Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 175

Abschrift der Predigt vom 13. April 1997 über Johannes 10, 15 (Jesus ist der gute Hirte).

 

Liebe Freunde,

Friedrich Schiller hat einmal gesagt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Ich habe einmal einen Nachbarn gehabt, der hat ausgerechnet unter dem Fenster meines Arbeitszimmers ein Schaf auf die Wiese gestellt. Seitdem weiß ich, warum man ein solches Tier einen Rasenmäher nennt. Weil es den ganzen Tag „Mäh“ macht und das macht mich rasend.

Von Schafen, Schafherden und ihren Hirten.

Sonst hat unsereiner mit Schafen und Schafherden nichts zu tun – aber mit Menschen und mit den Menschenherden – die sehen wir ja jeden Tag. Da genügt ja schon ein Blick in den Spiegel. Wir tragen alle die gleichen Klamotten und die gleichen Bärte. Wir tun, was man tut, und wer nicht mit der Masse in das gleiche Horn tutet, der wird schnell zum schwarzen Schaf erklärt. Wehe, wenn deine Jeans nicht von der Firma sind, die gerade in ist, da bist du ganz schnell out. Heute wird doch der Wert des Menschen danach beurteilt, welches Schild er an der Hose hinten dran kleben hat.

Noch nie ist das Herdenwesen der Menschen so stark ausgeprägt gewesen wie heute. Wir kennen ja auch alle den Anblick von Menschen, die man gezwungen hat, zu tausenden die Straßen entlang zu laufen wie Entmündigte, und die bloß die Parolen wiederholen, die ihnen vorher eingebläut worden sind und die ihr blaues Wunder erleben würden, wenn sie nicht mit bläken würden.

Ich hab auch noch die Menschenzüge gesehen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Deutsch-land gelaufen sind, das waren die Flüchtlingszüge. Herden von Menschen, die man um alles betrogen hatte, und die weiter nichts gerettet hatten als ihr nacktes Leben, und die auf dieser Welt weiter nichts gesucht haben als einen Platz zum Leben. Die irrten damals durch Deutschland wie Schafe ohne Hirten. Es war am Ende des Weltkrieges.

Angefangen hatte dieser Krieg, als in der großen Sportpalastversammlung in Berlin die dort zusammengetriebenen Massen gefragt wurden: „Wollt ihr den totalen Krieg??“ - und da bläkte das deutsche Volk Stimmvieh: „Ja!!“ Und das Volk, alle, die sich damals Adolf Hitler verschrieben hatten, haben dann später ihre Haut zu Markte tragen müssen. Aus den deutschen Herden wurden die deutschen Horden, die haben die Juden zusammengetrieben, und bis vor die Rampen der Ver-brennungsöfen geschafft.

Heute geht es ja auch wieder gegen die Juden, und alle Welt ist sich einig, dass man wieder gegen Jerusalem eindreschen muss.

Freunde, es sollte zu einem jeden Gebet eines jeden Christen gehören, Gott für Jerusalem zu bitten, so wie es in der Bibel steht. Wir wünschen Jerusalem Frieden und Glück. Gott hat einmal gesagt, dass Israel sein Augapfel ist, und wer den Augapfel Gottes angreift, der vergreift sich an Gott selber. Und er zieht dabei den Kürzeren. Wir Deutschen haben einmal erleben müssen, was passiert, wenn man das Volk Gottes angreift.

Von gefangenen Herden. Kritische und linientreue Schafe.

Wir haben das erlebt, was passiert, wenn aus einem Volk, was sich als Herrenvolk gebärdet, eine Herde wird, die ihre freie Meinung verkauft. Das tragische ist ja, dass in Deutschland damals viele Menschen gemerkt haben, dass es bergab geht, aber sie wollten sich das nicht eingestehen, so wie das linientreue Schaf in der folgenden Geschichte. 

