„Konfliktbewältigung“
Der Brief des Apostels Paulus an Philemon
Predigt Andreas Symank
Freie Evangelische Gemeinde
Zürich-Helvetiaplatz
08.10.2006
Ich möchte mit Ihnen über eine Begebenheit nachdenken, die sich zur Zeit des Neuen Testaments abgespielt hat. Sie handelt von drei Männern – einem Sklavenhalter, einem Sklaven und einem Gefangenen. Kein sehr attraktives Personal! Ich könnte allerdings auch sagen: Sie handelt von drei Christen. Jetzt klingt das Ganze schon ein bisschen erfreulicher. Der Sklavenhalter wird in der ganzen Bibel ein einziges Mal mit Namen genannt, der Sklave genau zwei Mal. Es scheint sich also nicht gerade um besonders wichtige Leute zu handeln. Und doch sind die beiden – der Sklavenhalter und sein Sklave – so wichtig, dass der dritte, der Gefangene, einen Brief über sie geschrieben hat. Diesen Brief will ich Ihnen jetzt vorlesen. Er findet sich im Neuen Testament, und schon daran können Sie sehen, wie bedeutsam die Sache ist, um die es damals ging, und dass es sich lohnt, auch heute noch darüber nachzudenken.
Es handelt sich um den Philemonbrief, den Brief, den der Gefangene Paulus an den Sklavenhalter Philemon über den Sklaven Onesimus schrieb. Übrigens haben wir hier das einzige uns erhaltene Stück Privatkorrespondenz aus der Feder des Apostels Paulus. Alle andere Briefe sind entweder direkt an Gemeinden gerichtet (Römer, Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, Thessalonicher) oder sie sind zwar an Einzelpersonen gerichtet (Timotheus, Titus), aber Paulus schreibt an sie in ihrer Funktion als Gemeindeleiter, so dass auch diese Briefe zum Vorlesen vor der jeweiligen Gemeinde gedacht sind. Die einzige Ausnahme bildet, wie gesagt, der Philemonbrief. Hier schreibt Paulus in einer ganz persönlichen Angelegenheit an einen einzelnen Christen. Es ist deshalb auch der kürzeste von allen Paulusbriefen, die uns im Neuen Testament erhalten sind; er ist so kurz, dass man ihn später nicht in Kapitel unterteilt hat, sondern nur in Verse – 25 Verse insgesamt. Man kann sich natürlich noch kürzere Briefe vorstellen (z. B. so: „Liebe Anrede, es grüßt dich Deine Unterschrift“); aber verglichen mit den übrigen Paulusbriefen ist der an Philemon schon ziemlich knapp geraten.
Ich lese ihn jetzt einmal an einem Stück vor, und zwar nach der Neuen Genfer Übersetzung. Ich habe diesen Brief erst letztes Jahr neu übersetzt, und Sie sind die erste Gemeinde, die ihn in dieser Fassung zu hören bekommt!
Paulus schreibt den Brief natürlich nicht einfach, um ein Stück Papyrus vollzukritzeln; er hat ein ganz bestimmtes Anliegen. Und hinter seinem Anliegen steht eben die Begebenheit, die ich eingangs erwähnt habe. So gut wie alles, was wir von den bewegenden Ereignissen wissen, die sich zwischen dem Sklavenhalter, dem Sklaven und dem Gefangenen abgespielt haben, wissen wir aus diesem kleinen Brief. Versuchen Sie mal gleich beim ersten Hören, herauszufinden, was sich da abgespielt hat und mit welchem Anliegen Paulus an Philemon schreibt.
Der Brief des Apostels Paulus an Philemon
Neue Genfer Übersetzung
Absender und Empfänger des Briefes. Segenswunsch
1 Paulus, für sein Bekenntnis zu Jesus Christus im Gefängnis, an seinen lieben Freund Philemon. Zusammen mit dem Bruder Timotheus grüße ich dich, unseren Mitarbeiter, 2 Aphia, unsere Schwester, Archippus, der Seite an Seite mit uns für den Glauben gekämpft hat, und die Gemeinde, die in deinem Haus zusammenkommt. 3 Euch allen wünschen wir Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn.
Philemons vorbildlicher Glaube
4 Jedesmal, wenn ich in meinen Gebeten an dich denke, danke ich meinem Gott. 5 Denn ich höre immer wieder von deiner Liebe und von deinem Glauben – von deinem Glauben an Jesus, den Herrn, und von deiner Liebe zu allen, die zu Gottes heiligem Volk gehören. 6 Du praktizierst deinen Glauben, indem du anderen tatkräftig hilfst, und ich bete darum, dass du gerade dadurch zu einem immer tieferen Verständnis für all das Gute geführt wirst, das uns durch unsere Beziehung zu Christus geschenkt ist. 7 Ja, es hat mir viel Freude gemacht und hat mich sehr ermutigt, von deiner Liebe zu erfahren; denn durch dich, lieber Bruder, sind die Gläubigen innerlich gestärkt worden.
Paulus setzt sich für den Sklaven Onesimus ein
8 Aus diesem Grund möchte ich dich nun um etwas bitten. Ich könnte dir zwar auch befehlen, das zu tun, was ich für angemessen halte; unter Berufung auf Christus hätte ich die volle Freiheit dazu. 9 Doch um der Liebe willen werde ich nur eine Bitte äußern. Ich tue es als der Ältere von uns beiden; ich tue es als der Paulus, der jetzt sogar für Jesus Christus im Gefängnis ist. 10 Es geht bei meiner Bitte um jemand, den ich als mein Kind betrachte, jemand, dessen Vater ich geworden bin, weil ich ihn hier im Gefängnis zum Glauben an Christus geführt habe; es geht um Onesimus. 11 Er, der „Nützliche“, war dir früher zu nichts nütze, doch jetzt ist er sowohl dir als auch mir von großem Nutzen.
12 Diesen Onesimus schicke ich nun zu dir zurück – ihn, der mir so ans Herz gewachsen ist, 13 dass ich ihn, wenn es nach mir ginge, am liebsten hier bei mir behalten hätte. Denn er könnte mir, solange ich noch wegen des Evangeliums im Gefängnis bin, gute Dienste leisten – genau wie du selbst es tun würdest, wenn du hier wärst. 14 Doch ohne deine Zustimmung wollte ich keine Entscheidung treffen; schließlich sollst du das, was gut ist, nicht gezwungenermaßen tun, sondern aus freien Stücken. 15 Und wer weiß? Vielleicht ist er deshalb eine kurze Zeit von dir getrennt gewesen, weil du ihn nun für immer bei dir haben sollst – 16 nicht mehr als einen Sklaven, sondern als etwas weit Besseres: als einen geliebten Bruder. Wenn er das schon für mich in so hohem Maß ist, wie viel mehr wird er es dann für dich sein! Denn mit dir ist er sowohl durch die irdischen Verhältnisse als auch durch die Zugehörigkeit zum Herrn verbunden.
17 Wenn du mich nun als deinen Gefährten und Mitarbeiter ansiehst, dann nimm Onesimus so auf, wie du mich aufnehmen würdest. 18 Und sollte er dir irgendein Unrecht zugefügt haben oder dir etwas schulden, stell es mir in Rechnung! 19 Ich, Paulus, werde die Schuld begleichen; ich schreibe es hier mit eigener Hand. (Eigentlich schuldest auch du mir etwas – nämlich dich selbst; aber davon will ich jetzt nicht sprechen.) 20 Ja, lieber Bruder, lass mich ein Nutznießer deiner Liebe sein; wir sind doch durch den Herrn miteinander verbunden. Erfülle mir meinen Herzenswunsch, tu es Christus zuliebe!
