Benedikt Peters – Die Psalmen, Teil 2/7

Christus in den Psalmen - Der Verfasser der Psalmen

 

 

Wir haben gesehen, dass die Psalmen prophetisch sind, persönlich und gleichzeitig prophetisch. Viele Psalmen sprechen vom Messias und ich will dazu heute ein etwas längeres Zitat vorlesen, aus einem Psalmenkommentar von Arno Clemens Gaebelein, the psalms. Das Buch gibt es meines Wissens nicht auf Deutsch. Und er schreibt dort Folgendes: „Unser Herr verwendete Psalmen vielleicht öfter als jedes andere alttestamentliche Buch. Unser Herr zitierte Psalmen in seinem öffentlichen Dienst. Er stopfte den ihn versuchenden Pharisäern das Maul, indem er ihnen eine Frage aus dem 110. Psalm stellte. Mit größter Wahrscheinlichkeit schüttete er vor seinem Gott und Vater sein Herz in den Worten der Psalmen aus, als er ganze Nächte im Gebet verharrte. Als er in Jerusalem einzog, wurde er mit dem Jubelruf: Hosianna, dem Sohn Davids! empfangen. Das ist Psalm 118 entnommen. Und als seine Feinde murrten, verwies er sie auf die Vorhersage des 8. Psalms. Die letzten Worte, die er an Jerusalem richtete, waren ein Zitat aus dem Buch der Psalmen: Gepriesen ist, der da kommt im Namen des Herrn, Psalm 118, 26. Bevor er in den Garten Gethsemane trat, sang er mit seinen Jüngern ein Loblied, es war dies das sogenannte Hallel, das noch immer von orthodoxen Juden beim Passah gesungen wird, die Psalmen 113-118. In seinem Leiden erfüllte er alle in den Psalmen über ihn gemachten Weissagungen. Und als er, auf dass die Schrift erfüllt würde, sagte: Mich dürstet! sprach er ein Wort aus Psalm 69 aus. In den finsteren Stunden am Kreuz kam von seinen Lippen der in Psalm 22 vorhergesagte Schmerzensruf: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Nahezu das erste Wort nach seiner Auferstehung war demselben Psalm entnommen: Gehe aber zu meinen Brüdern, denn in Psalm 22, 22 steht geschrieben: Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern. Als er als der verherrlichte Mensch in den Himmel auffuhr und in die Gegenwart des Vaters trat, wurde er von Gott begrüßt als Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks. Und wie in Psalm 110 vorhergesagt worden war setzte er sich zur Rechten Gottes. Und dort, wo er aus der Herrlichkeit zu den Überwindern in Thyatira spricht, verwendet er abermals Worte aus den Psalmen. Er zitiert nämlich Psalm 2.“

Also das zeigt uns, wie sehr die Psalmen mit der Person des Messias verbunden sind. Und darum will ich darauf jetzt auch noch kurz hinweisen. Christus in den Psalmen, auch das bekommen die, die es wollen fotokopiert. Ich habe hier eine schöne Tabelle erstellt. Aber sie ist wie die Axt der Freunde Elisas, die ins Wasser fiel, nur geliehen. Die Tabelle, ist geliehen. Aber ich habe das hier auch angegeben, von wem ich sie geliehen habe. Sie ist nämlich aus dem Believer’s Bible Commentary von William MacDonald. 23 Stellen hat er hier aufgeführt. Links stehen jeweils der Psalm, in der Mitte, was vorhergesagt wird und dann rechts die Erfüllung. 23 Stellen Verheißung und Erfüllung.

