Roger Liebi – Überblick über die 27 Bücher des NTs - Teil 9/9

Details: Judas, Offenbarung

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Wir kommen jetzt im Judasbrief zum Thema Zeit und Ort der Abfassung. Der Judasbrief nimmt verschiedentlich Bezug auf den zweiten Petrusbrief. Und zwar, ich lese nochmals Vers 17: „Ihr aber, Geliebte, gedenket an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvor gesprochenen Worte, dass sie euch sagten, dass am Ende der Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen Lüsten der Gottlosigkeit wandeln.“ Lesen wir 2. Petrus 3, 3: „Zuerst dieses wisset, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.“ Das ist ein neutestamentlicher Bezug des Judasbriefes auf 2. Petrus 3. Und die Bezüge sind so zahlreich, dass es sich lohnen würde, eine Synopsis zu machen von 2. Petrus 2 und 3 mit dem Judasbrief. Da findet man ganz frappante wörtliche Entsprechungen. Aber was auffällt ist, während der 2. Petrusbrief noch davon spricht, dass diese Dinge kommen werden, werden sie im Judasbrief als ein bereits gegenwärtiges Problem beschrieben. Und das macht deutlich, dass der zweite Petrusbrief zuerst geschrieben wurde, im Jahr 66/67 haben wir den Brief datiert, und die Entwicklung ankündigte, die im Judasbrief, also im Jahr nach 67, als bestehend vorgestellt wird. Über den Ort der Abfassung wissen wir nichts.

Die Grobstruktur ist folgende.

I.) Gruß, Verse 1-2

II.) Ziel des Schreibens, Verse 3-4: „Geliebte, indem ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen. Denn gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die schon vorlängst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“ Also das Ziel des Briefes ist, dass wir für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben kämpfen. Mit Glauben ist das Glaubensgut gemeint. Das Glaubensgut ist uns durch die Apostel und Propheten einmal gegeben worden im Neuen Testament, Gott wird es nicht ein zweites oder drittes Mal geben, und dabei müssen wir bleiben. Und dafür müssen wir kämpfen. Es gibt keine Neuoffenbarung von Gott und es gibt keine Entwicklung der Wahrheit. Sie ist ein für allemal gegeben und dafür müssen wir jetzt kämpfen. Und das große Problem sind Menschen, die sich neben eingeschlichen haben unter die Christen. Aber sie verraten sich durch ihre Unmoral und dadurch, dass sie die Autorität Gottes nicht anerkennen.

III.) Dann beschreibt Judas den Abfall, Verse 5-16, unter den Christen in den schillerndsten Farben, ganz eindrücklich.

IV.) In den Versen 17-25 zeigt Judas dann die Haltung der Treuen inmitten dieses totalen Zerfalls.

Man kann also sagen, der Judasbrief ist typischer Endzeitbrief, Vers 17 hat ja besonders das Ende der Zeit im Blick, und er zeigt die Gefahr der Verführung durch falsche Lehrer, die also auf dem Gebiet der Lehre eine Gefahr sind und auf dem Gebiet der Moral. Etwas möchte ich noch so herausgreifen, Vers 11: „Wehe ihnen! denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Balaams überliefert, und in dem Widerspruch Korahs sind sie umgekommen.“ Also er vergleicht sie mit alttestamentlichen Personen. Er macht eine Verbindung zu Kain, der von Gott wegging. Er vergleicht sie mit Bileam, der meinte, er könnte das Volk Israel verfluchen, das war sein Irrtum. Und dann die Auflehnung, die Rebellion Korahs, die Rotte Korah aus 4. Mose 16. Also diese Geschichten benutzt er, um den Charakter und das Wesen dieser Menschen in der Christenheit zu zeigen. Aber es ist so eindrücklich, wir kennen doch alle Johannes 14, 6 auswendig: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich.“ Der Weg des Herrn Jesus, der Weg zum Vater, ist das Gegenteil zu dem Weg Kains. Kain ging hinweg von dem Angesicht des HERRN. Der Herr Jesus ist die Wahrheit. Das ist das Gegenteil von dem Irrtum Bileams. Und er ist auch das Leben und das ist das Gegenteil von dem tödlichen Gericht, das über die Rotte Korahs kam. Im Widerspruch Korahs sind sie umgekommen. Also wirklich frappant, diese Umkehrung zu Johannes 14, 6.

