Worauf kann man sich noch verlassen?

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 22.09.1996 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Hebräer 10, 35-39

 

Ich lese den Predigttext für heute Hebräer 10, das ist Seite 278 bei den ausgelegten Bibeln im Neuen Testament. Hebräer 10 die Verse 32 bis 39

Zu dem Paul Gerhard will ich nur sagen, Dietrich Bonhoeffer hat in der Einzelhaft vor seiner Hinrichtung, wenn er von Liedern sprach, nur noch von Paul-Gerhard-Liedern gesprochen. Wenn er zu Pfingsten ganz allein war, er hatte keine Gemeinde, dann sagte er sich die Paul-Gerhard-Verse vor: Zieh ein zu deinen Toren, sei meines Herzens Gast. Schön, wenn Sie die auch kennen, da ist der gesamte biblische Glaube noch einmal zusammengefasst. Und jetzt Hebräer 10, 32-39:

 

Ich habe die Lieder gewählt, weil hier auch sehr viel von den Glaubensproben und den Anfechtungen die Rede ist.

32 Gedenkt aber der früheren Tage, an denen ihr, nachdem ihr erleuchtet wart, erduldet habt einen großen Kampf des Leidens,

33 indem ihr zum Teil selbst durch Schmähungen und Bedrängnisse zum Schauspiel geworden seid, zum Teil Gemeinschaft hattet mit denen, welchen es so erging.

Beginnende römische Christenverfolgung

34 Denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wisst, dass ihr eine bessere und bleibende Habe besitzt.

35 Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

36 Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.

37 Denn «nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.

38 Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm» (Habakuk 2, 3-4).

39 Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.

 

Es gibt ja immer eine Überschrift, damit Sie auch andere ansprechen können und einladen können, und ich hoffe, dass mancher schon ein wenig neugierig ist heute aufs Thema, das auf dem Zettel stand: Worauf kann man sich verlassen?

Worauf kann man sich verlassen. Ich dachte, ich möcht's wieder am einfachsten an einer Geschichte aus unserem Jahrhundert erklären. Da war eine junge Frau in dieser schrecklichen Geiselnahme am Anfang unseres Jahrhunderts in Riga dabei, die Marion von Klot. Wir erleben das heute ja immer wieder, wie das ist, wenn so unschuldige Menschen plötzlich von politischen Wirrköpfen mitgenommen werden. Damals waren es kommunistische Bolschewiken. Die Marion hat eigentlich in Riga nur deshalb bleiben wollen, sie hätte gut fliehen können, man merkte, die Revolution kommt, aber die kranke Großmutter, die musste gepflegt werden. Da war sie im Gefängnis und da ging es schrecklich zu. Dreißig Leute in einer Zelle und die Hälfte der Leute starb schon an Typhus. Die Marion hat in diesen Tagen ihren 22.Geburtstag gefeiert. Und Sie können sich die Stimmung vorstellen, wochenlang, wie die Leute da drin sitzen und warten, gibt’s noch eine Hoffnung für uns oder sind wir verloren? Die haben also nichts getan gehabt, außer, dass sie in diesem Bürgerkrieg ein Faustpfand waren. Und dann hat jeden Abend diese Marion von Kloth mit ihrer schönen Stimme laut gesungen, dass es alle Gefangenen hören konnten. Ein Lied, das hat sie erst kürzlich in ihrer Rigaer Gemeinde kennengelernt, das wurde bei der Konfirmation ihres Bruders gesungen, war ein neues Lied: Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl. Das heißt, du weißt, woher der Wind so stürmisch weht, und du gebietest ihn sonst nie zu spät, drum war ich still, dein Wort ist ohne Trug, du weißt den Weg für mich, das ist genug. Und dann kam der Tag, wo die baltische Landwehr das Gefängnis erobert hat, und die Stadt Riga wieder befreit hat von den Bolschewiken für kurze Zeit, aber wie sie ins Gefängnis stürmen, da war der meiste Teil der Geiseln erschossen. Aber die wenigen Überlebenden erzählten, wie sie da vor den Maschinengewehren antreten mussten, hat diese junge Frau den anderen zugerufen und gesagt: Nur nicht schwach werden! Bevor sie starb. Und das wollte ich Ihnen einfach erzählen zum Thema: Worauf kann man sich eigentlich verlassen? Ist das wahr? Sagen wir, dass das Wort Gottes, dass der christliche Glaube wirklich wahr ist, oder ist das Hirngespinst. Mein erster Punkt: Mit Jesus macht man großartige Erfahrungen.

