Intensiv leben

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 04.08.1996 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

1. Petrus 4, 7-11

 

Nun haben wir heute den Predigttext aus 1.Petrus 4. Die Verse 7 bis 11. Das ist im Neuen Testament Seite 261.

1. Petrus 4

Petrus, den kennen wir als Jünger und Apostel Jesu, der eine Ermahnung gibt an junge Christen, die noch gar nicht so lange zum Glauben gekommen waren.

7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.

8 Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn «die Liebe deckt auch der Sünden Menge» (Sprüche 10, 12).

9 Seid gastfrei untereinander ohne Murren. Im alten Luther hat‘s geheißen „Ohne Murmeln“ - das ist, wenn man so hinter vorgehaltener Hand über die Gäste murrt. Schön, Bibel ist immer praktisch und anschaulich.

10 Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: oder der verschiedenen Gnadengaben Gottes. Jeder hat ein Charisma, der Jesus folgt, der im Glauben steht, eine Gabe, die ganz eigen ist für ihn, mit der er Gott verherrlichen kann.

11 wenn jemand predigt, dass er's rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er's tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

 

Heute nacht geht die Olympiade zu Ende. Es waren ja spannende, großartige Wettkämpfe. Man könnte viel erzählen über die Superleistungen, die dort erbracht wurden. Und mich bewegt eigentlich an so einem Schlusstag nur, wie viele Athleten aus aller Welt gehen enttäuscht nach Hause? Traurig, von denen spricht niemand. Und die sagen, Ach, ich hab es mir ja doch beim Hinflug so ein bisschen erträumt, wie das ist, wenn ich doch oben auf dem Treppchen stehe, ganz oben. Es ist ja eigentlich nicht möglich von der Leistung her, man kann sich das ja vorher ausrechnen. Aber – es gibt ja immer wieder so einen Ruck manchmal und so eine Superleistung, wo selbst Athleten sagen, ich weiß nicht, wie das kam, dass ich so etwas vollbringen konnte. Und so erträumt sich ja doch jeder, dass alle Kameras auf ihn gerichtet sind, dass die Mikrofone ihm entgegengestreckt werden, dass er um Interviews gebeten wird, und dass in allen Ländern der Welt sein Name bekannt wird. Oben auf dem Treppchen stehen, das ist der Traum. Aber nicht bloß beim Sport. Manche sagen ja, beim Sport, es ginge nicht ums Siegen. Ich hab dasselbe oft jungen Leuten gesagt, aber ich hab gemerkt, dass das verlogen war. Natürlich geht’s beim Sport um das Siegen. Man lügt ja manchmal junge Leute doch ein bisschen an. Also, und dann sagt man: Mitmachen ist alles! Nein, nein, nein! Es ist die Ehre eben sehr sehr viel, und das Wichtige. Und nicht bloß beim Sport. Sondern im ganzen Leben. Und das wissen Sie. Beim Abi ist es eben doch wichtig, ob einer den Preis hat oder durchfällt. Er soll doch nicht sagen: Mitmachen war alles. Hat Spaß gemacht. War schön. Und wenn Sie im Geschäft sind, dann wollen Sie Erfolg haben, und wer in der Wirtschaft tätig ist, der muss Umsatzsteigerungen haben, und wenn er sieht, dass sein Konkurrent 25% Plus hat, dann freut er sich nicht, wenn er rote Zahlen schreibt. Also, im Leben geht’s doch darum, ich will doch was leisten in meinem Leben ich will was tun. Aber bei den Politikern. Ich vergesse das nie, wie ein Politiker sagte: Nachdem ich nicht mehr wiedergewählt wurde, es war ganz knapp. Ich trau mich nicht mehr auf die Straße, ich kann den Menschen nicht mehr in die Augen sehen. Ich schäme mich. Dabei haben die Leute ihn vielleicht nicht gewählt, weil sein Wahlplakat nicht so gut war. So ganz äußere Motive. War ja gar keine Kritik vielleicht. Wie das Menschen weh tut: Ich hab‘s nicht geschafft, ich hab mein Ziel nicht erreicht. Ich bin nicht ganz oben. In der Kunst ist es doch so. Wohl dem, der malt, dass er Freude dran hat. Der andere will doch was leisten, er will doch bekannt werden, er will doch gerühmt sein. Und darum bringen wir doch alle uns unter tüchtigen Stress. Na, wir müssen ja in unserem Leben unsere Ziele hoch setzen und sagen, ich möchte doch was Großes