1,1 – 2,3 Gottes Erschaffung von Himmel und Erde wird hier beschrieben als: 1.) relativ jung, d.h. nicht Millionen, sondern erst Tausende von Jahren her; 2.) ex nihilo, d.h. aus dem Nichts, und 3.) geordnet, d.h. sie vollzog sich innerhalb von 6 aufeinanderfolgenden Perioden von 24 Stunden, die als »Tage« bezeichnet und als solche näher spezifi ziert werden durch den Ausdruck »es wurde Abend und es wurde Morgen«. Die Bibel unterstützt keine Theorie, die von einer Schöpfung ausgeht, die älter als 10.000 Jahre ist. Im Anfang. Gott existiert ewig (Ps 90,2), doch dieser Ausdruck markiert den Beginn des Universums in Raum und Zeit. Als das Volk Israel in den Ebenen Moabs seine Identität und Bestimmung kennen lernte, wollte Gott, dass sein Volk den Ursprung der Welt kennt, in welcher es lebte. schuf. Dieses Wort wird hier allein für Gottes Schöpfungshandeln verwendet, obgleich es manchmal an anderer Stelle für bereits existierende Materie verwendet wird (Jes 65,18). Der Kontext erfordert eindeutig, dass vor dieser Schöpfung keine Materie verwendet wird (wie auch aus anderen Schriftstellen deutlich wird: vgl. Jes 40,28; 45,8.12.18; 48,13; Jer 10,16; Apg 17,24). Gott. Elohim ist ein allgemeiner Ausdruck für Gottheiten und ein Name für den wahren Gott, wenngleich er bisweilen für heidnische Götter (31,30), Engel (Ps 8,6), Menschen (Ps 82,6) und Richter (2Mo 21,6) verwendet wird. Mose versuchte nicht, die Existenz Gottes zu verteidigen, die vorausgesetzt wird, und versucht ebenso wenig seine Person und Werke zu erklären, was an anderer Stelle geschieht (vgl. Jes 43,10.13). Beides muss im Glauben angenommen werden (vgl. Hebr 11,3.6). die Himmel und die Erde. Diese zusammenfassende Beschreibung umfasst den ganzen Schöpfungsakt Gottes, der aus 6 aufeinanderfolgenden Schöpfungstagen besteht.
1,2 wüst und leer. Das bedeutet »noch nicht ausgeformt und noch nicht von Geschöpfen bewohnt« (vgl. Jes 45,18.19; Jer 4,23). Gott stattete seine anfängliche Schöpfung schnell (innerhalb von 6 Tagen) aus (1,2 – 2,3). Tiefe. Manchmal als Urmeer bezeichnet, beschreibt dieser Begriff die von Wasser bedeckte Oberfl äche der Erde, bevor das Festland auftauchte (1,9.10). Jona bezeichnete mit diesem Ausdruck den Abgrund des Meeres, in den er versunken war (Jon 2,5). Geist Gottes. Nicht nur Gott, der Heilige Geist, war an der Schöpfung beteiligt, sondern auch Gott, der Sohn (vgl. Joh 1,1-3; Kol 1,16; Hebr 1,2). 1,3 Gott sprach. Gott rief mühelos das Licht ins Dasein (vgl. Ps 33,6; 148,5), das die Finsternis aus V. 2 vertrieb. Licht. Das große und das kleine Licht (Sonne und Mond) wurden erst später (1,14-19) am vierten Tag erschaffen. Hier war Gott selbst die Lichtquelle (2Kor 4,6) und wird auch in der künftigen Ewigkeit die Lichtquelle sein (vgl. Offb 21,23). 1,4 gut. Gut zur Erfüllung des Zweckes, dem es dienen sollte (vgl. 1,31).
1,4 schied … nannte. Nach der ursprünglichen Schöpfung fuhr Gott damit fort, sein Universum zu vollenden. Nachdem Gott bestimmte Dinge voneinander getrennt hat, benennt er sie. Trennen und Benennen sind Herrschaftshandlungen und dienen als Vorbild für den Menschen, der ebenfalls einen Teil von Gottes Schöpfung benannte, über den Gott ihn als Herrscher einsetzte (2,19.20).
1,5 erste Tag. Gott vollendete die Schöpfung in einem Block von 7 Tagen, die eine vollständige Woche bildeten. »Tag« kann bedeuten: 1.) der helle Teil einer 24-Stunden-Periode (1,5.14); 2.) eine ausgedehnte Zeitperiode (2,4); oder 3.) die 24 Stunden, innerhalb derer sich die Erde einmal um ihre eigene Achse dreht, wobei es auf der einen Seite eine Lichtquelle gab, obwohl die Sonne noch nicht erschaffen war (V. 16).
1,6 Ausdehnung. Das ist der Teil von Gottes Schöpfung, der »Him- mel« genannt wurde und den der Mensch sah, wenn er aufblickt, d.h. der atmosphärische und kosmische Himmel.
1,7 unter der Ausdehnung. Das bezieht sich auf unterirdische Wasservorkommen (vgl. 7,11). über der Ausdehnung. Hierbei handelte es sich möglicherweise um eine Wasserdampfhülle, die auf der Erde einen Treibhauseffekt bewirkte und so eine gleichmäßige Temperatur gewährleistete, stärkere Luftbewegungen vermied, Niederschlag von Nebel verursachte und UV-Strahlen abschirmte. Das alles diente der Gesunderhaltung des Lebens.
1,9 das Trockene. Das Festland wurde gebildet durch eine enor- me, kataklysmische Erhebung der Erdoberfl äche und dem Heben und Senken des Landes. Dadurch sammelte sich das Wasser in tiefergelegenen Bereichen und bildete Ozeane. So entstanden Kontinente, Inseln, Flüsse und Seen (vgl. Hi 38,4-11; Ps 104,6-9).
1,11 in denen ihr Same ist. Das Prinzip der Reproduktion, das ein Kennzeichen allen Lebens ist (vgl. V. 22.24.28). 1,11 nach seiner Art. Gott setzte in seiner Vorsehung einen Prozess in Gang, durch den sich die Flora durch Samen reproduzieren konnte. Die Samen sorgten dafür, dass die charakteristischen Merkmale aller Pfl anzenarten erhalten blieben. Die beständige Reproduktion der Tiere innerhalb ihrer geschaffenen Arten wird mit demselben Ausdruck beschrieben (V. 21.24.25) und weist darauf hin, dass die Evolutionstheorie, die von einer Reproduktion über die Artgrenzen hinaus ausgehen, eine falsche Erklärung für die Herkunft der Arten ist. 1,14 Lichter. Vgl. V. 16. Seit 3 Tagen gab es tagsüber Licht (V. 4) wie Sonnenlicht und nachts weniger Licht wie Mondschein und Sternenschimmer. Gott hätte es so belassen können, aber tat es nicht. Er schuf »Lichter: Sonne, Mond und Sterne«, jedoch nicht als Lichtquellen, sondern als Zeichen zur Bestimmung von Jahreszeiten, Tagen und Jahren. Zeichen. Dazu gehörte sicherlich: 1.) das Wetter (Mt 16,2.3); 2.) das Zeugnis Gottes (Ps 8.20; Röm 1,14-20; 3.) das Gericht Gottes (Joel 2,30.31; Mt 24,29) und 4.) die Navigation (Mt 2,1.2). Zeiten. Die Bewegung der Erde in ihrem Verhältnis zu Sonne und Mond bestimmt die Jahreszeiten und den Kalender.
1,15 die zwei großen Lichter … damit sie … Licht und Fins- ternis scheiden. Gott (und keine andere Gottheit) erschuf die Lichter. Israel stammte ursprünglich aus Mesopotamien, wo die Himmelskörper angebetet wurden, und in jüngerer Zeit hatte das Volk sich in Ägypten aufgehalten, wo die Sonne als Hauptgottheit angebetet wurde. Gott offenbarte dem Volk, dass die Sterne, der Mond und die Planeten, die diese Nachbarvölker verehrten, Produkte seiner eigenen Schöpfung waren. Später verehrten die Israeliten selber das »Himmelsheer« (s. Anm. zu 2Kö 17,16), weshalb sie gefangen aus dem Gelobten Land nach Babylon weggeführt wurden.
1,20 lebender Wesen. Diese Geschöpfe, zu denen auch die außer- gewöhnlich großen Tiere gehörten, umfassten alle Arten von Fischen und Säugetieren und Reptilien, sogar Dinosaurier (s. Anm. zu Hi 40,15 – 41,34).
1,22 segnete. Das Wort »segnen« kommt hier zum ersten Mal in der Bibel vor. Gottes Auftrag, »seid fruchtbar und mehret euch« war der Inhalt des Segens.
1,24 Vieh …Tiere. Diese Begriffe stehen wahrscheinlich für alle Arten von großen vierfüßigen Tieren. 1,24 Tiere der Erde. Diese »wilden Tiere« unterscheiden sich von der Artenfamilie des Viehs und umfasst größere Kreaturen einschließlich von Dinosauriern wie dem Behemot (Hi 40,15ff.).
1,26 uns … uns. Der erste klare Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes (vgl. 3,22; 11,7). Der Name Gottes, Elohim (1,1), ist allerdings ebenfalls ein Plural des hebr. Wortes El. Menschen. Die Krönung der Schöpfung, der lebendige Mensch, wurde im Bild Gottes geschaffen, um über die Schöpfung zu herrschen. nach unserem Bild. Damit ist die Bestimmung und einzigartige Beziehung des Menschen zu Gott defi niert. Der Mensch ist ein lebendiges Wesen, das imstande ist, Gottes übertragbare Eigenschaften zu verkörpern (vgl. 9,6; Röm 8,29; Kol 3,10; Jak 3,9). Mit seinem Verstand war er in dem Sinne wie Gott, dass er Vernunft und Intelligenz besaß sowie einen Willen und Emotionen. Im moralischen Sinne war er wie Gott, weil er gut und sündlos war. 1,26 herrschen … untertan. Das defi niert die einzigartige Be- ziehung des Menschen zur Schöpfung. Als Gottes Repräsentant herrschte der Mensch über die Schöpfung. Das Gebot zu herrschen unterschied ihn von allen anderen Geschöpfen und defi nierte seine Stellung über den Rest der Schöpfung (vgl. Ps 8,7-9).
1,27 Mann und Frau. Vgl. Mt 19,4; Mk 10,6. Diese beiden Perso- nen spiegelten zwar beide gleichermaßen das Bild Gottes wider und herrschten beide über die Schöpfung, doch aufgrund von Gottes Plan waren sie körperlich verschieden, um Gottes Auftrag der Vermehrung erfüllen zu können. Keiner von beiden konnte ohne den anderen Nachkommen hervorbringen. 1,28 segnete. Dieser zweite Segen (vgl. 1,22) umfasste Reproduktion und Herrschaft. »Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan …« Nachdem Gott soeben das Universum geschaffen hatte, schuf er seine Repräsentanten (die herrschen sollten) und seine Repräsentation (vgl. »Bild« und »ähnlich«). Der Mensch sollte die Erde füllen und das Geschehen auf ihr überwachen. »Untertan machen« deutet nicht auf einen wilden und rohen Zustand der Schöpfung hin, denn Gott selbst erklärte sie für »gut«. Vielmehr spricht das von einem produktiven Ordnen der Erde und ihrer Bewohner, damit sie Frucht bringt und ihren von Gott verliehenen Zweck erfüllt. 1,29.30 zur Nahrung … zur Nahrung. Vor dem Fluch (3,14-19) waren sowohl Menschen wie auch Tiere Vegetarier. 1,31 sehr gut. Was zuvor einzeln als »gut« erklärt worden war (V. 4.10.12.18.21.25) wurde nun zusammen für »sehr gut« erklärt. Diese Worte deuten voraus auf Gottes Feststellung, dass es für den Menschen »nicht gut« war, allein zu sein (2,18), was er am sechsten Tag sagte.
2,1 Diese Worte bekräftigen, dass Gott sein Werk vollendet hat. Vier Mal wird gesagt, dass er sein Werk beendet hat, und drei Mal wird gesagt, dass dies alle seine Werke umfasste. Die gegenwärtigen Prozesse im Universum zeigen, dass Gott seine vollendete Schöpfung erhält, und nicht, dass die Schöpfung weiterginge (vgl. Hebr 1,3).
2,2 vollendet … ruhte. Gott ruhte sicherlich nicht aufgrund von Müdigkeit, sondern begründete viel mehr das Muster für den Arbeitsrhythmus des Menschen. Er setzte nur ein Exempel dafür, dass Ruhe nötig ist. Später wurde das mosaische Sabbatgebot mit der Schöpfungswoche begründet (vgl. 2Mo 20,8-11). Der Sabbat war Gottes geweihter und verordneter Tag im Wochenzyklus. Jesus sagte: »Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen … « (Mk 2,27) und 1Mo 2,3 besagt, dass Gott den Sabbat »heiligte« oder beiseite setzte, weil er an diesem Tag geruht hat. Später wurde er im mosaischen Gesetz als Tag des Gottesdienstes beiseite gesetzt (s. Anm. zu 2Mo 20,8-11). Hebräer 4,4 unterscheidet zwischen körperlicher Ruhe und Erlösungsruhe, um welche es dort geht. Kolosser 2,16 verdeutlicht, dass der mosaische Sabbat im Neuen Bund keinen symbolischen oder rituellen Platz hat. Die Gemeinde begann, sich am ersten Tag der Woche zu versammeln, um Christi Tod und Auferstehung zu gedenken (Apg 20,7). 2,4 – 4,26 Die Geschichte (»Geschlechterfolge«) des Himmels und der Erde (V. 4).
2,4 die Geschichte des. 1. Mose 2,4-25 ergänzt den Schöp- fungsbericht um Details, insbesondere des sechsten Tages, die in 1,1 –
2,3 nicht enthalten waren. Wie kam Mose an diesen Bericht, der so gänzlich anders ist als die absurden heidnischen Schöpfungsmythen? Aus keiner menschlichen Quelle, denn es war kein Mensch dabei, der das Geschehen hätte bezeugen können. Nicht aus seiner verstandesmäßigen Erkenntnis, denn mit dem Verstand kann man zwar auf die ewige Kraft Gottes schließen (Röm 1,18-20) und darauf, dass Gott alle Dinge gemacht hat, aber durch den Verstand kann man nicht herausfi nden, wie Gott die Welt gemacht hat. Niemand anders als der Schöpfer selbst kann uns diese Fakten nennen, und deshalb verstehen wir »durch Glauben«, dass die Welten durch das Wort Gottes gebildet wurden (Hebr 11,3).
2,4 die Geschichte des. 1. Mose 2,4-25 ergänzt den Schöp- fungsbericht um Details, insbesondere des sechsten Tages, die in 1,1 – 2,4 noch irgendein Kraut. Vers 4 gibt eine Zusammenfassung des ersten und zweiten Schöpfungstages. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Vegetation, die erst am dritten Tag geschaffen wurde.
2,6 Dunst stieg … auf. Ein sehr schwerer Nebel oder Wasserdampf prägte die Erde am Ende des zweiten Schöpfungstages (vgl. 1,6-8). Die Temperaturschwankung zwischen Tag und Nacht reichte aus, um eine tägliche Verdunstung aus den Gewässern zu bewirken, sodass sich das verdunstete Wasser als Tau und Nebel niederschlug. Dieses System funktionierte bereits am zweiten und dritten Tag, bevor die Pfl anzen geschaffen wurden. 2,7-25 Ein detaillierter Bericht vom sechsten Schöpfungstag (vgl. 1,24-31).
2,7 bildete. Viele Ausdrücke in diesem Bericht von der Erschaffung des Menschen beschreiben einen meisterhaften Kunsthandwerker am Werk, der ein Kunstwerk formt, welchem er Leben eingibt (1Kor 15,45). Das ist eine ausführlichere Beschreibung der Tatsache aus 1,27 (vgl. 1Tim 2,13). Vgl. Ps 139,14. Da der Mensch aus Dreck gebildet wurde, besteht sein Wert nicht in den natürlichen Bestandteilen seines Körpers, sondern in der Qualität des Lebens, das seine Seele bildet (s. Hi 33,4).
2,8 Garten in Eden. Die Babylonier nannten das üppig grüne Land, aus dem Wasser hervorquoll, edenu. Heute wäre »Oase« die richtige Bezeichnung dafür. Es war ein herrliches Gartenparadies, unvergleichlich mit allem, was die Welt seitdem gesehen hat. Dort hatte Gott Gemeinschaft mit den Geschöpfen, die er in seinem Bild erschaffen hatte. Die genaue Lage von Eden ist unbekannt; wenn »im Osten« sich auf den damaligen Aufenthaltsorts von Mose bezieht, dann könnte der Garten in der Gegend von Babylonien gewesen sein, im mesopotamischen Tal.
2,9 Baum des Lebens. Ein echter Baum mit besonderen Eigen- schaften, die ewiges Leben ermöglichten und bewahrten. Er stand in der Mitte des Gartens, wo Adam ihn beobachtet haben muss und vielleicht von seiner Frucht gegessen hat, um so sein Leben zu erhalten (2,16). Einen solchen Baum, der ewiges Leben symbolisiert, wird es auch in den neuen Himmeln und der neuen Erde geben (s. Anm. zu Offb 22,2.14). Baum der Erkenntnis. Vgl. 2,16; 3,1-6.11.22. Dieser Baum wurde vielleicht deshalb so bezeichnet, weil an ihm der Gehorsam unserer Ureltern geprüft wurde; daran wurde erkannt, ob sie gut oder böse waren, Gott gehorchten oder sein Gebot missachteten.
2,10 aus. In Eden befand sich also eine ergiebige Quelle, die aus einem unterirdischen Wasservorkommen an die Oberfl äche sprudelte. Zu jener Zeit gab es keinen Regen.
2,11 Pison … Hawila. Die genaue Lage ist ungewiss. Die Ortsanga- ben beziehen sich auf die vorsintfl utliche Geografi e, die sich später einschneidend verändert hat.
2,12 Bedolach-Harz. Ein Gummiharz. Das bezieht sich mehr auf das Aussehen als auf die Farbe, d.h. es sah wie ein blasses Gummi aus.
2,13 Gihon … Kusch. Die Lage des Flusses ist ungewiss. Kusch könnte das heutige Äthiopien sein.
2,14 Tigris … Assur. Der nachsintfl utliche Fluss Tigris verläuft von Nordwesten nach Südosten östlich der Stadt Babylon durchs Tal von Mesopotamien. Euphrat. Ein Fluss, der parallel (von Nordwesten nach Südosten) zum Tigris verläuft und nach Vereinigung mit dem Tigris in den Golf von Persien mündet.
2,15 bebaue und bewahre. Arbeit war auch vor dem Sündenfall ein wichtiger und würdiger Bestandteil der Repräsentation des Bildes Gottes und des Dienstes für ihn. Vgl. Offb 22,3.
2,17 gewisslich sterben. Der grundlegende Gedanke bei »sterben« ist Trennung. Der Tod kann geistliche oder auch ewige Trennung bedeuten. In dem Augenblick, als Adam und Eva sündigten, starben sie geistlich, aber weil Gott barmherzig war, starben sie körperlich erst viel später (5,5). Für dieses Verbot besteht kein anderer Grund als dass es eine Prüfung war (s. Anm. zu V. 9). Am Baum selbst war nichts Magisches, aber wenn der Mensch davon essen würde, nachdem Gott es verboten hatte, würde er tatsächlich das Böse erkennen, denn Böses kann defi niert werden als Ungehorsam gegen Gott. Diese Erkenntnis hatte der Mensch bereits.
2,18 nicht gut. Als Gott sah, dass seine Schöpfung sehr gut war (1,31), betrachtete er sie als bis dahin vollkommenes Ergebnis seines Schöpfungsplans. Wenn er nun jedoch den Zustand des Menschen als »nicht gut« beschreibt, bedeutet das, dass die Schöpfung vor dem Ende des sechsten Tages noch unvollständig war, denn die Frau, Adams Gegenstück, war noch nicht erschaffen worden. Die Aussage dieses Verses betont, dass der Mann eine Gefährtin braucht, eine Hilfe Seinesgleichen. Solange ihn niemand in seiner Aufgabe ergänzte, sich zu vermehren, die Erde zu füllen und zu beherrschen, war er unvollständig. Das zeigt also, dass nicht Eva, sondern Adam alleine nicht klar kam (vgl. 1Kor 11,9). Die Frau wurde von Gott erschaffen, um der Unzulänglichkeit des Mannes Abhilfe zu verschaffen (vgl. 1Tim 2,14).
2,19 Hier handelt es sich nicht um eine erneute Schöpfung von Tie- ren. Die Tiere wurden am fünften und sechsten Tag vor dem Menschen erschaffen (1,20-25). Hier lenkte Gott, der Herr, die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass er sie »aus dem Erdboden« geschaffen hat, so wie den Menschen. Der Mensch jedoch war eine lebendige Seele im Bilde Gottes und sollte die Tiere benennen und somit seine Herrschaft über sie zum Ausdruck bringen.
2,20 gab … Namen. Beim Namengeben unterscheidet man etwas Charakteristisches an den Tieren und identifi ziert sie somit in angemessener Weise. Dieser Vorgang ist außerdem eine Handlung der Leitung und Autorität über die benannten Wesen. Mit keinem Tier fühlte Adam sich verbunden, da keines von ihnen ein passender Gefährte für ihn war.
2,21 eine seiner Rippen. »Rippe« kann auch »Seite«, einschließlich des umgebenden Fleisches, bedeuten (»Fleisch von meinem Fleisch«, V. 23). Ein göttlicher Eingriff des Schöpfers ist für ihn kein Problem. Dieses Wunder ist zugleich die erste Heilung in der Bibel.
2,23 Gebein von meinem Gebein. Adams Gedicht bringt die Freu- de seines Herzens über diese neue Gefährtin zum Ausdruck. Der Mann (ish) nennt sie »Männin« (isha), weil sie aus ihm stammte (die Wurzel des Wortes »Frau« ist »weich«). Sie war tatsächlich aus Knochenmaterial aus seinen Knochen und aus Fleisch von seinem Fleisch gemacht worden. Vgl. 1Kor 11,8.
2,24 verlassen … anhangen. Die Ehebeziehung wurde als erste menschliche Einrichtung gegründet. Die Verantwortung, die Eltern zu ehren (2Mo 20,12), hört mit dem Verlassen der Eltern und der Heirat nicht auf (Mt 19,5; Mk 10,7.8; 1Kor 6,16; Eph 5,31), sondern repräsentiert die Einführung einer neuen und wichtigeren Verantwortung. »Anhangen« vermittelt den Gedanken an eine dauerhafte und unaufl ösliche Vereinigung, sodass Scheidung nicht in Betracht kommt (vgl. 2,16). »Ein Fleisch« spricht von völliger Einheit einzelner Teile, die ein Ganzes bilden, z.B. viele Beeren, die eine Traube bilden (4Mo 13,23) oder ein Gott in 3 Personen (5Mo 6,4). Von daher war diese eheliche Vereinigung vollständig und ganz, wenn sie zwei Menschen umfasste. Das schließt auch ihre geschlechtliche Vollständigkeit mit ein. Ein Mann und eine Frau bilden ein Paar, das sich reproduzieren kann. Das »eine Fleisch« kommt vor allem in dem Kind zum Ausdruck, dass aus dieser Verbindung hervorgeht und ein vollkommenes Ergebnis der Vereinigung der zwei Menschen darstellt. Vgl. die Verwendung dieses Verses in Mt 19,5.6; Mk 10,8; 1Kor 6,16; Eph 5,31. Dauerhafte Monogamie war und bleibt Gottes Absicht und Gesetz für die Ehe.
2,25 beide nackt … und sie schämten sich nicht. Da vor dem Sündenfall das Böse noch nicht bekannt war, war selbst Nacktheit nicht mit Scham oder Schuld verbunden. Adam und Eva fanden volle Genugtuung in der Freude an ihrer Vereinigung und an ihrem Dienst für Gott. Da es in ihnen kein Prinzip des Bösen gab, das der Sünde einen Ansatzpunkt hätte bieten können, musste die Verführung zur Sünde von außen kommen, wie es auch geschah.
3,1 die Schlange. Der Apostel Johannes identifi ziert dieses Wesen als Satan (vgl. Offb 12,9; 20,2), ebenso wie Paulus (2Kor 11,3). Die Schlange, eine Erscheinungsform Satans, taucht zum ersten Mal vor dem Sündenfall auf. Die Rebellion Satans muss deshalb irgendwann nach 1,31 geschehen sein (als die ganze Schöpfung noch gut war), aber vor 3,1 Vgl. Hes 28,11-15 für eine mögliche Beschreibung von Satans betö- render Schönheit und Jes 14,13.14 für Satans Motivation, Gottes Autorität in Frage zu stellen (vgl. 1Joh 3,8). Als gefallener Erzengel und somit als übernatürliches Geistwesen hat Satan vom Leib einer Schlange in ihrer Gestalt vor dem Sündenfall Besitz ergriffen (vgl. 3,14 für die Gestalt nach dem Sündenfall). listiger. Verführerisch; vgl. Mt 10,16. zu der Frau. Sie war Ziel seines Angriffs, da sie schwächer war und den Schutz ihres Gatten brauchte. Der Satan fand sie allein ohne den Schutz von Adams Erfahrung und Beistand. Vgl. 2Tim 3,6. Obwohl sie sündlos war, konnte sie versucht und verführt werden. Sollte Gott gesagt haben …? Im Endeffekt sagte Satan: »Stimmt es, dass er euch die Freude dieses Ortes verboten hat? Er scheint nicht wirklich gut und wohlwollend zu sein. Das muss ein Fehler sein.« Er fl ößte ihr Zweifel ein, ob sie den Willen Gottes richtig verstanden hatten, und verstellte sich so als ein Engel des Lichts (2Kor 11,14), der sie angeblich zur wahren Erkenntnis führen würde. Eva ließ sich auf ihn ein, ohne Furcht oder Überraschung, sondern als ob er ein glaubwürdiger Bote vom Himmel sei, der die wahre Erkenntnis habe. Das war der Erfolg seiner Listigkeit.
3,2 Eva pries in ihrer Antwort die große Freiheit, die sie genossen; mit nur einer Ausnahme durften sie alle Früchte essen.
3,3 rührt sie auch nicht an. Ein Zusatz zum ursprünglichen Ver- bot, wie es in 1Mo 2,17 überliefert ist. Möglicherweise hat Adam sie zu ihrem Schutz so angewiesen.
3,4 Keineswegs werdet ihr sterben. Satan war durch die Offen- heit Evas ihm gegenüber ermuntert und sprach so diese unverhohlene Lüge aus. Diese Lüge führte sie und Adam zum geistlichen Tod (Trennung von Gott). Deshalb wird Satan »Lügner und Mörder von Anfang an« genannt (Joh 8,44). Seine Lügen versprechen stets große Vorteile (wie in V. 5). Eva erfuhr das Ergebnis: Sie und Adam erkannten Gut und Böse, doch aufgrund ihrer persönlichen Verdorbenheit erkannten sie es nicht so, wie Gott in seiner vollkommenen Heiligkeit.
3,6 gut … Lust … begehrenswerter. Eva entschied, dass Satan die Wahrheit sagte und sie Gott missverstanden hatte, aber sie wusste nicht, was sie tat. Das war keine offene Rebellion gegen Gott, sondern Verführung und Täuschung, wodurch sie glaubte, sie handle richtig (vgl. V. 13). Das NT bestätigt, dass Eva betrogen wurde (2Kor 11,3; 1Tim 2,14; Offb 12,9). er aß. Eine direkte Übertretung ohne Täuschung (s. Anm. zu 1Tim 2,13.14).
3,7 aufgetan … erkannten … banden sich Feigenblätter. An die Stelle der in 2,25 erwähnten Unschuld trat Schuld und Scham (V. 810), und seitdem mussten sie sich auf ihr Gewissen verlassen, um zwischen Gutem zu unterscheiden und ihrer neu erlangten Fähigkeit, Böses zu sehen und zu erkennen.
3,8 Gott erschien wie zuvor im Tonfall von Güte und Freundlichkeit und wandelte in sichtbarer Form im Garten (möglicherweise in der Schechina-Wolke, in der er später in 2Mo 33,18-23; 34,5-8.29; 40,34-38 erschien). Er kam nicht im Zorn, sondern in derselben zuneigenden Weise, wie er zuvor mit Adam und Eva Umgang hatte.
3,9 Wo bist du? Mit dieser Frage drückte Gott keine Unwissenheit über den Aufenthaltsort des Menschen aus, sondern brachte ihn damit dazu, zu erklären, warum er sich versteckte. Scham, Gewissensbisse, Verwirrung, Schuld und Angst führten allesamt dazu, dass sie sich heimlich verbargen. Doch es gab und gibt keinen Platz, um sich vor Gott zu verstecken. S. Ps 139,1-12. 3,10 deine Stimme. Die Stimme (wörtl. »das Geräusch«) aus 3,8, worin wahrscheinlich Gott war, der nach Adam und Eva rief. Adam antwortete in Furcht und Sorge, aber bekannte seine Sünde nicht.
3,11 Adams Sünde kam zum Ausdruck durch seine neu erlangte Er- kenntnis, dass Nacktheit übel ist. Doch immer noch wartete Gott darauf, dass Adam das bekannte, wovon Gott längst wusste, dass er es getan hatte. Hier wird das grundsätzliche Widerstreben von Sündern dargelegt, ihre Übeltaten zuzugeben. Buße ist gefragt. Wenn Sünder die Buße verweigern, erleiden sie das Gericht; wenn sie Buße tun, empfangen sie Vergebung.
3,12 Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast. In kläglicher Weise schob Adam die Verantwortung auf Gott, weil er ihm Eva gegeben hatte. Das machte die Tragödie nur noch schlimmer, weil Adam wissentlich Gottes Gebot übertreten hatte, aber immer noch nicht offen seine Sünde bekannte und nicht die Verantwortung für seine Tat übernahm, die er nicht unter Täuschung verübt hatte (1Tim 2,14).
3,13 Die Schlange hat mich verführt. Der verzweifelte Versuch der Frau, der Schlange die Schuld zuzuschieben, war zum Teil begründet (1Tim 2,14), aber das entband sie nicht von ihrer Verantwortung für ihr Misstrauen und ihren Ungehorsam gegenüber Gott.
3,14 zur Schlange. Infolge der Sünde Adams und Evas fi el das Vieh und die gesamte übrige Schöpfung unter den Fluch (s. Röm 8,20-23; vgl. Jer 12,4), aber die Schlange wurde besonders verfl ucht und musste fortan auf ihrem Bauch kriechen. Vorher hatte sie wahrscheinlich Beine. Heute repräsentieren Schlangen alles Widerwärtige, Ekelhafte und Niederträchtige. Sie sind mit Schande gebrandmarkt und werden furchtsam gemieden. Vgl. Jes 65,25; Mi 7,17.
3,15 Nach dem Fluch über die natürliche Schlange wandte Gott sich an die geistliche Schlange, den lügenden Verführer Satan, und verfl uchte ihn. den Kopf zertreten … in die Ferse stechen. Dieses »Urevangelium« ist eine Prophezeiung des Kampfes zwischen »deinem Samen« (Satan und die Ungläubigen, die in Joh 8,44 als Kinder des Teufels bezeichnet werden) und dem Samen der Frau (Christus, ein Nachkomme Evas, und den Gläubigen in ihm), sowie eine Prophezeiung des Ausgangs dieses Kampfes, der im Garten Eden begann. Inmitten dieser Flüche strahlt eine Botschaft der Hoffnung auf: der Same der Frau, der »er« genannt wird, ist Christus, der eines Tages die Schlange besiegen wird. Satan konnte Christi Ferse lediglich verletzen (ihm Schmerzen zufügen), während Christus Satans Kopf zertritt (ihm einen tödlichen Schlag versetzt). Paulus spielt in Röm 16,20 stark auf 1Mo 3 an, als er schreibt: »Der Gott des Friedens wird in Kürze den Satan unter euren Füßen zertreten.« Gläubige sollten sich im Klaren sein, dass sie am Zertreten Satans beteiligt und darin mit ihrem Erretter verbunden sind, aufgrund des vollbrachten Werkes am Kreuz und weil auch sie zur Nachkommenschaft der Frau gehören. Mehr zum Verderben Satans siehe Hebr 2,14.15; Offb 20,10.
3,16 Schwangerschaft … Schmerzen. Das erinnert beständig da- ran, dass eine Frau die Sünde in die Menschheit gebar und an alle ihre Kinder weitervererbte. Sie kann von diesem Fluch befreit werden, wenn sie gottesfürchtige Kinder aufzieht, wie in 1Tim 2,15 beschrieben (s. Anm. dort). dein Verlangen … er aber soll über dich herrschen. So wie wegen der Sünde und dem Fluch die Frau und ihre Nachkommen im Kampf mit der Schlange stehen werden, d.h. mit Satan und seinen Nachkommen (V. 15), so werden Mann und Frau auch selber in ihrer eigenen Beziehung im Konfl ikt stehen. Die Sünde hat das harmonische System der von Gott verordneten Rollen in einen unangenehmen Kampf des Eigenwillens verwandelt. Mann und Frau brauchen als lebenslange Gefährten folglich Gottes Hilfe, um miteinander klar zu kommen. Die Frau wird sich wünschen, über ihren Mann zu bestimmen, aber der Mann wird durch Gottes Absicht herrschen (Eph 5,22-25). Diese Auslegung des Fluches basiert darauf, dass in 4,7 (s. Anm. dort) dieselben hebr. Wörter und die gleiche Grammatik verwendet werden. Dort geht es darum, dass der Mensch denselben Konfl ikt mit der Sünde haben wird, die danach strebt, über ihn zu herrschen.
3,17 der Stimme deiner Frau gehorcht. Der Grund für die Verfl u- chung des Erdbodens und für den Tod des Menschen ist, dass der Mensch der Stimme Gottes seinen Rücken zugekehrt hat und der Aufforderung seiner Frau folgte, von der Frucht zu essen, von welcher Gott ihm zu essen verboten hatte. Die Frau sündigte, weil sie unabhängig von ihrem Mann handelte und seine Führung, seinen Beistand und seinen Schutz missachtete. Der Mann sündigte, weil er seine Führungsaufgabe verwarf und nach dem Wunsch seiner Frau handelte. In beiden Fällen wurden die von Gott beabsichtigten Rollen vertauscht. 3,17 sei der Erdboden verfl ucht um deinetwillen. Gott ver- fl uchte den Gegenstand der Arbeit des Menschen und verfügte, dass der Erdboden nur noch widerstrebend Nahrung hervorbrachte, zwar reichlich, aber nur unter harter Arbeit. 3,19 zurückkehrst zum Erdboden. D.h. um zu sterben (vgl. 2,7). Durch die Sünde wurde der Mensch sterblich. Obwohl er nicht sofort starb, nachdem er von der Frucht gegessen hatte (aufgrund Gottes Barmherzigkeit), vollzog sich sogleich eine Veränderung an ihm, sodass er anfällig wurde für all die Leiden und Schmerzen des Lebens, für den Tod und für die ewigen Qualen der Hölle. Adam wurde 930 Jahre alt (s. 5,5).
3,21 Kleider aus Fell. Der erste leibliche Tod hätte der Tod von Adam und Eva sein sollen, aber stattdessen starb ein Tier. Das ist eine Vorschattung der Tatsache, dass Gott eines Tages einen Stellvertreter zur Erlösung von Sündern töten wird.
3,22 wie unsereiner. S. Anm. zu 1,26. Das sagte Gott aus Mitge- fühl für Adam und Eva, die nur begrenzt wie der dreifaltige Gott waren. Sie erkannten Gut und Böse, aber nicht durch heilige Allwissenheit, sondern durch persönliche Erfahrung (vgl. Jes 6,3; Hab 1,13; Offb 4,8). 3,22 ewig lebe. S. Anm. zu 2,9. Gott hatte dem Menschen gesagt, dass er gewisslich sterben werde, wenn er von der verbotenen Frucht isst. Doch vielleicht ging es Gott auch darum, dass der Mensch nicht ewig in seinem erbärmlichen, verfl uchten Zustand leben sollte. Im weiteren Zusammenhang der Bibel war die Vertreibung aus dem Garten eine barmherzige Gnadentat, mit der Gott verhinderte, dass sie vom Baum des Lebens aßen und so ewig in ihrem Zustand weiterleben würden.
3,24 Cherubim. Später in der Geschichte Israels bewachten zwei Cherubim oder Engelsfi guren die Bundeslade und das Allerheiligste in der Stiftshütte (2Mo 25,18-22), wo Gott seinem Volk begegnete. blitzenden Schwertes. Ein unerklärliches Phänomen, vielleicht in direkter Verbindung mit den Cherubim oder der Schechina-Feuersäule der Gegenwart Gottes.
4,1 Adam erkannte seine Frau. Der Geschlechtsakt wurde nur als das Mittel betrachtet, wodurch Gott selbst Kinder gab. Er wurde als souveräner Geber allen Lebens anerkannt.
4,2 weiter gebar sie. Manche meinen, die Knaben seien Zwillinge gewesen, da keine Zwischenzeit erwähnt wird, V. 1.2. Schafhirte … Ackerbauer. Beides waren angesehene Berufe; tatsächlich ernährten sich die meisten Menschen mittels einer Kombination aus beiden. Gott ging es jedoch nicht um ihren Beruf, sondern um das Wesen ihrer jeweiligen Opfergaben.
4,3 Früchten des Erdbodens. Allgemeine Erträge.
4,4 Erstlingen … Fett. Die besten Tiere. 4,4.5 Abels Opfer war Gott wohlgefällig (vgl. Hebr 11,4). Das lag weder nur daran, dass es ein Tier war, noch daran, dass es das Beste war, was er hatte und noch nicht einmal daran, dass es der höchste Ausdruck eines für Gott eifernden Herzens war, sondern weil es in jeder Hinsicht im Gehorsam dargebracht wurde gegenüber dem, was Gott über das erforderliche Opfer geoffenbart hatte (was in 1. Mose nicht aufgezeichnet ist). Kain missachtete die Anweisung Gottes und brachte einfach das dar, was er darbringen wollte: einen Teil seiner Ernte.
4,5 wütend. Statt Buße zu tun für seinen sündigen Ungehorsam, war Kain feindselig gegen Gott, den er nicht töten konnte, und neidisch auf seinen Bruder, den er töten konnte (vgl. 1Joh 3,12; Jud 11).
4,7 Gutes tust … dein Haupt erheben. Gott erinnerte Kain: Wenn er Gott gehorcht und das erforderliche Tieropfer dargebracht hätte, dann wäre sein Opfer von Gott angenommen worden. Weder bevorzugte Gott Abel persönlich, noch verachtete er Kains Beruf, noch lag es an der Qualität der Früchte, dass Gott Kains Opfer nicht annahm. lauert die Sünde vor der Tür. Gott sagte Kain, wenn er sich entscheidet, Gottes Geboten nicht zu gehorchen, wird die allgegenwärtige Sünde wie ein kauernder Löwe auf der Lauer liegen und an ihm ihr Begehren stillen, ihn zu überwältigen (vgl. 3,16). 4,8 Der erste Mord der Bibel (vgl. Mt 23,35; Lk 11,51; Hebr 12,24). Kain verwarf die Weisheit, die Gott ihm mitgeteilt hatte, verwarf es, Gutes zu tun, verweigerte die Buße und so wurde er von der aufl auernden Sünde überwältigt und zu einem Mörder gemacht. Vgl. 1Joh 3,10-12.
4,9 Soll ich meines Bruders Hüter sein? Kains Sarkasmus war ein Wortspiel, das darauf basierte, dass Abel ein »Hüter« der Schafe war. Lügen war die dritte Sünde, die aus Kains gleichgültiger Haltung gegenüber Gottes Geboten resultierte. Die Sünde herrschte über ihn (V. 7).
4,10 Stimme des Blutes. Eine sprachliches Bild, das darauf hin- weist, dass Gott um Abels Tod wusste.
4,11 verfl ucht sein von dem Erdboden hinweg. Ein zweiter Fluch von Gott, der die Produktivität des Erdbodens betraf, den Kain bewirtschaftete. Für einen Landwirt wie Kain war das ein schlimmer Fluch und bedeutete, dass Kain sein ganzes Leben lang nicht sesshaft sein wird: »fl üchtig auf der Erde« (V. 12.14).
4,14 totschlägt, wer mich fi ndet. Das zeigt, dass sich die Welt- bevölkerung damals enorm vermehrte. Als umherziehender Vagabund war Kain in einer von Landwirtschaft geprägten Welt leichte Beute für alle, die nach seinem Leben trachteten.
4,15 Zeichen. Dieses Zeichen wird hier zwar nicht näher beschrie- ben, doch war es ein sichtbares Zeichen dafür, dass er unter Gottes Schutz stand. In seiner Gnade gab Gott ihm dieses Zeichen. Das Zeichen, das ihn bewahrte, war gleichzeitig ein lebenslanges Zeichen seiner Schande.
4,16 Nod. Ein nicht näher bekannter Ort.
4,17 Kain erkannte seine Frau. Kains Gattin war offensichtlich eine von Adams jüngeren Töchtern (5,4). Zur Zeit Moses wurde diese Art der Heirat unter nahen Verwandten verboten (3Mo 18,7-17), weil der genetische Verfall dies erforderte. Henoch. Dieser Name bedeutet »Einführung« und symbolisierte die neue Stadt, wo Kain versuchte, die Folgen des Fluchs zu mildern.
4,19 zwei Frauen. Bei diesem ersten überlieferten Fall von Vielwei- berei wird kein näherer Grund für Lamechs Handeln genannt. Durch seinen Verstoß gegen das Ehegesetz führte er die Nachkommen Kains in offene Rebellion gegen Gott (vgl. 2,24).
4,20 Jabal. Er erfand Zelte und das Nomadenleben der Hirten, das nicht nur im Orient üblich ist.
4,21 Jubal. Er erfand sowohl Saiten- als auch Blasinstrumente.
4,22 Tubal-Kain. Er erfand die Metallgewinnung und -verarbei- tung.
4,23 Lamech tötete jemanden zur Selbstverteidigung. Er sagte seinen Frauen, sie bräuchten wegen der Tötung kein Leid befürchten, denn wenn jemand sich zu rächen versucht, würde er Rache nehmen und sie umbringen. Er dachte, wenn Gott siebenfache Vergeltung auf den Tod Kains aussetzt, dann würde Gott 77-fache Vergeltung üben, wenn jemand Lamech angreift.
4,25 Seth. Da Kain als ältester Bruder und Familienerbe fort und Abel tot war, gab Gott in seiner Gnade Adam und Eva einen gottesfürchtigen Sohn, durch den der Same der Erlösung (3,15) weitervererbt wurde durch die ganze Abstammungslinie bis hin zu Jesus Christus (Lk 3,38).
4,26 fi ng man an, den Namen des HERRN anzurufen. Als die Menschen ihre innere Sündhaftigkeit erkannten und sahen, dass es keine menschlichen Mittel gibt, um Gottes gerechten Zorn über ihre vielen Übeltaten zu besänftigen, wandten sie sich an Gott und ersuchten seine Gnade und Barmherzigkeit und hofften auf Wiederherstellung der persönlichen Beziehung zu ihm.
5,1 – 6,8 Geschichte von Adam. Es werden zehn verschiedene Fa- milien erwähnt. Wahrscheinlich ist diese Aufl istung – so wie andere biblische Stammbäume – eher repräsentativ als vollständig (vgl. Rt 4,18-22). 5,1 Adam … Noah. Der Stammbaum verbindet Adam mit der Familie Noahs, die nicht nur die Sintfl ut überlebte, sondern die zu den Erstlingen in Gottes Neuschöpfung wurden. Zwei immer wiederkehrende Ausdruck treiben die Heilsgeschichte voran: »er zeugte Söhne und Töchter … und er starb«. Diese Begriffe, die bei jedem einzelnen Nachkommen Adams wiederholt werden, erinnern an zwei gegensätzliche Tatsachen: Gott hatte gesagt: »Du musst gewisslich sterben« (2,17), aber er hatte auch befohlen: »Seid fruchtbar und mehret euch« (1,28). 5,1 Gott ähnlich. S. Anm. zu 1,26.
5,2 den Namen »Mensch«. Mit dieser Namensgebung erklärte Gott seine Herrschaftsstellung über die ganze Schöpfung (Mt 19,4; Mk 10,6).
5,3 ihm selbst gleich, nach seinem Bild. Das Bild Gottes, in wel- chem Gott den Menschen erschaffen hatte, wurde durch Fortpfl anzung an die nächste und an alle folgenden Generationen weitergegeben.
5,5 930 Jahre. Das sind buchstäbliche Jahre, die eine ungewöhnli- che Lebenslänge angeben. Das liegt an den andersartigen Lebensbedingungen (Klima etc.) vor der Sintfl ut, denn die Erde befand sich unter einer Schutzhülle aus Wasserdampf, die die UV-Strahlen der Sonne fi lterte und viel gemäßigteres und gesünderes Klima bewirkte. S. Anm. zu 1,7; 2,6. und er starb. Gott sagte zu Adam, wenn er von dem Baum äße, würde er gewisslich sterben (2,17). Das umfasste den sofortigen geistlichen Tod und den späteren körperlichen Tod.
5,24 wandelte mit Gott, und er war nicht mehr, denn Gott hatte ihn hinweggenommen. Henoch ist in diesem Kapitel die einzige Unterbrechung der unaufhörlichen Aussage: »und er starb.« Vgl. 4,17.18; 1Chr 1,3; Lk 3,37; Hebr 11,5; Jud 14. Von nur einem einzigen anderen Menschen wird gesagt, dass er sich dieser engen, persönlichen Beziehung zu Gott erfreute: Noah (6,9). Henoch wurde von Gott lebendig in den Himmel aufgenommen, so wie später Elia (2Kö 2,1-12).
5,25 Methusalah. Der Mensch, der nach dieser Aufl istung am ältesten wurde. Er starb im Jahr der Sintfl ut (vgl. 7,6).
5,29 Der wird uns trösten. Noah war mit seinem gottesfürchtigem Leben ein Trost und ein »Erbe der Gerechtigkeit, die nach dem Glauben ist« (Hebr 11,7).
6,1 Der folgende Bericht überliefert ein Verhalten des Niedergangs, das zeigt, wo Gottes Geduld ihr Ende hat. 6,1 Dem Bericht von Kap. 5 zufolge wurden die Menschen damals sehr alt, was zu einem enormen Wachstum der Weltbevölkerung geführt haben muss.
6,2 sahen die Gottessöhne … die Töchter der Menschen. Die Göttersöhne, die an anderen Stellen fast ausnahmslos als Engel identifi ziert werden (Hi 1,6; 2,1; 38,7), sahen und nahmen sich Frauen von den Menschen. Das führte zu einer unnatürlichen Vereinigung, die gegen die von Gott bestimmte Ordnung der menschlichen Ehe und Fortpfl anzung verstieß (1Mo 2,24). Einige haben argumentiert, die Göttersöhne seien die Söhne Seths gewesen, die sich mit den Töchtern Kains vereinigten. Andere meinen, es handelte sich vielleicht um menschliche Könige, die sich Harems ansammeln wollten. Doch dieser Abschnitt betont stark den Kontrast zwischen Engeln und Menschen. Das NT platziert diesen Bericht in einer Reihe anderer Ereignisse aus 1. Mose und gibt an, dass es sich um gefallene Engel handelte, die in Menschen wohnten (s. Anm. zu 2Petr 2,4.5; Jud 6). Matthäus 22,30 macht es nicht unbedingt unmöglich, dass Engel sich fortpfl anzen können, sondern erklärt lediglich, dass sie nicht heiraten können. Um sich körperlich fortpfl anzen zu können, mussten sie von Männerkörpern Besitz ergreifen.
6,3 Mein Geist. Vgl. 1Mo 1,2. Der Heilige Geist spielte im AT eine höchst aktive Rolle. Er war bestrebt, Menschen zur Buße und Gerechtigkeit zu rufen, und tat dies insbesondere – wie die Bibel berichtet – durch die Verkündigung von Henoch und Noah (1Pt 3,20; 2Petr 2,5; Jud 14). 120 Jahre. Die Zeitspanne bis zur Sintfl ut (vgl. 1Pt 3,20). Während dieser Zeit hatten die Menschen Gelegenheit, auf die Warnung zu hören, dass Gottes Geist nicht immer geduldig sein wird.
6,4 Riesen. Das Wort nephilim stammt von einer Wurzel, die »fal- len« bedeutet, was darauf hinweist, dass diese »Riesen« starke Männer waren, die über andere herfi elen im Sinne, dass sie sie überwältigten (dieser Begriff kommt ein weiteres Mal nur noch in 4Mo 13,53 vor). Sie lebten bereits auf der Erde, als die »Helden« und »berühmten Männer« geboren wurden. Diese nephilim sind keine Nachkommen aus der Verbindung von 6,1.2.
6,5 seines Herzens allezeit nur böse. Das ist eine der stärksten und klarsten Aussagen über die sündige Natur des Menschen. Sünde beginnt im Gedankenleben (s. Anm. zu Jak 1,13-15). Die Menschen zu Noahs Zeit waren außerordentlich böse. Das Böse war in ihnen und kam nach außen zum Ausdruck. Vgl. Jer 17,9.10; Mt 12,34.35; 15,18.19; Mk 7,21; Lk 6,45.
6,6 reute … betrübte. Die Sünde betrübte Gott, der heilig und makellos ist (Eph 4,30). Vgl. 2Mo 32,14; 1Sam 15,11; Jer 26,3.
6,7 Gott verhieß, alles Leben zu vertilgen, wenn seine Geduld ans Ende gekommen ist (vgl. Pred 8,11).
6,8 Noah aber fand Gnade. Damit niemand meint, Noah sei allein aufgrund seiner guten Werke verschont worden (vgl. Hebr 11,7), erklärt Gott, dass Noah an Gott glaubte als Schöpfer, Herrscher und einziger Retter von Sünde. Er fand Gnade bei Gott, weil er sich demütigte und Gnade suchte (vgl. 4,26). S. Anm. zu Jes 55,6.7; er war zudem gehorsam (6,22; 7,5; Jak 4,6-10). 6,9 – 9,29 Die Geschichte (»Geschlechterfolge«) Noahs.
6,9 ein gerechter Mann … untadelig … wandelte. Vgl. Hes 14,14.20; 2Petr 2,5. Die Reihenfolge entspricht einer steigenden geistlichen Qualität vor Gott: »Gerecht« heißt, nach Gottes gerechten Maßstäben zu leben, »untadelig« zeichnet ihn als besonders unter seinen Zeitgenossen aus, und dass er »mit Gott wandelte«, ordnet ihn in dieselbe Kategorie wie Henoch ein (5,24).
6,11 verderbt … erfüllt mit Frevel. Vgl. 6,3.5. Der Same Satans, d.h. gefallene Menschen, die Gott verwerfen und betrügerisch und zerstörerisch sind, hatten die Vorherrschaft über die Welt.
6,13 ich will sie samt der Erde vertilgen. Vertilgen bedeutet nicht auslöschen, sondern bezieht sich auf das Sintfl utgericht, das über die Erde und ihre Bewohner verhängt war.
6,14 Arche. Ein hohler Kasten, eine Kiste, die zum Schwimmen auf dem Wasser hergestellt wurde (2Mo 2,3). Tannenholz. Wörtl. Gopherholz. Das waren wahrscheinlich Zedern oder Zypressen, die in den armenischen Bergen reichlich wuchsen.
6,15 Die Arche war zwar nicht nach Gesichtspunkten der Ästhe- tik oder Geschwindigkeit entworfen, aber diese Ausmaße garantierten eine außergewöhnliche Stabilität im tosenden Wasser der Sintfl ut. Eine Elle war etwa 45 cm lang, daher war die Arche insgesamt etwa 137 m lang, 23 m breit und 14 m hoch. Eine gigantische Kiste dieses Ausmaßes wäre im Wasser äußerst stabil und könnte unmöglich kentern. Das Volumen der Arche maß über 40.000 Kubikmeter oder 14.000 Bruttoregistertonnen. Das entspricht 522 normalen Eisenbahnwaggons, die 125.000 Schafe transportieren können. Sie hatte 3 Stockwerke, jeweils 4,5 m hoch; jedes Deck hatte verschiedene Räume (wörtl. »Nester«). »Pech« war eine harzige Substanz, mit der die Fugen und Ritzen im Holz verklebt wurden. Das »Fenster« war möglicherweise ein kleiner Vorsprung um das fl ache Dach herum, wodurch Wasser zur Versorgung aufgefangen wurde.
6,17 Wasserfl ut. Andere wichtige Schriftstellen über die weltwei- te, von Gott bewirkte Sintfl ut sind: Hi 12,15; 22,16; Ps 29,10; 104,6-9; Jes 54,9; Mt 24,37-39; Lk 17,26.27; Hebr 11,7; 1Pt 3,20; 2Petr 2,5; 3,5.6.
6,18 Aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten. Im Gegen- satz zur übrigen Schöpfung, die Gott vertilgen wollte, wurden Noah und seine Familie nicht nur bewahrt, sondern sie sollten auch in den Genuss einer Bundesbeziehung mit Gott kommen, wodurch er sie bewahren und für sie sorgen würde. Hier wird zum ersten Mal das Wort »Bund« in der Bibel erwähnt. Dieser zugesicherte Bund wird in 9,9-17 tatsächlich geschlossen und erklärt (s. Anm. dort).
6,19 Heute leben weniger als 18.000 verschiedene Arten von Landtieren auf der Erde. Man kann vielleicht von der doppelten Anzahl ausgehen, da seit Noah viele Arten ausgestorben sind. Zwei Tiere jeder Art ergeben dann 72.000 Tiere. Das ist eine unproblematische Zahl, was aus der Anmerkung zu 6,15.16 hervorgeht, denn das Volumen der Arche hätte 125.000 Schafe aufnehmen können, und da Landtiere im Durchschnitt kleiner sind als Schafe, wurde womöglich weniger als 60% des Raums benötigt. Die besonders großen Tiere wurden sicherlich von jungen Exemplaren vertreten. Es war mehr als genug Raum vorhanden, um auch die 1 Million Insektenarten aufzunehmen sowie einen Futtervorrat, der ein Jahr lang für alle ausreichte (V. 21).
7,1 gerecht. Vgl. 6,9; Hi 1,1.
7,2 sieben und sieben. Die 5 zusätzlichen Paare von reinen Tie- ren und Vögeln sollten als Opfertiere gebraucht werden (8,20) sowie zur Nahrung (9,3).
7,3 Nachkommen am Leben zu erhalten. Damit Gott sie zur Wie- derbevölkerung der Erde gebrauchen konnte.
7,4 Gott gab den Sündern noch eine weitere Woche Zeit, Buße zu tun. regnen … 40 Tage und 40 Nächte lang. Unter den klimatischen Bedingungen vor der Sintfl ut war ein weltweiter Regen dieser Dauer – im Gegensatz zu heute – möglich. Die Wasserdampfhülle umgab die ganze Erde (s. Anm. zu 1,7). Das gasförmige Wasser in dieser Hülle kondensierte und ergoss sich auf die ganze Erdkugel (V. 10).
7,11 Monats … Tag. Das Kalendersystem aus Noahs Zeit kennen wir nicht, doch umfasste ein Monat offenbar stets 30 Tage. Nach dem jüdischen Kalender der Zeit Moses berechnet, wäre das etwa im Mai gewesen. Die Zeit der Gnade Gottes ging nun zu Ende (vgl. 6,3.8; 7,4). brachen alle Quellen der großen Tiefe auf. Das unterirdische Wasser drang aus dem Erdinneren an die Oberfl äche und bildete Seen und Flüsse (1,10; 2,10-14), die nicht durch Regen entstanden (denn es gab noch keinen Regen), sondern durch tiefe Quellen in der Erde. Fenster des Himmels. Das atmosphärische Wasser in der Wasserdampfhülle, die die Erdkugel umgab, ergoss sich auf die Erde und vereinigte sich mit dem Oberfl ächenwasser und den unterirdischen Wasservorkommen (vgl. 1,7). Dadurch wurde die Wasserdampfhülle aufgelöst und das Wasser im Erdinnern freigesetzt. Zusammengenommen setzten diese Phänomene das neue hydrologische System in Gang, das seitdem die Erde charakterisiert (s. Hi 26,8; Pred 1,7; Jes 55,10; Am 9,6). Dieser Vers weist eine interessante Reihenfolge auf, die darauf hinweist, dass zuerst die Erdkruste aufbrach und dann das Wasser vom Himmel abregnete. Das ist deshalb interessant, weil bei der vulkanischen Explosion beim Aufbrechen der Erde Magma und Staub in die Atmosphäre geschleudert worden sein müssen, vermischt mit gewaltigen Mengen Spritzwasser, Gas und Luft. Das alles drang in die Wasserhülle vor und löste so ihren Kollaps aus.
7,16 der HERR schloss hinter ihm zu. Der Bericht lässt kein Detail aus, obwohl er denkbar knapp gehalten ist.
7,19 alle hohen Berge. Das besagt, dass die Ausdehnung der Sint- fl ut global war. Damit kein Zweifel daran bestehen bleibt, fügt Mose hinzu: »unter dem ganzen Himmel« (vgl. 2Petr 3,5-7). In den Kulturen rund um die Welt gibt es über 270 Sintfl utberichte, die alle auf dieses eine weltweite Ereignis zurückgehen.
7,20 Die höchsten Berge standen mindestens 6,75 m unter Wasser, sodass die Arche ungehindert über den Gipfeln trieb. Das schließt den Berg Ararat mit ein, der heute mit 5.165 m Höhe der höchste Gipfel jener Region ist. Diese Tiefe ist ein weiterer Beweis, dass es keine regionale, sondern eine globale Flut war.
7,24 150 Tage. Diese Zeit umfasst die 40 Tage und Nächte Regen (7,12.17). Die Sintfl ut erreichte an diesem Punkt ihren Höchststand (vgl. 8,3). Dann dauerte es über 2½ Monate, bis das Wasser so weit zurückgegangen war, dass auch andere Gipfel auftauchten (8,4.5), über 4½ Monate, bis die Taube trockenes Land fi nden konnte (8,8-12), und fast 8 Monate, bis die Insassen die Arche verlassen konnten (8,14).
8,1 gedachte Gott an Noah. Gottes Bund mit Noah brachte inmit- ten des schweren Gerichts Schutz und Fürsorge. Der Überrest wurde bewahrt und Gott leitete Schritte ein, um die Schöpfungsordnung auf der Erde wiederherzustellen. die Wasser fi elen. Mittels des Windes trocknete Gott den Erdboden; durch Verdunstung kehrte das Wasser in die Atmosphäre zurück.
8,4 Gebirge Ararat. Dieses Gebirge liegt in der Nähe des Kaukasus, der auch als der antike Urartu bekannt ist, und erreicht eine Höhe von 5.165 m.
8,7 den Raben … die Taube. Raben können sich von einer brei- ten Vielfalt an Nahrung ernähren. Wenn außerhalb der Arche irgendeine Art von Nahrung verfügbar gewesen sein sollte, konnte der Rabe überleben. Im Gegensatz dazu ist die Taube viel wählerischer in ihrer Ernährung. Wenn sie überleben konnte, bedeutete das, das neues Leben zu sprießen begann. Dann konnten auch Noah und seine Familie außerhalb der Arche leben. 8,14-16 Noah und seine Familie waren 378 Tage in der Arche (vgl. 7,4.10.11).
8,17 sollen fruchtbar sein und sich mehren. Beim Wiederher- stellen der Schöpfungsordnung, die er mit Vernichtung gerichtet hatte, wiederholte Gott die Segensworte, die er über die Tierwelt ausgesprochen hatte (1,22). Noah sah eine neue Welt, wo die Lebenserwartung sofort kürzer wurde; die Erde war Stürmen und Unwetter ausgesetzt, sengender Hitze, klirrender Kälte, Erdbeben und Naturkatastrophen.
8,20 baute dem HERRN einen Altar. Das war ein Akt der Anbetung; Noah reagierte damit auf Gottes Bundestreue und dankte ihm, dass er ihn und seine Familie verschont hatte.
8,21 roch den lieblichen Geruch. Gott nahm Noahs Opfer an. verfl uchen … schlagen. So sündig die Menschheit künftig auch werden sollte, verhieß Gott, dass er nie wieder eine globale Sintfl utkatastrophe senden wird (vgl. 9,11). S. Anm. zu 2Petr 3,3-10, wie Gott in Zukunft die Erde vernichten wird.
8,22 solange die Erde besteht. Mit den vielen Veränderungen durch die globale Flut führte Gott nach der Katastrophe den Zyklus der Jahreszeiten ein.
9,1 segnete Noah … Seid fruchtbar und mehrt euch und er- füllt die Erde! Gott segnete Noah und beauftragte ihn, die Erde zu füllen (vgl. 1,28).
9,2 Furcht und Schrecken vor euch. Offenbar hat sich die Be- ziehung des Menschen zu den Tieren geändert, und jetzt ist es ihm erlaubt, Tiere als Nahrung zu verzehren (V. 3).
9,4 Blut. Rohes Blut durfte nicht als Nahrung verzehrt werden. Es repräsentiert symbolisch Leben. Blutvergießung symbolisiert Tod (vgl. 3Mo 17,11). Das Blut von Tieren, das ihr Leben repräsentierte, durfte nicht verzehrt werden. Es war das Blut, welches Gott zur Sühnung (Bedeckung) von Sünde vorgesehen hatte (3Mo 17,11). 9,5 Tiere … Menschen. Die Todesstrafe wurde über jedes Tier (2Mo 21,28) und jeden Menschen verhängt, der zu Unrecht menschliches Leben tötete. Vgl. Joh 19,11; Apg 25,11; Röm 13,4 für einen klaren Beleg für die Anwendung der Todesstrafe im NT.
9,6 denn im Bild Gottes. Der Grund, weshalb der Mensch Tiere töten konnte, aber weder Tiere noch Menschen einen Menschen töten durften, besteht darin, dass nur der Mensch im Bild Gottes geschaffen war.
9,7 Hier schließt Gott zum ersten Mal mit einem Menschen einen Bund, der daraufhin der Noahbund genannt wird.
9,9 mit euch und mit eurem Samen … mit allen lebendi- gen Wesen. Der Bund mit Noah umfasste alle lebendigen Wesen, wie es in 6,18 verheißen war.
9,11 von dem Wasser. Die besondere Verheißung dieses Bundes, die Erde nie wieder durch eine Flut zu verderben, wurde durch das genannte Mittel eingeschränkt, denn Gott hat verheißen, eines Tages die Erde mit Feuer zu vernichten (2Petr 3,10.11; Offb 20,9; 21,1).
9,12 das Zeichen des Bundes. Der Regenbogen ist die dauerhafte, symbolische Erinnerung an diese Bundesverheißung, so wie die Beschneidung aller Männer das Zeichen für den Abrahamsbund sein sollte (17,10.11).
9,15 will ich an meinen Bund gedenken. Das bedeutet nicht nur einfach Anerkennung, sondern Gottes Verpfl ichtung, die Verheißung zu erfüllen.
9,16 ewigen Bund. Dieser Bund mit Noah ist der erste von 5 von Gott verordneten Bünden in der Bibel, die ausdrücklich als »ewig« deklariert werden. Die anderen 4 Bünde sind: 1.) der Abrahamsbund (1Mo 17,7); 2.) der Priesterbund (4Mo 25,10-13); 3.) der Davidsbund (2Sam 23,5); und 4.) der Neue Bund (Jer 32,40). Der Ausdruck »ewig« kann bedeuten: 1.) bis zum Ende der Zeit bzw. 2.) für alle künftige Ewigkeit. Er bezieht sich nie auf die ewige Vergangenheit. Von den 6 ausdrücklich in der Bibel erwähnten Bünden dieser Art wurde nur der mosaische oder Alte Bund annulliert.
9,18 Ham ist der Vater Kanaans. Kanaans Nachkommen, die göt- zendienerischen Feinde Israels, deren Land Abrahams Nachkommen später einnehmen sollten (15,13-16), stehen in Kap. 10 im Mittelpunkt. Das ist eine wichtige Beobachtung, da Mose den Pentateuch schrieb, kurz bevor die Israeliten Kanaan einnahmen (s. Einleitung: Autor und Abfassungszeit, Hintergrund und Umfeld).
9,19 die ganze Erde. Alle Menschen seit der Sintfl ut stammen von diesen 3 Söhnen Noahs ab (vgl. 10,32). Der Ausdruck »von einem Blut« in Apg 17,26 bezieht sich auf das Blut Noahs und seiner Söhne. Alle körperlichen Merkmale der ganzen Menschheit waren in den Genen von Noah, seinen Söhnen und seinen Schwiegertöchtern vorhanden.
9,21 wurde er betrunken. Der Gärungsprozess, bei dem Alkohol entsteht, war womöglich von veränderten ökologischen Bedingungen verursacht, die aus der Sintfl ut resultierten. Vielleicht zog Noah seine Kleider wegen der Hitze aus, oder er wurde wegen seiner Trunkenheit unfreiwillig nackt gesehen.
9,22 sah die Blöße. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass hier außer der Nacktheit noch irgendeine sexuell unmoralische Handlung stattfand. Doch der Text impliziert klar, dass Ham seinen Vater mit sündigen Gedanken anblickte, wenn auch nur kurzzeitig, bis er ging, und seinen Brüdern davon berichtete. Vielleicht freute er sich, die Würde und Autorität seines Vaters so kläglich reduziert zu sehen. Er dachte, seine Brüder würden seine Gefühle teilen und erzählte ihnen aufgeregt davon. Sie teilten seine Haltung jedoch nicht (V. 23).
9,25 Verfl ucht sei Kanaan. Diese Verschiebung von Ham zu seinem Sohn Kanaan begründet die historische Berechtigung von Israels späterer Eroberung des Landes der Kanaaniter. Die Kanaaniter waren die Völker, gegen die Israel kurz nach Moses Verlesung dieses Abschnittes kämpfen musste. Hier gab Gott Israel die theologische Grundlage für die Eroberung Kanaans. Die Nachkommen Hams hatten für die Sünde ihres Vorfahren ein Gerichtsurteil empfangen. In 10,15-20 werden die Nachkommen Kanaans als die früheren Bewohner des am Abraham verheißenen Landes beschrieben.
9,26 Kanaan sei sein Knecht. Eroberte Völker wurden Knechte genannt, auch wenn sie keine Sklaven in Privathaushalten waren. Sem, der Vorfahr von Israel, und die älteren »Semiten«, sollten die Meister über Hams Nachkommen, die Kanaaniter, sein. Letztere sollten ihr Land Ersteren überlassen.
9,27 wohnen in den Zelten. Das bedeutet, dass durch den Gott Sems und die Abstammungslinie Sems – aus der der Messias hervorgehen sollte – geistlicher Segen zu den Japhetitern kommen würde (V. 26). 10,1 – 11,9 Der Stammbaum von Sem, Ham und Japheth (V. 1).
10,1 S. Karte »Die Nationen aus 1. Mose 10« mit Ortsangaben für die Ansiedlung der Nachkommen Noahs.
10,5 verteilt … nach seiner Sprache. Dieser Vorgang beschreibt die Situation nach dem Turmbau zu Babel in Kap. 11.
10,6 die Söhne Hams. Viele davon waren Feinde Israels.
10,8 Nimrod. Dieser mächtige Führer war offenbar die treiben- de Kraft hinter dem Turmbau zu Babel (s. 11,1-4).
10,10 Babel. Der Anfang des Reiches, das sich später zu Babylon entwickeln sollte. Dieses Reich wurde zum Verderber des Volkes Gottes und seiner Stadt Jerusalem (ca. 605-539 v.Chr.).
10,11 nach Assur und baute Ninive. Das war Israels vorrangiger Feind aus dem Osten. Nimrod war der Prototyp von Israels frühen feindlichen Kriegern. Sein Name bedeutet im Hebräischen »Rebell« (vgl. Mi 5,6).
10,15 Kanaan. In diesem Abschnitt ist ein bemerkenswerter Wechsel zu erkennen weg von Ortsnamen hin zu den Bewohnern selbst (man beachte die Endungen »iter«). Hier handelt es sich nicht nur um die verfl uchten Völker, die unter dem Fluch Kanaans standen, weil sein Vater die Blöße Noahs gesehen hatte, sondern hier sind auch jene Völker aufgeführt, die das Gelobte Land besiedelten, welches Israel als Nation er obern sollte. Aber der von Noah ausgesprochene Fluch allein machte sie noch nicht schuldig, denn Gott sagte zu Abraham, dass die Schuld der Amoriter erst vollständig sein muss, bevor seine Nachkommen das Gelobte Land in Besitz nehmen können (15,16).
10,21 Die Söhne Sems, d.h. die semitischen Völker.
10,25 wurde die Erde geteilt. Ein Vorausblick auf die Verbreitung der Nationen nach der Sprachverwirrung von Babel (11,1-9).
11,1 eine einzige Sprache und dieselben Worte. Gott hatte den Menschen als einziges Geschöpf so gemacht, dass er mit ihm reden konnte (1,28), und daher bediente er sich der Sprachbegabung, um die Menschheit zu teilen, denn der abgefallene Gottesdienst in Babel zeigte, dass der Mensch sich in seinem Stolz gegen Gott gewandt hatte (11,8.9).
11,2 als sie nach Osten zogen. Gott hatte immer wieder befohlen, »seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde« (9,7). Dieser Bericht von diesem Ereignis fi ndet während des Verlaufs der Ausbreitung des Menschen statt.
11,3 lasst uns Ziegel streichen … eine Stadt bauen und ei- nen Turm … uns einen Namen machen. Während der Ausbreitung entschloss sich ein Teil der nachsintfl utlichen Bevölkerung unter der Führung des mächtigen Nimrod (10,8-10), die Ausbreitung zu stoppen und eine Stadt zu gründen als Symbol und Zentrum ihres Stolzes und zu ihrer Ehre. Der Turm gehörte zwar mit zu ihrem Plan dazu, war aber nicht die einzige rebellierende Tat. Es war ihr Stolz, der sie dazu führte, sich Gott zu widersetzen. Sie weigerten sich, weiter zu ziehen und sich über die Erde auszubreiten, wie sie angewiesen worden waren. Nimrod und sein Volk waren sogar bemüht, gegen Gottes Gebot von 9,1 zu verstoßen und so den Rat des Himmels zu verwerfen. Sie mussten Ziegelsteine machen, da es in der Ebene wenige Steine gab.
11,4 dessen Spitze bis an den Himmel reicht. Das heißt nicht, dass der Turm tatsächlich den Wohnort Gottes erreichen sollte und auch nicht, dass die Spitze den Himmel repräsentiert. Sie wollten einen hohen Turm bauen, um ihre Fähigkeiten darzustellen und ihren Ruhm zu vermehren. Mit diesem Unterfangen waren sie Gott ungehorsam und versuchten ihn seiner Ehre zu berauben.
11,6 nichts davor zurückhalten. Sie waren so vereint, dass sie al- les tun würden, was sie zu tun begehrten. 11,7 lasst uns. S. Anm. zu 1,26 (vgl. 3,22).
11,8 zerstreute. Gott reagierte auf ihre stolze Rebellion unverzüg- lich. Sie hatten sich entschlossen, sesshaft zu werden; er zwang sie, sich zu zerstreuen. Aus diesem Bericht erfahren wir, wie es dazu kam, dass sich die Nationen »nach ihren Sprachen auf der Erde verteilten« (10,5) und sich »nach der Sintfl ut auf der Erde verteilten« (10,32).
11,9 Namen Babel. Das hat mit dem hebr. Wort zu tun, das »ver- wirren« bedeutet. Aus diesem Bericht lernte Israel nicht nur, woher so viele Nationen, Völker und Sprachen stammten, sondern erfuhr auch von dem rebellischen Ursprung seines Erzfeindes Babylon (vgl. 10,5.20.31). zerstreute. Weil sie nicht die Erde füllen wollten, wie Gott ihnen befohlen hatte, verwirrte Gott ihre Sprache, sodass sie sich teilen und in verschiedenen Regionen versammeln mussten, wo ihre jeweils eigene Sprache gesprochen wurde. 11,10-26 Sem … Abram. Der Stammbaum von Sem (V. 10). Als die Israeliten diesen Abschnitt gehört hatten, wussten sie, wie die Generation, die die Sintfl ut überlebt hatte, mit ihrem eigenen Vorvater Abram (V. 26) verwandt war, der später Abraham genannt wurde (vgl. 17,5). Die Lebenserwartung wurde offensichtlich immer kürzer. 11,14 Heber. Der Urahne der Hebräer (d.h. der Nachkommen Hebers).
11,26 70 Jahre. In diesem Alter begann Terach Kinder zu bekom- men. Abram wurde später geboren, als Terach 130 Jahre alt war (ca. 2165 v.Chr.). Vgl. 11,32 mit 12,4. 11,27 – 25,11 Der Stammbaum des Terach (V. 27).
11,27 Abram. Der Name bedeutet »erhöhter Vater«. Vgl. 17,5.
11,28 Ur in Chaldäa. Eine wohlhabende, große Stadt in Mesopota- mien.
11,31 von Ur … nach Haran. Vgl. Apg 7,2-4; Hebr 11,8-10. Ab- ram reiste entlang des Euphrats nach Haran, einer Handelsstadt an einer Wegekreuzung im Norden Mesopotamien bzw. in Syrien. Das war die beste Reiseroute von Ur nach Kanaan, da er so nicht mit seiner ganzen Gefolgschaft und den Tieren die große Wüste durchqueren brauchte (s. 12,4).
12,1 Der HERR … zu Abram. Dieser Abschnitt ist die Verheißung, deren Erfüllung sich durch die ganze Schrift bis Offb 20 durchzieht (sowohl die Erwartung der Erfüllung als auch ihr tatsächliches Eintreten). Der eigentliche Abrahambund wird in 12,1-3 eingeführt, geschlossen in 15,18-21, bestätigt in 17,1-21 und schließlich mit Isaak (26,2-5) und Jakob (28,10-17) erneuert. Er ist ein ewiger Bund (17,7.8; 1Chr 16,17; Ps 105,7-12; Jes 24,5). der 4 Elemente umfasst: 1.) Samen (17,2-7; vgl. Gal 3,8.16 wo Christus als dieser Same identifi ziert wird); 2.) Land (15,18-21; 17,8); 3.) eine Nation (12,2; 17,4); und 4.) der Segen und Schutz Gottes (12,3). Dieser Bund ist bedingungslos im Sinne seiner letztendlichen Erfüllung in einem Reich und dem Heil für Israel (s. Anm. zu Röm 11,1-27), jedoch an Bedingungen geknüpft hinsichtlich seiner unmittelbaren Erfüllung (vgl. 17,4). Seine hohe nationale Bedeutung für Israel wird noch dadurch bestärkt, dass im ganzen AT immer wieder Bezug auf ihn genommen wird und das Volk sich auf diesen Bund beruft (vgl. 2Kö 13,23; 1Chr 16,15-22; Neh 9,7.8). Paulus erklärt die geistliche Wichtigkeit dieses Bundes für den Gläubigen (s. Anm. zu Gal 3.4). Stephanus zitiert 12,1 in Apg 7,31. 12,1 in das Land. Abram war noch in Haran (11,31), als Gott den Ruf wiederholte (Apg 7,2), nach Kanaan zu gehen.
12,2 Namen groß machen. Abrams Popularität und Vermächtnis wurden materiell erfüllt (13,2; 24,35) sowie geistlich (21,22) und gesellschaftlich (23,6).
12,3 verfl uchen, die dir fl uchen. Das schließt alle mit ein, die Abram oder seine Nachkommen schlecht behandeln, verachten oder geringschätzig mit ihm umgehen. Gottes Fluch für solche Geringschätzung sollte das härteste Gericht nach sich ziehen. Das Gegenteil galt für solche, die Abram und sein Volk segnen. in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde. Paulus bezeichnete diese Aussage als »das Evangelium im Voraus« (Gal 3,8).
12,4 Haran. S. Anm. zu 11,31. Sie müssen sich dort einige Zeit auf- gehalten haben, weil sie eine Schar von Menschen um sich sammelten (wahrscheinlich Knechte).
12,5 sie kamen in das Land Kanaan. Etwa 2090 v.Chr.
12,6 Sichem. Eine kanaanäische Stadt im Tal zwischen den Bergen Ebal und Garizim (vgl. 5Mo 27,4.12), ungefähr 25 km westlich des Jordan und etwa 50 km nördlich von Jerusalem. More war höchstwahrscheinlich ein Bewohner dieser Gegend, nach dem der Baum benannt war. die Kanaaniter im Land. Mose schrieb fast 700 Jahre, nachdem Abram ins Land gekommen war (ca. 1405 v.Chr.). Die Kanaaniter, von denen er schrieb, sollten bald zu Feinden Israels werden, wenn das Volk in Kanaan einzog.
12,7 will ich dieses Land geben. Vgl. 13,15; 15,18; 17,7.8; Gal 3,16. Gott handelte mit Abram nicht in einer nur persönlichen Verheißung, sondern im Hinblick auf hohe und heilige Interessen in ferner Zukunft, d.h. im Hinblick auf das Land, das seine Nachkommen als auserwähltes Volk besiedeln sollten. Der Same göttlicher Wahrheit sollte dort zum Segen für die ganze Menschheit gesät werden. Dieses Land wurde als geeignet dafür auserlesen, die Offenbarung Gottes und das Heil der Welt zu empfangen. dem HERRN … einen Altar. Dadurch bekannte sich Abram offen zur Anbetung des wahren Gottes und erklärte seinen Glauben an Gottes Verheißungen. Es war der erste wahre Ort der Anbetung, der jemals im Gelobten Land aufgerichtet wurde. Isaak baute später ebenfalls einen Altar, um daran zu gedenken, dass der Herr ihm erschienen war (26,24.25), und auch Jakob errichtete in Sichem einen Altar (33,18-20).
12,8 Bethel … Ai. Bethel lag 11 km nördlich von Jerusalem und wurde später von Jakob so genannt (28,19). Ai lag 3 km östlich von Bethel. Dort kämpfte später Josua (Jos 7.8).
12,9 nach Süden. Abram zog Richtung Negev weiter. Diese Gegend war weniger gut zum Anbau von Getreide geeignet, aber besser für seinen Beruf als Viehzüchter. Möglicherweise betätigte er sich dort auch als Händler.
12,10 eine Hungersnot im Land. Hungernöte waren in Kanaan nicht ungewöhnlich. Während der Zeit der Patriarchen gab es noch zwei weitere größere Nahrungsknappheiten (26,1; 41,56). Die Schwere und der Zeitpunkt dieser Hungernot zwang Abram, schon bald nach seiner Ankunft im Gelobten Land (V. 5-9) nach Ägypten zu emigrieren, wo es üblicherweise Überfl uss an Nahrung gab. Da er noch an Gottes Verheißung festhielt, kehrte er nicht nach Ur zurück, obwohl er unter extrem schwierigen Umständen lebte (vgl. Hebr 11,15).
12,11 eine Frau von schöner Gestalt. Mit 65 hatte Sarai erst die Hälfte ihres Lebens hinter sich (sie starb mit 127) und war noch jung und außergewöhnlich attraktiv. Die Patriarchen wurden sehr alt; Abraham starb erst mit 175.
12,12 Abrams Befürchtung, dass Sarai in den Harem des Pharao genommen und er umgebracht würde, veranlasste ihn, seine wahre Beziehung zu ihr zu missachten (vgl. 20,13). Abram versuchte aus eigener Initiative für seine Zukunft zu sorgen, und meinte, Gott bei der Erfüllung seiner Verheißungen helfen zu müssen.
12,13 Schwester. Das war zwar eine Lüge, aber es stimmte, dass Sarai Abrams Halbschwester war (20,12).
12,15 in das Haus des Pharao gebracht. Ägyptische Staatsdiener bemerken Sarais Schönheit und informierten den Pharao darüber. Das Ergebnis war absehbar: sie landete im Harem des Pharao!
12,17 der HERR schlug den Pharao … mit großen Plagen. Die Trennung von Abram und Sarai war so schlimm, dass der Herr persönlich auf dramatische Weise eingreifen musste. Abram hatte sich diese List zum Selbstschutz (V. 13, »damit es mir gut geht«) offenbar ohne viel Rücksicht auf Sarai ausgedacht; aber Gott reagierte besonders zum Schutz von Sarai (»um Sarais willen«).
12,18 Was hast du mir da angetan … nimm sie und geh! Auf unerklärliche Weise wurde durch Plagen aufgedeckt, dass Abram den Pharao angelogen hatte. Der König von Ägypten demütigte Abram mit seinen Fragen, zeigte mehr Charakter als Abram es verdient hatte und schickte Abram aus seinem Land.
12,20 das Geleit gaben. Abrams Lüge brachte ihm und seinem Gefolge eine unehrenhafte Ausreise aus Ägypten ein. Die Knechte müssen untereinander darüber geredet haben; so verlor Abram in ihren Augen ein Stück weit an Integrität und gutem Ruf. S. Anm. zu 13,9.
13,1 Bezeichnenderweise reiste Abram nach den verhängnisvollen Ereignissen in Ägypten zurück an den Ort, wo er einen Altar errichtet und begann dort, Gott erneut anzubeten (s. 12,8).
13,5 Schafe, Rinder. In der Antike wurde Reichtum nicht an Land- besitz gemessen, sondern an der Größe der Herden und am Besitz von Silber, Gold und Juwelen (vgl. V. 2; Hi 1,1-3).
13,6 Es war absehbar, dass es wegen Überfüllung des begrenzten Weidelandes zu Konfl ikten kommen würde. Sowohl Abram als auch sein Neffe Lot hatten auf ihrer langen Reise von Ur über Haran und Ägypten in die Region von Bethel und Ai viel Reichtum angesammelt.
13,7 Pheresiter. Ein kanaanitischer Stamm. Vgl. 34,30; 5Mo 7,1; Ri 1,4; 3,5.6; 1Kö 9,20.21; Esr 9,1.
13,8 wir sind Brüder. Abrams ganze Reaktion zur Schlichtung des Streits zwischen den beiden Häusern und ihren Bediensteten zeichnet einen anderen Abram als in Ägypten: seine Haltung ist nicht mehr auf sich selbst fi xiert. Er verzichtet auf sein Recht als Älterer und überlässt seinem Neffen Lot die Wahl.
13,9 Steht dir nicht das ganze Land offen? Abram forderte Lot frohgemut auf, sich auszusuchen (V. 10.11), welches Gebiet er für sein Haus und seine Herden haben wollte. Nachdem Lot seine Wahl getroffen hatte, akzeptierte Abram das, was für ihn übrig blieb. Vielleicht trug dieses Verhalten sehr dazu bei, dass er bei seinen Knechten wieder im Ansehen stieg (s. Anm. zu 12,20).
13,10 bevor der HERR Sodom und Gomorra zerstörte. Als Mose schrieb (700 Jahre nachdem Abram nach Kanaan gekommen war), war diese Gegend schon lange von Gott verwüstet worden (19,23-29), sodass dort keinerlei Anzeichen mehr für die einstige Fruchtbarkeit zu sehen war. wie der Garten des HERRN, wie … Ägypten. Diese zweifache Auszeichnung des Jordantals mit seinen Auen an beiden Ufern, von denen Lot so angezogen wurde, betont, wie saftig und üppig diese Gegend war. Als Mose diesen Abschnitt den Israeliten vorlas, bevor sie in Kanaan einzogen, und er diese Gegend mit dem Garten Eden verglich, wies er Hörer und Leser auf Gottes offenbarende Beschreibung des Landes hin (1Mo 2,8-15). Der Vergleich mit der offenbar gut bekannten und gut bewässerten Region in Ägypten erinnerte sie an einen Ort, den sie während ihres Aufenthalts in Ägypten wahrscheinlich gut kennen gelernt hatten. Zoar. Vgl. 4,2. Eine Stadt am südlichen Ufer des Toten Meeres; der Name bedeutet »kleiner Ort« (s. 19,22).
13,11 Eine menschlicherseits hervorragende, aber selbstsüchtige Wahl aus weltlichen Gesichtspunkten. Geistlicherseits war sie katastrophal, weil sie Lot in die Gottlosigkeit Sodoms führte (V. 13).
13,13 die Leute von Sodom waren sehr böse. Lots Entscheidung brachte ihn in gefährliche Nähe zu jenen Städten, deren Namen zu einem Sprichwort für Perversion und ungezügelte Bosheit werden sollten. Ihre Verkommenheit ist Thema von Kap. 19.
13,14 Als Lot gegangen war, bestätigte der Herr seine Bundes- verheißung an Abram (1Mo 12,1-3). Eindruckvoll und unmissverständlich überschrieb der Herr das Land dauerhaft an Abram und seine Nachkommen (V. 14 – schaue in alle Himmelsrichtungen, und V. 17 – durchziehe das Land in alle Richtungen) und erklärte, dass Abram sich zu einem unzählbaren Volk vermehren werde (V. 16 – wie der Staub).
13,18 Terebinthen Mamres. Ein besonders großer Hain von Tere- binthen, der dem Amoriter Mamre gehörte (14,13). Er lag etwa 30 km südwestliche von Jerusalem bei Hebron. Die Berge erreichen dort eine Höhe von fast tausend Metern. baute … einen Altar. Vgl. 12,7.8; 13,4. Abram war der Anbetung Gottes geweiht.
14,1 Kriegsführung, Eroberung und das Unterwerfen von ande- ren Königen und Stadtstaaten gehörten zur Zeit Abrahams zum Leben im Fruchtbaren Halbmond. Die hier erwähnten Orte reichten von Sinear im Osten (in der Gegend von Babylon in Mesopotamien) bis zur Gegend südlich des Salzmeeres (des Toten Meeres), bis zum Jordantal, bis zum Land Moab, das südwestlich des Toten Meeres lag, und bis zum Gebirge Seir (später Edom). Die Amalekiter (s. Anm. zu 2Mo 17,8) gab es zur Zeit Abrahams noch nicht (vgl. 36,12), aber es gab sie, als Mose dieses Buch schrieb. Die Amoriter lebten in ganz Palästina verstreut und waren Kanaaniter. Als die Vasallenstaaten dachten, sie könnten das Joch ihrer Lehnherren ungestraft abschütteln, rebellierten sie, indem sie nicht den festgelegten Tribut zahlten und stattdessen auf eine militärische Gegenreaktion warteten. In diesem Fall führte die Rebellion zu einem größeren Feldzug des geschädigten Lehnherrn Kedor-Laomer und seiner Verbündeten (V. 5-7). Bei der darauffolgenden Auseinandersetzung mit Sodom und Gomorra unterschätzten die Vasallen den Feind und wurden besiegt. Lot, der damals in Sodom wohnte, wurde gefangen genommen.
14,10 Tal Siddim. Das war vielleicht die große Halbinsel am Ostufer des Toten Meeres. Zu Abrams Zeit erstreckte sie sich womöglich bis ans Westufer (in der Nähe von Massada), sodass das untere Drittel des heutigen Toten Meeres dieses trockene Tal bildete. Asphaltgruben. Teergruben, die Dichtungsmittel für verschiedene Verwendungen lieferten.
14,13 ein Entfl ohener. Ein Überlebender, der vor den einfallenden Armeen in die Berge gefl ohen war (V. 10), reiste weiter und fand Lots Onkel (die Leute wussten, wer mit wem verwandt war). Ein so reicher Mann wie Abram war nicht schwer ausfi ndig zu machen, und offenbar meinte man, er könne etwas gegen die Misere unternehmen, die seinen eigenen Neffen befallen hatte. dem Hebräer. Hier wird zum ersten Mal im biblischen Bericht dieser ethnische Begriff für die »Nachkommen Ebers« (vgl. 11,15-17) für Abram verwendet. Fremde Völker verwendeten diese Bezeichnung für die Israeliten, und die Israeliten bezeichneten sich selbst so gegenüber Fremden (vgl. 34,14; 40,15; 43,32). Terebinthen Mamres. S. Anm. zu 13,18.
14,14 erprobten Knechte. Abrams Privatarmee, die aus seinen Fa- milienangehörigen und Bediensteten bestand (»in seinem Haus geboren«) und insgesamt 318 Männer zählte. Sie waren hochbegabte Leibwächter und die Schutztruppen für seinen Besitz. Zusammen mit den trainierten Kämpfern seiner Verbündeten (V. 13.24), wurden sie gemustert und losgeschickt, um die Kidnapper einzuholen, damit deren Gefangene nicht nach Sinear (der frühe Name für Mesopotamien) im Osten verschleppt würden oder noch weiter östlich nach Elam.
14,15 teilte … überfi el … verfolgte … brachte alle Habe wieder. Ein kampferfahrener Abram, dem militärische Strategie nicht fremd war, verfolgte den Feind etwa 250 km weit (bis nördlich von Damaskus) und schlug das plündernde Konsortium. So war er bei seinem Ziel völlig erfolgreich.
14,17 das Tal Schaweh. S. Anm. zu 2Sam 18,18. Der gerettete König von Sodom ging zu Abram in die Nähe von Jerusalem.
14,18 Melchisedek, der König von Salem. Da bei diesem Herr- scher, dessen Name »gerechter König« bedeutet und der König-Priester über das antike Jerusalem war, keine näheren Angaben über sein Leben und seine Herkunft gemacht werden, konnte er im Laufe der späteren Offenbarung als Typus für Christus verwendet werden (vgl. Ps 110,4; Hebr 7,17.21). Seine überlegene Stellung zur Zeit von Abram wird bezeugt 1.) vom König von Sodom, der Abram nach seiner Rückkehr von seinem Siegeszug als erster begegnete, aber Melchisedek den Vortritt ließ, bevor er an Abram herantrat (V. 17.21), und 2.) von Abram, der vorbehaltlos sowohl einen Segen von Melchisedek annahm als auch den Zehnten an diesen Priester-König gab (V. 19.20). Vgl. Hebr 7,1.2. Priester Gottes, des Allerhöchsten. Die Verwendung von El Elyon (der souveräne Herr) als Name Gottes weist darauf hin, dass Melchisedek, der diesen Titel zweimal verwendete (V. 18.19), keine kanaanitische Gottheit anbetete, verehrte oder repräsentierte, sondern denselben Gott, den auch Abram Jahwe El Elyon nannte (V. 22). Das wird dadurch bestätigt, dass sowohl Abram als auch Melchisedek zusätzlich Gott bezeichnen als »Besitzer des Himmels und der Erde« (V. 19.22).
14,20 der deine Feinde in deine Hand gegeben hat. Der Sieg über eine überlegene militärische Koalition wurde nicht Abrams Tapferkeit zugeschrieben, sondern dem souveränen Herrn (El Elyon; s. Anm. zu V. 15.16). Für Melchisedek und auch für Abram bedeutete diese Aussage Anbetung des wahren Gottes. den Zehnten. Hier wird zum ersten Mal in der Bibel erwähnt, dass jemand den zehnten Teil abgibt (vgl. 28,22). Dieses Zehn-Prozent-Opfer war rein freiwillig und umfasste möglicherweise nicht ein Zehntel von allem, sondern nur ein Zehntel vom Besten (s. Anm. zu Hebr 7,4). Dieser Zehnte ist anders als der von Israel durch das mosaische Gesetz erforderte Zehnte (s. Anm. zu 4Mo 18,21-28; 5Mo 14,22; 26,12).
14,21 Wäre Abram auf das Angebot des Königs von Sodom ein- gegangen, hätte er damit zugelassen, dass dieser gottlose König behaupten könnte, Abram hätte seinen Reichtum der Großzügigkeit dieses Königs zu verdanken. Damit hätte Abram das klare Zeugnis des Segens Gottes über seinem Leben getrübt und nicht mehr klar zu erkennen gegeben, dass er auf Gott vertraut. Seinen Verbündeten zwang er diesen Verzicht jedoch nicht auf; sie mussten sich selber entscheiden. Was seine eigenen Knechte betraf, reichte der von der Beute genommene Proviant als Entschädigung aus. Zweifellos erinnerten sich die Knechte an die Reaktion und an das Zeugnis ihres Herrn. So wurden die negativen Eindrücke von dem vorherigen Erlebnis in Ägypten größtenteils wieder aufgewogen (s. 12,20).
15,1 ich bin dein Schild. Gott war Abrams zuverlässiger und be- ständiger Beschützer (vgl. Ps 7,11; 84,9).
15,2 kinderlos dahingehe. Auf Gottes Ermutigung und Ermah- nung (V. 1) reagierte Abram damit, dass er Gott zeigte, was ihn wurmte. Wie konnte Gottes Verheißung, dass er viele Nachkommen haben (13,16) und zu einer großen Nation werden (12,2) sollte, zustande kommen, wenn er doch keine Kinder hatte? Elieser von Damaskus. Für Abram war Gottes Verheißung hinfällig geworden. Der beste offi ziell anerkennbare Ausweg, um sie doch zur Erfüllung zu bringen (menschlich gesprochen), bestand darin, einen Knecht als männlichen Erben zu adoptieren. 15,3-5 Die Frage: »Was willst du mir geben?« (V. 2) wurde zur Anklage: »Du hast mir keinen Samen gegeben« (V. 3). Bevor Gott seine Verheißung von unzählbaren Nachkommen wiederholte (V. 5), musste er Abrams Lösungsvorschlag verwerfen (V. 4).
15,5 Vgl. Röm 4,18.
15,6 glaubte … rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an. Der Apostel Paulus zitierte diese Worte als Veranschaulichung für Glauben im Gegensatz zu Werken (Röm 4,3.9.22; Gal 3,6; Jak 2,23). Abram wurde durch Glauben wiedergeboren! S. Anm. zu Röm 4 und Gal 3 für eine ausführlichere Erklärung der Rechtfertigung aus Glauben.
15,7 um dir dieses Land zum Erbbesitz zu geben. Dass ein kon- kret identifi zierbares Land (s. V. 18-21) eng verbunden war mit der Verheißung vieler Nachkommen für Abram, wurde nach Gottes Absicht und im Abrahamsbund klar offenbart und in einer formalen Zeremonie (V. 9-21) unwiderrufl ich außer Frage gestellt.
15,8 woran soll ich erkennen, dass ich es als Erbe besitzen werde? Diese Frage war keine verborgene Anklage wegen der verzögerten Erfüllung, sondern eine aufrichtige Bitte um Auskunft und Gewissheit. Gott bestätigte daraufhin seinen Bund mit Abram in einer außergewöhnlichen Zeremonie (V. 9-21).
15,9 zerteilte es mittendurch. In der Antike wurden bei Bun- desschließungen als Zeichen oft Tiere in zwei Hälften zerteilt. Daraufhin gingen beide Parteien durch die zerschnittenen Tierhälften durch und machten damit ab, dass dasselbe mit ihnen geschehen solle, wenn sie den Bund brachen (s. Jer 34,18.19).
15,12 tiefer Schlaf. Gott ließ ihn in Schlaf versinken, weil der Bund keinerlei Versprechen auf Seiten Abrams umfasste. Er sollte nicht durch die Tierhälften gehen und so seine Einhaltung zusichern (s. V. 17).
15,13 Die Worte Gottes bei dieser Bundeszeremonie versicherten Abram, dass seine Nachkommen tatsächlich im Land sein werden, obwohl ein schmerzlicher Umweg über Ägypten die Erfüllung bis lange nach seinem Tod hinauszögern sollte. Vgl. Apg. 7,6.7. 15,13 400 Jahre. Das ist eine ungefähre Zeitangabe, die sich genau auf 430 Jahre beläuft (vgl. 2Mo 12,40).
15,16 das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll. Eine Hinauszögerung des Gerichts war die Ursache für die Hinauszögerung der Bundeserfüllung. Gericht über Ägypten (V. 14) sollte das Zeichen sein für den Aufbruch von Abrams Nachkommen in ihr Land, und Gericht über die Kanaaniter (die hier im weiteren ethnischen Sinne als Amoriter bezeichnet werden) sollte das Zeichen sein für ihren Einzug in dieses Land.
15,17 rauchender Glutofen … Feuerfackel. Vgl. 2Mo 13,21. Die- se Dinge symbolisierten die Gegenwart Gottes, der unter einem göttlichen Eid feierlich versprach, seine Verheißungen an Abram zu erfüllen, indem er allein durch die Tierhälften ging (V. 9-11).
15,18 Strom Ägyptens bis an …den Euphrat. Die Bibel über- liefert sowohl allgemeine (2Mo 23,31; 4Mo 13,21; 5Mo 11,24; 1Kö 8,65; 2Kö 14,25; Jes 27,12) als auch konkrete (4Mo 14,1-12; Jos 15,1.2; Hes 47,15-20 vgl. Hes 48,1.28) Beschreibungen des Gelobten Landes, dessen Mittelpunkt das alte Kanaan ist. Aufgrund solch präziser geografi scher Angaben ist es unmöglich, diese Grenzen neu zu defi nieren, da dadurch Gottes genaue Verheißung entkräftet würde. Der »Strom (besser: Bach) Ägyptens« war wahrscheinlich das später so benannte Wadi el Arisch, die Südgrenze von Juda. die Keniter … die Jebusiter. Hier werden die verschiedenen Völker, die im Land Kanaan lebten, aufgeführt. Diese präzise Aufzählung der Nationen im Land Kanaan bestätigt nochmals die konkrete Genauigkeit von Gottes Verheißungen.
16,1 S. Gal 4,21-31, wo Paulus Hagar als Veranschaulichung ver- wendet. 16,3 gab sie … ihrem Mann. Nach 10 kinderlosen Jahren (vgl. 12,4) griff Sarai in ihrer Not zur damals üblichen Sitte, wodurch unfruchtbare Ehefrauen ein Kind durch eine ihrer eigenen Mägde bekommen konnten (V. 2: »vielleicht werde ich durch sie Nachkommen empfangen«). Abram missachtete, was Gott ihm auf seinen früheren Versuch, einen Ersatzerben zu beschaffen, geantwortet und zugesichert hatte (vgl. 15,2-5), gab fl eischlicherweise Sarais Drängen nach und so wurde Ismael geboren (V. 15).
16,5 Das Unrecht, das mir zugefügt wird, treffe dich! … bin ich verächtlich. Sarai hätte nicht gedacht, dass Hagar sie für ihren Ausweg aus der Kinderlosigkeit so verachtungsvoll verschmähen würde (V. 4) und gab Abram die Schuld an den Problemen und forderte, dass er sie verurteile, um so die angeknackste Beziehung zwischen Herrin und Magd in Ordnung zu bringen. Abram übertrug seine Verantwortung auf Sarai und erteilte ihr die Freiheit, nach ihrem Belieben zu reagieren (V. 6: »deine Magd ist in deiner Gewalt …«). Sarai behandelte sie so schlecht, dass sie fl oh.
16,7 der Engel des HERRN. Dieses Wesen sprach, als sei er jemand anderes als Jahwe, und doch sprach er in der ersten Person, als sei er tatsächlich mit Jahwe selbst zu identifi zieren. Hagar erkannte, dass sie mit diesem Engel Gott selbst gesehen hatte (V. 13). Andere machten dieselbe Erfahrung und kamen zur selben Schlussfolgerung (vgl. 1Mo 22,11-18; 31,11-13; 2Mo 3,2-5; 4Mo 22,22-35; Ri 6,11-23; 13,2-5; 1Kö 19,5-7). Der Engel des Herrn, der nach der Geburt Jesu nicht mehr erschien, wird oft als Christus vor seiner Fleischwerdung identifi ziert. S. Anm. zu 2Mo 3,2. Schur. Südlich von Palästina und östlich von Ägypten, was bedeutet, dass Hagar versuchte, nach Ägypten heimzukehren.
16,8 Hagar, du Magd der Sarai. Sowohl der Gruß als auch die Anweisung des Engels (V. 9: »Kehre zurück … demütige dich …«) und die Antwort Hagars sahen die Beziehung zwischen Herrin und Magd als noch intakt an. Rebellion und Flucht waren keine Lösung (V. 9)!
16,10 ich will deinen Samen so mehren. Eine Magd sollte sie bleiben, doch sie sollte auch Mutter vieler Nachkommen werden, sodass Abram Vater von zwei Gruppen unzählbarer Nachkommen werden würde (s. 13,16; 15,5).
16,11 sollst du den Namen Ismael geben. Da der Name ihres Sohnes bedeutete »Gott hört«, würde die Magd Hagar nie vergessen, wie Gott ihr verzweifeltes Rufen erhört hat.
16,12 ein wilder Mensch … gegen jedermann. Der unzähmbare Wildesel (eine Eselart, die in der Wüste lebt) war die beste Beschreibung für den erbittert aggressiven und unabhängigen Charakter Ismaels, den er auch an seine arabischen Nachkommen vererbte.
16,13 Du bist der Gott, der [mich] sieht. Hagar war so erstaunt darüber, dass Gott ihr in seiner Gnade Aufmerksamkeit schenkte, dass sie den Engel als Gott erkannte und diesen neuen Namen Gottes dem Engel zuschrieb. Aufgrund dieser Offenbarung nannte sie ihn auch »Der Lebendige, der mich sieht« (V. 14).
16,15 Abram einen Sohn … Namen Ismael. Etwa 2079 v.Chr. 16,16 86 Jahre alt. Abram war 75, als er Haran verließ (12,4). Nun folgt ein Intervall von 13 Jahren, bis seine weitere Geschichte in 17,1 wieder aufgegriffen wird.
17,2 meinen Bund schließen zwischen mir und dir. Eine weitere Bestätigung von Gottes bedingungslosen Bund mit Abram, was jedoch nicht bedeutete, dass Abram und seine nachfolgenden Bundesempfänger keinerlei Verantwortung hätten. S. Anm. zu V. 7-9 und zu 12,1-3; 15,13-18.
17,4 vieler Völker. Die Namensänderung ist umrahmt von einer dreifachen Bestätigung der göttlichen Verheißung vieler Nachkommen, vielleicht einschließlich der Nachkommen Isaaks und Ismaels (V. 4-6). Dadurch wird die Bedeutung dieser Namensänderung betont.
17,5 Abraham soll dein Name sein. Vgl. 11,27. Der Name bedeu- tet »Vater einer Menge« und drückt Abrahams neue Beziehung zu Gott aus sowie seine neue Identität, die auf Gottes Verheißung von Nachkommen basiert. Vgl. Röm 4,17.
17,6 Könige sollen von dir herkommen. Diese Verheißung unter- streicht die Tatsache, dass aus Abraham mehr als nur eine Völkergruppe oder selbständige Nation hervorgehen sollte.
17,7 ich will meinen Bund aufrichten. Diese Beziehung wurde auf- grund von Gottes Initiative eingeführt und auch als »ewiger Bund« bezeichnet (V. 7). Daher gilt sie in gleicher Kraft der Nachkommenschaft Abrahams und führt zu der Erklärung: »Ich will ihr Gott sein« (V. 8). Diese Zusage wurde zur Basis der Bundesbeziehung zwischen Jahwe und Israel.
17,8 das ganze Land Kanaan. Gottes bekräftigte seine Bundesver- heißung an Abraham erneut nicht ohne das Land zu nennen, das durch Gottes Rechtsspruch auf Abraham und seine Nachkommen als »ewiger Besitz« übertragen wurde. Vgl. Apg 7,5.
17,9 bewahre du nun meinen Bund. Trotz wiederholten Unge- horsams der Patriarchen und des Volkes stand Gottes Treue zu seiner Bundesverheißung stets fest (z.B. 5Mo 4,25-31; 30,1-9; 1Chr 16,15-18; Jer 30,11; 46,27.28; Am 9,8; Lk 1,67-75; Hebr 6,13-18). Gott bescheinigte Abrahams Gehorsam (22,16-18; 26,3-5) erst Jahre nach der formalen Besiegelung seines Bundes (12,1-3; 15,12-18). Obwohl das Volk abtrünnig war, gab es stets einen treuen Überrest gehorsamer Israeliten (s. Zeph 3,12.13). 17,11 ein Zeichen des Bundes. Die Beschneidung (das Abschneiden der Vorhaut beim Mann) war damals nicht völlig neu, aber die besondere geistliche und theokratische Bedeutung, die ihr nun zugeschrieben wurde, war gänzlich neu. Dadurch wurden die Beschnittenen als Angehörige der natürlichen und ethnischen Nachkommenschaft Abrahams identifi ziert (vgl. Apg 7,8; Röm 4,11). Ohne göttliche Offenbarung hätte diesem Ritus seine besondere Bedeutung gefehlt, und so blieb er als theokratisches Erkennungszeichen von Israel bestehen (vgl. V. 13). Die Beschneidung hatte auch hygienische Vorteile, da die Vorhaut Krankheitskeime beherbergt, was durch die Beschneidung unterbunden wird. Historisch gesehen hatten die jüdischen Frauen die niedrigste Rate an Gebärmutterkrebs. Aber bei diesem Symbolismus ging es um die Notwendigkeit, Sünde wegzuschneiden und gereinigt zu werden. Sie wurde an dem männlichen Organ vollzogen, das am deutlichsten die Tiefe der Verdorbenheit offenbarte, weil dadurch der Samen übertragen wurde, der verdorbene Sünder hervorbrachte. Daher symbolisiert die Beschneidung die Notwendigkeit einer gründlichen Reinigung, damit die Wirkungen der Verdorbenen rückgängig gemacht werden.
17,12 acht Tage alt. Derselbe Zeitrahmen wurde in 3Mo 12,3 wie- derholt.
17,14 soll ausgerottet werden aus seinem Volk. Das bedeutete, abgeschnitten zu sein von der Gemeinschaft, welcher der Bund galt, und somit den Verlust aller zeitlichen Segnungen, die sich daraus ergaben, zur besonderen, erwählten und theokratischen Nation zu gehören. Dieser Verlust konnte bis zum Tod durch göttliches Gericht führen. 17,15 Sarai … Sarah. Da Sarai (»meine Fürstin«) die Vorfahrin der verheißenen Nationen und Könige werden sollte, änderte Gott ihren Namen in Sarah und nahm damit das einschränkende Personalpronomen »mein« weg und nannte sie »Fürstin« (V. 16).
17,16 Könige von Völkern sollen von ihr kommen. Vgl. 17,5.
17,17 auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen. Der Unglaube Abrahams verhinderte eine angemessene Reaktion der Bewunderung für Gottes Verheißungen. Er wusste, dass er Vater werden solle (12,2; 15,4), aber hier wurde zum ersten Mal erwähnt, dass seine unfruchtbare, gealterte Frau Mutter werden sollte.
17,18 Ach, dass Ismael vor dir leben möchte! Abrahams Bitte, dass sein bereits lebender Sohn der verordnete Segensträger von Gottes Verheißungen sein sollte, verriet, wie unmöglich es für ihn und Sarah war, noch Kinder zu bekommen (vgl. Röm 4,17).
17,19 Geduldig und entschieden wies Gott erneut Abrahams Al- ternativvorschläge zurück und klärte die Angelegenheit, indem er seine Verheißung vieler Nachkommen für Ismael (s. 25,12-18) einrahmte in Bekräftigungen, dass wirklich der Sohn Sarahs der Erbe des »ewigen Bundes« sein sollte. Hier erwähnte Gott zum ersten Mal den Sohn namentlich. 17,19 sollst du Isaak nennen. Der Name des verheißenen Sohnes bedeutet »er lacht«. Das war für Abraham eine angemessene Erinnerung an seine anfänglich ungläubige Reaktion auf Gottes Verheißung.
17,23 am selben Tag. Unverzüglich führte Abraham Gottes Be- fehl vollständig aus und beschnitt sich selbst und »alles, was männlich war unter seinen Hausgenossen« (V. 23.27).
18,1 der HERR erschien. Eine weitere Offenbarung Gottes, obwohl Abraham vielleicht zunächst nicht erkannte, dass einer seiner Besucher, den er demütig grüßte und bewirtete (V. 2-8) und bei der Weiterreise in angemessener Weise begleitete (V. 16), Jahwe war. Terebinthen Mamres. S. Anm. zu 13,18.
18,3 Mein Herr. Zunächst wurde dieser Ausdruck vielleicht als übli- che hochachtungsvolle Anrede eines Gastgebers an seinen Gast verwendet, doch später in ihrer Unterhaltung redete Abraham damit bewusst seinen wahren und souveränen Herrn an (V. 22.30-32). Er muss ihn erkannt haben, als der Besucher sich selbst als »Jahwe« (»HERR«) bezeichnete (V. 14).
18,9 Trotz der Verheißung, die klar an Gottes frühere Worte an Abraham erinnerte, reagierte Sarah mit gleichem Unglauben wie einst ihr Ehemann (vgl. 17,17). Sie dachte nicht an ein Wunder Gottes, sondern nur an göttliche Vorsehung, die nur im Rahmen der normalen Möglichkeiten des Lebens wirkt. So war sie überzeugt, dass es in ihrem Alter einfach natürlich unmöglich war, doch noch ein Kind zu bekommen.
18,10 Vgl. Röm 9,9. 18,14.15 Eine rhetorische Frage (»Sollte denn dem HERRN etwas zu wunderbar sein?«) und zugleich eine Erklärung Gottes (»Zur bestimmten Zeit …«). Offenbar kannte der Besucher ihre Gedanken (»lachte sie in ihrem Herzen«) und so erkannte Sarah von Furcht erfüllt ihre völlig falschen Gedanken über Gottes Wirken.
18,17 Sollte ich Abraham verbergen, was ich tun will? Die Be- gründung des Herrn, weshalb er Abraham das Gericht vorher mitteilte, unterstrich Abrahams besondere Rolle im Plan Gottes und das feststehende Ergebnis seines Bundes mit Abraham: viele Nachkommen und großer Segen.
18,18 Vgl. Gal 3,8.
18,19 Denn ich habe ihn ausersehen, dass er … gebiete. Ein Ausdruck der Zuversicht Gottes, d.h. eine Anerkennung von Abrahams Treue, Gehorsam und Beständigkeit.
18,20 Das Geschrei … ist groß. Das Maß der Verdorbenheit der beiden Städte war nun voll (vgl. 15,16) und hatte für Gott einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab. So zeigt der Herr Abraham eindrücklich, wie gerecht er die Zeit des Gerichtes verordnet (V. 21: »will ich hinabsteigen und sehen«).
18,23 Willst du auch den Gerechten mit dem Gottlosen weg- raffen? Die Fürsprache für die beiden gottlosen Städte begann mit einer Frage, die zeigt, dass Abraham von der Gnade Gottes gegenüber den Gerechten wusste sowie von der Unterscheidung, die Gott zwischen Guten und Bösen traf (V. 25). 18,24 fünfzig Gerechten. Unter diesen Gerechten war auch Lot (s. 2Petr 2,7.8).
18,25 Sollte der Richter der ganzen Erde nicht gerecht rich- ten? Aus dieser Frage wird deutlich, dass Abraham klar verstand, welchen Charakter Gott hat und dass er nur etwas tun würde, was gut und absolut einwandfrei ist.
18,27 obwohl ich nur Staub und Asche bin. Abrahams Verhand- lung war alles andere als dreist oder selbstsüchtig und manipulativ, sondern damit brachte er demütig und mitleidig sein Anliegen für andere zum Ausdruck (vgl. 13,8.9) und trat besonders für den Ort ein, wo sein Neffe Lot mit seiner Familie lebte. Er wollte Gott auch nicht durch seine wiederholten Anfragen verärgern (V. 28.30.32).
18,32 um der zehn willen. Diese Anzahl Gerechter, die erforder- lich war, um das Gericht abzuwenden und von 50 auf 10 reduziert worden war, brachte vielleicht zum Ausdruck, dass Abraham sowohl um die völlige Gottlosigkeit der Städte wusste als auch um Lots unwirksames Zeugnis dort. Wahrscheinlich dachte Abraham an die ganze Familie von Lot.
18,33 der HERR ging hinweg … Abraham aber kehrte wieder an seinen Ort zurück. Mehr war nicht möglich; das Gericht war unvermeidbar!
19,1 zwei Engel. Das waren die beiden Engel, die zusammen mit Gott Abraham besucht hatten (18,22). Sie hatten menschliche Gestalt angenommen (in V. 10 werden sie »Männer« genannt«). Lot aber saß in Sodom unter dem Tor. Da die Fürsten der Stadt und andere bedeutende Bürger die Angelegenheiten der Stadt in deren Tor regelten, fungierte Lot dort als Richter (V. 9).
19,2 Kehrt ein in das Haus eures Knechtes. Lots Einladung an die beiden Engel (V. 1-3), seine Gastfreundschaft anzunehmen, war wahrscheinlich nicht nur Höfl ichkeit, sondern er versuchte damit, sie vor der Perversität zu schützen, für welche die Sodomiter bekannt waren.
19,3 drang sehr in sie. Lot hatte eine solche Sorge um diese Frem- den, dass er nicht zulassen konnte, dass sie lieber auf dem Platz in der Stadt übernachten wollten.
19,4 die Männer der Stadt … das ganze Volk. Sowohl die Größe des lüsternen Mobs von Männern, die lauthals um das Haus von Lot randalierten, als auch die weite Verbreitung der moralischen Perversion in Sodom werden ausdrücklich betont, sowohl durch die zusätzliche Verwendung von Bestimmungsworten (»das ganze Volk aus allen Enden« und »Jung und Alt«) als auch durch ihre Absicht (V. 5, »über sie hermachen«). Selbst wenn man davon ausgeht, dass »das ganze Volk« als berechtigte Übertreibung gemeint ist, bleibt dieser Nachdruck bestehen – es war tatsächlich eine gottlose Stadt!
19,5 uns über sie hermachen. Wörtl. »sie erkennen«. Sie wollten homosexuellen Verkehr mit den Gästen. Gottes Haltung gegenüber diesem niederträchtigen Verhalten wurde deutlich, als er die Stadt vernichtete (V. 23-29). Vgl. 3Mo 18,22.29; 20,13; Röm 1,26; 1Kor 6,9; 1Tim 1,10, wo homosexuelles Verhalten durchweg von Gott verboten und verurteilt wird.
19,6 Lots Reaktion verriet eine Spannung in seiner Ethik; sein An- gebot ihre sexuelle Begierde zu befriedigen, widersprach seiner Bitte: »Versündigt euch doch nicht!« Eine solche Widersprüchlichkeit verdeutlicht auch, unter welcher geistlichen Bedrückung er in diesem gottlosen Sodom gelebt hat (vgl. 2Petr 2,6.7).
19,8 ihnen tut, wie es gut ist in euren Augen. Aufgrund der Verpfl ichtungen orientalischer Gastfreundschaft und der Absicht, mit welcher Lot die Gäste zu sich eingeladen hatte (V. 2.3), war Lot gezwungen, seine Töchter für eine weniger perverse (s. Anm. zu Röm 1,24-27) Art der Gottlosigkeit anzubieten, um seine Gäste zu schützen. Dieser törichte Versuch zeigt: Obwohl Lot vor Gott gerecht war (2Petr 2,7.8), hatte er sich mit manchen Sünden und einem schwachen Glauben abgefunden, anstatt Sodom zu verlassen. Doch Gott war ihm gnädig, weil er durch Glauben gerechtfertigt war.
19,9 will den Richter spielen. Ihr Vorwurf legt nahe, dass Lot zu- vor moralische Ermahnungen erteilt hatte, nun aber seine Meinung nicht länger toleriert wurde. drangen heftig auf den Mann Lot ein. Homosexuelle Perversion bringt eine unbeherrschbare Lust mit sich, die sich jeder Zügelung widersetzt. Selbst als diese Männer mit Blindheit geschlagen waren, versuchten sie noch, ihre Lust zu befriedigen (V. 11).
19,10 Lot wurde nun von denen beschützt, die er zuvor selber zu beschützen versucht hatte!
19,13 der HERR hat uns gesandt, sie zu verderben. Da sich die Gottlosigkeit der Stadt so anschaulich bestätigte (V. 4-11), war das Gericht Gottes die einzig mögliche Konsequenz, doch Lots Familie konnte diesem Gericht entgehen (V. 12.13). Vgl. Jud 7.
19,14 wie einer, der scherzt. Lots Warnung vor dem unmittelbar bevorstehenden Gericht war für seine Schwiegersöhne (oder evtl. die Verlobten seiner Töchter) wie ein Scherz.
19,16 weil der HERR ihn verschonen wollte. Aus dem an anderer Stelle beschriebenen Grund, dass Gott Abrahams gedachte (V. 29), brachten die Engel angesichts Lots offensichtlichen Widerstrebens, die Stadt zu verlassen (er »zögerte«) Lot persönlich und gewaltsam mit seiner Familie aus dem Bereich der Stadt hinaus.
19,17 Das Leben in der Stadt war offenbar höher angesehen als das einsame Leben in den Bergen. Das war vielleicht der Grund, weshalb Lot sich auf die ihm bereits erwiesene Barmherzigkeit berief und eine alternative Zufl ucht aushandelte: eine andere Stadt! Die Antwort der Engel (V. 21) zeigt, dass auch diese Stadt ursprünglich im Plan der Gerichtsvollstreckung eingeschlossen war, aber um Lots willen nun verschont blieb.
19,24 Schwefel … vom HERRN, vom Himmel herab. Mit dem Morgen (V. 23), kam auch das Gericht. Jede natürliche Erklärung, wie der Herr möglicherweise brennbare Schwefelvorkommen benutzt hat, um diesen Ort zu zerstören, wird hinfällig, wenn man diese ausdrückliche Beschreibung eines übernatürlichen Gerichts annimmt. »Schwefel« kann sich auf jede brennbare Substanz beziehen; womöglich wurde das Gebiet durch einen Vulkanausbruch und ein Erdbeben zusammen mit einem gewaltigen Unwetter »zerstört« (V. 25). Man nimmt an, dass sich diese Gegend am südlichen Ende des Toten Meeres befi ndet. Brennende Gase, Schwefel und in die Luft aufgeworfenes Magma fi elen nieder und begruben die Region unter sich.
19,26 Lots Frau schaute zurück. Lots Frau zahlte den Preis dafür, dass sie die Warnung der Engel missachtete, ohne einen Blick zurück zu fl iehen (V. 17). Dadurch wurde sie nicht nur zur Salzsäule, sondern zu einem mahnenden Beispiel des Ungehorsams in Form einer unerwünschten Reaktion am Gerichtstag (vgl. Lk 17,29-32), so wie ihre Heimatstadt zu einem Sprichwort für Gottes Gericht über Sünde wurde (vgl. Jes 1,9; Röm 9,29; 2Petr 2,5.6).
19,29 die Städte in jener Ebene verderbte. Die besten archäolo- gischen Funde lokalisieren Sodom und Gomorra am Südende der Region vom Toten Meer, d.h. in der Gegend südlich der Lisan-Halbinsel, die vom Ostufer in den See ragt (s. Anm. zu 14,10). da gedachte Gott an Abraham. Vgl. 18,23-33.
19,30 fürchtete sich, in Zoar zu bleiben. Vielleicht weil die Leute dort merkten, dass er für die verheerende Katastrophe verantwortlich war, oder er fürchtete, dass auch diese Stadt von weiteren Gerichten über diese Region getroffen werden könnte (V. 17-23).
19,31 Die unmoralische Philosophie von Sodom und Gomorra hatte das Denken von Lots Töchtern dermaßen verdorben, dass sie ohne zu zögern einen Plan ausdachten, wie sie von ihrem eigenen Vater schwanger werden könnten. Sie waren Jungfrauen (V. 8); die verheirateten Töchter waren tot (V. 14) und es waren keine Männer mehr da, die sie hätten heiraten können (V. 25). Aus Furcht vor Kinderlosigkeit dachten sie sich diese schwere Sünde aus.
19,37 Die beiden aus diesem Inzest geborenen Söhne wurden die Ahnen der Völker Moab und Ammon, Israels langjährigen Feinden.
20,1 Gerar. Eine Stadt der Philister an der Grenze zwischen Kanaan und Ägypten, etwa 16 km südlich von Gasa.
20,2 Sie ist meine Schwester. 25 Jahre nachdem Abraham Ägyp- ten wegen derselben Täuschung in Ungnade verlassen hatte (12,10-20), verfi el er abermals derselben List. Abimelech. Dieser König, der Sarah in seinen Harem aufnahm, war wahrscheinlich der Vater oder Großvater des Abimelech, mit welchem Isaak zu tun bekam. S. Anm. zu 26,1.
20,3 Gott kam .. im Traum. Wiederum griff Abrahams Herr ein, um Sarah zu schützen, die mit in die Lüge ihres Gatten eingestimmt (V. 5) und somit einen König betrogen hatte, der vor Gott eifrig auf seiner Unschuld und Aufrichtigkeit bestand (V. 4-6) und der zusammen mit seinen Gehilfen die angemessene Unterwerfung unter die Warnungen Gottes zeigte (V. 8).
20,6 bewahrt, dass du nicht gegen mich sündigst. Obwohl Gott Abimelech zurückgehalten hatte, musste der König dennoch Sarah zurückgeben, um dem Gericht zu entgehen.
20,7 er ist ein Prophet. Trotz seiner Lüge diente Abraham immer noch als Gottes Mittler und Fürsprecher (vgl. V. 17.18). Hier wird zum ersten Mal das hebr. Wort für »Prophet« in der Bibel verwendet und beschreibt Abraham als von Gott anerkannt, um an Gottes Statt zu Abimelech zu sprechen. Normalerweise bezeichnet dieser Begriff nicht jemanden, der für andere zu Gott spricht, sondern jemanden, der für Gott zu anderen spricht.
20,9 nicht mit mir gehandelt, wie man handeln soll. Die Konfron- tation zwischen Prophet und König bestätigte die bedauerliche Natur von Abrahams Verhalten. Wie demütigend war es für den Propheten Gottes, in solcher Weise von einem heidnischen König getadelt zu werden. 20,11-13 Abraham bot 3 Gründe für seine Lüge: 1.) Aufgrund der schrecklichen Bräuche in Sodom dachte er, dass in allen anderen Städten, einschließlich Gerars, keine Gottesfurcht zu fi nden sei, 2.) seine Todesfurcht als mildernden Umstand für sein Tun und 3.) seine Frau war tatsächlich seine Halbschwester, und diese Tatsache zog er als Rechtfertigung für seine Lüge und das Verbergen des Ehestandes heran. Doch Abraham hatte es nicht nötig, zu betrügen, denn Gott war imstande, für seine Sicherheit zu sorgen. 21,1 der HERR suchte Sarah heim. Dem gealterten Paar (V. 2.5.7) wurde ein Sohn geboren, genau wie Gott es verheißen hatte, und die 25 Jahre Spannung war schließlich vorbei. Das Lachen der Verachtung wandelte sich in Lachen der Freude (V. 6). Die Unfruchtbarkeit Sarahs (11,26) war vorbei.
21,4 beschnitt. S. Anm. zu 17,11.
21,5 ihm sein Sohn Isaak geboren wurde. Etwa 2065 v.Chr. er- füllte Gott seine Verheißung an Abraham (12,2; 15,4.5; 17,7).
21,8 entwöhnt. Das geschah üblicherweise im zweiten oder dritten Lebensjahr.
21,9 der Sohn der Hagar … Mutwillen trieb. Bei der Feier von Isaaks Übergang von der Säuglingsschaft zur Kindheit machte Ismael seinen Halbbruder lächerlich (»Mutwillen treiben« ist eine intensivierte Form des hebr. Wortes für »lachen«) und griff dadurch Sarah an. Deshalb forderte sie die Vertreibung von Ismael und seiner Mutter aus dem Lager (V. 10).
21,10 Treibe diese Magd hinaus … soll nicht erben. Laut Geset- zeskodex von Abrahams Zeit – z.B. Nusi und Hammurabi – war es verboten, den Sohn einer Magd zu verstoßen, wenn ein rechtmäßiger, natürlicher Erbe geboren wurde. Sarahs Aufforderung verstieß daher gegen das gesellschaftliche Recht, gegen Abrahams Empfi nden und gegen seine Liebe zu Ismael (V. 11). Doch Gott bestätigte und vergewisserte Abraham, dass er seine Skrupel überwinden und Hagar und Ismael in die Wüste schicken sollte (V. 12-15). Vgl. Gal 4,22-31.
21,12 Vgl. Röm 9,7; Hebr 11,18.
21,13 Vgl. V. 18; s. Anm. zu 16,11.12. Ismael war etwa 17 Jahre alt. Das war für Söhne ein übliches Alter, um auszuziehen und ihr eigenes Leben einzurichten.
21,14 Wüste von Beerscheba. Eine weite, ausgedehnte Wüste an der Südgrenze Palästinas.
21,17 erhörte Gott die Stimme des Knaben. Als die Verzweif- lung die Stimme des Knaben vom Hohn zum ängstlichen Flehen wandelte, weil er befürchtete, zu verdursten (V. 15.16), erhörte Gott ihn, dessen Namen Gott Jahre zuvor genannt hatte, als er Hagars Flehen erhörte (16,11). Das erinnerte die Mutter an die Verheißung Gottes an Abraham über ihren Sohn (17,20). Engel Gottes. Dieselbe Person wie der Engel des Herrn. S. Anm. zu 2Mo 3,2.
21,18 S. Anm. zu V. 13.
21,21 Wüste Paran. Im nordöstlichen Teil der Halbinsel Sinai. Diese Gegend wurde auch Arabien genannt.
21,22 Ein Übereinkommen zwischen Abimelech und Abraham ga- rantierte die gerechte Kontrolle und Aufteilung der begrenzten Wasservorkommen dieser Region und sicherte dem König außerdem zu, dass der Patriarch ihn in künftigen Jahren gerecht und fair zu behandeln hatte.
21,31 Beerscheba. Dieser Ort liegt etwa 70 km südwestlich von Jerusalem.
21,32 Land der Philister. Abraham hatte Kontakt zu frühen Wan- derbewegungen von ägäischen Händlern, die sich entlang der Südwestküste Kanaans ansiedelten und die die Vorläufer der Philister waren, die im 12. Jahrhundert v.Chr. dort siedelten und zu den künftigen Feinden Israels wurden.
21,33 Tamariske. Dieser Baum fungierte als Erinnerung an den Ver- trag, der zwischen zwei wohl bekannten Zeitgenossen geschlossen wurde und außerdem als Markierung für eine von Abrahams Anbetungsstätten. des ewigen Gottes. Ein Name Gottes, der Abraham passend die unaufl ösliche und ewige Natur des Bundes veranschaulichte, den Gott mit ihm geschlossen hatte, obgleich er nur ein wohnhafter Fremder und ein Gast in diesem Land war (vgl. 23,3).
22,1 prüfte Gott den Abraham. Das war keine Versuchung, son- dern Gott erforschte Abrahams Herz (vgl. Jak 1,2-4.12-18).
22,2 Nimm doch deinen Sohn … bringe ihn dort zum Brandop- fer dar. Diese erschreckende Aufforderung war der Anfang einer besonderen Prüfung Abrahams, nämlich seinen »einzigen Sohn« (das wird von Gott 3-mal wiederholt, V. 2.12.16) zu opfern. Das würde bedeuten, den Sohn zu töten (der über 20 Jahre alt war) und damit die Verheißung des Abrahamsbundes zu beenden. Eine solche Tat scheint irrational zu sein, doch Abraham gehorchte (V. 3). Morija. Dieser Ort wird traditionell mit Jerusalem in Verbindung gebracht und mit der Stätte, wo später der Tempel Salomos gebaut werden sollte (vgl. 2Chr 3,1).
22,4 dritten Tag. Ohne einen Anschein des Zögerns oder Unwillens zu zeigen, stand Abraham früh auf (V. 3) und machte sich auf die Zweitagesreise von Beerscheba nach Morija, einem der Hügel in der Umgegend von Jerusalem.
22,5 ich aber und der Knabe … gehen … wieder zu euch kom- men. Die Dreitagesreise (V. 4) bot viel Zeit zum Nachdenken über Gottes Gebote, doch ohne zu hadern oder die Rechtmäßigkeit des Menschenopfers oder der Absichten Gottes in Frage zu stellen, versicherte Abraham seinen Knechten, mit Isaak zurückzukehren, und ging mit den Utensilien für die Opferung schnurstracks weiter (V. 6). In Hebräer 11,17-19 sehen wir, dass er so auf die Gültigkeit der Verheißung Gottes vertraute, dass er glaubte, Gott würde Isaak von den Toten erwecken, wenn er wirklich getötet werden müsste (s. Anm. dort), oder Gott werde einen Stellvertreter für Isaak bereitstellen (V. 8).
22,9 Abrahams Vorbereitungen auf die Tötung seines einzigen Sohnes hätten sein Vertrauen auf Gott gar nicht eindrücklicher zum Ausdruck bringen können. Vgl. Hebr 11,17-19.
22,11 Engel des HERRN. S. Anm. zu 2Mo 3,2. 22,12 nun weiß ich. Abraham bestand den Test (V. 1). Er brachte seinen Glauben zum Ausdruck, auf den Gott mit Rechtfertigung reagiert. S. Anm. zu Jak 2,21.
22,13 an Stelle seines Sohnes. Hier wird das Konzept der stellver- tretenden Erlösung eingeführt, das im Tod Christi seine Erfüllung fi nden sollte (Jes 53,4-6; Joh 1,29; 2Kor 5,21).
22,15 In dieser formalen Bekräftigung seines Abrahamsbundes erwähnte der Herr die 3 Elemente Land, Nachkommen und Segen, wobei er jedoch die verheißene Eroberung des Landes besonders betonte (V. 17: »soll das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen«).
22,16 Vgl. 12,1-3; 15,13-18; 17,2.7, 8.9; Hebr 6,13.14.
22,17 soll das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen. Vgl. 24,60. Das bezieht sich auf das Erobern von Feinden, um die Herrschaft über ihre Stadt zu übernehmen.
22,18 Vgl. Apg 3,25.
22,20 berichtet. Das weist eindeutig darauf hin, dass im Frucht- baren Halbmond trotz der geografi schen Trennung Nachrichten über Familienereignisse lebhaft ausgetauscht wurden. Diese Auskunft berichtete bemerkenswerterweise von einer Tochter, Rebekka, die dem Cousin von Isaak, Betuel, geboren wurde (V. 23). Das erinnert die Leser außerdem daran, dass Abraham und Sarah nicht alle Verbindungen zu ihrer ursprünglichen Heimat verloren hatten. Abrahams Bruder Nahor lebte immer noch in Mesopotamien, obwohl er Abraham etwa 60 Jahre lang nicht gesehen hatte.
23,1 Sarahs Alter ist das einzige Sterbealter einer Frau, das in der Bibel überliefert ist. Obwohl das ein Hinweis darauf sein könnte, wie wichtig sie in Gottes Plan war, erinnert das vor allem daran, dass ihr einziger Sohn geboren wurde, als sie schon weit über das gebärfähige Alter hinaus war (im Alter von 90 Jahren, vgl. 17,17) sowie an Gottes Eingreifen, um seine Zusage an sie und Abraham zu erfüllen. Sarah starb etwa 2028 v.Chr.
23,2 Hebron. S. Anm. zu 13,18.
23,3 Söhnen Hets. Eine Ansiedlung von Hetitern, deren ursprüngli- che Heimat in Anatolien ist (der heutigen Türkei). Sie hatten sich bereits fern ihrer Heimat fest in Kanaan niedergelassen.
23,4 gebt mir ein Erbbegräbnis. Verhandlungen um den Kauf- preis (»gebt« bedeutet hier »verkauft«) für hetitischen Besitz wurden gemäß der damaligen hetitischen Sitte durchgeführt, wobei Abraham den Marktwert für das Landstück zahlen wollte (V. 9).
23,6 ein Fürst Gottes mitten unter uns. Rang und Namen schrie- ben Abraham einen führenden und angesehenen Platz zu, und deshalb boten seine Nachbarn (die Hetiter) ihm frei heraus die besten Begräbnisstätten an. Daraufhin arrangierten sie für Abraham den Kauf einer Höhle, die einem wohlhabenden Nachbarn namens Ephron gehörte (V. 7-9), der Abraham unbekannt war.
23,10 saß. Vielleicht saß er am Stadttor, wo üblicherweise die Ge- schäfte abgewickelt wurden.
23,11 Ich schenke dir den Acker. Das bedeutet nicht, dass Ephron großzügig veranlagt war. Vielmehr verpfl ichtete dieser Landbesitz zum Dienst für den Herrscher. Das Verschenken des Landes an Abraham würde auch die feudalen Verantwortungen auf Abraham übertragen, sodass er zu allen Steuern und Abgaben verpfl ichtet war. Darauf war Ephron offenbar eifrig aus und bot daher an, das Land abzugeben.
23,14 Schekel Silber … im Kauf gangbar. Edelmetalle wurden erst Jahrhunderte später zu Münzen geprägt. Händler rechneten mit der Gewichtseinheit Schekel als Wertangabe bei Geschäften. Ein Schekel wog weniger als eine halbe Unze (ca. 30 g).
23,17 Mit den Worten der Geschäftsschließung, der sorgfältigen Beschreibung des Besitzes und der Zahlung des vereinbarten Preises, was alles vor Zeugen und an einem für Geschäfte geeigneten Ort ausgeführt wurde, ging das Eigentum des Landes offi ziell auf Abraham über. Das war auch Jahre später, zur Zeit Jakobs, noch bindend (49,29-32; 50,12.13).
23,19 Danach. Als der Kauf abgeschlossen war, begrub Abraham Sarah. Mose merkt an, dass der Ort Hebron in Kanaan ist, wohin seine ursprünglichen Leser bald ziehen sollten.
23,20 So wurde der Acker und die Höhle darin … bestätigt. Das ist eine wichtige Zusammenfassung, denn schließlich besaß Abraham nach jahrelangem Umherwandern als Nomade ein kleines Grundstück inmitten all des Landes, das ihm und seinen Nachkommen von Gott verheißen worden war. Die Höhle wurde außerdem viele Jahre später zur Familiengruft für Abraham, Isaak, Rebekka, Lea und Jakob (vgl. 25,9; 49,31; 50,13), nur Rahel ist davon ausgenommen (35,19).
24,2 ältesten Knecht seines Hauses, der Verwalter. Elieser war im Alter von 85 Jahren zum Verwalter oder »Stabschef« aufgestiegen. Das war eine Position fester Autorität (wie aus V. 10 ersichtlich). Er hätte den ganzen Reichtum Abrahams geerbt, wenn dieser keinen Sohn gehabt hätte (s. 15,1.2), doch als Isaak geboren wurde, gehörte das Erbe Isaak. Er diente also nicht nur treu seinem Herrn, obwohl er von einem anderen Erben verdrängt wurde (vgl. 15,2-4), sondern er diente diesem Erben sogar (V. 67). 24,2 Lege doch deine Hand unter meine Hüfte, dass ich dich schwören lasse. S. Anm. zu V. 9. Dieser feierlicher Akt, bei dem der Name des Herrn genannt und der formell durch eine gebräuchliche Geste bekräftigt wurde, zeigte, wie wichtig und schwerwiegend dieser Auftrag in Abrahams Augen war. In seinem Alter (V. 1), war Abraham darum besorgt, den Fortbestand seines Volkes und damit Gottes Verheißung für die nächste Generation zu sichern. So schloss er mit seinem Knecht einen Bund, worin dieser sich verpfl ichtete, nach Mesopotamien zu reisen und eine Frau für Isaak mitzubringen.
24,3 Ehen wurden von den Eltern zusammengeführt, und die aus- gesuchten Ehepartner mussten aus dem eigenen Stamm sein. Offenbar war es üblich, seine eigene Cousine zu heiraten. Doch Abrahams höheres Motiv war, zu verhindern, dass Isaak nach dem Tod seines Vaters eine Kanaaniterin heiratete, wodurch das Volk womöglich vom wahren Gott weggezogen worden wäre.
24,6 Hüte dich, meinen Sohn wieder dorthin zu bringen! Für den Fall, dass das erwartete Ergebnis nicht zustande kommen sollte (V. 5), wurden die Vorschriften aufgehoben (V. 8), aber die Option, dass Isaak selbst nach Mesopotamien reist, kam überhaupt nicht in Frage, denn das hätte eine Annullierung von Gottes Verheißung und Berufung ins Gelobte Land bedeutet (V. 7).
24,7 der wird seinen Engel vor dir her senden. Aufgrund seines Glaubens sagte Abraham zu, dass der Knecht auf seiner über 700 km langen Reise nach Mesopotamien unverkennbar unter göttlicher Führung steht.
24,9 seine Hand unter die Hüfte. Ein antiker orientalischer Brauch, bei dem die persönliche Berührung den Eid bestätigte (vgl. 47,29).
24,10 Stadt Nahors. Das war zweifellos die Heimat von Abrahams Bruder Nahor (22,20).
24,12 Das Gebet des Knechts zeigt nicht nur, wie sehr er auf Gott vertraute, dass er alle Umstände leiten wird, sondern verdeutlicht auch, wie selbstlos er Abraham diente. Seine Geduld nach dem Gebet (V. 21), seine Anbetung nach der Gebetserhörung (V. 26) und seine Anerkennung der Führung Gottes (V. 27) drücken ebenfalls seinen Glauben aus.
24,14 Kamele will ich tränken. Die Regeln der Gastfreundschaft erforderten, dass einem Fremden Wasser gegeben wurde, aber nicht unbedingt den Tieren. Wenn eine Frau diese Hilfe leistete, war sie ungewöhnlich freundlich und tat mehr als ihre Pfl icht. Rebekkas dienende Haltung wurde hier offenbar (V. 15-20), ebenso wie ihre Schönheit und Reinheit (V. 16).
24,20 alle seine Kamele. Ein einzelnes Kamel kann bis zu 100 Li- tern Wassern trinken, und der Knecht hatte 10 von dieser Sorte. Sie zu tränken, war eine mühsame Aufgabe, doch Rebekka gab allen Kamelen so viel Wasser, wie sie brauchten (V. 22).
24,22 Schekel. S. Anm. zu 23,14.16.
24,24 Ich bin die Tochter Bethuels. Bei der formalen Vorstellung reichte eine Kurzform der Abstammung zur näheren Identifi kation aus (vgl. 22,23). Sie war Isaaks Cousine.
24,29 Laban. Was in der Bibel über seinen Charakter offenbart wird (Kap. 29), lässt schließen, dass er zu dieser freundlichen Aufnahme motiviert wurde, als er all die Geschenke und Kamele sah.
24,33 Ich will nicht essen, bevor. Das Erste war es nun, dass Elie- ser von seinem Herrn berichtete und seinen Auftrag erklärte. Dabei versäumte er es jedoch nicht zu betonen, wie sehr Gott seinen Herrn und auch ihn selbst auf der Reise gesegnet hatte (V. 34-48). Außerdem versuchte er, seine Aufgabe so bald wie möglich zu vollenden und heimzukehren (V. 49.54-56). Hier sehen wird das Bild eines hingegebenen, treuen und selbstlosen Knechtes!
24,49 zur Rechten oder zur Linken. Dieser Ausdruck bedeutete die Entscheidung, wie weiter vorzugehen sei.
24,50 Der Knecht hatte eine klare und starke Überzeugung und Zielsetzung. So kam nichts anderes in Frage, als Gottes Führung anzuerkennen; und er gab sich mit nichts weniger zufrieden als mit dem völligen Einverständnis von Rebekkas Vater und Bruder auf seine Bitte (V. 50.51).
24,53 Durch diese Mitgift wurde Rebekka mit Isaak verlobt.
24,54 Lasst mich zu meinem Herrn ziehen. Brauch und Höfl ich- keit erforderten, dass der Bote von seinen Gastgebern entlassen wurde.
24,57 Willst du mit diesem Mann ziehen? Liebenswerterwei- se stimmte Rebekka der unverzüglichen Abreise zu und zeigt damit, wie zuversichtlich sie die Vorsehung Gottes für ihr künftiges Leben angenommen hatte.
24,59 ihrer Amme. S. 35,8.
24,60 sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr. Sie waren sich wohl kaum bewusst, dass ihr obligatorisches Gebet um zahlreiche Nachkommen für Rebekka wunderbar in Gottes Verheißung passte, dass Abraham durch Sarah und Isaak viele Nachkommen haben wird. Ihre Familie wünschte ihr außerdem, dass ihre Nachkommen über ihre Feinde siegen mögen (»nehme das Tor seiner Feinde in Besitz«). Das war vielleicht eine Wiederholung von Gottes Verheißung, das Land der Kanaaniter in Besitz zu nehmen (13,17; 15,7.16; 17,8).
24,62 Brunnen des Lebendigen, der [mich] sieht. Siehe 16,14. Dieser Brunnen lag an der Grenze zwischen Palästina und Ägypten, etwa 40 km nordwestlich von Kadesch-Barnea. Dort lebte Isaak nach dem Tod von Abraham (25,11).
24,63 um zu beten. Wie Gott Isaak von zu Hause weg dorthin führte, wo Hagar dem Engel des Herrn begegnet war (vgl. 16,14), wissen wir nicht, aber er befand sich am richtigen Ort, um die Karawane zu treffen, die mit seiner Verlobten heimkehrte. Vielleicht sann er im Gebet über seine Lebensumstände und über die Leere nach dem Tod seiner Mutter nach (V. 67), oder er dachte und hoffte, dass der Knecht nicht erfolglos von seiner Mission zurückkehren würde.
24,65 nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Die Sitte ver- langte, dass die erwählte Braut in Gegenwart ihres Verlobten bis zum Hochzeitstag ihr Gesicht verhüllte.
24,67 das Zelt seiner Mutter Sarah. So begründete er, dass er sie als Frau annahm, bevor er ihre Schönheit gesehen hatte. Als er sie sah, »gewann er sie lieb«. 25,1-4 Abrahams Söhne von Ketura (seine Nebenfrau, vgl. V. 6; 1Chr 1,32), einer Frau von niedrigerem Status als Sarah, wurden die Vorfahren verschiedener arabischer Stämme im Osten von Kanaan.
25,5 Mit dem Übertragen von Geschenken auf diese anderen Söh- ne und ihrem anschließenden Fortschicken, und auch mit der Übertragung des Landbesitzes auf Isaak, wurde sichergestellt, dass Isaak als rechtmäßiger Erbe angesehen wurde, ohne Konkurrenz oder Drohungen von seinen Halbbrüdern zu erfahren. Der Knecht Elieser hatte Rebekkas Verwandte informiert, dass der ganze Besitz Abrahams nun Isaak gehörte (vgl. 24,36).
25,8 zu seinem Volk versammelt. Eine Beschönigungsform für den Tod, aber auch ein Ausdruck des persönlichen Fortlebens nach dem Tod, der auf die Wiedervereinigung mit den zuvor verstorbenen Angehörigen anspielt (ca. 1990 v.Chr.). Vgl. Mt 8,11; Lk 16,22.23.
25,9 seine Söhne … begruben ihn. Abrahams Begräbnis brachte zwei Söhne zusammen, die andernfalls vielleicht voneinander entfremdet geblieben wären (vgl. 35,29). Er wurde an jenem Ort begraben, den er in Hebron erworben hatte (Kap. 23).
25,12 die Geschichte Ismaels. Mit dem Tod Abrahams und dem Wechsel des Blickpunkts auf Isaak bestätigt der biblische Bericht Gottes Verheißung von 12 Fürsten als Nachkommen von Ismael (vgl. 17,20.21).
25,13 Die arabische Tradition besagt, dies seien ihre ältesten Vor- fahren.
25,16 in ihren Höfen und Zeltlagern. Informationen wie dieser Stammbaum dienten nicht nur als Bestätigung für Gottes Verheißungen (17,20), sondern erklärten Israel auch die Herkunft der Nachbarvölker in Zentral- und Nordarabien.
25,19 – 35,29 Die Geschichte Isaaks.
25,20 Paddan-Aram. Die »Ebene von Aram« im oberen Mesopota- mien in der Nähe von Haran, nordnordöstlich von Kanaan.
25,21 sie war unfruchtbar. Nachdem Isaak 20 Jahre lang unter der Unfruchtbarkeit seiner Frau gelitten hatte (V. 19.26), wandte er sich im Gebet ernstlich an Gott und erkannte dadurch offenbar an, dass Gott über den Zeitpunkt bestimmt, wann er seine Verheißung von Nachkommen erfüllt.
25,22 stießen sich in ihrem Schoß. Der äußerst unangenehme Verlauf ihrer Schwangerschaft (»warum bin ich denn in diesen Zustand gekommen?«) veranlasste Rebekka, die zweifellos dem Beispiel ihres Gatten folgte, sich ernstlich an Gott im Gebet zu wenden. Sie erfuhr direkt vom Herrn, dass die heftige Rangelei in ihrem Leib ein Vorschatten war für den künftigen Widerstreit zwischen den zwei Nationen, die aus ihren Zwillingssöhnen hervorgehen sollten (V. 23).
25,23 der Ältere wird dem Jüngeren dienen. Das stand im Ge- gensatz zum Brauch in patriarchaler Zeit, dass der ältere Sohn die Privilegien des Vorrangs im Haus innehat und beim Tod des Vaters einen doppelten Anteil am Erbe erhält und fortan als Familienoberhaupt angesehen wurde (vgl. 2Mo 22,28; 4Mo 8,14-17; 5Mo 21,17). Schwere Vergehen konnten ein solches Erstgeburtsrecht verwirken (vgl. 1Mo 35,22; 49,3.4; 1Chr 5,1), oder das Erstgeburtsrecht konnte aufgeopfert oder rechtmäßig auf ein anderes Familienmitglied übertragen werden, wie es hier der Fall war (V. 29-34). In diesem Fall erklärte Gott, dass es umgekehrt sein werde, denn sein souveräner Ratschluss der Erwählung ist nicht von menschlichen Bräuchen abhängig (vgl. Röm 9,10-14, bes. V. 12).
25,24 Als nun ihre Tage erfüllt waren. Esau und Jakob wurden etwa 2005 v.Chr. geboren.
25,25 rötlich. Das sollte die sprachliche Grundlage dafür sein, dass Esaus Land »Edom« genannt wurde (vgl. V. 30).
25,27 Der Unterschied zwischen den beiden Söhnen zeigte sich in verschiedenen Bereichen: 1.) als Ahnen: Esau von Edom und Jakob von Israel; 2.) in ihrer Veranlagung – Esau war ein raubeiniger, dickköpfi ger Jäger, der lieber draußen war, und Jakob war ein glatter, freundlicher Mann, der die Bequemlichkeit zu Hause vorzog; und 3.) in der Bevorzugung durch ihre Eltern – Esau wurde von seinem Vater und Jakob von seiner Mutter bevorzugt. Das waren die Zutaten für stetigen Konfl ikt und Kummer!
25,30 Edom. Als Wortspiel, das beständig daran erinnerte, das Esau rötlich und behaart geboren wurde (V. 25) und dass er sein Erstgeburtsrecht für einen roten Eintopf verkauft hatte, wurde er auch Edom genannt, d.h. »rot.« 25,31 Erstgeburtsrecht. Einen doppelten Anteil am Erbe (5Mo 21,17) und das Recht, das Haupt und der Priester der Familie zu sein (2Mo 4,22).
25,34 verachtete Esau das Erstgeburtsrecht. Das ist die ab- schließende Bewertung des Wortstreits und Tauschhandels zwischen den Zwillingen. Das alles wies hin auf die vorherigen Diskussionen und Streitereien, die für Jakob ausreichten, um zu schließen, wie wenig Wert Esau auf sein Erstgeburtsrecht legte. Esau wurde deshalb als unreligiös, als »gemeiner Mensch« bezeichnet (Hebr 12,16).
26,1 eine Hungersnot in das Land. Einmal mehr waren die Nutz- nießer des Bundes im Gelobten Land gezwungen umzuziehen, um den Auswirkungen der Hungersnot zu entkommen. Abimelech. Höchstwahrscheinlich ein philistäischer Herrschertitel, denn dieser Abimelech musste ein anderer König sein als jener, den Abraham kannte (Kap. 20). S. Anm. zu 20,2. Philister. Dieser Volksstamm, der ursprünglich auf dem Mittelmeer segelte, wurde zum erbitterten Feind Israels, als sie sich entlang der Südwestküste Palästinas ansiedelten. Zu Isaak waren sie zwar freundlich, doch waren sie die Vorfahren der Feinde, die von ihnen abstammten.
26,2 Gehorsam und Betrug gehen hier miteinander einher. Gott zu gehorchen und im Land zu wohnen (V. 2.3.6), aber die Leute des Landes zu belügen und seine Frau als Schwester auszugeben (V. 7-11), spiegelten aus Abrahams Überlebensstrategie vertraute Züge wider (s. 12,10-14; 20,1-4).
26,3 Gott bestätigte Isaak den Abrahamsbund und stellte diesel- ben 3 Elemente heraus wie zuvor: Land, Nachkommen und Segen. Gott erwähnte außerdem besonders ehrenhaft Abrahams gehorsame Reaktion auf alle Worte Gottes. S. Anm. zu 12,1-3; 15,13-18; 17,2.7, 8.9. Obwohl Isaak für seine Taten gelobt wurde, war der Abrahamsbund bedingungslos und gründete sich auf Gottes souveränem Willen (vgl. 3Mo 26,44.45).
26,4 Vgl. Apg 3,25.
26,6 Im Gegensatz zu seinen Vorfahren, denen Gott die Ehe zwi- schen Abraham und Sarah souverän offenbarte (20,3), entdeckte dieser König durch Vorsehung, dass Rebekka mit Isaak verheiratet war, als er durch ein Fenster schaute und beobachtete, wie die beiden Zärtlichkeiten austauschten, was auf ihre Ehe und innige Verbindung hinwies.
26,11 gebot Abimelech dem ganzen Volk … soll gewisslich sterben. Ein heidnischer König erlegte die Todesstrafe für jeden auf, der Isaak oder Rebekka Probleme machte. Das zeigt, dass Gott wirkte, um seinen erwählten Samen zu bewahren (vgl. V. 28.29). Vgl. Ps 105, 14.15.
26,12 Isaak war zufrieden, dass er dort bleiben und ein Land- stück bewirtschaften konnte. Seine Mühen wurden von Gott gesegnet, aber die Philister beneideten ihn dafür.
26,15 Alle Brunnen … verstopft. Wasser war in jener Wüstenge- gend so kostbar, dass Brunnen lebensnotwendig waren. Wenn man jemandem seinen Brunnen verstopfte, konnte ihn das ruinieren und provozierte schlimme Aggressionen, die oft zum Krieg führten. Isaak hätte sich rächen können, aber er unterließ es und grub stattdessen neue Brunnen (V. 16-19).
26,22 Rechobot. Das Wort bedeutet »genügend Raum«. Letztend- lich wurde ein Brunnen gegraben, ohne dass ein Streit ausbrach (V. 20.21). Da sie nun nicht mehr als Eindringlinge in fremdes Territorium angesehen wurden, wählte Isaak einen passenden Ortsnamen, der ausdrückte, wie er Gott in seiner Vorsehung ihre jetzige Situation herbeiführen sah.
26,24 Die kurze Bestätigung des Abrahamsbundes sollte Isaak in seiner Furcht besänftigen, als er sich Neid, Konfl ikten und Feindschaft gegenüber sah (V. 14.20.27), und sollte ihm zusichern, dass er ein begründetes Recht hatte – seine Nachkommenschaft sollte überaus fruchtbar sein. Dass dies eine wichtige Erinnerung für Isaak war, wird deutlich aus seiner Reaktion, die an seinen Vater erinnerte: Er baute einen Altar zur Anbetung, um den Ort zu kennzeichnen, wo Gott ihm erschienen war (12,7).
26,26 Abimelech … und Phichol. Da 90 Jahre vergangen waren, seit Abraham von gleichnamigen Männern besucht wurde, muss es sich um Titel statt um echte Namen gehandelt haben (vgl. 21,22). S. Anm. zu V. 1.
26,28 ein Eid … einen Bund. In einem Spiegelbild einer früheren Begebenheit (21,22-32) versuchte Abimelech in Begleitung eines Freundes und hochrangigen Offi ziers seiner Armee (V. 26), mit Isaak einen Vertrag zu schließen, da er ihn für überlegen, stärker und für eine mögliche Bedrohung hielt (V. 29). Isaak andererseits sah sie als Feinde an (V. 27). Das Ergebnis war für beide besonders wünschenswert – Frieden zwischen beiden Parteien (V. 31).
26,30 Zur Ratifi zierung eines Bundes gehörte oft ein Festessen.
26,33 Beerscheba. Wörtl. »Brunnen des Eides«. Genau der Ort, wo sein Vater Abraham einen Eid mit einem anderen Abimelech und Phichol abgelegt hatte (s. Anm. zu V. 26) und den Abraham Beerscheba genannt hatte (21,32).
26,35 Herzenskummer. Esau betrübte seine Eltern, weil er sich Frauen unter den benachbarten Hetitern suchte. Mit seinem Verhalten hatte er absichtlich den Maßstab missachtet, den Abraham für Isaak gesetzt hatte (24,3). Vgl. 27,46.
27,1 als Isaak alt war. Der blinde Isaak dachte offenbar, er würde bald sterben (V. 2) und würde nicht viel älter als seine jetzigen 137 Jahre. Ismael war in diesem Alter gestorben (25,17). Er erwartete sicherlich nicht, noch weitere 43 Jahre zu leben, wie es tatsächlich geschah (35,28; vgl. 30,24.25; 31,41; 41,46.47; 45,6; 47,9 zur Berechnung von Isaaks Alter auf 137 Jahre; seine Zwillingssöhne waren zu dieser Zeit 77 Jahre alt).
27,4 meine Seele dich segne. Isaak ignorierte das, was Gott zu Rebekka gesagt hatte (25,23), vergaß, dass Esau sein Erstgeburtsrecht verwirkt hatte (25,33) und sah über Esaus eigensinnige Eheschließungen hinweg (26,35), und so war er immer noch entschlossen, Esau als ältesten Sohn zu behandeln und ihm den Segen des Erstgeburtsrechts zu gewähren. Daher verlangte er seine Leibspeise, bevor er seinem Lieblingssohn seinen letzten väterlichen Segen erteilen wollte.
27,5 Rebekka aber hörte zu. Aus Verzweifl ung versuchte Rebek- ka mittels Betrug und List den väterlichen Segen für Jakob zu gewinnen. Sie meinte, mit ihren Kochkünsten könnte sie Ziegenfl eisch so zubereiten, das es wie das gewünschte Wildbret schmeckt und riecht (V. 8-10), und Jakob könne sich als Esau verstellen (V. 15-17).
27,12 da würde ich in seinen Augen als ein Betrüger erschei- nen. Jakob muss zugute gehalten werden, dass er zunächst gegen dieses Vorhaben war. Die Unterschiede zwischen ihm und Esau würden seinem Vater sicherlich auffallen und so würde er schließlich statt Segen einen Fluch erben, der die angemessene Strafe für diesen Betrug wäre.
27,13 Dein Fluch sei auf mir. Seine Mutter nahm die volle Ver- antwortung für die List auf sich und war bereit, den Fluch selber zu tragen. So ließ Jakob sich darauf ein und befolgte die Anweisungen Rebekkas.
27,15 nahm auch die guten Kleider Esaus. Esau war seit 37 Jahren verheiratet (vgl. V. 1; 26,35), hatte seine eigenen Zelte und seine eigenen Frauen, die sich um ihn kümmerten. Daher ist unklar, wie und warum Rebekka in ihrem eigenen Zelt an die besten Kleider Esaus kam. Vielleicht waren diese Kleider die offi ziellen Gewänder für die Priesteraufgabe als Familienoberhaupt und wurden in ihrem Haus aufbewahrt, bis sie an den ältesten Sohn übergingen. Vielleicht hatte Esau sie gelegentlich getragen, sodass sie den Geruch des Feldes an sich hatten (V. 27).
27,20 Der HERR, dein Gott, ließ es mir begegnen. Wegen Isaaks völlig berechtigter Frage in V. 20 (die Jagd brauchte ihre Zeit und Jakob war so schnell mit Ziegen von der Weide heimgekehrt) hätte Jakob die Möglichkeit gehabt, einen anderen Weg einzuschlagen – den Betrug zu bekennen und zu unterlassen! Doch stattdessen schrieb Jakob den Jagderfolg mit vollendeter Leichtigkeit der Vorsehung Gottes zu, denn er wusste, dass er Isaaks unwiderrufl iche Bestätigung brauchte, auch wenn er das Erstgeburtsrecht bereits erkauft hatte. Eine Lüge musste die andere stützen und so begann er sich in ein verfl ochtenes Netz zu verstricken (V. 21-24). Obwohl Jakob an jenem Tag den Segen Isaaks empfi ng, zog der Betrug schlimme Konsequenzen nach sich: 1.) Er sah danach seine Mutter nie wieder; 2.) Esau wollte ihn umbringen; 3.) sein Onkel Laban betrog ihn; 4.) sein Familienleben war von Konflikten geprägt; und 5.) er war jahrelang von seiner Familie verbannt. Durch die Verheißung Gottes hätte er ohnehin das Erstgeburtsrecht erlangt (25,23). Er und seine Mutter hätten diese List nicht aushecken brauchen.
27,27 Als schließlich alle verbleibenden Zweifel beseitigt wa- ren, sprach Isaak den Segen über Jakob aus, obwohl seine ersten Worte zeigen, dass er dachte, er segne Esau, den Mann des Feldes. In seinem Gebet bat er um Wohlergehen und Erfolg für ihn und endete mit einer Wiederholung der Worte Gottes an Abraham (V. 29c; vgl. 12,1-3). Aus Isaaks Aussagen wird deutlich, dass er meinte, die Bundeslinie solle über seinen ältesten Sohn Esau fortgeführt werden.
27,33 entsetzte sich Isaak über die Maßen. Als durch Esaus Ein- treffen der Skandal ans Licht kam, war Isaak sichtlich schockiert. Doch er erinnerte sich daran, was der Herr zu Rebekka gesagt hatte (25,23), weigerte sich, den Segen zurückzunehmen und betonte ausdrücklich seine Gültigkeit – »er wird auch gesegnet bleiben«, und kurz darauf sagte er: »ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt« und »(du wirst) deinem Bruder dienen« (V. 37.40). Die plötzliche Erkenntnis, dass er sich all die Jahre Gottes Willen widersetzt hatte, machte den Schock umso heftiger.
27,34 Segne doch auch mich, mein Vater. Esau hatte sicher er- wartet, den Segen zu empfangen, denn er hatte dem Vater gesagt, dass er der Erstgeborene sei (V. 32). Esau war schmerzlich davon getroffen, dass er diesen wichtigen väterlichen Segen verwirkt hatte und berief sich unerbittlich darauf, das unschuldige Opfer zu sein (V. 36), und so schob er die Schuld für den Verlust des Erstgeburtsrechts auf Jakob und bat um einige entschädigende Segensworte von seinem Vater (V. 36.38).
27,39 Im Gebet bat Isaak um Wohlergehen für Esau, sowie um Unterlegenheit, d.h. um die Gültigkeit der Zusage an Jakob aufrechtzuerhalten, ersetzte er die Worte »Herr über deine Brüder« mit »(du wirst) deinem Bruder dienen« (V. 29.40). Dieser zweite Segen sollte und konnte nicht den ersten rückgängig machen.
27,40 wirst du sein Joch von deinem Hals reißen. Später in der Geschichte kämpften die Edomiter, die Nachkommen Esaus, immer wieder gegen Israel und schüttelten das Joch der israelitischen Herrschaft mehrmals ab (2Kö 8,20; 2Chr 21,8-10; 28,16.17).
27,41 Die Zeit, da man um meinen Vater trauern wird. Offen- bar dachte auch Esau, sein Vater würde sehr bald sterben (27,1). Aus Respekt vor seinem gealterten Vater verschob er den geplanten Mord. Esau lebte noch 43 Jahre weiter (s. Anm. zu 27,1).
27,45 an einem Tag euch beide verlieren. Rebekka war sich im Klaren, dass ihr bevorstand, beide Söhne zu verlieren, denn wenn Esau Jakob ermorden würde, dann würde der Bluträcher, d.h. der nächststehende Verwandte, Esau zur Strecke bringen und töten.
27,46 Töchter Hets. Hetitische Frauen am Ort. S. Anm. zu 26,35.
28,1 nimm dir von dort eine Frau. Rebekka war ängstlich um die Sicherheit ihres Sohnes besorgt und konnte ihren Mann leicht überreden, dass es an der Zeit sei, dass Jakob sich eine nicht kanaanitische Frau in ihrem Heimatland sucht, am besten unter ihren Verwandten (V. 2.5), so wie Rebekka für Isaak ausgesucht worden war (s. 24,1-4).
28,2 Paddan-Aram. S. Anm. zu 25,20.
28,3 Dieser zusätzliche patriarchale Segen offenbart, wo Isaak in seinem Denken stand. Er hatte verstanden, dass der Segen Gottes über Jakob weitervererbt werden sollte, dem somit die Verheißungen des Abrahamsbundes – Nachkommenschaft und Land – ebenso galten. Das war genau das Gegenteil von Isaaks bisherigen Wünschen und Vorstellungen (vgl. 27,27-29). Der damalige Mangel an Landbesitz, ausgedrückt in der Aussage »in dem du als Fremdling lebst«, minderte für ihn keineswegs die Gewissheit der Verheißung Gottes. 28,3 Gott, der Allmächtige. Bezeichnenderweise war El Schaddai der Name Gottes, den Isaak beim Segnen Jakobs wählte. Das war der Name der souveränen Macht, unter dem Gott sich Abraham in der Bundesbestätigung (17,1) zu erkennen gegeben hatte. Das muss für Abraham und seinen Sohn eine große Ermutigung gewesen sein.
28,5 entließ Isaak den Jakob. Etwa 1928 v.Chr. Dem häuslichen Jakob muss dieser Abschied sehr schwer gefallen sein.
28,9 da ging Esau hin zu Ismael. Sich durch Ismaels Familie wie- der in die Linie Abrahams einzuheiraten, war anscheinend ein Trick, um wieder die Gunst seines Vaters zu erlangen (V. 6.8) und wie sein Bruder Gehorsam zu zeigen (V. 7). Esau hoffte, durch solche Gefälligkeiten gegenüber seinen Eltern frühere Vergehen wieder gutzumachen und den Willen seines Vaters umzustimmen. Doch in Wirklichkeit häufte er weiteres Übel auf, da er noch eine heidnische Frau heiratete (26,34.35), die aus einer von Gott verworfenen Familie stammte.
28,10 Zum ersten Mal offenbarte Gott sich Jakob – und bezeich- nenderweise auf seinem Weg aus dem Land Kanaan – und bestätigte ihm, dass ihm der Abrahamsbund in allen 3 Elementen gilt: Land, Nachkommen und Segen (V. 13.14). Später erinnerte Gott Jakob an diese Begebenheit, als er ihn aufforderte, ins Land zurückzukehren (31,13), und Jakob erinnerte seine Angehörigen daran, als er sie aufforderte, ihre Häuser zu reinigen, bevor sie nach Bethel zurückkehren konnten (35,3). 28,10 Haran. S. Anm. zu 11,31.
28,11 an einen Ort. Dieser Ort wird in V. 19 als Bethel identifi ziert und liegt ungefähr 80 km nördlich von Beerscheba und etwa 10 km nördlich von Jerusalem. Dort verbrachte er die Nacht auf freiem Feld.
28,12 eine Leiter … auf ihr stiegen die Engel Gottes auf und nieder. Ein anschauliches Bild für das persönliche Eingreifen des himmlischen Herrn in das Geschehen auf der Erde und hier insbesondere in Bezug auf die Bundesverheißungen im Leben Jakobs (V. 13-15). Dieser Traum sollte den einsamen Wanderer ermutigen. Gottes eigene verordnete Engelsboten stellten sicher, dass sein Wille und seine Pläne ausgeführt werden.
28,15 ich will dich behüten … dich wieder in dieses Land brin- gen. Während Jakobs Aufenthalt in Haran war eine äußerst rechtzeitige, tröstende und vergewissernde Verheißung in sein Herz geprägt (s. 30,25). Sein unfreiwilliger Weggang aus Kanaan sollte nicht und konnte nicht irgendeine Verheißung Gottes an ihn aufheben.
28,18 Gedenkstein. Eine Stätte von besonderer religiöser Be- deutung durch eine Steinsäule zu kennzeichnen, war eine bekannte Praxis. Jakob reagierte auf Gottes Verheißung mit einem Trankopfer, einem neuen Ortsnamen und einem Gelöbnis der Treue zum Herrn. Damit weihte er Bethel feierlich ein als »Haus Gottes«.
28,22 den Zehnten. Das Geben des Zehnten war zwar nicht von Gott vorgeschrieben, war jedoch offenbar bereits bekannt, wurde freiwillig praktiziert und diente als Anerkennung von Gottes vorsorglicher Wohltätigkeit im Leben dessen, der den Zehnten gab (s. Anm. zu 14,20). Man kann Jakobs Aussage so verstehen, dass er einen Handel mit Gott vorschlug, als wolle er seine Gunst erkaufen, anstatt Gott mit seiner Gabe nur anzubeten. Doch das »wenn« in V. 20 wird am besten mit »weil« übersetzt, und so kann man Jakobs Gelöbnis und Opfergabe als echte Anbetung ansehen, die auf dem Vertrauen auf Gottes Verheißungen basiert (V. 13-15).
29,1 Als Jakob ohne weitere Probleme an seinem Ziel ankommt, wird Gottes verheißene führende Hand im Leben Jakobs dadurch deutlich, dass Jakob Hirten trifft, die Laban und Rahel kennen (28,15).
29,2 ein großer Stein. Vielleicht lag dieser Stein deshalb vor der Öffnung, weil dieser Brunnen mit kostbaren Wasservorräten von der Sonne schnell austrocknen, aufgewirbelter Staub hineingelangen oder unberechtigt benutzt werden könnte. Deshalb wurde er zugedeckt und sein Gebrauch reguliert (V. 7.8).
29,5 Laban, den Sohn Nahors. Da Laban tatsächlich der Enkel von Nahor war (vgl. V. 2; 22,20-23) verwendet Jakob in seiner Frage nach Laban die Bezeichnung »Sohn« – das Wort für einen männlichen Nachkommen – im weiteren Sinne.
29,6 Anscheinend wollte Jakob diese Männer dazu bewegen, un- verzüglich ihre Schafe zu tränken und dann fortzugehen, damit er mit Rahel allein sein konnte.
29,9 mit ihnen redete. In Haran sprach man Aramäisch oder Chaldäisch. Abraham und seine Söhne waren dieser Sprache offenbar mächtig. Es wird nichts darüber gesagt, wie die Patriarchen auf ihren Reisen mit den Kanaanitern und Ägyptern kommunizierten, aber es ist eine vernünftige Annahme, dass sie geübte Sprachenkenner geworden waren und nicht nur Hebräisch und Aramäisch sprachen.
29,10 Die damals übliche Begrüßungsform und persönliche Be- kanntmachung beendeten die Jahre der Abwesenheit, seit Rebekka weggegangen war (s. Anm. zu 25,21; 27,1), und Labans Neffe wurde zu Hause willkommen geheißen.
29,14 einen Monat. Die Tradition im antiken Orient ließ zu, dass für einen Fremden 3 Tage lang gesorgt wurde. Am vierten Tag musste er seinen Namen und seinen Auftrag sagen. Danach konnte er bleiben, wenn er eine vereinbarte Arbeit leistete (V. 15).
29,17 matte Augen. Das bedeutet wahrscheinlich, dass die Augen von blasser Farbe waren im Gegensatz zu den dunklen und funkelnden Augen der meisten anderen. Eine solche Blässe wurde als Makel angesehen. 29,18-30 Wegen seiner Liebe und der Arbeit für seine Mitgift (V. 18-20) blieb Jakob die ersten 7 Jahre glücklich im Hause Labans und war mehr ein adoptierter Sohn als lediglich ein Angestellter. Doch Jakob, der Betrüger (27,1-29), sollte bald betrogen werden (V. 22-25). Die örtlichen Heiratsgepfl ogenheiten (V. 26), Liebe zu Rahel und Labans Forderung einer höheren Mitgift (V. 27-30) führten zusammen dazu, dass Jakob nicht nur 7 weitere Jahre unter Laban arbeiten musste, sondern dass er sich zwei Frauen einhandelte, die sich ständig eifersüchtig im Kindergebären wetteiferten und stritten (30,1-21).
29,23 Dieser Betrug war möglich aufgrund des Brauchs, die Braut zu verschleiern, und wegen der Dunkelheit der Nacht (V. 24). 29,23 ging zu ihr ein. Eine Beschönigungsform für das Vollzie- hen der Ehe.
29,27 Anscheinend willigte Laban ein, Jakob Rahel nach der Hochzeitswoche mit Lea zu geben, bevor er die 7 weiteren Arbeitsjahre antrat.
29,28 Rahel, seine Tochter, zur Frau. Solche Blutsverwandtschaft war nicht der Wille Gottes (s. Anm. zu 1Mo 2,24), und das mosaische Gesetz verbot dies später (3Mo 18,18). Polygamie führte stets zu Problemen, so auch im Leben Jakobs.
29,31 Lea verschmäht … Rahel …unfruchtbar. Es bestand ein gehöriger Gegensatz, als die eine Vielgeliebte (V. 18.20.30) keine Kinder bekam, während die Verachtete Nachwuchs brachte. Jakob konnte Lea erniedrigen, aber Gott griff für sie ins Geschehen ein. Weil ihr Mann sie verachtete, hatte Lea gebetet (V. 33) und war sehr betrübt darüber. Das ist erkennbar an den Namen ihrer ersten 4 Söhne (V. 32-35).
30,1 Wenn nicht, so sterbe ich! Eine kinderlose Frau war in der antiken orientalischen Kultur um nichts besser als eine tote Frau und war für ihren Mann eine große Schande (s. V. 23).
30,2 Bin ich denn an Gottes Stelle …? Obwohl Jakob diese Aus- sage in Verärgerung über Rahels Bitte um Kinder traf, und trotz des Neides, der darin zum Ausdruck kam, zeigt seine Aussage dennoch, dass er verstand, dass letztlich nur Gott den Mutterschoß öffnen und verschließen kann.
30,3 in meinen Schoß. Wenn die Ersatzfrau beim Gebären auf dem Schoß (wörtl. »auf den Knien«) der Gattin saß, symbolisierte dies, dass die Gattin ihrem Mann ein Kind gab.
30,1 Wenn nicht, so sterbe ich! Eine kinderlose Frau war in der antiken orientalischen Kultur um nichts besser als eine tote Frau und war für ihren Mann eine große Schande (s. V. 23). 30,1 Der Wettstreit zwischen den beiden Schwestern bzw. Ehe- frauen kommt darin zum Ausdruck, dass sie ihre Mägde als Nebenmütter einsetzen (V. 3.7.9.12), in der Erklärung, Gott habe den Fall zu Gunsten der Klägerin gerichtet (V. 6), darin, dass sie die Gemeinschaft mit dem Ehemann aushandeln (V. 14-16), in dem Vorwurf, die Gunst des Gatten gestohlen zu haben (V. 15), und im Namen Naphtali – »Kampf mit meiner Schwester« (V. 8). Der Wettkampf um Kinder ging außerdem einher mit Gebeten zum Herrn bzw. mit dem Anerkennen seiner Vorsehung (V. 6.17.20.22; auch 29,32.33.35). Diese erbitterte und heftige Rivalität war boshaft, obwohl sie Schwestern waren und obwohl sie dem Brauch gemäß mit ihren Kindern in verschiedenen Zelten wohnten. Das zeigt, dass das Übel im System selbst lag (Bigamie), das als Verstoß gegen Gottes Ordnung (1Mo 2,24) kein Glück geben konnte.
30,14 Liebesäpfel. Jakob hatte zu dieser Zeit 8 Söhne von 3 Frauen und seit seiner Heirat waren etwa 6 Jahre vergangen. Der älteste Sohn Ruben war etwa 7 Jahre alt. Beim Spielen auf dem Feld während der Weizenernte fand er diese kleine, orange Frucht und »brachte sie heim zu seiner Mutter Lea«. In der Antike wurden diese Früchte abergläubisch als »Liebesäpfel« bezeichnet, da man sie für ein Aphrodisiakum oder als die Fruchtbarkeit steigerndes Mittel ansah.
30,15 Dieser seltsame und verzweifelte Handel Rahels war ein Versuch, mithilfe der Liebesäpfel schwanger zu werden. Mit diesem Irrglauben zeigte sie, dass sie nicht verstanden hatte, dass Gott es ist, der Kinder gibt (V. 6.17.20.22).
30,20 Nun wird mein Mann wieder bei mir wohnen. So klagte Lea, weil sie immer noch ungeliebt war (vgl. 29,31), wie aus Jakobs häufi ger Abwesenheit von zu Hause deutlich wird. Sie hoffte, dass sie ihn dadurch zum dauerhaften Wohnen bei ihr bewegen könnte, dass sie ihm 6 Kinder gebar. Sebulon. Der Name bedeutet »Wohnung« und bezieht sich auf Leas Hoffnung, dass Jakob bei ihr wohnen würde. 30,21 Dina. Sie ist zwar nicht die einzige Tochter Jakobs (vgl. 37,35; 46,7), doch ihr Name wird hier bereits erwähnt, weil sie später bei der Tragödie von Sichem von Bedeutung ist (Kap. 34). 30,22 Gott gedachte an Rahel. All das verzweifelte Warten (s. 30,1) und Flehen gipfelte nach 7 Jahren in Gottes Gebetserhörung. Dann schrieb Rahel ihre Rettung aus der Unfruchtbarkeit richtigerweise dem Herrn zu, dem sie auch vertraute, dass er ihr einen weiteren Sohn geben würde (V. 23.24).
30,24 Joseph. Etwa 1914 v.Chr. Sein Name bedeutet »er wird hinzu- fügen« oder »er möge hinzufügen«. Das drückt sowohl Rahels Dank als auch ihren Glauben aus, dass Gott ihr einen weiteren Sohn geben wird.
30,25 Entlasse mich … in mein Land. Auch nach 14 Jahre Fremd- lingsschaft war Jakob sich noch im Klaren, dass er in das Land gehörte, das Gott ihm gegeben hat. Da Mesopotamien nicht seine Heimat war und sein Vertrag mit Laban ablief, wollte er heimkehren »an meinen Ort« und »in mein Land«. Jakobs Wunsch, nach Kanaan zurückzukehren, war vor Laban nicht verborgen (V. 30). 30,27 geahnt. Wörtl. »durch Wahrsagerei (herausbekommen).« S. Anm. zu 5Mo 18,9-12.
30,28 Bestimme mir deinen Lohn. Beide Male, als Laban Jakob hierzu aufforderte, wollte er ihn zum Bleiben nötigen. Das erste Mal (29,15) wollte Laban einen Verwandten belohnen, aber dieses Mal sagte er das, weil er selbst belohnt worden war: »hat mich der HERR um deinetwillen gesegnet« (V. 27). Jakob bestätigte bereitwillig Labans Resümee, dass aus »wenig« »viel« geworden war (V. 30), seit Jakob bei ihm war. Labans oberfl ächliche Großzügigkeit darf nicht für echte Güte gehalten werden (s. 31,7). Er versuchte, Jakob zu betrügen und zum Bleiben zu bewegen, da er für ihn sehr profi tabel war.
30,31 Was soll ich dir denn geben? Laban wollte, dass Jakob blieb und fragte, unter welchen Bedingungen er sich darauf einlassen würde. Jakob wollte nichts anderes, als nur in einer Position sein, wo Gott ihn segnen würde. Er war bereit zu bleiben, wollte aber dem listigen und selbstsüchtigen Laban nicht länger verpfl ichtet sein. Er bot Laban einen Plan an, der ihn segnen könnte, während er Laban nichts kostete. Er wollte weiterhin für Labans Herden sorgen wie zuvor. Sein Lohn sollten noch nicht geborene Tiere sein, die Laban weniger wertvoll erschienen, weil sie gescheckt und bunt waren. Jakob würde keines von den einfarbigen Tieren für sich nehmen, und wenn einfarbige Tiere in Jakobs Herde geboren werden, dann könnte Laban sie für sich herausnehmen (sie wurden als gestohlen angesehen). Nur jene Tiere, die gesprenkelt, gepunktet, gestreift oder unnormal gefärbt geboren wurden, sollten Jakob gehören. Offensichtlich waren die meisten Tiere weiß (Schafe), schwarz (Ziegen) oder braun (Rinder). Nur wenige gehörten zu der von Jakob beanspruchten Kategorie. Außerdem wollte Jakob die lebenden gefl eckten oder bunten Tiere noch nicht einmal zur Zucht von weiteren derartigen Tieren verwenden. Er wollte sie aus der Herde herausnehmen und in einer separaten Herde sammeln, die von den einfarbigen Tieren getrennt sein sollte. Nur die gefl eckten und bunten Nachkommen, die künftig in der normalen Herde geboren würden, sollten ihm gehören. Da Laban es für unwahrscheinlich hielt, dass solche unnormal gefärbten Tiere in nennenswerter Zahl geboren würden, willigte er ein. Er glaubte, dass sei ein kleines und günstiges Zugeständnis seinerseits, womit er sich die Geschicke Jakobs weiterhin zunutze machen und seine Herden vergrößern könne. Jakob begab sich dadurch völlig in Gottes Hand. Nur der Herr konnte bestimmen, was für Tiere geboren würden. Um sicherzustellen, dass Jakob nicht zu seinem Vorteil mogelte, trennte Laban die bunt gefärbten Tiere von den einfarbigen und übergab sie der Fürsorge Jakobs (V. 34-36).
30,37 Ruten. Jakob kannte sich gut mit Schafen, Ziegen und Rindern aus, da er die meiste Zeit seines Lebens (er war jetzt 90 Jahre alt) die Tiere seines Vaters gehütet hatte sowie Labans Tiere für 14 Jahre. Wenn ein ungewöhnlich gefärbtes Tier geboren wurde (mit einem rezessiven Gen), so wusste er, konnte er beginnen, dieses Gen selektiv zu paaren, um so Herden von bunten Tieren zu züchten, die den normalen Tieren in keiner Weise unterlegen waren. Als er diesen Zuchtprozess erst einmal begonnen hatte, versuchte er ihn, weiter zu stimulieren. Dazu verwendete er eine Methode, die uns vielleicht abergläubisch und töricht vorkommt (wie die Liebesäpfel in V. 14). Aber höchstwahrscheinlich hatte er herausgefunden, dass geschälte Ruten eine stimulierende Substanz in das Trinkwasser abgaben, wodurch die geschlechtliche Aktivität der Tiere angeregt wurde. Das Wort »brünstig« in V. 38 bezeichnet die fruchtbare, empfängnisbereite Zeit der Tiere. Jakobs Plan hatte Erfolg (V. 39), und er hielt seine eigene Herde getrennt von den einfarbigen Tieren Labans. Sein System funktionierte zu seinem eigenen Vorteil und zum Nachteil Labans (V. 42), der ihn jahrelang ausgenutzt hatte. Den Erfolg seiner Mühen schrieb Jakob Gott zu (31,7.9).
31,1 Aus materialistischer Neigung und Neid auf Jakobs Erfolg murrten Labans Söhne, da sie dies für eine Wertminderung des Besitzes ihres Vaters hielten und somit für eine Minderung ihres eigenen Erbes. Jakob bemerkte, dass auch Laban ihm nicht mehr wohlgesonnen war. Der Erfolg Jakobs und sein eigener Misserfolg wurmte ihn und machte ihn verdrießlich gegenüber seinem Schwiegersohn (vgl. 31,20). Vom Segen Gottes über Jakob zu profi tieren (30,27.30) war eine Sache. Aber nur Jakob gesegnet zu sehen, war eine ganz andere Sache und entlockte Laban keinerlei Lob oder Dankbarkeit für Gott.
31,3 Kehre zurück in das Land. Als Jakob am Ende seines Vertra- ges versuchte, heimzukehren (30,25), war Gottes Zeitpunkt noch nicht gekommen. Jetzt war er da, und so forderte Gott Jakob auf, heimzukehren, und sicherte ihm als Bestätigung seine Gegenwart zu. Nach 6 weiteren Jahren war also die Zeit gekommen, um sich auf den Heimweg zu machen (V. 38-41).
31,4 aufs Feld hinausrufen. In der Zurückgezogenheit des freien Feldes konnte Jakob seine Pläne vertraulich seinen Gattinnen mitteilen.
31,5 eures Vaters … meines Vaters. Ein Gegensatz, der vielleicht nicht beabsichtigt war, aber dennoch auffällig ist, da ihr Vater Jakob ablehnte, aber der Gott seines Vaters ihn angenommen hatte.
31,6 Jakob erklärte, dass sein uneingeschränkter Dienst für ihren Vater von Laban mit wechselhaften Löhnen vergolten worden war, weil Laban die Mühen seines Schwiegersohnes fruchtlos machen wollte. Aber Gott hatte eingegriffen und den beabsichtigten Schaden verhindert (V. 7) und die Lohnveränderung zum Vorteil und reichen Gewinn von Jakob ausschlagen lassen (V. 9).
31,10 S. Anm. zu 30,37-42.
31,11 der Engel Gottes. Vgl. 21,17. Das ist dieselbe Person, wie der Engel des Herrn (16,11; 22,11.15). S. Anm. zu 2Mo 3,2. 31,13 Ich bin der Gott von Bethel. Der Engel Gottes (V. 11) identifi zierte sich klar als der Herr und verwies zurück auf die frühere entscheidende Begegnung Jakobs mit Gott (28,10-22).
31,14 Die beiden Frauen stimmten zu, dass angesichts der arg angespannten Familienbeziehungen ihr Erbe fraglich war und die Familienbande sie nicht mehr dort hielten. Außerdem stimmten sie zu, dass Gottes Eingreifen im Endeffekt ihnen den Gewinn eingebracht hatte, den ihr Vater ihnen zu Unrecht vorenthalten hatte. 31,19 Hausgötzen. Wörtl. Teraphim (vgl. 2Kö 23,24; Hes 21,26). Diese Bildnisse oder Statuen verschiedener Größe stellten gewöhnlich nackte Göttinnen dar, bei denen die Geschlechtsmerkmale besonders betont waren. Der Besitzer versprach sich davon entweder besonderen Schutz, Gewährleistung der Erbschaftsrechte oder garantierte Fruchtbarkeit. Oder Rahels Besitz dieses Götzen sollte dazu dienen, dass nach Labans Tod Jakob zum Familienoberhaupt würde. S. Anm. zu V. 30.44. 31,20 täuschte. Aus Furcht vor Laban (V. 31) verzichtete Jakob auf die erwartete Abfi ndung, die er zuvor nicht vergessen hätte (30,25) und schlich sich bei passender Gelegenheit heimlich fort (V. 19). Mit seinem ganzen Tross war das kein leichtes Unterfangen. Labans Unfreundlichkeit (V. 1.2) war genug Grund für Jakob, um mit Feindseligkeit zu rechnen und gewaltsame Rache zu erwarten und zu fl üchten, da er nicht wissen konnte, welche Gefahr ihm womöglich bevorstand.
31,21 Euphrat … Bergland. Der Euphrat und die Gegend südlich von Galiläa und östlich des Jordan.
31,23 sieben Tagereisen. Labans Truppen brauchten verhältnismä- ßig lange, um eine viel größere Gruppe einzuholen, die Gepäck und Tiere mit sich führte. Das zeigt, dass Jakob und seine Angehörigen mit enormen Tempo vorwärts kamen, wahrscheinlich angetrieben von Jakobs Angst.
31,24 Hüte dich … freundlich zu reden. Wieder beschützte Gott in seiner Souveränität Jakob, so wie er es schon für Abraham und Isaak getan hatte (12,17-20; 20,3-7; 26,8-11), und verhinderte so, dass ihm Schaden zugefügt wurde. In einer sprichwörtlichen Redensart (vgl. 1Mo 24,50; 2Sam 13,22) warnt er Laban, keinerlei Gebrauch von seinen Möglichkeiten zu machen (»freundlich« heißt hier wörtl. »weder Gutes noch Böses«), um die vorliegende Situation zu ändern und Jakob zurück zu sich zu holen.
31,26 meine Töchter … Kriegsgefangene. Laban glaubte offen- bar nicht, dass seine Töchter tatsächlich der Abreise zugestimmt hatten, und meinte, sie seien zu Mitreise gezwungen worden.
31,27 Mit seinen Fragen bestand Laban auf seinem Recht auf eine angemessene Verabschiedung seiner Familie. Damit tadelte er die Gedankenlosigkeit Jakobs ihm gegenüber.
31,30 warum … meine Götter gestohlen? Der Wunsch nach Ka- naan zurückzukehren (vgl. 30,25) war vielleicht eine berechtigte Entschuldigung für seine heimliche Abreise, aber den Diebstahl seiner Teraphim konnte das nicht entschuldigen (31,19). Labans gründliche Suche nach diesen Götzen (V. 33-35) zeigten auch, wie wichtig sie ihm in seiner heidnischen Religiosität waren. S. Anm. zu V. 19.44.
31,31 fürchtete. Dass Jakob sich fürchtet, ist verständlich. Er war gekommen, um eine Frau zu fi nden, und war mindestens 20 Jahre unter der selbstsüchtigen Unterdrückung durch Laban geblieben (V. 38).
31,34 Das eine Vergehen machte eine weitere Unehrlichkeit und List nötig, um es zu vertuschen.
31,35 Weise der Frauen. Rahel behauptete, sie habe ihre Menstru- ation.
31,37 schlichten zwischen uns. Rahels Diebstahl und trügerische Vertuschung hatte eine schwere Auseinandersetzung zwischen ihrem Vater und ihrem Mann heraufbeschworen, die nur durch einen Gerichtsprozess vor Zeugen beigelegt werden konnte.
31,38 Jakob beschwerte sich, dass er zu Unrecht die Verluste getragen hatte, für die normalerweise der Eigentümer aufkommt, und dass er beim Erfüllen seiner Verantwortung viel Ungemach erlitten hatte. Außerdem schlussfolgerte er, dass Laban ihn völlig ausgenommen hätte, wenn Gott ihn nicht davor bewahrt hätte.
31,42 den Isaak fürchtet. Siehe auch »den sein Vater Isaak fürch- tete« (V. 53). Das war ein weiterer Name Gottes, der zeigte, dass Jakob sich mit dem Gott identifi zierte, den Isaak ehrte und fürchtete.
31,43 Laban plädierte für sein Recht und erklärte, dass alles ihm gehöre. Dadurch wurde einmal mehr sein habgieriger Charakter deutlich.
31,44 wir wollen nun einen Bund machen. Obwohl Laban al- les, was Jakob hatte, als sein Eigentum betrachtete – schließlich war Jakob vor 20 Jahren mit leeren Händen angekommen –, wurde die Sache eindeutig zu Gunsten Jakobs entschieden, da Laban ohne Gewinn zurückkehrte. In der gebräuchlichen Weise vereinbarten sie einen Vertrag (V. 45-51), in dem sie erklärten, einander keinen Schaden mehr zuzufügen (V. 52). Es wurde ein Steinhaufen als Zeugnis für den Bund aufgerichtet und benannt (V. 47-49), das Einweihungsmahl wurde gegessen (V. 46.54) und die entsprechenden Eide und Aussagen im Namen ihres Gottes wurden getroffen (V. 50.53). Damit war die Übereinkunft rechtmäßig sanktioniert und beschlossen. So trennten sich ihre Wege. An diesem Punkt endete offenbar jeglicher Kontakt zwischen Abrahams Familienangehörigen in Kanaan und Mesopotamien.
31,47 Jegar-Sahaduta … Gal-Ed … Mizpa. Die ersten beiden Begriffe bedeuten in Aramäisch und Hebräisch »Steinhaufen des Zeugnisses«. Der dritte Name bedeutet »Wachturm«.
31,53 Gott Nahors. Da Laban wahrscheinlich in synkretistischer Weise den Gott Abrahams mit dem Gott Nahors und Terachs gleichstellte, dem Gott seines Bruders und seines Vaters, sprach Jakob wiederum von dem Gott »den sein Vater Isaak fürchtete« und wies so auf den wahren Gott hin (V. 42), denn er konnte auf keinen Fall den synkretistischen Anspielungen Labans zustimmen.
32,2 Engel Gottes. Die eine Krise lag nun hinter Jakob, aber vor ihm lag die Herausforderung, Esau wiederzutreffen. Doch zuerst begegnete ihm eine Engelschar, die ihn an Bethel erinnert haben muss. Dieses Erlebnis diente auch als rechtzeitige Erinnerung und Ermutigung, dass Gottes Wille auf der Erde geschieht (28,11-15). 32,2 Heerlager Gottes … Mahanajim. Das bedeutet »zwei La- ger«, d.h. Gottes Lager und sein eigenes. Der Ort lag östlich des Jordan in Gilead in der Nähe des Baches Jabbok.
32,4 Seir … Edom. Die Gegend von Esau südlich des Toten Meers.
32,8 fürchtete sich … angst. Er hatte sich mit Esau zu versöhnen versucht (V. 4.5), aber der Bericht der zurückkehrenden Boten (V. 6) bestätigte nur seine tiefsten Befürchtungen, dass Esaus alte Drohung (27,41.42) über die Jahre nicht gewichen war, und dass Esau mit Streitkräften anrückte, konnte nur Schlimmes bedeuten (V. 8.11). Er bereitete sich auf den Angriff vor, indem er seinen Tross von Menschen und Tieren aufteilte.
32,10 Löblicherweise betete Jakob trotz seiner Pläne, seinen Bru- der zu besänftigen (V. 14-22), um Hilfe und Rettung und berief sich dabei auf Gottes eigene Gebote und Bundesverheißungen (V. 13; s. 28,13-15). Er gestand seine Furcht und bekannte seine Unwürdigkeit vor dem Herrn. Das ist das erste Gebet Jakobs in der Schrift seit seiner Begegnung mit Gott in Bethel auf dem Weg zu Laban (28,20-22).
32,14 Die Logistik von Jakobs sorgsamer Besänftigungsstrategie (550 Tiere würde Esau zu schätzen wissen) verdeutlichen sein Planungstalent, aber angesichts seiner Zielaussage (V. 21), verdeutlicht das noch mehr sein Versäumnis, zu beten und zu glauben, dass Gott das Herz Esaus ändern möge.
32,23 Dieser einzigartige, die ganze Nacht fortdauernde Ring- kampf in Pniel endet mit einer Namensänderung des 97-jährigen Jakob (V. 29) und einer Namensänderung des Ortes (V. 31), damit Jakob und nachfolgende Generationen dieses Ereignis nicht vergessen. Auch seine Hüftverletzung, die ihm beim Kampf zugefügt wurde (V. 26.32), diente zur Erinnerung an diese Begebenheit. 32,23 Jabbok. Ein ca. 100 km langer Fluss, der von Osten in der Mitte zwischen See Genezareth und Totem Meer in den Jordan mündet (ca. 70 km südlich vom See Genezareth).
32,25 rang ein Mann mit ihm. Der Ortsname Pniel oder »Ange- sicht Gottes«, den Jakob ihm verliehen hatte (V. 31) und der Kommentar dazu von Hosea (Hos 12,4) identifi ziert diesen Mann, mit dem Jakob rang, als Engel des Herrn, der auch als Gott identifi ziert wird. Er war eine Jakob an, dass der Herr in seiner Gnade und Vorsehung sein Leben gelenkt hatte (V. 5.11). Jakob gewann den Kampf um die Großzügigkeit, als Esau, der sich zunächst weigerte, irgendetwas von seinem Bruder anzunehmen, schließlich doch einwilligte (V. 11).
33,10 dein Angesicht … Gottes Angesicht. Jakob erkannte an, dass Gott Esau offenbar verändert hatte. Das war an Esaus Gesichtsausdruck zu erkennen, der nicht mehr erbitterten Hass zeigte, sondern Bruderliebe, die von Gott bewirkt und wiederhergestellt worden war.
33,15 Wenn ich nur Gnade fi nde. Jakob wollte nicht, dass Esaus Angehörige bei ihm blieben, denn er befürchtete, es könnte etwas passieren, was ihre Beziehung erneut in die Brüche gehen lassen würde.
33,16 nach Seir … nach Sukkot. Als Jakob Esaus angebotene Eskorte freundlich abgelehnt hatte, trennten sich ihre Wege. Jakobs Absicht, sich in Seir wiederzutreffen (s. Anm. zu 32,4), kam aus unbekannten Gründen nicht zustande. Stattdessen verzögerte Jakob seine Weiterreise zunächst in Sukkot und dann in Sichem (V. 18). Sukkot liegt östlich vom Jordan, gut 30 km östlich von Sichem. Sichem liegt gut 100 km nördlich von Jerusalem zwischen den Bergen Ebal und Garizim.
33,18 kam wohlbehalten. Etwa 1908 v.Chr. Das ist ein Hinweis auf die Erfüllung des Gelöbnisses, das Jakob in Bethel abgelegt hatte, als er auf seiner Abreise aus Kanaan von Gott eine wohlbehaltene Rückkehr erhoffte. Bei seiner Ankunft in Kanaan wollte er den Zehnten seines Besitzes geben (28,20-22). Wahrscheinlich erfüllte Jakob diese Verpfl ichtung in Sichem oder später in Bethel (35,1).
33,19 kaufte das Grundstück. Dieses Grundstück war erst das zweite Stück Land, das Abrahams Familie im Gelobten Land rechtmäßig gehörte (vgl. 23,17.18; 25,9.10). Das Land gehörte jedoch nicht einfach deshalb Abraham und seinen Nachkommen, weil sie es kauften, sondern weil Gott das ganze Land gehörte (3Mo 25,23) und er es ausschließlich ihnen zu ihrem Besitz gab (s. Anm. zu 12,1-3).
33,20 errichtete dort einen Altar. An dem Ort, wo Abraham als erstes einen Altar gebaut hatte (12,6.7), bezeichnete Jakob in gleicher Weise die Stätte mit einem neuen Namen, wobei er seinen eigenen neuen Namen mit verwendete (32,28): »Gott, der Gott Israels«. Damit erklärte er, dass er den »Allmächtigen« anbetet. »Israel« deutete vielleicht voraus auf die Verwendung dieses Namens für die Nation, die damit bald bezeichnet wurde, auch wenn zu dieser Nation zunächst nur Jakobs Angehörige im weiteren Sinne gehörten (34,7).
34,1 Die unsittlichen Details der Vergewaltigung von Dina und die Rache von Levi und Simeon werden ausführlich geschildert, vielleicht um den vor dem Einzug in Kanaan stehenden Lesern zu verdeutlichen, wie leicht es passieren kann, dass Abrahams Nachkommen sich mit Kanaanitern vermischen und verheiraten, obwohl das im Widerspruch steht zu den Wünschen der Patriarchen (vgl. 24,3; 27,46; 28,1) als auch zu Gottes Willen (2Mo 34,6; 5Mo 7,3; Jos 23,12.13; Neh 13,26.27). 34,1 um die Töchter des Landes zu sehen. Dina war sich offen- bar nicht im Klaren (s. 30,20.21), dass ihr Ausfl ug in die nahegelegene Stadt, wo sie sich ansehen wollte, wie andere Frauen lebten, solch schreckliche Folgen nach sich ziehen würde.
34,2 sah, nahm … tat ihr Gewalt an. Die Bibel beschreibt Si- chems Tat als brutale Vergewaltigung, so aufrichtig er hinterher auch seine Liebe zu ihr beteuert haben mag (V. 3) und sie sehnlichst heiraten wollte (V. 11.12). Andere Ausdrücke in der Erzählung unterstreichen die eindeutig verwerfl iche Natur dieses Verbrechens, z.B. »entehrt« (V. 5.13), »schwer beleidigt und sehr entrüstet« (V. 7), »Schandtat … durfte man nicht tun« (V. 7) und »unsere Schwester wie eine Hure behandeln« (V. 31).
34,5 schwieg er. Da wir weiter keine Hintergründe kennen, dür- fen wir Jakobs Schweigen nicht kritisieren. Es war weise, abzuwarten und sich mit seinen Söhnen zu beraten. Aber ihre Reaktion in Ärger, Wut und Rachlust setzte sich über die Gespräche zwischen Jakob und Hemor hinweg (V. 6) und führte schließlich zu Jakobs strengem Tadel (V. 30).
34,6 Der Fürst von Sichem malte ein Bild von harmonischer Inte- gration vor Augen (V. 16: »zu einem Volk werden«). Doch der Eigennutz und die Habgier der Sichemiter dominierte dabei (V. 23).
34,7 an Israel. Jakobs Haus wird hier bereits mit dem Namen be- nannt, den Gott ihm als Stammvater der künftigen Nation gegeben hatte (32,28).
34,13 Jakobs Söhne täuschten Interesse an den Vorschlägen vor und missbrauchten die Beschneidung – das Zeichen des Abrahamsbunds (s. Anm. zu 17,11-14) –, und so bewegten sie Vater und Sohn zur Einwilligung, dass alle Männer Sichems beschnitten werden sollten. Denn die Sichemiter sollten großen Nutzen davon haben: Ehefrauen (V. 9) und gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration (V. 10).
34,19 er war der Angesehenste. Das bedeutet, dass die Sichemi- ter einem solch schmerzhaften Eingriff zustimmten (V. 24.25), weil sie so großen Respekt vor ihm hatten und sich wirtschaftlichen Profi t davon versprachen (V. 23).
34,20 Tor ihrer Stadt. Der übliche Ort für öffentliche Versamm- lungen.
34,25 Ein Massaker an allen Männern und die Plünderung der Stadt übertraf bei weitem die vernünftige, weise und gerechte Strafe für diesen einen Mann. Diese Rache ging weit über das hinaus, was später im mosaischen Gesetz als gerecht erklärt werden sollte (vgl. 5Mo 22,28.29).
34,27 Die Söhne Jakobs. Simeon und Levi begannen mit der Bar- barei und die Aufmerksamkeit in der Erzählung ist zu Recht auf sie gerichtet (V. 25.30; vgl. 49,5-7), aber ihre Brüder machten mit und billigten damit Mord und Verstümmelung als berechtigte Vergeltung für die geschändete Ehre ihrer Schwester (V. 31).
34,30 Ihr bringt mich ins Unglück. Übertriebene Rache bedeutete zu erwartende Vergeltung. Der völlige Verlust des Ansehens (»mich verhasst macht«) und friedlicher Beziehungen (V. 21) brachten ihn und sie auf den Weg des Unglücks. Ihr Überleben war sehr unwahrscheinlich geworden. Diese Bedrohung war eine Prüfung für Gottes Verheißung von Sicherheit und bereitete Jakob große Sorgen (28,15; 32,9.12). Pheresitern. S. Anm. zu 13,7.
35,1 Bethel. Hier hatte Gott Jakob den Abrahamsbund bestätigt (28,13-15).
35,2 Tut die fremden Götter von euch weg. Der Umzug nach Bethel erforderte eine geistliche Vorbereitung, die mehr war als eine logistische Übung. Der Besitz von götzenhaften Symbolen, Figuren und Amuletten oder kultischen Accessoires (V. 4: »Ringe an ihren Ohren«) konnten nicht länger toleriert werden, einschließlich Rahels ominöser Teraphim (31,19). Durch das Vergraben der Götzen und das Baden und Anziehen sauberer Kleider sollte ausgedrückt werden, dass sie sich von der Verunreinigung durch Götzen reinigten und ihre Herzen dem Herrn weihten. Seit ihrer Rückkehr nach Kanaan waren 8 oder 10 Jahre vergangen. Das war Zeit genug, um alle Spuren von Götzendienst zu beseitigen.
35,4 Terebinthe … Sichem. Das war möglicherweise derselbe Baum wie zu Abrahams Zeit (12,6).
35,5 der Schrecken Gottes. Eine übernatürlich ausgelöste Angst vor Israel machte die umliegenden Stadtstaaten zurückhaltend und kraftlos, sodass sie nicht eingriffen und Jakobs Furcht vor ihrer Vergeltung unbegründet blieb (34,30).
35,7 da baute er dort einen Altar. Durch diese Anbetung, Erfül- lung seines Gelöbnisses (28,20-22) und der Umbenennung der Stätte bekräftigte Jakob seine Treue zu Gott. Gott wiederum bestätigte seine Treue zu Jakob durch diese erneute Erscheinung, durch die Wiederholung der Namensänderung (V. 10; vgl. 32,28), und durch die Wiederholungen der Verheißungen an Abraham (V. 11.12). Daraufhin wiederholte Jakob ebenfalls den Ritus, den er durchgeführt hatte, als er Gott zum ersten Mal in Bethel begegnet war (V. 14) und bestätigte somit den Namen Bethel (V. 15).
35,11 Könige sollen aus deinen Lenden hervorgehen. Gottes Aussage, die er zum ersten Mal seit seinen Verheißungen im Zusammenhang mit Abrahams Beschneidung erwähnte (17,6.16), sollte an das künftige Königtum erinnern.
35,13 erhob sich. Gott war in irgendeiner sichtbaren Form gegen- wärtig gewesen. 35,14 Das war eine übliche Weise für eine Bundesschließung (s. Anm. zu 28,18-21). 35,16 Ephratha. Ein alter Name für Bethlehem (V. 19; 48,7; vgl. 5,2).
35,18 Benoni … Benjamin. Die sterbende Mutter nannte ihren neugeborenen Sohn passenderweise »Sohn meiner Sorgen«, aber der trauernde Vater nannte ihn »Sohn meiner Rechten«. Damit gab er ihm einen Ehrenplatz in der Familie. Ihr Gebet bei der Geburt ihres Erstgeborenen war erhört (30,24).
35,20 Rahels Grabmal existierte auch noch zur Zeit von Mose und befand sich knapp 2 km nördlich von Bethlehem.
35,21 Herdenturmes. Wahrscheinlich ein Wachturm für Hirten in der Nähe von Bethlehem.
35,23 Jakob aber hatte zwölf Söhne. Die Geburt Benjamins in Kanaan (V. 18) war ein Grund, die außerhalb von Kanaan geborenen Söhne nochmals aufzuzählen, wobei nur ein einziger trauriger Beiklang mitschwingt: die Sünde Rubens hatte seine Bezeichnung als »erstgeborener Sohn Jakobs« mit einem Makel versehen (s. 49,3.4; 5Mo 22,30; 1Chr 5,1.2).
35,27 Mamre … Hebron. S. Anm. zu 13,18.
35,29 seine Söhne Esau und Jakob. Etwa 1885 v.Chr. Isaaks Be- gräbnis führte seine beiden Söhne wieder zusammen, so wie Abrahams Begräbnis Isaak und Ismael (25,9) einst zusammenbrachte. Jakob, der vor dem Tod seines Vaters ins Land zurückgekehrt war, erfüllte hier einen weiteren Teil seines Gelöbnisses von Bethel (28,20: »Wenn Gott … mich wieder mit Frieden heim zu meinem Vater bringt«). 36,1 – 37,1 Die Geschlechterfolge (»Geschichte«) Esaus (V. 1). 36,1-19 Dem Wiederaufgreifen der »Geschichte Jakobs« (37,2), des nächsten Patriarchen, geht ein detaillierter Stammbaum Esaus voraus, an dem sowohl der Stammbaum des Horiters Seir angehängt wird (dessen Nachkommen zur Zeit Moses in Edom lebten), als auch eine Aufl istung der edomitischen Könige und Fürsten. Jakobs und Esaus Nachkommen sollten, wie die Geschichte zeigte, nicht so isoliert voneinander leben wie ursprünglich beabsichtigt (V. 6-8). Sie sollten erbitterte Feinde werden, die gegeneinander im Krieg lagen.
36,1 Edom. Vgl. V. 8; s. Anm. zu 25,30; s. Einleitung zum Prophe- ten Obadja.
36,7 zu groß, so dass sie nicht beieinander wohnen konnten. Überfüllte Weidefl ächen und Lebensumstände führten Esau schließlich zum Entschluss, dauerhaft nach Edom zu ziehen, wo er sich bereits eine Heimat geschafft hatte (vgl. 32,3; 33,14.16). Da Abrahams Nachkommen durch Isaak und Jakob das Land Kanaan besitzen sollten, führte Gott in seiner Vorsehung die Umstände so, dass er Jakobs Linie im Land bewahrte und Esaus Familie aus dem Land herausführte. Die Bibel offenbart nicht, ob Esau die Verheißungen Gottes an Jakob verstanden und akzeptiert hatte, obgleich seine Nachkommen sicherlich Israel jeden Anspruch auf ihr Land und ihr Leben versagten.
36,8 Bergland von Seir. Diese Gegend war von Gott als Esaus Hei- mat bestimmt (5Mo 2,5; Jos 24,4).
36,10 Vgl. 1Chr 1,35-37.
36,15 die Fürsten. Dieser Begriff, der »Herrscher über tausend« be- deutet, wird, von einer Ausnahme abgesehen (Sach 12,5.6), ausschließlich für die Stammesfürsten verwendet, die politischen und militärischen Führer Edoms. Das lässt womöglich auf einen lockeren Stammesverband schließen.
36,20 Vgl. 1Chr 1,38-42.
36,31 Die Könige … bevor ein König über die Kinder Isra- els regierte. Zwischen den detaillierten Stammbäumen Edoms befi ndet sich diese prophetische Aussage, die das Königtum Israels voraussagt (17,6.16; 35,11; 49,10; 4Mo 24,7.17.18; 5Mo 17,14-20). Diese Königsliste stellt keine Dynastie vor, da nicht jeder Herrscher der Sohn seines Vorgängers war. Das Wort »Könige« deutet eher auf die Herrschaft über ein zivilisierteres Volk hin als nur auf Stammesgruppen.
36,43 Vater der Edomiter. Das Ende des Stammbaums lenkt die Aufmerksamkeit auf die Worte des Herrn, die er Rebekka bei der Geburt ihrer Söhne sagte: »zwei Völker sind in deinem Leib« (25,23); hier wurde das Volk des älteren Sohnes aufgelistet.
37,1 sein Vater ein Fremdling. Diese Einfügung in die Geschichte Josephs, des Sohnes Jakobs, informiert den Leser, dass Jakobs Vater Isaak und auch dessen Söhne zwar im Land gelebt hatten, aber den Besitz ihres Erbes nicht angetreten hatten. Sie lebten noch als Fremdlinge dort. 37,1 Land Kanaan. Jakob lebte mit seiner Familie in Hebron (V. 14). S. Anm. zu 13,18. 37,2 – 50,26 Die Geschlechterfolge (»Geschichte«) Jakobs (V. 2).
37,2 Joseph war 17 Jahre alt. Elf Jahre waren vergangen, seit Ja- kob und seine Familie ins Land Kaanan gekommen waren (vgl. 30,2224), denn Joseph wurde 6 Jahre vor dem Weggang aus Haran geboren. Schlimmes. Ob Joseph diese Auskunft über 4 seiner Brüder aus eigener Initiative mitteilte oder auf Aufforderung seines Vaters hin (z.B. V. 14), wird weder mitgeteilt noch ausdrücklich als Grund genannt, weshalb die Brüder Joseph hassten (vgl. 4.5.8, 11.18.19).
37,3 Jakobs Bevorzugung Josephs und seine heimliche Ernennung zum vorrangigen Sohn (s. Anm. zu 37,3) führte zur Entfremdung von seinen Brüdern. Sie hassten und beneideten ihn (V. 4.5.10) und konnten mit ihm nicht umgehen, ohne Hader und Feindseligkeit zum Ausdruck zu bringen. Joseph muss diese Zustände bemerkt haben. 37,3 bunten Leibrock. Die Septuaginta (LXX) bevorzugt diese Übersetzung des von Mose verwendeten Ausdrucks, obwohl manche lieber mit »einen langärmligen Leibrock« oder »ein verziertes Gewand« übersetzen. Es kennzeichnete den Träger als denjenigen, den der Vater künftig zum Führer des Hauses machen wollte. Diese Ehre wurde normalerweise dem Erstgeborenen zuteil.
37,5 Die Träume, von denen Joseph erzählte, beschworen bittere Feindseligkeit gegen den Bruder herauf, und den zweiten tadelte sogar der Vater. Die Traumsymbolik bedurfte keiner besonderen Interpretation, um zu begreifen, dass der bevorzugte Sohn einen herrschenden Status über seine Brüder einnehmen sollte (V. 8-10).
37,11 bewahrte das Wort [im Gedächtnis]. Die Brüder lehnten es sofort ab, dass Josephs Aussagen überhaupt ernst zu nehmen seien, aber trotzdem ärgerten die Träume sie, sodass sich ihr Zorn auf ihren Bruder noch steigerte (V. 19). Der Vater hingegen dachte trotz seines offenen Tadels gegen Joseph weiter über die Bedeutung der Träume nach.
37,12 Der Auftrag, nach Sichem zu gehen, führte Joseph durch Gottes Vorsehung nach Dotan. Das war ein Ort, der sich besser zur Kontaktaufnahme mit Händlern eignete, da diese auf der Haupthandelsroute nach Ägypten unterwegs waren. 37,12.14 Sichem … Hebron. Sichem (s. Anm. zu 12,6) lag etwa 80 km nördlich von Hebron (s. Anm. zu 13,18).
37,17 Dotan. Fast 25 km nördlich von Sichem.
37,18 Die Pläne der Brüder, Joseph umzubringen und den Mord zu vertuschen, war die Frucht ihres Hasses und Neides, wurde aber von zwei Brüdern vereitelt: Zuerst von Ruben, der vorhatte, Joseph vor jeglichem Schaden zu retten (V. 21.22), und dann von Juda, der beim Anblick einer vorüberziehenden Händlerkarawane eine profi table Alternative zum Brudermord vorschlug (V. 25-27). 37,25 Ismaeliter. Auch bekannt als Midianiter (vgl. V. 28.36; 39,1). Die Nachkommen Ismaels und Abrahams durch Ketura und Midian (25,1.2) hatten sich bereits durch Mischehen miteinander vermischt oder waren so durch und durch Reisende und Händler, dass sie als synonyme Gruppen angesehen wurden. Sie kam von Westen, vom Gebirge Gilead. Gilead. S. Anm. zu 31,21.
37,27 Derartige Verbrechen wurden später durch das mosaische Ge- setz bestraft (2Mo 21,16; 5Mo 24,7).
37,28 20 Silberlinge. Das war damals im 2. Jahrtausend v.Chr. der Durchschnittspreis für einen Sklaven. Obwohl die meisten Sklaven Kriegsbeute waren, war auch der private und kommerzielle Sklavenhandel üblich. Joseph wurde etwa 1897 v.Chr. in die Sklaverei verkauft.
37,29 Ruben … zerriss er sein Gewand. Obwohl Ruben beim Verkauf nicht dabei war, wurde er für den Verrat verantwortlich gemacht, und so machte er bei der Vertuschung mit (V. 30-35). Aus seiner Bestürzung wird deutlich, wie ernsthaft es ihm eigentlich war, Joseph zu retten (s. 42,22). 37,31-35 Der Betrüger Isaaks (27,18-29) wurde nun mit der Lüge seiner eigenen Söhne betrogen. Die Strafe für Sünde trifft oft erst lange Zeit später ein.
37,35 Totenreich. Hebr. scheol. Hier wird dieses Wort zum ersten Mal im AT für das Totenreich verwendet (in 35,20 bezeichnet es ein irdisches Grab). Scheol ist das übliche hebräische Wort, das den Aufenthaltsort der Toten bezeichnet, und kommt im AT 65-mal vor. Es bezeichnet entweder die Verwesung des Leibes oder die Seele in ihrem bewussten Leben im Jenseits.
37,36 Potiphar. Er war ein bedeutender Hofbeamter und hochran- giger Offi zier in Ägypten, vielleicht der Kommandant der königlichen Leibwache (vgl. 40,3.4). Sein Name war eine höchst ungewöhnliche grammatische Form jener Zeit und bedeutete entweder »der vom Gott Ra Gegebene« oder »der von Ra auf die Erde gestellte«. Somit war es eher ein beschreibender Titel als ein persönlicher Name. S. Anm. zu 40,3.4.
38,1 Die eingefügte Episode aus dem Leben Judas steht zwischen den Berichten vom Verkauf Josephs an Potiphar (37,36; 39,1). Es muss einen bestimmten Grund haben, dass die Josephsgeschichte gerade an dieser Stelle von einem solchen Texteinschub voller Bosheit, Unmoral und Ausfl üchten unterbrochen wird. Die Antwort ist, dass die Ereignisse in chronologisch richtiger Reihenfolge wiedergegeben werden, d.h. die Begebenheiten von Kap. 38 statt fanden, als Joseph in Ägypten versklavt war (V. 1: »um jene Zeit«). Die Erzählung steht auch familiengeschichtlich an richtiger Stelle, d.h. da Joseph – scheinbar für immer – fort ist und Ruben, Simeon und Levi keinen Vorrang mehr haben (wegen Blutschande und Verrat), würde nun Juda der wahrscheinlichste Kandidat für die Stellung des Erstgeborenen sein. Dieses Kapitel zeichnet einen Kontrast, da es auch den unmoralischen Charakter von Juda verdeutlicht, im Gegensatz zur Tugendhaftigkeit Josephs. Die synkretistische Religion anscheinend sehr niedrig. Judas kanaanitischer Freund Hira (V. 1.20) nannte sie »Tempelhure« (V. 21), aber das macht Judas Verhalten nicht verzeihlicher, da die kultische Prostitution allgemein akzeptiert war und zur kanaanitischen Kultur gehörte. Er selbst schlug die Freveltat vor (V. 16), und sie spielte die Rolle einer Prostituierten und verhandelte den Preis (V. 17).
38,18 Deinen Siegelring und deine Schnur und deinen Stab. Jeder bedeutende Mann im antiken Orient trug an einer Schnur um seinen Hals ein zylinderförmiges Siegel, mit dem er Verträge unterzeichnete. Auch der Wanderstab, den sie einforderte, muss ausreichend Erkennungsmerkmale aufgewiesen haben (vgl. V. 25: »Erkenne doch, wem gehört … der Stab?«). Der Brauch, 3 Identifi kationsaccessoires zu verwenden, ist in der ugaritischen (kanaanitischen) Literatur bestätigt.
38,20 Für den eigenen Ruf war es nicht gut, sich ständig nach dem Wohnort einer Hure zu erkundigen.
38,24 dass sie verbrannt werde! Juda war nicht weniger schuldig als Tamar, aber wegen seiner dominierenden Doppelmoral ordnete er an, sie solle wegen Unmoral hingerichtet werden. Das mosaische Gesetz sollte diese Form der Todesstrafe später für eine Priestertochter vorschreiben, die sich prostituierte, und ebenso für bestimmte Fälle von Inzest (3Mo 20,14; 21,9).
38,26 gerechter als ich. Dadurch ehrte Juda nicht ihren Charakter und Glauben, sondern lobte ihr Interesse am Erbrecht ihrer Abstammungslinie sowie seine beschämende Vernachlässigung davon. Ihr Todesurteil nahm er zurück.
38,29 Perez. Der erste der beiden Zwillinge, die Tamar aufgrund ihrer Prostitution gebar, gehört sogar zur Abstammungslinie des Messias, die über Boas und Ruth bis König David weitergeht (Rt 4,18-22; Mt 1,3). Sein Name bedeutet »Riss« oder »Durchbruch.«
39,1 Potiphar. S. Anm. zu 37,36. Ismaeliter. S. Anm. zu 37,25.
39,2 der HERR war mit Joseph. Jegliche Gedanken, dass Joseph, der zweimal Unrecht zum Opfer fi el, vom Herrn verworfen worden sei, werden komplett verbannt durch Ausdrücke, die betonen, dass Gott Josephs Umstände ganz in seiner Hand hatte: Z.B. »mit ihm« (V. 3.21), »alles gelingen ließ, was er unternahm« (V. 3.23), »fand/gab Joseph Gnade« (V. 4.21), »segnete/Segen« (V. 5) und »schenkte ihm Gnade« (V. 21). Weder der Verkauf in die Sklaverei und die gewaltsame Wegführung aus dem Land (37,28) noch die falsche Bezichtigung sexueller Belästigung und anschließende Einkerkerung (V. 13-18) signalisierten auch nur einen zeitweiligen Verlust von Gottes souveräner Führung von Josephs Leben oder von Gottes Absicht mit seinem Volk Israel. 39,2 gelingen … Aufseher über sein Haus. Das umfasste Au- torität über den gesamten Besitz und dessen treuhänderische Verwaltung (V. 5: »Haus … Güter« und V. 9: »niemand größer«). Eine Voraussetzung dafür war Vertrauen. Zweifellos beherrschte Joseph die ägyptische Sprache (s. Anm. zu 29,9).
39,5 der Segen des HERRN. Joseph erfuhr die Erfüllung des Abra- hamsbundes sogar bereits zu jener Zeit, noch bevor Israel im Gelobten Land war (s. 12,1-3).
39,6 als um das Brot, das er aß. Da sich Joseph als so vertrauens- würdig erwies, dass er nicht beaufsichtigt werden brauchte, kümmerte sich sein Herr nur noch um seine eigenen Mahlzeiten oder seine ganz persönlichen Angelegenheiten. Joseph selbst bemerkte, dass Potiphar ihm so viel anvertraut hatte, dass dieser keinen Überblick über seine eigenen Geschäfte hatte (V. 8) und sogar nur das wusste, was ihm vorgetragen wurde (V. 6).
39,9 eine so große Missetat. Als Joseph versucht wurde, erklärte er, dass Ehebruch ein schwerer Verstoß gegen seine ethischen Überzeugungen sei. Diese Überzeugungen forderten: 1.) höchsten Respekt für seinen Herrn und 2.) ein heiliges Leben vor seinem Gott. Dazu gehörte weit mehr als Fügsamkeit gegenüber dem Buchstaben des altorientalischen Gesetzeskodex – der in vielen Gesetzen Ehebruch untersagte –, sondern Gehorsam gegenüber den Moralmaßstäben des Wandels mit Gott. Diese Moralmaßstäbe wurden schon lange vor dem mosaischen Gesetzeskodex angewendet (vgl. Ps 51,6).
39,10 Ihre ständigen und aufdringlichen Verführungsversuche scheiterten, da Joseph von seinen starken Überzeugungen nicht abwich und keine Kompromisse zuließ. Als es absolut brenzlig und heikel wurde, fl oh Joseph. Aufgrund falscher Beschuldigungen wurde Joseph für schuldig befunden und verhaftet. Vgl. 2Tim 2,22 für ein ntl. Bild für Josephs Verhalten und Einstellung.
39,12 seinem Obergewand. S. 37,31-35 für das andere Mal, wo Josephs Gewand für eine Intrige gegen ihn verwendet wurde.
39,17 hebräische Knecht. Dieser Ausdruck wurde von Potiphars Frau als Schimpfwort verwendet. Sie wollte damit zusätzlich Schmach auf ihn häufen, da sie ihn als jeden Respektes unwürdig ansah. Der Gebrauch des Wortes »hebräisch« deutet möglicherweise auch auf latente Vorurteile gegenüber Bewohner Kanaans hin, die sie zu ihrem Vorteil ausnutzen konnte. Potiphars Frau schob die Schuld außerdem geschickt auf ihren Mann; er habe schließlich den Hebräer angestellt (V. 16-18). Diesen Vorwurf erhob sie auch in Gegenwart der anderen Knechte (V. 14).
39,19 Auf Ehebruch stand die Todesstrafe, wurde aber bei ver- suchten Ehebruch und versuchte Verführung oder Vergewaltigung nicht verhängt (vgl. V. 14.18). Deshalb warf Potiphar Joseph in das Gefängnis für königliche Knechte. Von dort aus sollte er nach Gottes Vorsehung zum Pharao vorgeladen werden und die nächste Stufe seines Lebens antreten (vgl. Kap. 40.41). S. Anm. zu 40,3.4.
39,21 schenkte ihm Gnade. Gott ließ nicht zu, dass Josephs an- fangs schmerzliche Einkerkerung fortdauerte (vgl. Ps 105,18.19).
39,22 Obwohl Joseph in wesentlich schlechteren Umständen leb- te als im Hause Potiphars, stieg er wiederum zu einer Position des Vertrauens und der Autorität auf und erwies sich als so vertrauenswürdig, dass er nicht beaufsichtigt zu werden brauchte.
40,1 Königs von Ägypten. Das war Sesostris II., ca. 1894-1878 v.Chr.
40,2 den obersten Mundschenk und den obersten Bäcker. Die- se beiden Berufe und Positionen am Hof des Pharaos werden in antiken ägyptischen Dokumenten bestätigt. Der »Mundschenk« war der Kellner des Königs, der ihm seine Getränke servierte. Der Bäcker backte sein Brot. Beide mussten vertrauenswürdig sein sowie unbeeinfl ussbar von den Feinden des Königs.
40,3 Obersten der Leibwache. S. Anm. zu 37,36. Wenn dies Potiphar war, der Oberste der Leibwache, dann hatte Josephs früherer Vorgesetzter ihn in die Gesellschaft der zwei königlichen Diener beordert, die bis zu ihrer Verurteilung seiner Obhut anvertraut waren. Dieses Gefängnis wurde auch »Haus des Obersten der Leibwache« (V. 3), »Gefängnis seines Herrn« (V. 7) und »Loch« (d.h. Kerker, Verlies; 41,14) genannt, es sei denn, Joseph war in ein anderes Gefängnis verlegt worden.
40,5 Traum. Oneiromantie, die Wissenschaft oder Praxis der Traum- deutung, fl orierte im antiken Ägypten, weil man meinte, Träume deuteten die Zukunft. Sowohl in Ägypten als auch in Babylon entwickelte sich eine professionelle Klasse von Traumdeutern. 5. Mose 13,1-5 zeigt, dass solche Traumdeuter zu den falschen antiken Religionen gehörten und vom Volk Gottes gemieden werden mussten. Etwa 500 Jahre später war ein detailliertes Handbuch zur Traumdeutung zusammengestellt worden. Im Gegensatz zu Joseph verstanden weder der Mundschenk noch der Bäcker des Königs die Bedeutung ihrer Träume (vgl. 37,5-11).
40,8 Kommen die Deutungen nicht von Gott? Joseph gab ge- treu Zeugnis von seinem Herrn (vgl. 41,16). Daniel war der einzige andere Hebräer, dem Gott erlaubte, Offenbarungsträume richtig zu deuten, und er war ebenso treu (Dan 2,28). Bezeichnenderweise wählte Gott Joseph und Daniel zu Männern, die eine wichtige Rolle für Israel spielen sollten, während sie heidnischen Königen dienten und im entscheidenden Augenblick einschritten, um die Träume der Könige zu deuten und ihre Zukunft zu offenbaren.
40,9 der oberste Mundschenk. In Übereinstimmung mit sei- ner Pfl icht als Kellner des Königs träumte er von einem für den Pharao bereiteten Trunk. Das war ein Zeichen dafür, dass er freigelassen und wieder in seine Position eingesetzt werden sollte (V. 13).
40,14 an mich denken. Eine dringende Bitte an den Kellner, dessen Zukunft sicher war, ein Wort für Josephs Freilassung einzulegen. Joseph wusste, dass Könige ein offenes Ohr für ihre Kellner haben. Doch der Kellner vergaß Joseph schnell wieder (V. 23), bis er sich genau zur richtigen Zeit, zwei Jahre später, wieder an ihn erinnerte (41,1.9).
40,15 Land der Hebräer. Diese Bezeichnung für das Land Kanaan weist darauf hin, dass Joseph verstanden hatte, dass dieses Land durch den Abrahamsbund seinem Volk verheißen war.
40,16 gute Deutung. Der oberste Bäcker stellte eine Übereinstim- mung zwischen seinem Traum und dem des Kellners fest und war deshalb ermutigt, ebenfalls Joseph um Deutung zu bitten. Josephs Erklärung enthält ein feinsinniges Wortspiel: Sowohl das Haupt des Kellners als auch das Haupt des Bäckers sollten »erhoben« (V. 13.19.20) werden – bei dem einen zur Freilassung, bei dem anderen zur Hinrichtung. 40,20 Geburtstag des Pharao. Der Stein von Rosetta (entdeckt 1799 n.Chr., eine dreisprachige senkrechte Platte aus der ägyptischen Antike, ca. 196 v.Chr., deren griechische Inschrift den Linguisten ermöglichte, die Hieroglyphensprache zu entziffern) berichtet von einem Brauch, Gefangene des Pharaos zu entlassen. Aber bei dieser Feier für seine Knechte traf der Pharao zwei ganz unterschiedliche Urteile (V. 21.22).
41,1 am Nil. Wörtl. »am Strom«, das war wahrscheinlich der Nil, der das Leben in Ägypten darstellte.
41,8 keiner, der ihn dem Pharao deuten konnte. Trotz all ihrer Kompetenz konnten die Berater und Traumdeuter des Pharaos, die allesamt zu ihm gerufen worden waren, die zwei beunruhigenden Träume nicht deuten. Ohne es zu wissen, hatten sie damit den Weg frei gemacht für Joseph, der nun die Bühne der ägyptischen Weltgeschichte betreten sollte.
41,9 Da sprach der oberste Mundschenk. Als dem Kellner Jo- seph wieder einfi el, entschuldigte er sich für sein Versäumnis (»Ich erinnere mich heute an meine Sünde«) und berichtete dem Pharao von dem hebräischen Häftling und seiner exakten Traumdeutung von vor zwei Jahren (V. 10-13).
41,14 sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen. Aufgrund der dringenden Berufung wurde Joseph nur kurze Zeit später dem Pharao vorgeführt, und zwar im ehrenhaften, glattrasierten ägyptischen Stil, um ihm das angemessene Erscheinungsbild zu verleihen.
41,16 Das steht nicht bei mir. Gott wird verkünden. Joseph stritt jede eigene innerliche Fähigkeit ab und bezeugte gleich zu Beginn, dass die vom Pharao erwünschte Antwort nur von Gott kommen konnte.
41,25 Gott hat dem Pharao kundgetan. Josephs Deutungen konzentrierten sich auf Gottes vorgesehene Pläne für Ägypten (V. 28.32).
41,33 Nachdem Joseph den Traum gedeutet hatte, erklärte Jo- seph dem Pharao, wie er für das Überleben der nächsten 14 Jahre sorgen könnte. Erstaunlicherweise fügte Joseph, obwohl er bloß Sklave und Häftling war, zur Traumdeutung noch eine Langzeitstrategie hinzu, wie Vorräte angelegt werden können und beriet den Pharao, was für Männer dieses Projekt leiten sollten. Ägypten war schon vorher von Hungernöten heimgesucht worden, aber dieses Mal ermöglichte die Warnung Gottes eine durchdachte und langfristige Vorausplanung.
41,37 Für den Pharao und seine königliche Gefolgschaft eignete sich kein anderer Kandidat für die Aufgabe, diesen guten Plan umzusetzen, denn sie alle erkannten an, dass seine Aussagen von Gott gegebene Offenbarung und Weisheit waren (V. 39). Weil Joseph auf seinen Herrn geblickt hatte, war er plötzlich vom Gefängnis zum Königshof aufgestiegen (V. 41).
41,38 der Geist Gottes. Die Ägypter kannten die dritte Person des dreieinen Gottes nicht. Sie meinten lediglich, Gott habe Joseph beigestanden. Sie meinten hier also wohl kaum den Heiligen Geist, sondern eher den geistigen Einfl uss Gottes.
41,41 ich setze dich über das ganze Land Ägypten. Die landes- weite Autorität, in die Joseph versetzt wird, wird in der nun folgenden Erzählung häufi g erwähnt (V. 43.44.46.55; 42,6; 45,8).
41,42 Siegelring … weißer Leinwand … goldene Kette. Der Pharao setzte Joseph als seinen Vertreter bzw. als Premierminister ein, als zweiter Mann im Staat. Mit dieser Einsetzung verlieh er ihm Zeichen der Amtswürde und einen Lohn in Form von Kleidung und Juwelen entsprechend seinem neuen Rang (V. 40; 45,8.26). Joseph trug den königlichen Siegelring an seinem Finger, der ihn bevollmächtigte, die Staatsangelegenheiten als Vertreter des Pharao abzuwickeln.
41,43 Joseph erhielt noch weitere Auszeichnungen, die sei- nem Aufstieg entsprachen: ehrwürdige Verkehrsmittel (V. 43), ein ägyptischer Name (V. 45) und eine ägyptische Gattin (V. 45). Außerdem musste das Volk ihrem Vizekönig Ehrerbietung zeigen (V. 43: »Beugt eure Knie«). All diese Träume hatte Gott geoffenbart, und zwar in einer seltenen Offenbarung von Wahrheit durch Heiden, sodass Joseph in Ägypten als Führer eingesetzt und erhöht wurde und zur Bewahrung des Volkes Gottes diente, als die Hungernot Kanaan befi el. Somit sorgte Gott für sein Volk und erfüllte seine Verheißungen (s. 45,1-8).
41,46 Dreißig Jahre alt. Etwa 1884 v.Chr. Nur 13 Jahre waren ver- gangen, seitdem er unfreiwillig aus dem »Land der Hebräer« verschleppt worden war (vgl. 40,15). Als die Erzählung begann, war Joseph 17 Jahre alt (37,2).
41,50 On. Eine der 4 großen ägyptischen Städte, auch Heliopolis genannt. Sie war bekannt als bedeutendste Stadt des Sonnengottes Ra und lag etwa 30 km nördlich des antiken Memphis.
41,51 Manasse … Ephraim. Diese Namen, die »vergesslich« und »fruchtbar« bedeuten und seinen Söhnen zusammen mit einer Erklärung gegeben wurden, zeigen, wie zentral Gott in Josephs Weltanschauung war. Jahrelanges Leid, heidnische Vorherrschaft und Trennung von seiner Familie hatten seinem Glauben nicht geschadet. 41,54-57 Die rhetorische Übertreibung »alle« (V. 54.56.57) verdeutlicht ausdrücklich, wie weit verbreitet die Hungernot wütete, auch weit über die Grenzen Ägyptens hinaus. Ägypten war tatsächlich zur »Kornkammer« der antiken Welt geworden.
41,55 Geht hin zu Joseph. Nach 7 Jahren war Joseph immer noch in Autorität und der Pharao hatte uneingeschränktes Vertrauen in seinen Vertreter. Joseph verteilte und verkaufte die Nahrungsvorräte an Ägypter und Fremde (V. 47).
42,1 Jakobs Söhne verharrten wie gelähmt in der Hungersnot, und Jakob weigerte sich, seine Familie nach Ägypten zurückkehren zu lassen, da er nicht wusste, was ihnen dort widerfahren würde (V. 4). Da ihm aber keine andere Wahl blieb, schickte er sie los, um in Ägypten Getreide zu kaufen (V. 2).
42,4 Benjamin. S. 35,16-19. Er war der Jüngste von allen, der zwei- te Sohn Rahels, Jakobs Liebling, da Jakob meinte Joseph sei tot.
42,6 beugten sich vor ihm nieder. Ohne dass seine Brüder ihn erkannten, wurde Josephs Traum wahr (37,5-8). Dass sie ihn erkannten, war aus folgenden Gründen unwahrscheinlich: 1.) über 15 Jahre waren vergangen und der Jugendliche, den sie in die Sklaverei verkauft hatten, war zu einem Erwachsenen herangereift; 2.) sein Erscheinungsbild und seine Kleidung war ägyptisch; 3.) er behandelte sie ohne das leiseste Anzeichen familiärer Vertrautheit (V. 7.8); und 4.) sie dachten, er sei tot (V. 13).
42,9 Nachdem sie 3 Tage in Haft waren, den Vorwurf der Spiona- ge abgestritten hatten und gehört hatten, wie sie ihre Lauterkeit beweisen könnten (V. 15.20), offenbarte die letztendliche Beurteilung des Bruders, dass sie ein schuldiges Gewissen hatte und verstanden, dass nun wohl die Vergeltung für das Unrecht bevorstand, das sie Joseph zugefügt hatten (V. 21.22). Sich selbst als »aufrichtig« zu bezeichnen (V. 10), war wohl kaum zutreffend. 42,9 dachte an die Träume. Joseph erinnerte sich an die Träume seiner Kindheit, dass seine Brüder sich vor ihm verneigen würden (37,9), und erlebte nun, wie diese Träume wahr wurden.
42,15 So wahr der Pharao lebt. Der Schwur im Namen des Königs verbarg wahrscheinlich Josephs Identität vor seinen Brüdern. Vielleicht verhinderte das auch, dass sie die Bedeutung seiner Aussage verstanden, »ich fürchte Gott« (V. 18). es sei denn, euer jüngster Bruder kommt her. Joseph wollte herausfi nden, ob sie Benjamin das Gleiche oder Ähnliches zugefügt hatten wie ihm.
42,19 Wenn ihr aufrichtig seid. Als Joseph sie aufforderte, auf seinen Vorschlag zu antworten, nahm er ihre eigene Beschreibung als »aufrichtig« beim Wort, verlangte aber dennoch eine Geisel.
42,21 Drangsal seiner Seele. Die Brüder hatten ihr Herz verhärtet, als sie Joseph an die Midianiter verkauften (37,28.29), aber sie konnten nicht vergessen, wie der Jugendliche sie mit angsterfüllter Stimme angefl eht hatte, als er als Sklave aus seiner Heimat verschleppt wurde. Ruben erinnerte sie, dass er sie damals vor den Konsequenzen gewarnt hatte. 42,22 sein Blut gefordert. Damit meinte er die Todesstrafe (9,5).
42,24 nahm er Simeon. Er nahm nicht Ruben, den Erstgeborenen, als Geisel, sondern Simon, den ältesten Bruder, der bereitwillig beim damaligen Verbrechen mitgemacht hatte (37,21-31).
42,28 Gott da getan. Ihr schlechtes Gewissen und ihre Angst vor der Vergeltung Gottes tauchte auch in dieser Reaktion wieder auf, als sie entdeckten, dass das Geld, mit dem sie das Getreide erworben hatten, zurückgegeben wurde und sich in einem geöffneten Sack befand. Als sie später entdeckten, dass ihr ganzes Geld zurückgegeben worden war, fürchteten sie sich sogar noch mehr (V. 35).
42,36 Jakob konnte mit der Perspektive, einen weiteren Sohn zu ver- lieren, nicht umgehen und traute den Brüdern nicht, die ihn bereits zwei seiner Söhne beraubt hatten. Er dachte vielleicht, sie schmiedeten Intrigen gegen ihn. dies alles ist über mich gekommen. Die ganze Situation überwältigte Jakob, der sich über seine Söhne beklagte (vgl. 43,6) und Benjamin nicht herausgeben wollte (V. 38).
42,37 Der stets erfi nderische Ruben unterbreitete seinem Vater ein großzügiges Angebot, welches leicht abzulehnen war: seine Enkel umzubringen!
43,3 ernstlich bezeugt. Die Ernsthaftigkeit von Josephs Warnung bedeutete, dass eine weitere Reise zum Nahrungseinkauf scheitern würde, wenn sie nicht die strikt auferlegte Bedingung erfüllten.
43,9 Ich will für ihn bürgen. Rubens Angebot, die Sicherheit Ben- jamins zu garantieren, war abgelehnt worden (42,37.38), aber Judas Angebot wurde angenommen (V. 11), denn die Hungersituation und der drohende Tod aller erforderte Dringlichkeit (V. 8). Sie konnten nicht noch länger warten (V. 10).
43,11 ein wenig. Das war wahrscheinlich ein beträchtliches Ge- schenk, denn sie behielten wenig zurück. Aber es hätte überhaupt keine Zukunft für sie gegeben, wenn sie nicht Getreide aus Ägypten beschaffen konnten. 43,14 Jakobs Einwilligung, Benjamin mitgehen zu lassen (V. 13), endete mit Gebet für die Brüder und für Benjamins Sicherheit und mit dem Verzweifl ungsschrei, ein hilfl oses Opfer der Umstände zu sein. Offenbar war sein Herz nach dem Verlust von Joseph von Pessimismus ergriffen worden, der sich mit der Zeit noch vertieft hatte.
43,23 Euer Gott … gegeben. Ein Hinweis dafür, dass Josephs Ver- walter entweder zum Glauben gekommen war oder sehr vertraut damit war, wie Joseph über seinen Gott und das Leben sprach. Die Brüder waren sehr darum besorgt, ihre Unwissenheit zu bezeugen, wie das Geld zurück in ihre Säcke kam, und drückten ihren Wunsch aus, diese Schuld zu begleichen (V. 20-22). Dabei nahmen sie gar nicht wahr, dass der Verwalter vom Gott Israels gesprochen hatte (»der Gott eurer Väter«) und von der Vorsehung Gottes über die Ereignisse, an denen er beteiligt war (»euer Geld ist mir zugekommen«).
43,26 beugten sich vor ihm. Erneut bewahrheitete sich Josephs Kindheitstraum (37,5-8; vgl. 42,6).
43,29 Gott sei dir gnädig. Joseph sprach während des Gesprächs ohne Weiteres den Namen Gottes aus, aber die Brüder hörten nicht, dass der Name ihres eigenen Bundesgottes von jemanden ausgesprochen wurde, der einfach wie ein Ägypter aussah (vgl. 42,18).
43,30 weinte. Joseph war mehrmals so bewegt, dass er weinen musste (42,24; 45,2.14.15; 46,29).
43,32 dürfen nicht mit den Hebräern zusammen essen. Auf- grund dieses Exklusivismus merkten die Ägypter, dass es ein gesellschaftliches Stigma war, ein Tischmahlzeit mit Ausländern einzunehmen (vgl. 46,34). Auch auf anderer Ebene herrschte Diskriminierung: Joseph aß allein, aufgrund seines Ranges saß er oberhalb aller anderen und hatte einen eigenen Tisch und Sitzplatz.
43,33 der Erstgeborene … der Jüngste. Es war erstaunlich, dass sie im Haus eines ägyptischen Ministers in ihrer Altersfolge am Tisch platziert wurden. Wie konnte er das wissen? Joseph hatte mit seinen bisherigen Fragen über die Familie und mit seinen Nennungen des Namens Gottes ihnen genügend Hinweise gegeben, dass sie sich eigentlich über ihn und seine persönliche Kenntnis von ihnen wundern mussten. Offensichtlich glaubten sie einfach nicht, dass Joseph überhaupt noch lebte (44,20) und schon gar nicht als Persönlichkeit von solchem Rang und Einfl uss. Wahrscheinlich hatten sie all die Jahre über Josephs Überlegenheitsträume gelacht.
43,34 Benjamin … fünfmal mehr. Die Bevorzugung von Rahels Sohn prüfte stillschweigend ihre Haltung: war da irgendein langjähriger Neid, eine Missgunst oder Feindseligkeit, die nun ans Licht kamen? Nichts dergleichen war zu erkennen.
44,2 Meinen … den silbernen Becher. Josephs eigener, besonde- rer Becher, der auch als ein Becher der Wahrsagung beschrieben wird (V. 5.15) oder der Hydromantie (Deutung von Wasserbewegungen), war ein heiliges Gefäß, dass die Autorität seines Amtes als ägyptischer Vizekönig symbolisierte. Die Erwähnung dieses Aberglaubens bedeutet nicht unbedingt, dass Joseph tatsächlich diese heidnisch-religiösen Riten praktiziert hat. S. Anm. zu V. 15.
44,5 Wahrsagung. S. Anm. zu 5Mo 18,9-12.
44,7 Die Brüder sahen sich der Anklage des Diebstahls ausgeliefert und protestierten daher, sie seien unschuldig. Als ersten Beweis für ihre Aufrichtigkeit nannten sie, dass sie das Geld von der letzten Reise wieder zurückgebracht hatten, und dann gelobten sie, der Täter solle sterben und sie selbst versklavt werden.
44,12 fi ng an zu suchen beim Ältesten. Auch hier wurde ersicht- lich, dass er die Familie kannte, das hätte den Brüdern etwas signalisieren müssen. S. Anm. zu 43,33.
44,13 zerrissen sie ihre Kleider. Ein wohl bekannter Brauch im antiken Orient. Dadurch wurde der erlittene Herzschmerz sichtbar zum Ausdruck gebracht. Sie waren äußerst bestürzt, dass Benjamin ein Sklave in Ägypten werden könnte (V. 10). Benjamin war offenbar sprachlos. Sie hatten einen zweiten Test ihrer Liebe zu Benjamin bestanden (den ersten bestanden sie in V. 34).
44,14 fi elen vor ihm auf die Erde nieder. Wiederum wurde der Traum wahr (vgl. 37,5-8; 42,6). Als sie sich so vor ihm niederwarfen, baten sie um Gnade sowohl für ihren jüngsten Bruder Benjamin als auch für ihren Vater Jakob (V. 18-34).
44,15 wahrsagen. S. Anm. zu V. 2.5. Joseph verstellte sich vor sei- nen Brüdern noch als ägyptischer Minister und ließ zu, dass sie solches annahmen.
44,16 Juda antwortete. Juda ergriff als Sprecher der Familie das Wort, denn er war es, der mit seinen Brüdern zum Haus Josephs gekommen war und mit seinem Gnadengesuch an Joseph herangetreten war (vgl. V. 14.18). Ruben, der Erstgeborene, hielt sich zurück. Gott hat die Schuld deiner Knechte gefunden! Juda zeigte, wie sein Herz sich geändert hatte und anerkannte die Vorsehung Gottes darin, ihre Schuld aufzudecken (man beachte das »wir« in den Fragen), und versuchte nicht, die Schuld auf andere oder gar auf Benjamin zu schieben.
44,18 Ein beredtsames und reuevolles Gnadengesuch, voller Ehr- erbietung gegenüber der Freude des gealterten Vaters an seinem jüngsten Sohn und seiner Liebe zu ihm (V. 20.30). Hier kommt der fatale Schock zum Ausdruck, dass dieser Sohn verloren sein könnte (V. 22.29.31.34). Judas offensichtliches Mitgefühl mit Jakob und seine Bereitschaft, als Stellvertreter in die Sklaverei für Benjamin zu gehen, überwältigte Joseph schließlich – das waren nicht mehr dieselben Brüder von damals (45,1).
45,1 Erschrocken von der Offenbarung, wer es wirklich ist, mit dem sie zu tun hatten, hörten die Brüder eine meisterhafte Anerkennung und Unterwerfung unter die Souveränität Gottes, d.h. dass Gott in seiner Vorsehung über die Dinge des Lebens regiert, sei es über Gutes oder Böses. S. Anm. zu 41,43-45.
45,6 das zweite Jahr. Joseph war nun 39 Jahre alt und seit 22 Jahren von seinen Brüdern getrennt (37,2).
45,7 um euch einen Überrest zu sichern. Diese Aussage zeigt, dass Joseph den Abrahamsbund und dessen Verheißung einer Nation verstanden hatte (vgl. Kap. 12; 15; 17).
45,8 dem Pharao zum Vater. Dieser Titel von Vizekönigen be- zeichnete jemanden, der zwar nicht mit dem Pharao verwandt war, aber dennoch eine wichtige Funktion ausübte und eine hohe Position bekleidete. In Josephs Fall war das der »Herr über ganz Ägypten« (V. 9). Jetzt regierte ein neuer und jüngerer Pharao, Sesostris III., ca. 1878-1841 v.Chr.
45,10 Land Gosen. Dieses Gebiet lag im nordöstlichen Teil des ägyptischen Nildeltas und eignete sich als Weideland für die Herden Jakobs (vgl. 47,27; 50,8). Über 400 Jahre später, zur Zeit des Auszugs, lebten die Juden immer noch in Gosen (vgl. 2Mo 8,18; 9,26).
45,14 Unter heftigen Gefühlsausbrüchen wurden die Brüder ver- söhnt, was klar zeigt, dass Joseph keinen Groll auf sie hegte und ihnen vergeben hatte. Das sind Kennzeichen eines geistlich reifen Menschen. S. Anm. zu 50,15-18. Es waren 22 Jahre vergangen, seit die Brüder Joseph in die Sklaverei verkauft hatten.
45,16 gefi el dies dem Pharao. Das letzte Siegel der Billigung für Josephs Familie, nach Ägypten einzuwandern, kam, ohne es gesucht zu haben, vom Pharao (V. 17-20).
45,24 Streitet nicht auf dem Weg. Eine notwendige Ermahnung, denn bei ihrer Vorbereitung auf das Bekenntnis gegenüber ihrem Vater mussten sie sicherlich über sehr viele Sünden nachdenken. 45,26 Aber sein Herz blieb kalt. Wie seine Söhne (V. 3) war auch Jakob wie betäubt von den völlig unerwarteten guten Nachrichten. Obwohl die biblische Überlieferung hierüber schweigt, hatten sie nun Gelegenheit, ihr Verbrechen dem Vater zu bekennen.
46,1 Opfer. Der Weg nach Ägypten führte für Jakob über Beersche- ba. Das war eine wichtige Stätte etwa 40 km südwestlich von Hebron und der bevorzugte Platz der Anbetung sowohl von Abraham als auch von Isaak (21,33; 26,25).
46,2 Gott sprach zu Israel in einem Nachtgesicht. Jakobs Sor- gen über seinen Weggang nach Ägypten wurden besänftigt durch die Gutheißung und Bestätigung des Herrn, dass seine Nachkommen als Nation zurückkehren werden. Gott war Jakob zuvor erschienen bzw. hatte zu ihm gesprochen in 28,10-17; 32,24-30; 35,1.9-13.
46,4 Augen zudrücken. Eine Verheißung des friedevollen Sterbens in Gegenwart seines geliebten Sohnes (vgl. 49,33).
46,6 kamen nach Ägypten. Etwa 1875 v.Chr. Sie blieben 430 Jah- re dort (2Mo 12,40) bis zum Auszug im Jahre 1445 v.Chr.
46,8 Das Geschlechtsregister listet gesondert die Söhne mit ih- ren Ehefrauen und Mägden auf und gibt die Summe der jeweiligen Familienangehörigen an. Zu Beginn und am Ende steht die Bemerkung, dass dies die Liste der Söhne Jakobs bzw. der Personen ist, die nach Ägypten zogen (V. 8.27). Alte orientalische Geschlechtsregister konnten historische Anmerkungen enthalten wie hier den Tod von Gher und Onan (V. 11) sowie die Tatsache, dass Laban seinen Töchtern Mägde gab (V. 18.25). 46,8 Söhne Israels. Hier bezeichnet der Autor Mose die Familie zum ersten Mal mit diesem Ausdruck als Ganzes, obwohl der Ausdruck »in Israel« bereits vorher von den Söhnen Jakobs verwendet worden war (vgl. 34,7).
46,26 66 Seelen. Die Gesamtsumme von V. 8-25 beträgt 70, wovon Gher, Onan, Manasse und Ephraim abgezogen werden müssen.
46,27 70. Jakob, Joseph, Manasse und Ephraim sollten zu den 66 zugezählt werden. Die 75 aus Apostelgeschichte 7,14 umfassten 5 weitere Personen, die im Land geboren wurden und in der Lesart der LXX von 46,8-25 hinzugefügt werden (vgl. 2Mo 1,5; 5Mo 10,22). Zu diesen 5 gehörten zwei Söhne von Manasse, zwei Söhne von Ephraim und einen Enkel des Letzteren. S. Anm. zu 2Mo 1,5.
46,28 Juda vor sich her. Wiederum war nicht Ruben, sondern Juda der Anführer, der als Jakobs Repräsentant vorausging. S. Anm. zu 44,16. Gosen. S. Anm. zu 45,10.
46,31 Josephs Anweisungen über sein vorbereitendes Gespräch mit dem Pharao sollten seinen Verwandten einen Platz sicherstellen, der sie etwas vom Großteil der ägyptischen Gesellschaft absonderte. Das gesellschaftliche Stigma der Hebräer (43,32), die auch Hirten waren (V. 34), spielte eine entscheidende Rolle für die Bewahrung Israels vor der Vermischung und dem Verlust ihrer nationalen Identität in Ägypten. S. Anm. zu 43,32; 47,1.
47,1 im Land Gosen. Joseph informierte den Pharao, wo er seine Familie angesiedelt hatte (vgl. 45,10; 46,28) und ließ dann die 5 Repräsentanten der Familie den Pharao um Erlaubnis bitten, in Gosen wohnen zu dürfen (V. 2.4).
47,9 meiner Fremdlingschaft … wenig und böse. Da weder Ja- kob noch seine Väter das Land Kanaan tatsächlich besessen hatten, bewertete er sein Leben treffend als Fremdlingschaft. Außerdem schien sein Alter gering im Gegensatz zu dem Alter von Abraham und Isaak (175 und 180 Jahre), die lange vor ihm in Ägypten waren. Er war immer noch von Pessimismus beherrscht und bezeichnete die Tage als »böse« im Sinne von Mühsal und Kummer, vieler Sorgen, Probleme und Krisen. S. Anm. zu 48,15.
47,11 Gebiet von Ramses. Eine alternative Bezeichnung für Gosen (vgl. 46,24; 47,1.6). Dieser Name wurde vielleicht später verwendet, um diese Region für Moses zeitgenössische Leser genauer anzugeben. S. Anm. zu 2Mo 1,11 bezüglich des Namens Ramses. An anderer Stelle wird diese Region auch Zoan genannt (vgl. Ps 78,12.43).
47,12 nach der Zahl der Kinder. Offenbar wurde ein Rationie- rungssystem eingeführt.
47,13 Als die Hungersnot schließlich den Geldvorrat der Ägypter zum Versiegen gebracht hatte, akzeptierte Joseph Tiere im Tausch gegen Getreide (V. 17). Nachdem auch die Tiere aufgebraucht waren, gerieten die Leute in solche Verzweifl ung, dass sie bereit waren, ihr Land abzugeben (V. 19.20). Schließlich gehörte dem Pharao das ganze Land, ausgenommen des Landbesitzes der Priester (V. 22). Die Ägypter durften jedoch das Land bearbeiten und ein Fünftel des Ertrages an den Pharao zahlen (V. 24). Wie auch immer der Landbesitz vorher geregelt gewesen sein mag, gab es jedenfalls private Landbesitzer, aber dann fi el alles in die Hand des Pharaos, wie in einer Feudalherrschaft. Der Landadel verlor seinen Besitz und verfi el unter den bedeutenden sozialen Reformen unter Sesostris III. Hier berichtet die Bibel zum ersten Mal von einer nationalen Einkommensteuer, und zwar in einer Höhe von 20%. Später, nach dem Auszug aus Ägypten, schrieb Gott den Zehnten für Israel als nationale Einkommensteuer vor, um die Theokratie zu fi nanzieren (s. Mal 3,10).
47,15 kein Geld mehr da. Die Hungersnot war so schwer, dass schließlich ganz Ägypten und Kanaan bankrott waren. Da keine Zahlungsmittel mehr vorhanden waren, wurde ein Tauschsystem eingeführt (V. 16-18).
47,16 Schon bald wurden nicht mehr Tiere, sondern Land ge- tauscht.
47,25 Die von Joseph auferlegten Sondermittel zur Kontrolle der Auswirkungen der Hungersnot, d.h. die Evakuierung eines Teils der Bevölkerung in die Städte (V. 21) und die Forderung von einem Fünftel Steuern auf Getreideerträge (V. 24) wirkte sich nicht negativ auf seine Beliebtheit beim Volk aus (V. 25). Wenn auch der Pharao davon profi tierte, verstand das Volk offenbar, dass Joseph sich nicht auf ihre Kosten persönlich bereichert hatte.
47,27 waren fruchtbar und mehrten sich sehr. 17 Jahre lang erlebte Jakob das Wachstum noch mit. So bekam er einen Eindruck davon, wie sich Gottes Verheißung an Abraham, Isaak und ihn allmählich erfüllte.
47,29 deine Hand unter meine Hüfte. Vgl. Abraham und Elieser in 1Mo 24,9. Begrabe mich doch ja nicht in Ägypten! Mit dem damals üblichen Zeichen für einen Schwur versprach Joseph aufrichtig, Jakob auf seine Bitte hin im Familiengrab in Kanaan zu bestatten (vgl. 49,29-32).
47,31 Vgl. Hebr 11,21.
48,3 Nachdem Jakob bzw. Israel den Abrahambund bekräftigt hatte, erklärte er feierlich, dass er aus Dankbarkeit für Josephs enorme Großzügigkeit und Bewahrung des Volkes Gottes die beiden Söhne Josephs adoptiert und in die Reihe der Brüder Josephs aufnimmt, um einen Erbteil zu erhalten. Somit gewährte er den zwei Söhnen Rahels (Joseph und Benjamin) 3 Stammesgebiete im Land Kanaan (vgl. V. 16). Das erklärt möglicherweise, warum der neue Name Israel im Rest des Kapitels verwendet wird.
48,4 Vgl. Apg 7,5.
48,8 Wer sind diese? Der blinde Jakob bat um Auskunft, wer wel- cher Sohn Josephs war, bevor er seinen Segen über sie aussprach. Vielleicht erinnerte er sich hier an den Segen seines eigenen Vaters und an die List, mit der er den blinden Isaak betrogen hatte (27,1-29).
48,14 seine Hände kreuzte. Jakob kreuzte absichtlich die Hände und kehrte damit die Absicht Josephs um. Er legte seine rechte Hand nicht auf den Erstgeborenen, sondern auf den Jüngsten. Als Joseph versuchte, Jakobs Fehler zu korrigieren (V. 17.18), merkte er, dass Jakob genau wusste, was er tat (V. 19.20). Der patriarchale Segen hatte mit seinen Handlungen und Worten prophetische Bedeutung, denn Ephraim sollte der einfl ussreichste der beiden Söhne werden, und zwar in einem solchen Maße, dass Ephraim zu einem anderen Namen für Israel wurde (s. Anm. zu 48,19).
48,15 segnete Joseph. Mit seinen Händen auf den Köpfen seiner Söhne sprach Jakob das Gebetsanliegen für Joseph aus. Der Wortlaut zeigt, dass diese beiden unter Abraham und Isaak die Stelle seines Sohnes Josephs einnehmen würden. S. Anm. zu V. 3-6. 48,15 Nun war Jakobs Zeugnis nicht mehr von Pessimismus über- schattet; er erkannte an, dass jeder Tag unter der Hand Gottes oder seines Engels gelebt worden war (s. Anm. zu 16,13). Damit bewertete er sein Leben ganz anders als zuvor (47,9).
48,16 mich erlöst hat. Hier wird Gott zum ersten Mal als Erlöser oder Retter erwähnt.
48,19 sein jüngerer Bruder größer werden. Ephraim wurde tat- sächlich der dominante Stamm von den 10 Nordstämmen und wird in den prophetischen Büchern schließlich als Nationalbezeichnung für das Nordreich verwendet (Jes 7,2.5.9.17; Hos 9,3-16).
48,21 zurückbringen. Der sterbende Jakob brachte sein unsterbli- ches Vertrauen in Gottes Verheißung zum Ausdruck, dass Gott seine Nachkommen nach Kanaan zurückführen würde.
48,22 Bergrücken … mit meinem Schwert. Jakobs Geschichte berichtet von keiner Eroberung von amoritischem Land. Er erwarb Landbesitz von den Kindern Hemors (1Mo 33,19), aber das war keine Eroberung. Irgendwann war es zu dieser militärischen Auseinandersetzung gekommen, aber aus unbekannten Gründen wird dies in Gottes Offenbarung nicht weiter erwähnt.
49,1 Juda und Joseph empfi ngen zwar am meisten Aufmerksam- keit (V. 8-12.22-26), aber der Segen des Vaters beschrieb die künftige Geschichte jeden einzelnen Sohnes. Diese Beschreibungen basierten offenbar auf ihrem damaligen Charakter. Die kryptische Natur dieser Poesie erfordert eine pedantische Analyse, um die Geschichte der einzelnen Stämme in Verbindung mit diesen letzten Worten und dem Testament Jakobs zu bringen. S. Moses Segnung der Stämme in 5Mo 33, etwa 1405 v.Chr. 49,1 in künftigen Tagen. Wörtl. »am Ende der Tage«. Dieser Schlüsselbegriff, der den poetischen Inhalt von Jakobs Voraussage für jeden Sohn einleitet, bezeichnet in der prophetischen Literatur oft die letzten Tage (Jes 2,2; Hes 38,16) oder weist im allgemeineren Sinn auf die »Endzeit« hin (5Mo 4,30; 31,29), d.h. im Sinn von »in späteren Zeiten«.
49,2 Die Namen der Söhne werden weder in der Reihenfolge ih- rer Geburt aufgezählt (vgl. 29,32-30,24; 35,18), noch nach dem Muster erst Ehefrau, dann Magd (vgl. 46,8-25). Die Reihenfolge entspricht jeweils den Müttern: 1.) die 6 Söhne Leas; 2.) ein Sohn Bilhas; 3.) die beiden Söhne Zilpas; 4.) ein Sohn Bilhas; und 5.) die beiden Söhne Rahels. Im Gegensatz zur Vertauschung von Leas fünftem und sechstem Sohn werden die anderen in ihrer zeitlichen Reihenfolge entsprechend ihrer Mutter aufgeführt. Kein anderes Muster ist zu erkennen. Möglicherweise war das nichts weiteres als eine Gedächtnisstütze oder es entsprach einfach dem, wie Jakob selbst sich an sie erinnerte.
49,3 Jakob hatte nicht vergessen, wie schwer Rubens Sünde war (35,22). Die Konsequenzen dieser Sünde verwirkten sein Erstgeburtsrecht (1Chr 5,1-3), und so würdig und stark er auch gewesen sein mag, wird sein Stamm in der Geschichte Israels nur selten erwähnt und brachte keinen einzigen Richter, Propheten, Heerführer und keine andere bedeutende Person hervor (vgl. Ri 5,15; 1Chr 5,1). Mose betete für diesen Stamm, dass er nicht ausstirbt (5Mo 33,6). »Brodelndes Wasser« bedeutet »kochend« und weist auf Instabilität hin.
49,5 Die Grausamkeit und der Zorn von Simeon und Levi in Sichem war nicht vergessen (34,25). Das hatte für Simeon Konsequenzen: 1.) er wurde der kleinste Stamm bei der zweiten Volkszählung Moses (4Mo 26,14); 2.) er war vom Segen Moses ausgenommen (5Mo 33,8); und 3.) später teilte er sich sein Gebiet mit Juda (Jos 19,1-9). Levi wurde über ganz Israel »zerstreut« (V. 7); durch Gottes Gnade und aufgrund ihrer Treue zu Gott (2Mo 32,26) wurden sie der Priesterstamm und bewohnten die Zufl uchtsstädte. Keiner von ihnen besaß die eigens zugeteilte Region im Land Kanaan, obgleich die Stellung Levis als Priester sicherlich ein Privileg war (vgl. 5Mo 33,8-11; Jos 21,1-3). »Verstümmeln« bedeutet hier wörtl. die Sehnen an den Beinen zu durchtrennen, um somit ein Tier nutzlos zu machen.
49,8 Judas Linie war so stark wie ein Junglöwe und so versteckt wie ein alter Löwe. Ihm gebührte der nationale Vorrang und das Königtum, denn aus ihm gingen hervor David, Salomo und ihre Dynastie (640 Jahre später), sowie »der, dem das Zepter gehört«, d.h. Schilo, das Kryptogramm für den Messias, der auch »Löwe aus dem Stamm Juda« genannt wird (Offb 5,5). Beim Marsch durch die Wüste ging Juda voran (4Mo 10,14) und wies bei Moses Volkzählungen die größte Bevölkerung auf (vgl. 4Mo 1,27; 26,22). Diese Aussagen (V. 11.12) beschreiben einen so großen Wohlstand, dass die Leute einen Esel an einen erlesenen Weinstock binden und den Esel davon fressen lassen, weil es solchen Überfl uss gibt. Es wird so viel Wein geben wie Wasser und jedermann wird gesund sein. Das ist wahrscheinlich eine Prophezeiung im Hinblick auf das Tausendjährige Reich.
49,13 Obwohl Sebulons Gebiet weder ans Mittelmeer noch an den See Genezareth grenzte, sollte der Stamm aufgrund seiner Lage von der wichtigen Handelsroute profi tieren, der Via Maris, auf der die Seehändler durch das Gebiet von Sebulon reisten.
49,14 Issaschar, ein robuster, abgehärteter und zäher Stamm, lebte entsprechend dem Namen seines Gründers, dessen Name »Mann des Lohnes« bedeutete (vgl. 1Chr 7,1-5; 12,32).
49,16 Dan, dessen Name »Richter« bedeutet, wurde Vater eines aggressiven Stammes, der auch in der Nation richtete, aber nicht für moralische Stärke oder religiöse Treue bekannt wurde (vgl. Ri 13,2; 18,1ff.; 1Kö 12,28-30; 2Kö 10,29). Dan verwarf später sein zugeteiltes Land (Jos 19,40-48) und zog in den höchsten Norden Israels um (Ri 18,1-31). Jakobs abschließendes Flehen drückte aus, dass er für die Zeit, ehrte Jakob seine Frau Lea und bat, neben ihr und seinen Vätern begraben zu werden. Um ein Begräbnis neben Rahel, der geliebten Frau, bat er nicht.
49,33 Jakob … verschied. Etwa 1858 v.Chr. zu seinem Volk ver- sammelt. S. Anm. zu 25,8.
50,2 die Ärzte balsamierten. Joseph berief Mediziner ein, die im Gegensatz zu den religiösen Einbalsamierern wirklich einbalsamieren konnten. So vermied er Magie und den Okkultismus, der mit der religiösen Einbalsamierung verbunden war. Das Mumifi zieren war in Ägypten ein übliches Verfahren und dauerte 40 Tage. Dabei wurde der Körper präpariert, ausgetrocknet und eingewickelt.
50,3 Als die normale Einbalsamierung und die Trauerklage nach ägyptischem Brauch abgeschlossen war, konnte Joseph um Erlaubnis bitten, Jakob in Kanaan zu bestatten.
50,7 Aus Respekt vor Joseph begleitete ihn und seine Verwand- ten eine größere Eskorte nach Kanaan. Als sich Gottes Verheißungen an den drei Patriarchen zu erfüllen begannen, gab dieses außergewöhnliche Ereignis den späteren Generationen Sicherheit, weil die Leichname der drei Patriarchen bereits in Kanaan waren und Josephs Gebeine darauf warteten, dorthin gebracht zu werden, wie er es in seinen letzten Worten erbeten hatte.
50,15 Die Brüder wurden wieder von ihrem schlechten Gewissen bedrängt und so unterschätzten sie die Echtheit von Josephs Vergebung und seine Zuneigung zu ihnen. Auch Jakob unterschätzte mit seiner Sorge, für seine Söhne Fürbitte zu leisten, Joseph in seinen Worten und Verhalten gegenüber seinen Brüdern.
50,19 Bin ich denn an Gottes Stelle? Diese knappe Frage weckte ihre Erinnerung an seine Erklärung, wie Gott ihn dorthin gebracht hatte, wo er jetzt war (vgl. 45,3-8): an der Position, wo Gott ihn zu jener Zeit haben wollte.
50,20 Gott gedachte es gut zu machen. Josephs weise, theologische Antwort ist in die Geschichte eingegangen als die klassische Bestätigung von Gottes Souveränität über das Tun der Menschen. S. Anm. zu 45,1-8.
50,24 Gott wird euch gewiss heimsuchen. Joseph starb so, wie er gelebt hatte, in festem Vertrauen darauf, dass Gott seine Verheißungen erfüllen wird (vgl. Hebr 11,22). Fast vier Jahrhunderte später nahm Mose Josephs Gebeine aus Ägypten mit (2Mo 13,19) und Josua begrub sie in Sichem (Jos 24,32). Abraham, Isaak und Jakob. Beim Tod Jakobs werden die drei Patriarchen gemeinsam erwähnt.
50,26 110 Jahre alt. Etwa 1804 v.Chr. Josephs Alter wurde damals in Ägypten als ideal betrachtet. Amenemhet III. (ca. 1841-1792 v.Chr.) regierte jetzt als Pharao. Das Buch 2. Mose greift die historische Erzählung nach 280 Jahren Schweigen mit der Geburt Moses etwa 1525 v.Chr. wieder auf. S. Anm. zu 2Mo 1,6-8.
1,1 – 12,36 Dieser Abschnitt berichtet von Israels letzten Jahren in Ägypten vor dem Exodus. 1,1 Auch das Buch 1. Mose überliefert die Namen und die Zahl von Jakobs Nachkommen, die nach Ägypten kamen (1Mo 35,23; 46,8-27).
1,5 70 Seelen. Vgl. 1Mo 46,8-27. Apg 7,14 berichtet von 75, wobei 5 Verwandte von Joseph hinzugezählt werden, die in der LXX enthalten sind, aber nicht im hebr. Text.