Ganz eindrücklich noch zu beachten im letzten Teil, die Dichte, mit der in ein paar wenigen Versen gezeigt wird, wie treue Christen sich inmitten des Abfalls verhalten sollen. Vers 20: „Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend im Heiligen Geiste, erhaltet euch selbst  in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.“ Also ganz konkrete Anweisungen für Gläubige inmitten des Zerfalls. Und das Ganze endet nicht mit einem Klagelied, sondern mit einer Doxologie, einem Lobpreis größter Tiefe. Vers 24: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heilande, durch Jesum Christum, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“ Schön, nicht wahr?

 

Nun kommen wir zum letzten Buch der Bibel, die Offenbarung, die Apokalypse. Offenbarung heißt auf Griechisch apokalypsis. Apo heißt weg und kalypto heißt decken, also ist die Apokalypse eine Aufdeckung, eine Wegdeckung, eben eine Offenbarung. Es geht hier also nicht um etwas, das verhüllt und verschlossen wird, obwohl manche sagen, dass das letzte Buch ein Buch mit sieben Siegeln sei. Es ist aber genau das Gegenteil. Es ist kein versiegeltes, sondern ein geöffnetes Buch. Und zwar ist wichtig, es beginnt mit: Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab. Das kann ja bedeuten, Offenbarung Jesu Christi kann ja grammatikalisch bedeuten, die Offenbarung, die Jesus Christus gibt. Aber hier heißt es: „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Offenbarung Jesu Christi kann auch bedeuten, die Offenbarung, wer Jesus Christus ist. Und das deckt sich sehr mit dem ganzen Buch, denn dieses Buch zeigt uns in erhabener Weise, wer Jesus Christus ist. Der alte Johannes ist der Autor, der alte Apostel Johannes. Er sah den Herrn Jesus um 95 nach Christus auf der Insel Patmos. Und es war für ihn so überwältigend, dass er wie tot zu seinen Füßen fiel, Vers 17. Also der Jünger, der von allen Jüngern wirklich die tiefste Erkenntnis des Sohnes Gottes hatte, war von dieser Enthüllung so ergriffen, dass er wie tot zu Boden fiel. Hier lernen wir die Herrlichkeit des Auferstandenen und im Himmel verherrlichten Christus, der wiederkommen wird, kennen. Und wir lernen hier also ganz neue Dinge, die das, was wir aus den Evangelien über die Person des Sohnes Gottes wissen, wunderbar ergänzen.

Die Offenbarung ist an sieben Gemeinden in der Provinz Asia gerichtet. Sie sind die Adressaten. Offenbarung 1, 4: „Johannes den sieben Versammlungen, die in Asien sind: Gnade euch und Friede.“ Asia war eine Provinz in der heutigen Westtürkei, etwa so groß wie die Schweiz. In diesem Gebiet lagen diese sieben Gemeinden. Es gab noch mehr Gemeinden in diesem Bereich, aber diese waren die Adressaten. Und Vers 11 zeigt nochmals: „Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamus und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodicäa.“ Wenn man eine Karte nimmt und diese Orte in dieser Reihenfolge anstreicht, so ergibt sich eine Rundreise. Ausgehend von Patmos, einer vorgelagerten Mittelmeerinsel, machen wir eine Linie zu Ephesus und dann so weiter und dann macht man quasi eine Rundreise. Die Reihenfolge hat einen geographischen Sinn.

Zeit und Ort der Abfassung. Johannes war auf Patmos, Kapitel 1, 9: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesu, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.“ Die altkirchliche Überlieferung weiß zu berichten, dass diese Verbannung unter Kaiser Domitian stattfand. Durch diese Angabe können wir das etwa auf 95 nach Christus ansetzen. Er war also nicht auf der Insel, um Ferien zu machen, sondern hier steht ganz klar, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Er war also von diesem Christenfeind Domitian in die Verbannung geschickt worden, weil er ein treuer Zeuge war in Ephesus. Das passt wieder mit unserer Angabe, wo die Johannesbriefe und sein Evangelium wohl verfasst worden sind. Die Offenbarung bekam Johannes am Sonntag, Kapitel 1, 10: „Ich war am Tag des Herrn im Geist und hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune.“ Der Ausdruck «der Tag des Herrn», im Alten Testament Jom Adonaj, und im Neuen Testament hemera kyriu, bezeichnet ja den Tag des Gerichts, wenn Jesus Christus in Herrlichkeit wieder erscheint. Und dieser Tag wird eingeleitet durch die dreieinhalb Jahre großer Drangsal und dauert dann das ganze tausendjährige Reich hindurch. Aber der Ausdruck hier hat überhaupt nichts zu tun mit dem Ausdruck des Tages des Gerichts. Dieser Ausdruck kommt in der Bibel nur hier vor, kyriake hemera, das heißt «der dem Herrn gehörende Tag». Und das ist eben domenica, der Tag des Herrn, Sonntag. Der Tag der Auferstehung. Das ist der einzige Festtag, den wir im Neuen Testament kennen als von Gott verordnet für die Christen.

