Heiße Eisen 1

 

Thomas Zimmermanns

 

 

Allversöhnung

 

Was sagt die Bibel dazu?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Inhaltsverzeichnis:

 

Einleitung

 

1.      Die Grundaussagen der Allversöhnungslehre und ihre biblische Bewertung

 

a)      Gottes Liebe schließe eine ewige Verdammnis aus

b)      Die Äonenlehre der Allversöhner

c)      Gottes Gerichte nur Züchtigung statt ewiger Vergeltung

d)      Begnadigung auch ohne Buße?

e)      Eine ewige Strafe sei ungerecht

f)        Gott sei barmherziger geworden

g)      Weitere Argumente

h)      Allversöhnung auch für den Teufel?

i)        Die Allversöhnungslehre Karl Barths

 

2.      Für die Allversöhnungslehre geltend gemachte Bibelstellen und ihre biblische Bewertung

 

a)      Joh 12,32

b)      Apg 3,21

c)      Phil 2,10-11

d)      1. Tim 2,4

e)      1. Petr 3,18-20

f)        1. Petr 4,6

g)      Weitere Bibelstellen

 

3.      Bibelstellen, die die Allversöhnungslehre widerlegen

 

a)      Mt 3,12

b)      Mt 7,13-14

b)c)      Mt 25,41.46

c)d)      Mk 9,43b.47b.48

e)      Joh 3,16

f)        Joh 3,36

g)      Joh 12,25

h)      Röm 2,4

i)        2. Kor 2,15

j)        2. Kor 4,18

d)k)      1. Thess 1,9

l)        1. Thess 4,13

e)m)    Jud 7

f)n)      Offb 14,11

o)      Offb 22,14-15 i.V. mit Offb 21,27

g)p)      Dan 12,2

h)q)      Mt 12,31-32

 

4.      Zusammenfassung und Ergebnis


 

Einleitung

 

In den Bänden der aktuell erscheinenden Reihe ”Heiße Eisen” setzt sich der Autor jeweils mit einer umstrittenen theologischen Lehre auseinander.

 

Gott schenkt den Gläubigen in seinem Wort zahllose großartige Verheißungen, vor allem das Vorrecht, schon jetzt in der Gemeinschaft mit ihm leben zu dürfen, die dann in der Ewigkeit ihre volle Erfüllung finden wird. Aber die Bibel spricht auch von einer ewigen Verlorenheit all derer, die Jesus Christus nicht als ihren Herrn und Erlöser angenommen haben.

 

Zahlreiche ernsthafte Christen haben sich mit dieser Konsequenz nicht abfinden wollen und  eine Lehre geschaffen, die diesen ”Stein des Anstoßes” umgeht. Die sog. Allversöhnungslehre leugnet die Ewigkeit der Strafe der Verlorenen und nimmt an, dass schließlich alle Menschen, ja vielleicht selbst der Teufel und die Dämonen, selig werden.

 

Auch wenn mir bewusst ist, dass all unsere Erkenntnis nur Stückwerk ist (1. Kor 13,9), so habe ich mich doch veranlasst gesehen, anhand einer eingehenden Untersuchung der für und gegen diese Lehre sprechenden Bibelstellen aufzuzeigen, dass es sich hierbei um eine falsche Sicherheit handelt, die der biblischen Wahrheit nicht gerecht wird. Auf der anderen Seite darf die berechtigte und notwendige Auseinandersetzung um diese Fragen kein Grund sein, dass sich Geschwister im Herrn zerstreiten.

 

Um so wichtiger ist die Mahnung des Apostels Johannes in Offb 2,7: ”Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist”.

 

Bibelzitate sind, soweit nichts anderes angegeben, der Luther-Übersetzung (LÜ) 1984 in der Schreibweise der neuen Rechtschreibung entnommen.

 

Köln, im Frühjahr 2008

 


 

1.      Die Grundaussagen der Allversöhnungslehre und ihre biblische Bewertung

 

Im Gegensatz zur einhelligen Lehre der Bekenntnisse aller christlichen Kirchen lehrt die Allversöhnungslehre, auch apokatastasis panton (Wiederbringung aller Dinge) genannt, in ihrem Grundsatz, dass alle Menschen, und zwar auch die im Weltgericht verdammten, schließlich bei Gott sein werden. Die Strafe der Hölle und die Trennung von Gott seien nicht ewig, sondern auf bestimmte lange Zeiträume (Äonen) begrenzt. Danach würden die Verdammten Buße tun, von Gott begnadigt und in den Himmel aufgenommen werden. Ein großer Teil der Anhänger dieser Lehre nimmt sogar an, dass auch der Teufel und die Dämonen nach einer langen Zeit der Strafe Buße täten und von Gott wieder angenommen würden.

 

Eine abgewandelte Form der Allversöhnungslehre, die v.a. von Karl Barth vertreten wurde, nimmt an, dass aufgrund des Kreuzestodes Jesu alle Menschen mit Gott versöhnt wurden und errettet sind, und zwar unabhängig davon, ob sie die Botschaft von Jesus Christus gehört haben und ob sie seinen Kreuzestod gläubig angenommen haben. Sie verneint folglich von vornherein eine (auch zeitlich begrenzte) Bestrafung der Ungläubigen nach dem Tod.

 

Die Gedankengänge dieser Lehre haben ihren Ursprung im außerchristlichen Raum, und zwar in den religiös-philosophischen Systemen des Parsismus[1], der Gnosis[2], des Manichäismus[3] und der Theosophie. Aber auch in das Christentum ist diese Lehre seit Origines (185-254 n. Chr.) eingedrungen. Seitdem wurde sie z.B. von Jakob Böhme, vor allem aber von namhaften Vertretern des schwäbischen Pietismus (Friedrich Christoph Oetinger; Johann Michael Hahn u.a.) vertreten. Auch in der Gegenwart findet sie in weiten christlichen Kreisen Anerkennung und Verbreitung.

 

Die Anhänger der Allversöhnungslehre begründen ihre Lehre mit einer Reihe von Bibelstellen, auf die unter 2 a bis g näher eingegangen werden soll. Darüber hinaus begründen sie sie mit Argumenten, die in ihrem Schriftverständnis und ihrem Gottes- und Menschenbild wurzeln. Diese Argumente sollen hier eingehend dargestellt und einer biblisch begründeten Kritik unterzogen werden.

 

a)      Gottes Liebe schließe eine ewige Verdammnis aus

 

Ausgangspunkt der Allversöhnungslehre ist die Überzeugung, dass Gott in erster Linie Liebe, Gnade und Barmherzigkeit sei und dass damit die Vollstreckung ewiger Höllenstrafen unvereinbar sei. Die Liebe Gottes, die sich darin zeigte, dass Jesus Christus für die Sünden der Menschen am Kreuz gestorben ist, höre niemals auf, sodass Gott auch kein Geschöpf ewig von seiner Gemeinschaft ausschließen könne. Einer der bekanntesten Vertreter der Allversöhnungslehre im 20. Jahrhundert, Heinz Schumacher, drückt dies so aus: „Die Sünden der Welt – da ist auch die hartnäckigste Ablehnung des Kreuzes, die erbittertste Feindschaft gegen Christus und Gott, ja auch die Lästerung des Heiligen Geistes (Hervorhebung von Th.Z.) und jeder Abfall und Rückfall eingeschlossen, auch wenn die Vergebung in solchen Fällen oft äonenlang noch nicht erfolgen kann – für das alles hat Christus einen einmaligen und vollgültigen Preis bezahlt“[4] und: „Solange Gott lebt – und ER lebt immer – ist ER Liebe. Und so lange ER Liebe ist, will ER versöhnen, retten, heilen, wiederbringen, in Ordnung bringen, beseligen“.[5]

 

Bewertung: Dem muss entgegengehalten werden, dass Gott nach dem Zeugnis seines Wortes nicht nur Liebe und Barmherzigkeit verkörpert, sondern gleichermaßen auch Heiligkeit und Gerechtigkeit. Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit bewirkten schon kurz nach Erschaffung des Menschen die Verstoßung von Adam und Eva aus dem Paradies. Ebenso hat Gott Zorn über die Sünde, obwohl er den Sünder liebt; wenn der Sünder keine Buße tut, trifft Gottes Zorn beide, Sünde und Sünder (vgl. z.B. Nah 2,1; Joh 3,36). Die Heiligkeit Gottes schließt es aus, mit Sündern Gemeinschaft zu haben, und die Bibel sagt in Offb 21,27 über das neue Jerusalem: „Und nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Gräuel tut und Lüge, sondern allein, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes“. Die Gerechtigkeit Gottes schließt es aus, Sünde zu übersehen und keine Vergeltung zu üben: So heißt es in Röm 2,5.6.9: „Du aber mit deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden geben wird nach seinen Werken: ...Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, zuerst der Juden und ebenso der Griechen.“ Nur in Jesus Christus und seinem stellvertretenden Sühnopfer kann der Sünder Vergebung seiner Sünde finden, sodass Gott sie ihm nicht mehr zurechnet. So heißt es in Röm 6,23: „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“. Die Verworfenen haben aber Jesus Christus in ihrem Leben abgelehnt, sodass sie durch ihn keine Vergebung gefunden haben. Ihnen kann Gott nur noch seine Gerechtigkeit entgegenbringen, die für sie Strafe und Vergeltung bedeutet. Dass sie die Vergebung auch nach ihrem Tod und in alle Ewigkeit nicht mehr finden werden, weil Gottes Gnadenangebot an eine zeitliche Grenze, nämlich die Dauer des irdischen Lebens des Menschen, gebunden ist, soll unter 1 c dargestellt werden.

 

 

b)      Die Äonenlehre der Allversöhner

 

Zwar bestreiten auch die meisten Vertreter der Allversöhnungslehre nicht, dass Gott über die ohne Jesus Verstorbenen im Weltgericht ein Verdammungsurteil ausspricht und dieses auch in der Hölle vollstreckt.[6] Diese Strafe dauere ihrer Ansicht nach jedoch nicht ewig, sondern höchstens viele Äonen lang, worunter ein langer, aber begrenzter Zeitraum verstanden wird. Auch die Bibel lehre keine ewigen Strafen. Wenn in der Bibel im Zusammenhang mit „Pein“ oder „Strafe“ von „aion“, „aionios“ o.ä. die Rede ist, so bedeute dies nicht „Ewigkeit“ und „ewig“, sondern nur „Äon“ und „äonenlang“: „Nie jedoch schließt dieses Wort in der Heiligen Schrift schlechthin den Begriff von ´unendlich` in sich, sondern bezeichnet vielmehr den Umkreis und Umlauf des Verborgenen ins Offenbare und des Offenbaren ins Verborgenen. Es bricht aus dem Unsichtbaren... das Sichtbare auf eine Zeit heraus und verschwindet auch wieder, und das ist eine Ewigkeit... Deshalb heißt der Äon im Hebräischen auch Olam, d.h. Verborgenheit“.[7] „Die Theologie ist auf die größten Abwege geraten, als sie diesen Zeitläufen ewige Dauer aufdrängte“.[8] Die Äonenlehre der Allversöhnungslehre geht von dem griechischen Begriff „aion“ aus, der in einer seiner Bedeutungen „Zeit“ oder „Zeitspanne“ bedeutet. Sie geht vielfach davon aus, dass es vier Äonen gäbe: Den Schöpfungsäon, den Äon der gefallenen Welt, den Erlösungsäon und zuletzt den Wiederbringungsäon. Der Schöpfungsäon währe von der Erschaffung der Engel sowie des Himmels und der Erde bis zum Sündenfall von Adam und Eva, der Äon der gefallenen Welt währe vom Sündenfall bis zum Kommen Jesu Christi, der Erlösungsäon vom Kommen Jesu bis zu seiner Wiederkunft (oder bis zum Ende des Millenniums) und der Wiederbringungsäon sei ein bestimmter Zeitabschnitt nach dem Weltgericht[9] und nach der Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde. Im Wiederbringungsäon würden alle Bösen (Menschen und Engel) nach vielen Läuterungsstufen zu Gott zurückgeführt. Nach Abschluss des Wiederbringungsäons entstehe das „Pleroma“ (griech. „Fülle“; „Vollzahl“; „Vollkommenheit“), die Endvollendung der Wege Gottes: Gott sei dann alles in allem.

