt und wie sie sich betragen hätte; doch alles in dem Sinne, daß Claudine nicht verständig gehandelt hätte. Hierüber ist Piersom in Eifer geraten, und hat keinen Anstand genommen, sich dem Müller und seinem Weibe zu offen- baren, und hat gesagt, er wäre auch derselben Meinung zugetan; die Umgebrachte sei sein liebes Weib und sei sehr verständig; hat ihnen auch auseinandergeseizh auf welchen Grund der Wahr· heit sie ihre Lehre und Leben gebauet hätten, was den Müller und sein Weib so tief ergriff, daß sie auch den Entschluß faszten, ihr Leben zu bessern; dieselben haben sich auch auf ihren Gla1i- ben taufen lassen, so daß sie darauf beide die Wahrheit mit ihrem Blute versiegelt haben. Pieter Pieterß Bekjen wird um des Zeugnisses Jesu Christi willen zu Amsterdam, den 26. Februar im Jahre 1569, lebendig verbrannt. Das! erschreckliche Morden, Brennen und Töten der un- schuldigen und treuen Nachfolger Jesu Christi zu der Zeit konnte» auch einen frommen Bruder und treuen Zeugen des Herrn, ge- nannt Pieter Pieterß Bekjen, seiner Handtierung nach ein -Schif- fer auf der Amstel, von dem wahren Bekenntnisse und der Bele- bung des christlichen Glaubens, nicht abschreckem welcher so eifrig war, daß erzu verschiedenen Malen das kleine Häuflein der un- terdrückten Frommen, die um Amsterdam wohnten, in seinem Schisfe versammelte, um sich miteinander aus dem Worte Got- tes zu erbauen und in dem angenommenen Glauben zu stärken. Als« ihm fein liebes Weib ein Kindlein geboren hatte, nahm er dasselbe aus christlicher Sorgfalt mit an einen Orte wo es vor idem Aberglauben der Papisten und der Taufe gesichert war. Um« uns kurz zu fassen, er hat seinen Eifer trotz der Grau- samkeit, welche die Herren der Finsternis sausiibten, in allen Stücken gezeigt, und das in einem guten Sinne, bis er endlich darüber bei der Obrigkeit der Stadt Amsterdam angeklagt, ge- »»- . lDaß erschreckliche Morden und Brennen der Nachfolger Chri ti, diesen frommen Freund Gottes von einem Glauben nicht habe abschrecle können. « Daß er sein Kindlein aus den ugen der Papisten hinweggebrachh und warum. »Er hat in allen Stsilclen seinen Eifer erwiesen, unerachtet der großen Gefahr, bis er endlich gefangen ist und zum Feuer verurteilt worden. fangen genommen, grausam gepeinigt, und endlich, als er nicht abfallen wollte, zum Tode verurteilt und lebendig mit Feuer verbrannt worden ist, wie aus dem Todesurteilt zu ersehen ist, welches uns zur Constatirung »der gemeldeten Sache durch die Hand des Stadtschreibers daselbst getreulich zugesandt worden ist; worin man auf der einen Seite aber« ersehen kann, wie ent- setzlich die Herren der Finsternis diese Sache verdreht, und in kinkem bosen, schändlichen und erschrecklichen Sinne ausgelegt Ja en. » Todcsurteil des Pieter Pieterfz Bekjen. » · NachdemT Pieter Pieterß, sonst Bekjen (genannt), ein Schiffer, gefanglich eingezogen worden ist, weil er seiner Seele und Seligkeit, um des Gehorsams, dem er Gott dem Herrn und seiner kaiserlicheii Majeftät schuldig war, nicht eingedenk gewesen ist, auch weil er unsere Mutter, die heilige Kirche, verlassen hat, unddeshalb auch von der Zeit an, als er Verstand erlangt hat, bis jetzt nicht hat zum heiligen würdigen Sacramente gehen wol- len, sondern dasselbe verachtet, davon nichts gehalten und in 20 Jahren nur einmal zur Beichte gegangen, welches den Satzuns gen unserer Mutter, der heiligen Kirche, zuwider ist, und über- dies sich in der verdammten und verbotenen Versammlung oder heimlichen Zusammenkunft der Mennoniten eingefunden hat 2c., gleichwie er denn auch selbst in seinem Schisfe zu zwei verschies denen Malen heimliche Zusammenkünfte der gemeldeten Menno- niten gehalten hat, in welcher verdammten und abscheulichen Secteser so verhärtet»ist,»daß er auch nichtlange vor seiner Vers» · haftung, als seinWeib eines Kindes genesen ist, dieses Kind ge- nommen und fortgebracht, ohne daß er gelitten oder zugegeben hatte, daß dieses Kind nach dem Gebrauche der alten römisch- katholischen und apostolischen Kirche getauft worden wäre, wobei er auch selbst in seinerGefangenschaft verharrt, ohne daß er zu unserer Niuttey der heiligen Kirche zurückgekehrt wäre, wiewohl er von verschiedenen geistlichen Personen, auch von den Gerichts- herren dieser Stadt zu wiederholten Malen ermahnt und ersucht worden ist, umzukehren und diese vermaledeite Secte zu ver- lassen, welches alles Taten der beleidigten göttlichen und« welt- lichen Ma1estatsind, wodurcht die Ruhe und gemeine Wohlfahrt gestort wird, und« daher andern zum Beispiele nicht ungestraft bleiben durfen——soE ist es geschehen, daß die Herren des Gerichts, als sie die Anklage des Herrn Schultheißen und dessen Nachwei- sangen, wie auch das Bekenntnis des Gefangenen und die be- scheidene Verteidigung des gemeldeten Gefangenen vernommen, und alles in reifeErwägung gezogen, dens vorgemeldeten Ge- fangenen dahin verurteilt haben, und ihn kraft dieses verur- teilen, daß er, laut Jhrer Majestät Befehlen, mit Feuer hinge- richtet werden soll, erklären« auch alle seine Güter als verfallen, zum Nutzen Jhrer Ma1estat, xedoch den Freiheiten dieser Stadt und aller anderer Sachen unbeschadet. Gegeben’ vor Gericht den 26. Februar 1569, in Gegenwart aller Gerichtsherren und mit Rat aller Bürgermeister. « INachricht von den Befchuldigunaem die wider iet r worden sind. 1. Daß er die römifche Kirche verlassen lgisabeezusrkksieeikeäszeitckuixisoekärsxasxk Verstand gekommen. 2. Daß er bisher nicht hat zum Sacramente geben wogen weil er nichts davon hielte. s. Daß er in zwanzig Jahren nur einmal zur Beichts gegangen. 4. Daß er gegen die Satzungen der römischen Kirche streite. s. Daß er in der verbotenen Versammlung der Mennoniten gewesen sei. s. Daß er die- selben Versammlungen auch zweimal in seinem Schisfe gehalten habe. 7. Daß er als sein Weib eines Kindes gene en, dasselbe Kind an einen Ort gebracht wo es« vor der Taufe sicher war. s. Da er bei derselben Lehre« zu bleiben begehrte und nicht davon abweichen wollte s. Daß alles Vorgemeldete eineibeleidigung der gottlichen und menschlichen Majestat sei. slGleichwie auch zur Zerstörung und Aufruhr der gemeinen Ruhe und Wohlfahrt des Landes. sMan urteilt, daß solches nicht ungestraft bleiben müsse. «Hierauf wurde der Anklage desSchulzen und sein Unterricht, wie auch das Belenntniß des Gefangenen nachgesehen. sDgk Beschuldigtewurde dahin verurteilt, daß er, nach des Kaisers Rechten, mit Fgugk hingerichtet, das ist. verbrannt werden sollte. sAlle seine Güter wurden des: laiserlichen Majestät zum Nutzen heimgeschlagem 7Zu welcher sei: szkcheg He« schehen sei. Desgleichen, welche Personen gegenwärtig gewesen seien. oder Märtyrer-Spiegel der Laufs-Gewitters. 289 Wie diese Person zur Falter verurtcilt worden sei und wann solches stattgefunden habe. Dieser! ist den 17. Januar 1569 zur Falter verurteilt und auch denselben Tag daselbst auf der Falter verhört und bedroht wc;rlden, wie solches aus dem Protokolle des Bekenntnisses zu er e en ist. Abgeschrieben aus dem Buche der Blut erichte, welches in der Kanzlei der Stadt Amsterdam niedergelegt it. N. N. Lorenz Verkamen 1569. Jm sJahre 1569 ist zu Herzogenbusch in Brabant ein frommer Nachfolger Christi, Lorenz Verkamer genannt, lediglich um deswillen gefangen worden, weil er den römischen Pfaffen und München in ihrem selbst erdichteten Götzendienste nicht nach- folgen konnte, sondern sich davon trennte, und sich b mit den wah- ren Gliedern unseres Herrn Jesu vereinigte, und seine heiligen Gebote in wahrem Gehorsam mit denselben zu beachten und zu beleben suchte. Deshalb ist er auch von den Päpstlich- (und nicht Christlich-) Gesinnten sehr feindselig verfolgt worden, aus wel- chem Grunde er im Anfang des.Januar, nebst vielen Andern, aus Antwerpen gezogen ist, in der Absicht, sich zu Nimmägen niederzulassen. Die Anderen zwar sind nach Holland gezogen, er aber ist auf der Reise nach Nimmägen von dem Schultheißen von Herzogenhusch gefangen genommen und den b. Januar in den Bufch gefänglich eingeführt worden, hat auch sehr schwere tyrannische Gefangenschaft erduldet, so daß Niemand von seinen gute-n Freunden hat zu ihm kommen dürfen, wie er denn auch Niemand seine Not und schwere Gefangenschaft durch Briefe zu erkennen geben durfte; so ungnädig und feindselig ist er ver- wahrt worden: denn, weil er ein Mann von hoher Geburt und großem Vermögen war, und viele Bücher über seine weltlichen Angelegenheiten bei sich hatte, c woraus diese Blutdiirstigen aller seiner Umstände kundig werden konnten, so hat solches seine Sache nur noch mehr verschlimmert Aber seine feste unerschüt- terliche Standhaftigkeit in dem wahrhaften seligmachenden d Glauben hat sich an ihm erwiesen, denn er ist im Jahre 1569 usngefähr e im Ausgange des Juni von den Feinden der Wahr- heit in großer Standhaftigkeit verbrannt worden, und hat den Glauben der k ewigen Wahrheit mit seinem Tode und Blute» ver- siegelt, auch diesen sterblichen Rock des« Fleisthes in gwahrem Gehorsam abgelegt, wogegen er am jüngsten Tage von dem wahren Bräutigam Christo Jesu mit dem imsterblichen Rocke bekleidet und mit einer Krone der ewigen Herrlichkeit belohnt werden wird. Dirk Willemsz 1569. Jm sJahre 1569 ist zu Asperen in Holland ein frommer getreuer Bruder und Nachfolger Jesu Christi, genannt Dirk Wil- lemß, gefangen genommen worden, und hat von den römischen Päpstlich-Gesinnten schwere Tyrannei ertragen müssen. Weil er aber seinen Glauben und sein Vertrauen nicht auf trügerischesn Sand der Menschengebote, sondern auf den festen b Grundstein Christum Jesum gegründet hatte, so ist er trotz aller bösen Winde der Menschenlehre und der Platzregen der tyrannischen und schweren Verfolgungen bis ans Ende unbeweglich stehen geblie- ben. Darum wird er auch, wenn der c Erzhirte erscheinen wird, um in den Wolken des Himmels seine Auserwählten von allen Enden der Erde zu versammeln, aus Gnaden hören: d Ei, du IEr wurde den 17. Januar 1569 zur Falter berurteilt, worauf den 26. Februar desselben Jahres sein Tod erfolgt ist. s III-h. Z, l. b Z. Kot. S, 17. Offenll 18, 4. cSpkichtv. W, 10. « til. Kot. II, Es. sit. Esdta 2, its. il. Kot. lö, Es. sit. Esdra 2, 45. Z. Tini. it, s. a l; Petri, S, 12. l · bMatth. 16,s28· EIN. 4, l4. Matth 's, 27. END. Z, . cl. Petri S, 4. Matth- 24, II. CAN-ich. 2s, 2 guter und getreuer Knecht, über Wenig bist du treu gewesen, über Viel will ich dich sehen, gehe ein zu deines Herrn Freude. Von seiner Gefangennehmung haben glaubwürdige Leute folgenden Bericht abgestattet, daß er entflohen und von einem Büttel eilig verfolgt worden sei; weil es aber etwas gefroren hatte, so ist Dirk Willemß über das Eis gelaufen, und nicht ohne Gefahr hinübergekommen, der Büttel aber, welcher ihm folgte, ist, weil das Eis unter seinen Füßen gebrochen, ins Wasser ge- fallen. Als nun Dirk Willemß bemerkte, daß derselbe in Le- « bensgefahr war, ist er schnell wieder umgekehrt, hat diesem Büt- tel geholfen und sein Leben gerettet. Der Büttel wollte ihsn nicht verhaften, aber der Bürgermeister hat ihm ernstlich zuge- rufen, daß er seinen Eid bedenken sollte; er ist daher von dem Büttel wieder gefangen genommen und an gemeldetem Orte nach einer schweren Gefangenschaft und großer Anfechtung (der verfiihrendeii Papisten) von diesen blutdürstigem zerreißenden O Wölfen in großer Standhaftigkeit durch einen langwierigen Brand getötet worden, und hat den lautern Glauben der Wahr- heit mit seinemTode und Blute befestigt, allen frommen Chri- sten dieser Zeit zum lehrreichen Exempel und« den tyrannischen Papisten zur ewigen Schande. Es wird auch dabei, aus glaubwürdigen Nachrichten derer, die den Tod dieses frommen Zeugen Jesu Christi angesehen ha- ben, als Tatsache erzählt, daß der Platz, wo diese Aufopferung geschehen ist, bei Asperen an der Seite gegen Leerdam zu gele- gen sei, und daß, weil an jenem Tage der Wind stark aus Osten geweht, das angezündete Feuer von dem obern Teile seines Lei- bes, als er an dem Pfahle stand, weggetrieben worden sei, wo- her es gekommen, daß dieser gute Mann einen langwierigen und schmerzhaften Tod gehabt hat, so daß man ihn in der Stadt Leerdam, nach welcher Richtung der Wind wehte, über