Im Judentum finden wir den Sabbat als den typischen Tag als Zeichen des Bundes, steht sogar in 2. Mose , zwischen Gott und Israel. Das war immer der letzte Tag der Woche. Das alttestamentliche Volk lebte im Blick auf die kommende Erfüllung der Zusagen Gottes, auf die kommende Ruhe hin. Das Christentum lebt aus der Auferstehung und dem Sieg des Erlösers heraus, lebt aus der bereits erfolgten Erfüllung heraus. Und darum ist der Tag des Herrn, der dem Herrn gehörende Tag, der erste Tag der Woche. Da erinnern wir uns in besonderer Weise an den Sieg Christi auf Golgatha, besiegelt durch die Auferstehung, und gehen von da aus in die Woche hinein. Das ist also kein versetzter Sabbat. Der Sonntag ist kein Sabbat. Das ist etwas völlig anderes. Aber es ist die Ausgangslage für unser Leben, während der Sabbat immer das Ziel des Juden war.

Die Grobstruktur ist ganz einfach. Wenigstens etwas ist einfach an der Offenbarung. In Kapitel 1, 19 sagt der Auferstandene: „Schreibe nun, was du gesehen hast, und was ist, und was nach diesem geschehen wird.“ Schreibe nun, was du gesehen hast, das ist klar, wenn man das Kapitel 1 gelesen hat: Der Herr erschien Johannes auf Patmos. Also, was du gesehen hast, ist die Erscheinung des Herrn in Kapitel 1. Der dritte Teil: Und was geschehen wird nach diesem. Dazu lese ich Kapitel 4, 1: „Nach diesem sah ich: und siehe, eine Tür war aufgetan in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte wie die einer Posaune mit mir reden, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“ Da haben wir genau diese Formulierung. Das heißt, der dritte Teil beginnt mit Kapitel 4, 1. Wo ist der zweite Teil? Er umfasst das, was zwischen Teil 1 und Teil 3 steht, also die Kapitel 2-3, die sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Asia. So haben wir also die Grobstruktur.

I.) Was du gesehen hast: Kapitel 1

II.) Was ist: Kapitel 2-3

III.) Was nach diesem geschehen soll: Kapitel 4-22

Das ist also ganz schön einfach. Und jetzt endlich mal ein Bildchen. Eine schematische Übersicht: Die Zeitachse und die Offenbarung. Nun haben wir ganz am Anfang das Kreuz, Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn. Das finden wir alles in Kapitel 1. Ich lese Kapitel 1, 5b-6: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Da haben wir Kapitel 1. Und das sieht man auf dem Schema unten, der Pfeil, Kapitel 1. Also der Herr Jesus, der gekommen ist, um das Erlösungswerk zu vollbringen und der dann auch als Auferstandener auf Patmos dem Johannes erscheint.

