Studien des Alten Testaments Josua 1-24 jji'T j tnmj wkftfwL 1| li; a|:v;;. Warren W. Wiersbe Sei stark Gottes Kraft im persönlichen Leben wirksam werden lassen WARREN W. WIERSBE Gottes Kraft im persönlichen Leben wirksam werden lassen Studien des Alten Testaments: Josua 1-24 Uber den Autor: Dr. Warren W. Wiersbe ist Autor zahlreicher Bücher und Kommentare, zeitweilig am Cornerstone College in Grand Rapids, Michigan, tätig und Professor für Homiletik am Grand Rapids Baptist Seminary. Er ist Pastor dreier Gemeinden (einschließlich der Moody Church in Chicago) gewesen und war als Generaldirektor sowie Bibelausleger für Radiosendungen im Rahmen des Programms »Back to the Bible« verantwortlich. Bibelzitate nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal und Zürich Wiersbe, Warren W Sei stark Gottes Kraft im persönlichen Leben wirksam werden lassen Studien des Alten Testaments: Josua ISBN-10: 3-89436-491-2 ISBN-13: 978-3-89436-491-5 Titel des amerikanischen Originals: Be Strong Putting God’s Power in Your Life An Old Testament Study - Joshua © 1993 by SP Publications, Inc. Cook Communications Ministries, 4050 Lee Vance View, Colorado Springs, Colorado 80918 U.S.A. Translated by permission. © 2006 für die deutsche Ausgabe: Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg Übersetzung: Peter Schäfer von Reetnitz Satz: Enns Schrift *St Bild, Bielefeld Umschlaggestaltung: KerkmannDesignBüro, Wuppertal Druck: Ebner &. Spiegel, Ulm Inhalt Vorwort .................................................... 7 Überblick über das Buch Josua ............................ 9 1. Ein neuer Anfang (Einführung in das Buch Josua)......... 11 2. Folgt dem Führer! (Jos 1) .............................. 23 3. Eine Bekehrte in Kanaan (Jos 2) ...................... 37 4- Voran im Glauben (Jos 3-4) ............................ 47 5. Vorbereitung auf den Sieg (Jos 5)...................... 59 6. Die Eroberung beginnt (Jos 6).......................... 71 7. Besiegt im Land des Sieges (Jos 7) .................... 85 8. Aus einer Niederlage wird ein Sieg (Jos 8)............. 97 9. Wir haben den Feind getroffen, und siehe, er ist unser Nachbar! (Jos 9,1-10,28)................. 109 Zwischenspiel (Jos 10,29-12,24)........................... 123 10. Dieses Land ist unser Land! (Jos 13—21) .............. 125 11. Nach der Schlacht (Jos 22) ........................... 139 12. Der Weg der ganzen Erde (Jos 23-24)................... 151 13. Ein großes Leben im Überblick......................... 163 Fragen zum Bibelstudium .................................. 173 Anmerkungen............................................... 187 Vorwort Ein Autor geht heute ein Risiko ein, wenn er ein Buch über den Krieg schreibt - in einer Zeit, in der man Kriege im Allgemeinen und »Religionskriege« im Besonderen verabscheut und in der manche christliche Gemeinde die »kämpferischen« Lieder aus ihrem Gesangbuch verbannt. Ich werde dieses Risiko jedoch auf mich nehmen, denn ich meine, dass die Gemeinden die Botschaft des Buches Josua mehr denn je brauchen. Wir leben in einer Zeit schändlicher Niederlagen, und die Gemeinde ist längst nicht mehr »klar wie die Sonne und furchterregend wie Kriegsscharen« (Hl 6,10). Wir sehen heute eher aus wie ein Haufen Kriegsgefangener. Oh wir das mögen oder nicht - wenn wir zum Volk Gottes gehören, dann wird von uns erwartet, dass wir Soldaten Christi sind. Paulus zumindest lehrt das: »Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu. Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat« (2Tim 2,3-4). Das Buch Josua lehrt uns, wie wir siegreiche Kämpfer Gottes werden und wie wir unser reiches geistliches Erbe in Jesus Christus in Anspruch nehmen. Es lehrt uns, stark und mutig zu sein, wenn wir uns unseren Feinden gegenübersehen, und vorwärts zu marschieren, um neues Land für unseren Herrn einzunehmen. ln seiner Abschiedsrede an den amerikanischen Kongress sagte General Douglas MacArthur am 19. April 1951: »Im Krieg gibt es keinen Ersatz für den Sieg.« General Josua würde dem zugestimmt haben, und in seinem Buch zeigt er uns den Weg zum Sieg. Ich hoffe, Sie werden ihm folgen - im Glauben. Warren W. Wiersbe Ein Vorschlag zur Gliederung des Buches Josua Hauptthema: Den Sieg und das Erbe in Christus in Anspruch nehmen Schlüsselvers: Josua 1,8 I. Das Volk vorbereiten (Jos 1-5) 1. Ermutigung des Leiters (Jos 1) 2. Erkundung des Landes (Jos 2) 3. Überquerung des Flusses (Jos 3-4) 4- Bestätigung des Bundes (Jos 5) II. Den Feind bezwingen (6-12) 1. Der Feldzug ins Zentrum (Jos 6-9) 2. Der Feldzug im Süden (Jos 10) 3. Der Feldzug im Norden (Jos 11) 4- Zusammenfassung der Siege (Jos 12) III. Das Erbe in Anspruch nehmen (Jos 13-22) 1. Die Landzuteilung der Stämme (Jos 13-19) 2. Die Aussonderung der Zufluchtsstädte (Jos 20) 3. Die Benennung der Städte für die Leviten (Jos 21) 4. Die Grenzstämme werden nach Hause geschickt (Jos 22) IV. Den Bund erneuern (23-24) 1. Josuas letzte Botschaft an die Führer des Volkes (Jos 23) 2. Josuas letzte Botschaft an das Volk (Jos 24) Ein neuer Anfang Warum sollte jemand heutzutage das Buch Josua studieren; ein altes Buch voller schrecklicher Berichte über Krieg, blutige Gemetzel und Eroberungen? Wenn das Buch Josua frei erdichtete Literatur wäre, dann könnten wir es wohl als spannenden Abenteuerroman akzeptie-ren. Dieses Buch vermittelt aber wirkliche Geschichte und ist ein Teil der göttlich inspirierten Heiligen Schrift. Was bedeutet das für uns heute? »Es gab niemals einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden«, schrieb Benjamin Franklin 1783. Es ist jedoch möglich, dass der weise alte Patriot sich in diesem Fall geirrt hat. Jedenfalls hatte Gott selbst Josua berufen, das Heer Israels als General in seinem heiligen Erobe-rungsfeldzug zu führen. Bei dieser Eroberung ging es allerdings um größere Dinge als nur um die Invasion und Inbesitznahme eines Landes -es ging um Dinge, die unser heutiges Leben und unseren heutigen Glauben berühren. Darum wollen wir dieses Buch studieren. Josua ist das Buch neuer Anfänge für das Volk Gottes, und viele heutige Gläubige bedürfen eines neuen Anfangs. Nach vierzigjähriger Wüsten Wanderung nahm Israel sein Erbe in Anspruch und erfreute sich der Segnungen des Landes, das Gott für sein Volk bereitet hatte, »wie die Tage des Himmels über der Erde« (5Mo 11,21). Das ist die Lebensart, die Gott uns heute erleben lassen will. Jesus Christus, unser Josua, möchte uns jetzt zur Eroberung führen und mit uns alle Schätze seines wunderbaren Erbes teilen. Er hat uns »gesegnet mit jeder geistlichen Segnung« (Eph 1,3), aber nur zu oft leben wir wie armselige Verlierer ohne Besitztümer. Josua 1-24 stlrtr 1. Der neue Führer Von 2. Mose 3 bis 5. Mose 34 lenkt die Bibel die Aufmerksamkeit des Lesers auf Mose, den auserwählten Diener Gottes, der das Volk Israel führen sollte. Aber Mose starb, und obwohl man ihn nicht vergessen würde (sein Name steht über fünfzig Mal im Buch Josua), nahm ein neu-er »Diener des Herrn« (Jos 24,29) seinen Platz ein. »Gott begräbt seine Mitarbeiter, aber sein Werk geht weiter.« Wir werden später sehen, dass dieser Führungswechsel eine gewaltige geistliche Lektion für Gläubige in sich birgt, die das Beste Gottes in ihrem Leben erfahren wollen. Josua, der Sklave. Gott verwendete viele Jahre darauf, Josua auf seine Berufung vorzubereiten. Er wurde in die ägyptische Sklaverei hi-neingeboren und erhielt den Namen Hoschea (4Mo 13,8), was so viel wie »Heil, Rettung« bedeutet. Später veränderte Mose seinen Namen zu Josua (4Mo 3,16), »Jahwe ist Rettung«, die hebräische Form des griechischen Namens »Jesus« (Mt 1,21; siehe Apg 7,45 und Hebr 4,8). Als seine Eltern dem Säugling den Namen »Heil, Rettung« gaben, bezeugten sie ihren Glauben an das Versprechen Gottes, sein Volk zu erlösen (IMo 15,12-16; 50,24-26). Josua gehörte zum Stamm Ephraim und war der erstgeborene Sohn Nuns (IChr 7,20-27). Das bedeutet, dass sein Leben in der Nacht des ersten Passah in Ägypten in Gefahr war. Aber er glaubte an den Herrn und war durch das Blut des Lammes geschützt (2Mo 11-12). In Ägypten hatte Josua alle die Zeichen und Wunder gesehen, die Gott gewirkt hatte (2Mo 7-12). Er wusste, dass Jahwe ein mächtiger Gott war, der für sein Volk sorgen würde. Der Herr hatte die Götter Ägyptens erniedrigt und gezeigt, dass nur er allein der wahre Gott war (2Mo 12,12; 4Mo 33,4). Josua hatte gesehen, wie der Herr die Fluten des Roten Meeres teilte und sie dann wieder zusammenfließen ließ und das hinter Israel herjagende ägyptische Heer darin ertränkte (2Mo 14-15). Josua war ein Mann des Glaubens, der den Herrn kannte und darauf vertraute, dass er für sein Volk Wunder wirken werde. Josua, der Soldat. Die erste in der Bibel berichtete öffentliche Handlung Josuas ist der Sieg über die Amalekiter, die Israel etwa zwei Monate nach dem Auszug aus Ägypten angriffen (2Mo 17,8-16). Mose war ein Prophet und Gesetzgeber, aber Josua war ein General mit außergewöhnlichen militärischen Fähigkeiten. Er war auch ein Mann von großem Mut, der sich nicht fürchtete, dem Feind entgegenzutreten und hinsichtlich des Sieges auf den Herrn zu vertrauen. Wo lernte Josua, ein Schwert zu gebrauchen und ein Heer zu befehligen? Sicherlich war er vom Herrn besonders begabt worden, aber auch himmlische Gaben müssen entdeckt und im irdischen Umfeld entwickelt werden. Hatte Josua vielleicht irgendetwas mit dem ägyptischen Heer zu tun gehabt und seine Grundausbildung dort erhalten? Das wäre immerhin möglich, obwohl die Bibel darüber schweigt und wir in so einem Fall nicht auf unserer Annahme bestehen dürfen. Aber so wie Mose eine hohe Position im Palast des Pharao zurückwies, sehr wohl aber seine Erziehung dort empfing (Hebr 11,24-26; Apg 7,22), könnte auch Josua nach seiner militärischen Grundausbildung sich mit seinem Volk identifiziert und seine Karriere aufgegeben haben, um dem Herrn zu dienen. In 2. Mose 17,14 lässt der Schreiber durchblicken, dass Gott Josua für einen besonderen Dienst in der Zukunft erwählt hatte. Ohne dass Josua es wusste, war die Schlacht gegen Amalek ein Test, bei dem Gott seinen Glauben und seinen Mut prüfte. »Mache aus jeder sich bietenden Gelegenheit eine große Gelegenheit, denn du kannst nie wissen, wann jemand deinen Maßstab an eine größere Sache anlegt.«1 Josuas Auseinandersetzung mit Amalek war die Vorbereitung auf viele Schlachten, die er im verheißenen Land schlagen würde. Josua, der Diener. In 2. Mose 24,13 wird Josua Moses Diener genannt. Das zeigt, dass Josua jetzt ein offizieller Gehilfe des Führers Israels war. Er begleitete Mose zu dem Berg und ging mit ihm, als er das Volk für die Anfertigung des goldenen Kalbs bestrafte (2Mo 32,17). Es genügte nicht, dass Josua ein guter Krieger war. Er musste auch den Gott Israels und die heiligen Gebote kennen lernen, die Gott seinem Volk gab, damit sie ihnen gehorchen sollten. Wir werden noch entdecken, dass das Geheimnis von Josuas Siegen nicht in seinem geschickten Umgang mit dem Schwert zu finden war, sondern in seinem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes (Jos 1,8) und gegenüber dem Gott des Wortes (Jos 5,13-15). Josua 1-24 stark Während der Wüstenwanderung Israels hatte Mose stets ein beson-deres Zelt außerhalb des Lagers aufschlagen lassen, in dem er Gott begegnen konnte (2Mo 33,7-11). Es war Josuas Verantwortung, bei diesem Zelt zu bleiben und es zu bewachen. Josua war nicht nur ein Krieger; er war auch ein Anbeter und wusste, wie er sich in der Gegenwart Gottes zu verhalten hatte. Josua war nicht nur eifersüchtig um die Herrlichkeit Gottes besorgt, sondern auch um die Ehre und Autorität Moses. Das ist ein guter Charakterzug für einen Diener. Er zeigte sich, als Gott seinen Geist auf die siebzig Ältesten legte, die Mose erwählt hatte, ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe zu helfen (4Mo 11,16-30). Als der Geist im Lager auf Eldad und Medad herabkam, zwei Männer, die sich nicht mit den anderen beim Zelt der Begegnung vereinigt hatten, protestierte Josua und bat Mose, sie vom Weissagen abzuhalten (für eine neutestamentli-che Parallele siehe Lk 9,49-50). Die Weite von Moses Geist muss Josua bewegt haben; Mose nahm keine Privilegien für sich in Anspruch. So ist es bemerkenswert, dass Josua seinen ihm zufallenden Teil als Letzter nahm, als nach der Eroberung des verheißenen Landes das Erbe aufge-teilt wurde (Jos 19,49-51). Josua, der Kundschafter. Als Israel Kadesch Barnea an der Grenze zum verheißenen Land erreichte, befahl Gott Mose, zwölf Männer zu bestimmen, die das Land Kanaan auskundschaften sollten. Unter ihnen war auch Josua (4Mo 13). Nach vierzigtägiger Erkundung des Landes kehrten die Kundschafter zu Mose zurück und berichteten, dass das Land tatsächlich sehr gut war. Aber zehn von ihnen entmutigten das Volk, indem sie sagten, Israel sei nicht stark genug, den Feind zu bezwingen. Nur zwei der Kundschafter, Kaleb und Josua, ermutigten das Volk, Gott zu vertrauen und in das Land einzuziehen. Leider hörte das Volk auf die ungläubigen Zehn. Es war dieser Akt des Unglaubens, der die Eroberung des Landes um vierzig Jahre verzögerte. Diese Krise offenbarte die sehr guten Führungsqualitäten Josuas. Er war nicht blind für die Realitäten, aber er gestattete den Problemen und Schwierigkeiten nicht, ihm den Glauben an Gott zu rauben. Die zehn ängstlichen Kundschafter betrachteten Gott durch die vorliegenden Probleme, während Josua und Kaleb diese Probleme durch ihr Wissen über Gott hindurch betrachteten. Ihr Gott war groß genug für die Schlachten, die vor ihnen lagen! Das Wissen, Recht zu haben, gab Josua den Mut, sich gegen die Mehrheit auszusprechen. Dadurch standen Josua, Mose und Kaleb allein und riskierten ihr Leben, aber Gott stand ihnen bei. Es hat einmal jemand gesagt: »Einer mit Gott, das ist eine Mehrheit.« Um Israel in das Land zu führen, bedurfte Josua dieses Mutes, damit das Volk seine Feinde bezwingen und sein Erbe in Anspruch nehmen konnte. Man denke nur an die Jahre der Segnung im verheißenen Land, die Josua einbüßen musste, weil das Volk keinen Glauben an Gott hatte! Aber Josua blieb geduldig bei Mose und verrichtete seinen Dienst. Er wusste, dass er und Kaleb eines Tages ihr versprochenes Erbe erhalten würden (4Mo 14,1-9). Führungspersönlichkeiten müssen nicht nur wissen, wie man Siege erringt, sondern auch, wie man Niederlagen verkraftet. Ich habe so einen Verdacht, dass Josua und Kaleb einander regelmäßig trafen und sich gegenseitig ermutigten, als die Zeit näher rückte, ihr Erbe anzutreten. Tag für Tag, vierzig Jahre lang, sahen sie die ältere Generation wegsterben, aber jeder Tag brachte sie auch näher an Kanaan (für eine neutestamentliche Parallele siehe Hebr 10,22-25). Josua, der Nachfolger. Während der ganzen Wüstenreise bereitete Gott Josua auf seinen Dienst als Nachfolger Moses vor. Als Israel Og, den König von Basan, besiegte, nutzte Mose diesen Sieg, um Josua zu ermutigen, dass er sich nicht vor seinen Feinden fürchte (5Mo 3,21-28; 4Mo 21,33-35). Als Mose sich auf seinen Tod vorbereitete, bat er Gott, dem Volk einen Führer zu geben, und Gott bestimmte Josua (4Mo 27,12-23; 5Mo 3,23-29). In seiner letzten Botschaft an Israel informierte Mose das Volk darüber, dass Gott Josua gebrauchen werde, um ihre Feinde zu besiegen und ihre versprochene Erbschaft in Besitz zu nehmen. Gleichzeitig ermutigte er Josua, Gott zu vertrauen und sich nicht zu fürchten (5Mo 31,1-8). Mose legte seine Flände auf Josua und Gott gewährte diesem die geistliche Kraft, die er zur Erfüllung seiner Aufgabe brauchte (5Mo 34,9). Wie Mose war auch Josua nur ein Mensch und machte Fehler. Aber er blieb Gottes auserwählter und gesalbter Führer, und das Volk wusste Josua 1-24 stärfc das. Deshalb sagten sie zu Josua: »Ganz wie wir Mose gehorcht haben, so werden wir dir gehorchen« (Jos 1,17). Das Volk Gottes in der heutigen weltweiten Gemeinde muss Gottes Führer anerkennen und ihnen den Respekt erweisen, den sie als Diener Gottes verdienen (IThes 5,12-13). Das Geheimnis des Erfolges Josuas war sein Glaube an das Wort Gottes (Jos 1,7-9), an seine Gebote und an seine Verheißungen. Gottes Wort an Josua war: »Sei stark!« (Jos 1,6-7-9.18; siehe auch 5Mo 31,6-7.23). Das ist auch heutzutage sein Wort an sein Volk. 2. Das neue Land Die Verheißung des Landes. Wir finden das Wort »Land« siebenund-achtzig Mal im Buch Josua, denn dieses Buch ist der Bericht über Israels Landnahme durch Einzug, Eroberung und Inanspruchnahme. Gott versprach Abraham dieses Land(lMo 12,1-7; 13,15-17; 15,7.18; 17,8; 24,7), und er bekräftigte dieses Versprechen gegenüber Isaak (IMo 26,1-5), Jakob (IMo 28,4-13.15; 35,12) und ihren Nachkommen (IMo 50,24). Der Auszugsbericht enthält viele weitere Bekräftigungen dieses Versprechens (2Mo 3,8.17; 6,4.8; 12,25; 13,5.11; 16,35; 23,20-33; 33,1-3; 34,10-16), und sie werden in 3. Mose (14,34; 18,3; 19,23; 20,22-24; 23,10; 25,2.38) und in 4. Mose (11,12; 15,2.18; 16,13-14; 20,12.24; 27,12; 33,53; 34,2.12) wiederholt (siehe auch IChr 16,14-18). ln seiner Abschiedsrede (5Mo) erwähnt Mose mehrfach das Land und die Verpflichtung des Volkes, es in Besitz zu nehmen. In diesem Buch lesen wir das Wort »Land« nahezu zweihundert Mal und das Wort »besitzen« mehr als fünfzig Mal. Israel besaß das Land aufgrund des gnädigen Bundes, den Gott mit Abraham geschlossen hatte (IMo 12,1-5), aber seine Nutzung war abhängig von ihrem treuen Gehorsam gegenüber Gott (siehe 3Mo 26 und 5Mo 28-30). Solange die Juden Gottes Gesetz gehorchten, segnete er sie, und sie hatten Erfolg im Land. Aber wenn sie sich von Gott ab- und den Götzen zuwand-ten, züchtigte Gott das Volk zuerst im Land (das Buch der Richter); dann trieb er sie aus ihrem Land fort in das Land Babylon. Nachdem sie dort siebzig Jahre lang gezüchtigt worden waren, durften sie in ihr Land zurückkehren, aber es gelang ihnen nie mehr, das Ausmaß an Herrlichkeit und an Segen zu genießen, das ihnen zuvor beschieden gewesen war. Gott nannte das verheißene Land »ein gutes Land« (5Mo 8,7-10) und zeigte damit seinen starken Kontrast zur der Eintönigkeit und Kargheit Ägyptens (5Mo 11,8-14). Es sollte Israels Ruheort sein, sein Erbe, und die Wohnstätte Gottes (5Mo 12,9.11). Nachdem sie in Ägypten die Sklaverei erduldet und in der Wüste das Elend durchlebt hatten, sollten die Juden schließlich in ihrem verheißenen Land Ruhe finden (Jos 1,13.15; 11,23; 21,44; 22,4; 23,1). Dieses »Ruheprinzip« wird in Psalm 95,11 und in Hebräer 4 wieder aufgenommen - als Illustration des anhaltenden Sieges, in dem Christen leben können, wenn sie sich ganz dem Herrn geben. Der Prophet Hesekiel nannte das Land Israel »die Zierde unter allen Ländern« (Hes 20,6.15)2. Daniel nennt es »die Zierde« (Dan 8,9) und »das Landder Zierde« (11,16.41). Vielfach wird es auch beschrieben als »ein Land, das von Milch und Honig überfließt« (2Mo 3,8.17; 13,5; 33,3; 3Mo 20,24; 4Mo 13,27; 5Mo 6,3; 11,9 usw.). Dies war eine sprichwörtliche Redensart für »ein Land des Reichtums«, einen Ort voller friedlicher Weiden und Gärten, wo die Herden grasen konnten und die Bienen Pollen sammelten und Honig produzierten. Das Ansehen des Landes. Der Prophet Hesekiel sagte, Jerusalem sei »mitten unter den Nationen« (Hes 5,5) und das Land Israel der »Mittelpunkt der Erde« (38,12). Das hebräische Wort, das hier mit »Mittelpunkt« und »mitten unter« übersetzt wurde, bezeichnet auch den »Nabel«. Das deutet an, dass Israel die »Nabelschnur«, die »Lebensader« zwischen Gott und dieser Welt war, denn »das Heil kommt aus den Juden« (Joh 4,22). Gott erwählte das Land Israel zur »Bühne«, auf der das große Drama der Erlösung aufgeführt werden sollte. In 1. Mose 3,15 versprach Gott, der Welt einen Retter zu senden, und der erste Schritt zur Erfüllung dieses Versprechens war die Berufung Abrahams. Beginnend mit 1. Mose 12 konzentriert sich der alt-testamentliche Bericht auf die Juden und auf das Land Israel. Abraham verließ Ur in Chaldäa, um in dieses neue Land zu ziehen, und dort wur- Josua 1-24 stM den Isaak und Jakob geboren. Gott kündigte an, dass der Erlöser aus dem Stamm Juda (IMo 49,10) und aus der Familie Davids (2Sam 7) kommen werde. Er würde in Bethlehem von einer Jungfrau geboren werden (Jes 7,14; Mi 5,2) und eines Tages für die Sünden der Welt sterben (Jes 53; Ps 22). Alle diese wichtigen Ereignisse im Drama der Erlösung würden sich im Land Israel ereignen - in dem Land, das Josua zu erobern und in Besitz zu nehmen berufen war. 3. Das neue Leben Unglücklicherweise wird in einigen unserer christlichen Lieder die Überquerung des Jordans durch das Volk Israel mit dem Sterben des Gläubigen und mit seiner Aufnahme in den Himmel gleichgesetzt. Aber dieser Fehler ruft Verwirrung hervor, wenn man das Buch Josua auslegen will. »Swing Low, Sweet Chariot«3 ist ein sehr beliebtes Spiritual, aber ich fürchte, seine Bildersprache ist nicht biblisch. Der Choral »On Jordans Stormy Banks«4 trägt den gleichen Irrtum von Generation zu Generation, ebenso wie die dritte Strophe von William Williams’ Lied »Guide Me, O Thou Great Jehomh«s: Tritt’ ich dereinst mal an des Jordans Rand, Dann nimm mir bitte meine bangen Ängste; Vor ew’gem Tod und höllischer Vernichtung Bring sicher mich in Kanaan ans Land. Die im Buch Josua berichteten Ereignisse haben mit dem Leben der Kinder Gottes zu tun, und nicht mit ihrem Tod! Das Buch Josua berichtet von Schlachten, Niederlagen, Sünden und Versagen - nichts von alledem wird es im Himmel geben. Dieses Buch zeigt, wie sich Gläubige heutzutage aus ihrem alten Leben verabschieden und wie sie ihr reiches Erbe in Jesus Christus antreten können. Es erläutert, wie wir unseren Feinden entgegentreten und sie besiegen können, und wie wir alles, was wir in Jesus Christus besitzen (Eph 1,3), für uns in Anspruch nehmen können. Was der Brief des Apostels Paulus an die Epheser lehrmäßig erläutert, wird im Buch Josua praktisch illustriert. Es zeigt uns, wie wir unseren Reichtum in Christus geltend machen. Aber es zeigt uns auch, wie wir zu unserer Ruhe in Christus kommen. Das ist eines der Hauptthemen des Briefes an die Hebräer und wird dort in den Kapiteln 3 und 4 dargelegt. In diesen Kapiteln finden wir vier verschiedene »Ruhebegriffe«, die alle zueinander in Beziehung stehen: Gottes Sabbatruhe nach der Erschaffung der Welt (Hebr 4,4; IMo 2,2); die glückselige Ruhe, die wir in Christus haben (Hebr 4,1.3.8-9; Mt 11,28-30); die ewige Ruhe des Gläubigen im Himmel (Hebr 4,11) und die Ruhe, die Gott Israel nach der Erobemng Kanaans gab (Hebr 3,7-19). Gottes Verheißung an Mose lautete: »Mein Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen« (2Mo 33,14). In Ägypten und während ihrer Wüstenwanderung hatten die Juden gewiss keine Ruhe, aber in dem verheißenen Land würde Gott ihnen Ruhe geben, ln seiner Abschiedsbotschaft an das Volk sagte Mose: »Denn ihr seid bis jetzt noch nicht zu der Ruhe und zu dem Erbteil gekommen, das der Herr, dein Gott, dir gibt« (5Mo 12,9; siehe auch 3,20; 12,9-10; 25,19). Diese »Kanaan-Ruhe« ist ein Bild für jene Ruhe, die christliche Gläubige erfahren, wenn sie sich ganz Christus geben und ihr Erbe im Glauben in Besitz nehmen. Die vier geographischen Orte, die wir in der Geschichte Israels sehen, illustrieren vier geistliche Erfahrungen. Ägypten war der Bereich des Todes und der Knechtschaft, aus der Israel befreit wurde. Vom Tod wurden die Israeliten durch das Blut des Lammes errettet; aus der Knechtschaft durch die Kraft Gottes, die das Rote Meer teilte und das Volk sicher hinübergehen ließ. Das ist ein Bild für das Heil, das wir durch Glauben an Jesus Christus haben, »das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt« (Joh 1,29). Durch seinen Tod und seine Auferstehung rettet Jesus Christus den glaubenden Sünder von Knechtschaft und Gericht. Die Erfahrung Israels in der Wüste ist ein Bild für Gläubige, die in Ungehorsam und Unglauben leben und nicht in die Ruhe und den Reichtum ihres Erbes in Christus eingehen - entweder, weil sie nicht wissen, dass es sie gibt, oder, weil sie es zwar wissen, aber die Annahme verweigern. Wie Israel kommen sie zu einem Krisenort (Kadesch Bar-nea), aber sie wollen dem Herrn nicht gehorchen und nicht seinem Josua 1-24 Willen für ihr Leben folgen (4Mo 13-14). Sie sind aus Ägypten befreit, aber Ägypten befindet sich immer noch in ihren Herzen, und wie die Israeliten hegen sie den Wunsch, in das alte Leben zurückzu-kehren (2Mo 16,1-3; 4Mo 11; 14,2-4; siehe Jes 30,3; 31,1). Anstatt als Eroberer durchs Leben zu gehen, durchlaufen sie ihr Leben wie Wanderer mal hierhin, mal dorthin und erfreuen sich nie der Fülle dessen, was Gott für sie geplant hat. Es ist die Gruppe derer, die im Hebräer-brief besonders angesprochen werden. Kanaan repräsentiert das christliche Leben, wie es sein sollte: Kampf und Sieg, Glaube und Gehorsam, geistliche Reichtümer und Ruhe. Es ist ein Leben im Glauben, im Vertrauen auf Jesus Christus, unseren Josua, den Führer unseres Heils (Hebr 2,10), um uns von Sieg zu Sieg zu führen (1 Jo 5,4-5). Als Israel in Ägypten lebte, da war es vom Feind umgeben, der das Leben des Volkes elend und freudlos machte. Als Israel das Rote Meer durchquerte, ließ es den Feind hinter sich. Aber als das Volk über den Jordan setzte, da sah es neue Feinde vor sich, und es besiegte diese Feinde im Glauben. Ein siegreiches Christenleben besteht nicht in einem Ein-für-alle-Mal-Triumph, der all unsere Probleme löst. Wie im Buch Josua am Beispiel Israels dargestellt wird, besteht das siegreiche Christenleben aus einer Aneinanderreihung von Konflikten und Siegen, in denen wir einen Feind nach dem anderen besiegen und mehr und mehr von unserem Erbteil an der Herrlichkeit Gottes in Besitz nehmen. Der bedeutende schottische Prediger Alexander Whyte pflegte zu sagen, das siegreiche Christenleben sei »eine Aneinanderreihung von Neuanfängen«. Nach Josua 11,23 wurde das ganze Land eingenommen, aber nach Josua 13,1 blieb noch »sehr viel Land ... übrig, das in Besitz genommen werden muss.« Ist das ein Widerspruch? Nein, es ist die Erklärung einer grundlegenden geistlichen Wahrheit. In Christus haben wir alles, was wir für ein siegreiches Christenleben brauchen, aber wir müssen unser Erbteil im Glauben in Besitz nehmen, Schritt für Schritt (Jos 1,3), Tag für Tag. Josuas Frage an sein Volk ist auch eine gute Frage, um sie der heutigen Gemeinde zu stellen: »Wie lange noch seid ihr zu nachlässig, um hinzugehen, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr ... euch gegeben hat?« (Jos 18,3). Der vierte geographische Bereich auf Israels »geistlicher Landkarte« ist Babylon, wo das Volk siebzig Jahre der Gefangenschaft erduldete, weil es Gott ungehorsam gewesen war und die Götzen der sie umgebenden Heidennationen angebetet hatte (siehe 2Chr 36; Jer 39,8-10). Wenn Kinder Gottes mutwillig rebellieren, dann muss ihr liebender Vater sie züchtigen, bis sie gelernt haben, demütig und gehorsam zu sein (Hebr 12,1-11). Wenn sie ihre Sünden bekennen und davon ablassen, wird Gott vergeben und seine Kinder zur Gemeinschaft und zu geistlicher Fruchtbarkeit wiederherstellen (ljo 1,9; 2Kor 7,1). Die Hauptperson im Buch Josua ist nicht Josua, sondern Jahwe, der Gott Josuas und Israels. Bei allem, was Josua im Glauben tat, suchte er den Herrn zu verherrlichen. Als die Juden den Jordan überquerten, erinnerte Josua sie daran, dass der lebendige Gott bei ihnen war und ihre Feinde überwinden würde (Jos 3,10). Josua wollte, dass alle Menschen auf der ganzen Erde durch Israels Gehorsam den Herrn erkennen und fürchten sollten (Jos 4,23-24). In seiner Abschiedsrede an die Führer des Volkes (Jos 23) und an das Volk (Jos 24) gab Josua Gott allein die Ehre für alles, was Israel unter seiner, Josuas, Führerschaft erreicht hatte. Mindestens vierzehn Mal wird Gott in diesem Buch »der Herr, der Gott Israels« genannt (7,13.19-20; 8,30; 9,18-19; 10,40.42; 13,14.33; 14,14; 22,24; 24,2.23). Alles, was Israel tat, brachte entweder Herrlichkeit oder Schande über den Namen seines Gottes. Wenn Israel im Glauben gehorchte, erfüllte Gott seine Verheißungen und wirkte zu Israels Gunsten; dadurch wurde Gott verherrlicht. Wenn es aber im Unglauben ungehorsam war, ließ Gott es seine eigenen Wege gehen, und es wurde durch Niederlagen gedemütigt. Das gleiche geistliche Prinzip gilt heutzutage auch für die Gemeinde. Wenn Sie auf Ihr Leben zurückschauen und auf das Leben derer, mit denen Sie geistliche Gemeinschaft pflegen - sehen Sie sich selbst und Ihre Glaubensgeschwister dann auf einer Wüstenwanderung oder bei der Eroberung des verheißenen Landes? In der Wüste waren die Juden ein jammerndes, klagendes Volk, aber in Kanaan waren sie ein eroberndes Volk. In der Wüste blickte Israel immer wieder zurück und sehnte sich nach dem, was es in Ägypten gehabt hatte. Aber im ver- Josua 1-24 stam heißenen Land blickte es nach vorn, um den Feind zu bezwingen und seine Ruhe und Reichtümer in Besitz zu nehmen. Die Wüstenwande-rung war eine Erfahrung des Zeitverlustes, der Niederlage und des Todes. Die Erfahrung in Kanaan aber war die des Lebens, der Kraft und des Sieges. Wenn Sie sich die geistliche Landkarte Ihres Christenlebens ansc-hen - wo leben Sie? Zwei Josua 1 Folgt dem Führer! Während der Jahre meines Dienstes für den Herrn wurde ich zweimal ausgewählt, bedeutenden und guten Leitern im Amt nachzufolgen und ihr Werk fortzuführen. Ich kann Ihnen versichern, dass es nicht leicht war, den Dienst von weithin bekannten Christen zu übernehmen, die aufopfernd viele Jahre ihres Lebens dem siegreichen Dienst für den Herrn gewidmet hatten. Ich kann Josua nachfühlen, was er empfunden haben wird, als er sich Moses Sandalen umbinden und feststellen muss-te, wie groß die waren! Als ich D. B. Eastep als Pastor der Calvary Baptist Church1 in Covington im US-Bundesstaat Kentucky nachfolgte, wurde ich von seiner Witwe und von seinem Sohn ermutigt; sie versicherten mir beide ihre volle Unterstützung. Ich erinnere mich, wie George Evans, einer der Diakone der Gemeinde, zu mir kam und mir sagte, er werde alles tun, um mir zu helfen, »einschließlich Ihren Wagen zu waschen und Ihre Schuhe zu putzen.« Ich habe George niemals gebeten, irgendetwas derartiges für mich zu tun, aber diese Worte gaben der ermutigenden Haltung Ausdruck, die mir die Mitarbeiter und die Leiter der Gemeinde entgegenbrachten. Ich fühlte mich ein wenig wie ein unerfahrener Rekrut auf dem Posten eines altgedienten Veterans, und ich benötigte alle Hilfe, die ich bekommen konnte! Fast ein Vierteljahrhundert später, als ich Theodore Epp im Missionswerk Back to the Bible2 ablöste, machte ich wieder eine vergleichbare Erfahrung. Der Vorstand und die Mitarbeiter der Zentrale, die Leiter der überseeischen Büros, die Radiohörer sowie viele christliche Leiter aus der ganzen Welt versicherten mir ihre Gebetsunterstützung und ihre Verfügbarkeit, wenn ich Hilfe benötigte. Wenn man sich wie ein Zwerg fühlt, der den Platz eines Riesen einnimmt, ist man dankbar für jede Ermutigung, die Gott einem schickt. Josua 1-24 starte Was ein neuer Führer braucht, ist nicht Rat, sondern Ermutigung. »Ermutigen« bedeutet buchstäblich: »Mut hineintun«. General Andrew Jackson hat gesagt: »Ein einziger mutiger Mann ist allein eine Mehrheit«, und er hatte Recht damit. Da sich Gottes Volk heute den Herausforderungen gegenübersieht, die Gott uns gibt, würden wir gut daran tun, von der dreifachen Ermutigung zu lernen, die uns dieses Kapitel bietet. 1. Gott ermutigt seinen Leiter (Jos 1,1-9) Ermutigung durch Gottes Auftrag (Jos 1,1'2). Leiter bleiben nicht für immer, auch Gott wohlgefällige Leiter wie Mose nicht. Es kommt bei jedem Dienst eine Zeit, in der Gott einen Neuanfang gebietet - mit einer neuen Generation und einer neuen Führung. Mit Ausnahme von Josua und Kaleb war die alte Generation der Juden während der Wüs-tenwanderung des Volkes Israel weggestorben. Nun wurde Josua beauftragt, die neue Generation in eine neue Herausforderung zu führen: den Einzug in das verheißene Land und seine Eroberung. »Gott begräbt seine Mitarbeiter, aber sein Werk geht weiter.« Es war Gott, der Josua erwählt hatte, und jeder in Israel wusste, dass er der neue Führer war. Im Lauf der Jahre habe ich gesehen, wie Gemeinden und überge-meindliche Dienste sich abstrampelten und sich in dem vergeblichen Bemühen nahezu selbst zerstörten, die Vergangenheit festzuhalten und der Zukunft zu entkommen. Ihr Erkennungslied war: »Wie es am Anfang war, so wird es immer sein; Welt ohne Ende.« Ich habe oft mit frommen christlichen Leitern und für sie gebetet, die einfach deshalb kritisiert, verfolgt und angegriffen wurden, weil sie - wie Josua - den göttlichen Auftrag hatten, den Dienst auf neue Gebiete, die zu erobern waren, zu führen; aber die Leute mochten ihnen nicht folgen. Mehr als ein Pastor ist geopfert worden, weil er es wagte, Veränderungen in der Gemeinde anzuregen. J. Oswald Sanders schreibt: »Ein von Gott ver-anlasstes und anhand geistlicher Prinzipien betriebenes Werk wird den Schock eines Führungswechsels überstehen und möglicherweise in der Folge sogar besser gedeihen.«3 Als der Dichter Lord Tennyson den Tod König Artus’ beschrieb, legte er dem König weise, tiefgehende Worte in den Mund, als seine Bestattungsbarke in See stach. Sir Bedivere rief aus: »Jetzt sehe ich, dass die guten alten Zeiten vorüber sind.« Artus erwiderte: »Die alte Ordnung wandelt sich, gibt Raum der neuen Zeit; Und Gott erfüllt nun selber sich in mancher Hinsicht weit; Dass nicht ein einz’ger guter Brauch die Welt verderben soll ...«4 »Wäre doch das Leben wie der Schatten einer Mauer oder eines Baumes«, sagt der Talmud, »aber es ist wie der Schatten eines Vogels im Flug.« Der Versuch, sich mit dem Herzen an die Vergangenheit zu klammern, ist ebenso vergeblich, wie den Schatten eines fliegenden Vogels festhalten zu wollen. Weise Leiter werfen die Vergangenheit nicht völlig hinter sich, sondern sie bauen auf ihr auf, wenn sie voran in die Zukunft schreiten. Mose wird im Buch Josua siebenundfünfzig Mal erwähnt — ein Beweis dafür, dass Josua Mose und auch all das, was er für Israel getan hatte, respektierte. Josua verehrte denselben Gott, den auch Mose verehrt hatte, und er gehorchte demselben Wort, das Mose an das Volk weitergegeben hatte. Es gab eine ungebrochene Kontinuität von dem einen Leiter zum nächsten, aber es war auch nicht immer Gleichförmigkeit in allen Dingen, denn jeder Führer ist anders und muss seine Persönlichkeit einbringen. In diesen Versen wird Mose zweimal Diener Gottes genannt, aber Josua war ebenfalls Diener Gottes (Jos 24,29). Es ist nicht der Diener wichtig, sondern der Herr. Josua wird »Diener des Mose« genannt (Jos 1,1); ein Wort, das für Mitarbeiter der Stiftshütte ebenso gebraucht wird wie für den Adjutanten eines Führers (siehe 2Mo 24,13; 33,11; 4Mo 11,28). Josua lernte Gehorsam, bevor er als General Befehle erteilte. Er war zuerst ein Diener und wurde dann ein Führer (Mt 25,21). »Wer nie Gehorsam gelernt hat, kann kein guter Befehlshaber sein«, schrieb Aristoteles in seinem Werk Politik. Gott beauftragte Josua, drei Aufgaben zu erfüllen: Das Volk ins Land zu führen, den Feind zu überwinden und das Erbe anzutreten. losua 1-24 SM Gott hätte auch einen Engel schicken können, um dies zu bewerkstelligen. Aber er entschied sich dafür, die Aufgabe einem Menschen zu übertragen und ihm die Kraft zu verleihen, die er benötigte, um sie auszuführen. Wir haben schon gesehen, dass Josua ein Bild auf Jesus Christus ist, den Urheber unseres Heils (Hehr 2,10), der den Sieg errungen hat und sein geistliches Erbe nun mit uns teilt. Ermutigung aus Gottes Verheißungen (Jos 1,3-6). Da Josua eine dreifache Aufgabe bewältigen musste, gab ihm Gott drei besondere Verheißungen; eine für jeden Auftrag. Gott würde Josua befähigen, den Fluss zu überschreiten und das Land in Besitz zu nehmen (Verse 3-4); den Feind zu bezwingen (Vers 5) und jedem Stamm das Land als sein Erbteil zuzuteilen (Vers 6). Gott gab Josua keine Erklärungen dafür, wie er das tun werde, denn das Volk Gottes lebt von Verheißungen und nicht von Erklärungen. Wenn man Gottes Verheißungen vertraut und im Glauben voranschreitet (Vers 3), dann kann man sicher sein, dass der Herr alle notwendigen Hinweise gibt, wenn sie gebraucht werden. Zuerst versprach Gott Josua, dass Israel in das Land einziehen werde (Verse 3-4)■ Im Lauf der Jahrhunderte hatte Gott seine Verheißung wiederholt bekräftigt - vom ersten Mal, als er sie Abraham gab (IMo 12), bis zu seiner Bekräftigung gegenüber Mose (5Mo 34,4). Gott würde die Israeliten über den Jordan bringen und ins Feindesland hineinführen. Dann würde er sie befähigen, das Land für sich selbst zu beanspruchen, das er ihnen versprochen hatte. Die Furcht und der Unglaube, die das Volk bei Kadesch Barnea in die Niederlage gerissen hatten (4Mo 13), würden sich nicht wiederholen. Gott hatte ihnen das Land ja schon gegeben. Jetzt lag es in ihrer Verantwortung, im Glauben voranzugehen und es in Besitz zu nehmen (Jos 1,3; siehe IMo 13,14-18). Dasselbe Siegesversprechen hatte Gott Mose gegeben (4Mo 11,22-25). Nun bekräftigte er es gegenüber Josua und beschrieb dabei sorgfältig die Grenzen des Landes. Israel konnte die volle Ausdehnung nicht erreichen, ehe David und Salomo das Volk regierten. Die Lehre für das heutige Volk Gottes ist klar: Gott hat uns »gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus« (Eph 1,3), und wir müssen nun im Glauben hingehen und sie in Anspruch nehmen. Er hat seiner Gemeinde eine Tür geöffnet, die niemand schließen kann (Offh 3,8), und wir müssen im Glauben durch diese Tür gehen und neues Territorium für den Herrn in Besitz nehmen. Es ist unmöglich, im christlichen Leben und Dienst stillzustehen, denn wenn man stillsteht, beginnt sofort der Rückschritt. »Gehen wir voran!« ist Gottes Herausforderung an seine Gemeinde (Hehr 6,1), und das bedeutet, das vor uns liegende Neuland zu betreten. Gott versprach Josua auch Sieg über den Feind (Jos l ,5). Zu Abraham hatte der Herr gesagt, dass in dem verheißenen Land andere Völker wohnen würden (IMo 15,18-21), und er wiederholte diese Tatsache gegenüber Mose (2Mo 3,17). Der Herr versprach, Israel dabei zu helfen, diese Völker zu bezwingen, wenn das Volk ihm gehorsam sein würde. Er warnte sein Volk aber auch, sich auf keinen Fall mit dem Feind zu verbinden, denn dann würde Israel zwar den Kampf gewinnen, aber am Ende den Sieg einbüßen (2Mo 23,20-33). Unglücklicherweise geschah genau dies. Weil die Juden begannen, die Götter ihrer heidnischen Nachbarn zu verehren, und weil sie deren gottlose Handlungsweise übernahmen, musste Gott Israel im eigenen Land züchtigen, um das Volk zu sich zurückzubringen (Ri 1-2). Was war das für ein Versprechen, das Gott Josua da gab! »Wie ich mit M ose gewesen bin, werde ich mit dir sein; ich werde dich nicht auf geben und dich nicht verlassen« (Jos 1,5). Gott hatte Jakob ein ähnliches Versprechen gegeben (IMo 28,15), und Mose hatte es gegenüber Josua im Glauben wiederholt (5Mo 31,1-8). Eines Tages sollte Gideon dasselbe Versprechen von Gott erhalten (Ri 6,16); ebenso die jüdischen Heimkehrer aus der babylonischen Gefangenschaft, die ins Land zurückkehrten (Jes 41,10; 43,5). David würde es an seinen Sohn Salomo weitergeben (IChr 28,20). Das Beste daran ist jedoch, dass Gott dieses Versprechen auch den Seinen heute gegeben hat! Das Matthäus-Evangelium beginnt mit »Emma-nuel ... Gott mit uns« (Mt 1,23), und es endet mit den Worten Jesu: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage« (Mt 28,20). Der Schreiber des Hebräerbriefes zitiert (Hebr 13,5) Josua 1,5 und bezieht es auf die Christen von heute: »Ich will dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen.« Das bedeutet, dass das Volk Gottes im Willen Gottes voranschrei-ten und sich dabei der Gegenwart Gottes sicher sein kann. »Ist Gott für Josua 1-24 uns, wer mag gegen uns sein?« (Röm 8,31; Luther’12). Ehe Josua mit der Eroberung Jerichos begann, erschien ihm der Herr und versicherte ihn seiner Gegenwart (Jos 5,13-15). Das war alles, was Josua benötigte, um sich des Sieges sicher zu sein. Als meine Frau und ich in unserer ersten Anstellung dienten, führ-te Gott die Gemeinde, ein neues Gemeindehaus zu bauen. Diese Gemeinde war weder sehr groß noch besonders reich, und einige Finanzexperten versicherten, das Vorhaben könne nicht ausgeführt werden. Aber der Herr schenkte uns Durchhaltevermögen. Er gebrauchte 1. Chronik 28,20, um mich während der ganzen Projektzeit in besonderer Weise zu stärken und mir Sicherheit zu gehen. Ich kann es Ihnen aus eigener Erfahrung versichern: Die Verheißung der Gegenwart Gottes ist wirklich wahr! Das dritte Versprechen Gottes an Josua war, dass er das Land als Erbteil unter die erobernden Stämme verteilen werde (Jos 1,6). Das war Gottes Verheißung, dass der Feind bezwungen werden und dass Israel sein verheißenes Land besitzen sollte. Gott hielt das Abraham gegebene Versprechen, dass seine Nachkommen im Land wohnen würden (IMo 12,6-7; 13,14-15; 15,18-21). Das Buch Josua berichtet von der Erfüllung dieser drei Verheißungen; von der ersten Erfüllung in den Kapiteln 2-5, von der zweiten in den Kapiteln 6-12 und von der dritten in den Kapiteln 13-22. Am Ende seines Lebens konnte Josua die Führer des Volkes daran erinnern, dass »nicht ein Wort hingefallen ist von all den guten Worten, die der Herr, euer Gott, über euch geredet hat: alle sind sie eingetroffen für euch; kein einziges Wort davon ist hingefallen« (Jos 23,14). Ehe Gott allerdings seine Versprechen einlösen konnte, musste Josua Glauben üben und »stark und mutig« sein (Jos 1,6). Göttliche Souveränität ist kein Ersatz für menschliche Pflicht und Verantwortung. Gottes souveränes Wort ist eine Ermutigung zum Glauben für die Diener Gottes, und eine Ermahnung, seinen Geboten zu gehorchen. Charles H. Spur-geon sagte: »Josua durfte die Verheißung nicht als eine Couch betrachten, auf der er sich bequem ausruhen konnte. Sie war vielmehr ein Gürtel, mit dem er seine Lenden für künftige Aktivitäten gürten konnte.«5 Kurz gesagt, Gottes Verheißungen sind Anstöße, keine Ruhekissen. Ermutigung aus Gottes geschriebenem Wort (Jos 1,7-8). Einem Führer zu sagen: »Sei stark! Sei sehr mutig!«, ist eine Sache; ihn befähigen, es zu sein, eine ganz andere. Josuas Kraft und Mut kamen aus dem Nachdenken über das Wort Gottes, aus dem Vertrauen auf seine Verheißungen und aus dem Gehorsam gegenüber seinen Geboten. Das war der Rat, den Mose dem ganzen Volk gegeben hatte (5Mo 11,1-9) und den Gott jetzt besonders bei Josua zur Anwendung brachte. ln den Jahren seiner Führerschaft hatte Mose einen geschriebenen Bericht der Worte und Taten Gottes verfasst und diesen Bericht der Obhut der Priester übergeben (5Mo 31,9). Er schrieb eine an Josua gerichtete Ermahnung hinein, die Amalekiter auszutilgen (2Mo 17,14). Das »Buch des Gesetzes« enthielt neben anderem das »Buch des Bundes« (2Mo 24,4-7), einen Bericht über die Wanderungen des Volkes Israel von Ägypten nach Kanaan (4Mo 33,2), besondere Regelungen hinsichtlich des Erbteils (4Mo 36,13) und das Lied, das Mose das Volk gelehrt hatte (5Mo 31,19). Mose fügte diesem Bericht weiteres Material hinzu, bis er alles enthielt, was Gott mitzuteilen beabsichtigte (5Mo 31,24). Wir haben Grund zu glauben, dass die gesamten fünf Bücher Mose zusammen das »Buch des Gesetzes« bildeten; das größte Vermächtnis, das Mose seinem Nachfolger hinterlassen konnte. Aber es genügte nicht, dass die Priester dieses kostbare Buch transportierten und verwahrten. Josua musste sich täglich Zeit nehmen, darin zu lesen und es durch Nachdenken über das Gelesene zu einem persönlichen Teil von sich selbst zu machen (Ps 1,2; 119,97; siehe 5Mo 17,18-20). Das hebräische Wort, das hier mit »nachdenken« oder »meditieren« übersetzt wird, bedeutet wörtlich »murmeln«. Bei den Juden wurde die Heilige Schrift laut gelesen (Apg 8,26-40) und man sprach laut darüber mit sich selbst und mit anderen (5Mo 6,6-9). Das erklärt, weshalb Gott Josua ermahnte, das Buch des Gesetzes nicht von seinem Munde weichen zu lassen (Jos 1,8). Bei zahllosen Konferenzen habe ich versucht, Pastoren und Seminaristen dies eine deutlich zu machen: »Wenn ihr nicht zu eurer Bibel sprecht, dann kann eure Bibel nicht zu euch sprechen!