siebenzig Mal hat rufen hören: O, mein Herr, mein Gott! 2c.; weshalb auch der Richter oder Landvogt, welcher während der Execution zu Pferde saß und mit Jammer und Reue über des Mannes Leiden erfüllt war, sein Pferd umwandte und dem Richtplatze den Rücken kehrte, auch zu dem Scharfrichter sagte: Tue dem Manne einen kurzen Tod an 2c., wie aber uind auf welche Weise derselbe damals mit diesem frommen Zeugen Christi gehandelt habe, habe ich nicht vernehmen können und nur das in Erfah- rung gebracht, daß er sei-n Leben, welches endlich durch den Brand überwunden worden. ist, geendigt, und daß er mit großer Standhaftigkeit durchgekämpft habe, nachdem er seine Seele in die Hände Gottes übergeben. « Nachdem uns das Urteil, welches die Herren, der Finster- nis über diesen gen1eldeten Freund Gottes ausgesprochen haben, zu Händen gekommen ist, so haben wir für gut befunden, den Lesern zum Dienste dasselbe hier beizufügen, damit, wenn sie dieses lesen, sie der Wahrheit dieser Sache kundig werden können. Abschrift. Nachdem Dirk Willenisz, geboren zu Asperen, gegenwärtig gefangen, ohne Pein und eiserne Bande (oder dergleichen) vor dem Schultheißen und uns Gerichtsherren bekannt hat, daß er in Rotterdam ungefähr im fünfzehntenj achtzehnten oder zwanzig- sten Jahre seines Alters, in eines Mannes Hause, genannt Pieter Willemsz wiedergetaUftT worden sei, und überdies in Asperen, in seinem Hause bisweilen heimliche Zusammenkünfte und ver- botene Lehren unterhalten und zugelassen habe, daß er auch Er- laubnis gegeben, daß einige Personen in seinem Hause wiederge- eShktchm 29, l0. Matth 7, 15. Offenlx L. l3, und s, 9 und 20, 4. TWie alt Dir! Willemsz gewesen, als er getauft wurde. TBon den Beschuldis gungerh welche wide-gibt! aufgebracht worden sind: I. daß er in seinem Hause verbotene Zusammenkunfte zugelassen habe: 2. daß Personen wiedertauft worden seien« 3 daß dieses gciegeiieibjieemrifoitlsilsevåtictgiedcns , . c des Königs weich: sei. - « «« 290 Der blutige tauft worden seien, unserem heiligen» chUjtkchSU GTUUVSILUUV den Befehlen der königlichen Maxestat zuwider, was man keines- wegs dulden, sondern andern zum Exempel schttkf Its-Ofen MI- so ist es geschehen, daß wir, als die vorgemeldeten Gerichtshers ren mit reifer Ueberlegung und Rat alles betrachtet und Uber- legt, was hierin zu betrachten» vorkommt als im Namen und von wegen der königlichen Ma1estat,» als Grafen von Holland 2c·., den gemeldeten gefangenen Dirk Willemß, als er in seiner ·Meini«ing hartnäckig geblieben, verurteilt haben undihn Kraft dieses hier- mit verurteilen, daß er mit Feuer« hingerichtet und getotet»wer- den soll, und daß dabei alle seine Guter zum Nutzen der konigk lichen Majestät verfallen sein sollen. So geschehen den 16. Mai vor den Gerichtsherren Cornelius Govertß, Jaii van Stege Janß, Adrian Gerritß, Adrian Janß, Lukas Rutgerß, Jan Janß, Jan Roelossz, 1569. Abge chrieben aus dem Stadtbugepon Aslkekekh UNDER, VESI- · « · · « i rem ri nale, it ie damit errin- Ztligiciljntcleliji blxssiifikdzilivWrbiktnkjdteiihlö. Orto er 16002 solches bekenne ich, Stadtschreiber zu Asperein Von Scheerenberg. Styntgen Vercoilgem 1569.» Gleichwie zu den Zeiten s Jsmaels und Jsaaks der, welcher nach dem Fleische geboren war, denjenigen verfolgte, der nach dem Geiste geboren war, so· pflegt es auch noch in den neUtJftSU Zeiten zu geschehen, denn die Diener des komischen Antickzristes haben zu Kortryck in Flandern ein gottesfurchtiges b JchAfISIU Christi, Styntgen Vercoilgen genannt, die Mutter des Jan Ver- coilgen, gefönglich eingezogen, welche auch, nach vieler Anfech- tung, an gemeldetem Orte in großer Standhaftigkeit um des Zeugnisses Jesu Christi willen, im Jahre·1569, den 9. Marz ge- tötet worden ist. Also hat sie ihre weiblikhe Schwachheitaiisges zogen, und statt dessen (durch Gottes Gnade und durch die c Er- leuchtung ihres Herzens durch den Heiligen Geist) ein männ- liches Gemüt empfangen, und so iden Glauben der Wahrheit mit ihrem Tode und Blute bezeugt und versiegelt, allen Nachfolgen Christi zum denkwürdigen Beispiele. Lippyntgen Stayerts. l569. Zu« Gent in Flandern, ist im Jahre 1569 eine Frauensper- son, um der s rechten Wahrheit willen, welcher sie nachfolgte von den Vorstehern des römischen Antichristes ums Leben gebracht worden, deren bName Lippyntgen Stayerts war, des Pieter Stayert Weib; solches ist um St. Pieter geschehen, und das zwar nicht wegen irgend einer Uebeltat, sondern allein um der unbeweglichen c Wahrheit willen, nachdem sie der Welt und allen ihren falscheii erdichteten Lügen abgesagt und« sich unter den d Fürsten der Wahrheit, Christum Jesum gebeugt, auch die ge- segnete Stimme der e Wahrheit von ihm mit gehorsamen Ohren gehörtund alle fremden Stimmen, die dagegen streiten, gemie- den hatte: deshalb wird sie auch mit allen gehorsamen k Schäfs lein, die diese Stimme gehört haben und ihr nachgefolgt sind, in der Offenbarung seiner Herrlichkeih hören: gKommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, welches euch von Anbeginn bereitet ist. " Martin Pieterß und Grietgen Jans. 1569. Jm Jahre 1569, den 25. Juni, sind in Briel auf holländi- scher Seite an der Mase um des Zeugnisses der s Wahrheit willen « Deßbalb wird er verurteilh mit Feuer hingerichtet oder lebendig verbrannt Iu werden. a I. Muse 27, 43. Gut. L, IS. l. Tini. it, Z. Ich. to, M. b Offenb L, 13 und S, S. 2. Mark. 7, 21. c Offenlx S, S. aOffenlX l7," l8· b l. Petri H, IS. c Gib. Z, U. clJvly is, 37. ersah. l0, 2. i Z. Tini. C, L. SMALL W, 34. a Ofsenh Z, Is- Schåttpcttih Martin Pieters von Maesland, einem Dorfe bei Delft in Hol- land gelegen, und mit ihm Grietchen Jans, das Weib des Adrian Heynsen, eines Webers von Swartewaal getotet worden; Blut· tin Pieters ist mit dem Schwerte enthauptet, Grietgen Jans aber in der Stadt an einem Pfahle verbrannt worden; ·nachher hat man ihre Leichname außerhalb der Stadt auf den Richtpla·tz, der neue Nord genannt, gebracht; hier ist Martin Pieters auf ein Rad gelegt und sein Haupt auf einen Pfahl gesteckt worden; Grietgen Jans aber wurde abermals an einen Pfahl gebunden, und auf solche Weise sind sie den bVogeln des Himmels zur Speise gegeben worden. Dieses alles haben sie um des Zeug« nisses der c Wahrheit willen erlitten, ohne daß man·sie einiger bösen Werke beschuldigen konnte, sondern sie sind allein um des« willen angeklagt worden, weil sie sich zu denen gehalten, die man Mennoniten nennt, und sich (nach der Lehre Christi) auf ihren d Glauben hatten taufen lassen und dadurch ihrem Schöpfey nach allem Vermögen, zu gefallen suchten; weshalb sie auch von Gott eine sichere und feste Verheißung haben, daß alle diejenigen, die um des eZeugnisses Jesu willen von Menschen zum Tode s gebracht worden sind, diese ihre Glieder, die hier in Unehre ge- siiet worden sind, mit großer Herrlichkeit in der Auferstehung der Toten wieder empfangen werden, wo sie dem herrlichen Leibe Christi gleich sein und mit ihm in unaussprechlicher Freude von Ewigkeit zu Ewigkeit leben werden- Diese Geschichte von der Aufopferung dieser frommen Zeu- gen Gottes ist aus dem Buche des Halsgerichtes der Stadt Briel genommen, welches auf St. Bavonis Tag im Jahre 1564 seinen Anfang nimmt und von dem Stadtschreiber dieser Stadt aus- jenem Buche den Z. Juni 1616 ausgezogenworden ist. Henrich Alten-naß, Hans Marynß von Dosten, Gerhard Diiynherden 1569.. JM Jtthre 1569 sind zu Middelburg in Seeland s um« des Zeugnisses Jesu willen nachfolgende fromme Schäflein und Nachfolger Christi verhaftet worden, als: Henrich Alewynsz sei- nes Handwerks eines Taschenmachey Hans. Maryiiß von Dosten, , und Gerhard Duynherdey welche b von den Dienern des Anti- christs mancherlei Anfechtungen und dem Fleische schreckliche Be« drohungen und Peinigungen erlitten haben, welchem allem sie geduldig und tapfer c durch den Glauben und die Kraft Gottes, die in ihnen war, widerstanden haben. Als sie dieses alles, um Christi willen, erlitten, sind sie den 9. Februar des Jahres 1569 an gemeldetem Orte lebendig verbrannt worden, und haben den Glauben der ewigbleibenden Wahrheit mit ihrem Tode und Blu- te befestigt; also sind sie nun allen wahren Gläubigen zu einem F! Zeichen gesetzt, um ihrem unverfälschten Glauben nachzufolgem Dieser hier gemeldete Henrich Alewynß ist zu seiner Zeit ein sehr eifriger e Nachfolger Christi gewesen, und von den Brüdern dazu bestimmt und erwählt worden, die Gemeine Gottes mit kdem Worte des heiligen Evangeliums zu bedienen, worin er auch sehr fleißig gewesen ist, und obgleich er im Amte noch jung war, so hat er doch gin dem Werke Gottes atißerordentlich.ge- blüht und zugenommen; und obgleich er weder Gold noch Sil- . her, oder zeitliche Mittel hatte, so haben ihm doch h seine Hände zu seiner und seines Weibes und Kinder Notdurft gedient; er hat auch gesucht, den Schafen Jesu Christi zu dienen, nicht um die Milch und Wolle, sondern idieser Held ist dein guten, aufrich- bPsalm 79, 2 nd 44, W. I. tri L, is. dMatt . Z, 1 · . AS, IV. Matltbh 416,I 716.u Offenb L, Es. VII. Ware. 7, 11. TM. s? Mxyiatlkh Kot. ·- · , . aOffenL 2, l3, Und C, 9 Und 20, it. Mach. 10, IS. Gib. s, l. b l. Ti . L, s. l. Jud. 4, Z. Apostels. W, ll. c l. Kot. 2 s. Gib. S, l0· Muttd Z, H. EIN. s. 17. eGal tBorrede But. I, S. . 4. is. End. s. 1. e. eilt. s, is. c1."1im. g, Its. Apostels. Z, C. hApostelg. TO, St. oder Märtyrer-Spiegel der TaufsOefinntetu tigen und getreuen i Hirten Jesu nachgefolgt, und hat das Werk Gottes freiwillig und aus einem zugeneigten Gemüte bedient. Darum wird er auch in der Zukunft von dem obersten Hirten die unvergängliche Krone der Ehren empfangen. Desgleichen hat er auch in der Zeit seiner Haft seiner sehr geliebten k Brüder und Schwestern nicht vergessen, sondern hat schöne, lesenswürdige Briefe, Tafeln unsd Lieder an sie, wie auch an seine drei Waisen, geschrieben, von denen einige schon gedruckt sind; ich bitte den Leser, daß er das hier Beigefügte mit Aufmerksamkeit lesen wol- le; der nachstehende -Sendbrief ist an die lieben Kinder Gottes in Seeland gesandt, und lautet: Ein Sendbrief von Henrich Alewynsz welchen er an die lieben Kinder Gottes in Seeland gesandt und in seiner Gefangen- schaft zu Middelburg geschrieben, wo er die Wahrheit Gottes mit seinem Tode standhaft bezeugt hat, den 9. Februar im Jahre 1569. Einen ganz christlichen Gruß und Andacht in dem Herrn. Henrich Alewynß, unwürdig, ein schwacher Bruder und ein- fältiger Mitgenosse des Glaubens an Gott, und a teilhaftig sei- nes Leidens, gleichwie auch der Geduld und der Hoffnung des ewigen Lebens. mit allen Heiligen, und das alles aus der unver- diente1i Gnade Gottes. Gnade, Frieden, Barmherzigkeit Gottes, Seligkeit, Wohlfahrt und alles Gute von oben, b durch Christum Jesum, in beständiger Auferweckung zu unterhalten, sammt dem brünstigen Treiben des Heiligen Geistes bis an ein seliges Ende wünsche ich euch allen, meine lieben Freunde, Brüder, Schwe- stern und c Mitgenossen von Gott dem Vater, durch Jesum Chri- stum, unsern lieben Herrn, Erlöser und Seligmachen Amen. Dieses sei zum Gruße gesandt, in guter Absicht, aus dem tiefsten Grunde meiner Liebe an euch, als meine Freundschast, die ich sonderlich kenne, zur guten Andacht, worin ich euch inmeiner Ab- wesenheit unter einander ermahne und aufmuntere, jedoch in derselben Hoffnung auf das Reich und sdie Herrlichkeit Gottes, wiewohl ich von euch entfernt hier sitze. Meine sehr und großgünstigem insonderheit friedsamen und allezeit zugeneigten Freunde! Weil ich den Ausgang meines Lebens vor mir sehe, und die Zeit zu schreiben habe, so neige ich mich mit Freuden ein wenig zu eurer Liebe, damit ich euch Nach- richt und sreudige Zeitung geben möge, gleichtoie ihr solches, wie ich vermute, von mir verlanget und begehret. Sehet, eiich allen wird verkündigt, daß es mir, eurem Freunde, noch in dem Herrn beiderseits, das ist, an Leib und Seele, wohl gehe, in einem un- veränderten Sinne, um mit einem guten Vorsatze zu trachten, Leib und Seele, als an Gott übergeben, zu bewahren, welches euch lieb ist zu hören, mir aber zu Seligkeit dienlich; dieses muß ja Gott geben zu meinem d seligen Glaubensende, o lieber Herr! Amen. Eine fernere Veranlassung meines Schreibens an euch« und eure Liebe ist die, daß« ihr mir helfet für mich zu beten, damit ich in der Wahrheit Gottes e standhaft bleiben und in seinerGnade und dem treuen Beistande Gottes leben möge; auch lasse ich euch wissen, daß ich hier in meinem Gefängnisse, trotz Druckes »und Unrechts, trotz Schmuck) und Leiden um der Gerechtigkeit willen wohlgemut bin, auch mit allen Heiligen in meiner Trubsal die besten Aussichten habe und die Hoffnung »und den k Trost des Geistes und die reichen Verheißungen Gottes, daß Er uns in dieser Zeit beistehen und uns dermaleinst des ewigen Lebens ver- sichern werde, wovon in der Schrift so viel· die Rede ist» « Zunächst bekenne, bezeuge und glaube ich auch fest mit vielen Im no. io, is. E eh. Si, s. i. Petri s. Z, 4. 