Beate und Winrich Scheffbuch Weil mich festhält deine starke Hand Frauen singen von Jesus Beate und Winrich Scheffbuch Weil mich festhält deine starke Hand Frauen singen von Jesus SCM Hänssler SCM Stiftung Christliche Medien 2. Auflage 2010 Bestell-Nr. 395.111 ISBN 978-3-7751-5111-5 © Copyright der deutschen Ausgabe 2009 by SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG ■ 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-haenssler.de E-Mail: info@scm-haenssler.de Umschlaggestaltung: oha Werbeagentur gmbh, Grabs, Schweiz; www.oha-werbeagentur.ch Titelbild: shutterstock.com Satz: typoscript GmbH, Kirchentellinsfurt Druck und Bindung: CPI - Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany Die Bibelverse sind folgender Ausgabe entnommen: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Inhalt Vorwort............................................. 9 Eine Predigt gab Ursula Lazay-Schlenker den Anstoß zum Kanon Wir dürfen keine stummen Hunde sein!.............. 11 Wie Martha Müller-Zitzke Gottes Macht und Liebe entdeckte Das Gotteslob gereift in schwerer Bedrängnis... 14 Elisabet van Randenborgh und die junge Gemeinde Das Lied der kämpfenden Kirche...................... 17 Worauf Helga Winkel bei ihrem Lied nicht verzichten kann Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut!. 20 Nach schweren Lebensführungen dichtete Berta Schmidt-Eller: Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir!......... 23 Gottes Kraft in aller Schwäche der Caroline Rhiem Jesus, meine Sonne, in der dunklen Nacht.......... 27 Magdalene Fritzsche und der Aufbruch der Mädchenjugend Ein eindeutiges Lied sollte den Kurs bestimmen. 31 Hedwig von Redern und ihre Lieder für schlichte Leute Du weißt den Weg ja doch!...................... 34 Das helle Leuchten der Ev/igkeit im Leben der Marie Schmalenbach Tropfen aus dem Wüstenquell........................ 39 Die mütterliche Schriftstellerin Dora Rappard-Gobat Völlige Übergabe des Willens an den Herrn..... 42 Johanna Meyer kämpfte für die Befreiung der Alkoholabhängigen Lieder müssen einen festen Halt gegen die Sucht bieten......................................... 47 Wie Annie Sherwood Hawks ihr schönstes Lied niederschrieb Ich kann gar nichts mehr ohne Jesus!.......... 52 Freda von Bethmann-Hollweg und die jungen Bibelschülerinnen Wann wirst du wiederkommen, du heller Morgenstern?............................... 55 Anna B. Warners Lied weltweit in fast allen Sprachen Jesus liebt mich ganz gewiss!........................ 58 Das Werk, das der blinden Fanny Crosby anvertraut war Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt..... 62 Mary Artemisia Lathbury und die Bewegung vom Chautauqua See Hunger nach dem Brot des Lebens...................... 68 Annie Lousia Coghill-Walker ruft zur Arbeit in der Ernte Eh es zu spät sein mag!............................. Die 22-jährige Eleonore Fürstin zu Reuß vor der Todesmacht Diese arme Erde ist nicht unsere Heimat........ 74 Am liebsten wollte Julie Hausmann unbekannt bleiben Ich will dir folgen, Herr, wo du hingehst!..... 79 Anna von Weling brachte die zerstreuten Kinder Gottes zusammen Fest gegründet allein auf Jesus Christus........... 84 Nur ein Lied von Amelia Matilda Hüll wurde bekannt Blicke auf das Kreuz von Jesus!................ 87 42 Jahre alt wurde Frances Ridley Havergal Mein ganzes Leben dem König Jesus geweiht!......... 89 Was Charlotte Elliot in ihrer tragischen Krankheit entdeckte So wie ich bin, so muss es sein!............... 96 Die tiefe Sehnsucht der Sarah Flower-Adams Ist dann die Nacht vorbei, leuchtet die Sonn....... 99 Die große Liebe der Sophie Herwig zu Israel Dass Gott doch Zion wieder bauen möge!............. 103 Die lorbeergekrönte Poetin Magdalena Sibylla Rieger Auf der Suche nach dem inneren Frieden durch Jesus........................................ 108 Das Lied vom Guten Hirten der Henriette Luise von Hayn In des Hirten Arm und Schoß: Amen, ja, mein Glück ist groß!............................... 112 Die Lieder von Anna Steele im Unglück gesungen Wenn sich die Sonn verhüllt, der Löwe um mich brüllt....................................... Die genial begabte Henriette Katharina von Gersdorf Nicht kleine Gaben, dich selber will ich haben!... 117 Dank im Leben der Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte!................................... 120 Die schlesische Sängerin Christina Cunrad Bitte um Bewahrung bis ins Alter.................... 124 Luther nahm das erste evangelische Frauenlied ins Gesangbuch Jesus, der helle Morgenstern........................ 126 Literatur........................................... 131 Quellennachweise.................................... 133 Verzeichnis der Lieder.............................. 135 Verzeichnis der Dichterinnen........................ 137 Vorwort Schon in der Bibel sind Frauen ein Vorbild für das Lob Gottes. Frauen waren die ersten Zeugen der Auferstehung, die das weitersagten: Jesus lebt! Mirjam sang dem Volk Israel in der Wüste vor: Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan! Und Debora rühmte: Die diesen Herrn aber lieb haben, sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht! Lianna, die Mutter des Propheten Samuel, betete: Ich freue mich deines Heils. Die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. Und Maria singt: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Durch die Jahrhunderte geht dieses Singen weiter bis heute. Gott sei Lob und Dank! Stuttgart, August 2009 Beate und Winrich Schejfbuch Wir dürfen keine stummen Hunde sein! Es war in den Tagen nach dem 2. Weltkrieg. In Wernigerode, am Nordrand des Harzes, saß ein junges Mädchen im Gottesdienst der Liebfrauen-Kirche. In Berlin-Schöneberg war ihr Vater Ernst Schlenker Diakon in der Stadtmissionsgemeinde gewesen. Dort waren sie ausgebombt und dann nach Schlesien evakuiert worden. Kurz vor Kriegsende wurden sie wieder westwärts vertrieben. So kamen sie als Flüchtlinge nach Wernigerode. Pastor Kroneberg, ihr Konfirmator, predigte an diesem 3. Advent eindrücklich über Johannes den Täufer. Um Jesus den Weg in dieser Welt zu bereiten, dürften Christen keine stummen Hunde sein. Jeder sollte Gottes Stimme sein, um Jesus den Weg zu bereiten. Ursula Schlenker war damals Teenager. Auf dem Heimweg von der Kirche ließen sie diese Worte nicht mehr los. Und so entstand der bekannte Kanon: Gottes Stimme lasst uns sein, rufen in die Welt hinein: Jesus lebt und Jesus siegt, alles ihm zu Füßen liegt. In Ilsenburg im Harz war Ursula Schlenker gerne bei Singfreizeiten mit Kantor Alfred Stier. Er und Diakon Fritz Hoffmann wollten für die evangelische Jugend neue Kanonhefte herausgeben und baten Ursula Schlenker um Mithilfe. Unter den ersten 20 Texten von ihr war auch »Gottes Stimme lasst uns sein«. Der Kantor und Landessingwart Alfred Stier schuf dazu die Melodien. Später folgten weitere Kanons, die in Heften wie Rühmt des Herrn Namen und Fünfzehn und zwei Kanons veröffentlicht wurden. Ursula Schlenker wurde am 28. Oktober 1930 in Berlin als jüngstes von fünf Kindern geboren. Im Kindergottesdienst bei ihrem Vater in Berlin wurde bei ihr schon früh der Grundstein für den Glauben gelegt. Die Mutter, eine Konzert- und Oratoriensängerin, prägte ihre Kinder durch ihre musikalischen Gaben. Im fröhlichen Leben der gläubigen Familie war es üblich, das Evangelium anderen weiterzusagen, auch durch das Singen. Ursula Schlenker wurde Organistin und ließ sich in Berlin als Gemeindehelferin ausbilden. 1954 heiratete sie den Pfarrer Lothar Lazay, einen Flüchtling aus Oberschlesien, den sie schon in der Gemeinde in Wernigerode kennengelernt hatte. Bis 1966 arbeiteten beide, jeder in seinem Beruf, in Domersleben in der Magdeburger Börde. Von 1966 bis zur Pensionierung 1989 war Lothar Lazay Vorsteher des Diakonissenmutterhauses in Stendal und Direktor des dortigen Krankenhauses. Seine Frau Ursula übernahm den biblisch-diakonischen Unterricht und das Singen mit den Schwesternschülerinnen. Es war damals für viele Menschen im Jahr 1961 ein furchtbarer Schock, als die Regierung der kommunistischen DDR in Berlin eine unüberwindliche Mauer zwischen Ost und West errichten ließ. Ursula Lazay besuchte kurz darauf einen Gottesdienst im Stendaler Dom, dessen Predigt sie tröstete. Wenig später entstand der Kanon: Der Himmel ist offen, wir dürfen hoffen und Gott alles sagen. Drum lasst das Klagen! Lieder Gottes Stimme lasst uns sein Der Himmel ist offen Wie Martha Müller-Zitzke Gottes Macht und Liebe entdeckte Das Gotteslob gereift in schwerer Bedrängnis Martha Zitzke wuchs in einem christlichen Elternhaus auf. Ihr Vater war Fabrikant in Bodenfelde an der Weser. Als älteste Tochter wurde sie am 22. Juli 1899 geboren. Im Alter von 12 Jahren wollte sie bewusst getauft werden und trat der Bap-tisten-Gemeinde in Uslar im Solling bei. 1920 heiratete sie ihren Vetter Erich Müller, der auch die elterliche Firma übernahm. Es war eine große Freude, als 1922 der Sohn Arno-Friedbert geboren wurde. Schon bald aber legte sich ein dunkler Schatten auf das Familienglück. Bei einer Mandeloperation wurde die Schilddrüse des Kindes verletzt. In der Folge kam es zu einer schweren geistigen und körperlichen Schädigung in der Entwicklung des kleinen Jungen. Immer wieder wurde er von schweren Krämpfen geschüttelt. Besonders schmerzlich für die Mutter war, wie das Kind kurz vor seinem Tod selbst die Eltern nicht mehr erkannte. Die verzweifelte Mutter haderte mit Gott: Warum? Durch das Leid wurde sie selbst herzkrank. Sie fand erst Frieden, als das Wort vonJesus ihr zum Halt und Trost wurde: »Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken« (Matthäus 11,28). Dies hat sie mitten in ihrem schweren Leid erfahren. Schon im Alter von 12 Jahren hatte sie Gedichte verfasst. Jetzt aber schrieb sie auf dem Hintergrund dieser neuen Erfahrung ihre Lieder und Verse. Nach dem Tod des Sohnes hatte Martha Müller-Zitzke den großen Wunsch, noch einmal ein Kind zu bekommen. Wie groß war dann die Freude, als sie noch einmal schwanger wurde! Die Diagnose des Arztes aber war vernichtend: Die Geburt wäre für sie der sichere Tod. Sollte sie nun tatsächlich dieses heiß ersehnte Kind im Mutterleib töten lassen, um das sie doch Gott so innig gebeten hatte? Es war eine ganz schwere Entscheidung. Nach langen inneren Kämpfen entschied sie sich, das Kind auszutragen: »Von Gott habe ich dieses Kind erbeten, und mit seiner Hilfe werde ich es austragen.« Gott belohnte dieses Vertrauen: Gesunde Zwillinge wurden ihr geschenkt, Horst und Harald. Wie wunderbar führt Gott seine Leute! Diesen herrlichen Gott wollte sie mit ihren Liedern rühmen. Darum sang sie auch so gerne im Singchor der Gemeinde und besuchte die Singwochen des Christlichen Sängerbundes. Ihr Sohn Horst Müller-Zitzke berichtet von einem schrecklichen Fliegerangriff im Juni 1943, als die Mutter zum Besuch der Musiktage in Kassel war: »Wir erlebten das entsetzliche Schauspiel aus fünfzig Kilometern Entfernung mit. Wir hörten das Brummen der vielen Maschinen, sahen den blutroten Himmel über der brennenden Stadt und wussten, dass unsere Mutter in diesem Inferno war. Wie haben wir zu Gott geschrien und doch kaum zu hoffen gewagt, unsere Mutter wiederzusehen! Doch mitten in der Trümmerwüste war das Haus, wo Mutter war, stehen geblieben. Welch eine Bewahrung!« Im Staunen über Gottes Güte dichtete Martha Müller-Zitzke nach Psalm 104 das Lied: Auf, Seele, Gott zu loben! Gar herrlich steht sein Haus. Er spannt den Himmel droben gleich einem Teppich aus. Erfährt auf Wolkenwagen, und Flammen sind sein Kleid. Windfittiche ihn tragen, zu Diensten ihm bereit. Gott hat das Licht entzündet, er schuf des Himmels Heer. Das Erdreich ward gegründet, gesondert Berg und Meer. Die kühlen Brunnen quellen im jauchzend grünen Grund, die klaren Wasser schnellen aus Schlucht und Bergesrund. Vom Tau die Gräser blinken, im Wald die Quelle quillt, daraus die Tiere trinken, die Vögel und das Wild. Die Vögel in den Zweigen lobsingen ihm in Ruh, und alle Bäume neigen ihm ihre Früchte zu. Gott lasset Saaten werden zur Nahrung Mensch und Vieh. Er bringet aus der Erden das Brot und sättigt sie. Er sparet nicht an Güte, die Eierzen zu erfreun. Er schenkt die Zeit der Blüte, gibt Früchte, Öl und Wein. Der Wald hat ihn erschauet und steht in Schmuck und Zier. Gott hat den Berg gebauet zur Zuflucht dem Getier. Das Jahr danach zu teilen, hat er den Mond gemacht. Er lässt die Sonne eilen und gibt den Trost der Nacht. Den Menschen heißt am Morgen er an das Tagwerk gehn, lässt ihn in Plag und Sorgen das Werk der Allmacht sehn. Er ist der treue Hüter, wacht über Meer und Land, die Erd ist voll der Güter und Gaben seiner Hand. Lass dir das Lied gefallen. Mein Herz in Freuden steht. Dein Loblied soll erschallen, solang mein Odem geht. Du tilgst des Sünders Fehle und bist mit Gnade nah. Lob Gott, o meine Seele, sing ihm Halleluja! Die bekannte Melodie zu diesem Lied stammt von Johann Steuerlein (1546-1613), der neben seinem Amt als Bürgermeister von Meiningen selbst gefeierter Dichter und komponierender Organist war. Martha Müller-Zitzke war eine große Blumenfreundin. In der Freude an der Schöpfung Gottes, aber auch an ihrem Garten in Bodenfeld entstanden manche Verse. Für viele Menschen wurde sie eine große Hilfe als Seelsorgerin und Trösterin. Nach einem reichen Leben ging sie am 23. Juli 1972 heim. Martha Müller-Zitzke geboren am 22. Januar 1899 gestorben am 23. Juli 1972 Lieder Auf, Seele, Gott zu loben! Elisabet van R andenborgh und die junge Gemeinde Das Lied der kämpfenden Kirche Es waren bewegte Jahre zwischen den beiden großen Weltkriegen, als 1922 Elisabet Riemeier das Lied dichtete, das dann erstmals in Freude die Fülle, dem Liederbuch der deutschen christlichen Mannesjugend, erschien: Sonne glänzt auf deinen Fluren, Sterne zeichnen deine Spuren, großer König jesus Christ! Alle Nebel sind zerrissen, seit wir jungen Kämpfer wissen, dass du unser König bist. Über dunkle Weltenweiten, Christus, deine Hände breiten lauter lichte Gnade aus. Völker wandeln irr in Wüsten, für dein Kommen, Jesus, rüsten junge Menschen Herz und Haus. Aus der Weltennot Getümmel raget hoch dein Kreuz zum Himmel, unser Zeichen und Panier. Kämpfer sind wir, dir zu dienen, wie im heilgen Land die kühnen Ritter, kämpfen, siegen wir. Wenn wir jetzt der Macht erliegen, endlich, endlich werden siegen, die dir ganz gehorsam sind. Wenn das Eigne uns erstorben, Christ, so hast du uns erworben, dein zu sein als Gotteskind. Sieh, so stehen wir und warten, kämpfen, ringen noch in harten Nöten mit dem Ich der Welt. Aber leuchtend seh’n verborgen wir im Heute und im Morgen deine Herrlichkeit, du Held. Einst wie lauter Morgenröte in der Welten dunkle Nöte bricht dein Tag voll Herrlichkeit. Dann wirst du dein Reich vollenden, alle Kampfesnot beenden, Herr, wir stehn für dich bereit! Elisabet kam am 2. Weihnachtsfeiertag, dem 26. Dezember 1893, in Bielefeld in der Kaufmannsfamilie Riemeier zur Welt. Ihre Mutter stammte aus einer ravensbergischen Bauernfamilie. Davon schreibt sie: »Meine Mutter erzählte immer wieder von ihrer Kinderzeit, ihren Vorfahren und der Erweckungsbewegung im Ravensberger Land. Ihren lebendigen Erzählungen und ihrem historischen und theologischen Interesse verdanke ich sowohl die Anregung zum Schreiben wie auch manchen Stoff für meine Bücher.« Auch von ihrer Urgroßmutter berichtet sie: »Sie war eine jener Ravensberger Bäuerinnen, die stolz und demütig zugleich, schlicht und einfach, und doch voll tiefer, innerer Herzensbildung, ein Wunder an Menschenkenntnis und Lebensklugheit, vor über hundert Jahren auf den einsamen Ravensberger Höfen ihr Leben meisterten, und Kindern, Enkeln und Urenkeln, ihnen selbst unbewusst, ungeahnte Kräfte Zuströmen ließen.« In einer Zeit, in der die Höhere Schulbildung für Mädchen nicht so selbstverständlich war wie heute, war sie eines der drei ersten Mädchen, die 1914 das Abitur an der vom Evangelium stark geprägten Cecilienschule in Bielefeld ablegten. Dann studierte sie in Bonn, Münster und München Philologie und legte das Staatsexamen für den Höheren Schuldienst ab. Mit einer religionswissenschaftlichen Arbeit promovierte sie 1919 zum Dr. phil. Zum weiteren Studium, jetzt auch der Theologie, ging sie nach Göttingen. Im Jahr 1924 heiratete sie Dr. Gottfried van Randenborgh, Pfarrer in Iserlohn. Nun widmete sie sich neben der Schriftstellerei auch der Gemeindearbeit und vor allem ihren beiden Söhnen. Elisabet van Randenborgh verfasste als Schriftstellerin viel gelesene Romane und christliche Literatur, insgesamt 22 Buchtitel in einer Auflage von etwa einer Million Exemplaren. Sie hatte beobachtet, wie sie einmal schreibt, »dass die Frauen, um die ich mich in der Gemeinde meines Mannes kümmerte, eigentlich keine Lektüre hatten, in der sie ihr eigenes Leben wiedergefunden hätten«. Als Fundgrube benützte sie gerne Familienbriefe und alte Chroniken, die sie mit einer lebendigen Fantasie und mit eigenen Erlebnissen zu Erzählungen und Romanen ausgestaltete. Bekannt wurden unter anderen die Bücher Im Schatten deines Angesichts, Heitere Begegnungen im Pfarrhaus, Neu ward mein Tagwerk, Gebeugt zu deiner Spur. Noch im Alter von 85 Jahren veröffentlichte sie den Roman Wachsende Ringe. Ihr Mann wurde 1949 als Oberkirchenrat nach Bielefeld berufen, wo Elisabet van Randenborgh bis zu ihrem Tod am 25. Mai 1983 lebte. Elisabet van Randenborgh geboren am 26. Dezember 1893 gestorben am 25. Mai 1983 Bekannte Lieder Sonne glänzt auf deinen Fluren Worauf Helga Winkel bei ihrem Lied nicht verzichten kann Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut! Als die Aidlinger Schwester Helga Winkel ihr Lied 1952 schuf, konnte sie nicht ahnen, welche Verbreitung es einmal finden würde: Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertrau ich still. Weil du voll Liebe dich zu mir gewandt, vertrau ich still. Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut; ich preise dich, dein Wille, Herr, ist gut. Herr, weil ich weiß, dass du mein Retter bist, vertrau ich still. Weil du für mich das Lamm geworden bist, vertrau ich still. Weil ich durch dich dem Tod entrissen ward, präg tief in mich, Herr, deine Lammesart. Herr, weil du jetzt für mich beim Vater flehst, vertrau ich still. Weil du zu meiner Rechten helfend stehst, vertrau ich still. Droht mir der Feind, so schau ich hin auf dich, ein Zufluchtsort bist du, o Herr, für mich. Ist auch die Zukunft meinem Blick verhüllt, vertrau ich still. Seitdem ich weiß, dass sich dein Plan erfüllt, vertrau ich still. Seh ich nicht mehr als nur den nächsten Schritt, mir ist’s genug: Mein Herr geht selber mit. Helga Winkel wurde am 4. Januar 1926 in Stuttgart geboren und wuchs in einer nicht christlichen Familie auf. Sie erzählt: »Als ich mit 16 Jahren zum Glauben an Jesus Christus kam, löste das einige Schwierigkeiten aus. Es war ja noch während des Dritten Reiches. Als aber ein Jahr nach mir meine hebe Mutter ebenfalls zum Glauben kam, war das ein ganz großes Geschenk. Im Frühjahr 1945, nach der Entlassung vom damaligen Reichsarbeitsdienst, bin ich ins Diakonissenmutterhaus in Aidlingen eingetreten und 1947 eingesegnet worden.« Sie schrieb dieses Lied eigentlich zur eigenen Ermutigung. Sie war damals immer am Rand ihrer Kräfte. Dann kam die harte Diagnose - Diabetes - als Ursache der Schwäche und Müdigkeit, »ln den vielen Jahren, die darüber vergangen sind, habe ich Gottes Güte viel erfahren, bin aber immer noch am Lernen und Üben des stillen Vertrauens.« So erfreulich die Aufnahme dieses Liedes in das Evangelische Gesangbuch in Württemberg ist, so merkwürdig ist die Tatsache, dass in der zweiten Strophe der Text umgedichtet wurde. Helga Winkel schreibt dazu: »Diese Veränderung geschah ohne mein Wissen.« Offenbar hat sich jemand an der Bitte von Helga Winkel gestoßen: »Präg tief in mich, Herr, deine Lammesart.