« Im Leben eines gläubigen Christen dürfen Wachstum und Erfolg nicht mit den Maßstäben der Welt gemessen werden. Diese Segnun- Josua 1-24 gen sind Nebenwirkungen eines Lebens, das Gott und seinem Wort gewidmet ist. Wer versucht, aus eigenem Willen Wachstum und Erfolg zu erringen, der mag vielleicht sein Ziel erreichen, aber er wird es im Leben bereuen. »Was auch immer ein Mensch ohne Gott tut«, schrieb der schottische Schriftsteller George MacDonald, »wird elendig fehl-schlagen; oder es führt erfolgreich in noch größeres Elend.« Die Fragen, die sich Gottes Volk stellen muss, lauten: Gehorchen wir dem Willen Gottes? Wurden wir vom Geist Gottes bevollmächtigt? Dienen wir zur Ehre Gottes? Wenn wir alle drei Fragen mit »Ja« beantworten können, dann ist unser Dienst in den Augen Gottes siegreich - ungeachtet dessen, was die Menschen darüber denken mögen. Ermutigung aus Gottes Gebot (Jos 1,9). Gottes Gebote sind und bleiben Gottes Vollmacht für jene, die ihm im Glauben gehorchen. Die Worte, die der Engel Gabriel an Maria richtete, sind heute so wahr wie damals, als er sie in Nazareth sprach: »Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich« (Lk 1,37; Luther’12). Ich mag besonders die Übersetzung dieses Verses in der American Standard Version (1901): »Denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos sein.«6 Jedes Wort, das Gott spricht, trägt in sich selbst die Kraft zur Erfüllung, wenn wir nur vertrauen und gehorchen! Immer, wenn sich Josua in den vor ihm hegenden Jahren einem Feind gegenübersah und versucht war, sich zu fürchten, dann erinnerte er sich daran, dass er ein Mann mit einem göttlichen Auftrag war, und seine Ängste lösten sich in nichts auf. Wenn Vorhaben fehlschlugen und er versucht war, in Angst zu geraten, erinnerte er sich an Gottes Auftrag und erhielt neuen Mut. Wie Mose vor ihm und Samuel und David nach ihm hatte Josua die göttliche Vollmacht, dem Herrn zu dienen und seinen Willen zu tun - und diese Vollmacht reichte aus, ihn hindurchzutragen. 2. Der Führer ermutigt die Aufseher (Jos 1,10-15) Das Volk Israel war so organisiert, dass sich Mose durch seine Aufseher schnell mit dem ganzen Volk austauschen konnte. Diese Aufseher bil- deten eine Kommandokette (5Mo 1,15). Mose versammelte diese Auf-seher nicht, um ihren Rat zu erfragen, sondern um ihnen die Aufträge Gottes mitzuteilen. Es gibt Zeiten, in denen müssen sich die Führer mit ihren Offizieren besprechen, aber dies war keine solche Zeit. Gott hatte gesprochen, sein Wille war eindeutig, und das Volk musste bereit sein zu gehorchen. Vierzig Jahre früher, in Kadesch Barnea, hatte das Volk den Willen Gottes gekannt, ihm aber den Gehorsam verweigert (4Mo 13). Warum? Weil sie dem Bericht der zehn Kundschafter glaubten, anstatt dem Gebot Gottes, und weil sie Gott nicht im Glauben gehorchten. Hätten sie auf Kaleb und Josua gehört - auf den Minderheitsbericht -, dann hätten sie sich die schweren Jahre der Wüstenwanderung erspart. Sicher gibt es im christlichen Dienst Raum für Beratungen. Aber ein Kommissionsbeschluss ist kein Ersatz für das eindeutige Gebot Gottes. Statt des Kommandos, Wegzehrung zu bereiten, hätten wir von Josua sicher die Anweisung erwartet: »Baut Boote, damit wir den Jordan überqueren können.« Josua versuchte nicht, Gottes Absichten vorherzusehen und das Notwendige selbst zustande zu bringen. Er wusste, dass Gott, der das Rote Meer geteilt hatte, auch den Jordan teilen konnte. Er und Kaleb waren dabei, als Gott das Volk aus Ägypten herausführte. Sie vertrauten darauf, dass Gott auch hier wieder in ihrem Interesse handeln würde. Obwohl er Gott jedes Wunder zutraute, musste Josua dennoch Vorbereitungen für die täglichen Erfordernisse des Lebens treffen. In modernen Armeen achten die Quartiermeister darauf, dass die Soldaten Nahrung haben und auch die anderen Notwendigkeiten des Lebens nicht entbehren müssen, aber Israel hatte keine Quartiermeister. Jede Familie und jede Sippe musste für ihre eigene Nahrung sorgen. Immer noch fiel jeden Morgen das Manna vom Himmel (2Mo 16). Es würde nicht aufhören, ehe Israel ins Land eingezogen war (Jos 5,11-12). Aber es war wichtig, dass das Volk stark blieb, denn nun stand eine Reihe von Schlachten bevor, die notwendig waren, um das verheißene Land in Besitz nehmen zu können. Die bemerkenswerten Worte, die Josua an seine Aufseher richtete, Josua 1-24 stlm waren Worte des Vertrauens und der Ermutigung. »Ihr werdet hinüber-gehen! Ihr werdet das Land besitzen! Der Herr wird es euch geben!« Schon vierzig Jahre zuvor hatte Josua ähnliche Worte gesagt, aber jene Generation von Volksführern wollte nicht hören. Nun aber war sie gestorben, und die neue Generation war bereit, Gott zu glauben und das Land zu erobern. Es ist bedauerlich, aber wahr, dass der einzige Weg, auf dem jemand im Dienst Fortschritte machen kann, manchmal auch Opfer fordert. Ein befreundeter Pastor bat seine Gemeindeältesten inständig, für die aus allen Nähten platzende Sonntagsschule einen passenden Raum anzubauen. Ein langjähriges Mitglied des Ältestenrates, ein prominenter Geschäftsmann der Stadt, erwiderte ihm: »Das wird nur über meine Leiche geschehen!« Und es kam so! Wenige Tage später erlitt der Mann eine Herzattacke und starb. Die Gemeinde ging voran und baute den dringend notwendigen Sonntagsschulraum. Je älter wir werden, desto größer ist die Gefahr, dass wir unseren eigenen Gedanken folgen und »heilige Quertreiber« werden. Das muss aber nicht unbedingt so sein. Kaleb und Josua waren die ältesten Männer im Lager, aber dennoch waren sie begeistert, Gott zu vertrauen und in das Land einzuziehen. Es ist keine Frage des Alters; es ist vielmehr eine Frage des Glaubens, und der Glaube kommt aus dem Nachdenken über das Wort Gottes (Jos 1,8; Rom 10,17). Wie sehr danke ich Gott für die Väter im Glauben, die Teil meines Dienstes gewesen sind und mich ermutigt haben, dem Herrn zu vertrauen und voranzugehen! Ein besonderes Wort hatte Josua für die zweieinhalb Stämme, die auf der anderen Jordanseite wohnen blieben und ihre Erbschaft bereits erhalten hatten (4Mo 32). Er erinnerte sie an Moses Worte der Weisung und Warnung (4Mo 21,21-35; 5Mo 3,12-20) und forderte sie auf, das Versprechen zu halten, das sie gegeben hatten. Josua sorgte sich darum, dass Israel bei der Eroberung des Landes und der Verehrung des Herrn ein einiges Volk blieb. Die zweieinhalb Stämme hielten ihr Versprechen, bei der Eroberung des Landes zu helfen. Aber sie blieben nach wie vor ein Problem für Josua und für Israel, denn sie wohnten auf der anderen Seite des Jordan (Jos 22). Im Volk Israel waren die militärtauglichen Männer, die in den Krieg zogen, zwanzig Jahre und älter (4Mo 1,3). Die Berichte zeigen, dass die zweieinhalb Stämme über 136.930 kampffähige Männer verfügten (4Mo 26,7.18.34). Aber nur 40.000 von ihnen überquerten wirklich den Jordan und kämpften im verheißenen Land (Jos 4,13). Der Rest der Kampffähigen blieb zurück, um die Frauen und Kinder in den Städten zu schützen, die diese Stämme im Land Jaser und im Land Gilead eingenommen hatten (4Mo 32,1-5.16-19). Als die Soldaten nach Hause zurückkehrten, teilten sie die Kriegsbeute mit ihren Brüdern (Jos 22,6-8). Es war ein Zugeständnis Moses, dass den zweieinhalb Stämmen gestattet wurde, außerhalb des verheißenen Landes zu wohnen. Die Stämme mochten dieses Land, weil es »eine Gegend war für Vieh« (4Mo 32,1.4.16). Anscheinend war es ihre größte Sorge, das Auskommen sicherzustellen, nicht die Lebensweise. Sie wollten lieber große Herden haben, als mit ihren Brüdern und Schwestern auf dem Erbteil zu leben, das Gott ihnen gegeben hatte. Sie waren weit von der Anbe-tungsstätte ihres Gottes entfernt und mussten ein besonderes Denkmal errichten, das ihre Kinder daran erinnern sollte, dass sie Bürger Israels waren (Jos 22,10ff). Sie sind ein Bild für die vielen »Randsiedler« in der heutigen Gemeinde, die nah an das Erbteil herantreten, es aber nie ganz für sich in Anspruch nehmen - ganz gleich, wie erfolgreich sie zu sein scheinen. Sie sind bereit, dem Herrn zu dienen und ihren Brüdern eine zeitlang zur Seite zu stehen. Aber wenn die ihnen zugeteilte Aufgabe beendet ist, dann wenden sie sich ihrem Heimweg zu, um tun zu können, was sie tun wollen. 3. Die Aufseher ermutigen ihren Führer (Jos 1,16-18) Das Pronomen »sie« im Vers 16 bezieht sich vermutlich auf alle Aufseher, die Josua angesprochen hatte, und nicht nur auf die Leiter der zweieinhalb Stämme. Welch eine Ermutigung waren sie für ihren neuen Führer! Zunächst einmal ermutigten sie ihn dadurch, dass sie ihn ihres uneingeschränkten Gehorsams versicherten (Jos 1,16- 17a). »Befiehl uns, und losua 1-24 SÄ wir werden gehorchen! Sende uns, und wir werden gehen!« Diese Offi-ziere hatten keine verborgenen Privatabsichten und sie fragten nicht nach Zugeständnissen. Sie würden allen seinen Befehlen gehorchen und gehen, wohin auch immer er sie schicken würde. Diese Art von Ver-bindlichkeit fehlt uns in der heutigen Gemeinde. Allzu oft sind wir den Männern ähnlich, die in Lukas 9,57-62 beschrieben werden, von denen jeder Wichtigeres zu tun hat, als dem Herrn nachzufolgen. In seinem Roman Das Geheimnis des Marquis lässt der Autor George MacDonald eine seiner Figuren sagen: »Ich finde, Gottes Willen zu tun, lässt mir keine Zeit, über seinen Plan zu diskutieren.«7 Das ist die Haltung, die Josuas Offiziere hier an den Tag legten. Sie waren nicht so sehr an Mose gebunden, dass sie ihn über Josua stellten. Gott hatte Mose und Josua berufen, und dem Diener ungehorsam zu sein, hieß, auch dem Herrn ungehorsam zu sein. Josua musste seine Befehle nicht erklären oder verteidigen. Er musste seine Befehle einfach nur ausge-ben, und die Männer würden ihm gehorchen. Die Aufseher ermutigten Josua auch dadurch, dass sie für ihn beteten (Jos 1,17). »Möge der Herr, dein Gott, mit dir sein, wie er mit Mose gewesen ist.« Das Beste, was wir für unsere Führer tun können, ist, täglich für sie zu beten und Gott zu bitten, mit ihnen zu sein. Josua war ein geübter Mann mit einem gewaltigen Erfahrungsschatz, aber das war noch keine Erfolgsgarantie. Keinem christlichen Arbeiter gelingt die Verherrlichung Gottes ohne Gebet. »Ist das Gebet dein Steuerrad oder ist es dein Reserverad?«, fragte Corrie Ten Boom - eine Frage, die besonders Menschen in Führungspositionen angeht. Als Josua nicht innehielt, um den Herrn zu suchen, versagte er kläglich (Jos 7 und 9), und so wird es uns ebenfalls ergehen. Sie ermutigten Josua, indem sie ihm versicherten, ihr Gehorsam sei eine Frage von Leben oder Tod (Jos 1,18). Sie nahmen seine Führungsrolle und ihre damit verbundenen Pflichten ernst. Später nahm Achan Josuas Befehle nicht ernst, und er wurde getötet. »Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr! und tut nicht, was ich sage?« (Lk 6,46). Wenn Gottes heutiges Volk den Gehorsam gegenüber Christus als eine Frage von Leben oder Tod betrachten würde, dann wäre unser Dienst an einer verlorenen Welt grundlegend anders, als er es in Wirklichkeit ist. Wir gehorchen den Befehlen des Herrn, wenn wir Lust dazu haben, wenn es uns zweckmäßig erscheint und wenn wir für uns selbst Nutzen daraus ziehen können. Mit solchen Soldaten hätte Josua nie und nimmer das verheißene Land erobert! Schließlich ermutigten sie ihn, indem sie ihn an das Wort Gottes erinnerten (Jos 1,18). Mose ermahnte Josua, »guten Mutes« zu sein, als er ihn und die anderen Männer nach Kanaan aussandte, um das Land auszukundschaften (4Mo 13,20). Mose wiederholte seine Worte, als er Josua zu seinem Nachfolger einsetzte (5Mo 31,7.23). Diese Worte wurden in das Buch des Gesetzes geschrieben, und Josua wurde befohlen, das Buch zu lesen und Tag und Nacht darüber nachzudenken (Jos 1,8). ln diesem Kapitel findet man viermal die Worte: »Sei stark und mutig!« (Jos 1,6-7.9.18). Wenn wir den Feind überwinden und unsere Erb' schaft in Christus in Anspruch nehmen wollen, dann müssen wir geistliche Kraft und geistlichen Mut haben. »Werdet stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke« (Eph6,10). »Soldaten Christi, erhebet euch nun Und legt eure Rüstung an; Erstarkt in der Kraft, die Gott schenkt ohn’ Ruh’n durch seinen ewigen Sohn.«8 Der erste Schritt zum Sieg in der Schlacht und zur Beanspruchung unseres Erbes besteht darin, dass wir uns von Gott ermutigen lassen und dann seihst andere ermutigen. Eine entmutigte Armee ist niemals siegreich. »Siehe, der HERR, dein Gott, hat das Land vor dir dahingegeben. Zieh hinauf, nimm in Besitz, wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat! Fürchte dich nicht und sei nicht niedergeschlagen!« (5Mo 1,21). Sei stark! Der Sieg gehört dem Herrn! Drei Josua 2 Eine Bekehrte in Kanaan Nur zwei Frauen werden in Hebräer 11 namentlich genannt in der »Ruhmeshalle des Glaubens«: Sara, die Ehefrau Abrahams (Hehr 11,11) und Rahab, die Hure von Jericho (Vers 31). Sara war eine fromme Frau, die Gattin des Stammvaters des hebräischen Volkes. Gott gebrauchte ihren hingebungsvollen Leib, um Isaak auf die Welt zu bringen. Aber Rahab war eine gottlose Heidin, die heidnische Götter anbetete und ihren Körper für Geld verkaufte. Menschlich gesprochen hatten Sara und Rahab nichts miteinander gemein. Aber vom göttlichen Standpunkt aus betrachtet, teilten Sara und Rahab das wichtigste, was es im Leben gibt, miteinander: Sie übten rettenden Glauben an den wahren, lebendigen Gott. Nicht nur, dass die Bibel Rahab und Sara miteinander in Verbindung bringt; in Jakobus 2,21-26 wird darüber hinaus auch noch eine Verbindung zu Abraham hergestellt. Jakobus zieht Abraham und Rahab heran, um die Tatsache zu verdeutlichen, dass sich wahrer, rettender Glaube stets durch gute Werke beweist. Aber es geht weiter - die Bibel stellt sogar eine Beziehung zwischen Rahab und dem Messias her! Wenn man den Stammbaum des Herrn Jesus Christus in Matthäus 1 liest, dann findet man dort den Namen Rahabs mit aufgelistet (Vers 5), zusammen mit Jakob, David und all den anderen berühmten Personen der messianischen Abstammungslinie. Das war gewiss ein weiter Weg von einer heidnischen Hure zur Vorfahrin des Messias! »Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden« (Röm 5,20). Man muss dabei jedoch eines im Blick behalten: Das wichtigste an Rahab war ihr Glaube. Das ist das wichtigste für jeden Menschen, denn »ohne Glauben ... ist es unmöglich, ihm [Gott] wohlzugefallen« (Hebr 11,6). Josua 1-24 stäftr Nicht alles, was »Glaube« genannt wird, ist auch wirklich rettender Glaube und die Art Glaube, die in der Bibel beschrieben wird. Welcher Art war der Glaube Rahabs? 1. Mutiger Glaube (Jos 2,1-7) Sowohl Hebräer 11,31 als auch Jakobus 2,25 zeigen, dass Rahab ihr Vertrauen auf Jahwe gesetzt hatte, ehe die Kundschafter nach Jericho kamen. Wie die Thessalonicher hatte sie sich »von den Götzen zu Gott bekehrt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen« (IThes 1,9). Sie war nicht wie die Leute in Samaria Jahrhunderte später, die »fürchteten den Herrn und dienten zugleich ihren Göttern« (2Kö 17,33). Jericho war einer der vielen »Stadtstaaten« in Kanaan, die alle jeweils von einem König beherrscht wurden (siehe Jos 12,9-24). Die Stadt erstreckte sich über eine Fläche von etwa drei bis vier Hektar, und es gibt archäologische Belege dafür, dass sie von einer doppelten Mauer mit rund fünf Metern Zwischenraum umgeben war, die die Stadt vor ihren Feinden schützte. Rahabs Haus stand auf dieser Mauer (Jos 2,15). Indessen war Jericho von größter strategischer Bedeutung für Josuas Plan zur Eroberung Kanaans. Nachdem Jericho eingenommen war, konnte Josua geradewegs quer hindurchmarschieren und das Land teilen. Das würde es sehr erleichtern, erst die Städte im Süden zu bezwingen und dann die des Nordens einzunehmen. Vierzig Jahre zuvor hatte Mose zwölf Kundschafter nach Kanaan gesandt, und nur zwei von ihnen hatten einen ermutigenden Bericht erstattet (4Mo 13). Josua schickte zwei Männer, um das Land auszu-kundschaften und insbesondere Informationen über Jericho zu erhalten. Josua wollte wissen, wie die Bürger der Stadt auf die Ankunft des Volkes Israel reagierten. Da er wusste, dass Gott ihm bereits Land und Volk in die Hand gegeben hatte, war die Aussendung der Kundschafter kein Akt des Unglaubens (siehe Jos 11,1.15). Ein guter General will alles über den Feind wissen, was er in Erfahrung bringen kann, bevor er in die Schlacht zieht. Wie konnten sich die beiden Kundschafter in der Stadt bewegen, ohne sofort als Fremde erkannt zu werden? Wie trafen sie auf Rahab? Wenn wir Zusehen, wie dieses Drama sich entwickelt und abläuft, müssen wir gewiss an die Vorsehung Gottes glauben. Rahab war der einzige Mensch in Jericho, der dem Gott Israels vertraute, und Gott führte die Spione zu ihr. Das hebräische Wort, das in unseren Übersetzungen mit »Hure« oder »Dirne« wiedergegeben wird, kann auch »Kneipenwirtin« bedeuten. Wenn wir nur den Text des Alten Testaments hätten, dann könnten wir Rahab von der Unsittlichkeit freisprechen und sie »die Wirtin einer Gaststätte« nennen. Aber dieser Ausweg bleibt uns nicht, denn in Jakobus 2,25 und in Hebräer 11,31 benutzen die Schreiber das griechische Wort, das eindeutig eine »Prostituierte« bezeichnet. Es ist bemerkenswert, wie Gott in seiner Gnade Menschen gebraucht, von denen wir denken mögen, sie könnten nie und nimmer seine Diener werden. Aber »das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme« (IKor 1,27-29). Jesus war »ein Freund von Zöllnern und Sündern« (Lk 7,34), und er schämte sich keineswegs, eine ehemalige Prostituierte in seinem Stammbaum zu haben! Rahab nahm ihr Leben in die eigenen Hände, als sie die Kundschafter aufnahm und verbarg, aber das war in sich selbst ein Beweis für ihren Glauben an den Herrn. Wahrer, rettender Glaube kann nicht lange verborgen bleiben. Da diese beiden Männer das Volk Gottes repräsentierten, fürchtete sie sich nicht, ihnen bei der Lösung ihrer Aufgabe zu helfen. Hätte der König ihre Verschwörung entdeckt, dann wäre sie als Verräterin hingerichtet worden. Wenn Rahab zu diesem Zeitpunkt eine Gläubige war — wie rechtfertigen wir dann ihre Lügen? Einerseits zeigte sie ihren Glauben an den Herrn, als sie ihr Leben riskierte, um die Kundschafter zu schützen. Andererseits handelte sie wie irgendein Heide aus der Stadt, als sie bezüglich ihrer Gäste log. Vielleicht erwarten wir allzu viel von einem Neubekehrten, dessen Kenntnis von Gott zwar zur Rettung reichte, losua 1-24 stark wohl aber dennoch begrenzt war, wenn es um die praktischen Dinge des Lebens ging. Wenn reife Gläubige wie Abraham und Isaak Zuflucht zum Betrug nahmen (IMo 12,10-20; 20; 26,6-11) wie auch David (lSam 21,2), dann sollten wir lieber nicht allzu hart mit Rahah ins Gericht gehen. Damit sollen Lügen keineswegs entschuldigt oder gar zu ihnen ermutigt werden. Wir müssen aber ihre Umstände mit in Betracht ziehen, um sie nicht allzu streng zu beurteilen. Lügen ist immer falsch (Spr 12,22), und die Tatsache, dass Gott über Rahabs Lügen in der Heiligen Schrift berichten ließ, ist kein Beweis dafür, dass er sie gebilligt hätte. Bekennen wir doch einfach, dass die meisten von uns zögern würden, die Wahrheit zu sagen, wenn wirklich Leben oder Tod daran hinge. Für mich ist es eine Sache, die Wahrheit über mich selbst zu sagen und dafür zu leiden. Aber habe ich eigentlich das Recht, den Tod anderer zu verschulden; insbesondere den Tod von Menschen, die zu ihrem Schutz unter mein Dach getreten sind? Viele Menschen sind dafür geehrt worden, in Kriegszeiten den Feind getäuscht und unschuldige Leben gerettet zu haben, und hier war Krieg! Einmal angenommen, wir betrachteten Rahab als eine »Freiheitskämpferin« - würde das unser Bild von ihr ändern? Wenn wir die ethischen Probleme einmal beiseite lassen, dann ist die Hauptlehre hier für uns, dass Rahahs Glaube erkennbar war, und sie demonstrierte ihn, indem sie die Spione aufnahm und für deren Schutz ihr eigenes Leben riskierte. Jakobus sah ihr Handeln als Beweis dafür an, dass sie wirklich eine Gläubige war (Jak 2,25). Ihr Glaube blühte nicht im Verborgenen; die Kundschafter konnten sagen, dass sie tatsächlich gläubig war. 2. Zuversichtlicher Glaube (Jos 2,8-11) Ein Glaube ist immer nur so gut wie sein Gegenstand. Manche Menschen glauben an den Glauben und meinen, sie könnten große Dinge bewegen, indem sie einfach daran glauben. Andere glauben an Lügen, was aber überhaupt kein Glaube ist, sondern blanker Aberglaube. Ich hörte einmal einen Psychologen sagen, die Teilnehmer einer Selbsthilfegruppe »müssen irgendetwas glauben, und wenn sie an den Getränkeautomaten glauben.« Aber ein Glaube ist eben immer nur so gut wie sein Gegenstand. Welche Hilfe kann man schon von einem Getränkeautomaten erwarten - besonders dann, wenn man kein Kleingeld mehr hat? D. Martin Lloyd-Jones erinnert uns: »Glaube zeigt sich in der ganzen Persönlichkeit.« Wahrer, rettender Glaube ist keine Intelligenzleistung, mit deren Hilfe wir uns selbst überzeugen, dass etwas wahr sei, was in Wirklichkeit gar nicht wahr ist. Er ist auch nicht bloß eine Gefühlsregung, die uns mit einer falschen Zuversicht erfüllt, dass Gott tun werde, wovon wir meinen, dass er es tun werde. Und es ist auch kein mutiger Willensakt, indem wir von der Zinne des Tempels herunterspringen und erwarten, dass Gott uns retten wird (Mt 4,5-7). Wahrer, rettender Glaube wirkt sich auf »die ganze Persönlichkeit« aus: Der Verstand ist unterrichtet, die Gefühle sind berührt und der Wille handelt im Gehorsam gegenüber Gott. »Durch Glauben bereitete Noah [der Wille], als er eine göttliche Wen sung über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte [der Verstand], von Furcht bewegt [das Gefühl], eine Arche...« (Hebr 11,7). Rahabs Erfahrung war der Noahs ähnlich: Sie wusste, dass Jahwe der wahre Gott war [der Verstand]; sie fürchtete um sich selbst und um ihre Familie, als sie von den großen Wundern hörte, die Jahwe gewirkt hatte [das Gefühl], und sie nahm die Kundschafter auf und bat um Rettung für ihre Familie [der Wille]. Wenn nicht die ganze Persönlichkeit ein-bezogen ist, dann handelt es sich nicht um rettenden Glauben, wie ihn die Bibel beschreibt. Das soll natürlich nicht heißen, dass der Verstand über jeden Aspekt biblischer Wahrheit unterrichtet sein muss, ehe ein Sünder errettet werden kann. Die blutflüssige Frau berührte nur den Saum vom Gewand Christi, und sie wurde geheilt; aber sie handelte aufgrund der geringen Kenntnis, die sie besaß (Mt 9,20-22). Rahabs Wissen über den wahren Gott war nur spärlich, aber sie handelte aufgrund des wenigen, was sie wusste, und der Herr errettete sie. Rahab bewies mehr Glauben an den Herrn, als die zehn Kundschafter vierzig Jahre zuvor gezeigt hatten, als sie sagte: »Ich habe erkannt, dass der Herr euch das Land gegeben hat« (Jos 2,9). Ihr Glaube gründete josua 1-24 StM sich auf Tatsachen, nicht nur aut Empfindungen. Sie hatte von den Wundern gehört, die Gott gewirkt hatte; beginnend mit der Teilung des Roten Meeres beim Auszug aus Ägypten. »Also kommt der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort Christi« (Rom 10,17; Jerusalemer). Als die Berichte über die Macht des Herrn die Menschen in Kanaan erreichten, begannen sie sich zu fürchten; genau das aber erwartete Israel von seinem großen Gott. »Es hörten’s die Völker, sie bebten; Angst ergriff Philistäas Bewohner. Da wurden bestürzt die Fürsten Edoms; die Gewaltigen Moabs, Zittern ergriff sie; es verzagten alle Bewohner Kanaans. Es überfiel sie Schrecken und Furcht« (2Mo 15,14-16). Gott hatte Israel versprochen, dies zu tun, und er hielt sein Versprechen. »An diesem Tag will ich anfangen, Schrecken und Furcht vor dir auf die Völker unter dem ganzen Himmel zu legen: Wenn sie die Nachricht von dir hören, werden sie vor dir zittern und beben« (5Mo 2,25). »Der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde« (Jos 2,11). Was für ein Glaubensbekenntnis von den Lippen einer Frau, deren Leben in heidnischem Götzendienst gefangen war! Sie glaubte an einen Gott, nicht an die Vielzahl der Götter, die die heidnischen Tempel bevölkerten. Sie glaubte, dass er ein persönlicher Gott war (»euer Gott«), der im Interesse derer handelte, die ihm glaubten. Sie glaubte, dass er der Gott Israels war, der das Land seinem Volk geben würde. Dieser Gott, dem sie glaubte, war nicht auf ein Volk oder auf ein Land beschränkt, sondern er war der Gott des Himmels und der Erde. Rahab glaubte an einen großen, Furcht einflößenden Gott! Unsere Zuversicht, dass wir Kinder Gottes sind, kommt aus dem Zeugnis des Wortes Gottes vor uns und aus dem Zeugnis des Geistes Gottes in uns (ljo 5,9-13). Unsere Heilsgewissheit gründet sich allerdings nicht nur auf das, was wir aus der Bibel wissen oder in unserem Herzen fühlen. Sie fußt auch darauf, wie wir unser Leben führen. Wenn es in unserem Verhalten keine Veränderung gegeben hat, dann ist es äußerst zweifelhaft, ob wir wirklich wiedergeboren sind (2Kor 5,21; Jak 2,14-26). Es genügt nicht, zu sagen »Herr, Herr!«. Wir müssen gehorchen und tun, was er uns aufträgt (Mt 7,21-27). Rahabs Gehorsam bewies ihr verändertes Leben. Rahabs Bekehrung war ein wahrhafter Akt der Gnade Gottes. Wie alle Bewohner Kanaans stand Rahab unter dem Urteil; ihr war der Tod bestimmt. Gott befahl den Juden, »sie alle auszurotten« und ihnen keb ne Gnade zu erzeigen (5Mo 7,1-3). Rahab war eine Heidin. Sie war von den Bündnisprivilegien, die Gott Israel geschenkt hatte, ausgeschlossen (Eph 2,11-13). Sie verdiente es nicht, errettet zu werden, aber Gott war barmherzig mit ihr. Wenn jemals ein Sünder Epheser 2,1-10 erlebt hat, dann war es Rahab! 3. Sorgender Glaube (Jos 2,12-14) Rahab war allerdings nicht nur um ihr eigenes Wohl besorgt. Da sie einmal die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erfahren hatte, sah sie sich verantwortlich, auch ihre Familie zu retten. Nachdem Andreas den Herrn Jesus kennen gelernt hatte, teilte er die gute Nachricht seinem Bruder Simon mit und brachte ihn zu Jesus (Joh 1,35-42). Der vom Aussatz Geheilte ging nach Hause und erzählte jedem, den er traf, was Jesus an ihm getan hatte (Mk 1,40-45). »Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und der Weise gewinnt Menschen für sich« (Spr 11,30). Rahab erbat sich die Zusicherung der beiden Kundschafter, dass sie die Sicherheit ihrer Familie bei der Eroberung der Stadt garantierten. Die beiden Männer gaben ihr diese Garantie auf zweierlei Weise: Sie gaben ihr Wort und bürgten mit ihrem Leben, dass sie ihr Wort nicht brechen würden. Mit anderen Worten, sie wurden Bürgen für Rahabs Familie, wie Juda Bürge für Benjamin wurde (2Mo 43,8-9). Das Buch der Sprüche warnt vor »Bürgschaftsleistung« in der Geschäftswelt, weil sie das große Risiko in sich birgt, dass man alles verlieren kann, was man besitzt (Spr 6,lff; 11,15; 20,16; 27,13). Im geistlichen Bereich sind wir jedoch errettet, weil Jesus Christus, der in nichts schuldig wurde, bereit war, unser Bürge zu werden (Hebr 7,22). Wenn Sie das nächste Mal singen: »Jesus hat alles bezahlt«, dann rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass Jesus sich für uns verbürgt hat. Er ist »eines besseren Bundes Bürge geworden« (Hebr 7,22). Er starb für uns, und solange er lebt, ist unser Heil sicher. Dank der Verheißung seines Wortes und der Studien des Alten Testaments: josua 1-24 Ä Garantie seiner ewigen Bürgschaft haben wir diese Zuversicht: »Daher kann er auch völlig erretten, die durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden« (Hebr 7,25). Die Kundschafter ermahnten Rahah, dass sie niemandem in der Stadt mit Ausnahme der Mitglieder ihrer Familie Informationen, die ihr nun zur Verfügung standen, preisgeben durfte. Würde sie es den-noch tun, würde ihre gemeinsame Übereinkunft unwirksam. Welch ein Gegensatz zu der Beziehung zwischen dem Gläubigen und Jesus Christus! Christus will, dass jedermann weiß, dass er den Preis der Erlö-sung bezahlt hat, und dass auch jedermann weiß, dass er gerettet werden kann, indem er an ihn glaubt. Hätte Rahab zu viel geredet, wäre ihr Leben in Gefahr geraten. Aber wenn wir nicht genug reden, ist das Leben der verlorenen Menschen um uns herum in Gefahr. 4. Bündnisglaube (Jos 2,15-24) Ein Bund ist einfach eine Übereinkunft, ein Vertrag zwischen zwei oder mehr Parteien. Es gibt gewisse, festgeschriebene Bedingungen, denen die Vertragspartner gehorchen müssen. In der Heiligen Schrift wird über eine ganze Reihe göttlicher Bündnisse berichtet: Gottes Bündnis mit unseren Ureltern in Eden (IMo 2,16); Gottes Bündnisse mit Noah (IMo 9), Abraham (IMo 12,1-3; 15,1-20) und Israel (2Mo 19-20); das in 5. Mose erläuterte Landbündnis hinsichtlich Palästinas; der messianische Bund mit David (2Sam 7) und der Neue Bund im Blut Jesu Christi (Jer 31,31; Mt 26,28; Hebr 12,24). Man findet dort auch menschliche Bündnisse, wie die Übereinkunft zwischen David und Jonathan (lSam 18,3; 20,16) und die zwischen David und dem Volk Israel (2Sam 5,1-5). Ehe die beiden Kundschafter Rahabs Haus verließen, versicherten sie Rahab noch einmal ihres Bündnisses. Da die beiden Männer Gottes Plan zur Einnahme der Stadt nicht kannten, konnten sie Rahab keine detaillierten Anweisungen erteilen. Vielleicht nahmen sie an, man werde die Stadt belagern und die Tore aufbrechen, ehe die Bevölkerung ausgerottet würde. Die Männer waren sich sicher, dass die Stadt fallen und das Land schließlich eingenommen würde. In biblischen Bündnissen finden wir oft von Gott bestimmte physische oder materielle »Zeichen«, die die Menschen daran erinnern sollen, was einander versprochen wurde. Gottes Bund mit Abraham wurde durch den Ritus der Beschneidung »besiegelt« (IMo 17,9-14; Röm 4,11). Als Gott am Sinai seinen Bund mit Israel schloss, wurden das Buch des Bundes und das Volk des Bundes mit Blut besprengt (2Mo 24,3-8; Hebr 9,16-22). Gott gab den Regenbogen als Zeichen seines Bundes mit Noah (IMo 9,12-17), und der Herr Jesus Christus setzte das gebrochene Brot und den Kelch mit Wein als Zeichen für den Neuen Bund ein (Lk 22,19-20; IKor 1 1,23-26). Rahab wurde von den Kundschaftern angewiesen, ein rotes Seil aus dem Fenster ihres Hauses zu hängen, das oben in die Mauer hinein-gebaut war (Jos 2,18). Dieses rote Seil würde dem Heer Israels bei der Einnahme der Stadt das geschützte Haus kennzeichnen. Die Farbe des Seils ist bemerkenswert, denn sie erinnert uns an die Farbe des Blutes. Geradeso, wie das Blut des Lammes an den Türpfosten in Ägypten ein Haus kennzeichnete, an dem der Engel des Todes vorübergehen musste (2Mo 12,1-13), so kennzeichnete das rote Seil ein Haus in der Mauer Jerichos, dessen Bewohner von den Soldaten Israels beschützt werden mussten. Rahab ließ die Kundschafter an diesem Seil aus dem Fenster herab und ließ es von dieser Stunde an im Fenster hängen. Das war das »zuverlässige Zeichen« des Bundes, um das sie gebeten hatte (Jos 2,12-23). Es ist an dieser Stelle wichtig festzustellen, dass Rahab und ihre Familie durch den Glauben an den Gott Israels gerettet wurden und nicht durch den Glauben an das aus dem Fenster hängende Seil. Die Tatsache, dass sie das Seil aus dem Fenster hängte, war ein Beweis dafür, dass sie glaubte, so wie das Blut des geschlachteten Lammes auf den Türpfosten in Ägypten bewies, dass die Juden dem Wort Gottes glaubten. Glaube an den lebendigen Gott bedeutet Rettung, und Glaube an seinen Bund gibt Sicherheit. Aber Glaube an die Zeichen des Bundes ist religiöser Aberglaube und kann weder retten, noch Sicherheit geben. Die Juden machten sich zu ihrer Rettung abhängig von der Beschneidung, aber sie ignorierten die wahre geistliche Bedeutung dieser wichtigen Anordnung (Röm 2,25-29; 5Mo 10,12-16; 30,6). Heut- Sei,________________________ ____________Studien des Alten Testaments: stark josua i-24 zutage machen sich viele Menschen zu ihrer Rettung abhängig von ihrer Taufe oder von ihrer Teilnahme am Tisch des Herrn (der Eucha-ristie oder Kommunion), aber diese Art Glaube ist nichtig. Rahab glaubte an den Herrn und an das Bündnisversprechen, das er ihr durch seine Diener gegeben hatte; und sie bewies ihren Glauben dadurch, dass sie das rote Seil aus dem Fenster hängte. Als die Juden Jericho eroberten, fanden sie Rahab und ihre Familie in ihrem Haus, und sie brachten sie vor dem Gericht in Sicherheit (Jos 6,21-25). Rahab war eine Frau von großem Mut. Sie musste all ihren Verwandten von dem bevorstehenden Gericht und von dem Rettungsversprechen erzählen, und das war eine sehr gefährliche Sache. Einmal angenommen, einer dieser Verwandten ging zum König und erzählte ihm, was vorgefallen war! Auch musste sie begründen, warum sie das rote Seil aus ihrem Fenster hängte. Da Jericho seine Tore »vorsichtshalber« verschlossen hatte (Jos 6,1), ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich Einwohner außerhalb der Mauern aufhielten. Aber ein Fremder, der vielleicht in die Stadt kam, hätte das rote Seil bemerken und darüber berichten können. Oder vielleicht hätte jemand, der Rahabs Haus besuchte, nach seiner Bedeutung fragen können. Die Kundschafter verließen Rahabs Haus und verbargen sich, bis sie sicher sein konnten, dass ihre Verfolger aufgegeben und sich zurückgezogen hatten. Dann kehrten sie zum Lager Israels zurück und brachten Josua die gute Nachricht, dass die Furcht des Herrn die Menschen des Landes vor Angst erstarren ließ. Rahab brachte nicht nur Hoffnung für ihre Familie, sondern sie ermutigte auch Josua und das Heer Israels in besonderer Weise. Das Volk Israel war allerdings noch nicht bereit, den Fluss zu überschreiten und den Feind zu besiegen. Es waren noch einige »unbewältig-te Aufgaben« zu lösen, ehe sie des Segens des Herrn sicher sein durften. Vier Josua 3-4 Voran im Glauben Wir haben soeben den Glauben einer einzelnen Person, den Glauben Rahabs untersucht. Nun wendet sich das Buch Josua dem Glauben einer ganzen Nation zu. Wenn man den Text liest, muss man im Gedächtnis behalten, dass dieses Buch viel mehr bereithält als nur antike Geschichte - was Gott vor Jahrhunderten für die Israeliten tat. Dieses Buch betrifft unser heutiges Leben und das Leben der heutigen Gemeinde -was Gott hier und jetzt tut und für die tun wird, die ihm glauben. Das Buch Josua handelt vom Sieg des Glaubens und davon, wie Gott verherrlicht wird, wenn sein Volk ihm glaubt und gehorcht. Der ehemalige britische Premierminister Benjamin Disraeli sagte: »Die Welt wird niemals durch Intrigen erobert. Die Welt erobert man durch den Glauben.« Im christlichen Leben ist man entweder ein Überwinder, oder man wird überwältigt; man ist entweder ein Sieger oder ein Geschlagener. Jedenfalls hat Gott uns nicht errettet, um Denkmäler aus uns zu machen und uns in einer Ausstellung zur Schau zu stellen. Er hat uns errettet, damit wir Soldaten werden, die im Glauben vorangehen und ihr reiches Erbe in Jesus Christus in Besitz nehmen. Mose hat es auf den Punkt gebracht: »Uns aber führte er von dort heraus, um uns herein-zubringen« (5Mo 6,23). Allzu viele Kinder Gottes leben in der irrigen Meinung, dass die Erlösung - die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens - alles ist, was ein christliches Leben ausmacht, aber die Erlösung ist ja nur der Anfang. In unserem persönlichen geistlichen Wachstum und in unserem Dienst für den Herrn »ist noch sehr viel Land übrig, das in Besitz genommen werden muss« (Jos 13,1). Das Thema des Buches Josua ist auch das Thema des Briefes an die Hebräer: »Lasst uns hinzutreten« (Hebr 4,16), und der einzig mögliche Weg, voranzugehen und hinzuzutreten, ist durch den Glauben. losua 1-24 SÄ Der Unglaube sagt: »Lasst uns dahin zurückkehren, wo es sicher ist«, aber der Glaube sagt: »Lasst uns dorthin vorangehen, wo Gott am Wirken ist« (siehe 4Mo 14,1-4)- Vierzig Jahre zuvor hatten Josua und Kaleb den Juden versichert: »Lasst uns nur hinaufziehen und es [das Land] in Besitz nehmen, denn wir werden es gewiss bezwingen!« Das ist Glaube! Aber das Volk sagte: »Wir können es nicht!« Das ist Unglaube, und er kostete das Volk vierzig Jahre der Züchtigung in der Wüste (siehe 4Mo 13,26-33). »Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube« (ljo 5,4). Eine der Freuden meines Christenlebens war stets das Studium christlicher Lebensbilder, das Leben der Männer und Frauen, die Gott gebraucht hatte und gebraucht, um die Gemeinde herauszufordern und die Welt zu verändern. Die Christen, über die ich da las, waren völlig unterschiedlich, was ihren Hintergrund, ihre Ausbildung, ihre Persönlichkeit und die Art und Weise angeht, in der sie Gott dienten. Eines aber hatten sie alle gemeinsam: Sie glaubten Gottes Verheißungen und taten, was er ihnen za tun auf trug. Sie waren Männer und Frauen des Glaubens, und Gott ehrte sie, weil sie seinem Wort glaubten. Gott hat sich nicht verändert, und das Prinzip des Glaubens hat sich nicht verändert. Was sich verändert zu haben scheint, ist die Haltung des Volkes Gottes: Wir glauben Gott nicht mehr und handeln nicht mehr im Glauben an seine Verheißungen. Er versäumt niemals, seine Versprechen einzulösen (Jos 21,45; 23,14; lKö 8,56). Aber wir können darin versagen, aus der Gnade Gottes zu leben, und versäumen, all das in Anspruch zu nehmen, was er uns versprochen hat (Hebr 3,7-19; 12,15). Gott »führte uns von dort heraus, um uns hereinzubringen«, aber wir sehen nur allzu oft, »dass sie wegen des Unglaubens nicht hineingehen konnten« (Hebr 3,19). In Josua 3 und 4 führt uns Gott drei Grundbedingungen für das Vo-rangehen im Glauben und für die Inbesitznahme all dessen vor Augen, was er für uns bereitet hat: das Wort des Glaubens, der Wandel im Glauben und das Zeugnis des Glaubens. 1. Das Wort des Glaubens (Jos 3,1-13) Als das Volk den Jordan erreichte, müssen sich die Menschen gefragt haben, was Josua wohl plante zu tun. Er würde sie gewiss nicht auffor-dem, durch den Fluss zu schwimmen oder zu waten, denn der Jordan führte Hochwasser (Jos 3,15). Sie konnten auch nicht genug Boote oder Flöße hauen, um mehr als eine Million Menschen auf die andere Seite des Flusses überzusetzen. Darüber hinaus hätte dieser Versuch das Volk zu einem leichten Ziel für seine Feinde gemacht. Was würde ihr neuer Führer also tun? Wie Mose vor ihm empfing Josua seine Befehle vom Herrn, und er gehorchte ihnen im Glauben. »Also komme der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort Christi« (Röm 10,17; Jerusalemer). Es ist ganz richtig gesagt worden, Glaube heißt nicht glauben ungeachtet vorhandener Beweise, sondern gehorchen ungeachtet der Konsequenzen. Wenn man Hebräer 11 liest, das große »Glaubenskapitel« der Bibel, dann stellt man fest, dass alle dort erwähnten Menschen etwas taten, weil sie Gott glaubten. Ihr Glaube war kein passives Gefühl, es war eine aktive Kraft. Weil Abraham Gott glaubte, verließ er Ur und wandte sich nach Kanaan. Weil Mose Gott glaubte, trotzte er den Göttern Ägyptens und führte die Israeliten in die Freiheit. Weil Gideon Gott glaubte, führte er eine kleine Schar Israeliten zum Sieg über das riesige midianitische Heer. Lebendiger Glaube führt stets zum Handeln. »Wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot« (Jak 2,26). In diesem Abschnitt gibt es fünf verschiedene Mitteilungen, die sich alle auf das Wort Gottes gründen, das das » Wort des Glaubens« ist (Röm 10,8). Das Volk gehorchte diesen Botschaften im Glauben, und Gott brachte es über den Fluss. Die Mitteilung der Aufseher an das Volk (Jos 3,1-4). Josua war ein Frühaufsteher (Jos 6,12; 7,16; 8,10), der die ersten Stunden des Tages in Gemeinschaft mit Gott verbrachte (Jos 1,8). Darin war er wie Mose (2Mo 24,4; 34,4), David (Ps 57,8; siehe 119,147), Hiskia (2Chr 29,20) und unser Herr Jesus Christus (Mk 1,35; siehe Jes 50,4). Es ist unmöglich, im Glauben zu leben und dabei das Wort Gottes und das Gebet zu vernachlässigen (Apg 6,4), denn der Glaube nährt sich aus der Anbe- stsrK losua 1-24 tung und aus dem Wort Gottes. Die Menschen, die Gott gebraucht und segnet, wissen, wie sie ihre Leiber in Zucht halten, so dass sie sich dem Herrn in den frühen Morgenstunden widmen können. Josua befahl den Lagernden, sich zehn Meilen weit entfernt vom Akazienhain bei Schittim an den Jordan zu begeben, und die Menschen in Jericho beobachteten diesen Marsch zweifellos mit schlimmen Befürchtungen. Israel brauchte vielleicht einen Tag für diese Reise, und am nächsten Tag rastete das Volk. Am dritten Tag gaben die Aufseher den Israeliten ihren Auftrag bekannt: Das Volk sollte den Fluss durchqueren, indem es der Bundeslade folgte. Die Bundeslade wird in Josua 3 und 4 sechzehn Mal erwähnt. Sie wird dabei zehn Mal »die Bundeslade« genannt, drei Mal »die Lade des Herrn«, und drei Mal einfach »die Lade«.' Die Lade war der »Thron Gottes«, der Ort, an dem seine Herrlichkeit in der Stiftshütte ruhte (2Mo 25,10-22). Gott »thronte« dort »auf den Cherubim« (Ps 80,2). In der Lade wurde das Gesetz Gottes aufbewahrt, eine Erinnerung an Gottes Bund mit Israel; und am jährlichen Versöhnungstag wurde der Gnadensitz mit dem Blut der Opfertiere besprengt (3Mo 16,14-15). Dass die Lade vor dem Volk hergetragen wurde, geschah zur Ermutigung ihres Glaubens, denn es bedeutete, dass ihr Gott vor ihnen her-zog und ihnen den Weg ebnete. Gott hatte Mose versprochen: »Mein Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen« (2Mo 33,14). Während das Volk durch die Wüste wanderte, wurde die Lade vor ihm her-getragen (4Mo 10,33), und Mose konnte sagen: »Steh auf, Herr, dass deine Feinde sich zerstreuen und deine Hasser vor dir fliehen« (4Mo 10,35). Im vorliegenden Fall war die Gegenwart der Lade eine Garantie für die Gegenwart des Herrn. Jeder Stamm hatte seinen festen Platz im Lager und auch seinen festen Platz auf dem Marsch, wenn das Lager aufbrach (Jos 2). Als die Führer der Stämme sahen, wie die Priester die Lade autnahmen und auf den Fluss zugingen, mussten sie ihren Stamm bereit machen, ihr zu folgen. Da das Volk diesen Weg nie zuvor gegangen war, brauchten sie Gott, um sie zu führen. Sie durften dabei aber nicht zu nahe an die Lade herangehen, denn sie war ein heiliger Bestandteil der Einrichtung der Stiftshütte, der auf keinen Fall sorglos behandelt werden durf- te. Gott ist unser Gefährte, wenn wir durchs Leben gehen, aber wir dürfen ihn nicht wie einen »Kumpel« behandeln. Josuas Mitteilung an das Volk (Jos 3,5). Dies war sowohl ein Befehl als auch ein Versprechen, und die Erfüllung des Versprechens hing davon ab, ob sie dem Befehl gehorchten. Manche Verheißungen Gottes sind unbedingt gültig, und alles, was wir tun müssen, ist, ihnen Glauben zu schenken. Andere seiner Verheißungen erfordern, dass wir gewisse Bedingungen erfüllen. Wir erfüllen diese Bedingungen nicht, um Gottes Segnungen zu empfangen, sondern indem wir sie erfüllen, stellen wir sicher, dass unsere Herzen für Gottes Segnungen bereit sind. Wenn die Erfahrung Israels am Sinai das Muster war (2Mo 19,9-15), dann bedeutete das »Heiligt euch!