Biblische Urgeschichte - Teil 09/10 - Auf den Spuren der Patriarchen - Das Leben Josefs - Teil 1/2

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage Herznach 1999

1. Mose 37, 1 - 1. Mose 41, 57

 

In unserer Serie über das erste Buch Mose kommen wir jetzt zum letzen Teil, dem Leben Josephs, Kapitel 37-50. Man kann gerade an dieser Geschichte so wunderbar illustrieren, wie vielfältig und wie reich und wie gewaltig Gottes Wort ist. Viele von uns kennen die Josephsgeschichte aus der Sonntagsschule oder von zu Hause aus dem Kleinkindalter. Das war doch eine Geschichte, die uns immer auf ganz besondere Art und Weise berührt und angesprochen hat. Dies ist einfach eine Geschichte für Kinder, aber nicht nur. Jetzt machen wir einen Bibelstudientag mit Erwachsenen und uns beschäftigt das gleiche Thema. Und es gibt Ägyptologen, die sich mit der Josephsgeschichte auseinandersetzen, weil es gerade für die Ägyptologie so viel Interessantes darin gibt. Wir können also in jedem Alter, aus jedem Spezialgebiet und aus verschiedensten Interessen heraus, an diese Geschichte herangehen, und bekommen überall Nahrung. Die Bibel ist eben nicht für eine bestimmte Gruppe geschrieben worden, sondern es ist ein Buch, das Gott der ganzen Menschheit geschenkt hat.

Wir wollen uns zunächst ein paar Gedanken machen über die heilsgeschichtliche Bedeutung Josephs. Und zwar ist es so, dass die Josephsgeschichte etwa dreihundert Hinweise auf den Messias Jesus enthält. Das ist eigentlich gewaltig. Es gibt im Alten Testament etwa 300 direkte Prophezeiungen auf den kommenden Messias, die sich in dem ersten Kommen Jesu vor 2.000 Jahren buchstäblich erfüllt haben. Aber in der Josephsgeschichte haben wir bildliche Hinweise durch Parallelen und eben etwa genau gleich viele. Stephanus zitierte vor dem Sanhedrin aus der Josephsgeschichte und so lesen wir die Josephsgeschichte in Kurzfassung im Neuen Testament. Das war also kurz nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

Apostelgeschichte 7, 9-16: «Und die Patriarchen, neidisch auf Joseph, verkauften ihn nach Ägypten. Und Gott war mit ihm und rettete ihn aus allen seinen Drangsale und gab ihm Gunst und Weisheit vor dem Pharao, dem König von Ägypten. Und er setzte ihn zum Verwalter über Ägypten und sein ganzes Haus. Es kam aber eine Hungersnot über das ganze Land Ägypten und über Kanaan und eine große Drangsal. Und unsere Väter fanden keine Speise. Als aber Jakob hörte, dass in Ägypten Getreide sei, sandte er unsere Väter zum ersten Mal aus. Und beim zweiten Mal wurde Joseph von seinen Brüdern wiedererkannt. Und dem Pharao wurde das Geschlecht Josephs offenbar. Joseph aber sandte hin und ließ seinen Vater Jakob holen und die ganze Verwandtschaft an die 75 Seelen. Jakob aber zog hinab nach Ägypten und starb, er und unsere Väter und sie wurden nach Sichem hinübergebracht und in die Grabstätte gelegt, welche Abraham für eine Summe Geldes von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, kaufte.»

Nun, warum zitiert Stephanus die Josephsgeschichte vor dem Sanhedrin? Aus einem ganz bestimmten Grund! Man meint vielleicht beim oberflächlichen Durchlesen, dass Stephanus einfach die ganze biblische Geschichte von Abraham weg bis auf seine Zeit erzählt. Das ist aber zu oberflächlich. Er hat die Geschichte so erzählt, um immer wieder das Prinzip zu zeigen, wie Auserwählte Gottes verworfen worden sind. Und nun ist dies zum Höhepunkt gekommen in Vers 51, zum Höhepunkt in der Verwerfung des Messias. Da sagt er dem Sanhedrin unter der Führung des Hohenpriesters: «Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren. Ihr widerstreitet alle Zeit dem Heiligen Geist. Wie eure Väter, so auch ihr». So wie ihre Väter damals Joseph verworfen haben, so haben sie jetzt auch Jesus verworfen.

Und er erzählt auch die Geschichte wie Mose von seinen Brüdern verworfen worden ist, als er ihnen helfen wollte, so dass er in ein fernes Land fliehen musste. Ihr macht das Gleiche nochmals, sagt er, und er fährt weiter: «Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten (also des Messias) zuvor verkündigten. Dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid.» Und die Reaktion in Vers 54: «Als sie aber dies hörten wurden ihre Herzen durchbohrt und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn.» Also die Josephsgeschichte wird zitiert, um die Parallele zur Verwerfung des Messias aufzuzeigen.

Nun wollen wir die Hauptlinien zunächst in der Übersicht uns anschauen. So wie Joseph, der geliebte Sohn des Vaters war, so war der Sohn Gottes von Ewigkeit her in liebender Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater. So wie Joseph vom Vater zu den Brüdern gesandt wurde, so wurde der Sohn Gottes zum Volk Israel gesandt. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 15, 24 ganz klar, dass seine Sendung für Israel war. «Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.» Wie Joseph wurde der Jude Jesus von Nazareth von jüdischen Brüdern gehasst und verworfen. Das wird beschrieben in der Leidensgeschichte Matthäus 26-27. Wie Joseph wurde auch Er, der Herr Jesus, den Heiden überliefert. Josephs Brüder haben ihn den Heiden verkauft und Matthäus 27, 2 zeigt uns, wie der Sanhedrin den Herrn Jesus den Römern übergeben hat. Wie Joseph auch von den Heiden verworfen wurde, so wurde der Herr Jesus von den Römern verworfen. Die midianitischen Kaufleute haben Joseph als Sklaven verkauft nach Ägypten; für sie war er nicht mehr als ein Sklave. Und in Ägypten selbst wurde Joseph auch verworfen und kam ins Gefängnis. Ganz wichtig: Bei der Kreuzigung ist es so, dass Juden und Heiden den Messias verworfen und somit ans Kreuz gebracht haben. Und darum ist das ganze Gerede, die Juden hätten den Messias gekreuzigt, einfach Unsinn. Das ist nur die halbe Wahrheit und eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge. Es waren nicht die Juden, sondern Juden und Heiden.