Dann kommen die Kapitel 2 und 3, die sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden um 95 nach Christus in der Provinz Asia. Aber weil die Offenbarung ein prophetisches Buch ist, haben wir zusätzlich zur wörtlichen Bedeutung auch eine typologische, in die Zukunft weisende, vorschattende Aussage darin. Und man kann effektiv in den sieben Sendschreiben die ganze Kirchengeschichte von den Tagen der Apostel bis in die Endzeit wiederfinden. Also es wäre zum Beispiel möglich die Kirchengeschichte anhand der sieben Sendschreiben zu lehren. Das gibt so eine biblisch fundierte Struktur. Aber da haben wir jetzt nicht die Zeit, um das anzugehen. Dazu gibt es gute Literatur. Aber interessant ist doch schon Folgendes. Wie ich schon erklärt habe, erklärt sich die Reihenfolge der Sendschreiben aus der nachzuvollziehbaren geographischen Rundreise in der Türkei, aber sie entspricht ebenso dem Ablauf der Kirchengeschichte. Man könnte die Sendschreiben auf 5040 verschiedene Arten anordnen. Zum Beispiel am Anfang Laodicäa und so könnte man alles ummodeln. Ein mal zwei mal drei mal vier bis sieben, also sieben Fakultäten, ergibt 5040 Möglichkeiten. 5039 davon sind falsch, nur eine ist richtig entsprechend der Kirchengeschichte, und genau das ist die Reihenfolge hier in der Offenbarung. Ja, Gott hat alles in der Hand, die Geographie und die Zeit, Raum und Zeit sind in seiner Hand. Also können wir sagen, die Kapitel 2 und 3 haben hier einen besonderen Bezug zur Zeit der Gemeinde. Und diese Sendschreiben haben auch alle Christen in allen Generationen, seit den Tagen der Apostel bis heute, angesprochen. Es ist ja nicht so, dass,  wenn man das kirchengeschichtlich betrachtet, man meinen kann: Ja, ich bin ja sowieso Philadelphia und darum hat das mit Ephesus mir gar nichts zu sagen. Das wäre eben überspitzter Dispensationalismus. Da sagt man dann: Das und das gehört da und da hin und hat mit mir gar nichts zu tun, denn das bezieht sich nur auf jene Zeit. Wir haben uns überhaupt nicht zu schämen, wenn wir Dispensionalisten sind, das heißt Leute, die in dem Heilsplan die Ordnung und die Abfolge erkennen, aber wir müssen in allem Gottes Wort sehen, das auch heute zu uns spricht. Denn wenn wir realisieren, das geht Israel an, dann fragen wir weiter: Was möchte der Herr mir damit sagen? Und wenn wir die zwei Kapitel hier haben, dann fragen wir uns: Und was möchte nun der Herr der Gemeinde, in der ich bin, durch die Schreiben an Ephesus, Smyrna, Pergamus und so weiter, sagen? Also darum: Zeit der Kirche auf dem Schema, die Kapitel 2 und 3.

Und dann kommt die Entrückung, die wir bildlich vorgeschattet haben in der Entrückung des Johannes in den Himmel. Kapitel 4, 1: „Nach diesem sah ich: und siehe, eine Tür war aufgetan in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte wie die einer Posaune mit mir reden, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“ Er wird in den Himmel entrückt und sieht dann im Allerheiligsten des Himmels Gottes Thron mit der Bundeslade. Und darum her vier Cherubim, wie im salomonischen Tempel. Auf der Bundeslade die zwei Cherubim und Salomo musste ja noch zwei weitere goldene Cherubim machen und so waren eben im salomonischen Tempel vier Cherubim rings um den Thron Gottes her. Das entspricht den vier lebendigen Wesen in Kapitel 4 der Offenbarung.

Und um diesen Thron Gottes sieht er 24 Älteste mit goldenen Kronen und weißen Kleidern. Das sind Priester und Könige. Wer sind sie? Kapitel 1, 5: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater.“ Könige und Priester, da sind die Gemeinden angesprochen. Ja, das sind die Erlösten im Himmel. Aber es sind 24 Älteste. Johannes kannte sie, das sind die Anführer der 24 Priesterklassen im Tempel, die schon David so eingerichtet hatte, 1. Chronik 24. Das ganze Priestertum war eingeteilt in 24 Klassen und an jeder Klassenspitze stand ein Ältester. Jede Abteilung hatte eine Woche Dienst, von Sabbat bis Sabbat, und dann kam die nächste Abteilung dran. Zacharias in Lukas 1 war aus der achten Klasse, der Klasse Abia. So kommt man 24 Wochen im Jahr durch. Aber es gibt ja ein paar Wochen mehr im Jahr und so gab es noch einen zweiten Durchgang, dann kommt man auf 48 Wochen. Und das ist auch noch nicht ein ganzes Jahr. An den großen Festen, den großen Pilgerfesten, das heißt die Feste, an denen alle männlichen Israeliten vor Gott erscheinen mussten, Passah, Pfingsten, Laubhüttenfest, waren so viele Leute in Jerusalem im Tempel, so dass alle 24 Priesterklassen zum Dienst antreten mussten. Da gab es eine so unvorstellbare Logistik zu bewältigen. Das muss man sich vorstellen, in Jerusalem musste man an einem Nachmittag, sagen wir, 250000 Lämmer schlachten. Das macht schon ein bisschen Arbeit, oder? Jedes einjährige Lamm hat etwa vier Liter Blut, so dass dann an so einem Nachmittag etwa 1 Million Liter Blut flossen. Und dann musste man immer wieder mit dem Wasserrad im Tor das Wasser aus dem Tempelberg spülen und dann über den Kanal ins Kidrontal hinunterführen. Also braucht es alle zu dieser Zeit. Aber wenn Johannes im Himmel ist und alle 24 Ältesten beieinander sieht, dann weiß er, dass das ganze Volk Gottes versammelt ist, alle Priester und Könige. Das heißt, die Gemeinde ist im Himmel.