«, dass jedermann gebadet und mit frischen Kleidern bekleidet war und dass die verheirateten Paare für den Herrn enthaltsam waren (IKor 7,1-6). In Nahost war Wasser allerdings ein Luxus, der nicht allzu oft für die persönliche Hygiene in Anspruch genommen wurde. In unserer modernen Welt sind wir gewohnt, dass uns bequeme Bäder zur Verfügung stehen, aber die waren den meisten Menschen in biblischer Zeit unbekannt. In der Bibel bezeichnet die Bildersprache, dass jemand seinen Leib wäscht und frische Kleider anzieht, einen Neuanfang mit dem Herrn. Da Sünde als Verunreinigung dargestellt wird (Ps 51,3-9), muss uns Gott reinigen, ehe wir ihm wirklich nachfolgen können. Als Jakob mit dem Herrn einen Neuanfang machte und nach Bethel zurückkehrte, da wuschen sich er und seine Familie und sie wechselten die Kleider (IMo 35,1-3). Nachdem König David seine Sünde bekannt hatte, badete er, legte frische Kleider an und ging hin, um den Herrn anzube-ten (2Sam 12,20). Diese Bildersprache wird in 2. Korinther 6,14-7,1; Epheser 4,26-27 und Kolosser 3,8-14 auch ins Neue Testament mit hinüber genommen. Die Verheißung lautete, dass der Herr unter dem Volk Wunder wirken werde. Wie er das Rote Meer geteilt hatte, um Israel aus Ägypten herauszuretten, so würde er für sie auch den Jordan begehbar machen und sie in das verheißene Land hinüber bringen. Aber das würde nur der Beginn der Wunder sein, denn der Herr würde mit ihnen in das Land hineingehen, ihre Feinde bezwingen und die Stämme in die Lage Josua 1-24 SÄ versetzen, ihr Erbe anzutreten. »Wer ist ein so großer Gott wie unser Gott? Du bist der Gott, der Wunder tut« (Ps 77,14-15). »Wie groß sind seine Zeichen und wie mächtig seine Wunder!« (Dan 3,33). Josuas Mitteilung an die Priester (Jos 3,6). Es war Aufgabe der Priester, die Bundeslade vor dem Volk herzutragen, wenn es seine Wanderung fortsetzte. Es waren die Priester, die nasse Füße bekamen, ehe der Herr das Wasser zum Stillstand brachte. Die Priester würden auch in der Mitte des Flussbetts stehen bleiben müssen, bis das ganze Volk den Fluss durchschritten hatte. Wenn die Priester die andere Seite erreichten, würde das Wasser wieder seinen normalen Weg aufnehmen. Diese Priester brauchten Glauben und Mut, um ihre Aufgabe zu erfüllen, aber sie glaubten Gott und verließen sich auf die Zuverlässigkeit seines Wortes. Die Mitteilung des Herrn an Josua (Jos 3,7-8). Als Mose das Volk durch das Rote Meer führte, da machte dieses Wunder Mose vor dem Volk groß und sie erkannten an, dass er wirklich der Diener des Herrn war (2Mo 14,31). Gott tat am Jordan dasselbe für Josua, und indem er es tat, erinnerte er das Volk daran, dass er mit Josua war, wie er mit Mose gewesen war (Jos 4,14; siehe 1,5.9). Mose wie auch Josua hatten ihre Vollmacht von dem Herrn empfangen, ehe sich diese Wunder ereigneten, aber die Wunder gaben ihnen Größe vor dem Volk. Für eine erfolgreiche Leiterschaft bedarf es sowohl der Vollmacht als auch der Größe. Josuas Mitteilung an das Volk (Jos 3,9-13). Nachdem er die Priester angewiesen hatte, die Lade aufzunehmen, teilte er dem Volk die Worte des Herrn mit. Er machte sich nicht selbst groß; er machte den Herrn groß und dessen gnädige Segnungen für das Volk. Wahre geistliche Leiterschaft konzentriert die Augen des Volkes Gottes auf den Herrn und seine Größe. Vieles von dem, was Josua in dieser kurzen Rede sagte, kam aus der Erinnerung an die letzte Ansprache Moses an das Volk und Josua (5Mo 31,1-8) und aus den Worten des Herrn, die er zu Josua sprach, als er den Platz Moses einnahm (Jos 1,1-9). Josua hielt dem Volk keine »Anfeuerungsrede«. Er erinnerte die Israeliten nur an Gottes Verheißungen - das Wort des Glaubens - und ermutigte sie, zu vertrauen und zu gehorchen. Aber Josuas Gott war mehr als nur der Gott Israels. Er war »der lebendige Gott« (Jos 3,10) und »der Herr der ganzen Erde« (Jos 3,11.13). Weil er »der lebendige Gott« ist, kann er die toten Götzen der Heidenvölker aus dem Feld schlagen, die zu der Zeit das Land bewohnten (Ps 115). Weil er »der Herr der ganzen Erde« ist, kann er gehen, wohin er will, und mit jedem Land und jedem Volk tun, was ihm beliebt. »Ihr sollt ans allen Völkern mein Eigentum sein«, hatte Gott ihnen am Sinai gesagt, »denn mir gehört die ganze Erde« (2Mo 19,5). »Die Berge zerschmolzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrn der ganzen Erde« (Ps 97,5). Josua erklärte dem Volk, Gott würde den Fluss aufhalten, sobald die Priester, die die Bundeslade trugen, ihre Füße ins Wasser des Jordan setzen würden. Er befahl außerdem jedem Stamm, einen Mann zu be-stimmen, der eine besondere, später zu erklärende Aufgabe übemeh-men sollte (Jos 4,2-8). Gott ging seinem Volk voraus, und er würde den Weg frei machen. Wenn man auf diese fünf Mitteilungen zurückblickt, dann erkennt man, dass der Herr alle Informationen gab, die benötigt wurden, um seinem Willen gehorchen zu können. Man sieht Bedingungen, die das Volk erfüllen musste, Befehle, denen zu gehorchen war, und Versprechen, die geglaubt werden mussten. Gott gibt seinem Volk stets sein »Wort des Glaubens« wenn er es auffordert, ihm in neue Bereiche der Auseinandersetzung und der Eroberung zu folgen. Gottes Gebote sind gleichzeitig seine Befähigungen, und Gottes Versprechen werden immer gehalten. Der Jahrhunderte später erteilte Rat des Königs Joscha-fat ist auch heute noch unverändert gültig: »Glaubt an den Herrn, euren Gott, dann werdet ihr bestehen! Glaubt seinen Propheten, dann wird es euch gelingen« (2Chr 20,20). »Nicht ein einziges Wort ist dahingefallen von all seinen guten Worten« (lKö 8,56). 2. Der Wandel im Glauben (Jos 3,14-17) Während der meisten Zeit des Jahres war der Jordan etwa 30 Meter breit, aber während des Hochwassers überflutete der Fluss seine Ufer und dehnte sich bis zu einer Meile in die Breite. Sobald die Priester, die Josua 1-24 Mrk die Bundeslade trugen, ihre Füße in den Fluss setzten, hörte das Wasser auf zu fließen, und stand etwa zwanzig Meilen flussaufwärts wie ein Damm; nahe bei einer Stadt mit Namen Adam. Es war ein Wunder Gottes, seine Reaktion auf den Glauben des Volkes. Wir können keine großen Fortschritte in unserem Leben und in unserem Dienst für Christus erwarten, ohne dass wir im Glauben los-gehen (Jos 1,3) und »uns nasse Füße holen«. Jeder Schritt, den die Priester taten, verdrängte das Wasser vor ihnen, bis sie in der Mitte des Flusses auf trockenem Grund standen. Sie standen dort, als das Volk vorbeizog, und als das ganze Volk den Fluss überquert hatte, gingen auch die Priester ans Ufer, und das Wasser begann wieder zu fließen. Als Gott das Rote Meer teilte, gebrauchte er einen starken Wind, der die ganze Nacht zuvor heftig blies (2Mo 14,21-22). Das war kein zufälliges Ereignis, denn dieser Wind war durch Gott verursacht (2Mo 15,8). Als Mose seinen Stab erhob, begann dieser Wind zu blasen, und als er seinen Stab senkte, flössen die Wasser zurück und ertränkten das ägyptische Fleer (2Mo 14,26-28). Als Israel den Jordan überquerte, da war es nicht der folgsame Arm eines Führers, der das Wunder herbeirief, sondern es waren die folgsamen Füße des Volkes. Wenn wir nicht bereit sind, im Glauben losgehen und seinem Wort zu gehorchen, kann uns Gott nicht den Weg freimachen. Wie schon früher erwähnt, ist die Überquerung des Jordan kein Bild für den Weg des Christen durch den Tod in den Himmel; ganz im Gegensatz zu dem, was manche christlichen Lieder aussagen. Der Zug durch das Rote Meer ist ein Bild für die Befreiung des Gläubigen aus der Knechtschaft der Sünde, und die Überquerung des Jordan stellt dar, wie der Gläubige sein Erbe in Christus in Besitz nimmt. Josua ist ein Bild Jesu Christi, unseres Überwinders, der uns von Tag zu Tag tiefer in das Erbe hineinführt, das er für uns vorgesehen hat (IKor 2,9-10). Welch eine Tragödie, wenn Gottes Volk darin versagt, sein Erbe in Anspruch zu nehmen, und stattdessen ziellos durchs Leben taumelt wie Israel in der Wüste. Der Brief an die Hebräer wurde geschrieben, um Gottes Volk zur geistlichen Reife herauszufordern; es sollte nicht im Unglauben Rückschritte machen. In Hebräer 3 und 4 gebraucht der Schreiber des Briefes Israels Erfahrungen in Kadesch Barnea, um leichtsinnige Christen zu mahnen, nicht an dem, was Gott für sie geplant hat, vorüber zu gehen. In unserem Christenleben stehen wir niemals still; entweder gehen wir im Glauben voran, oder wir fallen im Unglauben zurück. 3. Das Zeugnis des Glaubens (Jos 4,1-24) Der Herr hatte an diesem Tag alle Aktivitäten am Jordanfluss unter Kontrolle. Er sagte den Priestern, wann sie in den Fluss treten und wann sie ihn verlassen und zur anderen Seite gehen sollten. Er befahl dem Wasser, wann es sich aufstauen und wann es weiterfließen sollte. Das Wasser und das Volk gehorchten ihm und alles geschah, wie Gott es geplant hatte. Es war ein Tag, der den Herrn verherrlichte und seinen Diener Josua groß machte (Jos 4,14). Als Denkmal für Israels Jordanüberquerung wurden zwei Steinhaufen aufgetürmt - zwölf große Steine in Gilgal (Jos 4,1-8.10-24) und zwölf große Steine in der Mitte des Flusses (Jos 4,9). Sie bezeugten, dass Gott den Glauben belohnt und im Interesse derer handelt, die ihm vertrauen. Die in Gilgal platzierten Steine wurden von den zwölf Männern her-beigebracht, die zuvor für eine Sonderaufgabe ausgewählt worden waren, ein Mann für jeden Stamm (Jos 3,12). Als diese Männer die Mitte des Flusses erreicht hatten, nahm jeder von ihnen einen großen Stein auf und trug ihn die rund acht Meilen bis nach Gilgal, wo das Volk für die Nacht lagerte. Gilgal war etwa zwei Meilen von Jericho entfernt und abgesehen von den Gebieten jenseits des Jordan das erste Territorium in Kanaan, das Israel als Erbteil in Besitz nahm, ln späterer Zeit wurde Gilgal ein wichtiges Zentrum für das Volk Israel. Es krönte seinen ersten König in Gilgal (lSam 11); David wurde dort bei seiner Rückkehr willkommen geheißen, nachdem Absaloms Aufstand niedergeschlagen worden war (2Sam 19), und Samuel erachtete Gilgal als wichtig genug, um einer seiner Gerichtssitze zu werden (lSam 7,16). Zur Zeit Elias und Elisas gab es in Gilgal eine »Prophetenschule« (2Kö Josua 1-24 Ä 2,1'2; 4,38). Der Ort war wichtig für Josua als Lager und als Opera-tionsbasis für das weitere Vorgehen (Jos 9,6; 10,6.15.43; 14,6). Dieser Haufen aus zwölf Steinen war eine Erinnerung an das, was Gott für sein Volk getan hatte. Die Israeliten waren als Gläubige eifrig darin, die nächste Generation über Jahwe und seine besondere Beziehung zum Volk Israel zu unterrichten (Jos 4,6.21; 2Mo 12,26; 13,14; 5Mo 6,20; siehe Ps 34,10-15; 71,17-18; 78,1-7; 79,13; 89,2; 102,19). Für einen Ungläubigen war der Haufen aus zwölf Steinen nur eine weitere Ansammlung von Steinen. Aber für einen gläubigen Israeliten war es eine fortwährende Erinnerung, dass Jahwe ihr Gott war; ein Gott, der für sein Volk Wunder wirkte. Man muss aber auch festhalten, dass Josua den Israeliten die Verpflichtung auferlegte, den Herrn zu fürchten und der ganzen Welt Zeugnis von ihm abzulegen (Jos 4,24). Der Gott, der den Fluss aufhal-ten kann, ist der Gott, den jeder fürchten und lieben und dem jeder gehorchen sollte! Israel musste den anderen Völkern von ihm erzählen und sie einladen, ihm ebenfalls zu glauben. Der Gott Israels sorgt für sein Volk, hält seine Versprechen, geht ihm siegend voran und macht niemals Fehler. Was für ein Zeugnis war der Welt hier zu bringen! Unglücklicherweise verlor dieses Denkmal in Gilgal nach und nach seine geistliche Bedeutung und wurde stattdessen zu einem Heiligtum, wo die Israeliten sündigten, indem sie dort anbeteten. Der Prophet Hosea verurteilte das Volk, weil es in Gilgal anbetete statt in Jerusalem (Hos 4,15; 9,15; 12,11), und Arnos wiederholte seine Ermahnungen (Am 4,4; 5,5). Wenn wir unsere nachfolgende Generation nicht wahrheitsgemäß über den Herrn unterrichten, dann werden sie sich abwen-den und beginnen, der Welt zu folgen. Josua richtete das Denkmal in der Mitte des Flusses auf (Jos 4,9). Es muss die Israeliten sehr befremdet haben, ihren Führer dies tun zu sehen. Wer außer Gott würde sie überhaupt sehen, die zwölf Steine, zu-sammengeworfen in einem Flussbett? Es wird uns nicht mitgeteilt, dass Gott Josua befohlen hätte, dieses zweite Denkmal aufzurichten, aber es ist wahrscheinlich, dass er es tat. Schließlich tadelte er ihn nicht dafür. Das Denkmal in Gilgal erinnerte die Juden daran, dass Gott den Jordan aufgehalten und das Volk sicher hinüber ins verheißene Land gebracht hatte. Sie hatten mit der Vergangenheit gebrochen und wollten nie wieder daran denken, zurückzukehren. Das Denkmal in der Tiefe des Flusses erinnerte sie, dass ihr altes Leben begraben war und dass sie nun »in Neuheit des Lebens wandeln« sollten (Röm 6,1-4). Wenn wir uns mit Josua 5 befassen, werden wir die geistliche Bedeutung erkennen, die die Aufrichtung dieses Denkmals und die Beschneidung der nächsten Generation für die heutigen Christen hat. Indessen würden die Eltern, wenn ihre Kinder nach der Bedeutung der zwölf Steine von Gilgal fragten, diesen das Wunder der Flussüber-querung erklären. Und sie würden hinzufügen: »Es gibt aber noch ein weiteres Denkmal in der Mitte des Flusses, wo die Priester mit der Bundeslade standen. Ihr könnt es nicht sehen, aber es ist da. Es erinnert uns daran, dass unser altes Leben begraben wurde, und wir müssen jetzt ein neues Leben im Gehorsam gegenüber dem Flerrn führen.« Die Kinder würden diese Tatsache im Glauben annehmen müssen, und wenn sie es taten, dann würde das einen großen Unterschied bewirken und die Art ihrer Beziehung zu Gott und zu seinem Willen in ihrem Leben verändern. Diese beiden Steinhaufen waren die ersten von mehreren Stein-denkmälern, die die Juden im Land errichteten. Im Gehorsam gegenüber den Anweisungen Moses errichteten sie auch die beiden »Steine des Segens und des Fluches« auf dem Berg Ebal und auf dem Berg Gari-zim (5Mo 27,1-8; Jos 8,30-35). Sie errichteten einen Steinhaufen über Achan und den Seinen (Jos 7,25-26). Und am Ende seines Lebens errichtete Josua einen »Steinzeugen« in Sichern (Jos 24,24-28; Ri 9,6). Die zweieinhalb Stämme, die östlich des Jordan geblieben waren, errichteten einen großen Altar um ihre Kinder daran zu erinnern, dass sie ein Teil des Volkes Israel waren, obwohl der Fluss sie von den anderen Stämmen trennte (Jos 22,1 Off). Es ist nichts Falsches an Denkmälern, vorausgesetzt, sie werden nicht zu religiösen Götzen, die unser Herz von Gott abziehen. Und weiter vorausgesetzt, sie binden uns nicht so stark an die Vergangenheit, dass sie uns davon ahhalten, Gott in der Gegenwart zu dienen. Die Verherrlichung der Vergangenheit ist eine sichere Möglichkeit, die Gegenwart zu versteinern und die Gemeinde ihrer Kraft zu berau- Josua 1-24 Ä ben. Die Folgegenerationen brauchen Denkmäler für das, was Gott in der Vergangenheit getan hat. Aber diese Denkmäler müssen auch ge-eignet sein, ihren Glauben zu stärken und sie enger an Gott zu binden. Gott führt uns heraus, um uns hereinzubringen (5Mo 6,23). Und er bringt uns herein, damit wir überwinden und unser Erbe in Jesus Christus in Anspruch nehmen. Weil Gottes Volk mit Christus in seinem Tod, seinem Begräbnis und seiner Auferstehung identifiziert wird (Röm 6; Gal 2,20), haben sie »Überwinderkraft«, und sind der Welt (Gal 6,14), dem Fleisch (Gal 5,24) oder dem Teufel (Joh 12,31) nicht ausgeliefert. In Jesus Christus sind wir Überwinder (1 Jo 5,3). Wenn Sie Ihr geistliches Erbe in Christus in Anspruch nehmen wollen, dann glauben Sie dem Wort des Glaubens und holen Sie sich nasse Füße! Gehen Sie im Glauben entschieden los, und Gott wird den Weg für Sie freimachen. Ergeben Sie sich dem Herrn und sterben Sie ihrem alten Leben (Röm 6), und der Herr wird Sie in das Land hineinbringen und Ihnen »Tage vom Himmel auf Erden« schenken (5Mo 11,21; Luther’12). Nun waren die Israeliten im Land, aber noch waren sie nicht bereit, sich dem Feind zu stellen. Das Volk und Josua bedurften noch einer weiteren geistlichen Vorbereitung. Fünf Josua 5 Vorbereitung auf den Sieg Das Volk Israel erreichte sicher das gegenüberliegende Ufer des Jordan. Der Übergang war ein großes Wunder, das den Menschen im Land eine gewaltige Botschaft mitteilte (Jos 5,1). Die Kanaaniter waren be-reits verängstigt (Jos 2,9-11), aber nun wurden sie durch ihre Befürchtungen völlig demoralisiert. Man erwartete nun, dass Josua unverzüglich das Heer mobilisieren und Jericho angreifen würde. Schließlich war sich das Volk Israel darüber einig, dem Herrn zu folgen, und die Furcht vor ihm hatte die Kraft der Bewohner des Landes gelähmt. Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, war dies der perfekte Zeitpunkt dafür, dass Josua handelte. Aber die Gedanken Gottes und seine Wege sind höher als die unseren (Jes 55,8-9). Josua bekam seine Befehle vom Herrn, nicht von militärischen Experten. Das Volk überquerte den Fluss am zehnten Tag des ersten Monats (Jos 4,19). Die in Josua 5 beschriebenen Ereignisse dauerten mindestens zehn Tage lang, und dann marschierte das Volk sechs weitere Tage um Jericho herum. Gott wartete mehr als zwei Wochen ab, ehe er seinem Volk den ersten Sieg im verheißenen Land schenkte. Gottes Volk muss vorbereitet werden, ehe es sich des Sieges sicher sein kann. Die triumphale Eroberung des Landes musste ein Sieg Gottes sein, nicht ein Sieg Israels oder Josuas. Es war weder der Sachverstand des israelitischen Heeres noch die Gefühlswelt der Feinde, was Israel den Sieg bringen würde, sondern die Gegenwart und der Segen des Herrn. Es waren drei Vorbereitungsschritte notwendig, ehe Gott seinem Volk den Sieg über die Völker im Land Kanaan schenken würde. Josua 1-24 1. Erneuerung des Bundes mit dem Herrn (Jos 5,1-9) Nach der triumphalen Überquerung des Jordan musste das Volk in Gib gal eine Marschpause einlegen, während sich die Männer einem schmerzhaften chirurgischen Eingriff unterzogen. Warum ordnete Gott zu diesem Zeitpunkt dieses Ritual an? Die Bundesbeziehung musste wiederhergestellt werden (Jos 5,2-7). Israel ist ein Bundesvolk, ein Privileg, das Gott keinem anderen Volk auf der Erde geschenkt hat (Röm 9,4-5). Gott machte seinen Bund mit Abraham, als er ihn aus Ur in Chaldäa herausrief (IMo 12,1-3), und er besiegelte diesen Bund mit einem Opfer (IMo 15). Gott setzte die Beschneidung zum Zeichen seines Bundes mit Abraham und seinen Nachkommen (IMo 17,9-14.23-27; man beachte besonders Vers 11). Auch andere Völker dieser Zeit praktizierten die Beschneidung; aber deren Ritual beinhaltete nicht die geistliche Bedeutung, die sie für die Israeliten hatte. Durch dieses Ritual wurden die Israeliten ein »gekennzeichnetes Volk«, denn sie gehörten dem wahren, lebendigen Gott. Das bedeutete, dass sie die Pflicht hatten, ihm zu gehorchen. Das Zeichen des Bundes erinnerte sie daran, dass ihr Leib dem Herrn gehörte und nicht zu sündhaften Zwecken benutzt werden durfte. Israel war von Völkern umgeben, die Götzen verehrten und in ihrer Anbetung sinnliche, entwürdigende Rituale durchführten. Das Zeichen des Bundes erinnerte die Israeliten daran, dass sie ein besonderes Volk waren; ein abgesondertes Volk und eine heilige Nation (2Mo 19,5-6). Und es erinnerte sie daran, dass sie in ihrer Ehe, ihrer Gesellschaft und ihrer Gottesver-ehrung die Reinheit bewahren mussten. Während der Jahre der Wüstenwanderung hatten sie die Beschnei-düng nicht praktiziert. Achtunddreißig Jahre zuvor hatten sie sich bei Kadesch Barnea geweigert, Gott zu glauben und in das Land zu ziehen (5Mo 2,14; 4Mo 13-14). Gott bestrafte das Volk, indem er es zur Wüs-tenwanderung zwang, bis die ganze ältere Generation mit Ausnahme von Kaleb und Josua gestorben war. Während dieser Zeit hatte Gott das Zeichen des Bundes an den männlichen Kindern nicht gefordert. Er wirkte Wunder für sie und stillte all ihre Bedürfnisse, auch wenn sie von Gott verworfen waren. Nun war die neue Generation jedoch in ihrem Erbteil angekom-men, und es war jetzt wichtig, dass sie ihre Bundesbeziehung mit dem Herrn erneuerte. Wenn Israel während seiner Wüstenreise zur Sünde versucht wurde (siehe 4Mo 25), wie viel mehr würden sie nun versucht werden, da sie im verheißenen Land lebten! Sie würden von Heiden-Völkern mit unsittlichen religiösen Praktiken umgeben sein, und versucht werden, sich auf Kompromisse mit ihren Feinden einzulassen. Es war genau dies, was spätere Generationen taten, weil sie die wahre Bedeutung der Beschneidung vergaßen. Diese Operation am Leib war ein Bild für eine geistliche Operation am Herzen. »So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr« (5Mo 10,16). Kein noch so großer chirurgischer Eingriff am Körper kann das Innere der Persönlichkeit verändern. Aber wenn wir bereuen und zu Gott umkehren, dann kann er unsere Herzen dahin verändern, dass wir ihn mehr lieben und ihm besser gehorchen (siehe Rom 2,25-29). Aber im Lauf der Jahre begannen die Juden, dem äußerlichen Zeichen des Bundes zu vertrauen und nicht dem Gott des Bundes, der sie zu einem heiligen Volk machen wollte. Sie meinten, solange sie Gottes Bundesvolk seien, könnten sie leben, wie es ihnen gefiel! Mose hatte sie vor dieser Sünde gewarnt (5Mo 30,6) und auch die Propheten taten dies (Jer 4,4). Als Johannes der Täufer sie zur Buße rief, sagten die geistlichen Führer der Juden: »Wir haben Abraham zum Vater« (Mt 3,9). Sie waren manchen Menschen von heute nicht unähnlich, die in dem sicheren Gefühl leben, errettet zu sein und in den Himmel zu kommen, weil sie getauft und konfirmiert sind und regelmäßig am Abendmahl teilnehmen. So gut solche religiösen Handlungen auch sein mögen, sie dürfen niemals zum Ersatz für den Glauben an Jesus Christus werden (siehe Röm 2,25-29). Der Glaube musste geprüft werden (Jos 5,8). Israel lagerte in feindlichem Gebiet nur wenige Kilometer von Jericho entfernt. Und nun gingen sie daran, jeden Mann im Volk - auch jeden Soldaten des Heeres - zeitweise kampfunfähig zu machen! Welch eine Gelegenheit für den Feind, anzugreifen und alle zu töten (siehe IMo 34). Josua und das ganze Volk brauchten großen Glauben, dem Herrn zu gehorchen. Aber Josua 1-24 3ttn< ihr Gehorsam gegenüber dem Gesetz war das Geheimnis ihres Erfolges (Jos 1,7-8). In ihrer Schwäche wurden sie stark gemacht, und durch Glauben und Geduld ererbten sie die Verheißungen (Hebr 6,12). Kurz nachdem Israel Ägypten verlassen hatte, prüfte Gott das Volk bei Meriba, und es versagte in dieser Prüfung (2Mo 17,1-7; Ps 95,8). Unmittelbar nachdem Israel das verheißene Land betreten hatte, prüfte Gott das Volk durch den Befehl, die Männer sollten sich beschneiden lassen, und es bestand diese Prüfung. Das Volk glaubte und gehorchte Gott, und diese Handlung bewies, dass sie seinen Befehlen gehorchen würden, wenn sie das Land durchzogen. Nachdem wir einen aufregenden Glaubenssieg errungen haben, lässt Gott es oftmals zu, dass wir geprüft werden. Abraham kam ins Land der Verheißung und wurde mit einer Hungersnot konfrontiert (IMo 12). Elia triumphierte über Baal und wurde mit dem Tode bedroht (lKö 18-19). Nach seiner Taufe im Jordan führte der Geist Jesus in die Wüste, um dort von Satan versucht zu werden (Mt 3,13— 4,11). Da große Siege auch großen Stolz hervorrufen können, lässt Gott es zu, dass wir geprüft werden, um uns daran zu erinnern, dass wir in seiner Abhängigkeit bleiben. Der schottische Prediger Andrew Bonar (1810-1892) pflegte zu sagen: »Lasst uns nach dem Sieg ebenso wachsam sein wie vor der Schlacht.« Ihre Schande musste weggenommen werden (Jos 5,9). Der Name Gilgal ist dem hebräischen Wort galal sehr ähnlich, das »rollen, wälzen« bedeutet. Aber was war »die Schande Ägyptens«? Manche meinen, es handle sich hier um die Schande, Sklaven in Ägypten gewesen zu sein, aber es war ja nicht Israels Fehler, dass sich der neue Pharao gegen sie gewandt hatte (2Mo l,8ff). Die Israeliten waren in Ägypten, weil der Herr sie dorthin befohlen hatte (IMo 46,1-4) und nicht, weil sie ungehorsam gewesen wären. Andere meinen, »die Schande Ägyptens« beziehe sich auf die Schmach des Volkes, Götzen angebetet zu haben, und zwar nicht nur in Ägypten (Hes 20,7-8; 23,3), sondern auch während der Wüsten-Wanderung (Am 5,25-26; Apg 7,42-43). Aber diese ältere Generation war nun gestorben, und den jüngeren Israeliten sollten gewiss nicht die Sünden ihrer Väter vorgeworfen werden. Darüber hinaus finde ich es äußerst schwierig, zwischen der Überquerung des Flusses, der Beschnei-düng der Männer und dem Götzendienst der Israeliten in Ägypten eine Beziehung zu erkennen. Ich meine, dass sich »die Schande Ägyptens« auf den Hohn und den Spott des Feindes bezieht, als Israel bei Kadesch Barnea versagte, Gott zu vertrauen und in das verheißene Land einzuziehen. Als Aaron am Sinai das goldene Kalb machte und das Volk das Gesetz Gottes brach, da drohte Gott, es zu zerstören und aus Mose ein neues Volk erstehen zu lassen. Aber Mose gab zu bedenken, dass Gott an Herrlichkeit verlieren würde, wenn er dies verwirklichte. Denn die Ägypter würden behaupten, Gott habe sie nur befreit, um sie dann zu töten (2Mo 32,1-12). Bei Kadesch Barnea wiederholte Mose seinen Einspruch, als Gott sagte, er wolle Israel vernichten (4Mo 14,11-14). Mose wollte nicht, dass die Ägypter verbreiteten, der Gott Israels könne nicht vollenden, was er begonnen habe. Israels Sünde bei Kadesch Barnea war eine Schande für das Volk, aber nun war all das Vergangenheit. Sie waren nun tatsächlich im verheißenen Land! Sie hatten das Land östlich des Jordan erobert, und ihre Brüder waren bereits dabei, es in Besitz zu nehmen (4Mo 32). Sie hatten den Jordan überquert und waren bereit zur Eroberung. Es spielte keine Rolle, was Ägypter und andere Völker jemals über Israels Sünde bei Kadesch Barnea gesagt hatten - diese Schande war nun vollständig abgewaschen. Jeder Mann trug an seinem Leib das Zeichen, das ihn daran erinnerte, Gott zu gehören. Er war ein Sohn des Bundes, und er sollte das Land erobern und besitzen. Sie mussten befähigt werden, das Passah zu essen (2Mo 12,43-44-48). Kein Mann konnte aktiv am jährlichen Passahfest teilnehmen, wenn er nicht beschnitten und ein wahrer Sohn des Bundes war. Ich werde später noch mehr über die große Passahfeier ausführen. Einige wichtige geistliche Wahrheiten mussten deutlich gemacht werden. Alttestamentliche Ereignisse sind oft Bilder neutestamentlicher Lehren (Röm 15,4; IKor 10,11). Israels Auszug aus Ägypten ist ein Bild für die Befreiung des Sünders aus der Knechtschaft der Sünde durch den Glauben an Jesus Christus (Joh 1,29; IKor 5,7; Gal 1,4). Israels Jor-danüberquerung ist ein Bild dafür, dass der Gläubige sich selbst stirbt Josua 1-24 und im Glauben seine Erbschaft antritt. Diese Wahrheit wird in Hebräer 1-6 erläutert, besonders in den Kapiteln 3 und 4- Gott will nicht, dass wir in der Wüste des Unglaubens wandeln. Er möchte, dass wir unser Erbe im Glauben in Besitz nehmen, unsere Feinde überwin-den und uns der geistlichen »Ruhe« erfreuen, die er denen bereitet hat, die im Glauben wandeln. Weil der Heilige Geist alle Gläubigen in den Leib Christi hinein-tauft (IKor 12,13), werden alle Gläubigen mit Christus in seinem Tod, seinem Begräbnis, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt identifiziert (Rom 6,1-10; Eph 2,1-10). Diese Wahrheit wird durch Israels Flussüberquerung abgebildet. Wir sind durch Stellvertretung von der Strafe der Sünde befreit: Christus starb für uns (Röm 5,8). Aber aufgrund der Identifikation sind wir von der Macht der Sünde befreit: Wir sind mit Christus gestorben (Gal 2,20). Wir müssen glauben, dass wahr ist, was Gott sagt, und uns selbst der Sünde für tot halten, aber lebend in Christus (Röm 6,11-23). Wir haben den Fluss überquert! Viele Gelehrte des Neuen Testaments glauben, dass die apostolische Gemeinde die Taufe durch Untertauchen praktiziert hat. Der Täufling wurde im Wasser untergetaucht und dann wieder aufgerich-tet, um die Identifikation des Gläubigen mit Christus in seinem Tod, seinem Begräbnis und seiner Auferstehung abzubilden. Israel stellte diese Wahrheit beim Durchqueren des Roten Meeres (abgesondert vom alten Leben) und beim Überqueren des Jordan (Eintritt in die neue Erbschaft) dar. Wir sind mit Christus auch in seiner Beschneidung identifiziert worden. »In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mitauferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat« (Kol 2,11-12). Die christliche Beschneidung ist eine andere als die der Israeliten. Bei ihnen gab es einen äußerlichen chirurgischen Eingriff; Gläubige aber erhalten eine innere »geistliche Operation« an ihrem Herzen. Die Operation der Israeliten betrifft nur einen Teil des Körpers, während beim Gläubigen der ganze »Leib der Sünde« (Röm 6,6; siehe Kol 2,11) weggeschnitten wird. Wenn man diese Tatsache akzeptiert und anerkennt, hat man Sieg über die Sünden des Fleisches, die einen zu versklaven suchen. »Glaube an die wirksame Kraft Gottes« (Kol 2,12) verleiht Überwinder-kraft. ln der frühen Kirche gab es falsche Lehrer, die sagten, die Hei-denchristen müssten beschnitten werden und dem Gesetz Moses gehorchen, sonst könnten sie nicht errettet werden (Apg 15). Sie fügten menschliche Werke zur Gnade Gottes hinzu (Eph 2,8-10; Gal 5,1). Paulus nannte diese falschen Lehrer »Hunde« (so bezeichnen manche Juden die Heiden) und bezeichnete die Beschneidung als »Zerschneu düng« (im Sinne von »Verstümmelung«). Er bekräftigte, dass christliche Gläubige die wahre Beschneidung seien (Phil 3,1-3). Kinder Gottes haben in Christus eine innere »geistliche Operation« erlebt, die ihnen ein neues Herz und ein neues Verlangen gebracht hat (2Kor 5,17; Eph 4,24; Kol 3,10; siehe Hes 11,19; 36,26). Gerade so, wie sich die jüdischen Männer bei Gilgal dem Willen Gottes unterwerfen mussten, so müssen sich heute die Gläubigen dem Heiligen Geist unterordnen. Sie müssen zulassen, dass er in ihrer persönlichen Erfahrung die Tatsache festmacht, dass Gott in seinem Wort wahrhaftig ist. Es muss unsere Gewohnheit werden, dass wir uns der Sünde für tot halten (Rom 6,11 ff). 2. Rückbesinnung auf die Güte des Herrn (Jos 5,10-12) »Ich vergesse, tvas dahinten ist« (Phil 3,13) ist ein weiser Rat für alle Lebensbereiche, aber es gibt doch einige Dinge, die wir niemals vergessen dürfen, ln seiner Abschiedsrede an das Volk gebot Mose den Israeliten zum wiederholten Mal die Erinnerung daran, dass sie in Ägypten Sklaven gewesen waren und dass der Herr sie befreit und zu seinem eigenen Volk gemacht hatte (5Mo 6,15; 15,15; 16,12; 24,18.22). Diese große Wahrheit wurde in ihrem jährlichen Passahfest verkörpert. Sie durften niemals vergessen, dass sie ein erlöstes Volk waren; befreit durch das Blut des Lammes. Vierzig Jahre zuvor hatte Israel das Passah in der Nacht vor seiner Josua 1—24 Ä Befreiung aus Ägypten gefeiert (2Mo 11-14). Sie feierten auch am Sinai das Passah, bevor sie nach Kadesch Barnea aufbrachen (4Mo 9,1-14). Es gibt aber keinen Beweis dafür, dass sie während der Jahre der Wüstenwanderung irgendwann einmal an das Passah gedacht hätten. Die Tatsache, dass die neue Generation nicht beschnitten war, hinderte sie an der Teilnahme. Und Gott hatte die Generation verworfen, die bei Kadesch Barnea rebelliert hatte. Dieser eine Akt des Unglaubens war Israel teuer zu stehen gekommen. Der Tod Jesu Christi findet im Schlachten des Passahlamms seine Darstellung (IKor 5,7), und seine Auferstehung sehen wir im Webopfer, das einen Tag nach dem Sabbat dargebracht wurde, der auf das Pas-sahfest folgt (3Mo 23,10-14; IKor 15,23). Der Tag nach dem Sabbat würde der erste Tag der Woche sein, der Tag des Herrn, der Tag der Auferstehung Christi (Mt 28,1). Hier sehen wir wieder das Bild von Tod und Auferstehung - für uns bedeutet es Leben und Sieg (Röm 6,4)• Dem Passah folgte das Fest der ungesäuerten Brote, bei dem die Israeliten eine Woche lang auf Sauerteig (Hefe) verzichteten und ungesäuertes Brot aßen (2Mo 12,15.18-20). Als Israel in Kanaan einzog, war gerade die Zeit der Gerstenernte; Getreide stand also zur Verfügung. Zweifellos hatten die Bewohner der Region Korn auf den Feldern zurückgelassen, als sie nach Jericho in die Stadt geflohen waren; dieses Korn war also verfügbar. Der Herr bereitete seinem Volk einen Tisch im Angesicht seiner Feinde (Ps 23,5), und Israel brauchte nichts zu fürchten. Am Tag nach dem Passah hörte das Manna auf, und so endete ein vierzigjähriges Wunder (2Mo 16). Das Passah erinnerte die Israeliten an ihre Erlösung aus Ägypten; das Manna aber erinnerte sie an ihren Wunsch, nach Ägypten zurückzukehren! »Wären wir doch durch die Hand des Herrn im Land Ägypten gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen, als wir Brot aßen bis zur Sättigung« (2Mo 16,3). Gott sandte seinem Volk das »Himmelsgetreide«, die Nahrung der Engel (Ps 78,23-25). Und doch gelüstete es die Israeliten immer noch nach den Fleischtöpfen Ägyptens (4Mo 11,4-9). Gott brachte sein Volk mit Leichtigkeit aus Ägypten heraus. Aber es war sehr schwer für ihn, Ägypten aus seinem Volk herauszubringen. Zu viele bekennende Christen widersprechen ihrem Bekenntnis, indem sie das Verlangen nach Dingen an den Tag legen, die zu ihrem früheren Leben gehören. »Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, mos droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist« (Kol 3,1-2). Um die Bildersprache Josuas zu gebrauchen: »Du hast den Fluss überquert und bist nun in dein Erbe eingetreten. Schau nicht zurück und gelüste nicht nach den Dingen Ägyptens oder der Wüste. Lass dich von Gott mit der Ernte versorgen und zufriedenstellen, die du in deinem Erbe vorfindest.« Die Ernte bietet ein weiteres Bild von Tod und Auferstehung. Der Same wird in die Erde gelegt und stirbt, aber aus diesem Tod erwachsen Schönheit und Fruchtbarkeit. Jesus wendet das Bild des Manna (Joh 6,26-59) und das Bild der Ernte (Joh 12,20-28) auf sich selbst an, denn er ist die Nahrung, auf die wir uns stützen müssen. 3. Erneute Versicherung der Gegenwart des Herrn (Jos 5,13-15) Josua hatte im Buch des Gesetzes gelesen, was Mose zum Herrn gesagt hatte, nachdem Israel um das goldene Kalb getanzt war: »Wenn dein Angesicht nicht mitgeht, dann führe uns nicht von hier hinauf« (2Mo 33,15). Der Herr hatte versprochen, mit Josua zu sein, wie er mit Mose gewesen war (Jos 1,5). Und nun bekräftigte er dieses Versprechen auf persönliche Art. Wie schon sein Vorgänger weigerte sich Josua, auch nur einen einzigen Schritt zu gehen, ohne sicher zu sein, dass der Herr mit ihm war. Dieser Abschnitt berichtet von einer der vorgeburtlichen Erscheinungen des Herrn Jesus Christus, von denen im Alten Testament mehrere berichtet werden. Zu dem Pilger Abraham kam der Herr als Reisender, um ein freundschaftliches Mahl mit ihm zu halten (IMo 18,1-8). Zu dem Ränkeschmied Jakob kam er als Ringer, um ihn auf den Pfad der Demut zurückzuführen (IMo 32,24-32). Die drei hebräischen Jünglinge trafen ihn als ihren Gefährten im Feuerofen (Dan 3,25), und Josua begegnete er als Hauptmann der Heere des Herrn. Unser Herr Josua 1-24 ttirk kommt stets zu uns, wenn wir ihn brauchen, und zwar auf genau die Art, wie wir es brauchen. Es muss eine große Ermutigung für Josua gewesen sein festzustellen, dass er nicht allein war. Es gibt in der Führerschaft eine Einsamkeit, die sehr beunruhigend und bedrückend sein kann, wenn man merkt, wie stark die eigenen Entscheidungen das Leben anderer beeinflussen. »Präsident der Vereinigten Staaten zu sein heißt, einsam zu sein«, sagte Harry Truman, »und besonders einsam in Zeiten großer Entscheidungen.« Josua muss etwas von dieser Einsamkeit gespürt haben. Gott hatte versprochen, mit Josua zu sein (Jos 1,5.9), und das Volk hatte gebetet, dass der Herr mit ihm sei (Jos 1,16-17). Der Feind wusste, dass Gott mit Israel war (Jos 2,8ff), und Josua hatte sein Volk mit diesem Versprechen ermutigt (Jos 3,9ff). Nun erlebte Josua die Realität dieser Verheißung! Der Herr begegnete ihm als Hauptmann der Heere des Herrn im Himmel und auf der Erde. »Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Festung ist uns der Gott Jakobs« (Ps 46,8.12). Josua sah sich an das Lied erinnert, das Israel am Roten Meer gesungen hatte: »Der Herr ist ein Kriegsheld, Jahwe sein Name« (2Mo 15,3). Mir gefällt der Mut Josuas, als er sich diesem Fremden gegenübersah, denn er wollte wissen, auf welcher Seite er stand. Bei Josua gab es keine Kompromisse: Man war entweder für den Herrn und sein Volk oder gegen sie (Mt 12,30; Lk 11,23). Als Josua klar wurde, dass sein Besucher der Herr war, fiel er anbetend auf die Knie und erwartete seine Befehle. Im christlichen Dienst werden große öffentliche Siege im Geheimen errungen, wenn sich Führer dem Herrn unterordnen und ihre Anweisungen von ihm empfangen. Es ist zweifelhaft, ob irgendjemand im Lager Israels vom Zusammentreffen ihres Führers mit dem Herrn wusste, aber dieses Zusammentreffen machte den Unterschied von Sieg oder Niederlage auf dem Schlachtfeld aus. Der chinesische Bibellehrer Watchman Nee schrieb: »Er kann seinen Platz als Herr nicht einnehmen, solange wir nicht den unseren als Diener eingenommen haben.« Josua sah sich erinnert, dass er der Zweithöchste in der Kommandostruktur war. Jeder Vater und jede Mutter, jeder Pastor und jeder christ- liehe Leiter nimmt den zweiten Platz in der Kommandostruktur nach dem Herrn Jesus Christus ein, und wenn wir diese Tatsache außer Acht lassen, dann führt unser Start sofort in die Niederlage und ins Versa-gen. Der Herr kam an diesem Tag zu Josua; nicht nur um zu helfen, sondern um zu führen. »Ohne mich könnt ihr nichts tun« (Joh 15,5). Josua war ein erfahrener Soldat, den Mose in der Führung ausgebildet hatte. Doch das war noch keine Erfolgsgarantie. Er brauchte die Gegenwart Gottes des Herrn. Der erste Befehl des Herrn an Josua offenbarte diesem, dass er auf heiligem Boden stand. Das erinnert uns an Gottes Worte zu Mose beim brennenden Dornbusch (2Mo 3,5). Josua stand in heidnischem Territorium, aber weil Gott mit ihm war, stand er auf heiligem Boden. Wenn wir dem Willen Gottes gehorchen, dann spielt es keine Rolle, wohin er uns führt - wir stehen auf heiligem Boden, und dementsprechend soll-ten wir lieber unser Verhalten einrichten. Wenn wir im Dienst des Herrn stehen, dann gibt es nicht so etwas wie »weltlich« oder »heilig«, »gemein« oder »geweiht«. »Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes« (IKor 10,31). Der hier wiedergegebene Ablauf ist bemerkenswert: Zuerst demütige Verehrung, dann heiliger Wandel und schließlich heiliger Krieg. Das gleicht den »geistlichen Stellungen«, die wir im Brief an die Epheser finden. Zuerst beugte Josua seine Knie (Eph 3,14), dann unterwarf er sich zu einem heiligen Leben (Eph 4,1-17; 5,2.8.15) und schließlich zog er aus, um den Feind in der Kraft des Herrn zu schlagen (Eph 6,1 Off). Wie Josua haben wir unser Erbteil bereits erhalten (beschrieben in Eph 1-2), und wir müssen den Feind überwinden, um es für uns selbst in Besitz zu nehmen und uns daran zu erfreuen. Als Josua den Herrn traf, wurde ihm klar, dass es die Schlacht des Herrn war und dass er den Feind bereits überwunden hatte. Alles, was Josua tun musste, war, auf Gottes Wort zu hören und seine Anweisungen zu befolgen, und Gott würde alles weitere erledigen. Gott hatte Jericho bereits in die Hand Israels gegeben (Jos 6,2). Alles, was sie tun mussten, war, im Glauben voranzugehen und den Sieg in Anspruch zu nehmen, indem sie dem Herrn gehorchten. Beim Zusammentreffen mit einer kleinen Gruppe von Missionaren Josua 1-24 staffc in China erinnerte sie James Hudson Taylor, der Gründer der China-Inlandmission (jetzt: Überseeische Missionsgemeinschaft) daran, dass das Werk Gottes auf dreierlei Weise getan werden konnte: »Eine Weise besteht darin, die besten Pläne zu machen, die uns möglich sind, und sie nach besten Fähigkeiten auszuführen ... oder, nachdem wir unsere Pläne sorgfältig ausgearbeitet und festgelegt haben, sie auszuführen, könnten wir Gott bitten, uns zu helfen und uns bei ihrer Ausführung zu segnen ... Doch noch eine andere Arbeitsweise besteht darin, mit Gott zu beginnen - seine Pläne zu erbitten und uns selbst ihm anzubieten, seine Ziele zu verwirklichen.«1 Josua folgte der dritten Möglichkeit, und dafür segnete der Herr ihn. Die Hauptlehre, die wir aus Josua 5 entnehmen können, besteht darin, dass wir ein geistlich vorbereitetes Volk sein müssen, wenn wir ausziehen, um erfolgreich das Werk des Herrn zu tun und seinen Namen zu verherrlichen. Anstatt kopflos in die Schlacht zu eilen, müssen wir uns »Zeit nehmen, heilig zu werden«. In einem Brief an den mit ihm befreundeten Missionar Reverend Daniel Edwards schrieb der schottische Prediger Robert Murray McCheyne: »Halte im Gedächtnis, dass du Gottes Schwert bist - sein Werkzeug; ich glaube, ein ausgewähltes Gefäß für ihn, um seinen Namen zu tragen. Der Erfolg wird in hohem Maße von der Reinheit und Vollkommenheit des Werkzeugs abhängen. Gott segnet nicht so sehr große Begabungen als vielmehr große Ähnlichkeit mit Jesus. Ein heiliger Diener ist in der Hand Gottes eine furchteinflößende Waffe.«2 Dieser Brief wurde im Jahr 1840 geschrieben, aber seine Mahnungen wenden sich an Gläubige heute. Wir alle sind seine Diener, seine Sklaven, und wir wollen heilige Werkzeuge sein, damit er uns erfolgreich gebrauchen kann. Sechs Josua 6 Die Eroberung beginnt »Man ist nur ein unzulänglicher Streiter Christi, wenn man meint, ohne Kampf überwinden zu können, und denkt, man könne die Krone ohne zu kämpfen erringen.« Das hat der mutige syrische Prediger und Märtyrer Johannes Chry-sostomos (347-407) gesagt, und er hatte Recht. Das Christenleben bedeutet Herausforderung und Konflikt; ob uns das gefällt oder nicht. Unsere Feinde führen unablässig Krieg gegen uns und versuchen, uns davon abzuhalten, unser Erbe in Jesus Christus anzutreten. Die Welt, das Fleisch und der Teufel (Eph 2,1-3) haben sich gegen Christus und gegen sein Volk verschworen, gerade so, wie sich auch die Völker Kanaans gegen Josua und das Volk Israel einig waren. Leider sind inzwischen viele »kämpferische« Lieder aus den Gesangbüchern herausgenommen worden; anscheinend deshalb, weil der Gedanke an Krieg und Kampf die Menschen beunruhigt und den Worten und Werken Jesu Christi zu widersprechen scheint. Aber diese eifrigen Herausgeber mit ihren Zensurscheren scheinen vergessen zu haben, dass das Hauptthema der Bibel Gottes heiliger Krieg gegen Satan und Sünde ist. In 1. Mose 3,15 erklärt Gott Satan den Krieg, und eines Tages wird er den Sieg ausrufen, wenn Jesus als Eroberer kommt, um sein Reich aufzurichten (Offb 19,11-21). Wenn man dem chrisdichen Glauben seine kämpferische Seite nehmen will, muss man sich vom Kreuz abwenden, denn am Kreuz errang Jesus den Sieg über Satan und über die Sünde (Kol 2,13-15). Ein Pastor nahm an einer Gerichtsverhandlung teil, um gegen den Bau einer Wirtschaft in unmittelbarer Nähe seiner Gemeinde und der dazu gehörenden Schule zu protestieren. Der Rechtsanwalt des Gast-Stättenbesitzers sagte zu ihm: »Ich bin überrascht, Sie heute hier zu Josua 1-24 sßm sehen, Reverend. Sollten Sie als Hirte nicht draußen sein und Ihre Schafe hüten?« Der Pastor erwiderte: »Heute kämpfe ich mit dem Wolf!« Zu viele Christen betonen gefühlsduselig »Frieden und guten Willen« und ignorieren die geistliche Schlacht gegen die Sünde. Das bedeutet aber, dass sie den Sieg bereits verloren haben und nur noch für den Feind arbeiten. Wir dürfen niemals Paulus’ Warnung vor den grausamen Wölfen vergessen, die willens sind, die Herde zu vernichten (APg 20,28-29). Der Kampf des Christen ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern er richtet sich gegen Feinde in der Geisteswelt (Eph 6,10-18); und die Waffen, die wir benutzen, sind geistlich (2Kor 10,3-6). Satan und seine dämonischen Heere benutzen Menschen, um sich der Gemeinde Gottes zu widersetzen und sie anzugreifen, und wenn wir nicht unseren Platz bei Christus einnehmen, dann haben wir die Schlacht bereits verlo-ren. Im Heer Jesu Christi kann es keine Neutralität geben. »Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich«, sagte Jesus, und er sprach diese Worte im Zusammenhang mit geistlichem Kampf (Mt 12,24-30). Da der Apostel Paulus oftmals Bilder aus dem Kriegswesen gebrauchte, um das Chris-tenleben zu beschreiben, dürfen wir dieses Thema nicht ignorieren (Eph 6,1 Off; 2Tim 2,1-4; Röm 13,12; IThes 5,8). Israels Sieg über Jericho illustriert drei Prinzipien der geistlichen Auseinandersetzung und des Sieges im Kampf, die auch auf unser heutiges Leben anwendbar sind - ungeachtet dessen, welche Herausforderungen zu bestehen wir berufen sein mögen. 