Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 118

Abschrift der Predigt vom 13.11.1988 über Matthäus 25, 31-46 (Das letzte Gericht).

 

Die Abnutzung der menschlichen Liebe und hohle Schwüre.

Liebe Freunde, zwei junge Leute, frisch verheiratet, die machen eine Spaziergang. Da kommen sie an eine Pfütze. Da sagt der verliebte junge Ehemann: Vorsicht Liebste, eine Pfütze, und hebt sie galant darüber hinweg, damit sie sich ihre neuen Salamander-Stiefelchen, die sie sich für 480 Mark im Exquisit[1] gekauft hat, nicht schmutzig macht. Als die beiden zwei Jahre verheiratet sind, da sagt der Ehemann nur noch: Bass uff, ne Pfütze! Nach fünf Jahren Ehe sagt: haste keene Oochen im Goppe![2] Und nach 10 Jahren Ehe sagte er: das war ja  klar, dass du da reinlatschen musstest!

Die großartigsten Liebesschwüre des Ehemannes erweisen sich als hohl, wenn er tatenlos zusieht, wie seine Alte in die Pfütze hineintappt oder sich in ihren Mantel rein quält. Die großartigsten Liebesbeteuerungen einer Ehefrau erweisen sich als hohl, wenn sie tatenlos zusieht, wie ihr Alter draußen ohne Knopf am Mantel herumläuft. Die großartigsten Glaubensbekenntnisse eines Christen erweisen sich als hohl, wenn er tatenlos zusieht, wie sich irgend einer seiner Nebenmenschen mit irgendetwas abquält.

Das jüngste Gericht.

Und deshalb wird im jüngsten Gericht etwas los sein, wenn Gott uns nach unseren Taten fragt. Denn der Satz: ich glaube an Gott, der ist natürlich leicht gesagt. Der ist natürlich schön und gut, aber ohne konkrete Konsequenzen, da ist der eine hohle Phrase, er ist eine Seifenblase, die im Gericht zerplatzen wird.

Manche könnten ja vor Lachen zerplatzen, wenn die Bibel vom Gericht redet. Manche könnten auch vor Wut zerplatzen. Vor einem Monat war ich mit dem Wolfgang zusammen auf einer Jugendwoche, und da haben wir auch über das Gericht gepredigt und da haben wir von kirchlichen Mitarbeitern und Fahrerin unsere Übliche Dresche bezogen. Der Vorwurf an uns lautete: ihr setzt die Menschen unter Druck. Ihr droht, ihr betreibt das Geschäft mit der Angst. Mit solchen Vorwürfen lasse ich mich schon lange nicht mehr einschüchtern, sondern ich habe schon immer darauf hingewiesen, dass es Jesus selber ist, der vom Gericht redet.

Es ist doch nicht meine Erfindung, das sind doch nicht meine Worte, sondern es sind die Worte von Jesus selber. Zum Beispiel Matthäus Evangelium Kapitel 25, ab Vers 31 (das Evangelium des heutigen Tages):

Wenn der Menschensohn in seiner ganzen Herrlichkeit, begleitet von allen Engeln, wieder kommt, wird Er auf dem Thron Gottes sitzen. Alle Völker werden vor Ihm erscheinen. Und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirte die Schafe von den Böcken trennt. Rechts werden die Schafe, und links die Blöcke stehen.


Drei entscheidende Punkte.

Jesus sagt hier also erstens: Er kommt wieder, zweitens: es kommen alle Menschen in das Gericht, und drittens: es kommt die große Scheidung.

Punkt Nummer eins: Jesus kommt wieder, und zwar in Herrlichkeit. Als Er zum ersten Mal hier war, da ist Er gekommen in Niedrigkeit. Als Säugling, als Kind, als Mensch, als Bauarbeiter. Kein Mensch hat Ihm an der Nasenspitze angesehen, dass Er der Sohn Gottes war. Sie konnten Ihn anspucken, sie konnten Ihn kreuzigen, sie konnten auf Ihn pfeifen und bis zum heutigen Tage kann jeder auf Ihn pfeifen.