Und dann nimmt in Kapitel 5 das Lamm Gottes, Jesus Christus, das Buch mit den sieben Siegeln – das ist nicht die Offenbarung – aus den Händen dessen, der auf dem Thron sitzt. Das Buch der sieben Siegel ist Gottes Gerichtsbuch, wo er all diese verheerenden Gerichte festgehalten hat, die seinem Sohn den Weg freimachen werden zur Friedensherrschaft. Also es braucht einen Sturz aller Regierungen. Und weil es eben nichts nützt, dass man allen Regierungschefs der Welt einen Brief schreibt, um sie zum freiwilligen Rücktritt zu bewegen, dann gäbe es nämlich keine Offenbarung, denn die wollen ja nicht gehen. Die wollen nicht gehen und darum werden sie gestürzt. Sie werden alle gestürzt, damit der König der Könige, das heißt der König über alle Könige, und der Herr über alle Herren, seine Macht ergreifen kann. Also in Kapitel 5 nimmt der Herr Jesus dieses Buch. Und ganz wichtig ist, dass niemand ein Recht hat, dieses Buch zu lesen, das ist nämlich gemeint mit es anzusehen. Also niemand hat das Recht die Siegel zu öffnen und das Buch zu lesen, als nur das Lamm Gottes. Der Herr Jesus ist würdig, das ist der große Tenor in Kapitel 4 und 5. Der Herr Jesus ist würdig, dieses Buch zu nehmen. Kapitel 5, 9: „Und sie singen ein neues Lied: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation, und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“ Der Herr Jesus ist würdig mit dieser Welt abzurechnen, weil er der Erlöser geworden ist im Blick auf die ganze Welt. Da haben wir beides zusammen: Erlöser und Richter.

In Kapitel 6, 1 beginnt der Herr Jesus dann die Siegel zu öffnen. Und so kommen die ersten Gerichte über diese Erde. „Und ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete: und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie eine Donnerstimme sagen: Komm! Und ich sah: und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß hatte einen Bogen; und eine Krone wurde ihm gegeben, und er zog aus, siegend und auf dass er siegte.“ Das ist das erste Gericht über die Welt nach der Entrückung. Nicht sehr furchterregend, oder? Wer ist der Reiter auf dem weißen Pferd? Nun, bleiben wir in der Offenbarung. Wir finden noch einmal einen Reiter, einen gekrönten Reiter, auf einem weißen Pferd. Kapitel 19, 11f am Ende der Gerichte: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, [genannt] Treu und Wahrhaftig, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupte sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt, als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewande, und sein Name heißt: Das Wort Gottes.“ Das ist der Herr Jesus. Und wer ist dann der Reiter des ersten Siegels, der so ähnlich aussieht wie der Herr Jesus? Das ist nicht Christus, sondern der Antichristus, der Antichrist.