Dass ein junger Mensch, wie diese Marion von Kloth1 es den erfahrenen Frauen und Männern zurufen kann, ja ich weiß es, und ich halte es fest im Leben und im Sterben. Haben Sie auch solche Erfahrungen? Woher hat sie das gehabt? Ob sie geträumt hatte, oder nicht, weil sie gewisse Gefühle hatte, sondern weil es in der Bibel drinstand, daran hat sie sich gehalten in der Not ihres Lebens. Diese Gemeinde, an die der Hebräerbrief ursprünglich gerichtet war, war in einer ganz ähnlichen Situation. Und es war Christenverfolgung, es war im Römerreich eine brutale. Da sind unzählige umgekommen, wir wissen von diesen Gladiatorenkämpfen und wie die wilden Tiere losgelassen wurden. Und was alles war, und wie sie ihre Opferkörner streuen mussten, und da war eine Christengemeinde, eine kleine, mickrige Gemeinde, aber die stand wie ein Fels in der Brandung. Im Glauben an Jesus. Im Glauben geht’s nur um unser Vertrauensverhältnis zu Jesus, um dieses festbleiben bei ihm, ich kann ihn nicht verraten und ich kann ihn nicht verleugnen, einige sind selber schwer in die Verfolgung gekommen, andere haben sich in rührender Liebe um die Verfolgten angenommen und der Römerstaat hat das nicht durchgehen lassen. Die damalig Herrschenden haben die Christen dann aufgespürt und dann haben sie sie vor die Wahl gestellt, entweder gebt ihr euren Glauben her oder ihr verliert alle eure Güter. Alles. Und für diese Christen war dieses entweder-oder doch gar keine Frage. Ihr habt den Raub eurer Güter erduldet. Mit Freuden erduldet, nicht klagen, nicht mit Schmerz, dass man immer noch erzählt, so wie manche es noch nie verwinden können, was sie für Geld in ihrem Leben durch irgendwelche Fehlhandlungen verloren haben, oder ihr Haus, Wohnung, Besitz, ja, mit Freuden erduldet. Ja, Menschen, die sagen: Wir haben doch viel, viel mehr gefunden, was sollen wir denn darüber traurig sein. Das hat sie überhaupt nicht geschmerzt, das war gar nicht da, weil das andere viel viel größer war. Das ist der Glaube, Ich hab am Anfang des Gottesdienstes gesagt, dass ein Überwältigtwerden von der Realität der unsichtbaren Wirklichkeit. Vor ein paar Tagen, am Sterbebett eines treuen Gliedes aus unserer Gemeinde,  wo ich immer denke, wie kannst du der jetzt was sagen, da sagte sie, ich hab gar keine Angst. Ich bin so geborgen. Wenn das der Heilige Geist schenkt, ist das nicht herrlich? Das kann man nicht machen, das kann man nicht einmal sich selber einreden. Und wenn‘s dann drum geht, dass wir alle Güter hergeben müssen, wenn wir alles verlieren, nehmen sie den Leib, Gut, Ehr Kind und Weib, lass fahren dahin, sie haben kein Gewinn. Ist Ihr Glaube auch so auf Jesus ausgerichtet, prüfen Sie das mal heute! Worauf kann man sich verlassen, also worauf wollen Sie sich verlassen? Ich denke, die meisten Lebensentscheidungen bei ihm die ruhen auch auf der Frage, wie kann ich mein Geld vermehren, wie kann ich mein Leben bequemer machen, wie kann ich mich versichern für den Ruhestand. Sie können sich nicht auf Ihre Gesundheit verlassen. Sie wären verrückt. Sie können sich nicht drauf verlassen, dass Ihr Geld erhalten bleibt. Ich habe nichts gegen die Hüter der Währung, aber zu viele von Ihnen haben schon erlebt, wie das Geld in der Nacht entwertet wird. Es gibt nichts, worauf Sie sich verlassen können, ich kann mich nicht darauf verlassen, dass meine Frau lange bei mir bleibt, oder ich bei ihr, wir wissen nicht, niemand hat die Garantie, auch im Glauben haben wir sie nicht. Ich habe nur eine Garantie, dass Jesus mich versorgt, egal, ob er mich durch dunkle Tage führt, oder ob schwere schwarze Wolken über mein Leben hinwegziehen, er führt mich, was auch geschehen mag. Ist Gott für mich, wer kann jetzt noch gegen mich sein. Denn ich weiß, dass Jesus für mich ist, weil er das Opfer gebracht hat für mich und mein verfehltes Leben, das Opfer, dass er am Kreuz für mich starb, und darum weiß ich, nichts kann mehr gegen mich sein. Und wenn wir selbst durch diese Täler geführt werden, er ist bei mir, und das ist die größte Erfahrung, wenn man dann sagen kann, hab doch alles, ich bin doch geborgen. Nichts kann mich scheiden von der Liebe Gottes. Großartige Erfahrungen, in einem schweren Leben.

