Die 10 Plagen Ägyptens - Teil 1/2

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientag Herznach 2000

2. Mose 1, 1 – 2. Mose 12, 51

 

Wir sind ja beim letzten Bibelstudientag mit dem Buch Genesis fertig geworden. Jetzt kommt das 2. Buch Mose. Ich lese ein paar Verse aus Kapitel 1: «Und dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten kamen; sie kamen mit Jakob, jeder mit seinem Haus: Ruben, Simeon, Levi und Juda; Issaschar, Sebulon und Benjamin; Dan und Naphtali, Gad und Asser. Und die ganze Nachkommenschaft Jakobs betrug damals 70 Seelen. Joseph aber war schon [vorher] in Ägypten. Und Joseph starb und alle seine Brüder und jene ganze Generation. Aber die Kinder Israels1 waren fruchtbar, regten und mehrten sich und wurden so zahlreich, dass das Land von ihnen voll wurde. Da kam ein neuer König auf über Ägypten, der nichts von Joseph wusste. Der sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Kinder Israels ist zahlreicher und stärker als wir. Wohlan, lasst uns kluge Maßnahmen gegen sie ergreifen, dass sie nicht zu viele werden; sie könnten sonst, wenn sich ein Krieg erhebt, womöglich zu unseren Feinden übergehen und gegen uns kämpfen und aus dem Land ziehen! Darum setzte man Sklaventreiber über sie, um sie durch Lasten zu bedrücken; und sie bauten dem Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses. Je mehr sie aber [das Volk] bedrückten, desto zahlreicher wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, so dass ihnen vor den Kindern Israels graute. Darum zwangen die Ägypter die Kinder Israels mit Gewalt zum Dienst, und sie machten ihnen das Leben bitter mit harter Zwangsarbeit an Lehm und Ziegeln und mit allerlei Feldarbeit, lauter Arbeiten, zu denen man sie mit Gewalt zwang. Und der König von Ägypten redete mit den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schiphra, die andere Pua hieß, und er sprach: Wenn ihr die Hebräerinnen entbindet, so seht auf der Stelle nach; wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn, ist es aber eine Tochter, so lasst sie leben! Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der König von Ägypten befohlen hatte, sondern sie ließen die Knaben leben. Da ließ der König von Ägypten die Hebammen rufen und fragte sie: Warum tut ihr das, dass ihr die Knaben leben lasst? Da antworteten die Hebammen dem Pharao: Nun, die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen; sie sind lebhafter; ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren! Und Gott segnete die Hebammen; das Volk aber vermehrte sich und nahm gewaltig zu. 

Und es geschah, weil die Hebammen Gott fürchteten, baute er ihnen Häuser. Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Werft alle Söhne, die [ihnen] geboren werden, in den Nil; aber alle Töchter lasst leben! Und ein Mann aus dem Haus Levi ging hin und nahm eine Tochter Levis zur Frau. Und die Frau wurde schwanger und gebar einen Sohn. Und als sie sah, dass er schön1 war, verbarg sie ihn drei Monate lang. Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, nahm sie ein Kästchen1 aus Schilfrohr und bestrich es mit Asphalt und Pech und legte das Kind hinein; und sie legte es in das Schilf am Ufer des Nils. Aber seine Schwester stellte sich in einiger Entfernung auf, um zu erfahren, wie es ihm ergehen würde. Da kam die Tochter des Pharao herab, um im Nil zu baden, und ihre Jungfrauen gingen an das Ufer des Nils; und als sie das Kästchen mitten im Schilf sah, sandte sie ihre Magd hin und ließ es holen. Und als sie es öffnete, sah sie das Kind. Und siehe, es war ein weinendes Knäblein! Da erbarmte sie sich über es und sprach: Es ist eines der hebräischen Kinder! Da sprach seine Schwester zu der Tochter des Pharao: Soll ich hingehen und eine hebräische Amme rufen, damit sie dir das Kindlein stillt? Und die Tochter des Pharao sprach zu ihr: Geh hin! Da ging die Jungfrau hin und rief die Mutter des Kindes. Da sprach die Tochter des Pharao zu ihr: Nimm das Kindlein mit und stille es mir; ich will dir deinen Lohn geben! Da nahm die Frau das Kind zu sich und stillte es. Und als das Kind groß geworden war, da brachte sie es der Tochter des Pharao, und es wurde ihr Sohn, und sie gab ihm den Namen Mose1. Denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.»

