Glaube in der Bewährung - Beunruhigende Entdeckungen im Jakobusbrief Teil 4/7 - Die Macht unserer Worte - Segen oder Fluch? - Teil 1/2 -

Die zerstörerische Macht von Worten

 

Wolfgang Nestvogel

31.12.2015

Schönblick, Willy-Schenk-Straße 9, 73527 Schwäbisch Gmünd

ID: 28910

 

 

 

Jakobus 3, da setzen wir fort. Wir haben uns ja schon durch einen großen Teil dieses Briefes hindurch gearbeitet und heute geht’s nun weiter mit Kapitel 3, ein Kapitel, das sehr direkt auf uns zukommt. Wären wir hier kein Veranstal­tungsraum, ja, kein Gemeindesaal oder Seminarraum oder wie immer man das nennen mag, sondern der Abflugbereich eines Flughafens, dann hätten wir heute Morgen alle durch die Sicherheitskontrolle gehen müssen. Da wird ja normaler­weise das Handgepäck durchleuchtet und die Kleidung. Und man achtet peinlich genau darauf, dass wir keine flüssigen Substanzen mit uns führen. Wenn, dann müssen wir die in durchsichtigen Plastiktüten aufbewahren. Wir dürfen keine Taschenmesser mitnehmen, keine Waffen. Und je nach dem wie leistungsfähig die Durchleuchtungsgeräte in den Sicherheitszonen der Flughäfen sind, hätte man trotzdem bei jedem von uns mindestens eine gefährliche Waffe im Gepäck gefunden. Eine Waffe, die wir immer bei uns tragen. Eine Waffe, die jederzeit entsichert und sofort eingesetzt werden kann. Und diese Waffe ist unsere Zunge. So bewertet es der Jakobusbrief, in dem wir jetzt das 3. Kapitel in Angriff nehmen. Jakobus 3, 5 + 6 lesen wir:  

6 So ist die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet es an!

Die Macht unsrer Worte. Das ist das Thema dieses vierten Vortrags zum Jakobus­brief: Die Macht unserer Worte – Segen oder Fluch. Heute wird sich Teil 1 mit dem Fluch befassen, mit der zerstörerischen Macht unserer Worte. Die zerstörerische Macht von Worten. Und morgen Vormittag dann machen wir die Fortsetzung und werden über die heilsame Macht von Worten sprechen. Heute geht es um Jakobus 3 und morgen früh um Jakobus 5. So herum, das dürfen wir nicht verwechseln. Also. Heute Morgen geht’s um die zerstörerische Macht von Worten und morgen Vormittag um die heilsame Macht von Worten. Und wir beginnen mit dem Negativen und kommen dann zum Erfreulicheren. Das macht uns Hoffnung.

Also, die Macht von Worten allgemein – zum Guten wie zum Schlechten – wird bei uns in der Regel unterschätzt. Und zwar sowohl die Macht von gesprochenen Worten, als auch die Macht geschriebener Worte. Ja, dann sagen wir oft: „Ach, das sind ja bloß Worte.“ Haben wir schon oft gesagt. In Gottes Bewertung dagegen haben Worte ein ungemein starkes Gewicht – im Guten wie im Schlechten. Worte können massiven Schaden anrichten. Worte können unsagbar viel Gutes bewirken. Gott selbst hat Wörter – also bis in die einzelnen Wörter hinein – und Sprache in besonderer Weise geadelt zunächst mal dadurch, dass er seinen eigenen Sohn als 'das Wort' bezeichnet hat. Am Beginn des Johannes­briefes: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. 'Logos' steht da, der klassische griechische Ausdruck für 'Wort'. Und Gott hat die Welt erschaffen. Wie? Durch das Wort. Real. Gott handelt, Gott erschafft neue Wirklichkeit, indem er spricht. Und Gott sprach: Es werde Licht und es ward Licht. Und Gott hat nicht nur diese Welt erschaffen durch das Wort in seiner Kraft und Autorität, sondern Gott schafft auch neues Leben für Menschen durch das Wort. Überlegen Sie, als der Herr Jesus den Lazarus aus dem Grab heraus rief in Johannes 11, 43 f. Wie geschah das? Indem Jesus in diese Höhe des Todes hinein rief: Lazarus, komm heraus! Das war ein Wort. Jesus hat kein Zauberkunststückchen vorgeführt. Jesus hat nicht irgendwelche schamanischen Riten dort praktiziert. Er hat nicht irgendwelche spirituellen Übungen aufgeführt. Er hat keinen Zauber­trank gebraut, sondern er hat gesprochen. Er hat sein vollmächtiges Wort gesprochen und das hat genügt. Und noch heute ist es so, wenn Menschen von Gott zur Wiedergeburt geführt werden, wenn Menschen neues Leben geschenkt bekommen, so dass sie den Ruf zur Bekehrung hören und umkehren und ihr Leben an Jesus binden, dann geschieht das wodurch? Durch das Wort. Und zwar nicht durch das Wort in einem magischen Sinne, dass man die richtige Bibelstelle zitiert und weil äußerlich diese Bibelstelle zitiert wurde, gibt’s dann berechenbar magisch diese oder jene Wirkung. Sondern 'das Wort' das meint die Wahrheit, den Inhalt. Die Wahrheit, die transportiert wird durch das Wort, durch Sprache. Das Wort ist immer der Inhalt, den dieses Wort transportiert, die Wahrheit selbst. 1. Petr 1, 23 heißt es: Ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort, das da bleibt. Und auch hier in unserem Jakobusbrief haben wir das ganz deutlich ausgedrückt in Jakobus 1, 21. Da sagt Jakobus: Legt allen Schmutz und allen Rest von Bosheit ab und nehmt mit Sanftmut das euch eingepflanzte Wort auf, das die Kraft hat, eure Seelen zu erretten. Und schon in Vers 18 hatte Jakobus gesagt, wie wir zum lebendigen Glauben gekommen sind, wie wir neues Leben bekommen haben, wie wir Kinder Gottes geworden sind, wie wir Bürger des Himmels geworden sind aus Kandidaten der Hölle, nämlich Kapitel 1 Vers 18: Nach seinem Willen hat er uns gezeugt. Wodurch? Durch das Wort der Wahrheit. Gottes Wort ist schöpferisch, indem er die Welt erschafft. Gott ist schöpferisch, indem er neues Leben schenkt. Und deshalb gilt uns der Auftrag – der Gemeinde Jesu – wie Paulus das in seinem 2. Timotheus-Brief formuliert hat, 2. Tim 4, 2: Predige das Wort. Gottes Wort, in dem seine Wahrheit weitergegeben wird, hat bis heute schöpferische Kraft. Und Gott beteiligt uns an diesem schöpferischen Geschehen, indem er uns beauftragt, sein Wort weiterzugeben. Und deshalb dreht sich im Leben der Christen alles um, um das Wort, um die Auslegung des Wortes, um das Verstehen des Wortes. Das ist nicht ein bestimmter intellektualistischer Zug, den die Christen hätten. Oder eben so ne Tradition, dass die sich eben nun viel mit der Bibel befassen, andere befassen sich mit anderen Dingen. Sondern das ist die Basis, das ist die Substanz, das ist der Lebensatem des christlichen Glaubens, dass der allmächtige Gott, der seinen eigenen Sohn als das Wort bezeichnet, durch das Wort, das er uns offenbart hat und das er uns zur Verkündigung aufgetragen hat, massive Veränderung bewirkt. Und deswegen wissen wir auch durch das Wort, woran wir sind, auch woran wir bei Gott sind und was wir zu tun haben.