21 Ich habe dir das alles im Vertrauen auf deine Einwilligung geschrieben, und ich bin sicher, du wirst sogar noch mehr tun als das, worum ich dich bitte. 22 Gleichzeitig bitte ich dich auch, mir eine Unterkunft bereitzuhalten. Denn ich hoffe, dass eure Gebete erhört werden und Gott mir in seiner Gnade ein Wiedersehen mit euch schenkt.
Abschließende Grüße
23 Epaphras, der wegen der Botschaft von Jesus Christus zusammen mit mir im Gefängnis ist, lässt dich grüßen. 24 Meine Mitarbeiter Markus, Aristarch, Demas und Lukas senden dir ebenfalls Grüße.
25 Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit jedem einzelnen von euch!
***
So, jetzt haben wir das getan, was man meistens tut, wenn man einen Brief bekommt: Man liest ihn sozusagen im Stehen, überfliegt ihn im Schnellverfahren einmal von vorn bis hinten. Und erst dann, in einem zweiten Anlauf, setzt man sich und nimmt sich die einzelnen Aussagen in Ruhe und schön der Reihe nach vor. Das wollen wir jetzt tun.
I. Die Personen
Fangen wir mit den drei Männern an, um die es in unserem Brief geht.
1. Paulus, Apostel und Gefangener
Da ist als erstes der Absender, Paulus. Von dem wissen wir natürlich tausend Dinge – aus seinen anderen Briefen und vor allem aus der Apostelgeschichte. Paulus war von Beruf Apostel, aber keiner von den Zwölf, sondern sozusagen ein Nachzügler, ein Spätberufener. Die Zwölf haben Jesus drei Jahre lang begleitet, während er hier auf der Erde lebte. Dem Paulus dagegen ist Jesus erst nach seiner Auferstehung erschienen, vor Damaskus, in einem dramatischen Bekehrungserlebnis. Die Zwölf sollten die Botschaft von Jesus unter ihrem eigenen Volk verkünden. Paulus dagegen hat den speziellen und riesigen Auftrag erhalten, das Evangelium zu den anderen Völkern zu bringen, zu den Griechen und Römern, zu allen Nichtjuden. Paulus, der Völkerapostel. Paulus, der Heidenmissionar.
Aber von dem allem erfahren wir im Philemonbrief nichts. Hier wird uns nur ein einziger Umstand mitgeteilt: nämlich dass Paulus sich im Gefängnis befindet. So stellt Paulus sich gleich zu Anfang vor: „Paulus, für sein Bekenntnis zu Jesus Christus im Gefängnis.“ Und darauf weist er in diesem kleinen Brief noch weitere vier Mal hin (Verse 9.10.13.23). Paulus im Gefängnis – wo war das? Wann war das? Wenn wir nur den Philemonbrief hätten, müssten diese Fragen offenbleiben. Aber wenn man die anderen Briefe und die Apostelgeschichte zu Rate zieht, wird klar: Paulus ist in Rom inhaftiert und schreibt diesen Brief etwa im Jahr 60 n. Chr. In Apostelgeschichte 28 wird Genaueres über diese Gefangenschaft berichtet. Paulus befand sich demnach in einer Art Untersuchungshaft; er wartete auf seinen Prozess vor dem römischen Kaiser, der darüber urteilen sollte, ob Paulus etwas Todeswürdiges tat, wenn er das Evangelium verkündete. Paulus hatte für diese vorprozessurale Zeit eine Wohnung gemietet, in der er zwar ständig an einen römischen Soldaten angekettet war, aber doch Besucher empfangen durfte. Einer dieser Besucher war der Sklave Onesimus.
2. Philemon, Christ und Sklavenhalter
Damit sind wir bei der zweiten Person: dem Sklavenhalter Philemon. Was wissen wir von ihm?
(a) Philemon lebte in der Stadt Kolossä in der römischen Provinz Asia (die heutige Türkei). Das geht jetzt auch wieder nicht aus dem Philemonbrief hervor, sondern aus dem Kolosserbrief – Kapitel 4,9.
(b) Philemon war wohlhabend: Er besaß ein eigenes großes Haus, in dem sich die Christen von Kolossä (oder doch wenigstens ein Teil von ihnen) für ihre Zusammenkünfte trafen (Vers 2: „die Gemeinde, die in deinem Haus zusammenkommt“). Er konnte jederzeit ein Gästezimmer bereitstellen (Vers 22: „Ich bitte dich, mir eine Unterkunft bereitzuhalten.“). Und er hatte Sklaven, die für ihn arbeiteten. Onesimus war sicher nicht der einzige (sonst wäre der Verlust für Philemon noch viel gravierender gewesen, als Paulus es beschreibt).
(c) Philemon war ein Christ. Zweimal nennt Paulus ihn einen „Bruder“ (Verse 7 und 20), also ein Mitglied in Gottes Familie, und er dankt Gott ausdrücklich und ausführlich für Philemons Glauben an Jesus Christus (Verse 4+5).
(d) Philemon hatte durch Paulus zum Glauben an Jesus gefunden. In Vers 19 deutet Paulus das so gerade mal an: „Du schuldest mir etwas – nämlich dich selbst“, m. a. W.: Du verdankst mir dein Leben, dein neues Leben als Christ. Wann und wo waren sich die beiden begegnet? Da können wir nur raten. In Kolossä war es jedenfalls nicht; der Kolosserbrief macht deutlich, dass Paulus (zumindest bis dahin) nicht in dieser Stadt gewesen ist (Kolosser 2,1). Ein Mitarbeiter von ihm – Epaphras –, der selber aus Kolossä stammte, hat dort evangelisiert und die Gemeinde gegründet. Wahrscheinlich war Philemon ein erfolgreicher Geschäftsmann und als solcher viel auf Reisen, und da ist er sicher auch nach Ephesus gekommen. Ephesus lag nicht allzu weit von Kolossä entfernt und war für Paulus volle drei Jahre lang die Missionszentrale gewesen. Da kann man sich lebhaft vorstellen, dass Philemon einmal miterlebt hat, wie Paulus in der Fußgängerzone, auf dem Marktplatz oder in einer Schule von Jesus erzählte. Und das hat Gott benutzt, um ihm das Herz zu öffnen und ihn zu seinem Kind zu machen.
(e) Philemon war aktiv für das Evangelium tätig. Paulus nennt ihn seinen „Mitarbeiter“ (Vers 1), also jemand, der ihm hilft, die Botschaft von Jesus weiterzugeben. Paulus und Philemon haben Seite an Seite für Gottes Sache gekämpft, und daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Paulus geht so weit, dass er dieses Arbeitsverhältnis umdreht und sagt: Ich bin dein Mitarbeiter (Vers 17); ich unterstütze dich bei deinem Einsatz für Jesus! Er tut so, als sei Philemon in Sachen Evangelisation die Hauptperson und er, Paulus, nur sein Handlanger. So hoch hat er ihn geschätzt. Vielleicht fungierte Philemon als Kontaktperson zwischen Paulus und den Christen von Kolossä. Wahrscheinlich war er der Leiter seiner Hausgemeinde. Und ganz sicher hat er vielen Christen viel Gutes getan (Verse 5-7). Philemon redete nicht nur von der Liebe, er praktizierte sie auch. Er war ein ganzer Christ – ein Christ mit dem Herzen und mit Händen und Füßen.