 

Eine andere Unterteilung der Äonen vertritt A.E. Knoch. Er unterscheidet fünf Äonen: Der erste Äon währe von der Urschöpfung bis zum Niederwurf[10], der zweite vom Niederwurf bis zur Sintflut, der dritte, in dem sich die Menschheit jetzt befinde, währe von der Sintflut bis zum Tag des Zorns, d.h. der Wiederkunft Jesu, der vierte von der Wiederkunft Jesu bis zum Gericht vor dem Großen Weißen Thron. Der fünfte beginne mit diesem Gericht und ende mit der Vollendung und der Errettung aller.[11]

 

Einig sind sich die Anhänger der Allversöhnungslehre jedoch darin, dass nach dem Abschluss der Äonen alle Menschen gerettet und bei Jesus sein werden: „Die Rettung aller Menschen und die Heilung dieser gefallenen Welt geschieht zwar nicht in diesem Zeitalter; das ist nirgends verheißen. Weltbekehrung ist kein Ziel für die Gegenwart, sondern auf kurze Sicht Illusion. Gott hat Äonen, Weltzeiten, Gott-Zeitalter, dafür vorgesehen. Dieses Ziel ist durch Gnade und Gericht zu erreichen“.[12]

 

Begründet wird ihre Interpretation des biblischen Begriffs „aion“, „aionios“ und damit zusammenhängender ähnlicher Begriffe unterschiedlich: So wird etwa behauptet, dass es, wenn „aion“ „Ewigkeit“ bedeute, es diesen Begriff nur im Singular geben könne, da es nur eine „Ewigkeit“ geben könne. In der Bibel werde „aion“ aber auch im Plural verwendet (aiones), so etwa in 1. Kor 2,7 („Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit“); von den Anhängern der Allversöhnungslehre werden die Worte „vor aller Zeit“ übersetzt mit „vor den Äonen“.[13] Ferner würden die Begriffe „aion“ und „aionios“ im Neuen Testament bzw. „olam“ im Alten Testament auch für Dinge, Einrichtungen und Zustände verwendet, die offensichtlich nicht ewig währen, sondern einen Anfang und/ oder ein Ende hätten.[14] Genannt werden in diesem Zusammenhang etwa 2. Kön 5,27, wo der Aussatz dem Gehasi und seinen Nachkommen „ewig“ (bzw. „allezeit; LÜ) anhängen werde oder Neh 2,3, wo Nehemia dem Perserkönig Artahsasta (Artaxerxes) „ewiges“ Leben wünscht.

 

Bewertung: Dem muss entgegengehalten werden, dass das Wort „aion“ insbesondere in der Wortverbindung „eis tous aionas ton aionon“ (wörtlich: in die Äonen der Äonen hinein), wie es v.a. in der Offenbarung vorkommt, eine schlechthin unbegrenzte Zeit und damit die Ewigkeit bedeutet. So wird in Offb 11,15 und 22,5 mit diesen Worten von der Herrschaft Gottes und Jesu Christi bzw. der Gläubigen im Himmelreich gesprochen, während in Offb 14,11 und 20,10 mit den gleichen Worten von der Strafe der Verdammten (Menschen, die das Zeichen des Antichristen angenommen haben bzw. Teufel, Antichrist und falscher Prophet) gesprochen wird. Diese Wortverbindung wird daher zu Recht allgemein mit „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ oder „in die Ewigkeit der Ewigkeiten“ übersetzt. Aber auch wenn an anderer Stelle von „aionios“ die Rede ist, so bedeutet dies „ewig“, und zwar auch an den Stellen, die von der Verdammnis sprechen, wie z.B. Mt 18,8; 25,41-46; Mk 3,39; 2. Thess 1,9; Hebr 6,2; Jud 7).[15] Vgl. dazu näher die Einzelauslegung der betreffenden Bibelstellen unter 3. Dass es auch andere Bibelstellen gibt, in denen „Aaion“, „aionios“ bzw. „olam“ nicht mit „Ewigkeit“ und „ewig“ zu übersetzen sind, sondern ihrem eindeutigen Sinnzusammenhang nach einen begrenzten Zeitraum bedeuten, vermag daran nichts zu ändern.

 

Wollte man bezweifeln, dass an diesen Stellen eine ewige Dauer der Verdammnis gemeint ist, so müsste man logischerweise ebenfalls bezweifeln, dass die an vielen Stellen mit den gleichen Worten verheißene Seligkeit der Gläubigen im Himmel auch ewig sei. Dies zu bezweifeln ist aber ausgeschlossen, da das eigentliche Ziel der Verheißungen Gottes an die Gläubigen die ewige, niemals endende Gemeinschaft mit ihm im Himmel ist (vgl. z.B. Joh 3,16.36; 10,28; 2. Kor 4,17). Besonders in der zuletzt genannten Stelle aus dem 2. Ko-rintherbrief wird deutlich, dass Paulus das zeitliche Leiden der Gläubigen auf dieser Welt der ewigen Herrlichkeit und Seligkeit im Himmel gegenüberstellt. Diese Gegenüberstellung ergibt sich gerade dadurch, dass das körperliche Leben in dieser Welt und damit auch das Leiden der Gläubigen vergänglich ist, während die Seligkeit im Himmel unvergänglich und ewig ist.

Auch die Anhänger der Allversöhnungslehre bestreiten im Übrigen nicht die ewige Dauer der Seligkeit im Himmel; umso unlogischer und inkonsequenter ist es dann aber, wenn sie die mit den gleichen Worten beschriebene ewige Dauer der Strafen verneinen.

 

Demgegenüber muss die Äonenlehre der Allversöhner insbesondere mit der Behauptung eines „Wiederbringungsäons“ als gnostische Irrlehre und unbiblische Spekulation bewertet werden.

 

c)      Gerichte Gottes nur Züchtigung statt ewiger Vergeltung

 

Die Anhänger der Allversöhnungslehre sind der Auffassung, dass die Gerichte Gottes und auch die Strafen im Totenreich und in der Hölle lediglich zur Züchtigung und Besserung der Bestraften dienten. Dieses Ziel werde schließlich auch erreicht, indem die Verlorenen durch diese Strafen zur Buße geführt würden. Eine ewige Bestrafung der Verlorenen, die die christlichen Kirchen lehren, sei hingegen sinnlos und zwecklos. Der Allversöhner Petry drückte dies so aus: „Aber was den göttlichen Richter leitet in Seinem Urteilen und Verurteilen, das ist niemals Haß oder Rachsucht. Ihm ist`s nicht darum zu tun, zwecklos Qual zu verhängen, sondern auch die härtesten Strafen werden nur das Ziel verfolgen, den Sünder zurechtzubringen, und werden diesem Ziele angepaßt sein, und da wird keiner sein, bei dem Er dieses Ziel nicht erreicht“.[16]

 

Bewertung: Hiergegen wäre zu erwidern, dass der sündige Mensch nicht Buße tun kann, wann immer er es will. Er kann es nur, wenn Gott Gnade zur Buße schenkt. Vgl. z.B. Röm 2,4 b: „Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Buße leitet?“; Hebr 12,17: „Ihr wisst ja, dass er (Esau; Th.Z.), als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie unter Tränen suchte“. Gott schenkt aber nur während des irdischen Lebens der Menschen Raum zur Buße und nicht mehr nach ihrem Tod. Vgl. z.B. Hebr 3,8.15: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht“; Hebr 2,3: „...wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil nicht achten?“ Die Bibel lehrt, dass jetzt der Tag des Heils ist und nicht, dass wir sowieso noch im Jenseitsselig gerettet werden können. Pfarrer Heinrich Kemner sagte über die Menschen, die sich zu ihren Lebzeiten nicht für Jesus entschieden haben: „Das Kreuz Christi hat seine Vergebungskraft verloren, weil man sie in der Stunde der Gnade willentlich abgelehnt hat“.[17] Ohne Gnade zur Buße kann der Mensch keine Buße tun, sondern höchstens Reue über seine Sünde empfinden, so wie Judas nach seinem Verrat. Diese aber vermag nicht zur Versöhnung mit Gott zu führen.

 

Die Anhänger der Allversöhnungslehre bestreiten zwar, dass Gott den Menschen nach ihrem Tod keinen Raum zur Buße mehr schenke. Dies entspricht nach dem oben Dargelegten jedoch nicht den Aussagen der Bibel. Aber selbst wenn man diese Bibelstellen außer Betracht ließe, so würde sich die Frage stellen, auf welche Weise Gott einen Menschen nach seinem Tod noch zur Buße führen will. Sie nehmen an, dass dies durch das Erleiden der Strafe in Totenreich und Hölle geschehe. Aber auf diese Weise kann es niemals zu einer freiwilligen Buße und zu einer freiwilligen Entscheidung für Gott und für Jesus Christus kommen, da das Motiv einer Buße und Umkehr unter diesen Umständen nicht Liebe zu Gott wäre (dies ist schon deshalb ausgeschlossen, weil es in der Hölle keine Liebe mehr gibt), sondern nur der Wunsch, die Fortdauer der Leiden zu vermeiden. Auf diese Weise aber kann keine Liebe entstehen. „So haben wir das Allversöhnungsbild eines himmlischen Bräutigams, der sich bei seiner ´Braut` so lange mit Pein, Qual, Flamme und Strafe durchsetzt, bis all ihr Widerstand ausgebrannt ist. Wenn sie keinen Widerstand mehr leisten kann, dann fällt sie willenlos in seine Arme. Eine merkwürdige Art von Liebeswerbung!“.[18]

 

Eine ewige Strafe ist auch nicht sinn- und zwecklos, sondern dient der Vergeltung der Sünden von Menschen, die ohne Jesus Christus verstorben sind. Auch vergeltende Strafe ist aufgrund von Gottes Gerechtigkeit ein berechtigter Zweck. Das zeigt sich schon im Alten Testament am Beispiel von Sodom und Gomorrha. Und da Gott die Sünden der Verworfenen in Ewigkeit nicht vergeben kann, da dies die Annahme des Sühnopfers Jesu Christi zu ihren Lebzeiten vorausgesetzt hätte, muss auch die Strafe ewig währen.

 

d)      Begnadigung auch ohne Buße?

 

Mitunter wird sogar behauptet, dass Gott aufgrund eines einseitigen Gnaden- und Erlassaktes die Verdammten begnadigen und zu sich in den Himmel aufnehmen könnte und dies nach einer langen Zeit der Strafe auch täte, auch ohne dass diese Buße getan hätten. Da es sich bei deren Sünden um einseitige Verschuldungen gegenüber Gott handele, könne Gott ihnen diese mitsamt ihren Folgen auch einseitig erlassen, ohne dass dies eine Mitwirkung oder Gegenleistung der Schuldner voraussetze.

 

Bewertung: Es handelt sich bei der Errettung von Menschen nicht nur um einen bloßen Schulderlass, der unter Umständen auch durch einen einseitigen Erlassakt des Gläubigers denkbar wäre, sondern um die Schaffung einer persönlichen Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Diese Gemeinschaft ist so eng, dass sie in der Bibel mit der Beziehung von Mann und Frau verglichen wird. Das kommt besonders in den Stellen zum Ausdruck, wo es heißt, dass die Gläubigen Gott oder Jesus Christus „erkennen“ (vgl. z.B. Joh 6,69; 1. Joh 5,20). Denn mit „erkennen“ ist im jüdischen Sprachgebrauch die eheliche Gemeinschaft zwischen Mann und Frau gemeint. Außerdem bezeichnet die Bibel Jesus Christus als „Bräutigam“ und die Gemeinde als „Braut“ (vgl. z.B. Mt 25,1; Offb 21,2). In eine solche Beziehung zu Gott muss der Mensch einwilligen, ebenso wie in eine Eheschließung und Hochzeit, wo auch die einseitige Liebe des Bräutigams nicht genügt, sondern von der Braut erwidert werden muss.[19] Und die Liebe des Menschen zu Gott setzt als erstes voraus, dass er Buße über seine Sünden tut und bereit ist, sein gesamtes Leben der Führung Gottes zu unterstellen. Umgekehrt wäre ein Himmel, in den Menschen eingehen, ohne Buße über ihre Sünden getan zu haben und folglich ihre Sünden und ihre entsprechende Gesinnung mitbringen, kein Himmel mehr.

