Wie Gott unser Leben einschätzt

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 01.06.1997 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Lukas 16, 19-31

 

Ich möchte Sie grüßen mit einem Wort aus einem Lied aus dem Alten Bund: Die diesen HERRN aber liebhaben, müssen sein wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht. Und wir wollen miteinander das Lied von der güldnen Sonne singen. Nicht das, was wir kennen von Paul Gerhard, sondern das andere, das sie auch kennen, das aber bisher in unserem Gesangbuch nicht drin war. Wir singen also das Lied 444 alle fünf Verse.

 

Die güldene Sonne

bringt Leben und Wonne,

die Finsternis weicht.

Der Morgen sich zeiget,

die Röte aufsteiget,

der Monde verbleicht.

 

Nun sollen wir loben

den Höchsten dort oben,

dass er uns die Nacht

hat wollen behüten

vor Schrecken und Wüten

der höllischen Macht.

 

Kommt, lasset uns singen,

die Stimmen erschwingen

zu danken dem Herrn.

Ei, bittet und flehet,

dass er uns beistehet

und weiche nicht fern.

 

Es sei ihm ergeben

mein Leben und Streben,

mein Gehen und Stehn.

Er gebe mir Gaben

zu meinem Vorhaben,

laß richtig mich gehn.

 

In meinem Studieren

wird er mich wohl führen

und bleiben bei mir,

wird schärfen die Sinnen

zum meinem Beginnen

und öffnen die Tür.

 

Philipp von Zesen, 1619-1689

 


Lasst uns beten: Lieber Herr, wir freuen uns an der Schönheit deiner Schöpfung, an der wunderbaren Macht deines Wirkens. Wie du das alles so herrlich gestaltest und wie wir an diesem Morgen von deiner Güte überreich beschenkt sind. Wenn wir aufstehen, wenn wir jeden Abschnitt unseres Lebens neu ergreifen, da wollten wir nur, dass du, auch jetzt, dort wirkst, wo wir unsere Sorgen und Ängste haben. Auch da, wo in unserem Leben so viel wüst und zerstört ist von der Sünde. Wir wollen heute deine Macht erfahren, wir du uns ganz neu rufst, weil du uns umgestalten und erneuern willst. Jetzt gib doch, dass wir uns deinem Wirken ganz aussetzen. Wir wollen dir begegnen, auf deine Stimme hören und deinem Wort gehorsam sein. Und wir wollen jetzt bei dir ablegen, was uns belastet, das Unrecht, das Böse, Schuld, die Sünde, in der wir stecken, dass du uns frei machst. Und wir wollen in der Stille mit dir weiter reden. Wen du frei machst, der ist ganz frei, richtig frei. Amen.

Jetzt haben wir heute keinen Chor, aber Sie sind ein Chor und deshalb singen wir miteinander. Meine Frau erklärt es kurz. Lied Nr. 435, Dona nobis pacem, singen wir miteinander, diesen dreistimmigen Kanon.

Und nun spricht zu uns Matthias Meyn, Architekt von Beruf. Einen schönen Morgen zusammen. Es ist für mich eine schöne Gelegenheit hier einmal in den „Zeugenstand“ treten zu können. Denn das Gleiche ist mir passiert vor sechs, sieben Jahren, wie ich zum Glauben gekommen bin. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die dem Glauben konventionell gegenüber steht. Wir sind zu den Festtagen in die Kirche gegangen, zur Konfirmation zum Beispiel. Wir hatten nie größere Bindungen an den Glauben, an Gott. Gebete wurden vor Tisch gesprochen, aber nie mit einem größeren Inhalt, einer größeren Rückbindung. Und so bin ich aufgewachsen, hab hier in Stuttgart studiert und das Schöne war, ich konnte in England ein Auslandsstudium machen. Und dort hab ich eine Frau kennen gelernt, eine ältere Dame, so zwischen 50 und 60 Jahren alt. Ja gut, es gibt noch ältere, ich weiß. Ich möchte das aber trotzdem nicht in dem Sinne korrigieren, weil das für mich wichtig ist als junger Mann, dass ich Menschen erlebt habe, eben grade sie, die einen Glauben auch in diesem Alter ganz vital und liebevoll und ansteckend leben. Das war eigentlich für mich so das Ausschlaggebende, oder eines dieser Bereiche, die mir sehr wichtig waren, weil ich davor eben viele Menschen kennen gelernt habe, die verbittert waren, vor allem ältere. Und als junger Mensch ist es eigentlich besonders wichtig, weil man eben Ziele sucht, nach Idealen strebt, dass man immer wieder Menschen trifft, auch noch ältere, die dieses Ziel vor Augen haben, die eine Lebensfreude haben, die ansteckt. Und das wünsche ich mir eben sehr stark auch für unser Verhältnis hier in der Gemeinde und auch für das, was wir nach Außen tragen in unserem Alltag, dass wir ansteckend sind. Also das ist hier auch ein gewisser Appell von mir als Jüngerem an die ältere Generation, dass sie uns das weitergeben in ihrem Alltag, in ihrem Leben, dass Christus lebendig ist, dass es nichts auswendig Gelerntes ist, dass es keine Konvention ist und dass sie das ansteckend leben, weil ich mich hab anstecken lassen. Und ich habe zum ersten Mal dort in England angefangen zu fragen, was denn da dahinter steckt. Und ich hab die Hände gefaltet und angefangen zu beten. Ja und ich kann auch bis zum heutigen Tag bestätigen, dass ich es nicht bereut habe. Gott lebt und prägt unser Leben. Ich lebe mit meiner Familie, mit meiner Frau und zwei Kindern, wir erwarten jetzt ein drittes Kind im Herbst, hier in Stuttgart Münster. Und ich möchte im Vergleich sagen, dass ich keinen Tag missen möchte, den ich jetzt mit Gott leben darf, im Vergleich dazu, wie mein Leben vorher war. Vielen Dank.