1. Bevor es in den Kampf geht: Daran denken, dass man aus dem Sieg heraus kämpft, nicht um den Sieg (Jos 6,1-5) Der christliche Soldat steht garantiert auf Siegesboden, weil Jesus Christus bereits jeden geistigen Feind besiegt hat (Joh 12,31). Jesus bezwang Satan nicht nur in der Wüste (Mt 4,1-11), sondern auch während seines irdischen Dienstes (Mt 12,22-29), am Kreuz (Kol 2,13-15) und durch seine Auferstehung und Himmelfahrt (Eph 1,19-23). Indem er im Himmel für sein Volk eintritt, hilft er uns zu reifen und seinen Willen zu erfüllen (Hebr 13,20-21). »Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?« (Rom 8,31; Luther’12). Bedenken Sie, was der Sieg Josuas beinhaltete: Die Furcht des Herrn (Jos 6,1). Das Land Kanaan war unter einer Reihe von »Stadtstaaten« verteilt, die jeweils von einem König beherrscht wurden (siehe Jos 12,9-24). Diese Städte waren nicht sehr groß; Ai war kleiner als Jericho (Jos 7,2-3) und hatte etwa 12.000 Einwohner (Jos 8,25). Ausgrabungen hei Jericho belegen, dass sich die Stadt über eine Fläche von etwa drei bis vier Hektar erstreckte und von einer doppelten Mauer mit rund fünf Metern Zwischenraum umgeben war, die die Stadt schützte. Es war die Sichtung von Städten wie Jericho, die zehn der jüdischen Kundschafter überzeugte, dass Israel das Land niemals würde erobern können (4Mo 13,28). Aber die Nachricht von Israels Auszug aus Ägypten und seinen jüngsten Siegen östlich des Jordan hatten sich bereits in Kanaan verbreitet und die Bevölkerung in Panik versetzt (Jos 2,9-11; siehe 5Mo 2,25; 7,23; 11,25; 32,30). »Meinen Schrecken werde ich vor dir hersen-den«, hatte Gott versprochen, »und alle Völker, zu denen du kommst, in Verwirrung bringen, und ich werde dir den Rücken all deiner Feinde zukeh' ren« (2Mo 23,27). Man hat gesagt, Maria, die Königin von Schottland, habe John Knox’ Gebete mehr gefürchtet als irgendein feindliches Heer. Fürchtet denn die heutige Gesellschaft, was Gottes Volk tun kann? Vermutlich nicht, und zwar hauptsächlich deshalb, weil die Gemeinde nicht viel dazu beigetragen hat, einer zweiflerischen Welt die Macht Gottes vor Augen zu führen. Die Gemeinde ist längst nicht mehr »furchterregend wie Kriegsscharen« (Hl 6,4-10). In Wirklichkeit ist sie der Welt so ähnlich geworden, dass diese nur wenig Notiz von dem nimmt, was wir tun. Wir ahmen die Methoden der Welt nach; wir befriedigen die Gelüste der Welt, wir werben um den Beifall der Welt, und wir messen das, was wir tun, an den Maßstäben der Welt. Ist es da ein Wunder, dass die Welt uns keinen Respekt entgegenbringt? Nicht so aber bei Josua und bei Israel! Das war ein siegreiches Volk, das sich auf keine Kompromisse mit dem Feind einließ, sondern auf Josua 1-24 stärfc Gott vertraute, dass er den Sieg schenkte. Israel befand sich auf einem Siegeszug, der die Furcht Gottes ins Herz des Feindes senkte. Die Verheißung des Herrn (Jos 6,2). Es ist möglich, dass der Herr diese Worte zu Josua sagte, als er ihm bei Jericho gegenüberstand (Jos 5,13-15). Die Zeitform des Verbs ist dabei sehr wichtig: »Ich habe Jericho ... in deine Hand gegeben« (Jos 6,2, Hervorhebung durch den Autor). Der Sieg war bereits errungen! Josua und sein Volk mussten nur noch tun, was die Verheißung forderte, und dem Herrn gehorchen. Siegreiche Christen sind Menschen, die die Verheißungen Gottes kennen, weil sie Zeit mit Nachsinnen über Gottes Wort verbringen (Jos 1,8). Sie glauben Gottes Verheißungen, weil das Wort Gottes in ihrem Herzen Glauben hervorbringt (Röm 10,17); und sie rechnen mit diesen Verheißungen und gehorchen dem, was Gott ihnen zu tun aufträgt. »Mit etwas zu rechnen« bedeutet, dass man für das eigene Leben etwas als gegeben annimmt, was Gott in seinem Wort darüber gesagt hat. »Seid guten Mutes«, sagte Jesus zu seinen Jüngern, »ich habe die Welt überwunden« (Joh 16,33). »Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt« (Gal 5,24). »Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden« (Joh 12,31). Christus hat die Welt besiegt, das Fleisch und den Teufel, und wenn wir mit dieser Wahrheit rechnen, dann können wir durch ihn siegen. Es ist allerdings möglich, einer Verheißung zu glauben und dennoch nicht mit ihr zu rechnen und dem Herrn nicht zu gehorchen. Einer Verheißung zu glauben, ist, wie einen Scheck anzu-nehmen; mit ihr zu rechnen aber ist, wie den Scheck einzulösen. Die Anweisungen des Herrn (Jos 6,3-5). Francis A. Schaeffer schrieb: »Josua nahm die Stadt nicht bloß durch eine menschlich kluge, militärische Taktik ein. Es war vielmehr die Strategie des Herrn.«1 Für den Herrn ist keine Situation zu schwierig, und kein Problem ist für ihn unlösbar. Als er mehr als fünftausend hungrige Menschen vor sich sah, fragte Jesus den Philippus: »Woher sollen wir Brote kaufen, dass diese essen?« Dann fügt Johannes hinzu: »Dies sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er selbst wusste, was er tun wollte« (Joh 6,5-6). Gott weiß stets, was er tun will. Unsere Verantwortung besteht darin, darauf zu warten, dass er uns alles sagt, was wir wissen müssen, und ihm dann zu gehorchen. Am Ende des letzten Kapitels zitierte ich J. Hudson Taylors Worte über drei verschiedene Arten, dem Herrn zu dienen: 1. die besten Pläne machen, die uns möglich sind, und hoffen, sie zum Erfolg zu führen; 2. unsere eigenen Pläne machen und Gott bitten, sie zu segnen; 3. Gottes Pläne erfragen und dann zu tun, was er uns zu tun aufträgt. Josua nahm seine Befehle von dem Herrn entgegen, und darum hatte Israel Erfolg. Gottes Plan zur Einnahme Jerichos war scheinbar töricht, aber er funktionierte. Gottes Weisheit ist weit über der unseren (Jes 55,8-9), und er hat Freude daran, Menschen und Pläne zum Einsatz zu bringen, die der Welt töricht scheinen (IKor 1,26-29). Egal, ob Josua mit den Posaunen, Gideon mit Fackeln und zerschmetterten Krügen (Ri 7) oder David mit seiner Steinschleuder (lSam 17) die handelnden Figuren sind - Gott erfreut sich daran, seine Feinde mit Schwäche und scheinbarer Torheit zu besiegen und seinen Namen zu verherrlichen. »Denn des Herrn Augen durchlaufen die ganze Erde, um denen treu beizu-stehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist« (2Chr 16,9). Gottes Anweisung lautete, dass alle bewaffneten Männer sechs Tage lang einmal täglich um Jericho herumziehen sollten - gefolgt von sieben Priestern, von denen jeder eine Posaune blies. Hinter diesen sollten Priester die Bundeslade um die Stadt tragen, und Kriegsleute sollten die Prozession beschließen. Das einzige Geräusch, das sie von sich geben durften, war der Schall der Posaunen. Am siebten Tag sollte die Prozession siebenmal um die Stadt ziehen, die Priester sollten einen langen Posaunenstoß erklingen lassen, und dann sollten alle, die um die Stadt herumzogen, ein lautes Geschrei von sich geben. Dann würde Gott die Mauern in sich Zusammenstürzen lassen, damit die Soldaten leicht in die Stadt eindringen konnten. Bei diesem Plan lag die Betonung auf der Zahl sieben: sieben Priester, sieben Posaunen, sieben Tage lang die Stadt umrunden und sieben Umrundungen der Stadt am siebten Tag. Die Zahl sieben ist eindeutig in das Leben Israels eingeschrieben: Der Sabbat wird am siebten Tag der Woche gefeiert, sieben Wochen nach dem Passah feiert man Pfingsten, das siebte Jahr ist das Sabbatjahr, und nach neunundvierzig Jahren (siebenmal sieben) kommt das Jobeljahr. Drei der Feste Israels fallen in Josua 1-24 stim den siebten Monat - das Posaunenfest, der Versöhnungstag und das Laubhüttenfest (zu Einzelheiten dieses bemerkenswerten Kalenders siehe 3. Mose 23). ln der biblischen Zahlenlehre steht die Zahl sieben für Vollständigkeit oder Vollkommenheit. Das hebräische Wort, das in unseren Bibel-ausgaben mit »sieben« übersetzt wird (shevali), kommt aus einer Wurzel, die »voll sein«, »zufriedengestellt sein« bedeutet. Als Gott sein Schöpfungswerk abschloss, ruhte er am siebten Tag und heiligte ihn (IMo 2,3). Das half, der Zahl sieben ihre geheiligte Bedeutung zu geben. Die Israeliten sahen, dass es sieben Verheißungen in Gottes Bündnis mit Abraham gab (IMo 12,1-3), und dass der Leuchter in der Stiftshütte sieben Arme hatte (2Mo 37,17-24). Alles, was die Zahl sieben enthielt, war ihnen besonders heilig. Es redete von der Fähigkeit Gottes, zu Ende zu führen, was er begonnen hatte. Die Juden gebrauchten zwei unterschiedliche Arten von Posaunen, solche aus Silber und solche aus Widderhömern. Die silbernen Posaunen wurden von den Priestern besonders gebraucht, um das Lager zu alarmieren, wenn sich irgendetwas Wichtiges ereignete (4Mo 10). Die Widderhörner wurden in erster Linie zeremoniell gebraucht. Das gebräuchliche hebräische Wort für »Posaune« lautet schofar, für »Wid-derhorn« ist es jobel mit derselben Wurzel, die auch das Jobeljahr benennt. Dieses »Jobeljahr« war das fünfzigste Jahr nach sieben Sabbatjahren, und es war eine besondere Festzeit in Israel (3Mo 25; 27,17-24). Die Priester bliesen die Widderhörner, um »im Land Freilassung für all seine Bewohner aus[zn]rufen« (3Mo 25,10). Die Priester benutzten bei diesem Ereignis hier nicht die silbernen Posaunen, weil Israel Jericho nicht den Krieg erklärte, denn es gab keinen Krieg! Die Israeliten kündigten vielmehr das bevorstehende »Jobel-jahr« für Israel in seinem neuen Land an. Das Volk Gottes kann heute in triumphaler Prozession voranziehen, weil Jesus Christus den Sieg über alle Feinde Gottes errungen hat (Röm 8,37; 2Kor 2,14; Kol 2,15). Wir sollten leben wie Sieger, nicht wie Besiegte. »Die Mauer der Stadt wird Zusammenstürzen!« (Jos 6,5), so lautete Gottes Verheißung, und seine Verheißungen erfüllen sich immer (Jos 21,45; 23,14). Gottes Volk kämpfte nicht bloß um den Sieg, sondern es kämpfte aus dem Sieg heraus, weil der Herr die Schlacht bereits gewonnen hatte. Wenn man mit Gottes Verheißungen rechnet und dem gehorcht, was er zu tun aufträgt, dann wird man siegen. 2. Während man im Kampf steht: Daran denken, dass man den Feind durch Glauben überwindet (Jos 6,6-16.20) »Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos, nachdem sie sieben Tage umzo-gen waren« (Hebr 11,30). » Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube« (ljo 5,4). Zu glauben heißt nicht, Vertrauen statt Beweis, denn das Volk Israel hat ein ums andere Mal bewiesen bekommen, dass man Gottes Wort und seiner Kraft vertrauen kann. Der Herr hatte das Rote Meer geteilt, das ägyptische Heer vernichtet, in der Wüste für sein Volk gesorgt, große Könige bezwungen, dem Volk Israel sein Land gegeben, den Jordan aufgehalten und sein Volk sicher ins verheißene Land gebracht. Wie hätten sie etwas anderes tun können, als ihm zu glauben! Zuerst teilte Josua den Priestern den Plan des Herrn mit. Es war wichtig, dass die Lade des Herrn am richtigen Platz geführt wurde, denn sie repräsentierte die Gegenwart des Herrn bei seinem Volk. Im Zusammenhang mit Israels Überquerung des Jordan erwähnt der Bericht die Bundeslade sechzehn Mal (Jos 3-4), und hier, in Josua 6,6-15, wird die Lade acht Mal erwähnt.2 Israel konnte sich in Marsch setzen, und die Priester konnten die Posaunen blasen, bis sie alle vor Ermattung zu Boden sinken würden - wenn der Herr nicht mit ihnen war, würde es keinen Sieg geben. Wenn wir Gottes Plan annehmen, dann laden wir Gottes Gegenwart zu uns ein, und das garantiert uns den Sieg (siehe 2Mo 33,12-17). Dann instruierte Josua seine Soldaten. Vermutlich beteiligte er nicht das ganze Heer an diesem wichtigen Ereignis, denn das hätte viel zu viele Menschen betroffen. Nach der Musterung von 4. Mose 26 gab es mehr als 600.000 wehrfähige Männer. Wie lange würde es dauern, so viele Männer um die Mauern der Stadt ziehen zu lassen! Und wenn die Mauern gefallen waren, dann brauchte Josua gewiss nicht Hunderttau- Studien des Alten Testaments: Josua 1-24 stlm sende von Soldaten, um in die Stadt einzudringen und die Bevölkerung zu überwältigen. Die Männer wären dabei übereinander gestolpert! Das Volk Israel zählte mehr als zwei Millionen Menschen, und sie alle um die Stadt Jericho ziehen zu lassen, wäre so zeitraubend wie gefährlich gewesen. Das Volk beobachtete das Ganze zweifellos schweb gend aus einiger Entfernung und beteiligte sich dann an dem großen Geschrei des siebten Tages. Es war ein Sieg für Israel und für Israels Gott, nicht nur für die Priester und Soldaten. Es ist wichtig, dass Führer ihre Befehle vom Herrn empfangen, und dass die, die ihnen folgen, auch deren Anweisungen gehorchen. Wie die Überquerung des Jordan war auch die Eroberung Jerichos ein Wunder des Glaubens. Josua und sein Volk hörten auf Gottes Befehle, glaubten ihnen und gehorchten; und Gott tat das Übrige. Wenn sich Gottes Volk gegen die geistliche Leiterschaft auflehnt, wie Israel das während der Wüstenwanderung oftmals tat, dann führt das stets zur Bestrafung und zur Niederlage. Die Aktivitäten dieser Woche waren eine Prüfung des Glaubens und der Geduld des Volkes Israel. Zweifellos drängte es manche von ihnen, die Invasion voranzutreiben, damit sie ihr Erbe beanspruchen und siedeln konnten, um sich all dessen zu erfreuen, was Gott ihnen verheißen hatte (Jos 1,13). Einigen von ihnen mag es wie eine sinnlose Zeitverschwendung erschienen sein, eine ganze Woche auf die Einnahme einer einzigen Stadt zu verwenden. Eine der hartnäckigsten Sünden Israels war Ungeduld, und Gott half ihnen dabei, geduldigen Gehorsam zu lernen. Denn es geschieht durch »Glauben und Ausharren«, dass Gottes Volk erbt, was er ihm verheißen hat (Hebr 6,12). Gott ist nie in Eile. Er weiß, was er tut, und sein Zeitplan versagt nie. Der vorgeschriebene Ablauf dieser Woche war eine Prüfung ihrer Geduld; der göttliche Befehl zu schweigen, war eine Prüfung ihrer Selbstbeherrschung. Menschen, die ihre Zunge nicht im Zaum halten können, haben auch ihren Leib nicht unter Kontrolle (Jak 3,1-2), und welchen Wert haben Soldaten, die ihren Leib nicht in Zucht halten? »Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin« (Ps 46,11; Luther’12). Im Leben des Christen gibt es »Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden« (Pred 3,7); und weise ist das Kind Gottes, das den Unterschied kennt. Unser Herr selbst ist das vollkommene Beispiel für diese Wahrheit (Jes 53,7; Mt 26,62-63; 27,14; Lk 23,9). Wie reagierten die Menschen in Jericho auf diese tägliche Prozession um die Stadt? Vermutlich beängstigte sie der Umzug am ersten Tag, denn wahrscheinlich erwarteten sie eine Belagerung der Stadt durch das feindliche Heer. Aber die Israeliten schütteten keine Rampen gegen die Mauern auf und versuchten auch nicht, die Tore nieder-zureißen. Als die Priester und Krieger ins Lager zurückkehrten, nachdem sie nur einmal die Mauern umrundet hatten, müssen sich die Bürger der Stadt sehr befreit gefühlt haben. Als der Umzug allerdings Tag für Tag wiederholt wurde, muss die Anspannung unter den Bewohnern der Stadt sehr stark angewachsen sein, als sie sich fragten, was wohl als Nächstes passieren werde. Sie wussten, dass der Gott der Israeliten »ein großer, Wunder wirkender Gott« war, dessen Macht Ägypten und die Könige östlich des Jordan bezwungen hatte. Was würde Jahwe nun mit Jericho tun? Dass die Prozession am siebten Tag siebenmal um die Mauern zog, muss die Anspannung in der Stadt ins Unermessliche gesteigert haben. Dann folgte der Posaunensturm und das Siegesgeschrei des Volkes Israel, und die Mauern brachen zusammen! Alles, was die Soldaten tun mussten, war, in die nun offene Stadt einzudringen und sie zu übernehmen. Der Heilige Geist wies den Schreiber des Briefes an die Hebräer an, im elften Kapitel dieses Ereignis als eines der »Glaubensbeispiele« aufzuführen. Der Fall Jerichos ist für Gottes Volk eine Ermutigung, den Verheißungen des Herrn zu vertrauen und seinen Anweisungen zu gehorchen - ganz gleich, wie unmöglich die Situation auch zu sein scheint. Sie und ich mögen vielleicht nicht wie Josua eine Stadt erobern, aber in unserem täglichen Leben sehen auch wir uns Feinden und hohen Mauern gegenüber, die uns herausfordern. Der einzige Weg, im Glauben zu wachsen, besteht darin, neue Herausforderungen anzuneh-men und daraufzu vertrauen, dass Gott uns den Sieg schenkt. »Betet nicht um ein leichtes Leben«, sagte Phillips Brooks. »Betet darum, bessere Männer und Frauen zu werden. Betet nicht um Aufgaben, die euren Kräften entsprechen; betet um Kraft zur Bewältigung eurer Aufgaben.« losua 1-24 stlm 3. Wenn der Sieg errungen ist: Daran denken, Gottes Geboten zu gehorchen und ihm die Ehre zu geben (Jos 6,17-19.21-27) Lassen Sie mich erneut Andrew Bonars weisen Rat zitieren: »Lasst uns nach dem Sieg ebenso wachsam sein wie vor der Schlacht.« Weil ein einziger Soldat diese Mahnung nicht beachtete, entwickelte sich Israels nächste Herausforderung in Kanaan zu einer schmachvollen Niederlage. Josua gab den Soldaten vier Anweisungen, denen sie gehorchen mussten, nachdem sie die Stadt eingenommen hatten. Weiht die ganze Stadt Gott (Jos 6,17-19). Das heißt, dass alles in der Stadt dem Herrn gehörte - die Menschen, die Häuser, die Tiere und alle Kriegsbeute - und er konnte damit tun, was immer ihm beliebte. Bei diesem ersten Sieg in Kanaan wurde Jericho Gott als »Erst-lingsfrucht« der künftigen Siege präsentiert. Normalerweise teilten die Soldaten die Kriegsbeute unter sich auf (5Mo 20,14). Nicht so in Jericho, denn alles dort gehörte dem Herrn und wurde in sei-nen Schatz eingebracht (5Mo 13,17; lKö 7,51). Es war dieser Befehl, den Achan missachtete, und sein Ungehorsam bedeutete für Israel später Niederlage und Schande und riss ihn und seine Familie in den Tod. Rettet Rahab und ihre Familie (Jos 6,22-23.25-26). Als die Mauern der Stadt in sich zusammenstürzten, scheint jener Teil der Stadtmauer, in dem sich das Haus Rahabs befand (Jos 2,15), stehen geblieben zu sein! Es war nicht notwendig, dass die Kundschafter nach einem Fenster Ausschau hielten, aus dem ein rotes Seil herabhing (Jos 2,18-19), denn das einzige Haus in der Mauer, das nicht zusammenbrach, war das Haus, in dem Rahab und ihre Familie warteten. Als die Kundschafter ihr Bündnis mit Rahab schlossen, wussten sie nicht genau, wie ihnen Gott die Stadt übergeben würde. Gott bewahrte und beschützte Rahab wegen ihres Glaubens (Hebr 11,31). Und weil sie ihre Familie zum Glauben an Jahwe führte, wurde auch sie errettet. Diese Gläubigen aus den Heiden wurden vor einem feurigen Gericht bewahrt, weil sie dem Gott Israels vertrauten, denn »das Heil kommt aus den Juden« (Joh 4,22). Soweit es die Bündnisse anlangte, waren sie »ferne« (Eph 2,11-12), aber ihr Glaube versetzte sie ins Volk Israel; Rahab heiratete Salmon und wurde eine Vorfahrin des Königs David und des Messias (Mt 1,5)! Rahab und ihre Verwandten wurden anfänglich »außerhalb des Lagers« untergebracht, denn sie waren unreine Heiden, und »außerhalb des Lagers« war der Ort, der den Unreinen bestimmt war (4Mo 5,1-4; 12,14; 5Mo 23,10-15). Die Männer der Familie mussten beschnitten werden, um Söhne des Bündnisses zu werden, und die ganze Familie musste sich dem Gesetz Moses unterwerfen. Was für eine Gnade, dass Gott Rahab und ihre geliebten Angehörigen verschonte. Und welch überströmende Gnade, dass er sie - eine ausgestoßene Heidin - erwählte, eine Vorfahrin des Heilands zu werden! Wie Jericho damals, ist unsere gegenwärtige Welt unter dem Gericht Gottes (Joh 3,18-21; Röm 3,10-19); und sein Gericht wird schließlich hereinbrechen. Es spielt keine Rolle, hinter welchen »Mauern« und »Toren« sich die gegenwärtige, gottlose Welt zu verbergen sucht: Gottes Zorn wird sie schließlich treffen. Gott hat dieser verlorenen Welt Beweise in Hülle und Fülle gegeben, damit Sünder zum Glauben kommen und gerettet werden können (Jos 2,8-13; Röm l,18ff). Es ist eine Tragödie, dass verlorene Sünder willentlich diese Beweise zurückweisen und in ihren Sünden verharren (Joh 12,35-41). Vertilgt die Bewohner (Jos 6,21). Es beunruhigt manche Leute, dass Gott befahl, alles Lebendige in Jericho zu töten. Ist unser Gott nicht ein Gott der Gnade? Die feindlichen Soldaten zu töten, war für die Israeliten eine Sache; warum aber Frauen, Kinder und sogar Tiere töten? Um es gleich zu sagen: Dieser Befehl war nicht neu. Der Herr hatte ihn Mose schon Jahre zuvor gegeben. In den göttlichen Kriegsgesetzen, die wir in 5. Mose 20 finden, trifft der Herr eine Unterscheidung zwischen einem Angriff auf weit entfernte Städte (5Mo 20,10-15) und solchen im Land Kanaan, wo Israel wohnen würde (5Mo 20,16-18). Vor der Belagerung sollten die Israeliten einer fern liegenden Stadt ein Friedensangebot machen, und wenn sie kapitulierte, sollten die Bewohner verschont und Untertanen Israels werden. Aber die Bewohner der Städte im Land Kanaan mussten vollständig ausgerottet und ihre Städte verbrannt werden. Warum das? Zum einen war die Kultur in Kanaan unsagbar gottlos, )osua 1-24 s und Gott wollte nicht, dass sein heiliges Volk von seinen Nachbarn infiziert wurde. Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott Israel in die Welt setzte, um eine Schleuse für seinen Segen zu sein (IMo 12,IG). Das beinhaltete unter anderem die Bewahrung der Heiligen Schrift und das Kommen des Heilands aus diesem Volk. Wenn man den alttestament-liehen Bericht liest, wird man sehen, dass Satan alles ihm mögliche tat, um das Volk Israel zu verunreinigen und so die Geburt des Messias zu verhindern. Als die israelitischen Männer heidnische Frauen ehelichten und begannen, heidnische Götzen zu verehren, war das eine Bedrohung der Ziele, die Gott mit seinem auserwählten Volk hatte (Neh 13,23-31). Gott wollte eine »heilige Nachkommenschaft« (siehe Mal 2,14-15), damit sein heiliger Sohn daraus hervorkommen und Heiland der Welt werden konnte. »Gott ist fortwährend mit der Sünde im Krieg«, sagte G. Campbell Morgan. »Das ist die ganze Erklärung für die Ausrottung der Kanaaniter.«3 Weil die Juden dieser Anordnung in späteren Jahren nicht vollständig gehorchten, kam es zur Verunreinigung des ganzen Volkes und zu göttlicher Züchtigung (Ps 106,34-48). Das Buch der Richter wäre kein Bestandteil der Bibel, wenn das Volk Israel dem Herrn treu geblieben wäre (Ri 2,11-23). Es gibt noch eine zweite Erwägung: Die Bevölkerung des Landes hatte mehr als genug Gelegenheiten bekommen, zu bereuen und zu dem Herrn umzukehren, so wie es Rahab und ihre Familie getan hatten. Gott duldete langmütig die Gottlosigkeit der Kanaaniter von der Zeit Abrahams (IMo 15,16) bis zur Zeit Moses - über 400 Jahre lang (siehe 2Petr 3,9). Vom Auszug aus Ägypten bis zur Überschreitung des Jordan vergingen weitere vierzig Jahre in der Geschichte Israels, und die Kanaaniter wussten, was auf sie zukam (siehe Jos 2,8-13)i Jedes Wunder, das Gott wirkte und jeder Sieg, den Gott seinem Volk schenkte, war ein mahnendes Zeugnis für die Menschen im Land. Aber sie zogen es vor, in ihren Sünden zu verharren und die Gnade Gottes zurückzuweisen. Man stelle sich die Kanaaniter niemals als hilfloses, unwissendes Volk vor, das nichts über den wahren Gott wusste. Sie sündigten willentlich gegen eine Flut des Lichts. Wir sollten uns auch bewusst sein, dass diese historischen Ereignisse uns zur Lehre aufgeschrieben wurden (Röm 15,4), die wir heute für Christus leben wollen. Mit der Vernichtung Jerichos und seiner Bevölkerung sagt uns Gott, dass er im Leben seines Volkes keinen Kompromiss mit der Sünde dulden wird. Um noch einmal Campbell Morgan zu zitieren: »Ich danke Gott, dass er in meinem Herzen keinen Frieden mit der Sünde schließen wird! Ich preise seinen Namen für den Donner seiner Autorität und für die tief greifende Überzeugung, dass er in seinem Zorn gegen die Sünde grimmig und wütend ist, wo immer sie sich zeigen mag.«4 Als ich noch ein Kind in der Sonntagsschule war, wählte der Sonntagsschulleiter oft das Lied »Weißer als Schnee«, das wir in der Sonn-tagsversammlung singen sollten. Ich gestehe ein, dass ich zu jener Zeit nicht wusste, was ich eigentlich sang, wenn es hieß: »Reiße jeden Götzen nieder / Stoße jeden Feind hinaus.« Heute verstehe ich es. Der Herr will nicht an meinem Leben teilhaben, wenn es in meinem Herzen rivalisierende Götter gibt. Er wird mir nicht gestatten, dass ich mich mit dem Feind einlasse. Wenn man diese Tatsache begriffen hat, versteht man auch besser die Ermahnung in 2. Korinther 6,14-7,1. Brennt die Stadt nieder (Jos 6,24). »Dein Gott ist ein verzehrendes Feuer«, sagt Mose in 5. Mose 4,24 - lange bevor es durch den Heiligen Geist in Hebräer 12,29 zitiert wurde. Mose warnte das jüdische Volk vor dem Götzendienst und vor der Gefahr, den religiösen Praktiken der Menschen in Kanaan zu folgen. Er fügte seinen Ausführungen noch etwas hinzu, was im Hebräerbrief nicht zitiert wird, aber für uns dennoch wichtig zu wissen ist: »ein eifersüchtiger Gott«. Gott ist eifersüchtig auf sein Volk und wird ihm nicht erlauben, seine Liebe und seinen Dienst zwischen ihm und den falschen Göttern der Welt aufzutei-len (2Mo 20,5; 34,14). Wir können nicht zwei Herren dienen. Jericho war eine gottlose Stadt, und Sünde ist Treibstoff für den Zorn Gottes. Jesus verglich die Hölle mit einem Feuerofen (Mt 13,42), mit einem ewigen Feuer (Mt 25,41-46), und Johannes verglich sie mit einem Feuersee (Offb 19,20; 20,10.14). Johannes der Täufer beschrieb das Gericht Gottes als ein »uttauslöschliches Feuer« (Mt 3,12). Der Brand der Stadt Jericho ist wie die Zerstörung Sodoms und Gomorras (Jud 7) ein Bild für das Gericht Gottes, das über alle kommt, die die Wahrheit zurückweisen. Josua 1-24 SW Nachdem er die Stadt niedergebrannt hatte, belegte Josua Jericho sogar noch mit einem Fluch. Das sollte alle Juden oder Rahabs Nachkommen davor warnen, der Versuchung nachzugeben und wieder auf-zubauen, was Gott zerstört hatte. Der Fluch erfüllte sich später zur Zeit des gottlosen Königs Ahab (lKö 16,34). Gott war mit Josua, wie er es versprochen hatte (Jos 1,5.9); und Gott machte Josuas Namen groß im Land (Jos 6,27; 3,7; 4,14). Diener Gottes dürfen sich niemals selbst groß machen, und wenn der Herr sie groß macht, dann müssen sie sorgfältig darauf achten, ihm die Ehre zu geben. Wenn wir zu stark in uns selbst sind, dann werden wir überheblich und vergessen, dem Herrn zu vertrauen (2Chr 26,15). Sieben Josua 7 Besiegt im Land des Sieges Mose beschrieb das verheißene Land als »ein Land mit Bergen und Tälern« (5Mo 11,11). Diese Äußerung ist, glaube ich, viel mehr als eine Beschreibung des Unterschiedes zwischen der Hügellandschaft Kanaans und der ebenen, eintönigen Topographie Ägyptens. Es ist auch eine Beschreibung der Geographie des Glaubenslebens, das durch Israels Erfahrungen in Kanaan veranschaulicht wird. Wenn wir im Glauben unsere Erbschaft in Christus in Anspruch nehmen, erleben wir Gipfel des Sieges und Niederungen der Entmutigung. Entmutigungen sind im Christenleben zwar nicht unausweichlich, aber wir müssen bedenken, dass es keine Berge ohne Täler geben kann. Das bedrohliche Wort doch, mit dem Josua 7 beginnt, ist ein Signal, dass die Dinge sich zu wandeln beginnen, denn Josua befindet sich auf dem Abstieg vom Berggipfel des Sieges von Jericho hinab ins Tal der Niederlage von Ai. Josua war ein begabter und erfahrener Führer, aber er war auch nur ein Mensch und daher nicht sicher vor Irrtümern. Mit dieser Erfahrung lehrt er uns, wie es zu Niederlagen kommt und wie wir mit den Entmutigungen in unserem Leben umgehen müssen. 1 1. Ein ungehorsamer Soldat (Jos 7,1.20-21) Der Sünder (Jos 7,1). Sein Name war Achan oder Achar, was »Verdruss, Betrübnis« bedeutet, und er kam aus dem Stamm Juda (Jos 7,16).' Er ist in der biblischen Geschichte bekannt als der Mann, der Israel betrübte (Jos 7,25). Wegen Achans Ungehorsam wurde Israel bei Ai geschlagen, und der Feind tötete sechsunddreißig israelitische Soldaten. Es war Israels erste und einzige militärische Niederlage in Kanaan; Start Josua 1-24 eine Niederlage, die für alle Zeiten unauflöslich mit dem Namen Achans verbunden bleibt. Unterschätzen Sie niemals den Umfang des Schadens, den eine einzige Person, die sich außerhalb des Willens Gottes befindet, verursachen kann. Abrahams Ungehorsam in Ägypten kostete ihn beinahe seine Frau (IMo 12,10-20). Davids Ungehorsam hinsichtlich der verbotenen Volkszählung führte zum Tod von 70.000 Menschen (2Sam 24). Wegen Jonas Weigerung, Gott zu gehorchen, wäre ein Schiff beinahe gesunken (Jon 1). Deshalb muss die Gemeinde heute eifrig darüber wachen, »dass nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosse und euch beunruhige« (Hebr 12,15). Deshalb ermahnt Paulus die Gläubigen in Korinth, den Ungehorsamen in ihrer Gemeinschaft zu züchtigen, denn seine Sünde befleckte die ganze Gemeinde (IKor 5). Gott machte deutlich, dass Israel gesündigt hatte und nicht nur Achan allein (Jos 7,1.11). Warum sollte Gott für den Ungehorsam eines einzigen Soldaten das ganze Volk tadeln? Weil Israel ein Volk im Herrn war und nicht nur eine zusammengewürfelte Ansammlung von Stämmen, Sippen, Familien und Individuen. Gott wohnte im Zentrum des Lagers, und das machte die Israeliten zu Gottes besonderem Volk (2Mo 19,5-6). Jahwe Gott wandelte durch ihr Lager, und darum musste das Lager heilig gehalten werden (5Mo 23,14). Jeder, der Gott ungehorsam war, verunreinigte das Lager, und diese Verunreinigung wirkte sich auf ihre Beziehung zum Herrn und untereinander aus. Gottes heutiges Volk ist ein Leib in Christus. Folglich gehören wir zueinander, benötigen einander und wirken aufeinander ein (IKor 12,12ff). Jede Schwäche, jede Ansteckung eines Teils des menschlichen Körpers bewirkt Schwäche und Ansteckung der anderen Teile. So ist es auch mit dem Leib Christi. »Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit« (IKor 12,26). »Ein Sünder verdirbt viel Gutes« (Pred9,18). Die Sünde (Jos 7,20-21). Achan hörte seinen Kommandanten den Befehl ausgeben, dass die ganze Kriegsbeute aus Jericho dem Herrn zu weihen und in seinen Schatz zu geben sei (Jos 6,17-21.24). Da Jericho Israels erster Sieg in Kanaan war, gehörte die Erstlingsfrucht der Kriegsbeute dem Herrn (Spr 3,9). Aber Achan war dem Herrn unge- horsam und tat die gefährlichen Schritte, die in die Sünde und zum Tod führten (Jak 1,13-15): »Ich sah ... ich begehrte ... ich nahm« (Jos 7,21). Eva tat dasselbe, als sie auf den Teufel hörte (IMo 3,5), und auch David, als er dem Fleisch nachgab (2Sam 11,1-4). Da Achan gleichfalls die Dinge der Welt begehrte, brachte er die Niederlage über Israel und den Tod über sich selbst und seine Familie. Achans erster Fehler war, ein zweites Mal auf diese Kriegsbeute zu blicken. Es war ihm beim ersten, zufälligen Blick vielleicht nicht möglich, darüber hinwegzusehen. Aber er hätte nicht wieder hinschauen und in Betracht ziehen dürfen, die Beute an sich zu nehmen. Der erste Blick eines Mannes, der auf eine Frau fällt, mag ihm sagen: »Sie ist attraktiv!« Aber es ist der zweite Blick, der die Vorstellungskraft in Gang setzt und zur Sünde führt (Mt 6,27-30). Wenn wir uns stets Gottes Wort vor Augen halten, werden wir nicht in die falsche Richtung schauen und nicht die falschen Dinge tun (Spr 4,20-25). Achans zweiter Fehler war, diese Kostbarkeiten neu einzustufen und sie »Beute« zu nennen (Jos 7,21). Das war aber keine »Beute«, sondern bereits ein Teil von des Herrn Schatz und völlig ihm geweiht. Diese Kostbarkeiten gehörten nicht Achan und auch nicht Israel, sie gehörten Gott. Wenn Gott etwas in besonderer Weise kennzeichnet, dann haben wir kein Recht, diese Kennzeichnung zu ändern. In unserer heutigen Welt (einschließlich der religiösen) suchen Menschen Gottes Wörterbuch umzuschreiben! »Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!« (Jes 5,20). Wenn Gott sagt, dass etwas falsch ist, dann ist es falsch - daran ist nicht zu rütteln! Achans dritter Fehler war, zu begehren. »Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird« (Jak 1,14). Anstatt in seinem Herzen Foblieder für den großen Sieg zu singen, den Gott geschenkt hatte, stellte sich Achan in seinem Herzen vor, wie es wohl wäre, all diese Kostbarkeiten zu besitzen. Die Phantasie ist der »Schoß«, in dem die Begierde empfängt und aus dem schließlich Sünde und Tod geboren werden. Sein vierter Fehler war, zu glauben, er könne mit seiner Sünde Josua 1-24 davonkommen, wenn er seinen Raub gut verbarg. Adam und Eva versuchten, ihre Sünde zu verbergen, indem sie fortliefen und sich versteckten, aber der Herr entdeckte sie doch (IMo 3,7ff). »Ihr sollt erkennen, dass eure Sünde euch finden wird«, wurde ursprünglich dem Volk Gottes gesagt, nicht den Verlorenen (4Mo 32,23), und auch »Der Herr wird sein Volk richten« (5Mo 32,36; Hebr 10,30). Wie töricht von Achan, zu meinen, Gott könne nicht sehen, was er tat, denn es ist »alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben« (Hehr 4,13). Achans Sünde wird sogar noch abscheulicher, wenn man einmal innehält und sich alles vergegenwärtigt, was Gott für ihn getan hatte. Gott sorgte für ihn und seine Familie in der Wüste. Er hatte sie sicher über den Jordan gebracht und ihnen den Sieg über Jericho geschenkt. Der Herr hatte Achan in Gilgal als Sohn des Bündnisses angenommen. Doch trotz all dieser wunderbaren Erfahrungen wurde Achan Gott ungehorsam, nur um etwas Reichtum zu besitzen, dessen er sich nicht einmal erfreuen konnte. Hätte er nur noch einen oder zwei Tage gewartet, dann hätte er aus dem zu erwartenden Sieg über Ai alle Beute zusammenraffen können, die zu tragen er in der Lage war! »Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden« (Mt 6,33). 2. Ein besiegtes Heer (Jos 7,2-5) Wie jeder gute Befehlshaber begutachtete Josua die Lage, ehe er sich seine Strategie zurecht legte (4Mo 21,32; Spr 20,18; 24,6). Sein Fehler lag nicht in der Aussendung der Kundschafter, sondern in der Annahme, dass der Herr über sein Volk erfreut war und ihm den Sieg über Ai schenken werde. Er und seine Offiziere wandelten im Schauen und nicht im Glauben. Geistliche Leiter müssen unablässig das Angesicht des Herrn suchen und bei jeder neuen Herausforderung fragen, was sein Wille ist. Hätte Josua ein Gebetstreffen einberufen, dann würde der Herr ihn informiert haben, dass es Sünde im Lager gab, und Josua hätte handeln können. Das hätte sechsunddreißig Soldaten das Leben gerettet und Israel eine schmachvolle Niederlage erspart. Es ist uns unmöglich, uns völlig in Josua hineinzuversetzen und seine Gedanken vollkommen zu verstehen. Zweifellos hatte der eindrucksvolle Sieg über Jericho Josua und seinen Soldaten ein hohes Maß an Selbstbewusstsein gegeben, und Selbstbewusstsein kann zu Vermessenheit führen. Da Ai kleiner war als Jericho, schien ein Sieg, vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, garantiert. Anstatt aber den Herrn zu suchen, nahm Josua den Rat seiner Kundschafter an, und das führte zur Niederlage. Später würde er seinen Fehler im Umgang mit den Gibeonitern wiederholen (Jos 9). Die Kundschafter sagten nichts vom Herrn. Ihr ganzer Bericht konzentrierte sich auf das Heer und auf ihre Überzeugung, dass Israel siegreich sein werde. Man hört diese Männer nicht sagen: »Wenn der Herr will« (Jak 4,13-17). Sie waren sicher, dass es für diesen Angriff nicht des ganzen Heeres bedurfte, aber das war nicht Gottes Strategie, als er die Befehle für den zweiten Angriff auf Ai erteilte (Jos 8,1). Da Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken sind (Jes 55,8-9), sollten wir uns besser Zeit nehmen, um seine Weisung zu suchen. »Vor dem Verderben kommt Stolz, und Hochmut vor dem Fall« (Spr 16,18). Was Israel brauchte war Gottesbewusstsein, nicht Selbstbewusstsein. Ai lag im Bergland, etwa fünfundzwanzig Kilometer von Jericho entfernt, und man musste hinaufsteigen, denn es befand sieb rund 600 Meter über dem Meeresspiegel. Das israelitische Heer marschierte sie-gessicher den Berg hinauf. Die Soldaten kamen aber schon bald wieder zurück - um ihr Leben rennend; sie mussten sechsunddreißig gefallene Kameraden zurücklassen. Mose hatte Israel gewarnt - das Volk konnte seine Feinde nicht bezwingen, wenn es Gott nicht gehorsam war. Wenn sie dem Herrn im Glauben folgten, dann konnte ein israelitischer Soldat tausend Feinde jagen, und zwei würden zehntausend in die Flucht schlagen (5Mo 32,30)! Drei israelitische Soldaten hätten die ganze Stadt bezwingen können, wenn das Volk dem Herrn wohlgefällig gewesen wäre (Jos 8,25). »Aber eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwi-sehen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört« (Jes 59,2). Josua 1-24 stärk 3. Ein entmutigter Führer (Jos 7,6-15) Der Führer, erst groß gemacht (Jos 6,27), war nun gedemütigt worden. Wem jemals ein gut durchdachter Plan in Scherben fiel, kann ermessen, wie Josua und seinen Offizieren zumute gewesen sein muss. Tiefste Zerknirschung (Jos 7,6). Die Herzen der Kanaaniter waren zusammengeschmolzen, als sie vom Eroberungszug Israels gehört hatten (Jos 2,11). Aber nun hatte sich der Wind gedreht, und es waren nun die Israeliten, deren Herzen wie Wasser zerschmolzen! Der General, der noch keine Niederlage kannte, verbrachte den Rest des Tages damit, sich in Gilgal vor der Bundeslade niederzuwerfen, und die Ältesten Israels mit ihm. Sie zerrissen ihre Kleider, warfen Staub auf ihre Häupter, lagen auf dem Boden und riefen »Ach, Herr, HERR!« Auf diese Weise verhalten sich Israeliten immer dann, wenn sie sich in großer Bedrängnis befinden; etwa bei militärischen Niederlagen (lSam 4,12) oder angesichts persönlicher Verletzungen oder persönlicher Schande (2Sam 13,19). Es war die vorgeschriebene Handlungsweise, wenn sich die Israeliten in Zeiten großer Gefahr oder nationaler Sünde zu Gott zurückwandten (Neh 9,1; Esr 4,1). Hätte Josua sich vor der Schlacht selbst gedemütigt, dann wäre die Situation nach der Schlacht eine andere gewesen. Die Bundeslade erinnerte an die Gegenwart Gottes bei seinem Volk. Sie war Israel vorangegangen, als es den Fluss überquert hatte (Jos 3,11 ff), und sie war bei ihnen, als sie Jericho umzogen hatten (Jos 6,6-8). Gott hatte ihnen nicht befohlen, die Lade nach Ai zu tragen; aber Gott wäre mit ihnen gegangen, wenn es nicht im Lager Sünde gegeben hätte. Ohne Gottes Gegenwart war die Lade nur ein hölzernes Möbelstück, und ihre bloße Gegenwart garantierte noch keinen Sieg (lSam 4L Schlimmer Vorwurf (Jos 7,7-9). In seinem Gebet klang Josua gerade so wie die ungläubigen Israeliten, wenn sie sich in einer schwierigen Situation sahen, die Glauben erforderte: »Oh, wären wir doch nur geblieben, wo wir waren!« So ähnlich riefen sie am Roten Meer (2Mo 14,11), als sie in der Wüste hungerten und dursteten (2Mo 16,3; 17,3) und als sie bei Kadesch Barnea gezüchtigt wurden (4Mo 14,1-3). Die Israeliten wollten mehrmals nach Ägypten zurückkehren; und Josua wäre bereit gewesen, wieder über den Jordan zu gehen und auf der anderen Seite zu siedeln. »Wenn man dieses Gebet liest, bemerkt man darin einen merkwürdigen Unterton«, schrieb George H. Morrison: »Josua tadelt Gott.«2 Er scheint Gott die Schuld für Israels Situation in Kanaan zu geben, und die Verantwortung für die schmähliche Niederlage, die sie gerade erlit-ten hatten. Wenn man im Glauben wandelt, wird man alles in Anspruch nehmen können, was Gott für einen bereitet hat; aber Unglaube nimmt stets vorlieb mit etwas Geringerem als dem Besten Gottes. Darum steht der Brief an die Hebräer in der Bibel; um Gottes Volk anzuspornen, »voranzugehen« und in die Fülle seines Erbes in Christus einzutreten (Hebr 6,1). Gott lässt manchmal zu, dass wir demütigende Niederlagen erleiden, um unseren Glauben zu prüfen und uns zu offenbaren, was wirklich in unseren Herzen vorgeht. Was das Leben mit uns anstellt, hängt davon ab, was es in uns vorfindet, und wir kennen nicht immer den wahren Zustand unseres eigenen Herzens (Jer 17,9). Tiefste Reue (Jos 7,8-9). Nun kommt Josua zum Kern der Sache: Israels Niederlage hat Gott seiner Ehre beraubt, und dafür mussten sie Buße tun. Wenn die Bewohner des Landes ihre Furcht vor dem Gott Israels verloren (Jos 2,8-11), würde das Josua die Eroberung des Landes erschweren. Aber das Wichtige dahei waren nicht Josuas Ruhm oder Israels Eroberungen, sondern die Herrlichkeit des Gottes Israels. Josua sorgte sich nicht um seinen eigenen Ruf, sondern um die Größe des Namens Jahwes. Josua hatte diese Lektion bei Mose gelernt (2Mo 32,11-13; 4Mo 14,13-16), und es ist eine Lektion, die auch die Gemeinde heute lernen muss. Ernste Zurechtweisung (Jos 7,10-15). Der Herr ließ zu, dass Josua und die Ältesten Israels bis zur Zeit des abendlichen Opfers auf ihrem Angesicht liegen blieben. Er gab ihnen Zeit, wieder zu sich zu kommen, damit sie seinen Anweisungen gehorchen würden, und dann sprach er zu Josua. Es gibt eine Zeit zum Beten und es gibt eine Zeit zum Handeln, und nun war die Zeit des Handelns gekommen. Da Israel gesündigt hatte, musste Israel daraus Konsequenzen zie- Studien des Alten Testaments: losua 1-24 hen. Gott sagte Josua, dass das Volk gestohlen habe, was ihm gehöre, und dass es dieses Diebesgut unter seinen eigenen Besitztümern verborgen habe, als ob es sein Eigen sei. Man beachte die Wiederholung des Begriffes »mit dem Bann belegt«, der in diesem Abschnitt sechs Mal gebraucht wird. In Vorbereitung der Jordanüberquerung hatte sich das Volk geheiligt (Jos 3,5); aber nun musste es sich heiligen, um einen Feind im eigenen Lager zu entlarven. Sie mussten vor Gott treten, damit er den Schuldigen bloßstellen konnte. Was der Herr zu Josua sagte, hilft uns, Achans (und Israels) Sünde aus dem göttlichen Blickwinkel zu sehen. Was sie taten, war Sünde (Jos 7,11); dieses Wort bedeutet »das Ziel verfehlen«. Gott will, dass sein Volk heilig und gehorsam ist, aber sie verfehlten das Ziel und wurden Gottes Maßstab untreu. Es war auch Übertretung (Jos 7,11), das heißt, Gottes Bund wurde »durchkreuzt«. Gott hatte eine Linie gezogen und angeordnet, dass sie nicht überschritten werden durfte, aber sie hatten sein Bündnis verletzt und die Linie übertreten. Bei dieser Sünde wurde Gott zuerst bestohlen und dann war darüber gelogen worden (Jos 7,11). Achan hatte den verbotenen Reichtum an sich genommen, dann aber vorgegeben, er habe dem Herrn gehorcht. Achan hatte töricht gehandelt weil er dachte, er könnte Gott berauben und damit durchkommen. Israel konnte keinem seiner Feinde ent-gegentreten, solange sie ihre Sünde nicht von sich getan hatten. Die Stämme konnten nicht ihr Erbe antreten, solange ein einziger Mann noch an seinen verbotenen Schätzen festhielt. Alles, was Gott bis zu diesem Punkt für sein Volk getan hatte, brachte keinen Nutzen, solange es nicht siegreich vorwärts gehen konnten. Was für eine Lektion für die heutige Gemeinde! An diesem Abend ließ Josua im ganzen Lager verkünden, dass sich das Volk heiligen und auf eine Versammlung vorbereiten solle, zu der am nächsten Morgen alle Zusammenkommen würden. Man fragt sich, ob Achan und seine Familie in dieser Nacht wohl Schlaf fanden, oder ob sie sich sicher fühlten. 4. Ein entlarvter Sünder (Jos 7,16-26) Die Untersuchung (Jos 7,16-18). »Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?«, fragt der Prophet (Jer 17,9), und er beantwortet die Frage im nächsten Vers: »Ich, der Herr, bin es, der das Herz erforscht und die Nieren prüft, und zwar um einem jeden zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Taten.« Niemand kann sich vor Gott verstecken. »Kann sich jemand in Schlupfwinkeln verbergen, und ich, ich sähe ihn nicht!