« Missfallen hat offenbar nicht die alte bildliche Bezeichnung »Lamm« erregt - sie findet sich ja auch in Abendmahls-liedern und Reformationschorälen -, sondern die demütige Bitte einer Christin, der stillen und wehrlosen Art von Jesus gleich gestaltet zu werden. Nun ist bekannt, wie in der Christenheit das biblische Zeugnis vom Kreuzesweg von Jesus Christus von feministisch denkenden Theologinnen umgedeutet wird. Aber soll man dies einfach stillschweigend hinnehmen? Gerade weil solch eine Änderung auch noch heimlich und ohne Wissen der Verfasserin gemacht wurde, muss es erwähnt werden. Jedenfalls singen jetzt mehr und mehr Gemeindeglieder viel bewusster die Bitte Helga Winkels im originalen Wortlaut, auch wenn es im Gesangbuch anders steht. Schließlich ist es Jesus selbst, der uns »wie Lämmer mitten unter Wölfe« sendet (Lukas 10,3). Überwinden und siegen werden wir nur, wenn wir ganz bewusst in der Spur von Jesus gehen, der seinen Mund nicht auftat, als er litt, »sanftmütig und von Herzen demütig« (Matthäus 11,29). Nicht Selbstverwirklichung ist das Ziel in der Nachfolge von Jesus, sondern Selbstverleugnung. Helga Winkel geboren am 4. Januar 1926 *) Bekannte Lieder Herr, weil mich festhält deine starke Hand Noch schweren Lebensführungen dichtete Berta Schmidt-Eller: Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir! Berta Anna Schmidt wurde am 16. August 1899 in Leipzig als jüngstes von acht Kindern geboren. Als sie dreieinhalb Jahre alt war, starb ihre Mutter. Der Vater, ein erfolgreicher Kaufmann, musste wieder heiraten, um die große Kinderschar zu versorgen. Für die neue Mutter war es eine kaum zu bewältigende Aufgabe, plötzlich die Mutterstelle für acht Kinder zu übernehmen. Besonders die jüngeren Geschwister behielten ihre Stiefmutter in schlechter Erinnerung, während die älteren ihr heftigen Widerstand entgegenbrachten. Ihr Christsein empfanden die Kinder als knöchern und engstirnig. Süßigkeiten, ein schönes Kleid oder gar eine höhere Schulbildung waren bei ihr verpönt. In ihrem Buch Die zweite Frau hat Berta später darüber geschrieben. Schon in der Schule zeigte sich die schriftstellerische Begabung von Berta Schmidt. Ein verständiger Lehrer hat sie früh gefördert. Er ermutigte sie zu Veröffentlichungen. So entstanden die Erzählungen Maria Carola, Und hätte der Liebe nicht und Haus Gudelius. Es war dann ihr Verleger Friedrich Bahn, der ihr den Rat gab, zur besseren Unterscheidung ihren Allerweltsnamen Schmidt noch durch den Zusatz Eller zu ergänzen. Eller war der Ort, wo sie damals wohnte. Auch nach ihrer Heirat behielt sie diesen Namen als Schriftstellerin bei. Die Ehe allerdings war für Berta Schmidt-Eller eine einzige Katastrophe. Ihr Mann war 38 Jahre älter. Schon bald wurde ihr bewusst, dass sie mit dieser Heirat eine totale Fehlentscheidung getroffen hatte. Es blieb nur noch die Trennung. Nun kümmerte sich Berta Schmidt-Eller - von da an hieß sie Berta Künzell - mit ganzer Liebe um ihren kleinen Sohn. Während der Herrschaft der Nazis im Dritten Reich durften aber ihre Bücher, meist waren es Erzählungen und Kinderbücher, nicht mehr gedruckt werden. Einen Beruf hatte sie jedoch nicht erlernen dürfen. So stand die alleinerziehende Mutter plötzlich ohne Einkommen und mittellos da. Als wunderbare Fügung Gottes empfand sie dann, dass ein Arzt, an den sie sich mit ihrem kranken Kind gewandt hatte, gerade eine Sprechstundenhilfe suchte. Ohne Vorkenntnisse stellte sie sich dieser schwierigen Aufgabe und enttäuschte das in sie gesetzte Vertrauen nicht. Rasch arbeitete sich Berta Künzell in die Praxisdienste ein und bildete sich nebenher noch weiter. Leider musste sie deshalb ihren kleinen Jungen, den sie so sehr liebte, in ein Internat geben. Das hat sie schwer belastet. Bei dem zehnstündigen Arbeitstag blieb einfach keine Zeit mehr, um sich ausreichend um ihn zu kümmern. Inzwischen hatte Berta Künzell sich so viele medizinische und pflegerische Kenntnisse erworben, dass sie die Stelle einer Werkschwester in einem Düsseldorfer Betrieb übernehmen konnte. Endlich konnte sie ihren Sohn, inzwischen 14 Jahre alt, wieder zu sich nehmen. Bald aber kam der Zweite Weltkrieg. Der Sohn musste als Soldat an die Front. Die Wohnung in Düsseldorf war von Bomben zerstört. Das Werk, wo Berta Künzell arbeitete, wurde nach Mitteldeutschland verlegt. So kam sie nach dem Krieg wieder in ihre Geburtsstadt Leipzig, wo sie bei einer Nichte, einer Kriegerwitwe, Aufnahme fand. Dort besuchte sie der Verleger Rolf Brockhaus und machte ihr Mut, neue Bücher mit klarem christlichem Zeugnis zu schreiben. Gleich ihr erstes Buch Und vergib uns unsere Schuld wurde ein Bestseller mit elf Auflagen und mehr als 200 000 Exemplaren. Erst im Dezember 1949 kehrte ihr Sohn aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Mit ihm zog sie wieder nach Düsseldorf und ermöglichte ihm unter großen Opfern das Studium. Zu ihrer Freude wurde er Lehrer an einem kirchlichen Gymnasium mit den Fächern Mathematik, Philosophie und evangelischer Religion. In der Folgezeit schrieb Berta Künzell 30 Bücher und zahlreiche Kurzgeschichten. In großer Dankbarkeit und im Rückblick auf die dunklen Notzeiten ihres Lebens schuf sie dann auch das Lied: Zünde an dein Feuer, Herr im Herzen mir, hell mög es brennen, lieber Heiland dir. Was ich bin und habe, soll dein Eigen sein. In deine Hände schließe fest mich ein. Quelle des Lebens und der Freude Quell, du machst das Dunkel meiner Seele hell. Du hörst mein Beten, hilfst aus aller Not, Jesus, mein Heiland, mein Herr und Gott. Wollest mich bewahren, wenn der Satan droht, du bist der Retter, Herr, von Sund und Tod. In der Weltnacht Dunkel leuchte mir als Stern, Herr, bleibe bei mir, sei mir niemals fern. Quelle des Lebens und der Freude Quell, du machst das Dunkel meiner Seele hell. Du hörst mein Beten, hilfst aus aller Not, Jesus, mein Heiland, mein Herr und Gott. Bald wird uns leuchten Gottes ewges Licht, freue dich Seele und verzage nicht! Lass die Klagen schweigen, wenn das Lied erschallt, fröhlichen Glaubens: Unser Herr kommt baldI Quelle des Lebens und der Freude Quell, du machst das Dunkel meiner Seele hell. Du hörst mein Beten, hilfst aus aller Not, Jesus, mein Heiland, mein Herr und Gott. Weit bekannt wurde dieses Lied durch die Melodie von Naph-tali Zwi Imber. Um 1880 komponierte er die bekannte HaTikwa, die schon seit 1897 die Hymne der zionistischen Bewegung Israels ist. Sie wurde dann auch bei der Gründung des Staates Israel zur Nationalhymne. Am 13. Oktober 1987 verstarb Berta Künzell im Alter von 88 Jahren in Aachen. Lieder Zünde an dein Feuer, Herr im Herzen mir Gottes Kraft in aller Schwäche der Caroline Rhiem Jesus, meine Sonne, in der dunklen Nacht Caroline Rhiem wurde am 17. Mai 1857 als älteste Tochter des Inspektors im Rauhen Haus in Hamburg, Traugott Rhiem, geboren und wuchs dort auf. Diese Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder hatte der für soziale Fragen brennende Theologe Johann Hinrich Wiehern 1833 ins Leben gerufen. Es folgten auf das damals kühne Pionierwerk noch die Diakonenanstalt und die Agentur, die christliche Schriften herausgab. Der Vater von Caroline Rhiem leitete 25 Jahre als Inspektor diese weit gespannte Arbeit des Rauhen Hauses. Es ist tragisch, dass der geniale Johann Hinrich Wiehern 1871 Traugott Rhiem auf eine Weise aus dem Werk drängte, die viele nur als unrühm- lieh empfinden konnten. Traugott Rhiem hatte sich durch seine lange und bewährte Arbeit bis zum Schluss immer noch Hoffnung gemacht, die Gesamtleitung als Nachfolger Wicherns zu übernehmen. Mit Vorhaltungen, die wirklich krankhaft kleinlich und ehrenrührig waren, ließ Wiehern dem bewährten Inspektor Rhiem nur noch die Chance zur Kündigung. Der Plan, den der damals schon schwer kranke Johann Hinrich Wiehern damit verfolgte, war aber gewesen, seinem eigenen Sohn die Leitung des Rauhen Hauses zu übertragen. Diese beschwerenden Vorgänge haben auch früh das Leben von Caroline Rhiem überschattet. Ihre Mutter starb, als Caroline siebzehn Jahre alt, ihr Vater, als sie 23 Jahre alt war. Man findet sie zunächst in Pfarrhäusern, dann als ausgebildete Lehrerin für Höhere Schulen an verschiedenen Schulen in Gnadau und in Familien, bis sie nach 12 Jahren aus Krankheitsgründen ihren Beruf aufgeben musste. Wie es ihre Kräfte erlaubten, half sie bei gelegentlichen Büroarbeiten oder im Krankenhaus, dann als Seelsorgerin oder in der Bibelschule von Pastor Jellinghaus in Hamburg. Als sie dort krank lag, entstand 1894/95 das Lied, das nach der bekannten Melodie von Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren gesungen werden soll: Juble, mein Herze, ich habe den Heiland gefunden; er hat für ewig sich nun meiner Seele verbundenI Bringe ihm Dank mit lautem Freudengesang! Er lässt mich völlig gesundenI Juble, mein Herze, die Sündenschuld ist nun vergeben, denn auch für mich ließ der Heiland am Kreuze sein Leben! Sein teures Blut ist ja mein herrlichstes Gut, seit ich mich ihm übergeben. Juble, mein Herze, für mich ist der Heiland erstanden! Er löset völlig von Sündenmacht, Ketten und Banden! Er ist’s allein, der da macht heilig und rein die, so im Glauben ihn fanden. Juble, mein Herze, ich darf meinem Heiland vertrauen, darf ohne Zagen beständig auf Jesus nur schauen! Fortan nicht droht mir bange Sorge und Not, nimmermehr braucht mir zu grauen. Juble, mein Herze, mein Heiland will selber mich leiten, in seiner Führung darf fröhlich ich vorwärts nun schreiten. Glaube ihm nur, folge getrost seinerSpur: er schützt die Füße vorm Gleiten. Juble, mein Herze, lass freudig dein Danklied erklingen! Jesus will selber zur seligen Heimat dich bringen! Zieh ich hier aus, bin ich bei ihm ja zu Haus, darf ihm dort ewig lobsingen! 1894-1896 finden wir Caroline Rhiem als Seelsorgerin in einem Siechenhaus in Hamburg, anschließend vier Jahre als Mitarbeiterin in einem diakonischen Heim für schwer erziehbare und gefallene Mädchen. In dieser Zeit dichtete Caroline Rhiem ihr anderes bekanntes Lied, und zwar nach dem Besuch einer Bibelstunde über Psalm 89, wo sie der Vers 16 bewegte: »Wohl dem Volk, das jauchzen kann! Herr, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln«. Jesus, meine Sonne in der dunklen Nacht, Jesus, meine Wonne, wenn mir Freude lacht. Jesus, meine Liebe, du mein einzig Glück, nimmer wend ich wieder von dir weg den Blick! Du hast meine Seele wunderbar erquickt, deines Geistes Siegel tief mir eingedrückt. Deinen tiefen Frieden spür ich täglich nun, darf in deiner Liebe Stund um Stunde ruhn. In der Welt Gedränge, in der Sünde Streit, sind, Herr, deine Siege stets für mich bereit. Du willst für mich kämpfen, ich darf stille sein, mich in deine Gnade hüllen fester ein. Welch ein selig Leben in der dunklen Welt! Fröhlich darf ich jauchzen, weil mich Jesus hält. Niemand kann mich reißen, Herr, aus deiner Hand, bis du mich aus Gnaden bringst ins Heimatland. Als Erzieherin hat Caroline Rhiem viel für christliche Blätter geschrieben, meist selbst Erlebtes. Manches hat sie auch aus dem Englischen oder Französischen übersetzt. 1900 berief der Deutsche Frauen-Missions-Gebetsbund Caroline Rhiem zu seiner ersten Reisesekretärin. Bei diesen neu entstandenen Gebetsgruppen fühlte sie sich daheim. Eine Schwester von Caroline Rhiem war im Missionsdienst in Indien. Daher wusste sie, wie wichtig die Fürbitte ist. Bereits im ersten Jahr wurde sie in 80 Gebetskreise gerufen. Sieben Jahre versah sie dieses Amt, allerdings immer wieder durch Krankheit für längere Zeit unterbrochen. Sie wäre gerne Evangelistin gewesen, konnte aber wegen ihrer angegriffenen Gesundheit nur ihre seelsorgerlichen Gaben einsetzen. Sie musste lernen zu verstehen, wie sie selbst nach ihrem Ausscheiden schrieb: »Es kommt in unserem Leben nicht auf unsere Arbeit für den Herrn an, sondern es ist seine Arbeit an uns. Möchten wir alle immer mehr lernen, Ihm stille zu sein, damit Er uns zubereiten kann für seine Herrlichkeit.« 1941 ist sie heimgegangen. Caroline Rhiem Bekannte Lieder ^ ^ Juble, mein Herze, ich habe den Heiland gefunden Jesus, meine Sonne in der dunklen Nacht geboren am 17. Mai 1857 gestorben 1941 Magdalene Fritzsche und der Auf brach der Mädchenjugend Ein eindeutiges Lied sollte den Kurs bestimmen Es war eigentlich ungewöhnlich. An vielen Orten in Deutschland fingen junge Leute an, in der Bibel zu lesen. So entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts überall Mädchen-Bibelkreise für Schülerinnen. Es war ein besonderer geistlicher Aufbruch, als endlich auch der weiblichen Jugend Chancen zur Weiterbildung an Höheren Schulen angeboten wurden. Angeregt wurden die Gruppen an den Schulen meist durch aktive christliche Schülerinnen selbst, aber auch von Lehrern und Pfarrern, die mitwirkten. Im Mittelpunkt der Kreise stand das ernsthafte Bibelstudium, daneben gab es aber auch Wandern, Singen und fröhliche Gemeinschaft. Diese Mädchen-Bibelkreise setzten sich eindeutig und sichtbar von den Zielen der großen damaligen Jugendbewegung ab, die sich etwa im Wandervogel gefunden hat. Dieser Idealismus mit seiner ästhetisch-romantischen Jugendkultur sollte wenig später hart an der grausamen Realität des 1. Weltkriegs zerbrechen. Nach dem verlorenen Krieg und dem Zusammenbruch des Kaiserreichs kam es zu einem weiteren großen Aufbruch in der evangelischen Jugendarbeit. Die unvorstellbare wirtschaftliche Armut und die große äußere Not verstärkten dies. Die Mädchen-Bibelkreise aus 400 Städten in Deutschland schlossen sich 1919 zu einem Bund zusammen. »Wir haben rücksichtslos den Namen Bibelkreise für uns gewählt«, hieß es bei der Gründung, »den verhassten, verachteten Namen der Bibel auf unser Schild gesetzt. Nun ist klar, was wir wollen: Die Bibel zur Jugend bringen und die Jugend zur Bibel, zu Christus.« Erste hauptamtliche Vorsitzende wurde Magdalene Fritzsche. Sie wurde am 26. März 1894 in einer reichen Leipziger Fabrikantenfamilie geboren. Als eine fröhliche und aufgeschlossene junge Frau stellte sie sich ganz der Bewegung der Mädchen-Bibelkreise zur Verfügung. »Wer in die Geschichte des Reiches Gottes hereinbezogen wurde«, schrieb sie einmal, »für den brach mit dem neuen Königreich zugleich eine heilige Dienstpflicht an.« Zunächst gründete sie in Leipzig neue Bibelkreise. Dann wurde der 23-jährigen Magdalene Fritzsche in der MBK-Zentrale in Leipzig von der alten und erfahrenen Ada von Krusenstjerna die Schriftleitung der kleinen Zeitschrift Unser Blatt übertragen. Dort im Leipziger MBK-Haus wurde auch seit 1924 eine zweijährige Ausbildung an der MBK-Bibelschule zur Gemeindehelferin angeboten. Erste MBK-Frauen reisten mit der MBK-Mission nach China aus. Mit großem Durchblick und Klarheit erkannte Magdalene Fritzsche, wie die Jugend einen verlässlichen und bleibenden Lebensinhalt suchte. Mit ihrer lebendigen Natürlichkeit verwies sie immer klar und zeugnishaft auf die Bibel und auf Jesus Christus. Allein diese Mitte kann die Sehnsucht junger Menschen stillen. Es wird erzählt, 1924 sei in einem christlichen Jugendblatt ein Lied erschienen, in dem noch die alten idealistischen Vorstellungen der Jugendarbeit verherrlicht wurden: Mystisches Erlebnis des Religiösen im nächtlichen Wald oder im Schweigegottesdienst. Vergottung des Leibes und Weihen der Anthroposophie. Doch hier war die Antwort der Mädchen-Bibelkreise eindeutig: Nicht der natürliche Mensch der Religion, sondern der durch Jesus Christus neugeborene Mensch dringt allein zur Reinheit und zur Wahrheit durch. Umgehend sei deshalb Magdalene Fritzsche gebeten worden, für das Monatsblatt der weiblichen Jugend Unser Blatt auf die gleiche Melodie einen christlichen Text zu verfassen, der einladend und eindeutig von Jesus spricht. In kürzester Zeit sei ihr dies gelungen, und dieses Lied fand rasch Eingang in vielen Jugendkreisen. Gott ruft nach einer Jugend in sturmbewegter Zeit, die sich zu Gottes Streitern mit Leib und Seele weiht; doch nicht im eignen Wollen des Wesens Kräfte regt: Gott ruft nach einer Jugend, von Gottes Geist bewegt. Gott ruft nach einer Jugend, die für den Heiland brennt, die nicht nur mit den Lippen ihn »Herr und Meister« nennt. Nein, die in stiller Treue ihn fest im Herzen trägt: Gott ruft nach einer Jugend, von Gottes Geist bewegt. Gott ruft nach einer Jugend, die nicht ihr Leben liebt, die ihm, der’s ihr gegeben, es freudig wiedergibt; dass nur sein Reich er baue, sich ihm zu Füßen legt: Gott ruft nach einer Jugend, von Gottes Geist bewegt. Gott ruft nach einer Jugend, die nur nach Einem fragt: »Was willst du, dass ich tue?« Und alles ist gesagt. »Herr, nimm uns, deine Jugend, die tief das Sehnen hegt: Mach uns zu einer Jugend, von deinem Geist bewegt.« Zum 10-jährigen Jubiläum der MBK von 1919-1929 schrieb Magdalene Fritzsche in Unser Blatt von einer » ... Zeitspanne ungeheuren umstürzenden Geschehens, von schwindelnden idealistischen Höhen, aber auch von Krieg und Revolution, vom Materialismus und Säkularismus. »Wir standen mitten im Gewoge - aber wir hatten einen Felsen unter den Füßen. Mit der Losung vom Gekreuzigten und Auferstandenen standen wir jenseits alles dessen, was uns umbrandete.« 1931 heiratete Magdalene Fritzsche den Pfarrer Georg Muntschick und trat im Blick auf neue Aufgaben in den Gemeinden ihres Mannes von ihren Aufgaben im MBK zurück. Sie starb am 3. Dezember 1960 in Dresden. gestorben am 3. De; Magdalene Fritzsche geboren am 26. März 1894 Bekannte Lieder Gott ruft nach einer Jugend in sturmbewegter Zeit Hedwig von Redern und ihre Lieder für schlichte Leute Du weißt den Weg ja doch! »Lassen Sie nur! Mädchen sind auch zu etwas gut!« So tröstete der Berliner Generalsuperintendent Büchsei am Tauftag von Hedwig von Redern ihre Mutter. Hedwig war das älteste von fünf Kindern und wurde am 23. April 1866 im Herrenhaus von Wansdorf geboren. Die Mutter hätte gerne ihrem Mann .einen Sohn geboren, der später in der Spur des Vaters hätte Offizier werden müssen. Schon am darauffolgenden Tag musste der Vater mit seinem Regiment in den österreichischen Krieg. Und vier Jahre später im französischen Krieg war der Vater schon Brigadegeneral und dann Generalleutnant. Äußerlich lebte Hedwig von Redern, die aus einem Uradels-geschlecht stammte, nach dem Tod des Vaters 1886 in Berlin in ärmlichen Verhältnissen. Das Herrenhaus in Wansdorf war im Jahr darauf ein Raub der Flammen geworden. Damit hatte die Familie ihre Heimat verloren. Oft hat Hedwig von Redern im Leben etwas loslassen müssen, was ihr Gott aus der Hand nahm. Knotenpunkte nannte sie das. Das sind solche Stellen im Leben, an denen sich »Maschen und Knoten zur Vollendung des von Ewigkeit her vorausbestimmten Lebensplanes« verbinden. Sie wurde aber darüber nicht arm, sondern reich erfüllt. In unzähligen Diensten hat sie ihre Aufgabe gefunden: ln der Gemeinschaftsbewegung, in der Arbeit der Sonntagsschule, in der Seelsorge am Krankenhaus in Moabit, im CVJM, unter Berliner Polizisten und Zigeunern, im Deutschen Frauen-Mis-sions-Gebetsbund. Solche Zellenbildungen von Christen aus Kirche, Gemeinschaft und Freikirche waren für sie unentbehrliche Lebensäußerung zum Bau des Reiches Gottes. Sie gab eine Zeitschrift heraus mit schließlich 30 000 Abonnenten. Sie schrieb Verteilschriften für Kranke, Erzählungen, Hilfen zur Bibellese. Schwere Krankheit blieb ihr nicht erspart. Heftige Magenkrämpfe setzten ihr sehr zu. Auf ihrem Schreibtisch stand auf einem weißen Marmorkreuz das Wort: »Wenn du könntest glauben! Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.« Die eigentliche Kraft, die sie antrieb, war das Warten auf die Wiederkunft ihres Herrn Jesus Christus. Ihr Bruder schrieb später: »Ohne diese die ganze Bibel durchziehende Gewissheit wäre ja das Leben ohne Ziel, der Turm ohne Spitze.« Schlichte Lieder für schlichte Leute, so hat sie eins der Bändchen genannt, in denen sie ihre Verse veröffentlichte. Der Christenheit würde viel fehlen, wenn Hedwig von Redern als Frau nicht ihre Lieder gesungen hätte. Das bekannteste steht in der Gedichtsammlung Geborgen: Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl; das macht die Seele still und friedevoll. Ist’s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh, dass ängstlich schlägt das Herz, sei’s spät, sei’sfrüh. Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit, dein Plan ist fertig schon und liegt bereit. Ich preise dich für deiner Liebe Macht, ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht. Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht, und du gebietest ihm, kommst nie zu spät; drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug, du weißt den Weg für mich - das ist genug. Bekannt wurde dieses Lied durch die junge Marion von Klot. Sie hatte es zum ersten Mal am Neujahrstag 1916 in der St. Jakobikirche in der baltischen Hauptstadt Riga gesungen. Im April 1919 wurde sie von den Bolschewiken im Zentralgefängnis mit anderen deutschen Geiseln gefangen gehalten. Dort erlebte sie auch ihren 22. Geburtstag mit dem Bibelwort aus dem Herrnhuter Losungsbüchlein: »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.