Die Berufung und die Visionen Hesekiels - Teil 2/2
Benedikt Peters
18. September 2002
Ja, wir wollen heute Abend Fortsetzung machen, da wo wir gestern
stehen geblieben sind. Ich will, damit wir den Übergang von Kapitel 1 auf
Kapitel 2 deutlich sehen können, diese Folien noch einmal auflegen, vom
Thronwagen Gottes. Das ist das, was Hesekiel gesehen hat, den Thron Gottes.
Gott ist im Regiment. Nichts geschieht ohne ihn, nichts geschieht ohne seinen
Willen und das was Gott wirkt in der Vorsehung, so nennen wir Gottes Regiment
über eine Welt der Sünde, die der Sünde wegen ja sehr kompliziert geworden ist.
Ja, der Weg auf dem Gott eine Welt der Sünde regiert, seinem Ziel zuführt, in
dieser Welt der Sünde seinen gnädigen Vorsatz des Heils im Angesicht von
Widerstand verwirklicht, wie auch Dinge die scheinbar Gottes Rat nur zuwider
handeln und entgegenwirken zu scheinen, in Wahrheit aber Gottes Absichten
fördern müssen, das alles offenbart die Herrlichkeit dessen, der auf dem Thron
sitzt. Seine Weisheit, seine Macht, seine Gnade.
Und von diesem Gesicht kommt Johannes, kommt Hesekiel her. Ja, ich
sagte Johannes. Wir haben eben diesen Abschnitt gelesen in der Offenbarung und ich
wollte da noch eine Einzelheit nachtragen. Manchmal ist es so, man nimmt sich
etwas vor zu sagen, hat es sogar aufgeschrieben und aus irgendeinem Grund ist
man wie blind dafür und übersieht es und sagt es nicht. Wir haben nichts gesagt
über die Flügel. Die werden ja auch im Gesicht das Johannes vom Thron Gottes
empfängt ausdrücklich genannt. Diese lebendigen Wesen sind verbunden mit Gottes
Thron. Das zeigt eben sie verkörpern Gottes Regierung. Sie repräsentieren
Gottes Regiment über diese Welt, darum mit dem Thron untrennbar verbunden. Und
auch Johannes sieht Flügel. Was bedeuten Flügel? Nun, da hilft uns auch die
christliche Kunst nicht weiter. Alle Engelsdarstellungen führen letztlich in
die Irre. Sondern wir müssen uns wiederum fragen: In welcher Weise verwendet
die Bibel dieses Wort, wie verwendet die Bibel Flügel? Und ich habe da 2, 3
Stellen angeführt die uns weiterhelfen. Psalm 55, 6. Da ist David bedrängt, von
Feinden umstellt. Er sieht keinen Ausweg und da hat er diesen Wunsch: "O, dass
ich Flügel hätte wie die Taube. Ich wollte hinfliegen und ruhen." Das
zeigt uns das Flügel dafür stehen, für Gottes Macht und Gottes Fähigkeit, alle
Hindernisse zu überwinden. Also Flügel bedeuten das Gott in seiner Regierung
jedes Hindernis überwinden kann. Kein Hindernis ist ihm zu groß. Und ferner
stehen Flügel für schnelle Bewegung. Also das, was Gott wirken will. Oft dauert
es lange und doch geschieht es in dem Sinn schnell, als es immer sofort
geschieht und dann geschieht und so geschieht wie Gott befiehlt. Schnelle
Bewegung, ungehinderte Bewegung, dafür stehen Flügel. Noch eine Stelle aus dem
letzten Buch der Bibel, Offenbarung 12, 14. Wir lesen hier vom Weib, dass von
der Schlange verfolgt wird. Das Weib ist Israel. Israel wird in der
Drangsalszeit verfolgt werden. Der Drache wird versuchen den Samen des Weibes,
also den gläubigen Überrest Israels zu verschlingen, zu vertilgen. Und da heißt
es in Offenbarung 12, 14: "Und es wurden dem Weibe die 2 Flügel des großen
Adlers gegeben auf das sie in die Wüste fliege..." Hier erfüllt sich
eigentlich genau das was David sich gewünscht hatte. Gott gibt seinem Volk
Flügel. Nun, wie wir das konkret uns zu denken haben; ich weiß nicht, ob wir
darauf eine Antwort brauchen. Es bedeutet auf alle Fälle: Gott befähigt die
verfolgten, bedrängten Heiligen sich über diese Bedrohung und Verfolgung
hinwegzusetzen und in Sicherheit zu bringen. Also Flügel stehen für
ungehinderte Bewegung. Und das bedeutet, dass niemand Gott aufhalten und
hindern kann das zu tun was er, der auf dem Thron sitzt, sich vorgenommen hat.
Das wollte ich noch nachtragen.
Und jetzt schlagen wir Hesekiel, Kapitel 2 auf. Ich lese den
ersten Abschnitt dieses Kapitels, d.h. die sieben ersten Verse. Dann wollen wir
uns eine Gliederung dieser beiden Kapitel 2 und 3 ansehen. "Und er sprach
zu mir: Menschensohn stelle dich auf deine Füße und ich will mit dir reden. Und
als er zu mir redete kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße und ich
hörte den, der zu mir redete. Und er sprach zu mir: Menschensohn, ich sende
dich zu den Kindern Israel, zu den empörerischen Nationen (oder Heiden), die
sich wider mich empört haben. Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen bis
auf diesen selbigen Tag und diese Kinder sind schamlosen Angesichts und harten
Herzens. Zu ihnen sende ich dich und du sollst zu ihnen sprechen, so spricht
der Herr Jahwe. Und sie, mögen sie hören oder es lassen, denn sie sind ein
widerspenstiges Haus, sie sollen doch wissen, dass ein Prophet in Ihrer Mitte
war. Und du, Menschensohn, fürchte dich nicht vor
ihnen und fürchte dich nicht vor ihren Worten, denn Nesseln und Dornen sind bei
dir und bei Skorpionen wohnst du. Fürchte dich nicht vor ihren Worten und
erschrick nicht vor ihrem Angesicht denn ein widerspenstiges Haus sind sie. Und
du sollst meine Worte zu ihnen reden, mögen sie hören oder es lassen, denn sie
sind widerspenstig.
In diesen beiden Kapiteln geht es um die Berufung und Sendung des
Propheten. Und zur Berufung und zur Sendung des Propheten lassen sich folgende
6 Stichworte festhalten. Die Berufung des Propheten, die Verse die wir eben
gelesen haben.
1. Berufen zur Treue. Dann,
2. Berufen zur Aneignung der Botschaft, das wird daran gezeigt, dass
er die Buchrolle essen muss.