Uns interessiert jetzt noch: Was hat die Frau denn gemacht, dass es so ansteckend war? Hat die Kuchen gebacken, oder was war das. Erzähl es uns noch. Oder hat die einfach mit dir gesprochen und ging freundlich auf dich zu? Das ist nämlich interessant. Also die eigentliche Verbindung kam daher: Ich bin dort in England angekommen an einem ziemlich regnerischen Abend, es war nichts vorbereitet, ich musste mir ein Quartier suchen. Die Professoren dort hatten sich überhaupt nicht darum gekümmert. Und da bin ich zuerst beim YMCA untergekommen und noch in der gleichen Nacht, also ich hab da im Tanzsaal übernachtet, das war ganz witzig, hat mich einer von den Mitarbeitern darauf angesprochen, dass er eine Frau kennt in der Nähe, die Zimmer vermietet an Studenten. Im Nachhinein hat sie auch erklärt, dass es immer ihre Absicht sei, nachdem sie gläubig geworden ist. Ja vielleicht hab ich noch vergessen zu erwähnen, dass diese Frau damals auch erst zehn Jahre lang gläubig war. Sie hatte ein sehr hartes Leben hinter sich. Eine sehr schwierige Ehe, wo sie auch körperlich geschlagen wurde. Zudem hatte sie einen Buckel, also ein Leben voller Schmerzen. Und sie hat bewusst ihr Haus geöffnet, als sie Christus gefunden hat, oder umgekehrt. Und das war eigentlich der Umstand. An dem Abend bin ich noch in ihr Haus gekommen und durch lange Gespräche – ich war nur eine Woche dort, aber diese eine Woche hat ausgereicht, eine tiefe Verbindung zu schaffen, durch Gespräche, durch ihre Fröhlichkeit, durch ihr offenes Bekenntnis. Da hat sie nie einen Hehl draus gemacht, von Anfang an. Das war eigentlich das Ausschlaggebende, dann immer wieder diese Gespräche. Sie hat auch von sich erzählt, hat Zeugnis gegeben von sich, von ihrem Leben, wie sie das wahrgenommen hat, wie sich ihr Leben verändert hat durch Jesus. Sie war verbittert und wusste nicht mehr ein noch aus. Sie hat sich scheiden lassen irgendwann und hat dann irgendwie nur noch auf den Tod gewartet. Und da hat man richtig gespürt, dass da eine Wende in ihrem Leben stattgefunden hatte. Ja, ist das jetzt genug Antwort auf die Frage?

Ja, das macht uns Mut, weil manche meinen, sie müssen mit fremden Dingen etwas tun. Aber sie müssen nur erzählen, so wie sie es erleben und erfahren. Wir singen „Meine Zeit steht in deinen Händen“, Lied 628.

Ref: Meine Zeit steht in deinen Händen.

Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.

Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.

Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

1. Sorgen quälen und werden mir zu groß.

Mutlos frag ich: Was wird morgen sein?

Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.

Vater, du wirst bei mir sein.

Ref.

2. Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb

nehmen mich gefangen, jagen mich.

Herr ich rufe: Komm und mach mich frei!

Führe du mich Schritt für Schritt.

Ref.

3. Es gibt Tage die bleiben ohne Sinn,

hilflos seh ich wie die Zeit verrinnt.

Stunden, Tage, Jahre gehen hin,

und ich frag, wo sie geblieben sind.

Ref.

 

Unser heutiger Predigttext ist Lukas 16, 19-31. Es steht ungeheuer viel drin in diesen Jesusgeschichten. Jesus hat ja hauptsächlich Geschichten erzählt. Wir können das oft nur durch die Bilder fassen. Da steckt ungeheuer viel drin, es wird schwierig sein, wir werden das auf weniges heute beschränken. Und ich hoffe, dass am Ende Sie dann so sagen können: Meine Zeit steht in deinen Händen, Herr.

„Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte, sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt. Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.“

Es gibt ja eine Torschlusspanik. Das ist die Angst, man könne im Leben etwas versäumen von der Freude, wir würden irgendwas verpassen vom Schönen. Diese Panik kommt ja meist, wenn man sich bewusst macht, dass man älter wird oder der Tod nahe kommt. Und dann kommt der Schreck, ich hab nicht alles ausgekostet, was diese Welt bieten kann. Mancher bringt das so weit, dass er über alle Stränge schlägt und sagt: Komm, ist doch ganz egal, Hauptsache ich habe Vergnügen, ich habe Freude. Und wenn man so voller Lebenslust dahinlebt, dann kann es ja passieren, dass man das Wichtigste im Leben versäumt. Ist ja eigentlich ein Widerspruch. Man will das Leben, das Wichtigste im Leben, und verpasst es gerade in seinem gierigen Lebenshunger. Ich habe ein kleines Problem heute Morgen, ich habe einfach den Eindruck, bei uns ist das leichtfertig, dass, wenn wir diese Geschichten hören, wir sie einordnen: Aha, ein reicher Mann. Wir sind ja von Grund auf so sozial, dass jeder von uns die Reichen beneidet. Ob sie christlich sozial sind oder sozial demokratisch oder radikal sozialistisch, alle beneiden die Reichen und sagen: Ich könnte deren Geld auch noch gebrauchen. Wir sind gierig nach Reichtum und haben so eine Art, die Reichen zu verurteilen. Und das macht ja Jesus nicht. Jesus hat nie auf die Reichen gehetzt, Jesus hat auch den Reichtum nie madig gemacht. Er hat sich sogar mit Reichen an einen Tisch gesetzt und hat ganz unkompliziert mit Reichen wie mit Armen gesprochen. Bei Jesus gibt es keine ideologische Frage. Und diese Geschichte geht jetzt nicht gegen die Reichen, sonst hätten sie es gerade missverstanden, sondern es geht um die Frage: Was ist das Wichtigste im Leben? Wie kommt man an das dran, was eigentlich unser Leben erfüllt, reich und schön macht?

Und da möchte ich zuerst Halt machen bei der Frage: Wie sieht das aus der Perspektive Gottes aus? Kennen Sie Gregor Alexandrowitsch Potemkin? Das war der Geliebte der großen Kaiserin Katharina II. von Russland. Er hat von den Türken die Nordküste des Schwarzen Meeres erobert, als ein erfolgreicher General und er hat dann sein Schätzchen, die Kaiserin, gerne in der Kutsche durchs Land geführt, durch diese Weite der Krim und hat gesagt: Guck mal, Liebste, das ist doch ein herrliches Land. Und dann hat er, damit das imposanter aussieht, Dörfer errichtet, jene Potemkinschen Dörfer. Die waren nur aus Stangen und Pappe gebastelte Häuser. Aus der Ferne sah das ganz stattlich aus und es hat auch den Zweck erfüllt, die Kaiserin war höchst begeistert. Aber beim nächsten Regen ist alles in sich zusammen gefallen, Potemkinsche Dörfer. Und das gibt es ja oft im Leben, dass vieles nach außen großartig aussieht, für uns ganz toll wirkt, Lebensziele, für die man sich begeistern kann. Aber von der Rückseite betrachtet, aus der Perspektive Gottes, was ist eigentlich dahinter?

Und da muss man genau dahinter blicken, nämlich: Was bleibt im Sterben? Und das erzählt Jesus zuerst mal. Also keine ideologische Frage: Arm oder Reich? Auch keine soziale Frage: Wie kann man den Reichtum der Welt besser verteilen? Sondern: Was hast du von deinen Gütern? Und jetzt passen Sie mal auf. Jesus ist doch der Meinung, wir sind die Reichen. Sie schöpfen doch aus dem Vollen. Oder nicht? Hat jemand von Ihnen ein Hungerproblem? Wir haben doch die Überfülle. Und wissen Sie, das mit den Purpurkleidern, wenn ich meine Bluejeans im Urlaub anziehe, das ist noch schöner als Purpur. Hach, da fühle ich mich erst so richtig wohl. Also, wir haben es doch. Ist doch ganz wunderbar, wie wir versorgt sind. Wir sind doch die Reichen. Also, dass wir das wir jetzt nicht falsch rum reden, wir haben alles. Aber was bleibt eigentlich übrig? Und auch herrlich und in Freuden. Also heute Morgen, das habe ich genossen, Frühstück und Sonnenschein und Duschen. Und heute Mittag ein Spaziergang und genießen, liebe Menschen treffen. Das ist doch herrlich. Ich lebe herrlich und in Freuden. Hoffentlich tun Sie es auch. Ich genieße mein Leben. Also Jesus redet doch von uns. Und was bleibt von all dem, wenn wir sterben?