1,6 Diese Zusammenfassung einer längeren Zeitperiode versetzt den Leser vom Tod Josephs (ca. 1804 v.Chr.), dem letzten erwähnten Ereignis in 1. Mose, in eine radikal veränderte Situation in Israels Geschichte, d.h. von der Gunst bei den ägyptischen Pharaonen zur Missgunst und Versklavung (ca. 1525-1445 v.Chr.). 1,7 Das Wachstum des Volkes (vgl. 12,37) war phänomenal! Es wuchs von 70 Personen auf 603.000 Männer im Alter von 20 Jahren und darüber, was eine Gesamtbevölkerung von etwa 2 Millionen ergibt (4Mo 1,46), die aus Ägypten auszog. Der Same Abrahams war nun keine Großfamilie mehr, sondern eine Nation. Die Verheißung, dass seine Nachkommen fruchtbar sein und sich vermehren werden (1Mo 35,11.12), hatte sich in Ägypten wahrhaft erfüllt.
1,8 ein neuer König. Dieser König muss entweder als einer der Hyksos-Könige identifi ziert werden (s. Einleitung), die während einer Periode politischen Verfalls herrschten, oder als Pharao Ahmosis I., Begründer der von Archäologen so bezeichneten 18. Dynastie des Neuen Reiches. Wahrscheinlich wird dieser neue König, der Joseph nicht kannte, als ein Hyksos-Herrscher verstanden. Der Ausdruck »kam auf« bedeutet außerdem »erhob sich gegen«, was gut zu einem Fremdangriff auf den ägyptischen Thron passt. Die Hyksos (ca. 1730-1570 v.Chr.) kamen von außerhalb Ägyptens (vgl. Apg 7,18).
1,9 Diese Verse sind eine Zusammenfassung einer recht langen Periode, was daran zu erkennen ist, dass die Bevölkerung Israels trotz zunehmender Unterdrückung weiter wächst. 1,9 das Volk. Ein ägyptischer Pharao bezeichnete Israel als eine Nation. Damit wird Israel zum ersten Mal als »Volk« bzw. »Nation« bezeichnet.
1,10 zu unseren Feinden übergehen … setzte man Skla- ventreiber über sie. Israel wurde sowohl als Bedrohung der nationalen Sicherheit eingeschätzt als auch als Wirtschaftsgut. Daher würde die Sklaverei die Gefahr unterdrücken und ihre Nützlichkeit maximieren.
1,11 Vorratsstädte Pitom und Ramses. Dort wurden sowohl Vor- räte als auch militärisches Gerät gelagert. Archäologisch konnten diese Städte noch nicht eindeutig identifi ziert werden; etwa drei bis fünf verschiedene Möglichkeiten liegen dafür vor. Pitom wird gewöhnlich als Zentrum der Sonnenanbetung in Nordägypten verstanden, und Ramses als Qantir im östlichen Nildelta. Außerdem ist es gut möglich, dass die Stadt unter der späteren Herrschaft des mächtigen Pharao umbenannt wurde und dieser neue Namen später in Israel besser bekannt war (vgl. dazu den Fall von Lais oder Lesem, das in Dan umbenannt wurde – 1Mo 14,14; Jos 19,47 und Ri 18,29).
1,13 die Ägypter. Die ursprünglichen Bewohner Ägyptens versklav- ten Israel weiterhin. Zwischen V. 12 und 13 vollzog sich in der ägyptischen Geschichte eine bedeutende Wende – die Hyksos wurden ausgetrieben (ca. 1570 v.Chr.).
1,14 harter Zwangsarbeit an Lehm und Ziegeln. Archäologen haben Reliefs und Zeichnungen ausgegraben, die die ägyptische Praxis bestätigen, Gefangene und Sklaven zur Arbeit zu zwingen. Diese Abbildungen zeigen auch Vorarbeiter und Aufseher, die die Bauarbeit beaufsichtigen, während Schreiber Daten notieren.
1,15 die Hebammen fürchteten Gott. Diese mutigen, älteren Frauen ehrten ihren Gott und gehorchten somit ihm und nicht dem Menschen. Offenbar verstanden sie, dass Kinder ein Geschenk Gottes sind, und dass Mord Unrecht ist. Die zwei namentlich erwähnten Hebammen waren wahrscheinlich die führenden Repräsentanten ihres Berufsstandes, denn es ist unwahrscheinlich, dass eine derart wachsende Bevölkerung nur zwei Hebammen hatte, die bei allen Geburten halfen. 1,15 Da die rigorose Sklaverei das Bevölkerungswachstum nicht einzudämmen vermochte, mussten andere Maßnahmen ergriffen werden. Deshalb ordnete der König den hebräischen Hebammen an, alle männlichen Säuglinge sofort nach der Geburt zu töten.
1,16 auf der Stelle. Wörtl. »auf zwei Steinen«, auf denen die Frau- en bei der Geburt saßen.
1,19 Diese Aussage der Hebammen sollte man nicht als Notlüge ansehen, weil sie das Volk Gottes schützen wollten, sondern sie vielmehr als Wahrheit verstehen: Gott griff in dieses Geschehen von Geburten und Bevölkerungswachstum direkt ein. Das ist der Schlüssel zum Verständnis, warum kein Dekret des Pharao das zustande brachte, was er beabsichtigte und warum die hebräischen Frauen so gesund waren und mit Leichtigkeit Kinder zur Welt brachten.
1,22 Weil das von den Hebammen verlangten Genozid-Programm scheiterte, musste der Pharao schließlich fordern, dass alle seine Untertanen sich am Ermorden der neugeborenen Knaben beteiligten.
2,1 Da Mose kurz nach dem allgemeinen Erlass von 1,22 geboren wurde (ca. 1525 v.Chr.), war es Thutmosis I., der diesen Erlass erteilte.
2,3 Die Sorgfalt von Moses Mutter, einen Kasten aus Binsen anzu- fertigen, Mose in der Nähe des königlichen Badeplatzes auszusetzen und seine Schwester zu beauftragen, zu beobachten, was mit ihm geschieht, lässt ihre Hoffnung erkennen, dass irgendetwas Gutes für das Kind zustande käme.
2,5 die Tochter des Pharao. Möglicherweise handelte es sich um Hatschepsut oder eine andere Prinzessin; jedenfalls war es eine Prinzessin, die Gott in seiner Vorsehung dazu gebrauchte, das Morddekret des Pharaos unwirksam zu machen und das Leben seines erwählten Führers Israels zu schützen.
2,10 wurde ihr Sohn. Die Position eines »Sohnes« gewährte Mose zweifellos die besonderen Vorrechte des Adelsstandes, aber keines dieser Ketura (1Mo 25,1-4) und siedelten auf der arabischen Halbinsel am Ostufers des Golfs von Akaba. 2,18 Reguel. Auch als Jethro bekannt (3,1). Es kann gut sein, dass er den wahren Gott anbetete (vgl. 18,12-23), obwohl er auch ein Priester von Midian war.
2,21 Die Erzählung überspringt die unwichtigen Details dieser 40 Jahre und berichtet knapp, wie Mose eine neue Heimat und Familie fand und kommt dann rasch zur Rückkehr Moses zu seinem Volk.
2,23 Die Israel auferlegte Mühsal führte schließlich zu einem kol- lektiven Aufschrei nach Erleichterung. Die Antwort Gottes kommt in vier Worten zum Ausdruck: »erhörte«, »gedachte«, »sah auf«, »nahm sich an«. Das zeigte, dass Gottes Eingreifen bevorstand.
2,24 gedachte an seinen Bund. Der bedingungslose Bund, den Gott mit Abraham geschlossen (1Mo 12,1-3; 15,1-21; 17,1-22) und Isaak (1Mo 26,2-5) und Jakob bestätigt hatte (1Mo 28,10-15; 35,9-15), verhieß den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs ausdrücklich ein geografi sch eindeutig defi niertes Gebiet. Durch diese drei Patriarchen sollte die Welt gesegnet werden.
3,1 Mose aber hütete die Schafe. Als Mose bei seinem Schwie- gervater lebte, arbeitete er als Hirte. Das war eine ganz andere Tätigkeit und es war ein ganz anderes Leben als sein Leben am Hof des Pharao, das durch Vorrechte und Ansehen gekennzeichnet war. Horeb. Ein anderer Name für den Berg Sinai (vgl. 19,11; 5Mo 4,10). Traditionell wird dieser Berg mit Jebel Musa identifi ziert, »dem Berg Moses«. »Horeb« ist der hebräische Name für die nicht semitische Ortsbezeichnung Sinai und liegt im südlichen Teil der Halbinsel Sinai. Berg Gottes. Dieser Berg wurde unter diesem Namen bekannt aufgrund der Ereignisse, die sich dort später in Israels Geschichte zutrugen. Dieser Name für den Berg legt nahe, dass das 2. Buch Mose nach den Ereignissen am Sinai geschrieben wurde. Andere meinen, der Berg sei bereits vor der Berufung Moses als heiliger Berg bekannt gewesen. Anscheinend passt es jedoch am Besten, wenn man diesen Namen mit Gottes dortigem Handeln für Israel in Verbindung bringt.
3,2 der Engel des HERRN. Wörtl. »Bote von Jahwe«; er stellt sich im Zusammenhang als der Herr persönlich heraus, der zu Mose spricht (vgl. Apg 7,30). 3,2 Moses Aufmerksamkeit wurde auf einen höchst ungewöhnli- chen Anblick gelenkt: ein brennender Dornbusch, der nicht vom in ihm lodernden Feuer verzehrt wurde. Ein übernatürliches Wunder ist die einzig haltbare Erklärung. Die Erklärung, es habe sich um ein natürliches Phänomen gehandelt, wie z.B. bestimmten Blumenarten mit gashaltigen Blütenbechern oder ölhaltigen Drüsen, ist unhaltbar, da Mose nach 40 Jahren Arbeit in der Wüste solche Normalitäten sicherlich ignoriert hätte. Aber diese Erscheinung war so andersartig, dass sie seine Neugier weckte und eine weitere Untersuchung verlangte. Gott war im Dornbusch und sprach zu ihm. Das war eindeutig ein Wunder.
3,5 Vgl. Apg 7,33.34. 3,5 Tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe aus. Ein Zei- chen der Ehrfurcht an einer heiligen Stätte, die von der Norm abwich, weil Gott dort gegenwärtig war. Diese Aufforderungen hielten Mose davon ab, vorschnell und unvorbereitet in die Gegenwart Gottes zu kommen.
3,6 Ich bin der Gott deines Vaters. Gottes erste Worte waren zwar für Mose wichtig, doch verweisen sie den Leser zurück auf 2,24 und zeigen, dass der Gott Israels an sein Volk dachte und begonnen hatte zu handeln (vgl. Mt 22,32; Mk 12,26; Lk 20,37; Apg 3,13; 7,32). verbarg Mose sein Angesicht. Mose reagierte mit einer angemessenen, vorbildlichen Reaktion der Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes.
3,7 Ich habe … gesehen … gehört. Das betont, dass Gott sich der verzweifelten Situation Israels sehr wohl bewusst war. Die Folge: Er verhieß, sie aus der ägyptischen Unterdrückung zu befreien. Hier und in den folgenden zwei Versen unterstrich die wiederholende Beschreibung dessen, was Gott sah und zu tun beabsichtigte, umso mehr sein persönliches Eingreifen in die Geschichte seines Volkes, das er nach Ägypten gesandt hatte.
3,8 in ein gutes und weites Land, in ein Land … an den Ort. Drei Beschreibungen des Landes, in welches Israel geführt werden sollte, unterstrichen ausdrücklich die Landesverheißung des Abrahamsbundes. von Milch und Honig fl ießt. Eine formale und anschauliche Beschreibung eines fruchtbaren Landes mit üppigen Ressourcen. der Kanaaniter, Hetiter. Eine konkrete Identifi kation des Territoriums, in welches Israel ziehen sollte; das Gelobte Land war gegenwärtig von anderen Völkern bewohnt.
3,10 ich will dich zu dem Pharao senden. Die Berufung Gottes machte Mose sowohl zum Führer und Befreier Israels als auch zum Botschafter Gottes vor dem Pharao.
3,11 Wer bin ich …? Moses erste Antwort ist ein Einwand gegen die göttliche Berufung und ein Ausdruck der Unzulänglichkeit für eine solch wichtige Mission. Das hörte sich vernünftig an, denn was konnte er, ein einfacher Hirte in Midian, nach 40 Jahren Abwesenheit von Ägypten bei seiner Rückkehr tun?
3,12 Ich will mit dir sein. Die Verheißung Gottes, die auch den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob gegeben wurde, hätte ausreichen sollen, um Moses Ängste und Gefühle der Unfähigkeit zu dieser Mission zu beseitigen. werdet ihr an diesem Berg Gott dienen. Eine zweite Verheißung Gottes verdeutlichte den bevorstehenden Erfolg des Sendungsauftrags und erklärte, dass Israel nicht nur aus der Sklaverei befreit, sondern zur Anbetung errettet werden sollte! (Vgl. Apg 7,7).
3,13 Und Mose sprach. Überschritt Mose an dieser Stelle die Gren- ze zwischen vernünftiger Nachfrage und unvernünftigen Zweifeln? Gottes geduldige Antworten, mit denen er Mose erklärte, was er tun solle und was dabei herauskommen werde (einschließlich der Tatsache, dass Israel Gunst bei den Ägyptern haben sollte; 3,21), sollte den Leser davon abhalten, Moses Haltung vorschnell als falsch abzustempeln. Gott antwortet erst in 4,14 zornig – ganz am Ende von Moses Fragen und Einwänden. S. Anm. zu 4,1. Was ist sein Name? Mose erhob einen zweiten Einwand. Das Volk würde sich womöglich nach Gottes Namen erkundigen, um eine Bestätigung für Moses Erklärung, er sei vom Gott ihrer Väter gesandt worden, zu haben. Bedeutsamerweise lautete die Frage nicht: »Wer ist dieser Gott?« Die Hebräer wussten, dass die Patriarchen den Namen Jahwe kannten (das geht aus dem 1. Buch Mose klar hervor). Die Frage »was« bedeutete, dass sie sich erkundigten, ob der Name für ihre Situation relevant sei. Das Wort »wer« fragt nach dem Titel, Namen und der Identität, wohingegen »was« sich nach dem Charakter, der Qualität oder dem Wesen dieser Person erkundigt.
3,14 Ich bin, der ich bin! Dieser Name Gottes verdeutlicht seine Selbstexistenz und Ewigkeit und bedeutet: »Ich bin der, der ist / sein wird.« Das ist von unzähligen Theorien über die Bedeutung und etymologische Herkunft dieses Namens sicherlich die beste Deutung, die dem Kontext am meisten gerecht wird. Die Bedeutung in Relation zu »Gott eurer Väter« ist unmittelbar zu erkennen: Er ist zu allen Zeiten derselbe Gott! Die Konsonanten des hebr. Wortes JHWH führten in Kombination mit den Vokalen des Gottesnamens Adonai (Meister bzw. Herr) zum Namen »Jehova«. Da der Name Jahwe als so heilig angesehen wurde, dass er nicht ausgesprochen werden sollte, fügten die Massoreten die Vokale aus Adonai ein, um sich darin zu erinnern, wie dieser Name beim Lesen auszusprechen sei. Im technischen Sinne ist diese Konsonantenkombination als »Tetragrammaton« bekannt.
3,15 Nachdem Gott Mose nach dessen zweiter Nachfrage seinen Namen genannt hatte, erteilte er ihm Anweisungen für zwei Reden. Die eine sollte er vor den Ältesten Israels halten (V. 16.17) und die andere vor dem Pharao (V. 18b). Darin erwähnt wurde auch die positive Reaktion der Ältesten auf Moses Bericht (V. 18a), die Weigerung des Pharao, ihnen ihre Bitte zu gewähren (V. 19), Gottes übernatürliches, richterliches Eingreifen (V. 20) und Israels Ausplünderung der Ägypter, die auf die Forderung des Volkes nach Silber, Gold und Kleidung positiv reagierten (V. 21.22). Der letzte Punkt verweist auf Gottes Verheißung an Abraham, dass seine Nachkommen mit großer Habe aus dem Land ihrer Drangsal ausziehen werden (1Mo 15,14). 3,15 Vgl. Mt 22,23; Mk 12,26; Apg 3,13.
3,16 Ältesten. Wörtl. »Bärtige«, was auf das Alter und die Weisheit hinweist, die zur Führung notwendig sind.
3,17 Land der … S. Anm. zu 3,8.
3,18 drei Tagereisen. Die Bitte um Erlaubnis, drei Tage weit zur Anbetung zu ziehen, war angesichts 1.) der direkten Verheißung der Befreiung aus Ägypten, 2.) der Anbetung am Horeb und 3.) dem Einzug in Kanaan keine List, um aus dem Land herauszukommen und nie wieder zurückzukehren, sondern eine erste bescheidene Bitte. Dadurch sollte die Unnachgiebigkeit des Pharaos herausgestellt werden: Er wollte diese Sklaven einfach nicht gehen lassen – unter keinen Umständen (V. 19)!
3,22 S. Anm. zu 12,36.
4,1 Und Mose antwortete und sprach. Mit seinem dritten Ein- wand gab Mose eine Antwort, die der langen Erklärung Gottes in 3,1422 nicht würdig war. An dieser Stelle wurde die von Mose hypothetisch ausgemalte Situation mehr zum Einwand als zu einer vernünftigen Nachfrage.
4,2 Als Antwort auf die hypothetische Situation, dass das Volk nicht glaubte, dass Gott Mose erschienen ist, erhielt er drei Zeichen, die ihm Glaubwürdigkeit verleihen und als Sprecher und Führer ausweisen sollten. Man beachte den genannten Zweck: »Darum werden sie glauben, dass der HERR dir erschienen ist« (V. 5). Zwei dieser Zeichen bezogen Mose direkt mit ein – der zur Schlange gewordene Stab und die aussätzig gewordene Hand. Ganz gleich, welchen Situationen Mose zu begegnen fürchtete, fehlte es Gott nicht an Mitteln, um seinen Mann auszuweisen, und Mose durfte darüber nicht anders denken.
4,10 kein Mann, der reden kann. Bei diesem vierten Argument blicke Mose auf seine Redeunfähigkeit und beschrieb sich wörtl. als »kein Mann von Worten« und sagte, er habe »einen schwerfälligen Mund und eine schwere Zunge«, d.h. er sei unfähig, seine Gedanken in fl ießenden Sätzen zu artikulieren. Ein antikes Dokument, Die Sage vom beredten Bauern, belegt, dass Eloquenz in der ägyptischen Kultur wichtig war. Mose wusste das aus seiner Zeit am Hof. von jeher nicht … auch jetzt nicht. Das ist eine pointierte und unangemessene, wenn nicht sogar unhöfl iche Kritik und der Vorwurf, Gott habe bei der ganzen Diskussion Moses fehlende Redegabe übersehen. Solange sich diese Unfähigkeit nicht änderte, glaubte Mose, er könne die verordnete Aufgabe nicht erfüllen (vgl. 6,12).
4,11 Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Drei rhe- torische Fragen von Gott schlossen jede weitere Beschwerde oder Kritik, er sei von schwerfälliger Rede, aus. Der anschließende Befehl: »Geh nun hin!«, einschließlich der Verheißung des Beistands Gottes beim Reden, verbat jeglichen derartigen Einwand.
4,13 Obwohl Mose zunächst sagte: »Bitte, Herr«, war seine fünfte und letzte Aussage eine höfl iche, aber pauschale Ablehnung: »Suche dir jemand anderen aus, aber nicht mich!« Dass Gott auf diesen offenkundigen Ausdruck von Widerwillen zornig war, war angemessen, doch der Herr sorgte dafür, dass sein Plan auf andere Weise ungehindert verwirklicht werden konnte. In seiner Vorsehung (V. 27) fügte Gott es, dass Aaron seinen Bruder Mose traf und bereit war, als Sprecher zu dienen.
4,15 so will ich … euch lehren. Das Pronomen »euch« bedeutet, dass Gott verheißen hatte, beiden in ihrer neuen Aufgabe zu helfen.
4,16 du sollst für ihn an Gottes Stelle sein. Aaron sollte an Mo- ses Statt zum Volk sprechen und Mose sollte an Gottes Stelle zu Aaron sprechen.
4,17 diesen Stab … mit dem du die Zeichen tun sollst. Obwohl Gott zornig auf Moses Unwillen war, blieb Mose darin überlegen, dass er über das Instrument verfügt, durch das er Wunder wirken konnte und das deshalb als »Stab Gottes« bezeichnet wurde (V. 20).
4,18 Lass mich doch gehen und zu meinen Brüdern zurück- kehren. Angesichts der göttlichen Berufung, als Führer des Volkes zu dienen, vergaß Mose nicht, zu seinem Schwiegervater, für den er arbeitete, höfl ich zu sein. Wir wissen nicht, was genau Mose von seiner Begegnung am brennenden Dornbusch erzählte, aber der Zweck der Rückkehr nach Ägypten (»sehen, ob sie noch leben«) legt nahe, dass er konkrete Details seiner Berufung als Führer und Befreier nicht erzählte. Aaron hingegen gab er einen vollständigen Bericht (V. 28). 4,20 Söhne. Gersom (2,22) und Elieser (18,4).
4,21 Ich aber will sein Herz verstocken. Als Gott Mose erklärte, was geschehen werde, offenbart sich das persönliche und direkte Eingreifen des Herrn ins Leben der Menschen, um seine Absichten zu verwirklichen. Der Pharao wurde auch gewarnt, dass er sich mit seiner Weigerung das Gericht Gottes zuziehen würde (V. 23). Zuvor hatte Mose erfahren, dass Gott sich der Weigerung des Pharao gewiss war (3,19). Dieses Zusammenspiel von Gottes aktiver Verstockung und Pharaos Verhärtung seines Herzens muss in dieser Ausgewogenheit betrachtet werden. Zehn Mal (4,21; 7,3; 9,12; 10,1.20.27; 11,10; 14,4.8.17) erwähnt der historische Bericht ausdrücklich, dass Gott das Herz des Königs verstockte, und zehn Mal (7,13.14.22; 8,15.19.32; 9,7.34.35; 13,15) weist der Bericht darauf hin, dass der König selber sein Herz verhärtete. Der Apostel Paulus verwendete diese Verhärtung als Beispiel für Gottes unergründlichen Willen und absolute Macht, nach seiner eigenen Wahl einzugreifen. Doch offensichtlich hebt Gott dabei nie die persönliche Verantwortung des Menschen für seine Taten auf. Das theologische Rätsel dieses Zusammenspiels von Gottes Handeln und dem Handeln des Pharao kann nur gelöst werden, wenn man den Bericht so nimmt, wie er dasteht und wenn man die Lösung sucht in der Allwissenheit und Allmacht Gottes, der seine Befreiung Israels aus Ägypten plante, durchführte und dabei die Sündhaftigkeit des Pharao richtete. S. Anm. zu 9,12.
4,22 mein erstgeborener Sohn. Für die alten Ägypter war der erstgeborene Sohn besonders heilig und der Pharao betrachtete sich als einzigen Sohn der Götter. Jetzt hörte er von einer ganzen Nation, die als Gottes erstgeborener Sohn bezeichnet wird, d.h. das Volk wurde »als Erster im Rang erklärt und behandelt, war hervorragend und hatte tatsächlich die Rechte, Privilegien und Verantwortungen des Erstgeborenen«. Der Herr sprach von der Nation treffend kollektiv im Singular, um somit zu zeigen, dass er als Vater an diesem Volk handelte, d.h. er rief es als Nation ins Dasein und ernährte und leitete es (vgl. 5Mo 14,1.2). Gottessohnschaft nach dem pervertierten Verständnis geschlechtlicher Vereinigung von Göttern mit Frauen wurde hiermit niemals angedeutet; Gott verwendete diesen Ausdruck, um seine Beziehung zu Israel zu beschreiben, das sein Volk war, ein wertvoller Besitz, ein Königtum von Priestern und eine heilige Nation (vgl. 6,7; 19,4-6).
4,24 Die Erwähnung von Zipporas Namen deutet darauf hin, dass sich die Personalpronomen auf Mose beziehen. Mit ihrem plötzlichen und schnellen Beschneiden ihres Sohnes fällte sie ein Urteil und verstand offenbar, dass die Lebensgefahr, in der ihr Mann steckte, daran lag, dass die Familie nicht das Bundeszeichen trug, das Abraham und allen seinen Nachkommen gegeben worden war (1Mo 17,10-14). Ihre Beurteilung »du bist mir ein Blutbräutigam« zeigt, wie sehr sie selbst diesen Ritus der Beschneidung verabscheute, den Mose hätte durchführen sollen. Das Ergebnis war jedoch, dass Gott die Drohung fallen und Mose davonkommen ließ (V. 26a). Diese Reaktion Gottes betont auf dramatische Weise, wie Ernst es ihm mit dem vorgeschriebenen Zeichen ist. S. Anm. zu Jer 4,4.
4,29 Das »Leiterschaftsteam« funktionierte, wie Gott es gesagt hatte: Aaron sagte alles und Mose vollführte die ihm gegebenen Zeichen (V. 2-9).
4,31 Da glaubte das Volk … da neigten sie sich und beteten an. Genau wie Gott es vorausgesagt hatte, reagierten sie auf die Zeichen mit Glauben und auf die Verkündigung von Gottes Aufmerksamkeit für ihr Elend mit Anbetung.
5,1 Lass mein Volk ziehen. Mit diesem Befehl vom Herrn Israels begann die Konfrontation zwischen dem Pharao und Mose, zwischen dem Pharao und Gott. Diesen Befehl sollte der Pharao in der Zeit bis zum Exodus oftmals hören.
5,2 Wer ist der HERR …? Aller Wahrscheinlichkeit nach kannte der Pharao den Gott Israels, aber mit seiner in Frage stellenden Erwiderung lehnte er diesen Gott in unverschämter und hochmütiger Weise ab und bestritt damit jegliche Macht Gottes, Forderungen an den souveränen Herrscher Ägyptens zu stellen.
5,3 Nach der Absage des Pharao formulieren die Sprecher ihr An- liegen konkreter und warnen dabei auch vor dem möglichen Gericht Gottes, das über Israel kommen kann, wenn sie ihrem Gott nicht gehorchen. Der Pharao sah dies einfach als Hinterlist an, mit der sie ihre Arbeitsstunden als Sklaven reduzieren wollten.
5,6 Der Pharao demonstrierte sogleich seine Autorität, Israel An- weisungen zu erteilen und steigerte ihre Arbeitslast und die Strenge ihrer Sklaverei. Durch seine Anmerkung, dass sie »nicht auf trügerische Worte achten« sollten, zeigte er seine negative Einschätzung von Gottes Worten.
5,10 Treiber des Volkes und seine Aufseher. Wenn man zu die- sen noch die »Aufseher der Kinder Israels« (V. 15) hinzurechnet, ergibt sich eine dreistufi ge Befehlshierarchie, die über die Israeliten gesetzt war – ägyptische Bereichsleiter, Arbeitstruppleiter und israelitische Vorarbeiter.
5,11 Stroh. Antike Dokumente aus Ägypten zeigen, dass Stroh als notwendiger Bestandteil von Ziegeln verwendet wurde. Es diente zum Binden des Lehms.
5,15 Die formale Arbeitsbeschwerde auf höchster Ebene wurde zurückgewiesen, stattdessen warf der Pharao Israel Faulheit vor und forderte, dass die Ziegelproduktion nicht verringert werde.
5,20 Das Leiterschaftsteam wusste offenbar davon, dass diese Beschwerde vorgebracht wurde, und wartete draußen vor dem Königspalast, um die Repräsentanten Israels zu treffen. Die Zusammenkunft verlief eindeutig nicht herzlich, sondern die Israeliten erhoben Vorwürfe sowohl gegen die Schicklichkeit als auch die Autorität der Worte und Handlungen von Aaron und Mose gegenüber dem Pharao.
5,22 wandte sich Mose an den HERRN. Ob Mose und sein Bru- der gegen die unbarmherzige und falsche Einschätzung der Vorarbeiter protestierten, bleibt ungewiss. Vielmehr wird der Blick auf Mose gelenkt, der beim Herrn im Gebet Protest einlegte. Offenbar ahnte Mose nicht, wie sich die Weigerung und Reaktion des Pharao auf sein eigenes Volk auswirken würde. Die Konfrontation mit dem Pharao hatte bisher nur dazu geführt, dass die Israeliten wegen der Ägypter wütend waren und Mose wegen der Israeliten – das war nicht das erwartete Szenario!
6,1 Nun sollst du sehen. Der Herr hörte auf Moses Gebet und er- klärte ihm, dass nun der Weg frei sei für sein Handeln mit Pharao, dem in der Folge nichts anderes übrig bleiben sollte, als Israel zum Weggang zu drängen.
6,2 Gott sprach zu Mose und erinnerte ihn an die Verheißungen, die er den Patriarchen gegeben hatte. Wiederum stand im Blickpunkt des Bundes das Land Kanaan, das ihren Nachkommen durch göttlichen Erlass übereignet wird. Dass Gott an diesen Bund dachte, bedeutete offenbar, dass sie aus Ägypten ausziehen werden! 6,2 Ich bin der HERR. Derselbe in sich selbst existierende, ewige Gott Jahwe war in der Vergangenheit mit den Patriarchen gewesen; und nun hatte er sich in keiner Weise verändert, weder in seinem Bund noch in seinen Verheißungen.
6,3 Gott, der Allmächtige … »HERR« … nicht geoffenbart. Da der Name Jahwe sowohl vor der Sintfl ut (1Mo 4,26) als auch später bei den Patriarchen (1Mo 9,26; 12,8; 22,14; 24,12) genannt wurde, heißt das, dass sie die besondere Bedeutung von Jahwe nicht kannten, ihre Nachkommen diesen Namen jedoch verstehen sollten. Die Bedeutung dieses Namens musste anhand der Offenbarung Gottes erkennbar werden, d.h. daran, dass er den Bund hielt und Israel erlöste. S. Anm. zu 3,13.14. 6,4 meinen Bund. Der Abrahamsbund (vgl. 1Mo 15,1-21; 17,1-8).
6,6 Gott forderte Mose auf, Israel an das zu erinnern, was ihnen bereits gesagt worden war: dass Gott an seinen Bund mit Abraham denkt, dass er ihr Elend sieht, dass er sie daraus retten wird, dass er ihnen das Land Kanaan geben und sie dorthin führen wird. Die wiederholte Aussage »ich will« (7-mal) unterstreicht Gottes persönliches, direktes Eingreifen in das Leben Israels. Die Einrahmung durch die Erklärung: »Ich bin der Herr (Jahwe)« betont, dass die Erfüllung gewiss ist.
6,9 vor Missmut und harter Arbeit. Weil die Knechtschaft so hart war, wurde dadurch sogar verhindert, dass die aufrüttelnden Worte Moses zu ihnen durchdrangen (V. 6-8).
6,12 unbeschnittene Lippen. S. Anm. zu 4,10.
6,14 Die genealogischen Informationen identifi zieren Mose und Aaron als Nachkommen Levis, des dritten Sohnes von Jakob und Lea. Der Stammbaum führt auch Aarons Sohn Eleasar und seinen Enkel Pinehas auf, die beide Hohepriester Israels werden sollten. Die Erwähnung von Levi zusammen mit Ruben und Simeon erinnerte vielleicht an den unrühmlichen Hintergrund dieser drei Stammesväter (1Mo 49,3-7) und betonte, dass Mose und Aaron nicht aufgrund einer vorbildlichen Abstammung erwählt wurden. Dieser Stammbaum hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern auf Repräsentation.
6,28 – 7,5 Eine Zusammenfassung der Mission Moses nach Ägypten greift nach dem Exkurs zu Moses und Aaron Stammbaum die Erzählung wieder auf.
7,1 dem Pharao zum Gott. Als Sprecher und Botschafter Gottes sprach Mose mit Autorität und Vollmacht. dein Prophet. Als von Gott eingesetzter Sprecher Moses sollte Aaron die ihm gegebene Botschaft geradewegs übermitteln. Vgl. Apg 14,11-13, wo Barnabas und Paulus in einer ähnlichen Situation genauso wahrgenommen wurden.
7,4 mein Heer, mein Volk. Der erste Ausdruck in dieser zweifachen Bezeichnung für Israel stammt ursprünglich aus 6,26. Die Nation wurde so organisiert angesehen wie eine Armee mit ihren verschiedenen Divisionen (ihren Stämmen) und auch als Gottes militärisches Instrument, das er gegen die Kanaaniter einsetzen sollte. Der zweite Ausdruck offenbarte mit seinem Personalpronomen, dass es unangebracht war, dass der Pharao handelte, als gehöre das Volk ihm.
7,5 erfahren, dass ich der HERR bin. Dieser Zweck des Exodus wird in Gottes Botschaften an den Pharao ständig wiederholt, ebenso wie in Gottes Beschreibungen dessen, was er tut (vgl. 7,16; 8,10.22; 9,14.16.29; 14,4.18). Einige Ägypter verstanden später die Bedeutung des Namens Jahwe, denn sie reagierten dementsprechend auf die Warnung vor der siebten Plage (9,20), und andere begleiteten Israel in die Wüste (12,38). Letzten Endes sollte Ägypten nicht leugnen können, dass der Gott Israels direkt eingriff, um sein Volk aus der Sklaverei zu retten und Ägyptens Armee zu schlagen.
7,9 Tut ein Zeichen. Die Aufforderung des Pharao, sich glaubhaft auszuweisen, sollte nicht unbeantwortet bleiben. Was Gott mit dem Stab für Mose getan hatte (4,2-9) und was Mose für Israel wiederholte (4,30.31), wurde auch zum Zeichen der Autorität vor dem Pharao (vgl. 7,10).
7,11 Zauberer. Magie und Zauberer spielten in der pantheistischen Religion Ägyptens eine bedeutende Rolle. Antike Dokumente bezeugen die Praktiken von Magiern, wobei eine der häufi gsten die Schlangenbeschwörung war. Diese Männer wurden auch als »Weise« oder »Zauberer« bezeichnet, d.h. als zeitgemäß gebildete und religiöse Leute (das Wort für Zauberei stammt von einem Wort ab, das »Gebete darbringen« bedeutet). Zwei dieser Zauberer hießen Jannes und Jambres (vgl. 2Tim 3,8). Ihre übernatürliche Macht kam vom Satan (vgl. 2Kor 11,13-15). Zauberkünsten. Mittels ihrer »geheimen Künste« oder »Hexerei« demonstrierten die Weisen, Zauberer und Magier ihre Fähigkeit, dass sie dasselbe Kunststück vollbringen konnten. Ob sie das nun durch optische Täuschung schafften, durch geschickte Tricks oder durch erlernte natürliche Manipulation von Schlangen, so geschickt ausgeführt, dass sie den Pharao und seine Diener völlig täuschten, oder ob das durch übernatürliche Wirkungen aus böser Quelle geschah, wird nicht erwähnt. Der inspirierte Text teilt jedenfalls nur mit, dass sie »dasselbe taten«. Das Verwandeln von Stäben in Schlangen und später das Verwandeln von Wasser in Blut (7,22) und Hervorrufen von Fröschen (8,7) unterschied sich grundsätzlich von dem Wunder, Ungeziefer aus unbelebten Staub zu erschaffen (8,18-19). An dieser Stelle konnten die Zauberer nur ihr Versagen eingestehen.
7,12 Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. Als Aarons Stab die Stäbe der Zauberer verschlang, war erwiesen, dass Gottes Macht überlegen ist.
7,14 – 10,29 Die offensichtlich übernatürliche Natur der 10 Plagen kann nicht erklärt werden, indem man sie gleichsetzt mit natürlichen Phänomenen, die Mose dann theologisch deutete. Sowohl die ausdrückliche Vorhersage jeder Plage als auch deren Intensität zeigt eindeutig, dass es keine natürlichen Phänomene waren. Die Erwähnung des besonderen Unterschieds einiger Plagen in ihrer Wirkung auf die Israeliten und auf die Ägypter (vgl. 8,23; 9,4.6; 10,23), bzw. auf Gosen und das übrige Ägypten (vgl. 8,22; 9,26), verdeutlicht ebenfalls die Übernatürlichkeit dieser Ereignisse.
7,15 am Morgen. Offenbar ging der Pharao morgens nach seiner Gewohnheit zum Waschen oder, was wahrscheinlicher ist, zu bestimmten religiösen Ritualen an den Nil. Drei Mal sollte Mose ihn bei diesen frühmorgendlichen Begegnungen vor Plagen warnen: vor der ersten, vierten und siebten (8,20; 9,13). am Ufer des Nils. Zum ersten Mal wurde der Pharao mit der Reihe von Plagen am Ufer des Nils konfrontiert. Der Nil war das heilige Gewässer des Landes, dessen alljährliche Ebbe und Flut strategisch und existenziell wichtig war für den landwirtschaftlichen Reichtum Ägyptens. Er war die größte einzelne Wirtschaftsressource Ägyptens, und oft wurden Danklieder für die Segnungen gesungen, die er einbrachte.
7,17 Blut. Das hebr. Wort bezeichnet keine rote Färbung, die mög- licherweise auftreten kann, wenn roter Lehm mitgespült wird, sondern es bezeichnet die tatsächliche Substanz Blut.
7,19 die Wasser … alle Wasserbecken. Die Verwendung der unterschiedlichen Wörter »Wasser, Nilarme, Kanäle, Sümpfe und Wasserbecken« verdeutlicht eindrücklich das Ausmaß der Plage. Sogar mit Wasser gefüllte und in den Häusern befi ndliche Holz- und Steineimer entgingen nicht dem Fluch und ihr Inhalt wurde in Blut verwandelt.
7,22 Zauberer taten dasselbe mit ihren Zauberkünsten. Wie absurd und bezeichnend ist es, dass die Zauberer das Wunder nachahmten, anstatt die Plage zu stoppen und rückgängig zu machen. Dass sie einfach noch mehr Blut bewirkten, diente jedoch dazu, dass sich die Verstocktheit des Pharao weiter verfestigte.
7,24 gruben um den Nil herum. Die einzige Zufl ucht bestand da- rin, bis zum natürlichen Grundwasserspiegel, dem unterirdischen Wasservorrat, vorzugraben. Das war das Wasser, das die Zauberer für ihre Nachahmung verwenden konnten (V. 22).
7,25 sieben Tage. Es verging eine Frist, bevor eine weitere Warnung gegeben wurde. Das weist darauf hin, dass die Plagen nicht schnell aufeinander und ununterbrochen folgten.
7,26 Geh hinein zum Pharao. Der Pharao wurde, wahrscheinlich in seinem Palast, vor der zweiten Plage gewarnt. Die Warnungen vor der fünften (9,1) und achten (10,1) Plage wurden ebenfalls dort ausgesprochen.
7,27 plagen. Oder »schlagen«. Gott verwendete verschiedene Be- griffe (die wörtl. aus dem Hebr. stammen), nämlich »plagen« (9,14), »schlagen« (12,13) und »Seuche« (9,3.15), um den Ägyptern zu verdeutlichen, wie schwer das Gericht ist, von dem ihr Land getroffen werden sollte. Fröschen. Die Ägypter verehrten Frösche, denn sie trugen Amulette in Froschgestalt und es war ihnen verboten, Frösche absichtlich zu töten. Sie wurden als heilige Tiere angesehen. Das Quaken von Fröschen aus dem Fluss und aus Tümpeln signalisierte den Bauern, dass die Götter, die den Wasserpegel des Nils beherrschten, das Land einmal mehr fruchtbar gemacht hatten. Der Gott Hapi wurde bei dieser Gelegenheit verehrt, weil er angeschwemmte Ablagerungen fl ussabwärts gebracht hatte. Außerdem war der Frosch die Repräsentation und das Abbild der Göttin Heqet, der Gemahlin des Gottes Khum und das Symbol der Auferstehung und Fruchtbarkeit. Eine solche Fülle von Fröschen überall draußen und drinnen (V. 3.13) brachte jedoch nur Ärger, Bestürzung und viel Unbehagen, ganz im Gegensatz zum üblichen Signal, dass die Felder bereit waren zur Bebauung und Ernte.
8,3 die Zauberer taten dasselbe. Anstatt die Plage rückgängig zu machen, demonstrierten die Magier wiederum die Macht ihrer Geheimkünste. Das scheint nur noch mehr Frösche hervorgebracht und die missliche Lage der Ägypter noch verschlimmert zu haben. Ihre Macht reichte zu mehr als Nachäfferei nicht aus. Dass die Zauberer das Problem steigern, aber nicht lösen konnten, reichte jedoch aus, um die Verstocktheit des Königs zu verfestigen.
8,4 Bittet den HERRN. Als der Pharao den Namen des Herrn ge- brauchte und bat, er möge eingreifen und ihre Lage lindern, ging es ihm mehr um eine Verhandlung als um eine persönliche oder offi zielle Anerkennung des Gottes Israels.
8,5 nur im Nil bleiben. Ein solches konkretes Detail in Moses Frage weist darauf hin, dass der Nil und die Gewässer wieder gesund geworden waren und wieder ein normales Leben ermöglichten.
8,6 Auf morgen. Als dem Pharao das Vorrecht gewährt wurde, den Zeitpunkt zu wählen, wann der Herr Moses Gebet um Linderung erhören würde, erbat sich der König einen Aufschub bis zum nächsten Tag. Vermutlich hoffte er, dass zuvor etwas anderes geschehen würde, damit er weder anzuerkennen brauchte, dass der Herr die Macht hat, die Plage aufzuhalten, noch gegenüber Mose und seinem Gott irgendwie verpfl ichtet war. Doch Gott erhörte das Gebet Moses und der Pharao blieb stur (V. 15).
8,12 Ohne Vorwarnung fi el die dritte Plage auf das Land. Ebenso unvermittelt trafen die sechste (9,8.9) und neunte (10,21) Plage ein. Hier erkennt man ein dreifaches Muster in der Reihenfolge von drei mal drei Plagen: Vorwarnung am Nil, dann am Palast, und dann ohne Warnung. Mücken. Das hebr. Wort bezeichnet vorzugsweise kleine Stechmücken, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Die ägyptischen Priester, die sich in ehrwürdiger Weise religiös rein hielten, indem sie sich häufi g wuschen und ihre Körperbehaarung abrasierten, gerieten in Not und wurden in ihrem Amt als unrein angesehen.
8,13 Staub auf der Erde … im ganzen Land. Der Bericht betont durch die Wiederholung der Worte »ganze« und »Land« das enorme Ausmaß und die Heftigkeit dieser Seuche.
8,15 Das ist der Finger Gottes! Das Unvermögen der Zauberer, diese Plage nachzumachen, entlockte ihnen diese erstaunliche Beurteilung, die sie nicht nur für sich selbst trafen, sondern öffentlich vor dem Pharao bezeugten, der dennoch starrsinnig blieb und nicht bereit war, die Macht Gottes anzuerkennen.
8,17 Hundsfl iegen. Diese Übersetzung entspricht der LXX. Hunds- fl iegen waren blutsaugende Insekten. Die Schlupfwespe, die ihre Eier auf andere Lebewesen legt, auf denen die Larven schmarotzen, wurde für eine Manifestation des Gottes Uatchit gehalten. »Das Land wurde von den Hundsfl iegen verseucht« (V. 20) ist wohl kaum eine angemessene Beurteilung für einen Insekten-Gott! Um welche Art von Fliege es sich auch gehandelt haben mag, hatte die Plage jedenfalls heftige und schlimme Auswirkungen.
8,18 Besonderes tun mit dem Land Gosen. Zum ersten Mal er- wähnt Gott hier im Zusammenhang mit den Plagen ausdrücklich eine Unterscheidung: Israel sollte davon nicht betroffen werden! Der Ausdruck »Zeichen« (V. 19) bezieht sich auf den Unterschied, den Gott zwischen Israel und Ägypten machte, und wurde auch bei der fünften, sechsten, neunten und zehnten Plage ausdrücklich erwähnt. Zusammen mit der wiederholten Betonung des Ausdrucks »mein Volk« in Gottes Verlautbarungen stellte die Unterscheidung zwischen Israel in Gosen und dem restlichen Ägypten Gottes persönliche und vollmächtige Aufsicht über sein Volk heraus.
8,19 Morgen. Diese Warnung sagte genau das Eintreffen der Plage voraus. Damit hatten der Pharao und sein Volk die Gelegenheit, Buße zu tun bzw. nachzugeben. Auch die fünfte, siebte und achte Plage wurden einen Tag vorher für »morgen« angekündigt (9,5.18; 10,4) und die neunte Plage sollte »um Mitternacht« beginnen (11,4). S. Anm. zu 11,4.
8,22 opfern, was den Ägyptern ein Gräuel ist. Ein kompromiss- bereiter Besänftigungsversuch des Pharao: »Geht hin, opfert eurem Gott in diesem Land!« Mose erklärte daraufhin, dass Israels Opfer für die Ägypter inakzeptabel seien und diese womöglich sogar mit Gewalt darauf reagieren würden: »würden sie uns nicht steinigen?« Diese Einschätzung verstand der Pharao sofort. Ihre Aversion gegen die Opfer der Israeliten würde entweder wegen ihrer Abneigung gegen Schäfer und Schafe (1Mo 46,34) aufgestachelt werden oder weil die Opfertiere Israels in der ägyptischen Religion als heilig angesehen werden.
8,23 wollen wir in die Wüste ziehen … Ich will euch zie- hen lassen. Mit der ersten Aussage erklärte Mose, dass sie sich nicht weniger als drei Tagereisen weit von der ägyptischen Grenze entfernen wollten. Etwas anderes kam nicht in Frage. Mit der zweiten Aussage versuchte der Pharao, diese Reise und Opferung strikt unter seiner Autorität zu halten und nicht zuzulassen, dass das Volk damit den Aufruf ihres Herrn befolgte.
8,24 Bittet für mich! Eine abgekürzte Bitte, die sich nicht nur auf ihn bezieht, sondern auch auf das Wegnehmen der Plagen. Das hatte er schon zuvor in Zusammenhang mit der zweiten Plage erbeten (8,4).
8,25 möge der Pharao uns nicht mehr täuschen. Moses ab- schließende Ermahnung unterstrich, wie trügerisch die Worte des Königs waren.
8,27 nicht eine übrig blieb. Diese Aussage, dass Gott die Fliegen völlig wegschaffte – was ein Erweis von Gottes Erhörung der Bitte Moses war –, überzeugte den Pharao in keiner Weise. Als die demütigende Plage vorbei war, zeigte sich einmal mehr sein hartnäckiger Widerstand (V. 28).
9,3 auf dem Feld. Das Vieh, das im Stall lebte, wurde offenbar nicht von der Plage befallen. Obwohl die Plage unglaublich heftig war, überlebten einige Tiere, damit Ägypten danach weiterexistieren konnte, ohne einen Totalverlust in der Wirtschaft zu erleiden, die von Vieh abhängig war. Als wenige Monate später die siebte Plage zuschlug, gab es immer noch Vieh (9,19). Pferde … Kamele. Pferde waren damals schon verbreitet und waren von den Hyksos erstmals zu militärischen Zwecken eingesetzt worden. Siehe Einleitung: Autor und Abfassungszeit. Kamele waren damals, im 15. Jahrhundert v.Chr., domestizierte Tiere. einer sehr schweren Viehseuche. Die Aufl istung der verschiedenen Vieharten verdeutlicht eindrücklich, wie heftig die Plage war. Zum ersten Mal sollte eine Plage persönlichen Besitz treffen. Ägyptische Literatur und Zeichnungen belegen, wie wertvoll Vieh für die Ägypter war. Um welche Seuche es sich auch gehandelt haben mag – Milzbrand, Rinderseuche oder eine andere Viehkrankheit –, sie war eindeutig ansteckend und tödlich. Offensichtlich hatte sie auch religiöse Konsequenzen: Die Ägypter ehrten den Stier als heiliges Tier mit besonderer Aufmerksamkeit und verehrten den Apis-Stier als heiliges Tier des Gottes Ptah. In Heliopolis wurde der Stier Mnevis verehrt. Außerdem wurde in mehreren Städten die Göttin Hathor verehrt, die durch eine Kuh oder eine Kuh-Frau-Mischgestalt repräsentiert wurde.
9,4 kein einziges sterben wird. Die zusätzliche Erklärung, dass Israels Vieh in Sicherheit ist, unterstrich eindrücklich, dass Gott ein Wunder tun wird. Hier erklärte er zum zweiten Mal, dass er zwischen Israel und Ägypten unterscheiden werde. Damit betonte er Israels Schutz und zeigte, wem das Volk wirklich gehörte.
9,5 bestimmte eine Zeit. Die prophetische und übernatürliche Na- tur dieser Plage wird durch die Ankündigung für »morgen« und ihr Eintreffen am »Morgen« herausgestellt (V. 6).
9,6 von dem Vieh der Kinder Israels starb kein einziges. Die Unterscheidung wird zusätzlich betont durch diese zweifache Erklärung, dass die Israeliten absolut keinen Verlust an ihrem Vieh erlitten.
9,7 der Pharao sandte. Dieses Mal musste der König prüfen, ob Israel tatsächlich verschont geblieben war. Mit welcher Argumentation oder Theorie er selbst das erklärt haben mag, bestärkte ihn dies jedenfalls nur in seinem Widerstand und Ungehorsam, obwohl er tatsächlich feststellte: »Von dem Vieh Israels war nicht eines gestorben.«
9,9 Geschwüren … die als Blattern aufbrechen an Menschen und Vieh. Nun zielte eine Plage zum ersten Mal auf die Gesundheit des Menschen ab.
9,10 Ofenruß. Aaron und Mose nahmen zwei Hände voll Asche, die nicht aus irgendeinem Ofen stammte, sondern aus einem Kalkbrennofen oder einem Ofen zum Ziegelbrennen. Dieser Bestandteil der Arbeit, mit der sie die Israeliten unterdrückten, wurde zur Quelle eines schmerzhaften Gesundheitsschadens für die Unterdrücker!
9,11 Zauberer nicht vor Mose treten konnten. Diese Nebenbe- merkung weist darauf hin, dass diese Männer (die in den Augen der Ägypter große Vollmacht hatten) so stark gehandicapt waren, dass sie weder privat noch offi ziell vor die Sprecher Gottes treten konnten. Obwohl sie nach der dritten Plage nicht erwähnt werden, hatten sie offenbar weiterhin dem Pharao gedient und waren zweifellos bei der Ankündigung der 4. und 5. Plage dabei. Trotz ihrer Hilfl osigkeit entließ der Pharao sie nicht aus ihrem Dienst. Das war vielleicht ein äußerliches Symbol für den Widerwillen des Pharao, die völlige Souveränität des Gottes Israel anzuerkennen.
9,12 der HERR verstockte. Hier wird zum ersten Mal gesagt – abge- sehen von Moses Aussage vor Beginn der Plagen (vgl. 2Mo 4,21; 7,3) –, dass Gott das Herz des Pharao verhärtete. In den anderen Fällen besagt der Text, dass der Pharao sein Herz selber verhärtete. Bei jedem Fall lesen wir den Ausdruck: »wie es der HERR geboten hatte«. Das Geschehen vollzog sich also aus zwei eng zusammenhängenden Perspektiven: 1.) Gott vollführte seine Absichten durch den Pharao, und 2.) der Pharao war persönlich für sein Tun verantwortlich, wie aus dem Befehl in V. 13 hervorgeht. S. Anm. zu 4,21.
9,14 meine Plagen. Durch die Verwendung eines Possessivprono- men verdeutlicht Gott, was dem Pharao zu diesem Zeitpunkt hätte völlig klar sein müssen: dass die Plagen Gottes eigene Werke waren. dein Herz. »Gegen das Herz richten« war offenbar ein umgangssprachlicher Ausdruck, der bedeutete, dass jemand die volle Gewalt einer Tat zu spüren bekommt. 9,14 Nachdem Gott die gewohnte Forderung gestellt hatte, sein Volk zur Anbetung ziehen zu lassen (V. 13), und nachdem er vor der Auswirkung seiner Plagen gewarnt hatte (V. 14), gab er ausführlichere Auskunft und erteilte bestimmte vorsorgliche Anweisungen: (1) Die Plagen dienten einem dreifachen Zweck: die Ägypter sollten anerkennen, dass Jahwe unvergleichlich ist, dass er seine Macht an ihnen erweist und dass sein Name, sein Charakter, seine Eigenschaften und seine Macht überall bekannt werden. Ägypten konnte vor den anderen Nationen nicht verbergen, dass es durch die Plagen vom Gott Israels gedemütigt worden war. (2) Gott erklärte, dass jegliche königliche Autorität des Pharao begründet ist in Gottes souveräner und vorsorglicher Beherrschung des Weltgeschehens und dass daher Gott den Pharao auf seinen Thron gebracht hat. Das war eine vielsagende Erinnerung daran, dass Gott der war, als der er sich selbst offenbarte, der eine und einzig wahre Herr. (3) Gott erinnerte an das schlimmste Szenario, das Ägypten hätte treffen können, wenn Jahwe es so beschlossen hätte –, wenn nämlich im Gegensatz zu den vorigen Plagen zuerst die Menschen davon getroffen worden wären; dann wären sie dabei umgekommen. Anders ausgedrückt: Gott zeigte mit dem Fortschreiten der Plagen seine Gnade und Geduld. (4) Gott erklärte, dass das Unwetter, das er über Ägypten ergehen lassen würde, beispiellos in der ganzen Geschichte Ägyptens sei bzw. »seit der Zeit, da es gegründet wurde« oder »eine Nation wurde«. (5) Gott erteilte Anweisungen, wie die Ägypter schwereren Schaden durch das Unwetter und Verlust von Besitz vermeiden könnten. Wiederum wurde ihnen Gnade gewährt!
9,16 S. Röm 9,17, wo Paulus von Gottes Souveränität über den Pha- rao spricht.
9,20 Wer … fürchtete … nicht zu Herzen nahmen. Manche hörten die Anweisungen und gehorchten; andere taten es ihrem Führer gleich und »nahmen sich das Wort des Herrn nicht zu Herzen«. Das ist eine anschauliche Beschreibung für die Weigerung, Gottes Anweisungen zu beachten.
9,23 Feuer … Blitzen. Das gewaltige Unwetter mit den elektri- schen Entladungen ging mit ungewöhnlichen Blitzen einher oder »Kugelblitzen«, die im Zickzack mitsamt dem Hagel auf die Erde prasselten (wörtl. »Feuer verschlang sich ineinander«).
9,26 Nur im Land Gosen. Es war zuvor nicht angekündigt worden, dass auch bei dieser Plage zwischen Israeliten und Ägyptern unterschieden werde, aber auch hier traf diese bei anderen Plagen angekündigte und beobachtete nationale Unterscheidung ein. Auch wenn es hier nicht ausdrücklich gesagt wird, befanden sich auch jene samt ihrem Vieh in Sicherheit, die zwar in der vom Hagel betroffenen Region lebten, aber den Anweisungen gehorchten.
9,27 Diesmal habe ich mich versündigt! Obwohl der Pharao be- kannte, dass Gott gerecht und sein Volk böse ist, weckte sein Eingeständnis den Verdacht, dass er nur sein Gesicht wahren wollte, denn er schränkte seine Aussage durch die Worte »dieses Mal« ein. Da Buße fehlte, setzte sich diese Haltung über alle vorigen Reaktionen und den bisherigen Ungehorsam hinweg, als sei das bedeutungslos gewesen. 9,28 genug sei. Aus Moses Antwort (V. 30) wird deutlich, dass eine solche Beurteilung weder Buße erkennen lässt, noch Furcht des Herrn, noch Anerkennung seiner Macht.
9,31 der Flachs und die Gerste zerschlagen … Weizen und der Spelt waren nicht zerschlagen. Eine knappe Mitteilung, welches Getreide von der Plage beschädigt worden war und welches nicht. Alle vier genannten Getreidesorten waren wichtige Wirtschaftsressourcen. Der Weizen wurde nur einen Monate später geerntet als der Flachs und Gerste zusammen mit der Späternte »Spelt« oder »Roggen«. Mit dieser zeitlichen Ordnung, wodurch zwei Getreidesorten verschont blieben, ließ Gott dem Pharao Zeit zur Buße, bevor auch das übrige Getreide vernichtet wurde.
9,34 versündigte er sich weiter. Die Schuld des Pharao nahm wei- ter zu, denn als er sah, dass Gott Moses Gebet erhörte – eine Verhandlungstaktik, die der Pharao erbeten hatte (V. 28) –, waren seine Zugeständnisse und Verheißungen schnell vergessen. er und seine Knechte. Zum ersten Mal wird der hartnäckige Widerwille der Bediensteten des Pharao erwähnt, die alle ihr Herz verhärtet hatten. Im krassen Gegensatz dazu stehen Gottes Anweisungen an Mose für die nächste Plage: Er verhärtete ihr Herz zu einem bestimmten Zweck (10,1).
10,2 verkündigst … erkennt. Die Befreiung aus Ägypten, die von diesen großen Taten Gottes begleitet wurde, sollte eine wichtige und unaufl ösliche Rolle spielen für die Unterweisung der nachfolgenden Generationen in der Geschichte Israels. Diese Rettungstat sollte ihnen verdeutlichen, wer ihr Gott ist und was er getan hat. in Ägypten gewirkt. Wörtl. »hart umgegangen mit« oder »vorgeführt habe«. Das beschreibt eine Handlung, die Schande und Schmach über den anderen bringt.
10,3 Wie lange willst du dich noch weigern …? Diese Frage an den Pharao steht im krassen Gegensatz zu dem, was Gott in V. 1 als Erstes zu Mose sagte: »Ich habe sein Herz verstockt.« Was Gott tat, entband den Pharao nicht von seiner Verantwortung, zu hören, Buße zu tun und sich zu unterwerfen. Nach 7 Plagen, die zusammen eine enorme Last darstellten, war es an der Zeit, den Pharao nochmals zur Besinnung und zum Gehorsam aufzurufen. Das ist Gottes Gnade, die parallel zu seinen souveränen Absichten wirkt.
10,4 In ihrem Ausmaß und ihrer Intensität war die Heuschrecken- plage ein einzigartiger Fall in der Geschichte Ägyptens und konnte mit keiner Heuschreckenplage der letzten zwei Generationen und keinem künftigen Heuschreckenschwarm verglichen werden (V. 14). Heuschreckenplagen waren in Ägypten gefürchtet und oft beteten die Bauern zum Heuschreckengott, um die Sicherheit ihrer Ernte zu gewährleisten. Aber sowohl die Demütigung ihres Gottes als auch der angerichtete Schaden waren maßlos: »nichts Grünes« blieb »übrig« (V. 15).
10,7 Wie lange soll uns dieser …? Mit dem ersten »wie lange« forderten Mose und Aaron den Pharao zur erwünschten Reaktion auf (V. 3), wohingegen dieses zweite »wie lange« die Ungeduld seiner Knechte ausdrückt. Ihr Rat – nachzugeben – war die beste Entscheidung. Ägypten zugrunde geht. Die Berater beurteilten den Zustand des Landes nach 7 Plagen durchaus negativ. Ihr Urteil lässt vermuten, dass der Pharao sich anzuerkennen weigerte, wie verzweifelt die Situation bereits vor der völligen Vernichtung der Landwirtschaft war. Der hartnäckige Widerstand beraubte sie nicht unbedingt ihres ganzen Verstandes, und der bessere Teil ihrer Weisheit forderte dieses Mal, dass man auf Moses Bitte eingehe.
10,8 Wer aber soll denn hingehen? Zum ersten Mal versuchte der Pharao, vor dem Eintreffen der drohenden Plage eine Lösung auszuhandeln. In diplomatischer Weise schlug er mit seiner eigenen Frage vor, dass nur einige Repräsentanten Israels, womöglich nur die Männer (V. 11), zum Anbeten fortziehen sollten.
10,10 Der HERR sei ebenso mit euch. Mit seinen sarkastischen Drohungen zeigte der Pharao, wie unnachgiebig und unvernünftig starrsinnig er war. Die ägyptischen Frauen begleiteten ihre Männer bei religiösen Feierlichkeiten, aber in Israels Fall sollten die Männer allein fortziehen und die Frauen und Kinder somit als Geiseln zurückbleiben, sodass die Männer notwendigerweise wiederkommen mussten.
10,11 jagte sie weg. Zum ersten Mal wurden die beiden Sprecher Gottes ärgerlich aus dem Thronsaal geworfen.
10,12 was vom Hagel übrig geblieben ist. Diese Erinnerung an die vorige Plage, bei der Gott in seiner Gnade das Ausmaß des landwirtschaftlichen Schadens eingeschränkt hatte, kam auch in der Warnung vor der Plage vor, die dem Pharao und seinen Beratern erteilt wurde (V. 5) sowie in der Beschreibung des Schadens, den die Heuschrecken angerichtet hatten (V. 15).
10,13 einen Ostwind. Gott gebrauchte natürliche Mittel, wahr- scheinlich den »Scirocco«, einen heißen Frühlingswind, um die Heuschrecken von der arabischen Halbinsel nach Ägypten zu bringen.
10,16 schnell. Die Anerkennung seitens des Pharaos, dass sein Land vor einer ernsten Krise stand, veranlasste ihn zu einem eiligen Bekenntnis vor Aaron und Mose, welches wieder lediglich zweckdienliche Taktiererei war.
10,17 vergib mir meine Sünde. Wieder versuchte der Pharao, in seiner Reaktion aufrichtig zu klingen, und wieder bat er Mose, für die Wegnahme der Plage zu beten. Dieses Mal bezeichnete er sie als »diesen Tod« oder »tödliche Plage«. Diese Ausdrücke unterstreichen, wie schlimm Ägyptens Lage war.
10,19 aus dem Westen wehte. Gott erhörte das Gebet und der Wind drehte sich, sodass die Heuschrecken nach Osten aus dem Land geweht wurden. Es wird betont, dass sie vollständig entfernt wurden. Dass keine einzige von ihnen im Land verblieb, war offenbar etwas Ungewöhnliches und vielleicht von früheren Heuschreckenplagen nicht bekannt. Der auf Null gesunkene Heuschreckenbestand war ein herausforderndes Mahnmal an die Macht des Herrn, der dies alles bewirkt hatte.
10,21 Finsternis greifen … dichte Finsternis. Diese Beschrei- bung der neunten Plage, die ohne Vorwarnung eintraf, verdeutlicht die ungewöhnliche Natur dieser dreitägigen Finsternis, die es nun allen unmöglich machte, ihre Häuser zu verlassen. Dass die Israeliten Licht in ihren Häusern hatten und ihrer normalen Tätigkeit nachgingen, betont die übernatürliche Herkunft dieser Plage. Somit kann diese Finsternis nicht allein durch die Khamsin, die damaligen Sandwirbelstürme, erklärt werden. Die LXX reihte jedoch drei gr. Worte aneinander, zwei für Finsternis und eins für Sturm, um die Nuance des Hebräischen wiederzugeben. Damit hat sie unbeabsichtigt den Gedanken gefördert, es handelte sich womöglich um einen schweren Sandsturm. Theologisch gesehen forderte eine solche dichte Finsternis direkt den Sonnengott Ra heraus, der angeblich täglich für Wärme und Sonnenschein sorgte. Außerdem verhinderte sie die täglichen Anbetungsrituale.
10,24 Geht hin … lasst auch eure Kinder mit euch ziehen! Mit seinem trügerischen und manipulativen Verhandlungsgeschick meinte der Pharao immer noch, der Situation gewachsen zu sein: Das Volk mag gehen, aber ihr Vieh soll als Geisel zurückbleiben und sie zur Rückkehr nötigen. Er hatte immer noch nicht verstanden, dass der Herr sich nicht mit einem teilweisen Gehorsam gegenüber seinen Forderungen zufrieden gab.
10,25 S. 3,18 für Anmerkungen dazu, ob die Bitte, zum Anbeten fortzuziehen, weniger bedeutete als einen dauerhaften Auszug aus Ägypten.
10,28 Geh hinweg von mir … sollst du sterben! Der Starrsinn und Widerstand des Pharao erreichte einen neuen Höhepunkt, als er Mose und Aaron in Bausch und Bogen verjagte und ihnen dieses Mal den Tod androhte.
10,29 nicht mehr vor dein Angesicht kommen. Mose stimmte zu, allerdings aus anderer Perspektive als der Pharao. Alle Verhandlungen und Bitten wurden sofort eingestellt. Mose sollte nach der zehnten Plage noch ein weiteres Mal zum Pharao vorgeladen werden (12,31), aber dann würde er seine endgültige Niederlage eingestehen.
11,1 Und der HERR sprach. Die bessere Lesart ist: »Der HERR hatte gesagt.« In diesem eingeschobenen Abschnitt wird berichtet, was Gott während der dreitägigen Finsternis bereits zu Mose gesagt hatte. Damit hatte er Mose auf die Vorladungen des Pharao vorbereitet, und die Israeliten darauf, die Juwelen und anderen Güter der Ägypter in Besitz zu nehmen. Eine beiläufi ge Bemerkung erklärte, dass die ägyptische Großzügigkeit von Gott selbst verursacht war (vgl. 12,35.36). Dazu gehörte auch ein angemessener Respekt seitens der Ägypter und ihrer Führer gegenüber den Führern Israels.
11,4 Und Mose sprach. Hier fährt Moses Antwort auf die Dro- hung des Pharao fort; er warnt vor der letzten Plage und geht in großem Zorn vom Pharao fort. Die Todesdrohung des Pharao veranlasste im Gegenzug Gott zu einer Todesdrohung. Auf das »Geh hinweg!« des Pharao zu den Sprechern Israels und Gottes sollte ein »Geht hinweg« der Ägypter folgen, das sie zu den Israeliten sagten. 11,4 Um Mitternacht. Der Tag wurde nicht genau genannt, wie es bei den vorigen Plagen mit der Angabe »morgen« der Fall gewesen war. Die Plage traf entweder noch am selben Tag dieser letzten Konfrontation mit dem Pharao ein oder ein paar Tage später. Wenn Gott die Anweisungen für das Passah (12,1-20) nicht während der Finsternis gab, dann waren mindestens vier Tage erforderlich, um das Fest vorzubereiten, nämlich vom 10. bis zum 14. Tag (12,3.6). S. Anm. zu 8,23. will ich mitten durch Ägypten gehen. Gott war natürlich bei allen bisherigen Plagen ebenfalls der Handelnde, welcher Mittel auch immer er sich bediente. Aber um dieses Mal die persönliche Aufmerksamkeit zu gewährleisten, sagte er, dass er selbst (hier ist ein betontes Personalpronomen verwendet) durch das Land gehen werde. Man beachte die wiederholte Aussage »ich will« in den Anweisungen zum Passah (12,12.13).
11,5 alle Erstgeburt. Der Erstgeborene hatte eine besonders wich- tige Stellung in Familie und Gesellschaft. Er erbte nicht nur den doppelten Anteil vom Besitz des Vaters, sondern repräsentierte eine besondere Lebensqualität und Stärke (vgl. 1Mo 49,3). In Ägypten bestieg der Erstgeborene den Thron und führte die Dynastie weiter. Jegliche religiöse, politische, dynastische und gesellschaftliche Bedeutung der Erstgeburt wurde durch das Ausmaß und die Heftigkeit der Plage ausgemerzt, denn alle Erstgeborenen aller Bevölkerungsklassen – und auch der Tiere – wurden getötet.
11,6 Diese Plage war so drastisch, dass in der Warnung erwähnt wurde, wie einzigartig sie in der bisherigen und künftigen Geschichte Ägyptens sein sollte.
11,7 Im Gegensatz zur Drangsal und Bestürzung bei den Ägyptern blieben die Israeliten gelassen – noch nicht einmal ein Hund bellte. Dass der Herr dies getan und eine scharfe Unterscheidung zwischen zwei Völkern getroffen hatte, war eine Tatsache, für die niemand blind sein konnte. 12,1 der HERR redete. Die Anweisungen für das Passah (V. 1-20) wurden höchstwahrscheinlich ebenfalls während der dreitägigen Finsternis erteilt, um Israel völlig auf das große Finale vorzubereiten – den Auszug aus Ägypten. im Land. Als Israel später in der Wüste war, wies Mose darauf hin und schrieb (23,14-17; 5Mo 16,1-8), dass die detaillierten Anweisungen für diese sehr besonderen Festtage in Israels geistlichem Kalender anders waren als die Anweisungen für andere besondere Tage, die alle nach dem Auszug aus Ägypten eingeführt wurden. Diese Festtage, das Passah, waren unaufl öslich mit den Ereignissen des Exodus verbunden, und diese Verbindung sollte nie in Vergessenheit geraten. Sie wurde untrennbar in Israels Tradition integriert und haben stets an den Tag der Erlösung aus Ägypten erinnert. 12,2 Dieser Monat. Der Monat Abib (März/April) wurde durch Gottes Verordnung der Anfang des geistlichen Kalenders und markierte den Beginn von Israels Leben als Nation. Später in Israels Geschichte, nach der babylonischen Gefangenschaft, wurde der Abib zum Nisan (vgl. Neh 2,1; Est 3,7).
12,3 Zu den Anweisungen für das Passah gehörten auch die De- tails, welche Tiere auszuwählen sind, wann geschlachtet und was mit dem Blut getan werden sollte, wie das Fleisch zu kochen ist, was mit den Resten zu geschehen hat, wie man sich für das Mahl kleiden sollte, warum es »in Eile« gefeiert wurde und was das vergossene Blut bedeutete.
12,5 Dieses Lamm aber soll makellos sein. Eine junge Ziege war ebenfalls möglich. Jeder Makel machte das Tier ungeeignet, ein reines, angenehmes Opfer für Jahwe zu sein.
12,6 zur Abendzeit. Wörtl. »zwischen den zwei Abenden«. Da der neue Tag bei Sonnenuntergang begann, sollte das Lamm vor Sonnenuntergang geopfert werden, solange es am 14. des erstens Monats noch Tag war. »Abendzeit« kann so verstanden werden, dass damit entweder die Zeit zwischen Sonnenuntergang und dem Einbruch der Dunkelheit gemeint ist, oder vom Niedergang der Sonne bis zu ihrem Untergang. Später schrieb Mose als Opferzeit vor: »Wenn die Sonne untergeht« (5Mo 16,6). Josephus zufolge war es seinerzeit Brauch, das Lamm etwa 15.00 Uhr am Nachmittag zu schlachten. Um diese Tageszeit starb Christus, das Passahlamm der Christen (1Kor 5,7), am Kreuz (Lk 23,44-46).
12,9 nichts davon roh essen. Ein Verbot mit gesundheitlicher Be- deutung, das sie auch von den Heidenvölkern unterschied, die bei ihren sakralen Festen oft rohes Fleisch aßen.
12,12 an allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht vollzie- hen. Die zehnte Plage war ein Gericht über die ägyptischen Götter. Der Tod der Erstgeborenen bei Mensch und Tier hatte weit reichende theologische Implikationen; er drückte die Ohnmacht der heidnischen Gottheiten aus – von denen viele durch Tiere repräsentiert wurden –, ihre Verehrer vor solchen landesweiten Tragödien zu bewahren. Mit ihrer lauten Wehklage (11,6; 12,30) beklagten die Ägypter vielleicht auch die Unfähigkeit ihrer Götter.
12,14 zum Gedenken. Die Details, wie dieses Passah in künftigen Jahren als Gedenkfeier durchgeführt werden sollte, wurden festgelegt (V. 14-20) und dann in den Anweisungen an die Ältesten wiederholt (V. 21-27). Die Vorschrift, 7 Tage lang ungesäuertes Brot zu essen, die Forderung einer gründlichen Reinigung des Hauses von jeglichem Sauerteig (V. 15), die strenge Warnung vor Verbannung, wenn man doch Sauerteig isst (V. 15) und die Einrahmung der 7 Tage in besonders heilige Tage (V. 16) dienten alle zur Verdeutlichung, wie wichtig es ist, dass die Nation dieses Ereignisses gedenkt.
12,16 von euch zubereitet. S. Anm. zu V. 46.
12,19 ein Fremdling. Gleich zu Beginn wurden Vorkehrungen da- für getroffen, Nicht-Israeliten in die Festlichkeiten der Nation mit aufzunehmen. Wenn ein Fremder sich nicht den Bestimmungen über den Sauerteig fügte, wurde auch er verbannt.
12,22 ein Büschel Ysop. Was Ysop genau ist, kann nicht mit Ge- wissheit bestimmt werden, aber möglicherweise handelte es sich um die Jaroram-Pfl anze. Oberschwelle und die zwei Türpfosten. Das Oberteil und die zwei Seiten eines Türdurchgangs.
12,23 Verderber. Das ist höchstwahrscheinlich der Engel des Herrn (vgl. 2Sam 24,16; Jes 37,36). S. Anm. zu 3,2.
12,25 Die erneute Verheißung, ins Gelobte Land zu kommen, wird hier betont. Israel sollte den Exodus nicht nur für eine Ausreise aus Ägypz Traditionelle Route des Exodus Alternative Route des Exodus Alternative Route für die Überquerung des Roten Meeres Berg Sinai olf 0 75 km G Rotes Meer
12,36 so beraubten sie Ägypten. Vgl. 1Mo 15,14; 2Mo 3,20.21. Das geschah nicht aus Betrug, sondern auf ihre freimütige Forderung hin (vgl. 11,2.3).
12,37 – 18,27 Dieser Abschnitt berichtet über die Wanderung der Israeliten von Ägypten zum Berg Sinai. 12,37 von Ramses nach Sukkot. Eine der von Israel erbauten Städte (1,11) war der Ausgangspunkt der Reiseroute durch die Wüste nach Kanaan. Sukkot wird in 1Mo 33,17 zum ersten Mal erwähnt, und zwar als Lager mit dem Namen Sukkot, was »Hütte« bedeutet. Obwohl es später östlich des Jordan eine Stadt mit gleichem Namen gab (vgl. Ri 8,5-16), handelt es sich hier um einen Ort in der Nähe von Ägypten (vgl. 13,20; 4Mo 33,5.6). 600 000 Mann Fußvolk. Eine vorsichtige Schätzung, die auf der Anzahl der Männer basiert – d.h. wahrscheinlich der kampftüchtigen Männer von 20 Jahren und darüber –, ergibt eine Gesamtzahl von 2 Millionen Menschen. Israels Bevölkerung war von den anfänglich 70, die 1875 v.Chr. mit Jakob nach Ägypten gekommen waren, explosionsartig auf die 2 Millionen, die 1445 v.Chr. aus Ägypten auszogen, angewachsen. S. Anm. zu 1,7.
12,38 Mischvolk. Andere semitische Völker, andere ethnische Grup- pen und vielleicht einige gebürtige Ägypter begleiteten das ausziehende Volk. Sie zogen es vor, sich mit der siegreichen Nation und dem Gott Jahwe zu identifi zieren. Später wurden einige von ihnen zu Problemfällen, mit denen Mose sich befassen musste (4Mo 11,4).
12,40 430 Jahre. Gott hatte zu Abraham gesagt, dass seine Nach- kommen 400 Jahre lang in einem anderen Land als Fremde leben und unterdrückt würden (1Mo 15,13). Diese Zahl war auf Hundert gerundet.
12,43 Zu weiteren Regeln für das Passah gehörten Teilnahmever- bote für alle unbeschnittenen Ausländer, Fremde und Knechte. Um an diesem Mahl teilzunehmen, mussten Nichtisraeliten »wie ein Einheimischer des Landes« werden (V.48). S. Anm. zu Jer 4,4.
12,46 kein Knochen soll ihm zerbrochen werden. Christus, dem Passahlamm der Christen (1Kor 5,7), wurden keine Knochen gebrochen (Joh 19,36). 12,50 machten es genauso. Bei zwei Gelegenheiten (s.a. V. 28) betonte Mose den völligen Gehorsam des Volkes gegenüber den Geboten des Herrn. Das steht im krassen Gegensatz zum Ungehorsam, den sie schon bald an den Tag legen würden.
12,51 an ebendiesem Tag. Was für das Volk im neuen Land ein besonderer Sabbat werden sollte, war für sie damals der Tag, an dem ihre Reise begann.
13,2 Weitere Erklärungen verbanden ihren Aufbruch mit den göttlichen Verheißungen, dass sie in ein neues Land einziehen und dort wohnen werden. Dort würden sie dieses Auszugs durch das jährliche Abhalten dieses 7-tägigen Festes gedenken. Auch hier darf der pädagogische Zweck nicht übersehen werden (V. 8.16). 13,2 Heilige mir alle Erstgeburt! Da die Erstgeburt sowohl der Menschen als auch der Tiere Israels von der zehnten Plage nicht angetastet worden war, war es angemessen, dass diese Erstgeburt nun für Gott abgesondert wurde. Man beachte die abschließende Betonung: »Das gehört mir!« Darauf folgten weitere Anweisungen über das Gesetz der männlichen Erstgeburt, die gelten sollten, sobald sie an ihrem Zielort waren (V. 11-16). Dieser Befehl Gottes war eng verbunden mit dem Tag des Aufbruchs (12,51: »an ebendiesem Tag«) und dem Fest der ungesäuerten Brote (V. 3: »an diesen Tag«, und V. 4: »Heute … im Monat Abib«). S. Lk 2,7, wo Christus als Erstgeborener von Joseph und Maria bezeichnet wird.
13,8 an mir … als ich. Der ersten Generation, die den Exodus mit- erlebte, gehörte eine persönliche Anwendung von Gottes Wirken. Spätere Generationen konnten nur sagen: »für uns, als wir …« im Sinne von »unsere Nation«. Dabei ging jedoch nicht die Bedeutung dessen verloren, wie Gott einen solch wichtigen Tag in der Geschichte der Nation herbeigeführt hatte. Man beachte auch die persönliche Anwendung des Gesetzes der Erstgeburt (V. 15: »opfere ich …, alle Erstgeburt meiner Söhne aber löse ich«).
13,9 Spätere Generationen übertrugen diesen bildhaften und sprich- wörtlichen Ausdruck (vgl. Spr 3,3; 6,21) mit den buchstäblichen Gebetskästchen – den Phylasterien. Das waren kleine lederne Kästchen, die mit Riemen auf den linken Arm und auf die Stirn befestigt wurden. Sie enthielten vier Pergamentstreifen, auf denen bestimmte Worte aufgeschrieben waren (13,1-16; 5Mo 6,4-9; 11,13-21). Das Bild, das diese sprichwörtliche Ausdrucksweise beschreibt, bedeutete, dass sie sich verhalten sollten wie jemand, der sich genau daran erinnerte, was das Gesetz Gottes von ihm verlangte. Jahwe, der sie gerettet hatte, hatte ihnen auch die Maßstäbe fürs Leben erteilt!
13,12 S. Lk 2,23.
13,17 auf die Straße durch das Land der Philister. Wer von Ägypten aus nach Osten oder Nordosten reiste, hatte zwei gute Wege zur Auswahl: »Die Straße des Meeres« oder »die Straße von Sur«. Die erste Route, die direkte und kürzeste, war gesäumt von ägyptischen Festungen, von wo aus An- und Abreisen nach und von Ägypten beo bachtet wurden. Das ein wenig weiter nördlich gelegene philistäische Territorium bedeutete ebenfalls eine militärische Bedrohung. Wegen der mangelnden Kampfbereitschaft auf Seiten Israels kam die erste Option nicht in Frage, und so wählte Gott die zweite Route (V. 18; 15,22). Jedenfalls hatte Gott Mose gesagt, er solle das Volk zum Horeb bzw. Sinai führen, dem Berg Gottes (3,1), und nicht auf direktem Wege nach Kanaan (3,12).
13,18 am Schilfmeer. Oder vielleicht »Papyrus-Sumpf«. Das ist eine alternative Bezeichnung für das Rote Meer, die mit dem hebr. Wort besser übereinstimmt. Weil es so schwierig ist, die genaue Lage von anderen Orten zu bestimmen, die im Zusammenhang mit der Überquerung des Roten Meeres erwähnt werden (s. 14,2), ist der tatsächliche Ort der Überquerung sehr umstritten. Vier Auffassungen von der geografi schen Lage sind verbreitet: 1.) die nordöstliche Nildelta-Region – aber das wäre »die Straße des Meeres« und keine drei Tagesreisen von Mara entfernt gewesen (15,22.23), 2.) am Nordende des Golfs von Suez – aber das würde ausschließen, dass sie von dort in die Wüste Sur zogen (15,22), 3.) in der Umgebung des Sees Timsa bzw. dem südlichen Ausläufer des heutigen Sees Menzale – das ist jedoch wahrscheinlich mehr als drei Tagereisen von Mara und 4.) in der Region der Bitterseen, was hinsichtlich von Geografi e und Zeit keine Konfl ikte wie die anderen Möglichkeiten mit sich brächte.
13,19 Gebeine Josephs. In Erfüllung ihrer feierlich gelobten Pfl icht und Verantwortung (1Mo 50,24-26), nahmen die Israeliten Josephs Sarg mit. Etwa 360 Jahre früher hatte er die Zeit vorausgesehen, wenn Gott den Exodus vollführen würde. Seine Anweisungen bezüglich seiner Gebeine, die ins Gelobte Land gebracht werden sollten, zeigen nur, wie gewiss er sich war, dass Israel nach Kanaan ausziehen würde (vgl. 1Mo 50,24-26; Hebr 11,22). Nach den Jahren der Wüstenwanderung wurden Josephs Überreste in Sichem beigesetzt (Jos 24,32).
13,20 Etam, am Rand der Wüste. Der hebr. Name dieses Ortes ist womöglich eine Transliteration des ägyptischen Khetem, was »Festung« bedeutet. Eine Reihe von Festungen (s. Anm. zu V. 17) erstreckte sich vom Mittelmeer bis zum Golf von Suez. Auch wenn die Stätte unbekannt bleibt und ihre Lage nicht exakt bestimmt werden kann, war es sicherlich ein Ort, der im Osten Ägyptens an die Wüste grenzte.
13,21 Wolkensäule … Feuersäule. Durch diese Mittel leitete Gott das Volk. Es war eine einzige Säule, die bei Tag eine Wolke war und bei Nacht ein Feuer (vgl. 14,24) und mit dem Engel des Herrn (14,19; 23,2023) bzw. dem Engel der Gegenwart Gottes (Jes 63,8.9) verbunden war. S. Anm. zu 3,2. Das war die Säule, von welcher der Herr auch zu Mose sprach (33,9-11).
14,3 Pharao wird … sagen … ich will sein Herz verstocken. Der Pharao wurde informiert, wo sich das Volk Israel auf seiner Flucht befand, und als er von ihrem Richtungswechsel hörte, dachte er, sie seien in unbekanntem Gebiet verloren und gefangen, eingeschlossen von Wüste, Meer und Sumpf. Gott griff wiederum ein und so war der Weg frei für die letzte Konfrontation und den endgültigen Erweis von Gottes Macht.
14,5 Was haben wir da getan. Die verhärteten Herzen verloren jegliche Sensibilität für die Tragödie, die gerade erst geschehen war, und konzentrierten sich stattdessen auf den Verlust des wirtschaftlichen Nutzens, den sie von Israels Sklaverei hatten. Diejenigen, die Israel zum schnellen Auszug gedrängt hatten, wollten sie nun zur Rückkehr zwingen!
14,7 600 auserlesene Streitwagen. Streitwagen waren von den Hyksos (s. Einleitung: Autor und Abfassungszeit) eingeführt worden und waren das besondere Markenzeichen der ägyptischen Armee. Diese »auserlesenen« Wagen gehörten zu einer speziellen Elitetruppe.
14,8 durch eine hohe Hand. Die Kühnheit der Israeliten bei ihrem Auszug steht im krassen Gegensatz zu der Angst, die sie bekamen, als sie die sie verfolgenden Streitkräfte bemerkten (V. 10).
14,10 schrien zum HERRN. Als das Volk das heranrückende Heer sah, wandte es sich sofort im aufgeregten Gebet an den Herrn. Aber aus dem Gebet wurden bald Klagen, wobei Mose das Ziel ihrer Beschwerde war.
14,11 keine Gräber in Ägypten. Angesichts der ausgiebigen Be- schäftigung der Ägypter mit dem Tod und verschiedenen Bestattungsund Mumifi zierungsriten zeigte die bittere Ironie in dieser Frage, wie leichtfertig Israel sowohl die Sklaverei als auch die Rettung vergessen hatte.
14,12 den Ägyptern dienen. So wie sie ohne Weiteres vergaßen, wie schwer ihre Sklaverei war, so brachten sie auch ihre Haltung nach dem Motto »Haben wir es nicht gesagt …?« zum Ausdruck. Ihre Bemerkung, es sei besser, zu leben und als Sklaven zu dienen, als hier zu sterben, war vielleicht eine Zusammenfassung ihrer früheren Reaktion gegenüber Mose und Aaron vor dem Königspalast (5,20.21).
14,13 Fürchtet euch nicht! Mose lenkte mit seiner Ermahnung die Aufmerksamkeit auf den Herrn, dessen Macht sie bereits dramatisch in Aktion erlebt hatten und dessen Befreiungstat sie gerade persönlich erfuhren. Sie brauchten nichts anderes zu tun, als nur dazustehen und zuzuschauen, wie Gott handelte. Mit einer positiv ausgedrückten Beschreibung sagte Mose dem Volk voraus, dass der Tod der ägyptischen Soldaten gewiss sei – sie sollten sie nicht wieder sehen! Der Ausdruck und das Erleben von Angst bedeutet nicht, dass Israel weniger als 600.000 kampftüchtige Männer hatte, wie manche eingewendet haben. Die schlecht trainierten, unangebracht ausgerüsteten, militärisch unvorbereiteten und unerfahrenen Israeliten (13,17) wären für die erfahrenen Truppen des Pharao und ihre Streitwagen ein leichtes Spiel gewesen.
14,14 Der HERR wird für euch streiten. Das galt und gilt durch die ganze Geschichte Israels (vgl. 1Sam 17,47; 2Chr 14,9.10; 20,15; Ps 24,8; Sach 14,3).
14,15 Was schreist du zu mir? … aufbrechen. Gottes Verhei- ßung von Rettung war bedeutender als alle Verzweifl ung und Hoffnungslosigkeit.
14,16 hebe deinen Stab. Für das große triumphale Finale sollte der Stab, der zuvor verwendet worden war, um verschiedene Plagen über die Ägypter zu bringen, nun das Wasser teilen und so ein Tal öffnen, durch welches Israel ziehen konnte und in welchem die ägyptische Armee untergehen sollte.
14,19 trat hinter sie. Der Engel des Herrn und die Wolken- und Feuersäule bewegten sich aus ihrer vorderen Position der Leitung zurück, um das Volk von hinten zu beschützen. S. Anm. zu 3,2.
14,21 starken Ostwind. Dass Gott natürliche Phänomene verwen- dete hebt in keiner Weise die übernatürliche Natur des Geschehens in jener Nacht auf. Der Psalmist sagt in seiner Beschreibung dieses Ereignisses, dass der Herr durch seine Kraft das Meer geteilt hat (Ps 74,13). Der Wind türmte die Wasser auf beiden Seiten des dadurch entstandenen Weges auf (V. 22; 15,8; Ps 78,13).
14,24 Morgenwache. Die letzte von drei Wachen von je vier Stun- den (2.00 – 6.00 Uhr) endete etwa bei Sonnenaufgang. 14,24 schaute der HERR … brachte sie ins Gedränge. Der Herr war sich nicht nur völlig des Geschehens bewusst – schließlich hatte er die Herzen der Ägypter verhärtet, sodass sie Israel verfolgten –, sondern er bewirkte auch ihren Untergang. Als sie im Tal zwischen den Wasserwänden eingeschlossen und in völligem Chaos waren, erkannten sie an, dass der Herr für ihre Feinde kämpfte. Sie wurden nicht nur von den zurückkehrenden Wassermassen überschwemmt (V. 26-28), sondern auch von einem plötzlichen Wolkenbruch daran gehindert, ihre Streitwagen vorwärts zu treiben (Ps 77,18-20).
14,29 Der deutliche Gegensatz zwischen Israel und Ägypten wird nochmals wiederholt: Die eine Nation ist verstockt und wird geschlagen, ihre Leichen liegen am Meeresufer, nachdem sie anerkannt hatten, dass der Herr siegreich ist; die andere Nation steht lebend am Ufer, nachdem sie das Meer trockenen Fußes durchquert hat, und erkennt an, dass der Herr sein Werk getan hat. So verehren sie ihn und glauben ihm und seinem Diener Mose.
15,1 Die Struktur des Liedes, das das Volk nun singt, umfasst vier Strophen (V. 1-5; 6-10; 11-13 und 14-17) und eine abschließende Erklärung von einer Zeile (V. 18). Strophe eins und zwei enden mit dem Refrain: »sie (ver-)sanken …« Das betont, wie endgültig die Armee des Feindes geschlagen ist. Die Strophen drei und vier enden mit einer ehrenden Erwähnung des Heiligtums Gottes (V. 13 und 17). Doch dieses Lied enthält mehr, als durch die leicht auszumachenden Eckpunkte zu beobachten ist. Auch der Gedankengang und die Entwicklung der Betonung ist interessant. Strophe eins stellt kurz Gottes mächtigen Sieg vor (V. 1-5). Strophe zwei wiederholt anschaulich den Sieg und fügt dann ein, wie der Feind arrogant und rachlustig den Sieg behauptete. Dadurch wird deutlich, wie kläglich er untergegangen ist (V. 6-10). Strophe drei fasst nach einer treffenden Frage knapp den Sieg zusammen (V. 11-13). Da der Sieg außerdem elementar wichtig für Israels Rettung war, erwähnt diese Strophe auch das Volk. Strophe vier greift das Thema der Führung Jahwes auf und beschreibt, wie er sie zur ihrer verordneten Heimat leitet und wie andere Nationen sie fürchteten, nachdem sie von Israels dramatischer Rettung vor einer solch mächtigen feindlichen Nation gehört hatten (V. 14-17). Die abschließende Zeile fasst alles zusammen: Der Herr regiert! Ein erzählerisches Intermezzo (V. 19.20) erinnert an das Thema hinter dem Lied und leitet die antiphonische Antwort von Mirjam und ihrem Frauenchor ein (V. 21). 15,1 Ich will dem HERRN singen. Die Israeliten begannen ihr Lied in der ersten Person Singular und brachten damit wirksam zum Ausdruck, dass das gemeinschaftliche Lied für jeden persönlich bedeutsam ist und jeder Einzelne Jahwes Sieg verkündet und erklärt, wer und was er für sie war (man beachte die Possessivpronomen in V. 2). 15,6 HERR. Auf die kühnen Erklärungen der ersten Strophe (V. 1-5) folgt passenderweise diese Form der Anrede des Herrn im Rest des Liedes (V. 6.11.16.17), da sein Werk und sein Eingreifen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.
15,15 Edoms … Moabs … Kanaans. Edom und Moab lagen öst- lich vom Jordan; Kanaan bzw. Palästina westlich.
15,16 Ein Ausdruck der Zuversicht in die Verheißungen, die Gott Abraham 700 Jahre zuvor gegeben hatte (s. 1Mo 12, 15.17).
15,18 herrscht als König für immer und ewig. Das spricht vom ewigen, allumfassenden Königtum des Herrn (vgl. Ps 145,13).
15,20 die Prophetin. Mirjam war die erste Frau, die mit dieser Be- zeichnung geehrt wurde. Sie selbst sagte, der Herr habe zu ihr geredet (4Mo 12,2). Offensichtlich spielte sie eine wichtige Rolle bei diesen Rettungsaktionen, denn der Prophet Micha sagt, dass Gott Israel durch die Hand von Mose, Aaron und Mirjam rettete (Mi 6,4). Andere Frauen, die diese seltene Ehre empfi ngen, waren Debora (Ri 4,4); Hulda (2Kö 22,14); die Frau Jesajas (Jes 8,3); Hanna (Lk 2,36) und die vier Töchter des Philippus (Apg 21,9).
15,24 murrte das Volk gegen Mose. Israels Erinnerung an den Sieg erwies sich als äußerst kurzlebig. Die persönlichen Erklärungen in ihrer Ode an den Herrn lösten sich drei Tage später in Luft auf. Ihr Glaube an Mose verschwand von der Bildfl äche (14,31). Ihre Frage nach Trinkwasser kehrte in grober Weise alle jüngsten Bestätigungen fort, dass Gott des Lobes wert ist, weil er Wunder getan hat und sie eindeutig in ihr Land führte.
15,25 da wurde das Wasser süß. Da von keinem Baum bekannt ist, dass sein Holz ungenießbares Wasser auf natürliche Weise genießbar macht, muss es sich um ein Wunder gehandelt haben, durch das Gott seine Bereitwilligkeit und Fähigkeit zeigte, für sein Volk in widrigem Umständen zu sorgen. Mara wird üblicherweise mit dem heutigen Ain Hawara in Verbindung gebracht, wo immer noch brackiges und ungenießbares Wasser vorkommt. prüfte er sie. Das hier verwendete hebr. Wort kann man wie folgt übersetzen: »Etwas oder jemanden einer schwierige Situation ausliefern, um die Qualität zu prüfen.« Dasselbe tat Gott mit Israel später in Rephidim (17,1-7), am Sinai (20,20) und in Tabera (4Mo 11,1-3; 13,26-33). Niemand kann Gott selbst in dieser Weise prüfen (5Mo 6,16) – im Gegensatz zum Menschen braucht sein Charakter oder Handeln nicht geprüft zu werden.
15,26 der HERR, dein Arzt. Da dies beschreibt, was er ist – Jahwe- Rapha –, wird Gehorsam gegenüber seinen göttlichen Anweisungen und Führungen offenbar zur Heilung führen, im Gegensatz zu den Konsequenzen der Plagen, von denen Ägypten heimgesucht wurde. Diese Verheißung ist in diesem Zusammenhang auf Israel beschränkt und galt wahrscheinlich nur für die Dauer des Exodus.
15,27 Elim. Der nächste Halteplatz – wahrscheinlich das heutige Wadi Garandel –, verfügte über reichliche Wasservorkommen. Gott wollte sie auf dem rechten Weg führen – und er tat es auch!
16,1 Wüste Sin. Weitere Details über die Lagerstätten auf der Wan- derung von Ramses nach Sukkot und darüber hinaus fi nden sich in 4Mo 33,5-11. Diese Route führt außerdem Dophka als nächsten Halt auf (4Mo 33,12). Sofern es dem heutigen Debbet er Ramle entspricht, liegt Dophka im Südwesten der Sinai-Halbinsel auf der direkten Verbindungslinie zwischen Elim und Sinai. fünfzehnten Tag des zweiten Monats. Dreißig Tage nach ihrem Aufbruch von Ramses.
16,2 die ganze Gemeinde … murrte. Als einheitliche Gruppe charakterisiert wurden sie von dieser Haltung des Negativismus. Als sie sich der Ressourcenknappheit in der Wüste gegenüber sahen, sehnten sie sich nach dem Überfl uss, den sie aus Ägypten kannten. Das Land, in welchem sie versklavt waren, sah im Vergleich zur Wüste gut aus. Dass sie so bald nach den fürsorglichen Wundern des Herrn murrten, zeigt nur, wie kurzlebig ihr Gedächtnis war und wie sehr sie sich um sich selbst drehten.
16,3 durch die Hand des HERRN im Land Ägypten gestorben. Unglaublicherweise erkannten die Israeliten auch bei ihrem Murren noch an, dass es der Herr war, der in ihr Leben eingriff. Mit Sarkasmus sagten sie, dass sie lieber in Ägypten gestorben wären. Nun meinten sie, dass die Hand des Herrn, die sie nur einem Monat zuvor in ihrem Lied so gepriesen hatten (15,6), sie besser in Ägypten getötet hätte.
16,4 ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Gottes ant- wortete auf ihr Murren in seiner Gnade mit der Verheißung von Überfl uss an Brot, das sie so vermissten. Gottes Anweisungen, wie sie das Brot aufsammeln sollten, prüften ebenfalls ihren Gehorsam ihm gegenüber (V. 4.5.16.26-28). S. Anm. zu 16,31.
16,5 Dasselbe Prinzip, nur in größerem Maßstab, sollte später die Nation während des Sabbatjahrs und danach ernähren (vgl. 3Mo 25,1822).
16,6 sollt ihr erkennen. Israels Gedächtnisverlust sollte von nur kurzer Dauer sein, denn noch am selben Tag dieses Murrens sollten sie nicht nur Gottes Fürsorge erleben, sondern sie sollten auch vollmächtig daran erinnert werden, wer sie aus Ägypten herausgeführt hatte: der Herr, ihr Gott (vgl. V. 11.12).
16,7 die Herrlichkeit des HERRN. Als das Volk am nächsten Tag den Beginn der täglichen Versorgung mit Brot sah, sah es auch die Herrlichkeit des Herrn. Das ist ein angemessener Ausdruck, weil Gott durch sein Handeln zeigte, dass er bei seinem Volk gegenwärtig ist. »Herrlichkeit« bezieht sich üblicherweise auf Gottes wahrnehmbare Gegenwart, mit der er sich eindrucksvoll offenbart und zur Anbetung führt. euer Murren. Mit dieser vierfachen Wiederholung dieses Ausdrucks (V. 6-9) im Zusammenhang der Anweisungen, wie der Herr für sie sorgte, wird herausgestellt, wie Gott in seiner Gnade auf ihre Bedürfnisse einging – im Gegensatz zu ihrem undankbaren Murren gegen ihn. Eine eindrückliche poetische Präsentation dieses Gegensatzes fi ndet sich in Ps 78,17-25.
16,13 Wachteln. Der Psalmist hebt allen Zweifel daran auf, ob es sich hier wirklich um echte Vögel der Rebhuhn-Familie handelte oder um etwas anderes, denn er nannte sie »beschwingte Vögel« und in der vorhergehenden Zeile dieses Parallelismus beschreibt er die Versorgung mit Wachteln so, dass Gott »Fleisch auf sie regnen ließ« (Ps 78,27). Bei der Rückkehr in ihre eigentliche Heimat fi elen diese Wandervögel oft auf die Erdoberfl äche, wenn sie vom langen Flug erschöpft waren. Alte ägyptische Bilder zeigen Menschen, die Wachteln fangen, indem sie Netze über die Büsche warfen, in denen sie nisteten.
16,16 Gomer. Etwa 2,2 Liter.
16,18 S. 2Kor 8,15, wo Paulus diese Wahrheit auf die Freigebigkeit von Christen anwendet.
16,22 Die Versorgung mit Manna an 6 Tagen, aber nicht am 7., war eine allwöchentliche Lektion über die Natur des Sabbats als besonderer Tag. Dadurch lernte das Volk, den Sabbat vorschriftsmäßig einzuhalten und wurde herausgefordert, Gottes Geboten zu gehorchen. 16,31 Manna. Die Versorgung mit Wachteln in großer Menge (V. 13) wurde vom Eintreffen des Mannas am nächsten Morgen völlig überschattet. Trotz der unterschiedlichen Beschreibungen von Form und Geschmack des Mannas (V. 14.31) rührte der Name dafür von der Frage des Volkes her. »Manna« war eine ältere Form ihrer Frage: »Was ist das?« Der Psalmist beschrieb das Manna als »Brot vom Himmel« und »Engelsspeise«, die niederregnete, nachdem Gott die Fenster des Himmels geöffnet hatte (Ps 78,23-25). Natürliche Erklärungsversuche für das Manna wie z.B. auf Felsen wachsende Flechten oder granulatförmige Insektensekrete im Dickicht von Tamarisken sind völlig unzureichend, um zu erklären, wie 40 Jahre lang täglich außer am Sabbat ausreichend Manna auf dem Boden unter dem Tau liegen konnte (V. 35), um den Hunger aller Familien zu stillen. Das Manna war übernatürlichen Ursprungs und auf übernatürliche Weise am Sabbat haltbar!
16,32 stelle es vor den HERRN. Hier wurde dafür gesorgt, dass das Volk sich an das Manna erinnerte. Als die Stiftshütte aufgerichtet wurde, wurde der Krug mit Manna in die Bundeslade gestellt. Wenn spätere Generationen zur Anbetung kamen, wurden sie an die Treue des Herrn erinnert, der für sein Volk gesorgt hat (vgl. Hebr 9,4).
17,1 Rephidim. Das ist das heutige Wadi Refajid.
17,2 stritten sie. Dieses Mal stritt das Volk mit Mose und machte ihm Vorwürfe, weil er sie, wie sie meinten, zu einem Ort ohne Wasser geführt hatte. Sie reagierten so heftig, dass Mose dachte, er würde gesteinigt (V. 4). Bezeichnenderweise war das Volk nicht ohne Gottes Führung nach Rephidim gekommen (V. 1), die sich in der Wolken- und Feuersäule zeigte. In ihrer emotionalen Reaktion konnte das Volk einfach nicht sehen, dass der Beweis für Gottes Führung direkt vor ihren Augen war.
17,4 schrie Mose zum HERRN. Der Anführer wandte sich im Gebet an Gott, wohingegen das Volk, statt seinem Beispiel zu folgen, sich gegen seinen Anführer wandte. Moses Bitte war kein Einzelfall. Sein Leben war von Gebet geprägt (vgl. 15,25; 32,30-32; 4Mo 11,2.11; 12,13; 14,13.19) und von Hinwendung zu Gott, um bei ihm Lösungen für Probleme und Krisen zu suchen.
17,5 Tritt hin vor … ich will dort vor dir … stehen. Durch diese Worte in seinen Anweisungen an Mose bekräftigte der Herr sowohl die Führungsposition Moses als auch seine eigene Gegenwart. Damit beantwortete er den Vorwurf des Volkes gegen Mose und ihren unterschwelligen Zweifel an seiner Gegenwart (V. 7). Er griff sogar durch ein Wunder ein!
17,7 Massa und Meriba. Diese treffenden Namen, die den Orten gegeben wurden, bedeuten »Prüfung« und »Streit«. Sie repräsentieren einen enttäuschenden Höhepunkt bei all dem, was sie an Gottes wunderbare Fürsorge und Führung erfahren hatten (vgl. Ps 95,7, 8; Hebr 3,7.8).
17,8 kam Amalek und kämpfte. Die Amalekiter sind benannt nach Amalek, dem Enkel Esaus, und lebten als Nomaden in der Wüste Negev. Die erste militärische Auseinandersetzung mit ihnen hatte Israel bei Rephidim in der Wüste (2Mo 17,8-13; 5Mo 25,17.18). Infolge dessen wurden die Amalekiter von Gott zur Vernichtung verdammt (17,14; 4Mo 24,20; 5Mo 25,19), aber nicht zur sofortigen (17,16). Die Amalekiter schlugen das ungehorsame Israel bei Horma (4Mo 14,43-45). Saul versagte darin, sie zu vernichten, wie Gott es angeordnet hatte (1Sam 15,2.3.9). Später bekämpfte und schlug David die Amalekiter (1Sam 30,1-20). Zur Zeit von Hiskia wurde der amalekitische Überrest im Land endgültig vernichtet (ca. 716-687 v.Chr.). Die späteren Nachkommen von Agag (Est 3,1), dem amalekitischen König zur Zeit Sauls, wurden zur Zeit von Esther und Mordechai in Persien vernichtet (ca. 473 v.Chr.; Est 2,5.8-10).
17,9 Durch seine durchlebten Umstände hatte Israel gelernt, wie Gott für Nahrung und Wasser sorgt. Durch den Kampf mussten sie nun lernen, dass Gott auch den Sieg über feindliche Nachbarvölker bewirkt. 17,9 Josua. Der Name von Moses Adjutant bzw. persönlichem Mi- nister (24,13; 33,11; Jos 1,1) taucht hier zum ersten Mal im 2. Buch Mose auf. Sein Auftrag, ein Sonderkommando zu rekrutieren, war Bestandteil seiner Vorbereitung auf die militärische Führerschaft Israels. Zu diesem Zeitpunkt hieß er eigentlich noch Hoschea; dieser Name wurde später bei Kadesch zu Josua geändert, bevor er auf Erkundungsstreifzug nach Kanaan ging (4Mo 13,16). In dieser Phase konnte Israel nicht als kampferprobte Armee bezeichnet werden und war noch nicht einmal militärisch geübt und vorbereitet (s. Einleitung zu Josua). Stab Gottes. Der Stab, den Mose in seiner Hand hielt, war kein Zauberstab, sondern war zuvor dazu gebraucht worden, mittels des erwählten Anführers jene Wunder auszulösen, die Gott bewirkte und über welche Gott Mose zuvor informiert hatte. Daher wurde dieser Stab zum Symbol von Gottes persönlichem und vollmächtigem Eingreifen, wobei Moses erhobene Arme vielleicht sein ringendes Bitten an Gott symbolisieren. Das Auf und Nieder des Kampfes hing nicht nur aus psychologischer Motivation vom Heben oder Senken der Hände Moses ab, welches die Soldaten bei ihrem Anführer auf dem Berg beobachteten. Es hing auch von mehr ab als nur von Moses Fürbitte für sie. Diese Schwankungen zeigten und bestätigten, dass sie von Gott abhängig sein müssen, um im Kampf zu siegen, und dass sie nicht auf ihre eigene Kraft und ihren eigenen Eifer vertrauen dürfen. Außerdem wurde dadurch Moses Position bestätigt, sowohl was seine Beziehung zu Gott betraf als auch in seiner Bedeutung für das Wohlergehen und die Sicherheit des Volkes. Sie hatten ihm heftige Vorwürfe wegen ihrer Probleme gemacht, aber Gott bestätigte, dass er als Führer eingesetzt ist.
17,10 Hur. Der Sohn Kalebs und der Großvater von Bezaleel, dem Kunsthandwerker (vgl. 31,2-11; 1Chr 2,19.20).
17,14 Schreibe das zum Gedenken in ein Buch und präge es. Mose hatte in der Regierungsschule des Pharao Schreiben und Dokumentation gelernt. Außer den biblischen Schriften wurden weitere offi zielle hebräische Dokumente geschrieben, und in diesem Fall diente die Dokumentation insbesondere dem Gedenken des Sieges beim ersten Kampf, in den die Nation geraten war. Gott sprach von dem »Buch«, also hatte Mose es offenbar bereits begonnen. Es handelt sich hier also nicht um den ersten Eintrag in das später so genannte »Buch von den Kriegen des Herrn« (4Mo 21,14). Es war höchst wichtig, es aufzuschreiben, damit die Fakten bestätigt werden konnten und nicht nur von menschlicher Erinnerung oder rein mündlicher Tradition abhängig sind. das Andenken … austilgen. Die Amalekiter hatten die ganze Nation Israel zur Auslöschung verurteilt (vgl. Ps 83,5-8), aber durch Gottes Verfügung traf dieses Urteil nun auf die Amalekiter selbst. Das Urteil wurde zur Zeit von Saul und David zum Teil erfüllt (vgl. 1Sam 15,1-9 und 2Sam 1,1; 8,11.12), und danach wird es nur noch selten erwähnt. Doch weil Saul ungehorsam war und den Amalekiter-König Agag und einen Teil seines Volkes verschonte (1Sam 15,7-9), verlor er seinen Thron (V. 23). Samuel tötete Agag (V. 33), aber einige Amalekiter überlebten und kehrte wenige Jahre später zurück, um den Süden Israels anzugreifen und sogar Davids Familie gefangen zu nehmen (1Sam 30,1-5). David tötete alle Amalekiter (V. 16.17) bis auf 400, die entkamen. Haman, der später zur Zeit von Esther versuchte, die Juden auszurotten, war ein Nachkomme von Agag (vgl. Est 3,1.6).
17,15 Der HERR ist mein Panier. Indem Mose dem Altar diese Be- zeichnung für den Herrn gab, Jahwe-Nissi, erklärte Mose den Herrn selbst zum Panier oder Feldzeichen seines Volkes.
17,16 eine Hand zum Schwur erhoben. Wegen der Schwierig- keit des hebr. Textes ist auch eine alternative Übersetzung möglich: »Eine Hand ist auf dem / gegen den Thron / das Panier Jahwes.« Das spricht von fl ehentlichem Bitten oder Geloben. Vom Kontext her ist die Bedeutung auch unabhängig von der Übersetzungsvariante klar: Das fortdauernde Problem mit Amalek bestand nicht nur darin, dass die eine Nation die andere anfeindete, sondern es bestand Krieg zwischen Gott und Amalek.
18,1 als Jethro … alles hörte. Man darf nicht unterschätzen, wie gut alte Völker an Informationen herankamen. Nachrichten über bedeutende Ereignisse in anderen Ländern verbreiteten sich schnell und gründlich von einem Ort zum anderen. Das geschah oft über Händlerk arawanen, die den Fruchtbaren Halbmond durchquerten, oder mittels Boten und anderer offi zieller Beziehungen zwischen den Nationen. In Jethros Fall war seine Kenntnis über die Wüstenwanderung Israels jedenfalls durch Auskunft von Zippora und ihren Söhnen ergänzt worden, nachdem Mose sie nach Hause geschickt hatte (V. 2).
18,7 Auf Moses Zeugnis reagierte Jethro mit Lob und Opfern, was Anzeichen für seinen Glauben sind. Außerdem war ihm völlig klar, wie unvergleichlich Jahwe ist (V. 11). Der Priester von Midian (V. 1) verehrte sicherlich nicht die Götter Midians! Da die Midianiter allgemein als Götzendiener angesehen wurden (vgl. 4Mo 25,17.18; 31,2.3.16), muss Jethro sich sehr von seinen Zeitgenossen unterschieden haben. Dieser Unterschied wird besonders dadurch deutlich, dass Aaron und die Ältesten zusammen mit ihm anbeten und Gemeinschaft mit ihm haben (V. 12).
18,12 um Gott zu opfern. Da der Name Jahwe stets in Verbindung mit Opfern verwendet wird, die im Pentateuch für Israel vorgeschrieben sind, muss die Verwendung von Elohim in diesem Vers eine besondere Bewandtnis haben. Das gilt insbesondere, nachdem Jethro in seiner Antwort auf Mose selbst den Namen Jahwe verwendet hatte. Obwohl er fest seinen Glauben und seine Erkenntnis bezeugte, war Jethro doch ein gläubiger Heide und deshalb ein Proselyt und Fremdling. In dieser Situation wandte sich der Herr an Israel und an Heiden gleichzeitig, und deshalb wird hier nicht Jahwe, der besondere Bundesname Gottes in Bezug auf Israel, sondern Elohim verwendet.
18,13 Jethros praktische Weisheit war für Mose und Israel äu- ßerst nützlich und wurde Jahrhunderte lang und bis heute von Experten für Wirtschaftlichkeit gepriesen als Musterbeispiel für Delegation und Verwaltungsmanagement. In Jethros Rat eingewoben sind Aussagen über Gott und die Tugenden geistlicher Männer. Aufgrund dieser Aussagen können wir bei Jethro anerkennen, dass er seinen neuen Glauben gut in sein Denken integriert hatte. Er erkannte sogar völlig an, dass Mose Gottes Erlaubnis brauchte, um seinem Rat zu folgen (V. 23). Mose verwirklichte Jethros Vorschlag offenbar nicht sofort, sondern wartete damit, bis das Gesetz gegeben worden war (vgl. 5Mo 1,9-15).
18,21 Dieselben geistlichen Qualitäten werden von ntl. Führungs- personen erfordert (s. Apg. 6,3; 1Tim 3,1-7; Titus 1,6-9).
19,1 – 40,38 Dieser Abschnitt beschreibt Israels etwa 11-monatigen Aufenthalt am Sinai (vgl. 19,1 mit 4Mo 10,11).
19,3 Die Israeliten erkannten in Gottes Worten eine Kurzfassung des vertrauten Musters eines Oberherrschaftsvertrages (einer vertraglich geregelten Beziehung der Autorität und Unterordnung): eine Präambel (V. 3), ein historisches Vorwort (V. 4), bestimmte Vereinbarungen (V. 5a) und Segnungen (V. 5b-6a). Die Einwilligung in einer feierlichen Versammlung wurde üblicherweise im letztendlichen Vertragsdokument aufgezeichnet. Hier folgt sie, nachdem ihnen der Vertrag präsentiert worden ist (V. 7.8). S. Anm. zu 24,7. 19,3 vom Berg aus. Nun war das Zeichen erfüllt, das der Herr aus- drücklich an Mose gegeben hatte, als dieser noch in Midian war (3,12) und das bestätigte, dass Gott ihn tatsächlich gesandt hat. Hier stand er nun mit dem Volk vor dem Berg Gottes. Haus Jakobs … Kindern Israels. Mit dieser zweifachen Bezeichnung der Nation erinnerte der Herr sie an ihren bescheidenen Anfang als Nachkommen Abrahams durch Isaak und Jakob, die mit ihnen in Ägypten waren, und an ihren neuen Status als Nation (Kinder = Volk).
19,4 euch auf Adlersfl ügeln getragen. Gott beschrieb den Exo- dus und die Reise zum Sinai mit einer sehr passenden Metapher. Von Adlern ist bekannt, dass sie ihre Jungen auf ihren Flügeln aus den Nestern tragen und ihnen das Fliegen beibringen, wobei sie sie nötigenfalls mit ihren ausgebreiteten Flügeln auffangen. In seinem letzten Lied griff Mose dieses Bild für Gottes Fürsorge auf und stellte besonders heraus, dass es nur einen einzigen Herrn gibt, der dies getan hat (5Mo 32,11-12).
19,5 Der Herr gab dem Volk drei Titel für Israel: »mein besonde- res Eigentum«, »ein Königreich von Priestern« und »ein heiliges Volk«. Diese Bezeichnungen waren davon abhängig, ob sie ein gehorsames und dem Bund treues Volk sein würden. Diese Titel fassten die Segnungen Gottes zusammen, die eine solche Nation erfahren würde: Sie sollten in besonderer Weise dem Herrn gehören, ihn auf der Erde repräsentieren und für seine Absichten ausgesondert sein. Die Titel erläuterten in ethnischer und moralischer Hinsicht, was es bedeutete, dass Gott sie zu sich selbst gebracht hatte. Die Aussage: »denn die ganze Erde gehört mir«, in der Mitte dieser Titel betonte die Einzigartigkeit und Souveränität des Herrn und muss als Ablehnung aller anderen Ansprüche so genannter Götter der Nationen verstanden werden. Hier ging es nicht nur um die Macht eines Gottes über andere Götter in der Situation Israels, sondern um die Wahl und Macht des einzigen Herrn! Siehe 1Pt 2,9, wo Petrus diese Ausdrücke im Sinne von Gottes geistlichem Reich der Erlösten verwendet.
19,8 Da antwortete das ganze Volk miteinander. Als ihnen die Details von Gottes bilateralem, an Bedingungen geknüpften Bund (man beachte den Ausdruck »wenn ihr nun … gehorchen werdet … so sollt ihr« in V. 5) vorgestellt wurden, reagierten die Israeliten, repräsentiert von ihren Ältesten, mit positivem Enthusiasmus. Mit seiner Antwort darauf zeigte der Herr, dass er dies nicht als voreiliges Versprechen des Volkes aufgefasst hat (vgl. 5Mo 5,27-29).
19,9 für alle Zeit glaubt. Der Herr bereitete die bevorstehende Begegnung mit ihm so vor, dass er jegliche spätere Anklage, er selbst habe das Gesetz verfasst und sei dem Herrn auf dem Berg nicht begegnet, gegen Mose verhinderte. Das sollte auch dazu führen, dass das Volk Mose große Ehrerbietung entgegenbrachte.
19,10 heilige sie. Wie bedeutsam und ernst dieser Schritt für die Nation war, wurde dadurch deutlich, dass zwei Tage besonderer Vorbereitung herausgestellt wurden. Die innere Vorbereitung auf die Begegnung mit Gott spiegelte sich in der äußeren Reinigung des Körpers wider.
19,12 Was angemessen ist, um einem heiligen Gott zu nahen, konnte gar nicht deutlicher betont werden als durch das Verhängen der Todesstrafe über den, der die Grenzen übertrat, die Gott um den Berg gezogen hatte. Nicht einmal Tiere durften dieses heilige Areal betreten (vgl. Hebr 12,20).
19,15 keiner nahe sich seiner Frau. Damit sie zeremoniell rein blieben (s. 3Mo 15,16-18).
19,16 Donnern und Blitzen. Die dramatischen visuellen Begleiter- scheinungen von Gottes Gegenwart auf dem Berg, die einhergingen mit einer dichten Wolke und Posaunenschall, beeindruckten die Betrachter nicht nur von Gottes Majestät und Macht, sondern ließen sie erzittern, einschließlich Mose (Hebr 12,21). Hier geschah etwas gänzlich Ungewöhnliches, und nicht etwas Gewöhnliches wie ein Vulkanausbruch, wie einige Autoren meinen.
19,24 die Priester. Da die Gesetzgebung noch bevorstand, war noch keine Priesterschaft in Israel eingeführt. Bei diesen Priestern muss es sich um die Erstgeborenen jeder Familie gehandelt haben, die als Familienpriester dienten, weil sie dem Herrn geweiht worden waren (vgl. 13,2; 24,5). Ihr Platz wurde später von den Leviten übernommen (4Mo 3,45).
20,1 alle diese Worte. Diese allgemeine Beschreibung der zu befol- genden Gebote wurde von Mose auch mit dem Titel die »Zehn Gebote« bezeichnet (34,28; 5Mo 4,13). Aufgrund dieses Nachdrucks darauf, dass Gott selbst diese Worte geredet hat (vgl. 5Mo 5,12, 15.16.22.32.33), sind alle Theorien, Israel habe sich der Gesetzesmuster oder -konzepte von umgebenden Nationen bedient, unannehmbar.
20,3 Die Zehn Gebote, auch als Dekalog bekannt, die auf den einleitenden historischen Prolog folgen (V. 2), sind als eine Vorschrift oder direkter Befehl in der zweiten Person formuliert. Diese Formulierung war damals weitgehend unbekannt. Antike orientalische Gesetzeskodizes waren meistens kasuistisch formuliert, d.h. sie bestanden aus einer Wenn-dann-Konstruktion in der dritten Person. Darin folgt auf ein hypothetisches Delikt die Aussage, welche Handlung dann unternommen oder welche Strafe auferlegt werden soll. Die Zehn Gebote können auch in zwei weiter gefasste Kategorien eingeteilt werden: die vertikale Beziehung des Menschen zu Gott (V. 2-11) und die horizontale der Beziehung der Menschen in ihrer Gemeinschaft untereinander (V. 12-17). Die zweite Kategorie ist von kurz und bündig aufgelisteten Verboten gekennzeichnet, mit nur einer Ausnahme: ein Imperativ plus Erklärung (V. 12). Erklärungen oder Begründungen zu den Verboten kennzeichnen die erste Kategorie. Durch diese Zehn Gebote werden wahre Theologie und wahre Anbetung, der Name Gottes und der Sabbat, familiäre Ehre, das Leben, die Ehe, Besitz, Wahrheit und Tugendhaftigkeit gut geschützt. S. Anm. zu 24,7. 20,3 neben mir. Das bedeutet »über mir bzw. gegen mich« und ist angesichts der anschließenden Verse ein höchst angemessener Ausdruck. Alle falschen Götter stehen in Opposition gegen den wahren Gott, und ihre Verehrung ist unvereinbar mit der Verehrung von Jahwe. Als Israel von der Verehrung des einen wahren Gottes abwich, stürzte das Volk sich damit in geistliche Orientierungslosigkeit (Ri 17.18).
20,4 Die Art und Weise, wie der einzig wahre Herr angebetet werden soll, untersagt jeden Versuch, ihn durch etwas von ihm Geschaffenes darzustellen oder zu repräsentieren. Hier ging es nicht um ein absolutes Verbot von künstlerischem Ausdruck, sondern um das absolute Verbot von götzendienerischem und falschem Gottesdienst. Verstöße gegen dieses Gebot sollten schwerwiegende Konsequenzen für nachfolgende Generationen haben, weil der Herr völlige und ausschließliche Weihe forderte, d.h. er ist ein eifersüchtiger Gott (vgl. 34,14; 5Mo 4,24; 5,9). Die Verehrung von Repräsentationen, die ein Mensch angefertigt hat, war nichts Geringeres als Hass gegen den wahren Gott.
20,5 bis in das dritte und vierte Glied … Tausenden. Mose hatte erklärt, dass Kinder nicht für die Sünden ihrer Eltern bestraft werden (5Mo 24,16; s. Hes 18,19-32), aber Kinder würden die Auswirkungen zu spüren bekommen, die Verstöße gegen Gottes Gesetz durch ihre Elterngeneration als natürliche Konsequenzen nach sich ziehen, da diese Verstöße Ungehorsam und Hass gegen Gott bedeuten. Wenn Kinder in einem solchen Umfeld aufwachsen, werden sie von diesem Götzendienst geprägt werden und ihn ebenfalls praktizieren und somit selber boshaften Ungehorsam ausdrücken. Dieser Unterschied in der Konsequenz diente sowohl als Warnung als auch als Motivation. Die Auswirkung einer ungehorsamen Generation bestand darin, dass sich ihre Bosheit so tief verwurzelte, dass eine Umkehr mehrere Generationen in Anspruch nehmen würde.
20,7 den Namen des HERRN … nicht missbrauchen. Wenn man Gottes Namen in einer Weise benutzt, die seinen Charakter oder sein Handeln in Misskredit bringt, missbraucht man seinen Namen zu seiner Unehre. Wenn man einen Eid, den man unter rechtlicher Berufung auf Gottes Namen geleistet hat (vgl. 22,10.11; 3Mo 19,12; 5Mo 6,13), nicht einhält, stellt man damit seine Existenz in Frage, da die schuldige Partei offenbar nicht weiter an den Gott denkt, mit dessen Namen sie ihre Vertrauenswürdigkeit begründet hat. Der Gläubige im Zeitalter der Gemeinde jedoch beglaubigt seine lauteren Absichten und seine Vertrauenswürdigkeit nicht unbedingt durch den Gebrauch des Namens Gottes, denn sein Leben soll in allen Bereichen Wahrhaftigkeit ausdrücken; sein Ja soll Ja bedeuten und sein Nein soll Nein bedeuten (Mt 5,37; Jak 5,12).
20,8 Sabbattag. Vgl. 31,12-17. Jeder siebte Tag gehörte dem Herrn und sollte kein Arbeitstag sein, sondern abgesondert (d.h. heilig) zur Ruhe und als Zeit, die der Anbetung Jahwes geweiht ist. Der Begriff »Sabbat« stammt von dem Wort für »ruhen oder aufhören zu arbeiten«. Der historische Präzedenzfall dieser besonderen Beobachtung war die Schöpfungswoche; in der Praxis übernahm der Mensch diese Zeitspanne. Jeder Sabbat sollte den Anbeter erinnern, dass der Gott, den er anbetete, tatsächlich alles in beiden Bereichen Existierende innerhalb von 6 Tagen zu 24 Stunden geschaffen hat. Der Sabbat sollte deshalb auch als Gegenbeweis für evolutionistische Vorstellungen dienen, wie sie in falschen Religionen vorherrschten. Als Mose den Dekalog wiederholte, brachte er die Beobachtung des Sabbats außerdem in Verbindung mit Israels Auszug aus Ägypten und erklärte dies zum Grund, weshalb das Volk den Sabbat halten sollte (5Mo 5,12-15). Bezeichnenderweise wird das Sabbatgebot im Gegensatz zu den anderen 9 Geboten im NT nicht wiederholt. Vielmehr wird es außer Kraft gesetzt (vgl. Kol 2,16.17). Da der Sabbat speziell zu Israel unter der mosaischen Haushaltung gehört, kann er für die Gläubigen des Gemeindezeitalters nicht gelten, denn sie leben in einer neuen Haushaltung.
20,12 Vgl. Mt 19,18-19; Mk 10,19; Lk 18,20. 20,12 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Der Schlüssel zu gesellschaftlicher Stabilität ist Ehrerbietung und Respekt gegenüber den Eltern und ihrer Autorität. Die zugehörige Verheißung bezog sich in erster Linie auf den Befehl, im Gelobten Land zu leben und erinnerte den Israeliten an das Programm, das Gott für ihn und sein Volk eingeführt hat. Innerhalb der Grenzen ihres Territoriums erwartete Gott von ihnen, dass sie keine Aufmüpfi gkeit von Kindern und Jugendlichen duldeten, die im Grunde offene Missachtung von Eltern und Autorität ist. Schwerwiegende Konsequenzen, nämlich die Todesstrafe, konnten darauf angewendet werden (vgl. 5Mo 21,18-21). Ein Grund für die babylonische Gefangenschaft war das Versagen, die Eltern zu ehren (Hes 22,7.15). Der Apostel Paulus wandte diese auf das Volk Israel beschränkte Verheißung auf jeden individuellen Gläubigen seiner Zeit an (vgl. Mt 15,4; Mk 7,10; Eph 6,1-3).
20,13 Vgl. Röm 13,9. 20,13 töten. Die unumkehrbare Natur des von Gott auferlegten Todesurteils über jeden Mörder, der jemanden absichtlich umgebracht hat (vgl. 21,12; 4Mo 35,17-21) ist in der antiken orientalischen Literatur und Gesetzeslehre beispiellos (vgl. 1Mo 9,5.6). Darüber hinaus wird die Heiligkeit des menschlichen Lebens in jenen Abschnitten herausgestellt, in denen es um unabsichtliches Töten von Menschen geht. Auch auf einen tödlichen Unfall stand eine Strafe: Wer jemanden unabsichtlich tötete, musste bis zum Tod des Hohenpriesters in eine Zufl uchtsstadt verbannt werden. Eine sorgfältige Untersuchung des von Mose verwendeten Wortes (eines von 7 verschiedenen hebr. Wörtern für Töten; es kommt nur 47-mal im AT vor) ergibt, dass ein weiter gefasster Sinn gemeint ist und es nicht nur »morden« bedeutet, sondern »töten, erschlagen«. Dabei geht es jedoch um eine Lebensberaubung unter einem Rechtssystem, wo der Täter die Klauseln des Rechtskodexes beantworten muss, ob er nun absichtlich oder unabsichtlich getötet hat. Durch dieses Gebot wurden die Menschen daran erinnert und ermahnt, vorsichtig zu sein, damit auf der persönlichen Ebene von Mensch zu Mensch niemand durch ihre Hand umkommt. S. Anm. zu 21,12-14 (vgl. Mt 5,21; Jak 2,11).
20,14 ehebrechen. Dieses Gebot gilt sowohl für Männer wie Frau- en und schützt die Heiligkeit der Ehebeziehung. Gott hat die Ehe bei der Erschaffung von Mann und Frau eingerichtet (1Mo 2,24) und hat sie gesegnet als das Mittel, um die Erde zu füllen (1Mo 1,28). Die Strafe für Untreue in der Ehe war der Tod (3Mo 20,10). Ehebruch wurde auch als »große Sünde« bezeichnet (1Mo 20,9) und als »großes Übel und Sünde wider Gott« (vgl. 1Mo 39,9; Mt 5,27; Jak 2,11).
20,15 stehlen. Jedes unehrliche Erlangen von Hab und Gut oder Immobilien anderer verstößt gegen das Besitzrecht von Privateigentum, welches ein wichtiges Prinzip für die gesellschaftliche Stabilität ist.
20,16 falsches Zeugnis. Kein unwahrhaftiges Zeugnis dient der Gerechtigkeit. Praktisch alle Gesellschaften haben dieses Prinzip anerkannt und lassen jeden Zeugen vor Gericht schwören, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen.
20,17 begehren. Auch die Gedanken und Wünsche des Herzens entgehen nicht der Aufmerksamkeit. Ein starkes Verlangen, etwas zu haben, was einem anderen gehört, ist falsch. Dieses zehnte Gebot verdeutlicht, dass keines der vorigen 9 Gebote nur das äußerliche Verhalten betrifft, ohne Bedeutung für die inneren Gedanken zu haben (vgl. Mt 15,19; Röm 7,7; 13,9).
20,18 zitterte es und stand von ferne. Das Volk wich ängstlich vor den Phänomenen zurück, die diese Erscheinung Gottes auf dem Berg begleiteten. Instinktiv setzten sie Mose in die Position des Mittlers zwischen ihnen und Gott, denn die Kluft zwischen ihnen und ihrem heiligen Gott war so groß, dass sie sich fürchteten, nicht für ein Leben in seiner Gegenwart geeignet zu sein (V. 19).
20,19 Gott soll nicht mit uns reden. Die Israeliten fürchteten um ihr Leben und baten Mose, ihr Mittler zu sein (vgl. Hebr 12,18-21).
20,20 Sie wurden aufgefordert, sich vor den Erscheinungen nicht zu fürchten, und außerdem darin unterrichtet, dass eine angemessene Furcht, d.h. Ehrfurcht und Respekt vor Gott, vor Sünde abschreckt.
20,22 Opfer, Gaben und Altäre waren dem Volk Israel nicht un- bekannt und waren bereits Bestandteil bestimmter Anbetungszeremonien. Weder irdene noch steinerne Altäre sollten auch nur ansatzweise darauf hindeuten, dass sie mit ihrer Form etwas Bestimmtes darstellen sollten. Deshalb stellten die Einschränkungen bezüglich der Form und der Bauweise der Altäre sicher, dass sie in angemessener und schicklicher Weise zur Anbetung verwendet wurden. 3. Mose 1-7 stellt die mosaischen Opfer vor.
21,1 Rechtsbestimmungen. Eine Kombination von kasuistischen (Fallgesetzen) und apodiktischen (direkten Anordnungen) Vorschriften als detaillierte Erweiterung des Dekalogs, der Rahmen für das Richten und Schlichten von zivilen Streitigkeiten in Israel. Eine solche Kombination bestätigt weiterhin, wie einzigartig Israels Gesetz unter den verschiedenen antiken orientalischen Gesetzeskodizes war. Später bezeichnete Gott diese Vorschriften in einer besonderen Zeremonie als das »Buch des Bundes« (24,7).
21,2 Das Gesetz des Sklaven garantierte Freiheit nach einer fest- gesetzten Periode von 6 Arbeitsjahren, es sei denn, der Sklave entschied sich für einen dauerhaften Dienst, aber das wäre kein Dienstverhältnis der Ausnutzung, sondern der Liebe (V. 5). Jeder dauerhafte, unfreiwillige Dienst eines hebräischen Sklaven für einen hebräischen Herrn war für die israelitische Gemeinschaft offenbar unerwünscht und in Israel unbekannt (vgl. 3Mo 25,39-55). Außerdem wurde Vorsorge getroffen, um zu gewährleisten, dass Sklavinnen richtig behandelt würden und dass sie nicht durch absichtlich fehlerhaftes Verhalten auf Seiten ihres Herrn der Armut ausgeliefert werden durften. 21,12-14 Vor den Gesetzen über Körperverletzung (V. 15-36) durch Mensch oder Tier stand das Gesetz der schwerwiegendsten Körperverletzung, die Tötung von Menschen. Die Todesstrafe stand nur auf Mord (absichtliche Tötung; s. 20,13), wohingegen auf unabsichtliche Tötung die Strafe stand, an einen bestimmten Ort verbannt zu werden. Diese Orte erklärte Gott später zu Zufl uchtsstädten (vgl. 4Mo 35,6-24; 5Mo 19,1-13). Für jemanden, der des vorsätzlichen Mordes schuldig war, gab es keinerlei Schutzgebiet. Der von anderen verursachte Unfalltod ist nicht von Menschen geplant, aber von Gott zugelassen. Das Gesetz bot einen Zufl uchtsort an, jedoch fern der Heimat und fern von rächenden Verwandten. Oft lebte jemand, der einen anderen unabsichtlich erschlagen hatte, den Rest seines Lebens an diesem Zufl uchtsort, weil er bis zum Tod des Hohenpriester dort bleiben musste (4Mo 35,25.28).
21,15 Respektlosigkeit gegenüber den Eltern, die in körperlicher oder verbaler Gewalt ihrer Kinder zum Ausdruck kommt, war so schwerwiegend, dass darauf die Todesstrafe stand. Das 5. Gebot war eine ernste Sache! Andere antike Gesetzeskodizes, z.B. der Kodex Hammurabi, respektierten ebenfalls die elterliche Autorität und schrieben schwere Konsequenzen vor, wenngleich nicht die Todesstrafe.
21,17 Vgl. Mt 15,4; Mk 7,10.
21,20 Die Bestrafung von Sklaven wurde als Recht des Besitzers angesehen (Spr 10,13; 13,24). Richter mussten über die angemessene Strafe entscheiden, wenn der Sklave starb (V. 20). Wenn der Sklave noch einige Tage weiterlebte, galt das als Indiz, dass der Besitzer nicht beabsichtigt hatte, ihn zu töten, und der Verlust des Sklaven reichte als Strafe aus (V. 21). Schlagen ohne sofortige Todesfolge wurde nicht als Mord, sondern als Disziplinarmaßnahme angesehen. Jedes dauerhaft zugefügte persönliche Unrecht brachte dem Sklaven die Freiheit von der Beherrschung des Herren ein. Die Macht des Herren über den Sklaven war somit begrenzt; damit ist dieses Gesetz in der Antike beispiellos.
21,22 Wenn versehentlich eine Frühgeburt verursacht wurde, war man zu einer Entschädigung verpfl ichtet, auch wenn weder Mutter noch Kind verletzt wurden. In den Rechtsprozess wurden Richter eingeschaltet, damit der Schaden nicht aus Rachegefühlen, sondern gerecht berechnet wurde.
21,23 Vgl. 3Mo 24,19.20; 5Mo 19,21. Das Prinzip der Vergel- tung bzw. das lex taliones wurde angewendet, wenn entweder Mutter oder Kind Schaden nahmen. Die Strafe entsprach dem Schaden, der dem Opfer zugefügt wurde, durfte diesen Schaden aber nicht übersteigen. Dieses Gesetz schütze das Wohlergehen von Schwangeren, sodass unabsichtliche Körperverletzung eine grobe Fahrlässigkeit war. Hinsichtlich der Diskussion um Abtreibung ist hier bedeutsam, dass der Embryo als Person betrachtet wurde und somit der Täter für den Tod oder die Verletzung des Embryos verantwortlich gemacht wurde.
21,24 Vgl. Mt 5,38.
21,30 Eigentümer von Tieren hafteten für die Verletzungen, die ihre Tiere verursachten. Da sich der Eigentümer nicht eines absichtlichen Verbrechens, sondern der Fahrlässigkeit schuldig machte, konnte er durch eine Zahlung der Todesstrafe entgehen. Auch hier werden Richter in das Verfahren eingeschaltet, um sicherzustellen, dass keine von Rache geleiteten Entscheidungen getroffen werden. 21,32 Schekel. Ein Schekel wiegt 0,4 Unzen (12 Gramm); 30 Schekel sind also 12 Unzen. Christus wurde für den Preis eines Sklaven verraten (Sach 11,12, 13; Mt 26,14.15).
22,2 die Sonne über ihm aufgegangen. Ob sich ein Hausherr mit der Tötung eines Eindringlings schuldig macht, hängt davon ab, ob der Einbruch (wörtl. das »Durchgraben« durch die Lehmwände) bei Nacht oder bei Tag geschah. Nachts können die Absichten eines Eindringlings nicht so schnell bewertet werden wie tagsüber, außerdem wäre dann niemand wach, der zu Hilfe kommen könnte.
22,10 in Eid bei dem HERRN. Wahrscheinlich eine eidesstattliche Erklärung der Unschuld, die die beiden Parteien verpfl ichten würde, den Verlust an Gütern zu klären und jede weitere rechtliche Handlung auszuschließen.
22,15 eine Jungfrau verführt … Bezahlung des Brautpreises. Der Mann wurde verantwortlich gemacht für den vorehelichen Verkehr und dem Opfer wurde zuerkannt, dass es vom Täter missbraucht wurde, wofür er einen Preis zahlen musste (vgl. 5Mo 22,22-29).
22,17 Zauberin. Eine Frau, die Okkultismus praktiziert.
22,18 Das Ausmaß an sexueller Perversion in der kanaanitischen Kul- tur war so hoch, dass Sodomie ganz normal war (vgl. 3Mo 18,23.24). Hethitische Gesetze beispielsweise erlaubten sogar den Verkehr mit bestimmten Tieren.
22,19 dem Bann verfallen. Oder »als Opfer verwendet«, was in diesem Fall den Tod bedeutete (vgl. Jos 7,2ff.).
22,21 Witwen und Waisen. Gottes besondere Aufmerksamkeit galt den Witwen und Waisen, die oft niemanden hatten, der sich um sie kümmerte. Außerdem galt eine ebenfalls besondere Aufmerksamkeit – nämlich sein besonderer Zorn – denen, die Witwen und Waisen ausbeuteten. Dieser Zorn erging in Form von militärischen Angriffen, wobei das Schwert die Familien der Ausbeuter in denselben Status von Witwen und Waisen versetzte.
22,24 Zins. Das Volk zeigte den Armen und Bedürftigen sein Anlie- gen für sie unter anderem dadurch, dass sie keine geschäftlichen Vorteile von ihnen nahmen. Zinsen waren erlaubt (3Mo 25,35-37; 5Mo 23,19.20), aber kein Wucher und keine Zinsen, die den Schuldner in verschlimmertes Unglück stürzten. Der Psalmist beschreibt einen Gerechten als jemanden, der Geld leiht, ohne Zinsen zu nehmen (Ps 15,5).
22,27 S. Apg 23,5, wo Paulus offenbar gegen dieses Gesetz ver- stößt, da er nicht wusste, mit wem er sprach.
22,30 mir heilige Leute sein. Alle diese Gesetze und Regeln veran- lassten Israel, nicht nur vom Namen her abgesondert zu sein, sondern auch vom Verhalten. Die besondere Berufung als erstgeborener Sohn Jahwes (4,22) und als sein geliebter Besitz, ein Königtum von Priestern und eine heilige Nation (19,5.6) verpfl ichtete zu sittlicher Aufrichtigkeit. kein Fleisch essen … zerrissen. Das Fleisch eines Tieres, das von einem anderen Tier getötet wurde und auf dem Feld lag, war unrein, weil es Kontakt hatte zu unreinen Fleischfressern und Insekten und zu faulen begonnen hatte, weil das Blut nicht richtig ausgelaufen war. Ein abgesonderter Lebensstil betraf jeden Lebensbereich, einschließlich der Nahrungsbeschaffung.
23,1 Eine Liste verschiedener Gesetze, die den Schutz von gerechter und unparteiischer Gerechtigkeit für alle einschließt. Falsches Zeugnis, unkritisches Befolgen der Mehrheit, Bevorzugung und Bestechung tragen alle dazu bei, wahre Gerechtigkeit zu verderben. Die Haltung der Unparteilichkeit bedeutete auch, jemandem zu helfen, der Probleme mit seinen Tieren hatte, ob er nun Freund oder Feind ist. Wenn ihm nicht geholfen wurde, stand er in Gefahr, seinen Lebensunterhalt zu verlieren, was die anderen in seinem gesellschaftlichen Umfeld nicht zulassen durften.
23,10 im siebten. Ein Sabbatjahr der Ruhe nach 6 Jahren Land- wirtschaft tat sowohl dem Land als auch den Armen gut. Dass ein Feld brach liegen blieb, gab es wohl nur in Israel.
23,13 Götzendienst sollte so konsequent vermieden werden, dass sogar die Erinnerung an die Namen anderer Gottheiten ausgelöscht werden sollte. Das diente vielleicht auch als Verbot von Mischehen mit anderen Nationen, denn im Ehevertrag wurden die Götter beider Parteien anerkannt. Dadurch würde jedoch Gott auf eine Stufe mit heidnischen Göttern gestellt.
23,14 Dass alle Männer bei drei besonderen Festen an einem zentralen Heiligtum anwesend sein mussten, trug zur gesellschaftlichen und geistlichen Einheit der Nation bei. Die Männer mussten darauf vertrauen, dass der Herr ihren Grundbesitz beschützte, während sie zum Heiligtum pilgerten (vgl. 34,23.24). Alle drei Feste waren freudige Anlässe: eine Gedenkfeier an den Exodus (das Fest der ungesäuerten Brote), ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott für all das Getreide, das er gegeben hatte (das Fest der Ernte), und eine Danksagung für die endgültige Ernte (das Fest der Einbringung). Das zweite und dritte Fest haben in der Bibel noch alternative Namen: das Fest der Wochen (34,22) oder der Erstlinge (34,22; Apg 2,1), und das Laubhüttenfest (3Mo 23,33-36). Für weitere Erläuterungen s. 3Mo 23,1-24,9; 4Mo 28, 29; 5Mo 16.
23,19 ein Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Ausgrabungen in Ras Schamra (das antike Ugarit) zufolge verlangten kanaanitische Rituale, dass Opferlämmer in Milch gekocht wurden, aber aus dem beschädigten ugaritischen Text geht nicht klar hervor, ob es die Milch der Mutter sein sollte. Wenn das zutreffen sollte, ist es verständlich, dass hier den Israeliten verboten wurde, heidnische Götzenrituale zu kopieren. Eine andere Möglichkeit wäre, dass dann das tote Lamm in derselben Substanz gekocht würde, die sein Leben erhalten hat und dass dies verboten ist. Solange keine weiteren archäologischen Informationen vorliegen, bleiben die religiösen bzw. kulturellen Gründe nur Vermutung.
23,23 mein Engel. Das wird üblicherweise als Hinweis auf den En- gel Jahwes verstanden, der nicht der Herr selbst ist, da der Herr über ihn als eine andere Person spricht. S. Anm. zu 3,2. Doch wird er mit ihm identifi ziert, weil er Sünden vergibt und der Name des Herrn in ihm ist (V. 21). Eine solche Beschreibung passt weder auf Mose noch auf irgendeinen anderen Boten oder Führer. Der Schlüssel zum Sieg in der bevorstehenden Landeinnahme sollte nicht Israels militärisches Geschick sein, sondern die Gegenwart dieses Engels, der Christus vor seiner Fleischwerdung ist.
23,24 Säulen. Die Steinembleme von heidnischen Heiligtümern konnten absolut nicht toleriert werden, wenn das Land erst einmal den im vorigen Vers genannten Stämmen abgenommen worden war.
23,25 Ordnungsgemäße Anbetung brachte gebührenden Lohn ein, nicht nur gute Ernten und ausreichend Wasser, sondern auch Gesundheit, einschließlich Fruchtbarkeit und gesunde Schwangerschaften.
23,28 Hornisse. Dieser bildhafte Ausdruck für die in Panik verset- zende Macht Gottes steht in Parallele zu »meinen Schrecken« (V. 27). Das war der offenbare Effekt davon, dass »mein Engel« der Vorstoßtrupp der Eroberung war (V. 23). Vorausblickend auf die Eroberung ihres Landes wurde den Israeliten eine weitere Gedächtnisstütze gegeben, dass der Sieg von Gott abhing und nicht allein von ihren eigenen Bemühungen. Furcht und Panik spielten eine strategische Rolle bei den Siegen östlich des Jordan und in Kanaan (4Mo 22,3; Jos 2,9.11; 5,1; 9,24). Eine alternative nicht bildhafte Auslegung basiert darauf, dass die Biene oder Wespe ein Wappensymbol der ägyptischen Pharaonen war. Deren ständige, alljährliche Militärschläge in Kanaan hatte Gott in seiner Vorsehung dazu gebraucht, um die kanaanitischen Völker vor der Invasion Israels zu schwächen.
23,29 Die Besitzergreifung sollte ein allmählicher, aber wirksamer Prozess sein, der mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen sollte. Aber sie sollte die vollständige Kontrolle über ein Land einbringen, das sich in gutem Zustand befand und nicht durch einen vernichtenden und verwüstenden Krieg verheert war. Der Hinweis darauf, dass sich die wilden Tiere vermehren würden, wenn das Land verwüstet würde, unterstreicht, wie fruchtbar und lebensfördernd das Land war.
23,31 ich setze deine Grenze. Gott beschrieb das Land sowohl im Überblick als auch geografi sch detailliert. Sogar eine eingeschränkte Grenzbeschreibung reichte aus, um das Ausmaß ihres Grundbesitzes darzulegen. Es sollte sich vom Golf von Akaba bis zum Mittelmeer erstrecken und von der Wüste Negev bis zum Strom Euphrat an der Nordgrenze.
23,32 keinen Bund schließen. Für den Umgang mit den Stäm- men, die innerhalb der genannten Grenzen des Gelobten Landes lebten, kam internationale Diplomatie mit ihren Gleichheits- oder Herrschaftsverträgen für Israel nicht in Frage (5Mo 7,1.2). Alle diese Verträge waren verbunden mit den Namen der Gottheiten dieser Nationen, deshalb war es richtig, sowohl vor der Schließung eines solchen Vertrages (Bundes) zu warnen als auch davor, ihren heidnischen Göttern zu dienen. Zu den anderen Nationen außerhalb ihres Landes stand Israel in einem anderen Verhältnis (vgl. 5Mo 20,10-18).
24,4 zwölf Gedenksteine. Im Gegensatz zu heidnischen Steinem- blemen (23,24), repräsentierten diese Gedenksteine die 12 Stämme und standen neben dem Altar, den Mose zur Vorbereitung für die Zeremonie der Bundesratifi zierung errichtet hatte. Sie markierten nicht die Anbetungsstätte einer heidnischen Gottheit.
24,5 junge israelitische Männer. Das bezieht sich höchstwahr- scheinlich auf die erstgeborenen Kinder, die mit dieser Aufgabe betraut waren, bis das Gesetz die Leviten an ihrer Stelle einsetzte.
24,7 das Buch des Bundes. Mose empfi ng auf dem Berg Sinai zivi- le, soziale und religiöse Gesetze, die mündlich präsentiert (V. 3), dann aufgeschrieben (V. 4) und dem Volk vorgelesen wurden. Dieses Buch enthielt nicht nur diese detaillierte Erweiterung des Dekalogs (20,2223,33), sondern auch die Zehn Gebote selbst (20,1-17) sowie die vorbereitende gekürzte Fassung des Vertrages (19,3-6). S. Anm. zu 19,3-8; 20,3-17.
24,8 sprengte es auf das Volk. Das tat Mose, nachdem das Volk das Buch des Gesetzes gehört und sich zum Gehorsam verpfl ichtet hatte. Er versiegelte den Vertrag offi ziell mit Blut; das war keine unübliche Sitte (vgl. 1Mo 15,9-13.17). Die Hälfte des verwendeten Blutes wurde als Teil der Einweihungszeremonie an den Altar gesprengt. Die Repräsentanten Israels wurden dadurch qualifi ziert, den Berg zu besteigen und am Bundesmahl mit Jahwe teilzunehmen (24,11; vgl. Hebr 9,20).
24,9 sie schauten Gott. Die Repräsentanten, die nach Gottes Anweisung Mose auf den Berg begleiteten, hatten das Vorrecht, Gott zu sehen, ohne von seiner Heiligkeit verzehrt zu werden. Was sie genau sahen, bleibt fraglich; wir müssen die Beschreibung so stehen lassen, die nur das erwähnt, was unter seinen Füßen war. Das weist vielleicht darauf hin, dass es nur eine partielle Manifestation war, wie auch Mose sie sah (33,20), oder dass die Ältesten in Gegenwart der Majestät, Schönheit und Kraft Gottes (vgl. Ps 96,6) nicht wagten, ihre Augen über seinen Fußschemel hinaus zu erheben.
24,10 Gebilde von Saphirplatten. Diese Beschreibung klingt wie ein Vergleich mit Lapislazuli, einem opalblauen Edelstein, der damals in Mesopotamien und Ägypten oft verwendet wurde.
24,12 steinernen Tafeln. Zum ersten Mal wird gesagt, welche Form die Offenbarung haben sollte: Steintafeln. Sie wurden auch »Tafeln des Zeugnisses« genannt (31,18) und die »Tafeln des Bundes« (5Mo 9,9).
24,14 Hur. S. Anm. zu 17,10. 24,16-18 Das war die erste Besteigung des Berges Sinai (die in 32,6 endet) von zwei (von jeweils 40 Tagen und 40 Nächten; vgl. 34,2-28). Die ehrfurchtgebietende Schau von Gottes Herrlichkeitswolke, der Schechina, die auf dem Berg ruhte und in welche Mose für 40 Tage und Nächte verschwand, beeindruckte alle mit der einzigartigen Bedeutung dieses Ereignisses für die Geschichte Israels. Während dieser Tage empfi ng Mose alle Anweisung für die Stiftshütte und ihre Einrichtung und Ausstattung (Kap. 25-31). Als sich bei Fertigstellung der Stiftshütte die Schechina auf ihr niederließ, stellte das den Israeliten eindrücklich vor Augen, wie einzigartig wichtig dieses Heiligtum für Israels Anbetung von Jahwe und für ihre Beziehung zu ihm war (40,34-38).
25,1 – 40,38 In den abschließenden Kapiteln gilt das Hauptaugen- merk dem Plan und der Anfertigung der zentralen Anbetungsstätte der Nation. Als Vorbereitung auf die Besitzergreifung ihres Landes hatten sie ein Gesetzessystem bekommen, das ihr persönliches und gemeinschaftliches Leben regelte, das Ausbeutung von Armen und Fremden verhinderte und das vor Polytheismus und Götzendienst schützte. Dass solche Schutzmaßnahmen notwendig waren, wurde bestätigt durch den Vorfall mit dem goldenen Götzenkalb (32,1-35). Das äußerst detaillierte und von Gott gegebene Muster der Stiftshütte hebt alle Spekulationen auf, ob sie irgendwie mit den kleinen tragbaren Heiligtümern von verschiedenen Stammesgottheiten verglichen werden könnte oder gar von solchen hergeleitet sei. Die Stiftshütte hatte ihren Ursprung in Gott und ihr Plan wurde durch eine besondere Offenbarung Mose geoffenbart (vgl. 25,9.40; 26,30; Hebr 8,5).
25,2 freiwillige Gabe. Das Volk bekam die Gelegenheit, freiwillig und freigebig persönliche Beiträge für das Heiligtum der Nation zu leisten. Als solche Beiträge stand eine Liste von 14 Komponenten und Materialien zur Auswahl, die zum Bau der Stiftshütte erforderlich waren. Man wundert sich, wie viel von ihren Beiträgen ursprünglich aus ägyptischen Häusern stammte und unmittelbar vor dem Exodus den Händen der Israeliten anvertraut worden war (vgl. 12,35.36). Das Volk spendete mit solcher Freude und Begeisterung, dass die Israeliten schließlich von der Darbringung weiterer Gaben abgehalten werden musste (35,21-29; 36,3-7). Ähnlich war die Reaktion Jahrhunderte später, als König David Spenden für den Tempelbau erbat (1Chr 29,1-9).
25,4 blauen und roten Purpur und Karmesin. Diese Farben wur- den durch Färben der Stoffe erzielt: Blau wurde von einem Schalentier gewonnen, roter Purpur aus dem Sekret von Purpurschnecken, und Karmesin aus dem Eipulver und den Larven bestimmter Würmer, die auf Stechpalmen lebten. Dass verschiedene Farbstoffe aus verschiedenen natürlichen Quellen erzeugt werden konnten, weist nach, dass die Israeliten über eine beträchtliche technische Kenntnis in der Textil- und Gewebefertigung verfügten. weißes Leinen. Ägypten war bekannt für die Herstellung vorzüglicher feingezwirnter Leinenstoffe.
25,5 rötliche Widderfelle. Wenn das Fell entfernt und die Haut gefärbt war, erinnerte sie an Maroquinleder. Akazienholz. Ein hartes, beständiges, dichtes und aromatisches Wüstenholz, das nicht von holzfressenden Insekten befallen wurde. Es war gut zur Anfertigung von Möbeln geeignet und kam auch auf der Sinai-Halbinsel in ausreichenden Mengen vor.
25,6 Spezerei. Während der Zeit der biblischen Geschichtsschrei- bung war Arabien sehr angesehen für die Vielfalt seiner exportierten Balsamsorten.
25,7 Onyxsteine. Sie werden manchmal für grünen Quarz gehalten und waren den Ägyptern bekannt und sicherlich auch den Israeliten vertraut. Die LXX übersetzt mit Beryll.
25,8 damit ich in ihrer Mitte wohne. Die Stiftshütte wurde auch »Wohnung« (V. 9) genannt (von dem Verb für »wohnen« stammt auch der Begriff »Tabernakel«). Das war eine passende Bezeichnung für den Ort der Gegenwart Gottes bei seinem Volk. Seine Gegenwart sollte sich zwischen den Cherubim befi nden; dort wollte er Mose begegnen (V. 22).
25,9 Wohnung. Der Pentateuch verwendet 5 verschiedene Bezeich- nungen für die Stiftshütte: 1.) »Heiligtum«, was einen heiligen oder abgesonderten Ort bezeichnet, 2.) »Zelt«, was eine vorübergehende oder tragbare Wohnung bezeichnet, 3.) »Wohnung«, was den Ort der Gegenwart Gottes bezeichnet (wie auch die folgenden Titel), 4.) »Wohnung der Zusammenkunft bzw. Begegnung« und 5.) »Wohnung des Zeugnisses«. (Die gängige dt. Bezeichnung »Stiftshütte« stammt von Luthers Übersetzung von »Wohnung der Zusammenkunft« mit »Hütte des Stifts«, vgl. die Ausgaben der Lutherbibel von 1912 oder früher; d. Übers.).
25,11 reinem Gold. Die damaligen technischen Möglichkeiten er- laubten bereits die Goldgewinnung.
25,16 das Zeugnis. Diese Bezeichnung für die beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten, die in die Bundeslade gelegt wurden, erklärt, warum diese auch »Lade des Zeugnisses« genannt wurde (V. 22) und zeigt, warum es angemessen war, das gesamte Gebilde »Wohnung« oder »Zelt des Zeugnisses« zu nennen. »Die Lade des Bundes des Herrn aller Lande« (Jos 3,11) und »die heilige Lade« (2Chr 35,3) waren Alternativbezeichnungen.
25,17 Sühnedeckel. Der Deckel oder die Abdeckung der Bundesla- de war der »Gnadenstuhl« oder »Sühnedeckel«, der Ort, wo die Sühne vollzogen wurde. Zwischen der Herrlichkeitswolke, der Schechina, die über der Bundeslade war, und den Gesetzestafeln im Innern der Lade befand sich die blutbesprengte Abdeckung. Zwischen Gott und dem gebrochenen Gesetz Gottes stand Opferblut!
25,18 Cherubim. Diese zwei Engelwesen wurden aus einem Stück mit der goldenen Abdeckung der Bundeslade geformt. Sie befanden sich an beiden Enden der Lade und blickten einander an. Ihre Flügel waren über die Lade gestreckt und bildeten somit einen Bogen. Cherubim werden mit der majestätischen Herrlichkeit und Gegenwart Gottes in Verbindung gebracht (vgl. Hes 10,1-22) und waren dementsprechend auf den Decken der Stiftshütte aufgestickt sowie auf dem Vorhang vor dem Allerheiligsten (26,1.31), denn das war der Ort, wo Gott bei seinem Volk gegenwärtig war. Die Bibel beschreibt die Cherubim als die Wesen, die sich unter dem Thron Gottes befi nden (1Sam 4,4; Jes 37,16) und als die Wächter des Garten Edens und des Baumes des Lebens (1Mo 3,24).
25,30 Schaubrote. Jede Woche musste ein neuer Stapel von 12 Laib Brot auf einem Tisch an der Nordseite des Heiligtums niedergelegt werden. Die Utensilien für diesen Tisch wurden ebenfalls aus feinem Gold hergestellt (V. 29). Dieses »Brot seiner Gegenwart« wurde nicht als Nahrung für den Gott Israels ausgelegt – so wie in heidnischen Heiligtümern und Tempeln Nahrung für die Götter aufgestellt wurde –, sondern damit wurde vielmehr anerkannt, dass die 12 Stämme beständig unter dem wachsamen Auge und der Fürsorge ihres Herrn ernährt und getragen wurden. Das Brot wurde an jedem Sabbat von den diensthabenden Priestern im Heiligtum gegessen (3Mo 24,5-9). Das Schaubrot ist ein Typus für den Herrn Jesus Christus als das Brot vom Himmel (Joh 6,32-35).
25,31 Leuchter. Gegenüber dem Schaubrottisch stand an der Süd- seite des Heiligtums ein verzierter Leuchter, die Menora, die einem blühenden Mandelbaum nachempfunden war. Er spendete den Priestern Licht bei ihrem Dienst im Heiligtum. Gemäß der Anweisung Gottes wurde sorgsam darauf geachtet (27,20.21; 30,7.8; 3Mo 24,1-4), dass dieser Leuchter stets mit reinem Olivenöl gefüllt war, damit er nicht erlosch. Der Leuchter ist ein Typus für den Herrn Jesus Christus, der als das wahre Licht in die Welt kam (Joh 1,6-9; 8,12).
25,39 Talent. Etwa 34 kg.
25,40 Vgl. Hebr 8,5.
26,1 zehn Zeltbahnen. Die Schönheit dieser Decken war nur von innen zu sehen, da der Blick von außen durch die dickeren äußeren Schutzdecken aus Ziegen–, Widder und Seekuhfellen versperrt war (V. 14). So war der Anblick ausschließlich den Priestern ermöglicht, die das Heiligtum betraten.
26,7 elf … Zeltbahnen. Die besonderen äußeren Decken waren länger und größer, da sie auch die Vorder- und Rückseite der Stiftshütte abdeckten (V. 9-13).
26,15 Auch für den Rahmen bzw. das Gestell, an dem die Vor- hänge und äußeren Decken aufgehängt wurden, gab es genaue Anweisungen. Es ist gut zu erkennen, dass die gesamte Vorrichtung transportabel sein sollte. Bei der Wüstenwanderung konnte sie schnell demontiert und zum Transport bereitet und ebenso rasch wieder aufgebaut werden. Goldener Leuchter S Diese Skizze zeigt, wo in der Stiftshütte die Einrichtun Gottesdienst verwendet wurden. Die Stiftshütte ist zu Waschbecken S ngsgegenstände standen, die beim israelitischen ur besseren Kenntlichkeit vergrößert dargestellt.
27,1 Altar. Der größte Einrichtungsgegenstand, der auch als Brand- opferaltar bezeichnet wird (3Mo 4,7.10.18), stand im Hof der Stiftshütte. Er war im Gegensatz zu den anderen Gegenständen im Innern des Heiligtums nicht vergoldet, sondern aus Erz. Wie die anderen Einrichtungsgegenstände wurde er mit Stangen angefertigt, um transportiert werden zu können (V. 6.7).
27,3 Alle Utensilien und das Zubehör des Altars wurden ebenfalls nicht aus Gold, sondern aus Erz angefertigt.
27,9 Vorhof. Auch die Maße des rechtwinkeligen Hofes, der rund um die Stiftshütte mit Behängen und Pfosten eingezäunt war, wurden exakt angegeben (V. 9-19; ca. 45 mal 22,5 Meter). Die äußeren Behänge waren mit 5 Ellen bzw. 2,25 Meter so hoch, dass jeder Einblick in den Innenhof unterbunden war (V. 18). Man konnte nicht einfach allgemein und unverblümt aus allen Lagern in den Hof von Gottes Wohnung eintreten.
27,16 Eingang des Vorhofs. Der Vorhang, der den Eingang in den Hof abdeckte, war anders gefärbt als die sonstigen Behänge der Umzäunung. Offensichtlich gab es nur einen einzigen Weg, um diesen ganz besonderen Ort zu betreten, den Gott erwählt hatte, um seine Gegenwart bei seinem Volk sichtbar zu zeigen.
27,20 reines Öl aus zerstoßenen Oliven. Das reine Öl aus ge- pressten unreifen Oliven spendete ein rauchfreies Licht. Das Volk musste den Brennstoff liefern, welchen die Hohenpriester im Heiligtum benötigten.
28,1 mir als Priester diene. Die dreifache Wiederholung dieses Ausdrucks in der Einleitung zu Aarons Priesterkleidung betont offenbar, wie wichtig seine Rolle im geistlichen Leben der Nation war. Die Söhne Aarons gehörten der nun eingesetzten Priesterschaft an. Der hebr. Text gruppiert die Söhne in zwei Paare: Nadab und Abihu bildeten das erste Paar; diese beiden starben, weil sie mutwillig Gottes Anweisungen missachteten (3Mo 10,1.2). Aaron und seine Nachkommen sowie der Stamm Levi waren zu Priestern Israels erwählt – sie setzten sich nicht selbst in diese Position ein. Das Gesetz defi nierte eindeutig, welche Aufgaben sie bei der Anbetung und bei Opfern im Heiligtum hatten und welche Pfl ichten sie gegenüber den einzelnen Anbetern und der Bundesbeziehung des Volkes zu Gott erfüllen mussten.
28,2 zur Ehre und zur Zierde. Die Kleider dienten der Ehre des Amtes und der Tätigkeit der Priesterschaft und stellten Aaron eindrücklich als besondere Person heraus, die eine besondere Mittlerrolle spielte: Es waren »heilige« Kleider. Im alt. Priestersystem des Volkes Israel unterschied diese Kleidung zwischen Priestern und Laien.
28,3 weises Herz. Hier weist Gott Mose zum ersten Mal an, dass er bestimmte Männer außergewöhnlich bevollmächtigen und befähigen wird, um den Bau der Stiftshütte fachmännisch durchzuführen.
28,4 Ephod. Wenn Aaron das Heiligtum betrat, trug er stets auf seinen Schultern dieses Erkennungszeichen mit den gravierten Steinen, die die 12 Stämme repräsentierten.
28,15 Brustschild des Rechtsspruchs. Die 12 Edelsteine, auf denen jeweils ein Name eines Stammes eingraviert war, verdeutlichten farbenprächtig und ausgeschmückt Aarons Rolle als Repräsentant und Fürsprecher der Stämme vor dem Herrn. Das Brustschild musste sicher am Ephod befestigt werden, damit es sich nicht davon löste (V. 28 und 39,21). Von dem Ephod zu sprechen, bedeutete danach, von diesem ganzen Gebilde aus Ephod und Brustschild zu sprechen.
28,30 Urim und Thummim. Die etymologische Herkunft dieser zwei Begriffe sowie das Material, aus dem diese Objekte bestanden, kann nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden. Offenbar wurden zwei separate Gegenstände in das Brustschild eingefügt und sie wurden dadurch elementare Bestandteile der amtlichen Regalien des Hohenpriesters. Aaron und seine Nachfolger trugen über ihrem Herzen »den Rechtsspruch der Kinder Israels«, d.h. den »Rechtsspruch« im Sinne eines Urteils oder einer Entscheidung. Die Abschnitte, in denen diese Begriffe vorkommen (3Mo 8,8; 4Mo 27,21; 5Mo 33,8; 1Sam 28,6; Esr 2,63; Neh 7,65) und die Abschnitte, die über Befragungen des Herrn berichten, bei denen ein Hoherpriester mit Ephod anwesend war (Jos 9,14; Ri 1,1.2; 20,18; 1Sam 10,22; 23,2.4, 10-12; 1Chr 10,14) erlauben folgende Schlussfolgerungen: 1.) Diese zwei Gegenstände repräsentierten das Recht des Hohenpriesters, Leitung für den anerkannten Führer zu erbeten, der nicht direkt Gott nahen konnte wie Mose, sondern mittels der von Gott verordneten Priesterschaft zu Gott kommen musste. 2.) Die dadurch mitgeteilte Offenbarung gab konkrete Anweisung für ein unmittelbares Problem oder eine Krise und leistete damit mehr, als von etwaigen heiligen Losen zu erwarten wäre, die lediglich eine wortlose, binäre Antwort im Sinne von Ja oder Nein liefern konnten.
28,31 Obergewand. Die Oberbekleidung der Priester.
28,32 Panzerhemds. Ein fl exibler Metallpanzer, wie er von den Ägyptern zum Schutz im Kampf benutzt wurde.
28,33 goldene Schellen. Das Klingen der Schellen, die am Saum des hohenpriesterlichen Obergewands angenäht waren, signalisierte den vor dem Heiligtum wartenden Gläubigen, dass ihr Repräsentant, der vor dem Herrn diente, noch am Leben war, sich bewegte und seine Aufgaben verrichtete.
28,36 Kopfbund. Die Kopfbedeckung trug die Erklärung, die für den Gottesdienst und die priesterliche Repräsentation elementar wichtig war, nämlich die Heiligkeit des Herrn. Damit erinnerte die Aufschrift den Hohenpriester und alle anderen, dass sie sich Gott mit Ehrfurcht nähern mussten.
28,39 Leibrock … Gürtel. Die Unterbekleidung.
28,40 Auch die übrigen Priester mussten eine besondere Klei- dung tragen, die sie sichtbar von den gewöhnlichen Volksangehörigen unterschied. Wer beim Dienst im Heiligtum den Kleidervorschriften nicht gehorchte, musste getötet werden. Eine solch schwerwiegende Konsequenz betonte die Wichtigkeit ihrer Aufgaben und sollte die Priester motivieren, ihre Priesterrolle nicht als profane Routine und undankbare Pfl icht anzusehen.
29,1 heiligen. Die zur Priesterschaft erwählten Männer konnten ihr Amt erst dann antreten, nachdem Mose eine feierliche 7-tägige Amtseinsetzung durchgeführt hatte (V. 4-35 und 3Mo 8,1-36). Dazu gehörten die Waschung, Ankleidung, Salbung, Opferung, das Betupfen und Besprengen mit Blut und das Essen des Opferfl eisches.
29,19 Das Auftragen von Blut am rechten Ohr, an der Hand und an der großen Zehe heiligte das Ohr symbolisch, um das Wort Gottes zu hören, heiligte die Hand, um das Werk Gottes zu tun, und den Fuß, um auf dem Weg Gottes zu wandeln.
29,27 Webopfers … Hebopfers. S. Anm. zu 3Mo 7,30.
29,40 Zehntel Feinmehl … Viertel Hin. Das »Zehntel« bezieht sich auf die Maßeinheit Epha, welches etwa 15 bis 20 Liter entspricht. Ein Hin entspricht etwa 3 bis 3,5 Liter.
29,42 für eure [künftigen] Geschlechter. Vielleicht dient dieser Ausdruck als prophetische Erinnerung an eine lange Geschichte Israels oder als Bestätigung dafür.
29,45 ich will … wohnen. Dass er ihr Gott und sie sein Volk sein würden, war eine Sache, aber dass er auch bei ihnen wohnen bzw. zelten würde, war eine äußerst wichtige Realität in der Erfahrung der neuen Nation. Sie mussten nicht nur die Transzendenz ihres Gottes verstehen, dessen Wohnort der Himmel war, sondern auch die Gegenwart ihres Gottes, dessen Wohnung bei ihnen war. Ihre Erlösung aus Ägypten war für ihn selbst geschehen (V. 46).
30,1 Altar … Räucherwerk. Die Bauanleitung für diesen Ein- richtungsgegenstand des Heiligtums wurde nicht zusammen mit den anderen beiden erteilt (25,23-40), sondern folgte nach den Anweisungen über die Priesterschaft. Vielleicht liegt das daran, dass der Räucheraltar der letzte Einrichtungsgegenstand war, zu dem der Hohepriester kam, bevor er einmal jährlich ins Allerheiligste ging. Unmittelbar nach Aarons Einweihungszeremonie wird die Aufmerksamkeit auf seine Aufgaben gelenkt: 1.) Er musste sicherstellen, dass auf diesem Altar beständig der richtige Weihrauch dargebracht wurde, und 2.) er musste den Räucheraltar einmal jährlich mit Blut vom Sühnopfer reinigen (V. 10).
30,6 vor den Vorhang. Demzufolge stand der Altar außerhalb des Allerheiligsten im Heiligen. Hebr 9,3.4 spricht davon, dass dieser Altar im Allerheiligsten stand, womit gemeint ist, dass er sich nahe bei der Bundeslade befand und durch die Reinigung am großen Versöhnungstag mit dem Allerheiligsten verbunden war. An keinem anderen Tag konnten die Priester an diesem Altar vorbeigehen.
30,9 fremdes Räucherwerk. S. V. 38.
30,12 gezählt. Der Grund für die Zählung aller Männer im wehrfä- higen Alter (V. 14) wird nicht genannt, aber wie ernstlich diese Sache war, wird deutlich an der strengen Warnung vor einer Plage und an dem Begriff »Lösegeld«, der in Verbindung mit dieser Zählung gebraucht wird (vgl. 1Chr 21).
30,13 Schekel des Heiligtums. Ein Schekel wog etwa 12 Gramm (vgl. 3Mo 5,15; 27,3.25; 4Mo 3,47; 7,13ff.).
30,18 ehernes Becken. Das Waschen von Händen und Füßen vor den priesterlichen Verrichtungen war obligatorisch. Auch hier wird die Wichtigkeit der zeremoniellen Reinigung daran deutlich, dass vor dem Tod gewarnt wird, wenn man diese Waschung unterlässt. Im Heiligtum oder im Vorhof durfte nichts Leichtfertiges getan werden!
30,22 Nichts wurde dem Zufall oder der menschlichen Phantasie überlassen. Die Zutaten für die Zubereitung des Salböls wurden sorgfältig aufgeführt. Alles andere war vollkommen unakzeptabel und zog die Todesstrafe nach sich (V. 33). Das Salböl musste eine einzigartige Mischung sein! Auch seine Verwendung zu irgendeinem anderen Zweck machte seinen heiligen Status zunichte, denn es war ausgesondert, zum alleinigen Gebrauch im Heiligtum bestimmt, und durch falsche Verwendung würde es sich nicht mehr von gewöhnlichen oder profanen Dingen unterscheiden.
30,25 Kunst des Salbenbereiters. Die Kunst des Salbenmi- schens war in Israel offenbar bereits wohl bekannt. Dieses Handwerk hatten sie zweifellos in Ägypten kennen gelernt.
30,34 Weihrauch. Gott listete auch die Zutaten für die einzigar- tige Mischung von Weihrauch auf, die zur Verwendung am Räucheraltar vorgeschrieben war. Jede Abweichung bei der Herstellung würde bedeuten, »fremdes Räucherwerk« anzufertigen (V. 9) und würde ebenfalls zum Tod führen (V. 38). Verwendung zum eigenen Gebrauch machte seinen heiligen Status null und nichtig. Nadab und Abihu wurden hingerichtet, weil sie gegen dieses Gebot verstoßen hatten (vgl. 3Mo 10,1.2).
31,1 Gott ernannte zwei Männer namentlich und erklärte, dass sie besonders erwählt und von Gott mit der Fähigkeit ausgestattet bzw. vom Geist erfüllt sind, um all das anzufertigen, was er Mose offenbart hatte (vgl. 28,3; 36,1). Keiner der Kunsthandwerker blieb unberührt von der von Gott verliehenen Fachkenntnis, um diese schwierige Arbeit ausführen zu können. Sie hatten »ein weises Herz«, was auf zuvor erlerntes Geschick hindeutet. Sie mussten alle Bestandteile des Heiligtums anfertigen, wie sie in 2Mo 25-30 vorgeschrieben sind.
31,12 S. Anm. zu 20,8.
31,18 beiden Tafeln des Zeugnisses. S. Anm. zu 25,16. be- schrieben mit dem Finger Gottes. Damit wurde das Gesetz bildhaft Gott zugeschrieben.
32,1 mache uns Götter. Der Einfl uss der polytheistischen Welt, in der sie lebten, war so enorm, dass die Israeliten in einer Zeit der Angst bzw. Ungeduld einer heidnischen Weltanschauung erlagen. Was diesen Vorfall noch alarmierender macht, ist die Schnelligkeit, mit der heidnischer Götzendienst Einzug hielt, und das obwohl ihnen unmittelbar zuvor Gottes Größe und Güte ganz real vor Augen gestanden hatten. Aber sie verlangten nicht nur einfach Götter, sondern Götter, die sie vorwärts führten – »die uns vorangehen«. Die heidnische Weltanschauung hatte ihnen den Blick dafür geraubt, dass Gott sie aus Ägypten herausgeführt hatte, und stattdessen schrieben sie den Exodus verachtungsvoll Mose zu (vgl. Apg. 7,40).
32,4 gegossenes Kalb. Das junge Rind, das Aaron anfertigen ließ, war ein heidnisch-religiöses Symbol für Manneskraft. Ein Miniaturexemplar des goldenen Kalbs – das zwar aus Bronze und Silber bestand –, wurde an der Stelle der antiken Philisterstadt Aschkelon gefunden. Da es aus der Zeit von ungefähr 1550 v.Chr. stammt, zeigt es, dass die Verehrung eines Kalbes nicht nur in Ägypten bekannt war, sondern bereits vor der Zeit Moses auch in Kanaan. Mit der Anbetung des Kalbs verstießen die Israeliten gegen die ersten drei Gebote (20,3-7).
32,5 ein Fest für den HERRN. Synkretismus führte zu der lächerli- chen Kombination eines Götzen, eines Altares und einer Festfeier, die als absurder Versuch abgehalten wurde, den wahren Gott zu ehren.
32,6 standen auf, um sich zu belustigen. Dem hebr. Wort zufol- ge kann dies auch Trunkenheit und Unmoral einschließen, die bei götzendienerischen Fruchtbarkeitskulten so üblich waren (s. die Beschreibung in den V. 7.25). Der Synkretismus hatte die Menschen aller sittlichen Wachsamkeit und moralischen Unterscheidungskraft beraubt (vgl. 1Kor 10,7).
32,7 dein Volk. Als Gott Mose auf die Probleme im Lager aufmerk- sam machte, bezeichnete er Israel als Moses Volk. Dieser Wechsel der Possessivpronomen muss Mose aufgefallen sein. Vorher hatte Gott sie als »mein Volk« bezeichnet. Mit seiner Fürsprache bei Gott für Israel und seiner Reaktion auf Gottes Angebot, ihn zu einer großen Nation zu machen (V. 10), trat Mose für das ein, von dem er wusste, dass es wahr ist, da er den Exodus erlebt hatte und Gottes Verheißungen an die Patriarchen kannte (V. 12.13). Daher bezeichnete er sie richtigerweise als »dein [Gottes] Volk« (V. 11).
32,10 dich aber will ich zu einem großen Volk machen. Gott hätte das ganze Volk vernichten und mit Mose von vorn beginnen können, so wie er es zuvor mit Abraham getan hatte (1Mo 12).
32,13 Israel. Ein anderer Name für Jakob; er bedeutet »jemand, der mit Gott kämpft« (vgl. 1Mo 32,29).
32,14 reute den HERRN das Unheil. Mit seiner Bitte an Gott, von seinem Ansinnen abzusehen, hatte Mose Erfolg, weil Gott das Gericht nicht beschlossen, sondern nur angedroht hatte. Eine Absicht Gottes ist kein unabänderlicher Ratschluss oder Erlass Gottes. Ratschlüsse oder Erklärungen mit Eid (vgl. 1Mo 22,16-18; Ps 110,4) oder kategorische Aussagen, nicht vom Beschluss abzulassen oder sich erweichen zu lassen (vgl. Jer 4,28; Hes 24,14; Sach 8,14.15), sind bedingungslos und binden den, der diese Aussage getroffen hat, an die angekündigte Handlung, ungeachtet der Umstände oder Reaktionen der Zuhörer. Absichten bleiben an Bedingungen geknüpft und binden den Sprecher nicht unbedingt an die erklärte Handlung (vgl. Jer 15,6; 18,8-10; 26,3.13.19; Joel 2,13; Jon 3,9.10; 4,2).
32,19 zerschmetterte sie. Mose beschrieb das Volk, das Gottes Gebote brach, indem er buchstäblich die Tafeln zerbrach, auf denen diese Gebote geschrieben waren.
32,22 Aaron wurde von Mose für den Vorfall im Lager zur Ver- antwortung gezogen (V. 21.25), versuchte aber, dieser Verantwortung für das Verhalten des Volkes zu entgehen, indem er die Schuld auf ihre Neigung zum Bösestun schob. Auch die Verantwortung für das Goldene Kalb schob er von sich und stellte es in lächerlicher Weise so dar, als sei es ganz von selbst aus dem Feuer hervorgegangen!
32,23 S. Apg. 7,40.
32,26 wer dem HERRN angehört. Die Situation erforderte, dass Gericht auferlegt wurde, und nur der Stamm Levi reagierte auf den Ruf zu einem dementsprechenden Handeln. Die Leviten hatten verstanden, dass es bei der offenen Konfrontation zwischen Gut und Böse keine Neutralität geben konnte. Familiäre und nationale Verbindungen waren nicht so wichtig wie die Unterwerfung unter den Herrn. Dieser Wille bestand in dieser Situation darin, das Schwert des Gerichtes Gottes zu schwingen, um seine Ehre und Herrlichkeit zu bewahren.
32,28 Offenbar töteten sie diejenigen, die in Götzendienst und Un- moral verharrten (vgl. 4Mo 25,6-9).
32,32 tilge mich aus deinem Buch. Die Liebe Moses zu seinem Volk kommt durch nichts anderes stärker zum Ausdruck als durch seine ernsthafte Bereitschaft, lieber sein eigenes Leben aufzuopfern, als dass sie enterbt und vernichtet würden. Das Buch, von dem Mose hier spricht, wird vom Psalmisten »das Buch der Lebendigen« genannt (Ps 69,29). Ein zeitlich unpassender oder vorzeitiger Tod würde bedeuten, aus diesem Buch gelöscht zu werden. Paulus zeigte eine ähnliche Leidenschaft für seine Volksangehörigen (Röm 9,1-3).
33,2 Die guten Nachrichten beinhalteten auch schlechte Nachrich- ten! Der Einzug ins Gelobte Land war nicht verwirkt, aber Gottes Gegenwart auf dem Weg dorthin wurde zurückgezogen. Die den Patriarchen zugeschworene Bundesverheißung konnte nicht aufgehoben werden, aber was zugesichert war – die Gegenwart Gottes auf dem Weg – konnte wegen Sünde weggenommen werden (vgl. 23,20-23). Die Entledigung ihres Schmuckes war ein äußeres Zeichen für die Betrübnis des Volkes im Herzen. Diese Reaktion drückte dasselbe aus wie Kleiden in Sack und Asche. 33,2 S. Anm. zu 3,8.
33,7 Zelt der Zusammenkunft. In der Zeit vor der Errichtung der Stiftshütte wurde Moses Zelt die besondere Begegnungsstätte, um ganz persönlich, »von Angesicht zu Angesicht« (V. 11), mit Gott zu reden. Zweifellos wurde das Volk, das von ferne zusah, daran erinnert, dass die unmittelbare Gegenwart Gottes weggenommen war.
33,12 Wiederum engagierte sich Mose ernstlich und zuversicht- lich als Fürsprecher vor Gott für die Nation, die er auch hier als »dein Volk« bezeichnet (V. 13.16). Mose hatte eindeutig verstanden, dass sie ohne Gottes Gegenwart kein Volk sein würden, das von anderen Nationen abgesondert ist. Warum sollten sie dann überhaupt weiterreisen? Moses Gunst beim Herrn wird deutlich an der positiven Antwort auf seine Fürsprache (V. 17).
33,18 Gott musste Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und ging nur zum Teil auf Moses Bitte ein, mehr von ihm zu sehen, als er es bisher erlebt hatte (vgl. 4Mo 12,8) – andernfalls würde er sterben. Obwohl Gott gnädig ist und Mitleid erweist, wem immer ihm beliebt, konnte Mose Gottes Angesicht nicht sehen und leben. Das, was er von Gottes Wesen in Gestalt eines fl ammenden Lichtes sah, wird beschrieben als »Gottes Rücken« und wurde von Mose anschließend nicht weiter beschrieben (vgl. Joh 1,18; 1Joh 4,12).
33,19 S. Röm 9,15.
34,1 Haue dir zwei steinerne Tafeln zu. Erneuerung des Bundes bedeutete Ersetzung der zerbrochenen Tafeln, auf die Gott persönlich die Zehn Gebote geschrieben hatte (vgl. 32,19).
34,2 Moses zweite Zeit von 40 Tagen und Nächten auf dem Berg Sinai (vgl. 25-32).
34,6 Das ist eines der Zeugnisse für den Charakter Gottes.
34,7 S. Anm. zu 20,5.6.
34,11 S. Anm. zu 3,8.
34,12 S. Anm. zu 23,32. Die Warnung vor internationalen Bünd- nissen beinhaltete dieses Mal eine Warnung davor, dass sie sich leicht in Götzendienst verstricken könnten, wenn sie scheinbar unverfängliche Einladungen zu Festen bei Nachbarn annehmen oder Mischehen eingehen, denn bei solchen Ereignissen müssten sie die Götter der anderen Partei anerkennen. Ihre künftige Geschichte zeigte, wie dringend nötig eine solche Warnung war, und wie schlimm die Folgen waren, wenn sie dieser Warnung nicht gehorchten.
34,18 S. Anm. zu 12,14.
34,19 S. Anm. zu 13,1.
34,21 S. Anm. zu 20,8.
34,22 S. Anm. zu 23,14-19. 34,29-35 Im Gegensatz zum ersten Aufstieg auf den Berg (24,1232,14) strahlte Moses Gesicht nach dem zweiten Aufstieg einen Abglanz aus, weil er sich eine längere Zeit in der Gegenwart des Herrn aufgehalten hatte. Beim ersten Aufstieg wurde erwähnt, dass Mose für 40 Tage und Nächte fort war (24,18). Beim zweiten Aufstieg wurden die 40 Tage und Nächte Abwesenheit erwähnt, jedoch hinzugefügt, dass Mose dort beim Herrn war und weder gegessen noch getrunken hatte (V. 28). Das weist anscheinend auf eine andere Natur des zweiten Aufstiegs hin. Im Vergleich zum ersten Aufstieg wurde dieser zweite nicht dadurch unterbrochen, dass der Herr Mose zurückschickte, weil im Lager Sünde vorgefallen war (32,7-10). Ein gefälliges und nicht widerstrebendes Volk fürchtete die Anzeichen von Gottes Gegenwart. Wenn Mose nicht mit dem Herrn sprach oder autoritativ an Gottes Statt zum Volk, verhüllte er sein Gesicht. Paulus erklärte, dass diese Decke das Volk davon abhielt, eine vergängliche Herrlichkeit zu sehen, und er bezog es auf die Unvollkommenheit des Alten Bundes und auf die Blindheit seiner zeitgenössischen Juden (s. Anm. zu 2Kor 3,7-18).
35,1 – 40,38 In diesem Abschnitt fertigten die Israeliten die Stifts- hütte an, wie Gott es in 25,1-31,18 vorgeschrieben hatte. 35,1 S. Anm. zu 20,8; 31,12-17. Hier verbietet jedoch eine Sonder- ermahnung, am Sabbat Feuer anzuzünden.
35,4 S. Anm. zu 25,2.
35,10 S. alle Anm. zu 25,11-28,43.
35,20 S. Anm. zu 25,2.
35,30 – 36,1 Der Herr gab den beiden genannten Kunsthandwer- kern außerdem die Fähigkeit, ihr Handwerk anderen beizubringen. Das bestätigt, dass sie höchstwahrscheinlich die Aufseher oder Leiter eines Bauteams waren. S. Anm. zu 28,3; 31,1-11.
36,2 Obwohl das Volk manchmal störrisch und ungehorsam war, nahm es die Gelegenheit wahr und brachte freiwillig wesentlich mehr Materialien, als zum Bau der Stiftshütte erforderlich war. S. Anm. zu 25,2.
36,8 – 39,43 Der Bericht über die ausgeführten Arbeiten wird in der Vergangenheitsform wiederholt. Dieser Bericht stellt auch heraus, wie sorgfältig die Arbeiter bei der Ausführung der Anweisungen und der Umsetzung des empfangenen Musters vorgingen. Man beachte die immer wiederkehrende Aussage, dass sie alles genauso machten, wie der Herr Mose befohlen hatte (39,1.5.7.21.26.29.31.32.42.43 und 40,19.2 1.23.25.27.29.32). 36,8 S. alle Anm. zu Kap. 26.
37,1 S. Anm. zu 25,16.17.18.
37,10 S. Anm. zu 25,30.
37,17 S. Anm. zu 25,31.
37,25 S. Anm. zu 30,1.
37,29 S. Anm. zu 30,22-33.34-38.
38,1 S. Anm. zu 27,1.
38,8 S. Anm. zu 30,18-21.
38,9 S. Anm. zu 27,9.16 38,21-31 Die Inventur ergab einen halben Schekel (vgl. 30,13-16) pro männlichem, über 20 Jahre alten Israeliten bei insgesamt 603.550 Männern (vgl. 4Mo 1,46 und die erste Volkszählung). Ein Talent entsprach etwa 34 kg und ein Schekel etwa 12 g.
39,1 machten sie … man machte. Die dritte Person Plural »sie«, die beim Bericht der Anfertigung am meisten verwendet wird (V. 2-31), wird 4-mal unterbrochen vom Singular »er« oder »man« (V. 2.7.8.22). Der Plural bezieht sich zweifellos auf Bezaleel bzw. seine Mithelfer, das Singular hingegen gibt an, was Bezaleel selber herstellte. 39,1 wie der HERR es Mose geboten hatte. Diese oft wieder- kehrende Aussage (V. 1.5.7.21.26.29.31) ist wie bestätigende Qualitätskontrolle und bezeugt den Lesern aller Zeiten bzw. damals den Hörern in Israel, dass Gottes detaillierte Anweisungen an Mose für die Anfertigung des Ephods (V. 2-7), des Brustschilds (V. 8-21) und der Kleider der Priester (V. 22-31) buchstabengetreu ausgeführt wurden. Israels Kunsthandwerker nahmen den Gehorsam bis ins kleinste Detail sehr ernst.
39,2 machte das Ephod. S. Anm. zu 28,5-13.
39,3 Die Goldbleche hämmerten sie und schnitten sie zu Fä- den. Das Herstellungsverfahren der feinen Streifen für Ketten oder Stickerei entsprach gut den damaligen ägyptischen Methoden der Goldschmiedekunst.
39,8 das Brustschild. S. Anm. zu 28,15.30. Die Urim und Thum- mim wurden in das Brustschild eingefügt und gehörten als wichtige Bestandteile dazu bzw. wurden als dauerhafte Verbindung mit dem Brustschild gesehen.
39,22 das Obergewand des Ephod. S. Anm. zu 28,31-35.
39,27 die Leibröcke … für Aaron und seine Söhne. S. Anm. zu 28,39-43.
39,30 das Stirnblatt, das heilige Diadem. S. Anm. zu 28,36-38 für Näheres über dieses spezielle Stirnblatt; darauf eingraviert war die Botschaft von Gottes Reinheit und Absonderung von allem Profanen und Unreinen.
39,32 So wurde das ganze Werk … vollendet. Schließlich war der Augenblick gekommen, als alle verschiedenen Aufgaben, mit denen verschiedene Kunsthandwerker betraut waren, erledigt waren und ihr großer Auftrag fertiggestellt war, sodass er dem Führer Israels feierlich präsentiert werden konnte. Und die Kinder Israels. Es wird kein einzelner Kunsthandwerker herausgestellt oder besonders gewürdigt; vielmehr wird gesagt, dass die ganze Nation alles getan hat, so wie es den Anweisungen des Herrn an Mose entsprach. so machten sie es. Mit dieser fast beiläufi gen Bemerkung wird betont, welch strikte Aufmerksamkeit den offi ziellen göttlichen Angaben gewidmet wurde, die für alle Arbeiten der Anfertigung der Stiftshütte zu beachten waren.
39,33 Und sie brachten die Wohnung zu Mose. Die Bestätigung des Gehorsams und der Präzision bilden gewissermaßen einen Rahmen (V. 32.42.43) um die kurze Bestandsliste aller zugehörigen Teile, die Mose präsentiert wurden. Weder eines der aufgeführten Teile noch ihre Gesamtheit spiegeln lediglich menschliche Kreativität und Fähigkeit wider – sie haben damit nichts entworfen, was sie selbst gerne haben wollten –, sondern alle Teile sind einfach das, was ihr Herr haben wollte. Die ganze Stiftshütte war auf jeder Ebene dieses Unterfangens sein Werk und seine Konstruktion.
39,42 Zweimal wird das Qualitätssiegel wiederholt, das auch an früherer Stelle dieses Kapitels vorkommt und zusätzlich betonen drei Ausdrücke, dass alles genau den Vorgaben entsprach (man beachte die Ausdrücke »ganz so«, »und siehe«, »ganz«). Zusammen bildet diese Beschreibung das feierliche Ende dieser großartigen, von Gott initiierten Vorbereitungen für den Ort seiner Gegenwart und seiner Anbetung durch das Volk. Israels begabte Kunsthandwerker hatten ihre Arbeit mit einer Fehlertoleranz von Null ausgeführt!
39,43 Mose sah sich das ganze Werk an. Es war höchst ange- messen, dass Mose, der auf dem Berg bei Gott gewesen war und dem Volk das Muster für alle Bestandteile der Stiftshütte gegeben hatte, das Werk persönlich inspizierte und dessen erfolgreiche Fertigstellung bestätigte. Der Begriff »Werk« muss hier verstanden werden als »das Endresultat von professionellen und begabten Handwerkern«. Und Mose segnete sie. Dadurch prägte Mose sein endgültiges und offi zielles Siegel der Gutheißung auf das Ergebnis ihres Eifers und Fleißes und drückte mit seinem Gebet seinen Wunsch aus, dass sie Gutes von ihrem Gott dafür bekommen. Das ist das einzige in 2. Mose erwähnte Mal, dass Mose einen Segen über sein Volk ausspricht. Ansonsten kommt das Verb »segnen« 3-mal vor, wobei Gott der Segnende ist (20,11.24; 23,25) und 1-mal, als der Pharao Mose bat, ihn zu segnen (12,32).
40,1 Schließlich war die Zeit gekommen, um die Stiftshütte mit dem Allerheiligsten im Westen und dem Eingang im Osten aufzubauen. In Anbetracht heidnischer Religionen und ihrer Sonnenanbetung kann man hier eine gewisse Polemik darin erkennen, dass der Hohepriester Gott anbetet und dabei der aufgehenden Sonne im Osten seinen Rücken zugekehrt hat. Auch alle, die den Vorhof betraten, um zu opfern und anzubeten, kehrten dabei der aufgehenden Sonne den Rücken zu.
40,17 Die Stiftshütte wurde fast ein Jahr nach dem Auszug aus Ägypten fertig gestellt. Das Volk lagerte zu diesem Zeitpunkt am Fuß des Berges Sinai, wo Gott im ersten Monat des zweiten Jahres das Buch Levitikus (3. Mose) gab. Der Bericht im 4. Buch Mose beginnt im zweiten Monat dieses zweiten Jahres nach dem Auszug, als das Volk immer noch am Berg Sinai lagerte (vgl. 4Mo 1,1).
40,34 bedeckte die Wolke … die Herrlichkeit des HERRN erfüll- te. Das war die endgültige Bestätigung für Mose und das Volk, dass alle Arbeiten zur Aufrichtung von Gottes Wohnort ordnungsgemäß vollführt und alle detaillierten Anweisungen gehorsam befolgt worden waren. 40,36 erhob. Dies geschah zum ersten Mal (wie in 4Mo 10,11 berichtet) 50 Tage nach der Fertigstellung und Aufrichtung der Stiftshütte.
1,1 – 7,38 Dieser Abschnitt enthält die Opfergesetze. Zum ersten Mal in der Geschichte Israels wird dem Volk eine Reihe von detailliert beschriebenen Opfern verordnet, obgleich die Menschen seit Abel und Kain Opfer dargebracht hatten (vgl. 1Mo 4,3.4). Dieser Abschnitt führt die Anweisungen für das Volk (1,1 – 6,7) und die Priester (6,8 – 7,38) auf. Für einen Vergleich dieser Opfer mit den Opfern im Tausendjährigen Reich s. Anm. zu Hes 45.46. 1,1 – 6,7 Gott nahm die Israeliten bei ihrem Wort: »Alles, was der HERR gesagt hat, das wollen wir tun!« (2Mo 19,8; 24,3-8) und erteilte ihnen detaillierte Anweisungen. Fünf Opfer wurden angeführt; die ersten drei waren freiwillige Opfer und die letzten beide Pfl ichtopfer: 1.) das Brandopfer (1,1-17); 2.) das Speisopfer (2,1-16); 3.) das Dank- bzw. Friedensopfer (3,1-17); 4.) das Sündopfer (4,1 – 5,13); und 5.) das Schuldopfer (5,14 – 6,7). Alle diese Opfer waren Formen der Anbetung Gottes und brachten ein bußfertiges und dankbares Herz zum Ausdruck. Wer wirklich durch Glauben zu Gott gehörte, brachte diese Opfer in einer Haltung der Anbetung dar; für die anderen waren sie nur äußerliche Rituale. 1,1 Und der HERR rief Mose. Das 3. Buch Mose beginnt dort, wo das 2. Buch Mose endete (s. Einleitung: Autor und Abfassungszeit; Hintergrund und Umfeld). In den letzten Versen von 2. Mose kam die Herrlichkeitswolke erst herab, um auf der Stiftshütte zu ruhen, als Gott Mose dieses Buch Levitikus gab. Die Frage, wie die Stiftshütte zum Gottesdienst zu verwenden sei, wird hier durch eine hörbare Stimme aus der Herrlichkeit Gottes beantwortet, die im Allerheiligsten über der Bundeslade war (vgl. 2Mo 40,34; 4Mo 7,89; Ps 80,2). Stiftshütte. Wörtl. »Zelt der Zusammenkunft« (vgl. Anm. zu 2Mo 25,9). Dieses Zelt war deshalb so benannt, weil es der Ort war, wo Israel sich versammelte, um dem Herrn zu begegnen (vgl. 2Mo 25,8.22; 26,1-37). S. 2Mo 25-32 zu einer detaillierteren Beschreibung der Stiftshütte.
1,2 Rede zu den Kindern Israels. Nun ergeht eine elementar wich- tige Offenbarung, die sich auf das geistliche Leben aller Nachkommen Jakobs bezieht, der auch Israel genannt wurde (vgl. 1Mo 32,29). Wenn jemand. Hier geht es um völlig freiwillige Opfergaben, ohne dass eine besondere Anzahl oder Häufi gkeit genannt wird (1,3). Die Vorschriften schließen Pferde, Hunde, Schweine, Kamele und Esel als Opfer aus. Diese Tiere wurden in heidnischen Religionen als Opfer verwendet, außerdem Hasen, Hirsche, Raubtiere und Raubvögel. Das Opfertier musste aus der Herde des Opfernden stammen oder er musste es käufl ich erwerben. ein Opfer. Die Pharisäer veränderten Sinn und Zweck dieser Opfer, sodass erwachsene Kinder ihre materiellen Güter eigennützig ihren Eltern vorenthalten konnten, indem sie als Vorwand Korban angaben, d.h. die Güter seien dem Herrn geweiht (vgl. Mk 7,8-13). Rind … Kleinvieh. Diese Begriffe umfassen Rinder (1,3), Schafe und Ziegen (1,10). Nur zahme Tiere durften geopfert werden.
1,3 S. 6,8-13 für Anweisungen für die Priester. Als Erstes wurden die Brandopfer geoffenbart, weil sie am häufi gsten dargebracht wurden: jeden Morgen und jeden Abend (4Mo 28,1-8), an jedem Sabbat (4Mo 28,9.10), am Ersten jedes Monats (4Mo 28,11-15), und an den besonderen Festtagen (4Mo 28,16 – 29,40). Dieses Opfer symbolisierte die freiwillige und völlige Hingabe und Weihe an den Herrn. Es war ein Opfer zur Buße über begangene Sünden und des Wunsches, von der Schuld sündiger Taten gereinigt zu werden. Es sollte die Buße und den Gehorsam des Sünders ausdrücken und verdeutlichte seine Hingabe zur Anbetung Gottes. Das wertvollste Tier wurde zuerst genannt, das am wenigsten wertvolle zuletzt. Später wurde das Singen von Psalmen zum Bestandteil dieses Rituals (vgl. Ps 4; 5; 40; 50; 66). 1,3-9 Dieser Abschnitt beschreibt die Opferung von Stieren (1,5). 1,3 Brandopfer. Dieses Opfer wird Brandopfer genannt, weil dabei das Opfertier vollständig vom Feuer verzehrt werden musste, ausgenommen das Gefi eder eines Vogels (1,16) oder die Haut des Stieres, die der Priester bekam (1,6; 7,8). ein makelloses männliches Tier. Da kein Tier mit irgendeiner Missbildung oder einem Mangel erlaubt war, untersuchten die Priester jedes Tier. Dabei verwendeten sie womöglich eine Methode, die die Ägypter bei ihren Opfern anwendeten: Allen inspizierten und genehmigten Tieren musste ein Zertifi kat an die Hörner geheftet werden, das mit Wachs versiegelt wurde. Hier wurde ein makelloses männliches Tier verlangt, d.h. das erlesenste Tier der Herde. zum Eingang … vor dem HERRN. Das ist der Eingang zum Vorhof der Stiftshütte, wo der Brandopferaltar stand (2Mo 40,6). Dabei begab sich der Opfernde auf die Nordseite des Altars (vgl. 1,11). Gottes Gegenwart ruhte derweil auf dem Sühnedeckel der Bundeslade im Allerheiligsten, d.h. im Innern der Stiftshütte (s. Anm. zu 1,1). Das Opfer wurde zum Herrn gebracht und vor ihm geopfert, und nicht vor Menschen.
1,4 seine Hand auf den Kopf. Diese symbolische Geste drückte aus, dass die Sünden des Opfernden auf das Tier übertragen wurden. Diese Handlung wurde wahrscheinlich unter Bußgebet und der Bitte um Vergebung durchgeführt (vgl. Ps 51,20.21). für ihn Sühnung erwirken. Das war ein stellvertretendes Opfer, das den letztendlichen Stellvertreter vorbildete – Jesus Christus (vgl. Jes 53; s. Anm. zu 2Kor 5,21). Das Wort »Sühnung« bedeutet »Bedeckung«. Der Psalmist defi niert Sühnung: »Von David. Wohl dem, dessen Missetat vergeben, dessen Sünde bedeckt ist!« (Ps 32,1). Theologisch gesehen, tilgte die »Sühnung« des AT Sünde und das spätere Gericht nicht, sondern bedeckte die Sünde nur zeitweilig (Hebr 10,4). Das ein für allemal geschehene Opfer Jesu Christi leistete die volle Sühne für Sünde, stillte Gottes Zorn für immer und stellte das ewige Heil sicher (vgl. Hebr 9,12; 1Joh 2,2). Das gilt auch für diejenigen, die vor Jesu Tod am Kreuz zu ihrer Erlösung an Gott glaubten (vgl. Röm 3,25.26; Hebr 9,15).
1,5 soll er … schächten. Um die Konsequenzen der Sünde ein- drücklich und dramatisch darzustellen, tötete und schlachtete der Opfernde das Tier (vgl. V. 6). Söhne Aarons. Das bezieht sich auf die unmittelbaren Nachkommen Aarons: Nadab, Abihu, Eleasar, und Itamar (vgl. 2Mo 28,1). Anfänglich gab es 5 Priester einschließlich Aaron, der Hoherpriester war. sollen das Blut darbringen … sprengen. Der Priester musste das Blut in einem Gefäß auffangen und es dann Gott als Opfer darbringen. So symbolisierte er, dass ein Leben weggenommen, d.h. der Tod eingetreten war (vgl. 17,11.14). Der Preis der Sünde ist stets der Tod (vgl. 1Mo 2,17; Röm 6,23). an den Altar. Das ist der Brandopferaltar (vgl. 2Mo 27,1-8; 38,1-7), der im Vorhof vor dem Zelt stand. Die musterhafte Erfahrung vor Errichtung der Stiftshütte wird in 2Mo 24,1-8 beschrieben.
1,9 waschen. Das ermöglichte dem Opfernden, das Tier von Exkre- menten zu säubern und es rein zu machen. lieblichen Geruch. Der wohlgefällige Geruch von brennendem Fleisch symbolisierte das Opfer des Gehorsams, das dem Herrn gefi el. Während das aufwendige Ritual Gottes Zorn wegen der begangenen Sünde anerkannte (vgl. 1,13.17), wurde das Opfer durch das dahinterstehende bußfertige Herz angenehm. Das war bei weitem bedeutender als das Opfer selbst (vgl. 1Mo 8,21; 1Sam 15,23). Das ist das erste von drei freiwilligen, dem Herrn wohlgefälligen Opfern; vgl. das Speisopfer (2,2) und das Dank- bzw. Friedensopfer (3,5).
1,10 von den Lämmern oder Ziegen. Dieser Abschnitt be- schreibt die Opferung von Schafen oder Ziegen.
1,11 nördlichen Seite. Somit befand sich der Opfernde vor dem Eingang zum Zelt (vgl. 1,3).
1,14 aus Gefl ügel. Dieser Abschnitt beschreibt die Opferung von Vögeln. Gott fordert von den Armen nicht dieselben Opfer wie von Reichen, denn der relative Aufwand für den Opfernden war ein wichtiger Faktor. Ein solches Opfer brachten Joseph und Maria am achten Tag nach Jesu Geburt zur Reinigung Marias (vgl. 12,8; Lk 2,22-24).
1,15 der Priester … abkneifen. Im Gegensatz zum Vieh, das vom Opfernden getötet wurde, wurde der Vogel vom Priester getötet.
1,16 Kropf … Unrat. Das bezieht sich auf den Hals oder Schlund des Vogels, wo Nahrung gespeichert war. Aschenhaufen … nach Osten. Das war die dem Eingang der Stiftshütte nächstgelegene Seite und somit die einfachste Stelle für die Entsorgung der Asche außerhalb der Stiftshütte (vgl. 6,10-11).
2,1 Für die entsprechenden Anweisungen für die Priester s. 6,14- 23. Das Speisopfer symbolisierte Huldigung und Dank gegenüber Gott als freiwilliges Opfer, das bei den verordneten Opfern zusammen mit einem Brand- und einem Trankopfer dargebracht wurde (vgl. 4Mo 28,1-15). Drei Varianten waren vorgeschrieben: 1.) ungebackenes Mehl (2,1-3); 2.) gebackenes Mehl (2,4-13); oder 3.) geröstete Körner von den Erstlingen der Ernte (2,14-16). Dieses Opfer war das Einzige der 5, das nicht aus einem Tier bestand, und zeigt, dass Opferungen von der Frucht des Erdbodens ihren Platz hatten (wie bei Kain in 1Mo 4). 2,1 Feinmehl. Die erste Variante bestand aus ungebackenem Mehl, dessen Qualität »fein« war und damit dem »makellosen« Tier des Brandopfers entsprach. Ein Teil dieses Opfers war für den Lebensunterhalt der Priester bestimmt (V. 3). Wie das Trankopfer musste das Speisopfer dem Brandopfer hinzugefügt werden (vgl. 4Mo 28,1-15). 2,1 Öl. S. Anm. zu 2,4. Weihrauch. S. Anm. zu 2,15. 2,2 Hand voll. Im Gegensatz zum ganzen Brandopfer (1,9) sollte hier nur ein repräsentativer Teil »zum Gedenken« dem Herrn gegeben werden. lieblichen Geruch. S. Anm. zu 1,9. 2,3 Aaron und seine Söhne. Im Gegensatz zum Brandopfer (vgl. 1,9.13.17) unterstützte dieses Opfer die Priester. Hochheiliges. Dieses Opfer unterschied sich von den anderen, weil es sich nicht wie das Brandopfer allein auf Gott beschränkte und nicht wie das Dank- bzw. Friedensopfer teilweise vom Opfernden gegessen wurde. Nur der Priester durfte den nicht verbrannten Teil essen (s. 7,9). Auch das Sünd- (6,17.25) und das Schuldopfer (6,17; 7,1) werden »hochheilig« genannt.
2,4 Zu dieser Variante des Speisopfer gehörte gebackenes Mehl. Als Gefäße kamen in Frage: 1.) ein Ofen (2,4); 2.) eine Pfanne (2,5.6); und 3.) eine Backpfanne (2,7-10). Die Zubereitung wird in 2,11-13 erläutert. 2,4 ungesäuerte Kuchen. Die Bedeutung des Sauerteigs als Sym- bol für die Gegenwart von Sünde bleibt auch über den Kontext des Passah hinaus gültig und besteht auch im NT noch (vgl. Mt 16,6; 1Kor 5,6.7). mit Öl gesalbt. Gesalbt wurden üblicherweise nur von Gott eingesetzte Menschen. Hier wurde die Salbung bei der Zubereitung eines heiligen Opfers angewendet, das zum Gedenken des Herrn abgesondert war.
2,11 Das gilt für die Opfer von 2,4-10, die alle auf dem Altar ver- brannt werden mussten. keinen Sauerteig und keinen Honig. Hefe und Honig waren zwar genießbare Nahrungsmittel, durften jedoch niemals bei einem Speisopfer verwendet werden, da beides eine Gärung verursachen könnte, die Sünde symbolisierte (s. Anm. zu 2,4).
2,12 Das gilt für das Opfer von 2,14-16, das nicht auf dem Altar verbrannt, sondern vom Anbeter geröstet werden sollte (V. 14), bevor er zur Stiftshütte ging.
2,13 das Salz des Bundes. Dieses Salz war in allen Opfern von 2,4- 10.14-16 enthalten, denn Salz symbolisierte Haltbarkeit oder Bundestreue.
2,14 ersten Früchten. Diese wurden am Fest der Erstlinge darge- bracht (23,9-14) und am Fest der Wochen (23,15-22).
2,15 Weihrauch. Ein Gummiharz mit einem strengen, aromatischen Geruch, das zum Räuchern bei den Opfern in der Stiftshütte verwendet wurde (vgl. 2Mo 30,34).
3,1 Die entsprechenden Anweisungen für die Priester s. 7,11-36. Das Dankopfer (Friedensopfer) symbolisiert den Frieden und die Gemeinschaft zwischen dem wahren Anbeter und Gott (als freiwilliges Opfer). Es war das dritte freiwillige Opfer, das einen lieblichen Geruch für den Herrn aufsteigen ließ (3,5). Es diente als passendes Anschlussopfer nach dem Brandopfer zur Sühne und dem Speisopfer zur Weihe und Hingabe. Dieses Opfer symbolisierte die Frucht erlösender Versöhnung zwischen einem Sünder und Gott (vgl. 2Kor 5,18). 3,1-5 Hier geht es um Rindvieh, das zum Dankopfer (Friedensopfer) verwendet wird. 3,1 ein männliches oder ein weibliches. Die Darbringung ent- spricht der Form des Brandopfers (vgl. 1,3-9), allerdings war bei diesem Opfer ein weibliches Tier zulässig. 3,4 dem Fett. Das ganze Fett wurde dem Herrn geweiht (3,3-5.911.14-16).
3,6 In diesen Versen geht es um Schafe, die als Dankopfer ver- wendet werden.
3,11 als Speise. Das Opfer sollte eine Mahlzeit zwischen Gott und dem Opfernden symbolisieren, durch deren gemeinsames Einnehmen Frieden und Freundschaft ausgedrückt werden sollte.
3,12 Hier wird die Verwendung von Ziegen als Dankopfer be- schrieben.
3,17 weder Fett noch Blut. Die Details in diesem Kapitel geben an, welches Fett verbrannt werden musste und nicht gegessen werden durfte, sodass alles Fett, das anderen Teilen anhing oder darin verwachsen war, gegessen werden durfte. Wie bei vielen Aspekten des mosaischen Gesetzes lagen auch hier gesundheitliche Vorteile zugrunde. 4,1-6,7 Die obligatorischen Sünd- (4,1 – 5,13) und Schuldopfer (5,14 – 6,7) unterschieden sich in drei Punkten von den vorherigen freiwilligen Opfern. Im Gegensatz zum Schuldopfer betraf das Sündopfer Sünden, bei denen keine Wiedergutmachung möglich war.
4,1 – 5,13 Für die entsprechenden Anweisungen an die Priester s.
6,24 Das Sündopfer sühnte unwissentlich begangene Sünden, die nicht wiedergutgemacht werden konnten. Wie das Schuldopfer (5,14 – 6,7) war es ein notwendiges Opfer. Hier geht es um unabsichtliche Tatsünden (4,1-35) und unabsichtliche Unterlassungssünden (5,1-13). 3. Mose 4,1-35 beschreibt die Person, die die Sünde begangen hat: 1.) der Hohepriester (V. 3-12), 2.) die Versammlung (V. 13-21), 3.) eine Führungsperson (V. 22-26) und 4.) eine Einzelperson (V. 27-35). 3. Mose 5,1-13 beschreibt entsprechend das, was geopfert werden durfte: 1.) ein Lamm bzw. eine Ziege (V. 1-6), 2.) ein Vogel (V. 7-10) und 3.) Mehl (V. 11-13).
4,2 aus Versehen. Das bedeutet, sich in eine sündige Situation hinein verirrt zu haben, aber nicht unbedingt, völlig davon überrascht worden zu sein. 4Mo 15,30.31 illustriert die gegensätzliche Haltung von bewusster Sünde. etwas tut, was man nicht tun darf. D.h. Tatsünden.
4,3 Hier werden Opfer für die Sünde des Hohenpriesters ange- führt. 4,3 gesalbte Priester. S. 2Mo 29,29 und 3Mo 16,32, wo der Hohe- priester so defi niert wird. Schuld auf das Volk bringt. Aufgrund seiner repräsentativen Position konnte nur der Hohepriester eine solche Sünde mit übertragbarer Schuld begehen. Beispielsweise verschuldete Achan die Niederlage Israels, als er Beute für sich behielt, aber nicht die ganze Nation wurde hingerichtet, sondern nur seine Familie (vgl. Jos 7,22-26).
4,5 in die Stiftshütte. Er ging damit ins Heilige.
4,6 sieben Mal. Die Zahl der Vollständigkeit oder Vollkommenheit, die die Natur von Gottes Vergebung verdeutlicht (Ps 103,12). Vorhangs im Heiligtum. Der Vorhang bildete den Eingang in die Gegenwart Gottes im Allerheiligsten.
4,7 Altars für das wohlriechende Räucherwerk. S. 2Mo 30,1- 10. Dieser Altar stand im Zelt vor dem Vorhang. Er befand sich so nah an der Bundeslade, dass der Hebräerbrief ihn als im Allerheiligsten stehend bezeichnet (Hebr 9,4). Dieser Altar wurde am großen Versöhnungstag ebenfalls mit Blut besprengt (2Mo 30,10). Brandopferaltars. Der Altar im Vorhof, auf den das Blut üblicherweise gegossen wurde.
4,10 Dankopfers. S. Anm. zu 3,1-17.
4,11 Unrat. Dieser Begriff bezeichnet die wichtigsten inneren Orga- ne eines Tiere.
4,12 hinaus vor das Lager bringen. Das symbolisierte das Entfer- nen der Sünde vom Volk (vgl. Hebr 13,11-13, wo dies auf Christus bezogen wird).
4,13 Bei Opfern für die Sünde der Gemeinde mussten im Großen und Ganzen dieselben Prozeduren befolgt werden wie bei den Opfern für die Sünden der Priester (4,3-12).
4,16 Der gesalbte Priester. S. Anm. zu 4,3.
4,22 Hier werden Opfer für die Sünden einer Führungsperson beschrieben. Das Blut des Opfers wurde nicht im Heiligtum versprengt, wie es beim Priester und der Versammlung der Fall war (4,6.17), sondern kam nur auf den Brandopferaltar.
4,27 Hier geht es um Opfer für die Sünden von Einzelpersonen. Es konnte entweder eine Ziege (4,27-31) oder ein Lamm (4,32-35) geopfert werden, und zwar in ganz ähnlicher Weise wie bei der Opferung für eine Führungsperson (4,22-26).
5,1 Beim Verfahren bei unabsichtlichen Sünden geht es nun hauptsächlich um Unterlassungssünden (V. 1-4). Lämmer bzw. Ziegen (V. 6), Vögel (V. 7-10) oder Mehl (V. 11-13) waren annehmbare Opfergaben. 5,1 In diesem Aufruf zum Bekenntnis werden einige wenige Bei- spiele für Vergehen genannt, auf die mit Buße reagiert werden musste: 1.) Vorenthalten von Beweisen (V. 1), 2.) Berühren von etwas Unreinem (V. 2-4) und 3.) voreiliges Schwören (V. 4). 5,1 Fluchandrohung … Zeuge. Ein Zeuge, der sich nicht meldete, um seine Zeugenaussage zu treffen, sündigte, wenn er eine Vergehen beobachtet hatte oder über Wissen aus erster Hand verfügte, wie z.B., wenn er gehört hatte, dass der Täter die Sünde zugegeben hatte.
5,4 schwört. Der Ausdruck »leichtfertig mit seinen Lippen« legt na- he, dass es sich um einen unbekümmerten Eid zum Guten oder Bösen handelt, d.h. einen Eid, den der Sprecher nicht erfüllen konnte oder durfte.
5,5 so bekenne er. Als äußerer Ausdruck eines bußfertigen Herzens musste beim Opfer ein Bekenntnis erfolgen, mit dem man öffentlich anerkannte, dass man Gott wegen der Sünde zustimmte. Opfer ohne wahren Glauben, Buße und Gehorsam war Heuchelei (vgl. Ps 26,4; Jes 9,16; Am 5,21-26).
5,7 Brandopfer. S. Anm. zu 1,3-17.
5,11 Epha. Etwa 23 Liter. kein Öl … keinen Weihrauch. Im Ge- gensatz zum Speisopfer (2,2).
5,13 Speisopfer. S. Anm. zu 2,1-16.
5,14 – 6,7 Zu den entsprechenden Anweisungen für die Priester s.
7,1 Das Schuldopfer symbolisierte eine Sühnung für unwissentlich begangene Sünden, die wiedergutgemacht werden konnten. Wie das Sündopfer (4,1 – 5,13) war es ein obligatorisches Opfer. Bei Sünden gegen das Eigentum des Herrn musste die Wiedergutmachung dem Priester geleistet werden (5,14-19), während in anderen Fällen die Wiedergutmachung demjenigen geleistet wurde, der durch die Sünde Schaden erlitten hatte (6,1-7). 5,15 Schekel des Heiligtums. Das waren 20 Gera (2Mo 30,13; 3Mo 27,25; 4Mo 3,47) oder 2 Beka (2Mo 38,26), was etwa 12 Gramm entspricht. Gott bestimmte den Wert eines Schekels.
5,16 ein Fünftel. Der Opfernde musste eine 120%-ige Wiedergut- machung leisten, was wesentlich weniger ist als die Vorschriften an anderer Stelle des mosaischen Gesetzes, z.B. in 2Mo 22,6.8. Vielleicht liegt das an dem freiwilligen Geständnis im Gegensatz zu einem als Urteil auferlegten Bekenntnis und einer gerichtlichen Überführung. 5,20-26 Zwar richten sich alle Sünden gegen Gott (vgl. Ps 51,6), manche jedoch direkt (5,14-19) und andere indirekt, da sie sich gegen Menschen richten (6,1-7), was hier der Fall ist. Die angeführten Vergehen ergeben keine vollständige Liste, sondern sind repräsentative Beispiele und werden verwendet, um das Prinzip zu veranschaulichen.
5,25 nach deiner Schätzung. Der Priester musste den Schaden begutachten und einen passenden Wert angeben.
6,24 Das Sündopfer sühnte unwissentlich begangene Sünden, die nicht wiedergutgemacht werden konnten. Wie das Schuldopfer (5,14 – 6,7) war es ein notwendiges Opfer. Hier geht es um unabsichtliche Tatsünden (4,1-35) und unabsichtliche Unterlassungssünden (5,1-13). 3. Mose 4,1-35 beschreibt die Person, die die Sünde begangen hat: 1.) der Hohepriester (V. 3-12), 2.) die Versammlung (V. 13-21), 3.) eine Führungsperson (V. 22-26) und 4.) eine Einzelperson (V. 27-35). 3. Mose 5,1-13 beschreibt entsprechend das, was geopfert werden durfte: 1.) ein Lamm bzw. eine Ziege (V. 1-6), 2.) ein Vogel (V. 7-10) und 3.) Mehl (V. 11-13).
6,1 – 7,38 Hier werden die Opfergesetze für die Priesterschaft dar- gelegt. 3. Mose 1-5 behandelte 5 wichtige Opfer aus der Perspektive des Darbringenden. Hier werden Anweisungen für den Priester erteilt, wobei besondere Aufmerksamkeit dem Anteil des Priesters am Opfer gilt. 6,1 Das Brandopfer. S. Anm. zu 1,3-17.
6,2 auf seiner Feuerstelle auf dem Altar die ganze Nacht. Das führte zur völligen Einäscherung des Opfers – ein Bild dafür, dass es völlig dem Herrn hingegeben war, wobei der Rauch als lieblicher Duft zu ihm aufstieg (1,7.13.17). 6,3.4 Fettasche. Das bezeichnet sowohl die unmittelbare (V. 10) als auch endgültige (V. 11) Ablagerung der Aschereste, d.h. das, was wertlos ist.
6,5 Fettstücke der Dankopfer. S. Anm. zu 3,4.
6,6 beständiges Feuer. Die andauernde Flamme symbolisierte eine ständige Bereitschaft Gottes, Sündenbekenntnis und Wiedergutmachung durch das Opfer anzunehmen.
6,7 Das Speisopfer. S. Anm. zu 2,1-16.
6,8 Hand voll. S. Anm. zu 2,2.
6,9 Im Gegensatz zum Brandopfer bekamen die Priester und ihre Söhne, d.h. die künftigen Priester, einen Teil des Opfers als Nahrung. 6,9 an einem heiligen Ort. Es sollte nur im Vorhof der Stiftshütte gegessen werden.
6,12 Als Hoherpriester musste Aaron täglich morgens und abends ein Speisopfer für seine Priesterfamilie darbringen.
6,13 am Tag seiner Salbung. S. 8,7-12. Epha. S. Anm. zu 5,11.
6,15 der Priester bereiten, der an Aarons Stelle. Hier geht es um die Hohenpriester als Nachfolger von Aaron. ganz in Rauch aufgehen. Das Opfer der Priester musste ganz gegeben werden; nichts durfte übrig bleiben.
6,17 Das Sündopfer. S. Anm. zu 4,1 – 5,13.
6,18 Brandopfer. S. Anm. zu 1,3-17. hochheilig. S. Anm. zu 2,3.
6,19 Der Priester … darf es essen. Der Priester, der das Opfer auf den ehernen Altar legte, konnte es als Nahrung verwenden, wenn es ein Opfer für eine Führungsperson (4,22-26) oder für das Volk war (4,27-35).
6,20 Anweisungen über die Reinheit der Kleider der Priester hin- sichtlich des Blutes. 6,23 kein Sündopfer essen. Die Opfer, die für einen Priester (4,312) oder für die Gemeinde dargebracht wurden (4,13-21), durften gegessen werden.
7,1 Das Schuldopfer symbolisierte eine Sühnung für unwissentlich begangene Sünden, die wiedergutgemacht werden konnten. Wie das Sündopfer (4,1 – 5,13) war es ein obligatorisches Opfer. Bei Sünden gegen das Eigentum des Herrn musste die Wiedergutmachung dem Priester geleistet werden (5,14-19), während in anderen Fällen die Wiedergutmachung demjenigen geleistet wurde, der durch die Sünde Schaden erlitten hatte (6,1-7). 5,15 Schekel des Heiligtums. Das waren 20 Gera (2Mo 30,13; 3Mo 27,25; 4Mo 3,47) oder 2 Beka (2Mo 38,26), was etwa 12 Gramm entspricht. Gott bestimmte den Wert eines Schekels. 7,1 Das Schuldopfer. S. Anm. zu 5,14 – 6,7. Die Verse 7-10 sind ein kurzer Exkurs über die Anteile, die den Priestern zukommen. 7,1 hochheilig. S. Anm. zu 2,3.
7,7 S. Anm. zu 6,26.
7,10 mit Öl vermengt oder trocken. Beide Möglichkeiten waren annehmbar.
7,11 Das Friedensopfer. S. Anm. zu 3,1-17. Der Zweck des Frie- densopfers wird in V. 11-18 genannt. Es werden spezielle Anweisungen erteilt, die verhinderten, dass ein Priester »ausgerottet« wurde (V. 1927), außerdem wird der Anteil für Aaron und seine Söhne aufgezählt (V. 28-36). 7,11 Ein Friedensopfer zur Danksagung sollte zusammen mit ei- nem Speisopfer dargebracht werden (s. 2,1-16). Das Fleisch musste am selbigen Tag gegessen werden, wahrscheinlich aus gesundheitlichen Gründen, da es schnell verderben würde und damit das Volk nicht meinte, derartiges Fleisch habe irgendetwas geistlich Wirksames in sich, was zu Aberglauben geführt hätte.
7,13 gesäuertes Brot. Im Gegensatz zu den ungesäuerten Speisop- fern (s. 2,11).
7,16 Gelübde … freiwillig. Der Priester konnte das Fleisch am selben oder am nächsten Tag essen, wenn er es aber erst am dritten Tag aß, wurde er bestraft.
7,19 ausgerottet. Unreinheit wurde mit dem Tod bestraft. S. Kap. 22 für weitere Details.
7,22 S. Anm. zu 3,17.
7,27 ausgerottet. S. Anm. zu 7,19-21.
7,29 Gabe … Friedensopfer. Der Anbeter brachte von seinem Frie- densopfer eine Opfergabe, sodass der Herr das Blut (V. 33) und das Fett (V. 33) bekam. Die Priester bekamen das Bruststück (V. 30.31) und die rechte Hüfte (V. 33). Den Rest konnte der Anbeter für sich selbst verwenden.
7,30 Webopfer … Hebopfer. Das waren symbolische Handlun- gen, die ausdrückten, dass die Opfergabe für den Herrn bestimmt war. Brot (2Mo 29,23-24), Fleisch (2Mo 29,22-24), Gold (2Mo 38,24), Öl (3Mo 14,12) und Getreide (3Mo 23,11) dienten alle als Webopfer. Hebopfer gab es wesentlich weniger (s. 2Mo 29,27-28 und 5Mo 12,6.11.17). Die jüdische Tradition beschreibt, dass das Webopfer mit einer horizontalen Bewegung und das Hebopfer mit vertikaler Bewegung dargebracht wurde, so wie 3Mo 10,15 andeutet. 3. Mose 9,21 bezeichnet beide als Webopfer.
7,36 Salbung. S. 8,30.
7,37 Mose fasst den Abschnitt 1,3 – 7,36 abschließend zusam- men. 7,37 Einweihungsopfer. Damit sind die Opfergaben bei der Ein- weihung von Aaron und seinen Söhnen gemeint (s. 8,14-36; 2Mo 29,146).
8,1 – 10,20 In diesem Abschnitt wird der Beginn der aaronitischen Priesterschaft beschrieben. Schon vor der Zeit von Aaron hatten die Patriarchen (1Mo 4,3.4) und die Väter (Hi 1,5) Gott Opfer dargebracht, aber mit Aaron begann der Priesterdienst nach genau vorgeschriebenen Regeln. 8,1 Bevor Aaron und seine Söhne dem Herrn dienten, wurden sie eingeweiht. Diese Einweihung von Aaron und seinen Söhnen war lange zuvor angeordnet worden (s. Anm. zu 2Mo 29,1-37), wird hier jedoch mit allen zeremoniellen Details beschrieben, so wie sie nach Fertigstellung der Stiftshütte und Verordnung der verschiedenen Opferzeremonien durchgeführt wurde.
8,2 die Kleider. S. Anm. zu 2Mo 28,1-43. das Salböl. Das Öl wurde zur zeremoniellen Salbung verwendet (8,12.30). Sündopfer. S. Anm. zu 4,1 – 5,13, bes. 4,3-12.
8,6 S. Anm. zu 2Mo 28,1-43.
8,8 die Urim und die Thummim. Ein Objekt auf dem Brustschild des Hohenpriesters, wodurch Gott seinem Volk in zu entscheidenden Angelegenheiten Weisung gab. S. Anm. zu 2Mo 28,30.
8,11 siebenmal. S. Anm. zu 4,6.
8,12 um ihn zu heiligen. Durch diese Handlung wurde Aaron ze- remoniell von der Versammlung ausgesondert, um ein Priester für Gott zu sein. Auch von den anderen Priestern wurde er als Hoherpriester abgesondert.
8,14 S. Anm. zu 4,3-12.
8,17 Unrat. S. Anm. zu 4,11.
8,18 S. Anm. zu 1,3-17.
8,23 rechte Ohrläppchen … rechten Hand und … rechten Fußes. Unter Verwendung einzelner Körperteile als Repräsentanten des Ganzen wurden Aaron und seine Söhne geweiht, um Gottes heiliges Wort zu hören, seine heiligen Verordnungen auszuführen und einen heiligen Lebenswandel zu führen.
8,29 Webopfer. S. Anm. zu 7,30-32.
8,35 die Anordnungen des HERRN befolgen. Das Gebot Gottes forderte von Aaron und seinen Söhnen genau das zu tun, was der Herr durch Mose gesagt hatte. Ungehorsam würde mit dem Tod bestraft werden.
9,1 Da die Priester nun geweiht und die entsprechenden Opfer für sie dargebracht worden waren, konnten sie nun ihre priesterlichen Pfl ichten im Dienst für die Gemeinde erfüllen und alle vorgeschriebenen Opfer von 3Mo 1-7 durchführen und diese dem Herrn darbringen.
9,2 Sündopfer … Brandopfer … Dankopfer … Speisopfer. S. Anm. zu 4,1 – 5,13; 1,3-17; 3,1-17; und 2,1-16.
9,4 die Herrlichkeit des HERRN. Die Herrlichkeit bzw. Gegenwart des Herrn sollte ihnen erscheinen, um ihnen zu zeigen, dass Gott die Opfer angenommen hatte. S. Anm. zu V. 23.24, wo von dieser Erscheinung berichtet wird. 9,8-21 Aaron brachte für sich selbst (V. 8-14) und für das Volk (V. 15-21) Opfer dar.
9,17 Brandopfer des Morgens. S. 2Mo 29,41; 4Mo 28,4.
9,21 Webopfer. S. Anm. zu 7,30-32.
9,22 streckte Aaron seine Hand aus zu dem Volk hin. Der Ho- hepriester machte eine symbolische Geste des Segnens, wobei er vielleicht den priesterlichen Segen aussprach (4Mo 6,24-26; vgl. Phil 4,7).
9,23 Da erschien die Herrlichkeit des HERRN. Die Bibel spricht oft von der Herrlichkeit Gottes – das ist die sichtbare Erscheinung seiner Schönheit und Vollkommenheit reduziert auf ein strahlendes Licht. Seine Herrlichkeit erschien Mose in einem brennenden Dornbusch in Midian (2Mo 3,1-6), in einer Wolke auf dem Berg Sinai (2Mo 24,15-17) und in einer Felshöhle auf dem Berg Sinai (2Mo 33,18-23). Die Herrlichkeit Gottes füllte auch die Stiftshütte (2Mo 40,34), führte das Volk als Wolken- und Feuersäule (2Mo 40,35-38) und füllte auch den Tempel in Jerusalem (1Kö 8,10.11). Als Aaron das erste Opfer als Priester in der Wüste darbrachte, »erschien die Herrlichkeit des Herrn dem ganzen Volk«. Bei dieser Erscheinung offenbarte Gott seine Gerechtigkeit, Heiligkeit, Wahrheit, Weisheit und Gnade – die Summe alles dessen, was er ist. Doch nirgends kam die Herrlichkeit Gottes vollkommener zum Ausdruck als in seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus (Joh 1,14). Diese Herrlichkeit wird auf der Erde wiederum sichtbar sein, wenn er wiederkommt (Mt 24,29-31; 25,31).
9,24 ging Feuer aus von dem HERRN und verzehrte. Dieses Feuer verdeutlichte auf übernatürliche Weise, dass Gott das Opfer angenommen hatte (vgl. 1Kö 18,38.39). Das Volk jubelte vor Freude über diese Annahme und betete Gott an.
10,1 Nadab und Abihu. Das waren die beiden ältesten Söhne Aa- rons. Räucherpfanne. Das Gefäß, in welchem im Heiligen der Weihrauch verbrannt wurde (die genauen Details sind unbekannt), durfte nur zu heiligen Zwecken verwendet werden. fremdes Feuer. Obwohl nicht gesagt wird, worin der Verstoß genau bestand, verstießen sie gegen die Vorschriften für das Darbringen von Weihrauch (vgl. 2Mo 30,9.34-38), wahrscheinlich, weil sie betrunken waren (s. V. 8.9). Anstatt das Feuer für den Weihrauch vom ehernen Altar zu nehmen, holten sie Feuer anderer Herkunft. Angesichts des wundersamen herabkommenden Feuers, das sie gerade gesehen hatten, und ihrer erhabenen Pfl icht, sich an Gottes Anweisungen zu halten, taten sie somit etwas, was ihre Leichtfertigkeit, fehlende Ehrerbietung und mangelnde Ehrfurcht vor Gott ausdrückte. Eine solche Haltung musste vor den Augen der anderen Priester bestraft werden und diese dadurch ernstlich warnen.
10,2 ging Feuer aus. Dasselbe göttliche Feuer, welches die Opfer angenommen hatte (9,24), verzehrte nun die fehlgeleiteten Priester. Das ähnelt den späteren Todesstrafen für Ussa (2Sam 6,6.7) sowie Ananias und Saphira (Apg 5,5.10).
10,3 geheiligt … geehrt werden. Nadab und Abihu hatten sich schuldig gemacht, gegen diese beiden Anforderungen von Gottes absolutem Maßstab zu verstoßen. Die Priester waren wiederholt und ernstlich gewarnt worden, wie notwendig Ehrfurcht vor Gott ist (s. 2Mo 19,22; 29,44). Aaron schwieg still. Obwohl er gerade zwei Söhne verloren hatte, beklagte er sich nicht, sondern unterwarf sich dem gerechten Gericht Gottes.
10,4 Misael und Elzaphan. S. 2Mo 6,22 für ihren Stammbaum. Dieses Vorgehen bewahrte die Priester davor, sich durch Berühren der Leichen zu verunreinigen (3Mo 21,1) und ermöglichte der ganzen Gemeinde, die Folge einer solchen Missachtung der Heiligkeit Gottes zu sehen. vor das Lager hinaus. Wie die Asche der Opfertiere (6,11), so wurden auch die Überreste dieser beiden Priester, die den Zorn Gottes erfuhren, aus dem Lager gebracht.
10,6 Eleasar und Itamar. Aarons jüngste Söhne, die noch lebten. Später wurde die Abstammungslinie von Eleasar als einzige Linie der Hohenpriester bezeichnet (vgl. 4Mo 25,10-13). 10,6 Dieses Verbot der üblichen Zeichen der Trauer galt normaler- weise nur dem Hohenpriester, wie in 21,10-12 vorgeschrieben. Hier wendet Mose es auch auf Eleasar und Itamar an.
10,8 weder Wein noch starkes Getränk trinken. Im Kontext gesehen lässt dieses Verbot darauf schließen, dass Nadab und Abihu aufgrund von Trunkenheit geleitet wurden, ihre lästerliche Tat zu begehen. Vgl. Spr 23,20-35; 1Tim 3,3; Titus 1,7.
10,11 damit ihr die Kinder Israels alle Ordnungen lehrt. Es war höchst wichtig, dass ihr klares Denken nicht durch Alkohol beeinträchtigt war, da die Priester das ganze Volk das Gesetz Gottes lehren sollten. Sie waren die Schriftausleger, ebenso wie die Propheten, die das Wort im Allgemeinen direkt vom Herrn empfi ngen. Esra war später das beste Beispiel für einen vorbildlichen Priester (Esr 7,10).
10,12 S. Anm. zum Dank- bzw. Friedensopfer in 3,1-17; 7,11-36.
10,16 Das Sündopfer wurde nicht gegessen, wie es eigentlich in 6,26 vorgeschrieben war, sondern vielmehr vollständig verbrannt. Die Priester waren verpfl ichtet, das Fleisch zu essen, nachdem das Blut auf den Altar gesprengt worden war, doch anstatt es in einem heiligen Festmahl zu essen, verbrannten sie es außerhalb des Lagers. Mose entdeckte diesen Ungehorsam. Er stellte jedoch nicht Aaron zur Rede, dessen Herz nach dem Tod seiner beiden Söhne zu verwundet war, sondern die beiden noch lebenden Priestersöhne, und forderte von ihnen eine Erklärung für ihren Verstoß gegen die rituelle Pfl icht. Aaron hörte jedoch diese Anklage, und da er durch seine Anweisung den Verstoß verschuldet hatte, erklärte er Mose den Grund: Sie hatten das Opfer rituell völlig korrekt durchgeführt, bis zum dem Punkt, als sie das Fleisch essen sollten. Sie ließen den Verzehr des Fleisches aus, weil es angesichts des entsetzlichen Gerichtes Gottes, das gerade geschehen war, für ein Fest unschicklich war. Darin handelte er falsch, weil Gott ausdrücklich angeordnet hatte, dass das Sündopfer an heiligem Ort gegessen werden sollte. Gottes Gesetz war eindeutig, und es war Sünde, in irgendeiner Weise davon abzuweichen. Mose hatte jedoch Verständnis für Aarons Traurigkeit und nachdem er klar Stellung genommen hatte, ließ er die Sache auf sich beruhen.
11,1 – 16,34 Dieser Abschnitt behandelt Vorschriften für Unreinheit. Gott erklärte die greifbaren Dinge des Alltagslebens als rein oder unrein und gab dem Volk damit einen wiederholten Eindruck davon, was der Unterschied ist zwischen heilig und unheilig. »Rein« bedeutet annehmbar für Gott; »unrein« bedeutet unannehmbar für Gott. In 3. Mose 11-15 werden die Gesetze für Reinheit aufgeführt; 3Mo 16 greift wieder die Opfer auf, die am großen Versöhnungstag dargebracht werden sollen. 11,1 Weitere Gesetze über den Verzehr von Tieren sind in diesem Abschnitt enthalten. Abels Opfer weist darauf hin, dass auch zwischen Sündenfall und Sintfl ut Tiere zur Nahrung verwendet wurden (1Mo 4,4). Nach der Sintfl ut erlaubte Gott dem Menschen ausdrücklich, Fleisch zu essen (1Mo 9,1-4), doch hier formuliert er konkrete Anweisungen für die Gesetzgebung des Bundes. Nicht alle Verbote werden begründet. Die wichtigsten Punkte sind: 1.) Israel sollte Gottes absolutem Maßstab gehorchen, ungeachtet einer Begründung oder eines mangelnden Verständnisses, und 2.) wurde eine solche einzigartige Ernährung vorg e schrieben, damit es für Israel schwierig war, mit den götzendienerischen Völkern um sie her zu essen. Ihre Speisegesetze dienten als Barriere für leichtfertige Vermischung mit Götzendienern. Es gab reale gesundheitliche und hygienische Vorteile, doch dies war nur nebensächlich. Die Hauptsache war Gottes Wille des Gehorsams und der Absonderung.
11,3 In fast genau demselben Wortlaut wird dieser Abschnitt in 5Mo 14,3-20 wiederholt. Behandelt wird der Verzehr von Landtieren (V. 3-8), Wasserlebewesen (V. 9-12), Vögeln (V. 13-19) und Insekten (V. 20-23).
11,4 Kamel. Der Fuß des Kamels ist in zwei größere Partien geteilt, aber die Teilung ist nicht vollständig und die beiden Zehen ruhen auf einem elastischen Ballen.
11,5 Klippdachs … Hasen. Das sind zwar keine echten Wieder- käuer, aber die Art und Weise der Nahrungsaufnahme und -verdauung dieser Tiere verleiht ihnen das Prädikat, »sie kauen wieder«.
11,9 Flossen und Schuppen. So wie die Merkmale von Wiederkäu- en und gespaltenen Hufen schloss das Verbot von Wassertieren »ohne Flossen und Schuppen« einen Teil der Wasserlebewesen aus, die üblicherweise von antiken Völkern gegessen wurden.
11,13 Von den Vögeln. Im Gegensatz zu den vereinheitlichenden Merkmalen von Wiederkäuern, gespaltenen Hufen und »keine Flossen und Schuppen« werden die verbotenen Vögel einfach namentlich angeführt. 11,21 Eine Beschreibung der Heuschrecke (V. 22), die als Nahrung erlaubt war.
11,24 In diesem Abschnitt geht es um die Absonderung von an- deren verunreinigenden Dingen.
11,26 Zu den hier genannten verbotenen Tieren gehören auch Pferde und Esel, die ungespaltene Hufe haben, sowie Löwen und Tiger, die Klauen haben.
11,30 Gecko. Eine Echsenart.
11,36 Wassersammler … Zisterne. Die Bewegung und Menge des Wassers bestimmte die Wahrscheinlichkeit möglicher Verseuchung. Auch Wasser war knapp, und es wäre eine Bedrohung für den Wasservorrat gewesen, wenn das gesamte Wasser, das mit diesen verbotenen Kadavern in Berührung gekommen war, verseucht worden wäre.
11,44 sollt ihr euch heiligen und sollt heilig sein; denn ich bin heilig. Gott lehrt sein Volk mit den von ihm gegebenen Gesetzen, anders als andere zu leben. D.h. mit den Unterscheidungen zwischen rein und unrein sondert er Israel von den anderen götzendienerischen Nationen ab, die keine solche Einschränkungen haben, und er veranschaulicht durch diese Vorschriften, dass sein Volk lernen muss, auf Gottes Weise zu leben. Mit den Speisegesetzen und Ritualen bringt er ihnen die Realität bei, in allen Dingen nach seinem Willen zu leben. Ihnen wird beigebracht, Gott in jedem anscheinend normalen Lebensbereich zu gehorchen, damit sie lernen, wie entscheidend Gehorsam ist. Opfer, Rituale, Speisen und sogar Kleidung und Zubereitung der Speisen werden alle sorgfältig von Gott verordnet, damit sie lernen, dass sie anders leben sollen als alle anderen Menschen. Das soll eine äußere Veranschaulichung sein für die im Herzen vorhandene Absonderung von Sünde. Weil der Herr ihr Gott ist, sollen sie ganz besonders sein. In V. 44 wird zum ersten Mal die Aussage »ich bin der HERR, euer Gott« getroffen und als Grund für die erforderliche Absonderung und Heiligkeit angegeben. Nach diesem Vers kommt dieser Ausdruck über 50 weitere Male in diesem Buch vor, jeweils zusammen mit der gleichfalls belehrenden Behauptung: »Ich bin heilig.« Weil Gott heilig und ihr Gott ist, sollen die Israeliten in ihrem äußerlichen zeremoniellen Verhalten heilig sein und somit die größere Notwendigkeit der inneren Heiligkeit des Herzens ausdrücken. Die Verbindung der zeremoniellen Heiligkeit führt hin zur persönlichen Heiligkeit. Die einzige genannte Motivation für all diese Gesetze ist zu lernen, heilig zu sein, weil Gott heilig ist. Das Thema Heiligkeit ist zentral im 3. Buch Mose (s. 10,3; 19,2; 20,7.26; 21,6-8).
12,1 Bei der Unreinheit geht es nicht um das neugeborene Kind, sondern um die Nachgeburt der Mutter.
12,2 Unwohlseins. Das bezieht sich auf den Zyklus ihrer Monatsre- gel (s. 15,19-24).
12,3 achten Tag. Joseph und Maria befolgten diese Anweisungen bei der Geburt Jesu (Lk 2,21). beschneiden. Das Zeichen des Abrahamsbundes (1Mo 17,9-14) wurde in die mosaischen Reinheitsgesetze integriert. Vgl. Röm 4,11-13. (Zu einer Diskussion der Beschneidung s. Anm. zu Jer 4,4.)
12,5 zwei Wochen … 66 Tage. Nach der Geburt einer Tochter wa- ren die Mütter offenbar doppelt so lange (80 Tage) unrein wie nach Geburt eines Sohnes (40 Tage). Das spiegelt das Stigma der Frau nach Evas Rolle beim Sündenfall wider. In Christus ist dieses Stigma aufgehoben (s. Anm. zu 1Tim 2,14.15).
12,6 Brandopfer … Sündopfer. Obwohl es ein freudiges Ereignis war, sollten die erforderlichen Opfer den Eltern einen Eindruck geben von der Realität der Erbsünde und davon, dass das Kind eine sündige Natur ererbt hat. Bei der Beschneidung wurde beim Mann die Vorhaut abgeschnitten, die in ihren Falten Infektionskrankheiten übertragen konnte. Diese Reinigung des Körperglieds zur Verhinderung solcher Infektionen (Jüdinnen haben historisch gesehen die niedrigste Quote an Gebärmutterhalskrebs), war ein Bild für die dringende Notwendigkeit, dass der Mensch von seiner Verdorbenheit gereinigt wird. Das wird am deutlichsten offenbart in der Fortpfl anzung, durch die der Mensch Sünder – und ausschließlich Sünder – hervorbringt. Die Beschneidung verweist darauf, dass Reinigung im Kern des menschlichen Wesens nötig ist. Eine solche Reinigung bietet Gott durch das Opfer Christi dem an, der glaubt und mit bußfertigem Herzen kommt.
12,8 Turteltauben … junge Tauben. Vgl. 3Mo 1,14-17; 5,7-10. Das waren die Opfergaben von Joseph und Maria nach der Geburt Jesu (vgl. Lk 2,24), als sie Jesus als ihren Erstgeborenen dem Herrn darstellten (2Mo 13,2; Lk 2,22). Im Gegensatz zu Vieh deuteten Vögel auf eine niedrige wirtschaftliche Stellung hin, obgleich Leute in völliger Armut auch Mehl opfern konnten (5,11-14).
13,1 – 14,57 In diesem Abschnitt geht es um Gesetze über Haut- krankheiten.
13,2 heller Fleck. Das bezeichnet wahrscheinlich eine Entzün- dung. Aussatz-Plage. Der Begriff bezieht sich auf verschiedene antike Hautkrankheiten, die manchmal oberfl ächlich und manchmal ernstlich waren. Möglicherweise gehörte auch die heutige Leprakrankheit (Aussatz, Hansen-Krankheit) dazu. Die in V. 2.6.10.18.30 und 39 beschriebenen Symptome reichen für eine klinische Diagnose nicht aus. Zum Schutz des Volkes mussten alle verdächtigen Fälle einer möglichen ansteckenden Krankheit beobachtet und isoliert werden. Für den biblischen Aussatz gibt es einige Zeugen (V. 3; 2Mo 4,6), die ihre Opfer entstellten, sie aber nicht bettlägerig machten. Naaman konnte seine Aufgaben als General der syrischen Armee weiterhin erfüllen, obwohl er aussätzig war (2Kö 5,1.27). Sowohl atl. als auch ntl. Aussätzige gingen fast überall hin, was darauf schließen lässt, dass diese Krankheit nicht die heutige Leprakrankheit war, die ihre Opfer zu Krüppeln macht. Ein Aussätziger war unrein, solange die Infektion nur Teile seines Körpers befallen hatte. Doch sobald der Körper ganz von den schuppenartigen Symptomen befallen war, war er rein und konnte die Städte der Anbetung betreten (s. V. 12-17). Der fl ächendeckende Befall bedeutete, dass die ansteckende Phase vorbei war. Die Anspielung auf eine Beule (V. 18-28) mit entzündeten oder offenen Stellen und weißen Körperhaaren bezieht sich vielleicht auf eine damit zusammenhängende ansteckende Infektion. Wenn Aussätzige vom Herrn Jesus geheilt wurden, waren sie weder gelähmt noch deformiert. Sie wurden nie auf Tragen gebracht. Ähnliche Hauterscheinungen werden in V. 29-37 und V. 38-44 beschrieben (Entzündungen aufgrund von Infektion). Ziel dieser Gesetze war es, das Volk vor Krankheit zu bewahren und – was noch wichtiger ist – ihnen eindrückliche Gegenstandslektionen einzuprägen, wie sehr Gott Reinheit und Heiligkeit unter seinem Volk wünscht.
13,45 Unrein, unrein! Das ist ein Ausdruck von Traurigkeit und Isolation. Derselbe Ruf war von den Überlebenden der Zerstörung Jerusalems zu hören (vgl. Kla 4,15).
13,47 Hier geht es um die Kleider von infi zierten Personen.
13,59 für rein oder unrein zu erklären. Dieses Gesetz diente in erster Linie dem Priester bei der Feststellung, ob eine ansteckende Hautkrankheit vorlag. Die Sprache dieses Abschnittes weist auf Krankheiten hin, die die Kleider ebenso betreffen wie die Person selbst. Das veranschaulicht weiterhin die verheerende Infektion der Sünde und wie elementar wichtig die geistliche Reinigung ist.
14,1 In diesem Abschnitt wird das Reinigungsritual für Geheilte erklärt. 14,1 Gesetz gilt für den Aussätzigen. Dieses Gesetz war keine Vorschrift für die Heilung von Aussatz und anderen derartigen Krankheiten, sondern für die zeremonielle Reinigung, die durchgeführt werden musste, nachdem der Kranke für rein erklärt worden war.
14,3 hinaus vor das Lager. Der Aussätzige durfte nicht sofort wie- der in die Gemeinschaft seines Volkes zurückkehren. Bevor er wieder ins Lager gehen durfte, musste er von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Priester untersucht werden, der ihm auch beim Ritual mit den zwei Vögeln assistierte (V. 4-7).
14,4 Das mit Scharlach zusammengebundene Bündel aus Zedern- holz und Ysop enthielt den lebenden Vogel. Es wurde 7-mal in das mit Wasser vermischte Blut des getöteten Vogels getaucht, was Reinigung symbolisierte. Dann wurde der Vogel freigelassen, was die Befreiung des Aussätzigen von seiner Quarantäne symbolisierte. 14,4 Ysop. S. Anm. zu 2Mo 12,22 (vgl. 3Mo 14,6.49.51).
14,8 außerhalb seines Zeltes. Schrittweise ging es weiter, bis er schließlich ins Lager gehen und in seinem eigenen Zelt wohnen konnte. Damit brachte er auf dramatische Weise zum Ausdruck, wie wichtig eine tiefgründige Reinigung für die Gemeinschaft mit dem Volk Gottes ist. Das war eine wirksame Lektion Gottes über die Heiligkeit, die er von denen wünschte, die unter seinem Volk lebten. Auch heute ist das nicht anders (s. 2Kor 7,1).
14,10 Zum Reinigungsritual des Aussätzigen gehörten Schuldop- fer (5,14 – 6,7), Sündopfer (4,1 – 5,13), Brandopfer (1,3-17) und Speisopfer (2,1-16). 14,10 ein Log Öl. Weniger als ein halber Liter.
14,12 Webopfer. S. Anm. zu 7,30-32.
14,17 rechte Ohrläppchen … rechten Hand … rechten Fußes. S. Anm. zu 8,23.24.
14,18 auf das Haupt dessen tun. Das war keine Salbung zu einer Amtseinsetzung, sondern ein Symbol für Reinigung und Heilung. Möglicherweise hat das mit der ntl. Anweisung zu tun, die Kranken zu salben, damit sie geheilt werden (Mk 6,13; 16,18; Jak 5,14).
14,33 In diesem Abschnitt geht es um infi zierte Häuser, wobei es sich höchstwahrscheinlich um ansteckende Bakterien, Pilze oder Schimmel handelte.
14,34 mit einer Aussatz-Plage belege. In den Krankheiten, die in Kanaan auftraten, wurde Gottes souveräne Hand anerkannt (vgl. 2Mo 4,11; 5Mo 32,39). Wie immer hatte er seine Gründe und Absichten für diese Drangsale. Israels Fall war aber insofern einzigartig, als dass diese Krankheiten Gegenstandslektionen über Heiligkeit waren.
14,37 grüne oder rötliche Vertiefungen. Bei der Krankheit han- delte es sich anscheinend um eine Art ansteckenden Mehltau. Die Lepra, die wir heute kennen, kommt hier nicht in Frage, da diese Krankheit mit den Sinnesorganes des Menschen zu tun hat, z.B. mit dem Schwund des Gefühls aufgrund einer Fehlfunktion der Nerven. Es ist nicht bekannt, dass Lepra ansteckend ist, und diese Krankheit kann kein Haus befallen. Die Reinigung eines solchen Haus wird in V. 38-53 erklärt.
14,57 Belehrung … wann sie für rein und wann für unrein. Der Priester brauchte Anweisungen, um eine Diagnose zu stellen und die Therapie gegen die Krankheit vorzustellen, die bei den hier beschriebenen Fällen vorgenommen werden sollte. So sollte das Volk gelehrt werden, wie wichtig es ist, heilige Dinge zu unterscheiden.
15,1 Dieser Abschnitt befasst sich mit der Reinigung von Körper- ausscheidungen. Mehrere Arten von Ausscheidungen von Männern (V. 1-18) und Frauen (V. 19-30) werden identifi ziert und eine entsprechende Behandlung vorgeschrieben.
15,2 Nach der Genesung von bestimmten Erkrankungen des männlichen Sexualorgans, die zu Ausscheidungen führten, musste der Mann ein Sünd- und ein Brandopfer darbringen (V. 15).
15,16 In diesen Versen geht es um die Ausscheidung der natürli- chen Sexualdrüsen, wofür keine Opfer nötig waren.
15,19 Die Menstruation der Frau ist eine natürliche Ausschei- dung. Deshalb waren auch dafür keine Opfer nötig.
15,25 Im Unterschied zu Menstruation weist der hier genannte Blutausfl uss auf eine Krankheit hin. Nach der Genesung war ein Sündund ein Brandopfer notwendig.
15,31 Mit allen diesen Anweisungen zeigte Gott den Israeliten, dass sie heilige Dinge zutiefst ehren mussten. Nichts eignete sich dazu besser, als alle von der Stiftshütte zu verbannen, die von irgendeiner Art von Unreinheit befl eckt waren, sei es zeremoniell oder natürlich, körperlich oder geistlich. Um sein Volk als solche zu kennzeichnen, die in Heiligkeit vor ihm wohnen, musste Gott von ihnen völlige Reinheit verlangen und erlaubte ihnen nicht, unrein zu ihm zu kommen. Das galt sogar bei unfreiwilliger oder verborgener Verunreinigung. Und wenn wir bedenken, dass Gott ein Volk zurüstete, um in seiner Gegenwart zu leben, wird klar, dass diese Regeln für die Bewahrung der persönlichen Reinheit, die auf die Notwendigkeit eines reinen Herzens hindeuteten, weder zu streng noch zu detailliert waren. 16,1-34 Der große Versöhnungstag (vgl. 2Mo 30,10; 3Mo 23,26-32; 4Mo 29,7-11; Hebr 9,1-28) sollte alljährlich durchgeführt werden (V. 34), um sowohl die gemeinschaftlichen als auch persönliche Sünden der Nation zu bedecken (V. 17). Auch bei der gewissenhaftesten Durchführung der erforderlichen Opfer blieben viele Sünden und Verunreinigungen unerkannt und daher ungesühnt. Für die Sühnung all dieser Sünden (V. 33) wurde dieses besondere allgemeine Opfer bereitgestellt, aber nur wer echten Glauben und echte Buße hatte, empfi ng ihren Segen – die Vergebung von Gott. Diese Vergebung basierte nicht auf einem Tieropfer, sondern auf dem einen Opfer, für das alle anderen Opfer ein Bild sind: auf dem Herrn Jesus Christus und seinem Opfer am Kreuz (vgl. Hebr 10,1-10). Dieses heiligste aller israelitischen Feste fand im September bzw. Oktober statt, am 10. Tag des 7. Monats (V. 29). Es war eine Vorausschau auf den letztendlichen Hohenpriester und auf das vollkommene Opferlamm.
16,1 Der Tod der beiden Söhne Aarons. Vgl. 10,1-3.
16,2 Die normalen Priester gingen täglich in die Stiftshütte, um auf dem goldenen Altar vor dem inneren Vorhang, wo der Leuchter, der Tisch und das Schaubrot standen, Weihrauch aufsteigen zu lassen. Niemand außer dem Hohenpriester durfte hinter den Vorhang gehen (vgl. V. 12), ins Allerheiligste (2Mo 26,33; Hebr 9,3.8), wo die Bundeslade ruhte. Diese Zusammenstellung sollte eine Ehrfurcht vor Gott hervorrufen, wenn seine Gegenwart durch sichtbare Symbole angezeigt wurde. Sühnedeckel. S. 2Mo 25,17-22. Oder »Gnadenstuhl«, wörtl. »Ort der Sühnung bzw. Bedeckung«. Eine Bezeichnung für den Thron Gottes zwischen den Cherubim (vgl. Jes 6). Er wurde so bezeichnet, weil es der Ort war, wo Gott sich zum Zweck der Sühnung offenbarte. in einer Wolke erscheinen. Diese Wolke war wahrscheinlich der Rauch des Weihrauchs, den der Hohepriester beim jährlichen Eintreten ins Allerheiligste aufsteigen ließ. Diese Wolke bedeckte den Sühnedeckel auf der Bundeslade (s. V. 13).
16,3 Sündopfer … Brandopfer. Aaron, der Hohepriester, brachte diese Opfer dar, s. Anm. zu 4,1 – 5,13; 6,24-30 und 1,3-17; 6,8-13. Zuerst wurde der Stier als Sündopfer geopfert (16,11-14) und danach der Widder als Brandopfer (16,24).
16,4 Für eine Beschreibung der normalen Kleidung der Priester s. 2Mo 28,1-43 und 3Mo 8,6-19. Später beim Brandopfer trug er diese normale Kleidung (vgl. V. 24). Hier aber bekam er bescheidenere, weniger verzierte Kleider. Sie waren am großen Versöhnungstag notwendig, damit der Hohepriester als Gottes demütiger Knecht erscheint, der selber Versöhnung braucht (V. 11-14).
16,5 zwei Ziegenböcke. S. 16,7-10.20-22. Einer davon wurde ge- schlachtet, um den stellvertretenden Tod darzustellen, und der andere wurde in die Wüste fortgeschickt, um das Entfernen der Sünden zu repräsentieren. einen Widder. Dieser musste zusammen mit dem Widder des Hohenpriesters (V. 3) als Brandopfer dargebracht werden (V. 24).
16,6 Die folgende Beschreibung gibt die Verrichtungen des Ho- henpriesters und seiner Helfer am großen Versöhnungstag wieder: 1.) Der Hohepriester wusch sich am Waschbecken im Vorhof und kleidete sich in der Stiftshütte an (V. 4). 2.) Der Hohepriester opferte den Stier als Sündopfer für sich selbst und seine Familie (V. 3.6.11). 3.) Der Hohepriester betrat das Allerheiligste mit dem Blut des Stieres, Weihrauch und glühenden Kohlen vom Brandopferaltar (V. 12.13). 4.) Der Hohepriester sprengte das Blut des Stieres 7-mal auf den Sühnedeckel (V. 14). 5.) Der Hohepriester ging zurück zum Vorhof und warf Lose für die beiden Ziegenböcke (V. 7.8). 6.) Der Hohepriester opferte einen Bock als Sündopfer für das Volk (V. 5.9.15). 7.) Der Hohepriester ging wieder ins Allerheiligste, um Blut auf den Sühnedeckel und auch auf das Heiligtum zu sprengen (vgl. 2Mo 30,10; V. 15-17). 8.) Der Hohepriester kehrte zum Brandopferaltar zurück und reinigte ihn mit dem Blut des Stiers und des Ziegenbocks (V. 11.15.18.19). 9.) Der Ziegenbock wurde in die Wüste fortgeschickt (V. 20-22). 10.) Später musste sich der Hüter des Ziegenbocks reinigen (V. 26). 11.) Der Hohepriester zog seine besonderen Kleider für den großen Versöhnungstag aus, wusch sich nochmals und zog seine normalen Hohepriester-Kleider an (V. 23.24). 12.) Der Hohepriester opferte zwei Widder als Brandopfer für sich selbst und für das Volk (V. 3.5.24). 13.) Das Fett des Sündopfers wurde verbrannt (V. 25). 14.) Die Sündopfer – der Stier und der Bock – wurden außerhalb des Lagers gebracht und verbrannt (V. 27). 15.) Derjenige, der das Sündopfer verbrannt hatte, reinigte sich (V. 28).
16,8 Lose werfen. S. Anm. zu Spr 16,33. Sündenbock. Vgl. V. 10.26. Dieser Bock (wörtl. Asasel oder »Fluchtbock«) stellte das stellvertretende Tragen und völlige Entfernen der Sünde dar, was später vollkommen durch Jesus Christus vollbracht werden sollte (vgl. Mt 20,28; Joh 1,29; 2Kor 5,21; Gal 1,4; 3,13; Hebr 9,28; 10,1-10; 1Pt 2,24; 1Joh 2,2). S. Anm. zu V. 20-22.
16,9 S. Anm. zu V. 20-22.
16,12 hinter den Vorhang. S. Anm. zu V. 2. Der Vorhang trennte alle von der heiligen und verzehrenden Gegenwart Gottes. Dieser Vorhang im herodianischen Tempel zerriss beim Tod Jesu von oben nach unten, was symbolisierte, dass der Zugang in die Gegenwart Gottes durch Jesus Christus offen ist (s. Mt 27,51; Mk 15,38; Lk 23,45).
16,13 Zeugnis. S. Anm. zu V. 2. über das Zeugnis. Zum Zeugnis gehörten auch die steinernen Tafeln, auf welche die Zehn Gebote geschrieben waren (2Mo 25,16; 31,18) und die sich unter dem Sühnedeckel in der Bundeslade befanden.
16,14 Siebenmal. Diese Zahl symbolisierte Vollständigkeit oder Vollkommenheit (vgl. V. 19).
16,16 Sühnung erwirken für das Heiligtum. Ziel dieser feierli- chen Zeremonie war es, den Israeliten einen Eindruck und die Überzeugung zu vermitteln, dass das ganze Heiligtum von den Sünden eines schuldigen Volkes befl eckt war. Durch diese Sünden hatten sie die Vorrechte der Gegenwart Gottes und seiner Anbetung verwirkt. Deshalb war es als Bedingung dafür, dass Gott bei ihnen blieb, nötig, dass ein Sühnopfer für ihre Sünden dargebracht wurde.
16,17 für sich und sein Haus und die ganze Gemeinde. Der große Versöhnungstag war für alle nötig, da alle gesündigt hatten, einschließlich des Hohenpriesters. 16,20-22 Dieses »Sündopfer der Versöhnung« (4Mo 29,11) repräsentierte Jesu stellvertretendes Opfer (V. 21.22) mit dem Ergebnis, dass die Sünden der Sünder weggetan sind (V. 22). S. Anm. zu Jes 52,13 – 53,12 für eine weitere Diskussion dieser Wahrheiten. Christus erlebte und vollbrachte diese Stellvertretung, als er am Kreuz rief: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Mt 27,46).
16,21 Hände auf den Kopf des lebendigen Bockes. Das war nicht nur eine symbolische Geste, sondern ein Bild für die letztendliche »stellvertretende Sühne«, die der Herr Jesus Christus erfüllte (vgl. Jes 53,5.6; 10,12; s. Anm. zu 2Kor 5,21).
16,27 hinaus vor das Lager. Das repräsentierte die historische Tat- sache, dass Christus außerhalb von Jerusalem starb (vgl. Hebr 13,10-14).
16,29 siebten Monats. Der Monat Tischri fi el auf Ende September/ Anfang Oktober. eure Seelen demütigen. Dieser Akt der Selbstverleugnung bezog sich wahrscheinlich auf die Nahrung, wodurch der große Versöhnungstag zum einzigen Tag des jüdischen Kalenderjahres wurde, an dem Israel fasten musste.
16,30 von allen euren Sünden … gereinigt. S. Ps 103,12; Jes 38,17; Mi 7,19. Dieser Tag gewährte die zeremonielle Reinigung für ein Jahr und symbolisierte die Vergebung Gottes für alle, die glaubten und Buße taten. Die tatsächliche Versöhnung basierte auf der Reinigung durch das Opfer Jesu (vgl. Röm 3,25.26; Hebr 9,15).
16,34 einmal im Jahr. Das bessere Opfer Jesu Christi wurde ein für allemal dargebracht und nie wiederholt (vgl. Hebr 9,11-10,18). Auf diesem Opfer basiert alle Sündenvergebung, einschließlich der bei atl. Gläubigen.
17,1 – 27,34 In diesem Abschnitt werden Richtlinien für praktische Heiligkeit angeführt. 17,1 – 22,33 Hier werden Themen der persönlichen Heiligkeit des Einzelnen behandelt. 17,1 Verschiedene Gesetze über das Opfern werden erörtert. 17,1 Der Herr warnt vor Opfern an anderer Stelle als am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft (vgl. V. 5-7).
17,4 Blutschuld. Ein unerlaubtes Opfer konnte die Todesstrafe nach sich ziehen.
17,5 Dankopfer. S. Anm. zu 3,1-17; 7,11-34.
17,10 Warnungen vor dem Missbrauch von Blut werden erteilt (vgl. 7,26.27; 5Mo 12,16, 23-25; 15,23; 1Sam 14,32-34).
17,11 das Leben des Fleisches ist im Blut. Dieser Ausdruck wird betont durch die Aussage »sein Blut gilt für sein Leben« in V. 14. Das Blut bringt die lebenserhaltenden Substanzen in alle Bereiche des Körpers und repräsentiert deshalb das Grundelement des Lebens. Dementsprechend repräsentiert das Vergießen von Blut das Ausgießen des Lebens, d.h. den Tod (vgl. 1Mo 9,4). Wenn das NT vom Blutvergießen Jesu Christi spricht, ist damit sein Tod gemeint. das Blut ist es, das Sühnung erwirkt. Da das Blut das Leben enthält, ist es heilig für Gott. Vergossenes Blut (der Tod) eines Stellvertreters wirkt Sühnung für bzw. bedeckt den Sünder, dem deshalb gewährt wird, zu leben.
17,13 Bei heidnischen Jägern war es üblich, dass sie das Blut ei- nes erlegten Beutetieres als Opfer für den Gott der Jagd ausgossen. Den Israeliten wurde dies durch diese Vorschrift verboten und so hielt Gott sie von allem derartigen Aberglauben und Götzendienst ab.
17,15 Diese Reinigung war notwendig, weil bei diesen Tieren das Blut nicht richtig abgelaufen war. Vgl. 2Mo 22,30; 5Mo 14,21.
18,1 Hier werden Gesetze über die Sexualität erteilt. Dadurch sollten die Gräuel unterbunden werden, die von den Heiden in Kanaan praktiziert wurden (18,27; vgl. 3Mo 20,10-21; 5Mo 22,13-30). Diese konkreten Gesetze setzen das allgemeine Verbot von Ehebruch voraus (2Mo 20,14) sowie des Inzests eines Vater, der seine Tochter verführt. Sie heben nicht unbedingt den besonderen Fall der Leviratsehe auf (vgl. 5Mo 25,5). Die Strafen für ein solches schändliches Verhalten werden in
20,10 detailliert aufgeführt.
18,3 Ägypten … Kanaan. Die Sexualpraktiken und Bräuche der Ägypter und Kanaaniter waren von Gott verboten.
18,4 ich, der HERR, bin euer Gott. Dieser Ausdruck wird über 50- mal verwendet und drückt die Einzigartigkeit des einen wahren und lebendigen Gottes aus, der sein Volk zur selben Heiligkeit aufruft, die auch seine Eigenschaft ist und es auffordert, alle anderen Götter abzulehnen.
18,5 der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben. Den Israeli- ten wurde verheißen, einen besonderen Segen zu empfangen, wenn sie dem Gesetz Gottes gehorchten. Diese Verheißung bewahrheitete sich in bemerkenswerter Weise in bestimmten Bereichen ihrer Geschichte, nämlich im nationalen Wohlergehen, das sie genossen, wenn sie gehorsam waren. Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz gewährleistet stets zeitliche Segnungen, wie dieser Vers zeigt. Doch diese Worte haben eine höhere Bedeutung in Bezug auf das geistliche Leben. Darauf weist der Herr Jesus hin (vgl. Lk 10,28) und auch Paulus (vgl. Röm 10,5). Gehorsam rettet weder von der Sünde noch vor der Hölle, aber er ist ein Kennzeichen der Geretteten (vgl. Eph 2,8.9; s. Anm. zu Röm 2,6-10).
18,6 In diesem Abschnitt geht es um sexuelle Sünden unter Blutsverwandten, d.h. um Inzest. 18,6 ihre Scham zu entblößen. Ein Euphemismus für Intimitäten. 18,8 Frau deines Vaters. Damit ist eine Stiefmutter gemeint (vgl. V. 7).
18,11 deine Schwester. Seine Stiefschwester zu heiraten wird ver- boten.
