Beerdigung von Otto Volz in Liebelsberg
am Mittwoch, den 14. November 2012


geboren am 7. September 1930 in Liebelsberg,
verstorben am 10. November 2012 im Alter von 82 Jahren.

 

Text: 2. Korinther 5, 1

 

 

Ansprache

 

„In deine Hände befehle ich meinen Geist.

Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.“

 

So konnten wir in der Traueranzeige lesen – und Jesus selbst zitierte dieses Wort aus Psalm 31, 6 am Kreuz – noch bevor er starb.

 

„In deine Hände befehle ich meinen Geist.

Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.“

 

Liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde!

 

Es ist eine „Stern“-Stunde im wahrsten Sinne des Wortes, wenn ein Mensch diesen Satz zum ersten Mal in seinem Leben sagen kann: „In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst!“

 

Es ist der Moment, in dem ein Mensch zum Glauben kommt. Der Moment, in dem ich weiß: Jesus ist für mich gestorben.

Hat mich erlöst.

Hat mir meine Sünden vergeben.

Will mein Leben fortan bestimmen – nach seinem Willen.

 

Ich bin wie so manche unter uns in einem „gläubigen“ Elternhaus aufgewachsen – habe schon früh angefangen zu glauben und zu beten. Und doch kann ich mich noch genau an den Moment erinnern, wo mir zum ersten Mal die Gnade der Erlösung klar wurde.

„Nichts hab ich zu bringen – alles, Herr, bist du.“

 

So befreiend! Nicht: ich muss dieses oder jenes zuerst und dann – vielleicht – bin ich würdig genug.

 

Nein – Geschenk! Gnade! Liebe! Total!

 

Wie befreiend – und dann gibt es nicht Schöneres als zu sagen: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!“

 

Was da beginnt, ist eine Liebesbeziehung – buchstäblich ohne Ende. Denn die endet auch nicht mit dem Kreuz, auch nicht im Tod.

 

Wunderbar, dass Otto Volz dies schon mit 25 Jahren erfahren durfte – kurz vor seiner Hochzeit.

 

Am 7. September 1930 kam er zusammen mit seiner Zwillingsschwester Marianne hier in Liebelsberg zur Welt.

Die beiden wogen zusammen 2100 Gramm – sie war 100 g schwerer.

 

1930 kein Brutkasten für Frühchen – er 1000 g, sie 1100 g.

 

Er schreibt selber in seinem Lebenslauf: „Mutter hatte große Mühe mit uns. Wir konnten nur ganz kleine Portionen Muttermilch zu uns nehmen, weil wir zu schwach waren.

 

Ein Wunder – von Anfang an. Und sie waren ein Herz und eine Seele, waren immer zusammen, machten alles gemeinsam.

 

Nur eine Episode: sie mussten für den Vater eine Zigarre kaufen gehen – und trugen diese auch gemeinsam nach Hause. Jeder an einem Ende. Nicht weit – der elterliche Hof war ja dort, wo jetzt das Liebelsberger Rathaus steht. Aber kurz vor daheim stolperte eines und die Zigarre war gebrochen.

„Nicht schlimm“, sagte dann Marianne zum Vater, „jetzt hast du zwei“.

 

Innige Verbundenheit zwischen den beiden – und so schwer, als sie im April 1938 mit nicht ganz acht Jahren erkrankte und starb.

„Für mich war es unfassbar … sie fehlte mir überall“ – so schrieb Otto Volz.

 

Sie hatten noch zwei ältere Brüder: Georg und Fritz.

Nur ein Jahr später verunglückte der 4 Jahre ältere Fritz tödlich – das muss man sich mal versuchen vorzustellen: innerhalb von 1 ½ Jahren ein Kind mit 8 und eins mit 12 zu verlieren – bzw. er seine Zwillingsschwester und seinen Bruder. So hart!

Und dann der Krieg – und dann starb 1948 der Vater mit 56 Jahren. Otto Volz war noch keine 18, als er mit der Mutter zusammen die Landwirtschaft übernehmen musste.

 

Dann lernten sie beide sich kennen und lieben – und das Höchste für sie und auch für ihn war, dass er 1955 mit 25 Jahren zum Glauben kam, ganz bewusst seinen Geist in Gottes Hände legte.

 

Befreit das von Ungemach? O nein!

 

Kein Jahr später, 10 Tage vor der standesamtlichen Hochzeit, starb die Mutter.

 

„Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her?

Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer?

Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu

Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.“

 

Mit Friedhelm, Ruth, Rainer und Michael wurden ihnen beiden, liebe Frau Volz, 4 Kinder geschenkt. An 12 Enkelkinder hatte er noch eine ganz große Freude.

