Glaube in der Bewährung - Beunruhigende Entdeckungen im Jakobusbrief Teil 7/7 - Der Mensch denkt und Gott lenkt - Aufbruch in Neuland Wolfgang Nestvogel 01.01.2016 Schönblick, Willy-Schenk-Straße 9, 73527 Schwäbisch Gmünd ID: 28914 Vielen Dank, dass Sie heute eine halbe Stunde eher zusammengekommen sind, dass ist für uns doch ne gewisse Hilfe, dann etwas früher auf die Piste zu kommen und wenn's uns auch schwer fällt, hier unsere Zelte ganz wieder abzubrechen nach dieser intensiven gemeinsamen Zeit. Und ich möchte auch nochmal ganz herzlich Dankeschön sagen - auch im Namen meiner ganzen Familie, - dass Sie uns hier so lieb aufgenommen haben, für alle Gemeinschaft, für alle Gespräche, für alle Verbundenheit. Und es ist doch unsere Hoffnung, dass das auch weiter so bleibt, und wir auch füreinander in der Fürbitte eintreten können und uns so, wenn auch aus geographischer Entfernung, begleiten können in das Neue Jahr hinein. Herzliche Einladung zu den verschiedenen Veranstaltungen auch nach Hannover jederzeit, zu den Bibeltagen im März oder anderen Gelegenheiten. Sie finden das über die Homepage beg-hannover.de. Und wir freuen uns wirklich über jede Begegnung und jedes Wiedersehen. Jetzt starten wir sozusagen auf die letzte Etappe, eingedenk dessen, dass wir heute Neujahr haben, wie man ja auch unschwer hier erkennen kann auf dieser Folie. Ich will nur mal ganz kurz in Erinnerung rufen: * Wir haben begonnen am 29. mit Jakobus 1: 'Der Glaube in Anfechtung und Versuchung' * sind dann auf eines der ersten sehr praktischen Themen gekommen, an denen sich auch Versuchung festmachen kann: 'Geld oder Leben - Woran du dein Herz hängst' * Im dritten Vortrag ging es dann um das Verhältnis zwischen dem Jakobusbrief und der übrigen neutestamentlichen Botschaft: 'Wie evangelisch ist der Jakobusbrief?' Wie passen Paulus und Jakobus zusammen - der Römerbrief und der Jakobusbrief - und haben gesehen, wie sie sich wirklich wunderbar und genial ergänzen: Paulus über Rechtfertigung im Sinne von Freispruch; dort schreibt Rechtfertigung im Sinne von Erlösung, Sündenvergebung - Rechtfertigung 1 hatten wir's genannt. Jakobus schreibt über die nachträgliche Bestätigung und Dokumentierung und Beglaubigung und Abbildung dieser Rechtfertigung in dem gehorsamen Wandel derer, die gerechtfertigt worden sind. * Und dann ging es im vierten Vortrag um 'Die Macht unserer Worte Teil 1: Segen oder Fluch'. Da ging es um die zerstörerische Macht, das zerstörerische Potenzial unserer Worte. * Dann haben wir diesen Gedankengang einmal kurz unterbrochen wegen unserer Analyse der Gender-Attacke auf das biblische Menschenbild. Das ist auch ein wichtiges Gebetsanliegen und auch ein wichtiges Anliegen im Hinblick darauf, wie wir mit unseren Zeitgenossen diskutieren und wie wir unsere Kinder schützen und vorbereiten auf diese Auseinandersetzung. [s. Vortrag Id 28911] * Dann kam der Altjahresabend - Silvester - und da fragten wir: 'Wie können wir uns auf die Zukunft richtig vorbereiten? Wie werden wir zukunftsfähig?' Was bedeutet es, auf Jesus und seine Wiederkunft zu warten und ihr gespannt entgegenzugehen? * Heute Morgen kam dann der 2. Teil zum Thema 'Die Macht unserer Worte nämlich die heilsame Macht und die heilsame Wirkung unserer Worte' Und jetzt am Abend des Neujahrstages wollen wir darauf zu sprechen kommen: Wie können wir uns nun vorbereiten auf die nächsten 12 Monate, die vor uns liegen unter der Überschrift 'Der Mensch und Gott lenkt - Aufbruch in Neuland'. Manche wenden diesen Satz dann einfach in die Vergangenheitsform: Der Mensch dachte und Gott lachte. Aber 'Der Mensch denkt und Gott lenkt'. Zu diesem Thema äußert sich - wahrscheinlich der berühmteste Vers des Jakobusbriefes. Und dort wollen wir heute ansetzen bei dem wahrscheinlich berühmtesten Vers des Jakobusbriefes und das ist Jakobus 4, 15. Da stehen diese oft zitierten Worte, die sehr gut zum Thema Planung passen: Ihr sollt sagen: Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dies und das tun. Der Mensch denkt und Gott lenkt, Jakobus 4, 15: Wenn der Herr will und wir leben ... Jakobus schreibt diesen Satz in der Auseinandersetzung mit dem Übermut der Eigenmächtigen, mit dem Übermut derer, die glauben: Ja, wir sind die Herren unseres eigenen Lebens, wir können auch das nächste Jahr so planen, wie wir es berechnen können, und dann werden wir damit weitgehend richtig liegen. Ich nehme mal an, die meisten von Ihnen oder von euch, sofern Sie überhaupt noch mit so altmodischen Instrumenten planen und nicht alles über Ihr Smartphone erledigen, haben wahrscheinlich auch den Kalender für das nächste Jahr schon mit hierher gebracht. Und es ist schon interessant, wenn man den alten mit dem neuen vergleicht, der ist noch ganz sauber. Da stehen zwar schon ein paar Termine drin, aber die meisten Seiten sind doch noch leer wie eine tabula rasa. Und selbst bei den eingetragenen Ereignissen, die hier schon stehen, wissen wir nicht, ob sie genauso stattfinden werden, wie wir uns das jetzt vorstellen. Ob alle diese Termine, die hier stehen, gehalten werden können. Über dem Neuen Jahr stehen - wie immer - viele Fragezeichen, selbst wenn man so ein herausragendes gutes hilfreiches Planungssystem wie 'Weekview' benutzt. Also, das war jetzt die kleine Werbeeinheit. Ich kann das nur empfehlen. Ich finde, das ist ausgesprochen hilfreich, die Systematik hier 'Weekview". Und selbst dann bleiben viele Fragezeichen über der Planung des kommenden Jahres. Fragezeichen sowohl, was unsere gemeindlichen Weichenstellungen angeht als auch unser persönliches Leben. Und angesichts dieser ganzen Ungewissheit stehen wir vor der spannenden Frage: Wie können wir uns trotzdem gut und geistlich verantwortet auf das Neue Jahr vorbereiten und einstellen? Und da finden wir eben im Jakobusbrief diese Warnung in den Versen 13 - 16. Damit wollen wir heute Abend einsteigen: 13 Wohlan nun, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt reisen und dort ein Jahr zubringen, Handel treiben und Gewinn machen 14 - und doch wisst ihr nicht, was morgen sein wird! Denn was ist euer Leben? Es ist doch nur ein Dunst, der eine kleine Zeit sichtbar ist; danach aber verschwindet er. 15 Stattdessen solltet ihr sagen: Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder das tun. 16 Jetzt aber rühmt ihr euch in eurem Übermut! Jedes derartige Rühmen ist böse. Es ist böse in den Augen des Herrn. Es ist Übermut, wenn wir meinen, wir hätten unsere Zukunft in der Hand. Und es ist töricht zudem, weil wir uns garantiert verschätzen werden. Das Problem, was Jakobus hier anspricht, besteht nicht darin, dass einer plant oder dass einer Handel treiben will, das hatten wir schon gesehen, sondern das Problem ist die Eigenmächtigkeit, in der das hier geschieht, ist die falsche Haltung. Das Problem ist nicht, dass einer 'Weekview' benutzt, sondern dass er 'Weekview' mit der falschen Haltung benutzt. Und das kann man sehr schön an den Futurformen der Verben hier sehen in diesem Vers: Ich werde dieses tun, ich werde jenes tun. Ich habe die Dinge im Griff. Das ist diese Einbildung, die sich dahinter verbirgt, dass jemand glaubt, er sei stark genug, für seine Zukunft selbst zu sorgen, er habe seine Zukunft selbst im Griff. Und wieder werden wir erinnert an den Landwirt aus dem Gleichnis unseres Herrn in Lukas 12, 16 - 21, der eine gute Ernte eingefahren hatte, der seine Scheunen angebaut hatte und der nun meinte, er habe alles in trockenen Tüchern und