« Abend für Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, sang sie dieses Lied. Und es hörten sie die Gefangenen. Kurz vor der Befreiung durch deutsche Truppen wurde Marion von Klot und mit ihr 35 andere Gefangene erschossen. Von großer Glaubensgewissheit zeugt auch das andere bekannte Lied von Hedwig von Redern: Wir haben einen Felsen, der unbeweglich steht. Wir haben eine Wahrheit, die niemals untergeht. Wir haben Wehr und Waffen in jedem Kampf und Streit. Wir haben eine Wolke von Gottes Herrlichkeit Wir haben eine Speise, der Welt hier unbekannt. Wir haben einen Schatten im heißen Sonnenbrand. Wir haben eine Quelle, die niemals je versiegt, wir haben Kraft zum Tragen, die keiner Last erliegt. Wir haben einen Tröster voll heiliger Geduld, wir haben einen Helfer von liebevoller Huld. Wir haben eine Freude, die niemand von uns nimmt, wir haben eine Harfe, vom König selbst gestimmt. Wir haben eine Zuflucht in jedem Sturm und Not, wir haben einen Reichtum, der nie zu schwinden droht. Wir haben eine Gnade, die alle Morgen neu, wir haben ein Erbarmen, das mächtig ist und treu. Wir haben hier die Fülle, seitdem der Heiland kam, wir haben dort ein Erbe so reich und wundersam. Wir haben Glück, das leuchtend und unbeschreiblich ist, wir haben alles, alles in dir, Herr Jesus Christ. Spät an einem Abend brachte Hedwig von Redern folgendes Gedicht zu Papier: Du stehst am Platz, den Gott dir gab, dem Platz, den er dir zugedacht; dort nur bleibt er dein Schild und Stab, dort gibt er Frucht, dort wirkt er Macht. Will er dich segnen, sucht er dich nicht in der ganzen weiten Welt; er sucht dich nur an deinem Platz, dem Platz, wo er dich hingestellt. Bleib auf dem Platz, den Gott dir gab, und halte da in Treue aus; ist es ein Kreuz, steig nicht herab, ist’s Schmelzerglut, weich ihr nicht aus! Blick auch nicht seufzend rechts und links, scheint er verborgen, irdisch, klein; auf diesem Platz, den Gott dir gab, will er durch dich gepriesen sein. Was du versäumst an deinem Platz, auch wenn es niemand ahnt und sieht, das bringt um einen Segensschatz vielleicht ein Cott geliebtes Glied. Bedenk’s, den Platz, den Gott dir gab, kann niemand füllen als nur du; es ist nicht gleich, ob du dort stehst, denn grade dich braucht er dazu. Hedwig von Redern musste lange und schwere Krankheitsjahre durchleiden, bis ihr Herr sie am 22. Mai 1935 im Alter von 69 Jahren heim rief. Ihr letzter Wunsch konnte erfüllt werden: Die von vielen verachteten und gehassten Zigeuner, die sie im Alter beim Evangeliumsdienst der Berliner Stadtmission noch mitbetreut hatte, sangen an ihrem Grab das von ihr aus dem Englischen übersetzte Lied: Wenn nach der Erde Leid, Arbeit und Pein ich in die goldenen Gassen zieh ein, wird nur das Schaun meines Heilands allein Grund meiner Freude und Anbetung sein. Das wird allein Herrlichkeit sein, wenn frei von Weh ich sein Angesicht s eh! Bekannte Lieder und Ge-,.,,^ Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl Wir haben einen Felsen, der unbeweglich steht Du stehst am Platz, den Gott dir gab Hedwig von Redern geboren am 23. April 1866 gestorben am 22. Mai 193c *1 Das helle Leuchten der Ewigkeit im Leben der Marie Schmalenbach Tropfen aus dem Wüstenquell Marie Emilie Huhold wurde am 23. Juni 1835 als drittes von elf Kindern einer Pastorenfamilie in Holtrup im Kreis Herford geboren. Sieben Geschwister starben früh. Marie genoss eine gute Schulbildung, sprach sehr gut Englisch, hatte auch gute Kenntnisse in Latein und Französisch. Nach Abschluss ihrer Schulzeit wurde sie durch vermögende Verwandte in Hamburg in das Kulturleben mit Konzerten, Theater und Oper eingeführt. Im Alter von 21 Jahren heiratete sie den vier Jahre älteren Theodor Schmalenbach, damals noch Hilfsprediger, später dann Pfarrer und Superintendent, zunächst in Minden, dann in Mennighüffen in der Nähe von Bad Oeynhausen. Theodor Schmalenbach gehörte zu den bedeutendsten Predigern des Erweckungsgebiets im Minden-Ravensberger Land. Es waren betont biblische Predigten, die den Hörer unmittelbar anspra-chen und nicht mehr losließen. Die Pastorenfrau Marie Schma-lenbach hat später einmal geschrieben: »An den Predigten meines Mannes hatte ich von Anfang an sehr viel. Sie machten mir das Herz so warm, dass unter ihrem Einfluss viele meiner Lieder entstanden sind.« 1882 brachte der mit der Familie befreundete Verleger Bertelsmann eine 260-seitige Sammlung von Marie Schmalen-bachs Gedichten unter dem Titel Tropfen aus dem Wüstenquell heraus. Sie fand aber wenig Anklang. Eines der darin enthaltenen Lieder aber machte die Dichterin weit über den deutschen Sprachraum hinaus bekannt. Pastor Karl Kuhlo, Sohn eines Kantors und wie Marie Schmalenbach ebenfalls ein Ravensberger, half dazu mit einer besonders eindrücklichen Melodie. Das Lied war 1879 in großer Anfechtung durch schwere Krankheitsnot entstanden. Brich herein, süßer Schein seiger Ewigkeit! Leucht in unser armes Leben, unsern Füßen Kraft zu geben, unsrer Seele Freud. Hier ist Müh morgens früh und des Abends spät, Angst, davon die Augen sprechen, Not, davon die Herzen brechen; kalter Wind oft weht. Jesus Christ, du nur bist unsrer Hoffnung Licht; stell uns vor und lass uns schauen jene immer grünen Auen, die dein Wort verspricht. Ewigkeit, in die Zeit leuchte hell hinein, dass uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheine, selge Ewigkeit! Marie Schmalenbach war kränklich. 25 Jahre lang litt sie an einem schweren Nervenleiden, das ihr das Sprechen fast unmöglich machte. Sie erlebte manches Schwere. Ein Sohn starb schon als Kleinkind, eine Tochter mit 23 Jahren. 1901 starb ihr Mann nach schwerem Leiden. Sie selbst starb am 10. März 1924 im hohen Alter von 88 Jahren und wurde in Mennighüffen in einem weißen Sarg beerdigt. Eine Leichenrede hatte sie sich verbeten. Nur das wollte sie: »Gottes Wort mag reichlich verlesen werden!« ff gestorben am 10. M;' Marie Schmalenbach geboren am 23. Juni 1835 Bekannte Lieder Brich herein, süßer Schein seiger Ewigkeit! Die mütterliche Schriftstellerin Dora Rappard-Gobat Völlige Übergabe des Willens an den Herrn In reiche Traditionen wuchs Dora Gobat hinein, als sie am 1. September 1842 auf der Mittelmeerinsel Malta geboren wurde. Ihr Vater Samuel Gobat war Missionar in Abessinien, dem heutigen Äthiopien, gewesen. In Malta begann er mit der Übersetzung der Bibel ins Arabische, bis er 1846 von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum evangelischen Bischof von Jerusalem berufen wurde. Er gründete in Palästina evangelische Gemeinden, Schulen, Waisenhäuser und Krankenhäuser. Ihre Mutter Marie Zeller stammte aus Beuggen bei Rhein-felden, wo ihr Vater Christian Heinrich Zeller im Schloss der Ordensritter ein bedeutendes diakonisches Projekt zur Rettung verarmter Straßenkinder und eine dazugehörende Bildungsanstalt für Armenlehrer aufgebaut hatte. Es war eine glückliche Kindheit in Jerusalem, obwohl die Stadt unter den Türken damals sehr verarmt war. Die vielen Begegnungen mit Missionsleuten im gastlichen Elternhaus weiteten ihren Blick. Mit zehn Jahren erhielt sie eine vierjährige Ausbildung im Mädcheninternat der Brüdergemeine in Mont-mirail in der Schweiz, um neben der französischen Sprache auch französische Umgangsformen zu lernen. Wieder zurück in Jerusalem bildete sie sich selbst weiter in der Bibliothek des Vaters. Nie hat sie eine Hochschule besucht, sondern all ihr Wissen im Selbststudium erworben. Durch ein persönliches Bekehrungserlebnis kam sie vom Kinderglauben zum bewussten Glauben an Jesus Christus. Besondere Schwerpunkte ihres späteren Verkündigungsdienstes wurden die Evangelisation und die Heiligung des Lebens in der Nachfolge von Christus. Was sie dabei erfüllte, spricht das Lied des weit gereisten amerikanischen Redners Dr. Wilbur F. Crafts aus, das sie ins Deutsche übersetzte: Ich blicke voll Beugung und Staunen hinein in das Meer seiner Gnad und lausche der Botschaft des Friedens, die er mir verkündiget hat. Refrain: Sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein. Mein Wille gehört meinem Gott; ich traue auf Jesus allein. Wie lang hab ich mühvoll gerungen, geseufzt unter Sünde und Schmerz! Doch als ich mich ihm überlassen, da strömte sein Fried in mein Flerz. Refrain Sanft hat seine Hand mich berühret; er sprach: »O mein Kind, du bist heil!« Ich fasste den Saum seines Kleides: Da ward seine Kraft mir zuteil. Refrain Der Fürst meines Friedens ist nahe; sein Antlitz ruht strahlend auf mir. O horcht seiner Stimme; sie rufet: »Den Frieden verleihe ich dir!« Refrain Im Alter von 19 Jahren lernte sie als Gemeindehelferin in der Pfarrei ihres Bruders in Südengland, Nähe Southampton, die Welt mit ihren dunklen Schattenseiten kennen. Wieder nach Jerusalem zurückgekehrt übernahm sie die Leitung einer Schule für moslemische, orthodoxe, jüdische und evangelische Mädchen, die ihr Vater gegründet hatte. Das war keine leichte Aufgabe. Gesundheitlich machten ihr Kopfschmerzen, die auf eine frühere Hirnhautentzündung in der Kindheit zurückgingen, und ein Kehlkopfleiden zu schaffen. So musste sie bald den Dienst in der Mädchenschule aufgeben. 1867 heiratete sie Heinrich Rappard, einen Missionar in Ägypten, der von der Pilgermission St. Chrischona bei Basel in der Schweiz ausgesandt war. Ein Jahr später bekam er den Ruf, als Inspektor nach St. Chrischona zu kommen. Als seine Ehefrau entfaltete Dora Rappard dort ihre großen Gaben als demütige Gehilfin ihres Mannes, geduldige Seelsorgerin und Anstaltsmutter, die in vielen Bereichen Verantwortung übernahm. Dadurch wurde sie eine der bedeutendsten Frauen der Gemeinschaftsbewegung. Sie betrachtete es als höchste Würde der Frau, »nicht eine Regentin, sondern eine wahre und echte Gehilfin zu sein«. Mit kurzen Unterbrechungen waren die 55 Jahre auf St. Chrischona ihre Lebensaufgabe. Bekannt wurde Dora Rappard-Gobat als vielfache Buchautonn, Bibellehrerin, aber auch als Übersetzerin bekannter Lieder, so auch von der erblindeten Fanny Crosby: Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust, ruhend in seiner Liebe, da find ich Himmelslust. Mit holder Hirtenstimme ruft mir mein Heiland zu: »Lass ab vom eignen Ringen, an meinem Herzen ruh!« Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust, ruhend in seiner Liebe, da find ich Himmelslust. Sicher in Jesu Armen, los von der Sorge Qual, sicher in der Versuchung durch Jesu Wundenmal! Frei von dem Druck des Kummers, frei von des Zweifels Pfad, nur noch ein wenig Prüfung, nur etwas Tränensaat! Sicher in Jesu Armen, los von der Sorge Qual, sicher in der Versuchung durch Jesu Wundenmal! Jesus, des Herzens Zuflucht, Jesus, du starbst für mich! Sicher auf diesen Felsen stütz ich mich ewiglich. Hier will ich stille warten, bis dass vergeht die Nacht, bis an dem goldnen Ufer leuchtend der Tag erwacht. Jesus, des Herzens Zufluchtjesus, du starbst für mich! Sicher auf diesen Felsen stütz ich mich ewiglich. Den Eheleuten Rappard wurden zehn Kinder geschenkt. Dora Rappard-Gobat wollte ganz bewusst Familienmutter sein. Sie hatte sicher erkannt, dass dies nicht nur das schönste Amt ist, sondern auch, dass Mütter das Schicksal ihrer Söhne sind. Nicht nur ihr Vorbild, sondern auch ihre vielen Dienste in der Frauenarbeit haben unzählige Menschen tief geprägt. Aber auch schweres Leid hat sie erlebt. Zwei Kinder starben bald nach der Geburt, der älteste Sohn als Student. Ihr Mann starb 1909 während einer Dienstreise. 14 Jahre war sie Witwe, ehe sie am 10. Oktober 1923 auf St. Chrischona verstarb. Gern gesungen wird von den vielen Liedern, die sie gedichtet hat: 0 du Lamm Gottes, du hast auf Golgatha herrlich gesieget. Amen, Halleluja! Du hast erworben Heil für die ganze Welt und hast aufs völligste gezahlt das Lösegeld. Du riefst mit lauter Stimm durchs Todes Nacht: »Es ist vollbracht! Es ist vollbracht!« 0 Wort des Lebens, hier kann mein Glaube ruhn, auf diesen Felsen kann ich mich gründen nun. Ewig vollkommen ist unsers Gottes Heil; nimm es, o Sünder, an, so wird dir’s ganz zuteil; nichts kannst du machen mehr, er hat’s gemacht: Es ist vollbracht! Es ist vollbracht! 0 Wort des Sieges! Wenn mir der Satan naht, blick ich zum Helden, der ihn zertreten hat. In Jesu Wunden bin ich erlöst und frei, sein lauter Todesruf ist nun mein Siegesschrei. Nicht soll mich fesseln mehr des Feindes Macht. Es ist vollbracht! Es ist vollbracht! Jesus, mein Heiland, dir sag ich Preis und Dank! O Überwinder, hör meinen Lobgesang! In deine Gnade hüll ich mich tief hinein, in deinem teuren Blut bin ich gerecht und rein. Ehr sei dem Lamm, das rief da es geschlackt: »Es ist vollbracht! Es ist vollbracht!« Dora Rappard-Gobat geboren am 1. September 1842 gestorben am 10. Oktober 1923 •) Bekannte Lieder Ich blicke voll Beugung und Staunen Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust 0 du Lamm Gottes, du hast auf Golgatha Johanna Meyer kämpfte für die Befreiung der Alkoholabhängigen Lieder müssen einen festen Halt gegen die Sucht bieten Bei einer Auslandsreise nach Frankreich und England, im Anschluss an sein Theologiestudium, lernte der Schweizer Louis-Lucien Rochat Abstinenzler kennen. Das waren Christen, die keine alkoholischen Getränke zu sich nahmen, sondern enthaltsam lebten. Bisher hatte Louis Rochat geglaubt, Alkohol sei aus Gesundheitsgründen für den Menschen unentbehrlich. Zusätzlich wurde ihm durch Gespräche mit einem Trinker plötzlich klar, dass nur völlige Enthaltsamkeit der einzige Weg zur Rettung der Alkoholabhängigen sein kann. Auf seiner ersten Pfarrstelle im Schweizer Waadtland erlebte er erschütternd, was die Trunksucht unter der armen Landbevölkerung und unter Arbeitern anrichtete. In kurzer Zeit hatte sich damals in der Schweiz der Schnapsverbrauch verdoppelt. Von da an gehörten für Pfarrer Louis-Luden Rochat Evangelium und Abstinenz - mit Jesus und ohne Alkohol - untrennbar zusammen. Am 21. September 1877 lud Pfarrer Rochat in Genf zu einer öffentlichen Enthaltsamkeitsversammlung ein. Das Thema hieß: Die Trunkenheit und ihr wahres Heilmittel. Allein die frohe Botschaft von Jesus kann dem Suchtabhängigen die nötige Kraft zur völligen Enthaltsamkeit geben. Am Schluss seines Vortrags rief er die Teilnehmer zur Unterzeichnung einer Enthaltsamkeitserklärung auf. 26 Personen waren dazu bereit: Der Bund des Blauen Kreuzes war entstanden. In dieser Arbeit hat die Schweizer Lehrerin Johanna Meyer ihre großen Gaben auf einmalige Weise entfalten können. Sie war am 2. April 1851 in Schangnau im Schweizer Emmental als älteste Tochter des Pfarrers Johann Ludwig Albert Meyer geboren. Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit den Kindern nach Bern. Dort unterrichtete Johanna Meyer nach ihrer Lehrerausbildung lange Jahre an der Freien Mädchenschule. Sie war sehr begabt, sprach auch fließend Französisch, Italienisch und Englisch. Einer der führenden Leiter der Blaukreuzarbeit in der Schweiz, Pfarrer Arnold Bovet, gewann Johanna Meyer als seine wichtigste Mitstreiterin. Neben ihrer führenden Mitarbeit in den Sonntagsschulen hat sie hier ihre ehrenamtliche Lebensaufgabe gefunden. Ihre eindrückliche Dichtergabe konnte sie hier verwirklichen. Pfarrer Arnold Bovet sammelte überall bewährte Melodien und bat dann Johanna Meyer, dazu Verse zu dichten. Aber auch beim Übersetzen von Liedern aus dem Englischen und Französischen war ihre große Übersetzergabe gefragt. Menschen, die in der totalen Finsternis ihres Lebens wunderbare Befreiung von der Sucht erlebten, brauchen einfache Lieder, in denen ihr Glaube an Jesus Festigkeit gegen alle eigene natürliche Hinfälligkeit und Schwäche des Herzens bekommt. Darin fand Johanna Meyer ihre Lebensaufgabe: diesen schwer Leidenden und ihren Angehörigen den festen Anker zu geben, an dem sie tragfähigen Halt fanden. Mag sein, dass manchen nur gewohnheitsmäßig dahinlebenden Christen diese kräftige Sprache fremd ist, weil sie nicht erkannt haben, wie nötig eindeutige Buße und völlige Erlösung gegen die Macht des Bösen sind. Von den 49 Liedern von Johanna Meyer, die damals im Liederbuch des Blauen Kreuzes standen, ist unter anderen dieses von ihr selbst verfasst: Jesus kam, uns zu erlösen, preiset den Herrn! Er zertrat die Macht des Bösen, preiset den Herrn! Sünder, ihr habt nichts zu tun, als die Gnade zu erfassen, und euch reinigen zu lassen; preiset den Herrn! Selber kann man’s nicht erzwingen, preiset den Herrn! Jesus nur kann es vollbringen, preiset den Herrn! Er nahm mir die Fesseln ab, hat dafür ein neues Leben, Kraft und Frieden mir gegeben; preiset den Herrn! Allen ist das Heil erschienen, preiset den Herrn! Keiner muss dem Laster dienen, preiset den Herrn! Keiner muss verloren gehn! Sagt es allen hier auf Erden: Wer da will, kann selig werden, preiset den Herrn! 24 von ihr ins Deutsche übersetzte Lieder finden sich im alten Buch der Reichslieder. Darunter auch dieses von Bramwell Booth, dem Sohn des Gründers der Heilsarmee: Erforsche mich, Jesus, mein Licht, durchleuchte mein Innerstes mir! Mein eignes Bemühen taugt nicht. Ich nahe mich willig, ich nahe mich willig, ich nahe mich dir Was soll mir die Welt und ihr Spiel? Sie gab weder Trost mir noch Ruh. Ich habe ein höheres Ziel: Mein Kleinod, o Jesus, mein Kleinod, o Jesus, mein Kleinod bist du. Ich gebe mein Liebstes dir her; mein alles auf Erden sei dein. Was frag ich nach Irdischem mehr? Du selbst, o Herr Jesus, du selbst, o Herr Jesus, du selbst bist ja mein. Im Glauben erfasse ich dich; ich weiß es und traue dir’s zu: du reinigst und heiligest mich. Du kannst mich erretten, du willst stets erretten, allmächtig bist du. Dir, Jesus, sei Lob und sei Ehr! Du bist meine Kraft, meine Ruh. Du hältst mich, was will ich noch mehr? Du kannst mich bewahren, du willst stets bewahren, allmächtig bist du! Weitere bekannte und von ihr übersetzte Lieder sind: »Brüder noch gilt es zu retten«; »Fest und treu wie Daniel war«; »Licht nach dem Dunkel«. Von 1897 bis 1915 lebte Johanna Meyer in Schoren bei Langenthal im Kanton Bern, dann bis zu ihrem Tod in Stein am Rhein. Dort ist sie am 9. Dezember 1921 heimgegangen und auch dort begraben. Johanna Meyer geboren am 2. April 1851 gestorben am 9. Dezember 1921 •) Bekannte Lieder Jesus kam, uns zu erlösen Erforsche mich, Jesus, mein Licht Wie Annie Sherwood Hawks ihr schönstes Lied niederschrieb Ich kann gar nichts mehr ohne Jesus! Annie Sherwood Hawks dichtete über 400 Lieder. Schon mit 14 Jahren schrieb sie Gedichte. Aber ihr bekanntestes Lied wurde ihr im Alter von 37 Jahren geschenkt. So hat sie es selbst empfunden und kurz vor ihrem Tod im Alter von 83 Jahren erzählt: »Ich kann mich noch gut des Morgens vor vielen Jahren erinnern, als ich mitten in meinen täglichen Hausarbeiten vom Gefühl der Nähe meines Meisters erfüllt wurde. Ich wunderte mich, wie ich überhaupt - ob in Freude oder im Leid - je leben könnte. >lch brauch dich jede Stundeh Diese Worte kamen mir blitzartig in den Sinn. Ich saß am Fenster in der lauen Luft eines hellen Junitages. Ich griff einen Bleistift. Und so schnell wurden die Worte niedergeschrieben, wie sie jetzt gesungen werden.« Ich brauch dich allezeit, du gnadenreicher Herr, dein Name ist mein Hort, dein Blut mein Freudenmeer. Refrain: Ich brauch dich, o ich brauch dich, Jesu, ja, ich brauch dich, ich muss dich immer haben, Her?', segne mich! Ich brauch dich allezeit, o Jesu, steh mir bei, dass ich bis in den Tod dir bleibe stets getreu! Refrain Ich brauch dich allezeit, in Freude wie im Leid; du bist mein Sonn und Schild jetzt und in Ewigkeit. Refrain Ich brauch dich allezeit, führ mich nur, wie du willst; ich harre auf dein Wort, bis du es ganz erfüllst. Refrain Ich brauch dich allezeit, Herr Jesu, Gottes Sohn; mit dir ererb ich einst des ewgen Lebens Krön. Refrain Das war im Jahr 1872. Das Lied greift zurück auf die Worte von Jesus Christus im Johannes-Evangelium, Kapitel 15, Verse 4 und 5: »Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.« Das Lied wurde rasch weit bekannt. Dafür sorgte Dr. Robert Lowry, Pastor der Baptistengemeinde in Brooklyn, zu der auch Anni Sherwood Hawks und ihr Mann seit ihrer Heirat 1860 gehörten. Pastor Lowry war ein anerkannter Liederdichter und Komponist. 500 Melodien gehen auf ihn zurück. Er unterstützte und förderte die junge Dichterin von Anfang an. Als Annie Sherwood Hawks ihm das Lied gab, setzte er sich kurz an seine kleine Orgel und komponierte dazu die in vielen Ländern gesungene Melodie. Schon ein Jahr später veröffentlichte Dr. Robert Lowry dieses Lied in seiner Liedersammlung Königliches Diadem. Der methodistische Pastor Ernst Gebhardt schuf die deutsche Übersetzung. »Anfangs habe ich nicht begriffen, warum ausgerechnet dieses Lied die Menschen so tief berührte«, schrieb Annie Sherwood Hawks einmal. »Erst als ein Schatten auf meinen Weg hei, der Schatten des großen Verlustes, dann erst konnte ich etwas von der tröstenden Kraft dieser Worte verstehen.« Das war im Jahr 1888, als ihr Mann verstarb. Der bekannte amerikanische Evangelist Dwight L. Moody war kein musikalischer Mensch. Er wusste aber um die große Aussagekraft des Liedes und die mächtige Wirkung der Musik im Herzen von Menschen. Als er und sein Sänger Ira Sankey dieses Lied entdeckten, setzten sie es bei unzähligen Großevangelisationen als besonderen Höhepunkt ein. So wurde es bei den Evangelisationsabenden bei der Weltausstellung von Chicago im Jahr 1893 gesungen und bewirkte Großes bei vielen Menschen. Annie Sherwood Hawks war am 28. Mai 1836 in Hoosick, New York, geboren. Sie starb am 3. Januar 1918 in Bennington, Vermont, wo ihre Tochter mit Familie lebte, und ist auf dem Rural Cemetery in Hoosick, New York, beerdigt. Annie Sherwood Hawks geboren am 28. Mai 1836 gestorben am 3. Januar 1918 Bekannte Lieder Ich brauch dich allezeit, du gnadenreicher Herr Freda von Bethrnann-Hollweg und die jungen Bibelschülerinnen Wann wirst du wiederkommen, du heller Morgenstern? Als Tochter des Grafen Arnim-Boitzenburg ist Freda am 17. April 1842 in der Stadt Posen geboren. Ihr Vater war Oberregierungspräsident der damals zu Preußen gehörenden Provinz Posen. 