Die allererste messianische Vorhersage spricht von der Geburt des Sohnes Gottes. Das wird in Psalm 2, 7 vorhergesagt: „Der Herr hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Gemeint ist hier, dass er Sohn Gottes ist durch Menschwerdung. Er war natürlich Sohn Gottes von Ewigkeit her. Das hier bezieht sich auf seine Menschwerdung, seine Geburt. Erfüllung in Apostelgeschichte 13, 32-33: „Und wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheißung, dass Gott dieselbe uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesum erweckte; wie auch in dem zweiten Psalm geschrieben steht: «Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.»“ Das Wort hier, erweckt, heißt nicht aus den Toten auferweckt, sondern erweckt, so wie wir in der Bibelsprache lesen, dass Gott einen Propheten erweckt. Das heißt, dass er ihn zu seinem Volk sendet. Und dass nicht die Auferstehung gemeint ist, das zeigt der nachfolgende Vers. Hier nennt nämlich Paulus das nächste: „Dass er ihn aber aus den Toten auferweckt hat, um nicht mehr zur Verwesung zurückzukehren, hat er also ausgesprochen:“ und nennt dann eine andere messianische Weissagung: „Ich werde euch die gewissen Gnaden Davids geben.“


 

Die messianischen Psalmen

Psalm

Darstellung

Erfüllt

2, 7

der Sohn Gottes

Matthäus 3, 17; Apostelgeschichte 13, 33

8, 2

von Kindern gepriesen

Matthäus 21, 15‒16

8, 6

Herrscher über alles

Hebräer 2, 8

16, 10

von den Toten auferstanden

Matthäus 28, 7; Apostelgeschichte 2, 24-28

22, 1

von Gott verlassen

Matthäus 27, 46

22, 7‒8

von Feinden verspottet

Lukas 23, 35

22, 16

Hände und Füße durchbohrt

Johannes 20, 27

22, 18

seine Kleider wurden verlost

Matthäus 27, 35‒36

34, 20

die Gebeine nicht gebrochen

Johannes 19, 32‒33.36

35, 11

durch falsche Zeugen angeklagt

Markus 14, 57

35, 19

gehasst ohne Ursache

Johannes 15, 25

40, 7‒8

Wohlgefallen an Gottes Willen

Hebräer 10, 7

41, 9

verraten von einem Freund

Lukas 22, 47

45, 6

der ewige König

Hebräer 1, 8

68, 18

aufgefahren in den Himmel

Apostelgeschichte 1, 9‒11; Epheser 4, 8

69, 9

Eifer für das Haus Gottes

Johannes 2, 17

69, 21

man gab ihm Essig und Galle

Matthäus 27, 34

109, 4

er betet für seine Feinde

Lukas 23, 34

109, 8

sein Verräter wurde ersetzt

Apostelgeschichte 1, 20

110, 1

zur Rechten Gottes gesetzt

Matthäus 22, 44 ; Hebräer 1, 13

110, 4

ein ewiger Priester

Hebräer 5, 6

118, 22

der Eckstein im Hause Gottes

Matthäus 21, 42

118, 26

er kommt im Namen des HERRN

Matthäus 21, 9

 

 

In Psalm 8, 2 wird gesagt, dass Kinder ihn loben werden: „Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet um deiner Bedränger willen, um zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rachgierigen.“ Die Erfüllung findet sich in Matthäus 21, 15-16. Der gleiche Psalm sagt, dass er Herrscher über alles sein wird: „Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt.“ Dass das auf den Messias bezogen werden muss und erst in ihm erfüllt wird, und noch nicht im Menschen, außerhalb und ohne den Messias, das belegt Hebräer 2, 8. Denn Hebräer 2, 8 zitiert eben diese Stelle und wendet sie auf den Herrn Jesus an. Psalm 16, 8-10 spricht von der Auferstehung. Dann finden wir in Psalm 22 eine in viele Einzelheiten gehende Weissagung seines Leidens und Sterbens. Und die Evangelisten vermerken das auch, dass im Leiden und Sterben des Herrn die Schrift erfüllt wurde. Psalm 34, 20 sagt: „Er bewahrt alle seine Gebeine, nicht eines von ihnen wird zerbrochen.“ Und Johannes hält fest, dass die Schrift erfüllt werden musste und dass darum dem Herrn, bevor er vom Kreuz abgenommen wurde, die Gebeine nicht gebrochen wurden, im Gegensatz zu den mit ihm gekreuzigten Räubern. Es musste die Schrift in Erfüllung gehen.