3. Berufen zum Suchen, hinzugehen und zu suchen.
4. Berufen zur Verfügbarkeit.
5. Berufen zum Richteramt und
6. Berufen zum Reden und zum Schweigen.
Das sind die 6 Abschnitte dieser beiden Kapitel, unter diesen 6
Stichworten, die wir miteinander, heute Abend, betrachten wollen. Hier bekommt
Hesekiel seinen Auftrag. Er wird mit Gottes Botschaft zu seinem Volk gesandt. Nun
hatten wir in Kapitel 1 gesehen, wie Gottes Thron alles verfügt, alles Gottes
Thron untertan ist und wie der, der auf dem Thron ist dafür sorgt, dass seine
Ratschlüsse sich erfüllen. Nun könnte man, wenn wir nur diese Wahrheit hätten
und bedächten, auf den Gedanken kommen: Es wird ohnehin geschehen, was Gott
sich vorgesetzt hat. Was brauche ich mich da irgendwie aufzuregen oder Sorgen
machen oder was brauchen da Menschen überhaupt noch dazu sagen. Jetzt lernen
wir an diesen beiden Kapiteln und das lernen wir in der ganzen Bibel, dass der
Gott, der alles verordnet, auch das Ziel von Anfang an zuvor bestimmt, auch die
Mittel verordnet hat um dieses Ziel zu erreichen. Und so ist es von Gott
verordnet, dass eines der Mittel, dass das Ziel, das Gott seinem Volk gesetzt
hat, eines der Mittel damit dieses Ziel erreicht werde, die Lehre ist, die
Predigt. Das Volk muss gelehrt werden. Es muss ein Bote, von Gott gesandt,
diesem Volk die Botschaft ausrichten. Nun, wir können das auch auf uns
anwenden. Manche haben hier manchmal Schwierigkeiten. Wir lesen im Neuen
Testament das Gott tatsächlich die beruft, die er in Christus zum ewigen Leben
erwählt hat. Das steht an so vielen Stellen im Neuen Testament, darum wagen wir
der Wahrheit der Erwählung nicht zu widersprechen. Sie steht da. Aber daraus zu
folgern: Ja, in dem Fall geschieht ja ohnehin was Gott will, dass wir also
passiv bleiben können, wäre wiederum verkehrt, denn dann müssten wir Gott
wiederum widersprechen, denn Gott hat denen, die er gerettet hat, seinen
Kindern, seiner Gemeinde befohlen das Evangelium zu predigen, denn das ist das
von Gott verordnete Mittel um die Seelen zu erretten, die er zum Heil erwählt
hat. Und unsere Sache ist es nie diese, scheinbar einander ausschließenden,
Wahrheiten miteinander logisch aussöhnen zu wollen, sondern unsere Sache ist es,
dass zu glauben, was Gott geoffenbart hat. Wir glauben von ganzem Herzen, was
er Hesekiel in Kapitel 1 geoffenbart hat. Alles ist seinem Willen, seinem
Regiment untertan. Und wir glauben auch was er Hesekiel in den Kapiteln 2 und 3
sagte, was er ihm auftrug: Wir sind gesandt zu Predigen. Wir glauben beides.
Gott ist der, der alles wirkt und der Mensch ist völlig verantwortlich. Wir
glauben beides, weil die Bibel es so lehrt.
Der besondere Auftrag des Propheten besteht nun darin Verborgenes
aufzudecken. ich habe das gestern in einem Satz nebenbei gesagt. Das will ich
jetzt erörtern. Weissagen heißt, auf das Allgemeinste
ausgedrückt, Verborgenes aufdecken. Das ist das wirklich besondere am
Weissagen. Von Gott her reden, sagt man manchmal. Das tut der Evangelist auch,
hoffentlich. Das tut der Lehrer auch, hoffentlich, sonst schweigt er besser.
Aber was das besondere an Propheten ist, dass er Verborgenes aufdeckt.
Verborgenes im Menschen, Verborgenes im Volk Gottes. Während der Lehrer mehr
Verborgenes in Gott, die Geheimnisse Gottes aufdeckt. Also, Weissagen heißt
Verborgenes aufdecken und das soll Hesekiel fortan tun. Und was er beim Volk
aufdeckt das ist Sünde, Götzendienst, Aberglauben, Unglauben. ich will nun eine
Stelle aus dem Neuen Testament lesen, die uns das zeigt das auch das Neue
Testament weissagen so umschreibt: Verborgenes aufdecken. 1. Korinther 14. Da
steht in den Versen 24 und 25: "Wenn aber alle weissagen und irgend ein
Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt, von
allen beurteilt. Das Verborgene seines Herzens wird offenbar". Das ist
eben die Wirkung von Weissagung. Das Verborgene, was im Menschen ist, wird
offenbar. Hesekiel muss also seinem Volk die Sünde im Herzen des Volkes zeigen.
Im Herzen eines jeden einzelnen, auch im Herzen des Volkes. Das Herz des Volkes
Gottes war die von Gott erwählte Stadt und in dieser Stadt seine Wohnung. Und
Hesekiel muss nun zeigen dass da die Sünde sitzt, im Haus Gottes. Hesekiel kann
in dem Maß Sünde aufzeigen als er zuerst Gottes Herrlichkeit gesehen hat. Warum
ist es so, dass Sünde erst erkannt wird im Lichte der Herrlichkeit Gottes. Das
liegt daran, dass die Sünde, die Sünde des Volkes, die Sünde eines jeden
einzelnen, die Sünde in unserem Leben, misst sich an Gottes Vollkommenheit. Und
das ist der Grund warum Sünde so furchtbar ist. Sünde ist immer gegen Gott.
Sünde richtet sich gegen Gottes Gerechtigkeit, gegen Gottes Heiligkeit, gegen
Gottes Gnade, gegen Gottes Liebe. Sünde richtet sich gegen Gott und darum ist
Sünde so schlimm. Ich meine das wir es als Volk
Gottes, als Christen nötig haben immer wieder darüber nachzudenken, was die
Sündhaftigkeit der Sünde ausmacht, weil wir ja in einem Umfeld aufwachsen, wo
Sünde nichts bedeutet. Es gibt eigentlich nur noch 2 Sorten von Sünde, unter
unseren Zeitgenossen: Das ist zu schnell fahren mit dem Auto, und zuviel (Kuchen)essen.
Das sind die beiden Dinge, die man Sünde nennt. Wirklich. Und sonst ist nichts übrig
geblieben. Gegen die Diät sündigen die man sich vorgenommen hat und eine
Verkehrsregel verletzen.
Ich habe hier ein Zitat von John Bunyan.
John Bunyan lebte im 17. Jahrhundert und er hat außer
der "Pilgerreise" sehr viel geschrieben und alles was ich bisher von
John Bunyan gelesen habe ist wirklich lesenswert.
Dieser Mann hat eine Leidenschaft. Man merkt, dass sein Herz glüht. Es glüht
vor Leidenschaft um die Ehre seines Gottes. Und so hat er zur Sünde folgendes
einmal gesagt: (Benedikt Peters ließt den Text in Englisch vor, zu deutsch -->) Keine Sünde gegen Gott kann klein sein, denn
sie ist gegen den großen Gott des Himmels und der Erde. Wenn hingegen der
Sünder einen kleinen Gott ausfindig machen kann, dann mag er wohl auch kleine
Sünden ausfindig machen. Und so ist es. Weil die Zeit, in der wir leben,
diesseitsbezogener ist als eine Zeit es je gewesen ist und in dem Sinn
gottloser als irgendeine Zeit. Darum bedeutet unserer Zeit Sünde nichts. Hier
aber haben wir die Erklärung, warum Sünde so furchtbar ist, sie ist gegen Gott.