er könne sich jetzt auf seine eigene Stärke verlassen: Habe nun Ruhe meine Seele. Iss und trink und sei guten Mutes. Und dem Gott dann sagt: Du Narr, heute Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Du planst über viele Jahre und Gott sagt: heute Nacht. Und genau dieses Problem spricht Jakobus hier in Vers 14 an mit einem sehr plastischen Vergleich. Er sagt: Was ist euer Leben? Es ist doch nur ein Dunst, der eine kleine Zeit sichtbar ist, danach aber verschwindet. Ein Wasserdampf, so kann man das übersetzen. Ein Wasserdampf, der mal aufsteigt ganz kurz und dann - löst er sich auf. Und Jakobus sagt: Leute, da liegt das Problem. Zum einen, du weißt nicht, was morgen sein wird. Und zum anderen, du weißt, dein Leben ist sehr kurz und vergänglich. Was du nicht weißt, ist, was morgen sein wird. Was du mit Sicherheit wissen kannst, ist, dass dein Leben sehr, sehr vergänglich und kurz, letztlich kurz sein wird. Und deine Eigenmächtigkeit gründet letztlich auf einer Illusion, auf einer leicht durchschaubaren Illusion, nämlich, dass Gott keine Rolle spielt. Und dagegen sagt Jakobus: Leute, wer beim Planen - auch wer beim Planen für 2016 - Gott außer Acht lässt, der vergisst den wichtigsten Faktor, der vergisst den wichtigsten Faktor. Und deshalb ist die beste Übersetzung von Vers 15 die: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies und das tun. Wenn der Herr will. Da wird auch geplant, aber mit einem ganz anderen Überblick, mit einem ganz anderen weiteren Horizont. Und das wird nicht zähneknirschend hingenommen: Na, ja, wenn der Herr will, aber wir wollen ja doch gerne planen. Sondern das wird freudig bejaht. Wenn der Herr will, dann werden wir leben, dann werden wir dies und das tun. Das steht auch im Futur. Da wird auch geplant. Da werden auch Termine eingetragen. Da werden auch Flugpläne und Bahnzeiten studiert. Fragt sich, wie sinnvoll das mit den Bahnzeiten ist. Aber jeden falls, da wird auch überlegt und es werden Kataloge gewälzt oder es werden im Internet Fahrzeiten kontrolliert. Aber das ganze Futur steht in einer Klammer und vor der Klammer steht: Wenn der Herr will. Und das ist christlicher Lebensstil. Denn jetzt kommt alles drauf an, wer dieser Herr ist. Und wenn der's gut mit mir meint, wenn der mich lieb hat, wenn der den Überblick hat, dann kann mir gar nichts Besseres passieren, als dass ich ihm meine Pläne immer wieder hinlege, dass ich immer wieder meine Prioritäten auch überprüfe, meine Zieldefinitionen überprüfe im Gebet vor ihm und an den Kriterien, die er mir in seinem Wort offenbart. Manfred Siebald hat das in einem Vers sehr gut beschrieben: Ich schütte mein Herz vor dir aus. Ich schütte die zahllose Pläne hinaus. Was habe ich nicht schon für Pläne gefasst. Sie häuften sich auf und ich schieb sie als Last von Tag zu Tag nur vor mir her. Nun schütt ich mein Herz vor dir leer. Herr, meiner Pläne werd ich nicht Herr. Sei du der Herr meiner Pläne. Das ist ein gutes Gebet für das Neue Jahr. Herr, meiner Pläne werd ich nicht Herr. Auch meiner ganzen Aufgaben, die möglicherweise auf mich zurollen wie eine Lawine, ohne dass ich mich dagegen wehren kann, ohne dass ich mir das aussuchen könnte. Auch dessen werd ich nicht Herr. Aber sei du der Herr meiner Pläne. Und das ist dann das glückliche Ende meiner Eigenmächtigkeit. Und mit diesem Mut und mit dieser Nüchternheit und mit dieser Zuversicht und mit dieser Gelassenheit und mit dieser Souveränität haben die Christen dann bekanntlich ihre Briefe oftmals unterzeichnet. Und ich mache das heute noch manchmal mit diesem Kürzel: SCJ. SCJ - dafür gibt's leicht unterschiedliche lateinische Umsetzungen, die überzeugendste lautet m.E.: sub conditione Jacobaea, also unter der Bedingung von Jakobus. Und gemeint ist Jakobus 4, 15. Das ist das Kürzel SCJ: sub conditione Jacobaea. Manche machen da auch einen Genitiv draus: Jacobiae und so. Das können Sie sich dann aussuchen. Das ist genau das Gleiche wie diese Kurzformel: Deo volente - so Gott will. Das ist immer bezogen auf Jakobus 4, 15. SCJ sub conditione Jacobaea. Das ist nicht einfach eine Formel, sondern das ist eine Lebenshaltung, die darin deutlich wird. Und später wurde das sogar zu einer Tradition bei den Amsterdamer Kaufleuten. Die christlichen Amsterdamer Kaufleute haben oftmals, wenn sie Verträge abschlossen, unter den Vertrag dieses Kürzel geschrieben: SCJ sub conditione Jacobaea. Und dieser Vers ist so zu einem Markenzeichen für die Souveränität der Christen geworden, für die Nüchternheit der Christen geworden, für den Realitätssinn der Christen geworden, wie wir mit unseren Plänen umgehen sollen. Das ist christlicher Lebensstil. Auch für 2016. Dass wir getragen werden von dieser Gewissheit: Gott führt mein Leben. Er bestimmt über meine Zukunft. Es kann passieren, dass er dabei überraschende Wege mit mir geht. Es kann passieren, dass ich manchen Weg, den der Herr mich führt, absolut nicht verstehe. Es kann passieren, dass mancher dieser Wege zwischenzeitlich auf dunklen Pfaden gegangen werden muss. Und doch darf ich wissen: Dieser Weg führt mit Sicherheit zum Ziel. Abhängigkeit statt Eigenmächtigkeit, Nüchternheit statt Selbstbetrug. SCJ - so der Herr will und wir leben. Das ist der Ansatzpunkt des Jakobusbriefs für unseren Zugang, unseren Eingang in dieses noch so frische Jahr. Aber wie können wir uns jetzt gewissermaßen nach vorne hin ausrichten? Wir haben gehört, wir sollen nicht eigenmächtig planen. Wir dürfen planen. Wir haben diesen Vorbehalt: So der Herr will und wir leben. Aber wie kriegen wir jetzt gewissermaßen eine aktive Perspektive? Was können wir tun? Was sollen wir tun? Worauf sollen wir aktiv achten? Wie können wir uns richtig einstellen, ohne eigenmächtig und irrational zu sein? Und da hab ich nochmal die Spur von Jakobus 2 verfolgt, wo uns Jakobus Abraham, Abraham als Vorbild nennt. Abraham als ein Beispiel dafür, was diese Rechtfertigung 2 bedeutet. Durch unseren Wandel dem Herrn treu zu sein. Und im Zusammenhang mit Abraham habe ich eine Aufbruchsgeschichte gefunden, mit der ich diese Bibelarbeiten zum Jahresbeginn abschließen möchte. Der da aufbricht, der weiß noch viel weniger, was auf ihn zukommt, als wir. Er bricht nicht nur in ein neues Jahr auf, sondern er bricht in ein neues Land auf. Aber er kennt dieses Land nicht. Er kann nicht mal sagen, wo genau dieses Land liegt, wie genau dieses Land heißt, was ihn genau in diesem Land erwartet. Und vielleicht geht es manchen von Ihnen/manchem von euch ja genauso im Hinblick auf das Neue Jahr. Vielleicht fühlen Sie sich ganz ähnlich wie Abraham in dieser Situation. Sie wissen absolut nicht, was in bestimmten Zusammenhängen auf Sie zukommen wird. Auf den ersten Blick erinnert die Geschichte unseres Mannes an die von Christoph Columbus. Da gibt es manche Ähnlichkeiten. Und spitze Zungen haben ja wiederum die Geschichte von Christoph Columbus mit dem Verhalten und der Strategie vieler unserer Politiker verglichen. Als er losfuhr, wusste er nicht, wohin. Als er ankam, wusste er nicht, wo. Als er zurückkam, wusste er nicht, wo er gewesen war. Und das alles mit dem Geld anderer Leute, Columbus, mancher unserer Politiker möglicherweise und der Abraham, den wir heute Abend beobachten wollen, der hatte einiges mit Columbus gemeinsam auf den ersten Blick: Als er aufbrach, wusste er nicht, wohin. Als er ankam, wusste er nicht, wo. Es waren ihm Land und Leute fremd. Und doch gibt es auch ganz gravierende Unterschiede