Psalm 35, 11 spricht von falschen Zeugen, die ihn anklagen. Es treten ungerechte Zeugen auf. Psalm 35, 11: „Was ich nicht weiß, fragen sie mich.“ Vers 19: „Lass sich nicht über mich freuen, die ohne Grund mir feind sind, nicht zwinkern mit den Augen, die ohne Ursache mich hassen!“ Ohne Ursache gehasst. Psalm 40, 7-8 zeigt uns seinen Wohlgefallen an Gottes Willen: „Da sprach ich: Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.“ Psalm 41, 9: „Selbst der Mann meines Friedens (d. i. Freund) auf den ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Ferse wider mich erhoben.“

Nun, all diese Weissagungen gingen in Erfüllung und der Schreiber des Hebräerbriefes erinnert die Empfänger daran, dass das Leiden und das Sterben des Messias Jesus von Nazareth weder ein Unglück war, noch ein Triumph des Bösen, sondern dass das der von Gott zuvor verordnete Weg war, auf dem der Messias Heil, dieses so große Heil, von dem Hebräer 2 spricht, bereiten sollte. Nun, wir müssen von Neuem daran festhalten, wir als Gläubige der Bibel und des Herrn Jesus, dass der Herr Jesus kam mit dem Vorsatz, nach dem Vorsatz, sein Leben dahin zu geben. Weil er ja dargestellt wird, namentlich in der protestantischen Theologie, als ein unglückliches Opfer einer bösen Verschwörung. Das war er nicht. Er hat sich selbst Gott geopfert. Und das wird uns dadurch in überwältigender Weise bewusst, dass es Jahrtausende vorher vorhergesagt war. Und als der Herr am Kreuz hing, sagte er: Auf dass die Schrift erfüllt würde: mich dürstet. Er, der souveräne Herr, war es, der in den Tod ging. Ich lasse das Leben und ich nehme das Leben, solche Gewalt habe ich von meinem Vater empfangen.

Psalm 45, 6 sagt, er ist der ewige König: „Dein Thron, o Gott, ist immer und ewiglich, ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches.“ Der hier als o Gott angesprochen wird, ist der König, der in diesem Lied besungen wird. Und nach Hebräer 1, 8 ist das der Messias, der Christus. Er ist der ewige König. Psalm 68, 18 sagt, er ist in den Himmel aufgefahren: „Du bist aufgefahren in die Höhe, du hast die Gefangenschaft gefangen geführt;“. Das wird in Epheser 4, 8 zitiert. Psalm 69, 9: „Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt und die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.“ In Johannes 2, 17 findet sich der Erfüllungsvermerk: „Seine Jünger gedachten daran, dass geschrieben steht: «Der Eifer um dein Haus verzehrt mich».“ Dann Psalm 69, 21: „Und sie gaben in meine Speise Galle, und in meinen Durst tränkten sie mich mit Essig.“ Psalm 109, 4: „Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets im Gebet.“ Psalm 109, 8 sagt, dass sein Verräter durch jemanden ersetzt werden muss: „Seiner Tage seien wenige, sein Amt empfange ein anderer!“ Das wird in Apostelgeschichte 1, 20 zitiert.