18,18 während jene noch lebt. Das Prinzip, auf dem die Verbote beruhen, verändert sich geringfügig. Anstatt sexuelle Betätigung wegen einer Verwandtschaftsbeziehung gänzlich zu vermeiden, geht es in dieser Situation um das Prinzip, mit nur einer einzigen Person zu einer Zeit verheiratet zu sein, solange diese lebt, d.h. es verbietet Polygamie. In der ägyptischen, chaldäischen und kanaanitischen Kultur war es üblich, mehrere Schwestern als Frauen einer polygamen Ehe zu nehmen. Gott verbietet so etwas, so wie jegliche Polygamie durch das ursprüngliche Ehegesetz verboten ist (s. 1Mo 2,24.25). Wegen der Herzenshärtigkeit tolerierte Mose Polygamie, so wie andere in Israel in der frühen Phase dieser Nation es praktizierten. Doch Polygamie führte stets zu Tragödien. 18,19 Unreinheit. Ihre Menstruation (vgl. 15,24). 18,21 Moloch. Diese semitische falsche Gottheit (der Gott der Ammoniter) wurde durch Kinderopfer angebetet (vgl. 3Mo 20,2-5; 1Kö 11,7; 2Kö 23,10; Jer 32,35). Da es in diesem Kapitel ansonsten um sexuelle Vergehen geht, war mit diesem heidnischen Ritual wahrscheinlich eine unerwähnte sexuelle Perversion verbunden. Wenn Juden falsche Götter ehrten, gaben sie Fremden damit Gelegenheit, den wahren Gott zu lästern.
18,22 bei keinem Mann liegen. Das verbietet jegliche Homosexu- alität (vgl. 20,13; Röm 1,27; 1Kor 6,9; 1Tim 1,10). S. Anm. zu 1Mo 19,1-29.
18,23 Begattung vor ein Vieh. Das verbietet die sexuelle Perversi- on der Sodomie.
18,29 ausgerottet. Auf alle in diesem Kapitel genannten sexuellen Vergehen stand die Todesstrafe, was zeigt, wie abscheulich sie für Gott sind.
18,30 vor euch geübt. Solche Sünden wurden nicht in ihrer Ge- genwart begangen, sondern von dem Volk, das zuvor im Land lebte (vgl. V. 27).
19,1 Hier werden praktische Anweisungen für heiliges Verhalten in der Gesellschaft erteilt.
19,2 ich bin heilig, der HERR, euer Gott. Diese grundlegende Aus- sage, die den Grund nennt für ein heiliges Leben unter dem Volk Gottes, ist das Hauptthema von 3. Mose (vgl. 20,26). S. Anm. zu 11,44.45. Vgl. 1Pt 1,16. Israel war berufen, eine heilige Nation zu sein und der vollkommen heilige Charakter Gottes (vgl. Jes 6,3) war das Muster, nach dem sich die Israeliten richten sollten (vgl. 10,3; 20,26; 21,6-8).
19,3 Ehrfurcht vor seiner Mutter und seinem Vater. Das fünfte Gebot (vgl. 2Mo 20,12), die Eltern zu ehren, wird hier durch die Verwendung eines anderen Wortes bekräftigt: »Ehrfurcht«. Weil sie Ehrfurcht vor ihnen hatten (eine Haltung), konnten sie die Eltern ehren (eine Tat). 19,3.4 Zusätzlich zum fünften Gebot wird das vierte (19,3b), das erste (19,4a) und das zweite (19,4b) Gebot als Veranschaulichungen eines heiligen Verhaltens angeführt (vgl. 2Mo 20,3-6.8-11).
19,5 Dankopfer. S. Anm. zu 3,1-17; 7,11-34. 19,9.10 Das war das Gesetz der Nachlese (vgl. 23,22; 5Mo 24,1922). Ein Beispiel dafür sehen wir in Rt 2,8-23.
19,11 Gebote aus 2Mo 20 werden wiederholt.
19,12 Vgl. Mt 5,33.
19,13 Lohn … soll nicht über Nacht bei dir bleiben. Angeheu- erte Arbeiter sollten am Ende des Arbeitstages ausbezahlt werden. Nicht angestellte Tagelöhner waren für ihren Lebensunterhalt davon abhängig, täglich bezahlt zu werden. S. Anm. zu Mt 20,1.2.
19,14 dem Tauben … dem Blinden. Israels Gott des Mitgefühls zeigte stets seine Anteilnahme mit den Behinderten.
19,16 auftreten gegen das Blut. Damit ist gemeint, irgendetwas zu tun, was das Leben eines Nächstens zu Unrecht in Gefahr bringen würde.
19,18 Diese Vorschrift wird das zweitgrößte Gebot genannt und ist der im NT am häufi gsten zitierte Vers des AT (Mt 5,43; 19,19; 22,39; Mk 12,31.33; Lk 10,27; Röm 13,9; Gal 5,14; Jak 2,8).
19,19 Diese Mischungen waren womöglich typisch für bestimmte götzendienerische Praktiken.
19,20 Im Fall von Unmoral mit einer verlobten Sklavin sollte das Paar bestraft (möglicherweise durch Auspeitschen), aber nicht getötet werden. Anschließend musste ein Schuldopfer (s. Anm. zu 5,14-6,7) und die entsprechende Entschädigung dargebracht werden. Das ist eine Ausnahme zur Regel (vgl. 5Mo 22,23.24).
19,23 Unbeschnittenheit. Sie konnten von diesen Fruchtbäumen Kanaans vier Jahre lang nach Einzug ins Land nicht essen, weil die Frucht der ersten drei Jahre als unrein betrachtet und die Frucht des vierten Jahres dem Herrn geopfert werden sollte. Manche Gärtner behaupten, es würde einen Baum ertragreicher machen, wenn man in den ersten Jahren das Fruchttragen verhindert, indem man die Blüten abschneidet.
19,26 Wahrsagerei … Zauberei. Der Versuch, mithilfe von Schlan- gen und Wolken die Zukunft vorauszusagen, war in der Antike eine übliche Form der Vorhersage einer guten oder schlechten Zukunft. Das waren verbotene Formen der Hexerei, die mit dämonischer Aktivität einhergingen. S. Anm. zu 5Mo 18,9-12.
19,27 Diese heidnischen Praktiken stammten wahrscheinlich aus dem ägyptischen Götzendienst und mussten deshalb vermieden werden. Der Brauch, sich in Trauerzeiten tiefe Narben auf dem Gesicht oder auf Armen und Beinen zuzufügen, war unter Heiden allgemein üblich. Das wurde als Zeichen des Respekts gegenüber den Toten angesehen sowie als eine Art Versöhnungsopfer für die Götter des Todes. Die Juden lernten diesen Brauch in Ägypten, und obwohl sie sich ihn abgewöhnten, fi elen sie in diesen alten Aberglauben zurück (vgl. Jes 22,12; Jer 16,6; 47,5). Tätowierungen waren ebenfalls mit den Namen von Götzen verbunden und waren dauerhafte Zeichen des Abfalls.
19,29 Tochter nicht entweihen. Sogar die Heiden des damaligen Assyrien verboten solche entsetzlichen Einnahmequellen.
19,30 Sabbattage. S. Anm. zu 19,3.4.
19,31 Geisterbefrager … Wahrsager. Geisterbefrager sind Me- dien, die als Mittler angeblich Kontakt zu Totengeistern aufnehmen, hinter denen sich aber in Wirklichkeit Dämonen verbergen. Vgl. 20,6.27.
19,32 aufstehen … ehren. Mit dem Respektieren älterer Menschen erkennt man an, dass Gott ein langes Leben gesegnet hat und dass Alter Weisheit bedeutet (vgl. Jes 3,5).
19,33 Fremdling. Vgl. 2Mo 22,20.
19,36 Epha … Hin. Diese Hohl- und Flüssigmaße entsprachen etwa 15-20 Liter bzw. 3-4 Liter.
20,1 In diesem Abschnitt werden Verbrechen mit Todesstrafe und andere schwere Vergehen behandelt. Viele der Themen aus Kap. 18.19 werden erörtert, wobei der Nachdruck auf der Schuld liegt, die für das Vergehen gezahlt werden musste.
20,2 eines von seinen Kindern dem Moloch gibt. Moloch war der ammonitische Gott der Nachbarvölker Israels, der Menschen- und besonders Kinderopfer verlangte. S. Anm. zu 18,21.
20,5 ausrotten. Das bedeutet töten und ist ein Synonym zu »ge- tötet werden« in V. 9. 20,5 Hurerei zu treiben. Das spricht bildhaft von geistlicher Hure- rei.
20,6 Geisterbefragern und Wahrsagern. S. Anm. zu 19,31. »Wahrsager« bezieht sich auf Dämonen (vgl. 20,27).
20,9 seinem Vater oder seiner Mutter fl ucht. Wenn man genau das Gegenteil des Gebots tat, die Eltern zu ehren (vgl. 19,3), hatte das tödliche Konsequenzen. S. Mk 7,10, wo der Herr Jesus sich auf diesen Vers bezieht.
20,10 detailliert aufgeführt. 20,10 Hier werden die Strafen für Verstöße gegen die Verbote sexu- eller Sünden angeführt, die in 18,1-30 genannt wurden; s. 5Mo 22,13-30.
20,22 damit euch das Land nicht ausspeit. Gott sagte Israel im- mer wieder, dass dauerhaftes Wohnen im Land Gehorsam gegenüber dem mosaischen Bund erforderte (vgl. 18,25.28).
20,27 Geisterbefrager- oder Wahrsagergeist. S. Anm. zu 19,31.
21,1 Hier werden Gesetze für die Priester erteilt, die einen höhe- ren Heiligkeitsmaßstab erfüllen mussten als die anderen Israeliten. 21,1 verunreinigen. Berührung mit einer Leiche (4Mo 19,11) oder Aufenthalt in einem Raum mit einer Leiche (4Mo 19,14) verunreinigte. Ausnahmen waren die Toten der eigenen Familie des Priesters (V. 2-4).
21,5 Glatze … Rand … Fleisch Einschnitte. Das waren abergläu- bische Zeichen der Trauer. S. Anm. zu 19,27.28. Vgl. 1Kö 18,28.
21,6 Brot ihres Gottes. Dieser Ausdruck kommt 5-mal in 3Mo 21 vor (vgl. V. 8.17.21.22). Höchstwahrscheinlich ist damit das Brot der Gegenwart im Heiligtum gemeint (vgl. 2Mo 25,30; 39,36; 40,23; 3Mo 24,5-9).
21,7 Der Priester durfte heiraten, aber nur in völlig reinen Umstän- den. Eine heilige Ehe war ein Abbild der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. S. 21,13.14. Die Priester sollten lebende Musterbeispiele für diese heilige Verbindung sein. Vgl. die Aussagen von Paulus über Hirten in 1Tim 3,2.4; Titus 1,6.
21,9 Die Kinder der Priester mussten ein heiliges Leben führen. Statt der üblichen Strafe der Steinigung (vgl. 5Mo 22,21) wird hier das Verbrennen angeordnet. Vgl. 1Tim 3,4; Titus 1,6.
21,10 Diese Verse bieten eine Zusammenfassung der Maßstäbe für den Hohenpriester. Entsprechend seiner höchst heiligen Verantwortung waren die Maßstäbe für ihn die höchsten und heiligsten. 21,10 soll sein Haupthaar nicht wirr hängen lassen und seine Kleider nicht zerreißen. Das drückte Trauer oder Bestürzung aus (vgl. den Verstoß dagegen beim Verhör Jesu, Mt 26,65; Mk 14,63).
21,16 Gebrechen. So wie die Opfer makellos sein mussten, galt dasselbe für denjenigen, der die Opfer darbrachte. Als sichtbare Zeichen, die das Volk beeindruckten, neigten alle körperlichen Unreinheiten oder Missbildungen dazu, von der Bedeutung und Autorität dieses heiligen Amtes abzulenken. Sie konnten nicht die innere Vollkommenheit ausdrücken, die Gott wollte und konnten kein Bild für Christus sein, den künftigen vollkommenen Hohenpriester (vgl. Hebr 7,26).
22,1 Diese Verse enthalten zusätzliche Anweisungen für die zere- monielle Reinheit der Priester und beginnen mit einer Todesandrohung (V. 3: »soll ausgerottet werden«) für solche, die gegen diese Regeln verstoßen.
22,4 aussätzig. S. 13,1 – 14,32 und Anm. zu 13,2. Ausfl uss. S. Anm. zu 15,1-33.
22,5 Gewürm. S. 11,29-38.
22,7 so ist er rein. Ebenso wird eine große Wassermenge nicht durch eine kleine Verunreinigung verseucht. Zeremonielle Reinigung erforderte Zeit.
22,10 eine Seele um Geld erkauft. Der Anteil am Opfer, der für die Priester bestimmt war, durfte nur von seiner Familie verwendet werden. Ein angekaufter Sklave wurde jedoch als Familienangehöriger des Priesters behandelt, was das Essen des geweihten Fleisches betraf. S. die Gesetze der Freilassung, die zeigen, dass es sich hier um eine zeitweilige Leibeigenschaft handelte (25,10; 2Mo 21,2-11; 5Mo 15,12-18).
22,17 Dieser Abschnitt beschreibt die unannehmbaren und an- nehmbaren Opfer.
22,31 Das Motiv hinter dem Gehorsam gegenüber Gott war sein heiliges Wesen und seine Gnade, die er in der Befreiung der Nation erwiesen hatte.
23,1 – 27,34 In diesem Abschnitt werden Themen der Heiligkeit behandelt, die die Nation als ganze betreffen. 23,1 – 24,9 Hier werden die besonderen Feste Israels erklärt. Vgl. 2Mo 23,14-17; 4Mo 28,1-29,40; 5Mo 16,1-17. 23,1 Dieser Abschnitt stellt Tage heraus, die dem Herrn heilig sind. Nach dem Sabbat (V. 3) werden die Feste in zeitlicher Reihenfolge des Kalenders angeführt (V. 4-44).
23,2 heilige Festversammlungen einberufen. Bei diesen Festen wurde nicht in jedem Fall ganz Israel einberufen. Nur beim 1.) Fest der ungesäuerten Brote, 2.) Wochenfest und 3.) Laubhüttenfest mussten alle Männer nach Jerusalem kommen (vgl. 2Mo 23,14-17; 5Mo 16,16.17).
23,3 Sabbat der Ruhe. Die mosaische Verordnung des vierten Ge- bots wurde zuerst genannt (vgl. 1Mo 2,1-3; 2Mo 20,8-11). 23,4-22 Drei Ereignisse wurden im März/April begangen: 1.) Das Passah am 14. (V. 5), 2.) das Fest der ungesäuerten Brote vom 15.-21. (V. 6-8) und das Fest der Erstlinge am Tag nach dem Sabbat der Woche der ungesäuerten Brote (V. 9-14).
23,5 das Passah des HERRN. Eine Gedenkfeier an Gottes Befreiung Israels aus Ägypten (vgl. 2Mo 12,1-14.43-49; 4Mo 28,16; 5Mo 16,1.2).
23,6 Fest der ungesäuerten Brote. Dieses Fest war mit dem Passah verbunden und erinnerte an Israels hastigen Auszug aus Ägypten und die damit verbundenen Entbehrungen (vgl. 2Mo 12,15-20; 13,310; 4Mo 28,17-25; 5Mo 16,3-8).
23,9 Erstlingsgarbe von eurer Ernte. Bei diesem Fest wurde der erste Teil der Gerstenernte im März/April dem Herrn geweiht. Es wurde am Tag nach dem Sabbat der Woche der ungesäuerten Brote gefeiert. Dabei wurde dem Herrn eine Gerstengarbe dargebracht (vgl. 23,10.11), zusammen mit Brand–, Speis- und Trankopfern (vgl. 2Mo 29,40). Erstlingsgarben symbolisierten die Weihe der ganzen Ernte an Gott und waren ein Unterpfand für die ganze bevorstehende Ernte (vgl. Röm 8,23; 11,16; 1Kor 15,20; Jak 1,18). 23,15-22 50 Tage. Beim Fest der Wochen (Mai/Juni) wurden die Erstlinge der Weizenernte geweiht (vgl. 2Mo 23,16; 4Mo 28,26-31; 5Mo 16,9-12). Es fand statt am 50. Tag nach dem Sabbat vor dem Fest der Erstlinge. Es ist auch als Erntefest bekannt (2Mo 23,16) und als Pfi ngstfest, vom gr. Wort für 50 (Apg. 2,1). 23,23-43 Drei Ereignisse wurden im Sept./Okt. begangen: 1.) Das Fest des Posaunenhalls am 1. (V. 23-25), 2.) der Große Versöhnungstag am 10. (V. 26-32) und 3.) das Laubhüttenfest vom 15.-21. (V. 33-43).
23,23 Gedenken unter Posaunenklang. Dieses Fest, das Fest des Posaunenhalls, weihte den 7. Monat (Sept./Okt.) als Sabbatmonat (vgl. 4Mo 29,1-6).
23,26 Versöhnungstag. Der alljährliche Große Versöhnungs- tag deutete hin auf die Vergebung und Reinigung von Sünden für den Priester, das Volk und die Stiftshütte (s. Anm. zu 16,1-34; 4Mo 29,711).
23,33 Laubhüttenfest. Dieses Fest erinnerte an Gottes Befrei- ung, Bewahrung und Fürsorge während der Wüstenwanderung, des Exodus (vgl. 2Mo 23,16; 4Mo 29,12-38; 5Mo 16,13-15). Es ist auch als Fest der Lese oder Einsammlung bekannt (2Mo 23,16). Das Volk wohnte dabei in Hütten aus Zweigen (vgl. Neh 8,14-18). So gedachten die Israeliten ihrer Wüstenwanderung. Man beging es zur Herbsternte. Es wird auch im Tausendjährigen Reich gefeiert werden (vgl. Sach 14,16).
24,1 Dieser Abschnitt enthält zusätzliche Anweisungen zur Stiftshütte, und zwar bezüglich des Leuchters (V. 1-4) und des Brotes (V. 5-9). S. 2Mo 25,31-40; 27,20.21; 37,17-24 und 2Mo 25,23-30; 39,36; 40,23.
24,5 Jeder Brotlaib wurde aus etwa 16 Litern Mehl gebacken.
24,10 In diesem Abschnitt geht es um die Sünde der Lästerung. Vgl. 2Mo 20,7; 22,28. 24,10 der Sohn. Dies ist ein weiteres historisches Beispiel für Lästerung außer dem Vorfall mit Nadab und Abihu (10,1.2). Der Lästerer war einer von den »vielen Mischlingen«. Das Volk übertrug seine Schuld auf ihn.
24,12 behielten ihn in Gewahrsam. In Israel gab es keine Gefäng- nisse, da Inhaftierung keine Strafe für ein Verbrechen war. Sie hielten ihn lediglich fest, wahrscheinlich in einer Art Grube, bis seine Strafe feststand. Als Strafen gab es körperliche Züchtigung, Verbannung und in schweren Fällen die Todesstrafe. Nach der Bestrafung musste der Täter arbeiten, um eine Entschädigung für diejenigen aufzubringen, denen er geschadet hatte.
24,20 Vgl. Mt 5,38. Dieses Gesetz der Vergeltung begründete das Prinzip, dass die Strafe dem Vergehen entsprechen, aber nicht darüber hinaus gehen sollte. 25,1-55 Für das Sabbatjahr (25,1-7) und das Jubeljahr (25,8-55) war vorgeschrieben, für den Besitz des Herrn zu sorgen.
25,1 Hier geht es um die Regeneration des Bodens. Im siebten Jahr, dem Ruhejahr, sollten sich die Nährstoffe im Boden auffrischen und wieder ansammeln. Jeder durfte das nehmen, was wild wuchs (V. 6.7). 25,8-55 Das Jubeljahr war ein Jahr der Befreiung von Verschuldung (V. 23-38) und von Bindungen aller Art (V. 39-55). Alle Gefangenen und Häftlinge wurden freigelassen, Sklaven entlassen und Schulden getilgt. Jeder Besitz ging an seinen ursprünglichen Eigentümer zurück. Dieses System bremste die Infl ation und mäßigte den Erwerb. Außerdem gab es die Möglichkeit eines Neuanfangs für solche, die in Schwierigkeiten geraten waren.
25,8 Dieser Abschnitt enthält die allgemeinen Anweisungen für das Jubeljahr.
25,9 Lärmhorn. Wörtl. ein »Widderhorn«, das am 10. Tag des 7. Monats als Startsignal des 50. Jahres geblasen wurde, des Jahres der allgemeinen Erlösung.
25,10 Freilassung ausrufen. Sie mussten nicht nur das Land brach liegen lassen, sondern dem Volk wurde sogar ein Jahr Pause von der Arbeit gewährt. Wer durch einen Arbeitsvertrag gebunden war, wurde seiner Verpfl ichtungen entbunden und Sklaven wurden freigelassen.
25,14 Das Jubeljahr wirkte sich auf den Wert von Land aus, was bei allen Verkäufen berücksichtigt werden musste.
25,17 keiner seinen Nächsten übervorteilen. Niemand sollte ei- nen anderen ausnutzen, weil Grausamkeit dem Charakter Gottes widerspricht. Strafen für Vergehen mussten unverzüglich und exakt ausgeübt werden.
25,18 In dem Jahr, in welchem nichts angepfl anzt wurde, sorgte Gott für den Bedarf, was er in kleinerem Maßstab bereits an den Sabbaten während der Wüstenwanderung getan hatte (vgl. 2Mo 16,5).
25,20 Ertrag für drei Jahre. Als diese wichtige Frage gestellt wurde, antwortete Gott mit der Verheißung, dass er für ausreichend Vorrat sorgen wird.
25,23 In diesem Abschnitt werden Regelungen für Grundbesitz aufgestellt. 25,23 das Land gehört mir. Gott gehört die Erde und alles was darauf ist (vgl. Ps 24,1). Die Israeliten waren in Wirklichkeit nur Pächter dieses Landes, durch die Gnade des Herrn. Landbesitz war deshalb nicht dauerhaft, sondern zeitweilig.
25,33 Städten der Leviten. Vgl. 4Mo 35,1-8; Jos 21.
25,34 Weideplatzes. Das waren Felder, die das Dorf oder die Stadt im Allgemeinen benutzte, um Getreide anzupfl anzen.
25,35 Hier werden Anweisungen zum Umgang mit den Armen erteilt. 25,35 ein Fremdling oder Beisasse. Das Gesetz schrieb Nachlesen (Überbleibsel nach der Ernte) sowohl für Israeliten als auch Fremde vor (vgl. 19,9.10; 23,22; 5Mo 24,19-21).
25,36 Zins noch Wucher. Wucher oder übertriebene Zinsen waren für alle verboten (Ps 15,5). Bei Armen war es auch verboten, ihnen Zinsen aufzuerlegen (s. Anm. zu 5Mo 23,19.20; 24,10-13). Die Grundbedürfnisse fürs Leben sollten den Armen nicht geliehen, sondern gegeben werden.
25,38 euch das Land Kanaan zu geben. Der Herr verweist auf seine Großzügigkeit, mit der er ihnen ein Land gegeben hatte, das nicht ihnen gehörte. Das sollte eine Motivation sein für ihre Großzügigkeit gegenüber ihren Mitmenschen.
25,39 Hier werden die Prinzipien für den Umgang mit Sklaverei erklärt.
25,42 Denn sie sind meine Knechte. In diesen Worten wird der Geist der atl. Sklaverei offenbart. Im Grunde genommen ordnete Gott an, dass Sklaven wie Familienangehörige behandelt werden sollen, d.h. besser als Angestellte, denn sie selbst waren Gottes Sklaven, die er vom Sklavenmarkt Ägyptens losgekauft hatte. Gott gehörte nicht nur das Land (V. 23), sondern auch das Volk.
25,44 von den Heiden. Zu diesen Sklaven gehörten Menschen, die Israel entweder austreiben oder vernichten sollte (d.h. die Sklaverei war die humanere Option) und außerdem solche, die mit dem Exodus aus Ägypten nach Israel kamen.
25,47 In diesem Abschnitt geht es um einen Fremden, der einen israelitischen Sklaven hat.
25,48 auslösen. Loskauf oder Erlösung war eine übliche vertragli- che Vereinbarung in der Sklavenkultur, die gebundenen Personen unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit bot, frei zu kommen. Sklaven konnten von Familienangehörigen oder anderen interessierten Personen aus der Sklaverei oder einer anderen Bindung losgekauft werden, wenn diese das Lösegeld zahlten.
25,51 Kaufpreis als Lösegeld. Der Preis seines Loskaufs aus der Sklaverei hing vom Jubeljahr ab, wenn er ohnehin freigelassen würde.
25,55 Die Israeliten, die Gott aus Ägypten befreit hatte, waren alle Gottes Knechte. Deshalb sollten sie ihre eigenen Sklaven mit derselben Gnade und Großzügigkeit behandeln, die Gott auch ihnen gewährt hatte. 26,1-46 Der Bund umfasste Segen für Gehorsam (26,3-13) und Flüche für Ungehorsam (26,14-39), was hier dargelegt wird (vgl. 5Mo 28). Außerdem wird die Möglichkeit der Buße angeboten (26,40-45).
26,1 Eine repräsentative Zusammenfassung der Zehn Gebote (2Mo 20,3-17) wurde als Maßstab gegeben, an welchem Israels Gehorsam oder Ungehorsam beurteilt werden sollte. 26,1 Götterbild … Säule … Stein mit Bildwerk. Israels Nachbar- völker verwendeten alle diese Dinge zur Anbetung ihrer Götter.
26,3 Diese Segnungen sind der Lohn für Gehorsam.
26,4 Regen geben zu seiner Zeit. Wenn es nicht zur richtigen Zeit regnete, erlitt das Volk eine Missernte und Hungersnot (vgl. 1Kö 17.18).
26,6 bösen Tiere. In Kanaan gab es gefährliche Raubtiere wie Lö- wen und Bären. Josephs Brüder behaupteten, Joseph sei von einem solchen Tier getötet worden (1Mo 37,20).
26,7 eure Feinde jagen. Gott schenkte bei der Eroberung Kanaans immer wieder Sieg (vgl. Jos 8-12).
26,9 euch fruchtbar machen und mehren und meinen Bund mit euch aufrechthalten. Was Gott bei der Schöpfung befohlen und nach der Sintfl ut wiederholt hatte, war auch in der zum Bund gehörenden Verheißung von Nachkommen enthalten (1Mo 12,1-3). Diese Verheißung an Abraham (1Mo 15,5.6) wird Gott an dem Volk Israel erfüllen.
26,12 euer Gott … mein Volk. Hier verheißt Gott eine persönliche Bundesbeziehung mit ihm, dem Gott des Universums (vgl. 2Kor 6,16).
26,14 Diese Strafen sind der Lohn für Ungehorsam.
26,15 meinen Bund brecht. Durch Ungehorsam gegenüber den Geboten und den verschiedenen Gesetzen des mosaischen Bundes brach Israel diesen Bund, der an Bedingungen geknüpft war. Im Gegensatz zu den letztendlichen Vorkehrungen des bedingungslosen Bundes mit Abraham waren alle Segnungen des mosaischen Gesetzesbundes an die Bedingung des Gehorsam geknüpft (vgl. 3Mo 26,25).
26,16 Schwindsucht. Vielleicht ist damit Tuberkulose oder Aussatz gemeint (das Thema ausführlicher Gesetze in 3Mo 13.14), aber eine sichere Identifi kation ist nicht möglich. eure Feinde sollen [das Gesäte] essen. Wenn der Feind die Ernte rauben konnte, würde Israel dadurch eine Niederlage erleiden.
26,22 Straßen sollen öde werden. Das Leben auf den Straßen der Nation, d.h. Boten, Händler und Reisende, spiegelte das Wohlergehen dieses Landes wider. Diese Verödung ist ein Bild für extreme wirtschaftliche Not.
26,25 Bundesrache. Gottes Vergeltung dafür, dass Israel den an Bedingungen geknüpften mosaischen Bund brach, steht fest.
26,29 das Fleisch … verzehren. Im Land wird eine große Hungers- not herrschen, sodass das Volk sogar zu Kannibalismus Zufl ucht nimmt. Das ist tatsächlich so geschehen (vgl. 2Kö 6,28.29; Jer 19,9; Kla 2,20; 4,10).
26,30 Höhen. Natürliche »heilige« Stätten zur Götzenanbetung. Salomo war Gott ungehorsam und betete ihn auf solchen Höhen an (1Kö 3,4), und nur kurz darauf diente er den Göttern seiner heidnischen Frauen (1Kö 11,1-9).
26,31 All dies geschah bei der schrecklichen Invasion im Nord- reich Israels im Jahre 722 v.Chr. durch die Assyrer und bei der Zerstörung des Südreiches Juda in den Jahren 605-586 v.Chr. durch die Babylonier. Juda wurde in eine 70-jährige Gefangenschaft geführt, um dem Land alle Jahre der Sabbatruhe zu erstatten, die das Volk nicht eingehalten hatte. S. 2Chr 36,17-21.
26,35 weil es nicht ruhen konnte. Das bedeutet, dass die Ursache für dieses Unglück darin lag, dass sie immer wieder den Sabbat entehrt hatten. Dieser Verstoß wurde die Grundlage der späteren 70-jährigen babylonischen Gefangenschaft (vgl. 2Chr 36,20-21).
26,38 Die 10 Stämme des Nordreiches Israels kehrten niemals direkt aus der Gefangenschaft zurück. S. 2Kö 17,7-23; s. Anm. zu Apg 26,7.
26,40 bekennen … will ich an meinen Bund mit Jakob ge- denken. Gottes Bund wurzelte in der Beziehung, die er mit seinem Volk eingegangen war. Wahre Buße würde er anerkennen.
26,42 Jakob … Isaak … Abraham. Die umgekehrte Reihenfolge ist eine Rückschau im Gegensatz zur tatsächlichen historischen Reihenfolge.
26,46 Ein Großteil des Inhalts von 3. Mose empfi ng Mose während der beiden »Vierzig Tage und Nächte« auf dem Berg Sinai (vgl. 2Mo 24,16-32,6; 34,2-28; 3Mo 7,37.38; 25,1; 27,34).
27,1 Maßgebliche Gesetze über Gelübde, Tiere, Häuser und Landbesitz werden erteilt.
27,2 Gelübde. Durch dieses Gelübde wird die Gabe vom Rest seines Hauses und Besitzes abgesondert als Gabe an den Herrn und seinen Dienst.
27,3 Schekel des Heiligtums. S. Anm. zu 5,15.
1,1 – 10,36 Die ersten 10 Kapitel von 4. Mose berichten von den letzten Vorbereitungen, die Israel für die Eroberung des Landes Kanaan treffen musste. In diesem Abschnitt sprach der Herr durch Mose zu Israel (1,1; 2,1; 3,1.5, 11.14.44; 4,1.17.21; 5,1.5.11; 6,1.22; 7,4; 8,1.5, 23; 9,1.9; 10,1), und Mose und Israel reagierten mit Gehorsam (1,19.54; 2,33.34; 3,16.42.51; 4,49; 7,2.3; 8,3; 9,5.18.23; 10,13.14-28 [in Übereinstimmung mit 2,34]). Diese Kapitel gliedern sich in zwei Teile (1,1 – 6,27 und 7,1 – 10,36); beide enden mit einer Herabrufung des Segens des Herrn auf Israel (6,22-27 und 10,35.36). 1,1 – 6,27 Diese 6 Kapitel folgen chronologisch nach den Ereignis- sen von 7,1 – 10,10. Die Ordnung Israels um die Stiftshütte (1,1 – 4,49) und die Reinheit des Lagers Israels (5,1 – 6,27) waren die Endergebnisse des Gebotes des Herrn, das 2Mo 25,1 begonnen hatte. Gehorsam gegenüber Gottes Anweisungen machte aus einem unreinen (2Mo 32,7.8) und unordentlichen (2Mo 32,25) Israel ein Volk, das bereit war, in Kanaan einzumarschieren. 1,1 Und der HERR redete zu Mose. Das verbindet die hier erteilte Offenbarung des Herrn mit 2Mo 25,1ff und 3Mo 1,1ff. Mit seinem Wort ordnete Gott alles an, was Israel tat. Wüste Sinai. Israel lagerte dort nun seit 11 Monaten. S. 2Mo 19,1. Stiftshütte. Wörtl. »Zelt der Zusammenkunft« (s. Anm. zu 2Mo 25,9). Das Zelt, wo die Herrlichkeit des Herrn in der Wolke ruhte, war einen Monat zuvor aufgerichtet worden (2Mo 40,17). Das war Gottes Wohnstätte inmitten seines Volkes. In 4Mo 1,1 – 6,27 wurde das Volk um die Stiftshütte als Mittelpunkt angeordnet und organisiert. im zweiten Jahr. 4. Mose beginnt im 14. Monat (377 Tage) nach dem Auszug aus Ägypten.
1,2 Ermittelt die Summe. In 2Mo 30,11-16 hatte der Herr gebo- ten, dass alle Männer Israels von 20 Jahren und darüber gezählt werden sollten (ausgenommen die Leviten), um das Lösegeld für den Dienst der Stiftshütte zu ermitteln. Das Ergebnis dieser Volkzählung steht in 2Mo 38,25-28. Die Summe von 603.550 Männern (2Mo 38,26) stimmt mit der Zahl in 1,46 überein.
1,3 kriegstauglichen. Zweck dieser Musterung war, einen Kader von kampftüchtigen Männern zu bilden. 4. Mose blickt voraus auf die Eroberung des Abraham verheißenen Landes (vgl. 1Mo 12,1-3).
1,4 ein Mann. Je ein Führer aus allen 12 Stämmen sollte Mose und Aaron beim Zählen der Männer helfen. Dieselben Führungspersonen werden in 4Mo 2,1-34 und 10,14-28 als Stammeshäupter erwähnt und in 7,1-88 bringen sie Gaben zur Stiftshütte.
1,17 Die Zählung ergab folgende Zahlen für die einzelnen Stämme: Ruben 46.500 (V. 21) Simeon 59.300 (V. 23) Gad 45.650 (V. 25) Juda 74.600 (V. 27) Issaschar 54.400 (V. 29) Sebulon 57.400 (V. 31) Ephraim 40.500 (V. 33) Manasse 32.200 (V. 35) Benjamin 35.400 (V. 37) Dan 62.700 (V. 39) Asser 41.500 (V. 41) Naphtali 53.400 (V. 43) Gesamt 603.550 (V. 46) Die Stammesordnung folgt dem Muster der Ehefrauen Jakobs: Zuerst die Söhne Leas; als zweites die Söhne Rahels und drittens die Söhne der Mägde, außer Gad (der von Leas Magd geboren wurde), der Levi an der dritten Position ersetzte (vgl. 1Mo 29,31 – 30,24; 35,16-20).
1,46 603.550. Zusammen mit den 22.000 männlichen Leviten von einem Monat und darüber (3,39) ergibt das eine Gesamtpopulation von mehr als 2.000.000 Israeliten. Da diese Zahl zu hoch für die Umstände in der Wüste zu sein scheint und relativ wenig erstgeborene Söhne verzeichnet werden (3,43), haben manche die offenkundige Bedeutung des Textes wie folgt uminterpretiert: 1.) sagen sie »tausend« bedeute hier »Sippe« oder »Fürst« oder 2.) die Zahlen hätten nur symbolische Bedeutung. Wenn jedoch »tausend« in diesem Kapitel nicht buchstäblich zu verstehen ist, dann würden wir in 1,46 von 598 »Sippen« oder »Fürsten« lesen mit nur 5.500 Individuen. Deshalb müssen wir an der Bedeutung »tausend« festhalten. Außerdem gibt es im Text keinerlei Hinweis darauf, dass diese Zahlen symbolisch gemeint sein könnten. Die einzige Schlussfolgerung ist, dass Gott für über 2.000.000 Menschen in der Wüste sorgte, und das über einen Zeitraum von 40 Jahren (vgl. 5Mo 8,3.4). Wenn man Abstriche an dieser Zahl macht, macht man auch Abstriche an Gottes Absicht – er will damit zeigen, wie sehr er seine Macht für Israel eingesetzt hat.
1,50 die Leviten über die Wohnung … setzen. Der Stamm Levi, zu dem auch Mose und Aaron gehörten, wurde in dieser Volkszählung nicht mitgemustert, weil er vom Militärdienst ausgenommen war. Die Leviten sollten dem Herrn dienen, indem sie die Stiftshütte trugen und pfl egten (vgl. 3,5-13; 4,1-33.46-49).
1,51 Fremder. Der Israelit, der kein Levit war, war für den Transport der Stiftshütte wie ein Fremdling oder Ausländer und musste sich davon fernhalten, um nicht zu sterben.
1,53 nicht ein Zorngericht. Die Leviten wurden deshalb abgeson- dert und um die Stiftshütte angeordnet, um den Zorn des Herrn davon abzuhalten, Israel zu vernichten (vgl. 2Mo 32,10.25-29).
2,2 Panier … Zeichen. Die Zeichen waren Banner, die die ein- zelnen Stämme identifi zierten (wahrscheinlich waren sie mit einem Symbol versehen). Die Paniere waren Banner, die die vier Lager von jeweils drei Stämmen kennzeichneten. Stiftshütte. Details s. 2Mo 25-30.
2,3 Nach Osten … Juda. Juda nahm den Ehrenplatz im Osten ein. In 1. Mose 49,8-12 wird die zentrale Rolle verdeutlicht, die Juda beim Sieg über die Feinde Israels spielen sollte. Juda war der Stamm, durch den der Messias geboren werden sollte. Nachschon. Nachschon taucht später wieder in den Stammbäumen des Messias auf (vgl. Rt 4,20; Mt 1,4).
2,14 Reghuels. S. 1,14. Die Buchstaben R und D sind im Hebräi- schen gleich und wurden von den Schreibern, die den Text vervielfältigten, leicht verwechselt.
2,17 aufbrechen. Auf der Wanderung der Stämme wurde die Stifts- hütte in der Mitte zwischen den Stämmen Israels getragen; 6 Stämme gingen voraus und 6 hinterher.
2,32 S. Anm. zu 1,46.
3,1 Aarons und Moses. Weil die Betonung in diesem Kapitel auf Aaron und seinen Söhnen liegt, wird Aaron zuerst genannt. Berg Sinai. Der Herr hatte Mose seine Erwählung Aarons und seiner Söhne zu Priestern zum ersten Mal in 2Mo 28,1 – 29,46 mitgeteilt, während er inmitten der Wolke auf dem Berg Sinai war (2Mo 24,18).
3,3 gesalbten Priester. Vom ganzen Stamm Levi waren nur die Söhne Aarons Priester. Nur Priester konnten die Opfer darbringen; die übrigen Leviten halfen ihnen beim Dienst an der Stiftshütte (vgl. 3,7-9). die Hände füllte. Die Absonderung von Aaron und seinen Söhnen zur Priesterschaft ist in 3Mo 8,1 – 9,24 dokumentiert.
3,4 Eleasar und Ithamar. Alle künftigen Priester Israels unter dem mosaischen Bund waren Nachkommen dieser beiden Söhne Aarons. Eleasar und seine Nachkommen sollten später auserwählt werden, um einen großen Segen zu empfangen (vgl. 4Mo 25,10-13).
3,6 Stamm Levi. Die besondere Aufgabe der Leviten war es, Aaron, seinen Söhnen und ganz Israel zu dienen, indem sie den Dienst an der Stiftshütte verrichteten, der in 3,25.26.31.36.37; 4,4-33 näher erklärt wird. 3,10 Fremder. Laien oder Fremde (vgl. 1,51) würden sterben, wenn sie sich an den Tätigkeiten der Priester beteiligten (vgl. 3,38; 16,40).
3,12 Erstgeburt. Beim Exodus beanspruchte der Herr alle männli- chen Erstgeborenen Israels für sich selbst (vgl. 2Mo 13,1.2). Der Erstgeborene sollte als Familienpriester fungieren. Doch als der vollständige Dienst des mosaischen Systems eingeführt wurde, übertrug Gott den Leviten die priesterlichen Pfl ichten. Das lag vielleicht zum Teil an ihrem heiligen Eifer beim Vorfall mit dem Goldenen Kalb (vgl. 2Mo 32,29). Die Leviten traten an die Stelle der Erstgeborenen.
3,15 Mustere. Mose musterte in einer Volkszählung alle männli- chen Leviten, die mindestens einen Monat alt waren, einschließlich Mose und Aaron mit ihren Söhnen, denn sie stammten von Amram ab (3,19; vgl. 2Mo 6,20).
3,21 Gerson. Es gab 7.500 männliche Gersoniter. Diese waren zuständig für die äußeren Bestandteile der Stiftshütte, d.h. die Decken etc. Sie lagerten westlich der Stiftshütte.
3,27 Kahath. Die Kahathiter umfassten wahrscheinlich 8.300 Männer. (Durch Zufügung eines hebräischen Buchstabens wird aus der Sechs eine Drei. Dieser Buchstabe ging sehr früh beim Abschreiben des Textes verloren.) Sie waren für die heiligen Einrichtungsgegenstände der Stiftshütte zuständig (einschließlich für das Tragen der Bundeslade) und mussten südlich der Stiftshütte lagern.
3,33 Merari. Es gab 6.200 männliche Merariter, die für die höl- zernen tragenden Teile der Stiftshütte zuständig waren. Sie lagerten nördlich der Stiftshütte.
3,38 Mose und Aaron. Mose und Aaron und seine Söhne erhielten den Ehrenplatz östlich der Stiftshütte und beaufsichtigten die Leviten. Eleasar beaufsichtigte die Kahathiter (3,32) und Ithamar hatte die Aufsicht über die Gersoniter und Merariter (4,28.33).
3,43 22.273. Das war die Gesamtzahl der männlichen Gersoniter, Kahathiter und Merariter, die während der 12½ Monate seit dem Auszug aus Ägypten geboren worden waren. Die Leviten nahmen die Stelle der ersten 22.000 Erstgeborenen ein und die übrigen Erstgeborenen (273) wurden mit 1.365 Schekeln Silber (das entspricht etwa 77 kg) erlöst.
4,1 Für eine Erörterung der Stiftshütte und ihrer Bestandteile s. Anm. zu 2Mo 25-30.
4,3 von 30 Jahren … bis zum fünfzigsten. Bei dieser zweiten Zählung der Leviten wurden diejenigen bestimmt, die die Stiftshütte auf der bevorstehenden Wanderung nach Kanaan tragen sollten. Nur jene Leviten, die zwischen 30 und 50 Jahre alt waren, wurden vom Herrn zu dieser Aufgabe berufen (s. Anm. zu 8,24).
4,4 Kahath. Die Kahathiter trugen die Einrichtungsgegenstände der Stiftshütte erst dann, nachdem diese von Aaron und seinen Söhnen zugedeckt worden waren. Wenn die Kahathiter eines der heiligen Dinge berührten (4,15) oder sahen (4,20), mussten sie sterben.
4,21 Gerson. S. Anm. zu 3,21-26.
4,29 Merari. S. Anm. zu 3,33-37.
4,34 musterten. Die Gesamtzahl der Kahathiter betrug 2.750 (s. 4,36), der Gersoniter 2.630 (s. 4,40) und der Merariter 3.200 (s. 4,44). Es gab insgesamt 8.580 im Dienst stehende Leviten im Alter von 30-50 Jahren (4,48).
5,1 In diesen Versen geht es um äußerliche, sichtbare Mängel.
5,2 Aussätzigen. Jemand mit einer ansteckenden Hautkrankheit (vgl. 3Mo 13,1-14,57). Ausfl uss. Eine Körperausscheidung, die ein Symptom für eine Krankheit war, in erster Linie von den Geschlechtsorganen (vgl. 3Mo 15,1-33). Toten. Körperlicher Kontakt mit einer Leiche (vgl. 3Mo 21,11). Alle diese Verbote hatten einen natürlichen gesundheitlichen Nutzen und veranschaulichten, dass für das Herannahen zu Gott moralische Reinheit erforderlich ist.
5,3 vor das Lager … in ihrer Mitte wohne. Gottes heilige Gegen- wart durch die Wolke in der Stiftshütte erforderte Reinheit. Deshalb wurden alle Unreinen aus dem Lager Israels verbannt.
5,5 Hier geht es um persönliche Sünden, die von außen nicht so erkennbar sind wie die Unreinheit in den V. 5,1-4.
5,6 gegen den HERRN. Eine Sünde gegen Gottes Volk wurde als Sünde gegen Gott selbst betrachtet. Zusätzlich zum Schuldopfer war dann Sündenbekenntnis und Wiederherstellung nötig (vgl. 3Mo 5,146,7).
5,8 kein nächster Blutsverwandter. Eine Ergänzung zu 3Mo
5,20 Wenn der Geschädigte gestorben war und keinen Familienan- gehörigen hinterlassen hatte, der die in V. 7 verlangte Entschädigung empfangen konnte, sollte diese dem Priester zufallen, der der Repräsentant des Herrn war.
5,11 Dieser Abschnitt behandelt die intimste aller menschlichen Beziehungen und die geheimste aller Sünden. Ehebruch musste aufgedeckt und geahndet werden, um die Reinheit des Lagers zu bewahren. Um diese Reinheit zu erlangen, rief Gott zu einem sehr genau dargelegten und öffentlichen Verfahren auf. Wenn Ehebruch nachgewiesen wurde, wurde er mit dem Tod bestraft. Diese Zeremonie machte Schuld oder Unschuld äußerst offensichtlich. Es war kein Verfahren in Form eines Gerichtsprozesses, denn solche Sünden sind geheim und es gibt keine Zeugen dafür. Aber es war ein wirksames Verfahren. Die Zeremonie war so angelegt, dass sie so abschreckend und überführend wirkte, dass allein durch die Neigungen der menschlichen Natur klar wurde, ob die Person schuldig war.
5,14 Geist der Eifersucht. Der Ehemann hatte den Verdacht, dass seine Frau sich mit einem anderen Mann verunreinigt hatte. Nun musste herausgefunden werden, ob dieser Verdacht berechtigt war oder nicht.
5,15 damit der Schuld gedacht wird. Zweck der Opfergabe des Mannes war, die geheime Freveltat (sofern sie real war) ans Licht zu bringen. Wie das vonstatten ging, wird in 5,18.25-26 erklärt.
5,18 vor den HERRN. Die Frau wurde zu einem Priester an der Stifts- hütte geführt. Dort war sie in der Gegenwart des Herrn, der wusste, ob sie schuldig oder unschuldig war. ihr Haupt entblößen. Wörtl. »das Haupt losbinden«. In 3Mo 10,6; 13,45; 21,10 symbolisiert dieser Ausdruck Trauer. Hier scheint es die Erwartung des Gerichts und die darauffolgende Trauer zu symbolisieren, wenn sich die Frau als schuldig erweisen würde. das bittere … Wasser. Dieses Wasser enthielt Staub vom Boden der Stiftshütte (5,17) und die Tinte, mit der die Flüche aufgeschrieben worden waren (5,23). Die Frau sollte das Wasser trinken (5,26). Wenn sie schuldig war, würde das Wasser ihr Leben bitter machen, indem es den Fluch bewirkt: Ihre Hüften würden schrumpfen und ihr Bauch anschwellen (5,21.27). Die öffentliche, beängstigende Natur dieses Tests brachte unfehlbar die Schuld oder Unschuld ans Licht, wenn das Gewissen derart bedrängt wurde.
5,28 Samen empfangen. Die Strafe für die schuldige Frau war of- fensichtlich, denn darauf stand die Todesstrafe. Im Gegensatz dazu wurde der unschuldigen Frau versichert, dass sie leben und Kinder gebären wird.
6,1 Während es in 5,1-31 darum ging, das Lager zu reinigen, indem alles Unreine und Sündige verurteilt wurde, wird in 6,1-21 gezeigt, wie es für jeden Israeliten möglich war, sich dem Herrn zu weihen. Obwohl nur Familienangehörige Aarons Priester sein konnten, konnte jeder Mann bzw. jede Frau eine Zeit lang (zwischen einem Monat und ein Leben lang) »priesterlich« sein (d.h. dem Dienst für Gott geweiht), indem das Gelübde des Nasiräers abgelegt wurde. Ein solches Gelübde wurde von Menschen abgelegt, die Gott und seinem Dienst außerordentlich hingegeben waren.
6,2 Gelübde eines Nasiräers. Das hier verwendete Wort »Gelüb- de« ist verwandt mit dem Wort »Wunder«, das etwas Ungewöhnliches bezeichnet. »Nasiräer« ist ein wörtlich wiedergegebener hebr. Begriff, der so viel bedeutet wie »Weihe durch Absonderung«. Der Nasiräer sonderte sich zum Herrn hin ab, indem er sich absonderte von 1.) Weinprodukten (6,3.4), 2.) dem Schneiden der Haare (6,5) und 3.) Berührungen von Leichen (6,6.7). Auch dem Hohenpriester war es untersagt, 1.) Wein zu trinken, während er in der Stiftshütte diente (3Mo 10,9), und 2.) Leichen zu berühren (3Mo 21,11). Außerdem werden sowohl das Diadem des Hohenpriesters (2Mo 29,6; 39,30; 3Mo 8,9) als auch der Kopf des Nasiräers (6,9.18) mit demselben hebr. Wort bezeichnet. Das Haar des Nasiräers war wie das Diadem des Hohenpriesters. Wie der Hohepriester war auch der Nasiräer »heilig dem Herrn« (6,8; vgl. 2Mo 28,36), und zwar alle Tage seines Gelübdes (6,4.5, 6.8).
6,9 plötzlich stirbt. Wenn der Nasiräer versehentlich in Berührung mit einem Toten kam, musste er sein Haupt scheren, am achten Tag die vorgeschriebenen Opfer darbringen und die Tage seines Gelübdes von vorn beginnen. Das ist eine gute Veranschaulichung der Tatsache, dass die besten Absichten mit Sünde vermischt werden können, auch wenn das unabsichtlich geschieht. Wenn sich Sünde unter die heiligsten Tätigkeiten mischt, erfordert das eine erneute Reinigung.
6,13 erfüllt. Am Ende der vorgeschriebenen Zeit wurde der Nasiräer durch Opfer und Rasur seines Hauptes von seinem Gelübde befreit. Zur Zeit der entsprechenden Opfer musste sein Haar ins Heiligtum gebracht werden (vgl. Apg 18,18).
6,22 Das gehorsame Israel, das vor dem Herrn geordnet und ihm geweiht war, empfi ng den Segen Gottes (d.h. seine Gunst), der von den Priestern verkündet wurde.
6,24 segne. Der Segen des Herrn wurde beschrieben als »sein Ange- sicht« (d.h. seine Gegenwart), das auf sein Volk leuchtet (V. 25) und mit dem er auf sein Volk blickt (V. 26). Gott schien wohlwollend auf Israel und sah es zum Guten an. behüte. Die Resultate des Segens des Herrn waren seine Bewahrung Israels (»behüte«), seine Güte ihnen gegenüber (»sei dir gnädig«, V. 25) und ihr völliges Wohlergehen (»Frieden«, V. 26).
6,27 meinen Namen auf die Kinder Israels legen. Der Name des Herrn repräsentierte seine Person und seinen Charakter. Die Priester sollten Gott bitten, unter seinem Volk zu wohnen und alle Bedürfnisse seines Volkes zu stillen.
7,1 – 10,36 Diese 4 Kapitel zeigen, wie der Herr von der Stiftshütte aus zu Mose redete (7,89) und Israel führte (9,22; 10,11.12). Als Israel auf den Herrn schaute und seinem Wort gehorchte, gab Gott ihnen Sieg über ihre Feinde (10,35). 7,1 So wie das Volk Israel großzügig gewesen war mit seinen Gaben für den Bau der Stiftshütte (s. 2Mo 35,4-29), so zeigte es dieselbe Großzügigkeit bei der Einweihung der Stiftshütte. 7,1 die Errichtung der Wohnung vollendet. Nach 2Mo 40,17 wurde die Stiftshütte am ersten Tag des ersten Monats des zweiten Jahres aufgerichtet. Somit wurde sie 11½ Monate nach dem Auszug aus Ägypten aufgebaut.
7,2 die Fürsten Israels. Die Führer der 12 Stämme waren diejeni- gen, deren Namen in 1,5-15 aufgeführt sind und die die Volkszählung beaufsichtigten. Die Reihenfolge der stammesweisen Darbringung der Opfergaben zur Stiftshütte entsprach der Reihenfolge der Marschordnung in 2,3-32.
7,6 Wagen und Rinder. Diese wurden zum Transport der Stiftshüt- te verwendet. V. 9 zufolge erhielten die Söhne Kahaths keinen Wagen, weil sie die heiligen Geräte der Stiftshütte auf ihren Schultern tragen mussten.
7,12 am ersten Tag. D.h. am ersten Tag des ersten Monats. An 12 aufeinanderfolgenden Tagen brachten die Fürsten die Gaben zur Stiftshütte.
7,84 Jeder Fürst brachte die gleichen Opfergaben zur Stiftshütte. Hier wurde die Gesamtsumme alle Gaben genannt.
7,89 Er redete zu ihm. Bei Vollendung der Stiftshütte gab der Herr vom Sühnedeckel aus sein Wort an Mose (s. 3Mo 1,1; 4Mo 1,1).
8,1 In 2. Mose 25,32-40 stehen die Anweisungen für die Anferti- gung des goldenen Leuchters und in 2Mo 37,17-24 lesen wir von seiner Fertigstellung. Hier werden nun, im Rahmen der Einweihung der Stiftshütte, die 7 Lampen des Leuchters angezündet.
8,5 Diese Zeremonie sonderte die Leviten zum Dienst für den Herrn ab. Ihre Weihe gehört zur Gesamtbeschreibung der Einweihung der Stiftshütte.
8,6 reinige. Im Gegensatz zu den Priestern, die geweiht wurden (2Mo 29,1.9), wurden die Leviten gereinigt. V. 7 zufolge umfasste diese Reinigung drei Punkte: 1.) die Besprengung mit Wasser, 2.) die Rasur der Körperbehaarung und 3.) das Waschen der Kleider. Diese Prozedur machte die Leviten rein, sodass sie in Berührung mit den heiligen Gegenständen der Stiftshütte kommen durften. Ähnliche Anforderungen wurden für die Reinigung des Aussätzigen in 3Mo 14,8.9 erteilt.
8,9 die ganze Gemeinde. Da die Leviten die Stelle der Erstgebore- nen einnahmen, die im Volk Israel als Familienpriester fungiert hatten (s. V. 16-18), identifi zierte sich die ganze Gemeinde Israels sichtbar mit den Leviten, indem sie ihnen die Hände aufl egte.
8,19 die Leviten Aaron … als Gabe gegeben. Gott gab die Levi- ten als Helfer für die Priester. keine Plage. S. Anm. zu 1,53.
8,24 Von 25 Jahren an. Die Leviten sollten mit 25 Jahren ihren Dienst als Assistenten der Priester beginnen. In 4,3 steht jedoch, dass sie den Dienst mit 30 Jahren beginnen sollten. Die rabbinischen Ausleger meinen deshalb, die Leviten sollten eine 5-jährige Lehrzeit absolvieren. Eine bessere Erklärung ergibt sich durch die Beobachtung der verschiedenen Aufgaben in den beiden Kapiteln. In 4. Mose 4 geht es um das Tragen der Stiftshütte, während es hier um das Assistieren beim Gottesdienst in der Stiftshütte geht. Ein Levit begann seinen Dienst in der Stiftshütte mit 25 Jahren, aber erst mit 30 Jahren fi ng er an, die Stiftshütte zu tragen. In beiden Aufgabenbereichen endete sein Dienst mit 50 Jahren. David setzte das Eintrittsalter später auf 20 Jahre herab (s. 1Chr 23,24.27; vgl. Esr 3,8).
9,1 Nach dem Aufruf des Herrn, das Passah zu halten, fragten einige, die aufgrund ihrer Unreinheit diesem Aufruf nicht gehorchen konnten, ob sie wirklich nicht am Passah teilnehmen könnten. Diese Nachfrage beantwortete der Herr mit einer Bekräftigung seiner Anforderungen. Dies war das zweite Passah. 9,1 im ersten Monat. Die in diesen Versen überlieferten Ereignisse fanden vor der Volkzählung aus Kap. 1 statt, jedoch nach der Einweihung der Stiftshütte in Kap. 7.
9,3 zur Abendzeit. Die Zeit zwischen dem Ende des einen und dem Beginn des nächsten Tages. S. 2Mo 12,6.
9,6 unrein. Sie waren zeremoniell unrein wegen der Berührung ei- ner Leiche. S. Anm. zu 5,2.
9,10 Nachkommen. Diese Botschaft vom Herrn galt nicht nur für die gegenwärtige Situation, sondern sie war eine dauerhafte Verordnung für Israel. Wenn jemand wegen Verunreinigung oder wegen Abwesenheit nicht das Passah essen konnte, durfte er am 14.Tag des zweiten Monats daran teilnehmen.
9,12 Auf diesen Vers wird in Joh 19,36 angespielt.
9,13 ausgerottet. Wenn ein Israelit das Passah nicht zur festgesetz- ten Zeit hielt und weder unrein noch vom Land abwesend war, sollte er »ausgerottet«, d.h. getötet, werden.
9,14 Ein und dieselbe Satzung. Ein Nichtisraelit, der am Passah teilnehmen wollte, musste beschnitten werden.
9,15 S. 2Mo 40,34-38. Die Wolke, das sichtbare Symbol der Ge- genwart des Herrn, befand sich ständig über der Stiftshütte. Wenn sich die Wolke bewegte, war das für Israel das Signal zur Weiterreise. 9,15 Wohnung aufgerichtet. Die Gegenwart des Herrn kam auf die Stiftshütte herab, als diese fertig gestellt und am 1. Tag des 1. Monats des 2. Jahres nach dem Auszug aus Ägypten aufgerichtet worden war.
9,16 Wolke … Feuer. Die Gegenwart des Herrn, die tagsüber in Form der Wolke sichtbar wurde, wurde nachts als Feuer wahrgenommen (vgl. 3Mo 16,2).
9,23 Befehl … Befehl. Der Text betont, dass die Israeliten an die- sem Punkt ihrer Erfahrung dem Herrn gehorchten. Bei der ganzen Wüstenwanderung konnten die Israeliten nur so reisen, wie die Wolke sie führte. Wenn sie sich nicht bewegte, lagerten sie weiter dort, wo sie gerade waren.
10,1 Israel wurde außerdem von den beiden silbernen Trompeten geleitet, die Mose anfertigte. Das Trompetensignal rief sowohl zum Versammeln als auch zum Weitermarschieren auf.
10,2 Trompeten. Einer jüdischen Überlieferung zufolge waren diese Instrumente zwischen 30 und 50 cm lang und bestanden aus einem engen Rohr, das sich am Ende trichterförmig weitete. getriebener Arbeit. Dieselbe Beschreibung wird für die Cherubim über dem Sühnedeckel genannt. S. 2Mo 25,18; 37,7.
10,3 beide … eine. Die erste Aufgabe der Trompeten bestand darin, das Volk zur Stiftshütte zu versammeln. Wenn beide Trompeten geblasen wurden, sollten sich alle männlichen Israeliten versammeln. Wenn nur eine Trompete geblasen wurde, sollten die Fürsten kommen.
10,5 Lärm. Der zweite Zweck der Trompeten war, zu signalisieren, dass die Stämme zum Marsch aufbrechen sollten. Der genaue Unterschied zwischen dem Signal zum Versammeln an der Stiftshütte und dem Signal zum Aufbruch ist unbekannt. Die jüdische Überlieferung besagt, das Versammlungssignal sei ein langer, anhaltender Ton gewesen, während das Aufbruchsignal aus drei kurzen aufeinander folgenden Tönen bestand.
10,8 ewige Satzung. Das Blasen der Trompeten sollte eine dauer- hafte Verordnung für Israel sein, mit der das Volk zur Anbetung oder zum Kampf aufgerufen wurde.
10,11 Schließlich brach das Volk in geordneter und gehorsamer Weise vom Sinai auf, so wie der Herr es durch Mose befohlen hatte. 10,11 Tag … Monat … Jahres. Nur 13 Monate nach dem Auszug aus Ägypten und 11 Monate nach der Ankunft am Sinai begann Israel weiter nach Kanaan zu ziehen.
10,12 Wüste Paran. Aus 13,26 erfahren wir, dass Kadesch in der Wüste Paran lag, und zwar wahrscheinlich an ihrer Nordgrenze. Dieser Vers fasst Gottes Führung vom Sinai nach Kadesch zusammen.
10,14 Die Marschordnung Israels, die in diesen Versen beschrie- ben wird, entspricht exakt den in 2,1-34 angeführten Details. 10,14 Abteilung. S. Anm. zu 2,2. Nachschon. Zum vierten und letzten Mal im 4. Buch Mose werden die 12 Fürsten der ersten Generation Israels genannt (s. Kap. 1.2 und 7). In Übereinstimmung mit 1Mo 49,812 wurde dem Stamm Juda die Vorrangstellung und Vorherrschaft zugestanden. Juda führte das Volk auf dem Marsch zum Gelobten Land an.
10,29 Hobab. Als Sohn Reghuels war Hobab Moses Schwager. Reghuel. Reghuel war der Schwiegervater Moses (s. 2Mo 2,18). Komm mit uns. Mose suchte Hobabs Hilfe beim Führen des Volkes durch die Wüste. Er versprach Hobab einen Anteil am Erbe Israels im Land, wenn er mitkäme. Aus dem Text von 4. Mose geht nicht ausdrücklich hervor, ob Hobab Moses Bitte nachkam oder nicht. Aber Ri 1,16 impliziert, dass Hobab auf Moses Bitte einging. Später schloss er sich bei der Eroberung des Landes dem Stamm Juda an und empfi ng den Segen, im Land wohnen zu dürfen.
10,33 drei Tagereisen. Die Israeliten reisten nach dem Aufbruch vom Sinai drei Tage lang, bevor sie wieder mehr als eine Nacht lagerten.
10,35 Beim Wandern und Lagern Israels betete Mose, dass der Herr Sieg geben und unter ihnen gegenwärtig sein möge.
11,1 – 25,18 Der Vers 11,1 ist ein markanter Wendepunkt; der folgende Teil des Buches unterscheidet sich deutlich von 4Mo 1-10. Das zuvor gehorsame Israel murrte nun (11,1; 14,2.27.29.36; 16,1-3.41; 17,5) und rebellierte (14,9; 17,10). Schließlich rebellierten sogar Mose und Aaron gegen den Herrn (20,10.24). Durch Israels Ungehorsam wurde Gottes Zorn erweckt (11,1.10.33; 12,9; 14,18; 25,3.4) und so strafte und schlug Gott sein Volk (14,37; 16,46.47.48.49.50; 25,8.9.18), wie er auch den Pharao und die Ägypter gestraft und geschlagen hatte (2Mo 9,14; 12,13; 30,12). Doch obgleich Gott die damalige Generation Israels gerichtet hat, wird er seine Verheißungen an Abraham dennoch in der Zukunft erfüllen (23,5-24,24). 11,1 – 12,16 Das Murren des Volkes und seiner Führer begann bei der Wanderung vom Sinai nach Kadesch. 11,1 der Herr es hörte. Sie murrten nicht innerlich, sondern äu- ßerlich und hörbar. am Ende des Lagers. In seiner Gnade vernichtete Gott nur diejenigen, die sich an den äußersten Rändern des Lagers Israels befanden.
11,4 hergelaufene Gesindel. Dieser Ausdruck kommt nur hier im AT vor. Allerdings wurde in 2Mo 12,38 bereits die ähnliche Bezeichnung »Mischvolk« verwendet. Das »hergelaufene Gesindel« sind Nichtisraeliten, die beim Exodus Ägypten mit Israel verließen. Fleisch. Nach einem Jahr Ernährung mit Manna in der Wüste sehnte sich das Gesindel wieder nach der herzhaften Kost Ägyptens.
11,7 Manna. S. 2Mo 16,14. Koriandersamen. Das bezieht sich mehr auf die Erscheinung als auf die Farbe, d.h. es sah aus wie blasses Harz.
11,13 Mose bekannte Gott, dass er nicht imstande war, den Wunsch des Volkes zu erfüllen und ihnen Fleisch zu geben. Ihre Klage entmutigte ihn so sehr, dass er wegen dieser großen Belastung wünschte, vom Herrn getötet zu werden.
11,16 Als Antwort auf Moses Verzweifl ung bei der Führung des Volkes gab der Herr ihm 70 Männer zur Unterstützung. 11,16 70 Männer. Bei diesen Helfern Moses handelt es sich wo- möglich um dieselben 70 wie in 2Mo 18,21-26.
11,17 von dem Geist. Das bezieht sich auf den Geist Gottes. Durch den Heiligen Geist war Mose fähig, Israel zu führen. In V. 25 gab der Herr den Heiligen Geist den 70 Männern und erfüllte somit sein Zusage an Mose.
11,21 600 000. Mose rundete die 603.550 aus 1,46 und 2,32 ab.
11,23 Ist denn die Hand des Herrn zu kurz? Ein bildhafter Aus- druck, der besagt, dass der Herr fähig ist, das zu tun, was er gesagt hat, und für eine Monatsration Fleisch für die 600.000 Männer Israels und ihre Familien sorgen kann.
11,25 weissagten. Mit diesem Weissagen bzw. Prophezeien ist ge- meint, dass sie den Herrn lobten und anbeteten, ohne es vorher geübt zu haben. Aus dem Text geht klar hervor, dass dies für diese Männer ein einmaliges Ereignis war.
11,29 Dass doch der Herr seinen Geist auf sie legen würde! Mose wünschte den Tag herbei und stellt sich ihn vor, wenn das ganze Volk Gottes seinen Geist in sich haben würde. Damit blickte er voraus auf den Neuen Bund. S. Hes 36,22-27; Jer 31,31ff.; Joel 2,28.
11,31 eine Tagereise weit. Mithilfe eines Windes brachte der Herr eine große Menge Wachteln, die sich in einem Umkreis von einer Tagesreise um das Lager befanden. etwa zwei Ellen hoch über der Erdoberfl äche. Die Vögel fl ogen auf einer Höhe von etwa einem Meter, sodass sie vom Volk leicht ergriffen oder zu Boden geschlagen werden konnten.
11,32 10 Gomer. Etwa 2.200-2.500 Liter.
12,1 Moses Bruder und Schwester widersetzten sich seiner Lei- terschaft. Unmittelbarer Anlass waren die weissagenden Ältesten. Moses Stellung als Sprachrohr Gottes für Israel wurde in Frage gestellt. 12,1 kuschitischen. Kusch bzw. Äthiopien lag südlich von Ägypten. Dort lebten die Nachkommen von Kusch, dem Erstgeborenen von Ham (1Mo 10,6.7). Obgleich die Bezeichnung »kuschitisch« auch für Zippora, Moses erste Frau, verwendet worden sein kann, scheint es wahrscheinlicher, dass Mose nach dem Tod Zipporas ein zweites Mal heiratete. Die Ehe mit der Kuschitin war noch jung und lieferte einen Vorwand für den Angriff von Mirjam und Aaron. Da Mirjam als Erste erwähnt wird, war wahrscheinlich sie die Anstifterin des Aufruhrs gegen Mose.
12,2 allein zu Mose. Mirjam und Aaron behaupteten, Gott habe zu ihnen in gleicher Weise geredet wie zu Mose.
12,3 sehr sanftmütiger. Diese Aussage wird oft als Indiz dafür an- geführt, dass Mose das 4. Buch Mose nicht selber geschrieben haben könne, denn er hätte sich nicht seiner eigenen Sanftmut bzw. Demut gerühmt. Doch der Heilige Geist kann Mose sicherlich inspiriert haben, eine zutreffende Aussage über sich selbst zu treffen, was wahrscheinlich seiner eigenen Neigung widersprach. In diesem Zusammenhang stellt Mose fest, dass er nichts getan hatte, was Mirjam und Aaron berechtigterweise zu ihrem Aufruhr veranlasst haben könnte.
12,5 kam der Herr … herab. Dieser Ausdruck besagt, wie auch in 1Mo 11,5, dass der Herr die Situation auf der Erde kennt und darin eingreift. Hier kam der Herr herab; in V. 10 verließ er die Szene wieder. Das war Gottes Antwort auf den Angriff gegen Mose.
12,7 mein Knecht Mose. Dieser Ausdruck wird auch in V. 9 wieder- holt. Im AT war ein Knecht des Herrn jemand, der auf das Wort des Herrn mit Glaubensgehorsam reagierte. treu in meinem ganzen Haus. Das bezieht sich auf Moses treue Ausübung seiner Rolle als Mittler des Bundes zwischen dem Herrn und Israel.
12,8 von Angesicht zu Angesicht. Gott sprach ohne Mittler zu Mose. Der Herr sprach auch nicht durch Visionen und Träume zu Mose, sondern direkt. Mose sah zwar nicht die volle Herrlichkeit Gottes (vgl. Joh 1,18), doch stattdessen erlebte er die deutlichsten und persönlichsten Begegnungen mit dem Herrn (vgl. 5Mo 34,10). die Gestalt des Herrn. Das ist das Abbild bzw. die Repräsentation das Herrn. Mose hatte das Vorrecht, diese zu sehen. S. 2Mo 33,23.
12,10 aussätzig. Als Gericht über Mirjams Widerstand gegen Mo- ses schlug der Herr sie mit Aussatz. Zur Behandlung von Aussatz s. 3Mo 13-14. Eine öffentliche Sünde musste öffentlich durch den Herrn gerichtet werden.
12,16 Wüste Paran. S. Anm. zu 10,12.
13,1 – 14,45 Diese Kapitel berichten über das völlige Versagen Isra- els in Kadesch. Das Volk versagte darin, dem Herrn zu glauben (14,11) und das Gelobte Land einzunehmen. Ihr Mangel an Glauben war offene Rebellion gegen den Herrn (14,9). Das NT veranschaulicht mit dem Rückblick auf diese Begebenheit Abtrünnigkeit (vgl. 1Kor 10,5; Hebr 3,1619). 13,1 der Herr redete zu Mose. 5Mo 1,22.23 zufolge hatte das Volk zunächst darum gebeten, dass Kundschafter ausgesandt werden, nachdem Mose sie aufgefordert hatte, das Land einzunehmen. Hier erfüllte der Herr das Verlangen des Volkes und befahl Mose, die Kundschafter auszusenden.
13,2 das Land Kanaan auskundschaften. Die Kundschafter wa- ren ausdrücklich dazu berufen, das Land zu erkunden, das Gott Israel verheißen hatte. Durch diese Erkundung erhielt Mose wertvolle Auskünfte für die Eroberung des Landes.
13,3 Häupter … unter den Kindern Israels. Dieser Führer waren nicht die in 4Mo 1.2.7.10 erwähnten Ältesten. Die Stammesführer in den 4 früheren Listen waren wahrscheinlich ältere Männer. Der Auftrag der Kundschafter verlangte jüngere Führungspersonen, die wahrscheinlich etwa 40 Jahre alt waren, wenn man vom Alter Kalebs und Josuas ausgeht.
13,16 Hosea … Josua. Aus nicht klar ersichtlichen Gründen änder- te Mose den Namen Hosea, was »Wunsch nach Rettung«, bedeutet, in Josua – »der Herr ist Rettung«.
13,17 Die Kundschafter sollten sowohl die Natur des Landes er- forschen als auch die Stärken und Schwächen seiner Bewohner. 13,20 die Zeit der ersten Trauben. Mittsommer (Mitte bis Ende Juli).
13,21 von der Wüste Zin bis nach Rechob. Das waren die süd- lichsten und nördlichsten Grenzen des Landes.
13,22 Hebron. Die erste größere Stadt, in welche die Kundschafter in Kanaan kamen. Abram hatte dort vor langer Zeit dem Herrn einen Altar gebaut (vgl. 1Mo 13,18). Abraham und Isaak waren hier begraben (1Mo 49,31). Die Stadt war etwa 1730 v.Chr. befestigt worden, 7 Jahre vor der Erbauung von Zoan in Ägypten, und wurde später das Erbteil Kalebs (Jos 14,13-15) und Davids Hauptstadt während seiner Regierung über Juda (2Sam 2,1-4). Söhne Enaks. Vgl. 13,28. Enak war wahrscheinlich der Vorfahr von Ahiman, Scheschiai und Talmai, die in Hebron wohnten. Sie waren für ihre Größe bekannt (5Mo 2,21; 9,2).
13,23 Tal Eschkol. Eschkol bedeutet »Traube«.
13,28 das Volk … ist stark. Die Kundschafter berichteten, dass das Land gut war, aber seine Bewohner zu stark seien, um erobert zu werden.
13,30 Kaleb aber beschwichtigte das Volk. Das Verb »be- schwichtigen« wird normalerweise als Aufruf »ruhig!« verwendet. Das bedeutet, dass der Bericht der Kundschafter einen Tumult unter dem Volk auslöste. Kaleb stimmte dem Bericht der anderen Kundschafter zu, rief aber das Volk auf, hinaufzuziehen und das Land einzunehmen, da sie wussten, dass sie mit Gottes Hilfe die starken Bewohner besiegen könnten.
13,32 in Verruf. Der Bericht der 10 Kundschafter war ein »böses Gerücht« bzw. ein »Verruf«, weil er die Gefahr durch die Bewohner des Landes übertrieben darstellte, den Israeliten Angst einjagte und – was am wichtigsten ist – ihre ungläubige Haltung gegenüber Gott und seinen Verheißungen ausdrückte.
13,33 Riesen. Dieser Begriffe wurde in 1Mo 6,4 für eine Gruppe starker Männer verwendet, die vor der Sintfl ut auf der Erde lebten. Die Nachkommen Enaks wurden in übertriebener Weise mit diesen Riesen verglichen. Die Kundschafter fühlten sich daher ihnen gegenüber wie Heuschrecken.
14,1 das Volk weinte. Ganz Israel beklagte die Situation.
14,2 murrten. Sie wären lieber in Ägypten oder in der Wüste ge- storben.
14,4 einen Anführer geben. Das ungläubige Volk war bereit, Mo- se, den von Gott gegebenen Führer, zu verwerfen. 14,6 zerrissen ihre Kleider. Ein Zeichen für Bestürzung (s. 1Mo 37,29).
14,7 Josua und Kaleb bestätigten ihr Urteil, dass das Land gut war und ihre Zuversicht, dass der Herr das Land und seine Bewohner in ihre Hand geben wird.
14,10 die Herrlichkeit des HERRN erschien. Als Reaktion auf die gewaltsame Ablehnung von Josuas und Kalebs Aufforderung erschien Gott.
14,11 verachten … nicht an mich glauben. Trotz der Zeichen, die Gott in ihrer Mitte gewirkt hatte, weigerten sie sich, darauf zu vertrauen, dass Gott ihnen in seiner Macht das Land Kanaan geben wird.
14,12 ich will dich zu einem Volk machen. Wie bereits in 2Mo 32,9.10 drohte Gott an, das Volk auszulöschen und mit Moses »Sohn« von vorn zu beginnen. Diese berechtigte Drohung zeigt, wie ernst Gott es nimmt, wenn sein Volk rebelliert.
14,13 Wie auch in 2Mo 32,11-13 leistet Mose Fürbitte für Israel, um den Ruf des Herrn bei den Ägyptern zu schützen, die dem Herrn Unfähigkeit vorgeworfen hätten, seine Rettung Israels zu vollenden. So hätten sie seine Macht abgestritten. Zweitens war die treue Liebe des Herrn die Grundlage, auf welcher der Herr seinem Volk vergeben konnte. 14,22 zehnmal. Buchstäblich verstanden sind diese zehn Mal: 1.) 2Mo 14,10-12; 2.) 2Mo 15,22-24; 3.) 2Mo 16,1-3; 4.) 2Mo 16,19.20; 5.) 2Mo 16,27-30; 6.) 2Mo 17,1-4; 7.) 2Mo 32,1-35; 8.) 4Mo 11,1-3; 9.) 4Mo 11,4-34; 10.) 4Mo 14,3.
14,24 meinen Knecht Kaleb. Da Kaleb als jemand anerkannt wur- de, der den Herrn fürchtete und ihm vertraute, belohnte Gott später seinen Glauben (vgl. Jos 14).
14,25 wendet euch morgen und zieht in die Wüste. Weil Israel sich weigerte, ins Land zu ziehen, befahl Gott nicht weiter voranzumarschieren, sondern stattdessen südwärts zu ziehen in Richtung auf den Golf von Akaba.
14,26 Der Herr gewährte den Israeliten ihren Wunsch, d.h. ihr Ge- richt war, dass sie in der Wüste sterben sollten (V. 29.35; vgl. V. 2). Ihre Kinder jedoch, von denen sie dachten dass sie den Umständen zum Opfer fallen würden (V. 3), wollte Gott ins Land Kanaan bringen (V. 30-32). Die gegenwärtige Generation von Rebellen sollte im Verlauf von 40 Jahren in der Wüste sterben. Die 40 Jahre ergaben sich daraus, dass für jeden Tag, den die Kundschafter in Kanaan waren, ein Jahr gerechnet wurde.
14,37 starben an einer Plage. Als Zeichen für die Gewissheit des bevorstehenden Gerichts wurden die 10 Kundschafter, die den Glauben des Volkes untergruben, von der Plage geschlagen und starben.
14,44 vermessen … wollten auf die Höhe des Berglandes zie- hen. Mit ihrem typischen Starrsinn verwarfen die Israeliten den Rat Moses und den Befehl des Herrn und machten sich auf, um die Amalekiter im Bergland anzugreifen. Da der Herr nicht mit ihnen war, wurden sie geschlagen.
15,1 Obwohl die Israeliten gegen den Herrn rebelliert hatten und unter seinem Gericht standen, plante der Herr immer noch, ihnen das Land Kanaan zu geben. Diese Gesetze gingen davon aus, dass das Volk ins Land Kanaan einzieht (15,2.17). 15,1 Dieses Gesetz des Speisopfers unterscheidet sich von dem in 3Mo 2. Die Speisopfer in 3. Mose wurden dem Herrn gesondert als Gabe dargebracht. Hier wurde erstmals erlaubt, Speis- und Trankopfer zusammen mit einem Brand- oder Friedensopfer darzubringen.
15,4 Zehntel … Viertel Hin. Das »Zehntel« bezieht sich auf einen Gomer; ein Zehntel Gomer ergibt ein Epha, d.h. 15-25 Liter. Ein Viertel Hin sind 3-4 Liter.
15,17 Diese Regulation betraf die Darbringung der Erstlinge der Ernte. Als das Volk ins Land Kanaan einzog und dort Erträge gewann, sollten sie ihre Weihe an den Herrn verdeutlichten, indem sie ihm einen Kuchen darbrachten, der aus den ersten Schnitten des Getreides gebacken wurde.
15,22 aus Versehen eines dieser Gebote nicht haltet. Sündopfer waren vorgeschrieben, wenn gegen irgendein Gebot des Herrn verstoßen wurde, sei es durch unabsichtliche Missachtung oder Un terl assung. In V. 24-26 werden die Opfergaben für die ganze Gemeinschaft angeführt. In V. 27-29 werden die Opfergaben für Einzelpersonen beschrieben, die unabsichtlich gesündigt haben.
15,30 vorsätzlich handelt. Wörtl. »mit erhobener Hand«. Diese Sünden, die bewusst und vorsätzlich begangen wurden, wurden als lästerlich beschrieben, weil sie überhebliche Taten der Aufsässigkeit gegenüber dem Herrn waren. Wer sich einer vorsätzlichen Sünde schuldig machte, musste aus dem Volk Israel ausgeschlossen und hingerichtet werden.
15,32 Die Sabbatschändung war eine Veranschaulichung für ei- ne aufsässige Sünde. Wenn festgestellt wurde, dass jemand vorsätzlich gegen das Sabbatgebot verstieß, musste er sterben.
15,37 Quaste. Diese blauen Quasten hatten die Form einer Blüte oder eines Blütenblatts und waren an den Kleidern der Israeliten befestigt, um sie daran zu erinnern, dass sie auf Gottes Gebote vertrauen und sie befolgen mussten.
15,41 der HERR. Diese Erinnerung klingt an Moses erste Begegnung mit dem Herrn in der Wüste an (2Mo 3,13-22). 16,1 – 18,32 In 16,1-40 verbündete sich Korah (ein Levit) mit einigen Rubenitern und anderen führenden Israeliten und organisierte einen Widerstand gegen die Autorität von Aaron und den Priestern. Sie warfen Mose und Aaron vor, »zu viel zu beanspruchen«. Damit meinten sie den Alleinanspruch, das Recht und die Verantwortung zu haben, das Volk vor Gott zu repräsentieren. Sie begründeten ihren Widerstand mit dem Einwand: »Die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der HERR ist in ihrer Mitte!« (16,3). Der Herr richtete diese Rebellen (16,4-40) und bekräftigte seine Wahl Aarons (16,41 – 17,13). Schließlich wiederholte der Herr die Pfl ichten und Rechte der Priester und Leviten (18,1-32). Diese Ereignisse fanden irgendwann und irgendwo während der Wüstenwanderung Israels statt.
16,1 Korah. Korah stammt über Kahath von Levi ab. Als Sohn Ka- haths oblagen ihm bereits bedeutende Aufgaben beim Dienst an der Stiftshütte (s. 4,1-20). Er wollte jedoch darüber hinaus ein Priester sein (s. V. 10).
16,8 Söhne Levis. An dieser Rebellion Korahs waren auch andere Leviten beteiligt.
16,12 Dathan und Abiram. Diese beiden Männer vom Stamm Ru- ben verachteten Moses und warfen ihm vor, Israel aus Ägypten herausgeführt zu haben und es nun nicht zu schaffen, sie ins Land Kanaan zu bringen. Sie griffen Mose wegen seines angeblichen Versagens an und verbündeten sich mit Korah in der Rebellion gegen Mose und Aaron.
16,15 keinem jemals ein Leid getan. Mose berief sich vor dem Herrn auf seine Unschuld und sagte, dass er ein treuer, dienender Leiter war. Das bestätigt, dass die Aussage aus 4Mo 12,3 von Mose selbst geschrieben worden sein kann.
16,16 Gott richtete die Rebellen gegen Mose und Aaron, indem er sie dem Tod überlieferte.
16,21 Der Herr erhörte Moses Gebet, indem er das Volk aufrief, von den Zelten der Rebellen zu weichen, damit nur sie gerichtet würden.
16,22 du Gott … Lebensodem gibt. Dieser Ausdruck kommt nur hier und in 27,16 vor. Mose rief zum allwissenden Gott, der die Herzen aller kennt und die richtet, die gesündigt haben – und nur die.
16,30 etwas Neues. Dass sich die Erde auf übernatürliche Weise öffnete und die Rebellen verschlang, war ein Zeichen des Zornes Gottes und seiner Verteidigung von Mose und Aaron.
16,32 samt ihren Familien. Aus 4. Mose 26,11 geht hervor, dass ihre Kinder nicht dazu gehörten.
17,1 Die 250 Führer Israels hatten mit Feuer gefüllte Rächerpfan- nen vor den Herrn gebracht (16,17.18). Die Räucherpfannen waren dem Herrn heilig, da sie in der Stiftshütte verwendet worden waren. Deshalb wurde Eleasar befohlen, die metallenen Pfannen umzuschmieden zu einem Überzug für den Altar. Dieses überziehende Blech sollte eine beständige Erinnerung daran sein, dass Gott Aaron und seine Nachkommen zur Priesterschaft erwählt hat.
17,6 Anstatt dass das Volk zur Buße kam, führte der Zorn Gottes nur zu noch mehr Murren. Die Kinder Israel machten zwar Mose und Aaron für die von Gott getöteten Israeliten verantwortlich, doch das ganze Volk wurde durch das Eingreifen von Mose und Aaron vor der Vernichtung gerettet, die sie für ihre Rebellion gegen Gott verdient hatten.
17,11 Räucherwerk. Räucherwerk symbolisierte Gebet. Aaron be- tete für das Volk und die Plage hörte auf (V. 48).
17,14 14 700. S. 1Kor 10,10.
17,17 zwölf Stäbe. Diese Holzstäbe sollten die Namen der 12 Stämme tragen, wobei der Stamm Levi durch den Namen Aaron ersetzt wurde.
17,19 vor das Zeugnis. Das »Zeugnis« sind die Zehn Gebote, die auf zwei Steintafeln geschrieben in der Bundeslade lagen. Der Ausdruck »vor das Zeugnis« ist gleichbedeutend mit »vor der Lade«.
17,23 Stab Aarons. Gott hatte gesagt, dass der Stab des von ihm erwählten Mannes Blüten treiben werde (17,5). Der Stab Aarons blühte nicht nur, sondern trug reife Mandeln. So hatte Gott die Anforderungen des Tests übertroffen und somit gab es keine Ungewissheit darüber, dass Aaron als Hoherpriester erwählt worden war.
17,25 ein Zeichen. Aarons Stab, der geblüht und Frucht getragen hatte, sollte als Zeichen für Gottes Wahl aufbewahrt werden, um das Murren der rebellierenden Israeliten für immer zum Schweigen zu bringen.
17,27 wir sterben dahin. Schließlich erkannte das Volk, welche Sünde es war, Aarons Rolle zu bezweifeln.
17,28 naht. Die Furcht des Volkes, Gott zu nahen, führte zur Bekräf- tigung der Priesterschaft Aarons und seiner Söhne in Kap. 18.
18,1 Nur Aaron und seine Familie konnten an den Gegenständen im Heiligtum Gottes dienen. 18,1 der HERR sprach zu Aaron. Nur hier in V. 1-25 und in 3Mo 10,8 spricht der Herr direkt und allein zu Aaron. die Versündigung am Heiligtum tragen. Aaron und seine Söhne waren von jetzt an verantwortlich für jeden Verstoß gegen die Heiligkeit der Stiftshütte oder Verstöße gegen die Regeln der Priesterschaft.
18,7 als Gabe gebe ich euch den Dienst. Obwohl das Priestertum hohe Anforderungen stellte, sollten die Priester es als Gabe vom Herrn ansehen.
18,8 Bei ihrem Dienst für den Herrn sollten die Priester einen Anteil an den Opfergaben erhalten, die die Israeliten zum Gottesdienst brachten. Sie konnten alle Bestandteile behalten, die nicht vom Feuer auf dem Altar verzehrt wurden. Auch die Opfergaben der Erstlinge und alles, was dem Herrn geweiht wurde, gehörte ihnen.
18,19 ein ewiger Salzbund. Salz brennt nicht und war ein Bild für Beständigkeit. So wie Salz seinen Geschmack behält, so war der Bund des Herrn mit den Priestern dauerhaft. Der Herr wollte durch die Opfergaben seines Volkes für immer für seine Priester sorgen.
18,21 Die Leviten empfi ngen den Zehnten vom Volk. Das war ihre Einkommensquelle und der Ausgleich für ihren Dienst an der Stiftshütte.
18,25 Von dem Zehnten, den die Leviten empfi ngen, sollten sie ebenfalls wiederum den Zehnten dem Herrn geben.
19,1 Über einem Zeitraum von 38½ Jahren starben wegen Got- tes Gericht über 1,2 Millionen Menschen in der Wüste. Die Israeliten kamen ständig in Berührung mit Leichen, was zu zeremonieller Unreinheit führte. Deshalb stellte der Herr ein Mittel der Reinigung für diejenigen, die eine Leiche berührt hatten, zur Verfügung. 19,1 Hier werden die Anweisungen erteilt für die Zubereitung des »Reinigungswassers« (vgl. 3Mo 12-15).
19,2 eine rote junge Kuh. Diese rötlich-braune Kuh war jung, da ihr noch kein Joch auferlegt worden war. Sie wurde verbrannt und ihre Asche als zeremonielles Reinigungsmittel verwendet (s. V. 9).
19,3 Eleasar. Der Sohn Aarons war stellvertretender Hoherpriester und zuständig für die Schlachtung der roten Kuh. vor das Lager. Die rote Kuh wurde außerhalb des Lagers Israels getötet und auch ihre Asche dort aufbewahrt (s. V. 9). Hebräer 13,11-13 greift dieses Bild von »außerhalb des Lagers« auf und wendet es auf Christi Tod außerhalb von Jerusalem an.
19,6 Zedernholz und Ysop und Karmesin. Die Kuh wurde zusam- men mit diesen drei Materialien vollständig vom Feuer verzehrt. Diese Materialien wurden auch im Reinigungsritual bei Hautkrankheiten verwendet (3Mo 14,1-9). Die Asche davon wurde mit der Asche der Kuh vermischt und ergab so das Mittel, durch das die zeremonielle Reinigung stattfi nden konnte.
19,11 Auf eine allgemeine Aussage über den Gebrauch des »Rei- nigungswassers« (V. 11-13) folgt eine detailliertere Erläuterung der durchzuführenden Prozedur.
19,18 der Reine. Jede reine Person, nicht nur die Priester, konnte den Unreinen mit dem Reinigungswasser besprengen.
20,1 – 22,1 Diese Kapitel berichten vom Beginn des Übergangs von der alten Generation (repräsentiert durch Mirjam und Aaron) zur neuen Generation (repräsentiert durch Eleasar). Geografi sch bewegte sich Israel von Kadesch (20,1) zu den Ebenen Moabs (22,1), dem Ausgangspunkt für die Eroberung des Landes. Zwischen 19,22 und 20,1 liegt ein Zeitraum von 37 Jahren. 20,1 Genau wie die Kinder Israels versagten und nicht dem Herrn vertrauten (14,11) und daher nicht ins Gelobte Land kommen durften (14,30), wurde auch Mose und Aaron, den Führern Israels, verwehrt, ins Land zu kommen, weil auch sie darin versagten, dem Herrn zu vertrauen. 20,1 im ersten Monat. Das Jahr wird nicht genannt. Am Ende die- ses Kapitels wird jedoch der Tod Aarons erwähnt. Nach 4Mo 33,38 starb Aaron am 1. Tag des 5. Monats des 40. Jahres nach dem Auszug aus Ägypten. Von daher muss es sich hier um den ersten Monat des 40. Jahres handeln. Der größte Teil der älteren Generation war in der Wüste gestorben. Kadesch. So wie das Volk seine Wanderung in Kadesch begonnen hatte (13,26), so endete die Wanderung dort auch. Kadesch lag an der Nordgrenze der Wüste Paran (13,26) und an der südöstlichen Grenze der Wüste Zin. Mirjam starb. Mirjam, die Israel bei der Feier des Sieges über Ägypten am Roten Meer angeführt hatte (2Mo 15,20.21), führte auch den Angriff gegen Mose in 4Mo 12,1-15. Ihr Tod symbolisierte, dass die alte Generation nicht in Kanaan einziehen wird.
20,2 kein Wasser. Während der 40 Jahre in der Wüste, war Wasser Israels größtes natürliches Bedürfnis. Der Herr hatte vom Horeb an (2Mo 17,1-7) beständig für Wasser gesorgt. Der jetzige Wassermangel veranlasste das Volk zum Streit mit Mose.
20,3 wenn wir doch auch umgekommen wären, als unsere Brüder … umkamen! Die Situation war nach Meinung des Volkes so verzweifelt, dass sie wünschten, zu denen zu gehören, die bei Korahs Rebellion umkamen (16,41-50).
20,6 fi elen auf ihr Angesicht. Wie schon früher suchte Mose den Rat des Herrn (s. 14,5; 16,4).
20,8 redet zu dem Felsen. Obgleich Gott Mose sagte, er solle sei- nen Stab mitnehmen, mit dem er in der Vergangenheit so viele Wunder gewirkt hatte (2Mo 4,1-5; 7,19-21; 14,16; 17,5.6), sollte er zum Felsen nur reden, damit dieser Wasser hervorfl ießen lasse.
20,10 ihr Widerspenstigen. Anstatt zum Felsen zu reden, sprach Mose zum Volk und warf ihnen vor, gegen Gott zu rebellieren. Durch sein Verhalten schloss sich Mose der Rebellion des Volkes gegen Gott an (s. 27,14).
20,12 Weil ihr mir nicht geglaubt habt. Das Urteil des Herrn über Mose lautete, dass er darin versagt hatte, Gott beim Wort zu nehmen und ihn somit vor dem Volk als heilig zu behandeln. Mose versagte hier in gleicher Weise wie das Volk 38 Jahre zuvor in Kadesch versagt hatte (14,11). sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land bringen. Gottes Gericht über Mose für seine Sünde, den Felsen zu schlagen, bestand darin, dass er Israel nicht ins Land Kanaan bringen sollte. Dass auch Aaron davon betroffen war, zeigt, dass er mit Mose in dessen Handeln gegen den Herrn verbunden war.
20,13 Meriba. Wörtl. »Streit, Hader«. Derselbe Name wurde bereits früher verwendet, als zum ersten Mal Wasser aus einem Felsen hervorgebracht wurde (2Mo 17,7).
20,14 Moses Versuch, das Gebiet von Edom zu durchziehen, wurde ihm vom König verwehrt. 20,14 dein Bruder Israel. Die Edomiter stammten von Esau ab, dem Bruder Jakobs (s. 1Mo 36,1).
20,17 Straße des Königs. Die Haupthandelsroute in Nord-Süd- Richtung vom Golf von Akaba nördlich nach Damaskus, die durch die edomitische Stadt Sela verlief.
20,20 mit mächtigem Volk und mit starker Hand. Der König von Edom sandte seine Truppen aus, um Israel abzufangen. Da der Herr es Israel verboten hatte, sich auf einen Krieg mit Edom einzulassen (5Mo 2,4-6), kehrten sie von der Grenze Edoms um.
20,22 Eleasar war der Nachfolger seines Vaters Aaron im Amt des Hohenpriesters. Aarons Tod war ein weiterer Markierungspunkt für das Dahinscheiden der ersten Generation. 20,22 Berg Hor. Wahrscheinlich ein Berg nordöstlich von Kadesch an der Grenze nach Edom.
20,24 weil ihr meinem Befehl ungehorsam gewesen seid. Aa- ron hatte sich Mose in der Rebellion gegen Gott angeschlossen (V. 12). Aarons Tod war ein Vorschatten auf den Tod Moses.
20,29 beweinte … 30 Tage lang. Damit trauerten sie genauso lange wie beim Tod Moses (5Mo 34,8). Da normalerweise nur 7 Tage lang geklagt wurde (s. 1Mo 50,10), zeigt die Länge dieses Klagens, wie wichtig Aaron und wie groß der Verlust für Israel war.
21,1 Israel besiegte die Kanaaniter zum ersten Mal bei Horma, wo sie zuvor eine Niederlage erlitten hatten (s. 14,45). 21,1 König von Arad. Dieser angreifende König kam aus einer ka- naanitischen Stadt im Süden (d.h. im Negev).
21,3 Israel vollstreckte … den Bann. Israel gelobte dem Herrn, dass sie Arad vollständig vernichten und von der Siegesbeute nichts für sich beanspruchen würden, wenn er ihnen Sieg gab. Der Herr erhörte dieses Gelöbnis und gab den Sieg.
21,4 Nach ihrem Sieg über Arad zeigte Israel wiederum mangeln- den Gehorsam gegenüber dem Herrn. 21,4 auf dem Weg zum Schilfmeer. Vgl. 5Mo 2,1. Da der Weg durch Edom versperrt war, wandte Mose sich nach Süden, um Israel um Edom herumzuführen. So wanderte Israel nach Elat an der Küste des Golfs von Akaba. Diese lange kreisförmige Route erregte bei den Israeliten Ungeduld und Frustration.
21,5 dieser elenden Speise. Wegen ihrer Ungeduld verachteten die Israeliten das Manna (s. 11,6).
21,6 Seraph-Schlangen. D.h. »feurige Schlangen«. Sie wurden so genannt, weil der Biss dieser Schlangen eine brennende Entzündung verursachte.
21,7 Wir haben gesündigt. Die Israeliten bekannten ihr Unrecht und baten um Befreiung von dem Gericht Gottes.
21,9 eherne Schlange. Wer geheilt werden und überleben wollte, musste seinen Blick auf diese Schlange richten. Das war ein entschlossener Willensakt. S.a. die typologische Verwendung dieser Begebenheit in Joh 3,14.15.
21,10 Israel umkreiste sowohl Edom als auch Moab und lagerte nördlich des Baches Arnon im Gebiet der Amoriter.
21,14 Buch der Kriege des HERRN. Das war offenbar ein Buch mit Siegesliedern, das zur Zeit von Mose kursierte und wahrscheinlich von Mose oder einem Zeitgenossen geschrieben worden war. Das Buch wird hier als Indiz dafür zitiert, dass der Arnon die Nordgrenze von Moab bildete.
21,16 Beer. Wörtl. »Brunnen«. Hier gab Gott Israel Wasser. Darauf- hin lobte Israel den Herrn mit einem Lied, das möglicherweise ebenfalls aus dem »Buch der Kriege des Herrn« stammte (V. 17.18). 21,21-32 Wie zuvor bei Edom (21,14-19), erbat Israel die Durchzugserlaubnis auch durch das Land Sihon. Sihon war ein König der Amoriter. Da der Herr keine Anweisung erteilt hatte, den Krieg gegen die Amoriter zu meiden, wie es zuvor bei Edom der Fall war, griff Israel Sihon an und schlug ihn, als er seine Truppen gegen Israel führte. So nahm Israel das Land zwischen dem Fluss Arnon im Süden, dem Toten Meer und dem Jordan im Westen, dem Jabbok im Norden und dem Land der Ammoniter im Osten ein.
21,27 sagen die Spruchdichter. Diese Worte stammen von weisen Männern, wahrscheinlich von Amoritern. Die Worte von V. 27-30 beschrieben die Niederlage, die die Amoriter den Moabitern nördlich vom Arnon zufügten. So wie die Amoriter das Land von den Moabitern genommen hatten, so nahmen ironischerweise die Israeliten das Land von den Amoritern. Mit dem Zitat dieser Worte beabsichtigte Mose, Israels rechtmäßigen Anspruch auf dieses Land zu untermauern. Gottes Anweisungen zufolge sollte das Gebiet, das den Moabitern gehörte, nicht von Israel eingenommen werden, weil die Moabiter von Lot abstammten (5Mo 2,9). Was den Amoritern gehörte, war jedoch Israel verheißen und sollte von ihnen in Besitz genommen werden.
21,33 Das Land nördlich des Jabbok unterstand der Herrschaft von Og, einem weiteren Amoriterkönig. Og griff Israel an und erlitt eine verheerende Niederlage. So kam das ganze transjordanische Land vom Arnon im Süden bis zu den Bergen Basans im Norden unter israelitische Herrschaft.
22,1 Als ihre Kontrolle über das transjordanische Gebiet sicherge- stellt war, zog Israel ungehindert in die Ebenen Moabs weiter, um sich auf die Eroberung Kanaans vorzubereiten.
22,2 – 24,25 Die Erzählung wendet sich nun der Begebenheit um Bileam zu, einem heidnischen Propheten. Seine Weissagungen bestätigten die Treue des Herrn zum Abrahamsbund und seine Absicht, Israel zu segnen. 22,2-40 berichtet von den Begebenheiten, die zu Bileams Aussagen führten. Darauf folgen in 22,41 – 24,24 seine prophetischen Worte und 24,25 schließt mit einer Schlussfolgerung ab.
22,3 fürchtete sich Moab sehr. Die Moabiter stammten von Lot ab (s. 1Mo 19,36.37). Balak, ihr König, hatte gesehen, wie die Israeliten die Amoriter vernichtend schlugen. Da er nicht wusste, dass Gott Israel verboten hatte, Moab anzugreifen, fürchtete er, dass ihm und seinem Volk dasselbe Ende bevorstand (5Mo 2,9).
22,4 Midian. Die Midianiter waren Nachkommen Abrahams durch Ketura (s. 1Mo 25,1-4) und lebten südlich der Grenze zu Moab. Als Moab den Ältesten von Midian mitteilte, dass ihnen die Gefahr drohe, ebenfalls von Israel vernichtet zu werden, verbündeten sie sich mit Moab, um Israel zu schlagen.
22,5 Bileam. Bileam kam aus Petor. Das war eine Stadt am Euphrat, die vielleicht in der Nähe von Mari lag, wo Überreste eines Prophetenkultes gefunden wurden, dessen Aktivitäten denen Bileams ähneln. Bileam praktizierte Magie und Wahrsagerei (24,1) und führte Israel schließlich in Abtrünnigkeit (31,16). Später identifi ziert die Bibel Bileam als falschen Propheten (5Mo 23,3-6; Jos 13,22; 24,9.10; Neh 13,1-3; Mi 6,5; 2Petr 2,15.16; Jud 11; Offb 2,14).
22,6 verfl uche mir dieses Volk. Da er wusste, dass Israel zu stark war, um es mit militärischen Mittel zu schlagen, ließ Balak Bileam rufen, um Israel zu verfl uchen. Ein Fluch war ein gesprochenes Wort, von dem man glaubte, dass es Unglück auf denjenigen brachte, gegen den es gerichtet war. Balak wusste, dass Bileam bekannt war für das Aussprechen tatsächlich wirksamer Flüche.
22,8 so wie der HERR zu mir reden wird. In diesen Kapitel benutzt Bileam stets selbst den Namen »HERR« (»Jahwe«), d.h. den Namen des Gottes Israels (22,13.18-19; 23,3.12; 24,13). In 22,18 nannte er den Herrn sogar »den Herrn, meinen Gott«. Bei diesem Vers müssen wir annehmen, dass Bileam erwartete, dass der Gott Israels zu ihm sprechen werde. Als heidnischer Prophet meinte er, er könnte Kontakt zu den Göttern aller Völker aufnehmen.
22,9 Gott kam zu Bileam. Israels Gott sprach tatsächlich zu Bile- am. Doch anstatt den Namen »Herr« zu verwenden, der eine Bundesbeziehung anzeigt, verwendete Gott stets den Ausdruck »Gott«, wenn er zu Bileam sprach (22,9.12.20). Obwohl Bileam den Namen »HERR« verwendete, verdeutlicht der Bibeltext, dass er keine Beziehung zum Gott Israels hatte.
22,12 es ist gesegnet. Bileam konnte Israel nicht verfl uchen, weil der Herr beschlossen hatte, dem Volk nur Segen zu geben.
22,20 nur das, was ich dir sagen werde. Wegen seiner Gier nach dem materiellen Reichtum, den er bekommen würde, wollte Bileam gern zu Balak gehen. Er fl ehte zum Herrn, auch nachdem Gott ihm gesagt hatte, er solle nicht gehen. Gott ließ sich auf Bileams Wunsch ein, ihn gehen zu lassen, aber er sagte ihm, dass er nur das wahre Wort sagen könne, das Gott ihm gibt. 22,22 dass er ging. Zwar hatte Gott Bileam erlaubt zu gehen (V. 20), aber er wusste, das seine Motive nicht rein waren. So entbrannte der Zorn Gottes gegen ihn. Das Resultat dieser Auseinandersetzung Gottes mit Bileam war eine Erfüllung des Wortes aus V. 20, wiederholt in V. 35, dass Bileam nur das reden durfte, was Gott wollte. Engel des HERRN. Der Engel des Herrn war eine Manifestation der Gegenwart des Herrn selbst. Er wurde mit Gott gleichgestellt (s. 1Mo 16,7; 18,1.2; 2Mo 3,1-6). S. Anm. zu 2Mo 3,2.
22,28 öffnete der HERR der Eselin den Mund. Bileams Eselin konnte den Engel des Herrn und dessen gezücktes Schwert sehen (V. 27). Als sie die Gefahr erkannte, wollte die Eselin dem Engel ausweichen. Dabei bewahrte sie auch Bileam. Durch ein Wunder war sie fähig, sich mit Bileam zu verständigen.
22,31 enthüllte der HERR dem Bileam die Augen. Der Herr er- möglichte Bileam, ebenfalls die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren, insbesondere die Dinge, die gewöhnlich für Menschen nicht sichtbar sind. So konnte sich Bileam auf seinem Weg zu Balak Gottes Willen unterwerfen.
22,41 – 23,12 Bileams erste Weissagung besagte ausdrücklich, dass Israel nicht verfl ucht werden kann (23,8). Es war anders als die übrigen Nationen der Welt (23,9). Bileam wünschte sogar, an den Segnungen Israels teilzuhaben (23,10).
23,5 Der HERR aber legte Bileam ein Wort in den Mund. Ob- wohl Balak und Bileam auf heidnischen Altären Opfer darbrachten, war es der Herr, der Bileam seinen Ausspruch gab.
23,7 begann er seinen Spruch. Diese Aussage leitet alle Reden Bileams ein (23,6.18; 24,3.20.21.23).
23,10 Wer kann den Staub Jakobs zählen. Diese für den Ori- ent typische Übertreibung beschrieb Jakobs Nachkommen als eine äußerst zahlreiche Nation (vgl. 1Mo 13,16; 28,14). des vierten Teiles von Israel. Das Lager war in vier Teile aufgeteilt, wobei ein Teil auf jeder Seite der Stiftshütte lagerte. Wenn man noch nicht einmal einen Teil zählen konnte, konnte das Ganze sicherlich erst recht niemand zählen.
23,13 Bileams zweiter Ausspruch bestätigte die Entschlossenheit des Herrn, Israel zu segnen. In seiner Gnade überging der Herr die Freveltaten Israels (23,21) und ließ daher von seinem Plan nicht ab. Der Gott, der Israel mit vielen Wundern aus Ägypten herausgeführt hatte (23,22), wollte dem Volk Sieg über alle seine Feinde geben (23,24).
23,19 Gott ist nicht ein Mensch. Im Gegensatz zur Unzuverläss- lichkeit des Menschen, die so deutlich an Bileam selbst zu erkennen war, ist Gott verlässlich und unveränderlich. Bei ihm gibt es keine Veränderung und deshalb wird sein Wort stets eintreffen.
23,27 – 24,14 In Bileams dritten Ausspruch ging es vor allem um den letztendlichen König (den »Messias«), der die Segnungen des Abrahamsbundes sowohl zu Israel als auch zu den Nationen bringen sollte. 23,28 Peor. Auch Bet-Peor genannt (5Mo 3,29). Dort befand sich ein Baalstempel (25,3).
24,2 der Geist Gottes kam auf ihn. Dieser Ausdruck beschreibt im AT stets solche Menschen, die von Gott in einzigartiger Weise für sein Werk zubereitet wurden (s. Ri 3,10). Im Gegensatz zu den vorigen beiden Aussprüchen praktiziert Bileam selbst keine Weissagung vor diesem dritten Ausspruch. Er ist vom Heiligen Geist bemächtigt, Gottes Wort zutreffend auszusprechen.
24,3 dessen Augen geöffnet sind. Sein inneres Auge des Verstan- des war von Gottes Geist geöffnet worden.
24,7 Agag. In 1Sam 15,32.33 wird ein amalekitischer König mit diesem Namen bezeichnet. Die Amalekiter waren das erste Volk, das Israel nach dem Auszug aus Ägypten angriff (s. 2Mo 17,8-15). »Agag« ist womöglich der Name oder Titel von amalekitischen Herrschern, so wie »Pharao« in Ägypten.
24,8 Gott hat ihn aus Ägypten geführt. Wegen der sprachlichen Ähnlichkeit zwischen 24,8.9 und 23,22.24, wird das Wort »ihn« in diesem Vers üblicherweise auf Israel gedeutet. Da »ihn« jedoch im Singular steht und die nächstliegende Verwendung dieses Wortes sich in V. 7 auf den kommenden König bezieht, versteht man V. 8.9 besser als Hinweis auf den König Israels. 4. Mose 24,9 ist ein direktes Zitat von 1Mo 49,9, wo von dem letztendlichen König die Rede ist, dem Messias, der aus Juda hervorgehen wird.
24,9 Gesegnet sei, wer dich segnet. Diese Worte beziehen sich auf 1Mo 12,3. Im Mittelpunkt der endgültigen Erfüllung des Abrahamsbundes steht der kommende Messias. Wer ihn segnet, wird schließlich in der Zukunft den Segen Gottes davontragen.
24,14 in den letzten Tagen. Wörtl. »am Ende der Tage«. Dieser Ausdruck wird im AT für die ferne Zukunft verwendet. Bileams vierter Ausspruch greift die im dritten Ausspruch mitgeteilte Wahrheit auf und wendet sie auf Moab an.
24,15 Bileams vierter Ausspruch sagte die künftige Ankunft des Königs Israels voraus, der »die Schläfen Moabs zerschmettern« (V. 17) und Edom erobern wird. Er wird die uneingeschränkte Herrschaft haben.
24,20 Bileams letzte drei Aussprüche beleuchten die Zukunft der Nationen. Erstens wird Amalek endgültig vernichtet werden (24,20). Zweitens werden die Keniter, die identisch mit den Midianitern oder ein Teil von ihnen sind, von Assur, d.h. Assyrien, weggeführt werden (24,21.22). Drittens werden Assyrien und Heber – wahrscheinlich Israel selbst (1Mo 10,21) – von Kittim (d.h. Zypern, dieser Name repräsentierte später den Mittelmeerraum westlich von Palästina und bezieht sich in Dan 11,30 auf Rom) bedrängt werden, bis Kittim selbst untergeht.
25,1 Zum letzten Mal vor der Eroberung Kanaans versagte Israel in den Ebenen Moabs. Aus 31,16 erfahren wir, dass dieser Vorfall durch den Rat Bileams herbeigeführt wurde. Da er Israel nicht zu verfl uchten vermochte, erteilte er den Moabitern und Midianitern Anweisung, wie sie den Zorn des Herrn gegen sein Volk erwecken könnten. 25,1 Sittim. Die Region jenseits des Jordan gegenüber von Jericho, von wo aus Israel ins Land Kanaan einfi el (s. Jos 2,1).
25,3 unter das Joch des Baal-Peor. Israel beging sexuelle Unmoral mit den Frauen Moabs. Da diese Praxis zum heidnischen Kult gehörte, den die Moabiter zelebrierten, machten die Israeliten bei diesen götzendienerischen Bräuchen mit. Die Israeliten begaben sich unter das Joch des falschen Gottes der Moabiter und Midianiter, der als Baal-Peor bezeichnet wird. Das war ein Verstoß gegen das erste Gebot.
25,6 Vgl. V. 14.15.
25,9 24 000. Eine andere Plage als das Gericht wegen des Goldenen Kalbs, bei welchem 23.000 Israeliten starben (vgl. 2Mo 32,1-14.28; 1Kor 10,8).
25,10 Weil Pinehas für die Heiligkeit Gottes eiferte, schloss der Herr mit ihm »einen Bund eines ewigen Priestertums«, sodass aus seiner Abstammungslinie alle rechtmäßigen künftigen Hohenpriester hervorgehen sollten (vgl. Ps 106,30.31). Diese Verheißung wird sich sogar bis ins Tausendjährige Reich erstrecken (vgl. Hes 40,46; 44,10.15; 48,11).
25,17 Bekämpft die Midianiter. Weil die Midianiter mit ihrer listi- gen sexuellen und götzendienerischen Verführung Israel zugesetzt hatten, rief der Herr Israel auf, die Midianiter als Vergeltung anzugreifen. Von diesem Angriff wird in 31,1-24 berichtet.
26,1 – 36,13 Der letzte größere Abschnitt von 4. Mose berichtet über den erneuerten Gehorsam Israels. Gott sprach weiterhin (26,1.2.52; 27,6.12.18; 28,1; 31,1.25; 33,50; 34,1.16; 35,1.9), und die zweite Generation Israels gehorchte ihm. Die meisten Gebote in diesem Abschnitt beziehen sich auf das Leben Israels nach dem Einzug ins Gelobte Land. 26,1 – 32,19 Diese Kapitel beginnen und enden mit Kriegsvorberei- tungen (26,2; 32,20.29.32) und Vorbereitungen für die Einnahme des Erbes in Kanaan (26,52-56; 32,32). Israel wurde für die Eroberung des Gelobten Landes vorbereitet. 26,1 Bei dieser zweiten Volkszählung wurden, wie bei der ersten Musterung 38 Jahre zuvor (1,1-46), alle Männer von 20 Jahren und darüber gezählt, die für den Militärdienst tauglich waren.
26,5 Folgende Zahlen und Zugewinne bzw. Verluste ergaben sich für die einzelnen Stämme: Ruben 43.730 (V. 7) -2.770 Simeon 22.200 (V. 14) -37.100 Gad 40.500 (V. 18) -5.150 Juda 76.500 (V. 22) +1.900 Issaschar 64.300 (V. 25) +9.900 Sebulon 60.500 (V. 27) +3.100 Manasse 52.700 (V. 34) +20.500 Ephraim 32.500 (V. 37) -8.000 Benjamin 45.600 (V. 41) +10.200 Dan 64.400 (V. 43) +1.700 Asser 53.400 (V. 47) +11.900 Naphtali 45.400 (V. 50) -8.000 Gesamt 601.730 (V. 51) -1.820 Die erhebliche Abnahme beim Stamm Simeon lag womöglich daran, dass er an der Sünde des Baal-Peor teilnahm (s. 25,14).
26,9 Dathan und Abiram. Diese wurden wegen ihrer Teilnahme an der Rebellion in 16,1-40 besonders erwähnt. Ihre Erwähnung erinnerte an Gottes Gericht über Rebellion.
26,11 Söhne Korahs. Die Söhne Korahs wurden vor dem Gericht verschont, weil sie sich von ihrem Vaterhaus absonderten (s. 16,26).
26,19 Er und Onan. Diese beiden Söhne Judas empfi ngen wegen ihrer üblen Missetat kein Erbe im Land (s. 1Mo 38,1-10).
26,33 Zelophchads. Die Erwähnung, dass Zelophchad keine Söhne, sondern nur Töchter hatte, war der Ausgangspunkt für die Erbschaftsgesetze in 27,1-11; 36,1-12.
26,52 Anhand dieser Zahlen der Volkszählung sollte die Ent- scheidung über die Erbschaft der einzelnen Stämme und die Lage im Land fallen (vgl. Jos. 13,1-7).
27,1 Das führte in der Familie Zelophchads zu einem Dilemma. Seine 5 Töchter baten kühn darum, den Namen und das Erbteil ihres Vaters zu bekommen (V. 1-4). Der Beschluss des Herrn, dass die Töchter sein Erbteil empfangen sollten, wurde zur Grundlage einer dauerhaften Erbschaftsregel in Israel (V. 5-11).
27,3 an seiner Sünde gestorben. Zelophchad hatte sich nicht an Korahs Rebellion beteiligt. Stattdessen starb er unter Gottes Gericht in der Wüste, so wie die übrige treulose Generation des Exodus.
27,8 Die Erbschaftsfolge wurde festgelegt auf: Sohn, Tochter, Bruder, Onkel. Dieselbe Reihenfolge (mit Ausnahme der Tochter) wurde in 3Mo 25,48.49 befolgt, wo es um die verschiedenen Fälle des Loskaufs von Land im Jubeljahr ging.
27,12 Gott bestätigte, dass Mose nicht ins Land Kanaan kommen konnte, obgleich er es vom Berg Nebo aus, gegenüber von Jericho, sehen durfte (s. 5Mo 32,49).
27,15 Moses größte Sorge war, dass Israel einen guten Führer bekam, der wie ein Hirte war. Der Herr erhörte diese Bitte und gab Josua zum Führer.
27,18 lege deine Hand auf ihn. Josua hatte bereits die innere Be- vollmächtigung zur Leiterschaft. Er war vom Heiligen Geist bevollmächtigt. Diese innere Vollmacht sollte nun durch eine äußere Zeremonie anerkannt werden. Mose legte Josua öffentlich die Hände auf. Das symbolisierte die Übertragung von Moses Leiterschaft auf Josua. Die Einsetzung in ein Amt kann mit einer Handaufl egung einhergehen (s. 4Mo 8,10).
27,20 lege von deiner Hoheit. Mose sollte etwas von seiner »Eh- re« oder »Majestät« auf Josua legen. S. Jos 3,7.
27,21 Eleasar … soll für ihn das Urteil der Urim erfragen. Mo- se konnte direkt mit Gott reden (12,8), aber Josua sollte das Wort des Herrn durch den Hohenpriester empfangen. Urim. S. Anm. zu 2Mo 28,30 zu diesem Bestandteil des Brustschilds des Hohenpriesters (2Mo 39,8-21) als Mittel zum Erkennen des Willens Gottes (vgl. 5Mo 33,8; 1Sam 28,6).
28,1 – 29,40 Anweisungen über die regelmäßigen Feierlichkeiten in Israels geistlichem Kalender waren bereits zuvor erteilt worden. Nun, kurz vor dem Einzug ins Land, wiederholte Mose die regelmäßigen Opfer für die jeweiligen Festzeiten in ordentlicher Reihenfolge und fasste sie zusammen, wobei er einige weitere Opfer hinzufügte.
28,3 S. 2Mo 29,38-42.
28,9 Hier handelt es sich um neu offenbarte Opfer für den Sab- bat.
28,11 Das waren neu offenbarte Opfergaben für den »ersten Tag eurer Monate«.
28,16 S. 3Mo 23,5-8.
28,26 S. 3Mo 23,18.
29,1 S. 3Mo 23,23-25.
29,7 S. 3Mo 23,27-32.
29,12 S. 3Mo 23,33-43.
30,1 Dieses Kapitel fügte zu den Gesetzen über Gelübde in 3Mo 27,1-33 weitere Klarstellungen hinzu. Das grundlegende Prinzip für Männer wird in V. 3 wiederholt. Dann wurde das Recht durchgesetzt, dass ein Mann auch für die Gelübde verantwortlich war, die Frauen in seiner Familie ablegten (V. 4-17). Ein Vater oder Ehemann konnte über das Gelübde seiner Tochter oder seiner Frau bestimmen, aber wenn er von dem Gelübde wusste, aber schwieg, bedeutete das, dass es erfüllt werden musste.
30,3 ein Gelübde … einen Eid. Das Versprechen, etwas zu tun, oder das Versprechen, etwas nicht zu tun. Womöglich dachte Christus in Mt 5,33 an diese Schriftstelle.
30,10 einer Witwe oder einer Verstoßenen. Diese wurden nicht als unter der Autorität eines Mannes stehend angesehen, und deshalb reichte allein das Wort der Frau aus.
31,1 Dieses Kapitel ist in vielfältiger Weise mit anderen Schrift- stellen in 4. Mose verknüpft: Vergeltung für Midian (V. 2.3; 10,2-10); Zur, der Midianiter (V. 8; 25,15); Bileam (V. 8.16; 22,2-24,25); Peor (V. 16; 25,1-9.14.15); Reinigung nach der Berührung einer Leiche (V. 19-24; 19,11-19); Fürsorge für die Priester und Leviten (V. 28-47; 18,8-32). Dieser Kampf gegen die Midianiter war ein Prototyp für Gottes Anforderungen eines heiligen Krieges, mit denen Israel sich an seinen Feinden rächte (s. 5Mo 20,1-18). 31,1 Der Herr befahl Israel, sich an Midian zu rächen, weil die Midianiter dafür verantwortlich waren, dass Israel in Peor verdorben wurde (25,1-18).
31,2 zu deinem Volk versammelt. Ein Euphemismus für den Tod (s. 1Mo 25,8.17; 35,29).
31,12 Alle Midianiter, mit Ausnahme der Jungfrauen, wurden ge- tötet. Sowohl die Soldaten als auch die Beute mussten gereinigt werden.
31,17 Die Hinrichtung aller Knaben und Frauen im gebärfähigen Al- ter stellte sicher, dass die Midianiter ausgelöscht wurden und verhinderten, dass sie je wieder Israel zur Sünde verführten. Spätere Erwähnungen von Midianitern (Ri 6,1-6) beziehen sich auf eine andere Sippe. Hier wurden die Midianiter vernichtet, die in Moab lebten.
31,25 Die Beute wurde zu gleichen Teilen sowohl unter denen aufgeteilt, die gekämpft hatten, als auch unter denen, die zurückgeblieben waren.
32,33 dem halben Stamm Manasse. Als die Abmachung mit Ruben und Gad bezüglich der Ansiedlung auf der Ostseite des Jordan getroffen war, schloss sich der halbe Stamm Manasse, der ebenfalls viele Herden hatte, der Suche nach Land in diesem Gebiet an. Aus V. 39-42 geht jedoch hervor, dass Manasse Städte eroberte, die noch nicht eingenommen waren und sich im nördlichen Gebiet von Gilead befanden.
33,1 Der Herr befahl Mose, eine Liste von Israels Lagerplätzen zwischen Ägypten und den Ebenen Moabs aufzustellen. Bezeichnenderweise wurden 40 Orte erwähnt (ohne Ramses und die Ebenen Moabs), was den 40 in der Wüste zugebrachten Jahren entspricht. Einige zuvor genannte Plätze sind nicht angeführt und andere sind nur hier erwähnt. Der Gott, der die Israeliten bei der Eroberung Kanaans leiten wollte (33,50-56), war derselbe, der sie auch durch die Wüste geleitet hatte.
33,50 – 36,13 Das Gelobte Land war von Anfang des 4. Buches Moses an Israels Ziel. Dieser letzte Teil des Buches blickt voraus auf die Ansiedlung in Kanaan. 33,50 Gott befahl, dass alle Kanaaniter ausgerottet werden soll- ten, ebenso wie alle ihre Götzensymbole.
33,52 ihre Höhen. Das waren Hügel, auf denen sich kanaanitische Altäre und Heiligtümer befanden.
33,56 an euch so handeln werde, wie ich an ihnen zu handeln gedachte. Wenn Israel versagte und Gott nicht gehorchte, sollte das Volk in gleicher Weise die Strafe Gottes erfahren wie es für die Kanaaniter verordnet war.
34,1 Gott erteilte Israel genaue Anweisungen über die Grenzen des Landes Kanaan. Leider reichte die tatsächliche Eroberung des Landes nicht an diese Grenzen heran.
34,13 den neun Stämmen und dem halben Stamm zu geben. Das zu erobernde Land sollte den 9½ Stämmen gegeben werden. Die anderen 2½ Stämme hatten ihr Erbteil jenseits des Jordans bereits empfangen (32,1-42).
34,16 Der Herr setzte die Männer ein, die die Erbteile des Landes Kanaan zuteilen sollten: der Priester Eleasar (20,25.26), der Befehlshaber Josua (27,18-23) und die Fürsten aller 10 Stämme, die das Erbe empfangen sollten. Unter diesen Männern waren keine Söhne der Fürsten, die in 1,5-15 aufgelistet sind.
35,1 48 Städte im ganzen Land sollten den Leviten gegeben werden. Der Stamm Levi empfi ng als Stamm keinen Erbteil, sondern lebte unter den anderen Stämmen. In Josua 21,1-42 sind diese 48 Städte aufgelistet.
35,2 von ihrem Erbbesitztum. Aus 18,23 geht hervor, dass die Leviten kein Land als Erbteil in Kanaan haben sollten; deshalb erbten die Leviten diese Städte nicht; sie lebten dort nur. Weideplatz rings um die Städte. Die Leviten erhielten außerdem Weideland in der Umgebung der Städte, damit sie ihr Vieh weiden konnten.
35,9 Sechs der Levitenstädte wurden zu »Zufl uchtsstädten« er- klärt (s. 5Mo 19,1-13). Diese Städte waren Zufl uchtsorte, an denen jeder Schutz fand, der versehentlich jemanden getötet hatte (d.h. durch Totschlag).
35,12 Bluträcher. Dieser Begriff bedeutet »naher Verwandter« und bezeichnet die Person, die von einer Familie dazu erkoren wurde, einen in dieser Familie erlittenen Verlust zu rächen. Bei einem Tötungsdelikt würde ein enger Verwandter versuchen, das zu rächen. Zuvor musste jedoch ein angemessenes Urteil gefällt werden.
35,19 Hier geht es um schnelle Vergeltung gemäß dem Gesetz von 1Mo 9,5.6.
35,24 soll die Gemeinde … entscheiden. Die Gemeinde war auf- gerufen, das Motiv des Totschlägers zu ergründen und festzustellen. Wenn ein Mord zugrunde lag, wurde der Totschläger dem Rächer übergeben und so dem Tod überliefert. Wenn jedoch nur Totschlag vorlag und dem Opfer nachgewiesen werden konnte, dann durfte der Totschläger in der Zufl uchtsstadt bleiben.
35,25 bis zum Tod des Hohenpriesters. Der Totschläger ohne böse Absicht sollte bis zum Tod des Hohenpriesters in der Zufl uchtsstadt bleiben. Mit dem Tod des Hohenpriesters endete für den Totschläger die alte Epoche und eine neue begann.
35,30 Zeuge. Niemand konnte ohne Zeugen gerichtet werden. Um Todesurteile zu fällen, waren mindestens zwei Zeugen notwendig (vgl. 5Mo 17,6; 19,15).
35,33 das Blut entweiht das Land. Zwar verunreinigten sowohl Mord als auch fahrlässige Tötung das Land, doch wurde Mord nur durch
1,1 Diese Einleitung liefert den Rahmen für das 5. Buch Mose und seine Absichten. 1,1 die Worte, die Mose redete. Beinahe das ganze 5. Buch Mose besteht aus Ansprachen, die Mose am Ende seines Lebens hielt. Laut V. 3 handelte Mose in der Autorität Gottes, da seine inspirierten Worte in Übereinstimmung mit den von Gott gegebenen Geboten standen. zu ganz Israel. Dieser Ausdruck wird in diesem Buch 5-mal verwendet und hebt Israels Einheit hervor, sowie die allgemeine Anwendung dieser Worte. in der Arava gegenüber von Suph. Mit Ausnahme des Jordan und der Arava (s. Anm.) ist die genaue Lage der in 1,1 beschriebenen Orte nicht mit Sicherheit bekannt, obgleich sie möglicherweise auf Israels Weg nach Norden vom Golf von Akaba lagen (vgl. 4Mo 33). Mit der erwähnten Ebene ist der große Grabenbruch gemeint, der sich vom See von Galiläa im Norden bis zum Golf von Akaba im Süden erstreckt. Israel hatte in diesem Tal sein Lager östlich des Jordan aufgeschlagen.
1,2 Elf Tagereisen. Die Entfernung vom Horeb bis nach Kadesch- Barnea betrug ungefähr 240 km. Kadesch lag an der Südgrenze des verheißenen Landes. Zu Fuß dauerte diese Reise 11 Tage, doch für Israel waren es mehr als 38 Jahre. Horeb. Der übliche Name für den Berg Sin ai im Deuteronomium bedeutet »Verwüstung«, ein passender Name, denn das Gebiet am Sinai ist karg und wenig einladend. Bergland Seir. Südlich des Toten Meeres im Gebiet Edoms.
1,3 im vierzigsten Jahr. Das 40. Jahr nach dem Auszug aus Ägyp- ten. Die Jahre des göttlichen Gerichts (4Mo 14,33.34) neigten sich dem Ende zu. im elften Monat. Jan.-Feb. 1405 v.Chr. Die Kapitel 20-36 im 4. Buch Mose berichten von den Ereignissen des 40. Jahres.
1,4 Sihon … Og. Zwei Amoriter Könige, welche die Juden östlich des Jordan besiegt hatten (s. 2,24-3,11; 4Mo 21,21-35).
1,5 Diese Verse bilden in erster Linie Moses erste Rede. Mose leitete seine Erklärung des Gesetzes mit dem Aufruf ein, das Land Kanaan einzunehmen (V. 6-8), welches von Gott im abrahamitischen Bund verheißen wurde (vgl. 1Mo 15,18-21). Im gesamten Buch bezieht Mose sich auf diese Bundesverheißung (1,35; 4,31; 6,10.18.23; 7,8.12; 8,1.18; 9,5; 10,11; 11,9.21; 13,17; 19,8; 26,3.15; 27,3; 28,11; 29,13; 30,20; 31,7.20-23; 34,4). Anschließend gab er einen historischen Rückblick über das gütige Handeln Gottes (1,9-3,29) und rief Israel zum Gehorsam gegenüber dem Bund auf, den der Herr mit ihnen am Sinai geschlossen hatte (4,1-40). Dieser einleitende Teil endet mit einer kurzen Schilderung der 3 Städte, die als Zufl uchtsorte östlich des Jordan ernannt wurden (4,41-43). 1,5 auszulegen. Etwas verständlich oder klar machen. Es war das Ziel des Buches, dem Volk den Sinn und die Absicht des Gesetzes deutlich zu machen, bevor sie das Land einnahmen. Es sollte als ihre Anleitung zum Gesetz dienen, während sie im Land lebten. Mose blickte nicht auf die Ereignisse vom Horeb (Sinai) zurück, was von ihm in den Büchern Exodus, Levitikus und Numeri festgehalten wurde (vgl. 2Mo 20,1-4Mo 10,10), sondern gab Israel vielmehr Anweisungen, wie sie, um gesegnet zu werden, mit Gott leben und seinen Willen im Land erfüllen sollten.
1,7 das Land. Das Land, das der Herr Israel zeigte und in das sie hineingehen sollten, um es in Besitz zu nehmen, wird in V. 7 deutlich beschrieben. Das Gebirge der Amoriter bezieht sich auf das bergige Land westlich des Toten Meeres. Die Ebene (Arava) war der Grabenbruch, der sich vom See von Galiläa im Norden bis zum Toten Meer im Süden erstreckt. Das Bergland bezeichnet die Berge, die sich von Norden nach Süden durchs Landesinnere ziehen und westlich des Sees von Galiläa und des Jordan liegen. Mit dem Tiefl and ist das fl ache Hügelland gemeint, das sich der Mittelmeerküste zuneigt (Schephela). »Zum Negev« beschreibt das trockene Ödland, das sich von Beerscheba nach Süden hin zur Wüste zieht. Das »Ufer des Meeres« beschreibt das Land entlang des Mittelmeeres. Die Grenzen des Landes der Kanaaniter wurden in 4Mo 34,1-15 gegeben. Der Libanon im Norden markierte die nordwestliche Grenze an der Küste. Die nordöstliche Grenze des Landes war der Euphrat. Vgl. 4Mo 34,1-12.
1,8 der HERR … geschworen hat. Gottes Befehl, das Land durch Eroberung in Besitz zu nehmen, basierte auf der Verheißung des Landes, die in einem Bund mit Abraham gegeben (1Mo 15,18-21) und gegenüber Isaak und Jakob wiederholt wurde (1Mo 26,3-5; 28,13-15; 35,12). Diese 3 Patriarchen werden im Deuteronomium 7-mal erwähnt (1,8; 6,10; 9,5.27; 29,13; 30,20; 34,4). Der Herr besiegelte seine Verheißung gegenüber den Patriarchen mit einem Eid (Schwur), was darauf hinweist, dass er seinen Plan nie ändern würde (vgl. Ps 110,4).
1,9 S. Anm. zu 2Mo 18 zur Erklärung des Hintergrundes.
1,10 die Sterne des Himmels. Der Herr hatte Abraham verheißen, dass seine Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel sein würden (s. 1Mo 15,5; 22,17). Das Wachstum des Volkes bewies sowohl Gottes Absicht als auch seine Fähigkeit, seine ursprünglichen Verheißungen gegenüber Abraham zu erfüllen.
1,11 tausendmal. Eine semitische Ausdrucksweise für »eine unend- lich große Zahl«.
1,13 Nehmt … weise … Männer. Die Erfüllung der Verheißung Gottes, Abraham so viele Nachkommen zu geben, stellte für Mose ein Problem dar. Das Volk war für Mose zu groß geworden, um es effektiv zu führen. Die Lösung lag darin, dass Mose Männer ernannte, die ihm bei der Führung des Volkes behilfl ich waren (s. 2Mo 18,13-27). Kriterien bei der Auswahl waren: 1.) Weisheit, d.h. es mussten Männer sein, die es verstanden, ihr Wissen anzuwenden; 2.) Verständnis, d.h. sie mussten unterscheiden und entsprechend entscheiden können; und 3.) Erfahrung, d.h. sie mussten erfahren und anerkannt sein. Vgl. 2Mo 18,21.
1,19 S. Anm. zu 4Mo 10,11-12,16 zur Erklärung des Hintergrun- des.
1,22 S. Anm. zu 4Mo 13.14 zur Erklärung des Hintergrundes. 1,22 Lasst uns Männer vor uns hersenden. Als das Volk von Mose aufgefordert wurde, das Land einzunehmen (V. 20.21), baten sie ihn, zuerst Kundschafter ins Land zu senden. Es scheint, dass Mose ihre Bitte dem Herrn vortrug, der ihren Plan genehmigte und Mose befahl, die Kundschafter zu bestimmen (4Mo 13,1.2). Folglich suchte Mose 12 Männer aus, die auszogen, um das Land zu erkunden (4Mo 13,17-20).
1,26 sondern lehntet euch auf. In Kadesch-Barnea lehnte es Israel bewusst und herausfordernd ab, Gottes Befehl nachzukommen, das Land einzunehmen (4Mo 14,1-9).
1,27 ihr murrtet. Israel murrte in seinen Zelten. Sie unterstellten, dass der Herr sie aus Ägypten herausgeführt hatte, um sie von den Amoritern töten zu lassen.
1,28 die Söhne Enaks. D.h. die Enakiter oder Anakiter. Die Enakiter waren frühe Einwohner Kanaans, die als »Riesen« beschrieben werden (2,10.21; 9,2; 4Mo 13,32.33). Sie waren größer als die Israeliten und wurden besonders wegen ihrer Militärmacht gefürchtet.
1,32 ihr wolltet dem HERRN, eurem Gott, nicht glauben. Das Versagen des Volkes, das Land zu Beginn ihrer Zeit in der Wüste einzunehmen, wurde hier auf die gleiche Weise erklärt wie in 4Mo 14,11. Israel nahm den Herrn nicht beim Wort und gehorchte deshalb nicht seinem Befehl. Israels Mangel an Gehorsam wird als Ergebnis ihres mangelnden Glaubens an den Herrn dargestellt.
1,33 im Feuer … in einer Wolke. Die Wolkensäule am Tag und die Feuersäule in der Nacht waren die Mittel, durch die Gott Israel in der Wüste führte (2Mo 13,21; 4Mo 9,15-23). Der Herr, der Israel auf seiner Reise leitete, war der gleiche Herr, der für Israel bereits einen Ort im Land ausgesucht hatte. So wie er sie in der Vergangenheit geführt hatte, würde er sie auch in Zukunft leiten.
1,36 Kaleb … Josua. Aufgrund ihres vorbildlichen Glaubens und Gehorsams wurden sie vor dem Gericht verschont (vgl. 4Mo 14,24; Jos 14,8.9).
1,37 Auch über mich wurde der HERR zornig. Obwohl Mose nahezu 39 Jahre nach Israels Versagen in Kadesch ungehorsam war (4Mo 20,1-13), verbindet er hier seinen Ungehorsam gegenüber dem Herrn mit dem Israels, weil sie beide gleichartig waren. Mose ehrte ebenso wenig das Wort des Herrn wie Israel; folglich war er, weil er seine eigene Ehre suchte, ungehorsam gegenüber dem klaren Befehl Gottes und schlug den Fels statt zu ihm zu reden. Aus diesem Grund musste er den Zorn Gottes erleiden, und es war ihm wie Israel nicht gestattet, das Land zu betreten (4Mo 20,12).
1,41 Dass Israel den Befehl des Herrn auch weiterhin missach- tete, zeigte sich in ihrem vermessenen Versuch, das Land einzunehmen, obwohl Gott ihnen es mittlerweile untersagt hatte. Dieses Mal rebellierten sie gegen ihn, als sie versuchten, das Land zu betreten und es zu erobern – nur um von den Amoritern vertrieben zu werden. Der Herr zeigte sein Missfallen, indem er ihnen weder half noch Mitleid mit ihrer Niederlage hatte. Während der nächsten 38 Jahre gab es für diese Generation kein Entkommen vor dem Tod in der Wüste (vgl. 4Mo 15-19).
1,46 ihr bliebt in Kadesch eine lange Zeit. Diese Worte deuten an, dass Israel einen Großteil der 38 Jahre in der Wüste nahe KadeschBarnea verbrachte.
2,1 S. Anm. zu 4Mo 20,14-21,35 zur Erklärung des Hinter- grundes. 2,1 Dieser Abschnitt handelt von Israels Begegnungen mit ver- wandten Völkern – den Edomitern (V. 1-8), Moabitern (V. 9-18) und Ammonitern (V. 19-23). 2,1 dem Weg zum Roten Meer. Vgl. 4Mo 21,4. Nachdem sie lange Zeit in Kadesch verbracht hatten, brachen die Israeliten erneut auf den Befehl des Herrn durch Mose auf. Ihr Weg verlief weg vom verheißenen Land in südöstlicher Richtung zum Golf von Akaba. Somit begann ihr Umherziehen, das eigentlich ein Ende fi nden sollte. zogen … um das Bergland Seir. Israel zog viele Tage in der Umgebung des Gebirges Seir umher, das im Gebiet der Edomiter südlich des Toten Meeres lag und sich entlang der Ostseite der Arava ausbreitete.
2,3 wendet euch nach Norden. Sie verließen Kadesch in südöst- licher Richtung weg vom verheißenen Land, bis der Herr Israel befahl, wieder nach Norden zu ziehen, dem verheißenen Land entgegen.
2,4 eurer Brüder, der Söhne Esaus. Esau war Jakobs Bruder (1Mo 25,25.26). Die Edomiter, die Nachkommen Esaus, lebten im Gebirge Seir. Laut 4Mo 20,14-21 verwehrten die Edomiter Israel, durch ihr Land zu ziehen. V. 8 lässt auf die Weigerung der Edomiter schließen und besagt, dass die Israeliten das Gebiet der Nachkommen Esaus in östlicher Richtung umgingen.
2,5 ich werde euch von ihrem Land nicht einen Fußbreit ge- ben. Gott hatte Esaus Nachkommen ein Erbteil zugesprochen (ihnen gehörte das Gebirge Seir). In V. 9 wird das gleiche von den Moabitern gesagt und in V. 19 über die Ammoniter.
2,8 von Elat und von Ezjon-Geber. Zwei Städte, die nördlich vom Golf von Akaba lagen. Auf seiner Reise nach Norden wanderte Israel durch den Osten Edoms und Moabs. 2,10 Die Emiter. Anscheinend ein moabitischer Begriff (s. V. 11) mit der Bedeutung »die Schrecklichen«. Dieses Volk, zahlreich und großgewachsen, bewohnte das Land Moab, bevor die Moabiter kamen.
2,12 dem Land seines Besitztums … das ihm der HERR gab. Die Horiter waren Hurriter, ein Volk, dass an verschiedenen Orten in Syrien und Palästina wohnte. Jene, die in der Region von Seir lebten, wurden von den Nachkommen Esaus verdrängt. Die Vertreibung der Horiter durch die Edomiter war vergleichbar mit Israels Inbesitznahme ihres Landes.
2,13 Sered. Ein Bach, der von Südosten ins Tote Meer fl oss. An- scheinend bildete er die Südgrenze Moabs. Im Gegensatz zu ihrem Ungehorsam in Kadesch kam das Volk dem Befehl nach, über den Bach Sered zu ziehen. Unter dem Volk herrschte ein neuer Geist des Gehorsams gegenüber dem Herrn.
2,14 38 Jahre. Von 1444-1406 v.Chr. Dies waren die Jahre vom Versagen bei Kadesch bis zum Gehorsam am Sered. Während dieser Zeit starb die ganze rebellische Generation, welcher der Eintritt ins verheißene Land verwehrt wurde – ganz wie der Herr es ihnen geschworen hatte.
2,20 Samsummiter. Anscheinend ein ammonitischer Begriff, der zur Beschreibung ihrer Vorgänger im Land verwendet wurde. Sie wurden durch ihre Größe charakterisiert, die der der Enakiter gleichkam. Aber der Herr hatte sie getötet und ihr Land den Ammonitern gegeben. Dies war eine Ermutigung für die Israeliten, dass Gott die Enakiter auch im Land Kanaan besiegen und Israel das Land geben könnte.
2,23 den Awitern. Dorfbewohner des Altertums im südwestlichen Palästina entlang der Mittelmeerküste bis zur Stadt Gaza. die Kaphtoriter. Kaphtor bezieht sich wahrscheinlich auf Kreta und könnte eine Erwähnung einer frühen Philistergruppe von dieser Insel sein, die die Küste Palästinas überfi el, die Awiter besiegte und sich anschließend dort niederließ. Diese Kaphtoriter waren die Vorläufer der späteren großen Invasion der Philister von ca. 1200 v.Chr.
2,24 Mose setzt den historischen Überblick mit einem weite- ren Detail fort, der Niederlage der beiden Amoriter Könige, Sihon und Og, und der Übernahme ihres Territoriums. 2,24 den Arnonfl uss. Die Nordgrenze Moabs. Israel wurde es ge- stattet Sihon, den Amoriter, anzugreifen, weil die Amoriter mit Israel nicht verwandt waren.
2,25 Furcht … vor dir. Als die Eroberung begann, legte Gott Furcht vor Israel in die Herzen ihrer Feinde.
2,26 der Wüste von Kedemoth. Kedemoth bedeutet »östliche Regionen«. Das Gebiet lag wahrscheinlich einige Kilometer nördlich vom Fluss Arnon und nahe der Ostgrenze der Amoriter.
2,27 Ich will durch dein Land ziehen. Wie zuvor schon bei den Edomitern (4Mo 20,17), bat Mose, friedlich durch das Gebiet Sihons ziehen zu dürfen.
2,30 seinen Geist hartnäckig gemacht. Sihon lehnte Israels Bit- te, durch sein Land zu ziehen, bewusst ab. Gott bestärkte Sihons Herzenszustand, nämlich seine Überheblichkeit gegenüber dem Herrn und seinem Volk Israel, um ihn im Kampf zu besiegen und sein Land Israel zu geben.
2,32 Jahaz. Der Schlachtplatz zwischen Sihon und den Israeliten, wahrscheinlich ein paar Kilometer nördlich von Kedemoth (V. 26).
3,1 Baschan. Eine fruchtbare Region östlich des Sees von Galiläa und dem Jordan, die sich vom Berg Hermon im Norden bis zum Fluss Jarmuk im Süden erstreckte. Israel traf im Kampf auf König Og und seine Armee bei Edrei, einer Stadt am Jarmuk. Der Amoriter-König herrschte über 60 Städte (V. 4-10; Jos 13,30), die von Israel erobert wurden; dieses Königreich wurde den östlich des Jordan siedelnden Stämmen zugewiesen, besonders dem halben Stamm Manasse (V. 13).
3,8 jenseits des Jordan. Östlich des Jordan. Israel kontrollierte das Gebiet vom Fluss Arnon bis zum Berg Hermon, dessen Ausdehnung ca. 240 km betrug. Es ist zu bemerken, dass Moses Perspektive auf das Gebiet östlich des Jordan gerichtet war; die Gebiete westlich des Jordan mussten noch erobert werden. Diese Aussage ist hilfreich, um diese Reden in die Zeit vor der Landeinnahme zu datieren.
3,11 ein eisernes Bett. Das Bett war möglicherweise ein Sarg, der groß genug gewesen wäre, auch Grabgegenstände zu fassen. Die Ausmaße des »Bettes« von 4 m mal 1,80 m hoben die Größe Ogs hervor, der ein Riese war (der letzte Rephaiter, einem Geschlecht von Riesen). Wie Gott Israel den Sieg über den Riesen Og gegeben hatte, so würde er ihnen auch den Sieg über die Riesen im Land schenken.
3,12 S. Anm. zu 4Mo 32,1-42; 34,13-15 zur Erklärung des Hin- tergrundes.
3,20 Ruhe. Eine friedvolle Situation; das Land ist frei von äußerer Bedrohung und Bedrängnis. Die östlichen 2½ Stämme standen unter der Verantwortung, an der Seite ihrer westlichen Brüder zu kämpfen, bis die Eroberung abgeschlossen war (vgl. Jos 22).
3,22 der HERR, euer Gott ist es, der für euch streitet. Mose befahl Josua, sich nicht zu fürchten, da der Herr selbst mit übernatürlicher Macht eingreifen und ihnen den Sieg geben würde (vgl. 1,30; 31,6-8; Jos 1,9).
3,23 ich fl ehte zum HERRN. Nach den Siegen über Sihon und Og richtete Mose eine letzte leidenschaftliche Bitte an den Herrn, ihm den Eintritt ins verheißene Land zu gewähren. Doch der Herr gestattete Mose dieses Privileg nicht. Allerdings erlaubte er Mose, auf den Gipfel des Berges Pisga zu gehen und das Land zu sehen (vgl. 5Mo 32,48-52; 34,1-4).
3,26 der HERR war zornig. S. Anm. zu 1,37; vgl. 4,21-24.
3,29 Beth-Peor. Östlich des Jordan gelegen, wahrscheinlich auf der Höhe von Jericho (s. Anm. zu 4Mo 22-25 zur Erklärung des Hintergrundes).
4,1 nun, Israel, höre. Mose rief das Volk auf, die Verhaltensregeln zu hören und zu befolgen, die Gott ihnen zur Einhaltung gegeben hatte. Der Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz war die Grundlage für eine erfolgreiche Eroberung und den vollständigen Genuss des Lebens im Lande. auf die Satzungen und auf die Rechtsbestimmungen. Mit den Satzungen sind feste Verhaltensregeln gemeint, die von der herrschenden Obrigkeit bestimmt wurden; wohingegen die Rechtsbestimmungen Gerichtsbeschlüsse sind, die als Präzedenzfälle zur zukünftigen Orientierung dienten.
4,2 Ihr sollt nichts hinzufügen … auch nichts davon wegneh- men. Das Wort, das Gott Israel durch Mose gegeben hatte, war abgeschlossen und reichte zur Führung des Volkes aus. Folglich konnte dieses Gesetz, Gottes Gabe vom Berg Horeb, nicht ergänzt oder verkürzt werden. Alles, was das Gesetz Gottes verfälschte oder ihm widersprach, würde nicht geduldet werden (vgl. 12,32; Spr 30,6; Offb 22,18.19). 4,3.4 Mose benutzte den Vorfall in Bezug auf Baal-Peor (4Mo 25,19), um aus Israels eigener Geschichte aufzuzeigen, dass ihr Leben vom Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes abhing. Nur diejenigen, die am Herrn festgehalten und seinen Geboten gehorcht hatten, lebten auch jetzt noch, um Mose zu hören.
4,6 der Völker. Israels Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes würde für die Welt ein Zeugnis darstellen, dass Gott seinem Volk nahe war und seine Gesetze gerecht waren. Eine Absicht des Gesetzes war es, Israel eine einzigartige moralische und geistliche Stellung unter den Völkern zu verleihen und diese dadurch zu dem wahren und lebendigen Gott zu ziehen. Seit ihren Anfängen sollten sie ein Volk zum Zeugnis sein. Obwohl sie versagten und vorübergehend beiseite gesetzt wurden, enthüllten die Propheten, dass sie im zukünftigen messianischen Reich ein Volk treuer Zeugen sein werden (vgl. Jes 45,14; Sach 8,23). ein so weises und verständiges Volk. Die Völker würden 3 Dinge an Israel erkennen (V. 6-8). Erstens würden die Israeliten in der Lage sein, Gottes Wissen zur Unterscheidung anzuwenden, und Angelegenheiten genau zu beurteilen (s. folgende Anm.).
4,7 die Götter sich so nahen. Zweitens würde die Treue gegenü- ber dem Herrn die Völker erkennen lassen, dass Israel mit dem Herrn vertraut ist.
4,8 gerechte Satzungen und Rechtsbestimmungen. Drittens würden die Völker bemerken, dass Israels Gesetz unverwechselbar ist, da der Herr sein Ursprung war und es auf sein gerechtes Wesen hinweist.
4,9 Dieser Abschnitt beinhaltet die wesentlichsten Lektionen für Israel – Gott zu fürchten und zu verehren. 4,9 du sollst sie deinen Kindern und Kindeskindern verkün- den. Deuteronomium betont die Verantwortung der Eltern, ihre Erfahrungen mit Gott und ihre Kenntnis von ihm an ihre Kinder weiter zu geben (vgl. 6,7; 11,19).
4,10 An dem Tag. Eine von Israels Erfahrungen, die von Generation zu Generation weiter gereicht werden sollte, war die Selbstoffenbarung Gottes am Horeb (vgl. 2Mo 19,9-20,19).
4,12 keine Gestalt. Israel sollte sich daran erinnern, dass Gott sich am Sinai selbst offenbarte. Er war durch seine Stimme gegenwärtig, d.h. durch den Klang seiner Worte. Sie hatten ihn nicht gesehen. Gott ist Geist (Joh 4,24), was eine Götzendarstellung Gottes in jeder physischen Form ausschließt (V. 16-18) und jegliche Verehrung der geschaffenen Welt (V. 19).
4,13 die zehn Worte. Daher stammt der Ausdruck »Dekalog«. Dies umfasst und verkörpert alle Gebote, die der Herr Israel durch Mose gab. Obschon der Ausdruck nur hier, in 10,4 und in 2Mo 34,28 auftaucht, gibt es im Deuteronomium mehr als 26 Anspielungen darauf (s. Anm. zu Mt 19,16-23; 22,34-40; Mk 10,17-22; Röm 13,8-10).
4,15 An dieser Stelle werden die ersten beiden Gebote sehr deut- lich betont (vgl. Röm 1,18-23).
4,20 dem Eisenschmelzofen. Feuer wurde verwendet, um Eisen stark genug zu erhitzen, damit es unter Hammerschlägen in eine andere Form gebracht werden konnte. Der Eisenschmelzofen deutet an, dass Israels Aufenthalt in Ägypten eine Zeit der Qual, Prüfung und Reinigung für die Hebräer war, um sie für Gott als Volk zum Zeugnis brauchbar zu machen.
4,24 ein eifersüchtiger Gott. Gott beschützt das, was ihm gehört, mit Eifer. Er wird keinem anderen die Ehre zukommen lassen, die allein ihm gebührt (vgl. Jes 42,8; 48,11).
4,25 Vgl. 8,18.19. Dies umriss knapp das zukünftige Gericht Is- raels, das seinen Höhepunkt in der Wegführung der 10 Nordstämme nach Assyrien (ca. 722 v.Chr.; 2Kö 17) und der Deportation der beiden Südstämme nach Babylon fand (ca. 605-586 v.Chr.; 2Kö 24.25). Obgleich die Juden zur Zeit Esras und Nehemias zurückkehrten (ca. 538445 v.Chr.), erhielten sie nie wieder ihre frühere Autonomie oder Dominanz. Folglich bezieht sich die verheißene Wiederherstellung und Rückkehr auf das Kommen des Messias, wenn er sein Tausendjähriges Reich aufrichten wird.
4,27 der HERR wird euch … zerstreuen. Mose warnte Israel, dass das Urteil über Götzendienst ihre Zerstreuung unter die Nationen durch den Herrn sein würde (s. 28,64-67).
4,30 am Ende der Tage. Mose sah in weiter Zukunft eine Zeit, in der das bußfertige Israel wieder zum Herrn umkehren und ihm gehorsam sein würde. Im ganzen Pentateuch bezieht sich der Ausdruck »am Ende der Tage« auf die Zeit, wenn der Messias sein Reich errichten wird (s. 1Mo 49,1.8-12; 4Mo 24,14-24; 5Mo 32,39-43).
4,31 den Bund, den er deinen Vätern geschworen hat. Obwohl sie es nicht verdienten, wird Gott in seiner Gnade seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob im bußfertigen Überrest Israels zukünftig erfüllen. Gott wird das Wort, das er Abraham und seinem Samen gab, nicht vergessen (vgl. Röm 11,25-27).
4,32 Eine historische Erinnerung, die an den Gehorsam des Vol- kes gegenüber dem Gesetz Gottes appelliert. 4,32 von dem Tag an, als Gott den Menschen auf Erden erschuf. In der ganzen Menschheitsgeschichte wurde keinem anderen Volk das Vorrecht zuteil, Gott sprechen zu hören und dennoch zu überleben, wie es bei der Gesetzgebung am Sinai geschah. Es wurde auch kein anderes Volk so gesegnet, auserwählt und durch solch mächtige Wunder von der Sklaverei befreit wie Israel. Gott tat dies, um ihnen zu zeigen, dass er der alleinige Gott ist (V. 35.39).
4,37 seinem Angesicht. Gott selbst hatte Israel aus Ägypten he- rausgeführt. Der Exodus war die Folge der auserwählenden Liebe, die Gott für die Patriarchen und ihre Nachkommen hatte.
4,40 Ein solches Vorrecht, wie das in den Versen 32-39 erwähnte, sollte Gehorsam hervorrufen, besonders angesichts der bedingungslosen Verheißung, dass das Land beständig ihnen gehören würde (»für alle Zeiten«), wie Kap. 29 und 30 ausführlich beschreiben.
4,41 Diese 3 Verse sind am Ende von Moses Ansprache einge- fügt. Die Absonderung der drei Städte auf der Ostseite des Jordan durch Mose zeigte, dass Mose den von Gott gegebenen Geboten bereitwillig gehorchte. Er war ein Beispiel der Art von Gehorsam, die Gott in 4,1-40 forderte (vgl. 4Mo 35,14; Jos 20,18).
4,44 Das Herzstück des Deuteronomiums fi ndet sich in dieser langen zweiten Rede Moses. »Und dies ist das Gesetz« (4,44), welches Mose Israel erklärte (vgl. 1,5). Nach einer kurzen Einleitung (4,44-49) gab Mose dem Volk ein klares Verständnis dessen, was das Gesetz hinsichtlich ihrer Beziehung zum Herrn im Land verordnete (5,1-26,19). Anschließend schloss er mit Segen und Fluch, die über das Volk kommen würden als Konsequenz ihrer Reaktion auf die Bedingungen dieses Gesetzes (27,1–28,68).
4,45 Zeugnisse … Satzungen … Rechtsbestimmungen. Gottes Anweisungen an Israel wurden dargelegt in: 1.) den Zeugnissen – die grundlegenden Bedingungen des Bundes (5,6-21); 2.) den Satzungen – Worte, die eingraviert waren und deshalb feststanden; und 3.) den Rechtsbestimmungen – richterliche Entscheidungen aufgrund der Sachlage. Dieses Gesetz wurde Israel gegeben, als es aus Ägypten kam. Mose fügt keine weiteren Gesetze hinzu, sondern erklärt jetzt nur jene, die zuvor schon gegeben wurden.
4,48 Berg Sion. Diese Bezeichnung des Berges Hermon ist nicht zu verwechseln mit dem Berg Zion in Jerusalem.
4,49 das Meer der Arava. Das Tote Meer.
5,1 Als Mose mit seiner zweiten Ansprache an das Volk Israel begann, erinnerte er sie an die Ereignisse und die wesentlichen Gebote Gottes, die die Grundlage des sinaitischen Bundes bildeten (5,1-33; s. 2Mo 19,1-20,21). In 6,1-11,32 erläuterte Mose die ersten 3 der Zehn Gebote und wendete sie auf die gegenwärtige Situation des Volkes an. 5,1 Höre, Israel. Das Verb »hören« beinhaltet den Gedanken von »gehorchen«. Vom ganzen Volk wurde die Art Hören verlangt, die zum Gehorsam führt (vgl. 6,4; 9,1; 20,3; 27,9).
5,2 am Horeb einen Bund mit uns geschlossen. Die zweite Ge- neration Israels, die im Kindersalter den Bund empfi ng, den Gott mit Israel am Sinai machte.
5,3 Nicht mit unseren Vätern hat er diesen Bund geschlossen. Mit den »Vätern« waren nicht die Väter des Volkes gemeint, welche in der Wüste starben, sondern ihre Vorväter, die Patriarchen (s. 4,31.37; 7,8.12; 8,18). Der sinaitische oder mosaische Bund war ein zusätzlicher Bund und unterschied sich vom abrahamitischen, der mit den Patriarchen geschlossen wurde.
5,6 Die ersten 5 Gebote handeln von der Beziehung zu Gott, die letzten 5 befassen sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen; zusammen bildeten sie Israels Lebensgrundlage vor Gott. Mose wiederholte sie hier, wie sie ursprünglich am Sinai gegeben wurden. Leichte Veränderungen zum Text aus 2. Mose betonen Moses Absicht im Deuteronomium – die Erklärung der Gesetzesinhalte. S. Anm. zu 2Mo 20,1-17 zur weiteren Erklärung dieser Gebote.
5,7 keine anderen Götter. Vgl. 2Mo 20,3. Die »anderen Götter« waren nicht-existente, heidnische Götter, die die Form von Götzen besaßen und dem Denken ihrer Anbeter entsprangen. Der Israelit sollte dem Gott vollkommen treu sein, an den er durch einen Bund gebunden war. Vgl. Mt 16,24-27; Mk 8,34-38; Lk 9,23-26; 14,26-33.
5,8 kein Bildnis. Vgl. 2Mo 20,4.5. Den unendlichen Gott auf ir- gendein materielles Bildnis zu reduzieren, war nicht duldbar, wie das Volk bei dem Versuch herausfand, Gott in die Form eines goldenen Kalbs zu gießen (vgl. 2Mo 32).
5,9 das dritte und vierte Glied … Tausenden. S. Anm. zu 2Mo 20,5.6 zur Erklärung dieser oftmals missverstandenen Stelle. die mich hassen … die mich lieben. Ungehorsam ist gleichbedeutend mit dem Hass gegenüber Gott, so wie Liebe mit Gehorsam gleichzusetzen ist (vgl. Mt 22,34-40; Röm 13,8-10).
5,11 den Namen … missbrauchen. Vgl. 2Mo 20,7. Den Namen Gottes mit sinnlosen, leeren Dingen in Verbindung bringen. Vgl. Ps 111,9; Mt 6,9; Lk 1,49; Joh 17,6.26.
5,12 wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat. Vgl. 2Mo 20,8- 10. Diese Worte fehlen in 2Mo 20,8; dennoch beziehen sie sich hier auf dieses Gebot, welches Israel vor 40 Jahren am Sinai gegeben wurde.
5,15 dich von dort herausgeführt hat. An dieser Stelle wird ein zusätzlicher Grund für Gottes Ausruhen nach dem Schöpfungswerk angegeben (d.h. zur Einhaltung des Sabbat; s. 2Mo 20,11) – Gottes Befreiung des Volkes aus Ägypten. Als die Israeliten Sklaven in Ägypten waren, war es ihnen nicht gestattet, von ihrer permanenten Arbeit auszuruhen, somit hatte der Sabbat auch die Funktion eines Ruhetages, an dem sie sich an ihre Befreiung aus der Sklaverei mit Dankbarkeit erinnerten, als einem Zeichen ihrer Erlösung und beständigen Heiligung (vgl. 2Mo 31,13-17; Hes 20,12).
5,16 Vgl. Mt 19,18-19; Mk 10,19; Lk 18,20. 5,16 damit du lange lebst. Vgl. 2Mo 20,12; Mt 15,4; Mk 7,10; Eph 6,2.3. Paulus wies darauf hin, dass es das erste Gebot mit einer Verheißung war (Eph 6,2). Auch Jesus hatte viel über das Ehren der Eltern zu sagen (s. Mt 10,37; 19,29; Lk 2,49-51; Joh 19,26.27).
5,17 töten. Vgl. 2Mo 20,13; Mt 5,21; Jak 2,11.
5,18 ehebrechen. Vgl. 2Mo 20,14; Mt 5,27.
5,19 stehlen. Vgl. 2Mo 20,15; Eph 4,28.
5,20 falsches Zeugnis reden. Vgl. 2Mo 20,16; Kol 3,9.
5,21 begehren … gelüsten. Vgl. 2Mo 20,17. Sowohl das Begeh- ren der Frau des Nächsten als auch das starke Verlangen nach seinem Besitz war durch das 10. Gebot untersagt (vgl. Röm 7,7).
5,22 und er fügte nichts hinzu. Nur diese Zehn Gebote waren als direkte Zitate Gottes gekennzeichnet. Die restlichen Bestimmungen des Bundes wurden Mose gegeben, der sie wiederum an die Israeliten weitergab. Diese grundlegenden Regeln, die das Wesen Gottes widerspiegeln, sind auch weiterhin ein Mittel, durch das Gott die sündigen Taten des Fleisches bloßlegt (vgl. Röm 7,7-14; Gal 3,19-24; 5,13-26). Zudem stellen sie einen heiligen Verhaltensmaßstab dar, nach dem die Erretteten mit der Hilfe des Heiligen Geistes leben – mit Ausnahme der Einhaltung des Sabbats (vgl. Kol 2,16.17). zwei steinerne Tafeln. Die Tafeln waren von beiden Seiten beschrieben (s. 2Mo 32,15). 5,22 Die furchterregenden Umstände, die Gottes Gegenwart am Sinai begleiteten, fl ößten dem Volk so viel Furcht ein, dass sie Mose baten, Gottes Worte entgegen zu nehmen und sie anschließend ihnen mitzuteilen. Sie versprachen sogar allem zu gehorchen, was Gott sagte (s. V. 27).
5,28 Gott bestätigte, dass das Versprechen des Gehorsams, die richtige Reaktion war (V. 28), und drückte im Anschluss seine Zuneigung zu ihnen aus sowie den Wunsch, dass sie ihr Versprechen auch erfüllten, damit es ihnen und ihren Kindern wohl ergehen würde. 5,30-33 Sie baten um das ganze Wort Gottes (V. 27), so dass Gott das Volk entließ und Mose mitteilte, dass er ihm das Gesetz geben würde, um das Volk zu lehren (V. 31). Sie sollten Leben und Wohlstand im Land der Verheißung empfangen.
6,1 Tage … lange lebst. Moses Anliegen ist es, dass auch die nachfolgenden Generationen gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen sein würden, die Leben und Wohlstand sicherten.
6,3 einem Land, in dem Milch und Honig fl ießt. Eine Beschrei- bung, die den Reichtum des Landes schildert, welches die Israeliten schon bald besitzen sollten (s. 11,9; 26,9.15; 27,3; 31,20).
6,4 Vgl. Mk 12,29, 30.32.33. 6,4 Höre Israel. S. 5,1. 5Mo 6,4-9, bekannt als das Schema (hebr. für »hören«), wurde zum jüdischen Glaubensbekenntnis, das fromme Juden zweimal täglich vortrugen, zusammen mit 11,13-21 und 4Mo 15,37-41. der HERR … der HERR allein. Die Intention dieser Worte war es, eine klare Feststellung der Wahrheit des Monotheismusses zu liefern, dass es nur einen Gott gibt. Folglich wurde die Stelle auch übersetzt mit: »der HERR ist unser Gott, der HERR allein.« Mit dem hier verwendeten Wort für »allein« ist nicht eine »Einzahl« der Gottheit gemeint, sondern »Einheit«. Das gleiche Wort fi ndet sich in 1Mo 2,24, wo von Mann und Frau gesagt wird, dass sie zu »einem Fleische« werden. Obschon der Vers eine klare und präzise Aussage über den Monotheismus ist, schließt er die Vorstellung der Dreieinheit nicht aus.
6,5 du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben. An erster Stelle der Prioritätenliste der Juden stand uneingeschränkte Hingabe mit ganzem Herzen, die sich durch die Liebe zu Gott ausdrückte. Da diese Beziehung der Liebe zu Gott in keiner physischen Form dargestellt werden konnte (wie z.B. durch Götzen), musste sie durch den Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen im täglichen Leben ausgedrückt werden. Vgl. 11,16-21; Mt 22,37; Lk 10,27.
6,6 diese Worte … auf dem Herzen tragen. Das Volk sollte über diese Gebote nachdenken und nachsinnen, so dass Gehorsam nicht zu einer formalen Gesetzlichkeit werden würde, sondern zu einer auf Verständnis basierenden Erwiderung. Das auf das Herz geschriebene Gesetz würde ein wesentliches Merkmal des späteren Neuen Bundes sein (s. Jer 31,33).
6,7 du sollst sie deinen Kindern einschärfen. Die Gebote sollten zum Gesprächsgegenstand werden, sowohl zuhause als auch im außerhäuslichen Leben, vom Tagesbeginn bis zu seinem Ende.
6,8 Hand … Erinnerungszeichen über den Augen. Der Israelit sollte über die Gebote, die Gott ihm gegeben hatte, beständig nachsinnen und sich von ihnen leiten lassen. In der späteren jüdischen Geschichte wurde diese Aussage wörtlich genommen, so dass die Leute sich Phylakterien (kleine Kästchen mit diesen Versen) mit Lederriemen um ihre Hände und ihre Stirn banden.
6,10 Wenn dich nun der HERR, dein Gott, in das Land brin- gen wird. Gott wiederholte, dass er im Begriff stand, Israel das Land samt seines ganzen Reichtums zu geben, um seine Verheißungen gegenüber Abraham, Isaak und Jakob zu erfüllen.
6,13 bei seinem Namen schwören. Ein Schwur war ein ernstes Versprechen, das die absolute Wahrheit der Worte bestätigen sollte. Jemand, der sich auf den Namen des Herrn im Eid berief, verpfl ichtete sich vor Gott, sein Wort einzulösen (vgl. Mt 4,10; Lk 4,8).
6,15 ein eifersüchtiger Gott. S. Anm. zu 4,24. 6,16 Massa. Dieser Name bedeutet »Versuchung« (vgl. 2Mo 17,1-7; Mt 4,7; Lk 4,12).
6,20 Wenn dich nun dein Sohn in Zukunft fragen und sagen wird. Wenn ein junger Sohn nach der Bedeutung des Gesetzes fragte, sollte sein Vater es ihm nach folgendem Muster erklären. Erstens: Die Israeliten waren Sklaven in Ägypten (V. 21a). Zweitens: Gott befreite Israel durch Wunder und richtete die Ägypter (V. 21b). Drittens: Dieses Werk entsprach seiner Verheißung an die Patriarchen (V. 23). Viertens: Gott gab Israel sein Gesetz, damit sie es befolgten (V. 24.25).
6,25 uns zur Gerechtigkeit. Eine wahrhaftige und persönliche Be- ziehung zu Gott, die sich im Leben des Volkes Gottes zeigen würde. Kein Raum für Gesetzlichkeit oder Sorge um Äußerlichkeiten war vorhanden, da das entscheidende Motiv für diese Gerechtigkeit die Liebe zu Gott war (V. 5).
7,1 Dieser Abschnitt handelt vom Verhältnis, das die Israeliten zu den Einwohnern Kanaans haben sollten, einschließlich ihrer Vernichtung, dem Verbot von Mischehen und der Zerstörung aller Altäre und Götzen. Für dieses Land war es die Zeit des göttlichen Gerichts. 7,1 sieben Völker. Diese 7 Völkergruppen kontrollierten Gebiete, die für gewöhnlich um eine oder mehrere befestigte Städte lagen. Zusammen hatten sie mehr Bevölkerung und militärische Stärke als Israel. Sechs dieser 7 Völker werden auch in 2Mo 3,8 erwähnt. Das Volk der Girgasiter fi ndet Erwähnung in 1Mo 10,16; Jos 3,10; 24,11; 1Chr 1,14 und in ugaritischen Texten. Sie waren möglicherweise ein Stammesvolk, das in Nord-Palästina lebte.
7,2 an ihnen den Bann vollstrecken. Alle Männer, Frauen und Kin- der sollten getötet werden. Auch wenn dies extrem erscheint, muss das Folgende berücksichtigt werden: 1.) die Kanaaniter verdienten den Tod für ihre Sünde (9,4.5; vgl. 1Mo 15,16); 2.) die Kanaaniter hielten an ihrem Hass gegenüber Gott fest (7,10); und 3.) die Kanaaniter stellten ein moralisches Krebsgeschwür dar, das Götzendienst und Unmoral mit sich bringen und unter den Israeliten rasche Ausbreitung fi nden würde (20,17.18).
7,3 du sollst dich mit ihnen nicht verschwägern. Aufgrund des intimen Charakters der Ehe hätte der götzendienerische Ehepartner den anderen leicht vom richtigen Weg abbringen können (s. 1Kö 11,1-8 das Beispiel Salomos).
7,5 Ihre Altäre sollt ihr niederreißen. Diese Zerstörung hätte für die Israeliten jede mögliche Versuchung beseitigt, den religiösen Praktiken der Völker zu folgen, welche sie aus dem Land verdrängen sollten.
7,6 ein heiliges Volk … für den HERRN, deinen Gott. Die Grundlage für das Gebot, die Kanaaniter zu töten, fi ndet sich in Gottes Auserwählung des Volkes Israel. Gott hatte Israel für seine eigenen Absichten abgesondert und es war sein kostbarer Besitz. Als das Volk Gottes musste Israel von der moralischen Verunreinigung der Kanaaniter getrennt werden.
7,8 euch liebte … den Eid halten. Die Auserwählung Israels, das für Gott als heilige Nation abgesondert war, hatte seinen Grund in der Liebe Gottes und seiner Treue zur Verheißung, die er den Patriarchen gegeben hatte – nicht in irgendeinem Verdienst Israels.
7,9 auf tausend Generationen. S. Anm. zu 5Mo 1,11.
7,12 Der Herr verhieß Israel bestimmte Segnungen für Gehor- sam, die in 28,1-14 weiter aufgelistet werden. 7,12 der HERR, dein Gott, wird auch dir den Bund … bewah- ren. Wenn Israel dem Herrn gehorsam wäre, würde es seine Bundesgnade erfahren. Das Volk konnte die Segnungen des Bundes aber durch seinen Ungehorsam einbüßen.
7,13 Korn … Most … Öl. Dies waren die 3 hauptsächlichen Nah- rungsprodukte Palästinas. »Korn« beinhaltete Weizen und Gerste. »Most« war der Traubensaft aus der Presse. Mit »Öl« war Olivenöl gemeint, das zum Kochen und als Lampenöl verwendet wurde.
7,15 den bösen Seuchen Ägyptens. In Ägypten waren einige bösartige und tödliche Krankheiten weit verbreitet wie z.B. Elephantiasis, verschiedene Augenkrankheiten (Ophthalmie) und Ruhr.
7,20 Gott wird Hornissen … senden. Die Hornisse oder Wespe war ein großes Insekt mit einem möglicherweise todbringenden Stachel, das in Kanaan häufi g anzutreffen war. Die Aussage hier ist wahrscheinlich bildlich zu verstehen, eine große Armee, die in Panik gerät, wenn der Herr seinen »Stachel« gegen sie ausfährt (s. 11,25). S. Anm. zu 2Mo 23,28.
7,22 nach und nach. Obwohl der Herr gesagt hatte, dass die Nie- derlage der Völker im Land schnell geschehe (9,3), würde der Besiedlungsprozess allmählich vollzogen, um der Gefahr vorzubeugen, dass die Natur des Landes zu einem primitiven Zustand der Verwilderung zurückkehrt.
7,26 als Scheusal und als Gräuel sollst du es verabscheuen. »Scheusal« und »Gräuel« sind starke Worte der Missbilligung und Ablehnung. Israel sollte die gleiche Haltung gegenüber den Götzen der Kanaaniter haben wie Gott. es ist dem Bann verfallen. Die Bildnisse oder Götzen waren zur Zerstörung freigegeben.
8,2 gedenken. Das Volk sollte daran denken, was Gott für sie getan hatte (vgl. 5,15; 7,18; 8,18; 9,7; 15,15; 16,3.12; 24,9.18; 25,17) und nicht vergessen (vgl. 4,9.23.31; 6,12; 8,11.14.19; 9,7; 25,19; 26,13). damit offenbar würde, was in deinem Herzen ist. Israels 40 Jahre in der Wüste waren eine Zeit, in der Gott sie heimsuchte und prüfte, so dass die grundlegende Haltung des Volkes gegenüber Gott und seinen Geboten an den Tag kam. Gott speiste sein hungriges Volk in der Wüste durch Nahrungsmittel, die ihnen zuvor unbekannt waren. Durch seine wundersame Versorgung lehrte Gott sein Volk Demut und prüfte ihren Gehorsam.
8,3 Manna, das weder du … gekannt. Gott gab seinem Volk in der Wüste Nahrung, die sie vorher nicht kannten. S. 2Mo 16,15 hinsichtlich des Beginns der Manna-Ausgabe und Jos 5,12 bezüglich der Einstellung. der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Israels Nahrung in der Wüste wurde durch das Wort Gottes angeordnet. Sie erhielten Manna, weil Gott es befahl; deshalb war es letzten Endes nicht Brot, was sie am Leben erhielt, sondern Gottes Wort (vgl. Mt 4,4; Lk 4,4).
8,4 Deine Kleider sind nicht zerlumpt. Diese wundersame Ver- sorgung wird auch in 29,5 erwähnt.
8,5 der HERR, dein Gott, dich erzieht. Israels Aufenthalt in der Wüste wurde als eine Zeit angesehen, in der Gott seine Kinder züchtigte. Er wollte ihre eigensinnige Haltung korrigieren, um sie vorzubereiten, das Land im Gehorsam zu betreten.
8,6 Eine umfangreiche Beschreibung der reichlichen Segnungen Gottes für Israel im Land (vgl. 7,7-9).
8,7 ein gutes Land. Im Gegensatz zur Trostlosigkeit der Wüste be- schreiben V. 7-9 den Reichtum von Israels neuem Land.
8,9 Eisen … Erz. Die Berge des südlichen Libanons enthielten Eisen- vorkommen, ebenso wie das Gebiet östlich des Sees von Galiläa und südlich des Toten Meeres. Sowohl Erz als auch Eisen fanden sich im Grabenbruch südlich des Toten Meeres.
8,11 dass du den HERRN, deinen Gott, nicht vergisst. Ausrei- chend Nahrung würde dazu führen, dass Israel im Land zufrieden ist (V. 10.12). Durch diese Zufriedenheit und Sicherheit könnte Israel seinen Gott vergessen. Gott zu vergessen bedeutet, ihn nicht mehr in die Gedankengänge des täglichen Lebens mit einzubeziehen. Diese Vergesslichkeit würde zum Ungehorsam gegenüber seinen Geboten führen. Während Israel in der Wüste für die Notwendigkeiten des Lebens auf Gott angewiesen war, würde in dem reichhaltigen Land die Selbstgenügsamkeit eine Versuchung für sie darstellen.
8,14 dein Herz sich überhebt. Stolz wurde als die Wurzel der Ver- gesslichkeit angesehen. In ihrem Wohlstand könnte das Volk annehmen, dass ihre Kraft und Stärke dazu geführt hat (V. 17).
8,15 Wasser aus dem … Felsen. Vgl. 4Mo 20,9-13.
8,16 damit er dir am Ende Gutes tue. Mit der Prüfung in der Wüste verfolgte Gott die Absicht, Israel Gehorsam zu lehren. Durch ihren Gehorsam empfi ngen sie den Segen des Landes. Folglich war es Gottes Plan, Israel am Ende der Prüfung Gutes zu tun.
8,18 S. Anm. zu 5Mo 4,25-31.
8,19 Wenn du aber … wirklich vergisst. Gott zu vergessen, wür- de zur Verehrung anderer Götter führen, was wiederum Israels Untergang bedeutete. Wie Gott die Kanaaniter wegen ihres Götzendienstes vernichtete, würde er auch Israel richten.
9,1 Dieser Teil von Moses Rede erwähnt die Sünden der Israeli- ten am Horeb (vgl. 2Mo 32).
9,2 Enakiter. Mose erinnerte an die Bestürzung des Volkes, als es den Bericht der 12 Kundschafter über die Größe, Stärke und Anzahl der Einwohner Kanaans hörte (4Mo 13,26-14,6). Aus diesem Grund betonte er, dass ihr Sieg aus rein militärischer und menschlicher Sicht unmöglich war. Die Angst der Kundschafter und des Volkes konzentrierte sich auf die Enakiter, ein großgewachsenes, starkes Volk, das im Land Kanaan lebte (s. Anm. zu 1,28).
9,3 ein verzehrendes Feuer. Der Herr ist als ein Feuer dargestellt, das alles, was sich in seinem Weg befi ndet, verbrennt. Auf diese Weise würde der Herr nach Kanaan hineingehen und die Kanaaniter vertilgen. sie … schnell ausrotten. Israel sollte als menschlicher Vertreter des Herrn die Vernichtung der Kanaaniter durchführen. Die militärische Stärke der Kanaaniter wäre rasch gebrochen (s. Jos 6,1-11,23), obschon die vollständige Unterwerfung des Landes Zeit in Anspruch nehmen würde (s. 7,22; Jos 13,1).
9,4 Um meiner Gerechtigkeit willen. Mose hebt in den Versen 4-6 dreimal hervor, dass der Sieg nicht auf Israels Gütigkeit zurückzuführen sei, sondern ganz und gar Gottes Werk ist. Es war die Bosheit der Kanaaniter, die dazu führte, dass sie des Landes vertrieben wurden (vgl. Röm 10,6).
9,6 ein halsstarriges Volk. Wörtl. »harter Nacken«. Ein bildhafter Ausdruck für Israels widerspenstige, unnachgiebige, unerbittliche und unbeugsame Haltung. In V. 7-29 schilderte Mose Israels rebellische Haltung und sein Handeln gegenüber dem Herrn.
9,7 Denke … daran. Mose forderte Israel auf, sich die lange Ge- schichte ihrer Widerspenstigkeit und Provokation gegenüber Gott ins Gedächtnis zu rufen, die sich seit der Zeit des Auszugs aus Ägypten vor 40 Jahren bis zum gegenwärtigen Augenblick in den Ebenen Moabs hinzog.
9,10 dem Finger Gottes. Gott selbst hatte die Zehn Gebote auf die beiden Steintafeln am Berg Sinai geschrieben (s. 2Mo 31,18).
9,14 ihren Namen unter dem Himmel auslösche. Gott drohte, das Volk Israel so vollkommen zu vernichten, dass er sogar jegliche Erinnerung an sie auslöschen würde. Diese Drohung diente Mose dazu, für die Kinder Israels einzutreten (4Mo 14,11-19).
9,19 Vgl. Hebr 12,21.
9,20 ich betete … für Aaron. Mose trat für Aaron ein, auf dem die direkte Verantwortung für die Sünde des goldenen Kalbs ruhte. Aaron hatte sich dadurch den Zorn Gottes zugezogen, so dass sein Leben in Gefahr war (s. 2Mo 32,1-6). Dies ist der einzige Vers im Pentateuch, der ausdrücklich besagt, dass Mose für Aaron betete.
9,22 Tabeera … Massa … Lustgräbern. Diese 3 Orte standen al- lesamt mit Israels Rebellion gegen den Herrn in Verbindung. Bei Tabeera (»brennen«) hatte sich das Volk über sein Los beklagt (4Mo 11,1-3). Zu Massa (»prüfen«) hatten sie an allem etwas auszusetzen und prüften in ihrer Vermessenheit sogar Gott (2Mo 17,1-7). Bei Kibroth-Hattaawa (»Lustgräbern«) hatte sich das Volk schon wieder Gottes Zorn zugezogen, als es sich über die Nahrung beklagte (4Mo 11,31-35).
9,23 Kadesch-Barnea. Sie sündigten dort aus Mangel an Glauben und wegen ihres Ungehorsams (vgl. 4Mo 13.14).
9,24 ihr seid widerspenstig gewesen gegen den HERRN. Mose sagte, dass sein Handeln als Vermittler Gottes von Israels beständiger Rebellion gekennzeichnet war, die zu seiner Fürbitte führte (V. 25-29).
9,28 dem Land, aus dem du uns geführt hast. Mose bat den Herrn für Israel um Vergebung, denn die Ägypter hätten Israels Vernichtung durch Gott möglicherweise falsch interpretiert und gedacht, dass er nicht fähig ist, seine Verheißung zu erfüllen, und sein Volk hasst.
10,1 zwei steinerne Tafeln … wie die ersten. Gott hatte auf Moses Fürbitte gehört und handelte mit den Israeliten in Gnade, indem er die Zehn Gebote erneut auf zwei Tafeln schrieb, die Mose zu diesem Zweck vorbereitete. Die zweiten Tafeln waren aus dem gleichen Material und hatten die gleiche Größe wie die ersten. 10,1 eine hölzerne Lade. Das nimmt Bezug auf die Bundeslade. Mose komprimierte die Ereignisse in diesen Versen. Später, bei der Anfertigung der Bundeslade, legte Mose die beiden neuen Steintafeln in das Innere der Lade (s. 2Mo 37,1-9).
10,6 Diese Verse zeigen, dass Aarons Priestertum und der Dienst der Leviten nach dem Zwischenfall mit dem goldenen Kalb wiederhergestellt wurden. 10,6 Mosera; dort starb Aaron. Aaron wurde am Sinai nicht getö- tet, sondern lebte bis zum 40. Jahr des Auszugs, was zeigt, wie wirkungsvoll Moses Fürbitte vor dem Herrn war (vgl. 4Mo 20,22-29; 33,38.39). Nach Aarons Tod ging der Priesterdienst durch Eleasars Ernennung weiter. Mosera heißt das Gebiet, wo sich der Berg Hor befand, auf dem Aaron starb (vgl. 4Mo 20,27, 28; 33,38).
10,8 Zu jener Zeit. Das bezieht sich auf die Zeit, als Israel am Berg Sinai war.
10,9 weder Anteil noch Erbe. Die Familie Levi erhielt kein Erbteil im Land Kanaan (s. 4Mo 18,20.24).
10,10 Wegen Moses Fürsprache und nicht aufgrund ihrer Ge- rechtigkeit, lagerten die Israeliten am Ufer des Jordan, bereit das verheißene Land einzunehmen.
10,12 was fordert der HERR, dein Gott, von dir. Dieser rheto- rischen Frage folgte Moses Aussage über die 5 grundlegenden Forderungen, die Gott an sein Volk stellte (vgl. Mi 6,8): 1.) du den HERRN, deinen Gott, fürchtest. Gott in Ehrfurcht zu halten und sich ihm zu unterwerfen; 2.) du in allen seinen Wegen wandelst. Das Leben in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu führen; 3.) ihn liebst. Seine Zuneigungen dem Herrn geben – nur ihm allein; 4.) dem HERRN, deinem Gott, dienst. Die Verehrung des Herrn als der Mittelpunkt des Lebens; 5.) indem du die Gebote des HERRN … hältst. Den vom Herrn auferlegten Forderungen gehorsam zu sein.
10,14 Gott hatte die Patriarchen und Israel als sein besonderes Volk mit der gleichen Souveränität auserwählt, mit der er alle Dinge kontrolliert.
10,16 So beschneidet nun die Vorhaut eures Herzens. Mose forderte die Israeliten auf, jede Sünde aus ihren Herzen zu schneiden, so wie bei der Beschneidung die Vorhaut entfernt wurde. Dies würde ihnen zu einer reinen Beziehung mit Gott verhelfen (vgl. 30,6; 3Mo 26,40, 41; Jer 4,4; 9,25; Röm 2,29). S. Anm. zu Jer 4,4.
10,18 der … Recht schafft. Der souveräne, zuverlässige Gott ist auch unparteiisch (V. 17), wie in seinem Anliegen für die Waisen, Witwen und Fremden sichtbar wird (vgl. 3Mo 19,9-18; Jak 1,27).
10,20 ihm sollst du anhängen. Das Verb bedeutet »ankleben«, »festklammern an« oder »festhalten an«. Wie der Ehemann mit seiner Frau verbunden ist (1Mo 2,24), so sollte Israel sich vertraulich an seinen Gott klammern.
10,22 70 Seelen. S. 2Mo 1,5. Eines der großen und ehrfürchtigen Dinge, die Gott für Israel getan hatte, war die Vermehrung der 70 Menschen, die nach Ägypten gingen, zu einem Volk von über 2 Millionen.
11,2 euren Kindern. Mose unterschied zwischen den Erwachsenen und den Kindern unter seinen Zuhörern. Die Erwachsenen waren jene, die den Auszug aus Ägypten als Kinder miterlebten und die Züchtigung des Herrn in der Wüste erfuhren. Zu diesen Erwachsenen konnte Mose sagen: »eure Augen haben die großen Werke des HERRN gesehen, die er getan hat« (V. 7). Es war diese besonders gesegnete Generation von Erwachsenen, die das, was sie gelernt hatte, an ihre Kinder weitergeben sollte (V. 19).
11,6 Dathan und Abiram. Diese beiden Söhne Eliabs aus dem Stamm Ruben hatten sich gegen Moses Autorität aufgelehnt, den vom Herrn erwählten Führer. Der Grund für ihre Klage war der, dass Mose Israel aus Ägypten herausgeführt hatte, einem fruchtbaren und wohlhabenden Land, und sie nicht nach Kanaan brachte. Wegen ihres Aufstandes gegen Mose richtete Gott sie, indem er den Erdboden öffnete, der sie verschlang (s. 4Mo 16,12-14,25-27,31-33). Als Mose an dieser Stelle den Gegensatz zwischen Ägypten und dem Land Kanaan aufzeigte, erwähnte er Gottes Gericht über ihre Rebellion (V. 10-12).
11,10 das Land, in das du kommst, um es in Besitz zu neh- men. Das Land Kanaan war anders als Ägypten. Die Fruchtbarkeit Ägyptens war vom Nil abhängig. Im Gegensatz dazu war die Fruchtbarkeit des Landes Kanaan auf Regen vom Himmel angewiesen. 11,10 mit deinem Fuß bewässert. Gemeint ist wahrscheinlich, dass das Wasser zu jedem Garten hingetragen werden musste oder die Praktik, den Boden mit Kanälen zu durchziehen, die mit den Füßen zur Bewässerung gegraben wurden.
11,13 Vgl. 6,5.
11,14 ich will den Regen für euer Land geben. Da das Land Kanaan zur Fruchtbarkeit auf Regen angewiesen war, verhieß Gott als Antwort auf Israels Gehorsam, ihnen diesen nötigen Regen zu geben (V. 16.17). Frühregen und Spätregen. Der Frühregen fi el im Herbst von Okt. bis Jan. Der Spätregen war der Regen im Frühling in den Monaten März/April.
11,18 Die Kinder und alle nachfolgenden Generationen hatten Gottes große Taten nicht mit eigenen Augen gesehen, wie es bei der ersten Generation der Fall war. Gottes Taten sollten von ihnen in der Schrift »gesehen« werden. Durch Moses Worte sollten die Taten Gottes den Kindern vor Augen gestellt werden. Deshalb war der Schrift die oberste Priorität eingeräumt, als dem Mittel, das Gesetz und die Gnade Gottes zu lehren (vgl. 5Mo 6,6-9).
11,24 Jeder Ort, auf den eure Fußsohle tritt. Als Antwort auf Israels Gehorsam (V. 22.23) verhieß der Herr, Israel das ganze von ihnen durchquerte Land zu geben, innerhalb der von ihm festgesetzen Grenzen. Dieselbe Verheißung wurde in Jos 1,3-5 wiederholt. Wäre Israel Gott gehorsam gewesen, hätten sich ihre Grenzen erweitert, zur Erfüllung der an Abraham gegebenen Verheißung (1Mo 15,18). Aber da Israel ungehorsam war, bleibt die vollständige Verheißung auf das ganze Land noch bestehen, um im zukünftigen messianischen Reich erfüllt zu werden (vgl. Hes 36,8-38).
11,26 Als ein letztes Motiv, um den Israeliten die Bedeutung des Gehorsams und Vertrauens gegenüber Gott einzuschärfen, gab Mose Anweisungen zu einer Zeremonie, die das Volk ausführen sollte, nachdem es das Land betreten hatte. Sie sollten den Segen und den Fluch des Bundes auf den Bergen Garizim und Ebal lesen (s. 27,1-14), so wie sie es später auch taten (Jos 8,30-35).
12,1 Nachdem Mose die allgemeinen Prinzipien der Bezie- hung Israels zum Herrn dargestellt hatte (5,1-11,32), erklärte er anschließend die speziellen Gesetze, die dem Volk helfen würden, jeden Lebensbereich dem Herrn zu unterstellen. Diese Anweisungen wurden Israel gegeben, »um sie zu tun in dem Land« (12,1). 12,1 Die erste spezielle Anweisung, die Mose gibt, handelt von Israels öffentlicher Anbetung des Herrn, wenn sie ins Land kommen. 12,1 Mose beginnt mit einer Wiederholung seiner Anweisungen bezüglich dessen, was sie mit den Stätten des Götzendienstes tun sollten, nachdem Israel das Land der Kanaaniter in Besitz genommen hatte (s. 7,1-6). Sie sollten sie vollständig zerstören.
12,2 auf hohen Bergen … auf Hügeln … allerlei grünen Bäu- men. Die zu zerstörenden kanaanitischen Heiligtümer befanden sich an Orten, von denen man annahm, dass sie eine bestimmte religiöse Bedeutung hatten. Man glaubte, dass auf den Bergen oder Hügeln ein Gott beheimatet wäre, und indem der Anbeter den Berg bestieg, würde er der Gottheit im symbolischen Sinne näher sein. Bestimmte Bäume wurden als heilig angesehen und symbolisierten Fruchtbarkeit, ein vorherrschendes Thema der kanaanitischen Religion.
12,3 ihre Altäre … Gedenksteine … Aschera-Standbilder … geschnitzten Bilder. Dies waren Elemente der kanaanitischen Anbetung, die Menschenopfer beinhalteten (V. 31). Hätten sie Fortbestand, so würde das Volk die Anbetung Gottes womöglich mit diesen Stätten vermischen (V. 4).
12,5 an dem Ort, den der HERR, euer Gott … erwählen wird. Vgl. V. 10.18.21. Verschiedene Anbetungsstätten wurden ausgewählt, nachdem sich das Volk in Kanaan niedergelassen hatte, z.B. der Berg Ebal (27,1-8; Jos 8,30-35), Sichem (Jos 24,1-28) und Silo (Jos 18,1), welches zur Zeit der Richter das Zentrum der Anbetung war (Ri 21,19). Die Stiftshütte, die irdische Wohnung des Herrn, befand sich in Kanaan, wo der Herr wohnen wollte. Die zentrale Bedeutung der Stiftshütte stand im direkten Gegensatz zu den vielen Orten (s. V. 2), an denen die Kanaaniter ihren Götzendienst ausübten. Schließlich wurde die Stiftshütte von David nach Jerusalem gebracht (vgl. 2Sam 6,12-19).
12,6 S. Anm. zu 3Mo 1-7, dort werden diese verschiedenen Zeremo- nien beschrieben.
12,7 essen und fröhlich sein. Einige Opfergaben wurden von den Priestern, Leviten und Anbetern geteilt (vgl. 3Mo 7,15-18). Die Anbetung Gottes sollte heilig und ehrfürchtig sein, und dennoch voller Freude.
12,8 jeder nur das tut, was recht ist in seinen Augen. Es be- stand anscheinend etwas Nachlässigkeit bei den Opferungen in der Wüste, was nicht erlaubt war, als Israel ins verheißene Land kam. Diese egoistische Haltung wurde in der Zeit der Richter zu einem Hauptproblem (vgl. Ri 17,6; 21,25).
12,15 schlachten … in allen deinen Toren. Obwohl die Opferga- ben zum festgelegten Anbetungsort, zum zentralen Heiligtum, gebracht wurden, konnte das Schlachten und Essen von Tieren zur Lebenserhaltung überall geschehen. Die einzige Einschränkung in Bezug auf Fleisch, das nicht zum Opfer dargebracht wurde, war das Verbot, Blut und Fett zu essen (vgl. 3Mo 3,16-17).
12,17 Alle Opfergaben mussten zu dem Ort gebracht werden, den Gott erwählt hatte.
12,21 Ist aber der Ort … zu fern. Mose bezog sich auf die Vergrö- ßerung der Grenzen Israels nach der Verheißung Gottes. Das bedeutete, dass das Volk vom zentralen Heiligtum weiter entfernt leben würde. Mit Ausnahme von Opfertieren konnten alle anderen in der Nähe des Wohnortes geschlachtet und gegessen werden.
12,23 das Blut ist das Leben. S. 1Mo 9,4-6 und 3Mo 17,10-14. Das Blut symbolisierte Leben. Wenn der Israelit kein Blut aß, bewies er Respekt vor dem Leben und letzten Endes vor dem Schöpfer des Lebens. Blut, das Leben darstellte, war das Lösegeld für Sünden. Somit war Blut heilig und sollte vom Volk nicht gegessen werden. Das steht in Verbindung mit der Sühne in 3Mo 16; Hebr 9,12-14; 1Pt 1,18.19; 1Joh 1,7.
12,29 Vgl. 2Kor 6,14-7,1, wo Paulus eine ähnliche Ermahnung gibt.
12,31 sogar ihre Söhne und ihre Töchter haben sie … ver- brannt. Eine der abscheulichen Praktiken der Kanaaniter war, ihre Söhne und Töchter als Opfer für den Moloch im Feuer zu verbrennen (vgl. 3Mo 18,21; 20,2-5; 1Kö 11,7; 2Kö 23,10; Jer 32,35).
13,1 Nach dem generellen Verbot, sich an kanaanitischer Anbe- tung zu beteiligen (12,29-31), führte Mose 3 Möglichkeiten auf, die Israel leicht zum Götzendienst verführen konnten: 1.) durch einen falschen Propheten (V. 2-6); 2.) durch ein Familienmitglied (V. 7-12) oder 3.) durch Abtrünnige in einer kanaanitischen Stadt (V. 13-19). 13,1 du sollst nichts … hinzufügen und nichts … wegneh- men. S. Anm. zu 4,2.
13,3 das Zeichen oder Wunder trifft ein. Wunderzeichen waren nie als ein Beweis der Wahrheit gedacht (vgl. die Zauberer des Pharao in 2Mo 7-10). Die Vorhersage eines Propheten oder Träumers mag eintreffen, aber wenn seine Botschaft Gottes Geboten widersprach, sollte das Volk vielmehr Gott und seinem Wort vertrauen als einer solchen Erfahrung. Lasst uns anderen Göttern nachfolgen. Die unverhüllte Versuchung war, die Treue zum Herrn aufzugeben und anderen Göttern nachzugehen. Das Ergebnis dieser Abtrünnigkeit wäre der Dienst und die Anbetung dieser falschen Götter, was im direkten Widerspruch zum ersten Gebot stünde (5,7).
13,4 der HERR, euer Gott, prüft euch. Gott erlaubte den falschen Propheten in seiner Souveränität, das Volk zum Abfall zu verleiten, um die wahre Herzenshaltung der Israeliten zu prüfen. Und obgleich die Versuchung Gefahr bedeutete, würde ihre Überwindung das Volk in seiner Liebe zu Gott und im Gehorsam gegenüber seinen Geboten stärken. Vgl. 6,5.
13,6 du sollst das Böse aus deiner Mitte ausrotten. Die Absicht des Todesurteils war nicht nur die Bestrafung des Übeltäters, sondern auch die Bewahrung der Gemeinschaft. Paulus muss an diese Stelle gedacht haben, als er der Gemeinde in Korinth ähnliches gebot (vgl. 1Kor 5,13; ebenso 5Mo 17,7; 19,19; 21,21; 22,21; 24,7).
13,7 dein Bruder … Freund. Die Versuchung zum Götzendienst konnte auch von einem Familienmitglied oder einem engen Freund ausgehen. Während die Versuchung, die von einem falschen Propheten ausgeht, öffentlich durch Zeichen und Wunder geschehen würde, würde diese Art der Versuchung im verborgenen Rahmen einer vertrauten Beziehung herangetragen.
13,11 zu Tode steinigen. Der für schuldig erklärende Zeuge warf den ersten Stein. Die Liebe zur Familie und zu Freunden darf nicht den Vorrang vor der Hingabe an Gott haben (vgl. Lk 14,26).
13,13 einer deiner Städte. Gemeint ist eine ganze Stadt Kana- ans, die Gott einst den Israeliten gab, jetzt aber zum Götzendienst verführt war. 13,14 Söhne Belials. Belial (Nichtsnutzigkeit) wird in 2Kor 6,15 für Satan verwendet. Auf diese Weise werden böse, wertlose oder gottlose Menschen beschrieben (Ri 19,22; 1Sam 2,12; 1Kö 21,10.13).
14,1 keine Einschnitte machen, noch … kahlscheren. Die bei- den Praktiken, das Einritzen der Haut und das Scheren des Hauptes, standen in Verbindung mit dem Klagebrauch bei fremden Religionen. Obschon diese Handlungen an sich harmlos erscheinen mögen, wurden sie mit Praktiken und Überzeugungen assoziiert, die in den Augen des Herrn verwerfl ich waren. Vgl. 3Mo 27, 28; 21,5 1Kö 18,28; 1Kor 3,17.
14,2 ein heiliges Volk bist du für den HERRN, deinen Gott. Eine weitere wichtige Erinnerung an ihre einzigartige Beziehung zu Gott. Über 250-mal betonte Mose gegenüber Israel, »den HERRN, deinen Gott«.
14,3 Diese Zusammenfassung von reinen und unreinen Tieren ist der Aufl istung in 3Mo 11,2-23 entnommen. Der Grund, weshalb es erlaubt oder verboten war, bestimmte Tiere zu essen, lag darin, dass Israel dem Herrn heilig sein sollte (V. 2.21). Diese speziellen Speisegesetze sollten sie vor der Vermischung mit götzendienerischen Heidenvölkern fernhalten und sie vor der Verlockung des Götzendienstes bewahren.
14,21 kein Aas essen. Es war verboten, das Fleisch eines Tieres zu essen, das eines natürlichen Todes gestorben war, da das Tier nicht in ordnungsgemäßer Weise getötet und seines Blutes entleert wurde (s. Anm. zu 12,23). Allerdings durfte das Tier von »dem Fremdling in deinen Toren« gegessen werden. S. Anm. zu 3Mo 17,10-15. Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Dieses Verbot spiegelte zweifellos eine gängige, abergläubische Praktik der kanaanitischen Religion wider, die der Hoffnung entsprang, Fruchtbarkeit und Leistungskraft zu vermehren (vgl. 2Mo 23,19; 34,26).
14,22 verzehnten. Ein Zehntel. Der in diesen Versen angegebene Zehnte meinte nur den zehnten Teil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die das Land hergab. Der zweite Zehnte in V. 23 sollte am Heiligtum bei der Versammlung zur Anbetung verwendet werden (V. 23-26), zusätzlich zu dem ersterwähnten Zehnten, der als der levitische Zehnte bekannt ist und die Priester und Leviten unterstützte, die dem Volk dienten. Vgl. 3Mo 27,30-33 und 4Mo 18,21-32. Ebenso wurde ein dritter Zehnter alle 3 Jahre dargebracht (s. Anm. zu 14,28; 26,12).
14,23 vor dem HERRN essen. Der Zehnte sollte zum zentralen Hei- ligtum gebracht werden, wo die Anbeter ihren Teil in der Gemeinschaft mit dem Herrn essen sollten.
14,24 Wenn dir aber der Weg zu weit ist. Die Israeliten, die vom Heiligtum zuweit entfernt lebten, um ihren landwirtschaftlichen Zehnten dort hinzubringen, konnten ihn vor Ort in Geld tauschen, um dieses am Heiligtum wieder in Güter umzusetzen.
14,26 für … Wein, berauschendes Getränk. S. Anm. zu Spr 20,1; 23,29-35; 31,4-7.
14,28 Nach Verlauf von drei Jahren. Im 3. und 6. Jahr des sieben- jährigen Sabbat-Kreislaufes sollte der Zehnte in den einzelnen Städten des Landes aufbewahrt werden, anstatt ihn zum zentralen Heiligtum zu bringen. Dieser Zehnte war für die Leviten gedacht, die Waisen, Witwen und Fremden (d.h. die Ausländer), die unter den Israeliten lebten. Vgl. 26,12; 4Mo 18,26-32.
15,1 Am Ende von sieben Jahren sollst du einen Schuldener- lass anordnen. Das Sabbatjahr wurde in 2Mo 23,10.11 und 3Mo 25,17 eingesetzt und beschrieben. Obwohl diese Stellen feststellen, dass das Land im 7. Jahr brachliegen sollte, ohne Getreideanbau, schreibt Mose nur hier einen Schuldenerlass vor. Auf der Grundlage von V. 9-11 war die Schuld vollständig und für immer erlassen und nicht nur ein Zahlungsaufschub während des Jahres.
15,3 Einen Fremden kannst du bedrängen. Der Schuldenerlass im Sabbatjahr galt nicht für Personen, die nur vorübergehend im Land waren. Der Fremde stand nach wie vor in der Verantwortung, seine Schulden zu begleichen.
15,4 Es sollte zwar unter euch gar kein Armer sein. Idealisti- scherweise bestand die Möglichkeit, dass es im Land keine Armut gab, »denn der HERR wird dich reichlich segnen in dem Land«. Die Vollständigkeit dieses Segens würde jedoch vom absoluten Gehorsams Israels abhängig sein. Folglich waren die Verse 4-6 eine Ermutigung, eine Reduzierung der Armut anzustreben, während sie zur gleichen Zeit betonten, dass Gott im verheißenen Land für alles sorgen würde.
15,8 du sollst ihm … reichlich leihen, so viel er nötig hat. Die Einstellung der Israeliten gegenüber den Armen in ihrem Volk sollte durch Wärme und Großzügigkeit geprägt sein. Den Armen sollte alles Nötige gegeben werden, um ihren Mangel zu stillen, sogar mit dem Wissen, dass solche »Leihgaben« niemals zurückgezahlt werden mussten. S. Anm. zu 23,19.20.
15,11 Denn der Arme wird nicht aus dem Land verschwinden. Realistischerweise (im Gegensatz zu V. 4) bedeutete Israels Ungehorsam gegenüber dem Herrn, dass es immer Arme im Land geben würde. Jesus wiederholte diese Wahrheit in Mt 26,11.
15,12 Wenn dein Bruder … sich dir verkauft hat. Im Kontext von V. 1-11 waren Schulden der Grund für den Verkauf, eine alternative Rückzahlung der Schulden, die durch eine begrenzte Zeit der Knechtschaft getilgt würden. Nach dem Verkauf sollte der hebräische Knecht seinem Herrn 6 Jahre dienen und erlangte im 7. Jahr seine Freiheit wieder.
15,13 du sollst ihn nicht mit leeren Händen ziehen lassen. Wenn ein Knecht seine Dienstzeit beendet hatte, musste sein früherer Herr ihn reichlich besolden, so dass er nach seiner Entlassung nicht mittellos war.
15,15 denke daran. Die Israeliten, die selbst einst Sklaven in Ägyp- ten waren, sollten ihre eigenen Sklaven so behandeln, wie Gott sie behandelte.
15,17 einen Pfriem … durchbohre ihm sein Ohr. Unter gewissen Umständen könnte ein Knecht es vorziehen, nach der vorgeschriebenen 6-jährigen Dienstzeit bei der Familie zu bleiben. Dann sollte er durch ein Loch im Ohr gekennzeichnet und für immer ein Knecht bleiben (vgl. 2Mo 21,5.6).
15,18 das Doppelte des Lohnes eines Tagelöhners. Der Knecht besaß für seinen Herrn einen doppelten Wert, da er den Dienst des Knechtes hatte und außerdem nichts bezahlen musste wie für eine angestellte Arbeitskraft.
15,19 Alle … Erstgeburt … heiligen. Unter der Erstgeburt ver- stand man die ersten Jungen eines Tieres. Sie sollten dem Herrn geweiht werden. Die Erstgeburt wurde jährlich als Opfer dargebracht und der Opfernde nahm am Opfermahl teil (s. 14,23). nicht scheren. Die Erstgeburt der Rinder sollte nicht zur Arbeit herangezogen und die der Schafe nicht geschoren werden, bevor sie dem Herrn geopfert wurden.
15,21 einen Fehler. Eine fehlerhafte Erstgeburt war als Opfertier nicht annehmbar. Es sollte wie jedes andere Tier behandelt (s. 12,15.16) und zuhause gegessen werden (vgl. Mal 1,6-14).
16,1 Mose spricht über die Feste, zu denen alle Männer über 20 Jahren vor dem Herrn am zentralen Anbetungsort erscheinen sollten – wenn möglich mit ihren Familien (s. V. 11.14). Vgl. 2Mo 23; 3Mo 23; 4Mo 28.29. 16,1 den Monat Abib. Abib (der später Nisan genannt wurde) lag im Frühling (etwa März oder April). 16,1 feiere … das Passah. Die Opfergabe für das Passah selbst war nur ein Lamm (2Mo 12,3-11). Allerdings sollten auch zusätzliche Opfer während des Passahs und des nachfolgenden 7-tägigen Festes der ungesäuerten Brote dargebracht werden (vgl. 2Mo 12,15-20; 13,3-10; 3Mo 23,6-8; 4Mo 28,19-25). Aus diesem Grund wurden zum Passahfest verschiedene Opfertiere dargebracht.
16,3 gedenken. Das war das Schlüsselwort zur Passahzeit, so wie heute für das Mahl des Herrn (vgl. Mt 26,26-30; Lk 22,14-19; 1Kor 11,23-26).
16,5 an dem Ort, den … dein Gott, erwählen wird. Die Pas- sahopfer durften nicht länger von jeder Familie zuhause geschlachtet werden (s. 2Mo 12,46). Von diesem Zeitpunkt an mussten die Passahopfer am zentralen Anbetungsort getötet werden.
16,7 du sollst am Morgen … wieder zu deinem Zelt gehen. Nach der Opferung des Passahtieres, dem Mahl und der folgenden Nachtwache kehrten die Leute am Morgen zu ihren Unterkünften oder Zelten zurück, wo sie das Fest über blieben.
16,10 das Fest der Wochen. Sieben Wochen später wurde die- ses zweite Fest gefeiert. Es wurde auch das »Fest der Ernte« genannt (2Mo 23,16) oder das »Fest der Erstlinge« (3Mo 23,9-22; 4Mo 28,26-31), später wurde es als »Pfi ngstfest« bekannt (Apg 2,1). Nachdem die Getreideernte beendet war, war dieses eintägige Fest eine Zeit der Freude. Die Ausgießung des Heiligen Geistes ereignete sich zu Pfi ngsten, 50 Tage nach dem Tod Christi während des Passahs, und gab diesem Tag eine besondere Bedeutung für Christen (vgl. Joel 2,28-32; Apg 2,14-18).
16,13 Das Fest der Laubhütten. Es wurde auch das »Fest der Einsammlung« oder »Fest der Hütten« genannt (vgl. 2Mo 23,16; 34,22; 3Mo 23,33-43; 4Mo 29,12-39).
16,18 Dieser Abschnitt handelt von der Verantwortlichkeit der Amtspersonen, die einen reinen Gottesdienst im Land wahren und unparteiisch Recht sprechen sollten. 16,18 Richter und Vorsteher einsetzen. Mose hatte am Sinai Männer ernannt, um ihm bei der Führung des Volkes zu helfen (1,13). Hier schrieb er vor, dass eine solch wichtige Leiterschaft in jeder Stadt fortgesetzt werden sollte. »Richter« waren jene, die Rechtsangelegenheiten unter Anwendung des Gesetzes entschieden. »Vorsteher« waren untergeordnete Führungskräfte verschiedenster Art.
16,19 das Bestechungsgeschenk verblendet die Augen. Die Annahme von Bestechungsgeschenken war falsch, da es die Fähigkeit der Richter beeinträchtigte, beiden Parteien des Rechtsstreits Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
16,21 Aschera-Standbild … Gedenksäule. Ein Verweis auf die hölzernen Pfähle, Bildnisse oder Bäume, die die kanaanitische Göttin Aschera darstellten. Eine Steinsäule, ein männliches Fruchtbarkeitssymbol, war auch in der kanaanitischen Religion geläufi g. Diese waren aber durch die ersten beiden Gebote untersagt (2Mo 20,3-6; 5Mo 5,7-10).
17,1 einen Fehler. Dem Herrn ein fehlerhaftes Opfer darzubringen hieß, etwas Verbotenes ins Heiligtum zu tragen. Ein solches Opfer war dem Herrn ein Gräuel. Gott weniger als das Beste zu opfern, kam einer Verachtung seines Namens gleich (s. Mal 1,6-8). Etwas geringeres als ein vollkommenes Opfer bedeutete in Wirklichkeit, Gott nicht als den anzuerkennen, der das Beste im Leben schenkt.
17,3 anderen Göttern dienen. Die ortsansässigen Richter muss- ten dafür sorgen, dass Götzendiener getötet wurden, und ernsthaft gegen den Götzendienst vorgehen.
17,6 zwei oder drei Zeugen. Die Tötung des Götzendieners soll- te nicht auf Grundlage von Gerüchten vollzogen werden. Es mussten wenigstens zwei Zeugen gegen die beschuldigte Person auftreten, um es zum Prozess kommen zu lassen. In einem so schweren Fall reichte ein Zeuge nicht aus; durch diese Norm wurde Falschaussagen vorgebeugt. Die Art und Weise, in der die Hinrichtung vollstreckt wurde, betonte die hohe Verantwortung einer wahrheitsgemäßen Aussage, die auf den Zeugen eines Falles ruhte, der die Todesstrafe vorsah. Indem sie den ersten Stein warfen, übernahmen die Zeugen die Verantwortung für ihre Aussage (vgl. 19,15; 1Kor 5,13).
17,8 Wenn es dir zu schwer wird, ein Urteil zu fällen. Wenn ein Fall für einen Richter zu schwer zu entscheiden war, konnte er ihn an einen zentralen Gerichtshof weiterreichen, der aus Priestern und dem amtierenden Oberrichter bestand. Die Entscheidung dieses Gerichtshofs war endgültig und über jedem, der sich diesem Urteilsspruch nicht fügte, wurde die Todesstrafe verhängt.
17,14 einen König. Das Königtum wurde von Mose im Pentateuch vorhergesehen (s. 1Mo 17,16; 35,11; 49,9-12; 4Mo 24,7.17). Er dachte an die Zeit, wenn das Volk nach einem König verlangen würde, und gab klare Anweisungen hinsichtlich der Voraussetzungen eines zukünftigen Königs.
17,15 Aus der Mitte deiner Brüder. Wie der Herr diese Wahl tref- fen würde, wurde nicht gesagt, aber der Rahmen wurde durch die Vorgabe eingegrenzt, dass er ein Bruder, ein Israelit, sein musste.
17,16 nicht viele … nicht viele … nicht zu viel. Dem König wurden Einschränkungen auferlegt: 1.) er durfte nicht viele Pferde erwerben; 2.) er durfte nicht mehrere Frauen haben und 3.) ihm war es untersagt, eine Menge Silber und Gold anzuhäufen. Hinsichtlich seiner Stellung und Autorität sollte sich der König nicht auf militärische Stärke, politische Bündnisse oder Reichtum stützen, sondern allein auf den Herrn. Salomo verstieß gegen all diese Verbote, während sein Vater, David, die letzten beiden missachtete. Salomos Frauen brachten Götzendienst nach Jerusalem, was die Teilung des Königreiches zur Folge hatte (1Kö 11,1-43).
17,18 eine Abschrift dieses Gesetzes. Das Ideal für den König war der Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, den er durch das Lesen des Gesetzes erfuhr. Furcht und Demut gegenüber dem Herrn würden die Folge sein. Der König wurde als Aufzeichner und Schüler der Schrift dargestellt. Zu einer trostlosen Zeit in Israels Geschichte führte Josia diesen Ansatz wieder ein (vgl. 2Kö 22).
17,20 dass sich sein Herz nicht über seine Brüder erhebt. Der König sollte nicht über Gottes Gesetz stehen, nicht anders als jeder andere Israelit.
18,1 der ganze Stamm Levi. Im Gegensatz zu den übrigen 12 Stämmen wurde keinem aus dem Stamm Levi, einschließlich den Priestern, ein spezielles Stück Land zur Besiedlung und Kultivierung zugewiesen. Die Leviten wohnten in den Städten, die ihnen im ganzen Land zugeteilt wurden (4Mo 35,1-8; Jos 21), wohingegen die Priester nahe des Zentralheiligtums lebten, wo sie in ihrem Zuständigkeitsbereich fungierten (vgl. 1Chr 6,42-45). Leviten halfen den Priestern (4Mo 3,4.8).
18,3 das Recht der Priester. Anstatt eines Erbteils im Land und in Anerkennung ihrer priesterlichen Pfl ichten hatten die Priester das Recht, Teile der Opfertiere für sich in Anspruch zu nehmen.
18,6 ein Levit. Wenn ein Levit zum zentralen Heiligtum gehen wollte, um dort im Namen des Herrn zu dienen, war ihm dies gestattet; er erhielt den gleichen Anteil wie die anderen Leviten.
18,9 den Gräueln jener Heidenvölker. Mose gab strikte An- ordnungen, den Polytheismus der Kanaaniter nicht zu kopieren oder nachzuahmen. In V. 10.11 sind 9 abscheuliche Praktiken der Kanaaniter beschrieben, und zwar: 1.) die Opferung von Kindern im Feuer (s. 12,31); 2.) Zauberei – der Versuch, den Willen der Götter durch das Prüfen und Deuten von Omen zu ermitteln; 3.) Wahrsagerei – Kontrolle über die Zukunft durch die Macht böser Geister; 4.) Deutung von Omen – die Zukunft aufgrund von Zeichen voraussagen; 5.) Hexerei – das Herbeiführen von magischen Effekten durch Drogen oder Zaubertränke; 6.) Beschwörungsformeln – andere Personen durch magische Sprüche binden; 7.) Medien – jemand, der angeblich mit den Toten spricht, die letztendlich aber nur Dämonen sind; 8.) Spiritisten – jemand, der mit der dämonisch-spirituellen Welt vertrauten Umgang pfl egt, und 9.) Totenbeschwörung – der Versuch, von den Toten Informationen zu erhalten. Diese bösen Praktiken waren der Grund, weshalb der Herr die Kanaaniter aus dem Land vertreiben wollte.
18,15 Einen Propheten wie mich. Das Pronomen im Singular hebt den höchsten Propheten hervor, der kommen sollte. Sowohl das AT (34,10) als auch das NT (Apg 3,22.23; 7,37) deuten diese Stelle als einen Hinweis auf den kommenden Messias, der wie Mose Gottes Offenbarung empfangen und predigen würde und sein Volk leitet (vgl. Joh 1,21.25.4345; 6,14; 7,40). Tatsächlich gab es zwischen Jesus und Mose in mehrfacher Hinsicht Parallelen: 1.) er wurde vor dem Säuglingstod bewahrt (2Mo 2; Mt 2,13-23); 2.) er verzichtete auf den Königshof (Phil 2,5-8; Hebr 11,24-27); 3.) er hatte Erbarmen mit seinem Volk (4Mo 27,17; Mt 9,36); 4.) er leistete Fürbitte für das Volk (5Mo 9,18; Hebr 7,25); 5.) er sprach mit Gott von Angesicht zu Angesicht (2Mo 34,29.30; 2Kor 3,7) und 6.) er war der Mittler eines Bundes (5Mo 29,1; Hebr 8,6.7).
18,20 im Namen anderer Götter redet. Mose sagte voraus, dass, im Gegensatz zu wahren Propheten, falsche Propheten aufstehen und zu Israel kommen würden, die nicht im Namen des Herrn sprechen, sondern im Namen falscher Götter. Wie konnte das Volk erkennen, ob ein Prophet wirklich für Gott sprach? Mose sagte: Wenn »jenes Wort nicht geschieht«, dann war es nicht von Gott. Falsche Propheten kennzeichnet, dass ihre Prophezeiung nicht immer eintrifft. Manchmal geschieht, was falsche Propheten voraussagen, aber sie repräsentieren falsche Götter und versuchen die Menschen vom wahren Gott wegzuführen – sie müssen abgewiesen und getötet werden (13,1-5). Ein andermal gehen falsche Propheten subtiler vor, identifi zieren sich mit dem wahren Gott und reden dennoch Lügen. Wann immer eine Vorhersage eines solchen Propheten nicht in Erfüllung geht, weist sie ihn als falsch aus. Vgl. Jer 28,15-17; 29,30-32.
19,1 Die Satzungen, die Mose in diesem Teil des Deuterono- miums erklärte, handeln im groben von sozialen und gemeinschaftlichen Anordnungen. Sie konzentrieren sich auf zwischenmenschliche Beziehungen. 19,1 S. 4Mo 35,9-34 bezüglich der Absicht der Zufl uchtsstädte.
19,2 drei Städte. Nach der Eroberung des Landes waren in Kanaan drei Zufl uchtsstädte vorgesehen (s. Jos 20,7), die Israel im Gehorsam aussondern sollte. Diese drei Städte westlich des Jordan sollten den drei bereits bestehenden auf der Ostseite hinzugefügt werden (s. 4,41-43 hinsichtlich der östlichen Zufl uchtsstädte).
19,9 drei weitere Städte. Wären die Israeliten dem Herrn vollkom- men treu gewesen, hätte er ihr Gebiet auf die Grenzen erweitert, die er im abrahamitischen Bund verheißen hatte (1Mo 15,18-21). In diesem Fall wären 3 weitere Zufl uchtsstädte, also insgesamt 9, erforderlich gewesen.
19,14 die Grenze deines Nächsten. Diese »Grenzen« bezogen sich auf die Steine mit Inschrift, die den Eigentümer des Besitzes zu erkennen gaben. Den Grenzstein des Nachbarn zu versetzen, kam dem Diebstahl seines Eigentums gleich (vgl. Spr 22,28; 23,10).
19,15 der Aussage von zwei oder drei Zeugen. Mehr als ein Zeuge war nötig, um jemanden eines Verbrechens zu überführen. Dieses Prinzip sollte als Schutz vor falschen Zeugen dienen, die eine ungerechtfertigte Anklage gegen einen anderen Israeliten hervorbringen könnten. Durch die Forderung nach mehr als einem Zeugen wurde eine größere Genauigkeit und Objektivität erzielt (vgl. 5Mo 17,6; Mt 18,15-17; 2Kor 13,1).
19,16 ein falscher Zeuge. In manchen Fällen gab es nur einen Zeugen, der eine Anschuldigung gegen jemanden hervorbrachte. Wenn dem Hauptgerichtshof der Priester und Richter ein solcher Fall zur Verhandlung vorgetragen wurde und bei der Untersuchung stellte sich die Aussage des Zeugen als falsch heraus, empfi ng der Kläger die Bestrafung, die für die angeblich begangene Straftat vorgesehen war.
19,20 hören und sich fürchten. Wenn das Schicksal des falschen Zeugen in Israel bekannt wurde, würde es als ein Abschreckungsmittel dienen für falsche Aussagen vor Israels Gerichten. 19,21 Auge um Auge. Dieser juristische Grundsatz (lex talionis, »Gesetz der Vergeltung« genannt) wurde zur Sicherstellung einer angemessenen Bestrafung eines Kriminellen in den Fällen gegeben, wo entweder eine Tendenz zur Milde oder Strenge vorliegen könnte (s. Anm. zu 2Mo 21,23-25; 3Mo 24,17-22). Jesus beschuldigte die Juden zu seiner Zeit, dieses Gesetz aus dem Gerichtswesen zu nehmen und es für persönliche Vergeltung zu benutzen (vgl. Mt 5,38-42).
20,1 Im mosaischen Gesetz stehen die humanitären Grundsätze für den Kriegszustand im krassen Gegensatz zur Brutalität und Grausamkeit anderer Völker. 20,1 fürchte dich nicht. Wenn die Israeliten in den Kampf zogen, mussten sie nicht die Pferde und Streitwagen des Feindes fürchten, da das Ergebnis einer Schlacht nicht ausschließlich von der militärischen Stärke abhing. Der Befehl, keine Furcht zu haben, basierte auf Gottes Macht und Treue, die Israel bereits in der Befreiung aus Ägypten bewiesen wurde.
20,2 der Priester soll … mit dem Volk reden. Im Kampf war es die Aufgabe des Priesters, die Soldaten durch Gottes Verheißung, Gegenwart und Macht zur Glaubensstärke zu ermutigen. Mangelndes Vertrauen in Gottes Fähigkeit, für sie zu kämpfen, würde sich auf ihre Willensstärke auswirken und sie verzagt werden lassen. Der Sieg war mit ihrem Glauben an Gott verbunden.
20,5 Er gehe hin und kehre in sein Haus zurück. Es gab 4 Möglichkeiten vom Dienst in Israels Freiwilligenheer befreit zu werden, die den Grundsatz illustrierten, dass jeder, dessen Herz nicht beim Kampf war, auch nicht dort sein sollte. Denen, deren Gedanken bei anderen Dingen waren oder die sich fürchteten, wurde erlaubt, das Heer zu verlassen und nach Hause zu gehen, da sie im Kampf nicht zu gebrauchen waren und sogar anderen den Mut hätten rauben können (V. 8).
20,10 Frieden anbieten. Städte außerhalb Kanaans standen nicht unter dem Gericht der totalen Zerstörung, ihnen sollte Israel einen Friedensvertrag anbieten. Willigte die Stadt ein, Vasall Israels zu werden, wurden die Menschen zu tributpfl ichtigen Untertanen. Wurde das Friedensangebot jedoch zurückgewiesen, sollte Israel die Stadt belagern und einnehmen, die Männer töten und die übrigen Einwohner und die Tiere als Kriegsbeute wegführen. Hier ist der Grundsatz zu erkennen, dass das Friedensangebot dem Gericht vorangeht (vgl. Mt 10,11-15).
20,16 den Bann vollstrecken. Die kanaanitischen Städte soll- ten vollständig zerstört werden, d.h. nichts sollte verschont werden, um ihren götzendienerischen Einfl uss zu vernichten (vgl. 7,22-26).
20,19 du sollst ihre Bäume nicht verderben. Wenn Armeen im Altertum eine Stadt belagerten, fällten sie die Bäume, um Rampen und Waffen anzufertigen, ebenso wie Einrichtungen für eine längerfristige Belagerung. Israel sollte jedoch zur Belagerung einer Stadt keine Fruchtbäume fällen, so dass sie die Früchte des Landes genießen konnten, welches Gott ihnen gegeben hatte (7,12.13).
21,1 man weiß nicht, wer ihn erschlagen hat. Dieses Gesetz, das einen ungelösten Fall von Totschlag behandelt, fi ndet sich im Pentateuch sonst nirgendwo. Im Falle, dass der Täter nicht bekannt war, konnte der Gerechtigkeit nicht ausreichend Genüge getan werden. Dennoch trug das Volk die Verantwortung, sich mit dem Verbrechen zu befassen. Die Ältesten der Stadt, die sich am nächsten zu dem Ort befand, wo der Tote gefunden wurde, sollten die Verantwortung für die Gewalttat übernehmen. Das schloss Konfl ikte zwischen Städten aus, wenn Verwandte Vergeltung suchten. Sie gingen in ein Tal (Götzenaltäre befanden sich immer auf Anhöhen, wodurch Assoziationen mit dem Götzendienst vermieden wurden) und brachen dort einer jungen Kuh das Genick. Dadurch gaben sie zu verstehen, dass das Verbrechen Strafe verdiente. Aber das Händewaschen der Ältesten (V. 6) zeigte, dass sie, obwohl sie die Verantwortung für das Geschehene übernommen hatten, dennoch frei von Schuld waren.
21,5 Das weist deutlich darauf hin, dass die letzte richterliche Auto- rität in der Theokratie Israels bei den Priestern lag.
21,11 eine schöne Frau. Laut den Kriegsgebräuchen des Alter- tums wurde eine Gefangene zur Dienerin des Siegers. Mose wurde angewiesen, in solchen Angelegenheiten nicht streng zu verfahren. Falls ihre Eroberer von ihrer Schönheit fasziniert wären und eine Ehe mit ihr in Erwägung zogen, sollte ein Monat verstreichen. Dies gab ihr die Möglichkeit, ihre aufgewühlten Gefühle zur Ruhe kommen zu lassen, sich gedanklich auf die neuen Umstände ihrer Gefangenschaft einzustellen und den Verlust ihrer Eltern zu betrauern, bevor sie einen Fremden heiratete. Die übliche Klagezeit für Juden betrug einen Monat, und die Merkmale dieser Zeit, wie z.B. das Scheren des Kopfes, Nägelschneiden und das Ablegen ihrer schönen Kleider (kurz vor der Gefangennahme zogen die Frauen schöne Kleider an, um für die Sieger attraktiv zu sein), waren typische Zeichen für jüdische Trauer. Diese Vorgehensweise war wichtig, um der Frau Freundlichkeit zu erweisen und die Intensität der Zuneigung des Mannes zu prüfen. Nach 30 Tagen konnten sie heiraten. Wenn er später eine Scheidung für angebracht hielt (basierend auf den Bestimmungen von 24,1-4), konnte er sie nicht als Sklavin verkaufen. Sie musste ganz freigegeben werden, »weil du sie geschwächt hast«. Dieser Ausdruck bezieht sich deutlich auf den Geschlechtsverkehr, durch den sich eine Frau völlig ihrem Ehemann unterstellt (vgl. 22,23.24.28.29). Es sollte angemerkt werden, dass Ehescheidung im Volk anscheinend üblich war; vielleicht war es ein Überbleibsel aus Ägypten, das von Mose wegen »der Härtigkeit eures Herzens« geduldet wurde (s. Anm. zu 5Mo 24,1-4; Mt 19,8). 21,11 unter den Gefangenen eine schöne Frau. Eine solche Frau würde nicht aus einer kanaanitischen Stadt kommen, die Israel erobert hatte (s. 20,14), denn die Kanaaniter sollten alle getötet werden (V. 20,16). Diese Verhaltensweisen waren symbolische Handlungen, die das Ablegen ihres früheren Lebens darstellten und eine symbolische Reinigung beinhalteten (vgl. 3Mo 14,18; 4Mo 8,7).
21,15 zwei Frauen hat. Im Original-Text beziehen sich die Wor- te »zwei Frauen gehabt hat« auf Ereignisse, die bereits stattgefunden haben, eine offensichtliche Andeutung, dass eine Frau tot ist und eine zweite ihre Stelle eingenommen hat. Somit gibt Mose nicht Anweisungen zur Polygamie, bei der ein Mann zur gleichen Zeit zwei Frauen hat, sondern er spricht von einem Mann, der nacheinander mit zwei Frauen verheiratet war. Der Mann könnte die zweite Frau bevorzugen und von ihr verleitet werden, einem ihrer Söhne sein Erbe zu geben. Die Angelegenheit behandelt das Prinzip des Erbe des Erstgeborenen (das Erstgeburtsrecht). Der erstgeborene Sohn des Mannes, ganz gleich ob von seiner Lieblingsfrau oder nicht, sollte das doppelte Erbteil empfangen. Der Vater hatte nicht die Autorität, dieses Recht auf einen anderen Sohn zu übertragen. Dies galt jedoch nicht für die Söhne einer Nebenfrau (1Mo 21,9-13) oder bei Fehltritten (1Mo 49,3.4).
21,18 einen widerspenstigen und störrischen Sohn. Vgl. 27,16. Gemeint ist die lang anhaltende Rebellion und Sünde eines Kindes, das einen unverbesserlichen Ungehorsam zeigte. Für eine Person, die ganz offenkundig gegen das 5. Gebot verstieß, blieb keine Hoffnung (2Mo 20,12), so dass sie zu Tode gesteinigt wurde.
21,22 hängst ihn an ein Holz. Nach einer Hinrichtung war es zur öffentlichen Zurschaustellung der Folgen des Ungehorsams gestattet, den Körper für den Rest des Tages an einen Baum zu hängen. Allerdings durfte der Leichnam nicht über Nacht dort hängen bleiben, sondern musste vor Sonnenuntergang anständig bestattet werden. Vgl. Gal 3,13, wo Paulus diese Stelle in Bezug auf den Tod des Herrn Jesus Christus zitiert. 22,1-26,19 Obschon die Liebe zu Gott an erster Stelle stand (vgl. 6,5), schloss sich die Nächstenliebe unmittelbar daran an (vgl. Mt 22,3740). In diesem Abschnitt wird das Gebot der Nächstenliebe auf häusliche und soziale Beziehungen angewandt.
22,1 du sollst dich ihnen nicht entziehen. Der Israelit sollte seine Augen von einem solch offensichtlichen Verlust nicht wegwenden. Es war seine Pfl icht, das verloren gegangene Eigentum seines Nächsten einzufangen und ihm zurückzubringen.
22,5 keine Männersachen … keine Frauenkleider. Diese Sat- zung, die nur an dieser Stelle des Pentateuchs gefunden wird, verbot es einem Mann, weibliche Kleidungsstücke zu tragen und einer Frau männliche. Das gleiche Wort, hier mit »Gräuel« übersetzt, wurde auch verwendet, um Gottes Ansicht über Homosexualität zu beschreiben (3Mo 18,22; 20,13). Dieses Beispiel verbietet ausdrücklich Transvestismus. Die Unterschiede der Schöpfungsordnung zwischen Mann und Frau sollten ausnahmslos aufrechterhalten werden (vgl. 1Mo 1,27).
22,6 ein Vogelnest. Diese Aussage fi ndet sich nur hier im Penta- teuch, das Gesetz zeigt, dass Gott für die langfristige Versorgung seines Volkes sorgte. Dadurch, dass die Mutter freigelassen wurde, war Nahrung erhältlich, ohne die Quelle zukünftiger Nahrung zu töten.
22,8 ein Geländer. Auch diese Aussage fi ndet sich nur hier im Pen- tateuch; sie bezieht sich auf die damaligen fl achen Hausdächer in Israel, die für gewöhnlich über eine Treppe an der Außenseite zu erreichen waren. Um Verletzungen oder tödlichen Unfällen vorzubeugen, sollte ein Zaun entlang der Dachkante errichtet werden. Dies drückte auch Liebe zu denen aus, die sich andernfalls verletzen oder tödlich verunglücken könnten.
22,9 zweierlei Samen. Das Ziel dieses Gesetzes scheint gesundes Getreide zu sein, daher sollte unterschiedliches Saatgut voneinander getrennt werden. S. Anm. zu 3Mo 19,19.
22,10 nicht zugleich mit einem Rind und einem Esel. Laut den zuvor verordneten Speisegesetzen (14,1-8) war das Rind ein »reines« Tier, aber der Esel war »unrein«. Noch zwingender war die Tatsache, dass diese beiden unterschiedlichen Tiere zusammen keine geraden Furchen pfl ügen konnten. Ihre Veranlagungen, natürlichen Instinkte und körperlichen Merkmale machten das unmöglich. Gott schützte die Nahrung seines Volkes, so wie beim Saatgut (V. 9).
22,11 Kleidung aus … Wolle und Leinen. S. Anm. zu 3Mo 19,19.
22,12 Quasten machen. S. 4Mo 15,38-40 über den Zweck dieser Quasten. 22,13-30 Dieser Abschnitt handelt vom Familienleben (vgl. 3Mo 18,1-30; 20,10-21).
22,13 Ein Israelit, der die Jungfräulichkeit seiner Braut anzweifel- te, musste vor den »den Ältesten der Stadt« eine formale Anschuldigung erheben. Wenn ihre Eltern den Beweis ihrer Jungfräulichkeit erbrachten, der die Anschuldigung als falsch erwies, musste der Ehemann eine Strafe zahlen und durfte sich nicht von der Frau trennen. Konnte ihre Jungfräulichkeit jedoch nicht unter Beweis gestellt werden, wurde sie getötet.
22,15 die Zeichen der Jungfräulichkeit der jungen Frau. Wahr- scheinlich ein blutbefl ecktes Kleidungsstück oder ein Bettlaken aus der Hochzeitsnacht.
22,19 Schekel. Dieses Wort fi ndet sich nicht im hebr. Text, doch der Kontext legt es nahe. Ein Schekel wog 10,14 g – die gesamte Geldstrafe betrug somit etwa 1 kg Silber.
22,22 Ehebruch wurde mit dem Tod bestraft, wenn die beiden gesehen wurden. Wenn ein Mann Geschlechtsverkehr mit einer Frau hatte, die bereits mit jemand anderem verlobt war, führte diese Tat für beide zum Tod (V. 23.24). Wenn der Mann die Frau jedoch vergewaltigte, wurde nur das Leben des Mannes gefordert (V. 25-27). Wenn die Frau eine unverlobte Jungfrau war, musste der Mann eine Geldbuße entrichten, das Mädchen heiraten und sie sein Leben lang zur Frau nehmen (V. 28.29).
23,1 Niemand soll die Frau seines Vaters nehmen. In keinem Fall sollte ein Mann die Frau seines Vaters heiraten oder geschlechtlich mit ihr verkehren, was sich auch auf die Stiefmutter bezog. Inzest war absolut verboten (vgl. 3Mo 18,6-8).
23,2 die Gemeinde des HERRN. Mose geht vom häuslichen und ehelichen Zusammenleben im vorangegangenen Kapitel über zur Einheit des Volkes als Versammlung und spricht von den Bürgerrechten, einschließlich der Zusammenkunft in der Gegenwart des Herrn zu seiner Anbetung. Sehr wahrscheinlich schloss dieses Gesetz niemanden aus, im Gebiet Israels zu wohnen, sondern nur von öffentlichen Ämtern und Ehren, Mischehen und der Teilnahme an religiösen Vorrechten an der Stiftshütte und später am Tempel. Dem Verstümmelten (V. 2), dem Bastard (V. 3) und den Ammonitern und Moabitern (V. 4-7) war es nicht gestattet, den Herrn anzubeten. Aus Furcht vor freundschaftlichen oder ehelichen Verbindungen, die Israel zum Götzendienst verleiten würden, lautete die allgemeine Regel, dass Fremde und Ausländer bis zu ihrer Bekehrung zu Gott und dem jüdischen Glauben nicht zugelassen waren. Jedoch waren von dieser allgemeinen Regelung bestimmte Personenkreise ausgeschlossen wie z.B. Eunuchen, uneheliche Kinder, Ammoniter und Moabiter. Eunuchen, weil ihre mutwillige Verstümmelung (im Hebr. heißt es wörtl. »durch Zerquetschen«, was die Art und Weise beschreibt, in der eine solche Handlung üblicherweise durchgeführt wurde) gegen Gottes Schöpfung des Mannes verstieß, mit götzendienerischen Praktiken in Verbindung stand und von heidnischen Eltern an ihren Kindern ausgeführt wurde, so dass sie als Eunuchen in den Häusern der Großen dienen konnten (vgl. 25,11.12). Die unehelichen Kinder waren ausgeschlossen, um schändlichem sexuellem Fehlverhalten ein unauslöschliches Stigma aufzudrücken. Ammoniter und Moabiter waren nicht ausgeschlossen, weil sie aus Inzest hervorgegangen waren (vgl. 1Mo 19,30ff.), sondern wegen ihrer Feindschaft gegenüber Gott und seinem Volk Israel. Viele Israeliten waren östlich des Jordan in unmittelbarer Nachbarschaft dieser Völker angesiedelt, so dass Gott diese Grenze zog, um sie vor ihrem bösen, götzendienerischen Einfl uss zu bewahren. Einzelnen Menschen dieser drei ausgestoßenen Gruppen wird von Jesaja Gnade und Annahme angeboten durch den persönlichen Glauben an den wahren Gott (vgl. Jes 56,1-8). Ruth, die Moabiterin, dient hierzu als bemerkenswertestes Beispiel (vgl. Rt 1,4.16).
23,3 auch die zehnte Generation. Der Gebrauch des Wortes »ewig« in V. 4.7 scheint aufzuzeigen, dass dieser Ausdruck ein Idiom ist, das einen dauerhaften Ausschluss von Israels Anbetungsversammlung bezeichnet. Im Gegensatz dazu durfte ein Edomiter oder Ägypter in der dritten Generation in Israel anbeten (s. V. 8.9), obgleich auch diese Völker Feinde waren. Edom war ein naher Verwandter aus Jakobs Familie und beim Exodus waren einzelne Ägypter freundlich gegenüber den Israeliten (vgl. 2Mo 12,36).
23,10 Da das Lager der israelitischen Soldaten ein Ort der Gegen- wart Gottes war (V. 15), musste es rein gehalten werden. In Bezug auf nächtlichen Samenerguss (V. 11.12) und Notdurft (V. 13.14) wurden Anweisungen gegeben. Solche Anweisungen über äußerliche Sauberkeit illustrierten, was Gott im Herzen wollte.
23,16 Mose wählte 21 Gesetze aus, um den Charakter der Forderungen des sinaitischen Bundes weiter aufzuzeigen. 23,16 Ein fl üchtiger Sklave sollte nicht seinem Herrn ausgeliefert werden. Offensichtlich ist damit ein Sklave der Kanaaniter oder benachbarter Völker gemeint, der unterdrückt wurde oder den Wunsch hatte, den Gott Israels kennen zu lernen.
23,18 Prostitution als eine Form der Anbetung war verboten. Der Ausdruck »Hundegeld« verweist auf männliche Prostituierte (vgl. Offb 22,15).
23,20 Das Verbot, einem anderen Israeliten Geld gegen Zinsen zu verleihen, wird gestützt durch 2Mo 22,24 und 3Mo 25,35.36, wo sich die Anwendung auf Arme beschränkt und weiterer Verarmung vorgebeugt wird. Allerdings war es erlaubt, von Ausländern Zinsen zu nehmen, die Handel betrieben, um ihren Reichtum zu vergrößern. Aus 5Mo 15,1.2 wird ebenso deutlich, dass Geld im normalen Geschäftsleben rechtmäßig verliehen werden konnte, aber dem Erlass aller unbezahlten Schulden im Sabbatjahr unterworfen war (vgl. 24,10).
23,22 Obwohl Gelübde freiwillig waren, mussten sie, nachdem sie einmal ausgesprochen wurden, unverzüglich eingehalten werden. Vgl. 4Mo 30,3.
23,25 Bauern sollten ihre Erzeugnisse mit ihren Landsleuten tei- len, welche sich aber nicht an der Großzügigkeit der Bauern bereichern durften.
24,1 In dieser Passage wird Ehescheidung weder befohlen oder empfohlen, noch stillschweigend geduldet oder gar nahe gelegt. Vielmehr wird anerkannt, dass Ehescheidungen auftreten und sie nur unter bestimmten Gründen erlaubt sind. Der hier vorliegende Fall dient dazu, die Tatsache zu verdeutlichen, dass Ehescheidung Verunreinigung erzeugt. Man beachte die anschließende Reihenfolge: 1.) wenn ein Mann etwas »Schändliches« (eine Unreinheit oder etwas Anstößiges, vgl. 23,15) an seiner Frau fi ndet, nicht aber Ehebruch, was mit Steinigung bestraft wurde (vgl. 22,22); 2.) wenn er sie rechtmäßig entlässt (obwohl Gott Scheidung hasst – Mal 2,16; er die Ehe als lebenslange Einrichtung gedacht hat – 1Mo 2,24; er die Ehescheidung aufgrund von Herzenshärte erlaubte – Mt 19,8); 3.) wenn sie anschließend einen anderen Mann heiratet; 4.) wenn der neue Ehemann stirbt oder sich von ihr trennt; dann konnte diese Frau nicht zu ihrem ersten Ehemann zurückkehren (V. 4). Dies ist so, weil sie derart »verunreinigt« ist, dass es ein Gräuel für den Herrn ist und eine sündige Befl eckung des verheißenen Landes. Was ist mit dieser Befl eckung gemeint? Darauf gibt es nur eine mögliche Antwort – durch die Wiederheirat hatte sie sich verunreinigt, da kein Grund zur Scheidung bestand. Als sie zum zweiten Mal heiratete, wurde sie zur Ehebrecherin (Mt 5,31.32) und folglich so verunreinigt, dass ihr erster Ehemann sie nicht zurück nehmen kann. Unrechtmäßige Ehescheidung fördert Ehebruch. S. Anm. zu Mt 5,31, 32; 19,4-9.
24,5 Im ersten Ehejahr wurde ein Mann nicht zum Militärdienst eingezogen oder zu einer anderen Pfl icht berufen. Er sollte dieses Ehejahr der Freude und Festigung seiner Ehe widmen.
24,6 Zwei Mühlsteine waren nötig, um Getreide zu mahlen. Keiner von beiden durfte als Pfand genommen werden, da sie für den täglichen Lebensunterhalt unabdingbar waren.
24,7 Die Todesstrafe galt für Entführer, die einen anderen Israeliten entführten, um ihn zum Sklaven zu machen oder ihn als solchen verkauften.
24,8 Mose ermahnte das Volk, die Gebote des Herrn über anste- ckende Hautkrankheiten zu befolgen (s. Anm. zu 3Mo 13,1-14,57).
24,10 ein Pfand. Dies war oftmals ein Umhang, ein äußeres Kleidungsstück, das als Pfand gegeben wurde, um die Rückzahlung eines Darlehens zu garantieren. Gottes Volk sollte bei der Geldleihe gerecht handeln. Ein gerechter Geldverleiher war jemand, der die Rückzahlung nicht mit Nachdruck eintrieb und der einem armen Menschen sein Pfand (Umhang) über Nacht zurückgab, wenn er ihn benötigte, um sich warm zu halten. Es war gestattet, Geld an die Armen zu verleihen, jedoch ohne 1.) Zinsen zu nehmen (23,20.21); 2.) sie zur Rückzahlung zu nötigen und 3.) das Darlehen über das Sabbatjahr hinaus zu verlängern (15,1.2).
24,14 Tagelöhner sollten am Tag ihrer Arbeit bezahlt werden, da sie vom einen Tag auf den nächsten Tag von diesen Einnahmen lebten (vgl. 3Mo 19,13; Mt 20,1-16).
24,16 Die Strafe für ein Verbrechen sollte allein vom Übertreter ge- tragen werden. S. Anm. zu Hes 18. Der Tod von Sauls 7 Enkelsöhnen (2Sam 21,5-9) ist eine bemerkenswerte Ausnahme von nationalem Ausmaß, die auf Gottes souveräner Weisheit basierte, so wie der Tod von Davids und Batsebas erstgeborenem Sohn (2Sam 12,14).
24,17 Die Ausübung des Gesetzes sollte in Gerechtigkeit gegen- über allen Mitgliedern der Gesellschaft erfolgen, einschließlich derjenigen, die über wenig Macht und Einfl uss verfügen, z.B. Witwen, Waisen und Einwanderern.
24,19 Der Brauch, die Armen die Felder nach Nahrung absuchen zu lassen, basierte auf der Erinnerung an Israels harten Dienst in Ägypten (V. 18).
25,1 Körperliche Bestrafung für begangene Verbrechen musste in der Gegenwart der Richter gerecht ausgeführt werden und war auf 40 Schläge beschränkt.
25,4 Einem Arbeiter musste es gestattet sein, die Früchte seiner Arbeit zu genießen (vgl. 1Kor 9,9; 1Tim 5,18; 2Tim 2,6).
25,5 Schwagerehen sahen vor, dass der Bruder des Toten, der kinderlos verstarb, die Witwe heiratet, um seinem toten Bruder einen Erben zu geben. In Israel waren dies keine Zwangsehen, vielmehr wurden sie als Möglichkeiten für Brüder angesehen, die zusammen wohnten. Dies erforderte natürlich, dass der Bruder unverheiratet war und wünschte, den Besitz durch einen männlichen Erben in der Familie zu halten. Vgl. 3Mo 18,16; 20,21, wo der Ehebruch mit der Frau eines lebenden Bruders verboten wird. Obwohl es keine Pfl icht war, demonstrierte diese Gewohnheit brüderliche Zuneigung. Wenn ein einzelner Bruder dieses Vorgehen ablehnte, wurde er von den Ältesten verachtet und gedemütigt. Der Fortbestand seines Namens als einem Mitglied des Bundesvolkes zeugte von der Würde des Einzelnen. Da 4Mo 27,4-8 Töchtern das Erbrecht gab, wenn keine Söhne in der Familie vorhanden waren, ist es berechtigt, in V. 5 eher »kein Kind« als »keinen Sohn« zu lesen. Vgl. Tamar (1Mo 38,8-10) und die Ehe von Boas und Ruth (Rt 4,1-17). 25,5 Vgl. Mt 22,24; Mk 12,19; Lk 20,28.
25,11 Die Konsequenz dieser schamlosen Handlung ist im Pentateuch das einzige Beispiel einer Bestrafung durch Verstümmelung.
25,13 Es durften nicht zweierlei Handelsgewichte und -maße bestehen, um die Leute nicht zu betrügen. Gehorsam bedeutete Jahre des Wohlstands im Land.
25,17 Die Ermahnung, sich an die Hinterlist der Amalekiter zu erinnern, wurde auch gegenüber der neuen Generation wiederholt (s. Anm. zu 2Mo 17,9-16). Hinsichtlich der Ausführung des Befehls s. 1Sam 15.
26,1 Nachdem Mose den Teil mit den Satzungen im Deuterono- mium beendet hatte (Kap. 5-25), befahl er dem Volk, zwei Zeremonien zu beobachten, nachdem es das Land eingenommen hatte und seinen Ertrag zu genießen begann. Diese beiden Zeremonien waren die Opfergabe der Erstlingsfrüchte (26,1-11) und die Gabe des Zehnten in jedem dritten Jahr (26,12-15). In beiden Fällen wurde Wert auf das Bekenntnisgebet gelegt, das während der Zeremonie gesprochen werden sollte (26,5-10.13-15). Diese besonderen Opfergaben dienten dazu, Israels Wandel von einem Nomadenvolk zu einer geregelten Agrargemeinschaft zu feiern, was durch den Segen des Herrn möglich wurde.
26,2 den Erstlingen aller Früchte. Körbe mit den Früchten der allerersten Ernte im Land Kanaan sollten zum Heiligtum gebracht werden (vgl. 2Mo 23,19; 34,26; 4Mo 18,12-17). Dies muss vom jährlichen Fest der Erstlinge unterschieden werden (vgl. 3Mo 23,9-14), das zusammen mit dem Passah und dem Fest der ungesäuerten Brote gefeiert wurde.
26,5 du sollst … vor dem HERRN, deinem Gott, sprechen. Das Darbringen der Erstlingsfrüchte sollte von einem ausführlichen Bekenntnis der Treue des Herrn begleitet werden, wie er Israel bewahrte und ins Land brachte. Die wesentlichen Aspekte, weshalb der Anbeter zum Heiligtum kam, waren die Gabe der Erstlingsfrüchte, seine Anbetungshaltung und die Freude an der Güte des Herrn. Somit stellte der Besuch des Heiligtums ein Bekenntnis und die Anerkennung Gottes dar. Es war eine Zeit des Lobes und der Freude über die Güte und Gnade Gottes, die er früheren Generationen erwies, und ein Beweis seiner aufrechterhaltenden Gnade in der Gegenwart. ein umherirrender Aramäer. Dieser Ausdruck bezieht sich auf Jakob, der der Vater oder Vorfahr jedes Israeliten war. Als Jakob aus seinem Zuhause in Beerscheba fl oh, führte sein Weg durch Syrien (Aram) nach Mesopotamien (Aram-Nacharajim, 1Mo 24,10), um bei Laban, seinem Onkel, zu leben. Nachdem er von dort zurückkehrte, durchquerte Jakob Syrien und wurde am Fluss Jabbok von Laban eingeholt, wo er nicht nur Labans Zorn gegenüber stand, sondern auch dem seines Bruders Esau. Später machte die Hungersnot in Kanaan seine Abwanderung nach Ägypten erforderlich. Als die Israeliten zahlreich und mächtig wurden, wurden sie von den Ägyptern unterdrückt, doch Gott antwortete auf ihre Gebete und befreite sie durch Wundertaten aus Ägypten. Es war ebenfalls Gott, der sie befähigte, das Land zu betreten und zu erobern, aus dem die dargebrachten Erstlingsfrüchte vor dem Altar stammten.
26,12 Zehnten. Gemeint ist der Zehnte, der von Israel jedes dritte Jahr im Land Kanaan eingesammelt wurde (s. 14,28). Anscheinend wurde dieser Zehnte nicht zum Zentralheiligtum getragen, sondern örtlich an die Leviten, Fremdlinge, Witwen und Waisen weitergegeben. Hinsichtlich der anderen regelmäßigen Jahreszehnten s. Anm. zu 14,22.
26,13 du sollst vor dem HERRN, deinem Gott, sprechen. Das Bekenntnis, das in Verbindung mit der Gabe dieses ersten Zehnten gegeben werden sollte, war ein Bekenntnis des Gehorsams (V. 13.14) und ein Gebet um den Segen Gottes (V. 15). Auf diese Weise bekannte der Israelit seine permanente Abhängigkeit von Gott und lebte in gehorsamer Erwartung auf Gottes beständigen Segen.
26,15 Blicke herab … vom Himmel. Das war der erste Verweis auf Gottes Wohnung im Himmel. Von seinem Wohnsitz im Himmel hatte Gott den Israeliten das Land gegeben, das von Milch und Honig fl ießt, so wie er es den Patriarchen verheißen hatte. Sein dauerhafter Segen für Volk und Land wurde erbeten.
26,16 Diese 4 Verse bildeten Moses abschließende Erklärung be- züglich der Bedingungen des Gesetzes, indem sie Israel zur vollkommenen Hingabe an den Herrn und seine Gebote aufrufen. Diese Verse können als formale Ratifi zierung des sinaitischen Bundes zwischen dem Herrn und Israels zweiter Generation angesehen werden. Indem sie die Bedingungen dieser Vereinbarung annahmen, erkannten sie den Herrn als ihren Gott an und versprachen uneingeschränkten Gehorsam sowie die Sehnsucht, auf Gottes Stimme zu hören. Den Israeliten wurde zugesichert, dass sie sein Volk waren, auserwählt, über allen Völkern zu stehen, um seine Segnungen zu empfangen und seine Herrlichkeit vor der ganzen Welt zu bezeugen. S. 2Mo 19,5.6. 26,16 diesem heutigen Tag. Der erste Tag des 11. Monats im 40. Jahr (1,3). Zu beachten ist auch das Wort »heute« in V. 17.18.
27,1 In diesen beiden Kapiteln erklärte Mose den Segen und den Fluch des sinaitischen Bundes. Zuerst rief er Israel zu einer Zeremonie zur Ratifi zierung des Bundes auf, wenn sie ins Land kommen (27,126; in Jos 8,30-35 wurde sie von Josua durchgeführt). Dies diente dem Volk zu Erinnerung, dass der Gehorsam gegenüber dem Bund und seinen Gesetzen unbedingt erforderlich war. Anschließend erklärte Mose weiter die Segnungen bei Gehorsam und den Fluch bei Ungehorsam (28,1-68).
27,2 mit Kalk bestreichen. Bei Eintritt ins verheißene Land unter Josua sollten große Steine aufgerichtet werden. Entsprechend der in Ägypten verwendeten Vorgehensweise sollten sie mit Kalk getüncht werden, um sie zum Beschreiben vorzubereiten. Wenn das Gesetz auf die Steine geschrieben würde, würde der weiße Untergrund es deutlich sichtbar und gut lesbar werden lassen. Diese beschriebenen Steine sollten dem ganzen Volk und den folgenden Generationen ein beständiges Zeugnis ihrer Beziehung zu Gott und seinem Gesetz ablegen (vgl. 31,26; Jos 24,26.27).
27,3 alle Worte dieses Gesetzes. Wahrscheinlich ein Hinweis auf das ganze 5. Buch Mose.
27,4 Berg Ebal. Ein Berg im Herzen des verheißenen Landes, direkt nördlich der Stadt Sichem. Bei Sichem erschien der Herr Abraham zum ersten Mal im Land und Abraham errichtete dem Herrn dort seinen ersten Altar (1Mo 12,6.7). Dieser Berg, wo die Steine mit dem Gesetz standen und der Altar gebaut wurde (V. 5), war der Ort, an dem die Flüche gelesen werden sollten (V. 13).
27,5 einen Altar bauen. Zusätzlich zum Aufstellen der Steine sollten die Israeliten einen Altar aus unbehauenen Steinen bauen. Auf diesem Altar waren dem Herrn die Opfergaben zu bringen und das Volk würde sich gemeinsam in der Gegenwart Gottes erfreuen. Dies geschah, als die Bundesbeziehung am Berg Sinai hergestellt wurde (2Mo 24,1-8). Die vollständig verzehrten Brandopfer stellten vollkommene Hingabe an Gott dar; die Dankopfer drücken Dank ihm gegenüber aus.
27,12 Diese … diese. Die 12 Stämme wurden in zwei Gruppen von jeweils 6 Stämmen geteilt. Der Stamm Levi gehörte zur ersten Gruppe. Die Stämme Manasse und Ephraim galten zusammen als der Stamm Joseph. 27,12 Berg Garizim. Dies war der Berg direkt südlich vom Berg Ebal mit der Stadt Sichem im dazwischenliegenden Tal, von dem die Segnungen gelesen werden sollten. Vielleicht sah die eigentliche Anordnung vor, dass die Priester bei der Bundeslade im Tal zwischen den beiden Bergen standen, mit 6 Stämmen in nördlicher Richtung auf dem Berg Ebal und 6 Stämmen südlich auf dem Berg Garizim. Die Priester und Leviten lasen den Segen und den Fluch, während das Volk zur Bestätigung »Amen« sagte. zu segnen. Der vom Berg Garizim herabgerufene Segen wird an dieser Stelle nicht geschildert. Die Auslassung sollte hier zweifelsohne betonen, dass sich Israel als ungehorsam dem Bund gegenüber erwies und deshalb nicht in den Genuss des Segens gelangte.
27,15 Zwölf Übertretungen dienen als Beispiele für die Art von Vergehen, die den Fluch auf sich zog. Diese Vergehen könnten ausgewählt worden sein, weil sie stellvertretend für Sünden stehen, die möglicherweise nicht aufgedeckt werden (V. 15.24). 27,15 wer ein geschnitztes … Bild macht. Der erste Fluch bezog sich auf den Götzendienst, das Brechen des ersten und zweiten Gebots (5,7-10). Amen! Auf jeden Fluch antwortete das ganze Volk mit »Amen«. Das Wort bedeutet: »so sei es«. Dadurch gab das Volk zu verstehen, dass es die getroffene Aussage verstand und ihr zustimmte.
27,16 wer seinen Vater und seine Mutter verachtet. Das Ver- unehren der Eltern stellte den Bruch des fünften Gebotes dar (5,16).
27,17 Grenze. S. Anm. zu 19,14.
27,18 wer einen Blinden … irreführt. D.h., die Behinderung eines Blinden auszunutzen.
27,19 wer das Recht … beugt. Sich auf Kosten der Schwachen der Gesellschaft einen Vorteil zu verschaffen.
27,20 wer bei der Frau seines Vaters liegt. Inzest. S. Anm. zu 22,30.
27,21 wer bei irgendeinem Vieh liegt. Sodomie. S. 2Mo 22,18; 3Mo 18,23; 20,15.16.
27,22 wer bei seiner Schwester liegt. Entweder Inzest mit einer Schwester oder einer Halbschwester.
27,23 wer bei seiner Schwiegermutter liegt. S. 3Mo 18,17; 20,14.
27,24 wer seinen Nächsten heimlich erschlägt. Ein geheimer Versuch, seinen Nachbarn zu töten.
27,25 wer Bestechung annimmt. D.h. ein bezahlter Mörder.
27,26 wer die Worte dieses Gesetzes nicht aufrechterhält. Der letzte Fluch umfasste die restlichen Gebote Gottes, die Mose auf den Ebenen Moabs hervorbrachte (vgl. Gal 3,10). Gott und sein Gesetz fordern absoluten Gehorsam. Diesen vollkommenen Gehorsam zeigte nur der Herr Jesus Christus (2Kor 5,21). Amen! Das ganze Volk stimmte zu, gehorsam zu sein (vgl. 2Mo 24,1-8), ein Versprechen, das sie schon bald brechen würden.
28,1 In seiner Verantwortung als Führer und Mittler hatte Mose dem Volk bei der Aufrichtung des Bundes am Sinai schon die Verheißung des göttlichen Segens mitgeteilt und sie gewarnt, dass sie sich nicht zu anderen Göttern wenden sollten (2Mo 23,20-33). Nach ihrer Aufl ehnung gegen den Bund warnte Mose sie vor dem Gericht Gottes (3Mo 26), das kommen würde, wenn sie ungehorsam sein würden. Hier ermahnt Mose auf Grundlage des Segens und Fluches des Bundes (s. 3Mo 26,1-45). Segen und Fluch besitzen in diesem Kapitel die gleiche Struktur. Erstens erklärte Mose deutlich, dass Israels zukünftige Erfahrungen auf dem Gehorsam oder Ungehorsam gegenüber Gott basieren würden (28,1.2.15). Zweitens wurden die eigentlichen Segnungen und Flüche kurz und bündig vorgetragen (28,3-6.16-19). Drittens führte Mose die wesentlichen Segnungen und Flüche näher aus (28,7-14.20-68). Genauso wie die Flüche in der Zeremonie aus 27,11-26 näher dargestellt wurden, rückten an dieser Stelle die Flüche in den Vordergrund, die sich durch den Ungehorsam gegenüber dem Bund ergaben. Mose hatte die Perspektive, dass Israel sich als untreu gegenüber dem Bund erweisen (31,16-18.27) und damit nicht in den Genuss der Bundessegnungen kommen würde; aus diesem Grund wurde dem Fluch mehr Aufmerksamkeit zuteil. 28,1 S. Jos 21,45; 23,14.15; 1Kö 8,56 hinsichtlich der Erfüllung des Segens. 28,1 du der Stimme des HERRN, deines Gottes, wirklich ge- horchst. »Wirklich gehorchst« betonte die Notwendigkeit von Israels vollkommenem Gehorsam. Das Volk konnte sich Gottes Güte und Segen nicht rechtlich oder persönlich verdienen, vielmehr war ihr beständiger Wunsch, ihm gehorsam zu sein, ihn anzubeten und die richtige Beziehung zu ihm zu pfl egen, ein Beweis, dass sie wirklich an ihn glaubten und ihn liebten (vgl. 6,5). Zudem bewies es Gottes Gnadenwerk in ihren Herzen. 28,1 als höchstes über alle Völker. Wenn Israel dem Herrn gehor- sam gewesen wäre, hätte es größten Segen empfangen, indem es über alle Völker der Erde gestellt worden wäre (s. 26,19). Die notwendige Bedingung für diesen Segen ist Errettung, die zum Gehorsam gegenüber dem Herrn und zur Einhaltung seiner Gebote führt. Dieser Segen wird sich letzten Endes im Tausendjährigen Reich zeigen und dient insbesondere zur Erhebung des Königs von Israel, dem Messias, und seines Volkes (s. Sach 13,1-14,21; Röm 11,25-27).
28,3 Gesegnet. Diese Seligpreisungen fassen die verschiedenen Ebenen zusammen, auf die sich Gottes Segen im Leben Israels erstrecken würde. Unter der Bedingung ihres Gehorsams wollte Gott auch Gunst bei all ihren Bestrebungen geben, wie die erweiterte Zusammenfassung in 28,7-14 hervorhob (V. 1.2, 9.13.14). Sie würden Sieg, Wohlstand, Reinheit, Achtung und Vorherrschaft erfahren – einen umfassenden Segen.
28,6 deinem Eingang … deinem Ausgang. Eine Art Redewen- dung, die sich auf die normalen Handlungen des täglichen Lebens bezieht (s. 31,2). Es ist ein passender Abschluss der »Segnungen und Flüche« (V. 19), da es alles in sich zusammenfasst.
28,10 der Name des HERRN über dir ausgerufen. Israels Gehor- sam und Segen würde dazu führen, dass sich alle Völker der Erde vor Israel fürchten, da es deutlich als Gottes Volk erkennbar wäre. Dies war seit langem Gottes Absicht mit ihnen, dass sie den Völkern den einzig wahren und lebendigen Gott bezeugen und sie vom Götzendienst wegbringen. In den letzten Tagen (s. Offb 7,4-10; 14,1) und im Tausendjährigen Reich (s. Sach 8,1-12) werden sie dieses Zeugnis als Nation haben.
28,13 zum Haupt setzen und nicht zum Schwanz. Israel sollte die Vorherrschaft unter allen Nationen haben (»Haupt«) und nicht anderen Völkern unterworfen sein (»Schwanz«).
28,15 Die Flüche sind aufgeführt, da Gott sein Volk vor dem Preis warnte, den es zahlen würde, wenn sie ihn nicht liebten und ihm ungehorsam wären. 28,15 Vgl. Jos 23,15.16.
28,16 Dies sind Parallelen zu den Segnungen in V. 3-6.
28,20 bis du vertilgt wirst. Mose war sich bewusst, dass die Is- raeliten zur Untreue gegenüber Gott neigten, so dass er die Warnungen besonders ausführlich darstellte, den schrecklichen Verlust ihres Landes und ihres Anbetungsortes bei Ungehorsam. Zerstörung war das letztendliche Unheil für Israels Sünde (V. 20.21.24.45.48.51.61.63).
28,21 Vgl. Jer 14,12; 21,6; Hes 5,12; 6,11.
28,22 Vgl. Am 4,9.
28,23 ehern … eisern. Der Himmel würde über ihnen wie Bron- ze glänzen, aber er würde keinen Regen zur Bewässerung ihrer Felder geben. Die Erde würde hart wie Eisen sein, so dass selbst der spärliche Regen abfl ießen und den Boden nicht tränken würde (vgl. Am 4,7).
28,25 Vgl. 2Chr 29,8; Neh 1,8; Jer 15,4.
28,26 Vgl. Jer 7,33; 16,4; 19,7; 34,20.
28,27 den Geschwüren Ägyptens. Die Krankheit, mit der Gott die Ägypter vor dem Exodus heimsuchte (s. 2Mo 9,9; Am 4,10).
28,30 Diese 3 Flüche standen im Gegensatz zur Befreiung vom Mili- tärdienst in 20,5-7. Die Befreiung war möglich, weil Gott seinem Volk den Sieg im Kampf geben würde. Ungehorsam gegenüber dem Herrn bedeutete jedoch, dass Gott nicht länger für sein Volk stritt. Jene, die normalerweise vom Militärdienst befreit wären, würden zum Kampf herangezogen und getötet werden. Folglich würde die Frau des Soldaten geschändet und sein Haus und sein Weinberg von fremden Eroberern weggenommen (vgl. Jer 8,10; Am 5,11; Zeph 1,13).
28,32 Vgl. 2Chr 29,9.
28,35 von deiner Fußsohle bis zum Scheitel. Hautkrankheiten würden das Volk heimsuchen, das unter dem Fluch Gottes steht. Die hier erwähnte Krankheit ähnelt der Hiobs (s. Hi 2,7).
28,36 deinen König, den du über dich setzen wirst. Obschon sie keinen König besaßen, als sie ins Land kamen, sah Mose voraus, dass Israel zu der Zeit einen König über sich haben würde, wenn dieser Fluch einträfe – Israels zukünftiger König, der zusammen mit dem Volk ins Exil geführt würde. zu einem Volk führen, das du nicht kennst, auch deine Väter nicht. Die Israeliten würden von einem anderen Volk als den Ägyptern, denen sie vor nicht allzu langer Zeit noch als Sklaven dienten, gefangen genommen werden. Dieses Volk war besonders vom Götzendienst durchdrungen (vgl. 2Kö 17,41; Jer 16,13).
28,37 Vgl. 1Kö 9,8; 2Chr 29,8; Jer 19,8; 25,9.18; 29,18.
28,38 Vgl. Jes 5,10; Joel 1,4; Mi 6,15.
28,46 Vgl. 2Chr 29,8; Jer 18,6; Hes 14,8.
28,49 ein Volk … vom Ende der Erde. Gott würde eine Nation heraufführen, die als sein gerichtsausübendes Instrument gegen sein undankbares Volk handeln sollte. Dieses fremde Volk würde weit von Israel entfernt liegen, eine Nation, die sich schnell erheben und das Land vollständig verwüsten würde. Das erfüllte sich zuerst durch Assyrien (Jes 5,26; 7,18-20; 28,11; 37,18; Hos 8,1) und später durch Babylon (Jer 5,15; Kla 4,19; Hes 17,3; Hab 1,6-8).
28,50 Vgl. 2Chr 36,17.
28,52 Schließlich würde ein einfallendes Volk alle Städte Judas belagern (s. Anm. zu 28,49). In V. 53-57 beschreibt Mose die abscheuliche Art und Weise, in der die Israeliten auf den Belagerungszustand reagieren würden. Der unvorstellbare Akt des Kannibalismus wird in V. 53 angekündigt und in den nachfolgenden Versen erläutert (s. 2Kö 6,28.29; Kla 2,20; 4,10). 28,52 Vgl. 2Chr 32,10; Jer 10,17, 18; Hes 5,2; Hos 11,6.
28,53 Vgl. Jer 19,9.
28,58 diesen herrlichen und furchtgebietenden Namen, den HERRN, deinen Gott. Aus Israels Gehorsam gegenüber dem Gesetz (d.h. dem sinaitischen Bund) würde sich die Furcht des Herrn ergeben, dessen »Name« seine Gegenwart und sein Wesen repräsentiert. Der Titel »HERRN (Jahwe)« enthüllte die Herrlichkeit und Größe Gottes (s. 2Mo 3,15). Bezeichnenderweise wird der Ausdruck »den HERRN, deinen Gott« etwa 250-mal im Deuteronomium verwendet. Das volle Maß des göttlichen Fluches würde über Israel kommen, wenn sein Ungehorsam sich zur Missachtung des herrlichen und ehrfürchtigen Wesens Gottes verhärtet hatte. In V. 15.45 beschrieb Mose die Flüche für Ungehorsam; also kommt der schlimmste Fluch, wenn der Ungehorsam sich soweit verhärtet hatte, dass keine Furcht Gottes mehr vorhanden war. Allein die Gnade Gottes würde einen kleinen Überrest verschonen (V. 62) und Israel somit vor der Auslöschung bewahren (vgl. Mal 2,2). Im Gegensatz zur Verheißung an Abraham in 1Mo 15,5 würde Abrahams Samen unter Gottes Fluch verkleinert werden; so wie Gott die Nachkommenschaft der Patriarchen in Ägypten vermehrt hatte (s. 2Mo 1,7), würde er ihre Zahl dezimieren, um sie zu nichts zu machen, bis er das Volk eines zukünftigen Tages wiederherstellen würde (s. 30,5).