Joseph kam in eine tiefe Grube und in Ägypten dann ins Gefängnis. Doch er kam wieder heraus. Jesus kam, nachdem er ermordet worden war, ins Grab, aber am dritten Tag kam er lebendig als Sieger wieder heraus, Matthäus 27, 57ff. Wie Joseph zum Herrscher über das heidnische Ägypten aufstieg, während seine Brüder nichts mehr von ihm wussten, so wurde Jesus in den vergangenen 2.000 Jahren Herr von Millionen Heiden in aller Welt. Und zwar in einer Zeit, wo das jüdische Volk zum größten Teil gegenüber dem Messias verstockt war.

In Jesaja 49, 6 sprach Gott zu dem Messias: «Es ist zu gering, dass du mein Knecht seiest um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten aus Israel wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht für die Heiden gesetzt, damit du mein Heil seiest bis an das Ende der Erde!» Ich lese  noch Vers 7 dazu, weil in der rabbinischen Literatur dieser Vers ausdrücklich auf den Messias bezogen wird: «So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem von jedermann Verachteten, zu dem Abscheu der Nation, zu dem Knecht der Herrschenden: Könige werden es sehen und aufstehen und Fürsten anbetend niederfallen um des HERRN willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich auserwählt hat.» Also der Messias hatte den Auftrag, ein Licht zu sein für die Heidenvölker über Israel hinaus.

Und das ist genau geschehen vor 2.000 Jahren. Das Evangelium von Jesus Christus hat alle fünf Kontinente erreicht, es ist zu jeder Nation der Welt gekommen. Es gibt Bibelübersetzungen, zumindest Teile davon, in über 2.200 Sprachen. Es gibt Evangeliumsbotschaften auf Kassette in über 5.000 Sprachen und Dialekten. Und wenn ich sage, Millionen von Heiden haben ihn als Herrn angenommen, dann muss ich sagen, dass man allein in China heute mit etwa 80 Millionen bibeltreuen Christen im Untergrund rechnet. Und was ist geschehen durch die 2.000 Jahre hindurch? Natürlich hat es auch Millionen von Namenschristen gegeben, aber durch die Jahrhunderte hindurch hat es auch Millionen von echten Nachfolgern des Messias gegeben. Und die Apostelgeschichte endet ganz interessant. Nachdem drei Jahrzehnte Mission beschrieben worden sind, sagt Paulus zu führenden Juden in Rom: «So sollt ihr nun wissen, dass das Heil Gottes zu den Heiden gesandt ist; und sie werden auch hören!» Das wurde geschrieben im Jahr 62 nach Christus.

Die Apostelgeschichte endet mit einem offenen Schluss, denn Paulus wartet ja hier auf die Verhandlung vor dem Kaiser. Aber die wird gar nicht mehr beschrieben. Man erwartet eine Fortsetzung. Die Fortsetzung ist gekommen: Durch 2.000 Jahre Weltmission. Sie werden hören, hieß es ja. Also den Heiden ist in den vergangenen zwei Jahrtausenden diese Botschaft von dem Messias gebracht worden. Und Millionen sind seine Untertanen geworden, während die Masse des jüdischen Volkes den Messias nicht erkannte. Im ersten Jahrhundert gab es allerdings Zehntausende von Juden, die den Messias erkannten und anerkannten. In den weiteren Jahrhunderten war das aber nicht mehr so. Eine Wende ist aber wieder eingetreten seit dem 19. Jahrhundert, in dem wieder Tausende von Juden zum Glauben gekommen sind. Das hat sich fortgesetzt im 20. Jahrhundert und hat sich sogar noch gesteigert.

Nun, nächster Punkt. So wie es nach der Verwerfung Josephs mit Juda geistlich in die Tiefe ging (1. Mose 38), so ging es nach der Verwerfung des Messias mit dem Stamm Juda dramatisch abwärts. In die Josephsgeschichte ist ein eigenartiges Kapitel eingeflochten, das die moralischen Irrwege Judas beschreibt. Dieses Kapitel kommt gerade nach der Verwerfung Josephs. Und wenn wir an die Irrwege denken, die das jüdische Volk durch 2.000 Jahre gegangen ist, von Ghetto zu Ghetto und von Stadt zu Stadt wandernd, entspricht dies dem Weg von Juda.

Wie Josephs Brüder später in große Drangsal kamen – und wir haben diesen Ausdruck wörtlich so gefunden in Apostelgeschichte 7 – so wird noch in der Zukunft Israel in größte Bedrängnis geraten. Ich habe hier verwiesen auf Jeremia 30, 7, wo gesprochen wird über die Drangsal Jakobs. Das ist das Gleiche wie in Matthäus 24, 21. Jeremia 30, 7-9: «Wehe! Denn groß ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich und eine Zeit der Drangsal ist es für Jakob; aber er wird aus ihr errettet werden! Und es soll geschehen an jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, dass ich sein Joch von deinem Hals wegnehmen und zerbrechen werde und deine Fesseln zerreiße, so dass Fremde ihn nicht mehr knechten sollen; sondern sie werden dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will.» Der Ausdruck «König David» wird in der rabbinischen Literatur erklärt als ein Titel für den Messias. Wir lesen noch ein bisschen weiter: «Darum fürchte dich nicht, du, mein Knecht Jakob, spricht der HERR, und erschrick nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich aus einem fernen Land erretten und deine Nachkommen aus dem Land ihrer Gefangenschaft, und Jakob wird zurückkehren, ruhig und sicher sein, und niemand wird ihn aufschrecken! Denn ich bin mit dir, spricht der HERR, um dich zu erretten; denn ich will allen Heidenvölkern, unter die ich dich zerstreut habe, ein Ende machen; nur dir will ich nicht ein Ende machen, sondern dich nach dem Recht züchtigen; doch ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.» Das jüdische Volk soll zurückkehren ins Land und dann werden sie den Messias erkennen und ihm dienen.

So wie Josephs Brüder den einst Verworfenen in einer dramatischen Szene wiedererkannten, und sich vor ihm beugten, so wird Israel, das heißt der übriggebliebene gläubige Überrest der Zukunft, den Messias Jesus erkennen und in Reue umkehren. Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sacharja 12, 10-14: «Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen Sohn, und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen. An jenem Tag wird es eine große Klage geben in Jerusalem, wie die Klage in Hadad-Rimmon war in der Ebene von Megiddo. Und das Land wird klagen, jedes Geschlecht für sich; das Geschlecht des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich, das Geschlecht des Hauses Nathan für sich und ihre Frauen für sich; das Geschlecht des Hauses Levi für sich und ihre Frauen für sich, das Geschlecht der Simeiter für sich und ihre Frauen für sich; ebenso alle übrigen Geschlechter, jedes Geschlecht für sich und ihre Frauen für sich.»