Der Prophet hat die Herrlichkeit Gottes gesehen und entsprechend kann er von
der Sünde des Volkes reden. Wir werden nachher weiter unten lesen, dass zur
Vorbereitung des Propheten noch etwas gehört. Er muss sich die Botschaft, die
er von Gott empfängt zu eigen machen, er muss sie
essen. Und das zeigt uns etwas äußerst Wichtiges, ich werde darauf noch etwas
ausführlicher eingehen, dass es nicht genügt eine korrekte Sicht der Dinge zu
haben, sondern die Dinge, dir wir erkannt und gesehen haben, müssen zu einem
Teil unserer selbst werden. Das macht den tüchtigen Knecht und Boten Gottes aus.
Nun schauen wir uns die Verse 1 - 7 an.
1. Berufung zur Treue.
Wir haben die Verse gelesen. Zunächst eine Anrede: Er sprach zu
mir Menschensohn, so übersetzt es die Elberfelder, "ben
adam". Der Artikel Menschensohn kommt in Daniel
7, 13 vor, ist dort aber messianisch. Hier geht es nicht um diesen
messianischen Titel. Im hebräischen bedeutet der Ausdruck: "Sohn
von", das ein Exemplar einer Gattung gemeint ist. Also wenn ich sage ein
Rind auf hebräisch, dann muss ich sagen: Ein Sohn von,
kollektiv, Rind. Ein Sohn von geRind. Und wenn ich
sagen will: Ein einzelner Mensch. Dann kann ich "adam"
sagen aber wenn ich es deutlich machen will dann sage ich "ben adam": Einer von der
Gattung Mensch. Das ist hier gemeint. Im Propheten Jona 4, 10 wird von dieser
Rizinuspflanze gesagt: Sie sei der Sohn einer Nacht. Die Pflanze ist in einer
Nacht gewachsen, sie hatte also Anteil am Wesen eben der Nacht. Darum heißt sie
Sohn der Nacht. Und Sohn Adams ist also jemand der Anteil hat am Wesen Adams.
Luther hat hier treffender übersetzt Menschenkind, denn das ist gemeint. Der
Ausdruck steht hier für die Abhängigkeit und Zerbrechlichkeit des Menschen. Im
Lichte Gottes hat Hesekiel einen Einblick bekommen in Gottes Macht. Gottes
Thron, Gott ist in seinem Regiment, souverän. Und im Lichte dieser Erkenntnis
sieht er wie abhängig und wie zerbrechlich er ist. Gott nennt ihn deshalb
Menschenkind. Es ist tröstlich zu wissen, dass Gott um unsere Gebrechlichkeit
weiß. Er ist eingendenkt, dass wir Staub sind. Er
weiß, was wir für ein Geschlecht sind und doch hat er uns erwählt, berufen und
gesandt.
Dann heißt es in den Versen 2 und 3 das Gott Hesekiel zu einem
abtrünnigen Volk sendet, dass nicht auf ihn hören wird. Wer zum Propheten
berufen wird, ist zum Leiden berufen. Das gilt auch neutestamentlich.
Unser Herr hat die Jünger darauf vorbereitet: Wenn sie mich Beelzebub genannt
haben, werden sie auch seine Jünger so nennen. Und wenn die Welt ihn gehasst
hat, dann wird die Welt auch seine Jünger hassen. Und Paulus sagt: "Wer in
Christus Jesus gottseelig leben will, muss Verfolgung
erleiden." Wir sind berufen zum Leiden. Gott stellt hier den Propheten
nicht in Aussicht er werde einst ein viel zitierter Mann werden und ein Vorbild
für viele bleiben über die Jahrhunderte, wenn er nur den Auftrag annehmen
wolle. Das alles stellt ihm Gott nicht in Aussicht. Wir sind berufen zur Treue,
ganz unabhängig von den Ergebnissen. Und so kündigt Gott ihm nicht an, dass er
ein Vorbild werden wird, ein berühmter Prophet den man noch Jahrtausende nach
ihm lesen und zitieren werde, sondern er kündigt ihm nur die schwere seines
Weges an. Und es heißt hier: Er werde gesandt zu einer empörerischen Nation.
Ich habe 7 Eigenschaften des Volkes hier aufgelistet. Und wenn wir
uns dieses 7 Eigenschaften ansehen, tja, dann könnte man allen Mut verlieren.
Die sind wirklich angetan uns allen Mut zu nehmen. Das Volk ist empörerisch,
treulos, schamlosen Angesichts, hat ein hartes Herz, widerspenstig, in Kapitel
3 heißt es dann: Es hat eine harte Stirn und es hat ein verstocktes Herz.
Das ist keine einladende Aussicht zu einem solchen Volk gesandt zu
werden. Der Sünder ist ein Sünder. Und wir denken: Ja wenn das stimmt, dass das
Volk so ist, empörerisch, treulos, verstockt, widerspenstig, ja dann müsste das
Volk ja eigentlich froh darum sein, wenn es so in Sünde verstrickt ist, das
Gott einen Boten an das Volk sendet, um es von seinem Bösen Weg zurückzurufen.
Aber das ist eben die Macht der Sünde, dass uns die Sünde blind macht sie als
Sünde zu erkennen. Das ist ja der Sünder. Er ist ein Sünder, hängt an der Sünde und will nicht von ihr
freikommen. Das ist ja eben die Sünde, das wir das Böse, den Eigenwillen, den
Unglauben, die Selbstverwirklichung lieben und daran hängen und gar nichts
hören wollen davon, dass das falsch sei, dass das verkehrt sei, dass das böse
sei, dass Gott das richten müsse und auch richten werde.
Eine empörerische Nation. Stellen wir uns vor, wir müssten eine
Gruppe von Streikenden einer Belegschaft einer Firma aufsuchen. Die ganze
Belegschaft streikt und ich bin davon überzeugt es ist verkehrt zu streiken.
Ich gehe hin und sage: Hört auf mit diesem Streik, das ist nicht in Ordnung.
Wie wird man da empfangen, von Empörern? Und er muss zu Leuten gehen, die
denken: So wie wir leben und was wir tun ist es in Ordnung, ist es richtig,
warum sollten wir davon lassen. Und da kommt einer, der sagt: Das ist Empörung,
hört auf damit.
Treulos, schamloses Angesicht. Nun, wir wissen wie es uns sticht
wenn wir mit Menschen reden die einfach frech schauen. Das ist etwas, dass uns
entweder zornig macht, oder uns frustriert bzw. ganz den Mut nimmt. Wenn Leute
so abweisend und hochmütig und frech dreinsehen. Und
hier ist ein ganzes Volk frechen, schamlosen Angesichts. Und zu denen soll er
gehen. Der natürliche Reflex ist doch dann: Ja dann lass doch diese Gottlosen.