1870 heiratete sie den Rittergutsbesitzer Theodor von Bethrnann-Hollweg. Sie lebten auf dem Gut in Runowo. Dort kam es im Jahr 1893 zu einer geistlichen Erweckung. Auch Freda von Bethrnann-Hollweg wurde davon ergriffen und fand zum lebendigen Glauben in der Nachfolge von Jesus. Als Kirchenpatronin sorgte sie dafür, dass in Runowo ein Kirchspiel mit einem eigenen Pfarrer errichtet wurde. Sie ermöglichte auch den Bau eines Pfarrhau- ses und schenkte der Gemeinde einen Betsaal, der auch für die Jugendunterweisung der Konfirmanden benützt wurde. Auch eine Kleinkinderschule richtete sie ein und kümmerte sich liebevoll um Arme und Kranke. Nach 16-jähriger Ehe starb ihr Mann. Als ihr Sohn 1899 die Verwaltung des Guts übernahm, zog die Witwe nach Berlin und sieben Jahre später nach Freienwalde an der Oder. Um die Jahrhundertwende entstand der Deutsche Frauen-Missions-Gebetsbund. Eigentlich hatte niemand auch noch für diese Aufgabe Zeit. Aber Pastor Lohmann in Frankfurt legte es den Frauen ans Flerz: »Wisst ihr, ihr Frauen gehört an die Front! Ihr Frauen müsst für die Mission beten!« So nahmen sich Frauen Zeit und trafen sich zum Gebet für die Mission. Außer der Fürbitte für die Missionarinnen im Ausland und der Bitte, Gott möge Arbeiterinnen in seine Ernte berufen, ging es in den Gruppen um eine Vertiefung des Glaubens. Man wollte auch bislang auf der Seite stehende Frauen zur Mitarbeit gewinnen. Freda von Bethmann-Hollweg war von der Gründung im Jahr 1900 an bis 1915 die Vorsitzende der vielen Gebetsgruppen, die für die äußere Mission eine wichtige Bedeutung bekamen. Bei einem Besuch in der Bibelschule Malche, wo sich auch das Büro des Gebetsbundes befand, war sie tief beeindruckt von den fröhlichen jungen Studentinnen, wie sie beim Anfang eines neuen Bibelkurses in den Saal einzogen. Nach einer Bibelstunde über die Wiederkunft von Jesus Christus wurde ihr dies zum Gleichnis und sie dichtete die Verse: Es pilgert durch die Lande erlöst die selge Schar, in ihren Reihn tönt leise ein Lied, gar wunderbar. Es klingt im Land der Tränen wie lauter Jubelklang, es singt, trotz tiefem Sehnen, von Sieg der Lobgesang. Es ist das Lied vom Lamme, das herrlich neue Lied, das von dem Kreuzesstamme durch Ewigkeiten zieht, das Lied von Jesu Wunden, von Jesu Sieg und Macht, wie er ein Heil erfunden, das hier schon selig macht. Und wo sich Seelen finden, die einen stimmend an, das ewge Lied vom Lamme, von dem, was er getan; die andern singen’s weiter, es braucht der Worte nicht, sie kennen sich am Liede, am leuchtenden Gesicht. O selges Lied vom Lamme, wann singen wir’s beim Herrn? Wann wirst du wiederkommen, du heller Morgenstern? 0 sammle bald die Deinen, ja, Herr, mach uns bereit zu singen dir, dem Lamme, in alle Ewigkeit. Im Jahr 1911 kehrte Freda von Bethmann-Hollweg wieder an ihren Witwensitz in Runowo zurück. Nach langer und schwerer Krankheit ging sie dort am 30. November 1916 heim. Sie wurde in der Familiengruft in Burg Rheineck bei Niederbreisig am Rhein beigesetzt. Freda von Bethmann-Hollweg geboren am 17. April 1842 A gestorben am 30. N< Bekannte Lieder Es pilgert durch die Lande erlöst die selge Schar Anna B. Warners Lied weltweit in fast allen Sprachen Jesus liebt mich ganz gewiss! Heute ist das schöne alte Haus, in dem Anna und ihre Schwester Susan Warner lebten, ein Nationaldenkmal und erinnert an die beiden Schwestern und die Geschichte der Vereinigten Staaten. Hs hegt am Westufer des Hudson-Flusses unmittelbar bei der traditionsreichen Militärakademie West Point nördlich von New York. Eine Mauer des Hauses stammt noch aus der alten Zeit des Unabhängigkeitskrieges unter General Washington. Der Vater Henry Warner war ein erfolgreicher und prominenter Rechtsanwalt in New York und hatte die Insel, auf der das Haus steht, als Sommersitz ausgebaut. Als er aber in der großen Wirtschaftskrise 1837 all sein Geld verlor, verkaufte die Familie ihr schönes Haus in New York und zog sich ganz auf das Anwesen am Westufer des Hudson-Flusses bei West Point zurück. Anna Warner, die am 31. August 1827 geboren wurde, war damals 10 Jahre alt, ihre Schwester Susan 15 Jahre. Schon bald versuchten die Töchter, selbst Geld zu verdienen. Das gelang ihnen mit damals im 19. Jahrhundert sehr beliebten Büchern, insgesamt 18 Romanen, die sie schrieben. Annas besonderes Anliegen aber war das Schreiben von Liedern. Sie gab zwei Liederbücher heraus. Das am meisten verbreitete Lied von ihr, das in viele Sprachen übersetzt wurde und von Kindern weltweit gerne gesungen wird, findet sich in einem Bestseller, Say and seal, der 1859 veröffentlicht wurde: Jesus liebt mich, ganz gewiss; denn die Bibel sagt mir dies. Alle Kinder schwach und klein, lädt er herzlich zu sich ein. Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies. Jesus liebt mich, denn sein Blut floss am Kreuz auch mir zugut. Er wäscht mich von Sünden rein, wenn ich zu ihm kehre ein. Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies. Jesus liebt mich, wenn kein Mann meine Krankheit heilen kann; wachend sieht sein Aug auf mich, winkt mir zu: »Ich liebe dich!« Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies. Jesus liebt mich! Er, mein Hirt, führt mich recht, wenn ich verirrt. Bleib’ ich hier auf Erden sein, führt er mich zum Himmel ein. Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies. Das Lied wurde von dem Deutsch-Amerikaner Ludwig Sigismund Jacoby ins Deutsche übertragen. Er stammte ursprünglich aus einer frommen jüdischen Familie in Mecklenburg. Nachdem er in USA zum Glauben an Jesus Christus fand, wurde er als erster Missionar der bischöflichen Methodistenkirche nach Deutschland entsandt. Von Bremen aus leitete er strategisch die große Aufbauarbeit der Freikirche bis in die Schweiz und nach Frankreich hinein. Das Lied ist auch in dem von Anna Warner 1862 herausgegebenen Liederbuch enthalten. Wie so oft bei Liedern, trat auch dieser Song erst seinen Siegeszug mit der Melodie an. Als William B. Bradbury die Verse sah, schuf er die Melodie, die in kurzer Zeit überall in den Vereinigten Staaten, ja in der ganzen Welt gesungen wurde. Bis zu ihrem Tod am 22. Januar 1915 lebte Anna Bartlett Warner in diesem Haus, das heute mit der originalen Einrich- tung der Familie Warner ein Museum ist, das man besichtigen kann. Die beiden Schwestern unterrichteten an den Sonntagen nachmittags Bibelklassen, die von jungen Kadetten aus der traditionsreichen Militärakademie West Point am Westufer des Hudson in New York besucht wurden. Für sie dichtete Anna B. Warner immer neue Lieder. 40 Jahre lang leiteten Susan und Anna zusammen diese Bibelkurse für die Kadetten der Militärakademie West Point, die aus allen Teilen der Vereinigten Staaten kamen. Die Schwestern wurden als einzige Zivilisten auf dem Militärfriedhof mit militärischen Ehren beigesetzt. Nicht nur die Kinder, auch erwachsene Christen brauchen das Evangelium manchmal schlicht und direkt, damit die Botschaft ihre Herzen erreichen kann. Ähnlich wurde es auch durch das Singen von Chorussen und Kanons versucht. Als in der schlimmen Christenverfolgung unter Mao Tse Tung in China alle Kirchen geschlossen wurden und keine Nachrichten darüber ins Ausland möglich waren, schickten Christen der Hauskirchen eine Botschaft: Den »ganz-gewiss-Leuten« geht es gut. Die Zensurbehörden schöpften bei dem Kontrollieren des Briefes keinen Verdacht und ließen die Nachricht passieren, die viele Missionsfreunde tröstete. Bekannt wurde von Anna B. Warner auch das Lied, das der in London tätige Pfarrer Theodor Kühler ins Deutsche übertragen hat: Ein Tagwerk für den Heiland, das ist der Mühe wert! Die Welt wird kleiner, das Herz wird reiner, das ist’s, was er beschert! Was er uns heißt, gibt er durch seinen Geist. Ein Tagwerk für den Heiland! Wie groß ist der Beruf! Es ist kein Zwingen, es ist ein Dringen der Liebe, die mich schuf. Ich bin nicht mein, mein Alles ist ja sein. Ein Tagwerk für den HeilandI Oft wird man freilich matt: Doch gibt er Stärke zu seinem Werke, steht bei mit Rat und Tat. Der treue Herr hilft immer mehr und mehr. Ein Tagwerk für den Heiland! O wirket immerzu! Trotz Weltgetümmel ist man im Himmel, hat in der Unruh Ruh. Herr, hilf du mir noch fleißig wirken hier! Anna B. Warner geboren am 31. August 1827 gestorben am 22. Januar 1915 •) Jesus liebt mich, ganz gewiss Ein Tagwerk für den Heiland, das ist der Mühe wert! Bekannte Lieder Das Werk, das der blinden Fanny Crosby anvertraut war Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt In armen, ländlichen Verhältnissen in Southeast im Staat New York wurde Frances Jane Crosby am 24. März 1820 geboren. Bei dem sechs Wochen alten Baby entzündeten sich die Augen. Ein Pfuscher verordnete heiße Umschläge. Erst nach und nach stellten die erschrockenen Eltern fest, dass dadurch das Kind sein Augenlicht verloren hatte. Als Fanny ein Jahr alt war, verstarb zu allem Unglück auch noch der Vater. Als Witwe musste die Mutter jetzt Geld verdienen. So wuchs Fanny bei ihrer Großmutter auf. Die beschrieb ihr alles, was das kleine Mädchen seiner Blindheit wegen nicht sehen konnte: Das Sonnenlicht, die Blumen und Tiere, die Wolken am Flimmel. Gleichzeitig stärkte sie den Glauben des Kindes und sein Ver- trauen auf Gott. Ganze Kapitel der Bibel lernte das Kind schon auswendig. Hs war nicht leicht für Fanny, als sie mit 15 Jahren ihre vertraute Umgebung verlassen musste. Sie kam in die neu gegründete Blindenschule in New York und arbeitete dort anschließend noch 15 Jahre als Lehrerin. Zusammen mit anderen Blinden wurde sie im Alter von 23 Jahren nach Washington eingeladen, um vor Regierungsvertretern die Möglichkeiten der Schulbildung von Behinderten zu erklären. Fanny war die erste Frau in Amerika, die öffentlich vor dem Senat sprechen durfte. Großen Eindruck hat sie mit ihrer gewinnenden Persönlichkeit und mit ihren Gedichten gemacht. Mit mehreren amerikanischen Präsidenten war sie zeitlebens befreundet. Im Alter von 30 Jahren hat sie sich ganz bewusst bei einer Evangelisation in einer Methodistenkirche bekehrt. Fanny Crosby verfasste etwa 1 000 populäre weltliche Gedichte, die sie damals in den Vereinigten Staaten zu einer der bekanntesten Frauen machte. Daneben schrieb sie mehr als 8000 geistliche Lieder, von denen einige von Ernst Gebhardt oder Dora Rappard ms Deutsche übertragen wurden. Wenn manchmal Fanny Crosby wegen der literarischen Qualität ihrer Dichtungen kritisiert wurde, konnte sie sagen: »Ich schreibe doch für ganz normale, einfache Leute, so wie sie uns im Leben begegnen.« Überall auf der Welt fand dieses Lied von ihr bei Christen Eingang: O Gott, dir sei Ehre, der Großes getan! Du liebtest die Welt, nahmst der Sünder dich an! Dein Sohn hat sein Leben zum Opfer geweiht. Der Himmel steht offen zur ewigen Freud. Refrain: Preist den Herrn! Erde, hör diesen Schall! Preist den Herrn! Völker, freuet euch all! O kommt zu dem Vater! ln Jesus wir nahn, und gebt ihm die Ehre, der Großes getan! O große Erlösung, erkauft durch sein Blut! Dem Sünder, der glaubt, kommt sie heute zugut! Die volle Vergebung wird jedem zuteil, der Jesus erfasset, das göttliche Heil! Refrain Wie groß ist sein Lieben! Wie groß ist sein Tun! Wie groß u nsre Freude, in Jesus zu ruhn! Doch größer und reiner und höher wird’s sein, wenn jubelnd und schauend wir droben ziehn ein. Refrain 1885, mit 38 Jahren, heiratete sie den blinden Musiklehrer und Kollegen Alexander van Alstyne. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin behielt sie weiter ihren Mädchennamen. Ein Jahr später ereignete sich das traurige Geschehen, das Fanny Crosby bis in die tiefsten Tiefen erschüttert haben muss. Ihr einziges Kind starb kurz nach der Geburt. Offenbar hat sie aber nicht darüber gesprochen. So weiß man nicht einmal, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. ln aller Stille trug sie ihren großen Schmerz. Oft dichtete sie ein Lied zu einer Melodie, die sie gerade gehört hatte. Sie sprach von einer göttlichen Inspiration, die ihr spontan in einem Zug ein ganzes Lied schenkte. Im Jahr 1868 besuchte sie der begabte Schöpfer vieler Melodien, der Geschäftsmann William Howard Doane in Manhattan. Bevor er im Bahnhof seinen nächsten Zug nach Cincinnati erreichen musste, hatte er gerade 40 Minuten Zeit: »Ich habe eine Melodie für dich. Schau mal, ob du daraus ein Lied machen kannst«, sagte er zu Fanny. Es dauerte nur eine halbe Stunde, dann konnte sie dem Komponisten das Lied zur Melodie diktieren: Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust, ruhend in seiner Liebe, da find ich Himmelslust. Mit holder Hirtenstimme ruft mir mein Heiland zu: Lass ab vom eignen Ringen, an meinem Herzen ruh! Wie viele Mütter, die wie Fanny Crosby um ihre verstorbenen Kinder trauern, wurden durch dies Lied getröstet! Fanny Crosby haderte auch nicht mit ihrem Schicksal der lebenslangen Erblindung, sondern konnte im Rückblick auf ihr Leben sagen: »Ich habe nicht einen Augenblick in mehr als 85 Jahren einen Funken von Groll dagegen gefühlt; denn ich habe allezeit geglaubt, dass der gütige Herr in seiner unendlichen Gnade durch diese Wege mich zubereitete, das Werk zu tun, das er mir anvertraut hat. Wenn ich überlege, wie ich gesegnet wurde, wie kann ich unzufrieden sein?« Unzählige wurden getröstet durch ihr Lied des Vertrauens: Gott wird dich tragen, drum sei nicht verzagt, treu ist der Hüter, der über dich wacht. Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt, Gott ist ein Gott, der der Seinen gedenkt. Refrain: Gott wird dich tragen mit Händen so lind. Er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind. Das steht dem Glauben wie Felsen so fest: Gott ist ein Gott, der uns nimmer verlässt. Gott wird dich tragen, wenn einsam du gehst; Gott wird dich hören, wenn weinend dußehst. Glaub es, wie bang dir der Morgen auch graut, Gott ist ein Gott, dem man kühnlich vertraut. Refrain Gott wird dich tragen durch Tage der Not; Gott wird dir beistehn in Alter und Tod. Fest steht das Wort, ob auch alles zerstäubt, Gott ist ein Gott, der in Ewigkeit bleibt. Refrain Es meinte einmal jemand im Gespräch mit Fanny Crosby, es sei doch zu schade, dass Gott ihr nicht die Gabe des Sehens geschenkt habe. Da antwortete sie: »Wenn man mich bei der Geburt hätte wählen lassen, so hätte ich mich dafür entschieden, blind zu sein. Denn wenn ich einmal in den Himmel komme, wird das erste Gesicht, das ich sehe, das Gesicht dessen sein, der für mich gestorben ist!« Eines ihrer letzten Lieder spricht von dieser großen Sehnsucht nach Jesus: Some day the silver cord will break und hat zum Inhalt: Eines Tages wird das silberne Band zerreißen, und ich werde nicht mehr singen wie heute; aber ach, welche Freude, welche FreudeI Wenn ich erwache im Palast des Königs werde ich ihn sehen von Angesicht zu-Angesicht und die Geschichte erzählen wie ich aus Gnaden errettet wurde! Bis ins hohe Alter von 94 Jahren konnte sie noch tätig sein. Dann riefsiederHerram 12. Februar 1915 in Bridgeport, Connecticut, heim. Auf ihr Grab setzte man einen Stein mit der Inschrift Tante Fanny und dem Wort: Sie hat getan, was sie konnte. Im Jahr 1955 wurde ein größerer Stein aufgestellt, auf dem die erste Strophe ihres Liedes Blessed assurance eingegraben ist, von Fanny Crosby im Jahr 1873 gedichtet. Es wurde von dem Hamburger Lehrer Heinrich Rickers ins Deutsche übersetzt: Seligstes Wissen: Jesus ist mein! Köstlichen Frieden bringt es mir ein. Leben von oben, ewiges Heil, völlige Sühnung ward mir zuteil. Lasst mich’s erzählen, Jesus zur Ehr; wo ist ein Heiland, größer als er? Wer kann so segnen, wer so erjreun? Keiner als Jesus! Preis ihm allein! Ihm will ich leben - o welche Freud! Herrliche Gaben Jesus mir beut: Göttliche Leitung, Schutz in Gefahr, Sieg über Sünde reicht er mir dar. Lasst mich’s erzählen, Jesus zur Ehr... Völlig sein eigen! Nichts such ich mehr; Jesus, er stillet all mein Begehn Treu will ich dienen ihm immerdar, bis ich gelang zur oberen Schar. Lasst mich’s erzählen, Jesus zur Ehr... Fanny Crosby geboren am 24. März 1820 gestorben am 12. Februar 1915 Bekannte Lieder 0 Gott, dir sei Ehre, der Großes getan! Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust Gott wird dich tragen, drum sei nicht verzagt Eines Tages wird das silberne Band zerreißen Seligstes Wissen: Jesus ist mein! Mary Artemisia Lathbury und die Bewegung vom Chautauqua See Hunger nach dem Brot des Lebens In einem methodistischen Pfarrhaus in Manchester, New York, wurde Mary Artemisia Lathbury am 10. August 1841 geboren. Schon als Kind entwickelte sie außerordentliche künstlerische Fähigkeiten und malte sehr gerne. Es machte ihr große Freude, andere Kinder zu porträtieren. Später studierte sie Kunst in Worcester, Massachusetts. Nach Abschluss ihres Studiums unterrichtete sie Kunst und Französisch an der Newbury Akademie in Vermont, aber auch in New York. Dort eröffnete sie zusammen mit ihrer Schwester ein Studio für Kunst, wo sie auch Unterricht gab. Ihre Illustrationen wurden in Zeitschriften und Blättern abgedruckt. Dadurch wurde sie weit bekannt. Sie hatte viel Freude an ihrem Beruf, wollte aber mit ihrer ganzen Febenskraft Jesus dienen. Dies wurde möglich, als der Methodistenpfarrer und spätere Bischof Dr. John Heyl Vincent sie als seine Mitarbeiterin für die Chautauqua-Bewegung berief. Der frühere amerikanische Präsident Theodor Roosevelt hat die Chautauqua-Bewegung wegen ihrer Verbindung von Kultur und Bildung einmal als das Ereignis bezeichnet, das am meisten Amerika verkörpert. Im Jahr 1874 hatte John Vincent zusammen mit anderen auf einem schönen Freizeitgelände am Ufer des kleinen Chautau-qua-Sees im Staat New York diese Konferenz zur Erwachsenenbildung ins heben gerufen. Damals erreichten nur etwa 3 % der amerikanischen Kinder die Fiigh School. Zunächst wurden in Sommerkursen die Gruppenleiter der sonntäglichen Bibelklassen unterrichtet. Das Schulungsprogramm war verbunden mit einem gut durchdachten Freizeit- Programm, das der Erholung diente. Rasch stiegen die Besucherzahlen an. Immer mehr Familien kamen. Bald wurde dieses Modell einer Sommerkonferenz an vielen Orten in Amerika kopiert. Überall in den USA wurden unabhängige Chautauquas gegründet. Auch wenn der Gründer Methodist war, hatte das Treffen keinen konfessionellen Charakter. Im Mittelpunkt der Konferenzen aber standen von Anfang an Gottesdienste und zentrale biblische Predigten. Bald wurden auch Seminare und Clubs für junge Leute angeboten. Weiter wurden Themen aus der Musik, aus Literatur, Kunst und Sport behandelt. Hier in Chautauqua begann auch das älteste Institut eines vierjährigen Fernlehrkurses. Dr. John Heyl Vincent als Leiter dieses Treffens erkannte und schätzte ganz besonders die vielfache Begabung von Mary Lathbury. Immer, wenn er ein Lied für eine Bibelarbeit oder einen Abendgottesdienst suchte, das in eine besondere Situation passen sollte, bat er sie, doch eins zu verfassen. Sie saß dann am Ufer des malerischen Sees und bat Gott, ihre Gedanken zu leiten, während sie über den See blickte. Einmal kam ihr die Szene in Erinnerung, als Jesus die 5 000 Menschen am See Genezareth speiste. Daraus entstand dieses Lied: Brich mir das Lebensbrot, du großer Herr, wie du das Brot einst brachst am stillen Meer. Im Worte such ich dich, das ist der Ort, mein Geist verlangt nach dir, lebendges Wort. Du bist ja selber, Herr, das Lebensbrot, dein teures Wort macht frei von Sünd und Tod. Dein Licht erleuchte mich von oben her, dass ich dein Wort erfüll zu deiner Ehr. O gieße deinen Geist, Herr, jetzt auf mich, dass er mein Aug berühr, zu sehen dich. Im Worte nahst du mir, doch ich bin blind, Herr, offenbare dich nun deinem Kind. Leg deinen Segen doch, Herr, auf dein Wort, wie du das irdsche Brot gesegnet dort! Die Ketten springen dann und ich werdfrei, und mir wird froh bewusst, was Friede sei. So bekam Mary Lathbury den Beinamen: Die Dichterin von Chautauqua. Alle, die sie kannten, waren von ihrem Charme, ihrer liebenswürdigen Art und ihrem geistlichen Zeugnis beeindruckt. Sie selbst hatte sich mit all ihren Gaben dem Herrn geweiht, der ihr bester Freund war. Große Bedeutung hatte sie auch für die Abstinenzbewegung, wo sie mit verantwortlich wurde für die Gründung einer großen Frauenbewegung. Am 20. Oktober 1913 starb sie in East Orange, New Jersey. i gestorben am 20. 