Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 132

 

Abschrift der Predigt vom 11. November 1990 über Matthäus 10,32 -33 (Jesus fordert dazu auf, sich zu Ihm zu bekennen). Theo Lehmann macht in dieser vor 26 Jahren gehaltenen Predigt Aussagen über den Konflikt zwischen Christentum und New-Age- und fernöstlichen Religionen, die aus der heutigen Perspektive durchaus prophetisch wirken. –  Anm. des Schreibers.

 

Liebe Freunde,

Martin Luther hatte keine Spraydosen, deswegen hatte er seine Thesen nicht an die Wand von der Kirche gespritzt, sondern an die Kirchentüre genagelt. Die erste der 95 Thesen, mit denen die Reformation losging, hieß: „Weil unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße! – will Er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen eine stete und unaufhörliche Busse sein soll.“ Da kann man nur sagen: Inhalt: Gut – Ausdruck: Mangelhaft. Denn als Luther das biblische Wort Umkehr mit Buße übersetzte, da ist er wirklich nicht gut drauf gewesen.

Die Verwirrung um das Wort „Buße“.

Nach dem germanischen Ursprung des Wortes und nach der deutschen Sprache und nach dem römischen Recht bedeutet der Ausdruck Buße das genaue Gegenteil von dem, was die Bibel damit meint. Buße ist ein Begriff aus dem Strafrecht. Wer gegen ein Gesetz verstößt, der muss eine Buße bezahlen, Bußgeld bezahlen. Wenn aber Jesus sagt: „Kehrt um!“ dann meint Er gerade nicht, zahlt Geldstrafen und reichlich Bußstrafen, damit ihr ins Himmelreich kommt, sondern er meint: „Das Himmelreich ist zu euch gekommen, weil Ich die Schuld für euch bezahlt habe.“ Es geht also nicht darum, dass ich was bezahle, sondern dass ich einen für mich bezahlen lasse. Das heißt Bekehrung.

Das meint Jesus immer dort, wo Luther dieses komische Wort „Buße“ hingeschrieben hat. Denkt um! Kehrt um! Bekehrt euch! Bekehrung ist also das Wort, mit dem nicht nur Luther seine erste These und die Reformation begonnen hat, sondern mit dem Jesus seine erste Predigt begonnen hat.

Für viele in der Kirche ist heute das Wort Bekehrung ein rotes Tuch, woran man nur ganz deutlich sieht, dass wir uns von Luther und Jesus weiter entfernt haben als Gysi[1] vom Urkommunismus.

Deshalb lautet meine erste These: wer nicht bekehrt ist, ist kein Lutheraner, geschweige denn ein Christ. Es folgt gleich die These Nummer zwei, nämlich: wer sich bekehrt, aber nicht bekennt, dessen Bekehrung ist nichts wert. Wenn du dich zu Jesus bekehrst, ohne dich zu Ihm zu bekennen, dann bist du wie einer, der einen Fünfer im Lotto gewinnt, aber das Geheimnis, das Geld, das Glück für sich alleine behält.


Vom Bekennen.