zwischen Abraham und Columbus, denn mit geliehenem Geld war nichts bei Abraham. Was er mitnahm, war wirklich sein eigenes Vermögen. Und der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Männern ist noch ein anderer. Bei Columbus kam der Antrieb zum Aufbruch von innen. Columbus wollte unbedingt. Es drängte ihn, Indien zu entdecken. Vor einiger Zeit gab es im Stern einen hochinteressanten Artikel. Also ich bin kein regelmäßiger Stern-Leser, möchte ich zu meiner Entschuldigung hier mitteilen, hab das im Internet aber gefunden. Da wurde sehr schön diese Ausgangssituation von Columbus geschildert. Da hieß es: Er will unbedingt, er will unbedingt über den Atlantik segeln, gepackt vom Entdeckergeist. "Vermutlich 1479 heiratet er die Tochter eines portugiesischen Adligen", was ihm Zugang zum Hof in Lissabon verschafft. "Dort wirbt er für den großen Plan. Der König lehnt ab. Enttäuscht, aber nicht erschüttert, schickt Christoph seinen jüngeren Bruder Bartolomäo nach London zu Heinrich VII. Gleiche Rede, gleiches Ergebnis. Paris ist als nächstes dran. Beständig kratzt Columbus an den Thronen Europas acht lange Jahre lang." Warum gibt er nicht auf? Aus Arroganz? Aus Besessenheit? Oder wird er einfach angetrieben von aggressiver Neugier und einer gesunden Egomanie? [Zitatende] Und das ist jetzt der entscheidende Unterschied zwischen Christoph Columbus und Abraham: Bei Columbus kam dieser Antrieb von innen. Er hatte sich diesen Plan in den Kopf gesetzt. Er wollte das unbedingt. Und er kratzte so lange an den Thronen Europas - wie es hier heißt - bis er das Geld zusammen hatte. Bei Abraham war es viel viel zögerlicher. Bei Abraham kam der Antrieb zum Aufbruch nicht von innen heraus. Es war nicht sein eigener Plan, den er sich in seinen Dickkopf gesetzt hatte. Sondern bei Abraham kam der Antrieb zum Aufbruch von außen. Und wir wollen diesen kurzen Bericht jetzt miteinander lesen. Ich bitte Sie aufzuschlagen 1. Mo 12, 1 - 8 Aufbruch in Neuland: 1 Der HERR aber sprach zu Abram: Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde. [Und für uns ist dieses Land das Neue Jahr gewissermaßen] 2 Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde. 4 Da ging Abram, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot ging mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er von Haran auszog. 5 Und Abram nahm seine Frau Sarai, und Lot, den Sohn seines Bruders, samt all ihrer Habe, die sie erworben hatten [also das war das eigene Geld] , und den Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten, und sie zogen aus, um ins Land Kanaan zu gehen. Und sie kamen in das Land Kanaan, 6 und Abram durchzog das Land bis zur Ortschaft Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Damals aber waren die Kanaaniter im Land. 7 Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinem Samen [also deiner Nachkommenschaft] will ich dieses Land geben. Und er baute dort dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar. 8 Und von da zog er weiter auf das Bergland östlich von Bethel und schlug sein Zelt so auf, dass er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte, und er baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an. Und unsere Hoffnung und unser Gebet ist es, dass wir 2016 in Gottes Auftrag genauso unterwegs sind wie Abraham: in seinem Namen, nach seinem Willen und zu seinem Ziel. Und vielleicht muss derselbe Gott uns heute einen ähnlichen Anstoß geben wie dem Patriarchen damals, denn auch bei dem sah es zunächst wahrlich nicht nach Aufbruch aus. Anders als Columbus zeigte Abraham von sich aus keinerlei Anstalten, die Heimat zu verlassen, obwohl Kanaan in seiner Familie durchaus Tradition hatte. Schon der Vater hatte sich ja mit dem Gedanken getragen. Das ist hochspannend. Wir wissen ja, die Familie Abrahams - der damals noch Abram hieß - kam aus Ur in Chaldäa. Also das war die Residenz, der Sitz der alten babylonischen Könige, eine sehr reiche hochzivilisierte Region. Und schon der Vater - wir wissen nicht, wo das herkam, - schon der Vater hatte sich mit dem Gedanken getragen, ins Land Kanaan zu gehen. Das lesen wir 2 Verse vorher, nämlich in 1. Mo 11, 31: Und Terach nahm seinen Sohn Abram, dazu Lot, den Sohn Harans, seinen Enkel, auch Sarai, seine Schwiegertochter, und sie zogen miteinander aus von Ur in Chaldäa, um miteinander ins Land Kanaan zu gehen. Als sie aber nach Haran kamen, blieben sie dort. Also, wenn Sie in Ihrer Bibel eine Landkarte haben, dann würde ich empfehlen, aufzuschlagen die Karte 'der Mittlere Osten zur Zeit der Patriarchen'. Und dann sehen Sie hier den Startpunkt Ur in Chaldäa. Und hier in Ur wird Abraham offensichtlich schon das erste Mal gerufen und bricht mit seiner Familie auf, das Ziel ist Kanaan. Aber sie kommen nur bis nach Haran und bleiben dort. Also aus dem Aufbruch wird dann in Haran schnell wieder ein Abbruch. Warum sind sie über Haran nicht hinausgekommen? Wir wissen es nicht. Auch in Haran gab es ein fruchtbares Land. Es gab dort gute Handelsverbindungen. Auch Abraham scheint hier wieder sesshaft geworden zu sein. Und am Ende von Kapitel 11 sieht es eher nach Sackgasse aus als nach Aufbruch. Und liebe Leute, die spannende Frage ist nun die: Also wir stellen uns das nochmal vor: von Ur in Chaldäa hoch nach Haran, das Ziel ist eigentlich Kanaan, also wieder gen Westen, gegen Südwesten, wenn man so will. Go West. Aber sie bleiben, sie bleiben hängen in Kanaan. Und wir wissen, wir wissen nicht warum. Und die spannende Frage ist jetzt wirklich: Was bringt den Turnaround? Was ist das Momentum - gewissermaßen -, das die Sache zum Kippen bringt? Dass der Abraham, nachdem dieser erste Aufbruch jetzt versandet ist, dann doch losmarschiert? Und die Antwort finden findet sich in Vers 1 von Kapitel 12: Der Herr aber sprach zu Abram. Ihr Lieben, das ist das Geheimnis jeden Aufbruchs, jedes geistlichen Aufbruchs, egal, ob in einer Familie, ob in einer Gemeinde, ob in unserem eigenen Leben: Der Herr sprach. Gottes Wort - wir haben da gestern schon drüber gesprochen - hat schöpferische Kraft. Und - wenn ihr so wollt - ist dieser Vers 12, 1 die Fortsetzung des Schöpfungsberichts mit anderen Mitteln. Gott spricht. Und im Leben von Abraham ändert sich alles. Wenn Gott spricht, dann entsteht Bewegung. Und ihr Lieben, das ist unsere Hoffnung und unser Gebet, dass der Herr durch sein Wort auch in diesem neuen Jahr immer wieder in unser Leben hineinruft, dass der Herr durch sein lebendiges Wort uns immer wieder in Bewegung bringt und uns den Weg zeigt. Und wenn wir genau hinhören, ihr Lieben, dann können wir zum Abschluss unserer gemeinsamen Bibelarbeiten aus diesem Text drei Zurufe erlauschen, drei Zurufe erlauschen, die uns den Weg in dieses Neue Jahr 2016 weisen wollen. Und der erste Zuruf lautet: 1. Heraus aus der eigenen Sicherheit Heraus aus der eigenen Sicherheit, das ist der erste Vers. Der Herr aber hatte zu Abraham gesprochen: Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde. Heraus aus der eigenen Sicherheit. Heraus aus dem Vertrauten. Es war ja alles so gewohnt. Es hatte sich inzwischen alles so gut wieder eingespielt, dort in Haran. Es war ein neues Vaterland geworden. Erst hatten sie das eine Vaterland verlassen, Ur in Chaldäa. Aber da war nicht nur das Vaterland, da war die größere Verwandtschaft, da war die Sippe, da war das Elternhaus, das alles bedeutete damals für die Existenz des Menschen, noch viel mehr als heute. Heute können manche Leute nur lachen, wenn