Das Wort. Gott schuf den Menschen zu seinem Bild durch das Wort. Und weil Gott den Menschen durch das Wort zu seinem Bilde schuf, zeigt sich diese Gottebenbildlichkeit des Menschen, von der die Bibel ja spricht. Der Fachausdruck ist die Imago dei. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen. Obwohl wir unter dem Sündenfall stehen, ist trotzdem noch ein Rest davon geblieben. Diese Gottebenbildlichkeit, die uns von allen anderen Lebewesen massiv unterscheidet, kategorial, grundsätzlich unterscheidet. Und diese Gottebenbildlichkeit zeigt sich u.a. darin, dass wir reden können, dass wir uns durch Worte verständigen können. Das ist ein Kennzeichen des Menschseins. U.a. ein Kennzeichen, das uns heraushebt aus allen anderen Geschöpfen. Und weil das so ist, weil das im, im Wesen unser Menschsein ausmacht, dass wir uns durch Worte – ja durch einzelne Wörter - verständigen und dass der lebendige ewige Gott aus der Ewigkeit heraus in diese Zeit hinein spricht durch Wörter, nicht durch irgendwelche Imagina­tionen, durch Empfindungen, durch Träume, die wir dann irgendwie deuten sollen, sondern Gott redet ganz eindeutig durch das Wort.

Darum haben auch unsere Worte eine ungemein starke Wirkung. Und der Jakobusbrief nimmt sich viel Zeit dafür, uns dieses bewusst zu machen, uns darauf hinzuweisen. Nur am Rande bemerkt: Deshalb haben übrigens auch die Geisteswissenschaften eine so starke Bedeutung für jede Gesellschaft. Also jene Wissenschaften, wo es um Worte geht, um Konzepte, um Sprache, um Philo­sophie, um Philologie, um Germanistik, um Geistesgeschichte, um ideologische Auseinandersetzungen. Oft wird ja in der wissenschaftlichen Diskussion so der Eindruck erweckt, na ja, die Geisteswissenschaften ist alles brotlose Kunst, da wird ein bisschen gelabert, werden so ein paar Gedanken hin und hergeschoben, aber das, was wirklich zählt, das sind so die harten Naturwissenschaften. Da wird auch das Geld verdient. Da steckt die Industrie auch ihre ganze Kraft hinein und das zählt, das ist reale Wissenschaft. Da, diese Laberköpfe von den Geistes­wissenschaften, sind eigentlich nur, ja, die liegen eigentlich dem Steuerzahler nur auf der Tasche. Die kann man eigentlich vergessen. Das ist völlig irrelevant, was sie tun. Nun gibt’s natürlich im Bereich der Geisteswissenschaften auch viel Nonsens, das geb ich ja zu, aber vom Prinzip her stellt die Bibel die Sache vom Kopf auf die Füße. Gott hat die Schöpfung so ausgestattet, dass Worte, Gedan­ken, Konzepte sehr viel nachhaltiger wirken als alles andere. Und wenn Sie etwa an die Frankfurter Schule denken, den Neomarxismus mit seiner ganzen Geschichte. Der Neomarxismus hat kein einziges Fahrrad gebaut. Er hat keine einzige Maschine erfunden und doch hat die Ideologie des Neomarxismus unsere Gesellschaft stärker verändert als alle Ingenieure und Volkswirtschaftler der letzten 50 Jahre zusammen. Das muss man mal zur Kenntnis nehmen. Das hat gewirkt. Und da müssen wir uns auseinander setzen. Und da müssen wir auch kämpfen an dieser Front. Denn Gott hat Worten Gewicht verschafft und Gott hat uns als Antwortwesen geschaffen und er hat uns zum Antworten bevollmächtigt und darum haben wir eine enorme Verantwortung für unsere Worte und Wörter im Großen wie im Kleinen, im Privaten wie in der Öffentlichkeit, in der Familie wie in der Gemeinde. Und genau darauf will uns dieses dritte Kapitel hinweisen. Da sagt Gott uns: „Es ist ein wichtiger Bereich deines Glaubens. Du, es ist ein wichtiger Bereich deines Heiligungslebens. Es ist ein wichtiger Bereich deiner Nachfolge Jesu, wie du mit deinen Worten umgehst. Und du musst für jedes deiner Worte – egal, ob es die Öffentlichkeit hört oder nur der Herr selbst oder nur dein engstes Umfeld – Rechenschaft ablegen vor deinem Schöpfer.“ Und darum wollen wir nun sehr aufmerksam dieses dritte Kapitel miteinander studieren und morgen dann einen Auszug aus dem fünften Kapitel: Die zerstörerische Macht unserer Worte, Jakobus 3, 1 – 12:

1 Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden, und wisst, dass wir ein umso strengeres Urteil empfangen werden. 2 Denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten. 3 Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib. 4 Siehe auch die Schiffe, obwohl sie groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wohin der will, der es führt. 5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an. 6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unseren Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet. 7 Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen, 8 aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes. 9 Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. 10 Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder. 11 Lässt auch die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen? 12 Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Oliven oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch eine salzige Quelle nicht süßes Wasser geben.

Und Herr Jesus, jetzt bitten wir dich, dass du uns einfach hilfst, persönlich zu verstehen, was du mit diesen Worten in unserem Leben verändern willst. Amen.

Die zerstörerische Macht oder Kraft von Worten. Es ist interessant, wie Jakobus einsteigt, nämlich mit einem Beispiel im Grunde genommen, von dem man erst gar nicht genau versteht, wie das eigentlich hierher passt. Er sagt: Nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden und wisst, dass wir ein desto strengeres Urteil empfangen werden, denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, wer sich im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten. Also von außen betrachtet war der Dienst des Lehrers damals sehr anerkannt. Das vermittelte ein gutes Prestige. Der Lehrer in der christlichen Gemeinde entsprach etwa dem Rabbi in der jüdischen Gemeinschaft. Und Jakobus sieht nun ein praktisches Problem. Er sieht das Problem, dass zu viele sich nach diesem Dienst drängen, die dafür noch nicht geeignet sind oder nicht entsprechend darauf vorbereitet sind. Die Lehrer sind im NT sehr klar definiert, was ihre Aufgabe ist: Sie sollen die biblische Lehre entfalten und erläutern. Sie sollen die Wahrheit des Evangeliums erklären und verkündigen im Zusammenhang mit dem AT und zeigen, wie die ganze Wahrheit Gottes in Jesus zum Ziel kommt. Die Lehrer leiten auch durch die Lehre die Gemeinde, weil die Lehre sozusagen das entscheidende Leitungsinstrument in der Gemeinde Jesu darstellt, weil da die Weichen gestellt werden, zwischen rechter und falscher Lehre unterschieden wird, die Gemeindepraxis sich letztlich auch an der Lehre entscheidet. Und das NT hat das ja sehr klar geregelt, welche Anforderung an die Lehrer und an die Leiter gestellt werden und dass die Gesamtgemeinde nur von Männern gelehrt werden soll und dass die Frauen sich besonders darum kümmern sollen, auch Frauen zu lehren. Grade in Titus 2 wird ja auch gerade den reifen Frauen in einer Gemeinde, den Gemeindeladies gewissermaßen, eine ganz besondere Verantwortung zugesprochen, mit der sie sich gerade um die jüngeren Frauen kümmern – und wenn man so will – diese coachen sollen. Die Lehrer, die Lehrer werden besonders zur Rechenschaft gezogen von Gott, sagt die Bibel. Und deswegen soll man sich gut überlegen, ob man, ob man diesen Dienst tun will. Normalerweise soll ein Lehrer ein großes Wissen haben. Und dieses große Wissen bedeutet auch eine große Verantwortung. Und weil Lehrer mit Worten umgehen – und das ist jetzt die Brücke zu unserem Thema –, weil Lehrer mit Worten umgehen, haben sie besonders viele Möglichkeiten, Fehler zu machen. Und das deutet Jakobus auch an in Vers 2, wenn er sagt: Wir – also wir Lehrer – verfehlen uns alle mannigfaltig. Wir können viel verkehrt machen. Warum? Weil wir mit Worten und mit Sprache arbeiten. Und das ist gefährlich. Das versteht sich nicht von selbst, nach dem Motto: Ja, so ein bisschen reden kann man ja mal. Weil die Zunge in Verbindung mit ihrer Steuerung im Gehirn eben der Teil des Menschen ist, der sich besonders schwierig kontrollieren lässt, der uns besonders leicht aus dem Ruder läuft. Deswegen können wir uns mannigfaltig verfehlen. D.h., beim Reden sind wir besonders angreifbar. Und Gott nimmt das ernst, wie wir reden, was wir reden, aus welcher Motivation heraus wir reden. Und dann ist die Logik bei Jakobus hier völlig klar, wenn er sagt: Wenn wir an diesem Punkt Ordnung in unser Leben bekommen – also im Hinblick auf unsere Worte, ja – wer sich im Wort nicht verfehlt, wer sich da im Griff hat – d.h. nicht, wer vollkommen und fehlerlos ist – aber wer da eine gute Ordnung in seinem Leben hat, wer mit seinen Worten klarkommt, wer seine Worte kontrollieren kann – ganz gleich wie die emotionalen Rahmenbedingungen sind – der, sagt Jakobus, der wird auch sein sonstiges Leben in den Griff bekommen. Wer mit seinen Worten bewusst und kontrolliert und verantwortlich umgeht, der wird auch sonst verantwortungsvoll leben. Und der vollkommene Mann, von dem er hier spricht, der sich im Wort nicht verfehlt, das haben wir jetzt schon mehrfach gesehen, wie der Begriff 'vollkommen' bei Jakobus und überhaupt im NT gebraucht wir, das meint nicht der perfekte Mann, der fehlerlose Mann, das unerreichbare Ideal, sondern das meint der gereifte Mensch. Der, mit dem Gott zum Ziel kommt. Der, der unter Gottes Zucht lebt. Der, der von ihm geheiligt wird. Und Jakobus benutzt nun dieses Beispiel der Lehrer, dieses Beispiel von der Gefährdung der Lehrer, um uns daran grundsätzlich zu zeigen, wie hochsensibel der Umgang mit unserer Zunge ist, wie hochsensibel der Umgang mit Sprache und Wörtern ist. Und er will uns damit ins Herz schreiben: Leute, seid an dem Punkt besonders wachsam. Das gilt nicht nur für die Lehrer, das gilt für alle, vom Kleinsten bis zum Größten. Leute, passt auf mit eurer Sprache, passt auf mit den Wörtern. Das ist wichtig. Ihr denkt: Na ja, mal so dahin gesagt, sind ja nur Worte. Nein, sagt Jakobus, Leute, da entscheidet sich ganz viel für euren geistlichen Dienst, für eure geistliche Reife und für die Wirkung, die ihr habt in eurem Umfeld. Und dann zeigt Jakobus uns drei Tatsachen. Er macht an drei Tatsachen deutlich, warum unsere Sprache, unsere Zunge, unsere Wörter eine so zerstörerische Macht haben können.