« (Jer 23,24). Ob die Sünder nun auf die Spitzen der Berge hinaufsteigen oder in die Tiefen des Ozeans hinabtauchen, Gott wird sie finden und richten (Am 9,3). »Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in ein Gericht über alles Verborgenebringen« (Pred 12,14). Gott ging methodisch an die Sache heran. Zuerst bestimmte er den Stamm Juda, dann die Familie der Serachiter, dann den Haushalt Sab-dis und schließlich den Schuldigen - Achan. Vielleicht benutzte der Hohepriester das Ephod, um Gottes Weisung zu bestimmen (lSam 23,6.9; 30,7-8); Josua und der Hohepriester könnten auch Lose geworfen haben. Es muss beängstigend für Achan und seine unmittelbare Familie gewesen sein, den anklagenden Finger Gottes immer näherrü-cken zu sehen. »Meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet. Sie sind vor mir nicht verborgen, und ihre Schuld ist nicht verhüllt vor meinen Augen« (Jer 16,17). Lesen Sie den Psalm 10, besonders die Verse 6, 11 und 13, um zu sehen, was während dieser nervenzehrenden Untersuchung in Achans Kopf und Herz vorgegangen sein muss. Als Josua mit Achan den Missetäter festgestellt hatte, müssen sich die Menschen, die das mitbekamen gefragt haben: »Was mag er Böses getan haben, dass der Herr so verärgert über uns gewesen ist?« Vielleicht waren die Verwandten der sechsunddreißig gefallenen Soldaten zornig, als sie den Mann erblickten, dessen Ungehorsam den Tod ihrer Lieben verursacht hatte. Das Bekenntnis (Jos 7,19-23). Der Ausdruck »Gib Gott die Ehre!« war eine amtliche Eidesformel in Israel (Joh 9,24). Achan hatte nicht nur gegen sein eigenes Volk gesündigt; er hatte sich auch schmerzlich gegen den Herrn vergangen, und er musste ihm seine Sünde bekennen. Josua 1-24 stark Als er sagte »Ich ... habe gesündigt«, da stellte er sich in eine Reihe mit sieben weiteren Männern in der Heiligen Schrift, die dasselbe Bekenntnis ablegten - einige mehr als einmal und einige ohne innere Aufrichtigkeit: Pharao (2Mo 9,27; 10,16), Bileam (4Mo 22,34), König Saul (lSam 15,24.30; 26,21), David (2Sam 12,13; 24,10.17; Ps 51,6), Schimi (2Sam 19,21), Judas (Mt 27,4) und der junge Mann im so genannten Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,18.21). Ehe er das Urteil des Herrn vollstrecken konnte, musste Josua zuerst den Beweis präsentieren, der Achans Geständnis bestätigte. Seine Boten gruben unter Achans Zelt und fanden dort »das Gebannte«, das Israel die Niederlage beschert hatte. Die gestohlenen Gegenstände wurden vor dem Herrn ausgebreitet, damit er sah, dass ganz Israel auf den Besitz dieses Unheil bringenden Schatzes verzichtete. Geständnis und Beweis genügten, den angeklagten Mann zu verurteilen. Das Urteil (Jos 7,24-26). Da ein Gesetz in Israel verbot, unschuldige Familienmitglieder für die Sünden ihrer Verwandten mit zu bestrafen (5Mo 24,16), musste sich Achans Familie mitschuldig gemacht und ihm bei der Ausführung seiner Sünde geholfen haben. Sein Haushalt wurde in der gleichen Weise gerichtet, in der Israel mit einer seiner Städte verfahren würde, die sich den Götzen zugewandt hatte (Jos 22,12-18). Achan und seine Familie hatten sich von dem wahren, lebendigen Gott abgewandt und ihr Herz an das Gebannte gehängt, das Gott gehörte -Silber, Gold und ein kostbares Gewand. War es das wert? Am Anfang einer neuen Geschichtsperiode in der Bibel offenbarte Gott seinen Zorn über die Sünde manchmal auf höchst dramatische Weise. Nachdem die Stiftshütte fertig gestellt worden war, drangen Nadab und Abihu entgegen Gottes Gesetz eigenwillig in das Heiligtum ein, und Gott lötete sie. Das war den Priestern eine Warnung, mit Gottes Heiligtum leichtfertig umzugehen (3Mo 10). Als David der Bundeslade ihren Ehrenplatz wiederherzustellen suchte und Usa die Lade berührte, damit sie nicht umstürzte, da tötete Gott Usa (2Sam 6,1-11) — eine weitere Warnung Gottes, mit den heiligen Dingen nicht leichtsinnig zu verfahren. Als Hananias und Saphira am Beginn des Gemeindezeitalters Gott und sein Volk betrogen, tötete der Herr beide (Apg 5,1-11). Der Tod Achans und seiner Familie war gewiss eine dramatische Mahnung für das Volk Israel, das Wort Gottes nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Menschen und Tiere wurden gesteinigt, und ihre toten Leiber wurden mit allem, was die Familie besessen hatte, verbrannt. Der, der Leid über Israel gebracht hatte, war von der Bildfläche verschwunden. Das Volk war geheiligt, und nun konnte Gott mit seinem Volk gehen und ihm Sieg schenken. Der Name Achor bedeutet »Verdruss, Betrübnis«. Das Tal Achor wird in Jesaja 65,10 und in Ho-sea 2,17 als ein Ort erwähnt, an dem die Juden eines Tages einen neuen Anfang machen und nicht mehr mit Schande und Niederlage in Verbindung gebracht werden. Das Tal Achor wird für sie ein »Tor der Hoffnung« werden, wenn sie in ihr Land zurückkehren und an den Segnungen des messianischen Reiches teilhaben werden. Wie wunderbar ist der Herr, dass er Achor, eine Stätte des Jammers und der Niederlage, zu einem Ort der Hoffnung und der Freude machen wird. Der Steinhaufen im Tal Achor sollte daran erinnern, was Gott von seinem Volk erwartet - dass sie seinem Wort gehorchen, und dass er sie, wenn sie ungehorsam sind, richten muss. Der Steinhaufen zu Gil-gal (Jos 4,1-8) erinnerte sie daran, dass Gott sein Wort hält und sein gehorsames Volk zum Ort des Segens führt. Beide Denkmäler nehmen im Wandel des Glaubens einen notwendigen Platz ein. Gott ist Liebe (ljo 4,8.16) und sehnt sich danach, sein Volk zu segnen; aber Gott ist auch Licht (ljo 1,5) und muss die Sünden seines Volkes richten. Zwei Tage lang währte die Prüfung Josuas und der Ältesten Israels, aber die Lage begann, sich zu verändern. Gott würde die Führung des Fleeres übernehmen und sein Volk zum Sieg führen. Wenn man sich dem Herrn ganz ausliefert, ist keine Niederlage von Dauer und kein Fehler bleibt ohne Wiedergutmachung. Sogar das »Tal der Betrübnis« kann zu einem »Tor der Hoffnung« werden. Acht Josua 8 Aus einer Niederlage wird ein Sieg Das folgende Zitat läuft dem entgegen, was die meisten Menschen heute über das Leben denken - diejenigen eingeschlossen, die zur Gemeinde gehören. Der berühmte britische Prediger F. W. Robertson sagte in sei' ner Predigt am 12. August 1849: »Das Leben ist wie der Krieg: eine Abfolge von aneinander gereih-ten Fehlern. Nicht der ist der beste Christ und nicht der ist der beste General, der die wenigsten Fehltritte tut. Armselige Mittelmäßigkeit mag das beruhigen. Der aber ist der Beste, der durch die Wiedergutmachung von Fehlern die herrlichsten Siege erringt. Vergiss Fehler! Wandle Fehler in Siege um.«1 Henry Ford würde Robertson gewiss zugestimmt haben, denn Ford definierte Fehler als »eine Gelegenheit, intelligenter neu anzufangen.« Josua würde auch zugestimmt haben, denn er musste auch »intelligenter neu anfangen« und aus seinen Fehlern einen Sieg entwickeln. 1. Ein neuer Anfang (Jos 8,1-2) Nachdem das Volk Israel einmal die Sünde gerichtet hatte, die sein Lager befleckte, konnte Gott wieder in Gnade mit seinem Volk reden und es bei der Eroberung des Landes leiten. »Vom Herrn her werden eines Mannes Schritte gefestigt, und seinen Weg hat er gern; fällt er, so wird er doch nicht hingestreckt, denn der Herr stützt seine Hand« (Ps 37,23-24). Was für Fehler wir auch machen mögen - der größte Fehler von allen ist, es nicht noch einmal zu versuchen, denn Josua 1-24 stlm »das siegreiche Christenleben ist eine Aneinanderreihung neuer Anfänge«.2 Man beginnt mit dem Wort Gottes. Wir vernehmen heute nicht mehr Gottes hörbare Stimme, wie es in biblischer Zeit Menschen oft erfahren haben. Aber wir haben das Wort Gottes vor uns und den Geist Gottes in uns, und Gott wird uns leiten, wenn wir geduldig auf seine Führung harren. Das Wort der Ermutigung (Jos 8,1a). Entmutigung durch die Vergangenheit und Furcht vor der Zukunft sind zwei Reaktionen; die oft mit Versagen einhergehen. Wir schauen zurück und erinnern uns der Fehler, die wir gemacht haben. Und dann schauen wir voraus und fragen uns, ob es für Menschen, die so töricht gescheitert sind, noch eine Zukunft geben kann. Das Heilmittel für unsere Entmutigung und unsere Ängste liegt darin, Gottes Wort zu hören und ihm zu glauben: »Fürchte dich nicht und erschrick nicht« (Jos 8,1)! Ich empfehle Ihnen, eine Konkordanz zur Hand zu nehmen und einmal die »Fürchte dich nicht«-Aussagen der Bibel zu studieren. Beachten Sie dabei, dass Gott diese Worte zu ganz unterschiedlichen Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen sprach, und dass sein Wort stets den gegebenen Notwendigkeiten genügte. Stellen Sie sicher, dass Sie die »Fürchte dich nicht «-Aussagen im 1. Buch Mose, in Jesaja 41-44 und in den ersten acht Kapiteln des Lukasevangeliums in Ihre Betrachtung einbezogen haben. Gott entmutigt sein Volk niemals, Fortschritte zu machen. Solange wir seinen Geboten gehorchen, haben wir das Vorrecht, seine Verheißungen in Anspruch zu nehmen. Es erfreut Gott, »denen treu beizustehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist« (2Chr 16,9). Das Wort der Weisung (Jos 8,lb-2). Gott hat immer einen Plan für sein Volk, und die einzige Möglichkeit für uns, siegreich zu sein, besteht darin, Gottes Anweisungen Folge zu leisten. Bei seinem ersten Angriff auf Ai folgte Josua dem Rat seiner Kundschafter und sandte nur einen Teil des Heeres in den Kampf. Aber Gott beauftragte ihn, »das ganze Kriegsvolk« zu senden (Jos 8,1). Der Herr befahl Josua auch, einen Hinterhalt zu legen und aus dem Selbstbewusstsein Nutzen zu ziehen, das Ai aus Israels erster Niederlage gezogen hatte (Jos 7,1-5). Schließlich gab Gott den Soldaten die Erlaubnis, die Beute für sich zu behalten, aber die Stadt sollte verbrannt werden. Hätte Achan nur ein paar Tage gewartet, hätte er allen Reichtum zusammenraffen können, den er nur wollte. Gott gibt stets denen sein Bestes, die ihm die Wahl lassen. Wenn wir dem Herrn vorauseilen, dann berauben wir uns für gewöhnlich selbst und verletzen andere. Das Wort der Verheißung (Jos 8,1c). »Ich habe ... gegeben« war Gottes Versprechen (siehe Jos 6,2) und Josuas Siegesversicherung, solange er den Anweisungen des Herrn gehorchte. »Gott hat noch nie ein Versprechen gegeben, das zu schön war, um wahr zu sein«, sagte der Evangelist D. L. Moody, aber jede Verheißung muss im Glauben in Anspruch genommen werden. Wenn sich die Verheißungen Gottes nicht mit dem Glauben verbinden (Hebr 4,2), bewirken sie nichts. Weil Israel bei seinem ersten Angriff auf Ai vermessen handelte, versagte es kläglich. Die Verheißungen Gottes bewirken den Unterschied zwischen Glaube und Vermessenheit. Man kann die Wichtigkeit, dass der christliche Soldat täglich Zeit mit dem Wort Gottes verbringt, gar nicht hoch genug einschätzen. Wenn wir nicht täglich im Glauben das Schwert des Geistes zur Hand nehmen (Eph 6,17), gehen wir unbewaffnet und daher unvorbereitet in die Schlacht. Geistlich gesinnte Gläubige sind siegreich, weil sie dem Wort Gottes gestatten, ihren Verstand und ihr Herz zu »sättigen«. Der Geist gebraucht das Wort Gottes, um Wünsche und Entscheidungen zu lenken. Das ist das Geheimnis des Sieges. Es spielt keine Rolle, wie sehr wir versagt haben. Wir können immer wieder aufstehen und neu beginnen, denn unser Gott ist der Gott der Neuanfänge. 2 2. Eine neue Strategie (Josa 8,3-13) Gott ist nicht nur der Gott der Neuanfänge, er ist auch der Gott der unbegrenzten Möglichkeiten. Erinnern Sie sich der Worte von König Artus, die ich im zweiten Kapitel zitierte? »Und Gott erfüllt nun selber sich in mancher Hinsicht weit; Dass nicht ein einz’ger guter Brauch Josua 1-24 StM die Welt verderben soll ...« Gott verändert seine Leiter, damit wir nicht beginnen, auf Fleisch und Blut zu vertrauen statt auf den Herrn. Und er verändert seine Methoden, damit wir nicht beginnen, uns auf unsere persönlichen Erfahrungen zu stützen statt auf seine göttlichen Verheißungen. Die Strategie, die Gott Josua für die Einnahme Ais gab, war fast das Gegenteil der Strategie, die er in Jericho angewandt hatte. In Jericho bedurfte es einer Woche der Prozessionen, die offen bei Tageslicht statt-fanden. Der Angriff auf Ai beinhaltete eine verdeckte Nachtoperation, die den Weg für einen Angriff im ersten Tageslicht bereitete. In Jericho war das ganze Heer zusammengekommen, aber für den Angriff auf Ai teilte Josua seine Armee. In Jericho wirkte Gott ein mächtiges Wunder, als er die Mauern zusammenbrechen ließ, aber in Ai gab es kein derartiges Wunder. Josua und seine Männer gehorchten einfach Gottes Anweisungen, indem sie einen Hinterhalt legten und die Bewohner von Ai aus der Stadt lockten, und der Herr schenkte ihnen den Sieg. Es ist wichtig, dass wir bei jedem neuen Unternehmen nach Gottes Willen fragen, damit wir uns nicht von den Siegen der Vergangenheit abhängig machen, wenn wir für die Zukunft planen. Der Weltkriegs-Schlager »Wir haben es zuvor getan / Und wir werden es wieder tun« lässt sich nicht auf das Werk des Herrn anwenden. Wie leicht graben sich christliche Dienste auf ihrem Weg eingefahrene Bahnen, die schließlich zu Gräbern werden. Und das nur deshalb, weil die Leiter es versäumen, sich zu vergewissern, ob Gott nicht eine neue Aufgabe für sie hat. Der amerikanische Wirtschaftsführer Bruce Barton (1886-1967) sagte: »Wenn man bereit ist, sich zu verändern, dann ist man bereit.« Die für Ai vorgesehene Strategie gründete sich auf Israels vorausgegangene Niederlage, denn Gott organisierte den Sieg aus Josuas Fehlern. Die Bewohner von Ai waren überheblich geworden, weil sie Israel beim ersten Angriff besiegt hatten. Diese Überheblichkeit würde ihr Untergang werden. »Wir haben es einmal getan, und wir können es wieder tun!« In der Nacht marschierte Josua mit seinem Heer die fünfundzwanzig Kilometer von Gilgal nach Ai und legte mit 30.000 Soldaten einen Hinterhalt westlich der Stadt (Jos 8,3-9). Er platzierte weitere 5.000 Mann zwischen Ai und Bethel, das etwa drei Kilometer entfernt lag (Jos 8,12). Diese Abteilung würde sicherstellen, dass das Heer Bethels keinen Überraschungsangriff von Nordwesten her führen und so eine neue »Front« öffnen konnte. Das felsige Gelände des Hochlands um Ai machte es Josua leicht, seine Soldaten zu tarnen. Diese ganze Ope-ration wurde in der Nacht erledigt. Der Plan war so einfach wie erfolgreich. Josua würde den Rest des israelitischen Heeres zu einem Frontalangriff auf Ai von Norden her führen. Seine Männer würden fliehen wie beim ersten Mal und durch ihre Flucht die selbstbewussten Bewohner Ais aus dem Schutz ihrer Stadt herauslocken. Bei Josuas Signal würden die Soldaten aus dem Hinterhalt in die Stadt eindringen und sie in Brand setzen. Die Bewohner Ais würden zwischen zwei Heeren gefangen sein, und das dritte Heer würde jede Hilfe Zurückschlagen, die vielleicht von Bethel her kommen könnte. Als guter General nächtigte Josua bei seinem Heer (Jos 8,9). Gewiss ermutigte er die Soldaten, auf den Herrn zu vertrauen und seiner Siegesverheißung zu glauben. Der Kommandant der Heerscharen des Herrn (Jos 5,14) würde ihnen vorangehen, weil sie seinem Wort glaubten und seinen Verheißungen vertrauten. Das Werk des Herrn erfordert strategisches Planen, und christliche Leiter müssen die Absicht des Herrn erkunden, wenn sie planen. Wie Josua müssen wir die Fakten Zusammentragen und sie sorgfältig abwägen, wenn wir den Willen Gottes suchen. Allzu oft treibt das Werk des Herrn nur mit dem Strom der Zeit ohne Steuerrad und Kompass, die ihm Richtung gehen könnten. Die Resultate sind enttäuschend. Das Wort Strategie kommt von zwei griechischen Wörtern, die zusammen die Bedeutung haben: »ein Heer befehligen«. Leiterschaft erfordert Planung, und Planung ist ein wichtiger Teil der Strategie. 3. Ein neuer Sieg (Jos 8,14-29) Ai wird verlassen (Jos 8,14-17)- Als der Morgen dämmerte, sah der König von Ai das israelitische Heer vor der Stadt, bereit zum Angriff. losua 1-24 Siegessicher führte er seine Männer aus der Stadt heraus gegen die Israeliten. »Derjenige befindet sich in äußerster Gefahr«, sagte Mat-thew Henry, »der sich am wenigsten darüber im Klaren ist.« Josua und seine Männer begannen zu fliehen, und das verlieh den Männern von Ai noch größere Siegessicherheit. Gemäß Vers 17 waren auch die Männer von Bethel in den Angriff verwickelt, aber wir erfahren keine weiteren Einzelheiten darüber. Ob sie bereits in Ai gewesen waren oder gerade rechtzeitig auf den Plan traten, wird uns nicht mitgeteilt. Aber ihre Beteiligung führte zur Niederlage ihrer eigenen Stadt (Jos 12,16) wie zu der von Ai. Es war Sorglosigkeit der Bewohner von Ai, ihre Stadt ohne Schutz zu lassen, aber das sind eben die Torheiten der Selbstüberschätzung. Wenn ein kleines Heer ein großes fliehen sieht ohne zu kämpfen, dann verleiht ihm das ein Gefühl der Überlegenheit, das leicht zur Niederla-ge führen kann. Ai wird eingenommen (Jos 8,18-20). In dem Bewusstsein, dass dies die Schlacht des Herrn war (lSam 17,47; 2Chr 20,15), wartete Josua auf weitere Weisungen. Gott befahl ihm, sein Schwert gegen die Stadt zu erheben (Jos 8,18). Das war das Signal für die Truppen im Hinterhalt, die Stadt einzunehmen und in Brand zu setzen, aber dieses Signal musste zur rechten Zeit gegeben werden. Die Männer von Ai und Bethel saßen in der Falle, und es fiel dem Heer Israels leicht, sie zu vernichten. Josua hielt sein Schwert erhoben, bis der Sieg errungen war (Jos 8,26). Diese Handlungsweise erinnert uns an die Schlacht, die Josua gegen Amalek führte, während Mose seine Hände zum Herrn erhoben hielt (2Mo 17,8-16). Heer und Bewohner Ais werden vernichtet (Jos 8,21-29). Als die Männer Josuas den Rauch über der Stadt aufsteigen sahen, stoppten sie ihre Flucht, wandten sich um und griffen das Heer von Ai an, das sie verfolgte. Nachdem die israelitischen Soldaten das nun brennende Ai wieder verlassen hatten, griffen sie mit in die Schlacht ein. So wurde der Feind zwischen zwei Heeren zerrieben. »Und sie [die Israeliten] erschlugen sie, bis von ihnen kein Entronnener oder Entkommener mehr übrig blieb« (Jos 8,22). Nachdem das Heer vernichtet war, wurde der Rest der Bevölke- rung der Stadt umgebracht, gerade so wie in Jericho (Jos 8,24-25; 6,21.24). Man muss sich vergegenwärtigen, dass dies kein »Massaker an unschuldigen Menschen« war, sondern das Gericht Gottes über eine gottlose Gesellschaft, die seiner Gnade und Wahrheit lange widerstanden hatte. Der König von Ai wird getötet (Jos 8,23.29). Das war die letzte symbolische Geste, die den Sieg Israels vollständig machte. Der König hatte kein Heer, keine Untertanen und keine Stadt mehr, denn der Herr hatte all dies vernichtet. Es war der totale Sieg auf Seiten Israels. Josua tötete den König mit einem Schwert und befahl dann, den Leichnam dadurch zu erniedrigen, dass man ihn bis Sonnenuntergang an einem Baum aufhing (5Mo 21,22-23). Dann begrub man den Leichnam unter einem Steinhaufen am Eingang des Tores der in Ruinen liegenden Stadt, die einmal Ai gewesen war. Der letzte Steinhaufen, den Israel aufgeschichtet hatte, war ein Denkmal für ihre Niederlage gegen Ai, die Achan verursacht hatte (Jos 7,25-26). Aber dieser Steinhaufen bei Ai war ein Denkmal für den Sieg Israels über den Feind. Indem sie dem Wort des Herrn gehorsam waren, hatten sie aus Fehlern einen Sieg entwickelt. Die Kriegsbeute aus Ai wird in Besitz genommen (Jos 8,27). Da Gott die Erstlingsfrucht der Kriegsbeute in Kanaan bereits nach der Einnahme Jerichos erhalten hatte, erlaubte er dem Heer, die Beute aus Ai zu behalten. Darüber hinaus war ihnen der Sieg in Jericho durch ein Wunder Gottes zugefallen, während die Männer in Ai tatsächlich kämpfen mussten. Nun erhielten sie ihre Belohnung.3 Als die Männer am Ende des Tages den König von Ai unter einem Steinhaufen begruben, muss ein neues Glaubensgefühl und neuer Mut in Israel Einzug gehalten haben, denn sie hatten einen weiteren Sieg errungen. Das Volk sah, dass nicht ein einziges Wort von Gottes Verheißung dahingefallen war. Die Schmach und die Niederlage, die Achan verursacht hatte, war nun ausgetilgt, und Israel war dabei, das verheißene Land zu erobern. Josua 1-24 SM 4. Eine neue Übereinkunft (Jos 8,30-35) Kurze Zeit nach dem Sieg über Ai führte Josua das Volk etwa fünfzig Kilometer weit in den Norden nach Sichern, das im Tal zwischen dem Berg Ehal und dem Berg Garizim liegt. Hier gehorchte das Volk den Worten, die Mose ihm in seiner Abschiedsrede aufgetragen hatte (5Mo 27,1-8). Josua setzte die militärischen Handlungen aus, um Israel die Möglichkeit zu geben, sich neu der Autorität Jahwes zu verpflichten, wie es in seinem Gesetz stand. Josua baute einen Altar (Jos 8,30'3l). Da Abraham in Sichern einen Altar gebaut (IMo 12,6-7) und Jakob eine kurze Zeit dort gelebt hatte (IMo 33-34), hatte Israel starke historische Bindungen an diese Region. Josuas Altar wurde auf dem Berg Ebal errichtet, dem »Berg der Verfluchung«, weil nur ein Blutopfer Sünder vor dem Fluch des Gesetzes retten kann (Gal 3,10-14). Während Josua den Altar aufrichtete, war er bemüht, der Anweisung aus 2. Mose 20,25 zu folgen. Er achtete sorgfältig darauf, dass keinerlei Werkzeug in Berührung mit den Steinen kam, die auf dem Feld aufgelesen worden waren. Mit dem Opfer durfte keinerlei menschliches Wirken in Verbindung gebracht werden, damit die Sünder nicht dächten, ihre eigenen Werke könnten sie retten (Eph 2,8-9). Gott forderte einen einfachen, aus Steinen aufgeschichteten Altar - kein Designerstück, das von menschlicher Hand kunstvoll verziert worden war -, »dass sich vor Gott kein Fleisch rühme« (IKor 1,29). Es ist nicht die Schönheit der von Menschen erdachten Religion, die dem Sünder Vergebung bringt, sondern das Blut auf dem Altar (3Mo 17,11). König Ahab ersetzte den Altar Gottes durch einen heidnischen Altar, aber das brachte ihm keine Annahme bei Gott und machte ihn auch nicht zu einem besseren Menschen (2Kö 16,9-16). Die Priester brachten dem Herrn Brandopfer dar - zum Zeichen der völligen Hingabe des ganzen Volkes an ihn (3Mo 1). Die Heils- oder »Gemeinschaftsopfer« waren ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott für seine Güte (3Mo 3; 7,11-34). Einen Teil des Fleisches erhielten die Priester, einen anderen der Darbringer des Opfers, damit er es freudig mit seiner Familie in der Gegenwart des Herrn essen konnte (3Mo 7,15-16.30-34; 5Mo 12,17-18). Diese Opfer waren ein Zeichen der Hingabe Israels an Gott und ein Ausdruck ihrer Gemeinschaft mit ihm. Josua schrieb das Gesetz auf große Steine (Jos 8,32-33). Dies geschah in Erfüllung des Auftrages Moses (5Mo 27,1-8). Im Nahen Osten jener Zeit war es üblich, dass Könige ihre Größe feierten, indem sie Berichte ihrer militärischen Heldentaten auf riesige, mit Tünche bemalte Steine schrieben. Aber das Geheimnis des Sieges Israels war nicht sein Führer oder sein Heer; es war vielmehr sein Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes (Jos 1,7-8). Wenn sich Israel in späteren Jahren immer wieder von Gott abwandte, gerieten sie in Probleme und mussten zur Erziehung gezüchtigt werden. »Und wo gibt es eine große Nation, die so gerechte Ordnungen und Rechtsbestimmungen hätte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?«, fragte Mose (5Mo 4,8). Den Gläubigen heute ist das Wort Gottes durch den Heiligen Geist ins Herz geschrieben (Röm 8,1-4; 2Kor 3). Das auf Steine geschriebene Gesetz war äußerlich, nicht innerlich. Es konnte die Menschen anleiten, aber nicht verändern. Paulus macht im Brief an die Galater deutlich, dass das Gesetz zwar Sünder verurteilen und zu Christus führen (Gal 3,19-25), aber keinen Sünder bekehren und Christus ähnlich machen kann. Das kann nur der Geist Gottes. Dies war nun das vierte Steinmonument, das aufgerichtet wurde. Das erste war in Gilgal (Jos 4,20) und erinnerte an Israels Überquerung des Jordan. Das zweite war im Tal Achor, ein Gedächtnis der Sünde Achans und des Gerichtes Gottes über diese Sünde (Jos 7,26). Das dritte war am Tor von Ai, eine Erinnerung an Gottes treue Hilfe für sein Volk (Jos 8,29). Diese Steine auf dem Berg Ebal erinnerten Israel daran, dass all ihr Erfolg ausschließlich aus ihrem Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes kam (Jos 1,7-8). Josua las das Gesetz (Jos 8,34-35). Den Stämmen wurden ihre Plätze auf den Hängen der beiden Berge zugewiesen, so wie Mose es in 5. Mose 27,11-13 bestimmt hatte. Rüben, Gad, Asser, Sebulon, Dan und Naftali standen auf dem Berg Ebal, dem Berg der Verfluchung, und Simeon, Levi, Juda, Issaschar, Joseph (Ephraim und Manasse) und Benjamin standen auf dem Berg Garizim, dem Berg der Segnung. Die losua 1-24 stark Stämme auf dem Berg Garizim stammten von Männern ab, die entweder Lea oder Rahel zur Mutter hatten, während die Stämme auf dem Berg Ebal auf die Söhne von Silpa oder Bilha, die Mägde von Lea und Rahel, zurückgingen. Einzige Ausnahmen waren Rüben und Sebulon, die zu Lea gehörten. Rüben hatte sein Erstgeburtsrecht verwirkt, weil er gegen seinen Vater gesündigt hatte (IMo 35,22; 49,3-4). In dem Tal, das von den beiden Bergen gebildet wurde, standen die Priester und Leviten mit der Bundeslade, umgeben von den Ältesten, den Aufsehern und Richtern des Volkes. Sie alle blickten zur Bundeslade, die die Gegenwart des Herrn unter seinem Volk repräsentierte. Als Josua und die Leviten die Segnungen des Herrn eine nach der anderen vorlasen (siehe 5Mo 28,1-14), antworteten die Stämme am Berg Garizim jeweils mit einem lauten, einstimmigen »Amen!«, was im Hebräischen so viel bedeutet wie »So sei es!«. Als sie die Flüche vorlasen (siehe 5Mo 27,14-26), antworteten die Stämme am Berg Ebal mit ihrem »Amen!« nach jedem Fluch, der verkündet wurde. Gott hatte das Gesetz durch Mose gegeben, am Berg Sinai (2Mo 19 - 20), und das Volk hatte es angenommen und Gehorsam versprochen. Mose wiederholte und erklärte das Gesetz auf den Ebenen Moabs an der Grenze zu Kanaan. Er wandte das Gesetz auf Israels Leben im verheißenen Land an und ermahnte das Volk, dem Gesetz zu gehorchen. »Siehe, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, gehorcht, die ich euch heute gebiete, und den Fluch, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, nicht gehorcht« (5Mo 11,26-28; man beachte auch die Verse 29-32). Nun bestätigte Josua das Gesetz neu im Land der Verheißung. Da der Bereich zwischen den Bergen Ebal und Garizim ein natürliches Amphitheater bildete, konnte jeder Anwesende die Worte des Gesetzes deutlich hören und mit Einsicht darauf antworten. Indem sie zu jeder Aussage, die vorgelesen wurde, »Amen!« riefen, bestätigten die Männer, dass sie das Gesetz mit seinen Segnungen und Flüchen verstanden hatten und dass sie ihre Pflicht akzeptierten, ihm zu gehorchen. Das schloss alle Frauen, Kinder und auch »die Menge des Misch-Volkes« (Gäste) mit ein, die sich Israel angeschlossen hatten (2Mo 12,38; 22,21; 23,9; 5Mo 24,17-22; 31,12). Wenn sie an Israels Erobe- rungszug teilhaben wollten, dann mussten sie sich dem Gesetz des Got-tes Israels unterwerfen. Auch Gottes heutiges Volk steht im Tal zwischen zwei Bergen - dem Hügel Golgatha, auf dem Jesus für unsere Sünden starb, und dem Olberg, wo er in Macht und großer Herrlichkeit zurückkehren wird (Sach 14,4)-Die alttestamentlichen Propheten sahen das Leiden und die Herrlichkeit des Messias, aber sie sahen nicht das »Tal« des gegenwärtigen Gemein-dezeitalters (IPetr 1,10-12). Die Gläubige heute leben nicht unter dem Fluch des Gesetzes, weil Jesus diesen Fluch »am Holz« getragen hat (Gal 3,10-14). In Christus sind die Gläubigen durch die Gnade Gottes gesegnet »mit jeder geistlichen Segnung« (Eph 1,3). Für sie bedeutet Leben die Segnungen von Garizim und nicht die Flüche von Ebal. Dass Christen »nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade« sind (Röm 6,14; 7,1-6), bedeutet allerdings nicht, dass wir leben können, wie es uns gefällt, und dass wir das Gesetz Gottes ignorieren oder ihm trotzen könnten. Wir werden nicht durch das Halten des Gesetzes errettet, und wir werden auch nicht durch den Versuch geheiligt, den Forderungen des Gesetzes zu genügen. Aber »die Rechtsforderung des Gesetz zes« wird »erfüllt ...in uns«, wenn wir in der Kraft des Heiligen Geistes leben (Röm 8,4). Wenn wir uns selbst dem Gesetz unterstellen, verwirken wir die Freuden der Segnungen der Gnade (Gal 5). Wenn wir im Geist wandeln, erleben wir Gottes lebensverändernde Kraft und leben so, wie es Gott gefällt. Lasst uns dafür danken, dass Jesus den Fluch des Gesetzes für uns am Kreuz getragen hat und dass er uns durch den Geist alle himmlischen Segnungen spendet. Im Glauben können wir unsere Erbschaft in Christus in Anspruch nehmen und siegreich voranschreiten! Neun Josua 9,1-10,28 Wir haben den Feind getroffen, und siehe, er ist unser Nachbar! Ein alter Witz sagt uns: Der Fehler eines Zahnarztes wird herausgezo gen; der Fehler eines Rechtsanwaltes wird eingekerkert; der Fehler eines Lehrers ist durchgefallen; der Fehler eines Druckers wird korrigiert; der Fehler eines Apothekers ist begraben; der Fehler eines Briefträgers wird weitergeleitet, und der Fehler eines Elektrikers könnte haarsträubend sein. Der Romanschriftsteller Joseph Conrad schrieb: »Nur, wer gar nichts tut, macht keine Fehler.« Im Fall Josuas war cs allerdings ein Fehler, nichts zu tun, und dieses Kapitel erklärt, was geschah. Es berichtet über die drei Phasen seines (nach Ai) zweiten Fehlers bei der Eroberung des verheißenen Landes. Es zeigt uns aber auch, wie Josua seinen Fehler in einen Sieg verwandelte. 1 1. Dem Feind glauben (Jos 9,1-15) Während sich Israel an den Bergen Ebal und Garizim neu dem Herrn hingab, bereiteten sich die Könige in Kanaan darauf vor, anzugreifen. Sie hatten von den Niederlagen Jerichos und Ais gehört und waren nicht bereit, kampflos aufzugeben. Es wurde Zeit für sie, in die Offensive zu gehen und ihrerseits die israelitischen Eindringlinge anzugreifen. Die Stadtstaaten in Kanaan gingen nicht immer freundlich miteinander um, aber benachbarte Rivalen finden oft zueinander, wenn sie einen gemeinsamen Feind haben (Ps 2,1-2; Lk 23,12). Nach einer Erfahrung großen Segens muss Gottes Volk besonders darauf vorbereitet sein, sich dem Feind zu stellen, denn wie Kanaan ist das Christenleben »ein Lund mit Bergen und Tälern« (5Mo 11,11). Doch Josua 1-24 sä die größte Gefahr für Israel war nicht der Zusammenschluss der Heere Kanaans. Es war nur eine kleine Schar von Männern aus Gibeon, die sich anschickte, ins Lager Israels zu gehen und Josua und die Fürsten Israels zu täuschen. Manchmal tritt Satan als alles verschlingender Löwe auf (IPetr 5,8), manchmal als listige Schlange (2Kor 11,3). Wir müssen wachsam sein und uns mit der geistlichen Waffenrüstung schützen, die Gott uns zur Verfügung stellt (Eph 6,10-18). Was taten die Gibeoniter (Jos 9,3-5)? Gibeon lag nur etwa vierzig Kilometer vom Lager Israels in Gilgal entfernt und stand auf Josuas Liste der Städte, die zerstört werden mussten. In 5. Mose 20,10-20 bestimmt das Gesetz Gottes, dass Israel alle Städte in Kanaan vernichten musste. Wenn Israel nach der Eroberung in andere Kriege verwickelt wurde, dann konnte es Städten, die außerhalb des Landes lagen, ein Friedensangebot machen (siehe auch 5Mo 7,1-11). Irgendwie hatten die Gibeoniter von diesem Gesetz erfahren und waren entschlossen, es zu ihrem eigenen Schutz zu benutzen. Da der Feind auch Gottes Wort für seine eigenen Zwecke zu verwenden weiß, muss Gottes Volk stets auf der Hut sein (Mt 4,5-7). Die Gibeoniter versammelten eine kleine Schar von Männern und statteten sie so aus, dass sie wie eine offizielle ausländische Delegation wirkten. Ihre Kleidung, Wegzehrung und Ausrüstung waren so gestaltet und bemessen, dass sie den Eindruck erweckten, die Männer hätten eine lange, gefährliche Reise von einer weit entfernten Stadt hinter sich gebracht. Satan ist ein Betrüger und »nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an« (2Kor 11,14). Er hat »falsche Apostel« und »betrügerische Arbeiter« (2Kor 11,13), die in dieser Welt am Werk sind, um die Verlorenen zu verblenden und womöglich Gläubige in die Irre zu führen. Es fällt uns viel leichter, den Löwen zu erkennen, wenn er brüllt, als die Schlange zu entdecken, wenn sie sich heimlich in unser Leben hinein-schleicht. Was sagten die Gibeoniter (Jos 9,6-13)? Satan ist ein Lügner und der Vater der Lüge (Joh 8,44), und die menschliche Natur ist so entartet, dass es vielen Menschen leichter fällt, Lügen zu reden, anstatt die Wahrheit zu sagen. Der amerikanische Politiker Adlai Stevenson sagte einmal ironisch: »Eine Lüge ist dem Herrn ein Gräuel - und eine augenblickliche Hilfe in der Not.« Bei dem Versuch, sich aus der Not zu befreien, erzählten die Gibeoniter einige Lügen. Zuerst einmal sagten sie, sie kämen »aus einem fernen Land« (Jos 9,6-9), obwohl sie doch in Wirklichkeit nur vierzig Kilometer entfernt lebten. Dann logen sie über ihre Kleidung und ihre Wegzehrung. »Da ist unser Brot. Noch warm haben wir es zur Wegzehrung aus unsem Häusern mitgenommen am Tag, als wir auszogen, um zu euch zu gehen; und nun siehe, es ist vertrocknet und zu Brotkrumen geworden« (Jos 9,12). Sie logen auch über sich selbst und vermittelten den Eindruck, sie seien wichtige Gesandte auf einer offiziellen Friedensmission der Ältesten ihrer Stadt. Sie nannten sich selbst auch »eure Knechte« (Jos 9,8.9.11), obwohl sie doch in Wirklichkeit Feinde Israels waren. Diese vier Lügen waren schlimm genug, aber dass die Besucher sagten, sie seien »um des Namens des Herrn, deines Gottes, willen« gekommen (Jos 9,9), war geradezu gotteslästerlich. Wie die Bewohner Jerichos (Jos 2,10) hatten auch die Gibeoniter von Israels Eroberungsfeld' zug gehört (Jos 9,9-10). Aber anders als Rahab und ihre Familie setzten sie ihr Vertrauen nicht auf den Herrn. Diese Männer waren klug genug, nicht die Siege Israels über Jericho und Ai zu erwähnen, denn diese Nachricht konnte ihr »fernes Land« gar nicht so schnell erreicht haben. Die Botschafter Satans können überzeugender lügen, als manche Christen die Wahrheit sagen! Satan weiß, wie »Glaubenslügen« anzuwenden sind, um den Eindruck zu vermitteln, als wenn Menschen den Herrn kennen lernen wollten. In meinem Dienst als Pastor habe ich solche Menschen kennen gelernt, die sich als Suchende ausgaben. Aber je länger sie redeten, desto mehr war ich überzeugt, dass sie nur darauf aus waren, etwas aus mir und aus der Gemeinde »herauszuholen«. Sie legten ihr »Glaubensbekenntnis« ab und begannen dann, mir ihre traurige Leidensgeschichte aufzutischen. Sie hofften, mir dadurch das Herz zu brechen, um mir anschließend Geld aus der Tasche ziehen zu können. Die schlimmsten von allen Lügnern sind die »religiösen«. Wenn Sie davon überzeugt werden müssen, dann lesen Sie 2. Petrus 2 und den Judasbrief. Wieso hatten sie Erfolg (Jos 9,14-15)? Der Grund ist einfach: Josua und die Fürsten Israels waren impulsiv und nahmen sich nicht die Zeit, Josua 1-24 stärfc den Herrn zu befragen. Sie wandelten im Schauen und nicht im Glauben. Nachdem sie sich die Ausführungen der Fremden angehört und die vorgelegten Beweise untersucht hatten, kamen Josua und seine Helfer zu dem Schluss, dass die Männer die Wahrheit sagten. Die Führer Israels verließen sich auf die »wissenschaftliche Lösung« anstatt auf die »geistliche Lösung«. Sie machten sich abhängig von ihren eigenen Erfahrungen, untersuchten die »Fakten«, diskutierten die Sache und stimmten in ihrer Schlussfolgerung überein. Es war alles sehr logisch und überzeugend, aber es stimmte leider nicht. Sie machten denselben Fehler wie vor Ai (Jos 7) und hatten noch nicht gelernt, auf den Herrn zu warten und seine Weisung zu suchen. Der Wille Gottes kommt aus dem Herzen Gottes (Ps 33,11), und es erfreut ihn, diesen Willen seinen Kindern deutlich zu machen, wenn er weiß, dass sie demütig und bereit sind, zu gehorchen. Wir suchen den Willen Gottes nicht wie Kunden, die eine Auswahl von Angeboten betrachten, sondern wie Diener, die die Anweisungen des Herrn erwarten. »Wer gewillt ist, dessen [Gottes] Willen zu tun, der wird gewiss erkennen« (Joh 7,17; Jerusalemer). Das ist ein Grundprinzip für ein sieghaftes Christenleben. Gott sieht unsere Herzen und weiß, ob wir es wirklich ernst damit meinen, ihm zu gehorchen. Ganz gewiss sollen wir den Verstand gebrauchen, den Gott uns gegeben hat. Aber wir müssen auch die Warnung in Sprüche 3,5-6 beachten und dürfen uns nicht auf unseren eigenen Verstand verlassen. Wenn diese Besuchergruppe wirklich eine echte ausländische Delegation im offiziellen Auftrag gewesen wäre, dann hätte es eine viel größere Reisegesellschaft sein müssen, mit einem angemessenen Versorgungstross einschließlich ausreichender Lebensmittelversorgung für die Heimreise. Echte Botschafter hätten ihr »vertrocknetes und zu Brot-krumen« gewordenes Brot fortgeworfen, denn ihre Diener hätten unterwegs frisches für sie gebacken. Als Staatsgesandte hätten sie ihre Staatsgewänder mitgebracht, um den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen, wenn sie mit dem Feind verhandelten. Hätten Josua und die Führer des Volkes eine Pause eingelegt und über das, was sie sahen nachgedacht und gebetet, dann wären sie zu dem Ergebnis gekommen, dass die ganze Sache eine Täuschung war. »Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden« (Jak 1,5). Wahrer Glaube erfordert, dass man Geduld übt (Hebr 6,12). »Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen« (Jes 28,16). Mose hatte die Juden ermahnt: »Hüte dich, mit den Bewohnern des Landes, in das du kommen wirst, einen Bund zu schließen, damit sie nicht zur Falle werden in deiner Mitte« (2Mo 34,12). Aber in ihrer Hast brachen Josua und die jüdischen Führer das Gesetz Gottes und schlossen einen Bund mit dem Feind. Da sie ihren Eid im Namen des Herrn ablegten (Jos 9,18), konnte er nicht gebrochen werden. Josua und die Fürsten Israels hatten zu ihrem eigenen Schaden geschworen (Ps 15,4; Pred 5,1-7). Es gab keinen Weg, ihren Eid zurückzunehmen oder von ihrem Versprechen entbunden zu werden. Wie Josua und das Volk Israel lebt auch das heutige Volk Gottes auf feindlichem Territorium und muss unablässig auf der Hut sein. Wenn man dem Feind glaubt, anstatt den Willen des Herrn zu suchen, muss man damit rechnen, in Schwierigkeiten zu geraten. 2. Den Feind beteiligen (Jos 9,16-27) Wie entdeckten die Führer Israels, dass sie einen großen Fehler gemacht hatten? Vielleicht gaben die »Botschafter« ja offen zu, was sie getan hatten, nachdem sie sich außer Gefahr wussten. Es mag vielleicht auch sein, dass die Gibeoniter beobachtet wurden, als sie sich über ihren Erfolg freuten. Kam einer von Josuas Kundschaftern von seinem Aufklärungsgang ins Lager zurück und erkannte die Feinde? Vielleicht belauschten ja auch die Gibeoniter Israels Planung für die nächsten Angriffe und mussten die Israeliten nun ihrerseits darüber aufklären, dass diese Städte jetzt durch einen Eid geschützt wurden. Wie es auch geschehen sein mag -Josua entdeckte, dass er und die Fürsten »gepfuscht« hatten, und sie waren zweifellos gedemütigt und beschämt darüber. Wir müssen den Führern Israels zugute halten, dass sie Männer des Wortes waren. Ihren Eid zu brechen, hätte bedeutet, den heiligen Namen Jahwes in den Schmutz zu ziehen, und das hätte ein göttliches Josta 1-24 SÄ Gericht über sie gebracht. Jahre später verletzte König Saul diesen Eid, und Gott richtete das Volk hart dafür (2Sam 21). Militärische Führer mit einem schwächeren Charakter als Josua hätten vielleicht argumentiert: »Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.« Sie hätten die Gibeoniter zwingen können Informationen preiszugeben, die helfen würden, ihre Stadt einzunehmen. Stattdessen griff das israelitische Heer weder Gibeon noch die benachbarten Städte an. Warum murrte das ganze israelitische Volk über das, was ihre Führer getan hatten? Dieses Bündnis mit Gibeon würde die Soldaten teuer zu stehen kommen, denn sie würden die geschützten Städte niemals plündern dürfen. Darüber hinaus könnten die Gibeoniter und ihre Nachbarn die Israeliten mit ihren heidnischen Praktiken infizieren und sie von dem Herrn abziehen. Mose hatte Israel strikte Warnungen mit auf den Weg gegeben, sich ja nicht auf Kompromisse mit den Menschen im Land einzulassen (5Mo 7). Und nun hatten sie törichterweise einen Bund mit dem Feind geschlossen. Wir müssen uns allerdings fragen, welche Entscheidungen das gewöhnliche Volk getroffen hätte, wenn es an der Stelle der Führer gewesen wäre. Es ist sehr leicht, vollendete Tatsachen in Frage zu stellen! Das war aber noch nicht das Ende der Geschichte. Josua und seine Mitarbeiter lehren uns eine wichtige Lektion: Wenn man einen Fehler macht, muss man ihn zugeben; und dann muss man dafür sorgen, dass dieser Fehler einem selbst zum Vorteil wirkt! Die Führer Israels bestimmten die Gibeoniter dazu, den Dienst an der Stiftshütte ausreichend mit Wasser und Brennstoff zu versorgen, da dort beides in großer Menge gebraucht wurde. In späteren Jahren nannte man die Gibeoniter Nethi-nim (»Geschenkte«; geschenkt, um den Priestern zu helfen)1 und ließ sie als Tempeldiener arbeiten (IChr 9,2; Esr 2,43.58.70; Neh 3,26.31). In Josua 10 werden wir sehen, wie Gott Josuas Fehler behob und ihn gebrauchte, um ihm einen symbolträchtigen Sieg über fünf Könige gleichzeitig zu verleihen. Natürlich unterwarfen sich die Gibeoniter lieber einer erniedrigenden Knechtschaft, als wie Jericho und Ai vernichtet und ausgerottet zu werden. Es gibt auch keinen Schriftbeweis dafür, dass die Nachkommen der Gibeoniter den Israeliten jemals irgendwelche Probleme verursacht hätten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr Dienst in der Stiftshütte und später im Tempel sie dahingehend beeinflusste, ihre Götzen wegzutun und den Gott Israels zu verehren. Die Tatsache, dass am Ende der babylonischen Gefangenschaft über fünfhundert Nethinim nach Jeru-salem zurückkehrten (Esr 2,43-58; 8,20) legt nahe dass sie dem Herrn und seinem Haus ergehen waren. 3. Den Feind verteidigen (Jos 10,1-28) Wenn man Vereinbarungen mit dem Feind trifft, dann muss man damit rechnen, dass man dafür bezahlen und ihn verteidigen muss, um sich selbst zu schützen. Darum soll sich das Volk Gottes von der Welt abgesondert halten (2Kor 6,14-18). Ich frage mich, ob Paulus Josua im Sinn hatte, als er schrieb: »Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn ange-worben hat« (2Tim 2,4)- Des Königs Ruf zu den Waffen (Jos 10,1-5). Der König von Jerusalem, dessen Name (Adoni'Zedek) »Herr der Gerechtigkeit« bedeutet, hatte gehört, was die Gibeoniter getan hatten, und verkündigte, dass diese Verräter bestraft werden müssten. Wenn eine große Stadt wie Gibeon vor den Israeliten kapitulierte, dann war eine weitere Barriere gegen ihren Vormarsch im Land gefallen. Es war wichtig für die Kanaaniter, Giheons Schlüsselposition zurückzuerlangen, selbst wenn sie sich diese mit Gewalt nehmen mussten. Vier weitere kanaanitische Könige verbündeten sich mit Adoni-Zedek, und ihre vereinigten Heere bezogen Stellung vor Gibeon. Die armen Gibeoniter hatten nun Frieden mit den Invasoren geschlossen und lagen dadurch im Krieg mit ihren früheren Verbündeten! Als sich dieser Zusammenschluss von Heeren und Königen versammelte, muss Gott im Himmel gelacht haben (Ps 2,1-4), weil ihnen unbekannt war, dass Gott all diese Ereignisse benutzen würde, um seine eigenen Ziele zu verwirklichen. Er würde Josua helfen, dass er diese fünf Stadtstaaten nicht einen nach dem anderen bezwingen musste, sondern dass er sie alle fünf gleichzeitig schlagen konnte! Gerade so, wie Gott die Josua 1-24 ttlm Niederlage in Ai benutzte, um einen Schlachtplan zum endgültigen Sieg über Ai zu entwerfen, so gebrauchte er auch Josuas Fehler mit den Gibeonitern, um Gibeon zu schützen und die Eroberung Kanaans zu beschleunigen. Unsere Fehler beschämen uns; ganz besonders die Fehler, die wir machen, weil wir dem Herrn vorausrennen und nicht seinen Willen suchen. Aber wir müssen uns auch vor Augen führen, dass für den hin-gegebenen Christen kein Fehler endgültig ist. Gott kann sogar unsere Patzer gebrauchen, um seine Ziele zu verwirklichen. Erfolg ist einmal bezeichnet worden als »die Kunst, Fehler dann zu machen, wenn niemand hinschaut.