Jetzt mein zweiter Punkt. Also das war der erste Teil unseres Wortes, nur dass Sie wissen, und es ist gut, dass die Bibel daliegt, wir gehen da entlang. Ihr habt den Kampf des Leidens durchlitten. Jetzt habe ich doch eins hier vergessen. Das passiert mir immer, wenn man frei spricht. Nachdem ihr erleuchtet wart, was ist das? Das ich glauben kann, ist eine Erleuchtung des Heiligen Geistes. So haben wir es im Lutherischen Katechismus gelernt, dass mich der Heilige Geist mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben heiligt und erhält. Ich merke, dass er mir ein Licht aufsteckt und ich plötzlich merke, aha, Glaube ist ein Wunder Gottes, und das darf man sehen. Und das will der Herr schenken, wo man ihn darum bittet. Erleuchtung und das ist das Herrliche, Erfahrungen machen im Glauben. Jetzt der zweite Teil. Was steht da noch drin. Lasst euch den Schneid nicht abkaufen. Lasst euch den Schneid nicht abkaufen. Da steht hier eigentlich: Werft euer Vertrauen nicht weg. Aber, ich hab das oft so festgestellt, bei Christen ist das oft so ein entenlahmes Reden. Ach, Mensch, sei doch so lieb und gib deinen Glauben nicht auf, aber was man da als Glauben sieht, ist gar kein Feuer mehr. Das ist bloß noch ein ganz müdes flackerndes Glimmen. Man ist noch so ein bisschen christlich. Das ist ja hier nicht gemeint. Diesen mutigen, bekennenden Christen mitten in der Verfolgung wird gesagt: Lasst euch den Schneid eures Glaubens nicht abkaufen. Glaube ist immer etwas Kühnes. Etwas Mutiges, der Glaube hat auch etwas Freches. Klingsoner sagt, der Glaube bricht durch Stahl und Stein. Der Glaube durchbricht alles. Da gibt es kein Hindernis mehr. Sie wissen, wie ich immer wieder die Glaubenszeugen bewundere. Die sind ja so wichtig. Was waren das für Leute. August Hermann Francke, als er die Not der Kinder sah, die unversorgt aufgewachsen sind. Er gründete Waisenhäuser, obwohl er kein Geld hatte, Gott ist da, das genügt, Glauben haben, und dann durch Stahl und Stein. Der Georg Müller in Bristol, der Waisenhausvater, mit seinen zehntausend Waisenkindern hat es genauso gemacht. Und wir kennen die ganzen Leute der Mission, da sprach eigentlich alles dagegen, ich kann es ihnen nicht aufzählen, ich hab aber unseren Landsmann Ludwig Krapp, den ersten Pionier in Ostafrika, der hat gesagt: Scheitern und Misserfolg macht mich nur desto gewisser. Weil er sagt: Ich komm doch nicht aus der Erfahrung, wenn ich meinen Dienst für Jesus tue, sondern ich horche aufs Wort, was mir Gott befiehlt, was in der Bibel steht, und dann geh ich meinen Weg, und da kann mich niemand aufhalten, auch kein noch so schweres Hindernis. Glaube hat etwas Kühnes, hat Schneid, ist frech, unbekümmert, und prescht einfach vor. Und so haben Menschen das immer wieder gemacht und gesagt: Der Hebräerbrief: Lasst euch das nicht wegnehmen in eurem Glauben, bleibt