Also, Freunde, wir reden heute einmal über das Bekennen. Ich lese euch aus dem Matthäus Evangelium, Kapitel 10 vor: Fürchtet euch vor keinem Menschen. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Körper, aber nicht die Seele töten können. Fürchtet euch vor Gott, der Leib und Seele ins ewige Verderben schicken kann. Wer sich vor den Menschen zu Mir bekennt, zudem werde Ich mich auch am Gerichtstag bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will Ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Ist euch eigentlich aufgefallen, dass ich seit Beginn dieses Gottesdienstes noch gar nicht so richtig gehustet habe? Was schließt ihr daraus? Ihr schließt daraus, dass ich keinen Husten habe. Und so ist es auch. Ich huste nicht, weil ich keinen Husten habe, und seht ihr, so ist es auch mit dem Glauben an Jesus. Wenn einer sich nicht zu Jesus bekennt, so kann man nur daraus schließen, dass er keinen Glauben an Jesus hat. Denn umgekehrt gilt, wer Husten hat, der muss einfach Husten. Das ist ein Naturgesetz. Ich muss da immer an so eine Szene denken, bei Wilhelm Busch, da wird von einem Mann erzählt, der Kartoffelsalat gegessen hat, und hat sich verschluckt. Da heißt es dann: „Er hustet, bis ihm der Salat aus beiden Ohren fliegen tat“. Genau so ist das auch mit dem Glauben. Wenn einer wirklich glauben an Jesus hat, muss man das auch erkennen. Das ist ein Gesetz der geistlichen Natur. Nur dass es bei uns nicht zu den Ohren rausfliegt, sondern zum Munde rauskommt.

Jesus sagt: wessen Herz voll ist, bei dem geht der Mund über. Oder, wie die Apostel vor Gericht einmal zu Protokoll gegeben haben: Wir können es einfach nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben[2]. Der wirkliche Christ kann seinen Mund nicht halten.

Also, wie einer, der wirklich Husten hat, und sich das Husten nicht verkneifen kann. Ich sage: wer wirklich Husten hat. Man trifft ja manchmal auch Leute, die tun nur so, die quälen sich einen ab, die hüsteln nur so, man merkt gleich, es ist nur ein Schauspiel. Manchmal haben sie mit ihrer Schau-spielerei eine sagenhafte Fähigkeit entwickelt, dass sie einen glatt täuschen können. Man hält sie für echte Huster, sie sind aber bloß falsche Heuchler.

Und so gibt es auch Christen, die tun so, als ob. Wenn die von Jesus reden, wirkt das immer wie Krampf. Man merkt gleich, dass gar nichts dahinter steckt, und hat so das unangenehme Gefühl, der redet nur so frommes Zeug, aber er ist innerlich leer, er brennt nicht mehr, da kommen nur noch so tote Glaubensschlacken raus. Und dann gibt es welche, die können so gekonnt heucheln, dass man die für Superchristen hält. Die haben von früh bis abends den Namen des Herren im Munde, und spucken immer große Töne, aber eben nur im Mund, in Wirklichkeit sind sie leer.

Das sind diejenigen, die von Jesus im Gericht entlarvt werden. Diesen „Herr, Herr! – Sagern“ wird Jesus im Gericht eins husten und wird sagen: Es kommt nicht jeder, der Herr, Herr! sagt, in das Reich Gottes[3].

Aber um diese mit mittelmäßigen Heuchler und Huster geht es heute nicht, es geht heute um ein klares „Entweder-Oder“. Entweder du glaubst an Jesus, und dann bekennst du Ihn auch, oder du bekennst Ihn nicht, und dann glaubst du nicht an Ihn. Und dann wird Jesus sich auch nicht zu dir bekennen im Gericht vor seinem himmlischen Vater.

Theos schrecklicher Theaterbesuch.

Ich erinnere mich noch mit Schrecken an einen Abend, da war ich als Schüler im Theater und da hatte ich Husten. Ich hab das ganze Theater verrückt gemacht. Mitten in die zartesten Liebesszenen habe ich rein gebellt wie so ein räudiger Dorfköter. Ich saß auf meinem billigen Sitz oben im zweiten Rang. Ich hab dort einen heroischen Kampf gekämpft, gegen den die Tragödie von Schiller unten auf der Bühne ein reines Kinderspiel war.