Ludwig Hofacker hat eine ganz tolle Predigt hier gehalten. Da hat er jedem ins Gewissen geredet: Du, dein Sterben kommt. Bist du dir dessen bewusst? Da sind Leute über diese Straße gelaufen, die haben dem Tod Hohn gesprochen und sie wurden alle eingeholt. Ich will das heute nicht tun, ich denke es genügt, dass sie wissen, was die Realität des Sterbens ist. Das ist ein fixes Datum. Am Ende des Jahres werden unsere Reihen schon gelichtet sein. Einige von uns werden in der Ewigkeit sein, vor dem Thron Gottes, oder in der Hölle. Und wenn wir noch mal 10 oder 20 Jahre zulegen, ich weiß nicht, ist dann überhaupt noch die Hälfte da? Sind wir uns dessen bewusst? Wir müssen doch einmal fragen: Was ist mein Leben? Und sehen Sie, da war die Torheit dieses reichen Mannes, dass er gar nicht fragt: Was kommt dann eigentlich, wenn ich sterbe? Man behauptet ja immer und sagt, der Tod sei der Gleichmacher. Haben Sie sicher auch schon gehört. Im Tod sind alle gleich. Stimmt ja gar nicht. Die Menschen sind nach dem Tod ganz verschieden, der eine wird erhöht und der andere erniedrigt. Gucken Sie sich den reichen Mann und den armen Lazarus an. Wie kann man so einen Unsinn erzählen, mit dem Tod sind alle gleich gemacht?

Und das Erschütternde ist, der reiche Mann, der herrlich und in Freuden lebte, ist plötzlich ein ganz armer Tropf. So ein armer Schlucker, dass er nichts mehr zum schlucken hat und schreit: Wenn ich nur einen Tropfen kriege, einen feuchten Finger in meinen Mund. Also ich weiß nicht, was Sie von mir halten, von dem was ich predige, aber das ist ja Jesu Wort. Er sagt, diese Qual ist Realität. Und dieser reiche Mann hat plötzlich nichts vom Leben. Er hat nicht eine Stunde dran gedacht, um das irgendwie zu ordnen, was dann überhaupt kommt über sein Leben. Und dann ist interessant, er hat ja gar keinen Namen, dieser reiche Mann. Der ist ja namenlos. Warum hat er denn keinen Namen? Weil Gott ihn nicht kennt. Er hat nie nach Gott gefragt. Ernsthaft, sein Name steht nicht im Buch des Lebens. Diese Formulierung wird ja oft in der Bibel gebraucht. Ganz am Ende der Offenbarung heißt es, wo unser Name nicht im Buch des Lebens steht, wird unser Teil sein im feurigen Pfuhl. Das zieht sich durch die ganze Bibel hindurch. Ist Ihr Name ins Buch des Lebens eingeschrieben? Die wichtigste Sorge, die man in diesem Leben haben kann.

Und jetzt gucken wir uns mal den Lazarus an. Die Armut des Lazarus wird nicht verklärt, das war furchtbar. Jetzt muss ich den Hundeliebhabern ein wenig weh tun, ich hab ja Hunde auch lieb, aber in der Bibel ist es so und auch in der dritten Welt, Hunde sind Ungeziefer. In der Bibel gibt es, soweit ich weiß, überhaupt nirgendwo eine positive Stelle vom Hund. Das ist wie die Ratten. Also das ist nicht meine Position, jetzt vergessen Sie es, dass Sie da nicht hängen bleiben, bloß dass die die Wunden lecken, das war unangenehm und was die für Bakterien haben, nicht nur Läuse im Fell. Das war schrecklich. Hunde wurden nicht im Haus gehalten, das waren wild lebende Tiere, und die kamen und leckten diese Wunden ab von diesem armen Lazarus. Und das war schrecklich. Er hatte überhaupt nichts Schönes in der Welt. Die Leute sagten: Ach, der Arme!, weil er bettelnd dasaß. Aber er hat einen Namen und dieser Name ist nicht bloß Schall und Rauch. Sein Name heißt übersetzt Gotthilf. Das war für diesen Mann ein Programm.