28,59 Vgl. Am 4,10.
28,61 dem Buch dieses Gesetzes. Gemeint war ein ganz be- stimmtes schriftliches Dokument (s. 31,9), was sich nicht nur auf das Deuteronomium bezog (vgl. 31,9), sondern auf den ganzen niedergeschriebenen Pentateuch. Deutlich wird das aus V. 60.61, wo angedeutet wird, dass die Seuchen Ägyptens im Buch des Gesetzes aufgeschrieben waren, was sich auf das 2. Buch Mose bezieht, das von diesen Plagen berichtet.
28,63 Vgl. Jer 12,14; 45,4.
28,64 der HERR wird dich … zerstreuen. Die Juden, die die Flüche überlebten, würden schließlich vom Herrn unter alle Völker der Erde zerstreut werden, um dort ruhelos und ängstlich falschen Göttern zu dienen (vgl. Neh 1,8.9; Jer 30,11; Hes 11,16). Diese Zerstreuung begann mit der Gefangenschaft des Nordreiches, Israel (722 v.Chr.), nahm mit dem Südreich, Juda (586 v.Chr.), seinen Fortgang und ist auch heute noch Realität. Im zukünftigen messianischen Reich auf Erden wird Israel erleben, wie es im Glauben, in Errettung und in Gerechtigkeit wieder gesammelt wird. S. Jes 59,19-21; Jer 31,31-34; Hes 36,8-37,14; Sach 12,10-14,21. Die Unerträglichkeit von Israels gegenwärtigem Zustand wurde durch die Sehnsucht nach einer anderen Zeit hervorgehoben (V. 67). Vgl. Jer 44,7; Hos 8,13; 9,3; 11,4.5.
28,68 kein Käufer da sein. Israel würde von Gott so verlassen sein, dass sie nicht einmal fähig wären, sich selbst als Sklaven zu verkaufen. Gottes Fluch würde Israel in einen scheinbar hoffnungslosen Zustand bringen (vgl. Hos 8,13; 9,3). Die Erwähnung Ägyptens ist symbolisch für jedes andere Land aufzufassen, wohin die Juden in die Sklaverei weggeführt wurden. Doch ist es wahr, dass diese Prophezeiung erfüllt wurde nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr., was ein Gericht über Israels Abfall und ihre Verwerfung und Tötung des Messias war. Der römische Oberbefehlshaber Titus, der Jerusalem und Israel eroberte, sandte 17.000 erwachsene Juden nach Ägypten zur Zwangsarbeit und verkaufte Juden unter 17 Jahren öffentlich. Unter dem römischen Kaiser Hadrian wurden unzählige Juden verkauft, denen auf diese Weise Sklaverei und Unmenschlichkeit widerfuhren.
28,69 Dies sind die Worte. Im hebr. Text lautet die Verszählung hier 28,69 (und nicht 29,1 wie in manch anderen Bibelübersetzungen), was den Vers als Abschluss der zweiten Rede Moses betrachtet. Allerdings dienen diese Worte zur Einleitung von Moses dritter Rede (vgl. 1,1). des Bundes … im Land Moab. Die Mehrheit der Ausleger betrachtet den hier dargelegten Bund als einen Verweis auf den sinaitischen Bund. Laut dieser Ansicht wurde der Bund, den Gott am Sinai (Horeb) mit Israel schloss, in Moab erneuert. Dieser Vers besagt jedoch eindeutig, dass der Bund, von dem Mose jetzt spricht, »außer« oder »zusätzlich zu« dem Vorangegangenen bestand. Es war ein anderer Bund, der sich von dem vom Sinai unterschied. Dieser andere Bund wird von manchen Auslegern als der palästinische Bund bezeichnet, der Israel den Anspruch auf das Land gab (s. 30,5). Aber die Betonung dieser beiden Kapitel liegt nicht auf dem Land, sondern auf Israels Herzensveränderung (vgl. den Gegensatz zwischen 29,3 und 30,6). Es war genau dieser Herzenswandel, den die späteren Propheten »den Neuen Bund« nannten (s. Jer 31,31-34; Hes 36,26.27). Als Erwiderung auf Israels sicheres Versagen unter den Bestimmungen des sinaitischen Bundes (29,22-27) sah Mose den Neuen Bund voraus, unter dem Israel dem Herrn gehorsam sein wird und schließlich seine Segnungen erfährt (30,1-10).
29,1 Diese Kapitel enthalten Moses dritte Rede, die einen Ge- gensatz bietet zwischen dem Bund am Sinai und dem zukünftigen Bund, den Mose für Israel voraussah. Obwohl die Vergangenheit Israels Ungehorsam gegenüber Gott und seinem Bund gebracht hatte, bestand Hoffnung für die Zukunft. Es war diese Hoffnung, die Mose durch den Inhalt dieser Kapitel hervorhob, welche deutlich die Themen des Neuen Bundes behandeln.
29,3 der HERR hat euch … noch keine … Augen gegeben, die sehen. Trotz allem, was sie erfahren hatten (V. 1.2), war Israel geistlich blind, um zu erkennen, was der Herr für sie getan hatte, selbst als Mose sprach, fehlte ihnen geistliches Verständnis. Diese geistliche Blindheit Israels hält bis zum heutigen Tag an (Röm 11,8), und wird nicht von ihnen genommen werden bis zur zukünftigen Errettung Israels (s. Röm 11,25-27). Der Herr hatte ihnen kein verständiges Herz gegeben, weil sie es nicht in Reue suchten (vgl. 2Chr 7,14).
29,8 bewahrt nun die Worte dieses Bundes. Die geistliche Erfah- rung der Treue Gottes hätte Israel zum Gehorsam gegenüber den Aufl agen des sinaitischen Bundes führen sollen; dies konnte aber ohne einen veränderten Herzenszustand (V. 3.17) und eine wirkliche Erkenntnis Gottes (V. 5) nicht geschehen.
29,9 Ihr alle steht heute vor dem HERRN, eurem Gott. Wahr- scheinlich hatte sich das ganze Volk in ordentlicher Aufstellung vor Mose versammelt, doch der Aufruf bezog sich nicht auf äußerliche Ordnung, sondern auf innere Hingabe, um den Bund zu einer Angelegenheit des Herzens und Lebens zu machen.
29,11 um in den Bund … und in seine Eidverpfl ichtung einzu- treten. »Einzutreten« drückt vollkommene Ergebenheit an Gott aus, im Glauben und in Buße, und führt zum Herzensgehorsam. Das Volk sollte sich durch einen Eid binden, die Bedingungen des göttlichen Bundes zu befolgen (vgl. 1Mo 26,28).
29,13 nicht mit euch allein. Ganz Israel, gegenwärtig und zukünf- tig, sollte durch die Bundesbedingungen zum Gehorsam gegenüber Gott verpfl ichtet sein, um von ihm gesegnet zu werden. Auf diese Weise wären sie befähigt, alle Völker zum Heil zu führen (vgl. Joh 17,20, 21; Apg 2,39).
29,17 eine Wurzel … die Gift und Wermut trägt. Das Bild stellt eine Wurzel dar, die Gift und Wermut im ganzen Baum verbreitet. Es deutet das Eindringen des Götzendienstes in ganz Israel an, was durch einzelne Familien oder einen Stamm geschehen konnte und Gottes Fluch und Zorn zur Folge hatte.
29,18 so dass dann das bewässerte Land mitsamt dem tro- ckenen hinweggerafft würde. Gemeint ist, dass derjenige, der sich gegen den Herrn erhebt, ausschließlich seinem bösen Herzen folgt und sich nicht in der Gemeinschaft verstecken kann. Der Götzendiener würde auffallen und das Gericht über seinen Götzendienst tragen.
29,19 seinen Namen unter dem Himmel austilgen. Der Götzen- diener hat unter dem Volk Gottes keinen Platz, da der Fluch Gottes auf ihm liegt und Gott ihn tötet (vgl. 25,19: 2Mo 17,14). Diese starken Worte zeigen, was Gott vom Götzendienst hält, den er in den Zehn Geboten verbietet (2Mo 20,2-7).
29,20 dem Buch dieses Gesetzes. S. Anm. zu 31,9.
29,21 das zukünftige Geschlecht … und die Fremden. Zukünf- tig würden Israel und die Nationen Gottes Gericht über das Land Israel als ein Zeugnis des heiligen Maßstabs ansehen, den Gott in seinem Gesetz erhoben hat. Vgl. 3Mo 26,31.32.
29,22 Sodom. Die Strafe, die der Herr in der Zukunft über Israel bringen würde, glich der von Sodom und Gomorra, welche der Herr zur Zeit Abrahams und Lots unter Feuer und Schwefel begrub (s. 1Mo 19,24-29). Es ist anzumerken, dass Sodom und seine Umgebung vor der Zerstörung dem Paradies ähnelten, dem Garten des Herrn (vgl. 1Mo 13,10).
29,23 Diese Frage wird in V. 24-27 beantwortet.
29,28 Was verborgen ist … was aber geoffenbart ist. Das Ge- offenbarte beinhaltete das Gesetz mit seinen Verheißungen und Drohungen; folglich kann das Verborgene sich nur auf die genaue Vorgehensweise beziehen, in der Gott seinen Willen zukünftig ausführen wird, was in seinem Wort enthüllt und in seinem großen Werk der Erlösung vollbracht ist – trotz des Abfalls seines Volkes.
30,1 Die Verwerfung Gottes durch Israel und die Verwerfung Is- raels durch Gott mit der anschließenden Zerstreuung waren nicht das Ende des Volkes Gottes. Nachdem Mose eine Zeit vorausgesehen hatte, in der Israels Ungehorsam zur Gefangenschaft in einem fremden Land führen würde, blickte er über die Verwüstung dieser Gerichtszeit hinaus auf einen noch weiter entfernten Zeitpunkt, wo Israel wiederhergestellt und erlöst würde (vgl. 3Mo 26,40-45). Israels Segen und zukünftige Wiederherstellung würde unter dem Neuen Bund geschehen (s. Anm. zu Jer 31,31-34; 32,37-42; Hes 36,25-27). Bezüglich eines Vergleichs des Neuen und des Alten Bundes, s. Anm. zu 2Kor 3,6-18. 30,1 du es dir zu Herzen nimmst. Mose blickte in die Zukunft, wenn die Flüche vorbei sein würden und der Segen fl ießt. Zu einem zukünftigen Zeitpunkt, nachdem Israels Ungehorsam gegenüber dem Herrn die Flüche des Bundes über sie gebracht hatte, wird sich das Volk erinnern, dass die Umstände, in denen sie sich befanden, die unvermeidliche Konsequenz ihres Ungehorsams waren, und sie werden in Buße zum Herrn zurückkehren. Aus dieser Buße wird sich ein uneingeschränkter Gehorsam gegenüber Gottes Geboten ergeben (V. 8) und Israels Elend ein Ende nehmen (V. 3). Dies ist Israels eigentliche Erlösung durch den Glauben an Christus, die bereits vorausgesehen wurde von Jesaja (54,4-8), Jeremia (31,31-34; 32,37-42), Hesekiel (36,23-38), Hosea (14,1-9), Joel (3,16-21), Amos (9,11-15), Zephanja (3,14-20), Sacharja (12,10-13,9), Maleachi (3,16-4,4) und Paulus (Röm 11,25-27).
30,4 Das Sammeln der Juden aus allen Ländern der Erde wird sich an Israels letztendliche Erlösung anschließen. Die Wiederherstellung im Land wird die Erfüllung der Bundesverheißung an Abraham sein (s. 1Mo 12,7; 13,15; 15,18-21; 17,8), die von Mose und den Propheten so häufi g wiederholt wurde.
30,6 der HERR … wird dein Herz … beschneiden. Vgl. 10,16. Dieses Werk Gottes im innersten Wesen des Einzelnen ist die wahre Errettung, die einen erneuerten Willen zum Gehorsam schenkt, anstatt der früheren geistlichen Unempfänglichkeit und Widerspenstigkeit (vgl. Jer 4,4; 9,25; Röm 2,28.29). Dieses neue Herz wird den Israeliten ermöglichen, den Herrn mit ganzem Herzen zu lieben; es ist das wesentlichste Merkmal des Neuen Bundes (s. 29,4.18; 30,10.17; Jer 31,31-34; 32,37-42; Hes 11,19; 36,26). S. Anm. zu Jer 4,4.
30,7 auf deine Feinde. Die Flüche, die auf Israel wegen seines Ungehorsams gekommen waren, werden in der Zukunft auf die Nationen fallen, die die Juden versklavt haben. Das Gericht Gottes würde zur Erfüllung von 1Mo 12,3 über die kommen, die den Samen Abrahams verfl ucht haben.
30,8 Du aber wirst … der Stimme des HERRN gehorchen. Mit einem neuen Herzen unter dem Neuen Bund würde Israel allen Geboten des Herrn gehorsam sein. Das würde den Segen des Herrn zur Folge haben und größeren Wohlstand bringen, als Israel jemals hatte.
30,10 Hier fi ndet sich erneut die unentbehrliche Frucht der Erret- tung und ein weiterer Anklang des durchgängigen Themas dieses Buches.
30,11 Nachdem Mose das zurückliegende Versagen und die zu- künftigen Aussichten geschildert hatte, ermahnte er das Volk ernstlich, die richtige Wahl zu treffen. Die Angelegenheit, der sie gegenüber standen, war die Freude der Errettung und des Segens, indem sie Gott so uneingeschränkt liebten, dass sie im bereitwilligen Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes leben würden. Es war eine einfache und dennoch weit reichende Entscheidung, ausgedrückt in einfachen Worten, so dass sie verstehen konnten, was Gott von ihnen erwartete (V. 11). Obwohl Gott aus dem Himmel gesprochen hatte, redete er durch Mose in Worten, die jeder verstehen konnte (V. 12). Auch brauchten sie das Wort nicht am jenseitigen Meeresufer suchen (V. 13). Die Wahrheit wurde durch Mose gebracht, und war jetzt in ihren Herzen und Gedanken (V. 14). Sie hörten und kannten die ganze Wahrheit, die erforderlich war, um Gott willentlich zu lieben und ihm gehorsam zu sein, und um Ungehorsam und Fluch zu vermeiden (V. 15). Paulus zitiert V. 12-14 in Römer 10,6-8.
30,15 Mose skizziert hier die Entscheidung – Gott zu lieben und ihm zu gehorchen, bedeutet das Leben und das Gute, Gott zu verwerfen, den Tod und das Böse. Wenn sie sich entscheiden würden, Gott zu lieben und seinem Wort zu gehorchen, würden sie alle Segnungen Gottes genießen (V. 16). Wenn sie es ablehnten, ihn zu lieben und ihm gehorsam zu sein, würden sie unmittelbar eine schwere Strafe davontragen (V. 17.18). Als Paulus im NT über Errettung sprach, verwendete er Moses Aufruf (Röm 10,1-13). Wie Mose sagt auch Paulus, dass die Botschaft des Evangeliums deutlich zu verstehen ist.
30,19 erwähle nun das Leben. Mose drängt auf die Entschei- dung, als er Israel in den Ebenen Moabs vor Gott (Himmel) und Menschen (Erde) ermahnt, sich für den Glauben an und die Liebe zu Gott zu entscheiden, für das Leben, das im Neuen Bund zu fi nden ist (s. V. 6). Leider traf Israel die falsche Entscheidung auf diese Aufforderung (s. 31,16-18.27-29). Auch Jesus rief zur Entscheidung zwischen Leben oder Tod auf. Derjenige, der an ihn glaubt, hat die Verheißung des ewigen Lebens; wohingegen jeder, der den Glauben an ihn ablehnt, den ewigen Tod wählt (vgl. Joh 3,1-36). Jeder Mensch steht vor derselben Entscheidung.
31,1 Zwei Themen beherrschen die letzten 4 Kapitel des Deu- teronomiums: 1.) Moses Tod (31,1.2, 14.16.26-29; 32,48-52; 33,1; 34,1-8.10-12) und 2.) Josuas Nachfolge (31,1-8.14.23; 32,44; 34,9). Diese letzten Kapitel handeln von zwei weiteren Reden Moses: 1.) das Lied des Mose (32,1-43) und 2.) Moses Segen (33,1-29). 31,1 Mose ging hin und redete. Obschon einige Ausleger diesen Vers für den Abschluss der vorangegangenen Rede der Kapitel 29 und 30 halten, ist es aufgrund der generellen Struktur des Deuteronomiums besser, diese Worte als Einleitung für das anzusehen, was Mose nachfolgend sagte. Die Verse 2-6 sind an alle Israeliten gerichtet.
31,2 120 Jahre alt. Das war Moses Todesalter. Laut Apg 7,30 ver- brachte Mose 40 Jahre in Midian als Schafhirte. Folglich teilte sich Moses Leben in 3 Abschnitte zu je 40 Jahren. Seine ersten 40 Jahre verbrachte er in Ägypten (2Mo 2,1-15), die zweiten 40 Jahre in Midian (2Mo 2,154,19) und seine letzten 40 Jahre verwendete er, um Israel aus Ägypten herauszuführen und durch die Wüste ins verheißene Land zu bringen. Moses Leben und Dienst waren abgeschlossen, aber Gottes Werk würde weitergehen (V. 3a). aus- und eingehen. Dies ist eine Redewendung für die Arbeit und Aktivität eines normalen Tages. Obgleich er für sein Alter noch stark war (vgl. 34,7), gab Mose zu, dass er die tägliche Führerschaft nicht länger übernehmen konnte, die Israel nötig hatte. Außerdem würde Gott es ihm wegen seiner Sünde bei den Wassern von Meriba nicht gestatten, über den Jordan zu gehen (s. 32,51).
31,3 Gott, er selbst … Josua, er geht vor dir hinüber. Obwohl Josua der menschliche Führer Israels werden sollte (s. 31,3-7.23), war der Herr selbst der wahre Führer. Er würde vor ihnen hinübergehen, um sie zu befähigen, die Völker des Landes zu vernichten.
31,4 Sihon und Og. Israel wurde zugesichert, dass die Völker des Landes vom Herrn in gleicher Weise vernichtet würden, wie er erst kürzlich östlich des Jordan die Amoriter Könige Sihon und Og geschlagen hatte (s. 2,26-3,11). Dies war eine Vorschau auf das, was noch kommen sollte (V. 5).
31,6 Seid stark und mutig! Stärke und Mut der Kämpfer Israels würde aus ihrem Vertrauen erwachsen, dass ihr Gott mit ihnen war und sie nicht verlassen würde. In V. 7.8 wiederholte Mose den Kern seiner Ermahnung, dieses Mal wandte er sich in Gegenwart des Volkes speziell an Josua, um ihn zu ermutigen und das Volk zu erinnern, dass Josuas Führerschaft Gottes volles Einverständnis hatte. Dieses Prinzip des Glaubens und Vertrauens wird wiederholt in 31,23; Jos 1,5-7; 2Sam 10,12; 2Kö 2,2; 1Chr 22,11-13; 2Chr 32,1-8; Ps 27,14. Der Verfasser des Hebräerbriefes zitiert V. 6.8 in 13,5.
31,9 Mose schrieb dieses Gesetz. Mose schrieb das Gesetz, das er in den ersten 32 Kapiteln des Deuteronomiums erklärte (vgl. V. 24), vielleicht mit Hilfe einiger Schreiber oder Ältesten nieder, die ihm bei der Führung Israels halfen. Da das im Deuteronomium erklärte Gesetz jedoch abschnittsweise vom Buch Exodus bis Numeri gegeben wurde, scheint es am sinnvollsten, das ganze geschriebene Gesetz als all das anzusehen, was von 1Mo 1 bis 5Mo 32,47 in der Schrift zu fi nden ist. Nach Moses Tod wurde 5Mo 32,48-34,12 hinzugefügt, um die Tora abzuschließen, eventuell von einem der Ältesten, die mit Mose dienten, möglicherweise von Josua.
31,11 du sollst dieses Gesetz vor ganz Israel lesen. Das Ge- setz, das Mose niederschrieb, wurde den Priestern gegeben. Gleichzeitig wurde von ihnen verlangt, dass sie es behüten und bewahren, und jedes Sabbatjahr vor dem ganzen Volk Israel am Laubhüttenfest vorlesen sollten. Diese Lesung des Gesetzes in jedem 7. Jahr sollte das Volk erinnern, in Ergebenheit vor ihrem ehrfurchtgebietenden Gott zu leben.
31,14 die Stiftshütte. Der Herr verlangte von Mose, Josua zur Stiftshütte kommen zu lassen, und die Gegenwart des Herrn erschien in der Wolkensäule an der Tür des Heiligtums (V. 15). Dadurch bestätigte Gott Josua, den früheren militärischen Hauptmann (s. 2Mo 17,9-14) und Kundschafter (s. 4Mo 13,16), als Israels neuen Führer. Gottes Botschaft an Josua ist in V. 16-22 zusammengefasst.
31,16 es wird mich verlassen und meinen Bund brechen. Für die Zeit nach Moses Tod prophezeit der Herr selbst, dass die Israeliten ihn trotz seines Gebots (30,11.20) verlassen würden, indem sie andere Götter anbeten und dadurch den sinaitischen Bund brechen würden. Nachdem das Volk Gott verlassen hatte, würde Gott seinerseits das Volk verwerfen, mit dem unabwendbaren Ergebnis, dass sie bei jedem Schritt ins Unglück laufen würden. Dies ist eine der traurigsten Stellen im AT. Nach allem, was Gott getan hatte, wusste er, dass sie ihn verlassen würden.
31,19 schreibt … dieses Lied auf. Das Lied, das der Herr Mose gab, um es die Israeliten zu lehren, würde eine beständige Erinnerung an ihren Ungehorsam gegenüber dem Herrn und dessen Folgen sein. Das Lied wurde am gleichen Tag aufgeschrieben und fi ndet sich in 32,1-43.
31,23 ich will mit dir sein. Josua sollte seine einsame Führungsrol- le über Israel annehmen, mit der Zusicherung der Gegenwart und Stärke des Herrn. Gottes Gegenwart reichte aus, um mutig jedem zukünftigen Hindernis gegenüber zu treten (s. Jos 1,5; 3,7).
31,24 in ein Buch. Moses Worte wurden in einem Buch aufge- schrieben, das neben die Bundeslade gelegt wurde (V. 26). In die Lade selbst wurden nur die Zehn Gebote gelegt (2Mo 25,16; 31,18). Das »Buch dieses Gesetzes« (V. 26) ist in der restlichen Schrift einer der Titel für den Pentateuch (Jos 1,8; 8,34).
31,27 deinen Ungehorsam und deine Halsstarrigkeit. S. 9,6.13; 10,16. Mose war mit Israels widerspenstigen Wegen vertraut, selbst unter den wunderbarsten Umständen göttlicher Vorsorge.
31,29 ihr … gewiss verderblich handeln … werdet. Unter der Herrschaft des Götzendienstes (s. 4,16.25; 9,12) würde das Volk verdorben. am Ende der Tage wird euch dieses Unheil treffen. »Am Ende der Tage« bezieht sich auf einen in weiter Zukunft liegenden Zeitpunkt. Gemeint war die Zeit, wenn der König Judas kommen würde (1Mo 49,812), um Israels Feinde zu besiegen (4Mo 24,17-19). An dieser Stelle wird gezeigt, dass es auch eine Zeit sein würde, in der Unglück und der Zorn des Herrn über die Israeliten kommt wegen ihrer bösen Taten. Die in diesem Lied gegebene Beschreibung des Gerichts Gottes über Israel und die Völker kann auf die unmittelbare Zukunft des Volkes beschränkt werden, als sie in das Land kamen, aber – wie das Lied andeutet – erstreckt sie sich ebenso auf eschatologische Ereignisse von globalem Ausmaß (32,1-43).
31,30 Das zentrale Thema dieses prophetisch-poetischen Liedes ist der Abfall Israels, der Gottes sicheres Gericht nach sich zieht. Das Lied beginnt mit einer kurzen Einleitung, die vom unerschütterlichen Gott und dem unbeständigen Volk handelt (V. 1-6). Das Lied beschreibt Gottes Erwählung Israels (V. 8.9) und seine Fürsorge für sie von der Wüstenwanderung (V. 10-12) bis zur Inbesitznahme des Landes und der anfänglichen Freude an dessen Segnungen (V. 13.14). Da Israel Gottes Güte jedoch missachtete und von ihm abfi el (V. 15-18), würde Gott zukünftig seinen Zorn über sein Volk ausschütten (V. 19-27) und Israel auch angesichts dieses Zorns in seiner Blindheit verharren (V. 2833). Schließlich würde Gottes Vergeltung Israel aller Kraft berauben und das Volk vom Götzendienst wegbringen (V. 34-38). Dann würde Gott sein Gericht über die Nationen bringen, über seine und Israels Feinde (V. 39-42). Das Lied endet mit einem Aufruf an die Nationen, sich mit Israel zu freuen, weil Gott seine Feinde strafen und Israel und ihr Land geistlich heilen würde (V. 43). Hesekiel 16 sollte vergleichsweise zu diesem Kapitel studiert werden. Es behandelt ähnliche Themen in anschaulich bildhafter Sprache.
32,1 Horcht auf, ihr Himmel … und du, Erde, höre. Die ganze Schöpfung sollte wie in 30,19 die Botschaft an Israel hören, da die Wahrheit, die Mose im Begriff stand zu verkündigen, das ganze Universum betraf. Denn sie beinhaltete die Ehre Gottes, des Schöpfers, die von Sündern missachtet wurde, ebenso wie die Rechtfertigung Gottes, der in allen seinen Wegen gerecht ist, und die Manifestierung von Gottes Gericht und Heil im Himmel und auf der Erde (V. 43).
32,2 Meine Lehre. Mose gab Anweisungen, die wenn sie ange- nommen würden, Segen für die Herzen und den Verstand der Zuhörer brächten – wie Regen, Tau, Tropfen und Regenschauer für die Erde.
32,3 Gebt unserem Gott die Ehre. Vgl. 3,24; 5,24; 9,26; 11,2; Ps 150,2. Das bezieht sich auf die Größe Gottes, die sich in seinen allmächtigen Taten offenbarte.
32,4 der Fels. Dieses Wort, das die Beständigkeit Gottes darstellt, wurde zur Betonung zu Beginn des Verses verwendet, gefolgt von einer Reihe von Ausdrücken, die die Wesensmerkmale Gottes als dem Fels Israels ausführen. Es ist eines der Hauptthemen in diesem Lied (s. V. 15.18.30.31), das das unveränderbare Wesen Gottes betont, im Gegensatz zum unbeständigen Charakter des Volkes.
32,5 ein verkehrtes und verdrehtes Geschlecht. Im Gegensatz zu Gott war Israel verkehrt und verdreht. Jesus gebrauchte diesen Ausdruck in Mt 17,17 für eine ungläubige Generation und Paulus in Phil 2,15 für die sich in der Finsternis befi ndliche Menschheit im Aufstand gegen Gott.
32,6 dein Vater. Die Torheit Israels würde daran sichtbar werden, dass sie sich gegen Gott erheben würden, der sich ihnen als Vater zeigte und sie zu einem Volk gemacht hatte. Als Vater war er der Urheber des Volkes und derjenige, der es reifen ließ und aufrechterhielt. Diese Vorstellung Gottes als Vater des Volkes wird im AT hervorgehoben (vgl. 1Chr 29,10; Jes 63,16; 64,8; Mal 2,10), wohingegen das NT den Gedanken weiter ausführt, dass Gott der Vater des einzelnen Gläubigen ist (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6).
32,7 Denke an die Tage der Vorzeit. Eine Aufforderung, über die bisherige Geschichte Israels nachzudenken und sich über die gemachten Erfahrungen zu informieren.
32,8 der Allerhöchste. Dieser Titel Gottes betont seine Souverä- nität und Autorität über alle Völker (s. 1Mo 11,9; 10,32; 14,18; 4Mo 24,16) und bringt die erstaunliche Offenbarung hervor, dass das Ziel des göttlichen Plans mit der Welt die Errettung seines auserwählten Volkes war. Im Plan Gottes stimmte die Zahl der Völker (70 nach 1Mo 10) mit der Anzahl der Kinder Israels überein (70 nach 1Mo 46,27). Als Gott den Völkern ihr Land gab, setzte er auch ihre Grenzen fest, und überließ Israel ausreichend Land für seine zu erwartende Bevölkerung.
32,10 Dies ist eine bildhafte Beschreibung dessen, was Gott für Israel tat. Israel wird als ein Mann dargestellt, der in der Wüste in Todesgefahr schwebt, ohne Nahrung und Wasser, und doch vom Herrn gerettet wird. 32,10 wie seinen Augapfel. Wörtl. »der kleine Mann seines Au- ges«, d.h. die Pupille. Ebenso wie die Pupille zum Sehen notwendig ist, und deshalb sorgfältig geschützt wird, besonders im peitschenden Wind, so sicher beschützt Gott Israel. Vgl. Ps 17,8; Spr 7,2.
32,11 über seinen Jungen schwebt. Der Herr übte seine liebevolle Fürsorge für Israel aus wie ein Adler, der seine Jungen umsorgt, besonders wenn sie fl ugfähig werden. Wenn sie mit dem Fliegen beginnen und noch wenig Kraft besitzen, fallen sie schon bald herab. In diesem Augenblick hält ein Adler ihren Fall auf, indem er seine Flügel ausbreitet, um ihnen Landeplatz zu bieten; ebenso trug der Herr Israel und ließ es nicht fallen. Er lehrte Israel, auf seinen allmächtigen Flügeln der Liebe zu fl iegen.
32,12 kein fremder Gott. Mose macht deutlich, dass Gott allein Israel durch all seine Kämpfe und Siege führte, wodurch das Volk jeglicher Entschuldigung für den Abfall vom Herrn und dem Interesse an falschen Göttern beraubt wurde.
32,13 Honig aus dem Felsen. Der Verweis auf die Honigwaben in zerklüfteten Steilwänden wurde verwendet, da es in Kanaan viele Wildbienen gab. Öl aus dem harten Gestein. Wahrscheinlich ein Hinweis auf Olivenbäume, die an steinigen Orten wuchsen, an denen es ansonsten keine fruchttragenden Bäume gab. Diese Bildersprache von Honig und Öl bezeichnet die wertvollsten Produkte von den unfruchtbarsten Orten.
32,14 Widder … Baschans. S. Anm. zu 3,1. 32,15 Jeschurun. Das Wort bedeutet »gerecht« (wörtl. »der Rechtschaffene«). Dies ist ein Name für Israel, der auf sarkastische Weise die Tatsache ausdrückt, dass Israel nicht nach Gottes Gesetz lebte, nachdem es ins Land kam. Gott gebraucht diesen Namen, um Israel an seine Berufung zu erinnern und Abfall ernsthaft zu tadeln. wurde … fett und schlug aus. Wie ein Ochse, der fett und störrisch geworden war, wurde Israel durch Gottes großzügige Gaben reich, doch anstatt dankbar und gehorsam zu sein, erhob es sich gegen den Herrn (vgl. 6,10-15).
32,16 fremde Götter. Israel begann die Götter der Völker des Lan- des anzubeten. Es waren Götter, die sie zuvor nicht kannten (V. 17).
32,17 Dämonen. Vgl. 3Mo 17,7; 2Chr 11,15; Ps 106,37. Das Wort beschreibt jene Engel, die mit Satan gefallen waren und die böse Macht darstellen, die gegen Gott und seine heiligen Engel kämpft. Götzendienst ist eine Form der Dämonenverehrung, da sich dämonische Geister für Götzen ausgeben und ihre bösen Strategien durch das System falscher Religionen und ihrer falschen Götter ausführen.
32,18 Für ihren törichten Abfall wird der Herr ein schweres Urteil über die Israeliten fällen. Diese Heimsuchung seines Zorns ist ein göttlicher Beschluss, um Israel zu bestrafen, wann immer es den Götzen nachläuft; dies beinhaltete auch die folgende Generation (V. 19). In V. 20-22 zitiert Mose den Herrn selbst.
32,21 kein Volk. Da des Herrn Eifersucht erregt war, weil Israel das anbetete, was »kein Gott« war, würde er Israel ebenso zur Eifersucht und zum Zorn reizen, indem er sie vor einem törichten, niedrigen »kein Volk« demütigen würde. In Röm 10,19 wandte Paulus den Ausdruck »kein Volk« ganz allgemein auf die heidnischen Völker an. Juden, die »kein Gott« verehrten, werden von einem »kein Volk« gerichtet.
32,22 ein Feuer ist … angezündet … bis in die unterste Tiefe des Totenreichs. Vgl. 29,20. Nachdem das Feuer des göttlichen Zorns einmal entfacht war, kannte es in seiner Zerstörungskraft keine Grenzen und erstreckte sich selbst bis ins Totenreich – ein Hinweis auf Gottes ewiges Gericht für diejenigen, die sich ihm widersetzen. 32,23 Unheil … Pfeile. Das Unheil (wörtl. »Böse«) wird in V. 24 beschrieben. Die Pfeile stellen die Feinde dar, die Israel im Kampf besiegen würden; dies wird in V. 25-27 weiter ausgeführt.
32,27 Unsere Hand war erhoben. Militärische Überheblichkeit. Das einzige, das den Herrn zurückhalten würde, die vollständige Zerstörung seines Volkes zu gestatten, war seine Sorge, dass die Heiden die Ehre für den Sieg über Israel für sich selbst beanspruchen würden.
32,31 ihr Fels … unser Fels. Eine Gegenüberstellung der heidni- schen Gottheiten (»ihr Fels«) mit dem wahren Gott Israels (»unser Fels«). Israel konnte seine Feinde wegen der Schwäche ihrer Götter ohne größere Schwierigkeiten besiegen, da sie nicht wie der Fels, der Herr, waren.
32,32 vom Weinstock Sodoms. Durch das Bild vom Weinstock, seinen Trauben und seinem Wein wurde die Bosheit der Feinde Israels beschrieben, die ihre Wurzeln in Sodom und Gomorra hat, den bösen Städten, deren Zerstörung durch Gott in 1Mo 19,1-29 beschrieben ist.
32,34 in meinen Archiven versiegelt. Die gottlosen Taten der Feinde Israels waren Gott bekannt und wurden in seinen Archiven aufbewahrt. Zum richtigen Zeitpunkt wird Gott Rache üben. Paulus gebraucht dieses Bild in Röm 2,4.5.
32,35 Mein ist die Rache und die Vergeltung. Wie und wann er für die Bosheit des Menschen Rache nehmen wird, ist Gottes Vorrecht. Dieser Grundsatz wird im NT in Röm 12,19 und Hebr 10,30 noch einmal bestätigt.
32,36 Hier wird prophezeit, dass der Herr Israel als Volk richten wird, und dass sich dieses Volk aus Gerechten und Ungerechten zusammensetzt. Gott hilft den Gerechten, indem er die Ungerechten tötet. »Seine Knechte« sind die Gerechten, all jene, die in der Zeit des Gerichts dem Herrn treu sind (vgl. Mal 3,16-4,3). Der Herr wird Israel richten, aber nicht das ganze Volk vernichten, indem er die Sünder bestraft und die Torheit ihrer falschen Götter aufzeigt (V. 37.38). Gleichzeitig erwies der Herr immer denen Erbarmen, die ihn liebten und ihm gehorsam waren.
32,39 Ich, Ich allein es bin. Nachdem die Nutzlosigkeit falscher Götter aufgezeigt wurde (V. 37.38), sollte diese Erklärung des Wesens Gottes als Gegenüberstellung veranschaulichen, dass der Gott Israels der lebendige Gott ist, der Einzige, der Israel Hilfe und Schutz bieten kann. Er hat die Macht über Leben und Tod im Hinblick auf Israel (vgl. 1Sam 2,6; 2Kö 5,7), und die Macht sie zu verwunden und zu heilen (vgl. Jes 30,26; 57,17.18; Jer 17,14; Hos 6,1).
32,40 ich hebe meine Hand … empor. Gott geht einen Eid ein, dass er an seinen Feinden Rache nehmen wird. Hier (wie in 2Mo 6,8; 4Mo 14,28) steht die Hand bildlich für Gott, der bei keinem größeren schwören kann als bei seiner eigenen ewigen Person (vgl. Jes 45,23; Jer 22,5; Hebr 6,17).
32,43 Jubelt, ihr Heiden, seinem Volk zu. Als Ergebnis der voll- streckten Rache Gottes werden alle Völker aufgerufen, mit Israel den Herrn zu preisen, der ihnen Erlösung in Christus und einen neuen Anfang in ihrem Land bereitet hat. Diese Sühne für das Land ist die Zufriedenstellung des göttlichen Zorns durch das Gericht über seine Feinde. Die Sühne des Volkes besteht im Opfertod Christi am Kreuz (vgl. Ps 79,9). Paulus zitiert diese Stelle in Röm 15,10, ebenso wie der Schreiber des Hebräerbriefes (1,6).
32,47 es ist euer Leben. Mose sagte Israel wiederum, dass der Gehorsam gegenüber den Geboten des Herrn der Schlüssel für einen lebenslangen Aufenthalt im Land sein würde. Gott hatte Moses Lied als eine Art Nationalhymne gedacht, die häufi g wiederholt werden sollte, um das Volk an die Liebe zu Gott und den Gehorsam ihm gegenüber zu erinnern.
32,48 Moses Segen für Israel wird eingeschlossen durch die Vorschau auf seinen Tod und das Ereignis selbst (32,48-52; 34,1-12). Diese literarische Einheit wurde dem Text nach Moses Tod hinzugefügt.
32,49 Berg Nebo. Ein Gipfel des Abarim-Gebirges, der auf gleicher Höhe mit dem Nordende des Toten Meeres liegt, von wo aus Mose das verheißene Land sehen konnte, welches er nicht betreten durfte.
32,50 zu deinem Volk versammelt werden. Ein Ausdruck für den Tod. S. 1Mo 25,8, 17; 35,29; 49,33; 4Mo 20,24, 26; 31,2.
33,1 In seinen letzten Worten an das Volk nennt Mose den Segen für jeden einzelnen Stamm, mit der Ausnahme Simeons (V. 6-25). Einleitung und Abschluss dieser Segnungen bilden Passagen, in denen Gott gepriesen wird (V. 2-5.26-29). Dass Moses Segen in diesem Kapitel nicht von ihm selbst aufgeführt wird, ist daran zu erkennen, dass in V. 1 von seinem Tod die Rede ist. Außerdem steht Moses Worten immer der Zusatz »er sprach« voran (V. 2.7.8.12.13.18.20.22.23.24). 33,1 der Mann Gottes. Dieser Ausdruck wird hier zum ersten Mal in der Schrift verwendet. Im weiteren Verlauf des AT fi ndet er sich noch etwa 70-mal, Botschafter Gottes (besonders Propheten) werden »Mann Gottes« genannt (1Sam 2,27; 9,6; 1Kö 13,1; 17,18; 2Kö 4,7). Das NT gebraucht diesen Titel für Timotheus (1Tim 6,11; 2Tim 3,17). Zum Schluss des Buches wurde Mose zu diesen Propheten gerechnet (s. 34,10).
33,2 Sinai … Seir … Paran. Diese Berge wurden mit der Gesetz- gebung in Verbindung gebracht – Sinai im Süden, Seir im Nordosten und Paran im Norden. Diese Berge bieten eine wunderschöne, der Morgendämmerung entliehene Metapher. Gott ist wie das Licht der Morgensonne, die aufgeht, um ihre Strahlen über das ganze Gelobte Land zu breiten. heiligen Zehntausenden. Wahrscheinlich ein Hinweis auf die Engel, die Gott zur Seite standen, als Mose das Gesetz am Berg Sinai empfi ng (s. Apg 7,53; Gal 3,19; Hebr 2,2).
33,3 er liebt sein Volk. Ungeachtet der ehrfurchtgebietenden Symbole der Majestät, die am Sinai geoffenbart wurde, wurde das Gesetz in Güte und Liebe gegeben, um denen mit gehorsamen Herzen sowohl zeitliche als auch ewige Segnungen zukommen zu lassen. Vgl. Röm 13,8-10.
33,5 König über Jeschurun. S. Anm. zu 32,15. Da Mose sonst nirgendwo anders in der Schrift als König bezeichnet wird, wird dieser Titel hier von den meisten Auslegern auf den Herrn als König über Israel bezogen. Jedoch ist Mose im Kontext dieses Verses das wahrscheinlichste Bezugswort für das Pronomen »er«, was die Annahme nahe legt, dass hier von Mose als König gesprochen wird. Sicherlich übte Mose königliche Autorität über Israel aus und konnte als der Prototyp des zukünftigen Königs angesehen werden. So würde der zukünftige Prophet (18,15) beides sein, Prophet und König, vereint in einer Person wie bei Mose.
33,6 Ruben. Hier fi ndet sich das Gebet, dass eine große Anzahl dieses Stammes überleben würde (vgl. 4Mo 1,21; 2,11).
33,7 Juda. Mose bat, dass dieser Stamm das Volk mit Macht füh- ren würde, um im Kampf den Sieg mit des Herrn Hilfe davon zu tragen.
33,8 Levi. Für die Leviten bat Mose, dass sie ihre Aufgaben er- füllen würden und Gott ihnen Schutz vor ihren Feinden gewährt. Simeon ließ Mose unerwähnt, doch dieser Stamm bekam seinen Erbteil im südlichen Gebiet Judas (Jos 19,2-9) und verlor keineswegs seine Identität (vgl. 1Chr 4,34-38).
33,12 Benjamin. Es war Moses Bitte, dass dieser Stamm Sicherheit und Frieden erfahren würde, weil der Herr sein Schild sein würde. Ihm wurde das Land nördlich von Juda nahe Jerusalem gegeben. 33,13-17 Joseph. Dies umfasste Ephraim und Manasse (V. 17), die materiellen Wohlstand (V. 13-16) und militärische Macht (V. 17) genießen würden, was sie für die ägyptische Sklaverei ihrer Vorfahren entschädigen und belohnen würde (s. 1Mo 49,26). Ephraim würde in der Zukunft größeren militärischen Erfolg haben als Manasse, da Jakob den Jüngeren über den Älteren gesetzt hatte (s. 1Mo 48,20).
33,18 Sebulon … Issaschar. Mose bat, dass diese beiden Stäm- me vom fünften und sechsten Sohn Leas Gottes Segen in ihrem täglichen Leben erfahren würden, vor allem durch ihren Handel auf den Meeren.
33,20 Gad. Dieser Stamm bewohnte ein weitläufi ges Gebiet öst- lich des Jordan und feierte große militärische Erfolge in Kanaan.
33,22 Dan. Dan besaß das Potential zu großer Kraft und Stärke und erweiterte sein südliches Siedlungsgebiet, indem es eine Kolonie im Norden gründete. Vgl. 1Mo 49,17.18, wo Dan mit einer Schlange verglichen wird.
33,23 Naphtali. Dieser Stamm würde Gottes Gunst in der ganzen Fülle seines Segens genießen und als Erbteil das Land erhalten, das westlich des Sees von Galiläa und südlich des nördlichen Siedlungsgebietes der Daniter lag.
33,24 Asser. Die Bitte für Asser war, dass dieser Stamm einen Überfl uss an Fruchtbarkeit und Reichtum erfahren würde; hierauf weist die fußbetriebene Ölpresse hin.
33,26 dem Gott Jeschuruns. Mose beendete seinen Segen mit der Erinnerung an die Einzigartigkeit des Gottes Israels. Hinsichtlich »Jeschurun« s. Anm. zu 32,15.
33,28 Diese Zusicherung wurde nur teilweise erfüllt, nachdem Israel ins Land kam, doch die vollständige Erfüllung erwartet sie noch im messianischen Königreich. 33,28 der Quell Jakobs. Das ist eine Bezeichnung für den Samen Jakobs.
34,1 Dieses Schlusskapitel wurde offensichtlich nicht von Mose sondern von jemand anderem geschrieben (wahrscheinlich vom Schreiber Josuas), um eine Brücke vom Deuteronomium zum Buch Josua zu schlagen. 34,1 Pisga. Der Gipfel, von welchem der Berg Nebo die höchste Erhebung darstellte. 34,1 der HERR zeigte ihm. Vom Berggipfel durfte Mose auf das Land blicken, das der Herr den Patriarchen und ihren Nachkommen in 1Mo 12,7; 13,15; 15,18-21; 26,4; 28,13.14 verheißen hatte.
34,6 er begrub ihn. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass der Herr Mose ohne die Mitwirkung von Menschen begrub. Vgl. Jud 9, wo berichtet wird, dass der Erzengel Michael und Satan einen Wortwechsel über Moses Leib hatten.
34,7 nicht schwach … nicht gewichen. Moses Sehvermögen und seine physische Gesundheit hatten sich nicht verschlechtert. Es war kein natürlicher Tod, der Mose davon abhielt, Israel ins verheißene Land zu führen; es war seine Untreue gegenüber dem Herrn bei Meriba (s. 4Mo 20,12).
34,8 30 Tage. Die Zeit der Trauer über Mose entsprach der Aarons (4Mo 20,29).
34,9 Geist der Weisheit … seine Hände auf ihn gelegt. Ers- tens wurden Josua militärische und administrative Fähigkeiten bestätigt, die für die Aufgabe notwendig waren, die der Herr ihm übertragen hatte, und zweitens empfi ng er durch Moses Handaufl egung die geistliche Weisheit, sich auf den Herrn zu stützen und ihm ergeben zu sein.
34,10 kein Prophet … wie Mose. Mose war der größte aller atl. Propheten, jemand, der den Herr genau kannte. Erst Johannes der Täufer löste Mose als größten Propheten ab (s. Mt 11,11). Nach Johannes kam der Prophet, von dem Mose geschrieben hatte (vgl. Joh 1,21.25; 6,14 mit 5Mo 18,15.18; Apg 3,22; 7,37). Das nächste Mal erschien Mose auf dem Berg der Verklärung zusammen mit Elia und Jesus Christus (Mt 17,3; Mk 9,4; Lk 9,30.31).
1,2 in das Land, das ich ihnen gebe. Das ist das Land, das Gott in seinem Bund mit Abraham verheißen hatte und später des öfteren bestätigte (1Mo 12,7; 13,14-15; 15,18-21).
1,4 Die Grenzen des Gelobten Landes sind: im Westen, die Mittel- meerküste; im Osten, der Fluss Euphrat weit im Osten; im Süden, von der Wüste hinüber bis zur Wüste Arabiens; im Norden, der Libanon.
1,5 Josua wird für seine Aufgabe Gottes Kraft verheißen.
1,6 ich habe ihren Vätern geschworen. Vgl. 1Mo 12,7; 15,18- 21; 17,8; 26,3; 28,13; 35,12 – gemeint sind Abraham, Isaak und Jakob.
1,7 stark und sehr mutig. S. Anm. zu 5Mo 31,6-8.
1,8 dieses Buch des Gesetzes. Ein Verweis auf die Schriften, die Mose niederschrieb – vom 1. bis zum 5. Buch Mose (vgl. 2Mo 17,14; 5Mo 31,9-11.24). forsche darin. Das Wort Gottes mit Aufmerksamkeit lesen und darüber nachdenken. Die vorhandenen Teile der Schrift waren seit jeher die wesentliche geistliche Nahrung der Menschen, die ihm dienten, z.B. Hiob (Hi 23,12), der Psalmist (Ps 1,1-3), Jeremia (Jer 15,16) und Jesus (Joh 4,34). Gelingen … weise handeln. Die Verheißung des Segens Gottes für die große Verantwortung, die Gott Josua übertrug. Dieser Grundsatz trifft auf alle geistlichen Bemühungen und Unternehmungen zu; gemeint ist das tiefe Verständnis und die Anwendung der Schrift zu allen Zeiten.
1,9 der HERR … ist mit dir. Diese Zusicherung reichte schon immer aus für seine Knechte wie Abraham (1Mo 15,1); Mose und sein Volk (2Mo 14,13); Jesaja (Jes 41,10); Jeremia (Jer 1,7.8) und für die Christen in allen Jahrhunderten (Mt 28,20; Hebr 13,5).
1,11 in drei Tagen. In einigen Fällen werden Ereignisse, die vor dieser Ankündigung und vor den 3 Tagen stattfanden (vgl. 3,2), später geschildert, z.B. wie Josua zwei Kundschafter ins Land aussandte (2,22).
1,12 dem halben Stamm Manasse. In 1Mo 48 segnete Jakob bei- de Söhne von Joseph, Ephraim und Manasse, so dass Joseph im Grunde einen doppelten Segen empfi ng (1Mo 48,22). Dies führte dazu, dass das Land in 12 Erbteile gegliedert werden konnte. Der Stamm Levi war aufgrund seiner Priesterfunktion ausgenommen.
1,13 Der HERR … hat … euch dieses Land gegeben. Gott gab ihnen dieses Land unmittelbar östlich des Jordan (vgl. 4Mo 32). Dennoch war es ihre Pfl icht, den anderen Stämmen Israels bei der Eroberung ihrer Gebiete westlich des Jordan behilfl ich zu sein. 2,1 Sittim … Jericho. Sittim (vgl. 3,1) lag an Gebirgsausläufern etwa 11 km östlich des Jordan, und Jericho ca. 11 km westlich des Flusses. zwei Männer als Kundschafter. Diese Kundschafter sollten Josua über die topographischen Gegebenheiten des Landes, Nahrung, Trinkwasser und Verteidigungsanlagen unterrichten, die bei der Eroberung überwunden werden mussten. das Haus einer Hure. Sie hatten keine unmoralischen Absichten. Vielmehr suchten die Kundschafter einen Ort, an dem sie sich verstecken konnten. Ein solches Haus bot ihnen ein gutes Versteck, von wo aus sie etwas über Jericho erfahren konnten. Zudem erlaubte ein Haus an der Stadtmauer (V. 15) eine schnelle Flucht. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen wurde ihre Anwesenheit bekannt (V. 2.3). In seiner souveränen Vorsehung wollte Gott sie dort haben, um die Prostituierte zu erretten. Sie sollte als ein Beispiel der Errettung durch Glauben dienen, eine Frau aus der untersten Gesellschaftsschicht, ebenso wie er Abraham gerettet hatte, der aus der Oberschicht stammte (vgl. Jak 2,18-25). Und besonders wichtig: Sie taucht durch Gottes Gnade in der messianischen Abstammungslinie auf (Mt 1,5).
2,2 dem König. Er war nicht König über einen großen Herrschafts- bereich, sondern nur über einen Stadtstaat. Später, während der Eroberung, fi nden sich noch weitere Könige über städtische Gebiete (vgl. 8,23; 12,24). 2,4.5 Vgl. V. 9-11. Lügen ist in den Augen Gottes Sünde (2Mo 20,16), da er nicht lügen kann (Tit 1,2). In V. 9-16 lobte Gott ihren Glauben (Hebr 11,31; Jak 2,25), nicht aber ihre Lüge. Niemals sieht er über Sünde hinweg, denn es gibt niemanden ohne Sünde (vgl. Röm 3,23) – deshalb ist Vergebung notwendig. Doch ehrt er auch echten Glauben, so klein wie er auch sein mag, und schenkt rettende Gnade (2Mo 34,7).
2,6 den Flachsstängeln. Diese Fasern, die zur Leinenherstellung dienten, waren bis zu 1 m lange Halme. Sie wurden zunächst einige Tage ins Wasser gelegt und anschließend in der Sonne gestapelt oder auf einem Flachdach zum Trocknen ausgelegt.
2,11 Gott oben im Himmel und unten auf Erden. Ihr Bekennt- nis umfasste, dass Gott der souveräne Schöpfer und Erhalter alles Existierenden ist (vgl. 5Mo 4,39; Apg 14,15; 17,23-28), und somit der Allerhöchste.
2,15 Ihr Haus lag an der Stadtmauer, mit dem Jordan in östlicher Richtung (V. 7). Die zerklüfteten Berge im Westen boten viele Verstecke.
2,18 Schnur. Im Hebr. wird hier ein anderes Wort als »Seil« in V. 15 verwendet. Karmesinrot war leichter erkennbar als dunkelgrün, braun, grau usw., um das Haus zu schützen. Die Farbe eignete sich zudem für diejenigen, deren Blut (V. 19) unter dem Schutz Gottes stand.
3,3 die Bundeslade. Sie symbolisierte Gottes Gegenwart, die vor seinem Volk herging. Üblicherweise trugen die Kahatiter die Bundeslade (4Mo 4,15; 7,9), aber in diesem außergewöhnlichen Fall wurde sie von den levitischen Priestern getragen, so wie in Jos 6,6 und 1Kö 8,3-6.
3,4 2.000 Ellen. Über 900 Meter.
3,8 bleibt im Jordan stehen. Die Priester sollten dort stehen blei- ben, damit das Volk das Wort Gottes hören konnte (V. 9), um über die Größe Gottes nachzudenken, die sich durch die Vertreibung der Völker des Landes zeigen würde (V. 10). Außerdem diente es zur Vorbereitung des Volkes auf das Wunder Gottes, als er das Wasser des Jordan teilte (V. 13-17).
3,10 Kanaanitische Völker, die getötet oder besiegt werden sollten, da sie ihr Sündenmaß voll gemacht hatten (vgl. 1Mo 15,16; 3Mo 18,24.25). Als moralischer Richter hat Gott das Recht, mit jedem so Volk zu handeln, ob nun am Ende der Zeit (Offb 20,11-15) oder jedem anderen Zeitpunkt, wie er es für seine Absichten für angebracht hält. Die Frage lautet nicht, warum Gott diese Sünder vernichten wollte, sondern weshalb er sie so lange hat leben lassen, und warum alle Sünder nicht schon viel früher getötet werden. Es ist die Gnade, die jedem Sünder erlaubt, einen weiteren Atemzug zu tun (vgl. 1Mo 2,17; Hes 18,20; Röm 6,23).
3,16 aufgerichtet wie ein Damm. Der allmächtige Gott, der laut 1Mo 1 Himmel, Erde und alles andere geschaffen hat, wirkte hier ein Wunder. Das Wasser des Jordan und seiner Nebenarme wurde bei Adam gestaut, einer Stadt 25 km nördlich der Durchquerung. Nachdem das ganze Volk trockenen Fußes die andere Seite erreicht und das Wunder seinen Dienst getan hatte (3,17), erlaubte Gott dem Wasser, wieder zu fl ießen (4,18). So wie der Exodus begonnen hatte, endete er auch (vgl. 2Mo 14).
4,1 Aus dem Flussbett wurden 12 Steine als Denkmal für Gottes Treue genommen. Sie wurden in Gilgal aufgestellt (etwa 2 km von Jericho entfernt), wo Israels erstes Lager nach dem Eintritt ins Land stand (V. 19.20). Auch im Flussbett wurden 12 Steine zum Gedenken an den Ort errichtet, den Gott trocken legte, wo seine Bundeslade gehalten wurde und wo er durch ein Wunder seine mächtige Gegenwart demonstrierte (V. 9-11.21-24).
4,19 zehnte Tag des ersten Monats. März-April. Abib hieß der Monat bei den Juden vor dem Exil; das nach-exilische Israel nannte ihn Nisan.
5,1 hörten. Berichte von Gottes übernatürlicher Öffnung eines Über- gangs erzeugte bei den Kanaanitern Furcht. Da der Jordan Hochwasser führte (3,15), als Gott das Wunder wirkte, war dieses umso größer und einschüchternder. Für die Völker im Land war das Wunder eine überzeugende Demonstration der Macht Gottes (4,24). Dies fügte sich den Berichten über das Wunder am Roten Meer noch krönend hinzu (2,10).
5,2 beschneide. Gott befahl Josua, die Beschneidung bei allen Männern unter 40 durchführen zu lassen. Diese waren Söhne der Generation, die in der Wüste umkam, Überlebende (vgl. V. 6.7) der neuen Generation, die Gott in 4Mo 13.14 verschonte. Dieses chirurgische Zeichen einer Glaubensverpfl ichtung an den abrahamitischen Bund (s. 1Mo 17,9-14) wurde während der Wüstenreise ignoriert. Jetzt wollte Gott es wieder einsetzen, damit die Israeliten in ihrem Land gleich einen richtigen Anfang nehmen würden. S. Anm. zu Jer 4,4.
5,8 bis sie heil wurden. Das spricht von der Zeit, die es braucht, um sich von einer solch schmerzhaften und potentiell infi zierten Wunde zu erholen.
5,9 die Schande … abgewälzt. Durch das Wunder, dass er das Volk ins Land brachte, nahm Gott die Schande weg (»abgewälzt«), die die Ägypter auf sie gelegt hatten. 5,10 Passah. Zum Gedenken an Gottes Befreiung aus Ägypten (s. 2Mo 7-12). Eine solche Erinnerung stärkte das Vertrauen des Volkes in Gott, bei der Inbesitznahme des neuen Landes für sie zu wirken.
5,12 das Manna hörte auf. Gott stellte dieses Nahrungsmittel be- reits seit der Zeit von 2Mo 16 zur Verfügung, über einen Zeitraum von 40 Jahren (2Mo 16,35). Da es im Land Kanaan reichlich Nahrung gab, konnten sie sich nun selbst mit Erzeugnissen wie Datteln, Gerste und Oliven versorgen. 5,13-15 Fürst. Der Herr Jesus Christus (6,2; vgl. 5,15 mit 2Mo 3,2.5) in einer Erscheinung vor seiner Menschwerdung (Christophanie). Er kam als der Engel (Bote) des Herrn, so als wäre er ein Mensch gewesen (vgl. einer der 3 »Engel« in 1Mo 18). Josua neigte sich in angemessener Verehrung vor ihm. Mit gezücktem Schwert zeigte der Fürst des Heeres durch seine Haltung, dass er bereit war, Israel den Sieg über die Kanaaniter zu geben (6,2; vgl. 1,3).
6,1 Jericho. Die Stadt war durch eine doppelte Mauer befestigt, die äußere war 1,80 m dick und die innere 3,60 m; zwischen ihnen befanden sich Holzbalken, um die Häuser auf den Mauern zu stützen. Da Jericho auf einem Hügel erbaut war, konnte es nur über eine steile Anhöhe eingenommen werden, was den Israeliten einen großen Nachteil verschaffte. Angreifer einer solchen »Festung« bedienten sich häufi g einer mehrmonatigen Belagerung, um eine Kapitulation durch Aushungern zu erzwingen.
6,3 Die bizarre Militärstrategie des Herummarschierens um Jeri- cho gab den Israeliten die Möglichkeit, Gott bei seinem Wort zu nehmen (V. 2). Zudem würden sie die Verteidiger verstärkt beunruhigen. Die Zahl 7 wird manchmal verwendet, um Vollkommenheit anzudeuten (vgl. 2Kö 5,10.14).
6,5 Gott gab Israel die Zusicherung eines erstaunlichen Wunders, geradeso wie er es am Jordan tat.
6,16 Das laute einstimmige Geschrei drückte die Erwartung aus, dass Gott entsprechend seiner Verheißung handeln würde (V. 2.5, 16).
6,17 dem Bann … verfallen. Der hebr. Ausdruck meint »vollkom- mene Zerstörung«, so wie in V. 21, d.h. etwas einer Gottheit als Beute zu bannen oder zu widmen.
6,22 Josua respektierte das Versprechen, dass Rahabs Haus Schutz zugesichert wurde. Der Teil der Mauer, der dieses Haus stützte, dürfte nicht gefallen sein, so dass aller Besitz im Inneren bewahrt wurde.
6,26 Gott legte einen Fluch auf jeden, der Jericho wieder aufbauen würde. Während das Gebiet um Jericho später bis zu einem gewissen Maß wieder bevölkert wurde (2Sam 10,5), dauerte es bis zur Herrschaft Ahabs, dass Hiel Jericho wieder aufbaute; auf ihn fi el der Fluch, durch den er seinen ältesten und seinen jüngsten Sohn verlor (1Kö 16,34). 6,27 Gott hielt sein Versprechen, dass er mit Josua sein würde (1,5-9).
7,1 Israels Niederlage gleicht einem früheren Rückschlag gegen die Amalekiter (4Mo 14,39-45).
7,2 Ai. Eine Stadt westlich des Jordan, im Hügelland östlich von Bethel (vgl. 1Mo 12,8).
7,3 wenige. Die »wenigen« Einwohner Ais werden in 8,25 mit 12.000 angegeben (vgl. 8,3).
7,9 Was fügst du da deinem großen Namen zu? Das Hauptan- liegen ist die Verherrlichung und Ehre Gottes (vgl. Daniels Gebet in Dan 9,16-19).
7,15 Achans Familie wurde mit ihm getötet. Sie wurden als Mitverschwörer seiner Tat angesehen. Sie halfen, seine Schuld zu verheimlichen, und enthielten anderen Informationen vor. In ähnlichen Fällen starben Familienangehörige bei Korahs Aufstand (4Mo 16), Hamans Fall (Est 9,13-14) und nach Daniels Befreiung aus der Grube (Dan 6,26).
7,21 Ich sah. Achans Sünde nahm in 4 Schritten ihren Lauf: »Ich sah … mich gelüstete … ich nahm … vergraben.« Davids Sünde mit Batseba folgte dem gleichen Schema (2Sam 11; vgl. Jak 1,14.15). einen kostbaren babylonischen Mantel. Ein kostspieliger, prunkvoller Mantel aus Sinear, verziert mit farbigen Menschen- oder Tierdarstellungen, in Handarbeit gewebt oder gefertigt, und vielleicht mit Juwelen besetzt. Das Wort wird in Jon 3,6 für einen Königsmantel verwendet. 7,24 Achor. Wörtl. »Ärger« (vgl. Jes 65,10; Hos 2,19).
8,3 30.000 … Krieger. Josuas Elite-Einheit war der von Ai weit überlegen, das nur eine Gesamtbevölkerung von 12.000 aufweisen konnte (8,25). Dieses Mal setzte Josua nicht einen kleinen Trupp ein (vgl. 7,3.4), sondern 30.000 Mann, um Ai zu plündern und anzuzünden, eine weitere Gruppe diente als Köder, um die Krieger aus der Stadt zu locken (V. 5.6), und eine dritte Abordnung von 5.000 Mann sollte Bethel daran hindern, Ai zur Hilfe zu kommen (V. 12).
8,7 Gott wird sie in eure Hand geben. In seiner Souveränität hatte Gott Israels frühere Niederlage wegen Achans Ungehorsam veranlasst (7,1-5). Trotz Israels überwältigender Zahl war Gottes souveräne Macht auch dieses Mal der Grund für den Sieg (8,7).
8,18 die Lanze. Josuas erhobene Lanze war das Zeichen zum Vor- wärtsgehen, um Ai einzunehmen. Wahrscheinlich war das Hochheben der Lanze auch ein Hinweis auf sein Vertrauen in Gott: »denn ich will sie in deine Hand geben.« Zuvor ließen Moses erhobener Stab und Arme sein Vertrauen in Gott erkennen, dass er den Sieg über Amalek bringen würde (2Mo 17,8-13).
8,29 den König von Ai. Die vollständige Ausrottung der Bevölke- rung Ais schloss selbst den König mit ein. Dieser kluge Schritt verhinderte spätere Bemühungen, eine kanaanitische Armee aufzustellen. Außerdem verdiente er als gottloser König eine Strafe nach biblischen Maßstäben (5Mo 21,22; Jos 10,26.27). Dadurch wurde Gottes Rache an seinen Feinden ausgeführt.
8,30 Nachdem Josua das Landesinnere erobert hatte, fand diese Zeremonie im Gehorsam gegenüber 5Mo 27,1-26 statt (vgl. 6,1-8,35). 8,30 Gott empfängt Dank für den Sieg. Der Altar wurde entspre- chend den Anweisungen in 2Mo 20,24-26 aus unbehauenen Steinen errichtet, was einen einfachen Gottesdienst gestattete, unverdorben von menschlicher Effekthascherei. Josua gab dem Wort Gottes einen bestimmten und zentralen Ort. 9,3 Einwohner. Gibeon im Land der Heviter (V. 7) oder Horiter (vgl. 1Mo 36,2.20) lag im Nordwesten Jerusalems und ca. 11 km vom Gebiet Ais entfernt. Es war eine große Stadt mit wehrfähigen Männern (10,2). Sie stand in einem Verbund mit drei anderen Städten (9,17).
9,4 Der Plan der Gibeoniter, Israel hinters Licht zu führen, ging auf. Israel fi el auf sie rein und sündigte, weil es im Gebet nicht wachsam war und Gott nicht nach seinem Willen fragte (V. 14; vgl. Spr 3,5.6). 9,15 Israel schloss mit den Gibeonitern Frieden (11,19), die in ihrer Nähe lebten, obwohl Gott ihnen geboten hatte, die Menschen in den Städten des Landes zu eliminieren (5Mo 7,1.2). Mit Städten außerhalb Kanaans erlaubte Gott Friedensabkommen (5Mo 20,10-15).
9,21 Obwohl er den Friedensbund mit den Gibeonitern respek- tierte (V. 19), machte Josua sie wegen ihrer Täuschung zu Holzfällern und Wasserträgern. Dieser Fluch entsprach dem immerwährenden (V. 23) Fluch Noahs: »Verfl ucht sei Kanaan!« (1Mo 9,25). Gibeon wurde ein Teil vom Gebiet Benjamins (Jos 18,25). Später bestimmte Josua Gibeon zu einer Leviten-Stadt (21,17). Nehemia erfuhr die Hilfe einiger Gibeoniter beim Wiederaufbau der Mauern Jerusalems (Neh 3,7). Sonne still zu stehen (hebr: »sei still, ruhig, höre auf«). Vielleicht hörte die Erddrehung auf oder, was wahrscheinlicher ist, die Sonne bewegte sich in die gleiche Richtung wie die Erde, um mit dem Schlachtfeld Schritt zu halten. Auch der Mond stellte seinen Umlauf um die Erde ein. Dies erlaubte Josuas Truppen, den Kampf mit einem vollkommenen Sieg zu beenden (V. 11).
10,13 im Buch Hajaschar. Hajaschar bedeutet »rechtschaffen«. Es könnte das gleiche Buch wie das Buch der Kriege des Herrn sein (4Mo 21,14). Das Buch des Aufrichtigen wird ein weiteres Mal in 2Sam 1,18 erwähnt und ein Auszug fi ndet sich in 2Sam 1,19-27. Das Buch war anscheinend eine Sammlung von hebr. Liedern zur Ehre der Führer Israels und der Heldentaten im Kampf.
10,24 Fuß auf den Nacken. Diese Geste symbolisierte Sieg und versprach die Zusicherung zukünftiger Eroberungen (V. 25).
10,40 Zusammenfassung von Josuas südlichem Eroberungszug (vgl. 9,1-10,43).
10,42 Für alle Siege gehört dem Herrn die Anerkennung, wie es auch das NT ausdrückt: »Seid in allem dankbar« (1Th 5,18).
11,1 Hazor. Eine Stadt 8 km südwestlich vom Hule-See und 16 km nördlich des Sees von Galiläa. König Jabin führte eine Koalition von Königen mehrerer Stadtstaaten in Galiläa und vom Westen gegen Josua an. Die Nachricht von seinen Siegen im Süden hatte sich im Norden schon ausgebreitet.
11,2 südlich … in der Schephela. Das bezieht sich auf den tiefen Grabenbruch des Jordantals südlich des See Genezareths (12,3), der später See von Galiläa genannt wurde. Wahrscheinlich war Genezareth eine Stadt nordwestlich des Sees. Die Täler bezeichnen ein Gebiet, das etwas westlich des Jordan liegt, in Richtung Mittelmeer. Hier befi ndet sich auch die Ebene Saron und die Anhöhen von Dor, d.h. die Gebirgsausläufer, die sich bis zum Berg Karmel erstrecken, in die Nähe der Mittelmeerküste reichen und bis nach Dor, einer Hafenstadt.
11,5 Merom. Diese Quellen entspringen ein paar Kilometer süd- westlich des Hule-Sees, etwa 20 km in nördlicher Richtung des See Genezareths, der für die Nordarmeen einen Treffpunkt darstellte.
11,6 Rosse … lähmen. Sie sollten die große Sehne am Sprungge- lenk der Hinterbeine durchtrennen, was die Pferde lähmte und unbrauchbar machte.
11,8 der großen Stadt Zidon. Eine Stadt an der phönizischen Küs- te, nördlich von Hazor. »Großen« könnte sich auf die Stadt selbst und die umgebenden Gebiete beziehen. Misrephot-Majim. Diese Quellen lagen westlich von Hazor am Mittelmeer.
11,12 Zusammenfassung von Josuas nördlichem Eroberungszug (11,1-15).
11,16 Josua nahm dieses ganze Land ein. Die Eroberung um- fasste einen Großteil Palästinas. das Bergland. Im Süden Judas. den ganzen Negev. Südlich des Toten Meeres. Gosen. Wahrscheinlich das Land zwischen Gaza und Gibeon. die Schephela. Oder die Gebirgsausläufer; sie beziehen sich auf ein Gebiet zwischen der Küstenebene des Mittelmeeres und den Bergen Judas. die Arava. Der Grabenbruch des Jordan zieht sich südlich vom Toten Meer bis hin zum Roten Meer, zum Golf von Akaba. Das Bergland Israels unterscheidet sich von dem in 11,16 und liegt im nördlichen Palästina. Die Eroberung reichte vom Berg Halak, etwa 10 km südlich des Toten Meeres, bis zum Berg Hermon, ca. 65 km in nordöstlicher Richtung vom See Genezaret.
11,18 Lange Zeit … Krieg. Die Eroberung dauerte etwa 7 Jahre – ca. 1405-1398 v.Chr. (vgl. 14,10). Nur Gibeon ergab sich kampfl os (V. 19).
13,22 Auch Bileam … töteten die Kinder Israels. Die Israeliten töteten diesen niederträchtigen falschen Propheten zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt während der Eroberung (vgl. 4Mo 21-25; 31,16; Jos 24,9.10; 2Petr 2,15, 16; Jud 11; Offb 2,14).
13,33 dem Stamm Levi … kein Erbteil. Gott gab diesem Stamm kein normales Erbteil im Land. Dies passte zu seiner Entscheidung, die Leviten für den speziellen Dienst am Heiligtum abzusondern. Ihr Erbteil bestand in dieser einzigartigen Funktion, seinen heiligen Dienst auszuüben (18,7). Gott teilte ihnen Städte und angrenzenden Landbesitz zu (14,4; 4Mo 35,2, 4.5), verteilt auf 48 Orte (21,41) unter allen Stämmen. Dadurch waren diese priesterlichen Diener für das ganze Volk erreichbar (vgl. Kap. 21).
14,1 im Land Kanaan. Die Bezeichnung des Landes westlich des Jordan.
14,5 so machten es die Kinder Israels. Sie waren nur in einigen Dingen gehorsam, nicht in allen (s. 13,1.2 u. Anm.).
14,6 Kaleb. Diese Stelle blickt auf das zurück, was auch in 4Mo 13.14 wiedergegeben ist, einschließlich einer Verherrlichung der Treue Gottes (V. 7-11) und Kalebs genauem Erbteil (V. 12-15). Später eroberte er das Gebiet (15,13.14) und segnete Otniel und seine Tochter (15,15-19).
14,10 85 Jahre alt. Da Kaleb 40 Jahre in Kadesch Barnea war, die Isra- eliten 38 Jahre lang durch die Wüste zogen und 7 Jahre zur Eroberung des Landes brauchten (ca. 1405-1398 v.Chr.), war Kaleb jetzt 85 Jahre alt. 14,12-14 Aufgrund seiner Verheißung (V. 9) gewährte Gott Kalebs Wunsch nach der Stadt Hebron, da er Gottes Verheißung, den Israeliten das Land zu geben, treu geglaubt hatte.
14,15 den Enakitern. S. 15,13; s. Anm. zu 11,21. 15,1-12 das Los … Judas. Die Südgrenze des Stammes (V. 1) verlief von der unteren Spitze des Salz- oder Toten Meeres in einem Bogen durch die Wüste Zin den Wadi el-Arisch, den Bach Ägyptens, entlang (s. 13,3 u. Anm.), bis zum Mittelmeer. Die Ostgrenze (V. 5) bildete die ganze Länge des Salzmeeres. Im Norden reichte es vom Nordende des Salzmeeres bis zum Mittelmeer (V. 5-11), welches die Westbegrenzung darstellte (V. 12).
15,17 Otniel. Ein Eroberer wie Kaleb, der sein Schwiegervater war – später Richter in Israel (Ri 3,9-11).
15,18 Kalebs Tochter bat um einen Segen und bewies ihren Glau- ben – wie der Vater so die Tochter.
15,20 das Erbteil … Judas. Judas Städte befanden sich in vier Gegenden: im Süden (V. 20-32); in den Niederungen oder Tälern hinüber zum Mittelmeer (V. 33-47); auf dem Gebirge im Landesinneren (V. 4860) und im Osten der Wüste Juda nahe dem Toten Meer (V. 61.62).
15,63 Jebusiter. Die Einwohner Jerusalems waren Nachkommen des dritten Sohnes Kanaans (1Mo 10,15, 16; 15,21). Josua tötete ihren König, der sich einem Bund gegen Gibeon angeschlossen hatte (Jos 10). Die Israeliten nannten das Gebiet »Jebus« bis David Joab und seinen Soldaten befahl, die Stadt einzunehmen (2Sam 5,6.7), und er sie zu seiner Hauptstadt machte. Richter 1,8.21 zeigt, dass die Israeliten Jebus eroberten und anzündeten; später erlangten die Jebusiter die Kontrolle jedoch zurück, bis David kam. Melchisedek war ein sehr früher König (1Mo 14), der an den wahren Gott glaubte, als der Ort noch »Salem« hieß (vgl. Ps 76,3, »Salem« ist »Jerusalem«).
16,1 die Kinder Josephs. Joseph bekam ein doppeltes Gebiet, da es seinen Söhnen Manasse und Ephraim gegeben wurde, deren Erbteile sich ein gutes Stück über das Landesinnere Kanaans erstreckten.
16,5 Ephraims … Grenze. Hier wird das Land nördlich von Juda beschrieben, vom Jordan nach Westen zum Mittelmeer. Es beinhaltete einige Städte auf dem Gebiet Manasses, da Ephraims Land im Vergleich zu seiner Bevölkerung klein war.
16,10 Ephraim vertrieb die Kanaaniter nicht von seinem Territorium. Hier ist das erste Mal die Rede von der verhängnisvollen Politik, die Götzendiener nicht auszurotten (vgl. 5Mo 20,16).
17,1 Manasse. Die andere Hälfte des Stammes Manasse, die sich von der Hälfte in 16,4 unterschied, empfi ng ihren Anteil am Erbe westlich des Jordan nach Norden und Osten nahe des Sees von Genezareth (Galiläa).
17,3 Zelophchad. Dieser Mann aus dem Stamm Manasse hatte keine Söhne als Erben, so dass seine 5 Töchter das Erbteil erhielten. Gott gab Mose die Anweisung, Frauen dieses Recht zu erteilen (4Mo 27,1-11, zitiert in V. 4).
17,12 die Kinder Manasses. Männer aus dem Stamm Manasse beschwerten sich bei Josua, dass ihr Land für so viele nicht ausreichen würde und die Kanaaniter zu stark wären, um sie alle zu vertreiben. Er gestattete ihnen zusätzliche Waldgebiete, die sie roden sollten. Josua teilte ihnen auch mit, dass sie die Kanaaniter aus dem Land vertreiben könnten, da Gott ihnen einen Sieg (5Mo 20,1) verheißen hatte. 18,1 Silo. Zu Beginn hatte ganz Israel sein Lager in Gilgal (4,20; 5,9) und traf sich zum Gottesdienst an der Stiftshütte in Silo. Silo, das etwa 15 km nördlich von Bethel und 32 km nördlich von Jerusalem lag, blieb ihr geistliches Zentrum (vgl. Ri 18,31 und 1Sam 1,3). 18,8.10. 7 Stämme mussten noch ihr Land zugeteilt bekommen (V. 2). Josua erhielt von ihren 21 Boten, die das Land begutachteten (V. 2-4), Berichte über die 7 Landesteile, um anschließend das Los zur Entscheidung zu werfen. Der Hohepriester Eleasar half ihm, den Willen Gottes durch Losentscheid zu suchen (19,51). Es geschah nicht durch reinen Zufall, sondern es war Gottes Mittel, seinen Willen zu offenbaren (s. Anm. zu Spr 16,33).
18,11 das Los … Benjamins. Dieses Erbteil lag zwischen dem Judas und Ephraims und beinhaltete Jerusalem (V. 28).
19,1 Simeon. Dieses Gebiet lag mitten im Erbteil Judas, da dieses Territorium mehr war, als Juda brauchte (V. 9).
19,10 Sebulons. Ihr Anteil befand sich westlich des Sees von Genezareth (See von Galiläa) und reichte bis zum Mittelmeer.
19,17 Issaschar. Das Gebiet verlief im Wesentlichen direkt süd- lich des Sees von Galiläa vom Jordan bis zum Berg Tabor, südwestlich nahezu bis nach Megiddo und lag nördlich vom Erbteil Manasses.
19,24 Assers. Ihr Gebiet war ein langer, breiter Streifen entlang der Mittelmeerküste, im Osten lagen Naphtali und Sebulon, und im Süden grenzte es an das Gebiet Manasses. Es reichte vom Berg Karmel im Süden bis Tyrus im Norden.
19,32 Naphtalis. Dieses Gebiet besaß ebenfalls eine lange Aus- dehnung, die sich bis zur nördlichen Grenze des israelitischen Erbteils erstreckte. Im Westen stieß es an Asser und die Südgrenze verlief entlang Sebulons nördlicher Grenze. Von dort reichte es östlich bis zum See von Galiläa, beinhaltete dessen gesamtes Westufer und führte hinunter bis zum Erbteil Issaschars und dem Jordan. Die Ostgrenze verlief nach Norden, schloss die Stadt Hazor und das Gebiet von Dan mit ein und schwenkte von Dan wieder in nördlicher Richtung. Jesus übte seinen Dienst in Galiläa größtenteils in diesem Gebiet aus (Jes 8,23; 9,1; Mt 4,13-17). 19,33 Terebinthe. Diese Eiche (oder Eichenwald, wie in 1Mo 12,6 gemeint) stand in der Nähe von Kedesch und nordwestlich der Wasser von Merom. Laut Ri 4,11 war es der Ort, an dem Jael Sisera mit einem Hammer und einem Zeltpfl ock tötete (4,21).
19,40 Dans. Dans Stammesgebiet war klein, es bildete in etwa einen U-förmigen Streifen, direkt nördlich vom Erbteil Judas und südlich von Ephraim. Die Mittelmeerküste lag an der Westseite des »U«. Japho befand sich an der Küste nahe der Nordgrenze. Später schafften es die Daniter nicht, ihr ursprüngliches Land festzuhalten (Ri 1,34-36) und zogen in nordöstlicher Richtung in ein Gebiet bei Lais (Lajisch) oder Leschem (Jos 19,47). Sie eroberten dieses Territorium nördlich des Sees von Galiläa und Hazor und benannten es in Dan um (Jos 19,47, 48; Ri 18,27-29).
21,1 Städte zum Wohnen. Gott hatte Mose Anweisung gege- ben, den Leviten 48 Städte zur Verfügung zu stellen, die auf alle Stammesgebiete in Israel verteilt waren (4Mo 35,1-8) – einschließlich der 6 Zufl uchtsstädte (4Mo 35,6).
21,3 die Kinder Israels gaben den Leviten. Den verschiede- nen Sippen des levitischen Stammes wurden diese 48 Städte (V. 41) zum Leben gegeben sowie das umliegende Weideland für ihren Viehbestand (V. 42). Die anderen Stämme traten die Gebiete an die Leviten ab. Jeder Ort war ein strategisch günstiger Punkt für die Leviten, von dem aus sie den Menschen in ihrer Umgebung geistlich dienen konnten. Gerechterweise gaben Stämme mit einem großen Erbteil mehr Land ab als Stämme mit einem kleinen (4Mo 35,8). Priester waren nur die Kahatiter, denen andere levitische Sippen bei verschiedenen Funktionen des zeremoniellen Gottesdienstes sowie bei der täglichen Arbeit halfen.
21,4 Kahatiter. Durch Gottes Weisheit empfi ngen die Kahatiter 13 Stadtgebiete in der Nähe Jerusalems oder in akzeptabler Entfernung in den Gebieten Judas, Benjamins und Simeons. Dies gab ihnen die Möglichkeit, ihre priesterliche Funktion dort auszuüben, wo Gott später die Bundeslade hinbrachte und den Tempel bauen ließ (2Sam 6).
21,43 So gab der HERR den Kindern Israels das ganze Land. Das beschreibt zusammenfassend die Erfüllung von Gottes Bundesverheißung, dem Volk Abrahams das Land zu geben (1Mo 12,7; Jos 1,2.59). Ebenso hielt Gott sein Wort, indem er dem Volk Ruhe verschaffte (5Mo 12,9.10). Wie Gott zugesichert hatte (Jos 1,5), waren die Kanaaniter durch die militärische Eroberung unter Kontrolle gebracht und stellten keine unmittelbare Bedrohung mehr dar. Jedoch waren nicht alle Feinde des Landes vertrieben, so dass später einige für Unruhe sorgten. Das Volk Gottes kam in manchen Gegenden seiner Verantwortung nicht nach, das Land vollständig in Besitz zu nehmen.
22,1 Rubeniter … Gaditer … Manasse. Die Stämme östlich des Jordan hatten ihren Brüdern geholfen, das Land auf der Westseite des Flusses zu erobern. Nun waren sie soweit, zu ihren Familien zurückzukehren.
22,4 das euch Mose … gegeben hat. Moses und Josuas Bestäti- gung, dass Gott diesen Stämmen das Land östlich des Jordan zugewiesen hatte (V. 9; 24,8; 4Mo 32,30-33).
22,10 einen Altar … am Jordan. Dieser spezielle Altar der 2½ Stämme wurde in der Nähe des Flusses errichtet und erregte, obwohl gut gemeint, das Misstrauen der westlichen Stämme. Sie befürchteten Aufl ehnung gegen den Altar in Silo, der für alle Stämme war. Als sie zur Rede gestellt wurden, legten Beauftragte der Oststämme ihre Motive dar, dass sie dem wahren Gott folgen wollten und die Gemeinschaft mit dem Rest Israels auch weiterhin anstrebten und nicht wünschten, von ihnen als Außenseiter angesehen zu werden. Die Erklärung erhielt die Zustimmung der anderen Israeliten. 23,1 Josua war alt. Seitdem er die Eroberungszüge (ca. 1405-1398 v.Chr.) angeführt hatte, war eine lange Zeit vergangen; Josua war inzwischen sehr alt geworden und starb mit 110 (24,29), ca. 1385-1383 v.Chr. (s. Anm. zu 13,1).
23,5 der HERR … wird sie … vertreiben. Gott war bereit, seinem Volk bei der Vertreibung der restlichen Kanaaniter zu helfen, um ihre Gebiete ganz in Besitz nehmen zu können. Ein solches Vorgehen musste im Gehorsam zu Gott allmählich (5Mo 7,22), aber entschlossen erfolgen.
23,7 Ein unvollständiger Besitz des Landes beinhaltete die Gefahr der Vermischung mit diesen gottlosen Völkern, z.B. durch Heirat (V. 12), sowie die Übernahme ihrer Götter, was sie von der Anbetung des wahren Gottes weggeführt hätte. Dann würden die Kanaaniter zu Fallstricken, Schlingen, Geißeln und Dornen werden, und Israel würde das Land schließlich verlieren (V. 13.15-16).
23,15 Dies traf 800 Jahre später ein, als die Israeliten ca. 605- 586 v.Chr. ins babylonische Exil geführt wurden (vgl. 2Kö 24-25).
24,1 Es war Zeit, Gott anzubeten und Dank zu bringen für all das, was er getan hatte, wie er sie nach Kanaan geführt und ihnen bei der Eroberung des Landes geholfen hatte. 24,1 Josua blickte auf die Geschichte zurück, von der in 1Mo 11 bis 2Mo 15 berichtet wird.
24,2 des Stromes. Der Euphrat, wo Abrahams Familie gelebt hatte. Hier wird deutlich, dass, als Gott Abraham zu sich selbst rief, er ihn auch aus dem Götzendienst herausrief – so wie Gott es auch mit anderen Menschen tut (vgl. 1Th 1,9).
24,6 Josua blickte auf die Geschichte zurück, von der in 2Mo 12 bis Jos 22 berichtet wird.
24,8 Amoriter. Manchmal wird der Begriff ganz allgemein für die gesamte heidnische Bevölkerung Kanaans benutzt (vgl. V. 11) wie z.B. 1Mo 15,16; Ri 1,34.35. Zudem dient er an verschiedenen Stellen auch als genauere Bezeichnung des Bergvolkes (4Mo 13,29) und zur Unterscheidung von anderen Völkern.
24,9 Bileam. S. Anm. zu Jos 13,22 hinsichtlich des zwielichtigen Charakters Bileams in 4Mo 21-25.
24,12 ich sandte Hornissen vor euch her. Diese Beschreibung ist ebenso wie in 2Mo 23,28 eine bildhafte Darstellung (vgl. auch 23,13), die Gottes Hilfe im Kampf für Israel widergibt (23,3.5.10). Diese ehrfürchtige Macht trieb den Feind in die Flucht, so wie es die gefürchteten Hornissen buchstäblich tun können (5Mo 7,20.21).
24,15 erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt. Josuas väter- liches Vorbild (an Abrahams Vorbild in 1Mo 18,19 erinnernd) galt ihm selbst und seiner Familie, dem Herrn zu dienen, nicht den falschen Göttern. Hierzu berief er andere in Israel, und auch sie verpfl ichteten sich, dem Herrn zu dienen (V. 21.24).
24,18 Wie Josua wollte auch das Volk dem Herrn mit ungeteilter Hingabe dienen (vgl. 2Mo 19,8).
24,26 Buch des Gesetzes. Josua war eine Erweiterung der ersten 5 Bücher Mose, als sich der Kanon der geoffenbarten Schrift entwickelte. bei dem Heiligtum. Gottes Heiligtum, die Bundeslade, die in Silo stand (21,2). Der große Stein zum Zeugnis am Heiligtum stand in Sichem (24,1). Dieser heilige Ort ist kein Zelt oder Gebäude, sondern ein heiliger Platz bei einem Baum (vgl. 1Mo 12,6; 35,4), so wie in der Vergangenheit auch andere Orte eine Bedeutung bei der Anbetung Gottes spielten (1Mo 21,33).
24,29 Josua … Eleasar. Als die Generation allmählich verstarb, die Kanaan eingenommen hatte, werden die Begräbnisstätten von drei wichtigen Führungspersonen in der Geschichte Israels erwähnt: die Josephs, Josuas und des Hohenpriesters Eleasar. 24,29 110 Jahre alt. Etwa 1383 v.Chr. (vgl. 14,7-10). 24,31 Die Treue zu Gott hielt nur eine Generation (vgl. Ri 2,613).
24,32 die Gebeine Josephs. Da Joseph ihnen das Versprechen ab- genommen hatte (1Mo 50,25), wurden seine Gebeine von den Israeliten beim Exodus mitgeführt (2Mo 13,19). Er wollte, dass seine sterblichen Überreste im Land der Verheißung begraben würden. Deshalb legte sie sein Volk jetzt in Sichem zur Ruhe, in dem Land, das Gott ihnen zugesagt hatte (1Mo 12,7).
1,1 nach dem Tod Josuas. Ca. 1383 v.Chr. (vgl. Jos 14,7-10 mit Jos 24,29). Die Schilderungen über den Rahmen des Buches in Ri 1.2 bewegen sich zwischen der Zeit nach Josuas Tod und den Rückblenden, die die Verhältnisse zu seinen Lebzeiten zusammenfassen (wie z.B. 2,2-6). Vergleiche Jos 1,1: »nach dem Tod Moses …«
1,2 Juda soll hinaufziehen. Diesen Stamm ließ Gott als ersten wei- ter vorwärts drängen, zu einer umfassenderen Eroberung ihres Gebietes. Der Grund lag wahrscheinlich in Gottes Entscheidung, dass Juda der Anführer unter den Stämmen sein sollte (1Mo 49,8-12; 1Chr 5,1.2); dies war beispielhaft für die Stämme der anderen Gebiete.
1,6 schlugen ihm die Daumen und die großen Zehen ab. Das Abhauen der Daumen des Königs erschwerte ihm den wirkungsvollen Gebrauch einer Waffe; das Abschlagen seiner großen Zehen bescherte ihm im Kampf einen unsicheren Stand. Es wird nirgendwo gesagt, dass der Herr dieser Taktik zustimmt, aber es war eine Handlung ausgleichender Gerechtigkeit für das, was Adoni-Besek anderen angetan hatte. Das wird daran deutlich, dass er anscheinend eingestand, es verdient zu haben.
1,12 Kaleb sprach. Eine Wiederholung des Berichts über Kaleb und seine Familie (s. Anm. zu Jos 15,15-19).
1,16 Palmenstadt. Da Jericho bei der Eroberung zerstört wurde, bezieht sich das auf die Umgegend Jerichos, eine Oase der Quellen und Palmen (5Mo 34,3).
1,19 vertrieb er nicht. »Er« bezieht sich auf Juda. Sie hätten sich an Jos 11,4-9 erinnern sollen. Die Stämme Israels versagen des öfteren, ganz auf Gottes Siegesmacht zu vertrauen und ihm zu gehorchen. Die Kompromissbereitschaft, weniger einzunehmen, als Gott geben wollte (Jos 1,6-9), begann bereits zur Zeit Josuas (Ri 2,2-6) und früher (4Mo 13.14). Gott gestattete es ihren Feinden sogar, im Land zu bleiben, um Israels Gehorsam zu prüfen (2,20-23; 3,1.4). Ein weiterer Grund war, dass der Bestand an wilden Tiere nicht zu schnell wachsen sollte (5Mo 7,22).
1,20 Söhne Enaks. Enak war ein früherer Einwohner Zentral-Kana- ans nahe Hebron, von dem ein Geschlecht von ungewöhnlich großen Menschen abstammte, die so genannten Enakiter (5Mo 2,10). Sie fl ößten den 10 Kundschaftern Furcht ein (4Mo 13,33; 5Mo 9,2), wurden letzten Endes aber doch von Kaleb des Landes vertrieben (Jos 14,12-15; 15,13-14; 21,11), außer denen, die sich im Philisterland ansiedelten (Jos 11,22). Der Ausdruck »die Söhne Enaks« wurde gleichbedeutend für »Enakiter« verwendet.
1,34 die Amoriter drängten die Söhne Dans. Wie alle anderen Stämme hatte auch Dan sein Gebiet erhalten. Sie schafften es jedoch nicht, zur Eroberung dieses Territoriums Gottes Macht in Anspruch zu nehmen. Später gaben sie sogar auf, akzeptierten die Niederlage und siedelten sich in einem anderen Gebiet im Norden an, wo sie Götzendienst trieben (Ri 18).
2,1 der Engel des HERRN. Eine der drei Erscheinungen des Herrn Jesus Christus im Buch Richter vor seiner Menschwerdung (vgl. 6,11-18; 13,3-23). Der gleiche Bote Gottes hatte zuvor schon Israel aus Ägypten geführt (vgl. 2Mo 14,19). S. Anm. zu 2Mo 3,2. Ich will meinen Bund mit euch nicht aufheben ewiglich. Gott würde bis ans Ende treu bleiben, aber wegen ihres Ungehorsams sollte das Volk den Segen zugunsten von Schwierigkeiten verwirken (vgl. V. 3).
2,10 eine andere Generation, … die … nicht kannte. Die erste Generation im Land hatte noch eine lebendige Erinnerung an all die Wunder und Gerichte und besaß Glauben, Pfl ichtbewusstsein und Reinheit. Die folgende Generation kannte die Erfahrungen ihrer Eltern nicht und gab dem moralischen Verfall schneller nach. Die Leute dieser Generation hatten zu einem erheblichen Maße keinen echten Glauben, und waren auf den Gott der Wunder und des Sieges nicht eingestellt. Dennoch kannten viele Richter den Herrn wirklich, und einige, die nicht im Glauben lebten, warfen sich während der Unterdrückung schließlich auf Gottes Gnade.
2,12 folgten anderen Göttern nach. Götzendienst kam erneut auf, so wie beim goldenen Kalb in der Wüste (2Mo 32). Die falschen Götter Kanaans waren im Überfl uss vorhanden. El war die höchste kanaanitische Gottheit, ein Gott unkontrollierter Begierde und ein blutiger Tyrann, wie Aufzeichnungen zeigen, die in Ras Schamra in Nordsyrien gefunden wurden. Sein Name bedeutet »stark, mächtig«. Baal, Sohn und Nachfolger Els, war der »Herr des Himmels«, ein Land-Gott des Regens und Sturmes, sein Name bedeutet »Herr, Besitzer«. Sein Kult in Phönizien beinhaltete Tieropfer, rituelle Mahlzeiten und ausschweifende Tänze. Es gab Kammern für geweihte Prostitution von Männern und Frauen (vgl. 1Kö 14,23.24; 2Kö 23,7). Anat, Schwester und Gemahlin Baals, auch Aschtarot (Astarte) genannt, Liebes- und Kriegsgöttin, wurde als »Jungfrau« und »heilig« bezeichnet, war aber eigentlich eine »geweihte Prostituierte«. Außer diesen wurden noch viele andere Götter verehrt.
2,14 der Zorn des HERRN entbrannte. Unglück sollte als Züchti- gung dienen und das Volk zur Umkehr führen.
2,16 der HERR erweckte Richter. Ein damaliger »Richter« oder Be- freier unterschied sich vom heutigen, gleichnamigen Berufsstand. Ein solcher Führer leitete, wie auch hier, militärische Feldzüge gegen die Feinde und behandelte Rechtssachen (vgl. 4,5). Sie hatten weder Amtsnachfolger noch Herrschaft über das ganze Volk. Sie waren lokale Befreier, von Gott zur Führerschaft erhoben, wenn die traurigen Zustände in ihrem Gebiet Gott zur Rettung seines Volkes veranlassten.
3,1 Völker … übrigbleiben ließ. Ihr Zweck bestand darin, das sün- dige Israel zu prüfen (vgl. V. 4) und zu züchtigen, sowie die Ausbildung der jungen Männer im Kampf zu gewährleisten.
3,5 S. Anm. zu 1,1-20.
3,6 S. Anm. zu 1,19. Die Israeliten bestanden Gottes Prüfung nicht und wurden verleitet 1.) zu Ehen mit den Kanaanitern und 2.) zur Anbetung ihrer Götter. Ihr Ungehorsam zog sich durch die Jahrhunderte, und veranlasste Gott, die Assyrer (2Kö 17) und Babylonier (2Kö 24.25) zu gebrauchen, um sie aus ihrem Land wegzuführen.
3,10 der Geist des HERRN kam. Von bestimmten Richtern wird aus- drücklich berichtet, dass der Geist des Herrn über sie kam (6,34; 11,29; 13,25; 14,6.19; 15,14); andere machten anscheinend die gleiche Erfahrung. Dieser Ausdruck kommt im AT des öfteren vor, um einen einmaligen Akt Gottes zu beschreiben, der Kraft und Weisheit zum Sieg verlieh. Dies garantierte allerdings nicht, dass der Wille Gottes in wirklich allen Angelegenheiten getan wurde, was offensichtlich wird bei Gideon (8,2427.30), Jephta (11,34-40) und Simson (16,1).
3,20 Ein Wort Gottes habe ich an dich! Ehud behauptete, dass er gekommen sei, um Gottes Willen als Gebetserhörung auszuführen (V. 15). Ehud handelte ruhig und vertrauensvoll und schrieb den Sieg über den bösen König später Gott zu (V. 28; vgl. Ps 75,7.8.11; Dan 4,22), obwohl es mit Ehuds Mitteln geschah, so wie es Jael auf ihre Weise tat (4,21) und Israels Armeen das Schwert gebrauchten (4,16). Durch die Macht Gottes schlug Ehuds Armee eine Übermacht (V. 29). Die Bosheit des Menschen ruft Gottes Gericht hervor (3Mo 18,25).
3,24 er bedeckt seine Füße. Die Diener des toten Königs vermute- ten, dass er unpässlich war. Ein Hüllwort, das die Verrichtung der Notdurft beschreibt.
3,31 Schamgar. Seine außergewöhnliche Tat lässt an Simson den- ken (15,16). einem Rinderstachel. Dies war ein dicker Stock von ca.
2,16 der HERR erweckte Richter. Ein damaliger »Richter« oder Be- freier unterschied sich vom heutigen, gleichnamigen Berufsstand. Ein solcher Führer leitete, wie auch hier, militärische Feldzüge gegen die Feinde und behandelte Rechtssachen (vgl. 4,5). Sie hatten weder Amtsnachfolger noch Herrschaft über das ganze Volk. Sie waren lokale Befreier, von Gott zur Führerschaft erhoben, wenn die traurigen Zustände in ihrem Gebiet Gott zur Rettung seines Volkes veranlassten. 2,50 m bis 3 m Länge und einem Umfang von 15 cm, versehen mit einer scharfen Metallspitze zum Stoßen und Treiben von Ochsen. Am anderen Ende befand sich eine fl ache, gebogene Klinge, die zur Säuberung eines Pfl uges diente.
4,4 Debora, eine Prophetin. Sie war eine außergewöhnlich weise und einfl ussreiche Frau, die die Aufgaben eines Richters ausübte, mit Ausnahme der Militärführung. Gott kann Frauen für staatsbürgerliche, geistliche oder andere Aufgaben gebrauchen, z.B. Hulda, die Prophetin (2Kö 22,14), Philippus’ Töchter beim Weissagen (Apg 21,8.9) und Phöbe als Gemeindedienerin (Röm 16,1). Deboras Aufstieg in diese Position bildet in diesem Buch die Ausnahme, da Barak sich fürchtete, die Führung zu übernehmen (V. 8.14). Gott tadelte seine Feigheit durch die Zusicherung, dass eine Frau Sisera töten würde (V. 9).
4,19 sie … gab ihm zu trinken und deckte ihn wieder zu. Normalerweise war dies das größtmögliche Zeichen des Schutzes.
4,21 einen Zeltpfl ock und einen Hammer. Jaels mutiger Hieb in einem Zelt anstatt auf dem Schlachtfeld erhielt Deboras und Baraks Lob (5,24-27). Ihre Stärke und Geschicklichkeit bildete sich zweifelslos durch eine beduinische Alltagshandlung aus, dem Einschlagen von Pfl öcken zur Sicherung der Zelte oder dem Lösen zum Abbrechen derselben. 5,1 sangen … in jener Zeit. Das Lied (V. 1-31) war zur Ehre Gottes für den Sieg in Ri 4,13-25. Mehrere Lieder preisen Gott für seine Hilfe, z.B. das Lied Moses (2Mo 15), Davids (2Sam 23,1-7) und das des Lammes (Offb 15,3.4).
5,10 weißen Eselinnen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Farbe waren sie im Besitz von Königen und Reichen.
5,11 Mit der Stimme der Bogenschützen, zwischen den Schöpfrinnen. Die Brunnen befanden sich im Osten in geringer Entfernung von Städten, abseits der Schlachtfelder waren sie oftmals Orte, an denen man angenehmen Gedanken nachgehen konnte.
5,14 Wurzeln gegen Amalek. Der Stamm Ephraim erhielt das zen- trale Bergland, in dem die Amalekiter tief verwurzelt waren.
5,17 Dan, warum hielt er sich bei den Schiffen auf? Die Daniter zogen von ihrem Gebiet nach Lais, nördlich des Sees Genezaret (See von Galiläa), noch vor dem israelitischen Triumph in Ri 4, obschon Einzelheiten darüber erst in Ri 18 geschildert werden. Sie pfl egten den Seehandel mit den Phöniziern des Nordwestens (vgl. Japho als Küstenstadt, Jos 19,46). Ebenso wie einige andere Stämme leisteten sie keine Unterstützung im Kampf in Ri 4.
5,20 Sterne … kämpften. Eine poetische Ausdrucksweise, die ver- anschaulicht, dass Gott diese Himmelskörper verwendete, um Israel zu helfen. Sie stehen stellvertretend und gleichbedeutend für den Himmel, aus dem er einen mächtigen Sturm sandte, und zudem eine Flut (vgl. »der Bach Kison riss sie fort«, V. 21), die die Syrer von ihren Streitwagen riss. Außerdem verdunkelte Gott die Sterne durch Wolken, um den Syrern ihre Wirksamkeit zu nehmen.
5,24 Obwohl dies Mord war und ein Verstoß gegen die Ehre, wahr- scheinlich durch den Wunsch motiviert, den kämpfenden Israeliten zu gefallen, und obgleich sie nicht nach Gott fragte, bewirkte Gottes Vorsehung dadurch einen großen Segen. Daher die Worte aus V. 24-27 im Siegeslied.
5,31 Die Fürbitte, die dem Willen Gottes unterstellt ist, beendet ein Lied, das weitere Aspekte beinhaltet: Lob Gottes (V. 2.3), dem Wirken Gottes wird Ehre gebracht (V. 4.20), und Gottes Fluch wird ausgesprochen (V. 23).
6,1 Midianiter. Diesen umherziehenden Hirten östlich des Roten Meeres wurde zu Moses Zeiten ein schwerer Schlag versetzt (4Mo 31,118); sie waren nach wie vor Feinde der Israeliten. Sie wurden zur furchtbarsten Geißel, um Israel heimzusuchen.
6,8 der HERR sandte einen Propheten. In Einzelfällen gebrauchte Gott Propheten vor Samuels Zeit, die Schar Propheten, die wahrscheinlich Samuel sammelte (1Sam 10,5), und später solche Propheten wie Elia, Elisa, und die großen und kleinen Propheten. Hier wurde der Prophet gesandt, um wegen ihrer Untreue Gottes Fluch zu bringen (V. 10). 6,11 der Engel. Dieser Engel (wörtl. »Bote«) des Herrn ist »der HERR« selbst (V. 14.16.23.25.27). Vgl. 1Mo 16,7-14; 18,1; 32,24-30 bezüglich anderer Erscheinungen. S. Anm. zu 2Mo 3,2. Gideon drosch Weizen in der Kelter, um ihn … in Sicherheit zu bringen. Das wies auf eine ernsthafte Notlage hin, ebenso wie auf einen kleinen Vorrat an Getreide. Deutlich wird dies dadurch, dass er das Getreide selber drosch und nicht mit Hilfe des Viehs. Er tat es auf blankem Boden oder in der Kelter anstatt auf einer hölzernen Tenne, und es geschah außer Sichtweite unter einem Baum. Dieses Vorgehen war durch die Furcht vor den Midianitern motiviert.
6,13 Gideons Worte lassen auf ein mangelhaftes Gottesverständnis schließen. Gottes Züchtigung war ein Beweis, dass er sich um Israel kümmerte. 6,17 Wie Mose (2Mo 33) wollte auch Gideon ein Zeichen; in beiden Fällen waren Offenbarungen Gottes so selten und die Bosheit so vorherrschend, dass sie eine Sicherheit wünschten. Gottes Gnade gab sie ihnen.
6,18 Im Bewusstsein der Gegenwart Gottes wird dem empfäng- lichen Sünder seine große Schuld deutlich. Des weiteren erfüllte Gottes Feuer Gideon mit Ehrfurcht und sogar Todesfurcht. Als er den Herrn sah, wusste er, dass der Herr ihn in seiner Sündhaftigkeit gesehen hatte. Folglich fürchtete er den Tod, den Sünder vor dem heiligen Gott verdienten. Aber die Gnade Gottes versprach ihm Leben (V. 23). Hinsichtlich einer ähnlichen Reaktion auf die Gegenwart Gottes siehe Manoach in 13,22.23 (vgl. Hes 1,26-28; Jes 6,1-9; Offb 1,17).
6,27 er sich … fürchtete. Menschenfurcht und weise Vorsichts- maßnahmen mischen sich mit dem Vertrauen in den allgenügenden Gott. 6,32 Jerub-Baal (wörtl. »Baal möge streiten«) wurde zu einem passenden und ehrenhaften Zweitnamen für Gideon (7,1; 8,29; 9,1.2). Es war ein mutiger Schlag gegen eine nicht-existierende Gottheit, die zu einer Erwiderung vollkommen unfähig war.
6,36 Dass Gideon zweimal um ein Zeichen am Wollvlies bat, ist als ein Ausdruck eines schwachen Glaubens anzusehen; auch Gideon erkannte das, als er sagte: »Dein Zorn entbrenne nicht gegen mich« (V. 39), denn Gott hatte seine Gegenwart und den Sieg bereits ausdrücklich verheißen (V. 12.14.16). Allerdings gab es auch berechtigte Bitten nach der Bestätigung des Sieges gegen eine scheinbar hoffnungslose Übermacht (6,5; 7,2.12). Gott tadelte Gideon an keiner Stelle, sondern zeigte sein Erbarmen, indem er das gab, was Gideon in seiner Unzulänglichkeit erbat. In 7,10-15 gab Gott freiwillig ein Zeichen, um Gideons Glauben zu stärken. Er hätte Gottes Verheißung in 7,9 glauben sollen, doch hatte er es nötig, dass ihm zusätzlich Mut gemacht wurde, was Gottes Gnade auch tat, ohne ihn zu schelten.
7,2 Das Volk … ist zu zahlreich. Trotz ihrer menschlichen Schwach- heit tragen die Gläubigen den Sieg durch Gottes Macht davon (vgl. 2Kor 3,5; 4,7; 12,7-9). 300 Mann gewannen gegen eine unschlagbare midianitische Schar (Ri 7,7.16-25). Gott gebührte die Ehre, da das Ergebnis unstrittig auf sein Handeln zurückzuführen war, und sündiger Stolz nicht aufkam.
7,5 Wer … leckt. Die Soldaten, die Wasser mit ihren Händen schöpften, wie ein Hund seine Zunge benutzt, wurden ausgewählt; während diejenigen, die zum Trinken auf ihre Knie sanken, ausgemustert wurden. Für diese Unterscheidung wird kein Grund angegegeben, so dass nichts über ihre kämpferischen Fähigkeiten bekannt wurde. Es war lediglich eine Methode, um die Menge voneinander zu trennen. Ihre Fähigkeiten im Kampf hatten keinen Anteil am Sieg, da die feindlichen Soldaten sich selbst töteten und fl ohen, ohne dass Gideons Männer überhaupt eingriffen.
7,10 Fürchtest du dich. Einfühlsam erkannte Gott Gideons ver- ständliche Furcht, da er der Befehlshaber war. Gott machte ihm Mut, seinen Diener zum Schutz mitzunehmen. S. Anm. zu 6,36-40.
7,15 Macht euch auf. Gott hatte das bereits in 7,9 gesagt. Mit neuem Mut gestärkt, hält Gideon Schritt mit dem Herrn.
7,16 Posaunen und Fackeln, die man zunächst in Tonkrügen ver- steckte, wurden dann im überraschendsten Augenblick hervorgeholt. Der Eindruck, der durch schallenden Lärm hervorgerufen wurde, Israels schreckliches Geschrei und die plötzlichen Lichter, die das schlafende Heerlager umgaben und die Stille durchdrangen, vermittelte einen Gedanken: Hinter jedem Licht konnte eine Armee stehen, so dass sie glaubten, ein riesiges Heer hatte sich ihnen genaht, um die erwachende Armee in einer Todesfalle zu vernichten.
7,18 Für den HERRN und Gideon! Hier befand sich Gottes Macht im Einklang mit dem Gehorsam des Menschen. Solche Rufe erinnerten die Feinde, dass Gideons und Gottes Schwert eine reale Bedrohung darstellten. Es wurde der Eindruck von Schrecken und Untergang vermittelt.
7,19 zu Beginn der mittleren Nachtwache. Ca. 22.00 Uhr.
7,22 das Schwert eines jeden gegen den anderen. Auf den Schock folgte die Panik. Jeder Soldat war bei dem verzweifelten Rückzug auf sich gestellt. In der Dunkelheit und dem tösenden Lärm waren die Soldaten unfähig, Freund von Feind zu unterscheiden, und schlugen sich mit ihren Schwertern einen Weg durch ihre eigene Armee.
8,2 die Nachlese Ephraims. Ephraim war gekränkt, da es nicht zur Hilfe gerufen wurde, doch Gideons Kompliment beschwichtigte sie. Seine Redewendung deutete an, dass Ephraims Tötung der beiden fl üchtenden midianitischen Führer (7,25) »die Nachlese Ephraims« war, ein Bild aus dem Weinanbau. Sie spielte eine strategisch wichtigere Rolle als »die Weinlese Abiesers«, der Selbstmord des Feindes unter Gideons Führung (vgl. V. 3).
8,7 Dornen. Gideon drohte den Führern von Sukkot Strafe an, da sie sich weigerten, ihre Brüder zu unterstützen. Er geißelte die Ältesten Sukkots mit Dornen und Disteln, die ihre Körper schmerzvoll aufrissen. Dies war ein grausame Foltermethode, der im Altertum häufi g Gefangene unterzogen wurden. Er tat dies erst auf seinem Rückweg, da er sein Ziel nicht aufschieben wollte (V. 16).
8,9 Turm. Wegen ihrem Turm hatten sie sich wahrscheinlich ihrer Stärke und Wehrhaftigkeit gerühmt. Gideon hielt nicht nur sein Versprechen, sondern ging sogar darüber hinaus (V. 17).
8,20 Jeter … erschlage sie. Gideon wollte seinem Sohn durch die Tötung der Feinde Israels und Gottes eine große Ehre zuteil werden lassen.
8,21 tötete Sebach und Zalmunna. Die frühere midianitische Gei- ßel war für Israel die schlimmste, so dass ihnen der Sieg lange in Erinnerung blieb (vgl. Ps 83,12).
8,22 Herrsche über uns. Die Israeliten sündigten durch ihre falschen Motive und indem sie Gideon baten, als König über sie zu herrschen. Zu seiner Ehre lehnte der Führer ab und bestand auf Gottes alleinige Herrschaft (vgl. 2Mo 19,5.6). 8,24 Ismaeliter. Gleichbedeutend mit den Midianitern (vgl. 1Mo 37,25.28).
8,24 Gideon machte ein Ephod. Das war gewiss ein trauriges Ende für Gideons Einfl uss, als er, vielleicht in einem Anfl ug von Stolz, versuchte, sich in den Augen des Volkes selbst zu erheben. Gideon wollte, so wie David (1Chr 15,27), nur ein Ephod anfertigen, um zivile Herrschaft, nicht priesterliche, anzudeuten. Auf keinen Fall war es zur Förderung des Götzendienstes gedacht, vielmehr als Symbol bürgerlicher Macht. Das nichts Böses damit beabsichtigt war, ist ersichtlich aus der Unterwerfung Midians (V. 28), der Ruhe vor Kriegen (V. 28) und der Tatsache, dass der Götzendienst nach Gideons Tod aufkam (V. 33), so wie dem Lob über Gideon (V. 35).
8,26 Gewicht … Gold. Ein Gesamtgewicht von etwa 19 kg.
8,30 viele Frauen. Gideon machte sich ernstlich der Sünde der Polygamie schuldig, eine Übertretung, die von vielen toleriert wurde, aber niemals Gottes Plan für die Ehe entsprach (1Mo 2,24). Abimelech, ein Sohn aus einer verbotenen Beziehung, wurde zum einem miserablen König in Ri 9. Polygamie führt immer zu Schwierigkeiten.
9,5 tötete seine Brüder. Diese Gräueltat, die im Altertum häufi g anzutreffen war, beseitigte die größte Bedrohung des Aufstands – alle rechtmäßigen Konkurrenten.
9,6 Haus Millo. Wörtl. »Haus der Festung«. Es befand sich in Sichem und schloss den Turm in V. 46 wahrscheinlich ein.
9,14 Komm du und sei König über uns! Im Gleichnis Jotams über die Bäume, die nach einem König suchten (V. 7-15), lehnten der Olivenund Feigenbaum so wie der Weinstock ab. Sie repräsentieren keine bestimmten Männer, sondern bilden vielmehr den Spannungsaufbau und verstärken die Vorstellung, dass der Dornbusch geringer und somit ungeeignet ist. Der Dornbusch stellt Abimelech dar (V. 6.16).
9,23 Gott sandte einen bösen Geist. Gott ließ es zu, dass Neid, Misstrauen und Hass aufkamen und benutzte es als Strafe für Götzendienst und Massenmord.
9,26 Ein fehlgeschlagener Staatsstreich.
9,37 Terebinthe der Zauberer. Ein Baum, an dem mystische Zere- monien stattfanden und Wahrsagerei betrieben wurde.
9,45 streute Salz darauf. Eine Handlung, die Erdreich und Wasser verunreinigte, und ebenso das Urteil beständiger Unfruchtbarkeit symbolisierte (5Mo 29,22; Jer 17,6). Abimelechs Absichten wurden letzten Endes doch zunichte gemacht, da ca. 930-910 v.Chr. Jerobeam I. die Stadt als seine Hauptstadt wieder aufbaute (1Kö 12,25).
9,57 Dieser Fluch wurde wegen des um sich greifenden Götzen- dienstes in 9,20 ausgerufen.
10,3 Jair war sehr wahrscheinlich Richter zur Zeit Ruths.
10,10 Wir haben … gesündigt. Dem Bekenntnis folgt wahre Buße (V. 15.16).
10,13 Hier fi ndet sich eine Form des göttlichen Zorns. Er über- lässt beharrliche, vorsätzliche Sünder den Konsequenzen ihrer Sünde. Diesen Aspekt des göttlichen Gerichts sehen wir bei Simson (16,20), so wie in den Warnungen von Spr 1,20-31 und Röm 1,24-28. Es ist ein Verwerfungsmuster, das in der ganzen Geschichte erkennbar ist (vgl. Apg 14,15.16) – selbst unter den Juden (vgl. Hos 4,17; Mt 15,14).
10,15 mache du mit uns, was dir gefällt. Aufrichtige Buße er- kennt Gottes Recht zur Züchtigung an, so wird seine Strafe als gerecht angesehen und er verherrlicht. Echte Buße sucht auch die Wiederherstellung, da sie nach Heiligkeit strebt. 11,1 ein tapferer Held. Dies bedeutet, dass er wie Gideon (6,12) ein starker, geschickter Kämpfer war. Als Antwort auf ihre Buße gab Gott ihnen Jephta, um die Israeliten aus ihrer 18-jährigen Unterdrückung in die Freiheit zu führen (V. 8).
11,3 zogen mit ihm aus. Solche Angriffe richteten sich gegen die Ammoniter und andere heidnische Völker und verhalfen Jephta zu Ansehen.
11,11 redete … vor dem HERRN. Gemeint ist die Bestätigung eines Abkommens in einer feierlichen, öffentlichen Besprechung, bei der Gott als Zeuge angerufen wird (V. 10).
11,13 Israel hat mein Land genommen. Der ammonitische Herr- scher erhob Ansprüche auf das Land, das die Israeliten bewohnten. Jephtas Antwort war direkt: 1.) diese Gebiete waren nicht in ammonitischem Besitz, als Israel sie nahm, sondern gehörten den Amoritern; 2.) Israel lebte dort seit 300 Jahren, ohne dass ihre Besitzverhältnisse angezweifelt wurden, und 3.) Gott hatte ihnen das Land gegeben, wodurch sie ein Recht darauf hatten, so wie die Ammoniter glaubten, dass sie ihr Land von ihrem Gott empfangen hatten (vgl. V. 24).
11,15 Israel hat weder das Land … genommen. Diese Völker begannen zu Unrecht mit der Feindschaft und verloren so ihren Besitz (V. 16-22). Das entsprach voll und ganz dem Willen Gottes, der das endgültige Recht besitzt (vgl. 1Mo 1,1; Ps 24,1), das Land Israel zu geben. Gott sagte: »Das Land ist mein« (3Mo 25,23; vgl. Hes 36,5).
11,26 300 Jahre. Von einem frühen Auszug aus Ägypten ausge- hend (ca. 1445 v.Chr.) kann man die 480 Jahre vom Exodus über die Zeit der Richter bis 1Kö 6,1 (Salomos 4. Jahr ca. 967/966 v.Chr.) folgendermaßen bestimmen: 38 Jahre vom Exodus bis Hesbon; 300 Jahre von Hesbon bis Jephta in Ri 11,26; evtl. 7 weitere Jahre unter Jephta; 40 Jahre unter Simson, 20 unter Eli, 20 unter Samuel, 15-16 Jahre nach Samuel unter Saul, 40 Jahre unter David und 4 Jahre unter Salomo, was zusammen etwa 480 Jahre ergibt. Es ist gut möglich, dass die Angabe von 300 Jahren abgerundet war.
11,29 der Geist des HERRN kam auf Jephta. Dass die Gnade des Herrn Jephta Vollmacht zum Krieg verlieh um seines Volkes willen, bedeutet nicht, dass alle seine Entscheidungen mit Gottes Weisheit getroffen wurden. Sein überstürztes Gelübde (V. 30.31) ist hierfür ein Bei spiel.
11,30 gelobte dem HERRN ein Gelübde. Es war unter Feldherrn üblich, ihrem Gott etwas Wertvolles zu versprechen, wenn er ihnen den Sieg schenken würde.
11,31 ich will es … darbringen. Manche Ausleger argumentieren, dass Jephta seine Tochter als lebendes Opfer in ständiger Jungfräulichkeit darbot. Dieser Gedanke gibt V. 31 folgende Bedeutung: »dem HERRN gehören« oder »ich will es als Brandopfer darbringen«. Dieser Standpunkt betont nur die ständige Jungfräulichkeit in V. 37-40, und lehnt es ab, dass er ein Menschenopfer darbrachte, da es gegen Gottes geoffenbarten Willen verstößt (5Mo 12,31). Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass er ein Brandopfer meinte, da er 1.) sich östlich des Jordan befand, 2.) vom Heiligtum weit entfernt war, 3.) geistliche Hingabe heuchelte, 4.) mit Menschenopfern unter anderen Völkern vertraut, 5.) und von derartigem Aberglauben beeinfl usst war und 6.) den Sieg unbedingt wollte. Zudem lautet die Übersetzung in V. 31 »und« nicht »oder«. Seine Tat passte zu einer Reihe von seltsamen Handlungen, einschließlich der Widersprüchlichkeit von Führern, denen Gott ansonsten Vollmacht gab (vgl. Gideon in 8,27).
11,34 seine Tochter trat heraus, ihm entgegen. Somit war sie das versprochene Opfer.
11,35 Ach. Hier wird der Schmerz deutlich, den ihr Vater empfang, da er seine einzige Tochter wegen eines frommen aber unweisen Versprechens opfern musste. Geografi sche Verteilung der Richter ? genaue Lage ist unklar Elon Name des Richters DAN (nördliches Siedlungsgebiet) R E Mittelmeer ASSSamgar PHTALI SSE S E B U LOENlon NA BKNaeardpaehkstahl-i?ANA ISSASCHAR M Ophra? Kamon Gideon Jair M A N A S S E Tola Samir naJdro Zaphon Jephta Piraton Abdon G A D Silo E P H R A I M Debora Ehud DANSimson BENJAMIN Asdod Zorea Bethlehem Askalon Ibzan R U B E N J U D A Hebron N Gaza Debir? Totes Meer Othniel
12,1 Warum … hast du uns nicht gerufen …? Ephraims nächste Empörung (vgl. 8,1) entstand durch ihren Neid auf Jephtas Erfolg und möglicherweise durch das Verlangen, an seiner Kriegsbeute teilzuhaben. Sie drohten nicht nur sein Haus zu verbrennen, sondern auch ihn selbst.
12,4 Flüchtlinge. Die Gileaditer wurden geringschätzig als Ausge- stoßene Ephraims verspottet, und antworteten mit Krieg.
12,6 Schibbolet. Ephraimiten waren an der Aussprache dieses Wor- tes zu erkennen. Sprachen sie es fälschlicherweise mit einem »S«-Laut anstatt einem »Sch«-Laut, verriet es sie, da es ein einmaliger Indikator ihres Dialektes war.
12,9 30 Söhne. Sehr große Familien lassen darauf schließen, dass der Vater mehrere Frauen hatte. Es war ein Teil des damaligen Lebens, was allerdings nie Gottes Plan der Einehe entsprach (1Mo 2,24). Viele Kinder zu haben, war attraktiv, da dadurch Macht und Einfl uss des Menschen vergrößert wurden.
13,3 der Engel des HERRN. Auch in diesem Fall wird eine Erschei- nung des Herrn vor seiner Menschwerdung beschrieben (V. 6-22), so wie an anderer Stelle (s. Anm. zu 6,11). S. Anm. zu 2Mo 3,2.
13,5 Nasiräer. Das Wort entstammt dem hebr. Ausdruck für »ab- sondern«. Beschreibungen über die strengen Beschränkungen der Nasiräer, wie in Simsons Fall, fi nden sich in Anm. zu 4Mo 6,1-8. Gott legte drei Beschränkungen auf: kein Wein (4Mo 6,3.4), kein Haareschneiden (4Mo 6,5), keine Berührung von Toten, um Verunreinigung zu vermeiden (4Mo 6,6). Solch äußerliche Handlungen ließen eine innere Hingabe an Gott erkennen.
13,16 es dem HERRN opfern. Manoach benötigte diese Erklä- rung, da er sein Opfer nicht dem Herrn selbst oder einem Engel darbringen wollte, sondern lediglich einem menschlichen Boten. Die Anweisung sollte hervorheben, dass der Besucher tatsächlich der Herr war.
13,17 Was ist dein Name? Dieser geheime Name ist ein weiterer Hinweis, dass der Engel der Herr war.
13,18 Warum fragst du nach meinem Namen? Dass der Engel seinen Namen nicht nennen wollte, erinnert an den Engel (Gott), dem Jakob begegnete (1Mo 32,25-31), und der seinen Namen ebenfalls nicht preisgeben wollte.
13,20 die Flamme stieg … zum Himmel. Dieses Wunder weist darauf hin, dass Gott das Opfer annahm.
13,22 Wir müssen sicherlich sterben. Seine Todesangst ähnelt derer, die in die Gegenwart Gottes kamen. Wie das AT berichtet, starben viele, als sie Gott gegenübertraten. Es ist der Schrecken im Herzen des Sünders, wenn er sich in der Gegenwart des heiligen Gottes befi ndet. Vgl. Hesekiel (Hes 1,28), Jesaja (Jes 6,5), die 12 Jünger (Mk 4,35-41), Petrus (Lk 5,8) und Johannes (Offb 1,17.18).
14,1 sie ist recht in meinen Augen. Die Philister waren nicht unter den 7 Völkern Kanaans, mit denen Israel ausdrücklich keine Ehe eingehen durfte. Nichtsdestotrotz traf Simson eine schlechte Entscheidung. Simson sündigt hier, aber Gottes Souveränität war in der Lage, die Situation nach seinem Gefallen zu wenden (14,4). Er war nicht ratlos, sondern nutzte die Gelegenheit, um gegen die bösartigen Philister vorzugehen und seinem Volk Hilfe zukommen zu lassen. Er brachte diesem Volk Zerstörung, nicht durch eine Armee, sondern durch die wundersame Kraft eines einzigen Mannes.
14,7 redete. Solche Gespräche waren im Osten nicht üblich, bis ein Paar verlobt war.
14,8 um sie zur Frau zu nehmen. Bis zur Hochzeit verstrich für gewöhnlich ein Jahr.
14,9 er nahm davon in seine Hand. Einige Bibelgelehrten regen an, dass Simson gegen die Vorschriften eines Nasiräers verstieß, indem er in Kontakt mit einem Leichnam kam (s. 13,5 u. Anm.). Andere argumentieren, dass 4Mo 6 einen menschlichen und nicht einen tierischen Körper meint. Ob er an dieser Stelle nun sündigte oder nicht, der Kontext zeigt auf jeden Fall Beispiele, in denen er sündigte.
14,10 Hochzeitsmahl. Das Hochzeitsfest dauerte normalerweise eine Woche.
14,15 siebten. In manchen Übersetzungen fi ndet sich hier »vier«. Die Zahl könnte »vier« sein (4 Tage nach den 3 Tagen in V. 14), was zusammen 7 Tage ergibt so wie in V. 17. Oder V. 15 meint »vier« und V. 17, dass die Frau für den Rest der 7 Tage in V. 12 weinte, nach den 3 Tagen in V. 14.
14,16 Simsons Frau weinte. Sie betrog Simson und handelte entgegen seiner Erwartung, dass die Männer die Antwort erbringen sollten. Auch die Männer betrogen und bedrohten die Frau; sie hatten sogar Mordabsichten in ihren Herzen (V. 15) und setzten die Frau unter Druck.
14,19 sein Zorn. Gott segnet den, dem Unrecht getan wurde. Sim- sons Zorn war berechtigt – gerechte Entrüstung über Betrug (vgl. Mk 3,5). Der Kampf mit den Männern in Askalon, etwa 37 km entfernt, war ein Teil des Krieges zwischen Israel und Philistäa.
14,20 die Frau Simsons wurde … gegeben. Ein weiterer Betrug an Simson. Der philistäische Vater hatte keinen Grund zur Annahme, dass Simson nicht zurückkommen würde, zumal er nichts dergleichen gesagt hatte. Als Philister wollte er nicht, dass seine Tochter einen Feind heiratet.
15,1 Weizenernte. Taktvoll wählte Simson die Weizenernte, wäh- rend der die Männer beschäftigt waren – wahrscheinlich im Mai. Der junge Ziegenbock war ein Zeichen der Versöhnung, welches Vater und Tochter zeigte, dass sie nichts zu befürchten hatten.
15,2 Ich dachte. Diese dürftige Entschuldigung des Vaters erfolgte im Bemühen, der Falle zu entkommen, in der er steckte. Er hatte Angst vor den Philistern, wenn er sich gegen den neuen Ehemann richten würde, und fürchtete sich gleichzeitig vor Simson. Als Ausweg bot er ihm deshalb seine zweite Tochter an. Dies war beleidigend und gegen das Gesetz (vgl. 3Mo 18,18).
15,3 Der Kreislauf der Vergeltung nahm seinen Anfang, und schloss sich in 16,30.31.
15,4 fi ng 300 Schakale. Verhöhnt und zu fl eischlichem Groll pro- voziert, nahm Simson Rache an den Philistern. Es dürfte ein Zeit gedauert haben, so viele Füchse zu fangen, sie eingesperrt zu halten und zu füttern, bis 300 zusammen waren. Anscheinend band er sie mit langsam brennenden Fackeln zu Paaren zusammen und sandte sie die Hügel herab in die Felder, um das trockene Getreide anzuzünden. Für die philistäischen Bauern war das ein großer Verlust.
15,6 die Philister … verbrannten sie samt ihrem Vater. Das allgemeine Prinzip des Säens und Erntens kommt hier zum Tragen (vgl. Gal 6,7).
15,8 er zerschlug ihnen Schenkel und Hüften. Eine Redensart für ein schonungsloses Gemetzel.
15,15 erschlug … 1 000 Mann. Vgl. 3,31. Gott schenkte Simson eine übernatürliche Zerstörungskraft, die auch dazu diente, den ängstlichen Israeliten zu zeigen (V. 11), dass er trotz ihres mangelnden Vertrauens mit ihnen war.
15,19 Wasser herausfl oß. Gott wirkte ein Wunder, als er Simson aufgrund seines Hilferufs mit Wasser versorgte. Er nannte den Ort »Quelle des Rufenden« (vgl. Jer 33,3).
16,1 Gott erwies Simson Gnade, indem er ihm die Befreiung aus dieser sündigen Situation gestattete. Die Folgen wurden jedoch nur aufgeschoben. Sünde macht blind und zeigt ihre Krallen erst später (V. 21).
16,3 des Berges, der vor Hebron liegt. Dieser Ort lag etwa 60 km von Gaza entfernt.
16,4 gewann … Delila lieb. Seine Schwäche für charakterlose Frauen, die den Philistern ergeben waren, kam erneut zum Vorschein (vgl. Spr 6,27.28). Er sündigte beständig, indem er sie täglich aufsuchte (V. 16), und letztendlich ließ er sich von ihren Betrügereien einfangen.
16,5 1.100 Silberlinge. Dies ergab zusammen eine beträchtliche Summe, da sie von jedem der 5 Philister Fürsten so viel erhalten sollte.
16,7 Simson aber sprach. Simson spielte ein Lügenspiel und ver- riet seine Männlichkeit, hier ein bisschen und dort ein bisschen. Auch spielte er damit, sein Geheimnis preiszugeben – und schließlich vertraute er es ihr an, d.h. »er verriet ihr alles« (V. 17). Für einen bestimmten Preis war er käufl ich, und Delila bezahlte ihn. Vergleiche Esau, der sein Erstgeburtsrecht verkaufte (1Mo 25,29-33) und Judas, der den Herrn verriet (Mt 26,14-16).
16,11 neuen Stricken. Vgl. 15,13.
16,17 Wenn ich nun geschoren würde. Seine Stärke kam aus seiner besonderen Beziehung zu Gott, die auf seinem Nasiräer-Gelübde basierte. Sein langes Haar war davon nur ein Zeichen. Als Delila für ihn wichtiger als Gott wurde, wich seine Stärke von ihm.
16,20 Er wusste aber nicht, dass der HERR von ihm gewichen war. Es war tragisch für ihn, dass Gott ihn in seinem Zorn verließ. Seine Sünde ließ ihn seine Kraft verlieren, die er durch Gottes Gegenwart besaß. Dieser Grundsatz fi ndet sich in 1Mo 6,3; Spr 1,24-31; Mt 15,14; Röm 1,24-32. S. Anm. zu Ri 10,13.14.
16,21 Gaza. Diese Stadt im Südwesten Palästinas lag als letzte auf der Reiseroute entlang der Küste von Jerusalem nach Ägypten. Bis zu Simsons Geburtsort, Zorea, waren es fast 65 km. Er wurde dort erniedrigt.
16,22 das Haar … fi ng wieder an zu wachsen. Sein Haar wuchs entsprechend seiner Buße, und seine Stärke zusammen mit seinem Haar.
16,23 Dagon. Ein Gott der See, ein Götze mit dem Kopf eines Fi- sches und dem Körper eines Menschen.
16,24 sie lobten ihren Gott. Es ist tragisch, wenn die Sünde eines Menschen dazu beiträgt, dass die Unerretteten einen falschen Gott preisen, denn Gott allein ist des Lobes wert.
16,28 gedenke doch an mich. Simsons bußfertiges und vertrau- ensvolles Gebet.
16,29 Einige Philistertempel besaßen Dächer, von denen man den Hof überblicken konnte. Oberhalb befanden sich Holzsäulen, die auf steinernen Fundamenten ruhten. Die mittleren Säulen standen in geringer Entfernung voneinander, um dem Dach eine zusätzliche Abstützung zu verleihen. Siegesfeier und Verspottung des Gefangenen zogen eine große Menschenmenge an. Die von Gott wiederhergestellte volle Kraft Simsons befähigte ihn, die Säulen umzureißen. Das führte dazu, dass das Dach einstürzte und der Sieg Israel gehörte, nicht Philistäa. Simson starb für sein Land und seinen Gott. Er beging keinen Selbstmord, sondern brachte vielmehr Gottes Gericht über seine Feinde, und war bereit, sein Leben für Gott zu lassen. Er gehörte zu den Großen Israels, und war dennoch ein Mann der Leidenschaft und zu schwerer Sünde fähig. Trotzdem wird er unter den treuen Glaubenshelden aufgeführt (vgl. Hebr 11,32).
17,1 In den Kapiteln 17-21 fi nden sich verschiedene Schilderungen, die den verdorbenen Zustand in der Zeit der Richter verdeutlichen.
17,5 Micha hatte ein Gotteshaus. Im Stamm Ephraim wurde ein falsches Gotteshaus aufgerichtet, mit persönlichen Götzen und einem privaten Priester (V. 1), Gottes Priester hingegen waren aus dem Stamm Levi (vgl. V. 13). Persönlicher und familiärer Götzendienst ist ein Beispiel für den Abfall von Gott.
17,6 ein jeder tat … seinen Augen. Das ist ein allgemeines Kenn- zeichen dieser Zeit, sowie für sündiges Verhalten zu allen Zeiten. Diese Einstellung wurde bereits zu einem viel früheren Zeitpunkt in Israels Geschichte erwähnt (vgl. 5Mo 12,8; Ri 21,25).
17,7 ein Levit. Er verließ eine der 48 Städte, die Gott den Leviten gegeben hatte, um Israel zu dienen (Jos 21). Anschließend beging er eine große Sünde, indem er sich als Priester für privaten Götzendienst verkaufte.
18,2 Bezüglich der Abwanderung des Stammes Dan in ein neues Gebiet s. Anm. zu 1,34. Dan war ein Beispiel für den Götzendienst eines ganzen Stammes.
18,5 Befrage doch Gott. Es wird hier nicht ausgesagt, ob der Levit wirklich Gottes Rat suchte, bevor er ihnen Antwort gab (V. 6). Die Daniter hätten vor Reiseantritt Gottes Rat im Gebet suchen und nicht einen ungehorsamen Priester fragen sollen, geradeso wie man ein Orakel befragt. 18,7 Lais. Auch als Leschem bekannt (vgl. Jos 19,47); es war ein abgelegenes, reiches Land.
18,14 Die Daniter sündigten, indem sie von Michas Götzen ge- waltsam Besitz ergriffen, wahrscheinlich weil sie glaubten, dass diese Götzen die Kraftquelle wären, die ihnen das ausgekundschaftete Land geben würde. Der abgefallene Levit namens Jonathan, der Micha als Priester diente, verkaufte sich erneut, diesmal als Priester der Daniter (V. 18-20.30), die von seinem Überlaufen nicht beunruhigt wurden, sondern vielmehr an seine geistliche Macht glaubten.
18,29 sie nannten sie Dan. Der nördlichste Zipfel Kanaans, daher stammt der Ausdruck »von Dan bis Beerscheba«, der die Nordsüd-Ausdehnung des Landes andeutet (vgl. 20,1).
18,30 des Sohnes Moses. In einigen Handschriften fi ndet sich »des Sohnes Manasses« in anderen »des Sohnes Moses«, was wahrscheinlicher ist, da Gersom Moses Sohn war (2Mo 2,22; 18,3). Der priesterliche Götzendienst dauerte bis zur Gefangenschaft. Gemeint ist sehr wahrscheinlich Israels assyrische Gefangenschaft in 722 v.Chr. (2Kö 15,29; 17,1-6), oder vielleicht auch die Eroberung der Bundeslade in Silo (s. Ri 18,31) durch die Philister in 1Sam 4,11.
18,31 das Haus Gottes war in Silo. Die Lade Gottes war weit von ihnen weg, so dass sie ihren Götzendienst durch ihre Entfernung vom Rest Israels rechtfertigten. Das führte zu dauerhaftem Götzendienst über viele Generationen.
19,1 Hier fi ndet sich ein Beispiel für persönliche Unmoral, die in dieser Zeit geschah. 19,1 Nebenfrau. Priester durften heiraten (3Mo 21,7.13.14). Obwohl eine Nebenfrau (üblicherweise eine Sklavin) kulturell erlaubt war, akzeptierte Gott diesen Brauch nicht (1Mo 2,24).
19,2 beging Hurerei gegen ihn. Wie es das Gesetz vorsah, hätte sie getötet werden müssen, was auch geschehen wäre, wenn Hingabe zur Heiligung und Gehorsam gegenüber der Schrift vorhanden gewesen wären (vgl. 3Mo 20,10). Einem Priester war es nicht erlaubt, eine Hure zu heiraten (3Mo 21,14), was seinen Dienst sehr befl eckt hätte. Ihn kümmerte ihre Sünde jedoch nur wenig, so dass er sie verständnisvoll zurückgewinnen wollte (V. 3).
19,10 Jebus. Eine frühe Bezeichnung für Jerusalem, als es noch un- ter der Herrschaft der Jebusiter stand (Ri 1,21), bis David sie ihnen entriss und zu seiner Hauptstadt machte (2Sam 5,6-9). Salem war ein anderer früherer Name für die Stadt (1Mo 14,18; vgl. Ps 76,3).
19,12 Gibea. Jerusalem befand sich nach wie vor teilweise außerhalb israelitischer Kontrolle. Gibea gehörte den Israeliten und war sicherer.
19,15 Die Menschen der benjaminitischen Stadt Gibea erwiesen ihm nicht die erwartete Höfl ichkeit einer Unterbringung für die Nacht. Das bereitete der Unmoral den Weg.
19,18 ziehe jetzt zum Haus des HERRN. Er war unterwegs nach Silo, um seine priesterlichen Pfl ichten wieder aufzunehmen.
19,20 über Nacht auf dem Platz. Der alte Mann kannte die Gefahr eines solchen Ortes in der Nacht.
19,22 Söhne Belials. Nichtsnutzige Männer, die sich an dem Leviten vergehen wollten. An anderer Stelle wird dieser Ausdruck für Götzendiener gebraucht (5Mo 13,14), für Personen, die die Armen vernachlässigen (5Mo 15,9), Betrunkene (1Sam 1,16), unsittliche Menschen (1Sam 2,12) und für Aufständige gegen zivile Autoritäten (2Sam 20,1; Spr 19,28). »Belial« geht auf den falschen Gott Baal zurück, und ist ebenso ein Ausdruck für ein Joch (sie warfen das Joch des Anstands ab) und für Verfangen oder Verletzen. Im NT wird er für den Teufel verwendet (2Kor 6,15).
19,24 diese will ich euch herausbringen. In seinem Wunsch, dem Mann Gastfreundschaft zu erweisen, unterbreitete der Gastgeber ihnen einen schändlichen Kompromiss. Er hätte allen Personen in seinem Haus Schutz bieten sollen, ebenso wie der Levit, selbst auf die Gefahr hin, ihr Leben für die Frauen zu verlieren. Seine geringe Wertschätzung von Frauen wurde durch seine Bereitschaft deutlich, den Männern seine eigene Tochter und die Nebenfrau seines Gastes auszuhändigen. In ähnlicher Weise ließ auch Lot jeglichen Anstand fahren (1Mo 19). Die traurigen Konsequenzen dieser Begebenheit waren mehrfache Vergewaltigung und schließlich Mord.
19,25 Da ergriff der Mann seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen. Für jeden Mann würde das unvorstellbare Schwäche und Feigheit bedeuten, so ganz besonders für einen Priester Gottes. Anscheinend schlief er in der Nacht sogar oder blieb aus Furcht im Bett, da er sie nicht wiedersah, bis er aufwachte und sich zur Abreise bereit machte (vgl. V. 28).
19,29 zerschnitt sie … in zwölf Stücke. Der Levit zerstückelte den Frauenkörper in 12 Teile und sandte diese an Israel als einen Aufruf zur Vergeltung. Zweifelsohne war jedem Körperteil eine Botschaft beigefügt, und der Umstand, dass er »sandte«, setzt Boten voraus (vgl. 1Sam 11,7). Wie er angenommen hatte, waren viele erzürnt und verlangten Rache für die Gräueltat (V. 30; Kap. 20). Nichts hätte mehr allgemein verbreitete Entrüstung und Schrecken erregen können, als dieser radikale Aufruf des Leviten.
20,1 alle Söhne Israels zogen aus. Als Folge dieser schrecklichen Tragödie wurde das ganze Volk zusammen gerufen, bestehend aus Männern vom Norden (Dan) bis zum Süden (Beerscheba). wie ein Mann vor dem HERRN. Das deutet eine demütige Haltung an sowie den Wunsch, Gottes Hilfe für das Volk zu erhalten.
20,13 die Söhne Benjamins wollten … nicht gehorchen. Sie verhärteten ihre Herzen gegen die Gerechtigkeit und den Anstand, die Verbrecher auszuliefern. Obwohl sie im Kriegsfall zahlenmäßig weit unterlegen waren, beugten sie sich nicht dem Recht (vgl. V. 15-17). So entstand ein Krieg unter dem Volk.
20,18 sie befragten Gott. Der Herr gab ihnen seinen Ratschluss bekannt, wahrscheinlich durch die Urim und Tummim (V. 27.28). Der Stamm Juda wurde ausgewählt, die Schlacht anzuführen, da Gott diesem Stamm eine Führungsrolle zugedacht hatte (1Mo 49,8-12; 1Chr 5,1.2). S. Anm. zu 2Mo 28,30.
20,22 Der Herr ließ eine zweite Niederlage Israels zu, um sie geistlich wachzurütteln und ihnen die Kosten aufzuzeigen, wenn sie den Abfall von ihm dulden. Obschon sie seinen Rat suchten, setzten sie zu viel Vertrauen in ihre eigene Tapferkeit und wollten ihre Empörung befriedigen. Schließlich, als sie schon sehr verzweifelt waren, fasteten sie und brachten Opfer dar (V. 26). Dann gab ihnen der Herr den Sieg mit einer ähnlichen Taktik wie bei Ai (Jos 8).
20,32 Eine Kampfstrategie, die die Benjaminiter in einen verheeren- den Hinterhalt lockte (vgl. V. 36-46).
20,46 25.000 Mann. Die Zahl ist eine Abrundung der genaueren Angabe von 25.100 (vgl. V. 35). 20,47 Die Zahl der Benjaminiter beläuft sich auf 26.700 (V. 15) und setzt sich wie folgt zusammen: 18.000 (V. 44), 5.000 (V. 45) und 2.000 Tote (V. 45); 600 Überlebende (V. 47); bleiben schätzungsweise 1.100, die an den ersten beiden Tagen umkamen (V. 48).
21,1 in Mizpa einen Eid. Die Israeliten legten einen Schwur ab, den
1,1 Diese Einleitung zum Buch Ruth setzt die folgenden Ereignisse in Gang, die ihren Höhepunkt in Obeds Geburt fi nden und seinem Verhältnis zur davidischen Linie Christi. S. Einleitung: Hintergrund und Umfeld. 1,1 Hungersnot. Diese Katastrophe erinnert an die Zeit Abrahams (1Mo 12), Isaaks (1Mo 26) und Jakobs (1Mo 46). Der Text liefert keine genaueren Angaben, ob die Hungersnot ein Gericht Gottes war oder nicht (vgl. 1Kö 17-18, bes. 18,2). Bethlehem-Juda. Bethlehem (»Brothaus«) liegt im Stammesgebiet von Juda (Jos 15), etwa 10 km südlich von Jerusalem. Rahel, die Frau Jakobs, wurde in der Nähe der Stadt begraben (1Mo 35,19; vgl. 4,11). Schließlich erhielt Bethlehem die Bezeichnung »Stadt Davids« (Lk 2,4.11). Maria gebar dort zu einem späteren Zeitpunkt Jesus (Lk 2,4-7; vgl. Mi 5,1) und Herodes ließ Säuglinge töten (Mt 2,16). Diese Bezeichnung (Ri 17,7.9; 19,1.2.18) dient zur Unterscheidung von Bethlehem in Sebulon (Jos 19,15). Moab. S. Einleitung: Hintergrund und Umfeld. niederzulassen. Elimelech beabsichtigte nur vorübergehend als Fremder in Moab zu leben, bis die Hungersnot vorbei war.
1,2 Elimelech. Sein Name bedeutet »mein Gott ist König« und lässt die Hingabe an den Gott Israels erkennen. Sehr wahrscheinlich war er ein führender Mann in seinem Heimatort, dessen Brüder möglicherweise der ungenannte nahe Verwandte und Boas waren (vgl. 4,3). Naemi. Ihr Name bedeutet »lieblich«. Machlon und Kiljon. Ihre Namen tragen die Bedeutung »schwächlich« und »verschmachten«. Ephratiter. Eine Bezeichnung für Menschen, die in dem Gebiet lebten, das zu früheren Zeiten als Ephrata bekannt war (1Mo 35,16.19; 48,7; Rt 4,11; Mi 5,1), aber später mit dem bekannteren Namen Bethlehem bezeichnet wurde (1,1). Isai, Davids Vater, wurde »Ephratiter von Bethlehem« genannt (1Sam 17,12) und »Isai, der Bethlehemiter« (1Sam 16,1, 18; 17,58).
1,4 moabitische Frauen. S. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger. Orpa. Ihr Name bedeutet »widerspenstig«. Ruth. Die Bedeutung ihres Namens ist »Freundschaft«. etwa zehn Jahre. Diese Zeitspanne scheint Naemis gesamte Aufenthaltsdauer in Moab zu umfassen.
1,5 die Frau … allein zurückblieb. Naemi, eine Witwe in Moab, der auch beide Söhne gestorben waren, glaubte, dass der Herr sie mit bitteren Zeiten bis zu ihrem Tod heimgesucht hätte (1,13.20-21). Für den Tod dieser drei Männer in ihrem Leben wird kein Grund angegeben. Ruth heiratete Machlon und Orpa Kiljon (vgl. 4,10). 1,6-22 Elimelechs Tod und der seiner beiden Söhne (1,3.5) ebnete den Weg für Naemi und Ruth gemeinsam nach Bethlehem zurückzukehren (1,15-22).
1,6 der HERR sein Volk heimgesucht … habe. Offenbar hatte der Herr Regen gesandt, um die Hungersnot zu beenden. Gottes Souveränität um Israels willen durchdringt die Seiten des Buches Ruth in mehrfacher Hinsicht: 1.) zum Guten (2,12; 4,12-14), 2.) was Naemi als Schlechtes wahrnahm (1,13.21), und 3.) im Zusammenhang von Gebet/ Segen (1,8.9.17; 2,4.12.20; 3,10.13; 4,11). Die Wiederkehr materiellen Wohlstands war nur ein Schatten des kommenden geistlichen Wohlstandes durch Davids Linie in der Person Christi.
1,7 sie verließ den Ort. In Bethlehem erwarteten Naemi Freunde (1,19), Verwandte (2,1) und Wohlstand (4,3).
1,8 Naemi ermutigte ihre beiden Schwiegertöchter, zu ihrem Haus zurückzugehen (1,8) und wieder zu heiraten (1,9), doch gefühlsmäßig bestanden sie darauf, mit ihr zu gehen (1,10).
1,11 Selbstlos forderte Naemi sie ein zweites Mal zur Rückkehr auf, da sie ihnen keine neuen Ehemänner geben konnte (wahrscheinlich im Sinne der Schwagerehe von 5Mo 25,5.6). Wenn Orpa und Ruth warten würden, würden sie sehr wahrscheinlich das jetzige Alter von Naemi erreichen, bevor sie sich wieder verheiraten könnten (vgl. 1Mo 38,11).
1,12 ich bin zu alt. Wahrscheinlich war Naemi über fünfzig.
1,13 die Hand des HERRN. Eine Redewendung, die das Werk des Herrn beschreibt. Der Herr ist Geist und besitzt deshalb im wörtlichen Sinn keine Hand (Joh 4,24).
1,14 Orpa kam der zweiten Bitte zur Rückkehr nach. Daraufhin bat Naemi Ruth ein drittes Mal.
1,15 ihren Göttern. Das bezieht sich auf Kamos, der Hauptgottheit Moabs, welcher Kinderopfer forderte (2Kö 3,27).
1,16 Ruth brachte ihre Treue zu Naemi zum Ausdruck und ihre Verpfl ichtung gegenüber der Familie, in die sie eingeheiratet hatte. 1,16 dein Gott ist mein Gott. Dieses Zeugnis bewies Ruths Bekeh- rung von der Anbetung Kamos zum Gott Israels (vgl. 1Th 1,9.10).
1,17 der HERR tue mir dies und das. Ruths Gelöbnis war ein wei- terer Beweis für ihre Bekehrung. Sie folgte dem Weg, den zuerst Abraham beschritten hatte (Jos 24,2). 1,19 sie gelangten nach Bethlehem. Die Reise von Moab (wenigstens 95-120 km) hatte sie schätzungsweise 7-10 Tage gekostet. Nachdem sie etwa 1.400 m Höhenunterschied von Moab hinab ins Jordantal bewältigt hatten, mussten sie anschließend in die Berge Judäas hinaufsteigen. die ganze Stadt. Naemi war an ihrem früheren Wohnort sehr bekannt gewesen (vgl. 1,2 – Ephratiter von Bethlehem). Die Frage: »Ist das die Naemi?«, war wahrscheinlich ein Hinweis auf ihr hartes Leben in den letzten 10 Jahren und auf den Preis, den ihre Erscheinung zu zahlen hatte.
1,20 Naemi … Mara … Voll … leer. Obwohl sie in Gottes Souveränität gegründet war, war Naemis Lebensperspektive wenig hoffnungsvoll; folglich bat sie Mara genannt zu werden, was »bitter« bedeutet. Ihre Erfahrungen ähnelten denen Hiobs (Hi 1-2), aber ihre Perspektive glich der von Hiobs Frau (Hi 2,10). In Wirklichkeit hatte Naemi 1.) die Aussicht auf eine volle Ernte, 2.) Ruth und Boas und 3.) die Hoffnung auf Gottes zukünftigen Segen.
1,22 Ruth, die Moabiterin. Diese Bezeichnung fi ndet sich ebenso in 2,2.21; 4,5.10. Ruth ist ein Vorgeschmack auf zukünftige Bekehrungen aus den Heiden (vgl. Röm 11). am Anfang der Gerstenernte. Normalerweise Mitte bis Ende April.
2,1 Die beiden Witwen, die nach Naemis 10-jähriger Abwesen- heit gerade erst in Bethlehem angekommen waren, benötigten die grundlegenden Dinge des Lebens. Ruth ging freiwillig hinaus, um die Felder nach Nahrung abzusuchen (vgl. Jak 1,27). Ohne es zu beabsichtigen, kam sie auf das Feld des Boas, einem engen Verwandten der Familie, und fand in seinen Augen große Gunst. 2,1 einen Verwandten … aus dem Geschlecht. Möglicherweise stand er in einem brüderlichen Verwandtschaftsverhältnis zu Elimelech (vgl. 4,3), falls nicht, so gehörte er zumindest zum gleichen Stamm oder Clan. ein sehr vermögender Mann. Wörtl. »ein Mann der Tapferkeit« (vgl. Ri 6,12; 11,1), der außergewöhnliche Fähigkeiten hatte, seinen Besitz zu erhalten und zu schützen. Boas. Sein Name bedeutet »in ihm ist Kraft«. Er war noch nie verheiratet gewesen (vgl. 1Chr 2,11-12; Mt 1,5; Lk 3,32).
2,2 Ähren aufl esen. Das mosaische Gesetz befahl, dass die Ernte nicht bis zum Rand des Feldes gehen sollte und die Ähren nicht nachgelesen werden durften (3Mo 19,9.10). Die Nachlese bestand aus Getreidehalmen, die beim ersten Schnitt liegen gelassen wurden (vgl. 2,3.7, 8.15.17). Diese waren für die Bedürftigen, besonders für Witwen, Waisen und Fremde (3Mo 23,22; 5Mo 24,19-21).
2,3 Es traf sich aber. Hier fi ndet sich ein klassisches Beispiel der Vorsehung Gottes. jenes Stück Feld. Möglicherweise ein großes Gemeinschaftsfeld, auf dem Boas ein Stück Land besaß.
2,4 Während der ganzen Begebenheit ist zu bemerken, wie Boas den »Geist« des Gesetzes darstellt, indem er über die Forderungen der mosaischen Bestimmungen hinausgeht, als er 1.) Ruth Nahrung gab (2,14), und 2.) ihr gestattete, auch zwischen den Garben aufzulesen (2,15), und ihr zusätzliches Getreide übrig ließ (2,16). 2,4 Der HERR sei mit euch! Diese unübliche Arbeitshaltung spricht von der außergewöhnlichen Frömmigkeit Boas und seiner Arbeiter.
2,7 Garben. Bündel von Getreidehalmen, die für den Transport zum Dreschboden zusammengebunden wurden. 2,7 Morgen … Abend. Ruth sorgte fl eißig für Naemi. 2,7 Hause. Sehr wahrscheinlich ein provisorischer aus Ästen errich- teter Unterstand am Rand des Feldes (vgl. 3,18).
2,8 meine Tochter. Als Altersgenosse von Elimelech und Naemi war Boas etwa 45-55 Jahre alt. Es war nur natürlich, dass er Ruth als eine Tochter betrachtete (3,10-11), ganz ähnlich wie Naemi (vgl. 2,2.22; 3,1.16.18). Boas verglich sich mit jüngeren Männern (3,10). meinen Mägden. Sie banden die Garben zusammen. 2,9 den Knechten. Sie schnitten das Getreide mit Handsicheln (vgl. 2,21).
2,10 eine Fremde. Ruth war sich immer bewusst, dass sie eine Fremde war und sich als solche demütig verhalten musste. Vielleicht kannte sie 5Mo 23,4.5. Sie war für Boas’ Gnade (wörtl. Gunst) dankbar.
2,11 mir alles erzählt worden. Das spricht sowohl davon, wie schnell Naemi Gutes über Ruth berichtete als auch von Boas’ weit reichendem Einfl uss in Bethlehem. Ruth blieb ihrem Versprechen treu (1,16-17).
2,12 Zufl ucht … Flügeln. Die Schrift beschreibt, wie Gott Israel beim Exodus auf seinen Flügeln trug (2Mo 19,4; 5Mo 32,11). Hier wird gesagt, wie Gott den zarten Jungen unter seinen Flügeln Schutz bietet (vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,1.4). Boas segnete Ruth angesichts ihrer neu gefundenen Hingabe und Abhängigkeit vom Herrn. Später wurde er Gottes Antwort auf dieses Gebet (vgl. 3,9).
2,14 Essig. Saurer Wein gemischt mit etwas Öl, um den Durst zu stillen. 2,15 zwischen den Garben. Boas gewährte ihre Bitte (2,7), über die Gesetzesforderungen hinauszugehen.
2,17 Epha. Über ein halbes Scheffel wog etwa 13,5 kg bis 18 kg.
2,18 was sie übriggelassen hatte. Gemeint ist nicht das aufgele- sene Korn, sondern vielmehr ihre Mittagsration, die Ruth nicht gegessen hatte (vgl. 2,14).
2,20 seine Gnade. Naemi begann, Gottes souveränes Handeln zu begreifen, seine Bundestreue, Barmherzigkeit und Gnade ihr gegenüber, da Ruth ihren nahen Verwandten, Boas, ohne menschliche Führung fand (2,3). er gehört zu unseren Lösern. Hier beginnt das große Thema des Buches Ruth, der Verwandte als Löser (vgl. 3,9.12; 4,1.3, 6.8,14). Ein enger Verwandter konnte 1.) ein in die Knechtschaft verkauftes Familienmitglied lösen (3Mo 25,47-49), 2.) Land, das aufgrund wirtschaftlicher Not verkauft werden musste (3Mo 25,23-28), und/oder 3.) den Familiennamen durch eine Schwagerehe (5Mo 25,5-10). Dieser irdische Brauch spiegelt die Tatsache wider, dass Gott als Erlöser ein größeres Werk vollbringt (Ps 19,15; 78,35; Jes 41,14; 43,14), indem er diejenigen rettet, die aus der Sklaverei der Sünde geistlich erlöst werden müssen (Ps 107,2; Jes 62,12). Auf diese Weise stellt Boas Christus dar, der als Bruder (Hebr 2,17) jene erlöste, die 1.) Sklaven der Sünde waren (Röm 6,15-18), 2.) durch den Sündenfall alle irdischen Privilegien verloren hatten (1Mo 3,17-19), und 3.) durch die Sünde von Gott entfremdet waren (2Kor 5,18-21). Boas steht in der direkten Linie Christi (Mt 1,5; Lk 3,32). Diese Wendung der Ereignisse markiert den Punkt, an dem der Herr beginnt, Naemis Leere (1,21) wieder zu füllen. Ihre dunkle Nacht voller Zweifel wurde von einer aufkommenden neuen Hoffnung durchbrochen (vgl. Röm 8,28-39).
2,22 man dich nicht … belästigt. Ruth, die Moabiterin, würde von anderen Menschen außerhalb der Familie nicht mit solch einer Gnade behandelt werden.
2,23 bis die Gersten- und Weizenernte vollendet. Die Gersten- ernte begann etwa Mitte April und die Weizenernte erstreckte sich bis Mitte Juni – eine Zeit von ca. 2 Monaten intensiver Arbeit. Das deckte sich im allgemeinen mit den 7 Wochen zwischen dem Passah und dem Wochenfest, d.h. Pfi ngsten (vgl. 3Mo 23,15-16; 5Mo 16,9-12).
3,1 Von Ruths Aufenthalt auf Boas Feld ermutigt, gab Naemi ihr Ratschläge, wie sie sich eine bessere Zukunft sichern könne. Sorgfältig befolgte Ruth Naemis Anweisungen, Boas’ Lösung zu erbitten; währenddessen hatte der Herr Boas schon vorbereitet, Ruth zu lösen. Es gab nur noch ein mögliches Hindernis: ein näherer Verwandter als Boas. 3,1 Ruhe. Naemi fühlte sich für Ruths zukünftigen Ehemann und ihr Zuhause verantwortlich, so wie in 1,9. 3,2 diese Nacht. Geworfelt (Getreide wird in die Luft geworfen, um die Körner von der Spreu zu trennen) wurde normalerweise am späten Nachmittag, wenn der Wind vom Mittelmeer wehte. Das Sieben und Einsacken des Getreides hatte wahrscheinlich bis zur Dunkelheit gedauert und Boas blieb dort vielleicht die ganze Nacht, um das Getreide vor Dieben zu bewachen. Gerstentenne. Für gewöhnlich ein großer, harter Platz aus Erde oder Stein, an einer windigen Stelle des Ortes, wo das Dreschen stattfand (das Getreide wurde vom Stroh getrennt und geworfelt). 3,3.4 Naemi wies Ruth an, 1.) ihre besten Kleider anzuziehen und 2.) Boas ihre Heiratsabsichten durch Anwendung eines alten nahöstlichen Brauchtums zu unterbreiten. Da Boas eine Generation älter war als Ruth (2,8), deutete dieser Annäherungsversuch Ruths Wunsch an, Boas zu heiraten, wozu der ältere, kultivierte Boas bei einer jüngeren Frau nicht von sich aus den Anstoß gegeben hätte.
3,7 sein Herz war guter Dinge. Boas wird als jemand beschrieben, der einen Sinn für Behaglichkeit hat, was durch die üppige Ernte leicht zu erklären ist, im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren der Hungersnot (vgl. Ri 18,20; 1Kö 21,7).
3,9 breite deine Flügel über deine Magd. Indem sie die Sprache von Boas früherem Gebet benutzt (2,12), bittet Ruth Boas in anständiger Weise, sie entsprechend dem Brauch der Schwagerehe zu heiraten (5Mo 25,5-10). S. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger.
3,10 noch edler gehandelt. Boas lobt Ruths Treue zu Naemi, zu dem Herrn und zu ihm selbst. nicht den jungen Männern nachgelaufen. Ruth bewies moralische Vorzüge, indem 1.) sie sich nicht der Unsittlichkeit schuldig machte, 2.) nicht eine Wiederheirat außerhalb der Familie anstrebte, und 3.) um die Lösung der Schwagerehe durch einen älteren, gottesfürchtigen Mann bat.
3,11 tugendhafte Frau. In jeder Hinsicht personifi ziert Ruth her- vorragende Eigenschaften (vgl. Spr 31,10). Das gleiche wird von Boas gesagt (»ein sehr vermögender Mann« oder wahrscheinlicher »tugendhafter od. angesehener Mann« wie in der Anm. zu 2,1), was sie zu einem perfekten Paar für eine vorbildliche Ehe machte.
3,12 der näher verwandt ist als ich. Boas verweist auf jemand anderen, der ein engeres Verwandtschaftverhältnis zu Elimelech hatte. Der nähere Verwandte könnte Boas älterer Bruder gewesen sein (vgl. 4,3) oder Boas’ Cousin. Die Tatsache, dass die Nachbarinnen bei Obeds Geburt sagten: »der Naemi ist ein Sohn geboren«, würde Boas’ Beziehung zu Elimelech als Bruder oder Cousin nahe legen (4,17).
3,13 so will ich dich lösen. Boas nahm Ruths Heiratsabsichten be- reitwillig entgegen, wenn der nähere Verwandte seine Pfl icht der Schwagerehe nicht nachkommen konnte oder wollte. so wahr der HERR lebt. Das heiligste und bindendste Gelübde, das ein Jude aussprechen konnte.
3,14 lag … zu seinen Füßen. Laut dem Bibeltext fand nichts Un- moralisches statt. Boas bestand sogar darauf, dass kein Anschein des Bösen entstand.
3,15 sechs Maß. In manchen Übersetzungen fi ndet sich das Wort »Epha« als Messwert, der hebr. Text liefert jedoch keine Maßeinheit; Epha wurde von den Übersetzern nur als Möglichkeit eingefügt. 6 Ephas würden ca. 90 kg entsprechen, was für Ruth bei weitem zu viel gewesen wäre, um es in ihrem Überwurf nach Hause zu tragen. Deshalb sind 6 Seahs (27-36 kg) wahrscheinlicher, was die doppelte Menge von dem gewesen wäre, was Ruth zuvor aufgelesen hatte (s. 2,17).
3,18 heute. Naemi wusste, dass Boas ein integerer Mann war und sein Versprechen mit einer gewissen Dringlichkeit einhalten würde. Sie mussten darauf warten, dass der Herr durch Boas wirkte.
4,1 Gottes Plan erstrahlte vollauf, als Boas Naemis Land und Ruths Hand durch eine Heirat löste. Naemi, einst leer (1,21), ist nun erfüllt; Ruth, einst Witwe (1,5), ist jetzt verheiratet; aber das Wichtigste ist, dass Gott die Abstammung Christi in David vorbereitete, durch Boas und Obed, zurückgehend bis auf Juda (1Mo 49,10), um die richtige messianische Abstammungslinie zu erfüllen. 4,1 zum Tor. Dies war üblicherweise der öffentliche Ort, an dem im Altertum Geschäfte abgewickelt wurden (vgl. 2Sam 15,2; Hi 29,7; Kla 5,14). hinaufgegangen. Anscheinend lag der Dreschboden tiefer als das Tor. Vgl. Rt 3,3: »geh zur Tenne hinab.« Löser. Aus dem hebr. Text wird nicht deutlich, ob Boas ihn direkt bei seinem Namen nannte (welcher vom Verfasser dann unerwähnt bleibt) oder ihn indirekt anspricht.
4,2 zehn Männer. Diese Anzahl wurde anscheinend für offi zielle Geschäftsabschlüsse benötigt, obwohl für Gerichtsverfahren nur zwei bis drei Zeugen erforderlich waren (vgl. 5Mo 17,6; 19,15).
4,3 Naemi … verkauft. Dieser Satzteil könnte möglicherweise wie folgt übersetzt werden: »Naemi steht im Begriff … zu verkaufen« (vgl. Jer 32,6-15). Als Witwe brauchte sie das Geld zum Lebensunterhalt, zumal sie wusste, dass das Land im Jubeljahr an sie zurückgegeben würde (3Mo 25,28). unserem Bruder Elimelech. Boas und der ungenannte Verwandte waren sehr wahrscheinlich entweder Brüder oder Cousins. 4,4 kaufe es. Wie es das mosaische Gesetz vorsah (3Mo 25,23-28).
4,5 erwirbst du es auch. Sowohl Ruths Lösen als auch das des Landes wurde vom Gesetz der Schwagerehe nicht verlangt (5Mo 25,5.6). Vielleicht veranschaulichte das Boas’ Wunsch, dem Geist des Gesetzes gehorsam zu sein (s. Anm. zu 2,4-17), oder Lösung des Landes und Heirat waren durch örtliche Traditionen miteinander verbunden worden. Zum ersten Mal taucht das Prinzip der Schwagerehe in der Schrift in 1Mo 38,8 auf (vgl. Mt 22,23-28).
4,6 ohne mein eigenes Erbteil zu verderben. Er war nicht bereit, den Familienbesitz zwischen seinen bereits lebenden Kindern und möglichen Nachkommen mit Ruth zu teilen. Löse du. Der näherere Verwandte verzichtete auf seine legalen Rechte am Land und an Ruth. Das machte den Weg für Boas frei, beides zu lösen.
4,7 zog seinen Schuh aus. Der Verfasser des Buches erklärte seiner eigenen Generation einen Brauch aus früheren Generationen. Diese Art der Tradition fi ndet sich in 5Mo 25,5-10 und wurde zumindest bis zur Zeit Amos weitergeführt (vgl. 2,6; 8,6). Der nahe Verwandte übertrug seine Rechte auf den Grundbesitz, was durch das Ausziehen der Sandale symbolisiert wurde.
4,9 ich … habe erworben. Boas machte von seinem Rechtsan- spruch Gebrauch, um sowohl das Land als auch Ruth vor geeigneten Zeugen zu lösen.
4,10, ich habe mir … zur Ehefrau erworben. Boas bewies den Geist des Gesetzes und wurde als Verwandter Ruths zu ihrem Löser (5Mo 25,5.6). die Frau Machlons. Nur an dieser Stelle wird Machlon als Ruths früherer Ehemann genannt (vgl. Anm. zu 1,5). Deshalb kann auch angenommen werden, dass Kiljon mit Orpa verheiratet war. der Name des Verstorbenen. Der Fortbestand des Familiennamens (1Sam 24,22) war ein wichtiges Kennzeichen des Prinzips der Schwagerehe (vgl. 5Mo 25,6).
4,11 Wir sind Zeugen! Diese Bestätigung signalisierte die völlige Zustimmung der Stadt. wie Rahel und Lea. Rahel, Jakobs Lieblingsfrau, wurde in der Nähe beerdigt (1Mo 35,19); Lea war Judas Mutter (von Jakob), von dem sie abstammten (1Mo 29,35). Diese Erinnerung reicht nahezu 900 Jahre zurück, bis ca. 1915 v.Chr. Ephrata … Bethlehem. Der alte Name Bethlehems (1Mo 35,19; 48,7). S. Anm. zu Ephratiter (1,2). Prophetisch schrieb Micha später, dass diese Stadt der Geburtsort des Messias sein würde (5,2).
4,12 Perez … Tamar … Juda. Hinsichtlich des Hintergrundes die- ser drei Personen s. 1Mo 38,1-30. Nachdem zwischen Tamar, der Witwe von Judas erstem Sohn Er, die Schwagerehe mit Sela, Judas übrig gebliebenem Sohn, nicht zustande kam (38,14), nahm sie die Angelegenheit in ihre eigenen Hände und machte sich der Hurerei mit ihrem Schwiegervater Juda schuldig (38,18). Perez, Erstgeborener der beiden Zwillinge Tamars, wurde der Hauptvorfahr der Ephratiter und Bethlehemiter (1Chr 2,3-5.19.50-51; 4,4). S. Anm. zu 4,18. Samen. Der erstgeborene Sohn würde als der Sohn Machlons angesehen werden. Weitere Söhne würden rechtmäßig Boas Nachkommen sein (5Mo 25,6).
4,13 er ging zu ihr ein. Ein atl. Ausdruck für den Geschlechtsver- kehr. Der HERR aber gab ihr, dass sie schwanger wurde. So wie bei Rahel (1Mo 30,22) und Lea (1Mo 29,31) geschah es auch bei Ruth (vgl. Ps 127,3).
4,14 der HERR, der … nicht versagt hat. Im Gegensatz zu Naemis schlimmsten Augenblicken der Verzweifl ung (1,20-21). einen Löser … Sein Name. Das bezieht sich auf Obed, nicht auf Boas (vgl. 4,11), der Naemi im Alter versorgte.
4,15 mehr wert ist als sieben Söhne. Sieben stellte die Zahl der Vollkommenheit dar und somit würden 7 Söhne eine vollzählige Familie bilden (vgl. 1Sam 2,5). Ruth übertraf diesen Standard jedoch allein durch ihre Person.
4,16 seine Pfl egerin. Das drückt die natürlichen Zuneigungen einer frommen Großmutter für ihren gottgegebenen Enkel aus.
4,17 ihre Nachbarinnen gaben ihm einen Namen. Hier fi ndet sich die einzige Stelle im AT, in der ein Kind von jemand anderem als der unmittelbaren Familie benannt wurde. Naemi ist ein Sohn geboren. Ruth gebar den Sohn, der den Familiennamen von Naemis verstorbenem Sohn Machlon zurückbringen würde (vgl. 4,1). Obed … Isais … Davids. Dieser Stammbaum entspricht der Aufl istung in vier weiteren biblischen Texten (Rt 4,21, 22; 1Chr 2,12-15; Mt 1,5, 6; Lk 3,31-32). Boas und Ruth waren Davids Urgroßeltern. 4,18-22 Perez … David. Diese Genealogie, die von Perez (ca. 1885 v.Chr.) bis David (ca. 1040 v.Chr.) neun Jahrhunderte umspannt, bezeichnet ausdrücklich 10 Generationen. Die ersten 5 (von Perez bis Nachschon) gehen von der patriarchalischen Zeit bis zum Exodus und der Wüstenwanderung. Salmon bis David beinhaltet Josuas Lebenszeit und die Richter bis hin zum Königtum. Diese genealogische Verdichtung durch Auslassung ist kein Hinweis für falsche Aufzeichnungen, da »Sohn« im jüdischen Denken »Nachkomme« bedeuten konnte (vgl. Mt 1,1). Die Absicht eines Familienberichts lag nicht unbedingt darin, jede Generation aufzuführen, sondern vielmehr im Nachweis der unanfechtbaren Erbfolge durch die Aufl istung der bedeutenderen Vorfahren.
4,18 Perez. S. Anm. zu V. 12. Obschon dieser Stammbaum nur bis auf Perez zurückgeht, weist er eindeutig nach, dass Davids Abstammung darüber hinausgeht, über Juda (1Mo 49,8-12), Jakob (1Mo 28,10-17) und Isaak (1Mo 26,24) bis hin zu Abraham (1Mo 12,1-3). 4,18 Hezron. Vgl. 1Mo 46,12.
4,19 Ram. In manchen gr. Texten von Lk 3,33 wird er als Arni aufge- führt. 4,19-20 Amminadab. Der Schwiegervater Aarons (2Mo 6,23); in 1Chr 2,10 taucht er zwar nicht auf, dafür wird er aber in Mt 1,4 und Lk
3,18 heute. Naemi wusste, dass Boas ein integerer Mann war und sein Versprechen mit einer gewissen Dringlichkeit einhalten würde. Sie mussten darauf warten, dass der Herr durch Boas wirkte. 3,33 erwähnt. Einige hebr. Manuskripte enthalten in Lk 3,33 zudem Ad- min zwischen Amminadab und Ram (bzw. Arni). 4,20 Nachschon. Judas Führer während des Exodus (4Mo 1,7; 2,3; 7,12.17; 10,14). 4,20-21 Salmon. Ehemann von Rahab, der Prostituierten (vgl. Mt 1,5).
4,21 Salmon zeugte Boas. Da Mt 1,5 Rahab, die ca. von 1425- 1350 v.Chr. lebte, als Salmons Frau aufführt, wird angedeutet, dass einige Generationen zwischen Salmon und Boas (ca. 1160-1090 v.Chr.) bewusst ausgelassen wurden.
4,22 David. Wenn man auf das Buch Ruth aus ntl. Perspektive zu- rückblickt, treten die versteckten messianischen Bedeutungen offensichtlicher hervor (vgl. Mt 1,1). Die Frucht, die später im davidischen Bund verheißen wird (2Sam 7,1-17), hat ihr Saatbeet hier. Die Hoffnung auf einen messianischen König und sein Reich (2Sam 7,12-14) wird in dem Herrn Jesus Christus erfüllt werden (Offb 19-20), durch die Abstammung von Davids Großvater, Obed, der Boas und Ruth, der Moabiterin, geboren wurde.
1,1 Dieser erste Hauptabschnitt des Buches beginnt und endet in Samuels Heimatstadt Rama (1,1; 7,17). Diese Kapitel richten die Aufmerksamkeit auf Samuels Leben und Dienst. 1Sam 1,1-4,1a konzentriert sich auf Samuel als Prophet des Herrn (s. abschließende Aussage in 4,1a: »Und das Wort Samuels erging an ganz Israel«). Der Text in 4,1b7,17 hebt Samuel als Richter hervor (s. 7,17: »er richtete Israel dort«). 1,1 ein Mann. Dieser Vers ähnelt der Einleitung von Simsons Ge- burt in Ri 13,2. Der Vergleich betont die Ähnlichkeiten zwischen Simson und Samuel: Beide waren Richter über Israel, kämpften gegen die Philister und waren ihr lebenlang Nasiräer. Ramataim. Eine mögliche Bedeutung ist »zwei Anhöhen«; die Bezeichnung fi ndet sich im AT nur an dieser Stelle. Ansonsten wird die Stadt schlicht Rama genannt. Sie lag etwa 8 km nördlich von Jerusalem. Elkana. Bedeutet: »Gott hat geschaffen«. Er war Samuels Vater. Zuphs. »Zuph« ist sowohl ein Ort (9,5) als auch der Name einer Person (1Chr 6,20). Ephratiter. 1Chr 6,12 bezeichnet Elkana als ein Mitglied der Sippe der Kehatiter aus dem Stamm Levi. Die Leviten lebten verstreut unter den anderen Stämmen (Jos 21,20-22). Dieser Levit wohnte im Gebiet des Stammes Ephraim.
1,2 zwei Frauen. Obwohl die Polygamie nicht Gottes Absicht für den Menschen war (1Mo 2,24), wurde sie in Israel zwar geduldet, aber nicht offi ziell gestattet (s. 5Mo 21,15-17). Wahrscheinlich heiratete Elkana Peninna, weil Hanna unfruchtbar war. Hanna. Bedeutet: »Gnade«. Wahrscheinlich war sie Elkanas erste Frau. Peninna. Bedeutet: »Rubin«. Sie war Elkanas zweite Frau, die seine ersten Kinder zur Welt brachte.
1,3 Dieser Mann nun ging Jahr für Jahr hinauf. Alle israeliti- schen Männer mussten an 3 jährlichen Feierlichkeiten am zentralen Heiligtum teilnehmen (5Mo 16,1-17). Elkana besuchte diese Feste regelmäßig mit seinen Frauen. Das hier erwähnte Fest war aufgrund der Aussage in V. 9 wahrscheinlich das Laubhüttenfest (Sept./Okt.). den HERRN der Heerscharen. Im AT wird hier zum ersten Mal »Heerscharen« dem Namen des Herrn hinzugefügt. »Heerscharen« kann sich auf menschliche Armeen beziehen (2Mo 7,4), Himmelskörper (5Mo 4,19) oder Himmelsgeschöpfe (Jos 5,14). Dieser Titel betont, dass der Herr über alle Mächte im Himmel und auf der Erde souverän verfügt, besonders über Israels Armeen. Silo. Lag etwa 30 km nördlich von Jerusalem in Ephraim und war der Ort, an dem sich Stiftshütte und Bundeslade befanden (Jos 18,1; Ri 18,31). Hophni und Pinehas. Beide priesterlichen Söhne Elis hatten einen ägyptischen Namen: Hophni (»Kaulquappe«) und Pinehas (»Nubier«). Eli. Bedeutet: »Hoch ist der Herr«. Er war der Hohepriester in Silo. 1,4 opferte. Ein Dankopfer, von dem der Anbeter einen Teil aß (s. 3Mo 7,11-18).
1,5 der HERR hatte ihren Mutterleib verschlossen. Hannas Un- fruchtbarkeit war das Ergebnis göttlicher Vorsehung – wie bei Sara (1Mo 16,2) und Rahel (1Mo 30,2).
1,6 ihre Widersacherin. Gemeint ist Elkanas andere Ehefrau. reiz- te sie. Wörtl. »wetterte gegen« sie; s. 2,10 hinsichtlich des gleichen Wortes.
1,7 nichts aß. Hanna fastete wegen Peninnas Provokation; sie aß nichts von dem Dankopfer.
1,8 dein Herz ist so traurig. Eine Redewendung, die Zorn und nicht Traurigkeit widerspiegelt (s. 5Mo 15,10 hinsichtlich der gleichen Redewendung).
1,9 des Tempels des HERRN. Die Erwähnung von Schlafquartieren (3,2.3) und Türen (3,15) deutet an, dass die Stiftshütte zu jener Zeit Teil eines größeren, festen Gebäudekomplexes war.
1,11 Gelübde. Hanna versprach dem Herrn, ihm ihren Sohn zurück- zugeben, wenn Gott ihr einen Sohn schenken würde. Das Gelübde einer verheirateten Frau konnte laut 4Mo 30,7-16 von ihrem Ehemann bestätigt oder annulliert werden. deiner Magd. Eine demütige, unterwürfi ge Art und Weise in der Gegenwart eines erhabenen, souveränen Gottes von sich selbst zu sprechen. gedenke an mich. Hanna bat den Herrn um besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge. so lange er lebt. Das steht im Kontrast zu dem normalen Gelöbnis eines Nasiräers, das nur für eine bestimmte Zeit galt (s. 4Mo 6,4.5.8). kein Schermesser. Obschon in diesem Kapitel nicht als solches genannt, wird das Gelübde des Nasiräers vorausgesetzt. Das ungeschorene Haupthaar ist eine der 3 Forderungen des Gelübdes (4Mo 6,5). Dieser Ausdruck wird ansonsten nur bei dem Nasiräer Simson verwendet (Ri 13,5; 16,17).
1,13 betrunken. Öffentliche Gebete wurden in Israel für gewöhn- lich hörbar gesprochen. Hanna betete jedoch im Stillen, was Eli mutmaßen ließ, dass sie betrunken war.
1,16 Belials. S. Fußnote und vgl. 2,12.
1,20 Samuel. Der Name bedeutete wörtl. »Name Gottes«, aber klang wie »von Gott erhört«. Für Hanna war die Assonanz äußerst wichtig, da Gott ihr Gebet erhört hatte.
1,21 was er gelobt hatte. Elkana unterstützte das Gelübde seiner Frau, das sie vor dem Herrn gemacht hatte. Samuels Geburt war die Opfergabe, die er dem Herrn brachte (3Mo 7,16).
1,22 entwöhnt. Wie es in der antiken Welt üblich war, wurde Sa- muel wahrscheinlich 2 bis 3 Jahre gesäugt. Anschließend wurde er zum Tempel des Herrn gebracht, um ihm für den Rest seines Lebens zu dienen.
1,23 sein Wort. Wahrscheinlich ein früheres Wort vom Herrn, das der Text nicht erwähnt.
1,24 drei Jungstieren, einem Epha Mehl und einem Schlauch Wein. Nach 4Mo 15,8-10 mussten bei der Einlösung eines Gelübdes ein Jungstier, Mehl und Wein dargebracht werden. Hanna brachte alle 3 Elemente in einem größeren Maß als gefordert. Ein Epha betrug etwa 24 Liter.
1,26 so wahr deine Seele lebt. Wörtl. »bei dem Licht deiner See- le«, eine gebräuchliche Schwurformel.
1,27 an ihn gerichtet … übergeben. Diese Begriffe entstam- men der gleichen hebr. Sprachwurzel, die in diesen zwei Versen 4-mal verwendet wird. Zweimal in V. 27, wo es die übliche Bedeutung von »bitten« hat, und zweimal in V. 28, wo die hergeleitete Form meint: »etwas auf eine Bitte hin leihen«. Gott hatte Hanna den Sohn gegeben, um den sie gebeten hatte, und nun gab sie ihre Gabe an den Geber zurück. 2,1-10 Im Gegensatz zu dem Gebet, das sie in Bitterkeit sprach (1,10), betete Hanna in diesen Versen mit Freude. Der hervorstechendste Gedanke ihres Gebets ist, dass der Herr ein gerechter Richter ist. Er hatte die Stolze (Peninna) gedemütigt und die Demütige (Hanna) erhöht. Das Gebet besteht aus 4 Abschnitten: 1.) Hanna betet für das Heil des Herrn (V. 1.2); 2.) Hanna warnt die Stolzen vor der Demütigung durch den Herrn (V. 3-8d); 3.) Hanna bestätigt die treue Fürsorge des Herrn für seine Heiligen (V. 8e9b); 4.) Hanna bittet Gott, die Welt zu richten und seinem gesalbten König Gelingen zu geben (V. 10d-e). In diesem Gebet fi nden sich eine ganze Reihe von auffallenden sprachlichen Ähnlichkeiten mit dem Lied Davids in 2Sam 22,2-51: »Horn« (2,1; 22,3), »Fels« (2,2; 22,2.3), »Heil« (2,1; 22,3), »Totenreich« (2,6; 22,6), »donnern im/vom Himmel« (2,10; 22,14), »König« (2,10; 22,51) und »Gesalbten« (2,10; 22,51). 2,1 Horn. Ein Symbol der Stärke und Macht (s. 5Mo 33,17).
2,2 Fels. Ein Bild für Gott, das seine Stärke hervorhebt und die Si- cherheit derer, die ihm vertrauen (s. 5Mo 32,4; Ps 18,2.3).
2,3 hohen Dingen; Vermessenes. Der majestätische und mächtige Gott erniedrigt all jene, die sich vor ihm groß tun. Dass Gott die Stolzen demütigt, wird in beiden Büchern Samuel durch viele Beispiele veranschaulicht: bei Peninna, Elis Söhnen, den Philistern, Goliath, Saul, Nabal, Absalom, Simei, Scheba und sogar bei David. 2,4-7 In diesen 4 Versen fi nden sich 7 Gegensätze: 1.) stark und schwach; 2.) satt und hungrig; 3.) unfruchtbar und fruchtbar; 4.) tot und lebendig; 5.) krank und gesund; 6.) arm und reich; und 7.) erniedrigt und erhöht.
2,5 hat sieben geboren. Das ist kein persönliches Zeugnis, denn Hanna gebar nur 6 Kinder (2,21). »Sieben« bezieht sich hier ganz allgemein auf von Gott gesegnete Frauen.
2,8 die Grundfesten der Erde. Eine Redensart, die die Stabilität der Erde darstellt (vgl. Ps 75,4; 82,5; 104,5).
2,10 Der HERR wird die Enden der Erde richten. Der Herr wird allen Nationen und Völkern seine gerechte Herrschaft auferlegen (s. Jes 2,2-4). seinem König. Mose hatte zuvor schon das Kommen eines Königs vorausgesagt, der Gottes Herrschaft über alle Nationen der Erde ausüben würde (1Mo 49,8-12; 4Mo 24,7-9.17-19). Es war dieser zukünftige, siegreiche König, den Hanna beschrieb und den Saul und David ankündigten. seines Gesalbten. Zu einem früheren Zeitpunkt wurden die Stiftshütte, ihre Gegenstände und die Priester (Aaron und seine Söhne) mit Öl gesalbt. Das stellte ihren geweihten und heiligen Status vor dem Herrn dar (2Mo 30,26-30). In den Büchern Samuel wurden erst Saul (10,1) und später David (16,13; 2Sam 2,4; 5,3) gesalbt, als sie als König eingesetzt wurden. Ab diesem Punkt im AT ist es für gewöhnlich der König, von dem als »dem Gesalbten (des Herrn)« gesprochen wird (12,3; 24,6; 26,9.11.16; 2Sam 1,14.16; 19,21). Israels Könige, besonders David, weisen auf den höchsten gesalbten König hin. Das deutsche Wort »Messias« steht für das hebr. Wort, das hier »gesalbt« bedeutet. Folglich ist der höchste König, der über die Nationen der Erde herrschen wird, die Person, die als »Messias« bezeichnet wird, so wie hier und in 2,35 (vgl. 2Sam 22,51).
2,11 diente dem HERRN. Als Levit verrichtete der Junge Samuel Dienste, die Eli, dem Hohenpriester, assistierten.
2,12 Söhne Belials. Eine hebr. Ausdrucksweise, die besagte, dass sie gemeine, nichtsnutzige oder böse Männer waren. S. 2Kor 6,15, wo es als Bezeichnung für Satan gebraucht wird. Eli hatte Hanna zu Unrecht für eine gemeine Frau gehalten (1,16). In Wirklichkeit waren Elis Söhne niederträchtige Männer. sie kannten den HERRN nicht. Elis Söhne hatten weder persönliche Erfahrungen noch Gemeinschaft mit dem Herrn. Der Junge Samuel lernte den Herrn kennen, als der Herr sich ihm selbst offenbarte (s. 3,7).
2,13 die Priester verfuhren so. Da Elis Söhne mit den für die Pries- ter bestimmten Teile nicht zufrieden waren (5Mo 18,3), nahmen sie sich die Fleischstücke, die man mit einer dreizackigen Gabel aus einem Kochtopf fi schen konnte.
2,15 ehe man das Fett in Rauch aufgehen ließ. Das Gesetz ver- langte, dass das Fett des Opfertieres auf dem Altar Gottes verbrannt werden sollte (3Mo 7,31). Im Gegensatz dazu forderten Elis Söhne von den Anbetern rohes Fleisch mit dem Fett.
2,18 Samuel aber. Samuels treuer Dienst vor dem Herrn stand im scharfen Kontrast zum Ungehorsam von Elis Söhnen. leinenen Ephod. Eine enganliegende, ärmellose Weste, die bis zu den Hüften reichte und von den Priestern getragen wurde, besonders wenn sie am Altar dienten (2Mo 28,6-14).
2,19 kleines Obergewand. Ein ärmelloses Kleidungsstück, das bis zum Knie reichte und unter dem Ephod getragen wurde (2Mo 28,31).
2,20 des Gegebenen. Das gleiche Wort wird in 1,27.28 mit »ge- währt«, »richten an« und »übergeben« übersetzt. Hier ist es eine Erinnerung an Hannas treue Einlösung ihres Gelübdes gegenüber dem Herrn. Die Gnade des Herrn beschenkte Hanna mit weiteren Kindern.
2,22 bei den Frauen lagen. Zu den bösen Verhaltensweise der Söhne Elis gehörte Geschlechtsverkehr mit den Frauen, die an der Stiftshütte dienten (in 2Mo 38,8 fi ndet sich eine Anmerkung über diese Frauen). Eine solche religiöse Prostitution war unter Israels kanaanitischen Nachbarn geläufi g.
2,25 Gott wird Schiedsrichter sein. Elis Argument gegenüber seinen Söhnen war, dass wenn Gott die Sünde einen Menschen gegen seinen Nächsten richtet, wie viel mehr würde er die richten, die gegen ihn sündigen. der HERR hatte beschlossen, sie zu töten. Da Elis Söhne an ihren bösen Wegen festhielten, hatte Gott den Beschluss gefasst, sie zu richten. Weil sie es in der Vergangenheit abgelehnt hatten, Buße zu tun, hatte Gott sie verhärtet, so dass Hophni und Pinehas Elis Warnungen in den Wind schlugen.
2,26 nahm immer mehr zu an Alter und an Gunst. Im Gegen- satz zu Elis abtrünnigen Söhnen gelangte Samuel zunehmend zu geistlicher und sozialer Reife (vgl. Lk 2,52).
2,34 dir ein Zeichen sein. Die Gültigkeit der Prophezeiung würde bekräftigt, indem Elis Söhne am gleichen Tag sterben sollten (vgl. 4,11.17).
2,35 Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken. Obwohl manche Ausleger darin Samuel gesehen haben und andere Christus, ist die beste Sichtweise, dass sich die Prophezeiung zur Zeit Salomos erfüllte, als Zadok und seine Familie das Amt des Priesters antraten (s. 1Kö 1,7.8; 2,26.27.35). Das stellte das Amt des Hohenpriesters wieder her in Eleasars und Pinehas’ Linie (vgl. 4Mo 25,10-13). ich werde ihm ein beständiges Haus bauen. Zadoks Söhne werden auch im Tausendjährigen Tempel dienen (s. Hes 44,15; 48,11). meinem Gesalbten. Das bezieht sich auf den Messias, der Gottes Feinde besiegen und seine Herrschaft im Tausendjährigen Reich errichten wird (s. V. 10).
2,36 einen Bissen Brot. Das Gericht entsprach der Sünde. Jene, die die Opfer verschlungen hatten (V. 12-17), wurden erniedrigt und mussten um Nahrung betteln. 3,1 der Knabe Samuel. Samuel war kein Kind mehr (2,21.26). Während der jüdische Historiker Josephus sein Alter mit 12 Jahren angab, war er zu jener Zeit wahrscheinlich ein Teenager. Das gleiche hebr. Wort, hier mit »Knabe« übersetzt, wurde für David verwendet, als er Goliath niederstreckte (17,33). das Wort des HERRN selten. Die Ära der Richter war eine Zeit, in der prophetische Aussagen äußerst rar waren. Die wenigen Gesichte, die Gott gab, waren nicht überall bekannt. Offenbarung. Wörtl. »Vision«. Eine göttliche Offenbarung, die durch eine hörbare oder visuelle Begegnung übermittelt wurde.
3,3 die Lampe Gottes war noch nicht erloschen. Die goldene Lampe im Heiligtum der Stiftshütte war mit Olivenöl gefüllt und wurde zu Beginn der Dämmerung entzündet (2Mo 30,8). Die Lampe brannte vom Abend bis zum Morgen (2Mo 27,20.21). Kurz vor der Morgendämmerung, während die Lampe noch brannte, wurde Samuel zu seinem prophetischen Dienst berufen. die Lade Gottes. S. 2Mo 25,10-22.
3,7 Samuel aber kannte den HERRN noch nicht. Samuel war dem Herrn weder persönlich begegnet noch hatte er Gottes Wort durch göttliche Offenbarung empfangen (s. 2,12).
3,8 Da erkannte Eli. Eli brauchte etwas länger, um zu erkennen, dass Gott Samuel rief. Das lässt darauf schließen, dass Elis geistliche Wahrnehmung nicht in dem Zustand war, wie sie bei einem israelitischen Priester und Richter hätte sein sollen (s. auch 1,12-16).
3,10 hört. »Mit Interesse hören« oder »Hören, um zu gehorchen«.
3,11 beide Ohren werden gellen. Eine Nachricht des bevorste- henden Gerichts – hier über Elis Haus (s. 2Kö 21,12; Jer 19,3).
3,12 alles … was ich … geredet habe. S. 2,27-36. Indem der Ausspruch gegen Eli vor Samuel wiederholt wurde, wurde das Wort bestätigt, das der Mann Gottes zuvor zu Eli gesprochen hatte.
3,13 seine Söhne sich den Fluch zuzogen. In der LXX steht: »sei- ne Söhne lästerten Gott.« Gott zu fl uchen war ein todeswürdiges Vergehen (s. 3Mo 24,11-16.23). er hat ihnen nicht gewehrt. Eli hatte seinen Anteil an den Sünden seiner Söhne, da er nicht eingriff und sie strafte. Wenn seine Söhne Gott gelästert hatten, hätten sie gesteinigt werden müssen (s. 3Mo 24,15.16).
3,14 ewiglich nicht gesühnt werden soll. Anscheinend hatte sich Elis Familie vermessener Sünde schuldig gemacht. Für eine solch herausfordernde Sünde gab es keine Sühne und die Todesstrafe konnte unmittelbar ausgeführt werden (s. 4Mo 15,30.31).
3,15 die Türen am Haus des HERRN. Die Türen des Komplexes der Stiftshütte (s. 1,9).
3,17 Gott tue dir dies und füge das hinzu. Das ist ein Schwur der Verfl uchung. Eli rief Gottes Gericht auf Samuel herab, wenn er sich weigern würde, ihm all das mitzuteilen, was er wusste.
3,18 er tue, was ihm wohlgefällt. Ohne Widerstand ergab Eli sich der Souveränität Gottes.
3,19 der HERR war mit ihm. Die Gegenwart des Herrn war mit Samu- el, so wie sie später mit David sein würde (16,18; 18,12). Die Gegenwart des Herrn bestätigte die Wahl eines Mannes zu seinem Dienst. ließ keines von allen seinen Worten auf die Erde fallen. Alles, was Samuel mit göttlicher Vollmacht sagte, traf ein. Dass Samuels Worte sich erfüllten, war der Beweis, dass er ein wirklicher Prophet Gottes war (s. 5Mo 18,21.22).
3,20 Dan bis Beerscheba. Israels traditionelle Grenzen vom Nor- den bis zum Süden. Prophet des HERRN. Samuels Status als Sprachrohr der göttlichen Botschaften wurde von allen in ganz Israel anerkannt.
4,1 das Wort Samuels erging an ganz Israel. Der Text aus 1,1-
3,21 fi ndet seinen Höhepunkt in Samuels Einsetzung als Gottes Sprach- rohr/Repräsentant. Zu beachten ist, dass »das Wort des HERRN« (3,21) gleichbedeutend wurde mit dem »Wort Samuels«. Philister. Von der Zeit der Richter bis hin zum Ende von Davids Herrschaft waren die Philister (»Seevölker«) ein beständiger Feind Israels. Sie waren nicht-semitische Einwanderer (s. 1Mo 10,14; 1Chr 1,12; Jer 47,4.5; Am 9,7), die sich entlang der Küstenregion des südlichen Kanaans niederließen und ihren Einfl uss in 5 wichtigen Städten organisierten: Asdod, Askalon, Ekron,
4,6 Hebräer. In 1Mo 14,13 wurde die Bezeichnung »Hebräer« für Abram gebraucht; folglich sollte sie von Abrahams biologischen Nachkommen sprechen. Sie diente zur Unterscheidung von den Fremden in ihrer Umgebung als eine gesonderte Art von Menschen, und bedeutet, dass Abram ein Nachkomme Ebers aus der Linie Sems war (vgl. 1Mo 10,25; 11,14-16).
4,7 Gott ist in das Lager gekommen. Die Philister glaubten, dass das Götzenbild der eigentliche Wohnsitz der entsprechenden Gottheit war. Daher nahmen die Philister an, dass Gott gegenwärtig war, als die Israeliten die Bundeslade ins Lager brachten; ein Ausruf, der das Wissen um Gottes Macht wiedergab.
4,8 die Götter, welche die Ägypter … schlugen. Offensichtlich war den Philistern bekannt, dass Gott die Ägypter besiegt hatte.
4,9 ihr … nicht dienen müsst, wie sie euch gedient haben. Da Israel nicht alle Einwohner Kanaans ausrottete (s. Ri 1,28), fi el es unter Gottes Gericht. Als Folge dieses Gerichts wurde Israel von den Philistern bedrängt (s. Ri 10.13-16). Die Philister fürchteten, Knechte der Hebräer zu werden.
4,11 die Lade Gottes wurde weggenommen. Trotz ihrer Hoff- nung, Gott dazu zu bewegen, ihnen den Sieg zu geben, wurde Israel besiegt, und die Bundeslade fi el in die Hände der Philister. Israels Ansicht und später die der Philister, dass der Besitz der Bundeslade gleichbedeutend mit der Kontrolle über Gott sei, steht im Gegensatz zu Gottes Macht und Vorsehung in der verbleibenden Erzählung. Hophni und Pinehas, kamen um. In Erfüllung von 2,34 und 3,12 starben Elis Söhne zusammen.
4,12 seine Kleider waren zerrissen, und Erde war auf sein Haupt gestreut. Das Aussehen des Benjaminiters wurde als allgemeines Zeichen der Totenklage und des nationalen Unglücks betrachtet (vgl. 2Sam 15,32).
4,13 sein Herz bangte um die Lade Gottes. Elis Sorge um die Bundeslade steht im krassen Gegensatz zu seinen früheren Taten, als er seine beiden Söhne mehr ehrte als den Herrn (2,29.30; vgl. 4,17.18).
4,18 Eli … starb. So wie Hophni und Pinehas starb auch Eli. Folglich waren zur Erfüllung des göttlichen Wortes alle Personen der priesterlichen Linie Elis ausgelöscht (2,29-34). S. Anm. zu 2,31. Er hatte aber Israel 40 Jahre lang gerichtet. Über diesen Zeitraum bekleidete Eli das Amt des Priesters und Richters in Israel.
4,21 Ikabod … Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen! In ers- ter Linie nannte Pinehas’ Frau ihr Kind Ikabod, weil die Bundeslade verloren gegangen war, das Symbol der Gegenwart Gottes. Der Name bedeutet entweder »Wo ist die Herrlichkeit hin?« oder »Nicht-Herrlichkeit«. »Herrlichkeit« wurde von den Hebräern oftmals benutzt, um von Gottes Gegenwart zu sprechen; folglich bedeutet der Name »Wo ist Gott?« Das Wort »gewichen« beinhaltet den Gedanken des Weggangs ins Exil. Für die Israeliten war die Wegführung der Bundeslade somit ein Symbol dafür, dass Gott ins Exil gegangen war. Obschon dies Israels Ansicht war, zeigt der Text, dass Gott gegenwärtig war, auch wenn er sein Volk züchtigte. S. Anm. zu Hes 10,18.19.
5,1 Asdod. Eine der 5 wichtigen Philister-Städte, welche von der Küste ca. 5 km landeinwärts lag und etwa 53 km westlich Jerusalems.
5,2 Dagon. Die ugaritische Literatur bestimmt diese Gottheit als ei- nen Gott des Getreides oder der Vegetation mit dem Unterkörper eines Fisches und dem Oberkörper eines Menschen. Dagon scheint der Führer des Pantheons der Philister (Ri 16,23) und der Vater Baals gewesen zu sein. Dass man die Lade Gottes in Dagons Tempel stellte, wurde als ein Zeichen von Dagons Macht und Jahwes Unterlegenheit angesehen, als sichtbare Darstellung, dass der Gott der Philister den Gott der Hebräer besiegt hatte. Zudem verstärkt die Erwähnung Dagons die Verwandtschaft zwischen den hier geschilderten Ereignissen und denen im Leben Simsons (vgl. Ri 13-16).
5,3 lag Dagon auf seinem Angesicht. Ironischerweise stürzte Gott selbst Dagons angebliche Vormachtsstellung, indem er ihn vornüber fallen ließ, so als würde er dem Herrn huldigen.
5,4 der Kopf Dagons und seine beiden Hände lagen abge- hauen. Gottes erste Demonstration seiner Autorität über Dagon wurde nicht als solche wahrgenommen. Gottes zweiter Beweis seiner Autorität, das Abschlagen von Dagons Kopf und seinen Händen, war ein geläufi ges Zeichen, dass der Feind tot war (Ri 7,25; 8,6; 1Sam 17,54; 31,9; 2Sam 4,12), und musste als göttliches Gericht über den Götzen bereit waren, sich vor Gott zu demütigen. Ihr Handeln war durchaus vergleichbar mit dem der Ägypter (2Mo 5-14).
6,2 Priester und Wahrsager. Diese Männer der Philister, denen die Schrift beachtlichen Ruhm bescheinigt (Jes 2,6), sollten herausfi nden, wie Gott zu besänftigen war, so dass er die Plage beenden würde. an ihren Ort senden. Die Philister verstanden, dass sie Gott gekränkt hatten. Ihre Wahrsager beschlossen, seinen Zorn durch die Rückgabe der Lade an Israel zu beschwichtigen.
6,3 Schuldopfer. Der Zweck dieses Opfers war die Anerkennung und Wiedergutmachung ihrer Schuld, da sie den Gott Israels verunehrt hatten. Diese Heiden erkannten ihre Sünde an sowie die Notwendigkeit der Buße, die sie entsprechend ihrer religiösen Traditionen durch ein Schuldopfer zeigten.
6,4 Fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse. Es war ihre Angewohnheit, Modelle von ihren Beulen anzufertigen (und den Mäusen bzw. Ratten, die die Seuche verursachten), in der Hoffnung, dass die Gottheit erkennen würde, dass sie wussten, weshalb er zornig war und er das Übel wegnehmen würde, das sie befallen hatte. Der Kontext von V. 17 legt nahe, dass die Gegenstände dem Schreiber bei der Abfassung des Berichts zugänglich waren. Die Zahl 5 repräsentiert die einzelnen Städte und Fürsten der Philister, die vom Gericht Gottes betroffen waren.
6,5 gebt dem Gott Israels die Ehre; vielleicht wird seine Hand dann leichter werden über euch. Während Sympathiezauber der Brauch der Philister war, zeigt diese Feststellung ausdrücklich die Absicht hinter den Opfern: Sie sollten mit der Verunehrung aufhören, ihre Sünde bekennen und dem Gott Israels durch das Eingeständnis Ehre bringen, dass sie gegen ihn, den höchsten Gott, verstoßen hatten.
6,6 warum wollt ihr euer Herz verstocken. Die Wahrsager ver- glichen das Verhalten der Philister mit dem des Pharao und der Ägypter, die Gott ebenfalls nicht anerkannt hatten. Das Wort »verstocken« ist der gleiche Begriff, der auch in 2Mo 7,14; 8,15.32 gebraucht wurde. Es ist ein interessanter Zusammenhang, denn die Hauptabsicht in 2Mo 5-14 ist, dass die Ägypter erfahren sollten, »dass ich der HERR bin« (2Mo 7,5).
6,7 noch nie ein Joch. Um die Gewissheit zu haben, dass der Gott Israels hinter all ihren Schwierigkeiten stand, erdachten sich die Wahrsager einen Plan, der aufdecken würde, ob Gott der Verantwortliche war. Indem sie Kühe nahmen, auf denen »noch nie ein Joch« gelegen hatte, verwendeten sie Tiere, die nicht ausgebildet waren, einen Wagen zu ziehen und sich wahrscheinlich nicht von der Stelle rühren würden. treibt ihre Kälber von ihnen weg. Außerdem gehörte der Gebrauch von säugenden Kühen, die von ihren Kälbern getrennt werden sollten, zu ihrem Plan. Würden die Kühe unnatürlicherweise in eine andere Richtung als ihre Kälber laufen, wäre das ein deutliches Zeichen, dass ihr Gericht eine übernatürliche Ursache hatte.
6,9 Beth-Schemesch. Bedeutet »Haus der Sonne« und lag im So- rek-Tal. Es war eine Leviten-Stadt, ca. 24 km westlich von Jerusalem. Ursprünglich Aarons Nachkommen zugewiesen (Jos 21,16), wurde es das ausgesuchte Ziel der Kühe, die den Karren zogen.
6,12 brüllten beim Gehen. Mit dem Gestöhn der instinktiven Wi- derwilligkeit, ihre Kälber hinter sich zurückzulassen, gingen die Kühe direkten Weges nach Beth-Schemesch und wandten sich weder zur Linken noch zur Rechten. Die unausweichliche Schlussfolgerung war, dass Gott sie gerichtet hatte.
6,13 schnitten eben den Weizen. Irgendwann im Juni. Die Ernte wurde unter der Mitwirkung der ganzen Stadt eingefahren.
6,14 Josuas, des Bethschemiters. Die Kühe kamen auf Josuas Acker zum Stillstand, wo sich ein großer Stein befand, dessen Anwesenheit für den Autor zur Zeit der Niederschrift des Berichts nachprüfbar war. Brandopfer. Da die Kühe und der Wagen zu einem heiligen Zweck benutzt wurden, konnten sie nicht für Alltagsangelegenheiten verwendet werden. Deshalb opferten die Männer von Beth-Schemesch die Kühe und nutzten dazu den Wagen als Brennholz.
6,15 Leviten. Die Männer Beth-Schemeschs waren Leviten und so- mit berechtigt, die Bundeslade von der Stelle zu bewegen. setzten sie auf den großen Stein. Der erwähnte Stein wurde als Sockel für die goldenen Gegenstände und die Lade verwendet. Zur Zeit als der Bericht aufgeschrieben wurde, stand er da als ein Zeuge, dass Gott ins Land zurückgekehrt war.
6,16 fünf Fürsten der Philister. Nachdem die Fürsten der Philister sahen, dass die Lade sicher zurückgelangte, gingen sie wieder nach Ekron.
6,19 in die Lade … geschaut hatten. Durch diese Tat machten sich die Männer von Beth-Schemesch der Sünde der Vermessenheit schuldig. Zum ersten Mal wird sie in 4Mo 4,20 angesprochen und ein weiteres Mal in 2Sam 6,6.7. 70 Mann und 50 000 Mann. Es wird darüber diskutiert, ob die Zahl zu hoch ist. Doch entspricht die hohe Zahl eher der Aussage des Kontexts von »einem so großen Schlag« und der Erwähnung von 30.000 Mann in 4,10 (vgl. 11,8). Möglich ist allerdings auch ein Abschreibfehler, wobei die Zahl wahrscheinlich »70 Mann« beinhaltete und 50.000 weggelassen werden müsste – wie in der LXX und bei Josephus (s. Randbemerkung).
6,20 Wer kann bestehen. Diese Frage bildet den Höhepunkt des Berichts über die Bundeslade. Niemand kann im Gericht Gottes bestehen. Das bezog sich auf die Menschen außerhalb des göttlichen Bundes ebenso wie auf sein Bundesvolk. Vermessenheit gegenüber Gott ist untragbar. zu wem soll er von uns hinaufziehen. Dadurch wird der Wunsch ausgedrückt, dass ihnen die Lade abgenommen würde.
6,21 Kirjat Jearim. Eine Stadt, die ca. 16 km nordöstlich von Beth- Schemesch lag. Dort sollte die Bundeslade bleiben, bis David sie nach Jerusalem brachte (2Sam 6,1-19). Dieser Standort wurde lange Zeit mit der Baalsverehrung in Verbindung gebracht (vgl. Jos 15,9.60; 18,14).
7,2 20 Jahre. Wie aus V. 3 deutlich wird, vernachlässigte Israel Gott in diesen 20 Jahren und lief fremden Göttern hinterher. Nach diesem Zeitraum kehrte Israel zum Herrn zurück.
7,3 Wenn ihr von ganzem Herzen zu dem HERRN zurückkehren wollt … so wird er euch … erretten. Diese Aussage erinnert an den Kreislauf im Buch der Richter: Abfall, Bedrängnis, Buße und Befreiung. Es ist eine Vorschau auf den Inhalt des Kapitels.
7,4 die Baale und die Astarten. Diese Gottheiten der Fruchtbar- keit, welche Israel zusetzten, waren die dominierendsten im kanaanitischen Pantheon. »Baal« und »Astarte« besaßen höchste Autorität über alle anderen kanaanitischen Gottheiten. Astarte repräsentierte die weibliche Gottheit und Baal den männlichen Gott des Himmels, der das Land fruchtbar machte.
7,5 Mizpa. Diese Stadt lag 13 km nordöstlich von Kirjat-Jearim in Benjamin. Es war eine der Städte, die Samuel aufsuchte (V. 16). ich will … beten. Samuel war ein Mann des Gebets (7,8.9; 8,6; 12,19.23; 15,11).
7,6 schöpften Wasser und gossen es aus vor dem HERRN. Das Ausgießen des Wassers vor dem Herrn war ein Zeichen der Buße. Diese Handlung wird in 2Sam 23,16 wiederholt. Wir haben gegen den HERRN gesündigt! Samuels symbolische Handlung des Wasserausgießens und das Eingeständnis des Volkes zeigte, dass wahre Buße stattgefunden hatte. Der Herzenszustand befand sich im Einklang mit der Bedeutung des Rituals. Samuel richtete. An dieser Stelle wird Samuel als Israels Richter vorgestellt. Sein Richtertum beinhaltete sowohl den zivilen als auch den militärischen Bereich. Das Wort stellt eine Verbindung zur letzten Aussage über Eli her, der Israel 40 Jahre richtete (4,18). Samuel wird als derjenige vorgestellt, der Elis Richtertum übernahm. Er diente als letzter Richter vor der Herrschaft des ersten Königs (vgl. 1Sam 8,50).
7,7 die Kinder Israels … fürchteten sie sich vor den Philistern. Als Israel hörte, dass die Philister gegen sie zum Krieg heraufzogen, hatten sie Angst.
7,10 der HERR donnerte … gegen die Philister. Der Herr tat sei- nen Feinden buchstäblich das, was Hanna in ihrem Gebet sagte (2,10).
7,11 Beth-Kar. Lage unbekannt.
7,12 Eben-Eser. Ein anderer Ort als der in 4,1 und 5,1. Der Name dient als literarische Verknüpfung der beiden Enden dieser Einheit (s. Anm. zu 4,1). Bis hierher hat der HERR uns geholfen! Diese Äußerung besagt, dass der Herr dafür verantwortlich war, dass Israel bis zu dieser Stelle gekommen war. Er war Israels Souverän, sowohl in Zeiten der Treue als auch in Zeiten der Rebellion. Er trug ihre Kämpfe aus und beschenkte sie mit Segnungen.
7,13 kamen künftig nicht mehr in das Gebiet Israels. Während Samuels Richtertum gab der Herr Israel den Sieg über die Philister und bereitete ihrer Bedrohung ein Ende. solange Samuel lebte. So wie der Abschnitt in 4,1 mit Samuel als Gottes Stellvertreter begann, endet er hier mit dem Herrn, der während Samuels gesamter Lebenszeit machtvoll wirkte.
7,14 von Ekron an bis nach Gat. Diese beiden Städte, die zuvor schon als wichtige Philister-Städte erwähnt wurden (5,8.10), bildeten die Ostgrenze der Philister. Das Gebiet östlich dieser Städte wurde von philistinischer Kontrolle befreit und kehrte an Israel zurück. Amoritern. Während die Philister in den Küstenebenen wohnten, hatten sich die Amoriter im Bergland im Westen Israels angesiedelt, zwischen dem Jordantal und der Küstenebene. Israel hatte Frieden mit den Amoritern, ebenso wie mit den Philistern.
7,16 die Runde. Samuel machte eine jährliche Rundreise; er reiste nach Bethel, Gilgal, Mizpa und kehrte wieder nach Rama zurück, was ihm erlaubte, die Angelegenheiten des Volkes zu regeln. 7,17 Rama. Der erste Hauptteil des Buches (1,1-7,17) endet mit Samuels Rückkehr nach Rama, um das Volk zu richten.
8,1 Dieser Teil des Buches konzentriert sich auf die Wechsel- wirkungen zwischen Israel, Samuel und Saul. Diese Kapitel beginnen damit, dass Israels Älteste zu Samuel nach Rama kommen (8,4) und schließen mit Samuels Weggang von Saul und seiner Rückkehr nach Rama (15,34). Die Kapitel 8,1-12,25 beschreiben die Einsetzung des Königtums über das Volk Israel und Sauls Antritt als erster König. Diese Kapitel sind durch den Hinweis auf Samuels Alter verbunden (8,1; 12,2) und durch die sich wiederholende Formulierung »höre auf die Stimme des Volkes« (8,7.9.19.22; 12,1.14.15). Die Kapitel 13,1-15,35 berichten von Sauls Fehlern als König über Israel. Die Ereignisse dieser Kapitel sind in zwei Treffen zwischen Saul und Samuel eingebettet, die beide in Gilgal stattfanden (13,4.7.8.12.15; 15,12.21.33). 8,1 Samuel war alt geworden. Samuel war etwa 60 Jahre alt (1043 v.Chr.). Er ernannte seine beiden Söhne zu Richtern, die in Beerscheba dienen sollten, einer Stadt ca. 90 km südlich von Rama.
8,2 Joel. Bedeutet: »Der Herr ist Gott«. Abija. Bedeutet: »Mein Vater ist Jahwe«.
8,3 Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen. Der Wunsch nach Reichtümern ließ Samuels Söhne Bestechungsgelder annehmen und das Recht beugen. 5Mo 16,19 verbietet Richtern dieses Verhalten strengstens. Die Sünden von Samuels Söhnen benutzte Israel als Vorwand, um einen König zu fordern (V. 4.5).
8,5 so setze nun einen König über uns … nach der Weise aller Heidenvölker. Als Israel ins Land kam, traf es auf kanaanitische Stadtstaaten, die von Königen regiert wurden (s. Jos 12,7-24). Zudem wurde Israel zur Zeit der Richter von Völkern unterdrückt, die einen König besaßen (Ri 3,8.12; 4,2; 8,5; 11,12). Aber während der Ära der Richter gab es in Israel keinen König (Ri 17,6; 18,1; 19,1; 21,25). Als Israel im Land wohnte und von Völkern umgeben war, die einen König über sich hatten, kam auch in Israel der Wunsch nach einem König auf. Laut 5Mo 17,14 wusste Gott, dass dies ihr Wunsch sein würde, den er auch gestattete. In V. 20 wird jedoch ein Motiv aufgedeckt, das eindeutig gegen den Willen des Herrn war. S. Anm. zu 8,20.
8,7 Höre auf die Stimme des Volkes. Der Herr hatte vorausge- sagt, dass es Könige über Israel geben würde (1Mo 35,11; 36,31; 49,10; 4Mo 24,7-9.17; 5Mo 17,14; 28,36). Hier wies der Herr Samuel an, der Bitte des Volkes nachzukommen und ihnen einen König zu geben. denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich. Das Wesen dieser Verwerfung des Herrn durch Israel wird in V. 19.20 erklärt.
8,9 verwarne sie ausdrücklich. Samuel gehorchte dem Herrn, in- dem er in V. 10-18 das Verhalten eines menschlichen Königs beschrieb. Ein König würde: 1.) junge Männer und Frauen zu seinem Dienst einberufen (V. 11-13); 2.) die Ernte und die Herden des Volkes besteuern (V. 14.15.17a); 3.) die besten Tiere und Knechte beschlagnahmen (V. 16); und 4.) ihre persönlichen Freiheiten beschneiden (V. 17b).
8,10 das einen König von ihm begehrte. Geradeso wie Hanna um einen Sohn bat (1,20), begehrte Israel einen König. S. Anm. zu 9,2.
8,18 Wenn ihr … schreien werdet über euren König, den ihr euch erwählt habt. Samuel warnte das Volk, dass es seinen Wunsch nach einem König bereuen und später die Befreiung von seiner Herrschaft herbeischreien würde (1Kö 12,4). so wird euch der HERR … nicht erhören. Im Gegensatz zu seiner Reaktion in den Tagen der Richter (Ri 2,18), würde der Herr kein Mitleid mit ihnen haben und sie deshalb nicht aus der Hand ihres Königs befreien, der sie unterdrückte.
8,19 es soll dennoch ein König über uns sein. Trotz Samuels Warnungen forderte das Volk einen König.
8,20 unsere Kriege führen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Herr selbst Israels Kriege geführt und ständig Sieg geschenkt (Jos 10,14; 1Sam 7,10). Israel wollte den Herrn nicht länger als seinen Kriegsführer und gedachte ihn durch einen menschlichen König zu ersetzen. Auf diese Art und Weise verwarf Israel den Herrn (s. V. 7). Das Problem bestand nicht darin, einen König zu haben, sondern vielmehr in dem Motiv für einen König, d.h. sie wollten so wie andere Völker sein. Törichterweise nahmen sie auch an, dass sie größere Macht besäßen, wenn ein König sie in die Schlacht führen würde.
9,1 ein angesehener Mann. Gemeint war »ein vermögender Mann«, was durch den Verweis auf die Esel und die Diener in V. 3 bestätigt wird (vgl. Boas in Rt 2,1).
9,2 stattlich und schön. Betont wurde die äußere Erscheinung ei- nes Führers (vgl. David in 16,18). Saul. Er war Israels erster König, der Sohn des Kis, eines Benjaminiten. Die hebr. Sprachwurzel von »Saul« bedeutet »(von Gott) erbeten«. In 8,10 bat das Volk um einen König. Obwohl Gott Saul ernannte, war er in Wirklichkeit die Wahl des Volkes, die der Herr auf ihre Bitte hin gewährte. Die Wahl des Herrn würde aus dem Stamm Juda kommen (vgl. 1Mo 49,10).
9,3 die Eselinnen … gingen verloren. Verloren gegangene Eselin- nen bedeuteten einen Verlust an Reichtum. Kis hatte Knechte, die nach ihnen hätten suchen können, aber Saul wurde für diese wichtige Aufgabe ausgewählt.
9,4 Salisa … Saalim. Die geographische Lage ist unbekannt.
9,6 ein Mann Gottes. Eine Beschreibung des Propheten und Rich- ters Samuel; »Mann Gottes« bezog sich auf einen Propheten (s. 2,27). S. Anm. zu 5Mo 33,1.
9,7 wir haben sonst kein Geschenk. Ein Geschenk drückte Dank- barkeit gegenüber dem Dienst des »Mannes Gottes« aus. Geschenke wurden Propheten in 1Kö 14,3; 2Kö 4,42; 5,15.16; 8,8.9 gemacht.
9,8 einen Viertel Silberschekel. Ca. ein Zehntel einer Unze.
9,9 Prophet … hieß früher Seher. Aufgrund der von Gott gegebe- nen Fähigkeit, die Zukunft zu kennen oder zu »sehen«, wurde der »Seher« nach seiner Tätigkeit bezeichnet. Zur Zeit als das Buch geschrieben wurde, nannte man die Person des Propheten Seher. 9,12 Höhe. Sie hatte einen kanaanitischen Hintergrund (vgl. 5Mo 12,2-5). Vor dem Bau des Tempels wurden die Höhen zur Anbetung und zum Opferdienst gebraucht, da sie den Vorteil boten, dass das Volk bei der Anbetung teilnehmen konnte und es das für sie dargebrachte Opfer vor Augen hatte.
9,13 er muss das Opfer segnen. Der »Mann Gottes« brachte das Opfer dem Herrn in einem Akt der Anbetung dar.
9,16 Fürsten. Wörtl. »jemand, dem Bekanntheit gegeben ist, der an die Spitze gesetzt wurde«. Der Titel bezog sich auf »jemanden, der zum Herrschen bestimmt ist« (vgl. 1Kö 1,35; 2Chr 11,22). salben. Das stellte die Absonderung zum Dienst für den Herrn dar; die eigentliche Tat geschah in 10,1. S. Anm. zu 2,10. sein Rufen ist vor mich gekommen. Das Volk schrie nach Befreiung von den Philistern, ihren langjährigen Gegnern, so wie damals in Ägypten (vgl. 2Mo 2,25; 3,9).
9,17 das ist der Mann … er soll über mein Volk herrschen. Gott zeigte Samuel Saul und stellte sicher, dass es kein Vertun gab, wen er zum König erwählt hatte.
9,18 wo ist hier das Haus des Sehers? Gemeint ist Samuels Haus.
9,20 alles Wünschenswerte in Israel. Israels Hoffnung auf militä- rische Siege über ihre Feinde sollte sich auf Saul konzentrieren (vgl. 8,19.20).
9,21 ein Benjaminiter, von einem der kleinsten Stämme Isra- els. Sauls Demut und Schüchternheit wurde ausgedrückt durch seine richtige und demütige Einschätzung seines Stammes und seiner Familie.
9,22 die Halle. Der Ort, an dem die Geladenen mit Samuel nach der Opferung auf der Höhe aßen (vgl. V. 12.13).
9,24 die Keule … für dich aufbewahrt. Samuel befolgte 3Mo
7,16 die Runde. Samuel machte eine jährliche Rundreise; er reiste nach Bethel, Gilgal, Mizpa und kehrte wieder nach Rama zurück, was ihm erlaubte, die Angelegenheiten des Volkes zu regeln. 7,17 Rama. Der erste Hauptteil des Buches (1,1-7,17) endet mit Samuels Rückkehr nach Rama, um das Volk zu richten. 7,28 Samuel bekam die Keule, das Teil des Opfers, das für den Pries- ter reserviert war. Er gab dieses ausgewählte Stück Fleisch Saul, um ihn zu ehren und stellte dadurch Sauls neuen Status als ernannter König heraus.
9,25 dem Dach. Das Dach von Samuels Haus bot Saul und seinen Dienern einen Platz für die Nacht.
9,27 das Wort Gottes. Eine besondere Offenbarung Gottes, die Samuel gegeben wurde und für Saul bestimmt war. S. Anm. zu 3,1.
10,1 Hat dich nicht der HERR zum Fürsten … gesalbt? Der Herr hatte Saul als Israels Führer erwählt und seine Wahl durch Samuels nichtöffentliche Salbung kund getan, was das Absondern für den Dienst Gottes bedeutete (s. 2,10). sein Erbteil. Das Erbteil war das Volk Gottes, Israel – in der Hinsicht, dass es einzig und allein ihm gehörte (5Mo 4,20; 9,26).
10,2 Zelzach. Wird nur hier erwähnt. Lag wahrscheinlich in der Nä- he Ramas zwischen Bethel und Bethlehem, wo Rahel starb (1Mo 35,19; 48,7).
10,3 Tabor. Gemeint ist nicht der weit entfernte Berg Tabor, sondern ein unbekannter Standort, wahrscheinlich nahe Bethel.
10,5 der Posten der Philister. Sehr wahrscheinlich der Wachtpos- ten in Geba in Benjamin, etwa 8 km nördlich von Jerusalem. eine Schar Propheten. Wörtl. »Söhne der Propheten«; junge Männer, die von Samuel zum prophetischen Dienst ausgebildet wurden (s. 19,18-20). weissagen. Der Prophet verkündigte als Gottes Bote das Wort des Herrn (2Sam 7,5; 12,1) – manchmal mit musikalischer Begleitung (1Chr 25,1). Hier suggeriert das Wort »weissagen« das Lob Gottes und die Belehrung des Volkes unter musikalischer Begleitung.
10,6 der Geist des HERRN wird über dich kommen. Der Heilige Geist würde Saul befähigen, das Wort des Herrn zusammen mit den Propheten kund zu tun. wirst in einen anderen Mann verwandelt. Mit dieser Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist würde Saul zu einem anderen Mann werden (vgl. 10,9), wie Gideon und Jephtah ausgestattet zu Heldentaten (vgl. V. 9; Ri 6,34; 11,29). 10,7 Zeichen. Die drei Zeichen aus V. 2-6: 1.) der Bericht der gefundenen Eselinnen; 2.) die Begegnung mit den 3 Männern, die nach Bethel gingen; und 3.) die Begegnung mit den Propheten. tue, was deine Hand vorfi ndet. Saul sollte die Arbeit tun, die seine Hand fi nden würde (Pred 9,10).
10,8 Gilgal. Die Stadt, wo Samuel Saul schließlich zum König erklär- te (11,14.15), Saul dem Herrn opferte ohne den Propheten Samuel (13,12) und wo Samuel den König Agag erschlug (15,33). Gilgal lag östlich von Jericho und westlich des Jordans. Brandopfer … und Friedensopfer. S. Anm. zu 3Mo 1,3-17; 3,1-17. Sieben Tage. Die bestimmte Zeit, die Saul auf Samuel warten musste, bis dieser kam und ihm sagte, was er tun sollte (s. 13,8).
10,9 Gott verwandelte sein Herz. Wörtl. »Gott wandelte ihm das Herz in ein anderes um«, d.h. Gott bereitete Saul auf das Königtum vor, indem der Heilige Geist über ihn kam (vgl. V. 6).
10,12 wer ist ihr Vater? Eine Frage, die die Identität des Führers der Propheten Schar herausfi nden sollte, zu der nun auch Saul gehörte. das Sprichwort. Ein weit verbreitetes Sprichwort.
10,16 von dem Königtum. Saul sagte seinem Onkel nichts von seinem Königtum. Das könnte ein Zeichen für Sauls Demut sein (vgl. V. 22).
10,17 Samuel aber berief das Volk. In Mizpa wurde öffentlich gemacht, dass der Herr Saul erwählt hatte; an dem Ort, an dem die geistliche Erweckung vor dem israelitischen Sieg über die Philister stattfand (7,5-8).
10,18 der HERR, der Gott Israels … der euch … errettet hat. Trotz der in der Vergangenheit bewiesenen Treue Gottes gegenüber seinem Volk verlangten sie noch nach einem menschlichen König, um sie aus der Hand ihrer Feinde zu befreien. 10,20.21 getroffen. Wahrscheinlich fi el die Loswahl auf Saul (vgl. 3Mo 16,8-10; Jos 7,15-18). S. Anm. zu Spr 16,33.
10,22 bei den Geräten versteckt. Vor lauter Überwältigung hatte Saul sich bei den militärischen Geräten versteckt.
10,23 er überragte alles Volk um Haupteslänge. Sauls Körper- größe war beeindruckend, Kopf und Schultern überragten das restliche Volk und gaben ihm eine königliche Ausstrahlung.
10,25 das königliche Recht. Samuel erinnerte das Volk an die Vor- schriften für das Verhalten der Könige laut 5Mo 17,14-20.
10,26 deren Herz Gott angerührt hatte. Tapfere Männer, die Gottes Wahl bestätigten und sich Saul anschlossen.
10,27 Söhne Belials. S. Anm. zu 2,12. Jene, die Saul nicht die Ach- tung entgegen brachten, die einem König geziemte. 11,1 Nahas, der Ammoniter. Nahas (bedeutet »Schlange«) war der König der Ammoniter, der Nachkommen Lots (vgl. 1Mo 19,36-38), die auf der Ostseite des Jordans lebten. Jabes in Gilead. Eine Stadt östlich des Jordans, etwa 35 km südlich des Sees von Galiläa auf dem Stammesgebiet Manasses (vgl. Ri 21,8-14).
11,2 euch allen das rechte Auge aussteche. Diese barbarische Verstümmelung war im antiken Nahen Osten eine weit verbreitete Bestrafung für Eindringlinge, wodurch den Kriegern die Tiefenschärfe genommen und ihr Sichtfeld verringert wurde; dies machte sie für den Kampf untauglich.
11,3 sieben Tage. Die Ältesten von Jabes hofften auf Rettung durch die Israeliten westlich des Jordans.
11,4 Gibea-Saul. Sauls Heimat und erste Hauptstadt des König- tums, etwa 5 km nördlich Jerusalems (vgl. 10,26).
11,5 vom Feld. Saul arbeitete weiterhin als Landwirt während er auf den Zeitpunkt wartete, an dem er Israels Erwartungen an ihn als König erfüllen würde.
11,6 der Geist Gottes kam über Saul. Um ihn mit göttlicher Ent- rüstung zu erfüllen und ihn zu bevollmächtigen, die Einwohner Jabes in Gilead zu retten (vgl. 10,6).
11,7 und zerstückelte sie. Saul zerteilte die Rinder und ließ deren Stücke in alle Gebiete Israels tragen, um das Volk zum Kampf zu wecken (s. Ri 19,29; 20,6 hinsichtlich einer ähnlichen Vorgehensweise).
11,8 Besek. Eine Stadt 21 km nördlich Sichems und 27 km westlich von Jabes in Gilead. Söhnen Israels … Männern Judas. Diese Unterscheidung zwischen Israel und Juda vor der Teilung des Königtums lässt darauf schließen, dass das Buch nach 931 v.Chr. geschrieben wurde, als das Königreich geteilt wurde. S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit.
11,11 drei Abteilungen. Eine Militärstrategie von in Gruppen auf- geteilten Streitkräften, die die Möglichkeit verringerte, alle Männer durch einen raffi nierten Angriff zu verlieren, und gleichzeitig größere militärische Optionen ermöglichte. um die Morgenwache. Die letzte der drei Wachen (von 2-6 Uhr nachts); dieser Überraschungsangriff geschah vor der Morgendämmerung, bevor die Ammoniter zur Schlacht vorbereitet waren.
11,13 der HERR hat heute Rettung gegeben in Israel. Saul er- kannte die Rettung des Herrn und lehnte die Tötung derer ab, die gegen sein Königtum waren (10,27).
11,14 Gilgal. S. Anm. zu 10,8. das Königtum … erneuern. Die er- neute Bestätigung von Sauls Königtum unter öffentlicher Anerkennung.
11,15 machte dort Saul zum König vor dem HERRN. An diesem Tag kam das ganze Volk, um Saul zum König zu krönen. Der Weg zum Königtum war für Saul und David der gleiche: 1.) beauftragt vom Herrn (9,1-10,16; 16,1-13); 2.) bestätigt durch einen militärischen Sieg (10,1711,11; 16,14-2Sam 1,27) und 3.) gekrönt (11,12-15; 2Sam 2,4; 5,3). Friedensopfer. Opfer des Dankes (vgl. 3Mo 7,13). freuten sich dort sehr. Zusätzlich zum Sieg über die Ammoniter gab es eine große Freudenfeier wegen des vereinten Volkes.
12,1 ich habe eurer Stimme gehorcht. Samuel war dem Willen des Herrn und dem des Volkes gehorsam gewesen und hatte den von Gott bestimmten König über sie gesetzt, obwohl er persönliche Vorbehalte gegenüber dem Königtum hatte.
12,3 hier bin ich! Diese Worte, die Samuel sein ganzes Leben hin- durch vertraut blieben (vgl. 3.4.5.6.8.16), betonten seine Verfügbarkeit für Gott und das Volk. Zeugnis. Samuel bat das Volk, zu bezeugen, gegen welche Aufl agen des Bundes er verstoßen hatte.
12,7 dass ich mit euch rechte vor dem HERRN. Obschon das Volk unter dem neuen König vereint wurde, wollte Samuel es nach wie vor zurechtweisen, weil sie das, was Gott ohne einen König für sie getan hatte, ignorierten und zurückwiesen.
12,11 der HERR sandte … und errettete euch. Es war der Herr, der sie durch die Taten der Richter errettete, nicht durch ihre eigenen.
12,12 Als ihr aber saht, dass Nahas, der König der Ammoni- ter, gegen euch heranzog. Laut DSS (Handschriften vom Toten Meer) und Josephus zog Nahas gegen ein großes Gebiet ins Feld. Es war diese ammonitische Bedrohung, die anscheinend Israels Forderung nach einem König hervorrief (8,1-20). der HERR, euer Gott, euer König. Die deutlichste Anschuldigung gegen Israel, weil es sich einen Menschen und nicht den Herrn ihren Gott erwählte, der für das Volk kämpfen sollte (vgl. 8,20).
12,13 euer König, den ihr erwählt … begehrt habt. Der Herr kam ihrer Bitte nach (vgl. Ps 106,15).
12,14 den HERRN fürchtet. Eine Erinnerung an Jos 24,14. Israel soll- te in Ehrfurcht vor dem Herrn stehen und sich ihm unterwerfen (vgl. 5Mo 10,12). ihr und euer König … dem HERRN, eurem Gott, nachfolgt. Volk und König erhielten den gleichen Befehl, den gleichen Maßstab: Gehorsam gegenüber Gottes Geboten.
12,15 widerspenstig. »Nicht gehorchen, nicht beachten, verlas- sen«. Entsprechend der Verheißungen aus 5Mo 28 würde dem Gehor
13,5 30 000 Streitwagen. Wahrscheinlich ist dies ein Abschreib- fehler, da die Zahl in einem Missverhältnis zu den aufgeführten Reitern steht. Dreitausend scheint berechtigter, was sich in manchen atl. Handschriften auch fi nden lässt. Michmas. S. Anm. zu 13,2. Beth-Awen. Wörtl. »Haus des Nichts«. Es lag etwa 1 km südwestlich von Michmas.
13,7 Gad und Gilead. Gebiete auf der Ostseite des Jordan. das ganze Volk hinter ihm war verzagt. Das Volk fürchtete sich vor einer möglichen Vergeltung der Philister.
13,8 sieben Tage … der von Samuel bestimmten Zeit. Das ist ein direkter Verweis auf Samuels Worte in 10,8. Saul wurde befohlen, sieben Tage lang auf Samuel in Gilgal zu warten. das Volk … zerstreute sich. Sauls Männer verließen ihn aus Angst vor dem bevorstehenden Kampf.
13,9 er brachte das Brandopfer dar. Sauls Sünde lag nicht unbe- dingt in der Darbringung eines Opfers (vgl. 2Sam 24,25; 1Kö 8,62-64), sondern vielmehr darin, dass er nicht auf Samuels priesterliche Unterstützung wartete (s. 10,8). Er wollte als Autokrat regieren, der in zivilen und geistlichen Angelegenheiten absolute Macht besaß. Samuel hatte eine Wartezeit von 7 Tagen festgesetzt, um Sauls Charakter und seinen Gehorsam gegenüber Gott einer Prüfung zu unterziehen, doch indem er das Priesteramt an sich riss, bestand Saul sie nicht.
13,11 Als ich sah. Sauls Ungehorsam gründete sich auf das, was er sah, nicht auf das, was er glaubte. Er fürchtete seine Männer zu verlieren und berücksichtigte nicht, was Gott von ihm wollte.
13,13 Du hast das Gebot … nicht gehalten! Sauls Ungehorsam war ein direkter Verstoß gegen Samuels Gebot in 10,8. dein Königtum … ewig. Wie ist das angesichts der göttlichen Verheißung an Juda zu verstehen (1Mo 49,10)? Das bewies nur, dass Saul nicht aus Juda stammte, wie sein schrecklicher Ungehorsam veranschaulichte.
13,14 einen Mann … nach seinem Herzen. An Sauls Stelle würde Gott jemanden setzen, dessen Herz dem seinen glich, d.h. jemand, der gewillt war, Gott zu gehorchen. Paulus zitiert diese Stelle in Apg 13,22, wo von David die Rede ist (vgl. 16,7). Fürst. Jemand anderes, nämlich David, war bereits erwählt, um Gottes Volk zu führen.
13,15 von Gilgal hinauf nach Gibea-Benjamin. Das war eine etwa 16 km lange Reise nach Westen. Samuel verließ Saul, da er wusste, dass Sauls Königtum zu Ende ging. 600 Mann. Das deutet die Massenfl ucht der Israeliten an (V. 6) und lässt erahnen, wem Saul gegenüber stand (V. 5).
13,17 Verheerungszug … in drei Abteilungen. Wörtl. »Zerstö- rer«; die philistinische Armee, die in drei Gruppen aufgeteilt war. 13,19 kein Schmied. Die Philister besaßen bis zur Zeit Davids (vgl. 1Chr 22,3) hervorragende Eisen und Metall verarbeitende Handwerker, die den Grund für ihre furchterregende militärische Macht bildeten.
13,20 Sichel. Gemeint ist eine Spitzhacke, mit der der Boden von Hand bearbeitet wurde.
13,21 Die Philister veranschlagten einen hohen Preis für das Schär- fen der Instrumente, die möglicherweise gegen sie angewandt werden konnten.
13,22 weder Schwert noch Speer. Gegenüber Israel hatten die Philister einen klaren militärischen Vorteil, da sie ein Monopol auf eiserne Waffen besaßen.
13,23 zum Pass von Michmas. Einige Philister waren zu einem Pass gezogen, der nach Michmas führte.
14,1 dort drüben. Jonathan und sein Waffenträger verließen das israelitische Lager, um sich dem Vorposten der Philister zu nähern.
14,2 Granatbaum. Diese Bäume prägen das Bild der israelitischen Landschaft, normalerweise wachsen sie als niedrige Sträucher mit ausladenden Zweigen. Dieser könnte besonders groß gewesen sein.
14,3 Achija. »Bruder des Herrn«. Er war der Urenkel Elis, des Hohen- priesters; ein weiteres Haus, das vom Herrn verworfen wurde (2,22-36). trug das Ephod. Das Ephod war ein weißes priesterliches Kleidungsstück, das mit einem Gürtel am Körper festgebunden wurde. Das Brustschild, das über dem Ephod getragen wurde, besaß Taschen, in die die Priester gewisse Dinge taten, die zur Bestimmung des göttlichen Willens dienten, d.h. die Urim und die Tummim oder heilige Lose. S. Anm. zu 2Mo 28,5-13. Anscheinend benutzte Saul es nicht, um den Willen des Herrn herauszufi nden.
14,4 Bozez … Senne. Hebr. Begriffe; Bozez könnte »schlüpfrig« bedeuten und Senne »dornig«.
14,6 Unbeschnittenen. Ein abfälliger Ausdruck, der von den Israe- liten zur Beschreibung der Philister verwendet wurde. durch viele oder durch wenige. Jonathan bewies den großen Glauben, den der König hätte aufbringen sollen (vgl. 13,11).
14,10 soll uns als Zeichen dienen. Es war ungewöhnlich, Gottes Willen auf diese Weise herauszufi nden, jedoch nicht ohne vergleichbaren Fall, z.B. Gideons Vlies (Ri 6,36-46). Jonathan durfte den Willen Gottes durch die Reaktion seiner Feinde ermitteln.
14,11 Hebräer. Der älteste von Heiden verwendete Begriff zur Be- nennung des Volkes Israel. den Löchern … in denen sie sich verkrochen hatten. Viele Israeliten hatten sich aus Furcht vor dem Kampf versteckt. Anscheinend dachten sie, dass Jonathan und sein Waffenträger israelitische Deserteure waren, die zur philistinischen Seite überliefen.
14,15 die Erde erbebte. Das Erdbeben bestätigte, dass Gott Jona- than und seinem Waffenträger bei ihrem Angriff zur Hilfe kam. Es verursachte Panik unter den Philistern. Gott hätte auch um Sauls willen in dieser Weise eingegriffen, wenn er treu gewartet hätte (vgl. 13,9).
14,18 die Lade Gottes. In der LXX steht »Ephod« anstatt »Lade«, was wahrscheinlicher ist, da die Lade in Kirjat-Jearim war und der Sprachgebrauch in 14,19 eher dem Ephod entspricht (V. 3) als der Bundeslade. S. Anm. in der rev. Elberfelder Bibel.
14,19 Lass es bleiben! In Eile befahl Saul dem Priester, nicht länger nach dem Willen des Herrn zu fragen.
14,21 Hebräer. Gemeint sind israelitische Überläufer oder Söldner.
14,22 Bergland Ephraim. Ein großes und teilweise bewaldetes Ge- biet im Norden und Westen von Michmas.
14,23 So rettete der HERR … Israel. Der Verfasser verwendete eine ähnliche Sprache wie beim Exodus. Trotz ihres ungehorsamen Königs war Gott treu und errettete Israel von seinen Feinden. Beth-Awen. S. Anm. zu 13,5.
14,24 sehr angestrengt. Sauls ungeeignete Führerschaft schaffte es nicht, die physischen Bedürfnisse seiner Männer zu stillen, so dass sie schwach und erschöpft waren. Verfl ucht. Sauls erster törichter Schwur beinhaltete einen Fluch für jeden, der Nahrung zu sich nehmen würde, bis der Kampf vorüber war. Die Szene schließt sich chronologisch an Jonathans Weggang an.
14,25 Honig … auf dem freien Feld. Ein Hinweis auf die Honigwa- ben im Wald (V. 27).
14,27 Jonathan aber hatte es nicht gehört. Jonathan war an- scheinend gegangen, bevor Saul seinen Schwur aussprach.
14,29 Mein Vater hat das Land ins Unglück gebracht! Jonathan sah die Torheit von Sauls Schwur und wie er der Sache Israels schadete anstatt ihr zu helfen.
14,31 Ajalon. Das Gebiet lag etwa 24 km westlich von Michmas. Das wäre der normale Weg zurück in das Land der Philister gewesen.
14,32 aß das Fleisch mit dem Blut. Das Volk war wegen des Schwurs so ausgehungert (V. 24), dass sie das Gesetz missachteten und rohes Fleisch aßen, ohne das Blut zuvor abtropfen zu lassen (vgl. 3Mo 17,10-14).
14,35 der erste Altar. Sauls erster und einziger Altar, den die Schrift erwähnt.
14,36 Lasst uns hier zu Gott nahen! Achija, der Priester, machte den Einwand, dass sie zuerst den Herrn um Wegweisung bitten sollten.
14,37 Saul fragte Gott. Auf Achijas Bitten befragte Saul den Herrn bezüglich seines Schlachtplans. Er antwortete ihm nicht. Aufgrund der Sünde, zu der Saul seine Armee veranlasste, antwortete Gott ihm nicht. Das würde nicht das letzte Mal sein, dass der Herr es ablehnte, Saul zu antworten (vgl. 28,6).
14,39 so wahr der HERR lebt. Saul fügte seinem vorangegangenen Schwur einen weiteren ebenso törichten hinzu, ohne es zu wissen, gefährdete er das Leben seines eigenen Sohnes.
14,41 getroffen. Der Losentscheid wurde verwendet, um eine Per- son oder eine Gruppe von einer anderen zu unterscheiden. Jonathan wurde als Schuldiger ausgemacht, obwohl er nicht schuldig war (V. 27).
14,44 Gott tue mir dies und das. Stolz und an seiner eigenen Autorität und Ehre interessiert, beabsichtigte Saul seinen Schwur einzulösen.
14,45 mit Gott an diesem Tag gewirkt. Im Gegensatz zu seinem Vater, dem König, verstand Jonathan, dass Gottes Macht für diese Aufgabe genügte, so dass er sich bezüglich des Sieges im Gehorsam auf ihn verließ.
14,46 die Philister zogen in ihr Land. Die Philister konnten ihren Rückzug ungehindert fortführen.
14,47 Saul konnte bedeutsame militärische Errungenschaften vor- weisen und dehnte Israels Landesgrenzen in alle Richtungen aus: nach Süden (Edom), Osten (Ammon und Moab), Norden (Zoba) und Westen (Philistäa). Die Niederlage der Amalekiter wird im 15. Kap. geschildert.
14,49 Sauls Kinder, Jonathan und Michal, würden im Leben des nächsten Königs, David, eine wichtige Rolle spielen. Von Sauls Frau und seinen anderen Kindern ist nichts weiter bekannt als das hier Erwähnte. 14,50 Abner. Sauls Cousin, der seine Armee befehligte (vgl. 1Sam 17,55; 20,25; 26,14.15).
14,52 Der Krieg … war heftig. Der philistinische Widerstand ge- gen Israel dauerte bis zum allerletzten Tag im Leben Sauls (1Sam 31,13). starken und tapferen Mann. Saul hielt nach fähigen Kriegern Ausschau und fügte sie seiner persönlichen Streitkraft hinzu. David war ein solcher Mann, der diese Praktik auch unter seiner Herrschaft fortsetzte (2Sam 23,8-39).
15,2 Amalek. Die Amalekiter, ein nomadisches Wüstenvolk, das von Esau abstammte (1Mo 36,12), wurde zu einem von Gott gekennzeichneten Volk, als es Israel nach seinem Auszug aus Ägypten in der Wüste angriff (s. Anm. zu 2Mo 17,8-16; vgl. 4Mo 24,20; 5Mo 25,17-19; Ri 6,3-5).
15,3 vollstreckt den Bann. Gott gab Saul eine Möglichkeit, sich durch Gehorsam auszuzeichnen. Es sollte ein absolutes Gericht sein, das alles Lebende vollkommen auslöschte. Denen, die sein Volk vernichten würden, würde ein schweres göttliches Gericht widerfahren; ebenso schwer war es für die Ungehorsamen (vgl. Achan in Jos 7,10-26).
15,4 Telaim. Die genaue Lage dieses Gebietes ist unbekannt, aber es könnte ein Verweis auf Telem in Jos 15,24 sein.
15,5 der Stadt Amaleks. Das war eventuell das heutige Tel Masos, das etwa 11 km in ostsüdöstlicher Richtung von Beerscheba lag. 15,6 die Keniter. Moses Schwiegervater war ein Keniter (vgl. Ri 1,16), ein mit Israel befreundetes Volk.
15,7 von Hewila an bis nach Schur. Saul errang einen beträchtli- chen Sieg, der einen Großteil des amalekitischen Territoriums einschloss. Allerdings waren die Amalekiter nicht vollständig vernichtet (vgl. 27,8; 30,1).
15,8 Agag. Aufgrund seiner weit reichenden Auswirkungen wird hier ein weiteres Beispiel von Sauls unvollständigem Gehorsam in Bezug auf Agag berichtet. Über 5 Jahrhunderte später versuchte ein Agagiter namens Haman die Juden in seinem Machtbereich in Persien auszurotten (vgl. Est 3,1ff.). dem ganzen Volk. Mit Ausnahme des Königs töteten die Israeliten jeden, der ihnen über den Weg lief.
15,9 Saul und das Volk verschonten. Durch Habsucht motiviert verschonten Saul und das Volk das beste der Kriegsbeute des Landes; dadurch missachteten sie Gottes Wort und bewiesen ihre Untreue.
15,11 Darüber entbrannte Samuel. Aufgrund seiner Rolle als Priester des Volkes machte ihn Sauls Amtsführung als König sehr besorgt, da er wie die Könige anderer Völker handelte (1Sam 6,19.20), d.h. egoistisch, eigenwillig und gegenüber den Dingen Gottes zutiefst ungehorsam.
15,12 Karmel. Das ist nicht der Karmel, an dem Elia Großes voll- brachte (1Kö 18,20ff.) – dieser hier lag 11 km südlich von Hebron. sich ein Denkmal aufgerichtet. Saul, der die Ehre für den Sieg anscheinend selbst beanspruchte, errichtete sich ein Denkmal (vgl. Absalom in 2Sam 18,18). Dieser törichte Akt eines verachtenswerten Stolzes drückte Sauls Selbstanbetung aus anstatt wahrer Verehrung Gottes und war ein weiterer Beweis seiner geistlichen Schwäche. Gilgal. Der Ort der ersten Auseinandersetzung zwischen Samuel und Saul (13,7b-15) wurde zu dem Schauplatz, an dem dieses Gericht verkündet wurde.
15,13 Ich habe das Wort des HERRN erfüllt! Saul behauptete, ent- weder unwissentlich oder in betrügerischer Absicht, dass er das Befohlene ausgeführt hatte (15,20).
15,15 das Volk verschonte die besten … um sie … zu opfern. Saul begann, die Schuld auf andere zu schieben, und gab seinen eigenen Entschuldigungen Raum wie schon zuvor einmal (vgl. 13,11.12). Dann versuchte er seine Sünde zu rechtfertigen, indem er sagte, dass die Tiere als Opfer für den Gott Samuels benutzt würden. Sauls offensichtlicher Ungehorsam schmerzte zumindest seinem Gewissen, so dass er Gott nicht als seinen Gott bezeichnen konnte.
15,17 klein … in deinen Augen. Bevor Saul König wurde, war er ein demütiger und bescheidener Benjaminit (vgl. 9,21).
15,19 über die Beute hergefallen. Saul und das Volk rissen die Beute habgierig an sich, so wie ein Raubvogel auf sein Opfer herabstürzt.
15,20 Ich habe doch der Stimme des HERRN gehorcht. An- statt seine Sünde zu bekennen und Buße zu tun, versucht Saul sich weiterhin zu rechtfertigen.
15,22 Gehorsam ist besser als Schlachtopfer. Das ist eine we- sentliche atl. Wahrheit. Samuel erklärt, dass Gott Herzensgehorsam wichtiger ist als rituelle Tieropfer (vgl. Ps 51,18.19; Jes 1,10-17). Das Opfersystem sollte niemals ein gehorsames Leben ersetzen, sondern war als Ausdruck des selbigen gedacht (vgl. Hos 6,6; Am 5,21-27; Mi 6,6-8).
15,23 Ungehorsam … Widerspenstigkeit. Saul musste erkennen, dass seine wirkliche Anbetung durch sein Verhalten bewiesen wurde, nicht durch seine Opfer. Er erwies sich als Götzendiener, dessen Götze er selbst war. Er hatte die Bedingungen nicht erfüllt (12,13-15), die dem Volk Segen gebracht hätten. Sein Ungehorsam hier war mit Wahrsagerei und Abgötterei gleichzusetzen – Sünden, die des Todes würdig sind. Weil du … verworfen hast, so hat er dich verworfen. Hier wird der allgemeine Grundsatz gegeben, dass diejenigen, die Gott beständig ablehnen, eines Tages von ihm zurückgewiesen werden. Sauls Sünden veranlassten Gott umgehend, den Thron Israels für immer von Saul und seinen Nachkommen zu nehmen.
15,24 Ich habe gesündigt. Dieses überfällige Bekenntnis scheint mehr der Sorge vor den Konsequenzen entsprungen zu sein (Bedauern) als der Trauer darüber, gegen den heiligen Gott verstoßen zu haben (Buße). Er übergeht seine persönliche Verantwortung, indem er die Schuld dem Volk zuschiebt.
15,25 kehre mit mir um. Saul wollte Samuels Gegenwart als ein Zeichen der Unterstützung vor dem Volk (vgl. 15,30).
15,28 das Königreich … abgerissen. Sauls Gericht wurde an dem Tag seines ungehorsamen Handelns mit den Amalekitern festgelegt. Samuel verwendete diese Illustration, da sie anschaulich darstellt, wie Gott das Königreich von Saul nehmen würde, halt so wie dieser gerade ein Stück von Samuels Gewand abgerissen hatte. deinem Nächsten. Ein Hinweis auf David (vgl. 28,17).
15,29 der Ruhm Israels. Ein einzigartiger Titel Gottes; er könnte auch mit »die Herrlichkeit Israels« übersetzt werden (vgl. Mi 1,15). Auch lügt … nicht … reut ihn auch nicht. Hinsichtlich des Gerichts über Saul hob Samuel Gottes Wesensmerkmal der Unveränderlichkeit hervor.
15,30 ehre mich. Saul dachte noch immer an sich und wie er die Situation zu seinem Gewinn retten konnte.
15,31 Samuel kehrte um. Samuel folgte Saul, weil er dies gegen- wärtig vielleicht als die weiseste Handlung im Interesse des Volkes ansah.
15,33 hieb Agag in Stücke. Ein göttliches Gericht, das den heili- gen Zorn Gottes über die Sünde zeigen sollte. Leider rotteten die Israeliten die bösen Amalekiter nicht aus, so dass diese später zurückkamen, um das südliche Gebiet zu überfallen und Frauen und Kinder gefangen zu nehmen, einschließlich Davids Familie (s. 1Sam 30).
15,35 Samuel sah … nicht mehr … trug Leid. Samuel besuchte den verworfenen König Zeit seines Lebens nicht mehr (vgl. 1Sam 28,1119). Saul suchte Samuel wenigstens zu einer weiteren Gelegenheit auf (vgl. 19,24).
16,1 Der dritte Hauptteil von Samuel berichtet von Sauls ste- tem Niedergang und der Erwählung und Vorbereitung Davids aufs Königtum. Kap. 16 beginnt mit Samuels Trauer über Saul, die einer Totenklage gleicht. Sauls Tod (31,1-13) beschließt den letzten Teil des Buches. 16,1 Isai, dem Bethlehemiten. Gottes neuer König über Israel (so wie schließlich der Messias; 1Mo 3,15; 4Mo 24,17; 1Sam 2,10; Ps 2) würde aus dem Stamm Juda kommen (Isai; vgl. Rt 4,12.22; 1Mo 49,10) und der Stadt Bethlehem in Juda (vgl. Mi 5,1; Mt 2,2-6). ich habe mir … ausersehen. Der König wurde von Gott erwählt (5Mo 17,15), der alle Dinge gemäß dem Ratschluss seines Willens anordnet (Jes 40,14) und nicht nach den Wünschen der Menschen (8,5.6; 2Sam 2,8.9).
16,2 Saul … wird … mich töten. Sauls unausgeglichener Gemüts- zustand war in Israel bereits bekannt. Ironischerweise war Samuels anfängliche Reaktion auf das Wort des Herrn Furcht vor Saul anstatt Freude über das, was Gott Israel geben wollte (und letzten Endes allen Völkern; z.B. 1Kö 8,41-43). Der Weg von Rama nach Bethlehem führte Samuel durch Gibea-Saul (vgl. 10,26; 11,14). Ich bin gekommen, um … zu opfern. Bis zur Errichtung des Hauses Gottes in Jerusalem konnte der Ort der Opferung in jeder Stadt sein (5Mo 12,11).
16,3 salbst. Davids erste Salbung geschah durch Samuel und sym- bolisierte Gottes Anerkennung/Ordination (vgl. 2,10). Die beiden folgenden Salbungen (2Sam 2,7; 5,3) sollten David öffentlich als König einsetzen zum Nutzen Judas bzw. Israels.
16,4 die Ältesten der Stadt … zitternd. Die Ältesten hatten eben- so wie ganz Israel von Agags Hinrichtung durch Samuel gehört (15,33). Israel brachte den »Seher« oder Propheten nach wie vor mit dem noch nicht so lange vergangenen Amt des »Richters« in Verbindung.
16,5 Heiligt euch. Der Anbetung Jahwes ging immer Reinigung oder Waschung voraus, sowohl der äußerlichen Kleidung als auch des inneren Menschen (2Mo 19,10.14; 1 Joh 1,9).
16,6 Eliab. Wörtl. »Mein Gott ist Vater«. Da Eliab der erste von den Söhnen Isais war, der Samuel ins Auge fi el, musste er ein junger Mann gewesen sein, dessen äußerliche Erscheinung beeindruckend war.
16,7 sein Aussehen … die Höhe seines Wuchses. Samuel musste daran erinnert werden, dass der Gesalbte Gottes nicht aufgrund seiner körperlichen Merkmale erwählt wurde. Anfänglich war das eine schwer zu begreifende Vorstellung für Samuel, da er einen König gewohnt war, dessen einzig positive Charakteristika physischer Natur waren. der HERR aber sieht das Herz an. Die hebr. Vorstellung vom »Herzen« enthält die Gefühle, den Willen, den Intellekt und die Wünsche. Das Leben eines Menschen spiegelt sein Herz wider (vgl. Mt 12,34.35).
16,8 Abinadab. Wörtl. »Mein Vater ist großmütig«. Samuel, der für die Führung des Geistes Gottes nun empfänglicher war, erkannte schnell, dass Abinadab nicht der Gesalbte Gottes war. 16,9 Schamma. Wörtl. »der Herr hört (oder hörte)«. S. 16,8.
16,10 sieben … Söhne. Mit David hatte Isai 8 Söhne. Der Umstand, dass 1Chr 2,13 von 7 Söhnen spricht, hat zu bedeuten, dass einer der 8 starb und deshalb nicht in 1Chr 2,13 aufgeführt wurde.
16,11 Der Kleinste … hütet die Schafe. Gottes Gunst/Wahl fällt oft auf den Jüngsten und Geringsten (vgl. Jakob, Joseph, Gideon). Obschon David der Jüngste war, war er der Erstgeborene über Israel (Ps 89,28), dessen demütiger Anfang als Hirte und seine spätere Herrschaft als König auf Jesus hinweisen: den höchsten Hirten und König Israels.
16,12 rötlich, mit schönen Augen und von gutem Aussehen. Der von Gott erwählte König war gutaussehend, obgleich das nicht Gottes Grund für seine Erwählung war. Möglicherweise hatten echter Glaube und Freude im Herrn ihren Anteil an seiner Erscheinung. S. auch 17,42.
16,13 salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Davids erste Sal- bung geschah vor seiner Familie (seinem Haus). Seine zweite Salbung sollte vor der Versammlung seines Stammes Juda stattfi nden; und die dritte vor dem Volk Israel. (S. Anm. zu 16,3.) der Geist des HERRN kam über David. Dieser vertraute atl. Ausdruck spricht von der Bevollmächtigung zu einer gottgegebenen Aufgabe (vgl. 10,6.11; 11,6; 19,20.23; 2Sam 23,2; 2Chr 20,14; Jes 11,2; 61,1; Hes 11,5; 37,1). Davids Salbung war ein äußeres Symbol für Gottes inneres Wirken. Der Heilige Geist wirkte in diesem Fall nicht die Wiedergeburt, sondern bevollmächtigte David, seine Rolle in Gottes Plan für Israel einzunehmen (vgl. Saul, 10,6). Nachdem David die Sünde mit Bathseba begangen hatte (2Sam 11.12), betete er: »… nimm deinen heiligen Geist nicht von mir« (Ps 51,13).
16,14 der Geist des HERRN wich von Saul. Als Davids Weg auf den Thron begann, fi ng auch Sauls langsamer und schmerzlicher Abstieg an (vgl. 18,12). Ohne Gottes bevollmächtigenden Heiligen Geist war Saul nicht länger Israels König (15,28), obwohl er physisch erst viele Jahre später vom Thron abgesetzt wurde und starb. ein böser Geist. In seiner Souveränität erlaubte Gott es einem bösen Geist, Saul zu quälen (vgl. Ri 9,23; 1Kö 22,19-23; Hi 1,6-12) zur Förderung seiner Absicht, den Thron Davids zu errichten. Dieser Geist, ein Bote Satans, ist von einem emotional aufgewühlten Zustand zu unterscheiden, der durch Sünde hervorgerufen wurde oder durch die schädlichen Konsequenzen der sündigen Handlungen anderer (z.B. Geist der Eifersucht, 4Mo 5,14). Dieser dämonische Geist griff Saul von außen an, denn es fi ndet sich kein Beweis, dass er in Saul wohnte. schreckte ihn. Saul, dessen innere Verfassung schon zu zweifelhaften Urteilen und zur Menschenfurcht neigte, begann Gottes Gericht zu erfahren in Form von schweren Ausbrüchen von Depression, Zorn und Wahnvorstellungen, die durch den bösen Geist hervorgerufen und verstärkt wurden. Im NT fi nden sich mehrere Fälle, wo Gott Menschen den Dämonen oder Satan zum Gericht übergab (s. Apg 5,1-3; 1Kor 5,1-7; 1Tim 1,18-20). Er gebrauchte Satan oder seine Dämonen auch zur Stärkung der Heiligen. S. Hi 1,1-2,6; Mt 4,1ff.; Lk 22,31.32; 2Kor 12,7-10.
16,16 er … spielt, damit es dir besser geht. Gott benutzte das Böse, das Saul befallen hatte, um David vor den Augen Israels am Königshof einzuführen.
16,18 der das Saitenspiel versteht … und schön. Der Autor der Bücher Samuel führt David ein, den süßen Psalmisten Israels (2Sam 23,1), bevor er David, den Krieger, vorstellt. David, der später seine geschickte Kriegsführung unter Beweis stellte, war ebenso ein empfi ndsamer Musiker von außergewöhnlichen Fertigkeiten und Ansehen. der HERR ist mit ihm. Gottes Heilige im AT und NT werden an ihren Früchten erkannt (2,26; Lk 2,40). Einige Leute hatten es in Israel schon bemerkt, dass Gott hinter David stand.
16,19 Sende deinen Sohn David. Eine Verbindung zu 16,1: »… unter seinen (Isais) Söhnen habe ich mir einen König ausersehen«. Davids Abstammung war für Saul schon bald wichtig, als er eine Heirat zwischen seiner Tochter Michal und David arrangierte. bei den Schafen. Davids niedrige, bescheidene Tätigkeit wird hervorgehoben. Er lieferte den Beweis für diese Demut und Geduld, als er treu zu seiner Pfl icht zurückkehrte, nachdem Samuel ihn gesalbt hatte.
16,21 er gewann ihn sehr lieb. Saul liebte David wegen seiner Fähigkeiten, doch später wuchs in ihm eifersüchtiger Hass, da er wusste, dass er vom Herrn gesegnet war (vgl. 18,29). sein Waffenträger. David war höchst wahrscheinlich einer von vielen solcher Männer, die Saul für sich berufen hatte.
17,1 Socho … Aseka … Ephes-Dammin. Nach Davids Salbung und seiner Einführung am Königshof wird jetzt beschrieben, in welcher aktuellen Situation sich Israel angesichts seiner Feinde befand. Socho und Aseka waren Städte Judas (Jos 15,20.35; Jer 34,7), die etwa 24 km westlich bzw. 30 km nordwestlich von Bethlehem lagen. Ephes-Dammin (1Chr 11,12.13; vgl., 2Sam 23,9), das Lager der Philister, lag wahrscheinlich 1.5 km südlich von Aseka.
17,2 Terebinthental. Dort befand sich das israelitische Lager, ca. 5 km östlich von Ephes-Dammin.
17,4 Ausschließlich aus menschlicher Sicht gesehen, war Goliath unbesiegbar. Allerdings verließ David sich darauf, dass der Herr mit ihm war – das war der Unterschied (17,34-37). 17,4 Vorkämpfer. Wörtl. »der Mann zwischen zwei«. Eine angemes- sene Bezeichnung, da Goliath zwischen den Armeen der Philister und der Israeliten stand und zu einem »Duell«, einem Mann-zu-Mann Kampf herausforderte, der Ausgang wäre für die Schlacht für beide Seiten entscheidend. Gat. Eine der 5 wichtigsten Philister-Städte etwa 8 km westlich von Aseka. sechs Ellen und eine Spanne hoch. Eine Elle betrug etwa 45 cm und eine Spanne ca. 22 cm, was eine Körpergröße von etwa 2.90 m ergab (vgl. »Ägypter« in 1Chr 11,23 und »Og von Baschan« in 5Mo 3,11).
17,5 5 000 Schekel. Etwa 57 kg.
17,7 600 Schekel. Etwa 7 kg.
17,11 Saul … entsetzten … fürchteten sich sehr. Saul und Israel hatten bewiesen, dass ihnen sehr an der äußeren Erscheinung gelegen war (10,23.24; 15,30) und sie sich von Menschenfurcht beeinfl ussen ließen (12,12; 15,24). So ist es nur natürlich, dass Goliath ihren schlimmsten Alptraum verkörperte.
17,12 Ephratiters. Ephrata, ein anderer Name für das Bethlehem in Juda (vgl. Rt 4,11; Mi 5,1).
17,15 da ging David wieder von Saul weg. David hatte geteilte Pfl ichten, seine Aufgabe bei Saul als einer von vielen Waffenträgern (16,21) und das Hüten der Schafe seines Vaters in Bethlehem. In dieser Zeit lernte David zweifelsohne wichtige Lektionen hinsichtlich der Schwere der Verantwortung, Lektionen, die er später bei der Herrschaft über Israel anwandte.
17,17 Epha. Etwa 24 l.
17,23 redete wie zuvor. Goliath forderte Israel wie in 17,10 auch weiterhin heraus, er wiederholte dies 40-mal morgens und abends (17,16).
17,25 sehr reich belohnen … seine Tochter. In Israel war es nicht
17,43 Hund. Ironischerweise sprach Goliath die Wahrheit über sich selbst, auch wenn er sich dessen nicht bewusst war. Goliath war wie ein wilder Hund, der eine Bedrohung für die Herde darstellte und verjagt oder getötet werden musste.
17,45 im Namen des HERRN der Heerscharen. Goliath trat in sei- nem Namen zum Kampf an; David hingegen im Namen des Herrn aller Heerscharen (Armeen). Vgl. 5Mo 20,1-5.
17,46 damit die ganze Erde erkenne. David kämpfte im Namen des Herrn und für die Herrlichkeit des Herrn, dessen Name und Herrlichkeit sich bis zu den äußersten Ende der Erde erstreckt, hin zu allen Völkern (vgl. Jos 4,24; 2Sam 22,50; Ps 2).
17,47 der Kampf ist die Sache des HERRN. Vgl. 5Mo 31,6; Ri 7,18. David verstand das Hauptproblem genau, d.h., dass die Philister in Wirklichkeit den Herrn herausforderten, als sie sich gegen sein Volk stellten. 17,50 kein Schwert. In Israel waren eiserne Waffen selten (13,9).
17,51 schlug ihm den Kopf ab. David löste sein an Goliath gege- benes Versprechen aus V. 46a ein. Die Philister würden später das Gleiche mit Sauls Kopf tun (1Sam 31,9). fl ohen. Davids Ausruf, dass es einen Gott in Israel gibt (V. 46), bewies sich vor den Augen der Philister, denen der Zorn Jahwes nicht fremd war (1Sam 5-7). Klugerweise fl ohen sie vor Schrecken und kamen Goliaths Bedingungen bei einer Niederlage nicht nach (17,6-9).
17,54 nach Jerusalem. Die Jebusiter, die Einwohner Jerusalems, waren widerspenstige Leute (vgl. Jos 15,63; Ri 1,21; 19,10.11), besonders gegenüber dem Stamm Juda. Zweifelsfrei begannen sie wegen des Sieges dieses Bethlehemiten besorgt zu werden; Goliaths Kopf war von nun an eine beständige Warnung für ihre Zukunft (vgl. 2Sam 5,6-10).
17,55 Abner. S. Anm. zu 14,50. wessen Sohn. Davids Abstammung war zu diesem Zeitpunkt von äußerster Bedeutung für Saul, da der Sieger über Goliath in seine Familie einheiraten würde (vgl. 17,25; 18,18).
18,1 Jonathan gewann ihn lieb. Jonathan liebte David mit einer Treue und Ergebenheit, die für eine Bundesliebe bezeichnend war (18,3). Hiram, der König von Tyrus, besaß eine ähnliche Bundesliebe für David (vgl. 2Sam 5,11; 1Kö 5,15; 9,11). Davids spätere Herrschaft in Jerusalem ist von dieser Treue zu seinem Bund mit Jonathan gekennzeichnet (2Sam 9,1).