Nach Vers 1 spricht in diesem Kapitel Jahwe, der HERR, der Ewige. Und in Vers 10 sagt er: Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben. Der Talmud sagt zu dieser Stelle, das ist auf den Messias bezogen. Das sagt sogar der Talmud, interessant, im Traktat Sukah 52A. Dann heißt es aber plötzlich im gleichen Satz und werden über ihn wehklagen. Das ist doch eigenartig. Jetzt wird plötzlich in der 3. Person gesprochen über den, der durchbohrt worden ist. Aber es spricht immer noch Jahwe, denn Vers 1 sagt ja ausdrücklich, Ausspruch des Wortes Jahwes über Israel: Es spricht Jahwe, der den Himmel ausspannt und die Erde gründet usw., Er spricht. Aus dieser Stelle erkennen wir alttestamentlich, dass in Jahwe mehr als eine Person ist. Zuerst spricht die Person, die der Messias selbst ist: «Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.» Und dann spricht eine andere Person aus der Gottheit und sagt «sie werden über ihn wehklagen». Genau so wie diese gestandenen Männer, die Brüder Josephs, zusammenbrachen und angefangen haben zu weinen, als sie Joseph wiedererkannten. Und so heißt es auch so wunderbar in Sacharja 13, 6: «Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen? Dann wird er sagen: Es sind die Wunden, mit denen ich geschlagen worden bin im Hause derer, die mich lieben.» Jetzt lieben sie ihn.

Und noch ein letzter Punkt. So wie Joseph schließlich über Ägypten und über seine Brüder geherrscht hat, so wird der Messias Jesus im 1.000-jährigen Reich über die Völker der Welt und über Israel herrschen. Nun das sind so die Hauptpunkte, die Hauptlinien der Josephsgeschichte und jetzt innerhalb dieser Hauptlinien findet man noch so viele weitere Parallelen, dass man am Schluss auf ungefähr 300 kommt.

Nun ein weiterer Punkt, der uns hilft, die Josephsgeschichte in ihrer heilsgeschichtlichen Bedeutung besser zu erfassen. Wenn es um das Thema Messias geht, so finden wir zwei verschiedene Darstellungen im Alten Testament. Es gibt Stellen, die sprechen über einen herrschenden Messias und andere, die sprechen von einem leidenden Messias. Als Beispiel lesen wir Daniel 7, 13. Das war eine Stelle, die zu der Zeit Jesu sehr populär war. Jeder wusste, wer der Menschensohn aus Daniel 7, 13 ist, das ist der Messias. «Ich schaute in Gesichten der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn. Und er kam zu dem Alten an Tagen und wurde vor denselben gebracht. Und ihm wurde Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum gegeben. Und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.» Das ist der Messias. Er kommt mit den Wolken des Himmels.

Aber andere Stellen beschreiben ihn ganz anders. Jesaja 53 beschreibt ihn als einen Leidenden und Verworfenen. Ich lese aus Jesaja 53, 2: «Er hatte keine Gestalt und keine Pracht und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet und wir haben ihn für Nichts geachtet. Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.»

Die verwendete Vergangenheitsform ist ein Kunstgriff der hebräischen Propheten, so wird der Kommende beschrieben. Im babylonischen Talmud, das ist der verbindliche Talmud im Judentum, in Sanhedrin 98 B steht: Was ist der Name des Messias? Und dann wird die Antwort gegeben: Der Aussätzige, denn es steht geschrieben:..- und dann wird auf Jesaja verwiesen. Und zwar haben wir doch gelesen hier in Vers 4: Und wir, wir hielten ihn für bestraft, «nagua» auf hebräisch. Das Wort nagua wird verwendet, wenn jemand mit der Strafe des Aussatzes geschlagen ist. Und sie nehmen den Namen des Messias hier aus Jesaja 53, 4, was also deutlich macht, dass die alten Rabbiner dieses Kapitel hier messianisch ausgelegt haben. Erst im Mittelalter haben die großen Kommentatoren, wie Raschi, Abrabanel und andere, die Interpretation geändert und sie haben gesagt: Im Gegensatz zu den früheren Rabbinern sehen wir in diesem Kapitel das leidende Volk Israel und nicht den Messias. Das ist die verbreitete Auffassung heute im Judentum.

Aber man kann dann gut argumentieren nach Vers 8. Dort heißt es: «Wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.» Er wird also unterschieden von dem Volk Gottes, was bedeutet, dass er nicht Israel sein kann. Er ist ein anderer, der für Israel leidet. Und dann kann man im Gespräch mit Juden auch noch argumentieren: „Ja, gehst du denn nicht nach dem alten offiziellen Judentum? Die haben das ja so gesehen. .“ Übrigens noch ein Zitat aus dem 16. Jahrhundert von Rabbi Alschesch über Jesaja 53. Da heißt es: „Unsere alten Rabbinen haben auf das Zeugnis der Tradition hin angenommen, dass hier die Rede vom König Messias ist. Daraus nehmen auch wir, ihnen folgend, an, dass für das Subjekt dieser Weissagung David, das ist der Messias, gehalten werden müsse, wie dies offenbar ist.“ Also klarer kann man das ja nicht mehr sagen. Das war also bekannt. Jesaja 53 der leidende Messias, Daniel 7 der herrschende Messias.

Man hat zwar einen Konflikt gehabt, oder mehr als einen, zum Beispiel mit Sacharja 9, 9. Das wusste auch jeder. Da wird der Messias beschrieben und zwar heißt es so: «Frohlocke laut, Tochter Zion, jauchze Tochter Jerusalem, siehe, dein König wird zu dir kommen, gerecht und ein Retter ist er. Demütig und auf einem Esel reitend und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin.» Jetzt haben wir in Daniel 7 gelesen, der Messias kommt mit den Wolken des Himmels, der Menschensohn. Und hier lesen wir, er kommt auf einem Esel. Und die Rabbiner haben sich gefragt: Wie kommt er denn nun? Und sie haben gesagt: Vielleicht sind das zwei Möglichkeiten. Wenn Israel würdig ist und sich nach der Torah ausrichtet, dann kommt er mit den Wolken des Himmels. Wenn Israel unwürdig ist, dann kommt er auf dem Esel.

Nun man hat natürlich sehr viel darüber nachgedacht, über diese verschiedenen Beschreibungen, und so hat sich auch eine sehr bekannte rabbinische Auslegungstheorie der zwei Messiasse in der jüdischen Theologie herausgebildet. Man hat erklärt: Den herrschenden Messias, den nennen wir «maschiach ben david», denn der Messias sollte ja nach Jeremia 23, 5 und Psalm 132 und anderen Stellen von David abstammen. Sie haben dann den anderen, den leidenden Messias «maschiach ben joseph» genannt. Dieser Name passt ja auch sehr gut. Joseph hat viel gelitten, er war ein Mann der Leiden. Sie haben also diese zwei verschiedenen Personen für sich auseinandergehalten.