Ist doch ganz klar, wenn Jesus diese Geschichte erzählt, dass er darauf den Wert legt. Nicht alle Armen setzen ihr Vertrauen auf Gott. Viele Arme setzen ihr Vertrauen auf die Fäuste und auf die Revolution, wenn sie den Reichen die Häuser plündern. Denen ihr Herz hängt auch nur an irdischen Gütern. Aber es gibt eine Verheißung in der Feldrede Jesus: Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer. Und ich kenne viele Lazarusse, auch in unserer Gemeinde, auf dem Leidenslager, die ganz fest das Heil ergriffen haben und die eine Sehnsucht haben nach dem Reich Gottes. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, das ist ganz egal, du bist doch Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Es stimmt ja gar nicht, was man immer wieder erzählt, also dass die Sehnsucht nach dem Himmel, das Schielen nach dem Himmel, wie es die Marxisten gesagt haben, uns lebensuntüchtig macht. Wenn wir vom Himmel reden, von der ewigen Hoffnung der Christen, hätte das einen reichen Mann wohl auch noch lebenstüchtig gemacht und uns auch. Das macht lebenstüchtig, realistisch, dass wir unsere Chancen einkalkulieren, was vor uns steht, ob ich das ergreife heute, was nötig ist, dass ich die Dinge meines Lebens richtig einordnen kann. Und erst recht bei dem armen Lazarus.

Was wollen Sie denn im Ernst einem solch armen Mann sonst noch sagen, als Jesus kennt dich und holt dich heim in seinen Frieden. Und wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung. Noch eine kleine Zeit, dann ist es gewonnen, dann ist der ganze Streit in nichts zerronnen, dann will ich mich laben an Lebensbächen und ewig, ewiglich mit Jesus sprechen. Das ist ja das Beste, was wir haben, dass wir Menschen trösten können mit einer großen Hoffnung. Und gerade wer von Gott mit vielen Gaben beschenkt ist, wie wir, der herrlich und in Freuden lebt, der tut gut daran, seine Freuden im Licht der Ewigkeit zu leben. Wenn Sie essen und trinken, wenn Sie mit Freunden zusammen sind und sich dessen gerade bewusst machen, ich bin nicht einer, der es in der Lebensgier sich noch unter den Nagel reißen muss, sondern ich darf mich freuen vor der großen Ewigkeit Gottes, die mir offen steht. Also das war mein erster Punkt, wie Gott unser Leben einschätzt. Das ist einmal wichtig, aus der Perspektive Gottes unser Leben zu betrachten.

Das zweite, was ich rausgreifen will, aus dem vielen was da drin steht, ist, dass es ein furchtbares Zuspät gibt. Es gibt ein furchtbares Zuspät. Damit sie den reichen Mann richtig beurteilen: Es steht nicht da, dass dieser reiche Mann ein schlechter Kerl war. Das dichten Sie rein. Kein Wort davon. Das mag vielleicht einem ideologischen Bild entsprechen, aber es ist ganz bestimmt nicht wahr in den Augen Gottes. Dieser reiche Mann war ein sehr sozialer Mensch. Wer von Ihnen hätte es ertragen, dass da in seiner Garageneinfahrt Tag und Nacht so ein Bettler liegt mit seinen Schwären. Sie hätten höchstens gesagt, der gehört doch woanders hin. Wenn meine Gäste zur Party kommen, das sieht ja schrecklich aus. Aber der reiche Mann war sozial und war auch barmherzig und ich bin davon überzeugt, dass er auch immer wieder seine Diener losgeschickt hat, um ihm einen Happen hinzuwerfen. Und vielleicht hat er ihm sogar noch ein gutes Trinkgeld gegeben.

Es steht übrigens auch nicht dort, dass er nicht an Gott geglaubt hat. Es steht sogar da, dass sie da zu Hause eine Bibel hatten. Er und seine fünf Brüder, die hatten das Wort Gottes im Regal stehen. Stellen Sie sich das mal vor. Er war sogar so weit gläubig, dass er als guter Jude Abraham als Vater Abraham bezeichnet hat. Er fühlt sich als Glied des Gottesvolkes. Ich kann Ihnen sagen, dass war eine festliche Beerdigung. Der Pfarrer hat ihn gelobt, wie es nur geht. Das war ein treuer Mann und er hat treu die Gemeinde unterstützt und so. Gut, alles gut. Und die Leute sagten bei der Beerdigung: Ist eigentlich schön, so ein plötzlicher Tod, so ein Herzschlag. Da fühlt man gar nichts vom Leiden. Er hat ja gar nicht leiden müssen. Ist ja uns immer das Wichtigste. Und viele sagten dann auch, wie sie nach der Beerdigung nach Hause gehen: Jetzt geht es ihm gut. Ich habe das oft gehört bei Trauergesprächen: Jetzt geht’s der Oma gut. Aber wissen Sie, da muss ich ja den Mund halten. Ich bin ein feiger Hund. Ich müsste ja immer sagen: Wissen Sie es sicher? Dem reichen Mann ging es auf jeden Fall gar nicht gut, obwohl die Leute sagten: Jetzt geht es ihm gut, jetzt ist er erlöst. Er war überhaupt nicht erlöst.