Aber am letzten Tag, wenn die Weltgeschichte endgültig von Gott abgepfiffen wird, da kommt Er in Herrlichkeit, also so, dass Ihn jeder sehen kann und jeder sehen muss, dass Er der Herr der Welt ist.

Allen anderen Herren, vor denen du dich in deinem Leben so oft gefürchtet hast, und vor denen du gedienert hast und gekatzbuckelt hast, denen wirst du nie wieder begegnen. Der einzige Herr, dem du noch einmal begegnen wirst nach deinem Tod, das ist Jesus Christus.

Und Ihm allein bist du Rechenschaft schuldig. Über dein Leben. Und nicht nur du allein wirst vor ihm stehen, sondern Punkt zwei: alle kommen ins Gericht. Alle Völker. Also alle Menschen, egal wann und wo und wie sie gelebt haben. Unter welcher Regierungen, unter welchem Sternzeichen, unter welchen Verhältnissen.

Alle Unterschiede, die es bis dahin gegeben hat, Besitzer von West-Geld oder bloß DDR-Mark, Parteigenosse oder Normalbürger, Ausreiseantragsteller oder Sitzenbleiber, die spielen dann keine Rolle mehr. Auch die Rasse, schwarz oder weiß oder die Klasse, Arbeiter oder Ausbeuter, das hat sich dann erledigt. Am Ende gibt es nur einen Unterschied: gerettet oder verloren.

Am Ende, und das ist Punkt Nummer drei. Da kommt die große Scheidung. Am Ende gibt es nur zwei Gruppen: Gerettete und Verlorene. Und in einer von diesen beiden Gruppen wirst du sein. In einer dieser beiden Gruppen wirst du deine Ewigkeit verbringen. Und die Frage ist: hast du dich schon entschieden, wo du hin willst?

Wo willst du hin, willst du hin zu Gott oder willst du weg von Gott? Um diese Entscheidung zu treffen, hat Gott dir ein Leben geschenkt. Um dich zu dieser Entscheidung zu rufen, hat Gott die Kirche eingerichtet. Um dir bei dieser Entscheidung zu helfen, da findet heute Abend dieser Gottesdienst statt. Denn wenn du Jesus, als den Herrn deines Lebens findest, dann hast du auch deinen Platz für die Ewigkeit, an seiner rechten Seite gefunden.

Dann wirst du bei denen stehen, die auf seiner rechten Seite sind, Vers 34: dann wird der Richter zu denen an seiner rechten Seite sagen, kommt her: euch hat Mein Vater gesegnet. Nehmt das Reich Gottes in Besitz das Er seit Erschaffung der Welt für euch als Erbe bereithält. Denn als Ich hungrig war, habt ihr Mir zu essen gegeben. Als Ich durstig war, bekam Ich von euch etwas zu trinken. Ich war ein Fremder unter euch, ihr habt Mich aufgenommen. Ich war nackt, ihr habt mir Kleidung gegeben. Ich war krank, und ihr habt Mich besucht. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden sie fragen: Herr, wann bist du denn hungrig gewesen? Wann haben wir dir zu essen gegeben? Oder durstig, und wir gaben dir zu trinken? Wann haben wir dir Gastfreundschaft gewährt und wann bist du nackt gewesen und wir haben dir Kleider gebracht? Wann warst du denn krank oder im Gefängnis und wir haben dich besucht? Der Richter wird ihnen dann antworten: das will Ich euch sagen. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für Mich getan.

Keine falschen Schlüsse aus dieser Bibelstelle ziehen.

Aus dieser Bibelstelle, vor dem aus diesem letzten Satz von Jesus, da ziehen viele Menschen einen ganz falschen Schluss. Sie sagen: es ist also gar nicht wahr, was die Pfarrer und die Kirche sonst immer predigen, nämlich dass es auf den Glauben ankommt, sondern es kommt auf die Werke, es kommt auf die Taten an. Hier steht's doch, endlich mal, schwarz auf weiß!