Nun, wie erklärt das Neue Testament dieses Problem? Ganz einfach: Es ist ein Messias, der in zwei Phasen erscheinen sollte. Beim ersten Mal kam er an Palmsonntag auf einem Esel und tatsächlich war die Masse des Volkes damals nicht würdig. Denn fünf Tage später hat die gleiche Volksmenge im gleichen Jerusalem geschrien: Kreuzige ihn! Aber einmal in der Zukunft wird der Messias wiederkommen in Herrlichkeit mit den Wolken des Himmels. Und dann wird der bekehrte gläubige Überrest ihn erwarten. In der großen Drangsal werden sie eine tiefe Sehnsucht nach ihm bekommen und dann sind sie würdig und er kommt mit den Wolken des Himmels ihnen zur Rettung.

Der Herr Jesus erklärte selber den Emausjüngern nach seiner Auferstehung aus dem Alten Testament alles, was ihn betraf. Da wäre ich gerne mitgelaufen! Das muss etwas Gewaltiges gewesen sein. Und ich lese aus Lukas 24, 25: «Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und trägen Herzens zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und von Mose und allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.» Er zeigt, zuerst geht der Messias durch Leiden und dann kommt die Herrlichkeit. Und genau das lehrt uns die Josephsgeschichte. Zuerst musste Joseph leiden, erst dann konnte er herrschen. Ich lese noch aus 1. Petrus 1, 10 wo wir interessante Einblicke in seelischen Tiefen der alttestamentlichen Propheten bekommen. Petrus spricht über die Errettung und sagt über welche Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten.

Da heißt es also: «Wegen dieser Errettung haben die Propheten gesucht und nachgeforscht, die von der euch zuteil gewordenen Gnade geweissagt haben. Sie haben nachgeforscht, auf welche und was für eine Zeit der Geist des Christus in ihnen hindeutete, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgenden Herrlichkeiten zuvor bezeugte. Ihnen wurde geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern uns dienten mit dem, was euch jetzt bekanntgemacht worden ist durch diejenigen, welche euch das Evangelium verkündigt haben im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt wurde - Dinge, in welche auch die Engel hineinzuschauen begehren.»

Aber die Propheten haben auch bei vielen Dingen nicht verstanden, wie sie das zeitlich einordnen sollen. Und so haben sie viel darüber nachgedacht und studiert, auf welche Zeit die Dinge, welche der Geist Christi ihnen kundtat, hindeutete. Wie wir sehen, war für sie nicht alles klar, aber sie haben nachgeforscht und haben eben diese zwei Phasen des zeitlichen Ablaufs unterschieden.

Nun ist ja folgendes noch interessant: Der Herr Jesus ist als Sohn der Maria, die ja direkt von David abstammt, ein direkter Nachkomme von David. Und so können wir sagen, dass er tatsächlich der «maschiach ben david» ist. 2. Tim. 2, 8 betont nochmals, dass Jesus Christus aus dem Samen Davids ist. Biologisch stammt er durch die Jungfrau Maria von David ab. Joseph stammte auch von David ab, aber aus einer anderen Linie, nämlich aus der königlichen Linie Salomo. Marias Linie kommt aus der Linie des Bruders Salomos, nämlich Nathans. Nun hat Joseph Maria geheiratet und dadurch ist er, juristisch gesehen, Vater des Messias geworden. Mit anderen Worten Jesus war «maschiach ben joseph». Und so steht das in Johannes 1, 45. Da wird der Messias entdeckt von Juden. Eine ganz ergreifende Stelle.

Ich lese ab Vers 44: «Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus. Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von Nazareth.» Was hat er gesagt? Wir haben gefunden «maschiach ben joseph». Wir haben Jesus, den Sohn Josephs, gefunden. Also in ihm ist alles das erfüllt. Nun wenn wir dieses alles vor uns haben, können wir jetzt auf ganz neue Art an die Josephsgeschichte herantreten.

Wir kommen jetzt also zur Geschichte Josephs, die wir in vier Phasen unterteilen werden:

-     Joseph in Kanaan: Der zum Erstgeborenen erwählte, geliebte Sohn des Vaters (1. Mose 37; Dauer 17 Jahre)

-     Joseph in Ägypten: Sklave und Gefangener (1. Mose 39-40; Dauer 13 Jahre)

-     Joseph in Ägypten: Herrscher über Ägypten (1. Mose 41-45; Dauer 9 Jahre)

-     Joseph in Ägypten: Herrscher über Ägypten und Israel (1. Mose 46-50; 71 Jahre)

 

Wir gehen zur ersten Periode, Kapitel 37. Ich lese mal ein paar Verse, 37, 1: «Und Jakob wohnte in dem Lande, in welchem sein Vater als Fremdling geweilt hatte, im Lande Kanaan. Dies ist die Geschichte Jakobs: Joseph, 17 Jahre alt, weidete die Herde mit seinen Brüdern. Und er war als Knabe bei den Söhnen Bilhas und bei den Söhnen Silphas, den Frauen seines Vaters. Und Joseph hinterbrachte ihrem Vater die üble Nachrede von ihnen und Israel hatte Joseph lieber als alle seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters war. Und er machte ihm einen langen Leibrock und als seine Brüder sahen, dass der Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder, da hassten sie ihn und vermochten nicht, ihn zu grüßen. Und Joseph hatte einen Traum und teilte ihn seinen Brüdern mit. Und sie hassten ihn noch mehr. Und er sprach zu ihnen: ‚Höret doch diesen meinen Traum, den ich gehabt habe. Siehe, wir banden Garben auf dem Feld und siehe, meine Garbe richtete sich auf und blieb auch aufrecht stehen. Und siehe, eure Garben waren ringsum und verneigten sich vor meiner Garbe.’ Da sprachen seine Brüder zu ihm: ‚Solltest du gar König über uns sein, solltest du gar über uns herrschen?’ Und sie hassten ihn noch mehr um seiner Träume und seiner Worte willen.

Und er hatte noch einen anderen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern und sprach: ‚Siehe, noch einen Traum habe ich gehabt. Und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne bückten sich vor mir.’ Und er erzählte dies seinem Vater und seinen Brüdern. Da schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: ‚Was ist das für ein Traum, den du gehabt hast? Sollen wir gar kommen, ich und deine Mutter und deine Brüder, um uns vor dir zur Erde niederzubeugen?’ Und seine Brüder waren eifersüchtig auf ihn, aber sein Vater bewahrte das Wort. Und seine Brüder gingen hin, um die Herde ihres Vaters zu weiden zu Sichem. Israel sprach zu Joseph: ‚Weiden nicht deine Brüder zu Sichem? Komm, dass ich dich zu ihnen hinsende.’ Und er sprach zu ihm: ‚Hier bin ich.’ Und er sprach zu ihm: ‚Geh doch hin, sieh nach dem Wohlergehen deiner Brüder und nach dem Wohlergehen der Herde und bringe mir Antwort.»