Und das ist ja mal wichtig, dass wir uns klar darüber werden. Wir haben auch schon oft darüber diskutiert: Gibt’s wirklich eine Hölle? Ja, Jesus Wort sagt, dass es das gibt. Es gibt eine Hölle, es gibt eine bodenlose Verdammnis, aus der es keine Rettung gibt. Und dieser reiche Mann ist nicht wegen seines Geldes da drin, sondern weil ihn Gott nicht heraus errettet hat. Das ist der Grund. Er hat keine Errettung und keine Erlösung ergriffen. Er kannte Gott vom Hörensagen, er hat so manches mitgebetet, mitgesprochen, vielleicht sogar ein Glaubensbekenntnis, aber er hatte seinen Namen nicht ins Lebensbuch einschreiben lassen. Und da steht etwas, in dem was Jesus beschreibt, von großer Peinigung, –ich will das gar nicht ausmalen, ich will’s gar nicht mit lauter Stimme sagen – es steht gar nichts weiter da, als von Schmerzen, von einer riesigen Sehnsucht nach Befriedigung seiner Sehnsüchte und Wünsche und er bekommt sie nicht. Mir war es für mein Leben genug, dass ich bei einer Evangelisation einen bekannten Evangelisten nur zu dem Thema hörte, als er sagte, es gibt ja Leute, die wollen darüber diskutieren, ob es eine Hölle gibt. Er sagte nur: Wir können es abwarten. Und ich habe ihnen gesagt, dass es eine Hölle gibt. Und sie wissen, dass es ein Zuspät gibt!

So macht es die Bibel und Gottes Wort ist die Wahrheit. Und was hat Lazarus? Lazarus hat Erbarmen. Das ist ganz wichtig. Lazarus wird nicht selig, weil er arm war. Das gibt’s nicht in der Bibel. Aber in seiner Armut hat er das Heil ergriffen. Wie arm dieser reiche Mann plötzlich ist, er wimmert um Gnade, er schreit ganz erbärmlich: Hilf doch Abraham. Halt mal, das ist die falsche Adresse, Abraham kann nicht retten, sondern nur Jesus kann retten. Nur Jesus kann frei machen, nur Jesus kann eine ewige Erlösung geben. Ich muss immer sagen, dass mich das ganz tief bedrückt und schaudern macht, wenn das im Evangelium so drin steht. Und darüber müssen wir reden. Und damit müssen Sie sich auseinander setzen. Es gibt ein furchtbares Zuspät. Und mit meiner Todesstunde kann ich meine Entscheidung nicht mehr gut machen.

Darum das Letzte noch. Noch ist es Zeit. Das bewegt ja den reichen Mann. Daran sehen Sie auch, wie sozial er war, wie er an seine Brüder denkt. Ist ja schon ein guter Zug an seinem Charakter. Viele Leute sagen: Ist doch mir wurscht, was aus meinen Brüdern wird. Er sagt: Wenn ich schon umkomme, meine Brüder dürfen nicht umkommen. Das ist ein gutes Verhalten. Ein sittlich sehr hochstehender Mensch war der reiche Mann. Und er bittet, dass doch jemand kommt und sich an die Brüder wendet. Ich habe dieser Tage wieder gehört, es war glaub ich im Radio, da wurde dieser Satz wieder gesagt: Jeder Mensch ist für sich selber verantwortlich. Das ist ja für unsere ganze Zeit heute kennzeichnend. Das ist ja so ein Quatsch. Natürlich bin ich für mich selber verantwortlich, aber ich bin ja mir selber gegenüber höchst korrupt. Ich bin ja unfähig mir selber gegenüber. Ich leugne ja bei mir selber alles, was ich eigentlich erkennen müsste. Deshalb ist unsere Zeit so verlogen, so unecht, weil man sagt, du musst ja bloß dir selber Rechenschaft abgeben, du musst in den Spiegel schauen und gut. Das hat der reiche Mann auch gemacht und hat sich gefragt und sich gedacht, ist doch alles okay. Aber ich muss mich vor Gott verantworten. Das leugnet unsere Gesellschaft heute. Wir müssen uns vor dem heiligen, ewigen Gott verantworten.