sie Vaterland hören. Und so was lässt man nicht einfach zurück, Abraham. Und ohne Absicherung schon dreimal nicht. Gewohnheit ist ja nicht unbedingt schlecht. Dass wir wissen, was es bedeutet, stetig zu sein, treu, dass wir beharren können, dass wir geduldig an einer Sache dran bleiben. Und es ist ein großes Problem der Postmoderne, dass die Sprunghaftigkeit zum Programm geworden ist, die Unstetigkeit. Dass man mal hier und mal dort hin springt und dass man sich mal bestenfalls auf ein fünfwöchiges Projekt einlässt. Aber Treue, Beharrung, Beständigkeit, Ausdauer, Verbindlichkeit, das ist teilweise auch in christlichen Kreisen nicht die Regel. Aber vielleicht kann das auch kippen. Dann wird aus Stetigkeit Langeweile. Dann wird aus Beständigkeit Gewohnheit und aus Geduld nur noch Trott und lästige Pflicht. Wie viele haben das so erlebt etwa in ihrem Hauskreis oder in ihrem Jugendkreis: Aus Stetigkeit wurde Langeweile, aus Beständigkeit Gewohnheit, aus Geduld nur noch lästige Pflicht. Wie manche würden das über ihre Ehen sagen: Aus Stetigkeit wurde Langeweile, aus Beständigkeit Gewohnheit, aus Geduld nur noch lästige Pflicht. Und bei wie vielen mag es im Leben mit Jesus so geworden sein: Langeweile, Gewohnheit, lästige Pflicht. Aber diese Pflicht ist nicht nur lästig, sondern sie ist gleichermaßen bequem, denn das Vertraute, Gewohnte, was schon immer so war und wir ziehen das Programm eben durch Woche für Woche, Monat für Monat, das gibt uns eine gewisse Sicherheit. Wir haben uns eingerichtet. Wir haben die Dinge geregelt. Wir haben die Überraschungsmomente soweit wie möglich ausgeschlossen und wir bilden uns ein, damit hätten wir unser Leben im Griff. Und liebe Geschwister, lasst uns diese Frage stellen zum Beginn dieses neuen Jahres: Wie viel alter Trott hat sich in meinem Leben eingenistet? Wie viele Dinge tust du nicht mehr aus wirklicher innerer Überzeugung, sondern nur deshalb, weil du sie schon immer getan hast? Aber mit dem Herzen bist du gar nicht mehr richtig dabei. Wie viel Zeit nimmt in deiner Gegenwart die Vergangenheit ein? Es war doch immer so. Es war doch immer gut und wir machen das nun mal so. Wie langweilig und berechenbar ist dein Leben geworden und wovon machst du deine Sicherheit und deine Geborgenheit abhängig? Manche Christen ziehen sich nur noch zurück. Je kleiner die Hausgemeinde, umso weniger kann man uns stören dabei, umso mehr sind wir unter uns und es ist alles vertraut und gewohnt. Aber glauben wir ja nicht, dass Gottes Wort uns dabei in Ruhe lässt. Gott ruft uns heraus. Er ruft uns heraus aus dem, was wir so als eigene Sicherheit meinen, uns aufgebaut zu haben. Er ruft uns heraus aus dem Trott. Gott macht den Anfang. Gott handelt. Gott ist aktiv. Und wie. Seht hin: Und Gott sprach. Der Herr sprach zu Abraham. Und Gott sagt deutlich, was er will. Er sagt: Geh hinaus in ein Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zu einem großen Volk machen. Und ich will dich segnen. Gott sagt: Ich mach das jetzt. Und ich ruf dich. Und ich lass dich nicht in Ruhe in deinem eingefahrenen Leben. Und als Abraham dann schon unterwegs ist in Vers 7, da bleibt der Herr an ihm dran, da weicht er ihm nicht von den Fersen. Johannes Busch, der Bruder von Wilhelm Busch, war ja auch ein bekannter Prediger, der hat ein bewegendes Buch über Abraham geschrieben. Der Titel dieses Buches lautet: Ausländer auf Befehl. Und Johannes Busch hat dieses Kapitel überschrieben mit den Worten: Der Schöpfer ruft. Der Schöpfer ruft. Das ist ein schöpferischer Ruf, wenn Gott dich anspricht. Er greift schöpferisch in dein Leben ein. Und das ist meine Hoffnung und mein Gebet, dass Gott auch durch sein Wort im Jakobusbrief schöpferisch in euer Leben eingegriffen hat und weiter eingreifen wird. Und dadurch ändert sich ganz viel. Abraham, was war Abraham. Abraham war ein in der Wolle gefärbter Heide. Bei Abraham finden wir nicht - wie über Noah gesagt wurde: Er wandelte mit Gott. Das sucht man bei Abraham vergeblich. Die jüdische Tradition, die späte jüdische Tradition, das Jubiläenbuch, hat dann versucht, Abraham so eine fromme Vorbiografie anzuhängen. Aber das ist wahrscheinlich eher Wunschdenken. Der Abraham, wie wir ihn kennen, aus welcher Tradition kommt der? Seine Tradition, das ist der Turmbau zu Babel. Das ist die Tradition von Abraham. 1. Mose 11: Turmbau zu Babel. 1. Mose 12: Abraham. Und dazwischen hängt seine Geschichte mit seinem auch etwas dubiosen Vater. Vom Vater Abrahams wird gesagt in Josua 24, 2 - das überliest man so leicht. Josua 24, 2, dass das ein Götzendiener war. Das war Abrahams Tradition. Josua 24, 2: Da sprach Josua zu dem ganzen Volk: So spricht der HERR, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vorzeiten jenseits des Euphratstroms, und sie dienten anderen Göttern, auch Terach, der Vater Abrahams. Das war seine Tradition. Da kam er her. Also ihr Lieben, in Abrahams Leben, da gab es kaum geistliche Anknüpfungspunkte, irgend so ne fromme Oma, die immer gebetet hatte und die Losung gelesen hat oder so. Das war nicht. Oder wie meine Oma, die mit mir immer durch die Straßen ihrer Kleinstadt ging und christliche Traktate in die Briefkästen warf. Da hab ich Straßenmission gelernt, bei meiner Oma. So eine Oma hatte der Abraham nicht. Sondern es kommt jetzt alles auf die Kraft von Gottes Ruf an. Und der ist stark. Gottes Ruf ist so stark, dass er selbst - und Leute, das müssen wir sehen, - dass er selbst die stärksten Bindungen in dieser Welt aushebelt. Und das war bei Abraham die Bindung von Vaterland, von Sippe und von Elternhaus. Und selbst diese Bindungen hebelt Gottes Ruf aus. Aufbruch ist Risiko, klar. Und, schaut mal hin, zu dem Zeitpunkt ist Abraham nicht mehr der Jüngste. Er ist - wie alt? - 75. Also alle 75jährigen können sich jetzt große Hoffnungen machen. Da ging Abraham, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot ging mit ihm, Abraham aber war 75 Jahre alt [er wird noch 100 Jahre weiterleben, aber das weiß er zu dem Zeitpunkt noch nicht]. Aber er geht volles Risiko. Abraham wird sein angestammtes Bürgerrecht verlieren. Das ist so, als wenn jemand nach 20 Dienstjahren sein Beamtenrecht aufgibt und auf seine gesamten Pensionsansprüche verzichtet. Das ist in etwa seine Situation. Abraham wird alle Brücken hinter sich abbrechen. Gott sagt: Geh, geh los! Lech-Lecha! D.h. Geh, geh für dich! Geh allein! Mit deinen Leuten natürlich. Und das hier in Haran war nicht der erste Ruf. In Ur, in der ersten Heimat, hatte Gott ihn - wie gesagt - schon einmal angesprochen. Das könnt ihr in Apostelgeschichte 7 nachlesen. Ich will das nur kurz, damit die Einordnung klar ist, nochmal in Erinnerung rufen. In Apostelgeschichte 7, 2 heißt es: Gott erschien Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte [also in Ur in Chaldäa]. Und er sprach zu ihm: Geh in das Land. Da ging er aus aus dem Land der Chaldäa und wohnte in Haran. Und Gott erinnert Abraham dann in 1. Mo 15, 7 nochmal dran: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat. Und dann kommt in Haran gewissermaßen der zweite Ruf. Und dann endlich löst er sich von der Sippe. Der Vater ist gestorben inzwischen. Und Gott erinnert ihn an diesen ersten Ruf. Und dann, dann, dann geht's wirklich los. Und jetzt, jetzt hat's gefunkt. Jetzt hat's gezündet. Jetzt kann ihn nichts mehr aufhalten. Jetzt ist er 75. Und liebe Leute, zu dem Zeitpunkt war Abraham kein junger Draufgänger mehr, der ein Abenteuer brauchte. Zu