Und oft genug ist in unseren Herzen genau diese Regung dar. Wir verachten die
Gottlosen und wenn sie noch so frech und schamlos sind dann denken wir: Die
werden es schon noch sehen, am Tag Gottes. Aber Gott sendet Hesekiel zu
Menschen die frech und schamlos sind, undankbar, hochmütig, die sich über alles
hinwegsetzten was Gott befiehlt. Nun könnte man denken: Na ja, das ist vielleicht
nur äußerlich. Die haben sich das halt angewöhnt, dass gehört so zum Lebensstil
der Leute, dass sie arrogant und frech und schamlos auftreten, aber im Herzen
sieht es vielleicht anders aus. Das ist nur die harte Schale, aber der Kern ist
sicher weich. Hier werden uns die Illusionen genommen. Sie haben ein hartes
Herz. Das kommt aus dem Inneren. Tja, die Aufgabe sieht unmöglich aus.
Und dann sind sie widerspenstig. Ein hartes Herz ist ein Herz das
nichts an sich heran lässt. Widerspenstigkeit das ist Zähigkeit, Beharrlichkeit
im Unglauben.
Eine harte Stirn. Ich nehme an, das kommt aus der Bibelsprache, dass
wir von jemandem sagen, der die Frechheit hat etwas zu sagen oder zu tun, er
habe die Stirn gehabt etwas zu sagen oder zu tun. Auch ein Ausdruck für frechen
Stolz.
Und dann ein verstocktes Herz. Im hebräischen werden tatsächlich 2
verschiedene Verben oder Adjektive verwendet. Einmal fest sein, d.h. sie haben
ein Herz das entschlossen ist, in dieser Sache entschlossen ist so zu bleiben,
wie sie sind. Wir ändern uns nicht. Wo gibt es was zu ändern? Welchen Grund
gäbe es? Sie haben ein festes Herz in dieser Sache. Und ein verstocktes Herz
ist ein hartes Herz.
Ja, zum Schluss sehen wir, dass Gott uns wirklich sendet, uns
beauftragt und von uns nur eines verlangt: Treue.
Er stellt dem Propheten keinen Erfolg in Aussicht, im Gegenteil.
Sie werden nicht auf dich hören, weil sie nicht auf mich hören wollen. Kein
Erfolg wird ihm in Aussicht gestellt. Eine ganz unbequeme Aufgabe, nur
Schwieriges. Und da wäre man ja versucht entweder zu sagen, was hat es dann für
einen Wert, lassen wir es doch, lassen wir es liegen. Das ist meistens unsere
Reaktion. Nicht, dass wir das offen sagen, dass tun wir ja nicht. Aber wir
leben so, dass wir einfach denken, es hat keinen Wert, bringt sowieso nichts
und wir lassen den Missionsbefehl liegen. Die andere Reaktion, ebenso
verführerisch, ist die dass wir die Botschaft den Leuten bzw. ihrem Geschmack
anpassen, damit sie nicht so frech und abweisend kommen. Wir sind berufen zur
Treue, d. h. hinzugehen, ob es schwierig ist oder nicht und das zu sagen, was
der Herr aufgetragen hat, ob man das gerne hört oder nicht. Berufen zur Treue.
Das ist das allererste. "Du sollst meine Worte zu Ihnen reden", Vers
7. Das ist der Maßstab der Treue. Ob sie es hören oder es lassen ist einerlei.
Der Herr sagt nicht: Falls sie hören dann rede zu ihnen meine Worte. Er sagt
einfach: "Du sollst meine Worte zu ihnen reden." Ob sie hören oder
reden ist einerlei. Dann, dass zweite:
2. Berufung zur Aneignung der Botschaft
Das wird hier in ähnlicher Weise gezeigt, wie wir wiederum im Buch
der Offenbarung sehen, auch Johannes musste eine Buchrolle essen. Essen, d. h.
sich einverleiben, zu einem Teil seiner selbst machen. Berufung zur Aneignung
der Botschaft, lesen wir die Verse 2, 8 - 3, 3.
"Und du Menschensohn höre was ich zu dir rede, sei nicht
widerspenstig, wie das widerspenstige Haus. Tue deinen Mund auf und iss, was ich
dir gebe und ich sah und siehe eine Hand war gegen mich ausgestreckt und siehe
in der selben war eine Buchrolle und er breitete sie vor mir aus und sie war
auf der Vorder- und auf der Hinterseite beschrieben und es waren darauf
geschrieben Klagen und Seufzer und Wehe. Und er sprach zu mir Menschensohn iss,
was du findest. Iss diese Rolle und gehe hin, rede zum Haus Israel. Und ich
öffnete meinen Mund und er gab mir diese Rolle zu essen und er sprach zu mir
Menschensohn speise deinen Bauch und fülle deinen Leib mit dieser Rolle welche ich
dir gebe. Und ich aß sie und sie war in meinem Munde süß wie Honig."
Das hier ist die komplementäre Forderung zur ersten, zur Treue.
Ja, wir sind zur Treue berufen. Aber Treue heißt nicht einfach das richtige
Wissen, eine korrekte Erkenntnis haben und ein korrektes Bekenntnis. Das ist noch nicht Treue. Treue heißt, dass wir dieses
Bekenntnis, diese Wahrheiten, die wir bekennen uns aneignen, zu einem Teil
unserer selbst machen. Ja, es heißt hier, dass ihm, Hesekiel, nachdem er die
Buchrolle gegessen hat, im Munde süß wurde wie Honig, aber nachher werden wir
sehen das sein Innerstes bitter wurde. Es ist erquickend und es ist auch
niederschmetternd, beides. Eine Buchrolle meint: Alles was Hesekiel sieht ist
aufgeschrieben. Das ist eine bemerkenswerte Sache. Gott hat seine Offenbarungen
in geschriebener Form, in Schriftform gegeben und das bedeutet, und besonders
deutlich wird das anhand des biblischen Phänomens von Prophetie und Erfüllung, dass
Gott seine Offenbarung dem Test der Zuverlässigkeit unterstellen lässt. Man
kann Gottes Worte prüfen, sie sind aufgeschrieben und über die Jahrhunderte
immer gleich gewesen. Und so können wir uns fragen, prüfen, ob sich Gottes
Worte bewährt haben. Die Bibel scheut sich nicht davor. Gottes Wort scheut sich
nicht davor. Wir dürfen Gottes Wort ganz ernst nehmen. Zudem, was in einer
Buchrolle steht heißt: Es ist aufgeschrieben, vorher niedergeschrieben, bevor
es geschieht. Das ist wiederum etwas, das alles Wirken Gottes, die ganze
Heilsgeschichte charakterisiert. Alles geschieht nach göttlichem Vorsatz. Auch
im letzten Buch der Bibel sehen wir das. In der Rechten dessen, der auf dem
Thron saß, sah ich ein Buch, ein Buch beschrieben inwendig und auswendig. Wie
hier bei unserem Text sind sehr viele Ähnlichkeiten dar. Und das bedeutet, dass
alles, auch alles was im Buch der Offenbarung nachher beschrieben wird, zuvor
von Gott verordnet wird. Es geschieht alles, so wie es vorher verzeichnet
worden ist. Es regiert nicht der Zufall. Das Ende ist nicht offen. Es läuft
alles, um ein modernes Wort zu verwenden, statt Vorsatz können wir sagen, nach
Programm. Das Wort Programm heißt ja ganz einfach vorher geschrieben. Es ist
vorher niedergeschrieben und so wie Gott es festgelegt hat, so geschieht es
auch und das ist ein Trost. Das macht dem Propheten die Botschaft, die er
empfängt, süß. Welch süßes Wissen. Welch kostbares Wissen, zu sehen, dass alles
so geschieht, wie Gott es verordnet hat. Er hat nicht abgedankt. Er ist nicht
vom Thron getreten. Es ist nicht einer aufgekommen, der über ihm wäre. Das ist
süß. Im Angesicht von Widerspruch der Heiden und Widerspenstigkeit in seinem
Volk verwirklicht Gott seinen Vorsatz, zur seiner Ehre und zu seiner
Verherrlichung und zum Wohl, zum ewigen Segen, all derer die an ihn glauben.
Schauen wir uns jetzt schon im Kapitel 3 diese Aussage an, im Vers
14. Da sehen wir, dass es dem Propheten auch bitter wurde. "Und der Geist
hob mich empor und nahm mich hinweg und ich fuhr dahin erbittert in der Glut
meines Geistes..." Es war ihm auch bitter, genauso wie Johannes. Ihm war
es auch süß und bitter. Bitter wird es ihm wo er die Bedeutung dieser Botschaft
verinnerlicht, wo sie auf ihn, seine Seele, sein Gemüt wirkt, zu erkennen das
dieses Volk das Gott erwählt hat, das er gesegnet hat, dem er einzigartige
Vorrechte gegeben hat, im Unglauben verharrt. Und das darum diese Gerichte über
dieses Volk kommen müssen. Die Liebe des Propheten für sein Volk erzeugt in
seiner Seele eine schier unerträgliche Not. Und das Eifern der Propheten um die
Ehre und die Herrlichkeit Gottes macht ihm diesen Anblick unerträglich, das
dieses Volk, gerade dieses Volk, seinen Gott entehrt, durch Götzen entehrt. Die
Herrlichkeit Gottes herausfordert. Und wir sehen das an Hesekiel, Jeremia und
Daniel, das die Propheten an ihrer Botschaft auch ungeheuer litten. Ja, wir
lesen das und irgendwie verstehe ich das schon. Aber wie selten ist es, dass
wir etwas empfinden von diesem Leiden des Propheten an der Botschaft die Gott
ihm gegeben hat, dass es uns weh tut. Dass es uns so bekümmert, dass wir
manchmal nichts anderes können als nur noch beten und flehen und rufen zum
Herrn und nichts anderes können als beten und flehen für die Menschen um uns
herum, weil es uns so weh tut, dass Gott beständig entehrt wird. Und die
Menschen verderben sich durch die Sünde. Ja, wir sehen an Hesekiel, im Kapitel
3, 14, dass es ihm bitter wurde und in Vers 15: "Ich kam nach Tel Abib zu den Weggeführten die am Fluss Kebar
wohnten und daselbst, wo sie saßen, da saß ich 7 Tage betrübt in ihrer
Mitte." Und hier sehen wir dass die Wirkung der Botschaft zuerst an
Hesekiel geschah, bevor er predigte. Das, was er empfangen hatte, was er
gesehen hatte, hat ihn geradezu betäubt, vor Kummer und vor Schmerz. Etwas
weiter hinten sagt der Prophet in Hesekiel 21, 8-12 "und sprich zu dem
Lande Israel: So spricht der Herr: Siehe ich will an dich und mein Schwert aus
seiner Scheide ziehen. Ich will aus dir ausrotten den Gerechten und den
Gesetzlosen. Darum, weil ich aus dir den Gerechten und den Gesetzlosen
ausrotten will, darum soll mein Schwert aus meiner Scheide fahren wider alles
Fleisch vom Süden bis zum Norden und alles Fleisch wird wissen, dass ich der
Herr mein Schwert aus seiner Scheide gezogen habe. Es soll nicht wieder
zurückkehren. Und du Menschensohn seufze, dass die Hüften brechen. Und mit
bitterem Schmerz seufze vor ihren Augen. Nun wenn Gott das dem Propheten sagt,
dann sagt er es, weil er es nur tun kann, weil er wirklich Kummer hat. Nicht
ein Theater aufführen vor den Leuten. Es hat ihn schier zerrissen. In Kapitel
24, 15-24, wird uns gezeigt das Gott den Propheten mitleiden lässt an dem, was
das Volk wird erleiden müssen. Gott nimmt ihm mit einem Schlag seine Liebste,
seine Frau und er soll nicht einmal klagen, sondern soll seinen Schmerz stumm
tragen. Und dann fragen die Leute: was ist denn mit dir los, warum klagst du
nicht? Und dann sagt er: genau so wird euch Gott mit einem Streich das Liebste
nehmen. Die Stadt, an der er hängt, Jerusalem, die Stadt die er mehr liebt als
jede andere Stadt auf Erden und das Haus Gottes, dass er trotz allem liebt. Und
so muss er mitleiden, an dem was seine Botschaft dem Volk in Aussicht stellt.
Ja, es muss uns allen klar sein, dass wir sehr wenig von dieser Art des
Propheten an uns haben. Von mir muss ich es sagen. Es gibt Ausnahmen, aber die
meisten von uns wissen alles korrekt, können es auch korrekt sagen, aber wie viel
leiden wir, an der Wahrheit, die uns Gott geoffenbart hat. Ja, wir müssen uns
mit der Botschaft eins machen. Wir sind nicht einfach Briefträger. Der
Briefträger kommt ja, wenn es ein eingeschriebener Brief ist, gibt er ihn ab,
verlangt eine Unterschrift, geht weiter und ist völlig unbeteiligt. Wir sind
nicht Briefträger, die den Menschen einfach eine Botschaft überlassen. Sondern
was sind wir? Paulus sagt wir sind nicht Briefträger, sondern wir sind Briefe.
Das heißt, dass die Botschaft ein Teil unserer selbst werden muss. Wir sind
Briefe Christi nicht Briefträger Christi.
Wir haben gesehen, dass in dieser Buchrolle in Kapitel 2, 10
steht: "...Klagen und Seufzer und Wehe." Genau dieses Klagen und
Seufzen kam nachher über diesen Propheten. Genau das, was in dieser Buchrolle
steht und da sind auch Wehe. Bevor wir unseren Zeitgenossen: "Wehe über
euch" zurufen müssen wir irgendwann einmal gelernt haben zu rufen:
"Wehe mir". Wir müssen in der Sprache des 3. Buches Mose Sündopfer
essen. Wenn der Priester von dem Sündopfer aß, dann hat er sich eins gemacht
mit der Sünde dessen der dieses Opfer brachte und damit gezeigt: Ich bin auch
ein Sünder, voller Bosheit, voller Unrat. Ich bin unwürdig wie du. Und ich kann
nur auf Gottes Erbarmen hoffen. ich bin nicht besser. Und so musste der
Priester die Sündopfer essen und auch der Prophet musste diese Botschaft essen.
Die Botschaft von Gottes Zorn über die Sünde. Und wenn wir sie essen dann
merken wir: ich bin ja auch ein Sünder, in Sünden geboren. Ich habe es jeden
Tag nötig den Herrn zu bitten: Vergib mir meine Schulden, mein „zu kurz kommen“,
vergib o Gott vergib. Ja, ehe wir "Wehe euch" rufen müssen wir
gelernt haben "Wehe mir" zu rufen. In keinem Propheten findet sich so
oft das Wort Wehe wie in Jesaja. Aber in Jesaja findet sich auch, und das passt
genau zusammen, dieser Ruf. Nur in Jesaja: "Wehe mir", Jesaja 6, 5,
denn er sieht seine ganze Unreinheit, unreine Lippen inmitten eines unreinen
Volkes. Und weil Jesaja das rief, in Gottes Gegenwart
überführt, konnte er auch rufen "Wehe dem Samen der Übeltäter", nur
deshalb. Denn sonst wird das, was wir sagen zu etwas das selbstgerecht ist und
es kann zu Pharisäertum werden. Darum müssen wir uns die Botschaft aneignen.
Sie muss zu einem Bestandteil unserer selbst werden. Dann sehen wir:
3. Die Berufung zum Suchen
Wenn wir uns die Botschaft verinnerlicht haben, das ist Gottes
Wort, dann wird etwas in uns anfangen uns zu drängen, denn Gott ist ja der der
sucht. Er lässt ja den Menschen nicht alleine, überlässt Ihn nicht sich selbst.
Von Anfang an sucht er Adam, ruft ihn zu sich. Der Sohn der Menschen ist
gekommen, um zu suchen und zu retten was verloren ist. Und so wird der Prophet
ein Suchender. Das steht in den Fersen 4 - 11 in Kapitel 3.
"Und er sprach zu mir Menschensohn: "Auf, gehe hin zum
Haus Israel (in Vers 4 steht gehe hin und in Vers 11 steht das noch einmal und
damit ist dieses Abschnitt 4 - 11 schön eingerahmt durch diese beiden
Aufforderungen: Gehe hin, Vers 4 und in Vers 11 wieder. Gehe hin: Ja wir sind
berufen zum Volk zu gehen, sie aufzusuchen, sie in Ihren Nestern aufzustören
wenn es sein muss) und rede zu Ihnen mit meinen Worten. Denn nicht zu einem
Volk mit unverständlicher Sprache und schwerer Rede bist du gesandt, sondern
zum Hause Israel, nicht zu vielen Völkern von unverständlicher Sprache und
schwieriger Rede deren Worte du nicht verstehst, sondern zu ihnen habe ich dich
gesandt. Sie können auf sich hören."
Wir sehen hier. dass der Prophet die Sprache des Volkes beherrscht
und wir können ihn verstehen. Ich habe vorher gesagt wir dürfen die Botschaft
nicht anpassen an die Erwartungen der Menschen und an das, was unseren
Zeitgenossen willkommen ist und ihnen behagt. Aber wir müssen uns darum bemühen
und darum ringen, dass sie uns verstehen. Das heißt, wir müssen uns schon mit
den Menschen auseinandersetzten. Was sind die Ängste und die Nöte die die
Menschen jagen und wie kann ich ihre Sprache sprechen und so das Wort Gottes in
ihrer Sprache zu ihren Herzen reden. Und das kostet Mühe. Das kostet Arbeit.
Wir müssen uns bemühen die Menschen um uns herum zu verstehen, wer sie sind,
wie sie sind und sie aufsuchen, wo sie sind. Wir sollen eben nicht das machen,
was manche denken, dass wir die Gemeinde zu einem Ort machen müssen, wo es den
Gottlosen gefällt. Wir haben nicht den Auftrag die Gottlosen in das Haus Gottes
zu holen. Nein, aber wir haben den Auftrag hinzugehen. Und meistens machen wir
es so, dass wir die Gemeinde dem Geschmack der Welt und der Sünder (mit Show und
diesen Dingen, die ihnen behagen) nicht anpassen, was auch richtig ist, aber
wir müssen hingehen zu den Sündern. Das ist der Auftrag. Das ist die Sendung,
die der Herr den Jüngern gab: "Gehet hin in alle Welt." Dann:
4. Berufung zur Verfügbarkeit.
Kapitel 3, die Verse 12 bis 15: "Und der Geist hob mich empor
und ich hörte hinter mir den Schall eines starken Getöses: Gepriesen sei die
Herrlichkeit des Herrn von ihrer Stätte her und das Rauschen der Flügel der
lebendigen Wesen welche einander berührten und das Sausen der Räder neben ihnen
und den Schall eines starken Getöses. Und der Geist hob mich empor und nahm
mich hinweg und ich fuhr dahin, erbittert in der Glut meines Geistes und die
Hand des Herrn war stark auf mir. Und ich kam nach Tel-Abib
zu den Weggeführten die am Fluss Kebar wohnten und
daselbst wo sie saßen, dort saß ich 7 Tage betäubt in ihrer Mitte."
Wir sehen hier wie Gottes Geist den Propheten ergreift, emporhebt
und wegträgt. Nun, hier wird uns deutlich, dass wir dieses Werk zu dem uns Gott
beruft ja gar nicht tun können. Es ist wirklich so: Gott muss uns ergreifen,
uns tragen bzw. uns führen. Wir sehen hier auch wie der Prophet über sich
verfügen lässt. Er ist ein Werkzeug in Gottes Hand. Und wir sind dazu berufen
unserem Gott verfügbar zu sein. Und dann werden wir, in einem sicher geringerem Maß, etwas von dem erfahren was Hesekiel hier
erfuhr. Er hört hinter sich eine laute Stimme. Eine laute Stimme, die die
Herrlichkeit des Herrn pries. Er begriff dass jetzt, wo er hingeht zum Volk,
dieser herrliche Gott hinter ihm steht, mit all seiner Herrlichkeit. Das
erfährt er weil er über sich verfügen lässt. Ja, vor sich würde der Prophet nur
abweisende Gesichter sehen, harte Stirne, aber hinter sich wusste er die
Herrlichkeit des Gottes Israels. Das waren Stütze und Antrieb zu seinem ganzen
Dienst. Er hat mindestens 22 Jahre lang geweissagt. Das können wir aus der
Datierung seiner letzten Botschaften heraushören. Und das war nur möglich, weil
der Herr ihn die ganze Zeit trug und hinter ihm stand. Dann sind wir berufen
zum Wächteramt.
