Arnold Fruchtenbaum

Das Neue Testament aus jüdischer Perspektive - Teil 07/17 - Vortrag 6/7 - Der Konflikt über die Austreibung von bösen Geistern

 

Was ihr jetzt hier in den Unterlagen findet, ist die Verwerfung des Königs durch die Führer, beziehungsweise die Ablehnung seines Anspruchs, der Messias zu sein. Diese Phase des Verhörs war zu einem Abschluss gekommen und die Pharisäer hatten bereits die Entscheidung getroffen: Das ist nicht der Messias und sie warteten nun nur auf eine Gelegenheit, um ihren Entschluss öffentlich zu machen. Und das fällt zusammen mit diesem zweiten besonderen messianische Wunder. Im Markusevangelium Kapitel 3 Vers 22 lernen wir, dass es die Schriftgelehrten waren, die von Jerusalem herab kamen, aber die Begebenheit selbst spielt in Galiläa. Aber wir werden uns in dem Zusammenhang Matthäus zuwenden, weil er in diesem Bericht der detailliertere ist. Lasst uns aus Matthäus 12 den Vers 22 lesen: “ Da wurde ein Besessener zu Jesus gebracht. Der war blind und stumm und er heilte ihn, so dass der Stumme redete und sah.“ Bitte achtet darauf, dass dieser Besessene, den sie zum Herrn Jesus gebracht haben, nicht nur blind, sondern auch stumm war. Das heißt, er konnte nicht reden. Dieser Akt des Dämonenaustreibens war für sich genommen noch nicht einmal so außergewöhnlich. Die Pharisäer, die Rabbiner, selbst die Jünger hatten Dämonen ausgetrieben. Und so sagt der Herr Jesus in Vers 27 oder stellt die Frage, wie habt ihr, wie haben denn eure Nachfolger, eure Jünger die Dämonen ausgetrieben? Aber ihr müsst wissen, im pharisäischen Judentum war die Dämonenaustreibung an ein Ritual gebunden, was aus 3 bestimmten Schritten bestand. Der erste Schritt: Du musst erstmal Kommunikation mit dem Dämon aufbauen. Wenn ein Dämon redet, dann gebrauchte er dazu die Stimmbänder dessen, den er besetzt. Der zweite Schritt dieses Rituals war: Nachdem du die Kommunikation mit diesem Dämonen aufgebaut hattest, musst du zweitens seinen Namen in Erfahrung bringen. Und der dritte Schritt war, nachdem du nun herausbekommen hattest, was der Name dieses Dämonen war, konntest du den Namen gebrauchen, um ihn hörbar auszutreiben. Und das waren eben diese 3 grundlegenden Schritte dieser altertümlichen Methode der Rabbiner Dämonen auszutreiben. Logischerweise gab es demzufolge einen Dämonen, den die Pharisäer oder die Rabbiner nie austreiben konnten, nämlich der Dämon, der den Besetzten dazu veranlasste, nicht mehr reden zu können. Demnach konntest du keine Kommunikation mit dem Dämon aufbauen. Es gab keine Möglichkeit, seinen Namen in Erfahrung zu bringen. Und deswegen war es innerhalb des pharisäischen Judentums unmöglich, einen solchen stummen Dämon auszutreiben. Aufgrund dieser Unmöglichkeit, entwickelte sie die Lehre: Wenn der Messias kommt, dann wird er sogar stumme Dämonen austreiben können. Deswegen wird dann in Vers 22 betont: Das ist eben dieser Typus von Dämon. Bitte beachtet die Frage, die dadurch in der Volksmenge aufbrach: Lesen wir dazu Vers 23: “Und alles Volk entsetzte sich und fragte: Ist dieser nicht Davids Sohn?“ Davids Sohn ist ja ganz klar ein messianischer Titel und deswegen die Frage, die sie tatsächlich stellen, ist: Steht hier der Messias vor uns? Und bitte habt in Erinnerungen: Zu diesem Zeitpunkt hatte der Herr Jesus schon eine Vielzahl von Dämonen ausgetrieben. Aber bei all den anderen Dämonenaustreibung haben sie nicht ein einziges Mal diese Frage gestellt. Vorher haben sie ihm immer nur die Frage gestellt: “ Aufgrund welcher Autorität treibst du die Dämonen aus?“ Aber während der jetzt hier einen stummen Dämon austreibt, da ändert sich der Inhalt der Frage grundlegend. Jetzt fragen sie nicht mehr: “ Aufgrund welcher Autorität tust du das? Sondern jetzt fragen sie: Wie, ist das der Sohn Davids? Sie haben sehr wohl verstanden: Jetzt ist hier was passiert, was eigentlich nur die Messias tun kann. 

 

Aber das Volk ist nicht bereit, diese Entscheidung für sich selbst zu treffen. Sondern viel mehr schaut das Volk jetzt zu seinen eigenen geistlichen Führern und sie sollen bitteschön die Frage beantworten und die Entscheidung treffen. Die Pharisäer hatten nur eine Wahl oder eine von 2 Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit wäre gewesen: Sie hätten ihn als den messianischen König erklären müssen. Das wollten sie überhaupt nicht. Warum? Weil er zuvor ihr pharisäisches Judentum ja in Bausch und Bogen abgelehnt hat. Die zweite Option war, ihn abzulehnen. Aber sollten sie sich für die zweite Option entscheiden und ihn ablehnen, dann mussten sie natürlich eine Antwort auf die Frage finden: Warum kann jetzt dieser Mann Dinge tun, von denen ihr uns die ganze Zeit beigebracht habt: Das kann nur der Messias tun. Und sie entscheiden sich tatsächlich für diese zweite Option. Lesen wir dazu Vers 24: “ Aber als die Pharisäer das hörten, sprachen sie: Er treibt die bösen Geister nicht anders aus, als durch den Beelzebub, ihren Obersten.“ Sie entscheiden sich tatsächlich für die zweite Möglichkeit und lehnen seinen Anspruch, der Messias zu sein, ab. Und um seine einzigartigen Fähigkeiten, die er nun eindeutig unter Beweis gestellt hatte, weg zu erklären, sagen sie, er selbst ist von Dämonen besetzt. Aber nicht durch einen gewöhnlichen Dämonen, sondern Beelzebub, den höchsten, den Prinzen, dem Fürsten der Dämonen. Beelzebub ist eine Kombination aus 2 hebräischen Worten: der Herr der Fliegen.  

 

Zunächst einmal verteidigt sich der Herr Jesus auf 4 Arten. 

Zunächst einmal hält er ihnen vor und sagt, ihre Anklage kann nicht zutrefflich sein, weil das würde ja eine Spaltung im Reich Satans bewirken im Vers 25 und 26. Zweitens, sie selbst haben doch gelehrt, dass die Dämonenaustreibung eine von Gott verliehene Gabe sei. Und das war offensichtlich dann nicht konsistent mit ihrer eigenen Lehre. Drittens, zeigt er ihnen in Vers 28 dieses Wunder, dass er gerade getan hat, bestätigt ja sogar vielmehr die Botschaft, dass er der Messias ist. Im Vers 29 erklärte er ihnen, dass das Wunder vielmehr sogar verdeutlicht, dass er stärker ist als Satan und ihm nicht untergeordnet ist. 

 

In den Versen 30 bis 37 erklärt der Herr Jesus ihnen, dass sie sich einer besonderen nicht vergebbaren Sünde schuldig gemacht haben. Ich bitte euch zu beachten: Das ist der einzige Kontext, in dem von dieser un- oder nicht vergebbaren Sünde gesprochen wird. Wenn wir diese nicht vergebbare Sünde interpretieren wollen, dann müssen wir diesen Kontext beachten. Aufgrund des zuvor dargestellten Kontextes, möchte ich euch eine Definition der nicht vergebbaren Sünde geben: Es handelt sich hierbei um die Ablehnung des messianischen Anspruch Jesu durch Israel als Nation während seines Dienstes hier auf Erden. Diese Ablehnung erfolgte mit der Begründung, er sei von einem Dämonen besessen oder von dem obersten der Dämonen. Aber bitte achtet darauf, wir sehen deutlich, dass es sich bei dieser nicht vergebbaren Sünde um eine nationale Sünde handelt. Und das basiert auf einem Kontext aus der jüdischen Bibel, aus dem Alten Testament, den wir uns gleich anschauen werden. Das ist eine grundlegende Definition der nicht vergebbaren Sünde oder der sogenannten Sünde wider den heiligen Geist. Ich möchte ein paar Ableitungen euch aufzeigen, um das zu verdeutlichen. Das ist eine nationale Sünde, keine persönliche Sünde. Tatsache ist sogar, dass einzelne dieser jener Generation, die diese Sünde begangen hatte, sogar gerettet werden konnten und die diesem Gericht der Sünde wider den heiligen Geist entrinnen konnten. Aber als Nation war es eine nicht vergebbare Sünde geworden. Zweitens wollen wir festhalten: Es handelt sich hierbei um eine Sünde, die ausschließlich auf die jüdische Generation zu Lebzeiten des Herrn Jesus zu beziehen ist und lässt sich nicht auf eine nachfolgende jüdische Generation übertragen. Es ist doch eben diese jene eine Generation, den er leibhaftig gegenüberstand und ihnen gesagt hat: Ich bin der Messias. 

Und es war eben jene Generation, die ihn abgelehnt hat auf der Grundlage, er sei besessen.  

 

Und deswegen sehen wir hier auch eine Veränderung, gerade im Matthäusevangelium. Von da ab begegnen uns 2 Worte wieder und wieder und wieder: Diese Generation, diese jene Generation. Warum? Weil eben nur diese Generation von Juden schuldig geworden war an dieser Sünde. Ich möchte euch noch eine dritte Ableitung aufzeigen: Da es sich ja um eine nationale Sünde dieser Generation handelte, ist es keine Sünde, die heute von irgendeiner anderen Nationen begangen werden kann. Und der Herr Jesus ist heute physisch sichtbar nicht mehr gegenwärtig, bei keiner anderen Nation und deswegen kann auch keine andere Nation dieser Sünde schuldig werden. Das ist einzigartig für das Volk Israel. Es gibt nun mal nur ein Bundesvolk und das ist Israel. Und noch eine vierte Ableitung aus dieser Sünde wider den heiligen Geist und das sind 2 Dinge. Das bedeutet zum einen, dass das Angebot des messianischen Reiches von dieser Generation abgezogen wurde. Dass heißt, sie haben das Vorrecht verspielt, das messianische Reich in ihren Tagen aufgerichtet zu sehen. Und eine zweite Ableitung ist, dass es jetzt zu einem physischen Gericht kommen musste und es kam auch über diese Generation von Juden im Jahre 70 nach Christus. Und im Jahre 70 nach Christus kam durch die Römer dieses endgültige Gericht über diese jene Generation von Juden.  

 

Was hier tatsächlich passiert und dazu möchten wir uns auch das alte Testament anschauen, ist: Diese Generation hat einen Punkt überschritten, wo es kein Zurück mehr gab. Wir haben andere Beispiele in Gottes Heilshandeln mit seinem Bundesvolk, wo wir sehen können, wenn das Volk einmal einen gewissen unumkehrbaren Punkt überschritten hatte, kein Maß der Buße das kommende Gericht verhindern konnte. Genau genommen ist das hier jetzt das dritte Mal, dass sowas in der israelischen, der jüdischen Geschichte passiert. Das erste Mal finden wir die Details zu diesem Verhalten in 4. Mose die Kapitel 13 und 14. Hier wird es die Sünde von Kardesh Barnea genannt. Bei Kardesh Barnea handelt es sich doch um eine Oase, direkt an der Grenze zum verheißenen Land. Wenn du einmal Kardesh Barnea verlassen hattest, darüber hinaus gegangen warst, warst du ins verheißene Land gekommen. Und es war eben diese Oase, von der aus Mose die 12 Kundschafter losgeschickt hatte, die 40 Tage später zurückkehrten. Und sie waren sich nur in einer Sache einig: Was der Herr über dieses Land sagt, trifft tatsächlich zu: Es ist ein Land, was von Milch und Honig überfließt. Aber dann gab es einen zentralen Punkt des Disputs, wo sie sich nicht einig waren. Nur 2 der 12 Botschafter sagten: Gott ist mit uns. Wir können das Land einnehmen. Aber die anderen sagten: Wir können das Land nicht einnehmen. Die Einwohner des Landes sind viel zu viel und viel zu mächtig für uns. Was war das Ergebnis ? Eine massive Rebellion des Volkes gegen die Leiterschaft Mose und Aaron. Das war seit der Zeit des Exodus das 10. Mal, dass sie so gegen ihre gottgegebene Leitung rebellieren. Hätte Gott nicht eingegriffen, dann wäre Mose beinahe ums Leben gekommen. Und das war der Punkt, wo diese Auszugsgeneration von Juden auch diesen Punkt überschritten hatte, wo es kein Zurück mehr gab. Das bedeutete, sie mussten weitere 40 Jahre in der Wüste umherirren, bis dieses Gericht seine Vollendung fand. Während dieser 40 Jahre musste diese Generation von Juden, die aus Ägypten ausgezogen war, aussterben. Mit Ausnahme der 2 guten Kundschafter und allen Israeliten, die unter dem Alter von 20 waren von der Kriegsgeneration. Das heißt mit anderen Worten: Schaut euch damals die Begebenheit nochmal an. Gott hat dieses Angebot, von dieser Auszugsgeneration der Juden, das verheißene Land mit ihren eigenen Augen sehen zu dürfen, abgezogen. Um es der nächsten Generation neu anzubieten, nämlich der Generation der Wüstenwanderung. Und auf eine genau gleiche Art und Weise zieht jetzt der Herr Jesus dieses Angebot, das messianische Königreich während der Lebzeit aufgerichtet zu sehen, von dieser Generation von Juden ab. Und dieses Angebot soll einer zukünftigen Generation von Juden erneut unterbreitet werden, nämlich der Generation von Juden, die während der Trübsal leben werden. Nochmal als Erinnerung. Es spielt keine Rolle, wie stark und wie tiefgehend und umfassend die Buße sein sollte, die diese Generation von Juden über ihre Schuld dann fand. Es gab keine Möglichkeit das physische Gericht abzuwenden. In vierten Mose 14 wird uns sogar berichtet, dass das Volk Buße tat. Im Vers 20 von vierte Mose 14 heißt es sogar, dass Gott ihre Sünde vergeben hat. Mit anderen Worten: Das hat überhaupt nichts mit der persönlichen Erlösung eines Einzelnen zu tun. Aber diese Generation musste die physischen Konsequenzen tragen und das bedeutete damals, sie mussten außerhalb des Landes sterben. Schaut doch als Beispiel: Mose musste auch außerhalb des Landes sterben und das aufgrund einer Sünde, die er begangen hatte. Aber diese Sünde oder dieser Tod außerhalb des Landes hat auch nicht seine Erlösung beeinträchtigt. Also das heißt auch für ihn, er musste die physische Konsequenz dieses Strafgericht, außerhalb des Landes zu sterben, das Land nicht sehen zu dürfen, tragen. Aber das hat nichts mit seiner persönlichen Erlösung oder seinem ewigen Heil zu tun.  

 

Aber das zweite Mal, dass das Volk tatsächlich diesen unumkehrbaren Punkt überschreitet, finden wir in einem Bericht, der 2 Kapitel umfasst. In zweite Könige 23 und 2. Chronik 34. Es geht hier um die Sünde Manasses. Manasse war der furchtbarste König, den Jerusalem je gesehen hat. Während seiner langen Regierungszeit hat er viel Blut des gläubigen Überrestes von Juden vergossen. Er hat das Tempelgelände zu einem zentralen Ort des Götzendienstes verwandelt. Bishin dass er nicht davor zurückschreckte, Menschenopfer darzubringen. Und so erlitt auch das Volk oder die Generation von Juden zur Zeit Manasses einen Punkt oder überschritt einen Punkt, den sie nicht mehr umkehren konnten. Gott hatte beschlossen, dass die Babylonier kommen sollten, um den Tempel und die Stadt zu zerstören. Und es mussten auch diese 70 Jahre der Wegführung über diese Generation kommen. 

 

Ich erinnere euch noch mal dran, es spielte keine Rolle, auch bei diesem zweiten Mal, wo diese Generation von Juden diesen Punkt, diesen unumkehrbaren Punkt überschritten hatten, spielte keine Rolle, wieviel Buße sie auch taten. Das physische Gericht, was jetzt kommen musste, musste kommen. Aus dem Chroniker lernen wir sogar, dass Manasse am Ende seines Lebens zur Buße gefunden hat. Er ist sogar ein erlöster, ein geretteter Mann. 

Und er wurde dann abgelöst von diesem gerechten König Josia. Gott hat deswegen beschlossen, er wird dieses verordnete Gericht, was unumkehrbar war, nicht in den Tagen Josias über Israel bringen. Aber das Gericht selbst war unabwendbar. Warum? Weil auch hier wieder dieser unumkehrbare Punkt überschritten war. Und es dauerte nicht lange nach dem Tod Josias, da brach Babylon über Israel herein. 

 

Und jetzt sehen wir hier in Matthäus 12 zum dritten Mal, dass eine besondere Generation von Juden diesen unumkehrbaren Punkt überschritten hat. Mit anderen Worten, es spielt keine Rolle, wie viele Juden zum Glauben kommen sollten. Wir wissen doch, dass durch den Herrn Jesus viele Tausende zum Glauben gekommen waren. Aber das hat nichts an der Tatsache geändert, dass dieses physisch, ich betone nochmal physische Gericht, über diese Generation von Juden hereinbrechen  sollte. Und es kam dieses Gericht, nämlich im Jahre 70 nach Christus durch die Römer. Und das führte zu dieser weltweiten Zerstreuung der Juden. 

 

Auf  der nächsten Seite, auf der Seite 12 in euren Unterlagen, unterbrechen die Pharisäer den Herrn Jesus und verlangen nach einem weiteren Zeichen. Matthäus 12 Vers 38. Aber achtet bitte darauf: ab diesem Moment kündigte der Herr Jesus eine neue Regel an, warum er Zeichen tut. Zu Beginn seines öffentlichen Auftretens hatten die Zeichen einen besonderen Grund oder eine Absicht: sie sollten Israel dazu bringen, eine Entscheidung zu treffen, ob sie seinem Anspruch, der Messias zu sein, Folge leisten. Aber nachdem sie ihn nun offiziell abgelehnt hatten, verändert sich die Absicht, warum er jetzt fortan Zeichen tat. 

Für die ganze Nation sollte es überhaupt gar kein Zeichen mehr geben, außer einem weiteren Zeichen. Es sollte das Zeichen Jonas sein und das ist ja das Zeichen der Auferstehung. Aber bitte auch hier, achtet darauf, wie diese spezielle Generation von Juden betont wird. Es heißt hier im Vers 39: „Es ist ein böses, abtrünniges Geschlecht.“ Also ihr müsst wissen, das griechische Wort kann mit Geschlecht oder Generation übersetzt werden. Die richtige Übersetzung wäre, es ist diese „abtrünnige Generation,“ die dieses Zeichen fordert. Vers 41, genauso die Leute von Ninive sollen beim Jüngsten Gericht aufstehen und mit dieser Generation von Juden richten. Und im Vers 42 wieder die Betonung auf diese Generation von Juden. Da wird nämlich die Königin des Südens auftreten beim Jüngsten Gericht gegen die Generation. Und im Vers 45 nochmal, die Betonung, dass es um diese böse Generation von Juden geht. 

 

Also ich bitte euch zu beobachten, es geht um dieses böse Geschlecht oder diese böse Generation von Juden und fortan konzentriert sich der Herr Jesus auf diesen Ausdruck. 

Warum? Wie wir es eben gezeigt haben, ist es eben nur diese besondere Generation von Juden, die dieser besonderen Sünde wider den Heiligen Geist schuldig geworden ist. 

 

Lasst uns die Seite 13 aufschlagen oder Markus Kapitel 7. Wir haben ja bis hier 2 Konflikte, große Bereiche des Konflikts zwischen Jesus und den Jüngern angeschaut: das Fasten und den Sabbat halten. Und es gab noch einen dritten Konflikt, und zwar dieses rituelle Hände waschen vor dem Essen. Matthäus schreibt doch an die Juden. Deswegen muss er diese Tradition des Händewaschens vor dem Essen überhaupt nicht erwähnen. Aber weil Markus an die Nichtjuden schreibt, muss er diese Gepflogenheit erklären und er tut das auch in Markus 7 die Verse 1 bis 4. Die Regel war: Du kannst noch nicht mal ein kleines Weizenkorn essen, außer dass du dir vorher die Hände gewaschen hast. 

 

Ich will euch an der Stelle 4 Zitate aus der Mischna bringen, die alle mit dem Händewaschen zu tun haben: In der Mischna steht, zum Beispiel ist es besser, 6 Kilometer zum Händewaschen zu laufen, als dieses Gebot zu übertreten, dass man vor dem Essen sich nicht die Hände gewaschen hat. Also wenn du wirklich tatsächlich vor hast, ja dieses eine Weizenkorn zu verspeisen und das nächste Wasser findest du erst in 6 Kilometer Entfernung, dann mach einen schönen Spaziergang. Aber wehe du isst dieses kleine Korn, bevor du deine Hände gewaschen hast. Einer der das Händewaschen nicht beachtet, ist genauso böse wie ein Mörder. Drittes Gesetz aus der Mischna: Einer der das Händewaschen nicht beachtet, ist genauso wie einer, der zu einer Prostituierten geht. Viertes Gesetz aus der Mischna: Es gibt 3 Sünden, die die Armut über dich herein brechen lassen. Und eine dieser Sünden ist, dass du das Händewaschen nicht beachtest. Wenn du als armer Mann nicht sterben willst, dann seh zu ,dass du vor dem Essen deine  Hände wäschst.  

Während ich aufgewachsen bin, hat sich meine Mutter noch eine Regel ausgedacht. Ich dachte immer, meine Mutter hat sich das ausgedacht als kleiner Junge, aber später musste ich lernen: Das Gesetz ist ein bisschen älter, als meine Mutter.  

 

Jesu Antwort umfasst 3 Dinge gegenüber den Pharisäern.  Bitte schaut euch im Vers 5 an, welcher Natur hier diese Anklage war. Sie halten ihm doch vor: Warum leben deine Jünger nicht nach den Satzungen der Ältesten oder der Tradition der Ältesten? Hier findet ihr den neutestamentlichen Titel für die Mischna . Luther beschreibt es als „Satzungen der Ältesten„ - In der Elberfelder Bibel „die Überlieferung der Ältesten“.  Die Pharisäer hatten nicht ein einziges Mal die Gelegenheit, Jesus zu überführen, dass er das Mosaische Gesetz nicht gehalten hätte. Bis zum letzten Jota und bis zur letzten Serife hat er das Mosaische Gesetz perfekt eingehalten. Den einzigen Anklagepunkt, den die Pharisäer immer wieder finden konnten, war, dass der  Herr Jesus nicht gewillt war,  ihre Mischna zu halten. Aber das hat auf den Herrn Jesus keinerlei Eindruck ausgeübt. Der hat ganz frei zugegeben, dass er die Überlieferung der Ältesten, die Mischna ,bricht. So antwortet der Herr Jesus ihnen, indem er ihnen 3 Dinge betont: In den Versen 6 und 7 machte er ihnen klar: Die wahre Natur eures Pharisäertums ist Heuchelei. Lesen wir Vers 7 :  „Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.«“ Wenn wir an gottesdienstliche Anbetung denken, dann denken viele von uns erstmal nur an Musik oder an Gesang. Tatsächlich versteht aber die Bibel unter Anbetung mitunter auch den Gehorsam seinem Wort gegenüber.  Aber der  Herr Jesus betont hier: Wenn ihr anbeten wollt, wenn wir  richtig anbeten wollen, dann heißt das, wir müssen die Gebote halten, die Gott uns gegeben hat, aber nicht die Gebote, die Menschen in der Mischna gemacht haben. Das wahre Problem von Gesetzlichkeit liegt doch darin, dass es den Menschen diesen Eindruck von echter Geistlichkeit vermittelt. Aber das ist eine falsche Schlussfolgerung. 

Gehorsam ist sehr gut, aber nur, wenn es Gehorsam gegenüber dem wahren Gebot Gottes ist und nicht diesen selbstgemachten, menschgemachten Geboten. Wenn also jemand glaubt, er sei ganz besonders geistlich, weil er menschgemachte Gebote einhält, dann ist er ja das, was der Herr Jesus ihm vorhält, dann ist er nichts anderes als ein Heuchler. 

 

Den zweiten Punkt setzt der Herr Jesus hier in Vers 8. Er hält ihnen vor, damit sie überhaupt in der Lage waren, die Mischna zu halten, mussten sie manchmal sogar so weit gehen und wahres göttliches Gesetz brechen. Das bedeutet, sie haben das passiv gemacht. Das heißt, sie sind so weit gegangen, dass sie um ihrer Mischna Willen sogar gottgegebene Gesetze missachteten. Aber dann gibt es noch ein drittes Problem und hier bewegt sich der Herr vom passiven zum aktiven. Um die Tradition, um die Überlieferung der Ältesten zu halten, musstest du manchmal nicht nur passiv göttliches Gesetz ignorieren, du musstest manchmal sogar aktiv göttliches Gesetz brechen. Das ist die Anklage, die der Herr Jesus ihnen in Vers 9 vorhält. Er gibt ihnen dann ein Beispiel, in den Versen 10, 11 und 12 . Und zwar dieses Beispiel ist dieses Prinzip von Korban. Dieses Wort Korban , was euch im Vers 11 begegnet, ist ein rabbinischer Ausdruck und bedeutet soviel wie "geheiligt", im Sinne von geweiht. Dieses Korban-Prinzip funktioniert wie folgt: Zu jederzeit konnte ein  Pharisäer Handbewegungen machen und konnte sagen Korban. Das bedeutete mit anderen Worten, alles was er in dem Moment besaß, sein ganzes Besitztum, war geweiht. Dann bedeutete das, er konnte jetzt nur noch eines von 2 Dingen tun: Er konnte einen Teil oder das Ganze in den Tempelschatz geben oder er konnte es auch für seinen persönlichen Nutzen ausgeben. 

Was er aber nicht mehr tun konnte, wenn er einmal Korban erklärt hatte: Er konnte dieses Vermögen nicht mehr einer anderen Person für ihren Nutzen geben. Viele Pharisäer waren tatsächlich Konvertiten zu diesem Pharisäertum. Oder mit anderen Worten: Die Eltern eines Pharisäers waren nicht notwendigerweise auch selbst Pharisäer. Und es war eine Regel, dass man mit Nichtpharisäern nichts gemein haben konnte, nichts teilen durfte, selbst wenn diese Nichtpharisäer deine eigenen Eltern waren. Aber die Thora, also das Mosaische Gesetz sagt doch: Du sollst Vater und Mutter ehren. Und ehren bedeutet unter anderem, dass wir unsere Eltern versorgen, wenn sie physisch oder geistig dazu nicht mehr in der Lage sind. Wenn also ein Pharisäer sah, dass sein Vater, der nicht Pharisäer war, in sein Haus kam, dann hat er da gewisse Schwierigkeiten. Bevor der Vater überhaupt ankam, hat der Pharisäer ein Handbewegung gemacht und sagt Korban. Und dann kommt der Vater zu ihm und drückt ihm seine Not aus. Und dann kann der Sohn sagen: "Wärst du doch nur früher gekommen. Ich hab doch gerade mein ganzes Besitztum als Korban erklärt. Und jetzt darf ich von meinem Besitz keinem anderen mehr was für seinen persönlichen Nutzen geben." Und das ging soweit, dass das noch nicht mal bedeutete, dass er auch nur einen Cent in den Tempelschatz geben musste. Er hätte das ganze Geld, nachdem er es als Korban geweiht hatte, für sich selbst behalten können. Und der Herr Jesus zeigt ihnen, aufgrund dieser Tradition, die ihr da in der Mischna entwickelt habt, geht ihr sogar so weit, dass ihr nicht nur das Mosaische Gesetz missachtet, sondern aktiv brecht.  

 

Bitte lasst uns als nächstes Markusevangelium Kapitel 9 aufschlagen. In Markus Kapitel 9 die Verse 14 bis 29 begegnet uns ein weiteres Mal ein junger Mann, der Dämonen besetzt ist. Der Herr Jesus hatte ja 3 seiner Jünger mit auf diesen Berg genommen, wo sie Augenzeugen seiner Verklärung werden durften. Und während sie dann von diesem Berg der Verklärung runterkamen, trafen sie auf die anderen verbliebenen 9 Jünger und sie sahen, wie sie mit den Pharisäern über irgendwas im Streit waren (Vers14). Im Kontext sehen wir, die Jünger hatten versucht, einen Dämonen auszutreiben, aber sie konnten es nicht. Das hat irgendwie ein schlechtes Licht auf ihren Anspruch geworfen, weil sie ja gesagt haben: Wir folgen dem wahren Messias. Was der Herr Jesus tut, ist als erstes, er treibt den Dämon aus. Nachdem sich der Herr Jesus dann mit seinen Jüngern zurückgezogen hatte, fragten sie ihn in Vers 28: Sag mal, warum konnten wir den Dämon nicht austreiben? Denn wir müssen verstehen, selbst die Jünger Jesu hatten zu diesem Zeitpunkt des öffentlichen Wirkens schon eine Vielzahl von Dämonen ausgetrieben und hatten eine gute Erfahrung darin, wie sowas geschieht. Und trotzdem scheiterten sie. Sie konnten diesen Dämonen nicht austreiben und das warf natürlich ein schlechtes Licht auf sie von Seiten der Pharisäer. Der Herr Jesus antwortet ihnen im Vers 29: Diese Art kann durch nichts ausfahren, als nur durch Gebet. Die Kommentatoren kommen dann meistens zu dem Schluss und sagen: Die Jünger hätten mehr beten sollen. Und das ist natürlich nie verkehrt. Aber, und das kommt hier im Deutschen nicht klar heraus. Doch ja im Vers 29 heißt es ja: Aber diese Art von Dämon, also das betont der Herr Jesus, kann nur durch Gebet ausgetrieben werden. Was für eine Art von Dämon war es also? Schaut nochmal zurück zum Vers 17. Das war doch ein stummer Geist. Auf der einen Seite bestätigt hier der Herr Jesus die Beobachtung der Pharisäer, dass die stummen Dämonen irgendwie anders waren. Denn wie wir zuvor schon gesehen haben: So einen stummen Dämonen konntest du auf die herkömmliche Art und Weise nicht austreiben, selbst im Namen Jesu nicht. Und deswegen diese Erklärungen: So eine Art von Dämon muss durch Gebet ausgetrieben werden aber nicht einfach nur oral. Wir haben noch Zeit für eine weitere kurze Begebenheit.  

 

Bitte schlagt in euren Unterlagen die Seite 17 dazu auf. Wir schauen uns jetzt hier den Bericht der Auferweckung des Lazarus an. Es gibt keine Auferstehung, der so viel Augenmerk geschenkt wird und so viel Details berichtet werden, wie bei der Auferstehung des Lazarus. Andere Auferstehungen werden mit 2 oder 3 Versen abgehandelt. Meistens waren bei diesen anderen nur wenige Augenzeugen dabei. Und diese wenigen Augenzeugen, denen wurde dann auch noch gesagt, dass sie es keinem anderen erzählen sollten. Aber bei der Auferstehung des Lazarus werden uns viele Details genannt,  44 Verse nur wegen dieser Auferstehung. Der Herr Jesus  sagte doch zu den Pharisäer und zum Volk: Es wird euch kein weiteres Zeichen mehr gegeben werden, bis auf ein weiteres Zeichen, nämlich das Zeichen Jonas, das Zeichen der Auferstehung. Und das sollte bei 3 Begebenheiten gegeben werden. Lazarus , Jesus und die 2 Zeugen aus Offenbarung 11. 

Lazarus ist also das erste Zeichen Jonas, was den Juden gegeben wurde. Und der Herr Jesus musste diese Auferstehung des Lazarus auf eine Art und Weise einfädeln, damit die Pharisäer das nicht einfach wegerklären konnten. Es mag uns überraschen, aber eine Auferstehung alleine waren längst noch nicht was Besonderes. Das waren noch nicht gleichzusetzen mit dem Bestätigung des Anspruchs der Messias zu sein, weil wir sehen es ja auch schon bei Elia und Elisa, dass in der hebräischen Bibel, in unserem Alten Testament, Tote auferweckt wurden. Was aber wirklich einzigartig ist, bei der Auferstehung des Lazarus, war dass dieser Lazarus auferstanden ist, nachdem er schon 4 Tage tot war. Das finden wir im Vers 39. Und wenn besonders diese 4 Tage betont werden, dann ist das einzigartig oder bemerkenswert aus dem jüdischen Hintergrund heraus. Denn die Pharisäer jener Zeit hatten folgende Vorstellung und haben das gelehrt. Die Pharisäer glaubten: Während der ersten 3 Tage, nachdem jemand gestorben war, schwebte sein Geist noch über seinem Leichnam. Mit anderen Worten, während dieser ersten 3 Tage nach dem Tod, gab es doch noch eine kleine Möglichkeit der Wiederbelebung. Aber nach Ablauf dieser 3 Tage, nach Lehre der Pharisäer, fuhr dann sein Geist hinab zum Scheol oder zum Hades. Deswegen war eine Wiederbelebung von der Zeit an, nach 3 Tagen ausgeschlossen. Dann gab es keine Möglichkeit mehr für eine Wiederbelebung. Dann muss es sich um eine echte Auferstehung handeln. Und deswegen nach ihrer Theologie, nach der Theologie der Pharisäer, war es, wenn das passiert, dass einer nach Ablauf von 3 Tagen zum Leben kommt, dann ist das der Tag, wo der Messias da ist. Und versteht ihr jetzt im Kontext, der Herr Jesus hat das bewusst so eingefädelt, damit die Pharisäer das auf keinen Fall mit Hilfe dieser Wiederbelebung, die ja Teil ihrer Lehre war, wegerklären konnten. Und deswegen trat die Auferstehung des Lazarus am vierten Tag auf und ihr wisst, wie der Herr Jesus das verzögert hat und das war einzigartig. Und deswegen auf der Seite 18 sehen wir, das hat dazu geführt, dass eine Vielzahl von Juden zum lebendigen Glauben an Christus gekommen ist.  

 

Aber das hat gleichzeitig den Pharisäern deutlich gemacht: Jetzt müssen sie noch einen Schritt weitergehen, denn einfach nur ablehnen reicht nicht aus. Deswegen versammelt sich ab Vers 47 der Sanhedrin, um eine besondere Entscheidung zu treffen. Und in Matthäus 12 gehen sie noch einen Schritt weiter, als ihn einfach nur abzulehnen. Vers 53: “Von dem Tag an war es für sie beschlossene Sache, dass sie ihn töten würden.“ Morgen früh haben wir dann noch eine letzte Lehrstunde. Die zweite Stunde morgen Vormittag werden wir uns dann ausschließlich einer Frage und Antwortzeit widmen, wo ihr eure Fragen loswerden könnt. Ich stelle die Fragen, ihr gebt mir die Antworten J