Es war einmal ein linientreues und ein kritisches Schaf. Die trotteten in der Herde und das kritische Schaf sagte: „Sag mal, weißt du eigentlich wo wir hingehen?“ – „Das weiß ich nicht“ sagte das linientreue Schaf, „aber die im Politbüro, die wissen das Ziel“. Nach einer Weile sagt das kritische Schaf: „Du, ich sehe hier überhaupt kein Gras mehr, da sind nur noch Steine. Glaubst du wirklich, wir sind noch auf dem richtigen Wege?“ – „Unsere Führung hat immer recht!“ sagt das linientreu Schaf. „Du wirst schon sehen, es kommt wieder eine grüne Weide, es geht schon wieder aufwärts!“ In diesem Moment sind die Schafe an dem Rande des Steinbruchs angekommen und stürzen in die Tiefe. Da ruft das linientreue Schaf: „Siehst du, es geht vorwärts, jetzt fliegen wir schon!“

Wir Deutsche sind schwer reingeflogen. Die Erfahrung der Entwürdigung als Herdentier liegt hinter uns. Deswegen ist uns alles verdächtig, was nach Herdentrieb aussieht, und nach Vergewaltigung von Freiheit. Aber das geht ja nicht nur uns so, sondern in der ganzen Menschheit ist eine unglaubliche Sehnsucht nach Freiheit erwacht. Die Menschheit macht den Eindruck einer Herde, die im Stall eingesperrt ist und die sehnsüchtig darauf wartet, in die Freiheit raus gelassen zu werden. Dieses Bild von der eingesperrten Herde benutzt Jesus im Johannesevangelium, Kapitel zehn.

So sieht Jesus die Menschheit. Ich finde, dass gerade unsere Zeit mit diesem Bild sehr klar gesehen ist.

Heute werden zum Beispiel Millionen von Menschen in Unmündigkeit gehalten, weil sie einer bestimmten Rasse angehören. Ein Drittel der erwachsenen Weltbevölkerung lebt im Dunkel des Analphabetentums und ist von allen geistigen Reichtümern ausgeschlossen. Zwei Drittel der Menschheit leben in der Finsternis des Aberglaubens und sind von allen geistlichen Reichtümern ausgeschlossen. Die Hälfte der Menschheit wird nicht auf die Weideplätze gelassen, wo es Arbeit und Brot gibt, sondern muss hungern, sie ist von allen materiellen Reichtümern ausgeschlossen.

Und die Mauern, hinter denen diese Millionen Menschen leben, die bestehen aus Stacheldraht und Schlagbäumen und Vorurteilen. Das sind Mauern aus Beton und Ideologien, aber die gefährlichste Freiheitsbegrenzung für den Menschen, das sind die Ketten seiner Sünde. Die letzte Mauer, die uns vom Leben und von der Freiheit trennt, das ist der Tod. Sieh dir die Menschen mal an, egal wer sie sind und wo sie leben. Alle sehnen sich nach Freiheit und nach einem sinnvollen Leben.

Wer öffnet der Herde das Tor zur Freiheit? – Nur ein Einziger!

Jetzt ist die Frage, wer macht die Tür zu Freiheit auf? Wer erlöst die Menschheit aus dem Gefängnis, wer erfüllt die tiefsten Sehnsüchte der Menschheit? Und da behauptet Jesus: „Das mache Ich!“ Aber das behaupten alle anderen schließlich auch.

Und deshalb behauptet Jesus hier kategorisch: Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber[1]. Alle. Das heißt: mit diesem Satz werden alle Philosophen und Denker des Altertums, alle politischen Welterlöser, alle politischen Machthaber über einen Kamm geschoren.

Sie sind nichts weiter als Gangster, die die Menschheit betrügen, das sind falsche Hirten, und Ich, sagt Jesus, Ich bin der einzige, der die Menschheit befreit. Ich, sagt Er, bin der gute Hirte. Er sagt nicht: Ich bin ein guter Hirte unter vielen anderen. Sondern Jesus sagt: Ich bin der gute Hirte.

Der Absolutheitsanspruch von Jesus.

Das ist natürlich ein Hammer, und die Leute waren natürlich entsetzt über diesen Absolutheits-anspruch von Jesus. Sie waren empört. Deswegen steht hier auch: Viele sagten, er ist von einem bösen Geist besessen. Er ist doch verrückt! Warum hört ihr ihm überhaupt zu[2]. Auch du kannst gegenüber dem Anspruch von Jesus, der einzige Erlöser der Menschheit zu sein, nur zweierlei machen. Entweder du sagst: „Ja, Er ist es!“ oder du sagst: „Er ist verrückt!“ Entweder du hörst auf Ihn, oder du hörst du mit Ihm auf.

Aber bevor du abschaltest, bevor du aufhörst, hör dir wenigstens an, wie Jesus einen Absolutheitsanspruch begründet.