5. Berufung zum Wächteramt.
Hesekiel 3, 16-21: "Und es geschah am Ende von 7 Tagen, da
geschah das Wort des Herrn zu mir also: Menschensohn, ich habe dich dem Haus
Israel zum Wächter gesetzt und du sollst das Wort aus meinem Mund reden und sie
von meinetwegen warnen:"
Ja, das tut er, das ergibt sich ganz organisch aus der Tatsache,
dass er verfügbar ist. Und wenn wir verfügbar sind, sagt der Herr etwas und wir
tun es. Warnen ist ja nicht leicht. Das machen wir nicht gerne, Menschen
warnen. Es könnte ja sein, dass die Menschen böse werden, wenn wir ihnen sagen:
Wenn du auf diesem Weg weitergehst, dann kommst du jämmerlich um, dann gehst du
verloren. Aber wir sind berufen, haben den Auftrag, zu warnen. Das gilt auch
für die örtliche Gemeinde. Die Führer der örtlichen Gemeinde müssen ihre Schafe
warnen vor den Folgen ihres Tuns und versuchen den
Irrenden zurückzuführen. Und dann der letzte, der 6. Abschnitt, Verse 22-27 wir
sind:
6. Berufen zum Reden und zum Schweigen.
Da stehen einige eigentümliche Dinge. Wir wollen diese Verse
lesen. "Und die Hand des Herrn kam daselbst über mich und er sprach zu
mir: Mache dich auf, gehe hinaus in das Tal und dort will ich mit dir reden.
Und ich machte mich auf und ging hinaus in das Tal und siehe daselbst stand die
Herrlichkeit des Herrn gleich der Herrlichkeit, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte und ich fiel nieder auf mein Angesicht.
Und der Geist kam in mich und stellte mich auf meine Füße und er redete mit mir
und sprach zu mir: Gehe, schließe dich in deinem Hause ein. Und du,
Menschensohn, siehe: Man wird dir Stricke anlegen und dich damit binden das du
nicht wirst hinausgehen können in ihre Mitte. Und ich werde deine Zunge an
deinem Gaumen kleben lassen damit du verstummest und sie nicht mehr
zurechtweisest, denn ein widerspenstiges Haus sind sie. Wenn ich aber mit dir
reden werde will ich deinen Mund auftun und du sollst zu ihnen sprechen: So
spricht der Herr Jahwe: Wer hören will, der höre und wer es lässt, der lasse es
denn ein widerspenstiges Haus sind sie.
Ja, hier haben wir eine weitere Auswirkung der Verfügbarkeit, zu
sprechen, wenn wir sprechen sollen und auch zu schweigen. Es muss uns allen bewusst
sein, wie schwer es ist, genau das zu tun. Wie oft habe ich nichts gesagt, wo ich
etwas hätte sagen sollen und wie oft habe ich etwas gesagt, wo ich besser
geschwiegen hätte. Aber uns wird das hier gesagt, das Beispiel Hesekiels, damit
wir auch hier dem Herrn vertrauen und darum bitten, dass er uns lehrt. Ich
denke, dass wir hier einen Hinweis darauf haben, wo und wie wir das lernen. Es
beginnt damit, dass der Prophet ganz einfach gehorsam ist, ganz einfältig. Der
Herr redet zu ihm. Er ist ja da in Tel-Abib, am Fluss
Kebar. Also, so hieß diese Judenkolonie. Und dann
kommt die Hand des Herrn über ihn und dann sagt der Herr zu ihm: Gehe hinaus
ins Tal, dort will ich mit dir reden, und er geht. Er geht einfach, er wusste
auch nicht weshalb, aber er geht. Warum der Herr dort mit ihm reden musste? Er
ist doch Allgegenwärtig. Er kann doch alles. Er kann doch auch jetzt mit mir
reden. Warum dieser Umweg? Aber er geht. Das erinnert uns an Elia. Elia tat
"immer" was der Herr befahl. Und so geht der Prophet. Er gehorcht und
das Ergebnis ist: Er sieht die Herrlichkeit des Herrn. Wenn wir gehorchen, dann
werden wir sicher etwas von der Herrlichkeit des Herrn sehen. Von seinen
Wesenheiten, wie er ist. Etwas von seiner Weisheit, etwas von seiner Gnade,
etwas von seiner Güte, etwas von seiner Macht werden wir dann sicher sehen.
Hesekiel hat ja das erste Mal die Herrlichkeit des Herrn am Fluss Kebar gesehen. Und er erinnert auch daran: ich sah dort,
als ich hin ging, die Herrlichkeit gleich der Herrlichkeit, die ich am Fluss Kebar gesehen hatte, also gleich wie bei diesem Gesicht vom
Thronwagen Gottes. Und jetzt begreift Hesekiel das Gottes Herrlichkeit sich
auch mit dem Dienst seiner Knechte verbindet. Gottes Herrlichkeit zeigt sich in
seinem Regiment über die Welt, wie er die Nationen und sein Volk durch
Züchtigung, Gerichte, Drangsal und Wiederherstellung hindurch führt, da
offenbart sich Gottes Herrlichkeit. Aber sie zeigt sich auch im Leben des
Knechtes Gottes. Ja, wir wissen auch nicht, warum Gott solche Umwege geht, da
hinaus. Aber es muss offensichtlich notwendig gewesen sein. Gott tut nichts Nutzloses,
Überflüssiges. Und ich kann es mir nicht anders erklären, als dass es mit
unserer verkehrten Natur zu tun haben muss, dass Gott lange Wege mit uns gehen muss,
um uns zu lehren. Er tut es also, der Prophet. Und dann kündigt ihm Gott an:
Man wird dir Stricke anlegen. Das ist ja eigentlich wiederum eine Entmutigung.
Manchmal hört man, man müsse die Leute immer ermutigen. Das ist richtig, wir
müssen sie ermutigen. Aber das bedeutet nicht, dass wir ihnen nicht die
Wahrheit sagen. Und manche denken wir müssen den Leuten immer nur sagen, was
sie gerne hören. Der Herr hat das nicht getan, die Apostel haben es nicht getan
und hier sagt Gott zu Hesekiel: Man wird dir Stricke anlegen. Aber Gott sagt
die Wahrheit und darin liegt eben die Ermutigung und der Trost, denn wenn es
passiert wissen wir: Gott hat es uns vorher schon gesagt. Es geschieht genau
das, was Gott sagte. Es läuft also alles so wie Gott es sich vorgesetzt hat.