1c2· Petri 7- 18— Lohe-in. i, o. kais-is. i, 7. cxoiattrx ei, is. di. Petri i, s. is, so. tJoo i4, is. e Wink. Heiligen, znach den-vielen Zeugnissen der Schrift, daß Gott getreu ist und seine Verheißungen halten werde— Leset im 5. Mose Es, 5; 4. Mose 28, l0; 1 Kot. 10, 18; I. Thess o, 24; 2. Tim. Z, 13; der uns nicht über unser Vermögen versucht werden läßt, sondern der Versuchung alsobald ein Ende schafft. Er läßt die Seinen g nicht als Waisen; Er wird uns mit seinem Geiste vor Königen· und· Fursten vertreten, so viel es nämlich in dieser Zeit iiotig sein wird: FJEr wird und weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen; auch hat Er gesagt: Jch will dich nicht verlassen, noch versäumen. Darum nxill irr) mich auf den Herrn verlassen, und will mich nicht-fürchten; was sollte mir ein Mensch tun? Was kann doch das Fleisch tun? sagt Paulus. · Ferner: Jst iGott mit uns, wer mag wider uns sein; es ist aber Gott mit uns, wenn wir mit Jhm sind, nierket es: fer- ner: Wir haben zwar überall Trübsal, aber wir ängstigen uns nicht; uns ist zwar bange, aber wir verzagen nicht; wir leide1i Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; o ja, wir werden unterdrückt, aber-wir kommen nicht um Je. Dann: I( Gott sei gedankt, der uns allezeit den Sieg erhal- ten hilft in Ehristo Jesu. Ferner: Alles, was von Gott gebo- ren ist, überwindet die Welt. Darum, sehet, werden wir nicht müde (weil uns Gott tröstet), obschon unser auswendiger Mensch vergeht, so wird doch der ixnwendige von Tag zu Tag erneuert; ferner: 1Jch vermag alles durch Christum, der mich mächtig macht. O, wie 111 selig ist der Mann, der« die Anfechtung ertra- gen kann! sdenn, nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Fgens empfangen, welche Gott denen verheißen,hat, dieJhn i en. Und weil Gott in allen: seinen Verheißungen so treu ist, wie gemeldet worden, so gehen wir gerade durch mit der Gerechtigs keit, als ob wir Gott allein sähen und als ob wir keine Feinde sähen, als ob wir keinen Befehl, kein Feuer, Wasser, noch Schwert sähen; denn II wer ist es, der uns schaden kann, wenn wir dem Guten nachkommen? wie Petrus sagt. Desgleichen auch Pau- lus: 0 Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? 2e. Ferner: Wer will unserm Hirten seine Schafe aus seiner Hand reißen? Niemand; aber es kann wohl Jemand sich selbst aus seiner Hand verirren. Ferner: Also geschieht dem kein Leid, der— Gott fürchs tet, denn so steht geschrieben: Und wenn er angefochten ist, so soll er wieder erlöset werden. Markt, Johannes sagt: II Furcht ist nicht in der Liebe (nämlich Furcht, die aus dem Wege des Rechtes weicht)« Ja, q solche, die ohne Furcht sind, laufen durch Geduld (merket: durch) nicht aus, sondern in dem Streite, der uns verordnet ist; darum sehet nicht auf die abscheuliche Tyran- nei, sondern auf den Herzog des Glaubens und auf unsern An- fänger und Vollendet Jesum. . Und diese tröstlichen Verheißungen Gottes, die« hier zum- Teile erwähnt und berührt worden sind, sehet, die kommen doch nur meistens her von Gottes treuem Beistande, Stärkung und Fürsorge für uns in dieser Zeit des Leidens. Aber, Freunde muß nicht der Trost die Belohnung und die Krone des ewigen Lebens noch größer und würdiger sein? wo- von on andern Orten so vieles gesagt wird, I· daß Gott das ewige Leben, das Reich und die Herrlichkeit den Ueberwindern und Ge- duädigen zugesagt habe, wie zum Teil nachher gezeigt werden o . Zuförderst merket in dem Buche der Weisheit on dem Ge- richtstage und der Herrlichkeit der Auserwählten ottes, wo es heißt: s Als-dann werden die Gerechten mit großer Freudigkeit stehen wider die,«welche sie geängstigt und ihre Arbeit verworfen iRöm. S, Si. 2. Chr. 1. Lob. s, 4. 2. Kot. it, 16. lPhil. Z, IS. oRöai. S, II. Jud. soff-ab. i, i. sWeislx gMccttb. 10. Its. . L. Kot. it, S. k2. Kot. Z, is. A. III. tnJccL 1- 12. I. Tini. 4, s. til. Petri «! . Ja! s, II. pl. Iris. c, 10. qDSVL 12- I· l12. Petri Z, D. Hebt. 18, E. 291 « 292 Der blutige SUDWUPFCUH haben Je. Ferner: tDie Gerechten werden ewiglich leben, und der Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorgt für sie. Darum werden sie ein herrliches Reich und eine schöne Krone vonder Hand des Herrn empfangen. Merkt wohl, einen ewigen Lohn. Ferner: U Der Gerechten Seelen sind in der Hand Gottes, und keine Qual, rührt sie an. »Von den unverständigen werden sie angesehen, als- stürben sie, und ihr Abschied wird für eine Pein gerechnet, und ihre Hinfahrt für ein Verderben; aber sie sind im Frieden; und obgleich sie von den Menschen viel Leiden haben (er sagt: Viel Leiden haben), so sind sie doch gewisser Hoffnung, daß sie nimmermehr sterben; sie werden ein wenig gestäupt, aber viel Gutes wird ihnen widerfahren, denn Gott versucht sie und findet, daß sie seiner wert sind. Ja, hier werden sie Angst leiden, V aber Ueberfluß hoffen: aber, die gottlos gelebt, und gleichwohl Zliggstlerlitten haben, die werden den Ueberfluß nicht sehen, o ei er Ferner bei den Maccabäern steht: w Meine Brüder, die eine kleine Zeit sich haben martern lassen, die warten jetzt des ewigen Lebens nach der Verheißung Gottes (Erssagt.·des ewigen Lebens nach der Verheißung Gottessq Ferner auch die Verheißungen unsers Herrn Jesu Christi selbst, x daß alle diejenigen, die Jhm in der Wiedergedurt nachgefolgt sind ( Er sagt. in der Wiederge- burtL und alles verlassen habemwas ihnen lieb ist, Haus, Hof, Weib, Kind ge» und ihr eigenes Leben, J« sollen es in dieser Zeit hundertfältig empfangen, nnd nach dieser Zeit das ewige Leben, werden auch mit Ihm auf Stühlen sitzen-und »die zwölf Ge- schlechter Jsraels richten helfen. Ferner: Z Selig seid ihr, die ihr hier weinet, denn ihr werdet noch lachen: selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, und euch absonderm und eiiah um mei- netwillen schelten, und verwerten euren Namen als eines Bos- haften um des Menschen Sohnes« willen. Freut euch alsdann und hüpfet denn siehe. s euer Lohn ist aroß im Himmel ( Er sagt. im Himmels, merket. Himmelskraft. Ferner in Paulus: Gelobt sei Gott. und der Vater unsers Herrn Jesu Christi. der Pater der Barmherzigkeit und Gott alles Troste-s, der uns in all? unserer Trübsal tröstet. so daß wir auch trösten— können. die in allerlei Triibsal sind. mit dem Troste. womit wir von Gott getröstet wer- — den. denn gleich wie des Leidens Christi viel über uns kommt. so werden wir auch reichlich aetrösiet durch Christum. Ferner: b Wer aus den Geist siiet der wird von dem Geiste das Leben ernten und den Frieden. O darum, Freunde, lasset uns Gutes tun. nnd nicht müde. werden. denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten cohne Dlufhiiren ( Er sont. ohne Aufhörenl Ach Freunde. hetraahtet doch dieses mit Freude und Andacht. denn alle Ziichtigung wenn! sie da ist. dünkt sie uns nicht Freude. son- dern Traurigkeit zu sein. aber« darnach ( Er sagt, darnach) wird sie denen eine. friedsame Frucht der Gerechtigkeit geben ( Er sagt. denenL die dadurch geübt sind. Ferner Paulus: d Das ist ge- wißlich wahr (Er sagt. aewißlich wahrP sind wir mü gestorben. »so werden wir auch mit leben. wenn wir mit Ihm leiden, so wer- den wir auch mit Iiihm herrschen. verleugnen wir aber Ihn. so wird Er uns auch verleugnen Ferner bei Petrus: eMeine Liebsten. verwundert euch nicht, wenn ihr-durchs Feuer geläu- tert werdet, als widersiihre euch etwas neues l er sagt. als wider· siihre euch etwas neuesL sondern werdet des Leidens Christi teil- haftia, damit ihr auch in der Zeit seiner Offenbarung große Freude und Wonne haben möget Sehet solche und dergleichen schöne Verheißiingen kund solcher Himmelstrost auf die zukünftige Zeit macht ia die Triib- sal stets süßer, lieblicher und leichter, denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht auf das Sichtbare, g son- dern auf das»Unsichtbare sehen, was ja auch wahr ist Darum— ist es auch unmoglich, daß sie aus der Hand unsers Hirten gerissen werden sollten. b Ja, Gott ist getreu, und nicht ungerecht, daß Ereures Werkes üiid eurer Arbeit der Liebe vergesse, da ihr den Heiligen dientet und auch noch dienet » « Nunmerket wohl auf diese schönen Verheißungen Gottes, die hier angeführt sind, und andere mehr; sie zielen und erstrecken sich doch weiter als auf die Hülfe Gottes in der Not dieser Zeit; die Verheißungem die sich auf diese Zeit beziehen, sind ganz an- derer Art, wie oben gemeldet worden ist. Aber dieses sind doch« volle Verheißungen undeine Belohnung auf die zukünftige Zeit, ins Ewige und Unvergangliche,» Ia unaussprechliche Herrlichkei- ten, wie auch Petrus von dergleichen unaussprechlichen Herrlich- keiten spricht: I Gelobt sei Gott und der— Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns durch seine große Barmherzigkeit zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren hat, durch die Auferstehung Iefu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichem unbe- flecktenund unverwelklichen Erbe, das euch im Himmel behalten wird, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt wer- det zur Seligkeit, welche bereitet ist, daß sie offenbar« werde zur letzten Zeit (merket, zur legten Zeit), in welcher ihr euch mit un- aussprechlicher (merket, mit Unaussprechliche) und herrlicher Freude freuen und das Ende eures Glaubens davon bringen« werdet, nämlich eurer Seelen Seligkeit, (merket) Er sagt: Die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in man- cherlei Anfechtungen; damit euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde, als das vergängliche Gold, das durch?- Feuer bewährt wird zu Loh, Preis und Ehre, wenn nun offen- bart wird Jesus Christus, welchen ihr nicht gesehen und doch lieb habt. und nun an Ihn glaubet, wiewohl ihr Nu nicht sehet, und um des Glaubens willen werdet ihr euch freuen, kmit unaus- svrechlicher Freude. wie oben angegeben ist. O, es sagt Esdra mit Recht von dieser unbegreiflichen un-d unaussprechlichenBes lohniing Gottes: IJhr könnt mein Urteil nicht erforschen, noch das Ende der Liebe, die ich meinem Volke verheißen habe. O. wohl den Waghälsenl die« da nun in alle Wege mildreich im Geiste· aussäen ohne Verdruß, m denn sie werden nicht zu kurz kommen. noch verderben, noch faul, noch rostigs und mottenfriißig werden 2e.« » Merket und leset Matth.«6, 19. Luk. 12. 33, l. Tim. S, i9. v Denn. o Brüder, unser getreuer Gott ist doch»getreu: Er» be- wahrt des Frommen Wohltat wie einen Siegelrinjce und die. guten Werke wie einen Augavfelt zuletzt wird Er sich ausmachen, und einem Jeden auf sein Haupt vergelten, wie-er es verdient haben wird. s Darum mögen wir wohl mit Sirach sagen: Wir haben eine kleine Zeit Mihe gehabt.- und haben großen Trost gefunden. » Ach Freunde. vlasit uns ausstreuen und Gutestun ohne Verdruß. denn unsere Belohnung, nach Gottes Verheißung ist doch groß in der zukünftigen Zeit, wie ihr gehört habt. i) und ist unerariindlickr unbegreiflich und unaussprechlich, wiewohl es ietit durch seinen Geist seinen Heiligen offenbart worden ist, g es ist eine ewige und über sdie Maßen wichtige Herrlichkeit Nun. ieder Andiichtige der dieses von ganzem Herzen und Seele gründlich und fest glaubt. hekennt und hofft. versteht es denn auch. unter welcher Bedingung und welchen dieses herrliche Reich veijheißen und gewiß sei, und» welchen nicht. . Ein solcher Verständiger und umsichtiger »Christ hat aber so viel Vertrauen zu Gott, und ist so ankerfest in seiner Seele, daß tMeiäb. S. m. siWeisb. s, 1. v4. Esdra 7, is. w2. Meer. 7, AS. xMqttb. m, 28. yLuL ist, 26. zL1ik. S. 21. . a2. Kot. L, s. bGal. S, s. cHelm 12, to. as. Tini. Z. «. ei. Petri l. is. k2. Kot. 4.»17. gJolL 10, W. hl. Kot. l0, is. Hebt. c, 10. il, Petri l. lel, Petri l, S. l4. Esdm S, L. m Sol. c, S. n Sth l7, 2l. o Stil· S, S. l. Petri l, di. Ist, Gibt-u« s, M. l. Bett! l, S. l. Kot. K, l. cis. Kot. c, l0. oder Märtyrer-Spiegel. der Taufs-Gesinnten. 