Zunächst beschreibt Jesus die Arbeitsweise seiner Konkurrenten. Ich versichere euch, sagt Er, wer nicht zu Türe hineingeht in den Schafstall sondern anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber[3]. Das heißt: die anderen kommen zu euch mit großen Erlösungsprogrammen, die erzählen euch viel von ihren guten Absichten, sie gaukeln euch etwas vor von der großen Freiheit und betonen, wie gut sie es mit euch meinen. In Wirklichkeit wollen die aber nicht eure Freiheit, sondern sie wollen ihre Schäfchen ins trockene bringen. Die wollen nicht euch reich machen, sondern sich an euch bereichern. Die wollen die Herde nicht beschenken, sondern die Herde melken, ihr das Fell über die Ohren ziehen, sie ausbeuten. Diese Leute, so sagt Jesus, die erkennt man daran, dass sie nicht über die durch die Türe hinein kommen, sondern von hinten über den Zaun steigen. Sowie das eben bei Dieben üblich ist. Die Diebe klingeln ja nicht an der Türe und fragen: „Ich hätte gern mal den Schlüssel zum Geldschrank.“

Wie Jesu Konkurrenten arbeiten.

In diesem Gewerbe bevorzugt man die Hintertreppen und die Hintertüren. Genau die gleiche Methode wenden auch die Diebe an, die der Menschheit ihre großen Güter rauben wollen - nämlich ihre Freiheit, ihr Vertrauen, ihr gutes Gewissen, ihren Glauben,  ihre Seelen. Sie kommen nicht ehrlich und frontal auf uns zu, sondern sie machen sich von hinten an uns ran, mit Mitteln der Verleumdung und der Hetze. Sie kommen in unser Leben nicht zur Türe rein, indem sie uns offen und ehrlich begegnen und unser Bewusstsein ansprechen, sondern sie faseln etwas, sowie die von der Scientology-Sekte, von Bewusstseinserweiterung. Sie kommen durch die schwer kontrollierbaren Gänge des Unterbewusstseins. Sie kommen durch den Keller, indem sie an unsere niedrigsten Instinkte appellieren, sie kommen durch das Dachfenster, indem sie uns ständig mit irgendwelchen Phrasen und Thesen berieseln. Niemand macht das besser und geschickter als die Werbung und niemand hat das besser karikiert als der Otto in seinen Sketch: „Die Verführer“[4]. Egal, womit die Konkurrenten von Jesus uns begegnen, sie kommen uns immer entgegen mit dem strahlenden Lächeln eines Bühnenstars, der voll auf Optimismus getrimmt ist, aber die kommen uns nicht entgegen mit dem schmerzverzerrten Gesicht von Jesus, der sein Leben für uns am Kreuz gelassen hat. Die strecken uns nicht offen und ehrlich die Hände entgegen, wie uns Jesus seine durchgebohrten Hände entgegen hält, sondern sie packen uns beim Genick, und wenn wir nicht spuren, dann kriegen wir eben die Peitsche zu spüren.

Wer nicht zur Tür in den Schafstall hinein geht, sondern anderswo hinein steigt, der ist ein Dieb und ein Mörder. Wer aber zur Türe hinein geht, der ist der Hirte der Schafe.

Der gute Hirte kommt ohne Schäferhunde aus.

Den richtigen Mann erkennen wir also daran, dass er zu Türe rein kommt. Das heißt, dass er offen ist, dass er mit offenen Karten spielt. Das musst du Jesus lassen: auch wenn du nicht glaubst, dass Jesus der Erlöser der Menschheit ist – Jesus spielt mit offenen Karten. Der macht den Menschen nichts vor. Er erzählt keine Lügen, Er wendet keine Tricks an, Er wendet keinen Zwang an, keinen psychologischen Druck, keine moralische Erpressung, erst recht keinen massiven Druck. Es ist ja bezeichnend, dass Hirten sonst einen Hund brauchen. Sie brauchen irgendwelche Schäferhunde, die die Herde begleiten, und sobald irgend ein Schaf die Herde verlässt und von der Linie abweicht, da kommen die Hunde und zwicken und beißen und klopfen und sorgen dafür, dass alle im Gleichschritt marschieren.