dem Zeitpunkt war er niemand mehr, der sich mal in der großen weiten Welt die Hörner abstoßen wollte, sondern er war ein reifer Mann und er wagte es, Gott zu vertrauen. Er nimmt nur seine eigene Frau mit und die eigenen Mitarbeiter, also jene Knechte und Mägde, für die er verantwortlich ist, und natürlich seine eigenen Tiere. Das war ein wichtiger Teil seines Vermögens. Und dann ist interessant, wir lesen ja hier, ihr habt das gehört, dass sich da noch der junge Neffe anschließt, dem wahrscheinlich sein Onkel unheimlich imponiert. Endlich mal was Neues. Endlich mal einer, der aufbricht. Endlich mal einer, der was wagt. Mensch, dieser 75jährige, da häng ich mich dran, da werd ich noch was erleben mit dem. Und so sollte es ja dann auch kommen. Aber Abraham muss alle Brücken hinter sich abbrechen. Und er wird erst später erfahren, wo das endgültige Ziel seiner Reise liegt, also das heutige Israel, das Land Kanaan. So viele Hürden. So viele Fragen. Und wenn ihr diesen Vers 5 am Ende lest: und sie zogen aus, um ins Land Kanaan zu gehen, das ist aus der Rückblende geschrieben. Sie zogen aus, um ins Land Kanaan dann schließlich zu kommen. Aber zu dem Zeitpunkt, als sie losgehen, wissen sie noch nicht, wo es wirklich hingeht. So viele Hürden. So viele ungelöste Fragezeichen. Heraus aus der eigenen Sicherheit. Und Leute, heraus aus der eigenen Sicherheit, das kann auch was bedeuten: Einsamkeit. Hebräer 11 hat das ganz deutlich geschrieben, Hebräer 11, 9: Durch den Glauben ist er ein Fremdling geworden in dem verheißenen Land. Ein Fremdling. Und ich musste dann nochmal an Jonathan in Laos denken. 28 Jahre ist er alt. Er ist ja erst seit dem Mai dort. Laos ist ihm nicht als eigenes Land versprochen, aber er ist als ein Missionar da, als ein Fremdling unter schwierigen Rahmenbedingungen mit einer schwierigen Personalsituation auch, ziemlich einsam. Und Gott mutet ihm das zu. Und so ist es auch bei uns. Das Neuland, in das Gott uns führt ihr Lieben, das ist oft keine Schlaraffenland. Gott mutet uns zu, dass wir in Konflikte hineingeworfen werden. Gott mutet uns zu, dass wir manchmal einsam werden können. Und wir sollen nicht deshalb einsam werden, weil wir so komische Käuze sind, aber manchmal können wir es nicht vermeiden, einsam zu werden. Und wenn wir an das Neue Jahr denken ihr Lieben, ich denke, da müssen wir auch doch sehr deutlich zur Kenntnis nehmen, dass es eine ziemlich kritische Entwicklung inzwischen im sogenannten evangelikalen Lager gibt, in dem wir uns doch so zu Hause fühlten. Und wir sehen, dass momentan vieles auseinanderzubrechen scheint. Und wir haben gerade im Zusammenhang mit unserer Gender-Vortrag gestern auch nochmal an diese dramatische Entwicklung gedacht, dass inzwischen aus den eigenen Reihen von führenden, vermeintlich evangelikalen Repräsentanten, wir alle, die wir unsere Positionen vertreten, angegriffen werden als Leute, die doch mal en bisschen vorsichtiger in diesen ganzen aktuellen ethischen Fragen sich äußern sollten. Und es ist schon auffällig, wie der Allianzvorsitzende und Gnadauer Präses Michael Diener eine immer engere Nähe zur EKD-Führung sucht, auch zu dem aktuellen Ratsvorsitzenden der EKD Bedford-Strohm, der sich ja immer wieder dadurch hervortut, dass er äußerst provokative Statements abgibt, die klar biblischen Grundüberzeugungen entgegenstehen. Und wir erleben bei Michael Diener, dass er dann immer wieder vermehrt die eigenen Leute angreift, so dass immerhin Die Welt schreiben konnte am 14. Dezember: Chef der Evangelikalen [na ja, ob er nun unser Chef ist, das sei nochmal dahingestellt, aber Die Welt hat's eben so geschrieben], Chef der Evangelikalen will Homo-Verdammung stoppen. Wer verdammt denn hier bitteschön die Homosexuellen, die sich dazu bekennen? Darum, geht's doch gar nicht. Und Michael Diener hat sich dann nochmal in einem internen Interview mit der evangelikalen Medienzeitschrift proKOMPAKT geäußert. Und er hat sehr deutlich gemacht, dass er nicht bereit ist, die bekannte Grundposition zu halten und zu verteidigen, nämlich, dass Homosexualität in den Augen Gottes Sünde sei. Und ihr Lieben, es geht hier gar nicht um diese eine ethische Konflikt-Frage, sondern es geht um das Prinzip, mit dem Michael Diener hier vorgeht, und das ist ein Umbruch. Das ist ein, ein massiver Einschnitt. Das kommt natürlich nicht von heute auf morgen. Das ist vorbereitet gewesen durch Äußerungen von ihm und anderen. Aber wenn er z.B. Folgendes sagt in einem internen Interview mit proKOMPAKT, also nicht einem Interview, wo er möglicherweise falsch zitiert wurde. Wenn er z.B. Folgendes sagt: "Dass wir in dieser Frage die Grenze nicht so ziehen sollen, dass Menschen, die ein anderes Verständnis zur Homosexualität haben, nicht mitwirken können." Also damit meint er, nicht mitwirken können in verantwortlicher Mitarbeit in unseren Gremien. Und dann betont er: "Dass wir als evangelikale Bewegung auch andere Auslegungen der Heiligen Schrift in dieser Frage stehen lassen sollten." Und merken Sie, was hier geschieht? Natürlich müssen wir es in der Weise stehen lassen, dass jeder das Recht hat, seine eigene Meinung zu vertreten. Aber, was er hier sagt, entspricht einer völlig relativierenden Auflösung der Wahrheitsfrage. Es gibt zu jeder Position andere theologische Überzeugungen. Es gibt auch die theologische Überzeugung, dass Jesus nicht auferstanden ist und dass sein Tod am Kreuz kein Sühnetod war. Das sind auch andere Auslegungen. Sollen wir die auch stehen lassen? Und dann fährt Diener fort an einer anderen Stellen, dass er sehr viel Verständnis für Menschen, die die Gegenposition äußern, also die Gegenposition zur klassischen evangelikalen Überzeugung, weil sie gelernt haben, diese Stellen der Heiligen Schrift anders zu lesen. Merken Sie, es geht nicht darum, dass die Heilige Schrift etwas anderes sagt? Sondern: Wir lesen sie auf eine Weise. Und die anderen haben eben gelernt aufgrund ihrer Tradition, sie auf eine andere Weise zu lesen. Und damit können wir die Heilige Schrift auf's Abstellgleis schieben. Wenn es nur darauf ankommt, wie A sie liest und B sie liest, wenn wir nicht mehr sagen können, das sagt Gottes Wort, das sagt die Heilige Schrift, dann ist alles verloren. Dann gibt es auch keine Orientierung mehr. Dann kann man nur noch sagen: Ja, wir beanspruchen für uns das Recht, unsere evangelikale Prägung in den Diskurs einzubringen. Mehr kann man dann schon gar nicht mehr sagen. Und Diener fährt fort: "Ich bemühe mich einfach darum, das ernst zu nehmen [also das Leute das anders lesen], ich sehe darin keinen Abfall, sondern auch eine Liebesbewegung." So. Und dann spricht er nochmal von seinem eigenen konservativen Standpunkt. Er habe ja einen konservativen Standpunkt. Aber was geschieht da? Michael Diener macht hier aus eine biblischen Wahrheit einen subjektiven persönlichen Standpunkt. Und damit ist der Wahrheitsanspruch durchgestrichen. Also ich habe dies hier doch mit einiger Emphase gezeigt, weil sehr viel mehr geschieht, als ein von oben verordneter Richtungswechsel in einer fundamentalen ethischen Frage. Hier wird vorbereitet ein völlig anderer Umgang mit der Heiligen Schrift. Ein Umgang, der die Grenze zwischen Glauben und Unglauben verwischt. Eine Art von Umgang mit der Schrift, die es am Ende nicht mehr möglich macht zu erklären und zu zeigen an Hand der Heiligen Schrift, wer Christus ist und was ein Christ ist. Ihr Lieben, hier gehen wir doch auf heftige Konflikte