Arthur
Ernest Wilder-Smith
Abschrift
eines Vortrages mit einer Einleitung und einem Epilog des Veranstalters
Wissenschaft und Glaube, veranstaltet vom IVCG, der internationalen Vereinigung
christlicher Geschäftsleute, gemeinsam mit dem EJH, Evangelium in jedes Haus.
Hören Sie einen Vortrag von Herrn Universitätsprofessor Doktor Wilder-Smith,
den er am 21. April in Salzburg über das Thema „Der Stress und seine
Überwindung“ gehalten hat.
Guten
Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde, das Thema heute
Abend ist „Neue Entdeckungen über Stress“. Und damit Sie wissen, über was ich
gesprochen habe, wenn wir fertig sind, rahme ich das mit einem kurzen Wort ein,
und das Wort ist: „Alles hat Gott gar schön gemacht zu seiner Zeit.“
Nun,
es gibt manches und darunter den Stress, das heute nicht schön ist. Krebs ist
nicht schön. Krankheiten und Unfälle sind nicht schön. Aber es heißt hier, dass
zu seiner Zeit, als es erschaffen wurde, es schön war. Ich glaube an das Paradies
Gottes am Anfang und ich glaube an das Paradies Gottes am Ende. Also, alles hat
er gar schön gemacht zu seiner Zeit, und jetzt kommt etwas, was zu diesem
Schönen dazu gehört. Auch die Ewigkeit hat er den Menschen ins Herz gegeben.
Die Ewigkeit hat er uns ins Herz gegeben. Der Mensch kommt nicht aus, ohne
einen Sinn für die Ewigkeit zu haben. Das wäre die Umrahmung für heute Abend.
Wer,
nachdem er das gehört hat, was ich gesagt habe, ein Buch haben möchte über
dieses Gebiet für Freunde, die nicht kommen konnten… Sie können das haben mit
dem Buch, das dort auf dem Büchertisch liegt. „Der Mensch im Stress“, und das
bringt auch viel mehr über das, was ich zu sagen habe. Wer Arzt ist oder
Biologe ist oder Dozent an der Universität ist… Da gibt es ein zweites Buch,
das ich nicht empfehlen möchte für Leute, die an Kopfweh oder so etwas in der
Art leiden, und das heißt „Die Ursache und Behandlung der Drogenepidemie“. Es
hängt mit diesem Thema zusammen und beleuchtet es auch von der
wissenschaftlichen Seite her. Das vorneweg, denn am Ende vergesse ich es immer.
Ich bin einfach vergesslich. Dann habe ich das vorneweg gesagt.
Nun,
das Erste, was wir uns fragen müssen, wenn wir sauber und wissenschaftlich
vorgehen wollen, ist: Was ist Stress? Also, wenn Sie nachschauen in Dolan’s Medical Dictionary, das ist eines der guten Wörterbücher in
englischer Sprache. Dolan sagt zu dem Wort „Stress“
einfach „pressure“ und „pressure“
heißt „Druck“. Und so möchte ich heute Abend das Thema „Stress und seine
Überwindung“ durchnehmen. Sie können statt „Stress“ auch „Druck“ sagen, wenn
Ihnen das Wort „Stress“ nicht gefällt. Also, Beklemmung, nicht wahr? Druck von
innen und von außen.
Nun,
Stress kann körperlich sein. Wenn Sie Ihren Garten umstechen, den Garten
umgraben, und schwitzen, das ist ein Stress. Ich hoffe, dass Sie es alle tun.
Es ist sehr, sehr gesund. Besonders, wenn Sie gut leben, Butter essen und Milch
und Ovomaltine
trinken und all diese Dinge tun, und da müssen Sie arbeiten, um das zu
verdienen, sonst verschlacken Sie sich, nicht wahr, und das ist nicht gut, wenn
Sie zu dick werden. Auch nicht für mich, nicht wahr? Das ist bei mir nicht
anders. Ich predige nicht, wenn ich mir selber nicht auch predige. Nun,
Bergsteigen, Ski fahren, Olympiaden, Sport, Arbeit, schwere Arbeit, körperliche
Arbeit. Das ist alles stressig und das ist eine Art von Stress.
Die
andere Art von körperlichem Stress ist der Stress, der von einer Krankheit
kommt. Wenn Sie zuckerkrank sind, Diabetes haben… Diabetes stresst den Körper
sehr, und da müssen Sie aufpassen. Sie sind weniger widerstandsfähig,
leistungsfähig, widerstandsfähig, und da müssen Sie sehr vorsichtig damit sein,
wie Sie Ihren Stress einteilen, wenn Sie Diabetes haben. Oder wenn Sie eine
Grippe gehabt haben. Sie wissen, wie schlapp Sie sind, nachdem Sie eine Grippe
gehabt haben. Das stresst den Körper auch. Oder wenn Sie eine Operation gehabt
haben. Da gibt es einen chirurgischen Stress. Und das ist alles körperlich und
da muss man die nötigen Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn man einem solchen Stress
ausgesetzt worden ist.
Aber
die dritte Art von Stress, und über die will ich reden, ist psychischer Stress.
Stress in der Seele. Frustrierung von der Sinnlosigkeit, wie man meint, des
Lebens. Warum wurde das Kind überfahren? Warum haben wir den schrecklichen
Unfall gehabt, wobei soundso viele verletzt worden sind? Oder einer getötet
worden ist? Es ist eine Art von Stress, die schwer zu beschreiben ist, aber die
sehr aktuell ist.
Zum
Beispiel, nehmen wir den kleinen Johannes, der gerade von der Schule nach Hause
kommt. Und er geht, nimmt seine Schulaufgaben mit sich in eine Ecke, setzt sich
schön still hin, und fängt mit seinen Rechenaufgaben an. Und man hört immer
weniger von ihm, bis sich die Mutter umblickt, und da laufen die Tränen über
seine Backen. Und er sitzt da, vollkommen frustriert, und schmeißt das Buch in
die Ecke und sagt: „Ich kann es nicht. Es ist alles sinnlos.“ Er ist
frustriert. Er ist gestresst, weil er sich in den an ihn gestellten Aufgaben,
in den Daten des Mathematikbuches, nicht finden kann.
Und
der menschliche Kopf, der Computer hier oben, ist gebaut, um einen Sinn zu
extrahieren von der Umwelt. Entschuldigen Sie, dass ich jetzt wissenschaftlich
rede. Wenn die Umwelt für uns sinnlos ist, leiden wir darunter und werden
verrückt. Denn wenn eine Sache sinnlos ist, werden wir frustriert. Wir können
Schmerzen aushalten, wenn sie sinnvoll sind.
Zum
Beispiel: Ich gehe zum Zahnarzt und habe einen Abszess unter dem Zahn. Und ich
muss heute Abend von verschiedenen Abszessen reden, passen Sie nur auf! Wenn
Sie einen Abszess unter einem Backenzahn haben, und der Zahnarzt Sie auf seinen
Stuhl setzt und er bohrt und er bohrt, bis alle Ihre Knochen und die Gebeine in
Ihrem Körper samt den Rippen erschüttert werden, nicht wahr? Das Bohren bewirkt
das. Nun, weil Sie eben Schmerzen haben, und Sie wissen, wenn er durchbohrt, zu
dem Eiter, dann spritzt der Eiter heraus und da spüren Sie eine Entlastung. Und
solche Schmerzen können Sie ertragen, nicht wahr? Sie werden Grimassen machen,
wenn es sehr weh tut, aber Sie werden sich durchbeißen, weil es einen Sinn hat,
nicht wahr? Stimmt es oder stimmt es nicht?
Aber
wenn der Zahnarzt kommt und sagt: „Ich habe gerade eine neue Maschine“ … Ich
hoffe, dass heute Abend keine Zahnärzte hier sind. Ich bin also sehr
vorsichtig. Wenn heute Abend kein Zahnarzt hier ist, bin ich dankbar. Aber wenn
er sagt: „Ich habe eine neue Maschine, eine hochtourige Maschine, bekommen, und
ich möchte mal ausprobieren, ob das Ding gut bohrt.“, und er bohrt überall in
Ihrem Mund herum…Das können Sie keine fünf Minuten aushalten, weil es sinnlos
ist. Die Schmerzen mögen die gleichen sein, aber Schmerzen und Leid, wenn sie
einen Sinn haben, sind zu ertragen. Aber wenn sie sinnlos sind, werden Sie
gestresst bis Sie verrückt werden.
Sehen
Sie, es ist sehr schwierig, das Ausmaß des Leides und des Stresses zu messen,
denn es wird immer abgesetzt und immer ausgelotet gegen den Sinn dahinter. Und
wenn ein Sinn dahinter erkennbar ist, dann geht es, und wenn kein Sinn dahinter
erkennbar ist, dann geht es nicht. Und weil so viele Leute keinen Sinn finden
im Leben, sind sie derart gestresst, dass sie ständig frustriert sind. Kennen
Sie solche Leute, die ständig gereizt sind, weil alles so blöd ist? Verstehen
Sie mich? So ist das mit dem Stress. Also, ein direktes Maß wie den Liter oder
das Gramm kann ich Ihnen für den Stress nicht nennen. Es ist relativ, je nach
dem Sinn.
Nun,
was wollen wir denn über diesen Stress sagen? Wir sind eigentlich… Jetzt passen
Sie auf, liebe Dame und lieber Herr. Wir sind gebaut für Stress. Wir sind
direkt dafür gebaut. Wir haben ein hormonales System für Stress. Wenn ich
gestresst werde, funktioniert meine Nebenniere und liefert Adrenalin ins Blut,
und das Adrenalin sorgt dafür, dass mein Herz klopft und schneller arbeitet,
dass der Blutdruck sich erhöht, dass sich die Gefäße verengen, und da habe ich
mehr Blut zur Verfügung in diesem Alarmzustand des Stresses, um mit dem Stress
fertig zu werden. Zur gleichen Zeit stelle ich meine Verdauung ein, denn das
ist ein unnötiger Stress für meinen Körper, wenn es darum geht, mich zu
alarmieren, dass ich aus dem Stress herauskomme. Da kann ich mich nicht auch
noch um die Verdauung kümmern.
Und
deshalb haben viele Leute, wenn sie gestresst werden,
Verdauungsschwierigkeiten. Denn das Essen, die Wiener Schnitzel und die
Erdbeeren und die Sahne, die verfaulen im Magen, wenn man gestresst wird, und
es entwickelt sich Gas und man fühlt sich elend, weil die Verdauung kaputt
gegangen ist. Die Verdauung wird unter Stress eingestellt und alle anderen
Körperfunktionen werden auch eingestellt, um mit dem Stress fertig zu werden.
So kann es sein, dass wenn man gestresst wird, ständig gestresst wird, Sie
derartige Verdauungsschwierigkeiten bekommen, dass Sie davon Magengeschwüre
bekommen. Magengeschwüre kommen direkt daher. Die sind daran gekoppelt als
Folge von Stress.
Wir
sind gebaut für Stress, aber wir sind nicht gebaut… Passen Sie bitte hier auf!
Sie sind nicht gebaut für dauernden Stress, für anhaltenden Stress. Sie sind
gebaut für Stress, und dann sind Sie auch gebaut für die Phase nach dem Stress,
um sich zu entspannen, sich zu entlasten. Und wenn Sie sich entspannen, öffnen
sich die Gefäße, das Blut kommt in das Gewebe, so dass das Gewebe keinen
Schaden nimmt, weil es durch Ischämie zu wenig Blut bekommt. Und es gibt
Hormone im Körper, die eben dem Stresshormon entgegen wirken und die Gefäße
öffnen.
Wenn
Sie ständig zu wenig Blut in den Gefäßen und im Gewebe haben, ist das sehr
gefährlich, unter ständiger Ischämie, Blutarmut, zu leiden. Deshalb sind wir
dazu gebaut, unter Stress blass zu werden. Sehr gut, eine Zeit lang. Aber dann
müssen Sie erröten, wenn der Stress vorbei ist und das Blut wieder zurück kommt. Ich habe immer gesagt, als ich ein junger Mann
war, dass das ein Teil des hormonalen Systems des Körpers ist, dass man erröten
kann und dass man auch blass werden kann. Nun, ich habe auch noch dazu gesagt,
dass ich nie ein Mädchen heiraten würde, die das nicht bewirken könnte. Denn
ihr hormonales System ist eben kaputt, wenn sie das nicht tun kann. Vielleicht
ist sie auch schamlos, wenn sie es nicht tun kann, nicht wahr, aber ich hatte
dann den wissenschaftlichen Grund zuerst angegeben, damit Sie mir nicht böse
sind.
Nun, wissen Sie, die meisten Leute, die
heutzutage zum Arzt laufen, leiden an Stresskrankheiten. Die sind in ihrer
Psyche gestresst. Über 60 Prozent derer, die in Amerika beim Arzt landen, haben
Schwierigkeiten auf diesem Gebiet. Und das ist merkwürdig, denn in dem heutigen
Leben ist von der Wohlstandsgesellschaft alles getan worden, um unseren Stress
zu vermindern. Gucken Sie mal: Wenn ich zum Bahnhof gehe oder zur
Untergrundbahn in London… Ich muss nicht einmal die Treppe hinunterlaufen.
Nicht einmal die Treppe hinauf laufen. Alles funktioniert mit einer Rolltreppe.
Wenn ich in Bern bin, fällt es mir nicht ein, die Treppe hinaufzulaufen. Ich
steige in den Lift und fahre da hoch mit dem Aufzug, nicht wahr?
Es
fällt mir nicht ein, von hier aus nach Einigen zu laufen, oder von Einigen, wo
ich wohne, hierher zu laufen. Ich habe ein Auto, nicht wahr? Man fährt schnell
hin und der Stress des Wanderlebens ist weg. Nehmen Sie zum Beispiel die Küche.
Früher haben wir alle abgewaschen, nicht wahr, und am Spülstein mitgeholfen.
Jetzt hat die Frau, also wir noch nicht, aber die meisten Menschen haben eine
Spülmaschine, nicht wahr, und da packen Sie alles rein, machen sie an, und da
geht es Schlag auf Schlag, zwei Stunden, und der Abwasch ist fertig.
Nun,
wenn ich mit meinen Kollegen in Amerika reden will… Früher musste man dorthin
gehen. Nun, das ist ein Stress, dorthin zu gehen. Heute nimmt man das Telefon,
das Radiotelefon, und telefoniert. Die telefonieren ständig von Südafrika aus
mit mir, nicht wahr? Wir gehen nicht hin, sie telefonieren mit uns, und das
entlastet uns. Wir haben Autos, Waschmaschinen, Spülmaschinen, Rolltreppen,
betreute Ferien, Fernsehen. Alles, was man sich nur wünscht. Aber wissen Sie,
das Netto-Ergebnis von alldem ist sehr wenig Entlastung im heutigen Zeitalter.
Wir
haben kalkuliert, dass jeder Mensch in Europa ungefähr das Äquivalente hat von
siebzig leibeigenen Sklaven. Ich betone: Von siebzig leibeigenen Sklaven. Und
die machen für uns die Arbeit, die früher Menschen gemacht haben. Wir gehen zu
den Maschinen, stecken Geld rein und dann kommt das automatisch raus, nicht
wahr? Früher hat uns ein Mensch bedient, heute ist das nicht mehr der Fall. Das
sind alles automatische Maschinen.
Nun,
diese siebzig Sklaven, die wir in den heutigen Fazilitäten
der Wohlstandsgesellschaft haben… Die Schwierigkeit ist, dass sie in der
heutigen sozialistischen Welt keine Sklaven mehr sind. Sie müssen nämlich teuer
bezahlt werden. Und Rolltreppen und Aufzüge und Waschmaschinen und
Spülmaschinen und Telefone und Fernsehgeräte und alles, was es da sonst noch so
gibt, kosten viel, viel Geld. Nun, was haben wir getan? Wir haben gesagt: „Also
gut. Wir verdienen dieses Geld und bezahlen die siebzig Maschinen, die wir
haben, die siebzig Sklaven, mit dem Geld, das wir verdienen.
Aber was wir zur gleichen Zeit getan haben mit
der Weisheit, die die heutigen Menschen haben... Früher hat man neunzig Stunden
Arbeit die Woche gehabt, um zwanzig Sklaven, das Äquivalente von zwanzig
Sklaven, früher hatte man weniger als heute, nicht wahr, zu bezahlen. Und wir
hatten neunzig Stunden die Woche, um das ganz gemütlich zu tun. Heute haben wir
es auf vierzig Stunden reduziert und müssen siebzig Sklaven bezahlen. Und das
Ergebnis ist: Wenn man ins Geschäft geht, hat man vor lauter Hetze keine Zeit,
um diese Sklaven zu bezahlen.
Die
Rechnungen werden immer höher. Das Telefon wird immer teurer, das Radio wird
immer teurer, Fernsehen wird immer teurer, Spülmaschinen werden immer teurer,
Waschmaschinen werden immer teurer. Und wir haben immer weniger Zeit, um das
alles zu bezahlen. Das Letzte ist, dass wir derart verkrampft sind, dass wir
nicht mehr wissen, was wir tun sollen, und da laufen wir zum Arzt und holen uns
ein Beruhigungsmittel, weil wir mit all diesem Stress nicht fertig werden. So
gescheit sind wir.
Nun,
liebe Freunde, das Ergebnis ist, dass wir alle unter einem ganz schrecklichen
Stress stehen. Und dieser Stress in der
Seele... Was soll man da machen? Wenn meine Niere zu viel Stress hat,
wollen wir sagen, ich habe eine massive Infektion bekommen oder Krebs. Und man
gibt mir die Mittel, um die Bakterien oder die Krebszellen abzutöten. Diese
Krebszellen, die dann abgetötet werden, die toten Überreste der Krebszellen
müssen ausgeschieden werden, und die kommen massiv in die Blutbahn hinein,
kommen zu meiner Niere und meine gestresste Niere wird nicht damit fertig. Sie
wird überlastet und versagt. Viele Krebspatienten, die solche massiven
Überreste von Krebszellen haben und mit der heutigen Therapie behandelt werden,
sterben an Versagen, an Stress in der Niere.
Nun,
was sagt der Arzt? „Also gut, wenn die Niere überlastet ist, dann müssen wir
die Niere genau untersuchen, um diese Überlastung zu behandeln.“ Das macht er
auch. Aber es ist sehr leicht, das zu tun. Wir bekommen Nieren überall, nicht
wahr, im Spital, und wir können sie betrachten. Wollen wir sagen, dass die
Leber kaputt geht. Man geht in die Türkei, und da ist man in einem offenen
Restaurant, wenn man so leichtsinnig ist, wie ich es war, und da bekommt man
eine massive Hepatitis. Und da schwillt die Leber so an, nicht wahr, man
bekommt Nastitis noch dazu, und der Arzt sagt: „Ja,
bitte schön. Ihre Leber versagt.“ Er weiß, was er zu tun hat, weil er die Leber
unter das Mikroskop legen kann, um zu untersuchen, was der Stress angerichtet
hat und das dann bekämpfen kann.
Aber
hören Sie mal: Wenn meine Psyche gestresst ist, kann man leider die Psyche
nicht rausnehmen und unter ein Mikroskop legen, um zu gucken, wie man die
Psyche behandelt. Jung und Freud haben viel über die Psyche geredet und
geschrieben, aber was davon Hand und Fuß hat, ist weder meine noch Ihre Sache,
denn niemand hat je eine Psyche gesehen. Wie kann man dann die Psyche
behandeln, wenn wir sie nicht kennen? Die Antwort ist, passen Sie auf,
besonders die Ärzte hier… Die Antwort ist: Wir wissen nicht direkt, was wir tun
können, aber wir tun etwas Indirektes.
Denn,
hören Sie zu! Die Psyche, die Seele… Ich wage es nicht, heute Abend „Seele“ zu
sagen, sonst denkt man, dass man nicht ganz richtig im Kopf ist, nicht wahr?
Aber man nennt es „Psyche“, oder wir in der Wissenschaft nennen es „Psychoraum“.
Das ist wissenschaftlich, aber es bedeutet „Seele“, nicht wahr? Der Psychoraum,
die Psyche, ist durch die Wohlstandsgesellschaft kolossal überlastet. Sehen
Sie: Ich reagiere auf meine Umwelt ungefähr tausendmal mehr am Tag als mein
Großvater. Mein Großvater, Sie können daran erkennen, wie alt ich bin, hatte
kein Telefon. Er hatte kein Radio, hatte keine Spülmaschine, und er hat all
diese Sklaven nicht gehabt. Aber er führte… Er wurde über neunzig Jahre alt,
wie die meisten Verwandten von mir, und er führte ein relativ ruhiges Leben.
Nun,
wir dagegen heute: Das Telefon klingelt alle fünf Minuten. Dann gibt es
Nachrichten im Radio, die man unbedingt hören muss. Wetterbericht für morgen,
ob man verreisen kann. Und das Ergebnis ist, dass man viel mehr sieht. Die
Zeitschriften, das Fernsehen. Man hört viel mehr durch das Radio, das Telefon.
Man reist viel mehr. Man erlebt viel mehr. Man hört mehr fremde Sprachen als
das früher der Fall war. Und das Ergebnis ist, dass die Umwelt mehr auf mich
einwirkt, auf meine Psyche, als früher.
Nun,
was tut der Arzt, wenn die Psyche überlastet ist? Es gibt fünf Verbindungswege
zwischen der Umwelt und meinem Psychoraum, meiner Seele. Und ich will Ihnen
zeigen, wie diese Verbindungswege aussehen. Sie müssen mich entschuldigen, ich
bin kein Picasso. Aber ich habe mein Bestes gegeben in den Minuten, die mir zur
Verfügung stehen. Nun, sehen Sie: Was hier aufgezeichnet ist, ist Georg, und
Georg hat hier die zwei Hemisphären, in denen seine Psyche hantiert, in denen
die Psyche arbeitet. Mehr möchte ich nicht darüber sagen, sonst kommen wir in
tiefes Wasser und das möchte ich nicht.
Nun,
diese Psyche, die überlastet ist, wird überlastet von den fünf Sinnen oder Sie
können neun sagen, je nachdem wie Sie das einteilen. Von den fünf oder von den
neun Sinnen, die eben die Psyche mit der Umwelt verbinden. Zum Beispiel: Das
Auge, mein Auge, sieht ungefähr vierhundert Leute in diesem Saal. Und das
geschieht dadurch, dass an meiner Netzhaut Millionen von Zäpfchen und Stäbchen
sind. Zellen, die lichtempfindlich sind. Wenn ein Photon von den Lampen da auf
Ihre Stirn fällt, wird dieses Photon mir gegenüber abgestoßen, fällt auf diese
Zäpfchen und Stäbchen und erzeugt eine Reaktion.
Und
diese Reaktion schickt durch den optischen Nerv einen Impuls hier hinauf. Eine
Botschaft in elektronischer Form. Und diese Botschaft ist rein elektronisch.
Nicht ein Photon, sondern ein Elektron. Und wenn dann dieses Elektron da hinauf
geschickt wird zu dem, was wir Dechiffrierungszentrum nennen, wird der Impuls in
eine Form übersetzt, die das Gehirn, die zwei Hemisphären des Computers hier
oben, verstehen kann.
Darf
ich es so sagen? Wenn Sie Fußball angucken, im Fernsehen, sehen Sie wirklich
die Fußballer oder sehen Sie eine Illusion von den Fußballern? Sie sehen eine
Illusion, nicht wahr? Nun, es geschieht bei Ihnen nicht das, was bei unseren
lieben Türken passiert, nicht wahr? Ich habe einmal gesehen, wie sie sich sehr,
sehr geärgert haben über ein Fußballspiel. Gerade um ihre Wut herauszulassen
zog einer seinen Schuh aus und warf ihn auf die Mattscheibe, nicht wahr, in der
Hoffnung, dass man dem Mann weh tut. Nun, man tut einer Illusion nicht weh.
Nun,
was ich Ihnen sagen will, ist dieses: Dass das Auge die Photonen empfängt, die
von Ihrer Stirn, von Ihren Kleidern, kommen, erzeugt ein elektronisches Bild in
meinem Auge. Und das elektronische Bild wird da hinauf geleitet und hier
übersetzt. Hier wird es dechiffriert. Das ist sehr wichtig, was ich sage, denn
nachher werden Sie mich nicht verstehen, wenn Sie mich jetzt nicht verstehen.
Und dann leuchtet das auf, auf einer Art von Mattscheibe. Nun, niemand hat
diese Mattscheibe je gesehen, aber das elektronische Bild von Ihnen leuchtet
auf, auf irgendeine Weise, in meinen Hemisphären, und ich sehe eine
elektronische Illusion von Ihnen.
Genau
wie beim Fernsehen. Es ist genau das gleiche System. Nur arbeitet dieses System
chemisch, mit einer chemischen Leitung, und beim Fernsehen arbeitet es mit
Lichtgeschwindigkeit. Bei uns arbeitet es viel langsamer, aber das ist Nebensache.
Die Hauptarbeit hier geschieht bei der Chiffrierung von dem Bild auf der
Netzhaut. Und dann erfolgt die Dechiffrierung hier im Hirn, und da kann ich die
Illusion von Ihnen sehen. Das geschieht, und dies ist die Hauptarbeit, die dort
geschieht. In der Dechiffrierung, das ist dort, wo die Arbeit geschieht. Ein
Computer hat immer Mühe mit der Übersetzung und hier ist die Übersetzung von
den Bildern, die auf der Netzhaut empfangen werden.
Nun,
ich weiß, dass das ein bisschen mühsam ist, aber seien Sie mutig, machen wir
weiter und dann werden Sie sehen, warum ich das mache. Das ist alles von
maßgeblicher Bedeutung. Nun, wollen wir sagen, also, dass ich jetzt ein Stück
von Mozart höre. Nun, die Wellen von der Luft, die dringen in mein Ohr ein und
sie drücken durch das Trommelfell auf besondere Zellen in meinem Ohr, die
druckempfindlich sind. Und diese Stellen, wenn sie druckempfindlich sind,
melden dann diese Wellen und verwandeln sie in elektronische Impulse, und die
gehen auch hinauf zu diesem Dechiffrierungszentrum, und dann übersetzen sie das
auf einer Art von Mattscheibe und ich „sehe“ mit meinem Hirn den Laut, den ich
höre. Von dem, was ich höre, findet eine elektronische Illusion in meinem Hirn
statt.
Nun
passen Sie auf! Wollen wir sagen, dass Sie mir sehr böse sind, und es kommt
dazu, dass einer so böse auf mich ist, dass er mir auch eine aufs Auge
verpasst, nicht wahr, mit der Faust. Ein saftiger Schlag. Nun, wenn seine Faust
in meinem Auge ist, kann ich nichts sehen. Ich meine, wollen wir sagen, er hat
mich richtig saftig getroffen, so dass ich ein schwarzes Auge bekomme. Wenn
seine Faust in meinem Auge ist, kann ich das Licht direkt sehen oder nicht? Die
Antwort ist „Nein“, denn die Faust ist da, nicht wahr, und die Faust ist nicht
transparent, nicht durchsichtig. Aber sehe ich Licht oder nicht, wenn er das
tut? Ich meine, ich sehe Funken, nicht wahr, oder Sterne, oder wie Sie das
nennen. Stimmt es oder nicht? Klar. Haben Sie das nie erlebt? Sind Sie nie
hingefallen und hatten die Augen geschlossen, und gerade wie der Kopf
aufschlug, sahen Sie alle Sterne des breiten Himmels, nicht wahr? Wissen Sie
noch, wie das geschehen ist?
Nun,
waren solche Sterne wirklich da oder nicht? Die Antwort ist „Nein“. Was ist
geschehen? Passen Sie auf. Es ist wichtig, was ich sage, sonst werden Sie den
Stress nie verstehen. Das Schlimme ist, dass man in der Schule auf diese Dinge
nicht richtig eingeht, und wir brauchen es fürs Leben.
Nun,
wenn die Faust in meinem Auge ist, kommt kein Licht rein, aber den Druck seiner
Faust empfinden meine Stäbchen und Zäpfchen sehr deutlich, und wenn man sie
durch Druck stimuliert, reagieren sie genauso wie wenn man sie durch Licht
stimuliert. Und der Druck verwandelt sich und wird als Licht gemeldet. Und
seine Faust meldet sich in meinem Hirn nicht als Druck, sondern vorerst… Der
Druck kommt später mit dem schwarzen Auge, nicht wahr, aber vorerst sind es die
Funken und die Sterne, so dass man dieses Televisionssystem fuchsen kann.
Nun,
man kann das Ohr genauso fuchsen. Wenn ich oder Sie viel Alkohol trinken
würden… Wenn Sie in dem „blauen“ Zustand sind… Wissen Sie, wenn man zu viel
davon getrunken hat, und über einen längeren Zeitraum davon getrunken hat,
bekommt ein Mensch Delirium Tremenz, und in diesem
Delirium Tremenz empfindet er… Er hört Musik, die
nicht da ist. Er hat eine Halluzination von einem Laut, der nicht da ist, von
Musik. Das kommt davon, dass der Alkohol diese Zellen stimuliert. Und wenn man
sie irgendwie stimuliert, durch Druck oder durch Alkohol, melden sie Musik,
melden sie einen Ton. Und so fuchst man das ganze System.
Nun,
es gibt noch etwas, was ich Ihnen sagen muss, aber passen Sie auf! Wenn ein
Mensch Epilepsie hat, weiß er oft vor dem epileptischen Anfall, dass er einen
Anfall bekommt. Und wissen Sie, woher er das weiß? Er bekommt eine Aura, er
riecht etwas, oft ist es ein merkwürdiger Duft, den er riecht. Und in
Wirklichkeit ist kein Duft vorhanden. Es ist nichts da, was die Nase
feststellen kann, nur er riecht das. Das kommt davon, dass das Hirn direkt vor
dem Anfall so aktiv ist, dass die Impulse die Zellen in der Nase stimulieren,
und er riecht etwas, was nicht da ist. So halluziniert er mit so einer Art von
Duft.
Dann
wollen wir das Letzte durchnehmen, denn das ist sehr wichtig: Die Zunge. Auf
der Zunge befinden sich unter anderem vier Arten von Zellen. Die einen
schmecken das Salzige. Die anderen schmecken das Süße. Die dritten schmecken
das Bittere. Und einige spüren und schmecken auch den Druck und die Kälte und
die Wärme und das, was sauer ist. Also, es sind hier verschiedene Zellen, die
auf diese Dinge reagieren. Und wenn man die Zunge rausstreckt, was ich nicht
tue, sonst wird morgen in der Zeitung stehen, dass ich vor der verehrten
Zuhörerschaft in Salzburg meine Zunge rausgestreckt hätte und das geht nicht.
Aber
stellen Sie sich vor den Spiegel, und wenn Sie auf Ihre Zunge gucken, finden
Sie kleine Erhöhungen, die man Geschmacksknospen nennt. Und die einen reagieren
auf das Süße, die anderen auf das Saure, die dritten auf das Salzige, und die
letzten auf das Bittere. Und wenn Sie eine nehmen, die auf das Saure reagiert,
und Sie eine heiße Nadel drauflegen, reagiert sie nicht auf das Heiße, sondern
sie meldet etwas Salziges. Wenn Sie eine für das Süße nehmen, und Sie eine ganz
starke Menge von Chinin dran tun, was sehr bitter ist, meldet sie etwas „
Süßes.
Also
irgendwie, wenn man sie stimuliert, meldet sie das, wozu sie durch die Anatomie
des Körpers und durch die Neurologie des Körpers bestimmt ist. Also, es ist ein
sehr kompliziertes System, das genauso funktioniert wie ein Fernsehgerät, aber
jetzt passen Sie auf! Die Hauptarbeit, die von diesen fünf Sinnen kommt,
geschieht in der Entzifferung, in der Decodierung, in diesem Zentrum und dem
Hirn. Das ist der Bereich, in dem dieser Engpass vor sich geht.
Der
fünfte Sinn nennt sich Propriozeption, die
Selbstwahrnehmung. Und mit diesem Sinn stehe oder falle ich. Nun, der aufrechte
Gang eines Menschen ist sehr unwahrscheinlich, wenn ich krank werde oder wenn
ich sterbe. Ich falle sofort um, denn ich höre damit auf, die Impulse von
meinen Beinen, von all meinen Muskeln, durch dieses Zentrum hier zu
koordinieren. Wenn ich nicht koordiniert werde, falle ich sofort um, denn mein
Stand, der aufrechte Gang, ist sehr unwahrscheinlich. Man braucht ständig den
Computer, damit man überhaupt stehen kann. Also, diese Propriozeption
schickt in jeder Minute Millionen von Impulsen hinauf ins Gehirn, damit ich
überhaupt stehen kann.
Und
da sehen Sie, dass das der Bereich ist, in dem die Hauptarbeit geschieht. Die
Decodierung, das Verständlich machen von all diesen Millionen von Impulsen
geschieht in der Psyche, in dem Sitz der Psyche, in dem Raum, in dem
Psychoraum, in den beiden Hemisphären des Gehirns. Nun, machen Sie da jetzt
einen Strich drunter, und machen Sie einen Schritt der Logik mit mir.
Weil
diese Überlastung, dieser Stress, sich dort konzentriert, stehen alle fünf
Sinne untereinander im Wettbewerb. Das Auge kämpft gegen das Ohr um einen Platz
in dieser Telefonzentrale. Der Geschmack kämpft gegen den Geruch um einen Platz
in dieser Telefonzentrale. Und alle versuchen, ein bisschen Platz an diesem
Engpass da oben zu bekommen.
Nun,
das kann ich Ihnen sehr schnell beweisen. Nun, hören Sie zu, wie man das
beweist. Ich gehe jetzt wiederum zu meinem Freund, dem Zahnarzt, aber hoffentlich
ist er mir nicht böse. Und ich bin gerade nach Amerika gekommen, und auf dem
Schiff, es war ein französischen Schiff, habe ich auf Sand im Salat gebissen.
Und ich beiße sehr stark wie John Boole. Sie wissen alle, wer John Boole ist,
nicht wahr? Der Erzengländer, der hat immer ein großes Kinn und er beißt wie
eine Bulldogge. Nun, ich beiße wie eine Bulldogge und habe dabei den Zahn, weil
es Sand war, zertrümmert. Also gespalten von oben bis unten, ein Backenzahn.
Und wir waren vier Tage draußen auf dem Atlantik und da war meine Backe so
dick, nicht wahr, wegen der Infektion.
Ich
komme in New York an, ich sage: „Herr Doktor, Sie sehen, ich habe den Zahn
gespalten, und es ist vier Tage her.“ Nun, er geht hin und rüttelt daran, eine
halbe Stunde, und er sagt zu mir: „Sie haben den Zahn gespalten.“ Ich sage: „Ja,
Herr Doktor, das ist mir ganz klar. Ja, ich habe es gefühlt. Was soll ich
machen?“ Er sagt: „Ja, Sie… Ich bin hier nur für die Konservierung der Zähne
zuständig, Ich ziehe keine Zähne.“ - „Also, bitte schön, dann schicken Sie mich
zu jemandem, der den Zahn zieht.“ Und er sagt so: „Ja, zuerst müssen Sie ein
Bild machen, ein Röntgenbild.“ Und ich sage: „Sagen Sie mir bitte, wo ich ein
Röntgenbild machen lassen kann.“
Er
schickt mich runter zu seinem Kollegen, und ich gehe zu ihm und er sagt: „Ja,
Sie. Das ist sehr geschwollen.“ Und ich sage: „Ja, es ist sehr geschwollen.
Würden Sie mir ein Röntgenbild davon machen, damit wir etwas dagegen
unternehmen können?“ - „ Nein, sagt er, „das kann ich nicht. Alle Zähne müssen
fotografiert werden.“ - „Das ist nicht nötig. Es geht nur um den einen.“ - „Nein“,
sagt er, „alle.“ Ich sage: „Also bitte.“ Ich habe etwas Böses gesagt. „Fotografieren
Sie eben alle und tun Sie etwas.“
Und
als ich das habe, gehe ich zum Zahnarzt, der Zähne zieht, der dort darauf
spezialisiert ist. Und er platziert mich auf seinen Stuhl und sagt: „Ich muss
den Zahn ziehen.“ Ich sage: „Ja, gut. Ziehen Sie den Zahn.“ - „Aber was möchten
Sie haben? Eine Vollnarkose oder eine lokale Narkose, Lokalanästhetikum?“ Ich
sage: „Also, nicht lokal, aber auch keine Vollnarkose. Ich möchte sehen, was
Sie tun.“ - „Ja, Sie sind ja misstrauisch.“ Ich sage: „Ja, unter Kollegen ist
das oft der Fall, nicht wahr?“ Er sagt: „Also gut, Lokalanästhesie.“ Ich frage:
„Was haben Sie denn?“ - „Zylokailin mit Adrenalin.“
Ruhig sage ich: „Ich reagiere schief auf Adrenalin. Können Sie es nicht anders
machen?“ - „Ja,“ sagt er, „wollen Sie es ohne
Anästhetikum machen?“ - „Nein, nein,
aber können Sie nicht etwas anderes machen?“
Nun,
was ich jetzt sage, ist nichts für die Zahnärzte. Das ist eine Privatsache
zwischen Ihnen und mir. Er sagt: „Also gut, wir können das schon machen.“ Und
das ist nicht die Regel, nicht wahr, aber er stülpt mir zwei Kopfhörer über den
Kopf und er steckt die Kopfhörer in die Buchse von einem Kassettenrecorder mit
Verstärker. Und dann dreht er mir Popmusik auf, sehr laut, mit viel Krach, und
allem, was es in der Popmusik gibt, und er sagt: „Wenn ich anfange und meinen
Fuß auf Ihre Brust stelle, und die Zange dann habe, drehen Sie auf maximale
Lautstärke, und ich ziehe Ihnen den Zahn.“ Nun, wie er anfängt mit dem Ziehen,
tut es kolossal weh und ich drehe auf maximale Lautstärke.
Wissen
Sie, wenn es so ist, dass der Laut so stark ist, dass die Kopfhörer von den
Ohren fliegen… Wenn es so stark ist, dann wirkt sich der Krach betäubend aus
und er zieht mir den Zahn. Nun, ich kann das nicht empfehlen, denn man kann
dabei taub werden, nicht wahr, aber theoretisch, rein theoretisch, ist es
möglich. Nun, wie geschieht das? Passen Sie auf! Sie dürfen hier nicht
schlafen, denn ich weiß, ich muss dies klarmachen, sonst werden Sie den Stress
heute Abend nicht verstehen.
Er
hat die Kopfhörer über meine Ohren gestülpt, und da speiste er Musik, hundert
Dezibel oder mehr, rein, und die Impulse wurden hier übersetzt, kamen rauf zu
der Dechiffrierung, und sie haben die Dechiffrierung, die Telefonzentrale, die
alle fünf Sinne in die zerebralen Hemisphären vermittelt… Sie haben dieses
Organ derart überflutet, so dass die Schmerzen von dem Zahn rauf kamen, als er
damit anfing, den Zahn zu ziehen. Aber als sie hier ankamen, sagte die
Telefonzentrale: „Es ist besetzt“. Die Telefonzentrale ist besetzt, und sie
kommen nicht durch. Nun, das ist eine Tatsache, die die Meisten von uns nicht
verstehen, die aber sehr real ist.
Wenn
eine einzige Botschaft die Telefonzentrale so beansprucht, dass keine
Botschaften mehr aufgenommen werden können, kommen die anderen Botschaften bis
zu den Organen, aber sie kommen nicht bis zum Bewusstsein, so dass man nicht
wirklich merkt, was geschieht. Füllen Sie die Ohren mit Lärm und Sie können
Schmerzen weniger empfinden. Und das ist nicht nur bei den Ohren so. Sie dürfen
es nicht so machen, dass Sie die Ohren beschädigen, das ist ja klar.
Aber
nehmen wir einen anderen Fall. Wir sind, meine Frau und ich, 27 Jahre
verheiratet, und wir sind 23-mal umgezogen. Und wir haben dabei vier Kinder
bekommen, in Amerika und Norwegen und in der Türkei, und überall dort, wo wir
waren. Nun, das Ergebnis war, dass ich also, zusammen mit meiner Frau,
diplomierter Hauseinrichter bin.
Nun,
wollen wir sagen, wir hängen die Bilder auf, an die Wand. Ich bin nicht sehr
gut darin, aber meine Frau hat die Bilder gern hoch oben an der Wand. Und ich
hole die Leiter, nehme das Bild unter meinen Arm, und nagele mit dem Hammer.
Und meine Frau wartet unten und sagt: „Ich möchte das Bild gerade dort haben“.
Zehn Zentimeter von dem Punkt entfernt, an dem ich bin, zehn Zentimeter höher.
Und ich strecke meinen Arm so aus, den Nagel zwischen Daumen und Zeigefinger,
und ich frage: „Liebchen, ist es da? - „Nein“, sagt sie, „einen Millimeter nach
rechts.“ Und ich sage: „Ja, einen Millimeter nach rechts.“ - „Nein“, sagt sie, „zwei
Millimeter weiter höher.“ Und ich halte meinen Arm die ganze Zeit in dieser Stellung, und dann
sagt sie: „Also, gerade da ist es richtig.“
Da
halte ich krampfhaft den Nagel fest und nehme den Hammer und ich haue drauf,
aber leider treffe ich den Nagel nicht. Ich bin nicht so gut im Hämmern und ich
treffe meinen Daumen. Nun, wenn ich den Daumen getroffen habe, gibt es zwei
Möglichkeiten, wie ich mich jetzt verhalten kann. Ich bin obendrein ein
bisschen auch ein Verhaltensforscher, nicht wahr? Was sind die zwei
Möglichkeiten meines Verhaltens? Also, ich nenne Möglichkeit Nummer Eins. Ich
sage: „Mein Liebchen. Ich habe meinen Daumen ziemlich getroffen. Jetzt, wenn
ich mir diesen Nagel angucke, sehe ich, dass er ganz blau geworden ist. Er wird
mit der Zeit abfallen, würde ich denken. Nun, komm du rauf zu mir, die Leiter
hinauf, und gib mir einen Kuss und dann ist alles in Ordnung.“
Nun,
liebe Freunde, das ist Verhaltensweise Nummer Eins. Verhaltensweise Nummer Zwei
ist etwas besser oder schlechter, je nachdem. Ich treffe meinen Nagel und ich
brülle und schreie wie eine Frau das immer macht, nicht wahr, in der Tonlage.
Und ich renne die Leiter hinunter und ich schüttle so meinen Daumen die ganze
Zeit und ich sage allerlei Gedichte auf, während ich im Zimmer herum laufe, und
dann komme ich zurück und kann nicht still stehen bleiben. Wissen Sie das? Wenn
man sich sehr weh getan hat, kann man nicht stille
stehen. Nun, überlegen Sie. Ich sage das nicht zu Ihrem Vergnügen. Ich sage
das, damit Sie aufpassen. Das ist der einzige Grund. Denn wenn Sie hier nicht
aufpassen, sind Sie verloren. Das sage ich Ihnen.
Ich
schaffe es nicht, stille zu stehen und ich schreie und brülle und schimpfe und
sage die Gedichte auf und laufe herum. Warum mache ich das? Ich kann nicht
anders. Ich bin so gebaut und Sie auch, die Meisten von Ihnen. Es sei denn, dass
Sie ein Engel sind und ich bin kein Engel. Nun, warum mache ich das? Indem ich
herumlaufe und den Daumen schüttle, schicke ich Millionen von Impulsen von
meiner Propriozeption hinauf und das besetzt die
Zentrale. Wenn die Zentrale besetzter ist als normal, können die Schmerzen
weniger durchdringen. Wenn ich laut schreie, fülle ich die Ohren mit Impulsen
auf. Und wenn die Ohren mit Impulsen aufgefüllt sind, ist die Telefonzentrale
hier viel besetzter.
Und
das Ergebnis ist: Wenn es besetzt ist, kommen die Schmerzen weniger zur
Geltung. Nehmen Sie diesen Fall. Sie wissen, dass die Amerikaner vor zwei, drei
Jahren in Vietnam gekämpft haben. Und da habe ich sehr viel mit diesen
vorgesetzten Soldaten gesprochen, die von der Front kamen, weil ich bei denen
Vorlesungen zum Thema „Drogen“ gehalten habe. Und sie haben mir gesagt, dass
ihre Soldaten oft mit einem fehlenden Fuß oder mit einer fehlenden Zehe oder
mit schweren Verwundungen am Arm gekämpft haben. Und sie haben gekämpft, weil
sie von dem Vietcong umzingelt waren, und haben kaum gemerkt, dass sie verletzt
waren.
Und
wenn sie verletzt waren, haben die Amerikaner ein System von Helikoptern
gehabt, und sie haben diese Gunships, diese
Helikopter, rein geschickt, direkt zu der Stelle, wo die Verwundeten waren, und
sie haben sie dann direkt vom Kampfplatz weggeholt. Nun, diese Leute, die bis
zu dem Augenblick, wo der Hubschrauber kam, gekämpft haben und kaum gemerkt
haben, dass ihnen ein Finger oder eine Zehe fehlte… In dem Augenblick, wo sie
aus dem Kampfgebiet heraus waren, kamen die Schmerzen und man musste ihnen
Morphin geben, damit sie mit den Schmerzen fertig wurden. Sie kennen das alle.
Der Grund… Oh, ich muss Ihnen das klarmachen, dass das bei uns allen
durchbricht.
Der
Grund ist, dass alle fünf Sinne in voller Tätigkeit sind, wenn ein Mensch um
sein Leben kämpft. Die Ohren, die Augen, die Nase, der Mund. Alles ist in
voller Tätigkeit, die ganze Proprirozeption befindet
sich im Kampf um das Leben. Die Telefonzentrale ist voll besetzt. Wenn die
Schmerzen sich melden, finden sie heraus, dass das Ding besetzt ist und die
Schmerzmeldungen nicht durchlässt.
Aber
in dem Augenblick, wo Sie aus dem Kampf herauskommen, hören all diese Impulse
auf. Die Maschine da oben ist leer und die Schmerzen kommen mit voller Wucht
hindurch. Und das Ergebnis ist, dass Sie Morphin haben müssen, um die Schmerzen
zu stillen. Nun, Morphin schneidet das Schmerzempfinden ab. Es blockiert die
Schmerzwege, so dass man mit den Schmerzen fertig wird.
Wenn
ein Mensch zu viel Umwelt in sich hinein dringen lässt, zu übergestresst ist,
wird sich der Arzt seiner annehmen. Er gibt ihm heute, wenn er keine Schmerzen
hat, nicht Morphin. Er gibt ihm Valium oder Librium. Und Librium dämpft die
Wege da hinein zu den zentralen Hemisphären, damit weniger Umwelt eindringt.
Das ist das System. Das System ist, dass die fünf Sinne alle gegeneinander
kämpfen, um einen Platz in dieser Zentrale zu bekommen. Das ist das
grundlegende, physiologische Problem. Nun hören Sie mal zu. Machen Sie einen
Strich drunter und lassen Sie uns einen Schritt weiter gehen.
Die
NASA in Amerika hat eine in der Wissenschaft grundlegende, neue Entdeckung
gemacht. Die NASA hat entdeckt, dass wenn man einen Menschen nimmt, einen
Astronauten, und ihn in eine Kapsel, eine simulierte Raumkapsel, setzt… Dann
nehmen sie ihm zuerst das Gewicht, damit er in Schwerelosigkeit schwebt. Die
setzen ihn in warmes Wasser und da ist das Wasser mit ungefähr der gleichen
Dichte wie beim Menschen, und der Mensch verliert sein Gewicht. Das ist eine
Art und Weise zu simulieren, wie es draußen im Weltraum sein wird. Und der
Mensch schwebt da und das heißt, dass Millionen von Impulsen von seiner
Selbstwahrnehmung, die man nötig hat, um zu stehen, um mit dem Körper zu
hantieren… All diese Impulse werden blockiert, gedämpft, weil er in einem
schwerelosen Zustand ist. Und das nimmt eine riesige Belastung weg von dem
Gehirn, das nicht mehr diese Datenverarbeitung machen muss.
Das
Zweite, was sie ihm nehmen, ist das Licht. Es ist dunkel in der Raumkapsel, und
die Augen haben den größten Nerv im Körper, und da entlastet man die Augen in
der Dunkelheit. Und dann nehmen sie ihm das Gehör. Er hört nichts mehr, weil es
ganz still ist in der Raumkapsel. Und solche Leute, die leiden an, wie wir das
nennen, Sinnesentzug. Die Sinne werden ihm entzogen. Er sieht nicht mehr, er
hört nicht mehr, die Proprirozeption geht nicht
weiter. Es bleiben nur die anderen. Der Geruchssinn, und er riecht nicht mehr,
und der Geschmack, und er schmeckt nichts, und da ist das ganze System leer.
Nun,
die Amerikaner haben entdeckt, dass der Mensch in diesem Zustand des
Sinnesentzugs halluziniert. Und er bekommt eine außersinnliche Wahrnehmung, die
er früher nicht hatte. Die Frommen, die haben sehr oft nette Halluzinationen
bekommen. Andere haben weniger nette Erfahrungen gehabt, besonders die, die Drogenerfahrungen gemacht haben. Sie haben weniger gute
Sachen gesehen, aber sie haben alle halluziniert. Was sagen die Amerikaner
dazu? Hier ist die grundlegende Erfahrung, die ich Ihnen heute Abend über Stress
vermitteln möchte.
Sie
haben gesagt: „Also gut, liebe Freunde. Wie kann man dieses Symptom der
Halluzination verhindern? Denn wenn ein Astronaut halluziniert, kann er nicht
arbeiten. Der wird dummes Zeug machen. Wir müssen das verhindern.“ Da haben sie
ihm zuerst die Schwerelosigkeit genommen, damit er sein Gewicht wieder bekam.
Und da bekam er automatisch Millionen von Impulsen, um wieder zu stehen. Und
das besetzte das ganze System.
Und
dann haben sie ihm einen Fernseher gegeben. Die Amerikaner waren nicht dumm,
als sie den Leuten dort oben im Weltraum einen Fernseher gaben. Da waren die
Augen beschäftigt. Und das beschäftigte wieder die Decodierung. Und da haben
sie ihm ein Radio und Radiotelefone gegeben und da waren die Ohren wieder
beschäftigt. Und die Halluzinationen, die übersinnlichen Wahrnehmungen, hörten
auf. Und man konnte es ein- und ausstellen, mehr oder weniger, wie man wollte.
Nun,
die Amerikaner haben dann versucht, das zu erklären, und sie haben gesagt: „Der
Engpass ist die Decodierung. Wenn man nun dieses System entleert, durch
Sinnesentzug, dann fängt das Organ, die Seele, der Psychoraum, damit an,
außersinnliche Wahrnehmungen zu vernehmen. Was ist denn das? Wir haben dann
postuliert, dass der Mensch nicht nur imstande ist, seine Sinne aus der Umwelt
zu füllen, sondern dass er auch imstande ist, außersinnlich wahrzunehmen. Und
das nennt man die außersinnliche Wahrnehmung.“ Nun, ich weiß nicht, was ich
dazu sagen soll vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen. Aber ich glaube,
dass die menschliche Seele, der menschliche Psychoraum, dazu imstande ist,
durch die fünf Sinne mit der Umwelt zu kommunizieren, und das ist sehr schön.
Aber
wenn die fünf Sinne vollkommen dieses System und das Gehirn überlasten, kommen
die schwachen Botschaften von der übersinnlichen Wahrnehmung, wenn Sie so
wollen, von der Ewigkeit, nicht von Zeit und Raum, sondern außerhalb von Zeit
und Raum, nicht an. Wenn ich „Ewigkeit“ sage, meine ich weder Gut noch Böse.
Weder das eine noch das andere. Diese Impulse von der Ewigkeit werden verdrängt
durch die starken Impulse von den fünf Sinnen. Und wenn man die starken Impulse
von den fünf Sinnen dämpft, dann kann die schwache Telefonbotschaft der
übersinnlichen Wahrnehmung durchkommen. Nun, ich glaube, dass die Sache Hand
und Fuß hat.
Denn
sehen Sie: Wenn ein Mensch Marihuana raucht und Amphetamine, Speed, einnimmt, oder LSD und Marihuana und Amphetamine
einnimmt… Marihuana und LSD, die haben eine besondere Art und Weise, die fünf
Sinne zu dämpfen. Es ist nicht eine normale Anästhesie im normalen Sinn des
Wortes. Aber dass sie dämpfen, ist klar. Und wenn man dann an den fünf Sinnen
gedämpft ist, öffnet sich der sechste, und der Mann halluziniert. Er bekommt
übersinnliche Wahrnehmungen, die er früher nicht hatte, sei es gut oder sei es
böse. Das sage ich nicht. Aber dass das die Methode ist, wodurch das
funktioniert, steht heute ziemlich außer Zweifel.
Noch
etwas kommt dazu. Hören Sie zu. Für die, die Probleme haben auf diesem Gebiet.
Es werden wahrscheinlich einige davon hier sein. Wenn die Sinne hier, die
Nerven, gedämpft worden sind… Jede pharmakologische Reaktion… Wenn eine
Dämpfung kommt, wenn die erste Reaktion vorbei ist, kommt nicht eine Dämpfung,
sondern eine Erhöhung. Sagen wir es so: Wo es Berge gibt, gibt es Täler. Und wo
ein pharmakologisches Tal kommt, eine Dämpfung, eine Anästhesie… Nachher werden
die Nerven überempfindlich. Und so ist es auch bei LSD und bei diesen Drogen.
Zuerst
werden Sie gedämpft, und da sehen Sie die außersinnliche Wahrnehmung. Aber wenn
diese Dämpfung gerade vorbei ist, nach zwanzig, dreißig Minuten, werden die
Nerven so superempfindlich, dass einem der Himmel noch nie so blau vorgekommen
ist wie in diesem Moment. Das Mädchen war noch nie so schön. Die Musik, auch
wenn es nur das Schlagen auf einem Topf ist, ist wunderbar und besser als
Mozart. So denkt man durch diese Hyperästhesie, die
durch dieses Fuchsen der Wahrnehmungssysteme in dem Körper erzeugt wird.
Nun, was sollen wir dazu sagen? Hören Sie
jetzt zu! Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den Sie nicht verpassen dürfen. Der
Mensch ist so gebaut, dass alle seine Sinne Schönes wahrnehmen können, was wir
hedonistisch nennen. Also, wenn ich ein Wiener Schnitzel sowie Erdbeeren und
Rahm schmecke, gibt mir das ein gutes Gefühl. Also, das ist hedonistisch, das
macht mir Freude. Das wird Ihnen auch so gehen. Wenn ich schöne Berge sehe,
schön um Salzburg herum. Das gibt mir im alten Sinne des Wortes, nicht im neuen
Sinne des Wortes, Hedonismus. Es macht mir Freude, wenn ich etwas Schönes sehe.
Aber wenn ich nie etwas Gutes schmecke, wie während des Krieges, als wir keine
Butter und kein Fleisch hatten, zwei Unzen die Woche, nicht wahr? Wenn man den
Geschmack lange Zeit nicht auf der Zunge gehabt hat, bekommt man einen
Heißhunger nach einem Wiener Schnitzel oder nach einer guten Mousse.
Wir
haben sechs Jahre in Chicago gelebt, und da sieht man überhaupt keine Berge,
tausend Meilen überhaupt alles flach, keine Berge. Und ich liebe die Berge. Und
nach sechs Monaten… Wissen Sie, was wir getan haben, meine Frau und ich? Wir
haben uns in der Küche dabei erwischt, wie wir Schweizer farbige Kalender
angeschaut haben, nur um ein bisschen Farbe in die Augen zu bekommen. Man hat
Sehnsucht danach, nicht wahr? Verstehen Sie das? Wenn man lange Zeit nur den
Krach der Stadt gehört hat, sage ich zu meiner Frau: „Spiel mir doch mal ein
bisschen Mozart oder Brahms oder so etwas vor. Mein Ohr hat ein Verlangen
danach.“
Also,
jeder Sinn ist hedonistisch veranlagt, aber jeder Sinn ist auch utilitaristisch
veranlagt. Er hat einen Zweck. Wenn mir ein Wiener Schnitzel nicht schmecken
würde, würde ich wenig Wiener Schnitzel essen, nicht wahr? Wenn mir Kartoffeln
nicht schmecken würden, würde ich wenig davon essen. Hedonistisch und
praktisch-utilitaristisch, beide sind vorhanden.
Nun,
ich glaube, dass der heutige Mensch in diesem Zustand ist, dass er gebaut
worden ist für die Ewigkeit und für die Zeit. Und er hat die fünf Sinne für das
Zeit-Raum-Kontinuum, und er soll sie benutzen. Aber er hat auch einen sechsten
Sinn, wenn ich das so sagen darf, eine außersinnliche Wahrnehmung. Die Bibel
sagt uns: Gott hat uns die Ewigkeit ins Herz gegeben. Und diese Vorstellung,
dass ich einfach die Ewigkeit, den ewigen Schöpfer, den ewigen Gott, der mich
gemacht hat, dass ich ihn genieße. Ich genieße, was meine Ohren hören. Ich
genieße, was meine Augen sehen. Ich genieße, was meine Zunge schmeckt.
Oh,
vor einem Monat hatten wir Seidelbast im Garten, in voller Blüte. Und das zu
riechen, nicht wahr, an einem Märzabend. Es ist wunderbar, ich genieße das. Es
tut mir so gut. Aber wissen Sie, ich brauche diese Dinge. Die sind nötig für
mich und zur gleichen Zeit machen sie mir Freude. Nun, ich glaube, dass Adam,
der erste Mensch, als ein Hybride gebaut wurde zwischen Zeit, Raum und der
Ewigkeit. Adam. Und es heißt, dass Adam im Garten wandelte und den Garten
baute, bebaute. Und dass er seine Frau lieb hatte. Er hatte Eva und sie war
sicher eine schöne Frau. Er hatte sie sehr lieb und sie ihn und das haben sie
genossen mit den fünf Sinnen.
Aber
es heißt, dass Adam zur gleichen Zeit mit Gott wandelte. Wie konnte Adam im
Paradies zur gleichen Zeit mit Gott wandeln auf Erden? Das Paradies war auf
Erden. Ich glaube, dass das Paradies der Treffpunkt war zwischen Zeit und Raum
und der ewigen Welt, für die wir auch gebaut sind. Ich glaube, dass ein Mensch,
wenn er seine Sinne nicht benutzt, die ihm Gott gegeben hat, um sie zu nutzen…
Wenn er sie nicht benutzt, leidet er an einem Entzugssyndrom. In der heutigen
Zeit ist die Welt so laut geworden. Wir haben so viel Fernsehen für die Augen,
so viel Radio für die Ohren, so viel Zeitschriften, so viel gutes Essen, was
uns auf der Zunge schmeckt. So viel Parfüm für die Nase. All diese Dinge sind
da und sie füllen das Decodierungszentrum derart mit Arbeit auf, Tag und Nacht,
so dass die schwachen Botschaften nicht mehr hindurch dringen.
Nun,
es heißt, dass Adam diesen Sinn für Gott hatte, und er redete mit ihm wie mit
einem Freund. Adam war ein Pendler, ein Wanderer, zwischen zwei Welten. Und war
genauso zufrieden und im Himmel zuhause mit Gott, wie auf Erden mit seiner Frau
unten im Paradies und bebaute den Garten. Beides konnte er, er war ein Hybride.
Nun, eines Tages kehrte Adam Gott den Rücken und sagte: „Was soll ich mich um
dich kümmern?“ und verließ seine Gesetze. Und so, weil Gott intellektuell und
geistlich Adam gegenüber tot wurde, weil Adam ihm den Rücken kehrte, hatte Adam
keine Gesellschaft mit ihm. Und das Ergebnis ist, dass sein Sinn für die
Ewigkeit, passen Sie jetzt auf, atrophierte. Er litt
an Schwund. Wenn ich meine Muskeln nicht benutze, werden sie immer kleiner und
schwächer. Und wenn ein Mensch seinen Sinn für das Ewige nicht benutzt, wird
sein Sinn für das Ewige immer schwächer. Aber das Verlangen danach, die Muskeln
zu benutzen, die Ewigkeit zu genießen, ist immer da.
Wissen
Sie, ich habe eine Operation gehabt vor drei Wochen. Und man hat mir das Blut
abgeschnitten durch eine Klusion, und das Blut aus
dem Arm herausgepumpt und das Blut durch eine Kochsalzlösung ersetzt. Und da
war der Arm weiß wie Marmor, und man hat mit mir eine Operation an den Nerven
gemacht. Ich sage Ihnen etwas, was schlimm war. Nicht die Schmerzen, die kann
man aushalten. Das Schlimme war, dass ich nach zwei Stunden auf dem Tisch ein
kolossales Verlangen danach hatte, meine Finger zu bewegen. Und da lagen sie
vor mir, weiß wie Marmor, und ich konnte nicht einmal die kleinste Bewegung mit
dem Daumen machen. Und ich hatte ein kolossales Verlangen danach, das zu tun.
Wenn man die Muskeln zwei Stunden lang nicht benutzt, ist das unnatürlich. Und
da musste ich das tun und nach zwei Stunden fließt ja das Blut wieder hinein,
und die Entlastung, die kam dadurch, dass ich auf einmal wieder die Bewegung
mit dem Daumen machen konnte.
Und
so ist es auch mit dem Sinn für das Ewige. Die Wohlstandsgesellschaft hat die
fünf Sinne so gestresst, dass die heutigen Menschen zu über neunzig Prozent wie
totale Materialisten leben. Darf ich Sie fragen, ob sie heute gebetet haben?
Wenn nicht, wenn Sie heute Gottes Wort nicht gelesen haben, haben Sie mit den
fünf Sinnen gelebt und haben nichts getan für Ihr Verlangen für das Ewige, und
Gott hat Ihnen das Ewige ins Herz gelegt. Und das Ergebnis ist: Sie werden ein
Verlangen haben nach etwas, von dem Sie nichts wissen und verstehen.
Ich
konnte Ihnen nicht erklären, wie das Verlangen war, meine Hand zu bewegen. Aber
ich wusste: Das schreckliche Verlangen war da und ich konnte nichts tun. Und
die meisten Menschen, die sind frustriert und gestresst, weil sie einen atrophierten, einen verkümmerten Sinn für Gott haben, der
gebraucht werden will und nicht gebraucht wird. Und sie wissen nicht, warum das
Leben so sinnlos ist. Wenn das Leben nur darin besteht, dass ich hier auf Erden
bin und nach siebzig Jahren ins Grab falle, womöglich mit Krebs, mit schlimmen
Schmerzen, dann ist das Leben sinnlos und ich bin frustriert.
Wenn
dagegen die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der ewigen
Herrlichkeit, die an mir geoffenbart werden soll, dann sind die Schmerzen und
die Leiden dieser Zeit auf einmal sinnvoll. Und dann kann ich sie ertragen. Der
Christ ist nicht ein Mensch, der keine Schmerzen hat und keine Leiden hat. Er
ist ein Mensch, der entdeckt hat, wofür diese Leiden gut sind. Nun, liebe
Freunde, Sie dürfen nicht denken, dass ich oberflächlich bin. Ich habe fünf
Jahre in einem Krebs-Spital in London gearbeitet, wo wir nur sterbende Frauen
und sterbende Männer mit schlimmen Schmerzen zu Grunde gepflegt haben. Nun,
wenn das der Fall ist… Liebe Freunde, ich weiß ungefähr, was das Leben ist. Ich
habe es gesehen. Und wenn das Leben keinen anderen Sinn hat als nur das, was in
diesen fünf Sinnen zu vernehmen ist, geht man am Stress und an der Frustration
kaputt. Genauso, wie wenn der Zahnarzt einfach wahllos und ohne Sinn in meinen
Zähnen herum bohrt. Solange es einen Sinn ergibt…
Die
Heilige Schrift sagt es so: Der Erste, Adam, im Garten, ist Gott gegenüber
gestorben und lebte nur mit den fünf Sinnen anstatt mit den sechs Sinnen mit
seinem Schöpfer. Und das Ergebnis war, dass Adams Sohn zum Mörder wurde. Wissen
Sie, was aus den Kindern wird, ist sehr, sehr, sehr davon abhängig, was aus den
Eltern geworden ist. Kain erschlug Abel und Set hat ihn ersetzt und dann kam
das ganze Elend über die ganze Erde. Nun, Adam verlor die Verbindung mit seinem
Gott. Und er pendelte nur auf Erden anstatt zwischen zwei Welten.
Aber
dann sagt die Bibel etwas Schönes. Sie sagt, dass der zweite Adam kam, der Herr
Jesus, und die Verbindung, die nach oben da war, und die bei dem ersten Adam
kaputt ging, hat er wieder hergestellt. Und der Mensch ist nicht nur für die
Zeit und für den Raum gebaut, sondern für Zeit und Raum und die Ewigkeit. Das
Wesen eines Christen, eines Christenmenschen, ist dieses. Sei er katholisch
oder evangelisch oder Baptist. Was er ist, spielt keine Rolle. Das Wesen eines
Christen ist, dass er ein Mensch ist, der gelernt hat, was der Zweck des Lebens
ist. Nämlich hier Hybride zu sein auf Erden und zur gleichen Zeit in Verbindung
zu sein mit seinem Gott.
Und
ich schließe mit diesem Wort. Der Herr Jesus hat gesagt: „Ja.“ Viele Menschen
probieren, die Verbindung mit ihm und mit Gott zu finden und sie finden sie
nicht. Der Herr Jesus hat uns ein einfaches Rezept gegeben. Passen Sie jetzt
auf! Er sagte: „Wenn du ein Interview haben willst mit Gott, gibt es ein
einfaches Rezept. Ein Interview mit Gott, mit deinem Schöpfer.“ Wissen Sie, was
das Rezept ist? Passen Sie auf! Jetzt, wenn ich es sage, wird Ihnen sofort ein
Licht aufgehen. Er sagt: „Gut. Das Rezept für das Interview mit Gott: Geh in
dein Kämmerlein und schließ die Tür.“ Vergessen Sie nicht „Schließ die Tür“.
Und
so schließen Sie die fünf Sinne aus. Die Leute können nicht mehr nach Ihnen
rufen. Sie brauchen sie nicht mehr zu hören. Sie haben die Tür verriegelt. Und
wenn Sie allgemein unter Sinnesentzug leiden, genießen Sie das jetzt, wenn Sie
so wollen. Die Augen funktionieren nicht mehr, die Ohren funktionieren nicht
mehr und Sie sind allein. Und es heißt: „Geh in dein Kämmerlein, schließ die
Tür, und der Vater wird ein Interview mit dir führen und öffentlich vergelten,
was du getan hast.“
Was
haben wir getan? Die Sinne abgeschaltet. den Stress abgeschaltet, und da öffnet
sich die außersinnliche Wahrnehmung für das Ewige. Man muss still werden. Als
ich in Oxford Student war… Ich bedaure es sehr. Ich hatte einen Kommilitonen,
der fromm war, nicht wahr, und ich war nicht bekehrt, kein Christ, in jenen
Tagen. Und ich gehe eines Tages mit ihm in einem Restaurant essen, und ehe er
gegessen hat, hat er so gemacht. Die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt.
Und als er dann wieder hochkam, habe ich zu ihm gesagt: „Du bist aber
abergläubisch. Warum tust du denn das?“ Und er hat gesagt: „Ja, ich rede
mit meinem Schöpfer. Nur für einen Moment.“ Ich sagte: „Ja, warum schließt du
die Augen? Warum machst du die Augen zu?“ Und er sagte: „Ja, ich kann besser zu
ihm beten. Ich kann besser beten, wenn ich die Augen zumache.“ Ich sagte: „Das
ist doch alles Aberglaube.“
Aber
jetzt würde ich das nie sagen. Haben Sie heute die Augen geschlossen? Nur für
einen Moment. Unsere Väter haben es getan. Vor dem Essen, vor dem Aufstehen,
vor dem zu-Bett-gehen. Denken Sie an einen Moment mit
Oma… Opa und Oma, nicht wahr? Stimmt. Und sie beteten zu ihrem Gott. Die hatten
ein Interview in ihrem Kämmerlein. Haben Sie das heute getan? Falls nicht, sind
Sie ein Materialist. Ich sage nicht, dass Sie ein Christ sind, wenn Sie das
nicht tun. Das gehört dazu. Dass man eine Verbindung mit ihm hat.
Wenn
wir Jesus suchen, in der Stille, und die meisten Leute heute können nicht still
sein. Weil sie nicht still sind, hören sie nichts. Meine Studenten in Chicago
haben mir einmal gesagt: „Könnten Sie nicht lauter reden, Herr Professor?“ Und
ich sagte entschieden: „Nein, seien Sie stiller!“ Denn sie haben die ganze Zeit
geschwatzt, nicht wahr, wie Studenten das tun. „Ich rede nicht lauter. Seien
Sie stiller, dann werden Sie mich verstehen.“ Und sie haben es kapiert und es
auch nicht wieder versucht.
Aber
wissen Sie, wir machen genau das Gleiche mit Gott. Still sein vor ihm, „denn
stille sein wird eure Kraft sein.“ Ich habe Ihnen gesagt und hiermit bin ich
fertig. Ich habe Ihnen gesagt: Wir sind gebaut für Stress und wir sollen
arbeiten. Es erfüllt uns, zu arbeiten. Die Augen zu benutzen, die Ohren zu
benutzen. Aber wir müssen uns im Still sein auch entspannen. Und indem wir das tun,
schließen wir uns dem zweiten Adam an, der Christus ist, der in die Berge ging,
um von der Volksmenge wegzukommen, und er betete zu seinem Vater und bekam
dadurch die Kraft für die Kreuzigung.
Wenn
Sie ein Kreuz haben, wenn Sie leiden müssen, bedenken Sie, was Jesus vor seiner
Kreuzigung tat. Er ging in die Berge und auch in sein Kämmerlein und betete
still zu seinem Vater. Und dann bekam er das, was er brauchte. Die
Wohlstandsgesellschaft hat in der Welt um uns herum dafür gesorgt, dass das
Außersinnliche nicht reinkommt. Es ist liegt an unserer Selbstdisziplin, dass
wir das ändern und die Tür auch mal schließen. Zwei-, dreimal am Tag. Und dann
werden wir den Stress eher überwinden.
Wir
beten zusammen. „Herr Jesus, ich danke dir, dass du uns diese Weisheit gegeben
hast. Ich danke dir auch dafür, dass die Wissenschaft entdeckt hat, dass diese
Weisheit auch stimmt und von dir kommt. Dass wir arbeiten sollen, aber dass wir
auch still sein sollen. Herr Jesus, vergib uns unsere Schuld. Öffne du uns die
Augen in der Stille, dass wir dein Angesicht suchen. Ich danke dir dafür, dass
du gesagt hast: „Wer anklopft, dem wird aufgetan. Wer sucht, der wird finden.“
Hilf du uns, Herr Jesus, in der Stille, jetzt, an diesem Abend, heute Nacht,
unseren suchenden Herzen dabei, dass wir dich finden. Denn du lässt dich finden
von denen, die dich suchen, die dich von ganzem Herzen suchen. Gib uns diese
Erfahrung und gib uns die Freude und das Glück deines Heils. Dass wir nicht
überwältigt werden von dem heutigen Stress. Dafür sagen wir „Danke“, auch für
die gemeinsame Stunde. Amen.“
Sehr
geehrter Herr Professor, ich bin sicher, dass ich im Namen aller, die hier im
Raum sind, Ihnen ganz, ganz herzlichen Dank sagen darf für Ihren
ausgezeichneten Vortrag. Ihre Ausführungen haben uns nicht nur Dinge gesagt,
die wir für den Alltag gut gebrauchen können. Hinsichtlich unserer Belastung,
die wir im Alltag erfahren. Wie wir unser Arbeit gut hinter uns bringen können,
dass wir uns nicht zu Tode arbeiten, sondern uns vielmehr noch aufgezeigt, wie
sehr die Verbindung mit unserem Schöpfer wichtig ist, dass wir sie immer wieder
aufs Neue herstellen.
Und so darf ich Ihnen, sehr verehrte Damen und
Herren, auch noch aus eigener Erfahrung sagen, dass ich immer wieder die
Wahrheit des Wortes Jesu ausprobiere und erfahre, wie Jesus jeden einlädt, wenn
er sagt: „Kommet her zu mir alle, die ihr drin steckt in der Mühle, und die ihr
im Stress steht, ich will euch frisch machen.“ Probieren Sie es selber mal aus.
Er macht es auch bei Ihnen, ganz sicher. Und so danke ich Ihnen auch für Ihr
Kommen, für Ihr Zuhören, wünsche Ihnen einen guten Heimweg und sage „Auf
Wiedersehen“ bis morgen Abend.