3. Onesimus, Sklave des Philemon und Kind des Paulus
Schließlich noch zur dritten Hauptperson, zu dem Sklaven Onesimus.
(a) Onesimus gehört sozusagen zum Hausrat des Philemon. Sklaven waren nach römischem Recht Teil des Besitzes; sie waren rechtlich gesehen nicht höher gestellt als ein Rind oder ein Schaf oder als ein Tisch oder ein Schrank. Ihr Besitzer hatte sie gekauft und konnte mit ihnen machen, was er wollte. Ihre Zeit und ihre Kraft gehörten nicht ihnen selbst; darüber verfügte einzig und allein ihr Herr. Sklaven hatten keinerlei Persönlichkeitsrechte.
(b) Nun war es allerdings nicht so, dass Sklaven immer und überall wie der letzte Dreck behandelt wurden. Im Lauf der Zeit hatte sich so etwas wie ein Gewohnheitsrecht entwickelt: Sklaven durften heiraten, Sklaven konnten unter gewissen Umständen sogar Besitz erwerben und ein eigenes Geschäft führen (natürlich immer unter der Kontrolle dessen, der sie selbst besaß). Manche Sklaven waren hoch gebildet und waren dann gelegentlich sogar z. B. als Erzieher oder als Ärzte tätig. (Die römischen Kaiser führten ja ständig Kriege, hauptsächlich Eroberungskriege, und alle Kriegsgefangenen waren automatisch Sklaven. Da war dann natürlich mancher Gelehrte darunter, mancher Geschäftsinhaber, mancher Politiker; und wenn sie Glück hatten, durften sie von ihrem Know-How auch als Sklaven Gebrauch machen.) Letztlich hing alles davon ab, was für einen Herrn sie hatten. War ihr Herr ein guter Mensch, ging es ihnen (den Umständen entsprechend) gut. War er ein schlechter Mensch, ging es ihnen schlecht. „Zeige mir, wie du deine Sklaven behandelst, und ich sage dir, was für einen Charakter du hast“, hätte man damals wohl sagen können. Wenn ein Sklave ganz großes Glück hatte und sich als Arbeitskraft bewährte, konnte es sogar passieren, dass sein Herr ihn freiließ. Im Römischen Reich gab es viele solche Freigelassene, die ihrem früheren Herrn oft sehr nahe standen und für die ihr ehemaliger Sklavenhalter jetzt den Patron abgab, der weiterhin für ihr Wohlergehen sorgte.
(c) Wie sah das bei Onesimus aus? Onesimus hatte sicher einen guten Herrn; Philemon war Christ, ein vielfach bewährter Christ. Aber Onesimus selbst war kein Christ. Und offensichtlich war er auch kein guter Sklave. Der Name Onesimus bedeutet zwar „nützlich“, aber die Person Onesimus war „unnütz“, ein Taugenichts von Sklave (s. Vers 11). Und als wäre das nicht genug, ließ sich Onesimus auch noch etwas zuschulden kommen. In Vers 18 schreibt Paulus: „Und sollte er dir irgendein Unrecht zugefügt haben oder dir etwas schulden, stell es mir in Rechnung!“ Onesimus schuldete seinem Herrn etwas. Vielleicht war er zum Dieb geworden, hatte sich an Philemons Eigentum vergriffen und hatte daraufhin die Flucht ergriffen. Vielleicht war er auch ganz einfach abgehauen und schuldete seinem Herrn sich selbst, seine Arbeitskraft. Er hatte sich sozusagen selbst gestohlen. Zahllose Sklaven versuchten damals, aus ihren bedrückenden Verhältnissen zu fliehen. Die riesige Metropole Rom mit ihrer Subkultur übte eine natürliche Anziehungskraft auf flüchtende Sklaven aus. Etwa ein Drittel aller Einwohner dieser Millionenstadt waren Sklaven. Auch Onesimus floh nach Rom. Irgendwie schlug er sich von der Türkei nach Italien durch, ein antiker Bootsflüchtling sozusagen.
(d) Und dort ist er Paulus begegnet, ausgerechnet Paulus! Unglaublich! Ein untergetauchter Sklave trifft auf einen Gefangenen, der – an einen Soldaten gefesselt – drei Jahre lang Hausarrest hat. Ehrlich gesagt, es fällt mir schwer zu glauben, dass Onesimus rein zufällig auf Paulus stieß. Er konnte ihm ja nicht beim Evangelisieren auf einem öffentlichen Platz begegnet sein; Paulus durfte seine Wohnung nicht verlassen. Wenn Onesimus bis dahin nichts von ihm wusste, wieso hätte er dann bei ihm angeklopft? Welche Hilfe hätte er von einem Gefangenen erwarten können?
(e) Nein, ich glaube, Onesimus hatte genau diese Adresse (oder besser gesagt: diesen Namen) im Kopf, als er nach Rom floh. Woher wusste er von Paulus? Sie erinnern sich – Paulus war vermutlich nie in Kolossä gewesen; er hat die dortige Gemeinde nicht selbst gegründet. Onesimus kann ihm also nicht im Haus seines Herrn begegnet sein. Aber ganz bestimmt hat Philemon von ihm geredet, und zwar dankbar und voller Begeisterung, glücklich, diesen Mann kennengelernt zu haben. Wer weiß, vielleicht hat der Geschäftsmann Philemon seinen Sklaven Onesimus sogar mal auf eine Geschäftsreise mitgenommen, bei der er sich mit Paulus getroffen hat, und Onesimus hat Paulus persönlich gesehen und gehört, hat miterlebt, was für ein durch und durch integerer Mann das war, und hat Vertrauen zu ihm gefasst. Nun, das ist Spekulation. Auf jeden Fall war ihm der Name geläufig, und er wusste, dass sein Herr allergrößte Stücke auf Paulus hielt. Wahrscheinlich wird sich Onesimus, als er weglief, gesagt haben: Ich muss zu jemand, der mir raten kann, sonst bin ich verloren. Und wenn er so überlegte, tauchte jedesmal das Bild von Paulus vor ihm auf. Ich muss zu Paulus. Der kennt meinen Herrn; von dem lässt mein Herr sich etwas sagen; der kann mir am ehesten aus der Patsche helfen.
(f) So kam es, dass er schließlich bei Paulus landete. Und was geschah dann? Wie lange Onesimus bei Paulus blieb, wissen wir nicht. Aber eins wissen wir: Er wurde Christ. Paulus hat ihm den Weg zu Jesus gezeigt, und Onesimus hat den entscheidenden Schritt gewagt, den Schritt vom Tod ins Leben. Vers 10: „Es geht bei meiner Bitte um jemand, den ich als mein Kind betrachte, jemand, dessen Vater ich geworden bin, weil ich ihn hier im Gefängnis zum Glauben an Christus geführt habe.“
Kleine Bemerkung am Rande: Paulus hat offensichtlich missioniert, obwohl er gefangen war. Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten, seinen Auftrag zu erfüllen. Und Onesimus ließ sich offensichtlich nicht davon abschrecken, dass Paulus gefesselt war. Er fand die Botschaft von Jesus trotzdem total anziehend! Paulus schreibt in 2. Timotheus 2, 9: „Weil ich diese Botschaft verkünde, habe ich viel Schweres durchzumachen und bin jetzt sogar wie ein Verbrecher gefesselt. Aber das Wort Gottes kann man nicht in Fesseln legen.“ Die Begegnung mit Onesimus ist ein konkretes Beispiel für die Wahrheit dieser Wahrheit.