Nun, bis hierhin. Ich habe als ersten Titel auf dem Blatt gesetzt: Vom Buch Genesis zum Buch Exodus. Mose hat ja alles, was er aufgeschrieben hat, in fünf Bücher eingeteilt; und diese Einteilung ist nicht von ungefähr. 1. Mose beginnt nämlich mit Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung. Psalm 19 erklärt: «Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk.» Das Buch endet aber mit dem Verhängnis des Todes und der Entfremdung in Ägypten. Ein krasser Verlauf von oben nach unten. Wie kommt es zur Entfremdung des Menschen unter dem Verhängnis des Todes? Das erklärt das Buch Genesis in Kapitel 3, wo wir den Sündenfall finden.

Das zweite Buch Mose beginnt genau da, wo das erste geendet hatte, nämlich mit Israel als Nation in der Entfremdung in Ägypten unter dem schrecklichen Verhängnis des Todes; alle Knaben sollten getötet werden. Aber das Buch endet mit der Herrlichkeit Gottes. Nach dem Bau der Stiftshütte kam die Schechina, die Wolkensäule Gottes. Und Mose beschreibt das so, 2. Mose 40, 34: «Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung. Und Mose konnte nicht in die Stiftshütte gehen, weil die Wolke darauf ruhte und die Herrlichkeit des HERRN die Wohnung erfüllte.» So haben wir genau den umgekehrten Verlauf im zweiten Buch Mose. Und wo liegt hier der Wendepunkt? Der Schlüssel ist 2. Mose 12, die Erlösung durch das Blut des Lammes, das Passah. Das ist die Antwort auf den Wendepunkt des Sündenfalls im ersten Buch Mose.

Übrigens, Opfer werden im ersten Buch Mose in einer Vielzahl erwähnt, ab Kapitel 3. Nie wird in Verbindung mit den Opfern das Blut genannt. Erst hier in 2. Mose in Verbindung mit dem Passahopfer, aber da dann ganz ausdrücklich. Sie müssen das Blut an die Türpfosten streichen. Gott sagt: Sehe ich das Blut, so werde ich an euch schonend vorübergehen. Das zweite Buch Mose ist das Buch der Erlösung par exellence. Es zeigt uns, wie Erlösung möglich ist. Wie kann der Mensch aus der Entfremdung nach Hause kommen? Und tatsächlich. Das zweite Buch Mose endet ja mit dem Haus Gottes, mit der Stiftshütte. Diese Frage ist ein hochaktuelles Thema heute in unserer Gesellschaft, nicht nur für Asylanten. Die merken etwas von dieser verhängnisvollen Entfremdung, wo man nicht integriert ist, nicht zu Hause ist. Aber viele Menschen, die hier eigentlich zu Hause wären, sind nicht zu Hause, sind entfremdet und empfinden das auch. Aber das ist die Entfremdung von Gott. Und es wird uns hier gezeigt, wie man nach Hause kommen kann.

Übrigens, das Wort Elend ist auch ein interessantes Wort. Ursprünglich bedeutete das «ohne Land». Der Mensch, der keine Heimat hat, ist ein elender Mensch. Im zweiten Buch Mose wird uns gezeigt, wie das schlimmste Elend der Menschen durch das Blut gewendet werden kann. Nun, wenn wir an das zweite Buch Mose herangehen, dann können wir das auf ganz verschiedene Arten tun. Deshalb der nächste Punkt: Verschiedene Auslegungszugänge. Wir machen also einige approaches, verschiedene Zugänge zum zweiten Buch Mose. Ich habe das einmal so eingeteilt: Ein praktischer Zugang, ein prophetischer Zugang, ein historischer Zugang. Die Reihenfolge ist nicht unbedingt die Optimale. Man könnte eigentlich mit dem historischen beginnen.