fertigbringen. Die jungen Leute, die sagen das manchmal ihren Eltern vielleicht erst im Trotz, ihr sollt mal sehen, dass ich nicht ein Versager bin. Wartet mal. Da haben sie ein Ziel im Geheimen: Eines Tages muss mein Vater kommen und neidisch auf mich blicken. Traum. Und es ist bitter, wenn man seine Ziele nicht erreicht. Wie viele sind‘s eigentlich, die oben auf dem Treppchen stehen. Schon bei den Athleten waren‘s nur ganz wenige aus den vielen tausend. Und im Leben, wer ist denn da? Viele werden ja mit Schimpf und Schande vom Treppchen runtergejagt nachher im Leben, beim Ruhm. Im Erfolg. Was ist eigentlich falsch? Nicht das ist falsch, was wir so gern meinen, dass das Leben uns nicht das gegeben hat, was wir verdient haben. Gucken Sie sich mal im Bekanntenkreis um, jeder von Ihren Bekannten ist im Leben nicht richtig auf diese Wertung gekommen, die er eigentlich selbst erwartet hat. Jeder ist enttäuscht vom Leben. Das Leben hat einem übel mitgespielt. Da liegt eine Wunde. Viele reden nicht darüber. Und viele sagen: Das ist das in meinem Leben so Schlimme. Ich sage aber nicht, das ist schlimm, dass wir nicht das erreicht haben, was wir für uns erträumt haben, sondern schlimm ist, dass wir solche Ziele haben. Schlimm ist, dass wir so viel Ehrgeiz haben. Das hat uns der Teufel ins Ohr geflüstert, der Verführer. Der schon den ersten Menschen ins Ohr geblasen hat und gesagt hat: Ihr werdet sein, wie Gott. Wenn Ihr, und jetzt müsst ihr bloß, und das träumt man, jetzt kann ich meinem Leben eine ganz große Bedeutung geben. Wenn‘s nur gestimmt hätte. Sein wie Gott. Wissen Sie eigentlich, wie Gott ist? Als er seinen Sohn in die Welt geschickt hat, hat er ihn als Sklavenknecht geschickt. Jesus hätte ja auch in die Welt kommen können als Goldjunge. Als Sportsathlet. Dann hätten die Leute von Nazareth vielleicht genauer hingesehen und hätten Jesus nicht hinausgestoßen. Er kam als der Verachtete und Erniedrigte. Jesus hat nie einen Titel erworben. Nie eine Ehre von Menschen überhaupt akzeptiert. Er hat nichts in diesem ganzen Leistungsgefüge der Menschen gewollt. Er hat es bewusst abgelehnt, und hat es als einen ganz bösen Irrweg bezeichnet. Ich möchte Ihnen nichts wegnehmen von dem Erfolg, den Sie haben. Sie dürfen sich daran freuen, wenn es Ihnen in den Schuss gefallen sein sollte. Sie verstehen, was Jesus uns wichtig machen will. Das Dienen, das in unserer Zeit überhaupt gar nicht mehr im Sprachgebrauch vorkommt, vielleicht in altertümlichen Wendungen, über die man lächelt, weil es heute um die Selbstverwirklichung geht, um meine Größe zu entfalten, und da erlebt man so viel Enttäuschung, denn Jesus hat nie von dem gesprochen, von meiner Selbstverwirklichung. Sondern, dass er gekommen sei als ein Knecht, als ein Sklave, der für die Minderwertigsten der Minderwertigen sein Leben opfert und dienen will. Und sein Leben verströmt für andere. Für die, die für die meisten Menschen gar nicht mehr von Bedeutung sind. Er wurde gering, schwach, unansehnlich, das ist die Art Jesu. Steht einmal in der Offenbarung, das ist wichtig, dass die Ältesten vor dem Thron Gottes Kronen haben. Das dürfen Sie wissen, dass uns unser Herr einmal in der Ewigkeit Kronen geben wird. Er will uns krönen. Er macht uns nicht fertig. Er will uns krönen, er will uns ehren. Aber in der Ewigkeit steht da Offenbarung 4, wenn Sie es einmal nachlesen, dass diese Ältesten ihre Kronen zu ihren Füßen werfen und sagen: Das Lamm, der Gekreuzigte, der Schmachvolle, der erniedrigte Mann vom Kreuz mit den Wundmalen und der Dornenkrone, der ist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Lob und Anbetung. Die Ehre gehört ihm, dem Verachteten, dem von Menschen verachteten Jesus. Probieren Sie es gar nicht, Jesus für die Welt attraktiv zu machen. Vielleicht sind Sie oft in der Versuchung, und meinen, Sie müssten den Menschen heute Jesus als den enttäuschten Könner vorstellen. Dürfen Sie nicht! Jesus hat ganz bewusst diesen Weg gewählt. Er wurde verachtet, schwach, niedrig und arm.