18,2 ließ ihn nicht wieder in das Haus seines Vaters zurück- kehren. Sauls Interesse, David bei sich zu behalten, entsprang mehr seinem Egoismus als das es ein Zeichen seiner großmütigen Gastfreundschaft war. Saul war sich bewusst, dass er die Hand seiner Tochter und Reichtum versprochen hatte (17,25), und zweifelsohne war er besorgt oder geängstigt wegen David, da dieser eine Bedrohung für ihn darstellte. Saul zog es vor, ihn am Hof zu wissen, um ein wachsames Auge auf den jungen Emporkömmling werfen zu können.
18,3 Bund. S. V. 1. Weitere Erwähnungen dieser ehrenhaften Bezie- hung fi nden sich in 19,1; 20,8.13-17.42; 22,8; 23,18.
18,4 Obergewand … Gürtel. Bereitwillig und unterwürfi g entle- digte Jonathan sich seiner äußeren Kleidung und der Instrumente, die seine Position als Fürsten Israels und Thronfolger darstellten. Jonathan, ein Anbeter Jahwes, hatte schnell wahrgenommen, dass David der Gesalbte Gottes war und bot dem wahren König Israels vorbehaltlos das Gewand des Thronfolgers an.
18,7 David aber seine Zehntausende. Das war ein Lied, das Saul hasste (vgl. 21,11; 28,5), da es David über ihn stellte.
18,8 das Königreich. Jetzt wurden Sauls Eifersucht und seine Bos- heit gegenüber David deutlich. Mit seinen eigenen Worten erkannte Saul an, dass David der rechtmäßige Thronfolger war und derjenige, von dem Samuel in Gilgal sprach (15,28).
18,10 der böse Geist. Sauls schmerzlicher Niedergang und sein Ende waren von der anhaltenden Quälerei dieses Geistes gekennzeichnet. S. 16,14. raste. Gemeint ist, dass er zwar zu anderen sprach, nicht aber die Zukunft vorhersagte. Sauls Rasereien im Inneren seines Hauses waren die eines Menschen, der wie andere falsche Propheten von einem bösen Geist beunruhigt wurde (vgl. 1Kö 22,19-23).
18,11 David aber wich ihm zweimal aus. Als Sauls Verhalten zunehmend gewaltsamer wurde, trachtete er mehr als zweimal mit dem Speer nach Davids Leben. Es war offensichtlich, dass Gott mit David war, denn es war schon ein rechtes Kunststück, einem Speer auszuweichen, der von einem so erfahrenen Krieger wie Saul geworfen wurde.
18,12 Saul fürchtete sich vor David. Saul, der mit der gleichen Schlussfolgerung konfrontiert wurde, die Jonathan in V. 1-4 zog, reagierte mit Furcht. Saul war ein Mann, der das Leben aus der menschlichen Perspektive betrachtete anstatt aus der Sicht Gottes, deshalb konnte er David nur als persönliche Bedrohung ansehen und nicht als einen Segen für Israel.
18,13 Obersten über Tausend. Saul gab David einen militärischen Auftrag, um sich auf ehrenvolle Weise seiner Gegenwart zu entledigen. Aber diese Aufgabe lieferte David nur die Gelegenheit, seinen außergewöhnlichen Charakter zu beweisen und seinen Einfl uss beim Volk zu erweitern.
18,16 hatten David lieb. Der vom Heiligen Geist inspirierte Autor der Bücher Samuel liefert einen Kommentar voller Wahrheit. 18,17 Merab. Wörtl. »Entschädigung« oder »Ersatz« (vgl. 14,49). Dass Saul sein Versprechen bezüglich Merab später rückgängig machte (V. 19), ist vergleichbar mit Labans Hinterlist bei Jakob und Rahel (1Mo 29,25). führe die Kriege des HERRN. Eine Redewendung, von der Saul wusste, dass sie David ansprechen würde. Sauls Angebot kam aus einem trügerischen Herzen, das David Böses und Unglück wünschte. Es fi nden sich Ähnlichkeiten zwischen Sauls Betrug und dem Davids mit Urija (2Sam 11,15).
18,18 Schwiegersohn. Die familiäre Abstammung war entschei- dend, wenn jemand in die Königsfamilie einheiratete. David fragte: »Was ist meine Herkunft, das Geschlecht meines Vaters in Israel, dass ich Schwiegersohn des Königs werden soll?« Saul hatte sich schon dreimal nach Davids Abstammung erkundigt (17,55.56.58).
18,19 Adriel, dem Mecholatiter. Merab heiratete diesen Mann und gebar ihm Kinder, von denen 5 Söhne waren, die David später zur Strafe auslieferte, weil Saul Josuas Bund mit den Gibeonitern missachtet hatte (2Sam 21,8; vgl. Jos 9,20).
18,20 Michal. Wörtl. »Wer ist wie Gott?« Michal liebte David auf- richtig und war sich wie Jonathan vielleicht seines sicheren Aufstiegs (und Rechts) auf den Thron bewusst. Ironischerweise bot Saul sie ihm nicht aus einem wohlwollenden Herzen an, sondern als »Fallstrick« (V. 21).
18,25 Heiratsgabe. Wörtl. »Preis«. Saul hatte den gleichen Hinter- gedanken wie bei der versprochenen Verlobung mit Merab; er beabsichtigte David loszuwerden, indem er ihn der Gefahr der Philister aussetzte. David, der sich bereits in vielen Dingen als weise herausgestellt hatte (16,18), war sich bis zu einem gewissen Maß der Absichten Sauls bewusst und handelte gehorsam, mutig und klug. 18,25 Vorhäute. Die Körper der erschlagenen Feinde zu ver- stümmeln, war eine gängige Praktik in der antiken Kriegsführung. Die Zahl ließ auf die Größe des Sieges schließen. Sauls Ziel war es, David tödlichen Gefahren auszusetzen, indem er ihn mit einer solch umfangreichen und riskanten Aufgabe betraute.
18,27 seinen Männern. Vgl. 22,2; 25,12.13; 2Sam 23,8-39.
18,29 Saul wurde Davids Feind. Sauls Pläne zerschlugen sich alle- samt. Er wollte 100 philistinische Vorhäute und David brachte ihm 200. Saul gab ihm Michal als einen »Fallstrick«, aber Michal liebte David so wie auch Sauls eigener Sohn, Jonathan. Saul verblieb nichts anderes als offener Hass gegenüber David.
19,1 David töten. Saul versuchte seine bösen Absichten in Bezug auf David nicht länger zu verschleiern oder zu verbergen, sondern gab sie ausgerechnet denen bekannt, bei denen David im höchsten Ansehen stand (vgl. 16,18; 18,1-4). Gott in seiner Gnade stellte sicher, dass David am Hofe Sauls Freunde hatte, die ihn über dessen böse Pläne informierten (z.B. 19,7; 20,2).
19,4 Jonathan redete zu Davids Gunsten. Jonathan war bemüht, seinen Vater durch Vernunftsgründe zu überzeugen. Jonathans Argumentation war von einer gottesfürchtigen Haltung geprägt, die auf der Tora (14,6, vgl. 4Mo 11,23; 14,9) und seiner Bundestreue gegenüber David basierte. 19,4 er hat keine Sünde. Jonathan erinnerte Saul daran, dass David nichts getan hatte, das den Tod verdiente; in Wirklichkeit waren seine guten Taten für den König und das Volk Israel sogar der Ehrung wert. Jonathan wusste, dass es sich nicht nur auf Sauls Haus auswirkte, sondern auf ganz Israel, wenn unschuldiges Blut vergossen würde (5Mo 21,8.9).
19,6 er soll nicht sterben. Eine Zeit lang war Saul in seinem Her- zen für eine vernünftige Argumentation zugänglich und ließ sich überzeugen. In seinen Entscheidungen war er jedoch so sprunghaft, dass diese Haltung nicht lange anhalten würde.
19,9 der böse Geist. Verursacht durch Davids Erfolg gegen die Phi- lister wurde Saul wieder von Eifersucht, Wut und Zorn beherrscht. S. 6,14; 18,10.
19,10 David mit dem Speer … zu spießen. Sauls bereits vermin- derte Zugänglichkeit für eine vernünftige Argumentation wurde ein weiteres Mal von Zorn verdunkelt, so dass er erneut Tötungsabsichten gegenüber David hegte (vgl. 18,10.11).
19,11 Michal … berichtete es David. Michal, die alles andere als ein »Fallstrick« (18,21) für David war, spielte eine entscheidende Rolle bei der Rettung seines Lebens. Zu diesem Zeitpunkt ihrer Beziehung zu David bewies Michal eine ähnliche Bundesliebe und Treue wie Jonathan. S. Überschrift von Ps 59.
19,13 den Teraphim. Der Autor der Samuel-Bücher zieht zwischen David/Michal/Saul und Jakob/Rahel/Laban (s. Anm. zu 18,17) insofern eine Parallele, dass sowohl Rahel als auch Michal Hausgötter (»Teraphim«) aus Treue zu ihren Ehemännern benutzten und ihre Väter dadurch hintergangen (vgl. 1Mo 31,30-35).
19,17 Er sprach zu mir. Michal belog Saul, indem sie ihm genau das Gegenteil erzählte (V. 11).
19,18 Rama. Indem er Samuels Geburtsort erwähnt, stellt der Ver- fasser eine Verbindung zu 1,1 her und erinnert den Leser zudem an Sauls erste Begegnung mit Samuel, dem Seher in Zuph (Ramataim-Zophim). Najot. Eventuell Wohnungen oder Unterkünfte innerhalb der Stadtgrenzen Ramas, wo Samuel und seine Propheten-Jünger sich zur Ausbildung, zum Gebet und zur Gemeinschaft trafen (vgl. Elisa in Gilgal, 2Kö 6,1.2).
19,20 die Versammlung der Propheten weissagen. Diese Pro- pheten verkündeten das Wort Gottes, wahrscheinlich unter musikalischer Begleitung. Sauls Boten konnten ihre Aufgabe, David gefangen zu nehmen, nicht erfüllen, da sie sich unwiderstehlich den Propheten anschließen und in das Lob Gottes einstimmen mussten.
19,22 großen Brunnen … in Sechu. Die genaue Lage ist unbe- kannt; möglicherweise lag es etwa 3 km nördlich von Rama.
19,23 der Geist Gottes kam auch auf ihn. Das war das letzte Mal, dass der Geist des Herrn auf Saul ruhte. Gott wandte Sauls Herz zum Weissagen und nicht zum Schaden Davids. S. Anm. zu 16,13.
19,24 zog … seine Obergewänder aus. Veranlasst durch den Heiligen Geist entledigte Saul sich seiner Rüstung und seiner königlichen Kleider (vgl. Jonathan in 18,4), was veranschaulichte, dass Gott Saul als König über Israel verworfen hatte. lag ohne Obergewand da. Ohne seine königlichen Kleider war Saul im übertragenen Sinne nackt; möglichwerweise war er vom Geist Gottes so überwältigt, dass er wie in einem tiefen Schlaf da lag. Mal abgesehen von Sauls vollkommener Verzweifl ung und seinem bedauernswerten Zustand bei der Wahrsagerin von Endor (28,20) sowie seinem Ende auf dem Berg Gilboa (31,4-6) stellt diese Begebenheit eine der schlimmsten Demütigungen im Leben Sauls dar. Ist auch Saul unter den Propheten? Eine letzte Bemerkung, die die Gegenwart des Geistes Gottes bei Sauls Amtseinführung (10,10.11) und das Verlassen derselben bei seiner Verwerfung miteinander verbindet (19,24).
20,1 Najot in Rama. S. Anm. zu 19,18.
20,2 mein Vater dies vor mir verbergen? Obwohl Jonathan mit Sicherheit mitteilte, dass Saul nicht nach Davids Leben trachten würde, war er sich der jüngsten Anschläge gegen Davids Leben anscheinend nicht bewusst (19,9-24) und vertraute dem Schwur seines Vaters, David keinen Schaden zuzufügen (19,6). Jonathan erwartete, dass Saul ihn über jegliche Änderung seiner Pläne unterrichten würde.
20,5 Neumond. Der erste Tag des Monats – als »Neumond« be- zeichnet – wurde mit einem Opfermahl gefeiert (vgl. 2Kö 4,23; Jes 1,13; Am 8,5) und diente als religiöses und als bürgerliches Fest (4Mo 10,10; 28,11-15). auf dem Feld verberge. Wie in 19,2.3 versteckte sich David vor Saul an einem geheimen Ort.
20,6 das jährliche Opfer. Anscheinend versammelte Davids Familie sich zu einem jährlichen Familientreffen, das mit einer der monatlichen Neumondfeiern zusammenfi el (vgl. V. 28.29).
20,8 Bund. Vgl. 18,1.3. Jonathan und David hatten einander ernst- haft Freundschaft und Treue vor dem Herrn versprochen. Ihr Bund wird in V. 13-17.42; 23,17.18 weiter ausgeführt. töte du mich. David bat Jonathan als seinem Bundesfreund, ihn zu töten, wenn er aufgrund einer Sünde den Tod verdiente.
20,14 die Gnade des HERRN. Jonathan erkannte an, dass David eines Tages Israels König sein würde. Da er darum wusste, bat Jonathan um Schutz für sich und seine Familie, wenn David auf den Thron gelangte.
20,16 dem Haus Davids. Dieser Bund galt nicht nur für Jonathan und David, sondern auch ihren Nachkommen. S. 2Sam 9,1-8 hinsichtlich Davids Güte gegenüber einem Nachkommen Jonathans bei der Erfüllung dieses Bundes. den Feinden Davids. Jonathan erkannte, dass sich unter Davids Gegnern, die getötet werden würden, wenn er sein Königtum antritt, auch sein eigener Vater Saul befand (vgl. 18,29; 19,17).
20,17 schwören. In Erwiderung auf Jonathans Worte versprach David ernstlich, den Bund zwischen ihm und Jonathan zu erfüllen. er liebte ihn wie seine eigene Seele. Tiefes Interesse und gegenseitige Zuneigung bildeten die Grundlage für die Bundesbeziehung zwischen Jonathan und David. Diese Art von Zuneigung meinte Gott, als er sagte: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3Mo 19,18; Mt 22,39).
20,19 Stein Asel. Asel könnte »Stein des Abschieds« bedeuten. Auch wenn die Lage des Steins unbekannt ist, war er ein bekannter Grenzstein des Feldes, in dem sich David versteckte. 20,25 Abner. Sauls Cousin und Befehlshaber seiner Armee (s. Anm. zu 14,50).
20,26 nicht rein. Anfangs hinterfragte Saul nicht Davids Abwesen- heit beim Fest, da er annahm, dass dieser rituell unrein sei und deshalb nicht am Mahl teilnehmen konnte (vgl. 3Mo 7,20.21; 15,16).
20,30 Du missratener, widerspenstiger Sohn! Saul beschimpfte Jonathan auf unfl ätige Weise und fl uchte ihm, weil er sich zu seiner eigenen Schande und der seiner Mutter, die ihn geboren hatte, auf Davids Seite stellte.
20,41 verneigte sich dreimal. Indem David sich mehr als einmal verneigte, erkannte er Jonathan als Königssohn an und brachte seine demütige Zuneigung zu ihm zum Ausdruck.
20,42 geschworen. S. Anm. zu 20,17.
21,1 die Stadt. Gemeint ist Gibea, Sauls Heimatsort. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Tode Sauls war David vom Königshof verstoßen. 21,2 Nob. »Die Stadt der Priester« (22,19). Die Priester wohnten auf dem Berg Skopus, etwa 1.5 km nordöstlich von Jerusalem. David ging dorthin, um sich mit notwendigen Vorräten zu versorgen und um Trost und Rat zu erhalten. Achimelech. Ein Urenkel Elis (1,9), der möglicherweise der Bruder Achijas war (14,3; 22,11), oder Abimelech könnte ein anderer Name für Achija sein. Nicht genug, dass sich ein verworfener König auf dem Thron befand (15,26-29), zudem war ein untauglicher Priester im Amt (2,30-36). S. Anm. zu Mk 2,26.
21,3 Der König hat mir etwas befohlen. David, der fürchtete, dass jemand Saul seinen Aufenthaltsort verraten könnte, täuschte Achimelech dem Priester vor, dass er in einer offi ziellen Angelegenheit des Königs unterwegs war. Wie viele dachte auch er, dass Lügen entschuldbar ist, um das Leben zu retten. Doch das, was dem Wesen nach sündig ist, kann niemals, auch aufgrund von Umständen nicht, seinen unmoralischen Charakter verändern (vgl. Ps 119,29). Davids Lüge führte tragischerweise zum Tod der Priester (22,9-18).
21,5 heiliges Brot. Geweihtes Brot wurde zur Verwendung in der Stiftshütte abgesondert und durfte nur von den Priestern gegessen werden (2Mo 25,30; 3Mo 24,5-9). Achimelech suchte den Herrn und erhielt sein Einverständnis (22,10), als er erkannte, dass seine geistliche Verpfl ichtung, Davids Leben zu erhalten, über der zeremoniellen Vorschrift stand, wer geweihtes Brot essen durfte (s. Mt 12,3.4; Mk 2,25.26). der Frauen enthalten. Obschon es keine geistliche Mission war, waren David und seine Männer zeremoniell rein (s. 2Mo 19,15).
21,6 die Leiber. In manchen Übersetzungen fi ndet sich hier auch das Wort »Gefäße«; ein Euphemismus für die Körper der jungen Männer (vgl. 1Th 4,4). 21,6 gewöhnlicher … Brot. Da sich das Brot nicht länger auf dem Tisch des Herrn befand, denn es war durch Frisches ersetzt, konnte es von den Priestern gegessen werden und in diesem Notfall von David. S. Anm. zu 21,5. Am Sabbat wurde das alte Brot weggenommen und durch Neues ersetzt (3Mo 24,8).
21,8 Doeg, der Edomiter. Der oberste Aufseher der Hirten Sauls, der die Begegnung zwischen David und Achimelech mitbekam und Saul davon berichtete (vgl. 22,9.10), hatte die Religion der Hebräer angenommen und war an der Stiftshütte, vielleicht war er »eingeschlossen«, weil es Sabbat war und er nicht reisen konnte.
21,10 Das Schwert Goliaths. Das Schwert, mit dem David Goli- ath den Kopf im Terebinthental abgeschlagen hatte (17,51), wurde dort bei den heiligen Gewändern (»Ephod«) aufbewahrt, um daran zu erinnern, dass Gottes Güte Israel befreit hatte. Ephod. S. Anm. zu 2,28.
21,11 Achis, dem König von Gat. Einer der Philister-Könige. S. Anm. zu 4,1; 5,8 hinsichtlich Gat. Dies schien ein gefährlicher Ort für David gewesen zu sein, da er ihr größter Feind war und er das Schwert Goliaths in dessen Heimatstadt brachte.
21,14 er stellte sich wahnsinnig. David fürchtete um sein Leben, da er nicht vertraute, dass Gott ihm durchhelfen würde. So stellte er sich irrsinnig, um Achis davon zu überzeugen, ihn wegzuschicken. S. die Überschriften von Ps 34.57. In den Bart zu sabbern, wurde im Nahen Osten als unerträgliche Schmach angesehen, so wie das Spucken in den Bart eines anderen.
22,1 Höhle Adullam. Davids Zufl uchtsort war eine Höhle in der Nähe von Adullam. Adullam, was so viel wie »Zufl ucht« heißen könnte, lag an den westlichen Gebirgsausläufern Judas (Jos 15,33), etwa 27 km südwestlich von Jerusalem und 16 km südöstlich von Gat. S. die Überschriften von Ps 57.143, die sich möglicherweise auf 1Sam 24,4 beziehen. seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters. Um sich David in Adullam anzuschließen, kamen seine Familienmitglieder von Bethlehem herab; die Reisedistanz betrug ca. 19 km.
22,2 Oberster … etwa 400 Mann. David wurde zum Anführer ei- ner beachtlichen Schar Männer, welche widrige Umstände miteinander verbanden. Diese persönliche Armee wuchs in kurzer Zeit auf 600 Mann an (23,13).
22,3 Mizpe [in] Moab. Mizpe bedeutet »Wachtturm« oder »Ort, der überblickt«. Es lag auf einer der Höhen der Hochebene östlich des Toten Meeres; die genaue Stelle kann allerdings nicht bestimmt werden. König von Moab. Dieser Herrscher war wahrscheinlich ein Feind König Sauls. David hatte moabitisches Blut von seiner Urgroßmutter Ruth, deshalb bat er um Zufl ucht für seinen Vater und seine Mutter in Moab (s. Rt 1,4-18; 4,13-22).
22,4 der Bergfeste. Transliteriert: mesudah, was sich auf Masada beziehen könnte (Bergfestung oberhalb der Ufer des Toten Meeres), oder auch auf einen anderen unbekannten Ort.
22,5 Prophet Gad. So wie der Prophet Samuel Saul geholfen und beraten hatte, nahm Gad diese Funktion für David ein (vgl. 2Sam 24,11, wo Gad »Seher Davids« genannt wird). Wald Haret. Lage in Juda unbekannt.
22,6 Tamariske. Der Baum stand möglicherweise auf einem Hügel außerhalb Gibeas, der zur heidnischen Götzenverehrung genutzt wurde (vgl. Hes 16,24.25.31.39). Eine Erinnerung daran, dass Saul für Freunde und Feinde gleicherweise bedrohlich war (vgl. 18,10.11; 19,9.10; 20,3).
22,7 Benjaminiter. Saul fragte die Männer seines Stammes, ob Da- vid ihnen mehr Besitz und Privilegien geben würde, als Saul es tat.
22,8 mein Sohn hat einen Bund … gemacht. S. Anm. zu 20,8 (vgl. 20,23). 22,8 mir nachstellt. Saul deutete an, dass David seinen Tod plante. Das stimmte nicht, denn zu einem späteren Zeitpunkt verschonte David Sauls Leben (Kap. 24 und 26).
22,9 Doeg, der Edomiter. S. Anm. zu 21,8 und die Überschrift von Ps 52.
22,13 einen Bund gegen mich gemacht. Saul beharrte irrtümli- cherweise darauf, dass Achimelech mit seinem Feind David unter einer Decke steckte.
22,14 deinem geheimen Rat. Achimelech verteidigte Davids Treue zu Saul. 22,16-19 Die Erfüllung des Fluches über Elis Haus (s. Anm. zu 1Sam 2,31), mit Ausnahme von Abjatar, der später von Salomo des Priesteramts enthoben wurde (1Kö 2,26-29).
22,17 wollten … nicht … die Priester des HERRN … erschlagen. Obgleich Saul Achimelech und die Priester zum Tode verurteilte, wollten seine Diener ihre Waffen nicht gegen die Priester des Herrn erheben.
22,18 das leinene Ephod. S. Anm. zu 2,18.
22,19 Nob, die Stadt der Priester. S. Anm. zu 21,2. Was Saul den Amalekitern hätte tun sollen (15,3.8.9), tat er ohne Auftrag den Bewohnern Nobs.
22,20 Abjatar. Wörtl. »der Vater ist hervorragend«. Ein Sohn Achi- melechs (vgl. 21,2), der der Tötung entkam und sich David anschloss; er übte für David eine priesterliche Funktion bis zu dessen Tod aus (vgl. 23,6.9; 30,7; 2Sam 8,17). S. Anm. zu 22,16-19.
22,22 Ich bin schuldig an. David gestand seine Verantwortung ein für den Tod der Priesterfamilien und ihrer Tiere, für die verheerenden Konsequenzen seiner Lüge gegenüber Achimelech (vgl. 21,2.3).
23,1 Kehila. Eine Stadt an den westlichen Gebirgsausläufern Judas (s. Jos 15,44), ca. 29 km südwestlich von Jerusalem und 5 km südöstlich von Adullam.
23,2 Da fragte David den HERRN. Solche Befragungen geschahen durch Loswurf, die Urim und die Tummim, die sich im priesterlichen Ephod befanden, welches Abjatar zu David gebracht hatte (V. 6). S. Anm. zu 2Mo 28,30.
23,7 Toren und Riegeln. Wörtl. »zwei Türen und ein Riegel«. Even- tuell hatte Kehila nur ein Tor in seiner Stadtmauer. Seine verstärkten Holztüren besaßen zu beiden Seiten des Eingangs Metallverstrebungen, durch die ein schwerer Balken gezogen wurde, der den Eingang horizontal verriegelte. Da die Stadt nur über diesen einen Ein- und Ausgang verfügte, glaubte Saul, dass David in der Falle saß.
23,11 mich … ausliefern. Wieder befragte David den Herrn, indem er das Ephod mit den Urim und Tummim benutzte, durch die Gott seinen Willen bekannt gab. David wollte wissen, ob sich die Männer Kehilas unloyal verhalten und ihn in Sauls Hände ausliefern würden. Der Herr bejahte das in V. 12.
23,13 Männern, etwa 600. S. Anm. zu 22,2, als David nur über 400 Männer verfügte.
23,14 in der Wüste auf den Bergfesten. Die Wüste Juda ist die unfruchtbare Wüstenregion zwischen dem Bergland und dem Toten Meer. In diesem zerklüfteten Gebiet befi nden sich viele Schluchten und Höhlen, die David als Zufl uchtsort vor Saul benutzte. Die Überschrift von Ps 63 bezieht sich wohlmöglich auf diese Begebenheit oder auf 2Sam 15,23-28. Wüste Siph. Die Wüste in der Umgebung von Siph, 6.5 km südlich von Hebron. Gott gab ihn nicht in seine Hand. In seiner Souveränität beschützte Gott David vor Saul, um seine göttlichen Absichten zu verfolgen (vgl. Jes 46,9-11).
23,16 stärkte dessen Hand in Gott. Jonathan ermutigte Da- vid, indem er ihn an die Verheißung und Fürsorge des Herrn erinnerte und ihm mit Nachdruck versicherte, dass der Herr ihn zum nächsten König über Israel machen würde; auch Saul wusste das sehr wohl (s. 20,30.31). 23,18 Bund. S. Anm. zu 18,3; 20,8 (vgl. 20,23).
23,19 Hügel Hachila. Lage ist unbekannt, irgendwo zwischen Siph und dem Toten Meer. S. Überschrift von Ps 54. Wildnis. Eine andere Bezeichnung für die Wüste Judäas.
23,24 Wüste Maon. Das unfruchtbare Territorium in der Nähe Ma- ons (s. Jos 15,48.55), etwa 8 km südlich von Siph.
23,25 dem Felsen. Ein Markstein in der Wüste Maon, der schon bald einen Namen erhalten sollte (V. 28).
23,26 umringte … David. Wahrscheinlich teilte Saul seine Streit- kräfte in zwei Gruppen und kreiste David so ein.
23,27 Philister sind in das Land eingefallen. Es kam ein Bote zu Saul, der ihm mitteilte, dass die Philister ins Land eingefallen waren, so dass ihm keine Wahl blieb und er seine Jagd auf David abbrechen und verschieben musste.
23,28 Trennungsfelsen. Der rechtzeitige Abzug von Sauls Män- nern von David führte zu dieser Bezeichnung.
24,1 En-Gedi. Eine Oase am Westufer des Toten Meeres 22 km öst- lich von Siph, wo sich eine Frischwasserquelle und üppige Weinberge befanden (Hl 1,14), die einen harten Kontrast zur umliegenden Wüste ergaben. Der in dieser Region dominierende Kalkstein war von Höhlen durchzogen, die David gute Verstecke boten.
24,3 3.000 auserlesene Männer. S. 26,2. Dies waren die fähigsten Soldaten. Steinbockfelsen. Die Lage dieser Höhle ist unbekannt, obschon »Steinbock« die Unzugänglichkeit der Höhle betont (vgl. Hi 39,1). S. die Überschriften von Ps 57.143, die sich womöglich auch auf 1Sam
22,1 Höhle Adullam. Davids Zufl uchtsort war eine Höhle in der Nähe von Adullam. Adullam, was so viel wie »Zufl ucht« heißen könnte, lag an den westlichen Gebirgsausläufern Judas (Jos 15,33), etwa 27 km südwestlich von Jerusalem und 16 km südöstlich von Gat. S. die Überschriften von Ps 57.143, die sich möglicherweise auf 1Sam 24,4 beziehen. seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters. Um sich David in Adullam anzuschließen, kamen seine Familienmitglieder von Bethlehem herab; die Reisedistanz betrug ca. 19 km. 22,1 beziehen könnten.
24,4 um seine Füße zu bedecken. Ein Euphemismus, der den Stuhlgang beschreibt, da man dabei in die Hocke ging und die untere Kleidung auf die Füße fi el.
24,5 der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat. Vielleicht glaubten Davids Männer, dass Gottes Vorsehung Saul in die gleiche Höhle gesandt hatte, in der sie sich versteckten, so dass David den König töten konnte. Allerdings hatte der Herr vorher nichts gesagt, das andeutete, dass David seine Hand gegen Saul erheben sollte.
24,6 da schlug ihm sein Herz. David konnte unbemerkt ein Stück von Sauls Gewand abschneiden. Sauls Kleidung zu berühren, kam jedoch der Berührung seiner Person gleich, so dass Davids Gewissen ihn in dieser Situation beunruhigte.
24,7 Gesalbte des HERRN. David erkannte, dass der Herr selbst Saul zum König gemacht hatte. Folglich musste Sauls Gericht und seine Absetzung dem Herrn überlassen werden.
24,12 nichts Böses … auch keine Übertretung. Wäre David ein böser Rebell gegen Sauls Herrschaft gewesen, wie Saul es gesagt hatte (22,8.13), hätte er Saul bei dieser Gelegenheit getötet. Der Zipfel des Gewands war ein Beweis für Saul, dass David nicht sein Feind war.
24,13 Der HERR sei Richter. David rief den Herrn selbst an, den einzigen gerechten und unparteiischen Richter (vgl. Ri 11,27), um über Davids und Sauls Schicksal zu entscheiden (auch V. 16).
24,14 Sprichwort. Eine alte, prägnante Aussage, dass nur schlech- te Menschen böse Dinge tun. Etwas Ähnliches wird von Jesus in Mt 7,16.20 gesagt.
24,15 Einem toten Hund! einem Floh! Dadurch drückte David seine Bescheidenheit aus und übergab seine Sache ganz und gar Gott, dem einzigen Richter, dem allein Rache zusteht.
24,18 Du bist gerechter als ich. Als er Davids Zeugnis hörte, wur- de Saul emotional bewegt und gab zu, dass David gerechter war als er. Sein Zeugnis über die Gerechtigkeit Davids erkannte Davids Recht auf das Königtum an.
24,21 du wirst gewiss König werden. Ausdrücklich erkannte Saul an, dass David über Israel herrschen würde. Samuel hatte Saul bereits mitgeteilt, dass Gott das Königtum von ihm nehmen und es einem Mann nach seinem Herzen geben würde (13,14; 15,28). Jonathan hatte bezeugt, dass Saul schon wusste, dass David König werden würde (23,17). Dieses Anerkennen bedeutete jedoch nicht, dass Saul zur Abgabe des Königtums bereit war.
24,23 David schwor dem Saul. Mit einem feierlichen Schwur wil- ligte David ein, Sauls Familie und seinen Namen zu erhalten. Während die meisten aus Sauls Familie später getötet wurden (2Sam 21,8.9), wurde dieses Versprechen im Leben Mephibosets erfüllt (s. Anm. zu 2Sam 21,7).
25,1 Israel … klagte um ihn. Samuels Tod, der letzte Richter, be- deutet für Israel das Ende einer Ära. Samuels Einfl uss unter dem Volk war so weit reichend, dass sich ganz Israel versammelte, um seinen Tod zu beklagen. Wüste Paran. Ein Wüstengebiet in der nordöstlichen Region der Sinai Halbinsel.
25,2 Karmel. »Weinbergland« oder »Gartenfl eck«. Lag ca. 11 km südlich von Hebron und 1.5 km nördlich von Maon. An gleicher Stelle errichtete Saul zu seiner Ehre ein Denkmal (15,12).
25,3 Nabal. »Tor«. Ein passender Name angesichts seines törichten Verhaltens (V. 25). Abigail. »Mein Vater ist Freude«. Nabals Frau, die intelligent und gutaussehend war – im Gegensatz zu ihrem bösen Ehemann. Kalebiter. Nabal war ein Nachkomme Kalebs und lebte auf Kalebs Stammesbesitz (Jos 14,13; 15,13), aber die geistlichen Qualitäten seines glanzvollen Vorfahren besaß er nicht.
25,4 seine Schafe scheren. Während er sich in der Wüste ver- steckte, beschützte David mit seinen Leuten die Herden Nabals (V. 7.15.16). Als David hörte, dass Nabal seine Schafe schur, sandte David 10 seiner Männer, um ihre rechtmäßige Entschädigung für das Gute zu erhalten, was sie getan hatten (V. 8).
25,8 einen guten Tag. Ein besonderer Freudentag wegen des Reichtums an Schurwolle (vgl. V. 11).
25,10 Diese angebliche Unkenntnis über David war mit Sicher- heit Heuchelei. Das Wissen um die Erwählung des jungen Königs hatte sich weit verbreitet. Nabal tat, als wüsste er nichts, um seine Widerwilligkeit zu entschuldigen, das Richtige zu tun.
25,14 fuhr sie an. David sandte seine Boten, um Nabal zu »begrüßen« (wörtl. »segnen«), aber Davids Männer wurden von Nabal schroff abgewiesen. Dieser Ausdruck hob die Bosheit von Nabals Handlung hervor.
25,15 Das Zeugnis eines der Männer Nabals bekräftigte den Wert von Davids Schutz. Dieser kam einer Festungs-»Mauer« gleich, die eine Stadt umschließt und absolute Sicherheit gewährt.
25,17 ihm niemand etwas sagen kann. Nabal war ein »Sohn Belials«, ein nutzloser Kerl (s. Anm. zu 2,12). Nabals Situation war das Ergebnis seiner eigenen Bosheit. Dass er nicht bereit war, den Rat anderer zu suchen, führte letzen Endes zu seinem Tod.
25,18 fünf Scheffel. Ca. 40 Liter.
25,19 sagte … ihrem Mann … nichts davon. Abigail wusste, dass Nabal ihrem Handeln nicht zustimmen würde, gleichzeitig kannte sie aber Davids Erwählung durch den Herrn (V. 28) und erkannte die Konsequenzen, die Nabals Verfl uchung Davids nach sich ziehen würde. Durch ihr Handeln zeigte sie, dass sie Gott mehr gehorchte als den Menschen (s. Apg 5,29) – was eine Ehefrau manchmal tun muss.
25,22 Gott tue solches. Ein starker, selbstverwünschender Schwur. David schwor, bis Tagesanbruch jeden Mann im Haushalt Nabals zu töten.
25,25 denn er ist, wie sein Name heißt. Ein Name diente nicht nur dazu, eine Sache von einer anderen zu unterscheiden, sondern lieferte auch einen tiefen Einblick in den Charakter des Bezeichneten. »Narr« wird mit einer »moralisch unzulänglichen« Person in Verbindung gebracht.
25,28 ein beständiges Haus. Abigails scharfsinniges Verständnis benennt ein wesentliches Merkmal des davidischen Bundes (s. 2Sam 7,11-16). er führt die Kriege des HERRN. Anders als der zuvor vom Volk geforderte König (8,20), war David ein Mann, der die Kriege des Herrn führte. Er war wirklich der von Gott gegebene König.
25,29 ins Bündel der Lebendigen eingebunden. Ein Bild, dass die Sitte beschreibt, Wertsachen in ein Bündel zu wickeln, um sie vor Beschädigung zu schützen. Der Sinn ist, dass Gott für die Seinen sorgt wie ein Mann für seine Wertgegenstände. David, so sagte sie, genoss den Schutz göttlicher Vorsehung, die ihn für große Dinge ausersehen hatte. Auf der anderen Seite würde Gott seine Feinde hinwegschleudern wie einen Stein aus der Steinschleuder.
25,30 zum Fürsten über Israel. Abigail war sich sicher, dass David nach dem Tod Sauls eine wirkungsvolle Herrschaft über Israel ausüben würde. In der Zwischenzeit wollte sie jedoch, dass er nichts täte, was seine Zukunft und seinen Thron gefährden könnte oder gegen Gottes Willen verstieße, indem er im Zorn persönliche Vergeltung suchte (V. 33.34).
25,37 erstarb sein Herz … wie ein Stein. Im Rausch erlitt Nabal anscheinend einen Schlaganfall und war bis zu seinem baldigen Tode gelähmt.
25,43 Achinoam aus Jesreel. Davids dritte Frau, zusammen mit Michal und Abigail. Hinsichtlich Jesreel s. Anm. zu 29,1.
25,44 Phalti … aus Gallim. Phalti bedeutet »meine Rettung«. Die Lage Gallims ist unbekannt, wahrscheinlich einige Kilometer nördlich von Jerusalem. S. 2Sam 3,13-16 hinsichtlich Michals Rückkehr zu David.
26,1 Hügel Hachila … Wildnis. S. Anm. zu 23,19.
26,2 3.000 auserlesene Männer. S. 24,3.
26,5 Abner. S. Anm. zu 14,50. Saul lag. Saul schlief an einem scheinbar unangreifbaren Ort; an seiner Seite war sein Befehlshaber, er befand sich inmitten des Lagers und war von seiner ganzen Armee umgeben.
26,6 Achimelech, dem Hetiter. Er wird nur an dieser Stelle er- wähnt und gehörte zu den vielen Söldnern, die einen Teil von Davids Armee ausmachten. Abisai, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs. S. Anm. zu 2Sam 2,18. Er schloss sich Achimelech und David an, hinab in Sauls Lager zu gehen.
26,9 den Gesalbten des HERRN. S. Anm. zu 24,7.
26,10 So wahr der HERR lebt. Ein Schwur, der normalerweise mit Angelegenheiten assoziiert wurde, bei denen es um Leben oder Tod ging. Der souveräne Gott würde entscheiden wann, wo und wie Saul umkäme – und nicht David.
26,12 den Speer und den Wasserkrug. Wie der Zipfel von Sauls Gewand (24,6) wurden diese Gegenstände als Beweise mitgenommen, dass David Sauls Leben in seiner Hand hielt (vgl. V. 16). ein tiefer Schlaf von dem HERRN. So wie bei Adam in 1Mo 2,21 und Abram in 1Mo 15,12 ließ der Herr einen Schlaf auf Saul fallen, so dass er die Dinge um ihn herum nicht mitbekam.
26,19 der HERR … Menschenkinder. David legte zwei Möglichkei- ten dar, weshalb Saul ihn verfolgte. Erstens, David hatte gegen den Herrn gesündigt. Sollte das der Fall gewesen sein, war er bereit, zur Sühnung ein Speisopfer zu bringen. Zweitens, böse Männer waren die Ursache für Sauls Feindschaft gegenüber David. Wenn das der Fall war, sollten diese Männer verurteilt werden. Erbteil des HERRN. Gemeint ist das Land Israel (vgl. 2Sam 20,19; 21,3). Geh hin, diene anderen Göttern. Davids Exil außerhalb des Landes war praktisch gleichzusetzen mit dem Drängen, die Anbetung des Herrn aufzugeben, da sich die Heiligtümer des Herrn nur auf israelitischem Boden befanden.
26,20 Floh … Rebhuhn. Der Floh symbolisiert etwas Wertloses und das Rebhuhn etwas, das unmöglich einzufangen war. Saul vergeudete seine Zeit bei der Jagd nach David.
26,21 Ich habe gesündigt! Wie schon in 24,18 bekannte Saul sei- ne Sünde und Missetat. Obwohl Saul wohlmöglich aufrichtig war, konnte David ihm nicht vertrauen und lehnte seine Einladung, mit ihm zurückzukehren, klugerweise ab. ich habe töricht gehandelt. Saul hatte genauso töricht gegenüber David gehandelt wie Nabal.
26,25 vollenden. Saul erkannte Davids sicheren Erfolg als Israels König (vgl. 24,21).
27,1 durch die Hand Sauls. Im direkten Gegensatz zu Sauls Wor- ten, dass David erfolgreich sein würde (26,25), standen Davids Gedanken, dass Saul ihn letzen Endes doch töten würde. Dieses ängstliche Denken und die ihn befallene Furcht erklären Davids Handeln in diesem Kapitel. Gott hatte ihm gesagt, in Juda zu bleiben (22,5), aber er hatte Angst und suchte wieder Schutz bei Israels philistinischen Feinden (vgl. 21,11-16).
27,3 beiden Frauen. Seine dritte Frau, Michal, gab Saul vorüberge- hend einem anderen Mann (vgl. 25,44).
27,4 er suchte ihn nicht mehr. Saul war zur Verfolgung Davids nicht mehr in der Lage, da dieser sich außerhalb des israelitischen Territoriums aufhielt.
27,5 Königsstadt. D.h Gat. David bat um eine eigene Stadt im Land, um sich der Überwachung zu entziehen, der er in Gat ausgesetzt war, sowie um dem heidnischen Einfl uss dieser Philister-Stadt zu entgehen.
27,6 Ziklag. Eine Stadt, die etwa 21 km nordwestlich von Beersche- ba lag und zum israelitischen Besitz gehörte (Jos 15,31; 19,5), zu jener Zeit aber unter philistinischer Kontrolle stand. bis zu diesem Tag. Ziklag gehörte zu Juda, auch noch als die Samuel-Bücher geschrieben wurden, was deutlich in der nach-salomonischen Ära des geteilten Königreichs erfolgte. S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit.
27,7 ein Jahr und vier Monate. 16 Monate lang war David in der Lage, Achis hinsichtlich seines Handelns zu täuschen. Er blieb dort bis zum Tode Sauls und ging anschließend nach Hebron (2Sam 1,1; 2,1.2).
27,8 Geschuritern und Girsitern und Amalekitern. Diese Völker lebten im Süden Kanaans und Norden Sinais. Schur … Ägypten. S. Anm. zu 15,7.
27,9 er ließ weder Männer noch Frauen leben. Bei seinen Über- fällen ließ David niemanden am Leben, damit Achis nichts von der wahren Natur seiner Unternehmungen in der Wüste erfahren würde (s. V. 11).
27,10 Juda … Jerachmeeliter … Keniter. Die Gebiete südlich des Berglandes in der Umgebung Beerschebas. Diese Region war von Gat weit genug entfernt, so dass Achis nichts von Davids Unternehmungen wusste. David deutete Achis an, dass Judas Feindseligkeit gegenüber David zunehmen würde, aber in Wirklichkeit gewann er Judas Anerkennung und Loyalität, indem er ihre Wüstennachbarn überfi el. Achis dachte, David wäre ein umso treuerer Knecht, da er sich gegen seine eigenen Leute wendete, aber genau das Gegenteil war der Fall.
28,1 Du sollst wissen. Die Gefälligkeiten, die Achis David und sei- nen Männern in Gat erwies, schürten die Erwartung auf Gegenleistungen. Diese Aussage scheint ein solches Verständnis vorauszusetzen.
28,2 was dein Knecht tun wird. Als Mann von Ehre würde David jenen helfen, die ihm Freundlichkeit erwiesen hatten. David lenkte die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass er sich als tapferer und erfolgreicher Krieger herausgestellt hatte, der Achis nun seine Treue und Fähigkeiten zusicherte. Leibwächter. In Anbetracht seines Sieges über Goliath (17,49-54) und seines vermutet schlechten Ansehens unter den Israeliten, brachte Achis ein beträchtliches Vertrauen in Davids Loyalität und Fähigkeit zum Ausdruck, denn »Leibwächter« bedeutet wörtl. »Hüter meines Hauptes«.
28,3 Nachdem Saul sich aufgrund seines Ungehorsams und Auf- stands jeder legitimen Mittel zur geistlichen Wegweisung beraubt hatte, griff er erneut auf seine Torheit zurück, indem er genau die Personengruppe (ein Medium) aufsuchte, die er vorher des Landes verwiesen hatte. Saul schwor dem Medium bei demselben Gott Sicherheit, dem er er auch in diesem Moment ungehorsam war. Dennoch ließ Saul sich in seiner Wissbegierde nicht aufhalten, Samuel – trotz dessen Tod – zu konsultieren; und durch die Bereitschaft des Mediums, Samuel herauf zu bringen, wurde er zufriedengestellt. 28,3 Wahrsager und Zeichendeuter. Durch Gottes Gesetz waren sie in Israel verboten (5Mo 18,11) und das Volk sollte sich nicht durch sie verunreinigen (3Mo 19,31). Sie zu befragen, war mit Hurerei gleichzusetzen und hatte zur Folge, dass Gott sein Angesicht gegen diese Person richtete und sie aus seinem Volk ausrottete (3Mo 20,6). Wahrsager und Zeichendeuter sollten durch Steinigung getötet werden (3Mo 20,27). Selbst Saul verstand das, da er sich zuvor schon mit dieser Sache befasst hatte (s. V. 9).
28,4 Sunem. Lag südwestlich des Hügels More und 25 km südwest- lich des Sees von Galiläa; die Philister machten den Ort zu ihrem Lager. Gilboa. Die Gebirgskette begann 8 km südlich von Sunem und erstreckte sich in Richtung Süden entlang der östlichen Grenze der Jesreel-Ebene. S. Anm. zu 31,1.
28,5 sein Herz wurde ganz verzagt. Saul hatte sich versteckt, als er per Losentscheid zum König erwählt wurde (10,22). Als der Geist des Herrn über ihn kam, veränderte er sich (10,6), aber nachdem der Geist ihn wieder verlassen hatte (16,14), fürchtete er sich und geriet wegen Goliath in Bestürzung (17,11.24). In Gilgal hatte er Angst, als er sich der überwältigenden Größe der philistinischen Streitmacht gegenübersah (13,11.12). Saul fürchtete sich auch vor David, da er wusste, dass der Herr mit David war (18,12.29). Aber Saul sollte Gott fürchten (12,24), nicht die Menschen.
28,6 Träume … Urim … Propheten. Das waren die 3 wesentlichen Methoden, durch die Gott sein Wort und seinen Willen offenbarte. Träume und Gesichte waren zur Zeit Mose eine weit verbreitete Art und Weise, in der der Herr sich selbst und seinen Willen offenbarte (4Mo 12,6). Die Urim wurde vom Priester als Mittel benutzt, um den Herrn zu befragen (4Mo 27,21). Ursprünglich wurde sie in der Brusttasche mit der Tummim aufbewahrt und über Aarons Herzen getragen, wenn dieser in die Gegenwart des Herrn trat (s. Anm. zu 2Mo 28,30). Auf für uns unbekannte Weise zeigte Gott seinen Willen durch sie. Propheten wurden früher Seher genannt (9,9), Personen, durch die man den Herrn befragte. Gott gebrauchte Propheten auch, um sein Wort zu verkünden, wenn das Volk kein Interesse daran hatte (Am 7,12.13). Da Saul den Herrn verworfen hatte, hatte der Herr ihn verworfen (15,23). Anscheinend besaß Saul keinen Propheten am Hof, so wie Gad und Nathan es für David waren (22,5; 2Sam 12); und zu diesem Zeitpunkt befand sich das Ephod mit der Urim im Besitz Davids bei Abjatar, dem Priester (23,6).
28,7 Sucht mir eine Frau, die Tote beschwören kann. In seiner Verzweifl ung griff Saul eben auf die Mittel zurück, die er vorher aus dem Land vertrieben hatte (28,3). Trotz des Verbots wussten Sauls Knechte genau, wo ein Medium zu fi nden war. Endor. Lag etwa 5.5 km nordwestlich von Sunem zwischen dem Berg Tabor und dem Hügel More. Saul riskierte sein Leben, indem er sich in das von den Philistern besetzte Gebiet wagte, um den Rat des Mediums einzuholen; daher machte er sich verkleidet bei Nacht auf den Weg (V. 8).
28,10 schwor ihr bei dem HERRN. Geradezu paradox ist es, dass Saul trotz seines unverfrorenen Ungehorsams gegenüber Gott bei dessen Existenz schwor, um dem Medium seine Glaubwürdigkeit zu versichern. Darüber hinaus schwor Saul sogar, dass sie keine Strafe treffen würde, obgleich das levitische Gesetz ihren Tod durch Steinigung forderte (3Mo 20,27).
28,12 die Frau sah Samuel. Obwohl Fragen über die Natur von Samuels Erscheinen auftraten, gibt der Text deutlich zu erkennen, dass die Augen des Mediums Samuel erblickten – und keine andere Erscheinung. Auf wundersame Weise erlaubte Gott, dem Geist Samuels zu reden (V. 16-19). Da sie wusste, dass sie zu einer derartigen Totenauferstehung nicht imstande war, wurde ihr augenblicklich bewusst, 1.) dass dies durch Gottes Macht geschah und 2.) dass ihr verkleideter Befrager Saul sein musste.
28,13 ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen. Das hebr. Wort, das mit »Götterwesen« übersetzt wurde, trägt die Bedeutung von »Gott, Götter, Engel, Herrscher oder Richter«. Es kann auch verwendet werden, um eine Ähnlichkeit mit einem von diesen zu bestimmen. Aus der Sicht des Mediums schien Samuel wie ein »Götterwesen«, das aus der Erde heraufstieg. In der ganzen Schrift fi ndet sich kein weiteres Wunder wie dieses.
28,14 ein alter Mann … mit einem Obergewand. Natürlich gibt es im Totenreich weder Alter noch Kleidung, doch auf wundersame Weise gab Gott ein solches Auftreten, so dass Saul das Geistwesen als Samuel identifi zieren konnte. Da erhebt sich die Frage, ob alle Gläubigen die Erscheinung beibehalten, in der sie starben. Wohlmöglich trat Samuel nur wegen Saul in dieser Weise auf oder er bleibt so bis er seinen Auferstehungsleib empfängt. Da die Schrift lehrt, dass die Auferstehung der atl. Heiligen noch zukünftig ist (s. Dan 12,1.2), musste Samuel nur vorübergehend in diesem Zustand gewesen sein, einzig und allein für Saul.
28,15 mich gestört. Samuels Aussage drückt Erregung aus, verur- sacht durch Sauls Bemühen, Kontakt mit den Toten aufzunehmen, was den Lebenden nicht gestattet war (5Mo 18,11; 3Mo 20,6). Zauberei bringt den Suchenden in Kontakt mit Dämonen, die sich als die Gesuchten ausgeben, denn die tote Person kann normalerweise nicht kontaktiert werden – außer in diesem einmaligen Fall.
28,16 dein Feind. S. 15,26-35.
28,19 wirst … bei mir sein. Das konnte bedeuten: bei ihm in der »Wohnung der Gerechten«. Zweifelsohne meinte Samuel das als Vorandeutung auf Sauls baldigen Tod.
28,20 keine Kraft mehr in ihm. Saul fürchtete sich bereits mit ei- nem verzagten Herz vor den Philistern (V. 5), was sich durch Samuels Worte sowie fehlender Nahrungsaufnahme derart verstärkte, dass ihm die Kraft vollständig versiegte. Die Frau gab ihm Essen, und er ging zurück in sein Lager, um sein Schicksal zu erwarten (V. 21-25).
29,1 versammelten … lagerte. Die Philister sammelten sich zum Kampf, während die Israeliten noch an der Quelle lagerten. Hier wird die Erzählung wieder aufgenommen, die ursprünglich in 28,1 begann, aber durch Sauls Begegnung mit dem Medium unterbrochen wurde. Aphek. Etwa 38 km nördlich von Gat gelegen (vgl. 4,1). Jesreel. Nur wenige Kilometer südlich von Sunem und 64 km nordöstlich von Aphek lag Jesreel nördlich des Berges Gilboa.
29,3 nicht das Geringste gefunden. David hatte sich vor Achis als ehrenvoller und gerechter Mann erwiesen; er wusste, dass er David trauen konnte.
29,4 unser Widersacher werde. Die Philister-Fürsten waren nicht wie Achis bereit, David ihre Gunst und ihr Vertrauen zu schenken. In ihrer klugen Einschätzung potentieller Risiken erkannten sie, dass er den Philistern Loyalität vortäuschen könnte, um während des Kampfes einen strategisch günstigen Augenblick zum Schlag gegen sie zu ergreifen.
29,5 David, von dem sie … sangen. Davids Ruhm hatte sich im ganzen Land verbreitet. Den Philister-Fürsten waren die Fähigkeiten und Siege nicht unbekannt, die Gott David gegeben hatte.
29,6 So wahr der HERR lebt. Als er nach dem höchsten Maßstab suchte, bei dem er David seine Glaubwürdigkeit versichern konnte, schwor Achis bei der Existenz des Gottes Davids. Die heidnische Welt wusste offensichtlich von Gott, aber ihr Wissen führte nicht notgedrungen zur Buße.
29,8 die Feinde meines Herrn, des Königs. Davids Treue zu Achis schien bei dieser Bekundung seiner Loyalität auf ihrem Höhepunkt gewesen zu sein. David war anscheinend vollkommen vorbereitet, um gegen Achis’ Feinde zu kämpfen, nämlich gegen Israel. In Anbetracht Davids früherer Weigerung, seine Hand gegen den Gesalbten Gottes auszustrecken (24,7.11; 26,9.11.21), war David wohlmöglich zu Kompromissen bereit. Weder fragte er den Herrn, bevor er zu Achis ging, noch ob er mit ihm in die Schlacht ziehen sollte. Andererseits könnte es sein, dass David zwar den Anschein von Loyalität vorgab, aber im Grunde nicht glaubte, dass die Philister ihn mit in den Kampf ziehen lassen würden, so wie es letzen Endes auch der Fall war (vgl. 27,8-12). Gottes Vorsehung bewahrte David, gegen den Gesalbten des Herrn und seine eigenen Landsleute zu kämpfen.
29,9 ein Engel Gottes. Das Ausmaß, in welchem Achis David rühmte, hat bei manchen zu der Annahme geführt, dass diese Lobeshymne lediglich ein Versuch war, ihm zu schmeicheln.
29,11 Jesreel. Der Name diente zur Bezeichnung einer Stadt ca. 90 km nördlich von Jerusalem wie auch der Jesreel-Ebene, die ein wichtiges Schlachtfeld für viele Nationen bildete. Die Stadt lag auf dem Territorium Issaschars (Jos 19,18). Im Norden und Süden wurde sie durch Megiddo und Beth-Schean eingegrenzt (1Kö 4,12) und im Westen und Osten durch die Berge Karmel und Gilboa.
30,1 Ziklag. Ziklag, das in der Wüste Negeb lag und David von Achis, dem König Gats, zugewiesen bekam, diente David und seinen 600 Männern zeitweise als Wohnort (27,6). David benutzte die Stadt als Stützpunkt, von dem aus er die benachbarten Stämme überfi el (27,811). Amalekiter. Die Konsequenzen von Sauls Versagen, die Amalekiter vollständig auszurotten (1Sam 15), und ihre eigenen Überfälle auf dieses Volk (27,8), machten David und seine Männer zu Opfern eines erfolgreichen Angriffs, bei dem die Amalekiter all ihre Frauen und ihr Vieh gefangennahmen und ihre Stadt, Ziklag, anzündeten.
30,6 bedrängt … erbittert. Nach ihrer Rückkehr und der Konfron- tation mit der schrecklichen Realität geriet David in große Bedrängnis durch die Bosheit seiner eigenen Leute, die ihn steinigen wollten. Da er den Herrn nicht befragt hatte, bevor er sich zu Achis auf den Weg machte, um ihm seine Unterstützung im Kampf anzubieten, empfand er nun den Mangel einer nicht gepfl egten Beziehung zu Gott. stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott. Das war der Schlüssel dafür, dass David ein Mann nach dem Herzen Gottes war (vgl. 1Sam 13,14; Apg 13,22).
30,7 als Abjatar das Ephod … gebracht hatte. David suchte das hohenpriesterliche Ephod, in dem sich die Urim und Tummim befanden, als Quelle, durch die der Wille Gottes direkt und detailliert erfragt werden konnte. Die momentane Not zog seine Aufmerksamkeit von den verräterischen Gedanken seiner Männer weg und lenkte sie hin zu Gott, um zu erfahren, was er von ihm wollte.
30,9 Bach Besor. Höchst wahrscheinlich stieß David auf den Bach etwa 21 km südlich von Ziklag. Er bestand aus saisonalen Wassern aus dem Gebiet Beerschebas, die von Nordwesten herabfl ossen und ins Mittelmeer mündeten. Anzunehmen ist, dass dies während des Spätregens (Jan.-Apr.) geschah und der Bach stark angefüllt war, was erklären würde, dass manche Krieger nicht in der Lage waren, ihn zu überqueren.
30,14 das Südland der Kerethiter. Benaja, der Sohn Jojadas, war über die Kreter (Kerethiter) und Pleter gesetzt (2Sam 8,18), die immer zusammen erwähnt werden. Sie fl ohen als Davids Verbündete mit ihm aus Jerusalem (2Sam 15,18), und zusammen mit Joab verfolgten sie Scheba, den Sohn Bichris (2Sam 20,7). David wählte sie aus, um bei Salomos Salbung zum König zugegen zu sein. Die Kreter gehörten anscheinend zur königlichen Leibwache (2Sam 23,20.23). das Südland von Kaleb. Kaleb, der Sohn Jephunnes, war einer von 12 ausgesuchten Kundschaftern zur Sondierung des Landes, und einer von nur zweien, die einen positiven Bericht lieferten (4Mo 13,6; 13,30). Gemeint ist das Land, das seiner Familie zuteil wurde (Jos 14,13.14).
30,16 all der großen Beute. Die Amalekiter besaßen nicht nur die Beute, die sie aus Ziklag mitnahmen, sondern viel mehr von all ihren Raubzügen. Nachdem David die Amalekiter besiegt hatte (V. 17.18), brachte er das zurück, was Ziklag gehörte (V. 19.26), und verschenkte den Rest in ganz Juda (V. 26-31). 30,17 400 Burschen. Moses Kampf (2Mo 17,8-16), Sauls Versagen (1Sam 15) und Mardochais Widerstand (Est 3,1.10-13) machen deutlich, dass die Amalekiter ein böses Volk waren, das Gottes Volk hasste und nicht totzukriegen war.
30,19 es fehlte … nichts. Trotz Davids vorangegangenen Fehlern erwies sich Gott als ein mehr als gnädiger Beschützer der Frauen, Kinder, des Viehs und Besitzes Davids und seiner Männer.
30,22 Männer Belials. Seit er vor Saul gefl ohen war, wurde er zum Anführer derjenigen, die Not litten, die unzufrieden und verschuldet waren (22,2), jene, bei denen es am unwahrscheinlichsten war, dass sie anderen Freundlichkeit und Gnade zukommen ließen. Der gleiche Ausdruck wird für Elis Söhne gebraucht (2,12), für jene, die Sauls Fähigkeit als König anzweifelten (10,27), von einem Knecht für den törichten Nabal (25,17), von Nabals Frau (25,25), für David, als Simei ihn verfl uchte (2Sam 16,7), für Scheba, den Sohn Bichris, der einen Aufstand gegen David anführte (2Sam 20,1), und für jene, die von David wie Dornen weggeworfen würden (2Sam 23,6).
30,25 zum Brauch und Recht. Trotz des Widerstands, den David von den nichtsnutzigen Männern unter seinen Leuten erfuhr, machte er dem Volk seine gütige und faire Vorgehensweise zum Gesetz.
30,26 Da ihm Not und ein Leben auf der Flucht nichts Fremdes waren, erkannte David die bedeutsame Rolle, die so viele andere für seine Sicherheit und zu seinem Wohl spielten. Als Empfänger solcher Freundlichkeit ließ David keine Gelegenheit aus, um sich für diese Güte und Großherzigkeit zu revanchieren. Der Gedanke wäre vermessen, dass David lediglich seine Schulden beglich oder sich Unterstützung erkaufte; vielmehr gab er zurück, was er empfangen hatte, und brachte die Dankbarkeit zum Ausdruck, die er für die ihm erwiesene Güte und Hilfe schuldig war. S. Anm. zu 30,16.
31,1 S. 2Sam 1,4-12; 1Chr 10,1-12. 31,1 Bergland von Gilboa. Was früher der Standort von Israels Lager war, wurde zur Stätte eines israelitischen Massakers. Saul und seine Söhne verloren auf dem Berg Gilboa ihr Leben. S. Anm. zu 28,4.
31,2 Jonathan und Abinadab und Malchischua. Drei von Sauls 4 Söhnen wurden am selben Tag im Kampf getötet. Der vierte Sohn, Eschbaal, wird später als Ischboseth bezeichnet, was »Mann der Schande« bedeutet, eine passende Bezeichnung angesichts dessen, dass er
1,1 David tritt das Königtum in Juda an. 1,1 dem Tod Sauls. 2Sam 1,1-14 beginnt, wo 1Sam 31,1-13 en- det – mit Sauls Tod (vgl. 1Chr 10,1-12). Amalekiter. Die Erwähnung dieses Volkes dient als Erinnerung an Davids Gehorsam gegenüber dem Herrn (1Sam 30,1-31) sowie an Sauls Ungehorsam (1Sam 15,1-33). S. Anm. zu 2Mo 17,8-16. Ziklag. S. Anm. zu 1Sam 27,6; 30,1. Diese Stadt war nicht derart geplündert und zerstört, dass David und seine 600 Männer mit ihren Familien dort nicht mehr bleiben konnten.
1,2 mit zerrissenen Kleidern und Erde auf dem Haupt. Das war eine weit verbreitete kulturelle Geste des Schmerzes und der Trauer über einen Verstorbenen. Vgl. 15,32; 1Sam 4,12.
1,4 S. 1Sam 31,1-13; 1Chr 10,1-12.
1,6 Streitwagen und Reiter. Streitwagen und Reiter waren ein Zei- chen für Macht und Stärke (vgl. 2Mo 14,9; 1Sam 8,11; 13,5; 2Sam 8,4; 1Kö 5,6; 9,19; 10,26; 1Chr 19,6; 2Chr 1,14; 9,25; 12,3; 16,8; Dan 11,40). Die Philister jagten Saul mit einer großen Zahl von Kriegsleuten, was Sauls Entkommen aussichtslos machte.
1,8 Amalekiter. Der Mann, der behauptete, Saul getötet zu haben, gehörte zu dem Volk, welches David erst kurz zuvor besiegt hatte (V. 1) und das Gott ausgerottet haben wollte (2Mo 17,14; 1Sam 15,3); doch wegen Sauls Ungehorsam (1Sam 15,9-11) sollte es Israel noch viele Generationen lang zu schaffen machen (2Mo 17,16).
1,10 tötete ihn. Der Amalekiter behauptete, für Sauls Tod verant- wortlich zu sein, indem er sagte, dass Saul noch am Leben war, als er ihn fand. Jedoch macht 1Sam 31,3-6 deutlich, dass Saul starb, indem er sich in sein eigenes Schwert stürzte, und nicht durch die Hand des Amalekiters. Dieser Mann, der womöglich Augenzeuge von Sauls Selbsttötung war, behauptete folglich nur, ihn getötet zu haben, obgleich er in Wirklichkeit nur vor den Philistern die Leiche erreichte. Er erfand die Geschichte, um sich bei dem neuen König beliebt zu machen, da er seinen Feind ermordete und ihm dessen Krone und Armspangen brachte. Krone und Armspangen in den Händen des Amalekiters zeigten, dass er der erste war, der vor Sauls Leichnam stand.
1,12 sie stimmten die Totenklage an und weinten und fasteten. David zeigte aufrichtigen, von ganzem Herzen empfundenen Schmerz über Sauls und Jonathans Tod, indem er trauerte, weinte und obendrein fastete, was übliche Trauerbekundungen waren (vgl. Est 4,3; Joel 2,12).
1,14 den Gesalbten des HERRN. Trotz Sauls vieler Tötungsversuche gestattete David es sich nicht, Saul lediglich als Menschen oder menschlichen Monarchen zu betrachten; für ihn blieb er der »Gesalbte des Herrn«, der vor Gott eine heilige Rolle bekleidete (vgl. 1Sam 24,2-16; 26,1-20).
1,15 erschlage ihn! Höchst wahrscheinlich war das sehr überra- schend für den Amalekiter, denn dadurch, dass er ihm mitteilte, Saul getötet zu haben, beabsichtigte er Davids Gunst zu gewinnen. Diese Begebenheit ähnelt stark der Geschichte der Männer, die später Ischboseth töteten und dachten, sie könnten sich dadurch bei David beliebt machen (4,5-12).
1,16 Dein Blut sei auf deinem Haupt! David ließ den Amalekiter aufgrund seines eigenen Zeugnisses töten, nicht weil seine Geschichte der Wahrheit entsprach.
1,17 Klagelied. David wollte sowohl an Saul als auch an seinen heldenhaften Sohn Jonathan erinnern durch sein Klagelied, das ganz Israel als nationales Kriegslied gelehrt werden würde.
1,18 das Lied von dem Bogen. Das war der Titel des Gedichts, in dem das Wort »Bogen« wohlmöglich als Verweis auf Jonathan gewählt wurde, dessen Bogen in V. 22 erwähnt ist. Buch des Rechtschaffenden (Jaschar). Eine poetische Sammlung der Kriege Israels, die geschichtlicher Ereignisse und großer Männer gedachte (vgl. Jos 10,13).
1,19 Deine Zierde, Israel. Wörtl. die Gazelle oder Antilope Isra- els, das ausgewählte Symbol jugendlicher Eleganz und Symmetrie bezog sich wahrscheinlich auf Jonathan. Somit begann und endete das Lied mit Sauls heldenhaftem Sohn (V. 25.26). Höhen. Plätze, auf denen die Anbetung unter freiem Himmel stattfand und die auf Anhöhen errichtet wurden. In diesem Fall befand sich die Höhe auf dem Berg Gilboa, wo Saul starb. Wie sind die Helden gefallen! Saul und Jonathan waren nicht nur Israels erschlagene »Zierde«, sondern auch im Kampf gefallene Helden. In V. 25 und 27 wird dieser Ausdruck als Refrain wiederholt.
1,20 Gat … Askalons. Zwei wichtige Städte, die stellvertretend für das ganze Philister-Gebiet standen. Gat lag im östlichen Teil Philistäas, Askalon im Westen nahe des Meeres. David wollte nicht, dass die Philister Israels Unglück bejubelten, so wie Israel sich über die Niederlage der Philister freute (1Sam 18,7).
1,21 weder Tau noch Regen. David sprach einen Fluch aus, der die Abwesenheit von Tau und Regen für das Bergland beabsichtigte, auf dem Saul und Jonathan starben. nicht mit Öl gesalbt. Damals war es notwendig, ein Schutzschild mit Öl einzureiben (vgl. Jes 21,5), damit das Leder nicht hart und brüchig wurde. Doch dort auf dem Berg Gilboa lag Sauls trockener Schild, ein Symbol der Niederlage und des Todes.
1,22 Bogen … Schwert. Diese beiden Waffen wurden von Saul und Jonathan mit viel Kraft, Zielgenauigkeit und Effektivität verwendet. Mit seinem Bogen half Jonathan David, dem Zorn Sauls zu enkommen (1Sam 20,35-42).
1,23 geliebt. Dieses großherzige Lob, welches Saul, der David zu töten versuchte, miteinschloss, zeigt Davids gnädige, vergebende Haltung – ein Vorbild für Gnade erweisende Liebe (vgl. Mt 5,43-48).
1,26 mehr als Frauenliebe. Die Bindung zwischen David und Jona- than war stark. Das bedeutet allerdings nicht, dass ihre Freundschaft notgedrungenerweise größer als das Band der Liebe zwischen Mann und Frau war. Die von ihnen geteilte Verpfl ichtung bestand in einer edelmütigen, loyalen und selbstlosen Hingabe (vgl. 1Sam 18,3), die keiner von beiden je für eine Frau empfunden hatte. Anders als die Liebe zwischen Mann und Frau, bei der ein sexuelles Element Teil der starken Anziehungskraft ist, besaß die Liebe zwischen diesen beiden Männern keinen sexuellen Grundzug – dennoch war sie äußerst stark.
1,27 Waffen des Krieges. Ein bildlicher Ausdruck, der Saul und Jonathan meint.
2,1 David befragte den HERRN. Nach Sauls Tod konnte David sich frei im Land bewegen, wie der Herr ihn führte. Ein Unterschied zwischen Saul und David wird deutlich: Saul befragte den Herrn, aber der Herr antwortete ihm nicht (vgl. 1Sam 28,6); David befragte den Herrn und erhielt Wegweisung von ihm. Städte Judas. David suchte die Führung des Herrn bezüglich des Ausgangspunktes seiner Herrschaft. Zunächst fragte David, ob er im Südgebiet, in Juda beginnen sollte. Als der Herr dies bestätigte, wollte David den genauen Bestimmungsort wissen. Davids zukünftige Regierung entstand im Kern in den Städten Judas. Hebron. Als höchst gelegendste Stadt Judas wurde sie als strategischer Ausgangspunkt für Davids Herrschaft über Israel ausgesucht. Hebron lag 32 km südwestlich von Jerusalem. Viele Jahrhunderte vorher hatte Abraham dort gelebt (1Mo 13,18), und später erhielt Kaleb Hebron (Jos 14,13.14; Ri 1,20), als Israel das Land nach der Wüstenwanderung bewohnte.
2,2 Achinoam … Abigail. Abigail wurde Davids Frau nach dem Tode Nabals (vgl. 1Sam 25,40-44).
2,4 salbten David … zum König. Samuel hatte David bereits nicht-öffentlich zum König gesalbt (vgl. 1Sam 16,3). Diese Salbung erkannte seine Herrschaft im Südgebiet Judas an. Später wurde er als König über ganz Israel gesalbt (vgl. 2Sam 5,3). Männer von Jabes-Gilead. Jabes, eine israelitische Stadt östlich des Jordans, erwies Saul seine Treue, indem sie ihm ein anständiges Begräbnis zukommen ließ (vgl. 1Sam 31,11-13).
2,7 Saul, euer Herr, ist tot. David sprach von Saul als von »eurem Herrn«, um die Männer von Jabes nicht zu verärgern. Er wollte Israel für sich gewinnen und es nicht mit Zwang unterwerfen.
2,8 Abner. Abner, Sauls Cousin und Befehlshaber seiner Streitkräfte (1Sam 14,50.51), wollte den frisch gesalbten König des Herrn nicht anerkennen, sondern setzte Ischboseth auf den Thron, was zu Spannungen zwischen Juda und den restlichen Stämmen Israels führte. Ischboseth. Sein Name bedeutet »Mann der Schande«. Sauls einzig überlebender Sohn wurde als König über die Nordstämme Israels und die Oststämme jenseits des Jordans gesetzt. Mahanaim. Eine Stadt in Gilead auf der Ostseite des Jordans. Ischboseth ließ sich dort nieder und herrschte zwei Jahre in dieser Stadt. Es war dieselbe Stadt, in der Jakob auf seinem Weg nach Pniel den Engeln begegnete (1Mo 32,3). Sie war als Levitenstadt auf dem Territorium Gads bestimmt (Jos 21,38; 1Chr 6,65). Später wurde sie für David zur Zufl uchtsstätte, als er vor Absalom fl oh (17,24.27; 19,32; 1Kö 2,8); wahrscheinlich weil sie gut befestigt war (vgl. 18,24).
2,9 König über Gilead … ganz Israel. Ischboseths Macht schien in Gilead (östlich des Jordans) stärker gewesen zu sein als im restlichen Israel.
2,10 das Haus Juda. Zwischen dem Stamm Juda und den übrigen Stämmen Israels erwuchs ein natürlicher Widerstand, da Juda sich unter Davids Herrschaft befand, während Israel Ischboseths Herrschaft anerkannte.
2,11 sieben Jahre und sechs Monate. Mehrere Jahre vergingen, bevor Ischboseth Israels Thron bestieg, so dass seine zweijährige Herrschaft parallel zu Davids 7 Jahren und 6 Monaten über Juda zu Ende ging. Ischboseth hatte es etwa 5 Jahre gekostet, das nördliche Gebiet von den Philistern zurückzugewinnen.
2,12 Gibeon. Zur Zeit Josuas war Gibeon eine äußerst bedeutsame Stadt (Jos 10,2). Ihre Einwohner standen wahrscheinlich auf Davids Seite, da Saul ein Abkommen mit den Gibeonitern gebrochen hatte und verräterisch an ihnen handelte (21,1).
2,13 Joab, der Sohn Zerujas. Joab war Befehlshaber über Davids Armee, die er gegen Abner ins Feld führte. Obgleich Ischboseth und David auf dem Thron ihres jeweiligen Herrschaftsbereiches saßen, übten Joab und Abner Macht und Kontrolle aus, indem sie die Streitkräfte anführten. Zeruja war Davids Schwester (vgl. 1Chr 2,16).
2,14 Die jungen Männer … ein Kampfspiel aufführen! Anstatt eines massiven Krieges schlug Abner einen stellvertretenden Kampf vor zwischen ausgewählten Männern beider Armeen. Da alle 24 Kämpfer dabei starben (V. 15.16), entschied der Kampf nichts, sondern erhitzte die Gemüter nur noch mehr, so dass zwischen den Armeen eine Schlacht entbrannte (V. 17).
2,18 Abisai. Joabs Bruder – er stand David während seines ganzen Aufstiegs an die Macht zur Seite. Abisai war zusammen mit David im Lager Sauls, als David die Gelegenheit hatte, Saul zu töten; Abisai wollte dies selbst ausführen, aber David erlaubte es ihm nicht (vgl. 1Sam 26,69). Asahel. Ein weiterer Bruder Joabs – Asahel jagte mit Entschlossenheit seinem Ziel nach, was sich trotz seiner enormen Leichtfüßigkeit als verhängnisvoll erwies (V. 23).
2,21 nimm dir seine Rüstung. Die Rüstung des fl üchtenden Be- fehlshabers, Abner, wäre die größte Trophäe gewesen. Asahel setzte seinen Ehrgeiz daran, sie zu bekommen, während Abner ihn warnte und ihm vorschlug, die Rüstung eines anderen Soldaten als Trophäe davonzutragen, da er Abner nicht besiegen könnte.
2,22 Wie dürfte ich dann noch deinem Bruder Joab unter die Augen treten? Abner wollte Asahel verschonen, um Joabs oder Davids Rache abzuwenden. Abner versuchte Asahel zu überzeugen, seine Verfolgung abzubrechen, doch dieser ließ sich nicht abschütteln. Abner wollte Asahel nicht niederstrecken, aber der hörte nicht, so dass Abner sich gezwungen sah, sein Unterfangen mit einem tödlichen Stoß nach hinten zu beenden – und zwar mit dem stumpfen Ende seines Speers.
2,26 Soll denn das Schwert unaufhörlich fressen? Wie Abner die Feindschaft erst schürte, so regte er nun an, sie zu beenden.
2,29 Schlucht. Nach Asahels Tod zog Abner durch diese Schlucht, um nach Mahanaim zu kommen (s. Anm. zu 2,8).
3,1 der Krieg … zog sich lange hin. Der Konfl ikt zwischen Ischbo- seth und David endete nicht in einem schnellen Sieg. Es vollzog sich eine allmähliche Machtverlagerung vom Haus Sauls hin zum Haus Davids (V. 10), die sich zumindest über die zweijährige Herrschaft Ischboseths erstreckte und vielleicht darüber hinaus ging.
3,2 S. 1Chr 3,1-4. 3,2 Amnon. Er vergewaltigte und schändete seine Halbschwester Tamar und wurde später auf Befehl Absaloms für sein Verbrechen getötet (13,1-39).
3,3 Kileab. Da nichts weiter von ihm berichtet wird, starb er an- scheinend bevor er eine Position erreichte, um um den Thron zu kämpfen. David wurde dieses Kind von der Frau geboren, die er sich nach Nabals Tod nahm (s. 1Sam 25,3). Absalom. Wörtl. »Mein göttlicher Vater ist Frieden« oder »göttlicher Vater des Friedens«. Absalom war der Sohn Maachas, einer geschuritischen Prinzessin aus dem Gebiet Syriens, nicht Israels. David hatte sie möglicherweise als Teil eines diplomatischen Abkommens mit Talmai, dem Geschuriter-König, geheiratet, was David einen Verbündeten nördlich von Ischboseth verschaffte. Später fl oh Absalom aus Angst um sein Leben nach Geschur (13,37.38).
3,4 Adonija. Er spielte bei Davids Thronfolge am Ende seiner Regie- rungszeit eine wichtige Rolle (1Kö 1.2), wurde aber getötet, was Salomo den Weg zum Thron bereitete (1Kö 2,25). David heiratete Haggit wahrscheinlich nach seiner Thronbesteigung. Schephatja … Abital. Schephatja bedeutet: »Der Herr richtet«. Abital bedeutet: »Mein göttlicher Vater ist Tau« oder »mein göttlicher Vater des Taus«.
3,5 Egla. Egla wird als die »Frau Davids« bezeichnet; vielleicht weil sie die Letzte auf der Liste ist und Davids Polygamie hervorheben soll. Es sind alle Söhne aufgeführt, die für die Thronfolge in Frage kommen würden. wurden David in Hebron geboren. Als David nach Jerusalem zog, wurden ihm weitere Kinder geboren (5,14).
3,6 Eine ähnliche Entwicklung der Ereignisse wie bei seiner Thron- besteigung in Juda führte zu Davids Übernahme des Königtums über ganz Israel. In beiden Fällen kommt ein Mann zu David, der seine Gunst suchte (der Amalekiter 1,1-13; Abner 3,6-21). Beide Männer werden für ihre Taten getötet (der Amalekiter 1,14-16; Abner 3,22-32). Beide Male schloss sich Davids Klage an (1,17-27; 3,33-39). Eng verbunden mit diesen Schilderungen ist ein kurzer Blick auf Davids Salbung zum König (über Juda 2,1-7; über Israel 5,1-5). Im Anschluss besiegen David und seine Männer erfolgreich ihre Feinde (2,8-3,1; 5,6-12). Beide Abschnitte schließen mit einer Aufl istung der Kinder Davids (Hebron: 3,2-5; Jerusalem: 5,13-16). 3,6 Abner hielt fest. Abner war der militärische Führer des Landes, derjenige, der Ischboseth auf den Thron gesetzt hatte und dessen Macht ihn auch dort hielt. Mit der Zeit unternahm Abner eigene Anstrengungen auf den Thron.
3,7 Rizpa. Indem er Rizpa nahm, Sauls Nebenfrau, gab Abner dem Volk deutlich zu erkennen, dass er Sauls Platz als König über Israel übernehmen würde. Sich die Nebenfrau des Königs zu nehmen, war ein Ausdruck der Macht und dem rechtmäßigen Anspruch auf den Thron (vgl. 16,21.22 in Bezug auf Absalom). Ischboseth reagierte energisch auf Abner, so dass Abner seine Reaktion als Demütigung betrachtete und sich aus Rache entschloss, das ganze Gewicht seines Einfl usses und seiner Macht auf Davids Seite zu verlagern (V. 9.10).
3,8 Hundskopf. Eine andere Form der Frage: »Bin ich denn ein ver- achtenswerter Verräter, der es mit Juda hält?« Es war ein geläufi ger Ausdruck der Verachtung (1Sam 17,43). Abner nutzte diesen Anlass, um Ischboseth zu verurteilen, indem er ihn daran erinnerte, dass er nicht an der Macht wäre, wenn Abner ihn dort nicht hingebracht hätte.
3,9 wie der HERR dem David geschworen hat. Abner schien zu wissen, dass David Israels nächster König sein würde, wie Gott es David geschworen hatte (1Sam 13,14; 15,28; 24,21).
3,10 das Königreich … wegnehme. Ein Teil von Sauls Königreich war bereits an David übergegangen, nämlich Juda; Abner schwor jedoch, dies zum Abschluss zu bringen, indem er David helfen würde, den Rest des Königreichs zu bekommen. Dan bis nach Beerscheba. Ein Ausdruck, der das ganze Land umfasste (vgl. Ri 20,1), d.h. von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden. 3,12 Wem gehört das Land? Obschon Abners Ausdrucksweise (V. 9.10) die Überzeugung implizierte, dass er durch Ischboseths Unterstützung gegen Gottes Absichten, David die Herrschaft des Königtums zu übertragen, gehandelt habe, rechtfertigte dieses Eingeständnis nicht seine Motive. In seinem Egoismus wollte er auf der Seite des Gewinners stehen und als der geehrt werden, der das ganze Volk unter die Herrschaft Davids brachte.
3,13 Michal, die Tochter Sauls. David bat aus zwei Gründen um Michal. Erstens würde es das Unrecht wieder gutmachen, das Saul David angetan hatte, indem er Michal, die Davids Frau war und ihn liebte (1Sam 18,20.28), einem anderen Mann gab (1Sam 25,44). Zweitens würde es Davids Anspruch auf den Thron von ganz Israel bekräftigen, da jemand vom Hause Sauls seiner Sache positiv gegenüber stehen würde.
3,14 100 Vorhäute der Philister. David erinnerte Ischboseth da- ran, dass er Saul für seine Tochter nicht nur die Mitgift von 100 PhilisterVorhäuten entrichtet hatte, sondern das Doppelte (1Sam 18,25-27). Somit gehörte Michal rechtmäßig David.
3,16 Bachurim. Unmittelbar östlich von Jerusalem gelegen wurde es zu dem Ort, an dem Phalti (vgl. 1Sam 25,44) Michal zum letzten Mal sah. Es war auch die Stadt Simeis, des Mannes, der David fl uchte, als dieser vor Absalom aus Jerusalem fl oh (16,5). Zudem fanden Davids Männer in einem Brunnen in Bachurim Schutz, als sie von Absaloms Leuten verfolgt wurden (19,16).
3,17 Ältesten von Israel. Diese Männer waren die anerkannten Führer des Volkes und fungierten als Ischboseths Berater, die er konsultierte, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen waren (vgl. 19,7).
3,18 meines Knechtes David. David wird im AT mehr als 30-mal als »Knecht des Herrn« bezeichnet. Abners Worte an die Ältesten Israels erkannten David deutlich als den Knecht des Herrn an, folglich hatte er laut des souveränen Willens Gottes das Recht auf den Thron.
3,19 Haus Benjamin. Abner schenkte dem Stamm Benjamin beson- dere Aufmerksamkeit, da sie Sauls und Ischboseths Verwandte waren (s. 1Sam 9,1.2).
3,21 einen Bund mit dir. Dieser Bund ging über die persönliche Vereinbarung zwischen Abner und David hinaus, war auf nationaler Ebene rechtsgültig und vereinte Norden und Süden miteinander. in Frieden. Die Wiederholung dieses Ausdrucks in V. 22.23 dient zur Hervorhebung der Tatsache, dass David den Frieden mit Abner sicherstellen wollte. Zudem wird der Umstand betont, dass David nicht an Abners Tod beteiligt war (V. 26-30).
3,25 Abner … ist gekommen, um dich zu überlisten. Ironi- scherweise beschuldigte Joab Abner der Spionage in V. 25, während er David in V. 26 selbst hinterging, indem er ihm verschwieg, dass er Abner nach Hebron zurückbeorderte. Joab nutzte diesen Betrug, um den Tod seines Bruders Asahel an Abner zu rächen (V. 27; s. 2,19-23).
3,26 Brunnen Sira. Dieser Ort wird nur hier erwähnt; er lag etwa 4 km nordwestlich von Hebron.
3,27 in den Bauch. Abner starb auf ähnliche Weise wie Joabs Bru- der Asahel, der Mann, den er getötet hatte (2,23). Abner erstach Asahel jedoch zur Selbstverteidigung im Kampf (vgl. 2,18-23), wohingegen Joab Abner ermordete, um Rache für Asahels Tod zu nehmen. 3,28 dem Blut Abners. Da im Blut Leben ist (vgl. 1Mo 9,4; 3Mo 17,11.14; 5Mo 12,23), bezieht sich dieser Ausdruck auf Abners Leben. David machte deutlich, dass er mit dem Mord an Abner nichts zu tun hatte; David appellierte an den Herrn, Joab für seine böse Tat zu bestrafen (V. 39).
3,31 Totenklage. Joab wurde angewiesen, Abners Tod zu beklagen, wie es zum Gedenken an den Tod eines Menschen Brauch war. Um die Tötung Abners zu verurteilen, befahl David »dem ganzen Volk«, Abners Tod zu betrauern, einschließlich Joab und seinen Männern (V. 32-34).
3,35 Davids Gefühle und sein Verhalten als Reaktion auf Abners Tod waren nicht nur dazu bestimmt, jeden Verdacht der Schuld von ihm zu nehmen, sondern wendeten auch den Trend der öffentlichen Meinung zu seinen Gunsten und ebneten den Weg für seine Herrschaft über alle Stämme Israels in einer viel ehrenhafteren Weise als Abners Verhandlungen (3,17-19).
3,39 schwach … hart. David hatte seine Macht noch nicht soweit gefestigt, dass er sein eigenes Urteil fällen konnte, ohne seine Befehlsgewalt zu gefährden. Er war noch »schwach« und brauchte Zeit, um seine Autorität zu festigen. War das erst einmal erreicht, hatte er die Stärke Joabs und Abisais, der Söhne Zerujas (2,18), nicht mehr zu fürchten.
4,1 ließ er seine Hände sinken … war bestürzt. Vgl. 17,2; 2Chr 15,7. Ischboseth und ganz Israel erkannten, dass Abner die Ursache für Israels Stärke und Stabilität war. Abners Tod beunruhigte Israel, da Ischboseth keinen Befehlshaber mehr für die Armee hatte, um ihn an der Macht zu halten.
4,2 den Kindern Benjamins. Dass diese Männer aus dem Stamm Benjamin kamen (V. 2.3), wird vielleicht betont, um die Spannungen im Hause Sauls und seines Sohnes Ischboseth aufzuzeigen, und wie der Griff nach der Macht begann, nachdem Abner weg war. 4,2 Beerot … Gittaim. Beerot war eine kanaanitische Stadt, die dem Stamm Benjamin gehörte. Auch Gittaim war den Benjaminitern zugehörig.
4,4 Mephiboset. Womöglich wurde er hier vorgestellt, um deutlich zu machen, dass seine Jugend und Körperbehinderung ihn von der Herrschaft über Israel ausschlossen. Als Ischboseth starb, müsste er 12 Jahre alt gewesen sein. Hinsichtlich der Geschichte dieses Mannes s. 9,6-13; 16,1-4; 19,24-30; 21,7. 4,5.6 Es war Sitte, für die Soldaten unter ihrem Kommando (V. 2) Weizen zusätzlich zur Besoldung bereitzustellen. Sie kamen unter dem Vorwand dieser normalen Routine und töteten den König.
4,7 das Jordantal. Um nicht allzu leicht aufgegriffen zu werden, nahmen die Männer den Rückweg durch die Araba (vgl. 2,29), das Jordantal. Diese Ebene erstreckte sich etwa 48 km von Mahanaim bis Hebron.
4,8 Der HERR hat … Rache gewährt. Ischboseths Mörder kamen zu David und erklärten, dass der Herr David Rache gewährt hatte. Wie vor ihnen schon der Amalekiter (1,2-15) wurden die Männer allerdings von Davids Reaktion überrascht. Er sah ihre Tat nicht als die Rache des Herrn an, sondern als Mord an einem unschuldigen Mann.
4,9 der HERR … der meine Seele aus aller Not erlöst hat. Es wird ein interessanter Kontrast aufgezeigt zwischen David und den beiden Mördern, die behaupteten das Werk des Herrn ausgeführt zu haben, als sie Ischboseth töteten. David jedoch pries den Herrn für sein Werk der Vorsehung durch Ischboseths Leben und verkündete die Erlösung des Herrn; auf diese Weise verurteilte David Ischboseths Mörder und ließ sie töten, so wie den Mann, der behauptete, Saul umgebracht zu haben (1,15.16).
5,1 S. 1Chr 11,1-3. 5,1 alle Stämme Israels. Das Wort »alle« wird dreimal verwendet (V. 1.3 und »ganz« in 5.), um zu betonen, dass das unter König David errichtete Königreich wirklich eine vereinte Monarchie war. Die »Ältesten« Israels (V. 3), die die »Stämme« repräsentierten (V. 1), kamen zu David nach Hebron mit der bestimmten Absicht, sich seiner Herrschaft zu unterwerfen. Die Israeliten lieferten 3 Gründe, weshalb sie David zum König machen wollten: 1.) er war ein israelitischer Bruder (vgl. 5Mo 17,15); 2.) er war Israels bester Kämpfer und Anführer; und 3.) er wurde vom Herrn erwählt, Israels König zu sein.
5,3 König David machte … einen Bund. Den Israeliten gegenü- ber ging David offi ziell bestimmte Verpfl ichtungen ein, einschließlich ihrer Rechte und Pfl ichten einander und dem Herrn gegenüber (vgl. 2Kö 11,17). So gut wie dieser Bund auch war, er beendete nicht das grundlegende Gefühl eigenständiger Identitäten in Israel und Juda, wie Schebas Aufstand (20,1) und die Aufl ösung des vereinten Königreichs unter Rehabeam es später zeigten (1Kö 12,16). sie salbten David. Davids dritte Salbung (2,4; 1Sam 16,13) führte zur Einigung der 12 Stämme unter seinem Königtum.
5,5 Israel und Juda. Das vereinte Königreich war noch immer unter seinen beiden Bestandteilen bekannt.
5,6 S. 1Chr 11,4-9. 5,6 Jerusalem. Diese Stadt wird in der Bibel häufi ger erwähnt als jede andere (von 1Mo 14,18 bis Offb 21,10). Die Stadt lag im Gebiet Benjamins, nahe der Grenze zu Juda und war hervorragend befestigt wegen ihrer erhöhten Lage und der sie umgebenden tiefen Täler, die sie von 3 Seiten auf natürliche Weise wehrhaft machten. Zusätzlich verfügte sie über eine gute Wasserversorgung, die Gihon-Quelle, und lag in der Nähe von Handelswegen. Juda hatte die Stadt früher schon einmal erobert (Ri 1,8), aber weder Juda noch Benjamin konnten die jebusitischen Einwohner mit Erfolg dauerhaft verdrängen (Jos 15,33; Ri 1,21). Durch die Einnahme Jerusalems konnte David den fremden Keil zwischen den Nord- und Süd-Stämmen beseitigen und Jerusalem als seine Hauptstadt einsetzen. Jebusiter. Ein Volk kanaanitischer Abstammung (1Mo 10,1618). Da die früheren Einwohner Jerusalems Amoriter waren (Jos 10,5), scheint es, dass die Jebusiter nach der israelitischen Eroberung des Landes die Kontrolle über Jerusalem an sich rissen. die Blinden und die Lahmen. Die Jebusiter spotteten über die Israeliten und über Davids Macht, indem sie sich rühmten, dass die Blinden und Lahmen Jerusalem gegen ihn verteidigen könnten.
5,7 Burg Zion. An dieser Stelle taucht »Zion« zum ersten Mal in der Bibel auf, das einzige Mal in 1. und 2. Samuel. Hier ist die jebusitische Zitadelle auf dem südöstlichen Hügel gemeint, später wurde der Name auch für den Tempelberg (Jes 10,12) und die ganze Stadt Jerusalem verwendet (Jes 28,16). Stadt Davids. Sowohl Bethlehem, Davids Geburtsort (Lk 2,4), als auch Jerusalem, Davids Regierungssitz, wurden mit diesem Titel bezeichnet.
5,8 Wasserleitung. Ein Tunnel, der die Wasserversorgung der Stadt von der Gihon-Quelle außerhalb der östlichen Stadtmauern in die Zitadelle leitete.
5,9 Millo. Wörtl. »Aufschüttung«. Mit Steinen gefüllte Terrassen wurden aufgerichtet, um als Teil der nördlichen Verteidigungsanlage von Jerusalem zu dienen, da die Stadt aus dieser Richtung besonders angreifbar war.
5,11 S. 1Chr 14,1-7. 5,11 Hiram, der König von Tyrus. Tyrus war eine phönizische Hafenstadt, die etwa 56 km nördlich des Berges Karmel und 40 km südlich von Sidon lag. In Davids späterer Regierungszeit und während eines Großteils von Salomos Herrschaft lieferte der befreundete Hiram Baumaterial im Tausch für wirtschaftliche Erzeugnisse. Zum Bau von Davids Palast stellte er zudem Handwerker zur Verfügung, was andeutet, wie sehr der lange Krieg an der Nation gezehrt hatte, da nur wenige gute Handwerker vorhanden waren. Psalm 30 könnte sich möglicherweise auf die Einweihung dieses Hauses beziehen oder auf den vorübergehenden Aufbewahrungsort der Bundeslade in Jerusalem (6,17).
5,12 der HERR hatte ihn zum König über Israel bestätigt. Indem er Gottes offensichtlichen Segen in seinem Leben sah, erkannte David die Rolle des Herrn bei der Aufrichtung seines Königtums.
5,13 mehr Nebenfrauen und Frauen. Dass die Anzahl von Davids Frauen und Nebenfrauen zunahm, war ein direkter Verstoß gegen 5Mo 17,17. Diese Ehen (vgl. 2 Sam. 3,3) spiegeln Davids Beteiligung an internationalen Verträgen und Allianzen wider, die durch die Heirat einer Königstochter mit der anderen Seite besiegelt wurden. Diese kulturelle Einrichtung erklärt einige von Davids und viele von Salomos Frauen (s. 1Kö 11,1-3). In jedem Fall von Polygamie in der Schrift wurde gegen Gottes Gesetz verstoßen, was negative, wenn nicht sogar verheerende Konsequenzen nach sich zog.
5,17 Dieser Abschnitt ist in die Schilderung von Davids militä- rischen Siegen eingebettet (5,17-25; 8,1-14). Mittendrin (6,1-7,29) Die Stad
5,24 das Geräusch eines Einherschreitens. Die Blätter dieses Baumes raschelten beim leichtesten Luftzug, wie sie eine große marschierende Armee erzeugt.
5,25 Geba … Geser. Geba lag ca. 8 km nördlich Jerusalems und Geser etwa 32 km westlich von Geba. David drängte die Philister aus dem Bergland zurück in die Küstenebene.
6,1 S. 1Chr 13,1-14.
6,2, Baale-Juda. Wörtl. »die Herren Judas«. Diese Stadt, die auch als Kirjat-Jearim bekannt ist (1Sam 7,1.2), lag etwa 16 km westlich Jerusalems. die Lade Gottes. Die Bundeslade symbolisierte Israel den herrlichen Ruf und die gnadenvolle Gegenwart des Herrn. der Name. S. Anm. zu 5Mo 12,5. HERRN der Heerscharen. S. Anm. zu 1Sam 1,3.
6,3 neuen Wagen. Die Philister hatten einen neuen Wagen zum Transport der Lade verwendet (1Sam 6,7). Aber das AT verlangte, dass die heilige Lade – unter der Verwendung der vorgeschriebenen Stangen (2Mo 25,12-15) – von den Söhnen Kahats getragen werden musste (4Mo 3,30.31; 4,15; 7,9). dem Haus Abinadabs. S. 1Sam 7,1. Ussa … Achio. Abinadabs Nachkommen, vielleicht seine Enkel.
6,6 S. 1Chr 13,9-12.
6,7 wegen des Vergehens. Egal wie unschuldig es auch getan wurde, die Berührung der Lade war ein direkter Verstoß gegen Gottes Gesetz und sollte zum Tode führen (s. 4Mo 4,15). Dieses Mittel diente dazu, das Gefühl für Gottes Heiligkeit zu bewahren sowie die Furcht, ihm ohne angemessene Vorbereitung zu nahen.
6,8 David entbrannte. Wahrscheinlich ärgerte er sich über sich selbst, da das Unglück auf Davids eigene Nachlässigkeit zurückzuführen war. Er war sich unschlüssig, ob er den Transport der Lade nach Jerusalem fortsetzen (V. 9) oder sie nicht von der Stelle bewegen sollte, da er fürchtete, noch mehr Unglück über sich und sein Volk zu bringen (V. 10). Wahrscheinlich wartete er, bis sich Gottes Zorn legte, bevor er die Lade bewegte.
6,10 Obed-Edoms, des Gatiters. Wörtl. »Knecht Edoms«. Der Ausdruck »Gatiter« kann sich auf jemanden aus der Philister-Stadt Gat beziehen, aber hier nimmt er wohl eher Bezug auf Gat-Rimmon, eine Leviten-Stadt (vgl. Jos 21,24.25). In den Büchern der Chronik wird Obed-Edom als Levit bezeichnet (1Chr 15,17-25; 16,5.38; 26,4.5, 8.15; 2Chr 25,24).
6,12 S. 1Chr 15,25-16,3. 6,12 gesegnet um der Lade Gottes willen. Während der drei Monate, in denen die Lade bei Obed-Edom blieb, segnete der Herr seine Familie. In gleicher Weise, wie Gott Obed-Edom gesegnet hatte, so war David sich sicher, würde der Herr sein Haus wegen der Gegenwart der Lade mit ewigem Segen bedenken (7,29).
6,13 Träger der Lade. Bei Davids zweitem Versuch, die Lade nach Jerusalem zu bringen, wurde sie in der im atl. Gesetz vorgeschriebenen Weise transportiert. S. Anm. zu V. 3. sechs Schritte. Gemeint ist nach den ersten 6 Schritten, nicht jedes Mal nach 6 Schritten.
6,14 David aber tanzte … vor dem HERRN. Vgl. Ps 150,4. Wie andere Völker des Altertums und der Neuzeit besaßen auch die Hebräer ihre körperlichen Ausdrucksformen religiöser Freude, wenn sie Gott lobten. leinenen Ephod. S. 1Sam 2,18.
6,16 Michal … verachtete ihn. Michals Verachtung für David drückt sich in ihrer sarkastischen Bemerkung in V. 20 aus. Sie betrachtete Davids ungehemmten Freudentanz als ungeziemendes Verhalten für die Würde und Größe eines Königs, da es ihn in gewisser Hinsicht entblößte.
6,17 Zelt. David ließ für die Bundeslade ein Zelt errichten, bis für sie ein festes Gebäude gebaut werden konnte. Möglicherweise bezieht sich Psalm 30 auf dieses Zelt oder auf Davids eigenes Haus (5,11.12).
6,20 um sein Haus zu segnen. David wünschte sich vom Herrn den gleichen zwangsläufi gen Erfolg wie den, den das Haus Obed-Edoms erfuhr (s. V. 11). Michals Haltung verhinderte den Segen zu diesem Zeitpunkt, doch der Herr sollte Davids Haus zukünftig segnen (7,29). entblößt. Eine geringschätzige Anspielung auf die priesterliche Kleidung, die David anstatt seines königlichen Gewandes trug (V. 14).
6,21 Vor dem HERRN. Davids Handlungen geschahen zur Freude des Herrn, nicht zu der der Mägde.
6,22 geringer … in meinen Augen. David betrachtete sich mit Demut, wie der Demütige, den der Herr erhöhen wird (vgl. 1Sam 7,7.8).
6,23 Michal … hatte kein Kind. Ob David seine ehelichen Bezie- hungen zu Michal einstellte oder der Herr sie wegen ihrer Verachtung für David züchtigte, ist unklar, auf jeden Fall bekam Michal keine Kinder. In atl. Zeiten war es eine Schande, kinderlos zu bleiben (1Sam 1,5.6). Durch Michals Kinderlosigkeit gab es aus Sauls Familie keinen potentiellen Nachfolger auf Davids Thron (vgl. 1Sam 15,22-28).
7,1 S. 1Chr 17,1-15. Diese Verse berichten von der Gründung des davidischen Bundes, Gottes bedingungslose Verheißung an David und seine Nachwelt. Obwohl er hier nicht als Bund bezeichnet wird, erfolgt dies später (23,5). Diese Verheißung ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis von Gottes unwiderrufl ichem Versprechen auf einen ewig herrschenden König aus der Abstammungslinie Davids (V. 16). Es ist geschätzt worden, dass über 40 einzelne Bibelstellen mit diesen Versen im direkten Zusammenhang stehen (vgl. Ps 89; 110; 132); folglich ist dieser Text ein bedeutender Höhepunkt im AT. Die endgültige Erfüllung geschieht beim zweiten Kommen Christi, wenn er sein Tausendjähriges Reich auf der Erde errichtet (vgl. Hes 37; Sach 14; Offb 19). Dies ist der 4. von 5 unwiderruflichen und bedingungslosen Bündnissen Gottes. Die ersten drei sind: 1.) der noahische Bund (1Mo 9,8-17); 2.) der abrahamitische Bund (1Mo 15,12-21) und 3.) der levitische oder priesterliche Bund (4Mo 3,1-18; 18,1-20; 25; 10-13). Der Neue Bund, der die Erlösung beinhaltete, wurde später durch Jeremia enthüllt (Jer 31,31-34) und durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi vollendet. S. Anm. zu Mt 26,28. 7,1 in seinem Haus wohnte. S. 5,11. Davids Palast wurde mit der Hilfe von Hiram von Tyrus gebaut. Da Hiram erst gegen 980 v.Chr. König von Tyrus wurde, fanden die in diesem Kapitel geschilderten Ereignisse in der letzten Dekade der Regierungszeit Davids statt. Ruhe … vor allen seinen Feinden. David hatte alle Völker ringsum Israel besiegt. S. 8,114 in Bezug auf Einzelheiten, die vor 2Sam 7 geschahen.
7,2 Nathan. Nathan, der hier zum ersten Mal erwähnt wird, spielte eine wichtige Rolle in Kap. 12 (wo er David mit seiner Sünde mit Bathseba konfrontiert) und in 1Kö 1 (als er es vereitelte, dass sich Adonija widerrechtlich Salomos Thron aneignete). unter Teppichen. S. Anm. zu 6,17.
7,3 Geh … tue. Der Prophet Nathan ermutigte David, das löbliche Vorhaben, das er im Sinn hatte, umzusetzen und sicherte ihm den Segen des Herrn zu. Allerdings hatten weder David noch Nathan den Herrn gefragt.
7,4 Der Herr offenbarte Nathan seinen Willen diesbezüglich; er sollte die besten menschlichen Gedanken des Königs abweisen.
7,5 Solltest du mir ein Haus bauen. Die Verse 5-7 sind von zwei Fragen des Herrn eingerahmt, beide beziehen sich auf den Bau eines Tempels für ihn. Die erste, die sich danach erkundigt, ob David derjenige war, der den Tempel bauen sollte, ließ eine negative Antwort erwarten (s. 1Chr 17,4). Laut 1Chr 22,8; 28,3 hatte Gott David nicht ausgewählt, ihm einen Tempel zu bauen, da er ein Krieger war, der viel Blut vergossen hatte.
7,7 Warum baut ihr mir kein Haus aus Zedernholz? Auch die zweite Frage, ob der Herr je einem Führer befohlen hatte, seiner Lade einen Tempel zu bauen, ließ auf eine verneinende Beantwortung schließen. Im Gegensatz zu Nathans und Davids Absichten und Annahmen wollte Gott zu diesem Zeitpunkt kein Haus – ebenso wenig wünschte er es von David gebaut.
7,8 einen großen Namen. Diese Verse beschreiben die Ver- heißung, die der Herr David gab. Die Verse 8-11a beinhalten die Versprechen, die zu Davids Lebzeiten in Erfüllung gehen sollten. In 11b-16 fi nden sich die Verheißungen, die nach Davids Tod erfüllt würden. Zu seinen Lebzeiten gab der Herr: 1.) David »einen großen Namen« (s. Anm. zu 1Mo 12,2); 2.) setzte einen Ort für Israel fest; und 3.) gab David »Ruhe« vor all seinen Feinden. Nach seinem Tod gab der Herr David: 1.) einen Sohn, der auf dem Thron Israels saß und für den der Herr wie ein Vater sein würde, einschließlich notwendiger Züchtigung und Gnade (Salomo); und 2.) einen Sohn, der über ein ewiges Königreich herrschen würde (der Messias). In ihrem unmittelbaren Zusammenhang bezog sich diese Prophezeiung auf Salomo und auf das zeitlich befristete Königreich der Familie Davids im Land. Aber in einem größeren und erhabeneren Sinne bezieht sie sich auf Davids größeren Sohn, der eine andere Natur besitzt, Jesus Christus (vgl. Hebr 1,8).
7,11 der HERR wird dir ein Haus bauen. Obschon David den Wunsch hatte, dem Herrn ein »Haus«, d.h. einen Tempel, zu bauen, sollte es der Herr sein, der David ein »Haus«, d.h. eine Dynastie, bauen würde.
7,12 deinen Samen. Entsprechend dem Rest der Schrift war es der kommende Messias, der das Königreich Davids für immer errichten würde (s. Jes 9,5.6; Lk 1,32.33).
7,14 sein Vater … mein Sohn. Diese Worte stehen in Hebr 1,5 in direkter Verbindung mit Jesus, dem Messias. Da im semitischen Denken der Sohn vollständig den Charakter des Vaters hatte, würde der zukünftige Same Davids das gleiche Wesen wie Gott besitzen. Dass Jesus Christus der menschgewordene Gott war, ist das zentrale Thema des Johannes-Evangeliums (s. Einleitung zum Johannes-Evangelium). Wenn er eine Missetat begeht. Wie ein menschlicher Vater seinen Sohn diszipliniert, so würde der Herr Davids Samen züchtigen, wenn er sich schuldig machen würde. Das bezieht sich auf Davids zwischenzeitlichen Samen (auf jeden König aus Davids Abstammungslinie ab Salomo), bis zur Ankunft des Messias. Jedoch wird Davids höchster Same kein Sünder wie er selbst und seine Nachkommen sein, wie die Samuel- und KönigeBücher es festhalten (s. 2Kor 5,21). Bedeutsamerweise beinhalten die Chronik-Bücher, die sich etwas direkter auf den Messias konzentrieren, diese Aussage nicht bei ihrer Wiedergabe der Worte Nathans (1Chr 17,13).
7,15 Ein Ausdruck des bedingungslosen Charakters des davidischen Bundes. Der Messias wird in sein herrliches, ewiges Königreich kommen. Diese Verheißung ist unveränderbar.
7,16 dein Haus … dein Königreich … dein Thron. Lk 1,32b und 33 deuten an, dass diese 3 Dinge in Jesus erfüllt sind: »… und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben«. ewig. Dieses Wort beinhaltet den Gedanken von 1.) einer unbestimmt langen Zeit oder 2.) einer ewigen Zukunft. Er bedeutet nicht, dass es keine Unterbrechungen geben kann, sondern vielmehr dass das Ergebnis garantiert ist. Christus’ davidische Herrschaft wird den Abschluss der Menschheitsgeschichte bilden.
7,18 S. 1Chr 17,16-27. Davids Gebet beinhaltete Ehrfurcht und Danksagung bezüglich Gottes souveränem Anspruch, seinen Segen über seinen Samen und sein Volk auszugießen. 7,18 setzte sich vor dem HERRN. D.h. vor der Bundeslade im provi- sorischen Zelt. Wer bin ich. David war von der Verheißung des Herrn überwältigt, dass er sein Königreich durch Davids Samen errichten würde. In V. 18-29 spricht David 10-mal von sich selbst als »deinem Knecht« (V. 19.20.21.25.26.27.28.29) und erkennt somit den von Gott gegebenen Titel an, »meinem Knecht … David« (V. 4).
7,19 von ferner Zukunft. David erkannte, dass der Herr über die ferne Zukunft gesprochen hatte, nicht nur über seinen direkten Nachkommen, Salomo. als Weisung für den Menschen. Wörtl. »und das ist das Gesetz des Menschen«. Diese Aussage ist am besten als eine Erklärung zu verstehen, die den Gedanken vermittelt, dass Gottes Bundesverheißung einem ewigen Königreich gilt, durch welches in Davids kommendem Samen alle Menschen gesegnet werden sollen. Der davidische Bund gewährte David und seinem Samen somit Macht, Recht und Privilegien zum Nutzen der Menschheit, eine Verheißung, die David sprachlos machte (V. 20-22).
7,23 dein Volk … dein Land. David erinnert sich an Aspekte des abrahamitischen Bundes (vgl. 1Mo 12;15;17). Israel. In V. 18-21 pries David den Herrn für seine Gunst, die er ihm erwiesen hatte. In V. 22-24 pries David den Herrn für die Gunst, die er dem Volk Israel entgegen gebracht hatte (vgl. 5Mo 7,6-11).
7,25 das Wort, das du … geredet hast. In V. 25-29 betete David für die Erfüllung der göttlichen Verheißung an ihn.
7,26 deine Worte sind Wahrheit. Davids Gebet deutet an, dass er Gottes außergewöhnliche und unwiderrufl iche Verheißungen, die er David als König und Israel als Volk gab, vollends im Glauben angenommen hatte.
8,1 Diese Verse skizzieren die Erweiterung von Davids Königreich durch die Hand des Herrn (V. 6.14). Israels Hauptfeinde wurden alle besiegt als Davids Königreich sich in alle Himmelsrichtungen vergrößerte. S. 1Chr 18,113. Diese Eroberungen ereigneten sich vor den Dingen in Kap. 7 (s. 7,1). 8,1 Philister … demütigte. Davids oberste Priorität war es, mit den Philistern im Westen fertig zu werden, die er rasch besiegte und unterwarf (s. 5,25). die Zügel der Regierung (Metheg Hamma). Wahrscheinlich eine Anspielung auf die »Hauptstadt« der Philister, Gat (vgl. 1Chr 18,1). Er besiegte seine Feinde im Westen.
8,2 Moabiter. David besiegte auch die Moabiter jenseits des Jordans auf der Ostseite des Toten Meeres. Das stellte eine Veränderung in den guten Beziehungen dar, die David einst mit den moabitischen Königen hatte (vgl. 1Sam 22,3.4). Er besiegte seine östlichen Feinde. maß sie mit der Messschnur. Das könnte bedeuten, dass David die jungen Moabiter verschonte (deren Größe ungefähr eine Messschnur betrug) und die Erwachsenen tötete (mit einer Länge von zwei Messschnüren) oder dass eine von drei Reihen Soldaten unwillkürlich herausgegriffen wurde und vor dem Tod verschont blieb. Eine durchaus gängige Vorgehensweise der Könige des Ostens im Umgang mit Todfeinden.
8,3 Der Sieg über seine Feinde im Norden. Seine Feinde in südli- cher Richtung, die Amalekiter, hatte David bereits früher besiegt (1Sam 30,16.17). 8,3 Hadad-Eser. Wörtl. »Hadad (der Name des kanaanitischen Sturm-Gottes) ist Hilfe«. Psalm 60 wurde im Gedenken an diese Schlacht geschrieben. Zoba. Ein aramäisches Königreich nördlich von Damaskus (vgl. 1Sam 14,47). Euphrat-Strom. Gemeint ist der südwestlichste Punkt des Euphrats nahe der Stadt Tiphsach.
8,4 1700. Die Lesart von »7.000« in 1Chr 18,4 ist vorzuziehen. S. Anm. zu 1Chr 18,4. lähmte alle Wagenpferde. Das Durchtrennen der Achillessehne an den Hinterbeinen der Pferde machte sie für militärische Aktionen unbrauchbar (Jos 11,6).
8,5 Syrer. D.h. Aramäer, ein Volk, das in der Nähe der Stadt Damas- kus beheimatet war – so wie im Gebiet von Zoba.
8,7 goldenen Schilde. Zeremonielle oder verzierende Insignien, die nicht zum Kampf verwendet wurden, sondern zur Dekoration.
8,8 Erz. 1Chr 18,8 nennt 3 Städte Hadad-Esers, die Erz förderten, was später beim Bau des Tempels verwendet wurde.
8,9 Toi, der König von Hamat. Hamat, ein anderes aramäisches Gebiet, lag etwa 160 km nördlich von Damaskus. König Toi war dankbar dafür, dass sein Feind Zoba geschlagen wurde und wollte gute Beziehungen zu David aufbauen. Um David zu verstehen zu geben, dass er sich ihm freiwillig als seinem Vasallen unterwerfen würde, ließ er David Geschenke überbringen.
8,13 einen Namen. Der Herr begann mit der Erfüllung seiner Ver- heißung, David einen großen Namen zu geben (s. 7,9). Syrer. Es gibt eine alternative Lesart in den Handschriften, die sich auf Davids Sieg über die Edomiter, nicht die Syrer, bezieht. Diese Lesart wird durch Ps 60 und 1Chr 18,12 unterstützt. Salztal. Ein Gebiet südlich des Toten Meeres.
8,15 S. 1Chr 18,14-17. Eine Beschreibung des Staatskabinetts unter Davids Regierung. 8,15 Recht und Gerechtigkeit. David übte eine gerechte Herr- schaft über sein Königreich aus, in der Zukunft wird der »Messias« in ähnlicher Weise herrschen (Jes 9,6; Jer 23,5; 33,15). 8,16 Joab. Davids Armeeführer (2,13; 1Sam 26,6). Josaphat … Kanzleischreiber. Aufseher über die Staatsberichte und möglicherweise königlicher Herold (1Kö 4,3).
8,17 Zadok, der Sohn Achitubs. Zadok, was »gerecht« bedeutet, war ein levitischer Priester, der durch Eleasar von Aaron abstammte (1Chr 5,39-34; 6,35-38) und der zusammen mit seinem Haus die Erfüllung der Aussage des Mannes Gottes in 1Sam 2,35 war. Zadoks zukünftige Söhne werden Priester sein im Tausendjährigen messianischen Reich (Hes 44,15). Später wurde er unter Salomos Herrschaft zum einzigen Hohenpriester und erfüllte Gottes Verheißung an Pinehas (vgl. 4Mo 25,10-13). Achimelech, der Sohn Abjatars. Vgl. 1Sam 22,20, wo steht, dass Abjatar der Sohn Achimelechs war. Das erklärt sich am besten durch einen Abschreibfehler (vgl. 1Chr 18,16; 24,3.6.31). Zusammen mit Zadok war Abjatar Davids Priester (15,24.35; 19,11). Abjatars Abstammung lässt sich von Eli (1Kö 2,27) bis Itamar zurück verfolgen (1Chr 24,3). Mit Abjatars Absetzung (1Kö 2,26.27) wurde Gottes Fluch über Eli vervollständigt (1Sam 2,33) und die göttliche Verheißung an Pinehas aus Eleasars Linie erfüllt (vgl. 4Mo 25,10-13; 1Sam 2,35). Seraja war Staatsschreiber. Sein Name bedeutet »der Herr erweist sich als Herrscher«; er war Davids offi zieller Sekretär.
8,18 Benaja. Sein Name bedeutet »der Herr erbaut«; er war Befehls- haber von Davids persönlicher Leibgarde. Später wurde er zum Oberbefehlshaber von Salomos Armee (1Kö 2,34.35; 4,4), nachdem er Joab, Davids Heerobersten, getötet hatte (vgl. 1Kö 2,28-35). Kreter und Pleter. S. Anm. zu 1Sam 30,14. Minister. Obschon der hebr. Text von Davids Söhnen als von Priestern spricht, beschreibt die LXX sie als »Fürsten des Hofes«. Die zweite Lesart wird durch 1Chr 18,17 unterstützt, wo von Davids Söhnen als von den »Ersten zur Hand des Königs« die Rede ist. 9,1-20,26 Diese Kapitel beginnen mit dem »Haus Sauls« (9,1) und enden mit »Scheba … von Benjamin« (20,1). So wie Saul wird auch David als ein König gezeigt, der Fehler beging – doch er tat Buße darüber. Nur die Gnade und das Erbarmen des Herrn und sein unwiderrufl icher Bund mit David bewahrten ihn vor der Absetzung seines Königtums – im Gegensatz zu Saul (vgl. 7,15). In diesem Abschnitt liegt die Betonung auf Davids Schwierigkeiten, die seine Sünde ihm brachten.
9,1 erweise Gnade an ihm um Jonathans willen. David erwies seine Treue zu Jonathan auch weiterhin (1Sam 21,1), indem er sich um seinen behinderten Sohn Mephiboset kümmerte (vgl. 4,4).
9,2 Ziba. Ein ehemaliger Diener Sauls, der hier zum ersten Mal er- wähnt wird.
9,4 Lodebar. Eine Stadt in Gilead auf der Ostseite des Jordan, ca. 16 km südlich des Sees von Galiläa. Machirs, des Sohnes von Ammiel. Ein wohlhabender Mann (s. 17,27-29).
9,6 Mephiboset. S. Anm. zu 4,4.
9,7 alle Felder deines Vaters Saul wiedergeben. Wahrscheinlich war Sauls Nachlass ziemlich umfangreich. an meinem Tisch das Brot essen. Indem er ihn in den Königspalast holte und für seine täglichen Bedürfnisse sorgte, wollte David Mephiboset ehren (s. 2Kö 25,29).
9,8 toten Hund. Ein »toter Hund« war verachtenswert und nutzlos. Insofern hielt Mephiboset sich für einen solchen, dass er Davids Güte nicht verdient hatte und er keine Möglichkeit besaß, sie ihm zurückzugeben. Davids Angebot war ein außergewöhnlich gnadenvoller und schöner Ausdruck seines Bundes mit Jonathan (vgl. 1Sam 18,3; 20,15.42).
9,10 15 Söhne und 20 Knechte. Diese Zahl verdeutlicht Zibas Macht und Einfl uss, und ebenso, dass David Mephiboset ein beträchtliches Stück Land zurückgab.
9,12 Micha. Die Nachkommen Michas, des Sohnes von Mephiboset, sind in 1Chr 8,35-38; 9,41-44 aufgeführt.
10,1 S. 1Chr 19,1-19. 10,1 König der Ammoniter. Gemeint ist Nahas (s. Anm. zu 1Sam 11,1).
10,2 Güte an Hanun erweisen. Da Nahas ein Feind Sauls war, wurde er als Davids Freund und Befürworter angesehen. Es wird angedeutet, dass David und Nahas eine Bundesbeziehung eingegangen waren, auf deren Grundlage David wünschte, seine Loyalität zu Nahas’ Sohn, Hanun, weiter aufrechtzuhalten. 10,3 die Stadt. Gemeint ist Rabba (s. Anm. zu 11,1).
10,4 ihnen den Bart halb abscheren. Eine aufgezwungene Rasur wurde als Beleidigung angesehen und als ein Zeichen von Unterwerfung (vgl. Jes 7,20). ihre Obergewänder halb abschneiden, bis an ihr Gesäß. Für jene, die in diesen Zeiten lange Gewänder trugen, war die Entblößung des Gesäßes eine schmachvolle Behandlung, der Kriegsgefangene unterzogen wurden (vgl. Jes 20,4). Möglicherweise war dies zum Teil auch Michals Sorge, als David vor dem Herrn tanzte (s. 6,14.20).
10,5 Jericho. Der erste Ort westlich des Jordans, den Davids Knech- te nach ihrer Rückkehr aus Rabba erreichten.
10,6 Beth-Rechob. Ein aramäisches Gebiet südwestlich von Zoba (vgl. 4Mo 13,21; Ri 18,28). Zoba. S. Anm. zu »Zoba« in 8,3. Maacha. Die Region nördlich des Hule-Sees, der vom See von Galiläa in nördlicher Richtung liegt (5Mo 3,14; Jos 13,11-13). Tob. Eine Stadt auf der Ostseite des Jordan, etwa 72 km nordöstlich von Rabba gelegen (Ri 11,3.5). 10,6 Die ammonitische Armee war zur Verteidigung der Stadt bereit, während die syrischen Söldner in einiger Entfernung lagerten, auf den Feldern in der Umgegend der Stadt. Joab teilte seine Streitmacht auf, um mit beiden fertig zu werden. S. Anm. zu 1Sam 11,1.
10,12 Sei stark … der HERR aber tue, was ihm gefällt. Sich zwi- schen zwei Fronten wieder fi ndend ermutigte Joab die Armee, stark zu sein; er erkannte, dass der Ausgang des Kampfes letzten Endes vom Herrn abhängig war (vgl. 15,26). Es war ein gerechter und notwendiger Krieg, der Israel aufgezwungen wurde, so konnten sie auf Gottes Segen hoffen – und empfi ngen ihn (V. 13.14).
10,14 So kehrte Joab um. Er versuchte nicht, Rabba zu belagern und einzunehmen, da es nicht die Zeit dafür war (s. Anm. zu 11,1). Vgl. 12,26-29.
10,16 Hadad-Eser. S. Anm. zu 8,3. Helam. Der Schlachtplatz ca. 11 km nördlich von Tob.
10,18 700 … Reiter. S. Anm. zu 1Chr 19,18.
10,19 sie machten Frieden mit Israel. Alle Königreiche Syriens wurden Israel unterworfen und fürchteten, Ammon gegen Israel zu unterstützen.
11,1 im folgenden Jahr … da die Könige zum Kampf auszie- hen. Im Nahen Osten zogen Könige normalerweise im Frühling in die Schlacht, wegen des guten Wetters und des reichhaltigen Nahrungsvorrats entlang des Weges. S. Anm. zu 10,14. David sandte Joab. David sandte seinen Heerobersten, Joab, mit seinen Söldnern und Israels Armee, um den im vorigen Jahr begonnenen Kampf gegen Ammon fortzusetzen (10,14). Rabba. Die ammonitische Hauptstadt, die etwa 38 km östlich des Jordans gegenüber von Jericho lag. Im vorangegangenen Jahr hatte Abisai die ammonitischen Streitkräfte auf freiem Feld besiegt, woraufhin die übrig gebliebenen Ammoniter in den Stadtmauern Rabbas Schutz suchten (10,14). Joab kehrte im darauffolgenden Jahr zurück, um die Stadt zu belagern. David aber blieb in Jerusalem. In solchen Situationen Zuhause zu bleiben, gehörte nicht zu Davids Gewohnheiten (5,2; 8,1-14; 10,17; aber vgl. 18,3; 21,17); diese ausdrückliche Erwähnung beinhaltet Kritik an Davids Entscheidung, in Jerusalem zu bleiben, wodas: »Genieße es, deine Frau zu lieben.« Es bestand die Hoffnung, dass Davids Affäre mit Bathseba durch Urijas Beischlaf verdeckt würde. ein Geschenk. Urija und Bathseba sollten ihren gemeinsamen Abend genießen.
11,9 Urija legte sich … schlafen. Urija wollte sich loyal mit seinen Kameraden auf dem Feld zeigen und machte keinen Gebrauch von dem alles andere als ehrenhaften Angebot des Königs (V. 11).
11,11 Die Lade. Die Bundeslade befand sich entweder in einem Zelt in Jerusalem (6,17) oder in einem Zelt bei Israels Armee auf dem Schlachtfeld (1Sam 4,6; 14,18).
11,13 machte ihn trunken. Da sein erster Versuch, seine Sünde zu verdecken, fehlgeschlagen war, versuchte David Urija nun betrunken zu machen, damit dieser seine Entschlossenheit und Selbstbeherrschung verlieren und zu seiner Frau nach Hause ins Bett gehen würde – jedoch ohne Erfolg.
11,15 damit er … stirbt. Nachdem auch der zweite Versuch sein Ziel nicht erreicht hatte, plante der mittlerweile nervöse David, Urija zu töten. Indem David Urijas unerschütterliche Loyalität zu seinem König missbrauchte, machte er ihn sogar zum Überbringer seines eigenen Todesurteils. Somit wurde David eines Verbrechens schuldig, das der Todesstrafe würdig war (3Mo 24,17). Das ist ein anschaulicher Beweis der Extreme, zu denen Menschen greifen bei der Verfolgung ihrer Sünde und in Abwesenheit von zurückhaltender Gnade.
11,18 Joab ließ … melden … Urija … tot. Joab sandte einen Boten mit der versteckten Nachricht zu David, das sein Wunsch ausgeführt war. Joab musste den Grund für den ansonsten unsinnigen militärischen Einsatz gekannt haben.
11,25 So sollst du ihn ermutigen. In heuchlerischer Weise drück- te David seine Gleichgültigkeit gegenüber den Gefallenen aus und tröstete Joab darüber hinweg, indem er ihn bevollmächtigte, den Angriff gegen Rabba fortzuführen.
11,26 die Trauer war vorüber. Die übliche Trauerzeit betrug wahrscheinlich 7 Tage (1Mo 50,10; 1Sam 31,13). Bezeichnenderweise macht der Text keine Angaben über Davids Trauer.
11,27 böse in den Augen des HERRN. Davids Handeln gefi el dem Herrn nicht und würde zudem negative Konsequenzen nach sich ziehen.
12,1 Psalm 51 gibt Davids Bußworte wieder, nachdem Nathan ihn mit seiner Sünde mit Bathseba konfrontiert hatte (vgl. Ps 32, wo David seine Qualen nach Nathans Strafrede ausdrückte). 12,1 der HERR sandte Nathan. Bemerkenswerter Weise taucht das Wort »Herr« im 11. Kapitel erst in V. 27 auf, aber dann griff der Herr ein, indem er David mit seiner Sünde konfrontierte. Wie Joab einen Boten zu David geschickt hatte (11,18.19), so sandte der Herr nun seinen Boten zu David. 12,1 zwei Männer … reich … arm. Um dieses Gleichnis verste- hen zu können, ist nur wichtig zu wissen, dass der reiche Mann David darstellt, der arme Mann Urija und das Lamm Bathseba.
12,5 ein Kind des Todes. Nach 2Mo 21,37 war die Strafe für das Stehlen und Schlachten eines Ochsen oder Schafes nicht der Tod, sondern Entschädigung. In diesem Gleichnis stellte das Stehlen und Schlachten des Lammes allerdings den Ehebruch mit Bathseba dar sowie Davids Mord an Urija. Das mosaische Gesetz verlangte sowohl für Ehebruch (3Mo 20,10) als auch für Mord (3Mo 24,17) die Todesstrafe. Indem er dieses Urteil über den reichen Mann in der Geschichte aussprach, verurteilte sich David ohne sein Wissen selbst zum Tode.
12,6 vierfältig. 2Mo 21,37 verlangte eine vierfache Entschädigung für das Stehlen eines Schafes. Hier fi ndet sich eine Anspielung auf den späteren Tod von 4 Söhnen Davids: Bathsebas erster Sohn (V. 18), Amnon (13,28.29), Absalom (16,14.15) und Adonija (1Kö 2,25).
12,7 gesalbt. Bei einer früheren Auseinandersetzung des Propheten Samuels mit Saul wurde der gleiche Punkt hervorgehoben (1Sam 15,17).
12,8 die Frauen deines Herrn. Das bedeutet nichts anderes, als dass Gottes Vorsehung dem König David alles gegeben hatte, was Saul zuvor besaß. Es fi ndet sich kein Hinweis darauf, dass er je eine von Sauls Frauen geheiratet hätte, obgleich der Harem nahöstlicher Könige an ihre Nachfolger überging. Achinoam, Davids Frau (2,2; 3,2; 1Sam 25,43; 27,3; 30,5), wird immer als Jesreelitin bezeichnet, wohingegen Achinoam, Sauls Frau, als »Tochter des Ahimaaz« deutlich von ihr unterschieden wird (1Sam 14,50).
12,9 verachtet. Das Wort des Herrn zu verachten, bedeutete seine Gebote zu brechen und sich dadurch seine Bestrafung zuzuziehen (vgl. 4Mo 15,31). In der Zusammenfassung seiner Übertretungen wird Davids Schuld von Gott bestätigt.
12,10 das Schwert soll auch von deinem Haus nicht weichen ewiglich. Über David wurde eine sich lang hinziehende Strafe verhängt. Da Urija gewaltsam ums Leben kam, würde Davids Haus beständig unter Gewalttätigkeiten zu leiden haben. Diese Worte ahnten den gewaltsamen Tod von Amnon (13,28.29), Absalom (18,14.15) und Adonija voraus (1Kö 2,24.25).
12,11 Unglück aus deinem eigenen Haus. David hatte der Fami- lie eines anderen Böses zugefügt (11,27); dadurch zog er das Unglück auf seine eigene Familie, z.B. dass Amnon Tamar vergewaltigte (13,114), Absalom daraufhin Amnon tötete (13,28.29) und gegen seinen Vater David rebellierte (15,1-12). er liegt am hellichten Tag bei deinen Frauen. Diese Vorhersage wurde während Absaloms Aufstand erfüllt, als dieser sich öffentlich die königlichen Nebenfrauen aneignete (16,21.22).
12,13 Ich habe gegen den HERRN gesündigt! David versuchte seine Sünde nicht wegzuerklären oder zu rechtfertigen. Davids Bekenntnis folgte direkt auf die Konfrontation mit den Fakten. Sein vollständigeres Bekenntnis fi ndet sich in den Psalmen 32 und 51. So hat auch der HERR deine Sünde hinweggenommen. Gottes Gnade vergab David seine Sünde, doch den zeitlichen Konsequenzen konnte er nicht entgehen. Vergebung nimmt nicht immer die Folgen der Sünde in diesem Leben weg, nur in dem zukünftigen Leben. du sollst nicht sterben. Obwohl Davids Sünden rechtmäßig seinen Tod forderten (s. V. 5), begnadigte der Herr ihn von dieser Strafe. Im AT werden Begebenheiten geschildert, in denen Gott den Tod verlangte, und andere, wo er Gnade gab und den Sünder verschonte. Das entspricht der Gerechtigkeit und der Gnade. Jene, die starben, sind Illustrationen dessen, was alle Sünder verdienen. Die anderen, die verschont wurden, sind Beispiele der Gnade Gottes.
12,14 den Feinden des HERRN. Wegen Gottes Ansehen unter de- nen, die sich ihm widersetzten, musste Davids Sünde gerichtet werden. Das Gericht begann mit dem Tod von Bathsebas Baby.
12,23 Ich werde wohl zu ihm gehen. D.h. nach seinem Tod wür- de David bei seinem Sohn sein (vgl. 1Sam 28,19). Hier fi ndet sich die Zuversicht einer zukünftigen Begegnung nach dem Tod, was besagt, dass Personen, die als Säuglinge starben, mit toten Heiligen wiedervereint werden (s. Anm. zu Mt 19,14; vgl. Mk 10,13-16). 12,24 Salomo. Entweder »(Gott ist) Frieden« oder »sein Ersatz«. Beides traf auf dieses Kind zu.
12,25 Jedidjah. »Vom Herrn geliebt« lautete Nathans Name für Sa- lomo, der in dem Sinne geliebt wurde, dass er vom Herrn als Davids Thronfolger erwählt wurde, ein bemerkenswertes Beispiel der Güte und Gnade Gottes angesichts der sündigen Natur der Verbindung Davids mit Bathseba.
12,29 S. 1Chr 20,1-3. 12,29 David … nahm sie ein. Indem David die Stadt eroberte, vollendete er, was Joab begonnen hatte.
12,30 ein Talent Gold. Etwa 35 kg.
12,31 ließ sie … arbeiten. Hier und in 1Chr 20,3 wird angedeutet, dass David den Ammonitern harte Arbeit auferlegte. Doch diese Verse können auch in dem Sinne übersetzt werden, dass die Ammoniter mit Sägen zerlegt wurden, David die Gefangenen also eines grausamen Todes sterben ließ – ganz so wie es den Methoden der Ammoniter entsprach (vgl. 1Sam 11,2; Am 1,13).
13,1 Tamar. »Palme«. Sie war Davids Tochter, die er mit Maacha hatte, der Tochter Talmais, des Königs von Geschur (3,3), und Absaloms (Davids 3. Sohn) Schwester sowie die Halbschwester Amnons, Davids erster Sohn von Achinoam (3,2). Wie aus der Geschichte deutlich wird, begehrte Amnon sie. Unverheiratete Töchter wurden vor den Männern ferngehalten, so dass niemand sie allein sehen konnte. Amnon begegnete Tamar im Rahmen ihrer familiären Beziehungen und entwickelte eine tiefe Leidenschaft für sie. Gott hatte das verboten (s. 3Mo 18,11), doch aufgrund von Abrahams Beispiel (1Mo 20,12) und der gängigen Praktik der umliegenden Völker, Halbschwestern zu heiraten, fühlte er sich gerechtfertigt und wollte seine Begierde an Tamar stillen.
13,3 Jonadab. Der Sohn von Davids Bruder, der in 1Sam 16,9; 17,13 Schamma und in 1Chr 2,13 Schimea genannt wird. Jonadab war Amnons Cousin und Ratgeber, der ihm den Plan unterbreitete, wie er Tamar bekommen könnte.
13,12 eine solche Schandtat. Wörtl. »diese Torheit«. Tamar nannte Amnon 4 Gründe, weshalb er ihr keine Gewalt antun sollte. Erstens war es eine äußerst verächtliche Tat in Israel, da sie gegen Gottes Gesetz verstieß (s. 3Mo 18,11), und Tamar wusste, dass so etwas Disharmonie und Blutvergießen in die königliche Familie bringen könnte, was sich auch bewahrheitete. meiner Schande. Zweitens würde Tamar als Hure verachtet werden. Selbst wenn sie sich gegen dieses Verbrechen wehren würde, bliebe ihr das Stigma einer Geschändeten. wie einer der Schändlichen in Israel. Drittens würden die Menschen Amnon als bösen Toren ansehen, als einen Mann, der Gott verwirft und keine Prinzipien hat; jemand, der gegen die üblichen moralischen Maßstäbe verstößt, wodurch Amnons Recht auf den Thron gefährdet wäre. König … er wird mich dir nicht versagen. Viertens bat Tamar Amnon sein körperliches Verlangen nach ihr durch eine gemeinsame Heirat zu stillen. Sie wusste sicherlich, dass eine solche Heirat unter Halbgeschwistern nach dem mosaischen Gesetz nicht gestattet war (3Mo 18,9.11; 20,17; 5Mo 27,22), aber in diesem verzweifelten Augenblick, versuchte Tamar der unmittelbaren Situation zu entkommen.
13,14 schwächte. Ein Euphemismus für »vergewaltigte«. 13,15 hasste … sie. Amnons »Liebe« (V. 1) war nichts anderes als sinnliches Verlangen, das, nachdem es befriedigt war, sich in Hass verwandelte. Sein plötzlicher Umschwung war das Ergebnis ihres Widerstands, seiner Gräueltat, seiner reuevollen Gefühle und der Angst vor Aufdeckung und Strafe. All das machte sie überaus unattraktiv für ihn.
13,15 Dass Amnon Tamar wegschickte, war ein größeres Unrecht als die Vergewaltigung, denn man würde zwangsläufi g annehmen, dass sie sich eines schändlichen Verhaltens schuldig gemacht hatte, d.h., dass die Verführung von ihr ausgegangen war.
13,18 ein langes buntes Kleid. S. 1Mo 37,33. Ein Kleidungsstück, das die besondere Stellung des Trägers kennzeichnete. Das Kleid wies Tamar als eine jungfräuliche Tochter des Königs aus. Das Zerreißen des Kleides symbolisierte den Verlust dieser besonderen Stellung (V. 19).
13,19 Asche auf ihr Haupt … zerriss das … Kleid … Hand auf ihr Haupt … lief schreiend davon. Die Asche war ein Zeichen der Trauer. Das Zerreißen des Kleides symbolisierte das Ende ihres Lebens. Die Hand auf dem Kopf bezeichnete Exil und Verbannung. Das Schreien zeigte, dass sie sich für so gut wie tot hielt.
13,20 nimm dir diese Sache nicht zu Herzen. Absalom riet seiner Schwester, den Konsequenzen der Vergewaltigung nicht übermäßige Aufmerksamkeit beizumessen oder sich diesbezüglich Sorgen zu machen. Absalom setzte die Bedeutung des Geschehens nur für den Augenblick herab, während er im nächsten begann, eine Rachemaßnahme zu planen, indem er dieses Verbrechen nur als Vorwand für das benutzte, was er sowieso gedachte zu tun – Amnon als Thronfolger aus dem Weg zu räumen (vgl. auch V. 32, wo Jonadab von Absaloms Plänen wusste). verstört. Sie blieb unverheiratet und kinderlos. Ihr leiblicher Bruder war ihr natürlicher Beschützer und die Kinder von Polygamisten lebten in verschiedenen Familieneinheiten für sich.
13,21 David … wurde sehr zornig. Wut und Entrüstung waren Davids Reaktionen auf die geschilderte Vergewaltigung (1Mo 34,7). Da er Amnon für dieses Verbrechen nicht bestrafte, kam er sowohl seiner königlichen als auch seiner väterlichen Verantwortung nicht nach. Der Mangel an Gerechtigkeit im Land würde sich rächen und David später noch heimsuchen (15,4). 13,22 Absalom hasste den Amnon. Wie Amnon Tamar hasste (V. 15), so hasste Absalom seinen Halbbruder, Amnon. 13,23-27 Baal-Hazor. Die benjaminitische Ortschaft Hazor (Neh 11,33), die etwa 19 km nordöstlich von Jerusalem lag, war der Ort an dem Absalom ein Fest der Schafschur feierte, zu dem er all seine Brüder und Halbbrüder einlud, ebenso wie den König und den königlichen Hofstaat (V. 24). David lehnte ab, doch Absalom wollte das Fest für die »Söhne des Königs« abhalten, um Einigkeit und Harmonie zu wahren (V. 25-27). Nachdem David die Einladung ausgeschlagen hatte, bat Absalom, dass Amnon als sein Stellvertreter kommen würde. Obwohl David Vorbehalte gegenüber Absaloms Absichten hegte, gestattete er all seinen Söhnen die Teilnahme.
13,28 tötet ihn. Absalom ließ Amnon von seinen Knechten um- bringen (vgl. 11,15-17), ebenso wie David Urija durch andere töten ließ (11,14-17). Obschon Vergewaltigung mit dem Tod zu bestrafen war, akzeptierte Gott keine persönlichen Racheakte wie diesen, sondern nur den Weg des Gesetzes.
13,29 sein Maultier. In Davids Königreich wurden von der königli- chen Familie Maultiere geritten (18,9; 1Kö 1,33.38.44).
13,30 alle Söhne des Königs. Diese Übertreibung ließ alle trauern (V. 31), bis sie richtig gestellt wurde (V. 32).
13,32 Jonadab … sprach. Jonadab wusste von Absaloms Plan, Amnon für Tamars Vergewaltigung zu töten (s. V. 20). 3Mo 18,11.29 schrieb den Tod vor. S. Anm. zu den Versen 28.29.
13,34 Absalom … fl oh. Die Gesetzesbestimmungen hinsicht- lich vorsätzlichen Mordes, für den man Absaloms Tat am häufi gsten hält, ließen ihm keine Hoffnung auf Rückkehr (s. 4Mo 35,21). Da ihm die Zufl uchtsstädte keinen Schutz bieten würden, verließ er das väterliche Königreich und ging nach Geschur, östlich des Sees von Galiläa, um unter dem Schutz des dortigen Königs zu leben, dem Großvater Tamars und Absaloms (s. Anm. zu 13,1.2).
13,39 unterließ es. Allmählich akzeptierte David die Tatsache, dass Amnon tot war, und er wünschte Absalom wiederzusehen, veranlasste seine Rückkehr aber nicht.
14,1 David hing sehr an Absalom, und nachdem er über Amnons Tod hinweg war, wünschte er die Gemeinschaft mit seinem exilierten Sohn, der 3 Jahre abwesend war. Doch die Furcht vor der öffentlichen Meinung ließ ihn zögern, seinen Sohn zu begnadigen. Joab, der diesen Kampf zwischen elterlicher Zuneigung und königlicher Pfl icht erkannte, schmiedete einen Plan, der eine kluge Frau und eine Geschichte für den König beinhaltete. 14,2 Tekoa. Eine Stadt ca. 16 km südlich Jerusalems (vgl. Am 1,1). 14,2.3 Joab legte die Worte in ihren Mund. Wie Nathan (12,112) griff auch Joab zu einer Geschichte, um David seinen Irrtum aufzuzeigen und ihn zu ermutigen, Absalom nach Jerusalem zurückzurufen.
14,7 um meinem Mann keinen Namen und keine Nachkom- menschaft … zu lassen. Die Geschichte der Frau erzählte von einem der seinen Bruder tötete (V. 6). Würde für die Todesstrafe appelliert werden (vgl. 2Mo 21,12; 3Mo 24,17), bliebe der Familie kein Erbe, was den Tod der Familie bedeutete, eine Situation, die das Gesetz zu vermeiden suchte (5Mo 25,5-10). Das würde für die Zukunft ihrer Abstammungslinie das letzte Fünkchen Hoffnung auslöschen. Vgl. 21,17; Ps 132,17, wo sich die Leuchte auf die Nachwelt bezieht.
14,9 Auf mir sei die Schuld. Die Frau war bereit, jegliche Schuld auf sich zu nehmen, wenn nur ihr schuldiger Sohn verschont bliebe.
14,11 Bluträcher. Ein spezieller Ausdruck, der den nächsten Ver- wandten des Verstorbenen bezeichnet, der am Tod des Mörders interessiert wäre (4Mo 35,6-28; 5Mo 19,1-13; Mt 27,25). kein Haar. Der Ausdruck meint, dass dem Sohn der Witwe in der Geschichte nichts geschehen würde.
14,13 gegen das Volk Gottes. Die Frau behauptete, dass David Israels zukünftiges Wohl gefährdete, indem er Absalom im Exil beließe. Wenn er sich gegenüber einem unbekannten Sohn und seiner Familie so großherzig erweisen würde, wie könnte er dann seinem eigenen Sohn nicht vergeben?
14,14 wie das Wasser, das sich auf die Erde ergießt. Der Tod ist unwiderrufl ich. Gott will das Leben nicht hinwegnehmen. Die Frau behauptete, dass, da Gott nach den Geboten der Gnade handle, wie David es selbst erfahren hatte (12,13), er nun seinerseits verpfl ichtet sei, genauso zu handeln.
14,15 das Volk … aus der Hand des Mannes, der mich … vertilgen will. Jene, die den Sohn der Frau töten wollten, entsprachen dem von David gefürchteten Volk, das Absalom seine Tat übelnahm und gegen seine Begnadigung gewesen wäre.
14,18 David verstand das Ziel der Geschichte und erkannte, dass Joab dahinter steckte.
14,22 Joabs Motive waren insofern egoistisch, da er versuchte, sich bei David einzuschmeicheln, um seinen Einfl uss und seine Macht zu vergrößern.
14,23 Geschur. S. Anm. zu 13,34.37.
14,24 mein Angesicht soll er nicht sehen. Absalom kehrte nach Jerusalem zurück, aber die Entfremdung zu seinem Vater blieb bestehen. 14,25 seiner Schönheit. Wie Saul vor ihm (1Sam 9,1.2) sah auch Absalom wie ein König aus. Seine außergewöhnliche Popularität verdankte er seinem Aussehen.
14,26 sein Haupthaar. Beim jährlichen Haareschneiden wurde festgestellt, dass Absalom ungefähr 2 kg abzuschneidendes Haar gewachsen war.
14,27 drei Söhne. S. Anm. zu 18,18. Tochter … Tamar. Absalom benannte seine Tochter nach seiner Schwester Tamar.
14,28 zwei Jahre. Wie schwer Davids Fehler auch gewesen sein mag, als er Absalom zurückrief, er bewies eine enorme Beherrschung, indem er sich von Absalom fernhielt, um ihn durch eine Zeit der Buße und echter Wiederherstellung gehen zu lassen. Anstatt zur Buße geleitet zu werden, verursachte es Frustration bei Absalom, dass er kein Zutrittsrecht zum Königshof hatte, so dass er Joab um Fürsprache ersuchte (V. 29).
14,30 steckten … das Feld in Brand. Eine aggressive Hand- lung Absaloms, durch die er Joab zwingen wollte, sich für ihn bei David, seinem Vater, zu verwenden. Es war ein ernstzunehmendes Verbrechen, da dadurch der Lebensunterhalt des Eigentümers und der Arbeiter vernichtet wurde. Es zeigte, dass Absalom keine bußfertige und demütige Herzenshaltung besaß, sondern eine manipulierende. Er wollte, dass David ein Ultimatum überbracht würde: Nimm mich an oder töte mich!
14,33 der König küsste Absalom. Der Kuss gab Davids Verge- bung zu erkennen und Absaloms Versöhnung mit der Familie.
15,1 Wagen und Pferde … und 50 Mann. Nach der Versöhnung besaß Absalom die Wahrzeichen der Königswürde (s. 1Sam 8,11). 15,1 stahl … die Herzen. Öffentliche Anhörungen wurden im- mer am Morgen bei den Stadttoren abgehalten. Absalom hielt sie, um die Gunst des Volkes zu gewinnen. Da König David mit anderen Angelegenheiten oder Kriegen beschäftigt war und darüber hinaus älter wurde, blieben viele Dinge unbehandelt, was tiefen Groll beim Volk hervorrief. Absalom nutze diese Situation, um die Autorität seines Vaters zu untergraben, indem er alle mit vorteilhaften Entscheidungen zufriedenstellte und allen herzliche Freundlichkeit entgegen brachte. Auf diese Weise gewann er das Volk für sich selbst, ohne dass es von seinen bösen Ambitionen wusste.
15,7 das vierzigste Jahr. Die bessere Lesart ist »vier«, da sich die Zahl »vierzig« weder auf Absaloms Alter beziehen kann, denn er wurde nachdem David seine Herrschaft angetreten hatte in Hebron geboren (3,2-5), noch auf Davids Regierungszeit, da diese insgesamt nur 40 Jahre betrug (5,4.5). Die vier Jahre begannen entweder mit Absaloms Rückkehr aus Geschur (14,23) oder mit seiner Versöhnung mit David (14,33). 15,7-9 Hebron. Absaloms Geburtsort (3,2.3) und die Stätte, wo David zuerst zum König über Juda (2,4) und ganz Israel (5,3) gesalbt wurde. Absalom sagte, dass er in Geschur ein Gelübde abgelegt hatte (s. Anm. zu 13,34.37), dass wenn er wieder nach Jerusalem zurückkehren dürfe, er in Hebron Dankopfer darbringen würde, dort, wo vor dem Bau des Tempels häufi g geopfert wurde. David, der eine solche religiöse Hingabe immer unterstützte, gab seine Zustimmung.
15,10 Absalom führte eine Verschwörung an, die beinhaltete, einige der führenden Männer zu nehmen, um den Eindruck zu erwecken, dass der König diese Handlung unterstützte und in seinem gehobenen Alter das Königreich mit Absalom teilte. Dies alles war auf subtile Weise getarnt, so dass Absalom Freiheit besaß, seinen Aufstand zu planen. Absalom war nicht nur aufgrund seiner Schläue fähig, derart gegen seinen Vater vorzugehen, sondern auch wegen dessen Nachlässigkeit (s. 1Kö 1,6).
15,12 Ahitophel. Ein Berater Davids, dessen Rat so genau war, dass er nahezu als »das Wort Gottes« angesehen wurde (16,23). Dieser Mann war der Vater Eliams (23,34) und der Großvater Bathsebas (11,3; 23,24-39), der womöglich Rache an David nehmen wollte. Gilo. Eine Stadt im Bergland Judas (Jos 15,48.51), wahrscheinlich lag sie ein paar Kilometer südlich von Hebron.
15,13 In Ps 3 wird an Davids Flucht vor Absalom erinnert. Da er die von ihm verschönerte Stadt erhalten und nicht durch Krieg beschädigen wollte, und weil er meinte, im Landesinneren mehr Unterstützung zu fi nden, verließ David die Stadt mit seinem ganzen Hausstand und seiner persönlichen Leibwache.
15,18 Kreter und Pleter. Ausländische Söldner des Königs David. S. Anm. zu 1Sam 30,14. Gatiter. Söldner aus Gat und somit Philister.
15,19 Ittai. Der Befehlshaber der Gatiter, der sich erst vor kur- zem David angeschlossen hatte. Trotz Davids Worten erwies er ihm seine Loyalität und ging mit David ins Exil. Ittais spätere Ernennung zum Führer des dritten Teils der Armee (18,2.5.12) war Davids Weg, sich seiner Treue erkenntlich zu zeigen.
15,23 Ps 63 hat diese Situation vor Augen oder eventuell 1Sam 23,14. 15,23 Bach Kidron. Dieses bekannte Tal, das entlang der Ostseite Jerusalems in Nord-Süd Richtung verlief, trennt die Stadt vom Ölberg.
15,24 Zadok … Abjathar. S. Anm. zu 8,17. Sie brachten die Lade, um David mit der Zusicherung des Segens Gottes zu trösten, aber er befürchtete, dass das Vertrauen mehr in dieses Symbol gesetzt würde als in Gott und sandte sie zurück. David wusste, dass der Besitz der Lade nicht Gottes Segen garantieren würde (vgl. 1Sam 4,3).
15,28 den Ebenen der Wüste. Wahrscheinlich das Gebiet entlang des Westufers des Jordan (s. 17,16; Jos 5,10).
15,30 Ölberg. Der Hügel östlich der Stadt Jerusalem war der Ort, an dem David seine Sünden und deren Folgen bereute. Von dort fuhr Jesus in den Himmel auf (Apg 1,9-12).
15,32 die Höhe. Von dort konnte David in westlicher Richtung zur Stadt hinüberblicken. Husai, der Architer. Husai stammte aus der Sippe der Architer, die in Ephraim an der Grenze zu Manasse lebten (Jos 16,2), und diente David als offi zieller Ratgeber (V. 37; 1Chr 27.33). David überzeugte Husai, nach Jerusalem zurückzukehren und sich Absalom als Ratgeber anzubieten. Sein Auftrag war es, dem Rat Ahitophels zu widersprechen (17,5-14) und Absaloms Pläne David mitzuteilen (17,21; 18,19).
16,1 Ziba. S. Anm. zu 9,2. Mephibosets. Sauls Enkel von Jonathan (s. Anm. zu 4,4).
16,3 wo ist der Sohn deines Herrn? Laut 9,9.10 war Ziba fähig, sich diese Lebensmittel zu erarbeiten. Sein Herr war Saul und nach seinem Tod Mephiboset. das Reich meines Vaters zurückgeben. Ziba, der durch diese Geschenke offensichtlich versuchte, sich in den Augen Davids zu empfehlen, beschuldigte seinen Herrn der Untreue gegenüber dem König und der Teilnahme an Absaloms Verschwörung mit dem Ziel, das ganze davidische Haus zu Fall zu bringen. So würde das Haus Sauls den Thron wiedererlangen – mit ihm als König. Das war eine falsche Anschuldigung (s. 19,24.25), die David aber überzeugte und der er Glauben schenkte; daraufhin traf er eine schwerwiegende und überstürzte Entscheidung, die einen wahren Freund kränkte, Mephiboset.
16,5 Bachurim. S. Anm. zu 3,16. 16,5 Simei. Simei war ein weitläufi ger Verwandter Sauls aus dem Stamm Benjamin, der David als »Mann der Blutschuld« und »Belialsmensch« verfl uchte (V. 7.8; s. Anm. zu 1Sam 2,12). Er könnte der Benjaminiter Kusch in Ps. 7 sein. Simei verkündete, dass Davids Thronverlust Gottes Vergeltung für seine vergangenen Sünden war (V. 8), und David akzeptierte seinen Fluch als vom Herrn kommend (V. 11). Möglicherweise beschuldigte Simei David auch wegen des Mordes an Abner (3,2739), Ischboseth (4,1-12) und Urija (11,15-27).
16,9 Abisai. S. Anm. zu 2,18. tote Hund. D.h. wertlos und verach- tet (vgl. 9,8).
16,10 In dieser Situation bewies David erstaunlicherweise viel mehr Geduld und Beherrschung als bei seiner heftigen Reaktion auf Nabals verleumderische Worte (1Sam 25,2ff.). Damals brannte er da rauf, den Mann zu töten, bis er von Abigails Weisheit beschwichtigt wurde. Nun war er ein gebrochener Mann, der wusste, dass obschon Simeis Verbitterung ungerechtfertigt war, seine Anschuldigungen stimmten. David war zerknirscht.
16,15 Ahitophel. S. Anm. zu 15,12. 16,15 Absalom richtete seinen Könighof in Jerusalem ein.
16,16 Husai. S. Anm. zu 15,32.
16,21 Nebenfrauen seines Vaters. David hatte in Jerusalem 10 Nebenfrauen zurückgelassen, die sich um den Palast kümmern sollten (15,16). Im Nahen Osten war mit dem Thron der Besitz eines Harems verbunden. Ahitophel gab Absalom den Rat, mit Davids Nebenfrauen sexuell zu verkehren und somit sein Recht auf den Thron seines Vaters zu behaupten. Auf dem Dach des Königshauses, dem öffentlichsten Ort (vgl. 11,2), wurde ein Zelt für diese skandalöse Handlung aufgeschlagen; nebenbei erfüllte sich das von Nathan in 12,11.12 angekündigte Gericht.
17,1 Ahitophels zweiter Ratschlag an Absalom war, dass er David augenblicklich verfolgen und töten sollte, um jede Möglichkeit auf einen erneuten Anspruch auf den Thron auszuschalten; dieses Vorhaben würde Davids Gefolgsleute zur Umkehr und Unterwerfung unter Absalom veranlassen.
17,4 allen Ältesten Israels. Die gleichen bekannten Stammesfüh- rer, die Davids Königtum in 5,3 anerkannt hatten, waren nun für Absaloms Aufstand gewonnen worden.
17,7 Der Herr ergriff die Kontrolle über die Situation durch Hu- sais Rat (s. Anm. zu 15,32), der Absalom in der Weise beriet, dass David Zeit gewann, um sich auf einen Kampf mit Absalom vorzubereiten. Husais Plan schien den Ältesten der beste zu sein. Er beinhaltete zwei Grundzüge: 1.) die Notwendigkeit für eine Armee mit einer Stärke von mehr als 12.000 Mann (V. 1), um Absaloms Niederlage zu vermeiden, und 2.) der König sollte die Armee in den Kampf führen (ein Appell an Absaloms Arroganz).
17,11 Dan bis Beerscheba. S. Anm. zu 3,10.
17,13 Stricke. Bei der Belagerung einer Stadt wurden an Seilen be- festigte Haken über die Schutzwälle geworfen, anschließend rissen viele Männer an den Seilen die Mauern nieder.
17,14 der HERR fügte es so. Der Text bemerkt, dass Ahitophels Rat von Absalom abgelehnt wurde, weil der Herr beschlossen hatte, Absaloms Aufstand niederzuschlagen – so wie David es erbeten hatte (15,31). Gottes Vorsehung kontrollierte alle Intrigen der Ratgeber des Thronräubers.
17,16 geh … hinüber. Der Übertritt von der West- auf die Ostseite des Jordans sollte David und seine Männer vor einem plötzlichen Angriff schützen, falls Ahitophels Plan befolgt würde.
17,17 Jonathan … und Achimaaz. Jonathan war der Sohn des Priesters Abjathar und Achimaaz der Sohn des Priesters Zadok (15,27). Sie sollten die Nachrichten von Husai in Jerusalem zu David am Jordan tragen. En-Rogel. Die Quelle im Kidron-Tal auf der Grenze zwischen Benjamin und Juda (Jos 15,1.7; 18,11.16) lag ungefähr einen Kilometer südöstlich von Jerusalem.
17,18 Bachurim. S. Anm. zu 3,16.
17,19 Öffnung der Zisterne. Eine leere Zisterne als Ort zur Trock- nung von Getreide zu benutzen, war eine gängige Verfahrensweise.
17,23 erhängte sich. Als Ahitophel sah, dass Absalom seinem Rat nicht gefolgt war, nahm er sich das Leben. Wahrscheinlich sah er Absaloms Niederlage voraus und wusste, dass David ihn für seine Untreue zur Rechenschaft ziehen würde.
17,24 Mahanaim. S. Anm. zu 2,8.
17,25 Amasa. Absalom ernannte Amasa zum Befehlshaber der isra- elitischen Armee und ersetzte dadurch Joab, der David bei seiner Flucht aus Jerusalem begleitet hatte. Amasa war der Sohn Abigails, entweder Davids Schwester oder seine Halbschwester (1Chr 2,17), was Amasa zu Davids Neffen machte. Seine Mutter war zudem Zerujas Schwester, der Mutter Joabs. Somit war Amasa ein Cousin von Absalom, Joab und Abisai. Unter seiner Führung überquerten die Armeen den Jordan (V. 24) und kamen nach Gilead, das Hochland im Osten. Es war genügend Zeit verstrichen, um die von Husai angeregte Armee zu formen, so dass David sich auf den Kampf vorbereiten konnte (s. Anm. zu 17,7-13).
17,27 Schobi. Ein Sohn von Nahas und Bruder Hanuns, dem König der Ammoniter (10,1.2). Machir. S. Anm. zu 9,4. Barsillai. Ein betagter, sehr reicher Gönner Davids aus Gilead östlich des Jordans (s. 19,31-39; 1Kö 2,7). 18,2 Ein Angriff mit drei Spitzen war eine gängige Militärstrategie (s. Ri 7,16; 1Sam 11,11; 13,17).
18,3 Du sollst nicht in den Krieg ziehen. David wollte seine Män- ner in den Kampf führen; das Volk erkannte jedoch, dass Davids Tod die sichere Niederlage bedeuten würde und Absaloms Königtum dann gestärkt wäre. Die Worte des Volkes geben wieder, worauf Ahitophel Absalom zuvor schon hingewiesen hatte (17,2.3). So wurde David überzeugt, in Mahanaim zu bleiben.
18,5 Geht mir schonend um. David befahl seinen drei Befehlsha- bern, Absalom nichts anzutun. Die viermalige Verwendung des Ausdrucks »mit dem Jungen, mit Absalom« (V. 5.12.29.32) deutet an, dass David Absalom in sentimental verklärter Weise für einen jugendlichen Rebellen hielt, dem vergeben werden konnte.
18,6 im Wald Ephraim. Ein dichtes Waldgebiet östlich des Jor- dans und nördlich des Jabboks in Gilead, wo die Schlacht geführt wurde.
18,8 der Wald fraß mehr. Aufgrund des dichten Baumbestands und des wilden Terrains kostete der Wald erstaunlicherweise mehr Leben als der direkte Kampf (s. V. 9).
18,9 Maultier. S. Anm. zu 13,29 er blieb mit dem Kopf in der Terebinthe hängen. Entweder blieb Absalom mit dem Hals in einer Astgabelung einer großen Eiche stecken oder sein Haar verfi ng sich im Gewirr dicker Zweige. Sprachgebrauch und Kontext (vgl. 14,26) favorisieren die letztere Ansicht.
18,10 ein Mann. Einer von Davids Soldaten, der nicht gegen den königlichen Befehl, Absalom »schonend« zu behandeln, verstoßen wollte, hatte nichts für den baumelnden Königssohn getan.
18,11 zehn … 1 000. Ca. 110 g bzw. über 11 kg.
18,14 lebend. Nachdem Joabs Speere Absalom getötet hatten, schlugen ihn Joabs Waffenträger, um sicher zu gehen, dass er tot war (V. 15); dadurch missachtete Joab Davids klaren Befehl (V. 5).
18,16 stieß in die Posaune. Joab rief seine Soldaten aus dem Kampf zurück (vgl. 2,28).
18,17 einen sehr großen Steinhaufen. Absalom wurde in eine große Grube gelegt, die man mit Steinen bedeckte, vielleicht eine symbolische Steinigung, welche die gesetzmäßige Bestrafung eines rebellischen Sohnes war (5Mo 21,20.21). Ein Steinhaufen zeigte oftmals an, dass der Begrabene ein Straftäter oder Feind war (Jos 7,26; 8,29).
18,18 eine Gedenksäule … für sich. Absalom hatte zu seinem Gedenken und zu seiner Ehre ein Denkmal aufrichten lassen (vgl. Sauls Handeln in 1Sam 15,12). Heutzutage gibt es ein Denkmal, ein Grabmal in diesem Gebiet, das Absaloms Grab genannt wird (möglicherweise an gleicher Stelle) und auf welches orthodoxe Juden im Vorübergehen spucken. Königstal. Traditionell war es das Kidron-Tal unmittelbar östlich der Stadt Jerusalem. keinen Sohn. Nach 14,27 hatte Absalom 3 Söhne, deren Namen unerwähnt bleiben und die alle vor ihm starben.
18,19 Achimaaz. S. Anm. zu 17,17.
18,21 Kuschit. Kusch war die Region südlich von Ägypten.
18,27 guter Mann … gute Botschaft. David glaubte, dass die Auswahl des Boten Aufschluss über die Botschaft gab.
18,29 Ich … weiß aber nicht. Entsprechend der Bitte Joabs ver- heimlichte Achimaaz sein Wissen vom Tod Absaloms (V. 20).
18,32 Wie dem Jungen. Die Antwort des Kuschiten war nicht so sehr indirekt als vielmehr dem kulturellen Sprachgebrauch angepasst (vgl. 1Sam 25,26).
19,1 mein Sohn. Eine fünfmalige Wiederholung des Ausrufs fi ndet sich in diesem Vers, in dem David den Tod Absaloms, seines Sohnes, beklagt (vgl. V. 5). Trotz all des Bösen, das Absalom getan hatte, war David von seinem Verlust derart gefangen genommen, wie es seiner Schwäche als Vater entsprach. Für einen solch nutzlosen Sohn war sein Verhalten nicht gerechtfertigt; und zudem war es eine Warnung hinsichtlich der bedauernswerten Folgen der Sünde.
19,4 wie ein Volk sich wegstiehlt. Wegen Davids übermäßiger Trauer kehrten seine Soldaten nicht als jubelnde Sieger aus dem Kampf heim, sondern wie nach einer demütigenden Niederlage.
19,6 aller deiner Knechte beschämt. Joab tadelte David ernstlich dafür, dass er so sehr mit seinem persönlichen Leid beschäftigt war und den Sieg, den seine Männer für ihn errungen hatten, nicht genügend wert schätzte.
19,8 kein Mann … wird bei dir bleiben. Joab, der geschätzte Ober- befehlshaber der Armee, war aufgrund seiner Macht eine gefährliche Person. Eine zusätzliche Gefahr stellte er für David dar, weil er seinem Befehl, Absalom zu verschonen, ungehorsam war und ihn erbarmungslos tötete. Als er David vor den enormen Schwierigkeiten warnte, in die er geraten würde, würde er seinen Männern für ihren Sieg nicht bald seinen Respekt zollen, wusste David, dass er ernstlich in Gefahr kommen könnte.
19,9 setzte sich ins Tor. Im Tor von Mahanaim musterte David seine Truppen, als sie in den Kampf hinauszogen (18,4). Dass er nun wieder im Tor saß, bedeutete, dass er die Ausübung seiner königlichen Autorität erneut aufnahm.
19,10 stritt sich. In Israel kam es zu der Diskussion, ob David seine Königsherrschaft wieder antreten sollte. Davids vergangene militärische Erfolge über die Philister und Absaloms Versagen sprachen für seine Rückkehr. Deshalb wollten seine Befürworter unbedingt wissen, warum ihre israelitischen Brüder keine Stellung nahmen zu Davids Rückkehr auf seinen rechtmäßigen Thron in Jerusalem.
19,12 Ältesten Judas. Durch die Priester, die während des Auf- stands in Jerusalem geblieben waren, ließ David die Führer seines Stammes aufrufen, die Initiative zu ergreifen bei seiner Wiedereinsetzung auf den Thron in Jerusalem (s. 2,4; 1Sam 30,26). Obgleich dieser Aufruf den gewünschten Erfolg erzielte, verursachte er zudem Eifersucht unter den Stämmen (V. 41-44).
19,14 Amasa. S. Anm. zu 17,25. Heerführer … an Joabs Stelle. David ernannte Amasa zum Befehlshaber seiner Armee in der Hoffnung, dass er die Treue derer gewinnen könnte, die Amasa gefolgt waren, als dieser noch die Streitkräfte Absaloms anführte – besonders die Loyalität der Männer Judas. Diese Ernennung überzeugte den Stamm Juda, Davids Rückkehr zum Königtum zu unterstützen (V. 15), und war für Joabs Feindseligkeit gegenüber Amasa verantwortlich, da dieser seine Position übernahm (vgl. 20,8-10).
19,16 Gilgal. S. Anm. zu 1Sam 10,8.
19,17 Simei. S. Anm. zu 16,5. Simei bekannte seine Sünde, dass er David gefl ucht hatte, woraufhin sein Leben vorerst verschont blieb, denn auf seinem Sterbebett ordnete David an, dass er für seine Tat bestraft werden sollte (1Kö 2,8.9.36-46).
19,21 Haus Joseph. Gemeint ist Ephraim, Josephs Nachkommen; ein großer Stamm Israels, der stellvertretend für die 10 Nordstämme stand. Hier wurde sogar Simeis Stamm Benjamin miteingeschlossen.
19,25 Mephiboset. S. Anm. zu 4,4. Auch Mephiboset, der die traditionellen Kennzeichen der Trauer aufwies, begegnete David und erklärte, dass er David nicht ins Exil gefolgt war, weil sein Knecht Ziba ihn betrogen hatte (s. 16,1-4). Er kam zu David in tiefer Demut, mit einen großherzigen Geist und in Dankbarkeit, all das Gute anerkennend, das der König vor dem Betrug für ihn getan hatte (V. 29).
19,30 Landbesitz … teilen. David hatte Sauls Besitztum zuvor an Mephiboset gegeben, um ihn von Ziba bewirtschaften zu lassen (9,9.10). Als Ziba David täuschte, übereignete er ihm alles (16,4). Jetzt beschloss David, Sauls Eigentum zwischen Ziba und Mephiboset zu teilen, da er weder wusste, ob Mephibosets Geschichte wahr war noch wer woran Schuld hatte, und er die Angelegenheit nicht vollständig untersuchen wollte. In jedem Fall war es eine schlechte Entscheidung, den Besitz zwischen dem edel gesinnten Sohn Jonathans und einem Lügner aufzuteilen. Mephiboset war selbstlos und schlug vor, dass sein untreuer Knecht alles haben sollte – ihm reichte es, dass David zurück war.
19,32 Barsillai. S. Anm. zu 17,27. David bot Barsillai an, als sein Gast in Jerusalem zu leben, aber Barsillai zog es vor, seine letzten Jahre Zuhause zu verbringen. 19,38 Kimham. Wahrscheinlich ein Sohn Barsillais (s. 1Kö 2,7). Gut möglich, dass David diesem Mann und seinen Nachkommen einen Teil seines persönlichen Landbesitzes in Bethlehem gab (s. Jer 41,17).
19,42 dich … weggestohlen. Da nur Judas Truppen David eskor- tierten, als er den Jordan überquerte, beklagten sich die 10 Nordstämme bei David, dass die Männer Judas ihn »geraubt« hätten.
19,43 uns näher steht. Judas Männer antworteten den Männern Israels, dass David zu ihrem Stamm gehörte, sie aber aus ihrer Verbindung zum König keinen Vorteil gezogen hatten – im Gegensatz zu einigen aus den Nordstämmen.
19,44 zehn Anteile. Die Männer Israels erwiderten Juda, dass sie mehr Recht auf David hätten, da sie 10 Stämme waren – im Gegensatz zum einen Stamm Juda. Hier fi nden sich »zehn Anteile« im Vergleich zu »keinen Anteil« in 20,1. ihr habt uns … gering geachtet. Die hier sichtbar gewordene Feindschaft zwischen Israel und Juda führte zu Schebas Aufstand (20,1-22) und schließlich zur Teilung des vereinten Königreichs (1Kö 12,1-24).
20,1 nichtswürdiger Mensch. S. Anm. zu 1Sam 2,12. Scheba. Obwohl über diesen Mann nichts weiter bekannt ist, muss er beträchtliche Macht und Einfl uss besessen haben, dass er einen so plötzlichen und umfassenden Aufstand anzetteln konnte. Er kam aus Sauls Stamm, wo sich noch viele Anhänger seiner Dynastie fanden; und er sah die Entrüstung der 10 Stämme über Judas Vermessenheit bei der Wiedereinsetzung. Er wollte Davids Autorität in Israel stürzen. keinen Anteil … Erbe. Schebas Erklärung, dass die Nordstämme keinen Anteil an Davids Reich hatten, glich den Worten aus 1Kö 12,16, als sich Israel unter Jerobeam vom vereinten Königreich abspaltete.
20,2 alle Israeliten fi elen von David ab. Nachdem sich die 10 Stämme erst einmal zurückgezogen hatten, blieb Juda allein übrig, um den König nach Jerusalem zu eskortieren. Anscheinend hatte die Untreue des Nordens Fortbestand solange Scheba lebte.
20,3 zehn Nebenfrauen. Als David nach Jerusalem zurückkehrte, verurteilte er seine Nebenfrauen zu einem Leben in Enthaltsamkeit, da sie mit Absalom sexuell verkehrt hatten (16,21.22). 20,4 Amasa. Amasa war Absaloms Heerführer (s. Anm. zu 17,25), den David nach Absaloms Tod über seine Armee gesetzt hatte (s. Anm. zu 19,14). Amasa wurde öffentlich eingesetzt, weil David dachte, dass das von den 10 Stämmen begrüßt würde. Innerhalb von 3 Tagen sollte er die Armee einberufen, um den von Scheba initiierten Aufstand zu beenden – dies gelang ihm in der kurzen Zeit jedoch nicht.
20,6 Abisai. S. Anm. zu 2,18. Als Amasa Davids Befehle nicht aus- führte, holte David keineswegs Joab zurück, seinen früheren Befehlshaber, der Absalom gegen Davids Anordnung getötet hatte (s. 18,5-15), sondern ernannte Joabs Bruder Abisai zum Kommandanten seiner Streitkräfte. Knechte deines Herrn. In V. 7 werden sie »die Männer Joabs« genannt. Abisai sollte Joabs Armee nehmen, um die Führer der Rebellen zu verfolgen. Auch Joab zog aus, fest entschlossen an seinem Rivalen Amasa Rache zu nehmen.
20,7 die Kreter und Pleter. S. Anm. zu 1Sam 30,14. alle Helden. In 23,8-39 sind sie aufgelistet.
20,8 Gibeon. S. Anm. zu 2,13. Amasa kam ihnen entgegen. Nachdem er einen Teil der Streitkräfte zusammengerufen hatte, marschierte Amasa zügig voran und kam als erster nach Gibeon, wodurch er die Rolle des Anführers ergriff. Möglicherweise hatte Joab sein Schwert absichtlich aus der Scheide fallen lassen, als er auf Amasa zuging. Als er den neuen Befehlshaber begrüßte, hatte er die scheinbar zufällig auf den Boden gefallene Waffe aufgenommen, die sich anschließend noch in seiner Hand befand; dadurch weckte er keinen Verdacht bezüglich seiner Absichten. Er wandte diesen Trick an, um den neuen Kommandanten niederzustechen, von dem er glaubte, dass er sich seinen Posten unrechtmäßig angeeignet hatte.
20,9 mein Bruder. S. Anm. zu 17,25. Beim Bart. Joab, der mit seinen Männern dort war, griff mit seiner rechten Hand Amasas Bart, um ihm anscheinend einen Begrüßungskuss zu geben. Stattdessen stieß er das Schwert mit seiner linken Hand in Amasas Bauch (vgl. 3,27).
20,11 einer von den Burschen Joabs. Joab wurde von seinen Truppen wieder als Befehlshaber von Davids Armee eingesetzt. Es ist eine beeindruckende Illustration von Joabs Einfl uss auf die Armee, dass er den von David bestimmten Kommandanten direkt vor ihren Augen ermorden konnte und sie ihm einmütig als ihrem Führer bei der Jagd auf Scheba folgten.
20,14 Abel und Beth-Maacha. D.h Abel-Beth-Maacha; ca. 40 km nördlich des Sees von Galiläa und 6.5 km westlich der Stadt Dan. 20,16-19 Diese Frau (wahrscheinlich eine bekannte Richterin in der Stadt) wendete sich mit ihrer Bitte an Joab auf der Grundlage des Kriegsgesetzes in 5Mo 20,10, das von der anstürmenden Armee verlangte, vor dem Angriff ein Friedensangebot zu unterbreiten. Sie bat Joab, die Stadt vor die Frage zu stellen, ob sie Frieden wolle, um Krieg abzuwenden (V. 18).
20,19 Mutter in Israel. Eine Anspielung auf eine besonders geehr- te Stadt oder eine anerkannte Hauptstadt der Region. das Erbteil des HERRN. Gemeint ist das Land Israel (s. 1Sam 10,1).
20,20 Der ansonsten rücksichtslose Oberbefehlshaber war in sei- nem Herzen ein Patriot, der bereit war, bei der Ergreifung der Anführer des Aufstands weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Die Frau versprach daraufhin bereitwillig Schebas Kopf.
20,21 vom Bergland Ephraim. Eine große, teilweise bewaldete Hoch- ebene, die vom Norden bis ins Stammesgebiet Benjamins hineinreichte.
20,22 Obwohl er ihm verhasst war, konnte David Joab nicht loswer- den. Er musste Amasas Ermordung ignorieren und Joab als Armeeführer anerkennen.
20,23 Vgl. eine ähnliche Aufl istung in 8,15-18.
20,24 Adoram. In 1Kö 4,6; 5,8 mit »Adoniram« wiedergegeben. Er war für die »Fronarbeit« verantwortlich; ein Ausdruck, der die harte Arbeit beschrieb, welche unterjochten Völkern aufgezwungen wurde (2Mo 1,11; Jos 16,10; Ri 1,28). Adoram beaufsichtigte die auferlegte Arbeit bei Projekten wie dem Bau von Straßen, Tempeln und Häusern. 20,25 Seja. Er ersetzte Seraja (8,17) als Davids Staatsschreiber.
20,26 Ira. Er war Davids königlicher Berater.
21,1 Das ist der letzte Abschnitt des zweiten Buches Samuel. Wie das Buch der Richter (Ri 17,1-21,25) schließt es mit diesem Epilog, der nicht zwangsläufi g chronologisch sortiertes Material enthält, welches Davids Herrschaft näher beschreibt. Es fi ndet sich eine auffallende literarische Anordnung der Abschnitte dieses Teils des Buches. Der erste und letzte Abschnitt (21,1-14; 24,1-25) beschreiben den zweimaligen Zorn des Herrn über Israel. Der zweite und fünfte Abschnitt (21,15-22; 23,8-39) berichtet von Davids Kriegern. Der dritte und vierte Abschnitt (22,1-51; 23,1-7) beinhaltet die beiden Lieder Davids. 21,1 Das ereignete sich, nachdem David Mephiboset Güte erwie- sen hatte (V. 7; vgl. 9,1-13) und bevor Simei David fl uchte (vgl. 16,7.8). 21,1 eine Hungersnot. Als eine 3-jährige Hungersnot in Israel herrschte, betrachtete David sie als eine göttliche Zuchtmaßnahme (vgl. 5Mo 28,47.48) und suchte Gott, um den Grund zu erfahren. 21,1 Saul und wegen des Hauses der Blutschuld. Durch gött- liche Offenbarung erfuhr David, dass die Hungersnot die Folge von Sauls Sünde war: nämlich dass er die Gibeoniter getötet hatte. Es gibt keinen weiteren Verweis auf dieses Ereignis. Wahrscheinlich versuchte Saul das auszuführen, was Gott befohlen hatte, und wollte die restlichen Heiden aus dem Land beseitigen, um Israels Aufblühen zu ermöglichen (V. 2). Aber in seinem Eifer hatte er eine schwere Sünde begangen; er hatte einen Bund gebrochen, der 400 Jahre zuvor geschlossen wurde zwischen Josua und den Gibeonitern, die im Land wohnten, als Israel es in Besitz nahm. Bei der Schließung des Bundes hatten sie Josua hinters Licht geführt, aber nichtsdestotrotz war es ein Bund (s. Jos 9,3-27). Das Halten eines Bundes war in Gottes Augen keine unwichtige Angelegenheit (s. Jos 9,20).
21,2 Amoritern. Eine der Bezeichnungen, die vor Israels Inbesitz- nahme gelegentlich für alle Bewohner Kanaans benutzt wurden (1Mo 15,16; Jos 24,18; Ri 6,10). Eine genauere Bestimmung der Gibeoniter lautete Hewiter (Jos 9,7; 11,19).
21,3 das Erbteil des HERRN. S. Anm. zu 20,19.
21,6 sieben Männer. »Sieben« symbolisierte Vollkommenheit, nicht unbedingt die Zahl der von Saul getöteten Gibeoniter. Gibea Sauls. S. Anm. zu 1Sam 11,4.
21,7 wegen des Eides bei dem HERRN … zwischen David und Jonathan. Da Mephiboset Jonathans Sohn war, wurde er verschont aufgrund des Bundes zwischen David und Jonathan (1Sam 20,14.15) und dem zwischen David und Saul (s. Anm. zu 1Sam 24,23).
21,8 Mephiboset. Sauls Sohn, der sich von Jonathans gleichnami- gem Sohn unterscheidet. Rizpa. Sauls Nebenfrau (s. 3,7). Merab. Merab war die Mutter dieser 5 Söhne. Sie war Adriels Frau (1Sam 18,19). Möglicherweise wurden sie von Michal adoptiert und unter ihrer Fürsorge erzogen. Barsillais, dem Mecholathiter. Ein anderer als Barsillai, der Gileaditer (17,27; 19,31).
21,9 vor dem HERRN. Diese Heiden waren nicht an das Gesetz in 5Mo 21,22.23 gebunden, in dem das Hängenlassen eines Toten über Nacht verboten wurde. Ihre Absicht war es, die Körper so lange hängen zu lassen, bis Gott anzeigte, dass er zufriedengestellt war und Regen zur Beendigung der Hungersnot sandte. Eine solche heidnische Vorgehensweise, die ihre Götter besänftigen sollte, war ein Aberglaube dieser Gibeoniter. Gottes Vorsehung erlaubte diese denkwürdige Vergeltung als eine Lektion hinsichtlich des Haltens von Bündnissen und Versprechen. zu Beginn der Gerstenernte. April (s. Rt 1,22).
21,10 Sacktuch … breitete. Rizpa errichtete in der Nähe ein Zelt, um die Körper zu bewachen, Vögel und wilde Tiere wegzuscheuchen. Es wurde für die Körper der Toten als Schande angesehen, wenn sie Vögeln und wilden Tieren als Nahrung dienten (vgl. 5Mo 28,26; 1Sam 17,44.46; Offb 19,17.18). Wasser vom Himmel. Ein für die Jahreszeit ungewöhnlicher Regen spät im Frühling oder früh im Sommer. Möglicherweise läutete der Regen das Ende der Dürre ein.
21,11 Nachdem der Regen kam, wurde David schließlich ermu- tigt durch die beispielhafte Hingabe der Frau an ihre toten Familienmitglieder, die sterblichen Überreste Sauls und Jonathans aus ihrem unbedeutenden Grab in Jabesch-Gilead zu holen (vgl. 1Sam 31,11.12), um sie zusammen mit den Gebeinen der 7 Söhne in ihr ehrenvolles Familiengrab in Zela zu legen (vgl. Jos 18,28; 1Sam 10,2, »Zelzach«) – der Standort ist unbekannt.
21,14 Gott ließ sich … erbitten. Die Hungersnot war zu Ende und Gott stellte das Wohl des Landes wieder her.
21,15 Dieser Abschnitt beschreibt, wie David und seine Männer 4 Riesen der Philister besiegten. Obgleich diese Ereignisse zeitlich nicht mit Sicherheit bestimmt werden können, bilden die siegreichen Berichte ein passendes Vorwort für Davids Dankpsalmen, die Gottes Rettung preisen (22,1-51). S. 1Chr 20,4-8.
21,16 Söhne des Rapha. Der in V. 16.18.20.22 verwendete hebr. Begriff lautet »Rapha«. Dies bezeichnete nicht den Name einer Einzelperson, sondern wurde allgemein zur Bestimmung der »Riesen« oder »Rephaiter« gebraucht, der Bewohner Kanaans, die sich durch ihre ungeheure Größe auszeichneten (vgl. 1Mo 15,19-21; 4Mo 13,33; 5Mo 2,11; 3,11.13). Der Ausdruck »Rephaiter« wurde für das Volk der »Enakiter« verwendet (5Mo 2,10.11.20.21), die durch ihre Größe und Stärke hervorstachen. Nach Jos 11,21.22 wurden die »Enakiter« aus dem Bergland Israels und Judas ausgerottet, lebten aber weiterhin in den PhilisterStädten Gaza, Gat und Asdod. Obwohl die Philister sich der Schlagkraft der israelitischen Armee beugten, ließ der Auftritt von einigen großen Kämpfern ihren Mut wiederaufl eben und befl ügelte ihre Hoffnungen auf den Sieg gegen die israelitischen Eindringlinge. im Gewicht von 300 Schekel. Etwa 3 kg. neuen Schwert. Wörtl. »ein neues Ding«. Die Waffe wird nicht näher bestimmt.
21,17 Abisai. S. Anm. zu 2,18. Leuchte Israels. David, der mit Gottes Hilfe dem ganzen Land Israel das Licht des Wohlstands und Wohlergehens brachte, war das Symbol der Hoffnung Israels und die Verheißung auf Sicherheit. Beständiger Segen haftete David und seinem Haus an. 21,18 Gob. Nahe Geser (vgl. 1Chr 20,4), etwa 35 km westlich Jerusalems.
21,19 Elchanan erschlug … den Goliath. Laut 1Chr 20,5, wo diese Worte enthalten sind, gehört die geringfügige Auslassung »Bruder des« (aus dem Hebr.) in diesen Vers, denn die Schrift sagt deutlich, dass David Goliath tötete (vgl. 1Sam 17,50). Die wahrscheinlichste Lösung des Problems ist die eines Abschreibfehlers im Text, der wie folgt lauten müsste: »Elchanan erschlug … den Bruder des Goliath«. Eine zweite mögliche Lösung besteht darin, dass Elchanan und David zwei unterschiedliche Namen für die gleiche Person sind, so wie Salomo andere Namen hatte (vgl. 12,24.25). Eine dritte Lösung ist, dass es zwei Riesen mit dem Namen Goliath gab.
21,20 Gat. Lag etwa 19 km südlich von Geser und 41 km südwest- lich von Jerusalem.
21,21 Jonathan. Nicht mit Sauls Sohn gleichzusetzen; stattdessen Davids Neffe, der Sohn Simeas (in 1Sam 16,9 auch Schamma genannt).
22,1 Davids Loblied ist nahezu identisch mit Ps 18. Zudem besitzt dieses Lied sprachliche Verbindungen zu Hannas Gebet (s. Anm. zu 1Sam 2,1-10) und bildet zusammen mit ihm den Rahmen der Bücher Samuel. Dieses Lied konzentriert sich auf Davids Befreiung von seinen Feinden durch den Herrn, wofür David den Herrn, seinen Erretter, preist (V. 2-4). Der Hauptteil des Liedes (V. 5-46) nennt den Grund für diesen Lobpreis. Zuerst beschreibt David, wie der Herr ihn von seinen Feinden befreit hatte (V. 5-20), dann erklärt er, warum der Herr dies tat (V. 21-28) und schließlich nennt er das Ausmaß der Befreiung des Herrn (V. 29-46). Das Lied endet mit Davids Entschluss, seinen errettenden Herrn zu preisen – selbst unter den Heiden (V. 47-51). S. Anm. zu Ps 18,2-51 hinsichtlich einer detaillierteren Erklärung. 22,1 aller seiner Feinde. Vgl. 7,1.9.11. David schrieb dieses Lied gegen Ende seines Lebens, als der Herr ihm ein feststehendes Königreich gegeben hatte sowie die Verheißung des messianischen Samens als Teil des davidischen Bundes.
22,2 Diese Einleitung enthält die Summe und Substanz des gan- zen Psalms, da David Gott als seine Festung, Zufl ucht und seinen Retter rühmt in den vielen Erfahrungen seines bewegten Lebens. 22,2 Fels. S. Anm. zu 1Sam 2,2; 5Mo 32,4. Burg. Dieser Ausdruck wurde zuvor schon zur Beschreibung der Jerusalemer Zitadelle (5,9) und der Höhle Adullam benutzt (1Sam 22,1).
22,3 Schild. S. 1Mo 15,1; 5Mo 33,29. Horn. S. Anm. zu 1Sam 2,1. Festung. Ein sicherer, hoher Rückzugsort, der von Feinden nicht eingenommen werden konnte. Als solcher ist der Herr der Zufl uchtsort für seine Erwählten, wo sie vor allen feindlichen Angriffen sicher sind.
22,5 David beschrieb, wie er inmitten seiner Not zum Herrn schrie. 22,5 des Todes. Mit Bildern von gewaltigen Wasserfl uten, deren Wellen über ihm zusammenzubrechen drohen, und Fallen von Jägern, die ihn einzufangen gedachten, beschreibt David die Realität des nahe bevorstehenden Todes, die seine persönlichen Erfahrungen prägte – besonders häufi g, als er von Saul verfolgt wurde, aber auch während Absaloms Verschwörung und in gewissen Kämpfen (s. 21,16).
22,7 Bedrängnis. Mit den speziellen Schwierigkeiten, von denen David sprach, war die Möglichkeit seines herannahenden Todes gemeint (V. 5.6). seinem Tempel. Gottes himmlischer Wohnsitz (vgl. Ps 11,4; 29,9).
22,8 Indem er Gottes überragende Majestät bestätigte, beschrieb David sein Kommen in Macht vom Himmel auf die Erde (vgl. 2Mo 19,1620; Hes 1,4-28; Hab 3,3-15).
22,14 der HERR donnerte. S. Anm. zu 1Sam 7,10.
22,17 In seinen Beschreibungen in V. 8-16 personifi ziert David die Geschehnisse und erklärt, wie Gott vom Himmel eingriff, um ihn auf der Erde zu retten.
22,20 er hatte Wohlgefallen an mir. Diese Äußerung, dass der Herr »Gefallen« an David hatte (vgl. 15,26), bildet eine Überleitung zu V. 21-28, wo David die Grundlage für Gottes errettendes Eingreifen beschrieb.
22,21 David behauptete nicht, im absoluten Sinn gerecht oder sündlos zu sein. Vielmehr glaubte David Gott und wurde somit als gerecht im Glauben betrachtet; er wollte dem Herrn gefallen und seinen Geboten gehorchen. In diesem Sinne war er im Vergleich zu seinen Feinden untadelig.
22,26 David gab die grundlegenden Prinzipien an, denen der Herr folgt, wenn er Menschen rettet oder richtet.
22,28 das elende Volk … die Stolzen. S. auch 1Sam 2,4-7 hin- sichtlich der Vorstellung, dass der Herr die Demütigen rettet und die Stolzen erniedrigt. 22,29-46 Durch Gott ermächtigt (V. 29-37), war David in der Lage, den völligen Sieg über seine Feinde zu erringen (V. 38-43) – sowohl in Israel als auch unter den Heiden (V. 44-46). 22,29 meine Leuchte. David refl ektierte als Israels »Leuchte« (s. Anm. zu 21,17) das Licht der Herrlichkeit Gottes, welcher wiederum Davids »Leuchte« war.
22,50 Paulus zitiert das in Röm 15,9.
22,51 seinem König … seinem Gesalbten. Diese Worte stehen im Singular und scheinen somit nicht auf David und seine Nachkommenschaft Bezug zu nehmen. Vielmehr sprechen sie von dem verheißenen »Samen«, dem Messias aus 7,12. Davids Rettung und letztendlicher Triumph sind Vorschatten des kommenden Messias. Am Ende seines Lebens blickte David im Glauben zurück auf Gottes Verheißungen und gleichzeitig nach vorne in der Hoffnung auf ihre Erfüllung durch das Kommen eines zukünftigen »Königs«, dem »Gesalbten« (s. Anm. zu 1Sam 2,10).
23,1 letzten Worte. Davids letztes literarisches Vermächtnis an Israel, nicht seine letzte mündliche Ansprache (s. 1Kö 2,1-10). 23,1 spricht. Vgl. 4Mo 24,3.15; 1Sam 2,30; Spr 30,1. David er- kannte, dass die von ihm geschriebenen Psalmen vom Heiligen Geist geführt und somit das Wort Gottes waren.
23,2 Geist. Gottes Heiliger Geist ist das göttliche Instrument seiner Offenbarung und Inspiration (vgl. Sach 7,12; 2Tim 3,16.17; 2Pt 1,1921).
23,3 Ein gerechter Herrscher. Mit diesen Worten beginnt Gottes direkte Ansprache, dessen vollkommener König seine Autorität in Gerechtigkeit ausüben muss, im vollständigen Gehorsam zur göttlichen Souveränität. Ein solcher König gleicht hilfreichen Sonnenstrahlen bei Tagesanbruch und lebenspendenden Regenfällen, die die Erde bewässern. Dieser vollkommene König wurde im AT als der kommende Messias identifi ziert (vgl. Jes 9,5.6).
23,5 steht mein Haus nicht fest bei Gott? Als Reaktion auf Got- tes Maßstab für seinen vollkommenen König bekannte David, dass sein Haus nicht immer in Gerechtigkeit und Gottesfurcht über Gottes Volk geherrscht hatte, und folglich nicht die Erfüllung von 7,12-16 war. Desweiteren reichte kein König der davidischen Linie (laut 1. und 2. Könige) an Gottes Maßstab heran hinsichtlich eines gerechten Gehorsams. ewigen Bund. Die Verheißung, die der Herr David in 7,12-16 gab, wird hier als »Bund« bezeichnet, ein bindendes Abkommen des Herrn, das er erfüllen wird. Trotz der Tatsache, dass David und sein Haus versagt hatten (Kap. 9-20), glaubte David zu Recht, dass der Herr nicht versagen würde, sondern seiner Verheißung treu bleibt bezüglich einer zukünftigen Hoffnung durch den Samen Davids, dem ewigen König, dem Gesalbten (s. Anm. zu 7,12), der ein ewiges Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten würde. 23,6 die Nichtswürdigen. Wörtl. »Belial« (s. Anm. zu 1Sam 2,12). Die bösen Feinde Gottes werden im Gericht verurteilt, wenn der Messias in der Erfüllung des davidischen Bundes seine irdische Herrschaft antritt (vgl. Jes 63,1-6).
23,8 Dieser fünfte Einschub erinnert an Davids Helden. S. 1Chr 11,10-41. 23,8 Helden. Davids mutigsten und herausragendsten Kämpfern wird gedacht. Diese Liste fi ndet sich mit leichten Abwandlungen auch in 1Chr 11,11-41. Laut 1Chr 11,10 halfen diese Männer David, König zu werden. Die Aufl istung ist in drei Gruppen gegliedert: erstens die »drei« (V. 8-12); zweitens zwei weitere Geehrte, die weder an die »Drei« heranreichten noch zu den »Dreißig« gehörten (V. 18-23); drittens die »Dreißig«, die eigentlich 32 waren (V. 24-39). In 1Chr 11,41-47 wird diese Liste um 16 Namen erweitert. 800. Wahrscheinlich ein Textfehler. In 1Chr 11,11 steht »dreihundert« – die wahrscheinlichere Zahl.
23,13 drei unter den 30. Drei der in V. 34-39 erwähnten Kämpfer. 23,13 Höhle Adullam. S. Anm. zu 1Sam 22,1. Tal Rephaim. S. Anm. zu 5,18.
23,14 Bergfeste. S. Anm. zu 1Sam 22,4.
23,16 goss es … aus vor dem HERRN. Da Davids Männer ihm un- ter dem Einsatz ihres Lebens Wasser aus dem Brunnen in Bethlehem brachten, betrachtete er es als »Blut« und trank es nicht. Stattdessen goss er es als Opfer für den Herrn auf den Boden (vgl. 1Mo 35,14; 2Mo 30,9; 3Mo 23,13.18.37).
23,18 Abisai. S. Anm. zu 2,18.
23,20 Benaja. S. Anm. zu 8,18.
23,24 Asahel. S. Anm. zu 2,18. 23,24 Dreißig. Ein Fachbegriff für ein kleines militärisches Kon- tingent, das als »die Dreißig« bezeichnet wurde, da es üblicherweise etwa 30 Männer waren, wohingegen hier 32 Männer aufgeführt sind.
23,39 Urija. An dieser Stelle wird einer von Davids großen Kämpfern erwähnt, eine Erinnerung an Davids große Sünde (11,1-27) und ein vorausschauender Hinweis auf Davids weiteren Fehler in 24,1-10. 37. Die Drei (V. 8-12) zusammen mit Abisai (V. 18-19) und Benaja (V. 20-23) plus den 32 Männern der »Dreißig« (V. 24-39).
24,1 S. Anm. zu 1Chr 21,1-17. 24,1 wieder. Nach der 3-jährigen Hungersnot, von der in 21,1 be- richtet wird, brach Gottes Zorn nun ein zweites Mal aus. gegen Israel. Durch die von David eingeleitete Volkszählung strafte der Herr Israel für nicht weiter genannte Sünden. Vielleicht trieben ihn Stolz und Ehrgeiz, seine Armee unnötigerweise zu vergrößern und das Volk durch Hilfsleistungen zu belasten. Welche Sünde es auch gewesen sein mag, deutlich wird, dass Gott mit Davids Motiven, Zielen und Handlungen nicht einverstanden war und Gericht brachte. er reizte David. Satan stachelte David zu dieser Volkszählung an, und in seiner Souveränität benutzte der Herr den Teufel, um seinen Willen zu erreichen. S. Anm. zu 1Chr 21,1. zähle Israel und Juda. Eine Volkszählung wurde normalerweise zu militärischen Zwecken durchgeführt, was auch hier der Fall gewesen zu sein schien (s. V. 9). Israels potentielle Armee wurde bereits in der Vergangenheit gezählt (4Mo 1,1.2; 26,1-4). Diese Zählung hatte jedoch nicht die Zustimmung des Herrn und erfolgte aus falschen Motiven. Entweder suchte David sich in der Größe seiner Streitmacht zu sonnen oder er wollte ein größeres Territorium erobern, als der Herr es ihm gewährt hatte. Anstatt auf Gott setzte er sein Vertrauen auf militärische Stärke (das ist ein beständiges Thema in den Psalmen; vgl. 20,7; 25,2; 44,6).
24,2 von Dan bis Beerscheba. Eine Redewendung, die das ganze Land Israel meint – von Norden bis Süden.
24,3 aber warum. Obwohl Joab gegen das Vorhaben protestierte, setzte sich David gegen ihn durch, ohne einen Grund für die Volkszählung zu nennen.
24,5 Aroer. Die Zählung startete ca. 20 km östlich des Toten Meeres am Nordufer des Baches Arnon, in Israels südöstlicher Ecke, und nahm im Land seinen Lauf entgegen des Uhrzeigersinns. Jaeser. Eine Stadt auf dem Gebiet Gads, ca. 10 km westlich von Rabba. Jaeser lag nahe der Grenze zum ammonitischen Territorium.
24,6 Gilead. Das Gebiet jenseits des Jordan nördlich von Gad. Dan- Jaan. Entweder ein Dorf in der Nähe der Stadt Dan oder ein vollständigerer Name für Dan selbst. Dan lag 40 km nördlich des Sees von Galiläa.
24,7 Tyrus. Die Volkszähler gingen von Dan anscheinend in nördli- cher Richtung und anschließend nach Westen gen Sidon, bevor sie sich nach Süden Richtung Tyrus wandten, einer Stadt an der Mittelmeerküste, die von Davids Freund Hiram regiert wurde (s. Anm. zu 5,11), aber auf israelitischem Territorium lag. Beerscheba. Eine bedeutende Ansiedlung im Süden Israels, etwa 72 km südwestlich von Jerusalem.
24,9 Israel 800 000 … Juda 500 000. 1Chr 21,5 gibt »elfhundert- tausend« bzw. »vierhundertsiebzigtausend« an. Eine Lösung kann darin bestehen, dass die Zahl in 1Chr alle Männer im wehrfähigen Alter beinhaltet, ob sie nun im Kampf erfahren waren oder nicht. So könnte die Zahl in 2Sam 800.000 kampferprobte Krieger meinen, wo zusätzlich noch 300.000 Männer im wehrfähigen Alter hinzukommen würden, die Reservisten waren, ohne je gekämpft zu haben, oder es könnten die 288.000 der Abteilungen in 1Chr 27,1-15 sein, die auf 300.000 aufgerundet wurden. Beide Kontingente würden die 1,1 Millionen in 1Chr 21 bilden. Was Juda betraf, ist die Zahl in 2Sam um 30.000 höher als die in 1Chr. In 1Chr 21,6 wird deutlich, dass Joab die Zählung nicht vervollständigt hatte, denn er ließ Benjamin (oder Levi) aus. Joab war froh, als er den Sinneswandel des Königs vernahm. Aufgrund der Vorgehensweise (s. Anm. zu 24,5) wäre Benjamins Zählung als letzte erfolgt, so dass ihre Zahl nicht eingeschlossen war. Der Bericht von 2Sam umfasste die bereits bekannte Zahl von 30.000 Männern aus den Truppen Benjamins, was eine Gesamtsumme von 500.000 ergab. Die Benjaminiten blieben David und Juda treu.
24,10 ihm schlug das Herz. Obgleich der Text Gottes Verbot nicht klar wiedergibt, war es David bewusst. schwer versündigt … ich habe sehr töricht gehandelt. David erkannte das enorme Ausmaß seiner vorsätzlichen Sünde gegen Gott. Er sah die Ernsthaftigkeit seines Fehlers ein, als er sich auf die numerische Stärke seiner Armee stützte anstatt auf den Herrn, der durch viele oder wenige erretten kann (s. 1Sam 14,6).
24,11 Gad. S. Anm. zu 1Sam 22,5.
24,13 Hungersnot … Widersachern … Pest. David wurden drei Möglichkeiten zur Bestrafung seiner Sünde der Volkszählung zur Entscheidung vorgelegt: 1.) drei Jahre Hungersnot in Israel (s. Anm. zu 1Chr 21,12); 2.) eine 3-monatige Flucht vor seinen Feinden oder 3.) drei Tage Pest im Land. Die Flucht vor seinen »Widersachern« hätte zum Tod durchs Schwert führen können. Hungersnot, Schwert und Pest waren atl. Strafen des Herrn für sein sündiges Volk (3Mo 26,23-26; 5Mo 28,2126; Jer 14,12).
24,14 in die Hand des HERRN fallen. David wusste, dass der Herr mehr Gnade erweisen würde als Davids Feinde, so entschied er sich für die dritte Möglichkeit.
24,16 reute. Oder »Mitleid haben, trauern«; ein Ausdruck von Got- tes tiefem Kummer über die Sünde und das Böse des Menschen (s. 1Sam 15,11.29). Arawnas, des Jebusiters. Arawnas (oder Ornan) gehörte einem Volk an, dass in Jerusalem lebte, bevor die Israeliten kamen. Er besaß eine Tenne nördlich der Jerusalemer Zitadelle, die außerhalb des befestigten Gebiets lag.
24,17 Lass doch deine Hand gegen mich … gerichtet sein. Anstatt der Vernichtung seines Volkes weiter zuzusehen, rief David Gottes Zorn auf sich und seine eigene Familie herab (vgl. 2Mo 32,32).
24,18 S. 1Chr 21,18-27. 24,18 Altar. Zu jener Zeit befand sich der Altar, der mit Moses Stifts- hütte assoziiert wurde, in Gibeon (1Chr 21,29; 2Chr 1,2-6). David wurde von Gad angewiesen, dem Herrn an dem Ort einen weiteren Altar zu errichten, wo die Pest zum Stillstand kam. Das deutete an, wo der Herr seinen Tempel gebaut haben wollte.
24,24 kostet mich nichts. Opfer sind ein wesentlicher Teil der Verehrung und Anbetung Gottes (s. Mal 1,6-10; 2Kor 8,1-5). 50 Schekel. Nur wenig mehr als 500 g Silber. 1Chr 21,25 sagt, dass David 600 Schekel Gold bezahlte. Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Die Lösung fi ndet sich in dem anfänglichen Geschäft; entweder kaufte oder pachtete David die kleine Tenne (üblicherweise ca. 9 oder 12 m2) und kaufte die Rinder. Fünfzig Schekel Silber waren hierfür ein angemessener Preis. Danach sagt 1Chr 21,25, dass er »den Platz« kaufte, der 180-mal so viel kostete, und das ganze Gebiet des Berges Morija einschloss.
24,25 die Plage wurde abgewehrt. Das lässt erkennen, dass Ge- richt nicht das letzte Handeln des Herrn mit Israel und dem Haus Davids darstellt. Gott wird den abrahamitischen und davidischen Bund erfüllen (vgl. Hes 37).
1,12 damit du … das Leben deines Sohnes Salomo rettest. Wenn Adonija König geworden wäre, wäre das Leben von Bathseba und Salomo in Gefahr gewesen, weil im antiken Nahen Osten häufi g potentielle Thronanwärter und ihre Familien getötet wurden (vgl. 15,29; 16,11; 2Kö 10,11).
1,13 Hast du … nicht … geschworen. Dieser Schwur wurde von David im Privaten gegeben (und ist in der Schrift nicht festgehalten), möglicherweise in Gegenwart von Nathan und Bathseba. Salomos Wahl durch den Herrn drückte sich indirekt in seinem Namen Jedidjah aus, was »Geliebter Jahs« bedeutet (2Sam 12,24.25), und direkt in Davids Erklärung an Salomo (1Chr 22,6-13). Vgl. V. 17.20.35.
1,28 S. 1Chr 29,21-25.
1,29 da schwor der König. David bekräftigte in einem weiteren Schwur seine frühere Absicht, Salomo zum König zu machen, und er tat an diesem Tag gut daran.
1,33 mein Maultier. Der Ritt auf Davids königlichem Maultier zeig- te Israel, dass Salomo Davids auserwählter Nachfolger war (s. 2Sam 13,29). Gihon. Diese Quelle, die Jerusalems wichtigste Wasserversorgung darstellte (s. Anm.), lag nahezu 1 km nördlich von Rogel (V. 9) und war durch einen dazwischenliegenden Hügel verdeckt. Folglich konnte der Lärm von Salomos Salbungszeremonie gehört werden, ohne dass Adonijas Gesellschaft sie sah.
1,34 zum König … salben. Saul und David waren von Samuel ge- salbt worden, dem Priester und Propheten des Herrn (1Sam 10,1; 16,13), auch Salomo sollte vom Priester und Propheten anerkannt werden. Die Teilnahme des Propheten Nathan lieferte der Krönung Salomos den Beweis des göttlichen Segens. Im ganzen Buch der Könige bestimmt Gott seine auserwählten Könige durch Propheten (11,37; 15,28.29; 16,12; 2Kö 9,3). stoßt in das Schopharhorn. Das Stoßen ins Horn signalisierte eine öffentliche Versammlung, bei der das Volk gemeinsam Salomos neuen Status als Mitregent und Nachfolger Davids anerkannte (V. 39.40).
1,35 Israel und Juda. Die beiden geographischen Hauptteile von Davids und Salomos Königreich. Auch wenn diese beiden separaten Landesteile, die später getrennt würden (12,20), zu diesem Zeitpunkt noch vereint waren, wurden sie deutlich voneinander unterschieden.
1,39 Zelt. Dies war das von David in Jerusalem aufgestellte Zelt (2Sam 6,17; 1Chr 15,1), in dem die Bundeslade untergebracht war, nicht aber die Stiftshütte von Mose (s. 3,4).
1,41 Adonija aber hörte es. Die lauten Rufe, die Salomo als König zujubelten, kamen der Gesellschaft auf Adonijas Fest in Rogel zu Gehör. Ein Bote brachte den vollständigen Bericht von Salomos Krönung, sodass Adonijas Sache verloren war und das Fest damit endete, dass die Leute es in Furcht verließen.
1,42 Jonathan. Der Sohn des Priesters Abjatar war ein erfahrener Bote (2Sam 15,36; 17,17).
1,50 die Hörner des Altars. Vgl. 2,28. Die »Hörner« waren Verlän- gerungen der Ecken des Brandopferaltars, auf den der Priester das Blut des Opfers schmierte (2Mo 27,2; 29,12). Indem er die Hörner ergriff, suchte Adonija Gottes Schutz für sich selbst (s. 2Mo 21,13.14).
2,1 er gebot … Salomo. Bezeichnenderweise ermahnten Führer ihre Nachfolger – z.B. Mose (5Mo 31,7.8), Josua (Jos 23,1-6) und Samuel (1Sam 12,1-25). So ermahnte auch David Salomo ein letztes Mal.
2,2 Ich gehe hin den Weg aller Welt. Ein Ausdruck für den Tod (Jos 23,14; vgl. 1Mo 3,19). sei nun stark … sei ein Mann. Ein Ausdruck der Ermutigung (5Mo 31,7.23; Jos 1,6.7.9.18; 1Sam 4,9), mit dem David Salomo auf die schweren Aufgaben und die zukünftigen Kämpfe vorzubereiten versuchte.
2,3 befolge die Anordnungen des HERRN, deines Gottes. David ermahnte Salomo, dem mosaischen Gesetz gehorsam zu sein, um eine erfolgreiche Königsherrschaft auszuüben (vgl. 5Mo 17,18-20).
2,4 sein Wort. Den bedingungslosen davidischen Bund schloss Gott mit David in 2Sam 7,4-17 und bekräftigte ihn gegenüber Salomo in 1Kö 9,5, indem er die Aufrechterhaltung der Dynastie Davids über Israel verhieß. Wenn deine Söhne auf ihre Wege achten. David erklärte, dass der Gehorsam des Königs gegenüber dem mosaischen Gesetz eine notwendige Bedingung für die Erfüllung der göttlichen Verheißung war. Das Buch der Könige zeigt, dass keiner von Davids Nachkommen dem Gesetz Gottes treu blieb; keiner von ihnen kam den Voraussetzungen nach zur Erfüllung der göttlichen Verheißung. Vielmehr lieferten Davids Worte eine Erklärungsgrundlage für die Wegführung ins Exil. Folglich würde Israels endgültiger und letzter König zu einem späteren, unbestimmten Zeitpunkt auftreten.
2,5 Abner … Amasa. Sie waren Opfer von Joabs Eifersucht und Vergeltung und wurden nach Ende des Krieges getötet (2Sam 3,27; 20,10), was Joabs Bestrafung als Mörder rechtfertigte (5Mo 19,1113).
2,7 den Söhnen Barsillais. David wies Salomo an, Barsillais Güte an David zu vergelten (2Sam 17,27-29), indem er Barsillais Söhnen ähnliche Freundlichkeit zukommen ließe. an deinem Tisch essen. Eine Ehrenposition, die ein königliches Gehalt beinhalten konnte (2Sam 9,7; 1Kö 18,19; 2Kö 25,29).
2,8 Simei. Als David auf der Flucht vor Absalom war, hatte Simei im Zorn Steine nach David geworfen und ihn in aller Schärfe verfl ucht (2Sam 16,5-13). Simeis Taten waren todeswürdig (2Mo 22,27), und David gab Salomo den Rat, ihn auf subtile Weise seiner gerechten Strafe zuzuführen (V. 36-46).
2,10 S. 2Sam 5,5; 1Chr 29,26-28. 2,10 der Stadt Davids. Das ist Jerusalem (vgl. 8,1).
2,11 40 Jahre. David herrschte von ca. 1011 bis 971 v.Chr., wäh- rend seines letzten Jahres wahrscheinlich zusammen mit Salomo als seinem Mitregenten (vgl. 11,41).
2,12 fest gegründet. Salomos Thronfolge hatte die Zustimmung des Herrn und er erfreute sich unangefochtener Autorität, Wohlstandes und eines guten Rufes (V. 46).
2,15 ganz Israel hatte sein Angesicht auf mich gerichtet. Eine Anspielung auf Adonijas Recht auf den Thron als ältester lebender Sohn, entsprechend der Sitten des Nahen Ostens in der damaligen Zeit.
2,17 gibt … mir Abischag. Im antiken Nahen Osten war der Besitz des königlichen Harems das Zeichen der Königsherrschaft (vgl. 2Sam 3,8; 12,8; 16,20-22). Adonijas Bitte um Abischag war ein Versuch, seinen Anspruch auf den Thron zu untermauern, und vielleicht einen Aufstand anzuzetteln, der ihn auf den Thron gebracht hätte. Bathseba durchschaute den Verrat nicht (V. 18-21).
2,22 Bitte … auch um das Königreich. Salomo erkannte Adonijas Wunsch als Auftakt zur widerrechtlichen Ergreifung des Throns. Da Adonijas Bitte gegen die Bedingungen der Treue verstieß, die Salomo erst kürzlich vorgeschrieben hatte (1,52), sprach er ein offi zielles, legales Todesurteil über Adonija (V. 23.24).
2,24 wie er gesagt hat. Salomo hielt sich für die Erfüllung der Verheißung des Herrn an David in 2Sam 7,12-16 (s. auch 5,5; 8,18-21). Die endgültige Erfüllung wird der Messias sein, Jesus, der nach Israel zurückkehren und sein Königreich aufrichten wird (s. Jes 9,5.6).
2,26 Anatot. Eine Priesterstadt ca. 5 km nordöstlich von Jerusalem (vgl. Jer 1,1). Dort lebte der untreue Hohepriester Abjatar in der Verbannung (1,7).
2,27 das Wort des HERRN erfüllt wurde. Indem Salomo Abjatar aus dem Amt des Priesters enthob, wurde Gottes Prophezeiung erfüllt, dass Elis priesterliche Linie abgeschnitten würde (1Sam 2,30-35). Wie von Gott verheißen (vgl. 4Mo 25,10-13), stellte das die Linie von Eleasar/ Pinehas in Zadok wieder her (2,35).
2,28 Joab fl oh in das Zelt. Vgl. 1,50. Er wusste, dass man ihn schon längst getötet hätte, wenn er bei der Armee nicht so beliebt gewesen wäre. Der Altar bot dem Aufständigen und Mörder keine wirkliche Zufl ucht (vgl. 2Mo 21,14). 2,31 erschlage ihn. Wie Adonija (1,50) suchte auch Joab Asyl am Altar (2,28). Der Schutz des Herrn am Altar galt nur für unbeabsichtigte Verbrechen, nicht für vorsätzlichen Mord (2Mo 21,14), so beauftragte Salomo Benaja mit der Ermordung, die David gewünscht hatte (2,6).
2,33 ewiglich Frieden. Dieses Versprechen wird letzten Endes im Königreich des Messias erfüllt werden (s. Jes 2,2-4; 9,6.7).
2,34 Wüste. Das Grab von Joabs Vater befand sich in der Nähe Bethlehems (2Sam 2,32). Joabs Haus lag wahrscheinlich an der Grenze zur Wüste Juda, östlich von Bethlehem.
2,36 geh nicht von dort hinaus. Simei hatte Salomo nicht direkt herausgefordert so wie Adonija. Deshalb beschloss Salomo, Simei unter enger Bewachung zu halten, indem er seine Bewegungsfreiheit auf Jerusalem beschränkte.
2,39 Gat. Eine wichtige Philister-Stadt etwa 50 km südwestlich von Jerusalem. 2,45 Thron Davids. Als Kontrast zu Simeis Verfl uchung (2Sam 16,5-8) sollte der Segen des Herrn durch den Herrscher der Linie Davids kommen, und nicht durch die Sauls (vgl. 2Sam 7,12.13.16).
2,46 Mit Simeis Tod waren nunmehr alle gegnerischen Parteien be- seitigt.
3,1 verschwägerte sich mit dem Pharao. Der Pharao war wahr- scheinlich Siamun, der vorletzte Herrscher der schwachen 21. Dynastie. Salomos Abkommen mit dem Pharao bedeutete, dass er in der damaligen Welt ein hohes Ansehen genoss. Die Tochter des Pharao war die politisch bedeutendste von Salomos 700 Frauen (vgl. 7,8; 9,16; 11,1).
3,2 den Höhen. Die Anbetungszentren, die sich auf den Hügeln unter freiem Himmel befanden, hatten die Israeliten von den Kanaanitern übernommen und dem Herrn gewidmet; der Gebrauch von heidnischen Altären war verboten (4Mo 33,52; 5Mo 7,5; 12,3). Nach dem Bau des Tempels wurde die Anbetung auf den der assyrische König verdammt (11,7.8; 12,31; 2Kö 16,17-20; 21,3; 23,26). dem Namen des HERRN war noch kein Haus gebaut. »Namen« repräsentierte das Wesen und die Gegenwart des Herrn (vgl. 2Mo 3,13.14). Er hatte verheißen, einen Ort auszuwählen, »um seinen Namen dorthin zu setzen, damit er dort wohne« (5Mo 12,5). Der Tempel in Jerusalem sollte dieser Ort sein (vgl. 5,3.5; 8,16.17.18.19.20.29.43.44.48; 9,3.7). Im antiken Nahen Osten bedeutete die Kennzeichnung eines Tempels mit dem Namen eines Gottes, dass der Ort diesem Gott gehörte und er dort wohnte.
3,3 nur. Salomo folgte dem Herrn nicht vollständig nach, was durch seine beständige Anbetung auf den Höhen zum Ausdruck kam.
3,4 S. 2Chr 1,7-13. 3,4 Gibeon. Eine Stadt etwa 11 km nordwestlich von Jerusalem, wo die Stiftshütte von Mose und der ursprüngliche Bronzealtar standen (1Chr 21,29; 2Chr 1,2-6). 3,5 Traum. Gott offenbarte sich häufi g in Träumen (1Mo 26,24; 28,12; 46,2; Dan 2,7; 7,1; Mt 1,20; 2,12.19.22). Dieser Traum war jedoch einzigartig, da er eine richtige Unterhaltung zwischen dem Herrn und Salomo beinhaltete.
3,6 große Gnade … große Gnade. Dieser Ausdruck beinhaltet Bundestreue. Salomo betrachtete seine Thronfolge als Beweis der Treue des Herrn gegenüber seinen Verheißungen an David.
3,7 junger Bursche. Da Salomo wahrscheinlich gerade mal 20 Jahre alt war, gestand er bereitwillig ein, dass ihm Qualifi kation und Erfahrung zum König fehlten (vgl. 1Chr 22,5; 29,1). S. Anm. zu 4Mo 27,15-17.
3,8 einem Volk, das so groß ist. Laut Volkszählung, die in Israel 800.000 wehrfähige Männer und in Juda 500.000 ergab (2Sam 24,9), lag die Gesamtbevölkerung über 4 Millionen – etwa die doppelte Zahl wie zur Zeit der Eroberung des Landes (s. 4Mo 26,1-65).
3,9 ein verständiges Herz. Indem er demütig seine Not einge- stand, suchte Salomo »ein hörendes Herz«, um Gottes Volk mit Weisheit zu regieren.
3,10 es war dem HERRN wohlgefällig. Der Herr war erfreut, dass Salomo nicht um persönliche Vorteile bat wie z.B. ein langes Leben, Wohlstand oder den Tod seiner Feinde.
3,12 deinesgleichen … nicht gewesen. Salomo war in seinem richterlichen Urteilsvermögen einzigartig, wie V. 16-27 veranschaulicht.
3,14 ein langes Leben. Im Gegensatz zu Reichtum und Ehre, die er bereits besaß, war ein langes Leben von Salomos zukünftigem Gehorsam gegenüber den Geboten des Herrn abhängig. Aufgrund seines Ungehorsams starb Salomo vor seinem 70. Lebensjahr (vgl. Ps 90,10).
3,16 zwei Huren kamen zum König. Hier fi ndet sich eine Illus- tration von Salomos weiser Herrschaft. In Israel war der König der höchste »Richter« des Landes, und jeder Bürger, selbst die niedrigste Prostituierte, konnte ihn um ein Urteil ersuchen (2Sam 14,2-21; 15,1-4; 2Kö 8,1-6).
3,25 die eine Hälfte … die andere Hälfte. Als er seinen Dienern befahl, das Kind in zwei Teile zu schneiden, wusste er, dass die Lügnerin keinen Einwand erheben würde, im Gegensatz zur wirklichen Mutter (vgl. 2Mo 21,35).
3,28 sie fürchteten sich vor dem König. Israel stand in Ehrfurcht vor dem König und war bereit, sich seiner Herrschaft zu unterwerfen, da seine Weisheit von Gott kam.
4,1 ganz Israel. Salomo übte eine sichere Herrschaft über das ganze Volk aus. Israels zerstrittene Fraktionen hatten sich in Reih und Glied hinter dem König aufgestellt.
4,2 Asarja, der Sohn des. Eigentlich war er Achimaaz’ Sohn und Zadoks Enkel, denn »Sohn von« kann »Nachkomme von« bedeuten (vgl. 1Chr 5,34.35). In Davids Beamtenhierarchie stand der Befehlshaber der Armee an erster Stelle (2Sam 8,16; 20,23). Unter Salomo kamen der Priester und andere Amtsinhaber vor dem militärischen Führer.
4,3 Schreiber. Wahrscheinlich bereiteten sie königliche Edikte vor und bewahrten offi zielle Berichte auf. Kanzleischreiber. Es ist anzunehmen, dass er die Aufzeichnungen von allen wichtigen Alltagsangelegenheiten des Königreichs verwaltete.
4,4 Priester. Unter David hatten Zadok und Abjatar gemeinsam als Hohepriester gedient (2Sam 8,17; 20,25). Obschon Abjatar des Priesterdienstes enthoben und verbannt wurde (2,26-27.35), behielt er seinen priesterlichen Titel bis zu seinem Tod. 4,5 Nathan. Ob hier der Prophet Nathan gemeint ist (s. Anm. zu 1,8) oder eine andere Person gleichen Namens ist unklar; es könnte allerdings sein, dass Salomo die Söhne des Propheten ehrte.
4,6 über das Haus. Jemand, der Salomos Eigentum verwaltete, seine Ländereien als auch seine Gebäude (vgl. 16,9; 18,3; 2Kö 18,18.37; 19,2). über die Fronarbeit. Ein Aufseher über Salomos Arbeiter (vgl. 5,27-32).
4,7 zwölf Aufseher. Salomo teilte das Land in 12 geographische Gebiete (die sich von den Stammesgrenzen unterschieden) und setzte über jedes einen Aufseher. Jeden Monat sammelte ein anderer Aufseher Lebensmittel in seinem Gebiet, um den König und seinen Hofstaat zu versorgen.
4,20 zahlreich wie der Sand am Meer. Eine deutliche Anspielung auf die Verheißung des Herrn an Abraham in 1Mo 22,17. Die frühen Jahre der salomonischen Herrschaft, gekennzeichnet durch Bevölkerungswachstum, Frieden und Wohlstand, waren eine Vorschattierung auf die Segnungen, die Israel erfahren wird, wenn der abrahamitische Bund erfüllt ist.
5,1 alle Königreiche. Die Grenzen des Königreichs, das sich im Einfl ussbereich Salomos befand, gaben die Verheißung des Herrn an Abram in 1Mo 15,18 wieder. Aus 3 Gründen war Salomos Herrschaft jedoch nicht die Erfüllung des abrahamitischen Bundes: 1.) Israel wohnte nur im Land »von Dan bis Beerscheba« (V. 5) und nicht im Ganzen dem Abraham verheißenen Land. 2.) Die nicht-israelitischen Königreiche behielten ihre Identität und Unabhängigkeit, erkannten Salomos Autorität an und zollten ihm Tribut, ohne ihr Land ihm zu unterwerfen. Salomos
5,10 des Ostens … der Ägypter. Die Männer östlich von Israel in Mesopotamien und Arabien (vgl. Hi 1,3) sowie die Ägypter waren für ihre Weisheit bekannt. Ägypten war wegen seiner Gelehrsamkeit, Wissenschaft und Kultur angesehen. Salomos Weisheit aber war allen Menschen überlegen, sowohl in seinem Reich als auch im Ausland (V. 11).
5,11 die Söhne Machols. Bedeutet wahrscheinlich »Sänger«, eine Musikerzunft, die geistliche Lieder komponierten.
5,12 Sprüche … Lieder. Im Buch der Sprüche blieben Hunderte von Salomos Sprüchen erhalten (s. Einleitung zum Buch der Sprüche). Das Hohelied ist eine seiner Kompositionen.
5,13 Bäumen … Vieh … Vögeln. Salomo schrieb und lehrte über alle Arten von Pfl anzen und Tieren (z.B. Spr 6,6-8; 28,15; 30,19).
5,14 aus allen Völkern. Aufgrund seiner Weisheit erwarb sich Sa- lomo internationales Ansehen. Viele bedeutende Besucher kamen von entlegenen Orten, um von Salomos Weisheit zu lernen (vgl. 10,1-13).
5,15 S. 2Chr 2,1-18. 5,15 Hiram, der König von Tyrus. Tyrus war eine wichtige Hafen- stadt am Mittelmeer nördlich von Israel. Durch das Gebiet des Libanon zogen sich zwei steil aufragende Gebirgsketten, und an ihren Hängen wuchs ein dichter Bestand Zedernwald. Hiram I. herrschte dort ca. 978944 v.Chr. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte er David bereits Baumaterial und Arbeiter zum Bau seines Palastes gesandt (2Sam 5,11). Salomo hielt die freundschaftlichen Beziehungen zu Hiram aufrecht, die David geknüpft hatte. Sie waren beiden nützlich, da Israel Weizen und Öl gegen Holz tauschte (s. V. 23-25).
5,18 Ruhe. Die Garantie auf Frieden mit den Völkern rings um Israel erlaubte Salomo den Tempelbau (vgl. 5,4).
5,19 dem Namen. Der »Name« repräsentiert den Charakter und das Wesen der angedeuteten Person. S. Anm. zu 3,2. Dein Sohn. Salomo beanspruchte, der verheißene Spross Davids zu sein, die Erfüllung der göttlichen Verheißung an David in 2Sam 7,12.13. Salomos späterer Ungehorsam bewies jedoch, dass er nicht der endgültige, verheißene Nachkomme war (11,9-13).
5,20 Zedern vom Libanon. Die Zedern vom Libanon symbolisierten Majestät und Macht (Ps 92,13; Hes 31,3). Da ihr Holz haltbar war, widerstandfähig gegen Fäulnis und Würmer, fein gemasert und auf feinen Glanz poliert werden konnte, wurde es als das beste Bauholz angesehen. Man band die Baumstämme zusammen und ließ sie die Mittelmeerküste entlang nach Japho treiben (s. V. 23; 2Chr 2,16), von wo sie nach Jerusalem transportiert werden konnten – etwa 56 km landeinwärts. Zidonier. Die Einwohner der Stadt Sidon am Mittelmeer ca. 25 km nördlich von Tyrus. Hier bezog sich die Bezeichnung wahrscheinlich im allgemeinen Sinne auf die Phönizier, die geschickte Handwerker waren.
5,21 Der HERR sei … gelobt. Möglicherweise betete Hiram den wah- ren Gott an, aber es ist ebenso gut möglich, dass er Jahwe nur als den Gott der Hebräer anerkannte (vgl. 2Chr 2,16). einen weisen Sohn. Hiram erkannte Salomos Weisheit an, da er die Wünsche seines Vaters David ehrte.
5,23 was mein Haus an Speise braucht. Auf Tyrus’ felsigem Ter- rain wuchsen große Bäume, aber nur wenig gute Nahrung. Hiram bat Salomo um Lebensmittel für seinen Hof im Tausch gegen Bauholz.
5,27 Fronarbeiter aus ganz Israel. Diese 30.000 israelitischen Männer arbeiteten im Libanon. Jeden Monat wurden abwechselnd 10.000 in den Libanon geschickt. Für jeden Arbeitsmonat hatten sie zwei Monate frei, was bedeutete, dass sie nur 4 Monate im Jahr arbeiteten. Diese israelitischen Arbeiter müssen von dem kanaanitischen Überrest unterschieden werden, der dauerhaft zur Sklaverei verpfl ichtet war. S. Anm. zu 9,21.22. Die 30.000 Israeliten waren freie Männer und hatten die Aufgabe, Bäume zu fällen.
5,30 3.300. S. Anm. zu 2Chr 2,2. das Volk, das … arbeitete. Laut 2Chr 2,17.18 waren diese 150.000 Arbeiter (5,29) und ihre Aufseher nicht-israelitische Bewohner Israels.
5,32 Gibliter. Bewohner Gebals, einer Stadt ca. 95 km nördlich von Tyrus.
6,1 S. 2Chr 3,1-17; 7,15-22. 6,1 vierhundertachtzigsten Jahr. 480 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten begann Salomo, die Fundamente des Tempels zu legen (V. 37). Diese 480 Jahre sind tatsächlich als die Jahre zwischen dem Exodus und dem Bau des Tempels zu verstehen, da Jahresangaben im Buch der Könige durchgehend wörtlich gemeint sind. Die wörtliche Auslegung entspricht auch Jephtahs Aussage in Ri 11,26. vierten Jahr. 966 v.Chr., folglich ist der Exodus auf das Jahr 1445 v.Chr zu datieren.
6,2 Ellen. Normalerweise betrug die Elle etwa 45,72 cm. Das würde bedeuten, dass die Tempelkonstruktion in der Länge ca. 27 m betrug, in der Breite ca. 9 m und in der Höhe nahezu 14 m. Allerdings deutet 2Chr 3,3 möglicherweise an, dass beim Bau des Tempels die größere königliche Elle von etwa 53,54 cm verwendet wurde. Setzt man diese Maßangabe voraus, wäre der Tempel 32 m lang, nahezu 10½ m breit und 16 m hoch gewesen. Der Tempel scheint das doppelte Ausmaß der Stiftshütte gehabt zu haben (s. 2Mo 26,15-30; 36,20-34).
6,3 Vorhalle. Diese Vorhalle an der Stirnseite des Tempelgebäudes war etwa 4,5 m lang.
6,4 Fenster. Hoch oben an der Innenseite der Tempelmauer hatten diese Öffnungen Gitter oder Fensterläden, die zu öffnen, zu schließen oder teilweise zu öffnen waren. Durch sie konnte der Qualm der Öllampen und des Weihrauchs abziehen, zudem dienten sie als Lichtöffnungen.
6,5 Anbau. Außer der Vorhalle schloss sich noch ein weiterer Anbau an das Hauptgebäude an. Er bot zusätzlich zur Haupthalle Räume für Tempelpersonal, Geräte und Schatzkammer (vgl. 7,51).
6,6 unterste … mittlere … dritte. Dieser Anbau an den Tempel war 3 Stockwerke hoch. Jede Etage war eine Elle breiter als die jeweils unter ihr liegende. Anstatt in der Tempelmauer selbst verankert zu sein, ruhten die Stützbalken der Stockwerke in Vertiefungen in der Tempelmauer.
6,7 Steinen … fertig behauen aus dem Bruch. Die Errichtung des Tempels ging viel schneller vor sich durch die Verwendung von fertig bearbeitetem Material, das auf Rollen zum Bauplatz gebracht wurde. Zusätzlich entsprach die relativ ruhige Vorgehensweise der Heiligkeit des Unterfangens.
6,8 Eingang … Wendeltreppen. Der Eingang zu den seitlichen Räumen lag auf der Südseite, wahrscheinlich in der Mitte. Der Zugang zum zweiten und dritten Stockwerk erfolgte über eine Wendeltreppe, die durch die zweite Etage zum dritten Stock führte.
6,11 Während der Arbeit am Tempel sprach der Herr zu Salomo, wahrscheinlich durch einen Propheten, und bestätigte ihm, dass die Erfüllung seines Wortes an David von Salomos Gehorsam gegenüber seinen Geboten abhinge (vgl. 2,3.4; 3,14; 9,4-8). Durch den Gebrauch der gleichen Worte wie in 2Mo 29,45: »ich will in der Mitte der Kinder Israels wohnen« (V. 13) wird angedeutet, dass der salomonische Tempel der rechtmäßige Nachfolger der Stiftshütte war. Der Herr warnte Salomo und Israel, dass der Tempel keine Garantie für seine Gegenwart war; nur ihr dauerhafter Gehorsam würde diese sicherstellen.
6,16 Allerheiligsten. Das innere Heiligtum, das sich von der Haupthalle durch Zedernbalken abteilte, war ein Würfel mit einer Seiten
6,29 Palmen. Ein Bild, das an den Garten Eden in 1Mo 2 erinnerte. Die Palme repräsentierte den Baum des Lebens im Garten.
6,31 Prachtvolle Türen trennten den inneren Vorhof des Tempels (V. 36) vom Heiligtum, ebenso wie das Heiligtum vom Allerheiligsten.
6,36 den inneren Vorhof. Dieser von Mauern umgebene offene Platz, der den Tempel umgab, wurde auch »Vorhof für die Priester« (2Chr 4,9) genannt oder »oberer Vorhof« (Jer 36,10). Die Mauer dieses Hofes hatte eine Lage Holz zwischen jeder der 3 Steinschichten. Der Wechsel von Holzbalken und Mauerwerk war in den Bauten am Mittelmeer üblich.
6,37 vierten Jahr … Siv. Vgl. 6,1.
6,38 sieben Jahre. Von der Grundlegung bis zur Fertigstellung des Tempels dauerte es 7 Jahre und 6 Monate. S. Anm. zu 2Chr 5,1.
7,1 13 Jahre. Nachdem er das Haus des Herrn gebaut hatte, errich- tete Salomo ein Haus für sich. Salomos »Haus« war ein Komplex von Gebäuden, deren Bau nahezu zweimal so lange dauerte wie der Tempelbau. Wahrscheinlich bedurfte es einer solch langen Zeit, da Bauvorbereitungen und Dringlichkeit nicht die gleichen waren wie beim nationalen Anbetungsort. Zusammen dauerte es 20 Jahre, bis der Tempel und Salomos Haus fertiggestellt waren (vgl. 9,10).
7,2 das Haus des Libanon-Waldes. Als einen Teil des Palast- Komplexes baute Salomo auch dieses große rechteckige Gebäude, das 46 m lang, 23 m breit und 14 m hoch war. Es wurde aus Zedernsäulen des »Libanon-Waldes« erbaut. Drei (so LXX, andere Handschriften nennen hier vier – A.d.Ü.) Reihen Zedernsäulen stützten zurechtgesägte Zedernbalken und ein Dach aus Zedernholz.
7,6 eine Säulenhalle. Dieser Säulengang war womöglich eine Ein- gangs- oder Wartehalle für die Gerichtshalle, in der wahrscheinlich öffentliche Angelegenheiten abgewickelt wurden.
7,7 die Halle des Gerichts. Der Ort, an dem Salomo die öffentli- chen Petitionen der Israeliten anhörte und Urteile fällte, wurde dem großen Palast-Komplex hinzugefügt.
7,8 Haus … Hof … Haus. Hinter der Gerichtshalle befand sich ein offener Hof. Innerhalb dieses Hofes errichtete Salomo seine eigene Residenz, einen Palast für seinen Harem und königliche Räume für die ägyptische Prinzessin, die er geheiratet hatte.
7,9 Neben dem Tempel wurde ein Vermögen für den Bau des 3- teiligen Palastes ausgegeben: 1.) das Haus des Königs, 2.) der Hof in der Mitte und 3.) das Haus der Frauen auf der anderen Seite.
7,13 Hiram. Obwohl er den gleichen hebr. Namen trug, ist mit die- ser Person nicht der König von Tyrus gemeint (5,15). Hiram hatte einen tyrischen Vater, aber seine Mutter kam aus dem Stamm Naphtali. 2Chr 2,14 behauptet, dass Hirams Mutter aus dem Stamm Dan kam. Wahrscheinlich bezieht sich der eine Vers auf ihren Geburtsort und der andere auf ihren Wohnort. Oder, wenn seine Eltern ursprünglich aus beiden Stämmen kamen, dann konnte er beides als Herkunft beanspruchen. Die Beschreibung von Hirams Fähigkeiten in V. 14 ist exakt die gleiche wie die von Bezaleel, der die Stiftshütte anfertigte (2Mo 31,3; 36,1). Hiram machte die Säulen (V. 14-22). S. Anm. zu 2Chr 2,13.14.
7,15 die beiden … Säulen. Auf jeder Seite des Tempeleingangs stand eine bronzene Säule (V. 21). Jede Säule war 8 m hoch und hatte einen Umfang von 5,50 m. S. Anm. zu 2Chr 3,15.
7,16 Kapitelle. Diese auffällig herausgearbeiteten oberen Enden der Bronzesäulen fügten jeder Säule 2,30 m an Höhe hinzu. 7,18 Granatäpfeln. Einer der Früchte des Gelobten Landes (4Mo 13,23; 5Mo 8,8); sie waren beliebte Motive zur Dekoration, die auf dem Saum von Aarons Priestergewand verwendet wurden (2Mo 28,33.34).
7,21 Jachin … Boas. S. Anm. hinsichtlich der Bedeutung. Es ist wahr- scheinlich, dass jeder Name an Verheißungen erinnerte, die dem Haus Davids gegeben wurden. Sie wiesen die Anbeter beständig auf Gottes Gnade hin, die sich in der Aufrichtung des davidischen Königtums darstellte. Darüber hinaus erinnerten sie jeden König, dass sein Gelingen von Gott abhängig war. S. Anm. zu 2Chr 3,17. Zudem waren sie ein Symbol der Stärke und Stabilität der göttlichen Verheißung auf ein ewiges Königtum, obschon der Tempel zerstört werden würde (s. Jer 52,17).
7,23 Wasserbecken. Ein riesiges rundes Bronzebecken, das dem Becken in der Stiftshütte entsprach. Laut V. 26 lag die Kapazität dieses großen Beckens bei etwa 60.000 Litern (s. Anm. zu 2Chr 4,5). Das Wasserbecken befand sich an der südöstlichen Seite des Tempels und diente den Priestern dazu, sich selbst und die Opfertiere zu waschen (2Chr 4,6). Wahrscheinlich lieferte es auch das Wasser für die 10 transportablen Becken (V. 38.39). S. Anm. zu 2Chr 4,2.
7,25 zwölf Rindern. Hiram errichtete das Wasserbecken auf dem Rücken von 12 Rindern, von denen jeweils 3 in eine Himmelsrichtung schauten. S. Anm. zu 2Chr 4,4.
7,26 2.000 Bat. S. Anm. zu 2Chr 4,5.
7,27 Gestelle. Hiram machte 10 Gestelle aus Bronze, die 1,80 m im Quadrat maßen und 1,20 m hoch waren. Jedes bestand aus 4 senkrechten Eckstangen, die durch quadratische Platten miteinander verbunden waren. Zur Mobilität besaßen die Gestelle 4 bronzene Räder (V. 30).
7,38 Becken. Hiram fertigte 10 Becken aus Bronze an als Wasserbe- hältnisse auf den Gestellen. Jedes hatte eine Länge von 1,80 m und fasste ca. 1.200 l Wasser.
7,40 die Schaufeln und die Sprengschalen. Schaufeln wurden zum Aufnehmen der Asche benutzt, die anschließend in die Schalen entleert wurden. In der Stiftshütte dienten diese Geräte dem gleichen Zweck (2Mo 27,3).
7,45 glänzendem Erz. D.h. auf Hochglanz polierte Bronze.
7,46 zwischen Sukkot und Zartan. Sukkot befand sich östlich des Jordan, direkt nördlich des Jabbok (1Mo 33,17; Jos 13,27; Ri 8,4.5); Zartan lag in der Nähe. Der Standort war einer guten Metallverarbeitung dienlich, da es in der Gegend reichlich Ton für Gussformen gab und durch die Wälder jenseits des Jordan Holzkohle zum Anheizen des Feuers.
7,48 den goldenen Altar. Der Räucheraltar stand vor dem Allerhei- ligsten (vgl. 2Mo 30,1-4). den goldenen Tisch. Der Tisch, auf dem das Schaubrot lag, von dem das Gesetz verlangte, dass es sich permanent in der Gegenwart Gottes befand (2Mo 25,30).
7,49 die Leuchter. Zehn goldene Leuchter standen direkt vor dem Allerheiligsten – je 5 auf beiden Seiten der Türen – und bildeten einen Lichtkorridor.
7,51 David hatte geheiligt. Salomo brachte das, was David dem Herrn gewidmet hatte, in die Seitenräume des Tempels (2Sam 8,7-12).
8,1 S. 2Chr 5,2-6,11. 8,1 Ältesten … Häupter. Die »Ältesten« Israels waren angesehene Männer, die in ganz Israel unter der Verantwortung örtlicher Regierung und Justizausübung standen (2Mo 18,13-26; 4Mo 11,16-30; 1Sam 8,19). Sie berieten den König bei wichtigen Staatsangelegenheiten (1Sam 15,30; 2Sam 17,5; 1Kö 12,6-11). Die »Häupter« der Stämme oder »Familienhäupter« waren die ältesten lebenden Männer jedes erweiterten Familienclans. Sie waren verantwortlich, das Gesetz zu lernen und ihre Familien zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz zu führen.
8,2 der siebte Monat. Salomo beendete den Tempelbau im 8. Mo- nat des vorangegangenen Jahres (6,38; s. 2Chr 5,1); in all seinen Details wird der Glanz und die Schönheit von Gottes Wesen und seiner transzendenten, außergewöhnlichen Herrlichkeit deutlich. Die Feierlichkeiten fanden jedoch erst 11 Monate später statt. Anscheinend legte Salomo die Weihung des Tempels absichtlich so, dass sie mit dem Laubhüttenfest im 7. Monat zusammenfi el, wenn sich das Volk in Jerusalem versammeln würde. Da es zudem ein Jubeljahr war, war die Gelegenheit besonders geeignet (3Mo 23,33-36.39-43; 5Mo 16,13-15).
8,4 brachten die Lade … hinauf. Die Priester und Leviten trugen die Bundeslade von dem Zelt her, das David für sie in Jerusalem gemacht hatte (2Sam 6,17). Sie brachten auch die Stiftshütte und ihre ganze Einrichtung zum Tempel, die sich in Gibeon befand (2Chr 1,2-6). Die Bundeslade wurde ins Allerheiligste gebracht (V. 6).
8,7 Stangen. Ursprünglich hatte Gott befohlen, dass die Stangen zum Tragen der Lade verwendet werden sollten (2Mo 25,13-15). Sie ragten hervor und gaben dem Hohenpriester Orientierung, wenn dieser ins dunkle innere Heiligtum ging.
8,8 bis zu diesem Tag. Der Ausdruck wird aus der Sicht eines Men- schen gebraucht, der vor der Zerstörung des Tempels 586 v.Chr. lebte und schrieb. Der Verfasser von 1. Könige hatte solche Quellen in seinem Buch aufgenommen (vgl. 9,13.21; 10,12; 12,19).
8,9 die zwei steinernen Tafeln. Zu diesem Zeitpunkt enthielt die Bundeslade nur die beiden Tafeln mit den Zehn Geboten. Das Gefäß mit Manna (2Mo 16,33) und Aarons Stab (4Mo 17,25) waren nicht mehr in der Lade. S. Hebr 9,4.
8,10 Wolke. Die Wolke war »die Herrlichkeit des HERRN«, das sichtbare Symbol der Gegenwart Gottes. Sie signalisierte, dass der Herr den neuen Tempel angenommen hatte. Eine ähnliche Manifestation war bei der Weihung der Stiftshütte zu sehen (2Mo 40,34.35). S. Anm. zu 3Mo 9,23.
8,12 S. 2Chr 6,1-11. 8,12 Salomos feierliche Erklärung galt dem Herrn. Salomo er- kannte die undurchdringliche Dunkelheit als Manifestation der Gegenwart des Herrn inmitten seines Volkes (vgl. 2Mo 19,9; 20,21; 3Mo 16,2) und bestätigte, dass er den Tempel so erbaut hat, dass die Herrlichkeit des Herrn in dieser Dunkelheit wohnen konnte.
8,14 Salomo beendete seine Ansprache an den Herrn und redete nun zur Versammlung Israels, die sich am Tempel zusammengefunden hatte. In V. 15-19 führte Salomo die Worte aus 2Sam 7,12-16 an und behauptete, dass er, indem er den Tempel errichtete, zur Erfüllung der göttlichen Verheißung geworden war, die sein Vater David empfangen hatte (V. 20.21). Salomos Anspruch war jedoch voreilig, denn später erschien ihm der Herr und erklärte ihm die Notwendigkeit des Gehorsams zur Festigung des salomonischen Throns (9,4-9), ein Gehorsam, der Salomo fehlen würde (11,6.9.10).
8,22 S. Anm. zu 2Chr 6,12-40. Salomo wandte sich anschließend zum Brandopferaltar, um dem Herrn ein langes Gebet zur Weihung darzubringen. Erstens bestätigte er, dass dem Herrn, dem Gott Israels, kein Gott gleichzusetzen war (V. 23.24). Zweitens bat er den Herrn um seine beständige Gegenwart und seinen Schutz (V. 25-30). Drittens führte er 7 typische israelitische Gebete auf, die vom Herrn eine Reaktion verlangen würden (V. 31-54). Diese Bitten erinnerten an die detaillierte Liste der Flüche, die in 5Mo 28,15-68 für das Brechen des Gesetzes festgehalten waren. Salomo betete besonders, dass der Herr zwischen den Schuldigen und den Gerechten richten (V. 31.32) und dass er die Sünden vergeben möge, die zu einer verloren gegangenen Schlacht führten (V. 33.34), die eine Trockenheit hervorbrachten (V. 35.36) oder die zum Unheil des Volkes führten (V. 37-40). Er betete, dass der Herr gottesfürchtigen Fremden Gnade erweisen (V. 41-43), Sieg im Kampf schenken (V. 44.45) und das Volk nach einer Gefangenschaft wiederherstellen möchte (V. 46-54). 8,22 breitete seine Hände … aus. Das Ausbreiten der geöffneten Hände zum Himmel war eine normale Gebetshaltung (2Mo 9,29; Jes 1,15).
8,27 die Himmel … können dich nicht fassen. Salomo bekannte, dass der Herr bei weitem größer ist als seine ganze Schöpfung, obschon er erwählt hatte, in der Wolke am Tempel inmitten seines Volkes zu wohnen.
8,54 Salomo stand auf und segnete das Volk. Seine Worte waren im wesentlichen eine kurze Zusammenfassung des vorangegangenen Gebets, wobei er die Treue des Herrn zu Israel bestätigte (V. 56) und Israel zur Treue gegenüber dem Herrn ermahnte (V. 57-61).
8,62 S. 2Chr 7,1-10. 8,62 brachte Opfer dar. Um die Weihung des Tempels zu vervoll- ständigen, führte Salomo das Volk an bei der Darbringung von Friedensopfern für den Herrn (vgl. 3Mo 3,1-17; 7,11-21), wofür 22.000 Rinder und 120.000 Schafe verwendet wurden (V. 63). Obwohl die Zahl der Opfertiere recht hoch erscheint, war sie doch der Größe des Ereignisses angemessen. Offensichtlich konnte der einzelne Bronzealtar nicht ein solch enormes Ausmaß an Opfertieren fassen. Salomo musste zuerst den ganzen mittleren Vorhof weihen, der sich direkt vor dem Tempel befand (V. 64). Nach der Heiligung des Vorhofs ließ Salomo wahrscheinlich eine Reihe von Behelfsaltären im Hof aufstellen, um alle Friedensopfer darbringen zu können.
8,65 von Lebo-Hamat bis an den Bach Ägyptens. »Lebo-Hamat« lag etwa 32 km südlich von Kadesch am Orontes und stellte die Nordgrenze des Gelobten Landes dar (4Mo 34,7-9; Jos 13,5). Der »Bach Ägyptens« ist mit dem Wadi-El-Arisch im Nordosten Sinais gleichzusetzen, der Südgrenze des Gelobten Landes. Diese Orte zeigen, dass Menschen aus ganz Israel der Weihung des Tempels beiwohnten.
9,1 S. 2Chr 7,11-22. 9,1 das Haus des Königs vollendet. Laut 6,1 begann Salomo mit dem Tempelbau April/Mai 966 v.Chr., die Fertigstellung war im Okt./Nov. 959 v.Chr. (6,38). Die Weihung des Tempels und Salomos Gebet zum Herrn fanden im 11. Monat nach Abschluss des Tempelbaus im Sept./Okt. 958 v.Chr. statt. Der Herr erschien Salomo das zweite Mal (vgl. 3,5-14) nicht bevor Salomo seinen eigenen Palast 946 v.Chr. fertiggestellt hatte (vgl. 7,1). Somit erfolgte die Antwort des Herrn ungefähr 12 Jahre nach Salomos Gebet und Flehen, wovon in 8,22-53 berichtet wird.
9,3 geheiligt. Der Herr heiligte den Tempel, indem er in der Wolke gegenwärtig war (vgl. 8,10). Als Beweis der Tempelweihe erzählte der Herr Salomo, dass er seinen Namen dort wohnen lässt (vgl. 3,2). ewiglich. Gott sagte nicht, dass er in diesem Gebäude ewig wohnen wird, denn in weniger als 400 Jahren war es von den Babyloniern zerstört (vgl. V. 7-9). Vielmehr drückte er damit aus, dass Jerusalem und der Tempelberg sein irdischer Thron sein sollten, solange die Erde in der Zeit des Tausendjährigen Reichs besteht (s. Jes 2,1-4; Sach 14,16). Selbst während des neuen Himmels und der neuen Erde, dem ewigen Zustand, wird es das himmlische Jerusalem geben, wo Gott ewiglich wohnen wird (s. Offb 21,1.2). Augen … Herz. Symbole für die beständige Aufmerksamkeit des Herrn und seine tiefe Zuneigung zu Israel. Indirekt verhieß er ihnen dadurch Zugang zu seiner Gegenwart und Beantwortung ihrer Gebete.
9,4 S. 2Chr 7,17-22. 9,4 wenn du vor mir wandelst. Der Herr teilte Salomo erneut die Wichtigkeit des Gehorsams gegenüber den mosaischen Statuten mit, um die Segnungen des davidischen Bundes genießen zu können (vgl. 2,3.4).
9,6 Wenn ihr euch … abwendet. Wenn Israel den Herrn verlassen und andere Götter anbeten würde, würde Gott Israel aus dem Land vertreiben und den Tempel zerstören (V. 7).
9,9 dieses Unheil. Die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung ins Exil (V. 8) wurden von Mose in 5Mo 29,23-27 vorhergesagt. Die Verwüstung des Tempels, die 586 v.Chr. geschah, demonstrierte den Zorn des Herrn über Israels Sünde – besonders die Sünde der Götzenverehrung.
9,10 S. 2Chr 8,1-18. 9,10 als die 20 Jahre verfl ossen waren. Die Fertigstellung des Tempels (7 Jahre) und des salomonischen Palastes (13 Jahre) geschah ca. 946 v.Chr. (s. Anm. zu 9,1).
9,11 da gab der König Salomo dem Hiram 20 Städte. Salomo gab diese 20 galiläischen Städte an Hiram im Tausch gegen Gold (etwa 4,5 Tonnen), was in V. 14 erwähnt wird. Wahrscheinlich lagen diese Städte an der Grenze zwischen Tyrus und Israel, gerade außerhalb des Territoriums von Asser. Später gab Hiram die Städte an Salomo zurück. S. Anm. zu 2Chr 8,2.
9,13 bis zu diesem Tag. S. Anm. zu 8,8.
9,15 den Millo. Eine Aufschüttung in der Senke zwischen der Stadt Davids und dem Tempel und dem Palast-Komplex im Norden (s. 2Sam 5,9). Hazor. 16 km nördlich des Sees von Galiläa gelegen, schützte Hazor Israels nordöstlichen Zugang gegen Syrien und Mesopotamien. Megiddo. Megiddo schirmte einen äußerst wichtigen Pass im Gebirge Karmel ab, der das Jesreel-Tal und den internationalen Verkehrsweg entlang der Küste nach Ägypten miteinander verband. Geser. Geser lag 32 km westlich von Jerusalem in der Küstenebene an der Kreuzung der Küstenstraße und der Hauptstraße nach Jerusalem.
9,17 das untere Beth-Horon. Etwa 19 km nordwestlich von Jeru- salem an einer Straße gelegen, die Gibeon mit dem westlichen Tiefl and verband und den Zugang nach Jerusalem von Westen her ermöglichte. S. Anm. zu 2Chr 8,5.
9,18 Bahalat. Bezeichnung von mehreren kanaanitischen Städten. S. Anm. zu 2Chr 8,6. Tadmor. Wahrscheinlich die gleiche Stadt wie Tamar, 25 km südwestlich des Toten Meeres an der südöstlichen Grenze des Landes (vgl. Hes 47,19; 48,28). Ein anderes Tadmor existierte 240 km nordöstlich von Damaskus, worauf sich möglicherweise 2Chr 8,4 bezieht.
9,19 Vorratsstädte. Städte, deren Hauptzweck in der Aufbewah- rung von Lebensmitteln bestand (2Chr 17,12; 32,28). Wagenstädte. Salomo errichtete militärische Vorposten für seine Streitwagen und Pferde. Zur Verteidigung seines Königreiches lagen diese Garnisonen wahrscheinlich an wichtigen Straßen im ganzen Land. Alle Städte, die in V. 15-19 aufgeführt sind, erfüllen diese Forderung.
9,20 S. 2Chr 8,7-10.
9,21 Frondienst. D.h. »Sklavenarbeit«. S. Anm. zu 5,27. Nur dauerhaft ansässige Ausländer wurden zu dieser Arbeit herangezogen, da das Gesetz verbot, Israeliten gegen ihren Willen zu Sklaven zu machen (2Mo 21,2-11; 3Mo 25,44-46; 5Mo 15,12-18). Zusätzlich besagt V. 22, dass Salomo niemanden von seinem bisherigen Posten wegholte, nicht einmal für eine spezielle Aufgabe. 9,21 bis zu diesem Tag. S. Anm. zu 8,8.
9,23 S. Anm. zu 2 Chr 2,2.
9,25 Salomo opferte. Nachdem der Tempel erst einmal gebaut war, entsagte Salomo der Praktik, Gott auf verschiedenen Höhen zu opfern (vgl. 3,2-4). Er feierte die 3 großen Jahresfeste Israels am Tempel in Jerusalem, das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Wochen und das Laubhüttenfest (5Mo 16,1-17).
9,26 Ezjon-Geber. Salomos Hafen, der am heutigen Golf von Akaba lag.
9,28 Ophir. Ophirs Lage ist unbekannt. Es ist vermutet worden, dass es im Südwesten der arabischen Halbinsel lag. 1Kö 10,11.12 lässt womöglich darauf schließen, dass Ophir nahe dem Königreich Saba lag oder ein Teil davon war. 420 Talente. Dies waren nahezu 16 Tonnen Gold. In 2Chr 8,18 sind 450 Talente angegeben (s. Anm. zu 2Chr 8,18).
10,1 S. 2Chr 9,1-28. 10,1 Saba. Saba lag im Südwesten Arabiens, etwa 1.900 km von Jerusalem entfernt. wegen des Namens des HERRN. Das Hauptmotiv des Besuches der Königin war, Salomos Ruf der Weisheit und Hingabe an den Herrn zu prüfen. Rätseln. Rätsel, die dem Hörer Probleme bereiten sollten (vgl. Ri 14,12).
10,5 sie geriet außer sich vor Erstaunen. Wörtl. »da hatte sie keinen Atem mehr«.
10,9 der HERR, dein Gott. Die Königin schrieb Salomos Gott zu, dass er ihm Weisheit gab, die ihn bei seinen gerechten Entscheidungen leitete. Obschon sie den Herrn als den Gott des Volkes Israel anerkannte, legte sie kein Bekenntnis ab, dass Salomos Gott ihr Gott geworden war und sie alle andere Götter ausschloss. Es wird nicht berichtet, dass sie Gott im Tempel opferte. 10,10 120 Talente. Etwa 4,5 Tonnen (vgl. 9,28).
10,11 Sandelholz. Das starke, langlebige Sandelholz, welches au- ßen schwarz und innen rubinrot ist.
10,12 bis zu diesem Tag. S. Anm. zu 8,8.
10,14 666 Talente. Etwa 25 Tonnen Gold.
10,15 Zudem erhielt Salomo Gold durch Zollgebühren von Händ- lern, öffentliche Einnahmen von treuen Verwaltungsbeamten und Steuern von arabischen Königen, deren Karawanen durch Salomos Territorium zogen.
10,16 Langschilde. Von diesen Staatseinkünften machte Salo- mo 200 große Schilde, an denen jeweils ca. 6 kg Gold verarbeitet wurden, und außerdem 300 kleine Schilde mit je 3 kg Gold, die mit Ornamenten verziert waren und nur bei speziellen Anlässen Verwendung fanden.
10,21 Silber. Um den Reichtum des salomonischen Königreiches aufzuzeigen, erwähnt der Verfasser, dass so viel Gold vorhanden war, dass Silber nichts mehr wert war. S. 7,2 bezüglich einer Anm. zum »Haus des Libanon-Waldes«.
10,22 Tarsisschiffe. Diese »Tarsisschiffe« waren große, gegen jedes Wetter gewappnete Frachtschiffe, die für lange Reisen gebaut waren.
10,25 silberne und goldene Geräte … Pferde. Salomo wurde Gottes Weisheit gegeben (V. 24), was viele Herrscher wie die Königin von Saba dazu veranlasste (V. 1-13), Salomo Geschenke zu bringen, um seine Weisheit zu erkaufen und sie in ihrem eigenen Land anzuwenden. Aufgrund dieser Geschenke sammelte Salomo Pferde und Silber und Gold für sich selbst, genau das, wovor Gottes Könige in 5Mo 17,16.17 gewarnt wurden. Salomo wurde von den Segnungen seiner eigenen Weisheit gefangen genommen und hörte nicht auf Gottes Gebote. 10,28 Keveh. Keveh (s. Fussnote zur RELB. In den meisten Übersetzungen fi ndet sich hier »Ägypten«.) lag in Cilicien, einem Gebiet südlich des Taurus-Gebirges in Kleinasien. Im Altertum war Cilicien für die Zucht und den Verkauf der besten Pferde berühmt.
10,29 600 Silberlinge. Etwa 7,5 kg Silber. 150. Etwa 1,9 kg Silber. Hetiter. Die Mehrzahl der Hetiter lebte in Anatolien (Kleinasien). Von ca. 1720 bis 1200 v.Chr. herrschten die Hetiter in einem vereinten Königreich. Ihre Könige verbreiteten den Einfl uss der Hetiter im ganzen Nahen Osten jener Zeit; die Macht des Hetiter-Reiches erreichte ihren Höhepunkt ca. 1380-1350 v.Chr. Als das Hetiter-Reich ca. 1200 v.Chr. zusammenbrach, entwickelten sich viele hetitische Stadtstaaten, jeder mit seinem eigenen König. Diese Herrscher wurden die »Könige der Hetiter« genannt und waren zur Zeit Salomos in ganz Anatolien und im nördlichen Aram (Syrien) verstreut. Aram. Dieses bekannte geographische Gebiet hatte mit Damaskus seine eigene Hauptstadt und wurde im Norden durch das Taurus-Gebirge begrenzt, im Osten durch die westliche Biegung des Euphrat und die Grenze zur Wüste, im Süden durch den Fluss Litani und im Westen durch das Mittelmeer. In manchen Übersetzungen fi ndet sich der spätere gr. Begriff »Syrien«; in atl. Zeiten war das Land jedoch unter der Bezeichnung Aram bekannt.
11,1 liebte viele ausländische Frauen. Viele von Salomos Ehen wurden zur Ratifi zierung von Verträgen mit anderen Völkern geschlossen, eine gängige Praktik im antiken Nahen Osten. Bei Salomo zeigte sich, dass die Polygamie, die dem König in 5Mo 17,17 verboten wurde, da sie sein Herz vom Herrn wegziehen würde, genau diese Wirkung erzeugte. Durch die Liebe zu seinen Frauen (V. 1.2) verließ Salomo die Treue zum Herrn und betete andere Götter an (V. 3-6). Kein traurigeres Bild ist vorstellbar, als der schreckliche Abfall in seinen späten Jahren (über 50), der sich auf seine Sünde mit seinen ausländischen Frauen zurückverfolgen lässt. Im Altertum wurde die Vielehe unter Hebräern toleriert, obschon die meisten im Osten nur eine Frau hatten. Mehrere Frauen wurden als ein Zeichen von Reichtum und Bedeutung angesehen. Der König verlangte, einen größeren Harem zu besitzen, als jeder seiner Untertanen, und Salomo griff zu dieser Form staatlicher Größe. Doch war es Sünde, die in direkter Weise gegen Gottes Gesetz verstieß. Daraus ergab sich genau das, was dieses Gesetz zu verhindern suchte. 11,1 moabitische. Nachkommen Lots (1Mo 19,37), die im Land östlich des Toten Meeres zwischen dem Arnon im Norden und dem Bach Sered im Süden lebten. ammonitische. Nachkommen Lots (1Mo 19,38), die im Gebiet jenseits des Jordan wohnten, beginnend etwa 40 km östlich des Jordan. edomitische. Nachkommen Esaus (1Mo 36,1), die südöstlich des Toten Meeres im Gebiet südlich von Moab lebten. zidonische. S. Anm. zu 5,6. hetitische. S. Anm. zu 10,29.
11,4 wie … David. Vgl. V. 6. David wird in 1. und 2. Könige immer als der Maßstab dargestellt, nach dem andere Könige handeln sollten und beurteilt wurden (3,14; 9,4; 14,8; 15,3; 2Kö 8,19; 22,2). Der Grund war nicht, dass David nicht gesündigt hatte (vgl. 2Sam 11.12), sondern weil er von seiner Sünde entsprechend Buße tat (Ps 32.51), und die Sünde kein Lebensmuster bei ihm war.
11,5 Astarte. Eine absichtliche Verzerrung des kanaanitischen »Aschtart«, basierend auf dem hebr. Wort für »Schande«. Sie war die Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin und wurde besonders in Tyrus und Sidon verehrt. Milkom. Ein anderer Name für Moloch (V. 7), dem Volksgott der Ammoniter. Sein Name scheint die Bedeutung von »derjenige, der herrscht« zu tragen. Die Anbetung Molochs wurde mit der Opferung von Kindern im Feuer assoziiert (3Mo 18,21; 20,2.3, 4.5; Jer 32,35).
11,6 was böse war in den Augen des HERRN. Das Böse, das spe- ziell Salomo kennzeichnete, war seine Toleranz gegenüber dem Götzendienst sowie dessen Ausübung. Die gleichen Worte wurden im ganzen Buch der Könige verwendet, um die Herrscher zu beschreiben, die Götzendienst unterstützten und praktizierten (15,26.34; 16,19.25.30; 22,52; 2Kö 3,2; 8,18.27; 13,2.11; 14,24; 15,9.18.24.28; 17,2; 21,2.20; 23,32.37; 24,9.19). Salomo wurde zu einem öffentlichen Götzendiener, der Bildern aus Holz und Stein huldigte, und das im Anblick des Tempels, den er in seinen frühen Jahren dem wahren Gott errichtet hatte.
11,7 Kemosch. Der Gott der Moabiter, dem für gewöhnlich Kinder als Brandopfer dargebracht wurden (2Kö 3,27). Berg … östlich von Jerusalem. Wahrscheinlich der Ölberg. Es ist die Gegend, die in Jer 7,30-34 Tophet genannt wurde und in 2Kö 23,13 Berg des Verderbens. 11,9.10 ihm zweimal erschienen. Zum ersten Mal in Gibeon (3,5) und als nächstes in Jerusalem (9,2). Zu beiden Gelegenheiten hatte Gott Salomo gewarnt, sodass er nun keine Entschuldigung hatte.
11,11 meinen Bund nicht bewahrt. Salomo versagte, den Gebo- ten zur Ehre Gottes, der Teil des mosaischen Bundes waren, gehorsam zu sein (2Mo 20,3-6). Gehorsam gegenüber diesem Bund war notwendig, um die Segnungen des davidischen Bundes zu empfangen (s. 2,3.4). dir gewiss das Königreich entreißen. Dass der Herr Salomo das Königreich entreißen würde, wurde durch Achijas symbolischen Akt in V. 2939 angekündigt, als dieser sich die Kleidung vom Leib riss. Das Zerreißen des Obergewandes, was den Verlust des Königreiches darstellte, erinnert an die Begebenheit zwischen Samuel und Saul (1Sam 15,27.28), als der Herr das Königtum von Saul aufgrund seines Ungehorsams nahm. Salomos große Geschenke, die er missbrauchte, rechtfertigten ein solches Gericht.
11,12 zu deiner Zeit will ich es nicht tun. Des Herrn große Liebe zu David veranlasste ihn, trotz seines Gerichts Milde walten zu lassen, indem er Salomo das Königreich nicht zu Lebzeiten wegnahm (vgl. V. 34). Das zeigte, dass Salomos Ungehorsam den davidischen Bund nicht aufhob; der Herr hielt seine feste Absicht aufrecht, sein Wort an David zu erfüllen (vgl. 2Sam 7,12-16).
11,13 einen Stamm. Der Stamm, der der Dynastie Davids treu blieb, war Juda (vgl. 12,20). um Jerusalems willen. Der Herr hatte Jerusalem als den Ort ausgewählt, wo sein Name für immer wohnen würde (9,3). Deshalb würden Jerusalem und der Tempel bleiben, um die göttliche Verheißung feststehen zu lassen.
11,14 Hadad, den Edomiter. Obschon Hadad zur königlichen Familie gehörte, die Edom regierte, entkam er als Kind dem Tod durch Davids Armee und fl oh nach Ägypten (vgl. 2Sam 8,13, 14; 1Chr 18,12.13).
11,18 Midian. Das Land, das von Edom direkt in östlicher Richtung lag, und in das Hadad auf seinem Weg nach Ägypten zunächst fl oh. Paran. Eine Wüste südöstlich von Kadesch im Zentrum der Sinaihalbinsel (vgl. 4Mo 12,16; 13,3). 11,21 Lass mich … ziehen. Wie Mose (2Mo 2,10) wuchs auch Hadads Sohn im Haus des Pharao auf. Gleich Mose (2Mo 5,1) bat Hadad den Pharao, Ägypten verlassen zu dürfen. Nachdem er von Davids und Joabs Tod gehört hatte, verzichtete er auf seine gute Position und seinen Besitz in Ägypten, um nach Edom auf seinen Thron zurückzukehren. Sein Handeln brachte Israel in große Schwierigkeiten (V. 25). 11,23-25 Reson. Nachdem David Zoba erobert hatte (2Sam 8,3-8), nahmen Reson und seine Männer Damaskus ein und gründeten die starke Dynastie der syrischen Könige, die Israel im 9. Jhdt. v.Chr. ernsthafte Schwierigkeiten bereiteten (vgl. 15,18; 20,1).
11,26 Jerobeam, der Sohn Nebats. Im Gegensatz zu Hadad und Reson, die externe Feinde Salomos waren, ließ Gott Jerobeam als inneren Gegenspieler aus einer Stadt Ephraims aufstehen. Jerobeam kam aus Ephraim, dem führenden von Israels 10 Nordstämmen. Er war ein junger, talentierter Mann voller Energie, der öffentliche Aufmerksamkeit erlangte, nachdem er von Salomo als Bauführer über die Arbeiten in der Umgebung Jerusalems ernannt wurde.
11,28 Lastträger. S. Anm. zu 5,27.
11,29 Achija. Achija war ein Prophet des Herrn, der in Silo lebte, einer Stadt in Ephraim ca. 32 km nördlich von Jerusalem. S. Anm. zu 1Sam 1,3.
11,30 Hier fi ndet sich die gewaltige Prophezeiung, dass das Kö- nigreich aufgrund von Salomos Sünde geteilt würde und Jerobeam das Nordgebiet regieren sollte (vgl. V. 35-37).
11,33 S. Anm. zu 11,5.7.
11,36 eine Leuchte vor mir. Eine erleuchtete Lampe repräsentiert das Leben einer Einzelperson (Hi 18,6; Ps 132,17). Gott gab die Verheißung, dass David aus dem Stamm Juda beständig Nachkommen erwachsen würden, die in Jerusalem regieren (vgl. 2Sam 21,17; 1Kö 15,4; 2Kö 8,19).
11,38 wenn du nun allem gehorchst, was ich dir gebieten werde. Der Herr gab Jerobeam die gleiche Verheißung, die er bereits David gegeben hatte – eine dauerhafte königliche Dynastie über Israels 10 Nordstämme, wenn er dem Gesetz Gottes gehorchen würde. Der Herr legte Jerobeam die gleichen Bedingungen für seine Königsherrschaft auf wie David (2,3.4; 3,14).
11,39 doch nicht für immer. Diese Aussage beinhaltete, dass die Teilung des Königreiches nicht immer bestehen sollte und dass Davids Haus letzten Endes wieder über alle israelitischen Stämme herrschen würde (vgl. Hes 37,15-28).
11,40 Jerobeam zu töten. Obwohl die Prophezeiung im engsten Kreis geschah (V. 29), erfuhr der König von ihr und Jerobeam wurde ein gesuchter Mann, der sich in Salomos Augen der Rebellion schuldig gemacht hatte und des Todes würdig war. Sisak. Sisak war der Gründer der 22. Dynastie in Ägypten. Er herrschte ca. 945-924 v.Chr. Er fi el während Rehabeams Regierungszeit in Juda ein (14,25.26).
12,15 vom HERRN. Gottes Souveränität benutzte Rehabeams Narr- heit, um Achijas Prophezeiung zu erfüllen (11,29-39). 12,16 David. Israels Worte (V. 16) drückten absichtliche, vorsätzliche Rebellion gegenüber der davidischen Dynastie aus (vgl. V. 19). Herausfordernd zitierten die Israeliten Schebas Ausruf, den dieser bei seinem Aufstand gegen David ausstieß (2Sam 20,1). Die Nordstämme erklärten, dass sie mit David keine rechtmäßige Verbindung hatten, und gingen ihres Weges.
12,17 die Kinder Israels. Leute aus den nördlichen Stämmen, die nach Süden gezogen waren und sich in Juda niedergelassen hatten.
12,18 Adoram. Es war dumm, den obersten Steuerbeamten und Fronmeister zu senden (Adoniram in 4,6; 5,28), um mit den Nordstämmen zu verhandeln (vgl. V. 4).
12,19 bis zu diesem Tag. S. Anm. zu 8,8.
12,20 Zu diesem Zeitpunkt war das Königreich geteilt. Die 10 Nordstämme Israels hatten ihren eigenen König.
12,21 den Stamm Benjamin. Der Stamm Benjamin hatte seine Loyalität und sein Land während der Teilung des Königreiches gespalten. Laut V. 20 blieb dem Haus David nur der Stamm Juda vollständig treu, aber in V. 21.23 wird Benjamin mit dem »ganzen Haus Juda« in Verbindung gesetzt, mit der Betonung auf dem Stamm Juda. Bestimmte Städte Nord-Benjamins gehörten zum Nordreich – besonders hervorzuheben ist Bethel (V. 29). Simeon, der Stamm, dem sein Gebiet im südlichen Territorium Judas zugewiesen wurde (Jos 19,1-9), war offensichtlich nach Norden abgewandert und wurde den 10 Nordstämmen zugerechnet (vgl. 1Chr 12,24-26; 2Chr 15,9; 34,6). Folglich waren die 10 Nordstämme Ruben, Simeon, Sebulon, Issaschar, Dan, Gad, Asser, Naphtali, Manasse und Ephraim. Das Südreich bestand nur aus dem Stamm Juda. Der 12. Stamm, Benjamin, war auf die beiden Königreiche verteilt. Der Stamm Levi, der ursprünglich in beiden Königreichen zerstreut war (Jos 21,1-42), wohnte während des geteilten Königreiches in Juda (s. 2Chr 11,13-16).
12,22 den Mann Gottes. Vgl. 17,24. Ein häufi ger atl. Ausdruck für einen Mann mit einer göttlichen Botschaft, der mit Autorität im Namen des Herrn sprach (vgl. 5Mo 33,1; 2Tim 3,17). S. Anm. zu 5Mo 33,1.
12,24 von mir aus ist diese Sache geschehen. Durch den Pro- pheten Schemaja befahl der Herr Rehabeam und seiner Armee, nicht in Israel einzumarschieren. Als Gericht hatte Gott die Teilung des Reiches verfügt (V. 15; 11,29-39), sodass ein Angriff auf Israel einer Aufl ehnung gegen Gott selbst gleichgekommen wäre.
12,25 Sichem. Vgl. V. 1. Jerobeam befestigte die Stadt Sichem und machte sie zu seiner königlichen Residenz. Vgl. Ri 9,1-47. Pnuel. Jerobeam befestigte auch Pnuel, eine Stadt, die ca. 16 km östlich des Jordan am Jabbok lag, wodurch er seine Herrschaft über die Israeliten östlich des Jordan geltend machte.
12,26 wieder dem Haus Davids zufallen. Der Herr hatte eine poli- tische, nicht aber eine religiöse Trennung des salomonischen Königreiches bestimmt. Er hatte Jerobeam politische Kontrolle über die 10 Nordstämme verheißen (11,31.35.37). In religiöser Hinsicht sollte Jerobeam allerdings dem mosaischen Gesetz folgen, welches von ihm verlangte, dem Opfersystem des Herrn im Tempel in Jerusalem nach zukommen (11,38). Nachdem er das Königreich von Gott empfangen hatte, hätte er sich auf Gottes Schutz verlassen sollen – dies tat er aber nicht. In dem Bemühen, seine Untertanen von Rehabeams Einfl uss fernzuhalten, wenn diese zur Anbetung nach Jerusalem pilgerten, errichtete er einen Anbetungsort im Norden (V. 27.28).
12,28 zwei goldene Kälber. Diese beiden Kälber, die wahrscheinlich aus Holz gemacht waren und mit Gold überzogen wurden, wurden Israel als Sockel präsentiert, auf denen der Herr angeblich saß oder stand. Jerobeam stellte sie der Öffentlichkeit mit den gleichen Worten vor, mit denen das götzendienerische Israel Aarons goldenes Kalb willkommen geheißen hatte. Er wiederholte Aarons zerstörerische Sünde, den Versuch, ein irdisches Bildnis Gottes herzustellen. S. Anm. zu 2Mo 32,4.
12,29 Bethel … Dan Bethel befand sich etwa 18 km nördlich von Jerusalem, innerhalb von Benjamins Territorium (Jos 18,11-13.22). Es lag an der Südgrenze von Jerobeams Königreich an der nord-südlichen Hauptstraße nach Jerusalem. Israel hatte Bethel lange als heiligen Ort verehrt, weil Jakob dort angebetet hatte (1Mo 28,10-22; 35,1-15). Dan lag im nördlichsten Teil von Jerobeams Königreich, etwa 40 km nördlich vom See von Galiläa. In der Zeit der Richter war Dan ein Ort heidnischer Anbetung (Ri 18,30.31).
12,30 diese Tat wurde … zur Sünde. Jerobeam verstieß in grober und unverhohlener Weise gegen das zweite Gebot (2Mo 20,4-6) und verführte zur Verletzung des ersten Gebots (2Mo 20,3).
12,31 ein Höhenheiligtum. In ganz Israel errichtete Jerobeam un- tergeordnete Heiligtümer auf den Höhen. Über die Jahrhunderte wurden diese Höhen zum Brutplatz von Israels götzendienerischem Abfall (vgl. Hos 5,1). S. Anm. zu 3,2. Priestern. Aus allen seinen Stämmen ernannte Jerobeam verantwortliche Priester für diese Heiligtümer. In unverfrorener Weise verletzte sein Handeln die Bestimmung, dass nur Aarons Nachkommen dieses Amt in Israel bekleiden sollten (4Mo 3,10).
12,32 ordnete … ein Fest an. Jerobeam richtete ein religiöses Fest ein, um mit dem Laubhüttenfest zu konkurrieren, das am Tempel in Jerusalem gehalten wurde. Jerobeams Fest war am 15. Tag des 8. Monats angesetzt (Okt./Nov.), genau einen Monat später als das von Gott verfügte judäische Pendant (2Mo 34,22.23; 3Mo 23,33-36, 39.40).
13,1 ein Mann Gottes. S. Anm. zu 12,22.
13,2 Josia. Er herrschte etwa 300 Jahre später in Juda, ca. 640-609 v.Chr. (vgl. 2Kö 22,1-23,30). die Priester der Höhen opfern. Der Prophet sagte voraus, dass Josia in seiner Regierungszeit die unrechtmäßigen Priester der Höhen hinschlachten würde, die auf dem Altar in Bethel opferten. Diese Prophezeiung erfüllte sich in 2Kö 23,15-20, wo das göttliche Urteil an der von Jerobeam eingesetzten nicht-levitischen Priesterschaft vollstreckt wurde (12,31.32).
13,3 Zeichen. Ein sofortiges »Wunder«, das dazu diente, die Ver- lässlichkeit dieser langfristigen Prophezeiung zu beglaubigen (vgl. 5Mo 18,21.22). Das Zeichen ereignete sich in V. 5. die Asche, die darauf ist, verschüttet werden. Eine saubere Zeremonie verlangte die Beseitigung der Opferasche an einem speziellen »reinen« Ort (3Mo 4,12; 6,10.11). Bodenkontakt würde die Asche »unrein« machen und das Verfahren für nichtig erklären.
13,9 mir wurde durch das Wort des HERRN geboten. Der göttli- che Auftrag des Propheten verbot ausdrücklich, Gastfreundschaft in Bethel anzunehmen. Um nicht erkannt zu werden, verlangte er sogar von ihm, auf einem anderen Weg nach Hause zurückzukehren als dem, auf dem er gekommen war. Das Verhalten des Propheten sollte symbolisieren, dass der Herr Israels falschen Gottesdienst völlig ablehnte und das ganze Volk von ihm abgefallen war.
13,11 ein alter Prophet. Hier war ein Sprecher des Herrn, der einen Kompromiss in seinem Dienst machte, indem er im Mittelpunkt des Götzendienstes lebte und sich nicht dagegen aussprach.
13,18 Er log es ihm aber vor. Weshalb der alte Prophet den Mann Gottes betrog, erklärt der Text nicht. Es könnte sein, dass seine eigenen Söhne in Bethel anbeteten oder dort Priester waren. Dieser Mann wollte jedoch die Gunst des Königs gewinnen, indem er den Mann Gottes als Schwindler bloßstellte, der entgegen seiner eigenen Behauptung, von Gott gehört zu haben, handelte. Da er es gewöhnt war, direkte Offenbarungen von Gott zu empfangen, hätte der judäische Prophet die angebliche Botschaft des Engels mit Misstrauen betrachten und sich eine göttliche Bestätigung des anderslautenden Auftrags einholen sollen.
13,20 das Wort des HERRN. Die Lüge entsprang der eigenen Einbil- dung (vgl. Jer 23,16; Hes 13,2.7), aber die wahre Prophezeiung kam vom Herrn (vgl. 2Mo 4,16; 5Mo 18,18; Jer 1,9).
13,22 dein Leichnam soll nicht in das Grab deiner Väter kom- men. Israeliten legten ihre Toten in das Grab ihrer Vorfahren (Ri 8,32; 2Sam 2,32). Das Ausbleiben eines solchen Begräbnisses wurde in Israel als schwere Bestrafung und Schande angesehen. S. Anm. zu Pred 6,3.
13,24 Esel … Löwe. Sowohl Esel als auch Löwe reagierten unna- türlich: Der Esel lief nicht fort und der Löwe griff den Esel nicht an und zerfl eischte den Leichnam des Mannes auch nicht. Anders als der ungehorsame Prophet beugten die Tiere ihren Willen vor Gottes Souveränität.
13,32 wird gewiss eintreffen. Der alte Prophet wies seine Söhne an, ihn neben dem judäischen Propheten zu beerdigen (V. 31). Der alte Prophet war letzten Endes gewillt, sich mit der Botschaft zu identifi zieren, die der Mann Gottes aus Juda gegen die Anbetung in Bethel ausgesprochen hatte.
13,33 er setzte wieder Höhenpriester … ein. Im Unterschied zu dem alten Propheten verließ Jerobeam seine bösen Wege nicht, sondern ernannte auch weiterhin nicht-levitische Priester für die Höhen (12,30-32).
14,1 Zu jener Zeit. Wahrscheinlich weist dies auf einen Zeitpunkt kurz nach der Schilderung in Kap. 13 hin. Abija. Bedeutet »mein Vater ist Jahwe«. Der Name von Jerobeams Sohn deutet an, dass sein Vater bei der Geburt seines Sohnes als ein Anbeter des Herrn betrachtet werden wollte. Abija wird als »Knabe« bezeichnet (V. 3.12.17), ein Ausdruck, der vom Kindes- bis zum jungen Erwachsenenalter verwendet werden konnte. Aus Jerobeams ganzer Familie war Abija dem Herrn am treuesten (V. 13). Jerobeams Sohn, Abija, sollte nicht mit Rehabeams gleichnamigem Sohn verwechselt werden (s. Anm. zu 15,1).
14,2 verstelle dich. Wahrscheinlich um vom Volk nicht erkannt zu werden. Jerobeam wollte seine Untertanen nicht wissen lassen, dass er einen Prophet des Herrn konsultierte. Silo. S. Anm. zu 11,29.
14,3 nimm … zehn Brote. Ein normales Lebensmittelgeschenk, zusätzlich zur Verkleidung (vgl. 1Sam 9,7, 8; 2Kö 8,8). Zehn Brote, einige Kuchen und ein Krug Honig gaben die Mittel einer gewöhnlichen, nichtköniglichen Person her.
14,9 mehr Böses. Jerobeam hatte nicht nur versagt, an Davids Maßstab heranzureichen, sondern seine Bosheit hatte sogar die von Saul und Salomo überschritten. Er hatte ein heidnisches Anbetungssystem für die ganze Bevölkerung des Nordreichs aufgerichtet (vgl. 16,25.30; 2Kö 21,11).
14,11 Hunde … Vögel. Der Fluch des Bundes aus 5Mo 28,26 wur- de auf Jerobeams männliche Nachkommen angewandt.
14,13 ein Grab. S. Anm. zu 13,22. 14,14 einen König. D.h. Baesa (15,27-30).
14,15 Achija verkündete Gottes ernstes Gericht über Israel, weil es sich Jerobeams Abfall angeschlossen hatte. Vom Herrn geschlagen, würde Israel wie ein Rohr in einem reißenden Fluss schwanken, eine biblische Metapher für politische Instabilität (vgl. Mt 11,7; Lk 7,24). Eines Tages würde der Herr Israel aus palästinischem Boden ausreißen und es ins Exil östlich des Euphrats bringen. Die Erfüllung dieser Prophezeiung fi ndet sich in 2Kö 17,23.
14,17 Tirza. Jerobeam hatte den Sitz der Hauptstadt offensichtlich von Sichem nach Tirza verlegt (vgl. 12,25), das in Manasses Stammesgebiet lag, etwa 11 km nordöstlich von Sichem und 56 km nördlich von Jerusalem. Tirza war für seine Schönheit berühmt (Hl 6,4).
14,20 22 Jahre. 931-910 v.Chr.
14,21 17 Jahre. 931-913 v.Chr.
14,22 Juda übertraf seine Vorfahren im Böses tun und reizte den Herrn zur Eifersucht (V. 22). Überall fanden sich Zeichen götzendienerischer Praktiken (V. 23.24). Zur Förderung der Fruchtbarkeit praktizierte Juda sogar religiöse Prostitution (V. 24). Juda hatte begonnen, sich seinem Untergang zu nähern, in dem sich Israel bereits befand.
14,25 fünften Jahr. 927/926 v.Chr. Sisak. S. Anm. zu 11,40.
14,27 eherne Schilde. Diese ehernen Schilde ersetzten Salomos goldene Schilde, die als eine Art Lösegeld an Sisak gezahlt wurden. Die ehernen Schilde illustrieren den steilen Niedergang von Salomos Herrschaft zu der Rehabeams.
14,30 Krieg … ihr Leben lang. Es brachen viele Grenzgefechte aus, als die Armeen des Nordens und Südens ihre Positionen veränderten, um taktische Vorteile zu gewinnen und Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen (14,19; 15,6). Unter Abijams Regierung fand ein bedeutender Kampf statt (vgl. 2Chr 13,1-20).
15,1 Nachdem der Bericht die Aufrichtung des Götzendiens- tes in Israel und Juda geschildert hat (12,1-14,31), verschafft er einen schnellen Überblick über die Könige Judas und Israels von 913 bis 885 v.Chr. Der Autor bemerkt, dass die Höhen in Juda bestehen blieben (15,14) und Jerobeams Sünden in Israel ihren Fortgang nahmen (15,26.34; 16,13.19). 15,1 Abijam. In 2Chr 13,1.2 wird er zuerst Abija genannt. Da Abijam »Vater des Meeres« bedeutet und Abija »mein Vater ist Jahwe«, könnte es sein, dass er seinen Namen wegen seiner Sünde geändert hatte. S. Anm. zu 2Chr 13,1-22.
15,2 drei Jahre. 913-911 v.Chr. – bei dieser Zählung wurden Jahres- abschnitte als ganze Jahre angesehen (vgl. V. 9).
15,3 sein Herz war nicht ungeteilt. Vgl. 11,4, wo das gleiche über Salomo gesagt wurde. Vgl. V. 14.
15,4 eine Leuchte. S. Anm. zu 11,36.
15,5 was recht war in den Augen des HERRN. Diese Auszeichnung wird häufi g im Zusammenhang mit Königen aus Juda verwendet und bedeutet nur, dass sie das, was in Gottes Augen im Allgemeinen annehmbar war, taten oder unterließen (vgl. V. 11).
15,7 Krieg. S. 14,30; 2Chr 13,1-20.
15,9 Asa. Er war der Erste von den in geistlicher Hinsicht guten Königen Judas (vgl. V. 11). S. Anm. zu 2Chr 13,23-16,14.
15,10 41 Jahre. 911-870 v.Chr. 15,11-15 Asa tat 4 gute Dinge: 1.) er verwies die »heiligen« Prostituierten des Landes (V. 12); 2.) er säuberte das Land von allen Götzen, die seine Väter gemacht hatten (V. 12); 3.) er setzte die schlechte Königinmutter ab und verbrannte den von ihr gebildeten Götzen und 4.) er brachte »die Geräte«, die er und sein Vater dem Herrn geweiht hatten, zurück in den Tempel (V. 15). Obschon er sich nie des Götzendienstes schuldig machte, beging Asa den Fehler, die »Höhen« zu dulden (V. 14).
15,13 Götzenbild. Dieser Begriff leitet sich von dem Verb »zittern« her (Hi 9,6). »Schreckensbild« (s. Anm.) deutet auf einen anstößigen, möglicherweise sogar sexuell unverhüllten Götzen hin. Aufgrund ihrer Verbindung mit diesem Götzen setzte Asa seine Großmutter Maacha, die offi zielle Königinmutter, ab. Bach Kidron. Ein saisonaler Fluss, der durchs Kidron-Tal fl oss, welches die Ostgrenze Jerusalems markierte. 15,16 Baesa. Asa, der Israel regierte (ca. 909-886 v.Chr.), genoss 10 Friedensjahre nach Jerobeams Niederlage gegen Abijam (2Chr 13,19.20), bis dieser König mit seinen Angriffen begann. S. Anm. zu 15,27-16,7; 2Chr 16,1-6.
15,17 Rama. Eine strategische Stadt in Benjamin, die etwa 8 km nördlich von Jerusalem an der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung lag und von Baesa, dem König Israels, erbaut wurde, um Jerusalem wirkungsvoll zu blockieren. 15,18 Benhadad. Benhadad I., Hesions Enkel (wahrscheinlich Reson; s. Anm. zu 11,23, ca. 940-915 v.Chr.) und Tabrimmons Sohn (ca. 912-890 v.Chr.). Er war der mächtige Herrscher des syrischen Reiches (Aram; s. Anm. zu 10,29), mit Damaskus als Zentrum. Die Mehrheit der Historiker glaubt, dass Benhadad ca. 900-860 v.Chr. herrschte und von seinem Sohn oder Enkelsohn Benhadad II. abgelöst wurde, der ca. 860841 v.Chr. regierte (vgl. 20,34). Asa sandte Benhadad I. ein ansehnliches Geschenk, um ihn zu beeinfl ussen, sein Abkommen mit Israel zu brechen und stattdessen in einen Bund mit Juda zu treten, um in Israel von Norden einzufallen.
15,20 Ijon … Naphtali. Benhadads I. Armee marschierte in Israel ein und eroberte Städte in den Landstrichen nördlich des Sees von Galiläa. Eine Eroberung, die Syrien die Kontrolle über die Handelsrouten zum Mittelmeer und zu Israels fruchtbarem Jesreel-Tal bescherte – zudem machte es Syrien zu einer großen militärischen Bedrohung für Israel. Baesa befestigte Rama nicht weiter und ging nach Tirza, der Hauptstadt des Nordreichs.
15,22 Geba … Mizpa. Nachdem Israels Bedrohung von Juda ge- nommen war, erteilte Asa in Juda den Arbeitsauftrag, Geba und Mizpa zu befestigen, die ca. 10 bzw. 11 km in nordöstlicher Richtung von Jerusalem entfernt lagen. Hierzu benutzte er genau das Baumaterial, das Baesa zur Befestigung Ramas verwendet hatte.
15,25 Nadab … im zweiten Jahr. 910-909 v.Chr.
15,27 Baesa. S. Anm. zu 15,16. 15,27 Gibbeton. Diese Stadt, die etwa 51 km westlich von Jerusa- lem auf dem Territorium Dans lag, wurde ursprünglich den Leviten gegeben (Jos 19,44), jetzt aber von den Philistern kontrolliert, an deren Grenze sie lag.
15,29 er erschlug das ganze Haus Jerobeams. Baesa, König des Nordreichs, löschte in brutaler Vorgehensweise, die im aniken Nahen Osten nur allzu geläufi g war, Jerobeams ganze Familie aus. Diese Tat erfüllte Achijas Prophezeiung über Jerobeam (vgl. 14,9-11). Baesa ging jedoch über die Worte der Prophezeiung hinaus, da 14,10 nur das Gericht über alles Männliche vorsah. Baesa hingegen tötete alle Männer, Frauen und Kinder.
15,30 Dieser Nachruf Jerobeams, des bösen Königs von Israel, zieht sich durch die Geschichte des Nordreichs, erbarmungslos wie die Sünde, durch die das Gericht über die nachfolgenden Könige kam (s. 15,34; 16,2.19.31; 22,52; 2Kö 3,3; 10,29.31; 13,2.11; 14,24; 15,9.18.24.28).
15,33 24 Jahre. 909-886 v.Chr.
16,1 Jehu, den Sohn Hananis. Vgl. V. 7. Dieser Hanani könnte der Prophet gewesen sein, der Judas König Asa warnte (2Chr 16,7-9). Wie Achija vor ihm (14,7-16) überbrachte Jehu dem König Israels Gottes Gerichtsbotschaft. Im Buch der Könige fi ndet sich das Prinzip, dass der Herr seine Propheten als rechtmäßige Vertreter benutzte, um die Könige Israels mit ihrer Sünde zu konfrontieren.
16,2 Baesa hatte den Zorn des Herrn erregt, indem er den sündi- gen Wegen Jerobeams folgte. Entsprechend widerfuhr ihm das gleiche erniedrigende Gericht wie Jerobeam (14,10.11). Obgleich er sich den Thron durch Gewalttat aneignete, verdankte er seine Regierung Gott, so wie alle anderen Könige. Sein Gericht bestand darin, dass ihm keine lange Erbfolge beschert war; stattdessen würde seine Familie vollständig ausgerottet und ihre Leichname von hungrigen Hunden und Vögeln zerrissen werden.
16,8 Ela … zwei Jahre. Ca. 886-885 v.Chr.
16,11 Freunde. D.h. »Verwandte, die lösen durften«. Vgl. Rt 2,1. Simri tötete nicht nur Ela und seine Söhne, sondern jeden aus Baesas erweitertem Verwandtenkreis, der dieser Familie helfen konnte. 16,15 sieben Tage. Simris Herrschaft (885 v.Chr.) war die kürzeste aller israelitischen Könige. Gibbeton. S. Anm. zu 15,27.
16,16 Omri. Als Israels Soldaten auf dem Feld von Elas Tod hörten, machten sie augenblicklich Omri, den Heerführer der israelitischen Armee, zum neuen König. 16,21 Tibni. Simris Tod (V. 17.18) legte das Königreich automatisch in Omris Hände. Die Hälfte des Volkes, einschließlich der Armee, stand auf Omris Seite, aber die andere Hälfte unterstützte Tibni. Von Tibni ist nichts weiter bekannt, jedoch war er stark genug, um 4 Jahre lang mit Omri zu konkurrieren (vgl. V. 15 mit V. 23).
16,21 Omri. Seine Regierungszeit über das Nordreich war ca. 885-874 v.Chr.
16,23 – 2Kö 13,25 Dieser wichtige Abschnitt der Königsbücher um- spannt über ein Drittel ihrer gesamten Erzählung. Dass Omris Dynastie Israels Königsherrschaft übernahm, brachte mit sich, dass der Einführung der Baalsverehrung in Israel offi ziell zugestimmt wurde (16,31.32). Durch Mischehen mit dem Haus Omris drang der Baalskult in Juda ein und verdarb die Linie Davids (2Kö 8,18.27). Daraus erwuchs ein großer Kampf, bevor die Baalsverehrung in Israel und Juda offi ziell ausgerottet wurde (2Kö 9,14-12,22). 16,23 zwölf Jahre. Omri herrschte 12 Jahre (ca. 885-874 v.Chr.), von Asas 27. Jahr (16,15) bis Asas 38. Jahr (V. 29). Die Angabe über den Beginn seiner Regierung in Asas 31. Jahr muss sich auf seine Alleinherrschaft beziehen.
16,24 Samaria. Der Berg Samaria, nach seinem früheren Besitzer Semer benannt, lag 11 km nordwestlich von Sichem und war etwa 90 m hoch. Obgleich er von anderen Bergen umgeben war, stand er allein, sodass Angreifer von allen Seiten bergauf stürmen mussten. Diese neue Hauptstadt war das nördliche Pendant zu Jerusalem. Ihre zentrale Lage verschaffte den Israeliten einen leichten Zugang.
16,29 Ahab … 22 Jahre. Ca. 874-853 v.Chr.; s. Anm. zu 2Chr 18,1-34.
16,30 böse … mehr als alle, die vor ihm gewesen waren. Mit Ahab erreichte Israels geistlicher Niedergang seinen Tiefststand. Er war sogar noch schlechter als sein Vater, Omri, der bereits böser war als alle vor ihm (V. 25). Ahabs Böses bestand darin, dass er an Jerobeams Sünden festhielt und die Baalsanbetung in Israel förderte (V. 31.32). Von allen israelitischen Königen erzürnte Ahab den Herrn am meisten (V. 33).
16,31 Isebel. Ahabs schreckliche Ehefrau symbolisierte das Böse falscher Religionen (vgl. Offb 2,20). Et-Baals. Sein Name bedeutete »Baal lebt«. Isebels Vater war König von Phönizien (einschließlich Tyrus und Sidon). Er hatte seinen Vorgänger umgebracht und war, laut Josephus, Priester der Götter Melkart und Astarte. 16,31 Baal. Bedeutet »Herr, Ehemann, Besitzer«. Baal war der wichtigste Gott in der kanaanitischen Religion. Er war der Gott des Sturms, der den Regen spendete, welcher wiederum zur Fruchtbarkeit des Landes nötig war. Die Baalsanbetung war unter den Kanaanitern weit verbreitet, mit vielen örtlichen Manifestationen unter verschiedenen anderen Namen – die Tyrer nannten ihn Baal-Melkart. Der Baalskult war lange vor Ahab in Israel eingedrungen (Ri 2,11, 13; 3,7; 10,6.10; 1Sam 12,10). Jedoch befürwortete Ahab ihn offi ziell in Samaria, indem er Baal einen Tempel baute (s. 2Kö 3,2). Wie David Jerusalem erobert hatte und sein Sohn Salomo dort einen Tempel für den Herrn errichtete, so gründete Omri Samaria und sein Sohn Ahab baute Baal dort einen Tempel.
16,34 Hiel von Bethel baute Jericho. Der Wiederaufbau Jerichos wurde von Gott, der die Stadt auf übernatürliche Weise zerstört hatte, verboten. Aber Josua sagte voraus, dass ein Mann mit seinen Söhnen gegen Gottes Anordnung verstoßen würde (s. Anm. zu Jos 6,26). Zwei Söhne Hiels starben, als sie ihm beim Aufbau der Stadt helfen wollten (s. Anm.).
17,1 Elia. Sein Name bedeutet »der Herr ist Gott«. Der Dienst des Propheten stimmte mit seinem Namen überein: Er war von Gott gesandt, um dem Baalskult gegenüber zu treten und Israel zu verkünden, dass der Herr Gott war und kein anderer. Tisbiter. Elia lebte in der Stadt Tisbe, östlich des Jordan in der Nähe des Jabboks. weder Tau noch Regen. Herbst- und Frühjahrsregen sowie der Sommertau waren für Israels Feldfrüchte notwendig. Der Herr hatte angedroht, diesen Regen vom Land fernzuhalten, wenn sein Volk sich von ihm abwenden würde, um anderen Göttern zu dienen (3Mo 26,18.19; 5Mo 11,16.17; 28,23.24). Elia hatte für die Trockenheit gebetet (vgl. Jak 5,17) und Gott antwortete ihm. Laut Jakobus dauerte sie 3 Jahre und 6 Monate (5,17). Die Trockenheit bewies, dass Baal, der Gott des Regens und der Fruchtbarkeit, keine Macht vor dem Herrn besaß.
17,3 Bach Krit. Wahrscheinlich war dies ein saisonaler Bach wäh- rend der Regenzeit, der in der heißen Jahreszeit austrocknete. Er lag östlich des Jordan.
17,6 Raben brachten. Gottes übernatürliche Versorgung, ganz ähnlich wie das Manna und die Wachteln während Israels Wüstenwanderung (2Mo 16,13-36).
17,9 Zarpat. Eine Stadt an der Mittelmeerküste etwa 11 km südlich von Sidon. Elia sollte in diesem Gebiet leben, das von Ahabs Schwiegervater, Et-Baal, kontrolliert wurde. Indem Gott während der Hungersnot auf wundersame Weise für die Witwe sorgte, demonstrierte er seine Macht genau in dem Gebiet, in dem der ohnmächtige Baal angebetet wurde (V. 10-16).
17,23 dein Sohn lebt. Ein kanaanitischer Mythos behauptete, dass Baal die Toten auferwecken konnte, aber hier war es der Herr, nicht Baal, der dem Jungen sein Leben zurückgab. Unwiderleglich bewies dies, dass der Herr der einzig wahre Gott war und Elia sein Prophet (V. 24).
17,24 ein Mann Gottes. S. Anm. zu 12,22. Ein Mann Gottes hat ein wahres Wort von Gott.
18,1 dritten Jahr. Vgl. Jak 5,17.
18,2 Hungersnot. Sie sollte Ahab die Möglichkeit zur Buße geben. Er war der Grund für die Hungersnot, dem Gericht über das Volk. Hätte er Buße getan, wäre der Regen gekommen.
18,3 Obadja. Sein Name bedeutet »Knecht des Herrn«. Er verwalte- te Ahabs königlichen Palast und betete den Herrn an. Seine Hingabe an den Herrn bewies er, indem er 100 Propheten des Herrn vor der Ermordung durch Isebel schützte (V. 4.13), was ihn bei Ahab in Gefahr gebracht hatte.
18,12 der Geist des HERRN dich hinwegnimmt. Der Knecht sollte Ahab mitteilen, dass Elia da war, um mit ihm zu reden (V. 7.18), doch er fürchtete sich, weil Ahab Elia so sehr suchte. Da Elia schon zu einer früheren Gelegenheit entwichen war (17,5), befürchtete Obadja, dass der Heilige Geist Elia ein weiteres Mal hinwegnehmen würde (vgl. 2Kö 2,16) und Ahab ihn tötet, weil er ihm fälschlich von Elias Anwesenheit berichtet hatte.
18,17 der … ins Unglück bringt. Eine solche Person brachte Un- glück in eine Gemeinschaft, indem sie einen Schwur brach oder einen törichten Schwur ablegte (Jos 6,18; 7,25). 18,18 Baalen. Dies waren die örtlichen Baals-Götzen (vgl. Ri 2,11). Der Prophet sagte Ahab mutig, dass das Unheil der Trockenheit und Hungersnot direkt auf seine Unterstützung und Ausübung des Götzendienstes sowie die seiner Familie zurückzuführen war.
18,19 Berg Karmel. Die Gebirgskette des Karmel, mit einer Höhe von ca. 550 m, erstreckt sich von der Mittelmeerküste etwa 48 km in südöstlicher Richtung bis zum südlichen Jesreel-Tal. Mit einer Reihe von runden Berggipfeln und Tälern wurde sie aufgrund üppiger Bewaldung zu einem Symbol der Schönheit und Fruchtbarkeit (Hl 7,6; Jes 35,2). Es ist nicht bekannt, an welchem Punkt der Wettstreit zwischen Elia und den Baals-Propheten genau stattfand. Die Königin sorgte für 850 falsche Propheten, die mit ihr in Verbindung standen.
18,21 auf beiden Seiten hinken. Israel hatte den Herrn nicht völ- lig verworfen, sondern versuchte seine Anbetung mit der des Baal zu kombinieren. Die von Elia gestellte Frage sollte deutlich machen, dass Israel sich zwischen dem Herrn und Baal zu entscheiden hatte, um Gott anschließend mit ganzem Herzen zu dienen. Anstatt ihre Entscheidung ausschließlich aufgrund seiner Botschaft herbeizuführen, suchte Elia ein sichtbares Zeichen vom Himmel.
18,24 der Gott, der mit Feuer antworten wird. Da die Nachfol- ger Baals ebenso wie die des Herrn (Ps 18,15; 29,3-9; 104,3) glaubten, dass ihr Gott Blitz und Donner und die Stürme beherrschen würde, war dies ein fairer Test, um den wahren Gott herauszufi nden.
18,27 spottete. Die Mythen, die Baal umgaben, lieferten das Bild von ihm, wie er über Handlungen nachdachte, Kriege austrug, auf Reisen war und sogar starb und wieder ins Leben zurückkam. Elias sarkastischer Rat an die Baals-Propheten spielte auf diese Überzeugungen an.
18,28 bis das Blut an ihnen herabfl oß. Selbstverletzung wurde praktiziert, um im Altertum das Mitleid und die Reaktion eines Gottes hervorzurufen. Eine Handlung, die das atl. Gesetz verbot (3Mo 19,28; 5Mo 14,1).
18,29 keine … noch … noch. Die dreifache Erklärung betonte, dass von Baal absolut keine Reaktion kam. Dieser Umstand deutete Baals Machtlosigkeit und Nicht-Existenz an (Jer 10,5).
18,31 zwölf Steine. Die 12 Steine repräsentierten die 12 Stämme, da dieser Wettstreit sowohl für Juda als auch für Israel Bedeutung hatte. Obwohl die Stämme in zwei Nationen geteilt waren, waren sie in den Plänen des Herrn nach wie vor ein Volk, mit den gleichen Bündnissen und ein und demselben Schicksal.
18,32 zwei Kornmaß. Etwa 16 Liter.
18,36 um die Zeit … das Speisopfer darbringt. Dieses Opfer wurde gegen 15 Uhr dargebracht (2Mo 29,38-41; 4Mo 28,3-8).
18,40 Fangt die Propheten. Nachdem sich Jahwe als der wahre Gott gezeigt hatte, nutzte Elia die aufgewühlten Gefühle des Volkes und rief es auf, die priesterlichen Betrüger zu fangen und den Fluss, der durch ihren Götzendienst ausgetrocknet war, mit ihrem Blut zu füllen. Bach Kison. Dieser Fluss, der das Jesreel-Tal von Osten nach Nord-Westen durchzog, lag in dem Tal nördlich des Berges Karmel. schlachtete sie. Die Ermordung der 450 Baals-Propheten (18,19) erfüllte die Forderungen des Gesetzes, dass falsche Propheten getötet werden sollten (5Mo 13,2-6) und dass jene, die Götzendienst ausübten oder andere dazu verführten, des Todes schuldig waren (5Mo 13,14-19; 17,2-7). Desweiteren war diese Tötung nur eine Vergeltung dafür, dass Isebel die Propheten des Herrn umgebracht hatte (V. 4.13).
18,41 iss und trink. Elia gab Ahab die Anweisung, das Ende der Trockenheit zu feiern.
18,42 beugte sich zur Erde. Elias Handeln drückte seine und Isra- els demütige Unterwerfung vor Gott aus. Elia betete diesmal um Regen (vgl. 17,1; Jak 5,17) und Gott antwortete wiederum (vgl. Jak 5,18). Da der Fluch des Herrn aufgehoben war, würde der Regen kommen.
18,45 Jesreel. Eine Stadt im Erbteil des Stammes Issaschar am Ost- ende des Jesreel-Tals, nördlich des Berges Gilboa, ca. 88 km nördlich von Jerusalem. Jesreel war Ahabs Hauptstadt im Winter (s. 21,1); sie lag zwischen 24 bis 40 km östlich des Karmel-Gebirges.
18,46 lief vor … her. Im antiken Nahen Osten war es für den König üblich, seinem Wagen Läufer vorauszuschicken. Der Prophet zeigte Ahab seine Loyalität, indem er ihm diesen Dienst erwies. In der Kraft Gottes lief Elia zu Fuß die 24 bis 40 km vom Berg Karmel nach Jesreel vor Ahabs Wagen her.
19,3 er … sah. Als seine Hoffnung zunichte war, fl oh der Prophet Elia, gebrochen durch Isebels Drohung (V. 2), ihre unbereute Baalsverehrung und ihre anhaltende Macht über Israel. Elia erwartete, dass Isebel aufgeben würde. Als sie dies jedoch nicht tat, verlor er den Mut (V. 4.10.14). Beerscheba. Eine Stadt, die 160 km südlich von Jesreel in der Negeb lag (18,45.46), sie bildete die Südgrenze für Judas Bevölkerung.
19,4 Ginsterstrauch. Ein Wüstenbusch, der eine Höhe von bis zu 3 m erreichte. Er hatte schmale Zweige mit kleinen Blättern und Blüten. nimm … mein Leben. Da die Israeliten glaubten, dass Selbstmord eine Beleidigung Gottes war, stellte das keine Möglichkeit dar, ganz gleich in welcher Notlage man sich befand. Da ihm die Situation aussichtslos erschien, bat Elia den Herrn, ihm sein Leben zu nehmen (vgl. Jon 4,3.8). Hiob (Hi 6,8.9), Mose (4Mo 11,10-15) und Jeremia (Jer 20,14-18) hatten während ihres Dienstes eine ähnliche Phase. 19,6 Brotfl aden und … Wasser. Wie in Krit und Zarpat (17,6.19) versorgte Gott Elia mit Nahrung und Wasser inmitten seines Elends und der herrschenden Hungersnot.
19,8 40 Tage. Elias Reise dauerte doppelt so lang wie geplant. Aus diesem Grund besitzt die Zeitspanne eine symbolische Bedeutung – zusätzlich zu der buchstäblichen Zeitangabe. Wie das Volk Israel geistlich versagte und deshalb 40 Jahre in der Wüste lebte (4Mo 14,26-35), so musste ein entmutigter Elia 40 Tage in der Wüste verbringen. Wie Mose 40 Tage ohne Brot und Wasser auf dem Berg verbracht hatte und nur von Gott aufrechterhalten wurde, während er eine neue Phase in seinem Dienst erwartete (2Mo 34,28), so musste Elia 40 Tage auf Gott warten, der ihn auf einen neuen Auftrag vorbereitete. Wie Mose die Gegenwart Gottes gesehen hatte (2Mo 33,12-23), so machte Elia die Erfahrung einer Manifestation Gottes. Horeb. Ein anderer Name für den Berg Sinai, etwa 320 km südlich von Beerscheba.
19,10 Elia betrachtete die Israeliten als Rebellen gegen den mo- saischen Bund, eine Rebellion, die er durch seinen Dienst nicht aufhalten konnte (s. V. 3). Paulus benutzte diese Begebenheit zur Illustration in Röm 11,3.
19,11 der HERR ging vorüber. Die 3 Phänomene Wind, Erdbeben und Feuer kündigten die herannahende Ankunft des Herrn an (vgl. 2Mo 19,16-19; Ps 18,8-16; Hab 3,3-6). Die Selbstoffenbarung des Herrn an Elia geschah durch die Stimme eines sanften Säuselns (V. 12). Elias Lektion bestand darin, dass der allmächtige Gott sein Werk in Israel in Ruhe und manchmal unmerklich ausübte (V. 18).
19,15 zur Wüste … nach Damaskus. Die syrische Wüste südlich und östlich der Stadt Damaskus, welche nordöstlich von Israel lag. 19,15-17 Der Herr wies Elia an, Hasael von Syrien (s. 2Kö 8,8), Jehu (s. 2Kö 9,2) und Elisa zu salben (V. 19), die er mit der Zerstörung der Baalsverehrung in Israel beauftragen wollte. Durch diese 3 Männer vollendete der Herr die Tötung der Baalsanbeter, die Elia begonnen hatte. Eigentlich beauftragte Elia nur den letzten dieser 3 Männer direkt – die anderen beiden wurden indirekt von Elisa beauftragt. Elisa war daran beteiligt, dass Hasael syrischer König wurde (2Kö 8,7-14) und einer von Elisas Weggefährten salbte Jehu (2Kö 9,1-3). Zu der Zeit, als der letzte dieser Männer starb (2Kö 13,24), war der Baalskult offi ziell aus Israel ausgerottet.
19,16 Abel-Mechola. Elisas Heimatstadt lag im Jordan-Tal, 16 km südlich von Beth-Schean, im Erbteil des Stammes Manasse.
19,18 Paulus verwendete Gottes Antwort an Elia als Illustration in Röm 11,4. ihn … geküsst. Das Bildnis oder Symbol des Baal zu küssen, war offensichtlich eine weit verbreitete Handlung bei der Anbetung (vgl. Hos 13,2).
19,19 Elisa. Er war Elias Nachfolger; sein Name bedeutet »mein Gott ist Rettung« (s. 2Kö 2,9-15). Saphats. Elisas Vater, dessen Name »er richtet« bedeutet. zwölf Joch Rindern. Es war eine gängige Arbeitsweise, mehrere Rindergespanne in einer Reihe arbeiten zu lassen, jedes mit eigenem Pfl ug und Antreiber. Nachdem er die anderen links liegen gelassen hatte, warf Elia dem letzten Mann, Elisa, seinen Mantel um, und bestimmte ihn so zu seinem Nachfolger.
19,20 Geh hin und komm wieder. Elia gab Elisa die Anweisung, zu gehen, aber Gottes ernsten Ruf nicht zu vergessen und es irdischer Zuneigung nicht zu erlauben, ihn vom Gehorsam abzuhalten.
19,21 opferte. Die Schlachtung der Rinder war Teil eines Abschieds- festes von Familie und Freunden und deutete an, dass Elisa eine entscheidende Wende machte. Er folgte Elia und wurde sein Diener (wörtl. »Helfer«, der gleiche Ausdruck wird für Josuas Beziehung zu Mose in 2Mo 24,13; 33,11 gebraucht). So wie Elia Mose glich, ähnelte Elisa Josua. 20,1 Benhadad. Das war wahrscheinlich Benhadad II. von Syrien (s. Anm. zu 15,18-20), der in Richtung der israelitischen Hauptstadt marschierte und Ahabs Kapitulation forderte (V. 2-6). 32 Könige. Wahrscheinlich waren sie Herrscher von Satelliten-Stadtstaaten im Gebiet Syriens (s. Anm. zu 10,29).
20,9 will ich tun … kann ich nicht tun. Ahab war als Vasall ge- willt, Benhadad Tribut zu zollen (V. 2-4), aber er gestattete dem syrischen König nicht, seinen Palast zu plündern (V. 5-8).
20,10 Benhadad prahlte, dass seine Armee den Berg Samaria zu Staub machen würde (V. 10). Ahab entgegnete, dass Benhadad sich nicht des Ausgangs der Schlacht rühmen sollte, bevor sie begann (V. 11).
20,13 ich will ihn heute in deine Hand geben. Diese zusichern- den Worte wurden vor der Schlacht gegeben, wenn der Herr im Begriff stand, auf Israels Seite zu kämpfen (Jos 6,2, 16; 8,1.18; Ri 7,2; 18,10; 1Sam 23,4; 24,4). Außerdem würde der Sieg Ahab zeigen, dass der Herr in jeder Hinsicht der mächtige Gott war, der er behauptete zu sein. Obgleich Israels Volk und König Gott verunehrt hatten, würde er sie nicht vollständig fallen lassen (V. 14.15).
20,17 Die Strategie des Kampfes war es, die jungen Führer aus- zusenden, die sich den Syrern möglicherweise nähern konnten, ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Beim Ertönen des Signals sollten sie einen Angriff starten, dem sich Ahabs Hauptstreitkraft anschließen würde, um die betrunkenen Syrer unvorbereitet zu erwischen und sie in Verwirrung zu stürzen. Der glorreiche Sieg, der so einfach und mit einer solch kleinen Streitmacht errungen wurde, war garantiert, sodass Ahab und das Volk Gottes Souveränität erkennen würden.
20,22 wenn das Jahr vorbei ist. Dies würde im Frühling sein, für gewöhnlich die Zeit, in der im Nahen Osten des Altertums in die Schlacht gezogen wurde (s. Anm. zu 2Sam 11,1). Ein Prophet warnte Ahab, dass Benhadad im folgenden Jahr Vergeltung üben würde.
20,23 Gott der Berge. Benhadads Ratgeber glaubten, dass Israel den vorangegangenen Kampf gewonnen hatte, weil er in den Bergen stattfand, einem Gebiet, das von Israels »Gott« beherrscht wurde. Sie gaben Benhadad den Ratschlag, seine Armee zu verstärken und wieder gegen Israel in die Schlacht zu ziehen – nur dieses Mal in der Ebene (V. 25). Offensichtlich war diese Haltung eine Beleidigung für den Gott Israels, der der Herrscher der ganzen Erde ist (vgl. 2Kö 19,16-19). Diese blasphemische Herabsetzung der Macht des Herrn bedeutete eine sichere Niederlage für die Syrer (V. 28).
20,26 Aphek. Obschon mehrere Städte in Israel den Namen Aphek trugen, lag die hier erwähnte wahrscheinlich 5 km östlich des Sees von Galiläa und nördlich des Flusses Jarmuk.
20,27 wie zwei kleine Herden Ziegen. Verglichen mit der großen Herde der Aramäer, die das Land bedeckte, erschien Israel wie zwei kleine Herden Ziegen. Ziegen wurden nie in großen Herden gesehen oder verstreut wie Schafe; daher die Beschreibung der beiden kompakten, kleinen Herden.
20,28 Mann Gottes. S. Anm. zu 12,22.
20,30 innerste Kammer. Wörtl. »ein Raum in einem Raum«, ein sicherer, gut versteckter Ort.
20,31 Sacktuch … und Stricke. Sacktuch symbolisierte traditionell Klage und Zerknirschtheit. Stricke um die Köpfe stellten Kapitulation dar.
20,34 Märkte. Wörtl. »Straßen, öffentliche Plätze«. Basare in frem- den Ländern (vgl. Neh 13,16), die ein lukrativer Markt für israelitische Güter waren.
20,35 Prophetensöhnen. Ein Zusammenschluss von Propheten, die sich trafen und möglicherweise zusammen lebten, um miteinander zu studieren, zu dienen und sich zu ermutigen (s. Anm. zu 1Sam 10,5).
21,7 Zeige jetzt, dass du König über Israel bist! Diese Aussage kann als Ausruf oder Frage verstanden werden. Wie dem auch sei, Isebel tadelte Ahab mit ihrem Sarkasmus, weil er seine königliche Macht in dieser Angelegenheit nicht vollends ausübte.
21,8 sie schrieb Briefe. Die durch einen königlichen Schreiber auf- gezeichneten Briefe bestanden meistens in Form einer Schriftrolle, die mit dem persönlichen Ton- oder Wachszeichen des Absenders versiegelt wurde. Das Siegel machte den Inhalt der Briefe zu einem königlichen Auftrag und ließ darauf schließen, dass Ungehorsam mit Sicherheit in irgendeiner Weise bestraft würde.
21,9 Ruft ein Fasten aus. Eine Versammlung zu ernstlichem Fasten auszurufen, hieß, dass das Volk ein Unglück bedrohte, das nur abzuwenden war, wenn es sich vor dem Herrn demütigen und jede Person entfernen würde, deren Sünde Gottes Gericht über sie gebracht hatte (vgl. Ri 20,26; 1Sam 7,5, 6; 2Chr 20,2-4).
21,10 zwei Männer. Bei schwerwiegenden Fällen verlangte das mo- saische Gesetz zwei Zeugen (4Mo 35,30; 5Mo 17,6; 19,5). Söhne Belials. Sehr böse Männer. S. Anm. zu 1Sam 2,12. Gott und dem König gefl ucht. Es stand die Todesstrafe darauf, Gott oder dem König zu fl uchen (2Mo 22,27).
21,13 vor die Stadt hinaus. In heuchlerischer Weise trieben sie ihren Mord auf die Spitze, indem sie den unschuldigen Nabot an einem Ort steinigten, den das mosaische Gesetz dafür vorsah (3Mo 24,14; 4Mo 15,35.36). Auf offenem Feld wurde er zusammen mit seinen Söhnen zu Tode gesteinigt (2Kö 9,26), wodurch alle möglichen Erben ausgeschaltet wurden.
21,19 Elias erste Gerichtsankündigung wendete sich an Ahab per- sönlich. Er sagte zu Ahab, dass die Hunde sein Blut an derselben Stelle lecken würden, an der Nabot starb – außerhalb der Stadt Jesreel. Diese Prophezeiung erfüllte sich nicht vollständig, weil Ahab Buße tat (V. 2729). Eine teilweise Erfüllung fi ndet sich jedoch später, als die Hunde sein Blut am Teich von Samaria leckten (22,37.38).
21,21 Elias zweite Gerichtsankündigung ging an Ahab und sein Haus. Das Gericht war nahezu identisch mit dem Jerobeams (14,10.11) und ähnelte dem Baesas (16,3.4).
21,23 über Isebel. Isebel fi el unter das Gericht, weil sie Ahab bei der Förderung der Baalsverehrung unterstützte (V. 25). Elias Prophezeiung über sie erfüllte sich buchstäblich in 2Kö 9,10.30-37.
21,27 er zerriss seine Kleider. Angesichts eines großen persönli- chen oder nationalen Unglücks war das Zerreißen der Kleidung ein üblicher Ausdruck von Kummer, Schrecken oder Buße (4Mo 14,6; Jos 7,6; Ri 11,35; 2Sam 1,2; 3,31).
21,29 zu Lebzeiten seines Sohnes. Da Ahab sich wahrhaft vor dem Herrn demütigte, traf ihn das prophezeite Unglück nicht (V. 19). Stattdessen verschob Gott es bis zur Herrschaft seines Sohnes Joram ca. 852-841 v.Chr. (2Kö 9,25.26). Joram starb auf Nabots Feld (vgl. V. 19). 22,1 drei Jahre. Nach den 2 Kriegsjahren mit Syrien (20,1-34) hatte Israel 3 Jahre Frieden. Während dieser Friedenszeit bildeten Benhadad, Ahab und 10 weitere Könige eine Koalition, um eine assyrische Invasion abzuwehren. Assyrische Aufzeichnungen halten die Hauptschlacht im Jahr 853 v.Chr. bei Qarqar am Orontes fest. Obwohl Assyrien den Sieg für sich in Anspruch nahm, zeigten spätere Ereignisse, dass es zu dieser Zeit vor einem weiteren Vorwärtsdrängen nach Süden aufgehalten wurde. Nachdem die assyrische Bedrohung gewichen war, wendete Ahab seine Aufmerksamkeit dem unbeendeten Konfl ikt mit Syrien zu.
22,2 Josaphat. König von Juda, ca. 873-848, dessen Herrschaft in V. 41-50 beschrieben ist. S. Anm. zu 2Chr 17,1-21,3.
22,3 Ramot in Gilead. Ramot war eine Leviten-Stadt östlich des Jordan in Gilead, an der Nordgrenze Gads, dem Zuhause Jephtahs (Ri 11,34). Im salomonischen Königreich war sie ein wichtiges Zentrum für Verwaltungsaufgaben (4,13). Sie scheint eine der Städte gewesen zu sein, die Benhadad an Israel zurückgeben sollte (20,34).
22,5 Befrage … das Wort des HERRN. Josaphat war bereit, Ahab im Kampf gegen Syrien zu helfen (V. 4). Er erinnerte Ahab jedoch an die Notwendigkeit, den Willen des Herrn zu suchen, bevor sie in die Schlacht zogen (vgl. 1Sam 23,1-5, 9-13; 2Sam 2,1; 5,19-25; 2Kö 3,11-20).
22,6 Propheten. Ahabs 400 Propheten waren nicht die wahren Pro- pheten des Herrn. Sie beteten in Bethel an, dort wo Jerobeam zwei goldene Kälber aufgestellt hatte (12,28.29). Zudem wurden sie von Ahab unterstützt, dessen religiöse Praktiken auch den Baalskult vorsahen. Ihre Worte sollten Ahab gefallen (V. 8), deshalb begannen sie weder mit dem maßgeblichen »so spricht der HERR« noch benutzten sie die Anrede »Herr«, den Bundesnamen des Gottes Israels.
22,7 Prophet des HERRN. Josaphat erkannte, dass die 400 Prophe- ten nicht die wahren Propheten des Herrn waren, und wünschte einen echten Propheten zu hören.
22,8 Micha. Sein Name bedeutet: »Wer ist wie der HERR?«.
22,10 Thron. Ein tragbarer Stuhl aus Holz mit Armlehnen, hoher Rückenlehne und separatem Schemel.
22,11 Zedekia. Er war der Sprecher der falschen Propheten. Im Gegen- satz zu V. 6 benutzte er die Einleitungsformel und Gottes Bundesnamen.
22,15 Zieh hinauf! Es soll dir gelingen. Da er darum gebeten wurde, wiederholte Micha die Botschaft der falschen Propheten (V. 13). Ahab erkannte seinen Sarkasmus und befahl Micha, die Wahrheit zu sagen (V. 16).
22,17 wie Schafe, die keinen Hirten haben. Das Bild war ver- traut, der König als Hirte und sein Volk als Schafe (4Mo 27,16, 17; Sach 13,7). Micha drückte dadurch aus, dass Israels Hirte, König Ahab, getötet werden würde und seine Armee zerstreut.
22,22 ein Lügengeist. Das muss Satan gewesen sein, dem der Herr erlaubte, durch 400 Dämonen zu sprechen, die in den 400 falschen Propheten wohnten. 22,24 Backenstreich. Der Anführer der falschen Propheten (V. 6) tadelte Micha für seine Unverschämtheit und seine Behauptung, wahrhaft im Namen Gottes zu sprechen. Darauf folgte die sarkastische Frage, ob der Prophet sagen könne, in welche Richtung der Geist gewichen ist.
22,28 Wenn du in Frieden wiederkommst. In Übereinstimmung mit 5Mo 18,21.22 erklärte Micha, dass er eine falsche Prophezeiung verkündet hätte, würde Ahab aus der Schlacht zurückkehren.
22,30 verkleidete sich. Obschon er die Prophezeiung verwarf, fürchtete er sie. Deshalb entschloss Ahab sich, nicht sein offi zielles Gewand zu tragen, sondern die Kleidung eines gewöhnlichen Soldaten.
22,31 nur gegen den König von Israel. Der gleiche syrische Kö- nig, Benhadad, dessen Leben Ahab geschont hatte (20,34), wollte ihn undankbarerweise töten.
22,32 Josaphat schrie. Laut 2Chr 18,31 war das ein Gebet zum Herrn um Rettung. Josaphats Schrei zeigte den Syrern, dass er nicht Ahab war.
22,34 aufs Geratewohl. Der syrische Bogenschütze zielte auf ei- nen israelitischen Soldaten, ohne zu wissen, dass es der verkleidete Ahab war. Der Pfeil fand einen kleinen Spalt zwischen dem Brustschild und den variablen Teilen der Rüstung, die Unterleib und Oberschenkel bedeckten. Augenblicklich sank Ahab mit einer tödlichen Bauchwunde in seinen Wagen und verblutete.
22,38 während die Huren … badeten. Im hebr. Text könnte »wo« oder »während« gelesen werden. In beiden Fällen wird das gleiche ausgesagt: Ahab, die geistliche Hure (d.h. Götzendiener), wurde in seinem Tod mit den physischen Huren in Verbindung gebracht. nach dem Wort des HERRN. Ahabs Tod erfüllte Elias (21,19) und Michas (V. 17) Prophezeiungen.
22,39 das elfenbeinerne Haus. Die Wände von Ahabs Palast in Samaria waren von innen mit eingesetztem Elfenbein getäfelt, ein Zeichen für den wirtschaftlichen Wohlstand seines Königreichs. Städte, die er erbaut hat. Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass Ahab die Festungsanlagen von Samaria, Megiddo und Hazor verstärkt hatte.
1,15 Engel des HERRN. S. Anm. zu 1,3.
1,16 Baal-Sebub. S. Anm. zu 1,2.
1,17 Joram … Jorams. Der zuerst genannte Joram war wie Ahasja (1Kö 22,52) ein Sohn Ahabs (3,1), der über das Nordreich Israel 12 Jahre lang regierte, ca. 852-841 v.Chr. (s. Anm. zu 3,1). Der zweite Joram war der Sohn und Nachfolger Josaphats, der im Südreich Juda herrschte, ca. 853-841 v.Chr. (vgl. 8,16-24). zweiten Jahr. Ca. 852 v.Chr. Es war Jorams zweites gemeinsames Regierungsjahr mit seinem Vater Josaphat in Juda (s. Anm. zu 3,1; 8,17; 2Chr 21,4-20).
2,1 im Sturmwind. Ein Hinweis auf den speziellen Sturm mit Blitz und Donner, in dem Elia in den Himmel genommen wurde (V. 11). Die Gegenwart des Herrn steht mit einem Sturmwind in Verbindung in Hi 38,1; 40,6; Jer 23,19; 25,32; 30,23; Sach 9,14. Elisa. Die Geschichte dieses Propheten, dem Nachfolger von Elia, beginnt in 1Kö 19,16 und geht bis zu seinem Tod in 2Kö 13,20 (s. Anm. zu 1Kö 19,16). Gilgal. Obschon manche meinen, dass dies das Gilgal westlich des Jordan nahe Jericho war (vgl. Jos 4,19; 5,9), scheint die Nähe zu Bethel (V. 2) und seine Entfernung zu Jericho (V. 4) anzudeuten, dass das erwähnte Gilgal im Bergland Ephraims lag, etwa 11 km nördlich von Bethel.
2,2 Bethel. Eine Stadt in Benjamin ca. 13 km nördlich von Jerusa- lem, wo sich eines von Israels falschen Anbetungszentren befand (s. Anm. zu 1Kö 12,29).
2,3 die Prophetensöhne. S. Anm. zu 1Kö 20,35. über deinem Haupt. Gemeint war die Hinwegnahme der Aufsicht über jemanden. Eine Anspielung auf den Brauch, dass die Schüler sich zu den Füßen ihres Meisters befanden, welcher erhöht saß. Elisa würde schon bald von Elias Assistenten zum Anführer der Propheten werden. hinwegnehmen. Der gleiche Begriff wurde bei Henochs Entrückung in den Himmel in 1Mo 5,24 verwendet. Die Frage der Prophetensöhne beinhaltete, dass der Herr ihnen Elias kurz bevorstehenden Abschied geoffenbart hatte. Dass Elisa nichts weiteres darüber erfahren musste (»schweigt nur still«), besagt deutlich, dass der Herr auch Elisa über Elias Abschied unterrichtet hatte (vgl. V. 5).
2,4 Jericho. Eine Stadt ca. 22 km südöstlich von Bethel im Jordan- Tal (vgl. Jos 2,1; 6,1), zu der Elisa Elia begleitete (vgl. V. 6).
2,8 Wasser … teilte sich. Elia rollte seinen Mantel zu einer Art Stab zusammen und schlug damit das Wasser des Jordan. Augenblicklich teilte sich das Wasser und gab zur Durchquerung einen trockenen Weg durch das Flussbett für die beiden Propheten frei. Elias Handlung erinnert daran, wie Mose das Rote Meer mit seinem Stab teilte (2Mo 14,21.22) und wie sich der Jordan teilte, als Israel das Gelobte Land betrat (Jos 3,14-17). Die Überquerung brachte Elia zum Ostufer des Jordan, in das Gebiet, wo Mose starb (5Mo 34,1-6).
2,9 ein zweifacher Anteil. In Israel bekam der erstgeborene Sohn einen doppelten Anteil vom Besitz seines Vaters und damit das Recht der Erbfolge (5Mo 21,17). »Ein zweifacher Anteil an deinem Geist« war mehr als nur Elisas Bitte, Nachfolger in Elias prophetischem Dienst zu sein, denn das hatte der Herr bereits in 1Kö 19,16-21 geoffenbart. Noch wünschte Elisa sich einen qualitativ besseren Dienst als Elia, obwohl Elisa tatsächlich doppelt so viel festgehaltene Wunder tat wie Elia. Anscheinend wollte Elisa das von Gott verheißene prophetische Amt mit einer geistlichen Kraft ausfüllen, die über seine Fähigkeiten hinaus reichte, um der Verantwortung seiner Position als Elias Nachfolger zu entsprechen. Er hatte den Wunsch, dass Elias mächtige Kraft durch ihn weiterleben möge.
2,10 etwas Schweres. Da nur Gott geistliche Kraft schenken kann, war Elia nicht fähig, Elisas Bitte zu gewähren. Er sagte aber, dass dann, wenn Elisa seinen Weggang sehen würde, Gott selbst der Bitte entsprechen werde.
2,11 ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden. Ein von Pferden gezogener Wagen war zu jener Zeit das schnellste Transportmittel und das mächtigste Kriegsgerät. Folglich symbolisierten Wagen und Pferde Gottes mächtigen Schutz, Israels wahre Sicherheit (V. 12). Da irdische Königreiche zu ihrer Verteidigung von solch militärischer Macht abhängig waren, wie sie Pferde und Wagen repräsentierten, hatte ein einziger Prophet durch Gottes Kraft mehr zur Erhaltung seines Volkes getan als all ihre militärischen Vorbereitungen.
2,12 Mein Vater! Die Prophetensöhne erkannten den Leiter ihrer Gemeinschaft als ihren geistlichen Vater an. Dieser respektvolle Titel für eine Autoritätsperson (1Mo 45,8; Ri 17,10) wurde später für Elisa benutzt (6,21; 13,14). 2,13 den Mantel des Elia. Elias Mantel (s. Anm. zu 1,8), den Elisa aufhob, bestätigte ihn als Elias legitimen geistlichen Nachfolger. 2,14 Wasser … teilte es sich. Elisa wiederholte Elias Handlung (V. 8) und benutzte den Mantel, um die Wasser des Jordan zu teilen, was Elisa ermöglichte, wieder trockenen Fußes hinüberzugehen. Eine Bestätigung, dass Elisa die gleiche große Kraft von Gott empfangen hatte wie sein Meister Elia.
2,15 verneigten sich … zur Erde. Diese Handlung symbolisierte die Unterwerfung der Propheten vor Elisas herausragender Bedeutung als der Prophet Israels.
2,16 Sie wussten, dass die Körper auf der Erde blieben, wenn beim Sterben die Seele in Gottes Gegenwart kommt. Aus Empfi ndsamkeit gegenüber Elias Körper wollten sie ihm eine angemessene Behandlung zukommen lassen. Elisa wusste, dass Elias Körper nicht zurückgelassen wurde, da er seine körperliche Himmelfahrt persönlich gesehen hatte (V. 11). Da das den anderen nicht vergönnt war, sagte er, dass sie ihn nicht suchen sollten.
2,17 verlegen. In 8,11 und Ri 3,25 wurde dieser Begriff für ein überwältigendes Gefühl der Beschämung benutzt, wie hier bei dem unverminderten Druck ihrer Bitte. Zusätzlich zu der Enttäuschung, dass man dem, was er gesehen hatte, nicht glaubte, war Elisa auch wegen der Propheten verlegen, da er von der Nutzlosigkeit ihrer Suche wusste (V. 18). Vgl. 1Kö 18,12.
2,20 Schale … Salz. Salz reinigt Wasser, doch diese kleine Men- ge konnte nicht die ganze Wasserversorgung säubern. Vielmehr symbolisierte der Gebrauch des Salzes aus einer neuen Schale die Reinigung des Wassers, was Gott auf wundersame Weise tat. Da Elisa Jerichos Wasser reinigte, wurde die Stadt von Josuas Fluch befreit und für Menschen wieder bewohnbar (vgl. Jos 6,26; 1Kö 16,34).
2,23 kleine Knaben. Dies waren nicht Kinder, sondern ungläubige und götzendienerische junge Männer (vgl. 1Mo 22,12; 37,2; 1Kö 20,14.15). Kahlkopf. Kahlköpfi gkeit wurde als Schande betrachtet (vgl. Jes 3,17.24). Grund für den Spottruf der Kahlköpfi gkeit könnte gewesen sein, dass Elisa einen natürlichen Haarverlust hatte oder dass sein Kopf als Zeichen der Absonderung für das Prophetenamt rasiert war. Wahrscheinlich war das aber einfach ein Ausruf der Verachtung und Verhöhnung, ohne dass Elisa buchstäblich eine Glatze hatte. Diese jungen Männer verspotteten und beleidigten den Propheten des Herrn, indem sie ihm sagten, dass er Elias Entrückung wiederholen solle (»Steig hinauf!«).
2,24 fl uchte. Da diese jungen Männer von ca. 20 Jahren oder älter (der gleiche Ausdruck wird in 1Kö 3,7 für Salomo benutzt) den Propheten des Herrn so verächtlich behandelten, rief Elisa den Herrn an, um mit ihnen so zu verfahren, wie er es für richtig hielt. Der Herr bestrafte 42 junge Männer, indem er sie durch zwei Bären zerreißen ließ. Die Strafe war gerechtfertigt, weil Elisas Verspottung gleichzusetzen war mit der des Herrn. Die Schwere der Strafe spiegelte die Größe des Verbrechens wider. Das entsetzliche Gericht war Gottes Warnung an alle und jeden, der versuchte, den noch jungen Dienst des Propheten zu behindern.
2,25 Berg Karmel. Hinsichtlich der Lage s. Anm. zu 1Kö 18,19. Elisa brachte seinen prophetischen Dienst in Verbindung mit Elias Widerstand gegen die Baalsverehrung. Samaria. Die Hauptstadt des Nordreichs in Zentral-Palästina (vgl. 1Kö 16,24). 3,1 Joram. S. Anm. zu 1,17. Ahasjas Bruder (1Kö 22,52). im achtzehnten Jahr. Ca. 852 v.Chr. Josaphats 18. Regierungsjahr in Juda nach dem Tod seines Vaters Asa 870 v.Chr. Von 873 bis 870 v.Chr. regierten Josaphat und Asa gemeinsam. Josaphats Sohn Joram war Mitregent mit seinem Vater von 853 bis 848 v.Chr. (s. Anm. zu 1,17; 8,17). zwölf Jahre. 852-841 v.Chr.
3,2 Gedenkstein des Baal. Wahrscheinlich war das ein Bildnis des Gottes Baal, welches König Ahab gemacht und in dem Tempel aufgestellt hatte, den er dem Baal hatte errichten lassen (1Kö 16,32.33). Dieses Bildnis wurde nur eingelagert und nicht für immer zerstört, denn am Ende von Jorams Herrschaft tauchte es wieder auf (10,26.27).
3,3 Jerobeam. Ca. 931-910 v.Chr. S. Anm. zu 1Kö 11,26-14,20; 2Chr 9,29-13,20.
3,4 Mesa … König der Moabiter. Moab, das östlich des Toten Meeres zwischen dem Fluss Arnon und dem Bach Sered lag, war laut dem moabitischen Stein (der in Diban, Moab, im Jahr 1868 n.Chr. entdeckt wurde und auf ca. 840-820 v.Chr. datiert wurde) Israels Vasall seit der Zeit Omris (ca. 880 v.Chr.). Moabs König, Mesa, war Schafzüchter (vgl. Am 1,1), der Israels König mit Lammfl eisch und Wolle versorgte. Das war Moabs jährlicher Tribut an den israelitischen König.
3,5 fi el der König der Moabiter … ab. Mesa benutzte Ahabs Tod als Gelegenheit, um Israels politische Herrschaft samt seiner enormen wirtschaftlichen Belastung abzustreifen. Moabs Aufstand ereignete sich 853 v.Chr. während Ahasjas Regierung (1,1). Nach seiner Thronbesteigung in Israel im Jahr 852 v.Chr verfügte Joram, Moabs Aufstand niederzuwerfen. Er mobilisierte Israel zum Krieg (V. 6) und bat Josaphat, ihn im Kampf zu unterstützen (V. 7).
3,8 die Wüste Edom. Das war die lange und umständliche Route entlang der südlichen Krümmung des Toten Meeres, durch das Ödland in der ausgedehnten Vertiefung, die südlich des Toten Meeres als Araba bekannt war oder durch das Sumpfgebiet an Edoms Westseite. Laut dem moabitischen Stein (Meschastein, s. Anm. zu 3,4) kontrollierte Mesas Armee den nördlichen Zugang nach Moab. Deshalb versprach ein Angriff von Süden wesentlich mehr Aussicht auf Erfolg. Es war die Lage mit der geringsten Verteidigung, und Mesa konnte von Edoms Truppen keine Hilfe erwarten (V. 9).
3,11 Wasser auf die Hände goss. Das leitete sich wahrscheinlich von der Gewohnheit her, die Hände vor und nach den Mahlzeiten zu waschen. Die Redewendung meinte, dass Elisa Elia persönlich gedient hatte. Josaphat erkannte, dass Elisa ein wahrer Prophet des Herrn war (V. 12).
3,13 Was habe ich mit dir zu tun? Eine hebr. Redensart, die die vollkommen unterschiedliche Perspektive zweier Personen zum Ausdruck brachte (vgl. 2Sam 16,10). Voller Sarkasmus wies Elisa Joram an, die Propheten seines Vaters zu befragen, Propheten der abweichenden Religion des Nordreichs (1Kö 22,6.10-12), sowie die Propheten seiner Mutter Isebel, die Propheten des Baal und der Aschera (1Kö 18,19).
3,14 auf Josaphat … Rücksicht nähme. Elisa war bereit, den Wil- len des Herrn zu suchen, da er großen Respekt vor Josaphat hatte, dem König Judas, der das tat, was dem Herrn gefi el (1Kö 22,43).
3,15 einen Saitenspieler. Die Musik diente der Begleitung von Lob und Gebet. Das ließ den Geist des Propheten zur Ruhe kommen, um ein deutliches Wort vom Herrn zu hören. Oft wurden atl. Prophezeiungen von Musik begleitet (vgl. 1Chr 25,1).
3,16 in diesem Tal. Wahrscheinlich das nordöstliche Gebiet der Arava, westlich des moabitischen Hochlands und südöstlich des Toten Meeres (s. V. 8). 3,20 Speisopfers. Dies wurde täglich dargebracht (s. 2Mo 29,3841). Wasser kam den Weg von Edom her. Von Gott herbeigeführte fl utartige Überschwemmungen aus den Bergen Edoms, die in Richtung des Toten Meeres fl ossen. Dieses Wasser fi ngen die Gruben auf, die im Tal ausgehoben wurden (V. 16).
3,22 Wasser … rot wie Blut. Als die Moabiter auf das ungewöhn- liche Wasser in den Gruben im Tal herabblickten, gaben die Sonnenstrahlen in Kombination mit dem roten Sandsteinboden dem Wasser eine rötliche Färbung, wie mit Blut gefüllte Teiche. Da Wasser an diesem Ort ungewöhnlich war und sie auch keinen Sturm gehört hatten (s. V. 17), dachten die Moabiter, dass die Könige sich gegenseitig getötet hätten (V. 23) und wollten sie deshalb ausrauben. Der von Israel angeführte Armeenbund besiegte die Moabiter, die der Herr ihm in die Hand gab (s. V. 18.24).
3,25 Kir-Hareset. Die verbündeten Armeen fi elen in Moab ein und belagerten seine Hauptstadt, Kir-Hareset, die etwa 18 km östlich des Toten Meeres und 32 km nordöstlich der Arava lag.
3,27 seinen erstgeborenen Sohn … und opferte ihn. In der verzweifelten Hoffnung, dass sein Götze eingreifen würde, opferte Mesa seinen ältesten Sohn dem moabitischen Gott Kemosch. Das geschah vor den Augen aller Leute inner- und außerhalb der Stadt, um Kemosch dazu zu bewegen, die Moabiter vor dieser katastrophalen Niederlage zu retten. ein großer Zorn über Israel. Wahrscheinlich hatte das Opfer des Königs den Hass der Moabiter auf Israel verstärkt, sodass sie noch stärker kämpften und Israel glaubte, Kemosch habe für Moab in den Kampf eingegriffen. So waren die Moabiter die Ursache für Israels Zorn.
4,1 Prophetensöhne. S. Anm. zu 1Kö 20,35. meine beiden Söh- ne als leibeigene Knechte. Laut dem mosaischen Gesetz konnte ein Gläubiger seine Schuldner und deren Kinder versklaven, damit sie die Schuld abarbeiteten, die sie nicht bezahlen konnten (2Mo 21,2-4; 5Mo 15,12-18). Die Zeitdauer der Knechtschaft konnte bis zum nächsten Jubeljahr gehen (3Mo 25,39.40). Reiche Leute und Gläubiger sollten die Mittellosen jedoch nicht ausnutzen (s. 5Mo 15,1-18).
4,2 Krug mit Öl. Ein Flakon mit Öl, das zum Salben des Körpers benutzt wurde.
4,4 schließe die Tür hinter dir. Da die Not der Witwe privat war, sollte ihre Versorgung ebenfalls im privaten geschehen. Elisas Abwesenheit bewies, dass sich das Wunder nur durch Gottes Macht ereignete. Gottes Kraft machte aus wenig viel, indem er alle Gefäße füllte und der Witwe die Not nahm (vgl. 1Kö 17,7-16). 4,8 Schunem. Eine Stadt im Gebiet Issaschars nahe Jesreel (Jos 19,18) an den Hängen des Hügel More, von wo aus das Ostende des Jesreel-Tals zu überblicken war (s. Anm. zu 1Kö 1,3). eine vornehme Frau. Die Frau war reich und verfügte über einen guten sozialen Stand.
4,9 Mann Gottes. S. Anm. zu 1,9. Die Frau erkannte, dass Elisa ein Prophet war, der einzig und allein für Gott abgesondert war. Elisas Heiligkeit veranlasste die Frau, ihren Ehemann um einen kleinen separaten Raum für den Propheten zu bitten (V. 10). Die Frau fürchtete wohl, dass der »heilige« Elisa in Kontakt mit ihrem »weltlichen« Bereich kommen würde (vgl. 3Mo 10,10).
4,12 Gehasi. Elisas persönlicher Knecht, der an dieser Stelle und in
5,20 in Aktion tritt. Wahrscheinlich ist Gehasi der ungenannte Knecht in V. 43; der dort verwendete Ausdruck »Diener« wird in 1Kö 19,21 zur Beschreibung von Elisas Beziehung zu Elia benutzt. In der ganzen Erzählung nahm Elisa über Gehasi Kontakt mit der Schunamitin auf (V. 1113.15.25.29). Gehasi war an dieser Aufgabe beteiligt, sodass er die Möglichkeit bekam, in seinem Dienst für den Herrn zu reifen.
4,13 Ich wohne ja mitten unter meinem Volk! Diese Antwort drückte ihre Zufriedenheit aus, da sie keinen Wunsch hatte.
4,14 keinen Sohn, und ihr Mann ist alt. Diese Bemerkung deutet zwei Dinge an: 1.) sie litt unter ihrer Unfruchtbarkeit (vgl. 1Mo 16,1; 18,10-15; 25,21; 30,1.2; 1Sam 1,6) und 2.) ihr Ehemann könnte möglicherweise keinen Erben hinterlassen, um seinen Namen fortzuführen (5Mo 25,5-10).
4,16 Ach nein, mein Herr. Als Reaktion auf Elisas Ankündigung, dass sie einen Sohn bekommen würde, bat die Frau Elisa, ihr keine Hoffnungen zu machen, die dann später enttäuscht würden. Ihre Antwort ließ darauf schließen, dass sie es für unmöglich hielt, einen Sohn zu bekommen. Mann Gottes. S. Anm. zu 1,9. 4,17 schwanger … gebar. Wie bei Abraham und Sara (1Mo 21,1.2).
4,19 Mein Kopf, mein Kopf! Wahrscheinlich litt das Kind unter einem Sonnenstich. Der Ausruf des Jungen, das betroffene Körperteil und die Jahreszeit (»Schnittern«) legen diesen Schluss nahe. Ein Sonnenstich kann, wie in diesem Fall, tödlich sein (V. 20).
4,23 weder Neumond noch Sabbat. Der erste Tag des Monats und der siebte Tag der Woche waren durch besondere religiöse Anordnungen und das Ruhen von der Arbeit gekennzeichnet (vgl. 4Mo 28,915). Der Ehemann deutete an, dass man einen Propheten nur an solchen Tagen aufsuchen würde. Anscheinend verschwieg sie den Tod des Kindes vor ihm, um ihm unnötigen Kummer zu ersparen, da sie glaubte, dass der Mann Gottes ein Wunder an dem Jungen tun könnte.
4,25 Berg Karmel. S. Anm. zu 1Kö 18,19. Der Weg von Schunem dorthin betrug etwa 24 bis 40 km
4,26 Jawohl. Sie gab ihren wirklichen Schmerz über den Tod ihres Sohnes nicht preis und wartete ab, um es dem Propheten Elisa persönlich mitzuteilen.
4,27 umfasste … seine Füße. Das Umfassen der Füße war ein Zeichen von Erniedrigung und Verehrung.
4,28 S. V. 16.
4,29 lege meinen Stab auf das Angesicht des Knaben. Elisa sandte Gehasi voraus, weil er jünger und somit schneller war. Er mag davon ausgegangen sein, dass der Herr dem Jungen sein Leben zurückgeben würde, wenn er seinen Stab auf ihn legte. Der Stab wurde in diesem Fall als Stellvertreter seiner Gegenwart und als Symbol göttlicher Macht angesehen (vgl. 2,8). 4,34 legte sich auf das Kind. Wie Elia (s. Anm. zu 1Kö 17,17-24) demonstrierte Elisa die Macht Gottes über den Tod, indem er ihren Sohn aus den Toten auferweckte. Teil dieser Auferweckung war ebenso wie bei Elia, dass er sich auf den Körper des Jungen legte.
4,38 Gilgal. S. Anm. zu 2,1. Etwa 65 km südlich von Schunem ge- legen. Prophetensöhne. S. Anm. zu 1Kö 20,35.
4,39 wilde Gurken. Wahrscheinlich eine Sorte wilder Gurken, die, in großen Mengen gegessen, tödlich sein konnten.
4,41 Mehl. Das Mehl an sich machte den giftigen Eintopf nicht genießbar, vielmehr war das Mehl ein Mittel, um ein Wunder zu wirken. Wie Elia (vgl. 1Kö 17,14-16) verwendete Elisa Mehl, um Gottes Anteilnahme am Menschen zu verdeutlichen.
4,42 Baal-Schalischa. Die genaue Lage ist ungewiss. Erstlings- brote. Normalerweise waren die Erstlinge für Gott (3Mo 23,20) und die levitischen Priester reserviert (4Mo 18,13; 5Mo 18,4.5). Obgleich das Nordreich im Abfall von Gott lebte, zeigte der Mann, der Elisa die Brote brachte, dass es dort noch Menschen mit einer Beziehung zum wahren Gott gab.
4,43 Die Brotvermehrung, die nach dem Wort des Herrn durch seinen Propheten geschah, sah den messianischen Dienst von Jesus voraus (vgl. Mt 14,16-20; 15,36.37; Joh 6,11-13).
5,1 Naeman. Ein gebräuchlicher Name im antiken Syrien, der »gü- tig, gerecht« bedeutet. Vier Aussagen beschreiben Naemans Bedeutung: 1.) er war der oberste Befehlshaber der syrischen Armee, was der Begriff »Heerführer« anzeigt, der für den ranghöchsten Offi zier einer Armee verwendet wurde (1Mo 21,22; 1Sam 12,9; 1Chr 27,34); 2.) er war »ein hochangesehener Mann«, ein Mann von hoher sozialer Stellung und Beliebtheit; 3.) er war »ein hochangesehener Mann vor seinem Herrn und geschätzt«, ein Mann, der aufgrund seiner militärischen Siege vom syrischen König besonders geachtet wurde und 4.) er war ein »gewaltiger, tapferer Mann«, ein Ausdruck der im AT sowohl für einen sehr wohlhabenden Mann (Rt 2,1) als auch für einen mutigen Krieger verwendet wird (Ri 6,12; 11,1). Das alles wurde in seiner Bedeutung durch die Tatsache abgeschwächt, dass er unter Aussatz litt, einer schweren Hautkrankheit (vgl. V. 27; s. Anm. zu 3Mo 13.14). Königs von Aram. Entweder Benhadad I. oder, was wahrscheinlicher ist, Benhadad II. S. Anm. zu 1Kö 15,18. durch ihn gab der HERR den Aramäern Sieg. Naemans militärische Erfolge waren dem Gott Israels zuzuschreiben, dem Herrscher über alle Völker (vgl. Jes 10,13; Am 9,7).
5,2 Streifscharen. Unter Naeman durchbrach die syrische Armee schnell Israels Grenzen (vgl. 1Sam 30,8.15). Bei einem seiner Angriffe nahm er ein junges israelitisches Mädchen als Dienerin gefangen, die ihm schließlich von Elisa erzählte.
5,3 dem Propheten von Samaria. Elisa hatte ein Haus in Samaria (6,32).
5,5 König von Israel. Joram. S. Anm. zu 1,17. zehn Talente Silber und 6 000 Goldstücke. Etwa 340 kg Silber und 68 kg Gold.
5,7 er zerriss seine Kleider. Diese Handlung verdeutlichte Ver- zweifl ung und Schmerz (vgl. 1Kö 21,27). Joram dachte, dass Benhadad von ihm erwartete, dass er Naemans Aussatz heilen würde. Da Joram von der Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens wusste, glaubte er, dass ihm eine große Schlacht mit den Syrern bevorstünde. Als Elisa von Jorams Notlage hörte, sagte er dem König, dass er Naeman zur Heilung zu ihm senden möge (V. 8).
5,11 er werde zu mir herauskommen. Aufgrund der Größe seiner Person (V. 1), seines gewaltigen Geschenks (V. 5) und des diplomatischen Briefes (V. 6) erwartete Naeman, dass seine Not die persönliche Aufmerksamkeit Elisas hervorrufen würde. Der aber ging nicht einmal zu ihm hinaus. Stattdessen sandte er seine Heilungsanweisungen durch einen Boten (V. 10). Naeman wurde zornig, weil er mit einer persönlichen Reinigungszeremonie durch den Propheten selbst gerechnet hatte. 5,12 Abana und Parpar. Der Abana (der heutige Barada) entsprang im Libanon-Gebirge und fl oss durch Damaskus. Sein klares Wasser tränkte Obstplantagen und Gärten. Der Parpar fl oss östlich vom Berg Hermon und südlich von Damaskus. Wenn Naeman sich schon in einem Fluss waschen musste, so waren diese beiden Flüsse dem trüben Jordan vorzuziehen. Entscheidend war jedoch der Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, nicht die Qualität des Wassers.
5,13 Mein Vater. Es war nicht ungewöhnlich, dass Knechte den Ti- tel »Vater« gegenüber ihrem Herrn verwendeten. Hier könnte der Gebrauch dieses Begriffs etwas von der Wärme andeuten, die die Knechte für Naeman empfanden (vgl. 2,12). Seine Knechte wiesen Naeman darauf hin, dass er zu seiner Heilung zu allem bereit gewesen wäre, auch wenn das einen großen Aufwand bedeutet hätte. Deshalb sollte er umso mehr Bereitschaft zu etwas derart Leichtem zeigen, sich in einem trüben Fluss zu waschen.
5,14 das Fleisch eines jungen Knaben. Diese Beschreibung deu- tet an, dass der Aussatz damals eine Hautkrankheit war, im Unterschied zu der heute unter Aussatz bekannten Krankheit, die in erster Linie die Nerven befällt.
5,15 es gibt keinen Gott auf der ganzen Erde, außer in Israel. Nach seiner Heilung kehrte Naeman vom Jordan zurück zu Elisas Haus in Samaria (ca. 40 km), um seinen neuen Glauben kundzutun. Naeman bekannte, dass es nur einen Gott gab, den Gott Israels, den Herrn. Indem er dies sagte, beschämte Naeman die Israeliten, die in blasphemischer Weise glaubten, dass sowohl der Herr als auch Baal Gott waren (vgl. 1Kö 18,21).
5,16 er weigerte sich. Um zu zeigen, dass er nicht von den geld- gierigen Motiven der heidnischen Priester und Propheten geleitet war, verweigerte Elisa das Geschenk, obschon er zu anderen Gelegenheiten Geschenke annahm (vgl. 4,42). Die Syrer sollten ausschließlich Gott die Ehre geben.
5,17 eine doppelte Maultierlast Erde. Im antiken Nahen Osten glaubte man, dass ein Gott nur auf dem Boden seines Volkes angebetet werden konnte. Aus diesem Grund wollte Naeman eine Ladung israelitischen Erdreichs, auf dem er dem Herrn nach seiner Rückkehr nach Damaskus Brandopfer darbringen konnte. Diese Bitte bekräftigt Naemans Veränderung – während er zuvor noch Israels Fluss herabgesetzt hatte, wollte er jetzt einen Haufen israelitischen Bodens nach Damaskus tragen. 5,18 Rimmon. Der hebr. Begriff »Rimmon« (wörtl. »Granatapfel«) ist eine Parodie auf den syrischen Gott Hadad, den die Assyrer »Rananu« (wörtl. »Donnerer«) nannten. Hadad war der Sturmgott, der für gewöhnlich mit dem kanaanitischen Gott Baal gleichgesetzt wurde. Als Untergebener des syrischen Königs war es Naemans Pfl icht, den König zur Religionsausübung zum Tempel des Rimmon in Damaskus zu begleiten. Naeman bat darum, dass der Herr ihm diesen äußerlichen Kompromiss mit seinem wahren Glauben und seiner Hingabe an den Herrn vergeben würde.
5,22 Mein Herr hat mich gesandt. Seine Lüge, um persönlichen Gewinn davonzutragen, offenbarte den traurigen Zustand von Gehasis Charakter. Um die erste Lüge zu vertuschen, folgte eine weitere Lüge (V. 25).
5,23 zwei Talente Silber. Ca. 68 kg Silber.
5,26 Ging mein Herz nicht mit. Elisa wusste, dass Gehasi log. Obschon er nicht körperlich anwesend war, hatte Elisas Geist alles gesehen, was zwischen Gehasi und Naeman passierte.
5,27 Aussatz … soll an dir haften. Gehasis Habgier hatte einen Schatten auf die Integrität von Elisas prophetischem Amt geworfen. Das ließ ihn im Denken des Volkes nicht besser sein als Israels falsche Propheten, die um des materiellen Gewinns weissagten, und genau das wollte er verhindern (V. 15.16). Gehasis Tat verriet einen mangelnden Glauben an die Fähigkeit des Herrn, für ihn zu sorgen. So verurteilte Elisa Gehasi und seine Nachkommen, für immer unter Naemans Hautkrankheit zu leiden. Ironischerweise entsprach Gehasis Strafe seinem Vorhaben, »etwas von« Naeman zu »nehmen« (V. 20) – er empfi ng Naemans Krankheit.
6,1 der Ort, wo wir … wohnen. Einige haben »wohnen« im Sinne von »leben« verstanden. Das führt zu dem Schluss, dass die Prophetensöhne, jene, die Elisa in besonderer Weise unterrichtete, zusammen lebten. Der Begriff »wohnen« kann allerdings auch als »vor jemandem sitzen« verstanden werden. In diesem Sinn wird er bei David benutzt, der vor dem Herrn in Anbetung saß (2Sam 7,18), und bei den Ältesten, die vor Hesekiel saßen, um seinen Rat zu hören (Hes 8,1; 14,1). Folglich bezieht sich »Ort« auf einen Raum, wo Elisa auch die Prophetensöhne unterrichtete. Die wachsende Zahl der Männer, die belehrt werden wollten, erforderte ein größeres Gebäude.
6,4 Jordan … Holz. Im Jordan-Tal wuchsen hauptsächlich kleinere Baumarten, z.B. Weidenbäume, Tamarisken und Akazien, die kein schweres Bauholz lieferten. Die fertige Konstruktion würde ein bescheidenes, einfaches Gebäude darstellen.
6,5 Eisen … entliehen. Zu jener Zeit war Eisen teuer und relativ selten in Israel und die Prophetenschüler waren sehr arm. Die Axt war dem Propheten geliehen, da er sich selbst keine hätte leisten können. Ebenso fehlten ihm die Mittel, den Besitzer zu entschädigen.
6,6 er brachte das Eisen zum Schwimmen. Elisa warf ein Stück Holz genau an die Stelle des Flusses, wo die Axt hineingefallen war, und das Holz ließ das Eisen an der Oberfl äche schwimmen. Durch dieses Wunder sorgte der Herr erneut für jemanden, der ihm treu war.
6,8 König von Aram. Entweder Benhadad I. oder, was wahrschein- licher ist, Benhadad II. (V. 24). S. Anm. zu 1Kö 15,18. führte Krieg. Wahrscheinlich sandte der syrische König einfallende Kommandos (V. 23), um israelitische Städte zu plündern. 6,9 Mann Gottes. D.h. Elisa (V. 12). S. Anm. zu 5Mo 33,1. König von Israel. D.h. Joram. S. Anm. zu 1,17.
6,9 Hüte dich, an jenem Ort vorbeizugehen. Elisa, der eine übernatürliche Offenbarung empfangen hatte, nannte Joram die israelitischen Städte, die der syrische König anzugreifen beabsichtigte. Daraufhin traf Joram die richtigen Vorbereitungen und befestigte diese Städte in angemessener Weise, sodass der Plan der Syrer durchkreuzt wurde.
6,11 wer von den Unsrigen. Der syrische König war sich sicher, dass jemand aus seinem Stab seine Pläne an Israel weitergab.
6,13 Dotan. Eine Stadt im Bergland Manasses ca. 16 km nördlich von Samaria und 19 km südlich von Jesreel. Bei Dotan befand sich ein wichtiger Bergpass entlang einer Hauptstraße, die Damaskus mit Ägypten verband (vgl. 1Mo 37,17). ihn ergreifen. Der syrische König plante, Elisa, der all seine Geheimnisse kannte (V. 12), gefangen zu nehmen, sodass sein Wissen unerheblich wäre, da ihm die Weitergabe an den israelitischen König unmöglich war.
6,14 eine große Streitmacht. Im Gegensatz zu den kleineren Ein- fallkommandos (V. 8.23) sandte der syrische König eine beträchtliche Streitmacht, einschließlich Pferden und Wagen, um Elisa gefangen zu nehmen. Bei ihrem Eintreffen in Dotan umschloss die Armee die Stadt.
6,16 die, welche bei uns sind. Elisa sprach von Gottes himmli- scher Armee oder »Heerschar« (vgl. Jos 5,13-15; 2Chr 32,7, 8; Dan 10,20; 12,1).
6,17 öffne ihm … die Augen. Elisa bat den Herrn, seinen Diener zu befähigen, diese himmlische Heerschar zu sehen. Und der Herr gab ihm die Fähigkeit, die normalerweise unsichtbaren göttlichen Himmelsarmeen zu sehen, die hier auf den Kampf mit den Syrern warteten (vgl. 1Mo 32,2.3).
6,18 Blindheit. Dieses Wort taucht nur hier und in 1Mo 19,11 auf. Der Begriff ist verwandt mit dem Wort »Licht« und scheint »geblendet von hellem Licht« zu meinen (s. »voll feuriger Rosse und Streitwagen« in V. 17). Die beiden biblischen Gebrauchsweisen des Begriffs beinhalten ein Wunder unter der Beteiligung von Engeln und werden im Zusammenhang mit der Befreiung aus Gefahr verwendet.
6,19 folgt mir … zu dem Mann … den ihr sucht. Indem er sie selbst nach Samaria brachte, betrog Elisa sie nicht, sondern führte die syrische Armee zu dem Ort, wo er zu fi nden war.
6,20 mitten in Samaria. Ohne Blutvergießen gab Gott einen be- trächtlichen Teil der syrischen Armee dem israelitischen König in die Hand. Die Syrer erkannten, dass sie umzingelt und Gefangene Israels waren.
6,21 Mein Vater. S. Anm. zu 5,13. Indem er diesen Ausdruck be- nutzte, der die Achtung eines Kindes vor seinem Vater beinhaltete, erkannte König Joram von Israel Elisas Autorität an.
6,22 Du sollst sie nicht schlagen. Mittels seiner gottgegebenen Autorität verbot Elisa die Ermordung der Gefangenen. Es galt als ungewöhnlich und besonders grausam, Kriegsgefangene kaltblütig zu töten, selbst wenn sie durch das Schwert in Gefangenschaft gerieten, umso mehr, wenn sie durch Gottes wundersame Macht in die Hände fi elen. Freundlichkeit würde die Güte Gottes bezeugen und zukünftige syrische Angriffe unwahrscheinlicher machen. Diese edle Handlung war ein moralischer Sieg (V. 23).
6,23 ein großes Mahl. Damals konnte im Nahen Osten ein norma- les Mahl den Abschluss eines Bundes zwischen zwei Parteien bedeuten (vgl. 3Mo 7,15-18).
6,24 Benhadad. S. Anm. zu 1Kö 15,18. Der gleiche Benhadad hatte Samaria bereits früher belagert (1Kö 20,1), was die Folge von Ahabs törichter und unangebrachter Freundlichkeit war (1Kö 20,42). sein ganzes Heer. Im Gegensatz zu den kleinen Einfallkommandos (V. 8.23) und der größeren Streitmacht, die Elisas Gefangennahme suchte (V. 14), berief Benhadad seine ganze Armee, marschierte auf Samaria zu und belagerte die Hauptstadt.
6,25 ein Eselskopf 80 Silberlinge. Die Belagerung führte zu einer furchtbaren Hungersnot, die Samaria ergriff. Dieser Körperteil eines unreinen Tieres (3Mo 11,2-7; 5Mo 14,4-8) wurde zu einem überhöhten Preis von ca. 1 kg Silber verkauft. Taubenmist 5 Silberlinge. »Taubenmist« war entweder ein Spitzname für eine kleine Erbse oder Wurzel oder buchstäblich Mist, der als Brennmaterial oder als Nahrung in der verzweifelten Situation benutzt wurde. Ein halber Liter kostete ungefähr 50 g Silber.
6,26 Hilf mir, mein Herr und König! Die Frau bat König Joram, eine Entscheidung in ihrem Streit mit einer anderen Frau zu treffen (s. Anm. zu 1Kö 3,16).
6,28 Gib deinen Sohn her, dass wir ihn heute essen. Die Flüche des mosaischen Bundes, insbesondere für die Sünde des Abfalls von Gott, sahen diese Art von heidnischem Kannibalismus voraus (3Mo 26,29; 5Mo 28,52-57). Die gefühllose Art und Weise, in der die Frau ihren Fall vortrug, fügte sich dem Entsetzen noch hinzu.
6,30 er zerriss seine Kleider. Ein Zeichen von Verzweifl ung und Schmerz (s. Anm. zu 1Kö 21,27). auf seinem Leib Sacktuch trug. Ein grober Stoff aus Ziegenhaar, der als ein Zeichen der Wehklage getragen wurde (vgl. 1Mo 37,34). Er war nicht wirklich zerknirscht über seine Sünden und die des Volkes, ansonsten hätte er sich nicht an Elisa rächen wollen.
6,31 das Haupt Elisas. Joram schwor, Elisa zu töten. Joram könn- te folgende Gründe gehabt haben, Elisas Tod zu wünschen: 1.) der König sah in der Belagerung das Werk des Herrn (V. 33), weshalb er annahm, dass der Prophet des Herrn, mit dem die Könige Israels im Konfl ikt standen, ebenfalls daran beteiligt war; oder 2.) der König erinnerte sich daran, wie Elia eine Hungersnot beendete (1Kö 18,4146); oder 3.) Joram dachte, dass Elisas Milde gegenüber der syrischen Armee (V. 22) in irgendeiner Weise zu der momentanen Belagerung beigetragen hätte oder 4.) Elisa hätte die Hungersnot beenden sollen, da er zuvor wunderwirkende Kraft demonstriert hatte. Aber höchstwahrscheinlich wollte er Elisa tot sehen, weil er erwartete, dass seine Trauer – vielleicht durch den Rat des Propheten bewirkte echte Buße (was nicht der Fall war; s. Anm. zu V. 30) – zum Ende der Belagerung führen würde. Als dies nicht eintraf, verlangte er nach dem Kopf des Propheten.
6,32 die Ältesten saßen bei ihm. Die Ältesten waren Samarias führende Bürger, deren Versammlung die hohe Achtung andeutete, die Elisa in Samarias angesehener Gesellschaft genoss. Mördersohn. Dieser Ausdruck kann sich darauf beziehen, dass Joram Ahabs Sohn war, welcher des Mordes schuldig war (1Kö 21,1-16). Er kann aber auch bedeuten, dass er den Charakter eines Mörders besaß.
6,33 was soll ich noch auf den HERRN warten? Joram erkannte ganz richtig, dass der Herr hinter der Belagerung und der Hungersnot in Samaria stand, und erklärte, er habe keine Hoffnung, dass der Herr diese Situation noch umkehren würde.
7,1 im Tor. Im antiken Israel war das Stadttor der Marktplatz, wo Handel getrieben wurde (vgl. Rt 4,1; 2Sam 15,1-5). Ein normaler Handel an Samarias Stadttor bedeutete das Ende der Belagerung. ein Maß … einen Schekel. Etwa 8 Liter Mehl kosteten ungefähr 11 bis 12 g Silber. zwei Maß … einen Schekel. Etwa 15-16 Liter Gerste kosteten ca. 11 bis 12 g Silber. Diese Preise, verglichen mit denen in 6,25, ließen darauf schließen, dass die Hungersnot in Samaria am nächsten Tag enden würde.
7,2 der Offi zier, auf dessen Arm sich der König stützte. Hin- sichtlich »Offi zier« s. Anm. zu 9,25. Der König war auf diesen Offi zier als seinem wichtigsten Ratgeber angewiesen. du wirst … sehen, aber nicht … essen. Der königliche Beamte stellte die Fähigkeit des Herrn in Frage, innerhalb eines Tages für Nahrung zu sorgen. Für diese Beleidigung Gottes prophezeite Elisa dem Offi zier, dass er zwar Zeuge dieses verheißenen Wunders würde, aber nicht davon essen dürfte. In V. 16.17 ist die Erfüllung dieser Prophezeiung beschrieben.
7,3 aussätzige Männer. Der Bericht über diese Aussätzigen wird benutzt, um vom Ende der Belagerung und von Samarias Versorgung zu erzählen (V. 3-11). am Eingang des Tores. Unmittelbar außerhalb des Stadttors lebten vier Aussätzige, die wegen ihrer Krankheit von Samaria ausgeschlossen waren (3Mo 13,46; 4Mo 5,3). Die Aussätzigen wussten, dass ihnen das Leben in Samaria, egal ob außer- oder innerhalb des Tores, nichts anderes als den Tod zu bieten hatte.
7,5 den Rand des Lagers der Aramäer. Normalerweise meinte dieser Ausdruck den hinteren Rand des Lagers, den Punkt, der von Samarias Stadtmauer am weitesten entfernt war.
7,6 der Hetiter und … Ägypter. Bevor die Aussätzigen das Lager erreichten, ließ der Herr die Syrer das beängstigende Geräusch einer gewaltigen herannahenden Armee hören. Sie dachten, dass der israelitische König zwei große ausländische Armeen angeworben hatte, um sie anzugreifen. Die Hetiter waren Nachkommen des einst großen HetiterReichs, die in kleinen Gruppen im Norden Syriens lebten (s. Anm. zu 1Kö 10,29). Ägypten befand sich zu dieser Zeit im Niedergang, aber seine Armee hätte nach wie vor eine große Gefahr für die Syrer dargestellt.
7,9 Strafe. Die Aussätzigen fürchteten sich nicht vor den Syrern, die zurückkehren könnten, sondern vor der Strafe des Herrn, wenn sie dem König ihre Entdeckung verschweigen würden.
7,12 was die Aramäer mit uns vorhaben. Joram begegnete dem Bericht der Aussätzigen mit großem Misstrauen. Er dachte, dass die Syrer einen Abzug vortäuschten, nur um die Israeliten zu einem Überraschungsangriff aus Samaria herauszulocken und so in die Stadt zu gelangen. Der Bericht der Aussätzigen wird allerdings in V. 13-15 bestätigt.
7,16 Durch wiederkehrende Worte aus V. 1.2 und deutliche Aus- sagen (»nach dem Wort des HERRN« V. 16; »wie der Mann Gottes gesagt hatte« V. 17.18) hebt der Text hervor, dass Elisas Prophezeiung aus 7,2 buchstäblich eintraf.
8,1 Die Frage, wann die Ereignisse in diesen Versen während Elisas Dienst stattfanden, sorgte für viel Gesprächsstoff. Ausleger halten an einem von 3 Standpunkten fest: 1.) Die Begegnung zwischen der Schunamitin, dem israelitischen König und Gehasi ereignete sich gegen Ende von Jorams Regierungszeit in Israel. Das würde jedoch bedeuten, dass sich Gehasi in der Gegenwart des Königs befand (V. 4.5), obwohl er aussätzig war (5,27), und dass König Joram nach Elisas großen Taten fragte, nachdem er Zeuge der Dinge in 6,8-7,19 war. 2.) Da der israelitische König Elisas Taten nicht kannte, meinen einige Ausleger, dass sich dieses Zusammentreffen während Jehus früher Regierung ereignet hatte. Dennoch würde weiterhin das Problem von Gehasis Aussatz bestehen sowie der Umstand, dass Jehu mit Elias Prophezeiung (9,36.37; 10,17) wohl vertraut war, welche Elisas Dienst voraussah (1Kö 19,15-18). 3.) Die beste Erklärung ist, dass der Bericht aus der zeitlichen Abfolge genommen wurde. Thematisch ist er mit der Hungersnot in 6,24-7,20 verbunden worden, doch zugetragen hat er sich zu einem früheren Zeitpunkt während König Jorams Herrschaft über Israel, noch vor den Geschehnissen in 5,1-7,20. 8,1 eine Hungersnot … sieben Jahre lang. Sieben Jahre dauern- de Hungersnöte waren im damaligen Nahen Osten bekannt (vgl. 1Mo 41,29-32). Da die Schunamitin nur als Fremde im Ausland wohnte, könnte ihr ihre Rückkehr innerhalb von 7 Jahren geholfen haben, ihren Besitz rechtmäßig zurück zu beanspruchen (vgl. 2Mo 21,2; 23,10.11; 3Mo 25,1-7; 5Mo 15,1-6).
8,2 Land der Philister. Das Gebiet südwestlich von Israel entlang der Küstenebene am Mittelmeer zwischen dem Jarkon im Norden und dem Bach Besor im Süden. Die Tatsache, dass die Hungersnot auf Israel begrenzt war, beweist, dass sie ein Fluch war, Israels Strafe für seinen Ungehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz (vgl. 5Mo 28,38-40).
8,3 den König anzurufen. Die Schunamitin machte beim König ihren Rechtsanspruch auf ihren Besitz geltend. In Israel war der König der letzte Schlichter solcher Streitigkeiten (s. Anm. zu 1Kö 3,16-28). Wunderbarerweise erschien die Frau gerade, als Gehasi beschrieb, wie Elisa ihren Sohn aus den Toten auferweckt hatte (V. 5).
8,6 Verschaffe ihr alles wieder … dazu allen Ertrag. Das könig- liche Urteil besagte, dass der Frau alles, was sie besaß, zurückgegeben werden sollte, einschließlich der Erträge des Landes während ihrer Abwesenheit.
8,7 Elisa kam nach Damaskus. Für einen Propheten war es unge- wöhnlich, wenn auch nicht gänzlich unbekannt (vgl. Jon 3,3), eine ausländische Hauptstadt zu besuchen. Elisa ging nach Damaskus, Syriens Hauptstadt, um einen der Aufträge zu erfüllen, die Gott Elia am Horeb gegeben hatte (1Kö 19,15.16). Benhadad. S. Anm. zu 1Kö 15,18. Benhadad starb ca. 841 v.Chr., im gleichen Jahr wie Joram aus Israel (3,1), Joram aus Juda (8,17) und Ahasja aus Juda (8,25.26). Mann Gottes. S. Anm. zu 5Mo 33,1.
8,8 Hasael. Sein Name bedeutet »Gott sieht« oder »wen Gott sieht«. Hasael war ein Diener Benhadads und kein Mitglied der königlichen Familie. Assyrische Aufzeichnungen nannten Hasael den »Sohn von niemand« und seine Abstammung ist nicht festgehalten, da er ein Bürgerlicher war.
8,9 allerlei Güter aus Damaskus. Die Stadt Damaskus war ein Handelszentrum zwischen Ägypten, Kleinasien und Mesopotamien. In ihr fanden sich die feinsten Waren im Nahen Osten des Altertums. Offensichtlich dachte Benhadad, dass ein eindrucksvolles Geschenk Elisas Prophezeiung beeinfl ussen würde. Dein Sohn. Benhadad begegnete Elisa mit dem demütigem Respekt eines Sohnes für seinen Vater (vgl. 5,13; 6,21).
8,10 genesen … sterben. Benhadad wollte wissen, ob er von sei- ner momentanen Erkrankung genesen würde oder nicht. In seiner Antwort bestätigte Elisa zwei miteinander in Beziehung stehende Dinge: 1.) Benhadad würde wieder gesund werden; seine jetzige Krankheit würde nicht zu seinem Tod führen. 2.) Benhadad würde auf andere Weise umkommen.
8,11 er schämte sich. Mit festem Blick starrte Elisa Hasael an, weil ihm geoffenbart worden war, was Hasael tun würde, einschließlich dem Mord an Benhadad (V. 15). Hasael war beschämt, weil er wusste, dass Elisa seinen Plan, den syrischen König zu töten, kannte.
8,12 Unheil. Elisa trauerte wegen der Gräueltaten, die Hasael über Israel bringen würde. Die schrecklichen Dinge, die hier aufgeführt sind, waren in den Kriegen der Antike nichts Ungewöhnliches (Ps 137,9; Jes 13,16; Hos 10,14; 13,16; Am 1,13; Nah 3,10). Hasael erwies sich als dauerhafter Feind Israels (9,14-16; 10,32; 12,18.19; 13,3.22).
8,13 dein Knecht, der Hund. Sich selbst Hund zu nennen, drückte Demut aus (s. Anm. zu 2Sam 9,8). Hasael versuchte abzustreiten, dass er jemals die Macht hätte, solche Gräuel zu verüben. Er war bemüht, Elisa davon zu überzeugen, dass er nicht beabsichtigte, syrischer König zu werden. du wirst König über Aram. Als Reaktion auf Hasaels vorgetäuschte Bescheidenheit versicherte Elisa, dass Hasaels Königsherrschaft über Syrien der Wille des Herrn sei (vgl. 1Kö 19,15).
8,15 er starb. Hasael nahm eine Decke, tränkte sie und erstickte Benhadad. Hasael wurde König. Nach Benhadads Tod ergriff Hasael das syrische Königtum und herrschte ca. 841-801 v.Chr., während der Regierungszeiten Jorams, Jehus und Joahas in Israel und Ahasjas, Athaljas und Joas’ in Juda.
8,16 fünften Jahr. Ca. 848 v.Chr., das Jahr, als Josaphat von Juda starb. Jorams. Der gleiche König wie in 1,17; 3,1.6. S. Anm. zu 2Chr 21,4-20.
8,17 acht Jahre. 848-841 v.Chr. S. Anm. zu 2Chr 21,4-20. Jehoram von Juda diente als Mitregent seines Vaters Josaphat in dessen 4 letzten Regierungsjahren, 853-848 v.Chr. Während des zweiten Jahres dieser Mitregentschaft (852 v.Chr.) wurde Joram (Jehoram) König über Israel. (s. Anm. zu 1,17; 3,1). Jehoram regierte Juda nach dem Tod seines Vaters 8 Jahre allein, und zwar bis 841 v.Chr. (vgl. 2Chr 21,15). Sehr wahrscheinlich prophezeite Obadja während seiner Regierungszeit.
8,18 wie … das Haus Ahabs. Jehoram stimmte dem Baalskult in Juda offi ziell zu, so wie es Ahab in Israel getan hatte (1Kö 16,31-33). die Tochter Ahabs. Jehoram war mit Athalja verheiratet, der Tochter Ahabs und Isebels (V. 26). Gleich wie Isebel Ahab zu Bösem in den Augen des Herrn verführte (1Kö 21,25), so beeinfl usste Athalja Jehoram. Athaljas böse Taten fi nden sich in 11,1-16; 2Chr 22,10-23,15.
8,19 allezeit eine Leuchte. S. Anm. zu 1Kö 11,36.
8,20 die Edomiter fi elen … ab. Seit der Regierung Davids war Edom ein Vasall des vereinten Königreichs gewesen ebenso wie später des Südreiches Juda (2Sam 8,13.14).
8,21 Zair. Die genaue Lage ist unbekannt.
8,22 die Edomiter fi elen … ab bis zu diesem Tag. In Jehorams Regierungszeit besiegte Edom die judäische Armee, eroberte Grenzgebiete und befreite sich von Judas Herrschaft. Edoms anhaltende Souveränität beweist, dass keiner der zukünftigen Könige Judas aus 2. Könige der erwartete Messias war, da jener Edom besitzen würde (vgl. 4Mo 24,18). Libna. Eine Stadt in der Schephela an der Grenze zu Philistäa, etwa 32 km südwestlich von Jerusalem (Jos 15,42; 21,13). Libnas Aufstand war wahrscheinlich verbunden mit dem der Philister und Araber in 2Chr 21,16.17. 8,25-29 Ahasjas Herrschaft (ca. 841 v.Chr.) ist nicht zu verwechseln mit der des israelitischen Königs Ahasja (1Kö 22,52 – 2Kö 1,8). S. Anm. zu 2Kö 9,27-29; 2Chr 22,1-9.
8,26 22 Jahre alt. Diese Lesart ist den »42 Jahren« in 2Chr 22,2 vorzuziehen (s. dortige Anm.). Athalja. S. Anm. zu V. 18.
8,27 wie das Haus Ahabs. Wie sein Vater, Jehoram, hielt auch Ahasja offi ziell an der Baalsverehrung in Juda fest (s. Anm. zu V. 18).
8,28 Ramot in Gilead. S. Anm. zu 1Kö 22,3.
8,29 kam hinab, um Joram … zu besuchen. Ahasjas Reise, um den genesenden israelitischen König Joram (auch Jehoram genannt) zu besuchen, brachte ihn nach Jesreel (westlich des Jordan, südwestlich des Sees von Galiläa), während Jehu das Haus Omris säuberte (s. 9,21-29).
9,2 Jehu. Der Herr hatte Elia zuvor gesagt, dass Jehu Israels König würde und diejenigen tötete, die sich an der Baalsverehrung beteiligten (s. Anm. zu 1Kö 19,16.17). Die Erfüllung dieser Prophezeiung wird in
9,1 beschrieben. innerste Kammer. Ein privater Raum, der vor der Öffentlichkeit verriegelt werden konnte. Elisa beauftragte einen der jüngeren Propheten, Jehu allein hinter verschlossenen Türen zu salben. Der Ritus sollte eine geheime Angelegenheit ohne Elisas Anwesenheit sein, sodass Jehoram den Staatsstreich nicht ahnte.
9,3 dich zum König über Israel gesalbt. Die Salbung mit Olivenöl durch einen Propheten des Herrn bestätigte, dass Gott selbst diesen Mann zuvor zum König erwählt hatte (vgl. 1Sam 10,1; 16,13). Der Akt des Salbens durch einen beauftragten Propheten ließ erkennen, dass Jehu mit Gottes souveräner Macht eingesetzt wurde. fl iehen und dich nicht aufhalten. Die Eile des jungen Propheten unterstrich die Gefährlichkeit des Auftrags. Ein Prophet inmitten des israelitischen Heerlagers würde Jehorams Befürworter auf die Möglichkeit eines Staatsstreichs aufmerksam machen. 9,7 das Blut … rächen. Durch Jehu nahm der Herr Rache (vgl. 4Mo 35,12) an der Ermordung seiner Propheten (1Kö 18,4) sowie an der Nabots, welcher dem Herrn gedient hatte (1Kö 21,1-16).
9,9 wie das Haus Jerobeams … Baesas. Gott würde Ahabs Linie ebenso gründlich ausrotten, wie zuvor Jerobeams und Baesas Dynastie ein gewaltsames Ende fanden (1Kö 15,27-30; 16,8-13).
9,10 die Hunde sollen … fressen. Im antiken Nahen Osten wur- den Hunde als Aasfresser angesehen; sie würden Isebels Leiche auffressen. Jesreel. Das Gebiet, in dem sich früher Nabots Weinberg befand (1Kö 21,1-16). niemand soll sie begraben. In Israel war es eine Unehre, wenn eine Person nicht begraben wurde (s. Anm. zu 1Kö 13,22).
9,11 dieser Verrückte. Der Soldat zeigte seine Verachtung für Eli- sas Diener (V. 1.4), indem er ihn verrückt nannte. In Jer 29,26 und Hos
9,7 wird der gleiche Begriff als abfälliger Ausdruck für Propheten be- nutzt, deren Botschaften als verrückt betrachtet wurden. Jehus Reaktion bezog sich auf die »Rede« des Propheten, nicht auf sein Verhalten.
9,12 So und so. Gemeint ist die Wiederholung der Prophezeiung in V. 4-10.
9,13 sie stießen in das Schopharhorn. Nachdem sie ihre Gewän- der unter Jehus Füße gelegt hatten – wobei die Stufen des Hauses als behelfsmäßiger Thron dienten – stießen sie in die Posaune, um Jehu als König auszurufen. Mit einer Posaune wurden oft Versammlungen einberufen oder öffentliche Bekanntmachungen durchgeführt; so geschah es auch bei der Salbung eines Königs (vgl. 11,14; 2Sam 15,10; 1Kö 1,34).
9,15 niemand soll … hinzugehen um es in Jesreel zu berich- ten. Um seinen Aufstand erfolgreich durchzuführen und um zivile Unruhen zu vermeiden, war es für Jehu wichtig, Joram vollkommen zu überraschen. Deshalb befahl Jehu der Stadt Ramot in Gilead, wo er gesalbt wurde (V. 2.3), keine Getreuen Jorams entweichen zu lassen, um den König zu unterrichten.
9,16 nach Jesreel. Von Ramot in Gilead lag Jesreel direkt in westli- cher Richtung – jenseits des Jordan und nördlich vom Berg Gilboa.
9,21 Nabots, des Jesreeliten. Interessanterweise trafen die Könige von Israel und Juda Jehu genau an dem Ort, wo Ahab und Isebel Nabot getötet hatten (1Kö 21,1-16). Der alarmierte König, der sich des herannahenden Unheils bewusst war, versammelte seine Streitmacht und traf in der Begleitung von Ahasja auf Jehu, als Jehus Männer sich der Stadt von Norden näherten.
9,22 Was, Friede? Joram wollte wissen, ob Jehus Kommen Frieden bedeutete. Anscheinend war er sich Jehus nicht sicher. Jehu entgegnete, dass es Isebels wegen keinen wahren Frieden in Israel geben könne. Das Wesen von Isebels Einfl uss wird durch zwei Dinge beschrieben: »Hurereien«, ein gebräuchliches biblisches Bild für Götzendienst, und »Zaubereien«, der Versuch, Informationen aus dämonischen Quellen zu erhalten. Der Götzendienst hatte Israel zu dämonischen Praktiken verführt.
9,25 Bidekar, seinem Wagenkämpfer. »Wagenkämpfer« meinte ursprünglich den dritten Mann im Wagen, neben dem Wagenführer und einem Soldaten; es war seine Aufgabe, den Schild und die Waffen des Soldaten zu halten. Der Begriff wurde schließlich für einen hochrangigen Offi zier benutzt (vgl. 7,2). Entweder befanden sich Jehu und Bidekar in einem Wagen als Teil der Wagenmannschaft oder in verschiedenen Wagen hinter Ahab, als Elia Ahab in 1Kö 21,17-24 prophezeite. als der HERR diesen Ausspruch über ihn tat. »Ausspruch« bezieht sich auf ein prophetisches Wort, das Elia in 1Kö 21,19.20-24 sprach. Jehu betrachtete sich selbst als Gottes rächenden Stellvertreter, der Elias Prophezeiung erfüllte.
9,26 Nabots … Söhne. Obgleich ihr Tod in der Erzählung über Nabot nicht ausdrücklich erwähnt wird, kann man darauf schließen, da sein Besitz ansonsten nicht hätte beschlagnahmt werden können (s. 1Kö 21,16).
9,27 Ahasja, der König von Juda … starb. Ahasja fl oh über die Straße nach Beth-Gan, einer Stadt 11 km südwestlich von Jesreel. Jehu und seine Männer verfolgten Ahasja und verwundeten ihn auf der Anhöhe von Gur bei Jibleam, das südlich von Beth-Gan lag. Laut 2Chr 22,9 erreichte Ahasja Samaria etwa 13 km südlich von Beth-Gan, wo er sich für eine Weile versteckte. Anschließend fl oh Ahasja Richtung Norden nach Megiddo, ca. 19 km nördlich von Samaria, wo er starb.
9,29 elften Jahr. Ca. 841 v.Chr. Vgl. »zwölften Jahr« in 8,25. In 8,25 wurde das Jahr von Jorams Thronbesteigung als das erste Jahr seiner Regierung mitgezählt (s. Anm. zu 12,6). Hier wurden das Jahr seiner Thronbesteigung und sein zweites Amtsjahr zusammen als sein erstes Regierungsjahr gerechnet.
9,30 schminkte sie ihr Angesicht. Eine Mischung aus schwarzem Puder und Öl wurde mit einem Pinsel auf die Augenlider aufgetragen, was die Augen verdunkelte und sie größer wirken ließ. Isebels Erscheinung am Fenster gab Jehu den Anschein einer königlichen Audienz.
9,31 Simri. Indem sie Jehu mit diesem Namen ansprach, spielte Ise- bel auf Simris vorangegangene Säuberungsaktion an (1Kö 16,9-15). Da Simri 7 Tage nach Herrschaftsantritt starb, deutete Isebel an, dass das gleiche Schicksal auf Jehu wartete.
9,32 Kämmerer. Einige von Isebels eigenen Bediensteten warfen sie aus dem zweiten Stock aus dem Fenster, anschließend fuhr Jehu mit seinem Pferdewagen über ihren Körper.
9,34 die Tochter eines Königs. Jehu erkannte Isebels königliche Herkunft an, obschon er abstritt, dass sie verdiente, Israels Königin zu sein.
9,36 Das ist ja das Wort des HERRN. Durch Art und Ort ihres Todes erfüllte sich Elias prophetischer Ausspruch (1Kö 21,23).
10,1 70 Söhne. Das waren Ahabs männliche Nachkommen, Söhne und Enkelsöhne. Ahab hatte viele Frauen (1Kö 20,5) und entsprechend viele Nachkommen. Da die Hinterbliebenen den Tod eines Verwandten an seinem Mörder rächen konnten (vgl. 4Mo 35,12), war Jehus Leben in Gefahr, solange Ahabs männliche Nachkommen lebten. Samaria. Ahabs verbliebene Familienmitglieder lebten in der Hauptstadt des Nordreichs, ca. 40 km südlich von Jesreel. Obersten … Ältesten … Erzieher. Jehu sandte die gleiche Nachricht (V. 2.3) an verschiedene Adressen: 1.) die Obersten, die wahrscheinlich von Jesreel nach Samaria gefl ohen waren; 2.) die Stammesführer Israels und 3.) die Hüter und Erzieher der Königskinder.
10,3 kämpft für das Haus eures Herrn. Da er erkannte, dass ein Konfl iktpotential zwischen ihm und Ahabs Familie bestand, verlangte Jehu, dass Ahabs eingesetzte Oberste entweder kämpften, um Ahabs königliche Linie weiterzuführen, oder einen neuen König aus Ahabs Nachkommenschaft ernannten, um im Kampf mit Jehu zu entscheiden, welche Familie über Israel herrschen würde (vgl. 1Sam 17,8.9; 2Sam 2,9).
10,5 der Vorsteher über das Haus … die Stadt. Diese beiden Beamten verwalteten den Palast und die Stadt, letzterer befehligte wahrscheinlich die Streitkräfte der Stadt. Wir sind deine Knechte. Diese Beamten und Obersten übertrugen ihre Treue gegenüber dem Haus Omris auf Jehu.
10,6 die Köpfe der Männer. Als sichtbares Zeichen ihrer Kapitula- tion verlangte Jehu von den Obersten, alle männlichen Nachkommen Ahabs zu enthaupten und ihre Köpfe ihm am nächsten Tag nach Jesreel zu bringen.
10,7 Köpfe in Körbe. Aus Furcht gehorchten die Obersten Jehu und enthaupteten Ahabs männliche Nachkommenschaft. Allerdings suchten sie Jehu nicht persönlich in Jesreel auf, wahrscheinlich weil sie ein ähnliches Schicksal befürchteten.
10,8 zwei Haufen. Im antiken Nahen Osten war es eine gängige Praktik, die Köpfe der besiegten Gegner am Stadttor zu sammeln, besonders bei den Assyrern. Das war eine Warnung vor Rebellion.
10,9 ich habe … eine Verschwörung gemacht … umgebracht. Jehu sprach von seinem Mord an Joram (9,14-24).
10,10 Wort des HERRN. Durch Elia hatte Gott die Vernichtung des Hauses Ahab vorhergesagt (1Kö 21,17-24).
10,11 Jehu erschlug … alle. Jehu ging über Gottes Auftrag hinaus und tötete alle Gefolgsleute Ahabs, eine Tat, für die Gott Jehus Haus später richtete (vgl. Hos 1,4).
10,13 Brüder Ahasjas. Da die Brüder des toten judäischen Königs, Ahasja (9,27-29), bereits zuvor von den Philistern getötet wurden (2Chr 21,17), mussten diese aus Ahasjas erweitertem Verwandtenkreis stammen wie z.B. Neffen und Cousins.
10,14 Jehu verübte dieses Gemetzel, weil diese Leute jene hätten anspornen und stärken können, die Ahabs Familie noch treu waren.
10,15 Jonadab, den Sohn Rechabs. Dieser Mann war ein treuer Nachfolger des Herrn und hielt sich genau an das mosaische Gesetz, indem er ein einfaches und enthaltsames Leben führte. Laut Jer 35,1-16 bebauten die Rechabiter weder Felder noch tranken sie Wein. Sie gaben sich die Hand, wodurch dieser einfl ussreiche Mann andeutete, dass er Jehu seine Unterstützung zusicherte.
10,18 Ahab hat dem Baal wenig gedient, Jehu will ihm viel dienen. Obwohl es in Wirklichkeit nur eine List war (V. 19), versprach Jehu, Ahabs Hingabe an Baal zu übertreffen. Die Bewohner Samarias könnten gedacht haben, dass Jehu eine militärische und keine religiöse Reform wollte. Wenn das stimmt, suchte Jehu den Segen Baals für sein Königtum (V. 20).
10,21 Baalstempel. Das Zentrum der Götzenanbetung, das Ahab in Samaria erbaut hatte (1Kö 16,32). Dieses eine Gebäude fasste alle Anbeter, da die Zahl der Baalsverehrer durch Elias und Elisas Einfl uss abgenommen hatte, ebenso wie durch Joram, der die Baalsanbetung vernachlässigte.
10,26 Bildsäulen. Das waren Götzen aus Holz, die sich von den »Gedenksteinen« des Baal unterschieden (V. 27).
10,27 Kloaken. Wörtl. »Mistplatz«. Diese Entweihung des Ortes verhinderte den Wiederaufbau des Baalstempels.
10,28 vertilgte … den Baal aus Israel. Jehu befreite das Nord- reich von der königlich unterstützten Baalverehrung. Jedoch geschah es nicht aus geistlichen und gottesfürchtigen Motiven, sondern weil Jehu glaubte, dass der Baalkult untrennbar mit Ahabs Dynastie und Einfl uss verbunden war. Durch seine Ausrottung meinte er, die letzte Spur von Ahabs Loyalisten zu beseitigen und die Unterstützung derjenigen zu erhalten, die im Land den wahren Gott anbeteten. Jonadab kannte diese Motive nicht, deshalb stimmte er mit dem, was Jehu tat, überein.
10,29 den Sünden Jerobeams. Jedoch förderte Jehu weiterhin offi ziell andere Arten des Götzendienstes, die von Jerobeam I. im Nordreich eingeführt worden waren (vgl. 1Kö 12,28-33).
10,33 östlich vom Jordan. Da Jehu Gottes Gesetz nicht mit ganzem Herzen befolgte (V. 31), bestrafte der Herr ihn, indem er Syrien Israels Land östlich des Jordan gab. Diese verlorene Region war das Stam m esgebiet von Gad, Ruben und dem halben Stamm Manasse (4Mo 32,142).
10,36 28 Jahre. 841-814 v.Chr. 11,1 Athalja. Eine Enkeltochter Omris (8,26) und Tochter Ahabs und Isebels. Nach dem Tod ihres Sohnes Ahasja (9,27) war sie an der Herrschaft interessiert sowie an der offi ziellen Unterstützung der Baalsverehrung in Juda (s. Anm. zu 8,18). Sie herrschte 6 Jahre (V. 3), ca. 841-835 v.Chr. S. Anm. zu 2Chr 22,10-23,21. brachte alle königlichen Nachkommen um. Da Jehorams Brüder (2Chr 21,4) und Ahasjas Brüder und Verwandte bereits tot waren (10,12-14; 2Chr 21,17), blieb Athalja nur die Ermordung ihrer Enkelkinder, um die davidische Linie zu vernichten. Obschon der Herr dem Haus Davids verheißen hatte, ewiglich über Israel und Juda zu herrschen (2Sam 7,16), brachte Athalja das Haus Davids an den Rand der Ausrottung.
11,2 Joscheba. Wahrscheinlich war sie Jehorams Tochter mit einer anderen Frau als Athalja, und somit Ahasjas Halbschwester, die mit dem Hohenpriester Jojada verheiratet war (2Chr 22,11). Joas. Athaljas Enkel, der ihrem Morden entkam. Schlafkammer. Wörtl. »der Raum der Betten«. Entweder war es der Lagerraum des Palastes, wo die Knechte das Bettzeug aufbewahrten, oder ein Raum im Wohnbereich der Tempelpriester.
11,3 sechs Jahre. 841-835 v.Chr. im Haus des HERRN. Der Tempel in Jerusalem.
11,4 siebten Jahr. Der Beginn von Athaljas 7. Regierungsjahr, 835 v.Chr. Jojada. Der Hohepriester während Athaljas Herrschaft (s. Anm. zu 2Chr 24,15.16). Joschebas Ehemann (V. 2; 2Chr 22,11). Obersten über die Hundertschaften. Sie befehligten jeweils eine Einheit von 100 Soldaten; 2Chr 23,1.2 nennt die Namen von 5 dieser Obersten. Die Leibwache bildeten die »Karier« in Verbindung mit den Pletern (2Sam 20,23), Söldner, die als königliche Leibwache dienten. Die Eskorten, wörtl. »Läufer«, waren wohl eine weitere Einheit der königlichen Leibwache, die für die Sicherheit des Palastes sorgten (s. 1Kö 14,27). Besiegelt mit einem Treueschwur erhielt Jojada von der königlichen Leibwache Hilfe zugesichert, um ihnen anschließend Joas zu präsentieren. Die militärischen Führer unterstützten den Plan, Athalja aus dem Weg zu schaffen und Joas zum König zu machen.
11,5 Jojada skizzierte seinen Plan, Joas zum König zu krönen; an einem bestimmten Sabbat, wenn die königlichen Wachen einschließlich der Priester und Leviten ihre Pfl icht taten (2Chr 23,4) und den Palast wie üblich beschützten. Sie sollten besonders sicherstellen, dass kein Wort über den Staatsstreich aus dem Tempelhof zu Athalja und ihren Getreuen dringen würde. Die Einheiten, die nicht im Einsatz waren, sollten nicht wie sonst zu ihren Quartieren gehen, sondern dem Tempel Bericht erstatten, um so einen engmaschigen Sicherheitsring um den jungen Thronanwärter zu legen. Die erfolgreiche Umsetzung von Jojadas Plan fi ndet sich in V. 9-12.
11,6 am Tor Sur. Die genaue Lage dieses Tores ist unbekannt. V. 19 lässt darauf schließen, dass dieses Tor den Tempel mit dem Palast verband.
11,10 Speere und Schilde. Wahrscheinlich ein Teil der Beute, die David vom König von Zoba, Hadad-Eser, nahm (2Sam 8,3-12). Diese von David dem Herrn geweihten Gegenstände (2Sam 8,7.11) wurden im Tempel aufbewahrt. Da die Soldaten bereits bewaffnet waren, versicherten diese alten Waffen den Soldaten symbolhaft, dass die Tempelautoritäten ihr Handeln guthießen. 11,12 das Zeugnis. Eine Kopie des ganzen Gesetzes (Ps 119,88). Laut 5Mo 17,18-20 sollte der König zu jeder Zeit eine Abschrift des Gesetzes besitzen, sodass es zu seinem Wegweiser im Leben würde. salbten. Normalerweise salbte ein Priester oder Prophet die Könige, wie hier geschehen (1Sam 10,1; 16,13; 1Kö 1,39; 2Kö 9,6).
11,14 Podium. Entweder ist eine der beiden Säulen, Jachin oder Boas, beim Vorraum zur Tempelhalle gemeint (1Kö 7,21), oder ein im Tempelhof aufgestelltes Podium (vgl. 2Chr 6,13). Volk des Landes. Wahrscheinlich wählte Jojada für seinen Staatsstreich den Sabbat während eines wichtigen religiösen Festes, wenn die Treuen des Herrn aus Juda in Jerusalem zugegen sein würden.
11,16 Haus des Königs … wurde dort getötet. Jemanden im Tempelbereich zu töten, war nicht angemessen, da es ein Ort der Anbetung war (vgl. 2Chr 24,20-22). Folglich ergriffen die Soldaten Athalja und töteten sie an einem der Eingänge zum Palastbereich.
11,17 einen Bund. Eine Erneuerung des Bundes zwischen dem Volk und dem Herrn und zwischen dem Haus Davids und dem Volk war aufgrund der Unterbrechung durch Athalja angebracht. Eine ähnliche Zeremonie wurde später während Josias Herrschaft abgehalten (23,1-3). S. Anm. zu 2Mo 24,3-8.
11,18 Baalstempel. Ein Tempel, der in Jerusalem errichtet worden war und von Athalja zur Förderung der Baalsverehrung in Juda genutzt wurde. Wie Isebel den Baalskult in Israel gefördert hatte, so unterstützte ihre Tochter ihn in Juda. Während Athaljas Herrschaft als Königin hatte der Baalkult seinen festen Stand in Juda. Diese Beseitigung der Baalanbetung in Juda glich der früheren Säuberungsaktion durch Jehu im Nordreich (10,18-29).
12,1 Joas. Joas bedeutet »der Herr hat gegeben«. S. Anm. zu 2Chr 24,1-27.
12,2 siebten Jahr. 835 v.Chr. – Jehu begann seine Herrschaft 841 v.Chr. in Israel (s. Anm. zu 9,29; 10,36). 40 Jahre. 835-796 v.Chr.
12,3 solange ihn … Jojada unterwies. Joas tat, was dem Herrn gefi el, solange Jojada ihm als väterlicher Hüter und Lehrer diente. Nach Jojadas Tod verließ Joas den Herrn (s. Anm. zu 2Chr 24,17.18a).
12,4 die Höhen. S. Anm. zu 1Kö 3,2. Wie die meisten Könige Judas ließ auch Joas diese Anbetungsorte nicht beseitigen, wo, im Widerspruch zum mosaischen Gesetz, das Volk dem Herrn opferte und räucherte (vgl. 5Mo 12,2-7; 12,13.14).
12,5 S. Anm. zu 2Chr 24,5-14. 12,5 der Weihegaben. Wörtl. »heilige Gaben«. Diese Opfer wurden den Priestern gegeben und zur Unterstützung des Tempels verwendet. Die 3 Hauptopfer waren der halbe Schekel, der bei der Musterung von jedem Mann über 20 Jahren genommen wurde (2Mo 30,11-16), das Geld persönlicher Gelübde (3Mo 27,1-8) und freiwillige Opfergaben (3Mo 22,18-23; 5Mo 16,10).
12,6 seinen Bekannten. Diese Personen waren Freunde des Pries- ters, die entweder Opfer brachten oder die Opfergaben für den Priester einsammelten. Solche Freunde bildeten den Bekanntenkreis des Priesters. Manche Ausleger meinen jedoch, dass der hebr. Begriff »Schatzmeister« bedeutet. Dieses Verständnis betrachtet den Einzelnen als Teil des Tempelpersonals, das den Priestern bei der Schätzung der Opfergaben für den Tempel half. die Schäden am Haus ausbessern. Während Athaljas Herrschaft waren am Tempel schwere Schäden entstanden und die Tempelgegenstände wurden im Baalstempel benutzt (2Chr 24,7). Joas wies die Priester an, die Tempelgaben für die nötigen Reparaturen zu verwenden. Das geschah zusätzlich zu den üblichen Tempelausgaben.
12,7 dreiundzwanzigsten Jahr. Ca. 813 v.Chr. Während Athaljas und Joas Herrschaft benutzte Juda anscheinend die Zählung (s. Anm. zu 13,1), bei der das erste Regierungsjahr nicht einbezogen war und die folglich mit dem zweiten Jahr begann. Auf diese Weise zählen wir heute unser Lebensalter, den Beginn des zweiten Jahres bezeichnen wir als das erste Jahr. Joas war 29 Jahre alt.
12,8 Joas’ Plan ging nicht auf. Entweder reichten die Einnahmen nicht aus, sowohl die Priester und Leviten zu unterstützen als auch die Tempelreparaturen zu fi nanzieren, oder die Priester verwendeten die Geldmittel aus ungeklärten Gründen nicht zur Behebung der Schäden. Deshalb erhielten die Priester nicht länger die Opfergaben des Volkes noch fi nanzierten sie die Tempelreparaturen aus den bereits erhaltenen Einkünften.
12,10 Joas strebte einen neuen Plan an. Erstens sollten alle ein- treffenden Opfergaben in einem einzigen Kasten gesammelt werden. Wenn dieser voll war, durften nur die königlichen Schreiber und der Hohepriester ihn leeren. Zweitens wurden Männer ausgesucht, die die Zimmerleute, Bauleute, Maurer und Steinmetze überwachen und von den gesammelten Geldern bezahlen sollten. Die Männer waren so vertrauenswürdig, dass sie keine Rechenschaft über den Verbleib des Geldes ablegen mussten (V. 15). 12,10 Priester, welche die Schwelle hüteten. Priester, die das Volk überprüften, um unreine Personen vor dem Eintritt in den Tempel abzuhalten (25,18; Jer 52,24). Sie nahmen die Opfergaben von den Anbetern, welche dann persönlich bezeugten, wie die Priester sie in den Kasten warfen.
12,17 Geld von Schuldopfern … von Sündopfern. Die Einnah- men dieser Opfergaben unterschieden sich von denen aus V. 4 und wurden nicht zur Ausbesserung des Tempels verwendet, sondern gingen in priesterlichen Besitz über (s. 3Mo 4,1-6,7). Die Reparaturen am Tempel beraubten die Priester nicht ihres Einkommens (3Mo 7,7).
12,18 Hasael. S. Anm. zu 8,8-15. Gat. Eine der 5 wichtigsten Phi- lister-Städte (1Sam 5,8). Etwa 40 km südwestlich Jerusalems gelegen, gehörte Gat vormals zu Juda (2Chr 11,8).
12,19 alles, was geheiligt war. Als Joas’ Armee von Hasael besiegt und seine Führer getötet waren (2Chr 24,23.24), verhinderte er weitere Angriffe auf Jerusalem, indem er dem syrischen König Tribut zollte. Dieser Tribut beinhaltete Gaben, welche die Könige Judas dem Tempel gestiftet hatten (vgl. 1Kö 15,15.18).
12,20 Joas … alles, was er getan hat. Ein vollständigerer Bericht über Joas’ Herrschaft fi ndet sich in 2Chr 22,10-24,27.
12,21 eine Verschwörung. Einige von Joas Verwaltern verschwo- ren sich gegen ihn, da er den Hohenpriester Sacharja, den Sohn des Priesters Jojada, getötet hatte (2Chr 24,20-22). Haus des Millo. Wahrscheinlich ein Haus, das nördlich der Stadt Davids, Jerusalem, und südlich des Tempelberges auf einer Landaufschüttung errichtet wurde. Vgl. 2Chr 24,25. Silla. Möglicherweise eine Rampe, die von der Landaufschüttung zum Kidron-Tal hinabführte.
12,22 Amazja. S. 14,1-22 hinsichtlich Amazjas Herrschaft.
13,1 dreiundzwanzigsten Jahr. 814 v.Chr. – Joas von Juda begann seine Herrschaft 835 v.Chr. (s. Anm. zu 12,2) und Jehu von Israel starb 814 v.Chr. (s. Anm. zu 10,36). Folglich beinhaltete Joas’ 23. Regierungsjahr nicht das Jahr seiner Thronbesteigung (s. Anm. zu 12,6; 13,10). 17 Jahre. 814-798 v.Chr., gemeint sind 17 Kalenderjahre, was eine Regierungszeit von 16 Jahren ergab.
13,2 Jerobeams. Hinsichtlich seiner Sünden s. Anm. zu 1Kö 12,25- 33. Die Beschreibung, dass Jerobeam ein König war, »der Israel zur Sünde verführt hatte«, fi ndet sich in 13,6.11; 1Kö 14,16; 15,30; 16,31; 2Kö 3,3; 10,29.31; 14,24; 15,9.18.24.28; 17,21.22. 13,2 Der Bericht über Joahas’ Herrschaft, des Königs von Israel, wies literarische und sprachliche Ähnlichkeiten zum Buch der Richter auf: 1.) Joahas tat, was böse war in den Augen des Herrn (V. 2; vgl. Ri 2,1113; 3,7); 2.) der Zorn des Herrn entbrannte über Israel und er gab sie in die Hand ihrer Feinde (V. 3; vgl. Ri 2,14.15; 3,8); 3.) Joahas rief zum Herrn, der ihre Bedrängnis sah (V. 4; vgl. Ri 2,18; 3,9); 4.) der Herr schenkte einen Befreier, der Israel aus der Hand seiner Feinde rettete (V. 5; vgl. Ri 2,16, 18; 3,9), und 5.) Israel hielt an seinen bösen Wegen fest, was weitere Unterdrückung zur Folge hatte (V. 6.7; vgl. Ri 2,19; 3,12-14).
13,3 Hasaels. S. Anm. zu 8,8-15. Benhadads. Entweder Benhadad II. oder wahrscheinlicher Benhadad III. (s. Anm. zu 1Kö 15,18). Seine Königsherrschaft über Syrien begann ca. 801 v.Chr.; die Dauer ist unbekannt.
13,5 einen Retter. Der Retter wurde nicht ausdrücklich mit Namen genannt. Dieser Retter war: 1.) der assyrische König Adad-Nirari III. (ca. 810-783 v.Chr.), dessen Angriff auf die Syrer es den Israeliten ermöglichte, verlorene Gebiete zurückzuerobern (s. V. 25; 14,25); oder 2.) Elisa, der Israels militärischen Erfolg anführte (s. V. 14; vgl. 6,13.16-23) und Joas mit dem Sieg über die Syrer beauftragte (V. 15-19), oder 3.) Jerobeam II. (ca. 793-753 v.Chr.), der israelitisches Territorium von den Syrern zurückgewann (14,25-27).
13,6 den Sünden … Jerobeams. S. Anm. zu V. 2. Aschera-Stand- bild. Dieses Götzenbild der Aschera, einer kanaanitischen Göttin und Gattin Baals, hatte Ahab aufgestellt (1Kö 16,33). Es war Jehus Zerstörung entkommen, als er Samaria von der Baalanbetung säuberte (10,27.28). Zusammen mit anderen Götzenreligionen von Jerobeam II. gab es noch Überreste der Baalverehrung im Nordreich.
13,7 Kriegsvolk. Syrien beherrschte Israel militärisch, weil der Herr Joahas nur eine kleine Armee mit sehr wenigen Streitwagen übriggelassen hatte. Staub beim Dreschen. Israels Armee war so unbedeutend, insbesondere im Vergleich mit den Armeen der Syrer und Assyrer, dass sie mit dem Staub verglichen wurde, der nach dem Worfeln des Getreides auf der Tenne übrig blieb.
13,10 siebenunddreißigsten Jahr. Ca. 798 v.Chr., Joas begann seine Herrschaft über Juda 835 v.Chr. (s. Anm. zu 12,2). Hier wird die Zähltechnik verwendet, die das Jahr der Thronbesteigung miteinschließt (s. Anm. zu 13,1). Joas. Dieser israelitische König hatte den gleichen Namen wie sein Zeitgenosse, der König von Juda (s. Anm. zu 12,2). 16 Jahre. 798-782 v.Chr.
13,12 kämpfte … mit Amazja. S. Anm. zu 14,8-16.
13,14 Elisa. Elisa wurde das letzte Mal in 9,1 erwähnt, als Jehu zum König über Israel gesalbt wurde. Da Jehu und Joahas zusammen von 841 bis 798 v.Chr. herrschten (s. Anm. zu 10,36; 13,1), wurde über 40 Jahre lang nichts aus Elisas Leben berichtet. Elisas Dienst begann bei Elia während Ahabs Königsherrschaft ca. 874-853 v.Chr. (1Kö 19,19-21), sodass er über 70 war, als diese letzten Ereignisse seines Lebens stattfanden. mein Vater. Mit Demut brachte Joas seinen großen Respekt für Elisa zum Ausdruck ebenso wie seine Abhängigkeit von seinem Rat (s. Anm. zu 2,12). Der Wagen Israels und seine Reiter. Joas erkannte durch dieses Bild an, dass der Herr, in der Person Elisas, Israels wahre Stärke und Macht gegenüber all seinen Feinden war (s. Anm. zu 2,11).
13,15 Elisa legte seine Hände auf die Hände des Königs. Diese Handlung symbolisierte, dass Joas Macht über die Syrer haben würde, die ihm vom Herrn durch den Propheten gegeben wurde.
13,17 Fenster nach Osten. Dieses Fenster öffnete sich nach Osten in Richtung des Gebietes jenseits des Jordan, welches von Syrien kontrolliert wurde (10,32.33). Ein Pfeil der Rettung vom HERRN. Als Joas Elisa gehorchte und einen Pfeil aus dem Fenster schoss, nannte der Prophet die Bedeutung dieser Handlung. Der Schuss symbolisierte für Israel die Rettung des Herrn durch Joas’ Sieg über die syrische Armee (vgl. V. 5). Aphek. S. Anm. zu 1Kö 20,26.
13,19 dreimal. Desweiteren befahl Elisa Joas, mit den übrig geblie- benen Pfeilen auf den Boden zu schlagen (V. 18). Joas schlug nur dreimal auf den Boden anstatt fünf- oder sechsmal. Aufgrund seines mangelnden Glaubens würde Joas nur 3 Siege über die Syrer davontragen, anstatt sie vollständig zu vernichten. Von diesen Siegen wird in V. 25 berichtet. 13,20 Im folgenden Jahr. Der Prophet, Israels Schutz (V. 14), war tot und die Zeit der Feldzüge brach nach dem regenreichen Winter wieder an.
13,21 er wurde lebendig. Ein Toter wurde wieder lebendig, nach- dem er Elisas Gebeine berührt hatte. Dieses Wunder war ein Zeichen, dass Gottes Macht selbst nach Elisas Tod weiterhin durch ihn wirkte. Was Gott Joas durch Elisa verheißen hatte, würde nach dem Tod des Propheten gewiss eintreffen (vgl. V. 19.25), der Sieg über die Feinde und die Rückeroberung der verlorenen israelitischen Städte (V. 22-25).
13,22 S. Anm. zu 8,12.
13,23 seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Während Joahas’ böser Herrschaft (V. 2-7) war der Herr sehr langmütig und versetzte ihnen nicht die endgültige militärische Niederlage, die das Exil für Israel bedeutet hätte. Dies geschah aufgrund seines Bundes mit den Patriarchen, ihren Nachkommen das Land zu geben (1Mo 15,18-21; 26,25; 28,13-15). Es war Gottes Verheißung, nicht das Verdienst der Israeliten, die Gott veranlasste, Israel Gnade und Erbarmen zu erweisen.
14,1 Dieser Abschnitt liefert einen raschen Überblick über Könige und ausgewählte Ereignisse im Nord- und Südreich in den Jahren 796 bis 735 v.Chr. Im Gegensatz zu den vorangegangenen 19 Kapiteln (1Kö 17,1-2Kö 13,25), die eine 90-jährige Geschichte umfassten (885796 v.Chr.), mit dem Schwerpunkt auf Elias und Elisas Dienst während der letzten 65 Jahren dieser Zeitspanne (860-796 v.Chr.), werden in diesen beiden Kapiteln 62 Jahre abgedeckt. Der vorherige Abschnitt schloss mit einem Funken Hoffnung: in Israel (10,18-28) und Juda (11,17.18) fand der Baalkult keine offi zielle Unterstützung mehr; in Jerusalem hatte man den Tempel des Herrn ausgebessert (12,9-15) und Israel hatte die syrische Bedrohung überwunden (13,25). Dieser Abschnitt betont jedoch, dass die grundlegenden Schwierigkeiten weiterhin bestanden: der von Jerobeam I. eingesetzte Götzendienst blieb bestehen, auch beim Wechsel der Königsfamilien (14,24-15,9.18.24.28), und die Höhen wurden in Juda nicht umgerissen, obwohl in diesen Jahren nur gute Könige an der Macht waren (14,4; 15,4.35). 14,1 zweiten Jahr. 796 v.Chr. Amazja. S. Anm. zu 2Chr 25,1-28.
14,2 29 Jahre. 796-767 v.Chr.
14,3 nicht so wie … David. David bildete einen hohen Maßstab hinsichtlich unerschütterlicher Hingabe an den Herrn für Judas Könige, die seine Nachkommen waren (vgl. 1Kö 11,4-6; 15,3). Amazja folgte dem Herrn nicht vollständig, wie David es getan hatte, denn ebenso wie sein Vater Joas beseitige er nicht die Höhen (V. 4), wo das Volk in Missachtung des mosaischen Gesetzes opferte (5Mo 12,2-7; 12,13.14). Außerdem beugte sich Amazja laut 2Chr 25,14-16 vor den falschen Göttern der Edomiter.
14,5 Als er das Königreich fest unter seine Kontrolle gebracht hatte, nahm Amazja Rache an Josachar und Jehosabad, den Beamten, die seinen Vater getötet hatten (12,21.22). Entsprechend dem mosaischen Gesetz verschonte er jedoch das Leben ihrer Söhne, denn die Kinder sollten nicht für die Sünden ihrer Väter sterben (5Mo 24,16; vgl. Hes 18,1-20).
14,7 Hinsichtlich einer detaillierteren Ausführung über Amazjas Krieg mit Edom s. Anm. zu 2Chr 25,5-16. Edom hatte sich unter Jorams Herrschaft erhoben (s. 8,20), sodass der König es nun wieder unterwerfen wollte. Salztal. Wahrscheinlich eine Sumpfebene am südlichen Ende des Toten Meeres (s. Anm. zu 2Sam 8,13). Sela … Jokteel. Sela (bedeutet »Felsen« im Hebr.) ist am besten mit Petra (bedeutet »Felsen« im Gr.) zu identifi zieren, einer Stadt, die aus steilen Gebirgswänden gehauen wurde. Sie lag etwa 80 km südlich des Toten Meeres, auch wenn manche es vorziehen, sie im Norden Edoms nahe Bozra an der Straße der Könige anzusiedeln (Ri 1,36). Die Umbenennung einer eroberten Stadt, wie Amazja es mit Jokteel tat, deutete die Kontrolle über sie an.
14,8 Joas … von Israel. S. Anm. zu 13,10-25. einander ins Ange- sicht sehen. Amazjas Herausforderung an Joas entsprach einer Kriegserklärung. Durch seinen Sieg über Edom ermutigt (V. 10), dachte Amazja, er könnte auch Israels stärkere Armee besiegen (vgl. 13,25). Wahrscheinlich war er zudem darüber erbost, dass Joas sich weigerte, durch die Heirat ihrer Kinder einen Bund mit ihm einzugehen (V. 9). 14,9 Dornstrauch … Zeder. In diesem Gleichnis (vgl. Ri 9,8-15) versuchte der Dornstrauch (Amazja), eine lästige und wertlose Pfl anze, sich mit der majestätischen Zeder (Joas) gleichzusetzen, aber wilde Tiere zertraten den Dornstrauch. Joas gab Amazja den Rat, seine Macht und Position nicht zu überschätzen und keinen Krieg mit Israel einzugehen, um nicht zertreten zu werden (V. 10).
14,11 Beth-Schemesch. Eine Stadt ca. 24 km westlich von Jerusa- lem, wo sich Israels und Judas Armeen zum Kampf gegenüber standen.
14,13 Joas … nahm Amazja … gefangen. Als er die Schlacht gewann, nahm Joas auch Amazja gefangen. Wahrscheinlich nahm Joas Amazja als Geisel zurück mit nach Samaria (V. 14). Der König von Juda war gezwungen, bis zu Joas’ Tod 782 v.Chr. in Samaria zu bleiben (V. 17). Tor Ephraim … Ecktor. Das Ecktor (vgl. Jer 31,38; Sach 14,10) lag an der nordwestlichen Ecke von Jerusalems Stadtmauer. Das Ephraim-Tor befand sich in Jerusalems nördlicher Mauer in Richtung Ephraim, 183 m östlich des Ecktores. Dieser nordwestliche Abschnitt der Jerusalemer Mauer, der von Joas niedergerissen wurde, war der verletzlichste Punkt Jerusalems.
14,14 er nahm. Joas plünderte sowohl den Tempel als auch Amaz- jas Palast. Der Wert der erbeuteten Gegenstände war wahrscheinlich nicht sehr hoch, denn Joas von Juda hatte zuvor die Tempel- und Palastschätze als Tribut an Hasael von Damaskus gesandt (12,18.19). Wahrscheinlich nahm Joas Geiseln von Jerusalem nach Samaria, um angesichts der geringen Kriegsbeute zusätzliche Tributzahlungen sicherzustellen.
14,17 15 Jahre. 782-767 v.Chr. 14,18 mehr von Amazja. Sein Abfall (2Chr 25,27), sein katastrophaler Krieg mit Israel, Jerusalems ruinöser Zustand, die Plünderung des Tempels und der Verlust von Geiseln ließ ihn die Achtung seines Volkes verlieren, das sich gegen ihn erhob und ihn tötete.
14,19 Lachis. Eine Stadt etwa 40 km südwestlich Jerusalems, in die Amazja fl oh, um dem Tod zu entkommen. 14,21 16 Jahre alt. Asarja alias Ussija (s. Anm. zu 15,1) begann seine Herrschaft im Alter von 16 Jahren 790 v.Chr., als sein Vater Amazja als Gefangener nach Samaria gebracht wurde (V. 13). Als Amazja nach Juda zurückkehrte, regierte Asarja zusammen mit ihm von 782 bis 767 v.Chr. (V. 17). Im Jahr 767 v.Chr., als Amazja getötet wurde (V. 19), übernahm Asarja die Alleinherrschaft (15,1). S. Anm. zu 2Chr 26,1-23.
14,22 Elat. Elat lag an der Nordküste des Golfs von Akaba und war eng mit Ezjon-Geber verbunden, einem Hafen Salomos (1Kö 9,26). Asarjas Rückgewinnung von Elat für Juda stellte die erste bedeutsame Tat seiner Alleinherrschaft dar; seine weiteren Erfolge sind in 2Chr 26,615 zusammengefasst.
14,23 fünfzehnten Jahr. Ca. 782 v.Chr. Das kennzeichnete den Beginn der Alleinherrschaft von Jerobeam II. Da sein Sohn Sacharja ihm 753 v.Chr. auf den Thron folgte (s. 15,8), musste Jerobeam II. mit seinem Vater Joas 11 Jahre lang zusammen regiert haben, was eine Gesamtherrschaft von 41 Jahre ergab (793-753 v.Chr.). Er regierte das Nordreich länger als jeder andere König. Jerobeam. Das war Jerobeam II., der wie die anderen Könige Israels dem Götzendienst von Jerobeam I. folgte. Während der Herrschaft von Jerobeam II. dienten im Nordreich die Propheten Hosea (Hos 1,1) und Amos (Am 1,1). Diese Propheten zeigten, dass während der Regierungszeit von Jerobeam II. großer Wohlstand in Israel herrschte und ein noch größerer geistlicher Abfall.
14,25 das Gebiet Israels zurück eroberte. Die größte Leistung von Jerobeam II. war, dass er die israelitischen Grenzen ungefähr bis dorthin ausweitete, wo sie zur Zeit Salomos verliefen, einschließlich des Territoriums von Juda. Die Nordgrenze war wie bei Salomo der Eingang zu Hamat (vgl. 1Kö 8,65) und die Südgrenze war das Meer der Arava, das Tote Meer (Jos 3,16; 12,3). Jerobeam II. eroberte Hamat, eine wichtige Stadt am Orontes, ca. 250 km nördlich des Sees von Galiläa. Er kontrollierte auch Damaskus, was darauf schließen lässt, dass das Gebiet jenseits des Jordan südlich von Moab ebenso unter seiner Herrschaft stand. Seine Siege kamen zustande, da die Syrer durch assyrische Angriffe geschwächt waren, während Assyrien zu jener Zeit selbst nicht sehr stark war und ihm die Bedrohung der Nordgrenze, innere Probleme und eine Reihe von schwachen Königen zu schaffen machte. Jona. Die territoriale Ausbreitung von Jerobeam II. entsprach dem Willen des Herrn, wie er durch seinen Propheten Jona offenbarte. Es war der gleiche Jona, der mit dem göttlichen Aufruf zur Buße an die Assyrer nach Ninive reiste (s. Einleitung zum Buch Jona). Gath-Hepher. Eine Stadt im Stammesgebiet von Sebulon, ca. 22 km westlich des Sees von Galiläa (Jos 19,13). 14,25 Jonas Prophezeiung wird hier beschrieben. Der Herr selbst war Zeuge der schweren und bitteren Not, die jeden in Israel erreicht hatte, ohne dass menschliche Hilfe zu fi nden war (V. 26). Außerdem hatte der Herr nicht Israels endgültige Vernichtung beschlossen (V. 27). »Den Namen Israels unter dem Himmel austilgen« zu wollen, bedeutete, Israel vollständig auszurotten, ohne eine Spur oder Erinnerung an das Volk zurück zu lassen (5Mo 9,14; 29,20). Von Mitleid bewegt, benutzte der Herr die Herrschaft von Jerobeam II., um sein leidendes Volk zu retten. Wie die Bücher Hosea und Amos zeigen, antwortete Israel jedoch nicht mit Buße auf Gottes Gnade.
14,28 Ohne dem Herrn ergeben zu sein, brachte Jerobeam Israel mittels Macht und kluger Führerschaft mehr Wohlstand als das Land nach der Zeit Salomos kannte. Das Volk ruhte sich auf seinem Wohlstand aus, anstatt auf Gottes Macht zu vertrauen. Ohne Hingabe an ihn war wirtschaftlicher Wohlstand kein Zeichen für Gottes Segen.
15,1 siebenundzwanzigsten Jahr. 767 v.Chr., das beinhaltete die 11 Jahre, in denen Jerobeam II. und sein Vater Joas zusammen regierten (s. Anm. zu 14,23). Asarja. Sein Name bedeutet: »der Herr hat geholfen« (14,21; 15,6.7.8.17.23.27; 1Chr 3,12). Er wurde auch Ussija genannt, was »der Herr ist meine Stärke« bedeutet (15,13.30.32.34; 2Chr 26,1-23; Jes 1,1; 6,1; Hos 1,1; Am 1,1; Sach 14,5). Der Prophet Jesaja begann seinen öffentlichen Dienst während Asarjas Herrschaft (Jes 1,1).
15,2 52 Jahre. 790-739 v.Chr. Asarja war 16, als er seine Mitregent- schaft mit seinem Vater Amazja antrat. Asarjas Alleinherrschaft begann 767 v.Chr. (s. Anm. zu V. 8).
15,4 Vgl. 12,3; 14,4.
15,5 aussätzig. Asarjas Aussatz war eine Bestrafung, weil er sich die Funktion des Priesters aneignete, indem er am Altar im Tempel räucherte (s. Anm. zu 2Chr 26,16-18, 19.20). Die Krankheit tötete ihn schließlich (s. Anm. zu Jes 6,1). abgesonderten Haus. Wörtl. »im Haus der Freiheit«. Asarja war von allen königlichen Verantwortlichkeiten befreit. Sein Sohn Jotam diente als Mitregent bis zu Asarjas Tod (750-739 v.Chr.; s. Anm. zu 15,2.32). Als Mitherrscher beaufsichtigte Jotam ausdrücklich den Palast und regierte das Volk.
15,8 achtunddreißigsten Jahr. 753 v.Chr., somit begann Asarjas Mitregentschaft mit seinem Vater Amazja (s. Anm. zu 14,21; 15,2) im Jahr 791 v.Chr. (Jahr der Thronbesteigung wurde mitgezählt) oder 790 v.Chr. (Zählung ab dem 2. Amtsjahr). Sacharja. Sacharja war die vierte und letzte Generation der Dynastie Jehus (ca. 753/752 v.Chr.). Sein Tod erfüllte die vom Herrn gegebene Prophezeiung (vgl. 15,12; 10,30).
15,10 Schallum. Schallum tötete Sacharja und ersetzte ihn als isra- elitischen König. Assyrische Aufzeichnungen nennen Schallum »Sohn von niemand« und deuten dadurch an, dass er nicht aus königlicher Familie stammte.
15,13 neununddreißigsten Jahr. 752 v.Chr. – Sacharjas Herrschaft umfasste die letzten Monate von Asarjas 38. Jahr (V. 8) und die ersten Monate des folgenden Jahres.
15,14 Menachem. Wahrscheinlich war Menachem ein Militärführer unter Sacharja. Tirza. Die frühere Hauptstadt des Nordreiches (1Kö 14,17; 15,21.33) lag ca. 15 km östlich von Samaria. Möglicherweise war Menachem mit seinen Truppen in Tirza stationiert.
15,16 Tiphsach. Da Tiphsach am Euphrat lag, etwa 520 km nörd- lich von Samaria (1Kö 5,18), übersetzen einige diesen Begriff mit »Tappuach«; das ist der Name einer Stadt 22 km südwestlich von Tirza (Jos 17,8). aufschlitzen. Das Aufschlitzen von Schwangeren war ein barbarischer Akt und wird anderorts mit ausländischen Armeen in Verbindung gebracht (8,12; Hos 14,1; Am 1,13). Menachem tat dies wohl als Machtdemonstration, weil die Stadt nicht auf seine Forderungen eingegangen war.
15,17 neununddreißigsten Jahr. 752 v.Chr. 10 Jahre. 752-742 v.Chr. Mit Menachem wechselte das Nordreich seine Zählung der Regierungsjahre von der Methode, die erst das zweite Amtsjahr zählte, zu derjenigen, die mit dem Jahr der Thronbesteigung begann.
15,19 Pul. Assyrische Könige hatten häufi g zwei Namen, einen Thronnamen für Assyrien und einen weiteren für Babylon. Pul war der babylonische Thronname des assyrischen Königs Tiglat-Pileser III. (vgl. 1Chr 5,26), der ca. 745-727 v.Chr. herrschte. 15,19 Tiglat-Pileser III. marschierte 743 v.Chr. in Israel ein. Me- nachem zahlte 1.000 Talente Silber Tribut (ca. 34 Tonnen), die er von den Reichen Israels erhoben hatte. 60.000 Männer zahlten jeweils 550 g Silber, um auf die geforderten 34 Tonnen Silber zu kommen. Für seinen Tribut unterstützte Tiglat-Pileser III. Menachems Anspruch auf den Thron Israels und zog seine Armee zurück. Dadurch wurde Menachem zum Vasall des assyrischen Königs.
15,23 fünfzigsten Jahr. 742 v.Chr. zwei Jahre. 742-740 v.Chr.
15,24 den Sünden … Jerobeam. S. Anm. zu 13,2; 1Kö 12,25- 32.
15,25 Pekach. S. Anm. zu 15,27. Pekach war einer von Pekachjas militärischen Führern, der wohl das Kommando über Gilead hatte, da ihn 50 Gileaditer begleiteten, als er Pekachja tötete. Argob und Arje waren entweder Pekachjas Söhne oder loyale Heerführer. Pekach repräsentierte wahrscheinlich Israels anti-assyrische Fraktion (vgl. 16,5).
15,27 zweiundfünfzigsten Jahr. 740 v.Chr. 20 Jahre. Auf der Grundlage von assyrischen Aufzeichnungen kann bestimmt werden, dass Tiglat-Pileser III. Pekach als israelitischen König im Jahr 732 v.Chr. absetzte und offensichtlich Hosea als sein Instrument benutzte. So herrschte Pekach ca. 752-732 v.Chr., d.h. das Jahr der Thronbesteigung wurde als erstes Amtsjahr gerechnet. Zur Erklärung dieses Datierungssystems s. Einleitung zu 1. Könige: Herausforderungen für den Ausleger. Das schloss die Jahre 752-740 v.Chr. ein, als Pekach in Gilead herrschte während Menachem (V. 17-22) und Pekachja (V. 23-26) in Samaria regierten (der Jordan war die Grenze dieses geteilten Königreichs). Vers 25 scheint anzudeuten, dass Pekach mit Menachem und Pekachja den Bund geschlossen hatte, für sie Gilead zu regieren.
15,29 Ijon … Naphtali. Hier werden die Gebiete von Galiläa und Gilead beschrieben. Als Pekach und Rezin, der syrische König, Juda in ihr anti-assyrisches Bündnis eingliedern wollten, provozierten sie eine weitere assyrische Invasion 733/732 v.Chr. (vgl. 16,5-9). Tiglat-Pileser III. nahm Galiläa und Gilead und machte sie zu 3 assyrischen Provinzen, die von königlichen Ernannten regiert wurden. Zudem war er daran beteiligt, Pekach durch Hosea als König über das verbleibende Staatsgebiet Israels zu ersetzen (s. Anm. zu 15,27).
15,30 zwanzigsten Jahr. Jotam von Juda begann seine Herrschaft 750 v.Chr. (s. Anm. zu 15,32). Sein 20. Regierungsjahr war 732 v.Chr., wobei die Zählung mit dem zweiten Amtsjahr anfi ng. Assyrische Berichte bestätigen, dass Hosea 732 v.Chr. mit seiner Herrschaft über Israel begann (s. Anm. zu V. 27; 2Chr 27,1-9).
15,32 zweiten Jahr. 750 v.Chr., Pekachs zweites Regierungsjahr in Gilead, wenn man das Jahr der Thronbesteigung einschließt (s. Anm. zu 15,27).
15,33 16 Jahre. 750-735 v.Chr., laut V. 30 regierte Jotam bis 731 v.Chr. Wahrscheinlich wurde er als König über Juda von einer pro-assyrischen Fraktion abgesetzt, die Ahas als König ernannte (s. Anm. zu 15,1.2), während Jotam als machtloser Mitregent zurückblieb. Die Propheten Jesaja (Jes 1,1) und Micha (Mi 1,1) dienten in Juda während Jotams Herrschaft.
15,35 das obere Tor. Wahrscheinlich das obere Benjamin-Tor, das sich entlang der Nordseite des Tempelkomplexes gegenüber dem Territorium Benjamins befand (vgl. Jer 20,2; Hes 9,2; Sach 14,10). Andere Leistungen Jotams fi nden sich in 2Chr 27,3-6.
15,37 Rezin … Pekach. S. Anm. zu 16,5-9.
16,1–17,41 An diesem Punkt wendet sich die Erzählung zu Israels Niederlage und Wegführung ins assyrische Exil. In 17,7-23 nennt der prophetische Schreiber die Gründe, weshalb Israel vom Herrn bestraft wurde. Ein Hauptgrund war der sündige Götzendienst, den Jerobeam I. eingeführt hatte (17,21-23), und dem jeder israelitische König nachging. Unheilverkündend beginnt dieser Abschnitt mit der Erzählung über Ahas von Juda, der »auf dem Weg der Könige von Israel wandelte« (16,3). Die Art von Strafe, die über Israel kam, würde später aus demselben Grund auch über Juda hereinbrechen (17,19.20).
16,1 siebzehnten Jahr. 735 v.Chr., da Pekachs Herrschaft 752 v.Chr. begann (s. Anm. zu 15,27). Obschon Jotam, Ahas’ Vater, noch lebte (s. Anm. zu 15,30), übte Ahas die Herrschaft über Juda von 735 v.Chr. bis zu Jotams Tod um das Jahr 731 v.Chr. aus. Die Propheten Jesaja (Jes 1,1-7,1) und Micha (Mi 1,1) führten ihren Dienst auch während Ahas’ Regierung weiter. S. Anm. zu 2Chr 28,1-27.
16,2 16 Jahre. 731-715 v.Chr. Hier wurde das Prinzip der »doppel- ten Datierung« angewandt. Hinsichtlich einer Erklärung dieses Grundsatzes s. Einleitung zu 1. Könige: Herausforderungen für den Ausleger. In
16,1 siebzehnten Jahr. 735 v.Chr., da Pekachs Herrschaft 752 v.Chr. begann (s. Anm. zu 15,27). Obschon Jotam, Ahas’ Vater, noch lebte (s. Anm. zu 15,30), übte Ahas die Herrschaft über Juda von 735 v.Chr. bis zu Jotams Tod um das Jahr 731 v.Chr. aus. Die Propheten Jesaja (Jes 1,1-7,1) und Micha (Mi 1,1) führten ihren Dienst auch während Ahas’ Regierung weiter. S. Anm. zu 2Chr 28,1-27. 16,1 und 17,1 wurde Ahas als König in dem Jahr beschrieben, als er auf den Thron als Mitregent gelangte, aber das Jahr seiner offi ziellen Thronbesteigung wurde als das Jahr festgelegt, in welchem er seine Alleinherrschaft begann. Ahas teilte seine königliche Macht mit Asarja (bis 739 v.Chr.) und Jotam von 744 bis 735 v.Chr. (s. Anm. zu 17,1); als Mitregent Jotams übte er von 735 bis 731 v.Chr. vollständige Autorität aus (s. Anm. zu 16,1); alleiniger König war er von 731 bis 729 v.Chr. und Mitregent mit seinem Sohn Hiskia von 729 bis 715 v.Chr. (s. Anm. zu 18,1).
16,3 wandelte auf dem Weg der Könige von Israel. Das be- deutet nicht zwangsläufi g, dass sich Ahas an der Kälberverehrung beteiligte, die Jerobeam I. in Bethel und Dan eingeführt hatte, sondern dass er in zunehmendem Maß heidnische, götzendienerische Praktiken in die Verehrung des Herrn in Jerusalem einbrachte. Diese Praktiken werden in V. 10-16 näher ausgeführt und gleichen jenen Jerobeams I. im Nordreich. Das schloss den Dienst an Götzenbildern Baals ein (2Chr 28,2). ließ sogar seinen Sohn durchs Feuer gehen. Als Teil der rituellen Verehrung Molochs, dem Gott der Moabiter, wurden Kinder im Feuer geopfert (vgl. 3,27). Diese schreckliche Praktik wird im AT durchgehend verurteilt (3Mo 18,21; 20,2-5; 5Mo 18,10; Jer 7,31; 19,5; 32,35). den Gräueln der Heidenvölker. S. Anm. zu 5Mo 18,9-12.
16,4 den Höhen. Ahas war der erste König der davidischen Linie seit Salomo, von dem gesagt wird, dass er persönlich auf den Höhen opferte. Während alle anderen Könige Judas die Höhen duldeten, beteiligte sich Ahas aktiv an den unmoralischen kanaanitischen Praktiken, die »auf den Höhen«, auf den Bergen unter großen Bäumen ausgeübt wurden (vgl. Hos 4,13).
16,5 Rezin … Pekach. Der syrische und der israelitische König be- siegten Ahas, um Juda in die anti-assyrische Koalition zu zwingen. Die beiden Könige belagerten Jerusalem mit ihren Armeen und versuchten Ahas, durch einen eigenen König zu ersetzen (vgl. Jes 7,1-6). Der Herr rettete Juda und Ahas aus dieser Bedrohung wegen seiner Verheißung an David (vgl. Jes 7,7-16). 16,6 Elat. Die Syrer verdrängten Juda aus Elat (s. Anm. zu 14,22). Später wurde diese wichtige Hafenstadt am Golf von Akaba von den Edomitern erobert.
16,7 Tiglat-Pileser. S. Anm. zu 15,19.29. dein Knecht und dein Sohn. Ahas machte sich bereitwillig zum Vasallen des assyrischen Königs als Gegenleistung für dessen militärisches Eingreifen. Es war das Versprechen, dass Juda von diesem Zeitpunkt an Assyrien dienen würde. Um dieses Versprechen zu stützen, sandte Ahas Tiglat-Pileser III. Silber und Gold aus dem Tempel- und Palastschatz (V. 8). Offensichtlich hatten die blühenden Regierungszeiten von Asarja und Jotam die Schatztruhen wieder aufgefüllt, die Joas von Israel vor 50 Jahren während Amazjas Herrschaft geplündert hatte (14,14).
16,9 der König von Assyrien hörte auf ihn. Laut assyrischen Auf- zeichnungen marschierte die Armee von Tiglat-Pileser III. 733 v.Chr. auf Damaskus, die syrische Hauptstadt, zu, belagerte sie zwei Jahre lang und nahm sie schließlich ein. Der siegreiche assyrische König tötete Rezin und deportierte seine Untertanen nach Kir, dessen Lage unbekannt ist.
16,10 den Altar. Als Ahas nach Damaskus reiste, um Tiglat-Pileser III. zu treffen, sah er einen großen Altar (V. 15), der sehr wahrscheinlich aus Assyrien stammte. Ahas sandte eine Skizze dieses Altars zu Urija, dem Hohenpriester in Jerusalem, und Urija baute nach diesem Vorbild einen Altar. Es war eine ernst zu nehmende Sünde, die Ausstattung des Tempels, das Gott angeordnet hatte, entsprechend dem persönlichen Geschmack zu verändern (2Mo 25,40; 26,30; 27,1-8; 1Chr 28,19). Es war vergleichbar mit der Errichtung eines Götzenbildes im Tempel, um dem heidnischen König Assyriens zu gefallen, welchem Ahas anstelle Gottes diente. 16,12.13 opferte. Wie Salomo und Jerobeam vor ihm (1Kö 8,63; 12,32) weihte Ahas den neuen Altar durch das Darbringen von Opfern.
16,14 ehernen Altar. Da er sich bezüglich der Änderungen im Tempel sicher fühlte, versetzte Ahas Salomos alten Bronzealtar (1Kö 8,22, 54.64), der an der Vorderseite des Tempels zwischen dem neuen Altar und dem Tempel stand (V. 14). Ahas stellte den Bronzealtar nördlich vom neuen Altar auf, wodurch er ihn an einen Ort zweiter Ordnung verbannte. Von nun an mussten alle Opfer auf dem durch Ahas geweihten Altar dargebracht werden, während Ahas den Bronzealtar zu seinem persönlichen Gebrauch reservierte, um nach Führung zu suchen (V. 15). Der Begriff »bedenken« bezieht sich wahrscheinlich auf heidnische Weissagungen durch religiöse Rituale. 5Mo 18,9-14 verbot solche Weissagungen in Israel ausdrücklich.
16,1–17,41 An diesem Punkt wendet sich die Erzählung zu Israels Niederlage und Wegführung ins assyrische Exil. In 17,7-23 nennt der prophetische Schreiber die Gründe, weshalb Israel vom Herrn bestraft wurde. Ein Hauptgrund war der sündige Götzendienst, den Jerobeam I. eingeführt hatte (17,21-23), und dem jeder israelitische König nachging. Unheilverkündend beginnt dieser Abschnitt mit der Erzählung über Ahas von Juda, der »auf dem Weg der Könige von Israel wandelte« (16,3). Die Art von Strafe, die über Israel kam, würde später aus demselben Grund auch über Juda hereinbrechen (17,19.20). 16,17 Ahas nahm weitere Veränderungen im Jerusalemer Tempel vor. Erstens entfernte er die Seitenplatten und die Becken der transportablen Gestelle (vgl. 1Kö 7,27-29, 38.39). Zweitens nahm er das große kunstvolle Wasserreservoir, »Meer« genannt, von den 12 bronzenen Rindern herab und stellte es auf ein Steinpfl aster (vgl. 1Kö 7,23-26). Drittens verlegte er die »Sabbathalle«, wahrscheinlich eine Art Vordach, das vom König am Sabbat benutzt wurde. Viertens verlegte er »den äußeren Eingang des Königs«. Das war wohl ein besonderer Eingang zum Tempel, der vom König am Sabbat und an Feiertagen benutzt wurde (vgl. 1Kö 10,5).
16,18 wegen des Königs von Assyrien. Die letzten beiden Verän- derungen am Tempel wurden in der Hoffnung vorgenommen, dass Ahas den Tempeleingang vor dem assyrischen König verbergen könnte, wenn der Jerusalem belagern würde.
16,20 Hiskia. Hinsichtlich seiner Regentschaft s. 18,1-20,21.
17,1 zwölften Jahr. 732 v.Chr. Dieses Datum von Hoseas Thronbe- steigung als König Israels ist laut biblischen und außerbiblischen Daten gesichert (s. Anm. zu 15,27). Deshalb muss Ahas von Juda Mitregent mit seinem Vater Jotam gewesen sein, der seinerseits 744 v.Chr. (s. Anm. zu 16,2) zusammen mit seinem Vater Asarja regierte (s. Anm. zu 15,30.33), neun Jahre. 732-722 v.Chr. – nach der Methode, die das Jahr der Thronbesteigung als erstes Amtsjahr zählt. Während der assyrischen Belagerung Samarias 724-722 v.Chr. (V. 5) befand Hosea sich im Gefängnis (V. 4).
17,2 er tat, was böse war. Obgleich Hosea als böser König charak- terisiert wird, wird nicht gesagt, dass er Jerobeams I. religiöse Praktiken förderte. In dieser Hinsicht war er gewissermaßen ein Fortschritt gegenüber den Königen Israels, die vor ihm regierten. Dieser leichte Fortschritt machte nicht die Jahrhunderte voller Sünde der israelitischen Könige wett noch wendete er ihr unvermeidliches Schicksal ab.
17,3 Salmanassar. Salmanassar V. folgte seinem Vater Tiglat-Pileser III. als assyrischer König und regierte von 727 bis 722 v.Chr. Salmanassar V. starb während der Belagerung Samarias, als die Assyrer mit der Zerstörung und Gefangennahme des Nordreiches begannen. Ihm folgte Sargon II. (s. Jes 20,1), der die Belagerung abschloss, die Stadt eroberte, die Nation Israel zerstörte und seine Einwohner ins Exil führte (V. 6). Sargon II. war König von 722 bis 705 v.Chr. S. Anm. zu Hosea 10,14.
17,4 So … König von Ägypten. Anstatt seinen jährlichen Tribut als Vasall Assyriens zu bezahlen, versuchte Hosea ein Abkommen mit Osorkon IV. (ca. 727-716 v.Chr.), dem ägyptischen König, zu schließen. Das war dumm, denn Assyrien war sehr mächtig. Zudem war es gegen Gottes Willen, der derartige Bündnisse mit heidnischen Herrschern verbot (vgl. 5Mo 7,2). Dieser Aufstand führte zu Israels Zerstörung (V. 5.6).
17,5 Samaria … belagerte. Im Jahr 724 v.Chr. marschierte Salma- nassar V. in Israel ein, eroberte rasch das Land und nahm Hosea gefangen. Die Hauptstadt Samaria widerstand den assyrischen Eindringlingen jedoch bis 722 v.Chr. Wie alle wichtigen Städte hatte auch Samaria eine interne Wasserversorgung und eine Menge an gelagerten Lebensmitteln, die es ihr erlaubten, der Belagerung 3 Jahre standzuhalten. 17,6 König von Assyrien. Sargon II. (s. Anm. zu 17,3). führte Israel gefangen. Samarias Eroberung markierte das Ende des Nordreiches. Laut assyrischen Berichten deportierten die Assyrer 27.290 israelitische Einwohner zu entlegenen Orten. Die Umsiedlung der Bevölkerung war für die assyrische Politik jener Zeit charakteristisch. Die Israeliten wurden im oberen Tigris-Euphrat-Tal angesiedelt und kehrten nie ins Gelobte Land zurück. »Halach« war eine Stadt nordöstlich von Ninive. Der »Habor« war ein nördlicher Nebenfl uss des Euphrat. Die »Städte der Meder« lagen nordöstlich von Ninive. Samaria wurde mit Ausländern neu besiedelt (V. 24). Gott tat, was er in 5Mo 28 angekündigt hatte. Die Juden wurden ostwärts bis nach Susa gebracht, wo später das Buch Esther spielte.
17,7 In diesen Versen fi ndet ein Wechsel statt; der Verfasser un- terbricht das Zitieren seiner schriftlichen Quellen und liefert seine eigene Erklärung für Israels Gefangenschaft. Juda ist miteingeschlossen, obwohl es nicht vor dem Zeitraum 605/604-586 v.Chr. von den Babyloniern in die Gefangenschaft geführt wurde. Juda machte sich der gleichen Sünden schuldig. Hier fi ndet sich eine vollständige und eindrückliche Rechtfertigung für Gottes strafendes Handeln mit seinem zwar privilegierten, aber auch aufständischen und abgefallenen Volk. In V. 7 beginnt er mit der Erklärung, dass die Israeliten gegen den Herrn sündigten, welcher sie aus Ägypten erlöst hatte. Eine ungeheuerliche Verzerrung der Gottesverehrung und der nationale Hang zum Götzendienst erschöpften schließlich die göttliche Langmut. Israels Götzendienst wird in V. 7-12 beschrieben. Als Reaktion auf Israels Taten sandte der Herr seine Propheten mit dem Aufruf zur Buße zu Israel und Juda (V. 13). Allerdings reagierte das Volk nicht auf die Botschaft der Propheten, da sie wie ihre Väter nicht an den Herrn glaubten (V. 14). Ihr fehlender Glaube führte zu Ungehorsam gegenüber den Geboten des Herrn und dem weiteren Streben nach Götzendienst (V. 15-17). Israels (und Judas) Götzendienst rief den Zorn des Herrn hervor, welcher sie letztendlich ins Exil führte (V. 18). Israels und Judas »schwere Sünde« bestand darin, dass sie Jerobeams I. sündigem Vorbild dauerhaft folgten, den Herrn verließen und den Götzen dienten. Dadurch brachten sie das von den Propheten vorhergesagte Gericht der Gefangenschaft auf sich (V. 19-23). 17,7 fürchteten andere Götter. Der Hauptgrund für Israels Weg- führung ins Exil war die Anbetung anderer Götter. Die Furcht des Herrn führte zum Hören auf sein Wort und dem Gehorsam gegenüber seinen Anordnungen und Satzungen (5Mo 4,10; 5,29; 6,24), aber die Furcht der Götter Kanaans führte Israel zum Gehorsam gegenüber den Gesetzen der kanaanitischen Gottheiten (V. 8). Das Ergebnis des Gehorsams gegenüber diesen falschen Göttern wird in V. 9-12.16.17 beschrieben.
17,8 wandelten nach den Satzungen der Heidenvölker. Das wurde in 3Mo 18,3; 20,23 deutlich verboten. 17,9 bauten sich Höhen. Zusätzlich zu ihren privaten Sünden (»heimlich«) erreichte sie das Gericht für öffentliche Lasterhaftigkeit und Götzendienst. Das waren nicht die Höhen, die Israel zur Anbetung Gottes vor dem Bau des Tempels benutzte (s. Anm. zu 1Kö 3,2). In krassem Ungehorsam gegenüber 5Mo 12,1-4 errichteten die Israeliten nach dem Tempelbau neue Altäre nach kanaanitischem Vorbild. Diese Höhen befanden sich in allen israelitischen Ansiedlungen, in kleinen befestigten Strukturen ebenso wie in großen Garnisonsstädten, d.h. von den kleinsten bis zu den größten Städten. Die »Höhenaltäre« standen auf baumbewachsenen Hügeln mit Bildnissen, die falsche Götter darstellten (V. 10; vgl. 5Mo 16,21.22).
17,13 Kehrt um von euren bösen Wegen. Die Propheten riefen das Volk beständig zur Buße auf (vgl. Jer 7,3.5; 18,11; Hes 33,11).
17,14 machten ihren Nacken hart. Die widerspenstige Weige- rung, auf die Botschaft zu reagieren (s. Anm. zu 5Mo 9,6; vgl. 2Mo 32,9; 33,3.5; 34,9; Apg 7,51).
17,16 machten sich Bilder, zwei gegossene Kälber. Der Text meint, dass die zwei Kälber zusätzlich zu den Bildern gemacht wurden. Die Anbetung dieser Dinge wurde von Jerobeam eingesetzt (s. 1Kö 12,25-33). ein Aschera-Standbild. Von Rehabeam errichtet (s. 1Kö 14,15.23). das ganze Heer des Himmels. Im antiken Nahen Osten wurden Sonne, Mond und Sterne vergöttert und angebetet. Diese Verehrung der Sterne erreichte Israel und Juda (21,5; 23,4.5; Hes 8,15, 16; Am 5,26). Die Anbetung der Himmelskörper war durch das mosaische Gesetz verboten (5Mo 4,19; 17,3).
17,17 durchs Feuer gehen. S. Anm. zu 3,27; 16,3. Wahrsagerei und Zauberei. S. Anm. zu 5Mo 18,9-14. Jesaja sagte die Verwüstung voraus, die diese Praktiken hervorrufen würden (8,19-22).
17,19 Juda folgte Israel hinsichtlich Sünde und Gericht.
17,21 Israel … losgerissen. S. Anm. zu 1Kö 11,11-13.29-39.
17,22 Sünden Jerobeams. S. Anm. zu 1Kö 12,25-33. Die Sünden dieses Königs setzten ein ungebrochenes Muster götzendienerischer Übertretungen in Gang. S. Anm. zu 13,2.
17,23 bis zu diesem Tag. Israels Exilanten kehrten nicht wie die Judas in großer Menge zurück (s. Anm. zu 1Chr 9,1).
17,24 Samaria. Nach ihrer Eroberung durch die Assyrer wurde das zentrale Bergland und das Gebiet der Küstenebene des früheren Nordreiches Israel eine assyrische Provinz, die nach der Hauptstadt »Samaria« genannt wurde (vgl. V. 28.29). Der assyrische König, Sargon II., siedelte in den verlassenen Städten Fremde an, die aus sehr weit entlegenen Gegenden des eroberten assyrischen Gebietes stammten. Babel und Kuta lagen im Süden Mesopotamiens. Hamat war eine Stadt am Orontes in Syrien. Die genaue Lage von Awa und Sepharwajim ist unbekannt. Diese Völker, die sich mit den Juden vermischten, welche dem Exil entrinnen konnten, wurden Samaritaner – ein Mischvolk aus Juden und Heiden, das später von den ntl. Juden gehasst wurde (vgl. Mt 10,5; Joh 4,9; s. Anm. zu Lk 10,29-37).
17,25 Löwen unter sie. Löwen wurden gelegentlich als Instrumen- te des göttlichen Gerichts benutzt (vgl. 1Kö 13,24; 20,36).
17,26 das Recht des Landesgottes. Die Neuankömmlinge hielten die Löwen für eine Bestrafung durch den Gott Israels, den sie als die Gottheit ansahen, die es galt, zu besänftigen. Da sie nicht wussten, wie sie das anstellen sollten, suchten sie Hilfe bei Sargon II.
17,27 einen der Priester. Als Antwort sandte der assyrische König aus dem Exil einen israelitischen Priester zurück nach Samaria, um die Menschen zu lehren, was der Gott des Landes hinsichtlich seiner Anbetung forderte.
17,29 Obgleich ihnen die richtige Anbetung gelehrt wurde, setz- ten diese Völker Gott neben ihre eigenen Götter in einer eklektischen Art der Verehrung, welche für den wahren und lebendigen Gott Blasphemie darstellte.
17,30 Sukkot-Benot. Wörtl. »Zelte der Töchter«, was wahrschein- lich andeutete, dass manche Gottheiten durch sexuelle Orgien verehrt wurden. Nergal. Möglicherweise der assyrische Kriegsgott. Aschima. Ein Götze in Gestalt eines kahlen Ziegenbocks.
17,31 Nibchas. Ein hundeähnlicher Götze. Tartak. Entweder ein Esel oder der Planet Saturn. Adrammelech. Eventuell mit Moloch gleichzusetzen; er wurde in Gestalt der Sonne, eines Maultiers oder eines Pfaus angebetet. Anammelech. Ein Götze in Hasen- oder Ziegengestalt.
17,33 dienten auch ihren Göttern. Die Religion der Samaritaner war synkretistisch; sie verband Elemente der Verehrung des Herrn mit den Anbetungspraktiken der Götter, die die assyrischen Siedler mitbrachten (s. Anm. zu V. 24).
17,34 Nachdem er aufgezeigt hatte, wie das Volk der Samariter und ihre Religion entstanden waren (V. 24-33), beschreibt der Verfasser der Königsbücher, wie die synkretistische Anbetung der Samaritaner über Generationen fortbestand, sogar bis in seine Zeit hinein (vgl. V. 41; während des babylonischen Exils). Die Religion der Samaritaner war in ihrem Kern nicht anders als Jerobeams I. abweichende Religion.
18,1 Mit Samarias Fall ging das Nordreich Israel zu Ende (17,5.6; 18,9-12). Dieser letzte große Abschnitt der Königsbücher enthält die Ereignisse des übrig gebliebenen Südreichs Juda von 722 v.Chr. bis zu seiner Gefangenschaft und Zerstörung 586 v.Chr. Diese Kapitel werden von den Berichten über zwei gute Könige dominiert – Hiskia (18,1-20,21) und Josia (22,1-23,30). Die Reformen dieser beiden gottesfürchtigen Könige konnten allerdings die Auswirkungen der beiden schlimmsten Könige Judas – Ahas (16,1-20) und Manasse (21,1-18) – nicht aufheben. Das Exil war das Ergebnis von Judas Abfall, ebenso wie es bei Israel geschehen war (23,31-25,21). Die Königsbücher beginnen mit dem Bau des Tempels (1Kö 5,29-6,38) und enden mit seiner Zerstörung (25,8.9, 13-17); sie beschreiben den traurigen Weg von der Errichtung wahrer Anbetung zur Zerstörung durch den Abfall. 18,1 dritten Jahr. Ca. 729 v.Chr. – Hosea begann seine Herrschaft 732 v.Chr. (s. Anm. zu 15,27; 17,1). Bis 715 v.Chr. regierte Hiskia zusammen mit Ahas (s. Anm. zu 16,2). S. Anm. zu 2Chr 29,1-32,33. Mit diesem Vers kehrt der Verfasser von seinem Exkurs über die Gründe der Gefangenschaft zurück zum historischen Bericht über die Könige des Südreiches Juda. 18,2 29 Jahre. 715-686 v.Chr. Er regierte 20 Jahre allein (715-695 v.Chr.) und 9 weitere Jahre zusammen mit seinem Sohn Manasse (695686 v.Chr.). Die hier erwähnten 29 Jahre bezeichnen nur die Jahre nach dem Ende seiner Mitregentschaft mit Ahas nachdem er der alleinige Herrscher geworden war. Während Hiskias Regierungszeit dienten die Propheten Jesaja (19,2; Jes 1,1; 37,21) und Micha (Mi 1,1) in Juda.
18,4 schaffte die Höhen ab. Hiskia war Judas erster König, der die Höhen vollständig abschaffte, die Anbetungszentren, die entgegen dem mosaischen Gesetz errichtet worden waren (vgl. 5Mo 12,2-7; 12,13.14). Steinmale … Astartebilder. Hiskia zerstörte die Götzen, die zur Anbetung des Baal und der Astarte benutzt wurden. die eherne Schlange. Hiskia hieb die Nechuschtan in Stücke, die bronzene Schlange, die Mose in der Wüste gemacht hatte (s. Anm. zu 4Mo 21,49), weil Juda sie wie einen Götzen verehrte. Möglicherweise waren sie von der kanaanitischen Religion beeinfl usst, die Schlangen als Fruchtbarkeitssymbole betrachtete.
18,5 Er vertraute dem HERRN, dem Gott Israels. Hiskias vor- nehmste Eigenschaft (absolut im Gegensatz zu seinem Vater Ahas) war jedoch, dass er auf den Herrn als seine einzige Hoffnung in jeder Situation vertraute. Was ihn von allen anderen Königen Judas unterschied (nach der Teilung des Königreichs), war sein festes Vertrauen in den Herrn während einer schweren nationalen Krise (18,17-19,34). Trotz schwieriger Ereignisse hielt Hiskia eng am Herrn fest, folgte ihm treu und gehorchte seinen Geboten (V. 6). Deshalb war der Herr mit ihm und gab ihm Gelingen (V. 7).
18,7 Er fi el auch ab … von Assyrien. Bevor er König wurde, hatte sein Vater sich Assyrien unterworfen. Mutig durchbrach Hiskia diese assyrische Kontrolle und setzte nationale Unabhängigkeit durch (vgl. 5Mo 7,2).
18,8 Gaza. Die südlichste Philister-Stadt ca. 88 km südwestlich von Jerusalem. Da Assyrien Philistäa kontrolliert hatte, trotzte Hiskias Einmarsch der assyrischen Herrschaft und brachte die Bedrohung eines Vergeltungsschlags mit sich.
18,9 Diese Verse blicken auf die Zeit vor der Zerstörung und Ge- fangennahme Israels zurück, um Samarias Fall zusammenzufassen (noch vollständiger in 17,5-23) als anschauliche Erinnerung an Assyriens Macht und seine Bedrohung, die es für Juda nach wie vor darstellte. Mit der Erinnerung an Israels Abfall, zu dem Hiskias Treue zum Herrn einen leuchtenden Kontrast darstellte, bildet dieser Rückblick den Hintergrund für die Belagerung Jerusalems.
18,13 Abgesehen von einigen Auslassungen und Hinzufü- gungen fi ndet sich diese Schilderung in Jes 36,1-39,8. S. Anm. zu Jes. hinsichtlich weiterer Ausführungen. 18,13 vierzehnten Jahr. 701 v.Chr. – Hiskia begann seine Allein- herrschaft 715 v.Chr. (s. Anm. zu 18,1.2). Dieses Datum der Belagerung Jerusalems wird von assyrischen Quellen bestätigt. Sanherib. Er war assyrischer Thronfolger von Sargon II. im Jahr 705 v.Chr. und herrschte bis 681 v.Chr. Hiskia hatte sich gegen ihn erhoben (V. 7), wahrscheinlich indem er ihm beim Einmarsch in Philistäa Tribut schuldig blieb. festen Städte. S. Anm. zu Jes 36,1.
18,14 Hiskia versuchte die Situation mit Sanherib zu verbessern, indem er seinen Fehler eingestand und dem assyrischen König den geforderten Tribut zahlte. Sanherib wollte etwa 11 Tonnen Silber und eine Tonne Gold. Zur Bezahlung leerte Hiskia den Tempel- und Palastschatz und ließ das Gold von den Türen und Pfosten des Tempels abschneiden.
18,17 Sanherib wurde durch die Zahlung jedoch nicht zufrieden- gestellt, sodass er Boten zu Hiskia sandte, um dessen völlige Unterwerfung zu fordern. 18,17 Tartan. Der Oberbefehlshaber der assyrischen Armee (vgl. Jes 20,1). Rabsaris. Ein hoher Palastbeamter. Rabschake. Das Wort ist kein Name, sondern bedeutet vielmehr »Führer«. Er war Sanheribs Sprecher, der den König zu diesem Anlass repräsentierte. großen Heer. Das war ein Voraustrupp der Hauptarmee (19,35), mit dem Sanherib hoffte, Juda durch einen Bluff zu unterwerfen. Lachis. S. Anm. zu 14,19. Sanheribs Eroberung dieser Stadt geschah erst gegen Ende, als er die Boten ausgesandt hatte. Wasserleitung des oberen Teiches. Jesaja traf Ahas am gleichen Ort, um ihn davon abzubringen, auf ausländische Mächte zu vertrauen (Jes 7,3), hatte damit aber keinen Erfolg. Die Wasserleitung befand sich wahrscheinlich im höher gelegenen Nordwesten Jerusalems an der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung zwischen Juda und Samaria. Walkerfeldes. Das Wort bedeutet »Wäscher« und lässt darauf schließen, dass an diesem Feld nahe der Wasserversorgung solche Tätigkeiten ausgeführt wurden.
18,18 Eljakim … Schebna. Eljakim war der Palastvorsteher und Schebna der Schreiber. S. Anm. zu Jes 22,19-22. Joach … der Kanzleischreiber. Seine Position war es, zwischen dem König und dem Volk zu vermitteln (vgl. 2Sam 8,16). 18,19-25 Der Rabschake verfolgte eine zweifache Logik: 1.) Ägypten würde Jerusalem nicht retten können (V. 20.21.23.24) und 2.) der Herr hatte die Assyrer berufen, Juda zu zerstören (V. 22.25).
18,19 große König. Vgl. V. 28. Der selbst ernannte Titel der assyri- schen Könige. Im Gegensatz dazu benutzte der Rabschake unhöfl icherweise keinen Titel für Hiskia (V. 19.22.29.30.31.32).
18,20 leeres Geschwätz. S. Anm. zu Jes 36,5. Auf wen vertraust du. Assyrien war so stark, dass es keinen Stärkeren gab. Er vertraute dem Herrn, TSeiliocah vonT unnel S t a d t D a v i d dem Gott Israels, so dass unter allen Königen von Juda keiner seinesgleichen war, weder nach ihm noch vor ihm (2Kö 18,5). Brunnentor K I s Mill Ophel o Roßtor Wassertor Gihonquelle D R O N - T A L
18,36 schwieg still. S. Anm. zu Jes 36,21.
18,37 mit zerrissenen Kleidern. S. Anm. zu Jes 36,22.
19,1 zerriss … Sacktuch. S. Anm. zu 6,30. Eine Reaktion, die Hiskias Schmerz, Buße und Reue symbolisierte. Das Volk musste Buße tun und der König dabei vorangehen. Haus des HERRN. S. Anm. zu Jes 37,1.
19,2 die ältesten Priester. S. Anm. zu Jes 37,2. dem Propheten Jesaja. Das erste Mal, dass in den Königsbücher einer der größten Propheten des Herrn erwähnt wird (vgl. Jes 1,1). Schon 40 Jahre lang übte er seinen Dienst seit den Tagen Ussijas aus (Jes 6,1), welcher auch Asarja genannt wurde (14,21).
19,3 keine Kraft zum Gebären. S. Anm. zu Jes 37,3.
19,4 um den lebendigen Gott zu verhöhnen. S. Anm. zu Jes 37,4. den Überrest, der noch vorhanden ist. S. Anm. zu Jes 37,4.
19,6 Fürchte dich nicht. Sanherib hatte den Herrn gelästert, indem er ihn mit anderen Göttern gleichsetzte. Der Herr würde dem assyrischen König persönlich seine Überlegenheit vor allen so genannten Gottheiten zeigen.
19,7 Geist. Der Herr gab die Verheißung, Sanheribs Haltung derart zu verändern, dass er Jerusalem verlassen und nach Hause zurückkehren würde, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Wie der Herr das tat, wird in V. 35-37 berichtet.
19,8 Libna. S. Anm. zu Jes 37,8.
19,9 Tirhaka, dem König von Kusch. S. Anm. zu Jes 37,9. 19,9 Der König von Assyrien sandte Boten, um die Argumente im Ultimatum des Rabschaken aus 18,19-25 zusammenzufassen.
19,10 verführen. Erst wurde Hiskia der Verführung beschuldigt (18,29), dann der Herr.
19,11 Diese Drohung hatte den gleichen Tenor wie in 18,33-35.
19,12 Die eroberten Städte lagen zwischen Tigris und Euphrat in Mesopotamien und waren syrische Städte, die erst kürzlich Sanherib und den Assyrern in die Hände gefallen waren.
19,14 Haus des HERRN. Der gottesfürchtige Hiskia kehrte zum Haus des Herrn zurück (vgl. V. 1), im Gegensatz zu Ahas, der in einer ähnlichen Krise nicht einmal ein Zeichen vom Herrn erbitten wollte (Jes 7,11.12).
19,15 der du … thronst … den Himmel und die Erde. S. Anm. zu Jes 37,16.
19,16 höre … sieh … höre. S. Anm. zu Jes 37,17.
19,17 S. Anm. zu Jes 37,18.19.
19,19 du … allein. S. Anm. zu Jes 37,20.
19,20 Jesaja, der Sohn des Amoz. S. Anm. zu Jes 37,21.
19,21 spottet über dich. S. Anm. zu Jes 37,22.
19,22 du hast verhöhnt und gelästert? Der Herr hatte Sanheribs Verhöhnung gehört (V. 16).
19,23 S. Anm. zu Jes 37,24.25.
19,25 ich habe es kommen lassen. S. Anm. zu Jes 37,26-29.
19,29 Zeichen. Die beiden Jahre, in denen sie sich von Feldfrüchten ernähren sollten, waren jene, in denen Sanherib ihnen zusetzte. Nach der Rettung zog Sanherib sofort weg (V. 36) und das übrig gebliebene Volk konnte im dritten Jahr wieder anpfl anzen.
19,30 was vom Haus Juda entkommen … ist … ein Über- rest. Die Nachkommen der Überlebenden in Jerusalem, die das Land wieder bevölkerten (vgl. Jes 1,9, 27; 3,10; 4,3; 6,13; 8,16.17; 10,20.22; 11,12.16; 26,1-4.8; 27,12; 28,5; 37,4).
19,31 Eifer des HERRN der Heerscharen. Die gleiche Bestätigung der göttlichen Verheißung in 19,7 sicherte die zukünftige Errichtung des messianischen Königreichs zu. Die Rettung vor Sanherib zur Zeit Hiskias war eine Vorschattierung von Israels endgültiger Wiederherstellung beim zweiten Kommen Christi.
19,32 soll nicht … hineinkommen … und keinen Wall gegen sie aufwerfen. S. Anm. zu Jes 37,33.
19,33 er soll wieder zurückkehren. S. Anm. zu Jes 37,34.
19,34 um meinetwillen. Da Sanherib direkt die Treue des Herrn gegenüber seinem Wort herausgefordert hatte (V. 10), ging es in der Auseinandersetzung mit den Assyrern um Gottes Treue (vgl. Hes 36,22.23). um meines Knechtes David willen. Gott versprach, Davids Linie auf dem Thron aufrechtzuerhalten (2Sam 7,16; vgl. Jes 9,5.8; 11,1; 55,3).
19,35 der Engel des HERRN. Zur Identifi zierung s. Anm. zu 2Mo 3,2. Engel als Vertreter der Zerstörung s. 1Mo 19,15; 2Sam 24,16. 19,35 erschlug. S. Anm. zu Jes 37,36-38.
20,1 In jenen Tagen … todkrank. Hinsichtlich des Datums von Hiskias Krankheit gibt es 3 berechtigte Möglichkeiten: 1.) da Hiskia 15 weitere Lebensjahre und die Rettung vor den Assyrern geschenkt wurden (V. 6), ereignete sich seine Krankheit ca. 701 v.Chr.; 2.) da Berodach-Baladan (V. 12) 703 v.Chr. starb, brach die Krankheit kurz vorher aus; etwas später zeigte Hiskia den Gesandten aus Babylon seine Schatzkammern (V. 12-19) oder 3.) da sich Berodach-Baladan ca. 721710 v.Chr. auf dem Höhepunkt seiner Macht befand, fi el Hiskias Krankheit in diese Jahre. Die erste oder zweite Möglichkeit ist am wahrscheinlichsten. Bestelle dein Haus. Eine Anweisung, die Hiskia mitteilte, seiner Familie seinen letzten Willen kundzutun (vgl. 2Sam 17,23). du sollst sterben und nicht am Leben bleiben. Die Prophezeiung klang endgültig, aber Hiskia wusste, dass Gott seine Bitte erhören würde (vgl. 2Mo 32,7-14).
20,2 betete … weinte sehr. Hiskia erinnerte den Herrn im Gebet an seine Frömmigkeit und seine Hingabe an Gott. Er bat nicht ausdrücklich um Heilung. Aufgrund der Auslegung des Datums aus V. 1 weinte Hiskia, weil: 1.) er dachte, sein Tod würde Sanherib Anlass zum Rühmen geben, oder 2.) sein Sohn Manasse zu jung war, um König zu werden.
20,3 mit ganzem Herzen. S. Anm. zu Jes 38,3. 20,6 15 Jahre. Es war die unmittelbare Reaktion des Herrn (V. 4), dem König seine Bitte zu gewähren. Eine Prophezeiung so schnell zurücknehmen zu müssen, beunruhigte Jesaja nicht – im Gegensatz zu Jona (Jon 4,2.3). Jesaja ähnelte in dieser Hinsicht Nathan (2Sam 7,3-6). diese Stadt … erretten. S. Anm. zu Jes 38,6.
20,8 Zeichen … zehn Stufen zurückkehren. Hier werden in der Bibel zum ersten Mal Mittel zur Zeitmessung erwähnt. Hiskia bat um dieses Zeichen, um sich die Verheißung des Herrn bezüglich seiner Heilung bestätigen zu lassen.
20,12 Zu jener Zeit. Direkt nach Hiskias Krankheit und Genesung. Berodach-Baladan. Berodach-Baladan, Herrscher der Stadt Babylon, widerstand Assyrien zwischen 721 und 710 v.Chr. mehrfach. Anscheinend suchte er Hiskias Hilfe (ca. 703 v.Chr.) gegen Sargon, den König Assyriens, obschon sein Interesse an der Zurückstellung der Sonnenuhr (2Chr 32,31) und an Hiskias Genesung Teil seiner Motivation gewesen sein könnte.
20,13 Hiskia … schenkte ihnen Gehör. Der Text sagt nicht, ob es aus Schmeichelei geschah oder aus dem Wunsch nach Hilfe gegen die assyrische Bedrohung. Vgl. »freute sich« in Jes 39,2. 20,13 Schatzhaus … Schatzkammern. S. Anm. zu Jes 39,2.3.
20,16 das Wort des HERRN … nach Babel weggebracht. Jesaja sagte die babylonische Gefangenschaft voraus, die über ein Jahrhundert später eintreffen sollte (586 v.Chr.); eine weitere Prophezeiung, die sich historisch in allen erwarteten Einzelheiten erfüllte.
20,17 es wird nichts übrigbleiben. Als Hiskia seinen Wohlstand vor den Gesandten zur Schau stellte, ging diese Sünde nach hinten los, obwohl sie nur symptomatisch für den eigentlichen Grund der Gefangenschaft war. Der Hauptgrund war die böse Herrschaft von Manasse, Hiskias Sohn (21,11-15).
20,18 Söhnen, die von dir abstammen werden. Hiskias Söhne mussten in die Gefangenschaft gehen. S. 24,12-16; 2Chr 33,11; Dan 1,3-6 hinsichtlich der Erfüllung der Prophezeiung.
20,19 Das Wort des HERRN … ist gut. Eine überraschende Reaktion auf die negative Prophezeiung in V. 16-18. Sie erkannte Jesaja als Gottes treuen Boten an und Gottes Güte, weil er Jerusalem nicht zu Hiskias Lebzeiten zerstörte. Friede und Sicherheit … zu meinen Lebzeiten. Hiskias Reaktion könnte man egoistisch nennen, aber vielleicht suchte er auch nur nach einem hellen Punkt, um das düstere Schicksal seiner Nachkommen zu erleuchten.
20,20 Wasserleitung. S. Anm. zu 2Chr 32,30.
21,1 12 Jahre alt. Manasse begann seine Regierung zusammen mit seinem Vater Hiskia 695 v.Chr. Da die nachfolgenden Königsherrschaften in Juda insgesamt 10 Jahre mehr betrugen als die eigentliche historische Zeitspanne und die Daten der späteren Könige gut mit der Geschichte übereinstimmen, ist es am besten, von einer 10-jährigen Mitregentschaft in Manasses langer Regierungszeit auszugehen. Hiskia bereitete seinen Sohn als Jugendlichen auf die Thronfolge vor; Manasse stellte sich jedoch als der schlechteste König in Judas Geschichte heraus. 55 Jahre. 695-642 v.Chr. S. Anm. zu 2Chr 33,1-20.
21,2 den Gräueln der Heidenvölker. Die abscheulichen Praktiken der Kanaaniter sind in 5Mo 18,9-12 aufgeführt. Israel wurde es in 5Mo 12,29-31 verboten, den widerwärtigen Praktiken der Völker des Landes nachzugehen. Manasses Götzendienst wird in V. 3-9 beschrieben (vgl. 17,7-12.15-17).
21,3 Höhen … Altäre … Aschera-Standbild. Manasse machte Hiskias Reformen rückgängig (vgl. 18,4) und setzte die Baalverehrung Götzendienst verführt. Ihr Götzendienst überstieg sogar noch den der Kanaaniter, von denen sie das Land genommen hatten.
21,10 die Propheten. Durch seine Sprecher verkündete der Herr Judas Gericht. In V. 11-15 wird die prophetische Botschaft an Juda zusammengefasst.
21,11 Amoriter. Eine allgemeine Bezeichnung der ursprünglichen Einwohner Kanaans (vgl. 1Mo 15,16; Jos 24,8).
21,13 das Senkblei. Um zu bestimmen, ob Bauten gerade waren, ließ man Senkblei an den Wänden herabhängen (vgl. Jes 28,17; Am 7,7.8). Schräge Wände wurden niedergerissen. Der Herr hatte Jerusalem am Maßstab seines Wortes gemessen und beschlossen, dass das Schicksal Samarias (Israel) auch das Jerusalems sein würde. Jerusalem auswischen. Wie man Essen aus einer Schüssel wischt, würde der Herr die Erde von Jerusalem reinigen, d.h. es auslöschen und es von innen nach außen kehren und leer und nutzlos zurücklassen.
21,14 Überrest. Juda, der allein übrig gebliebene Stamm des aus- gewählten Volkes. verwerfen. Der Herr stand im Begriff, sein Volk in die Hände ihrer Feinde zu geben, die sie ausrauben würden (vgl. Jer 12,7).
21,15 mich erzürnt haben. Die Geschichte Israels, des Volkes Got- tes, war eine Geschichte des Ungehorsams gegenüber dem Herrn. Mit Manasses Herrschaft fand die Sünde des Volkes Gottes seinen Höhepunkt; Gott hatte ihnen seine Langmut entzogen und die Wegführung ins Exil war nicht mehr zu vermeiden (vgl. 24,1-4).
21,16 sehr viel unschuldiges Blut. Eine vieldeutige Aussage, die zu mehreren Auslegungen führte: 1.) Kindsopfer (vgl. V. 6); 2.) Unterdrückung und Verfolgung der Schwachen (Jer 7,6; 22,3.17; Hes 22,6-31) oder 3.) das Martyrium der Propheten Gottes (vgl. V. 10). Höchstwahrscheinlich ist eine Kombination von allen 3 Auslegungen zutreffend. Die jüdische und christliche Überlieferung berichtet, dass Manasse Jesaja in einem hohlen Baumstamm zersägen ließ (vgl. Hebr 11,37).
21,19 zwei Jahre. 642-640 v.Chr. Amon setzte die götzendieneri- schen Praktiken seines Vaters fort und wandte sich ganz vom Herrn ab (V. 20-22). S. Anm. zu 2Chr 33,21-25.
21,24 das Volk des Landes. Wahrscheinlich eine Gruppe jüdischer Führer, die Amons Mörder töteten und seinen Sohn Josia auf den Thron brachten. Anscheinend wollten sie die davidische Dynastie aufrechterhalten (vgl. 2Kö 11,14-18).
22,1 31 Jahre. 640-609 v.Chr. Während Josias Regierungszeit gab es im Nahen Osten einen Machtwechsel zwischen Assyrien und Babylon. Ninive, Assyriens Hauptstadt, wurde von den Babyloniern 612 v.Chr. zerstört und das ganze assyrische Reich fi el 609 v.Chr. Josia war der letzte gute König der davidischen Linie vor dem babylonischen Exil. Während Josias Herrschaft dienten in Juda die Propheten Jeremia (Jer 1,2), vielleicht auch Habakuk und Zephanja (Zeph 1,1). S. Anm. zu 2Chr 34,1-35,27.
22,2 wich nicht davon. Josia folgte dem Herrn mit ganzer Hingabe (vgl. 23,25). Er war den Bestimmungen des mosaischen Gesetzes gehorsam, als er sie kennen lernte, und folgte Davids Beispiel, der das Vorbild für die Herrscher des Volkes Gottes war (5Mo 17,11.20; Jos 1,7).
22,3 achtzehnten Jahr. 622 v.Chr., als Josia 26 Jahre alt war.
22,4 Hilkija. Der Hohepriester war Asarjas Vater und der Großvater von Seraja, dem Hohenpriester, der zur Zeit des Exils von den Babyloniern getötet wurde (vgl. 25,8-20). 22,4 die Hüter der Schwelle. S. Anm. zu 12,9. Josia wandte die gleiche Methode wie König Joas an, um Gelder für Reparaturen am Tempel zu sammeln, nachdem dieser von Manasse und Amon missbraucht worden war. 22,8 das Buch des Gesetzes. Eine Schriftrolle mit der Tora (dem Pentateuch), der Offenbarung Gottes an Israel durch Mose (s. Anm. zu 23,2; 5Mo 28,61). Manasse hatte möglicherweise alle Abschriften vom Gesetz Gottes vernichtet, die nicht versteckt waren. Dies könnte die offi zielle Abschrift gewesen sein, die neben die Bundeslade im Allerheiligsten gelegt wurde (5Mo 31,25.26). Unter Ahas, Manasse oder Amon wurde sie vielleicht von ihrem Platz genommen (vgl. 2Chr 35,3), aber während der Reparaturarbeiten wieder gefunden.
22,9 Einige meinen, dass Schaphan 5Mo 28-30 gelesen haben musste, wo von einer Erneuerung des Bundes berichtet wird sowie von einer Aufl istung der schrecklichen Drohungen und Flüche für alle, die gegen Gottes Gesetz verstoßen.
22,11 er zerriss seine Kleider. Josias Reaktion beim Lesen des Ge- setzes war unmittelbare Buße, die sich in den üblichen Zeichen von Wehklage und Schmerz ausdrückte (s. 18,37; 19,1). Judas Schuld und Gottes Strafe verursachten Josias Trauer (V. 13).
22,14 Hulda. Diese Prophetin tritt im AT nur in diesem Zusammen- hang in Erscheinung. Sie genoss eine gewisse Achtung aufgrund ihrer prophetischen Gabe, obschon nicht erklärt wird, weshalb sie aufgesucht wurde und nicht andere Propheten wie Jeremia oder Zephanja (s. Anm. zu 22,1). Nur selten sprach Gott zu seinem Volk durch eine Frau (vgl. Mirjam in 2Mo 15; Debora in Ri 5), nirgendwo in der Schrift fi ndet sich jedoch ein dauerhafter prophetischer Dienst einer Frau. Um die 66 Bücher der Bibel niederzuschreiben, wurde keine Frau inspiriert. des Hüters der Kleider. Wahrscheinlich waren das die königlichen Kleider oder die der Priester. im zweiten Stadtteil. Dieser Stadtteil Jerusalems wurde als »zweiter« bezeichnet, weil er die erste große Stadterweiterung bildete. Er lag wahrscheinlich auf dem westlichen Hügel Jerusalems, einem Gebiet, das von der Stadtmauer umgeben war und während Hiskias Regierung gebaut wurde. Die Stadterweiterung in der Zeit Hiskias geschah vielleicht, um jüdischen Flüchtlingen Platz zu bieten, die der assyrischen Invasion in Israel entkommen waren.
22,15 Hulda gab Gottes Botschaft an Josia durch dessen Gesand- te weiter. Erstens bestätigte der Herr Josia, dass er sein Gericht mit Gewissheit über Jerusalem aufgrund ihres Götzendienstes bringen würde (V. 15-17). Zweitens richtete der Herr das Wort an Josia, dass er »in Frieden« sterben würde (V. 20), was bedeutete, dass er dem Schrecken, den Gott für Jerusalem bereit hielt, entkommen würde. Die Grundlage dieser Verheißung war Josias demütige Reaktion, als er durch die Schriftrolle von Judas zukünftiger Verwüstung hörte (V. 18.19).
22,20 in Frieden. Sein Herz hatte Frieden mit Gott. Er musste nicht mehr mitansehen, wie Jerusalem zerstört wurde, da er in der Schlacht starb (2Chr 35,23).
23,2 des Buches des Bundes. Obwohl diese Bezeichnung in 2Mo
24,7 mit dem Verweis auf den Inhalt von 2Mo 20,22-23,33 benutzt wurde, scheint sie sich hier auf ein umfangreicheres Stück der Schrift zu beziehen. Da ein Großteil des Pentateuchs vom mosaischen Bund handelt, wurden diese 5 Bücher so genannt. Da alle Männer Judas und alle Einwohner Jerusalems vor Josia versammelt waren, scheint es am besten, dies als die Lesung des ganzen geschriebenen Gesetzes von 1Mo 1 bis 5Mo 34 zu betrachten (s. Anm. zu 5Mo 31,9.11).
23,3 Podium. S. Anm. zu 11,14. einen Bund … dieses Bundes. Josia ging ein öffentliches, verbindliches Abkommen ein, das vollkommenen Gehorsam gegenüber allem beinhaltete, was ihnen der Herr im gerade vorgelesenen Buch des Bundes befahl. Dem Beispiel Josias folgend versprach das ganze Volk, die Satzungen des mosaischen Bundes zu halten. S. Anm. zu 11,17; 2Mo 24,3-8.
23,4 Aschera. S. Anm. zu 21,7. auf den Feldern des Kidrontales. Josia verbrannte alles aus dem Tempel, das dem Götzendienst geweiht war. Das geschah im unteren Kidrontal, östlich von Jerusalem (vgl. V. 6). Staub nach Bethel. Ca. 16 km nördlich Jerusalems gelegen, war Bethel einer der beiden Orte, an denen Jerobeam I. seinen Götzendienst eingesetzt hatte (1Kö 12,28-33). Bethel lag direkt nördlich von Judas Grenze im früheren Nordreich, was zu diesem Zeitpunkt die assyrische Provinz Samaria war. Durch Assyriens Machtverlust war Josia in der Lage, seinen religiösen Einfl uss auf den Norden auszuweiten. Er benutzte die Asche der verbrannten Gegenstände, um Jerobeams religiöses Zentrum zu entweihen (vgl. V. 15-20).
23,5 Sternbildern. Vgl. 21,3. Auch die Astrologen wurden abge- setzt. S. Jes 47,13. 23,6 das Aschera-Standbild. Das Götzenbild der Aschera (s. Anm. zu 21,7). die Gräber des gewöhnlichen Volkes. Im Kidron-Tal befand sich der Friedhof des einfachen Volkes (vgl. Jer 26,23). In 2Chr 34,4 wird gesagt, dass die Asche der Gegenstände des Götzendienstes auf die Gräber derer gestreut wurde, die diesen Götzen geopfert hatten. Das »gewöhnliche Volk« war seinen Führern hinsichtlich Abfall, Verunreinigung und Verdammnis gefolgt – was alles in allem durch das Verstreuen der Asche symbolisiert wurde. 23,7 Häuser. Zelte (in 17,30 »Sukkot-Benot« genannt) der Frauen, die der Aschera geweiht waren und dort Wandbehänge anfertigten und sexuelle Sünden begingen.
23,8 von Geba an bis nach Beerscheba. Geba lag etwa 11 km nordöstlich von Jerusalem weit im Norden Judas und Beerscheba ca. 72 km südlich von Jerusalem an Judas südlichem Ende. Folglich war es eine Redewendung, die »in ganz Juda« bedeutete.
23,10 Tophet. Bedeutet »Trommel« und bezeichnet ein Gebiet im Hinnom-Tal, wo Kinder geopfert wurden (vgl. Jes 30,33; Jer 7,31.32; 19,5.6). Vielleicht wurde es »Trommel« genannt, weil dort getrommelt wurde, um die Schreie der geopferten Kinder zu übertönen.
23,11 Rosse … der Sonne geweiht. Die Pferde und Wagen, die Teil der Sonnenverehrung waren, sollten wahrscheinlich die Sonne symbolisieren, wie sie ihren Weg am Himmel markierte. Kürzlich wurde in Jerusalem eine religiöse Grabstätte mit Pferdemotiven gefunden (vgl. Hes 8,16).
23,12 auf dem Dach. Altäre wurden auf den Flachdächern der Häuser errichtet, sodass das Volk »dem Heer des Himmels« räuchern konnte (Zeph 1,5; Jer 19,13).
23,13 die Salomo … gebaut hatte. Salomo hatte östlich von Je- rusalem auf dem Ölberg eine Höhe gebaut, die zur Verehrung fremder Götter bestimmt war, d.h. für die Fruchtbarkeitsgöttin Astarte der Zidonier, für den moabitischen Gott Kemosch und dem ammonitischen Gott Moloch (1Kö 11,7). Diese Altäre existierten über 300 Jahre, bevor Josia sie schließlich zerstörte. Diese Orte wurden als verunreinigt und ungeeignet für Anbetungsstätten gehalten, wenn menschliche Knochen dort hingebracht wurden.
23,15 den Altar von Bethel. Josia machte den Altar, den Jerobeam I. in Bethel erbaut hatte, zu Staub und Asche (s. 1Kö 12,28-33).
23,16 Gräber. Als er Gräber in der Nähe sah, möglicherweise von den dort begrabenen Hohenpriestern, nahm Josia ihre Gebeine und verbrannte sie auf dem Altar in Bethel, um ihn zu verunreinigen. Mit dieser Tat wurde eine Prophezeiung über den Altar erfüllt, die ungefähr 300 Jahre zuvor gegeben wurde (1Kö 13,2).
23,17 S. 1Kö 13,1-32, besonders V. 31.32.
23,18 Samaria. Das frühere Nordreich Israel war mittlerweile als Samaria bekannt geworden, das als assyrische Provinz so bezeichnet wurde (s. Anm. zu 17,24).
23,19 den Städten Samarias. Die Schändung der Höhe in Bethel war nur der Anfang von Josias Entweihung aller Höhen in der assyrischen Provinz Samaria.
23,20 er schlachtete alle Höhenpriester. Diese nicht-levitischen Priester, die den Götzendienst im früheren Nordreich durchführten, waren Götzendiener, die Gottes Volk zur Götzenverehrung verleiteten. Gemäß den Bestimmungen von 5Mo 13,7-19; 17,2-7 wurden sie getötet und ihre Gräber wurden mit verbrannten Knochen doppelt verunreinigt. 23,21.22 kein solches Passah. Dieses Passahfest in Juda (s. 5Mo 16,2-8) ähnelte den Anweisungen des mosaischen Gesetzes mehr als jedes andere in den letzten 400 Jahren israelitischer Geschichte. Obschon Hiskia das Passah feierte (2Chr 30), gab es seit der Zeit der Richter keine Feier mehr, die genau Gottes Gesetz entsprach. Weitere Details dieses Passahs fi nden sich in 2Chr 35,1-19.
23,23 achtzehnten Jahr. Ca. 622 v.Chr. Alle Reformen von Josia fanden im gleichen Jahr statt (vgl. 22,3).
23,24 dem Buch … gefunden. S. 22,8.
23,25 seinesgleichen ist … kein König gewesen. Von allen Kö- nigen der davidischen Linie, einschließlich David selbst, kam kein König dem königlichen Ideal von 5Mo 17,14-20 näher als Josia (vgl. Mt 22,37). Doch selbst Josia war nicht völlig gehorsam, denn er hatte mehrere Frauen (vgl. V. 31.36; s. Anm. zu 1Mo 2,24). Aber auch dieser gerechte König konnte den Zorn Gottes wegen der Sünde Manasses nicht abwenden (V. 26.27). S. Kap. 17.18. 23,29 Necho. Pharao Necho II. (609-594 v.Chr.) war ein Verbündeter Assyriens gegen die wachsende Macht Babylons. Aus unbekannten Gründen sollte Josia Necho und seine Armee davon abhalten, sich mit der assyrischen Armee am Euphrat zu verbinden, um gegen Babylon zu kämpfen. Megiddo. Von diesem stark befestigten Stützpunkt ca. 100 km nördlich Jerusalems war das Jesreel-Tal gut zu überblicken. Megiddo bewachte einen strategisch wichtigen Pass auf dem Weg zwischen Ägypten und Mesopotamien. Josias Tod wird in 2Chr 35,20-27 detaillierter geschildert.
23,31 drei Monate. Joahas, der im Jahr 609 v.Chr. an der Macht war, wurde ein Gefangener von Pharao Necho II. und starb schließlich in Ägypten. S. Anm. zu 2Chr 36,1-4.
23,33 Ribla im Land Hamat. Joahas wurde im militärischen Haupt- quartier von Pharao Necho II. gefangen gehalten, das am Orontes im nördlichen Libanon-Tal lag (s. Anm. zu 25,6). Silber … Gold. Die Juda auferlegten Steuern, dessen König sich in Gefangenschaft befand, lagen bei 3.400 kg Silber und 34 kg Gold.
23,34 Eljakim … Jehojakim. Im Jahr 609 v.Chr. setzte Pharao Necho II. Joahas’ älteren Bruder auf den Thron Judas. Necho änderte seinen Namen von Eljakim, »Gott richtet auf« in Jehojakim, »der Herr richtet auf«. Im antiken Nahen Osten wurde die Namensgebung einer Person als ein Zeichen von Autorität angesehen; somit zeigte Necho durch die Umbenennung, dass er der Herr war, der Juda kontrollierte. Als Vasall Ägyptens riskierte Juda Angriffe Babylons, des Feindes Ägyptens. S. Anm. zu 2Chr 36,5-8.
23,35 Jehojakim legte dem Volk hohe Steuern auf, um Ägypten Tri- but zu zahlen, obwohl er noch genügend besaß, um sich selbst einen prunkvollen Palast zu bauen (s. Jer 22,13.14).
23,36 11 Jahre. 609-597 v.Chr.
24,1 Nebukadnezar. Nebukadnezar II. war der Sohn von Nabopolas- sar, dem babylonischen König von 626 bis 605 v.Chr. Als Kronprinz hatte Nebukadnezar die Armee seines Vaters gegen den Pharao Necho und die Ägypter bei Karkemisch am Euphrat in Nord-Syrien geführt (605 v.Chr.). Durch den Sieg über die Ägypter etablierte sich Babylon als stärkste Nation im damaligen Nahen Osten. Ägypten und seine Vasallenstaaten, einschließlich Juda, wurden durch diese Niederlage zu Vasallen Babylons. Nach seinem Sieg bei Karkemisch marschierte Nebukadnezar in Juda ein. Später, im Jahr 605 v.Chr., brachte Nebukadnezar einige Gefangene nach Babylon, unter ihnen Daniel und seine Freunde (vgl. Dan 1,1-3). Gegen Ende des Jahres 605 v.Chr. starb Nabopolassar und Nebukadnezar folgte ihm als babylonischer König, 3 Jahre nachdem Jehojakim den Thron Judas bestiegen hatte (Jer 25,1). Nebukadnezar regierte von 605 bis 562 v.Chr. drei Jahre. Nebukadnezar wandte sich 604 v.Chr. nach Westen und verlangte von allen Königen des Westens Tribut, einschließlich Jehojakim von Juda. Jehojakim unterwarf sich der babylonischen Herrschaft in den Jahren 604-602 v.Chr. 602 v.Chr. erhob sich Jehojakim gegen Babylon, ungeachtet des Ratschlags des Propheten Jeremia (Jer 27,9-11).
24,2 der HERR sandte Truppen. Als Strafe für Jehojakims Ungehorsam gegenüber dem Wort des Herrn, das er durch seinen Propheten gesprochen hatte, sandte der Herr babylonische Truppen zusammen mit denen anderer verbündeter Völker, um Juda militärische Niederlagen zuzufügen.
24,4 unschuldigem Blut. S. Anm. zu 21,16.
24,7 mit dem Verweis auf den Inhalt von 2Mo 20,22-23,33 benutzt wurde, scheint sie sich hier auf ein umfangreicheres Stück der Schrift zu beziehen. Da ein Großteil des Pentateuchs vom mosaischen Bund handelt, wurden diese 5 Bücher so genannt. Da alle Männer Judas und alle Einwohner Jerusalems vor Josia versammelt waren, scheint es am besten, dies als die Lesung des ganzen geschriebenen Gesetzes von 1Mo 1 bis 5Mo 34 zu betrachten (s. Anm. zu 5Mo 31,9.11). 24,7 König von Ägypten. 601 v.Chr. zog Nebukadnezar ein weite- res Mal nach Westen gegen Ägypten und wurde durch starken ägyptischen Widerstand zurückgedrängt. Obwohl Ägypten fähig war, sein eigenes Land zu verteidigen, konnte es nicht seine verlorenen Gebiete zurückgewinnen oder seinen Verbündeten wie Juda Hilfe leisten.
24,8 18 Jahre alt. Diese Lesart ist der Angabe von »8 Jahren« in 2Chr 36,9 vorzuziehen (s. Anm.). drei Monate. Nachdem er sich neuformiert hatte, fi el Nebukadnezar ein zweites Mal im Frühling 597 v.Chr. in Juda ein. Bevor er Jerusalem einnehmen konnte, starb Jehojakim und sein Sohn Jojachin folgte ihm als König über Juda. Jojachin herrschte für eine kurze Zeit 597 v.Chr.. S. Anm. zu 2Chr 36,9.10.
24,10 Die babylonische Belagerung Jerusalems wurde von Nebu- kadnezars Truppen begonnen. Später, als Nebukadnezar persönlich nach nannt), Nechos Enkel, Pharao über Ägypten. Es scheint, als habe er Zedekia zum Aufstand gegen Babylon beeinfl usst (vgl. Hes 17,15-18). 25,1 neunten Jahr. Als Reaktion auf Zedekias Rebellion (24,20) sandte Nebukadnezar seine ganze Armee, um Jerusalem zu belagern. Die Belagerung begann im 9. Jahr von Zedekias Regierung – Januar 588 v.Chr. Der Belagerungswall bestand entweder aus Holztürmen, die höher als die Stadtmauer waren, oder einem Schutzwall aus Erde, der die Stadt umschloss.
25,2 elfte Jahr. Jerusalem hielt der Belagerung bis zum 11. Amts- jahr von Zedekia stand (Juli 586 v.Chr.). Hiskias Tunnel garantierte der Stadt einen ununterbrochenen Vorrat an Frischwasser (20,20). Ein ägyptischer Einfall nach Juda bescherte der Stadt eine vorübergehende Erleichterung während der Belagerung (Jer 37,5).
25,3 Hungersnot. Nach einer 2½-jährigen Belagerung ging in Jeru- salem der Lebensmittelvorrat aus (Jer 38,2.3).
25,4 der Feind brach in die Stadt ein. Die beiden Mauern nahe dem königlichen Garten lagen wahrscheinlich an der äußersten südöstlichen Ecke der Stadt, mit direktem Zugang zum Kidron-Tal. Das gab Zedekia und seinen Soldaten die Gelegenheit, in Richtung Osten um ihr Leben zu fl iehen.
25,5 den Ebenen von Jericho. Zedekia fl oh zum Grabenbruch des Jordan. Die babylonischen Verfolger stellten ihn im Jordan-Tal südlich von Jericho, ca. 32 km östlich von Jerusalem.
25,6 Ribla. Ribla, das etwa 290 km nördlich von Jerusalem am Orontes lag, war Nebukadnezars militärisches Hauptquartier bei seiner Invasion nach Juda. Die Lage war für eine Militärbasis auf freiem Feld ideal, da in der Nähe reichlich Verpfl egung zu fi nden war (vgl. 23,33). Der gefangene Verräter Zedekia wurde zu Nebukadnezar nach Ribla gebracht, wo ihm, nachdem er den Tod seiner Söhne mitansehen musste, die Augen ausgestochen wurden. Die Tötung der königlichen Erben stellte sicher, dass kein zukünftiger Anspruch auf den Thron bestand oder seine Nachkommen rebellieren würden. Die Erblindung machte einen eigenen Aufstand oder Vergeltung unmöglich. Jeremia hatte Zedekia gewarnt, dass er Nebukadnezar zu Gesicht bekäme (s. Anm. zu Jer 32,4; 34,3), während Hesekiel ihm sagte, dass er Babylon nicht sehen würde (s. Anm. zu Hes 12,13). Beide Prophezeiungen wurden genaustens erfüllt.
25,8 siebten Tag. S. Anm. zu Jer 52,12. Im August 586 v.Chr., einen Monat nachdem die Babylonier die Mauern Jerusalems durchbrochen hatten (V. 2-4). Nebusaradan. Er war der Oberste von Nebukadnezars eigener Leibwache, der vom König gesandt war, um die Zerstörung Jerusalems zu beaufsichtigen. Die Babylonier gingen bei der Zerstörung Jerusalems methodisch vor.
25,9 Zuerst wurden Jerusalems wichtigste Gebäude niederge- brannt.
25,10 Als zweites riss die babylonische Armee Jerusalems äußere Mauern nieder, die wichtigste Befestigung der Stadt.
25,11 Drittens führte Nebusaradan die übrig gebliebenen Juden ins babylonische Exil. Unter den Exilanten waren Überlebende aus Jerusalem und solche, die vor der Eroberung der Stadt zu den Babyloniern übergelaufen waren. Nur arme, ungelernte Arbeiter wurden zurückgelassen, um die Weinberge und Felder zu bewirtschaften.
25,13 Viertens wurden die Tempelgegenstände, die aus wertvol- len Metallen gearbeitet waren, nach Babylon gebracht. S. Anm. zu 1Kö 7,15-50 hinsichtlich einer Beschreibung dieser Tempelgegenstände.
25,17 3 Ellen. S. Anm. zu Jer 52,22.
25,18 Fünftens brachte Nebusaradan Jerusalems verbliebene Füh- rer nach Ribla, wo Nebukadnezar sie hinrichten ließ. Dadurch wurde sichergestellt, dass sie keinen Aufstand gegen Babylon anführen würden. 25,18 Seraja. Er war Hilkijas Enkel (22,4.8; 1Chr 5,39.40) und ein Vorfahr Esras (Esr 7,1). Seraja wurde zwar hingerichtet, aber seine Söhne gingen in die Deportation (1Chr 5,41).
25,21 Juda wurde … gefangen hinweggeführt. Das Exil war der letztendliche Fluch, der Juda aufgrund seines Ungehorsams gegenüber dem mosaischen Bund traf (vgl. 3Mo 26,33; 5Mo 28,36.64). Die Klagelieder schildern Jeremias Leid über die Zerstörung Jerusalems.
25,22 Die Königsbücher schließen mit diesem kurzen Nachwort. Trotz der göttlichen Strafe für Israel und Juda zeigte sich das Volk auch weiterhin rebellisch (V. 22-26). Doch aufgrund der Gnade des Herrn hatte das Haus Davids Bestand (V. 27-30). Die Königsbücher enden mit einem Funken Hoffnung. 25,22 Gedalja. In dem Bemühen, die politische Stabilität aufrecht- zuerhalten, ernannte Nebukadnezar einen Statthalter aus einer wichtigen judäischen Familie. Ein genauerer Bericht über Gedaljas Aktivitäten fi ndet sich in Jer 40,7-41,18. Gedaljas Großvater, Schaphan, war Josias Schreiber, der die Reformen des Königs in die Wege geleitet hatte (22,3). Sein Vater, Achikam, gehörte zu Josias Delegation, die zu Hulda gesandt wurde (22,14); zudem ließ er dem Propheten Jeremia seine Hilfe zukommen (Jer 26,24).
25,23 Mizpa. Ca. 13 km nördlich von Jerusalem gelegen, wurde Mizpa zu Judas neuem Mittelpunkt. Mizpa war möglicherweise eine der wenigen Städte, die nach der babylonischen Invasion stehen blieben.
25,24 schwor. Als Statthalter schwor Gedalja dem übrig gebliebe- nen Volk, dass ihnen Loyalität zu den Babyloniern Sicherheit garantieren würde.
25,25 siebten Monat. Oktober 586 v.Chr., zwei Monate nach der Zerstörung Jerusalems (vgl. V. 8). Ismael. Elischama, Ismaels Großvater, war Schreiber unter Jehojakim (Jer 36,12; 41,1). Wahrscheinlich ermordete Ismael Gedalja, weil er das Königtum nach Juda zurückbringen wollte, mit ihm selbst als König, da er königlicher Herkunft war (vgl. Jer 41,1).
25,26 zogen nach Ägypten. Da es die Vergeltung der Babylonier fürchtete, fl oh das Volk nach Ägypten.
25,27 siebenunddreißigsten Jahr. März 561 v.Chr. Jojachin war etwa 55 Jahre alt (vgl. 24,8). Ewil-Merodach. Nebukadnezars Sohn und Nachfolger, der von 562 bis 560 v.Chr. als babylonischer König regierte. Um die Gunst der Juden zu gewinnen, entließ der König Jojachin aus dem Gefängnis und gestand ihm besondere Privilegien zu.
25,28 er redete freundlich mit ihm. Dieses gute Wort des babylonischen Königs an den überlebenden Repräsentanten vom Haus Davids diente als abschließende Erinnerung an Gottes gutes Wort an David. Davids Dynastie hatte selbst den Fluch des Exils überlebt. Noch bestand die Hoffnung, dass Gottes Zusage an David bezüglich des Nachkommens erfüllt würde, der Gottes Tempel bauen und sein ewiges Reich aufrichten sollte (vgl. 2Sam 7,12-16). Das 2. Buch der Könige begann mit Elias Himmelfahrt, dem Ziel aller Menschen, die Gott treu sind. Das Buch schließt mit Israel und Juda, wie sie in die Länder der Heiden weggeführt werden, weil sie Gott untreu waren.
1,1 – 9,44 Diese verkürzte Geschlechterfolge fasst den von Gott se- lektierten roten Faden der Heilsgeschichte zusammen: 1.) von Adam bis Noah (1,1-4; 1Mo 1-6); 2.) von Noahs Sohn Sem bis Abraham (1,4-27; 1Mo 7-11); 3.) von Abraham bis Jakob (1,28; 1Mo 12-25); 4.) von Jakob bis zu den 12 Stämmen (1,28-2,1.2; 1Mo 25-50); und 5.) von den 12 Stämmen bis zu den nach Jerusalem zurückgekehrten Juden nach der 70-jährigen Gefangenschaft (2,3-9,44; 2Mo 1,1 – 2Chr 36,23). Diese genealogische Aufl istung ist typisch für die Absichten des »Chronisten«, der damit nicht unbedingt eine exakte Kopie anderer solcher Listen in der Schrift aufstellen wollte.
1,19 in seinen Tagen wurde die Erde geteilt. Peleg bedeutet »Teilung«; er lebte offenbar zu der Zeit, als der Herr wegen Babel die Menschheit verteilte bzw. zerstreute (vgl. 1Mo 11,1-9).
1,28 Diese 12 Söhne Ismaels entwickelten sich zu 12 Stämmen, siedelten in der großen nördlichen Wüste Arabiens und wurden arabische Völker.
1,43 Könige … Edom. Esaus Kinder siedelten sich in Edom an, östlich und südlich von Israel, und werden zu den arabischen Nationen gezählt.
2,1 – 7,40 Diese Stammbäume repräsentieren die Linie Jakobs bzw. Israels und seiner 12 Söhne. Der Stamm Juda führt die Liste an, was auf seine wichtige Rolle hinweist, die ihm zweifellos wegen des davidischen Erbes zukam. Nach Juda gilt Levi die größte Aufmerksamkeit, was auf die Wichtigkeit seiner priesterlichen Rolle hinweist. Josephs (2,2) Linie wird später durch seine Söhne Manasse und Ephraim aufgeführt. Dan und Sebulon werden hier nicht erwähnt, obwohl beide in der späteren Verteilung des Landes für das Tausendjährige Reich vorkommen (vgl. Hes 48,1.2.26.27). Der genaue Grund für diese Auslassung ist nicht bekannt. Benjamin gilt in 8,1-40 zusätzliche Aufmerksamkeit. Die Stämme werden wie folgt angeführt: 1.) Juda (2,3 – 4,23), 2.) Simeon (4,24-43), 3.) Ruben (5,1-10), 4.) Gad (5,11-22), 5.) Manasse-Ost (5,23-26), 6.) Levi (6,1-81), 7.) Issaschar (7,1-5), 8.) Benjamin (7,6-12), 9.) Naphtali (7,13), 10.) Manasse-West (7,14-19), 11.) Ephraim (7,20-29) und 12.) Asser (7,30-40).
2,7 Achar. Eine alternative Schreibweise für Achan, der in Jos 7,1-26 dem Herrn ungehorsam war und Beute von Jericho nahm, die unter dem Bann Gottes stand.
3,1 S. 2Sam 3,2-5. 3,1 David. Der Hauptgrund für diese detaillierte Geschlechterfolge besteht darin, dass dadurch die Abstammung Jesu von Adam (Lk 3,38) über Abraham und David (Mt 1,1) bestätigt wird. Dadurch wird die Absicht Gottes deutlich, in Christus das Königreich zu verwirklichen.
3,5 S. 2Sam 5,14-16 und 1Chr 14,4-7.
3,10 Rehabeam … Zedekia. Die Regierungszeiten dieser Nachkommen Davids werden in 2Chr 10,1 – 36,21 ausführlich beschrieben. 3,16 Jechonja. Gottes Fluch führte dazu, dass von Jechonja (oder Jehojakin) keine Könige mehr abstammten, was von Jeremia vorausgesagt (Jer 22,30) und von Gott bekräftigt wurde. Obwohl Jechonja zur Abstammungslinie Christi gehört, war der Messias kein natürlicher Nachkomme dieser Linie. Somit wird der Fluch bestätigt, doch die Rechtmäßigkeit seines Königtums durch Joseph, der zur Linie Davids gehörte, aufrechterhalten. Sein Blutgeburtsrecht stammte von Maria, die nicht über Salomo von David abstammt, sondern über seinen Sohn Nathan (vgl. Lk 3,31).
3,22 [insgesamt] sechs. Nur 5 Söhne werden genannt, also um- fasst die Zahl auch ihren Vater Schemaja.
4,41 Hiskia. Er regierte Juda ca. 715-686 v.Chr.
4,43 Amalek. Langjährige Feinde Israels, die Gott ausrotten wollte. Ein weiterer Zweig der amalekitischen Sippe war in Persien aufgetaucht und wurde repräsentiert durch Haman, der die Juden auszurotten versuchte (Est 3,1ff).
5,2 Juda war mächtig. In Übereinstimmung mit dem Segen Jakobs (1Mo 49,10) sollte der König Israels aus dem Stamm Juda hervorgehen. Diese Prophezeiung hatte einen historischen Bezug zum Davidsbund (vgl. 2Sam 7; 1Chr 17) sowie eine messianische Bedeutung. 5,6 Tiglat-Pilneser. Der König von Assyrien (ca. 745-727 v.Chr.), der Juda bedrohte und Ahas tributpfl ichtig machte (vgl. 2Kö 16,7-20; 2Chr 28,16-21).
5,22 Wegführung. Damit ist die Wegführung nach Assyrien im Jahr 722 v.Chr. gemeint (vgl. 5,26).
5,27 In diesem Abschnitt wird die hohepriesterliche Linie von Levi (5,27) über Aaron (6,29), Eleasar (5,29.30) und Pinehas (5,30) angeführt, mit der Gott einen Bund eines beständigen Priestertums geschlossen hatte (4Mo 25,11-13).
5,34 Zadok. Unter Davids Regierung war die hohepriesterliche Linie unberechtigterweise auf die Söhne Ithamars übergegangen, repräsentiert durch Abjatar. Als Abjatar für Adonija Partei ergriff statt für Salomo, wurde Zadok amtierender Hoherpriester (1Kö 2,26.27) und gab der levitischen Linie Pinehas das Hohepriesteramt wieder zurück (vgl. 4Mo 25,10-13).
5,39 Hilkija. Der Hohepriester, der unter der Regierung Josias ca. 622 v.Chr. das Gesetz wiederentdeckte (2Kö 22,8-13; 2Chr 34,14-21).
5,40 Seraja. Der Hohepriester, der von den Babyloniern nach ihrer Besetzung Jerusalems ca. 586 v.Chr. hingerichtet wurde (2Kö 25,18-21). Jozadak. Der Vater des Jeschua, des ersten Hohenpriesters nach der Rückkehr (vgl. Esr 3,2; 5,2). 6,1-15 Hier wird der Tempeldienst der Söhne Levi (6,1-4) und ihrer Sippen (6,5-15) angeführt.
6,12 Samuels Name in dieser levitischen Abstammungslinie be- stätigt, dass er in die Priesterschaft aufgenommen wurde (vgl. 1Sam 1,24-28; 2,24-3,1). Dass Elkana aus Ephraim war (1Sam 1,1), bedeutet nicht, dass er von Ephraim abstammte, sondern dass er dort lebte (4Mo 35,6-8).
6,16 Die levitischen Musiker werden hier angeführt in ihrer Bezie- hung zu: 1.) Kahat und Heman (6,18-23), 2.) Gerschon und Asaph (6,24-28) und 3.) Merari und Etan (6,29-32).
6,35 Hier wird die hohepriesterliche Linie wiederholt, die bereits in 5,30-34 durch Zadok aufgeführt wurde. Dieser wiederholte Stammbaum verweist möglicherweise auf das zadokische Hohepriestertum im Tempel des Tausendjährigen Reiches (vgl. Hes 40,46; 43,19; 44,15; 48,11).
6,41 Dieser Abschnitt wiederholt die 48 Levitenstädte, die die- sem Stamm statt eines Landerbteils gegeben wurden (vgl. 4Mo 35,1-8; Jos 21,1-42). Das weist darauf hin, dass Gott für die jüdische Nation in dem an Abraham gegebenen Land ein Priestertum und eine Zukunft vorgesehen hat (vgl. 1Mo 12,1-3).
8,1 Dieser Abschnitt enthält eine detailliertere Fassung des Stammbaums Benjamins aus 7,6-12. Der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich, weil dieser Stamm in einer wichtigen Beziehung zu Juda und dem Südreich stand. Diese beiden Stämme sowie die Leviten wurden zusammen in Gefangenschaft geführt und bildeten im Jahre 538 v.Chr. den heimkehrenden Überrest.
9,1 ganz Israel. Obwohl das Nordreich Israels nie aus der Wegführung im Jahre 722 v.Chr. heimkehrte, siedelten viele aus den 10 Stämmen des Nordreiches nach der Teilung von 931 v.Chr. ins Südreich um. Infolgedessen lebten in Juda, dem Südreich, Israeliten aus allen Stämmen, sodass bei der Heimkehr aus der Gefangenschaft tatsächlich »ganz Israel« vertreten war.
9,2 früheren Einwohner. Dieses Kapitel umfasst Stammbäume von heimkehrenden 1.) Israeliten (9,3-9); 2.) Priestern (9,10-13); und 3.) Leviten (9,14-34). Tempeldiener. Diese Tempeldiener (Esr 8,20) hießen wörtl. »Nethinim« und waren möglicherweise Nachkommen der Gibeoniter (vgl. Jos 9,3.4.23).
9,35 Dieser Abschnitt beschreibt die Linie Sauls und bildet somit den Übergang zum Hauptthema vom Rest des Buches, dem Königtum Davids (ca. 1011 v.Chr.). 10,1-12 S. Anm. zu 1Sam 31,1-13 (vgl. 2Sam 1,4-12).
10,13 Diese Zusammenfassung gibt es nur in 1Chr und sie bietet den passenden Übergang von Sauls Königtum zu Davids Herrschaft. 10,14 tötete Er ihn. Obgleich Saul sich selbst umbrachte (V. 4), übernahm Gott die Verantwortung für Sauls Tod, den er völlig zurecht verdiente, weil er ein Medium befragt hatte. Darauf stand die Todesstrafe (vgl. 5Mo 17,1-6). Das zeigt, dass das Verhalten des Menschen letztlich der Hand Gottes unterliegt, der durch das Handeln der Menschen seine Ziele erreicht.
11,1 – 29,30 Dieser Abschnitt berichtet selektiv über die Herrschaft Davids, wobei die Aufstellung der Bundeslade in Jerusalem und die Vorbereitungen für den Tempelbau einen großen Schwerpunkt bilden. 11,1 S. Anm. zu 2Sam 5,1-3.
11,4 S. Anm. zu 2Sam 5,6-10.
11,10 S. Anm. zu 2Sam 23,8-39.
11,11 Jasobeam … Hachmonis. In 27,2 wird er der Sohn Sabdiels genannt; von daher kann Hachmon streng genommen sein Großvater sein (27,32). Zu einer Abweichung in Namen und Anzahl (300) s. Anm. zu 2Sam 23,8. Dass in 2Sam 23,8 von 800 die Rede ist, lässt sich am Besten durch einen Abschreibefehler erklären.
11,41 Ergänzendes Material zu 2Sam 23.
12,1 Diese Ereignisse sind zeitlich vor 11,1-47 einzuordnen. Sie umfassen Davids Zeit in Ziklag (12,1-22) und in Hebron (12,23-40) und entsprechen dem Parallelabschnitt 1Sam 27 – 2Sam 5. 12,1 Ziklag. Ein Ort im Süden in der Nähe der Grenze nach Edom. In diesem Gebiet herrschten die Philister. Sie setzten David als Regent darüber ein, und zwar während der letzten Phase von Sauls Herrschaft, als er David verfolgte (1Sam 27,6.7). Das war bevor David die Herrschaft über ganz Israel antrat (vgl. V. 38). 12,1-14 Menschen aus Benjamin (12,2.3.16-18), Gad (12,8-15), Juda (12,16-18) und Manasse (12,19-22) kamen, um David zu helfen, Feinde auf beiden Seiten des Jordan zu erobern (V. 15).
12,16 ersten Monat. März/April, wenn der Jordan wegen der Schneeschmelze im Norden Hochwasser führte. Die Gaditer überquerten ihn von Ost nach West.
12,19 der Geist. Eine zeitweilige Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist, um David zu vergewissern, dass ihm die Benjaminiter und Judaiter wieder treu waren und dass die Sache von Gott gesegnet war.
12,20 1. Samuel 29 liefert den Hintergrund.
12,22 1. Samuel 30 liefert den Hintergrund.
12,24 Dieser Abschnitt berichtet von der Periode, als David 7 Jahre und 6 Monate in Hebron regierte, bevor er zum König der ganzen Nation gekrönt wurde und bereit war, nach Jerusalem umzuziehen (2Sam 2-5). Diese Erzählung schließt den Kreis zu 1Chr 11,1ff.
12,39 Dieses Fest gehört zur Königskrönung in 2Sam 5.
13,1 – 16,43 Dieser Abschnitt berichtet, wie die Bundeslade von Kirjat-Jearim (V. 5) nach Jerusalem gebracht wurde. 13,1 S. Anm. zu 2Sam 6,1-11. 1. Chronik 13,1-6 ergänzt die Er- zählung.
13,3 die Lade unseres Gottes. Die Bundeslade war nicht nur von den Philistern gestohlen und geschändet worden (1Sam 5-6), sondern als sie zurückkam, fragte Saul nicht nach Gottes Anweisungen, was mit ihr geschehen solle. Die Schrift berichtet nur ein einziges Mal, dass Saul die Lade Gottes aufsuchte, nachdem sie zurückgekehrt war (vgl. 1Sam 14,18).
13,5 Sihorfl uss. Der »Fluss Ägyptens« war ein kleiner Flusslauf, der ins Mittelmeer mündete und die Südgrenze Israels bildete (vgl. Jos 13,3). Er wird auch »Bach Ägyptens« genannt (Jos 15,4, 47; 4Mo 34,5; 2Chr 7,8). Hamat. An der Nordgrenze Israels. Kirjat Jearim. Ein Ort etwa 16 km westlich von Jerusalem, den die Kanaaniter Baala nannten (vgl. 13,6). Dort befand sich die Lade Gottes während der letzten 20 Jahre (vgl. 1Sam 7,1.2).
13,7 S. Anm. zu 2Sam 6,1-11. Der Verstoß gegen Gottes Anwei- sungen (4Mo 4,1-49) für den Transport der Bundeslade erwies sich für Ussa tödlich (V. 7-10).
14,1 S. Anm. zu 2Sam 5,11-16. Die Ereignisse in diesem Kapitel fanden vor denen in 1Chr 13 statt.
14,3 Diese Verse sind eine Wiederholung von 1Chr 3,5-9.
14,8 Die Philister wollten David ruinieren, bevor sein Thron gefes- tigt wurde. Sie hatten vor, David umzubringen, aber Gott gab ihm (im Gegensatz zu Saul) Sieg über die Philister. So erklärte Gott sowohl vor den Philistern als auch vor Israel, dass Israels neuer König seine Unterstützung hat. Für Details s. Anm. zu 2Sam 5,17-23.
14,12 ihre Götter … verbrennen. 2Sam 5,21 berichtet, dass die Götzen weggetragen wurden, was anscheinend ein Widerspruch ist. Höchstwahrscheinlich wurden die Götzen zuerst weggetragen und später verbrannt, so wie es das mosaische Gesetz vorschrieb (vgl. 5Mo 7,5.25).
15,1 Der Chronist greift die Erzählung über die Bundeslade dort auf, wo sie in 1Chr 13,14 vorläufi g geendet hatte, als David sie von Obed-Edom heraufführte. 15,1 [David] baute sich Häuser. Durch die Verbündung mit und Hilfe von Hiram (18,1) war er imstande, sich einen Palast zu bauen sowie separate Häuser für seine Frauen und deren Kinder. Während die Bundeslade drei Monate in der Nähe von Jerusalem im Haus Obed-Edoms blieb (13,13-14), entwarf David in Jerusalem ein neues Heiligtum, um Gottes Wort aus 5Mo 12,5-7 zu erfüllen, wo er von einer beständigen Wohnung gesprochen hatte. 15,2 die Lade Gottes tragen. Nach 3 Monaten (13,14) befolgte David die mosaischen Anweisungen zum Transport der Lade (vgl. 4Mo 4,1-49; 5Mo 10,8; 18,5). Diese Anweisungen waren missachtet worden, als die Bundeslade von Kirjat-Jearim zu Obed-Edom gebracht wurde, und das kostete Ussa das Leben (vgl. 13,6-11).
15,4 Kahats … Meraris … Gersoms. David führte den Umzug der Lade mit denselben Sippen durch wie einst Mose (vgl. 4Mo 4). Auch bei der Rückkehr aus Babylon waren es genau diese 3 Abteilungen von Leviten, die sich an der Wiederherstellung beteiligten (vgl. 1Chr 5,27-6,33).
15,11 Zadok … Abjatar. Diese beiden Hohenpriester waren die Häupter der beiden Priesterhäuser von Eleasar und Itamar und dienten zusammen und gleichzeitig als Hohepriester (2Sam 20,25) unter der Regierung Davids. Zadok diente an der Stiftshütte in Gibeon (1Chr 16,39), während Abjatar am vorübergehenden Standort der Bundeslade in Jerusalem diente. Letztendlich nahm Zadok die Vorrangstellung ein (vgl. 1Kö 2,26.27).
15,12 heiligt euch. Das war eine besondere Heiligung, die bei allen besonderen Anlässen nötig war und vollständige Reinheit erforderte.
15,13 einen Riss unter uns. Gottes Zorn machte einen Riss unter ihnen, als die Bundeslade von Ussa nicht richtig behandelt und transportiert wurde (2Sam 6,6-8; 1Chr 13,9-12).
15,16 Herausragende Leviten wurden unterwiesen, um mit den Musikern und Sängern für die feierliche Prozession zu üben.
15,25 – 16,3 S. Anm. zu 2Sam 6,12-19.
16,4 Leviten zu Dienern. Sobald die Bundeslade in ihrem Zelt aufgestellt war, nahmen die Leviten ihre Pfl ichten wahr.
16,7 S. Anm. zu Ps 105,1-15.
16,23 S. Anm. zu Ps 96,1-13.
16,34 S. Anm. zu Ps 106,1.47.48.
16,37 allezeit … Tag für Tag. Der Dienst wurde dauerhaft ein- gerichtet.
16,39 Gibeon. Etwa 10 km nordwestlich von Jerusalem.
17,1 Dieser Abschnitt schildert, wie Gott den Davidsbund schließt. Für eine vollständige Erklärung s. Anm. zu 2Sam 7. 17,1 2Sam 7,1.11 fügt hinzu, dass Gott David Ruhe vor allen seinen Feinden gegeben hatte und geben wird.
17,5 2Sam 7,14-17 fügt weitere Informationen hinzu.
19,1 S. Anm. zu 2Sam 10,1-19.
19,18 7.000. 2Sam 10,18 berichtet fälschlicherweise von 700; diese Abweichung beruht offenbar auf einem Abschreibfehler. Fußvolk. Das ist wahrscheinlich richtiger als die Angabe »Reiter« in 2Sam 10,18.
20,1 S. Anm. zu 2Sam 11,1; 12,29-31. Gott inspirierte den Chro- nisten nicht dazu, Davids Sünde mit Bathseba sowie die darauffolgenden Sünden zu erwähnen, von denen 2Sam 11,2 – 12,23 berichtet. Der Ehebruch und der Mord geschahen zu dieser Zeit, als David in Jerusalem blieb, anstatt in den Krieg zu ziehen. Die Begebenheit wurde wahrscheinlich ausgelassen, weil dieses Buch mit besonderem Augenmerk auf Gottes dauerhaftes Anliegen für sein Volk Israel und auf die Beständigkeit des davidischen Königreichs geschrieben wurde.
20,4 S. Anm. zu 2Sam 21,15-22. Der Chronist schrieb nicht über einige düstere Zeiten der Regierung Davids, insbesondere nicht über die Revolte von Davids Sohn Absalom. Das hat denselben Grund wie die Auslassung der Übeltat des Königs mit Bathseba.
21,1 Zwischen 20,8 und 21,1 liegt eine Lücke von etwa 20 Jahren, ca. 995-975 v.Chr. 21,1 Zur Erläuterung dieses Abschnitts s. Anm. zu 2Sam 24,1-25. 21,1 Satan … reizte. 2Sam 24,1 berichtet, dass es Gott war, der David »reizte«. Diese offensichtliche Diskrepanz lässt sich dadurch erklären, dass Gott in seiner Souveränität und Duldsamkeit Satan zum Erreichen seiner Absichten benutzte. Gott gebraucht Satan, um Sünder zu richten (vgl. Mk 4,15; 2Kor 4,4), um Gläubige zu läutern (vgl. Hi 1,82,10; Lk 22,31.32), um Gemeindeglieder zu züchtigen (vgl. 1Kor 5,1-5; 1Tim 1,20) und um gehorsame Gläubige weiter zu reinigen (vgl. 2Kor 12,7-10). Weder Gott noch Satan zwangen David zu sündigen (vgl. Jak 1,13-15), aber Gott ließ zu, dass der Teufel David versuchte, und David entschloss sich zu sündigen. Aus seinem stolzen Herzen tauchte Sünde auf und Gott strafte ihn dafür. Israel zählen zu lassen. Davids Volkszählung führte zur Tragödie, denn im Gegensatz zu den Volkszählungen unter Mose (4Mo 1.2), die Gott angeordnet hatte, diente diese Zählung zur Genugtuung von Davids Stolz auf seine Armee und seine darauf beruhende militärische Macht. Außerdem vertraute er mehr auf seine Streitkräfte als auf seinen Gott. Er schrieb seine Siege dem Aufbau einer großen Armee zu. Das erzürnte Gott, der Satan dazu bewegte, die Sünde eskalieren zu lassen.
21,3 eine Schuld auf Israel. Joab wusste, dass David aus sündi- gen Motiven handelte, aber in seiner Überheblichkeit achtete der König nicht auf die Warnung.
21,5 1.100.000 2. Samuel 24,9 berichtet von 800.000 bzw. 500.000. Für eine Erklärung dieser Diskrepanz s. Anm. zu 2Sam 24,9.
21,6 Levi aber und Benjamin … nicht. Die Leviten waren keine Soldaten (V. 5) und wurden auch bei der Volkszählung unter Mose nicht mitgezählt (4Mo 1,47-55). Benjamin war bereits gemustert worden (7,6-11) und die Liste in den Archiven des Stammes aufbewahrt worden. Dem Verlauf der Zählung zufolge (2Sam 24,4-8) wurden Juda und Benjamin zuletzt gezählt. Bevor die Zählung in Juda abgeschlossen und in Benjamin begonnen werden konnte, bekannte David seine Sünde und ließ die Zählung stoppen (vgl. 27,24).
21,7 schlug er Israel. Davids Sünde hatte dramatische Auswirkun- gen für das ganze Reich, denn es geriet unter den Zorn Gottes.
21,12 Die Angabe »drei Jahre« ist richtig; »sieben Jahre« in 2Sam 24,13 ist höchstwahrscheinlich ein Abschreibfehler, da es offenbar drei Jahre, drei Monate und drei Tage heißen soll.
21,15 Ornan. Ein hebr. Name. In 2Sam 24,18 wird er Arauna ge- nannt, was die jebusitische bzw. kanaanitische Form dieses Namens ist. Er war bekehrt und betete den wahren Gott an.
21,16 Dieses zusätzliche Detail kommt im hebr. Text von 2Sam 24 nicht vor. Der »Engel des Herrn« führte Gottes Gericht aus und sollte Jerusalem zerstören. Doch die drohende Zerstörung wurde verhindert (V. 1), weil David und die Führer Buße taten. Das wird daraus deutlich, dass sie sich in »Sacktuch hüllten« und »auf ihr Angesicht fi elen«.
21,20 Dieses zusätzliche Detail kommt im hebr. Text von 2Sam 24 nicht vor. Weizen wurde »gedroschen«, indem man das Getreide auf einem hochgelegenen, ebenen Platz ausbreitete und mit einem schweren Dreschschlitten oder von Ochsen gezogenen Walzen darüber hin und her fuhr. Ein Arbeiter trieb die Ochsen an, während andere durch Fegen die Spreu von den Körnern trennten.
21,25 600 Schekel. Die in 2Sam 24,24 angegebenen 50 Schekel waren allein für die Werkzeuge und Ochsen, während dies der Preis für das ganze Grundstück auf dem Berg Moria ist, wo der künftige Tempel stand. Heute meint man, bei der Tenne Ornans handle es sich um den glatten Felsen unter dem Felsendom im Innern des Tempelbezirks in Jerusalem.
21,28 Diese Verse sind in 2Sam 24 nicht enthalten.
21,29 Höhe von Gibeon. Die Bundeslade befand sich in einem Zelt in Jerusalem (1Chr 15) und wartete auf die Erbauung des Tempels auf der Tenne Ornans, während die mosaische Stiftshütte und der Altar in Gibeon blieben, bis der Tempel vollendet war (vgl. 1Kö 8,4).
21,30 Schwert. Vgl. 21,12.16.27. David blieb weiterhin auf der Tenne und brachte Opfer dar, weil der Herr ihm dort erschienen war (2Chr 3,1). Somit heiligte er den Ort. Außerdem fürchtete er einen bedrohlichen Engel in Gibeon, dem Zentrum des Gottesdienstes.
22,1 – 29,20 Dieser Abschnitt berichtet von Davids Vorbereitung für den Tempelbau, den Salomo durchführte. Allgemeine Vorbereitungen und verschiedene Aufgaben werden in 22,1-19 erörtert. In 23,1 – 27,33 wird die Arbeit an verschiedene Gruppen aufgeteilt. In 28,1-29,20 wird Salomo endgültig mit dem Bau beauftragt. 22,1-19 David erteilt Anweisungen für 3 Aufgabenbereiche: 1.) an die Bauarbeiter (V. 2-5), 2.) an Salomo (V. 6-16) und 3.) an die Obersten Israels (V. 17-19). 22,1 Haus. Das Landstück, das David gerade erworben hatte (21,2230), weihte er dem Bau des Tempels von Jerusalem, der von Salomo ausgeführt werden sollte (V. 6; 28,9.10).
22,2 Fremdlinge. Das waren nichtisraelitische Kunsthandwerker. Sie umfassten Nachkommen von Kanaanitern (2Chr 8,7-10) und Kriegsgefangene (2Chr 2,7), für die das mosaische Gesetz Mitgefühl und Schutz vorsah (vgl. 2Mo 22,20; 23,9; 3Mo 19,33; 5Mo 24,14.15) und die dienstpfl ichtig gemacht wurden. Diese Arbeiter werden nur hier »Fremdlinge« genannt (vgl. 1Kö 5,27-32).
22,3 Eisen … Erz. David hatte die Technik der Eisengewinnung und -verarbeitung von den Philistern übernommen (1Sam 13,19-21). Das Erz stammte aus Kriegsbeute (vgl. 18,8).
22,4 Zedernholz. Dieses Holz stammte vom Libanon, der stark be- waldeten Bergregion nördlich von Israel, und wurde von den Bewohnern von Sidon und Tyrus angeliefert. Dies geschah höchstwahrscheinlich unter der Führung von dem mit David befreundeten König Hiram (vgl. 14,1; 1Kö 5,15).
22,5 jung. Salomo wurde zu Beginn von Davids Regierungszeit ge- boren (ca. 1000-990 v.Chr.) und war zu diesem Zeitpunkt zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die gewaltige und komplexe Herausforderung, ein derart monumentales Gebäude mit allem, was dazugehörte, zu errichten, erforderte einen erfahrenen Leiter für die Vorbereitungen. sehr groß. David wusste, dass der Tempel auf der Erde etwas von Gottes himmlischer Majestät widerspiegeln musste, und so widmete er sich dem Zusammenstellen von Plänen und Materialien. Dazu zapfte er den enormen Vorrat an Beute von Völkern und Städten an, die er erobert und zerstört hatte (V. 14-16).
22,6 Hier erteilt David seine sorgfältigen Anweisungen an Salo- mo für den Bau, den David selbst nicht ausführen konnte, weil er in seinen Kriegen so viele getötet hatte (V. 8). Vgl. 1Kö 5,17. 22,8-10 David denkt über den Bund Gottes mit ihm nach (vgl. 2Sam 7; 1Chr 17). Dieser Bund umfasste 1.) die göttliche Verfügung, dass Salomo den Tempel bauen sollte, und 2.) Hinweise auf die messianische Herrschaft.
22,11 Davids geistlicher Auftrag für Salomo erinnert an die Er- mahnung des Herrn an Josua (vgl. Jos 1,6-9). Salomo bat Gott um »Weisheit und Verstand«, wie sein Vater David es für ihn gewünscht hatte (vgl. 2Chr 1,7-12; 1Kö 3,3-14). Genau das empfi ng Salomo auch. Er lernte solchen geistlichen Rat wertzuschätzen und vermittelte ihn in Pred 12,1.13 weiter.
22,14 100.000 Talente Gold. Wenn man davon ausgeht, dass ein Talent etwa 34 kg wog, wären das 3.400 Tonnen, was eine ungeheure Menge Gold ist. tausendmal tausend. Das wären etwa 34.000 Tonnen Silber.
22,17 Da David wusste, dass Salomo jung und unerfahren war (22,5) und dass er dieses kolossale Projekt nicht allein in Angriff nehmen konnte, stellte David in seiner Weisheit die Unterstützung und Treue seiner Fürsten für Salomo sicher. Sie sollten den Willen Gottes und den letzten Wunsch des Vaters Salomos ausführen. Der Herr machte Salomo zum weisesten Menschen auf Erden (vgl. 1Kö 3,3-14).
23,1 – 27,34 Für dieses arbeitsintensive Projekt war mehr als nur Baumaterial nötig. David rekrutierte seine Arbeitskräfte und teilte sie wie folgt ein: 1.) die Leviten (23,1-32), 2.) die Priester (24,1-31), 3.) die Sänger (25,1-31), 4.) die Torhüter (26,1-19), 5.) die Verwalter (26,20-32), 6.) die Soldaten (27,1-24) und 7.) die Aufseher (27,25-34). Wir müssen bedenken, dass die ursprünglichen Leser der Chronik Juden waren, die aus dem Exil in Babylon zurückkehrten und den zerstörten Tempel wiederaufbauten. Das sollte sie daran erinnern, was die Sünde ihrer Väter verwirkt hatte und wie unscheinbar ihr neuer Tempel im Vergleich zum alten war. 23,1 machte David. Zu einem vollständigeren Bericht von Salomos Krönung und den Versuchen, seinen Thron zu stürzen, s. 1Kö 1,1-2,9; 1Chr 28.29.
23,3 von 30 Jahren an und darüber. 4Mo 4,3 setzt das Alter der anerkannten Priester auf 30 bis 50 Jahre fest. Im Alter von 25 begann eine 5-jährige Lehrzeit (vgl. 4Mo 8,24), und in einigen Fällen bereits mit 20 Jahren (1Chr 23,24.27). Die Zahl von 38.000 ist 4-mal so groß wie die frühere Zählung unter Mose (vgl. 4Mo 4.26).
23,4 die Aufsicht. Die Aufgaben dieser Leviten werden in 1Chr 24 erläutert. Vorsteher und Richter. Diese besondere Funktion wird in 1Chr 26,20-32 behandelt.
23,5 Torhüter. In 1Chr 26,1-19 erfahren wir mehr über sie. loben. 1Chr 25 identifi ziert und beschreibt diese Musiker. die ich … gemacht habe. David war ein begabter Musiker und fertigte die Musikinstrumente nicht nur an, sondern erfand sie sogar (vgl. Am 6,5).
23,6 Abteilungen. Die Leviten waren in drei Gruppen aufgeteilt mit unterschiedlichen Aufgaben, genau wie zur Zeit Moses (4Mo 3,14-37) und Esras (1Chr 6,1-15). Die Sippen Gerschons (23,7-11), Kahats (27,1220) und Meraris (27,21-23) werden alle vorgestellt.
23,24 20 Jahren. S. Anm. zu 23,3.
23,25 Die Aufgaben der nichtpriesterlichen Leviten werden auf- geführt; sie umfassen die Pfl ichten, für den Tempelgottesdienst zu sorgen und darin die Priester zu unterstützen, die abstammten von Levi, Kahat, Aaron und Eleasar und Itamar (vgl. 1Chr 6,1-3). Die ursprünglichen Aufgaben der drei Sippen werden ausführlich in 4Mo 3,25.31.36.67 aufgeführt.
24,1 Hier werden die Abteilungen und Aufgaben der Priester dargelegt. Der Tempelgottesdienst war sorgsam strukturiert, ohne dass dadurch der Heilige Geist oder wahre Anbetung behindert wurde (vgl. 1Kor 14,40). 24,1 Nadab und Abihu. S. 3Mo 10,1-3 für ihr schmachvolles Ende. Eleasar. Die Linie des Hohenpriesters wurde von Eleasars Nachkommen fortgeführt. So entsprach es dem priesterlichen Bund, den Gott mit Pinehas geschlossen hatte (4Mo 25,11-13).
24,3 Zadok. S. Anm. zu 1Chr 6,8.49-53. Achimelech. Der Sohn Abjatars, den Salomo aus seinen Aufgaben entließ, weil er für Adonija Partei ergriffen hatte (vgl. 1Kö 1.2). Er ist der Enkel eines anderen Achimelech, einem Priester, der von Saul getötet wurde (1Sam 22,11-18). 2Sam 8,17 bestätigt, dass Zadok und Achimelech gleichzeitig Hohepriester waren, der eine in Jerusalem, wo die Bundeslade stand, und der andere in Gibeon, wo er an der Stiftshütte diente. S. Anm. zu 1Chr 15,11.
24,4 Zur Zeit von David wurden die priesterlichen Aufgaben in 24 Abteilungen aufgeteilt. 16 Abteilungen gingen auf Eleasar zurück und 8 auf Itamar. Folgende Gründe erklären, warum Eleasars Sippe doppelt so viele Abteilungen umfasste wie Itamars: 1.) Eleasar hatte das Erstgeburtsrecht empfangen, da seine älteren Brüder Nadab und Abihu umgekommen waren (3Mo 10), 2.) er hatte mehr Nachkommen und 3.) seine Nachkommen waren besser zur Leiterschaft geeignet. Diese Abteilungen dienten jeweils entweder 1.) für zwei Wochen im Jahr, oder, was wahrscheinlicher ist, 2.) alle zwei Jahre einen Monat lang (vgl. 27,1-15). Diese Abteilungen kommen auch vor in Neh 10,3-9; 12,1-7; 12,12-21; und erstreckten sich sogar bis in die Zeit Jesu (vgl. Lk 1,5-9). Die übrige Zeit dienten sie dem Volk ihrer Heimatstädte.
24,5 teilte man sie durchs Los ein. Diese atl. Methode, um Gottes Willen zu erkennen (vgl. Spr 16,33; Apg 1,26), wurde zur Verteilung aller Aufgaben verwendet, sodass jeder Anlass zu Stolz oder Neid unterbunden wurde (vgl. V. 31; 26,13).
24,10 Abija. Die Abteilung des Zacharias, des Vaters von Johannes dem Täufer (vgl. Lk 1,5). 25,1-31 David, der liebliche Psalmist Israels (2Sam 23,1), führte Musik als zentralen Bestandteil der Anbetung Gottes ein.
25,1 Heerführern. David verließ sich auf die Hilfe seiner mächtigen Männer (vgl. 11,10). Asaphs, Hemans und Jeduthuns. Davids drei Hauptmusikmeister (vgl. 6,31-48). weissagten. Das muss nicht unbedingt in einem offenbarenden Sinne gemeint sein, sondern vielmehr im Sinn einer Verkündung und Ermahnung durch die Liedtexte (vgl. 25,2.3). Weissagen (oder »prophezeien«) bedeutet nicht unbedingt die Zukunft vorauszusagen und noch nicht einmal, direkte Offenbarungen auszusprechen. Weissagen ist das Verkünden von Wahrheit (V. 5) an Menschen (vgl. 1Kor 14,3), und Musik ist ein Kanal zur Übermittlung dieser Botschaft in Form von Lobpreis (V. 3). David und die Leiter suchten die fähigsten Leute aus (V. 7), um mit ihrer Musik als Repräsentanten des Volkes Gott anzubeten.
25,5 Sehers. Dieser Begriff beschreibt einen Propheten, der den Wil- len und die Wege Gottes kennt und versteht. 25,9-31 Die Musiker waren in 24 Abteilungen aufgeteilt (entsprechend der Priesterabteilungen [24,4-18]) von je 12 Musikern, was zusammen 288 Musiker ergibt. Diese leiteten die 4.000 Instrumentenspieler (23,5).
26,1 Vgl. 1Chr 9,17-27 für weitere Erklärungen zu den Torhütern des Tempels bzw. Wachen, wie wir sie nennen würden. Sie hatten auch andere Aufgaben wie z.B. die Kontrolle der Ausrüstung und Geräte, die Lagerung, Bestellung und Bereitstellung von Speisen für die Priester und die Opfer, die Pfl ege der Einrichtungsgegenstände des Tempels, die Zubereitung des täglich verbrannten Weihrauchs und Verwaltung der dargebrachten Gaben. Ihre »Aufgaben« (V. 12) werden in 1Chr 9,17-27 genannt.
26,14 das Tor gegen Osten. Die Aufgaben in Verbindung mit den Toren wurden auf Grundlage von 4 geografi schen Punkten verteilt. Vgl. auch die Tore im Norden (26,14), Süden (26,15) und Westen (26,16).
26,16 Tor Schalleket. Dieses Tor befand sich vermutlich auf der Westseite, weitere Details sind jedoch unbekannt.
26,18 Parbar. Wahrscheinlich ein Hof nach Westen. Die Verse 17.18 geben insgesamt 24 Wachen an, die an allen Ein- und Ausgängen postiert waren.
26,20 In diesem Abschnitt werden verschiedene Verwaltungsauf- gaben angeführt. Sie wurden ausgeübt von den Leviten, sowohl von denen in Jerusalem (26,20-28) als auch von außerhalb (26,29-32). 26,20 Schätze. Die Leviten wachten über die gelagerten Wertge- genstände, die dem Herrn gehörten. »Schätze« ist eine allgemeine Bezeichnung für alle kostbaren Gegenstände, die den Leviten anvertraut waren, einschließlich Beisteuern von David und dem Volk, sowie Kriegsbeute, die von siegreichen Soldaten abgeliefert worden war (V. 26.27).
26,29 Vorsteher und Richter. Es gab 6.000 Richter, die im gan- zen Land juristische Funktionen ausübten.
26,31 Im vierzigsten Jahr. Das letzte Jahr der Regierung Davids (ca. 971 v.Chr.).
27,1 In 1Chr 23-26 geht es um geistliche Führung, während das Hauptaugenmerk hier auf die zivilen Aspekte von Davids Reich gerichtet ist. 27,1 In diesem Abschnitt wird die Berufsarmee Israels aufgezählt (288.000 Männer), die dafür zuständig war, die Nation und den Tempel zu beschützen. Sie war aufgeteilt in 12 Abteilungen, von denen jede einen Monat pro Jahr diente. Im Kriegsfall konnte eine größere Streitmacht mobilisiert werden (vgl. 21,5).
27,16 Es werden zwar 12 Fürsten angeführt, aber die Stämme Asser und Gad werden aus unbekannten Gründen nicht erwähnt.
27,23 Diese Verse kommentieren die sündige Volkszählung aus 1Chr 21,1-30. David versuchte nicht alle Israeliten zu zählen, denn sie waren zu zahlreich (vgl. 1Mo 28,14). Außerdem führte er die Zählung nicht zuende, da er zwischendurch von Schuldüberführung und Gericht davon abgehalten wurde.
27,24 die Chronik des Königs David. Über die Königsherrschaft wurden tägliche Aufzeichnungen geführt. Dieser Skandal wurde jedoch nicht festgehalten, da das zu peinlich gewesen wäre.
27,25 Eine Zusammenfassung von Reichsdienern, die die Auf- sicht über Davids vielfältigen Besitz von Landgut führten.
27,32 Eine Zusammenfassung derer, die aufgrund ihrer Aufga- ben in engem Kontakt zum König standen (vgl. 18,14-17), vielleicht wie ein Regierungskabinett. Als Davids Sohn Absalom gegen ihn rebellierte, verriet Ahitophel David und schloss sich der Revolution an. Husai gab vor, Absalom loyal zu sein, und sein Rat führte schließlich zu Absaloms Tod (vgl. 2Sam 15,31-17,23).
28,1 – 29,20 Ein Bericht über Davids letzte Versammlung, bei wel- cher der König Salomo und das Volk beauftragte, den Tempel zur Ehre Gottes zu bauen. Diese letzten Kapitel beschreiben den Übergang von David zu Salomo. Der Chronist erwähnt weder Adonijas Verschwörung (1Kö 1,5-9) noch Davids Schwäche (1Kö 1,1-4), sondern blickt auf die positiven Aspekte des davidischen Reiches.
28,2 Um der Versammlung willen bezeugte David den Davids- bund, den Gott ihm ursprünglich in 2Sam 7 gab (vgl. 17,7-27; 22,6-16). David macht deutlich, dass Gott Salomo erwählt hatte (V. 5). Das war zuvor schon oft angedeutet worden (vgl. 2Sam 12,24.25; 1Kö 1,13), und so sollte der künftige Christus Gottes erwählter Sohn sein, der letztendlich die Verheißung des Reiches erfüllen wird.
28,8 Vgl. 5Mo 5,29.33; 6,1-3.
28,9 David hält seine Ansprache an Salomo unter 4 Gesichts- punkten: 1.) die geistliche Hingabe (28,9.10), 2.) die architektonische Ausführung (28,11-19), 3.) das Eingreifen Gottes (28,20) und 4.) die Beteiligung des Menschen (28,21). 28,9 Vgl. Anm. zu 22,11-13.18.19.
28,18 Wagens. Mit der Bildersprache von Ps 18,11 werden die Che- rubim als Fahrzeuge beschrieben, auf denen Gott einherfährt.
28,19 durch eine Schrift. Unter der göttlichen Inspiration des Hei- ligen Geistes (eine nicht kanonisierte, geschriebene Offenbarung) schrieb David die Pläne auf. Dieses göttliche Vorrecht war ganz ähnlich wie das Vorrecht Moses, der den Plan der Stiftshütte empfi ng (2Mo 25,9.40; 27,8; Hebr 8,5).
28,20 Salomos Partner beim Bauvorhaben waren Gott, der Be- sitzer und Bauherr (28,20), sowie die menschlichen Arbeitskräfte (28,21).
29,1 David rief das Volk auf, in hingegebener Weise Gaben für das Projekt zu spenden (vgl. 28,1) und sich dabei ein Vorbild an seiner Großzügigkeit zu nehmen (V. 3.4). David gab seinen eigenen Reichtum zum Bau des Tempels hin; das war ein geradezu unermesslicher Schatz. 29,1 jung und zart. S. Anm. zu 1Chr 22,5.
29,4 3.000 Talente. Wenn man annimmt, dass ein Talent etwa 34 kg wog, ergibt das über 100 Tonnen Gold, plus die 7.000 Talente Silber, die etwa 240 Tonnen ergeben. Der Gesamtwert dieser Edelmetalle wurde auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Gold aus Ophir. Das wurde für das reinste und beste Gold in der Welt gehalten (vgl. Hi 22,24; 28,16; Jes 13,12).
29,6 willig. Das ist der Schlüssel für alle freiwilligen Gaben, d.h. dass man das gibt, was man geben möchte. Der Zehnte wurde als Steuer erhoben, um die Theokratie zu fi nanzieren. Unsere heutige Steuer ist damit vergleichbar. Das Gesetz erforderte, dass dieser Zehnte gezahlt wurde. Hier geht es jedoch um ein freiwilliges Geben von Herzen für den Herrn. Das NT spricht davon (vgl. Lk 6,38; 2Kor 9,1-8) und fordert nirgends, dass ein Zehnter an Gott gegeben werde, sondern dass Steuern an die Regierung gezahlt werden (vgl. Röm 13,6.7). Biblisches Geben bedeutet, Steuern zu zahlen und Gott das zu geben, wozu man bereit ist, entsprechend der Hingabe an ihn und seine Ehre.
29,7 5.000 Talente. Wenn man davon ausgeht, dass ein Talent etwa 34 kg wog, ergibt das etwa 170 Tonnen Gold. Dareiken. Eine persische Münze, die die Juden aus der Gefangenschaft kannten und die möglicherweise nach Darius I. benannt war (vgl. Esr 8,27). Die Leser zu Esras Zeit kannten sie als zeitgenössische Währungseinheit. 10.000 Talente. Das entspricht 340 Tonnen Silber. 18.000 Talente. Das entspricht fast über 600 Tonnen Erz. 100.000 Talente. Das entspricht 3.400 Tonnen Eisen. Die Gesamtsumme der Gaben ist gewaltig und wurde auf einen Wert von mehreren Milliarden Euro geschätzt.
29,10 David reagiert mit Lobpreis auf das phänomenale Spen- denaufkommen, das eine erstaunliche Bereitschaft ausdrückt, Reichtum zu opfern. Dabei erkennt er an, dass alle Dinge Gott gehören und von ihm kommen. Er schließt, dass Gott alles ist und der Mensch nichts, ganz ähnlich wie in Ps 8. Dieses herrliche Dankgebet schreibt alles Gott zu, auch die Großzügigkeit des Volkes (V. 14).
29,16 David leitet das Volk in ein Weihegebet.
29,17 das Herz prüfst. Gelegenheiten, Gott etwas zu geben, sind Prüfungen des Charakters und der Hingabe eines Gläubigen an den Herrn. David erkennt an, dass die Herzenshaltung wesentlich wichtiger ist als die Menge der Gaben.
29,20 neigten sich und warfen sich nieder. Der höchste äußerli- che Ausdruck von innerer Unterwerfung unter Gott in allen Dingen.
29,21 Der Chronist berichtet auszugsweise über die letzten Tage in Davids Leben und von der Thronbesteigung Salomos. Für eine ausführlichere Abhandlung s. 1Kö 1,1-53.
29,22 zum zweiten Mal. Das bezieht sich höchstwahrscheinlich auf eine öffentliche Zeremonie nach der privaten Feierlichkeit von 1Kö 1,35-39 als Reaktion auf Adonijas Verschwörung. Davids Hoherpriester Zadok war sowohl dem Vater als auch dem Sohn loyal (1Kö 1,32-40; 2,27-29), und blieb daher auch während Salomos Regierungszeit im Amt.
29,26 Vgl. 1Kö 2,10-12.
29,27 40 Jahre. Etwa 1011 – 971 v.Chr.
29,29 Samuel. Das bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die kano- nischen Bücher 1. und 2. Samuel. Sehers … Propheten … Sehers. Drei verschiedene hebr. Begriffe, die alle synonym sind. Sie bezeichnen das Prophetenamt aus drei verschiedenen Perspektiven: 1.) Verständnis, 2.) Verkündigung und 3.) wiederum Verständnis. Nathans … Gads. Nicht kanonische, aber verlässliche historische Quellen, die der Chronist verwendet hat. Gottes Geist bewahrte die Originalhandschrift vor allen Fehlern (2Tim 3,16, 17; 2Petr 1,20.21).
HAMAT Mittelmeer PHÖNIZIEN Damas Tyrus Hazor nach Tarsis Joppe Jerusalem Gasa Salomos wirt- PHILISTÄA Raphla schaftlicher Ä G Y P T E N und politischer Memphis Einfl uss wurde durch viele Ezjon-Geber Verkehrs- und Nil Handelswege gefördert, die Rotes sein Reich Meer durchzogen. nach Ophir Tiphsach 0 200 km Tadmor skus Babylon Ur Arabische Wüste nach Saba
1,14 Auch in 1Kö 10,14-29 und 2Chr 9,13-28 wird Salomos Reichtum gepriesen. 1,14 Wagenstädte. Geser, Hasor und Megiddo gehörten zu den wichtigsten Städten.
1,17 600 Silberlinge. »Silberlinge« bedeutet hier »Schekel«. Da ein Schekel etwa 11 Gramm wog, ergibt das etwa 6,6 kg Silber pro Wagen. 150. Wenn man von einem Gewicht in Schekel ausgeht, ergibt das etwa
1,6 kg Silber. 5Mo 17,16 warnt Könige davor, Pferde aufzuhäufen. He- titer. Ein Volk, das einst aus Palästina vertrieben wurde und nördlich von Israel und nordwestlich von Syrien lebte.
2,1 Dieser Abschnitt berichtet, wie Salomo Männer auswählte, um Baumaterialien für den Tempel zu sammeln. Das geschah zusätzlich zu den enormen Lieferungen, die David gelagert hatte (vgl. 1Chr 22.29). Der Parallelabschnitt ist 1Kö 5,15-30. 2,1 dem Namen des HERRN ein Haus. Das bezieht sich auf Gottes Bundesnamen Jahwe oder Jehova (vgl. 2Mo 3,14). David wollte dieses Vorhaben ausführen, durfte es jedoch lediglich planen und vorbereiten (1Chr 23-26; 28,11-13), das Grundstück erwerben (2Sam 24,18-25; 1Chr 22) und die Baumaterialien sammeln (1Chr 22,14-16). königliche Residenz. S. 1Kö 7,1-12 für Details (vgl. 2Chr 7,11; 8,1).
2,2 Diese Zahlen werden in 2,17.18 wiederholt. 1Kö 5,30 berichtet von 3.300 Aufsehern, im Vergleich zu 3.600 in 2,18. Wenn jedoch die zusätzlichen Aufseher (250 in 2Chr 8,10, aber 550 in 1Kö 9,23) hinzugezählt werden, stimmen 1Kö und 2Chr darin überein, dass insgesamt 3.850 Männer beschäftigt waren. David hatte zu einem früheren Zeitpunkt Ähnliches unternommen (1Chr 22,2).
2,3 Vgl. mit 1Kö 5,17-20. Die Unterschiede lassen sich ebenso wie die Unterschiede zwischen den Evangelien erklären: Wenn man die Erzählungen von 1Kö 5,17-20 und 2Chr 2,3-10 kombiniert, ergibt sich die vollständige Korrespondenz.
2,7 sende mir nun einen weisen Mann. Die Israeliten kannten sich mit Landwirtschaft aus, aber nicht in der Metallverarbeitung und brauchten dafür Experten.
2,8 Sandelholz. Einige identifi zieren diesen Begriff mit der Konifere, die im Libanon heimisch ist. Sandelholz ist ein geschmeidiges, teures, rötliches Holz, das auf Hochglanz poliert werden konnte.
2,10 Diese Aufl istung von Gütern ist vollständiger als die Liste in 1Kö 5,25. Der Libanon verkaufte regelmäßig Nahrungsmittel an Israel. 20.000 Kor. Ein Kor ist dasselbe wie ein Homer und maß wohl etwa 350 Liter, was hierfür etwa 7 Mio. Liter ergibt. 20.000 Bat. Ein Bat maß etwa 35 Liter. Diese Menge entspricht also etwa 700.000 Liter. Die 20 Kor »gestoßenes Öl« in 1Kö 5,25 sind höchstwahrscheinlich kein Schreibfehler, sondern beziehen sich auf eine hochwertigere Ölsorte.
2,11 Vgl. mit dem Kontext von 1Kö 5,21-23.
2,12 Gott Israels, der Himmel und Erde gemacht hat. Das war die übliche Bezeichnung für den wahren Gott, wenn Heiden von ihm sprachen oder hörten (vgl. 2Chr 36,23; Esr 1,2; 5,11.12; 6,10; 7,12.21.23; Jer 10,11.12; Apg 4,24; 14,15; 17,24-26; Kol 1,16.17; Offb 11,1.6).
2,13 Huram. 1Kö 7,14 sagt, dass seine Mutter nicht zum Stamm Dan gehörte, wie hier behauptet wird, sondern zu Naphtali. Dieser Widerspruch klärt sich, wenn sie gebürtig aus Naphtali war, aber im Gebiet von Dan lebte. Oder wenn seine Eltern ursprünglich aus diesen Stämmen waren, konnte er sich zurecht auf beide berufen. Er war das Gegenstück zu Bezaleel, der die Stiftshütte baute. S. Anm. zu 2Chr 1,5.
2,16 Japho. Ein bedeutender Hafen in Israel. Später segelte Jona von dort ab (Jon 1,3) und noch später empfi ng Petrus dort in einem Gesicht Gottes Ruf (Apg 10,5ff.).
2,17 S. Anm. zu 2Chr 2,2.
3,1 Vgl. 1Kö 6,1-38; 7,15-22 für weitere Details und Auskünfte über den Tempelbau. 3,1 Tenne. S. Anm. zu 1Mo 22,1-19; 2Sam 24,18-25; 1Chr 21,18- 30.
3,2 zweiten Monat … im vierten Jahr. Etwa April-Mai 966 v.Chr. (vgl. 1Kö 6,1). Das Projekt dauerte 7 Jahre und 6 Monate und wurde etwa Okt.- Nov. 959 v.Chr. fertig gestellt (vgl. 1Kö 6,37.38).
3,3 nach altem Maß … Ellen. Etwa 45 cm oder möglicherweise die Königselle von 53 cm (vgl. Hes 40,5).
3,6 Parwaimgold. Gold von Parwaim, einem unbekannten Ort.
3,8 600 Talenten. Das entspricht mehr als 20 Tonnen Gold.
3,9 50 Schekel. Etwa 570 Gramm. Mit dieser kleinen Menge wur- den wahrscheinlich nur die Nagelköpfe vergoldet.
3,10 zwei Cherubim. S. Anm. zu 1Kö 6,23-28. Diese freistehen- den Cherubim ergänzten das kleinere Cherubim-Paar auf der Bundeslade.
3,14 Vorhang. Vgl. 2Mo 26,31-35 zum Vorhang der Stiftshütte. Der Vorhang trennte das Heilige vom Allerheiligsten, das einmal jährlich am großen Versöhnungstag vom Hohenpriester betreten wurde (vgl. 3Mo 16). Dieser hochgradig eingeschränkte Zutritt in die Gegenwart Gottes wurde mit dem Tod Christi aufgehoben, als der Vorhang im herodianischen Tempel von oben nach unten entzwei gerissen wurde (Mt 27,51). Das symbolisierte, dass Gläubige nun unmittelbaren und uneingeschränkten Zugang in die Gegenwart Gottes haben durch ihren Mittler und Hohenpriester Jesus Christus, der das vollkommene, ein für allemal gültige Opfer war (vgl. Hebr 3,14-16; 9,19-22).
3,15 35 Ellen. In 1Kö 7,15, 2Kö 25,17 und Jer 52,21 werden diese Säulen einheitlich mit einer Höhe von 18 Ellen beschrieben (gut 8 m). Das lässt sich wahrscheinlich dadurch erklären, dass der Chronist hier die Gesamtlänge von beiden Säulen angibt, über die sie sich erstreckten, als sie in ihrer Gussform lagen (vgl. V. 17).
3,17 Jachin … Boas. Diese Namen wurden ihnen wahrscheinlich wegen der Bedeutung dieser Worte verliehen, und nicht zur Ehre der Personen, die so hießen. Jachin bedeutet »er wird festigen« und Boas »in ihm ist Stärke« (vgl. 1Kö 7,21).
4,1 – 5,1 S. 1Kö 7,23-51 für weitere Details und Schwerpunkte. 4,1 ehernen Altar. Das ist der Hauptaltar, auf dem die Opfer darge- bracht wurden (vgl. den Altar im Tempel des Tausendjährigen Reiches, Hes 43,13-17). Für einen Vergleich mit dem Altar der Stiftshütte s. 2Mo 27,1-8; 38,1-7. Wenn hier eine Elle von 45 cm gemeint ist und nicht die Königselle von 53 cm, war der Altar 9 mal 9 m breit und 4,5 m hoch.
4,2 Wasserbecken. Dieses große Waschbecken wurde zur rituellen Reinigung gebraucht (vgl. 2Mo 30,17-21, wo das Waschbecken der Stiftshütte beschrieben ist). In Hesekiels Tempel des Tausendjährigen Reiches wird das Waschbecken offenbar ersetzt werden von dem Wasser, das durch den Tempel fl ießt (Hes 47,1-12).
4,3 Rindern. 1Kö 7,24 berichtet von »Knospen«, was die wahr- scheinlichere Übersetzung ist. Diese befanden sich rund um das Becken, das auf den 12 Rindern stand.
4,4 zwölf Rindern. Diese 12 Rinder repräsentierten sehr wahr- scheinlich die 12 Stämme, die bei der Wüstenwanderung in ganz ähnlicher Weise um die Stiftshütte herum angeordnet waren (vgl. 4Mo 2,1-34).
4,5 3.000 Bat. Ein Bat entsprach etwa 22 Litern. 1Kö 7,26 liest 2.000 Bat. Diese Abweichung lässt sich erklären, wenn hier nicht nur das Wasser gemeint ist, das sich im Becken befand, sondern auch das Wasser, das erforderlich war, damit der Wasserfl uss aufrechterhalten wurde.
4,6 zehn Becken. In der Stiftshütte gab es keine entsprechenden Becken.
4,7 zehn goldene Leuchter … zehn Tische. In der Stiftshütte war jeweils nur ein Leuchter und ein Tisch. Hier im Tempel war alles groß, weil täglich und zu besonderen Anlässen Mengen von Tausenden kamen.
4,11 – 5,1 S. Anm. zu 1Kö 7,40-51. Alle diese Details betonen die große Sorgfalt und die Wichtigkeit der Anbetung und dienten als Anleitung für Serubbabel und die Juden, die aus Babylon zurückgekehrt waren, um den neuen Tempel zu bauen. 4,11 Huram. S. Anm. zu 2Chr 2,13. Er leitete die Kunsthandwerker, die Salomo eingesetzt hatte.
5,1 Der Bau des Tempels dauerte 7 Jahre und 6 Monate und wurde im 8. Monat des 11. Regierungsjahres Salomos fertig gestellt (959 v.Chr.; vgl. 1Kö 6,38). Eingeweiht wurde er jedoch erst 11 Monate später, beim Laubhüttenfest im 7. Monat (5,3). S. Anm. zu 1Kö 8,2. Warum legt das AT solch großen Nachdruck auf den Tempel? 1.) Er war der Mittelpunkt des Gottesdienstes, der das Volk in allen Generationen zum richtigen Glauben aufrief. 2.) Er war das Symbol der Gegenwart Gottes bei seinem Volk. 3.) Er war das Symbol für Vergebung und Gnade und erinnerte das Volk daran, wie schlimm Sünde ist, aber auch daran, dass es Gnade gibt. 4.) Er bereitete das Volk auf das wahre Lamm Gottes vor, auf Jesus Christus, der die Sünde wegnehmen sollte. 5.) Er war ein Ort des Gebets. Vgl. 7,12-17.
5,2 S. Anm. zu 1Kö 8,1-9. 5,2 Die Bundeslade stand in Jerusalem vorübergehend in einem Zelt (2Sam 6,17). Das war jedoch nicht die eigentliche Stiftshütte, die immer noch in Gibeon stand (1Chr 16,39).
5,11 Heiligtum. Damit ist das Allerheiligste gemeint. Hier waren zum letzten Mal andere als der Hohepriester im Allerheiligsten, und der ging auch nur einmal jährlich hinein. Mehrere Priester waren nötig, um die Lade an ihrem neuen Platz aufzustellen.
5,12 Asaph, Heman, Jeduthun. S. Anm. zu 1Chr 25.
5,13 Herrlichkeit des HERRN. Die Gegenwart des Herrn wohn- te im Tempel und nun wurde der erste Gottesdienst gefeiert. In gleicher Weise war er einst auf die Stiftshütte herabgekommen (2Mo 40,3438). Ebenso wird er in den Tempel des Tausendjährigen Reiches einziehen (Hes 43,1-5). Seine Herrlichkeit repräsentiert seine Person (vgl. 2Mo 33) und dass sie in den Tempel einzog, symbolisierte seine Gegenwart.
6,1 S. Anm. zu 1Kö 8,12-21.
6,11 Bund des HERRN. Das auf Steintafeln geschriebene mosaische Gesetz (vgl. 5,10).
6,12 S. Anm. zu 1Kö 8,22-50. Als Salomo als Repräsentant seines Volkes betete, bat er Gott, ihnen in vielen Umständen zu helfen: 1.) bei Verbrechen (V. 22.23), 2.) bei Angriffen von Feinden (V. 24.25), 3.) bei Dürre (V. 26.27), 4.) bei Hungersnot (V. 28-31), 5.) für Fremdlinge (V. 32.33), 6.) bei Krieg (V. 34.35) und 7.) bei Sünde (V. 36-39).
6,13 fi el auf seine Knie nieder. Mit einer für Könige ungewöhn- lichen Verhaltensweise erkannte Salomo die Souveränität Gottes an.
6,18 Salomo staunte, dass Gott herabstieg, um bei ihnen zu woh- nen. Vgl. Joh 1,14; Kol 2,9.
6,41 S. Anm. zu Ps 132,8-10; 1Kö 8,51-61.
7,1 fi el Feuer vom Himmel. Das geschah ebenfalls, als die Stifts- hütte eingeweiht wurde (3Mo 9,23.24). Das war die eigentliche Einweihung, denn nur Gott kann wirklich heiligen.
7,4 S. Anm. zu 1Kö 8,62.63.
7,8 Zu Salomos Feier gehörte auch die besondere Festversamm- lung, bei der der Altar am 8.-14. des 7. Monats (Sept.-Okt.) eingeweiht wurde. In diese Zeit fi el auch der große Versöhnungstag. Unmittelbar darauf folgte das Laubhüttenfest (15.-21.) und eine besondere Festversammlung am 8. Tag, also am 22. Tag des Monats. 7,8 Hamat … Bach Ägyptens. Wörtl. von der Nord- bis zur Süd- grenze.
7,11 S. Anm. zu 1Kö 9,1.2. Womöglich waren seit der Einwei- hung des Tempels in Kapitel 6 Jahre vergangen, während der Salomo auch das Königshaus baute (vgl. 8,1). Nach all dieser Zeit bestätigte Gott, dass er Salomos Gebet erhört hatte (V. 12).
7,13 Der Inhalt dieses Abschnitts kommt fast vollständig aus- schließlich in 2. Chronik vor (vgl. 1Kö 9,3) und beschreibt die Bedingungen für die nationale Vergebung der Sünden Israels: 1.) Demut, 2.) Gebet, 3.) Sehnsucht nach Gott und 4.) Buße.
7,17 S. Anm. zu 1Kö 9,4-9. 7,17 wenn du … so will ich. Wenn die Nation gehorsam ist, sollte das Reich gefestigt werden und einen »Mann« haben, »der über Israel herrscht«. Ihr Ungehorsam ist jedoch als abschreckendes Beispiel in die Geschichte eingegangen, ebenso wie die Zerstörung ihres Reiches und ihre Zerstreuung. Wenn Israel gerettet sein wird (vgl. Röm 11,25-27; Sach 12,14), wird Israels Messias-König sein glorreiches Reich aufrichten (Offb 20,1ff.).
8,1 20 Jahre. Etwa 946 v.Chr., 24 Jahre nach der Thronbesteigung Salomos.
8,2 Vgl. 1Kö 9,10-14. Obwohl diese Städte innerhalb der Grenzen des Gelobten Landes lagen, waren sie niemals erobert worden, und deshalb berechtigte Salomo Hiram sie zu besiedeln. Hiram jedoch gab die galiläischen Städte, die Salomo ihm gegeben hatte, an ihn zurück, weil sie unvertretbar arm waren. Salomo sanierte sie dann offenbar und siedelte dort Israeliten an.
8,3 Hier werden Feldzüge und Bauprojekte genannt, die in 1Kö 9 nicht erwähnt werden. Salomo baute Lager für seine wirtschaftlichen Unternehmungen und befestigte die Grenzen, um sein Reich vor Invasionen zu schützen. 8,3 Hamat-Zoba. Eine Stadt in Syrien, nördlich von Damaskus und in nächster südlicher Nähe von Hamat.
8,4 Tadmor. Eine Stadt 240 km nordöstlich von Damaskus. Hamat. Eine Stadt nördlich von Damaskus.
8,5 Beth-Horon. Zwei Städte nordwestlich von Jerusalem. Das obe- re Beth-Horon lag auf einer Höhe von 616 m nordwestlich von Jerusalem. Das untere Beth-Horon lag auf 368 m 21 km nordwestlich von Jerusalem. Beide Orte lagen an einer strategisch wichtigen Straße zwischen Jerusalem und Japho am Meer. 8,6 Baalat. Diese Stadt lag ursprünglich im Gebiet von Dan (Jos 19,44), knapp 50 km westlich von Jerusalem.
8,10 250. S. Anm. zu 2Chr 2,2.
8,11 die Tochter des Pharao. Vgl. 1Kö 9,24. 1Kö 3,1 erwähnt die Heirat und dass Salomo sie nach Jerusalem brachte, bis er ein Haus für sie bauen konnte. Bis dieser Palast fertig gestellt war, wohnte Salomo in Davids Palast, erlaubte dies jedoch seiner ägyptischen Braut nicht, weil sie eine Heidin war und die Bundeslade einst im Haus Davids gestanden hatte. Sicherlich war er sich bewusst, dass diese Ehe mit einer Heidin Gott nicht gefi el (vgl. 5Mo 7,3.4). Letztlich brachten ihm seine heidnischen Frauen tragische Konsequenzen ein (1Kö 11,1-11).
8,12 Dieser Abschnitt ist ausführlicher als 1Kö 9,25 und weist darauf hin, dass Salomo trotz seines Ungehorsams bezüglich seiner Ehen die im Tempel erforderlichen religiösen Praktiken treu bewahrte.
8,13 Festzeiten, dreimal im Jahr. Diese waren im mosaischen Ge- setz vorgeschrieben: 1.) Das Fest der Ungesäuerten Brote / das Passah, 2.) Pfi ngsten und 3.) das Laubhüttenfest (vgl. 2Mo 23,14-17; 5Mo 16,1-17).
8,17 S. Anm. zu 1Kö 9,26-28. Diese beiden Häfen, wo Schiffe für Salomo ankamen, lagen auf der Ostseite des Golfs vom Roten Meer, dem Golf von Akaba. Salomo förderte Frieden und Wirtschaft und brachte seinem Volk mithilfe der Seeleute Hirams die Schifffahrtskunst bei.
8,18 450 Talente. 1Kö 9,28 berichtet von 420 Talenten. Dort liegt wahrscheinlich ein Abschreibfehler vor. Die Menge entsprach über 15 Tonnen Gold.
9,1 S. Anm. zu 1Kö 10,1-29.
9,8 seinen Thron. Der Gedanke, dass Salomo auf Gottes Thron saß, ist in den Aussagen der Königin von Saba in 1Kö 10,9 nicht enthalten. Der Segen Gottes für Israel und Salomo sollte so lange bestehen bleiben, wie er dem Herrn so folgte wie einst David (2Chr 7,17-21).
9,16 Schekel. Das Wort »Schekel« ist hier unzulässigerweise einge- fügt. Die richtige Gewichtseinheit ist »Beka«. Da 1 Mine 50 Schekel sind und 1 Schekel zwei Beka, entsprechen die 3 Minen in 1Kö 10,17 den 300 Beka hier. Damit stimmen beide Schriftstellen überein. Diese Menge entspricht etwa gut 1,6 kg.
9,18 goldenen Fußschemel. Der Chronist fügt dieses Detail, das in 1Kö 10,19 fehlt, hinzu.
9,25 4.000. Das ist die vorzuziehende Lesart gegenüber »40.000« in 1Kö 5,6.
9,29 S. Anm. zu 1Kö 11,41-43. 9,29 1Kö 11,41 berichtet, dass Salomos Taten geschrieben sind im »Buch der Geschichte Salomos«. Das restliche Leben Salomos kann in 1Kö 10,26 – 11,43 nachgelesen werden. In späteren Jahren wandte er sich von Gott ab und wurde von seinen Frauen so beeinfl usst, dass er die Nation in Götzendienst führte. Das spaltete das Reich und streute den Samen, der zum Untergang und zur Zerstreuung der Nation führte. Die Chronik berichtet nicht von diesem traurigen Ende Salomos, weil dieses Buch sich darauf konzentriert, die aus Babylon heimkehrenden Juden zu ermutigen und ihnen Gottes Verheißung einer glorreichen Zukunft unter dem Davidsbund vorzustellen.
10,1 – 36,21 Dieser Abschnitt berichtet von allen 20 Regenten Judas im geteilten Reich von Salomos Sohn Rehabeam (ca. 931 v.Chr.) bis Zedekia (ca. 586 v.Chr. ), zu dessen Zeit das Volk in die Gefangenschaft nach Babylon geführt wurde. Die gerechten Könige und die Erweckungen unter ihnen werden ebenso beschrieben wie die gottlosen Könige und ihr katastrophaler Einfl uss. Das Nordreich wird nicht behandelt, da die Chronik sich auf die davidische Linie konzentriert. 10,1 – 12,16 Die Regierung Rehabeams (ca. 931-913 v.Chr.). Vgl. 1Kö 12-14. 10,1 – 11,4 Für Details zu diesem Kapitel s. Anm. zu 1Kö 12,1-24. Rehabeam hörte auf den törichten und schlechten Rat von Neulingen, anstatt auf den guten Rat weiser, erfahrener Männer. Das Ergebnis war, dass die Nation gespalten wurde. Erstaunlicherweise war die Einheit trotz der Stärke von Salomos Regierung zerbrechlich und ein einziger Tor in der Position des Führers machte sie zunichte. Rehabeam versuchte das Volk mit Gewalt wiederzuvereinigen, aber Gott ließ das nicht zu (11,14). 10,2 Jerobeam. Er wurde der erste König des Nordreichs Israels (ca. 931-910 v.Chr.). Die Geschichte, wie es zu seiner Rückkehr aus Ägypten kam, wird in 1Kö 11,26-40 berichtet.
10,16 Hier wird der Beginn des geteilten Reiches beschrieben. Zehn Stämme folgten Jerobeam und wurden Israel genannt. Die anderen zwei Stämme, Benjamin und Juda, blieben der Linie Davids treu und nahmen Rehabeam als Herrscher an. Sie wurden Juda genannt. Benjamin zeigte jedoch manchmal nur geteilte Treue (s. Anm. zu 1Kö 12,21). 11,6 baute. D.h. er baute sie aus bzw. befestigte sie (vgl. 11,11.12).
11,13 Die Priester und Leviten von allen 10 Nordstämmen wur- den von Israels König Jerobeam (ca. 931-910 v.Chr.) abgelehnt. Er sah sie als Bedrohung an, weil sie Jerusalem und dem Tempel treu waren. Er setzte seine eigenen Götzenpriester ein und alle wahren Priester zogen ins Südreich um und fanden in Juda bei Rehabeam Zufl ucht.
11,15 für sich selbst Priester eingesetzt. Das bezieht sich auf Jerobeam (vgl. 1Kö 12,25-33), der im Nordreich Götzendienst einführte. Böcke und Kälber. Götzen (vgl. 3Mo 17,7).
11,16 Gottes Segen ruhte 3 Jahre auf Rehabeam, denn das Volk war den Wegen Gottes treu ergeben nach dem Vorbild von David und Salomo.
11,18 Eine Zusammenfassung von Rehabeams Leben mit beson- derem Nachdruck auf die Thronfolge. Damit wird nicht Polygamie oder das Konkubinat gutgeheißen, denn damit wurde gegen Gottes Gesetz für die Ehe verstoßen (vgl. 1Mo 2,24.25). Diese Verstöße führten stets zu großen Problemen und Störung der Beziehung zu Gott. Polygamie wird nirgends in der Bibel gutgeheißen, stattdessen berichtet die Bibel von den tragischen Folgen von Polygamie.
11,21 Der Chronist ließ die entsprechende Zusammenfassung der Ehefrauen Salomos aus (vgl. 1Kö 11,3), aber dieses katastrophale Verhalten in Sachen Ehe lernte Rehabeam eindeutig von seinem Vater Salomo. Sogar David lebte in Polygamie. Könige gingen oft Vielehen ein, um Bündnisse mit Nachbarnationen sicherzustellen.
12,1 fünften Jahr. Ca. 926 v.Chr. Wahrscheinlich folgte auf Re- habeams 3 Segensjahre ein viertes Jahr geistlicher Rebellion, worauf Gott in seinem fünften Jahr mit Gericht durch die Hand der Ägypter reagierte.
12,2 Sisak. Er regierte ca. 945-924 v.Chr. über Ägypten. Man hat einen Stein gefunden, auf dem sich ein ägyptischer Bericht über diese Invasion befi ndet. Dort wird berichtet, dass Sisaks Armee bis ganz zum Norden, zum See Genezareth vordrang. Er wollte die einstige Macht Ägyptens wiederherstellen, konnte Israel und Juda aber nicht erobern. Jedoch zerstörte er die Städte Judas und erlangte die Kontrolle über die Handelsstraßen. Juda fi el unter ägyptische Herrschaft.
12,6 demütigten sich. Angesichts der ägyptischen Eroberung hörten die Führer auf das Wort Gottes, das der Prophet ihnen gesagt hatte (V. 5) und taten Buße, sodass Gott seinen durch Sisak ausgeführten Zorn beendete.
12,8 Doch. Eine angemessene Strafe sollte die Juden an ihre Ver- gangenheit in Ägypten erinnern. Das war die erste größere militärische Auseinandersetzung mit Ägypten seit dem Exodus, der vor mehreren hundert Jahren ihre Sklaverei in Ägypten beendet hatte. Es war bitter, wiederum von einem Volk unterjocht zu werden, von dem Gott sie einst befreit hatte. Die Botschaft war unmissverständlich klar: Wenn die Juden die wahre Anbetung Gottes verließen, dann würden sie auch seine beschützende und segnende Hand verlieren. Es war viel besser, Gott zu dienen, als diesen »Königreichen der Länder«. 12,9 nach Jerusalem. Nach dem Einschub (V. 5-8), der den Zustand des belagerten Hofes beschrieb, kehrt der Geschichtsschreiber zurück zum Angriff auf Jerusalem und die Plünderung des Tempels und des Palastes.
12,9 S. Anm. zu 1Kö 14,25-31.
12,10 eherne. Das pure Gold wurde durch Erz ersetzt, das sorg- fältig bewacht wurde.
12,12 Vgl. 12,7. Gott bewahrte Juda wegen dieser Buße.
12,13 Ca. 931-913 v.Chr. Durch die allgemeine Erneuerung des wah- ren Gottesdienstes stieg Rehabeams Herrschaft zu neuem Leben auf und bestand viele Jahre nach dem Abzug von Sisak weiter. Leider versagte er schließlich (V. 14). Das lag wahrscheinlich an seiner heidnischen Mutter (V. 13).
12,16 Abija. Vgl. 11,20.22. In 1Kö 15,3 wird er als großer Sünder bezeichnet. Doch in seiner typischen Weise hebt der Chronist das wenige Gute hervor, was Abija tat, um zu zeigen, dass er dennoch in die Linie der Bundesverheißung Gottes an David passte.
13,1 In der Aufeinanderfolge der Könige Judas folgt als Nächstes die Regierung Abijas (ca. 913-911 v.Chr.; vgl. 1Kö 15,1-8). Die ungehorsame Natur von Abijas Regierung wird in 1Kö 15,3 beschrieben, wo auch sein treuloser Pakt mit Syrien erwähnt wird (2Chr 16,3).
13,3 S. Anm. zu 1Kö 15,1-8. Diese Zahlen sind hoch, überraschen aber nicht, wenn man von der enormen Anzahl kampftüchtiger Männer ausgeht, die bei Davids Volkszählung gezählt wurden (vgl. 1Chr 21,5). Beide Armeen waren zum Bürgerkrieg gerüstet.
13,4 Berg Zemaraim. Die genaue Lage ist unbekannt, aber wahr- scheinlich in der Nähe von Bethel (Jos 18,22) im Gebiet Israels.
13,5 Salzbund. An anderen Stellen steht Salz in Verbindung mit den Opfern des mosaischen Bundes (3Mo 2,13), dem Priesterbund (4Mo 18,19) und den symbolischen Opfern des Neuen Bundes im Tausendjährigen Reich (Hes 43,24). Die konservierende Eigenschaft von Salz steht für die beabsichtigte Treue, mit der der Bund bewahrt werden sollte. Hier bezieht es sich auf Gottes unwiderrufl iche Verheißung und zugesagte Treue in der Erfüllung des Davidsbundes und auf Gottes Wunsch, dass ihm die Thronfolger Davids treu sein sollten, wenn das Volk die Segnungen des Bundes empfangen wollte.
13,6 Zur Geschichte Jerobeams s. 1Kö 11,26-40 und 2Chr 10. Er war der erste König des Nordreichs, das Israel genannt wurde. 13,7 jung. Er war 41 (vgl. 2Chr 12,13).
13,8 Reich des HERRN. Abija erinnert alle, dass der Davidsbund Got- tes ausdrücklicher Wille ist in Bezug darauf, wer im Auftrag Gottes das irdische Reich regieren soll. So ist Juda Gottes Nation, da der König ein Nachkomme Davids ist. goldenen Kälber. Vgl. 1Kö 12,25-33; 2Chr
11,15 für sich selbst Priester eingesetzt. Das bezieht sich auf Jerobeam (vgl. 1Kö 12,25-33), der im Nordreich Götzendienst einführte. Böcke und Kälber. Götzen (vgl. 3Mo 17,7). 11,15 Israel war voller Götzen und falscher Priester, da alle levitischen Priester vertrieben worden waren und mit ihnen auch die wahre Anbetung Gottes verschwunden war.
13,10 Abija bekannte seine Treue zum reinen Gottesdienst und drückte somit sein Vertrauen auf Gottes Gunst im Krieg aus.
13,15 schlug Gott den Jerobeam und ganz Israel. Als die siche- re Niederlage drohte und 400.000 Soldaten hinter ihnen und ebenso viele vor ihnen waren, wurde Juda durch Gottes Eingreifen gerettet. Was Gott genau tat, ist unbekannt, doch wurde die Armee Israels dadurch jedenfalls in die Flucht geschlagen (V. 16) und die Soldaten von Juda metzelten in einem unvorstellbaren Blutbad 500.000 von ihnen nieder (V. 17).
13,17 Vor dem Kampf war Jerobeam gegenüber Abija im Verhältnis 2 zu 1 in der Überzahl (13,3). Nach der Schlacht, bei der der Herr zugunsten von Juda eingriff, war Abija im Verhältnis 4 zu 3 in der Überzahl gegenüber Jerobeam.
13,19 Bethel. Dieser Ort lag etwa 20 km nördlich von Jerusalem. Die genaue Lage von Jeschana und Ephron ist zwar unbekannt, doch vermutlich lagen sie in der Umgegend von Bethel.
13,20 er starb. Wiederum handelte Gott in nicht näher beschriebe- ner Weise, um das Leben dieses gottlosen Regenten zu beenden (ca. 910 v.Chr.).
13,22 – 14,1 S. Anm. zu 1Kö 15,6-8. 14,1 – 16,14 Die Regierungszeit von Asa (ca. 911-870 v.Chr.). Vgl. 1Kö 15,9-24.
14,1 1Kö 15,11 sagt, dass Asa es seinem Vorvater David gleichtat – er ehrte Gott und baute das Reich (V. 6-8). Die Friedenszeit wurde zur Stärkung genutzt.
14,3 Asa verbannte die Elemente falschen Gottesdienstes, die sich während der Jahre Salomos, Rehabeams und Abijas angesammelt hatten (vgl. 1Kö 15,12.13). Offenbar entfernte er nicht alle Höhen bzw. nach ihrem Abbruch wurden sie wieder aufgebaut (vgl. 1Kö 15,14; 1Chr 15,6). Sein Sohn Josaphat musste sie später abschaffen (vgl. 2Chr 17,6), wenngleich nicht vollständig (vgl. 1Chr 20,33). Dies war ein Bestreben, dem Wort Gottes aus 5Mo 12,2.3 zu gehorchen.
14,7 Asas Armee war 580.000 Mann stark, Abijas hingegen nur 400.000 (2Chr 13,3).
14,8 Serach, der Kuschiter, entwickelte sich zu einer gefährli- chen Bedrohung. Wahrscheinlich versuchte dadurch der ägyptische Pharao die Herrschaft zurückzuerlangen, wie Schischak während der Regierung Rehabeams (vgl. 2Chr 12,7.8), ca. 901-900 v.Chr. 14,8 Marescha. Etwa 13 km südöstlich von Gat und 40 km süd- westlich von Jerusalem. Rehabeam hatte diese Stadt bereits früher verstärkt (2Chr 11,8).
14,10 In Asas Anruf Gottes stand Gottes Allmacht und Ruf im Mit- telpunkt.
14,12 Beute Anscheinend war diese große Meute ein Noma- denvolk, die mitsamt ihrer ganzen Habe umherzogen und ihr Lager in der Nähe von Gerar aufgeschlagen hatten. Juda machte hier eine enorme Kriegsbeute. 14,12 Gerar. Etwa 12 km südlich von Gaza am Mittelmeer. Ägypten taucht nun für über 150 Jahre nicht auf der Bildfl äche auf (vgl. 2Kö 17,4).
15,1 Geist Gottes. Wie im AT üblich, befähigte der Heilige Geist die Diener Gottes, in einzigartiger Weise für ihn zu sprechen oder zu handeln. Asarja. Ein nur hier erwähnter Prophet, der Asa begegnete, als dieser vom Sieg zurückkehrte. Er sprach vor seiner ganzen Armee zu ihm.
15,2 Diese geistliche Wahrheit ist elementar und besagt, dass Gott bei seinem gehorsamen Volk ist und es vollmächtig beschützt. Vgl. 5Mo 20,1; 1Chr 28,9; Jes 55,6.7; Jer 29,12-14; Jak 4,8. Während der 42 Regierungsjahre des guten Asa herrschten 8 gottlose Könige in Israel, einschließlich Jerobeam, der zusammen mit den anderen Königen ein Negativbeispiel für diese Wahrheit war (vgl. 12,1ff.).
15,8 die Weissagung des Propheten Oded. Vers 1 spricht von Asarja als »Sohn Odeds«. Deshalb ist hier die Lesart zu bevorzugen: »des Propheten Asarjas, des Sohnes Odeds«. Halle. Das Areal außerhalb des Heiligtums, wo der Brandopferaltar stand.
15,9 Ephraim, Manasse und Simeon. Das weist darauf hin, dass nicht das ganze Volk in den 10 Stämmen des abtrünnigen Nordreiches Israels Gott verworfen hatte. Viele siedelten in den Süden nach Juda um, sodass in der Mischung von Juden in Juda alle Stämme vertreten waren.
15,10 fünfzehnten Jahr. Ca. 897 v.Chr. im Mai bzw. Juni. Der An- lass war das Wochenfest (Pfi ngsten).
15,11 Die versammelten Anbeter gaben ein erneuertes Verspre- chen ab, zu gehorchen (vgl. 2Mo 24,1ff.) und die Gesetze rigoros durchzusetzen, die die Todesstrafe für Götzendienst verlangten (vgl. 5Mo 17,2-5). Dieses Versprechen wurde unter Opferungen von Tieren eingeweiht, die sie als Kriegsbeute von den Kuschitern genommen hatten (14,15).
15,16 S. Anm. zu 1Kö 15,13-15.
15,19 fünfunddreißigsten Jahr. Ca. 875 v.Chr. 16,1 sechsunddreißigsten Jahr. Da Baesa (ca. 909-886 v.Chr.) im 26. Regierungsjahr Asas starb (vgl. 1Kö 15,33), kann dies nicht bedeuten, dass sie 10 Jahre später im Krieg gegeneinander lagen. Wenn die Zeitangabe jedoch das 35. Jahr seit der Teilung des Reiches bedeutet, dann datiert diese Angabe etwa auf das Jahr 896 v.Chr., im 14. Regierungsjahr Baesas und im 16. Regierungsjahr Asas. Diese Zählweise wurde üblicherweise im Buch der Könige von Juda und Israel befolgt. Das waren damals die offi ziellen Jahrbücher, aus denen der inspirierte Schreiber seinen Bericht bezog (vgl. V. 11). Das könnte ein Grund dafür sein, weshalb das Volk von Israel nach Juda überlief, wie in 2Chr 15,9 beschrieben. Vgl. 1Kö 15,16.17. Rama. Diese Grenzstadt lag an der Hauptstraße etwa 10 km nördlich von Jerusalem. Wegen der Topographie und Befestigung dieser Stadt blockierte dieses Unterfangen jeglichen Verkehr nach Jerusalem aus Richtung Norden. Vgl. 1Kö 15,16-22.
16,2 Asa vertraute auf den heidnischen König Ben Hadad, um vor dem König von Israel beschützt zu werden. Damit nahm er eine sündige Zufl ucht und handelte entgegen 1.) Abija (2Chr 13,2-20) und 2.) seinem eigenen früheren Kampf gegen Ägypten (2Chr 14,9-15), als beide völlig auf den Herrn vertrauten. S. Anm. zu 1Kö 15,18.
16,3 meinem Vater und deinem Vater. Ein bisher nicht erwähnter Bund zwischen Abija (ca. 913-911 v.Chr.) und Tabrimmon (ca. 912-890 v.Chr.).
16,4 Ijon. Diese und die anderen erwähnten Städte lagen nördlich und östlich vom See Genezareth.
16,6 Geba und Mizpa. Diese Orte lagen 3 km nordnordöstlich bzw. 3 km östlich von Rama. 16,7 Hanani. Gott gebrauchte diesen Prophet, um Asa zu tadeln: 1.) für seine bösartige Aneignung des Gott geweihten Tempelschatzes, um Macht zu erlangen, und 2.) weil er sich treulos von einem heidnischen König abhängig machte, anstatt vom Herrn, im Gegensatz zu seinem früheren Verhalten im Kampf gegen Ägypten (2Chr 14,9-15). das Heer des Königs von Aram deiner Hand entkommen. Durch seine Sünde verwirkte Asa die Gelegenheit, nicht nur über Israel, sondern auch über Aram (Syrien) zu siegen. Das hätte ein größerer Sieg werden können als über die Kuschiter, wodurch Aram alle künftigen erfolgreichen Angriffe gegen Juda verwehrt worden wären. Obwohl Gott sie gerettet hatte, als sie in der Unterzahl waren (13,3ff.; 14,9ff.), offenbarte der König seinen geistlichen Niedergang auf zweierlei Weise: Ihm fehlte Vertrauen und er behandelte den Propheten schlecht, durch den Gott die Wahrheit verkündete (V. 10).
16,9 sich mächtig zu erweisen … ungeteilt auf ihn gerichtet ist. S. Anm. zu 15,2. von nun an Krieg haben. Gottes Gericht über die Untreue des Königs.
16,10 Während seiner letzten 6 Jahre legte Asa ein für ihn unty- pisches gottloses Verhalten an den Tag: 1.) Wut über die Wahrheit (V. 10), 2.) Unterdrückung von Gottes Prophet und Volk (V. 10) und 3.) Hilfesuche beim Menschen anstatt bei Gott (V. 12).
16,12 neununddreißigsten Jahr. Ca. 872 v.Chr. Er starb an den Folgen einer Krankheit, wobei es sich möglicherweise um eine schwere Nekrose handelte.
16,13 einundvierzigsten Jahr. Ca. 870 v.Chr.
16,14 ein sehr großes Feuer. Wegen seiner langen Regierung und seinen berühmten Errungenschaften wurde Asa vom Volk geehrt, als es die Trauerfeierlichkeiten anlässlich seines Todes abhielt. Die Kremation wurde von den Hebräern selten verwendet (vgl. 21,19; 1Sam 31,13; Am 6,10). Jehoram wurde später wegen seiner unrühmlichen Regierung nicht mit Feuer geehrt (21,19). 17,1 – 21,3 Die Regierungszeit von Josaphat (ca. 873-848 v.Chr.). Vgl. 1Kö 15,24; 22,1-50.
17,1 Josaphat bereitete die Nation militärisch auf alle möglichen Angriffe vor, insbesondere auf Attacken vom Nordreich Israel.
17,3 die Baale. Ein allgemeiner Ausdruck für Götzen. Vgl. Ri 2,11- 13. 17,3 Josaphat unternahm geistlich gesprochen drei strategische Züge: 1.) er gehorchte dem Herrn (17,3-6), 2.) er verbannte falsche Anbetung aus dem Land (17,6) und 3.) er sandte Lehrer aus, die das Volk im Gesetz des Herrn belehrten (17,7-9).
17,10 Josaphats geistliche Strategie erfüllte ihren beabsichtig- ten Zweck, d.h. sie brachte Gottes Segen und Schutz über das Land, ganz ähnlich wie bei Abija (13,2-20) und Asa (14,9-15). Man beachte, dass die Juden die Tiere für die vielen Opfer brauchten und außerdem für Zwecke der Nahrung und Kleidung.
17,12 Diese Verse verdeutlichen den enormen Wohlstand, der sich unter dem Segen Gottes entwickelte (vgl. 18,1) und außerdem die beeindruckende militärische Macht (V. 14-19).
18,1 S. Anm. zu 1Kö 22,1-37. Ahab war König in Israel. Josa- phat arrangierte für seinen Sohn (vgl. 21,6) die Ehe mit Athalja, der Tochter des gottlosen Ahab, und ging dann eine militärische Allianz mit ihm ein. Diese Torheit hatte tragische Folgen: 1.) Josaphat zog Gottes Zorn auf sich (19,2), 2.) nachdem Josaphat gestorben und Athalja Königin geworden war, stürzte sie den Thron und tötete beinahe alle Nachkommen Davids (22,10ff.) und 3.) sie brachte die bösen Götzen Israels nach Juda, was schließlich zum Untergang der Nation und zur babylonischen Gefangenschaft führte. Josaphat neigte dazu, sich auf andere Könige zu verlassen. Das wird deutlich aus diesem besonderen Bericht über eine eheliche Allianz mit Ahab (V. 1). S. auch 2Chr 20,3537 bezüglich einer Allianz mit Ahasja (ca. 853-852 v.Chr.).
18,5 Böse Könige hatten falsche Propheten, die ihnen sagten, was sie hören wollten (vgl. Jes 30,10.11; Jer 14,13-16; 23,16.21.30-36). Der wahre Prophet sprach Gottes Wort und wurde dafür verhaftet (V. 26).
19,1 Nachdem Josaphat dem Tod ins Angesicht geblickt hatte, aber von Gott gerettet worden war (18,31), wurde er wegen seiner Allianzen getadelt. Der Prophet verurteilte die Allianz des Königs mit dem Feind Gottes Ahab (1Kö 22,2), doch inmitten des Zorns gab es auch Erbarmen, weil der König ein persönliches und nationales Anliegen für die wahre Anbetung Gottes hatte.
19,2 Hanani. Derselbe Prophet hatte bereits früher den Vater Josa- phats, Asa, in ähnlicher Weise gewarnt (2Chr 16,7-9).
19,4 Josaphat brachte Gottes Reich in eine bessere geistliche Ordnung als je zuvor seit der Zeit Salomos. Um diese Ordnung zu gewährleisten, setzte er »Richter« ein (V. 5) und nannte ihnen die Prinzipien, nach denen sie vorstehen sollten: 1.) Verantwortlichkeit gegenüber Gott (V. 6), 2.) Integrität und Aufrichtigkeit (V. 7), 3.) Treue zu Gott (V. 9), 4.) ein Anliegen für Gerechtigkeit (V. 10) und 5.) Mut (V. 11). All das sind Grundelemente geistlicher Leiterschaft.
20,1 Die Nachkommen Lots, d.h. Moab und Ammon, waren öst- lich des Jordan angesiedelt, und die Nachkommen Edoms (Esaus) südlich. Beide beabsichtigten, Josaphat vom Thron zu stürzen. Sie waren von Süden her an die Westseite des Toten Meers vorgestoßen und bis En-Gedi gekommen, das an der Mitte des Westufers liegt. Das war eine übliche Route für Feinde, da sie für das Volk auf der anderen Seite von den westlichen Bergen aus nicht zu sehen waren.
20,3 Josaphat reagierte geistlich richtig, d.h. der König und die Nation fl ehten zu Gott durch Gebet und Fasten. Das ganze Volk fastete, sogar die Kinder (V. 13). Vgl. Joel 2,12-17; Jon 3,7.
20,5 Josaphat stand im renovierten Mittelhof und betete für die Nation, wobei er sich auf die Verheißungen, die Herrlichkeit und den Namen Gottes berief, die auf dem Spiel standen, da Gott mit Juda identifi ziert wurde. In seinem Gebet erkannte Josaphat Gottes Souveränität an (V. 6), Gottes Bund (V. 7), Gottes Gegenwart (V. 8.9), Gottes Güte (V. 10), Gottes Besitzrecht (V. 11) sowie ihre völlige Abhängigkeit von ihm (V. 12).
20,10 Bergland Seir. Eine auffällige Landschaftsstruktur in Edom.
20,14 Der Herr erhörte das Gebet sofort und sandte eine zusi- chernde Botschaft durch den Propheten Jehasiel.
20,16 Anhöhe Ziz … Wüste Jeruel. Diese Gegenden liegen zwi- schen En-Gedi am Toten Meer und Tekoa, was 16 km südlich von Jerusalem und 27 km nordwestlich von En-Gedi liegt. Dieser Pass führt vom Tal des Toten Meers nach Jerusalem.
20,18 Der Lobpreis des Glaubens. Sie vertrauten so sehr auf Got- tes Verheißung des Sieges, dass sie Gott bereits lobten, bevor der Kampf gewonnen war. Ihr Vertrauen war so groß, dass der Chor vor den Truppen hermarschierte und Psalmen sang.
20,21 heiligem Schmuck. Die Heiligkeit des Herrn ist eine Zierde (vgl. 2Mo 15,11; Ps 27,4). Dieser Ausdruck, der auch mit »heiliger Kleidung« übersetzt werden kann, beschreibt die symbolische und heilige Kleidung der levitischen Sänger (vgl. 1Chr 16,29) zur Ehre der Heiligkeit des Herrn. 20,22-24 Ähnlich wie bei Gottes Eingreifen zur Zeit Gideons (Ri 7,15-23), verwirrte Gott die Feinde, die sich irrtümlicherweise untereinander angriffen und sich gegenseitig erschlugen. Manche meinen, dies sei von Engeln verursacht worden, die durch ihre Erscheinungen eine unkontrollierte und tödliche Panik auslösten. Der Feind war völlig geschlagen, noch bevor Josaphat und seine Truppen ihm begegneten (V. 24).
20,25 Sie zogen so zurück, wie sie gekommen waren – unter Musik (vgl. V. 21.22).
20,29 Zum zweiten Mal in der Regierung Josaphats werden die Na- tionen von Furcht befallen (vgl. 2Chr 17,10). Gleiches geschah, als Israel aus Ägypten auszog (2Mo 23,27; 4Mo 22,3; Jos 2,9-11; 9,9.10).
20,31 S. Anm. zu 1Kö 22,41-51.
21,2 Als die gemeinsame Herrschaft mit seinem Vater bei dessen Tod endete, brachte Jehoram alle um, die eine mögliche Bedrohung für seinen Thron waren. 21,4-20 Die Regierung von Jehoram (ca. 853-841 v.Chr.). Vgl. 2Kö 8,16-24. Höchstwahrscheinlich wirkte Obadja während Jehorams Regierung als Prophet.
21,4 S. Anm. zu 2Kö 8,16-22.
21,11 verführte. Zweifellos war er von seiner Gattin, der Tochter Ahabs, beeinfl usst (vgl. V. 6) und, genau wie sein Vater, von der Allianz (2Chr 18,1). Sie hatten aus Salomos sündigem Beispiel nichts gelernt (vgl. 1Kö 11,3.4). Seine gottlose Frau Atalja wurde später Regentin über Juda und versuchte, Davids königliche Linie auszurotten (2Chr 22,10).
21,12 Elia, der bestens bekannt ist wegen seiner Konfrontation mit Ahab und Isebel von Israel (1Kö 17-2Kö 2,11), brandmarkte als Prophet Jehorams Sünde des Götzendienstes und Mordes (21,13). Die Konsequenzen des Gerichtes Gottes erstreckten sich über ihn selbst hi naus auch auf seine Familie und auf die Nation (21,14.15). Dieses Ereignis fand zweifellos in den ersten Jahren von Jehorams Zusammenh errschaft mit seinem Vater Josaphat statt, kurz bevor Elia in den Himmel auffuhr, ca. 848 v.Chr. (vgl. 2Kö 2,11.12).
21,16 Seine Sünde hatte weit reichende Konsequenzen. Er erlitt militärische Niederlagen, sein Land wurde verwüstet, sein Vermögen beschlagnahmt, sein Palast ausgeplündert, seine Frauen weggenommen, alle seine Kinder außer des jüngsten umgebracht, er selbst starb an einer schmerzlichen Krankheit und wurde unehrenhaft begraben (21,16-22,1).
21,20 8 Jahre. Das waren die Jahre seiner Alleinherrschaft, die Zu- sammenherrschaft mit seinem Vater ist darin nicht miteinberechnet. 22,1-9 Die Regierung von Ahasja (ca. 841 v.Chr.). Vgl. 2Kö 8,25-29; 9,21-29.
22,1 S. Anm. zu 2Kö 8,25-29.
22,2 42 Jahren. Ein Abschreibfehler, der leicht passieren konnte, weil sich zwei hebr. Buchstaben nur durch einen kleinen Strich unterscheiden. Die Lesart »22 Jahre« aus 2Kö 8,26 ist zu bevorzugen.
22,3 seine Mutter beriet ihn … gottlos. Atalja und die übrig Gebliebenen von Ahabs Haus, die mit dem jungen König zusammenlebten, brachten ihm Gottlosigkeiten bei und führten ihn zu moralischer Verdorbenheit, Götzendienst und Torheit, die sich darin äußerte, dass er sich auf einen Krieg gegen Aram einließ (V. 5.6).
22,7 S. Anm. zu 2Kö 8,28 – 9,29. 22,10 – 23,21 Die Regierung von Atalja (ca. 841-835 v.Chr.). Vgl. 2Kö 11,1-20.
23,3 wie der HERR es … zugesagt hat. Das ist einer der drama- tischsten Augenblicke in der messianischen Geschichtsschreibung. Von den Nachkommen Davids lebt nur noch ein einziger Mann – Joas. Wenn er gestorben wäre, hätte es keinen Erben für den Thron Davids gegeben, und das hätte bedeutet, dass die messianische Linie unwiederbringlich ausgelöscht worden wäre. Gott jedoch verschaffte Rettung in dieser Situation, indem er in seiner Vorsehung Joas bewahrte (2Chr 22,10-12) und Athalja beseitigte (1Chr 23,12-21).
23,11 Zeugnis. Damit ist üblicherweise eine Abschrift des Gesetzes gemeint (vgl. 5Mo 17,18; Hi 31,35.36). 24,1-27 Die Regierung von Joas (ca. 835-796 v.Chr.). Vgl. 2Kö 11,17 – 12,21. Höchstwahrscheinlich wirkte Joel während seiner Regierung als Prophet. Seine Prophezeiungen bieten viele hilfreiche Hintergrundinformationen über diese Zeit.
24,1 S. Anm. zu 2Kö 11,17-12,16.
24,15 Jojada. Er war der Hohepriester unter Athalja und Joas (vgl. 2Chr 23,1-24,16) und trat während dieser bösen Zeit für Gottes Gerechtigkeit ein: 1.) indem er den Kampf gegen Götzen anführte, 2.) indem er den Staatsstreich gegen Athalja zuließ und 3.) indem er Joas den Thron zubilligte, sodass es anschließend zu einer Erweckung kam.
24,17 Nach Jojadas Tod überzeugten die Führer von Juda den König Joas, dass sie zum Götzendienst zurückkehren müssten. Der Tod des bisherigen Hohenpriesters war der Wendepunkt in der Regierung von Joas. Dass er auf sie »hörte« bedeutet, dass Joas den Götzendienst genehmigte, der sich daraufhin ausbreitete.
24,18b In seiner Gerechtigkeit richtete Gott das Übel in Juda, während er gleichzeitig in seiner Gnade Propheten sandte, um die Wahrheit von der Buße zu verkünden.
24,20 Auf das besondere Beispiel von Sacharja, dem Sohn des Jojada (nicht zu verwechseln mit Sacharja, dem Sohn des Berechja [Sach 1,1; Mt 23,35]), spielen ntl. Autoren an in Schriftstellen wie Apg 7,51.52 und Hebr 11,37. Dieser Priester verkündete dem Volk, dass Treue zum Herrn die Bedingung für Segen ist (vgl. 12,5; 15,2). Die Verschwörung gegen diesen Mann, der die Wahrheit sprach, geschah mit voller Autorität des Königs, der die größte Schuld an dem Mord trug (V. 22). S. Anm. zu Mt 23,35.
24,22 gedachte nicht. Vgl. 2Chr 23,11, wo Jojadas Frau Joas als Kind vor dem sicheren Tod bewahrte, oder 2Chr 23,1-24,1, wo Jojada einen Plan ersann, um Atalja vom Thron zu stürzen und Joas als König zu krönen, oder 2Chr 24,2, wo Jojada als Stimme der Gerechtigkeit für Joas bezeichnet wird. Doch Joas ignorierte all das willentlich. Sacharja starb dafür, dass er den gerechten Untergang verkündete, der letztendlich eintreffen sollte. 24,23-25 Wie Sacharja gebetet hatte (24,22), so zahlte Gott die Abtrünnigkeit Joas heim, indem der König eine Niederlage durch Aram erlitt und von seinem eigenen Volk umgebracht wurde.
24,24 wenigen Leuten. So wie der Herr zuvor der kleineren Armee Judas Sieg gegeben hatte, weil sie treu waren (2Chr 13,2-20; 14,9-15), so verordnete er nun wegen ihrer Gottlosigkeit eine Niederlage für Juda durch eine kleinere Armee. 24,25 Im Gegensatz zum gerechten Asa (2Chr 16,13.14), doch genau wie der ungerechte Jehoram (2Chr 21,18-20) starb Joas einen schmachvollen Tod und wurde ohne Ehrenerweisung begraben.
24,26 S. Anm. zu 2Kö 12,20-22. 25,1-28 Die Regierung von Amazja (ca. 796-767 v.Chr.). Vgl. 2Kö 14,1-20.
25,1 S. Anm. zu 2Kö 14,1-6.
25,4 Vgl. Hes 18.
25,5 Dieser Abschnitt ist eine ausführlichere Parallele zu 2Kö 14,7. 25,5 Amazja versammelte seine Truppen, die klein waren im Ver- gleich zur Armee Josaphats, die 1.000.000 Mann umfasste (vgl. 17,1419). Das verdeutlicht den Bevölkerungsrückgang im Südreich innerhalb von 80 Jahren.
25,6 100 Talente. Wenn ein Talent 34 kg wog, waren das 3,4 Tonnen Silber. Dieser Reichtum wurde an Joahas, den König Israels, gezahlt, der den Söldnern von Israel befahl, Amazja im Kampf gegen Edom zu helfen.
25,7 Mann Gottes. Ein terminus technicus, der im AT etwa 70-mal verwendet wird und stets jemanden bezeichnet, der als Repräsentant Gottes sprach. Er warnte Amazja vor einer Verbündung mit dem götzendienerischen Israel, weil der Herr nicht mit Ephraim (d.h. Israel) war, der Hauptstadt des Götzendienstes. S. Anm. zu 5Mo 33,1.
25,8 bei Gott steht die Kraft. S. Anm. zu 2Chr 24,24. Der Mann Gottes erinnerte den König mit ironischem Unterton daran, dass er stark sein müsse, weil Gott ihm nicht helfen werde.
25,9 Der Mann Gottes forderte Amazja auf, den Verlust in Kauf zu nehmen und dem Herrn zu vertrauen. Der König gehorchte und schickte die wütenden israelitischen Söldner heim.
25,11 Salztal. Dieses Tal lag wahrscheinlich am Südufer des Toten Meeres, wo David vor mehreren Jahrhunderten gesiegt hatte (vgl. 1Chr 18,12.13). Seir. Ein anderer Name für Edom.
25,12 Felsenspitze. Diese Art der Hinrichtung war unter heidni- schen Nationen üblich (vgl. Ps 137,9).
25,13 Samaria. Die bekannte israelitische Stadt, von wo aus sie ihre Angriffe starteten. Beth-Horon. S. Anm. zu 2Chr 8,5.
25,14 Amazja tat das, was sowohl aus biblischer als auch politi- scher Sicht undenkbar war: Er nahm die falschen Götter der Völker an, die er gerade geschlagen hatte. Vielleicht wurde er von den bösen Lüsten des Götzendienstes dazu verleitet und dachte, das würde ihm helfen, jede künftige Bedrohung durch Edom zu verhindern. Doch brachte das dem König, der gerade die Stimme Gottes zum Schweigen bringen wollte, nur den Untergang ein.
25,17 S. Anm. zu 2Kö 14,8-20.
26,1 Die Regierung von Ussija, der auch als Asarja bekannt ist (ca. 790-739 v.Chr.). Vgl. 2Kö 14,21.22; 15,1-7. Hosea (Hos 1,1), Amos (Am 1,1), Jona und Jesaja (Jes 6) wirkten während seiner Regierungszeit. 26,1 S. Anm. zu 2Kö 14,21.22; 15,1-3.
26,5 Sacharja. Ein ansonsten unbekannter Prophet unter Ussija. Er ist weder der priesterliche Sprecher (24,20) noch der Prophet Sacharja, der ca. 520 v.Chr. das gleichnamige prophetische Buch in Juda schrieb. suchte … gelingen. Die Zusammenfassung eines Hauptthemas von 2. Chronik.
26,6 Eine Zusammenfassung von Ussijas Erfolg in folgenden Be- reichen: 1.) Er eroberte die Philister (26,6-8), 2.) hatte familiären Erfolg (26,9.10) und 3.) erlangte militärische Macht (26,11-15). 26,6 Eine Beschreibung von Judas militärischen Erfolgen in Rich- tung Westen, Osten und Süden. Israel im Norden wird nicht erwähnt. 26,6 Gat … Jabne … Asdod. Philistäische Schlüsselstädte südwest- lich von Jerusalem.
26,7 Araber … Gur-Baal. Höchstwahrscheinlich eine Gruppe Noma- den, die in einer nicht näher bekannten Gegend lebten. Meuniter. Ein Nomadenvolk in Edom (vgl. 2Chr 20,1).
26,8 Ammoniter. Nachkommen Lots, die östlich vom Jordan lebten.
26,9 Ecktor. Es befand sich im nordwestlichen Bereich Jerusalems. Taltor. Im südwestlichen Bereich von Jerusalem. Winkel. Im östlichen Bereich von Jerusalem.
26,10 Karmel. Es gab zwar einen Gebirgszug Karmel, aber der lag nicht im Herrschaftsbereich von Ussija. Deshalb handelt es sich hier wahrscheinlich nicht um einen Eigennamen, sondern um ein Wort, das wörtlich übersetzt werden muss und »fruchtbares Feld« bedeutet. Das passt auch zu den übrigen allgemeinen Hinweisen in diesem Vers.
26,11 Mit über 300.000 Männern in der Armee und der Entwick- lung neuer Waffen war er eine Bedrohung für potentielle Angreifer und stellte somit den Frieden der Nation sicher.
26,16 Ussija versuchte, sich der Rolle des Priesters zu bemächti- gen, was vom Gesetz untersagt war (vgl. 4Mo 3,10; 18,7). Spr 16,18 sagt, dass Stolz vor dem Fall kommt, und so war es auch hier. Selbst der König stand nicht über dem Gesetz Gottes.
26,19 Gott richtete den König dafür, dass er nicht das Gesetz hielt, aber er war gnädig und tötete Ussija nicht. Mit seinem Aussatz musste Ussija sich dem Priester in einer für ihn ungewohnten Weise unterwerfen, nämlich nach dem Gesetz für Aussätzige (vgl. 3Mo 13.14), und war für den Rest seines Lebens vom Tempel ausgeschlossen.
26,21 S. Anm. zu 2Kö 15,5-7.
26,22 Hier ist nicht das kanonische Buch Jesaja gemeint, sondern vielmehr ein anderes Buch dieses Propheten.
26,23 Genau in diesem Jahr hatte Jesaja seine Vision von der Herr- lichkeit Gottes (vgl. Jes 6,1ff.). 27,1-9 Die Regierung von Jotam (ca. 750-731 v.Chr.). Vgl. 2Kö 15,32-38. Jesaja (Jes 1,11) und Hosea (Hos 1,1) wirkten während seiner Regierungszeit weiterhin, außerdem auch der Prophet Micha (Mi 1,1).
27,1 S. Anm. zu 2Kö 15,33-38.
27,3 Mauer des Ophel. Auf der Südseite Jerusalems.
27,5 Ammoniter. S. Anm. zu 2Chr 26,8. Jotam wehrte die Invasion ab, trieb die Feinde in ihr eigenes Land zurück und legte ihnen eine jährliche Tributzahlung auf, die sie zwei Jahre zahlten, bis Rezin, der König von Aram, und Pekach, der König von Israel, gegen Juda rebellierten und es angriffen. Jotam war zu sehr von anderen Dingen abgelenkt, als dass er auf die Ammoniter geachtet hätte (vgl. 2Kö 15,37). 100 Talente. Wenn ein Talent etwa 34 kg entspricht, sind das 3,4 Tonnen Silber. 10.000 Kor. Wenn ein Kor etwa 350 Liter sind, entspricht das 3,5 Mio. Liter.
27,6 Sein einziger Fehler war, dass er nicht die Götzenkultstätten, die »Höhen«, abschaffte und dem Götzendienst des Volkes nicht Einhalt gebot (vgl. V. 2; 2Kö 15,35). 28,1-27 Die Regierung von Ahas (ca. 735-715 v.Chr.). Vgl. 2Kö 16,120. Jesaja (Jes 1,1), Hosea (Hos 1,1) und Micha (Mi 1,1) wirkten während seiner Herrschaft weiterhin als Propheten. 2Kö 17,1-9 berichtet, dass nach dem 12. Regierungsjahr des Ahas, als Hosea König in Israel war, die Assyrer Israel in Gefangenschaft führten (722 v.Chr.).
28,1 S. Anm. zu 2Kö 16,1-6.
28,2 Baals. S. Anm. zu 17,3.
28,5b Wegen seines schweren Ungehorsams zog Ahas sich den Zorn Gottes zu, sodass sowohl Aram als auch Israel seine Armee schlugen, wie bereits zur Zeit Jotams (vgl. 2Kö 15,37). Das war wahrscheinlich eine Fortführung eines bereits zuvor begonnenen Feldzugs gegen Juda. 28,5.6 Damaskus. Die Hauptstadt von Aram (Syrien). Sie liegt nordöstlich von Juda. Pekach. König von Israel (ca. 752-732 v.Chr.).
28,8 Samaria. Die Hauptstadt des Nordreichs Israel.
28,9 Oded. Ein ansonsten nicht näher bekannter Prophet und Na- mensvetter eines früheren Odeds (vgl. 15,1.8). Dieser Prophet sagte, dass Israel gesiegt habe, weil Gott Juda richtete. Doch protestierte er gegen das grausame Töten und den Versuch, das Volk Juda zu versklaven (V. 10) und warnte Israel vor Gottes Zorn, der wegen eines solchen Verhaltens über sie kommen würde (V. 11). Erstaunlicherweise stimmten die abtrünnigen und feindlichen Israeliten den Warnungen des Propheten zu (V. 12-15).
28,16 Königen von Assyrien. Die richtige Lesart ist wahrscheinlich »König« im Singular, nämlich Tiglat-Pilneser (ca. 745-727 v.Chr.).
28,18 Städte der Schephela. Wörtl. »Städte der Niederungen«; das ist die Gegend südwestlich von Jerusalem.
28,20 Tiglat-Pilneser. S. Anm. zu 2Chr 28,16. Obwohl die Situ- ation zeitweilig verbessert war, weil Damaskus erobert und Rezin getötet worden war (2Kö 16,9), nützte der König Tiglat-Pilneser Ahas nur wenig, weil er sich mit Assyrien verbündete.
28,22 Mit der Ignoranz eines gottlosen Heiden und in unverfro- renem Starrsinn gegen Gott gab Ahas sich dem Götzendienst hin, der ihn und sein Volk in den Ruin führte. Bei seinem Begräbnis empfi ng er zurecht keine Ehre (V. 27). 29,1 – 32,33 Die Regierung von Hiskia (ca. 715-686 v.Chr.). Vgl. 2Kö 18,1 – 20,21; Jes 36-39. In 2Kö 18,5 erfahren wir, dass Hiskia so sehr auf den Herrn vertraute wie kein anderer König vor oder nach ihm (vgl. 2Chr 31,21). Jesaja (Jes 1,1), Hosea (Hos 1,1) und Micha (Mi 1,1) wirkten während seiner Herrschaft als Propheten.
29,1 S. Anm. zu 2Kö 18,1-3.
29,3 ersten Monat des ersten Jahres. Hiskia widmete sich als erstes den geistlichen Problemen, was zeigt, welche Prioritäten er hatte. Hiskia diagnostizierte korrekt, woran Juda krankte: Die Nation hatte die wahre Anbetung Gottes verlassen. So engagierte sich der König dafür, die Politik seines Vaters rückgängig zu machen (28,22-25), den Tempel wiederherzustellen und den richtigen Gottesdienst im Tempel wieder einzuführen, wie Gott es in seinem Wort vorgeschrieben hatte (V. 3-7). Er wusste, dass eine solche Erweckung der Gottesverehrung den Zorn Gottes von Juda abwenden würde (V. 10).
29,12 14 Führungspersonen beteiligten sich an der Sammlung und an den Vorbereitungen für die Reinigung des Tempels. 29,12 Kahatiter … Meraris … Gersoniter. Die drei Sippen Levis (vgl. 1Chr 5,27).
29,13 Elizaphans. Ein bedeutender Führer unter den Kahatitern (vgl. 4Mo 3,30; 1Chr 15,8). Asaphs … Hemans … Jeduthuns. Die drei Sippen levitischer Musiker (vgl. 1Chr 25,1).
29,15 um das Haus des HERRN zu reinigen. Sie begannen beim äußeren Hof und arbeiteten 8 Tage daran, anschließend gingen sie ins Innere vor. Da jedoch die Leviten die Gemäuer des Heiligtums nicht betreten durften, mussten die Priester den ganzen Unrat zur Entsorgung herausbringen. Das nahm 8 weitere Tage in Anspruch.
29,16 Tal Kidron. Östlich von Jerusalem, zwischen dem Tempel und dem Ölberg.
29,20 Hiskia setzte wieder den wahren Tempelgottesdienst ein, wie er unter David und Salomo ausgeübt worden war. Das führte zu großer Freude (V. 36).
29,26 Musikinstrumenten Davids. Die Musikinstrumente, die Da- vid für den Tempel angefertigt hatte (vgl. 1Chr 23,5).
29,34 die Leviten waren ernstlicher … als die Priester. Viel- leicht hatten sich die Priester daran gewöhnt, an all den Götzenopfern teilzunehmen, die sie eingeführt hatten (vgl. 28,25).
30,1 Hiskia führte auch das Fest der Ungesäuerten Brote und das Passah wieder ein (2Mo 12,1-20; 3Mo 23,1-8). Offenbar waren diese Feste eine Zeit lang nicht korrekt und regelmäßig gefeiert worden, vielleicht seit der Teilung des Reiches vor 215 Jahren (V. 5). Das Passah wurde auch später unter Josia (2Chr 35,1-9) und Serubbabel (Esr 6,19-22) nochmals neu eingeführt. Es ist eine Gedenkfeier für Gottes Vergebung und Erlösung für sein gläubiges Volk. 30,1 Israel. Damit ist der Überrest aus den 10 Nordstämmen ge- meint (V. 6.25), der im Land übrig geblieben oder vor dem Feind gefl ohen war, nachdem das Nordreich nach der Invasion der Assyrer im Jahr 722 v.Chr. in Gefangenschaft geführt worden war (2Kö 17,1-9). Ephraim und Manasse waren die führenden Stämme.
30,2 zweiten Monat. Mit diesem Aufruf zum Passah sollte die Na- tion wieder in der Anbetung vereint werden. Normalerweise sollte das Passah im ersten Monat (März/April) stattfi nden. Die Ausnahmeregelung für verunreinigte oder abwesende Personen (4Mo 9,9-11) wurde hier auf die ganze Nation angewendet.
30,5 von Beerscheba bis Dan. Diese beiden Städte lagen an den äußersten Enden des Landes, und daher war das ein anderer Ausdruck für »vom Süden bis zum Norden«.
30,6 kehrt um … Gott … wird er sich zu den Entkommenen kehren. Das Gesetz schrieb dem Volk vor, jährlich 3 Feste in Jerusalem zu feiern: 1.) das Passah, 2.) Pfi ngsten und 3.) das Laubhüttenfest (vgl. 2Mo 23; 3Mo 23; 4Mo 28.29; 5Mo 16). Gott würde sich wieder dem Volk des abtrünnigen und götzendienerischen Nordreichs Israel zuwenden und es segnen, wenn sie zu ihm umkehren. Vgl. 15,2; 20,20; 26,5;
31,21, wo dieses wiederkehrende Thema bekräftigt wird.
30,8 halsstarrig. Dieselbe Ausdrucksweise, die auch Stephanus in Apg 7,51-53 gebrauchte und die im Endeffekt besagt: »Seid nicht stur!«
30,9 Bei der Invasion der Assyrer zur Zeit von Hiskia war nicht das ganze Volk Israel in Gefangenschaft weggeführt worden (vgl. 2Kö 17,523; 18,9-12).
30,10 Diese Stämme reagierten nur mit Spott und Verachtung, und so zeigten sie ihre Gottlosigkeit sogar noch, nachdem das Gericht über sie angebrochen war. Man beachte die zusätzliche trotzige Sünde dieser Stämme in V. 18.
30,13 zweiten Monat. Normalerweise wurden das Passah und das Fest der Ungesäuerten Brote im ersten Monat gefeiert; doch bei diesem besonderen Anlass war es besser, es einen Monat später zu feiern als gar nicht.
30,14 Diese Altäre waren von Ahas zur Ehre von Götzen errichtet worden. S. Anm. zu 2Chr 28,25; 29,16. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern reinigte Hiskia die Stadt von Götzen und deren Altären.
30,18 Die Herzenshaltung sollte über ihr äußeres Verhalten do- minieren (vgl. 1Sam 15,22; Jer 7,22.23; Hos 6,6). Hiskia erinnerte sie, dass Gott sogar die schlimmsten Sünden vergibt, und das tat er tatsächlich (V. 20).
30,23 Das verdeutlicht die Echtheit der Erweckung, da das Volk wusste, wie sündig sie waren und wie dringend sie Reinigung brauchten. Sie feierten das Fest doppelt so lange wie vorgeschrieben, was verdeutlicht, dass Gott die Treuen gerettet und befreit hatte.
30,26 etwas Derartiges nicht gegeben. Eine vielsagende Aussa- ge über den geistlichen Niedergang des geteilten Reiches seit der Zeit Salomos vor über 215 Jahren.
31,1 Juda und Benjamin, Ephraim und Manasse. Die ersten bei- den repräsentieren das Südreich, die letzten beiden das Nordreich. Das Passah war eine echte Erweckung und sie brachten ihre Überzeugung davon mit zurück in ihre Häuser und Familien, wo sie jeglichen Götzendienst »völlig austilgten«. So endete die Herrschaft des Götzendienstes und die Anbetung Gottes wurde wieder hergestellt. Das Volk kehrte heim in der Hoffnung auf Gottes Segen und auf künftigen Frieden und Wohlstand.
31,2 die Abteilungen der Priester und der Leviten. Der Priesterdienst war während der Herrschaft der gottlosen Könige nicht von der Regierung unterstützt worden, und so führte Hiskia diese Unterstützung wieder so ein, wie Gott sie ursprünglich verordnet hatte (vgl. 1Chr 24,1ff.; 2Chr 8,12-14).
31,6 Zehnten. Da die Priester und Leviten der Nation dienten, soll- ten sie vom Volk durch die Abgabe des Zehnten unterstützt werden. Gemäß 3Mo 27,30-33 und 4Mo 18,21.24 musste das Volk den Zehnten geben, um damit für die Bedürfnisse der Leviten aufzukommen. Maleachi 3,8 sagt, dass sie Gott beraubten, wenn sie den Zehnten nicht gaben. 5Mo 12,6.7 forderte zu einem zweiten Zehnten auf, mit dem die Hingabe des Volkes zum Tempel, insbesondere ihre jährlichen Feste am Tempel, fi nanziert werden sollte. Dieser Zehnte wurde der »Zehnte der Feste« genannt. 5Mo 14,28.29 forderte alle drei Jahre einen weiteren Zehnten für die Armen. Die Summe dieses Steuerkonzepts ergab insgesamt 23% des jährlichen Einkommens.
31,7 dritten Monat … siebten Monat. Vom Fest der Erstlinge bzw. Pfi ngsten im Mai/Juni bis zum Laubhüttenfest im Sept./Okt.
31,11 Vorratskammern. Lagerräume, Kornkammern und Zellen, die die alten, verfallenen ersetzten. Dort lagerten die Leviten den Zehnten (V. 12).
31,16 von drei Jahren an. Damit sind möglicherweise Kinder der Priester gemeint, die ihre Väter begleiteten und im Tempel ihr Anteil empfi ngen. Jüngere Kinder wurden wahrscheinlich noch gestillt und brauchten deshalb keine Nahrungsmittel. Für die Familien der Priester wurde gesorgt (V. 18).
31,17 von 20 Jahren an. S. Anm. zu 1Chr 23,3. Vgl. 4Mo 4,3; 28,24. 31,19 Ländereien. Damit sind die 48 Levitenstädte gemeint (vgl. Jos 21,1-42). Die Einsammlung des Zehnten von allen wurde nicht nur für die Feste am Tempel verwendet, sondern auch zur Deckung des täglichen Bedarfs der Priester, die im ganzen Land verteilt lebten und dienten (s. Anm. zu V. 6).
31,20 S. Anm. zu 2Kö 18,5-7.
32,1 Hiskias Verhandlungen mit Sanherib, dem König von Assyri- en (ca. 705-681 v.Chr.). S. Anm. zu 2Kö 18,13 – 19,37; Jes 36.37. Der assyrische König kam, weil Hiskia entschlossen war, sein Volk wieder in die Unabhängigkeit zu bringen und sich weigerte den Tribut zu zahlen, zu dem sein Vater ihn gegenüber Assyrien verpfl ichtet hatte. Sanherib rächte sich und Hiskia befestigte die Stadt (V. 5) und vertraute Gott (V. 8.11), der sie rettete (V. 21.22) und verherrlicht wurde (V. 23).
32,24 S. Anm. zu 2Kö 20,1-11 und Jes 38.
32,27 S. Anm. zu 2Kö 20,12-20 und Jes 39.
32,30 Ein 518 m langer Tunnel wurde unterhalb Jerusalems durch massives Felsgestein gegraben und leitete das Wasser von der GihonQuelle außerhalb (östlich) Jerusalems in den südlichen Innenbereich der Stadt in den Teich Siloah und versorgte die Stadt somit bei Belagerungen mit Wasser. Der Tunnel war eine außerordentliche grabungstechnische Leistung. Er befi ndet sich stellenweise über 18 m tief unter der Erdoberfl äche und ist hoch genug, um hindurchzugehen. Er wurde im Jahre 1838 wiederentdeckt, doch erst 1909 waren die Trümmer aus ihm beseitigt, die sich seit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 586 v.Chr. dort befanden. Womöglich war dies nicht die erste unterirdische Wasserleitung, da David 300 Jahre zuvor wahrscheinlich ebenfalls durch einen Wassertunnel in Jerusalem eingedrungen war (vgl. 2Sam 5,6-8).
32,31 Babylon. Dieses Reich stieg allmählich zu großer Macht auf, da Assyrien aufgrund innerer Streitigkeiten und schwacher Könige im Niedergang war. Assyrien fi el 612 v.Chr. und Babylon wurde unter Nebukadnezar zum Weltbeherrscher (vgl. 2Kö 20,14).
32,32 Jesaja. Vgl. Jes 1,1. 33,1-20 Die Regierungszeit von Manasse (ca. 695-642 v.Chr.). Vgl. 2Kö 21,1-18.
33,1 S. Anm. zu 2Kö 21,1-10.
33,6 Hinnoms. In diesem Tal südlich und östlich des Tempels wur- den zur Ehre des Götzen Moloch Kinder lebendig verbrannt (Ps 106,37). Diese Praxis wurde in 3Mo 18,21; 20,2-5; 5Mo 18,10 verboten. Solch grauenhafte Bräuche gab es in Israel seit Ahas (vgl. 28,3).
33,11 Gottes Vergeltung kam schnell. Manasse tat offenbar Bu- ße, doch der geistliche Schaden konnte nicht einfach rückgängig gemacht werden. 33,11 Königs von Assyrien. Wahrscheinlich Assurbanipal (ca. 669633 v.Chr.). Zwischen 652 und 648 v.Chr. führte Babylon eine Revolte gegen Assyrien. Die Stadt Babylon war zeitweilig gefallen, aber Assyrien merkte womöglich, dass Manasse Babylons Rebellion unterstützte, sodass er zu einem Verhör nach Babylon geführt wurde.
33,12 Manasse. Dieser König war außerordentlich böse, göt- zendienerisch, ermordete seine Kinder und entweihte den Tempel. In seiner Gnade vergab Gott diesem »Größten der Sünder« (vgl. 1Tim 1,15), als er Buße tat. Manasse tat alles in seinen Kräften Stehende, um die Auswirkungen seines bisherigen Lebens rückgängig zu machen (V. 15-17). Obwohl das Volk nicht Götzen, sondern Gott anbetete, praktizierten sie diese Anbetung in falscher Weise und am falschen Ort. Gott hatte ihnen befohlen, nur an bestimmten Orten Opfer darzubringen (5Mo 12,13.14), um sie davor zu bewahren, die vorgeschriebenen Formen zu verderben und sie vor dem Einfl uss heidnischer Religionen zu schützen. Der Ungehorsam gegenüber diesen Anforderungen Gottes war sicherlich ein Faktor, der zum Niedergang unter Amon, dem nächsten König, beitrug (V. 21-23). Dessen Nachfolger Josia musste die Verdorbenheit Amons wieder ausbügeln (34,3-7).
33,14 Eine Mauer verlief vom Süden des Tempels und dem Ophel (westlich vom Kidrontal) in südöstlicher bzw. nordwestlicher Richtung bis zum Fischtor nordwestlich des Tempels.
33,18 S. Anm. zu 2Kö 21,17.18. 33,21-25 Die Regierungszeit von Amon (ca. 642-640 v.Chr.). Vgl. 2Kö 21,19-26. S. Anm. zu 2Kö 21,19-26. 34,1-35,27 Die Regierung von Josia (ca. 640-609 v.Chr.). Vgl. 2Kö 22,1 – 23,30. Jeremia wirkte während seiner Regierungszeit als Prophet (2Chr 35,24; Jer 1,2), ebenso Habakuk, Zephanja (Zeph 1,1) und Nahum.
34,1 S. Anm. zu 2Kö 22,1.2. Im Alter von 16 Jahren begann Josia in seinem Herzen eine Liebe zu Gott zu pfl egen und mit 20 Jahren war sein Charakter stark genug in der Hingabe an Gott gefestigt, dass er tätig wurde und seine Nation läuterte.
34,3 S. Anm. zu 2Kö 23,4-20.
34,8 um das Haus des HERRN … auszubessern. Nach 55 Jahren Herrschaft von Manasse (33,1) und 2 Jahren von Amon (33,21) war von der Tempelerneuerung Hiskias nichts mehr übrig geblieben, sodass eine weitere aufwendige Aktion erforderlich war, um den Tempel »wieder herzustellen und auszubessern« (V. 9-13). 34,8 S. Anm. zu 2Kö 22,3-7. 34,8 S. Anm. zu 2Kö 22,8-23,20.
34,33 Solange er lebte. Dieser gute König übte kraft seines gottes- fürchtigen Lebens und seiner entschlossenen Hingabe an Gott und sein Wort einen lebenslangen Einfl uss aus. Seine Charakterstärke vereinte die Nation im Dienst für den Herrn. Sein geistlicher Erfolg begann damit, dass er als junger Mann begann, »Gott zu suchen« (vgl. V. 3).
35,1 Der Chronist, wahrscheinlich Esra, widmete diesem Passah wesentlich mehr Aufmerksamkeit als 2Kö 23,21-23. 35,1 Offenbar waren die Einrichtungsgegenstände des Tempels in Mitleidenschaft gezogen und die Opfer und Feste unterbrochen worden. Grund dafür waren mangelnde Aufmerksamkeit, Götzendienst und der Einfl uss fremder Völker. So wie Hiskia seinerzeit das Passah wieder einführte (30,1ff.), tat Josia es ihm gleich. Das Passah war das zentrale Fest in der Verehrung des Herrn (2Mo 12.13).
35,3 die heilige Lade. Die Bundeslade, die im Allerheiligsten blei- ben musste, war entfernt worden. Das hatte wahrscheinlich Manasse getan, der an ihrer Stelle geschnitzte Bildnisse aufstellte (vgl. 33,7). Das Gesetz für das Tragen der Bundeslade während der Zeit der Wüstenwanderung und der dabei mitgeführten Stiftshütte verlangte, dass Stäbe durch die seitlichen Ringe gesteckt werden und dass die Leviten (die Kahatiter) die Lade an den Stangen tragen, ohne sie zu berühren (vgl. 2Mo 25,14.15). Ussa war gestorben, weil er die Bundeslade anfasste, als er sie fälschlicherweise auf einem Wagen transportierte (1Chr 13,6-10). Als nun der Tempel gebaut war und die Bundeslade einen dauerhaften Standort gefunden hatte, brauchte sie nicht mehr auf diese frühere Weise transportiert zu werden.
35,4 Davids … Salomo. S. Anm. zu 1Chr 15,23-29; 2Chr 6-10.
35,6 Mose. S. Anm. zu 2Mo 12.13. Das Passah wurde in der vorge- schriebenen Weise im Tempel gefeiert (V. 7-17). 35,18 kein derartiges Passah. Hiskias Passah (vgl. 2Chr 30) war anders, denn es wurde nicht streng nach dem mosaischen Gesetz gefeiert, sondern wich in folgenden Punkten davon ab: 1.) Es wurde im zweiten Monat gefeiert (2Chr 30,2), 2.) nicht alle Teilnehmer waren rein (2Chr 30,18) und 3.) nicht alle aus dem Volk kamen zu diesem Passah (2Chr 30,10).
35,18 seit … Samuel. Ca. 1100-1015 v.Chr. Das war über 400 Jahre zuvor, noch vor allen Königen Israels und Judas.
35,20 Hier werden die Details von Josias tragischem Tod geschil- dert. Die Ereignisse sind besser nachzuvollziehen, wenn man sie mit dem Bericht in 2Kö 23,28-30 vergleicht. Gegen Ende der Regierungszeit Josias startete der ägyptische Pharao Necho (ca. 609-594 v.Chr.) eine militärische Expedition, um den König von Assyrien in einem Krieg bei Karkemisch zu unterstützen. Karkemisch war Assyriens letzte Hauptstadt und lag 400 km nordöstlich von Damaskus am Euphrat. Da Josia befürchtete, eine solche Allianz würde in Zukunft eine Gefahr für Israel bedeuten, entschloss er sich, die Truppen Nechos abzuwehren und zum Schutz seiner Nation gegen sie zu kämpfen. Die ägyptische Armee kam wahrscheinlich mit Schiffen in Akko an, einem Hafen an der Küste im Nordwesten Israels, und auf dem Landweg über die Küstenebenen Israels. Von der Küste drangen die ägyptischen Truppen dann nach Osten ins Tal Megiddo vor (V. 22), d.h. Jesreel in der Ebene von Esdraelon. Das war der direkte Weg nach Karkemisch. Dort stellte sich Josia den Ägyptern zum Kampf in den Weg und wurde durch einen Pfeil verwundet. Er schaffte es noch, nach Jerusalem zurückzukehren (100 km südlich), wo er starb.
35,21 Gott hat gesagt. Damit meinte er den wahren Gott; ob er wirklich eine Offenbarung von ihm hatte oder nicht, wissen wir nicht. Josia konnte das auch nicht wissen, und offensichtlich glaubte er nicht, dass Necho das wahre Wort Gottes redete. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sein Tod eine Strafe dafür war, dass er sich hier weigerte zu glauben. Wahrscheinlich dachte er, Necho würde lügen, und wenn er zusammen mit Assyrien Babylon besiegt hätte, würde er mit seinen Verbündeten zurückkehren und Israel überfallen.
35,25 Dieses Klagelied Jeremias ist nicht überliefert. Das Volk klagte noch zur Zeit der Abfassung der Chronik darüber, Josia verloren zu haben. Das war 450-430 v.Chr. und damit fast 200 Jahre nach diesem Ereignis. Der Schauplatz dieser Schlacht, die Stadt Hadad-Rimmon im Tal Megiddo, kam in einem Sprichwort vor, das Josias Tod sogar noch zur Zeit von Sacharja, 90 Jahre später, beklagte (Sach 12,11). 36,1-4 Die Regierung von Joahas (ca. 609 v.Chr.). Vgl. 2Kö 23,3133. Jeremia wirkte auch während dieser Regierungszeit noch als Prophet (Jer 1,3).
36,5 Die Regierung von Jehojakim, der auch Eliakim genannt wird (ca. 609-597 v.Chr.; vgl. 2Kö 23,34 – 24,7). S. Anm. zu 2Kö 23,34-24,7. Daniel wurde 605 v.Chr. gefangen nach Babylon weggeführt. Jeremia wirkte auch während dieser Regierung weiter als Prophet (Jer 1,3) und wahrscheinlich trat Habakuk während dieser Zeit der vom König verübten Gräuel auf. 36,9.10 Die Regierung von Jehojachin (ca. 597 v.Chr.). Vgl. 2Kö 24,8-16. S. Anm. zu 2Kö 24,8-16; Jer 52,1-3. Hesekiel wurde 597 v.Chr. nach Babylon in Gefangenschaft geführt. Jeremia wirkte während dieser Regierung weiterhin als Prophet.
36,9 nach 8 Jahren. Wörtl. »8 Jahre alt«. Zu bevorzugen ist jedoch die Lesart anderer Übersetzungen: »18 Jahre alt war Jehojachin«. Das ist auch die Aussage von 2Kö 24,8. Zu diesem Zeitpunkt war seine Gottlosigkeit voll ausgereift (s. Hesekiels Beschreibung von ihm in 19,5-9). S. Randbemerkung.
36,11 Die Regierung von Zedekia, der auch Mattanja genannt wird (ca. 597-586 v.Chr.). Vgl. 2Kö 24,17 – 25,21; Jer 52,4-27. Jeremia wirkte während seiner Regierung als Prophet (Jer 1,3) und schrieb seine »Klagelieder«, mit denen er die Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahre 586 v.Chr. beklagt. Hesekiel wurde während dieser Regierungszeit in seinen Dienst berufen (Hes 1,1) und wirkte von 592 v.Chr. bis zu seinem Tod im Jahre 560 v.Chr. als Prophet. 36,11 S. Anm. zu 2Kö 24,17 – 25,21.
36,20 S. Anm. zu 2Kö 25,22-30 zum Schicksal derer, die in Jerusa- lem zurückblieben.
36,21 Sabbate. Das legt nahe, dass das Sabbatjahr, das Gott für das Land in jedem 7. Jahr vorgeschrieben hatte (3Mo 25,1-7), 490 Jahre lang nicht eingehalten worden war, d.h. nicht mehr seit Eli, ca. 1107-1067 v.Chr. (vgl. 1Sam 1-4). 3Mo 26,27-46 warnt allgemein vor Gottes Gericht, wenn dieses Gesetz gebrochen wird. In Jeremia 25,1-11 wird dieses Gericht auf Juda angewendet, und zwar für den Zeitraum von 605 v.Chr., dem Jahr der ersten Wegführung nach Babylon, bis 536 v.Chr., als die ersten Juden nach Jerusalem zurückkehrten und mit dem Wiederaufbau des Tempels begannen (vgl. Esr 3,8).
36,22 S. Anm. zu Esr 1,1-3. Der Chronist schließt sein Buch mit einem Hoffnungsschimmer, weil die 70 Jahre vorüber waren (vgl. Dan 9,1.2) und Abrahams Nachkommen ins Land zurückkehrten, um den Tempel wiederaufzubauen.
1,1 Diese Verse sind fast identisch mit 2Chr 36,22.23. Die vorexili- sche Geschichtsschreibung von 1. und 2. Chronik war für die nachexilischen Rückkehrer richtungsweisend bezüglich des davidischen Königt ums, des aaronitischen Priestertums und des Tempelgottesdienstes. Dieses Buch setzt die Geschichtsschreibung fort. 1,1 ersten Jahr. Ca. 538 v.Chr. Kyrus, des Königs von Persien. Ca. 550-530 v.Chr. Der Herr hatte Kyrus durch den Propheten Jesaja angekündigt und über ihn gesagt: »Er ist mein Hirte … zu Jerusalem sagen: Werde gebaut! und zum Tempel: Werde gegründet!« (Jes 44,28). Der Historiker Josephus berichtet davon, dass eines Tages Daniel dem Kyrus diese Prophezeiung Jesajas vorlas. Daraufhin sei Kyrus so bewegt gewesen, dass er die Anordnung von 1,2-4 erteilte (538 v.Chr.). durch den Mund Jeremias. Jeremia hatte die Rückkehr der Verbannten nach 70-jähriger Gefangenschaft in Babylon prophezeit (Jer 25,11; 29,10-14; vgl. Dan 9,2). Das war kein isoliertes Ereignis, sondern vielmehr eine Verwirklichung der Bundesverheißungen an Abraham in 1Mo 12,1-3. erweckte der HERR. Ein starker Ausdruck der Tatsache, dass Gott souverän im Leben von Königen wirkt, um seinen Ratschluss auszuführen (Spr 21,1; Dan 2,21; 4,17). bekannt machen und sagen ließ. Das war die üblichste Form der mündlichen, öffentlichen Mitteilung, die gewöhnlich von der zentralen Verwaltungsbehörde ausging. Der König sandte einen Herald in die Stadt und gab ihm möglicherweise ein schriftliches Dokument mit. Um das Volk mit seiner Botschaft zu erreichen, ging dieser Bote entweder zum Stadttor, wo sich die Leute oft zu Gesprächen trafen, oder er versammelte sie auf einem Platz, wozu er üblicherweise ein Signalhorn verwendete. Dann verkündete der Herald dem Volk die Proklamation. Ein Dokument, das »Zylinder des Kyrus« genannt wird (ein Tonzylinder) und in erstaunlich gutem Zustand von Archäologen entdeckt wurde, beauftragt Menschen aus vielen Ländern, in ihre Städte zurückzukehren und die Tempel ihrer Götter wiederaufzubauen. Das war offenbar eine allgemeine Politik von Kyrus. Ob dieses Dokument eine Ausweitung des Erlasses zugunsten der Juden in diesem Abschnitt war, bleibt eine Sache der Spekulation (vgl. 6,2-5). auch schriftlich. Proklamationen waren mündliche Verlautbarungen, die üblicherweise von einem Herald verkündet und oft zu Dokumentationszwecken schriftlich festgehalten wurden.
1,2 Möglicherweise spielte Daniel eine Rolle dabei, dass die Juden so wohlwollend behandelt wurden (vgl. Dan 6,26-29). Josephus zufolge war Daniel der Premierminister des Kyrus und berichtete dem Herrscher von den Prophezeiungen Jesajas über einen Kyrus (Jes 44,28; 46,1-4). Aufgrund der Existenz solcher Dokumente, die über ein Jahrhundert vor der Geburt des Kyrus geschrieben worden waren, erkannte er an, dass er all seine Macht vom Gott Israels empfangen hatte. Das veranlasste ihn, diese Prophezeiung bewusst zu erfüllen. 1,2 Der HERR, der Gott des Himmels. Der Gott Israels wurde als höchste göttliche Autorität anerkannt (vgl. 5,12; 6,9.10; 7,12.21.23), der souverän Autorität an menschliche Monarchen erteilt. ein Haus. Damit ist der zweite Tempel gemeint, der im Anschluss an Serubbabels Rückkehr nach Jerusalem gebaut werden sollte.
1,5 dessen Geist Gott erweckte. Die vorrangige zugrunde liegen- de Botschaft von Esra und Nehemia ist, dass die souveräne Hand Gottes am Werke ist und in vollkommener Weise seinen Ratschluss zu seiner festgesetzten Zeit ausführt. Die 70 Jahre Gefangenschaft waren nun voll, und so erweckte Gott nicht nur den Geist des Kyrus, damit dieser den Erlass verkündete, sondern auch sein eigenes Volk, damit es nach Jerusalem zurückkehre und den Tempel aufbaue (vgl. 1,1).
1,6 alle ihre Nachbarn. In den Büchern Esra und Nehemia ist durchgängig eine grundlegende Entsprechung zum Exodus zu erkennen. Man hört förmlich ein leises Echo der Ägypter, die Schätze für die reichhaltige Ausstattung der Stiftshütte mitgaben (vgl. 2Mo 11,2; 12,35.36). Hier werden andere Nationen rund um Israel zu Beiträgen aufgerufen. Sie wurden unterstützt von einigen ihrer gefangenen Landsleute, die in Babylon geboren waren und dort bleiben wollten, sowie vielleicht von einigen Babyloniern und Assyrern, die Kyrus bzw. den Juden gegenüber positiv eingestellt waren.
1,7 die Geräte des Hauses des HERRN. Vgl. Esr 6,5. Das waren die Gefäße, die Nebukadnezar weggenommen hatte, als er den Tempel zerstörte (ca. 605-586 v.Chr.; Dan 1,2; 2Kö 24,13; 2Kö 25,14.15). Gott hatte diese Gegenstände bei den Babyloniern bewahrt (2Chr 36,7; vgl. Dan 5,1-4), damit sie, wie von Jeremia prophezeit (Jer 27,22), an die Juden zurückgegeben werden konnten.
1,8 Sesbazzar, dem Fürsten von Juda. Vgl. 1,11; 5,14.16. In der Bibel wird außer im Buch Esra nichts über ihn gesagt. Wahrscheinlich war er von Kyrus politisch dazu eingesetzt worden, Juda zu verwalten. Er darf nicht mit Serubbabel verwechselt werden, dem Anführer, den sowohl die Juden anerkannten (vgl. 2,2; 3,2.8; 4,2.3; 5,2) als auch Gott (vgl. Hag 1-2; Sach 4). Serubbabel diente zwar nicht als König, doch stand er in der messianischen Linie Davids (vgl. Hag 2,23; Mt 1,12).
1,11 Weggeführten. Die Juden, die von Nebukadnezar von Jerusa- lem aus in die babylonische Gefangenschaft geführt worden waren und die wahrscheinlich zu Beginn der Regierungszeit des Kyrus (ca. 538/537 v.Chr.) zurückkehrten. aus Babel nach Jerusalem. Eine Reise von etwa 3-5 Monaten (vgl. Esr 7,8.9).
2,1 Dieses Verzeichnis fi ndet sich in fast identischer Form auch in Neh 7,6-73 (s. Anm. dort). 2,1 Provinz. Damit ist Juda gemeint, das von einem glanzvollen, unabhängigen und mächtigen Königreich zu einer hinterwäldlerischen, geknechteten Provinz des persischen Reiches geworden war. Die heimkehrenden Juden wurden immer noch als Untertanen von Kyrus angesehen, die in einer persischen Provinz lebten.
2,2 Serubbabel. Dieser Mann war der rechtmäßige Anführer von Juda, da er über Jehojakim aus der Linie Davids stammte (vgl. 1Chr 3,17). Er fungierte nicht als König (vgl. den Fluch über Jojakins Linie in Jer 22,24-30), aber gehörte dennoch zur messianischen Linie, weil der Fluch durch eine Leviratsehe (s. Anm. zu Rt 2,20) seiner Mutter mit Pedaja (1Chr 3,19) umgangen wurde (vgl. Mt 1,12; Lk 3,27). Der Fluch über die messianische Linie wurde auf diese Weise für Christus umgangen, ebenso wie durch die jungfräuliche Geburt. Serubbabel bedeutet »Nachkomme Babylons«, was auf seinen Geburtsort hinweist. Nicht der politische Delegierte des Kyrus, Sesbazzar (vgl. 1,11), führte Juda nach Gottes Willen an, sondern dieser Serubbabel. Jeschua. Der Hohepriester der ersten Heimkehr, dessen Name »Jahwe rettet« bedeutet. Er wird in Hag 1,1 und Sach 3,1 Josua genannt. Sein Vater Jozadak (Esr 3,2) war in Gefangenschaft geführt worden (vgl. 1Chr 5,41). Er stammte aus der Nachkommenschaft von Levi, Aaron, Eleasar und Pinehas und gehörte somit rechtmäßig zur Linie der Hohenpriester (vgl. 4Mo 25,10-13). Nehemia … Mordechai. Das sind nicht dieselben Männer wie in den Büchern Nehemia bzw. Esther.
2,3 Hier werden verschiedene jüdische Sippen aufgelistet.
2,21 Diese Juden stammten aus verschiedenen Städten Judas.
2,36 Priester und Leviten. S. Neh 12,1-9 für weitere Details.
3,1 Der Gottesdienst und der Festkalender wurden wieder einge- führt. Der Altar wurde wahrscheinlich 537 v.Chr. wieder aufgebaut. 3,1 Nach ihrer Ankunft waren sie zunächst mit dem Bau ihrer eige- nen Unterkünfte in und um Jerusalem beschäftigt. Nachdem diese Arbeit erledigt war, widmeten sie sich der rechtzeitigen Errichtung des Brandopferaltars für die Feste, die wieder begangen wurden, als sei der Tempel bereits fertig gestellt. Der Monat mit den Festen Pausenhall, großer Versöhnungstag und Laubhütten (vgl. 3,4) war der 7. Monat (ca. Sept.-Okt. 537 v.Chr.). Eine derartige Festversammlung war seit 70 Jahren nicht mehr einberufen worden. Sie befolgten die Vorschriften aus 3Mo 23,2444. Über 90 Jahre später leiteten Nehemia und Esra ein ähnliches Fest (vgl. Neh 8,13-18).
3,2 Jeschua … Serubbabel. Die anerkannten geistlichen bzw. zivi- len Führungspersonen. S. Anm. zu Esr 2,1. wie es geschrieben steht im Gesetz Moses. Die Brandopfer wurden gemäß den Vorschriften in 3Mo 1,3-17 dargebracht.
3,3 Völkern der [umliegenden] Länder. Die Siedler, die das Land während der 70 Jahre Abwesenheit der Juden besetzt hatten, waren von den Assyrern und Babyloniern von anderen Ländern aus dorthin deportiert worden. Diese Bewohner sahen die Juden als Bedrohung an und wollten ihre Treue zu Gott sofort untergraben (vgl. 4,1.2). errichteten den Altar. Das war alles, was erforderlich war, um den Tempelgottesdienst wieder einzuführen (vgl. 3,6). Sie stellten den Altar wieder auf sein altes Fundament (»Grundfeste«), sodass er sich an der heiligen Stätte befand. Brandopfer. Das waren die üblichsten Opfer für Sünde (vgl. 3,2).
3,4 vorgeschriebenen Zahl. Gemäß 4Mo 29,12-38.
3,7 Steinmetzen … Zimmerleuten … Zedernholz. Die Beschrei- bung des Wiederaufbaus des Tempels klingt ganz ähnlich wie die ursprüngliche Errichtung unter Salomo (1Kö 5.6; 1Chr 22; 2Chr 2). Zidon und Tyrus … Japho. Die Materialien wurden von den phönizischen Hafenstädten Zidon und Tyrus südlich nach Japho verschifft. Japho war der wichtigste Hafen in Juda und lag etwa 56 km westlich von Jerusalem. wie es ihnen Kyrus … erlaubt hatte. Vgl. 1,2-4.
3,8 zweiten Jahr … zweiten Monat. Ca. April/Mai 536 v.Chr. Das war das offi zielle Ende der 70-jährigen Gefangenschaft, die 605 v.Chr. begonnen hatte.
3,11 Wechselgesang. Ihr Lobpreislied entspricht Ps 136,1. 3,12 früheren Tempel. Den Tempel, den Salomo gebaut hatte (vgl. 1Kö 5-7). weinten laut. Der erste Tempel war 50 Jahre zuvor zerstört worden. Die Senioren, die mindestens 60 Jahre alt waren, wussten, dass dieser zweite Tempel nicht an die Pracht des Tempels Salomos heranreichen konnte und die Gegenwart Gottes nicht in ihm wohnte (vgl. Hag 2,1-4; Sach 4,9.10). Die Nation war klein und schwach, der Tempel kleiner, unscheinbarer und längst nicht so schön. Die Reichtümer der Zeit Davids und Salomos fehlten. Die Bundeslade war fort. Aber am enttäuschendsten war, dass die Herrlichkeit Gottes, die Schechina-Wolke, nicht da war. Deshalb weinten sie. Freudengeschrei. Für die jüngeren Juden, die keinen Vergleich ziehen konnten, war dies ein großartiger Augenblick. Möglicherweise wurde Ps 126 zu diesem Anlass verfasst und gesungen.
4,1 die Widersacher. Vgl. 5,3-17. Das waren die Feinde Israels der dortigen Region, die Widerstand gegen die Wiederaufbauarbeiten leisteten.
4,2 Opfern wir ihm. Mit dieser falschen Behauptung meinten sie die synkretistische Anbetungspraxis der Samariter, die aus Mischehen von ausländischen Immigranten stammten, die nach 722 v.Chr. in Samaria angesiedelt worden waren (vgl. 4,10). Im Britischen Museum befi ndet sich ein großer Tonzylinder mit der Inschrift der Annalen von Assarhaddon, einem assyrischen König (ca. 681-669 v.Chr.), der viele Israeliten aus Palästina verschleppte. Anschließend wurden dort babylonische Kolonisten angesiedelt, die Mischehen mit den zurückgebliebenen jüdischen Frauen und deren Nachkommen eingingen. Das Ergebnis war die ethnische Mischgruppe der Samariter. Sie hatten eine abergläubische Form des Gottesdienstes entwickelt (vgl. 2Kö 17,26-34).
4,3 wir allein. Götzendienst war der Hauptgrund für die Verschlep- pung der Juden nach Babylon, und diese alte Sünde wollten sie jetzt völlig vermeiden. Sie hatten zwar noch ihre geistlichen Probleme (Esr 9.10), doch verwarfen sie jede Form von Mischreligion, insbesondere dieses Angebot der Zusammenarbeit, dessen Hintergedanke Sabotage war (vgl. V. 4.5). König Kyrus … geboten hat. Vgl. Esr 1,2-4 (ca. 538 v.Chr.). Diese Aussage verlieh ihrer Weigerung Autorität.
4,5 verhindern. Dieser Widerstand führte zu einer Pause und Verzö- gerung von 16 Jahren (ca. 536-520 v.Chr.). Infolge dessen kümmerten sich die Juden mehr um ihre eigenen Angelegenheiten als um geistliche Dinge (vgl. Hag 1,2-6). Darius. Darius regierte Persien ca. 521-486 v.Chr.
4,6 Dieser Abschnitt beschreibt einen späteren Widerstand, den Esra hier als eingeschobene Fortsetzung des Themas »Widerstand gegen die Neuansiedlung und Aufbauarbeiten in Juda« einfügte (s. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger). Zunächst erwähnt er den Widerstand von Israels Feinden unter König Ahasverus (ein königlicher Titel) bzw. Xerxes (ca. 486-464 v.Chr.), der zur Zeit Esthers regierte (4,6). Esr
4,7 berichtet dann von dem Widerstand zur Zeit Nehemias unter Ar- taxerxes I. (ca. 464-423 v.Chr.), der in einem detaillierten Anklageschreiben gegen die Juden zum Ausdruck kam (V. 7-16). Dieser Widerstand hatte Erfolg und brachte die Arbeit zum Stillstand, wie aus der Antwort des Königs hervorgeht (V. 17-23). Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Aufl ehnung um dieselbe, die auch in Neh 1,3 erwähnt ist. All das beschreibt die fortwährende heftige Feindschaft zwischen Israeliten und Samaritern, die später noch schlimmer wurde, als die Samariter einen Gegentempel auf dem Berg Garizim erbauten (vgl. Joh 4,9). Die Geschichte vom Widerstand gegen Serubbabel wird in 4,24 – 5,2 wieder aufgegriffen und betrifft die Zeit während der Herrschaft von Darius I., der tatsächlich zeitlich vor Ahasverus und Artaxerxes regierte.
4,6 Dieser Abschnitt beschreibt einen späteren Widerstand, den Esra hier als eingeschobene Fortsetzung des Themas »Widerstand gegen die Neuansiedlung und Aufbauarbeiten in Juda« einfügte (s. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger). Zunächst erwähnt er den Widerstand von Israels Feinden unter König Ahasverus (ein königlicher Titel) bzw. Xerxes (ca. 486-464 v.Chr.), der zur Zeit Esthers regierte (4,6). Esr 4,6 schrieben sie … eine Anklage. Das Wort für »Anklage« bedeu- tet auch »Beschwerde«. Das Wort »Satan«, das »juristischer Gegner« oder »Widersacher« bedeutet, ist damit verwandt.
4,7 berichtet dann von dem Widerstand zur Zeit Nehemias unter Ar- taxerxes I. (ca. 464-423 v.Chr.), der in einem detaillierten Anklageschreiben gegen die Juden zum Ausdruck kam (V. 7-16). Dieser Widerstand hatte Erfolg und brachte die Arbeit zum Stillstand, wie aus der Antwort des Königs hervorgeht (V. 17-23). Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Aufl ehnung um dieselbe, die auch in Neh 1,3 erwähnt ist. All das beschreibt die fortwährende heftige Feindschaft zwischen Israeliten und Samaritern, die später noch schlimmer wurde, als die Samariter einen Gegentempel auf dem Berg Garizim erbauten (vgl. Joh 4,9). Die Geschichte vom Widerstand gegen Serubbabel wird in 4,24 – 5,2 wieder aufgegriffen und betrifft die Zeit während der Herrschaft von Darius I., der tatsächlich zeitlich vor Ahasverus und Artaxerxes regierte. 4,7 Brief … Brief. Hier werden zwei verschiedene Wörter verwen- det. Das erste bezeichnet ein offi zielles Dokument im Gegensatz zu einem einfachen Brief. Das zweite Wort ist ein Oberbegriff für Briefe. Der Kontext bestätigt die Wahl von zwei verschiedenen Begriffen, da es hier um zwei verschiedene Briefe geht.
4,8 – 6,18 Da dieser Abschnitt vorwiegend Korrespondenz wieder- gibt, ist er nicht in Hebräisch, sondern in Aramäisch verfasst (ebenso 7,12-26). Aramäisch war damals die Diplomatensprache (vgl. 2Kö 18,26; Jes 36,11).
4,10 Asnappar. Wahrscheinlich ein anderer Name für den assyri- schen König Assur-Banipal, ca. 669-633 v.Chr. in den Städten Samarias wohnen ließ. Die Volksgruppe der Samariter resultierte aus Mischehen dieser Immigranten mit den ärmeren Leuten, die nicht gefangen nach Ninive verschleppt worden waren (s. Anm. zu 4,2 und 2Kö 17,24-41).
4,11 Artasasta. Das war Artaxerxes. S. Anm. zu 4,6-23. jenseits des Stromes. Westlich vom Euphrat.
4,12 Juden. Dieser Name war nach der Gefangenschaft allgemein gebräuchlich, weil die Heimkehrer vorwiegend aus Juda stammten. Die meisten Israeliten der 10 Nordstämme waren verstreut und der Großteil der Heimkehrer gehörte den zwei Südstämmen an.
4,13 Diese Anklage ist voller Heuchelei. Sie selbst zahlten auch nicht gerne Steuern, aber sie hassten die Juden.
4,15 Buch der Denkwürdigkeiten. Ein amtliches Dokument na- mens »Denkwürdigkeiten«, das in den königlichen Archiven aufbewahrt wurde. die Stadt … zerstört worden. Ein Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar (ca. 586 v.Chr.).
4,19 ich habe Befehl gegeben. Dieser Ausdruck wird besser über- setzt mit »ich habe einen Erlass verfügt«. Anders ausgedrückt: Es handelte sich nicht um eine routinemäßige Anordnung an eine Einzelperson, sondern um einen bedeutenden Erlass für eine ganze Volksgruppe.
4,21 gebt nun Befehl. Das war keine kleine Anordnung für ein oder zwei Arbeiter, sondern vielmehr das Unterfangen, 50.000 Bauleute zum Aufhören zu bringen. Der König erteilte einen Erlass von großer Bedeutung. Die Originalsprache verlangt diese Auseinandersetzung. Der Erlass sollte seine Autorität nicht verlieren, bevor der König nicht einen neuen Erlass verfügt hatte.
4,23 Brief. Ein weiteres amtliches Dokument – im Gegensatz zu einem allgemeinen Brief – traf von Artaxerxes ein, der den regionalen Führungspersonen die Autorität übertrug, den Erlass durchzusetzen. Ohne die offi zielle amtliche Korrespondenz des Königs hätte der Erlass nicht durchgesetzt werden können.
4,24 hörte … auf … Stillstand. 16 Jahre lang, von 536 bis 520 v.Chr., wurde die Wiederaufbauarbeit eingestellt.
5,1 Haggai und Sacharja. Das Buch Haggai hat die Form eines »amtlichen königlichen Dokuments« (vgl. Hag 1,13), das der souveräne König des Universums durch seinen »Boten des Herrn« Haggai sandte (Hag 1,13). Ein Teil seiner Botschaft richtet sich ausdrücklich an Serubbabel, den politischen Führer, und an Joschua, den geistlichen Führer, und fordert sie auf: »Seid mutig und macht euch an die Arbeit« am Tempel, weil Gott mit ihnen war (Hag 2,4). Diese beiden Propheten warnten und ermahnten eindringlich, die Bauarbeiten wieder aufzunehmen und verhießen Wohlergehen für die Nation, wenn das Volk ihre Botschaft befolgte. Kurz nachdem die Heimkehrer diese Botschaft gehört hatten, wurden die Arbeiten am Tempel nach 16 Jahren Pause wieder aufgenommen. S. Anm. zu Haggai und Sacharja.
5,2 Propheten Gottes. Weitere Propheten außer Haggai und Sa- charja.
5,3 Tatnai. Wahrscheinlich ein persischer Beamter. Wer hat euch befohlen. Anders ausgedrückt: »Wer hat für euch einen königlichen Erlass verfügt, dass ihr weiterbauen sollt?« Vgl. Esr 5,9.
5,5 Aber das Auge ihres Gottes war auf die Ältesten … ge- richtet. Gottes beschützende Hand, die dieses Unterfangen leitete, ermöglichte, dass die Arbeit fortgesetzt wurde, während die amtliche Verständigung mit dem persischen König Darius noch im Gange war. (s. Anm. zu 4,5).
5,8 schön gehauenen Steinen … Balken. Die Technik, Balken und Felsblöcke zum Mauerbau zu verwenden, war damals bereits bekannt. Sie wird hier deshalb erwähnt, weil sie den Anschein einer Vorbereitung auf einen Konfl ikt oder Krieg erweckte. Diese Auskunft war eine Bedrohung für den persischen Beamten, der keinen derartigen Konfl ikt wollte. 5,11 gaben uns … Antwort. Sie sandten einen Bericht zurück (ein offi zielles Dokument für die Archive). ein großer König von Israel. Salomo hatte den ersten Tempel gebaut (ca. 966-960 v.Chr.; 1Kö 5-7).
5,12 gab er sie in die Hand Nebukadnezars. Dieser Ausdruck wird gewöhnlich in königlicher Amtskorrespondenz verwendet, wenn eine mächtigere Autoritätsperson wie z.B. ein König zugunsten eines Untergebenen teilweise auf ihre Autorität verzichtet und dabei doch die volle Befehlsgewalt über diese rangniedrigere Autorität bewahrt. Hier geht es darum, dass Gott als König des Universums seinen Zorn gestillt hat, indem er die Autorität seines verwalterischen Handelns auf Nebukadnezar übertrug. Der bedeutendste König des Vorderen Orients aller Zeiten war lediglich ein kleiner Untergebener in der Regierung des souveränen Herrn.
5,13 befahl … Kyrus. Vgl. Esr 1,2-4.
5,14 Sesbazzar … legte den Grund. Das steht anscheinend im Widerspruch zur Aussage von Esr 3,8-10, dass Serubbabel, Jeschua und die jüdischen Arbeiter das Fundament legten. Doch in Wirklichkeit ist es kein Widerspruch, da Sesbazzar als politischer Delegierter des persischen Königs über die Juden eingesetzt war und ihm somit die von ihnen geleistete Arbeit offi ziell zugeschrieben wurde. S. Anm. zu Esr 1,11.
6,1 befahl der König Darius. Das war kein öffentliches Edikt, son- dern ein einfacher Befehl, der einer kleinen Gruppe von Beamten erteilt wurde. 6,1 Babylon … Achmeta. Achmeta ist ein anderer Name für die persische Hauptstadt Ekbatana, knapp 500 km nordöstlich von Babylon in den Gebirgsausläufern, wo Kyrus und andere ihre Sommerresidenzen hatten.
6,2 Denkwürdigkeit niedergeschrieben. Eine besondere Art von Dokument, das »Denkwürdigkeit« oder »Protokoll« genannt wurde (Esr 4,15; Mal 3,16). Regierungsbeamte bewahrten solche Dokumente über Regierungsentscheidungen oder zu klärende Fragen oft auf, um zukünftig auf die Details dieser Regierungshandlung zurückgreifen zu können. 6,3 ersten Jahr. Ca. 538 v.Chr. (vgl. Esr 1,2-4). 60 Ellen … 60 Ellen. Diese Ausmaße waren größer als der Tempel Salomos (vgl. 1Kö 6,2).
6,5 Nebukadnezar … weggenommen. S. Anm. zu Esr 1,7. 6,6.7 Die Juden standen so sehr in der Gunst Gottes (vgl. 5,5), dass Gott den Beamten durch Darius untersagte, sich in das Bauvorhaben einzumischen.
6,8 Die Beamten konnten die Bauarbeiten nicht nur nicht verhin- dern, sondern mussten sogar bei der Finanzierung helfen und den Juden einen Teil ihrer Steuern abgeben, die für den persischen König eingesammelt wurden. Die Juden durften sich aus dem Etat der Provinz bedienen.
6,10 für das Leben des Königs und seiner Söhne beten. Das war im Grunde genau dasselbe eigennützige Motiv, das Kyrus zu dem Dekret veranlasst hatte, dass alle Gefangenen in ihre Heimat zurückkehren und die Tempel, die Nebukadnezar und andere zerstört hatten, wieder aufbauen und die geschändeten Gottheiten beschwichtigen sollten. Er wollte, dass alle Götter auf seiner Seite stünden, einschließlich des Gottes Israels.
6,11 nehmen … hängen … töten … Misthaufen. Eine typische Strafe für ein schweres Vergehen (vgl. Offb 22,18.19). Diese Verordnung richtete sich insbesondere gegen die feindlichen Samariter.
6,14 gelang. Vgl. Hag 1,7-11. Befehl des Gottes Israels … Be- fehl des Kyrus. Hier wird nicht der übliche Ausdruck für einen Befehl verwendet, sondern dasselbe Wort, das in diesem Buch auch mit »Dekret« oder »Erlass« übersetzt wird. Diese Botschaft ist eindrücklich. Es war das Dekret von Gott, dem souveränen Herrscher über das Universum, das die behördliche Autorität zum Wiederaufbau des Tempels gab. Die Dekrete (dasselbe Wort) von 3 der größten Herrscher in der Geschichte des Vorderen Orients waren dagegen nur zweitrangig. Gott herrscht über das Universum und erweckt Könige und stößt sie dann von ihrem Thron, wann es seinem Ratschluss dient. Artasasta. Obwohl Artaxerxes (=Artasasta) am Bauprojekt unter Serubbabel nicht beteiligt war, war er zur Zeit von Esra dafür von Bedeutung (vgl. 7,11-26). 6,15 Adar … sechsten Jahr. Der 12. Monat (Febr./März) im Jahre 516 v.Chr.
6,18 Abteilungen. Vgl. 1Chr 24, wo die Abteilungen der Priester aufgelistet werden. Obwohl David die Priester und Leviten nach ihren Sippen einteilte, gingen ihre Rechte, Privilegien und Pfl ichten auf Mose zurück (s. Anm. zu 4Mo 3.4). Buch Moses. D.h. der Pentateuch.
6,19 Passah. Vgl. 3Mo 23,4-8. Andere bedeutende Passahfeiern waren das Passah unter Hiskia (2Chr 30,1-22) und Josia (2Chr 35,1-19). ersten Monats. März/April.
6,21 Unreinigkeit der Heiden. Das waren Proselyten, die zum Ju- dentum übergetreten waren und ihre geistliche Unreinheit vor dem Herrn bekannt hatten, beschnitten worden waren und allem Götzendienst entsagten, um das Passah zu halten (V. 22).
6,22 das Herz des Königs von Assyrien ihnen zugewandt. Gott ermutigte sein Volk, indem er das Herz des Königs ihnen zuneigte, sodass dieser ihnen die Fertigstellung des Baus erlaubte. Durch diese Bewährung in der Praxis verstanden sie nun den Vers: »Gleich Wasserbächen ist das Herz des Königs in der Hand des HERRN« (Spr 21,1). Den Titel »König von Assyrien« trug jeder König des neo-assyrischen Reiches ungeachtet dessen, aus welchem Land er stammte. 6,22 – 7,1 Das Buch Esther datiert in dieser Lücke von 59 Jahren zwischen der Fertigstellung des Tempels (ca. 516 v.Chr.) unter Serubbabel (Esr 1-6) und der zweiten Rückkehr (ca. 458 v.Chr.) unter Esra (Esr 7-10). Auch Esr 4,6 vermittelt einen Eindruck in diese Periode.
7,1 – 10,44 Dieser Abschnitt berichtet von der Rückkehr der zwei- ten, von Esra angeführten Gruppe nach Juda (ca. 458 v.Chr.). 7,1 Artasastas. Das ist Artaxerxes, König von Persien von 464 bis 423 v.Chr. Esra. S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit. der Sohn. Esra führte seine Abstammung zurück bis auf herausragende Hohepriester wie Zadok (1Kö 2,35), Pinehas (4Mo 25,10-13) und Eleasar (4Mo 3,4).
7,6 ein Schriftgelehrter, wohl bewandert. Esras Rolle als Schriftgelehrter war sehr wichtig für die Wiederherstellung der Nation, da die Führer zum Gesetz zurückkehren und es auslegen mussten. Das war keine kleine Aufgabe, denn viele Lebensaspekte hatten sich während der vergangenen 1.000 Jahre seit der ursprünglichen Erteilung des Gesetzes geändert. Die Überlieferung besagt, dass Esra das Gesetz auswendig gelernt hatte und es aus dem Gedächtnis aufschreiben konnte. die Hand des HERRN, seines Gottes, über ihm. Diese Aussage kommt wie ein Kehrreim immer wieder in den Büchern Esra und Nehemia vor. Die ständige Wiederholung vergewissert den Leser, dass Juda mitsamt seinem Tempel und seinen Mauern inmitten des mächtigen medo-persischen Reiches nicht aufgrund des intelligenten Führungsgeschicks einiger weniger Männer wieder aufgebaut wurde, sondern dass dieser Wiederaufbau vielmehr der souveränen Hand des weisen und mächtigen Königs des Universums zu verdanken war, der dies alles geschehen ließ.
7,7 Tempeldienern. S. Anm. zu Esr 2,43-54. siebten Jahr. Ca. 458 v.Chr.
7,8 Die 4-monatige Reise von Babylon nach Jerusalem über eine Strecke von über 1.500 km begann im März/April und endete im Juli/August.
7,10 erforschen … tun … lehren. Esra befolgte ein vorbildliches Ideal der Vorbereitung. Bevor er versuchte, ein gehorsames Leben zu führen, studierte er das Gesetz, und er studierte und praktizierte das Gesetz in seinem eigenen Leben, bevor er seinen Mund auftat und anderen das Gesetz lehrte. Doch der Erfolg von Esras Leiterschaft beruhte nicht allein auf seiner Stärke, sondern vor allem darauf, dass »die gute Hand seines Gottes über ihm war« (7,9).
7,22 100 Talenten. Etwa 3,4 Tonnen. 100 Kor. Fast 26.500 Liter. 100 Bat. Fast 2.300 Liter.
7,25 Du aber, Esra. Der Brief, der das Dekret enthielt, war an Esra gerichtet. Der König wandte sich treuhänderisch an ihn und gewährte ihm die Erlaubnis, Beamte und Richter für die Region einzusetzen. Infolge dieser Entscheidung waren die Juden in gewissem Maße örtlich autonom.
8,1 von Babel. In dieser Aufl istung sind zweifellos auch die Be- wohner der Umgegend von Jerusalem enthalten. Die Gesamtzahl an Männern in diesem Abschnitt ist 1.496 zuzüglich der namentlich erwähnten Männer. Einschließlich Frauen und Kinder waren es also ohne weiteres 7-8.000 Personen. So wie diese nicht mit der ersten Gruppe von Rückkehrern mitgegangen waren, so blieben viele Juden auch weiterhin in Babylon, nachdem diese Gruppe abgereist war. Während der 70 Jahre hatten sich viele an das bequeme Leben in Babylon gewöhnt und waren dort heimisch geworden. Zwischen den Rückkehrern und denen, die in Babylon blieben, entstand ein beträchtlicher Konfl ikt.
8,15 Fluss … Ahawa. Ein unbekannter Ort, wo ein Kanal oder Fluss in den Euphrat mündete. Jedenfalls war dies ein Ort in Babylon, wo sich die heimkehrenden Juden zwecks Reisevorbereitung mehrere Tage aufhielten und ein Gelübte ablegten. keinen von den Söhnen Levis. Keine Leviten hatten sich zur Rückkehr entschlossen, weshalb Esra versuchte, solche benötigten Leviten zu gewinnen. Dazu sandte er einen Befehl an Iddo, den Obersten der Tempeldiener. Durch Iddos Einfl uss wurden 38 Leviten und 220 Tempeldiener gewonnen (V. 16-20).
8,17 Tempeldienern. S. Anm. zu 2,43-54.
8,21 ein Fasten ausrufen. Sie standen kurz vor Beginn der lan- gen Reise. Eine solche Reise war gefährlich, denn auf den Straßen wurde man häufi g von Dieben überfallen, die von solchen Raubüberfällen lebten. Sogar Boten reisten aus Sicherheitsgründen in Karawanen. Esra und das Volk wollten beim König kein zweifelhaftes Bild ihres Vertrauens auf den Schutz Gottes erwecken, und so fl ehten sie ihn in Gebet und Fasten an, sie zu beschützen. Gott belohnte dieses Gebet des Glaubens mit seinem Schutz.
8,26 650 Talente. Über 22 Tonnen. 100 Talente. Etwa 3,4 Ton- nen.
8,27 1.000 Dareiken. Etwa 9 kg. S. Anm. zu 2,69.
8,31 Ahawa. S. Anm. zu V. 15. ersten Monats. S. Anm. zu 7,8.9. Die Abreise verzögerte sich um 12 Tage, weil die Suche nach weiteren Leviten sich um 3 Tage verzögerte (8,15) und anschließend bei einem Fasten der Schutz Gottes erfl eht wurde (8,21).
8,36 sie übergaben die Befehle des Königs. Der Plural »Befehle« erklärt womöglich, weshalb sich hier die Ausdrucksweise ändert. Zu diesen Befehlen gehörten die Dekrete sowie die Anordnungen in der offi ziellen Korrespondenz, die Artaxerxes Esra zur Übergabe mitgegeben hatte, um die Juden und ihr Vorhaben, den Tempel zu bauen, zu unterstützen.
9,1 Als nun dies alles ausgerichtet war. Damit sind Esras ver- schiedene Aufträge und Aufgaben gemeint, mit denen der König ihn betraut hatte. Priester und Leviten. Wie es bereits vor der assyrischen und babylonischen Gefangenschaft der Fall gewesen war, versagten die geistlichen Leiter ebenso wie das Volk (vgl. Jes 24,2; Jer 5,30.31; 6,1315; Hos 3,9; Mal 2,1-9; 2Tim 4,2-4). Gräuel. Der Grund für diese Absonderung war, das Volk rein zu bewahren. Bei der ersten Ansiedlung im Land hatte Gott Israel davor gewarnt, sich mit den Nationen zu verbünden, was zu Mischehen und folglich unausweichlich zur Anbetung fremder Götter führen würde (2Mo 34,10-17; 5Mo 7,1-5). Der fortwährende Verstoß dagegen hatte in großem Umfang dazu beigetragen, dass ihnen die 70-jährige Gefangenschaft auferlegt worden war, aus der sie gerade zurückkehrten. Esra fand heraus, dass dieses Vergehen schon wieder vorgefallen war und rief zur sofortigen Buße auf. Nehemia (Neh 13,2327) und Maleachi (Mal 2,14-16) mussten später gegen dieselbe Sünde vorgehen. Es ist unvorstellbar, wie schnell die Juden abermals denselben katastrophalen Weg des Götzendienstes einschlugen. Weder der Zorn Gottes in Form des babylonischen Exils noch seine Gnade in Form der Rückkehr reichte aus, um sie vor einem nochmaligen Versagen zu bewahren. Kanaanitern … Amoritern. S. Anm. zu Josua 3,10.
9,2 heilige Same. Der Same Abrahams, den Gott abgesondert hat- te (vgl. 1Mo 13,15.16; 17,4-14). Er durfte nicht mit anderen Nationen vermischt werden, denn das hätte gegen Gottes Bund verstoßen (vgl. 5Mo 7,2.3). Bei diesen Ehen mit Heidinnen war es unvermeidbar, dass sich in der folgenden Generation Götzendienst breit machte, und deshalb ging Esra entschieden dagegen vor.
9,3 zerriss … raufte … saß. Ein äußerer Ausdruck eines wegen der Sünde betrübten und aufgerüttelten Geistes (vgl. 2Chr 34,27) kennzeichnete Esra, als er sah, dass das Volk zu seinen alten Wegen zurückkehrte, die wiederum das Gericht über die Juden bringen würden.
9,4 die die Worte … fürchteten. Im Gegensatz zu denen, die sich auf Mischehen eingelassen hatten gab es auch solche, für die Mischehen ein Gräuel war. Sie fürchteten sehr, dass wiederum das Gericht des Herrn über sie kommen würde (vgl. Jes 66,2.5) und setzten sich bis zur Versammlung des Volkes zum Abendopfer zu Esra, denn dann sollte es ein öffentliches Gebet und Sündenbekenntnis geben. Esra fastete, klagte und betete dabei (V. 5), um zu versuchen, die Führer und das Volk zur Buße zu leiten.
9,5 Esras priesterliches Gebet der Fürsprache und des Bekennt- nisses ähnelt den Gebeten Daniels (Dan 9,1-20) und Nehemias (Neh 1,4-11), denn wie sie benutzte er die Personalpronomen im Plural und identifi zierte sich so mit der Sünde des Volkes, obwohl er nicht aktiv daran teilgenommen hatte. Sein Gebrauch der Wörter »wir«, »unser« und »uns« zeigt, dass Esra verstand, dass die Sünde von wenigen ausreicht, um viele zu verunreinigen.
9,8 an seiner heiligen Stätte einen [Zelt-]Pfl ock. Ein bildhafter Ausdruck, der Beständigkeit und Vorrang ausdrückt. 9,8 Gnade … Gunst. Gott war seinem Charakter und seinem Bund treu (vgl. Kla 3,22-23) und stellte Israel, Jerusalem, und den Tempel wieder her.
9,9 eine [Schutz-]Mauer. Als ein über den ganzen Fruchtbaren Halbmond zerstreutes Volk waren die Juden für alle Nationen angreifbar. Doch in Juda versammelt und mit Gott als ihrem Beschützer waren sie sicher. Die hier erwähnte Mauer hebt den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems nicht auf, sondern spricht allgemeiner von Gottes Schutz und Fürsorge.
9,10 deine Gebote. Hier wird keine konkrete Schriftstelle zi- tiert, sondern vielmehr eine Zusammenfassung der Gebote Gottes zu diesem Thema gegeben (vgl. 2Mo 34,15-17; 5Mo 7,1-6).
9,13 Vgl. die ähnliche Situation beim ersten Exodus, als die Isra- eliten von Aaron in Götzendienst und Unmoral geführt wurden, und Aaron dafür von Mose zur Rechenschaft gezogen wurde (2Mo 32,135).
9,14 kein Überrest. Esra befürchtete, dass diese Sünde das end- gültige Gericht Gottes herabrufen würde und Gottes bedingungslose Bündnisse dadurch außer Kraft gesetzt würden. Gott richtet zwar Sünde, doch das Kommen des Messias und Röm 9-11, wo Paulus Gottes beständige Treue gegenüber seinen Verheißungen an die Juden darlegt, stellen sicher, dass Gottes Berufung Israels als geliebtes Volk und als Nation unwiderrufl ich ist (Röm 11,25-29).
9,15 können wir nicht vor dir bestehen. Alle wurden als schuldig angesehen und hatten kein Recht, in der Gegenwart Gottes zu stehen, doch sie kamen bußfertig zu ihm und erbaten die Gnade der Vergebung.
10,1 betete … Bekenntnis ablegte, weinend und hingestreckt. Das Volk erkannte Esras offenkundige Buße und schloss sich ihm darin an. Dieser heftige Ausdruck von Zerknirschung zeigt, wie schwerwiegend die Sünde war sowie die Echtheit ihrer Buße.
10,2 Schechanja. Dieser Führer hatte sich keiner Mischehe schuldig gemacht, da sein Name in der Liste von V. 18-44 nicht vorkommt (obgleich in V. 26 sein Vater und 5 Onkel väterlicherseits erwähnt werden). Er war freimütig und entschloss sich, lieber Gott als seinen Verwandten zu gehorchen. Hoffnung für Israel. Diese Hoffnung ist in Gottes Vergebung wirklich bußfertiger Sünder verankert.
10,3 einen Bund schließen. Schechanja rief das Volk und die Füh- rer auf, sich von den Frauen und Kindern zu trennen und anzuerkennen, dass Esra zu einer schriftgemäßen Verhaltensweise riet (vgl. 2Chr 29,10). fürchten. Vgl. Jes 66,2.5. Damit sind diejenigen gemeint, die das Wort Gottes ernst nehmen, insbesondere sein Gericht über Sünde. nach dem Gesetz. Sie wollten mit dem in 5Mo 7,2.3 geoffenbarten Gesetz Gottes übereinstimmen.
10,4 du musst … handeln. Esra wird als oberster geistlicher Führer anerkannt, der die entsprechende geistliche Autorität und menschliche Verantwortung hat, um diese erhabene Aufgabe auszuführen und die Scheidungen so vieler zu vollstrecken (vgl. V. 18-44).
10,5 schworen. Einen Eid bezüglich des Bundes, der in 10,3 näher erläutert wurde. Vgl. Neh 10,29-40 für den Inhalt eines späteren Eides unter ähnlichen Umständen.
10,7 einen Ruf ergehen. Ein Herold verkündete mündlich eine Mit- teilung, was oft, wie auch hier, die Autorität eines Gesetzes hatte. Wer diese Versammlung versäumte, wozu einige versucht waren, verlor nicht nur allen Besitz, sondern wurde aus Israel verbannt.
10,8 drei Tagen. Die Botschaft wurde verbreitet und das Volk muss- te innerhalb von 72 Stunden reagieren. Da dies nur die Gebiete von Juda und Benjamin betraf, war die größte zurückzulegende Entfernung weniger als 70-80 km.
10,9 alle Männer. Schwerwiegende Konsequenzen verdeutlichen die Triftigkeit der Situation, und deshalb kamen alle. neunten Monats. Dez./Jan., die Zeit der heftigsten Regenfälle und schlimmsten Kälte, insbesondere in Jerusalem, das fast 800 m hoch liegt.
10,11 Bekenntnis … sondert euch ab. Das sind zwei Grundele- mente von Buße – Gott zustimmen und gerecht handeln, indem man sich von der Sünde trennt.
10,12 ganze … Volk ist zahlreich. Das zeigt, wie weitverbrei- tet die Sünde unter dem Volk war. Bei dem heftigen Regen und den vielen Menschen, die an die Reihe kommen mussten, konnte die ganze Aktion lange dauern, sodass das Volk einen Alternativvorschlag machte, wie man das umfangreiche Problem lösen könnte. Für jede unrechtmäßige Ehe konnte vor Ort eine Befragung oder ein Verhör stattfi nden. Alle diese Details mussten mit großer Sorgfalt behandelt werden; deshalb ähnelte das Delegieren der Prozesse dem Vorschlag Jethros damals bei der Wüstenwanderung (vgl. 2Mo 18).
1,1 – 7,73a Nehemia kehrte nach Jerusalem zurück und führte er- folgreich ein 52-tägiges Projekt »Wiederaufbau der Mauern« durch (vgl. 6,15). 1,1 – 2,20 Dieser Abschnitt schildert, wie Nehemia Statthalter von Juda wurde (vgl. 5,14; 8,9; 10,1; 12,26). 1,1 die Geschichte Nehemias. Ein Großteil dieses Buches besteht aus den persönlichen Berichten dieses berühmten königlichen Mundschenks, dessen Name »Jahwe tröstet« bedeutet (vgl. 3,16; 7,7; 8,9; 10,1; 12,26.47). Im Gegensatz zu Esther und Mordechai, die nach den mesopotamischen Gottheiten Ischtar und Marduk benannt waren, hatte Nehemia einen hebräischen Namen. Hachaljas. Nehemias Vater wird in Neh 10,2 nochmals erwähnt, aber ansonsten nirgends im AT. Kislew. Im Nov./Dez. 446 v.Chr., 4 Monate vor dem Nisan (März/April), als Nehemia zum König ging und um Erlaubnis bat, nach Jerusalem zu reisen (2,1). zwanzigsten Jahr. Das 20. Jahr (ca. 446/445 v.Chr.) der Regierung des persischen Königs Artaxerxes (ca. 464-423 v.Chr.; vgl. 2,1). Susan. Diese Stadt war auch als Susa bekannt und lag östlich von Babylon, etwa 240 km nördlich des Persischen Golfes. Susan war eine medo-persische Festung, ein Winterquartier vieler Staatsdiener und der Schauplatz des Buches Esther. 1,2 Hanani. Offenbar ein Bruder Nehemias (vgl. 7,2). Er war bei der zweiten Rückkehr aus Babylon unter Esra mit nach Jerusalem gereist (ca. 458 v.Chr.). Juden … Jerusalem. Nehemia lag das Volk und die Stadt sehr am Herzen, insbesondere in den letzten 13 Jahren seit der zweiten Rückkehr unter Esra (458 v.Chr.).
1,3 Mauern … Tore. Die Feinde hatten durch ihren Widerstand die Juden erfolgreich davon abhalten können, Jerusalem als ausdrücklich jüdische Stadt wiederaufzubauen, die vor Angriffen geschützt ist. Solche Angriffe hätten möglicherweise dazu geführt, dass auch der neu erbaute Tempel wieder zerstört würde (ca. 516 v.Chr.; vgl. Esr 4,7-23).
1,4 setzte ich mich hin und weinte und trug Leid etliche Tage lang. Obwohl Nehemia weder Prophet noch Priester war, fühlte er zutiefst, wie wichtig Jerusalem für Gott war und er war sehr betrübt, dass die Ereignisse in Jerusalem nicht das Reich und die Ehre Gottes gefördert hatten.
1,5 Dieses Gebet ist eines der bewegendsten Sündenbekenntnis- se und Fürsprachen der Bibel (vgl. Dan 9,4-19; Esr 9,6-15). 1,5 den Bund und die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben. Nach 70 Jahren Gefangenschaft in Babylon hielt Gott seine Verheißung, sein Volk im Gelobten Land wiederherzustellen. Es schien, als würde die Verheißung hinfällig, und Nehemia berief sich auf Gottes Charakter und Bund als Grundlage, auf der Gott eingreifen und das erfüllen solle, was er seinem Volk zugesagt hatte.
1,6 die Sünde … die wir an dir begangen haben. Nehemia glaubte womöglich, dass die Sünden der Rückkehrer (vgl. Esr 9.10) Gott veranlasst hatten, umzudenken und den Juden seine Gunst zu entziehen.
1,7 die Gebote, die Satzungen und Rechtsbestimmungen. Die- se sind im 2., 3. und 4. Buch Mose aufgezeichnet.
1,8 Gedenke. Das war keine Erinnerung an Gott, als ob er sein Wort vergessen hätte, sondern eine Bitte, sein Wort zu verwirklichen. 1,8 das Wort … Mose. Eine Zusammenfassung verschiedener Aussagen aus 5Mo. Zum Stichwort »zerstreuen« (V. 8) s. 5Mo 4,25-28; 28,63-65. Zum Stichwort »sammeln« (V. 9) s. 5Mo 4,29-31; 30,1-5.
1,10 erlöst hast durch deine große Kraft und durch deine mäch- tige Hand. Mit seiner Anspielung auf die Erlösung durch den Auszug aus Ägypten erinnerte Nehemia an die treue und starke Hand Gottes, durch die Gott Israel früher schon einmal aus der Knechtschaft befreit hatte. Damit begründete er seine Zuversicht in Gottes Macht als Grundlage seiner Bitte um eine zweite Befreiung, die so erfolgreich sein sollte wie die erste.
1,11 die das Verlangen haben, deinen Namen zu fürchten. Nehemia spielte darauf an, dass Israel der von Gott dazu erwählte Ort war, seinen Namen dort wohnen zu lassen (1,9); das Volk wollte seinen Namen fürchten und betete deshalb, dass Gott eingreifen möge. Barmherzigkeit vor diesem Mann. Ein Vorausblick auf das Gespräch mit König Artaxerxes in 2,1ff. Mundschenk des Königs. Als Begleiter des Königs bei den Mahlzeiten hatte der Mundschenk den einmaligen Vorteil, den König persönlich bitten zu können. Der König verdankte ihm nicht nur sein Leben, da der Mundschenk alle Speisen und Getränke aufgrund möglicher Vergiftung vorkostete und somit sein eigenes Leben riskierte, sondern er war auch sein enger Vertrauter. Gott benutzte in seiner Souveränität diese Beziehung zwischen einem Heiden und einem Juden, um sein Volk zu befreien, so wie er auch von Josephs, Daniels, Esthers und Mordechais Position Gebrauch machte.
2,1 Nisan. März/April 445 v.Chr. zwanzigsten Jahr. S. Anm. zu 1,1. als Wein vor ihm stand. Da Nehemia den Wein vorkostete, um sicherzustellen, dass er für den König ungefährlich war, entwickelte sich ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen König und Mundschenk. Deshalb bot sich jetzt die passende Gelegenheit für Nehemia, um Artaxerxes’ Aufmerksamkeit und Zustimmung zu gewinnen. Es überrascht nicht, dass Könige oft ein solches Vertrauen zu ihren Mundschenken entwickelten, dass diese zu Beratern des Königs aufstiegen. Ich war aber zuvor nie traurig vor ihm gewesen. Es war gefährlich, in Gegenwart des Königs Traurigkeit auszudrücken. Der König wollte, dass seine Untertanen fröhlich sind, da dadurch ausgedrückt wurde, dass seine Regierungsgeschicke Wohlergehen bewirkten.
2,2 fürchtete ich mich sehr. Er fürchtete, dass entweder sein Ge- sichtsausdruck, seine Erklärung oder seine Bitte den König so verärgern würde, dass dieser ihn zum Tod verurteilen würde (vgl. Est 4,11 mit 5,13).
2,3 Grabstätte … Tore. Nehemia drückte seine tiefe Sorge und Traurigkeit über den Zustand Jerusalems und seines Volkes dadurch aus, dass er die Gräber und Tore beschrieb. Eine Grabstätte war ein Ort, wo den verstorbenen Mitgliedern der Gesellschaft und den Eltern der jetzigen Generation, die von ihnen ihre geistlichen Werte geerbt hatte, Respekt gezollt wurde. Außerdem erhoffte die gegenwärtige Generation, an diesen Grabstätten selber einmal nach dem Tod durch ein Begräbnis geehrt zu werden. Tore symbolisierten das Leben der Stadt, da sich das Volk dort zu Rechtsverhandlungen und elementaren sozialen Kontakten traf. Die niedergebrannten Tore repräsentierten den Tod des gesellschaftlichen Lebens, d.h. das Ende des Volkes als Gemeinschaft.
2,4 Was erbittest du denn? Der König deutete Nehemias trauriges Gesicht richtigerweise als Ausdruck für den Wunsch, sich für sein Volk und seine Heimat zu engagieren. Nehemias sofortige Antwort auf die Frage des Königs zeigt, wie beständig sein Gebetsleben war (vgl. 1,6). Gott des Himmels. S. Anm. zu Esr 1,2.
2,5 damit ich sie wieder aufbaue. Die Bitte bezog sich unbestreit- bar auf die Stadtmauern, denn Beständigkeit war nur mit Mauern möglich, doch darüber hinaus meinte Nehemia damit auch den Wiederaufbau einer politischen Autonomie.
2,6 die Königin. Da Esther die Königin des vorherigen Königs Ahas- verus (Xerxes) war, der ca. 486-464 v.Chr. regierte, und somit die Stiefmutter von Artasasta (Artaxerxes), hatte sie möglicherweise vorher das jetzige Königspaar beeinfl usst und den Juden gegenüber günstig gestimmt. zurückkommen. Das setzt voraus, dass Nehemia auf seine erwünschte Reise entlassen werden und nach Fertigstellung nach Persien zurückkehren sollte (vgl. Neh 13,6).
2,7 gebe man mir Briefe. Offi zielle Briefe verliehen Nehemia königliche Autorität. In dieser Situation musste er durch das Land der Feinde Judas reisen, die ihn angreifen oder vom Wiederaufbau Jerusalems abhalten konnten. An den Straßen, auf denen Boten und Gesandte aller Art reisten, gab es Stationen, wo solche Briefe zwecks Durchreiseerlaubnis geprüft wurden. Die dreimonatige Reise von Susa nach Jerusalem war lang, gefährlich und voller Kontrollstationen, wo solche Briefe zur Durchreise erforderlich waren. Wegen der mit der Durchreise verbundenen Gefahr, aber insbesondere wegen der amtlichen Autorität, die Nehemia in diesen Briefen mitführte, sandte Artaxerxes Offi ziere und Ritter zum Schutz Nehemias mit (2,9). S. Anm. zu Esr 1,11; 7,8.9.
2,8 einen Brief an Asaph, den Forstmeister des Königs. Bau- holz war ein sehr teures Handelsgut. Das wird aus einem Dokument deutlich, das in einer antiken Stadt in Mesopotamien gefunden wurde. Es erwähnt einen Beamten, der verurteilt wird, weil er einen Baum gefällt hat. Wälder wurden sorgfältig bewacht und eine schriftliche Genehmigung vom König berechtigte Nehemia, sich das Bauholz zu beschaffen, das er zum Bau der Türme, Befestigungsanlagen und seines eigenen Hauses brauchte, von wo aus er die Bauarbeiten leiten sollte. Tempelbezirkes. Oder »Burg«, »Gebäude«, eine Festung nordwestlich neben dem Tempel zur Bewachung und zum Schutz des Tempels. Sie wurde später von Herodes ausgebaut und Burg Antonia genannt. die gute Hand meines Gottes über mir. Dieser Ausdruck kommt in Esra und Nehemia so häufi g wie ein Kehrreim vor und erinnert in diesen inspirierten Büchern beständig daran, dass Gott durch seine Diener wirkt, um seinen Willen auszuführen (vgl. Esr 1,5; 7,6).
2,9 – 3,1 Die Reise von Persien nach Jerusalem und die Vorberei- tungszeit nahmen etwa 3-4 Monate in Anspruch (vgl. 2,1 mit 6,15). 2,9 Statthaltern. Dass Nehemia in ihre Provinzverwaltung eingriff, bedeutete für diese Beamte eine enorme Bedrohung. Hätte er sich in dieser Situation falsch verhalten und andere örtliche Beamte missachtet, hätte er damit sein eigenes Leben und das Leben der Juden in Jerusalem in Gefahr gebracht. Um eine solche Reaktion zu vermeiden, hatte Gott den persischen König dazu bewegt, königliche Offi ziere und Reiter als Begleitschutz für Nehemia mitzuschicken, damit sie ihn vor derartigen Angriffen beschützen sollten.
2,10 Sanballat … Tobija. Diese Männer standen wahrscheinlich auch hinter dem Widerstand, der in Esr 4,7-23 beschrieben wird und der die Arbeiten in Jerusalem zum Stillstand brachte. Sanballat fungierte als Statthalter von Samaria (da die Stadt Horonaim in Moab lag, war er wahrscheinlich ein Moabiter) und Tobija als Statthalter der Region östlich des Jordan. Diese Bezirksverwalter waren die Anführer samaritischer Parteien (s. Kap. 6) im Norden und Osten. Sie hatten jegliche Möglichkeit verloren, Juda vom Wiederaufbau abzuhalten, da das Volk Gottes autorisiert war, seine Ansiedlung gegen Angriffe von Feinden wie diesen beiden Führern zu befestigen. Wenn sie die Juden offi ziell angegriffen oder ihnen Widerstand geleistet hätten, hätten sie damit dem persischen König widersprochen.
2,11 Nehemia prüfte drei Tage lang, was er tun sollte, bevor er sein Vorhaben anderen mitteilte. Dann besichtigte er insgeheim sorgfältig das Gebiet und untersuchte die Südgrenze der Stadt, wobei er die abgebrochenen und niedergebrannten Mauern und Tore bemerkte.
2,13 Taltor. Nehemia begann und beendete seine Erkundungs- tour am selben Start- und Zielpunkt (vgl. 3,13) auf der Westseite der Stadt. 2,13 Drachenquelle. Die genaue Lage ist unbekannt, doch befand sie sich irgendwo im südlichen Bereich von Jerusalem. Misttor. Am Südzipfel der Stadt (vgl. 3,13; 12,31) mündete ein gemeinsamer Abwasserkanal in den Bach Kidron im Hinnomtal.
2,14 Quelltor. Die genaue Lage ist unbekannt, doch befand es sich irgendwo im südlichen Bereich von Jerusalem, wahrscheinlich auf der Ostseite. Königsteich. Möglicherweise der Teich Siloah (vgl. 3,15).
2,15 das Tal. Das Kidrontal, das östlich vom Tempelberg in Nord- Südrichtung verlief.
2,17 damit wir nicht länger ein Gespött sind. Die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar brachte große Schmach über Israel, aber insbesondere über ihren Gott. Nehemia versicherte den Juden (V. 20), dass sie sich an die Arbeit machen sollten, weil Gott ihnen bei ihrem Engagement für seine Ehre Gelingen geben würde.
2,18 Der Anblick von Nehemias Ausweisen und seine motivierende Botschaft erweckte ihre niedergedrückten Gemüter, sodass sie trotz des beißenden Spotts von einfl ussreichen Männern die Bauarbeiten begannen (V. 19.20).
2,19 Sanballat … Tobija. S. Anm. zu 2,10. Geschem, der Ara- ber. Dieser Anführer amtierte wahrscheinlich südlich von Jerusalem.
2,20 Gott des Himmels. Vgl. Neh 1,5 und s. Anm. zu Esr 1,2. Ne- hemia hatte nicht nur die Erlaubnis des Königs und war keinesfalls ein Rebell, sondern hatte auch den Schutz Gottes. Die Feinde, die versuchten, die Arbeit durch Einschüchterung aufzuhalten, hatten beides nicht, da sie weder von Gott noch vom König beauftragt waren.
3,1 – 7,3 Ein detaillierter Bericht vom Wiederaufbau der Mauern. 3,1 Eljaschib, der Hohepriester. Der Enkel des Hohenpriesters Jeschua zur Zeit von Serubbabel (vgl. Neh 12,10). bauten. Am vierten Ab (Juli/Aug.) 445 v.Chr. (vgl. 6,15). Schaftor. Im nordöstlichen Bereich von Jerusalem (vgl. 3,32; 12,39). Der Bericht beschreibt die AbJerusalem zur Z schnitte des Mauerbaus um Jerusalem herum entgegen dem Uhrzeigersinn. Turm Mea … Turm Hananeel. Dieser Nordbereich Jerusalems öffnete sich zur Hochebene Benjamins, wo feindliche Truppen leicht von Norden aus angreifen konnten. Die restliche Umgebung der Stadt war durch die natürliche Landschaftsstruktur der Täler geschützt.
3,3 Fischtor. Dort an der Nordseite Jerusalems verkauften Händler Fische. Kaufl eute aus Tyrus und anderen Küstenstädten brachten regelmäßig Fisch, den sie zum Verkauf anboten (vgl. 12,39; 13,16).
3,5 die Vornehmen unter ihnen beugten ihre Nacken nicht Zeit von Nehemia zum Dienst für ihren Herrn. Außer Faulheit gibt es noch eine weitere Erklärung dafür: Diese Vornehmen hatten sich wegen persönlichem Gewinn gegenüber Tobija verpfl ichtet (6,17-19). 3,6 alte Tor. Vermutlich am nordwestlichen Ende Jerusalems (vgl. 12,39).
3,8 die breite Mauer. An der Westseite des nördlichen Bereichs (vgl. 12,38). 3,11 Ofenturm. Auf der Westseite Jerusalems (vgl. 12,38).
3,13 Taltor. S. Anm. zu 2,13.15. Misttor. S. Anm. zu 2,13.
3,15 Teich Siloah. S. Anm. zu 2,14. Garten des Königs. Im süd- östlichen Bereich.
3,16 Gräbern Davids. Vgl. 2,5. Wahrscheinlich im südöstlichen Bereich. Haus der Helden. Dieser Ort hat wahrscheinlich mit den Helden Davids zu tun (vgl. 2Sam 23,8-39).
3,19 Zeughaus. Ein Waffenlager an der Ostseite Jerusalems.
3,26 Ophel. Ein Gebiet südlich vom Tempelberg in der Nähe des Wassertors, wo die Tempeldiener wohnten (vgl. 2Chr 27,3; 33,14; Neh 11,21). Wassertor. In der Nähe der Gihonquelle im Osten Jerusalems (vgl. 8,16; 12,37).
3,28 Rosstor. Im nordöstlichen Bereich.
3,29 Osttores. Wahrscheinlich östlich vom Tempelberg.
3,31 Tor Miphkad. Im Nordosten.
3,32 Schaftor. Der Bericht führte gegen den Uhrzeigersinn um Jerusa- lem herum und endet wieder an seinem Ausgangspunkt (vgl. 3,1; 12,39).
3,33 – 4,17 Dieser Abschnitt beschreibt Belästigungen und Wider- stand gegen das Bauprojekt.
3,34 Mächtigen von Samaria. Zwar beabsichtigte Sanballat mög- licherweise, die Streitkräfte zu mobilisieren, da dann der persische Herrscher schnell nach Samaria gekommen wäre, doch griff er zu Belästigung und Spott (V. 35) als Hauptstrategie zur Verhinderung des Wiederaufbaus der Mauern.
3,36 Nehemias Abhängigkeit von seinem souveränen Gott kommt nirgends besser zum Ausdruck als in seinem Gebet (vgl. 1,5-11; 2,4).
4,1 die Asdoditer. Die Bewohner von Asdod, einer früheren Phi- listerstadt westlich von Jerusalem, werden zur Liste der bereits genannten Feinde hinzugefügt. Offenbar kamen sie zu dem Punkt, wo sie einen heftigen Angriff gegen Jerusalem zumindest in Erwägung zogen, weil der Mauerbau so zügig voranging.
4,3 Die Juden zeigten Ausgewogenheit zwischen Glauben an Gott und der Bereitschaft, einige Bauleute der Mauer als Wachen einzusetzen.
4,4 so viel Schutt. Wörtl. »Staub«. Dieser Begriff bezeichnet die Trümmer bzw. Ruinen der früheren Zerstörung (586 v.Chr.). Sie mussten diesen Schutt wegräumen, bevor sie beim Mauerbau nennenswerte Fortschritte erzielen konnten.
4,5 Zur Strategie der feindlichen Koalition gehörte es, die Juden zu verängstigen und einzuschüchtern, indem sie ihnen vortäuschten, ihre Armee würde sie bald mit einem massiven Angriff überraschen, von dem sie schnell überwältigt würden.
4,7 stellte sie auf. Nehemia und die anderen hatten erfahren, dass Sanballat die Streitkräfte Samarias gemustert hatte (3,34). Gott sorgte dafür, dass die Strategie bekannt wurde, indem die Juden in Samaria davon hörten und es den jüdischen Führungspersonen mitteilten. Obgleich Nehemia und seine Untertanen wachsam, bewaffnet und kampfbereit waren, gaben sie Gott die Ehre für ihre Siege und für ihren Erfolg bei den Bauarbeiten.
4,10 Wegen der Drohungen war nur noch die Hälfte der Juden mit Bauarbeiten beschäftigt, und sogar diese Arbeiter waren für den Fall des Angriffs bewaffnet (vgl. V. 21).
4,12b Trompeter. Trompeten wurden u.a. dazu verwendet, bei Gefahr Alarm zu geben bzw. die Soldaten zur Schlacht einzuberufen. Nehemia hatte stets einen Trompeter zur Seite, sodass sofort Alarm gegeben werden konnte. Zu seinem Plan gehörte außerdem beständiger Fleiß (V. 22.23).
5,1 Der Widerstand der Feinde und schwierige Zeiten verursach- ten im Allgemeinen schlechte wirtschaftliche Bedingungen, die sich auf das empfi ndliche Leben der Juden verheerend auswirkten. Der Effekt dieses moralischen Drucks, der auf den Rückkehrern lastete, war schlimmer als jeder feindliche Widerstand. 5,1 ihre Brüder, die Juden. Das bezieht sich vielleicht wieder auf die Vornehmen, die nicht mitarbeiteten und Allianzen mit den Feinden eingegangen waren (s. Anm. zu 3,5). Das Volk war von der schweren Arbeit erschöpft und aufgerieben von der unerbittlichen Belästigung durch die Feinde. Sie waren arm und es fehlte ihnen am Lebensnotwendigsten und an Mitteln, um Steuern zu zahlen. Sie liehen sich Geld für die Steuern und arbeiteten an der Stadtmauer, anstatt Nahrung vom Land zu erwirtschaften. Als Krönung all dessen wurden Beschwerden laut gegen die schreckliche Ausbeutung und Erpressung durch die reichen Juden, die nicht mithalfen, sondern die Leute zwangen, ihre Häuser und Kinder zu verkaufen, ohne eine Möglichkeit zu haben, diese zurückzukaufen. Unter normalen Umständen bot das Gesetz die Hoffnung, dass diese jungen Leute bei der Schulderlassung, die alle 7 Jahre und im Jubeljahr (alle 50 Jahre) stattfand, freikamen (3Mo 25). Der Brauch des Lösens ermöglichte, die Versklavten fast jederzeit zurückzukaufen, aber die verzweifelte fi nanzielle Situation jener Zeit ließ das unmöglich erscheinen.
5,7 ich wies die Vornehmsten und Vorsteher zurecht. Die Vor- nehmen und Vorsteher engagierten sich so gut wie gar nicht beim Wiederaufbau (vgl. 3,5), während ihre Loyalität gegenüber Tobija und anderen Gegnern ihren Opportunismus verschlimmerte und sie selbst geradezu zu Feinden machte. Sie waren der innere Feind geworden. Wucher treiben. Mit Wucher kann normaler oder übertriebener Zins gemeint sein. Nach dem mosaischen Gesetz durften die Juden keinen Zins von ihren Brüdern nehmen, wenn sie ihnen Geld, Nahrung oder etwas anderes liehen. Wenn es sich um einen Mittellosen handelte, sollten sie die Gabe als Geschenk ansehen. Wenn es später zurückgezahlt werden konnte, dann ohne Zinsen (s. 3Mo 25,36.37; 5Mo 23,20.21). Solche Großzügigkeit kennzeichnete die Gottesfürchtigen (s. Ps 15,5; Jer 15,10; vgl. Spr 28,8). Zinsen durften Fremden auferlegt werden (V. 20). Es ist bekannt, dass in antiken Nationen Darlehen manchmal mit über 50% verzinst wurden. Ein solcher Wucher nutzte die Notlage von Leuten aus und konnte praktisch nicht bezahlt werden, sondern zehrte den ganzen Familienbesitz auf und trieb die Schuldner in die dauerhafte Sklaverei. S. Anm. zu 5Mo 28,19.20; 24,10-13.
5,8 losgekauft. Mit berechtigter Schärfe verurteilte Nehemia das böse Verhalten, einen Bruder durch Wucher zu verkaufen. Als Gegensatz stellt er heraus, dass er selbst von seinem eigenen Geld einige Juden im Exil losgekauft hatte, die in Babylon wegen Schulden ihre Freiheit verloren hatten.
5,10 Ich … auch. Nehemia war auch darin ein Vorbild, dass er lieh, ohne Zinsen zu verlangen.
5,11 Gebt ihnen … zurück. Um das von ihnen verursachte Übel wieder gutzumachen, sollten die Wucherer den konfi szierten Besitz zurückgeben und auch die verlangten Zinsen zurückzahlen (s. Anm. zu Lk 19,1-10).
5,12 einen Eid. Die Schuldigen waren von Nehemias Worten in ih- rem Gewissen getroffen, sodass sie aus Furcht, Scham und Reue versprachen, die Darlehen, den Besitz und die Zinsen zurückzugeben und die Sklaven freizulassen. Diese Schuldtilgung wirkte sich auf beide Seiten zutiefst vereinend aus. Das Vorgehen wurde formal durchgeführt, wobei das Volk sich durch einen feierlichen Eid durch die Priester (die als Verwalter bei ihnen waren) verpfl ichtete, das Versprechen zu erfüllen.
5,13 schüttelte ich den Bausch meines Gewandes. Dieses Fluchritual des Statthalters Nehemia rief Gottes Zorn herab auf jeden, der sich nicht an die Verpfl ichtung, die Schulden zu erlassen, halten würde. Die Juden stimmten zu und taten, wie sie versprochen hatten.
5,14 zwanzigsten Jahr. S. Anm. zu 1,1; 2,1. zweiunddreißigsten Jahr. Das Jahr, als Nehemia zu Artaxerxes in Persien zurückkehrte (ca. 433 v.Chr.; vgl. 13,6). den Unterhalt eines Statthalters beansprucht. Das bezieht sich auf die Verpfl egung durch die persischen Verwalter, von der er nichts genommen hatte, weil das letztlich mit den Steuern seines von Armut gebeutelten Volkes fi nanziert worden wäre (V. 15). Diese Aussage zeugt vom Wohlstand Nehemias, den er als Mundschenk des Königs in Persien erlangte. Die Verse 17.18 berichten, dass er 150 Männer, die mit ihm vorstanden, samt ihren Familien mit üppiger Verpfl egung versorgte. Das deutet auf den Reichtum hin, den er von Babylon mitgebracht hatte.
5,15 40 Schekel. Etwa 500 g Silber. um der Furcht Gottes willen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern nahm Nehemia keine Zinsen von seinen Landsleuten, weil er das als Ungehorsam gegen Gott ansah.
5,16 ohne dass wir Grundbesitz erwarben. Obwohl es die güns- tigste Gelegenheit war, um Besitz von denen zu erwerben, die notgedrungen ihren Besitz verkaufen mussten, blieb Nehemia stets wohltätig und schlug keinen Vorteil aus der Not anderer. Anstatt seine Zeit damit zu verbringen, persönlichen Reichtum anzusammeln, arbeitete er an der Mauer.
5,18 Unterhalt des Statthalters. S. Anm. zu 5,14. Im antiken Ori- ent war es Brauch, die Kosten des Königshofes nicht in Form eines Geldbetrages zu berechnen, sondern an der Menge derer, für deren Unterhalt er aufkam (vgl. 1Kö 5,2; 18,19; Pred 5,10). 5,19 Gedenke. Das erste von 4 derartigen Gebeten (vgl. 13,14.22.31).
6,1 Sanballat, Tobija und Geschem. S. Anm. zu 2,10.19.
6,2 sandten … zu mir. Entweder durch einen Brief oder durch eine mündliche Botschaft, die durch einen Boten an Nehemia übermittelt wurde. Sie waren unzufrieden, weil sie Nehemias Projekt nicht durch militärische Angriffe aufhalten konnten (s. Anm. zu 4,13-15), und so entschlossen sie sich, ihn durch Verführung zu besiegen. Ebene Ono. Südlich von Japho ganz im Westen von Juda entlang der Mittelmeerküste.
6,3 Da sandte ich Boten. Da er wusste, dass sie ihn in eine Falle locken wollten, sandte er Repräsentanten, die selber auch hätten umgebracht oder als Geiseln in Gefangenschaft geraten können.
6,5 offenen Brief. Öffentliche Briefe wurden gewöhnlich zusam- mengerollt und mit dem offi ziellen Siegel des Absenders oder eines Sekretärs von ihm versiegelt. Ein offener oder unversiegelter Brief war nicht nur ein Zeichen der Respektlosigkeit und offenen Kritik, sondern deutete auch darauf hin, dass die enthaltene Information öffentlich bekannt war. Zweck dieses Dokuments war es, Nehemia einzuschüchtern und seine Arbeit zum Erliegen zu bringen.
6,6 Unter den Völkern verlautet. Der Brief wies darauf hin, dass Nehemias Absichten allgemein als Revolte bekannt waren und auch der König von Persien davon erfahren würde, wenn Nehemia nicht zum besagten Treffen käme. du mitsamt den Juden einen Aufstand vorhast. Wenn das wahr wäre, dann würden persische Truppen gegen die Juden heraufziehen. Obgleich Juda den Ruf hatte, Bündnisse mit übergeordneten Königen zu brechen, stimmte der Vorwurf in diesem Fall nicht. die Mauer bauen, und du wolltest ihr König sein. Artaxerxes hatte auf der Grundlage seiner Vertrauensbeziehung zu Nehemia den Wiederaufbau der Mauer beauftragt. Wenn das Projekt vollendet war, erwartete der König, dass Nehemia nach Susa zurückkehren würde. Die Behauptung, dass Nehemia die Stadt befestigte, um als König eingesetzt zu werden, hätte das Vertrauen des persischen Königs schwer beeinträchtigt, wenn nicht sogar zu einem Krieg geführt. Der Komplott war ein Versuch, Nehemia mit dem Gedanken einzuschüchtern, dass zwischen ihm und Artaxerxes ein Keil getrieben werden sollte, damit Nehemia zu dem Treffen mit diesen Feinden käme. Doch dieses Treffen hätte seinen Tod bedeutet.
6,7 Propheten bestellt. Wenn es solche Propheten gab, dann hat- te Sanballat sie angeheuert, um falsche Informationen und Gerüchte in Umlauf zu bringen (vgl. 6,10-14). Durch die Beauftragung solcher Propheten, die öffentlich verkündigen sollten, dass Nehemia sich selbst zum König gemacht hatte, wurde der Eindruck erweckt, dass die persische Imperialherrschaft untergraben worden sei.
6,10 hatte sich eingeschlossen. Oder »ein geheimer Informant«. Als Nehemia sich nicht durch den offenen Brief einschüchtern ließ und die Arbeit nicht einstellte, um zu dem Treffen zu kommen, entschlossen sich seine Feinde, ihn von innen her einzuschüchtern. Sie heuerten einen falschen Propheten an (V. 12), Schemaja, der Nehemia als Zufl ucht vor einem Mordkomplott ins Heiligtum im Tempel locken sollte. Das Heiligtum zu betreten und sich dort einzuschließen wäre eine Entweihung des Hauses Gottes gewesen und das Volk hätte daraufhin an Nehemias Gottesfurcht gezweifelt. Schemaja war der Sohn eines Priesters, der ein enger Freund Nehemias war. Dieser Plan sollte ihnen die Grundlage verschaffen, um ein böses Gerücht über Nehemia in Umlauf zu bringen, denn er war kein Priester und durfte das Heiligtum nicht betreten (vgl. 6,13). Außerdem hätte das Volk seinen Mut bezweifelt (V. 11). Andere untreue Juden waren: 1.) die Vornehmen (3,5; 6,17), 2.) Juden, die in der Nähe von Sanballat lebten (4,12), 3.) Noadja (6,14), 4.) Meschullam (6,17-19), 5.) Eljaschib (13,4.7) und 6.) der Enkel des Hohenpriesters (13,28). Haus Gottes. Ein häufi g verwendeter Name für den Tempel (vgl. 8,16; 10,32-39; 11,11.16.22; 12,40; 13,4.7.9.11.14).
6,15 Elul. Aug./Sept. 445 v.Chr. Da das Projekt 52 Tage dauerte, begann es am 4. Ab (Juli/Aug.) 445 v.Chr.
6,16 dieses Werk von unserem Gott getan. Während heutige Leser versucht wären, die Leiterschaftsqualitäten hochzujubeln, die das Werk zur Vollendung führten, wurde Nehemias Schlussfolgerung mit den Augen seiner Feinde gesehen, d.h. Gott wirkt durch treue Menschen, aber es ist Gott, der am Werk ist. Damit haben sich die Einstellungen geändert, die in 4,1 und 5,9 erkennbar waren.
6,17 die Vornehmsten in Juda viele Briefe an Tobija. Nehe- mia fügte in einer Fußnote hinzu, dass die Vornehmen von Juda, die die Mitarbeit verweigert hatten (3,5), während des Mauerbaus mit Tobija verbündet waren und mit ihm in Kontakt standen, denn obwohl seine Vorfahren Ammoniter waren (2,19), hatte er in eine angesehene jüdische Familie eingeheiratet. Schemaja stammte von der Sippe Arach (Esr 2,5); sein Sohn Johanan war der Schwiegersohn von Meschullam, der beim Bau mitgearbeitet hatte (3,4.30). Aus 13,4 geht hervor, dass der Hohepriester Eljaschib mit Tobija (der einen jüdischen Namen hatte) verwandt war. Die Einmischung dieser Vornehmen durch ihre Versuche, durch die Berichte an Tobija und Nehemia auf beiden Seiten zu spielen (V. 19), verbreiterte nur den Bruch, da Tobija über die Maßen versuchte, den Statthalter einzuschüchtern.
7,2 Hanani. Vgl. 1,2. Tempelbezirks. S. Anm. zu 2,8.
7,3 Im antiken Orient war es Brauch, die Stadttore bei Sonnenauf- gang zu öffnen und bei Sonnenuntergang zu schließen. Nehemia empfahl wegen der Feinde, das nicht so zu tun. Stattdessen sollten die Tore bis weit in die Hitze des Vormittags verschlossen bleiben, wenn alle aufgestanden und aktiv waren. Wenn die Tore geschlossen wurden, mussten sie von Wachen bewacht werden, die auf Posten und vor ihren eigenen angreifbaren Häusern standen (V. 4).
7,5a gab mir mein Gott ins Herz. Nehemia bezeugt immer wieder in diesem Buch, dass die Hand Gottes in allen Umständen am Werke war (vgl. 2,8.18; 6,16; 7,5). 7,5b ich fand das Buch mit dem Geschlechtsregister. Nehe- mia entdeckte ein Verzeichnis des Volkes, das Esra in Babylon angefertigt hatte, bevor die erste Gruppe nach Jerusalem zurückkehrte. Es war eine Aufl istung der Leute, die mit Serubbabel mitgekommen waren.
7,6 Nehemia führt die Liste derer an, die bei der ersten Rück- kehr aus Persien nach Jerusalem unter Serubbabel im Jahre 538 v.Chr. dabei waren. S. Anm. zu Esr 2,1-70. Kleinere Abweichungen sind möglich, da Esra diejenigen aufl istete, die beabsichtigten, zurückzukehren, während Nehemia jene aufl istete, die tatsächlich in Jerusalem ankamen. Die Abweichungen können auch auf anderen unbekannten Gründen beruhen.
7,65 für die Urim und die Thummim aufstände. Das war eine der Methoden, die zum Erkennen des Willens Gottes in einer bestimmten Sache angewendet wurden. S. Anm. zu 2Mo 28,30.
8,1 – 10,39 Unter Esras geistlicher Führung schenkte Gott eine Er- weckung. 8,1 Die Erweckung begann damit, dass das Wort Gottes ausge- legt wurde. 8,1 der siebte Monat. Der Monat Tischri (Sept./Okt.) 445 v.Chr.; das war weniger als eine Woche nach Fertigstellung der Mauern (vgl. 6,15). Das Laubhüttenfest begann gewöhnlich am 15. Tag (vgl. 6,14 mit 3Mo 23,33-44), hier jedoch bereits am 2. (vgl. 8,13) und war ein Fest, zu dem die ganze Nation berufen war. Das Fest des Posaunenhalls wurde gewöhnlich am ersten Tag gefeiert (vgl. 3Mo 23,23-25). 8,1 das Buch … das Gesetz. Auf die Bitte des Volkes hin brachte Esra das Gesetz des Herrn, das zu studieren, zu praktizieren und weiterzuvermitteln er sich in seinem Herzen vorgenommen hatte (vgl. Esr 7,10). Damals war das Gesetz eine Rolle, im Gegensatz zu einem Buch aus gebundenen Seiten. Ein solches Vorlesen war alle 7 Jahre beim Laubhüttenfest erforderlich (vgl. 5Mo 31,10-13), doch war es seit der babylonischen Gefangenschaft bis jetzt versäumt worden. 8,1 Wassertor. S. Anm. zu 3,26. Esra. Hier wird Esra zum ersten Mal im Buch Nehemia erwähnt, obwohl er seit 458 v.Chr. in Jerusalem wirkte (vgl. Esr 7,1 – 13,44).
8,3 las … Verständnis. Eine allgemeine Zusammenfassung des Er- eignisses, bei dem die Schrift von Tagesanbruch bis zum Mittag vorgelesen wurde, d.h. mindestens 6 Stunden lang (weitere Details s. V. 4-8).
8,4 Kanzel … neben ihm. Die Plattform war groß genug, um wäh- rend der vielen Stunden des Vorlesens und Erklärens 14 Personen Platz zu bieten (V. 8). Die Männer, die wahrscheinlich Priester waren, standen bei Nehemia, um ihre Zustimmung auszudrücken.
8,5 stand das ganze Volk auf. Aus Respekt vor dem Wort Gottes stand das Volk die ganzen Stunden der Auslegung lang, als wären sie in der Gegenwart Gottes selbst.
8,6 pries den HERRN. Ein zur Lesung passender Lobpreis. In einer Synagoge erfolgt vor der Lesung ein Segensgebet. Die Antwort »Amen, Amen« war eine Bekräftigung des Gebets von Esra.
8,7 Einige Leviten halfen Esra dabei, dem Volk die Schrift zu erklä- ren, indem sie sie vorlasen und auslegten.
8,8 erklärten den Sinn. Dazu gehörte womöglich das Übersetzen für das Volk, das im Exil nur Aramäisch gesprochen hatte, aber wahrscheinlicher ist, dass es bedeutet, den Text in seine Teile zu »zerlegen«, damit das Volk ihn verstehen konnte. Das war eine Auslegung oder Erklärung der Bedeutung und nicht nur einfach die Übersetzung. das Gelesene verstand. Bei diesem Unterricht kam Esras persönliche Hingabe zum Ausdruck, das Gesetz zu studieren, selber zu praktizieren und es dann an andere zu lehren (Esr 7,10).
8,9 Statthalter. S. Anm. zu 5,14. Esra, der Priester. Vgl. Esr 7,11.12.21; 10,10.16. weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. Als sie Gottes Gesetz hörten und verstanden, begriffen sie, dass sie dagegen verstoßen hatten. Das waren keine Freudentränen, sondern Tränen der Buße und Trauer (8,10), denn sie waren betrübt durch die Überzeugung (8,11) von der schmerzlichen Offenbarung von Sünde, die darin bestand, dass sie die Gebote des Herrn gebrochen und folglich in der Gefangenschaft die Strafe dafür erlitten hatten.
8,10 die Freude am HERRN ist eure Stärke. Das Ereignis ver- langte einen heiligen Tag der Anbetung, damit sie sich auf die schwere Zeit vorbereiten konnten, die ihnen bevorstand (vgl. 12,43), und so wurden sie ermuntert, sich zu freuen. Was sie gehört hatten, erinnerte sie daran, dass Gott Sünde straft, aber auch daran, dass Gott Gehorsam segnet. Das war ein Grund zum Feiern. Trotz ihrer Sünde waren sie als Nation nicht vollständig untergegangen, und standen durch die Gnade Gottes vor einem Neubeginn. Das verlangte eine Feier.
8,13 – 9,37 Die Juden feierten das Laubhüttenfest und bekannten ihr langes Sündenregister. 8,13 damit er sie in den Worten des Gesetzes unterrichte. Die kleinere Gruppe, die sich zu Esra versammelt hatte, umfasste jene, die für das Lehren verantwortlich waren: die Familienoberhäupter und die Priester und Leviten des allgemeinen Volkes der Gemeinschaft (Mal 2,6.7).
8,14 Für Details zum Laubhüttenfest vgl. 2Mo 23,16; 3Mo 23,33- 44; 4Mo 29,12-38; 5Mo 16,13-17.
8,15 ließen sie es verkünden und … ausrufen. Verkündigun- gen wie diese trugen die Autorität der Regierung, die von Führungspersonen repräsentiert wurde wie Nehemia, dem Statthalter, und Esra, dem Priester und Schriftgelehrten (8,9), der gebraucht worden war, um die Stadt, den Gottesdienst und das gesellschaftliche Leben wiederherzustellen. Das Volk reagierte auf ihre Anweisungen.
8,16 Wassertor. S. Anm. zu 3,26; 12,37. Tor Ephraim. Vermutlich in der Nähe des Alten Tores (vgl. 3,6; 12,39).
8,17 seit der Zeit Josuas … sehr große Freude. Das Laubhütten- fest wurde seit Josua gefeiert (2Chr 7,8-10; Esr 3,4), aber noch nie mit so großer Freude.
8,18 Das war mehr als nötig und ergab sich aus dem übersprudeln- den Eifer des Volkes. 9,1 dieses Monats. Tischri (Sept./Okt.) 445 v.Chr. (vgl. 7,73b; 8,2). unter Fasten, in Sacktuch [gekleidet] und mit Erde. Diese äußeren Zeichen tiefer Trübsal und Herzenslast wegen ihrer Sünde brachten sie wahrscheinlich in der Gesinnung des großen Versöhnungstages zum Ausdruck, der normalerweise am 10. Tag des 7. Monats stattfand (vgl. 3Mo 16,1-34; 23,26-32).
9,2 sonderte sich von allen Kindern der Fremden ab. Dieser Aufruf, sich von allen Ehefrauen zu trennen, die sie von den Heiden genommen hatten, war notwendig, da dies beim letzten Mal – 13 Jahre zuvor unter Esra (s. Anm. zu Esr 10) – nicht vollständig erfolgreich durchgeführt worden war. Viele hatten die erforderliche Scheidung umgangen und ihre heidnischen Frauen behalten. Vielleicht waren auch neue Mischehen aufgetaucht, die nun erstmals mit der Notwendigkeit der Scheidung konfrontiert wurden. Nehemias Mühen führten zum Erfolg und diese sündigen Mischehen wurden aufgehoben.
9,3 sie standen … man las … sie bekannten … warfen sich nieder. Die Reihenfolge der Ereignisse half Israels elementare Hingabe an Gott und sein Gesetz zu erneuern. Sie lasen drei Stunden lang von den Sünden ihrer Väter und bekannten drei weitere Stunden lang, dass sie an ebenso bösen Werken teilgenommen hatten. Sie reagierten auf all dies mit Anbetung.
9,4 Dieses lange Sündenbekenntnis im Rahmen der Wieder- holung von Gottes mächtigen Erlösungstaten für Israel gehört zur Anbetung (V. 3) und erinnert an einige Psalmen mit demselben Thema, die ebenfalls Anbetung bezwecken. Im Mittelpunkt dieser kollektiven Demütigung des Volkes stand die Verehrung Gottes für seine große Barmherzigkeit, die er ihnen dadurch erwiesen hatte, dass er ihnen ihre vielfältigen Missetaten vergeben, sie aus dem Gericht gerettet, sie bewahrt und reich gesegnet hatte. Dieses großartige Gebet der Anbetung Gottes wurde offenbar von einer Gruppe Leviten gesprochen (V. 4.5), was darauf hinweist, dass es vorher ausgearbeitet und angenommen worden war, und zwar wahrscheinlich von Esra. Dieses Gebet leitete die drei Stunden von Sündenbekenntnis und Anbetung ein (V. 3), auf die ein Gehorsamsversprechen des ganzen Volkes gegenüber Gott für die Zukunft folgte (V. 38).
9,6 hast den Himmel gemacht. Der Text wurde in historischer Reihenfolge aufgesagt, obgleich die Themen von Verheißung und Gericht in Israels Geschichte mit Gott zurückverfolgt wurden. Als erster Punkt wird Gottes Größe als Schöpfer gepriesen (vgl. 1Mo 1.2). das Heer des Himmels betet dich an. Die Anbetung, die Israel auf der Erde darbrachte, erklang ebenfalls im Himmel durch die Engelscharen.
9,8 sein Herz treu vor dir befunden. Der Abrahamsbund (1Mo 12,1-3; 15,4-7; 17,1-9) basierte auf Gottes Treue gegenüber seinem Wort und wurde mit jemandem geschlossen, der ihm treu war. S. Anm. zu 1Mo 15,6 und Röm 4, wo das treue Herz Abrahams erörtert wird. den Bund mit ihm geschlossen, das Land … zu geben. Der Bund war ein Bund des Heils, umfasste aber auch das Gelobte Land. Das Volk, das soeben aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, betonte verständlicherweise diesen Aspekt des Bundes, da Gott sie ins Land zurückgeführt hatte.
9,9 Dieser Abschnitt besteht aus Gebet und Lobpreis und er- zählt die Geschichte des Exodus nach (s. 2Mo 2-15).
9,10 hast dir einen Namen gemacht. Durch die höchst machtvollen Wunder, die Gott in Ägypten wirkte, machte er sich zurecht bekannt als der, der die Macht über Ägypten hat.
9,13 Eine Refl ektion der Monate, während derer das Volk am Sinai lagerte (s. 2Mo 19-40).
9,17 gaben sich selbst ein Oberhaupt. Im Hebr. ist diese Aussage nahezu eine Wiederholung von 4Mo 14,4, wo von der Unzufriedenheit des Volkes mit Gottes Plan und von Moses Leiterschaft berichtet wird.
9,19 Dieser Abschnitt ist ein Rückblick auf die 38 Jahre Wüsten- wanderung (vgl. 4Mo 9-19).
9,21 dass ihnen nichts mangelte. Dasselbe Wort wird in Ps 23,1 verwendet: »Mir wird nichts mangeln«. Auch während der langen Zeit der Züchtigung sorgte Gott auf übernatürliche Weise für ihre Bedürfnisse.
9,22 Diese Verse umfassen die Zeit der Inbesitznahme des Gelob- ten Landes wie überliefert in 4Mo 20 – Jos 24. 9,22 gabst ihnen Königreiche und Völker. Kanaan setzte sich aus einer Anzahl politisch autonomer Gruppen zusammen, die unter der nachlassenden Macht Ägyptens locker miteinander verbunden waren. Der Herr unterteilte Kanaan in Stammesbezirke und verteilte somit das Land als Besitz Israels.
9,23 machtest ihre Kinder zahlreich. Eine Nation als Nachkom- menschaft war ein weiterer Aspekt der Verheißung an Abraham (1Mo 12,1-3). Gott sagte Abraham, dass sein Same wie die Sterne des Himmels sein würden (1Mo 15,5) und 2Mo 1,1-3 erinnerte Israel, dass ihre Vermehrung in Ägypten ein Wunder war.
9,24 demütigtest vor ihnen. Moses sagte in 2Mo 15,3: »Der HERR ist ein Kriegsmann, HERR ist sein Name.« Als Israels Heerführer und König führte er sie in den Krieg, damit sie ihre Feinde schlugen und das Land einnahmen.
9,26 Dieser Abschnitt fasst die Zeit der Richter bis zur Wegfüh- rung nach Assyrien (722 v.Chr.) und Babylon (586 v.Chr.) zusammen. S. 2Kö 17-25. 9,26 die gegen sie Zeugnis ablegten. Gottes Propheten führten das Volk vor Gottes Gerichtshof, um durch sein Gesetz gerichtet zu werden. Dieses Thema wird in dieser Botschaft mehrfach wiederholt (V. 29.30.34).
9,32 Nun, unser Gott. Nachdem im Gebet die Treue Gottes gegen- über dem Abrahamsbund während der ganzen Geschichte Israels betrachtet wurde (V. 7.8), knüpft es an die gegenwärtige Situation an, und zwar mit einem Bekenntnis ihrer eigenen Untreue gegenüber dem mosaischen Bund (V. 33-35) und einer Erneuerung der Verpfl ichtung gegenüber diesem Bund (V. 36-38). Könige von Assyrien bis zum heutigen Tag. Diese Aussage ist eine Zusammenfassung der assyrischen, babylonischen und persischen Herrschaft über das Volk Israel und streift damit einen Zeitraum von fast 4 Jahrhunderten.
9,36 in dem Land … über uns. Das Lobpreisgebet drückt die Freude darüber aus, dass die Juden in ihr Land zurückgebracht wurden, aber auch das Bedauern, dass sie noch von den Heiden beherrscht wurden.
9,37 mehrt sich für die Könige. Weil Gottes Volk in weitverbreite- ter Sünde verharrte, erfreuten sich Könige an der Beute, die sonst Israel gehört hätte.
10,1 Aufgrund alles dessen. Die Geschichte der Treue Gottes trotz Israels Untreue ist die Grundlage für die Bitte und das Versprechen des Volkes, womit sich das Volk zum Gehorsam gegenüber Gott verpfl ichtete und versprach, die Sünden der Vorväter nicht zu wiederholen. treffen wir eine feste Abmachung und schreiben sie nieder. Eine Abmachung bzw. ein Bund war eine verbindliche Übereinkunft zwischen zwei Parteien. Kurz gesagt, war dies eine formale Beziehung mit der Verpfl ichtung zur Treue. In diesem Fall ergriff das Volk die Initiative zu diesem Bund mit Gott. 10,1 Die Nation schließt einen neuen Bund mit Gott, das mosai- sche Gesetz zu halten. Trotz guter Absichten wie einst in 2Mo 24,1-8 stand ihr erneutes Versagen bevor (s. Anm. zu 13,10-13).
10,2 Die Liste versiegelter Unterschriften auf der Abmachung stammte von den Führern. Überraschenderweise wird Esras Name nicht angeführt.
10,29 Tempeldiener. S. Anm. zu Esr 2,43-54. die sich … abgeson- dert hatten. Das sind all jene, die 1.) der Aufforderung von Esra und Nehemia gehorcht und sich von ihren heidnischen Gatten getrennt hatten, oder 2.) die im Land zurückgeblieben waren, aber sich niemals den Heiden angeschlossen hatten und somit abgesondert blieben. Mischehen mit den Nationen hatten zuvor einen negativen Einfl uss in Israel ausgeübt, der schließlich in der Babylonischen Gefangenschaft gipfelte und somit eine wichtige Rolle in der Untreue Israels gegenüber dem Bund spielte.
10,30 um zu schwören und sich eidlich zu verpfl ichten. Bünd- nisse wurden typischerweise durch ein Schwurritual ratifi ziert, wobei die Parteien schworen, sich an die Konditionen des Bundes zu halten. Dazu gehörte auch oft ein Fluchritual, wobei durch das Schlachten eines Tieres ausgedrückt wurde, welche Konsequenzen derjenige zu tragen hat, der den Bund bricht. Somit wurde Israels Festhalten am Gesetz feierlich bekräftigt.
10,31 unsere Töchter nicht … geben, noch ihre Töchter … nehmen. Die Eltern bestimmten über Eheschließungen, deshalb waren sie für diesen Teil des Bundes verantwortlich. Auch hier wurde betont, wie schlimm es war, einen Heiden aus einem götzendienerischen Volk zu heiraten (s. Esr 10).
10,33 Die restlichen Klauseln, die das Volk in dem Bund festlegte, betrafen den Tempel. 10,33 wir legten uns die Verpfl ichtung auf. Wozu sich das Volk in dem Bund verpfl ichtete, wurde zu einem Gesetz, das ein Drittel Schekel als Tempelsteuer verlangte. Die mosaische Verordnung forderte einen halben Schekel (s. 2Mo 30,11-16), aber aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Notsituation wurde der Betrag reduziert. Zur Zeit Christi war das Volk zur mosaischen Verpfl ichtung eines halben Schekels zurückgekehrt. S. Anm. zu Mt 17,24.
10,35 Das Herbeitragen des Holzes für das beständig brennende Feuer auf dem Altar (3Mo 6,5 ff.) war bisher Aufgabe der Tempeldiener gewesen, aber nur wenige von ihnen waren aus Babylon zurückgekehrt (7,60), und deshalb wurden weitere Israeliten ausgewählt, um bei dieser Arbeit zu helfen.
10,36 Die Gesetze für alle Opfer und Zehnten wurden wieder ein- gesetzt, um »das Haus unseres Gottes nicht im Stich (zu) lassen« (V. 40). 10,36 Erstlinge … Erstgeburt … Erstgeburt. Diese Gesetze forderten die Erstlingsfrucht des Erdbodens (s. 2Mo 23,19; 34,26; 5Mo 26,2), die Erstlingsfrucht der Bäume (s. 3Mo 19,24; 4Mo 18,13), die erstgeborenen Söhne, die durch den vom Priester bestimmten Preis erlöst wurden (s. 4Mo 18,15) und die Erstgeburt vom Vieh und von den Herden (s. 2Mo 13,12; 4Mo 18,15.17). All das wurde in den Lagerhäusern in der Nähe des Tempels aufbewahrt und zur Unterstützung der Priester und Leviten verteilt. Die Leviten gaben dann ein Zehntel der empfangenen Güter den Priestern (vgl. 4Mo 18,26).
11,1 – 13,31 In diesem Abschnitt werden Details aus Nehemias Zeit als Statthalter beschrieben. 11,1 – 12,26 Jerusalem und Juda werden wiederbesiedelt. 11,1 warf das Los. Eine Methode der Entscheidungsfi ndung, die Gott ehrte (Spr 16,33). Nehemia verteilte die Bevölkerung neu, sodass jeder 10. Jude in Jerusalem lebte. Die anderen 9 waren frei, ihr Familienerbe im Land wieder aufzurichten.
11,3 In diesem Abschnitt werden die Bewohner Jerusalems auf- gezählt.
11,21 Ophel. S. Anm. zu 3,26.
11,25 Hier werden die Orte außerhalb von Jerusalem genannt, wo 90% des Volkes lebte (vgl. Esr 2,21-23.27.34).
12,1 Ursprünglich gab es 24 Priesterabteilungen, wobei jede Abteilung zwei Wochen pro Jahr oder einen Monat alle zwei Jahre im Tempel diente (s. 1Chr 24,1-20). Nur vier dieser Häuser kehrten aus Babylon zurück (s. 7,39-42; Esr 2,36-39), doch diese wurden in 24 Abteilungen aufgeteilt, von denen 22 hier angeführt werden. Vielleicht fehlen zwei, weil ihre Sippen ausgestorben waren, da ihnen seit der ursprünglichen Benennung durch Serubbabel keine Söhne geboren worden waren. Daher handelt es sich hier um eine beispielhafte und nicht vollständige Liste der Priester und Leviten aus der Zeit Serubbabels und Jeschuas, die für die Generation von drei Hohenpriestern die wichtigsten Priester und Leviten aufführt: 1.) Jeschua, der bei der ersten Rückkehr unter Serubbabel ca. 538 v.Chr. heimkehrte (V. 1-11), 2.) Jojakim, der Sohn des Jeschua (V. 12-21), 3.) Eljaschib (vgl. 3,1), der Sohn des Jojakim (V. 22.23) und 4.) eine vermischte Gruppe, die zur Zeit des Jojakim diente (V. 24-26). 12,1 Serubbabel. S. Anm. zu Esr 2,1. Jeschua. S. Anm. zu Esr 2,2.
12,10 Dieses Verzeichnis listet anfangend mit Jeschua 6 Genera- tionen von Hohenpriestern auf. Der Jonathan in V. 11 ist der Johanan von V. 22.
12,12 Alle 22 Sippen aus V. 1-7 werden wiederholt, bis auf eine (vgl. Hattusch; V. 2). Vielleicht war diese Sippe zur Zeit des Hohenpriesters Jojakim ausgestorben, da die Väter keine männlichen Nachkommen hatten.
12,22 des Persers Darius. Damit ist Darius I. gemeint, ca. 423-404 v.Chr.
12,23 Buch der Chronik. Wörtl. »wurden aufgeschrieben auf der Rolle der Dinge der Tage«. Das umfasste präzise genealogische Aufzeichnungen, die in den Regierungsarchiven in Juda aufbewahrt wurden.
12,27 – 13,3 Die Mauern werden neu eingeweiht. 12,27 Bei der Einweihung der Mauer. In gleicher Weise wie einst der Tempel unter Salomo eingeweiht wurde (2Chr 5-7) sowie der wiederaufgebaute Tempel einige Jahrzehnte zuvor (Esr 6,16-18), so wurden die wiederaufgebauten Mauern unter Dankesliedern eingeweiht (wahrscheinlich kurz nach den Ereignissen von Neh 9).
12,30 reinigten. S. 3Mo 16,30, wo deutlich wird, welcher Sinn für moralische Reinheit dieser symbolischen Handlung zugrunde liegt.
12,31 Wahrscheinlich versammelten sie sich am Taltor im Wes- ten. Einer der Chöre wurde von Esra geleitet (V. 36), der andere von Nehemia begleitet (V. 38). Sie bewegten sich in verschiedene Richtungen (V. 38) und versammelten sich schließlich wieder am Tempel (V. 40). 12,31 Misttor. S. Anm. zu 2,13; 3,13.
12,36 Musikinstrumenten Davids. Dieser Ausdruck kann bedeu- ten, dass es sich tatsächlich um dieselben Instrumente handelte, die auch die Musiker Davids verwendet hatten und die nun, Jahrhunderte später, wieder zum Einsatz kamen, oder um gleichartige Instrumente. Vgl. 1Chr 15,16; 23,5; 2Chr 29,26; Esr 3,10. des Mannes Gottes. S. Anm. zu 5Mo 33,1; vgl. Apg 13,22.
12,37 Quelltor. S. Anm. zu 2,14. Wassertor. S. Anm. zu 3,26; 8,16.
12,38 nach links. Dieser zweite Chor marschierte im Uhrzeigersinn nach Norden (vgl. 12,31). Ofenturm. S. Anm. zu 3,11.
12,39 Tor Ephraim. S. Anm. zu 8,16. alte Tor. S. Anm. zu 3,6. Fischtor. S. Anm. zu 3,3. Turm Hananeel. S. Anm. zu 3,1. Turm Mea. S. Anm. zu 3,1. Schaftor. S. Anm. zu 3,1.32. Kerkertor. Im nordöstlichen Bereich von Jerusalem.
12,43 denn Gott hatte ihnen eine große Freude bereitet. Der Gott aller Freude (vgl. 1Chr 12,41; Neh 8,10; Ps 16,11; 33,1; 43,4; Gal 5,22) löste ihre innere Freude aus, die in einer gemeinsamen Feier mündete. Obgleich es solche Augenblicke nur selten gab, charakterisierten sie das Leben des Gehorsams und Segens, das Gott für Israel vorgesehen hatte.
12,44 Eine Aufl istung verschiedener Tätigkeiten im Tempel. 12,44 gesetzlichen. Vgl. 3Mo 7,34-36; 5Mo 18,1-5.
12,45 nach dem Gebot Davids … Salomo. Vgl. 1Chr 25.26.
12,47 Söhnen Aarons. Die Priester.
13,1 Nehemia verließ Jerusalem im 32. Regierungsjahr des Arta- xerxes, ca. 433 v.Chr. (vgl. 5,14; 13,6) und kehrte wie versprochen nach Persien zurück (vgl. 2,6). Während seiner Abwesenheit kehrte das Volk zu seinen früheren Wegen zurück, angeführt vom Hohenpriester Eljaschib (V. 4.5). Diese Abweichung machte die Reformation von V. 1-3.1030 nötig. Während Nehemias Abwesenheit schrieb Maleachi sein prophetisches Buch, das sowohl die Priester als auch das Volk wegen ihres sündigen Versagens anklagte. Nehemia hörte möglicherweise von Eljaschibs üblem Tun und kehrte zurück (V. 4-7). Nehemia 13 wurde als letzter Teil des AT geschrieben. 13,1 im Buch Moses gelesen. Als sie den regulären Kalenderzyk- lus weiterlasen, wurden sie mit Themenbereichen konfrontiert, in denen ihr Denken und Handeln der Schrift widersprochen hatte. Das überrascht nicht und gilt insbesondere für die Vorschriften von 5Mo 23,4-7.
13,2 Bileam. S. 4Mo 22-24. 13,3 Das taten sie gemäß ihres Versprechens (vgl. 10,26-29), das sie kürzlich gegeben hatten, bevor Nehemia nach Persien abreiste.
13,4 Tobija. S. Anm. zu 2,10. Eljaschib hatte sich zwecks persönli- cher Vorteile mit den Feinden Israels verbündet und es so weit getrieben, dass er sogar das Haus Gottes schändete.
13,6 war ich zum König zurückgegangen. Nehemia kehrte wie versprochen nach Persien zurück (vgl. 2,6) ca. 433 v.Chr., im 32. Jahr des Artaxerxes (vgl. 5,14). Wie lange Nehemia genau in Persien blieb, ist unbekannt, vielleicht bis etwa 424 v.Chr., aber während dieser Zeit kam es zu dem Ungehorsam.
13,7 Nehemias Reaktion auf die Entweihung des Tempels ähnelte der Reaktion Jesu fast 5 Jahrhunderte später (vgl. Mt 21,12.13; Joh 2,13-17).
13,9 Geräte des Hauses Gottes. Um Tobija aufzunehmen, hatten sie die Geräte des Hauses Gottes von ihrem richtigen Platz weggenommen und Götzen im Tempelhof aufgestellt.
13,10 Während Nehemias Abwesenheit brachen die Juden den Bund, den sie zuvor mit Gott hinsichtlich der Opfer geschlossen hatten (vgl. 10,35-40). Das wird in Mal 1,6-14 und 3,8-12 berichtet. Als Nehemia wieder da war, wurde dies sofort wieder in Ordnung gebracht (s. Anm. zu 9,38-10,39). 13,10 ein jeder zu seinem Acker. Da sie nicht den Zehnten gaben, versagten sie den Leviten den Lebensunterhalt. Folglich mussten sie ihre Verantwortung im Haus Gottes aufgeben und Landwirtschaft betreiben, um ihr Überleben sicherzustellen.
13,14 Gedenke mir dessen. Dieser Refrain kommt hier dreimal vor, einmal nach jedem Tadel (vgl. 13,22.31).
13,15 Sie verstießen gegen ihr Versprechen, indem sie den Sab- bat brachen (vgl. 10,31).
13,16 Tyrer. Eine phönizische Stadt 30 km südlich von Sidon.
13,18 Jeremia hatte ihre Vorväter wegen derselben Dinge ge- tadelt (s. Jer 17,21ff.). Durch solche Taten hatten ihre Väter das Elend der Gefangenschaft und Unterdrückung über sie gebracht und nun taten sie dasselbe – und häuften Gottes Zorn gegen sich auf.
13,19 Nehemia musste den Gehorsam durch Drohungen erzwin- gen.
13,23 Sowohl die Priester als auch das Volk hatten Heiden ge- heiratet und damit gegen das mosaische Gesetz (vgl. 2Mo 34,15.16; 5Mo 7,3), gegen die früheren Reformen Esras (vgl. Esr 9.10) und gegen ihren eigenen Bund (vgl. 10,30) verstoßen. Maleachi richtete sich mit seiner Botschaft gegen diese Sünde (Mal 2,10-16). 13,23 Asdod. S. Anm. zu 4,7. Ammon und Moab. Nachbarländer östlich des Jordan, die auf Lots inzestuöses Verhältnis mit seinen beiden Töchtern zurückgehen (vgl. 1Mo 19,30-38). 13,28 Sogar der Enkel des Hohenpriesters (vgl. 12,10) heiratete sündigerweise eine Tochter von Sanballat (s. Anm. zu 2,10).
13,29 In Maleachi 2,1-8 wird die Unreinheit innerhalb der Pries- terschaft erwähnt. 13,31 Gedenke mir dessen. Nehemia betete dies zum dritten Mal (vgl. 13,14.22). Er ersehnte Gottes Segen für seine gehorsamen Bemühungen.
1,1 127 Provinzen. Das Reich umfasste 20 Regionen (3,12; 8,9; 9,3), die weiter in von Statthaltern regierte Provinzen unterteilt waren (3,12). Von Indien bis Äthiopien. Äthiopien, nicht Kleinasien, wird als westliche Begrenzung des Königreichs erwähnt, um jede Erinnerung an die frühere Niederlage des Königs gegen die Griechen von ca. 481-479 v.Chr. zu vermeiden (vgl. 8,9). Diese Beschreibung vermeidet auch jede Verwechslung mit dem Ahasveros aus Dan 9,1. Ahasveros. S. Einleitung: Hintergrund und Umfeld. 1,2 Königsburg Susan. Susan (die hebr. Übersetzung des gr. Susa) die Winterresidenz, war eine von 4 Hauptstädten, die anderen drei waren Babylon, Ekbatana (Esr 6,2) und Persepolis. Die Burg galt als befestigter Palastkomplex und war zum Schutz oberhalb der Stadt gebaut.
1,3 im dritten Jahr. Ca. 483 v.Chr. Dies schloss wahrscheinlich die Planungsphase von Ahasveros’ späterem Angriff gegen Griechenland mit ein. Dort erlitt der König eine demütigende Niederlage (ca. 481-479 v.Chr.). Persien und Medien. Der Perser Kyrus erbte Medien. Daher wurde der Name Medien genauso bekannt wie Persien (ca. 550 v.Chr.).
1,9 Königin Vasti. Die griechische Literatur nennt sie Amestris. Sie gebar (ca. 483 v.Chr.) Ahasveros’ dritten Sohn Artahsasta, der später den Thron von seinem Vater Ahasveros übernahm (Esr 7,1).
1,12 Vasti weigerte sich. Der Grund dafür wird nicht angegeben, obwohl zu vermuten ist, dass sie 1.) sich in unzüchtiger Weise vor betrunkenen Männern nicht zeigen wollte, oder 2.) dass sie noch mit Artahsasta schwanger war. 1,14 die sieben Fürsten. Diese hochrangigen Beamten (vgl. Esr 7,14) sind vielleicht identisch mit den Weisen von Dan 1,20.
1,19 nicht bloß vorübergehend. Die unwiderrufl iche Art der per- sischen Rechtssprechung (vgl. Dan 6,9, 12.15) spielt eine wichtige Rolle für den Ausgang des Buches Esther (vgl. 8,8). 4,1 8,17 Acht Monate Schweigen im Buch Esther die in Esr 4,6 erwähnt wird, oder der antisemitischen Gesinnung von Haman und anderen gleichgesinnten Leuten.
2,14 das andere Frauenhaus. Der Ort der Nebenfrauen.
2,15 fand Gnade. Gemäß Gottes Vorhersehung.
2,16 Thebet. Der zehnte Monat entspricht Dez./Jan. im siebten Jahr. Ca. 479-478 v.Chr. Vier Jahre sind verstrichen, seitdem Vasti ihre Gunst verlor.
2,18 eine Steuererleichterung. Damit ist möglicherweise ein Steu- ererlass bzw. eine Freistellung vom Militärdienst gemeint.
2,19 zum zweiten Mal. Vielleicht beabsichtigte der König auch die zweitbesten zu seinen Nebenfrauen hinzufügen.
2,21 im Tor des Königs. Das deutet an, dass Mordechai höchst- wahrscheinlich eine bedeutende Position hatte (vgl. 3,2; Dan 2,49). gerieten … in Zorn. Möglicherweise aus Rache über den Verlust von Vasti.
2,23 an ein Holz gehängt. Die persische Hinrichtung bestand dar- aus, gepfählt zu werden (vgl. Esr 6,11). Möglicherweise waren sie die Erfi nder der Kreuzigung. Buch der Chronik. Fünf Jahre später (Ahasveros’ 12. Jahr), am Wendepunkt in Esther (6,1.2), würde der König diese persischen Aufzeichnungen lesen.
3,1 Nach diesen Begebenheiten. Irgendwann zwischen dem siebten (2,16) und zwölftem Jahr (3,7) der Herrschaft des Königs. Haman … den Agatiter. S. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen.
3,2 fi el nicht nieder. Es stellt sich die Frage, ob Esther und Morde- chai geneigt waren, dem mosaischem Gesetz zu gehorchen. Diese Ablehnung mag vielleicht mehr in der Familienfehde zwischen den Benjamititern und den Agatitern begründet sein (s. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen), als in Mordechais Treue zum zweiten Gebot (2Mo 20,4-6).
3,4 dass er ein Jude sei. Aufgrund Hamans Wut und seinem ver- suchten Völkermord wird deutlich, dass in Susan eine starke antisemitische Haltung herrschte, welche Mordechais Widerstand erklärt, seinen wahren ethnischen Hintergrund zu verbergen.
3,6 das Volk Mordechais. Haman wurde vom Satan benutzt, die gesamte jüdische Rasse austilgen zu wollen. Es war ein erfolgloser Versuch, den Weg der erlösenden Geschichte und Gottes Plänen für Israel abzuändern.
3,7 Nisan. Der Zeitabschnitt März/April. Ironischerweise sollten die Juden das Passah feiern, um sich an eine frühere Befreiung zu erinnern. im zwölften Jahr. Ca. 474 v.Chr. das Los … geworfen. Hamans Ratgeber trafen abergläubische Entscheidungen, die auf Astrologie und Loswerfen basierten. Pur … Los. Ein Los wurde wie heutige Würfel geworfen, um Entscheidungen zu treffen (vgl. das hebräische Los in 1Chr 26,14; Neh 10,35; Jon 1,7). Spr 16,33 zeigt die Fügung Gottes über das Ergebnis des Loses. Adar. Febr./März. Es sollte ein Zeitabschnitt von elf Monaten zwischen Hamans Dekret und seiner erwarteten Vollstreckung liegen.
3,8 ein Volk. Haman gab nie ihre Identität bekannt.
3,9 10.000 Talente. Der genaue Wert ist unbestimmt. Sie wogen 375 Tonnen und der Wert entsprach fast 70% des Jahreseinkommens des Königs. Wenn diese Summe von einer Plünderung der Juden stammte, zeigt das, wie wohlhabend sie waren.
3,10 Der König wollte gern jede Rebellion gegen seine Autorität ausmerzen (vgl. 3,8), während er am Geld anscheinend nicht interessiert war. 3,10 dem Feind der Juden. Vgl. 7,6; 8,1; 9,10.24.
3,12 mit dem Siegelring des Königs versiegelt. Dies war gleich- bedeutend mit der Unterschrift des Königs. Historiker berechneten das Datum auf den 7. Apr. 474 v.Chr.
3,13 vertilgen. Ein ehrgeiziger Plan, die Juden an nur einem Tag zu vernichten. Historiker berechneten das Datum auf den 7. Mar. 473 v.Chr. Der König hat unwissentlich diese Maßnahme angeordnet, die seine eigene Königin umbringen würde. 3,14 als Gesetz. Es ist unwiderrufl ich (vgl. 1,19; 8,5-8).
3,15 Bestürzung. Ein besonderer Grund ist nicht angegeben. Mög- licherweise war sogar diese heidnische Bevölkerung verwirrt über den extremen und mörderischen Rassismus des Königs und Hamans.
4,1 Sack und Asche. Ein äußeres Zeichen für innere Qual und Demü- tigung (vgl. Jer 6,26; Dan 9,3; Mt 11,21). Mordechai erkennt, dass er der Auslöser für dieses völkermordende Unrecht von Haman war.
4,4 sie sandte Kleider. Mordechai konnte somit durch das königli- che Tor eintreten (vgl. 4,2) und direkt mit Esther sprechen (vgl. Neh 2,2).
4,5 Hatach. Ein zuverlässiger Eunuch, der Esthers jüdischen Hinter- grund kannte.
4,7 Dass Mordechai diese besondere Kenntnis und eine Kopie des schriftlichen Befehls hat, zeigt weiter seine bedeutende Position in Persien.
4,11 das goldene Zepter. Um das Leben des Königs vor möglichen Meuchelmördern zu schützen, hat sich diese Praxis durchgesetzt. Anscheinend würde der König das Zepter (ein Zeichen königlicher Autorität) nur bei denen hochhalten, die er kannte und deren Besuch er willkommen hieß (vgl. 5,2; 8,4). seit 30 Tagen. Vielleicht fürchtete Esther, dass sie die Gunst des Königs verloren hatte, da er sie in letzter Zeit nicht mehr hatte rufen lassen.
4,14 Befreiung und Rettung. Mordechai zeigt einen gesunden Glauben an Gottes souveräne Kraft, sein Volk zu bewahren. Vielleicht hat er sich an die Verheißung des Herrn an Abraham erinnert (vgl. 1Mo 12,3; 17,1-8). du … untergehen. Mordechai wies darauf hin, dass Esther aufgrund ihrer Bekanntheit nicht um die Verurteilung herumkommen würde und auch nicht begnadigt würde (vgl. 4,13). einer Zeit wie dieser. Mordechai berief sich indirekt auf Gottes vorhersehenden Zeitplan. 4,16 fastet. Der Text erwähnt kein Gebet wie bei Daniel (Dan 9,3), obwohl Esther sicherlich auch betete. Komme ich um. Esthers heldenhafte Bereitschaft, für ihre jüdischen Landsleute zu sterben, ist bemerkenswert.
5,2 fand sie Gnade. Dies meint eigentlich, dass Esther zuerst Gna- de beim Gott Israels fand (vgl. Spr 21,1).
5,3 was begehrst du? Esther zögert ihren wirklichen Wunsch bis
7,2 hinaus.
5,3 was begehrst du? Esther zögert ihren wirklichen Wunsch bis 5,3 die Hälfte des Königreichs. Eine königliche Übertreibung, die nicht wörtlich verstanden werden sollte (vgl. Mk 6,22.23). 5,4 zu dem Mahl. Das erste der beiden Mähler (vgl. 5,4-8; 6,147,1), die Esther zubereitete. Gott wollte in seiner Vorsehung zwischen den beiden Mählern eingreifen (6,1.2).
5,11 Menge seiner Söhne. Mindestens 10 Söhne wurden von Ha- man gezeugt (vgl. 9,13), der sündigen Stolz verkörpert (vgl. Spr 16,18; 1Kor 10,12; Gal 6,3).
5,13 befriedigt mich nicht. Haman erklärt seine wütende Zielset- zung, Mordechai umzubringen.
5,14 Holzstamm. Ein Holzstamm, auf dem ein Mensch zu Tode gepfählt bzw. nach dem Tod zur Schau gestellt wurde (vgl. 2,23). 50 Ellen. Ungefähr 23 Meter oder fast acht Stockwerke hoch. Um diese Höhe zu ermöglichen, befand sich der Galgen vielleicht oben auf einem Gebäude oder einer Mauer. 6,1 das Buch. Fünf Jahre (vgl. 2,16 mit 3,7) sind seit Mordechais loyaler, aber bis jetzt nicht belohnter Tat verstrichen (vgl. 2,23). Gott griff in seiner Vorsehung genau zum richtigen Zeitpunkt ein, sodass der König an Schlafl osigkeit litt. Er ließ sich die Chronik bringen und las von Mordechais unbelohnten Taten vor fünf Jahren und wünschte, ihn zu belohnen (vgl. Dan 6,19).
6,4 Wer ist im Hof? Die Dramatik steigerte sich, als Haman zur falschen Zeit mit dem falschen Grund kam.
6,6 Ironischerweise bestimmt Haman die Ehre, die Mordechai auf Kosten Hamans gegeben werden sollte. Er dachte, dass er zusätzlich zum möglichen Wohlstand von der jüdischen Beute auch noch öffentlichen Beifall erhalten würde.
6,8 königliches Gewand … königlicher Kopfschmuck. Es ist ei- ne Ehre, so behandelt zu werden, als wäre der Empfänger der König selbst (vgl. 8,15). Das erinnert an Joseph in Ägypten (1Mo 41,39-45). Die Geschichtsschreibung bestätigt, dass Pferde mit der königlichen Krone geschmückt waren.
6,9 Straßen der Stadt. Am Tag zuvor war Mordechai noch in Sack und Asche (4,6), doch nun in königlichen Ehren.
6,10 Mordechai, dem Juden. Vgl. 8,7; 9,29.31; 10,3. Warum sich der König nicht an Hamans Verordnung gegen die Juden erinnert, bleibt unbekannt.
6,12 niedergeschlagen. Verdienterweise geht Mordechais Elend auf Haman über (vgl. 4,1.2). Welchen Unterschied macht ein Tag! Seine erhoffte Ehrung hatte sich schnell in unvorstellbare Demütigung gewandelt. mit verhülltem Haupt. Ein Zeichen von extremer Schande (vgl. 2Sam 15,30; Jer 14,3.4). 6,13 zu fallen begonnen. Weder göttliche Prophetie (2Mo 17,14) noch biblische Geschichte (1Sam 15,8.9) waren zugunsten Hamans. Hamans Angehörige kannten die biblische Geschichte offenbar ein wenig.
6,14 Haman … Mahl. Wie ein Lamm, das zum Schlachter geführt wird, wurde Haman zu dem gebracht, was ihm gebührt.
7,2 hinaus. 7,2 zweiten Tag. Als der erste Tag erwähnt wurde, war damit das erste Mahl gemeint. Hier ist das zweite Mahl am zweiten Tag gemeint (vgl. 5,8). Was bittest du. Zum dritten Mal stellt der König diese Frage (vgl. 5,3.6).
7,3 mein Volk. Dieses Gesuch entspricht Gottes Botschaft durch Mose zum Pharao, »lass mein Volk ziehen«, vor fast tausend Jahren (2Mo 7,16). 7,4 verkauft. Verweist auf Hamnans Bestechung (vgl. 3,9; 4,7). vertilgt, erschlagen und umgebracht. Esther wiederholt genau die Formulierungen von Hamans Verordnung (vgl. 3,13).
7,6 Haman erschrak. Ähnlich wie David bei Nathans berühmter Anklage »du bist der Mann« (2Sam 12,7). Hamans Ehre verwandelte sich schnell in Demütigung und dann in Schrecken.
7,8 der Königin Gewalt antun. Blind vor Wut, verstand Ahasveros Hamans Gesuch als eine Gewalttat gegen Esther und nicht als ein Gnadengesuch.
7,9 Harbona. Vgl. 1,10. Siehe. Weil Haman den Platz für Morde- chais Hinrichtung oberhalb der Stadt vorbereitet hatte, war das der offensichtliche Ort für Hamans Tod. Mordechai … der Gutes … geredet hat. Haman hörte das dritte Todesurteil, das über ihn verhängt wurde. Erstens hatte er den König dahingehend beeinfl usst, dass dieser plante, das Volk der Königin umzubringen. Zweitens wurde beobachtet, wie er sich an die Königin heranmachte. Drittens plante er einen Mann umzubringen, den der König gerade für besondere Loyalität gegenüber dem Königreich geehrt hatte.
7,10 So hängte man Haman. Der höchste Ausdruck von Gerech- tigkeit (vgl. Ps 9,16.17).
8,1 das Haus Hamans. Der Besitz eines Verräters wurde nach per- sischer Gewohnheit an den König zurückgegeben. In diesem Fall gab er es an die Königin, die Mordechai über ihn setzte (8,2). Was aus Hamans Frau Sere und seinen weisen Männern geworden ist, wissen wir nicht (5,14; 6,12.13). Die zehn Söhne Hamans starben später (9,7-10).
8,5 widerrufen. Das erscheint angesichts der unabänderbaren kö- niglichen Verordnungen unmöglich (1,19). Jedoch war eine Gegenverordnung möglich (vgl. 8,8.11.12).
8,9 Siwan. Das ist Mai/Juni. Es sind zwei Monate und zehn Tage seit Hamans Verordnung vergangen (vgl. 3,12); acht Monate und zwanzig Tage verbleiben, bis beide Verordnungen gleichzeitig wirksam werden (vgl. 3,13).
1,1 Dieser Abschnitt stellt die Hauptcharaktere vor und berei- tet die Bühne für das folgende Drama. Uz. Hiobs Heimat war eine von Mauern umgebene Stadt mit Stadttoren (29,7.8), in der er sehr geachtet war. Die Stadt lag im Land Uz in Nord-Arabien und grenzte an Midian, wo Mose 40 Jahre lebte (2Mo 2,15). Hiob. Die Geschichte beginnt auf der Erde mit Hiob als zentraler Figur. Er war ein reicher Mann in der Mitte seiner Jahre mit erwachsenen Kindern, 7 Söhnen und 3 Töchtern, der aber noch jung genug war, 10 weitere Kinder zu zeugen (s. 42,13). Er war ein guter Familienvater, reich und weithin bekannt. ein untadeliger und rechtschaffener Mann, der Gott fürchtete und das Böse mied. Vgl. 1,8. Hiob war nicht vollkommen oder gar sündlos (vgl. 6,24; 7,21; 9,20); jedoch deutet der Sprachgebrauch an, dass er Gott hinsichtlich der Erlösung vertraute und ein treues Leben führte, das Gott durch persönliche, eheliche (2,10) und väterliche (1,4.5) Integrität ehrte.
1,3 Schafe … Kamele … Rinder … Eselinnen. Wie im antiken Nahen Osten üblich wurde Hiobs Reichtum nicht in Geld oder Ländereien gemessen, sondern wie bei den Patriarchen nach seinem zahlreichen Viehbestand (vgl. 1Mo 13,1-7). größer … als alle … des Ostens. Ein großer Anspruch, ganz gleich nach welchem Maßstab. Salomo hatte einen ähnlichen Ruf: »Und die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens …« (1Kö 5,20). »Des Ostens« bezeichnet die Menschen östlich Palästinas, wie die Völker der nordarabischen Wüste (vgl. Ri 6,3; Hes 25,4). 1,4 an seinem Tag. Jeder an seinem Wochentag (7 Söhne). Dieser Verweis auf die Hauptmahlzeit an jedem Wochentag, die von Haus zu Haus wechselte, lässt die Liebe und Harmonie der Familienmitglieder erkennen. Die Schwestern werden besonders erwähnt, um zu zeigen, dass sie liebevoll umsorgt wurden.
1,5 ließ … sie holen und heiligte sie. Am Ende jeder Woche brachte Hiob ebenso viele Opfer dar, wie er Söhne hatte (s. 3Mo 1,4); das wöchentliche (»allezeit«) Amt des Familienpriesters wurde in einer Zeit vor Aarons Priesterschaft eingerichtet. Diese Opfer sollten jede Sünde zudecken, die seine Kinder während der Woche begangen haben konnten; das deutete Hiobs tiefe geistliche Hingabe an. Diese Schilderungen sollen die Gerechtigkeit und Tugendhaftigkeit von Hiob und seiner Familie aufzeigen, was sein Leid nur umso unverständlicher macht. Brandopfer. Diese Art von Opfer war seit Noah bekannt (1Mo 8,20).
1,6 Söhne Gottes. Hiobs Leben steht im Begriff, in himmlische Pläne einbezogen zu werden, als die Szene von der Erde in den Himmel wechselt, wo Gott mit seinem himmlischen Hof Rat hält. Weder Hiob noch seine Freunde wussten zu irgendeiner Zeit davon. Die Engelschar (vgl. 38,7; Ps 29,1; 89,8; Dan 3,25) kam zum Thron Gottes, um über ihren Dienst auf der Erde und im Himmel Bericht zu erstatten (vgl. 1Kö 22,19-22). Wie ein Judas unter den Aposteln gesellte Satan sich zu den Engeln. Satan. Durch den Erfolg ermutigt, den er bei dem bis dahin sündlosen Adam im Paradies hatte (1Mo 3,6-12.17-19), war er zuversichtlich, dass Hiobs Gottesfurcht seinen Prüfungen nicht standhalten würde, zumal dieser zur bereits gefallenen Menschheit gehörte. Auch Satan war gefallen (s. Jes 14,12). Im Gegensatz zu einem persönlichen Namen bedeutet der Titel Satan »Gegner« entweder im persönlichen oder juristischen Sinne. Er ist der höchste geistliche Gegner oder Widersacher, den es je gab; in allen Zeitaltern verklagte er die Gerechten (s. Offb 12,10). Im Gerichtshof stand der Ankläger für gewöhnlich zur Rechten des Beschuldigten. Diese Position nahm Satan ein, als er im Himmel den Hohenpriester Josua anklagte (Sach 3,1). In Röm 8,31-39 fi ndet sich die These, dass er nicht erfolgreich ist.
1,7 Da sprach der HERR. Damit Gottes Rolle in diesem Martyrium nicht in Frage gestellt wird, eröffnete er das Gespräch; es war nicht der Widersacher, der den Vorsitz führte. Wenn überhaupt, dann stellte Satan die durchdringende Frage, die sich möglicherweise jeder stellte, vielleicht auch Hiob selbst: Diente Hiob Gott aus reinen Motiven, oder war er nur an ihm interessiert, solange Segen fl oss? 1,7 Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandeln darauf. Das Bild vermittelt Hast. Weder gefallene noch heilige Engel sind allgegenwärtige Geschöpfe, aber einer schneller Ortswechsel ist ihnen möglich. Im Fall Satans, dem Fürst dieser Welt (Joh 12,31; 14,30; 16,11) und Obersten der Dämonen (Mt 9,34; 12,24), ist die Erde sein Terrain, wo er »wie ein brüllender Löwe« umherstreift »und sucht, wen er verschlingen kann« (1Pt 5,8). Gott gestattete ihm, Hiob zu prüfen.
1,9 Satan behauptete, dass echte Gläubige nur solange treu sind, wie es ihnen gut geht. Wenn man ihnen ihren Wohlstand wegnimmt, so behauptete er, werden sie Gott verlassen. Er wollte beweisen, dass die Errettung nichts Dauerhaftes ist, dass rettender Glaube zu brechen ist und dass jene, die Gott gehören, Satans Eigentum werden können. Das ist das Erste der beiden großen Themen in diesem Buch (s. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen). Satan wiederholte diese Versuchung bei Jesus (s. Mt 4), Petrus (s. Lk 22,31) und Paulus (s. 2Kor 12,7). Das AT beinhaltet viele göttliche Verheißungen, dass er den Glauben seiner Kinder aufrechterhalten wird. Vgl. Ps 37,23.28; 97,10; 121,4-7. Hinsichtlich ntl. Texte s. Lk 22,31.32; Jud 24.
1,12 in deiner Hand. Gott erlaubte Satan, Hiobs Glauben zu prü- fen, indem er »alles, was er hat«, in die Hand des Teufels gab. Mit Gottes souveräner Erlaubnis konnte Satan alles mit Hiob machen, nur ihn selbst durfte er nicht angreifen.
1,13 Durch 4 schnelle Katastrophen nahm Satan Hiobs Viehbe- stand, Knechte und Kinder. Nur die 4 Boten überlebten.
1,15 Sabäer. Wörtl. »Saba«, ein Teil Arabiens. Diese Leute waren terrorisierende Räuber, die von Ham (1Mo 10,6-7) und/oder Sem abstammten (1Mo 10,28). Sie gingen dem von Abraham und Ketura gezeugten Saba zeitlich voraus (1Mo 25,3).
1,16 Feuer von Gott … vom Himmel. Das bezieht sich wahr- scheinlich auf schwere Blitzschläge.
1,17 Chaldäer. Ein Halbnomadenvolk aus der arabischen Wüste, Engel vor Gott traten und auch Satan anwesend war, nachdem er die Erde wieder nach Opfern abgesucht hatte. S. Anm. zu 1,6-8.
2,3 er hält … fest an seiner Tadellosigkeit. Gott bestätigte, dass Hiob die erste Runde zu seinen Gunsten entschieden hatte. ohne Ursache. Gott verwendet den gleichen Ausdruck, den auch sein Widersacher in Hi 1 benutzt hatte, »umsonst« (1,9) »… ohne Ursache« (2,3). Die dahinterstehende Botschaft ist, dass der Widersacher der Schuldige ist, nicht Hiob, der dies alles erleiden musste, ohne dafür persönlich verantwortlich zu sein. Er hatte nichts getan, wodurch er sich diesen enormen Schmerz und Verlust zuzog. Die Sache war im Kern eine Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan. Das ist eine entscheidende Feststellung, denn als Hiobs Freunde zu erklären versuchten, warum ihn all dieses Unglück getroffen hatte, gaben sie stets Hiob die Schuld. Gottes Beurteilung, dass Hiob nicht bestraft wurde, sondern sein Leid auf andere Gründe zurückzuführen war, ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Geschichte. Manchmal stehen hinter dem Leid göttliche Absichten, die uns unbekannt sind (s. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen).
2,4 Haut für Haut! Satan behauptete, dass er Hiob bisher erst an der Oberfl äche getroffen hatte. Hiob ertrug den Verlust seines ganzen Besitzes, sogar den Tod seiner Kinder, aber den Verlust seiner Gesundheit würde er nicht aushalten. Wenn Gott Satan erlauben würde, seinen Körper anzutasten, so dachte der Widersacher, würde Hiobs Glauben versagen.
2,6 schone sein Leben. Der Herr begrenzte den Widersacher, ob- schon der Tod wünschenswerter erschien. Das war Hiobs Ansicht (vgl. 7,15) ebenso wie die seiner Frau (2,9).
2,7 Satan … plagte Hiob. Ein Ausnahmefall, der in der Schrift kei- ne entsprechende Parallele fi ndet. In den Evangelien verursachten Dämonen physische Probleme bei den Menschen, in denen sie wohnten (vgl. 13,11.16), aber das ist hier nicht der Fall. Gottes zulassender Wille hatte Absichten, die Hiob nicht wissen konnte; Gott war ihm ebenso verborgen wie die Gründe für sein Leid. bösen Geschwüren. Obwohl Hiobs Erkrankung nicht genau diagnostiziert werden kann, verursachte sie ein extremes physisches Trauma (vgl. 2,13; 3,24; 7,5.14; 13,28; 16,8; 19,17; 30,17.30; 33,21). Man kann Hiobs Worte im ganzen Buch nicht völlig verstehen, ohne sein außergewöhnliches körperliches Leid in Betracht zu ziehen, das er in einer Zeit ohne Medizin oder Schmerzlinderung ertrug. Seine Geschwüre ähnelten möglicherweise denen der Ägypter (2Mo 9,811) und Hiskias (2Kö 20,7).
2,8 Scherbe … Asche. Die schreckliche Qual brachte Hiob dorthin, wo sich Aussätzige aufhielten: beim Aschenhaufen außerhalb der Stadt, wo er an seinen wunden Stellen mit einer Tonscherbe kratzte, um sie eventuell zur Erleichterung zu öffnen.
2,9 deiner Tadellosigkeit. Inmitten der Notlage behielt Hiob einen starken Glauben, sodass seine Frau ihm keine Unaufrichtigkeit nachsagen konnte, wie Satan es getan hatte. Mit anderen Worten sagte sie: »Gib deine Frömmigkeit auf und fl uche Gott, dann wird er deinem Leben ein Ende wegen Blasphemie setzen« (d.h., dass der Tod unter diesen Umständen dem Leben vorzuziehen war). Sie fügte der Qual noch Versuchung hinzu, da sie ihn zur Sünde verleiten wollte.
2,10 törichte. Gemeint war nicht dummes oder lächerliches Han- deln, sondern das Verwerfen Gottes oder seines geoffenbarten Willens. Das Wort wird für die Unweisen in den Psalmen (14,1; 53,1) und den Sprüchen verwendet (30,22). Von seiner Frau hört oder sieht man anschließend nichts mehr in diesem Buch, höchstens indirekt in 42,13-15. annehmen. Hiob legte 5Mo 29,28 durch sein Leben aus. Seine Worte und Taten bewiesen sein Vertrauen in Gott und rechtfertigen Gottes Vertrauen in ihn.
2,11 Hier fi ndet sich eine der bewegendsten Szenen der ganzen Geschichte, wie Hiobs Freunde kommen, um ihn zu trösten und an seinem Schmerz Anteil zu nehmen. Sie zeigten alle traditionellen Gesten großer Trauer. 2,11 Temaniter. Höchstwahrscheinlich war Teman eine edomitische Stadt (vgl. 1Mo 36,4.11; Jer 49,7.20; Hes 25,13; Am 1,12; Ob 8.9). Schuchiter. Die Schuchiter waren Nachkommen Abrahams durch Ketura (1Mo 25,2.6). Naamatiter. Ein Bewohner eines unbekannten Ortes wahrscheinlich in Edom oder Arabien, wenn auch manche Naama an der edomitischen Grenze vermutet haben (vgl. Jos 15,41).
2,13 sein Schmerz war sehr groß. Der Ausdruck meinte eigent- lich, dass seine Krankheit zunehmende Schmerzen verursachte. Die Qual war so groß, dass seine Freunde eine Woche nichts sagen konnten.
3,1 Der ganze Abschnitt ist poetisch – ein dramatisches Ge- dicht voller Reden, die versuchen, Hiobs Leid zu verstehen. 3,1 Der erste Gesprächszyklus von Hiob und seinen 3 Freun- den beginnt. Hiob war der Erste, der das eine Woche dauernde Schweigen mit einer Klage durchbrach (3,1-26). 3,1 Hiob begann seine erste Rede, indem er den Tag seiner Ge- burt verfl uchte, normalerweise ein Tag großer Freude, und seinen Todestag herbeisehnte. Verkürzt sagte Hiob: »Ich wünschte, ich wäre niemals geboren.« Hinsichtlich Hiobs Reden s. Hi 3,6.7; 9.10; 12-14; 16.17; 19; 21; 23-24; 26-31; 40,3-5; 42,1-6. 3,1 verfl uchte den Tag seiner Geburt. Hiob hatte große Schmer- zen und befand sich in tiefer Verzweifl ung. Gott ließ zwar schreckliche Schmerzen zu, doch Hiob fl uchte Gott nicht (vgl. 2,8), sondern nur den Tag seiner Geburt (V. 10.11). Er wünschte, niemals gezeugt (V. 3) oder geboren worden zu sein, da die Freuden seines Lebens all die Schmerzen nicht wert waren. Er meinte, dass es besser gewesen wäre, nie gelebt zu haben, als so leiden zu müssen; besser nie Reichtum besessen zu haben, als ihn zu verlieren; besser nie Kinder gehabt zu haben, als dass sie alle getötet würden. Er wollte, dass man sich nie an seinen Geburtstag erinnerte und wünschte, dass dieser aus dem Kalender gestrichen worden wäre (V. 4-7).
3,8 die … verfl uchen … den Leviathan aufzuwecken. Jene, die die mächtigsten Flüche aussprechen können, sodass sie selbst das zerstörerische Seeungeheuer aufwecken können (s. Anm. zu 40,25; vgl. Ps 74,14; 104,26; Jes 27,1).
3,11 Hiob wechselt das Thema; so wie er sich zunächst danach sehnte, nicht geboren worden zu sein (V. 1-10), teilt er nun den Wunsch mit, totgeboren zu sein (V. 11-19), nur um sich anschließend zu wün
4,1 – 37,24 Dieser Abschnitt beinhaltet die Gespräche zwischen Hiob und seinen wohlmeinenden Freunden, einschließlich Elihu (Kap. 32-37). 4,1 Eliphas. Eliphas’ erste Rede; s. Kap. 15 und 22 hinsichtlich seiner anderen Reden. Seine Worte waren gehaltvoll und freundlich, aber er kannte die Szene im Himmel nicht, auf die Hiobs Leid zurückzuführen war.
4,2 Schließlich brachen Hiobs Freunde nach 7 Tagen ihr Schwei- gen. Als sie den Mund zur ersten Rede öffneten, wich leider die Weisheit, die sie durch ihr Schweigen bewiesen hatten. Eliphas begann freundlich, indem er anerkannte, dass Hiob als weiser Mann angesehen wurde.
4,7 Ist je ein Unschuldiger umgekommen. Als Eliphas Hiobs »Gottesfurcht« und »Tadellosigkeit« anerkannte (V. 6), klang es zunächst nach einer Ermutigung für Hiob, da er ihm sagte, dass er nicht sterben würde, weil er sich keiner todeswürdigen Sünde schuldig gemacht hatte, aber anschließend unterstellte er ihm, doch ernsthaft gesündigt zu haben, da Gottes Zorn auf ihm lag. Er dachte, dass man sich in einem Universum befand, in dem moralische Maßstäbe galten und in dem eine moralische Ordnung am Werk war. Er hatte Gottes Gesetz der Vergeltung zu sehr vereinfacht. Das einfache Axiom: »den Gerechten wird es gut gehen und die Bösen müssen leiden«, entspricht nicht immer der menschlichen Erfahrung. Es ist wahr, dass, wer Sünde sät, Gericht erntet; in diesem Punkt hatte Eliphas recht (vgl. Gal 6,7-9; 1Pt 3,12). Aber nicht alles, was wir im Leben ernten, ist das Ergebnis unserer Aussaat (s. Anm. zu 2Kor 12,7-10). Eliphas ersetzte biblische Lehre durch simple Logik. Zu sagen, dass Leid immer die Folge von Sünde ist, ist falsch (vgl. 2Mo 4,11; Joh 9,1-3).
4,10 Indem er beweisen wollte, dass böse Menschen trotz ihrer Stärke und Hilfsmittel Unglück ernten, veranschaulichte Eliphas sein Argument durch das Unheil, das Löwen trotz ihrer Kraft befällt. Fünf hebr. Worte wurden hier für Löwe verwendet, um die unterschiedlichen Charaktere böser Menschen hervorzuheben. Sie alle können zerbrochen werden und kommen um.
4,12 Zu mir aber kam heimlich ein Wort. Eliphas sprach von einem geheimnisvollen Boten in einem Nachtgesicht oder Traum. Er behauptete, eine göttliche Offenbarung bekommen zu haben, um seine Ansicht zu stützen.
4,17 Hier ist die Schlussfolgerung von Eliphas’ Offenbarung: Hiob leidet, weil es ihm an Heiligkeit und Gerechtigkeit mangelte. 4,17 Der Inhalt seiner Botschaft lautet, dass Gott die Sünde unter den Menschen richtet (in V. 19 als »Lehmhütten« umschrieben), so wie er es unter den Engeln tat (V. 18; vgl. Offb 12,3.4). 5,1 den Heiligen. Gemeint sind Engelwesen (vgl. 4,18). Hiob wurde gesagt, dass ihm nicht einmal die Engel helfen könnten. Er müsste seine Sterblichkeit und Sünde anerkennen, um geheilt zu werden.
5,2 Hiob wurde angeraten, kein Narr oder Unverständiger zu sein, sondern zu erkennen, dass Sünde gerichtet wird, Zorn und Neid tötet und Narrheit verfl ucht ist (V. 2-5). Dies alles kam nicht aus dem Nichts (V. 6), sondern war das Resultat der Sünde des Menschen. Die Sünde befi ndet sich zwangsläufi g im Menschen, ebenso wie das Unglück (V. 7).
5,7 Funken. Wörtl. »die Söhne Reschephs«, ein Ausdruck, der alle möglichen dem Feuer ähnlichen Bewegungen beschreibt (vgl. 5Mo 32,24; Ps 78,48; Hl 8,6).
5,8 Hiob sollte zu Gott gehen und Buße tun, dachte sein Freund.
5,9 Eliphas’ ganzes Argument basierte auf Gottes moralischer Vollkommenheit, so rühmte er Gottes Größe und Güte.
5,13 Paulus benutzte diese Aussage von Eliphas in 1Kor 3,19, um die Torheit der menschlichen Weisheit vor Gott zu veranschaulichen.
5,17 wohl dem Menschen, den Gott zurechtweist. Eliphas gab seinem Rat eine positive Richtung, indem er Hiob sagte, dass das Leben eines Menschen beneidenswert oder attraktiv ist, an dem Gott so interessiert ist, dass er ihn züchtigt. »Wenn Hiob nur seine Sünde bekennen würde, wäre er wieder glücklich«, lautete sein Rat.
5,18 Dieser Abschnitt, der Segen für Reue verheißt, erinnert sprachlich stark an 3Mo 26, wo der Segen für eine treue Bundesbeziehung mit Gott beschrieben ist. Würde Hiob bekennen, bekäme er Wohlstand, Sicherheit, eine Familie und ein erfülltes Leben.
5,23 Bund … Frieden. Selbst die Schöpfung wird mit dem Mann in Einklang sein, dessen Beziehung zu Gott durch Gottes Erziehungsmaßnahmen korrigiert wurde.
6,1 Auf die Rede von Eliphas folgt Hiobs Erwiderung. Zusätzlich zu seinem körperlichen Elend und seiner ihn versuchenden Frau musste Hiob auf die Ignoranz und Gefühllosigkeit seines Freundes reagieren.
6,2 Die Schwere seiner Last erklärt die Unbesonnenheit seiner Worte.
6,4 Pfeile des Allmächtigen … Schrecken Gottes. Diese Rede- wendungen besagen, dass die Prüfungen von Gott kamen; Hiob glaubte, dass es Gerichte Gottes waren.
6,5 Das alles soll die Tatsache illustrieren, dass Hiob sich nicht ohne Grund beklagte. Selbst Tiere wollen genießbare Nahrung.
6,8 meine Bitte. Hiobs Bitte war es, dass Gott das, was er begon- nen hatte, auch beenden würde. Der Tod war nur aus dem Grund wünschenswert, weil er Erleichterung vom unvermeidlichen Lauf der Dinge verschaffen würde (s. Kap. 3).
6,9 mich abzuschneiden. Das ist ein Bild aus der Arbeit eines We- bers, der den überschüssigen Faden am Webstuhl abschneidet (vgl. Jes 38,12).
6,10 die Worte des Heiligen. Hiob war der empfangenen Offenba- rung Gottes nicht ausgewichen. Die Gebote des Heiligen waren ihm wertvoll und er hatte nach ihnen gelebt. Das verwirrte ihn, da er keine Sünde als Ursprung seines Leidens ausmachen konnte. Er würde sich in seinem Schmerz freuen, wenn er wüsste, dass er schon bald zum Tod führen würde, aber in sich selbst konnte er keine Hoffnung auf Tod oder Befreiung vom Leid wahrnehmen (V. 11-13).
6,14 Dem Verzagten gebührt Mitleid. Hiob tadelte seine Freunde mit weisen Worten. Sollten die Freunde eines Mannes ihm nicht Treue erweisen, selbst wenn er Gott verlassen hat (was Hiob nicht getan hatte)? Wie konnte Eliphas nur so unfreundlich sein und ihn andauernd beschuldigen?
6,15 Hiob verglich die Brauchbarkeit der Ratschläge seiner Freun- de mit einem ausgetrockneten Flussbett im Sommer. »Ihr seid mir keine
7,12 das Meer oder ein Ungeheuer. Das Meer und das Meerunge- heuer sind zwei bedrohliche Kräfte, die es aufgrund ihrer Zerstörungsgewalt im Auge zu behalten oder zu zügeln gilt. Hiob war nicht wie sie.
7,13 Selbst wenn er schlief, ängstigten ihn schreckliche Träume, sodass er sich nach dem Tod sehnte (V. 15.16).
7,17 Hiob fragte sich, warum er so wichtig sei, dass Gott ihm diese ganze Aufmerksamkeit zukommen ließ? Weshalb ließ Gott all das Elend über eine so unbedeutende Person wie ihn hereinbrechen?
7,19 dass ich meinen Speichel herunterschlucken kann. Diese seltsame Aussage war ein arabisches Sprichwort und bezeichnete einen kurzen Augenblick. Hiob bat um einen Moment, »um Luft zu holen« oder, um es mit dem Sprichwort auszudrücken, um »seinen Speichel herunterzuschlucken«.
7,21 du vergibst meine Übertretung nicht. Hiob ging auf Eli- phas’ Argument ein, dass er gesündigt haben musste, nicht weil er davon überzeugt war, sondern weil es anscheinend keine andere Erklärung gab (vgl. 6,24).
8,1 Der zweite freundschaftliche Ankläger, Bildad, bot Hiob jetzt seine Weisheit an. Bildad, der ebenso sicher war, dass Hiob gesündigt hatte und Buße tun sollte, erhob gegen Gottes Knecht schonungslose Anklagen. Hinsichtlich Bildads weiterer Reden s. Hi 18.25.
8,2 Bildad beschuldigte Hiob, seine Unschuld mit einer Menge heißer Luft zu verteidigen und folgerte, dass Hiobs Umstände Gottes Gericht über seine Sünden und die seiner Familie waren. Wiederum eine logische Schlussfolgerung, die auf dem Grundsatz basierte, dass Gott Sünde bestraft, die aber das Gespräch zwischen Gott und Satan im Himmel außer Acht lässt (s. Kap. 1.2). Er war sich sicher, dass in Hiobs Beziehung zu Gott etwas nicht stimmte. Folglich rief er in dem Vertrauen zur Buße auf, dass Hiob gesegnet werden würde, wenn er Buße täte (V. 6.7).
8,3 verkehrt der Allmächtige die Gerechtigkeit. Bildad griff Hiobs Unschuldsbekundungen auf und wandte sie auf seine einfache Vorstellung von Vergeltung an. Er folgerte, dass Hiob Gott der Ungerechtigkeit bezichtigte, während Gott gerecht mit Hiob handelte. Hiob hatte versucht, Anschuldigungen dieser Art zu umgehen, doch Bildad gelangte zu diesem Ergebnis, weil er die himmlischen Fakten nicht kannte. 8,7 In der Tat war das Hiobs Ende (vgl. 42,10-17), nicht aber weil Hiob eine spezielle Sünde bekannte, sondern weil er sich vor dem souveränen und unergründlichen Willen Gottes demütigte.
8,8 Hier verweist Bildad auf frühere Generationen, gottesfürchti- ge Vorfahren, die den gleichen Grundsatz gelehrt hatten, nämlich dass da, wo Leiden sind, auch Sünde sein musste. So zog er auch noch die Geschichte zu seiner Fehleinschätzung als Zeuge heran.
8,11 Desweiteren stützte er seine einfache Logik von Ursache und Wirkung durch Illustrationen aus der Natur. Ein weiteres Mal beschuldigte er Hiob der Sünde, doch mit Sicherheit berücksichtigte er dabei Gott nicht (V. 13).
8,20 Gott verwirft den Unschuldigen nicht. Diese Aussage ent- hält ein verstecktes Angebot auf Hoffnung. Hiob würde wieder lachen können, aber zuerst musste er etwas tun, um wieder unschuldig zu werden. Aber ebenso wie Hiob wusste auch Bildad nichts von der Unterredung zwischen dem souveränen Richter und dem Ankläger in den Anfangskapiteln des Buches. Er wusste auch davon nichts, dass Gott Hiob bereits zweimal als »untadelig« vor den Himmelswesen bezeichnet hatte (1,8; 2,3), so wie ganz am Anfang auch der Verfasser des Buches (1,1). Vgl. Ps 1,6; 126,2; 132,18.
9,1 In verzweifelter Stimmung reagierte Hiob auf Bildads An- schuldigungen mit Erklärungen über das Wesen Gottes, auf die auch Bildad schon zurückgegriffen hatte. Später kann Hiob gestehen, von diesen Dingen kaum etwas zu wissen. Hier kam er zu dem Schluss, dass Gott heilig, weise und mächtig ist (V. 4-10), aber er fragte sich, ob er auch gerecht sei (V. 22) und warum er sich ihm nicht zu erkennen gab. Vor dem mächtigen Gott empfand Hiob nur Verzweifl ung. Wenn Gott nicht gerecht ist, gibt es keine Hoffnung, dachte er.
9,3 mit Ihm rechten. Hiob meinte, dass es ein sinnloses Bestreben darstellte, sich mit Gott über seine Unschuld oder Schuld auseinanderzusetzen. Psalm 130,3 illustriert das: »Wenn du … Sünden anrechnest (behältst) … wer kann bestehen [im Gericht]?«
9,6 Säulen erzittern. In der bildhaften Sprache der damaligen Zeit beschreibt dieser Ausdruck die stützenden Kräfte, die die Position der Erde im Weltall sicherstellen.
9,9 Großen Bären … Orion … Siebengestirn. Drei Sternbilder (vgl. Hi 38,31.32). den Kammern des Südens. Andere Sternbilder in der südlichen Hemisphäre, die für jene nicht sichtbar waren, die die 3 vorangegangenen am nördlichen Sternenhimmel sehen und benennen konnten.
9,13 Rahabs Helfer. Das steht symbolisch für ein vorzeitliches See- ungeheuer (vgl. 3,8; 7,12). Wenn schon das Seeungeheuer (ein Bild für mächtige, böse und chaotische Gewalten) vor Gottes Zorn nicht bestehen konnte, wie vermochte Hiob darauf zu hoffen? Den Kampf in Gottes himmlischen Höfen würde er verlieren. Gott ist zu stark (V. 14-19).
9,15 Auch wenn ich im Recht wäre. Er meint damit nicht Sündlosigkeit, sondern geistliche Integrität, d.h. ein reines Herz, um Gott zu lieben, zu dienen und gehorsam zu sein. Wiederum bestätigte er, dass er nicht litt, weil er sich weigerte, seine Sünden zu bekennen. Selbst dann würde Gott etwas fi nden, für das er ihn verurteilen könnte; so spürte Hiob, wie hoffnungslos es ist, mit Gott zu kämpfen.
9,24 das Angesicht ihrer Richter verhüllt er. Hiob klagt Gott hier für die Ungerechtigkeit in seiner Welt an. Er beschuldigt Gott, alle gleichermaßen ungerecht zu behandeln (V. 21-23) und die Augen menschlicher Richter zu bedecken, sodass sie die Ungerechtigkeit nicht sehen. Aufgrund dieser Anklagen, die Hiob schließlich bereut (42,1-6), tadelt Gott ihn (Kap. 38-41).
9,25 Kuriere mit Botschaften, vorbeiziehende Schiffe und Adler im Sturzfl ug vermitteln den Eindruck schmerzhafter, sinnloser Tage voller Verzweifl ung, die nur so dahin schwinden.
9,27 Hiob meinte, wenn er sich eine fröhlichere Stimmung aneig- nen würde, Gott dies noch zu seinen Anschuldigungen hinzufügen würde.
9,29 »Gott hat mich anscheinend für schuldig befunden«, folger- te Hiob, »warum soll ich mich also noch abmühen? Selbst wenn ich jegliche Anstrengung unternehmen würde, um alle Lebensbereiche zu reinigen, wird er mich dennoch bestrafen.« Das drückte tiefe Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit aus.
9,32 dass wir miteinander vor Gericht gehen könnten. Hiob erkannte an, dass er als Mensch nicht das Recht hatte, von Gott zu verlangen, dass dieser seine Unschuld bestätigte. Er erkannte, dass er nicht mit Gott um seine Unschuld ringen durfte. Hiob behauptete nicht, sündlos zu sein, aber ebenso wenig glaubte er, in einem solchen Ausmaß gesündigt zu haben, dass er derart schweres Leid verdient hätte. Hiob hielt an dem gleichen simplen Vergeltungssystem fest wie seine Ankläger, die sagten, dass Leid immer auf Sünde zurückzuführen sei. Und er wusste, dass er nicht sündlos war, doch konnte er keine Sünden fi nden, die noch nicht bekannt und bereut waren. »Wo ist Gnade?«, fragte er sich.
9,33 keinen Mittler zwischen uns. Ein Gerichtsbeamter, der sowohl beide Seiten als auch den Ursprung der Auseinandersetzung kennt, um eine Lösung herbeizuführen. Wo war ein Fürsprecher zu fi nden, ein Schlichter, ein Unparteiischer oder ein Schiedsrichter? Gab es niemanden, der Gottes Rute und seinen Ruf nach Gerechtigkeit hinwegnahm?
10,2 Verdamme mich. Nicht die Verdammung von Hiobs Seele ist gemeint, sondern Hiobs physisches Leid als Bestrafung. Er hielt in seinem Elend nichts zurück (V. 1), sondern bat Gott darum, ihm zu zeigen, weshalb ihm dies alles zugestoßen war.
10,3 das Werk deiner Hände. Das ist ein biblischer Ausdruck, der die Arbeit einer Person beschreibt; in diesem Fall ist der von Gott geschaffene Mensch gemeint (vgl. 14,15; Ps 102,26; Hebr 1,10).
10,4 siehst du, wie ein Mensch sieht? Da er glaubte, unschul- dig zu sein, fragte Hiob mit einer Spur Sarkasmus, ob Gottes Fähigkeit, Hiobs geistlichen Zustand zu erkennen, ebenso begrenzt war wie die von Hiobs Freunden. Er schloss mit der Beteuerung, dass Gott von seiner Unschuld wusste und es keinen höheren Gerichtshof gab (V. 7).
10,8 Ein weiteres Mal wandte er sich zu der Frage: »Warum bin ich geboren?« Die Antwort, dass Gott ihn geschaffen hatte, wird in großartiger Sprache gegeben und deutet an, dass das Leben schon bei der Empfängnis beginnt.
10,13 Hiob fragte sich, ob es Gottes Absicht war, ihm nicht gnä- dig zu sein.
10,17 neue Zeugen. Hiob sagte, dass Gott anscheinend Zeugen gegen ihn gesandt hatte, die ihn anklagen sollten. Mit jedem Zeugen kam eine weitere Welle von Verdammung und zunehmendem Leid.
10,18 mich aus dem Mutterleib hervorgebracht. Hiob kehrte zu der Frage zurück, warum Gott es zuließ, dass er zur Welt kam. Dieses Mal beklagte er nicht bloß den Tag seiner Geburt, sondern fragte Gott auch, weshalb er ihn hat geschehen lassen.
10,20 »Da ich von Geburt an zu diesem Leid bestimmt war, gib mir doch eine kleine Atempause in den wenigen Tagen, die mir vor meinem Tod noch verbleiben«, sagte Hiob. Der Tod wird düster als »Finsternis« beschrieben.