dabei, unbekümmert, vorwärts. Ja, was könnte denn eigentlich unserem Glauben gefährlich werden? Warum sind auch so viele Leute um uns her im Glauben immer so abgefallen, warum haben sie kein Vertrauen mehr? Also, wenn man da heute oft in christlichen Versammlungen ist, hineingeht, die Stimme des Glaubens, die erklingt so zweifelnd, so kritisch, so skeptisch, wo ist denn das noch, der fröhliche, gewisse Glauben, ich weiß, ich weiß auch, was auf mich kommt in der Ewigkeit. Ich bin geborgen in meinem Herrn. Ich behaupte, es sind gar nicht die Zweifel. Ich denke nicht einmal, dass es ... Ja, vielleicht ist es mehr die Trägheit, die allgemeine Müdigkeit, uns geht es so wahnsinnig gut, da sind gar keine Glaubenproben da, keine Zweifel, warum sollen wir auch, uns geht’s doch wirklich gut. Und wenn die kleinste Sache geschieht, ja, dann sagen wir, ja, was ist jetzt los? Unser Glaube wird irre. Das Vertrauen auf Gott hat einen Feind, was ist das, das Selbstvertrauen. Das Vertrauen auf Gott oder Selbstvertrauen. Wie Sie angefangen haben zu glauben, da war der entscheidende Punkt: Dass Sie Ihr Vertrauen nicht auf sich setzen, sondern auf Jesus. Er kann mich lösen. Ich bin nicht gut, aber er trägt meine Schuld. Sie haben immer von sich weggeblickt. Halten Sie das in Ihrem Glaubensleben bitte durch, sonst sind Sie verloren. Wenn Sie auf sich blicken, auf sich starren, und sagen, ja, ich will‘s jetzt selber durchbeißen, Sie bringen‘s nicht. Sie können weder Ihre Sterbestunde bewältigen, sie können im Gericht Gottes keinen Tag Ihres Lebens verantworten. Sie können es gar nicht. Wie wollen Sie auf sich selber bauen. Man kann das manchmal gar nicht ansehen, wenn man mit Menschen um sich her sieht und sie kennt und lieb hat, und die vertrauen auf sich: Ach, ich bin ein guter Mensch, wie kannst du so reden. Keiner von uns kann‘s doch angesichts dessen, dass wir alle Todeskandidaten sind. Wie kannst du dein Leben lösen? Werft doch euer Vertrauen nicht weg! Bleibt so, wie da am Anfang eures Glaubens. Ganz fest dabei und vertraut auf den Herrn, und das ist jetzt ein ganz wichtiger Punkt, eben. Dieser, dass nicht täglich unter meiner Schuld und Unvollkommenheit leide. Und das ist gut, dass Sie täglich daran erinnert werden, ich bin kein guter Mensch, und ich bin auch kein perfekter Mensch, aber ich lebe von der Barmherzigkeit Jesu. Und auf den setze ich mein Vertrauen. Ich würde jetzt gerne mit Ihnen einen Durchgang durch die Bibel machen: 2.Tim. 1,12 sagt der Paulus zu seinem jungen Begleiter Timotheus: Ich weiß, an wen ich glaube, und auf wen ich mein Vertrauen setze. Das ist der Jesus, der den Tod besiegt hat. Und das war der Grund, warum der Paulus so ein offenes Feld der Wirksamkeit hat. Ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen setze. Lasst euch den Schneid nicht abkaufen, seid mutig vorwärts, und geht euren Weg.