 

e)      Eine ewige Strafe sei ungerecht

 

Ferner, so wird argumentiert, widerspräche es der Gerechtigkeit, zeitliche Sünden mit ewiger Verdammnis zu bestrafen. Dies sei unverhältnismäßig und ungerecht. „Die Idee, daß eine Seele wegen ihres schlechten Verhaltens während der doch nur so kurzen irdischen Periode ihres gesamten Daseins auf ewig und unwiderruflich mit Verdammnis bestraft werde, ist eine Abscheulichkeit und wäre selbst für ein irdisches Strafrecht eine unverhältnismäßige Übertreibung der Strafgewalt...“.[20]

 

Bewertung: Dieses Argument verkennt wiederum die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, die es ausschließt, Gemeinschaft mit Sündern zu haben, die nicht durch das Blut Jesu reingewaschen und aufgrund dessen durch die Gnade gerechtgesprochen wurden. In das Himmelreich kann nichts Unreines eingehen (Offb 21,27). Es wurde schon gesagt, dass der Himmel kein Himmel mehr wäre, wenn Sünder in den Himmel eingehen würden, die keine Vergebung ihrer Sünden durch das Blut des Lammes erlangt haben und die ihre Sünden in den Himmel mitbringen würden. Und da Gottes Gerechtigkeit ewig währt und weil aufgrund der Aussagen der Bibel festgestellt werden musste, dass es unmöglich ist, dass die Menschen, die ohne die Gnade Gottes verstorben sind, diese Gnade jemals erlangen werden, bedeutet dies, dass ihr Ausschluss vom Himmelreich und von der Gemeinschaft mit Gott ewig währen muss.

 

Gegen das Argument, dass eine ewige Strafe für zeitliche Sünden ungerecht sei, lässt sich im Übrigen schon einwenden, dass schon nach weltlichem Recht bei schweren Verbrechen eine einmalige und vielleicht in wenigen Augenblicken verübte Tat mit lebenslanger Freiheitsstrafe geahndet wird, weil nämlich diese Tat eine entsprechende Vergeltung erfordert. Auch der Sündenfall Adams und das Kreuz Christi sind beides zeitlich sehr begrenzte Ereignisse und haben doch unendliche Folgen (vgl. Röm 5,17-19).

 

f)       Gott sei barmherziger geworden

 

Manche Allversöhner begründen ihre Auffassung auch damit, dass Gott im Laufe der Heilsgeschichte barmherziger geworden sei und an den in der Bibel angedrohten ewigen Strafen nicht mehr festhalte.

 

Bewertung: Die Behauptung, Gott habe sich gewandelt und sei heute „barmherziger“ als zur Zeit der Abfassung der Bibel, verkennt völlig die Unwandelbarkeit Gottes. Schon im Alten Testament sagt Gott von sich selbst in Jes 41,4: „Wer tut und macht das? Wer ruft die Geschlechter von Anfang her? Ich bin`s, der Herr, der Erste, und bei den Letzten noch derselbe“. Und Hebr 13,8 sagt von Jesus Christus: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“. Gott hat sich gegenüber einer sündigen Menschheit unvorstellbar barmherzig gezeigt, indem er seinen Sohn Jesus Christus für sie in die Welt sandte und am Kreuz sterben ließ. Aber es gilt auch: Jesus Christus ist Gottes „letztes Wort“ in seinem Erlösungswerk. Wer ihn zu Lebzeiten verwirft, verfällt dem ewigen Gericht.

 

g)      Weitere Argumente

 

Als weitere Argumente, die für die Allversöhnungslehre vorgebracht werden, seien noch folgende zu nennen:

 

·        Gott wolle in Ewigkeit Gemeinschaft mit allen von ihm erschaffenen Menschen haben und nicht nur mit einer Minderheit. Das Versöhnungswerk sei nicht gelungen, wenn in alle Ewigkeit nur ein kleiner Teil der Menschen errettet sei.

 

·         Das Wissen um ein ewiges Leiden der Verworfenen würde auch die Freude der Erretteten im Himmel trüben, besonders wenn es sich dabei um Freunde oder nahe Verwandte handelt.

 

·        Weitere Quellen der Allversöhnungslehre sind persönliche Inspirationen einzelner ihrer Anhänger, (angebliche) Erleuchtungen durch Gott sowie Kundgaben von Seelen Verstor-bener, die aussagen, dass sie nach einer Zeit der Strafe und Läuterung in den Himmel ein-gehen durften.

 

·        Vielfach vermischt sich in den Darlegungen der Allversöhner auch christliches Denken mit mystischem, gnostischem und theosophischem Gedankengut, so z.B. mit der gnostischen Spekulation vom Aufstieg und der Vervollkommnung der Seele nach ihrem Tod.

 

Auch diese Argumente sind jedoch alle nicht stichhaltig:

 

·        Es stimmt zwar, dass Gott Gemeinschaft mit allen Menschen haben will, er respektiert es jedoch, wenn die Menschen diese Gemeinschaft und ihre Bedingungen ablehnen, jedoch haben sie dann auch die Folgen (Verwerfung im ewigen Gericht) zu tragen. So wünschte sich auch Jesus Christus, von den Bürgern Jerusalems als Messias angenommen zu wer-den; er respektierte es aber, dass diese ihn größtenteils ablehnten. Allerdings kündigte er ihnen aufgrund dessen Gottes Strafe an (vgl. Mt 23,37 f; Lk 23,28-31). Jesus weiß, dass es nur eine kleine Minderheit ist, die sich durch ihn mit dem Vater versöhnen lässt und mit ihm ewige Gemeinschaft haben wird (vgl. Mt 7,13 f.; Lk 12,32).

 

Gott hat Engeln und Menschen bei ihrer Erschaffung einen freien Willen gegeben. Von diesem können sie folglich in der Weise Gebrauch machen, dass sie sich gegen Gott auflehnen und zwar auch so lange, bis keine Möglichkeit zur Umkehr mehr besteht, und viele haben dies auch getan. Dieser Wille wird nun von Gott nicht einfach umgebogen, denn er will keine Marionetten, sondern Geschöpfe, die aufgrund einer freien Entscheidung Gemeinschaft mit ihm haben und ihm Gehorsam leisten wollen.

 

Jesus rief am Kreuz aus: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30). Sein Erlösungswerk war also schon mit seinem Tod am Kreuz vollbracht. Wir hätten als Menschen ohnehin kein Recht, über Gelingen oder Misslingen eines Gotteswerkes zu urteilen!

 

·        Die Gläubigen, die in der Gemeinschaft mit Gott im Himmel sein werden, werden in dieser Gemeinschaft völlig selig sein. Gott wird alle Tränen von ihenn abwischen (Offb 21,4 und 7,17). Sie werden nicht mehr daran denken, dass Freunde oder Verwandte nicht im Himmel sein werden. „Wenn wir im Himmel Gott auf vollkommene und ausschließliche Weise lieben, wie können wir dann noch denen zugetan sein, die bis zum Schluß seine Feinde bleiben wollten?“.[21]

 

·        Auch mit angeblichen Inspirationen, Erleuchtungen, Privatoffenbarungen oder Kundgaben Verstorbener kann die Allversöhnungslehre nicht begründet werden, denn es ist ausgeschlossen, dass Gott Lehren offenbart, die im Widerspruch zu seinem Wort stehen. Sie können daher nicht von Gott stammen. Sofern solche Kundgaben echt sind und nicht erfunden sind oder lediglich der Phantasie der Betreffenden entspringen, ist davon auszugehen, dass sie vom Widersacher Gottes stammen, um die Menschen von der ewigkeitsentscheidenden Bedeutung der Notwendigkeit der Bekehrung zu Jesus Christus in diesem Leben abzulenken und ihnen die Illusion einer Errettung nach dem Tod zu geben. „Unter dem Vorwand, Gottes Liebe noch höher zu setzen, will er (der Teufel, Th.Z.) davon überzeugen, daß es keine Verdammnis gibt... Auf ähnliche Weise sucht er heute zu beweisen, daß es keine Hölle gibt und daß alle Gottlosen – er selber inbegriffen – gerettet werden, auf daß der Triumph Gottes wahrhaft vollkommen sei“.[22]

 

·        Für wahrhafte Christen darf ausschließlich die Bibel Quelle ihrer geistlichen Erkenntnis sein und nicht unbiblische Lehren und Spekulationen, die zu ihr in Widerspruch stehen. Viele Gedanken und Grundannahmen der Allversöhnungslehre und auch viele ihrer geistigen Wurzeln widersprechen aber offenkundig der Bibel.

 

h)      Allversöhnung auch für den Teufel?

 

Ein großer Teil der Vertreter der Allversöhnungslehre nimmt an, dass selbst der Teufel und die Dämonen von der schließlichen Annahme durch Gott nicht ausgeschlossen seien. Die Gründe, aus denen sich ergebe, dass letzten Endes alle Menschen mit Gott vereint sein werden und Gott nicht ewig strafen werde, gelten auch für diese, da Gottes Liebe und Barmherzigkeit auch bei ihnen eine ewige Strafe und Verstoßung nicht zulasse.

 

Demgegenüber muss von vornherein aufgrund der Aussage in Hebr 2,16 festgestellt werden, dass dies nicht möglich ist: „Denn er (Jesus Christus; Th.Z.) nimmt sich nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams nimmt er sich an“. Das bedeutet, dass Jesus Christus nicht in diese Welt gekommen ist, um durch seinen Tod am Kreuz Sühne für die Sünden der gefallenen Engel zu leisten, sondern lediglich für die Sünden der Menschen. Da es keine andere Sühne für Sünden gibt als das Blut Christi, ergibt sich hieraus eindeutig, dass eine Begnadigung des Teufels und der übrigen gefallenen Engel nicht möglich ist. Sie sind nach ihrer Rebellion durch Michael und die treugebliebenen Engel aus dem Himmel geworfen worden (Offb 12,7-9) und halten sich jetzt sowohl im Abgrund als auch in der die Erde umgebenden „Atmosphäre“ auf (Eph 6,12). Manche sind bis zum Weltgericht sogar „mit Ketten der Finsternis“ im Abgrund, einem vorläufigen Strafort, eingeschlossen (2. Petr 2,4). In Jud 6 wird von ihnen darüber hinaus gesagt, dass Gott sie für das Weltgericht mit ewigen (oder nach anderer Übersetzung: „immerwährenden“) Banden der Finsternis festgehalten hat. Diese Bande sind ewig. Es ist keine Rede davon, dass dieser Zustand nur vorläufig sei. Das hier verwendete griechische Wort für „ewig“ bzw. „immerwährend“ heißt „aidios“ und kommt von „aei“, was „immer“ bedeutet“. Dieses Wort kommt noch in Röm 1,20 vor und bezieht sich dort auf Gottes immerwährende Kraft. Im Weltgericht werden sie in den Feuersee geworfen. Darüber hinaus sprechen eine Reihe weiterer Bibelstellen eindeutig davon, dass ihre Bestrafung im Feuersee ewig sein wird. So heißt es in Offb 20,10: „Und der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Dass hier mit dem Urtextwort „aionios“ kein langer Zeitraum oder begrenzte Zeitabschnitte gemeint sind, sondern die Ewigkeit, wurde bereits unter 1 b eingehend dargelegt. Ebenso heißt es in Mt 25,34, dass das Feuer der Hölle für den Teufel und seine Engel bereitet ist. Das Königreich Gottes ist demgegenüber den Gläubigen (den Schafen) bereitet und nicht den Ungläubigen (den Böcken). Was den einen für immer bereitet war, ist auch den anderen für immer bereitet. Das Königreich Gottes ist nicht für den Teufel und die Dämonen bereitet. Würden diese zuletzt gerettet sein, so wäre diese Aussage unrichtig. Denn dann wäre das Königreich auch für den Teufel.