Nun, wir sehen hier Joseph als geliebter Sohn des Vaters. Und wir müssen uns folgendes klar überlegen: Jakob hatte folgendes Ziel: Joseph sollte das Erstgeburtsrecht bekommen und nicht der erstgeborene Ruben. Das hat einen bestimmten Grund. In 1. Mose 35, 22 sehen wir, welch schlimme Schandtat Ruben begangen hat, die Blutschande mit Bilha. Darum sollte Ruben das Erstgeburtsrecht verlieren. Nun und wer sollte Erstgeborener werden? Joseph war der erste Sohn von Rahel. Also war Joseph ein Erstgeborener. Und nun wollte Jakob das Erstgeburtsrecht von Ruben ben Lea dem Joseph ben Rahel übergeben. Das ist gar nicht so willkürlich, oder. Und das ist auch der Grund, warum er ihm das herrliche Gewand gemacht hatte. Das sollte ihn als Erstgeborenen auszeichnen. Aber das haben die Brüder nicht akzeptiert und sie haben ihn gehasst. Es geht hier primär um ein familienrechtliches Problem: Wer ist Erstgeborener und wer hat damit auch ein höheres Erbrecht? Das hat er Ruben zu Recht weggenommen und er wollte es Joseph geben.

Dieser Plan wurde von Gott bestätigt durch Josephs Träume. Das ist die göttliche Bestätigung von Jakobs Absicht, Joseph zum Erstgeborenen zu machen. Aber seine Brüder hassten ihn aus Neid, genau so, wie wir das in den Evangelien finden in Bezug auf Jesus Christus. Wir lesen, dass sogar Pilatus realisiert hatte, dass er aus Neid überliefert worden ist. Sie haben seine Herrschaft abgelehnt.

Joseph wurde zu ihnen gesandt und da fassten sie den Plan, ihren ungeliebten Bruder umzubringen. Aber wegen Rubens Intervention verkauften sie ihn schließlich an midianitische Kaufleute für 20 Silberlinge. Es ist interessant, dass ausgerechnet Ruben, der das Erstgeburtsrecht abgeben musste, die Ermordung nicht wollte. Wir haben auch da eine Parallele: Im Sanhedrin gab es keine Einmütigkeit über die Ermordung des Messias. Ein Nikodemus hat gesagt: Ist das nach unserem Recht? Das ist gar nicht nach dem Gesetz. Zuerst muss man den Angeklagten selber anhören, Johannes  7. Also auch hier ist eine Parallele zur Intervention von Ruben zu sehen.

Er wurde verkauft für 20 Silberlinge, der Herr Jesus wird verkauft für 30 Silberlinge. Das war übrigens nach dem Gesetz Mose der Preis für einen toten Sklaven, nicht für einen lebenden. Das ist nämlich die Haftpflichtzahlung nach 2. Mose 21, 32. Und für diesen Preis, da ist ein ganz übler Unterton drin, dass nämlich der Sanhedrin, das heißt der Hohepriester und die mit ihm waren, Judas ausgerechnet 30 Silberlinge geben wollten. Sie hätten ihm ja auch 29 geben können oder 31, aber sie haben genau 30 gewählt, den Preis für einen toten Sklaven. Ein ganz bösartiger Unterton steckt in diesem Detail. Also das Vorbild für 20 Schekel und die Erfüllung für 30 Schekel.

Diese Midianiter verkauften ihn nach Ägypten, Vers 36. Und so wie Jakob einst seinen erblindeten Vater Isaak brutal betrogen hatte, so betrogen ihn auch seine Söhne. Wir lesen Vers 31: «Und sie nahmen den Leibrock Josephs und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Leibrock in das Blut. Und sie schickten den langen Leibrock hin und ließen ihn ihrem Vater bringen und sagen: ‚Dieses haben wir gefunden. Erkenne doch, ob es der Leibrock deines Sohnes ist oder nicht.’ Und er erkannte ihn und sprach: ‚Der Leibrock meines Sohnes. Ein böses Tier hat ihn gefressen. Joseph ist gewisslich zerrissen worden.’ Und Jakob zerriss seine Kleider und legte Sacktuch um seine Lenden und trug Leid um seinen Sohn viele Tage. Und alle seine Söhne und alle seine Töchter machten sich auf, um ihn zu trösten. Aber er verweigerte es sich trösten zu lassen und sprach: ‚Denn Leid tragend werde ich zu meinem Sohn hinabfahren in den Scheol.’ Und sein Vater beweinte ihn.»

Das ist dramatisch wie sich das in der Familie weiter fortgesetzt hat, dies Betrügen. Interessant: Sie nehmen ihm seinen Leibrock ab und so wurde auch dem Herrn Jesus dieser vollständig durchgewebte Leibrock abgenommen vor seiner Hinrichtung. Noch so nebenbei als Bemerkung: Dieser Leibrock ohne Naht hat eine besondere Bedeutung, denn nur Priestergewänder wurden im damaligen Judentum so hergestellt. Also der Herr Jesus trug ein Gewand, das an das Priestergewand erinnerte und so ging er nach Golgatha um das Opfer für uns zu werden.

Wir kommen jetzt zur zweiten Periode. Wie gesagt Kapitel 38, die Irrwege Judas, ist ein Klammerkapitel, das aber seine Bedeutung hat, wie wir gesehen haben. Jetzt kommt die zweite Periode in den Kapiteln 39-40. Joseph kommt nach Ägypten, wird von Potiphar, einem hohen Beamten des Pharao, gekauft. Und der HERR stellt sich voll hinter Joseph. Vers 2: «Und der HERR war mit Joseph. Und er war ein Mann, dem alles gelang. Und er war im Haus seines Herrn, des Ägypters. Und sein Herr sah, dass der HERR mit ihm war und dass der HERR alles, was er tat, in seiner Hand gelingen ließ.» Gott stellt sich zu Joseph in all seiner Not. Und so kommt Segen über ihn, ihm gelingt alles. Das erinnert an Psalm 1: Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gesetzlosen usw. Und auch dort wird dann gesagt, dass diesem Mann alles gelingt.