Solche Schäferhunde und Spür-und Wachhunde hat Jesus nicht nötig. Es hat einmal eine Zeit gegeben in der Kirche, da gab es sogar hier solche Hunde. Da gab es die Inquisition. Da hat man die Ketzer, also solche, die nicht linientreu geglaubt und gelehrt haben, verfolgt und gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Leute, die dafür gesorgt haben, dass in der Kirche Ordnung ist, das waren die so genannten Dominikaner, das heißt auf Deutsch: die Hunde des Herrn[5]. Das war im finsteren Mittelalter und ist in der Kirche zumindest in dieser Hinsicht beendet.

Die Kirche hat damals, als sie manche Menschen zum Glauben zwingen wollte, einen ganz großen Fehler gemacht. Aber sie hat aus diesem Fehler ein für alle Mal gelernt, nämlich: Es hat keinen Sinn, Menschen zum Glauben zwingen zu wollen. Das geht nicht. Deshalb ist es immer verdächtig, wenn irgendjemand versucht, Druck auszuüben, indem er sich irgendwelche Schäferhunde und irgendwelche Zwangsmaßnahmen leistet. Die Präsenz der Schäferhunde wird ja immer so begründet, sie seien ein notwendiges Übel, solange die Herde noch unreif ist, um selbständig den Weg in die Freiheit gehen zu können. „Da brauchen wir eben die Hunde noch, um euch Schafsköpfen auf die Sprünge zu helfen und später, wenn ihr alle lauft wie am Schnürchen, da schaffen wir die Hunde dann ab.“

Wie gesagt, Jesus braucht keine Hunde, denn die verbreiten Angst. Er braucht keinen Zwang, denn der verursacht Heuchelei. Er braucht auch keinen Druck, den der erzeugt Widerstand. Er braucht keine Gewalt, denn die erzeugt Unzufriedenheit. Das einzige Mittel, mit dem Jesus seine Herde reagiert, das ist die Liebe.

Höre auf die Stimme des guten Hirten!

Und deshalb appelliert Jesus auch nicht an deinen Instinkt, sondern an dein Herz.

Für Ihn bist du doch nicht irgendeine Marionette, sondern ein Mensch! Und deshalb lässt Jesus seine Herde nicht in Marschblöcken anmarschieren, sondern Er ruft jeden einzelnen mit Namen zu sich. Jesus sagt: Meine Schafe kennen meine Stimme. Ich frage dich: kennst du die Stimme von Jesus? Ist das die Stimme, nach der du dein Leben orientierst? Alle die Stimmen, nach denen du dich sonst noch richtest, die du für so wichtig hältst, und denen du nachfolgst, obwohl du in deinem Inneren weißt, dass es nicht ganz in Ordnung ist, was dir manche Leute erzählen, also alle diese Stimmen, die dich so beeindrucken, wirst du eines Tages nie wieder hören.

Wenn du nämlich gestorben bist, dann herrscht Totenstille. Keine dieser Stimmen, die sich heute in deinem Leben so breitmachen, sind dann zu hören, aber eine Stimme, die wirst du nach deinem Tod noch hören: die Stimme von Jesus, dem guten Hirten, der dich zur Auferstehung ruft. Das Entscheidende im Menschenleben ist, dass du diese Stimme kennen lernst, dass du auf diese Stimme hörst, damit du sie dann kennst, wenn Er dich in das ewige Leben ruft.

Für Jesus bist du nicht eine Nummer, sondern du hast einen Namen. Er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus, und wenn Er alle die seinen hinaus gelassen hat, geht Er vor ihnen her. Jesus geht also vor seiner Herde her. Auch darin unterscheidet Er sich von anderen Führern. Zum Beispiel von dem, der sich als „der Führer“ in Deutschland bezeichnen ließ und der größte Verführer unseres Volkes wurde. Hitler hat dauernd von Gefolgschaft geredet, und die Gefolgschaft hat ständig gebläkt: „Führer befiehl, wir folgen dir!“ aber er hat sein Volk immer bloß von hinten geführt, aus der Etappe. Als das Volk hungerte, hat er sich kostspielige Bunker gebaut mit unwahrscheinlichen Lebensmittelvorräten. Als die Russen nach Berlin kamen, hat er das Leben von tausenden Berlinern geopfert, um sein eigenes kümmerliches Leben noch ein paar Stunden behalten zu können, bevor er sich dann in einem Teppich einrollen und mit Benzin übergießen ließ.