293 er sich auch dem treuen Schöpfer i1i Demut mit Leib und Seele ganz übergiebt, r jedoch in guten Werken, ohne Ruhm. · Ja, wird bekennen und gestehen mit allen hoffnungsvollen Heiligen, s daß diese Zeit kurz und das Leiden dieser Zeit um die Gerechtigkeit gering und nicht mit der Herrlichkeit zu vergleichen sei, die an uns offenbar werden soll. Die Gläubigen achten gering dieser Zeit -Leiden, um der Hoffnung der Verheißung und sdes Lohnes willen. Zunächst hat der jüngste Bruder t von den sieben im Buche der Maccabäer aus seiner freudenreichen Hoffnung die Worte ge- sagt: Meine Brüder, die sich hier eine geringe Zeit haben mar- tern lassen, erwarten nun das ewige Leben, nach den Verheißun- gen Gottes; ferner bei dem Salomo: U Sie werden ein wenig gestäupt (merkt, ein wenig), aber viel Gutes wird ihnen wider- fahren; ferner auch bei Petrus: Jhr, die ihr nun eine kleine Zeit (er sagt, eine kleine Zeit), wo es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtung 2c.; ferner: V Der Gott aller Gnade, sder uns zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat durch Jesum Chri- stum, wird euch, die ihr eine kleine Zeit (er sagt, kleine Zeit) lei- det, vollbereiten, stärken, kräftigen und gründen. Um dieser und mehr dergleichen Gründe willen achten wir dieser Zeit Leiden kurz, klein und leicht, W und die Schmuck) Chri- sti für viel größern Reichtum, als dieser Welt Schatz. X So hat nun dieses geängstigte und gebärenkde Weib, wovon Christus. sagt, Pein in der Geburtsstunde, aber nachher hat sie Freude und vergißt der Pein y Und diese, die also stark in Gott sind (wie- wohl sie schwach und nicht durch sich selbst sind), die also Glau- bensgewißheit, Hoffnung und Liebe Gottes haben, diese (sage ich) sagen auch mit Paulus: 2 Wer will uns von der Liebe Got- tes scheiden? ja, er sagt: Jch bin gewiß, sdaß weder Tod noch« Leben &c. uns von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christo Jesu, unserm Herrn ist, s denn ist Gott mit ihnen, wer mag wider sie sein? » Es wäre aber erschrecklich, b so vermessen sich zu rühmen, zu sagen und zu denken, außer Gott und dem guten Gewissen in ihm, als ob wir durch uns selbst etwas vermöchten; solche Ver- messenheit, Großsprechen und eigene Kraft (wie dort.des unbe- dachtsamen Petrus) ist nichtig, gleichwie die Weinrebe, wenn sie sich absondert c und nicht an ihrem Weinstocke bleibt, nichts ver- mag; und gleichwie jene Unvermögenden sich unterstanden, den Satan auszutreiben in dem Namen Jesu, den Paulus predigte Also mag sich Niemand rühmen, d ohne Kraft und außer Gott; er muß zuvor überschlagen, ob er wohl mit Zehntausend gegen Zwanzigtausend ausziehen darf, nach Christi Rat und Rede 2c. e Damm, wenn sich denn ja Jemand rühmen will, der soll sich « billig im Herrn rühmen, so Gott will, und wir leben. Jst nun derselbe mit ihnen, so kann Niemand wider sie sein; es ist aber Gott mit ihnen, wenn sie mit Jhm sind; dann vermögen sie alles durch Christum, der sie stark macht. iSie können mit ihrem Gott über die Mauern springen, Kriegsvolk in Stücke zerschla- gen, die Welt überwinden; g der Hölle Pforte vermögen nichts wider sie, denn die Liebe mit ihrer geduldigen Hoffnung und ihrem festen Glauben vermag es alles durch die Gnade Gottes. Merket wohl, die sich so nahe, so fest und so freimütig an Gott halten, bdie werden stärker im Streite, wie Sirach sagt. So haltet euch denn fest-an Gott, weichet und wanket nicht, weder zur linken noch zur rechten Seite, damit ihr immer stärker werdet. Merket, und Gott sprach zu Josua, den er an Mose Dienst und Stelle setztet i Jch will dich nicht verlassen, noch von dir u Weish- ki. Vetki «. is. s1. nor. 7. 29. gis-«. s, is. te. Druck. 7. s, s. i. Petri i, e. s1.Petci5,io. www. i1,2e. xJorx 1e,2i-. ». Kur. i. ge. zeig-u. s. se. seid-n. s, ei. esse. is e cJoIx je, e. sein«-stieg. io, je. dein. u. at. weiche1i, sei getrost, sei unverzagt, habe nur guten Mut; ferner: ksei guten Muts und unverzagt, fürchte dich nicht, und laß dir nicht grauen vor ihnen, denn der Herr selbst will mit dir wa1i- deln, unsd wird dieHand 1iicht abziehen noch dich verlassen. Merket auf den Nutzen in dem freimütigen Vertrauen auf Got- tes Verheißung Darum sagt solches fromme Volk in lseinem Herzen: O, Herr Gott Jsraelsl es ist nicht: deines gleichen weder droben im Himmel noch hier unten auf Erden, der du hältst Bund und Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen; merket wohl, welche es sind, er sagt: (Von ganzem Herzen). m Deren Fels uiid Burg der Herr ist, deren Gott ein Erlöser, Trost und Schild ist; das Horn ihres Heils, Schutz und Zuflucht; der Heiland, welcher erlöset von allem Drang. Diese sind es auch, die I! den Herrn allezeit vor Augen haben, darum ist er ihnen zur Rechten, und sie werden' wohl blei- be1i, sagt David. Daraus merket ihre Freimütigkeit und ihre 0 Kraft. Aber Menschen scheuen bringt zu Fall: (merkt) Doch wer sich auf den Herrn verläßt, wird beschützt Merkt, wer mit Gott ist, unsd mit wem Gott ist, i) wie David sagt: Der Herr hilft den Gerechten, der ist ihre Stärke in der Not. Aber, lieben Freunde, wer nun nicht fromm und reines Herzens und zur Anfechtung bereit ist, als ein Diener Gottes, wenn ihn diese Anfechtung iiberfällt, und erschreckt, oder er hat kein reines Gewissen, qkeine lautere Liebe zu Gott und dem Nächsten in einem frommen Leben, festen Glauben, Nüchternheit und Wachsamkeih und ist nicht geharnischt wider allen Anlauf, sondern ein ohnmächtiger Nachfolger, Geiziger, Schläfer oder Heuchler; o Freunde! von idem wird Gott weichen, denn David :- Wenn ich Unrecht vorhätte in I· meinem Herzen, so würde er Herr 1iicht hören; der Herr ist fern von den Gottlosen, aber der Gerechten Gebet erhört Er. Ja, solches ist gewiß, denn Gott erhört die Sünder nicht, merket, die in Sünden bleiben; wer aber Gott fürchtet, und seinen Willen tut (es heißt, tut) den erhört Er. Darum beschließe und rate ich mit dem weisen Jesus Sirach also: s Mein Kind, willst »du Gottes Diener sein, so schicke dich zur Anfechtung (Er sagt, schicke dich zur Anfechtung), t desglei- chen mit Christo: Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet, ja sehet euch vor, daß eure Gottessurcht nicht Heuchelei sei, damit Gott euer Verborgenes nicht aufdecke, und euch damit mitten in der Gemeine darniederstoße, weil ihr unrichtig dem Herrn sdientet, und euer Herz voll Betrug und Falschheit war. Sehet, solche mögen nicht überwinden, sondern allein diejenigen, die mit ihrem Gott wohl stehen, wie gemeldet ist, Judith 5. Auch muß man ferner ihre U Geduld betrachten, die den Frommen in vielen Trübsalen nötig ist; und- welch ein großer VorteiLNutzen und Geroinn durch Trübsal in Geduld erworben wird, unsd 1ioch erworben werden soll; diesem folgt nun zum Teil, und denket nach Auch die v Reden Judiths, diezur Freimütigkeit aufmuns «tern, wenn sie sagt: Abraham, Jsaak, Jakob, Mose und alle, die Gott lieb gewesen sind, sind standhaft gebliebenspund haben viel Trübsal (sie sagt, viel Trübsal) überwinden mussenx aber die Uebrigen, die sdie Trübsal mit der Furcht Gottes nicht haben an- nehmen wollen, sondern mit Ungeduld wider Gott gelästert und gemurrt haben, sind durch den Verderber und die Schlangen um- gekommen. Darum laßt uns in diesem Leiden nicht ungeduldig sein, sondern erkennen, daß es eine Strafe Gottes sei, welche viel geringer als unsere Sünde ist, und laßt uns glauben, daß wir 11. Chronik 4. 14· m2h Miit. 22, Z. uPlalm IS. O. les. M f Si« C. o e alm N, ZU. qMccttlY s, s. Matth 22, Es. Epkx O, U. o Spricht-o. 29s L. p Pf .o ge. J i. 4, is. giesse-ei. Phik.4,1s. VI. 18,8o. k1.Joi-.5,4. HEFT-tin( ie, ieF i. Kur. is. visit. Z, s. was. i, s. iiPsalm 66, 1. Shrichw IS, W. Joh S, 32. sSin L, 1«. ist-il. 13, 22· Sir. . se. »Hei-c. io. so. sJuu s. es. 294 . Der blutige gezüchtigt werden, als seine Knechte, zur Besserung, und nicht zum Verderben O, wie weislich redet davon»w Salomo: Wer geduldig ist, der ist ein kluger Mensch- Und ist ihm X ehrlich, daß er Untugend überhören kann, und abermals: Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, der offenbart seine Tor- heit; ferner: Ein y Geduldiger ist besser als ein »Starker,·und wer seines Mutes Herr ist, ist besser, als»der·Stadte gewinnt. Merket, wie lieblich, preiswiirdig und nützlich die gottselige 2 Ge- duld -sei, wie Jeremias bezeugt: - Es ist ein köstlich Ding geduldig sein, und auf die Hülfe des Herrn warten; daß ein Verlassener geduldig sei, wenn ihn etwas überfällt, und seinen Mund in den Staub stecke und die Hoffnung erwarte, und lasse sich auf die Backen schlagen, und ihm viel Schmach anlegen, denn der Herr verstößt -nicht ewiglich 2c. i Sirach s sagt: Ein demütiger Mensch erwartet die Zeit, die ihn trösten wird, denn . "szs».wohl seine Sache eine Zeitlang unter- drückt wird, so werden ix die Frommen seine Weisheit preisen· Davon ist b Hiob ein« Exempel, und das E1ide des Herrn; auch Tobias, denn Gott ließ Trübsal über ihn kommen, warum? Daß die Nachkömmlinge an ihm ein Exempel derGeduld haben möchten, wie an dem heiligen Hieb, sagt er. c Ein Engel sagte zu diesem Tobias (als er klagte, daßer das Licht des Himmels nicht sehen köiinte), habe Geduld, Gott wird dir bald helfen, wie auch d geschehen ist. Es sagt wohl Paulus mit Recht, daß alles, was zuvor geschrieben ist, uns zur Lehre geschrieben sei, damit wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung hatten. Aber merket wohl, Freunde, wo weder Verheißung, noch gottselige Trübsal ist, da ist ja auch keine Geduld nötig; wo aberdas Angeführte sich findet, e o, da ist Geduld not1g, denn wir wissen· (sagt Paulus), daß Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung, Erfahrung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden; ferner auch die Reden Christi selbst von der Geduld: Jhr werdet i von allen Menschen um mei- nes Namens willen gehaßt werden; es soll kein Haar von eurem Haupte umkommen, fasset eure Seelen in Geduld; ferner, Pau- lus ermahnt uns zu aller Geduld in all unserer Not, g daß wir uns darin als Diener Gottes erweisen, mit großer Geduld in Trübsal, in Not, in Schlägen, in Gefängnissen (ja wohl Ge- fängnissen), in Aufruhr, in Arbeit, in Wachen, in Fasten, in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem Heiligen Geiste, in ungesärbter Liebe, in dem Worte der Wahrheit, ja in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, durch Ehre und Schande (merkt auf alles, worin ein gedulsdiger Diener Gottes geprüft wird), ja durch böse Gerüchte und durch gute Gerüchtex als die Verführer, und dennoch wahrhaftig, wie solches zu finden L. Kor. S, 4: Merkt: Ein Diener Gottes, und womit man beweisen könne, daß er einer sei; ferner Jakobus will, daß wir es für b lauter Freude halten sollen, wenn wir in mancherlei Anfechtung fallen, unsd wisset, sagt er, daß euer Glaube, wenn er rechtschasfen ist, Gediålddwirkh die Geduld aber, sagt er, soll standhaft sein bis ans n e. Sehet, so muß man durch die Geduld (durch Geduld, sagt i Paulus) in dem Streite laufen, der unsverordnet oder vorge- stellt ist, und nur auf den Herzog unseres Glaubens sehen, I( auf den Jüngling, der uns auf dem Berge Zion die Krone der Be- lohnung aussetzen wird. - Sehet, alles dieses erwirbt der Nutzen und Lohn der Geduld mit Christo-und allen heiligen Märtyrerm alles solches mußim wSprichw. IV, 12. xSvrichw. 14, 29. ySprichw. is, 82. zKlagelied Z, W. aSin l, . b set. s, II. Tod. L, s. est-ob. s, 12. d Rönr 15, 4. edel-r. to. so. Mit-i. s, s. Wut. 21, is. IS. Kot. S, it. bJaL 1, 2. iHebr. 12, 1. 