Wer in den Himmel kommen will, der braucht weder in die Kirche zu gehen noch zur Kirche zu gehören. Der braucht noch nicht einmal an Gott zu glauben, das Wort Glaube kommt gar nicht vor im ganzen Absatz. Hauptsache ist das, was der Mensch tut, seine Taten. Um ewig gerettet werden zu werden, genügt es wenn du ein Paket Klamotten nach Nicaragua schickst, wenn du für die Aktion Brot für die Welt spendest und wenn du deine Soli-Spende ordentlich bezahlst. Und dann kommst du in den Himmel, egal ob du Christ oder Atheist bist.

Wenn diese Auslegung Recht hätte, dann hätte Jesus ja gar nicht kommen brauchen und am Kreuz zu sterben. Wenn es so einfach wäre, mit einer Nudelsuppe ins Reich Gottes zu kommen, da brauchte Christus sich doch nicht am Kreuz zusammenschlagen lassen. Wenn es so einfach wäre, mit ein paar guten Taten und ein paar guten Worten das Himmelreich zu erreichen, wozu hätte dann Jesus sein Leben geben müssen. Dann hätte es genügt, wenn Gott gesagt hätte: seid nett zueinander, und alle von euch, die nett sind, die können in mein Reich kommen. Egal ob Christen oder Atheisten.

Klärung dreier wichtiger Fragen dieser Bibelstelle.

Also, damit wir unsere Bibelstelle auf diese Art und Weise nicht missverstehen, da möchte ich jetzt einmal drei Fragen klären.

Erstens: wer sind die Völker, von denen hier die Rede ist? Es heißt hier: wenn der Menschen Sohn in seiner ganzen Herrlichkeit kommt, dann werden alle Völker vor ihm erscheinen.

Nun sagen manche Leute: mit diesen Völkern, das sind nur die Heiden gemeint, nur die Ungläubigen. Aber das steht ja nicht hier. Sondern hier steht: alle Völker. Wenn Jesus sagt Alle, dann meint er auch alle. Und außerdem sagt Jesus: das Ende der Welt Das Gericht, das kommt erst nachdem alle anderen Völker die Botschaft an Jesus gehört haben. Es wird am jüngsten Tage nur Menschen geben auf der Welt, im Gericht, die die Botschaft gehört haben und die die Chance gehabt haben, sich für oder gegen Jesus zu entscheiden. Entweder gläubig geworden oder mit Absicht ungläubig geblieben sind.

Zweitens: wer sind die Brüder? Jesus sagt: was ihr für einen Meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für Mich getan. Manche behaupten, dass alle Leidenden und alle Armen Brüder von Jesus sind. Aber so einen allgemeinen Bruderbegriff, nach dem alle Menschen Brüder sind, den kennt die Bibel nicht. "Alle Menschen werden Brüder." So steht es bei Schiller geschrieben. Aber nicht in der Bibel.

Jesus hat ganz klar und eindeutig definiert, wen er unter seinen Brüdern versteht. Im Markus-Evangelium, Kapitel 3, Vers 35 da sagt er: wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester.

Daraus folgt also drittens: was sind die Taten: es sind Taten an den geringsten Brüdern? Es sind Taten an Christen, die wegen ihres Christseins leiden müssen. Dass ein Christ auch Nichtchristen und anderen Menschen Gutes tun soll, das ist selbstverständlich. Das steht an allen Ecken der Bibel. Aber darum geht es nicht hier. Hier in dieser Bibelstelle geht es um ein anderes Thema. Es geht hier in Matthäus 25 um das letzte Gericht. Und da geht es um den Maßstab, nach welchem Maßstab wir Menschen da beurteilt werden.

Dieser Maßstab ist der Glaube, das hat Jesus auch eindeutig gesagt. Markus-Evangelium Kapitel 16: Wer glaubt, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt[3]. So hat es Jesus gesagt. Es geht also immer um den Glauben.