Das ging erst los so mit ein bisschen Gekrächze. Ich habe alle meine Kräfte zusammen genommen, um das zu unterdrücken, dass ich dachte, mir platzt die Birne. Ich habe mir das Taschentuch vor den Mund gepresst, ich hab beutelweise Hustenbonbons gefressen, aber alle paar Minuten ging das Gebelle wieder los. Und da haben die Leute sich natürlich mit Recht aufgeregt. Ich hätte ja nie gedacht, wie mäuschenstill das in so einem riesigen Theater sein kann. Und wie man mit so ein bisschen Gehuste die Leute auf die Palme bringen kann. Ich hab dann schließlich das Feld geräumt, ich bin mitten während der Vorstellung raus und nach Hause gegangen und da konnte ich dann husten, soviel ich wollte.

Die unvergleichliche Botschaft der Christen.

Ich finde, das ist ein gutes Beispiel für uns Christen. Natürlich, jedes Gleichnis hinkt. Und ich möchte natürlich nicht das, was wir Christen zu sagen haben, mit so einem krächzenden Gehuste vergleichen. Im Gegenteil, wir haben den Menschen eine unvergleichlich schönere Botschaft zu bringen. Wir haben ihnen etwas zu sagen, was ihnen sonst in der ganzen Welt niemand sagen kann. Nämlich: Gott, der Schöpfer des Universums ist an dir interessiert. Und Er ist scharf auf deine Freundschaft. Er hat dich lieb. Und Er ist bereit, dir deine Schuld zu vergeben. Er ist bereit, dir eine neue Chance zu geben, dass du noch mal neu starten kannst.

Mit dieser herrlichen Botschaft leben wir mitten unter den Menschen, die voller Angst und voller Schuld und voller Ausweglosigkeit sind. Wir leben zwischen Menschen, die mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind. So wie ich als hustender Oberschüler unter Menschen saß, die alle nach vorne auf die Bühne stierten. Die Menschen sehen alle auf die Bühne, wo ihnen eine Illusion vorgespielt wird. Sie konzentrieren sich auf geschminkte Stars, sie beten ihre Idole an, sie hängen am Munde von politischen Rednern, sie stieren auf den Fernseher, auf die Lottozahlen, sie sehen auf ihre Karriere, sie sehnen sich nach dem großen Glück. Sie sind alle auf irgend ein Lebensziel fixiert und versuchen natürlich so viel wie möglich zu genießen, bis eben eines Tages der Vorhang fällt und die Vorstellung, also das Leben, vorbei ist.

Mitten unter diesen Menschen sitzen wir Christen. Wir sind die einzigen, die wissen, dass die Vorstellung bald zu Ende ist. Wir sind die einzigen, die wissen, dass der letzte Akt der Weltgeschichte bereits gespielt wird. Wir sind die einzigen, die wissen, dass Jesus Christus zum Gericht wieder kommt. Und was tun wir? Wir sitzen da und schweigen! Wir geben uns Mühe, dass nur ja keiner merkt, dass wir zu Jesus gehören. Sowie einer, der sich wegen dem Husten das Taschentuch vor den Mund presst, so halten wir uns Masken vors Gesicht und sind noch stolz darauf, dass andere uns nicht an der Nase ansehen können, dass wir zu Jesus gehören. Weil die meisten Menschen um uns herum gottlos sind, wagen wir ja kaum noch, uns zu räuspern. Am liebsten machen wir es so, wie ich als Schüler, als ich im Theater war und von dort nach Hause ging. Wir verlassen die Gesellschaft der anderen, ziehen uns zurück in unsere vier Wände, am liebsten hinter die Kirchenmauern – dort wird dann frei gehustet. Dort wird das Glaubensbekenntnis im Chor gesprochen.

Leute, wenn unser Glaube am Montag nichts taugt, dann war er am Sonntag auch nichts wert. Und wenn wir nicht bereit sind, Jesus vor der Welt zu bekennen, dann brauchen wir es in der Gemeinde auch nicht zu tun.