1c4. Efdca Z. sit. Schauplatz Glauben gesehen und in Geduld erwartet werden, wie auch Ja- kobus ermahnt, wenn er sagt: So seid nun geduldig, lieben Brü- der, lbis auf die Zukunft des Herrn, und laßt uns, gleichwie ein Säemann, unsere Ernte und sröhliche Zeit des Mähens erwar- ten. O, dann werden die milden m Säeleute, die auf den Geist gesäet haben, wieder einernten ohne-Aufhören· Lsieben Freunde, laßt uns nun auch zur rechten Zeit mild- reich auf den Geist in Hoffnung aussäen, und das ohne Verdruß und mit Freuden, dennzu seiner Zeit wird es wieder mit großen Garben unsere Scheuer füllen, wie Gal. 6, 8, 9 steht; denn Gott wird vergessen unsers Werks und unserer Arbeit, wie oben gem . Um U solches aufs kürzeste zusammenzufassen: Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen ver- heißen hat, die ihn lieb haben. Zwar zu dieser Verheißung, zu diesem Erbe, Lohne und zu dieser Krone hat ein Jeder Lust, aber die dabei angemerkten Bedingungen, worauf und wodurch solches verheißen wird, sehet, solche stehen wenigen Menschen an, das ist, Unterwerfung an das Wort Gottes, uns selbst gänzlich verleug- nen, und unser Kreuz freiwillig und getrost auf uns nehmen, denn 0 Paulus sagt: Uns ist es gegeben, daßszwiiknicht allein an seinen Namen glauben, sondern auch um seinetwillen leiden. Merket doch, Freunde, daß es gewiß sein Wohlgefallen sei, daß der i) Knecht seinem Herrn gleich sein soll; darum hat Chri- stus seinen Knechten und Jüngern so viel Leid, Druck, Schmach, Leiden und den Tod um seines Namens willen zu seiner Zeit zugesagt und verbeißen, und das mit gewisser Belohnung. Er hat ihnen solches nicht als einen Wahn verbeißen, nicht als einen Zufall und von ungefähr, sondern als »etwas Sicheres und Gewisses, daß solches euch begegnen werde, wie nachher folgt, und auch zum Teil angewiesen wird. Zunächst die Rede Christi selbst: g Sehet, ich sende euch als Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug und vorsichtig wie die Schlangen, aber ohne Falsch, wie die Tauben; hütet euch vor den Menschen, denn sie werden euch (Er sagt,-sie werden euch) überantworten in ihre Rathäuseh und werden eiich geißeln in ihren Schulen, und man wird euch vor Fürsten und Könige führen, zum Zeugnis über sie und über die Heiden. « Ferner: I· Ein Bruder wird (Er sagt, wird) den andern dem Tode überantlvortem der Vater den Sohn, die Kinder wer- den sich wider ihre Eltern erheben, und ihnen zum Tode helfen, und ihr müßt (Er sagt, müßt) von allen Menschen um meines Namens willen gehaßt werden s Ferner: s Denkt an mein Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Jünger über seinen Meister; haben sie mich verfolgt, so werden sie (Er sagt, sie werden) euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie das eure auch halten; aber solches alles werden sie euch tun um meines Namens willen sc. « » Und abermals: tSolches habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert; sie werden (Er sagt, sie werden) euch in den Bann tun; ja, die Zeit kommt, daß, wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran; und das werden sie euch darum tun, weil sie weder mich noch meinen Vater kennen; solches aber habe ich zu euch gesagt, damit, wenn die Zeit kommt (merkt wohl), daß ihr dann daran denkt, daß ich es euch gesagt habe. Paulus sagt auch, daß wir durch viel Trübsal müssen (er sagt, durch viel Trübsal müssen) in U das Reich Gottes eingehen, 7 . mGal.S,10. nJaL 1, 2 o IS. i« i: 1 . . M ti . 10, 24. Mart. 1s, 12. -Joh. As, 20. P « h lJaL s, qMattlx 10, seh. 16, 1. uApostelg. M, 22. oder Märtyrer-Spiegel der« Taufs-Gesinitten. 295 und daß alle (er sagt, alle) die gottselig leben wollen, v Verfol- gung leiden müssen. So merket denn nun darauf, lieben Freunde, muß und wird es denn so geschehen, wie zum Teil gemeldet worden und auch gewiß ist, wohlan denn in Gottes Namen, so soll es freiwillig geschehen. Darum laßt uns nicht auf die fürchterliche Trübsal und Not, sondern durch dieselbe hindurchsehen, wie vorgemeldet ist, und laßt uns alle des Trostes eingedenk sein, der darauf folgt, auch daß diese Wzeitliche Trübsal nicht mit der ewigen Herrlichkeit zu vergleichen sei. Laßt uns auch bedenken, daß diese böse und ungerechte Welt des seligen Kranzes, für die X Ge- rechtigkeit zu leiden, untüchtig und unwürdig sei. Aber diejenigen sind dazu tüchtig, die Christo in der y Wie- dergeburt nachgefolgt sind, und alles, was ihnen hier lieb war, verlassen haben. Gedenket auch, Brüder, daß diejenigen 2 Ba- starde seien und keine Kinder, welche ohne diese Züchtigung sind. Also ist uns Gläubigen Trübsal als gewiß verbeißen, wie wir gehört haben. So wäre denn dieses hierin mein Rat und Nachricht mit s Sirach und vielen Andern: Wenn wir Gott dienen wollen, so laßt es uns mit Ernst tun, damit wir ihn nicht versuchen, denn wer Gottes Diener— sein will, der muß sich zur Anfechtung schicken (merket, schicken) und allezeit in des Herrn Werk sich üben, da- mit, wir seien daheim bei Jhm, oder wallen von Jhm, wir alle- zeit Gott b wohlgefallen, und muß sich ein Jeder dessen bestreben, daß er der Vornehmste sei (nicht sich dünken lassen, oder rühmen, sondern fein (in guten Werken, wie auch Petrus sagt: Weil ihr auf seine Zukunft warten sollt, Allerliebste, so tut Fleiß, daß ihr vor Jhm c« unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden wer- det. Ach, wie muß man dann zubereitet sein mit einem d heili- gen Wandel und Gottseligen Wesen! Wer nun diese Hoffnung in sich hat, der resinige sich selbst, gleichwie der (den wir erwar- ten) auch drein ist: Der Heilige muß noch heiliger und der Reine noch reiner werden. Heilig und heiliger werden kommt uns zu, weil wir so einen Heiligen zum Vater anrufen, der ohne Ansehen der Person richtet, wie Petrus sagt, und das nach eines« jeden Werke: Darum führt euren Wandel in der Zeit eurer , Wallfahrt mit Furcht, so werden wir dann bestehen, wie k Petrus sagt: Die da leiden nach dem Willen Gottes, die sollen Jhm ihre Seelen befehlen, als dem treuen Schöpfer in guten Werken (merket, guten Werken). Niemand verstehe hier eine Seligkeit durch gute Werke, sondern eine Seligkeit mit guten Werken; · gute«Werke, ohne daß sie die Seligkeit verdienen; (merket wohl) sondern die Seligkeit ist aus Gnaden zur Dankbarkeit gegen un- sern Herrn Jesum Christum, Gal. L, 16, noch klarer Eph. Z, 17. Dieses, sage ich, ist mein Rat, daß wir unsere Seelen auch so zu- bereiten, und sie Jhm (als einem Getreuen) in die Hände befeh- len, und das mit guten Werken ohne Ruhm (ohne Ruhm) als seine unnützen Knechte, die doch so gern gvollkommen wären. Darum, lieben Freunde, suchen wir unser 11 Leben nicht zu erhal- ten, das wir doch verlieren; aber wir bitten unsern Gott allezeit um Leidenskraft, um es tapfer und unverzagt zu endigen, Amen, —lieber Herr, Amen. Nun wollen wir die fromemn Leute in den vorigenZeiten zum Exempel anführen. . Merket auf die verfolgten, sehr gehaßten und getöteten frommen Leute, von wem und warum solches allezeit geschehen sei, damit, wenn auch wir solcher i Leiden und eines solchen Todes teilhaftig werden, wir uns darüber (als über etwas Neues) nicht verwundern 2c. y Olccttlx e Dis. sent-u. s, is. www. s. is. Heut. i, 4. hehr. 1i, as. W, Es. : Hebt. IS. S »Sie is, es. He. nor. s, o. se. Petri a, u. di. Ich. s, s. ge, u. n. Petri i, is. Zeus. n, io. heut. is, i. ii. Petri 4, i2. » Zuerstist der fromme, gute kAbel von Cain um seiner Frömmigkeit willen aus Haß getödtet worden; lLot wurde von den wollüstigen Sodomiten um seiner Tugend und Gerechtigkeit willen sehr gequält; David wurde von Saul, Simei und von Absalom, seinem Sohne, um seiner Ehre und seines eigenen Reiches willen verfolgt; der mMann Gottes aus Juda, um seiner Weissagung willen wider die Götter undden Altar v Jeros beams, ward von ihm bedroht; der heilige großmächtige Prophet Gottes Elias ward flüchtig und von Jsabel um seiner propheti- schen Wunder willen, die er durch Gott wirkte, verfolgt, wie auch viele Andere, diezu feiner Zeit getödtet worden sind. 0 Micha wurde von dem Könige gefangen, der ihn mit Wasser und Brod der Trübsal speifete, weil er mit Gottes Geist und heiligem Worte vierhundert falschen Propheten der Jsabel widersprach p Urias, ein Prophet, wurde gleichfalls flüchtig, aber wieder er- griffen, und von dem Könige Jojakim mit dem Schwerte getöd- tet, um seiner Botschaft von Gott, nämlich der Weissagung wil- len wider Jerusalem und das Land Juda. qJeremias, den Propheten Gottes, haben die Fürsten in die Schlammgrube ver- senkt, um ihn zu tödten, weil er nicht aufhörte, t im Namen des Herrn zu predigen und zu weissagen ge. Zacharias, eines Prie- sters Sohn, ein Prophet des Herrn, wurde auf Befehl und Gebot des Königs gesteinigt, denn er weisfagte ihnen alles Unglück, weil sie das Gute verlassen und Gottes Wort übertreten hatten, merket, um welcher Ursache willen sie alle getödtet worden sind. s Die drei Jünglinge, Sadrach, Mesach und Abesdnego wurden von dem Könige Nebucadnezar in einen Ofen gesteckt, der sieben- mal heißer gemacht war als zuvor, worin sie jedoch Gottum ihres Vertrauens willen bewahrte, weil sie des Königs selbst ge- niachtes Bild, seinen Abgott und sein Narrenspiel weder ehren noch anbeten wollten. t Daniel, ein hochgeachtetey heiliger Pro- phet Gottes, wurde von denen, die den Drachen anbeteten, wider des Königs Willen und Macht aus Haß und Neid. in die Löwen- grube geworfen, wurde aber doch von Gott bewahret und noch erlöset; solches ist geschehen, weil er, ohne sich vor Jemand zu scheuen, selbst vor des Königs ausdrücklichem Befehle nicht, allein seinen Gott öffentlich und frei geehrt, angebetet und bei offenen Fenstern gegen U Jerusalem bekannt hat. Merkett Hat es nicht fein die Frommen gesucht? ja, gesucht und gefunden O Herr! alle Standhaften und Frommen in v Jsrael wurden zerstreuet, und von Antiochus ermordet. Warum? Merket, weil sie ihre Kinder, nach Gottes Befehl, beschnitten, kein Schweinefleisch es- sen wollten, welches nach dem Gesetze verboten war, auch sich der heidnischen Weisen entschlugen, weil sie unrein und wider das wGesetz waren; desgleichen wurden noch einmal alle Juden überall wie wilde Tiere gefangen, gebunden, gejagt, fortge- schleppt, zu Schiffe hinweggeführt, um mit einander getödtet zu werden, und doch durch die Hand Gottes wunderbar erlöset. Diese wurden von dem Könige Ptolmäus so geplagt, weil sie sich von dem Könige nicht zwingen lassen wollten, von dem Gesetze Gottes abzufallen, den Götzen zu opfern, und heidnische Weisen anzunehmen. Keine feine Ursache, Freunde, doch so geht es noch jetztz desgleichen ist auch im zweiten Buche der-Maccabäer, ein grausames Gebot von demselben Könige xPtolmäus erlassen worden, daß» der auf der Stelle erstochen werden sollte, wer sol- ches nicht halten würde. » Einige wurden verbrannt; zwei Frauen wurden ihre Kin- der an ihre Brüste gebunden, welche so zum Spott in der Stadt herumgeführt und zuletzt über die Mauern geworfen wurden; merkt: Warum? weil sie standhaft blieben bei dem Gesetze Got- lc 1. Mose 4, B. U. Ich. s,- 12. l. Mose IS, 4. I. Samuel 21. m l. Kön. 13. n I. Hort. III. o i. Nu. So, 27. pJen es, 20. qJer. IS, s. r2. Ehren. N, 21. sDatn s, 16. tGesclx des Dra., V. U, ·a Don. S, U. v1. Mart. I. w s. Matt. x Z. Mart. s, O. · 296 Der blutige tes, und ihre Kinder beschnitten hatten. Ebenso wurde auch der alte neunzigjährige Eleazar von J! Antiochus umgebracht. War- um? Um seiner ungeheuchelten Standhastigkeit willen, weil er kein Schweinefleisch essen, oder nicht das Ansehen haben wollte, als hätte er gegessen; auf gleiche Weise wurde auch eine 2 fromme Mutter mit sieben standhaften Söhnen von dem Könige Antio- chus in glühenden Pfannen gebraten, ihnen außerdem auch die Kopfhaut abgezogen, und die Zungen abgeschnitten. Warum? Merket, weil sie keineswegs wider das Gesetz Schweinefleisch es- sen wollten. Dergleichen findet man mehr im alten Testamente. Ebenso findet man auch hiervon im Neuen Testamente Beispiele. Zunächst der heilige Vorläufer Christi, s Johannes der- Täufer, wurde von Herodes enthauptet. Ei, der gute Mann, warum hat er ihn getödtet? Merkt, weil er Herosdes wegen eines ungeziemenden und schändlichen Hurenhandels bestrafte. Der gute b Christus Jesus wurde auch von der Welt gehaßt, weil Er wider ihre bösen Werke zeugte; ja der Richter c Pontius Pi- latus, der durch der Juden Haß angetrieben wurde, hat ihn