(g) Onesimus wurde nicht nur Christ; er wurde ein einsatzfreudiger, zuverlässiger Mitarbeiter von Paulus, und die beiden haben sich richtig lieb gewonnen (Verse 12+13). Am Ende war Onesimus geradezu unentbehrlich. Paulus schreibt: „Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihn am liebsten hier behalten.“ (Vers 13)
(h) Aber es geht eben in diesem Fall nicht nach Paulus. Es geht nach dem Römischen Gesetz. Und das kannte kein Pardon: Ein entlaufener Sklave musste zu seinem Herrn zurück. Wer ihn deckte, versteckte oder sonstwie beschützte, machte sich strafbar, gefährdete sein eigenes Leben. Es gab in der Antike professionelle Fangkommandos, die davongelaufene Sklaven aufspürten und zu ihren Eigentümern zurückbrachten. Und der Eigentümer konnte den Sklaven dann nach Belieben bestrafen, konnte ihn weiterverkaufen oder sogar töten.
(i) Paulus wird mit Onesimus darüber geredet haben: Du musst zu deinem Herrn zurück! – Ich kann nicht! – Du musst! Willst du etwa auch mich in Gefahr bringen? – Aber ich habe ihn doch bestohlen! Ich kann es nicht einmal zurückzahlen! – Trotzdem: Du musst! Hör her: Ich habe sowieso vor, einen Brief an die Gemeinde in Kolossä zu schreiben. Da setze ich halt noch einen Extra-Brief für deinen Herrn auf, ein Bittschreiben zu deinen Gunsten. Den Brief an die Christen in Kolossä lasse ich durch meinen Mitarbeiter Tychikus überbringen, und du begleitest ihn. Zu zweit reist ihr sicher. (Kolosser 4, 7-9) Tychikus wird den Kolosserbrief an die Kolosser aushändigen und den Philemonbrief an Philemon. Wir wollen Gott bitten, dass er deine Angelegenheit in die Hand nimmt und Philemon barmherzig stimmt!
II. Das Dilemma
So ungefähr muss es gewesen sein. Und dann macht sich Paulus daran, einen Brief an Philemon aufzusetzen. Sehen wir jetzt das Dilemma, in dem er steckt? Philemon ist sein Freund, und Onesimus ist sein Freund. Philemon ist sein Mitarbeiter, und Onesimus ist sein Mitarbeiter. Aber der eine ist Herr, und der andere ist Sklave. Der Herr hat ein Recht auf den Sklaven, und Paulus darf und will dieses Recht nicht brechen. Er muss Onesimus zurückschicken. Aber damit riskiert er, dass Onesimus aufs härteste bestraft wird, vielleicht sogar an einen anderen Herrn verkauft wird. Und das würde die Freundschaft mit Onesimus zerstören, würde womöglich sogar seinen Glauben gefährden. Onesimus würde sich wie verraten vorkommen. Er hat sich ihm anvertraut, hat Hilfe von ihm erwartet. Paulus kann ihn jetzt nicht einfach in die Höhle des Löwen schicken. Andererseits: Wenn er Philemon hart anfasst, wenn er versucht, ihm ein barmherziges Verhalten aufzuzwingen, zerstört er die Freundschaft mit Philemon; Philemon wird sich enttäuscht von ihm und vielleicht sogar vom Glauben abwenden. Mehr noch: Die ganze Gemeindearbeit in Kolossä wäre in Frage gestellt. Paulus steckt in einem echten Konflikt; er befindet sich in einer heiklen, total verfahrenen Situation. Da sind zwei Männer, und beide hat er gleich lieb. Mit keinem der beiden möchte er brechen. Aber wie er es auch dreht und wendet – er wird einen der beiden maßlos enttäuschen. Die Wünsche der beiden sind so entgegengesetzt, dass sie sich nicht unter einen Hut bringen lassen.
Wirklich nicht? Paulus bittet Gott um Weisheit. Und Gott gibt ihm Weisheit; er schenkt ihm die Lösung, den Schlüssel zum Konflikt. Das Ergebnis haben wir hier vor uns: den Philemonbrief. Ein Musterbrief zur Konfliktbewältigung.
III. Wege zur Konfliktbewältigung
Natürlich können wir nun nicht alles im Detail ansehen; dafür reicht ein Sonntagmorgen einfach nicht aus. Ich möchte Sie aber doch wenigstens auf ein paar wichtige Dinge hinweisen. Wie löst Paulus den Konflikt? Wie bringt er den Sklaven und den Herrn auf eine Weise zusammen, die beide zufrieden stellt und beiden gerecht wird?
(a) Eine erste Beobachtung: Paulus stellt sich auf eine Stufe mit Philemon. Ist Ihnen bei der Einleitung des Briefes etwas aufgefallen? Oder anders gefragt: Haben Sie etwas vermisst? Fehlt da nicht was? Manchmal ist das, was nicht dasteht, wichtiger als das, was dasteht. „Paulus, Apostel von Jesus Christus!“ So stellt sich Paulus sonst in seinen Briefen fast durchweg vor. Apostel, Abgesandter von Jesus Christus – das ist sein Beruf, das gibt ihm seine Autorität, das ermächtigt ihn, maßgebliche Lehre zu vermitteln, und erlaubt ihm, verbindliche Anweisungen zu erteilen. Und hier? „Apostel Jesu Christi“? Fehlanzeige. Paulus verzichtet ganz bewusst auf einen großen Auftritt. Er kommt dem Philemon nicht von oben herab; er begegnet ihm auf Augenhöhe. O ja, er könnte ihm einfach befehlen, aber er tut es nicht. (Verse 8+9: „Aus diesem Grund möchte ich dich nun um etwas bitten. Ich könnte dir zwar auch befehlen, das zu tun, was ich für angemessen halte; unter Berufung auf Christus hätte ich die volle Freiheit dazu. Doch um der Liebe willen werde ich nur eine Bitte äußern.“ Vers 14: „Doch ohne deine Zustimmung wollte ich keine Entscheidung treffen; schließlich sollst du das, was gut ist, nicht gezwungenermaßen tun, sondern aus freien Stücken.“ Vers 21: „Ich habe dir das alles im Vertrauen auf deine Einwilligung geschrieben, und ich bin sicher, du wirst sogar noch mehr tun als das, worum ich dich bitte.“) Damit liefert er Philemon ein ganz konkretes Verhaltensmuster. Sieh mal, ich könnte als dein Herr auftreten, als dein Aufseher. Das wäre mein apostolisches Recht. Aber ich tue es nicht. Du könntest als Herr des Onesimus auftreten, als sein Gebieter. Tu es nicht. Verzichte für einmal auf dein gutes Recht.