Das ist ja ganz wichtig, dass man die Bibel, bevor man an eine Übertragung geht, einmal so liest und schaut, was da steht. Das ist nicht selbstverständlich. Einen besonderen Dienst haben uns vor allem die Reformatoren geleistet. Vor der Reformation war die Christenheit dadurch gekennzeichnet, dass man immer einen anderen Sinn hinter den Wörtern finden wollte. Man hat gar nicht mehr darauf geachtet, erst einmal das so zu lesen, wie es dort stand. Die Reformatoren haben wieder zurück zur Schrift aufgerufen und zum ursprünglichen Text zurückzugehen, das heißt, den Text so zu nehmen, wie er dort steht. Aber dann kam die Bibelkritik auf und gerade in den Kirchen, die aus der Reformation gekommen sind. Und die hat alles wieder kaputt gemacht und dann die historisch-kritische Methode entwickelt. Damit meinten sie: Eigentlich ist die Bibel voller Fehler und so müssen wir einmal herausfinden, was eigentlich das Ursprüngliche, Richtige war und was wir heraussäubern müssen. Und da hat man dann das hochstechende Wort «historisch-kritisch» entwickelt.

Aber wenn wir gegen diese Methode kämpfen, stellen wir ihr die historisch-grammatische Methode entgegen. Und das war das, was die Reformatoren meinten. Einfach nur einmal lesen, was da steht. Und wenn wir das verstanden haben, dann fragen wir uns: Was bedeutet das jetzt für mich und mein Leben? Und das ist ganz entscheidend. Denn wir können nicht nur einfach lesen, was da steht, sondern das auch auf uns anwenden. Und das ist dann der praktische Zugang. Die Geschichten des Alten Testaments haben aber darüber hinaus auch immer noch eine prophetische Bedeutung, was ja auch aus 1. Korinther 10, 6-11 hervorgeht, wo der Apostel Paulus erklärt, dass alles das, was Israel in der Wüste erlebte, einen prophetischen Sinn hat. Und so wollen auch wir diesen prophetischen Zugang suchen.

Wir beginnen jetzt doch mit dem historischen, historisch-grammatisch. Warum wird uns hier die Geschichte von Israel in Ägypten erzählt? Das ist ganz wichtig, in Verbindung mit dem ersten Buch Mose. Wir schlagen das Kapitel 15 auf. Wir haben ja die Erzväter studiert. Abraham hat von Gott Zusagen bekommen für seine Nachkommenschaft und in 1. Mose 15, 13-16 hat Gott ihm folgendes geoffenbart: «Da sprach Er zu Abram: Du sollst mit Gewißheit wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das ihm nicht gehört; und man wird sie dort zu Knechten machen und demütigen 400 Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich richten; und danach sollen sie mit großer Habe ausziehen. Und du sollst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen in der vierten Generation wieder hierherkommen; denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll.»

Vers 18-21: «An jenem Tag machte der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphrat: die Keniter, die Kenisiter, die Kadmoniter, die Hetiter, die Pheresiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgasiter und die Jebusiter.»

Wir sehen hier, Gott hat im ersten Buch Mose bereits die Geschichte Israels vorgezeichnet. Die Nachkommenschaft Abrams würde in der Entfremdung leben müssen. Und da würden sie schließlich auch unterdrückt werden, aber Gott hat bereits vorausgesehen den Tag, wo sie einmal mit großer Habe aus diesem Land herausgehen würden, in der vierten Generation, und dann sollten sie nach Kanaan kommen. Denn dieses Land Kanaan hatte Gott ja Abrams Nachkommenschaft verheißen. Nun, das zweite Buch Mose zeigt uns die Erfüllung dieser Verheißung Gottes. Das ist schon einmal ein erster Sinn, warum diese Geschichte erzählt wird. Gottes Zusagen erfüllen sich.

Und weiter sehen wir, warum Israel erst später einmal das Land Kanaan in Besitz nehmen sollte. Gott hat gesagt, die Sünde der Amoriter ist bisher noch nicht voll. Die Amoriter waren das Hauptvolk der verschiedenen kanaanitischen Stämme im Land. Es gab also für die kanaanitischen Völker noch länger Gnadenfrist. Und dann einmal, in der vierten Generation, sollte der Exodus stattfinden und dann würden die Kanaaniter durch Israel gerichtet werden. Gott hat also wirklich den Kanaanitern die Chance gegeben zur Umkehr. Abram, Isaak und Jakob waren gewissermaßen Missionare im Land und die haben gemerkt, was da los ist. Abraham wird angeredet von den Hetitern mit: Du bist ein Fürst Gottes unter uns. Die wussten also. Das war ein Zeugnis für die Kanaaniter, die hatten Gelegenheit vom ihrem Spiritismus, von ihrem Götzenkult, von ihrer Magie usw. umzukehren, von ihren Kinderopfern umzukehren und Buße zu tun. Aber es sollte eine beschränkte Gnadenfrist sein und dann käme das Gericht. Und nun zeigt uns das zweite Buch Mose, wie Israel eben auszieht, um schließlich das göttliche Gericht über die Kanaaniter zu bringen. Damit sollte sich auch die Verheißung an Abraham erfüllen: Das Land Kanaan gebe ich deiner Nachkommenschaft.