 

Außerdem verkennen und verharmlosen solche Ausleger völlig das absolut bösartige und zur Buße unfähige und unwillige Wesen dieser gefallenen Engel. Von der Schöpfungsgeschichte (1. Mose 3) über die Versuchung Jesu in der Wüste (Mt 4) bis zum letzten großen Aufruhr am Ende des Millenniums (Offb 20,7-10) berichtet die Bibel von ihnen nichts anderes als Hass, Rebellion und Aufruhr gegen Gott und seine Schöpfung. Die durch das Blut Jesu Christi Erlösten versucht der Teufel mit allen Mitteln, mit Verfolgung, Drohung, Hinterlist und Lüge zur Sünde, zum Zweifel und zum Abfall zu verführen, von Gott loszulösen und damit für sich zurückzugewinnen (vgl. z.B. Eph 6,11-13; 2. Tim 2,26; 1. Petr 5,8). Er ist seit seinem Abfall von Gott ein Mörder und Lügner von Anfang an (Joh 8,44). In Anbetracht all dessen muss der Gedanke an seine schließliche Buße und Wiederannahme geradezu als absurd erscheinen: „Selbst nachdem Satan mit dem Tier und dem falschen Prophet tausend Jahre im Abgrund gebunden gelegen hat, geht er mit den Seinen schnurstracks selbst aus diesem Gefängnis total unbußfertig und unverändert wieder hervor (Offb 20,7-10) ... Nirgendwo in der Bibel findet man die geringste Spur einer Sinnesänderung oder Bußfertigkeit bei Satan. Seine Verhärtung ist komplett, irreversibel und ewig“.[23]

 

i)        Die Allversöhnungslehre Karl Barths

 

Karl Barth und seine Anhänger begründen das gleiche Ergebnis einer Errettung aller[24] u.a. damit, dass Gottes Verwerfung nur Jesus Christus am Kreuz getroffen habe. Durch seinen Sühnetod habe Jesus sie damit von allen anderen Menschen abgewendet. Kein Mensch könne diese ewig gültige Entscheidung Gottes ungeschehen machen, auch der Ungläubige nicht. Im Unterschied zu der „klassischen“ Form der Allversöhnungslehre ist hier nicht die Rede davon, dass die Menschen ohne Jesus Christus durch äonenlange Strafgerichte gehen müssten, bis sie schließlich in die Gemeinschaft mit Gott gelangten.[25]

 

Die gleichen biblischen Argumente, die die „klassische“ Allversöhnungslehre widerlegen, treffen auch die hier erwähnte Form dieser Lehre.


 

2.      Für die Allversöhnungslehre geltend gemachte Bibelstellen und ihre biblische Bewertung

 

Wie gesagt, berufen sich die Anhänger der Allversöhnungslehre auch auf Bibelstellen, aus denen ihrer Ansicht nach hervorgeht, dass in der Ewigkeit alle Menschen – und womöglich auch der Teufel und die Dämonen – mit Gott im Himmel vereint sein werden. Diese Bibelstellen sollen hier zitiert und deren Auslegung durch die Allversöhner dargestellt werden. Im unmittelbaren Anschluss daran wird eine biblische Auslegung dieser Stellen vorgenommen. Es handelt sich hier v.a. um folgende Bibelstellen:

 

·        Joh 12,32: Dort sagt Jesus: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“.

 

Dies wird von den Anhängern der Allversöhnungslehre so verstanden, dass Jesus alle Menschen ziehen und dass auf Dauer niemand diesem Ziehen widerstehen werde, sodass am Ende alle bei ihm sein werden.[26]

 

Bewertung: Aber in dieser Aussage ist „alle“ nicht statistisch gemeint. Im Gegenteil, Jesus weiß, dass gerade sein Heilswirken für viele Menschen zum Gericht wird (vgl. z.B. Joh 3,18-21). Jesus will damit nur sagen, dass grundsätzlich keiner mehr von der Erlösung ausgeschlossen ist. Zu einer Stütze für die Allversöhnungslehre wird dieser Satz nur dann, wenn man ihn statistisch nimmt und all die Worte vergisst, die von einer bis in alle Ewigkeit reichenden Scheidung unter den Menschen sprechen.[27]

 

·        Apg 3,21: „Ihn (Jesus, Th.Z.) muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“.

 

In diesem Vers findet sich der Begriff „apokatastasis panton“ (Wiederbringung aller Dinge). Die Stelle wird von den Allversöhnern so ausgelegt, dass die Schöpfung bzw. das All zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft gemäß dem Heilsplan Gottes von Gott so wiederhergestellt werde, wie es vor dem Sündenfall war. Dies beinhalte, dass dann alle Menschen, die jemals gelebt haben (sowie unter Umständen auch der Teufel und die Dämonen) wieder mit Gott vereint sein würden.

 

Bewertung: Wenn in Apg 3,21 von der „Wiederbringung aller Dinge“ die Rede ist, so bedeutet dies nur, dass sämtliche Verheißungen Gottes in der Ewigkeit ihre volle Erfüllung finden werden. Sie beinhalten aber nicht die ewige Gemeinschaft der Verworfenen sowie des Teufels und der Dämonen mit Gott, sondern nur die ewige Seligkeit derer, die zu ihren Lebzeiten die Versöhnung mit Gott in Jesus Christus gefunden haben sowie der treu gebliebenen Engel.

 

·        Phil 2,10-11: „...dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters“.

 

Wenn es dort heißt, dass sich in dem Namen Jesu alle Knie derer beugen werden, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, so wird dies von den Anhängern der Allversöhnungslehre so verstanden, dass eines Tages nicht nur die treu gebliebenen Engel und die Gläubigen, sondern alle Menschen sowie unter Umständen auch der Teufel und die Dämonen durch ihren Kniefall Jesus als ihren Herrn anerkennen und dann von ihm angenommen und begnadigt werden. Ebenso würden dann alle, also auch diejenigen, die Jesus in ihrem Leben abgelehnt haben und deshalb von ihm gerichtet worden waren, ihn mit ihrem Mund als Herrn bekennen und von ihm in seine Gemeinschaft aufgenommen werden.[28]

 

Bewertung: Wenn es in Phil 2,10 heißt, „dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“, so bedeutet dies keinesfalls, dass all diese Wesen, die im Weltgericht ihre Knie beugen werden, mit Gott versöhnt sind und mit ihm Gemeinschaft haben werden. Das trifft lediglich auf die erlösten Gläubigen und die treu gebliebenen Engel zu. Für die Übrigen bedeutet es nur, Jesus als Herrscher und Sieger anerkennen zu müssen. „Wie jubelnd und selig werden die vor Jesu knien, die sich von Ihm erretten ließen, die Ihn liebten und für Ihn lebten! Wie entsetzt werden die in die Knie brechen, die stolz an Ihm vorübergingen oder Ihn bekämpften“.[29] Schon im Römischen Reich wurden oftmals gefangene feindliche Könige und Herrscher im Triumphzug nach Rom geführt, wo sie vor dem siegreichen römischen Kaiser die Knie beugen mussten.

 

·        1. Tim 2,4: „Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“.

 

Aus dem Willen Gottes, der darauf abzielt, dass alle Menschen errettet werden, wird gefolgert, dass Gott mit diesem seinem Willen auch zum Ziel kommt, indem schließlich alle Menschen, also auch die Ungläubigen errettet werden. Gott habe die Allmacht, seinen universalen Errettungswillen durchzusetzen und werde dies schließlich auch bei den Menschen tun, die der Gemeinschaft mit Gott in ihrem Leben widerstrebten. Würde es Gott nicht gelingen, diesen seinen Willen durchzusetzen, so wäre seine Allmacht in Frage gestellt.

 

Bewertung: In 1. Tim 2,4 kommt jedoch lediglich der Wille Gottes zum Ausdruck, dass alle Menschen gerettet werden sollen. Gott erzwingt die Durchsetzung dieses Willens aber nicht, sondern er sucht eine freiwillige Entscheidung des Menschen und respektiert, dass sich Menschen gegen ihn entscheiden und ihn nicht als ihren Herrn und Erlöser annehmen. Jesus Christus weiß aufgrund seiner Allwissenheit, dass sich nur ein kleiner Teil der Menschheit zu ihm bekehren wird und damit Rettung im Weltgericht finden wird. Das sagt er an mehreren Stellen eindeutig: (Mt 7,14: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind`s, die ihnhi-neingehen finden!“; Mt 22,14: „Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“; Lk 12,32: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“). Diejenigen aber, die sich nicht zu ihm bekehrt haben, sodass sie keine Vergebung ihrer Sünden erlangt haben, müssen die ewige Strafe im Weltgericht erleiden (vgl. z.B. Mt 25,41: „Dann wird er auch sagen zu denen zu seiner Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“). Auch in alle Ewigkeit wird Gott die Durchsetzung seines Rettungswillens nicht gegenüber Menschen erzwingen, die sich während der Dauer ihres Lebens nicht erretten ließen! Selbst der Stadt Jerusalem musste Jesus sagen, dass er gerne gewollt hätte, dass sie Buße täte und ihn als Messias annehmen würde, doch sah er voraus, dass sie dies nicht tun würde, sodass sie die Strafe (Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 n. Chr.) erleiden würde (Mt 23,37 f.). Jesus lenkte die Herzen der Juden nicht so, dass sie ihn als Messias erkannt und angenommen hätten, sondern ließ ihnen die Freiheit zur Auflehnung und zum Ungehorsam.

 

1. Tim 2,4 wäre also nur dann im Sinne der Allversöhnungslehre auszulegen, wenn Gott seinen auf die Errettung aller Menschen gerichteten Willen mit seiner absoluten göttlichen Macht, also unter allen Umständen und auch gegen den Willen der Menschen, die ihn gar nicht als ihren Herrn annehmen wollen, durchsetzen würde. Dies tut er aber nicht, wie zu-vor eingehend dargelegt wurde. Schon das im Text verwendete Wort für „wollen“ bezeichnet kein unbedingtes Wollen (das Gott mittels seiner Allmacht durchsetzen würde), sondern lediglich einen allgemeinen Wunsch.[30]

 

·        1. Petr 3,18-20: „Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch“.

 

Diese Stelle wird von den Anhängern der Allversöhnungslehre so ausgelegt, dass Jesus in der Zeit zwischen seinem leiblichen Tod und seiner Auferstehung im Geist zu den Menschen im Totenreich gegangen sei, die zur Zeit des Alten Bundes gelebt hatten und nicht in der Gemeinschaft mit Gott gestorben sind. Die Menschen der Generation Noahs seien hier nur beispielhaft genannt. Diesen hätte Jesus das Evangelium verkündigt und ihnen damit eine Gelegenheit gegeben, die durch seinen Kreuzestod gewirkte Erlösung nachträglich durch Glauben und Buße anzunehmen. Es sei anzunehmen, dass alle, die diese frohe Botschaft im Totenreich hörten, diese annahmen, sodass sie dann in den Himmel oder das Paradies aufgenommen wurden. Diese Verkündigung des Evangeliums im Totenreich habe aber nicht nur in der Zeit zwischen Jesu Tod und Auferstehung stattgefunden, sondern finde auch seitdem beständig statt, sodass auch die Menschen, die in der Zeit des Neuen Bundes unerlöst sterben, ebenfalls die Möglichkeit zur Errettung erhielten und diese auch annehmen. Dies gelte nicht nur für die Menschen, die das Evangelium zu Lebzeiten nicht gehört haben, sondern auch für die, die es zwar gehört, aber abgelehnt hatten.

 

Bewertung: Gegen diese Argumentation wäre folgendes einzuwenden: Bei 1. Petr 3,18-20 handelt es sich um eine sehr schwierige Stelle, die verschiedene Auslegungen zulässt. Zwar dürfte die Auslegung von Wilder-Smith abzulehnen sein, wonach Jesus in der Zeit zwischen Tod und Auferstehung nicht in das Totenreich (zu Menschen) gegangen sei, sondern in der Hölle bzw. im Abgrund gegenüber dem Teufel und den Dämonen seinen Sieg verkündet habe.[31] Denn der Text nimmt bei den „Geistern im Gefängnis“ nicht Bezug auf Teufel und Dämonen, sondern ausdrücklich auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, nämlich der Generation Noahs, die gegenüber dem Buß- und Warnruf, den Gott zu ihren Lebzeiten durch Noah an sie gerichtet hatte, mit Spott und Ablehnung reagiert hatten. Somit ist davon auszugehen, dassJesus Christus in das Totenreich zu eben diesen Menschen gegangen ist und ihnen eine Botschaft verkündigt (wörtlich: „geheroldet“) hat. Diese Menschen befanden sich „im Gefängnis“, d.h. in einem Zustand der Gefangenschaft und Unseligkeit. Sie befanden sich in derjenigen „Abteilung“ des Totenreichs, in der sich alle Menschen, die unerlöst verstorben sind, bis zu ihrer Auferstehung befinden, wie z.B. Saul, die übrigen gottlosen Könige Israels, der König von Tyrus, der reiche Mann in Lk 16,19 ff. usw.

Die entscheidende Frage ist aber, ob ihnen durch diese Botschaft die Möglichkeit der Errettung nach ihrem Tode eröffnet wurde oder nicht. Der Text sagt nichts darüber aus, wasJesus Christus den „Geistern im Gefängnis“ verkündigte. Die Anhänger der Allversöhnungslehre[32] nehmen – wie oben dargestellt – an, dass er ihnen verkündigt habe, dass er am Kreuz zur Vergebung ihrer Sünden und zu ihrer Versöhnung mit dem Vater gestorben sei und dass sie aus ihrem Gefängnis befreit und in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen würden, wenn sie dies im Glauben annehmen und Buße für ihre in ihrem Leben begangenen Sünden tun. Bereits diese Deutung der in der Bibel nicht näher beschriebenen „Predigt“ Jesu im Totenreich ist sehr problematisch. Man würde doch erwarten, dass es in der Bibel erwähnt wäre, wenn die Botschaft Jesu an die Menschen im Totenreich zu deren nachträglicher Errettung und zu ihrer Befreiung aus dem „Gefängnis“ geführt hätte. Genauso gut möglich und nach dem Gesamtzeugnis der Bibel viel wahrscheinlicher ist nämlich, dass Jesus diesen Menschen seinen Sieg über Sünde, Tod und Teufel durch seinen Opfertod am Kreuz verkündigte, ohne dass diese Menschen aber noch Anteil daran haben könnten. Diese Menschen, die in 1. Petr 3,19 beschrieben werden, hätten nur dann Anteil an der durch Jesus gewirkten Vergebung haben können, wenn sie sich zu ihren Lebzeiten wie Noah hätten retten lassen, indem sie in Glaubensgehorsam gegen Gott in die Arche gegangen wären; die Hypothese eines nachträglichen Rettungsangebotes nach ihrem Tod findet keine biblische Stütze.

Vor allem aber stünde sie in Widerspruch zu zahlreichen anderen Bibelstellen, die eindeutig besagen, dass sich der Mensch im Laufe seines Lebens für Jesus Christus entscheiden muss, wenn er in das Himmelreich eingehen will und dass nach dem Tod keine Möglichkeit mehr dazu besteht. Als solche Stellen wären etwa folgende zu nennen: Pred 11,3 Hs. 2: „ ...und wenn der Baum fällt – er falle nach Süden oder Norden zu –, wohin er fällt, da bleibt er liegen“, Joh 9,4: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann“ und Hebr 9,27: „Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht,...“. In Pred 11,3 wird der Mensch mit einem Baum verglichen; wie er „fällt“, d.h. in welchem geistlichen Zustand er stirbt, so bleibt er liegen, d.h. es gibt für ihn nach dem Tod in Ewigkeit keine Veränderung seines geistlichen Zustands und seines Aufenthaltsortes mehr. Jesus stellt in Joh 9,4 fest, dass er (in seiner menschlichen Existenz) und die Apostel nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung haben, in der sie wirken und die ihnen von Gott aufgetragenen Werke tun können; diese Zeit ist (spätestens) mit ihrem Tod zu Ende. Aus der Textstelle im Hebräerbrief geht hervor, dass für den Menschen nach dem Tod als nächstes Ereignis nur noch das Gericht, d.h. das in Mt 25,31-46 und Offb 20,11-15 geschilderte Weltgericht, kommt und kein weiteres für die Ewigkeit des Menschen relevantes Ereignis mehr folgt, sodass auch eine nachträgliche Annahme durch Gott ausgeschlossen ist.

 

Selbst wenn man dennoch – meiner Überzeugung aufgrund des oben Dargelegten zu Unrecht – annimmt, dass diejenigen Menschen, die zu ihren Lebzeiten nichts vom Evangelium Jesu Christi gehört haben, nach ihrem Tod eine erstmalige Chance erhielten, diese Botschaft zu hören und dadurch errettet zu werden, so würde dies auf die Noah-Generation, zu der Jesus Christus nach dem eindeutigem Wortlaut von 1. Petr 3,19 gepredigt hat, doch nicht zutreffen, da diese Menschen schon zu ihren Lebzeiten durch Noah von dem kommenden Gericht erfahren hatten und ihnen mit der Arche ein Rettungsweg gewiesen worden war.

 

Außerdem würde die Interpretation dieser Bibelstelle zugunsten der Allversöhnungslehre (sowie auch zugunsten der Lehre von der „erstmaligen Chance“ nach dem Tod) voraussetzen, dass Jesus nicht nur in der kurzen Zeit zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung bei den Menschen der Noah-Generation im Totenreich evangelisiert hat, sondern dass er dies seitdem fortwährend tut und zwar bei allen Menschen, die ohne Jesus Christus verstorben sind und deshalb in die entsprechende „Abteilung“ des Totenreichs gekommen sind. Für eine solche fortwährende und allgemeine Evangelisation Jesu lässt sich nun allerdings erst recht kein biblischer Beleg heranziehen – außer dem Wunschdenken der Allversöhner.

 

Nach einer weiteren Auslegung besagt diese Textstelle, dass diesen Menschen das Evangelium nicht nach ihrem Tod durch Jesus Christus, sondern schon zu ihren Lebzeiten (durch Noah) verkündigt worden sei.[33] Jesus Christus habe im Heiligen Geist durch Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, diesen Menschen Warnung und Gericht verkündigt. Diese Auslegung erscheint mir zwar möglich, wenn auch wenig wahrscheinlich, da sich 1. Petr 3,19, wo es heißt, dass Christus im Geist zu den Geistern im Gefängnis ging, unmittelbar an Vers 18 anschließt.wegen der ausdrücklichen Aussage, dass Jesus nach sei-ner Dort wird von Christus gesagt, dass er Kreuzigung (nach dem Fleisch getötet, aber lebendig gemacht nach dem Geist ist. Die Aussage, dass Christus nach dem Fleisch getötet wurde, kann meiner Meinung nach nichts anderes als seine Kreuzigung bedeuten und die Tatsache, dass er zu den Geistern im Gefängnis ging, würde sich dann logisch und zeitlich unmittelbar daran anschließen.) im Geist zu den im Totenreich befindlichen Menschen der Noah-Generation gegangen istAuch wenn diese Auslegung richtig wäre, so ergäbe sich nichts zugunsten der Allversöhnungslehre. Die Textstelle würde dann nur bedeuten, dass diese Menschen zu ihren Lebzeiten die Möglichkeit der Errettung gehabt hätten und danach – entsprechend dem sonstigen Zeugnis der Bibel; s.o. – nicht mehr. In seinem Gesamtzusammenhang würde 1. Petr 3,18-20 dann v.a. aussagen, dass auch der Ungehorsam fast der gesamten Menschheit Gott nicht am Vollzug seines Gerichts und an der Errettung nur ganz weniger hindern würde.[34]

 

·        1. Petr 4,6: „Denn dazu ist auch Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist“.

 

Diese Bibelstelle wird in ähnlicher Weise interpretiert wie die vorangehende, indem sie so gedeutet wird, dass den Menschen, die das Evangelium zu Lebzeiten nicht angenommen haben, dieses nach ihrem Tod (im Totenreich) verkündigt werde, sodass sie die Möglichkeit hätten, dies nachträglich anzunehmen und errettet zu werden.

 

Bewertung: Auch aus 1. Petr 4,6 ergibt sich nicht die Möglichkeit, dass Menschen nach ihrem Tod das Evangelium verkündigt wird, sodass diese nachträglich gerettet werden könnten. Denn dies würde als erstes voraussetzen, dass den „Toten“, die „im Fleisch gerichtet werden“, aber „das Leben haben im Geist“, das Evangelium als Toten, d.h. nach ihrem leiblichen Tod verkündigt würde. Dies ist jedoch bereits nach dem Wortlaut dieser Textstelle keine zwingende Annahme. Im Gegenteil: Es steht hier für das Wort „verkündigen“ im griechischen Urtext die grammatische Form des Aorist. Dies bedeutet, dass die Textstelle besagt, dass den jetztToten Verstorbenen (griech.: „nekrois“) in der Vergangenheit zu einem bestimmten Zeitpunkt während ihres Lebens die gute Botschaft verkündigt wurde.[35] Ihr ewiges Schicksal hängt folglich allein davon ab, ob sie sie zu ihren Lebzeiten angenommen haben oder nicht.

 

h)      Weitere Bibelstellen

 

Auch weitere Bibelstellen wie Eph 1,9-11, Kol 1,19-20, 1. Kor 15,28, 2. Kor 5,19 und 1. Tim 4,10 werden mitunter zur Stützung der Allversöhnungslehre herangezogen. Diese sollen hier nur kurz dargestellt werden:

 

·        Eph 1,9-10: „Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist“.

 

Auch aus dieser Stelle wird gefolgert, dass die gesamte Schöpfung irgendwann einmal in Gemeinschaft und unter der Herrschaft Jesu Christi stehen werde und dies setze voraus, dass auch diejenigen Geschöpfe, die sich gegen Gott und Jesus Christus aufgelehnt haben, dann mit ihm versöhnt sein werden.

 

Bewertung: Mit der Aussage in Eph 1,10, dass alles „in Christus zusammengefasst“ wird, will Paulus jedoch nur zum Ausdruck bringen, dass das heilsgeschichtliche Ziel Gottes am Ende der Zeiten in Erfüllung geht, nämlich die Unterwerfung der gesamten Welt unter seinen Sohn Jesus Christus. Die Textstelle besagt aber nicht, dass die verlorenen Menschen und womöglich gar der Teufel und die Dämonen dann Gemeinschaft mit Jesus Christus haben werden.[36] Und die in Eph 1,11 genannten Erben sind nur die gläubigen Christen, nicht aber alle Menschen. Dies ergibt sich bereits aus dem Textzusammenhang dieser Verse, wenn es etwa in Vers 13 heißt, dass die Empfänger des Briefes, also die gläubige Gemeinde, versiegelt mit dem Heiligen Geist als Unterpfand des Erbes sind und die Bibel eindeutig lehrt, dass nur die gläubigen Christen den Heiligen Geist und damit dieses Unterpfand besitzen (vgl. z.B. Joh 3,5.8; Röm 8,14-17).

 

·        Kol 1,19-20: „Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz“.