ohne Schuldoder irgend eine Ursache, die den Tod verdient, überants wortet und getödtet. Auch wurden d die heiligen Apostel oft von dem Rate der Priester gefangen, gegeißelt und ihnen das Predi- gen, in Jesu Namen verboten. Warum? Damit Jesu Name, Lehre und« Kirche sich weder ausbreiten, noch zunehmen sollte. Stephanus, ein s Diener der Armen und ein frommer Zeu- ge Jesu, wurde von den Halsstarrigen gesteinigt. Warum? Weil sie seinem Geiste, seiner Weisheit und Lehre nicht widerstehen konnten. Die k Gemeine der ersten Zeit zu Jerusalem wurde von den Juden verstört und durch das ganze jüdische Landzerstreuetx ebenso zog auch derVerfolger g Saulus mit Briefen und Voll- machten hin und her, um alle diejenigen zu fangen und zu peini- gen, die er dieses Weges und Sinnes finden würde, um dadurch Christi Lehre, Glauben und Weg zu verhindern. Summa: Es wurden noch einige von Herodes gepeinigt: Jakobus wurde mit dem Schwerte getödtet, und als Herodes sah, daß solches dem Volke wohlgefiel, sing er· auch-Petrus und bewahrte ihn mit sechszehn Dienern, gebunden mit zwei Ketten, bei verschlossenen Türen, und das darum, weil die Juden ihn haßten; aber der Engel erlösete ihn. So» lasset uns denn darüber uns nicht ver- wundern, als über etwas Neues. Zum Beschlusse empfangt meinen ewigen Abschied und brü- derlichen Gruß· Sehet, dieses habe ich meinen lieben 11 Freunden, Brüdern« und Schwestern in dem Herrn in meiner Demut und guten Mei- nung, aus drei besonderen Gründen Iiebreich zugeschriebem die. erste Ursache ist die, um euch etwas bekannt zu machen, was an- genehm zu hören, und auch eine Nachricht von meiner Wohlfahrt, Gesundheit und meinem guten Mute, nach Seele und Leib zu erteilen, damit ihr dadurch erweckt werdet, mit mir Gott zu loben, Jhm zu danken und Jhn zu bitten, wegen all' seiner Gnade und Trost, den Er an mir Unwürdigen und so auch an uns allen erwiesen hat. Von diesem i Troste, womit ich von Gott getröstet werde, habe ich euch hiermit auch mitteilen wollen, was nach eurem Verlangen und Begehren geschehen ist, nämlich süßen Honigseim, Rosengeruch, Balsam, Weihrauchund Myrrhen, als aus Edens Lustgarten der himmlischen paradiesischen Früchte, euch zu einer Frucht, Probe, Geruch und Ergötzung, inwendig mit gründlicher Andacht zu betrachten, ja euch zu einem besonde- ren Kennzeichen meiner Freude »und meines Friedens, welche ich fühle mit Gott zu haben, in der Eintracht und in einem Geiste. y e. Mark. e, is. - e. Neues. 7. aMattb. 4. 12 und 14, Z. bJob 7, 7. cMatth.-27. dApostelg. 4, 4 und gä Cz. ·c2Asä7stelg· iApostelg. S, 1 und s, I, sApostelg. 12, B. hMattb. ..i »Ur. ., «. Schauplatz O, ich unwürdiger und unnützer Knecht meines Herrn! der ich Frieden mit meinem Christo und die Gemeinschaft seines Geistes« genieße, wie Röm 8, 15, 1. Kor. 6, 17, Gal. Z, 26. Jhm zum Dank-e gesagt wird; es ist alles durch seine erbarmende Treue und große unverdiente Gnade. I( Jch rühme mich des Herrn und seiner Macht, wir haben von Jhm folch’ einen kötzlichen Schatz empfangen in unsere schwachen irdenen Gefäße, wenn nun der- selbe erhalten bleibt, so ist die Herrlichkeit der Kraft aus Gott und nicht aus uns, o, nicht aus uns, 1sondern aus Gnade sind wir, was wir sind. Die zweite Ursache ist die, weil ihr einer Hoffnung, eines Trostes und Lohnes mit mir teilhaftig geworden seid, und damit ich durch die Anweisung unseres Trostes, in Lehre und Exempeln der Schrift, wie zum Teil hier gemeldet ist, eine Erquickung, Andacht und inwendige Freude in euch erwecken, auch das An- denken der Verheißungen erneuern möchte, wodurch ich meine Gunst, Liebe und mein geneigtes Herz gegen euch alle an den Tag lege, der ich eurer in dem Herrn eingedenk bin 2c. Die dritte und letzt-e Ursache ist die, daß ich d-adurch viele von euch verpflichten möge, auch dergleichen zu« tun, und uns wieder einen Brief zu senden (M zum Zeichen und Beweise eurer standhaften Tapferkeit in der Liebe), worüber wir uns trösten, freuen und eure Aufrichtigkeit gegen uns erkennen mögen, ver- möge der Lehre und Schuld, womit man den Gefangenen ver- pflichtet ist, als Matth 25, 37, Apostelg. 12, 5, 2. Tim. 1, 16, Hebt. 18, Z, welches wir drei Gefangene hier von euch sehr gut aufnehmen würden, ja so liebreich, alsden Geruch von jungen Rosen, Weihrauch und Myrrhen aus dem Lusthause Zions, als unseres Gottes Wein- und Lustgarten, was uns bisher noch we- nig zu Teil geworden ist, ja so wenig, daß es scheint, als ob die Liebe zu uns in euch fast erloschen wäre; doch ,o daß ich weder euch noch sonst Jemanden in Worten der Falschheit verletzte, denn solches verstehe ich nicht von der Notdurft, o nein! wir danken Gott und den Sorgfältigen deshalb auf’s beste. Nehmet doch alles Gute von mir« in Gutem auf, und deutet mir alle Liebe der Liebe nach; darum bitte ich sehr um des Herrn willen. Nie· man-d vergreife sich an meinem liebreichen Tun, deute und denke mir, nicht nach, als-ob dies oder dergleichenvon mir aus Ehre und Ruhmsuche geschehen sei, oder um dadurch Jemanden zu Ge- schenken zu bewegen, oder um fleischlicher und irdischer Gemein- schaft willen, denn hierzu hat mich diese Liebe aus reiner Mei- nung bestimmt; 11 o Herr! dir ist es alles bekannt. Ei, meine lieben Freunde, die reine-Liebe denkt nichts Arges, .0 doch sie sieht, merkt und bestraft wohl das Arge. Hier- Von liefern Ananias, Simon der Zauberer o und der Hurer zu Korinthus klare Beispiele 2c. So befehle ich euch nun, lieben Freunde, Brüder und Schwe- stern, wie zuvor, qGott und dem Worte seiner Gnade (-als der Gruß Paulus), welcher mächtig ist euch auszubauen und euch das Erbe unter allen zu geben, die geheiligt sind. Seid gegrüßt, gestärkt, getröstet und sehr getrost in dem Herrn. Gehabt euch wohl. I· Wachet unsd betet. Von mir, Henrich Alewynß und mei- nen Mitgefangenem sämmtlich wohlgemut im Herrn. Gegeben im Jahre 1568 im November. Ja, lieben Freunde, ehe dieser Brief aus meiner Hand kam, sind wir beide vor Gericht gebracht worden, nämlich der liebe Gerhard Janß Duynherdeh unser frommer Bruder, und ich. Sehet, wir sind in Haft geblieben und wirklich verurteilt, und erwarten nun beide binnen Kurzem den Tod. O Herr, o Herr! s in deine Hände, o treuer Schöpfer, befehlen wir unsere Seele und unsern Geist, Amen. lesen s, 2S. 2. Kot. 4, 7. l1. Kot. 15, 10. tat. Kot. II, IS. nJolx IS, so. I. Kot. is, Z. oApostelg. Z, 1 und S, 19. pl. Kot. S, 1. qApostelg. 20, 82. tMarL II, 34. sLuL 23. its. eGnL S, Z. f oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesinntcn. 297 O liebe Gemeine Gottes, habe -acht auf meine armen lieben drei Waisen, welche weder Eltern, noch Gut, noch Erbe haben. Gute Nacht, meine lieben Kinder; gute Nacht, alle meine Freunde. t Dieses dient euch allen zum Vorgang und meinem Herrn Christo zur Nachfolge in seinen Fußstapfen Herr, stehe deinen Knechten bis ans Ende bei, obgleich sie unwürdig und unnütz sind. Das Nachfolgendc enthält, was Heurich Alcwljnß den Herren an der Foltcrbank übergeben hat. Sehr werte Veainte, Rechtsverwalter und alle meine Her- ren, die ihr, in des Königs Namen und Gewalt, meine Richter, Gerichtsherreih Verhörer hier zugegen seid, hört mich verurteil- ten Henrich Alewynß, welcher hier gegenwärtig bereit ist, sich, nach eurem Urteile, foltern zu lassen; sehet, ich finde mich dazu gedrungen, und werde dazu angetrieben, es nicht zu versäumen, euch Nachricht und Votschaft von allem zu geben, worin ihr euch an mir und meines Gleichen vergriffen habt, die wir böser Taten unschuldig sind, und keine Strafe verdient haben. Zunächst sei euch klar, heilig und schriftmäßig bewiesen, an- gekündigt und erklärt, daß unsere oder meine Sachen weder Mis- setat noch strafbare Dinge sind, sondern ein Recht Gottes i! und Sachen des Glaubens und des Geistes; darum müssen sie auch allein geistig und im Geiste verhört und beurteilt werden, denn ein natürlicher Mensch kann es nicht begreifen, es ist ihm eine Torheit. Diesem denkt frei und gründlich nach. · Ferner lasse ich euch wissen, daß ein Christi mit den Stücken des Glaubens und der Schrift ausgerüstet sein muß; darum soll er weder wegen Aufruhrs, noch wegen fleischlicher Werke beri.ich- tigt sein, wie ich denn auch nicht bin; darum sei Gott gelobt, daß ich nicht unter der Strafe der Gerechtigkeit, bsondern unter ihrem Schutze, Schirme und Preise stehe; auch sei euch gesagt, daß der Mensch Gottes, der so einfältig nach Gottes Reiche, Ehre und Lobe strebt, eurer Gerechtigkeit nicht unterworfen ist in Sachen, welche die Lehre und den Gottesdienst betreffen; c hier- von habt ihr Unterricht und Beispiele genug, aber in guten Wer- ken muß die Obrigkeit bereit stehen. Den Richtern ist die Macht von Gott gegeben, d allein den Bösen zur Strafe, zum Lobe den Guten, und zum Schutze denen, die Gutes tun; den Unschuldi- gen und Frommen sollst du nicht töten, spricht Gott. Endlich sei euch kund und zu wissen getan, mit dem Zeug- nisse der heiligen Schrift, und das e in Liebe und sanftmütigem Geiste, die große Missetat der k Tyrannen, die sich in dieiem Stücke an den Unschuldigen Gottes in seinem Volke, vergrei--en, in Gottes Augapfel tasten, ja g wider Gott streiten, und wider den Stachel Gottes löcken; desgleichen euer gewisses Wehe, und welche Beschwerniß euch in der zukünftigen Zeit treffen wird, wenn unsern Herr und gerechter Fürst zu Gericht sitzen und alle eure Gewalt von euch nehmen wird, wie Judith 16, 20 geschrie- ben steht: Wehe den Heiden, die mein Volk verfolgen, denn der allmächtige Herr rächt sie, und sucht sie heim zur Zeit der Rache. Er wird ihren Leib plagen mit Feuer und Würmern, und sie werden brennen und heulen in Ewigkeit; sie werden knicht auferstehen zum ewigen Leben; Gott wird ihrer nicht schonen Sie werden iseufzen, erschrecken und sich verwundern über die Kinder Gottes, wenn sie in ihrer Herrlichkeit erscheinen und sagen werden: Diese sind es, die wir geängstigt, unterdrückt, und als rasende Jrrgeister ihrer Ehre, Güter und Lebens be- raubt haben; und ferner: l( Der Gottlose drängt den Gerechten; er zieht sein Schwert aus, er spannt seinen Bogen; aber der Herr lacht sein, denn Er sieht, daß sein Tag kommt; Er hilft dem Elenden und Armen. Er schlägt den Frommen; aber sein Schwert wird in sein Herz gehen und sein Bogen wird zerbrechen. Christus selbst bedroht, straft und verdammt solche, die sich am Blute verschuldet haben, und sagt: I Wie werdet ihr der höl- lischen Verdammnis entfliehen. Desgleichen straft sie auch m der heilige Jakobus und weh- klagt jämmerlich, daß sie den Gerechten verurteilt und getötet haben, der ihnen doch nicht widerstand. Es steht im Jesajas nicht umsonst geschrieben: s! Wehe aber dir, du Zerstörerl Meint du, du werdest nicht verstört werden? Und du, Verächterl meint du, man werde dich nicht verachten? Wenn du des Verstörens und Verachtens ein Ende gemacht hast, dann wirst du auch ver« störtund verachtet werden, spricht der Herr. Darum,meine Herren, denkt der Sache gründlich im Herzen nach (denn ich habe es nicht geschrieben). Seid mit 0 Gamaliel freundlich gewarnt, von mir schwachem Menschen, wiewohl ich doch ein Zeuge bin non Gottes Wort »und Wahrheit. Diese p Rache Gottes hat der grausame König und großmächtige Tyrann verstanden und ge- fühlt, daß es sichlwer sei, dem Volke Gottes beizukommen, um der Hülfe ihres Gottes willen, dessen Rache Niemand entgehen kann oder mag, der seinem Volke irgend ein Unrecht antut Diesen Sinn ließ er eilend allen seinen Landvögten kund tun: Lasset ab von diesem Volke. Diesen Unterricht und diese Warnung des weisen g Achior wollte Holofernes weder verstehen, noch glauben. Meine Herren haltet mir— diese meine Zugeneigtheit zu euch zu gut; ich habe euch dies nicht geschrieben, um mich dadurch von dem gefällten Urteile zu befreien, was bei euch nicht gebräuchlich ist, auch nicht in eurer Macht steht, so lange ihr der t Welt und des Königs Freunde bleibet, die ihr doch bleiben wollt; ich bitte demnach, gnädig mit mir zu verfahren, doch so, daß euer Urteil seinen vollen Lauf haben möge, und ihr es bei Hofe verantworten könnt; es ist doch besser, daß ich leide, als ihr; denn ich weiß- warum ich leide, ich leide um des guten Gewissens willen zu Gott, und bin gewiß, daß ich s Gnade bei Gott finde, und bin des Leidens Christi teilhaftig; man peinigt mich, daß ich wider das hohe Gebot der Liebe reden soll; aber die Liebe tut nichts Arges; t die Liebe leidet alles, sie erträgt alles, sie läßt sich nichts verdrießen. Ach, meine Herren! überlegt, ob dem nicht so sei. Der Böse kann und mag euch wohl was weismachen mit Lügen und Nein sagen, wenn es Ja ist, oder Ja sagen, wenn es Nein ist; wir aber sagen im Leiden und mit wahren Worten: U Er- barmet euch über diese, wie ihr wollt, daß auch euch geschehe, wenn mein Richter kommen wird, da es euch dann bange werden und Hülfe nötig sein wird. v Gott vergebe euch alles Leid; das ihr mir angetan habt, wie ich es euch vergebe, und w wie ich will, daß mir geschehe, um aller meiner Sünden willen, Amen. O, du Xweiser Rat Gamalielsl wo hört man dich jetztI Daran erkennt man, welches die Kinder Gottes und welche des Teufels sind; wer nicht recht tut, ist nicht von Gott; Die y Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und Viele sind, die darauf wandeln. Ein väterlicher Abschied, Testament und sehr sorgfältiger schriftlicher Unterricht von Henrich Alewynß an seine Kinder. Der erste Punkt. Höret mich, euern Vater, o meine leibeigenen, zugeneigten, lieben und sehr betrübt gemachten Waisen! meine drei mutter- t1. Kot. 10, M. 1. Petri 2, 21. List. 17, 16. a l. Kot. S, U. b Röax 13, Z. c Rönt 1s, Z. Tit. Z ch A stelg 12 3,1. de. Muse es, 7. a.2,8.gpo .5, s es. Weise. s, 2. kPsaIm en, . h2. Mart. 7, 14. ist. Esdra 15, 1Mattb. 