zu. Und ich bin an der Stelle Ulrich Parzany sehr dankbar, dass er schnell reagiert hat und deutlich gemacht hat: Wenn wir so anfangen, dann wird die Wahrheitsfrage völlig relativiert. Und dann werden wir bald zu keiner einzigen Position mehr eine klare biblische Verkündigung haben können. Und Michael Diener weiß genau, was er hier tut. Das ist ja nicht mal eine Augenblicksäußerung ihm Rahmen eines Interviews, die man dann hinterher bereut, sondern das ist eine Linie, die ganz gezielt über einen längeren Zeitraum hinweg verbreitet wird. Und liebe Geschwister, hier müssen wir uns wirklich wappnen. Es geht überhaupt nicht um Personen. Jede einzelne Person steht im Urteil Gottes. Aber es geht um die Inhalte. Und es geht darum, wer wird die Gemeinde Jesu prägen? Und wer wird die Verkündigung prägen? Und wer wird die Linien in diesen Punkten vorgeben? Und ihr Lieben, da müssen wir notfalls bereit sein, auch Konflikte in Kauf zu nehmen, auch wenn das manchmal nicht angenehm werden wird. Aber auch das gehört zu unserer Reise, die uns im neuen Jahr erwartet. So viele Hürden. So viele Fragen. Und gerade, wenn ich das noch sagen darf, da haben mich auch einige Geschwister gestern drauf angesprochen, gerade wenn man bedenkt, wie das biblische Menschenbild durch die Genderdebatte ja ohnehin bekämpft wird und ohnehin an diesem Ast der biblischen Lehre über den Menschen massiv gesägt wird, in einer solchen Situation, wo die Stürme ohnehin schon anrennen gegen das biblische Konzept des Menschen, dann noch die eigenen Leute dafür anzugreifen, die dieses verteidigen, das zeugt nicht nur von, von Unachtsamkeit denke ich. So viele Hürden. So viele Fragen. Und doch hat Gottes Wort die Kraft, all diese Widerstände und Fragen zu überwinden. Da zog Abraham aus. Und ihr Lieben, möge der Herr es schenken, dass wir auch reagieren, dass wir den Ruf nicht überhören, dass wir treu sind, dass wir mutig sind und dass wir den Herrn immer wieder fragen: Herr, wo willst du mich hinschicken? und dass wir ihn zunächst vielleicht auch mal fragen: Herr, wo willst du mich rausholen? Wovon willst du mich lösen? Von welchen Dingen muss ich mich trennen, damit ich deinem Auftrag noch besser nachkommen kann? Aber dann kommt schon gleich ein starker Trost. Ihr Lieben, wenn Gott uns irgendwo raus ruft, wenn Gott zum Aufbruch bläst, wenn Gott uns aus einer Gewohnheit heraus holt, dann hat er immer schon ein viel viel besseres Ziel im Blick. Und das ist die zweite Ermutigung, die uns aus diesem Abschnitt entgegen klingt, und ich kann versprechen, der erste Punkt war der längste. Die zweite Ermutigung, der zweite Zuruf, der uns hier entgegen klingt, lautet: 2. Voraus in neues Land Geh in das Land, das ich dir zeigen werde. Und ihr Lieben, Gott sagt hier nicht: Geh in das Land XY. Nein, es ist noch viel verborgener. Er sagt: Geh in das Land, das ich dir zeigen will. Und trotzdem ist es eine sichere Sache. Warum? Weil Gott sagt: Ich. Ich will es dir zeigen. Und du, wenn Gott dich heraus ruft, dann weiß er auch, was er mit dir vor hat. Das Land ist noch längst nicht alles, was Gott dem Abraham in Aussicht stellt. Er sagt in Vers 2: Ich will aus dir eine große Nation machen. Ich will dich beschenken mit meinem Segen. Und er sagt immer noch mehr in Vers 3. Er sagt: Ich will dich umfassend schützen. Ich will dich segnen. Und ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen, und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde. Das ist doch eine Zusage. Gott sagt zu Abraham: Wer sich mit dir anlegt, legt sich mit mir an. Und das hat der Herr Jesus seinen Jüngern dann auch versprochen. Er hat in Lukas 10, 6 gesagt: Wer euch verachtet, der verachtet mich. Wer sich mit Jesus anlegt, legt sich mit uns an, und wer sich mit uns anlegt um Jesu willen, legt sich mit Jesus an. Und dann wird dem Abraham versprochen, dass er ein Segenskanal werden wird, dass Gott durch ihn seine Wahrheit und seine Liebe und seine Vergebung zu vielen anderen Menschen bringen wird. Und er hat dem Abraham das versprochen in einer weltweiten Dimension. Und natürlich war das damals eine spezielle heilsgeschichtliche Stunde, als Gott Abraham ansprach. Aber im Prinzip gilt das für dich und für mich genauso. Dass Gott sagt: Ich will dich segnen (Vers 2) und du sollst ein Segen sein. Da sagt der Herr: Du, ich will was für dich tun. Ich will dich segnen. Ich will meinen Willen in deinem Leben durchsetzen. Ich will dich beschützen. Ich will dich bewahren. Und ich will dich dazu gebrauchen, dass durch dich mein Wille an anderen geschieht. Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. Was für eine große Verheißung. Und ihr Lieben, so dürfen wir auch beten immer wieder, dass wir sagen: Herr, bitte lass mich unter deinem Segen stehen, aber lass mich auch zu einem Segen für andere werden. Lass mich ein Segen sein und lass mich gesegnet sein. Das Land vor uns ist voller Verheißungen. Aber um diese Verheißungen zu erfahren, müssen wir losgehen. Und das ist die Frage, die wir uns immer wieder stellen möchten: Sind wir noch in der Lage, neu aufzubrechen, ihr Lieben? Haben wir noch den Eifer, Neuland zu erobern? Oder sind wir schon so sehr in unseren alten Sesshaftigkeiten festgewachsen? Der Herr will uns möglicherweise in ein neues Land führen, will uns eine neue Aufgabe geben. Der Herr will möglicherweise einiges in unserem Alltag verändern. Er will uns möglicherweise dazu bringen, dass wir um bestimmte Leute uns kümmern, die wir bis dahin links liegengelassen haben. Fragt doch den Herrn. Lasst uns immer wieder beten: Herr, wo soll ich neu aufbrechen, heraus aus dem Trott, heraus aus der eigenen Sicherheit und voraus ins neue Land. Und nicht zurück nach Ur. Auch für uns, auch für dich hat der Herr ein Land voller Verheißungen bereit. Und glaub doch nicht, dass Gott dich hier auf dieser Erde lässt, nur damit du täglich deine Brötchen holst, die Tageszeitung liest und einmal in der Woche zur Bibelstunde gehst. Darum lässt der Herr dich doch nicht auf der Erde, dass du einfach so deinen Trott weitermachst und dein normales Durchschnittsleben einfach führst, sondern er hat doch was ganz anderes mit dir vor. Er gibt dir doch diese Verheißung: Ich bin bei dir. Ich will dich segnen. Und du sollst ein Segen sein. Und jetzt, jetzt ergreif diese Verheißung. Und geh los. Und Abraham macht es. Abraham legt den Vorwärtsgang ein. Abraham wird - wie Johannes Busch sagt - Ausländer auf Befehl. Und wir bleiben oft so gern Kleinbürger nach eigenem Gutdünken. Er wird Ausländer auf Befehl. Und einmal in Bewegung, lässt er sich dann auch nicht mehr abhalten. Und es geht weiter, weiter, immer weiter. Und seht hin, die Leute in seinem Umfeld, die werden da mit reingezogen in diese Dynamik Vers 5: Und Abram nahm seine Frau Sarai und Lot, den Sohn seines Bruders samt all ihrer Habe, die sie erworben hatten, und den Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten, und sie zogen alle aus, um ins Land Kanaan zu kommen. Sie kommen alle in den Wirkungskreis dieser Dynamik mit hinein. Wenn du voran gehst, du, dann kann das andere mitziehen. Wenn du mutig wirst, wenn du ins Risiko gehst, dann kann das eine Dynamik auslösen, die andere rechts und links neben die mitzieht. Ja, aber im Laufe der nächsten Stationen müssen sie dann selbst entscheiden. Sarai muss selbst entscheiden, Lot muss selbst entscheiden. Aber erst mal werden sie mitgerissen mit Abraham. Und der lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten. Und