Man muss sich fragen: Warum hat Gott das zugelassen, dass die Ägypter Israel so grausam unterdrückten? Und man denkt: Tja, das war einfach so. Aber der Schlüssel wird uns gegeben in Hesekiel 20, denn dort wird klar, dass die Israeliten, die Nachkommen von Abraham, ja den einen wahren Gott kannten, dass diese selber in Götzendienst verfallen waren in Ägypten. Hesekiel 20, 5-10: «Und sprich zu ihnen: So spricht GOTT, der Herr: An dem Tag, als ich Israel erwählte und dem Samen des Hauses Jakob schwor und mich ihnen zu erkennen gab im Land Ägypten; ja, als ich ihnen schwor und sprach: Ich, der HERR, bin euer Gott! eben an jenem Tag, als ich ihnen schwor, sie aus dem Land Ägypten hinauszuführen in ein Land, das ich für sie ausersehen hatte, in dem Milch und Honig fließt und das eine Zierde vor allen Ländern ist, da sprach ich zu ihnen: »Jeder werfe die Gräuel weg, die er vor seinen Augen hat; und verunreinigt euch nicht an den Götzen Ägyptens! Ich, der HERR, bin euer Gott.« Sie aber waren widerspenstig gegen mich und wollten nicht auf mich hören; keiner von ihnen warf die Gräuel, die er vor seinen Augen hatte, weg, und die Götzen Ägyptens gaben sie nicht auf. Da nahm ich mir vor, meinen Grimm über sie auszuschütten und meinen Zorn an ihnen zu vollstrecken mitten im Land Ägypten. Aber ich handelte um meines Namens willen, damit er nicht entheiligt würde in den Augen der Heidenvölker, unter denen sie wohnten und vor deren Augen ich mich ihnen zu erkennen gegeben hatte, um sie aus dem Land Ägypten zu führen. So führte ich sie denn aus dem Land Ägypten heraus und brachte sie in die Wüste.»

Bis hierher. Hier wird klar: Israel hat Götzendienst. Die haben also diesen abscheulichen Wahn Ägyptens übernommen. Und Gott hat deshalb Israel unterdrücken lassen, damit sie dadurch zur Einsicht kämen, durch Not zur Einsicht kämen, was sie eigentlich getan haben. Sie haben den einen, wahren Gott aufgegeben und haben sich den Naturgöttern zugewandt. Das, was in unserer Kultur heute geschieht, das Abendland hat den einen, wahren Gott verlassen und heute sind Massen daran, ihm den Rücken zuzukehren und sich Naturkräften zuzuwenden, die Verehrung der Natur. Wir sehen also heute diesen massiven Abfall, genau das, was Israel getan hat in Ägypten. Aber deshalb kam Israel unter das göttliche Gericht und die Sklaverei in Ägypten hatte seine Ursache nicht nur in der Schlechtigkeit Ägyptens, sondern in der Bosheit Israels. Die Bosheit Ägyptens hat Gott als Zuchtrute für Israel benutzt.

Wir sehen hier aber auch schon die Urwurzel des Antisemitismus. Antisemitismus durchzieht die Jahrtausende der Geschichte. Und hier ist Israel zum ersten Mal ein Volk geworden. Die Großfamilie Abrahams ist hier im Exodus zu einem Volk geworden. Und von Anfang an finden wir den Antisemitismus. Und es war nicht das letzte Mal, sondern 3.500 Jahre lang gibt es Antisemitismus, bis heute. Und Antisemitismus ist etwas ganz Irrationales. Es ist im tiefsten Ursprung dämonisch und geht eigentlich zurück auf die Wurzel in 1. Mose 3, 15. Dort hat Gott nach dem Sündenfall zur Schlange gesagt: «Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.» Das ist das Urevangelium. Satan wusste, dass einmal ein Nachkomme erscheinen wird, der ihm den Kopf zertreten würde. Und die weitere Offenbarung im Buch Genesis zeigt dann, dass dieser Nachkomme einmal aus dem Volk Israel kommen sollte. Und so hat Satan von Anfang an einen Hass auf Israel entwickelt, weil er wusste: Der Nachkomme wird aus Israel kommen und mir den Kopf zertreten. Das muss ich verhindern. Und wie kann er das? Indem er Israel vernichtet, noch bevor der Nachkomme erscheint. Und so hat Satan durch die ganze Geschichte hindurch versucht, Israel zu vernichten. Das Buch Esther zeugt in besonderer Weise davon.