Glaube ohne Taten ist tot.

Nun ist aber der Satz: "Ich glaube an Jesus" leicht gesagt. Jeder Heuchler kann den sagen. Im jüngsten Gericht werden den auch viele Menschen sagen. Bloß ist es damit eben noch nicht getan. Denn die Taten sind die Früchte des Glaubens. Und wo keine Früchte sind, da ist der Glaube tot.

Und deshalb stellt Jesus die Frage gar nicht in der Form, dass er sagt: Hast du an Mich geglaubt? Sondern er stellt erst mal Alle, die an ihn geglaubt haben, auf seine rechte Seite. Und nachdem das geschehen ist, danach stellt Jesus fest, warum er sie dahin gestellt hat. Nämlich deswegen, weil sie aus ihrem Glauben Konsequenzen gezogen haben. Und da wird Jesus sehr konkret. „Ich war durstig und ihr habt mir eine Cola spendiert. Ich war aus Mosambik und ihr habt Mich zu Weihnachten am Heiligabend in eure Wohnung eingeladen. Ich saß im Rollstuhl und ihr habt Mich mit auf die Rüstzeit genommen. Ich saß in der Haftanstalt und ihr habt in diesen Jahren meine Familie betreut.“ Und da werden die Angeredeten sagen: was wer wie wieso wann, wir? Seit wann bist du ein Farbiger, seit wann bist du ein Behinderter? Wo Bist du denn im Knast gewesen? Dann wird Jesus antworten – ich hab's ja schon vorgelesen: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für Mich getan.

Zu denen auf seiner linken Seite aber wird Er aber sagen: geht Mir aus den Augen, ihr verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Helfer bestimmt ist. Denn Ich war hungrig und ihr habt Mir nichts zu essen gegeben. Ich war durstig, aber ihr habt Mir nichts zu trinken gegeben. Ich war ein Ausländer unter euch, aber ihr habt Mich nicht aufgenommen. Ich war nackt, aber ihr wolltet Mir nichts zum Anziehen geben. Ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um Mich gekümmert. Dann werden auch sie Ihn fragen: wann haben wir Dich denn hungrig oder durstig, nackt, krank oder im Gefängnis gesehen und Dir nicht geholfen? Darauf wird Ihnen der Richter antworten: die Hilfe, die ihr Meinen geringsten Brüdern verweigert habt, die habt ihr Mir verweigert. Und sie werden der ewigen Strafe ausgeliefert sein. Aber die Gottes Willen getan haben, die erwartet unvergängliches Leben.[4]

Werke ohne Glauben erretten nicht. Bei Gott ist nichts vergessen.

Es kann sich also kein Mensch, also du oder irgendein Atheist, vor Gott hinstellen und sagen: „Bitte sehr: das und das sind die guten Taten meines Lebens und weil ich so Klasse bin, musst du mich nehmen.“

Nicht wir, die Angeklagten, werden im Gericht unsere guten Taten aufzählen, von unseren Taten erzählen, sondern Jesus, der Ankläger und Richter, der wird uns etwas erzählen. Und es fällt bei ihm keine Kleinigkeit und keine Heimlichkeit unter den Tisch. Alles Gute, das im Verborgenen getan worden ist, kommt genauso ans Licht, wie alles Böse, was heimlich getan worden ist.

Es ist zum Beispiel nichts, was den Juden angetan worden ist, bei Gott vergessen. Es gibt eine letzte Gerechtigkeit für Millionen von Toten und für Milliarden von Tränen. Ich finde das richtig, dass in diesen Tagen so viel und so offen über die Verbrechen an den Juden geredet wird. Aber ich muss euch sagen, dass ich manche Schuldbekenntnisse, vor denen die Reden jetzt so triefen, schon gar nicht mehr hören kann.