schaut euch an, wie das bei ihm weitergeht. Sie zogen aus (am Ende Vers 5), um ins Land Kanaan zu gehen, und sie kamen in das Land Kanaan und Abraham durchzog das Land bis zur Ortschaft Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Damals aber waren die Kanaaniter im Lande. Da erschien der Herr dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben und er baute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. Das ist großartig. Abraham versteckt sich jetzt nicht, nachdem er in dieses Land gekommen ist und es mal so zaghaft mit der Fußspitze betreten hat. Er verzieht sich jetzt nicht in einen Winkel, in eine Ecke, um dort nicht aufzufallen, sondern er durchzieht das ganze Land. Erst nach Sichem, dann weiter ins Gebirge östlich von Bethel. Wahrscheinlich wegen der Weideplätze da. Und Bethel - müsst ihr euch vorstellen - liegt etwa 11 km nördlich von Jerusalem. Und Ai, das liegt sogar 3 km östlich von Bethel. Und Abraham durchpflügt dieses Land und er weiß: Das ist erst der Anfang. Und Gott gibt ihm diese Zusage: Du Abraham, deine Nachkommen werden hier nicht mehr Ausländer sein. Deine Nachkommen werden hier nicht mehr Ausländer sein. Ich schenke euch dieses Land. Es ist mein Land und es wird euer Land werden. Und dann diese Begegnung ausgerechnet in Sichem. Ausgerechnet dort baut Abraham den ersten Altar. Und das müssen wir noch genau verstehen. Hier steht in Vers 6 diese Formulierung: Er ging dort bis zur Eiche Mores. Wisst ihr, was die Eiche Mores war? Wörtlich übersetzt war das 'die Terebinthe des Deutens'. D.h., unter dieser Terebinthe wurden Orakel erteilt. Diese Eiche war ein Zentrum finsteren Okkultismus. Diese Eiche Mores war der Ort schlimmsten Götzendienstes. Diese Eiche Mores war das Symbol für die Welt der Heiden. Und ausgerechnet dort setzt Gott sein Zeichen. "Und das ist Gottes Ironie der Geschichte", hat ein Ausleger gesagt, "der Altar wird mitten in der Welt gebaut." Du, und wenn das Neuland noch so steinig ist, wenn der geistliche Boden, wo du dich bewegst, noch so verbrannt ist, Gottes Segen wird es zum Blühen bringen. Und darum kann Abraham hier jetzt ganz getrost seine Neulandmission beginnen. Und er baut diesen Altar nicht als so ein magisches Gegenheiligtum zur Terebinthe. Sondern er baut diesen Altar als Erinnerung und als Zeugnis und als ein Zeichen: Gott ist da! Und er stellt seinen Altar mitten in das finsterste heidnische Gebiet hinein. Und d.h., egal, wo du stehst, du darfst dort den Altar des Herrn bauen. Du darfst ihn dort anrufen. Du kannst dort sein Zeichen aufrichten. Und mich erinnert dieser Altar in Sichem immer an die amerikanische Flagge auf dem Mond damals nach der ersten Mondlandung von Apollo 11. Als sie dort oben landeten, da haben sie als einen ihrer ersten Akte die amerikanische Flagge gehisst, um zu zeigen: Hier waren wir. Und das in etwa ist die Funktion dieses Altars, den Abraham dort baut. Nicht in irgendeiner magischen Hinsicht, sondern um deutlich zu machen: Auch hier ist jetzt Gott. Und wir sind immer unter seinem Schutz. Und du, d.h. für dich: Du musst dich nicht aus der Welt zurückziehen, sondern du sollst mitten im Trommelfeuer des gottlosen Chaos die Meilensteine deines Herrn aufrichten. Johannes Busch schreibt: Abraham stand mitten drin. Und so darfst du mittendrin Zeugnis geben, mittendrin einen Hauskreis gründen, mittendrin christliche Schriften weitergeben. Aber, so entschlossen Abraham auch losgezogen ist, so konsequent er seinen Kurs hält - auch das müssen wir ehrlich sagen - das Neuland empfängt ihn nicht mit offenen Armen. Die Probleme lösen sich nicht schnell in Wohlgefallen auf. Die Verheißungen erfüllen sich nicht im Eiltempo, ein eigenes Volk im eigenen Land. Zu dem Zeitpunkt hat er noch nicht mal einen eigenen Sohn. Es wird dauern. Es wird dauern. Und wie kann man da trotzdem durchhalten? Und das ist die letzte große Frage auch für uns heute Abend. Wurzeln zu schlagen im Neuland, das ist keine kurzfristige Sache. Und je größer die Perspektive, umso mehr Geduld brauchst du. Hans Dannenbaum, der frühere Direktor der Berliner Stadtmission, hat über Gemeindebau gesagt: "Nur, was man quadratzentimeterweise erobert, nur das besitzt man wirklich." Und du, das gilt für jedes geistliche Werk, das der Herr irgendwo beginnt. Nur, was man quadratzentimeterweise erobert: Das gilt für euren Jugendkreis, für euren Schülergebetskreis, für euren Hauskreis, für die Gemeinde, die ihr möglicherweise gründet: Nur, was man quadratzentimeterweise erobert, nur das besitzt man wirklich. Und so bleibt am Ende die Frage: Wie soll er das aushalten? Heraus aus der eigenen Sicherheit, voraus ins neue Land. Und da stoßen wir auf den letzten Zuruf, den wir hier noch kurz hören wollen: 3. Hinauf den Blick oder aufwärts den Blick, könnte man auch sagen. Und das sind die Verse 7 + 8: 7 Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben. Und er baute dort dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar. 8 Und von da zog er weiter auf das Bergland östlich von Bethel und schlug sein Zelt so auf, dass er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte, und er baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an. Weißt du, das ist das Entscheidende. Was den Abraham bei der Stange hält, ist die persönliche Verbindung mit dem Heiligen Gott, der ihn gerufen hat. Hinauf den Blick. Das ist das Entscheidende bei allem. Der Blick nach vorn, nach hinten, nach rechts, nach links ist oft verstellt, aber der Blick nach oben, der ist immer frei. Und darum ist es zu kurz gegriffen, wenn man sagt: Abraham glaubte der Verheißung. Man muss genauer sagen: Abraham vertraute dem lebendigen Gott und darum auch seiner Verheißung. Und du, es ist atemberaubend, wie Gott von Anfang an den Blick seines Boten auf sich zieht. Das geht hier in 1. Mo 12 los. Gottes Ich sucht immer unser Du. Gottes Ich sucht dein Du. Und wenn wir fragen, warum Abraham durchgehalten hat, auch als es dann noch viel schlimmer wurde, dann liegt hier die Antwort: Dass der lebendige persönliche Gott diesem Abraham von Anfang an in dieses persönliche Verhältnis hineingezogen hat. Das war das Geheimnis. Und für uns wird dieses persönliche Verhältnis zu dem lebendigen Gott durch Jesus ja noch viel enger. Wenn du zu Jesus gehörst, wenn er dein Herr ist und dein König und dein Retter und dein Hirte, dann ist durch Jesus ja diese Verbindung noch viel enger und noch viel näher und noch viel fester. Und dann sorgt der Herr auch dafür, dass dein Blick nach oben frei bleibt, sowie das ein altes Glaubenslied besingt: Ob rings um euch bang die Götzennacht steht und wärt's euch zu lang, bis dass sie vergeht, so sei euer Hoffen nach oben gericht', der Himmel ist offen, bei Jesus ist Licht. Und so hat's auch ein Chinese erfahren. Der war früher mal reich und begütert gewesen und dann war er Christ geworden. Und da ging das Leiden erst los. Er hat unheimlich viel Druck von seiner eigenen Sippe bekommen. Sein vormals blühendes Geschäft wurde boykottiert. Er hat ganz viel Geld verloren. Und eines Tages kamen dann Freunde, nichtchristliche Freunde. Und die haben ihn wirklich aufrichtig bedauert. Er hatte statt seinem früher prächtigen Haus nur noch diese bescheidene Hütte und statt seinem früher wunderschönen Garten nur noch dieses kleine Stückchen Acker. Und dann haben sie gesagt: "Ach, du Armer. Du hast so viel verloren." Und wisst ihr, was er geantwortet hat? Er hat gesagt: "Ja. Mein