Und dieser reiche Mann hat eine Verantwortung für seine Brüder. Das ist auch etwas Schönes. Ich verstehe, dass viele Leute heute ganz empfindlich reagieren, wenn man von Mission und Evangelisation spricht, weil sie sagen, das ist doch aufdringlich, missionarisch zu sein und so. Ja, das sind Leute, die wach geworden sind in ihrem Gewissen und wissen, es gibt eine Verdammnis und darum wollen sie ihre Freunde retten. Dem reichen Mann kommt in den Sinn: Da muss ich doch irgendwas tun. Und er stellt sich vor, wenn ein Toter käme, das müsste doch eine enorme Sache sein. Nun wissen Sie ja, wie das ist. Ich hab das auch von Leuten schon gehört: Wenn ein Toter da vom Parkfriedhof runterlaufen würde, im Leichenhemd und lebendig, dann würde ich auch glauben. Aber es ist ja einer aus den Toten gekommen und die Menschen glauben immer noch nicht. Und Jesus sagt, es nützt nichts mit irgendwelchen Spektakeln das Wort zu begleiten, sie haben das Wort. Und obwohl es da nur um Mose und die Propheten geht, um den Alten Bund. Und nicht um das Neue Testament, die wissen doch wirklich alles, wirklich alles. Sie wissen es, Sie haben es im Kopf. Ja, an was fehlt’s denn? Sie wissen doch, dass zum Glauben genau so dazugehört, zum Vertrauen, das Gehorchen. Und wenn Sie zu Gott nur ein Vertrauen haben und Sie setzen sein Wort nicht in die Tat um, dann betrügen Sie sich selbst ums Beste, wie der reiche Mann. Und wenn Sie heute anfangen zur Buße, zur Umkehr, zur Bekehrung und sagen: Jetzt möchte ich mal mein Leben auf den richtigen Grund stellen, dann heißt das ja, ich möchte jede Stunde meines Lebens im Licht der Ewigkeit leben.

Was heißt das jetzt ganz konkret? Das heißt doch ganz konkret einfach: Ich möchte Liebe üben! Hm, seien Sie nicht überrascht. Der reiche Mann hätte das ja an dem Lazarus mal studieren können. Stattdessen ging er immer vorbei. Wenn er mit seiner Kutsche vorbei fuhr, dachte er: Armer Tropf. Statt dass er gemerkt hat, der hat mehr, als ich hab. Wenn jemand Gott den Herrn hat, hat er mehr als alles andere. Vor zwei Wochen hat mich ein 95-jähriger in einem Vorort Stuttgarts – er stammt nicht aus unserer Gemeinde – um einen Besuch gebeten. Ein fröhlicher Mann, er hört nicht mehr richtig, aber ein fröhlicher Christ. Und da sprachen wir ein wenig – es war noch ein Begleiter dabei – über sein Leben. Seine Frau starb vor drei Jahren und er erzählte, dass sie davor drei Jahre lang sehr schwer krank und bettlägerig war. Und er hat sie gepflegt, ganz allein, in seinem Alter von 89-92 Jahren. Und wir natürlich erstorben vor Ehrfurcht: Na, das ist doch schwer. Wie schwer? und da strahlt er. Es war die schönste Zeit unserer ganzen Ehe. Frag ich: Ja warum? Ist doch nicht schön, Töpfe lehren und füttern und Bett frisch beziehen und so. Und da sagt er: 1. Korinther 13, die Liebe.

Merken wir, dass wir herrlich und in Freuden an dem wichtigsten vorüber gehen, an den täglichen Aufgaben, die uns Gott vor die Füße legt. Mit Gott leben, nicht irgendwelche Träume vom Leben haben. Heute das Leben ergreifen, Sie mit Ihren Schwierigkeiten. Es interessiert uns ja bei dieser Geschichte noch: Wie ging die aus? Was wurde aus den Brüdern? Da bricht die Geschichte ja irgendwie ab. Haben die doch noch Buße getan oder gingen die auch verloren? Wie eine Geschichte abreißt, weil es plötzlich um uns geht. Hast du es ergriffen bei dir, was Leben ist? Bist du im Gespräch mit dem lebendigen Gott über jeden Abschnitt deines Lebens? Lebst du herrlich und in Freuden? Ja hoffentlich, aber in der Realität deines Lebens, nicht auf der Flucht, in der Lebensgier.

Ich muss Ihnen noch eine Geschichte erzählen, bei der Hofackerkonferenz, auf der schönen Wiese, beim Hamburger. Da kam eine Frau in schwarzer Kleidung, ich hab sie nachher extra mit den jungen Leuten in Verbindung gebracht, aus dem Filstal und sagt zu mir: Ich muss Sie nachher unbedingt sprechen. Mein Enkel von acht Jahren ist an Krebs gestorben. Sie müssen wissen, das bringt mich schier um, wenn ich so etwas höre, der Schmerz von Menschen. Sagt sie: Nicht heulen, ich habe ihm noch den Heiland groß machen können. Und dann erzählt sie, dass sie ihr ganzes Leben nicht nach Gott gefragt hat, aber in diesem großen Schmerz, als ihr Enkel so krank lag, in einer Kirche in Stuttgart, nicht in unserer Kirche, eine uralte Kassette von Wilhelm Busch zugesteckt bekam aus dem Jahr 1966. Und da ist sie zum Glauben gekommen über dieser uralten Botschaft. Und dann sagt sie: Ich habe angefangen mit diesem Kind darüber zu reden, was das Wichtigste im Leben ist. Und das man heimgehen darf in den Frieden Gottes.

Können Sie es jetzt verstehen, an dem anderen Lazarus einmal, was das ist, dass ist nicht bloß um reich oder arm geht? Sondern an dem, der ein ganz kurzes Leben bloß hat und doch das Wichtigste darin entdeckt. Und dann sagt sie: Ich erzähle Ihnen doch bloß die ganze Geschichte, weil Sie beten sollen. Die Mutter von dem Kind, die kann nicht glauben. Und ich habe ihr jetzt Jesus unser Schicksal geschenkt, dieses Buch, aber da sagt sie: Ich halte nichts von den Predigern, die sind ja alle unehrlich und Heuchler. Und dann sagt sie, diese aus dem Filstal: Ich hab meiner Tochter gesagt, das ist ein ehrlicher Mann, der hat auch zwei Kinder verloren. Und das musst du ergreifen, sonst ist alles umsonst.

Haben Sie begriffen, worum es geht beim reichen Mann und dem armen Lazarus? Ob man das Leben ergreift. Egal ob Sie reich oder arm sind. Abraham war reich und Daniel war reich und der David. Ob Sie reich oder arm sind, Sie müssen alles wieder hergeben. Aber alles was Sie haben, sollen Sie mit Gott leben, unter seinen Gehorsam stellen. Und dann, dann erst richtig, herrlich und in Freuden leben, unbegrenzt, heute und in alle Ewigkeit. Amen

Nun singen wir: Ich habe nun den Grund gefunden. Wir singen die Verse 1-3 und 6

1) Ich habe nun den Grund gefunden,
der meinen Anker ewig hält;
wo anders als in Jesu Wunden?
Da lag er vor der Zeit der Welt,
der Grund, der unbeweglich steht,
wenn Erd und Himmel untergeht.

2) Es ist das ewige Erbarmen,
das alles Denken übersteigt;
es sind die offnen Liebesarme
des, der sich zu den Sündern neigt,
dem allemal das Herze bricht,
wir kommen oder kommen nicht.

3) Wir sollen nicht verloren werden,
Gott will, uns soll geholfen sein;
deswegen kam der Sohn auf Erden
und nahm hernach den Himmel ein,
deswegen klopft er für und für
so stark an unsers Herzens Tür.

4) O Abgrund, welcher alle Sünden
durch Christi Tod verschlungen hat!
Das heißt die Wunde recht verbinden,
da findet kein Verdammen statt,
weil Christi Blut beständig schreit:
Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!

5) Darein will ich mich gläubig senken,
dem will ich mich getrost vertraun
und, wenn mich meine Sünden kränken,
nur bald nach Gottes Herzen schaun;
da findet sich zu aller Zeit
unendliche Barmherzigkeit.

6) Wird alles andre weggerissen,
was Seel und Leib erquicken kann,
darf ich von keinem Troste wissen
und scheine völlig ausgetan,
ist die Errettung noch so weit:
mir bleibet doch Barmherzigkeit.

7) Bei diesem Grunde will ich bleiben,
solange mich die Erde trägt;
das will ich denken, tun und treiben,
solange sich ein Glied bewegt;
so sing ich einstens höchst erfreut:
o Abgrund der Barmherzigkeit!

 

Wir wollen beten:

Unser Herr Jesus Christus, für dein so großes, grenzenloses Erbarmen wollen wir dir danken, für dein Rufen, für dein Einladen, für dein Nachgehen. Wie oft bist du vor uns gestanden als der Gekreuzigte und du hast so deine Liebe so sichtbar dokumentiert. Vielen Dank, dass deine Gnade rettet, auch in Tagen der Verzweiflung, der Angst, der Einsamkeit und der Armut und auch im Sterben. Und dass deine Hand uns umso fester fasst, wo wir dir gehören, wo wir dein eigen sind. Herr, bewahre uns davor, dass unsere Herzen an anderen Dingen hängen, an den sichtbaren Dingen, am Reichtum, an der Gesundheit, an Menschen. Löse uns und mach uns ganz fest im Glauben an dich. Vielen Dank, lieber Herr, dass du dies auch heute wieder anbietest, grenzenlos und dass wir diesen Ruf weitertragen dürfen. Nicht nur zu unseren Brüdern und Schwestern, sondern in die ganze Welt hinein. Erbarme dich unseres Volkes, unserer Stadt; gib du ein Aufmerken auf deine Einladungsbotschaft. Wir wollen treue Zeugen sein, wahrhaftige Zeugen, ehrliche Zeugen, weil du selbst es uns so ehrlich bezeugst, um was es geht, um Rettung im Leben und im Sterben. So gib doch, dass keiner von uns zurückbleibt und verloren geht, dass keiner von uns jetzt aufgibt und abhängt. Drum segne auch alle Gruppen und Hauskreise in unserer Gemeinde. Und gib du unseren Worten, die wir reden, Nachdruck.

Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel! Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.