Psalm 110, 1: „Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße!“ Das ist der im Neuen Testament am häufigsten zitierte Vers aus dem Alten Testament. Fünfmal wird er zitiert. Und wenn wir diesen Vers etwas näher betrachten, dann verstehen wir, warum er so häufig zitiert wird. Er wird zitiert in Matthäus 22, 44 und in Markus 12, 36 und in Lukas 20, 42 und in Apostelgeschichte 2, 34-35 und in Hebräer 1, 13. Hebräer 1, 13: „Zu welchem der Engel hat aber Gott je gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße!“ Wenn wir das Alte Testament lesen, dann stellen wir fest, dass im Himmel nur einer sitzt. Engel sitzen nie. Kein Geschöpf sitzt. Im Himmel sitzt nur einer, Gott. Das ist geradezu eine feste Redewendung im Hebräischen: Joscheb baschamajim, der im Himmel sitzt. Und damit ist immer Gott gemeint. Gott sitzt und wenn es hier heißt, er hat sich gesetzt, dann ist das ein Bekenntnis seiner Gottheit.

Und dann, wenn es ferner heißt, dass Gott zu ihm sagt: Setze dich! dann bedeutet das, dass er zuvor nicht saß, sondern dass er – es beinhaltet also seine Erniedrigung, seine Menschwerdung. Und nach seiner Erniedrigung setzt er sich wieder zur Rechten Gottes. Also Menschwerdung, Erniedrigung und Erhöhung des Messias ist alles darin enthalten. Seine Gottheit ist darin enthalten. Und dann ist auch seine Wiederkunft hierin enthalten: bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße. Sein erstes und sein zweites Kommen sind in diesem Vers enthalten. Und wenn wir das bedenken, dann verstehen wir, warum die ersten drei Evangelien, die Apostelgeschichte und der Hebräerbrief diesen Vers zitieren, dort, wo sie von der Identität des Messias reden, wer er ist. Der Mensch Jesus ist der Messias und der Messias ist Gott.

Dann Psalm 110, 4. Er ist Priester in Ewigkeit: „Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: «Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!»“ Psalm 118, 22. Er ist der Eckstein in der Behausung Gottes: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Auch ein Vers, der häufig zitiert wird. Er wird in drei Evangelien und von Petrus in seinem ersten Brief zitiert. Psalm 118, 26: „Gesegnet, der da kommt im Namen des HERRN! Von dem Hause des HERRN aus haben wir euch gesegnet.“ Das ist seine Wiederkunft. Er ist der, der wieder kommt. Matthäus 21, 9. Mit diesem Ruf wird er als Messias empfangen werden bei seiner Wiederkunft. Der Herr sagte den Juden: Ihr werdet mich nicht sehen, bis dass ihr sagt: Baruch haba’ beschem Adonaj, gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Also wir haben hier in den Psalmen ein sehr vollständiges Bild vom ersten und vom zweiten Kommen des Messias. In vielen Psalmen wird auch das messianische Reich besungen, der Psalm 100. Wir merken es alle, dass wir diesen Psalm nicht auf die jetzige Zeit anwenden können. „Jauchzet dem HERRN, ganze Erde! Dienet dem HERRN mit Freuden; kommet vor sein Angesicht mit Jubel!“ Das wird im tausendjährigen Reich so sein. Dann wird die ganze Erde ihm dienen. Oder Psalm 99: „Der HERR regiert: es zittern die Völker; er thront zwischen den Cherubim: es wankt die Erde.“ Jetzt ist es ja so: Der Herr regiert, ja, aber jetzt toben die Völker, Psalm 2. Sie zittern nicht vor ihm, sie fürchten ihn nicht. Also viele Psalmen besingen das messianische, das kommende Reich. Und dann etwas, ja, vom Tiefsten überhaupt in der Bibel, das Tiefste im Buch der Psalmen. In verschiedenen Psalmen spricht der Geist Christi durch den Propheten. Es gibt Psalmen, wir lesen sie, Psalmen Davids, David redet und wir wissen nicht, redet jetzt David oder der Messias. Nun, es ist David, der redet. Und das Neue Testament macht es uns deutlich, dass in und durch David der Messias redete. Zum Beispiel der Psalm 22 oder der Psalm 40.

Schlagen wir den Psalm 40 auf, Verse 6-8: „An Schlacht- und Speisopfern hattest du keine Lust; Ohren hast du mir bereitet: Brand und Sündopfer hast du nicht gefordert. Da sprach ich: Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.“ Das sagt David und doch ist es Christus, der redet. Und das zeigt uns, dass Gott sich mit den Seinigen so vollständig identifiziert hat, dass er so vollständig in unsere Umstände getreten ist, dass die Sprache eines Menschen, die Sprache des Messias sein kann. Denn der Messias würde Mensch werden und als Mensch mit menschlichen Empfindungen durch all diese Umstände gehen, in noch umfassenderer und tieferer Weise all das Erleiden, als ein David diese erlitt und erahnen konnte. Und das ist ja wahrhaft ein Wunder, wenn wir bedenken, dass Gott einen David, einen Sünder – David ben Isai. Wer ist Isai? Ein Sünder. Wer war Isais Vater? Ein Sünder. Ein Sünder von Sündern war David von Natur, von seiner Geburt. Welch Wunder der Gnade, dass Gott einen Menschen, einen Sünder neu machen kann, so dass in ihm dann solche Empfindungen und Gedanken und Worte sind, die denjenigen von Christus selbst entsprechen. Und das ist es, was in Wahrheit Gott in der Erlösung aus Sündern macht. Aus Sündern macht er Christen, Solche, die den Namen Christi tragen und in denen der Geist Christi wohnt. Das ist schon unfassbar – und doch ist es wahr.

Jetzt muss ich ein Versprechen einlösen, nämlich etwas darüber zu sagen, dass die Psalmen wirklich eine Bibel im Kleinen sind. Ich habe ein bisschen mehr Zeit gebraucht, als ich dachte. Aber wir wollen uns das doch vornehmen. Die Psalmen also eine Bibel im Kleinen. Es ist zuerst einmal das umfangreichste aller Bibelbücher. Dann hat es auch eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie die Bibel selbst. Und dann ist es auch von der Themenfülle her fast so vollständig wie die ganze Bibel. Denn die Beter, wo sie vor Gott treten, beten über alles, wovon die Bibel spricht. Von der Schöpfung und Erlösung, von Gericht und von Gnade, vom Messias, wie wir gesehen haben, von seinem Reich, von der Ewigkeit, vom Gericht über die Gottlosen, vom Teil der Gerechten. Also vom Inhalt her und auch von der Vielfalt her ist dies Buch wie die Bibel selbst. Und dann hat das Buch der Psalmen eben eine Entstehungsgeschichte, so wie die Bibel selbst.

Nicht ein Mann hat das Buch der Psalmen geschrieben. Es gibt mehrere Verfasser, es werden in den Überschriften sieben verschiedene Verfasser genannt. Sieben verschiedenen Autoren werden die Psalmen zugeschrieben. Es waren wahrscheinlich noch mehr Autoren, die aber namentlich nicht erwähnt sind. 48 Psalmen haben keinen Namen eines Autors im Titel, bei 102 Psalmen steht ein Autor. Die meisten davon werden David zugeschrieben. Und wir dürfen ziemlich sicher sein, dass viele Psalmen, die seinen Namen nicht in der Überschrift tragen, auch von ihm geschrieben wurden. Also verschiedene Autoren haben dieses Buch geschrieben, so wie auch die Bibel verschiedene Autoren hat, aber eine harmonische Botschaft. Und das Buch der Psalmen ist auch über einen sehr langen Zeitraum entstanden. Der älteste Psalm ist Psalm 90. Man muss das ja übersetzen, wenn jemand nünzig ruft, oder. Also, der Psalm 90. Es heißt dort in der Überschrift: ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Der Psalm hat zum Inhalt die Sterblichkeit des Menschen. Und der Anlass ist der, dass Mose nach bald 40 Jahren Wüstenwanderung gesehen hat, wie ein ganzes Geschlecht in der Wüste dahin gerafft worden ist. Also dieser Psalm entstand während, oder am Ende der Wüstenreise des Volkes Israel, im 15. Jahrhundert vor Christus also. Welches der jüngste Psalm ist, lässt sich nicht so leicht sagen, aber wir können ganz sicher den Psalm 137 zeitlich einigermaßen genau einordnen. Er entstand während des babylonischen Exils, also im 6. Jahrhundert vor Christus, 900 Jahre nach Mose. „An den Flüssen Babels, da saßen wir und weinten, indem wir Zions gedachten.“ Und vielleicht sind auch einige Psalmen noch nachher entstanden, also in der Zeit nach der Rückkehr aus dem Exil. Aber ganz sicher nicht nach Maleachi. Ganz sicher nicht, denn mit Maleachi verstummte die Stimme der Prophetie in Israel.

Und deshalb macht es mich irgendwie doch innerlich recht ärgerlich, wenn man auch in sogenannten bibeltreuen Kommentaren liest, dass dieser Psalm angeblich in der Makkabäerzeit entstanden sein soll. Und jener, der so gefeierte Franz Delitzsch, schreibt eben auch solche Dinge. Und mich empört das und es macht mich wirklich zornig. Und er schreibt auch noch anderes, wirklich Bibelkritisches, was wirklich übel ist. Entweder glauben wir, dass die Bibel die lebendigen Aussprüche Gottes sind und wir unterwerfen uns seinem Wort im Glauben, oder eben auch nicht, aber dann machen wir doch besser etwas anderes, als uns mit der Bibel zu beschäftigen, wenn wir schon nicht glauben wollen. Also mindestens in einem Zeitraum von 900, vielleicht auch 1000 Jahren, haben verschiedene Autoren an den Psalmen gearbeitet.

Eine Bibel im Kleinen auch vom Inhalt her. Und es bleiben mir jetzt noch etwa fünfzehn Minuten etwas zu den Verfassern der Psalmen zu sagen. David, dem lieblichen Sänger Israels, werden 73 Psalmen zugeordnet. Schlagen wir auf 2. Samuel 23, 1: „Und dies sind die letzten Worte Davids: Es spricht David, der Sohn Isais, und es spricht der hochgestellte Mann, der Gesalbte des Gottes Jakobs und der Liebliche in Gesängen Israels: Der Geist des HERRN hat durch mich geredet, und sein Wort war auf meiner Zunge.“ Hier dieser Titel Davids, oder so etwas wie ein Titel, der Liebliche in Gesängen Israels. Und er sagt hier ausdrücklich, dass er nicht ein Dichtergenie war und darum so Liebliches singen konnte. Natürlich hatte er dichterische Begabung, er war ja nicht ein Medium, aber es war der Geist Gottes, der ihn führte und ihm die Worte gab, die er in so schöne Worte gefasst hat. Also er war von Gottes Geist inspiriert. Wahrscheinlich sind aber mehr als nur 73 Psalmen von David geschrieben. Wenn wir Apostelgeschichte 4, 25 aufschlagen, dann sehen wir, dass die Apostel auch den Psalm 2 David zuschreiben. Und der Psalm 2 trägt den Namen Davids in der Überschrift nicht. Apostelgeschichte 2, 25: „Der du durch den Mund deines Knechtes David gesagt hast: Warum tobten die Nationen, und sannen Eitles die Völker?“ Also wahrscheinlich schrieb er mehr.

Dann werden 12 Psalmen Asaph zugeschrieben. Dazu muss man Folgendes festhalten: Im Hebräischen steht: Mizmor leasaf. Ein Psalm, und das kann jetzt heißen von Asaph oder für Asaph. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass jene Psalmen auch von David geschrieben wurden, er sie aber Asaph und seinen Söhnen auftrug sie zu singen. Nun wir brauchen das ja nicht zu entscheiden, das lässt sich auch nicht sicher entscheiden. Es sind nun zwölf Psalmen, die den Namen Asaphs in der Überschrift tragen, und zwar die Psalmen 73-83 und der Psalm 50. Ein Psalm von Asaph steht in der deutschen Übersetzung und im Hebräischen steht es so, dass es beides heißen kann, für oder von Asaph.[1]

Von den Söhnen Korahs. Elf Psalmen tragen den Namen der Söhnen Korahs im Titel, die Psalmen 40-49[2] und auch der schöne Psalm 84: Ma-jedijdot mischkenotejcha, wie lieblich sind deine Wohnungen. Wie sind doch deine Wohnungen lieblich, o Gott, wie lieblich sind deine Wohnungen. Wir werden gleich auf die Söhne Korahs zurückkommen, was in ihren Herzen solche Empfindungen geweckt hat. Dann wird ein Psalm Mose zugeschrieben, das haben wir gesehen. In Psalm 72 steht: Lischlomoh und das kann heißen von oder für Salomo. Also der Psalm 72 wäre möglicherweise von Salomo und so auch Psalm 127, ein Stufenlied von Salomo. Das würde zu Salomo passen, diesem Bauherrn sondergleichen. Der ja in ziemlich resignierter Weise im Buch Prediger von seinen Unternehmungen als Bauherr spricht und hier in Psalm 127 sagt er, wenn der Herr das Haus nicht baut, dann ist das alles eine eitle Sache. Dann wird der Psalm 88 Heman, dem Esrachiter zugeschrieben. Heman war allerdings einer der Söhne Korahs. Und dann noch Psalm 89, der von Ethan, dem Esrachiter stammt. Das sind die Namen der verschiedenen Autoren der Psalmen.

Über die Entstehung der Psalmen Davids werden wir uns in den kommenden Tagen ausführlicher unterhalten. Ich möchte jetzt nur noch etwas zu den Söhnen Korahs sagen. Elf Psalmen werden ihnen zugeschrieben. Nun, wenn wir den Namen Korah hören, dann hat er keinen guten Klang. Wir denken sofort, wenn wir Korah hören, an die Rotte Korah. Und Rotte hat auch keinen guten Klang. Die Rotte Korahs. Also seit Luther hat die Rotte Korah keinen guten Klang. Er hat von Rottengeistern und solchen Dingen gesprochen und meinte da die aufrührerischen Bauern und ihre Rotten. Also Rotten hat keinen guten Klang. Die Rotte Korahs, 4. Mose 16. Was dort geschah, war in der Tat so verwerflich, so böse, dass Gott durch ein außergewöhnliches Gericht eingegriffen und die Übeltäter bestraft hat. Worin bestand denn die große Sünde Korahs und seiner Rotte? Sie bestand darin, dass sie Mose und Aaron gleich sein wollten. Nun, zunächst ist das Ganze eine Auflehnung gegen Gottes eingesetzte Autoritäten und das wäre schon übel genug, denn es ist die Sünde Satans, der sich gegen Gottes Thron erhob. Aber es geht hier um Auflehnung gegen eine besondere von Gott eingesetzte Autorität. Wer waren denn Mose und Aaron? Mose und Aaron waren nicht irgendwelche von Gott eingesetzte Autoritäten, sondern sie waren beide Mittler. Mose war ein Mittler zwischen Gott und dem Volk und ebenso Aaron.[3] Neutestamentlich ist der Mittler Jesus Christus. Die Sünde Korahs und seiner Rotte ist also die, dass der Mensch sich gegen Christus, gegen den Christus Gottes, auflehnt, ihm gleich sein will und damit sagt, ich brauche ihn nicht.