Garten ist klein und auch nicht sehr lang und auch nicht allzu breit. Aber" und dabei strahlte sein Gesicht, "er ist sehr hoch." Er ist sehr hoch. Hinauf, hinauf den Blick. Weist du, den Blick nach oben, den kann dir keiner zubauen. Auch die schlimmsten Umstände können dir diesen Blick nicht zubauen. Und an diesem Punkt siehst du nochmal, wie wichtig unser persönliches Verhältnis zum lebendigen Gott ist und zum Herrn Jesus Christus ist. Ja, individueller geht's gar nicht. Vorher die ganze Globalgeschichte, die hatte ihr sündiges Potenzial voll ausgespielt. Turmbau zu Babel am Ende. Und dann fängt der allmächtige Gott wieder mit diesem einen Typen mit diesem einen Abraham an und er zieht ihn in diese persönliche Verbindung zu sich selbst hinein. Und durch diesen einen werden dann so viele gesegnet und wir bis heute. Und du, dass ist Gottes Weg. Und vergiss es nie, durch den Herrn Jesus hat der Vater uns ja noch viel enger in diese Gemeinschaft hineingezogen. Und darum brauchen wir die Altäre, die wir in dieser Welt bauen, nicht als heilige Stätten, wo wir Gott begegnen. Das ist übrigens ganz entscheidend in Vers 7: Erst begegnet Abraham Gott und erst danach baut er den Altar. Der Altar ist nicht der Ort, den er für die Begegnung mit Gott braucht, sondern der Altar ist das Zeichen, das Abraham baut, nachdem er Gott begegnet ist. Und er setzt dieses Zeichen, dieses Signal, mitten in dieser Welt - ich sag's nochmal - wie die Amis die Flagge auf den Mond gesetzt haben mit Apollo 11. Und d.h., wir verstecken uns nicht, ihr Lieben. Wir ziehen uns nicht zurück als die Jünger unseres Herrn. Wir wollen erkennbar sein. Wir wollen nicht vorzeitig in die Katakomben ausweichen. Wir wollen öffentlich Gottesdienst feiern. Wir wollen öffentlich evangelisieren. Wir wollen öffentlich - soweit wie möglich - die Botschaft unseres Herrn ausbreiten. Abraham kann sich jetzt nicht mehr verstecken. Er kann nicht mehr den Mund halten. Er steht dort und er ruft den Namen des Herrn an. Und Luther hat das so wunderbar übersetzt. Luther übersetzt: Er predigte den Namen des Herrn. Das steht da zwar wörtlich nicht so, aber es ist mit Sicherheit richtig. Er hat dort an diesem Altar den Namen des Herrn ausgerufen und die Leute werden gekommen sein und gefragt haben. Und Abraham wird mit Sicherheit - nach allem, was wir hier sehen, - auch den Namen des Herrn gepredigt haben. Was für eine Weite, was für eine Tiefe bekam dieses Leben noch mit 75 Jahren. Und man könnte fast geneigt sein zu singen: Mit 75 Jahren, da fängt das Leben an. Und ihr Lieben, auch für uns hat der Herr so eine große Perspektive wirklich vorgesehen. Er, er hat uns doch gerufen. Er hat uns doch unter seine Führung genommen. Und er sagt dir und mir das wieder durch diese 8 Verse hier in 1. Mo 12, er sagt: Heraus aus deiner eigenen Sicherheit. Was immer das bedeuten mag. Heraus aus dem alten Trott. Bitte den Herrn, dich dahin zu führen, wo er dich haben will. Und sei es, dass du mit einer ganz neuen Gewissheit und Überzeugung an dem Ort dich voll in die Waagschale für ihn wirfst, wo du jetzt stehst. Vielleicht ist das ja dein Ort. Dann bitte ihn, dass er dich dort mit vollem Einsatz, mit voller Leidenschaft, mit voller Dankbarkeit und voller Treue einsetzt. Heraus aus dem Trott. Und dann das zweite, das der Herr uns hier zuruft: Voraus ins neue Land. Es geht immer nach vorn. Es geht immer der Zukunft unseres Herrn entgegen. Und du wirst das nur durchhalten, du wirst nur dann ans Ziel kommen, wenn aufwärts der Blick gerichtet ist. Hinauf den Blick. Und darum will ich das zum Schluss sagen, wäre das auch ein Lied für Abraham gewesen und es ist ein Lied für uns: Nun aufwärts froh den Blick gewandt. Wenn du dir dieses Lied mal anschaust, dann wirst du merken - das steht hier unter der Nr. 400 in den grünen Büchern - dann erzählt dieses Lied eigentlich ja fast die Geschichte von 1. Mo 12: Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt! Wir gehn an unsers Meisters Hand, und unser Herr geht mit. Vergesset, was dahinten liegt und euern Weg beschwert; was ewig euer Herz vergnügt, ist wohl des Opfers wert. Ne, Abraham musste es auch vergessen. Er musste es loslassen. Und dann das Dritte: Und was euch noch gefangen hält, [und sei es Sippe, sei es Land, sei es Familie bei Abraham], oh werft es von euch ab. Begraben sei die ganze Welt für euch in Christi Grab! So steigt ihr frei mit ihm hinan zu lichten Himmelshöhn. Er uns vorauf, er bricht uns Bahn - wer will ihm widerstehn? Drum aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt! Wir gehn an unsers Meisters Hand, und unser Herr geht mit. Unsers Meisters Hand, das ist diese persönliche Lebensverbindung. Und unser Herr geht mit. Er wird uns nie mehr los lassen und wird uns nie mehr alleine auf Tour gehen lassen, sondern er bleibt bei uns. Und weißt du, dieser Blick nach oben, der schenkt uns eine tiefe Geborgenheit. So war's bei Abraham. Auch wenn da erst mal nur ein Zelt steht mitten im unwirtlichen Gebirge irgendwo zwischen Bethel und Ai nahe der Wüste von Hebron und so ein ziemlich kümmerlicher Altar. Das ist alles, was er zu dem Zeitpunkt sieht. Aber er, er ist da. Der Blick nach oben ist frei. Und das ist letztlich der alles entscheidende Unterschied zwischen Abraham und Columbus. Als der große Seefahrer stirbt, heißt es, da ist er ein hoffnungsloser Mann. 1504 sitzt Columbus nach erfolgloser Expedition fast ein Jahr lang auf Jamaika fest. Mit leeren Händen kehrte er im November 1504 zurück, ein kranker, grantiger alter Mann. Als er wenig später im Sterben liegt, schickt der Hof nicht einmal mehr Grüße. Columbus ist 54. Die Arthritis hat ihn zerfressen. Am 20. Mai 1506 scheidet der Admiral aus der Welt, so berichten die Quellen. Du, und wie anders, wie anders endet der Aufbruch von Abraham. Es hat gebraucht, bis er los kam, aber dann, dann hat Gott ihn geführt. Und er hat ihn nie mehr losgelassen. Und er hat dafür gesorgt, dass Abraham zu jenen Leuten gehört, von denen Hebräer 11 sagt: 13 Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es von ferne gesehen und waren davon überzeugt und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrechte und Fremdlinge sind auf Erden. 16 Nun aber trachten sie nach einem besseren, nämlich nach einem himmlischen Heimatland. Und darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. Das ist das Ziel von Abraham. Und das ist das Ziel von jedem, der zum Herrn Jesus gehört und der in seiner Mission unterwegs sein darf. Nun aufwärts froh den Blick gewandt für 2016 und vorwärts fest den Schritt! Wir gehn an unsers Meisters Hand, und unser Herr geht mit. Herr Jesus, dafür danken wir dir, dass wir dessen gewiss sein dürfen, dass du wirklich mitgehst und dass du etwas mit uns vorhast, Herr, dass du mit jedem deiner Leute etwas vorhast für dieses Jahr 2016. Und wir danken dir, Herr Jesus, dass wir jetzt gespannt sein dürfen, was du vorhast und wie du uns einsetzen willst. Und Herr, ich bitte dich für jeden Einzelnen von uns, dass du ihm das klar machst, dass uns deine Ziele klar machst und dass du uns in dem allen wirklich diese innige, vertraute, persönliche Verbindung zu dir erhälst und stärkst und vertiefst, Herr. Und dass wir nie vergessen, mehr als alles andere brauchen wir dich, Herr. Wir brauchen dich. Und danke, dass du versprochen hast, uns niemals zu verlassen. Dir sei alle Ehre und aller Dank dafür, du lieber, guter Herr. Amen. AT = Altes Testament NT = Neues Testament 26