Und jetzt will ich heute drüber predigen, was es heißt für unser Leben.

Nur das Dienen macht unser Leben reich. Und zwar das Dienen mit der ganz unangenehmen Wendung und Bedeutung, dass ich für andere lebe. Und mein Leben für andere verströme. In unserer Zeit ist das gar nicht mehr zu transportieren. Wenn ich sowas heute Ihnen zurufen will, dann bin ich mir doch bewusst, dass das heute, in unserer Zeit so entgegengesetzt ist, wo jeder sagt: Ich hab doch ein Recht darauf, für meine Gefühle zu leben, dass ich meine Lust verwirkliche, meine Lebenskraft, ich darf doch auch einmal nach mir selber einmal fragen und selber möchte ich Mensch sein, so wie ich will. Der Petrus, der uns das Ganze hier niedergeschrieben hat, hat ja in seinem Leben auch anders gedacht. Es ist ja interessant, dass Christen, Jesus-Jünger gar nicht anders denken als die Welt. Vielleicht meinen wir das immer, es wird ja die nette Episode erzählt, wie einmal diese Jesusjünger zu ihm kamen und sagen: Herr Jesus ich mach mal dein Büro. Ich werde dein Generalstabsleiter. Und ich werde der Manager in deinem Volk. Ich mach das. Und dann haben sie miteinander gestritten, wer wohl die obersten Manager-Ämter ausfüllen kann. Und Jesus hat ganz ärgerlich sie zur Rede gewiesen. Und hat gesagt: Das gibt’s nicht. Im Volk Gottes gibt’s kein Management, und da gibt’s auch keine Leitungsämter. Nur einer kann Leiter sein: Wer am tiefsten sich hinunterbeugt. Der Diakonos ist der Diakon, Dienst. Und dem müssen wir ein wenig nachdenken, was das eigentlich meint. Was heißt denn „Dienen“? Das heißt doch, dass man der Schuhabstreifer für andere wird. Dass die anderen einen hin- und herschubsen. Merkwürdig! Bloß dass Sie's festhalten. Vom Evangelium her ist der Dienst die einzige Möglichkeit zu einem glücklichen, erfüllten Leben. Vielleicht haben Sie noch einmal einen kennengelernt der lieben Diakonissen, die so äußerlich demonstrieren, dass ihr ganzes Leben bis hin zum Geld, das sie verdienen, ein Verzicht sein soll. Nicht als Opfer. Als ein Geschenk der Lebenserfüllung, aber nicht bloß für Diakonissen, für alle Menschen: Der Dienst für andere, die Hingabe! Da steht ein Wort, das wir heute immer gerne mit einem anderen modernen wiedergeben, die Amerikaner haben das so gebraucht in den zurückliegenden Jahrzehnten haben sie die ganze Tätigkeit auch der sogenannten „Laienchristen“ unter diesem Wort zusammengefasst, unter der „Stewardship“. Wir sind Stewards, Kellner, Aufwärter. Sie kennen doch die Stewardessen in den Flugzeugen. Ich bin schon ab und zu in Flugzeugen unterwegs gewesen, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Steward sitzen gesehen, außer in der kurzen Landephase wegen Sicherheitsgründen. Der steht immer! Auch beim zwölfstündigen Flug, oder wenn er sitzt, sieht's niemand. Es ist einer, der da steht, und sagt: Was kann ich für die Passagiere tun. Einer, der sein Leben als Opfer versteht und dem es Freude macht, wenn es den Leuten schmeckt, und wenn er seine Kästen bringt, wo das Essen drin ist, dann hat er