Hast du schon einmal den Versuch gemacht, irgendjemanden, einen Atheisten, einen Ungläubigen mit hierher diesen Gottesdienst zu nehmen? Ich finde es ja herrlich, wenn hier viele Christen anmarschieren. Es ist ja auch schön, dass ihr alle da seid. Aber versteht ihr, hier ist noch ein Missverständnis zwischen uns. Es geht darum, dass ihr andere Menschen mit hierher bringt, die Jesus noch nicht kennen.

Mich regen zum Beispiel diese leeren Plätze hier auf. Ich weiß nicht, ob ihr euch schon damit abgefunden habt, aber passt nur auf, dass nicht eines Tages euer Platz im Himmel leer bleibt. Ich sehne mich nach dem Tag, an dem sie Christen begreifen, dass sie andere mit zum Gottesdienst mit zu nehmen haben.

Ich kann mich noch erinnern, als wir angefangen haben mit den Gottesdiensten droben in der Schlosskirche, da waren die Gottesdienste proppenvoll. Und da sind Leute, die am Nachmittag in der Stadt waren, auf den Rummelplatz und haben Leute eingeladen und haben junge Leute angesprochen und haben die in den Gottesdienst geschleppt. Das habe ich denen nicht angeschafft. Ich habe es gar nicht gewusst, hinterher haben sie es mir erzählt. Das finde ich gut, wenn Leute losgehen und etwas unternehmen.

Noch einmal das Bild vom Theater.

Denkt doch noch einmal an das Gleichnis von dem Theater. Wir sind die einzigen, die wissen, dass das Theater dieser Welt demnächst zusammenkracht. Natürlich, die Platzanweiser und die Türhüter beruhigen uns. Sie sagen: es besteht keinerlei Gefahr, das Ding steht noch lange. So wie Erich, der Letzte gesagt hat, die Mauer stünde noch hundert Jahre, aber die hundert Jahre waren ganz schnell vorbei. Und so wird uns von allen  Seiten gesagt: „Die Welt steht noch lange! Ihr Christen mit eurem Gekrächze vom Weltuntergang, ihr stört nur unseren Genuss an der Vorstellung.“ – und auf der Bühne wird weiterhin fröhliche Musik gespielt.

Aber Leute, wir wissen, dass der Tag kommt, an dem Jesus Christus wiederkommt. An dem das Haus dieser Welt zusammenkracht und alle unter sich begräbt, denn am Gericht Gottes kommt keiner vorbei. Und dann wissen wir Christen noch, dass es einen Notausgang gibt. Einen einzigen Not- ausgang, durch den wir hinauskommen in die Freiheit. Es gibt eine Tür, die durch Gerichte und durch Tod in die Freiheit führt. Das ist die Türe, an der der Name Jesus dran steht. Jesus hat von sich selber gesagt: Ich bin die Tür[4].

Nun stellt euch mal den Tag vor, an dem der große Theaterbrand ausbricht. Alle sitzen in der Falle. Aber wir Christen rennen hin zu der Türe, an der Jesus steht und hinter der Gott und seine neue Welt steht. Aber Leute, die Tatsache, dass wir die rettende Türe kennen, die nützt uns noch gar nichts, wenn wir Jesus noch nicht vor anderen Menschen bekannt haben. Denn an dieser Tür wird Jesus stehen und Er wird zu den einen sagen: Ihr habt mich zwar gekannt, aber ihr habt mich vor den Menschen nicht bekannt. Deswegen bekenne ich mich jetzt nicht zu euch, ihr bleibt draußen! Und zu den anderen wird Er sagen: Kommt her, ihr gesegneten meines Vaters und ererbt das Reich. Tretet ein! Weil ihr mich vor den Menschen bekannt habt, bekenne ich mich jetzt zu euch, vor meinem himmlischen Vater.[5]

Leute, möchte irgendeiner von euch von euch nicht bei denen sein, zu denen sich Jesus dann bekennt? Will einer von euch so wahnsinnig sein, dieses Angebot jetzt nicht anzunehmen? Ich denke, das möchten wir doch alle, dass sich im entscheidenden Moment jemand zu uns bekennt und sagt: „Du, dich kenne ich, komm rein!“

Bekennen ist Pflicht und heißt, die Mitmenschen zur Rettung führen!

Damit wissen wir natürlich alle, was wir zu tun haben. Wir haben nämlich Jesus vor den Menschen zu bekennen. Wenn ich das so sage, dann klingt das wie ein Muss oder eine Pflicht. Das stimmt ja auch. Für uns, die wir den Weg zum Leben kennen, ist das eine heilige Pflicht, dass wir unsere Mit- menschen darauf aufmerksam machen. Und wir werden nicht gerettet, wenn wir nicht andere retten. Im neuen Testament steht: Schafft, dass ihr gerettet werden mit Furcht und mit Zittern[6].

Im Alten Testament steht beim Propheten Hesekiel: Du Mensch, ich bestelle dich zum Wächter, der die Israeliten vor drohenden Gefahren zu warnen hat. Wenn du eine Botschaft von mir vernimmst, musst du sie den Israeliten weitersagen, damit sie wissen, was auf sie zukommt. Wenn ich dir ankündige, dass ein bestimmter Mensch für seine schlimmen Taten sterben muss, dann bist du dafür verantwortlich, dass er es erfährt und die Gelegenheit bekommt, sich zu bessern und sein Leben zu retten. Wenn du ihn nicht warnst, so wird er zwar sterben, wie er es verdient hat, aber dich ziehe ich dafür zur Rechenschaft wie für einen Mord. Wenn du ihn warnst, und er hört nicht darauf, so wird er ebenfalls sterben. Du aber hast dein eigenes Leben gerettet.[7]

Das heißt, es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dass wir andere warnen und retten, weil wir sonst selber verdammt werden.

Leute, unser Bekenntnis zu Jesus, das ist doch nicht nur so eine Gehorsamspflicht. Es ist auch ein wahres Bedürfnis, andere zu Jesus zu bringen. Deswegen habe ich ja den Vergleich mit dem Husten gebracht und gesagt: wer Husten hat, der muss einfach husten und wer Jesus hat, der muss ihn einfach bekennen. Und wenn du nicht diesen ausweichlichen Drang in dir verspürst, Jesus zu bekennen, dann ist in deinem Verhältnis zu Jesus etwas nicht in Ordnung. Dann bist du nicht sein Jünger.

Aber dann kannst du es ja werden und zu Jesus sagen: „Herr Jesus, übernimm jetzt die Herrschaft in meinem Leben und verwandele mich so, wie du mich haben willst. Mach aus mir einen Zeugen.“ Mit Bekennen ist ja nicht nur gemeint, mit dem Munde etwas sagen. Es gibt Leute, die können gar nicht reden. Zumindest haben sie da ihre schwache Seite. Zum Beispiel bei den letzten Fußballwelt-meisterschaften, da war einer, der hat immer so ein Schild hochgehalten, da stand drauf: „John 3,16“. Die Fernsehkameras haben das öfters gezeigt, Millionen Menschen  auf der ganzen Erdkugel haben das gesehen. Viele haben sich gefragt, was heißt das?

Das ist eine Bibelstelle. Das ist die zentralste Stelle der Heiligen Schrift. Johannes 3,16: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen  Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Versteht ihr, dieser Mann hat keinen einzigen Ton gesagt. Aber er hat Millionen Menschen auf Jesus hingewiesen. Ich sage nicht, dass du mit dem Schild in der Hand durch die Stadt rennen sollst, obwohl ich das gar nicht so schlecht fände. Aber das mit dem Schild, das war seine Idee und ich frage dich: was ist deine Idee? Was ist dein Beitrag, was tust du?

Wenn man durch unsere Stadt geht, oder auch durch andere Städte, dann trifft man alle möglichen Leute. Von der Hare-Krishna-Sekte bis hin zu den Zeugen Jehovas. Die missionieren hier alle wie die Weltmeister. Wir Christen, wir sind unsichtbar. Ich hab noch keinen einzigen Christen getroffen, der etwas verteilt oder bezeugt oder der mich angesprochen hätte.

Bekennen ist die Echtheitsprobe des Glaubens.

Willst du nicht derjenige sein, der damit einmal den Anfang macht? Ganz einfach, mit Worten, mit Taten, mit der Art, wie du lebst?

Jedenfalls: bist du ein Bekenner? Legst du Wert darauf, dass andere Menschen erfahren, dass du Christ bist? Kommt es dir darauf an, dass andere Menschen erfahren, dass es Jesus  gibt? Oder legst du Wert darauf, dass andere gar nicht mitkriegen, dass du zu Kirche gehörst? Wenn das so ist, dann muss ich dir sagen, dass deinem Glauben das Entscheidende fehlt.

Denn an dem Bekenntnis in Wort und Tat, da fällt die Entscheidung, ob unser Glaube echt oder vorgetäuscht war. Wenn wir uns nicht klar zu Jesus bekennen, dann hat das natürlich einen Grund. Der Grund ist die Menschenfurcht, weil wir uns vor den Menschen fürchten. Und je weniger Glauben wir haben, desto mehr fürchten wir uns vor den Menschen. Dazu sagt uns Jesus hier dreierlei. Er sagt uns erstens: Fürchtet euch nicht vor den Menschen. Fürchtet euch vor dem, Leib und Seele ins Verderben bringen kann[8]. Das heißt: fürchtet euch vor Gott, der im letzten Moment die Türe vor euch zuschlagen kann, weil ihr nur an eure eigene Rettung gedacht habt und nicht an die Rettung der anderen.

Jesus hat einmal gesagt: Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten[9]. Und es heißt Gott spotten, wenn man ein Leben lang hinter vorhaltener Hand von Ihm flüstert anstatt sich frei und offen zu Ihm zu bekennen. Sicher wird dich das in Schwierigkeiten bringen, und das ist das zweite, was Jesus hier sagt. Er sagt: Na klar wird das kommen, Sie haben mich gehasst und sie werden euch hassen. Sie haben mich verfolgt und sie werden euch verfolgen.[10] Sie werden euch abstempeln als Schädlinge der Gesellschaft, vielleicht werden sie euch sogar abschlachten, so wie hundertausende Christen als Märtyrer gestorben sind.

Es wird in unserem Land keiner getötet, weil er zu Jesus gehört, aber in unserem Land haben ja viele deswegen Schwierigkeiten gekriegt – das haben wir ja hinter uns. Aber Leute, es wird sich daran nichts ändern. Selbst wenn Gott uns jetzt eine Verschnaufpause gibt, dass wir etwas Ruhe haben und einmal Luft holen können, werdet ihr doch hoffentlich nicht so naiv sein, zu denken, dass Christ sein hier möglich wäre ohne Schwierigkeiten. Aber, sagt Jesus nun als drittes: Wenn ihr in Schwierig-keiten kommt – es passiert euch nichts ohne das Wissen des Vaters. Jede allergeringste Kleinigkeit eures Lebens hat Gott unter Kontrolle. Ihr seid in Gottes Hand! Es kommt alles für uns darauf an, dass wir das glauben.

Glauben ist immer gegen den Augenschein. Was ich sehe, mit meinen Augen, das sind die anderen, die mich in der Hand haben mit ihren Beurteilungen, mit ihren Zensuren, und wie es in meinem Leben weitergeht, zum Beispiel ob ich eine Arbeitsstelle behalte oder nicht. Vorhin hat der Andreas hier gesungen: „Ich teile die Ängste mit dir.“ Er steht nämlich auch vor dem Problem der Arbeitslosigkeit. Es ist ja nicht so, dass wir hier vorne euch aus gesicherter Position etwas erzählen wollen. Sondern er hat es ja extra so formuliert: „Ich teile meine Ängste mit dir.“ Aber versteht ihr, er hat ja dann weiter gesungen und er hat genau über das gesungen, worüber ich predige, nämlich dass wir in Gottes Hand sind. Glauben heißt: ich weiß, ich, und auch die anderen sind in Gottes Hand. Ganz egal, was die anderen über mich schreiben, aufschreiben, mit mir machen – Mein Name ist in das Buch des Lebens eingeschrieben, und nur das zählt.

Christen sind die unbequemen Zwischenrufer im Theater dieser Welt.

Leute, wozu sind wir auf dieser Welt? Ich komme noch einmal auf das Gleichnis von dem Theater zurück. Sind wir dazu da, um einen möglichst guten Platz in der vordersten Reihe zu kriegen, wo wir von allen gesehen werden und sehen können? Sitzen wir im Theater des Lebens, um denen zuzuguk-ken und Beifall zu klatschen, die uns dieses Märchen von der heilen Welt vorspielen? Jesus hat gesagt: Ich habe euch gesetzt, dass ihr hingeht und Frucht bringt.[11] Frucht für die Ewigkeit. Es ist unsere Aufgabe. Dazu hat Jesus uns hier in diese Welt gesetzt, dass wir die anderen aus ihren Illusionen herausreißen, dass wir sie auf Jesus hinweisen, dass wir sie auf den Notausgang hinweisen, der ins Leben führt.

Vorläufig starren alle wie gebannt noch auf die Bühne. Und die unscheinbare Türe, wo Jesus steht, wo Notausgang drauf steht, die übersehen die meisten geflissentlich. Dabei wird eben durch diese Türe der großartige Auftritt des Weltenrichters erfolgen. Wenn es finster wird auf der Bühne und im Saal das Licht ausgeht, da wird das Licht aus dieser Türe hervorbrechen. Und alle werden mit ihren Köpfen herumfahren und in diese Richtung gucken und werden Jesus sehen. Jesus, den Sohn Gottes! Wer dann nicht schon zu Jesus gehört, der muss im finsteren bleiben. Nur seine Bekenner, die dürfen ins Licht. Finsternis bleibt für die einen zuletzt, die anderen dürfen ins Licht. Und weil es dann zu spät ist, sich noch für Jesus zu entscheiden, deswegen muss das jetzt passieren.

Und wenn du noch nicht gekehrt bist, dann möchte ich dir sagen, was der Spruch diese Woche ist: Heute ist der Tag der Gnade, jetzt ist die Zeit des Heils[12] – jetzt hast du die Chance der Rettung. Wenn du bekehrt bist, dann bist du dazu verpflichtet, dass du es anderen Menschen sagst. Wir müssen andere auf die rettende Tür für Jesus aufmerksam machen. Auch wenn die das von uns gar nicht wissen wollen. Natürlich freut sich niemand, wenn er gerade eine Vorstellung genießt, und dann gestört wird. Wir müssen aber stören, wir müssen uns bemerkbar machen, wir müssen den Menschen sagen: „Eure Vorstellung vom Leben ist falsch! Ihr geht verloren, wenn ihr ohne Jesus lebt.“ Natürlich wird man uns deswegen auszischen. Natürlich bringen uns unsere Zwischenrufe den Vorwurf des Störenfrieds sein.

Gerade jetzt, im Zeitalter des New Age, wo alle sich in Harmonie auflösen, alle Religionen fallen sich gegenseitig in die Arme, alles gilt, jeder hat recht, und da sagen wir Christen: „Nein, so geht das nicht!“

Wir Christen sind diejenigen, die die Harmonie stören, wir sagen: „Nein, es gibt nur einen Weg der Rettung, und der heißt Jesus Christus. Und es ist nicht wahr, dass du durch Buddha, durch Krishna oder durch irgendwen zu Gott kommen könntest. Du kommst alleine dann in Gottes Reich, wenn du dein Leben Jesus gibst.“ Weil wir diese Harmonie stören, die da jetzt in der Welt eintritt, da werden wir die ersten sein, die von den New-Age-Leuten, wenn die erst einmal an die Macht kommen, an die Wand gestellt werden. Das haben die ja jetzt schon gesagt.