Noch ein letztes: Nur nicht zurückweichen.

Nur nicht zurückweichen. Die Gefahr gibt es. Von Woche zu Woche wird man bekümmerter, wenn man sieht, wie Christen, die einmal treu Jesus gedient haben, auch müde im Glauben werden, träge, wie stets eigentlich mit Ihrer Bibellese, mit dem Gebetsleben. Sind Sie wirklich mutig, kühn, vorwärtspreschend mit Ihrem Glauben, dass Sie Erfahrungen mit Ihrem Herrn machen? In den Briefen des Paulus, da gibt es so kleine Randbemerkungen, am Ende eines Briefes, da steht hinten so eine kleine Bemerkung dran, von einem Mitarbeiter, da steht: Demas hat mich verlassen und diese Welt lieb gewonnen. Was war da los? Ach, der Demas hat gemeint, man muss nicht immer gleich so 100%ig verrückt, so pietistisch wie der Paulus das macht, es genügt doch auch, wenn man allgemein ist. Und dann hat er eine so große Karriere in der Welt begonnen. Da hat ihn eine Frau betört und er ist zur Sünde gerannt, wir wissen nicht, was los war. Einer der zurückweicht. In der Jugendarbeit, in der ich aufgewachsen bin, da war ein Jugendleiter, der hat schöne Lieder gedichtet, wir wollen nicht wanken und weichen, ich traf ihn mal später, da sagt er, ach ich bin ausgeschieden, aus der Jugendarbeit, sag mal, was ist denn mit ihren schönen Liedern von damals, da sagte er, ach, wissen sie, das war überspannt in meiner Jugend. Was machen sie jetzt? Immobilienmakler, ich mache Geld. Nichts dagegen, dass Sie Immobilienmakler werden, aber wenn Sie Ihren Glauben, Ihr Vertrauen auf Gott dafür wegwerfen. Wenn Sie wissen, wie oft bei uns im Leben Entscheidungen fallen, wo wir sagen, jetzt will ich loslassen, zurückweichen, vielleicht, um etwas zu gewinnen, vielleicht meinen wir, wie der Hans im Glück, wie hätten irgendeinen tollen Wert gewonnen, und das zerrinnt uns zwischen den Fingern und ist wertlos. Weicht doch nicht zurück, sondern, der Gerechte wird aus Glauben leben. Meine Frau hat gestern beim Frauenfrühstück in Mannheim gesprochen, und ich war im anderen Dienst, und als wir uns wieder trafen, erzählt sie, und sagt, bei uns war eine Frau, die hat ein Zeugnis geben, aber die konnte es gar nicht selber vorlesen, weil sie krank war, sie saß im Rollstuhl. War eine 31jährige Frau, mit Multipler Sklerose, die hat mit 21 Jahren im Jurastudium MS erhalten. Das erste war, dass ihr Bräutigam sagte: Du verstehst, ich muss mein Leben jetzt natürlich unabhängig von dir leben... Sie hat alles durchgemacht, hat lange Gott nicht verstanden, und sagte dann in dieser Versammlung, dann habe ich erst begriffen, dass Jesus mir viel näher gekommen ist, und ich hab seine Liebe in der tiefe erkannt. Sie die sich nicht mehr rühren kann, mit ihren spinnendünnen Armen. Die auf jeden dienst der anderen angewiesen ist, und sagte, mein Leben ist so reich geworden, ich wollte eine große Juristin werden, jetzt darf ich andere aufrichten und stärken, das allergrößte. Und sehen Sie, das ist der allerwichtigste Dienst, den man tun kann. Vielleicht viel größer, als wenn man die ganze Welt gewinnt. Und wenn Sie von diesem Gottesdienst weg gehen, dann gehen Sie in die Krankenstuben hinein und in die Trauerhäuser und sagen Sie das den Menschen. Jesus ist das Allergewisseste. Und er lässt dich nicht los und sein Wort ist wahr, und trüget nicht. Und dann sagen Sie sich mit Versen von anderen, die an Gräbern gestanden sind und gesagt haben: Dennoch, mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein. Sagen sie, woher haben Sie denn das? Ich meine, manche immer wieder, das man an sich trägt, als Natur, aber das ist nicht wahr. Woher haben Sie denn das und ich kann es noch einmal sagen: Aus dem Bibellesen. Der Glaube kommt aus dem Hören des Wortes Gottes. Und das müssen sie sich jetzt tüchtig erarbeiten. Ja, wo kann ich denn das