1. Johannes 2, 18: „Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“ Der Antichrist kommt. Das griechische anti heißt gegen, Antichrist heißt, der gegen Christus ist. Aber anti bedeutet im griechischen ebenso anstelle von. Wenn in Matthäus 2 Archälaus König wurde anstatt seines Vaters Herodes, so steht hier im griechischen Text für anstatt das Wort anti. Also nicht gegen seinen Vater, sondern anstelle seines Vaters. Der Antichrist ist derjenige, der sich an die Stelle von Christus setzt. Also der größte falsche Messias aller Zeiten. Im Judentum sind in den vergangenen etwa 2000 Jahren etwa 40 falsche Messiasse aufgetreten. Besonders zwei davon haben furchtbare Katastrophen ausgelöst. Der erste war Bar Kochba, 132-135 nach Christus, der die Juden zu einer Revolte gegen die Römer verführt hat und dabei kamen dann mehr als eine Million Juden ums Leben. Dann war klar, das war ein falscher Messias. Und dann 1666, das kann man sich gut merken, Schabbatai Zvi (oder Zewi). Dieser Mann hat riesige Teile des Weltjudentums in Bewegung gebracht. Der hat Reden halten können, so feurig, dass Frauen begonnen haben in Zungen zu reden. Also das Phänomen des Zungenredens kennt man auch im Judentum in Verbindung mit Verführung. Aber Schabbatai Zvi wurde dann von den Muslimen geschnappt und gezwungen zum Islam überzutreten. Und dann krachte die ganze Bewegung zusammen. Ja, also der schlimmste Antichrist, der falsche Messias, der wird erst noch kommen, und zwar nach der Entrückung.

Nun, wir haben in Kapitel 6 die ersten sechs Siegel, die kommen werden. Und interessant ist nun Folgendes. Man findet ganz erstaunliche Parallelen zu den Zeichen, die der Herr Jesus in Matthäus 24 im ersten Abschnitt vorstellt. Zum Beispiel das erste Zeichen ist: Sehet zu, dass euch niemand verführe, denn es werden falsche Christusse kommen. In der Mehrzahl, ja? Aber hier haben wir dann den Antichristen. Und auch was die weiteren Siegel anbetrifft, zum Beispiel Krieg, Hungersnot und so weiter, finden wir erstaunliche Parallelen zu diesem ersten Abschnitt und das nennt der Herr Jesus in Matthäus 24, 8: Der Anfang der Wehen. Das heißt also, diese sechs ersten Siegel sind noch nicht die große Drangsal, sondern es ist der Anfang der Wehen, hier auf dem Blatt bezeichnet als Übergangszeit, vom Beginn der Entrückung bis zum Beginn der großen Trübsal. Aber es ist so, dass wir die Zeichen in Matthäus 24, erster Abschnitt 1-12, schon heute sehen, also vor der Entrückung. Aber der Herr erklärt ja, es sind Wehen und Wehen sind bei meiner Frau nicht nur einmal gekommen und dann waren die Babies da, sondern Wehen kommen zyklisch und sie nehmen in der Intensität zu. Und so sind diese Zeichen in Matthäus 24 zu sehen. Das sind Wehen, die zyklisch schon in Gang sind, nach der Entrückung weitergehen und dabei an Intensität zunehmen und erreichen bei den ersten sechs Siegeln ein nicht mehr zu überbietendes Maß, in einer Heftigkeit, die die Gemeinde nicht mehr erleben wird. Also ich hoffe, das ist klar geworden. Also diese Wehen sind heute schon in Gang, aber sie erreichen nach der Entrückung in den ersten sechs Siegeln ihren Höhepunkt.

Dann kommt das siebte Siegel erst in Kapitel 8, 1: „Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen in dem Himmel bei einer halben Stunde.“ Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Dann sieht man den Herrn Jesus, den anderen Boten im Himmel, der am Räucheraltar den Gebeten der Heiligen auf der Erde Kraft gibt. Und nachher machen sich sieben Engel mit Posaunen bereit um zu blasen und jedes Mal, wenn sie dann Posaunen in Kapitel 8, kommt ein verheerendes Gericht über die Erde. Und nun beim siebten Siegel passiert ja zunächst einmal gar nichts. Was ist das siebte Siegel? Nun wir lesen weiter und wir sehen, da kommen diese sieben Posaunen. Folglich besteht das siebte Siegel aus sieben Posaunengerichten. Und diese Schläge, die da kommen, sind deutlich heftiger und schrecklicher als was in den ersten sechs Siegeln zu sehen ist. Da haben wir dann das, was der Herr Jesus als die große Drangsal bezeichnet, die so schlimm sein wird, wie es nicht gewesen ist seitdem Menschen auf der Erde leben, noch je wieder sein wird. Das ist nun diese Zeit, die Gott verkürzt hat auf 3, 5 Jahre oder 1260 Tage. Offenbarung 11-13 spricht immer wieder diese Zeit an, 1260 Tage oder 42 Monate, das ist alles dasselbe.