Warum Jesus so besonders ist.

Also da ist Jesus anders. Er hat keinen Bunker, und Er hat sich nicht eingebunkert. Er hatte keinen Palast. Er hatte kein Haus, keine eigene Wohnung, Er hatte noch nicht mal ein eigenes Bett. Er hat nicht sich nicht auf Kosten der Herde „einen fetten gemacht“, wie das so viele Sektenführer machen. Er ließ sich nicht zu Missbrauch der Macht verführen, wie so viele Gurus, die nicht nur die Seele, sondern vor allem die Bankkonten ihrer Nachfolger beherrschen wollen.

Jesus wurde geboren in einer geborgten Futterkrippe, Er predigte in einem geborgten Boot, Er ist nach Jerusalem eingeritten auf einem geborgten Esel, Er hat sein letztes Abendmahl in einem geborgten Saal gehalten, und Er wurde begraben in einem geborgten Grab.

Er war arm, Er war einfach und Er war demütig. Er hat am eigenen Leib all das durchgemacht, was uns das Leben so an Gemeinheiten zu bieten hat.

Schon als Kind das Flüchtlingselend, die Heimatlosigkeit als Asylant in Ägypten, als Mann die Diskriminierung der Behörden, Spitzel in der engsten Mitarbeiterschaft, Denunzianten, falsche Zeugen, Gerichtsverhandlungen, körperliche Züchtigung, entnervende Verhöre. Soldaten haben Ihn geohrfeigt, sie haben Ihn angespuckt, sie haben Ihn verlästert und schließlich hat Er den Tod noch kennengelernt. Selbst in den Tod ist Er uns noch vorausgegangen. Er geht vor ihnen her, heißt es hier. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

Welchen Beweis der Liebe Jesu willst du noch?

Ist dir schon einmal einer begegnet, der sein Leben für dich gelassen hat? Hast du schon mal einen kennen gelernt, der für dich an deiner Stelle gestorben ist? Das hat Jesus gemacht. Am Kreuz, da wo deine eigene Sünde gerichtet werden sollte, da hat Er sich hinrichten lassen.

Und ich frage dich, auf welchen Beweis von Gottesliebe du eigentlich noch warten willst? Was haben denn die anderen für dich eigentlich getan, die dir so große Versprechungen gemacht haben im Leben? Was haben Sie denn für dich springen lassen, die so viel von Freiheit und Schönheit im Leben reden?

Tinte haben Sie fließen lassen, viel Tinte, um Bücher schreiben zu können über den Sinn des Lebens. Jesus hat sein Blut fließen lassen. Damit du leben kannst – das war der Sinn seines Lebens. Wenn du dein Leben suchst, wenn du den Sinn deines Lebens suchst, dann rate ich dir: halte dich an Jesus. Dann folge Ihm nach. Er hat versprochen, so steht es hier: Ich bin gekommen, um euch ein Leben zu geben, dass euch voll genügt. Verstehst du: Leben! Jesus hat nicht zu denen gehört, die nicht alle Tassen im Schrank haben und auf irgendwelche fliegenden Untertassen warten, und die eigene Mitarbeiterschaft abtöten, sondern Er bringt das Leben. Bei Jesus kommst du nicht zu kurz, sondern auf deine Kosten. Du brauchst nicht glauben, dass, wenn du dich Jesus anschließt, die Freude im Leben vorbei ist, und du mit sturem Schafsblick irgendwelche frommen Phrasen auswendig lernen musst. Du brauchst nicht zu denken, wenn du Christ wirst, dass du dann einer Gehirnwäsche unterzogen wirst, wie das bei so vielen Sekten passiert. Du wirst einer totalen Wäsche unterzogen. Jesus wäscht dir deine Sünden ab. Das heißt Er gibt dir die Chance, ein neues Leben anzufangen.

Das einzigartige Waschmittel und die entscheidende Kreuzung.