0' ' Mary Artemisia Lathbury geboren am 10. August 1841 Bekannte Lieder Brich mir das Lebensbrot, du großer Herr Annie Lousia Coghill-Walker ruft zur Arbeit in der Ernte Eh es zu spät sein mag! Als junges Mädchen war die Engländerin Annie Walker mit ihrer ganzen Familie nach Kanada gekommen. Ihr Vater, der Ingenieur Robert Walker, und ihre Brüder waren beim Bau der großen Eisenbahnlinien in der Provinz Quebec und dann am Huronsee in der Provinz Ontario erfolgreich tätig. Im Alter von 22 Jahren startete Annie mit zwei ihrer Schwestern eine Mädchenschule. Eine Schülerin hat ihre Lehrerinnen so beschrieben: »Typisch englisch, auch etwas exklusiv, aber ausgezeichnete Lehrerinnen, besonders in Geschichte und englischer Literatur. Annie sah am besten aus. Manchmal war ihr Gesicht nachdenklich und etwas mit träumerischen Zügen. Ihr Benehmen war höflich und angenehm charmant.« Als die beiden Schwestern von Annie früh starben, musste die Mädchenschule geschlossen werden. Schon als junges Mädchen hatte Annie Walker in Zeitungen und Zeitschriften ihre Gedichte veröffentlicht. Meist handelten sie von der Natur oder von christlichen Themen. Am bekanntesten wurde das Lied: Auf, denn die Nacht wird kommen, auf mit dem jungen Tag! Wirket am frühen Morgen, eh’s zu spät sein mag! Wirket im Licht der Sonnen, fanget beizeiten an! Auf, denn die Nacht wird kommen, da man nicht mehr kann. Auf denn die Nacht wird kommen, auf, wenn es Mittag ist! Weihet die besten Kräfte dem Herrn Jesu Christ! Wirket mit Ernst, ihr Frommen, gebt alles andre dran! Auf denn die Nacht wird kommen, da man nicht mehr kann. Auf, denn die Nacht wird kommen, auf, wenn die Sonne weicht; auf wenn der Abend mahnet, wenn der Tag entfeucht! Auf bis zum letzten Zuge, wendet nur Fleiß daran! Auf, denn die Nacht wird kommen, da man nicht mehr kann. Im Norden Kanadas sind die Sommer extrem kurz. Die frühen Herbstfröste können der Ernte gefährlich werden. Das hatte Annie schon als 18-Jährige inspiriert, diese Verse zu verfassen über das Wort von Jesus: Wir »müssen wirken, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann« (Johannes 9,4). Auch die Zeit unseres Lebens ist kurz. Man muss die Zeit auskaufen, eh’s zu spät sein mag. Lowell Mason hat eine meisterhafte Melodie dazu komponiert, einfach, klar, natürlich, kraftvoll. Theodor Kühler, Pfarrer an der deutsch-reformierten Gemeinde in London, machte eine gute Übertragung, die in Deutschland Unzählige aufgeweckt hat aus der trägen Gleichgültigkeit. Annie Walker war 1836 in Staffordshire, England, geboren. Im Alter von 37 Jahren kehrte sie aus Kanada wieder nach England zurück und arbeitete hier als Erzieherin und Schriftstellerin. Mit 48 Jahren heiratete sie den Kaufmann Harry Coghill in London. Sie starb 71-jährig am 7. Juli 1907 in Bath, England. Annie Lousia Coghill-Walker geboren 1836 gestorben am 7. Juli 1907 « Bekannte Lieder Auf, denn die Nacht wird kommen Die 22-jährige Eleonore Fürstin zu Reuß vor der Todesmacht Diese arme Erde ist nicht unsere Heimat Comtesse Eleonore wurde am 20. Februar 1835 in Gedern am Vogelberg als Tochter des Erbgrafen Eiermann zu Stolberg-Wer-nigerode und seiner Ehefrau Emma, geborene Gräfin von Erbach-Fürstenau, geboren. Sie gehörte einem der ältesten und bedeutendsten Adelshöfe Deutschlands an und hatte noch zwei Brüder. Als Eleonore drei Jahre alt war, zog die Familie nach Ilsenburg, in der Grafschaft Wernigerode in der schönen Landschaft im Eiarz gelegen, am Fuß des Brocken. Der Vater wollte als Graf nicht mit der Familie im prächtigen Schloss wohnen, sondern lieber im alten Elerrenhaus Marienhof. Die glückliche Kindheit wurde erschüttert durch den Tod des Vaters und eines Bruders. Eine enge Freundschaft pflegte die junge Comtesse Eleonore mit Marie von Nathusius, einer begabten Schriftstellerin, die den christlichen Roman schuf. Von ihr stammt auch das bekannte Volkslied Alle Vögel sind schon da. Ihr Mann, Philipp von Nathusius, war ein bedeutender Menschenfreund, tiefgläubig und Begründer der Neinstedter diakonischen Anstalten für geistig und körperlich Behinderte in der Nähe von Quedlinburg. f855, im Alter von 20 Jahren, heiratete die junge Gräfin den verwitweten Prinzen Heinrich LXX1V. Reuß zu Köstritz, der damals schon 57 Jahre alt und Großvater war, und zog auf das Gut Jänkendorf in der Oberlausitz. Der plötzliche Tod der Freundin Marie Nathusius im Alter von erst 40 Jahren kurz vor Weihnachten erschütterte die 22-jährige Eleonore tief. Wenige Wochen zuvor war auch ihre Erzieherin gestorben, die ihre Jugendjahre geprägt hatte. An diesem Jahreswechsel entstand das Lied: Das Jahr geht still zu Ende, nun sei auch still, mein Herz! In Gottes treue Hände leg ich nun Freud und Schmerz und was dies Jahr umschlossen, was Gott der Herr nur weiß, die Tränen, die geflossen, die Wunden brennend heiß. Warum es so viel Leiden, so kurzes Glück nur gibt? Warum denn immer scheiden, wo wir so sehr geliebt? So manches Aug gebrochen, so mancher Mund nun stumm, der erst noch hold gesprochen: du armes Herz, warum? Dass nicht vergessen werde, was man so gern vergisst: dass diese arme Erde nicht unsre Heimat ist. Es hat der Herr uns allen, die wir auf ihn getauft, in Zions goldnen Hallen ein Heimatrecht erkauft. Hier gehen wir und streuen die Tränensaat ins Feld, dort werden wir uns freuen im selgen Himmelszelt; wir sehnen uns hienieden dorthin ins Vaterhaus und wissen’s: die geschieden, die ruhen dort schon aus. O das ist sichres Gehen durch diese Erdenzeit: nur immer vorwärts sehen mit seiger Freudigkeit! Wird uns durch Grabeshügel der klare Blick verbaut, Herr, gib der Seele Flügel, dass sie hinüberschaut. Hilf du uns durch die Zeiten und mache fest das Herz, geh selber uns zur Seiten und führ uns heimatwärts. Und ist es uns hienieden so öde, so allein, o lass in deinem Frieden uns hier schon selig sein! Eleonore Fürstin Reuß schrieb später: »Dort injänkendorfsind Kinder und Lieder geboren, und durch helle und trübe Tage hat Gottes Gnade uns geführt.« Es war eine fast 30-jährige glückliche Ehe. Fünf Kinder wurden den Eheleuten geschenkt. Die jüngste Tochter starb schon mit zwölf Jahren. Nach dem Tod ihres Mannes zog Eleonore wieder nach Ilsenburg. Dunkle und schwere Gedanken lagen über ihr am Ende ihres Lebens. Kurz vor ihrem Tod schrieb sie: »Ich kann nicht durch, und es fehlt mir jede Freudigkeit, jede bewusste Gemeinschaft mit Ihm, der uns alles sein will. Möchte ich, wie das Rund der Erden, licht werden! Seelensonne gehe auf!« Am 18. September 1903 ging Eleonore Fürstin Reuß 68-jährig in Ilsenburg heim. Auf ihrem Grabstein ist die Liedzeile von Paul Gerhardt zu lesen: Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist! In ihrer Liedersammlung von 1867 ist auch das Lied enthalten, das durch eine bekannte und volkstümliche Melodie von Karl Kuhlo weit bekannt wurde: Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß, und doch ziehet mein Verlangen mich weit von der Erde los. Ich habe die Menschen gesehen, und sie suchen spät und früh, sie schaffen, sie kommen und gehen, und ihr Leben ist Arbeit und Müh. Sie suchen, was sie nicht finden in Liebe und Ehre und Glück, und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück. Es ist eine Ruh vorhanden für das arme, müde Herz', sagt es laut in allen Landen: Hier ist gestillet der Schmerz. Es ist eine Ruh gefunden für alle fern und nah: In des Cotteslammes Wunden, am Kreuze auf Golgatha. Eleonore Fürstin zu Reuß geboren am 20. Februar 1835 gestorben am 18. September 1903*) Bekannte Lieder ' . Das Jahr geht still zu Ende Ich bin durch die Welt gegangen Am liebsten wollte Julie Hausmann unbekannt bleiben Ich will dir folgen, Herr, wo du hingehst! Julie Hausmann schrieb von sich selbst, dass Gott ihr irdischen Besitz und liebliches Aussehen versagt habe. Stattdessen habe sie Kränklichkeit für ihr Leben mitbekommen. Dadurch hätten die Freuden der Welt für sie keine Anziehungskraft gehabt. Aber sie sei reich entschädigt worden durch ihr inneres Leben und die Gabe, Lieder zu dichten. Über all dem konnte sie nur Gottes Weisheit und seine barmherzige Führung loben und preisen. Julie Hausmann wurde am 7. März 1826 in Riga geboren, erlebte ihre Kindheit jedoch im benachbarten Mitau in Lettland. Dort war ihr Vater Johannes Michael von Hausmann Oberlehrer am Gymnasium, ihre Mutter Julie war eine geborene von Magnus. Julie war das fünfte von sechs Mädchen, jedoch mit einer Liebe zur Stille und zum Alleinsein. Schon als Kind reimte sie gerne, behielt aber diese Verse ganz für sich. Mit ihrer Konfirmation band sie ihr Leben ganz an Jesus in einer tiefen persönlichen Liebe und Hingabe. 14 unstete Jahre erlebte sie als Lehrerin und Erzieherin in Russland und im Baltikum. Ganz wenigen Menschen zeigte sie ihre Verse, die sie selbst als »schwach und unvollkommen« bezeichnete. Eine dieser wenigen war ihre Freundin Olga von Karp. Die wandte sich an den Liederdichter Gustav Knak, der Pfarrer in Berlin war und einen Liederschatz herausgebracht hatte. Dessen brieflich vorgetragene Bitte an Julie Hausmann, doch ihm ihre Verse zur Veröffentlichung zu geben, verstand sie nach einigen inneren Kämpfen als ein Gebot des Herrn. 100 Lieder von ihr erschienen auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin anonym in den vier Bändchen Maiblumen und auch in Bilder aus dem Leben der Nacht, als Lieder einer Stillen im Lande. Später wurde aber der Name der Verfasserin dennoch bekannt. Nachdem sie drei Jahre ihren verwitweten Vater bis zu seinem Tod gepflegt hatte, zog Julie Hausmann 1870 zu ihrer Schwester nach St. Petersburg, die dort Vorsteherin der großen deutschen St. Annenschule war. Julie besorgte ihr den Haushalt und gab daneben noch Musikstunden. Wegen ihrer Krankheit unternahm sie verschiedene Reisen zu Kuren in Europa. Auch wenn die Hoffnung auf Genesung sich nicht erfüllte, so genoss Julie die Schönheit der Sächsischen Schweiz, den Rhein, die herrliche Landschaft in den Tiroler und Schweizer Alpen sowie in den Pyrenäen. Gerne dachte sie an Begegnungen dort mit anderen Christen zurück, aber auch an die Begleitung ihrer jüngsten Schwester bei diesen Reisen, die Organistin an der englischen Kirche in Biarritz in Südfrankreich war. Lange Zeit hat die offizielle Kirche das Lied von Julie Hausmann verschmäht. Das tat jedoch seiner Verbreitung keinerlei Abbruch. In kürzester Zeit trat es einen Siegeslauf an. So ließ es etwa die badische Großherzogin Luise von Baden bei einem Gottesdienst in St. Moritz singen. Auf den Einwand des Predi- gers: »Das steht nicht im Gesangbuch!«, sagte sie nur: »Dann sagen Sie den Text vor!« Und dann erinnerte sie daran, wie 1888 innerhalb eines Vierteljahres ihr Vater Kaiser Wilhelm I., ihr Bruder Kaiser Friedrich III., und ihr Sohn, der Erbprinz von Baden, gestorben seien. »Ich habe mich damals beinahe blind geweint, aber dieses Lied wurde mir zum Trost«, sagte sie. Unzählige bewegende Geschichten verbinden sich mit dem Lied. Deshalb ist es nicht nötig, dass heute immer wieder jene Geschichte einer angeblichen Verlobung von Julie Hausmann mit einem Missionar erzählt wird, der kurz vor ihrer Ankunft in Afrika gestorben sein soll. Dafür gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt im Leben von Julie Hausmann. Auch wird in der immer wieder eindrücklich vorgetragenen Geschichte weder ein Jahr noch der Name des Bräutigams, des Ankunftslands in Afrika, eines Hafens, noch der Name einer Mission oder des Schiffes genannt, dafür aber belanglose ausschmückende Details wie die am Himmel ziehenden Wolken, wedelnde Palmen oder Einzelheiten der Überbringung der Todesnachricht. Vielmehr wird das bekannteste Lied von Julie Hausmann auf das schmerzhafte Leiden einer schweren Migräne zurückzuführen sein, die sie oft tagelang lahmlegte. Dahinter steht die Erfahrung des Apostels Paulus von dem Engel Satans, der ihn mit Fäusten schlägt. Und Jesus gibt ihm in seiner Schwäche den Zuspruch: »Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft vollendet sich in deiner Schwäche« (2. Korintherbrief 12,9). So entstand das Lied nach schlaflosen Nächten in tiefem Leiden: So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich1. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind; es will die Augen schließen und glauben blind. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich! Dieses Lied hat sie überschrieben: Ich will dir nachfolgen, wo du hingehst! Damit wollte sie ihre Bereitschaft zur völligen Nachfolge ausdrücken, wie sie Jesus im Lukas-Evangelium Kapitel 9, Verse 57-62 gefordert hat. Julie Hausmann war verwundert, dass dieses Lied von breiten Kreisen im Volk aufgenommen wurde. In ihrer Bescheidenheit schrieb sie es der gelungenen volksliedhaften Melodie des schwäbischen Sängervaters Friedrich Silcher zu. Außer den Gedichtbänden hat Julie Hausmann noch ein Andachtsbuch mit dem Titel Hausbrot - schlichte Morgen- und Abendandachten geschrieben. Am 15. August 1901 verstarb die Baltin in der Sommerfrische im estländischen Seebad Wösso, wo die ganze Familie zusammen war, im Alter von 75 Jahren. Julie Hausmann geboren am 7. März 1826 gestorben am 15. August 1901 Bekannte Lieder So nimm denn meine Hände Anna von Weling brachte die zerstreuten Kinder Gottes zusammen Fest gegründet allein auf Jesus Christus Anna Thekla von Weling wuchs in fürstlichen Kreisen auf. Geboren am 20. März 1837 in Neuwied, verlor sie ihren Vater schon im Alter von vier Jahren. Ihre Mutter, eine Schottin, wurde als Hofdame am fürstlichen Hof zu Wied engagiert. Anna von Weling lebte auch am Hof als Gefährtin der Prinzessin Elisabeth von Wied, die später die rumänische Königin Elisabeth wurde. Das geistliche Leben von Anna von Weling wurde durch eine strenge Erziehung der Mutter, mit Bibellesen und Anleitung zum eigenen Gebet des Herzens, bestimmt. Bei einem längeren Aufenthalt bei ihren Verwandten in Schottland im Alter von 21 Jahren hörte sie den anglikanischen Evangelisten Regi- nald Radcliffe. Sie wurde vom Wort Gottes getroffen, kam zu einer persönlichen Umkehr und zur Hingabe ihres Lebens zum Dienst für Jesus. Nachdem sie ihre Mutter aufopferungsvoll bis zu deren Tod 1870 gepflegt hatte, war Anna von Weling frei zum Dienst. Zunächst half sie mit großer Hingabe und Liebe im Lazarett unter Verwundeten des deutsch-französischen Krieges 1870/71. Als sie nach Thüringen kam, erschütterte sie, wie Frauen und Kinder ohne Kenntnis des Evangeliums lebten. Sie begann mit einer evangelistischen Arbeit und predigte auch selbst. Bei einer Diphterie-Epidemie half sie unermüdlich als Krankenpflegerin. Sie gründete einen Nähverein, eine Kinderschule, hielt Sonntagsschule und auch eine Frauenbibelstunde in Branderoda. Als die Bewohner sie wegen des Singens und Betens bekämpften, zog sie nach Weißenfels und kümmerte sich dort um Frauen und Kinder. 1886 kaufte sie ein bescheidenes Haus von einem alten Mann in Bad Blankenburg, Thüringen. Dieser hatte viele Jahre für eine Erweckung in Thüringen gebetet. Hier in ihrem Haus nahm Anna von Weling Erholungsgäste auf, sammelte Waisenkinder, hielt Sonntagsschule und Bibelstunden. Schließlich baute sie dieses Haus als Zentrum der Evangelischen Allianz aus. Dort rief sie auch die Blankenburger Allianzkonferenz ins Leben. Christen aus verschiedenen Gruppen, Kirchen und Gemeinschaften waren eingeladen. Man wollte keine neue Organisation, sondern die Gemeinschaft in Christus und im Hören seines Wortes pflegen. An der ersten Konferenz nahmen 28 Personen teil, an der zweiten schon 45, an der dritten schließlich 70. Bald musste eine Konferenzhalle gebaut werden. Anna von Weling hatte eine große literarische Begabung. Unter einem Pseudonym schrieb sie 20 Romane. Diese Gabe kam ihr bei der Übertragung vieler englischer Choräle und Erweckungslieder in die deutsche Sprache zugut. Heute findet sich im Evangelischen Kirchengesangbuch das von ihr übersetzte Lied des anglikanischen Pfarrers Samuel John Stone: Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ, sie, die des großen Gottes erneute Schöpfung ist. Vom Himmel kam er nieder und wählte sie zur Braut, hat sich mit seinem Blute ihr ewig angetraut. Erkorn aus allen Völkern, doch als ein Volk gezählt; ein Herr ist’s und ein Glaube, ein Geist, der sie beseelt, und einen heilgen Namen ehrt sie, ein heilges Mahl, und eine Hoffnung teilt sie, kraft seiner Gnadenwahl. Es schauet ihre Trübsal die Welt mit kaltem Spott: zerrissen und zerspalten, bedrängt von harter Not. Doch heilige Wächter rufen: Wie lang, Herr, bleibst du fern? Und auf die Nacht des Trauerns folgt bald der Morgenstern. Verfolgt und angefochten in heißem Kampf und Strauß schaut nach der Offenbarung der Friedenszeit sie aus; sie harrt, bis sich ihr Sehnen erfüllt in Herrlichkeit, und nach dem großen Siegen beginnt die Ruhezeit. Schon hier ist sie verbunden mit dem, der ist und war, hat selige Gemeinschaft mit der vollend’ten Schar. Ihr hochbeglückten Geister, zu Jesus rufen wir, dass wir mit euch den Meister dort preisen für und für. Am 21. Mai 1900 ging Anna von Weling in Blankenburg/Thü-ringen heim. Sie wurde am Himmelfahrtstag 1900 hinter der alten Konferenzhalle beerdigt. Ihr Werk aber wuchs weiter wie ein Samenkorn, das ausgesät war. Anna von Weling geboren am 20. März 1837 gestorben am 21. Mai 1900 •) Bekannte Lieder ^ Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ Nur ein Lied von Amelici Matilda Hüll wurde bekannt Blicke auf das Kreuz von Jesus! Erst in der Ewigkeit wird man wissen, wie viele Menschen durch das Lied von Amelia M. Hüll zum Glauben an Jesus gefunden haben. Von ihrem Leben ist sehr wenig bekannt. Am 30. September 1812 ist sie als jüngstes von elf Kindern in Marpool Hall, Exmouth, in England geboren worden. Gestorben ist sie 1882. Insgesamt 22 Lieder von ihr sind überliefert, die sie 1860 für das Liederbuch von Frau Soltau Pleasant Hymns for Boys and Girls beisteuerte. Das bekannteste wurde von dem Pfarrer an der reformierten Gemeinde in London, Theodor Kübler, ins Deutsche übersetzt und erschien erstmals in der Liedersammlung von Ernst Gebhardt im Jahr 1875 in Basel. Überschrieben ist es: Leben in Christus. Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu derselbigen Stund. Drum blick nur auf ihn, den der Vater geschickt, der einst auch für dich ward verwandt. Refrain: Sieh, sieh, Sünder siehi Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu derselbigen Stund. O hat nicht dein Jesus getragen die Schuld, gebüßet am Kreuz auch für dich? O floss nicht sein Blut voll erbarmender Huld zur Erlösung für dich und für mich? Refrain Dein Weinen und deine Gebete sind’s nicht, wodurch du mit Gott wirst versöhnt: Das Blut deines Heilands befreit vom Gericht, er ist’s, der mit Gnade dich krönt. Refrain 0 zweifle nicht länger, o glaub es gewiss, du hast nun sonst nichts mehr zu tun! Dein Jesus, er trat auch für dich in den Riss, in ihm kannst du seliglich ruhn. Refrain So nimm denn mit Freuden, was Jesus dir beut Ergibt dir das ewige Heil. 0 glaub es gewiss, o ergreif es noch heut, so bleibt es dein ewiges Heil. Refrain Amelia Matilda Hüll geboren am 30. September 1812 gestorben 1882 •) Bekannte Lieder Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt 42 Jahre alt wurde Frances Ridley Havergal Mein ganzes Leben dem König Jesus geweiht! Astley in der Grafschaft Worcester in Mittelengland war für ein Kind ein idealer und lieblicher Platz zum Aufwachsen. Die Leute lebten von der Landwirtschaft. Bis heute wird dort Wein angebaut. In dem kleinen und verträumten Dörflein wurde Frances Ridley Havergal am 14. Dezember 1836 als jüngstes Kind im Pfarrhaus geboren. Sie hatte noch drei ältere Schwestern und zwei Brüder. Die kleine Frances mit ihrem blonden Lockenkopf muss ein sehr aufgewecktes Kind gewesen sein. Auffallend intelligent, lernte sie schon früh lesen und schreiben. Mit sieben Jahren verfasste sie ihre ersten Gedichte. Der Vater nannte sie »mein kleines Quecksilber« oder auch »gefangene Lerche«, weil sie so lebendig und vital war. Sie spielte auch wunderbar auf dem Klavier Meisterwerke der Klassik. Es war ein fröhliches Elternhaus. Beide, Vater und Mutter, waren tief im biblischen Glauben verwurzelt. Daheim wurde viel gesungen und musiziert. In der anglikanischen Kirche galt der Vater als ein ausgewiesener Musikexperte; er verfasste 100 Kirchenlieder. Aber William Henry Havergal war sein Leben lang ziemlich kränklich. Als Frances fünf Jahre alt war, musste er sich beurlauben lassen und zog nach Henwick House, nahe Worcester. Auch dort in den weiten Wiesen und Feldern fühlte sich das Kind mit seinem Hund, einem Spaniel, sehr wohl. Ganz anders dann in der Stadt Worcester selbst. Als sich nämlich die Gesundheit des Vaters etwas gebessert hatte, konnte er die größere Aufgabe als Dekan in der anglikanischen Kathedrale von Worcester übernehmen. Hier in der Stadt aber fühlte sich Frances eingesperrt. Dazu traf das 11-jährige Kind der Tod der Mutter Jane im Jahr 1848 sehr schwer. Lange Zeit wollte es das Kind nicht wahrhaben, dass die schmerzhafte Krankheit der Mutter zum Tod führen würde. Noch auf dem Sterbebett trieb es die Mutter um, dass ihre jüngste Tochter doch ein Kind Gottes durch den Glauben an den Herrn Jesus werden solle. Nach dem Tod der Mutter wurde Frances in ein Internat nach London geschickt. Die Jahre dort haben sie tief geprägt. Zwei gläubige Lehrerinnen waren von großem Einfluss für sie. Oft wurden Evangelisten und Prediger eingeladen, was bei den Schülern tiefen Eindruck hinterließ. Frances war sprachbegabt. Fließend sprach sie Französisch, Deutsch und Italienisch. Um ihre Bibel besser lesen zu können, lernte sie auch Griechisch, Hebräisch und Latein. Mit ihren guten Deutschkenntnissen durfte sie ihren Vater begleiten, als er sich in Deutschland wegen seiner kranken Augen behandeln lassen musste. In dieser Zeit besuchte sie ein Internat in Düsseldorf mit 110 Mädchen, die aber für ihr geistliches Leben wenig Verständnis hatten. Zum großen Eindruck wurde für sie dann das bekannte Bild des gekreuzigten Christus mit der Dornen- kröne von Domenico Feti. Wie einst schon Nikolaus Ludwig Graf von Zmzendorf wurde sie von der Bildunterschrift getroffen und berührt: »Das tat ich für dich, was tust du für mich?