« Aber eine bessere Definition dafür scheint mir »die Kunst, den Sieg zu sehen, wo andere nur die Niederlage erkennen.« Der Hilferuf der Gibeoniter nach Josua (Jos 10,6-7). Ungeachtet ihres Heidentums sind diese Gibeoniter ein gutes Beispiel, dem Menschen heute folgen sollten. Als sie erfuhren, dass ihre Vernichtung beschlossen worden war, kamen sie zu Josua (»Jahwe ist Retter«) und rangen ihm ein Schutzversprechen ab. Würden doch die verlorenen Sünder ihre Notlage erkennen und sich im Glauben an Jesus Christus wenden! Als sich die Gibeoniter in Gefahr sahen, glaubten sie Josuas Versprechen und riefen ihn um Hilfe an. Das ist es, was Gottes Volk tun muss, wenn es sich den Schlachten des Lebens gegenübersieht. Die Gibeoniter warfen ihre ganze Sorgenlast auf Josua und vertrauten darauf, dass er sein Wort halten werde. Und er tat es. Der Ruf Josuas zürn Herrn (Jos 10,8-15). Drei Dinge kamen zusammen, wodurch Josua erfolgreich aus diesem Angriff hervorgehen konnte: Er glaubte einer göttlichen Verheißung (Jos 10,8); er setzte eine vernünftige Strategie ein (Vers 9) und er rief den Herrn im Gebet an (Verse 10-15). Die Verheißung. Josuas Handeln illustriert zwei wichtige Bibelverse: »Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde« (Röm 14,23) und »Also kommt der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort Christi« (Röm 10,17; Jerusalemer). Wenn wir den Verheißungen Gottes glauben und seinem Wort gehorchen, dann handeln wir im Glauben und dürfen Gottes Hilfe erwarten. Die Juden brauchten sich nicht zu fürchten, weil Gott ihnen bereits den Sieg verheißen hatte. Gottes Siegeszu- sagen hatten Josua ermutigt, als er Führer des Volkes wurde (Jos 1,5-9), als er angriffsbereit vor Jericho stand (Jos 6,2) und als er nach einer schmählichen Niederlage Ai erneut angriff (Jos 8,1). Gott würde stets seine Verheißungen erfüllen, denn »kein einziges Wort von all den herr-liehen Verheißungen ... ist hinfällig geworden« (lKö 8,56; Jerusalemer). Die Strategie. Aber Glaube ohne Werke ist tot, und Josua bewies seinen lebendigen Glauben, indem er eine weise Strategie einsetzte. Er ordnete einen Nachtmarsch und einen Überraschungsangriff auf das feindliche Heer an; eine Strategie, die er schon angewandt hatte, als er Ai angriff (Jos 8,3ff). Es war ein langer Marsch von Gilgal nach Gibe-on, und der Weg führte die Marschierenden bergauf. Aber Josua sammelte seine Truppen, und sie legten den Weg so schnell wie möglich zurück. Ganz ohne Zweifel waren die Männer müde, als sie ankamen, aber der Herr war mit ihnen und schenkte ihnen Sieg. Was hielt die Soldaten auf den Beinen? Sie glaubten Gottes Verheißung und wussten, dass der Sieg sicher war. Gott unterstützte die müden israelitischen Soldaten, indem er das feindliche Heer mit großen Hagelsteinen vernichtete. Schon das rechtzeitige Auftreten dieses Sturms war ein Wunder für sich. Ein noch größeres Wunder aber war die Tatsache, dass diese Steine nur die feindlichen Soldaten trafen. Gott nahm spezielle »Munition« aus seinem Lagerhaus und gebrauchte sie zum Nutzen seines Volkes (Hi 38,22-23). Wenn das Volk Gottes seinem Willen gehorcht, dann arbeitet das ganze Universum für sie, sogar »die Sterne auf ihren Bahnen« (Ri 5,20). Wenn wir dem Willen Gottes jedoch ungehorsam sind, dann wirkt alles gegen uns (lesen Sie in Jona 1 eine lebendige Schilderung dieser Wahrheit). Das Gebet. Aber das Wunder des Hagelsturms war nichts im Vergleich zu der wunderbaren Verlängerung des Tages. So konnte Josua die Schlacht zu Ende bringen und einen vollständigen Sieg über den Feind erreichen. Seine Männer waren müde und die Anforderungen groß. Wenn es Nacht geworden wäre, hätte der Feind vielleicht entkommen können. Josua brauchte eine besondere Hille Gottes, die ihn in die Lage versetzen würde, den Sieg zu erringen, den der Herr verheißen hatte. josua 1-24 sßm Dies ist das letzte Wunder, das im Buch Josua berichtet wird, und gewiss ist es das größte. Josua betete zu Gott und bat ihn um seine Hilfe, und der Herr beantwortete sein Gebet auf bemerkenswerte Weise. Dieses Ereignis wird von denen in Frage gestellt, die die Realität von Wundem generell leugnen und Wahrheit nur in der Wissenschaft zu finden meinen. »Wie konnte Gott die Erdrotation aufhalten und die Länge eines einzigen Tages ausdehnen, ohne den ganzen Planeten in ein Chaos zu stürzen?«, fragen sie. Dabei scheinen sie zu vergessen, dass die Tage in verschiedenen Teilen der Erde schon normalerweise verschieden lang sind, ohne dass der Planet ins Chaos stürzt. In Norwegen lese ich im Sommer um 2 Uhr morgens die Zeitung bei Sonnenlicht. Aber wie erklärt man ein Wunder, jedes Wunder? Die einfachste Antwort ist natürlich die Antwort des Glaubens: Der Herr ist Gott, und nichts ist ihm zu schwer (Jer 32,17.27). Tag und Nacht gehören Gott (Ps 74,16), und alles, was er gemacht hat, muss ihm dienen. Wenn Gott nicht das Wunder tun kann, das in Josua 10 beschrieben wird, dann kann er gar kein Wunder wirken und ist in seiner eigenen Schöpfung gefangen - unfähig, die Gesetze, die er selbst in sie hinein-gelegt hat, zu gebrauchen oder außer Kraft zu setzen. Es würde mir überaus schwerfallen, an einen solchen Gott zu glauben. Gleason L. Archer, ein Fachmann für das Alte Testament, macht darauf aufmerksam, dass die hebräische Formulierung »beeilte sich nicht unterzugehen« in Vers 13 »eine Verlangsamung der Bewegung« vermuten lässt und nicht einen völligen Stillstand.2 Sonne und Mond blieben nicht still auf der Stelle stehen, um dann plötzlich unterzuge-hen, sondern sie wurden zurückgehalten, so dass sich das Tageslicht verlängerte. Gott hielt Sonne und Mond auf und verlangsamte dann die Erdrotation, so dass Sonne und Mond an diesem Tag nur sehr langsam untergingen. Dieser Prozess würde kein Chaos über den ganzen Globus bringen. Als Folge dieser Sichtweise könnte man annehmen, dass Sonne und Mond ihre normale Bahn beibehielten und es nur so schien, als ob der Tag verlängert worden wäre - durch die Art, in der Gott das Licht der beiden Himmelskörper veranlasste, zu leuchten. Aber Vers 13 stellt zweimal fest, dass die Sonne »Stillstand«, und vermerkt einmal, dass der Mond »stehenblieb«. Diese Verben müssen allerdings nicht eine permanente Situation beschreiben, sondern nur den Beginn des Wunders. Gott hielt Sonne und Mond auf ihren Bahnen an und kontrollierte dann ihren allmählichen Niedergang. Während dieser ganzen Zeit ver-anlasste er ihr Licht, für einen viel längeren Zeitraum zu leuchten. Da die Verse 13b-15 eine poetische Form haben - ein Zitat aus dem unbekannten Buch Jascher (siehe 2Sam 1,8) -, legen manche die darin stehenden Worte symbolisch aus. Sie sagen, dass Gott Israel so sehr half, dass das Heer in der Lage war, Kämpfe für zwei Tage an einem Tag zu bestreiten. Aber Josuas Worte klingen sehr nach einem Gebet, dass der Herr doch eingreifen möge, und die Beschreibung der darauf folgenden Geschehnisse liest sich nicht wie der Bericht eines Erfolgsexperten. Warum versucht man, ein Wunder wegzuerklären? Was soll das beweisen? Gewiss nicht, dass wir klüger wären als Gott! Entweder glauben wir an einen Gott, der alles tun kann, was ihm beliebt, oder wir akzeptieren ein wunderloses Christentum, das alles hinwegfegt -die Inspiration der Bibel, die Jungfrauengeburt und die leibliche Auferstehung Jesu Christi. Gewiss gibt es Raum für ehrliche Fragen über das Wesen des Wunderbaren. Aber beim demütigen christlichen Gläubigen ist kein Raum dafür, die Realität des Wunderbaren in Frage zu stellen. C. S. Lewis schrieb: »Der Geist, der nach einem wunderlosen Christentum sucht, ist ein Geist, der vom lebendigen Christentum in bloße .Religion' zurückfällt.«’ In Josua 10,15 und 10,21 finden sich scheinbar widersprechende Angaben. Warum sollte das Heer den ganzen Weg nach Gilgal zurückgehen, wenn die Schlacht noch gar nicht vorüber war? Die beste Aufklärung des scheinbaren Widerspruchs ist, den Vers 15 als Vervollständigung des Zitats aus dem Buch Jascher zu sehen, das im Vers 13b beginnt. Das zeitweilige israelitische Lager war bei Makkeda nahe Lib-na, und das Heer kehrte nicht nach Gilgal zurück, ehe Israel die Kontrolle über Zentralkanaan erlangt hatte. Der Befehlsruf Josuas an sein Heer (Jos 10,16-28). Am Ende einer unglaublichen Schlacht vollzog Josua eine zeichenhafte Handlung, die seine Soldaten ermutigte und stärkte. Ihre letzten Siege hatten ihnen Josua 1-24 die Kontrolle über den zentralen Teil des Landes gebracht, aber nun sahen sie sich zu Kriegszügen in den Süden und in den Norden Palästinas veranlasst. »Teile und erobere« lautete Josuas Strategie, und sie funktionierte. Josua wollte seine Männer daran erinnern, dass der Herr ihnen im ganzen Land den Sieg schenken werde. Wissend, dass die fünf Könige in einer Höhle gefangen waren, ließ Josua sie vorerst unter Bewachung dort und führte seine Männer zu einer »Säuberungsaktion«, die in Vers 20 als »sehr schwere Niederlage« beschrieben wird. Nur wenige der feindlichen Soldaten entkamen in die Städte, aber da diese Städte schließlich ohnehin zerstört werden sollten, gab es für diese Flüchtlinge keine Hoffnung. Vermutlich am darauf folgenden Tag zurück im Lager, befahl Josua, die fünf Könige aus der Höhle zu ihm zu bringen und vor ihm zu Boden zu werfen, die Gesichter im Staub der Erde. Diese erniedrigende Stellung zeigte an, dass Josua den totalen Sieg errungen hatte und dass ihr Ende gekommen war. Aber da war noch mehr. Josua forderte seine Offiziere auf, ihre Füße auf die Nacken dieser Könige zu setzen - ein Symbol nicht nur für den zurückliegenden Sieg, sondern auch für die Siege, die der Herr seinem Volk in den bevorstehenden Tagen schenken würde. Die Könige wurden getötet und die fünf Leichname bis zum Sonnenuntergang an fünf Bäumen aufgehängt. Dann wurden die toten Leiber in die Höhle geworfen, die mit einem großen Steinhaufen verschlossen wurde. Dieser Steinhaufen war ein weiteres Monument im Land, das von der Macht und vom Sieg des Herrn zeugte. Josuas Worte in Vers 25 müssen die Herzen seiner mutigen Soldaten begeistert haben. Sie geben die Worte wieder, die Gott zu ihm selbst sprach, als er seine Karriere begann (Jos 1,6-9). Da Josua ein Bild auf Jesus Christus ist, können wir diese Szene und diese Worte auch auf Christus und sein Volk anwenden. Jesus hat all seine Feinde bezwungen und wird eines Tages zurückkehren und sie für immer vernichten. Dabei spielt es gar keine Rolle, wie sehr sie rasen und sich dagegen auf-lehnen (Ps 2,1-3), die Feinde unseres Herrn sind nur der Schemel unter seinen Füßen (Ps 110,1; IKor 15,25). Durch ihn können wir den Sieg in Anspruch nehmen und unsere Füße auf den Nacken unserer Feinde setzen (Rom 16,20). Wenn man die ganze Episode Josuas mit den Gibeonitem im Rückblick betrachtet, sieht man sich einerseits ernst gewarnt, andererseits sehr ermutigt. Die Ereignisse warnen uns, wachsam zu sein und im Gebet zu bleiben, damit der Feind uns nicht täuscht und wir nicht beginnen, im Schauen zu wandeln statt im Glauben. Wenn das geschieht, dann werden wir uns dabei ertappen, dass wir falsche Entscheidungen treffen und gefährliche Verbindungen eingehen. Aber es gibt auch ein Wort der Ermutigung: Gott kann sogar unsere Fehler in Segnungen um-wandeln. Das ist keine Entschuldigung für Sorglosigkeit, sondern eine große Ermutigung, wenn man den Herrn und sein Volk enttäuscht hat. »Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube« (ljo 5,4). Zwischenspiel Josua 10,29-12,24 Dieser Teil des Buches Josua fasst Israels Eroberung der südlichen (Jos 10,29-43) und der nördlichen Städte (Jos 11,1-15) in Palästina zusammen. Der Text endet mit einer Liste der Namen einiger Könige, die Israel vernichtete (Jos 11,16-12,24). Wenn es in Ihrer Bibel eine Landkarte der Eroberung gibt, dann nehmen Sie diese beim Lesen der entsprechenden Kapitel am besten hinzu. In diesem Bericht ragen zwei Dinge heraus: Es war der Herr, der den Sieg schenkte (Jos 10,30.32.42; 11,6.8), und Josua gehorchte dem Herrn, indem der Feind ausgerottet wurde, wie Mose befohlen hatte (Jos 11,9.12.15.20). Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildete Gibeon. Es war Josuas Strategie, einen Schnitt durch das Land zu machen und es zu teilen, dann die Städte des Südens zu erobern und anschließend die des Nordens. Bei mehr als einer Gelegenheit unternahm er einen Überraschungsangriff auf den Feind (Jos 10,9; 11,7). Die Verheißungen des Herrn ermutigten ihn dazu (Jos 11,6; siehe 1,9; 8,1). In den Versen Josua 10,29-35 finden wir den Bericht über die Kämpfe des Heeres in den niederen Vorgebirgen, aber in Vers 36 findet der Kampf in den Bergen statt. Die Koalition der nördlichen Könige sah sich außerstande, Israel zu schlagen, obwohl ihr vereintes Heer viel größer war als das der Juden (Jos 11,1-9). Die »lange Zeit« in Josua 11,18 betrifft einen Zeitraum von sieben Jahren. Bei Israels Versagen bei Kadesch Barnea (5Mo 2,14) war Kaleb vierzig Jahre alt (Jos 14,7). Bis zur Überquerung des Jordan vergingen achtunddreißig Jahre. Kaleb war fünfundachtzig Jahre alt, als die Eroberung abgeschlossen war (Jos 14,10). Das bedeutet, dass der Feldzug mindestens sieben Jahre dauerte. losua 1-24 Ä Die injosua 11,21-22 erwähnten Enakiter waren ein Volk von Riesen, Nachkommen Enaks, vor denen sich die zehn ungläubigen Kundschafter, die für Mose das Land hatten auskundschaften sollen, so sehr gefürchtet hatten (4Mo 13,22.28.33). Die beiden gläubigen Kundschafter Josua und Kaleb fürchteten sie nicht, denn sie vertrauten darauf, dass der Herr den Sieg gab. Josuas Sieg über die Enakiter finden wir in Josua 11,21-22; den Sieg Kalebs in Josua 14,12-15. Der scheinbare Widerspruch zwischen Josua 11,23 und 13,1 ist leicht zu erklären. Josua und sein Heer übernahmen die Kontrolle über das ganze Land , indem sie die Schlüsselstädte mitsamt ihren Einwohnern und Königen vernichteten. Israel nahm nicht jede kleine Ortschaft ein und tötete auch nicht jeden Einwohner oder Herrscher. Aber sie taten genug, um die Macht des Feindes zu brechen und die Kontrolle über das ganze Land zu übernehmen. Erst als das erledigt und Ruhe im Land war, konnte Josua jedem Stamm sein Erbteil zuweisen. In jedem Erbteil mussten die Stämme die Herrschaft über die verbliebenen Einwohner ausüben, die es dort noch gab. Sogar nach dem Tod Josuas und seiner Offiziere war noch viel Land in Besitz zu nehmen (Ri 1-3). Dreiunddreißig Könige werden in Josua 12 namentlich genannt, beginnend mit Sihon und Og, deren Länder östlich des Jordan lagen und noch unter der Führung Moses erobert worden waren (Jos 12,1-8; 4Mo 21,21-35). Die sechzehn im Süden des Landes besiegten Könige werden in Josua 12,9-16 aufgelistet, die fünfzehn geschlagenen Könige des Nordens in den Versen 17-24- Nun wenden wir uns der tatsächlichen Landzuweisung an die Stämme zu (Jos 13-21), um die geistlichen Wahrheiten zu entdecken, die wir lernen müssen, und um zu sehen, wie wir unser eigenes geistliches Erbe in Jesus Christus in Anspruch nehmen können. Zehn Josua 13-21 Dieses Land ist unser Land! Josua hatte die erste Hälfte seines göttlichen Auftrags erfolgreich abgeschlossen: Er hatte die Feinde geschlagen und die Kontrolle über das Land und seine Städte übernommen (Jos 1,1-5). Nun musste er den zweiten Teil dieses Auftrags erfüllen und das Land aufteilen, so dass jeder Stamm sein Erbe in Besitz nehmen und genießen konnte, was Gott ihm gegeben hatte (Jos 1,6; siehe auch 4Mo 34-35). Wir lesen in diesen neun Kapiteln mehr als fünfzig Mal das Wort »Erbe, Erbteil«. Es ist ein sehr wichtiges Wort. Die Juden erbten ihr Land. Sie gewannen es nicht als Kriegsbeute und erwarben es auch nicht durch einen Kaufvertrag. Der Herr als alleiniger Eigentümer überließ ihnen das Land in Erbpacht. »Das Land soll nicht endgültig verkauft werden«, hatte der Herr sie angewiesen, »denn mir gehört das Land; denn Fremde und Beisassen seid ihr bei mir« (3Mo 25,23). Stellen Sie sich einmal vor: Gott selbst ist Ihr Grundherr! Die »Pacht«, die Gott forderte, bestand nur im Gehorsam Israels gegenüber seinem Gesetz. Solange die Israeliten den Herrn durch ihre Anbetung und ihren Gehorsam ehrten, würde er sie segnen, ihr Land fruchtbar machen und dem Volk Frieden mit seinen Nachbarn schenken. Als sich Israel mit den Segnungen und Flüchen auf den Bergen Ebal und Garizim einverstanden erklärte (Jos 8,30-35), da akzeptierten sie auch die Bedingungen des Vertrages, den man den »Palästinischen Bund« oder auch den »Bund der Landverheißung«1 nennt. Israels Eigentümerschaft über das Land war ein reiner Gnadenakt Gottes, aber ihr Besitzrecht und ihr Wohnrecht hing ab von ihrer Unterordnung und von ihrem Gehorsam gegenüber dem Herrn. (Zu den Einzelheiten des Bundes der Landverheißung siehe 3Mo 26 und 5Mo 27-30.) Das verheißene Land war ein Geschenk der Liebe Gottes, und wenn Josua 1-24 stirk die Israeliten den Herrn liebten, dann würden sie ihm gehorchen und ihm dadurch gefallen wollen, wie sie mit dem Land umgingen (5Mo 4,37-39). Unglücklicherweise widersetzten sie sich schließlich dem Herrn, wurden dem Gesetz ungehorsam und verunreinigten das Land, und Gott musste sie in der babylonischen Gefangenschaft züchtigen. Es gab vier Hauptphasen bei der Verteilung des Landes, und in jeder dieser Phasen finden wir geistliche Lektionen für Gottes Volk heute, dessen Glieder sich ihres geistlichen Erbes in Christus erfreuen wollen. Wenn man diese Kapitel studiert, sollte man eine Karte des Heiligen Landes neben seiner Bibel hegen haben, die die Grenzen der zwölf Stämme und die Städte zeigt, die in die Verteilung einbezogen waren. 1. Die Verteilung in Gilgal (Jos 13,1-17,18) Während des Eroberungsfeldzuges war Gilgal Israels Operationszen-trum. Später verlegte Josua Lager und Stiftshütte an einen zentraler gelegenen Ort bei Silo (Jos 18,1). Wir kennen nicht Josuas genaues Alter zu diesem Zeitpunkt der Geschichte Israels, aber er könnte gut und gern hundert Jahre alt gewesen sein. Kaleb war 85 Jahre alt (Jos 14,10), und es ist sehr wahrscheinlich, dass Josua der Ältere von beiden war. Josua wurde hundertzehn Jahre alt (Jos 24,29), und die in der zweiten Hälfte des Buches beschriebenen Ereignisse könnten sich gut über zehn Jahre hingezogen haben. Das Verfahren, nach dem die Territorien in Kanaan verteilt wurden, wird in Josua 14,1-2 wiedergegeben. Der Hohepriester Eleasar, Josua und ein Repräsentant für jeden Stamm (4Mo 34,13-29) warfen Lose vor dem Herrn und bestimmten auf diese Weise seinen Willen (Spr 16,33). Als Josua das Lager nach Silo verlegte, wurde das Verfahren geändert (Jos 18,1-7). Die zweieinhalb Stämme östlich des Jordan (Jos 13,1-33). Rüben, Gad und der halbe Stamm Manasse hatten sich einverstanden erklärt, den anderen Stämmen bei der Eroberung des Landes zu helfen, ehe sie auf die Ostseite des Jordan zurückkehrten, um ihr Erbteil zu genießen (4Mo 32). Sie hatten um dieses Land außerhalb der Grenzen Kanaans gebeten, weil es sich besonders gut zur Haltung von Rinderherden eignete. Die Tatsache, dass diese zweieinhalb Stämme nicht in dem Land lebten, dass Gott verheißen hatte, schien sie nicht zu beunruhigen. Mose hatte ihrer Wahl großmütig zugestimmt und ließ sie jenseits des Jordan siedeln. Wenn wir das zweiundzwanzigste Kapitel des Buches betrachten, werden wir sehen, dass die Wahl zwar gut für ihre Herden gewesen sein mag, dass sie aber ernste Probleme für ihre Kinder verursachte. Diese Stämme bildeten eine Art »Pufferzone« zwischen den Israeliten in Kanaan und heidnischen Völkern wie Moab und Ammon. Natürlich machte diese exponierte Lage sie extrem verwundbar, und zwar sowohl für militärische Angriffe als auch für gottlose Einflüsse. Beides zusammengenommen führte schließlich ihren Untergang herbei (IChr 5,25-26). Die Grenzen bildeten Rüben im Süden (Jos 13,15-23) und der halbe Stamm Manasse im Norden (Verse 29-32); Gad siedelte zwischen den beiden (Verse 24-28). Lektion 1: Werde kein gläubiger »Randsiedler«! Tritt in die Erbschaft ein, die Gott für dich vorgesehen hat, und erfreue dich ihrer. »Er erwählte für uns unser Erbe, den Stolz Jakobs, den er geliebt hat« (Ps 47,5). Der Wille Gottes ist Ausdruck seiner Liehe und ist stets das Beste für uns. Da der Stamm Rüben sein Territorium Moab abgerungen hatte, war es nur logisch, dass hier die Geschichte Bileams erwähnt wird (Jos 13,22-23; siehe 4Mo 22-25). Als Bileam sah, dass Gott seine Flüche in Segnungen umwandelte, riet er Balak, freundlich zu den Israeliten zu sein und sie zu einem der religiösen Feste der Moabiter einzuladen. Dies führte dazu, dass einige Männer Israels sich moabitische Frauen nahmen und so das Gesetz Gottes verletzten. Was Satan als Löwe nicht bewerkstelligen konnte, die Verfluchung Israels, das bewerkstelligte er als Schlange, die Israel betörte und die Männer in gottlose Kompromisse verwickelte. Vier Mal werden wir in diesen Kapiteln daran erinnert, dass die Josua 1-24 stM Leviten kein Landerbe erhielten (Jos 13,14-33; 14,3-4; 18:7), denn der Herr selbst war ihr Erbteil (5Mo 18,1-8; 10,8-9; 4Mo 18). Die Priester erhielten gewisse Portionen von den Opfertieren als Pflichtteil. Priester und Leviten teilten sich den Zehnten und Opfer, die die Leute zu ihnen bringen mussten. Aber es führten vermutlich noch andere Faktoren dazu, dass der Stamm Levi über das ganze Land verteilt wurde. Zum einen wollte Gott nicht, dass Stammespflichten die Priester und Leviten von ihrer eigentlichen Aufgabe abhielten. Er wollte vielmehr, dass sie sich ihm völlig hingaben, um ihm allein zu dienen (vgl. 2Tim 2,4). Außerdem wollte er, dass sie »Salz und Licht« im Lande wären, da sie unter dem Volk lebten und das Volk im Gesetz unterrichteten, ln Erfüllung der Prophezeiung Jakobs (IMo 49,5-7; siehe IMo 34) wurden also Simeon und Levi im Land zerstreut. Simeon erhielt schließlich einen Teil von Juda. Die zweieinhalb Stämme westlich des Jordan (Jos 14,1-17,18). Die nächsten Stämme, die siedeln konnten, waren Juda im Süden (Jos 14,6-15,63), Ephraim jenseits des Flusses in der Mitte des Landes (Jos 16,1-10) und der andere halbe Stamm Manasse im Norden (Jos 17,1-18). Da Kaleb zum Stamm Juda gehörte (4Mo 13,30) und einer der beiden Gott vertrauenden Kundschafter gewesen war, empfing er sein Erbteil zuerst. Josua, der andere gläubige Kundschafter, erhielt sein Erbe zuletzt (Jos 19,49-51). Kaleb erinnerte seinen Freund Josua an das Versprechen, das Mose ihnen beiden fünfundvierzig Jahre zuvor gegeben hatte (4Mo 14,24-30; 5Mo 1,34-36), dass sie nämlich die Jahre der Wüstenwanderung überleben und ihr Erbteil im Land empfangen würden. Dieses Versprechen hatte Josua und Kaleb Mut und Freude gegeben, während sie die Wanderjahre hinter sich brachten und warteten. Lektion 2: Fasse Mut auf deiner Pilgerreise! Du hast dein Erbteil in Christus bereits erhalten und kannst jede geistliche Segnung in Anspruch nehmen (Eph 1,3). Da dir ein herrliches Erbe bevorsteht (IPetr 3,1-6), erhebe dein Haupt! Das Beste kommt noch! Kaleb war fünfundachtzig Jahre alt, aber er suchte nicht nach einer leichten Aufgabe, die einem »alten Mann« angestanden hätte. Er bat Josua um Berge zum Erklettern und um Riesen zum Überwinden! Sei-ne Kraft war in dem Herrn und er wusste, dass Gott ihn niemals aufge-ben würde. Das Geheimnis von Kalebs Leben ist in einem Ausdruck verborgen, der in der Heiligen Schrift sechs Mal wiederholt wird: »Ich bin dem Herrn, meinem Gott, treu nachgefolgt« (Jos 14,14; siehe auch 4Mo 14,24; 32,12; 5Mo 1,36; Jos 14,8-9). Kaleb war ein Überwinder, weil er Glauben an den Herrn hatte (ljo 5,4). Lektion 3: Wir sind nie zu alt, um neue Eroberungen des Glaubens in der Kraft des Herrn zu machen. Wie Kaleb können wir Berge ein-nehmen und Riesen bezwingen, wenn wir völlig dem Herrn nach-folgen. Es spielt keine Rolle, wie alt wir werden, wir dürfen niemals davon ablassen, dem Herrn zu vertrauen und ihm zu dienen. In Josua 15,13-19 sehen wir Kaleb für die nächste Generation Vorsorgen. Etwas von Kalehs wagemutigem Glauben färbte auch auf seinen Neffen Othniel ab, der später ein Richter im Land wurde (Ri 3,7-11). Kalebs Glaube berührte auch seine Tochter, denn sie hatte das Vertrauen, ihren Vater um ein Feld und dann um Wasserquellen zu bitten, um das Land zu bewässern. Kalebs Glaubensbeispiel war für seine Familie wertvoller als der Besitz, den er für sie beanspruchte. Lektion 4: Die ältere Generation muss für die nächste Vorsorgen -nicht nur materiell, sondern vor allem geistlich. »Väter im Glauben« müssen Vorbilder der Gläubigen werden und die jüngere Generation ermutigen, dem Herrn zu vertrauen und ihm völlig nachzufolgen. Das Erbteil des übrigen Stammes Juda wird in Josua 15,1-12 und 21-63 beschrieben. Wir sind nicht sicher, warum Vers 32 von neunundzwanzig Städten spricht, wenn sechsunddreißig genannt werden, aber vielleicht sind in der Liste die Namen einiger »Dörfer« oder Weiler enthalten, die außerhalb der Stadtmauern lagen. Zu der Zeit konnten die Josua 1-24 Itlrn Israeliten Jerusalem nicht einnehmen (Jos 15,63). Sie konnten die Stadt später zeitweise halten (Ri 1,8), und David nahm sie dauerhaft ein und machte sie zur Hauptstadt (2Sam 5,6-10). Ephraim und Manasse waren die Söhne Josephs, die von Jakoh »adoptiert« und besonders gesegnet worden waren (IMo 48,15-22). Da der Stamm Levi kein eigenes Territorium erhielt, glichen diese beiden Stämme die Differenz aus, so dass es immer noch zwölf Stämme in Israel gab. Die Geburtsordnung war »Mantisse und Ephraim« (Jos 16,4; 17,1), aber Jakob drehte das um. Gott verwirft unsere erste Geburt und schenkt uns eine zweite. Er nahm Abel an und verwarf Kain; er verwarf Ismael und akzeptierte Isaak, Abrahams zweitgeborenen Sohn; er verwarf Esau und nahm Jakob an. Im Volk Israel erbten die Söhne den Besitz, aber die Töchter Zelof-hads achteten darauf, dass die Töchter nicht benachteiligt wurden (Jos 17,3-6; 4Mo 27,1-11). Wie die Tochter Kalebs hatten diese Frauen den Glauben und den Mut, ihr Erbteil einzufordern, und dank ihrer wurde sogar das Erbgesetz geändert! Lektion 5: Gott will allen in seinem Volk ihr Erbteil geben. »Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet« (Jak 4,2). In Jesus Christus sind alle Gläubigen eins und sind Erben Gottes (Gal 3,26-29). Nichts aus deinem alten Leben sollte dich daran hindern, alles in Anspruch zu nehmen, was du in Jesus Christus besitzt. Josua hatte ein Problem mit den Kindern Josephs (Ephraim und Manasse), die sich beklagten, weil der Herr ihnen nicht genug Raum gab (Jos 17,14-18)! Man kann ihren Stolz aus den Worten heraushören, als sie Josua erklärten, was für ein »großes Volk« sie wären. Und überhaupt - hatte Jakob sie nicht persönlich adoptiert und besonders gesegnet? Und hatten sie sich nicht auf großartige Weise vermehrt? Und kam nicht Josua selbst aus dem Stamm Ephraim (4Mo 13,8)? Sie waren ein besonderes Volk, das eine besondere Behandlung verdiente. Wenn man die statistischen Angaben in 4- Mose 1,32-35 und in 4. Mose 26,34 und 37 miteinander vergleicht, erfährt man, dass sich die Nachkommen Josephs von 72.700 auf 85.200 vermehrt hatten, ob- wohl Ephraim 8000 Menschen weniger aufzuweisen hatte. Aber auch sechs andere Stämme hatten ihre Zahl seit der letzten Volkszählung erhöht. So waren die Kinder Josephs auf keinen Fall allein fruchtbar. Josua erklärte seinen Brüdern, wenn sie wirklich ein so großes Volk wären, dann gäbe es jetzt Gelegenheit für sie, es zu beweisen! Mögen sie tun, was Kaleb tat, und die Riesen bezwingen und die Berge einneh-men! Es ist bemerkenswert, dass die Stämme Ephraim und Manasse besonders anfällig für Streitsucht und Stolz gewesen zu sein scheinen. Sie verursachten nicht nur Josua Probleme, sondern auch Gideon (Ri 8,1-3), Jeftah (Ri 12,1-7) und auch David (2Sam 20,1-5). »Denn wo Neid und Eigennutz ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat« (Jak 3,16). Lektion 6: Es ist nicht deine Prahlerei, sondern dein Glaube, der dir den Sieg gibt und dich neues Territorium einnehmen lässt. Manchmal sind die, die am meisten reden, auch die, die am wenigsten zustandebringen. 2 2. Die Verteilung in Silo (Jos 18,1-19,51) Fünf Stämmen war nun ihr Erbteil gegeben worden, so, wie Josua, Ele-asar und die zwölf Stammesführer in Gilgal die Lose geworfen hatten. Dann verlegte Josua das Lager nach Silo ins Gebiet des Stammes Ephraim, wo die Stiftshütte blieb, bis David die Bundeslade nach Jerusalem brachte (2Sam 6). Der Herr muss Josua mit dieser Verlegung beauftragt haben, sonst würde er es nicht getan haben (5Mo 12,5-7). Silo lag zentral und war so für alle Stämme leichter zu erreichen. Sieben Stämmen musste nun noch ihr Erbteil zugewiesen werden, und anscheinend zögerten sie, diese Herausforderung anzunehmen. Ganz anders als Kaleb und die Töchter Zelofhads hatten diese Stämme wenig Glauben und keinen geistlichen Eifer. Sie hatten geholfen, Schlachten zu schlagen, aber nun zögerten sie, ihr Erbteil zu beanspruchen und sich des Landes zu erfreuen, das Gott ihnen gegeben hatte. »Nicht erjagt die Lässigkeit ihr Wild; aber kostbarer Besitz eines Menschen ist es, wenn er fleißig ist« (Spr 12,27). Josua 1-24 Wrk An diesem Punkt führten Josua und die Stammesführer ein neues System zur Landzuweisung ein. Nachdem jeder der sieben Stämme drei Männer benannt hatte, zogen alle einundzwanzig durch die verblei' benden Territorien, erfassten Städte und Orientierungspunkte in der Landschaft und beschrieben jeden Teil des Landes. Sie brachten die gesammelten Informationen zu Josua, der dann die verschiedenen Lan-desteile unter die verbliebenen sieben Stämme verteilte, indem er vor dem Herrn Lose warf. Da Benjamin der Vollbruder Josephs war, wurde ihm sein Gebiet in direkter Nachbarschaft zu Ephraim und Manasse zugewiesen (Jos 18,11 -28). Simeon teilte sein Erbteil mit Juda (Jos 19,1-9; siehe IMo 49,7) und bewohnte schließlich die Städte, die in Josua 15,21 ff. zuge-wiesen wurden. Die Kinder Josephs wünschten sich mehr Land, aber sie waren nicht bereit, im Glauben dafür zu kämpfen. Die Kinder Judas hatten demgegenüber so viel Land, dass sie es mit Simeon teilen konnten. Was für ein Gegensatz! Das Gebiet nördlich Manasses war Sebulon (Jos 19,10-16), Issa-schar (Verse 17-23), Asser (Verse 24-31) und Naftali (Verse 32-39) bestimmt worden. Sebulon und Naftali wurden später »das Galiläa der Nationen« (Mt 4,15-16), wo unser Herr diente, als er hier auf der Erde war. Der »See Kinneret« (siehe Jos 12,3; 13,27) ist das »galiläische Meer«.2 Das hebräische Wort Kinnereth bedeutet »Harfe«, und der Uferumriss des Sees ist geformt wie eine Harfe. Der letzte Stamm, der seine Erbschaft in Empfang nehmen sollte, war der Stamm Dan (Jos 19,40-48), der sich sofort an die Arbeit machte und sein Gebiet erweiterte. Dan und Benjamin bildeten einen »Gürtel« quer durchs Land und verbanden so das Tote Meer mit dem Mittelmeer. Als der Führer, der er war, wartete Josua, bis er als Letzter sein eigenes Erbteil zugewiesen bekam, und der Herr gab ihm die Stadt Timnat-Serach (Jos 19,49-50). Wie sein Freund Kaleh bevorzugte es Josua, in der Gebirgsregion des Landes zu leben. 3. Die Bestimmung der Zufluchtsstädte (Jos 20,1-9) Als sich das Volk Israel noch auf der anderen Seite des Jordan befand, hatte Gott Mose beauftragt, besondere Städte für die Leviten zu bestimmen (4Mo 35,1-5) sowie sechs »Zufluchtsstädte« zu heiligen (2Mo 21,13; 4Mo 35,6-34; 5Mo 19,1-13). Da die Stämme ihre Territorien erhalten hatten, konnte Josua nun daran gehen, diese Städte zu bestimmen. Schon lange, ehe durch Mose das Gesetz gegeben wurde, hatte Gott die Grundregel festgelegt: Wer Blut vergießt, sollte für dieses Verbrechen mit seinem eigenen Blut bezahlen (IMo 9,5-6). Dieses Prinzip wurde im Gesetz wiederholt zum Ausdruck gebracht, aber Gott traf eine klare Unterscheidung zwischen Mord und Totschlag (2Mo 21,12-14; 3Mo 24,17; 4Mo 35,16-21; 5Mo 19,11-13). »Das Blut, das entweiht das Land; und dem Land kann für das Blut, das in ihm vergossen worden ist, keine Sühnung erwirkt werden außer durch das Blut dessen, der es vergossen hat. Und du sollst das Land nicht unrein machen, in dem ihr wohnt« (4Mo 35,33-34). Die sechs »Zufluchtsstädte« wurden gebraucht, weil die Gesellschaft in dieser Zeit keine Polizei hatte, die Verbrechen hätte untersuchen können. Es lag in der Verantwortung jeder Familie, darauf zu achten, dass Mordfälle geahndet wurden. Aber wie konnten sie sagen, ob es sich um einen Fall vorsätzlichen Mordes oder um einen unglücklichen, nicht beabsichtigten Totschlag handelte? In der Hitze des Zorns könnte ein Verwandter der getöteten Person jemanden töten, der tatsächlich keines Kapitalverbrechens schuldig war. Josua heiligte je drei Zufluchtsstädte auf jeder Seite des Jordans. Auf der Westseite waren es die Städte Kedesch im äußersten Norden im Gebiet von Naftali; Sichern in der Mitte des Volkes im Stamm von Manasse und Hebron im Süden im Stamm Juda. Auf der Ostseite des Jordan waren es die Städte Golan im Norden im Gebiet von Manasse, Ramot in Gad und Bezer im tiefen Süden im Stamm Rüben. So war niemand allzu fern von einer Zufluchtsstadt. Das Gesetz war wirklich ganz einfach. Wer einen anderen getötet hatte, konnte in eine Zufluchtsstadt fliehen und war dort vor dem Josua 1-24 sIM »Bluträcher« geschützt, bis die Ältesten der Stadt die Umstände untersuchen konnten. Befanden sie den Flüchtling für schuldig, wurde er hingerichtet. Kamen sie aber zu dem Schluss, dass es sich um einen Fall unabsichtlichen Totschlags handelte, wurde es dem Flüchtling erlaubt, in der Stadt zu leben und vor dem Bluträcher geschützt zu bleiben. Nach dem Tod des Hohenpriesters durfte der Flüchtling wieder in seine Heimat zurückkehren. Der Totschläger verwirkte also seine Bewegungsfreiheit, damit sein Leben geschützt werden konnte. Mancher hat in den Zufluchtstädten ein Bild für unsere Rettung in Jesus Christus zu erkennen geglaubt, zu dem wir »unsere Zuflucht genommen haben« (Hebr 6,18). Der verlorene Sünder ist natürlich in Gefahr, gerichtet zu werden, denn »der Lohn der Sünde ist der Tod« (Röm 6,23). Der Bluträcher ist ihm auf der Spur! Gottes erwählter Retter ist Jesus Christus (Apg 4,12), aber der Sünder muss im Glauben zu ihm kommen, um gerettet zu werden (Mt 11,28-30; Joh 6,37). Der Weg zu jeder Stadt wurde freigehalten durch Straßen, die gepflegt und markiert wurden (5Mo 19,3). Gott wollte, dass es den Flüchtlingen leicht fiel, ihren Weg in die Sicherheit zu finden. Darüber hinaus zeigt das Bild einen Gegensatz• Wenn wir zu Christus kommen, um gerettet zu werden, dann bedarf es keiner Untersuchung und keiner Gerichtsverhandlung, weil wir wissen, dass wir schuldig sind, und weil wir es zugeben! Jesus kann nur die Menschen retten, die ihre Schuld bekennen und sich auf seine Gnade verlassen. Wenn der Flüchtling vorzeitig die Zufluchtsstadt verließ, konnte er getötet werden, aber unsere Rettung in Christus ist nicht an Bedingungen geknüpft. Unser Hoherpriester wird niemals sterben, und wir sind für alle Ewigkeit sicher. »Dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum. Daher kann er auch völlig erretten, die durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden« (Hebr 7,24-25). Interessant ist die Bedeutung der Namen der geheiligten Städte, ln der Reihenfolge, in der sie in Josua 20,7-8 aufgelistet sind, haben wir: Kedesch = »Gerechtigkeit«; Sichern = »Schulter«; Hebron = »Gemeinschaft«; Bezer = »Festung« oder »stark«; Ramot = »Höhen«. Die Hebraisten sind sich nicht einig darüber, was der Name Golan bedeutet, aber laut dem Wörterbuch von Wilhelm Gesenius bedeutet er »Exil«. Diese Namen können benutzt werden, um zu beschreiben, was Sün-der erleben, wenn sie im Glauben zu Jesus fliehen. Zuerst gibt er ihnen seine Gerechtigkeit, und sie können nie wieder angeklagt werden. Es gibt keine Verdammnis für sie (Röm 8,1)! Wie ein Hirte ein Schaf, trägt er sie auf seinen Schultern, und sie treten ein in die Gemeinschaft mit ihm. Er ist ihre Festung, und sie sind sicher. Sie wohnen in den Höhen, obwohl sie Exilanten sind, Pilger und Fremde in der Welt. Lektion 7: Wenn du nicht im Glauben zu Jesus geflohen bist, bist du nicht errettet! Da unsere Sünden Jesus an das Kreuz brachten, sind wir alle schuh dig an seinem Tod. Er ist der einzige Retter, und ohne Glauben an ihn gibt es keine Rettung. Bist du zu ihm hin geflohen? Bevor wir dieses Thema verlassen, sollten wir festhalten, dass es hier auch eine Anwendung auf das Volk Israel gibt. Dieses Volk war schuldig, den Herrn Jesus Christus getötet zu haben, aber das war eine Sünde aus Unwissenheit auf Seiten des Volkes (Apg 3,12-18). Als Jesus am Kreuz betete: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Lk 23,34), da erklärte er sie des Totschlags für schuldig und nicht des Mordes (IKor 2,7-8). Der Weg war frei zu ihrer Vergebung, und Gott gab dem Volk fast vierzig Jahre Zeit zur Buße, ehe er das Gericht brachte. Dasselbe Prinzip betrifft auch den Apostel Paulus (lTim 1,12-14). Allerdings kann heute kein verlorener Sünder Unwissenheit für sich reklamieren, weil Gott die ganze Welt für schuldig erklärt und festgestellt hat, dass sie alle ohne Entschuldigung sind (Röm 3,9-19). 4. Die Bestimmung der Levitenstädte (Jos 21,1-45) Wie wir schon feststellten, wurde dem Stamm Levi kein Territorium zugewiesen, sondern der Stamm wurde über das ganze Land verteilt. Auf diese Weise konnten die Leviten dem ganzen Volk Unterricht im Gesetz Gottes erteilen und alle Stämme dahingehend beeinflussen, dass sie dem Herrn treu blieben. Aber die Leviten brauchten natürlich losua 1-24 stark Wohnplätze und Weiden für ihre Rinder. So legte Gott achtundvierzig Städte fest, in denen sie wohnen sollten, zusammen mit entsprechendem Weideland (4Mo 35,1-5). Dieses Weideland konnte nicht verkauft werden, und die Leviten hatten auch besondere Privilegien für die Wiedereinlösung ihres Besitzes (3Mo 23,32-34). Es liegen uns zwei Listen vor, in denen Levitenstädte aufgezeichnet sind - Josua 21 und 1. Chronik 6,54-81. Die beiden Listen stimmen nicht in allen Punkten überein, aber die Namen von Städten und die Schreibung solcher Namen können sich im Laufe der Jahre ändern. Außerdem ist es auch möglich, dass von Zeit zu Zeit neue Städte ausgewählt und ältere verlassen wurden. Es gab achtundvierzig Levitenstädte, und sechs von ihnen waren auch Zufluchtsstädte. Jeder der Stämme trug vier Städte bei. Eine Ausnahme bildeten Juda und Simeon, die zusammen neun Städte bereit-stellten, und Naphtali, der drei hergah. Die Nachkommen der drei Söhne Aarons - Kehat, Gerschon und Merari - wurden auf diese Städte verteilt, obgleich in ihnen auch noch andere Israeliten lebten. In 4- Mose 26,62 hält der Schreiber fest, dass es 23.000 Leviten gab, bevor Israel in das verheißene Land einzog - eine große Menge, die auf achtundvierzig Städte verteilt werden musste. Es war wichtig für Israel, qualifizierte, bevollmächtigte Mitarbeiter zu haben, die in der Stiftshütte und später im Tempel den Dienst versehen konnten. Wir dürfen auch nicht die Lehraufgabe der Priester und Leviten unter dem Volk unterschätzen (2Chr 17,7-9). Da das gewöhnliche Volk keine Kopien der Heiligen Schriften besaß, war es wichtig, dass sich die Leviten mit dem einfachen Volk eins machten und ihm das Gesetz erklärten. Diese Levitenstädte waren so gelegen, dass niemand allzu weit von einem Mann entfernt war, der ihm helfen konnte, das Gesetz Moses zu verstehen und anzuwenden. Dieser lange Teil des Buches Josua schließt mit drei wunderbaren Bekräftigungen: Erstens: Gott war treu und gab Israel das Land (Jos 20,43). Er hielt den Bund, den er zuerst mit Abraham (IMo 12,7) und dann mit seinen Nachkommen geschlossen hatte. Zweitens: Gott gab Israel Sieg über alle seine Feinde und schenkte ihm dann Ruhe vom Kampf (Jos 20,44; siehe 1,13.15; 11,23). Es geschah, wovon die ungläubigen Kundschafter bei Kadesch Bamea behauptet hatten, dass es nie geschehen könne, weil Josua und das Volk Gott glaubten und seinem Wort gehorchten. Drittens: Gott hielt seine Verheißungen (Jos 20,45). Am Ende seines Lebens würde Josua das Volk daran erinnern (Jos 23,14). Salomo erinnerte daran, als er den Tempel weihte (lKö 8,56). Wie das Volk Gottes können auch wir diese Zusicherungen im Glauben für uns in Anspruch nehmen. Gottes Bündnis mit uns wird nicht zerbrochen werden. Gottes Macht und Weisheit können uns den Sieg über jeden Feind geben, und Gottes Versprechen sind glaubwürdig - ganz gleich, wie die Umstände auch immer sein mögen. Der Bund Gottes, die Macht Gottes, die Verheißungen Gottes — das sind die geistlichen Quellen, aus denen wir schöpfen können, wenn wir unser Erbteil in Jesus Christus in Anspruch nehmen. Elf Josua 22 Nach der Schlacht Ich erinnere mich an den »VE-Day«1, den 8. Mai 1945, an dem Präsi-dent Truman über alle amerikanischen Radiosender erklärte: »General Eisenhower hat mich informiert, dass sich die deutschen Streitkräfte den Alliierten ergeben haben. In ganz Europa wehen die Fahnen des Friedens.« Ich erinnere mich auch an den »VJ-Day«2, den 14. August 1945, an dem unsere Innenstadt vor Menschen überquoll und völlig Fremde einander umarmten und sich zujubelten. Die Japaner hatten den alliierten Friedensbedingungen zugestimmt, der Krieg war vorüber. Meine beiden Brüder, die im Marinecorps dienten, würden nun nach Hause kommen! Die Soldaten aus Rüben, Gad und dem halben Stamm Manasse müssen überaus hochgestimmt gewesen sein, als die Eroberung Kanaans abgeschlossen war. Mehr als sieben Jahre lang waren sie fern von ihren Familien auf der anderen Seite des Jordan. Und nun konnten die siegreichen Soldaten heimkehren. Aber ihre Heimkehr geschah nicht ohne Zwischenfall. Offen gesagt, was sie taten, provozierte beinah einen neuen Krieg. Sehen wir uns einmal die Ereignisse an, die damit Zusammenhängen, und die Lehren, die wir daraus ziehen können. 1. Ehrenvolle Entlassung (Jos 22,1-8) »Im Siegen unschlagbar; im Sieg untragbar!« So beschrieb Sir Wins-ton Churchill einen berühmten britischen Armeeoffizier im Zweiten Weltkrieg. Die erste Hälfte der Beschreibung würde auf Josua passen, Josua 1-24 denn er wusste, wie man aus Niederlagen Siege macht. Aber die andere Hälfte passt überhaupt nicht, denn als Kommandant von des Herrn Heer war Josua edelmütig in der Art, wie er seine Truppen nach dem Sieg behandelte. Ein italienisches Sprichwort sagt: »Es ist das Blut des Soldaten, das den General groß macht.