Nun kommt aber alles sehr überraschend anders. Die Frau Potiphars will wiederholt Joseph verführen zum Ehebruch. Joseph geht aber nie darauf ein. Es kommt zu einem Höhepunkt, zu einem totalen Eklat. Vers 39, 10: «Und es geschah, als sie Joseph Tag für Tag ansprach und er nicht auf sie hörte, bei ihr zu liegen, geschah es an einem solchen Tag, dass er ins Haus ging um sein Geschäft zu besorgen. Und keiner von den Leuten des Hauses war daselbst und sie ergriff ihn bei seinem Kleid und sprach: ‚Liege bei mir!’ Er aber ließ sein Kleid in ihrer Hand und floh und lief hinaus. Und es geschah, als sie sah, dass er sein Kleid in ihrer Hand gelassen hatte und hinausgeflohen war, da rief sie den Leuten ihres Hauses und sprach zu ihnen und sagte: ‚Seht, er hat uns einen hebräischen Mann hergebracht, um Spott mit uns zu treiben.»

Und so kommt Joseph ins Gefängnis. Man fragt sich: Wie kann Gott das alles zulassen? Aber was wir hier sehen ist, dass Joseph ein Mann ist, der sich selbst beherrschen kann. Und in der Gefahr flieht er und das ist keine Feigheit. Wenn wir schauen, was das Neue Testament zu diesem Thema zu sagen hat, ist es genau das. 1. Korinther 6 müssen besonders junge Leute immer wieder klar vor sich haben. Vers 18: «Fliehet die Hurerei!» Da wird zur Flucht aufgerufen. Und man kann sich vielleicht auch noch notieren: 2. Timotheus 2, 22: «Die jugendlichen Lüste aber fliehe.» Flucht heißt, man muss sich aus dem Gefahrenbereich so schnell wie möglich entfernen. Und das ist Mannhaftigkeit, die wir im Fall von Joseph sehr eindrücklich sehen.

Man fragt sich: Ihm gelang alles, der HERR stellt sich zu ihm. Was ist mit ihm los, dass er jetzt plötzlich in die Tiefe muss? Wir werden sehen, dass all diese Leiden, die über Joseph kommen, eine Vorbereitung auf sein späteres Herrschen waren. Der Mann musste innerlich reifen, um später ein Herrscher nach dem Modell des Messias zu werden. Und der Mann, der sich selber beherrschen konnte, den setzte Gott später ein, um über andere zu herrschen. Das ist ein ganz wichtiger Zusammenhang, Selbstbeherrschung und Autorität über andere ausüben.

Nun, Joseph geht durch Leiden hindurch. Wir haben schon Lukas 24, 26 gelesen. Der Messias musste zuerst leiden und dann in seine Herrlichkeit eingehen. Und jetzt machen wir eine Übertragung ganz praktisch für uns. In Joseph dürfen wir nämlich nicht nur immer den Hinweis auf den Messias sehen, sondern wir müssen Joseph auch als einen normalen gläubigen Menschen sehen, der uns ein Beispiel gibt, wie man gottgemäß lebt. Apostelgeschichte 14, 21: Am Ende seiner ersten Missionsreise besucht Paulus die gegründeten Gemeinden mit Barnabas. «Und als sie in jener Stadt das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra und Ikonium und Antiochien zurück, indem sie die Seelen der Jünger befestigten und sie ermahnten im Glauben zu verharren und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.» So wird die Spitze ihrer Verkündigung zusammengefasst.

Wir sehen, das Wohlstandsevangelium wird mit diesem Vers glatt erschlagen. Das ist ein Prinzip, dass Gläubige durch Trübsal hindurch müssen, nicht als Folge ihrer Sünde, sondern es geht hier ums normale Christenleben. Natürlich führt Sünde zur Zucht Gottes, aber es ist auch normal, dass Gläubige durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen, jeder Gläubige. Es gilt also das gleiche Prinzip für Christen wie für Christus selbst. Christen bedeutet ja dem Wort nach, Anhänger des Messias zu sein. Der Messias musste zuerst leiden und dann erst in die Herrlichkeit eingehen. Und so müssen auch Christen zuerst durch viele Trübsale hindurch und dann ins Reich Gottes hinein. Damit können wir all die Vorstellungen davon, es muss alles gut gehen, es darf ja nicht abwärts gehen, wir dürfen ja nicht krank werden, wir dürfen ja keine Misserfolge haben, wir dürfen kein Rost am Auto haben, vergessen. Wir dürfen Misserfolge haben, wenn sie nicht Folge sind von direktem Verschulden, von direkter Sünde. Also da lehrt uns Joseph viel.

Josephs Glaube wurde schwer geprüft. So wird das auch zusammengefasst in Psalm 105, der so die Geschichte Israels poetisch beschreibt. Ich lese Vers 17: «Er sandte einen Mann vor ihnen her. Joseph wurde zum Knecht verkauft. Man presste seine Füße in den Stock, sein Hals kam in das Eisen. Bis zur Zeit, da sein Wort eintraf. Das Wort des Herrn läuterte ihn.» Da haben wir es: Das Wort des Herrn läuterte ihn. Joseph war also in Gottes Augen aus Gold und er musste in den Schmelzofen, um von Schlacken befreit zu werden. Das entspricht Hebräer 12, wo erklärt wird, es ist ganz normal, wenn Gläubige von ihrem Vater erzogen werden durch Züchtigung. Nur so können wir wachsen. Aber sehen wir, Vers 19 sagt hier: Bis zur Zeit, da sein Wort eintraf. Joseph hatte Zusagen für die Zukunft; seine Träume waren Gottes Wort, die zu seiner Zeit in Erfüllung gehen sollten.

Und wenn wir weiterlesen in Kapitel 40, da kommt Joseph im Gefängnis mit dem Bäcker und Mundschenken des Pharao zusammen. Und er wird bitter enttäuscht von den Menschen. Er kann ihnen ihre Träume deuten und es kommt auch genau so. Der Mundschenk wird später vom Pharao wieder angenommen und der Bäcker wird hingerichtet. Aber Joseph sagte zu dem Mundschenk: Wenn du dann wieder eingesetzt bist, dann denke an mich. Aber er vergaß ihn. Also der Mann, der von Gott vorbereitet wurde, musste lernen, dass auf Menschen kein Verlass ist, dass man von Menschen tief enttäuscht werden kann. Er lernte aber auch, dass Gottes Wort nie enttäuscht, seine Verheißungen gehen zu seiner Zeit in Erfüllung. Diese beiden, der Bäcker und der Mundschenk, erinnern uns aber gleichzeitig an die beiden Mitgekreuzigten in Lukas 23. Der eine wurde angenommen und der andere ging verloren. Also eine ganz interessante Parallele. Es gibt hier auch einen Gegensatz: Joseph sagt zu dem Mundschenk: Wenn du dann angenommen bist, gedenke meiner. Und am Kreuz ist es umgekehrt. Der zum Glauben gekommene sagt zu Jesus: Gedenke meiner Herr, wenn du in deinem Reich kommst.

Wir kommen nun zur dritten Periode, Kapitel 41-45. Es verging einige Zeit und dann hatte der Pharao einen Traum. Ich lese Kapitel 41: «Und es geschah nach Ablauf von zwei vollen Jahren, dass der Pharao träumte: Siehe, er stand am Strome und siehe, aus dem Strom stiegen sieben Kühe herauf, schön von Ansehen und fett an Fleisch. Und sie weideten im Riedgrase. Und siehe, sieben andere Kühe stiegen nach ihnen aus dem Strom herauf, hässlich von Ansehen und mager an Fleisch. Und sie standen neben den Kühen am Ufer des Stromes. Und die Kühe, die hässlichen von Ansehen und mager an Fleisch waren, fraßen die sieben Kühe, die schön von Ansehen und fett an Fleisch waren. Und der Pharao erwachte. Und er schlief ein und träumte zum zweiten Mal. Und siehe, sieben Ähren wuchsen auf an einem Halme, fett und schön. Und siehe, sieben Ähren, mager und vom Ostwind versengt, sprossten nach ihnen auf. Und die mageren verschlangen die sieben fetten und vollen Ähren. Und der Pharao erwachte, und siehe, es war ein Traum. Und es geschah am Morgen, da war sein Geist voll Unruhe und er sandte hin und ließ alle Schriftgelehrten Ägyptens und alle seine Weisen rufen und der Pharao erzählte ihnen seine Träume. Aber da war keiner, der sie dem Pharao deutete.»

Der Pharao träumt und die ganze akademische Welt des alten Ägyptens kann den Traum nicht deuten, obwohl Gott im Traum ausgerechnet Dinge erscheinen ließ, die dem Pharao sehr wichtig waren, nämlich den Nil, der galt ja als göttlich. Und auch die Kühe hatten ja göttliche Bedeutung in der ägyptischen Religion. Er träumt also nicht irgendetwas, sondern er sah Symbole, die für ihn sehr wichtig waren. Das ist übrigens auch interessant zu sehen bei den Träumen des Mundschenk und des Bäckers. Der Mundschenk träumte von einem Weinstock, der Bäcker von einem Korb voller Brot auf dem Kopf. Das wissen die Tiefenpsychologen nicht, dass, wenn Gott es will, er in Träumen genau solche Symbole gebrauchen kann, die dem betreffenden Menschen auch wichtig sind. Und dadurch erregt er die Aufmerksamkeit. Das wird ja auch in Daniel 2, in Traum von Nebukadnezar, deutlich. Das monumentale gewaltige Standbild passte zu einem von Hochmut erfüllten, souveränen Herrscher. So ein repräsentatives, riesiges Standbild hat sein ganzes Interesse erweckt. Wir sehen also das Prinzip, wie Gott Interesse für seine Botschaft bei Heiden weckt. Er knüpft effektiv dort an, wo ihre Gedankenwelt ist. Das zeigt uns auch wieder, im Hinblick auf die Evangeliumsverkündigung, dass wir uns mit der Gedankenwelt unserer Mitmenschen beschäftigen müssen, um zu wissen, wo wir eine Brücke schaffen können.

Aber wir sehen, dass dieser Traum von Pharao gar nicht in die ägyptische Religion hineingepasst hat. Denn die Magier in Ägypten können diesen Traum nicht deuten. Das sprengt ihren Rahmen. Und in diesem Zusammenhang erinnerte sich der Mundschenk dann an Joseph, den Hebräer im Gefängnis. Der kann doch Träume deuten. Das führt dazu, dass Joseph vor den Pharao kommt und er deutet ihm alles im Detail. Ich lese Vers 25: «Und Joseph sprach zum Pharao: Der Traum des Pharao ist einer. Was Gott tun will, hat er dem Pharao kundgetan. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre und die sieben schönen Ähren sind sieben Jahre. Ein Traum ist es. Und die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach diesen heraufstiegen sind sieben Jahre, so auch die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren. Es werden sieben Jahre der Hungersnot sein. Das ist das Wort, das ich zu dem Pharao geredet habe. Was Gott tun will, hat er den Pharao sehen lassen. Siehe, sieben Jahre werden kommen, großer Überfluss wird sein im ganzen Lande Ägypten und nach ihnen werden sieben Jahre der Hungersnot entstehen und aller Überfluss wird im Lande Ägypten vergessen sein. Und die Hungersnot wird das Land verzehren und man wird nichts mehr von dem Überfluss im Lande wissen von selbiger Hungersnot danach. Denn sie wird sehr schwer sein. Und was die zweimalige Wiederholung des Traumes an den Pharao anlangt, es ist, weil die Sache von Seiten Gottes fest beschlossen ist und das Gott eilt, sie zu tun.»

Interessant, also Wiederholung bedeutet, es steht ganz fest. «Und nun ersehe sich der Pharao einen verständigen, weisen Mann und setze ihn über das Land Ägypten.» Er erklärt genau, wie man logistisch vorgehen soll, um Ägyptenland zu retten. Und so steigt Joseph auf zum zweiten Mann des ägyptischen Weltreiches. Zu dieser Zeit hat sich Gottes Wort dann erfüllt. Gott hat Joseph aus der Tiefe herausgeführt. Zweimal kam Joseph aus der Tiefe. Einmal aus der Tiefe des Brunnens, in den seine Brüder ihn getan hatten, und einmal aus der Tiefe, in den die Heiden ihn gebracht hatten, das Gefängnis. Beides deutet hin auf Tod und Grab des Herrn Jesus, der einerseits von Seiten Israels und andererseits von den Heiden verworfen wurde. Die gleiche Sache wird hier von zwei Seiten aus beschrieben. Das zeigt auch, dass der Tod des Messias fest beschlossen war; das ist die Verdoppelung.

Also in der Zeit des großen Überflusses, dieser enormen Fruchtbarkeit, da hat Joseph begonnen, über die Heiden zu herrschen. Seine Brüder wussten nichts davon. Diese Zeit des Überflusses entspricht in der Heilsgeschichte der Zeit der Gnade, also die Zeit seit dem Tod und der Auferstehung Christi und seiner Himmelfahrt bis heute. Das ist die Zeit der Gnade. Wir finden das in 2. Kor. 6, 2: «Denn er spricht: Zur angenehmen Zeit habe ich dich erhört und am Tag des Heils habe ich dir geholfen (Jesaja 49, 8). Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit. Siehe, jetzt ist der Tag des Heils.» Also diese Zeitperiode der letzten 2.000 Jahre, wo das Evangelium in die ganze Heidenwelt hinausgekommen ist, nennt die Bibel die wohlangenehme Zeit, den Tag des Heils.