Übrigens: Auch wenn Paulus ein paar Stufen heruntersteigt – Speichel lecken und am Boden kriechen ist seine Sache nicht. Vers 9 wird manchmal so verstanden. Wörtlich heißt es dort: „Ich bitte dich als ein solcher, wie ich es bin: Paulus, der Alte, und jetzt auch noch ein Gefangener von Jesus Christus.“ Das klingt, als würde Paulus um Mitleid betteln: Philemon, einem so alten Mann kannst du doch keine Bitte abschlagen, noch dazu, wo ich jetzt im Gefängnis sitze! Nimm Rücksicht auf meine schwache Konstitution, mein hohes Alter, mein elendes Los als Gefangener! Aber so meint Paulus das ziemlich sicher nicht. Wenn er sich „alt“ nennt, weist er auf seine Erfahrung hin – er ist älter als Philemon und daher zählt sein Wort mehr. Wenn er sich „Gefangener Jesu Christi“ nennt, weist er auf seine Glaubwürdigkeit hin: Er hat sich in seinem Dienst für Jesus bewährt. Er ist so konsequent für ihn eingetreten, dass er dafür sogar leiden muss. Das adelt ihn; da gibt ihm zwar kein juristisches, wohl aber ein moralisches Recht gegenüber Philemon.
(b) Eine zweite Beobachtung: Ehe Paulus sein Anliegen vorbringt, sorgt er dafür, dass Philemon positiv gestimmt ist. Er lobt ihn. Er dankt ihm. Er drückt seine Freude über den tatkräftigen Glauben von Philemon aus. So vielen hast du geholfen! So viele hast du ermutigt! Und so viel hast du dadurch für dich selbst dazugelernt! Das sind nicht Schmeicheleien. Paulus schmiert Philemon hier nicht Honig um den Mund. Er zählt Fakten auf. Aber eben – er zählt sie auf. Er fällt nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern macht sich die Mühe, sich erst einmal an all das Gute zu erinnern, was über Philemon zu sagen ist. Und er sagt es nicht nur anderen, er sagt es ihm ins Gesicht. Philemon wird sich gefreut haben, als er das las. So hoch schätzt Paulus mich ein! So gut denkt er von mir! Und wie das so ist: Wenn man gelobt wird, ist man viel eher bereit, dem anderen einen Gefallen zu tun! Das kennen wir nur zu gut von uns selbst, und bei Philemon war das nicht anders.
(c) Eine dritte Beobachtung: Paulus führt den Problemkind Onesimus so positiv wie möglich ein. Konkret heißt das: Er nennt ihn zunächst einmal gar nicht beim Namen. Wenn er das gemacht hätte – gleich oben beim Briefkopf: „Betreff: Onesimus“, dann wären bei Philemon sofort sämtliche Rollläden heruntergegegangen, und er hätte den Brief empört zurückgereicht: Onesimus? Der soll mir bloß nicht mehr unter die Augen treten! Nein, Paulus ist nicht so instinktlos, dass er als erstes das rote Tuch „Onesimus“ vor Philemons Augen schwenkt. Er führt den Sklaven anonym ein. Er führt ihn auch nicht als Sklaven ein. „Ich bitte dich für jemand, den ich als mein Kind betrachte; ich bitte dich für einen Mitchristen.“ Also nicht: Ich bitte dich für einen weggelaufenen Sklaven, für einen Dieb. Sondern: „für mein Kind“, „für einen Mitchristen“. O ja, wird Philemon denken, dem helf ich doch gern! Einem Christen, noch da-zu einem, der genau wie ich durch Paulus zu Jesus gefunden hat! Außerdem ist seine Neugier geweckt: Nun sag schon, Paulus: Um wen handelt es sich denn? Und erst jetzt, nachdem Paulus die Konfliktperson in möglichst günstiges Licht getaucht hat, nennt er sie beim Namen: Onesimus. – Onesimus?? Aber bevor Philemon auch nur nach Luft schnappen kann, fügt Paulus hinzu: Ich weiß, ich weiß – Onesimus war dir früher zu nichts nütze, das glatte Gegenteil von dem, was sein Name bedeutet („der Nützliche“). Aber das hat sich geändert; inzwischen macht er seinem Namen alle Ehre. Er war mir von großem Nutzen, und auch dir kann er noch sehr nützlich werden (Vers 11).
Übrigens: Das Wortspiel mit Onesimus’ Namen greift Paulus nochmals auf, in Vers 20. Und diesmal wendet er es auf Philemon an! „Lieber Bruder, lass mich ein Nutznießer deiner Liebe sein!“ Jetzt ist plötzlich Philemon gefordert! Bisher ging es um die Frage: Ist Onesimus nützlich oder nicht? Abgehakt, sagt Paulus; Onesimus hat sich mir als ein wahrer Onesimus erwiesen, als ein äußerst nützlicher Mitarbeiter. Und du, Philemon, bist du auch ein Onesimus, bist du mir ebenfalls von Nutzen? Merken wir? Mit einem Mal ist die Frage nicht mehr, ob der Sklave seinen Herrn zufrieden stellt, sondern ob der Herr an seinen Sklaven heranreicht! Der Herr muss sich an seinem Sklaven messen lassen! Aber Paulus verpackt die Herausforderung so dezent und feinfühlig in ein Wortspiel, dass Philemon sich nicht bloßgestellt vorkommen muss. Er wird die Anspielung und die Aufforderung begriffen haben.
(d) Die entscheidende Aussage kommt in den Versen 15 und 16: „Wer weiß? Vielleicht ist er deshalb eine kurze Zeit von dir getrennt gewesen, weil du ihn nun für immer bei dir haben sollst – nicht mehr als einen Sklaven, sondern als etwas weit Besseres: als einen geliebten Bruder.“ Philemon, überleg einmal. Was hast Du verloren? Einen Sklaven. Was hast du gewonnen? Einen Bruder! Dein Sklave glaubt jetzt an denselben Herrn wie du! Ihm ist seine Schuld vergeben – wie dir! Er ist mit dem Heiligen Geist erfüllt – wie du! Er hat die feste Hoffnung auf ewiges Leben – wie du! Ihr seid jetzt Brüder! Ob da nicht Gott dahinter steckt? Natürlich war es nicht recht, dass Onesimus dir Geld geklaut hat. Natürlich hätte er nicht weglaufen dürfen. Aber wir rechnen doch beide damit, dass Gott krumme Wege gerade biegen kann, dass er auch mit dem schlimmsten Sünder zurechtkommt. In gewissem Sinn hat Gott nicht nur mich, sondern auch dich dazu gebraucht, dass Onesimus zum Glauben kam – von deiner Seite zwar völlig ungewollt und ungeplant, aber er hat dich gebraucht! Dein Sklave ist ein wandelnder Anschauungsunterricht für das, was Gott zustande bringt. Ärgere dich nicht über das Alte; das ist vergangen. Freu dich über das Neue; das ist eure Gegenwart und eure Zukunft.
Wieder eine kleine Zwischenbemerkung: „Vielleicht ist er deshalb eine kurze Zeit von dir getrennt gewesen, weil du ihn nun für immer bei dir haben sollst“, schreibt Paulus. „für immer“ heißt wörtlich: „auf ewig“. Und das stimmt buchstäblich: Philemon wird Onesimus nicht mehr los! Hier auf der Erde könnte er ihn fortschicken, aber spätestens im Himmel wird er ihm wieder begegnen. Philemon, im Himmel wirst du auf Onesimus zugehen und ihn umarmen. Warum tust du es dann nicht schon hier und heute? Oder willst du etwa, dass er dort als Zeuge gegen dich auftreten muss, gegen deine Unversöhnlichkeit und Hartherzigkeit? Denk dran: Christen sehen sich nie zum letzten Mal. Du hast Onesimus von jetzt an für immer und ewig bei dir!