28, II. As, U. s. Mark. 1. l. Petri 4, is. tMatth 22, AS. 1. Kot. 13, 4. u Z. Tun. L, S. wMatth. s, US. xApost. s, As. 1. Sah. Z, 10. yMattlx 7, 18 mJaL s, S. nJeL As, 1. oAvostelg. Z, As. pAvost. q Judith s, Z. rJaL it, 4. sah. 19, 12. s l. Petri 2, M. vLut. W, As. 298 losen und auch bald vaterlosen Kindlein von zehn, acht und sechs Jahren alt, die ihr meiner beraubt und dabei ohne Güter seid! Ach Gott! noch einmal sage ich euch: Ach meine lieben Kinder! von einer lieben Mutter habe ich euch alle erlangt und erhalten; dieselbe hat auch euch mir treulich anbefohlen in ihrer letzten Stunde, gleichwie mich auch die heilige Schrift lehrt und mir be- fiehlt, wie ich euch s in göttlicher Unterweisung zu guten. geschick- ten Kindern und Menschen Gottes väterlich auferziehen soll, was ich mit guter Sorgfalt, wie mir gebührt, angefangen, bisher mit Ernst nachgestrebt und auch· noch nicht geendigt habe; sehet aber, nun ist wir meine Arbeit abgenommen, und ich kann unter diesen Umständen euch— fernerhin meine väterliche Liebe und schuldige Zucht nicht länger erweisen; darum habe ich euch nun für die Folge dem Gott des Himmels und meinen b Glaubensgenossen und Freunden treulich anbefohlem ja ich bin auch versichert, daß euch aus Liebe um Gottes- und meinetwillen sehr wohl getan werden wird. Unterwerst euch doch den Freunden in Gehorsam, als liebe Kinder, dann werdet ihr unter allen Freunden lieb und ange- nehm werden. Jch habe ihnen die Aussicht über euch anbefohlen, als ob sie euer Vater und Mutter wären; so seid denn recht ge- horsam, fürchtet euch vor Worten, so bedürft ihr keiner Schläge, sonst aber müßtek ihr fehr geschlagen und gezüchtigt werden, wie solches die heilige Schrift will und lehrt, wie ich nachher für euch abschreiben und anführen will. Meine lieben Kindlein, es ist wahr, sage ich, ihr seid noch zu kindisch, das älteste sowohl, als das jüngste, um die heilige Bibel und auch dasjenige zu verstehen, was ich hier lehren werde, wiewohl ich hoffe, ihr werdet Lust haben oft hierin zu lesen und dem Verstande gemäß zu leben wie ich denn auch hofkfe daß euer Verstand von Tag zu Tag zunehmen wird, daß ihr selbst Gutes und Böses verstehen, und klüglich unterscheiden lernen werdet, welche die rechten Gläubigen, und welche die Ungläubigen sind, welche Kinder Gotteskuiid welche Kinder des Teufels und der Welt sind, c wer den Namen Christi mit Recht, und wer ihn mit Unrecht trägt. Darum schreibe ich in« solcher Hoffnung, damit ich durch solche Unterweisung meine väterliche Pflicht erfülle, welche euch noch mangelt, denn ich werde euch zu früh entnommen, und kann eure Erziehung nicht vollenden, und gleichwohl kann ich es nicht versäumen, euch, meine lieben Kinder, aus Liebe dieses aus der Ferne darzureichen und zu senden; müßte ich etwa, mit d David, in« Kurzem den Weg der ganzen sterblichen Welt gehen, so unterrichte, gebiete und rate ich euch, nach meinem Abschiede, wie viele Patriarchen und heilige Väter ihren Kindern geraten haben, daß ihr wohlgemut und getrost sein wollt: in Geduld, daß ihr den Weg des Herrn, seinen Geboten, Rechten, Sitten und dem ganzen Willen Gottes nachfolget und alles haltet und tut, was recht und gut ist; liebet Ehrbarkeit, Sittsamkeit, Bescheidenheih Schamhaftigkeit, Tugend und Lob; und alles, was christlich ist undswohl lautet, das tut, und e dem denkt nach; dann werdet ihr heilig und christlich sein; dann werdet ihr das ewige Leben und den schönen Himmel haben, und werdet bei Gott und seinen englischen Schaaren sein, kmit allen Auserwählten Gottes in ewiger Ruhe und Freude eurer"Seelen; dann werdet ihr euch auch nicht vor dem zweiten Tode, feurigen Pfuhle, ewigen Feuer, Lohn der Sünden, vor der Enterbung aus dem Reiche Christi oder Ausschließung Christi zu fürchten haben. Meine lieben Kinder, nehmet dieses zu Herzen; sobald als es euer geringer Verstand begreifen kann, seid darauf bedacht, wie ihr g aus dem alten widerspenstigen Menschen in den neuen 2 End. s. i. ipAposteig ev, 4e. c i. sah. s, in. sie. Sara. e, e. stehn. 4, e. reizend. es, ei. Weise. a, i. Ostens. ei, s. Mark. e, «. »Ist-im. o, es. Mach. es, in. ggnattkx is, s. sah. s, a. e. Kur. a, i. . 22, c. oSVtichkv. W« Der blutige Schauplatp wieder umkehren möget, damit ihr. die himmlische Wiedergeburt aus Wasser und Geist, die Gnade Gottes und rechte Wahrneh- mung »der Zeit, und den h Frieden mit allen Menschen erlangt, wenn ihr solches mit Recht vermögt, gleichwie auch diei Heili- gung, ohne welche Niemand den Herrn sehen, oder in das Reich Christi kommen wird. · Das ist mein· sorgfältiger Rat und Befehl an euch, nach meinem Leben, meine lieben Kinder. Der erste Grund der Tugenden, oder Anweisung von dem Anfange der Weisheit in den Kinderjahrem Der zweite Punkt. -—Die Kinderzucht. Sehet, meine lieben Kinder, weil ihr noch kindisch an Vers— stand und jung an Jahren seid, und zur Erkenntnis Gottes noch wenig Fähigkeit habt, so gebe ich euch vorläufig eine Anweisung, wie ihr zum Grunde der Tugend und der Weisheit Anfang ge- langen moget, das ist: »Seid fein gehorsam-, wenn-ihr anders mit Ernst nach der Weisheit ruft und darum bittet, und wenn ihr allen guten Unterricht von denen mit Lust annehmet, die euch das Beste« raten; denn sehet, Sirach lehrt: sHalte dich allein zu gottesfurchtigen Leuten, »von denen du weißt, daß sie Gottes Ge- bote halten, die gesinnt sind wie du, die Mitleiden mit dir haben, wenn du strauchel t; bleibe bei ihrem Rate (er sagt, bleibe bei ihrem Rate), denn du wirst keinen treuern Rat finden, und ein solcher kann oft etwas besser sehen, als sieben Wächter, die oben auf der Warte stehen. Ferner: b Wer sich gern unterweisen läßt, bei dem ist gewiß der Weisheit Anlfangz ferner: c Wer sich gern strafen läßt, der wird verständig werden; wer aber ungestraft sein will, der bleibt ein Narr; ferner: d Das Ohr, das die Be- strafung des Lebens»l)ört, wird unter den Weisen wohnen. Wer sich nicht zuchtigen laßt, der macht sich selbst zunichte; wer aber die Bestrafung hort, der wird klug; und ferner: s Zucht halten, ist der Weg zum Leben; wer aber die Strafe verläßt, der bleibt irrig; ferner: k Schelten schreckt mehr an dem Verständigen, als hundert Schläge an dem Narren. Sehet,« meine lieben Kinder, osfnet eure Ohren und nehmet Lehre an, so werdet ihr weise und ehrbar werden, wenn nicht, so werdet-ihr unverständig, gottlos, weltlich und im Jrrtume bleiben, wie gleich folgt: g Wer Zucht oder Lehre fahren läßt, der hat Armut und Schande; wer sich aber gern unterweisen und bestrasfen läßt, der wird zu Ehren kommen. « Ferner: s Wer sich nichts sagen läßt, der ist schon auf der Vahn der Gottlosen; denn i ein Gottloser läßt sich nicht bestrafen, sondern weiß sich mit anderer Leute Exempel zu behelfen, in sei· nem Vornehmen. » Sehet, meine lieben Kinder, welche schöne Lehren. sind die- ses; hier hört ihr den guten Rat, wie ihr zu Tugenden gelangen mögt; solches könnt ihr wohl- tun ohne viele Rutenschläge, wenn ihr nur auf Worte achtet, und euer Volk in allem fürchtet, was sie euch gebieten. Seid denen sehr k gehorsam,.bei welchen ihr wohnt; hütet euch vor eurer bösen angebornen und wilden Art, vor eurer Torheit und Kinderei; unterlaßt das, worüber ihr V gestraft werdet, sonst müßt ihr immerhart geschlagen werden, denn das gebührt den törichten, stolzen und ungehorsamen Kin- dern, wie gleich folgt: · lTorheit steckt den Knaben im Herzen, aber die Rute der Zucht wird sie von ihm treiben. Ferner: m Rute und Strafe giebt Weisheit, aber ein Knabe, sich selbst überlassen, n schändet seine Mutter; dann: Wie man einen Knaben 0 gewöhnt, so läßt hRöU 12, 18. iHebL 12, 12. aSiU 37, 16· hWeislzk S, IS. cSptichm 12, l. dSptich!v. 15, II. eSprichw. «10, 17. kSvrichw. 17, 10. sSprich!«o. 1s, IS. bSiU 213 7. iSkk let. Mose s, 2 As, 4. llä 1Sprich!v. 22, is. mSptschM W, IS. n SVVIGIVJ oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. er nicht davon, wenn er alt-wird. Ferner: Laß nicht ab, den Knaben zu zuchtigen, denn, wenn du ihn mit Ruten hauest, so darf man ihn nicht töten; du hauest ihn mit der Rute, aber du errettest seine Seele von der Hölle; ferner: p Hast du Kinder, so ziehe s1e, und beuge ihren Hals von Jugend auf. Hast, du Töch- ter, so bewahre ihren Leib, und verwöhne sie nicht. sp Ferner: q Wer sein Kind lieb hat, der hält es beständig unter der Rate, damit er nachher Freude an ihm erlebe. Wer sein Kind in der Zucht hält, der wird sich seiner freuen, und darlf sich seiner nicht schäumen bei den Bekannten. Sehet, meine Kinder, solche Bewandtnis hat es mit unge- horsamen Kindern, auf solcheWeise müssen sie von gottesfürchti- gen Eltern auferzogen und unterrichtet werden, die Guten mit Worten, die Bösen mit der Rute; ebenso hat I· Tobias an seinem Sohne gehandelt; auf gleiche Weise ist Susanna von Jugend auf in der Furcht Gottes auferzogen worden; s Abraham wurde es als eine Frömmigkeit zugeschrieben, daß er seine Kinder nach ihm zur Furcht Gottes ermahnen würde. Summa, dies ist der Schluß: t Jhr Kinder, seid euren El- tern in allen Dingen gehorsam, denn das ist dem Herrn gefällig; auch, ihr Eltern, seid nicht bitter gegen sie, damit sie nicht miß- mütig, scheu oder kleinmütig werden. Sehet, meine lieben Kinder, lernet hieraus, was euch ge- ziemt; sehet dabei, welche schwere Last und Schuld der Unter- weisung und Züchtigung christliche Eltern wegen ihrer Kinder auf sich haben. Diejenigen aber, die ihre Kinder in dieser Zucht versäumen und zu gelinde sind, können fich des schrecklichen I« Exempels und des bösen Lohnes an dem Priester Eli erinnern, der um deswil- len durch die Hand Gottes von seinem Stuhle zurücksiel und den Hals brach. Deshalb ist es eine schwere Sache, die Kinder, die stolzvon Natur sind, übelartig aufzuziehem wovon auch V Si- rach sagt: Wer seinem Kinde zu weich ist, der klagt seine Strie- men, und erschreckt, so oft es weint. Ein verwöhntes Kind wird mutwillig, wie ein wildes Pferd; zärtle mit deinem Kinde, so mußt du dich nachher vor ihm fürchten; spiele mit ihm, so wird es dich nachher betrüben; scherze nicht mit ihm, damit du nachher nicht mit ihm trauern müssest, und zuletzt deine Zähne kirren müssen. Laß ihm seinen Willen nicht in der Jugend, und ver- schone oder entfchuld1ge seine Torheiten nicht. Beuge ihm den Hals, weil es noch jung ist; bläue ihm den Rücken, weil es noch klein ist (Er sagt: Bläue ihm den Rücken) damit es nicht hals- starrig und« dir ungehorsam werde. Ziehe dein Kind und laß es nicht müssig gehen, daß du nicht durch dasselbe zu Schanden wer- dest. Seht, welch einen wichtigen Befehl hat der Gläubige über seine Kinder, und auch über die, die ihm wie seine eigenen Kinder anbefohlen sind. Darum, liebe Schäflein, erduldet die gute Züchtigung, und fürchtet euch vor den-Worten, so braucht ihr die harte Grausamkeit nicht auszustehen, sonst müßt ihr sie aber aus- stehen, wie ihr gehört habt. . Sehet hierin, meine Kinder, in dieser angeführten, heiligen Zuchtlehre habe ich mich meiner Pflicht gegen euch«entledigt, ich ermahne euch überhaupt hierin, daß ihr nicht allein in eurer Jugend, sondern auch fernerhin in euren verständigen Jahren dem Rate der w Weisen und Frommen gehorchen wollt, und alle- zeit die Christen liebet, die lieben Kinder Gottes, die heilige Ge- meine, die von allen Völkern für eine Secte gehalten werden, weil sie so fest auf den X lebendigen Gott hoffen. Diesen leben- digen Gott der Gläubigen lernt früh kennen in der Schrist, denn wer zu Gott I! kommen will (sagt der Apostel Paulus), der muß pSirT 7. 