seinen Spaß daran und sagt: Hoffentlich schmeckt es Ihnen! Brauchen Sie noch etwas? Wollen Sie noch etwas zum Trinken? Ich möchte Sie doch bedienen! Die schönste Entfaltung des Lebens, nicht nur bei Jesus, sondern ist bei allen denen, die in seinen Fußstapfen gehen, wenn Sie sich fragen in meinem, in Ihrem Leben: Wo kann ich mit meinem Leben anderen dienen? Wo werde ich gebraucht? Und jeder hat Gnadengaben empfangen. Ganz andere. Oft meine ich sogar, dieser Platz auf der Kanzel ist gar nicht der entscheidende Platz, sondern was Sie tun. In der Pflege eines Familienangehörigen, vielleicht einer Mutter, der Sie einen Liebesdienst tun in den letzten Monaten Ihres Lebens. Eine Gnadengabe Jesu, wenn Sie das tun. Einen Besuch, wo Sie jemand aufrichten. Wo sie einen Schwachen oder Schwermütigen betreuen und Zeit für Ihn haben. Wo sind Ihre Gnadengaben? Sie werden erfüllt durch dienen! Sie werden doch nicht erfüllt durch das, was Sie in Ihre Taschen sammeln! Hier müssten sie es doch am besten wissen. Wo wir doch seit vielen Jahren in so einem materiellen Überfluss leben. Wir sind doch nur die Verwalter, die Haushalter. Für eine kurze Zeit hat Gott uns Dinge anvertraut, was können wir mit dem machen? Es gibt sicher Sparkassenangestellte unter uns, die wird das auf die Palme bringen, aber... Ob's auf dem Konto gut angelegt ist im Blick auf künftige Inflation, das ist die Frage. Was machen Sie mit Ihrem Geld, mit Ihrem Besitz. Was machen Sie mit all dem, was Sie zusammangehäuft haben, wenn‘s nicht zu einem Dienst für andere wird? Ihr schönes Auto, das Sie sich kaufen, wie kann ich es gebrauchen, dass es ein Dienst wird für andere, wo ich einem anderen damit Freude machen darf. Erschütternd, dass sich auch bei uns als Christen so gerne der Machttrieb regt. Dass wir meinen, man lebt davon, dass man viele Güter hat. Und dann verstehen wir das nicht, dass nicht der Ehrgeiz und die Privilegien und die Rechte und die Anerkennung unser Leben erheben, sondern wen Sie mal auf Ihr Leben zurückblicken und sagen: Es war mal das Schönste: Da habe ich einem Menschen Gutes tun dürfen. Vielleicht in Ihrer Berufslaufbahn, irgendwo am Rande. Was haben wir die Gewichte falsch gesetzt. Vom Dienen her kommen, das ist doch das Leben, das Jesus für seine Jünger vorbildlich macht. Dient einander ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der macherlei Gnade Gottes. Wenn jemand redet, dann redet bitte so, dass es Gottes Wort ist. Nicht das Hin- und Her-Reden, sondern ruft doch etwas Gewisses in die Welt hinein. Wenn du etwas tust, so wie es unsere Mitarbeiter in Waldheim in der Gruppenbetreuung, oder beim Schälen der Kartoffeln in der Küche, dann tu es aus der Kraft, die Gott darreicht. Da ist ein Geschenk da, weil Gott durch diesen Dienst verherrlicht werden wird. Und es ist eine ganz große Sache, dass dieses Dienen, die mächtigste Evangelisation Gottes in unserer Welt ist. Die seit 2000 Jahren läuft. Da haben viele schon die Liebe Christi an Menschen spüren dürfen. Und Sie dürfen sie weitergeben.