 

Auch hieraus wird gefolgert, dass eines Tages alle Geschöpfe auf Erden und im Himmel durch Jesus Christus mit Gott versöhnt sein würden. Der Frieden, den Jesus Christus durch sein Blut am Kreuz gestiftet hat, komme schließlich (nach Äonen der Bestrafung und der Trennung von Gott) auch denen zugute, die sich gegen Gott aufgelehnt haben.

 

Bewertung: In Kol 1,19-20 soll die Größe des Versöhnungswerkes Gottes in Jesus Christus dargestellt werden: Jesus hat durch sein Blut Frieden mit Gott gemacht für „alle“, die mit ihrer Schuld zu ihm kommen. Der Friede ist nur „durch ihn“, d.h. durch Jesus Christus möglich. Es gibt keinen anderen im ganzen Kosmos, durch den Frieden und Versöhnung mit Gott zu haben wäre. Darum ist mit der Aussage, dass die Versöhnung dem All gilt, noch nichts darüber gesagt, ob nun auch alle diese Versöhnung annehmen. Dieses „alle“ ist wesensmäßig zu dem Versöhnungswerk und zu dem Wort von der Versöhnung gehörig. Ebenso will Paulus mit der Feststellung, dass Gott durch Jesus Christus alles mit sich versöhnte, „es sei auf Erden oder im Himmel“ nicht sagen, dass Jesus die abgefallenen Engel mit Gott versöhnt habe oder dass irgendwann einmal die Möglichkeit dazu bestände. „Die „Allversöhnungslehre“ beruft sich zu Unrecht auf solche Stellen!“[37]

 

·        1. Kor 15,28: „Wenn aber alles ihm (Jesus Christus; Th.Z.) untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit sei Gott alles in allem“.

 

Diese Aussage wird so interpretiert, dass sich die heilsgeschichtliche Ordnung Gottes, die am Ende der Zeiten in Erfüllung gehen werde, nicht nur in der Herrschaft Jesu Christi und in seiner Unterordnung unter den Vater widerspiegeln werde, sondern auch in der Herrschaft Gottes über alle seine Geschöpfe. Dies wiederum bedeute, dass alle Geschöpfe schließlich in einer Gemeinschaftsbeziehung zu Gott stehen würden, was wiederum voraussetze, dass auch diejenigen, die in ihrem Leben gegen ihn rebelliert haben, nachträglich begnadigt würden.

 

Bewertung: Diese Bibelstelle besagt jedoch nur, dass in der Ewigkeit alles Gott und seinem Sohn Jesus Christus untertan sein wird, aber nicht, dass die Verlorenen Anteil an der Herrschaft Gottes und Gemeinschaft mit ihm haben werden.

 

·        1. Tim 4,10: „Denn dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, welcher ist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen“.

 

Nach Ansicht der Anhänger der Allversöhnungslehre werde damit ausgesagt, dass Gott der Heiland und damit der Retter aller Menschen nicht nur sein will, sondern auch sei. Wenn es dort heißt, dass er besonders für die Gläubigen der Heiland sei, so bedeute das nur, dass er in dem gegenwärtigen Äon Heiland nur für die Gläubigen sei. In der Zukunft und am Ende aber werde er es für alle sein.[38]

 

Bewertung: Auch hieraus ergibt sich nicht, dass Jesus der Heiland aller Menschen ist oder jemals sein wird. Es soll damit lediglich sein universaler Retterwille hervorgehoben werden und zugleich betont werden, dass er in der Gemeinde der Gläubigen besonders und bahnbrechend für alles Geschaffene deutlich wird.[39]

 

Für die Allversöhnungslehre in der von Karl Barth vertretenen Form wären insbesondere folgende Bibelstellen zu nennen:

 

·        Röm 5,10: „Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind“.

 

Hieraus wird gefolgert, dass alle Menschen durch den Kreuzestod Jesu mit Gott versöhnt seien, seitdem Jesus am Kreuz gestorben ist, unabhängig davon, ob sie davon wissen und ob sie Jesus Christus als Herrn und Erlöser angenommen haben. Der Glaube an Jesus Christus und das Wissen um die geschehene Versöhnung befähige die Erretteten lediglich zu einem bewussten Leben in seiner Nachfolge.

 

Bewertung: Wenn Paulus hier sagt, dass wir mit Gott versöhnt worden sind, als wir noch Feinde waren, so ist damit nur die Versöhnungstat Gottes als solche gemeint, mit der er die Versöhnung der Menschen mit ihm ermöglicht hat. Ob sie dem Einzelnen auch persönlich zugute kommt, hängt wiederum von seiner Glaubensentscheidung ab; erst dann „ist“ er tatsächlich „mit Gott versöhnt“.

 

·        Röm 5,18-19: „Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt. Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten“.

 

Dieser Satz wird von den Anhängern der Allversöhnungslehre so verstanden, als sei die Sünde durch Adam auf alle Menschen ohne deren Zutun und Verschulden übergegangen. Umgekehrt würden nun alle Menschen letzten Endes in der Ewigkeit durch Jesus Christus begnadigt und gerecht gesprochen, und zwar ebenfalls unabhängig davon, ob sie ihn in ihrem Leben als Herrn und Heiland angenommen haben oder überhaupt von ihm wussten. Zur Begründung wird etwa angegeben, dass für die in diesen Versen genannte Wirkung des Werkes Jesu, das die Schuld Adams wiedergutmache und überbiete, keinerlei Bedingungen wie Buße oder Glaube genannt würden.[40]

 

Bewertung: Wenn Paulus hier von den „Vielen“ spricht, die durch das Werk Jesu gerecht gesprochen werden, so blickt er damit auf das Ende des Weltplanes Gottes: Am Ende dieses Weltplanes steht die Darstellung und Offenbarung der Frucht des Gehorsams Jesu, d.h. die Offenbarung der Gesamtheit der Erretteten. Diese Vielen werden vor dem heiligen Gott als Gerechte dargestellt werden. [41] Von einer schließlichen Errettung aller Menschen unabhängig von Glaube und Buße spricht diese Bibelstelle nicht.

 

·        2. Kor 5,19: „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen die Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung“.

 

Aus diesem Satz, der die Versöhnung der Welt mit Gott durch Jesus Christus bekundet, wird gefolgert, dass diese Versöhnung auf alle Menschen bezogen werde und dass sie – zumindest letzten Endes – unabhängig davon gelte, ob die einzelnen Menschen Jesus Christus in ihrem Leben als ihren Herrn angenommen haben.

 

Bewertung: Aus dieser Bibelstelle folgt jedoch keineswegs, dass die Welt und alle Menschen bereits seit dem Kreuzestod Jesu unabhängig von ihrem persönlichen Glauben mit Gott versöhnt seien: Wenn Paulus hier sagt, dass Gott in Jesus Christus die Welt mit sich selbst versöhnt hat, so kommt diese Versöhnung dennoch nur denen zugute, die sich mit Gott versöhnen lassen und Jesus Christus als ihren Heiland und Herrn angenommen haben. Wären durch den Tod Jesu bereits alle Menschen mit Gott versöhnt, so bräuchten Paulus und alle übrigen Missionare und Evangelisten den Ungläubigen nicht zu sagen: „Lasst euch versöhnen (Hervorhebung von Th.Z.) mit Gott!“ (2. Kor 5,20).[42]

 

·        1. Joh 2,2: „Und er (Jesus Christus; Th.Z.) ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt“.

 

Auch aus dieser Aussage wird gefolgert, dass die durch Jesus Christus gewirkte Versöhnung seit Karfreitag für die ganze Welt, d.h. für alle Menschen gültig sei, und zwar unabhängig davon, ob der Einzelne diese Versöhnungstat durch Glauben und Buße für sich persönlich angenommen hat. „Die Sünden der Welt – da ist auch die finsterste Finsternis, die böseste Bosheit, die haßerfüllteste Dämonie aller gottesfeindlichen Mächte nicht ausgenommen. Für das alles hat Christus einen einmaligen und vollgültigen Preis bezahlt“.[43]

 

Bewertung: Auch hier wäre es eine eindeutige Fehlinterpretation, daraus herzuleiten, dass die Welt ohne die persönliche Annahme der Versöhnung durch den Einzelnen mit Gott versöhnt sei. So heißt es in 1. Joh 5,19, dass die ganze Welt im Argen liegt, d.h. dass sie bis zur Wiederkunft Jesu von Sünde und Gottesferne gekennzeichnet ist und unter der Herrschaft des Teufels steht, den die Bibel sogar den „Gott dieser Welt“ (2. Kor 4,4) nennt. Johannes will an dieser Stelle nur sagen, dass das Opfer Jesu Christi so unermesslich groß ist, dass es nicht nur imstande ist, die Sünde eines einzelnen Menschen zu sühnen, sondern sogar die unvorstellbar große Sünde der gesamten Welt. Dass der Einzelne diese Sühne für sich persönlich in Anspruch nehmen muss, indem er seine Sünden bekennt und darauf vertraut, dass Jesus Christus für seine Sünden am Kreuz gestorben ist, macht Johannes wenige Verse vorher deutlich, wenn er in 1. Joh 1,9 schreibt: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“.

 

Somit hat diese eingehende Prüfung ergeben, dass sich aus keiner der für die Allversöhnungs-lehre herangezogenen Bibelstellen etwas entnehmen lässt, das geeignet wäre, diese Lehre zu begründen und zu stützen.


 

3.      Bibelstellen, die die Allversöhnungslehre widerlegen

 

Umgekehrt ist die Allversöhnungslehre mit zahlreichen Bibelstellen nicht zu vereinbaren, die eindeutig nicht nur von einem doppelten Ausgang des Weltgerichts und einer ewigen Seligkeit der Geretteten bei Gott sprechen, sondern auch von einer ewigen Verdammnis der im Weltgericht Verurteilten und der ewigen Dauer der Strafen in der Hölle. Auch diese Bibelstellen sollen hier genannt werden:

 

a)      So heißt es in Mt 3,12: „Er (Gott; Th. Z.) hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer“.

 

b)      In Mt 7,13-14 sagt Jesus: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind`s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wie wenige sind`s, die ihn finden!“. Die Frage der Jünger war nicht, ob wenige den zeitlichen Sündenstrafen entgehen würden, sondern ob wenige gerettet würden. Jesus antwortete, wer nicht durch die schmale Pforte eingehen würde, würde nicht nur zeitliche Sündenstrafen auf sich ziehen, sondern er würde völlig das Ziel verfehlen und „draußen“ stehen“ (Mt 7,25). Die Alternative zum Eingehen durch die schmale Pforte ist nicht zeitliche Strafe, sondern „Verdammnis“ (Mt 7,13). Jesus will nicht sagen, dass schlussendlich alle ewiges Leben erhalten, sondern viele werden nie zum Leben gelangen, sondern verdammt werden.

 

b)c)      Die gleiche Aussage findet sich in Mt 25,41 und 46 bei Jesu Worten im Weltgericht: „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! ... Und sie werden hingehen; diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben“.

 

c)d)       In Mk 9,43b und 47b.48 sagt Jesus: „Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das Feuer, das nie verlöscht... Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht“.

 

e)      Joh 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“. Jesus starb, damit der Glaubende nicht verloren gehe. Das impliziert, dass der nicht Glau-bende verloren geht. Würde man verneinen, dass diese Verlorenheit ewig währt, so würde dies bedeuten, dass Jesus Christus dann lediglich gestorben ist, um Menschen vor zeitlichen Sündenstrafen zu erlösen. Er ist jedoch nicht gestorben, um Menschen zu retten, die eines Tages ohnedies die glückselige Herrlichkeit des Himmels genießen und ewiges Leben haben werden. Ferner bedeutet „verloren gehen“ nach dem Sinn des griechischen Urtextwortes „umkommen“ oder „verderben“. Es bedeutet also nicht, dass die Verlorenen nach einer Zeit der Strafe und Qual dann doch noch für immer gerettet und glücklich in der Herrlichkeit bei Jesus Christus sein werden.