Wenn man weiter liest, findet man die siebte Posaune erst in Kapitel 11, 15. Und wenn sie kommt, geschieht gar nicht etwas so überraschendes. Aber später machen sich dann sieben Engel mit sieben Schalen bereit, in Kapitel 15, um sie dann in Kapitel 16 über die Erde auszugießen. Und diese Schalen bringen verheerende Schläge, ganz plötzlich und hart, über die Erde, so dass dann bei der siebten Schale am Ende von Kapitel 16, die ganze Welt zusammenbricht. Das heißt einfach so schlicht formuliert: die Städte der Nationen fielen, durch ein Erdbeben so groß, wie es nie eines gegeben hat, seitdem die Menschen auf der Erde sind. Das muss man sich echt vorstellen, Zürich fällt, Bern fällt, New York fällt, Moskau fällt. Es heißt einfach: die Städte der Nationen fielen. Also da haben wir den totalen Zusammenbruch. Und nun folgern wir daraus: die siebte Posaune besteht eben aus den sieben Schalengerichten.

Und dann kommt der Herr Jesus in Kapitel 19, 11 um das tausendjährige Reich aufzurichten, das in Kapitel 20 beschrieben ist. Und erst nach den 1000 Jahren wird Gott dann einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, Kapitel 21. Jetzt ist es so, wir haben eine strenge chronologische Abfolge: Sieben Siegel, wobei das siebte Siegel aus sieben Posaunen besteht und die siebte Posaune wiederum aus sieben Schalengerichten. Das ist die strenge zeitliche Abfolge. Aber diese zeitliche Abfolge wird immer wieder unterbrochen, man könnte sagen durch Parenthesen, Einschübe, die uns erklären, wie es überhaupt zu diesen Gerichten kommt, Kapitel 4 und 5, oder wer in diesen Gerichten bewahrt wird, Kapitel 7, die 144000 und die unzählbare Schar aus allen Völkern. Und es wird uns erklärt, wie in dieser Zeit die Gebete der Gläubigen Kraft haben können, Kapitel 8, nämlich indem unser Herr den Gebeten Kraft geben wird. Nach Matthäus 24 müssen die ja beten, dass die Flucht aus Judäa vor der großen Drangsal nicht am Sabbat noch im Winter stattfindet. Also die werden beten lernen. Also die Chronologie wird immer wieder unterbrochen durch Einschübe, die die Hintergründe erklären. Da wird zum Beispiel auch zeitlich zurück gegriffen, in Kapitel 12 wird über die Geburt Christi gesprochen, oder vorausgegriffen, in den Kapiteln 11 und 14 wird schon über die Wiederkunft Christi gesprochen. Und wenn man diese Einschübe zusammen nimmt ergibt das genau sieben Einschübe. Das ist eine wunderbare Struktur. Da haben wir diese sieben Sendschreiben, die Zeit der Gemeinde, dann haben wir die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen, mit den härtesten letzten Gerichten.

Es sind übrigens keine Flaschen. Es sind Schalen. Damit sind die goldenen Opferschalen gemeint, in denen man das Blut auffing. Sie werden ausgeleert und da wird Meer wie Blut. Der Unterschied ist, wenn man eine Flasche ausleert, fließt es nach und nach heraus, aber wenn man eine Schale ausgießt, dann entleert sie sich sofort. Das sind eben diese harten, plötzlichen, letzten Schläge, die die Zivilisationen dieser Welt zum Zusammenbruch führen, damit der König über alle Könige seine Herrschaft und seine neue Ordnung von Gerechtigkeit und Frieden aufrichten kann.

Und am Schluss haben wir ein herrliches Abschlusswort und da wird auch noch klar, für wen die Offenbarung geschrieben ist. Wir denken, das ist geschrieben für besonders Interessierte, die gerne eine Emmaus-Bibelschule besuchen oder so. Nein, es steht ganz anders. Kapitel 22, 16: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen.“ Also darüber muss in den Gemeinden gepredigt werden. Das geht alle an. Das hat mit besonderem Interesse nichts zu tun. Uns als Gemeinde soll alles in der Bibel interessieren, wir müssen uns mit allem beschäftigen. Und dann das Abschlusswort in Vers 20: „Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald.“ Übrigens, das bald, tachy, kann man im Griechischen adverbial auffassen. Ein Adverb beschreibt ja die Art und Weise der Handlung. Also, ich komme bald, das heißt, plötzlich, schnell, unversehens. „Amen; komm Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen!“