25. qSir so, 2. kTokn I, 10. Stil. B. S. s1. Mose is, IV. t End. S, 1. u 1. Saat. 4, m. vSin so, 7. wJolx I, 12. End. s, 27. Apostels. sit. 21. xI. Tini. 4. to. Ihr-be. U. S. 299 glauben, daß er sei, und daß er auch ein Vergelter derer sei, die ihn durch die 2 enge Pforte auf dem schmalen Trübsalswege so sauer suchen. Kurze Anweisung von Gott, um Jhn an seinen beschriebenen Namen, seiner Herrlichkeit, seiner Hände Werk, seinen Wundertaten, seiner Stimme, Allmacht, Allwissenheit kennen zu lernen, daß Er ein erschrecklich» Feind seiner Feinde, aber auch eine treue Nothiilse der Frommen ist, und dergleichen mehr. Der dritte Punkt. Merkt doch, meine einfältigen Kinder, dieser ist eures Ba- ters Gott, der Gott aller Gläubigen von Anfang der Welt bis hierher gewesen, der Gott 8Abels, der Gott Noah, der Gott Abrahams, Jsaaks, Jakobs, Jsraels, der Gott Jesu Christi und aller Heiligen. Dieser ist der Gott, der nicht von Jemandem oder von irgend eines Menschen Händen gemacht oder geehrt worden ist, sondern der Gott, der von b Ewigkeit und vor allen Dingen war, und ewig sein wird, der Gott, von welchem und durch welchen alle Dinge geschafsen und gemacht sind; ja Him- mel, Erde, Meer, und alle Werke, welche darin sind, durch sein Wort, seinen Geist und seine Allmacht. Dieser unser Gott ist gut den Guten und sehr erschrecklich seinen Feinden; Derselbe ist ge- waltig über alle Reiche und Königreiche, und ist ein Herr aller Herren. Dem Herrn ist Niemand gleich.» Du bist groß, und groß ist dein Name, und Du kannst es mit der Tat beweisen. Wer sollte Dich nicht fürchten, Du König der Heiden? Man sollte Dir ja gehorsam sein. Sein Name ist Herrscher, Herr, c Herr Zebaoth, Abrahams, Jsaaks, Jakobs, und der Väter Gott, das ist sein Name. Sein Name ist: d Wunderbar, Rat, Kraft, Held, ewiger Vater und Friedensfürst; Seine Herrschaft ist ·auf Jhm ewiglich. Sein Name heißt e Jmmanuel, das ist, Gott mit uns! Man kann seinen Namen unmöglich ganz aussprechem und darum wird Er auch genannt: kJehova, Schaddai, Adonai, und au«f andere Weise, damit sein «unmöglicher, ungenannter und un- aussprechlicher hoher Name desto vollkommener sei; außerdem wird· er noch genannt: Gerecht, barmherzig guter Gott, Wahr-« heit, Licht, rechte Hand, heiliges verzehrendes Feuer. · Sehet, meine lieben Kinder, hier habt ihr von eures Vaters Gott gehört, von seiner Ewigkeit-der ohne Anfang und Ende ist, von seinen herrlichen hohen Namen in der heiligen Schrift; so wollen lvir denn nun ferner reden von seiner herrlichen, unbe- greiflichen, unermeßlichen Größe, Herrlichkeit und Unsichtbarkeit, von seiner göttlichen Gestalt, Form und« seinem Bilde, gdenn Gott ist ein Geist. Denket, wie großder sein müsse, dessen Stuhl der Himmel, die Erde aber sein Fußschemel ist. Er sieht, Er hört, und ist überall, denn so spricht Er— durch Jeremias, bin ich nicht ein Gott, der nahe ist, und auch fern Meinet ihr, daß fich Jemand so heimlich verbergen könne, daß Jch .ihn nicht sehen. sollte? Bin Jch es nicht, der alles erfüllt, den Himmel und die Erde, spricht der Herr. Und an einem andern Orte bezeugt die Schrift: h Er umfaßt die Himmel mit der Spanne. Als Er wandelte, so regten fich die Berge und die Gruiidsesten der Erde bebten. Wenn Er fich zeigt oder hören läßt, so errsgt Er Furcht und Schrecken unter allen Menschen, wie man 2».’ ose 3 lieset, daß der Dornbusch wie eine Feuerflamme zu brennen schien, als Er Mose zu fich rief, und ihn zum Fürsten über Jsrael machte, um sie aus Egypten zu führen. Und abermals: Als 1 Mose auf dem Berge Sinai mit Gott redete, wo er das Gesetz empfing, so z Mach. 7. U. s I. Mose 4, i. 1. Mose , s. 2. Mose Z, S. Psalm 22, 1. b 1. Mose I, 2. c4. Esdea s, es. sei. S, Z. clJel. S, S. cJeL 7, IS. iPsalm 91, I. gJolx 4, 24. Apostels. 7, 49. hJeL 40, 14. Psalm 18, S. : Z. Mose is, 16 300 Der blutige rauchte der Berg, denn der Herr war herniedergefahren auf den Berg mit Feuer, und sein Rauch ging auf, wie der Rauch von einem Ofen, daß der ganze Berg sehr bebte, und der Posaunen- klang wurde immer stärker mit Donner und Blitz, wovor das Volk kerschrack Selbst Mose erschrack und bebte; Niemand durfte den Berg anrühren, Niemand konnte seine Stimme ertra- gen, ausgenommen Mose, und das doch mit Schrecken Jn sol- cher Weise zeigt sich Gott (sagt Mose), damit ihr seine Furcht vor Augen haben und nicht sündigen mögt. So sagt denn Mose mit Recht: lDer Herr euer Gott ist ein Gott aller Götter, ein Herr über alle Herren, ein großer Gott, mächtig und erschrecklich, der keine Person ansieht, noch Geschenke annimmt. Sehet, meine lieben Kinder, dieser große Gott ist würdig, daßman ihn allein fürchte, m der Leib und. Seele töten kann. Sirach sagt: Sieh, der ganze Himmel allenthalben, das Meer und die Erde beben, Berg und Tal zittern, wenn Er sie heim- sucht; sollte Er denn in dein Herz nicht sehen ?- Ferner: U Gott ist ein Zeuge über alle Gedanken, und er- kennt alle Herzen gewiß, und hört alle Worte, denn der Weltkreis ist voll von dein Geiste des Herrn (er sagt, der Weltkreis ist voll von dem Geiste des Herrn), und der die Rede kennt, ist allent- halben; darum kann der nicht verborgen bleiben, der Unrecht redet. Ja, meine lieben Kinder, Er weiß, wer Jhm zum Scheine und vor den Augen, oder mit ausrichtigem Herzen-dient, denn die Weisheit 0 Gottes ist groß, und Er ist mächtig (sagt Sirach) und sieht alle Dinge, und seine Augen sehen auf diejenigen, die Jhn fürchten, und Er weiß auch«wohl, was Recht getan oder Heuchelei sei; ich sage: Er ist würdig, daß man Jhn fiirchte, sein p Gesetz« wohl bewahre, seine Liebe ausübe, und vor Jhm sehr klein und demütig sei. Das ist es auch, was Er von seinem Volke fordert; leset Mich. S, auch in Mose Gesetze und dem Evan- gelium Christi: Denn Er will Gehorsam und nicht Pracht und Augenbetrug der Opfer, wie wir an c1 Saul ein Exempel haben. Wollt ihr mich denn nicht fürchten (sagt der Herr), der ich dem Meere den Sand zum Ufer setze, davor es bleiben muß? Ach, ach, lieben Kinder! wie gut ist diese Furcht des Herrn, denn sie ist der Weisheit s Anfang; sie ist die Wurzel der Weis- heit, und· ihre Zweige grünen ewiglich. Diese Furcht des Herrn treibt die Sünde aus, denn wer ohne Furcht ist, der kann nicht s gerechtfertigt werden; denn durch die Furcht des Herrn meidet man das Böse. Den Herrn fürchten ist ein Quelle des Lebens, dadurch meidet man die Stricke des Todes, denn die den Herrn fürchten, meine Kinder, gehen auf der rechten Bahn; wer sich aber nicht fürchtet, oder Jhn verachtet, der weicht von seinem Wege. Hieran, und so auch an dem eitlen Ruhme und Wahne der Furcht Gottes, könnet ihr die Furcht Gottes erkennen und wahr· nehmen, und welche gottesfürchtig seien oder nicht. Leset, welche die wahren Gottesfiirchtigen sind: Psalm 1- L, 119, 1L0, Sir. L, 18, und 15, 1 und 16, 1 und 33, 1. Darum ist die Furcht Gottes die Hauptsumma und der Jnhalt aller Bücher. Leset: Pred. 1L, U. Gleichwie ihr nun etwas von der hohen Herrlichkeit Gottes gehört habt, welche wohl wert ist, daß man sich davor sürchtet, so will ich nun auch darüber euch etwas mitteilen, daß Er auch ein unsichtbarer, erschrecklicher und unerbittlicher strenger Rächer und Feind seiner Feinde, dagegen aber auch ein treuer Rothelfer seinen bedrängten Freunden sei, wie geschrieben steht im L. Mose: t Jch bin der Herr dein Gott, ein eifriger Gott, der der Väter Missetat an ihren Kindern heim- kApostelg. 7, sL. is. Mose 10, 17. sie-But. 12, S. Sir. IS, is. n Weish 1, b, IS. oSir. 1S, 25. QMicha S, s. Cl. Sam. is, 22. tSir. 1, is. s Sprichw IS, 6 und U, 2, 27. t Z. Mose L0, E. s. Mose Z, s. Schauplatp sucht bis ins dritte und vierte Glied derer, die mich hassen; und abermals: Jch tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich lieb haben und meine Gebote halten, sagt Er. Sehet auch Gottes Wunderwerk in Egypten an U Pharao, der den Kindern Jsrael Leid anthat, wie ihnen Gott-um deswillen auch wieder Leid zufügte, und ihr Land mit vielem Mißgeschick plagte, wie Gott zuletzt seinem Volke daraus geholfen, ihnen einen trockenen Durchgang durchs rote Meer verschafft, und mit einer dunkeln Wolkensärile sie von Pharao unterschieden und beschützt habe, den Pharao aber mit seiner Menge durch ein himmlisches Geräusch in der Luft erschreckt, und sie alle im roten Meere ertränkt habe, als ein Gott von großer: Macht. Als nun Jsrael durch das rote Meer und in der Wüste war, » kam der V König Amalek, ihnen Leid anzutun, dem. widerstand Gott selbst, doch durch Josua, so daß der Feind mit den Seinigen geschlagen und zu Grunde gerichtet wurde. W Desgleichen tritt Gott noch einmal zu Josuas Zeiten mit Hagelsteinen; Jrael aber mit dem Schwerte, Sonne und Mond standen still zum Dienste den ganzen Tag; der Streit währte lange; ja Gott hat auch vom Himmel wider X Sifera gestritten, und die Sterne strit- ten in ihrem Laufe. Auch zu einer andern Zeit, als J« Samaria von den Syrern belagert wurde, stritt Gott für Samaria, und er- schreckte die Feinde durch ein Geräusch in der Luft während der Nacht, wie von Degen, Reitern und Schaaren, so daß sie flohen und Alles zurückließen » Ebenso liest man auch von Serach, dem 2 Mohren und den tausendmaltausenden seines Volks, von denen nicht einer davon gekommen ist; ebenso auch die Kinder Ammon und Moab aus Syrien, die Jsrael verfolgten; Gott stritt für Israel, Jsrael aber stand still, und Gott bewirkte, daß sich die Feinde unter einander zu Grunde richteten. Ebenso liest man auch von a Gideon, Gott bewirkte, daß der Feinde, der Midianiten, Schwerter gegen einander stritten, wo- durch sie sich, durch Gottes Schickung, selbst zu Grunde richteten. Sehet, meine lieben Kinder, welch ein unsichtbarer erschreck- licher Feind seiner Feinde, und ein treuer siegreicher Vertheidi- ger seiner Freunde Er sei, denn, wenn sein Volk in den Streit zog, mit Gottes Verwilligung, selbst wenn sie weder Bogen, Pfeil, SchiId noch Schwert hatten, so stritt Gott für sie und er- hielt das b Feld. Niemand konnte diesem Volke Schaden tun, ausgenommen, wenn sie von den Geboten des Herrn, ihres Gottes abwichen; alsdann übergab sie Gott denHänden des Feindes. Wir haben einen Gott der hilft, und einen Herrn Zebaoth, der von dem Tode erlöst; auf solche Weise rühmen die Heiligen die Hülfe Gottes. Als das Volk Gottes vormals von bösen Völkern und Königen mit Krieg iiberzogen wurde, und mit Vertrauen diesen ihren Gott um Beistand anrief, sieh, da sandte ihnen Gott nur einen Engel zu Hülfe, derselbe konnte alles bewirken, und wich nicht vor Tausenden. Leset L. Kön. 19, 35, Jes 37, 36, ferner leset L. Macc. 11, 10. Auch liest man von den fünf Engeln Gottes, die mit güldenen Zäumen zu Pferde stritten, und welches große Werk sie ausrichteten, leset L. Macc. 10, L9. Nach So- dom sandte Gott zwei Engel, die Bösen zu verderben und die Guten zu bewahren. Hiervon leset L. Macc. 1L, Richter 7, LL, l. Sam. 14, L0 und 17, 5L, L. Chronik L0, L3. Sehet, meine lieben Kinder, die Treue Gottes für sein Volk und seine Rache an den Bösen, wie ihr gehört habt, findet man in unzähligen Beispielen; auch findet man eine Menge Bei- spiele in der heiligen Schrift, welche uns zur Stärkung hinter· u2. Mose 18, 14. v2. Mose 17, S. wJvL 10, A. xRichtet s, W. y2. Kön. 7, c. z2. Chronik 1.4, 2 und L0, IS. aRichtek 7, 1ö. b 1.·Su111. U, 20.