haben, da sind in der Bibel drin ganz wunderbare Zusagen, Verheißungen, und man darf sich nicht verwirren, wenn andere sagen, man nenns wie es will, es sind natürlich wahre Sätze, wo nicht ein Jota hinfällt. Was böse scheint, ist gut gemeint und ist doch nimmermehr mein Feind und gibt nur Liebesleben, und was Sie nehmen aus den Liedern und Bibelworten, dass nichts mich der Hand Jesu entreißen kann, und dass er mich hält und mich kennt und mich sucht, wir weichen doch nicht zurück, was ist, das heute für eine Glaubenslose Christenheit, und dann gehen Sie hinein und suchen andere und richten diese auf, und stärken sie die anderen. Ale wir im Urlaube waren in der Schweiz, das ist ja so schrecklich blamabel, dass ich so schrecklich schwindlig bin, aber ich hab eine Frau, die ist unheimlich kühl und mutig. Und wir sind da wieder über einen Berggrat gekommen, sie würden darüber lachen, aber Ängste sind Ängste, ich sag, du, wir drehen um, und dann sagt sie, komm wir gehen miteinander, und dann führt sie mich rüber. Und den Dienst wollen wir tun, dass wir bei anderen sitzen, bei Kranken, Sterbenden, Einsamen, und ihnen sagen, komm, ich geb dir die Hand, und das ,was einen anderen im Glauben hält, ist ja nicht unsere physische Hand, sondern der Zuspruch und die Fürbitte. Der Glaubenszuspruch, werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Was ist denn die Belohnung? Aha, geht es also doch um etwas. Ja, darum geht’s. Der große Fortscher und Entdecker David Livingstone hat einmal vor den Studenten in England eine Ansprache gehalten und gesagt: Denkt nur nicht, ich hätte ein Opfer gebracht. Der Mann, der jahrelang ohne seine Frau lebt und dauernd krank war, Malaria, alles geopfert hat, redet nicht vom Opfer. Eine Tätigkeit, die so viel von Erfüllung und Glück bringt, und ganz abgesehen davon, dass wir die Reichbeschenktesten sind, und was der allmächtige Gott, redet doch nicht vom Opfer, das ist doch Unsinn, wir sind doch die Beschenkten, heute schon. Was gibt uns denn der Herr, er hat uns nicht Gesundheit garantiert, er hat uns nicht auch Leben garantiert, wäre ja manchmal auch eine Plage, wenn man hundertzwanzig würde, aber er hat uns garantiert, ich will dich nicht verlassen. Dass er täglich um uns ist, dass mich nichts von seiner Liebe trennen kann, dieser große Waisenhausvater, Georg Müller in Bristol in England hat einmal den Tipp gegeben, gehen Sie nie in die Arbeit des Tages hinein, bevor Sie ganz fröhlich sind über der Nähe Ihres Herrn. Bleiben Sie so lange in der Stille des Gebets, und des Bibellesens. Ganz heiter, unbekümmert und frei sind, das Sie nichts mehr einengen kann. Und Sie wissen, der Herr ist bei mir, ein starker Held, er hat viel mit Ihnen vor, er will Sie segnen. Vertrauen, diese Glaubensgründe, nicht wegwerfen, sondern darin müssen sie wachsen und zunehmen. Amen.



1Marion von Klot
Gedenktag evangelisch: 22. Mai; Märtyrerin; * 30 März 1897 im Baltikum; † 1919 in Riga in Lettland; Anna Margreth Cecil Erika Marion von Klot, Tochter eines Gutsherrn, half im 1. Weltkrieg in den Lazaretten. Als die Bolschewiken 1919 das Baltikum besetzten, blieb Marion bei ihrer Großmutter, die nicht mehr fliehen konnte, und wurde bald wie viele andere eingesperrt. Täglich las sie im Neuen Testament und sang ihren Mitgefangenen das Lied: "Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl" (in verschiedenen Regionalteilen des EG). Dieses von Hedwig von Redern 1901 gedichtete Lied wurde in Riga sehr bekannt und den Baltendeutschen zum Trostlied in der schweren Zeit. Sie wurde zu einem “Engel der Gefangenen”. Nach sechs Wochen Gefangenschaft erschossen die Bolschewiken kurz vor der Erstürmung Rigas 1919 durch die deutschen Befreier 36 Gefangene, unter ihnen die gerade 22jährige Marion von Klot.