« Aber dieser General machte seine Soldaten groß! Das wurde deutlich in der Art und Weise, wie er die Stammeskämpfer entließ, die auf der Ostseite des Jordan wohnten. Er lobte sie (Jos 22,1-3). Diese zweieinhalb Stämme hatten Mose versprochen, beim Heer zu bleiben, bis das ganze Land erobert war, und sie hielten ihr Versprechen (4Mo 32; 5Mo 3,12-20). Nach Moses Tod übertrugen sie diese Loyalität auf Josua, ihren neuen Führer (Jos 1,12-18). Diese Stämme waren Mose, Josua und ihren Brüdern aus den anderen Stämmen treu gewesen. »Ihr habt eure Brüder nicht verlassen diese lange Zeit bis zum heutigen Tag und habt das Gebot des Herrn, eures Gottes, treu gehalten« (Jos 22,3). Warum waren sie ihren Führern und ihren Kampfkameraden so treu? Weil sie zuallererst dem Herrn, ihrem Gott, treu waren. Es war sein Auftrag, den sie ausführten, und sein Name, den sie zu verherrlichen suchten. Im Dienst des Herrn steht unsere Hingabe für diesen Herrn weit über der für einen Führer, für eine Sache oder sogar für ein Volk. »Was ihr auch tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus« (Kol 3,23-24). Er entließ sie (Jos 22,4). Nachdem sie ihren Auftrag erfüllt und ihr Versprechen gehalten hatten, wurden die Stämme nun aus dem Dienst entlassen, damit sie nach Hause zurückkehren konnten, denn der Herr hatte seinem Volk Ruhe gegeben. Die Vorstellung von Ruhe ist im Buch Josua ein sehr wichtiges Thema und bedeutet sehr viel mehr als nur das Ende des Krieges. Das Wort trägt in sich die Bedeutung von Sieg und Sicherheit, und es vermittelt die Vorstellung, dass Israel seinen »Ruheort« im Land gefunden hatte. Gott versprach, seinem Volk Ruhe zu geben (2Mo 33,14; 5Mo 12,9-10; 25,19; Jos 1,13.15), und er hielt sein Versprechen (Jos 11,23; 14,15; 21,44; 22,4; 23,1). Die geistliche Anwendung dieser Ruhe für Gottes Volk heute wird in Hebräer 3 und 4 gegeben. Wenn wir Christus als unserem Retter vertrauen, dann gehen wir in diese Ruhe ein, weil wir nicht mehr mit Gott im Krieg liegen (Rom 5,1). Wenn wir uns ihm völlig ausliefem und unser Erbteil im Glauben in Anspruch nehmen, tauchen wir in eine tiefere Ruhe ein und erfreuen uns unserer geistlichen Reichtümer in Christus (zur Einladung unseres Herrn siehe Mt 11,28-32). Wenn wir zu ihm kommen, gibt er uns Ruhe. Wenn wir sein Joch der Jünger-schüft auf uns nehmen, finden wir diese tiefere Ruhe. Man stelle sich vor, wie diese Soldaten empfunden haben müssen, als sie nun nach so vielen Jahren nach Hause zurückkehren konnten! Man bedenke die Liebe, die sie erleben, die Freuden, die sie finden, die Schätze, die sie teilen würden! Das ist nur ein schwaches Bild für das, was geschieht, wenn die Kinder Gottes in die Ruhe Gottes eintreten, die er denen schenkt, die ihm ihr ganzes Sein ausliefem und seinem Wort glauben. Er ermahnte sie (Jos 22,5). Wie jeder gute Leiter war Josua mehr um den geistlichen Wandel seines Volkes besorgt als um alles andere. Das Heer hatte in Kanaan Sieg erfahren, weil Josua den Herrn liebte und seinem Wort gehorchte (Jos 1,7-8), und das war das »offene Geheimnis« von Israels andauerndem Frieden und Wohlstand. So, wie sie in der Schlacht gewissenhaft gekämpft und ihrem Kommandanten gehorcht hatten, so mussten sie nun auch gewissenhaft in der Anbetung sein und dem Herrn, ihrem Gott, gehorchen. Das entsprach dem Versprechen, dass jeder der Stämme dem Herrn am Berg Garizim und am Berg Ebal gab. Das Motiv für ihren Gehorsam musste Liebe sein, Liebe zum Herrn, ihrem Gott. Wenn sie ihn liebten, dann würden sie freudig in all seinen Wegen wandeln und all seinen Geboten gehorchen. Anstatt zu versuchen, zwei Herren zu dienen, würden sie sich an den Herrn hängen und ihm allein dienen, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Jesus sagte, dies sei das erste und größte Gebot (Mt 22,36-38); ihm nicht zu gehorchen, würde daher bedeuten, die größte Sünde zu begehen. »Wenn ihr mich lieht, so werdet ihr meine Gebote halten« (Joh 14,15). Er segnete sie (Jos 22,6-8). Es war Aufgabe des Hohenpriesters, Gottes Volk zu segnen (4Mo 6,22-27), aber auch gewöhnliche Menschen Josua 1-24 Ä konnten Gottes Segen auf andere herabrufen, besonders ein Führer auf sein Volk oder ein Vater auf seine Familie (IMo 27,4; 48,9; 2Sam 6,18.20; lKö 8,55). Welch ein Anblick, einen großen Befehlshaber zu sehen, der Gottes Segen auf seine Truppen herabruft! Dieser Segen beinhaltete aber auch, dass die Heimkehrenden die reiche Kriegsbeute zu Hause mit denen teilten, die zum Schutz des Landes mit ihren Familien daheim geblieben waren. Es war in Israel Brauch, dass die zu Hause Gebliebenen und die, die aus guten Gründen nicht an der Schlacht teilnehmen konnten, auch ihren Anteil an der Kriegsbeute erhielten (4Mo 31,25-27; lSam 30,23-25). Diese Israeliten hatten schließlich die Heimatstädte beschützt und das Alltagsleben in Gang gehalten, während die Krieger in der Schlacht kämpften. Es war nur fair, wenn sie ihren Anteil erhielten. Für die zweieinhalb Stämme, die östlich des Jordan wohnten, war es in der Tat eine ehrenhafte Entlassung. 2. Ernstliche Bedenken (Jos 22,9-10) Als die Männer von Rüben, Gad und dem halben Stamm Manasse sich nach Osten aut den Weg machten und dabei Orte in der Landschaft passierten, die Erinnerungen an die großen Taten weckten, die Gott getan hatte, wurden ihre Herzen unruhig. So glücklich sie waren, nach Hause zu kommen, so schwer fiel es ihnen auch, ihren Brüdern Lebewohl zu sagen und die Nähe der Priesterschaft und der Stiftshütte zu verlassen. Sie verließen das Land, das Gott zu segnen versprochen hatte. Ja, sie gingen nach Hause in das Land, das sie für sich erwählt hatten, aber irgendwie begannen sie, sich vom Volk Israel isoliert zu fühlen. Wenn man 4- Mose 32 liest und darüber nachdenkt, dann fällt einem auf, dass ein Bericht darüber fehlt, ob Mose den Herrn über diese Entscheidung befragt hat oder nicht. Mose war am meisten darum besorgt, dass die Männer von Rüben, Gad und Manasse ihren Teil zum Kampf gegen den Feind und zur Eroberung des verheißenen Landes beitrugen, und das hatten sie zugesagt. Moses erste Reaktion war eine Mischung aus Unwillen und der Furcht, dass Gott die Nation noch einmal richten würde, wie er es bei Kadesch Bamea getan hatte. Vielleicht war diese erste Reaktion die richtige. Keine Frage, Kanaan war das von Gott seinem Volk bestimmte Land; alles andere war nicht das, was er für sein Volk wollte. Die zweieinhalb Stämme trafen ihre Entscheidung nicht aufgrund geistlicher Werte, sondern aufgrund materiellen Profits, denn das Land östlich des Jordan eignete sich ideal zur Viehzucht. Ich werde dabei an die Entscheidung erinnert, die Lot traf, als er seine Zelte in Sodom aufschlug (IMo 13,10-11). In beiden Fällen lebten sie im Schauen und nicht im Glauben. Indem sie diese Entscheidung trafen, zerteilten Rüben, Gad und der halbe Stamm Manasse die Nation und sonderten sich selbst von den Segnungen des Landes Kanaan ab. Sie entfernten sich von der Stiftshütte und näherten sich dem benachbarten Feind. Sie wurden zu dem, was ich »gläubige Randsiedler« nenne. Sie werden sich erinnern, dass Ägypten die Welt repräsentiert und Kanaan das Erbteil des Gläubigen in Christus. Die Wüsten Wanderung repräsentiert die Erfahrung jener Gläubigen, die nicht im Glauben in die Ruhe eingehen, die Gott ihnen bereitet hat (Hehr 3-4). Die zweieinhalb Stämme sind ein Bild für Gläubige, die die Segnungen und die Schlachten Kanaans erlebt haben - ihr Erbteil in Christus -, es aber vorziehen, im Grenzbereich zu leben, außerhalb des von Gott festgesetzten Segensortes. »Der Glaube kann sich nie mit einer Lösung begnügen, die geringer ist als die wahre Stellung und das volle Recht des Volkes Gottes«, schrieb C. H. Mackintosh in seinen Gedanken zum 4- Buch Mose.3 »Ein unentschiedener halbherziger Christ ist inkonsequenter als ein offener Mensch, der durch und durch Weltkind ist oder als ein Ungläubiger.«4 Und wie versuchten sie nun, das Problem zu lösen, das sie selbst geschaffen hatten? Sie errichteten am Jordan aus Steinen einen großen Altar auf der kanaanäischen Seite als Erinnerung daran, dass die zweieinhalb Stämme ebenfalls zum Volk Israel gehörten. Hätten diese Stämme im Land Kanaan gelebt, wo sie hingehörten, dann hätte niemand ihre Nationalität in Frage gestellt. Da sie aber außerhalb des Landes lebten, vermittelten sie den Eindruck, keine Israeliten zu sein. Josua 1-24 stark Dies war nun das achte Denkmal, das in Kanaan errichtet wurde (Jos 4,9.20-24; 7,26; 8,29-32 [drei Monumente]; 10,27). Aber es ist sehr bedauerlich, wenn Gläubige zu künstlichen Mitteln greifen müssen, um die anderen wissen zu lassen, dass sie Gottes Volk sind. In den letzten Jahren haben wir eine Flut von religiösen Autoaufklebern, Halskettenanhängern, Abziehbildern und anderen Dingen dieser Art gesehen (einschließlich Spiegeln und Kämmen mit Bibelversen). Sie alle haben nur den Zweck, ihre Besitzer in eine Verbindung mit Jesus Christus zu bringen. Diese Dinge mögen ja manchmal Türöffner sein, um Gelegenheit zu einem Zeugnis zu schaffen. Aber wie viel besser wäre es, wenn unser geistgeleitetes Verhalten und Reden die Verlorenen aufrütteln und zu Fragen veranlassen würde. Wenn wir so leben, wie Gott es möchte, dann sind wir Licht und Salz, und der Herr gebraucht unser Zeugnis zu seiner Verherrlichung. Wenn die Angehörigen der Stämme Ruhen, Gad und Manasse treu an den Festen in Jerusalem teilnähmen (2Mo 23,17), wenn sie den Herrn durch Gehorsam gegenüber seinem Wort ehrten und wenn sie in ihren Häusern über sein Wort sprechen würden (5 Mo 6,6-9), dann wären sie in der Lage, ihre Kinder so aufzuziehen, dass diese den Herrn kennen und ihm dienen würden. Der Altar am Jordanufer allerdings bot keine Garantie für einen diesbezüglichen Erfolg. 3 3. Demütige Unterordnung (Jos 22,11-29) Der Alarm (Jos 22,11'14). Es verbreitete sich schnell die Kunde, dass die Stämme östlich des Jordan einen Altar aufgerichtet hatten. Während diese transjordanischen Stämme in dem, was sie taten, völlig aufrichtig waren, wurde ihr Tun missverstanden, und die anderen Stämme bereiteten sich auf einen möglichen Krieg vor. Klugerweise warteten sie jedoch ab, während eine offizielle Delegation untersuchte, was vorging. »Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, dem ist es Narrheit und Schande« (Spr 18,13). Die Delegation von zehn Fürsten, einer aus jedem Stamm, wurde von Pinhas geführt, dem Sohn des Hohenpriesters. Er war ein Mann, der sich bereits als mutiger Verteidiger des Gesetzes des Herrn bewiesen hatte (4Mo 25; Ps 106,30-31). Es war die Pflicht der Stammesführer und der Priester, jede Sachlage in Israel zu untersuchen, die einen Gesetzesbruch vermuten ließ (5Mo 13). Gott hatte die Juden angewiesen, die Altäre der Heidenvölker in Kanaan zu zerstören und nicht selbst Altäre aufzurichten. Es durfte und musste einen Opferaltar geben, und zwar in dem einen Heiligtum, das Gott bestimmt hatte (5Mo 12; 3Mo 17,8-9). Die Beschwerde (Jos 22,15-20). Es ist wahrscheinlich, dass Pinhas der Wortführer war. Dabei ist festzuhalten, dass seine Ansprache das Einvernehmen aller Stämme repräsentierte. Pinhas nannte das, was sie getan hatten, Untreue (Jos 22,16.20.22.31) oder Übertretung (Allioli), das heißt einen Akt des Verrats. Josua hatte diese zweieinhalb Stämme für ihre Loyalität gelobt, und nun hatten sie sich als treulos erwiesen. Sie hatten sich abgewandt (Jos 22,16.18.23.29), das heißt, sie folgten nicht mehr dem Herrn nach (siehe Vers 5). Das schloss den Gedanken an Rückfall, an allmähliches Abrücken vom Herrn ein. Das am schwersten wiegende Wort der Anklage war »Auflehnung« (Jos 22,16.18-19.22.29), das heißt vorsätzlicher Widerstand gegen den Willen Gottes und Ungehorsam gegenüber seinem Gesetz. Indem sie einen unerlaubten Altar errichteten, hatten sich diese zweieinhalb Stämme des Abfalls schuldig gemacht. »Denn Widerspenstigkeit ist eine Sünde wie Wahrsagerei, und Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst« (lSam 15,23). Pinhas führte zwei ernste Fälle der Auflehnung aus der jüngsten Geschichte Israels als Beispiele zur Warnung der betroffenen Stämme an. Der erste Fall war die Beteiligung Israels an den heidnischen Riten der Moabiter, als die Männer mit den moabitischen Frauen Hurerei getrieben hatten (Jos 22,17; 4Mo 25). In der Folge waren 24-000 Menschen gestorben. Der zweite Fall war die Sünde Achans nach dem Sieg über Jericho, als er vorsätzlich die Beute nahm, die dem Herrn gehörte (Jos 22,20; siehe Jos 7). Seine Sünde führte zur Niederlage bei Ai und zum Tod von sechsunddreißig jüdischen Soldaten. Sie brachte auch ihm selbst und seinen Familienmitgliedern den Tod. Die Delegation gab den Stämmen einen weisen Ratschlag: »Kommt Josua 1-24 stäfl< herüber und macht euch unter uns ansässig, denn wir haben das Heiligtum des Herrn in unserem Land« (Jos 22,19; Umschreibung des Autors). Kein von Menschen aufgerichteter Altar war ein angemessener Ersatz für die Gegenwart des Herrn unter seinem Volk in seinem Heiligtum. Zu schade, dass die zweieinhalb Stämme diesen Rat nicht annahmen und ihr Erbteil in dem Land nicht in Anspruch nahmen, das Gott zu segnen versprochen hatte (5Mo 11,10-32). Die Entgegnung (Jos 22,21-29). Die angeklagten Stämme riefen sechs Mal den Namen des Herrn an, als sie auf die Vorwürfe antworteten. Dabei gebrauchten sie die drei grundlegenden Namen des Herrn: »El [der Allmächtige], Elohim [Gott], Jahwe [der Herr].« Es war ein ernster Schwur, dass ihre Absichten rein waren und dass der Herr ihre Herzen kannte. Natürlich ist die Tatsache, dass der Herr unsere Herzen kennt und dass wir einen Eid geschworen haben, keine Garantie dafür, dass unser Tun richtig ist, denn wir kennen unser eigenes Herz nicht (Jer 17,9). Alle Arten fragwürdiger Handlungen können abgeschirmt werden, indem man sagt: »Aber der Herr kennt mein Herz!« Paulus gibt uns den richtigen Zugang in 2. Korinther 8,21: »Denn wir sind auf das Rechte bedacht, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.« Wenn eine ganze Nation missversteht, was als gute Tat gedacht war, und sie an den Rand des Krieges bringt, dann muss an dieser Tat irgendetwas falsch sein. Die angeklagten Stämme machten deutlich, dass sie nicht die Absicht hatten, eine Konkurrenzreligion einzuführen, denn der Altar, den sie gebaut hatten, war nicht für Opfer bestimmt. Sie hatten vielmehr ein Zeugnis setzen wollen, das die Stämme westlich des Jordan daran erinnern sollte, dass Rüben, Gad und Manasse Teil des jüdischen Volkes waren. Es ist interessant, dass die transjordanischen Stämme auf ihre Sorge um die Kinder hinwiesen. Aber es waren nicht ihre Kinder, die fragen würden: »Was haben wir mit dem Herrn, dem Gott Israels zu tun?« Nein, ihre Kinder würden von den Kindern der Stämme in Kanaan provoziert werden! Rüben, Gad und Manasse lebten überhaupt nicht in dem Land der Wahl Gottes, und doch fürchteten sie, dass die Kinder jenseits des Flusses ihre Kinder in die Irre führen könnten! Mir will scheinen, die Gefahr lag genau anders herum. Die zweieinhalb Stämme verdächtigten ihre jüdischen Brüder jenseits des Stromes nicht nur, weltlich gesinnte Kinder zu haben. Sie beschuldigten sogar Gott, das Problem überhaupt erst geschaffen zu haben! »Der Herr hat ja eine Grenze zwischen uns und euch gesetzt, ... nämlich den Jordan« (Jos 22,25). Nein! Sie waren doch diejenigen gewesen, die den Jordan zur Grenzlinie gemacht hatten! Indem sie sich entschlossen, östlich des Jordan leben zu wollen, hatten sich die zweieinhalb Stämme selbst von ihrem eigenen Volk und von dem Land abgesondert, das Gott ihnen allen gemeinsam gegeben hatte. Sie stellten ihre Rinder über ihre Kinder und über ihre jüdischen Brüder, aber sie tadelten Gott und die anderen Stämme für das Problem, das sie selbst geschaffen hatten. Welcher Art »Zeugnis« war aber dieser riesige Steinhaufen am Jordanufer? War es ein Zeugnis für die Einheit des Volkes und für den Gehorsam der transjordanischen Stämme? Nein, es war ein Zeugnis für Eigennutz, für die Weisheit des Menschen, der versucht, »die beste beider Welten« zu genießen. Die zweieinhalb Stämme redeten fromm über ihre Kinder. Aber ihr Reichtum war das wirkliche Motiv für die Entscheidung, östlich des Jordan zu leben. Irgendwo nahe diesem »Zeugnisaltar« waren die zwölf Steine, die die Männer aus der Mitte des Jordan getragen hatten (Jos 4,20-24). Sie erinnerten die Israeliten daran, dass sie den Fluss überquert und ihre Vergangenheit für immer begraben hatten. Rüben, Gad und der halbe Stamm Manasse hatten den Fluss überquert und waren wieder zurückgegangen. Ihr »Altar« stand im Widerspruch zu dem Altar, den Josua zur Ehre des Herrn aufgerichtet hatte. »Wenn ihr nun mit dem Christus auf-erweckt worden seid, so sucht, was drohen ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes« (Kol 3,1). 4. Glückliche Übereinkunft (Jos 22,30-34) Pinhas war erfreut, die Delegation war erfreut, und die Kinder Israel jenseits des Jordan waren ebenfalls erfreut; aber freute der Herr sich Josua 1-24 SÄ auch.7 Die Delegation frohlockte, dass der Zweck des Altars das Zeugnis und nicht das Opfer war, und das schien die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Sie frohlockten, dass Gott nicht sein Gericht über das Land bringen (Jos 22,31) und dass es keinen Bürgerkrieg in Israel gehen würde (Vers 33). Aber die Nation war geteilt, trotz des »Altars des Zeugnisses«. Wie hei Abraham und Lot (IMo 13) hatte ein Teil des Volkes eine geistliche Perspektive, während der andere Teil um materielle Dinge besorgt war. »Frieden um jeden Preis« — das ist nicht der Wille Gottes für sein Volk. Diese Entscheidung in Gilead wurde auf der Grundlage menschlicher Weisheit getroffen und nicht aufgrund der Wahrheit Gottes. »Die Weisheit von obenaber ist aufs erste rein, sodann friedsam« (Jak 3,17; Hervorhebung durch den Autor). Der Friede, den das Volk Gottes um den Preis der Reinheit und der Wahrheit schließt, ist nur ein gefährlicher Waffen-Stillstand, der schließlich zu einer schmerzlichen Zersplitterung explodiert. In menschlichen Beziehungen gibt es immer Raum für liebevolle Versöhnung, aber niemals für feige Kompromisse. »Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteil befolgen und nichts nach Gunst tun sollst« (lTim 5,21). Die Stämme jenseits des Jordan sagten über ihren Altar: »Zeuge ist er zwischen uns, dass der Herr Gott ist« (Jos 22,34). Wenn aber der Herr Gott ist, warum gehorchten sie ihm dann nicht und lebten in dem Land, das er für sie bestimmt hatte? Die Steine mögen ein Zeugnis gewesen sein, aber die Menschen waren es gewiss nicht. Umgeben von heidnischen Völkern und getrennt von ihren Brüdern und Schwestern jenseits des Flusses, fielen diese Stämme schnell in Götzendienst und wurden schließlich von Assyrien geschlagen (IChr 5,25-26). Am 30. September 1938 berichtete der britische Premierminister Sir Neville Chamberlain, nachdem er gerade aus Deutschland zurück-gekehrt war, einer kleinen Runde in Downing Street 10 in London: »Meine liehen Freunde, dies ist das zweite Mal in unserer Geschichte, dass ein ehrenvoller Friede direkt aus Deutschland zur Downing Street zurückgekehrt ist. Ich glaube, es ist jetzt Frieden für lange Zeit. Wir danken euch von Herzen. Und nun empfehle ich Ihnen, nach Hause zu gehen und in Ihren Betten ruhig zu schlafen.« Weniger als ein Jahr später lag England mit Deutschland im Krieg, und der Zweite Weltkrieg war über die Welt gekommen. Die Kirchengeschichte ist voll von Vereinbarungen und Abkonv men, die Einheit über Reinheit und Wahrheit stellten und deshalb nie lange gehalten haben. Ob in unseren persönlichen Beziehungen Zuhause und in der Gemeinde oder in unserem Volk - der einzige anhaltende Friede ist ein Friede, der sich auf Wahrheit und Reinheit gründet. Es ist ein Friede, der der Opfer und des Mutes bedarf und der Bereitschaft, für Gottes Wort einzustehen. Aber das, was daraus folgt, ist all diese Mühen wert. Der bekannte Bibelausleger Mattew Henry brachte es auf den Punkt: »Der Friede ist ein so kostbares Juwel, dass ich alles dafür geben würde, außer der Wahrheit.« Zwölf Josua 23-24 Der Weg der ganzen Erde Der bekannte Psychoanalytiker Erich Fromm schrieb in seinem Buch Man for Himself: »Sterben zu müssen, ist überaus bitter, aber der Gedanke, sterben zu müssen, ohne gelebt zu haben, ist unerträglich.« Josua, der Sohn Nuns, hatte gelebt! Sein langes Leben begann in der ägyptischen Knechtschaft und endete bei einem Gottesdienst im verheißenen Land. Zwischen diesen beiden Ereignissen hatte ihn Gott gebraucht, um sein Volk Israel zu führen - zur Bezwingung des Feindes, zur Eroberung des Landes und zur Inbesitznahme des versprochenen Erbteils. Wie der Apostel Paulus konnte Josua aufrichtig sagen: »Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt« (2Tim4,7). Josua schickte sich an, »den Weg der ganzen Erde« zu gehen (Jos 23,14), den Weg allen Fleisches, den Sie und ich gehen müssen, wenn der Herr nicht vorher zurückkommt. Aber am Ende seines langen, erfüllten Lebens drehten sich Josuas Gedanken nicht in erster Linie um ihn selbst. Seine größte Sorge war sein Volk und dessen Beziehung zum Herrn. Er wollte nicht sterben, ehe er Israel noch einmal ermahnt hatte, den Herrn zu lieben und seine Gebote zu halten. Sein Lebenswerk wäre vergeblich gewesen, wenn Israel den Bund nicht halten und sich der Segnungen des verheißenen Landes nicht erfreuen würde. Er berief eine Zusammenkunft der Führer des Volkes ein (Jos 23,2) -entweder nach Silo oder zu seinem Haus in Ephraim - und stellte ihnen warnend vor Augen, was geschehen würde, wenn sie den Herrn verließen. Dann versammelte er »alle Stämme Israels nach Sichern« (Jos 24,1) und hielt ihnen eine Abschiedsrede, einen Rückblick auf die Geschichte Israels, beginnend mit Abraham. Er forderte das Volk auf, Josua 1-24 den Herrn zu lieben und ihm allein zu dienen, ln diesen zwei Anspra-chen betonte Josua drei wichtige Punkte. 1. Israels künftige Gefahren (Jos 23,1-16) Nachdem Josua die Führer des Volkes versammelt hatte, konfrontierte er sie mit zwei Szenarien: Gehorcht dem Herrn, und er wird euch segnen und im Land wohnen lassen, oder seid ihm ungehorsam, und er wird euch richten und aus dem Land vertreiben. Das waren die Bedingungen des Bundes, den Gott mit Israel am Sinai geschlossen hatte; Bedingungen, die Mose in den Ebenen Moabs wiederholte und die Israel zwischen den beiden Bergen Ebal und Garizim neu bestätigt hatte. Josuas Betonung lag auf dem Besitz des Landes (Jos 23,5) und auf dem Genuss seiner Segnungen (Jos 23,13.15-16). Israel hatte zwar die Kontrolle über Kanaan erlangt, aber es waren noch Gebiete übrig, die in Besitz genommen werden mussten, und Widerstandsnester, die zu überwältigen waren (siehe Jos 13,1-13; 15,62; 16,10; 17,12-13; 18,3; Ri 1-2). Der den Stämmen erteilte Auftrag war noch nicht abgeschlossen! So bestand natürlich die große Gefahr, dass das Volk Israel sich allmählich in seiner Haltung wandeln und sich den Heidenvölkern zuwenden könnte, die in seiner Umgebung lebten, und dass die Israeliten beginnen könnten, deren Lebensweise anzunehmen und sie nachzuahmen. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, gab Josua dem Volk drei starke Motive, ein abgesondertes Volk zu bleiben und dem Herrn treu zu dienen. Was der Herr für Israel tat (Jos 23,3-4)- Von dem Tag an, als Israel aus Ägypten auszog, hatte der Herr für sein Volk gekämpft und sie vor Feinden errettet. Er ertränkte das ägyptische Heer im Meer und zwang die Amalekiter nieder, die sie angriffen, bald nachdem sie Ägypten verlassen hatten (2Mo 17). Der Herr bezwang alle Feinde Israels, als das Volk auf dem Weg nach Kanaan war, und er schenkte seinem Volk Sieg über die Völker im verheißenen Land. Dieser historische Rückblick erinnerte Israel an zwei wichtige Fakten: Diese Heidennationen waren Gottes Feinde, deshalb mussten sie auch Israels Feinde sein. Und derselbe Gott, der den Feind in der Vergangenheit überwältigt hatte, konnte Israel auch in der Zukunft helfen, sie zu überwältigen. Gott hatte sein Volk nie verlassen, und wenn sie ihm glaubten und seinem Wort gehorchten, dann würde er ihnen helfen, das Land vollständig einzunehmen. »Denn der Herr, euer Gott, er ist es, der für euch gekämpft hat« (Jos 23,3). Das ist eine gute Gedächtnisstütze für Gottes Volk heute. Wenn wir in der Bibel lesen und sehen, was Gott in der Vergangenheit für die getan hat, die ihm vertrauten, dann ermutigt es uns, ihm heute zu vertrauen und all unseren Feinden mit Mut und Zuversicht zu begegnen. Der presbyterianische Missionsleiter A. T. Pierson pflegte zu sagen: »History is His story«2, und das ist wahr. Gott mag von Zeit zu Zeit seine Methoden ändern, aber sein Charakter ändert sich nie, und man kann ihm vertrauen. Was der Herr zu Israel sagte (Jos 23,5-10). Das Geheimnis von Josu-as Erfolg und der Grund für Israels Siege war Josuas Hingabe an das Wort Gottes (Jos 23,6.14; siehe 1,7-9.13-18; 8,30-35; 11,12.15; 24,26-27). Er gehorchte Gottes Geboten und glaubte seinen Verheißungen, und Gott wirkte zu seinen Gunsten. Was aber noch wichtiger ist: Seine Hingabe an das Wort Gottes versetzte Josua in die Lage, Gott besser kennen zu lernen, ihn zu liehen und ihm gefallen zu wollen. Es genügt nicht, das Wort Gottes zu kennen. Wir müssen auch den Gott des Wortes kennen und in unserer Gemeinschaft mit ihm wachsen. Gott hielt all seine Versprechen, und er hatte jedes Recht, von Israel zu erwarten, dass das Volk ebenso all seine Gebote hielt. An einige der Verheißungen Gottes sind keine Bedingungen geknüpft, aber bei anderen ist das der Fall. Ihre Erfüllung hängt von unserem Gehorsam ab. Israel zog in das Land und eroberte es, und das war die Erfüllung einer Verheißung Gottes. Ob sie das Land aber genießen und in ihm wohnen bleiben durften, hing von ihrem Gehorsam gegenüber dem Gesetz des Herrn ab. Gott würde sie ihr Erbteil vollkommen in Besitz nehmen lassen, wenn sie ihm von ganzem Herzen gehorchten. Das Wichtigste war, dass Israel ein abgesondertes Volk blieb und sich nicht von der Gottlosigkeit der Heidenvölker anstecken ließ, die um es herum lebten (Jos 23,7-8; siehe 2Mo 34,10-17; 5Mo 7,2-4)- Josua 1-24 stärk Josua warnte sie, dass ihr Ungehorsam allmählich fortschreiten würde. Zuerst würden sie mit diesen Völkern auf vertraute Weise verkehren. Dann würden sie beginnen, über deren religiöse Praktiken zu sprechen, und nach nicht allzu langer Zeit würde Israel die falschen Götter des Feindes verehren. Die jüdischen Männer würden beginnen, Frauen aus diesen Heidenvölkem zu heiraten, und die Grenzlinie der Absonderung zwischen dem Volk Gottes und der Welt würde vollständig ausra-diert werden. Man stelle sich nur die Torheit vor, die Götter des bezwungenen Feindes zu verehren! Wir alle spüren den Druck der Welt um uns, die uns zwingen will, uns ihr anzupassen (Röm 12,1-21; 1 Jo 2,15-17). Da braucht es Mut, der Menge zu trotzen und treu zu dem Herrn zu stehen (Jos 23,7). Aber es braucht auch Liebe zum Herrn und den Wunsch, ihm zu gefallen (Vers 8). Das Wort, das in Vers 8 mit »anhangen« übersetzt wird, wird in I. Mose 2,24 gebraucht, um die Beziehung eines Ehemannes zu seiner Ehefrau zu beschreiben. Israel wurde am Sinai mit Jahwe »verheiratet« (Jer 2,1-3; Hes 16), und es wurde von der Frau erwartet, dass sie eine treue Gemahlin sein und dem Herrn anhangen würde (5Mo 4,4; 10,20; II, 22; 13,4). Wie tragisch, dass sie zu einer untreuen Gattin wurde, zu einer Hure, als sie sich den Göttern anderer Völker zuwandte. Die Verheißung in Josua 23,10 ist ein Zitat aus 5. Mose 32,30. Das zeigt, wie gut Josua das Wort Gottes kannte (siehe auch 3Mo 26,7-8). Er sann Tag und Nacht über Gottes Wort (Jos 1,8; Ps 1,2) und barg es in seinem Herzen (Ps 119,11). Was der Herr mit Israel tun würde (Jos 23,11-16). Das Wort Gottes ist wie ein zweischneidiges Schwert (Hebr 4,12). Wenn wir ihm gehorchen, wird Gott uns segnen und uns helfen. Wenn wir ihm ungehorsam sind, wird Gott uns züchtigen, bis wir uns fügen. Wenn wir den Herrn lieben (Jos 23,11), werden wir ihm gehorchen und ihm gefallen wollen. Es ist also eine grundlegende Notwendigkeit, dass wir eine zufriedenstellende Beziehung mit Gott pflegen. Josua erinnerte das Volk daran, dass Gottes Wort niemals fehlgeht; ob es nun das Wort der Verheißung zum Segen oder das Wort der Verheißung zur Züchtigung ist. Beides sind Beweise seiner Liebe, denn »wen der HERR liebt, den züchtigt er« (Spr 3,11-12; Hebr 12,6). Charles Spurgeon sagte: »Gott wird seinen Kindern nicht gestatten, dass sie erfolgreich sündigen.« Mose hatte Israel gewarnt, mit den gottlosen Völkern im Land Kompromisse einzugehen (2Mo 23,20-33; 34,10-17; 5Mo 7,12-26), und Josua bekräftigte noch einmal diese Warnung (Jos 23,13). Wenn Israel anfing, sich mit diesen Völkern zu vermischen, dann würden zwei Dinge passieren: Gott würde seinen Segen zurückziehen und Israel würde geschlagen werden, und diese Völker würden Bedrückung und Niederlage über Israel bringen. Josua gebrauchte anschauliche Worte, wie Fangnetze, Fallen, Geißeln und Stacheln, um den Israeliten eindrucksvoll die Leiden zu schildern, denen sie sich aussetzen würden, wenn sie dem Herrn nicht gehorchten. Der letzte Schlag der Züchtigung würde Israels Vertreibung aus ihrem Land ins Exil sein. Schließlich: Wenn du wünschst, zu leben und anzubeten wie die Heiden, dann lebe auch bei den Heiden! Das ereignete sich, als Gott Babylon gestattete, Juda zu erobern, Jerusalem zu zerstören und tausende Juden ins Exil nach Babylon fortzuführen. Drei Mal nennt Josua in seiner kurzen Ansprache Kanaan »dieses gute Land« (Jos 23,13.15-16). Als Gott Mose am brennenden Dornbusch berief, da versprach er, Israel in »ein gutes Land« zu bringen (2Mo 3,8). Und Josua und Kaleb beschrieben Kanaan als »ein gutes Larid«, nachdem sie es vierzig Tage lang ausgekundschaftet hatten (4Mo 14,7). In seiner Abschiedsrede gebrauchte Mose den Ausdruck »gutes Land« mindestens zehn Mal (5Mo 1,25.35; 3,25; 4,21-22; 6,18; 8,7.10; 9,6; 11,17). Die Schlussfolgerung ist offensichtlich: Wenn Gott uns so ein gutes Land gegeben hat, dann ist das mindeste, was wir tun können, so zu leben, wie es ihm gefällt. Uber die Güte Gottes nachzudenken, ist eine starke Motivation für Gehorsam. Jakobus verknüpft die Güte Gottes mit unserem Widerstand gegen die Versuchung (Jak 1,13-17). Nathan wählte dasselbe Muster, als er König David mit seinen Sünden konfrontierte (2Sam 12,1-15). Es war nicht die eigene Schlechtigkeit, sondern des Vaters Güte, die den verschwenderischen Sohn zur Buße und dann nach Hause rief (Lk 15,17). »... weißt [du] nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet« (Röm 2,4)? Die Gefahr ist, dass die materiellen Segnungen losua 1-24 Stirn des Herrn unsere Herzen so in Besitz nehmen können, dass wir uns auf die Gaben konzentrieren und den Geher vergessen, und das führt in die Sünde (5Mo 8). Die drei Ermahnungen in Josuas Ansprache müssen auch von Gottes Volk heute beachtet werden: Gottes Wort halten (Jos 23,6), dem Herrn anhangen (Vers 8) und den Herrn lieben (Vers 11). Zu viele Christen sind nicht nur mit dem Feind Kompromisse eingegangen, sondern haben auch vor ihm kapituliert, und der Herr ist nicht mehr das Wichtigste in ihrem Leben. 2. Israels bisherige Segnungen (Jos 24,1-13) In der Ausgabe der Saturday Review3 vom 15. April 1978 nannte der inzwischen verstorbene Autor und Herausgeber Norman Cousins die Geschichte »ein gewaltiges Frühwarnsystem«, und der Philosoph George Santayana sagte: »Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist verurteilt, sie zu wiederholen.« Kenntnis ihrer Wurzeln ist für die Israeliten überaus wichtig, denn sie sind Gottes auserwähltes Volk und haben in dieser Welt eine Bestimmung zu erfüllen. Sichern war der ideale Ort für diese bewegende Abschiedsansprache von Israels großem Führer. In Sichern hatte Gott Abraham verheißen, dass seine Nachkommen das Land bewohnen würden (IMo 12,6-7). Hier baute Jakob einen Altar (IMo 33,20). Sichern lag zwischen den Bergen Ebal und Garizim, wo das Volk Israel seine Übereinkunft mit dem Herrn bestätigt hatte (Jos 8,30-35). Sichern war in der Tat »heiliger Boden« für die Israeliten. Wenn Volk und Land die Schlüsselwörter in Josuas erster Ansprache waren, dann war der Herr der Hauptpunkt dieser zweiten Rede, denn Josua bezieht sich darin einundzwanzig Mal auf den Herrn. In Wirklichkeit ist es in Josua 24,2-13 der Herr, der spricht, wenn Josua die Geschichte des Volkes rückblickend darstellt. Ein weiteres Schlüsselwort ist dienen, das in dieser Ansprache fünfzehn Mal gebraucht wird. Jahwe gab ihnen ihr Land und würde sie in diesem Land segnen, wenn sie ihn liebten und ihm dienten. Gott erwählte Israel (Jos 24,1-4). Abraham und seine Familie waren Götzendiener, als Gott Abraham berief, die Stadt Ur der Chaldäer zu verlassen und nach Kanaan zu ziehen (IMo 11,27-12,9). »Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham«, erklärte Stephanus in seiner Abschiedsrede (Apg 7,2). Er erinnerte die Juden daran, dass ihre nationale Identität ein Akt der Gnade Gottes gewesen war. Es war nicht Abraham, der Gott suchte und entdeckte; es war Gott, der zu Abraham kam! Es war nichts Besonderes an den Israeliten, aufgrund dessen Gott sie hätte erwählen sollen (5Mo 7,1-11; 26,1-11; 32,10). Diese Tatsache hätte sie demütig und gehorsam machen sollen. »Ihr habt nicht mich erwählt«, sagte Jesus zu seinen Jüngern, »sondern ich habe euch erwählt und euch gesetzt, dass ihr hingeht und Frucht bringt« (Joh 15,16). Gläubige wurden in Christus erwählt »vor Grundlegung der Welt« (Eph 1,4) und werden »Auserwählte Gottes« genannt (Röm 8,33; Tit 1,1). Einer meiner Professoren im Seminar pflegte zu sagen: »Versuche, die Auserwählung zu erklären, und du wirst den Verstand verlieren; aber erkläre sie weg, und du wirst deine Seele verlieren.« Es spielt keine Rolle, welcher theologischen »Schule« wir angehören - wir alle müssen eingestehen, dass Gott den ersten Schritt zu unserer Rettung tut. Abrahams erstgeborener Sohn war Ismael (IMo 16), aber Gott verwarf ihn und machte seinen Bund mit Isaak, dem Kind des Alters von Abraham und Sara (IMo 17-18; 21). Isaak hatte zwei Söhne, Jakob und Esau, und Gott erwählte Jakob. Paulus nannte diese Erwählungen Gottes Vorsatz »gemäß der Erwählung« (Röm 9,11). Esau wurde Urahn der Edomiter im Gebirge Seir, Jakob wurde der Stammvater der zwölf Stämme Israels. Schließlich gingen die Kinder Israel nach Ägypten, wo Gott sie zu einem großen Volk machte. Ein wiederholter Titel Gottes im Buch Josua ist »der Herr, der Gott Israels«. Er wird fünfzehn Mal gebraucht (Jos 7,13.19-20; 8,30; 9,18-19; 10,40.42; 13,14-33; 14,14; 22,16.24; 24,2.23). Die Israeliten waren in der Tat ein auserwähltes und ein besonderes Volk, denn dem Herrn des Himmels gefiel es, seinen großen Namen mit ihm zu verknüpfen und sein Gott zu sein. Gott rettete Israel (Jos 24,5-7). Gott schickte Joseph voraus nach Ägypten, um das Volk während der Hungersnot zu bewahren (Ps Josua 1-24 ttim 105,16-22), und dann sandte er Mose und Aaron, um es aus der Knechtschaft zu befreien (Ps 105,23-45). Ägypten wurde um der Israeliten willen vor dem Hungertod gerettet. Aber anstatt dankbar zu sein, versklavten die Herrscher Ägyptens die Israeliten schließlich und machten ihr Leben bitter (2Mo 3,7-9). All dies war eine Erfüllung dessen, was Gott Jahrhunderte zuvor Abraham vorausgesagt hatte (2Mo 15,1-17). Aber die Leiden Ägyptens sorgten nur noch mehr dafür, dass sich die Israeliten vermehrten. Gott richtete die Götter und die Herrscher Ägyptens, indem er zehn Plagen über das Land brachte, die ihren Höhepunkt im Tod der Erstgeborenen fanden (2Mo 7-12). Dann erst gab der halsstarrige Pharao den Israeliten die Erlaubnis, das Land zu verlassen. Doch dann änderte er wieder seinen Sinn und ließ das ausgezogene Volk Israel durch sein Heer verfolgen. Gott brachte sein Volk nicht nur aus Ägypten heraus, er führte es auch durch das Rote Meer hindurch und ertränkte das ägyptische Heer im Wasser des Meeres (2Mo 14-15). Gott wies sein Volk an, das Passah als jährliche Erinnerung seiner Erlösung aus der ägyptischen Knechtschaft zu feiern (2Mo 12-13). In seiner Abschiedsrede erinnerte Mose die Israeliten einige Male daran, dass sie einst Sklaven in Ägypten waren, aber dass der Herr sie frei gemacht hatte (5Mo 5,15; 6,12; 8,14; 13,5.10; 15,15; 16,3.6; 20,1; 24,22). Einem Gläubigen tut es gut, sich zu vergegenwärtigen, wie es in der Knechtschaft der Sünde gewesen ist, und sich dann über die Erlösung zu freuen, die so teuer am Kreuz für uns erkauft wurde. Es ist eine gefährliche Sache, das Geschenk der Erlösung als selbstverständlich hinzunehmen. Gott führte Israel (Jos 24,8-10). Gott führte Israel heraus, um es hereinzubringen (5Mo 6,23). Das Ziel, das er mit dem Volk anstrebte, war das verheißene Land. Aber die Sünde Israels bei Kadesch Barnea führte dazu, dass sie durch die Wüste wandern mussten, bis die alte, ungläubige Generation weggestorben war. Wenn Israel hinter der Lade Gottes marschierte, bezwang der Herr die Feinde. Als Bileam versuchte, Israel zu verfluchen, wandelte Gott den Fluch zum Segen (4Mo 22—24; 5Mo 23,5; Neh 13,2). Ganz gleich, ob Satan als Löwe (das Heer der Amoriter) oder als Schlange (die Flüche Bileams) gegen Israel antrat -der Herr bezwang ihn. Gott gab Israel sein Land (Jos 24,11-Id). Derselbe Gott, der Israel durch das Rote Meer führte, brachte es auch über den Jordan und in sein Erbteil. Abgesehen von einer einmaligen Niederlage bei Ai (Jos 7) und einem demütigenden Kompromiss mit Gibeon (Jos 9), bezwangen Josua und sein Heer jeden Feind im Land, denn der Herr war mit ihnen. Bei den in Josua 24,12 erwähnten »Hornissen«4 (siehe 2Mo 23,28; 5 Mo 7,20) könnte es sich um das tatsächliche Insekt handeln, dessen Stich extrem schmerzhaft ist. Es wäre aber auch möglich, dass das Wort ein Bild für irgendetwas anderes sein soll. Invasionsarmeen beispielsweise werden mit Bienen verglichen (5Mo 1,44; Ps 118,12; Jes 7,18), und manche meinen, so sei auch hier dieser Ausdruck zu deuten. Gott sandte andere Heere durch Kanaan, um die Bewohner zu schwächen und auf die Invasion durch Israel vorzubereiten. Vielleicht stehen die Hornissen ja auch für die Berichte über Israels Eroberungen, die die Menschen in Kanaan erreichten. Berichte, die die Bewohner des Landes ängstigten und fast zum Erstarren brachten. Die Worte Rahabs beschreiben die Panik, in die die Kanaaniter verfielen durch das, was sie über Israel hörten: »Als wir es hörten, da zerschmolz unser Herz, und in keinem blieb noch Mut euch gegenüber« (Jos 2,11; siehe 5,1 und 9,24). Gott hatte versprochen dies zu tun, und er hielt sein Versprechen (5Mo 2,25). Gottes Worte in Josua 24,13 erinnern uns an das, was Mose in 5. Mose 6,10ff zu Israel sagte. Noch einmal: Die Betonung liegt auf der Güte Gottes und auf all dem, was er für Israel getan hat, weil er sie liebte. Als sie begannen, ihre Segnungen für selbstverständlich zu halten, da begannen sie, von der aufrichtigen Verehrung des Herrn abzuglei-ten. Ein dankbares Herz ist eine starke Verteidigung gegen die Versuchungen des Teufels. 3. Israels gegenwärtige Pflichten (Jos 24,14-33) Eines der Schlüsselwörter in diesem Abschnitt ist dienen, es wird fünfzehn Mal gebraucht. Gott zu dienen, bedeutet, ihn zu fürchten, ihm zu losua 1-24 slirk gehorchen und nur ihn anzubeten. Es bedeutet, ihn zu lieben und das Herz an ihn zu hängen. Es bedeutet, ihm zu gehorchen, weil man es will, und nicht, weil man es muss. Entscheidung (Jos 24,14'18). Josua machte deutlich, dass das Volk Israel sich entscheiden musste, dem Herrn, dem Gott Israels, zu dienen. Es konnte keine Neutralität geben. Wenn sie aber dem Herrn dienten, dann mussten sie sich der falschen Götter entledigen, die einige von ihnen insgeheim verehrten. Auch nach den wunderbaren Erfahrungen des Auszuges hingen einige Israeliten immer noch an den Göttern Ägyptens (3Mo 17,7; Am 5,25-26; Apg 7,42-43; Hes 20,6-8). Jakob hatte diesbezüglich seine Familie ermahnt (IMo 35,2), und Samuel würde zu seiner Zeit das Volk in gleicher Weise ermahnen (lSam 7,3ff). Josua deutete keineswegs an, dass das Volk sich für die Verehrung der falschen Götter des Landes entscheiden könne und dass Gott das akzeptieren würde. Es gab keine andere Möglichkeit als die, Jahwe zu dienen. Als weiser, geistlich gesinnter Mann wusste Josua, dass jeder etwas oder jemanden verehren muss, ob er sich darüber im Klaren ist oder nicht, denn die Menschheit ist »unheilbar religiös«. Wenn die Israeliten nicht den wahren Gott verehrten, dann würden sie als Anbeter der falschen Götter der gottlosen Völker Kanaans enden. Worauf er hinauswollte war, dass sie nicht beides tun konnten. Das Volk versicherte Josua, dass es nur den Herrn, den Gott Israels, verehren und nur ihm dienen wolle, und die Israeliten begründeten das auch. Der Herr hatte sie aus Ägypten befreit, sie durch die Wüste gebracht und sie in ihr verheißenes Land geführt. (Die erste Hälfte von Josuas Ansprache Qos 24,1-13] hatte sie beeindruckt!) Josua hatte klargestellt, dass er und sein Haus nur dem Herrn dienen würden (Vers 15), und das Volk sagte: »Auch wir wollen dem Herrn dienen, denn er ist unser Gott« (Vers 18). Hingabe (Jos 24,19-28). Als die inzwischen gestorbene Generation den Herrn am Sinai getroffen hatte, sagten sie: »Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun« (2Mo 19,8). Aber nur wenige Wochen später tanzten sie ums goldene Kalb! Josua wusste, dass es dem Volk leicht fiel, dem Herrn Gehorsam zu versprechen, aber es war etwas ganz anderes für sie, dieses Versprechen zu halten. Seine strengen Worte waren darauf gerichtet, ihre Vermessenheit zu zügeln und sie aufrichtig in ihr eigenes Herz hineinschauen zu lassen (Jos 24,19). Israel war mit Jahwe »verheiratet«, und er würde keinen Rivalen in ihren Herzen dulden. Er ist ein eifersüchtiger Gott (2Mo 20,5) und ein heiliger Gott, und er konnte den Israeliten niemals gestatten, ihre Lo-yalität aufzuteilen. Wie Ehemann und Ehefrau ihrem Ehegelöbnis die Treue halten müssen und eifersüchtig die Zuneigung des Gemahls bewachen, so mussten auch Israel und der Herr einander treu sein. Josua stellte ihnen vor, was geschehen würde, wenn sie sich nicht von ihren Götzen trennten. Sie würden letztendlich den Herrn verlassen, und dann würde er sie züchtigen müssen. Sie würden alle Segnungen verlieren, die er ihnen in seiner Gnade im verheißenen Land geschenkt hatte. Was sie am meisten brauchten, war, dass sie ihre Herzen von der Gefolgschaft anderer Götter reinigten und diese gereinigten Herzen dann ausschließlich dem Herrn zuwandten (Jos 24,23). Wenn sie in ihrer verborgenen Untreue verharrten, würde Gott ihnen das nicht vergeben (2Mo 23,21). Er würde sie vielmehr für ihre Sünden bestrafen. Drei Mal versicherte das Volk, es sei sein Wunsch, nur dem Herrn zu dienen (Jos 24,16-18.21.24), und Josua nahm sie beim Wort. Damit sie diesen ernsten Vertragsschluss mit Jahwe nicht vergäßen, schrieb Josua alles ins Buch des Gesetzes und richtete dann einen großen Stein auf, als ewigen Zeugen ihrer Vereinbarung. Das ist das neunte und letzte Monument, das im Buch Josua Erwähnung findet. Dies sind die neun Denkmäler: 1 1. Die Steine in der Mitte des Jordan (Jos 4,9) 2. Die Steine am Westufer des Jordan (Jos 4,20-24) 3. Die Steine im Tal Achor (Jos 7,26) 4- Der Steinhaufen bei Ai (Jos 8,29) 5. Der Altar auf dem Berg Ebal (Jos 8,30) 6. Die Steine des Gesetzes auf dem Berg Ebal (Jos 8,32) 7. Die Steine vor der Höhle von Makkeda (Jos 10,27) 8. Der Altar, den die transjordanischen Stämme errichteten (Jos 22,1 Off) 9. Josuas Stein des Zeugnisses (Jos 24,26-28) Josua 1-24 stärk Es ist gewiss nichts unbiblisches daran, wenn Gottes Volk einem wunderbaren Ereignis oder einer geheiligten Entscheidung ein Denkmal setzt, solange dieses Monument nicht zum Ziel götzendienerischer Verehrung wird. Es ist gut, sich an das zu erinnern, was der Herr getan hat und wie wir darauf reagiert haben, aber wir dürfen niemals in der Vergangenheit leben. Religiöse Traditionen können hilfreich sein oder verderblich - es hängt davon ab, wie wir sie benutzen. Das Buch schließt mit drei Bestattungen. Josua starb im Alter von 110 Jahren und wurde auf seinem eigenen Erbteil begraben. Der Hohepriester Eleasar (4Mo 20,28) starb und wurde ebenfalls in Ephraim begraben, nahe Silo, wo sein Sohn Pinhas ein Anwesen hatte. Die Gebeine Josephs wurden in Sichern bestattet, auf dem Landstück, das Jakob einst von Hamor gekauft hatte (IMo 33,19). Sichern wurde zu einer wichtigen Stadt für Ephraim und Manasse, die die beiden Söhne Josephs gewesen waren. Daher war es nur passend, dass ihr großer Vorfahr dort bestattet wurde (siehe IMo 50,25; 2Mo 13,19; Hebr 11,22). Mose hatte Josua zu seinem Nachfolger bestimmt, und es ist bedeutsam, dass Gott Josua nicht beauftragte, einen Nachfolger zu bestimmen. Die Ältesten, die mit Josua gedient hatten, führten das Volk nach dessen Tod. Aber dann ging das Volk in die Irre und wurde dem Herrn ungehorsam; es verehrte die falschen Götter der Kanaaniter (Ri 2,6-15). Warum kannte die nächste Generation den Herrn nicht und wusste auch nicht, was er für Israel getan hatte? Weil Josuas Generation ihr Versprechen nicht hielt und ihre Kinder und Enkelkinder nicht lehne, den Herrn zu fürchten und ihm zu dienen. Gott aber hielt sein Versprechen und züchtigte sein Volk. Zuerst brachte er andere Völker ins Land; dann brachte er die Israeliten aus ihrem Land fort - das Nordreich nach Assyrien, das Südreich nach Babylon. Aber eines Tages wird der Herr sein Volk Israel wieder sammeln und es wieder in sein Land einsetzen (Jes 11-12; 51—52; Hes 36,42ff). Dann wird »die Erde davon erfüllt sein, die Henlichkeit des Herrn zu erkennen, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken« (Hab 2,14). Ein großes Leben im Überblick In seiner Autobiographie schrieb Mark Twain: »Biographien sind nur die Kleider und die Knöpfe eines Mannes - die Biographie des Mannes selbst kann nicht geschrieben werden.