 

1.   Das erste, was er uns zeigt, ist die Effektivität unsrer Zunge. Man könnte sagen, die Wirksamkeit unsrer Zunge, die Wirkmächtigkeit unsrer Zunge. Und das beschreibt er in den Versen 3 – 6. Und die wollen wir jetzt nochmal lesen. Da sagt er:  
3 Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib. 4 Siehe auch die Schiffe, obwohl sie groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wohin der will, der es führt. 5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an. 6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unseren Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet.  
Das ist die erste Tatsache, auf die Jakobus uns hinweist, nämlich die Effek­tivität unserer Zunge. Und deswegen ist es ein Irrtum, wenn wir manchmal uns damit raus reden, dass wir betonen: Ich sag ja bloß. Ich sag ja bloß. Ja eben, das ist es ja. Ein äußerlich kleines Ding wie die Zunge kann eine unge­mein große Wirkung erzielen. Kleine Ursache, große Wirkung. Und Jakobus beweist das an zwei praktischen Beispielen. Am Beispiel des Pferdes und am Beispiel eines Schiffes. In Vers 3 zeigt er das Beispiel des Pferdes. Da sagt er: Guckt euch das mal an, mit einem kleinen Zaumzeug kannst du ein großes Pferd lenken. Und sieh dir diese Riesenschiffe an, durch eine kleine Zunge am Heck – wenn man so will – durch ein kleines Steuerruder werden große Schiffe dahin gelenkt, wohin der Steuermann mit Macht will. Dieses kleine, kleine Steuerruder, das befindet sich unscheinbar unter der Wasseroberfläche, aber es ist das entscheidende Navigationsmittel. Und dieser kleine Teil lenkt das Ganze. Dieser kleine Teil lenkt das Ganze. Und schon eine kleine Bewegung von diesem kleinen Teil kann die ganze Richtung ändern. Ja, dieser kleine Teil lenkt das Ganze. Und schon eine kleine Bewegung von diesem kleinen Teil kann die gesamte Richtung ändern. Und so – sagt Jakobus Vers 5 – ist es mit unsrer Zunge. Vers 3 die Pferde, Vers 4 die Schiffe, Vers 5 die Zunge. Ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Fasst unscheinbar verborgen in unserem Mund. Ab und zu strecken wir die Zunge vielleicht mal raus, aber ein kleines Glied. Und wenige Worte schon – kleine Nuancen in der Betonung möglicherweise, ob Sie etwas liebevoll sagen oder ironisch, – können eine starke Wirkung erzielen und einen starken Unterschied ausmachen – zum Guten wie zum Schlechten. Und mit dieser Effektivität – zeigt Jakobus jetzt – kann massive Zerstörung angerichtet werden. Ein kleines Feuer (Vers 5 b), einen ganzen Wald kann es anzünden. Das ist wahrhaft ernst. Und genau diese zerstörerische Effektivität, sagt Vers 6, hat unsere Zunge. Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit, so ist die Zunge unter unseren Gliedern, sie befleckt den ganzen Leib. Und sie kann in ihrer Wirkung nicht eingefangen werden. Warum sagt denn Sprüche 10, 19: Wo viele Worte gemacht werden, da geht es ohne Sünde nicht ab.? Eben weil unsere Worte diese gefährliche Tendenz haben. Und Fritz Grünzweig, der auch aus dem Schwabenland kommt, hat es einmal so geschrieben: „Der Apotheker würde mit den Gesetzen in Konflikt kommen, wenn er unbegrenzt Gift ver­kaufte. Aber wie viel Gift, wie viel die Menschen Vergiftendes wird ungestraft gesprochen, gedruckt und gefunkt.“ Und Jakobus geht noch weiter. Er sagt auch, woher dieses zerstörerische Potential unserer Wörter denn nun kommt. Wo kommt's denn her? Vers 6: aus der Hölle. Die zerstörerische Macht unserer Worte kommt aus der Hölle, sagt Jakobus. Der Teufel inspiriert und benutzt unsere Zunge. Und das, ihr Lieben, ist der erste Grund, warum Worte so unendlich viel zerstören und anrichten können. Das ist die Effektivität unserer Zunge (Verse 3 – 6).