Aber es gibt sehr viel mehr Beispiele in der Bibel, die von diesem Hass zeugen und von dem Versuch, Israel zu zerstören. Bis dann der Same geboren wird in Bethlehem, Matthäus 2. Und da versuchte der Drache noch einmal zuzuschlagen, indem er alle Kinder in Bethlehem und Umgebung ermorden ließ. Aber er konnte den Samen nicht erwischen. Und wohin ging er? Nach Ägypten, nach Ägypten konnte er ausweichen. Und schließlich am Kreuz von Golgatha hat der Herr Jesus der Schlange den Kopf zertreten. Aber Satans Hass auf dieses Volk ist geblieben. Denn schließlich ist aus diesem Volk der Same gekommen, der ihm den Kopf zertreten hat. Und dieser Hass hat nicht mehr aufgehört und er hört nicht auf. Die ganzen Judenverfolgungen der letzten 2.000 Jahre bis zur Vernichtung im dritten Reich, sind alle Folge dieses Hasses gewesen, weil aus diesem Volk der Messias gekommen ist. Die Linken in unserer Gesellschaft lehnen den Antisemitismus ab, aber das ist nur eine Täuschung, denn sie reden zwar gegen Antisemitismus, aber sie reden nicht gegen Antiisraelismus. Antiisraelismus ist nur eine Variante des Antisemitismus. Aber Israel musste die Unterdrückung erdulden als Zucht Gottes.

Weiter. Der Lohn für die geleistete Arbeit sollte erst am Ende ausbezahlt werden, damit er in vollem Maß für den folgenden transportablen Tempel eingesetzt werden konnte. Gott hatte ja schon Abraham gesagt, dass sie mit großer Habe ausziehen würden. Das war schon im Programm drin. Dadurch, dass Israel so lange unter Sklaverei stand, haben sie lange auch keinen Lohn bekommen. Hätten sie Lohn bekommen, dann hätten sie das Geld aufgebraucht in der Zwischenzeit. Aber Gott hat quasi ein Bankkonto errichtet. Er wusste, am Schluss wird es dann ausbezahlt werden. Und damit sie das dann für das Richtige einsetzen. In 1. Mose 3, 21-22 hatte Gott schon zu Abraham gesagt: «Und ich will diesem Volk Gunst verschaffen bei den Ägyptern, so dass ihr nicht leer ausziehen müsst, wenn ihr auszieht; sondern die Frau eines jeden [von euch] soll von ihrer Nachbarin und Hausgenossin silberne und goldene Geräte und Kleider fordern; die sollt ihr euren Söhnen und Töchtern geben und Ägypten berauben.» Das war nicht wirklich ein Raub, sondern ihr Lohn für die lange Sklavenarbeit.

In 2. Mose 12 sehen wir dann, wie sich das erfüllt. In Kapitel 11, 2 wird schon nochmals darauf hingewiesen, und dann 12, 35: «Und die Kinder Israels handelten nach dem Wort Moses und forderten von den Ägyptern silberne und goldene Geräte und Kleider. Dazu gab der HERR dem Volk bei den Ägyptern Gunst, dass sie ihr Begehren erfüllten; und so beraubten sie Ägypten.» Wozu braucht ein Volk, das durch die Wüste geht, Gold und Silber? Das erklärt uns das zweite Buch Mose in den Kapiteln 25-40, nämlich um Gott in der Wüste ein Heiligtum zu bauen, um dem allein wahren Gott zu dienen, anstatt den Götzen in Ägypten. Wenn man das so betrachtet, dann sieht man das Abgerundete des zweiten Buches Mose. Das Volk soll nach Hause und soll nicht mehr den Götzen, sondern dem einen wahren Gott dienen.