Ja, Leute, wir sind notorische Störenfriede in dieser Welt, weil nämlich unser Herr Jesus gesagt hat, Ich bin nicht in die Welt gekommen, um Frieden zu schaffen, sondern ich bringe die Auseinander-setzung.[13] Und Er hat gesagt, wer sich in dieser Auseinandersetzung der Geister sich auf meine Seite stellt, wer sich zu Mir bekennt, den bekenne Ich vor meinem himmlischen Vater. Leute, das ist doch eine Verheißung, das ist doch eine herrliche Verheißung!

Der beste Anwalt beim letzten Gericht heißt Jesus.

Die Frage ist, wird sich diese Verheißung auch für dich in deinem Leben erfüllen? Wie wird das sein, wenn du im Gericht vor Gott stehst, wenn du im Gericht als Angeklagter dastehst. Wirst du dann einen Verteidiger haben? Wirst du dann Einen haben, der sich auf deine Seite stellt, der sich vor dich stellt, der für dich einsteht?

Eines Tages, werde ich vor Gott stehen. Und der Teufel wird als Ankläger kommen, meine Sünden vorlesen, und ich werde sie nicht leugnen können, und ich werde Gott nur Recht geben müssen, wenn Er sagt, mit dieser Latte von Sünden kannst du nicht in mein Reich. Und genau in diesem Moment, wo Gott sein gerechtes Urteil über mich spricht, da wird Jesus auftreten. Und er wird zum Teufel sagen: „Halt die Klappe, klapp dein Notizbuch zu. Ich habe hier auch ein Buch, dies ist das Buch des Lebens. Und da steht der Name Theo Lehmann auch schon drin. Diesen Namen habe Ich mit meinem Blut da rein geschrieben“ wird Jesus sagen. Und er wird zum Teufel sagen: „Deine Anklage ist doch längst überholt, die kannst du doch vergessen. Was da drin steht, stimmt, aber es ist erledigt.“ Und dann wird sich Jesus an den Vater wenden und sagen: „Vater, diesen Theo  Lehmann, den kenne Ich. Ich kenne auch seine Sünden. Die haben Mir sehr weh getan, für die habe Ich ja geblutet. Aber eben deswegen, weil Ich für ihn schon bezahlt habe, kannst Du ihn nicht rausfeuern. Er gehört auf meine Seite, es ist mein Bruder. Ich bekenne mich jetzt zu ihm und lege für ihn Fürsprache ein.“

 Seht ihr, das ist mein Glaube. Jesus wird mein Fürsprecher sein. Das hat er mir versprochen. Und darauf baue ich mein Leben auf. Und das wünsche ich dir, dass du es genauso machst. Amen.

 

*  *  *  *



[1] Gregor Gysi (*1948), dt. Politiker. Wirkte maßgeblich an der Wandlung der SED erst zur PDS und dann zur Partei „Die Linke“ mit.

[2] Apostelgeschichte 4, 20

[3] Matthäus 7, 21

[4] Johannes 10, 9

[5] Sinngemäß bei Matthäus 10, 32 und Matthäus 25, 35 ff.

[6] Philipper 2, 12

[7] Hesekiel 33, 7-9

[8] Matthäus 10, 28

[9] Theo Lehmann bezieht sich wohl auf den Ausspruch von Paulus in Galater 6, 7. – Anm. des Schreibers.

[10] Johannes 15, 18.20

[11] Johannes 15, 8

[12] 2. Korinther 6, 2

[13] Matthäus 10,34