Da heißt es immer wieder: wir haben tatenlos zugesehen, wir haben geschwiegen, wir haben uns schuldig gemacht. Und das ist leider wahr. Aber wahr ist auch, dass bei uns in der DDR in jedem Jahr 90.000 Kinder im Mutterleib umgebracht werden. Und da braucht es keine umständlichen Krematorien, sondern das erledigen unsere Kliniken. Da braucht es keine großen Massengräber, da genügen die Mülltonnen unserer Krankenanstalten. Man hat damals gesagt: Niemand kann sicher sein, solange die Juden nicht sicher sind. Heute muss man sagen: Niemand kann sicher sein, solange die Ungeborenen nicht sicher sind.

Früher war der Bauch der Mutter für das Kind der sicherste Platz der Welt. Heute ist der Bauch der Mutter für ein Kind der gefährlichste Platz der Welt. Denn dort werden die kleinen unschuldigen Kinder zerstochen, zerkratzt, zerstückelt und zerstört. Der Holocaust an den Kindern ist in vollem Gange. Und wer hier tatenlos zusieht, wer hierzu schweigt, macht sich schuldig. Und dem nehme ich seine Schuldbekenntnisse über das Schweigen an den Judenmorden schon gar nicht mehr ab.

Das ist Heuchelei, die Untaten der Vergangenheit zu bedauern und zu den Untaten der Gegenwart zu schweigen. Gott wird jedenfalls nicht in alle Ewigkeit schweigen. So bedrohlich das Gericht für die einen ist, so tröstlich ist es für die anderen. Nichts ist vergessen, nichts, kein Leid, keine Quälerei und keine Tränen, sondern das kommt noch mal durch den gerechten Gott zur Sprache. Und alle die, die gequält worden sind, von denen keiner etwas weiß, die von allen Menschen vergessen worden sind: Keiner von denen ist bei Gott vergessen. Gott wird nicht in Ewigkeit schweigen.

Er wird es noch einmal alles zur Sprache bringen. Zum Beispiel auch die Grausamkeiten, mit der an unseren Kliniken die Kinder im Mutterleib getötet werden. Auch die Brutalität, mit der manche Jugendliche auf unseren Straßen zusammengeschlagen werden.

Auch die Gemeinheit, mit der von unseren Großbetrieben Gift in die Luft abgelassen wird. Und es wird dann nicht nur um Umweltverschmutzung und Tötung im großen Massenstil gehen. Es wird auch um die paar Minuten gehen, die du täglich sinnloserweise den Wasserhahn hast laufen lassen oder das Licht hast brennen lassen. Sicher, das sind Kleinigkeiten. Aber im jüngsten Gericht, da reitet Jesus mit einer entnervenden Sturheit auf lauter Kleinigkeiten rum. Die nach unseren Begriffen in gar keinem Verhältnis stehen zu der Sache, um die es geht. Es geht um unser ewiges Schicksal, um unser ewiges Leben, um unsere ewige Verlorenheit. Und da redet Jesus hier fortwährend von so einer Kleinigkeit wie einem Glas Wasser.


Nur wenn die Einzelposten stimmen, stimmt die Summe der Abrechnung.

Das liegt eben daran, dass Gott sich nicht mit der Behauptung: "Ich glaube an Dich" begnügt. Sondern diese summarische Behauptung wird von Gott in allen Kleinigkeiten durch geprüft. Und nur wenn die einzelnen Posten stimmen, dann stimmt auch die Endsumme.

Stell dir vor du hast ein paar Schuhe gekauft… muss ja nicht im Exquisit sein wie vorher, du warst im Konsum und hast dort ein paar Schuhe für 115,60 Mark gekauft. Du liegst jetzt das Geld dem Verkäufer auf den Tisch und der fängt an zu zählen. 10, 15, 20, 25, 30, 35 und so weiter. Als er bei 100 angekommen ist, hört er auf zu zählen und streicht das ganze Geld ein. Da sagst du: "He, Moment mal, warum zählen sie nicht ganz bis zum Ende?" Der Verkäufer sagt: "Ach, wissen Sie was, wenn es bis 100 gestimmt hat, dann denke ich mir wird es auch bis 115,60 stimmen.“