« Das Buch Josua ist keine Biographie Josuas im eigentlichen Sinn, aber ganz gewiss erzählt es uns sehr viel über diesen gottesfürchtigen Mann. Wie auch die übrigen alttestamentlichen Schriften wurde das Buch geschrieben, um uns einerseits zu warnen (IKor 10,11), andererseits zu ermutigen (Röm 15,4). Darum sollten wir uns Zeit nehmen und Josuas Leben und Dienst vor unserem inneren Auge noch einmal Revue passieren lassen. Wir sollten von ihm Lektionen lernen, die uns helfen werden, den Herrn besser kennen zu lernen und ihm wirkungsvoller zu dienen. 1 1. Josuas Vorbereitung Wenn Gott etwas ins Werk setzen will, dann bereitet er einen Diener für diesen Auftrag zu und den Auftrag für seinen Diener. Der Herr investierte siebzehn Jahre, um Joseph für sein Werk in Ägypten auszu-bilden, und achtzig Jahre, um Mose für vierzig Jahre Dienst am Volk Israel vorzubereiten. David erlebte viele Jahre der Prüfung und des Kummers, ehe er den Thron Israels besteigen konnte. »Ein vorbereiteter Diener an einem vorbereiteten Platz« ist Gottes Verfahren für einen wirkungsvollen Dienst. Was waren das für Werkzeuge, die Gott gebrauchte, um Josua auf seinen Dienst vorzubereiten? Leiden. Josua wurde in die ägyptische Sklaverei hineingeboren und wusste, was es heißt zu leiden. In 2. Mose 3,7-9 machen die Worte des Josua 1-24 StM Herrn deutlich, dass die Israeliten in Ägypten schwere Heimsuchungen erlebten und um Befreiung zu Gott schrien. Trotz alledem hatten sie zuletzt doch drei Ermutigungen in ihrem Leiden: Gottes Verheißung an Abraham, dass seine Nachkommen das Land bewohnen würden (IMo 12,7), Gottes Prophezeiung hinsichtlich ihrer Befreiung aus der Knechtschaft (IMo 15,12-17; siehe 5Mo 4,20) und Josephs Worte bezüglich Israels Befreiung und Inbesitznahme des verheißenen Landes (IMo 50,22-26). Gottes Lebensmuster bedingt, dass vor der Herrlichkeit Leiden kommen müssen. Das galt für unseren Heiland (Lk 24,26; IPetr 1,11) und es gilt für sein Volk (IPetr 4,13; 5,10). Wenn wir im Willen Gottes leiden und von seiner Gnade abhängig sind, dann hat das Leiden eine Reini-gungs- und Reifungswirkung auf unser Leben. Traurigerweise haben wir heute zu viele Leiter, die stolz ihre Orden zur Schau tragen, die aber keine Narben vorzeigen können. Die Golgathawunden unseres Herrn sind nun im Himmel verherrlicht. Sie sind ewige Erinnerungen daran, dass in der Zielsetzung unseres Gottes Leiden und Herrlichkeit zusammengehö-ren. Leiden an sich kann allerdings keinen Menschen besser machen. Manchmal macht es sie bitter. Aber wenn sich Leiden mit Glauben und mit der Gnade Gottes vermischt, dann wird es ein wunderbares Werkzeug zur Herausbildung eines frommen Charakters (2Kor 12,1-10). Wenn Leiden allein den Menschen Weisheit und Charakter geben könnte, dann wäre unsere Welt ein weit besserer Ort, als sie es ist, weil jedermann auf die eine oder andere Weise leidet. Wenn wir unser Leiden als Geschenk von Gott annehmen und es zu seiner Verherrlichung gebrauchen, dann kann es in und für uns wirken, den Willen Gottes auszuführen. Gehorsam. Josua wusste der Obrigkeit zu gehorchen. Als General des israelitischen Heeres folgte er Moses Befehlen und besiegte die Amalekiter (2Mo 17,8-16). Josua war viele Jahre lang Moses »Assistent« und begleitete seinen Meister und diente ihm treu. Gottes Muster für Leiterschaft ist in Matthäus 25,21 zusammengefasst, und dieses Muster gilt bis auf den heutigen Tag: Wenn wir uns als Verwalter über eine geringe Verantwortung treu erweisen, dann kann Gott uns zu Leitern mit großer Verantwortung machen. Josua konnte Befehle geben, weil er gelernt hatte, Befehlen zu gehorchen. Weil er einer Autorität unterstellt war, war Josua ein gehorsamer Diener. Während der ersten Hälfte seines Lebens gehorchte er Mose; während der zweiten Hälfte empfing er seine Befehle vom Herrn. Der Schlüsselvers in Josuas Leben lautete: »Nur sei recht stark und mutig, dass du darauf achtest, nach dem ganzen Gesetz zu handeln, das mein Knecht Mose dir geboten hat! Weiche nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du überall Erfolg hast, wo immer du gehst« (Jos 1,7). Das sollte mit Josua 11,15 abgeglichen werden: »Wie der Herr seinem Knecht Mose befohlen hatte, so befahl Mose Josua, und so machte es Josua. Er unterließ nichts von allem, das der Herr dem Mose befohlen hatte.« Ausharren. Durch Glaube und durch Geduld treten wir in das Erbe ein, das Gott uns verheißen hat (Hebr 6,12). Hätte das Volk Israel auf Josua und Kaleb gehört, dann wäre es vier Jahrzehnte früher in sein Erbteil gekommen und hätte es daher umso länger genießen können (4Mo 13,26-14,10). Josua und Kaleb ließen geduldig die Prüfungen der Wüstenwanderung über sich ergehen, weil sie wussten, dass sie eines Tages ihr Erbteil im verheißenen Land in Besitz nehmen würden. In ihrem Unglauben verwarfen die Israeliten »das Werk des Glaubens« und weigerten sich, in das Land einzuziehen. Aber sie konnten Josua nicht »das Ausharren [in] der Hoffnung« rauben (IThes 1,3). Führer müssen lernen zu warten. Oftmals sehen die von ihnen Geführten nicht so weit wie sie selbst, oder sie haben nicht den Glau-hen, den sie seihst haben. Es ist die Vision künftiger Siege, die einen wahren Führer motiviert, aber allzu oft schauen die Menschen zurück, wie das Volk Israel. Ich nehme an, jeder Führer hat sich zur einen oder anderen Zeit schon mit Jesus identifiziert, als er sagte: »O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei euch sein und euch ertra-gen« (Lk 9,41)?Josua wurde hei mehr als einer Gelegenheit Zeuge, wie Mose wegen des Unglaubens und der Halsstarrigkeit des Volkes vor Gott sein Herz ausschüttete. 2. Josuas Leiterschaft Werden Führer geboren, oder werden sie gemacht? Vielleicht beides. Gott gibt ihnen die genetische Struktur, die sie brauchen, und entwickelt Josua 1-24 Ulm dann in der »Schule des Lebens« ihre Gaben und Fähigkeiten. Managementseminare versprechen, Leicerschaft zu lehren, aber wenn es keinen Brennstoff gibt, der Feuer fangen kann, wird das Feuer nicht in Gang kommen. Sicherlich können Prinzipien der Leiterschaft gelehrt werden. Aber was es bedeutet, ein Leiter zu sein, lernt man nur durch reales Handeln. Zu glauben, man sei schon deshalb ein Leiter, weil man ein Seminar besucht hat, ist ebenso gefährlich, wie zu denken, man sei ein Athlet, weil man den Olympischen Spielen im Fernsehen zugeschaut hat. Welche Wesensmerkmale hatte Josuas Leiterschaftsstil? Er wandelte mit Gott. Wie sein Vorgänger Mose war Josua ein Mann Gottes. Wen auch immer der Heilige Geist auswählte, das Buch Josua zu vollenden - er musste Josua den »Diener des Herrn« nennen, ein Titel, der nicht jedem in der Heiligen Schrift beigelegt wird. Es wird uns nicht gesagt, dass Gott von Angesicht zu Angesicht mit Josua gesprochen hätte, wie er es mit Mose tat (5Mo 34,10). Aber wir wissen, dass Gott Josua seinen Willen mitteilte, und dass Josua gehorchte. Josua dachte täglich über das Gesetz des Herrn nach (Jos 1,8) und tat, was es sagte (Jos 11,15). Er war ein Mann des Gebets (Jos 7,6-9), denn das Wort Gottes und das Gebet gehören zusammen (Apg 6,4). Er hatte Mut. Am Anfang seines Dienstes wird Josua vier Mal aufge-fordert, »mutig zu sein« (Jos 1,6-7.9.18). Es braucht Mut, ein erfolgreicher Führer zu sein; Mut, für das einzustehen, was man glaubt, und Mut, das zu tun, von dem man weiß, dass Gott will, dass man es tut. Wir alle haben nötig, Martin Luther nachzuahmen - an der Stelle, wo er sagt: »Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.« General Omar Bradley definierte Tapferkeit als »die Fähigkeit, auch dann noch korrekt zu funktionieren, wenn man fast zu Tode erschrocken und verängstigt ist.« Es wird uns nicht gesagt, ob Josua sich jemals fürchtete, wenn er sich dem Feind gegenübersah. Aber wir wissen, dass er seine Aufgabe korrekt erfüllte und Schlacht um Schlacht gewann. Die meisten von uns sind nicht berufen, Armeen zu befehligen. Aber jede Art von Leiterschaft beinhaltet Risiken und bedarf eines hohen Maßes an Zivilcourage. »Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren« (Joh 12,25). Wenn wir im Leben und im Dienst furchtsam sind, werden wir nicht viel für den Herrn bewerkstelligen. Weil der Diener sich fürchte' te, verbarg er seines Herrn Reichtum und scheute das Risiko, das Geld zu investieren und arbeiten zu lassen (Mt 25,24'30). Aber Josuas Mut schloss viel mehr ein als nur den Kampf gegen den Feind, so bedeutend das auch war. Er hatte auch den Mut, gegen die Sünde im Lager Israels anzugehen (Jos 7), und er forderte die Stämme Israels heraus, ihm nicht etwas vorzujammern, sondern zu handeln und ihr Erbteil im Kampf in Besitz zu nehmen (17,14-18). Manchmal braucht es mehr Mut, den eigenen Leuten zu Hause gegenüberzutre-ten, als sich dem Feind auf dem Schlachtfeld zu stellen. Er hatte einen Plan, und er folgte ihm. Die Eroberung Kanaans war keine planlose Willkür. Sie wurde sorgfältig vorbereitet und geschickt nach einem Plan ausgeführt. Zuerst schnitt Josua das Land einmal quer durch und isolierte so den Norden vom Süden. Dann eroberte er die Städte des Südens, ehe er die Invasion des Nordens in Angriff nahm. Er schritt schnell voran, um die Bevölkerungszentren zu unterwerfen und so die Kontrolle über das ganze Land zu erlangen. Mehr als einmal führte Josua seine Männer in einem ausgedehnten, schnellen Nacht-marsch zum nächsten Angriffsziel, um den Feind durch einen Überraschungsangriff zu schlagen. Es bedarf der Planung und der Strategie, wenn das Werk des Herrn erfolgreich getan werden soll. Der Führer, der sich mit den Gezeiten treiben lässt und die Richtung bei jedem neuen Wind wechselt, ist überhaupt kein Führer. Ein römisches Sprichwort sagt: »Wenn der Lotse nicht weiß, welchen Hafen er anlaufen soll, dann ist kein Wind der richtige Wind.« Wenn man weiß, wo man hinsteuert, dann kann man seine Segel stellen, wenn der Sturm aufkommt, und doch im richtigen Hafen einlaufen. Er gab nicht auf. Als er vor Ai geschlagen wurde, gab Josua den Fehler zu, suchte das Angesicht des Herrn, kehrte zurück und gewann die Schlacht. Als er unklug einen Bund mit den Gibeonitern einging, gestand er seinen Fehler ein und machte das Beste daraus. Der erfolgreiche Führer ist nicht der, der immer Recht hat und richtig handelt, weil es so einen Menschen gar nicht gibt. Erfolgreiche Führer sind Leute, die die besten Entscheidungen treffen, zu denen sie fähig sind, Josua 1-24 ttlm und die dranbleiben, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Sie lernen aus ihren Fehlern und wissen, wie man in der Niederlage das Ruder zum Sieg herumreißt. Der amerikanische Humorist Elbert Hubbard scherzte: »Erfahrung ist der Name, den jedermann seinen Fehlern gibt.« Jemand hat einmal gesagt, die Erfahrung sei eine strenge Lehrerin, denn sie stelle stets die Prüfung an den Anfang und lehre die Lektion hinterher. Wenn wir unse-re Fehler zu Spiegeln machen, sehen wir nur uns selbst, und das macht uns elend. Aber wenn wir unsere Fehler im Glauben zu Fenstern machen, werden wir den Herrn sehen und die Kraft erhalten, die wir brauchen, um es noch einmal zu versuchen. Um noch einmal Elbert Hubbard zu zitieren: »Es gibt keinen Fehler außer dem, es nicht weiter zu versuchen.« Er gewann andere als Mitstreiter und wurde von ihnen respektiert. Außer Achan, dem Verräter bei Jericho, und Kaleb, dem Mann des Glaubens, kennen wir keinen Namen von einem der Soldaten, die unter Josua dienten. Er konnte die Eroberung aber nicht ohne sie bewerkstelligt haben. Sie war nicht das Werk eines Mannes; sie war vielmehr das Werk von Tausenden von Menschen, die an der Schlachtfront und hinter den Linien treu dienten. Wahre Führer fordern nicht Respekt, sie verfügen darüber. Wenn man Josua 1,10-18 liest und sieht, in welcher Weise die Truppen auf Josuas Befehle reagierten, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass er über ihren Respekt und ihre Loyalität verfügte. Er diente dem Herrn und dem Volk des Herrn, und sie folgten ihm, weil sie wussten, dass sie ihm vertrauen konnten. Seine Motive waren lauter, sein Leben war gottesfürchtig und sein Charakter war tadellos. Als Nachfolger Moses und als Gottes erwählter Führer hatte Josua Autorität, aber es braucht mehr als Autorität, um andere zu führen. Es bedarf auch eines gewissen Formats, nämlich der Art von Charakter und Leistung, die bewirkt, dass Menschen zu einem aufschauen und zuhören. In unserer Zeit der »Magie der Medien« kann eine Werbeagentur einen Niemand zur internationalen Berühmtheit hochstilisie-ren. Aber sie kann dieser Berühmtheit nicht die Art von Format verleihen, die nur aus Opfer und Dienst erwächst. Wir brauchen nicht mehr Berühmtheiten, aber wir brauchen ganz sicher mehr Diener. Wirkliche Führer benutzen Menschen nicht dazu, ihre Autorität aufzubauen - sie gebrauchen ihre eigene Autorität, um Menschen auf-zubauen. Mancher Soldat im israelitischen Heer wurde zum Helden, weil Josua das Kommando führte. Ein wahrer Führer hinterlässt Menschen, die weit mehr erreicht haben, als sie erreicht hätten, wenn sie nicht seiner Führung gefolgt wären. Er war besorgt um die Zukunft. Als dem König Hiskia prophezeit wurde, dass das Reich Juda am Ende in die babylonische Gefangenschaft gehen werde, da reagierte er auf diese Weissagung so: »In meinen Tagen wird ja Friede und Sicherheit sein« (Jes 39,8). Ich möchte hier nicht einen großen König kritisieren, aber seine Feststellung hat doch einen Beigeschmack von Egoismus. Sollte man von einem König nicht annehmen, dass er um die kommenden Generationen besorgt ist? Josuas zwei Abschiedsreden (Jos 23-24) beweisen hinreichend, dass er ein wahrer Führer war, der Sorge trug für die Zukunft seines Landes. Er wollte sicher sein, dass das Volk den Herrn kannte und ihm mit ganzem Herzen zu dienen wünschte. Menschen, die nur daran denken, was sie heute bekommen können, sind Opportunisten und keine wahren Führer. Leiterschaft bedeutet, den richtigen Samen auszustreuen, der in den kommenden Jahren zum Nutzen anderer Frucht tragen wird, und Josua tat dies. Er verherrlichte Gott. Es gab eine Zeit im Leben Josuas, da wachte er eifersüchtig über die Ehre seines Meisters Mose (4Mo 11,24-30). Aber er lernte, dass die Verherrlichung des Herrn das wichtigste war. Als das Volk den Jordan überquerte, da bekam Gott die Ehre. »Daran sollt ihr erkennen, dass der lebendige Gott in eurer Mitte ist«, ermahnte er das Volk (Jos 3,10). Als das Wunder vorüber war, richtete Josua ein Monument auf, damit Israel und »alle Völker der Erde erkennen sollen, wie stark die Hand des Herrn ist« (Jos 4,24). Ein geringerer Mann als Josua würde ein Denkmal aufgerichtet haben, das ihn selbst verherrlicht. Wenn man das Buch Josua liest, sieht man, dass Josua wiederholt Gott die Ehre für alles gab, was geschah (Jos 6,16; 8,1; 10,14; 11,6-8; 13,6; 18,3; 21,43-45). Es war der Herr, der den Feind bezwang und das Land dem Volk gab. Es war der Name des Herrn, den es auf der ganzen Erde groß zu machen galt. Man sagt, ein Führer sei jemand, der den doppelten Tadel losua 1-24 und die halbe Anerkennung für sich selbst in Anspruch nimmt. Bei diesem Wertmodus würde sich Josua in beide Richtungen qualifizieren. 3. Josuas Botschaft Die praktisch anwendbare Botschaft des Buches Josua lautet, dass Gott seine Versprechen hält und seine Diener zu erfolgreichem Dienst befähigt, wenn sie ihm glauben und seinem Wort gehorchen. Die geistliche Botschaft lautet, dass Gott auch für seine Kinder heute ein reiches Erbteil hat, und dass sie es bereits jetzt im Glauben in Besitz nehmen können. Diese Botschaft wird erweitert im Brief an die Hebräer ausgeführt, besonders in den Kapiteln 3 und 4. Wir haben gesehen, dass es mehrere sehr unterschiedliche Arten von Menschen in dieser Welt gibt, wenn es um die Sache des Herrn geht. Die meisten befinden sich immer noch in der ägyptischen Knechtschaft und brauchen Erlösung durch Glauben an Jesus Christus. Andere haben Christus geglaubt und sind aus der Knechtschaft befreit worden, aber sie wandern in der Wüste des Unglaubens umher, weil sie nicht im Glauben in ihr Erbteil eintreten wollen. Wieder andere haben das Erbteil »ausprobiert«, ziehen es aber vor, sich im Grenzbereich des Segens aufzuhalten. Und schließlich gibt es noch jene, die ihrem Josua (Jesus = Jahwe ist Rettung) folgen, in das verheißene Land einziehen und ihr Erbteil in Besitz nehmen. Erinnern Sie sich noch? Den Jordan zu überqueren und in das Land einzuziehen, ist kein Bild dafür, dass jemand stirbt und in den Himmel geht. Es ist vielmehr ein Bild dafür, dass man dem eigenen Ich und dem alten Leben stirbt und sein geistliches Erbteil für Zeit und Ewigkeit in Besitz nimmt. Dass man sich der Fülle des Segens Gottes erfreut, während man dem Herrn dient und ihn verherrlicht. Es ist das, was in Hebräer 4 und 5 »in seine Ruhe eingehen« genannt wird. Was die Gemeinde heute am meisten gebrauchen könnte, wäre zu erkennen, wie viel dem Volk Gottes entgeht - weil es im Unglauben wandelt, oder weil es sich an der Grenzlinie des Segens aufhält -, um dann Gottes Verheißungen in Anspruch zu nehmen und in das eigene geistliche Erbteil einzutreten. Wir sind ein benachteiligtes Volk, weil wir es versäumt haben, unsere geistlichen Reichtümer in Besitz zu neh-men. Und wir sind ein besiegtes Volk, weil wir versäumt haben zu glauben, dass uns unser Josua zum Sieg führen wird. Allzu viele von uns sind wie Achan und bestehlen Gott, wo wir doch sein sollten wie Kaleb, um Berge zu erklimmen und Riesen zu überwältigen. 4. Josuas Gott Die Schlüsselperson in diesem Buch ist nicht Josua, sondern der Herr. Wenn man das Buch Josua liest, erfährt man viele wunderbare Wahrheiten über Gott. Zunächst einmal ist er der Gott seines Volkes Israel, der Gott des Bündnisses, das er durch Mose mit Israel geschlossen hatte. Obwohl Mose inzwischen tot war, wirkte der lebendige Gott nach wie vor in seinem und durch sein auserwähltes Volk. Als Josua das Volk führte, nannte er Gott oftmals »den Herrn, euren Gott«. Israel gehörte ihm. Aber er ist auch »der Herrscher der ganzen Erde« (Jos 3,11; Jerusalemer). Er hat eine besondere Beziehung zu Israel, aber er knüpfte diese besondere Beziehung, um durch sie seinen Segen zu allen Völkern zu bringen (IMo 12,1-3). Die Heidenvölker in Kanaan hörten, was Gott für Israel getan hatte, und es beängstigte sie (Jos 2,10-11), denn keiner ihrer Götter hatte jemals so mächtige Taten vollbracht. Er ist der Gott, der seine Versprechen hält. Er hatte den Vätern des israelitischen Volkes versprochen, ihren Nachkommen ihr Land zu geben, und er hielt dieses Versprechen. Er hatte Mose versprochen, dass Israel die Heidenvölker aus Kanaan vertreiben und besiegen werde, und er hielt auch dieses Versprechen. Am Ende seines Lebens konnte Josua sagen, »dass auch nicht ein einziges Wort hinfällig geworden war von all den guten Worten, die der Herr, euerGott, über euch geredet hatte« (Jos 23,14). Er ist ein heiliger Gott, der Sünde niemals dulden wird. Als Achan den Bann missachtete, den Gott über Jericho verhängt hatte, zog Gott seinen Segen zurück. Das Heer Israels wurde vor Ai geschlagen. Sie konnten keinen Sieg erwarten, solange Josua nicht die Sünde aus dem Josua 1-24 trara Lager entfernt hatte. Er ist aber auch ein vergebender Gott, der uns reinigt, wenn wir unsere Sünden bekennen, und der uns dann eine neue Gelegenheit zum Sieg schenkt. Er ist ein Gott, der von seinem Volk Gehorsam fordert. Ehe Israel in das Land einziehen konnte, musste es sich den Forderungen fügen, die Gott gestellt hatte, denn es war sein Bundesvolk. Der Herr erklärte josua, das Geheimnis seines Erfolges sei sein Glaube und sein Gehorsam gegen-über dem Wort Gottes. Gott hatte einen Plan für die Eroberung des Landes. Alles, was Josua tun musste, war, diesem Plan im Gehorsam zu folgen. Er ist der Gott, der die Seinen nie vernachlässigt! Wir mögen ihn vernachlässigen, aber er wird uns niemals im Stich lassen. »Wenn Gott uns zu einem Dienst bestimmt«, schrieb J. Oswald Sanders, »dann ist er moralisch verpflichtet, uns hindurchzuhelfen.«1 Obwohl darüber noch viel mehr zu sagen wäre, wollen wir es mit dem Folgenden bewenden lassen: Er ist ein gnädiger Gott. Im Blick auf die Tatsache, dass Tausende von Menschen während der Eroberung Kanaans getötet wurden, mag der Gedanke an die Gnade Gottes seltsam anmuten. Aber die Gnade Gottes war dort die gleiche wie sonst auch. Gott war so gnädig, sein Gericht über Jahrhunderte hinauszuzö-gern, ehe er Israel ins Land brachte (IMo 15,16). Er war so gnädig, die Berichte über Israel ins Land zu senden, damit die Menschen sich fürchteten und - wie Rahab - zu dem Herrn umkehren konnten. Er war so gnädig, die fürchterliche Religion der Kanaaniter auszumerzen, so dass die jüdischen Jungen und Mädchen in einem Land aufwachsen konnten, in dem Jahwe geehrt und angebetet wurde. Als meine Abschlussprüfung am Seminar näherrückte, zog sich unsere Klasse für ein Wochenende in die Einsamkeit der Natur zurück. Bei der Vorbereitung nahm der Seminarleiter für eine seiner Andachten Josua 3,5 als Motivationstext: »Heiligt euch! Denn morgen wird der Herr in eurer Mitte Wunder tun.« Ich weiß die Details nicht mehr, aber an die Botschaft kann ich mich noch gut erinnern: Unser Morgen kann aufregend und wunderbar werden, wenn wir so sind, wie Gott uns haben möchte. Er ist immer noch der Gott der Wunder, und er beruft uns nach wie vor dazu, ein geheiligtes Volk zu sein, das glaubt und gehorcht. Der Gott Josuas lebt! Wo aber sind die Josuas? Fragen zum Bibelstudium Ein neuer Anfang (Einführung in das Buch Josua) 1. Was hatte Josua erlebt und erfahren, das ihm helfen würde, zu glauben und auf den Herrn zu vertrauen? Was haben Sie erlebt oder erfahren, das Ihnen hilft, dem Herrn zu vertrauen? 2. Wie konnte Josua in die Rolle eines so großen Führers hinein-wachsen? 3. Wer könnte Sie zu geistlichem Wachstum anleiten? Wen könnten Sie anleiten? 4- Was sah und was tat Josua bei Mose? Wie hat dies Ihrer Ansicht nach seinen Charakter beeinflusst? 5. Welche frühe Krise offenbarte Josuas Führungsqualitäten? Inwiefern taten er und Kaleb sich in dieser Krise hervor? 6. Wann haben Sie sich gegen eine Mehrheit gewandt? Welche Meinungen oder Überzeugungen hatten diesen Mut hervorgerufen? 7. Was war das Geheimnis von Josuas Erfolg? Besitzen Sie dieses Geheimnis? 8. Was hat es besonderes mit diesem »Land« auf sich, das so oft erwähnt wird? 9. Was verdeutlicht das Buch Josua Gläubigen heute? 10. Welche geistlichen Erfahrungen fand der Autor in vier geographischen Orten dargestellt (Ägypten, die Wüste, Kanaan und Babylon)? Folgt dem Führer! (Josua 1) 1. Welchen Auftrag erhielt Josua von Gott? 2. Wie ermutigte Gott ihn zu diesem Auftrag? 3. Wie ermutigte Josua seine Offiziere und das Volk der zweieinhalb Stämme östlich des Jordan? 4. Wie ermutigte das Volk Josua? 5. Wie können Sie Ihre Leiter ermutigen und/oder jene, die unter Ihrer Leitung stehen? 6. Was muss eine Gemeinde beachten, wenn sich in ihrer Leitung ein Wechsel vollzieht? 7. Wie sollten Sie an die Sache herangehen, wenn Sie zwar wissen, was zu tun ist, wenn Gott aber nicht ausdrücklich sagt, wie es zu tun ist? 8. Was meint der Autor, wenn er sagt: »Gottes Verheißungen sind Anstöße, keine Ruhekissen« ? 9. Woher nahm Josua die Kraft und den Mut, die er nach Gottes Worten haben musste? 10. Wie würden Sie Wachstum und Erfolg im Leben eines Gläubigen definieren? Eine Bekehrte in Kanaan (Josua 2) 1. Was sind die zentralen Bestandteile christlichen Glaubens? 2. Worin ähnelten sich Sara und Rahab? 3. Zu welchem Zweck sandte Josua Kundschafter aus, wenn er sich doch bereits des Sieges sicher war? Warum wurde das nicht als ein Mangel an Glauben kritisiert? 4- Wenn Rahab zu dieser Zeit bereits eine Gläubige war - wie erklären wir dann ihre Lügen darüber, wo sich die zwei Männer aufhielten? 5. Wozu können wir ermutigt werden, wenn wir über Rahabs Glauben nachdenken, der sich in ihren Handlungen beweist? 6. Wie unterschied sich Rahabs Glaube von dem ihrer Mitbürger, deren Herzen »zerschmolzen«, als sie von den Taten des Herrn hörten? 7. Wie verhält sich Ihr Glaube zu dem Glauben Rahabs? 8. Wie kann Rahabs Rettung Ihre eigene Bekehrung illustrieren? 9. Von welchem Ihrer Familienmitglieder würden Sie sich wünschen, dass es von Gott zusammen mit Ihnen errettet wird? Was können Sie tun, um ihnen die gute Nachricht zu vermitteln? 10. Wo sehen Sie heute Menschen, die nicht an Gott den Herrn glauben, sondern an das rote Seil? Viertes Kapitel Voran im Glauben (Josua 3-4) 1. Wer oder was ermutigte das Volk, vorwärts zu gehen? Wie geschah das? 2. Wie gingen Josua und die Israeliten mit Gott voran? Welchen Hindernissen sahen sie sich gegenüber? 3. Wie lauten einige Prinzipien für Überwinder? 4- Was verbindet Glaube und Gehorsam? 5. Israel hatte eine äußerliche, rituelle Handlung, durch die es sich heiligte. Wie könnten wir einen Neuanfang mit Gott deutlich machen, eine ganz neue Heiligung für seinen Dienst? 6. Worauf konzentriert sich wahre geistliche Leiterschaft? 7. Warum ist es bemerkenswert, dass Josua den Begriff »der lebendige Gott« gebrauchte, als sich die Israeliten auf die Überquerung des Jordan vorbereiteten? 8. Was ist das Erbteil, das wir als Kinder Gottes in Besitz nehmen sollen? 9. Mit welchen Worten oder Begriffen wird in der Heiligen Schrift geistlicher Fortschritt oder Entwicklung zum Ausdruck gebracht; Bewegung nach vorn oder Rückschritt (z.B. »laufe in dem Wett-lauf«)? 10. Welche Pflicht haben wir als Christen gegenüber der nächsten Generation? Vorbereitung auf den Sieg (Josua 5) 1. Warum bereitete Gott das Volk zwei Wochen lang vor, ehe er ihm den ersten Sieg im verheißenen Land schenkte? 2. Was waren die notwendigen drei Schritte der Vorbereitung, ehe Gott seinem Volk Sieg schenken würde? 3. Warum ist die Vorbereitung auf den Dienst im Werk Gottes wichtig und notwendig? Warum kann man nicht einfach hingehen und den Dienst tun? 4- Was war die wahre Bedeutung der Beschneidung? Ist sie heute überhaupt noch anwendbar? 5. Welche Beschneidung wird nicht mit Händen vollzogen? 6. Was sollten wir versuchen, uns ins Gedächtnis zu rufen, wenn wir über unsere Vergangenheit nachdenken? Was sollten wir versuchen, zu vergessen? 7. Wenn Sie sich bei dem Wunsch nach etwas ertappen, was zu Ihrem alten Leben gehört - was sollten Sie tun? 8. Was bedeutet es für Sie, daran erinnert zu werden, dass Sie in Ihrer Leiterschaft in Wirklichkeit »den zweiten Rang« einnehmen? 9. Was ist bemerkenswert an dieser Reihenfolge: demütige Verehrung, heiliger Wandel, himmlische Kriegsführung? 10. Was stellt der Autor als Hauptlektion in Josua 5 heraus? Die Eroberung beginnt (Josua 6) 1. Wo hat die Kriegsführung in der Gemeinde ihren Platz? 2. Nennen Sie drei Prinzipien geistlicher Auseinandersetzung und geistlichen Sieges. 3. Wer ist ein siegreicher Christ? Was ist der Unterschied zwischen dem Glauben an eine Verheißung und dem Rechnen mit ihr? 4- Denken Sie über J. Hudson Taylors drei unterschiedliche Arten nach, dem Herrn zu dienen (wie sie in dem Kapitel zitiert werden). In welcher Weise gehen Sie meistens vor? 5. Warum kommt in der Bibel so oft die Zahl sieben vor? 6. ln welchen drei Bereichen wurde Israel geprüft? 7. Was empfanden Ihrer Ansicht nach die Kinder Israel, als Josua ihnen den seltsamen Schlachtplan vorstellte? Was meinen Sie, wie Sie selbst reagiert hätten? 8. Was ist dem Autor nach der einzige Weg, im Glauben zu wachsen? Sind Sie auf diese Weise gewachsen? 9. Warum, meinen Sie, befahl Gott, dass alles Lebendige in Jericho getötet werden sollte? Wie würden Sie die Kanaaniter in ihrer Beziehung zu Gott beschreiben? 10. Warum ist unsere Aufmerksamkeit vor, während und nach einer geistlichen Schlacht grundlegend für unser geistliches Wachstum? Besiegt im Land des Sieges (Josua 7) 1. Womit begann die Niederlage der Israeliten? 2. Warum bewirkte eines Mannes Ungehorsam die Niederlage der ganzen Nation? 3. Welche Schritte führten Achan in die Sünde? 4- Wie sehr genoss Achan seine gestohlene Beute? Warum? 5. Wie hätte Josua die Niederlage vermeiden können? Welche Feh-ler machte er? 6. Wie reagierte Josua auf die Niederlage? Warum? 7. Warum lässt Gott Niederlagen zu? 8. Wie sieht Gott Sünde? Wie reagiert er darauf? 9. Wie sollte Gottes Reaktion auf Sünde unsere Handlungen beein-flussen? 10. Wie können wir uns davor schützen, dass wir ununterbrochen Niederlagen erleben müssen? Aus einer Niederlage wird ein Sieg (Josua 8) 1. Wie können wir heute die Stimme Gottes hören? 2. Was ist dem Autor nach die Antwort auf Furcht und Entmutigung? 3. Wie können wir vermeiden, dem Herrn vorauszustürmen? 4. Was ist das Geheimnis des Sieges für den Christen? 5. Warum gebraucht Gott die Vielfalt, um seine Ziele zu verwirklichen? 6. Wann haben Sie vergessen, den Willen Gottes für ein bestimmtes Vorhaben zu erfragen? 7. Welchen Stellenwert nimmt das Planen im christlichen Dienst ein? 8. Welche Unterschiede bestehen zwischen dem Gesetz, das auf Stein geschrieben ist, und dem Wort Gottes, das ins Herz des Gläubigen geschrieben ist? 9. Wie oft hat Israel bis hierhin seine Annahme des Gesetzes Gottes erklärt und sein Versprechen gegeben, ihm zu gehorchen? 10. Was förderte oder behinderte ihre guten Absichten? Wir haben den Feind getroffen, und siehe, er ist unser Nachbar! (Josua 9,1-10,28) 1. Auf welche Weise machen sich manche Christen mit den Feinden Gottes eins? 2. Warum machte sich Israel eins mit den Gibeonitern? 3. Welchen weit verbreiteten Fehler machte Josua bei den Gibeonitern? 4- Was lehren uns Jakobus 1,5; Sprüche 3,5-6 und 2. Korinther 6,14 über unbiblische Allianzen? 5. Warum können wir jemandem, der das Wort Gottes im Munde führt, nicht immer vertrauen? 6. Wie können wir vermeiden, denselben Fehler zu machen wie Josua? 7. Wie gebrauchte Gott Josuas unweise Allianz mit Gibeon zur beschleunigten Eroberung Kanaans? 8. Was trug zu Josuas Erfolg in der Schlacht hei? 9. Wie ging Josua mit den fünf Königen um? Warum? 10. Welche Prinzipien für geistlichen Sieg haben Sie aus diesem Kapitel gelernt? Dieses Land ist unser Land! (Josua 13-21) 1. Warum ist der Gebrauch des Wortes Erbteil so wichtig? 2. Was waren die vier Hauptphasen bei der Verteilung des Landes? 3. Warum werfen Christen heute keine Lose, um den Willen Gottes zu erfahren? Gibt es irgendeine Zeit, da dies angemessen sein könnte ? 4- Warum wurden die Leviten zerstreut und erhielten kein Erbteil im Land? 5. Was könnte einen Gläubigen daran hindern, all das in Anspruch zu nehmen, was er in Jesus Christus hat? 6. Was war der Zweck der Zufluchtsstädte? Was lernen wir über Gott, wenn wir sehen, wie er diese Vorsorge traf? 7. Welche Ähnlichkeiten und Gegensätze bestehen zwischen den Zufluchtsstädten und unserem Heil in Jesus Christus? 8. Wie groß ist das Heilige Land? 9. Welche der sieben Lektionen, die der Autor in diesem Kapitel lehrt, hat Sie am meisten betroffen? 10. Welche geistlichen Quellen können wir uns öffnen, wenn wir unser geistliches Erbteil in Anspruch nehmen? Nach der Schlacht (Josua 22) 1. Warum gründet sich dauerhafter Friede auf Wahrheit und Reinheit? 2. Was macht uns anfällig für unbiblische Versprechungen? 3. Wie können wir uns vor Kompromissen schützen, wie es die Israeliten nach dem Krieg taten? 4- Was hielt die Soldaten der zweieinhalb Stämme so loyal gegenüber ihren Führern und Mitkämpfern? Haben Sie eine ähnliche Loyalität? 5. Was war die umfassendere Bedeutung des Wortes Ruhe, als der Krieg endete? Was ist deren geistliche Anwendung für Christen heute? 6. Auf welcher Grundlage trafen die zweieinhalb Stämme ihre Entscheidung darüber, wo sie leben wollten? 7. Was ist, wenn überhaupt, der richtige Gebrauch und der Stellenwert von religiösen Gegenständen? 8. Warum errichteten die transjordanischen Stämme den Altar? Was vermittelte er? 9. Wann ist Friede nicht notwendigerweise der Wille Gottes für sein Volk? 10. Was kann die heutige Gemeinde von dem schnellen Niedergang der abgeteilten Stämme lernen? Der Weg der ganzen Erde (Josua 23-24) 1. Wenn Sie wüssten, dass die Zeit Ihres Todes näher rückt - was würden Sie tun wollen? 2. Welche drei wichtigen Punkte betonte Josua in seiner Abschieds-rede? Was waren seine Schlüsselwörter? 3. Was waren einige starke Motive für die Israeliten, ein abgesondertes Volk zu bleiben? Inwiefern könnten das starke Motive für Christen heute sein? 4- Warum ist es üblicherweise so, dass Ungehorsam gegenüber Gott schrittweise und allmählich geschieht? 5. Was bringt es, treu zum Herrn zu stehen? 6. Welche Verbindung besteht zwischen der Güte Gottes und unserem Gehorsam? 7. Wie können wir sicherstellen, dass das Geschenk des Heils nicht als selbstverständlich angesehen wird? 8. Was bedeutet es, Gott zu dienen? 9. Welche Absicht verfolgte Josua, als er das Volk aufforderte zu wählen, wem es dienen wolle? Was würde gemäß Josuas Warnung geschehen, wenn sie nicht Gott allein verehrten? 10. Warum kannte die nächste Generation den Herrn nicht und wusste auch nicht, was er für Israel getan hatte? Wie können wir sicherstellen, dass wir diesen Fehler nicht wiederholen? Ein großes Leben im Überblick 1. Wozu wurde das Alte Testament, einschließlich des Buches Josua, geschrieben? 2. Was macht Leiden zu einer bitteren Erfahrung? Was macht es zu einer Reifungserfahrung? 3. Was benötigen wir, um zu erben, was Gott verheißen hat? 4- Wie würden Sie die Frage beantworten: »Werden Führer geboren, oder werden sie dazu gemacht?« 5. In welcher Weise hat Ihr Dienst für den Herrn bereits Risiken mit sich gebracht oder Mut gefordert? 6. Warum ist die Weigerung aufzugeben so wichtig für Leiterschaft im geistlichen Dienst? 7. Wie war die Beziehung Josuas zu den israelitischen Soldaten? 8. Wozu gebrauchen richtige Führer ihre Autorität? 9. Wie sollte ein Führer mit Tadel und Anerkennung umgehen? 10. Was sieht der Autor als größte Not in der heutigen Gemeinde? Anmerkungen Kapitel 1 1. Marsden. 2. So auch Schlachter’2000. Wiersbe weist hier ausdrücklich auf weitere englische Übersetzungen hin, um die besondere Schönheit des Landes zu kennzeichnen. U. ergänzt dazu deutsche Übersetzungen. Luther’ 12: »ein edles Land vor allen Ländern«; Menge: »die Krone unter allen Ländern«; Jerusalemer: »ein wahres Kleinod unter allen Ländern«; Allioli: »ein Land, herrlich unter allen Ländern« usw. 3. A.d.Ü.: »Schaukle leicht, du süßer Wagen«. 4- A.d.U.: »An des Jordans stürmischen Ufern«. 5. A.d.U.: »Führe mich, oh du großer Jahwe«. Kapitel 2 1. A.d.Ü.: Golgatha-Baptistengemeinde. 2. A.d.Ü.: Zurück zur Bibel. 3. J. Oswald Sanders: Spiritual Leadership [A.d.Ü.: Geistliche Leiterschaft], S. 132. 4. Lord Tennyson: »König Artus’ Überfahrt«. 5. Charles Haddon Spurgeon: Metropolitan Tabemacle Pulpit, Bd. 14, S. 97. 6. A.d.Ü.: So auch Rev.Elberf. Der engl. Originaltext lautet: »For no word from God shall be void of power.« 7. George MacDonald: The Marquis of Lossie; deutsch erschienen unter dem Titel Das Geheimnis des Marquis (Francke, Marburg 2001). 8. Charles Wesley. Kapitel 3 1. A.d.U.: So in der englischen King James Version. Rev.Elberf zählt in den Kapiteln 3 und 4 siebzehn Erwähnungen der Bundeslade, und zwar fünfmal Studien des Alten Testaments: Josua 1—24 Sei starte »die Bundeslade«, dreimal »die Lade des Herrn«, viermal »die Lade des Bundes des Herrn«, je einmal »die Lade des Bundes des Herrschers der ganzen Erde« und »die Lade des Zeugnisses« und dreimal einfach »die Lade«. Kapitel 5 1. Dr. und Mrs. Howard Taylor: Biography of James Hudson Taylor (China Inland Mission, London 1965), S. 271. 2. Andrew A. Bonar: Memoir and Remains of Robert Murray McCheyne (Banner ofTruth Trust, London 1966), S. 282. Kapitel 6 1. Francis A. Schaeffer: Joshua arid the Flöte of Biblical History (InterVarsity Press, Downers Grove, 111. 1975), S. 102-103. 2. A.d.U.: So auch Luther’12. Hebräischer Grundtext, Elberf, Jerusalemer u. a. zählen in diesem Text neun (in dem zuerst erwähnten Text siebzehn statt sechzehn Mal) Erwähnungen der Bundeslade (siehe auch 4. Kapitel Anm. 1). 3. G. Campbell Morgan: Living Messages of the Books of the Bible (Fleming H. Re-vell, Old Tappan, N.J. 1912), Bd. 1, S. 104- 4. Ihid., S. 114. Kapitel 7 1. Siehe auch 1. Chronik 2,7; der Name des Tales »Achor« in Josua 7,26 bedeutet ebenfalls »Verdruss«, »Betrübnis«. 2. George H. Morrison: The Footsteps of the Flock (Hodder & Stoughton, London 1904), S. 106; Hervorhebung durch den Autor. Kapitel 8 1. Frederick W. Robertson: Sermons Preached at Brighton. First Series (Kegan Paul, Trench, Trubner & Co., London 1898), S. 66. 2. Alexander Whyte. 3. Zu den Gesetzen über die Verteilung der Kriegsbeute siehe 4- Mose 31,19-54-Wir sind nicht sicher, ob die Regeln über die Verteilung der Beute in jeder Situation strikt eingehalten wurden, aber sie geben einen Hinweis darauf, wie Israel Kriegsbeute handhabte. Kapitel 9 1. A.d.Ü.: Nethinim = wörtlich »Geschenkte, Geweihte« (4Mo 8,19). ln verschiedenen deutschen Übersetzungen heißen sie »Nethinim« (Elberf), nach anderer, lateinischer Lesart »Nathinäer« (Allioli), ansonsten »Tempeldiener« (Rev.Elberf), »Tempelsklaven« (Jerusalemer), »Tempelknechte« (Luther T2-’84), »Tempelhörige« (Menge), oder »Knechte des Heiligtums Salomos« (Rösch; auch Rev.Elberf in Esr 2,58). 2. Siehe Gleason L. Archer: Encyclopedia of Bible Difficulties (Zondervan, Grand Rapids 1982), S. 161-162 (dt. »Schwer zu verstehen?«, CLV, Bielefeld 2005). 3. C. S. Lewis: Miracles (Macmillan, New York 1960), S. 133. Kapitel 10 1. A.d.Ü.: Der traditionelle Name für diesen Vertrag lautet »Palästinischer Bund« und war zur Zeit seiner Entstehung folgerichtig, da dieser Vertrag zum größten Teil Landstriche betraf, die Jahrhunderte lang unter dem Namen Palästina bekannt waren. Heute jedenfalls scheint diese Bezeichnung aus zwei Gründen unglücklich gewählt. Zum ersten wurde dem Land dieser Name von dem römischen Kaiser Hadrian gegeben, und zwar nach dem zweiten jüdischen Aufstand unter Bar-Kochba (132-135 n.Chr.), damit jeder Hinweis auf das Land der Juden aus dem Gebiet ausradiert würde. Zum zweiten wird dieser Name wegen der Ereignisse im Mittleren Osten während des 20. Jahrhunderts mehr mit Arabern als mit Juden in Verbindung gebracht. Vielleicht ist »Land-Vertrag« oder »Bund der Landverheißung« ein besserer Name dafür. [Vgl. Arnold Fruchtenbaum: Bund der Landverheißung in Mal Couch (Hrsg.): Lexikon zur Endzeit (Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg 2004), S. 74ff] 2. A.d.Ü.: Gemeint ist der See Genezareth. Kapitel 11 1. A.d.Ü.: VE-Day = »Victory in Europe-Day« [»Sieg in Europa-Tag«], der 8. Mai 1945, an dem Deutschland mit seiner Kapitulation den Zweiten Weltkrieg in Europa beendete. Studien des Alten Testaments: Josua 1-24 Ä 2. A.d.Ü.: VJ-Day = »Victory over Japan-Day« [»Sieg über Japan-Tag«], der 14. August 1945, an dem Japan den Friedensbedingungen der Alliierten zustimmte und so den Zweiten Weltkrieg im Pazifik beendete. 3. C. H. Mackintosh: Gedanken zum 4. Buch Mose (Heijkoop, Winschoten 1974), S. 258. 4. Ibid. Kapitel 12 1. A.d.U.: Als deutsche Ausgabe erschienen: Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit (DTV, München 1990). 2. A.d.Ü.: Ein englisches Wortspiel: »history« = die Geschichte, ist »His Story« = Seine Geschichte; also: Die Geschichte [des Kosmos, der Welt, des Menschen] ist die Geschichte Gottes. 3. A.d.Ü.: Saturday Review = Samstags-Rückblick. Eine amerikanische Wochenzeitschrift. 4. A.d.Ü.: Rev.Elberf siehe dort Anmerkung 38 zu Jos 24,12. Kapitel 13 1. J. Oswald Sanders: Robust in Faith, S. 72. Buchempfehlungen Vom gleichen Autor gibt es weitere Bände aus der Kommentarreihe zu den Büchern des Alten Testaments 2, Mose 3. Mo dosua Richter Psalm Jesaja... Hiob Spruche Jeremia Daniel... Die Kommentarreihe des bewährten amerikanischen Bibellehrers Warren W. Wiersbe ist weltweit bekannt und wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt. Sie umfasst ca. 50 Bände zum Alten und Neuen Testament. Wiersbes Kommentare bestechen durch ihre klare Zuordnung zu einem zentralen Thema des Glaubens sowie durch ihre sehr tiefgründige und dabei gleichzeitig praxisbezogene Textauslegung. Die Reihe wird fortgesetzt. Bereits lieferbare Kommentare von Warren W. Wiersbe zu den Büchern des Alten Testaments: • Sei fest gegründet ISBN 3'89436'328-2 (1. Mose 1-11) Der einfachen Wahrheit des Wortes Gottes Vertrauen schenken • Sei gehorsam ISBN 3-89436-329-0 (1. Mose 12-25) Entdecken und lernen, wie man im Glauben lebt • Sei echt ISBN 3-89436-358-4 (1. Mose 25-50) Echten Glauben in einer realen Welt unter Beweis stellen • Sei befreit ISBN 3-89436-3714 (2. Mose 1-40) In der Nachfolge Gottes zur Freiheit gelangen • Sei heilig ISBN 3-89436-372-X (3. Mose 1-27) Sich für Gott aussondern lassen • Sei zuverlässig ISBN 3-89436-384-3 (4. Mose 1-36) Ein Leben führen, das für Gott zählt • Sei vorbereit ISBN 3-89436-398-3 (5. Mose 1-34) Die Voraussetzungen für geistlichen Erfolg schaffen • Sei offen für Trost ISBN 3-89436-399-1 (Jesaja 1-66) In den Armen Gottes sicher sein • Sei entschieden ISBN 3-89436-413-0 (Jeremia 1-52) Für die Wahrheit einstehen • Sei ehrfürchtig ISBN 3-89436-414-9 (Hesekiel 1-48) Sich vor dem Ehrfurcht gebietenden Gott beugen • Sei standhaft ISBN 3-89436-451-3 (Daniel 1-12) Sich für einen Weg mit Gott entscheiden • Sei erstaunt ISBN 3-89436-452-1 (Hosea, Joel, Jona, Sich neu zur Bewunderung Nahum, Habakuk, Maleachi) und Anbetung führen lassen Die Reihe wird fortgesetzt! WARREN W. WIERSBE Sei stark Gottes Kraft im persönlichen Leben wirksam werden lassen „Im Krieg gibt es keine Alternative zum Sieg.“ (General Douglas MacArthur) Gott sucht nicht nach Freiwilligen, weil jeder Christ ein „Soldat“ in der „Armee des Herrn“ ist. Einige sind „gute Streiter Jesu Christi“ während sich andere unerlaubt von der „Truppe“ entfernt haben oder bereits auf dem „Schlachtfeld des Lebens“ gefallen sind. Josua war einer der ersten „Soldaten“ des Herrn. Als er nach Moses Tod in die Führung gestellt wurde, nahm er sich Gottes Anweisungen hinsichtlich der Schlüssel zum Sieg zu Herzen. Er legte seine Furcht ab und merkte, wie Gott die wahre Quelle seiner Stärke war. Josua wurde Gottes Werkzeug, um sein Volk sicher ins verheißene Land zu bringen. Wenn Sie das Buch Josua studieren, werden sie lernen ... ■ was das Geheimnis des Sieges über die Feinde ist; ■ wie eine Niederlage in einen Sieg verwandelt werden kann; ■ wie man sein geistliches Erbteil schon jetzt in Anspruch nimmt; ■ welche Gefahren ein „Unverbindlichkeits-Christentum“ in sich birgt. Dr. Warren W. Wiersbe ist Autor zahlreicher Bücher und Kommentare und steht im Lehrdienst an verschiedenen theologischen Ausbildungsstätten in den USA. Basierend auf seiner leitenden Funktion in verschiedenen Gemeinden (u. a. der Moody Church in Chicago) und seinem Engagement als Bibellehrer im Rundfunk („Back to the Bible“) hat er über Jahre hinweg Kommentare zu sämtlichen Büchern der Bibel verfasst. www.cv-dillenburg.de ISBN-13: 978-3-89436-491-5 ISBN-10: 3-89436-491-2 9783894364915