(e) Der Sklave als Bruder – das ist der Schlüssel zur Überwindung des Konflikts. Wie löst das Neue Testament die Sklavenfrage? Es setzt innen an, nicht außen. Das war damals und ist bis heute der einzige Erfolg versprechende Weg.
Wer das Neue Testament liest, stellt zu seinem Erstaunen (und vielleicht sogar zu seinem Entsetzen) fest, dass das Sklaventum offensichtlich hingenommen wird. „Ihr Sklaven, gehorcht euren Herren!“ „Ihr Herren, behandelt eure Sklaven gerecht!“ Aber kein Wort davon, dass Sklaverei eigentlich gar nicht sein dürfte! Kein Aufruf, sie abzuschaffen! Ist das nicht empörend? Aber mal andersherum gefragt: Wie hätte das auch funktionieren sollen, das mit dem Versuch, die Sklaverei abzuschaffen? Wir stellen uns das zu einfach vor. Wir gehen von westlichen demokratischen Verhältnissen aus. In der Schweiz kann man ein Volksbegehren lancieren, und wenn genügend Leute dafür stimmen, kommt die Sache vors Parlament. Solch ein Instrumentarium gab es damals nicht – auch nicht in der hochgelobten Demokratie der griechischen Städte. Wer dort abstimmen durfte, waren nur die freien Bürger, nicht die Sklaven. Und die freien Bürger hätten niemals einer Änderung des Sklavenstatus zugestimmt.
Man stelle sich vor, Paulus hätte es von außen versucht, mit der Brechstange sozusagen, hätte die bürgerliche Schicht in den griechischen und römischen Städten aufgefordert: Im Namen Jesu Christi – gebt eure Sklaven frei! Was ihr tut, ist Unrecht! Damit hätte er mit einem Schlag alle freien Bürger gegen sich gehabt. Denn erstens hatten die eine Heidenangst vor Sklavenaufständen, zweitens konnten sie sich ein Leben ohne Sklaven gar nicht vorstellen, und drittens hätten sie überhaupt nicht begriffen, was daran so verkehrt sein soll. Sklaven gehörten nun mal zum Dasein wie Frau und Kind und Haus und Hof; sie gehörten dazu, solange sie zurückdenken konnten. Die Bürger hätten im Evangelium nicht eine gute Nachricht gesehen, sondern eine bedrohliche, die ihre ganze Wirtschaftsordnung auf den Kopf stellte, die ihr soziales Gefüge in Unordnung brachte, ihr Staatswesen zerstörte.
Oder man stelle sich vor, Paulus hätte die Sklaven aufgestachelt: Im Namen Jesu Christi – befreit euch! Schüttelt das Joch ab, das eure Herren euch auferlegt haben! Damit hätte er einen Sklavenaufstand angezettelt, und das wäre böse ausgegangen. Immer wieder hat es solche Aufstände gegeben (man denke nur an den berühmtesten von ihnen, den Spartakus-Aufstand), und immer sind sie kläglich gescheitert. Und das schlimmste, wenn Paulus es auf diese Weise versucht hätte: Mit der Rebellion wäre dann auch das Evangelium untergegangen.
Paulus wollte dem Evangelium Gehör verschaffen; das war sein Auftrag. Und das Evangelium zielt nicht in erster Linie auf eine Änderung der Gesellschaftsordnung, sondern darauf, dass Menschen sich in allen denkbaren Lebensumständen von Christus bestimmen lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste Paulus alle anderen Konfliktherde so gut wie möglich umgehen. Im Evangelium geht es darum, Jesus Christus als den Sohn Gottes und den einzigen Retter anzuerkennen; es geht um Vergebung der Schuld und um ewiges Leben – das war Konfliktstoff genug. Hätte Paulus sich als Sozialrevolutionär versucht, dann wäre das Evangelium zu einer innerweltlichen Botschaft verkommen und wäre mit Paulus untergegangen.
Das heißt nun aber nicht, dass die Botschaft von Jesus Christus im zwischenmenschlichen Be-reich alles beim alten lässt. Ganz im Gegenteil. Aber die Umwälzungen kommen von innen her, nicht von außen. Erst wer seine Beziehung zu Gott ins reine gebracht hat, kann dann auch seine Beziehung zu den Mitmenschen ändern. Erst wer Gottes Liebe persönlich erfahren hat, kann sie dann auch an andere weitergeben. Immer wieder weist Paulus in seinen Briefen auf diesen Zusammenhang hin. „Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat.“ „Vergebt einander, so wie Christus euch vergeben hat.“ (Vergleiche Epheser 4, 32; Kolosser 3, 13 u. a.). Was Christus für uns getan hat, ist die Voraussetzung für das, was wir für andere tun.
Genau dieses Rezept wendet Paulus nun auf Philemon an. Er sagt nicht: „Lass Onesimus frei!“ Das wäre von außen her aufgezwungen; außerdem hätte er, juristisch gesehen, gar kein Recht, das zu fordern. Er sagt: „Nimm ihn als Bruder auf! Nimm ihn so auf, wie du mich aufnehmen würdest!“ Nach dem Maßstab der damaligen Gesellschaft war Paulus ein freier Mann und Onesimus ein Sklave; die beiden lebten auf zwei völlig unterschiedlichen Ebenen, und man konnte und durfte sie nicht gleich behandeln. Aber auf der neuen, höheren Ebene, die Jesus Christus eingeführt hat, ist Paulus ein Kind Gottes, und Onesimus ist ein Kind Gottes. Und deshalb muss man die beiden gleich behandeln. Im 1. Korintherbrief geht Paulus sogar noch weiter, dreht den Spieß um, formuliert provozierend und beinahe überspitzt: „Ein Sklave, der Christus gehört, ist ein freier Mensch; Christus hat ihn befreit. Und ein Herr, der Christus gehört, ist ein Sklave, ein Sklave Jesu Christi.“ (1. Korinther 7, 22).
Den Grund für diesen neuen Maßstab hat Jesus Christus selbst gelegt. Was hat er gelehrt? „Einer ist euer Meister, und ihr alle seid Brüder.“ (Matthäus 23, 8) Und ein paar Verse später: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ (Matthäus 23, 11) Das hat Jesus gelehrt, und das hat Jesus gelebt: „Er stand vom Tisch auf, zog sein Obergewand aus und band sich ein leinenes Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Waschschüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen, das er sich umgebunden hatte.“ (Johannes 13, 4+5). Anderen die Füße waschen war Sklavenarbeit. Jesus, der Herr, hat sich zum Sklaven gemacht. „Ihr nennt mich Meister und Herr, und das mit Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Meister, euch die Füße gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Johannes 13, 13-15) Die Lehre und das Leben von Jesus haben den Grundstein gelegt für die Überwindung der Sklaverei. Leider hat es lange gedauert, bis die Christenheit damit Ernst machte, viel zu lange – bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Aber immerhin, es waren Christen, die für das gesetzliche Verbot des Sklavenhandels und die endgültige Abschaffung der Sklaverei zumindest in der westlichen Welt sorgten, allen voran der englische Methodist William Wilberforce.
(f) Noch ein letzter Aspekt, der für die Lösung des Konflikts von Bedeutung ist: Die Rolle der Gemeinde. Der Philemonbrief ist ein Privatschreiben, habe ich gesagt, ein ganz und gar persönlicher Brief. Was darin stand, war für Philemon bestimmt; Philemon war in keiner Weise verpflichtet, den Brief seiner Hausgemeinde vorzulesen.
Aber: Paulus bestellt Grüße an verschiedene Leute aus der Hausgemeinde – an eine Christin namens Aphia, an einen Christen mit Namen Archippus und überhaupt an die ganze Gemeinde, die in Philemons Haus zusammenkommt. Diese Grüße muss Philemon natürlich ausrichten. Und schon ist es vorbei mit der absoluten Geheimhaltung. Ah, du hast einen Brief von Paulus bekommen? Was schreibt er dir denn? Soll Philemon einfach schweigen? Die Leute kriegen ja mit, dass Onesimus wieder aufgetaucht ist. Er besucht jetzt sogar die Hausgemeinde und erzählt, wie er zum Glauben an Jesus gekommen ist: in Rom, durch Paulus, in dessen Gefängnis! Wer eins und eins zusammenzählen kann (und das konnten die Leute damals so gut wie wir heute), der wird wissen, dass Paulus dem Philemon etwas zu Onesimus geschrieben hat. Aber was hat er ihm wohl geraten? Alle warten gespannt darauf, wie Philemon mit seinem untreuen Sklaven verfahren wird. Wird er ein Exempel statuieren und ihn auspeitschen lassen? Wird er ihn womöglich verkaufen? Eins ist klar: Philemon kann seine Entscheidung nicht unabhängig von der Gemeinde und unbeobachtet von den Mitchristen treffen. Das macht Paulus ihm klar, indem er Grüße an die Geschwister bestellt. Philemon, du lebst als Christ nicht nur in deinen eigenen vier Wänden; du bist eingebunden in eine Familie von Brüdern und Schwestern, und ihr seid füreinander verantwortlich.
Noch auf eine andere Weise macht Paulus ihm diese Einbindung in die Gemeinde klar: Er lässt ihn von verschiedenen Mitarbeitern grüßen – von Timotheus, von Markus, Aristarch, Demas und Lukas. Das bedeutet doch: Diese Brüder wissen Bescheid. Sie kennen vielleicht nicht alle Details von meinem Brief, aber sie wissen, dass ich Dir in der Causa Onesimus geschrieben habe. Sie alle interessieren sich brennend dafür, wie du mit Onesimus verfährst. Du bist nicht nur mir Rechenschaft schuldig, sondern auch ihnen.
Paulus bringt sogar sich selbst sozusagen als Gemeindemitglied ins Spiel: Er kündigt seinen Besuch an und bittet Philemon um ein Gästezimmer (Vers 22). Ganz schön schlau, nicht? Wenn Philemon sich in Sachen Onesimus querstellt, wie soll er Paulus dann unter die Augen treten? Was wäre das für eine frostige Atmosphäre zwischen Gastgeber und Gast! Indem Paulus sich für einen Besuch anmeldet, sorgt er schon mal im Vorfeld für gut Wetter.
Und ganz am Schluss dieses Briefes rückt die Gemeinde noch einmal ins Blickfeld: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit jedem einzelnen von euch!“ (Vers 25). Philemon, ich wünsche dir Gottes Gnade – dir und allen, die zu deiner Hausgemeinde gehören. Auch Onesimus gehört jetzt dazu. Du kannst die Gnade Gottes nicht für dich allein haben. Sie ist für euch alle da; in ihrer ganzen Fülle werdet ihr sie nur gemeinsam erleben.
IV. Konflikt gelöst?
Eine Frage bleibt am Ende offen: Wie hat sich Philemon entschieden? Wir wissen es nicht. Aber denken können wir es uns: Er hat im Sinn von Paulus gehandelt. Er hat Onesimus vergeben. Er hat ihn gut behandelt. Er hat ihn wie einen Bruder behandelt, wie einen freien Menschen. Vielleicht hat er ihn tatsächlich freigelassen. Vielleicht hat er ihn sogar zu Paulus ins Gefängnis zurückgeschickt – ein Wunsch, den Paulus so quasi zwischen den Zeilen andeutet („Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihn am liebsten hier bei mir behalten“, Vers 13; „Ich bin sicher, du wirst sogar noch mehr tun als das, worum ich dich bitte“, Vers 21). Und warum können wir uns das denken? Warum sind wir so sicher? Ganz einfach: Weil wir den Philemonbrief haben. Weil er uns erhalten geblieben ist. Weil er von den damaligen Christen aufbewahrt und abgeschrieben wurde. Wenn Philemon, als er den Brief öffnete und las, wütend geworden wäre, wenn er gesagt hätte: Der Paulus kann mich mal!, dann hätte er den Brief zerknüllt und verbrannt. Auf jeden Fall hätte er ihn ganz sicher niemand zu lesen gegeben, denn damit hätte er sich ja selbst bloßgestellt als einer, den der Wunsch des Apostels einen feuchten Dreck schert. Aber der Brief blieb uns erhalten. Philemon muss ihn anderen zu lesen gegeben haben. Und das kann er eigentlich nur getan haben, wenn er den Konflikt auch wirklich im Sinn von Paulus gelöst hat. Ich bin sicher: Philemon hat Onesimus als Bruder aufgenommen.
Einen gab es sowieso, der noch viel mehr als Philemon Interesse daran gehabt haben muss, dass dieser Brief nicht verloren ging: Onesimus. Der Brief war schließlich so etwas wie seine Freilassungs-Urkunde!
So ist dieses kleine Stück Privatkorrespondenz nicht nur ein aufschlussreiches und hochinteressantes Stück Zeitgeschichte, sondern darüber hinaus ein bewegendes Zeugnis von dem, was Jesus Christus unter uns Menschen bewirken kann: ein Zeugnis von der Weisheit zur Konfliktlösung, die Gott dem Gefangenen Paulus geschenkt hat, ein Zeugnis von der transformierenden Kraft des Evangeliums, die der Sklave Onesimus an sich selbst erlebt hat, und ein Zeugnis von der Liebe Gottes, die den Sklavenhalter Philemon dazu gebracht hat, in Onesimus nicht mehr einen Sklaven zu sehen, sondern einen Bruder.
V. Taktik ist kein Tabu
Eins ist bei dem Ganzen auch klar geworden, und das möchte ich als kleinen Nachtrag und damit als Schlussgedanken noch anfügen: Strategie und Taktik sind für Christen nicht tabu! Im Gegenteil. Strategisches Denken und taktisches Geschick sind ein Teil der Weisheit, die Gott uns geben möchte. Paulus geht doch ganz schön raffiniert vor, finden Sie nicht auch? Er nimmt sich ganz zurück und bringt sich doch ständig in Erinnerung. Er verzichtet auf alles Drohen und Befehlen und äußert seine Wünsche doch so geschickt, dass Philemon fast keine andere Wahl bleibt, als sie ihm zu erfüllen. Er lobt Philemon so überschwenglich für seine Hilfsbereitschaft, dass der am Ende eigentlich nicht anders kann, als auch gegenüber Onesimus hilfsbereit zu sein. Er schreibt scheinbar ganz verschwiegen und privat und bringt doch die Gemeinde ins Spiel als Zeugen für das, was Philemon tun wird. Er dosiert den Druck, den er mit seinen Bitten ausübt, so fein, dass Philemon, wenn er nachgibt, nicht das Gesicht verliert, sondern mit Würde und großherzig antworten kann.