In besonderer Weise an den Zwillingen von Michael – auch wenn man sich sehr selten sehen konnte. Malawi liegt halt nun mal nicht gerade um die Ecke.

Aber die Verbundenheit mit Zwillingen – das war eine ganz direkte Herzenssache. Da hat bestimmt auch ganz viel wieder aufgelebt und vielleicht auch ausgeheilt, was in der Seele eines Achtjährigen wie auch immer verarbeitet worden war.

 

Am 6. Februar 1963 – einen Tag vor Rainers Geburt – hielt er seine erste Gebetsstunde.

Immer mehr sollte er reinwachsen in die Tiefe und die Fülle des Wortes Gottes.

 

Natürlich war er Landwirt mit Leib und Seele und Forstarbeiter und Klärwärter und Gruben geleert und in allen möglichen Bereichen bei der Gemeinde beschäftigt – vor allem aber war er eines: ein Kind Gottes, das mit seinem himmlischen Vater immer engeren Kontakt suchte.

Das Gebet suchte – die Zeit für Gottes Wort brauchte.

Wer merkt, wie gut einem Gottes Wort und die Gemeinschaft mit ihm tut, der braucht sie immer mehr.

 

Lebt immer mehr auf’s Ziel zu. Und so war auch sein klarer Wunsch dieser Text aus 2. Kor. 5, 1:

 

„Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“

 

Wir wissen!

 

Die Sehnsucht nach der himmlischen Heimat – so die Überschrift in der Lutherbibel.

 

Und die Begriffe im Griechischen sind in diesem Vers so beeindruckend:

 

Hier auf dieser Welt: „Hütte, irdisches Haus“ – eigentlich steht da noch weniger, nämlich „Zelt“.

 

Und „Zelt“ steht für „Campen“.

Leben und Überleben „auf Zeit“. Zelten ist ganz okay auf Zeit, aber sicher keine Dauerlösung.

 

„Zelt“ steht auch für Vergänglichkeit. Es gibt keinen Zeltstoff mit ewiger Haltbarkeitsgarantie.

 

Und je älter wir werden, desto klarer erfahren wir die Vergänglichkeit dieses Zeltstoffes am eigenen Leib.

 

ABER – und das ist das Wissen des Paulus und das war auch das Wissen von Otto Volz: wenn dieses irdische Zelt abgebrochen wird, dann habe ich im Himmel einen Bau – sprich: einen Leib – der alles Irdische überragt.

Und schon der Begriff: „oikodomän“ steht hier im Griechischen. „Oikos“ heißt eigentlich schon „Haus“.

Aber da kommt noch dazu, was es auch in unserem Sprachgebrauch noch gibt: „oikodomän“ eine Domäne.

 

Staatsdomäne – das ist viel mehr als ein massives Haus. Das ist ziemlich stattlich.

 

Und schon „Haus“ wäre viel mehr als ein „Zelt“ – merken sie’s?

 

Wie relativ da doch die Zelt-Sorgen und Zelt-Nöte und Zelt-Probleme dieser Welt werden!

 

Wie auch aller Glanz und Glemmer dieser Welt relativiert wird!

 

Das alles wird mal gar nichts sein im Vergleich zu dem, was kommt! Aber sowas von gar nichts.

 

Ihr Lieben – von jung bis alt!

 

Lasst euch nicht blenden von dieser Welt. Die wird vergehen, auch die Sorgen und Nöte – wie auch unsere Körper vergehen werden.

ABER – und das ist das große himmlische ABER:

 

Wer seinen Geist und sein Leben in Seine Hände befiehlt – „In deine Hände befehle ich meinen Geist“ – wer zu ihm spricht: „du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott“ – der wird im Himmel ein Haus haben, das nicht von Händen gemacht ist, sondern von Gott.

 

Das ewig Bestand haben wird – in seiner Herrlichkeit, im Himmel.

 

Und Gott lädt uns ein – zu ihm zu kommen. Schenken will er uns seine Liebe – alles! Umsonst!

Eben aus Liebe!

 

Und nichts hätte sich Otto Volz lieber gewünscht, als dass wir uns alle, die wir hier und heute beieinander sind, wiedersehen im Himmel.

 

Machen sie’s zu ihrem Wort: „In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.“

 

Dann werden wir uns wiedersehen – in einem wunderbaren himmlischen Körper in der himmlischen Heimat – und freudestrahlend nur noch sagen können: „Danke Herr!“

 

Und:

„Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!“

 

Glaubt’s! AMEN