« Zum tiefsten geistlichen Erleben wurde ihr die eindrückli-che Feier ihrer Konfirmation im Juni 1853 in der Kathedrale von Worcester. Die 18-jährige junge Frau bekannte sich von da an bewusst und öffentlich, ja leidenschaftlich zum Glauben an Jesus Christus. Nun wollte sie nur noch Lieder für ihren König Jesus dichten. Begeistert von seinem herrlichen Herrschen hat sie unter vielen anderen Büchern und Liedersammlungen auch das Buch geschrieben: Mein König. Oder: Tägliche Gedanken für Königskinder. Insgesamt 80 von ihr in englischer Sprache gedichtete Lieder sind uns überliefert. Davon sind viele nicht nur in andere europäische Sprachen übersetzt worden, sondern auch für Menschen in Afrika und Asien. Darunter ist auch ihr Lieblingslied, das bei einem Urlaub in den Waadtländer Alpen der Schweiz entstand: Ich vertraue dir, Herr Jesus, ich vertraue dir allein; in dir wohnt der Gnaden Fülle, da kann ich selig sein. Ich vertraue dir, Herr Jesus, du liebevoller, herrlicher Erlöser; ja, ich vertraue dir, Herr Jesus, ich stütz mich auf dein Wort. Ihr Vater hatte wieder geheiratet. Mit tiefem Schmerz empfand Frances, dass sie von der Stiefmutter nicht angenommen wurde. So war sie froh, das Elternhaus verlassen zu können, als ihre Schwester sie 1860 bat, als Erzieherin ihrer Kinder zu ihr zu kommen. Ihre bis dahin nicht ausgebildete Gesangsstimme hatte sie bei einem deutschen Musikprofessor zu hoher Qualität verbessert. In dieser Zeit brachte sie auch ihre erste Liedersammlung heraus. Sie sagte einmal: »Bei mir bedeutet das Dichten auch Beten; denn es ist, als ob ich nie auch nur einen Vers selbst verfasse ... Ich bete darum, dass Jesus mir bei jeder Zeile nicht nur einen Gedanken und Kraft des Ausdrucks, sondern jedes einzelne Wort, ja selbst die Reime schenken wolle. Für Jesus singen, das scheint mir der von meinem geliebten Meister mir persönlich gegebene Auftrag.« Als sie im Jahr 1873 schwer krank von einer Reise auf den europäischen Kontinent zurückkehrte, wurde ihre Gesundheit durch das Fieber schwer angegriffen. Zuerst vermuteten die Ärzte, es sei Typhus. Es war aber eine tückische Wundrose. Gerade in dieser Zeit schrieb sie ihre besten Lieder. Sie erzählt selbst von einem kurzen Besuch von fünf Tagen bei Freunden in London im Februar 1874: »Dort lebte eine zehnköpfige Familie. Einige waren zwar bekehrte Christen, aber noch nicht zur Freude durchgebrochen. Da schenkte mir Gott das Gebet: >Herr, gib sie mir alle in diesem Haus!< Und genau das tat Gott. Bevor ich wieder abreiste, wurde jeder im Haus von Gott persönlich gesegnet. In der letzten Nacht vor meiner Abreise bat mich die Hausmutter, zu den zwei Töchtern zu gehen. Sie weinten. Dann aber kamen beide zum Glauben und wurden voll Freude. Es war fast Mitternacht. Ich war so glücklich und konnte nicht schlafen. Ich dankte Gott und erneuerte meine Hingabe an ihn. Die kleinen Reimverse formten sich wie von allein. Ein Vers nach dem anderen fügte sich harmonisch zueinander; alle schlossen mit dieser Zeile: >Ewig, einzig, völlig, dein!<« Nimm mein Leben, Jesus, dir übergeb i ch’sfür und für. Nimm Besitz von meiner Zeit; jede Stund sei dir geweiht. Nimm du meine Hände an, zeig mir, wie ich dienen kann; nimm die Füße, mach sießink, dir zu folgen auf den Wink. Nimm die Stimme, lehre mich reden, singen nur für dich; nimm, o Herr, die Lippen mein, lege deine Worte drein. Nimm mein Gold und Silber hin, lehr mich tun nach deinem Sinn; nimm die Kräfte, den Verstand ganz in deine Meisterhand. Nimm, Herr, meinen Willen du, dass er still in deinem ruh; nimm mein Herz, mach hier es schon dir zum Tempel und zum Thron. Nimm du meiner Liebe Füll; Jesus, all mein Sehnen still; nimm mich selbst und lass mich sein ewig, einzig, völlig dein. Ein kleines Büchlein mit dem Titel Alles für Jesus fesselte sie. Noch viel tiefer wollte sie sich Jesus weihen, um ihm im Leiden ähnlich zu sein und von seiner Kraft der Auferstehung erfüllt zu sein. 1876 entstand das Lied: Wie ein Strom von oben aus der Herrlichkeit ßießt der Friede Gottes durch das Land der Zeit. Tiefer, reicher, klarer strömt er Tag und Nacht mit unwiderstehlich wunderbarer Macht. Friede meines Gottes, stille, tiefe Ruh, alle meine Sorgen, alles deckst du zu. Strömt der Friede Gottes über mich dahin, müssen alle finstern Mächte von mirfliehn. Seine Fluten tragen Hast und Sorgen fort, Friede meines Gottes, seiger Ruheort! Friede meines Gottes, stille, tiefe Ruh, alle meine Sorgen, edles deckst du zu. Wechselt auch hienieden Licht mit Schatten ab, strahlt doch meine Sonne warm auf mich herab. Wunderbar getragen von der Friedensflut sing ich froh dem Ewgen: Herr, wie hab ich’s gut! In dir ist verborgen stille, tiefe Ruh, alle meine Sorgen, alles deckst du zu. Im Jahr 1879 baten sie der bekannte Evangelist Moody und sein Sänger Sankey, bei einer Großevangebsation in Irland mitzuwirken. Sie berichteten ihr, wie sie ihre Lieder schon in Chicago singen würden. Wie freute sich Frances auf diesen wichtigen Dienst! Da erkrankte sie plötzlich schwer. Kurz vor der Abreise wurde eine Entzündung des Bauchfells festgestellt. Die Diagnose der Ärzte war ernst, ja hoffnungslos. Als ihre Helfer sich wegen der schrecklichen Schmerzen bekümmerten, flüsterte sie: »Dann ist die Heimat umso näher.« Und dann: »Gottes Wille ist gut. Er macht keine Fehler.« Sie hatte keine Angst vor dem Sterben. Sie freute sich, bald Jesus zu sehen. Freunde standen um ihr Bett und sangen eins ihrer Ewigkeitslieder. Noch konnte sie einen Vers allein singen, aber dann verließen sie ihre Kräfte. Am 3. Juni 1879 starb Frances Havergal im Alter von 42 Jahren und wurde auf dem kleinen Dorffriedhof in Astley beerdigt. Auf ihrem Grabstein steht, von ihr so gewünscht: Das Blut von Jesus, dem Sohn Gottes, macht uns rein von aller Sünde. In ihrem Buch Mosaik des Lebens ist auch das bekannte Lied enthalten, das unter dem Eindruck von Jesaja 35,10 entstanden ist: »Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen. Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein. Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.« Licht nach dem Dunkel, Friede nach Streit, Jubel nach Tränen, Wonne nach Leid, Sonne nach Regen, Lust nach der Last, nach der Ermüdung selige Rast. Freude nach Trauer, Heilung nach Schmerz, nach dem Verluste Tröstung ins Herz, Kraß nach der Schwachheit, Ruhm nach der Schmach Sturm muss sich legen, Stille danach. Ruhe nach Mühe, Ehre nach Hohn, nach den Beschwerden herrlicher Lohn; Labsal nach Trübsal, Krone nach Kreuz, Süßes nach Bitterem: o wie erfreut’s! Reichtum nach Armut, Freiheit nach Qual, nach der Verbannung Heimat einmal; Leben nach Sterben: völliges Heil, ist der Erlösten herrliches Teil. Frances Ridley Havergal geboren am 14. Dezember 1836 gestorben am 3. Jur' Ich vertraue dir, Herr Jesus, ich vertraue dir allein Nimm mein Leben, Jesus, dir Wie ein Strom von oben aus der Herrlichkeit Licht nach dem Dunkel, Friede nach Streit Bekannte Lieder Was Charlotte Elliot in ihrer tragischen Krankheit entdeckte So wie ich bin, so muss es sein! Charlotte Elliot war am 18. März 1789 in Westfield Lodge in Brighton, England, geboren. Ihre ersten 32 Jahre lebte sie fröhlich und ohne große Sorgen in Clapham, einem Bezirk im Süden Londons. Sie dichtete gerne humorvolle Verse. Mütterlicherseits gehörte sie zu einer einflussreichen evange-likalen Familie Englands. Ihr Großvater Henry Venn war einer der Gründer einer anglikanischen Glaubensgemeinschaft, die wegen ihrer Frömmigkeit heftig verspottet wurde. Man nannte sie die Heiligen oder Clapham Sekte, weil sie sich bewusst von der englischen Hochkirche absetzten und ein einfaches Glaubensleben in der Heiligung verwirklichen wollten. Sie kamen in der anglikanischen Holy Trinity Church in Clapham zusammen. Zu den Teilnehmern der Versammlungen gehörten so einflussreiche Personen wie der Parlamentarier William Wilberforce, Samuel Thornton, Direktor der Bank von England, Charles Grant, Vorstandsvorsitzender der ostindischen Handelskompanie, Kaufleute, Verwaltungsbeamte und Pastoren. Diese kleine Zelle von bewusst Jesus nachfolgenden Christen trug schließlich zur Abschaffung der Sklaverei weltweit sowie der Kinderarbeit in England bei. Sie gaben auch den Anstoß zur Gründung der englischen Bibelgesellschaft und der englischen Kirchenmission. Es war aber nicht ihre Familie, die Charlotte Elliots großen geistlichen Einfluss ausmachte, sondern eine schwere Krankheit, die ihren schwachen Leib zeitlebens nicht mehr losließ. Depressionen und eine allgemeine Hilflosigkeit machten ihr zu schaffen. Im Alter von 32 Jahren nahm sie ihr verheirateter Bruder Henry Venn Elliot im Pfarrhaus in Brighton auf, wo sie bis zu ihrem Tod bleiben durfte. Ein Besuch des bekannten schweizerischen Evangelisten und Pastors Dr. Cesar Malan im Jahr 1822 wurde für sie entscheidend. Der erfahrene Seelsorger spürte sofort, dass Charlotte Elliot keinen inneren Frieden hatte wegen ihrer Krankheit. Ganz ungeschützt fragte er sie, ob sie überhaupt Christin wäre? Ärgerlich wehrte Charlotte ab. Darüber wollte sie nicht mit ihm sprechen. Malan entschuldigte sich wegen seiner Direktheit, drückte aber seine Hoffnung aus, Charlotte möge eines Tages eine Dienerin von Christus werden. Als sie drei Wochen später wieder mit Cesar Malan zusammentraf, bat sie ihn, ihr den Weg zum Glauben an den Heiland Jesus zu zeigen. »So kommen Sie zu ihm, wie Sie sind«, sagte Malan. Das befolgte sie. Und so wurde dieses einfache und klare Wort zum Mittelpunkt ihres Liedes: So wie ich bin, so muss es sein, nicht meine Kraft, nur du allein, dein Blut wäscht mich von Flecken rein. 0 Gottes Lamm, ich komm, ich komm! So wie ich bin, vom Sturm gejagt, mit bangen Zweifeln oft geplagt, vom Feind bedroht und sehr verzagt. O Gottes Lamm, ich komm, ich komm! So wie ich bin, blind, arm und irr, such ich, was mir gebricht, bei dir: Licht, Reichtum, deiner Gnade Zier. O Gottes Lamm, ich komm, ich komm! Grad wie ich bin, nimmst du mich an, die Sündenschuld ist abgetan, weil ich auf dein Wort trauen kann. O Gottes Lamm, ich komm, ich komm! Grad wie ich bin, was mich noch hält, vor deiner Lieb in Staub zerfällt, dir hat ich ewig mich vermählt. 0 Gottes Lamm, ich komm, ich komm! Später hat sie darauf verwiesen, das Wort von Jesus in Johannes 6,37 sei speziell für sie: »Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.« Viele Jahre blieb Charlotte Elliot mit Cesar Malan in Briefverbindung. Sie wurde innerlich völlig verändert. Freude kehrte in ihr Leben ein. Sie wollte jetzt Gott ehren und sich vollständig unter seinen Willen beugen, um von ihm zum Dienst gebraucht zu werden. Sie sagte von sich: »Gott sieht, Gott führt, Gott bewacht mich. Seine Gnade umgibt mich, und sein Wort befiehlt mir, immer froh und ergeben in seinem Dienst zu stehen, gerade wo ich bin.« Ihre mehr als 150 Lieder wurden 1835-1839 als Psalms and Hymns von ihrem Bruder Henry Venn Elliot in Brighton herausgegeben. Er äußerte einmal, dass seine Schwester durch ein Lied mehr Frucht erreicht habe als er mit seiner ganzen Lebensarbeit. Man sagt, dieses Lied habe weltweit wie kein anderes die meisten Menschen zum Glauben an Jesus geführt. Billy Graham hörte dieses Lied, als er sich als junger Mann bekehrte und zur Entscheidung vor den Altar der Kirche trat. In allen seinen weltweiten Evangelisations-Veranstaltungen wurde es beim Aufruf zur Entscheidung gesungen. Am 22. September 1871 starb Charlotte Elliot in Brighton im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Friedhof der St. Andrews Kirche in Hove beerdigt. Charlotte Elliot geboren am 18. März 1789 gestorben am 22. September 1871«) Bekannte Lieder So wie ich bin, so muss es sein Die tiefe Sehnsucht der Sarah Flower-Adams Ist dann die Nacht vorbei, leuchtet die Sonn Selten hat ein Lied total verschiedene Menschen in aller Welt so unmittelbar und tief angesprochen wie dieses: Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Drückt mich auch Kummer hier, drohet man mir, soll doch trotz Kreuz und Pein, dies meine Losung sein: Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Bricht mir, wie Jakob dort, Nacht auch herein, find ich zum Ruheort nur einen Stein, ist selbst im Traume hier mein Sehnen für und für: Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Geht auch die schmale Bahn, aufwärts gar steil, führt sie doch himmelan zu meinem Heil. Engel so licht und schön winken aus selgen Höhn: Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Ist dann die Nacht vorbei, leuchtet die Sonn, weih ich mich dir aufs Neu vor deinem Thron, baue mein Bethel dir und jauchz mit Freuden hier: Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Ist mir auch ganz verhüllt dein Weg allhier, wird nur mein Wunsch erfüllt: Näher zu dir! Schließt dann mein Pilgerlauf, schwing ich mich freudig auf: Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Ist es die Sehnsucht nach Überwindung der Anfechtung? Sind es Fragen in den Rätseln der Lebensführung? Ist es Hoffnungslosigkeit? Oder Angst? Die Dunkelheit der Nacht und die aufgehende Sonne? Es sind hier keine tiefen biblischen Glaubensaussagen. Nur eine biblische Geschichte wird nachgezeichnet. Wahrscheinlich liegt darin die Stärke des Liedes. Der sehnsüchtige Schrei erinnert an das Suchen nach Gott und die Sorge um das Heil in den Psalmen in der Bibel. Sarah Flower war am 22. Februar 1805 als Tochter des prominenten Herausgebers der Zeitung Cambridge Intelligence im englischen Harlow, nördlich von London, geboren. Sie muss eine schöne Frau gewesen sein, die auch als begabte Schauspielerin im Londoner Richmond Theater als Lady Macbeth auftrat. Ihre Schwester Eliza war sehr musikalisch und komponierte viele Melodien. Durch ihre Verheiratung mit dem Tiefbauingenieur William B. Adams verschoben sich die Interessen von Sarah vom Schauspiel mehr zur Dichtung. Gesundheitlich war sie auch sehr angeschlagen. Das Lied Näher mein Gott zu dir dichtete sie im Alter von 35 Jahren. Es erschien zuerst im Gesangbuch der Unitarier in London unter 13 von ihr verfassten Liedern. Die Melodie dazu und viele andere des Gesangbuches stammten von ihrer Schwester Eliza. Das Lied knüpft an die Flucht Jakobs an, wie er nachts im Traum die Himmelsleiter sieht. Er hat als Kopfkissen nur einen Stein. Und am Morgen baut er dort einen Altar und nennt die Stätte Bethel, das heißt Haus Gottes. Erst Jahre später fand das Lied aber die weite Verbreitung durch eine wunderbare Melodie, die gewaltig ist. Der begabte Musiker Lowell Mason hat sie geschaffen, der in Boston die Musikakademie gründete und als Erster von der New Yorker Universität zum Doktor der Musik promovierte. Man hat seine Melodie ein »einziges Dennoch des Glaubens genannt, von der Anfechtung bis zum durchgebrochenen Jubel«. Unzählige Geschichten erzählen, wie dieses Lied überall in der Welt gesungen wurde. So am Grab des 1881 ermordeten US-Präsidenten James S. Garfield. Als 1901 der amerikanische Präsident William Mac Kinley durch die Kugel eines Anarchisten starb, hörte ihn der Arzt in den letzten Zügen noch Sätze dieses Liedes murmeln. Bei den riesigen Trauerversammlungen der amerikanischen Städte bis hin zur Gedächtnisfeier in Westminster in London wurde dieses Lied dann gesungen. Es wurde auch 2007 intoniert bei der Beerdigung des Präsidenten Gerald Ford. Näher mein Gott zu dir steht auch auf dem Denkmal, das an den Absturz des uruguayischen Flugzeugs in den Anden erinnert, bei dem 16 Passagiere 72 Tage lang arktische Temperaturen überlebten, bis sie am 23. Dezember 1972 gerettet wurden. In drei Kinofilmen, die über den Untergang des Riesenschiffes Titanic am 14. April 1912 gedreht wurden, wird dargestellt, wie die sonst zum Tanz aufspielende Bordkapelle in die unheimliche Nacht hinaus dieses Lied spielt, auch wenn Historiker bis heute diese Abläufe nicht ausdrücklich so bestätigen wollen. 1847 starb Sarahs Schwester Eliza an Tuberkulose. Ein Jahr später folgte ihr Sarah nach, von der schweren Krankenpflege geschwächt, 43 Jahre alt, am 14. August 1848. gestorben am 14. August 1848 •) Sarah Flower-Adams geboren am 22. Februar 1805 Bekannte Lieder Näher mein Gott zu dir Die große Liebe der Sophie Herwig zu Israel Dass Gott doch Zion wieder bauen möge! Am Dreieinigkeitsfest, dem 20. Mai 1820, strömten viele Leute aus Nah und Fern zum Gottesdienst in die altehrwürdige Stadtkirche St.Dionys von Esslingen am Neckar. Es war ein großes Ereignis, als der jüdische Lehrer Beer Goldberg aus Neuwied sich mit seiner Frau und vier Töchtern taufen ließ. Er erhielt den Taufnamen Johann Peter. Geboren war Beer Goldberg in Hotzenplotz (dem tschechischen Osoblaha, jiddisch Hotz’plotz), im Grenzgebiet zwischen Oberschlesien und dem heutigen Tschechien. Dort war noch im Mittelalter eine größere jüdische Siedlung entstanden. Der Vater bestimmte Beer wegen seiner zarten Kraft nicht für das Geschäftsleben, sondern zum geistlichen Studium. Er schickte ihn zu einem Rabbi nach Mähren, um bei ihm Talmud und Kabbala zu erforschen. Es waren aber nur die biblischen Psalmen, die den jungen Mann tief ansprachen. Nein, Rabbi wollte er nicht werden. Und von Christen, denen er begegnete, war er abgestoßen wegen ihrer bloß formellen Christlichkeit. Er brach seine Ausbildung ab. Nach Wanderjahren wurde er Lehrer in der jüdischen Gemeinde von Neuwied. Dort besuchte er aus Neugier am Neujahrstag 1803 zusammen mit anderen Juden die Herrnhuter Brüdergemeine. Zum ersten Mal in seinem Leben hörte er vom Messias Jesus, seiner Geburt, seinem Leiden und Sterben, seinem Auferstehen und der Kraft seiner Erlösung. Wie in einer Vorahnung spürte er damals schon etwas von großer Freude und Hoffnung. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, häufiger diese Gemeinde aufzusuchen. Bald aber wuchs in ihm wieder die alte Ablehnung des christlichen Glaubens, die ganz tief in ihm verwurzelt war. Jedoch empfand er von der Zeit an immer mehr, wie leer sein Herz war. 1806 heiratete er Sara, die Tochter von Solomon Rubens, des jüdischen Metzgers von Neuwied. Im Lauf der Jahre erfüllten ihn mehr und mehr die freigeistigen Gedanken der Aufklärung. Erst Krankheitsnöte und der Tod einer Tochter führten ihn wieder zurück zum Beten der biblischen Psalmen. Dort fand er endlich Ruhe, Zuversicht und Frieden. Es war dann im Jahr 1817, als ihn ein befreundeter Lehrer aufsuchte. Mit einem warnenden Unterton wollte er ihn auf einen Mann aus London aufmerksam machen, der Neue Testamente in hebräischer Sprache weitergab. Er erzählte ihm auch von einer Gesellschaft, die den christlichen Glauben unter Juden ausbreiten wolle und ihre Agenten überall hin schicke. Dieses Gespräch weckte jedoch die Neugier und das Interesse von Beer Goldberg. Der Mann, vor dem er gewarnt werden sollte, war weder Prediger noch hauptamtlicher Missionar, sondern ein sehr angesehener Geschäftsmann namens Keetmann. Diesen anscheinend so gefährlichen Mann wollte Beer Goldberg unbedingt kennenlernen, der so viel auf sich nahm, um überall Juden zu besuchen und mit ihnen über den Glauben zu reden. Endlich traf Goldberg diesen wahren Freund Israels und erhielt von ihm ein Neues Testament. Tief angesprochen war Beer Goldberg auch von der ihm geschenkten Schrift des schottischen Theologen David Bogue: Die göttliche Autorität des Neuen Testaments. Die Bergpredigt faszinierte ihn. So fand er über dem Lesen des Neuen Testaments nach heftigen Zweifeln und inneren Kämpfen und durch viele hil freiche Gespräche Jesus, den verheißenen Messias und Erlöser Israels. Und er erkannte Jesus als den Vollender des Judentums. Besonders wichtig wurden ihm dabei die Propheten des Alten Testaments. Keetmann hat nie auf ein rasches Bekenntnis gedrängt. Er wollte keine Proselyten machen, sondern wartete geduldig, bis Beer Goldberg ganz zur vollen Erkenntnis von Jesus durchgedrungen war. Die Taufe war ihm nicht wichtig. Goldberg reiste 1818 nach Basel. Er bat bei der Basler Missionsgesellschaft, ihn zu taufen. Aber er wurde abgewiesen. Die schweizerischen Behörden verweigerten die Genehmigung zur Taufe mit der Begründung, es seien eventuell soziale Belastungen zu befürchten, wenn Goldberg seine jüdische Heimat aufgebe. Irrtümlich meinten sie, falls Goldberg seine jüdische Heimat aufgebe, sei die Gemeinde des Tauforts für seine Fürsorge verantwortlich. Erschüttert hat ihn der Satz eines Mannes aus der Stadtverwaltung: »Christen haben wir genug!