Das ist doch Blödsinn! Denn die Entscheidung, ob du ehrlich gewesen bist beim Geld hinlegen, die fällt doch nicht am Anfang, bei den großen Scheinen. Die fällt ganz am Ende, bei der letzten Mark und bei dem letzten Pfennig. Wenn am Schluss ein paar Mark und ein paar Pfennige fehlen würden, dann wäre das keine Bagatelle, sondern das wäre Betrug. Und der ganze Geldbetrag würde zurückgewiesen und du müsstest du ohne deine Konsum-Schuhe nach Hause gehen.

Denke doch nicht, dass Gott sich zufrieden gibt mit einem großartigen Scheinglauben! Sondern er prüft unsere Lebensrechnung durch. Bis auf den letzten Posten. Und sieht nach, ob unser Kapital an Nächstenliebe gereicht hat noch für den Geringsten unserer Mitmenschen.

Und wenn nicht, dann stimmt unser ganzer Glaube nicht, und dann wird alles zurückgewiesen. Es gibt im jüngsten Gericht nur Freispruch oder Todesstrafe. Ewiges Leben oder ewige Verdammnis, aber nichts dazwischen. Wir, wir alle die wir hier sind, wir sind von Gott seit Ewigkeit her für seine Ewigkeit bestimmt. Von Anfang an. Und für jeden von uns ist ein Platz in Gottes Reich vorbereitet.

Hast du dich für Gottes Ewigkeit angemeldet?

Der Himmel ist der vorbereitete Platz für vorbereitete Menschen. Die Frage ist, ob du darauf vorbereitet bist, ob du dich angemeldet hast, ob du dahin kommen willst.

Wenn es so ist, wenn du die Einladung in Gottes Reich angenommen hast, wenn du ein "Ja" zu Gott gefunden hast und dem entsprechend gelebt hast. Dann wird Jesus am Ende zu euch sagen: kommt her zu mir, ihr Gesegneten meines Vaters. Und erbt das Reich, das euch vorbereitet ist.

Und wenn du die Einladung in Gottes Reich ablehnst, und nicht nach Gottes Willen leben willst, dann kommt du in die Hölle. Dann wird Jesus zu dir sagen: geht mir aus den Augen, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Helfer bestimmt ist.

Die Hölle ist anders als wir denken.

Gott ist garantiert nicht daran interessiert, dass irgendein Mensch dorthin kommt. Gott hat die Welt ohne Hölle geschaffen. Er hat die Welt gut geschlafen. Da gab es keine Hölle, die ist erst nachträglich eingerichtet worden. Für den Teufel und seine Helfershelfer, die gegen Gott rebelliert hatten.

Viele Menschen, die stellen sich die Hölle so vor, wie sie der Wilhelm Busch gemalt hat, mit der frommen Helene. Da ist so ein Kessel, da ist Feuer drunter und da tanzen ein paar kleine Teufelchen drum herum und einer der kommt, der hat die Seele der frommen Helene auf der Mistgabel aufgespießt, und der kommt daher rein geschossen und dann heißt es: „Huhu, haha, der heilige Franz ist auch schon da.“

So sieht die Hölle nicht aus. Sie sieht auch nicht so aus, wie jetzt beim letzten Eulenspiegel[5] das Titelblatt. Da hat ja der Dittrich[6] drauf gemalt: eine sozialistische Selbstbedienungshölle. Da sitzen die Teufel unter so einem großen Spruchband, da steht drauf "Höhere Leistung, zufriedene Kunden", und die trinken Kaffee und die rufen einem Sünder, der auf die Bestrafung wartet, zu, dass er sich gefälligst selber einheizen soll.

Leute, die Hölle ist weder ein Menschengrill, noch ein Selbstbedienungsladen, sondern die Hölle ist eine selbst gewählte, selbst gewollte und selbstverschuldete Gottesferne.