2.   Und dann zeigt uns Jakobus eine zweite Tatsache. Das sind die Verse 7 – 8. Da beschreibt er die Zügellosigkeit unserer Zunge. Unsere Zunge ist nicht nur effektiv, nachhaltig, wirkmächtig, sondern sie ist zügellos. Das ist auch ein Charakteristikum. Und das sind die Verse 7 – 8:
7 Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen, 8 aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes.
Keiner kann die Zunge zähmen. Keiner kann die Zunge disziplinieren. Wir können alles mögliche zähmen und in den Griff kriegen. Wir können (Vers 7) sogar wilde Tiere zähmen. Die entlegensten Tierarten können wir mit unseren menschlichen zivilisatorischen Möglichkeiten irgendwie unter Kontrolle bekom­men, aber unsere eigene kleine Zunge bekommen wir nicht in den Griff.  
Axel Kühner hat dazu einmal eine kleine Geschichte erzählt, die diese Zügellosigkeit unserer Worte und dessen, was wir mit unseren Worten anrichten können, sehr gut auf den Punkt bringt:   
Eine Frau hatte einst über ihren alten Pfarrer eine hässliche Verleumdungs­geschichte in die Welt gesetzt, die schnell durch die ganze Gemeinde flog und weit über ihre Grenze hin Unheil anrichtete. Dann wurde diese Frau schwer krank und sie bereute und bekannte ihre Lügen. Sie ging zum Pfarrer und sagte: „Bitte, können Sie mir verzeihen?“ Und der Pfarrer sagt ihr: „Ja, gewiss, ich verzeihe dir gern. Aber ich möchte dich jetzt um einen Gefallen bitten. Das darf ich doch?“ „Ja, gewiss, sagte die Frau erleichtert.“ „Ok.“, sagte er. „Geh heim und schlachte ein schwarzes Huhn und rupfe ihm alle Federn aus, auch die kleinsten, und verliere keine davon. Und dann lege alle Federn in einen Korb und bringe sie zu mir.“ Die Frau dachte, ok, das ist ein alter Brauch. Wenn der Pfarrer es will. Bisschen komisch zwar, aber ich mache es mal. Das erleichtert mein Gewissen und ihm macht's ne Freude. Versuchen wir es also. Also schlachtete sie das schwarze Huhn, sammelte die Federn ein, kam mit einem Körbchen voller schwarzer Federn wieder zum Pfarrer. „Was soll ich jetzt damit machen?“ fragte sie. „Ok“, sagte er, „jetzt gehe bitte langsam durch das Dorf und alle drei Schritte streue dann ein wenig von den Federn aus. Und wenn nur noch so eine kleine Schicht von Federn da ist, steige auf unseren Kirchturm. Kannst dir beim Küster nen Schlüssel holen. Und dann schütte den Rest der Federn auf das Dorf hinab, dass sie so richtig schön in alle Winde fliegen. Und dann komm wieder.“ Die Frau war sehr schnell. Nach einer Stunde kam sie mit dem leeren Korb zum Pfarrer zurück. „Und was jetzt?“ „Schön“ meinte er freundlich „und jetzt geh durch das Dorf und sammle all die ausgestreuten Federn wieder in dein Körbchen. Aber sieh zu, dass keines fehlt.“ Und die Frau starrte den Pfarrer erschrocken an und sagte: „Das ist unmöglich. Der Wind hat die Federn in alle Richtungen zerstreut.“ Und der Pfarrer sagte: „Siehst du, so ist es auch mit deinen bösen Worten gegangen. Wer kann sie wieder einsammeln? Wer kann ihre Wirkung ungeschehen machen?“  
Das ist die Zügellosigkeit unserer Zunge. Und in doppelter Weise, nämlich: Erst können wir unsere Worte nicht zügeln und kontrollieren und dann können wir die Folgen und die Wirkungen unserer Worte nicht mehr zügeln, nicht mehr einholen, nicht mehr rückgängig machen. Das lateinische Sprichwort sagt aliquid haeret – irgendwas bleibt hängen. Wenn eine Sache erst mal losgelassen ist, dann kann man sie nicht wieder, wieder einfangen. Das ist, das ist tragisch. Und wir kennen aus der griechischen Mythologie eben das Bild von der Büchse der Pandora. Pandora, das war die erste Frau, die in der griechischen Mythologie von Zeus erschaffen wurde bzw. er hat sie schaffen lassen aus Zorn über den Feuerraub des Prometheus. Und dann gab er dieser Pandora – so sagt die Geschichte – eine Büchse. In dieser Büchse war alles Übel der Welt gewissermaßen vorhanden. Und nachdem die Büchse der Pandora einmal geöffnet wurde und all das Üble da heraus quoll, war sie nicht mehr zu schließen. Man bekommt die Büchse der Pandora nicht mehr geschlossen. Und deswegen ist das sprichwörtlich geworden.    
Jakobus spricht von der Zügellosigkeit. Er macht deutlich: Wir können weder unsere Worte selbst kontrollieren noch deren Folgen. Und da hat sogar mal ein chinesisches Sprichwort recht, das sagt: Ein böses Wort holen 100 Pferde im Galopp nicht zurück. Ein böses Wort holen 100 Pferde im Galopp nicht zurück. D.h., ist es erst mal gesprochen, kann das Wort erst mal seine Dynamik entfalten, dann ist es nicht mehr in den Griff zu bekommen. Dann geht die Büchse der Pandora nicht mehr zu.    
Und darum, ihr Lieben, ist es so tröstlich, dass der Herr auch an dem Punkt mit seiner Heiligung in unserem Leben ansetzen will. Und Paulus schreibt in 2. Tim 1, 7: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht. Man kann es auch übersetzen mit 'Besonnenheit'. Aber mit diesem Geist will er auch unsere Worte prägen und verändern. Und wenn wir nicht darauf hoffen könnten, dass der Herr durch seinen Heiligen Geist selbst in unserem Leben gegenwärtig ist, dann hätten wir auch für unsere Worte keine Hoffnung.      
Die Effektivität unserer Zunge macht sie so gefährlich. Das waren die Verse 3 – 6. Die Zügellosigkeit unserer Zunge ist eine, eine dauerhaft entsicherte Waffe.