Das zweite, was wichtig ist, das Leben, wie man es richtig intensiv leben kann, so heißt es, das ist heute unser Thema. Ich brauche ein Ja Gottes zu unserem Leben. Ich brauche ein Ja Gottes zu meinem Leben. Das ist oft schwierig, weil Sie alle in schwierigen Lebensumständen leben. Besonders die, die da von der Krankheit, sondern auch die ihrer Kraft beraubt sind, im Alter wird es immer wieder schwierig, deshalb fängt ja der Petrus an und sagt, es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. Es ist alles nur begrenzt. Der Urlaub. Es ist immer ein bisschen wehmütig. Wenn der erste Tag vom Urlaub schon verbraucht ist. Manche, die leben bloß so rum, in Wehmut: Ach, schon wieder ein Tag vorbei, und jetzt nur noch vier Tage und so. Sie können natürlich an einem heißen Tag einen Trunk, einen kühlen Trunk trinken, sagen Sie, ist bloß noch halb voll. Es geht auch nach, das hat alles ein Ende. Das ist ja so schade, dass es nichts gibt, was auf Dauer befriedigt. Ich fürchte, dass wir alle am meisten davon gefährdet sind, dass wir uns an irdische Güter binden. Und dass wir unsere geistlichen Lebenskräfte verlieren. Weil wir uns zerarbeiten in einer Fülle von Dingen, die doch unser Leben nicht reich machen. Wir müssen mal überlegen, was ist eigentlich vorrangig wichtig? Da heißt es: Seid mäßig und nüchtern! Mäßig und nüchtern! Die Tatjana Koritschewa, die aus der Sowjetunion kam und dort in den schweren Jahren der kommunistischen Verfolgung zum Glauben an Christus kam, die hat ja immer wieder, wenn sie im Westen war, doch eindringlich gemahnt: Wenn ihr nicht den ganzen Tag über die Verbindung mit Gott im Gebet aufrecht erhaltet, werdet ihr verführt an euren Seelen durch die Vielfalt der Güter, die euch betören. Und was hat sie uns geraten? Zu beten! Genau das ist es, was der Petrus sagt. Seid mäßig und nüchtern zum Gebet. Was ist ein Gebet? Viele meinen, das Gebet sei nur noch, dass man zu allem Überfluss noch ein paar Dinge bei Gott erbitten darf. Gott als der große Versandhauskatalog, wo man noch ein paar Dinge bestellen kann, die uns noch fehlen zum äußeren. Ich hab vor ein paar Tagen in dem schönen Oswald Chambers-Buch gelesen, wo er sagt: Beten ist Arbeit! Und die meisten Christen beten zu wenig, weil sie nicht arbeiten wollen, weil sie faul sind. Ihr müsst eure Lebensaufgaben im Gebet mit Gott durchbeten, und dann merkt ihr gleich, dass ihr beten müsst: Herr, dein Wille geschehe. Und dann wird man schon sauer, wenn man eure Lebenswünsche vor Gott zu opfern. Und sie auch daraufhin zu prüfen, ob sie mit dem Willen Gottes überhaupt übereinstimmen! Das heißt doch, mäßig und nüchtern sein zum Gebet. Aber umgekehrt ist das so befreiend, wenn ich weiß, aus dem Gebet heraus, Gott will etwas mit mir. Ich habe etwas neu entdeckt. Beim Beten. Gott hat mir Aufgaben zugewiesen. Und jetzt auf einmal merkt man, Gott hat mir auch die Aufgabe zugewiesen, dass ich vielleicht früher in Rente gehe und meine Mutter pflege. Oder ein Ehemann, der eine kranke Frau durchträgt, und nicht als Opfer, sondern als Gottesdienst. Mäßig und nüchtern zum Gebet. Ich kann das Ja Gottes über meinen Lebensabschnitt nur entdecken, wo ich frage: Herr, was willst du jetzt mit mir. Wo brauchst du mich? Wo ist meine Berufswahl, wo sind meine Lebensentscheidungen? Ich will das doch vor dir prüfen, ich will doch in deine Ordnung hineinkommen, ich möchte entdecken, was du mit mir vorhast. Und dann auf einmal merken wir: Dann ist das ja nicht nur irgend etwas, so wie man‘s gerne meint, was machst du nur solche Dinge. Ihr lieben Hausfrauen, dass euch das doch nicht von den andern einreden, dass es nur Hausfrauendienst ist. Jeder Dienst, den ich tue, egal, wie ihn die Welt einschätzt, ist ein Dienst zur Ehre Gottes. So, wie es am Ende heißt: Damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sie müssen ein Ja zu Ihrer Lebensführung haben, Sie müssen sich frei machen von diesem Ehrgeiz auf dem Treppchen, wo Sie stehen. Sondern, Sie müssen sagen: Ich will mein Leben finden und ich will intensiv das leben, wozu Gott mir die Gaben gegeben hat. Und da will ich Gott damit preisen. Ich brauch dazu keine Bestätigung von Menschen, und keinen Beifall und keine Ermutigung, ich will das leben, was er vorhat. Seid mäßig und nüchtern zum Gebet. Prüfen Sie sich unterm Gebet, dass Gott Sie leitet, und Sie die Aufgaben des Lebens, die Gott Ihnen stellt, nicht versäumen, da kann man so schrecklich schuldig werden, dass man vor lauter Träumen von großen Dingen das Alltägliche versäumt. Wissen Sie, es ist auch unter uns Christen oft so, dass man die Welterweckung sucht, und den Nachbar im Nebenhaus vergisst, und den Kranken vor der Tür. Es ist gar nicht wichtig, von Großem zu träumen, wenn man das Naheliegende nicht tut. Seid mäßig und nüchtern zum Gebet. Aus dem Gebet heraus krieg ich ein Ja zu meiner Lebensführung. Und darf auch Großes von Gott erbitten, auch seinen Segen.