Als ich einmal darüber geredet habe, da hat mir jemand im Zettelkasten die Frage gestellt: „Herr Lehmann, können Sie auch so gut Waschmittel verkaufen?“ Und damals habe ich geantwortet: „Na klar, ich bin Waschmittelverkäufer. Das Waschmittel, das ich verkaufe, ist kostenlos. Es ist das einzige Waschmittel auf der Welt, das gegen den Dreck der Sünde hilft, seine Farbe ist rot, sein Firmenzeichen ist das Kreuz, sein Produzent ist Jesus. Der Werbeslogan der Bibel für dieses Waschmittel lautet: „Das Blut von Jesus Christus macht uns frei von aller Sünde.“ Verstehst du: du wirst bei Jesus einer Totalwäsche unterzogen. Damit geht das wahre Leben, das eigentliche Leben erst mal los, mit der Vergebung von Schuld. Du bist jung und vor dir liegt das Leben.

Das Angebot von Jesus, das ich dir heute Morgen überbracht habe, das ist ja nur ein Angebot von vielen. Jesus hat dir gesagt, was Er von den anderen hält und was Er für dich bereithält. Jetzt bist du dran. Jetzt musst du dich entscheiden. Was willst du denn haben, wo willst du denn hingehen, wem willst du denn folgen, wem willst du dein Leben anvertrauen und auf welche Stimme willst du hören?

Ich musste einmal nach Berlin und wollte dort im Stadtzentrum rein fahren. Ich wollte zur Friedrich-straße, und plötzlich fuhr ich auf den Alex zu. Das wäre noch gegangen, wenn man irgendwo umlenken könnte, aber ich sage dir, wenn du in Berlin einmal auf die falsche Straße gekommen bist, dann bist du erst einmal hoffnungslos verloren. Du darfst nicht rechts abbiegen, du darfst nicht links abbiegen, überall sind Halteverbote, Zwingpfeile, unerbittlich schwemmt dich der Verkehrsstrom aus der Stadt wieder raus, die Friedrichstraße liegt ganz woanders, der Fernsehturm wird im Rückspiegel immer kleiner, am Ende bist du in irgend einer Nebenstraße im vor Ort gelandet, holst du den Stadtplan raus und guckst nach, wo du Idiot hingefahren bist. Bis ich wieder im Stadtzentrum drin war, wo ich hin wollte, da habe ich mindestens eine dreiviertel Stunde gebraucht.

Und das alles bloß deswegen, weil ich mich nicht rechtzeitig eingeordnet hatte. Denn da standen ja überall auf großen Schildern mit entsprechenden Hinweispfeilen die entsprechenden Ortsteile. Aber ich hatte das nicht beachtet. Ich hatte mich nicht in die richtige Spur eingeordnet. Als ich an die große Kreuzung kam, da war es zu spät. Da konnte ich nicht mehr die Spur wechseln. Ich konnte nur noch in eine Richtung weiterfahren, und das war leider die falsche.

Wenn du dich nicht rechtzeitig einordnest, hast du erst mal keine Möglichkeit mehr, die Richtung zu ändern. Die einzige Chance, die du hast ist, an einem bestimmten Punkt wieder umzukehren. Das ist die Chance, die du heute Abend hast. Heute Abend sagt Jesus zu dir: kehr um und folge Mir nach, folge meiner Spur, und du kommst zu einem Leben, dass dir rundum genügt und das noch nicht einmal der Tod zerstören kann.

Du näherst dich nämlich auch der großen Kreuzung, und ich frage dich: wo willst du denn eigentlich hin, willst du nach rechts oder nach links oder ins Zentrum des Lebens, zum ewigen Leben, oder ins Abseits, in die Verdammnis?

Das Einordnen, liebe Freunde, das muss frühzeitig erfolgen. Die Jugendzeit ist dafür genau die beste Zeit. Deswegen steht in der Bibel der Satz drin: Denke an deinen Schöpfer in deiner Jugend[6]. Deswegen ist es schön, dass du heute hier bist, und ich danke dir dafür, dass du gekommen bist und dass du dir Zeit genommen hast und zugehört hast. Ich freue mich für dich, dass du jetzt die Chance hast, dich richtig einzuordnen, dein Leben zu ordnen, wenn du es in die Hände von Jesus legst.

 

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[1] Johannes 10, 8

[2] Johannes 10, 20

[3] Johannes 10, 1

[4] Theo Lehmann wiederholt Ottos Sketch von dem Kind, welches ein Brechmittel nicht essen möchte. Der Schreiber hat auf die Abschrift des Wortlautes des nicht besonders appetitlichen Sketches verzichtet.

[5] Aus dem Wortspiel: domini canes (lat.: die Hunde des Herrn) – Anm. des Schreibers.

[6] Prediger 12, 1