Die zehn Plagen waren ein Gericht an den Göttern Ägyptens. Ich lese Kapitel 12, 12: «Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh, und ich will an allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht vollziehen, ich, der HERR.» Ein Gericht an den Göttern Ägyptens. Nicht an den Götzen Ägyptens. Der Götzendienst in den Religionen hat zwei Gesichter. Einerseits ist es Götzendienst und andererseits Götterdienst. Die Götzen, das sind die stummen Figuren, mit denen man Fußball spielen kann und nichts geschieht. Das wird immer wieder betont im AT, diese Götter sind Nichtse, sie können weder Gutes noch Böses tun. Auf der anderen Seite steht aber auch in der Schrift, in 1. Korinther auch wie wir gesehen haben, dass die Heiden das, was sie den Götzen opfern, das opfern sie nicht Gott, sondern den Dämonen. Das heißt, wirkliche, geistliche Mächte der Bosheit verstecken sich hinter diesen Figuren und das sind die Götter Ägyptens, diese gefallenen Engel, die Ägypten beherrscht haben und zwar sehr direkt über den Pharao. Der Pharao wurde immer betrachtet als Inkarnation des Sonnengottes Ra – deshalb hieß er Pha-ra-o. Der war also quasi jeweils besessen von diesem Engelfürsten und so war Ägypten beherrscht durch diese Götter. Aber Gott übte Gericht an ihnen, um ihnen zu zeigen, wer der wahre Gott ist.

In 2. Mose 18 finden wir einen Ausspruch von dem heidnischen Schwiegervater von Mose, Jethro, der den wahren Gott kannte und er sagt dort in Vers 10: «Und Jethro sprach: Gelobt sei der HERR, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und aus der Hand des Pharao, ja, der sein Volk aus der Gewalt der Ägypter errettet hat! Nun weiß ich, dass der HERR größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Vermessenheit handelten, ist er über sie gekommen!» Jethro hat erkannt durch die zehn Plagen, dass der Gott Israels der wahre und einzige Gott ist. Darum müssen wir uns sehr genau diese Plagen ansehen. Warum genau diese Plagen und nicht andere? Wir sind ja jetzt bei dem historischen Zugang. Wir wollen uns also auf dem Hintergrund der Ägyptologie die Frage stellen, was diese Plagen denn zu bedeuten haben.

Das Gericht an den Göttern Ägyptens sollte Israel Erkenntnis des einen wahren Gottes geben. 2. Mose 6, 7: «Und ich will euch als mein Volk annehmen und will euer Gott sein; und ihr sollt erkennen, dass ich, der HERR (Jahwe), euer Gott bin, der euch aus den Lasten Ägyptens herausführt.» 2. Mose 10, 2: «. und damit du vor den Ohren deiner Kinder und Kindeskinder verkündigst, was ich in Ägypten gewirkt und wie ich meine Zeichen unter ihnen vollführt habe, damit ihr erkennt, dass ich der HERR (Jahwe) bin.» Aber auch die Ägypter sollten Gott erkennen, den einen wahren Gott. 2. Mose 7, 5: «Und die Ägypter sollen erfahren, dass ich der HERR (Jahwe) bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecke und die Kinder Israels herausführe aus ihrer Mitte.» Noch Vers 17: «Darum, so spricht der HERR: Daran sollst du erkennen, dass ich der HERR (Jahwe) bin: Siehe, ich will mit dem Stab, den ich in meiner Hand habe, das Wasser schlagen, das im Nil ist, und es soll in Blut verwandelt werden, . »

Wir sehen, der wahre Gott wird Jahwe genannt. In der Bibel ist das der Eigenname des wahren Gottes. Der Name für Gott, Elohim, wird in der Bibel ja auch verwendet in Verbindung mit falschen Göttern. Aber Jahwe, das ist der Eigenname des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs. Und dieser Name kommt übrigens im AT etwa 7.000 Mal vor. Das ist viel mehr als der Begriff Gott, Elohim, der über 2.000 Mal vorkommt im AT, das hebräische Wort für Gott. Und gerade hier im 2. Buch Mose wird uns in der klassischen Stelle erklärt, was dieser Name eigentlich bedeutet, Jahwe. Im Hebräischen geschrieben JHVH. In 2. Mose 3 erscheint ja Gott dem Mose im Dornbusch. Mose fragt: Wenn ich dann gehe zu den Israeliten und die fragen: Was ist sein Name? was soll ich dann sagen? 2. Mose 3, 14: «Gott sprach zu Mose: »Ich bin, der ich bin!« Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: »Ich bin«, der hat mich zu euch gesandt. Und weiter sprach Gott zu Mose: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt; das ist mein Name ewiglich, ja, das ist der Name, mit dem ihr an mich gedenken sollt von Geschlecht zu Geschlecht.»