3.   Und dann zeigt uns Jakobus noch eine dritte Tatsache, die unsere Zunge so gefährlich sein lässt. Und das ist ihre Gespaltenheit oder ihre Doppelbödigkeit, ihre Widersprüchlichkeit, ihre Ambivalenz. Wir reden deshalb auch von Doppelzüngigkeit. Jemand ist doppelzüngig. Er spricht mit gespaltener Zunge. Und das sind die Verse 9 – 12, die wir jetzt zum Schluss noch anschauen wollen: 
9 Mit ihr  [mit dieser Zunge] loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. 10 Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder. 11 Lässt auch die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen? 12 Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Oliven oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch eine salzige Quelle nicht süßes Wasser geben.      
Jakobus sagt: Leute, vorsichtig. Ein und dieselbe Zunge produziert offensichtlich loben und fluchen, dass wir Gott preisen und mit derselben Zunge – manchmal im selben Atemzug – Gottes Geschöpfe verfluchen. Und von daher ist die Gespaltenheit der Zunge auch typisch für Schlangen. Aber die Bibel sagt uns ganz deutlich, dass wir nicht fluchen sondern segnen sollen (Matthäus 5, 44). Wir sollen die segnen, die uns fluchen. Oder Römer 12, 14: Segnet und flucht nicht. Oder 1. Johannes 4, 20: Wer sagt: Ich liebe Gott, und flucht seinen Bruder, der ist ein Lügner.      
Und wieder geht es Jakobus um die Einfältigkeit, die er ja bei Gott in vollkommener Weise vorgegeben weiß, dass Gott gern gibt, dass Gott einfältig gibt, dass Gott völlig ungeteilt mit seiner ganzen Liebe und Heiligkeit uns zugewandt ist und dass wir deshalb auch im besten Sinne einfältig werden sollen. Dass wir einlinig, ungespalten, ungeteilt sein sollen in der Praxis unseres Lebens. Und dass wir – egal, ob wir im vertrauten Kreis oder in Öffentlichkeit stehen, – immer dieselben sein sollen. Und immer nach denselben Grundsätzen auch handeln sollen. Und dann bringt Jakobus drei Beispiele aus der Natur, die zeigen: Schaut mal, die Natur ist doch auch eindeutig. Die Natur ist doch auch nicht doppelzüngig. Sie ist doch auch einfältig. Und er zeigt das an drei Beispielen in Vers 11 und 12. Erstmal: Jede Quelle gibt nur eine Art von Wasser, bitter oder süß, aber nicht bitter und süß. Und dann das zweite Beispiel: Jede Pflanze bringt nur das hervor, was ihrem Wesen entspricht, ist doch klar. Ein Feigenbaum gibt keine Oliven und ein Weinstock trägt keine Feigen. Einlinig: jede Quelle, jede Pflanze. Und dann nochmal ein Beispiel mit der Quelle im letzten Vers: Eine salzige Quelle bringt kein Süßwasser hervor. Schau dir doch die Natur an: die Quellen, die Pflanzen, die Natur ist eindeutig. Und wie mehrdeutig dagegen ist unsere Zunge. Und damit will Jakobus uns sagen: Du, es gibt Eindeutigkeit in der Schöpfung auch nach dem Sündenfall. Und warum sind wir in unserem Reden und in unseren Worten oft so doppelbödig? Das ist die Folge unsrer Sünde. Und dann wird es ganz klar. Die Gespaltenheit unsrer Zunge verweist letztlich zurück auf die Gespaltenheit unseres Herzens. Und deshalb sagt es der Herr Jesus in Matthäus 15 so klar, wo das alles herkommt, all dieser, dieser böse Unrat, den wir da ausspucken, Matthäus 15, 18: Was aber aus dem Mund hervorkommt, das kommt aus dem Herzen und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerung [hat ganz viel auch mit unseren Worten zu tun] und letztlich sind sie, wenn sie sich in dieser Weise vergehen an Gott und am Menschen, entzündet – sagt Jakobus – entzündet von der Hölle: zweideutig, doppelbödig, widersprüchlich, inkonsequent, ambivalent, gespalten.   
Und nun hat Gott mit uns dieses große Ziel eines ungeteilten Lebens. Lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein, dichtet Matthias Claudius, dass der Herr uns zu einem ungeteilten Leben hin verändern will sowie er selbst ungespalten, eindeutig ist: der Vater des Lichts, ohne, ohne, ohne jeden Schatten. Und das will er uns schenken. Und so hält er uns durch Jakobus mit diesen Worten einen Spiegel vor und sagt: Leute, gebt Acht auf eure Worte. Vergesst niemals, wozu eure Worte fähig sind. Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist, heißt es auch. Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.     
Und es gibt einen ganz praktischen Schutz in diesem Zusammenhang, an den der Herr Jesus uns erinnert hat, nämlich Matthäus 12, 36 – 37. Da erinnert uns Jesus daran, dass der Herr selbst Zeuge aller unserer Gespräche ist. Ihr Lieben, das ist sehr hilfreich, dass wir uns das in manchen Situationen bewusst machen: Jesus hört mit. Also nicht in so einem pädagogischen Zeigefingersinne nach dem Motto: Du, der liebe Gott sieht alles. Und dann sagt der Kleine: Ja, aber er verrät nicht alles. Aber das ist ja ne Tatsache. Das ist ja ne Tatsache, dass er's sieht. Das ist ja schon – ich sag immer – schlimm genug. Das ist ja das Eigentliche, was zählt. Und der Herr Jesus hat in Matthäus 12, 36 – 37 gesagt:
Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.
Von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.Und da können wir immer nur wieder so schnell wie möglich zum Herrn kommen und sagen: Herr, nimm es weg. Lass es vergeben sein. Lass es wirklich ausgelöscht sein durch die Kraft deiner Vergebung, damit es mir niemals mehr vorgehalten werden kann.
Bedenke, wozu du fähig bist. Bedenke, wie du mit deinen Worten verletzen kannst, demütigen. Bedenke, wie Worte entmutigen können. Wie so eine knappe, hingeworfenen Nebenbemerkung vielleicht ein anderer noch 2 Tage lang mit sich herumschleppt, um das unter die Füße zu kriegen. Bedenke, wie du mit deinen Worten diffamieren kannst. Denke an die Federn, die du aus­streuen kannst, wie du verleumden kannst, wie du Unwahrheiten verbreiten kannst. Denke daran, wie du mit deiner Ironie und deinem Zorn, dem du freien Lauf lässt, anderen Not bereitest und den Herrn verunehrst, der reine Worte aus deinem Munde hören will. Bedenke, was du tust, wenn du dich auf Kosten anderer herausstellst mit deinen prahlerischen Worten. Und das Ziel, das der Heilige Geist in unserem Leben bewirken will, ist mehr als nur Selbstbeherrschung. Also Selbstbeherrschung ist ja schon mal ein erster Schritt, aber wenn's nur Selbstbeherrschung ist, wird es auf Dauer nicht sehr viel ändern, denn Selbstbeherrschung ist eben auch nur sehr begrenzt möglich und durchzuhalten. Sondern dem Herrn geht’s um etwas ganz anderes: Es geht um Herzensveränderung. Jakobus zeigt uns hier sehr deutlich, wenn er sagt: Die