Das wäre also die Sünde Korahs und seiner Rotte. Und es heißt dann in 4. Mose 16, 29-32: „Wenn diese sterben, wie alle Menschen sterben, und mit der Heimsuchung aller Menschen heimgesucht werden, so hat der HERR mich nicht gesandt; wenn aber der HERR ein Neues schafft, und der Erdboden seinen Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was ihnen angehört, und sie lebendig in den Scheol hinabfahren, so werdet ihr erkennen, dass diese Männer den HERRN verachtet haben. – Und es geschah, als er alle diese Worte ausgeredet hatte, da spaltete sich der Erdboden, der unter íhnen war, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie und ihre Familien und alle Menschen, die Korah angehörten, und die ganze Habe.“

Nun lesen wir einige Kapitel weiter hinten im 4. Mosebuch, nämlich in 4. Mose 26, wie das Volk, nachdem die erste Generation ausgestorben war, wieder gezählt wird. Und bei der Volkszählung erscheinen Söhne Korahs. Ich lese den Vers 10 aus 4. Mose 26, wo das erklärt wird. Denn der Leser wird sich ja gefragt haben: Ja, ich dachte Korah sei samt seiner Familie gerichtet worden. Also Vers 10-11: „Die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie und Korah, als die Rotte starb, indem das Feuer die 250 Männer verzehrte, und sie zu einem Zeichen wurden. Aber die Söhne Korahs starben nicht.“ Warum nicht? Keine weitere Erklärung.

Und das will ich jetzt so auf uns anwenden. In der Sünde Korahs, die auch unsere Sünde ist. Wir haben uns gegen den Christus Gottes aufgelehnt. So hätte Gott uns alle zusammen richten müssen. Und wir sitzen da und es heißt einfach: Aber Helmut starb nicht. Warum? Ich weiß es nicht. Die Bibel sagt nur, weil Gott es gewollt hat, weil Gott gnädig ist. Die Söhne Korahs waren weder besser als andere Israeliten, noch waren sie verdienter als die anderen Angehörigen Korahs, aber die Söhne Korahs starben nicht. Aber du und ich kamen nicht um in der Sünde Adams und in unserer Sünde. Warum? Weil Gott uns retten wollte, weil er wollte. Wozu? Damit wir gleich den Söhnen Korahs Gott lobsängen in seinem Haus. Und so verstehen wir, dass die Söhne Korahs jedes Mal, wenn sie das Heiligtum sahen, sagten: Wie lieblich sind deine Wohnungen, o Gott. Die hätten sie gar nicht mehr sehen dürfen. Sie hätten längst unter den Toten sein müssen. Aber sie weilten noch unter den Lebendigen und sahen Gott, sahen seine Wohnstätte. Psalm 84: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR der Heerscharen! Es sehnt sich, ja es schmachtet meine Seele nach den Vorhöfen des HERRN; mein Herz und mein Fleisch rufen laut nach dem lebendigen Gott.“ Und genau solches steht auch in Psalm 42, der von den Söhnen Korahs ist: „Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, also lechzt meine Seele nach dir, o Gott!“ Die Söhne Korahs hatten verstanden, was Gnade ist. Gottes Gnade hatte sie ganz einfach geschont. Und darum lechzen sie nach diesem Gott, was für ein Gott. „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?“ Und sie haben das getan, was später ein König, nämlich Hiskia, sagte, nachdem er aus der Grube heraus gezogen worden war: Ich will mein Saitenspiel rühren alle Tage meines Lebens im Hause des Herrn, Jesaja 38, 20. So viel zu den Verfassern der Psalmen. Wir fahren morgen fort.



[1] Das Gleiche gilt aber auch für die Psalmen Davids. Dort steht auch immer ledavid.

[2] Das kann so nicht stimmen. Es müssten die Psalmen 42, 44-49, 84-85 und 87-88 sein.

[3] Mose als Prophet steht für das Gesetz, für die Offenbarungen Gottes an die Menschen und somit für das Wort Gottes, die Bibel, als Autorität, und zwar ausschließlich und vollumfänglich. Aaron als Hohepriester steht für Christus als den einzigen Mittler zwischen Gott und uns, als der Einzige, der Sühnung schaffen kann durch das einzig gültige, wahre Opfer seiner selbst.