Ich muss jetzt erklären. JHVH, die drei Konsonanten HVH sind im hebräischen die Wurzel für das Wort «sein». Das J davor ist einfach eine Bildung, die anzeigt, dass es ein Hauptwort ist, eine Nominalbildung sagt man. Es ist also das Wort «sein» drin. Und darum sagt Gott: Ich bin. Und Gott erklärt damit, was eigentlich die Bedeutung dieses Namens ist, des Eigennamens des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs. Ehjeh ascher ehjeh. Ich bin der «ich bin». Diesen Satz kann man, weil das hebräische Zeitsystem ganz anders ist als auf Deutsch, auf neun verschiedene Arten übersetzen.

·       Ich bin der ich bin

·       Ich bin der ich war

·       Ich bin der ich sein werde

·       Ich war der ich bin

·       Ich war der ich war

·       Ich war der ich sein werde

·       Ich werde sein der ich war

·       Ich werde sein der ich bin

·       Ich werde sein der ich sein werde

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich bin der Unveränderliche, der einfach ist, der nie ins Dasein gekommen ist. Nicht wahr, bei den Ägyptern spielt es eine große Rolle, die ganze Entstehung der verschiedenen Götter. Da gibt es große philosophische Spekulationen. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist unwandelbar, er ändert sich nie. Er ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe. Und damit ist er auch der Treue, denn wir dürfen wissen, was er früher gesagt hat, das gilt auch heute noch. Wir haben gesehen, wie Gott Abraham etwas versprochen hat und das ist dann in Erfüllung gegangen. Und diese Dinge sind immer noch gültig. Gerade die Landansprüche, die gelten heute noch, denn JHVH hat es gesagt. Und er ist damit auch der Einzige, der über Raum und Zeit steht.

Die Bibel zeigt, dass auch die Engelmächte dem Raum und der Zeit unterworfen sind. Satan ist nicht allgegenwärtig. In Hiob 1, 7 fragt Gott ihn: Woher kommst du? Und er antwortet: Vom Umherstreifen auf der Erde. Immer auf Weltreise, aber nicht überall gleichzeitig. Darum braucht er auch ein ganzes Heer von Engeln, um seine Aktionen über die ganze Erde voll organisiert durchziehen zu können. Er kann auch nicht die Zukunft unmittelbar voraussagen. In Daniel 10, 13 zum Beispiel entschuldigt sich ein Engel, dass er drei Wochen Verspätung hatte, um zu Daniel zu kommen. Drei Wochen Verspätung! Gott hat nie Verspätung! Er steht über Raum und Zeit, darum ist er allgegenwärtig und er ist allwissend und darum ist die biblische Prophetie, im Gegensatz zu der Prophetie in den Religionen, perfekt, über Jahrtausende hinweg. Und darum ist die Prophetie der Bibel ein ganz wichtiger Beweis dafür, dass aus diesem Buch JHVH, der einzig wahre Gott, spricht. Und er sagt auch in Jesaja 42, 8: «Ich bin der HERR, das ist mein Name; und ich will meine Ehre keinem anderen geben, noch meinen Ruhm den Götzen! Siehe, das Frühere ist eingetroffen, und Neues verkündige ich; ehe es hervorsprosst, lasse ich es euch hören.» Prophetie ist der Beweis dafür, wer JHVH ist.

 