Und auch das letzte, was ich da herausgreifen will: Äh, also, wir sprachen zuerst davon, dass das Dienen mein Leben reich macht, und dann ich brauch ein Ja zur Lebensführung, das kommt aus dem Gebet. Ohne Liebe geht es nicht. Das Evangelium ist immer viel einfacher, als wir das so weitergeben. Wir machen eine ganz komplizierte Sache daraus. Und Jesus hat gesagt: Zur Lebenserfüllung ist das nur wichtig: Lieben. Ja, bloß lieben. Petrus setzt noch hinzu: Äh, Lieben, und da heißt es: Beständige Liebe. Untereinander eine beständige Liebe, dies ist eine Liebe, die nicht aufhört, die ununterbrochen weitergeht. Mag ich kaum drüber reden, weil, da werde ich am meisten schuldig. An der Liebe. Es ist ja heute große Mode, dass eine Fülle von Konzepten angeboten wird, wie man eine Gemeinde lebendig macht. Es findet ein Riesenkongress wieder in Hamburg statt, und da werden Modelle vorgestellt, die zehntausend... in Korea gibt es einen, der hat sogar achthunderttausend Gemeindeglieder, ich weiß nicht, wie man das machen kann in unserer kleinen Kirche, aber... Wissen Sie, es gibt viele tolle Ideen, und ich halte immer von diesen ganzen Methoden sehr wenig. Weil ich denke, die biblischen Methoden sind die besten, auf die kommt‘s an. Und da steht da die Liebe. Und wo Liebe ist, da werden die Menschen angezogen, das ist wie die Fliegen auf den Honig gehen, also einmal schön, da muss man gar nicht mehr viel tun. Liebe. Und jetzt bitt ich Sie einfach, auch mit mir zu überlegen, was kann man denn da tun? Gar nichts Besonderes, wenn man so... Das offene Herz haben einer für den andern. Das andere spüren, ich bin nicht besser als sie. Das ist ja gemeint mit der Liebe, die die Menge der Sünden abdeckt. Wir wollen nie so tun, als ob wir andere verurteilen, sondern wir sind Leute, die zusammengebrochen sind über unseren Versäumnissen, und die sind die Schlimmsten. Wir wissen, dass wir in unserem Leben zu allen schrecklichen Untaten fähig wären, wenn nicht Gottes Güte uns behütet. Und das sollen Menschen spüren, die zu uns kommen, dass wir nie über sie auch nur etwas Kritisches sagen wollen, und dass wir sie lieb haben. Auch wenn ihr Leben zerbrochen ist, auch wenn sie gescheitert sind, auch wenn sie hier und da von Menschen schlimm verurteilt werden, bei uns sollen sie es nicht sein, weil wir Jesusjünger unter unserer Schuld leiden, und die schreit gen Himmel, und die wird nur durchs Blut Jesu gesühnt. Und wir wissen von der wunderbaren Vergebung, wo nimmer geredet wird. Von dem, was geschehen ist. Das ist das Geheimnis der Attraktivität einer Gemeinde. Die Liebe. Als Kinder haben wir das andere gut verstanden, wenn die Mutter gesagt hat, kehr das schnell auf, und dann haben wir gewusst. Man