Zunge ist von der Hölle entzündet., dass das Problem nicht unser Temperament ist. Klar, man muss sagen, wenn Leute ein stilleres Temperament haben, wird deren Sünde an dieser Stelle nicht so schnell deutlich vielleicht. Und wenn jemand so ein überbordendes stürmisches Temperament hat, ja, wenn jemand möglicherweise sogar noch ein Choleriker ist, dann kommt immer alles gleich raus. Der andere zischt das dann vielleicht mehr in sich hinein. Aber das sind die gleichen Worte. Nein, es geht nicht um Temperament. Es geht um, um die Herzenshaltung. Es geht um die Herzenshaltung. Unsere Worte entscheiden sich an unserer Herzens­haltung. Und darum fragt Jakobus in Vers 6 indirekt nach, wovon ist deine Zunge denn bitteschön entzündet? Und er sagt: Wenn sie so agiert, ist sie von der Hölle entzündet, bedenke das. Und deswegen muss unser Gebet immer wieder sein: Herr, reinige mein Herz und bändige meine Zunge. Herr, reinige mein Herz und bändige meine Zunge. Manchmal ist es ja gar nicht böse gemeint, sondern nur loses Gerede. Aber auch loses Gerede, das nicht böse gemeint ist, kann den andern verletzen. Und in manchen Freundeskreisen oder auch in gemeindlichen Zusammenhängen kann manchmal so ein Ton sich etablieren, dass geflachst wird und lose sozusagen die Ironisierung hin und her geballert werden, wie beim Tischtennisspielen, und sich eine Kultur des Flachses etabliert, die einige gar nicht so schlecht finden, weil die da ein dickes Fell haben, aber die andere durchaus verletzen kann. D.h. nicht, dass man nicht humorvoll miteinander umgehen kann. Aber man muss überprüfen, was da wirklich geschieht. Es wär ja traurig, wenn wir alle humorlos und ohne kleine nette Neckereien miteinander umgehen würden. Das ist ja oft auch ein Zeichen von Vertrautheit und Zuwendung und Freundlichkeit, aber auch bei unseren Neckereien müssen wir bedenken: Versteht's der andere und kann er das, kann er das richtig einordnen? Dann ist das ja in Ordnung. Aber wir sollten nicht nach dem Motto vorgehen: Lieber einen Freund verloren, als einen guten Witz verschenkt. Das machen wir ja auch manchmal, dass man sagt: OK, den gönnst du dir jetzt und egal, was das mit dem anderen dann nach sich zieht. Nein, das ist was anderes als ein liebevolles Necken. Aber dort, wo wir den andern betrüben, dort, wo wir den andern verletzen mit unseren Worten oder wo wir das auch nur riskieren oder wo das, was wir als Scherz verstehen, auf Kosten des anderen geht, da sollten wir uns immer überprüfen: Ist es jetzt der richtige Ort für dieses Wort. D.h. nicht, dass wir total ja wie mit Mundschutz nur noch herumlaufen und dass, dass unsere ganze Kommunikation völlig verkrampft wird und freudlos und langweilig und transusig und einsilbig und so. Das ist damit ja nicht gemeint. Es soll ja so die ganze Farbigkeit der Freude, die Christus uns schenkt, auch in unserer Kommunikation deutlich werden. Aber es ist eine Frage unseres Herzens. Und wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über.       
Und ihr Lieben, wenn man nun so sieht und das zusammen fasst, was unsere Zunge alles ausrichten kann mit ihrer Effektivität, mit ihrer – durch den Sündenfall ausgelösten – Zügellosigkeit, mit ihrer Neigung zur Gespaltenheit und zur Doppelbödigkeit, dann könnte man denken: Am besten ist es, wir halten nur noch unsere Klappe, ja. Wir kriegen so ein Klebeband – ein christliches Klebeband – verordnet und dann ist Ruh'. Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Und wir denken an den Zacharias, der verstummte, nachdem er völlig unangemessen auf Gottes Verheißung hin los geschwatzt hatte und nur dummes Zeug geredet hatte, das letztlich Gott verunehrte. Und da lief's mal so, dass der einfach verstummte. Und das wünschte man sich in manchen Situationen heute auch. Aber unser Herr will nicht, dass wir einfach nur verstummen, sondern er hat mehr mit uns vor und deswegen gibt’s zu diesem Thema auch noch ne Fortsetzung. Er will, dass unsre Worte nicht nur nicht zerstörerisch sind, sondern im Gegenteil, dass sie auch aufbauend wirken. Paulus hat das mal ganz ähnlich geschrieben, wie – gewissermaßen – nicht nur das Schlechte abgestellt werden soll, sondern gegen das Gute eingetauscht, in Epheser 4. Ich lese noch kurz die Stelle Epheser 4 ab Vers 25. Da sagt Paulus: Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit. Vers 26: Zürnt ihr, so sündigt nicht, OK. Vers 27: Gebt nicht dem Teufel Raum. Und dann wieder der  Gegensatz Vers 28: Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern – im Gegensatz – bemühe sich vielmehr, mit den Händen jetzt etwas Gutes zu arbeiten, damit er selber den Bedürftigen geben kann. Und dann Vers 29 – da geht’s um die Wörter –: Kein schlechtes Wort [da steht wörtlich 'kein faules Wort', so wie fauler Fisch ist das Wort im Griechischen eigentlich], kein faules Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist und Erbauung und wo's nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe. Also: Lasst nicht nur das Schlechte weg, sondern ersetzt es durch das, was der Herr will.  
Und darum offenbart uns Gott durch Jakobus dann eben nicht nur die zerstörerische Macht von Worten, sondern auch die heilsame Macht. Darüber werden wir morgen Vormittag reden. Und bereits im AT gibt es da diese wunderbaren Verheißungen über die Kraft von Worten: Ein freundliches Wort erfreut den Menschen (Sprüche 12, 25). Oder Sprüche 15, 23: Wie wohl tut ein Wort zur rechten Zeit. Das ist uns doch auch schon oft so gegangen, dass wir jemandem ein Wort am Telefon gesagt haben oder ihm geschrieben haben oder eine kurze SMS geschickt haben oder ne Email. Und wir haben gedacht: Ok, machst es mal und haben uns keine große Wirkung davon erhofft. Und später hat der Adressat uns mitgeteilt: Dieses Wort in der Situation, das hat meine ganze Situation verändert. Das hat meinen ganzen Tag in ein anderes Licht getaucht. Das hat meine ganze Trübsal weggeblasen. Oder es hat zumindest in meiner Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mir wieder so einen Anker gegeben. Und wir haben gedacht: Gut, du schreibst dem einen Vers, du meinst es gut. Du weißt nicht, was es bewirkt. Und im Nachhinein hat Gott gezeigt, Mensch, durch dieses Wort habe ich ganz viel bei dem anderen ausgerichtet. Wie wohl tut ein Wort zur rechten Zeit. Oder auch dieses, Sprüche 25, 11: Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen. Ein wahrhaft goldenes Wort: Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen.  