Ich lese euch vor, wie die Bibel die Hölle beschreibt: im zweiten Thessalonicherbrief[7]: Jesus wird kommen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen wollen, und an denen, die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. Die werden Strafe leiden, das ewige Verderben, fern von dem Angesicht des Herrn und seiner herrlichen Macht. Fern sein müssen von Gottes Angesicht, das ist Hölle.

Keine Verbindung mehr möglich.

Als mein Vater noch gelebt hat, da habe ich ihn oft angerufen. Und wer Teilnehmer an unserem Telefonnetz ist, der weiß, das klappt ja nicht immer so. Da kommt manchmal keine Verbindung zustande. Also, ich wähle die Nummer ich höre, wie er abhebt und sich meldet, und dann fange ich an zu reden. Ich sage: „na, Tach Vater, wie war es heute, wie hast du den Tag verbracht?“ Da sagt er: „Hallo?“ Da sage ich: „Ja, Vater wie war es denn heute?“ -  „Ist da jemand?“ Ich ruf nur noch mal lauter: „Ja, hörst du mich denn nicht?“ Da höre ich, wie er sagt: „Scheint niemand dran zu sein!“ Und legt wieder auf. Und ich wähle die Nummer noch einmal und ich höre wieder wie er abhebt, sich meldet, ich fange an zu reden: „Na, Vater kannst du mich hören?“ -  „Ist da jemand?“ -  „Ja hier! Ich bin der Theo in Karl-Marx-Stadt. Hörst du mich nicht?“ – „Scheint niemand dran zu sein“, sagt er, und legt wieder auf.

Das ist ein Bild für Hölle. Verstehst du: ich weiß ganz genau, am anderen Ende ist mein Vater, der ist da, mein Vater. Aber ich kann schreien so viel ich will, er hört mich nicht, es gibt keine Verbindung.

Und das hat Jesus einmal gesagt. Es gibt, wenn das entschieden ist, wenn einer in der Hölle drin sitzt, dann gibt es keine Verbindung in Gottes Reich mehr. Sondern da sitzt man da drin und weiß eine Ewigkeit lang, ich muss hier sein, obwohl ich dort sein könnte. Das ist Hölle. Genau wissen, ich hätte bei Gott sein können aber ich habe mich in meinem Leben falsch entschieden. Und diese Entscheidung nicht mehr revidieren können. Denn nach dem Tode dreht sich nichts mehr. Deswegen ist das ja so entscheidend, dass du dich jetzt, solange du lebst, entscheidest. Wenn du dich jetzt entscheidest, als ein Atheist weiter zu leben, dann kann ich dir mit Gewissheit wenigstens das eine sagen: in der Hölle, da gibt es keine Atheisten. Denn die Hölle ist der Ort, wo die, die da drin sind, sehen müssen, dass es Gott gibt.

Gott sehen müssen, und nicht zu ihm hin können, das ist Hölle. Die hat nämlich bloß Türen wo man rein kann, wo man aber nicht mehr auskommt. Die hat nur Fenster, wo man rausschauen kann. Und für alle Ewigkeit das sehen müssen, was man hätte haben können aber nicht haben darf, nämlich die Erlösung bei Gott und den Frieden bei Gott. Das ist die Qual, die wie Feuer brennt.

Unser großer Irrtum: wir trauen Jesus das Entscheidende nicht zu.

Im Grunde genommen trauen wir alle Jesus diese Härte nicht zu. Im Grunde genommen trauen wir Jesus doch alle nicht zu, dass er zu jemand sagt: "Zum Teufel mit dir!" Und das ist unser großer Irrtum.

Die Härte des Gerichtsurteils ist doch nicht die Konsequenz der Härte des Richters, sondern sie ist die Konsequenz der Härte unseres Herzens. Weil wir uns gegenüber unseren mit Menschen hartherzig benommen haben. Und jedes Verdammungsurteil wird Jesus einen Stich durchs Herz geben, weil er uns nämlich lieb hat, von ganzem Herzen lieb hat. Deswegen warnt er uns ja. Leute, eine Warnung ist keine Drohung! Eine Drohung, die kommt aus dem Hass und will Angst machen.

Eine Warnung, die kommt aus der Liebe, die will Gutes. Jesus hat dich lieb. Er will, dass dein Leben gut endet. Er meint es gut mit dir. Er will dich davor bewahren, dass du in die Verdammnis rein tappst. Also, wähle! Wähle, wo du hin willst.

Die Entscheidung, wo du in der Ewigkeit hin willst, die liegt bei dir, in deiner Hand, in deinem Leben. Gott zwingt dir nichts auf. Gott zwingt dich nicht in die Hölle und er zwingt dich auch nicht in sein Reich. Wenn du ohne Gott leben willst: na bitte! Wenn du seine Gebote über treten willst, das kannst du doch tun! Wenn du abtreiben, wenn du die Ehe brechen, wenn du lügen willst, das kannst du doch alles machen. Gott hindert dich doch nicht daran.

Wenn du in die Hölle laufen willst, du kannst es ja tun. Gott zwingt dich zu gar nichts. Er lässt dir deine Freiheit. Aber er bietet dir seine Vergebung an. Er bietet dir seinen Frieden an, er lässt dir ausrichten, heute Abend, durch mich, es hat keinen Sinn, mit diesem Ziel der Verdammnis vor sich zu leben. Sondern dein Leben wird erst gut, wenn du es in Gottes Hände hineinlegst.

Aber wenn du sagst: „ich brauch das alles nicht, ich will das nicht“ -  na gut, es ist deine Entscheidung. Gott wird deine Entscheidung akzeptieren. Du musst aber auch akzeptieren, dass du dann die Folgen zu tragen hast. In alle Ewigkeit ohne den Frieden mit Gott leben zu müssen. Das heißt Hölle.

Der Kanarienvogel und das ewige Feuer. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden.

Bei einer Party, da saß eine Gesellschaft zusammen, vor dem Kamin, in dem Feuer brannte, und da kam das Gespräch auf den christlichen Glauben. Und da war so ein ungläubiger Herr dabei, und der sagte: „Sagen Sie einmal, ist es wahr, dass Sie Christin sind?“ – „Ja“ – „Glauben Sie wirklich alles, was in der Bibel steht?“ – „Ja, natürlich.“ – „Glauben Sie auch, dass die Toten auferstehen, und dass die, die nicht an Jesus glauben, in die Hölle kommen?“ – „Ja“. Da steht der auf, geht quer durchs Zimmer in die Ecke wo der Käfig mit dem Kanarienvogel steht, macht den Käfig auf, holt das Tier raus und macht Anstalten, den Vogel in das Feuer vom Kamin zu schmeißen.

Natürlich fällt die Hausfrau dem in die Arme und sagt: „Sind Sie wahnsinnig? Was soll denn das sein? Was hat Ihnen denn der arme Vogel getan?“ Da sagt der Mann: „Na hören Sie mal. Ihnen tut schon dieses arme Tierchen leid, und Ihr sogenannter Gott der Liebe, der feuert Millionen Menschen in die Hölle? Das ist ein feiner Gott der Liebe!“ Da herrscht einen Augenblick lang eine absolute Stille. Und dann sagt die Hausfrau, diese Christin: „Sie irren sich. Gott wirft niemanden in die Hölle. Da laufen wir Menschen nur selbst, von selbst, freiwillig rein.“

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden.

Amen.

*****



[1] Hochwertige Bekleidungs- und Schuhläden in der DDR – Anm. des Schreibers

[2] Sächsisch für: Hast Du keine Augen im Kopf! – Anm. des Schreibers

[3] Markus 16, 16

[4] Matthäus 25, 41-46

[5] DDR-Satiremagazin – Anm. des Schreibers

[6] Wohl der Zeichner – Anm. des Schreibers

[7] 2. Thessalonicher 1, 7-9