 

f)       In Joh 3,36 sagt Jesus: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“. Die eindeutige Aussage ist: Er wird das Leben nicht sehen. Wer sagt, der Ungehorsame werde das Leben nach langer Zeit der Läuterung doch noch sehen, widerspricht Gottes klarer Aussage. Der Zorn bleibt. „Bleiben“ heißt nicht, dass sich die Situation später ändern wird.

 

g)      Joh 12,25: „Wer sein Leben lieb hat, der wird`s verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird`s erhalten zum ewigen Leben“. Hier ist die Rede vom „Verlieren“ des Lebens. Diese Worte Jesu klingen endgültig: „Verlieren“ bedeutet nicht, nach einer gewissen Zeit der Läuterung das Leben doch noch zu „gewinnen“.

 

h)      Röm 2,4: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“. Hieraus geht hervor, dass der Mensch nur durch eine willentliche eigene Sinnesänderung vor dem Sterben zum ewigen Leben kommt, nicht durch eine Sinnesänderung nach langen Höllenqualen. Es wird hier nicht ausgesagt, dass lange Läuterungsgerichte den Verstorbenen schließlich zur Buße leiten, sondern dass die Güte Gottes den noch Lebenden zur Buße leitet.

 

i)        2. Kor 2,15: „Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch Christi unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren werden“. Es handelt sich hier (ebenso wie in 1. Kor 1,18 und 2. Kor 4,3) um ein Gegensatzpaar, d.h. um zwei Gruppen, die im Gegensatz zu-einander stehen: Diejenigen, die gerettet werden und diejenigen, die verloren werden. So absolut könnte Paulus aber nicht schreiben, wenn er meinen würde, dass die, die verloren gehen, nach einer gewissen Zeit in der Hölle schließlich ebenfalls gerettet würden. Der Gegensatz zum Gerettetwerden (gemeint ist das zukünftige Schicksal) ist das Verlorengehen. Wenn das Verlorengehen das zukünftige Schicksal eines Teils der Menschen ist, so kann dies nicht bedeuten, dass schließlich alle gerettet werden.

 

j)        Wenn Paulus in 2. Kor 4,18 sagt: „Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig“, so steht „ewig“ hier im Gegensatz zu „zeitlich begrenzt / befristet“ (griech.: „proskairon“ = „für eine bestimmte Frist“). Die unsichtbare Welt ist also ewig. Zu ihr gehört aber auch der Feuersee.

 

d)k)      Paulus sagt den Thessalonichern über die Feinde der christlichen Gemeinde in 2. Thess 1,9: „Die werden Strafe erleiden, das ewige Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht“.

 

l)        In 1. Thess 4,13 sagt Paulus der Gemeinde: „ ...damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben“. Das bedeutet, dass Menschen, die ungerettet in die Ewigkeit gehen, keine Hoffnung haben. Mit dem Tod des Gottlosen geht seine Hoffnung verloren, weil keine Aussicht auf Rettung mehr besteht. Nimmt man mit der Allversöhnungslehre eine nachträgliche Begnadigung auch dieser Menschen an, so hätten sie entgegen der klaren Aussage dieses Bibelwortes doch Hoffnung.

 

e)m)    Judas sagt in seinem Brief in Vers 7: „So sind auch Sodom und Gomorrha und die umliegenden Städte, die gleichermaßen wie sie Unzucht getrieben haben und anderem Fleisch nachgegangen sind, zum Beispiel gesetzt und leiden die Pein des ewigen Feuers“.

 

f)n)      In Offb 14,11 sagt Johannes von denen, die den Antichristen oder sein Bild angebetet oder sein Zeichen angenommen haben: „Und der Rauch von ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild und wer das Zeichen seines Namens annimmt“. Wer behauptet, diese Qualen hören eines Tages auf, der widerspricht dem griechischen Wort „anapausis“, das hier ver-wendet wird, denn es bedeutet: „keine Ruhe“, „keine Pause“ und auch „kein Aufhören“.

 

o)      Offb 22,14-15 in Verbindung mit Offb 21,27: „Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun“. „Und nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Gräuel tut und Lüge, sondern allein, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes“. Wenn schlussendlich alle in die Stadt hineinkämen, wären diese Aussagen nicht richtig. Dann wäre auch der Hinweis, dass nur die in das Buch des Lebens Geschriebenen hineinkommen, unrichtig und nicht sinnvoll. Wenn Gott vorher wusste, dass schließlich alle hineinkommen würden, stände jeder im Buch des Lebens. Das ist aber gemäß Offb 20,15 nicht der Fall. Nicht alle stehen im Buch des Lebens. Alle, die nicht darin stehen, müssen „draußen“ bleiben. Wüsste Gott, dass sich ihr Schicksal ändern würde, so wäre Offb 21 und 22 gar nicht die Beschreibung des Zieles und der Vollendung. Etwas sehr Wichtiges, nämlich die schlussendliche Rettung aller Menschen, wäre dann von Jesus Christus verschwiegen worden.

 

g)p)       Schon im Alten Testament heißt es bei Daniel in Dan 12,2: „Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande“ und bei Jesaja in Jes 66,24: „Und sie werden hinausgehen und schauen die Leichname derer, die von mir abtrünnig waren; denn ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden allem Fleisch ein Gräuel sein“. In Spr 24,20 wird die Zukunft der Bösen so beschrieben: „ ...denn der Böse hat nichts zu hoffen, und die Leuchte der Gotlosen wird verlöschen“. Wenn es von ihnen heißt, dass sie nichts zu hoffen haben, so kann dies sicherlich nicht bedeuten, dass sie nach langen Läuterungsgerichten schließlich doch einer herrlichen Zukunft entgegenge-hen. Gleiches gilt für Spr 11,7: „Wenn der gottlose Mensch stirbt, ist seine Hoffnung verloren, und das Harren des Ungerechten wird zunichte“.

 

Die Anhänger der Allversöhnungslehre bleiben jedoch auch in Anbetracht dieser Bibelstellen bei ihrer Auffassung. Zum einen lehnen sie die Deutung des in einigen dieser Stellen vorkommenden Urtextwortes „aionios“ als „ewig“ ab und begrenzen die Dauer der Strafe auf die Dauer von Äonen, also auf eine bestimmte Zeit (s.o. 1 b). Zum anderen sind sie der Meinung, dass in diesen Stellen nicht von der „Ewigkeit“ der Strafe, sondern von der „Gründlichkeit“ der als Läuterung und Züchtigung verstandenen Bestrafung die Rede sei: „Also, nicht die Endlosigkeit, sondern die durchdringende Gründlichkeit des göttlichen Richtens will der Herr hier betonen...“.[44] Wenn die Verlorenen durch das Erleiden der Strafe gründlich geläutert seien, dann seien Sinn und Zweck der Strafe erfüllt, sodass sie begnadigt und in den Himmel aufgenommen werden können. Wenn Gott in seinem Wort von ewiger Dauer dieser Strafen spreche und diese nachträgliche Begnadigung nicht erwähne, so geschehe dies nur aus „erzieherischen Gründen“, damit die Gläubigen Gottes Gerichte ernst nehmen sollen und zum Glaubensgehorsam in ihrem Leben angehalten werden, sodass sie nicht erst in diese Strafgerichte kommen.

 

Eine ewige Peinigung durch Feuer sei im Übrigen auch gar nicht möglich, weil jedes Feuer erlösche, wenn kein „brennbares Material“ mehr vorhanden sei. Dies sei auch bei der Feuerstrafe in der Hölle nicht anders.

 

Aber an diesen Argumentationsbeispielen wird besonders deutlich, dass die Anhänger der Allversöhnungslehre eine ganze Anzahl von Bibelstellen uminterpretieren, nur um eine falsche und unbiblische Lehre aufrechterhalten zu können:

 

In all diesen Bibelstellen ist von einer ewigen Strafe, von ewigem Feuer, von ewigem Verderben die Rede und von einem Wurm, der niemals stirbt. An mehreren Stellen werden dabei ewige Herrlichkeit und ewige Strafe unmittelbar einander gegenüber gestellt. Wie schon unter 1 b dargestellt wurde, ist es nun bereits sprachlich und logisch ausgeschlossen, dass „ewig“ (im griechischen Urtext: „aionios“) im Zusammenhang mit der Seligkeit tatsächlich „ewig“ im Sinne von „endloser Dauer“ bedeuten soll, im Zusammenhang mit der Verdammnis dagegen nur einen begrenzten, wenn auch sehr langen Zeitraum: Entweder sind sowohl Seligkeit als auch Verdammnis von endloser Dauer, oder beide sind zeitlich begrenzt, sodass es auch keine ewige Seligkeit gäbe. Auch bei denjenigen Bibelstellen, bei denen die Worte „ewig“ oder „Ewigkeit“ nicht vorkommen, ist eindeutig, dass die dort genannten Strafen von ewiger Dauer sind. Pfarrer Heinrich Coerper sagte zu den zuvor genannten Bibelstellen und deren Verdrehung durch die Allversöhner folgenden treffenden Satz: “Wenn die Spreu verbrannt wird mit ewigem Feuer (Mt 3,12), wenn er (Jesus Christus; Th.Z.) feierlich dreimal bezeugt, daß der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlischt bei den Gottlosen (Mk 9,43 ff.) (heißt das etwa: so lange, bis es der kluge Menschenverstand ausbläst?), ist da unsere Vernunft wirklich berechtigt, ein Fragezeichen neben solche Stellen zu machen?“.[45] Vgl. demgegenüber wiederum ein Zitat von Heinz Schumacher: „Die Schrift redet an einer Reihe von Stellen von unauslöschlichem Feuer. Damit will sie sagen, daß das dort erwähnte Feuer so beschaffen ist, daß es von sich aus (Hervorhebung von Th.Z.) nie erlischt. Über das Vermögen oder Unvermögen Gottes, dieses Feuer zum Erlöschen zum Erlöschen zu bringen, ist damit nichts ausgesagt“.[46] Dies kann man nicht anders bewerten können denn als Verdrehung und Uminterpretierung einer eindeutigen biblischen Aussage.

 

Wenn gesagt wird, dass Gott nur aus erzieherischen Gründen die ewige Strafe androhe und die nachträgliche Begnadigung verschweige, so würde dies bedeuten, dass die Bibel etwas anderes lehrt als das, was der Wahrheit entspricht. Dies aber ist ausgeschlossen, da Gott Wahrheit ist und sein Wort ebenfalls Wahrheit ist.

 

Auch das Argument, dass jedes Feuer einmal erlöschen müsse, ist im Hinblick auf das Feuer der ewigen Strafe unzutreffend. Denn es handelt sich hierbei nicht um ein materielles Feuer, das materiell-stoffliche Nahrung benötigt und das erlöschen würde, wenn diese aufgebraucht ist, sondern um ein geistiges Feuer, das nur in seiner Wirkung dem materiellen Feuer entspricht und das sich von einem ewigen verstockten Willen der Verlorenen nährt, der kein Opfer und keine Zeit mehr findet, um Vergebung und deshalb Änderung zu gewährleisten.[47]

 

Möglicherweise ist auch die Ansicht zutreffend, wonach es sich bei dem Feuer der Hölle tatsächlich um ein quasimaterielles Feuer handelt, das aber aufgrund der besonderen Gesetzmäßigkeiten der Hölle im Gegensatz zum irdischen Feuer weder jemals erlischt noch den Körper bzw. den Auferstehungsleib der darin Befindlichen jemals verbrennt.[48]

 

h)q)      Besonders hervorzuheben wäre bei den zahlreichen Stellen, die von einer ewigen Bestrafung der ohne Jesus Christus Verstorbenen sprechen, das Wort Jesu in Mt 12,31 f.: „Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. Und wer etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet gegen den Heiligen Geist, dem wird`s nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt“. Mit der Sünde wider den Heiligen Geist ist das Verhalten der Pharisäer gemeint, die das Wirken Jesu bewusst und gegen das Zeugnis des Heiligen Geistes als Wirken Satans ausgaben. Von dieser Sünde sagt Jesus ausdrücklich, dass diese Sünde niemals und unter keinen Umständen Vergebung finden wird, sodass eine Versöhnung mit Gott für diejenigen Menschen, die sie begangen haben und damit auch deren Errettung für Zeit und Ewigkeit ausgeschlossen ist. Die Anhänger der Allversöhnungslehre setzen sich über diese Worte Jesu glatt hinweg und verkehren sie in ihr Gegenteil, wenn sie behaupten, dass auch diese Sünde gegen den Heiligen Geist irgendwann doch einmal vergeben wird. Und auch in anderen Bibelstellen kommt zum Ausdruck, dass es Sünden gibt, für die es keine Buße und Vergebung gibt. Hier wäre v.a. Hebr 6,4-6 zu nennen: „Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen“. Dies besagt eindeutig, dass es unmöglich ist, Abgefallene, die einmal Christen waren, sich dann aber bewusst und gewollt von Jesus Christus losgesagt haben, wieder zur Buße und damit zur Gemeinschaft mit Gott zu führen. Das bedeutet: Auch nach ihrem Tod wird eine solche Möglichkeit für sie in alle Ewigkeit nicht bestehen!

 

Die gleiche Warnung vor der Möglichkeit des Heilsverlustes, der ewige Konsequenzen haben wird, wiederholt der Hebräerbrief an einigen weiteren Stellen. So z.B. in Hebr 10,26-31: „Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein anderes Opfer mehr für die Sünden, sondern nichts als ein schreckliches Warten auf das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz des Mose bricht, muss er sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin. Eine wie viel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht? Denn wir kennen den, der gesagt hat: ´Die Rache ist mein, ich will vergelten`, und wiederum: ´Der Herr wird sein Volk richten`. Schrecklich ist`s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“. Hieraus geht nicht nur hervor, dass der Abgefallene sein Heil in diesem Leben unwiderruflich verloren hat und auf das Gericht Gottes warten muss, sondern auch, dass ihm das Opfer Jesu am Kreuz niemals mehr zugute kommen wird, da er Jesus Christus und sein Blut mit Füßen getreten hat und dass es auch kein anderes von Gott gewirktes Opfer gibt, dass ihm den Zugang zum Heil noch ermöglichen könnte („haben wir hinfort kein anderes Opfer mehr für die Sünden“). Im Hinblick auf solche eindeutigen Aussagen erweist sich die Behauptung der Allversöhner, das Opfer Jesu käme auch solchen Menschen – wenn auch nach langen Zeitaltern des Gerichtes – schließlich doch noch zugute, als glatte Schriftverdrehung.

 

Ergebnis und Zusammenfassung:

 

Die Allversöhnungslehre ist nach alledem eine biblisch unhaltbare Lehre, die den Gerichtsdrohungen Gottes den letzten Ernst nimmt, der in der unaufhörlichen und unabänderlichen Ewigkeit der Strafe für die Verworfenen besteht. Aus diesem Grunde bricht sie der Motivation zur Verkündigung des Evangeliums die Spitze ab. Denn wenn man davon ausgeht, dass alle Menschen letzten Endes auch ohne Jesus Christus selig werden, dann hat die Verkündigung des Evangeliums und die Gewinnung von Menschen für Jesus Christus nicht diejenige Wichtigkeit und Dringlichkeit, die sie nach dem biblischen Zeugnis hat. Zudem beruht die Allversöhnungslehre nicht auf einem biblischen Schriftverständnis, da sie eine Vielzahl von Bibelstellen im Gegensatz zu deren klaren Wortlaut und Sinn auslegt oder übersetzt und andere Bibelstellen, die gegen sie sprechen, außer Betracht lässt oder uminterpretiert. Schließlich liegt ihr ein falsches Gottesbild zugrunde, das Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes außer Acht lässt, die es bewirken, dass Gott mit Sündern, die die Stunde der Gnade versäumt haben, in alle Ewigkeit keine Gemeinschaft haben kann.

 

Es muss besonders in unserer Zeit, in der die Liebe und Barmherzigkeit Gottes überbetont und seine Heiligkeit und Gerechtigkeit weithin kaum noch ernst genommen werden, in Lehre und Verkündigung unbedingt deutlich gemacht werden, dass das ewige Schicksal eines jeden Menschen in seinem irdischen Leben entschieden wird und dass danach keine Rettung mehr möglich ist. Dies macht die Verkündigung Jesu Christi als Erlöser umso dringlicher. Auch eine apologetische Auseinandersetzung mit der Allversöhnungslehre und ihren Anhängern ist überall dort erforderlich, wo diese in Gemeinden oder Publikationen in Erscheinung tritt. Ansonsten würden der Verkündiger und die Gemeinde Jesu mitschuldig am ewigen Verlorengehen der nicht ausreichend Gewarnten werden, die sich aufgrund von falschen Lehren wie der Allversöhnungslehre in falscher Sicherheit wiegen.



[1] Ein bis auf Zarathustra (8. Jhd. v. Chr.) zurückreichendes religiöses System.

[2] Ein bis auf das 1. Jhd. v. Chr. zurückreichendes religiöses System, das u.a. einen ausgeprägten Dualismus zwischen Gott und Welt, Licht und Finsternis, Geist und Materie lehrt.

[3] Ein auf Mani (3. Jhd. n. Chr.) zurückgehendes religiöses System, das das Weltgeschehen in drei Epochen gliederte: Die erste seien die beiden Reiche des Lichtes und der Finsternis, die zweite sei die ”Entmischung”, d.h. der Sieg des Lichtreichs und die dritte die Rückführung des Reiches des Finsternis in das Lichtreich.

[4] Heinz Schumacher, Das biblische Zeugnis von der Versöhnung des Alls, 1959, S.48.

[5] Schumacher aaO, S.10.

[6] Anderer Ansicht ist etwa Paul Petry, Allaussöhnung, Tod und letzte Dinge, 3. Aufl. 1986, S.66 f. und 113 f., der annimmt, dass sich die Seelen der ohne Jesus Verstorbenen von ihrem Tod bis zum Weltgericht und vom Weltgericht (das sie bewusst miterleben) bis zu ihrer Begnadigung in ”nachäonischer Zeit” in einem Zustand der Bewusstlosigkeit befänden.

[7] Schumacher aaO, S.87.

[8] A. E. Knoch, Der Kalender Gottes, 4. Aufl. 1986, S.9.

[9] Johann Albrecht Bengel nahm an, dass der ”Wiederbringungsäon” 50.000 Jahre dauern werde (Kurt E. Koch, Okkultes ABC, 4. Aufl. 1996, S.694).

[10] Gemeint ist damit die angebliche Zerstörung der ”Urschöpfung” durch den Satan. Knoch geht wie manche andere Ausleger (zu Unrecht) davon aus, dass auf eine Urschöpfung Gottes deren Zerstörung durch den Satan nach seiner Rebellion gefolgt sei. Diese Schöpfung sei von Gott erst durch eine ”zweite Schöpfung” in den in 1. Mose 1,3 ff. beschriebenen sechs Schöpfungstagen wiederhergestellt worden. Der erste Halbsatz von 1. Mose 1,2 wird nach dieser Auslegung nicht übersetzt: ”Und die Erde war wüst und leer”, sondern fälschlicherweise ”Und die Erde wurde wüst und leer”.

[11] Knoch aaO, S.9 u. 22 sowie in dem Buch beigefügten Karten.

[12] Schumacher aaO, S.14.

[13] Petry aaO, S.101.

[14] Petry aaO, S.102.

[15] J. Guhrt in: Lothar Coenen/Erich Beyreuther/Hans Bietenhard (Hrsg.), Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament, 9. Aufl. 1993, S.1457 ff., 1459 (Stichwort: Zeit, Ewigkeit; aion). So auch: Lothar Gassmann, Was kommen wird. Eschatologie im 3. Jahrtausend, 2002, S. 100 f.

[16] Petry aaO, S.164 f.

[17] Heinrich Kemner, Was wird nach dem Tode sein?, 1986, S.98.

[18] Arthur-Ernest Wilder-Smith, Allversöhnung – Ausweg oder Irrweg?, 2. Aufl. 1985, S.40.

[19] So treffend Wilder-Smith aaO, S.37.

[20] So der Schweizer Jurist und Anhänger der Allversöhnungslehre Carl Hilty (1833-1909), zitiert in: Petry aaO, S.157.

[21] René Pache, Das Jenseits, 1957, S.261.

[22] Pache aaO, S.104.

[23] Wilder-Smith aaO, S.20. Genau genommen befindet sich während des Millenniums Satan gemäß Offb 20,2 im Abgrund, wogegen sich Antichrist und falscher Prophet gemäß Offb 19,20 dann in der Hölle befinden.

[24] Karl Barth hat zwar beständig bestritten, eine Allversöhnungslehre zu vertreten, aber seine diesbezüglichen theologischen Konzeptionen machen diese Konsequenz unausweichlich (vgl. dazu näher Wolfgang Nestvogel, Erwählung und/oder Bekehrung, 2002, S.184 ff., 190 f.).

[25] Für eine ausführlichere Darstellung und Widerlegung von Karl Barths Erwählungs- und Allversöhnungslehre verweise ich auf: Lothar Gassmann, Kampf um die Wahrheit. Karl Barth und die Dialektische Theologie, 1999, S. 40 ff.

[26] So Petry aaO, S.89.

[27] So zutreffend Werner de Boor, Das Evangelium des Johannes, Wuppertaler Studienbibel, Sonderausgabe, 1989, S.62.

[28] Vgl. zu dieser Bibelstelle näher Petry aaO, S.80 ff.

[29] Werner de Boor, Der Brief des Paulus an die Philipper, Wuppertaler Studienbibel, Sonderausgabe 1989, S.82.

[30] Vgl. dazu näher Nestvogel aaO, S.281 ff., 284.

[31] Wilder-Smith aaO, S.49 ff. Auch Martin Luther legte diese Bibelstelle zeitweilig in diesem Sinne aus.

[32] Allerdings nicht nur diese, sondern auch all diejenigen, die glauben, dass diejenigen Menschen, die zu Lebzeiten nichts von Jesus Christus gehört haben, nach ihrem Tod eine (erstmalige) Chance zur Bekehrung erhielten.

[33] In diesem Sinne etwa Werner Gitt, Und die anderen Religionen, 9. Aufl. 2006, S.165 f.. Für die Parallelstelle 1. Petr 4,6 halte ich diese Auslegung allerdings für plausibel; s.u.

[34] In diesem Sinne etwa Gitt aaO, S.164.

[35] So zutreffend Gitt aaO, S.163.

[36] Fritz Rienecker, Der Brief des Paulus an die Epheser, Wuppertaler Studienbibel, Sonderausgabe 1989, S.65.

[37] Werner de Boor, Der Brief des Paulus an die Kolosser, Wuppertaler Studienbibel, Sonderausgabe 1989, S.189.

[38] So Petry aaO, S.79 f.

[39] Vgl. etwa Hans Bürki, Der erste Brief des Paulus an Timotheus, Wuppertaler Studienbibel, Sonderausgabe, 1989, S.147.

[40] So etwa Petry aaO, S.72 ff., 74 f.

[41] So zutreffend Werner de Boor, Der Brief des Paulus an die Römer, Wuppertaler Studienbibel, Sonderausgabe, 1989, S.138 f.

[42] So auch Lothar Gassmann, Kampf um die Wahrheit, S. 45 f.

[43] Schumacher aaO, S.17.

[44] Schumacher aaO, S.151.

[45] Zitat bei Kurt Koch, Heinrich Coerper und sein Werk, 1964, S.192.

[46] Schumacher aaO, S.59.

[47] In diesem Sinne z.B. Wilder-Smith aaO, S.23 f.

[48] Vgl. etwa Hans-Werner Deppe, Wie wird es in der Hölle sein?, 2005, S.54 ff.