Einen anderen interessanten Titel für diese Zeit finden wir in Epheser 3, 21. Wegen des Zusammenhangs schon ab Vers 20: «Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christus Jesus auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin. Amen.» Vielleicht haben sie in ihrer Übersetzung etwas anderes gelesen. Die revidierte Elberfelder hat hier «auf alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit». Das ist falsch. Im Grundtext heißt es nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit, sondern es heißt auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter. Das erste ist Einzahl. Das Zeitalter der Zeitalter ist vom hebräischen her die typische Form des Superlativs, das herrlichste Zeitalter gewissermaßen. Ein anderes Beispiel: Das Hohelied heißt auf hebräisch «schir haschirijm», das Lied der Lieder. Es ist das schönste Lied von all den 1.500 Liedern, die Salomo gemacht hat. Oder der «kodesch hakodaschijm», das Heilige der Heiligen, auf Deutsch das Allerheiligste, das ist der Ort der höchsten Heiligkeit im Tempel.

Und nun, das Zeitalter der Zeitalter das ist das vornehmste, herrlichste Zeitalter in der Heilsgeschichte. Und das wird auch deutlich, wenn es heißt: Gott sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christus Jesus auf alle Geschlechter, auf alle Generationen, während dieses großartigen Zeitalters. Es gibt ja nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit Generationen. Die Vermehrung hört mit dem 1.000-jährigen Reich auf. Also es ist das herrlichste Zeitalter, das Zeitalter der Gnade. Und in dieser Zeit soll Gott alle Herrlichkeit gehören in der Gemeinde in Christus Jesus. Vielleicht haben wir das gar nie so gesehen. Wir denken vielleicht, besonders herrlich war es früher, als Israel den ersten Platz hatte auf Erden. Oder wir denken vielleicht, in der Zukunft das 1.000-jährige Reich, das ist das großartigste.

Aber die Bibel nennt unsere Zeit das Zeitalter der Zeitalter. Es ist die Zeit, in der Gott den Überfluss seiner Gnade gewissermaßen der Menschheit geöffnet hat. Es ist die Zeit, in welcher das Heiligtum zugänglich ist. Mit dem Tod Christi wurde der Scheidevorhang zerrissen. Der Zugang zu Gott ist offen. Früher konnte man Gott nie Abba nennen. Im Judentum ist das verboten, denn das heißt Papa. Aber nach Römer 8 und Galater 4 ist das die Art, wie Gläubige heute Gott kennen. Den ewigen Gott dürfen sie Abba, Papa, nennen. Das ist wirklich die Zeit des Überflusses der Gnade. Wenn wir auf die Weltgeschichte schauen, voller Blut und Tränen, würden wir das nicht denken. Aber wir müssen die geistlichen Schätze sehen, denn mit dem Kommen Christi und den Aposteln ist Gottes Wort abgeschlossen worden. Uns ist die ganze Offenbarung durch die Bibel geöffnet worden. Der Heilige Geist ist Pfingsten extra auf die Erde gekommen, um hier zu wohnen. Aber bei der Entrückung wird auch er wieder weggehen. Das ist nur in diesem Zeitalter, dass der Heilige Geist so im Menschen wohnt wie jetzt und deshalb kann er die Schätze, die Reichtümer des Glaubens der Gemeinde eröffnen.

Das ist die Zeit Josephs, der über die Heiden regiert und seine Brüder ihn nicht kennen. Und ausgerechnet in dieser Zeit heiratet Joseph. Vers 41, 45: «Und der Pharao gab Joseph den Namen ‚Zaphenat-Paneach’ und gab ihm Asnath zur Frau, die Tochter Potipheras, des Priesters von On. Und Joseph zog aus durch das ganze Land Ägypten. Und Joseph war 30 Jahre alt.» Joseph heiratet mit 30 Jahren, aber eine Heidin. Das Neue Testament zeigt uns, nach Epheser 5, 22 ff, dass die Gemeinde die Frau des Messias ist. Und die Gemeinde besteht hauptsächlich aus gläubigen Heiden. Das ist eine wunderbare Entsprechung zu Asnath. Der Titel, den Joseph bekam, hat Ägyptologen immer wieder beschäftigt, Zaphenat-Paneach. Wie soll man das übersetzen? Es sind viele Versuche gemacht worden, aber wahrscheinlich der beste, der wirklich alle Konsonanten mit dem Ägyptischen in Verbindung bringen kann, ist der Ernährer des Landes des Lebens.

Und das ist bemerkenswert, denn Ägypten ist das Land des Todes. Die große Architektur, die großen Leistungen der Ägypter, das dreht sich alles um den Tod, um das Grab. Ganz Ägyptenland ist voll gewaltiger Gräber und gewaltiger Grabbeigaben, die Räuber die Jahrhunderte hindurch zu erbeuten wussten. Interessant ist es auch, sich die Kapitel in Hesekiel, die prophetisch über Ägypten sprechen, einmal anzuschauen, es sind dies die Kapitel 29-32. Ich möchte besonders auf Kapitel 32 hinweisen, wo die Gerichte über Ägypten beschrieben werden und auch anderer Völker und dort steht sehr häufig: sie gehen ins Grab, sie gehen ins Grab etc. und so muss Ägypten ins Grab. Ich lese ganz kurz aus Hesekiel 32, 18: «Menschensohn, wehklage über die Menge Ägyptens, und stürze sie hinab, sie und die Töchter herrlicher Nationen, in die untersten Örter der Erde, zu denen, welche in die Grube hinabgefahren sind.» Und dann Vers 22: «Dort ist Assur und seine ganze Schar; rings um ihn her ihre Gräber.» Vers 23: «Seine Gräber sind in der tiefsten Grube gemacht, und seine Schar ist rings um sein Grab.» Vers 24: «Dort ist Elam und seine ganze Menge rings um sein Grab.» Vers 26: «Dort ist Mesech-Tubal und seine ganze Menge; rings um ihn her ihre Gräber.» Und so geht es weiter. Und dann wird erklärt, dass Ägypten in den Tod muss.

Es ist das Land des Todes, aber Joseph kommt als Hinweis auf den Retter der Welt und trägt deshalb den Namen Zaphenat-Paneach, Ernährer des Landes des Lebens. Das Land des Todes sehnte sich nach Leben, das wurde überall offenbar. Aber nur Joseph konnte Ägypten Leben geben. Und das entspricht doch wunderbar der Zeit der Weltmission in den vergangenen 2.000 Jahren. Überall, wo das Evangelium hinkam, hat sich Johannes 3, 16 erfüllt. «Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.» Das ist alles sehr beeindruckend, aber nach dieser Zeit des Überflusses, kommen über Ägyptenland die sieben Jahre der Not. In dieser Zeit nehmen dann die Brüder Josephs in Ägypten Zuflucht.