« Beer Goldberg reiste weiter nach Stuttgart, wo er herzlich von Missionsfreunden aufgenommen wurde. Schließlich fasste er den Entschluss, sich in der Kirche von Esslingen am Neckar taufen zu lassen. Der dortige Dekan Herwig unterwies ihn im christlichen Glauben. Weil damals der Turmhahn der Esslinger Stadtkirche gerade neu vergoldet wurde, hinterlegte man dort auch den Bericht über die aufsehenerregende Taufe als Dokument und Erinnerung im Innern der Turmspitze. Noch einige Zeit blieb Beer Goldberg, der jetzt Johann Peter Goldberg hieß, in Esslingen, bis er dann 1821 nach Dresden zog, wo er als Lehrer von Kindern jüdischer Familien und als Missionar unter Juden wirkte. Sein Lebensmotto war: »Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltaten, die er an mir tut? Ich will den Kelch des Heils nehmen und den Namen des Herrn verkündigen.« Johann Peter Goldberg starb am 15. Januar 1848. Dieses Geschehen der Taufe der jüdischen Familie hat auch Marie Sophie Herwig, die Tochter des Dekans in Esslingen, ganz tief bewegt. Sie war am 22. Oktober 1810 in Esslingen geboren. Ihre Mutter hatte sie schon verloren, als sie gerade zwei Jahre alt war. Im Alter von zehn Jahren, genau zur Zeit der Taufe der Familie Goldberg, begann ihre schwere Erkrankung. Ihr Rückgrat verkrümmte immer mehr. Alle Heilungsversuche blieben erfolglos. Vier Jahre später war ihr Körper ganz verwachsen. Umso mehr aber wuchsen ihr Glaube und ihr Vertrauen auf Jesus Christus. Mit großer Freude sang sie ihre Lieder zur Gitarre. Dazu gehört auch das Lied: Gib, dass ich ewig treu dir bleibe. Aufmerksam verfolgte sie das große Geschehen der neu aufbrechenden Missionsbewegung. Manche Missionslieder dichtete sie selbst. Unter dem tiefen Eindruck der Taufe der Familie Goldberg und aus großer Liebe zum Volk Israel entstand das Lied: Wasserströme will ich gießen, spricht der Herr, auß dürre Land, kühlend sollen Quellen fließen in der Wüste heißem Sand, wo jetzt Wanderer schmachtend ziehn, soll ein Gottesgarten blühn. Ach, noch ist die Zeit der Dürre! Schwerer Fluch bedeckt das Land. Israel geht in die Irre, seine Kraft ist ausgebrannt. Wo der Blick auch sehnend schweift, spärlich kaum ein Früchtlein reift. Dennoch wird das Wort des Treuen herrlich in Erfüllung gehn. Jauchzend werden dann sich freuen, die jetzt still mit Tränen san, wann der Segensstrom des Herrn alles füllet nah und fern. Darum mutig stets, ihr Brüder! Eilet dem Verlornen nach, sucht des Volkes Gottes Glieder liebend auf in ihrer Schmach. Ladet ihre ganze Zahl zu des Königs Hochzeitsmahl! Scheint es oft vergeblich Mühen, scgenslose Arbeit euch, denkt: auf rauem Pfade ziehen alle in dem Kreuzesreich. Doch wer seinem König dient, wird zuletzt gewiss gekrönt. Hör uns, Herr, wirflehn, und sende deinen Heilgen Geist uns zu, der uns Mut im Kampfe spende, in der Trübsal stille Ruh. Ja, wir wollen dir verträum Du wirst Zion wieder baun. Nach schwerer Krankheitszeit mit vielen Schmerzen ging Marie Sophie Herwig am Erscheinungsfest, am 6. Januar 1836, im Alter von gerade 25 Jahren heim. geboren am 22. Oktober 1810 gestorben am 6. Jar Wasserströme will ich gießen Sophie Herwig V Bekannte Lieder Die lorbeergekrönte Poetin Magdalena Sibylla Rieger Auf der Suche nach dem inneren Frieden durch Jesus Als dem Vater Philipp Heinrich Weißensee am 29. Dezember 1707 eine Tochter geboren wurde, nannte er sie Magdalena Sibylla. Dahinter stand die große Verehrung für die fromme und hoch geschätzte Landesmutter Magdalena Sibylla von Württemberg. Sie war schon mit 25 Jahren Witwe geworden und ist die Mutter des später absolutistisch regierenden Herzogs Eberhard-Ludwig. Sie förderte nicht nur die Liebesdienste an Armen und Notleidenden, sondern hatte auch durch Lieder und Schriften großen Einfluss auf die sich ausbreitende Glaubensbewegung des Pietismus. Der Vater von Magdalena Sibylla Weißensee war Klosterpräzeptor, also Lehrer, am Seminar im Kloster Maulbronn, der württembergischen Begabtenförderung für künftige Theologen. Schon wenige Wochen nach der Geburt der Tochter wurde er auf die höhere Stufe des Seminars am Kloster Blaubeuren versetzt. Später wurde Magdalena Sibyllas Vater Abt von Hirsau, Konsistorialrat in Stuttgart und schließlich Prälat in Denkendorf. Mit engen Beziehungen zum Hof war er auch Mitglied des Engeren Ausschusses der Landschaft, der Spitze der Landstände. Magdalena Sibylla erhielt eine für ein Mädchen ihrer Zeit außergewöhnlich gute Ausbildung. Nach dem Tod ihrer beiden Brüder ließ ihr Vater sie wie einen Sohn unterrichten. Noch keine 16 Jahre alt, heiratete sie Immanuel Rieger, den späteren Stadtvogt von Calw am Rand des Schwarzwaldes. Hier in Calw begann sie auch zu dichten. Ihre Texte sang sie selbst und begleitete sich dazu am Klavier. Der Bruder ihres Mannes war der berühmte pietistische Prediger Konrad Georg Rieger, der ihr Leben als das einer württembergischen Tabea beschrieben hat. Zeitlebens litt Magdalena Sibylla Rieger schlimm an Kopfschmerzen, aber auch an Magen- und Nervenschmerzen. Sie war von Geburt an schwächlich und zart. Acht Kinder hat sie geboren. Drei ihrer Söhne starben aber schon früh. 1743 wurden ohne ihr Wissen die 67 geistlichen Gedichte zu den sonntäglichen Predigttexten des Kirchenjahres unter dem Titel Versuch einiger geistlichen und moralischen Gedichte veröffentlicht. Sie hatte sie eigentlich nur zu ihrer eigenen Erbauung verfasst. Mit einem Schlag wurde Magdalena Sibylla Rieger damit in der Welt der Künstler und Gelehrten Deutschlands bekannt und auch in einer Weise geehrt, wie es damals für eine Frau ganz ungewöhnlich war. Dabei wurden ihre männliche Begabung und ihre weiblichen Tugenden gerühmt. Sie antwortete selbstbewusst darauf: Ihr Männer packet ein, wo ist doch eure Kunst? War unsre Arbeit nicht, die eure war umsunst! Die Universität Göttingen krönte sie zur kaiserlichen Dichterin. Die Deutsche Gesellschaft in Göttingen und Helmstedt nahm sie als Mitglied auf. Noch heute findet sich im württembergischen Regionalteil des Evangelischen Kirchengesangbuches ihr Büßlied: Meine Seele voller Fehle suchet in dem Dunkeln Licht. Jesu, neige dich und zeige mir dein tröstlich Angesicht! Auf mein Flehen lass dich sehen und verbirg dich länger nicht. Ich empfinde, meine Sünde sei an allem Kummer schuld; ich gestehe dies und flehe um Vergebung, um Geduld. Du, mein Leben, kannst mir geben neue Gnade, neue Huld. Ach von Herzen und mit Schmerzen such ich dich, mein Trost und Heil! Wie so lange machst du bange meiner Seele! Komm in Eil, lass dich nieder, komme wieder, meines Herzens bester Teil. Richtig wandeln, weise handeln wollst du künftig mir verleihn; gib die Triebe reiner Liebe voller in mein Herz hinein. Welcher Segen ist zugegen, wenn es heißt: Du mein, ich dein! Führe, leite, vollbereite mich, wie du mich haben willst; gib mir Klarheit, Geist und Wahrheit, dass ich gleich sei deinem Bild, dass man merke, meine Stärke sei in dir, und du mein Schild; bis im Lichte dein Gesichte mir sich droben völlig zeigt, wann die Deinen nicht mehr weinen und die Klagestimme schweigt. Drum so zeige Weg und Steige, da man auf zum Himmel steigt. Als sich damals in der württembergischen Bevölkerung durch den Einfluss des Geheimen Finanzrates Joseph Süß Oppenheimer eine starke antisemitische Stimmung ausbreitete, bekannte sich Magdalena Sibylla Rieger öffentlich als Israelfreundin. Sie unterstützte auch die Hallesche Judenmission mit ihren Spenden. In einem Roman von Lion Feuchtwanger über die damaligen Vorgänge wird die Rolle von Magdalena Sibylla Rieger ins Zwielicht gerückt. Dies mögen Schriftsteller zuweilen als prickelnde Ausgestaltung des trockenen Stoffes erfinden. Mit der geschichtlichen Wahrheit hat aber solch eine Darstellung nichts zu tun. Nach dem Tod ihres Mannes 1758 lebte Magdalena Sibylla Rieger noch 28 Jahre als Witwe in Stuttgart. Sie starb am 31. Dezember 1786 im Alter von 79 Jahren. gestorben am 31. Dezember 1786 *) Bekannte Lieder Meine Seele voller Fehle Magdalena Sibylla Rieger geboren am 29. Dezember 1707 Das Lied vom Guten Hirten der Henriette Luise von Hayn In des Hirten Arm und Schoß: Amen, ja, mein Glück ist groß! Luise von Hayn wurde am 22. Mai 1724 in Idstein im Taunus als Tochter eines herzoglichen Oberjägermeisters geboren. Sie liebte ihr Elternhaus sehr, empfand aber das christliche Leben in der Familie als zu oberflächlich und lau. Tief angesprochen war das junge Mädchen von den Berliner Reden des Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf. Eines Tages erfuhr sie durch spöttische Berichte, dass ganz in ihrer Nähe in der Wetterau diese belächelten und verachteten Herrnhuter die neue Siedlung Herrnhaag bauten. Da wollte sie unbedingt dabei sein! Ihr war das gesellschaftliche Leben mit Kleiderluxus und teurer Kosmetik fremd, in das sie als Kind aus adligem Haus hineinwachsen sollte. Sie suchte die Gemeinschaft mit den Lei- den ihres Heilands Jesus Christus. Der Vater versuchte beharrlich, ihr diesen Wunsch auszureden, allerdings ohne Erfolg. Beim Bibellesen ließ ihr das Wort von Jesus keine Ruhe mehr: »Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert!« (Matthäus 10,37). Jetzt war es für sie klar, sie müsse um Gottes willen ihr heiß geliebtes Elternhaus verlassen. So schrieb sie noch einen Abschiedsbrief und brach heimlich auf. Unterwegs in Frankfurt wurde sie eingeholt und wieder nach Hause gebracht. Den Eltern kamen aber schließlich doch Bedenken, ob Zwang und Gewalt der richtige Weg zur Erziehung ihrer Tochter Luise sei. So erlaubten sie ihr endlich zwei Jahre später, nach Herrnhaag zu ziehen in der Hoffnung, dass sie über kurz oder lang wieder zurückkehren würde. Der 5. November 1744 wurde für Luise »der glückselige Tag«, als sie in der Brüdergemeine in Herrnhaag ankam. Es war für sie, »als hätte sie hundert Väter und Mütter wiedergefunden«. Sie fühlte sich »wie ein Kind, das aus der Fremde in seiner Mutter Haus bei den Seinen« angekommen ist. Nach Aufhebung von Herrnhaag siedelte sie 1750 nach Großhennersdorf in der Oberlausitz, ein Jahr später nach Herrnhut, wo sie der Mädchenanstalt Vorstand und 1766 Pflegerin der Schwestern wurde. 28 Lieder von ihr standen im Gesangbuch der Brüdergemeine. Zum 36. Geburtstag ihrer Freundin Christine Petersen am 8. August 1776 dichtete Luise von Hayn in Herrnhut dieses Lied vom Guten Hirten nach dem 23. Psalm. Weil ich Jesu Schäßein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt. Unter seinem sanften Stab geh ich aus und ein und hab unaussprechlich süße Weide, dass ich keinen Mangel leide; und sooft ich durstig bin, führt er mich zum Brunnquell hin. Sollt ich denn nicht fröhlich sein, ich beglücktes Schäfelein? Denn nach diesen schönen Tagen werd ich endlich heimgetragen in des Hirten Arm und Schoß: Amen, ja mein Glück ist groß! Christian Gregor kürzte das Lied von seinen sieben Strophen auf die jetzt gesungenen drei und schuf dazu eine gerne gesungene Melodie. Später komponierte Friedrich Silcher seine nicht weniger volkstümliche Weise. In Herrnhut, am 27. August 1782, rief der Gute Hirte Henriette Luise von Hayn im Alter von 58 Jahren heim in seinen Arm und Schoß. gestorben am 27. Au Henriette Luise von Hayn geboren am 22. Mai 1724 Weil ich Jesu Schäflein bin Bekannte Lieder Die Lieder von Anna Steele im Unglück gesungen Wenn sich die Sonn verhüllt, der Löwe um mich brüllt Lange zögerte Anna Steele, ihre Lieder zu veröffentlichen. Erst im Alter von 44 Jahren willigte sie ein. Ihr Vater, ein Holzhänd-ler, schrieb in sein Tagebuch: »Ich flehe den barmherzigen Gott an, der sie zu diesem Werk befähigt und angestiftet hat, darin auch weiter die Regie zu führen zum Besten für viele ... Ich bitte Gott, es zu nutzen und Anna selbst demütig zu halten.« Das war Anna Steele: Demütig und in viel Leiden erprobt. Sie wurde im Mai 1716 in dem kleinen Dorf Broughton im Distrikt Hampshire in England als älteste Tochter geboren. Ihr Vater war neben seinem kaufmännischen Beruf 40 Jahre lang ehrenamtlich als Prediger in der Baptistenkirche tätig. Als Anna drei Jahre alt war, starb ihre Mutter. Die kleine Anna wurde von ihrem Vater im Glauben erzogen und trat mit 14 Jahren der Gemeinde als Mitglied bei. Im Alter von 19 Jahren wurde ihre Hüfte durch einen Unfall so schwer verletzt, dass sie lebenslang behindert blieb. Die große Freude ihrer Verlobung mit Robert Elscurot nahm ein jähes Ende: Der Bräutigam ertrank einen Tag vor ihrer Hochzeit. Aus ihrem schweren Erleben heraus verfasste Anna 144 Lieder und 34 Psalmen, die sie in der Gemeindearbeit an der Seite ihres Vaters meist unter dem Pseudonym Theodosia einsetzen konnte. Sie erlebte dabei, wie Gott das Leiden seiner Kinder nie unnütz oder sinnlos ablaufen lässt. So hat Anna Steele durch ihre Lieder unzählige Menschen beschenkt. Sie gehört zu den ganz großen Liederdichterinnen des 18. Jahrhunderts. Von ihren vielen populären Liedern wurde in Deutschland nur eins weit bekannt. Der Methodistenpastor Ernst Gebhardt hat es in die deutsche Sprache übertragen: Solang mein Jesus lebt und seine Kraft mich hebt, muss Furcht und Sorge von mirßiehn, mein Herz in Lieb erglühn. Er ist ein guter Hirt, der treu sein Schäßein führt; er weidet mich auf grüner Au, tränkt mich mit Himmelstau. Wenn sich die Sonn verhüllt, der Löwe um mich brüllt, so weiß ich auch in finstrer Nacht, dass Jesus mich bewacht. Und glitte je mein Fuß, brächt mir die Welt Verdruss, so eilt ich schnell zu Jesu Herz, der heilte meinen Schmerz. Drum blick ich nur auf ihn, o seliger Gewinn! Mein Jesus liebt mich ganz gewiss, das ist mein Paradies! Als Anna Steele am 11. November 1778 starb, flüsterte sie als Letztes: »Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!« Dieses Wort steht auch auf ihrem Grabstein auf dem Dorffriedhof in Broughton, Hampshire, England. Bekannte Lieder Solang mein Jesus lebt Anna Steele geboren im Mai 1716 gestorben am 11. November 1778«) Die genial begabte Henriette Katharina von Gersdorf Nicht kleine Gaben, dich selber will ich haben! Henriette Katharina Freifrau von Gersdorf gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten Frauen ihrer Zeit. Geboren ist sie am 6. Oktober 1648 in Sulzbach in der Oberpfalz als Tochter des Freiherrn Karl von Friesen, dem späteren Konsistorialpräsidenten und Oberhofrichter in Leipzig. Als Kind erhielt sie eine ausgezeichnete und vielseitige Ausbildung sowohl in Malerei, Dichtkunst und Musik, als auch in neuzeitlichen Wissenschaften. Sie sprach viele Sprachen fließend. Bald las sie die Bibel in den Ursprachen, lernte schon als 17-jähriges Mädchen Chaldäisch und Syrisch. 1672 heiratete sie den zweimal verwitweten, fast 20 Jahre älteren kurfürstlichen Geheimen Rat Nikolaus von Gersdorf. Er war ein Freund und Amtskollege ihres Vaters und besaß in der Oberlausitz mehrere Rittergüter. Von seinen früheren Frauen hatte er neun Kinder, Henriette Katharina gebar ihm noch sieben Söhne und sechs Töchter. In ihrer Stadtwohnung in Dresden wurden zahlreiche einflussreiche Gäste empfangen. Enge Verbindungen mit dem kurfürstlichen Hof und zum Adel wurden gepflegt. Eine umfangreiche Korrespondenz führte die Freifrau von Gersdorf mit bedeutenden Vertretern der Aufklärung wie Gottfried Wilhelm Leibniz und Christian Thomasius. Von Herzen lebte diese gebildete Frau eine tiefe biblische Frömmigkeit und Jesusliebe, verbunden mit viel praktischer Liebestätigkeit. Als 1686 bis 1691 Philipp Jakob Spener als Oberhofprediger in Dresden weilte, gehörten die von Gersdorfs zu seinem engsten Freundeskreis und blieben ihm zeitlebens verbunden. Sie besuchten seine Gottesdienste und Katechismusstunden und unterstützten Speners Reformgedanken für neues geistliches Leben innerhalb der Kirche. Sie förderten entscheidend den Bau des Waisenhauses in Halle durch August Hermann Francke. Als ihre Tochter Charlotte Justine nach knapp einem Ehejahr Witwe wurde, zog die junge Mutter mit ihrem neugeborenen Sohn Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf zu ihrer Mutter, die inzwischen auch verwitwet war. Vier Jahre später schloss Charlotte ihre zweite Ehe mit dem preußischen Generalfeldmarschall von Natzmer. Ihr Kind ließ sie in der Obhut seiner Großmutter, weil das unstete Militärleben dem Kind hätte schädlich sein können. So erlebte der kleine Nikolaus Ludwig seine Kindheit im Schloss von Großhennersdorf in der Oberlausitz, dem Witwensitz der Landvögtin. Dieser Einfluss der Großmutter hat das ganze Leben des Grafen entscheidend geprägt. Der junge Graf Nikolaus Ludwig schlief im Zimmer der Großmutter und erlebte mit, wie sie im Gebet vor Gott ihr Herz ausschüttete. Von Henriette Katharina von Gersdorf stammen Lieder, die zu den besten der damaligen Zeit gehören. Am bekanntesten wurde der weihnachtliche Vers: Ich will nicht kleine Gaben, du Gotteskind von dir, dich selber will ich haben und bitten, dass auch mir du magst geboren heißen, der Welt und Sünde mich auf ewiglich entreißen und ziehen ganz an dich. Am 6. März 1726 ging sie in Großhennersdorf heim. Noch zu ihren Lebzeiten fanden einige ihrer Lieder Eingang in Gesangbücher. Aber erst 1729 erschien eine Sammlung mit 99 Liedern und Betrachtungen von Henriette Katharina von Gersdorf. Henriette Katharina von Gersdorf geboren am 6. Oktober 1648 gestorben am 6. März 1726 Bekannte Lieder Ich will nicht kleine Gaben Dank im Leben der Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte! Die Heidecksburg ist eines der prunkvollsten Barockschlösser in Thüringen, auf einer Bergerhebung über der ehemaligen Residenzstadt Rudolstadt gelegen. Dort kam am 19. August 1637 mitten in den schrecklichen Wirren des 30-jährigen Krieges das Flüchtlings-kind Ämilie Juliane zur Welt, Tochter des Grafen Albrecht Friedrich zu Barby und Mühlingen und seiner Gattin Ursula, geborene von Oldenburg-Delmenhorst. Vor dem Elend, das an der Niederelbe wütete, waren die Eltern nach Thüringen zu ihren Verwandten auf die Heidecksburg geflohen. Ein sicherer Platz mitten in der unheimlichen Verwüstung, die Deutschland heimgesucht hatte! Nicht lange jedoch hielt die Geborgenheit an. Schon im Alter von vier Jahren verlor Ämilie Juliane ihren Vater, ein Jahr später ihre Mutter. Doch der Onkel, der mit einer Schwester der verstorbenen Mutter verheiratet war, nahm sich des Waisenkindes an. Zusammen mit dessen Sohn und drei Töchtern durfte sie eine schöne Jugendzeit erleben. Diesen Vetter und Spielkameraden heiratete sie auch im Jahr 1665. In diesem Jahr war Erbgraf Albert Anton von Schwarz-burg-Rudolstadt an die Regierung gekommen. Aus dem Flüchtling Ämilie Juliane war nun die Herrin auf der Heidecksburg geworden. Es war eine überaus glückliche Ehe; 1667 wurde das erste Kind geboren. Als Schlossherrin hatte Ämilie Juliane für die 152 Mitarbeiter zu sorgen. Vorratshaltung, landwirtschaftliche Betriebe wie auch die große Küche mussten geführt und überwacht werden. Dazu kam eine umfangreiche Sozialarbeit für die vielen Armen in der Umgebung. Für alles, was sie bewegte, Werktag wie Sonntag, Freud und Leid, war ihr Wahlspruch im Leben: »Allein bei Christus die ewige Freude.« Unter den 587 Liedern, die Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt hinterlassen hat, ist auch das bekannte Danklied Bis hierher hat mich Gott gebracht. Es erinnert an den Denkstein, den der Prophet Samuel einst zur Erinnerung an Gottes Hilfe aufrichten ließ: »Bis hierher hat der Herr geholfen« (1. Samuel 7,12). Das Lied sollte nach der Anordnung der Dichterin in dem Buch Tägliches Morgen-, Mittags- und Abendgebet mittwochs nach der Mahlzeit gebetet werden. Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte, bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte, bis hierher hat er mich geleit, bis hierher hat er mich erfreut, bis hierher mir geholfen. Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank für die bisher’ge Treue, die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue. In mein Gedächtnis schreib ich an: Der Herr hat Großes mir getan, bis hierher mir geholfen. Hilf fernerweit, mein treuster Hort, hilf mir zu allen Stunden. Hilf mir an all und jedem Ort, hilf mir durch Jesu Wunden. Damit sag ich bis in den Tod: durch Christi Blut hilft mir mein Gott; er hilft, wie er geholfen. 