muss den Teppich bloß hochheben, dann kann man den Dreck unter den Teppich kehren. Und das macht man ja in unserer Gesellschaft dauernd, dass das sprichwörtlich ist. Man kehrt die Dinge unter den Teppich. Das ist nicht gemeint in der Bibel, dass man die Ding... die schlimmen Dinge einfach übergeht, sondern, da, wo die Vergebung Jesu in der Mitte steht in unserem Leben, hat man ein Herz für Menschen. Für Menschen, die gerade durch den Kakao gezogen werden, die verurteilt sind, über die alle anderen den Stab brechen. Habt untereinander inbrünstige Liebe. Eine Liebe, die von Herzen kommt, und die den anderen annimmt. Und dann ist von der Gastfreundschaft die Rede. Die ist heute weithin aus der Mode gekommen. Die meisten Leute meinen, sie wären einmal gastfrei, wenn sie zu Hause aufgeräumt hätten. Sie sagen, ich kann gerade niemand empfangen, ich habe nicht aufgeräumt. Vielleicht das große Missverständnis. Laden Sie die Leute bitte in eine unaufgeräumte Wohnung ein. Dann ist Gastfreundschaft da. Das heißt, unser Leben ist eben so, wie es ist. Wollen sie erst noch die Sofakissen mit dem richtigen Tatsch ins Eck setzen, oder wie wollen Sie es denn machen? Nehmen Sie doch Ihr Leben mit. Wir sind doch Menschen mit unseren Fehlern! Bei uns war es so befreiend, als wir entdeckt haben, auch wenn Gäste von weither kommen, dann essen wir eben heut mittag auch nur eine Suppe, es reicht doch. Sie sollen doch bei uns nichts anderes lernen, als was wir sonst auch, wir laden sie ein, dort teilzuhaben an dem, was wir machen. So wie wir sind, so wie wir sonst gekleidet sind, so wie wir. Seid gastfrei, seid offen. Und wollt nicht eine Schau, zieht doch keine Schau vor anderen ab, öffnet euch für den andern und seid da, das ist doch gar nichts kompliziertes, wo wir einander, umeinander Anteil nehmen, es geht um das erfüllte Leben intensiv in der Spur Jesu leben. Es geht nicht um Privilegien, um Ehre und um Macht, es geht nicht um Ämter. Zu einem Leitungsamt in der Gemeinde Jesu ist nur einer fähig, der das lebt. Der der Diakonos ist, der Diener. Der Diakon. Und bleibt. Der das intensiv lebt mit der Liebe. Das geht auch gegen mich selber, ich fühl mich selber getroffen. Und vielleicht trifft‘s bei Ihnen auch, es ist schön, wenn man sich selber drunter stellen kann unter dieses Wort Gottes. Aber das ist unser Leben, unser kurzes, begrenztes Leben. Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge. Wir wissen nicht, wie lang wir noch Zeit haben, genutzt werden kann für das Allerwichtigste, für das Schönste im Leben. Ich darf dienen meinem Herrn. Dienen an Menschen. Ich darf Beten. Das, was wichtig ist und vorrangig ist und lieben, bloß lieben. Dann ist schon alles gesagt. Amen.