 

 

Wir wollen morgen Vormittag versuchen, einige solcher goldenen Äpfel zu finden und lasst uns den Herrn bitten, dass er uns wirklich heilsame Worte gibt, die gespeist sind von seinem ewigen Wort. Und dass er uns sensibel dafür macht, wo wir mit unseren Worten Schaden anrichten, wo unsere Worte nicht geheiligt sind. Es ist das Problem, denke ich oft, dass wir uns an bestimmte Dinge gewöhnen und sie in ihrer Angreifbarkeit und Schädlichkeit und ungeistlichen Qualität gar nicht mehr durchschauen, das gar nicht mehr spüren. Und da, da sind wir drauf angewiesen, dass der Herr uns wirklich durch sein Wort sensibel macht, dass uns das bewusst wird, dass wir uns dann eher mal auf die Zunge beißen und dass wir den Herrn bitten, dass unsere Zunge zunehmend nicht von der Hölle entzündet wird, sondern vielmehr vom Himmel entzündet wird.

 

 

Und dann beten wir mit diesem Vers von Manfred Siebald:

Gib mir die richtigen Worte, gib mir den richtigen Ton,

Worte, die deutlich für jeden, von dir reden, gib mir genug davon.

Worte, die stören, Worte, die klären, wo man vorbeilebt an dir.

Wunden zu finden und sie zu verbinden,gib mir die Worte dafür.

 

 

Herr Jesus, und darum wollen wir dich von Herzen bitten, dass du das immer mehr auch im Rahmen wirklich unsrer Heiligung geschehen lässt, Herr, dass wir merken, wo wir mit unseren Worten sündigen. Herr, und dass wir dem nicht einfach freien Lauf lassen, weil wir mal in Schwung sind, sondern Herr, Herr zügele uns da und gib aber, dass, dass wirklich in unserem Herzen immer mehr du wirkst durch deine Güte und durch dein Erbarmen und dass aus unserem Herzen immer mehr Worte kommen, die nicht von uns kommen, sondern von dir. Herr, und dass wir in der Art und Weise, wie wir miteinander reden und wie wir vor der Welt reden doch immer stärker wirklich zum Guten wirken dürfen, weil deine Worte unsere Worte bestimmen, Herr. Bitte, schenk uns das, und vergib uns alles Ungemach, was wir dadurch angerichtet haben, Herr. Danke, dass du uns lehrst durch dein Wort. Amen.

 

 

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament