Arnold Fruchtenbaum
Die Feste Israels, Teil 4/4

Vortragsabschrift, Israelkonferenz 13.01.1994, Langensteinbacher Höhe

 

 

Wir haben gestern mit dem sechsten Fest angefangen und haben die ersten drei Bereiche des Versöhnungstages besprochen. An diesem Morgen wollen wir die letzten beiden Bereiche dieses Festes besprechen und auch noch das siebte Fest. Nun, bei der Erörterung der biblischen Praxis haben wir zwei Hauptelemente erwähnt. Zuerst die Opferung der zwei Ziegenböcke, die die Sühnung für die gesamte Nation Israel brachte und auf dem Konzept der Stellvertretung beruhte, indem der eine Ziegenbock anstelle Israels starb. Und zweitens die Beugung der Seele. Die Sühnung fand nur Anwendung auf solche, die Buße taten.

 

4. Jüdische Praxis

Nun wollen wir uns der jüdischen Praxis zuwenden. Nachdem der Tempel zerstört war, gab es keine Opferungen mehr und so mussten die Rabbiner die Religion des Judentums überarbeiten. Und während der Wiederherstellung des Judentums kamen sie mit einer bestimmten Grundlehre, nämlich dass ein Mensch selbst Sühnung für seine Sünden erreichen kann. Aber um zu rechtfertigen, dass ein Mensch Sühnung für seine Sünden erreichen kann, mussten sie für die biblische Praxis einen Ersatz schaffen. Die biblische Praxis bestand in der Beugung der Seele und die Rabbiner änderten dies in das Leiden des Körpers. So wurde dies ein Tag des Fastens, obwohl Mose den Juden nie geboten hat, an diesem Tag zu fasten. Dies ist eine rabbinische Erfindung. Wenn man also heute einen Juden fragt, was das Hauptmerkmal des Versöhnungstages ist, wird er als Antwort das Fasten benennen. Und er wird nicht einmal wissen, dass es in der Bibel solch eine Anordnung gar nicht gibt, genauso wenig wie das Leiden des Körpers überhaupt. Während des Mittelalters geißelten sich einige Juden am Versöhnungstag selbst, als Teil des körperlichen Leidens. Ein Ersatz bestand also darin, dass man vom Leiden der Seele zum Leiden des Körpers überging. Es gab einen zweiten Ersatz der Vorschriften. In der biblischen Praxis mussten die beiden Ziegenböcke geopfert werden. Aber heute gibt es keine Opferung von Ziegen mehr. Die meisten Juden führen überhaupt keine blutigen Opferungen mehr durch. Aber unter den sehr ultra-orthodoxen Juden wird, allerdings nur an diesem einen Tag, immer noch ein Blutopfer dargebracht. Aber es ist kein Ziegenblut. Es ist das Blut eines Huhnes. Also wird an diesem Tag ein Huhn getötet, aber bevor es getötet wird, schwingt man es um den Kopf und rezitiert dabei ein besonderes Gebet. Und dieses Gebet sagt: “Dies ist mein Stellvertreter, dies ist meine Sühnung. Dieser Vogel wird in den Tod gehen und ich werde in das Leben eingehen.” Aber noch einmal, nur die ultra-orthodoxen Juden praktizieren das heute.

Für die meisten Juden gibt es kein Blutopfer mehr. Darum gibt es eine dritte Ersatzhandlung. Anstelle eines Blutopfers stellten die Rabbiner drei Dinge auf: Fasten, Gebet - und dies beinhaltete die Bekennung der Sünden – und als drittes, Geben für wohltätige Zwecke. Es gibt also zahlreiche Ersatzhandlungen für die biblische Praxis im Judentum. Im Synagogen-Gottesdienst wird an diesem Tag ein spezielles Lied gesungen. Der Name dieses Liedes lautet “Alle Eide”. Und in diesem Lied annullieren sie alle Eide, die sie unter Zwang gemacht haben. Das wurde im Mittelalter besonders wichtig, weil damals viele Juden an der Spitze eines Schwertes gezwungen wurden, zum Christentum überzutreten. Das war keine freiwillige Bekehrung. Also durch das Singen dieses Liedes am Versöhnungstag konnten sie ihre Eide widerrufen, die sie unter Zwang gemacht hatten. Nun, im Hinblick auf das Leiden des Körpers müssen die Juden sich fünf Dinge versagen. Zuerst einmal gibt es weder etwas zu essen noch zu trinken und dies dient dazu geistlich zu wachsen. Zweitens darf man sich nicht waschen oder baden, weil diese Dinge dem Wohlbefinden dienen. Wir sollen uns an diesem Tag nicht wohlfühlen. Drittens darf man sich nicht einölen und das schließt heutzutage Hand- und Gesichtscremes mit ein. Auch hier ist der Grund, weil wir uns an diesem Tag nicht behaglich fühlen sollen. Viertens dürfen Juden keine Lederschuhe oder –sandalen tragen. Das waren in der Antike Luxusgegenstände und wir sollen uns an diesem Tag nicht wertvoll fühlen. Ein anderer Grund, den die Rabbiner für diese vierte Sache geben ist, dass die ganze Erde an diesem Tag zu heiligem Boden wird. So müssen sie Schuhe aus dünnem Gummi oder Leinen tragen, so dass sie den Boden beim Laufen spüren können. Die fünfte verbotene Sache an diesem Tag ist, dass sie keinen sexuellen Umgang mit ihrer Ehefrau haben dürfen. Und dies führte zu zwei völlig entgegengesetzten Bräuchen in Europa.

In einigen Teilen von Europa war es Brauch, die ganze Nacht über die Kerzen im Schlafzimmer brennen zu lassen. Zu dieser Zeit waren die meisten Juden arm und sie konnten sich keine Vorhänge für die Fenster leisten. So konnte man also, wenn das Licht brannte, durch die Fenster alles sehen, was im Schlafzimmer passierte. Und weil nun die Kerzen die ganze Nacht brannten, traute man sich nicht irgendetwas zu tun, da jemand es sehen könnte. In anderen Teilen von Europa gab es einen anderen Brauch. Da gab es überhaupt in keinem Raum Licht, so dass das Haus vollkommen dunkel war. Und ihre Überlegungen hier waren ein wenig anders. Sie dachten sich, wenn das Haus vollkommen dunkel ist, würde der Mann seine Frau nicht sehen und so auch nicht durch sie versucht werden können. So führte also eine Anweisung zu zwei ganz unterschiedlichen Traditionen. Eine andere jüdische Praxis hat mit der Lesung in der Synagoge zu tun. An diesem Tag wird das Buch Jona gelesen, weil das Buch Jona zwei Dinge lehrt. Nämlich, dass ein Mensch Gott nicht davonlaufen kann und zweitens dass Gott auf eine Umkehr antworten wird. Jona kehrte um und es wurde ihm eine weitere Möglichkeit gegeben, seinen Auftrag zu erfüllen. Nach jüdischer Tradition kam auch Mose an diesem Tag vom Berg Sinai mit den beiden Gesetzestafeln. Und dies zeigt, dass Gott Israel die Sünde des goldenen Kalbes vergeben hatte. Und weil dies ein Tag des Fastens ist, gibt es zu diesem Fest auch keine besonderen Speisen. Aber es ist Brauch am folgenden Tag einen sehr salzigen Hering zu essen, weil das Salz das Gefühl des Durstes erhöht und so wird man mehr trinken und auf diese Weise seine Körperflüssigkeit ersetzen, die man während des Fastens verloren hat.

Einen letzten Punkt die jüdische Praxis betreffend möchte ich noch anführen. Wir sprachen ja gestern über die Geschichte mit den zwei Ziegenböcken. Einer wurde getötet und der andere in der Wüste ausgesetzt. So weit hat uns Mose dies berichtet. Und aufgrund dessen was Jesaja schrieb, - wenn auch deine Sünden rot wären wie Scharlach, so sollen sie doch weiß werden wie Schnee, - wurde es zu einer Sitte, dem lebenden Ziegenbock ein rotes Band an sein Horn zu binden und erst dann wurde er in die Wüste geschickt. Und wunderbarerweise wurde jedes Jahr das rote Band weiß. Und dies war das sichtbare Zeichen dafür, dass Gott die Sünden Israels für das jeweilige Jahr vergeben hatte. Aber die Rabbiner sagen noch mehr, nämlich dass das rote Band zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte damit aufhörte weiß zu werden. Und sie sagen, das geschah 40 Jahre vor der Zerstörung des Tempels. Der Tempel wurde 70 n. Chr. zerstört, ziehen wir nun die 40 Jahre ab, dann kommen wir auf das Jahr 30 v. Chr., das Jahr der Kreuzigung. Es sieht also so aus, als ob Gott ab dem Jahr 30 n. Chr. die Sünden Israels nicht mehr vergeben hat aufgrund der Opferung von zwei Ziegenböcken. Aber die Rabbiner selbst haben diese Legende aufgezeichnet. Aber was es uns messianische Juden zu sagen hatte, darin versagten die Rabbiner, nämlich den richtigen Schluss daraus zu ziehen, warum das rote Band genau in dem Jahr aufhörte weiß zu werden. Nämlich weil der Messias in diesem Jahr starb und sobald er gestorben war, nahm Gott nicht länger Sühnung durch Tieropfer an. Wie Hebräer 10 uns lehrt, wo Vergebung der Sünden geschieht, da ist  kein Opfer für die Sünde mehr nötig. Und so gibt es also ein Zeugnis in den rabbinischen Schriften darüber, dass in dem Jahr von Jesu Tod sich etwas geändert hat.

 

5. Messianische Erfüllung

Gehen wir nun zum fünften Bereich, der messianischen Erfüllung. Ich werde über zwei Dinge reden, nämlich darüber, was tatsächlich die Blutsühnung erfüllt hat und zweitens was die eigentliche Idee des Versöhnungstages erfüllt. Zur Erfüllung der Sühnung durch das Blut wollen wir Jesaja 53 aufschlagen. In der biblischen Praxis liegt die Hauptbetonung auf der Stellvertretung. Der Ziegenbock stirbt anstelle von Israel. Und mit dem Gedanken der Stellvertretung geht die Idee der Sühnung einher und dieses Blut bewirkt die Sühnung. Nun, lasst uns zuerst über die Idee der Stellvertretung reden. Der Gedanke der Stellvertretung kommt sehr stark in den Versen 4-6 zum Ausdruck: Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn. Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut. Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn er wurde aus dem Land der Lebendigen weggerissen; wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen. Nun in diesen drei Versen waren seine körperlichen Leiden stellvertretend. Er litt im Namen der Juden. Es waren aber nicht nur seine Leiden vor dem Tod stellvertretend, sondern auch sein Tod an sich. Dies kommt im Vers 8 zum Ausdruck: Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn er wurde aus dem Land der Lebendigen weggerissen; wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen. Vers 8 sagt, er wurde abgeschnitten, oder weggerissen wegen der Übertretungen meines Volkes.  Der Ausdruck meines Volkes bezieht sich auf das Volk Jesajas, das jüdische Volk, und so wurde er hingerichtet als ein Stellvertreter für Israel. Also beides, sein Leiden im Leben und sein Leiden im Sterben waren stellvertretend. Aber das stellvertretende Leiden war dazu gedacht, zum zweiten Gedanken der Sühnung zu führen. Das kommt im Vers 10 zum Ausdruck: Aber dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen sehen und seine Tage verlängern; und das Vorhaben des HERRN wird in seiner Hand gelingen. Und die wichtigste Aussage hierbei ist, dass er als Opfer für die Sünde diente. Und indem er das Schuldopfer stellte, schaffte er Sühnung. Indem er das Schuldopfer wurde, erfüllte er die Aufgabe der ersten Ziege, die ja anstelle von Israel sterben musste. Die Aufgabe der zweiten Ziege bestand darin, die Sünden Israels hinwegzutragen. Und er erfüllt auch diese Aufgabe. Am Ende von Vers 11 steht, dass er ihre Missetaten tragen wird. Er wiederholt dies am Ende von Vers 12 und schließlich sagt er: und er hat die Sünden vieler getragen. So erfüllt er also in Vers 10 die Aufgabe der ersten Ziege und in den Versen 11 und 12 die der zweiten Ziege. Das Blut des Messias erfüllte also die Aufgabe des Sühneblutes.

Nun wollen wir die Erfüllung des gesamten Versöhnungstages betrachten. Erinnern wir uns, an diesem Tag wurde Sühnung für die gesamte Nation erwirkt. Es ist wichtig festzuhalten, dass dies eine nationale Sühnung war und angewendet wurde auf solche, die ihre Seele beugten. Nun, der Versöhnungstag wird in der Trübsal seine Erfüllung finden, aber, um noch genauer zu sein, durch Israels Rettung am Ende der Trübsal. Am Tag der Versöhnung gibt es zwei Hauptleiden, das körperliche und das seelische Leiden. Und die Art und Weise wie die Propheten die Rettung Israels beschreiben, wird dies wie folgt aussehen. Zuerst wird Israel das körperliche Leiden erfahren, aber dieses körperliche Leiden wird sie zum seelischen Leid führen und dies wiederum zu ihrer nationalen Errettung. Schauen wir uns dazu zwei Beispiele an.

Hosea 5 wird das erste sein. Nun, das ganze Kapitel 5 hindurch beschreibt er das physischen Leiden Israels, denn Israel wird in der Trübsal physisches Leid zu ertragen haben. Nachdem er das körperliche Leiden in den Versen 1-14 beschrieben hat, gibt er in Vers 15 den Grund für dieses Leiden an. Vers 15: Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen werden; in ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen: Nun, bevor jemand zurückkehren kann an seinen Ort, muss er ihn zuerst einmal verlassen haben. Gott spricht hier in Vers 15, und Gott sagt, dass er an seinen Ort zurückkehren wird und Gottes Ort ist der Himmel. Bevor er also in den Himmel zurückkehren kann, muss er ihn zuerst verlassen. Und wann hat er ihn verlassen? Als Gott Mensch wurde in der Person Jesus von Nazareth. Aber dann, weil sie gegen ihn gesündigt haben, - und die Sünde bestand weniger darin, dass sie ihn getötet haben, denn es waren ja tatsächlich die Heiden, die das taten. Die jüdische Sünde bestand in der Ablehnung seiner Messianität – ging er bei der Himmelfahrt wieder zurück in den Himmel. Und der Vers 15 besagt auch, dass sie ihn nicht vorher wiedersehen werden, bis sie diese Sünde bekannt haben. Am Ende dieses Verses sagt er: in ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen. Und das Wort Drangsal ist das Stichwort für den Versöhnungstag.

Die physischen Gerichte in der Drangsal werden also wegen ihrer Ablehnung des Messias über Israel kommen. Die Trübsal ist eine Zeit der Heimsuchung an Israels Körper und das Leiden wird so schwer sein, dass laut Sacharja 13 zwei drittel der jüdischen Bevölkerung während dieser Zeit sterben wird. Aber dann, als Resultat dieser körperlichen Not Israels, wird dies zur seelischen Not Israels führen. Nun, Hosea 5, 15 sagt, dass Jesus nicht eher wiederkommen wird, bis Israel ihre gegen ihn begangene Sünde bekennen wird. In den Versen 1-3 von Kapitel 6 finden wir Israel wie sie sie endlich bekennen. Und was in den Versen 1-3 beschrieben ist, das ist die seelische Not und letztendliche Beugung Israels. Lasst uns diese drei Verse lesen: »Kommt, wir wollen wieder umkehren zum HERRN! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden! Nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen, am dritten Tag wird er uns aufrichten, dass wir vor ihm leben. So lasst uns erkennen, ja, eifrig trachten nach der Erkenntnis des HERRN! Sein Hervorgehen ist so sicher wie das Licht des Morgens, und er wird zu uns kommen wie ein Regenguss, wie ein Spätregen, der das Land benetzt!« In diesen drei Versen finden wir Israels Antwort auf Hosea 1, 15. In den letzten Tagen der Trübsal werden die jüdischen Führer endlich erkennen worin das Problem lag. Sie werden dann die gesamte Nation zur Buße auffordern. Und wenn dieser Ruf erfolgt ist, werden die letzten drei Tage vor dem zweiten Kommen anbrechen. Die ersten beiden Tage davon werden sie ihre Sünde bekennen und die Worte, die sie dabei benutzen, werden die aus Jesaja 53 sein. Am dritten Tag wird die ganze Nation erlöst sein und dann wird Jesus wiederkommen, um sie zu befreien. Also noch einmal, die körperliche Not führt zur Beugung der Seele.

Das zweite Beispiel ist Sacharja 12. Dort finden wir den gleichen Ablauf. Die Not des Körpers führt zum seelischen Leid. In den Versen 1-9 finden wir das körperliche Leiden und er beschreibt wie eines Tages all die Armeen aus allen Völkern gegen die Juden heraufziehen werden. Und dieser totale Krieg gegen die Juden durch alle diese Heere wird die körperliche Not Israels darstellen. Aber dies wird zum Leiden und zur Beugung der Seele führen. In Vers 10 wird Gott seinen Geist über die Nation ausgießen und wegen der Ausgießung des Geistes werden sie Buße tun. Die Buße wird in den Versen 11-14 beschrieben. Hier beugen sie ihre Seele. Als Ergebnis hieraus werden Israel die Sünden vergeben, Sacharja 13, 1. Und so finden wir dann in Kapitel 14 das zweite Kommen und das Königreich verwirklicht. Während nun also das Posaunenfest durch die Entrückung der Gemeinde erfüllt werden wird, wird der Versöhnungstag durch die Trübsal und anschließende nationale Errettung Israels erfüllt. Ich habe nicht die Zeit den Zeitpunkt der Entrückung der Gemeinde im Einzelnen zu besprechen, denn das ist ja nicht unser Thema auf dieser Konferenz. Ich habe es nur im Zusammenhang mit den Festen angesprochen. Wie wir mehrfach betont haben, werden die Feste in der Reihenfolge ihrer Anordnung erfüllt werden, das Posaunenfest durch die Entrückung und der Versöhnungstag durch die Drangsal. Also allein aufgrund dieser Reihenfolge können wir ganz klar auf eine Entrückung vor der Drangsal schließen. Und es gibt eine Menge anderer Bibelstellen, die das lehren. Wir werden uns aus Zeitgründen aber auf diese Feste beschränken. Dennoch können wir durch die Reihenfolge der Feste, in welcher sie erfüllt werden, sagen, dass die Entrückung zuerst kommen muss, dann die Zeit der großen Drangsal, das zweite Kommen Jesu auf die Erde, gefolgt von seinem Königreich. Die Entrückung hat keine Vorbedingungen, sie kann jederzeit geschehen. Das zweite Kommen kann nicht jederzeit geschehen, weil es eine wichtige Grundvoraussetzung dafür gibt und das ist die nationale Erlösung Israels.

 

 

VII Das Laubhüttenfest

 

Wir kommen jetzt zu unserem letzten Fest und wir gehen wieder nach 3. Mose 23. Wir lesen ab Vers 33 bis zum Ende: Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sprich: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats soll dem HERRN das Laubhüttenfest gefeiert werden, sieben Tage lang. Am ersten Tag ist eine heilige Versammlung; da sollt ihr keine Arbeit verrichten. Sieben Tage lang sollt ihr dem HERRN ein Feueropfer darbringen; und am achten Tag sollt ihr eine heilige Versammlung halten und dem HERRN ein Feueropfer darbringen; es ist eine Festversammlung; da sollt ihr keine Arbeit verrichten. Das sind die Feste des HERRN, zu denen ihr heilige Versammlungen einberufen sollt, um dem HERRN Feueropfer, Brandopfer, Speisopfer, Schlachtopfer und Trankopfer darzubringen, jeden Tag das, was vorgeschrieben ist - zusätzlich zu den Sabbaten des HERRN und zu euren Gaben und zusätzlich zu allen euren Gelübden und allen euren freiwilligen Gaben, die ihr dem HERRN gebt. So sollt ihr nun am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingebracht habt, das Fest des HERRN halten, sieben Tage lang; am ersten Tag ist ein Feiertag und am achten Tag ist auch ein Feiertag. Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und Bachweiden, und ihr sollt euch sieben Tage lang freuen vor dem HERRN, eurem Gott. Und so sollt ihr dem HERRN das Fest halten, sieben Tage lang im Jahr. Das soll eine ewige Ordnung sein für eure [künftigen] Geschlechter, dass ihr dieses im siebten Monat feiert. Sieben Tage lang sollt ihr in Laubhütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, damit eure Nachkommen wissen, dass ich die Kinder Israels in Laubhütten wohnen ließ, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte; ich, der HERR, bin euer Gott. Und Mose verkündete den Kindern Israels die Feste des HERRN.

 

1. Biblische Verweisstellen

Es gibt sechs andere Textstellen. Ich werde jetzt fünf nennen und den anderen zu einem späteren Zeitpunkt. Unsere erste Textstelle ist 2. Mose 34, wo es das Fest der Einsammlung genannt wird. Die zweite Stelle ist 4. Mose 29, welche uns etwas über die speziellen Opferungen dieses Festes erzählt. Unter diesen besonderen Opferungen waren 70 Stiere. Am ersten Tag wurden 13 Stiere geopfert, am Tag darauf 12 und jeden weiteren Tag einen weniger, so dass am Ende von sieben Tagen 70 Stiere geopfert waren. Die Rabbiner legten die 70 Stiere dahingehend aus, dass diese die 70 Heidennationen aus 1. Mose 10 darstellen. In diesem Kapitel kamen aus den drei Söhnen Noahs 70 Nationen hervor und die Rabbiner sagten, die 70 Stiere würden diese 70 heidnischen Völker darstellen. Es ist wichtig zu bemerken, dass das frühe Judentum dieses Fest schon mit den Heiden in Verbindung brachte, was für die anderen sechs Feste nicht zutraf. Die dritte Textstelle ist 5. Mose 16 und dort wird gesagt, dass es eine Zeit großer Freude ist. Der vierte Abschnitt ist Nehemia 8, der uns sagt, dass die Juden dieses Fest, als sie aus Babylon zurückkehrten, das erste Mal seit den Tagen Josuas wieder feierten. Das Fest wurde also in der Zeit von Josua bis zu Nehemia nicht beobachtet. Aus irgendeinem Grund hörten sie nach Josua damit auf es zu feiern. Selbst unter den guten Königen David und Salomo feierten sie dieses Fest nicht. Unter Josia und Hesekiel führten sie das Passah wieder ein, aber nicht das Laubhüttenfest. Bis zu der Zeit also, als die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft kamen, haben sie es nicht eingehalten. Die fünfte Stelle ist Johannes 7-10, wo uns erzählt wird, wie Jesus das Fest gehalten hat.

 

2. Namen

Es gibt fünf Namen für dieses Fest. Die ersten drei beziehen sich auf alle sieben Tage, die letzten zwei nur auf den letzten Tag, das heißt den achten Tag. Der erste Name ist das Fest. Diesen Namen findet man im Talmud und wenn die Rabbiner nur das Fest sagten, ohne dies näher zu bezeichnen, so meinten sie immer das Laubhüttenfest. Der zweite Name war der gebräuchlichste, nämlich das Laubhüttenfest. Der dritte Name ist das Fest der Einsammlung, weil dieses Fest am Ende der Sommererntezeit stattfand, wenn die Ernte eingeholt war. Also noch einmal, diese drei Namen betreffen alle sieben Tage des Festes. Aber es gab einen zusätzlichen achten Tag und die letzten beiden Namen beziehen sich nur auf diesen achten Tag. Der vierte Name ist der achte Tag der Versammlung. Und der fünfte Name lautet der Jubel über das Gesetz, weil an diesem Tag die Lesung des Gesetzes zu Ende kam und wieder von vorn damit begonnen wurde. Die Rabbiner unterteilten die fünf Bücher Mose in Abschnitte und jeden Sabbat wurden bestimmte Abschnitte davon gelesen. An diesem Tag nun beendeten sie das fünfte Buch Mose und lasen direkt anschließend noch die ersten fünf Verse des ersten Buches Mose um zu anzudeuten, dass der Kreislauf der Lesung niemals endet.

 

 

3. Biblische Praxis

Nun zur biblischen Praxis. Ich will hier sechs Dinge erwähnen. Zuallererst war es ein siebentägiges Fest, das am 15. Tag des siebten Monats begann. Die letzten drei Feste fielen also alle in denselben Monat, den siebten im jüdischen Kalender. Zweitens wurde es gefeiert indem man Hütten baute, oder Buden, um der vierzigjährigen Wüstenwanderung zu gedenken, während der man in solchen Hütten wohnte. Drittens wurde es mit vier besonderen Dingen gefeiert. Drei davon waren Zweige, nämlich Palm-, Myrten- und Weidenzweige. Der vierte Gegenstand war eine Frucht, die Zitrusfrucht. Viertens war es eine Zeit der großen Freude, die dem Leiden des Versöhnungstag folgte. Der Versöhnungstag war eine Zeit der Not und der Beugung und dem folgte dann das Laubhüttenfest, eine Zeit der großen Freude. Fünftens war auch dieses Fest eine Zeit der Erstlingsfrüchte, die ersten Früchte der Herbsternte nämlich. Landwirtschaftlich gesprochen bezeichnete dieses Fest das Ende der Sommerernte und den Anfang der Herbsternte. Sechstens fügten sie einen weiteren achten Tag hinzu und dieser achte Tag beendete den zweiten Zyklus der Feste.

 

4. Jüdische Praxis

Nun wollen wir uns der jüdischen Praxis zuwenden. Auch hier folgen Teile daraus der biblischen Praxis, aber dann gibt es auch rabbinische Ergänzungen. In der jüdischen Praxis heute gibt es drei Hauptsymbole. Das erste ist die Bude oder Laubhütte. Im Judentum bekam diese eine Doppelbedeutung. Einerseits stellt sie die Zerstörung der nationalen Hoffnung dar, weil es eine sehr zerbrechliche Sache war. Und als der Tempel zerstört war, war ihre Hoffnung zerbrochen. Aber als zweites ist sie ein Symbol der zukünftigen Hoffnung, weil das Kapitel 9 im Buch Amos sagt, dass der Messias kommen wird und die Hütte Davids wieder aufbauen wird. Somit ist es auch ein Symbol der zukünftigen Wiederherstellungshoffnung. Die Wände der Hütte müssen entweder aus Holz oder Leinwand gemacht werden und es darf kein stabiler Aufbau sein. Es soll einen leichten und unsicheren Aufbau haben um damit das Gefühl zu vermitteln, dass dies nur ein vorläufiger Ort ist. Es erinnerte die Juden an die Unsicherheit in der Wüste. Das Dach sollte aus Zweigen gemacht werden. Die Zweige mussten dicht genug sein, so dass es mehr Schatten als Sonne im Inneren gab, aber sie durften nicht so dicht sein, dass man durch das Dach die Sterne nicht mehr sehen konnte. Und das Innere der Hütte wurde mit Früchten und Nüssen und anderen Dingen ausgeschmückt. Das zweite Hauptsymbol wird im Hebräischen Lulav genannt. Es ist ein Halter mit sechs Zweigen darin, einem Palmzweig, zwei Weidenzweigen und drei Myrtenzweigen. Und diese sechs Zweige wurden in der rechten Hand gehalten und dann in alle Richtungen geschwungen, nach vorne und nach hinten, seitwärts und nach oben und nach unten. Wenn man sie zur Seite schwang geschah dies, um starken Wind zurückzuhalten, der die Ernte zerstören könnte. Indem man sie nach oben und nach unten schwang wollte man schweren Regen abhalten, denn wenn der Regen zu heftig wäre würde er die Ernte wegspülen. Das Schwingen dient außerdem dazu Gott an seine Verheißung zu erinnern, dass, wenn das Königreich aufgerichtet wird, die Bäume des Feldes in die Hände klatschen werden. Das dritte Hauptsymbol ist die Zitronenfrucht. Es stellt die Frucht des verheißenen Landes dar. Es ist das bedeutsamste der vier Gegenstände, weil es sowohl Duft als auch Geschmack hat. Die Palme hat eine Frucht, aber sie duftet nicht. Die Myrte duftet, aber sie hat keine Frucht. Die Weide hat weder Duft noch Geschmack. Die Zitrone hat sowohl Duft als auch Geschmack. Aus diesem Grund ist sie der wichtigste Gegenstand von den vieren. Und während die Zweige im Gottesdienst in der Rechten gehalten werden, wird die Zitronenfrucht in der linken Hand gehalten.

Nun möchte ich über die Beobachtung dieses Festes während der Periode des zweiten Tempels sprechen. Während dieser Zeit gab es zwei besondere Zeremonien. Die erste bestand im Ausgießen des Wassers. Die Priester kamen vom Tempel hinunter an den Teich von Siloah, sie füllten Krüge mit dem Wasser und marschierten damit zurück zum Tempel und durch den äußeren Bereich in den inneren Bereich. Vom äußeren Bereich zum inneren Bereich gab es 15 Stufen. Wenn sie auf der ersten Stufe standen sangen sie Psalm 120, auf der zweiten Stufe Psalm 121 und so weiter. So sangen sie also, während sie die fünfzehn Stufen hinaufgingen, die Psalmen 120-134. Dann traten sie in den inneren Bereich ein und beim Altar gossen sie das Wasser aus. Und dem Ausgießen des Wassers folgte ein großer Jubel. Der Talmud sagt, jemand der diese große Freude beim Ausgießen des Wassers noch nie gesehen hat, hat in seinem ganzen Leben noch nie große Freude gesehen. Die Rabbiner sagten, dass das Ausgießen des Wassers ein Sinnbild der Ausgießung des Heiligen Geistes darstellt. Mehrmals sagten die Propheten im Alten Testament voraus, dass Gott in den letzten Tagen seinen Geist über die ganze Nation ausgießen wird, um sie auf das Königreich vorzubereiten. Und das Ausgießen des Wassers war ein Sinnbild von der Ausgießung des Geistes. Also verbanden die Rabbiner selbst die Ausgießung des Wassers mit dem Heiligen Geist. Die zweite Zeremonie war das Anzünden der Lichter. Im ganzen Tempelgelände, sowohl im äußeren wie auch im inneren Bereich, gab es viele Leuchter. Jeder Leuchter hatte vier Lichter. Gegen Abend zündeten sie all diese Lichter an und so schien eine Lichtfülle aus dem Tempelgelände heraus. Der Talmud sagt, dass es so viel Licht gab, dass jeder Hof in ganz Jerusalem von dieser Lichtfülle aus dem Tempel erleuchtet wurde. Und die Rabbiner deuteten dies als Sinnbild für die sichtbare Herrlichkeit Gottes. Nun, der siebte Tag war der wichtigste Tag. Ihm wurden zwei Namen gegeben. Der erste Name lautet der siebte Tag der Weide (yom ha-shevi'i shel aravah). An diesem Tag schnitt man einen Extra-Weidenzweig und an diesem Tag begann man dafür zu beten, dass die Regenzeit einsetzen möge. Noch einmal, die Feste Israels basieren auf dem Niederschlagssystem Israels. Das Laubhüttenfest bezeichnete das Ende der Tauzeit und den Anfang der Regenzeit. Also fangen sie hier an um Regen zu beten. Der zweite Name für diesen siebten Tag lautet im Hebräischen Hoshana rabbah, was rette uns aus der Höhe bedeutet und dem Griechischen Hosannah entspricht. Also ist das Hebräische Hoshana das Griechische Hosannah. An diesem Tag marschierten sie sieben Mal um den Altar herum während sie einen Vers aus einem messianischen Psalm sangen, nämlich den Vers 25 aus dem Psalm 118: Ach, HERR, hilf! Ach, HERR, lass wohl gelingen!

Nun noch zu einigen anderen jüdischen Praktiken. Das Buch, das zu diesem Anlass während des Gottesdienstes in der Synagoge gelesen wurde, war das Buch des Predigers. Eine andere wichtige Sache ist, dass sie erst am siebten Tag damit anfingen, um den Beginn der Regenzeit zu beten. Es kam die Frage unter den Schülern der Rabbiner auf: Warum warten wir bis zum letzten Tag um für Regen zu beten? Wäre es nicht klüger, direkt am ersten Tag damit anzufangen? Und die Rabbiner gaben eine sehr plausible Antwort darauf: Angenommen wir beginnen am ersten Tag damit, um Regen zu beten und nehmen wir weiter an, Gott beantwortet dieses Gebet sofort am ersten Tag, was wäre die Folge? Vergesst nicht, wir müssen sieben Tage in diesen Hütten wohnen. Das Dach könnte das Wasser nicht zurückhalten und wir würden in den Hütten ganz schön nass werden. Darum warten wir bis zum siebten, dem letzten Tag, bis wir um Regen beten.

 

5. Messianische Erfüllung

Lasst uns nun zum fünften und letzten Bereich kommen, der messianischen Erfüllung. Ich möchte über drei Dinge sprechen mit denen wir uns dem Ende nähern. Zuerst möchte ich über zwei Fehler oder Fehldeutungen dieses Festes sprechen. Zweitens werden wir sehen, wie Jesus dieses Fest gefeiert hat und drittens, wie es tatsächlich erfüllt wird. Nun also zuerst zu den beiden Fehlanwendungen. Lasst uns dazu zu Matthäus 17 gehen, aber vorher möchte ich noch drei Dinge aus Kapitel 16 erwähnen. 1. Die Jünger wussten ganz genau, wer Jesus war. Als Jesus sie fragte, was sagt ihr, wer ich sei, lautete ihre Antwort, du bist der Messias, der Sohn Gottes. Also sie wussten ganz genau, dass Jesus der messianische König war. 2. Sie verstanden aber noch nicht den Plan des zweimaligen Kommens. In Kapitel 16 redet Jesus zum ersten Mal über seinen nahenden Tod. Aber die Jünger sagten, nein, dass könnte nie geschehen. Also wussten sie zwar, dass Jesus der Messias war, aber sie verstanden den Plan des zweimaligen Kommens nicht. 3. Jesus versprach ihnen, dass einige von ihnen nicht sterben würden, bis sie seine Herrlichkeit, die er im Königreich haben wird, gesehen hätten. Und seine Betonung liegt auf dem Schauen der Herrlichkeit, die er im Königreich haben wird. In Kapitel 17, Verse 1-8, wurde dieses Versprechen erfüllt. Diejenigen, die nicht sterben würden, bevor sie die Herrlichkeit Jesu gesehen hätten, sind die drei Apostel aus Vers 1. Und als Jesus verklärt wurde, sahen diese drei die Herrlichkeit, die er im Königreich haben wird. Zu diesem Zeitpunkt sahen sie auch Mose und Elia. Und so sagt Petrus in Vers 4: Lasst uns drei Hütten bauen, für Jesus, Mose und Elia. In vielen Predigten wird Petrus wegen dem was er sagte verurteilt. Und gewöhnlich ist der Grund ihrer Verurteilung der, dass er drei Hütten bauen wollte und nicht nur eine. So stelle er Mose und Elia auf eine Stufe mit Jesus. Also wird die Reaktion von Petrus als falsch angesehen. Lasst mich nun eine jüdische Sicht seiner Reaktion geben. Seine Reaktion ist auf der Basis dessen, was er bis dahin verstand, vollkommen richtig. Seine zeitliche Koordinierung ist falsch. Betrachten wir noch einmal den Zusammenhang. Er sah die Herrlichkeit, die der Messias im Königreich haben wird. Er verstand den Plan des zweimaligen Kommens noch nicht. Er wusste aus dem Alten Testament, dass das Laubhüttenfest durch das Aufrichten des Königreiches erfüllt wird. Als er also die Herrlichkeit des Königreiches sah, denkt er, dass Jesus nun sein Königreich aufrichten wird. Also in Übereinstimmung mit dem Alten Testament möchte er drei Hütten bauen. Seine Reaktion ist richtig, aber die zeitliche Einordnung ist falsch. Petrus wusste noch nicht, dass zuerst das Passah erfüllt werden musste, bevor das Laubhüttenfest seine Erfüllung finden konnte. Und das Passah würde durch Jesu Tod erfüllt werden.

Für den zweiten Irrtum wollen wir Matthäus 21 aufschlagen und die Verse 8-9 lesen: Aber die meisten aus der Menge breiteten ihre Kleider aus auf dem Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Und die Volksmenge, die vorausging, und die, welche nachfolgten, riefen und sprachen: Hosianna dem Sohn Davids! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Nun lasst uns noch Markus 11, 8-10 anschauen: Da breiteten viele ihre Kleider aus auf dem Weg, andere aber hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Und die vorausgingen und die nachfolgten, riefen und sprachen: »Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!« Gepriesen sei das Reich unseres Vaters David, das kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Dieses Ereignis wird “der triumphale Einzug” genannt. Und als die Menschen Jesus auf einem Esel nach Jerusalem einziehen sehen, ist dies für sie die Erfüllung der Prophezeiung aus Sacharja 9. Auch sie verstanden das Konzept des zweimaligen Kommens noch nicht. Also denken sie, er reitet nach Jerusalem ein, um das messianische Königreich aufzurichten, in Erfüllung des Laubhüttenfestes. Der Anlass hier ist das Passah, aber ihre Handlung bezieht sich auf das Laubhüttenfest. Sie rufen ihn als König Israels aus. Sie sagen, gepriesen sei das kommende Königreich und rufen Hosianna in der Höhe. Im Hebräischen wäre das Hoshana rabbah. Das sagt man zum Laubhüttenfest, nicht am Passah. Sie brechen auch Zweige von den Bäumen. Aber welche Art Zweige? Lasst uns zu Johannes 12 gehen, wo dieses Ereignis in den Versen 12 und 13 erwähnt wird: Am folgenden Tag, als viele Leute, die zum Fest erschienen waren, hörten, dass Jesus nach Jerusalem komme, da nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Die besonderen Zweige, die sie von den Bäumen brachen, waren Palmzweige, wieder etwas, das man während des Laubhüttenfestes tat und nicht am Passahfest. Sie begingen den gleichen Fehler wie Petrus. Sie glauben, dass das Königreich nun im Begriff steht aufgerichtet zu werden in Erfüllung des Laubhüttenfestes und so tun sie Dinge, die man zum Laubhüttenfest tut. Wie Petrus wissen sie nicht, dass zuerst das Passah erfüllt werden muss und das Passah muss durch seinen Tod erfüllt werden.

Als zweites wollen wir uns nun anschauen, wie Jesus dieses Fest gefeiert hat. Gehen wir dazu zu Johannes 7. Von Kapitel 7 bis Kapitel 10 lesen wir von seinen Beobachtungen des Festes und seinen Lehren. Wie wir schon erwähnten gab es in der Zeit des zweiten Tempels hauptsächlich zwei Zeremonien. Jesus sprach beide Zeremonien an. Zuerst gab es das Ausgießen des Wassers, welches, wie die Rabbiner sagte, ein Zeichen der Ausgießung des Geistes auf die Nation war. Und das hatte am siebten Tag seine besondere Bedeutung, dem wichtigsten Tag des Festes, der Tag, an dem man siebenmal um den Altar schritt, anstatt wie sonst nur einmal. Am siebten Tag betete man auch erst um Regen. Nun lesen wir also Johannes 7, 37-39: Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben; denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. In Vers 37 redet er vom letzten Tag, welches der siebte Tag ist, der wichtigste Tag. Und Jesus verbindet hier auch das Wasser mit dem Heiligen Geist. Aber er gibt eine persönliche Anwendung. Das Wasser stellt den Heiligen Geist dar, der in jedem einzelnen Gläubigen wohnen würde. In Vers 39 wird uns gesagt, dass dies warten müsse, bis Jesus in den Himmel zurückgekehrt wäre. Aber nachdem er in den Himmel zurückgekehrt ist, hat er den Heiligen Geist gesandt und nun wird jeder einzelne Gläubige vom Heiligen Geist bewohnt, entsprechend dem Wasser des Laubhüttenfestes.

Die zweite besondere Zeremonie war das Anzünden der Lichter, die laut den Rabbinern die sichtbare Herrlichkeit Gottes darstellten. Jesus nimmt auch darauf Bezug und zwar in Johannes 8, 12: Nun redete Jesus wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben.

Nun lasst uns am Ende noch die messianische Erfüllung anschauen. Dazu gehen wir nach Sacharja 14. Das Laubhüttenfest wird durch das messianische Königreich erfüllt. In den Kapiteln 12-13 redet er über die nationale Erlösung Israels in Erfüllung des Versöhnungstages. In Kapitel 14 spricht er zwei Dinge an. In den Versen 1-15 redet er über das zweite Kommen und in den Versen 16-21 dann über das messianische Königreich. Und das Thema des Laubhüttenfestes steht in den Versen 16-19: Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von all den Heidenvölkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, Jahr für Jahr heraufkommen werden, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Und es wird geschehen: Dasjenige von den Geschlechtern der Erde, das nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, den HERRN der Heerscharen anzubeten, über dieses wird kein Regen fallen. Und wenn das Geschlecht der Ägypter nicht heraufzieht und nicht kommt, dann wird er auch über sie nicht fallen. Das wird die Plage sein, mit welcher der HERR die Heidenvölker schlagen wird, die nicht heraufkommen wollen, um das Laubhüttenfest zu feiern. Das wird die Strafe für die Ägypter und die Strafe für alle Heidenvölker sein, die nicht hinaufziehen wollen, um das Laubhüttenfest zu feiern.

So wird also das messianische Königreich die Erfüllung des Laubhüttenfestes sein. Aus diesem Grund wird im Königreich jede Nation verpflichtet sein, dies Fest einzuhalten. Unter dem mosaischen Gesetz war es nur für die Juden vorgeschrieben. Unter dem Gesetz des Königreichs wird es für alle Nationen verpflichtend sein. Und jedes Jahr müssen alle Nationen eine Delegation nach Jerusalem senden und es wird bei Nichtbeachtung eine Strafe geben. Sie werden dann nämlich mit einer Dürre bestraft. Das Laubhüttenfest war ja ein Fest der Freude das auf die Trübsal des Versöhnungstages folgte. So wird auch das messianische Königreich eine Zeit der großen Freude sein, die auf das Leid der großen Trübsal folgen wird. Und die Rabbiner verbanden das Fest ja immer mit den Heiden. Die 70 Stiere stellten ja die 70 heidnischen Nationen dar und die Erfüllung dieses Festes steht auch tatsächlich mit den Heiden in Zusammenhang, denn die Heiden werden verpflichtet sein, dieses Fest zu beobachten. Das sind also die sieben Feste Israels und ihre Erfüllung.

Ich will noch einmal eine kurze Zusammenfassung geben. Es gibt zwei Festzyklen. Der erste beinhaltet die ersten vier, die dich aufeinander folgen, innerhalb von etwas 50 Tagen, und diese wurden durch das erste Kommen erfüllt. Das Passah durch seinen Tod, die ungesäuerten Brote durch die Hingabe seines sündlosen Blutes, die Erstlinge durch seine Auferstehung und das Wochenfest durch die Geburt der Gemeinde. Dann gibt es eine viermonatige Unterbrechung, die nun durch das Gemeindezeitalter erfüllt wird. Darauf folgt der zweite Zyklus mit den letzten drei Festen und auch diese folgen dicht aufeinander, innerhalb von 15 Tagen, und werden durch das zweite Kommen ihre Erfüllung finden. Das Posaunenfest durch die Entrückung der Gemeinde, der Versöhnungstag durch die große Drangsal und Israels letztendliche Errettung und schließlich das Laubhüttenfest durch das Königreich.