Und dann habe ich im Widerstand, in der Not, in Schwierigkeiten den Trost der
Gegenwart Gottes und den hätte ich sonst nicht. Gott sagt uns die Wahrheit:
"Man wird dir Stricke anlegen". Das Volk wird offensichtlich alles
tun, um den Propheten in seinem Dienst kaltzustellen, ihn zu hindern. Aber dann
sagt Gott: "Und ich werde deine Zunge an deinem Gaumen kleben
lassen." Ja. nachdem das Volk dem Propheten lange genug Widerstand
geleistet hat wird Gott verstummen. Und zwar tut er es dadurch, dass er dem
Propheten das Wort nimmt. Der Prophet hat nichts mehr zu sagen, kann gar nicht
mehr von Gott reden. Er zieht sein Wort zurück.
Das ist das schlimmste was einem Volk passieren kann wenn Gott
nicht mehr öffentlich redet zu einem Volk. Nun wir sollten hieraus nicht
schließen, dass für uns jetzt vielleicht auch die Zeit gekommen ist, wo wir den
Menschen nicht mehr vom Herrn erzählen. Paulus sagt: Wir sollen das Wort, das
Evangelium predigen solange Zeit ist, zur Zeit und zur
Unzeit. Auch wenn jetzt im Großen und Ganzen Unzeit ist. Man will es nicht
hören, wir sollen es doch bringen. Also persönlich sollen wir das Evangelium
weitersagen. Aber wir können vielleicht sagen, dass in Bezug auf unsere Zeit
Gott öffentlich fast nicht mehr oder gar nicht mehr redet. Das was an die
Öffentlichkeit gerichtet wird, das heißt von den Kanzeln, in Kirchenschulen,
Parlament, in den Medien, spricht davon, dass Gott nicht mehr redet. Wann haben
wir das letzte Mal in einem Parlament, in einem öffentlichen Anlass gehört, dass
ein Wort Gottes gelesen wurde, das aufgerufen wurde zum Bibellesen, zum
Gehorsam gegenüber der Bibel. Früher gab es das. Und zwar noch weit hinein ins
20. Jahrhundert kam es immer wieder vor. Es hat aufgehört. Müssen wir daraus
schließen, dass Gott jetzt schweigt, gegenüber unserem Volk und unserer Zeit.
Das ist das schlimmste was uns passieren kann, wenn Gott schweigt. Denn wenn
Gott schweigt, dann hat er uns dem Gericht übergeben. Und wenn Gott schweigt,
dann wird es nur dunkel, dann nimmt die Finsternis überhand. Gott redete nicht
mehr zu Saul. Und an Saul sehen wir, wie verzweifelt der Mensch wird, wenn Gott
nicht mehr redet. Das steht in 1. Samuel 28, 6. Und im letzten Kapitel lesen
wir, wie Saul sich ins Schwert stürzte.
Ja, wenn Gott schweigt: dann "Wehe uns".
Jetzt wollen wir zum Schluss nur noch einen Blick werfen auf die
Ausrüstung des Propheten durch Gott. Es sind 8 Dinge die in diesem Kapitel genannt
werden. 8 Dinge, durch die Gott seinen Propheten ausrüstet. Wir schauen sie uns
nur an. Ich sage nichts oder nur ganz wenig dazu.
1. Kapiteln 2, 1. Gottes Wort richtet den Propheten auf. Diese
Macht hat Gottes Wort. Gott kann so zu uns reden, dass sein Reden das bewirkt,
was er sagt. Und das war hier der Fall. Und manchmal redet Gott so zu uns. Wir
hören seine Stimme, wir lesen sein Wort und das Wort hat dann diese Kraft, dass
es das in uns wirkt, was Gott sagt. Gottes reden richtet ihn auf. Dann
2. Mit Gottes Wort kommt Gottes Geist in ihn. Mehrere Male steht:
Die Hand des Herrn war auf mir oder: Der Geist kam in mich.
3. Gott Trost. Er sagt: Fürchte dich nicht. Dann
5. Gott macht ihn hart. Und jetzt muss ich ihnen doch noch etwas
sagen über den Namen des Propheten. Ich werde deine Stirn hart machen. Ja, es
ist ein Volk harter Stirn, aber ich werde deine Stirn noch härter machen, wie
Diamant. Sie haben vielleicht eine Stirn wie Stein, hart, aber Diamant ist
härter. Ja, ich werde dich hart machen. Der Name Hesekiel bedeutet: Gott macht
stark. So hieß dieses Mann. Dann
6. Gottes Herrlichkeit ist in seinem Rücken.
7. Gottes Geist trägt ihn. Und
8. Gottes Geist ist auf ihm, die Hand des Herrn kommt auf ihn.
Ja, Gott gibt dem Propheten eine schwierige, nein wir müssen sagen
eine unmögliche Aufgabe. Die Aufgabe die Gott uns gegeben hat, unserer Zeit das
Evangelium zu verkündigen, ist eine Aufgabe, die sich nicht ausführen lässt,
denn der Geist der Welt ist Feindschaft gegen den Geist Gottes. Die Gesinnung
des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott selbst. Die Menschen lieben die
Finsternis mehr als das Licht. Sie lieben das Licht des Evangeliums nicht, sie
wollen es gar nicht haben. Es ist eine unmögliche Aufgabe. Aber Gott rüstet die
seinen aus, das zu tun was menschlich nicht möglich ist, den Auftrag
auszuführen. Und gebe Gott, dass wir Ihm schlicht vertrauen, dass wir Ihm
wirklich glauben, dass er weiß, was er tut, dass er weiß, was er tut, nicht nur
in seinem Regiment über diese Welt, sondern, dass er weiß, was er tut, wenn er
uns einen Auftrag gibt, unseren Zeitgenossen die Botschaft Gottes auszurichten.
Wir wollen beten miteinander. Ja, unser Gott und Vater, wir dürfen
dich Vater nennen durch unseren Herrn Jesus Christus. In deinem geliebten Sohn
sind wir gerecht gemacht, angenehm gemacht in dem Geliebten, begnadigt in
Christus. Wir danken dir dafür. Wir danken dir für das Licht des Evangeliums.
Wir danken dir dafür, dass du uns überführt hast, unseren Widerstand gegen dich
überwunden hast, niedergerungen hast. Du hast uns willig gemacht, das zu
glauben und du hast uns errettet, ewig. Und wir danken auch, dass du der Gott
des Heils und der Errettung und der Gott aller Erbarmungen und der Geduld bist.
Und du hast Geduld mit den Menschen unserer Zeit. Und so lange wir noch hier
sind, willst du, dass wir unserer Zeit dich bekannt machen, so wie wir es
können. Nachbarn oder Arbeitskollegen. Hilf du uns. Herr Jesus hilf uns. Du hast uns den Befehl gegeben und wir vertrauen,
dass dein Befehl nicht leer und nicht nichtig war, dass dein Befehl an uns das
auch ausrichtet und wirkt was du befohlen hast. Wir wollen dir glauben, deinem
Wort glauben. Und wir wollen glauben, dass du es bist, der das spricht und das
deine Macht hinter deinen Worten steht. Hilf uns zu glauben, hilf uns zu
vertrauen und verwende uns in deiner großen Gnade und Güte. Amen.