1672 war ein sehr trauriges Jahr. Die Reichsgräfin Ämilie Juliane verlor ihr zweites und letztes Kind drei Tage nach der Geburt. Dazu starben innerhalb von kaum vier Wochen drei ihrer Schwestern an Masern. 1686 dichtete sie auf dem Jagdschloss Neuhaus bei Rudolstadt das Lied von der wachen Bereitschaft zum Sterben. Sie war an diesem herbstlichen Septembertag im Thüringer Wald erschüttert vom tragischenjagdunfall des Herzogsjohann Georg von Eisenach, der trotz der Feiertagsheiligung ausgerechnet am Sonntag auf die Jagd gehen wollte. Als ein Hirsch kurz vor dem Herzog aufsprang und der Jäger auf das Tier schießen wollte, wurde er plötzlich vom Hirnschlag getroffen. So betete Ämilie Juliane Reichsgräfin von Schwarzburg-Rudolstadt um das rechte Bereitsein: Wer weiß, wie nahe mir mein Endel Hin geht die Zeit, her kommt der Tod; ach wie geschwinde und behände kann kommen meine Todesnot. Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut: mach’s nur mit meinem Ende gut. Es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war; solang ich leb auf dieser Erden, leb ich in steter Todsgefahr. Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut: mach’s nur mit meinem Ende gutI Lass mich beizeit mein Haus bestellen, dass ich bereit sei für und für und sage frisch in allen Fällen: Herr, wie du willst, so schick’s mit mir/ Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut: mach’s nur mit meinem Ende gut! So komm mein End heut oder morgen, ich weiß, dass mir’s mit Jesus glückt; ich bin und bleib in deinen Sorgen, mit Jesu Blut schön ausgeschmückt. Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut: mach’s nur mit meinem Ende gut! Am 3. Dezember 1706 ging Reichsgräfin Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt heim. Für die Predigt bei der Bestattung bestimmte sie: »Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn« (Philipperbrief 1,21). Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt geboren am 19. August 1637 gestorben am 3. Dezember 1706 * Bekannte Lieder Bis hierher hat mich Gott gebracht Wer weiß, wie nahe mir mein Ende! Die schlesische Sängerin Christina Cunrad Bitte um Bewahrung bis ins Alter Nur 34 Jahre alt wurde Christina Cunrad. Am 2. September 1591 ist sie im schlesischen Brieg (Brzeg) geboren und starb am 25. September 1625 in Breslau (Wrozlaw). Christina war ein begabtes und kluges Mädchen, die Tochter des Rektors des Gymnasiums. Schon in jungen Jahren verlor sie ihre Eltern. Es ging durch viel Not, bis sie 1607 den Breslauer Arzt Caspar Cunrad heiratete. Ihr Mann hat als Poet viele Ehrungen empfangen und gehörte in Breslau zu den anerkannten Persönlichkeiten. Von Kaiser Ferdinand wurde er in den Adelsstand erhoben. Er war auch dabei, als der bekannte Liederdichter Johann Pleermann im Alter von 23 Jahren mit dem Lorbeerkranz als kaiserlicher Dichter geehrt wurde. Die Eheleute bekamen zehn Kinder. Ein Sohn, Johann Hin-rich, wurde als schlesischer Historiker bekannt. Ganz genau weiß man es nicht, aber es ist doch zu vermuten, dass dieses Lied von Christina Cunrad und nicht von ihrem Mann gedichtet wurde in einer Zeit, als Frauen noch kaum als Dichterinnen hervortraten: Herr Christ, dein hin ich eigen: Von Anbeginn der Welt, dein Güte zu erzeigen, hast du mich auserwählt und mich auch lassen nennen nach deinem Namen wert; den will ich auch bekennen forthin auf dieser Erd. Herr Christ, dein bin ich eigen: Durch dein Allmächtigkeit, dein Güte zu erzeigen, beschirmst du mich allzeit. In meinen jungen Jahren hast du mich, Herr, ernährt, lass mir’s auch widerfahren, wenn ich nun älter werd. Herr Christ, dein bin ich eigen: Den Glauben schenkst du mir, dein Güte zu erzeigen, dass ich halt fest an dir. Den Teufel, Welt und Sünden, weil sie sind wider mich, hilf du mir überwinden, das bitt ich inniglich. Herr Christ, dein bin ich eigen: im Leben und im Tod; wirst mir dein Güt erzeigen auch in des Todes Not, dass sanft und still abscheide die Seel von meinem Leib zu dir ins Himmels Freude und bei dir ewig bleib. Christina Cunrad geboren am 2. September 1591 gestorben am 25. September 162^ Herr Christ, dein bin ich eigen Bekannte Lieder Luther nahm das erste evangelische Frauenlied ins Gesangbuch Jesus, der helle Morgenstern Nur wenige Lieder in evangelischen Kirchengesangbüchern wurden von Frauen gedichtet. Das älteste stammt aus der Feder von Elisabeth Cruciger geb. von Meseritz. In Meseritz (Mied-zyrzecze), Westpommern, nordwestlich von Schivelbein (Swid-win), wurde sie um 1500 geboren. Schon als Kind brachte man sie in das Kloster der Prämonstratenserinnen in Treptow an der Rega (Trzebiatöw), einer Gemeinschaft mit einer sehr strengen Ordensregel. Für sie öffnete sich eine ganz neue Welt, als sie, noch als Nonne im Kloster, erstmals mit Bibelauslegungen im Geist der Reformation in Berührung kam. Es waren Bibelstunden, die seit 1517 der Rektor der Stadtschule in Treptow, Johannes Bugen-hagen, hielt. Er gehörte zum nahe gelegenen Kloster Beibruck, war auch zum Priester geweiht und als Diakon an der Treptower Marienkirche eingesetzt. Neben seinem Lateinunterricht bot er eine Veranstaltungsreihe zur Bibelauslegung an, die von Bürgern der Stadt, aber auch von Ordensleuten aus dem nahe gelegenen Kloster besucht wurde. Im Jahr 1521 bekannte sich dieser Bibellehrer Johannes Bugenhagen ganz zu Luthers Reformation, verließ Treptow und zog im März 1521 zu Luther nach Wittenberg, um dort weiter zu studieren. Inzwischen hatte sich auch Elisabeth von Meseritz ganz dem reformatorischen Bekenntnis angeschlossen und floh 1522 aus dem Kloster in Treptow. Sie suchte Johannes Bugenhagen auf, der inzwischen Theologieprofessor in Wittenberg war, und lebte bei ihm im Haushalt. Später wurde dieser Johannes Bugenhagen der Reformator Pommerns. Das einzige schriftliche Dokument, das wir außer ihrem Lied besitzen, stammt aus dem Jahr 1524. Es ist ein Brief, den sie als »Trösterin« und »Mitleiderin« an einen »getauften Juden Joachim« in Stettin schreibt. Darin rühmt sie das Wunder der Rechtfertigung durch den Tod von Jesus: Christus werde »unsere Ungerechtigkeit bedecken, sodass uns niemand mehr möge anklagen können«. Elisabeth von Meseritz, eng befreundet mit Katharina von Bora, der Ehefrau Luthers, wurde 1524 mit dem Theologen und Naturwissenschaftler Caspar Cruciger vermählt. Das war zu dieser Zeit für eine frühere Nonne noch sehr ungewöhnlich und erregte bei manchen Anstoß. Erhalten ist ein Brief an den Konstanzer Reformator Ambrosius Blarer. Darin schreibt ein Johann Betz: »Caspar, der kürzlich eine Nonne geheiratet hat, was manchen missfällt; doch Caspar tut nichts Unüberlegtes.« Ihr Ehemann Caspar Cruciger (Kreuziger) war bei seiner Hochzeit erst 20 Jahre alt, aber vermögend, sodass die Familie keine Not litt. Er wurde zwar in Leipzig geboren, stammte aber aus einer wohlhabenden böhmischen Kaufmannsfamilie hussitischer Tradition und hatte in Wittenberg Theologie und Naturwissenschaften studiert. Nach seiner Verheiratung kam er zunächst nach Magdeburg. 1528 wurde er als Professor nach Wittenberg berufen, damit verbunden als Prediger an die Schlosskirche. Nachdem er 1533 als Doktor promoviert hatte, half er Martin Luther bei der Bibelübersetzung. Zwei Kinder wurden den Eheleuten geschenkt: Caspar, der Nachfolger Melanchthons als Professor in Wittenberg wurde, und Elisabeth, die als Witwe Hans Luther, den Sohn von Martin Luther, heiratete. Am 2. Mai 1535, nach nur elf Ehejahren, verstarb Elisabeth Cruciger in Wittenberg. Nur sehr wenig ist aus ihrem Leben bekannt. Offenbar schrieb sie nicht viel. Nur in den Tischreden Luthers wird sie erwähnt und hat offenbar an manchen theologischen Gesprächen des lutherischen Freundeskreises teilgenommen. Umso stärker wirkt ihr Lied weiter, das sie nach dem Weihnachtshymnus des Clemens Aurelius Prudentius Corde natus ex parentis aus dem 4. Jahrhundert gedichtet hat. Ihr Lied war zunächst 1524 anonym in der Sammlung des Erfurter Gesangbuches - Enchiridion genannt - erschienen und wurde von Martin Luther im gleichen Jahr ins Wittenberger Chorgesangbüchlein aufgenommen. Es ist also in der Zeit vor der Verheiratung von Elisabeth Cruciger entstanden. Fünf Jahre später, im sogenannten Klugschen Gesangbuch, führte Luther sie bewusst mit dem Verfassernamen Elisabeth Kreu-ziger auf. Damit hat Martin Luther ausdrücklich auch Frauen das Recht zugestanden, im Lied »das Wort Gottes und alle christliche Lehre« weiterzusagen. Durch die Jahrhunderte wurde dieser Lobgesang vom Christus am Erscheinungsfest besonders gern gesungen wegen seines Bezugs zum Morgenstern. Er beschreibt das Heil, das Christus durch seine Menschwerdung allen durch eine innig gelebte Glaubensfrömmigkeit schenkt. Wachstum und Beständigkeit sind dazu notwendig. Aus den vielen Bearbeitungen des Liedes, dessen Melodie auf ein weltliches Volkslied zurückgeht, ist besonders die Kantate von Johann Sebastian Bach zu erwähnen. Philipp Nicolai hat sich in seinem Lied Wie schön leuchtet der Morgenstern von den Worten der innigen Jesusliebe von Elisabeth Cruciger anregen lassen. Herr Christ, der einig Gotts Sohn, Vaters in Ewigkeit, aus seim Herzen entsprossen, gleichwie geschrieben steht, er ist der Morgensterne, sein Glänzen streckt erjerne vor andern Sternen klar', für uns ein Mensch geboren im letzten Teil der Zeit, dass wir nicht warn verloren vor Gott in Ewigkeit, den Tod für uns zerbrochen, den Himmel aufgeschlossen, das Leben wiederbracht: lass uns in deiner Liebe und Kenntnis nehmen zu, dass wir am Glauben bleiben, dir dienen im Geist so, dass wir hier mögen schmecken dein Süßigkeit im Herzen und dürsten stets nach dir. Du Schöpfer aller Dinge, du väterliche Kraft, regierst von End zu Ende kräftig aus eigner Macht. Das Eierz uns zu dir wende und kehr ab unsre Sinne, dass sie nicht irrn von dir. Ertöt uns durch dein Güte, erweck uns durch dein Gnad. Den alten Menschen kränke, dass er neu leben mag und hier auf dieser Erden den Sinn und alls Begehren und G’danken hob zu dir. Elisabeth Cruciger geboren um 1500 gestorben am 2. Mai 1535 Bekannte Lieder x Herr Christ, der einig Gotts Sohn, Vaters in Ewigkeit Literatur Friedrich Wilhelm Bautz (Hg.). Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Hamm, 1975 ff. Friedrich Wilhelm Bautz.... und lobten Gott um Mitternacht. Stuttgart, 1966 A. Bernstein. Jewish Witness for Christ. Jerusalem, 1999 Erich Beyreuther. Der junge Zinzendorf. Marburg, 1967 Theophil Bruppacher. Was töricht ist vor der Welt: 48 Gemeinschafts-lieder. Bern, 1959 Esther E. Enock. Francis Ridley Havergal, Hymnwriter. Greenville, S.C.,2001 Paul Gabriel. Das Frauenlied der Kirche. Leipzig und Hamburg, o.J. J. Aug. Hausmeister. Züge aus dem Leben und Wirken des Johann Peter Goldstein. Basel, 1848 Friedrich Hauss. Väter der Christenheit. Wuppertal, 1959 Wolfgang Heiner. Bekannte Lieder - wie sie entstanden. Neuhausen, 1979 Wolfgang Herbst (Hrsg.). Komponisten und Liederdichter des Evangelischen Gesangbuches. Göttingen, 1999 Martin H. Jung. Frauen des Pietismus: 10 Porträts. Gütersloh, 1998 Gerlinde Keppler (Hrsg.). Und Mirjam sang vor ihnen her: Frauen im Evangelischen Gesangbuch. Selbstportraits. Tübingen, 2001 Albert Knapp. Evangelischer Liederschatz. 3. Auflage, Stuttgart, 1865 Robert Morgan. Then sings my soul - 150 of the world’s greatest Hymn Stories. Nashville, Tennessee, 2003 Robert Morgan. Then sings my soul, Book 2 - 150 of the world’s greatest Hymn Stories. Nashville, Tennessee, 2004 Elisabeth Schneider-Böklen. Elisabeth Cruciger, die erste Dichterin des Protestantismus, ln: Gottesdienst und Kirchenmusik. Heft 2/1994, S. 32 ff. Elisabeth Schneider-Böklen. Der Herr hat Großes mir getan: Frauen im Gesangbuch. Stuttgart, 1995 Stuart Smith and Betty Carlson. Favorite Women Hymn Writers. Wheaton, Illinois, 1990 Walter Schulz. Reichssänger. Schlüssel zum Reichsliederbuch. Gotha, 1930 Peter Zimmerling. Starke fromme Frauen. Gießen, 1996 Quellennachweise Bildnachweis Die Bilder von Redern, Schmalenbach, Reuß, Hausmann, Hayn und Schwarzburg sind folgendem Buch entnommen: Paul Gabriel. Das Frauenlied in der Kirche, in: Welt des Gesangbuchs, Heft 9. Gustav Schloeßmanns Verlagbuchhandlung: Leipzig/ Hamburg, o.J. Die Bilder von Rhiem, Rappard, Meyer, Hawks, Hollweg, Cros-by, Weling, Havergal und Adams sind folgendem Buch entnommen: Walter Schulz, Reichssänger. Schlüssel zum deutschen Reichsliederbuch. Verlagsbuchhandlung P. Ott: Gotha, 1930. Das Bild von Winkel: © by Sr. Helga Winkel, Kohlberg. Das Bild von Schmidt-Eller: © by Ekkehard Künzell, Aachen. Textnachweis Gottes Stimme lasst uns sein Text: Ursula Lazay-Schlenker Melodie: Alfred Stier www.merseburger.de © Verlag Merseburger, Kassel Auf, Seele, Gott zu loben Text: Martha Müller-Zitzke (1947) Melodie: Johann Steuerlein (1575) © (Text) Verlag Singende Gemeinde, Wuppertal Herr, weil mich festhält deine starke Hand Text: Helga Winkel (1957) Melodie: Charles Henry Purday (1860; »Sandon«) Satz: Diakonissenmutterhaus Aidlingen © (Text & Satz) Diakonissenmutterhaus Aidlingen Zünde an dein Feuer Text: Berta Schmidt-Eller Melodie: überliefert (Hatikva »Hoffnung«; Nationalhymne Israels) © (Text) 1969 SCM Hänssler, 71 087 Holzgerlingen Gott ruft nach einer Jugend Text: Magdalene Fritzsche Melodie: Gottlob Lachenmann (1845-1935) © (Text) SCM Hänssler, 71 087 Holzgerlingen Jesus liebt mich ganz gewiss Text: Anna B. Warner Melodie: William B. Bradbury Die deutsche Übersetzung erschien in: Jugend-Psalter. Liederbuch für die Sonntagsschulen der Methodistenkirche in Deutschland. München: Anker-Verlag, o. J. (Nr. 95). Trotz intensiver Nachforschungen konnten leider nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden. Der Verlag dankt für Hinweise. Verzeichnis der Lieder Auf, denn die Nacht wird kommen 71 Auf, Seele, Gott zu loben! 15 Bis hierher hat mich Gott gebracht 121 Brich herein, süßer Schein seiger Ewigkeit! 40 Brich mir das Lebensbrot, du großer Herr 69 Das Jahr geht still zu Ende 75 Der Himmel ist offen, wir dürfen hoffen 12 Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ 86 Du stehst am Platz, den Gott dir gab 37 Eines Tages wird das silberne Band zerreißen 66 Ein Tagwerk für den Heiland, das ist der Mühe wert! 60 Erforsche mich, Jesus, mein Licht 50 Es pilgert durch die Lande erlöst die selge Schar 56 Gottes Stimme lasst uns sein 11 Gott ruft nach einer Jugend in sturmbewegter Zeit 32 Gott wird dich tragen, drum sei nicht verzagt 65 Herr Christ, dein bin ich eigen 124 Herr Christ, der einig Gotts Sohn, Vaters in Ewigkeit 128 Herr, weil mich festhält deine starke Hand, 20 Ich bin durch die Welt gegangen 77 Ich blicke voll Beugung und Staunen 43 Ich brauch dich allezeit, du gnadenreicher Herr 53 Ich vertraue dir, Herr Jesus, ich vertraue dir allein 91 Ich will nicht kleine Gaben, du Gotteskind von dir 118 Ihr Männer packet ein 109 Jesus kam, uns zu erlösen, preiset den Herrn! 49 Jesus liebt mich, ganz gewiss 58 Jesus, meine Sonne in der dunklen Nacht 29 Juble, mein Herze, ich habe den Heiland gefunden 28 Licht nach dem Dunkel, Friede nach Streit 94 Meine Seele voller Fehle 109 Näher mein Gott zu dir 99 Nimm mein Leben, Jesus, dir übergeb ich’s 92 O du Lamm Gottes, du hast auf Golgatha 46 O Gott, dir sei Ehre, der Großes getan! 63 Seligstes Wissen: Jesus ist mein! 66 Sicher in Jesu Armen, sicher an seiner Brust 45, 64 Solang mein Jesus lebt 116 So nimm denn meine Hände und führe mich 81 Sonne glänzt auf deinen Fluren 17 So wie ich bin, so muss es sein 97 Wasserströme will ich gießen, spricht der Herr 106 Weil ich Jesu Schäflein bin 113 Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl 35 Wenn nach der Erde Leid, Arbeit und Pein 38 Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt 87 Wer weiß, wie nahe mir mein Ende! 122 Wie ein Strom von oben aus der Herrlichkeit 93 Wir haben einen Felsen, der unbeweglich steht 36 Zünde an dein Feuer, Herr im Herzen mir 25 Verzeichnis der Dichterinnen Adams geb. Flower, Sarah, 22.2.1805 - 14.8.1848 102 Bethmann-Hollweg, Freda von, 17.4. 1842 - 30.11.1916 57 Coghill geb. Walker, Annie, 1836 - 7. 7.1907 73 Crosby, Fanny, 24. 3.1820 - 12.2.1915 67 Cruciger, Elisabeth, um 1500 - 2. 5.1535 129 Cunrad, Christina, 2.9.1591 -25.9.1625 125 Eihott, Charlotte, 18.3.1789-22.9.1871 98 Fritzsche, Magdalene, 26. 3.1894 - 3.12.1960 33 Gersdorf, Flenriette Katharina von, 6.10.1648 - 6. 3.1726 119 Hausmann, Julie, 7.3.1826 - 15.8.1901 83 Havergal, Frances Ridley, 14.12.1836 - 3.6.1879 95 Hawks, Anni Sherwood, 28. 5.1836 - 3.1.1918 54 Hayn, Henriette Luise von, 22.5.1724 - 27.8.1782 114 Herwig, Sophie, 22.10.1810 - 6.1.1836 107 Hüll, Amelia Matilda, 30. 9.1812 - 1882 88 Lathbury, Mary Artemisia, 10.8.1841 - 20. 10.1913 70 Lazay-Schlenker, Ursula, 28.10.1930 13 Meyer, Johanna, 2.4.1851 - 9.12.1921 51 Müller-Zitzke, Martha, 22.1.1899 - 23.7.1972 16 Randenborgh, Elisabeth van, 26.12.1893 - 25. 5.1983 19 Rappard-Gobat, Dora, 1.9.1842 - 10.10.1923 46 Redern, Hedwig von, 23.4. 1866 - 22. 5. 1935 38 Reuß, Eleonore Fürstin zu, 20.2.1835 - 18.9.1903 78 Rhiem, Caroline, 17. 5.1857 - 1941 30 Rieger, Magdalena Sibylla, 29.12.1707 - 31.12.1786 111 Schmalenbach, Marie, 23.6.1835 - 10. 3.1924 41 Schmidt-Eller, Künzell, Berta, 16.8. 1899 - 13.10.1987 26 Schwarzburg-Rudolstadt, Ämilie Juliane von, 19.8.1637-3.12.1706 123 Steele, Anna, Mai 1716- 11.11.1778 116 Warner, Anna Bartlett, 31.8. 1827 - 22.1.1915 61 Weling, Anna Thekla von, 20.3.1837 - 21. 5.1900 86 Winkel, Helga, 4.1.1926 22 Weil mich festhält deine starke Hand CD Nr. 097.142 Die CD zum Buch! In der beliebten Interpretation durch gemischte Chöre bringt diese CD eine Auswahl der Lieder zu Gehör, die im vorliegenden Buch besprochen werden, wie »Herr, weil mich festhält«, »Auf, Seele, Gott zu loben!«, »Weiß ich den Weg auch nicht« und »Seligstes Wissen: Jesus ist mein!«. Eine wunderbare Möglichkeit, die tief gehenden Texte zu verinnerlichen oder sogar mitzusingen und dabei das Gelesene zu reflektieren. Beate & Winrich Scheffbuch Den Kummer sich vom Herzen singen & Dennoch fröhlich singen Gebunden, 13,5 x 20,5 cm, 626 S. Nr. 394.510, ISBN 978-3-7751-4510-7 Den Kummer sieh vom Herzen ™ singen .J H Dennoch fröhlich fäM ■y singen W; f ,y, ■ :■ U Lebensbilder / bekannter ! Liederdichter wffl Lebensbilder bekannter Liederdichter. Durch Generationen hindurch haben sich Menschen mit Jesusliedern Lasten vom Herzen gesungen. In diesem Band vereinen sich zwei Bestseller: Beate und Winrich Scheffbuch erzählen die Lebensgeschichten von hundert der bekanntesten Liederdichter. Ein großer Schatz! Bitte fragen Sie in Ihrer Buchhandlung nach diesen Titeln! Oder schreiben Sie an: SCM Hänssler, D-71087 Holzgerlingen; E-Mail: info@scm-haenssler.de. Mit Freuden ernten Paperback, 13,5 x 20,5 cm, 240 S. Nr. 394.826, ISBN 978-3-7751-4826-9 Gottes Gegenwart erfahren - auch in Krisenzeiten. Die beliebten Autoren Beate und Winrich Scheffbuch stellen 35 Vorbilder des Glaubens vor. Mit dabei: Friedrich von Bodelschwingh, Corrie ten Boom und Ludwig Hofacker. Mit vielen Zeichnungen. Rolf Scheffbuch Grafen und Fürsten im Dienst des höchsten Königs Gebunden, 13,5 x 20,5 cm, 180 S. Nr. 394.931, ISBN 978-3-7751-4931-0 Grafen und Fürsten im Dienst des höchsten Königs Adel einmal anders: Edelleute, die es als höchste Ehre ansahen, Christus gehören zu können. Unter den dreizehn porträtierten Personen sind u.a. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Zarin Maria Feodorowna und Hedwig von Redern. Bitte fragen Sie in Ihrer Buchhandlung nach diesen Büchern! Oder schreiben Sie an: SCM Haussier, D-71087 Holzgerlingen; E-Mail: info@scm-haenssler.de. Martin Luther nahm das erste evangelische Frauenlied ins Gesangbuch: »Herr Christ, der einig Gotts Sohn« von Elisabeth Cruciger. Viele Texte, die wir heute singen, sind von Frauen geschrieben. Beate und Winrich Scheffbuch porträtieren 32 Frauen und ihre bewegenden Lieder. Die Schlossherrin Fürstin Reuß verlieh ihrer Sehnsucht nach einer anderen Welt einprägsame Worte: »Ich bin durch die Welt gegangen«. Der weltberühmte Theologieprofessor Karl Barth formulierte seine wichtigste Erkenntnis mit den Worten von Anna B. Warner: »Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies.« Die schwerkranke Diakonisse Helga Winkel sang sich selbst Mut zu: »Herr, weil mich festhält deine starke Hand.« Ein Lied- und ein Personenverzeichnis erleichtern das gezielte Auffinden von bestimmten Liedern. Mit Porträtillustrationen und Infokästen. Beate und Winrich Scheffbuch wirkten viele Jahre in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde in Stuttgart und in weltweiter Mission von »Hilfe für Brüder« und »Christliche Fachkräfte International«. Auch heute sind sie weiter für Gottes Reich unterwegs. Sie sind Autoren Bestseller »Den Kummer sich vom Herzen singen« und »Dennoch fröhlich singen«. 9783775151115