Ja, jetzt haben wir einmal den historischen Aspekt betrachtet. Wir gehen zum prophetischen Zugang über. Das zweite Buch Mose beginnt ja damit, dass Israel unter Fremdherrschaft ist, unter Druck. Nun, vor 2.000 Jahren, - das hier war vor 3.500 Jahren -  war das mit Israel auch so. Sie waren unter der Fremdherrschaft, unter den Römern. 2. Mose 1 entspricht also sehr schön Lukas 2, wo Kaiser Augustus über Israel regierte. Damals in Ägypten wurde dann der Erlöser geboren, Mose. Und damals vor 2.000 Jahren wurde dann der Erlöser geboren, Lukas 2, Matthäus 2. In 2. Mose 2 liest man, wie Mose, der Erlöser, damals aufwuchs und in Lukas 2, 42.52 sehen wir, wie der Herr Jesus als Mensch aufwuchs. Als Mose dann groß geworden war, 2. Mose 2, 11, sah er nach dem Wohl seines Volkes. Als der Herr Jesus groß geworden war, Lukas 3 ff, da begann er in ganz Israel umherzureisen, nach dem Wohl seiner Brüder zu sehen. Damals haben dann allerdings seine Brüder seine Herrschaft abgelehnt, 2. Mose 2, 14: «Wer hat dich über uns als Obersten eingesetzt?» Und der Herr Jesus? Lukas 19, 14 zeigt, wie sein Volk ihm eine Gesandtschaft schickte mit der Botschaft: »Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.»

Dann ging Mose weg in die Verbannung nach Midian, 2. Mose 2, 15. Und der Herr Jesus zeigt in Lukas 19, 12, wie er dann weit weg gehen sollte in ein anderes Land, Apg 1, 10 die Himmelfahrt. Der Herr Jesus ging weit weg. In der Zeit der Verwerfung durch sein eigenes Volk, heiratet Mose dann eine Frau aus den heidnischen Völkern, Zippora, 2. Mose 2, 21. Genau in der Zeit, als Israel als Volk die Herrschaft des Messias abgelehnt hat, hat sich der Herr Jesus mit einer Frau verheiratet, eine gläubige Frau aus dem Heidentum, die Gemeinde. Epheser 5, 31-32 zeigt, wie die Gemeinde die Frau des Messias ist. Und sie besteht hauptsächlich aus heidnischen, und nicht jüdischen, Gläubigen.

Nach langer Zeit ging dann Mose wieder zurück zu seinem Volk, um nach ihrem Wohl zu sehen. Da waren dann schon wieder vierzig Jahre vergangen. Und nach langer Zeit sollte Gott sich Israels wieder annehmen, in der Endzeit. In Hesekiel 34, 11-12 wird vorausgesagt, dass Gott dann Israel nach langer Zeit wieder heimholt in ihr Land. Genau wie dann Mose das Volk aus Ägypten in das Land Kanaan führen sollte. Aber Israel musste durch schwere Gerichte hindurchgehen damals, die zehn Plagen über Ägypten. Dabei aber Gottes bewahrende Durchhilfe erleben, 2. Mose 7-12. Und so sagt uns die Offenbarung 6-19, wie Israel in der Zukunft durch schwere Gerichte hindurchgehen wird, um schließlich dann zur höchsten Herrlichkeit zu kommen. Matthäus 24, die Ölbergrede, zeigt das alles auch auf. Am Ende der Plagen kam Gott persönlich nach Ägypten. 2. Mose 12 sagt nämlich ausdrücklich, dass Gott durch Ägypten hindurchgeht. Und er sagt: Sehe ich das Blut an den Türen, so werde ich an euch vorübergehen. Gott kam nach Ägypten und so wird der Herr Jesus persönlich zurückkehren auf diese Welt, um am Ende dieser Gerichte Israel endgültig zu befreien. Jesaja 10, 22-25 spricht über diese letzten Gerichte in der Zukunft und vergleicht das mit der Befreiung aus Ägypten, Jesaja 11, 16.

Und in Jesaja 31, 5 wird die Wiederkunft Christi beschrieben bei Jerusalem und da heißt es: « so wird auch der HERR der Heerscharen herabkommen, um auf dem Berg Zion und auf dessen Höhe zu kämpfen. Wie flatternde Vögel [ihre Jungen], so wird der HERR der Heerscharen Jerusalem beschützen, beschirmen und erretten, verschonen und befreien.» Das Wort schonen heißt auf Hebräisch «passach». Ist das gleiche Wort wie in 2. Mose 12, 12: Sehe ich das Blut an euren Türen, so werde ich schonend an euch vorübergehen. Deshalb hieß das Fest dann Pessach, das Fest des schonenden Vorübergehens. Also wir sehen, prophetisch deckt sich das, was geschehen war, wunderbar mit dem, was geschehen wird oder später schon geschehen ist, weil der Herr derselbe ist. Ich bin der ich war, ich bin der ich sein werde etc. Und jetzt ist Zeit für Pause.