Übrigens denke ich, dass wir den Brief verkehrt lesen, wenn wir das alles nur als Raffinesse deuten. Was darin ebenfalls und eigentlich vor allem anderen zum Ausdruck kommt, ist Vertrauen. Paulus vertraut Philemon, weil er ihn als bewährten Mitarbeiter kennt; Paulus vertraut darauf, dass er im Sinn Gottes handeln wird. Und deshalb – nicht nur aus taktischen Gründen – nimmt er das gute Ergebnis, die richtige Entscheidung schon vorweg: „Ich habe dir das alles im Vertrauen auf deine Einwilligung geschrieben.“ (Vers 21).
Wir Christen sind oft viel zu tollpatschig, zu naiv, geradezu sträflich leichtsinnig, wenn es um Konfliktlösung geht. Wir benehmen uns wie der Elefant im Porzellanladen und zerschlagen massenweise unnötig Geschirr. Manche Christen lehnen es geradewegs ab, psychologisch geschickt vorzugehen. Das ist Menschenwerk, sagen sie; das überlassen wir Gott. Der Heilige Geist wird uns schon helfen, das Richtige zu sagen! Sicher will der Heilige Geist helfen – aber warum soll er nicht schon im Vorfeld dabei sein, wenn ich mir Gedanken mache, wie ich das Gespräch führen könnte? „Die Wahrheit muss geradeheraus gesagt werden!“ Wirklich? Freuen wir uns denn, wenn man uns die Wahrheit geradeheraus sagt? Hätten wir es nicht lieber, die Wahrheit wäre in rosarotes Seidenpapier eingewickelt, wenn man sie uns präsentiert? Paulus jedenfalls hat es so gemacht. Er hat unheimlich viel rosarotes Seidenpapier verwendet und ist unglaublich geschickt vorgegangen, um Philemon dorthin zu bringen, wo er ihn haben wollte. Und doch ist das Ganze keine böswillige Trickserei. Paulus schrieb aus Liebe zu Onesimus, dem er unbedingt zu einem glücklicheren Dasein verhelfen wollte. Paulus schrieb aus Liebe zu Philemon, den er zu einem noch glaubwürdigeren Christen machen wollte. Und – last but not least – Paulus schrieb aus Liebe zu Jesus, dessen fantastischer, umwälzender Botschaft er überall und auf allen Ebenen zum Durchbruch verhelfen wollte. Wenn wir so handeln – in Liebe zu Jesus und in Liebe zu unseren Mitmenschen –, dann handeln wir richtig. Und wir stellen uns damit in eine Reihe mit Paulus, mit Onesimus, mit Philemon und mit allen anderen Christen jener ersten Stunde, die ein so glaubwürdiges Christsein gelebt haben.
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Neutestamentliche Texte zur Sklavenfrage
1. Korinther 7, 20-24
20 Jeder soll die Lebensumstände akzeptieren, in denen er sich befand, als er zum Glauben gerufen wurde. 21 Warst du ein Sklave, als Gott dich rief? Lass dich davon nicht niederdrücken! Wenn sich dir allerdings eine Gelegenheit bietet, die Freiheit zu erlangen, dann mach dankbar davon Gebrauch. 22 Ob du frei bist oder nicht, spielt letztlich keine Rolle. Denn wenn du ein Sklave warst, als du in die Gemeinschaft mit dem Herrn gerufen wurdest, bist du jetzt durch den Herrn ein freier Mensch. Und wenn du frei warst, als Gott dich rief, bist du jetzt ein Sklave – ein Sklave von Christus. 23 Denkt an den Preis, den Christus gezahlt hat, um euch als sein Eigentum zu erwerben! Macht euch daher nicht selbst zu Sklaven von Menschen!
24 Noch einmal, Geschwister: Jeder soll die Lebensverhältnisse akzeptieren, in denen er sich befand, als er zum Glauben gerufen wurde, und soll seinen Platz so ausfüllen, wie es Gott gefällt.
1. Korinther 12, 13
Wir alle – ob Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie – sind mit demselben Geist getauft worden und haben von derselben Quelle, dem Geist Gottes, zu trinken bekommen, und dadurch sind wir alle zu einem Leib geworden.
Galater 3, 26-28
26 Ihr alle seid Söhne und Töchter Gottes, weil ihr an Jesus Christus glaubt und mit ihm verbunden seid. 27 Ja, ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, habt ein neues Gewand angezogen – Christus selbst. 28 Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle ein neuer Mensch geworden.
Epheser 6, 5-9
5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren! Dient ihnen mit ehrerbietigem Respekt und aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus selbst, dem ihr gehorcht. 6 Arbeitet nicht nur, wenn man euch dabei beobachtet – als ginge es darum, Menschen zu gefallen. Macht euch vielmehr bewusst, dass ihr Sklaven von Christus seid, und tut mit ganzer Hingabe das, was Gott von euch möchte. 7 Erfüllt eure Aufgaben bereitwillig und mit Freude, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn. 8 Ihr könnt sicher sein, dass jeder, der Gutes tut, vom Herrn dafür belohnt wird, ob es sich nun um einen Sklaven handelt oder um einen freien Menschen.
9 Und ihr Herren, behandelt eure Sklaven nach denselben Grundsätzen. Versucht nicht, sie mit Drohungen einzuschüchtern. Denkt daran, dass es einen gibt, der sowohl ihr Herr ist als auch euer Herr. Er ist im Himmel, und er urteilt nicht parteiisch.
Kolosser 3, 22 – Kolosser 4, 1
22 Ihr Sklaven, gehorcht in allem euren irdischen Herren. Tut es nicht nur, wenn sie euch beobachten – als ginge es darum, Menschen zu gefallen. Gehorcht ihnen vielmehr mit aufrichtigem Herzen und aus Ehrfurcht vor dem Herrn. 23 Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn. 24 Ihr könnt sicher sein, dass ihr von ihm einen Lohn bekommt – das Erbe, das er im Himmel für euch bereithält. Darum dient ihm, Christus, dem Herrn! 25 Denn auch der, der Unrecht tut, wird einen Lohn empfangen – den Lohn für sein Unrecht. Gott ist ein unparteiischer Richter.
1 Ihr Herren, geht gerecht mit euren Sklaven um und behandelt sie fair. Denkt daran, dass auch ihr einen Herrn habt, und dieser Herr ist im Himmel.
1. Timotheus 6, 1-2
1 Wer
Sklave ist, soll trotz des schweren Jochs, das er zu tragen hat, seinem Herrn
uneingeschränkte Achtung entgegenbringen, damit der Name Gottes und die Lehre
des Evangeliums nicht in Verruf geraten. 2 Und wer einen gläubigen
Herrn hat, soll sich ihm gegenüber nicht weniger respektvoll verhalten, nur
weil er sein Bruder ist, sondern gerade deshalb umso bereitwilliger seine
Pflichten erfüllen; denn sein Dienst kommt jemand zugute, der wie er an
Christus glaubt und von Gott geliebt ist.