11,1 Zophar, der Naamatiter, schaltete sich jetzt ein, um Hiob zu verhören. Seine Ansichten ähnelten denen seiner Freunde, sodass er Hiob mit der gleichen Anschauung über Vergeltung bedrängte. Da er die Realität falsch einschätzte, sagte er, dass Hiob Buße tun müsse. Er war entrüstet darüber, dass Hiob sich für unschuldig hielt. Zophars zweite Rede fi ndet sich in Hi 20.
11,2 Soll … der Schwätzer Recht behalten? Die Vorwürfe ge- gen Hiob erreichten eine neue Ebene. Hiob war nicht nur schuldig und unbußfertig, er war auch ein Schwätzer. In Zophars Augen war Hiobs lange Verteidigung seiner Unschuld und seine Anschuldigung, dass Gott ungerecht sei, eines Tadels wert.
11,4 vor deinen Augen rein. Hiob behauptete zu keiner Zeit, sünd- los zu sein; in Wirklichkeit erkannte er sogar an, gesündigt zu haben (Hi 7,21; 13,26). Aber er hielt weiterhin seinen Anspruch aufrecht, sich keiner großen Übertretungen oder einer unbußfertigen Haltung schuldig gemacht zu haben. Er beteuerte seine Aufrichtigkeit und Integrität als ein Mann des Glaubens und Gehorsams gegenüber Gott. Dieser Anspruch machte Zophar wütend, sodass er sich wünschte, dass Gott selbst die Anschuldigungen von Hiobs Freunden bestätigen würde (V. 5).
11,6 Geheimnisse der Weisheit. Hiob wäre unendlich weiser ge- wesen, wenn er nur die unerforschlichen Geheimnisse Gottes gekannt hätte; in diesem Fall hätte die Szene im Himmel zwischen Gott und Satan alles erklärt. Doch Hiob konnte die geheime Weisheit Gottes nicht kennen (V. 7-9). Zophar hätte sein Argument auch auf sich anwenden sollen. Wenn Gottes Weisheit so tief, hoch, lang und breit war, wie konnte er sie dann verstehen und alle Antworten wissen? Wie seine Freunde glaubte auch Zophar, Gott zu verstehen und baute auf das gleiche Gesetz der Vergeltung, auf das Prinzip von Saat und Ernte, um Hiob ein weiteres Mal anzuklagen. Er deutete an, dass Hiob böse war (V. 10.11), und dachte von sich selbst, weise zu sein, obwohl eigentlich er die Kontrolle verloren hatte, als wäre er »ein Eselhengst als Mensch« (V. 12). 11,13.14 Zophar legte Hiob 4 Schritte zur Buße vor: 1.) weihe Gott dein Herz; 2.) strecke zu ihm deine Hände im Gebet aus und bitte ihn um Vergebung; 3.) entferne die Sünde aus deinem Leben und 4.) lasse die Sünde nicht in dein Zelt. Wenn Hiob diese Dinge tun würde, würde er gesegnet werden (V. 15-19). Würde Hiob jedoch nicht Buße tun, müsste er sterben (V. 20). Zophar lag insofern richtig, dass das Leben im Glauben an Gott auf Buße und Gehorsam basierte. Ebenso stimmte es, dass Gott seine Gläubigen mit Hoffnung, Sicherheit und Frieden segnet. Aber wie seine Freunde verstand er nicht, dass Gott unvorhersehbares und scheinbar ungerechtes Leid aus uns unbekannten Gründen zuließ. Er lag zudem mit seiner Annahme falsch, dass Buße die Antwort auf Hiobs Problem war.
11,13 Zophar begann den zweiten Teil seiner Rede mit einer di- rekten Ansprache an Hiob: »Wenn du …«, und schloss in Form eines Sprichworts: »aber die Augen der Gottlosen …« Dadurch vermied es Zophar, Hiob direkt einen Gottlosen zu nennen, wobei die indirekte Weise eine noch viel größere Wirkung besaß. Zum Schluss sagte er Hiob, dass seine Sünde zu seinem Tod führen würde.
12,1 Hiob gebrauchte zu seiner Verteidigung starke Worte, die den ersten Gesprächszyklus abschlossen.
12,2 ihr seid die rechten Leute, und mit euch wird die Weis- heit aussterben. Hiob reagierte mit schneidendem Sarkasmus, der an seine allwissenden Freunde gerichtet war (V. 2), und erinnerte sie anschließend, dass er die Prinzipien verstand, von denen sie gesprochen hatten (V. 3), doch für seine Situation waren sie irrelevant. Darüber hinaus verzweifelte er daran, dass er, obgleich unschuldig, seinen Freunden zum Spott wurde (V. 4).
12,4 Der untadelige Gerechte. Wenn das wie Anmaßung klingen sollte, muss man sich nur vor Augen halten, dass auch Gott das über Hiob gesagt hatte (1,8; 2,3).
12,5 Fuß wankt. Was eine Lampe für einen Wanderer ist, war Hiob für seine Freunde. Wenn mit ihnen alles in Ordnung war, brauchten sie ihn nicht. Sie machten sich sogar über ihn lustig.
12,6 in Sicherheit … welche Gott reizen. Hiob widerlegte den vereinfachenden Gedanken, dass es den Gerechten immer wohlergeht und die Gottlosen permanent leiden; er erinnerte sie daran, dass Gott es auch zulässt, dass Sünder in Sicherheit leben. Warum sollte man also nicht annehmen, dass er es ebenso zulässt, dass der Gerechte leidet? 12,7-10 All diese Geschöpfe (Vieh, Vögel, Pfl anzen und Fische) werden als Zeugen dafür genannt, dass es den Gottlosen gut geht und sie in Sicherheit leben (V. 6). Gott richtete es so ein, dass die bösartigeren überleben.
12,12 Wohnt bei den Greisen die Weisheit. »Sollten ältere Men- schen nicht weise sein?« Wenn das wahr ist, dann stellt V. 12 beißenden Sarkasmus für Hiobs Freunde dar, die unweise Ratschläge gaben (vgl. 15,10), und nur das hörten und redeten, was ihnen gefi el (V. 11).
12,13 Dieser Abschnitt defi niert anschaulich Gottes Weisheit, Stärke und Souveränität (V. 13). Trotz seiner Fragen bezüglich seines Leids versicherte Hiob, dass Gottes Macht in der Natur sichtbar ist, ebenso wie in der menschlichen Gesellschaft, in religiösen Dingen und nationalen und internationalen Angelegenheiten. Hiob drückte dies allerdings mit Begriffen voll fatalistischer Verzweifl ung aus. Er kannte das alles, aber es half ihm nichts (13,1.2); deshalb wollte er nicht mehr mit ihnen streiten, sondern seinen Fall vor Gott bringen (V. 3).
13,4 Hiob richtete sich an seine wirkungslosen Ratgeber. 13,4 Hiob konnte sich nicht zurückhalten, seine wertlosen Berater anzuprangern, und ihnen mitzuteilen, dass Schweigen wahre Weisheit erkennen ließe (vgl. V. 13).
13,7 Gott zuliebe Unrechtes reden und zu seinen Gunsten lü- gen. Er beschuldigte sie, sie setzten für die Rechtfertigung Gottes Lüge und Irrtum ein, als sie behaupteten, dass Hiob ein Sünder sei, weil er leiden musste.
13,8 Wollt ihr … Gottes Anwalt spielen? »Seid ihr weise genug, um Gottes Verteidigung zu übernehmen?«, fragte er sie. Das anzunehmen, ist ziemlich dreist und verhöhnt Gott, da es ein falsches Bild von ihm wiedergibt (V. 9); vielmehr sollte der Mensch seine Züchtigung fürchten (V. 10.11).
13,12 Asche … Lehm. Wirkungs- und nutzlos.
13,14 Eine Redewendung, die bedeutete: »Warum sollte ich ängst- lich mein Leben verteidigen?« Wie ein Tier, das seine Beute mit dem Maul festhält, oder wie ein Mann, der mit seinen Händen das umklammert, was er verteidigen will, so hätte Hiob versuchen können, sein Leben zu schützen – das war jedoch nicht sein Bestreben.
13,15 er soll mich töten – ich will auf ihn warten. Hiob versi- cherte seinen Anklägern, dass seine Überzeugungen nicht selbstsüchtig waren, denn er war bereit, im Vertrauen auf Gott zu sterben. Aber dennoch würde er seine Unschuld vor Gott verteidigen. Er war sich sicher, dass er wirklich errettet war und nicht heuchelte (V. 16).
13,17 Erklärung … Verteidigung … Recht bekommen … mit mir rechten. Juristischer Sprachgebrauch tritt deutlich hervor. Er konnte nicht einfach schweigen und sterben (V. 19). Er fand einen starken Abschluss, bevor er sich im Gebet an Gott wandte (13,20-14,22). 13,20-14,22 Hiob fi ng an, mit Gott zu argumentieren (V. 3) und seinen Fall vor ihm zu vertreten.
13,20 Hiob bat Gott, sein Leid zu beenden und ihn nicht mehr mit diesen Schrecken heimzusuchen (vgl. V. 24); anschließend sollte Gott zu ihm sprechen. Sein Elend machte ihm Sorgen, aber noch mehr beschäftigte ihn seine Beziehung zu dem Gott, den er liebte und verehrte.
13,23 Wie viele Sünden und Vergehen habe ich? Hiob wollte die Zahl wissen, um bestimmen zu können, ob das Ausmaß seiner Leiden der Schwere seiner Sünde entsprach; er hätte dann Buße über die Sünden tun können, derer er sich nicht bewusst war.
13,26 du verschreibst mir Bitteres. Ein juristischer Ausdruck, der auf die Urteilsniederschrift für einen Kriminellen anspielt, und hier im übertragenen Sinne für die extremen Leiden verwendet wurde, so als wären sie ein göttliches Urteil zur Bestrafung enormer Sünde. Hiob spürte, dass Gott ihn möglicherweise für Sünden bestrafte, die er in seiner Jugend begangen hatte.
13,27 lauerst auf alle meine Schritte. Etwas anders formuliert würden diese Worte von Schutz sprechen, aber hier stellte Hiob sich die Frage, ob Gott ihn nicht zu sehr an der kurzen Leine hält. Seine Bemerkung besagt, dass Gott gegenüber Hiobs Sünden im Vergleich zu denen anderer übermäßig streng ist.
13,28 Diese allgemeine Aussage über das Elend des Menschen sollte nicht von 14,1ff. getrennt werden, welcher sie als Einleitung dient.
14,1 Hiob behandelt die Tatsache, dass Gott die Kontrolle über die Dinge des Lebens hat, deren Bedeutung Hiob aber hinterfragt. Das Leben ist kurz (V. 1.2), alle sind Sünder (V. 4), die Tage des Menschen sind begrenzt (V. 5) und am Ende steht der Tod (V. 7-12). Angesichts dessen bat Hiob Gott um ein wenig Gnade anstelle eines solch intensiven Gerichts (V. 3) und um etwas Ruhe von all seinen Schmerzen (V. 6). Er glaubte, dass ein Baum mehr Hoffnung habe als er (V. 7).
14,13 Hiob bat, zu sterben und im Grab zu bleiben, bis Gottes Zorn vorbei sein würde, um anschließend wieder von Gott ins Leben gerufen zu werden (V. 13-15). Wenn er tot wäre, würde Gott nicht jeden seiner Schritte und jede Sünde zählen (V. 16); alles ist wohl aufbewahrt (V. 17). Hier fi ndet sich die Hoffnung auf Auferstehung für jene, die Gott vertrauen. Hiob hatte die Hoffnung auf Leben auch nach seinem Tod (V. 14).
14,18 Hiob kehrte zu seiner Klage an Gott zurück und verfi el er- neut in eine hoffnungslose Stimmung, als er von der Unvermeidbarkeit des Todes sprach (V. 18-20) und der damit verbundenen Trennung (V. 21). Diese Gedanken bereiteten ihm Schmerzen (V. 22).
15,1 Der zweite Gesprächszyklus von Hiob und seinen 3 Freunden. Hiobs Widerstand gegen ihre Ansichten und seine Einsprüche veranlassten sie zu einer verstärkten Konfrontation. 15,1-35 Eliphas kommt zu seinem zweiten Auftritt (S. Hi 4.5). 15,1 Er begann mit der Anschuldigung, dass Hiob sündigte, indem er Gott mit seinen Klagen angriff. Er meinte, dass Hiob sich leerer Worte schuldig gemacht hatte und weder Gottesfurcht noch gerechte Gebete zeigte (V. 4), sondern vielmehr in seinen Gebeten sündigte (V. 5.6).
15,7 Eliphas verurteilte Hiob, weil dieser herkömmliche Weisheit verwarf, so als hätte er mehr Einsicht als andere (V. 7-9) und auf die Weisheit der Vorfahren (V. 10) und Gottes Güte verzichten könnte (V. 11).
15,14 Eine deutliche Aussage über die Sündhaftigkeit des Men- schen (vgl. Röm 3,23), die Hiobs Anspruch auf Rechtschaffenheit angriff. Vers 15 bezieht sich auf die gefallenen Engel, die Unreinheit in den Himmel brachten (vgl. Offb 12,1-4). Die Wahrheit ist, dass alle Menschen Sünder sind – was in Hiobs Fall jedoch ohne Bedeutung ist, da Sünde nicht der Grund für sein Leid war.
15,17 Eliphas nahm seine Sichtweise wieder auf und beschuldig- te Hiob der Sünde, weil Hiob leiden musste. Um seine unnachgiebige Ansicht zu unterstützen, fl üchtete er sich in einen langen Monolog über die Gottlosen und ihren Ausgang im Leben. Seine Worte beinhalteten viele Parallelen zum Leiden Hiobs. Der Gottlose hatte Schmerzen und wusste nicht, wann sein Leben enden würde (V. 20). Er fürchtete sich, jedes Geräusch schreckte ihn auf und er dachte, dass sein Verderber nahe sei (V. 21.22). Er sorgte sich um Nahrung (V. 23). Seine Not ließ ihn sich gegen Gott erheben (V. 24-26). Obschon er eine Wohnung besaß und wohl genährt und reich war (V. 27-29), würde er dies alles verlieren (V. 30-33). Eliphas schloss, indem er Hiob einen Heuchler nannte (V. 34.35). Das war seiner Meinung nach der Grund, weshalb es so schlecht für ihn lief.
16,1 – 17,16 Hiob versuchte dies zu widerlegen.
16,2 ihr seid allesamt leidige Tröster! Hiobs Freunde waren gekommen, um ihn zu trösten. Trotz 7 wohl tuender Tage des Schweigens am Anfang war ihre Aufgabe völlig fehlgeschlagen und ihr Trost hatte sich für Hiob in zusätzliche Qual verkehrt. Was als Eliphas’ aufrichtiges Bemühen begann, Hiob beim Verstehen seines Unglücks zu helfen, war zu Bitterkeit und Sarkasmus geworden. Am Ende hatten ihre Strafpredigten die Frustration aller Beteiligten vermehrt. Wäre die Situation umgekehrt und Hiob der Tröster seiner Freunde, würde er sie niemals so behandeln, wie sie ihn behandelt hatten. Er hätte sie gestärkt und getröstet.
16,6 In ergreifenden Worten beklagt Hiob sein Leid als schweres Gericht Gottes, der ihn erschöpft hatte, seine Stärke »zusammenschrumpfen« ließ und ihn einer schweren Prüfung unterzog (»blickt mich mit scharfem Auge an«). Hiob spricht von Gott als »mein Feind«, der ihn überfallen, beim Nacken ergriffen, zerschmettert und als seine Zielscheibe aufgestellt hatte (V. 12-14).
16,15 Er hatte niemanden, an den er sich in seinem Kummer hätte wenden können außer Gott (V. 19), der schwieg und ihn nicht rechtfertigte.
16,21 dem Mann Recht verschaffe vor Gott. Ein Plädoyer auf Unschuld für einen Freund oder Nachbarn vor dem Richter oder König bei Gericht. Gott sah die Notwendigkeit eines Anwalts voraus und gab ihn in der Person des Herrn Jesus Christus (vgl. 1Tim 2,5; 1Joh 2,1.2).
17,2 Gespött. Die Möchtegern-Berater waren mittlerweile zu Fein- den geworden und zum Grund für Hiobs Tränen (vgl. 16,20). 17,3 verbürge. Er bat Gott um das Versprechen (mit symbolischem Handschlag), dass sein Fall im Himmel gehört würde.
17,4 sie nicht siegen lassen. Die Blindheit von Hiobs Freunden gegenüber seiner Unschuld kam von Gott, deshalb bat Hiob, dass Gott sie in ihren Bemühungen gegen ihn nicht fortschreiten ließe.
17,5 Wer Freunde der Plünderung preisgibt. Der hebr. Begriff bedeutet »Beute«, sodass Hiob davon sprach, einen Freund seinem Feind als Beute zu überliefern.
17,6 zum Sprichwort. Das bezieht sich auf Schande, Vorwürfe und einen extrem schlechten Ruf (vgl. 5Mo 28,37; Ps 69,12). spuckt. Die verächtlichste Handlung, die ein Mensch tun konnte, um jemanden mit Spott und Hohn als böse und unwürdige Person zu kennzeichnen. Hiobs Freunde trugen dazu bei, dass er einen solchen Ruf bekam (V. 7.8).
17,9 Aber der Gerechte wird an seinem Weg festhalten. Hiob und andere gerechte Menschen, die sich in einer ähnlichen Lage befi nden, müssen an ihrer Gerechtigkeit festhalten. Wenn sie das tun, so wusste Hiob, würde das Leiden Stärke hervorbringen (vgl. 2Kor 12,710).
17,10 Hiob war nicht unbelehrbar. Er forderte seine Freunde auf, erneut zu reden, wenn sie etwas Weises zu sagen hätten, jedoch nicht über seine Wiederherstellung, da er am Ende war (V. 11-16).
17,15 Wo ist da noch Hoffnung für mich? Hiobs Hoffnung ruhte allein auf Gott.
17,16 Pforten des Totenreichs. Ein Verweis auf den Tod, der auch vom Herrn in Mt 16,18 gebraucht wurde.
18,1 Wie sein Vorgänger griff Bildad Hiob in seiner zweiten Rede unbarmherzig an (vgl. Kap. 8), indem er ihm sagte, dass er mit seinen Klagen aufhören und sich besinnen sollte (V. 2). Als nächstes verhöhnte er Hiob (V. 3.4). Anschließend folgte eine weitere lange Ausführung über die schlechten Erfahrungen der Gottlosen (V. 5-21).
18,13 der Erstgeborene des Todes. Ein poetischer Ausdruck, der die tödlichste Krankheit meinte, die der Tod je hervorgebracht hatte.
18,14 dem König der Schrecken. Die Personifi zierung des Todes mit all seinen Schrecken für die Gottlosen.
18,21 der Gott nicht kennt. Gemeint ist »kennen« in erlösendem Sinne und wird hier auf einen Ungläubigen angewandt.
19,1 Hiobs Erwiderung auf Bildads zweite Rede war voller Ver- zweifl ung. 19,1 Er begann mit dem gequälten Ausruf, dass seine Freunde unbarmherzige Mentoren geworden waren (V. 2.3) und keine Beziehung zu seinem Umgang mit Sünde hatten, die, wie sie glaubten, Hiob anhaftete (V. 4).
19,5 Hiob meinte, dass er keine Feinde bräuchte, wenn Gott ihm Freunde wie Bildad sandte. Gerechtigkeit meinte er nicht zu fi nden.
19,8 Hiob zählte seine Leiden auf. Gott hatte ihn eingezäunt, bloßgestellt, niedergeworfen und sich gegen ihn gewandt (V. 8-12). Seine Familie und Freunde hatten ihn im Stich gelassen (V. 15-19); er war bemitleidenswert, denn Gottes Hand hatte ihn getroffen (V. 21.22).
19,12 bahnen sich einen Weg gegen mich. Im Altertum hatten Armeen häufi g ihre eigenen Spezialisten, die die Unebenheiten entlang des Weges beseitigten, um ihren Streitkräften die Möglichkeit zum Angriff zu eröffnen.
19,20 Haut … meine Zähne. Das war der Ursprung eines geläufi - gen Slang-Ausdrucks, der sich auf dünne und zarte Haut bezog. Gemeint ist, dass er sich am Rand des Todes befand. Der Verlust seiner ganzen Familie sowie die Anfeindungen seiner Freunde kamen zu den Schrecken der Gottverlassenheit, die ihn befallen hatte, noch hinzu.
19,23 Als Hiobs Verzweifl ung am größten war, schien sein Glau- be am stärksten zu sein, denn er beteuerte zuversichtlich, dass Gott sein Erlöser war. Er wollte, dass diese Zuversicht aufgezeichnet würde, damit jeder sie nachlesen könnte (V. 23.24). Hiob wünschte sich, dass sein Leben in Worte gefasst und »in den Felsen gehauen« würde. Alle sollten erfahren, dass er nicht entsprechend dem Ausmaß seiner Leiden gesündigt hatte. Gott gewährte ihm sein Gebet. Gott war sein Erlöser (vgl. 2Mo 6,6, Ps 19,15; 72,14; Jes 43,14; 47,4; 49,26; Jer 50,34), der ihn am Tag des Gerichts rechtfertigen würde, dann, wenn endgültig Gerechtigkeit geübt wird (vgl. Jer 12,1-3; Joh 5,25.29; Offb 20,11-15).
19,26 Hiob hatte keine Hoffnung mehr für dieses Leben, aber er war sich sicher, dass »nachdem« er gestorben war, sein Erlöser ihn rechtfertigen würde in der Herrlichkeit einer körperlichen (»aus meinem Fleisch«) Auferstehung, in der er eine vollkommene Gemeinschaft mit seinem Erlöser genießen würde. Dass dieser Erlöser Jesus Christus ist, ist die deutliche Botschaft der Evangelien. S. Lk 2,38; Röm 3,24; Gal 3,13; Eph 1,7; Hebr 9,12.
19,28 Schließlich warnte Hiob seine Freunde. Sie müssten mit Bestrafung wegen ihrer Fehleinschätzung seiner Situation und wegen ihrer Anfeindungen gegen ihn rechnen.
20,1 Zophar verdarb erneut alles mit seiner zweiten und letzten Rede (vgl. 11,1-20), in der er ein weiteres Mal Hiob ermahnte, das Schicksal der Gottlosen zu betrachten.
20,5 Gottlosen … Frevler … Stolz. Zophars Worte über den gottlosen, frevlerischen und stolzen Menschen zielten auf Hiob ab. Er würde wie andere schlechte Menschen unter den Konsequenzen seiner Sünde leiden (V. 7-29).
20,11 Die Gottlosen sterben jung.
20,12 Das Böse nimmt alle Freude hinweg. Das deutete an, dass Hiob aufgrund seiner Sünden die Freude fehlte.
20,23 Zophar kam zu dem Schluss, dass der Gottlose wegen sei- ner Sünde nicht nur die Freude verliert, sondern auch unter dem Zorn Gottes steht, der für solche Gottlosigkeit bestimmt ist.
21,1 Hiobs Antwort auf Zophars letzte Rede, die den zweiten Gesprächszyklus beendete, widerlegte die vereinfachenden Gesetze, nach denen die Spötter lebten. Er zeigte auf, dass es den Gottlosen oft gut geht, und da dies stimmte (sie hatten behauptet, dass die Gottlosen nur leiden), konnte vielleicht der Schluss gezogen werden, dass auch die Gerechten leiden. Das warf für ihre Argumentation gegen Hiob ernsthafte Probleme auf. 21,1 Hiob rief seine Freunde auf, zu schweigen und erstaunli- chen und erschreckenden Wahrheiten ihr Ohr zu leihen (V. 1-6), nämlich dass es den Gottlosen wohlergeht (V. 7-13), obwohl sie Gott ablehnen (V. 14.15). Allerdings liegt ihr Glück nicht in ihrer, sondern in der Hand Gottes (V. 16).
21,17 Dieser ganze Abschnitt wiederholt die Behauptungen von Hiobs Freunden über das Gericht der Sünder (vgl. Bildads Aussagen in 18,5.6.18.19). Um diese Sichtweise zu widerlegen, meinte Hiob, dass seine Freunde sich schuldig gemacht hatten, indem sie Gott vorschrieben, wie er mit den Menschen umzugehen habe (V. 22).
21,23 Einige Gottlose leben und sterben im Wohlstand, andere hingegen nicht. Das erklärte das Schematische in der Argumentation seiner Ratgeber für ungültig.
21,27 Wieder bezog sich Hiob auf die Feststellungen seiner Freunde (diesmal besonders auf Zophar s. 20,7). Sie hatten versucht, den Gedanken zu beweisen, dass Sünde auf jeden Fall Leiden nach sich zieht.
21,29 Hiob wusste, dass sie nicht auf ihn hören würden; so schlug er ihnen vor, Reisende zu befragen. Sie würden ihnen erzählen, dass es Gottlosen in diesem Leben manchmal gut geht, dass es aber auch für diese einen Todestag gibt.
21,34 Die prahlerischen Worte der Ratgeber wurden durch Fakten widerlegt.
22,1 – 31,40 Der dritte Gesprächszyklus von Hiob und seinen Freunden, mit Ausnahme von Zophar. 22,1 Bei zunehmender Ratlosigkeit behandelte Eliphas Hiob in seiner letzten Rede auch noch unfair.
22,2 Dieser selbsternannte Berater hob erneut das allmäch- tige Wesen Gottes hervor und behauptete, dass Gott so hoch und alles überragend war, dass er gar kein direktes Interesse an Hiob hatte. Gott würde sich nicht persönlich um seine Klagen und seinen Anspruch auf Rechtfertigung kümmern. Gott hatte keinen Anteil an den Trivialitäten seines Lebens.
22,5 Dieser erbärmliche Tröster klagt Hiob nun auch noch großer Bosheit an; er führt verschiedene Sünden gegen die Menschheit auf und nennt sie als Gründe für Hiobs Problem (V. 10.11).
22,15 Wieder wird das Schicksal der Gottlosen durch den verein- fachenden Gedanken ausgedrückt, dass alles Leid auf Sünde zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu Hiobs Argumentation meinte Eliphas, dass die Gottlosen normalerweise vor ihrer Zeit sterben. Er griff Hiobs Ansicht auf, dass Gott es den Gottlosen wohl ergehen ließ (V. 18a), wies deren Rat aber zurück (V.18b-20).
22,21 Eliphas zeichnete ein Bild der Segnungen, die für Hiob bereit standen, wenn er nur zu Gott zurückkehren und über seine Sünde Buße tun würde (V. 23), was nochmals betonte, dass er nicht an Hiobs Unschuld glaubte (V. 30). »Hör’ mit deinem Gerede und deinen Klagen auf, tue stattdessen Buße und alles wird in Ordnung kommen«, dachte er.
22,24 Ophirgold. Ein Land, in dem es hochwertige Goldvorkom- men gab. Die Lage ist ungewiss (vgl. 1Mo 10,29; Hi 28,16).
23,1 Hiob antwortete Eliphas nicht, indem er seine dritte Re- de widerlegte, sondern er drückte seine Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Gott aus, sodass er Gottes Liebe und Güte erfahren konnte und von ihm die Bedeutung seines Leids erfuhr.
23,3 seinem Sitz. Der Ort richterlicher Entscheidungen.
23,4 die Rechtssache. Hiobs Behauptung, unschuldig zu sein.
23,6 streiten. Hiob wusste, dass Gott nicht mit ihm über Beweise und Zeugenaussagen diskutieren würde, wie um vor Gericht herauszufi nden, wer im Recht ist. Doch wollte er, dass Gott ihm wenigstens zuhörte und ihn als gerechter Richter freisprechen würde, so sicher war er sich seiner Sache (vgl. 1,8; 2,3).
23,8 Obgleich Hiob Gottes Gegenwart nicht wahrnehmen konn- te, glaubte er, dass er zugegen war, und bekräftigte, an der göttlichen Absicht in dieser Prüfung und am Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes festzuhalten (V. 10), welches für ihn die wichtigsten Dinge im Leben waren (V. 11.12).
23,14 Er wird vollenden, was mir bestimmt ist. Hiobs Unter- werfung unter Gottes Souveränität schwankte manchmal, aber dennoch kehrte er immer wieder zu ihr zurück. Das ist die große Lektion dieses Buches: Vertraue dem souveränen Gott, auch wenn du nicht verstehst, weshalb die Dinge im Leben schlecht laufen.
24,1 Hiob meinte, dass es den Gottlosen trotz ihrer Sünde gut geht (Kap. 21). Um dieses Thema zu vertiefen, zählte er die schweren Sünden auf, die in der Welt geschehen, ohne dass Gott scheinbar etwas gegen sie unternimmt (V. 2-17), sodass es den Gottlosen im Allgemeinen wohlergeht und sie ein langes Leben haben. Diese Sünden – Unterdrückung der Waisen, Witwen und Armen sowie Mord, Diebstahl und Ehebruch – werden auch in anderen Teilen des AT angeprangert. 24,1 Zeiten. Hiob glaubte, dass Gott die genauen Zeiten für alle Dinge unter der Sonne kannte (Pred 3,1-8), aber er beklagte die Tatsache, dass Gott sie den Menschen nicht mitteilte.
24,2 Man verrückt die Grenzen. Diese alte Verfahrensweise wird angesprochen in 5Mo 19,14; Spr 22,28; 23,10 – »Verrücke die uralte Grenze nicht.« Korrupte Landbesitzer taten dies häufi g, um ihre Grundstücke zu vergrößern, besonders wenn das Land Witwen gehörte. Der Betrug an Witwen wird vor dem endgültigen himmlischen Gerichtshof verhandelt.
24,7 sie bringen die Nächte zu. Es war eine gängige Praxis, ein äußeres Kleidungsstück als Pfand für entliehenes Geld zu nehmen. Aber das atl. Gesetz verbot es, das Kleidungsstück über Nacht zu behalten, da sich der Besitzer erkälten und krank werden konnte (vgl. 24,10).
24,12 aber Gott achtet nicht auf das Unrecht. Das ist eine bren- nende Anschuldigung von Hiob. Vor menschlichen Gerichten werden die Angeklagten für die meisten dieser Verbrechen an der Menschlichkeit strafrechtlich verfolgt. Hiob sagte im Kern: »Wenn schon irdische Gerichtshöfe die Übertreter bestrafen, warum tut Gott es dann nicht?«
24,18 Erneut bezog Hiob sich auf die Ansichten seiner Ratgeber und sagte, dass alle Gottlosen bestraft werden mussten, wenn dieser Standpunkt richtig war. Aber offensichtlich wurden sie es nicht.
24,22 Hiobs Sichtweise war es, dass ihre Strafe letzten Endes doch noch auf sie wartete (»Sie kommen hoch; aber wenig braucht‘s, so sind sie dahin«). Es entspricht durchaus der Weisheit Gottes, dass Unrecht Wiedergutmachung erfahren sollte; den richtigen Zeitpunkt dafür aber legt allein er selbst fest. Hiob war sich völlig sicher, dass sein Argument nicht zu widerlegen war. 25,1-6 Bildad hielt seine dritte Rede (die letzte Rede der 3 Freunde), in der er die gleiche Theorie erneut darstellte – dass Gott majestätisch und erhaben war (V. 2.3) und der Mensch ein Sünder, insbesondere Hiob (V. 4-6).
26,1 In seiner letzten Rede widerlegte Hiob Eliphas, Bildad und Zophar. 26,1 Hiob reagierte auf Bildads mangelnde Anteilnahme, indem er aufzeigte, dass alle theologischen und verstandesmäßigen Worte seiner Freunde den Kern von Hiobs Not verfehlten und keine Hilfe waren.
26,5 Wie zuvor in Kap. 9 und 12 zeigte Hiob, dass er seinen Freunden in der Beschreibung der Größe Gottes in nichts nachstand. Er verstand sie ebenso gut wie sie. Er beschrieb, wie sie sich manifestierte im Totenreich, hier auch Abgrund genannt (V. 5.6), in der Erde und dem Himmel (V. 7), in dem »Wasser in seinen Wolken« (V. 8-10), im Meer (V. 12) und in den Sternen (V. 13).
26,7 hängt die Erde über dem Nichts auf. Diese Aussage aus sehr früher Zeit war erstaunlich genau, lange bevor in unserer Zeit der wissenschaftliche Nachweis dazu erbracht wurde. Sie lässt die göttliche Verfasserschaft der Schrift erkennen.
26,10 einen Kreis abgesteckt auf der Oberfl äche der Wasser. Das beschreibt die Erde als kreisrunden Globus, eine weitere wissenschaftlich präzise Aussage zu einer Zeit, als noch viele dachten, dass die Erde fl ach sei.
26,11 Säulen des Himmels. Eine Redewendung für die Berge, die scheinbar den Himmel stützen (vgl. Ps 104,32).
26,12 er zerschlägt das Ungeheuer. Wörtl. »Rahab« – vgl. 7,12; 9,13; 26,13. Dieser Begriff scheint verschiedene Dinge zu beschreiben, die verheerenden Schaden anrichten.
26,13 seinen Hauch. Vgl. Hi 33,4. Der Heilige Geist wirkte mächtig in der Schöpfung (vgl. 1Mo 1,2). die fl üchtige Schlange. In bildlicher Sprache wird beschrieben, dass Gott alle Sternbilder seiner Autorität unterworfen hatte (vgl. 26,12). »Flüchtige Schlange« könnte auch mit »gekrümmt« übersetzt werden und bezieht sich auf alle Sterne oder Planeten, die er durch seine Macht kontrolliert.
26,14 das sind die Umrisse seiner Wege. Poetische Sprache erin- nerte Hiobs Berater daran, dass alles, was der Mensch sagen und verstehen kann, nur einen fl üchtigen Einblick in das Handel des allmächtigen Gottes gibt. 27,1-12 Hiob wandte sich von seinen Gedanken über Gott (26,5-14) zur Verteidigung seiner Rechtschaffenheit.
27,2 der mir mein Recht entzogen. Gott erklärte Hiob nicht für unschuldig. Vgl. die Behandlung Christi in Jes 53,8 und Apg 8,33.
27,3 Hiob beteuerte seine echte und unerschütterliche Verpfl ich- tung gegenüber einem Leben in Gerechtigkeit, ganz gleich was passieren mochte. Er wollte nicht mit einem belasteten Gewissen leben (V. 6b). Dies war keine voreilige Behauptung, denn Gott hatte Hiobs Tugend bestätigt (1,8; 2,3).
27,7 Er hätte Gott anrufen können, seine Ankläger zu richten, so wie er die Gottlosen richtet.
27,8 Hiob erinnerte seine Freunde, dass er niemals heucheln wür- de, da er die Konsequenzen kannte.
27,11 Ich will euch über die Hand Gottes belehren. Hiob hatte die Angelegenheit zwischen ihm und seinen Freunden auf den Punkt gebracht. Sie hatten verschiedene Ansichten über göttliche Vergeltung. Darin, dass Gott mächtig, weise und souverän ist, stimmten sie überein. Aber da Hiob wusste, dass er keine Sünde in seinem Leben hegte, die solch enorme Leiden hervorbrächte, war er zu der Annahme gezwungen, dass die vereinfachende Ansicht, alles Leid geht auf Sünde zurück und jegliche Rechtschaffenheit wird belohnt, falsch war. Am Anfang unterstützte Hiob vermutlich selbst diese Sichtweise, an die seine Tröster auch jetzt noch glaubten, doch hatte er erkannt, dass die eingeschränkten Vorstellungen seiner Freunde über das göttliche Handeln dringendst einer Veränderung bedurften; in der Tat waren sie unsinnig. Hiobs Aussagen leiten seine Erläuterungen über Weisheit in Hi 28 ein.
27,13 Hiob wollte klarstellen, dass er nicht abstritt, dass die Gottlosen mit großem Elend bestraft werden.
27,18 Haus wie die Motte … wie die Laubhütte. Beides sind vorübergehende Behausungen, die illustrieren, dass der Gottlose kein langes Leben zu erwarten hat.
27,23 klatscht über ihn in die Hände. Eine spöttische Geste. 28,1-28 Obschon Hiob zustimmte, dass die Gottlosen leiden (27,1323), hatte das keine Bedeutung für seinen Fall, da er gerecht war. Deshalb rief Hiob seine Freunde auf, darüber nachzudenken, ob Gottes Weisheit nicht vielleicht ihr Verständnis überstieg. Das ist das Thema dieses Kapitels. Gottes Weisheit ist nicht durch natürliche oder theoretische Erkenntnis zu erlangen. Was Gott nicht offenbart, können wir nicht wissen.
28,1 Verweise auf Silber, Gold, Kupfer und Saphir. Der Mensch unternimmt enorme Anstrengungen, um diese wertvollen Dinge zu bekommen. Vgl. Spr 2,1-9.
28,12 In diesen Versen wird die Botschaft des Kapitels in der Aussage zusammengefasst, dass keine noch so große Anstrengung, wie z.B. der kräftezehrende Bergbau, Gottes Weisheit hervorbringen wird. In der Welt wird sie weder geschätzt noch gefunden (V. 13.14). Sie kann um keinen Preis erkauft werden (V. 15-19). Weder die Lebenden (V. 21) noch die Toten können sie fi nden (V. 22; vgl. 26,6).
28,16 Ophir. S. Anm. zu 22,24.
28,23 Gott hat Einsicht in ihren Weg, und er kennt ihre Fund- stätte. Im Hinblick auf die vorangegangenen Diskussionen sind das möglicherweise die wichtigsten Gedanken dieses Kapitels. Hiob und seine Freunde hatten Gottes Weisheit in 3 Diskussionszyklen untersucht und waren im Grunde der Wahrheit nicht näher gekommen. Schließlich brachte Hiob es auf den Punkt, dass die göttliche Weisheit, die zur Erklärung seines Leids notwendig war, dem Menschen nicht zugänglich war. Nur Gott kennt alle Seiten, weil er alles weiß (V. 24). Echte Weisheit gehört dem allmächtigen Schöpfer (V. 25.26). Der Mensch kann sie nur erkennen, wenn Gott sie ihm offenbart (vgl. 5Mo 29,28).
28,28 Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit. Im Gegen- satz zu den anderen hatte Hiob eine Verbindung zwischen den Einzelerfahrungen hergestellt. Während die speziellen Kennzeichen der göttlichen Weisheit uns wohl nicht geoffenbart werden, ist es das A und O dieser Weisheit, Gott zu verehren, die Sünde zu meiden (vgl. Ps 111,10; Spr 1,7; 9,10; Pred 12,13.14) und ihm die unbeantworteten Fragen in vertrauensvollem Gehorsam zu überlassen. Alles, was wir tun können, ist, ihm zu vertrauen und zu gehorchen (vgl. Pred 12,13) – das ist genügend Weisheit (die Weisheit von Spr 1,7-2,9). Man wird die Gründe für das Leid im Leben nicht immer erfahren.
29,1 Hiob änderte seine Meinung über seine Sünde nicht, son- dern bestritt weiterhin, dass er diese Schmerzen durch seine Übertretungen verdient hatte. Die Wahrheit seiner Worte in Kap. 28 hatte er noch nicht gänzlich verstanden, deshalb verfi el er wieder in Verzweifl ung und dachte zurück an sein früheres Leben vor den Ereignissen in Hi 1.2, als er noch zufrieden war, weil Gott mit ihm war (V. 5). Gott war noch immer mit ihm, obwohl er den Eindruck hatte, von ihm verlassen zu sein.
29,5 als der Allmächtige noch mit mir war. Hiob fühlte sich von Gott verlassen. Aber Gott würde Hiobs Kritik ansprechen und ihm dadurch beweisen, dass er während dieser ganzen Tortur bei ihm war.
29,6 Milch … Öl. Er hatte die cremigste Milch und das beste Oliven- öl im Überfl uss.
29,7 Tor … meinen Sitz. Dieser Platz in der Gesellschaft war denen reserviert, die in der Stadt führende Positionen innehatten. Hiob war einer von ihnen gewesen, da er ein sehr reicher und mächtiger Mann war.
29,12 den Elenden … die Waise … des Verlorenen … der Witwe. In der Welt des antiken Nahen Ostens wurde die Tugend eines Mannes danach bemessen, wie er die schwächsten und ungeschütztesten Mitglieder der Gesellschaft behandelte. Wenn er diese Personengruppen schützte und sich für sie einsetzte, wurde er als edler Mensch angesehen. Dass Hiob diese Dinge getan hatte, wurde von seinen Anklägern bezweifelt, die die Unterlassung dieser Dinge als Grund für sein Leid anführten (s. 22,1-11).
29,15 Blinden … Lahmen … Armen. Im Gegensatz zu den Anschuldigungen der 3 Freunde ging Hiob in seiner Fürsorge für die Witwen, Waisen, Armen, Behinderten und Misshandelten weiter, als es zu seiner Zeit üblich war.
29,16 die Streitsache … untersuchte ich. Vor ungerechten Ge- richten vertrat Hiob die Schwachen.
29,18 Hiob hatte eine gute Gesundheit, wie ein tief verwurzelter Baum den frischen Tau genoss; er hatte die Erwartung eines langen Lebens mit seiner Familie (»Nest«).
29,21 Hiob erinnerte seine Freunde daran, dass es eine Zeit gab, wo niemand sein Urteil verschmähte – vielmehr suchte man seinen Rat.
29,24 lächelte. Wahrscheinlich eine Anspielung auf eine witzige Bemerkung. Hiobs Wort wurde so geachtet, dass man nicht erkannte, wenn er etwas ironisch meinte, sondern es ernst nahm.
29,25 wie ein König. Hiob war kein König, sondern eine Art hoher örtlicher Beamter wie z.B. ein Bürgermeister. Zur Zeit Hiobs wurden Bürgermeister »Hazannu« genannt; sie führten all die Dinge aus, von denen Hiob in diesem Kapitel sprach.
30,1 Hiob wandte sich ab von der Erinnerung an gute vergange- ne Tage (Kap. 29) und beklagte seine gegenwärtigen Verluste.
30,2 Hiob beschrieb diese Spötter als zügellose Vagabunden, die wegen ihrer Nutzlosigkeit und Bösartigkeit in der Gesellschaft nicht willkommen waren und deshalb aus dem Land vertrieben wurden. Diese niederträchtigen Menschen hatten Hiob zum Gegenstand ihrer gemeinen Belustigung gemacht (V. 9-15).
30,9 ich bin ihr Spottlied. Hiob war ihr Spottobjekt, wohingegen er früher ihre Väter nicht einmal eingestellt hätte, um seine Tiere zu hüten wie Hunde (30,1).
30,16 Hiobs Leben verebbte, Leiden hatten ihn im Griff, seine Knochen schmerzten, nicht nachlassende nagende Qual beherrschte ihn, seine Haut (»Gewand«) hatte sich verändert (V. 30) und er war wie Staub und Asche geworden.
30,20 Das schien das grausamste in seinem Leid zu sein: Gottes Schweigen (V. 21).
30,23 in das Haus, wo alle Lebendigen zusammenkommen. Das Grab.
30,24 Das scheint auszudrücken, dass Gott etwas Mitleid mit ihm haben müsste – so wie Hiob es mit anderen hatte (V. 25) –, um nicht gänzlich vernichtet zu werden. Hiob dachte dies und suchte Hilfe in seinem Elend, doch er empfi ng nur Böses (V. 26).
30,30 Meine Haut … meine Gebeine. Hiob beschrieb die Sympto- me seiner Krankheit (s. 2,7).
31,1 Hiob suchte sich nun verstärkt von den falschen Anschuldi- gungen zu befreien. Er betonte mit Nachdruck, unschuldig zu sein, und forderte Gerechtigkeit. Wenn jemand damals unschuldig war, legte er davon Zeugnis ab, indem er beim König schwor. Dieses Vorgehen war unter Hiobs Nachbarvölkern bei Gerichtsverfahren bekannt. Der wiederholte Gebrauch des Wortes »wenn« beschreibt, was Hiob falsch gemacht haben könnte, im Anschluss werden die möglichen Folgen aufgeführt. Er akzeptierte diese Folgen, wenn er sie verdient hätte. Das stellte Hiobs letzten Versuch dar, sich vor Gott und Mensch zu verteidigen. Hiob war keiner Sünde schuldig in Bezug auf Reinheit (V. 1), Sünde im Allgemeinen (V. 2.3), Wahrheit (V. 5), Begehren (V. 7), eheliche Treue (V. 9), Rechtsangelegenheiten (V. 13), Erbarmen (V. 16-21), materielle Dinge (V. 24.25), falsche Religionen (V. 26.27), Liebe zu Feinden und Fremden (V. 29-32), geheime Sünden (V. 33.34) und geschäftliche Beziehungen (V. 38-40). Er bat Gott, ihm zu antworten (V. 35) und sein Leid zu erklären. 31,1 hatte einen Bund geschlossen mit meinen Augen. Er meinte hier sexuelle Reinheit (vgl. Spr 6,25; Mt 5,28).
31,33 wie Adam. Vielleicht am besten im Sinne von »wie die Menschheit« zu verstehen (vgl. Hos 6,7).
31,35 mein Gegner schreibe eine Klageschrift gegen mich. Hiob wünschte, dass Gott, der alle Aussagen gehört hatte, ein Buch geschrieben hätte, das seinen Willen, seine Weisheit und die Gründe für Hiobs Leid offenbarte. Das hätte ihn von allen Anklagen seiner Freunde befreit.
31,40 Zu Ende sind die Reden Hiobs. Die 3 Gesprächszyklen, die in Hi 3,1 begannen, sind abgeschlossen und Hiob hatte das erste und letzte Wort unter seinen Freunden.
32,1 Ein neuer Gesprächsteilnehmer, der mit den 3 Freunden gekommen war (V. 3-5), stieg in die Diskussion über Hiobs Zustand ein – der jüngere Elihu, der sich mit einem neuen Ansatz dem Problem von Hiobs Leid näherte. Er war verärgert über die anderen 3. Zwar hatte er einige neue Gedanken, ging aber recht hart mit Hiob um. Elihu war zornig, aufgeblasen und wortreich, aber sein Ansatz war erfrischend nach den permanenten Wiederholungen der anderen, auch wenn er keine wirkliche Hilfe für Hiob darstellte. Warum war es nötig, die 4 Reden dieses Mannes aufzuzeichnen und jedem zugänglich zu machen? Weil sie Teil der Geschichte waren, während Hiob darauf wartete, dass Gott sich offenbaren würde (Kap. 38-41).
32,2 Busiters. Elihus Herkunft ließ sich bis zu dem arabischen Stamm Bus zurückverfolgen (vgl. Jer 25,23). Das »Geschlecht Ram« ist unbekannt. 32,6-8 Er hatte es »mein Wissen« genannt (V. 6.10.17), aber eigentlich behauptete er, dass es von Gott inspiriert war (V. 8; vgl. 33,6.33).
33,1 Elihus erste Herausforderung an Hiob begann mit stolzen Behauptungen (V. 1-7), denen Anspielungen auf Hiobs Fragen und Klagen folgten (V. 8-11). Daran schloss sich Elihus Antwort an (V. 12-33).
33,13 Hiob hatte beklagt, dass Gott nicht zu ihm redete. Elihu erin- nerte Hiob, dass Gott seinen Willen und sein Handeln vor niemandem rechtfertigen muss.
33,14 Gott spricht, so behauptete er, durch viele Dinge wie z.B. Träume und Visionen, um Menschen vor bösen und tödlichen Wegen zu bewahren (V. 17.18). 33,18 Grube. Ein Verweis auf das Totenreich (vgl. vv. 21.24.30).
33,19 Hiob hatte beklagt, dass sein Leid unverdient war. Elihu entgegnete dieser Klage, indem er sagte, dass er Gottes Gesandter sei, ein Vermittler, um Hiob zu zeigen, dass Gottes Handeln nicht seltsam war, sondern dass er Leid als Zuchtmaßnahme zulässt, um einen Menschen der göttlichen Gerechtigkeit zu unterwerfen (V. 23) und ihn zur Buße zu leiten (V. 27), damit sein Leben verschont würde (V. 24.28.30). Gott lässt Leiden zum geistlichen Nutzen zu.
33,32 ich wünsche deine Rechtfertigung. Elihu teilte mit, dass er auf Hiobs Seite stand und wünschte, dass sein Anspruch auf Rechtschaffenheit gerechtfertigt würde, deshalb gab er Hiob die Möglichkeit, ihm zu antworten (V. 33).
34,1 Elihu sprach zu Hiob und seinen Anklägern. Sein Ansatz bestand darin, Hiob direkt zu zitieren (V. 5-9) und anschließend auf seine Klagen einzugehen, aber gelegentlich interpretierte er Hiobs Bemerkungen falsch und ein andermal legte er Hiob die Worte der Kläger in den Mund. Das offensichtlichste Beispiel für das letztgenannte Unrecht war in der Aussage zu fi nden, dass Hiob behauptete, sündlos vollkommen zu sein (V. 6). Hiob hatte das nie behauptet; in Wirklichkeit erkannte Hiob seine Sünde an (7,21; 13,26). Elihu wusste es nicht, aber Gott hatte Hiob als rechtschaffen bezeichnet (1,8; 2,3). Als Antwort auf Hiobs Klage, dass Gott ungerecht erschien, erinnerte Elihu ihn, dass Gott zu heilig ist, um etwas Unrechtes zu tun (V. 10); er ist gerecht im Umgang mit den Menschen (V. 11.12), mächtig (V. 13.14), rechtschaffen (V. 17.18), unparteiisch (V. 19.20), allwissend (V. 21.22), der Richter aller Menschen (V. 23) und der Herrscher, der seinen Willen ausführt, um Bösem vorzubeugen (V. 24-30).
34,9 Denn er hat gesagt. Elihu hatte Unrecht. Er legte Hiob Worte in den Mund, die er nie geäußert hatte.
34,23 vor Gott ins Gericht kommt. Diese Worte beziehen sich nicht auf das endzeitliche Gericht, sondern vielmehr auf die allgemeine tägliche Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott. Elihus Argument war es, dass Gott nicht durch die einzelnen Phasen eines Gerichts gehen musste, um zu einem Urteil zu gelangen. Gott »kennt ihre Werke« (34,25).
34,31 Gott wird in seinem Handeln nicht durch die Gedanken des Menschen bestimmt. Er zieht den Menschen nicht einmal zu Rate. Wenn er beschließt, jemanden zu züchtigen, wird er auch entscheiden, wann es genug ist.
34,34 Anscheinend war Elihu überzeugt, dass Hiobs Züchtigung noch andauern musste, da er seine Unschuld nach wie vor gegenüber seinen Anklägern und Gott verteidigte.
35,1 Ein weiteres Mal nahm Elihu Bezug auf Hiobs Klagen. Zuerst bezieht er sich auf das Denken, dass es scheinbar keinen Vorteil hat, gerecht zu sein (V. 3). Das soll Hiob angeblich in 21,15 und 34,9 ausgedrückt haben. Der erste Teil seiner Antwort besagt, dass Hiob keinen Gewinn durch die Sünde oder das Unterlassen derselbigen davonträgt, da Gott so hoch ist, dass alles, was Menschen tun, nur auf Menschen Auswirkungen hat (V. 8), nicht aber auf Gott (V. 5-7). Hiob hatte sich auch beklagt, dass Gott seine Gebete nicht beantwortete, als er in seiner Bedrängnis zu ihm schrie (s. 24,12; 30,20). Betont kühl lieferte Elihu 3 Gründe, warum Hiobs Gebete nicht erhört wurden: Stolz (V. 10.12), falsche Motive (V. 13) und ein Mangel an geduldigem Vertrauen (V. 14). Wieder verfehlten seine theoretischen Gedanken Hiobs Dilemma völlig, da er gerecht war. Elihu hatte nicht mehr Hilfe anzubieten, als die anderen Ratgeber.
35,15 Nun führte Elihu aus, dass Hiob nicht von Gottes vollstän- digem Zorn getroffen worden war, obwohl er ja leiden musste, ansonsten hätte Gott ihn für seine sündigen Reden noch mehr bestraft. Er dachte, dass Gott die Torheit von Hiobs nutzlosen Worten übersehen hatte.
36,1 Elihu stimmte mit den anderen Ratgebern darin überein, dass Hiob gesündigt hatte, selbst wenn seine einzige Sünde in der Art und Weise bestand, wie er Gott in Frage stellte (33,12). Er glaubte, dass sein Leid andeutete, Gott sei ungerecht (34,34-37); er meinte, dass Rechtschaffenheit keine Belohnung habe (35). In seiner letzten Antwort an Hiob konzentrierte er sich vornehmlich auf Gott, nicht auf den Leidenden (V. 2).
36,4 ein Mann mit vollkommener Erkenntnis. Um seinen Aussa- gen Glaubwürdigkeit zu verleihen, stellte Elihu eine haarsträubende Behauptung auf.
36,5 Zu Beginn wiederholte Elihu den Gedanken, dass Gott, ob- schon er Schwierigkeiten sendet, gerecht und gnädig ist (V. 6) und über die Gerechten wacht (V. 7). Er überführt sie der Sünde (V. 8.9), lehrt sie, sich von der Sünde abzuwenden (V. 10), belohnt ihren Gehorsam (V. 11) oder bestraft ihre Widerspenstigkeit (V. 12-14).
36,15 öffnet durch die Not sein Ohr. Das war ein neuer Gedanke, vielleicht der hilfreichste für Elihu. Er reichte über all das hinaus, was darüber gesagt wurde, wie Gott Leid einsetzt, um den Menschen zu züchtigen und zur Buße zu leiten. Er sagte, dass Gott Leid benutzte, um dem Menschen sein Ohr zu öffnen und ihn zu sich zu ziehen. Aber solange Hiob sich beklagte, häufte er Sünde auf, anstatt Gott in seinem Leid zu nahen (V. 16-21).
36,22 Statt zu klagen und Gott zu hinterfragen, wie Hiob es tat und wodurch er sündigte (was Hiob später in 42,6 bekannte), hatte er es nötig, Gott in seinem Leid zu sehen und ihn zu verehren (33,24).
36,26 Wir aber verstehen ihn nicht. Auch wenn man durch die Errettung eine persönliche Beziehung zu Gott hat, liegt seine vollständige Herrlichkeit außerhalb des menschlichen Fassungsvermögens.
36,27 Elihu lieferte ein Bild über Gottes Macht im Sturm.
36,31 er richtet … gibt Speise. Das Wetter kann ein Strafgericht Gottes sein oder die Ursache für eine überreiche Getreideernte.
37,5 Er beschrieb Gottes Macht, wie sie sich in einem kalten Win- ter ausdrückt. Die Stürme und harten Winter erinnern uns an schlimme Ereignisse in der Welt, die Gottes guten Absichten entweder als »Rute« oder »Wohltat« dienen (37,13).
37,14 Diese Worte beziehen sich auf den Himmel, nachdem Stürme und Winter vorübergezogen sind, das Sonnenlicht durchbricht, ein warmer Wind weht und der Himmel aufklart.
37,19 In diesem Abschnitt erinnerte Elihu Hiob, dass er still sein und nicht mit Gott hadern soll. Der Mensch kann die Wunder der Macht Gottes und seine Absichten nicht erklären. Was ein Mensch gegen Gottes Pläne zu sagen hat, ist der Worte nicht wert und kann Gericht über ihn bringen.
37,21 Die Torheit, Gott sein Handeln vorzuschreiben, illustriert Elihu mit dem Blick in die goldene Sonne an einem strahlenden Tag (V. 21.22). Wir können Gott in seiner großen Herrlichkeit nicht gegenübertreten; wir sind nicht einmal fähig, die von ihm geschaffene Sonne zu sehen (V. 21).
37,24 er aber sieht keinen an. Gott ist der gerechte Richter, der sich nicht bestechen lässt, der im Gericht niemanden bevorzugt. In seiner Schlussrede wies Elihu Hiob und den Leser auf Gott hin, der am Ende bereit war, zu reden (38,1).
38,1 Hiob hatte einige Anschuldigungen gegen Gott erhoben; nun erschien Gott und bat zum ersten Verhör. Gott hatte seinen Gerichtstag mit Hiob. 38,1 der HERR. Der Name Jahwe, der Bundesgott, wurde im Prolog des Buches für Gott benutzt, wo dem Leser Hiob und seine Beziehung zu Gott vorgestellt wurde. In den Kapiteln 3-37 wird der Name Jahwe nicht verwendet. Gott wird El Schaddai genannt, Gott der Allmächtige. In diesem Buch wird diese Änderung zur Veranschaulichung der Tatsache benutzt, dass Gott weit entfernt ist. Die Beziehung wurde wiederhergestellt, als Gott sich selbst Hiob offenbarte und seinen Bundesnamen gebrauchte. aus dem Gewittersturm. Hiob hatte Gott wiederholt zu einem Treffen im Gerichtssaal aufgefordert, um seine Unschuld zu bestätigen. Schließlich kam Gott, um Hiob hinsichtlich einiger seiner Aussagen zu verhören, die er gegenüber seinen Anklägern geäußert hatte. Gott stand im Begriff, Hiob zu rehabilitieren, aber zuerst führte er Hiob zu einem richtigen Verständnis über Gott.
38,2 Hiobs Worte hatten nur noch mehr Verwirrung in die Angele- genheit gebracht, die durch nutzlose Berater bereits verworren war.
38,3 Ich will dich fragen. Gott brachte Hiobs vermessene Fragen zum Schweigen, indem er ihn befragte. Es muss bemerkt werden, dass Gott Hiob nicht über den Grund seines Leidens unterrichtete, über die Auseinandersetzung zwischen ihm und Satan im Himmel, dem Ausgangspunkt für Hiobs Unglück. Zu keiner Zeit klärte er Hiob über die Umstände seiner Schwierigkeiten auf. Bei allem, was er sagte, tat Gott eins: Er fragte Hiob, ob er ebenso ewig, groß, mächtig, weise und vollkommen sei wie Gott. Wenn nicht, so hätte Hiob besser schweigen und ihm vertrauen sollen.
38,4 Gott fragte Hiob, ob er wie Gott an der Schöpfung beteiligt war. Das war eine vernichtende demütigende Frage, die nur mit »nein« beantwortet werden konnte. 38,4 Bei der Beschreibung der Schöpfung wird eine Sprache wie bei einem Bauwerk verwendet.
38,7 Morgensterne … Söhne Gottes. Die Engelswelt, Gottes dienstbare Geister.
38,8 Gottes Macht über das Meer wird beschrieben, als er die Kontinente bildete sowie die schweren Wolken, die ihr Wasser aus dem Meer erhalten und über dem Land abregnen.
38,12 Der Sonnenaufgang, der das Licht über die Erde ausbrei- tet, deckt die Gottlosen auf, wie das Ausschütteln der Tischdecke Schmutz zum Vorschein bringt.
38,14 Siegelton. Auf Tontafeln geschriebene Dokumente wur- den mit persönlichen Siegeln versehen, auf denen der Name des Besitzers stand. Der hebr. Begriff hier lautet »verwandeln«. Er beinhaltet den Gedanken, dass die Erde verwandelt oder wie ein zylindrisches Siegel über den weichen Ton gerollt wird. Solch rollende Zylindersiegel wurden in Babylon gefunden. Das spricht von der Erde, die um ihre Achse rotiert, eine erstaunliche Aussage, die im Altertum nur Gott machen konnte. Die Morgenröte schob sich über die rotierende Erde.
38,15 ihr Licht. Das Licht der Gottlosen ist Finsternis, weil sie dann ihre bösen Werke tun. Der Sonnenaufgang beraubt sie der Gelegenheit, ihre Taten zu verüben, und hält ihren zum Schaden erhobenen Arm auf. War Hiob zugegen, als Gott das Licht schuf (V. 21)?
38,22 Vorratskammern. Die Vorratskammern dieser Elemente sind die Wolken.
38,31 Siebengestirns … Orion … Zeichen des Tierkreises … Großen Bären. Sternenbilder (vgl. Hi 9,9).
38,33 Gesetze des Himmels. Die Gesetze und Kräfte, die den Lauf aller Himmelskörper regeln.
38,36 Weisheit … Verstand. Das trifft den wahren Kern der Sache. Die Weisheit Gottes, die das Weltall erschuf und aufrechterhält, ist auch in Hiobs Leid am Werk. S. auch 39,17.
38,39 Gott stellte Hiob die demütigende Frage, ob er das Tierreich kontrollieren könnte. Hiob musste sich zunehmend weniger wichtig vorkommen unter der vernichtenden Anklage, die ein solcher Vergleich mit Gott beinhaltete.
39,5 Wildesel. Eine Eselsart.
39,13 Straußin. Diesem Vogel, der seine Eier in den Sand legt, mangelt es an Verstand. Gott hat der Straußin keine Weisheit gegeben. Sie ist beinahe ein Bild von Hiob, der eine Mischung aus Torheit und Stärke ist (V. 18).
39,19 Ein ausgezeichnetes, anschauliches Bild vom Kriegspferd.
40,2 Gott forderte Hiob heraus, alle ihm gestellten Fragen zu beant- worten. Für Gott war es nicht wichtig, die Antworten zu erfahren, aber Hiob sollte seine Schwäche, Unterlegenheit und Unfähigkeit eingestehen, dass selbst schon ein Versuch, Gottes grenzenlosen Verstand zu begreifen, unsinnig war. Gottes Weisheit ist so sehr überlegen, seine souveräne Kontrolle über alle Dinge so vollkommen, dass dies alles war, was Hiob wissen musste.
40,3 Hiobs erste Reaktion war: »Ich bin schuldig. Ich werde nichts mehr sagen.« Er wusste, dass er am Allmächtigen nichts hätte aussetzen sollen. Er hätte nicht auf sein eigenes Verständnis bestehen sollen. Er hätte nicht denken sollen, dass Gott ungerecht ist. So blieb ihm am Schluss nichts anderes übrig, als zu schweigen.
40,6 Als hätte das erste Verhör nicht ausgereicht, begann Gottes zweites Verhör von Hiob in gleicher Weise, nur konzentrierte es sich dieses Mal auf zwei einzigartige Tiere aus Gottes Schöpfung: den Behemoth (40,15-24) und den Leviathan (40,25-41,26), zwei mächtige und Furcht erregende Geschöpfe, die alles Überwältigende, Unkontrollierbare und Erschreckende in dieser Welt verkörperten. Der Mensch kann sie nicht kontrollieren, nur Gott.
40,8 Gott überschüttete Hiob mit einem weiteren Schwall ver- nichtender Tadel, in denen er darüber spottete, dass Hiob Gott in Frage stellte. Er sagte Hiob, dass er die Rolle Gottes übernehmen sollte (V. 914), wenn er an Gottes statt wirklich zu wissen glaubte, was das Beste für ihn sei (V. 8).
40,15 Behemoth. Während dieser Oberbegriff im AT häufi g für große Landtiere benutzt wird, weist die Beschreibung dieses Abschnitts auf ein außergewöhnliches Geschöpf hin. Aufgrund der Details in V. 1924 dachte man an das Nilpferd. Jedoch stimmt der kurze Schwanz des Nilpferds kaum mit V. 17 überein, wo das Wort Schwanz auch mit »Rüssel« übersetzt werden kann. Es könnte sich auch auf einen Elefanten beziehen, den man als »Erstling der Wege Gottes« betrachten konnte und den nur Gott zu beherrschen fähig war (V. 19). Einige glauben, dass Gott sein eindrucksvollstes Landtier beschrieb, die Spezies der Dinosaurier, auf die alle Merkmale passten.
40,23 Gott sagte nicht, dass dieses Geschöpf im Jordan lebte, son- dern vielmehr benutzte er den Jordan, den Hiob kannte, um zu illustrieren, wie viel Wasser dieses Tier aufnehmen konnte. Es konnte den Jordan in sich aufnehmen! Das Bild ließ auf etwas von gigantischem Ausmaß und bedrohlicher Kraft schließen.
40,25 Leviathan. Dieser Begriff taucht in 4 weiteren atl. Texten auf (Hi 3,8; Ps 74,14; 104,26; Jes 27,1). In allen Fällen spricht der Leviathan von einem mächtigen Geschöpf, dem nur Gott gewachsen ist, nicht aber der Mensch. Da diese Kreatur im Meer lebte (Ps 104,26), könnte man an eine Art Seeungeheuer, vielleicht an einen Dinosaurier denken. Manche meinen, dass es ein Krokodil war, das einen Schuppenpanzer als Haut (V. 41,7) und ein Maul mit Furcht erregenden Zähne (V. 41,6) besitzt und sich im Wasser schnell fortbewegt (V. 41,24). Doch Krokodile sind keine Meerestiere, dieses ist aber deutlich eins (V. 41,23). Einige haben daher an einen Killer-Wal oder einen weißen Hai gedacht, weil es das absolut höchste unter allen stolzen Tieren war (V. 41,26). Es könnte auch ein im Meer lebender Dinosaurier gewesen sein.
40,28 Wird er einen Bund mit dir schließen? »Hat es diese riesi- ge Kreatur aus irgendeinem Grund nötig, sich mit dir zu einigen, Hiob? Kannst du sie beherrschen?«, fragte Gott.
41,2 wer aber kann vor mir bestehen? Das war die entscheiden- de Frage, die in den Passagen über den Behemoth und Leviathan gestellt wurde. Gott schuf diese Ehrfurcht gebietenden Kreaturen, und seine Macht ist weitaus größer als ihre. Wenn Hiob vor ihnen nicht bestehen konnte, wie wollte er dann mit Gott rechten? Er wäre besser dran, wenn er mit einem Dinosaurier oder einem Killer-Hai kämpfen würde.
41,3 Gott hat es nicht nötig, irgendetwas zu kaufen; ihm gehört schon alles. Paulus zitierte diese Stelle in Röm 11,35.
42,1 Zum Schluss bekannte Hiob und tat Buße. Nach wie vor wusste er nicht, weshalb ihm so schweres Leid widerfuhr, aber er hatte sich über Gottes Weisheit und Gerechtigkeit beklagt, hatte beides in Frage gestellt und Gott somit herausgefordert. Er wurde zu äußerster Demut geführt und vom Ausmaß der Größe Gottes erdrückt, sodass ihm nun nur Buße über seine Vermessenheit blieb. Ohne Antwort auf all seine Fragen zu erhalten, beugte Hiob sich ruhig in demütiger Unterwerfung vor seinem Schöpfer und erkannte Gottes Souveränität an (vgl. Jes 14,24; 46,8-11). Für die Botschaft des Buches ist es sehr wichtig, dass Hiob noch unter seiner Krankheit litt, ohne Kinder und Besitz war und Gott nichts an seiner Lage verändert hatte (außer die mittlerweile demütige Herzenshaltung seines Knechtes). Satans Anschuldigungen gegen Hiob hatten sich als völlig unhaltbar erwiesen, ebenso war seine Vorstellung widerlegt, dass er echten errettenden Glauben zerstören könnte; Hiobs Gefährten lagen absolut falsch mit ihren Anklagen gegen ihn. Aber das Schwerwiegendste war, dass Hiob mit seinen Anschuldigungen gegen Gott Unrecht hatte. Er drückte sein schmerzliches Bedauern aus, dass er Gottes Willen nicht einfach akzeptiert hatte, ohne derart unqualifi zierte Klagen und Fragen hervorzubringen.
42,3 dich fragen … du belehre mich. Zweimal spielte Hiob auf Aussagen an, die Gott geäußert hatte, als er Hiob verhörte. Die Erste lautet: »Wer verfi nstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis?« (38,2), und hatte Hiobs Stolz und Überheblichkeit hinsichtlich des göttlichen Ratschlusses angeklagt. Die Zweite: »Höre nun, ich will reden; ich will dich fragen, und du belehre mich!« (38,3; 40,7), hatte Gottes richterliche Befugnis ausgedrückt, Antworten von seinem Ankläger Hiob zu fordern. Die beiden Zitate zeigen, dass Hiob die göttliche Zurechtweisung verstanden hatte.
42,5 ich hatte von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Zum Schluss sagte Hiob, dass er Gott verstehen würde, den er mit den Augen des Glaubens erblickt hatte. Niemals zuvor begriff er Gottes Größe, Majestät, Souveränität und Unabhängigkeit so wie in diesem Moment.
42,6 tue Buße in Staub und in Asche. Alles, was er machen konn- te, war, Buße zu tun! Die Asche, in der der gebrochene Mann saß, hatte sich nicht verändert, sehr wohl aber das Herz von Gottes leidendem Knecht. Hiob musste nicht Buße über Sünden tun, derer er von Satan oder seinen Anklägern beschuldigt wurde. Aber Hiob war dem Herrn gegenüber vermessen und beschuldigte ihn der Ungerechtigkeit, wofür Hiob sich selbst in einer Weise hasste, die nach Zerbrochenheit und Buße verlangte.
42,7 Der Text geht von der in 3,1 begonnenen poetischen Form wieder zur Prosa über. 42,7 ihr habt nicht recht von mir geredet. Gott rehabilitierte Hiob, indem er sagte, dass Hiob recht über ihn geredet hatte, als er die Irrtümer seiner Freunde zurückwies. Sie wurden nun für ihre Gefühllosigkeit und Überheblichkeit getadelt. Dies bedeutet nicht, dass alles, was sie gesagt hatten, falsch war, aber sie hatten ebenso falsche Ansichten über Gottes Wesen und sein Handeln geäußert wie irrige Behauptungen über Hiob.
42,8 sieben Jungstiere und sieben Widder. Diese Zahl an Opfer- tieren wurde in 4Mo 23,1 vom Propheten Bileam angegeben; so war es vielleicht eine traditionelle Art von Brandopfer für Sünde. 42,8 Ebenso wie Gott Hiob gnädig war, erwies er auch Hiobs Freunden Gnade durch Opfer und Gebet. An dieser Stelle weist das Buch auf die Notwendigkeit eines Opfers für Sünde hin, was durch den Herrn Jesus Christus erfüllt wurde, der sich selbst als Opfer für Sünde gab und sich nun für immer für uns verwendet (vgl. 1Tim 2,5). Vor der levitischen Priesterschaft agierten häufi g Familienoberhäupter als Priester; sie brachten Opfer dar und hielten Fürsprache im Gebet.
1,1 Dieser Weisheitspsalm dient als Einleitung für den gesamten Psal- ter. Sein Thema ist so umfassend wie die ganze Bibel, denn hier geht es um Menschen, Wege und ewige Schicksale (für eine bedeutende Parallele s. Jer 17,5-8). In zwei kontrastierenden Zyklen ordnet Ps 1 alle Menschen ihren jeweiligen geistlichen Kategorien zu: I. Die Beobachtung zeigt, dass sich alle Menschen sittlich in zwei Gruppen einteilen lassen (1,1-4) A. Ein Bild der Gottesfürchtigen (1,1-3) B. Ein Bild der Gottlosen (1,4) II. Die Konsequenzen zeigen, dass sich alle Menschen juristisch in zwei Gruppen einteilen lassen (1,5.6) A. Das Versagen der Gottlosen (1,5) B. Die Früchte der Lebensstile (1,6) 1. Die Anerkennung der Gottesfürchtigen (1,6a) 2. Das Verderben der Gottlosen (1,6b) 1,1 Wohl dem. Aus Sicht des Einzelnen ist das die tief verwurzelte Freude an Gott; aus Sicht der Gemeinschaft der Gläubigen bezieht sich das auf die Gnade der Erlösung (vgl. die Segnungen und Flüche von 5Mo 27,11 – 28,6). nicht wandelt … noch tritt … noch sitzt. Der »Glückselige« (vgl. Mt 5,3-11) wird zunächst als jemand beschrieben, der Verbindungen wie diese meidet, die Beispiele sind für die verderbliche Kraft der Sünde.
1,2 seine Lust … am Gesetz. Nun wechselt die Perspektive zu einer positiven Beschreibung; der geistlich glückselige Mensch ist davon charakterisiert, dass er beständig über Gottes Wort nachsinnt und es verinnerlicht, was ihm sittliche Wegweisung gibt und Gehorsam verleiht.
1,3 wie ein Baum. Da in Israel ein sehr trockenes Klima herrschte, war im AT ein saftiger Baum ein passendes Symbol für Segen. gepfl anzt. Wörtl. »verpfl anzt«. Bäume pfl anzen sich weder selbst, noch verpfl anzen Sünder sich selbst ins Reich Gottes. Die Errettung ist ein Wunderwerk der Gnade (vgl. Jes 61,3; Mt 15,13). Doch besteht die echte Verantwortung, die reichhaltigen Ressourcen Gottes auf sich anzuwenden (vgl. Jer 17,8), was letztlich zur Fruchtbarkeit führen wird.
1,4 Nicht so die Gottlosen. Ein abrupter Kontrast, »ganz anders die Gottlosen …«. Spreu. Ein im AT häufi g verwendetes Bild aus der Erntezeit, das etwas Substanzloses, Wertloses beschreibt, das nur weggeworfen werden kann.
1,5 Darum … nicht bestehen. »Darum« leitet die starke Schlussfol- gerung ein, dass der Gottlose beim Gericht Gottes nicht bestehen kann.
1,6 der HERR kennt. Hier geht es um weit mehr als Wissen; der Herr »weiß« alles. In diesem Zusammenhang bezieht sich das auf die persönliche Beziehung Gottes zu den Gerechten, den Seinen (im Gegensatz zu Mt 7,23; vgl. 2Tim 2,19). der Weg der. Die Wiederholung dieses Ausdrucks knüpft an das Bild des »Weges« an, das für diesen Psalm so charakteristisch ist. Der Ausdruck bezeichnet den gesamten Verlauf des Lebens, d.h. die Lebensweise. Diese zwei unterschiedlichen Wege führen hier letztlich zum Leben oder zum Tod, so wie in 5Mo 30,19; Jer 21,8; vgl. Mt 7,13.14. führt ins Verderben. Eines Tages wird der Weg des Gottlosen im Verderben enden; eine neue Ordnung kommt, und das wird eine gerechte Ordnung sein. Deshalb beginnt Ps 1 mit dem glückseligen Menschen und endet mit denen, die »verderben« (vgl. Ps 9,5, 6; 112,10).
2,1 Manchmal wird behauptet, Ps 2 bilde gemeinsam mit Ps 1 die Einleitung des Psalters (vgl. »wohl dem« bzw. »wohl allen« in 1,1 und 2,12). Außerdem erklärt Ps 1 anscheinend die verschiedenen »Wege« der Einzelnen, während Ps 2 dies anschließend auf die Nationen anwendet. Dieser Psalm wird normalerweise »königlich« genannt und hat eine lange Geschichte messianischer Interpretation. Obgleich er keinen Titel hat, trägt er anscheinend die Handschrift Davids. Er bewegt sich fl ießend vom kleineren David über die davidische Dynastie hin zum großen David – Jesus Christus. Psalm 2 wirft seinen poetischen Lichtstrahl fortschreitend auf 4 lebhafte Szenen der gegen Gott rebellierenden Menschheit: I. Szene 1: Menschliche Rebellion (2,1-3) II. Szene 2: Gottes Reaktion (2,4-6) III. Szene 3: Gottes Herrschaft (2,7-9) IV. Szene 4: Menschliche Verantwortung (2,10-12) 2,1 ersinnen … Nichtiges. Das ist die Ironie der Verdorbenheit des Menschen – er ersinnt, plant und konspiriert Nichtigkeiten (vgl. Ps 38,12; Spr 24,2; Jes 59,3.13).
2,2 gegen … gegen. Die Nation und Völker richten unter ihren Königen und Herrschern (V. 1) ihre Feindseligkeit gegen den Herrn und seinen Gesalbten. Mit diesem geweihten und beauftragten vermittelnden Repräsentanten Gottes ist im nahen Sinne David und im letztendlichen Sinne der Messias, d.h. Christus, gemeint (vgl. Apg 4,25.26).
2,3 ihre Bande … ihre Fesseln. Die meuternde Menschheit ver- steht nicht, dass dies Gottes Bande der Liebe sind (Hos 11,4) und sieht sie stattdessen als fesselndes Joch an (Jer 5,5).
2,5 Dann. Nachdem Gott sie mit dem Lachen göttlicher Gering- schätzung verspottet hat, spricht und handelt Gott gemäß seines vollkommenen ausgewogenen Zorns. 2,6 Ich habe … eingesetzt. Ihre armselige Provokation (V. 3) wird von dieser vollmächtigen Ankündigung beantwortet. Sie ist bereits so gut wie ausgeführt: Gottes König wird auf dem höchsten Berg Jerusalems auf dem Thron sitzen.
2,7 Ich will den Ratschluss des HERRN verkünden. Der einge- setzte Mittler zitiert nun die Inthronisationsordnung, die der Herr zuvor verfügt hat. Du bist mein Sohn. Das erinnert an 2Sam 7,8-16 als Grundlage für den davidischen König. Es ist auch der einzige Hinweis im AT auf die Vater-Sohn-Beziehung in der Dreieinigkeit. Diese Beziehung wurde in der ewigen Vergangenheit geplant und in der Fleischwerdung verwirklicht und bildet somit einen wichtigen Bestandteil des NT. heute habe ich dich gezeugt. Das drückt die Vorrechte der Beziehung aus mit ihrer prophetischen Anwendung auf den Sohn – den Messias. Dieser Vers wird im NT in Bezug auf die Geburt Jesu (Hebr 1,5.6) und auf seine Auferstehung (Apg 13,33.34) als letztendliche Erfüllung zitiert.
2,9 Du sollst. Die erhabene Souveränität des »Königs der Könige« wird in ihrer unterjochender Macht beschrieben. Das »Zepter« ist im Hebräischen dasselbe Wort wie der »Hirtenstab«. Im Denken des antiken Orients verschmolzen der Dienst von Hirten und von Königen oft zu einem Gesamtkonzept (vgl. Mi 7,14).
2,10 Der Tonfall dieser Verse überrascht. Statt sofortigen Gerichts bieten der Herr und sein Gesalbter in ihrer Gnade eine Gelegenheit zur Buße. Fünf Gebote legen der rebellierenden Menschheit Verantwortung auf.
2,12 Küsst den Sohn. Diese Handlung symbolisiert Ergebenheit und Unterwerfung (vgl. 1Sam 10,1; 1Kö 19,18). Das Wort für »Sohn« ist hier nicht das hebräische Wort für »Sohn«, das in V. 7 verwendet wurde, sondern vielmehr dessen aramäische Entsprechung (vgl. Dan 7,13). Dieser Ausdruck ist besonders passend für diese Gebote, die sich an die »Nationen« richten (V. 1). umkommt auf dem Weg. Diese Worte greifen das Hauptanliegen von Ps 1 auf.
3,1 Dieser Psalm vermischt Klage mit Zuversicht. Insgesamt ent- wickelt er sich zu einer Vorlage für Lobpreis, Frieden und Gebet inmitten von Belastungen. Im Laufe der Entfaltung durch 3 zusammen hängende historische Phänomene teilt David sein theologisches »Geheimnis« mit, wie er auch angesichts von Widrigkeiten Gewissheit haben konnte. I. Die Notlage des Psalmisten (3,1-3) II. Der Frieden des Psalmisten (3,4-7) III. Das Gebet des Psalmisten (3,8.9) 3,1 Der erste von 73 Psalmen, die im Titel David zugeschrieben wer- den. Weitere Hinweise verbinden ihn mit der Geschichte Absaloms (2Sam 15-18), obwohl viele seiner Merkmale eher Verfolgung im Allgemeinen beschreiben.
3,2 zahlreich … viele … viele. Der Psalmist stimmt den Psalm wegen seiner vielfältigen Mühsale in Moll an.
3,3 keine Hilfe … Aber du … ein Schild um mich. Zwischen der beschriebenen Situation und der Zuversicht des Psalmisten besteht ein großer Kontrast. Davids Einstellung und Ausblick umfasst die Theologie, die Paulus in Röm 8,31 zusammengefasst hat. Psalm 3 führt außerdem die Sprache von Gotteskämpfern ein (vgl. 2Mo 15 als Hintergrund).
3,6 Ich legte mich nieder und schlief. Da er Gottes bewahrenden Schutz kannte, konnte David sich in den schlimmsten Umständen entspannen.
3,8 Steh auf, o HERR! Ein Schlachtruf zu Gott, dass er eingreifen und seine Soldaten vor dem Feind verteidigen möge (vgl. 4Mo 10,35; Ps 68,1).
3,9 Bei dem HERRN ist die Rettung. Damit ist eine breit angelegte, alles umfassende Rettung gemeint, sowohl in zeitlicher als auch in ewiger Hinsicht.
4,1 Ps 3 und 4 entsprechen einander in bestimmter Hinsicht. Ps 3 wird z.B. manchmal als ein Morgenpsalm bezeichnet (vgl. 3,6), während Ps 4 als Abendpsalm bezeichnet wurde (vgl. 4,9). In beiden Psalmen wird David von Leid, Ungerechtigkeit und Unterdrückung bedrängt. Außerdem beschreibt Ps 4 die sich verändernden Einstellungen des Anbeters in seinen allerschwierigsten Umständen. David schreitet auf dem Weg des Gebets und Vertrauens auf Gott voran und bewegt sich dabei von Angst zu Zuversicht. Am Ende eines weiteren Tages der Drangsal, des Schmerzes und der Verfolgung trifft David drei Aussagen, die schließlich zu einem Punkt gesegneter Entspannung münden: I. Gebet zu Gott um Bewahrung (4,2) II. Aufforderung der Feinde zur Buße (4,3-6) III. Lob Gottes für eine wahre Perspektive (4,7-9) 4,1 Psalm 4 leitet die erste von 55 Anweisungen an den Vorsänger, Kapellmeister oder Oberaufseher des Gottesdienstes in den Psalmtiteln ein. Weitere Anweisungen sind in dem Hinweis enthalten »mit Saitenspiel«. Der Vorsänger sollte bei dieser Gottesdienstfeier also den großen Chor und die Saiteninstrumente leiten.
4,2 du Gott meiner Gerechtigkeit. Das Eingreifen Gottes ist letzt- endlich nicht im Psalmisten, sondern in Gott begründet. Zur Vereinigung mit Gottes Gerechtigkeit aufgrund seiner Gnade s. Jer 23,6 (vgl. 1Kor 1,30). Bedrängnis. Das ist in den Psalmen ein wichtiger Ausdruck für Situationen, die Versuchungen und Erprobungen mit sich bringen. Das Wort beschreibt die Not des Psalmisten als Engegefühl, d.h. als schmerzliche Einschränkung. Mit seinem Bezeugen der historischen Errettung durch Gott (»hast du mir Raum gemacht«) vermittelt er das Bild, dass sein Herr ihm Raum bzw. Platz verschafft hat. 4,3.4 Gottes Plan für David (V. 3) steht im krassen Gegensatz mit dem Plan Gottes für seine Feinde (V. 2). Das atl. Wort für »getreu« oder »gottesfürchtig, fromm« bringt am besten zum Ausdruck, dass jemand von Gottes Gnade gesegnet ist.
4,5 Erzittert und sündigt nicht! In diesem Zusammenhang be- deutet diese Ermahnung, aus Furcht vor dem Herrn zu erzittern, sodass man nicht sündigt (vgl. Jes 32,10, 11; Hab 3,16).
4,6 vertraut. Dieser Befehl stammt von der wichtigsten atl. Wortfa- milie für Glaubensentschlossenheit.
4,7 Die spottenden Skeptiker werden dadurch zum Schweigen ge- bracht, dass der Psalmist bezeugt, dass er aufgrund Gottes persönlichen Segens ruht.
4,9 sicher wohnen. Das Wort »sicher« leitet ein Wortspiel ein, das auf den Begriff »vertrauen« in V. 6 zurückgeht. David zeigt inmitten seiner Krise völliges Vertrauen auf Gott.
5,1 Psalm 5 ist eigentlich eine Klage mit Elementen einer Un- schuldserklärung und zuversichtlichem Gebet um Schutz. David stand in der Gegenwart des Herrn, als er seine Feinde vor seinem Gott aufzählte. Seine Gebete haben zwei Hauptanliegen: »Hilf mir und strafe sie!« Daher gliedern sich Davids Gebete um Gottes Eingreifen und seine Verwünschungen in zwei Kontrastzyklen, in welchen die Feinde Gottes von den Kindern Gottes unterschieden werden. I. Zyklus 1: Theologischer Kontrast zwischen Vergeltung und Versöhnung (5,1-8) A. David betet um Gottes Eingreifen (5,2-4) B. David erklärt sein Gebet um Gottes Eingreifen (5,5-9) II. Zyklus 2: Praktischer Kontrast zwischen dem Widerspenstigen und dem Anbeter (5,10-13) A. Davids betet sein Verwünschungsgebet (5,11a-c) B. David erklärt sein Verwünschungsgebet (5,10.11d-13) 5,1 Während sich die Anweisungen für den Vorsänger in Ps 4 auf eine Begleitung durch Saiteninstrumente beziehen, soll Ps 5 beim gemeinschaftlichen Gottesdienst von einer Flöte begleitet werden (vgl. 1Sam 10,5; 1Kö 1,40; Jes 30,29).
5,2 Vernimm. Diese Aufforderung stammt von dem Wort für »Ohr« und hat seinen Platz neben der parallelen Bitte, dass Gott seine Aufmerksamkeit auf den Bittenden und seine Leiden richten möge (Ps 17,1; 55,1.2).
5,3 mein König und mein Gott. David war vielleicht der gesalb- te theokratische König auf Erden, aber ihm war völlig klar, dass der letztendliche König von ganz Israel und der ganzen Erde Gott ist (zu Gottes bedingtes Gewähren eines vermittelnden Königtums s. 1Sam 8,19ff.).
5,4 in der Frühe … in der Frühe. Aufgrund dieser Ausdrücke wur- de dieser Psalm von vielen als Morgenpsalm bezeichnet (vgl. Ps 3; 5,3).
5,5 nicht … nicht … nicht … hasst … vertilgst … verabscheut. Auf diese 3 negativ ausgedrückten Beschreibungen folgen 3 ohne Umschweife ausgedrückte Bekräftigungen. Das offenbart Gottes vollkommenen Gerechtigkeitsmaßstab sowohl im Prinzip als auch in der Praxis.
5,8 Der Psalmist unterscheidet sich deutlich von seinen Feinden. Sie sind hochmütig; er ist demütig.
5,9 Nach dem »Fuß«-Problem des Menschen, beschreibt David nun das »Mund«-Problem und wendet es insbesondere auf seine böse redenden Feinde. Die Sprüche zielen besonders darauf ab, die Tödlichkeit der geistlichen »Fuß- und Mundkrankheit« aufzuzeigen, d.h. des Wandels und des Redens. Paulus zitiert diese Aussagen von Ps 5,9 in seiner Liste in Röm 3,13, die 14 schreckliche Merkmale der verdorbenen Menschheit umfasst. 5,9 leite mich … ebne deinen Weg. Jünger sollen auf Gottes We- gen wandeln und seinen Anweisungen für ihr Leben gehorchen, aber sie sind völlig von seiner Gnade abhängig, um verantwortlich Fortschritte erzielen zu können (vgl. Ps 119,1-5.26.27.30.32.33).
5,11 David betet dafür, dass die Gottlosen so enden mögen, wie es Gottes offenbartem Gerechtigkeitsmaßstab entspricht (5Mo 25,1). Diejenigen hingegen, die durch die Gnade des Herrn als gerecht angesehen werden, nötigt er, sich an seinen Segnungen zu freuen.
6,1 Hier scheint es sich um eine sehr heftige Klage zu handeln, denn David ist offenbar schlafl os. Seine Umstände scheinen hoffnungsund hilfl os zu sein. Die Urgemeinde hielt diesen Psalm für einen der ersten »Bußpsalmen« (vgl. Ps 32, 38, 51, 102, 130, 143). Davids Hilferuf, der aus der Tiefe seiner Notlage in Verfolgung aufsteigt, weist darauf hin, dass sich sein Geisteszustand radikal änderte, als er zwei unterschiedliche Zuhörer ansprach. I. David schüttet seine Seele vor Gott aus: seine verzagte Gesinnung (6,2-8) A. Ein hilfl oser Tonfall (6,2-5) B. Ein hoffnungsloser Tonfall (6,6-8) II. David wendet sich an seine Feinde: seine kühne Gesinnung (6,911) A. Seine Freimütigkeit (6,9a) B. Seine Grundlage für die Freimütigkeit (6,9b-11) 6,1 Eine neue musikalische Anweisung, wörtl. »auf der Achten«, was entweder »auf einer achtseitigen Harfe« bedeutet oder »auf der Oktave« (d.h. eine tiefere Bassmelodie zur Begleitung dieses Klagetextes).
6,2 in deinem Zorn … in deinem Grimm. Er bittet nicht um Un- empfänglichkeit für Gericht, sondern dass Gott seine Zuchtmaßname in seiner Gnade mildern möge.
6,3 Gebeine … Auge. Da der Psalmist hier Körperteile erwähnt, meinen viele, dass es sich bei seiner Drangsal um eine schwere Krankheit handelte. Seine Umstände wirkten sich offenbar auf sein körperliches Befi nden aus. In der atl. Anthropologie sind solche Erwähnungen jedoch in der Regel Metaphern für ein Leiden des ganzen Wesens (vgl. alle parallelen persönlichen Bezüge, z.B. »mich«, »meine Seele,« d.h. mein Wesen bzw. meine Person, »ich« usw.). 6,4 wie lange? Das ist ein allgemeiner heftiger Klageruf (vgl. Ps 90,13; Hab 2,6; Offb 6,10).
6,5 Hilf mir um deiner Gnade willen! Hier wird ein neues Syno- nym für Errettung eingeführt, das zugleich ein Zurück- oder Herausziehen bedeutet. Er möchte, dass der Herr ihn in seiner Gnade befreit (vgl. Hi 36,15; Ps 18,19; 116,8).
6,6 gedenkt man nicht an dich. In den Psalmen geht es oft um »Tod« und das »Grab«, d.h. den Scheol. Eine Ausdrucksweise wie die in V. 5 impliziert keine Auslöschung, sondern die zeitweilige Unfähigkeit, an öffentlichen Lobopfern teilzunehmen (vgl. Hiskias Gedanken in Jes 38,18).
6,7 Wegen seiner heftigen Sorgen ist der Schlaf von ihm gewichen.
6,9 Überraschenderweise bricht aus seiner misslichen Lange Zu- versicht hervor, als er seine Feinde anspricht. Diese Zuversicht des Psalmisten hat nur eine einzige Grundlage; sie ist völlig darin begründet, dass der Herr ihm seine Aufmerksamkeit zuwendet und schließlich eingreift.
7,1 Dieser Psalm ist eigentlich eine Bitte um Gottes Verteidigung angesichts der Vorwürfe und Behauptungen der Unterdrücker. Davids Zuversicht in Gott als Richter bildet das Rückgrat von Ps 7 (vgl. Abraham in 1Mo 18,25). Wenn er im Laufe dieses Psalms immer mehr von dieser Wahrheit ergriffen wird, bewegt er sich dabei von einer angespannten Angst hin zu einer transzendenten Gewissheit. Dieser Psalm folgt David durch 3 aufeinanderfolgende und heftiger werdende Ausdrucksphasen, mit denen er auf die schmerzlich falschen Anschuldigungen reagiert, die ihm vorgeworfen werden. I. Phase 1: Davids Sorge, als er leidenschaftlich um Gottes Aufmerksamkeit als Richter bittet (7,1-5) II. Phase 2: Davids Auftritt vor Gericht, als er seinen Fall sorgfältig vor dem göttlichen Richter vorträgt (7,6-16) III. Phase 3: Davids Gelassenheit beim geduldigen Warten auf das Urteil des göttlichen Richters (7,17) 7,1 Dieser Titel führt einen rätselhaften Begriff ein, der in mehreren Psalmüberschriften vorkommt: ein »Schiggajon (hebr.) Davids«. Er vermittelt wahrscheinlich den Gedanken des sich Wunderns, Taumelns oder Schwankens. Die Schlachterbibel übersetzt es zwar mit »Klagelied«, aber wahrscheinlich drückt es wechselnde Gefühle oder bewegte Gedanken aus. Folglich weist dieser Begriff möglicherweise auch auf den unregelmäßigen Rhythmus dieses Liedes hin (vgl. Hab 3,1). Dass David diesen Psalm »sang«, weist ebenfalls darauf hin, dass es ein einstimmiges Lied war. Der Anlass »wegen der Worte Kuschs, des Benjaminiters« kann aus den historischen Büchern nicht ohne Weiteres identifi ziert werden; doch wer immer Kusch war oder wofür der Name auch steht, hatte jedenfalls ein Feind David offenbar zu Unrecht angeklagt (vgl. Schimei in 2Sam 16,5; 19,16).
7,3 dass er nicht wie ein Löwe meine Seele zerreißt. Die Feinde des Psalmisten werden oft als wilde, aggressive Tiere symbolisiert, wobei »der König der Tiere« oft vorkommt (Ps 10,9; 17,12; 22,13.16.21).
7,4 Solche Selbstverfl uchungen sind aussagekräftige Unschuldsbe- teuerungen (jedoch keine Behauptungen der Sündlosigkeit) im Kontext falscher Beschuldigungen (vgl. die Kühnheit Hiobs in 31,5ff.). 7,7 Steh auf. Der Schlachtruf von 4Mo 10,35 kehrt hier wieder (vgl. Ps 9,19; 10,12; 17,13; 44,26; 102,13).
7,9 meiner Gerechtigkeit … meiner Lauterkeit. Damit wird nicht Sündlosigkeit behauptet, sondern Unschuld hinsichtlich dieser Anklage.
7,10 prüfst die Herzen und Nieren, du gerechter Gott. Der ge- rechte Richter hat vollkommene Einsichten (vgl. wie Gott in Jer 17,10 Herz und Sinn prüft; vgl. auch Apg 1,24; 15,8).
7,12 Eine weitere Kombination der Themen von Gott als Kämpfer und als Richter.
7,15 In den Psalmen taucht oft das Prinzip genauer Vergeltung auf (vgl. die Maxime von Spr 26,27 und das Urteil von Hab 2,15-18).
8,1 Anfang und Ende dieses Psalms weisen darauf hin, dass er ei- gentlich ein Loblied ist. Doch ein beträchtlicher Teil weist ihn als so genannten Naturpsalm aus, d.h. als einen Psalm über die Schöpfung. Außerdem gilt ein Hauptaugenmerk der Würde des Menschen. Durch dieses Ausdrucksmittel wird das wichtige Thema adamitischer Theologie angesprochen, sodass dieser Psalm letztlich zur wichtigen Verbindung passt zwischen dem »Einen«, dem letzten Adam, d.h. Christus, und den »Vielen« (vgl. Hebr 2,6-8). Vom Aufbau her gesehen ist der vor Lobpreis strotzende Anfang und das ebensolche Ende von Ps 8 angetrieben von Davids Betrachtung zweier völlig gegensätzlicher Paare. I. Einleitender Lobpreis (8,2) II. Zwei völlig gegensätzliche Paare (8,3-9) A. Zwischen der Natur von »Säuglingen« und Untreuen (8,3) B. Zwischen passiver allgemeiner Offenbarung und aktiver besonderer Offenbarung (8,4-9) III. Abschließender Lobpreis (8,10) 8,1 In diesem Titel wird ein weiteres Instrument erwähnt, wahr- scheinlich eine gitarrenähnliche Harfe, die mit der philistäischen Stadt Gat in Verbindung gebracht wird.
8,2 dein Name. Der Name Gottes bezieht sich auf die offenbarte Person Gottes, die alle seine Eigenschaften umfasst.
8,3 Die einleitende Ironie mit den Säuglingen liefert den Ausgangs- punkt für den Gegensatz zwischen den von Gott Abhängigen und den törichten Selbstzufriedenen.
8,4 deinen Himmel betrachte, das Werk deiner Finger. Die Himmel wurden von Gott erschaffen (Ps 33,6.9; 102,25; 136,5). Der Anthropomorphismus »deine Finger« miniaturisiert die Größe des Universums in der Gegenwart des Schöpfers.
8,5 Diese Verse werden im NT in 1Kor 15,27.28; Eph 1,22 und Hebr 2,5-10 zitiert. 8,5 Was ist der Mensch. Wenn angesichts des göttlichen Schöpfers das ganze Universum winzig ist, wie viel bedeutungsloser ist dann noch die Menschheit! Sogar das Wort für »Mensch« in V. 5 spielt auf seine Schwäche an (vgl. Ps 9,19.20; 90,3a; 103,15, etc.). der Sohn des Menschen. Dieser Ausdruck betrachtet den Menschen als unbedeutend und vergänglich (z.B. Ps 90,3b). Doch das aramäische Gegenstück zu diesem Begriff fi ndet sich in Dan 7,13 und wird dort mit eindeutig messianischem Unterton gebraucht (vgl. auch Jesu bevorzugte Selbstbezeichnung im NT als »Sohn des Menschen«).
8,6 Dieser Verse betonen durchgängig die Bedeutung des Men- schen, der im Bild Gottes erschaffen wurde, um über die übrige Schöpfung zu herrschen (1Mo 1,26-28).
9,1 Die Psalmen 9 und 10 gehören zusammen; alte gr. und lat. Bibelausgaben behandeln sie sogar als einen einzigen Psalm. Ps 9 und 10 weisen jedoch unterschiedliche Formen auf: der erste ist ein persönliches Loblied, der zweite hingegen ein persönliches Klagelied. Im ersten Teil (V. 1-13) steht das Lob im Vordergrund, und im zweiten Teil (V. 14-21) dominiert Bittgebet. Viele feine Muster verweben die Gedanken der Verse und Zeilen dieses Psalms zu einer Einheit. Das Hinund Herwechseln zwischen den Perspektiven des Einzelnen und der Gemeinschaft ist ebenso charakteristisch wie die kreuzweise (d.h. die chiastische) Struktur. Im Grunde genommen steigt und fällt Davids Lied in Ps 9 im Verlauf von zwei unterschiedlichen »Wellen« von Bittgebet und Lobpreis. I. Erste Welle: göttliche Gerechtigkeit und Lobpreis (9,2-13) A. Persönlicher Lobpreis und göttliche Gerechtigkeit (9,2-5) B. Göttliche Gerechtigkeit und gemeinsamer Lobpreis (9,6-13) II. Zweite Welle: göttliche Gerechtigkeit und Bittgebet (9,14-21) A. Persönliches Bittgebet und göttliche Gerechtigkeit (9,14-17) B. Göttliche Gerechtigkeit und gemeinsames Bittgebet (9,18-21) 9,1 Der neue Begriff in diesem Titel lautet wörtl. »auf den Tod eines Sohnes«. Über diesen rätselhaften Ausdruck wurden viele Vermutungen angestellt, aber am sichersten ist man, wenn man diese Worte als Bezeichnung für eine bestimmte Melodie versteht.
9,2 Ich will … ich will … Ich will … ich will. Mit diesen 4 »ich will« beginnt Ps 9 mit Davids Hingabe an die überschwängliche Anbetung des Herrn. 9,2 deine Wunder. Das verehrte insbesondere Gottes außerge- wöhnliches Eingreifen in die Geschichte zugunsten seines Volkes (vgl. die Ereignisse des Exodus).
9,5 du hast mein Recht und meine Sache geführt. Das ist genau das Handeln, für das Gott bekannt ist (vgl. 5Mo 10,18; 1Kö 8,45.49).
9,6 Die Verse 6 und 7 offenbaren das handeln des gerechten Richters mit den Gottlosen, V. 8.9 sein Handeln mit allen Menschen im Allgemeinen, und V. 10.11 sein gnädiges Handeln mit seinen von ihm abhängigen Jüngern.
9,12 dem HERRN, der in Zion wohnt. Durch das ganze AT zieht sich sozusagen eine Sowohl-als-auch-Spannung, d.h. Gott thront im und über dem Himmel und außerdem wohnt er örtlich gesehen in seinem irdischen Heiligtum (vgl. 1Kö 8; Ps 11,4).
9,13 Elenden … Arme … Elenden. Diese Bezeichnungen stehen oft für den einzelnen Psalmisten bzw. für die Gemeinschaft der Jünger, die er repräsentiert. Diese Begriffe beziehen sich alle auf solche, die bedrängt und verwundbar und deshalb völlig vom Herrn abhängig sind.
9,16 Hier taucht das »Bumerang-Prinzip« exakter Heimzahlung wieder auf.
9,18 Auch wichtige theologische Themen aus Ps 1 und 2 tauchen hier am Ende wieder auf, wo der Psalmist sein großartiges Loblied zu einem Höhepunkt führt.
10,1 Während Ps 9 mit Lobpreis begann, beginnt Ps 10 mit Ver- zweifl ung. In Ps 9 blickte der Psalmist zuversichtlich auf das sichere Eintreffen göttlicher Gerechtigkeit; in Ps 10 grassiert Ungerechtigkeit und Gott scheint daran nicht interessiert zu sein. Doch der Psalmist, der mehr im Schauen wandelt als im Glauben, wird allmählich umdenken, wenn er von empirischen Beobachtungen wegschaut und sich zu theologischen Tatsachen hinwendet. Das ist keine leichte Kehrtwende, insbesondere deshalb, weil er von so vielen praktizierenden Atheisten umgeben ist (vgl. V. 4.11.13). Doch für den Hilfl osen beginnt sich ein Silberstreif der Hoffnung abzuzeichnen (z.B. V. 12). Angesichts solcher allgemeinen Beobachtungen liefern die Aussagen des Psalmisten in Ps 10 Beispiele dafür, wie wahre Gläubige anscheinend in zwei verschiedenen Welten gleichzeitig leben. I. Vom Blickwinkel seiner feindseligen Welt: Entmutigung (10,1-11) II. Vom Blickwinkel seiner hoffnungsvollen Welt: Ermutigung (10,12-18) 10,1 warum …? Der Psalmist stellt zwei klagende Warum-Fragen: »Gott, warum bleibst du auf Distanz?« (vgl. Ps 13,1; 22,11; 38,21; 44,24; 71,12; 88,14).
10,3 rühmt … sagt sich los. Der Gottlose steht im Gegensatz zu dem, was Gott fordert (5Mo 25,1).
10,5 Seine Unternehmungen gelingen immer. Gott belohnt an- scheinend die Ruchlosen. Der Psalmisten fragt damit in etwa: »Hat Gott etwa seine eigenen Maßstäbe für Vergeltung und Belohnung aufgegeben?« Vgl. weitere ähnliche Fragen, warum es den Gottlosen gut geht, in Hi 20,2ff.; Jer 12,1.
10,7 Wiederum Symptome für »Fuß-« und »Mundkrankheiten« (Wandel/Reden), die auf die Gottlosen angewendet werden. Sie werden dadurch noch gesteigert, dass die Gottlosen als lauernde, gefräßige Raubtiere beschrieben werden.
10,12 Steh auf. Eine Wiederholung des Schlachtrufs aus 4Mo 10,35 (vgl. Ps 7,6; 9,19). Erhebe … deine Hand. Ein Ausdruck für Gottes Kraft und Stärke, insbesondere hier im Kontext von Vergeltung.
10,14 der du der Helfer der Waisen bist! Gott wird wieder als Helfer bzw. Beistand beschrieben, dieses Mal jedoch in Verbindung mit Waisen. Er ist der Verteidiger der Wehrlosen schlechthin (zu diesem Bild vgl. 2Mo 22,20ff.; 5Mo 10,18ff.; 1Sam 1,17; Jer 7,6). 10,15 Zerbrich den Arm des Gottlosen! Die »Hand« Gottes (V. 12.14) ist mehr als stark genug, um den Arm des Gottlosen zu zerschmettern (ein weiteres Bild für Kraft).
10,16 Die zuversichtliche Stimmung dieses großartigen Höhe- punkts überstrahlt den einleitenden Protest des Psalms. Der große Herr des Psalmisten hört (V. 17) und handelt (V. 18).
11,1 Nicht David war von der Panik befallen, die zu diesem Psalm führte, sondern seine offensichtlich wohlwollenden Ratgeber. Sie sind in Panik, aber David hat Frieden. Angesicht der Haltung Davids kann dieser Psalm zu den Zuversichtspsalmen gezählt werden (Ps 4, 16, 23, 27, 62, 125, 131). Außerdem ist die Solidarität des theokratischen Königs mit dem theokratischen Volk offenkundig, was durch den mehrfachen Wechsel zwischen Singular und Plural deutlich wird. In ihrer Entwicklung zeigen die Verse und Zeilen dieses Psalms, dass zwar zwei verschiedene »Stimmen« in einer persönlichen und nationalen Krisensituation zu David sprachen, er jedoch seinen Sinn darauf gerichtet hatte, dem Herrn zu vertrauen und zu gehorchen. I. Einleitende Bekräftigung (11,1a) II. Die beiden Stimmen A. Die Stimme, dir zur Flucht ruft (11,1b-3) B. Die Stimme, die zum Glauben ruft (11,4-7) 11,1 Bei dem HERRN habe ich Zufl ucht gefunden! Allein Gott ist die Zufl ucht für seine verfolgten Kinder (vgl. Ps 16,1; 36,7).
11,3 Das sind die Worte eines hingegebenen, aber verwirrten Gläu- bigen. Sein philosophisches Problem lautet: »Was kann ein Gerechter, der zu einem schrumpfenden Überrest gehört, angesichts des Zusammenbrechens der theokratischen Gesellschaft tun?«
11,4a in seinem heiligen Tempel … im Himmel. Das betont den transzendenten Thronsaal Gottes, doch Gott herrscht souverän über alles Geschehen auf der Erde (vgl. Hab 2,20). 11,4b seine Augen spähen, seine Blicke prüfen. Seine zuvor beschriebene Transzendenz stellt keineswegs seine Gegenwart hier in Abrede, die hier aus Perspektive der von Gottes Prüfung aller Menschen, einschließlich der Gerechten, dargestellt wird (vgl. Jer 6,27-30; 17,10).
11,5b hasst seine Seele. Das ist ungetrübte, vollkommene Ver- geltung.
11,7a Denn der HERR ist gerecht. Er liebt Gerechtigkeit. Er selbst ist der vollkommene Maßstab für jegliche geistliche Integrität. 11,7b sein Angesicht. Vgl. Ps 17,15; 27,4; 63,2; 1Joh 3,2.
12,1 Menschenworte verletzen, aber die Worte des Herrn heilen. Diese Gedanken beschäftigen David in Ps 12. Der Psalm beginnt und endet mit der Realität der gegenwärtigen Herrschaft der Gottlosen. Doch vor diesem fi nsteren Hintergrund strahlt die kostbare Wahrheit von V. 5 umso glänzender hervor. Diese 9 Verse sind charakterisiert von feinen Wiederholungen und krassen Gegensätzen. Im Verlauf dieses Psalms liefert David ein Musterbeispiel für das Bestehen eines geistlichen Gehörtests: Echte Jünger hören und reagieren entsprechend auf zwei radikal gegensätzliche Informationsquellen. I. Überleben trotz der Propaganda verdorbener Sprache (12,1-4) A. Durch Bittgebet (12,2.3) B. Durch Verwünschungsgebet (12,4.5) II. Sicherheit unter dem Schutz durch göttliche Sprache (12,6-9) A. Ihre göttlichen Verheißungen (12,6) B. Ihre göttliche Reinheit (12,7) C. Ihre göttliche Beharrlichkeit (12,8.9)
12,2 denn der Getreue ist dahin. Davids Worte und Formulierun- gen sind bewusst übertrieben gewählt, doch seine Beobachtung war zutreffend: die Gottesfürchtigen kommen um!
12,3 Diese Sünder misshandeln mit ihrer glatten Sprache rheto- risch die übrig gebliebenen Gläubigen (V. 2.3) und trotzen verbal ihrem Herrn (V. 4).
12,4a Der HERR möge ausrotten alle schmeichelnden Lippen. Angesichts von Sünde wird hier der Tod verlangt. Zur anstößigen Sünde lügender Lippen vgl. Ps 5,9; Jes 30,10; Dan 11,32; Röm 3,13.
12,7 reine … geläutert. Die vollkommenen Worte des Herrn stehen im krassen Gegensatz zu den profanen Worten überheblicher Sünder. Die Reinheit der Person Gottes stellt sicher, dass auch seine Verheißungen rein sind (vgl. Ps 19,7-10).
12,8 Die feindlichen Realitäten von V. 9 erfordern die himmlischen Hilfsmittel aus V. 8.
13,1 Psalm 13 beginnt mit einer weiteren Klage, bei der David mit der viermaligen Frage herausplatzt: »Wie lange?« Doch David wechselt innerhalb 6 kurzer Verse radikal von innerer Aufgewühltheit zu innerem Frieden, und zwar über die Stufen drei verschiedener Haltungen. I. Unter dem »Meeresspiegel«: Ausdruck von Verzweifl ung (13,2.3) II. Auf »Meeresspiegel«: Ausdruck von Sehnsucht (13,4.5) III. Auf dem »Berggipfel«: der erhabene Ausdruck von Freude (13,6.7)
13,2 Diese Zeilen wiederholen das vertraute Dreieck, das aus dem Psalmisten, Gott, und seinen Feinden besteht. Diese Dreierbeziehung verursacht Verwunderung und Schmerz. Angesichts der scheinbaren Abwesenheit Gottes (V. 1) scheint David auf seine eigenen Mittel angewiesen zu sein, die unzureichend sind, um mit seinen real existierenden Feinden umzugehen (V. 2).
13,5b frohlocken … frohlocken. Mit der Verwendung dessel- ben Verbs stellt David die Freude seiner Feinde bewusst im Gegensatz zu seiner eigenen Zuversicht, dass Gott ihn rettet.
14,1 Psalm 14 ist ein Weisheitsgedicht, das fast identisch ist mit Ps 53 und tiefgründige Betrachtungen über die Verdorbenheit des Menschen enthält. Davids repräsentativer Wunsch nach Errettung (V. 7) ist der Refrain auf seine zwei vorherigen Klagen über die Verdorbenheit. I. Die Klagen über die Verdorbenheit (14,1-6) A. Die erste Klage: In Form eines Rundgesangs behandelt sie die Allgemeingültigkeit der Verdorbenheit (14,1-3) B. Die zweite Klage: In Form einer Ballade behandelt sie die Sinnlosigkeit der Verdorbenheit (14,4-6) II. Der Freudengesang über die Errettung (14,7) A. Der Wunsch nach Errettung (14,7a) B. Die Anbetung für die Errettung (14,7b-c) 14,1 Der Narr. In der Bibel hat dieser Begriff eher moralische als intellektuelle Bedeutung (Jes 32,6). 14,1 Aufgrund der Begriffe »alle« und »keiner« in diesen Zeilen sind die Anklagen universal anwendbar. Es überrascht nicht, dass Paulus diese Anklageschrift in Röm 3,10-12 zitiert. Es besteht auch eine allgemeine schriftgemäße Verbindung zwischen Handeln und Denken.
14,4 Der Wechsel von den Aussagen über die Gottlosen in der dritten Person (V. 4.5) zur zweiten Person (V. 6a) intensiviert diese Konfrontation mit göttlichem Gericht.
14,7 Zion. Der Ort auf der Erde, wo es Gott gefallen hat, seine Ge- genwart, seinen Schutz und seine Macht zu offenbaren (vgl. Ps 3,4; 20,2; 128,5; 132,13; 134,3).
15,1 Während es in Ps 14 hauptsächlich um den Weg des Gottlo- sen geht, konzentriert sich Ps 15 auf den Weg des Gerechten (vgl. Ps 1). Der errettete Sünder wird mit Anzeichen für ethische Integrität beschrieben. Diese Merkmale werden abwechselnd in Dreiergruppen von positiven und negativen Beschreibungen präsentiert. Der ganze Psalm entfaltet sich mittels eines Konstrukts aus Fragen und Antworten und kann tatsächlich als eine ultimative Fragen- und Antwortenkonferenz betrachtet werden. Mit seinem Fokus auf moralischer Verantwortlichkeit bietet der Psalm eine Reihe von Antworten auf die Frage, was wohlannehmbare Anbetung ist. I. Eine zweiteilige Frage (15,1) II. Eine zwölfteilige Antwort (15,2-5b) A. Drei positiv ausgedrückte ethische Merkmale (15,2) 1. Sein Lebensstil zeigt Lauterkeit 2. Sein Handeln zeigt Gerechtigkeit 3. Sein Reden zeigt Verlässlichkeit B. Drei negativ ausgedrückte ethische Merkmale (15,3) 1. Er überrumpelt niemanden mit seiner Zunge 2. Er tut seinen Mitmenschen nichts zuleide 3. Er bringt keine Schande über seine Familie und Freunde C. Drei positiv ausgedrückte ethische Merkmale (15,4a-c) 1. Er sieht den Verworfenen als verächtlich an 2. Er ehrt das Volk Gottes 3. Er steht zu seiner Verantwortung D. Drei negativ ausgedrückte ethische Merkmale (15,4d-5b) 1. Er ist nicht wankelmütig 2. Er ist nicht habgierig 3. Er ist unkäufl ich III. Eine einteilige Garantie (15,5c) 15,1 deinem Zelt. Vgl. Ps 61,4; für einen möglichen Hintergrund s. 2Sam 6,12-17.
15,2 Man beachte den Nachdruck auf die Eigenschaften bezüglich Lippen und Leben.
15,4 als verächtlich ansieht … ehrt. Wen Gott verwirft, den ver- wirft auch der Psalmist; wen Gott liebt, den liebt auch er.
15,5 Wucherzinsen. Manchmal wurden bis zu 50% Zinsen aufer- legt, aber Gottes Gesetz schrieb strenge Reglementierungen für das Leihen vor (s. Anm. zu 5Mo 23,20.21; 24,10-13). wird ewiglich nicht wanken. Das ist eine wichtige Verheißung in Anbetracht ihres Gebrauchs in den Psalmen und Sprüchen (vgl. Ps 10,6; 13,4; 16,8; 46,5; 62,2.6; Spr 10,30).
16,1 Das einzige Gebet in Ps 16 steht in der ersten Zeile. Der Rest des Psalms besteht aus Davids persönlichen Zeugnissen des Vertrauens in den Herrn. In Anbetracht dessen wird Davids einleitendes Gebet von zwei Zeugniszyklen unterstützt. I. Davids einleitendes Gebet (16,1) II. Davids Zeugnis (16,2-11) A. Sein Zeugnis der Gemeinschaft (16,2-4) 1. Ihre göttliche Dimension (16,2) 2. Ihre menschliche Dimension (16,3.4) B. Sein Zeugnis der Zuversicht (16,5-11) 1. Ihre vergangenen und gegenwärtigen Dimensionen (16,5-8) 2. Ihre gegenwärtige und zukünftige Dimension (16,9-11) 16,1 Ein Miktam von David. Vgl. Ps 56; 57; 58; 59; 60. Trotz vieler Mutmaßungen bleibt dieser Begriff ungeklärt. Bewahre mich. Ein häufi ges Anliegen, mit dem David Gott bittet, ihn zu beschützen (vgl. Ps 17,8; 140,4; 141,9).
16,2 [Meine Seele,] du hast … gesagt. Die Worte in eckiger Klammer sind eingefügt, weil die hebr. Bibel bezüglich des Verbs nicht eindeutig ist. Möglicherweise kann man das Verb als Kurzform von »ich sagte« betrachten (in dieser Form kommt es auch vor in 1Kö 8,48; Hi 42,2; Ps 140,13; Hes 16,59). es gibt für mich nichts Gutes außer dir. D.h. »mein Wohlergehen hängt völlig von dir ab«.
16,4 Er will nichts zu tun haben mit falschen Göttern oder den Völ- kern, die nach ihnen trachten.
16,5 Diese Zeilen beschreiben den Segen Gottes mit atl. Meta- phern.
16,9 meine Seele. Wörtl. »meine Ehre«. Von V. 7 an bezeichnet der Psalmist sein innerstes Wesen zunächst als »meine Nieren« (so wörtl. für »mein Inneres«), dann als »mein Herz« und hier als »meine Ehre«; als nächstes als »mein Fleisch« und »meine Seele«. Die anthropologischen Begriffe repräsentieren die ganze Person, und deshalb versteht man »meine Ehre« am besten als Bezug darauf, dass der Mensch im Bild Gottes erschaffen wurde, d.h. seine Intelligenz und seine Fähigkeit zu sprechen.
16,10 Diese Worte drücken die Zuversicht des geringeren David aus, wurden aber messianisch auf die Auferstehung des größeren David angewendet (den Herrn Jesus Christus), und zwar sowohl von Petrus (Apg 2,25-28) als auch von Paulus (Apg 13,35).
17,1 Dieses »Gebet« Davids sprudelt förmlich von Bitten; je nach Übersetzung bestimmter hebr. Verbformen sind es etwa 17 an der Zahl. Es bestehen viele literarische Parallelen zu Ps 16. Obgleich der Psalm Anzeichen für eine Mischform enthält, ist er im Grunde genommen ein Gebet um Schutz. David verwendet gerne Begriffe und Ausdrücke aus der Exoduserzählung (vgl. 2Mo 15; 5Mo 32). In ihren Versen ist eine logische chiastische Entwicklung zu beobachten, wobei der Fokus vom Psalmisten (V. 1-8) zu seinen Feinden (V. 9-12) wechselt, in V. 13.14 auf seine Feinde gerichtet bleibt, und dann zu David zurückkehrt (V. 15). Oder wenn man die Entwicklung aus anderem Blickwinkel betrachtet, tritt David am göttlichen Gerichtshof mit 3 Gruppen von Bitten um Gerechtigkeit auf. I. Bitten um Antwort und Anerkennung (17,1-5) II. Bitten um Rettung und Hilfe (17,6-12) A. Er trägt seine Bitte um Rettung vor (17,6-8) B. Er dokumentiert seine Hilfsbedürftigkeit (17,9-12) III. Bitten um Vergeltung und Ruhe (17,13-15) A. Er spricht im Voraus von der Vergeltung an ihnen (17,13.14) B. Er ist sich seiner eigenen Ruhe gewiss (17,15) 17,1 Das ist der erste Psalm, der einfach mit »ein Gebet« überschrie- ben ist (vgl. Ps 86; 90; 102; 142). 17,1 Die einleitenden Ausdrücke stammen aus dem Gerichtshof und David steht vor dem höchsten Richter, um seinen Fall vorzutragen. 17,3-5 Seine grundlegende Integrität (V. 3.4) war, ist und wird abhängig sein von der Gnade Gottes (V. 5).
17,8 den Augapfel im Auge. Mit diesem Ausdruck ist die Pupille des menschlichen Auges gemeint. So wie ein Menschen sein lebenswichtiges Sinnesorgan schützt, so schützt Gott sein Volk.
17,10 Ihr fettes [Herz] verschließen sie. Wörtl. »Ihr Fett verschlie- ßen sie«. Das war im AT eine übliche Beschreibung für Unempfänglichkeit (vgl. 5Mo 32,15; Hi 15,27; Ps 73,7; Jer 5,28).
17,13 Göttliche Kampfsprache.
17,14 Die allgemeine Gnade Gottes wird von denen übersehen, die mit zeitlichen Gütern zufrieden sind (V. 14), aber David rückt in V. 15 die Perspektive für wahre Zufriedenheit wieder ins Licht. Vgl. Jesu Lehre über diese elementar wichtigen Themen in Mt 6,19-34.
18,1 Psalm 18 ist eindeutig ein persönlicher Dankpsalm, der au- ßerdem königliche Merkmale aufweist. Seine Poesie und Themen erinnern an andere antike Zeugnisse für Gottes große historische Rettungstaten (z.B. 2Mo 15; Ri 5). Zwischen Davids einleitendem (V. 2-3) und abschließendem (V. 46-50) Lobpreis auf Gott wird sein Leben mit dem Herrn in drei Phasen beschrieben. I. Einleitung: Sein eröffnender Lobpreis (18,2-4) II. Die Phasen seines Lebens (18,4-46) A. In der Grube der Gefahr (18,5-20) 1. Seine Verzweifl ung (18,5.6) 2. Sein Verteidiger (18,7-16) 3. Seine Rettung (18,17-20) B. Auf einem Lebenskurs sittlicher Integrität (18,21-29) 1. Die Prinzipien der Wegweisung des Herrn (18,21-27) 2. Die Privilegien der Wegweisung des Herrn (18,28.29) C. In der turbulenten Atmosphäre der Leiterschaft (18,30-46) 1. Militärische Leiterschaft (18,30-43) 2. Theokratische Leiterschaft (18,44-46) III. Epilog: Sein abschließender Lobpreis (18,47-51) 18,1 Dieser lange Psalm hat eine lange Überschrift. Obwohl sich der Titel anscheinend nur auf einen einzigen besonderen Anlass bezieht (s. z.B. »an dem Tag«), besagt er, dass Gott den Psalmisten »aus der Hand aller seiner Feinde errettet hatte, auch aus der Hand Sauls«. Deshalb versteht man die Ausdrucksweise dieser Überschrift besser als rückblickende Zusammenfassung des Zeugnisses von Davids ganzem Leben.
18,2 Liebe. Das ist nicht das normale Wort für Liebe, das oft Bun- desliebe bedeutet (z.B. 5Mo 7,8; Ps 119,97), sondern es ist eine seltene Verbform einer Wortfamilie, die zärtliche Vertrautheit ausdrückt. Davids Wortwahl sollte eine innige Verehrung und Hingabe ausdrücken, so wie die Worte von Petrus in Joh 21,15-17.
18,3 In diesem Vers gibt es viele militärische Metaphern für den gött- lichen Kämpfer. Sowohl in defensiver als auch in offensiver Hinsicht war der Herr alles, was David in den harten Kämpfen seines Lebens brauchte. Zum »Horn« (ein Symbol für Kraft) des Heils von David vgl. Marias Zeugnis in Lk 1,47.
18,5 Fesseln. Vgl. Jon 2,3-10.
18,8 Diese Theophanie ist ein lebhaftes poetisches Bild von Got- tes Gegenwart und wetteifert mit anderen biblischen Beschreibungen (vgl. 2Mo 19,16ff.; 5Mo 33,2ff.; Ri 4.5; Ps 68,7.8; Mi 1,3.4; Hab 3; Offb 19). Seine Gegenwart wird hauptsächlich durch verschiedene vernichtende Reaktionen in der ganzen Schöpfung beschrieben.
18,17 Gottes jähe Kraft, die in V. 7-15 so dramatisch zum Aus- druck kam, wird jetzt erstaunlicherweise darin bezeugt, dass sie zur persönlichen Rettung des Psalmisten wirksam wird.
18,21 Diese Verse sollten nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, denn dann würde David wie ein überheblicher Prahler erscheinen. Wie auch in V. 25-36 und 39-50 sind sowohl David als auch die Gemeinschaft der Gläubigen zwar verantwortlich für ein Leben in Integrität innerhalb der Bundesbeziehung, doch auch völlig von Gott abhängig, um dies zu tun. Deshalb ist dieses »Rühmen« biblisch, da es letztlich im Herrn geschieht (Jer 9,22.23). 18,32 ein Fels. (Vgl. V. 2.46). Mose bezeichnete Gott zu Beginn seines großartigen Liedes über den Herrn in 5Mo 32 ebenfalls als den »Fels« (V. 4). Der Herr ist wirklich ein massive, unerschütterliche Grundlage und ein Born des Schutzes.
18,51 Dieser abschließende Vers ist eine weitere königlich-messiani- sche Bekräftigung des Davidsbundes aus 2Sam 7.
19,1 Wegen seiner zwei unterschiedlichen Teile und zwei unter- schiedlichen Namen Gottes haben manche versucht zu behaupten, Ps 19 sei eigentlich zwei Lieder, ein altes und ein jüngeres. Doch die kürzere Form des Namens »Gott« (vgl. die längere Form in 1Mo 1,1) spricht von seiner Macht, insbesondere seiner Macht als Schöpfer, während »HERR« sich auf das Verwandtschaftsverhältnis bezieht. Folglich beschrieb David in einem zusammenhängenden Lied Gott, den HERRN, als Urheber sowohl dieser Welt auch seines Wortes. Gott hat sich der Menschheit auf diese beiden Wege geoffenbart. Aufgrund seiner nichtverbalen und verbalen Offenbarung sind die Menschen ihm gegenüber verantwortlich. Angesichts dieser Absichten fasst Ps 19 in schöner Sprache die zwei wichtigsten Mittel von Gottes Selbstoffenbarung zusammen. I. Gottes allgemeine Selbstoffenbarung in der Welt (19,2-7) A. Die Verkündung durch die Himmel (19,2-5b) B. Die Vorherrschaft der Sonne (19,5c-7) II. Gottes spezielle Selbstoffenbarung in seinem Wort (19,8-15) A. Die Eigenschaften seines Wortes (19,8.9) B. Die Wertschätzung für sein Wort (19,10-12) C. Die Anwendung seines Wortes (19,13-15) 19,1 Das Universum bietet ein logisches und eindeutiges Zeugnis, aber die sündigen Menschen trotzen diesem Zeugnis hartnäckig. Aus diesem Grund kann die allgemeine Offenbarung keine Sünder bekehren, sondern legt ihnen eine hochgradige Verantwortung auf (vgl. Röm 1,18ff.). Die Errettung kommt letztlich allein durch die besondere Offenbarung, d.h. wenn das Wort Gottes durch den Heiligen Geist wirksam angewendet wird.
19,2 Himmel … Ausdehnung. Beides sind elementare Bestandteile der Schöpfung in 1Mo 1 (vgl. V. 1.8). erzählen … verkündigt. Beide Verben betonen die Kontinuität dieser beiden Offenbarungsquellen. das Werk seiner Hände. Ein Anthropomorphismus, der Gottes große Macht illustriert (vgl. das »Werk seiner Finger » in Ps 8,4).
19,3 Rede … keine Rede. Das ist kein Widerspruch, sondern zeigt, dass die fortwährende Botschaft des Himmels nicht mit buchstäblichen Worten verkündet wird.
19,5 Die Botschaft der erschaffenen Welt ergeht überall hin. 19,5c Weder die Sonne noch die Himmel werden vergöttert, wie es in vielen heidnischen Religionen der Fall war. In der Bibel ist Gott der Schöpfer und Herrscher über die ganze Schöpfung.
19,8 Die Szene wechselt von Gottes Welt zu Gottes Wort. 19,8 Alle vier Zeilen dieser beiden Verse enthalten ein Synonym für Gottes Wort; jedes Synonym beschreibt, was sein Wort ist; und jedes drückt aus, was dieses Wort letztendlich bewirkt. 19,8 Gesetz. Eine bessere Übersetzung wäre »seine Lehre«, »Weg- weisung« oder »Anweisung« (vgl. Ps 1,2). Zeugnis. Dieses Wort für das Wort Gottes stammt von einer Wurzel, die so viel bedeutet wie »Zeugnis geben«. Gottes Wort bezeugt sozusagen seinen göttlichen Autoren.
19,9 Befehle. Dieses Synonym betrachtet Gottes Wort als Anord- nungen, Pfl ichten, Vorschriften etc, die als Richtlinien des Regenten angesehen werden. Gebot. Dieses Wort ist verwandt mit dem Verb »gebieten« oder »anordnen«. Das Wort Gottes wird deshalb auch als göttliche Anordnung betrachtet.
19,10 Furcht. Das ist eigentlich kein Wort für das Wort Gottes, drückt aber aus, dass die Bibel das Handbuch zur Anbetung Gottes ist. Bestimmungen. Dieser Begriff sieht das Wort Gottes als Mitteilung juristischer Entscheidungen an.
19,13 Der Psalmist behandelt hier sowohl versehentliche Sünde als auch Übertretungen mit erhobener Hand (vgl. 3Mo 4,1ff.; 4Mo 15,22ff.). Davids Anliegen drückt die Haltung eines reifenden Jüngers aus, der sich durch Gottes Gnade und Vorsehung mit seiner Sünde auseinandersetzt und sie nicht verleugnet.
19,15 wohlgefällig sein. Mit einem Ausdruck, der oft mit Gottes Annahme richtig dargebrachter, buchstäblicher Opfer verbunden war, bittet David beim Niederlegen seiner »Lippen- und Leben-Opfer« auf dem Altar um Gnade und Befähigung (vgl. Jos 1,8).
20,1 Die Psalmen 20 und 21 sind zusammengehörige kriegerische Ereignisse: Ps 20 ist hauptsächlich eine Zeremonie vor einer Schlacht und Ps 21 hauptsächlich eine Feier nach einer Schlacht. In der Theokratie wurden diese Schlachten als heilige Kriege angesehen, wobei die Befehlsrangordnung folgende ist: Der Herr ist der Oberbefehlshaber über den gesalbten königlichen General und das theokratische Volk, die Soldaten. Zu allen heiligen Zeremonien sowohl vor als auch nach den Schlachten gehörten Gebets- und Lobpreisversammlungen. Sie waren Gott geweiht, der durch den theokratischen königlichen General Sieg geben konnte. Im Vorausblick auf eine Militärkampagne bildet Psalm 20 eine drei Phasen umfassende Zeremonie, die ordnungsgemäß vom Volk in Gegenwart des Oberbefehlshabers für den königlichen General durchgeführt wurde. I. Eine Darbringung ihrer Gebete (20,2-6) II. Eine Bestätigung ihrer Zuversicht (20,7-9) III. Eine Bekräftigung ihrer Abhängigkeit (20,10)
20,2 Der HERR antworte dir am Tag der Drangsal. Das ist das Gebet des Volkes Gottes für ihren königlichen General (vgl. »seinem Gesalbten« in V. 7).
20,3 aus dem Heiligtum … aus Zion. Bezeichnungen für die Orte von Gottes symbolischer Gegenwart in der Bundeslade, die David zurückerobert und in einem Zelt auf dem Berg Zion aufgestellt hatte. Das Volk wünschte, dass der Herr mit seiner umfassenden, machtvollen Gegenwart den königlichen General bei der Militärkampagne trägt, stützt und erhält.
20,6 dein Heil. Hier bedeutet Gottes »Heil« Sieg in der Schlacht.
20,8 Jene rühmen sich … Vertrauen, Stolz und Anpreisung darf nicht auf die falschen Dinge gerichtet sein, sondern nur auf Gott selbst (vgl. z.B. 5Mo 17,16; 20,1-4; 3Mo 26,7.8; Ps 33,16.17; Jes 31,1-3; Jer 9,22.23; Sach 4,6).
20,10 Dieser Vers kann auch wie folgt übersetzt werden: »HERR, ge- währe deinem König Sieg! Erhöre uns, wenn wir rufen!«
21,1 Der erste Teil von Ps 21 ist eine Danksagung für den Sieg; der letzte Teil ist ein Vorausblick auf künftige Siege im Herrn durch den königlichen General. Zwei Szenarien des Sieges bilden den Kontext für den Lobpreis und das Gebet an den Oberbefehlshaber des königlichen Generals Israels. I. Ein Lobpreisszenario der Gegenwart und Vergangenheit: Gegründet auf Siege, die im Herrn errungen wurden (21,2-7) II. Ein Lobpreisszenario der Gegenwart und Zukunft: Gegründet auf den Vorausblick auf Siege, die der Herrn geben wird (21,8-14)
21,3 Vgl. Ps 20,5, das Vorher; Ps 21,2, das Nachher.
21,4 du hast eine Krone aus Feingold auf sein Haupt gesetzt. Diese Handlung symbolisiert höchsten Segen (man beachte den umgekehrten Fall in Hes 21,30-32).
21,5 Der erste Teil des Verses bezieht sich wahrscheinlich auf die Bewahrung des Lebens im Krieg, und der zweite Teil auf den Fortbestand der Dynastie (vgl. 2Sam 7,13, 16.29; Ps 89,4; 132,12).
21,6 Der König hatte dem königlichen General einen großen Vor- rang gegeben.
21,8 Denn der König. Die Dimension der menschlichen Verant- wortung bei den vorherigen göttlichen Segnungen wird als das ergebene Vertrauen des königlichen Generals auf Gott identifi ziert. Doch die souveräne Gnade Gottes ist letztlich die Grundlage dafür, dass man nicht »wankt« oder erschüttert wird (vgl. Ps 15,5; 16,8; 17,5; Spr 10,30).
21,9 Deine … dich. Ohne die Mittlerrolle des königlichen Generals zu leugnen stellen diese Beschreibungen offenbar den Oberbefehlshaber ins Rampenlicht.
22,1 Dieser Psalm präsentiert dem Leser einen bedeutenden Stim- mungswechsel. Die ersten 22 Verse sind von Wehklage charakterisiert, doch die letzten 10 Verse von Lobpreis und Danksagung. Dieser dramatische Wechsel von Wehklage zum Lobpreis beruht auf Gebet. Der Psalm beschreibt die Erfahrung, zunächst von Gott verlassen und dann von Gott gefunden und erfüllt zu sein. Er wurde unmittelbar auf David angewendet und schließlich auf den größeren David, den Messias. Das NT enthält 15 messianische Zitate oder Anspielungen auf diesen Psalm, weshalb er in der Urkirche bisweilen als »fünftes Evangelium« bezeichnet wurde. I. Die Hoffnungslosigkeit des Psalmisten (22,2-11) A. Seine Hoffnungslosigkeit und Nationalgeschichte (22,2-6) B. Seine Hoffnungslosigkeit und Geburtsgeschichte (22,7-11) II. Das Gebet des Psalmisten (22,12-22) A. Keine Hilfe in Sicht (22,12-19) B. Gottes Hilfe in Sicht (22,20-22) III. Die Zeugnisse und die Anbetung des Psalmisten (22,23-32) A. Die persönliche Anstimmung des Lobpreises (22,23-26) B. Die gemeinschaftliche Fortsetzung des Lobpreises (22,27-32) 22,1 »Hindin der Morgenröte.« Diesen einzigartigen Ausdruck in der Überschrift versteht man wahrscheinlich am besten als Angabe der Melodie.
22,2 Eine ähnlich heftige Wehklage wie Hi 3; Ps 69; Jer 20,14-18. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Die wiederholte direkte Anrede Gottes drückt einen persönlichen Hoffnungsfunken in einer anscheinend hoffnungslosen Situation aus. »Verlassen« ist ein starker Ausdruck für persönliches Im-Stich-Gelassensein, was David schmerzlich spürte und im vollsten Ausmaß Christus am Kreuz erfuhr (Mt 27,46).
22,3 Die Hauptaussage dieser Verse ist: »Obwohl du mir nicht ge- antwortet hast, bleibst du der Heilige Israels, der seinem Volk immer wieder seine gnadenreiche Aufmerksamkeit zugewandt hat.«
22,7 Schmach und Schande überwältigten den Psalmisten. Zu messianischen Anwendungen vgl. Mt 27,39-44; Lk 23,35.
22,8 sie reißen den Mund auf. Wörtl. »Sie trennen die Lippen«, ein Ausdruck für Spotten (vgl. Hi 16,10; Ps 35,21; Hebr 5,5). 22,9 Er soll doch auf den HERRN vertrauen. Wörtl. »er wälzte (es) auf den HERRN.« Der zugrunde liegende Gedanke ist, dass er seine Last auf den Herrn warf (vgl. Ps 37,5; Spr 16,3).
22,10 Der Psalmist hatte eine lange Geschichte des Vertrauens auf Gott hinter sich.
22,13 Die Feinde werden wiederholt als gierige Raubtiere be- schrieben (vgl. V. 16.20.21).
22,15 Diese lebhaften Bilder verdeutlichen, dass seine Lebens- kraft und sein Mut ihn verlassen hatten.
22,17 sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben. Der hebr. Text liest »wie ein Löwe«, d.h. diese bösartigen, aggressiven Feinde haben mich wie Tiere zerrissen. Wahrscheinlich eine messianische Prophezeiung der Kreuzigung (vgl. Jes 53,5; Sach 12,10).
22,18 Ein anschauliches Bild für Ausgezehrtsein und Erschöpfung (vgl. Hi 33,21; Ps 102,5).
22,19 Sie teilen … werfen das Los. Alle 4 Evangelisten verweisen bei der Beschreibung der Kreuzigung Jesu auf diese Aussage (Mt 27,35; Mk 15,24; Lk 23,34; Joh 19,24).
22,22 du hast mich erhört. Schließlich trifft das sehnlich erwartete Ende des Schweigens Gottes ein. Das steht in völliger Übereinstimmung mit Gottes Charakter (vgl. Ps 20,6; 28,6; 31,22; 118,5).
22,23 Der Psalmist kann sich nicht zurückhalten; er muss in der gro- ßen Versammlung laut die großen Gnadenerweise Gottes bezeugen. Sein Überschwang soll ansteckend sein (vgl. Hebr 2,12).
22,28 Sein Zeugnis dehnt sich aus, indem er allgemeines Lob für allgemeine Segnungen Gottes darbringt (vgl. Ps 67,7; 98,3).
23,1 Dieser Psalm ist wahrscheinlich die bekannteste Schriftstelle des AT. David bezeugt hier, dass der Herr ihm sein ganzes Leben über treu war. Der Psalm ist ein Lied, das Zuversicht ausdrückt und beschreibt als solches den Herrn als den Hirten-König des Jüngers. David bedient sich in Ps 23 einiger gebräuchlicher Bilder des antiken Orients und offenbart dabei fortschreitend seine persönliche Beziehung zum Herrn in 3 Stufen. I. Davids Ausruf: »Der Herr ist mein Hirte » (23,1a) II. Davids Erwartungen (23,1b-5b) A. »Mir wird nichts mangeln« (23,1b-3) B. »Ich fürchte kein Unheil« (23,4.5b) III. Davids Jubel: »Mein Becher läuft über« (23,5c-6) 23,1 Der HERR ist mein Hirte. Zur Beschreibung des Herrn als Hirte vgl. 1Mo 48,15; 49,24; 5Mo 32,6-12; Ps 28,9; 74,1; 77,20; 78,52; 79,13; 80,1; 95,7; 100,3; Jes 40,11; Jer 23,3; Hes 34; Hos 4,16; Mi 5,3; 7,14; Sach 9,16. Dieses Bild wurde üblicherweise für Könige gebraucht und im NT häufi g auf Jesus angewendet (z.B. Joh 10; Hebr 13,20; 1Pt 2,25; 5,4). 23,2.3 Auf vier charakterisierende Tätigkeiten des Herrn als Hirte (die seine Gnade und seinen Beistand betonen) folgt die letztendliche Grundlage für seine Güte: d.h. »Um seines Namens willen« (vgl. Ps 25,11; 31,3; 106,8; Jes 43,25; 48,9; Hes 36,22-32).
23,4 im fi nsteren Todestal. Eine Ausdrucksweise, die eine gefahr- volle, bedrohliche Umgebung beschreibt (vgl. Hi 10,21.22; 38,17; Ps 44,19; 107,10; Jer 2,6; Lk 1,79). dein Stecken und dein Stab. Der Stock und der Stab des Hirten werden als tröstende Werkzeuge für Schutz bzw. Wegweisung angesehen. 23,5.6 Der geschickte Beschützer (V. 4) ist zugleich ein großzügiger Ernährer.
23,5 gesalbt. Das biblische Symbol des Salbens steht oft in Verbin- dung mit Segen (Ps 45,7; 92,10; 104,15; 133,2; Pred 9,8; Am 6,6; Lk 7,46). den Priestern gestellt. Die Anbeter antworteten dann im Wechselgesang mit den »Antworten«. Zur Form des Psalms vgl. Ps 15 und Jes 33,14-16.
24,4 Diese beispielhaften Eigenschaften bezeichnen nicht sündlose Vollkommenheit, sondern eine elementare Integrität der inneren Motive und des äußeren Verhaltens.
24,7 Diese freimütigen Personifi zierungen beschreiben bildhaft, dass die Stadttore sich strecken müssen, um dem Einzug des großen Königs Platz zu machen. Damit beteiligen auch sie sich an seiner Anbetung.
24,10 Der HERR der Heerscharen. Der göttliche Kämpfer wird noch einmal betrachtet. Er ist der Oberbefehlshaber, »der HERR der Streitkräfte« (vgl. 1Sam 17,45).
25,1 David ringt mit den schwer lastenden Dingen des Lebens und vermeidet dabei Verleugnung und bekräftig seine Abhängigkeit. Angesichts seiner Probleme und Widerstreiter muss er Gott vertrauen. Diese 22 Verse verfolgen eine akrostische Entwicklung. Im größeren Rahmen entwickelt sich der Psalm chiastisch: Die Verse 1-7 und 16-22 sind parallele Abschnitte von Gebeten um Schutz bzw. Rettung, während der mittlere Teil, V. 8-15, Bekräftigungen über Gott und über sein Handeln mit den Gläubigen enthält. I. Gebete in Zeiten der Erprobung (25,1-7) II. Lobpreis in Zeiten der Zuversicht in (25,8-15) III. Bitte um Hilfe in Problemen (25,16-22) 25,1 erhebe ich meine Seele. Ein eindrückliches Bild für Davids Abhängigkeit von Gott (vgl. Ps 86,4; 143,8).
25,2 zuschanden. Das wichtige Phänomen wird wiederholt, dass die Gottlosen zuschanden werden und die Gerechten nicht (vgl. die milleniale Beschreibung dieses bedeutenden Prinzips in Jes 49,23).
25,4 Die bildhaften Nomen und Verben sprechen von Wegwei- sung für die Lebenswege (vgl. die Hauptaussage von Ps 1).
25,6 Gedenke … Gedenke nicht … gedenke. David sorgt sich nicht etwa, dass Gott etwas vergessen könnte, sondern der Psalmist erinnert mit diesem Gebet an Gottes gnadenreiche Bundesverheißungen und -vorkehrungen, die sich allesamt auf das Motiv gründen, »um deiner Güte willen« (vgl. V. 11, »um deines Namens willen«).
25,8 Weitere Metaphern für den Lebensweg werden verwendet, um Gottes Wegweisung zu erbeten (vgl. V. 4.5). Die letzte Zeile von V. 10 betont die Seite der menschlichen Verantwortung, sich an Gottes Bund zu halten (vgl. die göttliche Seite in V. 6.7).
25,11 vergib meine Schuld; denn sie ist groß! Ein reifender Jün- ger bekommt eine immer intensivere Wahrnehmung für Sünde, was ihn die Verheißungen von Gottes vergebender Gnade immer regelmäßiger anwenden lässt (vgl. V. 18b). 25,12 Wer …? Diese Frage (vgl. Ps 15; 24) dient als Einleitung der Kennzeichen echter Jünger.
25,14 Das Geheimnis … Das kann auch gut mit »Ratschluss« oder vertrauliche persönliche Mitteilung übersetzt werden (vgl. Hi 29,4; Ps 55,14; Spr 3,32). 25,15 Netz. Die Falle des Jägers oder Vogelfängers (vgl. Ps 31,4).
25,16 Zehn schnell aufeinanderfolgende Gebetsanliegen, mit denen der Psalmist um Entlastung und Ermutigung bittet, bilden das Herzstück dieser 6 Verse. 25,16 einsam und elend. Diese Begriffe sprechen von Isolation und Demütigung.
25,22 Der Wechsel vom Einzelnen zum Persönlichen überrascht kei- neswegs, da das Wohlergehen des theokratischen Volkes untrennbar mit den einzelnen Personen des Bundes verbunden ist (vgl. Ps 51,18-19).
26,1 Die Psalmen 26, 27 und 28 sprechen vom »Haus« des Herrn, denn hier geht es zentral um den öffentlichen Gottesdienst. Ps 26 weist eine Mischform auf: Er enthält Elemente der Unschuldserklärung, des Gebets und der Zuversicht (vgl. V. 1 als Beispiel). Was die Struktur des Psalms betrifft, verdeutlichen 4 eingewobene Gebete und Zeugnisse die Leidenschaft des Psalmisten, den Herrn in Geist und Wahrheit anzubeten. I. Seine Situation (26,1) A. Sein Gebet um Gerechtigkeit (26,1a) B. Das Zeugnis seiner Hingabe (26,1b) II. Seine offensichtliche Lauterkeit (26,2-8) A. Sein Gebet um Prüfung (26,2) B. Das Zeugnis seiner Treue (26,3-8) III. Sein Blick in die Zukunft (26,9-11a) A. Sein Gebet um letztendliche Gunst (26,9) B. Sein Zeugnis messbarer Andersartigkeit (26,10-11a) IV. Seine Zuversicht (26,11b-12) A. Seine Gebete drücken Zuversicht in die Person Gottes aus (26,11b) B. Seine Zeugnisse drücken Zuversicht in die Vorsehung Gottes aus (26,12) 26,1 Schaffe mir Recht. Wörtl. »Richte mich!« Das bezieht sich auf die Entlastung von falschen Anklagen bzw. Vorwürfen unter dem Schutz der Bundesklauseln des theokratischen Gesetzes (vgl. Ps 7,8; 35,24; 43,1). meiner Lauterkeit. Auch das ist kein Anspruch der Vollkommenheit, sondern der Unschuld, insbesondere im Kontext unbegründeter »juristischer« Vorwürfe (vgl. Ps 7,8; Spr 10,9; 19,1; 20,7; 28,6). ich werde nicht wanken. Vgl. Ps 18,36; 37,31; im Gegensatz zu Ps 73,18-20.
26,2 Prüfe … erprobe … läutere. Diese drei Einladungen, von Gott geprüft zu werden, sind im Grunde genommen Synonyme für ein und dieselbe Weise des Testens, Läuterns und Reinigens (vgl. Ps 11,4.5; 12,6; 17,3; 66,10; Jer 17,9.10).
26,4 Diese Ausdrucksweise legt nahe, dass David die Charakter- merkmale von Ps 1,1 persönlich auf sich anwendet.
26,6 Persönliche Reinigung ist eine notwenige Voraussetzung für wohlannehmbare Anbetung (vgl. Ps 24,3.4).
26,7 um dir zu danken. Der hebr. Text liest: »Um den Klang des Lobpreises zu hören und zu verkünden …«. Das weist hin auf die Freude und Teilnahme an der öffentlichen Anbetung.
26,8 deine Herrlichkeit. Gottes »Herrlichkeit« bezieht sich sehr auf seine Selbstmanifestation, z.B. die Offenbarung und Darstellung seiner Eigenschaften. S. Anm. zu 3Mo 9,23.
26,9 Ein weiterer krasser Gegensatz zwischen den Ungerechten und den Unschuldigen.
26,12 Mein Fuß steht. Vgl. V. 1, »ich werde nicht wanken«.
27,1 Dieser Psalm ist charakterisiert von starken Gegensätzen wie z.B. Wehklage und Lobpreis; Verfolgung und Freude sowie Angriff und Anbetung. In Ps 27 führt der Psalmist in der Gegenwart seines Herrn 3 Gespräche, die ihm helfen, das Auf und Nieder des realen Lebens auszugleichen. I. Er spricht mit sich selbst über Vorrechte (27,1-6) II. Er spricht mit dem Herrn über Probleme (27,7-12) III. Er spricht mit sich selbst über Ausharren (27,13.14) 27,1 Licht. Dieses wichtige biblische Wortbild mit ausschließlich po- sitiver Bedeutung schildert das Licht der Erlösung im Gegensatz zur Finsternis der Verdammnis (vgl. Ps 18,28; 36,9; 43,3; Jes 60,1.19.20; Mi 7,8; Joh 8,12; 12,46; 1Joh 1,5).
27,2 um mein Fleisch zu fressen. Eine Anspielung auf die Feinde des Psalmisten, die wie gefräßige Raubtiere sind (vgl. Ps 7,2; 14,4; 17,12; Hi 19,22; Jer 30,16; 50,7). Diese Wortwahl wurde auch verwendet, um Verleumdung und Diffamierung (vgl. eine enge aram. Parallele in Dan 3,8; 6,24). so müssen sie straucheln und fallen. Dieses Wortpaar beschreibt eine vernichtende Niederlage (vgl. Jes 3,8; 8,15; 31,3; Jer 46,6).
27,4 Eines. Das Hauptziel von Davids Leben war, in Gottes Gegen- wart zu sein und nach Gottes Willen zu leben (vgl. Ps 15,1; 23,6; vgl. den Ausdruck »eines« von Paulus in Phil 3,13).
27,5 seines Zeltes. David nennt die Vorrechte des Schutzes Gottes: verborgen zu sein in Gottes »Hütte« oder »Zufl ucht«. Dieser Begriff steht parallel zum »Zelt« oder »Heiligtum«.
27,8 »Sucht mein Angesicht« … Dein Angesicht … dein An- gesicht. Gottes »Angesicht« weist auf seine persönliche Gegenwart oder einfach auf sein Wesen hin (Ps 24,6; 105,4); und das Suchen seines Angesichts ist ein Hauptmerkmal wahrer Gläubiger, die sich nach Gemeinschaft mit Gott sehnen (vgl. 5Mo 4,29; 2Chr 11,16; 20,4; Ps 40,16; Jer 50,4; Hos 3,5; Sach 8,22).
27,10 Wenn auch diejenigen, die David am nächsten und liebsten waren, ihn aufgeben, ist sein Herr doch stets um ihn besorgt und sorgt für ihn (vgl. 5Mo 31,6.8; Jes 49,14.15; Hebr 13,5).
27,14 Harre … harre. Dieses besondere Wort für Warten drückt entweder eine Spannung aus oder eifriges und geduldiges Erwarten des Herrn (vgl. Ps 37,34; 40,1).
28,1 Wir begegnen hier einem radikalen Wechsel von Wehklage und Gebet zu Danksagung. Ungeachtet seiner unveränderten Umstände zeigt der Psalmist Zuversicht in der Krisensituation. David macht zwei Zyklen von Krisen und Hoffnungen durch und preist dabei die Gerechtigkeit Gottes. I. Erster Zyklus: Der Ausblick des Einzelnen mündet in Lobpreis (28,1-7) A. Seine persönliche Krise (28,1-5b) B. Seine persönliche Zuversicht (28,5c-7) II. Zweiter Zyklus: Der Ausblick der Gemeinschaft mündet in Gebet (28,8.9) A. Seine Sicherheit angesichts der gemeinschaftlichen Zuversicht (28,8) B. Seine Frage angesichts der gemeinschaftlichen Krise (28,9) 28,1 schweigend … verstummend. Zur bestürzenden Beschrei- bung Gottes als taub und stumm bezüglich der Situation des Psalmisten vgl. Ps 35,22; 83,1; 109,1; Jes 57,11; 64,12; 65,6; Hab 1,13.
28,2 wenn ich meine Hände aufhebe. Zu dieser symbolischen »Geste«, die die Herzenshaltung des abhängigen Gebets ausdrückt, s. 2Mo 9,29; 17,11.12; Ps 63,4; 1Tim 2,8. 28,3-5 Die Freveltaten der Feinde des Psalmisten (eigentlich Gottes) führen zu heftigen Verwünschungen.
28,6 denn er hat erhört die Stimme meines Flehens! Im Gegen- satz zu V. 1.2. Durch Glauben lebt der Psalmist sein Leben so, als habe Gott bereits eingegriffen.
28,8 seines Gesalbten. Das bezieht sich höchstwahrscheinlich nicht auf eine Einzelperson, sondern gemeinsam auf das gesalbte Volk Gottes (vgl. Hab 3,13).
28,9 dein Erbe. Gott betrachtet sein Volk erstaunlicherweise als äu- ßerst wertvollen Besitz (vgl. 5Mo 7,6-16; 9,29; 1Sam 10,1; Ps 33,12; 94,5; Eph 1,18).
29,1 Dieser Psalm weist alle Merkmale der ältesten hebr. Poesie auf (vgl. 2Mo 15; Ri 5). In seiner allgemeinen Form ist er ein Loblied. Viele seiner Bilder kommen auch in paralleler Literatur vor, insbesondere in Form der Verehrung heidnischer Götter durch verschiedene »Naturkräfte«. Doch der Herr ist der einzigartige Schöpfer und als höchster Souverän über all diese Phänomene. Er allein ist der »Gott der Götter« (Dan 11,36). In Anbetracht dieser Tatsachen führen drei repräsentative Bereiche der Oberhoheit Gottes zum Lob Jahwes allein. I. Die Oberhoheit des Herrn über himmlische Wesen (29,1.2) II. Die Oberhoheit des Herrn über die »Naturkräfte« (29,3-9) III. Die Oberhoheit des Herrn über die Menschheit (29,10.11) 29,1 Göttersöhne. Oder »Söhne der Mächtigen« (vgl. Ps 89,6 in seinem Kontext von V. 5-10; vgl. den Plural von »Götter« in 2Mo 15,11). Hier in Ps 29 bezieht sich dieser Ausdruck wahrscheinlich auf die mächtigen Engel Jahwes.
29,3 Eine erhabene Theophanie; sie beschreibt die dramatischen Bewegungen der machtvollen Manifestationen Gottes, des Herrn, und dient dazu, seine Souveränität als einzig wahrer Gott zu bekräftigen, im Gegensatz zu allen so genannten Göttern der heidnischen Nachbarvölker Israels. 29,3 Die Stimme des HERRN. Sie wird oft mit dem Donner in Verbin- dung gebracht (vgl. z.B. 1Sam 7,10; Hi 37,4.5; Ps 18,13; Jes 30,30.31).
29,5 die Zedern … die Zedern des Libanon. Zedern sind die ein- druckvollsten Waldbäume, und die Zedern des Libanon waren besonders imposant.
29,6 Sirjon. Der phönizische Name für den Berg Hermon nördlich von Dan (vgl. 5Mo 3,9).
29,8 die Wüste Kadesch. Kadesch-Barnea lag in der südlichen Wüste. Zur Wichtigkeit dieses Ortes in der Geschichte Israels s. Anm. zu 4Mo 20,1.
29,10 Wasserfl ut. Das bezieht sich auf die weltweite Sintfl ut in 1Mo 6-8 (insbesondere 1Mo 7,17).
30,1 Ps 30 ist von einer Mischung verschiedener Formen charak- terisiert. David spricht aus einem Lebenszyklus heraus (d.h. aus Wehklage und Lob) und bewegt sich insbesondere durch Gebet zum Lobpreis. Trotz seiner großer Vielfalt wird der Psalm durch seinen Schwerpunkt auf Lobpreis zusammengehalten (vgl. V. 5.10.13). Die einleitende und abschließende Zusagen des Psalmisten, Gott zu loben, verleihen seinen Gebeten und Zeugnissen eine Struktur. I. Seine einleitende Zusage des Lobes (30,2a) II. Sein Rückblick auf vergangene Gebete und Zeugnisse (30,2b-10) A. Seine persönliche Erinnerung (30,2b-4) B. Sein öffentliches Erinnern (30,5.6) C. Seine persönlichen Refl ektionen (30,7-10) III. Sein Vorausblick auf fortdauernde Gebete und Zeugnisse (30,1113a) IV. Seine abschließende Zusage des Lobes (30,13b) 30,1 Der erste und letzte Teil dieser Überschrift, d.h. »Ein Psalm … von David«, sind die üblichen Informationen in den Titeln vieler Psalmen. Der mittlere Ausdruck, »ein Lied zur Einweihung des Hauses« wurde wahrscheinlich später hinzugefügt, wenngleich sich diese Formulierung auf Davids zeitweiliges Zelt für die Bundeslade beziehen kann, das auf dem Berg Zion aufgeschlagen wurde (2Sam 6,17) oder auf sein eigenes Haus (2Sam 5,11.12). 30,3.4 du hast mich geheilt. Gott allein ist der einzige Heiler (vgl. 2Mo 15,26; 5Mo 32,39; Ps 107,20). David preist Gott, weil er ihn vom Rand des Todes zurückgebracht hat.
30,6 Dieser krasse Gegensatz ist eines der am meisten Anbetung zum Ausdruck bringenden Zeugnisse der Bibel (vgl. das Prinzip in Jes 54,7.8; Joh 16,20-22; 2Kor 4,17).
30,7 David erinnert sich an seine frühere autonome Haltung und seine arrogante Rede. Gott hatte die Nation und ihre Lehrer vor solchen sündigen, kurzsichtigen Anschauungen gewarnt (vgl. 5Mo 8,11-20; man beachte die Beispiele von Versagen in 5Mo 32,15; 2Chr 32,25; Jer 22,21; Hos 13,6; Dan 4,25-34). Durch die Gnade Gottes wurde sich David darüber klar, dass er genau wie seine überheblichen Widersacher handelte (vgl. Ps 10,6). 30,9-11 Ein vertrautes Argument für die Bewahrung des Lebens (vgl. Ps 6,5; 28,1; 88,10-12; 115,17; Jes 38,18.19). 30,13 dir zu Ehren. Mit einer neuen Perspektive (im Gegensatz zu V. 7) erkennt er nun, dass er alles, was er ist und hat, der unverdienten Gnade Gottes verdankt (vgl. V. 8a).
31,1 Dieser Psalm enthält weitere Probleme, Gebete und Lobprei- se Davids. Wiederum geht David einen Weg, der ihn von Angst zu Gewissheit führt. Innerhalb der zwei Kontexte von Ps 31 loben die Zeugnisse des Psalmisten leidenschaftlich die Hinlänglichkeit Gottes. I. Der ursprüngliche persönliche Kontext (31,2-19) A. Sein Zeugnis über Sicherheit und Heil (31,2-6) B. Sein Zeugnis über Sorge und Befreiung (31,7-9) C. Sein Zeugnis über Schmach und Entlastung (31,10-19) II. Der letztendliche öffentliche Kontext (31,20-25) A. Seine Zeugnisse und seine Erhöhung Gottes (31,20-23) B. Seine Zeugnisse und eine Ermahnung der Menschen (31,24.25)
31,3 Neige dein Ohr zu mir. Das freimütige Gebetsanliegen, dass Gott auf Davids Gebet aufmerken möge (vgl. Ps 102,3).
31,4 Die Ausdrucksweise erinnert an Ps 23,2-4, abgesehen davon, dass es sich hier um Gebetsanliegen handelt.
31,6 In deine Hand. Das wird sowohl auf den geringeren als auch den größeren David angewendet (Lk 23,46); hier beinhaltet es den gemeinsamen Nenner des Vertrauens. Diese Metapher beschreibt Gottes Macht und Herrschaft (vgl. V. 15a im Gegensatz zu V. 8.15b).
31,7 Ich hasse. Vgl. Ps 26,5 zur richtigen Grundlage für solchen Hass (vgl. Ps 139,21). trügerische Götzen. Eine übliche Bezeichnung für falsche Götter (vgl. 5Mo 32,21; 1Kö 16,13; Jer 10,15; 14,22; 16,19; 18,15; Jon 2,9). Zur Torheit des Götzendienstes s. Hab 2,18-20.
31,10 Diese Begriffe werden recht häufi g im metaphysischen Sinn verwendet, um die über die Natur hinausgehenden Auswirkungen von Versuchungen und Drangsalen zu beschreiben.
31,12 Er war sowohl für seine Gegner als auch für seine persönli- chen Kameraden eine Schmach. Das war eine äußerst schmerzliche Entfremdung (vgl. Ps 88,8.18). 31,14 Schrecken ringsum. (vgl. Jer 6,25; 20,3.10; 46,5; 49,29; Kla 2,22). miteinander berieten. Zu einem solchen bösartigen Komplott vgl. Jer 11,19; 18,23.
31,17 Eine Bitte um persönliche Anwendung des Segens von 4Mo 6,25 (vgl. Ps 4,6; 67,1; 80,3.7.19; 119,135).
31,18 Zu der Tatsache, dass seine Feinde zuschanden werden sollen, er selbst aber nicht, vgl. Ps 25,2.3.20; Jer 17,18.
31,19 Seine Feinde weisen Anzeichen von »Mundkrankheiten« auf.
31,20 deine Güte. Wie bei seinen anderen Attributen ist Gottes vollkommene Güte die Grundlage dafür, dass er Gutes tut (vgl. Ps 119,68).
31,24 Liebt den HERRN. Zu biblischer Liebe gehört, mit seiner Ein- stellung zu reagieren und Gehorsam zu sein (vgl. 5Mo 6,4.5; 10,12; Joh 14,15.21; 15,10; 2Jo 6). Die Zusicherung sowohl von Lohn als auch Vergeltung ist ein leitender Grundsatz in der Bibel (z.B. 5Mo 7,9.10).
31,25 euer Herz fasse Mut. Eine Singularform dieses Imperativs, der hier im Plural steht, richtete sich in Jos 1,7 an Josua. Dieser Ausdruck wird fast 20-mal im AT verwendet, insbesondere vor Kriegen.
32,1 Dieser Psalm wurde von der Urgemeinde als einer von 7 Bußpsalmen eingeordnet (vgl. Ps 6; 38; 51; 102; 130; 143). Unter diesen sind Ps 32 und 51 besonders herausragende Bußgebete. Da Ps 51 historisch mit dem Leben Davids zu tun hat und insbesondere mit seiner Sünde mit Bathseba verbunden ist (vgl. 2Sam 11-12), ist Ps 51 älter als Ps 32. Der Gesamttenor, die Absicht und Entwicklung von Ps 32 kann wie folgt zusammengefasst werden: David teilt geschickt in zwei Herangehensweisen die wichtigsten Lektionen des Lebens über Sünde, Bekenntnis und Vergebung mit. I. Die erste Herangehensweise: Erinnern an diese Lektionen (32,1-5) A. Lektionen über Ergebnisse (32,1.2) B. Lektionen über Widerstand (32,3.4) C. Lektionen über Reaktionen (32,5) II. Die zweite Herangehensweise: Weitervermitteln dieser Lektionen (32,6-11) A. Lektionen über Reaktionen (32,6.7) B. Lektionen über Widerstand (32,8.9) C. Lektionen über Ergebnisse (32,10-11) 32,1 Maskil. Dieser Ausdruck in der Überschrift führt einen neuen technischen Begriff ein. Möglicherweise weist er darauf hin, dass Ps 32 ein »besinnliches Gedicht« war oder ein »Psalm der Einsicht« oder ein »geschickter Psalm«. 32,1 Übertretung … Sünde … Schuld. Diese drei Schlüsselbe- griffe im AT für Sünde beschreiben Sünde jeweils als Rebellion, Versagen und Verdrehung.
32,3 Lebhafte Beschreibungen der körperlichen Auswirkungen von Unbußfertigkeit.
32,5 David greift die Schlüsselbegriffe auf, mit denen er in V. 1.2 Sünde beschrieben hatte, aber jetzt, in einem Kontext des persönlichen Bekenntnisses, identifi ziert er diese grässlichen Vergehen gegen die Person Gottes als seine eigenen Taten. Zur hohen Priorität von Sündenbekenntnis vgl. Spr 28,13; 1Joh 1,8-10.
32,6 David fällt in diesem Vers in eine belehrende Sprache zurück und betont, dass jeder Mensch, der die Gnade Gottes kennt, diese Gnade nicht ausnutzen sollte, indem er das Sündenbekenntnis unterlässt.
32,8 unterweisen … zeigen … raten. Mit diesen Begriffen ist bib- lische Weisheit gemeint.
32,9 Ross … Maultier. D.h., sei nicht störrisch. Solche Tiere werden als treffende Veranschaulichungen dieser Sünde verwendet (vgl. Spr 26,3; Jes 1,3; Jak 3,3).
33,1 Dieser Psalm ist ein allgemeines Loblied. Seine zwei Haupt- themen sind: 1.) Jahwe ist der Herr über die Natur, und 2.) Er ist der Herr über die Geschichte. Im biblischen Denken sind diese Bereiche stets miteinander verbunden; der Schöpfer herrscht souverän über seine ganze Schöpfung, über alle Kreaturen zu aller Zeit. I. Ein Vorspiel des Lobes (33,1-3) II. Die Erklärung des Lobes (33,4.5) A. Die souveräne Macht des Herrn in der Naturgeschichte (33,4) B. Die souveräne Vorsehung des Herrn über die Menschheitsgeschichte (33,5) III. Die Reaktion des Lobes (33,6-19) A. Die souveräne Macht des Schöpfers (33,6-9) B. Die souveräne Vorsehung des Schöpfers (33,10-19) IV. Ein abschließendes Gebet (33,20-22) 33,1 ziemt. Das bedeutet, dass es angemessen, passend und schicklich ist, ihn zu loben. Zur Schicklichkeit von Lobpreis vgl. Ps 147,1.
33,3 ein neues Lied. D.h. ein neuer Anlass und Impuls zum erneu- ten Preis Gottes (vgl. Ps 96,1; 98,1; 149,1).
33,6 Gottes Aussprüche schufen ein Universum aus dem Nichts (vgl. »Gott sprach« in 1Mo 1,3.6.9.11.14.20.24.26). 33,6 Heer. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Sterne und Plane- ten (vgl. Jes 40,26; 45,12) bzw. auf die Gesamtheit der Engel im Himmel (vgl. Ps 103,20-22). Der unmittelbare Zusammenhang betont mehr die erstere Bedeutung.
33,7 Er türmt … auf. Zu dieser bildhaften Beschreibung, dass Gott Wasser wie einen »Haufen« Dreck oder Sand »aufhäuft« vgl. 2Mo 15,8; Jos 3,13-16; Ps 78,13.
33,10 Zwischen den wackeligen Plänen der Menschen und den souveränen Plänen Gottes wird ein deutlicher Kontrast gezogen.
33,15 er ihnen allen das Herz gebildet hat. Das ist das Wort des Töpfers (vgl. 1Mo 2,7); zur Bedeutung dieser Aussage s. Jes 29,15.16.
33,16 Zur Lehre dieser Verse vgl. die Leitregel von Sach 4,6.
34,1 Dieser akrostische Psalm ähnelt sehr Ps 25, und zwar nicht nur in der Form, sondern auch in den Hauptthemen (z.B. die Betonung von Erlösung, die diese beiden Psalmen in 25,22 bzw. 34,23 abschließt). Persönliche und gemeinschaftliche Anwendungen der Rettung des Herrn sind im ganzen Psalm zu fi nden. Dieser Psalm entfaltet sich zunächst im Lobpreis, gefolgt von der Lehre. I. Persönliches Zeugnis 34,2-11) II. Persönliche Lehre (34,12-23) 34,1 Der historische Anlass, auf den sich diese Überschrift bezieht, fi ndet sich in 1Sam 21,11-16; im Kontext von Ps 34 deutet jedoch nichts offensichtlich auf eine derartige konkrete Verbindung hin. Abimelech, war wie »Pharao« eigentlich kein Name, sondern ein Titel in einer Herrscherdynastie.
34,2 Eine der großartigsten Einladungen in den Psalmen an alle Völker, sich im Lobpreis zu vereinen.
34,3 Dieses Rühmen ist angemessen, weil es ein Rühmen der einzig angemessenen Sache ist: Gottes selbst (vgl. Jer 9,22.23).
34,8 Der Engel des HERRN. Eine besondere Manifestation Jahwes zu strategisch und historisch wichtigen Zeitpunkten (vgl. 1Mo 16,7ff.; 18.19; 31,11ff.; Jos 5; Ri 6; 13). Vieles spricht dafür, dass es sich dabei um Erscheinungen des Herrn Jesus Christus vor seiner Fleischwerdung handelte. S. Anm. zu 2Mo 3,2.
34,12 Diese Aufforderung zur Weisheit ähnelt Spr 1-9.
34,13 Hier werden einige entscheidende Charaktermerkmale des wahren Volkes Gottes vorgestellt; vgl. Ps 15,1-5.
34,15 Das Hauptthema von Ps 1; hier liegt der Nachdruck darauf, vom Bösen zu lassen und Gutes zu tun (vgl. Hi 28,28; Spr 3,7; 16,6.17; Jes 1,16.17; etc.).
34,19 zerbrochenen Herzens … zerschlagenen Geistes. Das sind anschauliche Beschreibungen von abhängigen Jüngern (vgl. Ps 51,17; 147,3; Jes 57,15; 61,1; 66,2; Mt 5,3).
34,20 Diese zusammengehörenden Realitäten der Verfolgung durch Menschen und der Bewahrung durch Gott schildern wiederum eindrücklich das wirkliche Leben in der wirklichen Welt.
35,1 Psalm 35 ist in seiner Form eine persönliche Wehklage. Sein Kontext buchstäblicher und rechtlicher Kriegsführung beschreibt das Szenario, dass der theokratische König angeklagt und in Kürze von einer ausländischen Macht angegriffen wird, mit der er zuvor einen Bund geschlossen hatte. David trägt dem göttlichen Richter seinen »Fall« vor und bewegt sich dabei von der Klage über die Situation zu Gebet wegen dieser Lage und schließlich, als der Herr zu Recht auf die Situation reagiert, zu Lobpreis für Gottes gerechtes Eingreifen. Somit vermitteln in Ps 35 drei Zyklen von Empörung und Erwartung die Gebete des Psalmisten über seine Widersacher zu Gott. I. Erster Zyklus: die Angriffe, die er erfuhr (35,1-10) II. Zweiter Zyklus: der Bundesbruch, den er erlebte (35,11-18) A. Er betet, dass Gott die Sache prüfen möge (35,11-16) B. Er betet, dass Gott unverzüglich handeln möge (35,17) C. Er verspricht Lobpreis (35,18) III. Dritter Zyklus: der Spott, den er erwartete (35,19-28) A. Er betet für Gericht über sie (35,19-21) B. Er betet um Gerechtigkeit für sich selbst (35,22-26) C. Er verspricht Lobpreis (35,27.28) 35,1 führe meine Sache … streite. Das erste freimütige Gebetsan- liegen erbittet den rechtlichen Beistand Gottes (vgl. Spr 25,8.9; Jes 3,13), während das zweite den göttlichen Kämpfer bittet, die Kämpfe des Psalmisten für ihn zu kämpfen (z.B. 2Mo 15,3; 5Mo 32,41ff.).
35,3 sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Rettung! David sehnt sich nach Sicherheit (vgl. Ps 3,8a).
35,4 Vgl. die Verwünschungen von Ps 7, 69 und 109.
35,7 ohne Ursache … ohne allen Grund. Weitere Argumente zu seiner Verteidigung; alle ihre Angriffe waren vom Standpunkt des Bundes oder des Rechts her gesehen unberechtigt.
35,10 HERR, wer ist dir gleich. Das war ein kanonischer Ausdruck für Bewunderung der Einzigartigkeit von Israels großartigem Gott (vgl. 2Mo 15,11; Mi 7,18).
35,11 Zwischen der Haltung des Psalmisten bezüglich der Bun- desvereinbarung und der Haltung seines Bundespartners wird ein scharfer Unterschied gezogen.
35,16 Zu den schmerzlichen Verletzungen des Spottes vgl. Hi 16,9; Ps 37,12; 112,10; Kla 2,16.
35,17 wie lange …? Zu Wehklagen vgl. Ps 13,1; Hab 1,2.
35,19 ohne Ursache. Vgl. denselben Ausdruck zweimal in V. 7.
35,21 Haha, haha! Dieser spottende Refrain kommt in V. 25 noch- mals vor. 35,21 Nun sieht es unser Auge. Du hast es gesehen, o HERR. Was Davids Feinde angeblich sahen, hat der Herr vollkommen gesehen. David wusste, dass sein Gott ihn auf Grundlage der wahren Beweise, die zu seinen Gunsten zeugen, verteidigen wird.
35,23 für meine Sache. Der Psalmist kommt auf das Thema des Beistands von V. 1 zurück.
35,27 Vgl. Ps 40,16. seines Knechtes. Dieser Ausdruck war nicht nur eine höfl iche Selbstbezeichnung des Psalmisten in der dritten Person, sondern wurde auch für einen atl. Jünger verwendet, der sich selbst als an den Herrn gebunden ansah.
36,1 In diesem Psalm kann man mindestens 3 Themen entde- cken: 1.) Weisheit, V. 2-5; 2.) Lobpreis, V. 6-10 und 3.) Gebet, V. 11-13. Mit seiner Beschreibung der menschlichen Verdorbenheit erinnert Psalm 36 an Ps 14 und außerdem an Davids persönliches Sündenbekenntnis aus Ps 32. Paulus zitierte aus Ps 36,1, um seine Liste von 14 Anklagen gegen die ganze Menschheit in Röm 3,10-18 abzurunden. Von seiner Gesamtstruktur her liefern Davids zwei verschiedene Stimmungen in Ps 36 Beispiele für seine fortdauernde Suche nach Ausgewogenheit hinsichtlich der Realitäten der menschlichen Verdorbenheit und des göttlichen Wohlwollens. I. Davids Stimmung: Bedachtsamkeit (36,2-10) A. Seine Überlegungen zur Untreue des Menschen (36,21-5) B. Seine Überlegungen zur Treue Gottes (36,6-10) II. Davids Stimmung: Abhängigkeit (36,11-13) A. Erreicht durch Gebet (36,11.12) B. Angekündigt durch Perspektive (36,13) 36,1 Der Begriff »Knecht«, der in Ps 35,27 vorkam, taucht hier in der Überschrift auf. Er ist mit einer Bundesbeziehung verknüpft und betont die Unterwerfung unter Gott und den Dienst für ihn. Zur Anwendung dieses Begriffs auf David in den Psalmtexten vgl. 78,70; 89,3.
36,2 Gottesfurcht gilt nichts. Das ist die gegenteilige Haltung, die wahre Jünger kennzeichnet. Das hier verwendete Wort für Furcht bedeutet eigentlich »Grauen« oder »Schrecken« (vgl. 5Mo 2,25; Ps 119,120; Jes 2,10.19.21; etc.).
36,3 D.h. er schmeichelt sich so sehr, dass er unfähig ist, genug zu verstehen, um seine eigene Übeltat zu hassen.
36,4 Obwohl Paulus in Röm 3 nur Ps 36,2b zitiert, nennt er im dortigen Zusammenhang diese Kategorien charakteristischer Sündigkeit; vgl. zum Charakter Ps 36,2 mit Röm 3,11-13; zur Sprache Ps 36,4a mit Röm 3,13-14; und zum Verhalten Ps 36,4b-5 mit Röm 3,15-17.
36,6 Diese Eigenschaften Gottes sind unermesslich.
36,8 dem Schatten deiner Flügel. Obwohl manche darunter die Flügel der Cherubim auf der Bundeslade verstehen, geht es hier wahrscheinlich allgemeiner um die beschützende Fürsorge eines elterlichen Vogels für seine Jungen (5Mo 32,11; Ps 17,8; 91,4; Rt 2,12; vgl. Jesu Anspielung auf diesen bildhaften Ausdruck in Mt 23,37).
36,10 in deinem Licht schauen wir das Licht. Dieser Ausdruck hat wahrscheinlich eine sowohl buchstäbliche als auch bildhafte Bedeutung, d.h. Gott ist der Ursprung des natürlichen Lichts und auch des geistlichen Lebens. Der Herr ist die Quelle und Erhalter allen Lichts und Lebens.
36,12 den Fuß der Hochmütigen. Das ist wahrscheinlich ein mi- litärisches Bild, das sich auf die Praxis eines siegreichen königlichen Generals bezieht, der symbolisch seinen Fuß auf den Nacken eines vor ihm niedergeworfenen, geschlagenen königlichen Generals setzte.
36,13 Vgl. Ps 14,5a; 18,38; Spr 24,16.
37,1 Psalm 37 ist ein unregelmäßiges Akrostichon und ein Weis- heitspsalm, der sich nicht an Gott, sondern an den Menschen richtet. Die Verse 12-24 klingen sehr nach den Maximen der Sprüche. Die Bundesverheißungen des »Landes« für Israel stehen in diesen Versen sehr im Vordergrund (vgl. V. 3.9.11.22.29.34). Hauptthema ist die uralte Frage: »Warum geht es den Gottlosen gut, während die Gottesfürchtigen schmerzlich mit dem Leben zu kämpfen haben?« Davids Antwort darauf wird in einer komplexen Darlegung präsentiert. In Ps 37 vermischt und erklärt David 6 Gedanken, um seine Hauptbotschaft über die letztendliche Aufrichtung göttlicher Gerechtigkeit vorzutragen. I. Ein einleitender Überblick (37,1.2) II. Eine erste Ausführung (37,3-11) III. Einige sprichwörtliche Perspektiven (37,12-24) IV. Ein erstes Zeugnis (37,25.26) V. Eine abschließende Ausführung (vgl. V. 3-11) (37,27-34) VI. Ein abschließendes Zeugnis (vgl. V. 25.26) (37,35-40)
37,2 Dieser Psalm ist geprägt von Veranschaulichungen nach dem Motto »Heute hier, morgen fort«. Zu diesem Thema vgl. Hi 14,1.2; Ps 90,5.6; 103,15.16; Jes 40,6-8; Mt 6,30; Jak 1,10.11; 1Joh 2,17.
37,7 Die Botschaft »Entspanne dich! Nicht reagieren!« kehrt wie- der (vgl. V. 1).
37,10 Nur noch eine kurze Zeit. Vgl. ähnliche Ausdrücke in Jer 51,33; Hos 1,4. Das Eingreifen des Herrn steht unmittelbar bevor.
37,17 die Arme der Gottlosen werden zerbrochen. Ihre Glied- maßen werden zerschmettert, weil sie Reichtum rafften und aufhäuften (V. 16b). Vgl. Hi 38,15; Ps 10,15; Jer 48,25; Hes 30,21.
37,18 Vgl. Ps 1,6.
37,21 Das AT enthält sowohl Vorschriften als auch Sprichwörter über das Borgen und Leihen; vgl. 5Mo 15,6; 28,12.44; Ps 112,1-6; Spr 22,7.
37,24 Zu Bestätigungen für solchen Trost Gottes vgl. Ps 145,14; Spr 24,16; Mi 7,8.
37,31 Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen. Zu Gottes verinnerlichter Anweisung vgl. 5Mo 6,6; Ps 40,8; 119 (gesamt); Jer 31,33; Jes 51,7.
37,38 abgeschnitten. Zu dieser Wahrheit des Gerichts vgl. V. 9.22.28.34 und Ps 109,13. Zu einer positiven Darlegung in Bezug auf die Treuen vgl. Spr 23,18; 24,14.20.
37,39 Rettung … von dem HERRN. Da die Rettung dem Herrn ge- hört (Ps 3,8), ist er die immerwährende Quelle des Heils (vgl. Ps 62,1.2).
38,1 In diesem Psalm umgibt das Gebet eine Kernpassage hefti- ger Wehklage (V. 3-21). In vielerlei Weise stehen Davids Wehklagen in Parallele zu den Klagen Hiobs. Davids Perspektive ist, dass seine schmerzliche Plage zumindest teilweise auf seine eigene Sünde zurückzuführen ist. Von der Anordnung her beziehen sich Davids einleitende und abschließende Gebete in Ps 38 auf zwei Anschläge von Feinden. I. Einleitendes Gebet (38,2.3) II. Erster Anschlag: Der Feind von Innen (38,4-11) III. Zweiter Anschlag: Feinde von Außen (38,12-21) IV. Abschließende Gebete (38,22.23) 38,1 Zum Gedenken. Wörtl. »Um zum Gedanken zu veranlassen » (vgl. die Überschrift von Ps 70). Entweder 1.) erinnert der Psalmist Gott an seine Plage, damit er eingreifen möge, oder 2.) erinnert er sich selbst und die Gesellschaft an seine historische Notlage, sodass sowohl er als auch sie im selben Kontext akuten Leids inbrünstig beten.
38,2 Vgl. Ps 6,1; 39,11; Jer 31,18.
38,3 deine Pfeile. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Vorstellung von Gott als Kämpfer und Bogenschütze, vgl. 5Mo 32,23; Hi 6,4; 16,13; Ps 7,12; Kla 3,12.13; etc.
38,6 meiner Torheit. Zu schuldhafter ethischer Torheit vgl. Ps 69,5. David betrachtet dies als Grund für Gottes Züchtigung in V. 3ff.
38,12 Meine Lieben und Freunde … Nächsten. Die ihm nahe standen und lieb waren, hatten ihn in seiner Not verlassen und machten damit alles noch schlimmer.
38,14 Das beste Beispiel dafür, Verspottung und Folter ohne Ge- genwehr hinzunehmen, ist der leidende Knecht Gottes in Jes 53,7; vgl. 1Pt 2,23.
38,20 Obwohl er persönliche Sünden bekannt hatte, blieb er im Vergleich zu seinen Verfolgern rechtmäßig unschuldig.
39,1 Psalm 39 ist eine außergewöhnlich heftige Wehklage, die mit Hi 7 und einem Großteil des Buches Prediger verglichen werden kann. Auch dieser Psalm legt wie Ps 37 einen Schwerpunkt auf das Motto »Heute hier, morgen fort«, allerdings mit einer neuen Facette: einer Anwendung auf alle Menschen, insbesondere den Psalmisten. In dieser heftigen Wehklage bricht David sein anfängliches Schweigen mit zwei Zyklen von Fragen und Refl ektionen über die Kürze und Lasten des Lebens. I. Einleitung: Davids Schweigen (39,2-4) II. Zyklus 1: Die Kürze und Last des Lebens (39,5-7) A. Seine Bitte um Perspektive (39,5) B. Seine Refl ektionen über Perspektive (39,6.7) III. Zyklus 2: Die Kürze und Last des Lebens (39,8-14) A. Seine Refl ektion über Hoffnung (39,8) B. Seine Bitten und Refl ektionen über Vorsehung (39,9-12) C. Seine Bitten um Erleichterung (39,13.14) 39,1 dem Jeduthun. Wahrscheinlich ein besonders ernannter An- betungsleiter (vgl. 1Chr 9,16; 16,37ff.; 25,1-3; Neh 11,17).
39,2 Ich will … ich will. Die Form dieser Ausdrücke deutet auf starke willentliche Verpfl ichtungen hin. dass ich nicht sündige mit meiner Zunge. Dieses Sündigen kann sich auf eine oder beide von zwei Möglichkeiten beziehen: 1.) direkt, indem man Gott dafür kritisiert, dass er keine Vergeltung über die Gottlosen bringt, und 2.) indirekt, indem man sich in Gegenwart der Gottlosen beklagt.
39,3 Sein Schweigen linderte seinen Schmerz nicht, sondern schien ihn nur zu verschlimmern.
39,4 Vgl. Jeremias Notlage in Jer 20,9. da redete ich mit meiner Zunge. Im Gegensatz zum Schweigen von V. 1. Doch verstieß er nicht gegen die Bedingungen seiner ursprünglichen Verpfl ichtung, da er sich nicht vor Menschen empörte, sondern seine Lasten vor Gott ausschüttete (vgl. V. 5ff.)
39,5 Zu ähnlichen Gebeten über die Kürze und Last des Lebens vgl. Hi 6,11; 7,7; 14,13; 16,21.22; Ps 90,12; Pred 2,3.
39,6 Handbreiten. Er misst die Länge seines Lebens mit der kleins- ten damals bekannten Maßeinheit (1Kö 7,26); vgl. »vier Finger« (d.h. etwa 7,5 cm) in Jer 52,21. und die Dauer meines Lebens ist wie nichts vor dir. Zum »Messen« von Gottes Alter vgl. Ps 90,2. Hauch. Zum selben hebr. Wort vgl. Pred 1,2ff., »Nichtigkeit« (im Buch Prediger kommt dieses Wort insgesamt 31-mal vor); Ps 144,4. Zum entsprechenden Konzept im NT vgl. Jak 4,14.
39,7 nur um Nichtigkeit machen sie so viel Lärm! Zur Vergeb- lichkeit und Ironie dieses Phänomens vgl. Hi 27,16 im Kontext; Pred 2,18-23; Lk 12,16-20.
39,10 In diesem Vers tauchen die Begriffe aus Ps 38,13; 39,2 wieder auf, begleitet von der Theologie von Hi 42.
39,12 wie die Motte. Die Motte war üblicherweise eine der zerstö- rerischsten Kreaturen, aber hier geht es um die Empfi ndlichkeit der Motte (vgl. Hi 13,28; Jes 50,9; 51,8; Mt 6,19ff.).
39,13 Gast … Fremdling. Er betrachtet sich als zeitweiligen Gast und Pilger in der Gegenwart Gottes; zur Ausdrucksweise vgl. 3Mo 25,23; 5Mo 24,19ff.; 1Chr 29,15; Ps 119,19; und zum entsprechenden Konzept im NT vgl. Hebr 11,13; 1Pt 2,11.
39,14 Diese heftige Bitte steht in ihrer Absicht in Parallele zu V. 10.
40,1 Psalm 40 beginnt mit einer überschwänglichen Danksagung und endet mit einer Mischung aus Gebet und Wehklage (vgl. die Entwicklung von Ps 27). Außerdem sind die letzten 5 Verse von Ps 40 nahezu identisch mit Ps 70. Überall in diesem Psalm tauchen wichtige Verbindungen auf: die erste zwischen dem theokratischen König als Einzelperson und der Gemeinschaft des theokratischen Volkes. Darüber hinaus ist vom Blickwinkel der ntl. Offenbarung betrachtet in V. 7-9 eine Verbindung zum größeren David im Ansatz enthalten (vgl. Hebr 10,5-7). Beispiele aus der Vergangenheit und Gebete bezüglich einer gegenwärtigen Plage prägen den Psalm von Anfang bis Ende. In seiner Einstellung zeigte David, dass er verstand, wie wichtig das ist, wozu Paulus in Röm 12,1.2 ausdrücklich aufforderte. Diese Elemente machen nur einen Teil der Reichhaltigkeit von Ps 40 aus. Die folgenden Anmerkungen helfen Davids gedankliche Entwicklung innerhalb dieser 18 Verse mitzuverfolgen: Zwei Situationen bilden den Rahmen von Davids veröffentlichtem Ausdruck von Anbetung in Ps 40. I. Ein Beispiel aus einer früheren Situation (40,2-11) A. Die gnädige Rettung durch Gott (40,2-4) B. Die reichhaltigen Ressourcen in Gott (40,5.6) C. Die motivierten Antworten an Gott (40,7-11) II. Gebete für die gegenwärtige Situation (40,12-18)
40,3 Grube des Verderbens … schmutzigen Schlamm. Das Bild beschreibt seine frühere hoffnungs- und hilfl ose Situation; vgl. die Sprache von Ps 69,2.14; Jer 38,6ff. In seiner Gnade hatte Gott ihn aus einer Lage, wo er keinen Boden unter den Füßen hatte, auf festen Boden gestellt.
40,4 ein neues Lied. S. Anm. zu Ps 33,3. 40,4 auf den HERRN vertrauen … sein Vertrauen auf den HERRN. Die Verb- und Substantivformen dieser bedeutenden hebr. Wurzel beschreiben einen Glauben der zuversichtlichen Hingabe, der sich hier auf den richtigen Gegenstand bezieht, nämlich Gott allein (vgl. die Lehre von Jer 17,7). Davids Wunsch war es, eine solche Hingabe stets ansteckend sein zu lassen.
40,6 Vgl. die angenehme »Niedergeschlagenheit« des Psalmisten in Ps 139,12-18.
40,7 Der Autor des Hebräerbriefes wendet diese Verse in dramati- scher Weise auf den größeren David an (10,5-7). 40,7 Opfer und Gaben hast du nicht gewollt. Er bestreitet nicht das Gebot, Opfer darzubringen, sondern betont, dass sie mit der richtigen Herzenshaltung dargebracht werden müssen (im Gegensatz zu Saul, 1Sam 15,22.23; man beachte den Nachdruck auf die richtigen geistlichen Voraussetzungen für Opfer in Ps 19,14; 50,7-15; 51,15-17; 69,3031; Jes 1,10-15; Jer 7,21-26; Hos 6,6; Am 5,21-24; Mi 6,6-8; Mt 23,23). Ohren aber hast du mir bereitet. Wörtl. »Ohren« oder »zwei Ohren hast du mir gegraben«. Das beschreibt Gehorsam und Hingabe.
40,8 in der Buchrolle steht von mir geschrieben. 5Mo 17,14-20 bezieht sich auf den geringeren David; vgl. wahrscheinliche Anwendungen auf den größeren David in Schriftstellen wie Lk 24,27; Joh 5,39.46.
40,10 Gerechtigkeit als frohe Botschaft. Dieses Wort für »frohe Botschaft« ist im Hebr. (vgl. die Wurzel in Jes 40,9; 41,27; 52,7; 60,6; 61,1) die Entsprechung zum ntl. Begriff »Evangelium« und »Evangeliumsverkündigung«, d.h. das »Verkündigen der frohen Botschaft«. »Gerechtigkeit« wird im nächsten Vers als die Gerechtigkeit Gottes identifi ziert (V. 10).
40,11 Der hier beschriebenen Gesinnung Davids waren wir bereits in Ps 22,22.23 begegnet.
40,13 Vgl. sowohl die äußere Verfolgung als auch die innere Ver- derbtheit in Ps 38.
40,14 S. Anm. zu Ps 70.
41,1 Die Worte dieses Psalms sind allgemein und gelten jedem, der sich für »niedergeschlagen« hält. Das besonders Schmerzliche und das, was ihn besonders trifft, ist die Verschlimmerung der misslichen Lage des Psalmisten durch Anfeindung (vgl. Ps 6,38; und Abschnitte von Hiob und Jeremia). Während Form und Struktur von Ps 41 ziemlich komplex sind, dient das Wort »Wohl« bzw. »gelobt« in V. 1.13 als »Buchstütze«. Die weiteren Elemente innerhalb dieses Rahmens sind: 1.) Zuversicht (V. 2b-4.12.13), 2.) Gebete (V. 5.11), und 3.) Wehklage (V. 6-10), sowie etwas Weisheit und Lobpreis. Davids Botschaft in Ps 41 spricht von Gottes feinfühliger, liebevoller Fürsorge in der entscheidenden hilfebedürftigen Phase des Lebens. I. Er erkennt menschliches Mitleid (41,2a) II. Er schwelgt in Gottes Fürsorge für den Mitleidigen (41,2b-4) III. Er bittet um Gnade, Gesundheit und Vergebung (41,5) IV. Er berichtet von der ihm widerfahrenen Gemeinheit (41,6-10) V. Er bittet um Gnade, Gesundheit und Vergeltung (41,11) VI. Er schwelgt in Gottes Fürsorge für ihn persönlich (41,12.13) VII. Er erkennt Gottes Mitleid (41,14)
41,2 Wohl dem. Zu diesem »Wohl dem« vgl. Ps 1,1; 2,12.
41,3 er wird glücklich gepriesen im Land. Das Verb »glücklich preisen« stammt von derselben hebr. Wurzel wie die ausdrückliche Beschreibung »Wohl dem« in V. 1 (zu weiteren Vorkommen dieses Verbs vgl. Spr 3,18; 31,28; Hl 6,9).
41,4 erquicken auf seinem Krankenlager. Das beschreibt Gott als Arzt, der seine feinfühlige, liebevolle Fürsorge erweist.
41,5 denn ich habe gegen dich gesündigt. Eine erneute Erwäh- nung der alten orientalischen Verbindung zwischen Sünde und Krankheit (vgl. Ps 31,10; 32,5; 38,3.4.18; 40,12; etc.). Zur ausdrücklichen Kombination von »gegen dich sündigen« vgl. Ps 51,4. Diese Perspektive des Psalmisten widerspricht nicht der Erwähnung seiner grundsätzlichen »Lauterkeit« in V. 13.
41,7 wenn einer kommt … er geht hinaus. Dieser heuchlerische »Krankenbesuch« macht in Wirklichkeit die missliche Lage nur noch schlimmer. Der Besucher belügt den Kranken und sammelt lediglich »Information« für weitere Verleumdung.
41,10 Auch mein Freund … hat die Ferse gegen mich erho- ben. Davids enger Begleiter verriet ihn; er trat auf ihn ein, als er »am Boden zerstört« war. Die Erfahrung des größeren David und die Anwendung dieser Aussage in Joh 13,18 bezog sich auf Judas (vgl. Mt 26,21ff.).
41,14 Gelobt sei. Die hebr. Wurzel von »Amen« bedeutet im Grun- de »es ist wahr«, d.h. zuverlässig, bestätigt, bewahrheitet. Man beachte, dass das 1. Psalmbuch (Ps 1-41) mit einem Lobgesang schließt; vgl. das Ende der anderen 4 Psalmbücher (Ps 72,18.19; 89,52; 106,48; 150,6).
42,1 Wie im Fall von Ps 9 und 10, gehörten Ps 42 und 43 ur- sprünglich zusammen. Einige alte Handschriften fügen sie zusammen; Ps 43 hat im Gegensatz zu den anderen umgebenden Psalmen keine Überschrift. In seiner Form kann Ps 42 als persönliche Wehklage betrachtet werden. Dieser Psalm liefert außerdem ein Beispiel für eine wichtige Eigenschaft des 2. Psalmbuches: Gott wird hier vorzugsweise als »Gott« (bzw. mit Parallelen zu diesem Wort) bezeichnet. Die historische Situation von Ps 42 ist nicht näher spezifi ziert. Offensichtlich ist jedoch, dass der Psalmist in einer harten Situation steckte, die von seinen umgebenden Spöttern noch arg verschlimmert wurde. Folglich ist Ps 42 ein zweistrophiges Klagelied. I. Strophe 1: Der Psalmist singt von seinem Durst (42,2-6) A. Der Inhalt dieser Strophe (42,2-5) B. Der Refrain dieser Wehklage (vgl. V. 12) (42,6) II. Strophe 2: Der Psalmist singt von seinem Ertrinken (42,7-12) A. Der Inhalt dieser Strophe (42,7-11) B. Der Refrain dieser Wehklage (vgl. V. 6) (42,12) 42,1 Die Begriffe »Vorsänger« (d.h., der Anbetungsleiter) und »Maskil« (eine »Besinnung« oder Lektion; vgl. Ps 32,1) kommen hier nicht zum ersten Mal vor, im Gegensatz zu »den Söhnen Korachs«. Zur Abstammung der »Söhne Korachs« vgl. 4Mo 26,10ff.; 1Chr 6,1ff.; 2Chr 20,19. Insgesamt 11 Psalmen werden dieser Gruppe zugeordnet, davon kommen 7 im 2. Psalmbuch vor (Ps 42, 44, 45, 46, 47, 48, 49). Bei diesen Israeliten handelt es sich wahrscheinlich eher um die levitischen Interpreten als um die Autoren dieser Psalmen (d.h. sinngemäß »für die Söhne Korachs«).
42,2 Wie ein Hirsch lechzt … so lechzt. Zu diesem Vergleich aus der Natur vgl. Joel1,20. Der Psalmist meint, ihm stünde eine schwere geistliche Dürrezeit bevor.
42,3 Meine Seele dürstet nach Gott. Zu diesem Verlangen nach dem Wasser Gottes vgl. Ps 36,8.9; Jes 41,17; 55,1; Jer 2,13; 14,1-9; 17,13; Joh 4,10; 7,37.38; Offb 7,17; 21,6; 22,1.17.
42,5 Daran will ich denken, und meine Seele in mir ausschüt- ten. Eine solche Sprache charakterisiert auch Jeremias Klagelieder, was auf eine heftige Wehklage hinweist. Zum »Ausschütten der Seele« bzw. »des Herzens« vgl. 1Sam 1,15; Ps 62,8; Kla 2,19. Das sind Versuche, sich von unerträglichen Schmerzen, Sorgen und Ängsten zu befreien.
42,6 Was betrübst du dich … bist so unruhig …? Bei dieser aktiven Selbstbeobachtung tadelt sich der Psalmist für seine Mutlosigkeit.
42,7 Land des Jordan … Hermongipfel … Berg Mizar. Die Er- wähnung von Hermon und Jordan weist auf eine Gegend in Nordpalästina hin, ein Quellgebiet, dessen Wasser nach Süden abfl oss. Diese Ortsbezeichnungen signalisieren, dass ein scharfer Kontrast in den Wortbildern bevorsteht, die die Veränderung des Psalmisten beschreiben. Er kommt von der einen Not des Verdurstens in die nächste – des Ertrinkens (vgl. V. 8ff.). Die Lage und Bedeutung vom Berg Mizar ist nicht näher bekannt.
42,8 Flut … deiner Wasserstürze … deine Wellen und Wogen. Er erklärt, dass Gott letztendlich für die Ozeane der Prüfungen verantwortlich ist, unter denen er zu ertrinken droht.
42,9 wird der HERR seine Gnade entbieten. Diese zuversichtliche Aussage unterbricht seine Wehklagen (vgl. ihre Fortsetzung in V. 10.11) und bietet ein paar gnädige Atemzüge göttlicher »Luft« unter den sich überstürzenden Wellen seiner Prüfungen und Peiniger.
43,1 Psalm 43 kann als Epilog zu Ps 42 verstanden werden. Der Psalmist bewegt sich von der Selbstbeschau zur Anrufung Gottes. Doch wie aus V. 5 ersichtlich, hatten die Probleme des Psalmisten nicht aufgehört, zumindest nicht gänzlich und endgültig. Trotzdem ist geistliches Wachstum erkennbar. Wenn man die zwei Kommunikationsarten des Psalmisten in Ps 43 in Beziehung zueinander setzt und sie dann mit den Klagen aus Ps 42 vergleicht, erkennt man Anzeichen für diesen Prozess, da er sich weiterhin mit seiner Mutlosigkeit beschäftigte. I. Gebete zu Gott (43,1-4) A. Richtigstellung von Unrecht (43,1.2) B. Wiederherstellung der »Rechte« (d.h. der richtigen bzw. angemessenen Dinge) (43,3.4) II. Eigene »Anfeuerung« (43,5) A. Ermahnung (43,5a-b) B. Ermutigung (43,5c-d) 43,1 Schaffe mir Recht … führe meine Sache. Wörtl. »Richte mich, o Gott, und verteidige meinen Fall.« Diese Kombination juristischer Begriffe zeigt, dass der Psalmist Gott bat, sowohl sein göttlicher Richter zu sein (vgl. Ri 11,27; 1Sam 24,13; Ps 7,8; 26,1) als auch sein ihn verteidigender Anwalt (vgl. Ps 119,154; Spr 22,23; 23,11; Jer 50,34; Kla 3,58). Zur Kombination beider Konzepte wie hier vgl. 1Sam 24,16; Ps 35,1.24; Mi 7,9.
43,2 warum … Warum …? Da Gott seine stärkende Zufl ucht war, fragte der Psalmist, warum Gott ihn verwarf und warum er so entmutigt sein musste.
43,3 dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten, mich bringen. Das sind freimütige Personifi zierungen der Führung Gottes. Er wünschte sich, dass diese »Boten-Eigenschaften« ihn geistlich leiten (vgl. derartiges »Leiten« und »Führen« in 1Mo 24,48; Ps 78,14.53.72; 107,30; Jes 57,18), um ihn erfolgreich ans Ziel zu bringen, d.h. zum festgesetzten Anbetungsort Israels.
43,5 Was … bist … Harre. Vgl. Ps 42,5.11.
44,1 Psalm 44 ist eine nationale Wehklage nach einer schweren, aber historisch nicht identifi zierbaren Kriegsniederlage. Die Sprecher dieses Psalms wechseln mehrmals von der ersten Person Plural (d.h. »wir« und »uns«; vgl. V. 1-3.5.7.8.9-14.17-22) und der ersten Person Singular (d.h. »ich«, »mir« oder »mein«; vgl. V. 4.6.15-16). Das weist möglicherweise darauf hin, dass dieser Psalm ursprünglich im Wechsel gesungen wurde, sowohl vom geschlagenen königlichen General als auch seiner geschlagenen Nation. Die Gebete von V. 23-26 wurden vielleicht als Höhepunkt einstimmig gesungen. Der Psalmist verwendet drei historische Zentren in Ps 44 und versucht dadurch eine nationale Tragödie zu verstehen und zu verarbeiten. I. Blick auf die vergangene Geschichte: Der Schock dieser nationalen Tragödie (44,2-9) II. Blick auf die gegenwärtige Geschichte: Die Unergründlichkeit dieser nationalen Tragödie (44,10-23) III. Blick auf die künftige Geschichte: Ein Gebet für ein Ende dieser nationalen Tragödie (44,24-27)
44,2 haben wir es gehört. Die Väter der Nationen hatten eine reichhaltige Überlieferung von Gottes großen Taten weitergegeben. Die Erinnerung an die heilige Geschichte war sogar vorgeschrieben (vgl. 2Mo 10,1.2; 12,26ff.; 13,14ff.; 5Mo 6,20ff.; Jos 4,6ff.; Ps 78,3).
44,3 Du hast … gepfl anzt. Zur Metapher, das Gott sein Volk »pfl anzt«, vgl. 2Sam 7,10; Jes 5,1ff.; Jer 12,2; vgl. Ps 80,8-11, wo die Israeliten gepfl anzt werden und Wurzeln schlagen.
44,4 Denn nicht mit ihrem Schwert haben sie … sondern dei- ne rechte Hand. Eine kurze historische Zusammenfassung der Theologie der Gnade Gottes, seines Eingreifens und seiner Befähigung (vgl. Jos 24,17.18).
44,5 gebiete du Rettung für Jakob. Wenn die Aufteilung der he- br. Konsonanten von einem andern Punkt aufgefasst wird (wie in einigen alten Versionen der Fall), passt diese Zeile besser in den unmittelbaren Zusammenhang und besagt: »Du bist mein König, mein Gott, der für Jakob Siege befi ehlt (oder anordnet).« »Jakob«, der ursprüngliche Name des alten Patriarchen, bezeichnet oft die Nation Israel, insbesondere in poetischen Texten.
44,6 Durch dich … Denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen … sondern du rettest uns. Der geschlagene königlichen General greift die Theologie von V. 3 auf und fügt ihr seine persönliche Zustimmung hinzu.
44,10 bist nicht ausgezogen mit unseren Heerscharen. Hier wird Gott, der Herr, so gesehen, als habe er seine Aufgabe als göttlicher Kämpfer der Nation aufgegeben.
44,12 hast uns … hingegeben … verkauft. Das sind drasti- sche Beschreibungen Gottes, der die Niederlage beobachtete und die Nation bis aufs Äußerste demütigte.
44,18 doch haben wir dich nicht vergessen … Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen. Die aktuelle Niederlage der Nation war angesichts ihrer grundsätzlichen Treue zu Gott schmerzhaft erstaunlich.
44,23 um deinetwillen. Sie hatte keine konkreten Antworten, nur diese unausweichliche Schlussfolgerung, dass ihren Feinden durch Gottes souveränen Willen erlaubt worden war, sie zu vernichten. Vgl. das Zitat dieses Verses von Paulus in Röm 8,36 und sein allgemeines Prinzip in Mt 5,10-12; 1Pt 3,13-17; 4,12-16.
44,24 erhebe dich … Wache auf! Vgl. Ps 35,23. Gott schläft nicht wirklich, sondern der Mensch hat nur einen solchen Eindruck.
44,27 Mache dich auf. Vgl. 4Mo 10,35; Ps 3,7; 7,6. erlöse uns um deiner Gnade willen. Der Psalm schließt einen vollständigen Bogen von der Geschichte von Gottes gnädiger Erlösung (V. 2-4) bis zur Hoffnung auf diese Erlösung in der nahen Zukunft (V. 27).
45,1 Einige Teile von Ps 45 vermitteln einen säkularen Schwer- punkt, andere Abschnitte hingegen eine geistliche Thematik. Anlässlich einer königlichen Hochzeit kreiert der Psalmist ein dreiteiliges Festlied. I. Die poetische Einleitung (45,2) II. Das Festlied (45,3-17) A. Der königliche Bräutigam (45,3-10) 1. Die Vorzüglichkeiten des königlichen Bräutigams (45,3) 2. Die Heldentaten des königlichen Bräutigams (45,4-6) 3. Die Erhöhung des königlichen Bräutigams (45,7.8) 4. Die Würde des königlichen Bräutigams (45,9.10) B. Die Prinzessin und Braut (45,11-16) 1. Eine Herausforderung der Prinzessin und Braut (45,11-13) 2. Die Prozession der Prinzessin und Braut (45,14-16) C. Künftige Kinder aus dieser Verbindung (45,17) III. Das poetische Nachwort (45,18) 45,1 Dieser Titel enthält zwei neue Ausdrücke: Nach [der Melodie] »Lilien« und ein Lied der Liebe. Beim ersten Begriff geht es wahrscheinlich um die Melodie, die zur Begleitung des Textes verwendet werden sollte. Die zweite Bemerkung bezieht sich auf den Inhalt und wies wahrscheinlich darauf hin, dass dieser Psalm ein Hochzeitslied war und genauer gesagt sogar eine königliche Hochzeitskomposition.
45,2 Mein Herz fl ießt über … meine Zunge. Der Psalmist ist überwältigt von Gefühlen anlässlich der Hochzeit des Königs; folglich fasst er seine bewegten Gedanken und Gefühle in Worte. In V. 3ff. ist seine Zunge der Pinsel, mit dem er eindrückliche Wortbilder malt.
45,3 Du bist schöner. D.h. du bist »hübscher« oder »der Hübsches- te unter« (eine antike Voraussetzung für das Königtum; s. die Anmerkungen z.B. zu 1Sam 9,2; 10,33; 16,12; 2Sam 14,25; 1Kö 1,6; Hl 5,10; Jes 33,17). Gnade ist ausgegossen über deine Lippen. Das beinhaltet, dass Gott die Worte des Königs gesalbt hat (vgl. Pred 10,12; Lk 4,22).
45,4 Gürte dein Schwert. In diesen Versen wünscht der Psalmist dem König Siege in den künftigen Schlachten.
45,7 Dein Thron, o Gott. Da dieser königliche Bräutigam wahr- scheinlich Mitglied der davidischen Dynastie war (z.B. 2Sam 7), gab es eine nahe und unmittelbare Anwendung (vgl. 1Chr 28,5; 29,23). Durch die fortschreitende Offenbarung (d.h. Hebr 1,8.9) erfahren wir die letztendliche Anwendung auf einen »größeren als Salomo«, der Gott ist – der Herr Jesus Christus.
45,10 Königstöchter … Schmuck … die Gemahlin. Dieses Bild des Königshofes bezieht sich womöglich auf königliche weibliche Gäste, schließt aber auch die anderen Frauen und Konkubinen des königlichen Bräutigams mit ein (vgl. die Situation bei Salomo in 1Kö 11,1). Eine solche Polygamie war natürlich durch das Wort Gottes verboten; doch leider war es unter den Königen Israels immer noch Gang und Gäbe. Gold von Ophir. Ophirs geographische Lage ist zwar nicht bekannt, doch war es als Herkunftsort des reinsten Goldes bekannt.
45,11 Tochter. Der Schwerpunkt dieses Abschnitts ist der Ruf: »Hier kommt die Braut!« Doch auch in diesem Abschnitt konzentriert sich der Blick nach altem orientalischem Vorbild immer noch auf den königlichen Bräutigam.
45,17 An die Stelle deiner Väter werden deine Söhne treten. Der loyale und freudige Dichter spricht nun von den Segnungen der künftigen Kinder aus dieser Verbindung.
46,1 Psalm 46 ist die biblische Quelle für Martin Luthers großar- tiges Kirchenlied »Ein feste Burg ist unser Gott«. Dieser Psalm beginnt außerdem eine Psalmtrilogie (d.h. Ps 46, 47 und 48); alle drei Psalmen sind Siegeslieder. Außerdem wurde er zu den so genannten »Zionliedern« gezählt (vgl. Ps 48, 76, 84, 87, 122). Psalm 46 rühmt den Schutz Gottes bei drohenden Gefahren aus der Natur und den Nationen. Gott beschützt in der Tat (vgl. V. 2.8.12) sein Volk auf der Erde (vgl. V. 3.7.9.10.11). Das Hauptanliegen und die Bitte in Ps 46 ist, dass Gott seinem Volk, das in zwei außerordentlich labilen Umgebungen lebt, Beständigkeit verleihe. I. Die labile Umgebung der Natur (46,2-4) A. Die Bekräftigung seiner Stabilität (46,2) B. Die Anwendung seiner Stabilität (46,3.4) II. Die labile Umgebung der Nationen (46,5-12) A. Der erste Refrain (46,5-8) B. Der nachfolgende Refrain (46,9-12) 46,1 »Alamoth« ist ein neuer Begriff in den Überschriften. Die alte gr. Übersetzung (LXX) interpretiert diesen Fachausdruck als »verborgene Dinge«. Das hebr. Wort hat jedoch normalerweise mit »Mädchen« oder »Jungfrauen« zu tun. Folglich ist die eher wahrscheinliche Deutung dieses Ausdrucks, dass es sich um einen musikalischen Hinweis handelt, dass dieses Lied von weiblichen Stimmen in höherer Tonlage gesungen werden sollte.
46,3 wenn auch die Erde umgekehrt wird. D.h. »wenn auch die Erde sich verändert und wenn die Berge wanken (oder) erbeben (oder) (oder) erzittern …« (vgl. die Ausdrucksweise von Jes 24,19.20; 54,10; Hag 2,6). Das sind poetische Anspielungen auf Erdbeben. Da »die Erde« und »Berge« von Menschen als Symbole für Stabilität angesehen werden, bedeutet es große Schrecknisse, wenn sie wanken. Doch wenn die stabilsten Dinge instabil werden, braucht man sich nicht zu »fürchten«, weil Gott übernatürliche Stabilität bietet.
46,4 wenn auch seine Wasser wüten. Eine Veranschaulichung für eine gewaltige Brandung und möglicherweise zerstörerische Wasserfl uten. Sie werden Gottes schützende Festungen nicht wegschwemmen.
46,5 Ein Strom mit seinen Bächen. Diese Beschreibung erfri- schenden Wassers steht im Gegensatz zu den Aussagen über die drohenden Fluten von V. 4. Vgl. die Gestaltung des Gartens Eden, der in der antiken orientalischen Literatur oft erwähnt wird. Am wichtigsten ist, die biblische Offenbarung zu beachten, insbesondere die »Gedächtnisstützen« von 1Mo 2,10 und Offb 22,1.2. die Stadt Gottes. In ihrem gegenwärtigen Kontext bezieht sich dieser Ausdruck auf Jerusalem, Gottes erwählte irdische Residenz (vgl. Ps 48,1.2; Jes 60,14).
46,6 sie wird nicht wanken. Diese Verse greifen einige Schlüs- selbegriffe über wanken, rutschen, schwanken, ausgleiten und tosen aus V. 1-3 auf; hier sind die Kräfte der Natur und der Nationen jedoch wegen der Gegenwart Gottes keine Bedrohung mehr für das Volk Gottes, das bei ihm wohnt.
46,8 Der HERR der Heerscharen ist mit uns. Die kostbare persön- liche Gegenwart (vgl. »Gott mit uns« in Jes 7,14; 8,8.10) des göttlichen Kämpfers (vgl. »HERR der Heerscharen« bzw. »Armeen« z.B. in Ps 24,10; 48,8; 59,5) gewährleistet die Sicherheit seines Volkes.
46,9 Verwüstungen. Dieser Ausdruck charakterisiert nicht nur Got- tes vergangene Großtaten, sondern kommt auch in verschiedenen Kontexten des »Tages des Herrn« vor (z.B. in Jes 13,9; Hos 5,9; Zeph 2,15).
46,11 Seid still und erkennt, dass ich Gott bin. Dieser zweifache Befehl, nicht in Panik auszubrechen und Gottes Souveränität zu erkennen, richtet sich wahrscheinlich sowohl an seine Nation zum Trost als auch an alle anderen Nationen zur Warnung.
47,1 Die Hauptkonzepte von Ps 47 entwickeln sich um mehrere Schlüsselbegriffe, z.B. »Völker« und »Nationen« (V. 1.3.8.9); »Erde« und »die ganze Erde« (V. 2.7.9); und »König« bzw. »herrscht (als König)« (V. 2.6.7.8). Die Hauptbotschaft dieses Psalms ist, dass Gott der einzigartige Souverän über alle ist. Vom Aufbau her enthält Ps 47 zwei Anbetungsrefrains, die dieses allumfassende Königtum Gottes, des allerhöchsten Herrn, feiern. I. Erster Refrain: Gott als siegreicher königlicher Kämpfer (47,1-6) A. Der Ruf zur Anbetung (47,2) B. Der Grund für Anbetung (47,3-6) II. Zweiter Refrain: Gott als königlicher uneingeschränkter Herrscher (47,7-10) A. Der Ruf zur Anbetung (47,7) B. Die Gründe für Anbetung (47,9-10b) C. Der Inhalt der Anbetung (47,10c)
47,2 ihr Völker alle. Es ergeht ein allgemeiner Aufruf zur Anbe- tung.
47,4 Er wird … unterwerfen. Oder »Er unterwirft«. Das ist eine einleuchtende Aussage über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
47,5 Er wird … erwählen. Auch hier dient »er erwählt« als zeitlose Wahrheit. Vgl. die Erwählung Israels in 5Mo 7,6ff.; Ps 135,4. Zum gelobten Land als »Erbe« vgl. 5Mo 32,8, 9; Ps 105,11. S. Anm. zu Eph 1,4; 1Pt 1,1.2 zu einer Diskussion der Lehre von der göttlichen Erwählung. den Stolz Jakobs, den er geliebt hat. Der »Stolz« oder die »Vortreffl ichkeit« Jakobs bezieht sich ebenfalls auf das Land Kanaan (vgl. den bildhaften Gebrauch dieses Begriffs in Jes 13,19; ferner in Jes 60,15; Nah 2,3 etc.). »Den er geliebt hat« ist eine spezielle Ausdrucksweise für Gottes besondere, erwählende, »Bundesliebe« (vgl. z.B. Mal 1,2ff.). Dieser besondere Fokus auf Gottes Bund mit Israel hebt nicht das größere Bild auf, das Segen für alle Nationen beinhaltet, wie im ursprünglichen Abrahamsbund in 1Mo 12,1-3 in groben Zügen dargestellt.
47,6 Gott ist aufgefahren mit Jauchzen. Die Bildersprache be- zieht sich wahrscheinlich auf Gottes Gegenwart – nachdem er mit seinem Volk in den Krieg gezogen ist, besteigt er nun siegreich seine wirkliche und erfahrbare »Residenz« auf dem Berg Zion – und auf seine himmlische Residenz. Diese Prozession mit der Bundeslade wurde in V. 5.6 begleitet von lautem Jubel und feierlicher Musik.
47,10 die Schilde der Erde. Dieses Bild steht parallel zu den »Edlen der Völker«. In dieser Veranschaulichung mag eine leichte Analogie dazu vorhanden sein, dass Gott souverän menschliche Regenten einsetzt (vgl. Röm 13,1-7), um die Völkerscharen zu beschützen.
48,1 In Ps 48 wird Zion selbst oft gepriesen. Dieses Lied der Zu- versicht (vgl. Ps 46; 47) bezieht sich zwar auf Zion, doch enthält es mehrere Prüfsteine und Waagen, die zeigen, dass ursprünglich der in Zion wohnende Gott zu preisen ist. Beim stetigen Wechsel der Zeilen von Ps 48 zwischen dem Nachdruck auf der Stadt bzw. dem großen Gott dieser Stadt müssen wir deshalb diese Perspektive im Sinn behalten. Daher stellt dieser Psalm, der mit Orchesterbegleitung gesungen wurde, zwei verschiedene Reaktionen auf den Gott Zions und das Zion Gottes gegenüber. I. Einleitung (48,2-4) II. Die panische Reaktion der Feinde Gottes (48,5-8) A. Die Geschichte dieser Reaktion (48,5-7) B. Der Grund dieser Reaktion (48,8) III. Die preisende Reaktion des Volkes Gottes (48,9-15) A. Ihre Feier (48,9-14) B. Ihre Schlussfolgerung (48,15)
48,3 die Freude der ganzen Erde. Vgl. den gerichtlichen Kontext von Kla 2,15. auf der Seite des Nordens. »Norden« ist eine interpretative Übersetzung eines Wortes, das als semitscher Ortsname erscheint, nämlich »Saphon«. In der kanaanäischen Mythologie war Saphon ein antikes orientalisches Äquivalent zum Berg Olymp, der Wohnstätte heidnischer Gottheiten. Wenn das die Psalmisten in Ps 48,2 meinen, wird diese Erwähnung zu einer polemischen Beschreibung des Herrn; er ist nicht nur der König der Könige, sondern auch der Gott der so genannten Götter. die Stadt des großen Königs. Vgl. Ps 47,2 und Mt 5,34.35. Gott selbst war stets der König der Könige.
48,4 Gott … in ihren Palästen. Besser »Gott … in ihren Festun- gen«. Der Kontext verdeutlicht die militärische Bedeutung dieses Wortes.
48,5 Dieser dramatisch-poetische Feuerhagel historischer Wieder- holungen von Ereignissen berichtet von einigen schwerwiegenden Bedrohungen Jerusalems durch feindliche Machtkoalitionen. Sie waren in überheblicher Haltung gekommen, um Jerusalem, das Zion Gottes, zu zerstören; doch der Gott Zions schlug sie in überraschender und vollmächtiger Weise.
48,8 Tarsisschiffe. Tarsis war ein bedeutender Mittelmeerhafen un- bekannter Lage (vgl. Jon 1,3), möglicherweise in Spanien.
48,9 Wie wir es gehört haben, so haben wir es gesehen. Vgl. das persönliche, individuelle Zeugnis Hiobs (42,5). Die historische Überlieferung von V. 2-4 hat sich in den Ereignissen von V. 5-8 wieder einmal als wahr erwiesen.
48,12 die Töchter Judas. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die um- gebenden Städte und Dörfer.
48,15 dieser Gott unser Gott ist. Als weitere Übersetzungsmög- lichkeit des hebr. Textes in dieser Zeile kommt in Betracht: 1.) »denn dies ist Gott«, oder 2.) »denn dies ist Gott, unser Gott.«
49,1 In Psalm 49 geht es um die realste Sache des Lebens, um die Gewissheit des Todes. Eines seiner Hauptlektionen ist, dass »man wirklich nichts mitnehmen kann«. Mit dieser Art praktischer Lektionen über Leben und Tod gehört er eindeutig in die Kategorie der didaktischen bzw. Weisheitspsalmen. Stellenweise hört er sich an wie einige Abschnitte aus Hiob, den Sprüchen und dem Prediger. Er enthält Warnungen an den Reichen und Berühmten sowie Trost für den Armen. Diese zeitlosen atl. Botschaften liefen vielen Abschnitten des NT zugrunde, wie z.B. der Geschichte vom reichen Toren in Lk 12,13-21 oder dem Reichen und Lazarus in Lk 16. Nach einer recht langen Einleitung gliedert sich der Hauptteil des Psalms in zwei Teile, wie aus dem sich steigernden Refrain in V. 13 und 21 ersichtlich. Der Weisheitspoet von Ps 49 entfaltet sein düsteres Thema in zwei Phasen, wobei er den Tod als die Erfahrung ausnahmslos aller Menschen betrachtet. I. Einleitung (49,2-5) II. Phase 1: Die allgemeine Erfahrung des Todes (49,6-13) A. Anwendung seiner Lehre in Form einer tiefgründigen Refl exion (49,6.7) B. Erläuterung seiner Lehre in Form wichtiger Erinnerungen (49,8-13) III. Phase 2: Die gegensätzliche Erfahrung im Tod (49,14-21) A. Die Gewissheit dieser gegensätzlichen Erfahrung im Tod (49,14-16) B. Die Anwendung dieser gegensätzlichen Erfahrung im Tod (49,17-21)
49,2 ihr Völker alle … alle Bewohner. Der Geltungsbereich dieser Botschaft ist geografi sch uneingeschränkt.
49,3 Menschenkinder und Herrensöhne … reich und arm. Man beachte die chiastische Anordnung (A-B-B-A) dieser Bezeichnungen. Der Geltungsbereich dieser Botschaft ist auch in sozialer Hinsicht uneingeschränkt.
49,4 Weisheit … verständig … Gleichnisrede … Rätsel. Das sind alles Begriffe der Weisheitsliteratur (vgl. zu den einzelnen Begriffen jeweils Spr 1,20; 9,1; 14,1; 24,7; dann Spr 2,3; 3,13; 5,1; 14,29; 18,2; 19,8; dann Spr 1,6; Hes 17,2; und schließlich Ri 14,12ff.).
49,6 die Missetat meiner Verfolger. Das deutet darauf hin, dass er von Übel verfolgt wurde.
49,7 Sie verlassen sich auf ihr Vermögen. Der Hang der Men- schen, auf ihren materiellen Besitz zu vertrauen, ist in der Bibel gut bezeugt (z.B. Ps 52,7; Jer 17,5). Die Schrift entblößt dies als Inbegriff der Torheit (vgl. z.B. Spr 23,4.5; Lk 12,16ff.).
49,8 vermag kein. Niemand kann, ungeachtet seiner Mittel, dem Tod entrinnen, er ist unausweichlich (Hebr 9,27). Dieser Abschnitt deutet auf den zweiten Tod in der Hölle hin (vgl. Offb 20,11-15), vor dem nur die verschont werden, die im Glauben Buße über ihre Sünden getan und das einzig gültige Lösegeld angenommen haben – das bezahlt wurde vom Herrn Jesus Christus mit seinem Tod am Kreuz (vgl. Mt 20,28; 1Pt 1,18.19).
49,10b nicht sähe … er wird sie sehen. Die Ironie ist offen- sichtlich; der Reiche hofft, irgendwie um den Tod herum zu kommen, doch sieht er ständig Menschen um sich her sterben, sowohl Weise als auch Narren. 49,13 Aber der Mensch … bleibt nicht. Dieser Refrain (vgl. V. 20) ist die Hauptaussage dieses Psalms. Vgl. dieses Konzept in Pred 3,19. Zwar stirbt der Mensch genau wie das Vieh, doch der Geist des Menschen lebt ewig weiter; Tiere hingegen haben kein Leben nach dem Tod.
49,15 Herdenweise legt man sie ins Grab; der Tod weidet sie. Da ist weitere Ironie; sie werden mit Schafen verglichen, die einst weideten, doch jetzt weidet der Tod sie. die Redlichen werden am Morgen über sie herrschen. Dieser Vorbote künftiger guter Nachrichten (vgl. V. 16) unterbricht diese lange Reihe von Bekräftigungen, dass die Selbstsicheren verdammt werden.
49,16 Aber Gott wird meine Seele … erlösen; denn er wird mich aufnehmen. Das ist eine der großartigsten Bekräftigungen der Zuversicht in Gott in den Psalmen. Der Ungläubige kann keinen Ausweg vom Tod kaufen (V. 8ff.), doch der Gläubige ist erlöst durch den einzigen Erlöser: Gott selbst. Zur Bedeutung des Wortes »aufnehmen« vgl. 1Mo 5,24; 2Kö 2,10; Ps 73,24; Hebr 11,5. Somit drückt der Psalmist in V. 16 seine Zuversicht in Gott aus: Er ist zuversichtlich, dass Gott ihn zu ewigem Leben auferwecken wird.
49,18 nimmt er das alles nicht mit. Eine ausdrückliche Bestäti- gung, dass man beim Tod nichts mitnehmen kann (vgl. Hi 1,21; Pred 5,14; 1Tim 6,6.7).
49,21 Der Mensch … doch ohne Einsicht. Dieser Refrain gleicht dem von V. 13.
50,1 In diesem Psalm wird Gott selbst häufi g zitiert. Folglich er- innert seine Form an die prophetischen Schriften, die darauf spezialisiert sind, Gottes Aussprüche zu übermitteln. Das Hauptanliegen dieses Psalms ist, die Natur wahrer Anbetung vorzustellen (d.h. »Anbetung in Geist und Wahrheit«, vgl. Joh 4,24). Der Psalmist entfaltet dieses Anliegen geschickt in polemischer Weise und zeigt Äußerlichkeiten und Heuchelei auf. Gott, der Herr, der höchste Richter, erhebt zwei schwere Anklagen gegen sein bekennendes Volk. I. Einleitung: Der höchste Richter kommt, um die Rechtssache zu klären (50,1-6) II. Der höchste Richter erhebt zwei Anklagen (50,7-21) A. Erste Anklage: Ritualismus (50,7-15) B. Zweite Anklage: Rebellion (50,16-21) III. Der höchste Richter bietet eine Lösung an (50,22.23) 50,1 Das ist der erste »Psalm Asaphs« (vgl. Ps 73-83 im 2. Psalmbuch). Zu »Asaph« vgl. 1Chr 6,24; 15,16ff.; 16,5ff.; 25,1ff.; 2Chr 5,12; 29,30; Esr 2,40; Neh 12,46. Manchmal steht die einfache Bezeichnung »Asaph« womöglich für den längeren Ausdruck »die Söhne Asaphs«. Jeder Fall muss untersucht werden, um zu sehen, welche Beziehung zwischen dem jeweiligen Psalm und »Asaph« besteht, d.h. wurde er von Asaph komponiert, überliefert oder von seinem besonderen Levitenchor gesungen. Viele ältere Ausleger meinen, Asaph selbst habe Ps 50 geschrieben. Der Mächtige, Gott der HERR. Der göttliche Richter wird mit drei bedeutenden atl. Namen vorgestellt. Die ersten beiden sind die Kurz- und Langformen des üblichen Wortes für »Gott« im AT, und der dritte ist insbesondere der Name des Gottes Israels, nämlich Jahwe (vgl. den historischen Ursprung in 2Mo 3,14). vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Eine übliche atl. Wendung, die »von Osten bis Westen« bedeutet, d.h. den ganzen Planeten umfassend.
50,2 erscheint Gott im Lichtglanz. Diese Verse verwenden eine Ausdrucksweise der Theophanie (vgl. 2Mo 19,16-19).
50,4 Er ruft dem Himmel … der Erde … sein Volk … meine Getreuen. Er beruft Himmel und Erde als personifi zierte Zeugen für die Anklagen, die er nun gegen sein bekennendes Volk erheben wird (vgl., z.B. 5Mo 32,1ff.; Jes 1,2ff.).
50,5 Bund … Opfer. Eine solche Ratifi zierung eines Opfers ist ein ernstes, heiliges Unterfangen (vgl. 2Mo 24,3-8). Diese Erwähnung eines »Opfers« leitet die erste schwere Anklage in V. 7ff ein.
50,8 Deiner Opfer wegen will ich dich nicht tadeln. Die Verurtei- lungen durch den göttlichen Richter richten sich nicht gegen die Opferhandlung, sondern gegen die Haltung des Volkes beim Opfern (vgl. 1Sam 15,22; Ps 40,6-8; 51,17; 69,30; Jes 1,12; Jer 7,21-26; Hos 6,6; Mi 6,6-8).
50,9 will keinen Stier aus deinem Haus nehmen. Gott lehnt bloße Rituale ab; sie sind ihm ein Gräuel. Im Gegensatz zu heidnischen Gottheiten braucht er nichts; er hat alles geschaffen und besitzt alles.
50,14 Opfere Gott Dank. Das ist das Opfer, das ihm stets gefällt (vgl. Ps 51,18; Hebr 13,15).
50,16 Gottlosen. Während es bei der ersten Anklage um eine vertikale Beziehung ging (vgl. die erste Tafel der Zehn Gebote), konzentriert sich die Anklage in V. 16ff. auf die Indizien für horizontale Verstöße gegen den Bund (d.h. Rebellion gegen Gott im Kontext zwischenmenschlicher Vergehen; vgl. die zweite Hälfte der Zehn Gebote).
50,21 ich habe geschwiegen … ich will dich zurechtweisen. Gottes langmütige Gnade darf niemals als Nachlässigkeit aufgefasst (vgl. 2Pt 3,3-10) oder ausgenutzt werden. Mit Rebellion wird er tatsächlich stets abrechnen.
50,22 Seht doch das ein. Vor dem Gericht gibt Gott in seiner Gna- de die Gelegenheit zur Einsicht und Buße.
50,23 Wer Dank opfert, der ehrt mich. Vgl. V. 14. Das bleibt das Lösegeld für bloßen Ritualismus. Die Schlussfolgerungen von V. 22 und 23 stehen in chiastischer Anordnung und steigern die Gesamtwirkung der zwei schweren Anklagen dieses Psalms (d.h. die Beschreibung des Ritualismus, V. 7-15; die Beschreibung der Rebellion, V. 16-21; das Heilmittel der Buße für Rebellion, V. 22; das Heilmittel der Buße für Ritualismus, V. 23).
51,1 Dieser Psalm ist die klassische Schriftstelle des AT über Buße des Menschen und Sündenvergebung Gottes. Er wurde zusammen mit Ps 32 von David nach seiner Affäre mit Bathseba und seinem Mord an ihrem Gatten Urija geschrieben (2Sam 11-12). Er ist einer der 7 so genannten Bußpsalmen (6, 32, 38, 51, 102, 130, 143). Man muss David positiv anrechnen, dass er völlig erkannte, wie schrecklich seine Sünde gegen Gott war, niemanden die Schuld gab als nur sich selbst und Gott um Vergebung bat. I. Bitte um Vergebung (51,3.4) II. Ablegen eines Sündenbekenntnisses (51,5-8) III. Gebet um moralische Reinheit (51,9-14) IV. Versprechen eines erneuerten Dienstes (51,15-19) V. Bittgesuch um nationale Wiederherstellung (51,20.21)
51,3 Güte. Obwohl David schrecklich gesündigt hatte, wusste er, dass Vergebung auf Grundlage der Bundesliebe Gottes möglich war.
51,6 An dir allein habe ich gesündigt. David erkannte, was jeder Gläubige, der Vergebung sucht, erkennen muss: Zwar hatte er Bathseba und Urija bitteres Unrecht zugefügt, aber sein eigentliches Vergehen richtete sich gegen Gott und sein heiliges Gesetz (vgl. 2Sam 11,27). In Römer 3,4 wird Ps 51,6 zitiert.
51,7 in Schuld bin ich geboren. David erkannte außerdem an, dass seine Sünde in keiner Weise Gottes Schuld war (V. 6b,8), noch war sie ein bloßer Ausrutscher. Vielmehr war die Ursache für Davids Sünde eine gefallene, sündige Veranlagung, die er seit seiner Empfängnis hatte.
51,9 Ysop. Die Priester im AT verwendeten Ysop, eine Blattpfl anze, zum Sprengen von Blut oder Wasser auf jemanden, der zeremoniell von Verunreinigungen gereinigt werden sollte wie von Aussatz oder der Berührung einer Leiche (vgl. 3Mo 14,6ff.; 4Mo 19,16-19). Hier ist Ysop ein Bild für Davids sehnlichen Wunsch, von seiner moralischen Verunreinigung geistlich gereinigt zu werden. Bei der Vergebung wäscht Gott Sünde ab (vgl. Ps 103,12; Jes 1,16; Mi 7,19).
51,10 Gebeine. Eine Metapher für das Gesamtgefüge des Men- schen. David erlebte unter seiner Schuld einen persönlichen Zusammenbruch (vgl. Ps 32,3.4).
51,13 deinen heiligen Geist nicht von mir. Damit meint er die besondere Salbung des Heiligen Geistes für den vermittelnden Dienst von Geistlichen (1Joh 2,20).
51,14 willigen Geist. Der Heilige Geist ist freigiebig, willig und eif- rig bestrebt, den Gläubigen zu stützen und zu tragen.
51,18 an Schlachtopfern hast du kein Wohlgefallen. Rituale ohne echte Buße sind nutzlos. Mit der richtigen Herzenshaltung waren Opfer jedoch wohlannehmbar (s. V. 19).
52,1 Dieser Psalm ist eine poetische Lektion über die Sinnlosigkeit von Bösem, dem letztendlichen Triumph der Gerechtigkeit und der souveränen Herrschaft Gottes über die moralischen Ereignisse der Weltgeschichte. Das Ereignis in Davids Leben, das ihn zum Verfassen dieses Psalm motivierte, ist in 1Sam 21.22 aufgezeichnet. I. Das Treiben der Gottlosen (52,3-7) II. Die Reaktion der Gerechten (52,8.9) III. Die Freude der Gottesfürchtigen (52,10.11)
52,3 Tyrann. Damit ist Doeg gemeint, der Oberhirte Sauls, der Saul berichtete, dass die Priester von Nob David auf der Flucht geholfen hatten (vgl. 1Sam 22,9.18.19).
52,7 So wird auch Gott dich stürzen. Letztendlich sind die Gott- losen in der Hand eines heiligen Gottes (vgl. Hebr 9,27).
52,8 sehen und sich fürchten. Gottes Bestrafung der Gottlosen dient als Bestätigung für die Gerechten, Gott zu gehorchen. über ihn lachen. In einem von Gott beherrschten Universum werden die Gottlosen letzten Endes Gegenstand des Gelächters sein. 52,10 grüner Ölbaum. Der Psalmist frohlockt (mittels dieses Vergleichs), dass derjenige, der auf die Barmherzigkeit Gottes vertraut, produktiv und sicher ist. 53,1-7 Dieser Psalm ist nahezu identisch mit Ps 14 (Ps 53,2-6a stammt von Ps 14,1-5a; Ps 53,7 von Ps 4,7). Der Hauptunterschied ist V. 6, wo der Psalmist einen militärischen Sieg über einen Feind bejubelt. Offenbar wird hier Ps 14 wiederholt, um ihn konkret auf ein Kriegsereignis anzuwenden. Das verleiht ihm einen besonderen Platz im biblischen Kanon. I. Die Beschreibung derer, die Gott und sein Volk ablehnen (53,2-6) II. Die Gefahr für diejenigen, die Gott und sein Volk ablehnen (53,6) III. Die Rettung seines Volkes (53,7)
53,1 Machalat. Die Bezeichnung einer Melodie oder eines Musikin- struments.
53,2 S. Anm. zu Ps 14. In Römer 3,10-12 wird Ps 53,2-4 zitiert.
53,3 Gott. Der Name »Gott« anstelle von »HERR« ist ein weiterer Un- terschied zwischen Ps 14 und 53. »Elohim« wird in Ps 14 dreimal verwendet, aber in Ps 53 siebenmal.
53,6 Furcht. Dieser Vers beschreibt eine plötzliche Umkehrung der Verhältnisse im Krieg. Der hochmütige Feind, der Israel belagerte, wurde plötzlich erschreckt und gänzlich geschlagen. Historische Beispiele für solch unerwartete Fiaskos für Israels Feinde sind nachzulesen in 2Chr 20 und Jes 37. zerstreut die Gebeine. Vielleicht gab es nichts Schmachvolleres für eine Nation im Krieg, als dass die Gebeine ihrer toten Soldaten nicht begraben, sondern über das Land zerstreut wurden.
54,1 Dieser Psalm stammt offenbar aus derselben Lebensperiode Davids wie Ps 52. Obwohl David kürzlich eine israelitische Grenzstadt vor den Philistern gerettet hatte, wurde er immer noch als Verräter Sauls angesehen (1Sam 23 und 26). Im Kielwasser dieser emotionalen Erschütterung betete David zu Gott um Rechtfertigung. Der Psalm ermutigt jeden Gläubigen, der Verleumdung erlebt hat. I. Das Gebet um Rettung (54,3-5) II. Die Vorausschau auf die Rettung (54,6.7) III. Die Danksagung für die Rettung (54,8.9)
54,3 durch deinen Namen. In der Antike war der Name einer Per- son im Prinzip die Person selbst. Hier beinhaltet Gottes seinen Bundesschutz. schaffe mir Recht. David bittet Gott, sein Recht für ihn auszuführen, so wie wenn vor Gericht ein Angeklagter für unschuldig erklärt wird.
54,4 achte. Wörtl. »nimm zu Ohren«. Ein Anthropomorphismus, der »hören«, »aufmerken« bedeutet.
54,5 Fremde. So werden entweder Nichtisraeliten genannt oder Is- raeliten, die den Bund mit Gott gebrochen hatten. Da in diesem Fall Saul und die Siphiter die Peiniger sind, handelt es sich bei diesen »Fremden« um abgefallene Israeliten (vgl. 1Sam 23,19; 26,1).
54,7 nach deiner Treue. Da Gott allwissend ist, kann er vollkomme- ne Gerechtigkeit an den Gottlosen ausüben.
54,9 sieht seine Lust. Zuversichtlich blickt David auf das voraus, was er in der Vergangenheit gesehen hat: die Niederlage seiner Feinde.
55,1 In dieser persönlichen Wehklage schüttet David dem Herrn sein Herz aus, weil ein ehemals enger Freund ihn verraten hat (V. 13-15). Es ist sehr gut möglich, dass der Verrat durch Absalom bzw. Ahitophel der Anlass zu diesem Psalm war (vgl. 2Sam 5-18). Der größte Teil des Psalms wechselt zwischen Gebeten für den Untergang seines Feindes (V. 10.16.20.24) und Lobpreis für Gottes Segen (V. 16.18.22). Vers 22 bildet den Höhepunkt dieses Psalms für Christen, die selber erlebt haben, dass ihnen ein Vertrauter »in den Rücken gefallen« ist. Trotz der Verzweifl ung drückt David völlige Zuversicht in Gott aus. I. Das Gebet des Leidens (55,2-9) II. Das Gebet um Gerechtigkeit (55,10-16) III. Das Gebet der Gewissheit (55,17-24)
55,4 Unheil über mich bringen. Das Verb beschreibt einen um- stürzenden und auf das Opfer fallenden Gegenstand.
55,7 Flügel hätte wie die Taube. David beschreibt seine Gefühle; er wünschte, fl iehen zu können.
55,10 entzweie sie in ihren Absprachen. Wörtl. »teile ihre Zun- ge«. Vielleicht ist das eine Anspielung auf den Turm zu Babel, wo Gott die Kraft dieser gegen ihn gerichteten Bewegung zerstörte, indem er verschiedene Sprachen einführte (vgl. 1Mo 11,5-9).
55,16 lebendig ins Totenreich fahren. Da Gott dies einst mit den Feinden Moses getan hatte (4Mo 16,30), bittet David ihn, dasselbe Gericht an seinen Feinden auszuüben.
55,20 sie ändern sich nicht. Davids Feinde waren in ihren Wegen zu etabliert und zu sicher, als dass sie auf Gott geachtet hätten.
55,21 seinen Bund hat er entweiht. Dieser Feind hatte bei sei- nem Verrat einen Bund gebrochen, und das sogar gegen seine Verbündeten.
55,22 Krieg hat er im Sinn. Obwohl der Verräter von Frieden sprach, führte er Krieg im Schilde.
55,23 Wirf dein Anliegen auf den HERRN. Das Wort für »Anlie- gen« (oder »Last«) beinhaltet die eigenen Umstände bzw. das eigene Schicksal. Der Psalmist verspricht, dass der Herr den Gläubigen in den Kämpfen des Lebens tragen wird.
55,24 die Grube des Verderbens. Vgl. den ungewöhnlichen Tod Absaloms (2Sam 18,9-15) und den Selbstmord Ahitophels (2Sam 17,23).
56,1 Dieser Psalm wurde offenbar geschrieben, als David von den Philistern bedroht wurde (1Sam 21,11-16) und drückt die Art von Zuversicht in den Herrn aus, die Gläubige an den Tag legen sollten, wenn sie sich in beängstigenden Umständen befi nden. Davids natürliche Reaktion war Panik (V. 4.5.12). Aber in diesem Psalm zeigt er, dass der Gläubige potentielle Panik durch gelassenes Vertrauen ersetzen kann. I. Angst und Glauben (56,2-5) II. Der Verderber und der Retter (56,6-10) III. Vertrauen und Dank (56,11-14) 56,1 Die stumme Taube unter den Fremden. Möglicherweise die Bezeichnung einer Melodie, die Ps 56 mit Ps 55 verbindet (vgl. Ps 55,7ff.). S. Anm. zu Ps 16,1.
56,4 vertraue ich auf dich. Vertrauen auf den Herrn ist eine be- wusste Entscheidung, wobei man eine emotionale Reaktion auf die Situation durch eine andere ersetzt.
56,6 Täglich. Durch unaufhörliche Schikanierung wird die Seelen- qual verschlimmert.
56,8 im Zorn. Der Zorn Gottes ist kein emotionaler unbeherrschter Gefühlsausbruch, sondern ein gerichtliches Handeln, das aus Gottes heiligem Wesen resultiert und mit dem er auf Gottlosigkeit und Bosheit reagiert.
56,9 meine Tränen in deinen Schlauch. David bat Gott, dem Maß all seiner Leiden zu gedenken, sodass Gott ihm schließlich Recht verschaffen würde.
56,12 was kann ein Mensch mir antun? Kein Mensch hat die Macht, Gottes vorsehende Herrschaft zu überwinden.
56,13 Gelübde. David war zuversichtlich, dass der Herr ihn retten würde, und so hatte er bereits gelobt, Gott ein Dankopfer darzubringen (vgl. 3Mo 7,12; Ps 50,14).
57,1 Dieser Psalm ist eine weitere Wehklage, die inmitten kata- strophaler Umstände höchste Zuversicht in den Herrn ausdrückt. Obwohl David sich vor Saul versteckt (s. Titel), weiß er, dass seine wirkliche Zufl ucht nicht die Felsenhöhle ist (vgl. 1Sam 22,1; 24,3), sondern der Schatten der Flügel Gottes. I. Die Bitte um Schutz (57,2-7) II. Die Darbringung von Lob (57,8-12) 57,1 Verdirb nicht. Möglicherweise der Anfang eines bekannten Liedes, was bedeutet, dass dieser Psalm nach derselben Melodie gesungen werden sollte. S. Anm. zu Ps 16,1.
57,2 ich nehme Zufl ucht. Wenn das Leben absonderlich wird, kann einzig und allein die Beziehung zu Gott die Seele beruhigen. Schatten deiner Flügel. In dieser Metapher sorgt Gott für die Seinen wie ein Muttervogel seine Jungen beschützt. Im symbolischen Sinne ist das womöglich eine Anspielung auf die Flügel der Cherubim auf der Bundeslade, wo Gott besonderes gegenwärtig war (vgl. 2Mo 37,1-16; Ps 17,8; 36,7; 61,4; 63,7; 91,1.4).
57,3 Gott, dem Allerhöchsten. Gott ist transzendent, hoch erho- ben über seine Schöpfung und allmächtig. der meine Sache hinausführt. Gottes Transzendenz (V. 3a) hebt niemals sein persönliches Engagement im Leben der Seinen auf.
57,5 Löwen. Die Gottlosen werden als gefährliche Raubtiere be- schrieben, die bereit sind, ihre Beute mit scharfen Zähnen zu zerreißen (vgl. Ps 7,2; 10,9; 17,12; 22,13). Feuerbränden. Die Gottlosen sind wie verzehrendes Feuer.
57,6 Erhebe dich … o Gott. Ein wahrhaft gottesfürchtiger Mensch wünscht sich mehr, dass Gottes Herrlichkeit zum Ausdruck kommt, als dass seine persönlichen Probleme gelöst werden.
57,7 ein Netz … eine Grube. Sie haben Fallen gestellt wie ein Jä- ger, der ein Netz auslegt, damit die Tiere sich darin verfangen.
57,8 Diese Verse borgte David sich für Ps 108,1-5.
57,9 meine Seele. Damit ist der Sinn gemeint, d.h. der rationale, intelligente und emotionale Teil einer Person, die mit Gott zu tun hat und ihn lobt. S. Anm. zu 16,9. Ich will die Morgenröte wecken. Er kann nicht bis zum Morgengrauen warten, um den Herrn für all seinen Segen zu loben. Er muss die personifi zierte Dämmerung »wecken«, damit er den Herrn loben kann.
57,10 unter den Völkern … Nationen. Damit sind die Heidenvöl- ker gemeint, d.h. die Nationen, die normalerweise Jahwe nicht als Gott kannten. 57,11 bis zum Himmel. David denkt so breit (V. 10) und hoch (V. 11-12), wie er nur kann. Gottes Barmherzigkeit, Wahrheit und Herrlichkeit sind enorm und unergründlich (vgl. Röm 11,33; Eph 3,17.18).
58,1 Als Wehklage wegen Tyrannei wiederholt die erste Hälfte dieses Psalms eine Reihe von Anklagen gegen gottlose Führungspersonen und Richter; und die zweite Hälfte ist ein Verwünschungsgebet, das um die Auslöschung dieser Gottlosen bittet. Am Ende ist sich der Psalmist gewiss, dass Gott höchst gerecht handeln wird. I. Die Anklage gegen ungerechte Führungspersonen (58,2-6) II. Die Verwünschung der ungerechten Führungspersonen (58,7-12) 58,1 Verdirb nicht. S. Anm. zu Ps 57. S. Anm. zu Ps 16,1.
58,2 stumm. Die Führungspersonen schwiegen, als sie sich für Ge- rechtigkeit hätten aussprechen sollen.
58,3 teilen … aus. Diese gottlosen Führungspersonen denken sich Strategien für ihre bösen Pläne aus.
58,4 von Mutterleib an. Alle Menschen werden in völliger Verdor- benheit geboren. Ohne durch Gottes Macht zu neuen Geschöpfen in Christus gemacht zu werden können sie aufgrund ihrer bösen Natur Gott nicht gefallen (vgl. Ps 51,5; Röm 3,9-18; 2Kor 5,17).
58,5 Ihr Gift. Die Worte und Taten dieser Tyrannen sind wie Gift aus den Zähnen von Schlangen. taube Otter. Wie eine Schlange, die ihren Beschwörer nicht hören kann, sind diese störrischen Regenten, die alle Aufforderungen zur Gerechtigkeit ignorieren.
58,7 zerbrich ihnen die Zähne … Gebiss. Der Psalmist betet, dass die Werkzeuge der Übeltaten zerstört werden.
58,8 zerrinnen wie Wasser. Ein Verwünschungsgebet, dass die Tyrannen verschwinden wie Wasser, das in einem trockenen Bachbett im Sande versickert. Pfeile … wie abgeschnitten. Offenbar ein Gebet, dass die bösen Absichten so wirkungslos werden wie zerbrochene Pfeile.
58,9 Schnecke, die dahingeht. Eine Metapher für etwas Vorüber- gehendes, vielleicht scherzhaft auf dem Gedanken basierend, dass eine Schnecke sich bei ihrer Fortbewegung unterwegs selbst erschöpft und entleert.
58,10 Ehe noch eure Töpfe heiß werden vom Dornfeuer. Eine rätselhafte Metapher, die auf Schnelligkeit hindeutet. Der Herr wird die gottlosen Herrscher schnell vernichten.
58,11 seine Füße baden im Blut. Die Pointe dieses Bildes besteht darin, dass die Gottlosen letztlich geschlagen werden und die Gerechten am Sieg des Herrn teilhaben werden.
58,12 Gott, der richtet auf Erden. Letztendlich werden die Ge- rechten sehen, dass Jahwe nicht gleichgültig gegenüber Unrecht ist.
59,1 Dieser Psalm besteht aus einer weiteren Reihe von Wehkla- gen, mit denen der Psalmist Gott bittet, ihn vor seinen Peinigern zu verteidigen. Der Psalm ist eine Mischung aus Gebeten, negativen Beschreib ungen des Feindes, Verwünschungen und Lob Gottes. Obgleich er geschrieben wurde, als David König über Israel war, erinnert der Psalm an eine frühere Zeit der Angst, als Saul David nach dem Leben trachtete (1Sam 19,11). Letztendlich wird die Wehklage durch Davids starke Zuversicht in Gottes Souveränität umgewandelt in ein Lied der Gewissheit. I. Bitte um Gottes Rettung (59,2-16) II. Lob für Gottes Verteidigung (59,17.18) 59,1 Verdirb nicht. S. Anm. zu Ps 57,1. Miktam. S. Anm. zu Ps 16,1. Saul … um ihn zu töten. Hintergrund des Psalms ist 1Sam 19,11. Davids Frau (Sauls Tochter) half David, mitten in der Nacht durch ein Fenster zu fl iehen.
59,6 Gott der Heerscharen. Die »Heerscharen« sind Gottes Engels- heer.
59,7 heulen wie die Hunde. In der Antike waren Hunde oft wilde Streuner. Hier dienen sie als Gleichnis für die Boten Sauls, die Davids an seinem Haus einen Hinterhalt legten.
59,8 geifern mit ihrem Mund. Das veranschaulicht den rohen, ungehobelten Charakter von Sauls Handlangern (vgl. V. 13). Schwerter sind auf ihren Lippen. Ihre Gespräche galten der Ermordung Davids. [sie denken:] »Wer hört es?« Eine Lästerung, die impliziert, dass Gott entweder nicht existiert oder nicht weiß, was unter den Menschen geschieht.
59,9 alle Heiden. S. Anm. zu Ps 57,9. Dieser Ausdruck und »mein Volk« in V. 12 implizieren, dass dieser Psalm mehrere Jahre nach dem Ereignis geschrieben wurde, als David bereits König war und internationale Beziehungen hatte. David schrieb seine Psalmen als Prophet unter der Leitung des Heiligen Geistes (2Sam 23,2).
59,12 damit mein Volk es nicht vergisst. Der Psalmist denkt, wenn der Herr die Gottlosen allzu schnell vernichtet, würden sich die Lektionen über Gottes Hass auf das Böse nicht ins Denken des Volkes einprägen.
60,1 Dieser Psalm ist eine nationale Wehklage, die nach unerwar- teten militärischen Rückschlägen geschrieben wurde, auf die in 2Sam 8,13 und 1Chr 18,12 angespielt wird. Während David und der Großteil seiner Armee im Norden des Landes kämpften, griff einer der benachbarten Feinde Israels, Edom, erfolgreich den Süden Judas an. David errang schließlich noch den Sieg. Der Psalm drückt die Gefühle eines geschockten und verwirrten Volkes aus, das von einer Tragödie heimgesucht wurde. Sie meinten, Gott habe sie verlassen. Die Verse 7-14 werden in Ps 108,6-13 nahezu wiederholt. I. Das Nachsinnen des Volkes über seine Verwerfung (60,3-7) II. Die Herrschaft des Herrn über die Nationen (60,8-10) III. Die Zuversicht des Volkes in Gott (60,11-14)
60,2 Joab … schlug, zwölftausend Mann. Der Herr belohnte schon bald ihre Zuversicht in ihn und befähigte die Truppen Israels, die Edomiter zu schlagen.
60,4 das Land erschüttert. Das Bild eines Erdbebens illustriert, dass das, was sicher erscheint, manchmal unsicher ist.
60,5 Taumelwein. Diese Metapher vergleicht die Wirkung von Wein mit der Verwirrung, zu der ein überraschendes Ereignis im Leben führt.
60,6 Banner. Gott und seine Wahrheit dienen als Sammelpunkt für sein perplexes Volk.
60,7 Geliebten. Wahrscheinlich ist damit David gemeint. Mögli- cherweise handelt es sich hier um ein Wortspiel, da die hebr. Wurzel für »David« auch »geliebt« bedeutet.
60,8 Sichem … Sukkoth. Das sind zwei Gebiete auf gegenüberlie- genden Seiten des Jordan, die von Israel besetzt waren. Jakob hatte in Sukkoth gesiedelt (östlich des Jordan), als er von seinem Aufenthalt bei Laban zurückkehrte (vgl. 1Mo 33,17).
60,9 Gilead … Juda. Alle diese Orte in Israel mit geografi scher Schlüsselbedeutung gehörten letztlich Gott, dem mehr an ihrem Wohlergehen lag als irgendjemandem sonst. Festung meines Hauptes. Ephraim war der wichtigste Verteidigungsstandort im Norden Israels. Herrscherstab. Juda war der Stamm, der Israel regieren sollte und aus dem David und seine Nachkommen stammten.
60,10 Moab … Edom … Philisterland. Die 3 wichtigsten Feinde in nordöstlicher, südöstlicher und westlicher Nachbarschaft zu Israel. Moab ist mein Waschbecken. Der Psalmist beschreibt Moab als niedrigen, verächtlichen Knecht Gottes, der entweder ein Waschbecken für Gott ist oder ein solches herbeibringt. auf Edom werfe ich meinen Schuh. Das ist das Bild eines Menschen, der sein Haus betritt und seinem Knecht seine Schuhe zuwirft. Edom war wie Moab ein Knecht, der der souveränen Herrschaft Gottes unterstand. jauchze mir zu, Philisterland. Das ist ein siegreicher Schlachtruf von den Heiden, die anerkennen müssen, dass hinter Israels Sieg Gottes Macht stand.
60,14 Mit Gott werden wir Gewaltiges vollbringen. Die Nation lernte aufs Neue die Wahrheit, dass nur Gott Sieg geben kann.
61,1 Diesen Psalm hat David möglicherweise geschrieben, als sein Sohn Absalom ihn zeitweilig vom Thron Israels vertrieben hatte (2Sam 15-18). Der Psalm enthält viele Metaphern und Hinweise auf Gottes Bündnisse mit Israel. David reagiert wieder einmal in geistlicher Weise auf überwältigende und unterdrückende Entwicklungen in seinem Leben. I. Der Hilferuf (61,2.3) II. Die Zuversicht in Gott (61,4-8) III. Die Verpfl ichtung zur Treue (61,9)
61,3 Vom Ende der Erde. Davids Abwesenheit von seiner Heimat vermittelt ihm gemischte Gefühle der Entmutigung und Erschöpfung. Der Ausdruck verweist auch auf Gefühle der Entfremdung von Gott. mein Herz verschmachtet. Davids Hoffnung und Mut versagten. Felsen, der mir zu hoch ist. In dieser bildhaften Beschreibung einer Zufl ucht drückt David aus, dass er keinen Wert auf persönliche Autonomie legt und dass er auf seinen Gott vertraut.
61,4 starker Turm. Eines von 4 Wortbildern in V. 4.5 für Sicherheit; der »starke Turm« festigte die Stadtmauern und diente als Ort der Verteidigung und Zufl ucht.
61,6 Erbteil. Das bezieht sich auf die Wohltaten der Teilhabe an ei- nem Bund mit Gott, einschließlich des Lebens im Gelobten Land (vgl. 5Mo 28-30).
61,7 Verleihe dem König langes Leben. Im unmittelbaren Zu- sammenhang betet David für sich selbst in seinem Streit mit Absalom. Darüber hinaus ist dies ein Gebet für die Fortdauer der von Gott aufgerichteten Monarchie. Da ihm klar war, dass einer seiner Nachkommen der Messias sein sollte, unterscheidet David manchmal nicht zwischen sich selbst und der messianischen Dynastie.
61,8 ewiglich. Der davidische Bund garantierte auf Grundlage von Gottes barmherzigem und treuem Handeln mit David und der Nation, dass Davids Nachkommen für immer auf dem Thron Israels herrschen werden (vgl. 2Sam 7; Ps 40,11; 89,4.33-37).
61,9 meine Gelübde zu erfüllen Tag für Tag. Als regelmäßiges Ausdrucksmittel des Dankes für Gebetserhörungen versprach der Psalmist täglichen Gehorsam gegenüber seinem Herrn (vgl. Ps 56,12).
62,1 Ob nun Absaloms Rebellion der Hintergrund dieses Psalms ist oder nicht (2Sam 15-18), schrieb David diesen Psalm jedenfalls, als er von jemanden verraten wurde. David sieht dem Problem seiner Widersacher geradewegs ins Angesicht (V. 4.5), doch seine Gedanken konzentrieren sich hauptsächlich auf Gott (vgl. Phil 4,4-13). I. Bekräftigung der Bundesbeziehung zu Gott (62,2.3, 6.7) II. Konfrontation der verräterischen Widersacher (62,4.5) III. Vertrauen auf Gottes Souveränität (62,8-11) IV. Lob auf Gottes Macht und Gnade (62,12.13) 62,1 Für Jeduthun. Ein angestellter Tempelmusiker. S. Anm. zu Ps 39,1.
62,2 auf Gott wartet still. Stille weist auf Vertrauen hin, das ge- duldig ist (vgl. V. 8).
62,3 allzu sehr wanken. Das bedeutet »erschüttert » oder »entmu- tigt« werden.
62,4 überhängende Wand, eine rissige Mauer. Eine Metapher für den drohenden Zusammenbruch. Manche wenden diese Ausdrücke auf den Angreifenden an, doch so wie sie hier übersetzt wurden, beziehen sie sich auf das Opfer.
62,7 ich werde nicht wanken. David demonstriert sein zunehmen- des Vertrauen in den Herrn. Zunächst würde er »nicht allzu sehr wanken« (V. 3). Hier, beim zweiten Gedanken, sollte er überhaupt nicht bewegt werden.
62,10 Menschenkinder … Herrensöhne. Ungeachtet ihres sozia- len Status sind alle Menschen ungeeignet, um auf sie zu vertrauen.
63,1 In tiefsten Worten der Hingabe drückt dieser Psalm Davids innige Liebe zu seinem Herrn aus. Der Psalm wurde geschrieben, als David in der Wüste Judas war, entweder auf der Flucht vor Saul (1Sam 23), oder wahrscheinlicher vor Absalom (2Sam 15; vgl. 63,12 »der König«). David schreibt aus der Perspektive dieser Zeit. I. Gegenwart – auf der Suche nach Gottes Gegenwart (63,2-6) II. Vergangenheit – in Erinnerung an Gottes Macht (63,7-9) III. Zukunft – im Vorausblick auf Gottes Gericht (63,10-12)
63,2 früh suche ich dich. Hier geht es mehr um den Eifer, in jeder Situation beim Herrn zu sein, als um die Tageszeit. Meine Seele dürstet. David sehnte sich nach Gottes Gegenwart, so wie ein Wanderer in der Wüste sich nach Wasser sehnt. in einem dürren, lechzenden Land. David schrieb diesen Psalm, als er sich in der Wüste Juda versteckte, sich aber nach Jerusalem zurücksehnte, um dort anzubeten.
63,4 besser als Leben. Gottes Bundesliebe ist David wertvoller als das Leben selbst (vgl. Phil 1,21; Apg 20,24).
63,5 meine Hände aufheben. Als atl. Gebetshaltung drücken die erhobenen Hände sowohl das Aufsteigen des Gebets aus als auch die Bereitschaft, jede gute Gabe von Gott zu empfangen (vgl. Jak 1,17). Somit war es eine Geste des alleinigen Vertrauens auf Gott.
63,6 Fett und Mark. Diese Metapher vergleicht die geistliche und emotionale Sättigung durch die Gegenwart Gottes mit der Sättigung bei einem reichhaltigen Festmahl.
63,9 An dir hängt meine Seele. Als Reaktion auf Gottes wieder- holte Einladung, an ihm »zu hängen« (5Mo 4,4; 10,20; 13,4), hängt der Psalmist tatsächlich an Gott. Das drückt Davids treue Hingabe an seinen Herrn aus.
63,10 in die untersten Örter der Erde. Ein Hinweis auf das Toten- reich. S. Anm. zu Eph 4,9.
63,11 Schakale. Aasfresser, für die unbegrabene Leichen ein Fest- schmaus sind. (s. Anm. zu Ps 53,5).
63,12 wer bei ihm schwört. Der mosaische Bund forderte zu die- ser Praxis auf, die Treue allein zum wahren Gott ausdrückte (vgl. 5Mo 6,13; 10,20; 1Kö 8,31; Jer 12,16).
64,1 Dieser Psalm beginnt mit einer lebhaften Beschreibung der heillosen Wege der Gottlosen, insbesondere in ihrem Reden (V. 4-6.9). Auch hier fürchtet der Psalmist nicht, dass diese Situation Gott aus der Hand gleiten könnte. Nachdem er Gottes Gerechtigkeit am Werk gesehen hat, wird der Gerechte sich freuen und umso mehr auf Gott vertrauen (64,11). I. Die böswillige Raffi nesse der Gottlosen (64,2-7) II. Die denkwürdige Erwiderung des Herrn (64,8-11)
64,2 behüte … mich schreckt. Dieses Wort für »schrecken« be- deutet »große Angst, Grauen« und ist ein anderes hebr. Wort als die »Scheu« und Furcht« in den Versen 5 und 10. Der Psalmist erkannte, dass die Furcht vor einem Feind so destruktiv sein kann wie ein tatsächlicher Angriff.
64,4 ihre Zunge geschärft. Sie beabsichtigten, mit ihren Worten zu verleumden (vgl. Ps 59,7).
64,5 heimlich. Anonym.
64,6 Wer wird sie sehen? Diese Frage zeugte von unbeirrter Auto- nomie. Sie spotten über die Allwissenheit Gottes (vgl. Ps 59,7).
64,7 Innere … sein Herz ist unergründlich. Die bösen Absichten der Ungerechten entspringen ihrer inneren Verdorbenheit.
64,8 Gott schießt einen Pfeil auf sie. Wie die Geschichte des AT zeigt, bedeuten die Pfeile Gottes natürliche Gerichte wie tödliche Krankheiten, Niederlagen und Katastrophen.
64,9 ihre eigene Zunge bringt sie zu Fall. In seiner Vorsehung vereitelt Gott die Verschwörungen der Gottlosen und lenkt sie zu ihrem eigenen Unglück.
64,10 sagen. Gläubige sollen Gott nicht nur für seine Liebe und Gnade verherrlichen, sondern auch für sein fantastisches Gerichtshandeln an den Gottlosen.
65,1 Dieser Lobpreis-Psalm ist prall gefüllt mit hoffnungsvollen, zuversichtlichen und sogar enthusiastischen Gefühlen, mit denen der Psalmist ohne Klagen oder Flüche auf Gottes Güte reagiert. Hintergrund ist die eine Feierlichkeit am Heiligtum, vielleicht das Fest der Ungesäuerten Brote im Frühling oder das Laubhüttenfest im Herbst. I. Lobpreis für geistliche Segnungen (65,2-6) II. Lobpreis für natürliche Segnungen (65,7-14)
65,2 Zion. Zion ist insbesondere der Hügel in Jerusalem, wo Israel Jahwe anbetete, aber auch ein Synonym für das Gelobte Land (vgl. Ps 48,2; s.a. Ps 3,4; 9,12; 24,3; 68,5; 87). das Gelübde erfüllt. Damit sind wahrscheinlich Gelübde von Bauern gemeint, die sie wegen einer üppigen Ernte abgelegt haben (vgl. Ps 56,12; 61,8).
65,3 kommt alles Fleisch zu dir. Ein Hinweis auf das künftige Tau- sendjährige Reich, wenn die ganze Welt den Herrn anbeten wird (vgl. Sach 14,16-19).
65,4 sühnen. Dieses Wort, das 3-mal in den Psalmen vorkommt (78,38; 79,9), bedeutet die Sünde und ihre Auswirkungen zu bedecken. Im AT wurde Sühne durch ein Opferritual symbolisiert (vgl. 2Mo 30,10; 3Mo 16,10.11), obwohl die tatsächliche Sündenvergebung allein auf dem Tod Christi basiert, der auf den bußfertigen Sünder angewendet wurde (vgl. Hebr 9).
65,6 Zuversicht … Erde … Meeres. Im Gegensatz zu lokalen heid- nischen Göttern, ist Jahwe-Gott nicht nur der Gott eines einzelnen Ortes. Alle Menschen an allen Orten sollen den Herrn anbeten (vgl. Röm 1,1832) und das wird in der messianischen Zeit Realität sein, wenn das Reich Gottes die Erde füllen wird (vgl. Jes 2,1-4; Sach 14,9).
65,9 Enden [der Erde] … Osten … Westen. Die Nationen, die im Osten leben, wo die Sonne am Morgen zuerst erscheint, und jene, die im Westen leben, wo die Sonne in der Finsternis verschwindet, freuen sich am Herrn.
65,12 deine Fußstapfen triefen von Fett. Wie ein prall gefüllter Heuwagen, dessen Überhang unterwegs auf den Weg fällt.
66,1 Dieser freudige Psalm beginnt mit einem gemeinschaftlichen Lobpreis und konzentriert sich dann auf die persönliche Anbetung. Der Psalmist erinnert an einige der bedeutendsten Wunder in der Geschichte Israels und bezeugt, dass Gott inmitten ernster Notzeiten stets treu war. I. Gemeinschaftliches Loblied auf Gott (66,1-12) A. Für künftige Herrlichkeit (66,1-4) B. Für bisherige Treue (66,5-7) C. Für fortwährenden Schutz (66,8-12) II. Persönliches Loblied auf Gott (66,13-20) A. Durch erfüllte Gelübde (66,13-15) B. Für Gebetserhörungen (66,16-20) 66,1 Jauchzt. Ein Jauchzen der Treue und Huldigung, wie in 1Sam 10,24.
66,4 Alle Welt wird dich anbeten. Dieser Lobpreis erkennt nicht nur Gottes allumfassende Herrschaft an, sondern spielt auch auf den Glauben des Volkes an in einem künftigen weltweiten Reich, wo Gott angebetet wird (vgl. Jes 66,23; Sach 14,16; Phil 2,10.11).
66,6 Meer … Strom. Eine Anspielung auf die Durchquerung des Roten Meeres und möglicherweise des Jordan. Für die Schreiber des AT war der Durchzug durchs Rote Meer der höchste Erweis der Macht Gottes sowie seiner Fürsorge für Israel.
66,9 unsere Füße nicht wanken. Gott hatte sie davor bewahrt, vorzeitig ins Reich des Todes hinabzusinken.
66,10 wie man Silber läutert. Gott hatte die Nation durch läutern- de Erprobungen geführt.
66,11 ins Gefängnis geführt. Wörtl. »ins Netz«. Der Psalmist spricht vom Netz oder der Falle eines Jägers als Metapher für extrem schwierige Situationen, in die Gott Israel gebracht hatte.
66,12 über unser Haupt fahren lassen. Ein Bild einer feindlicher Armee, die siegreich über Israels geschlagene Truppen reitet.
66,13 meine Gelübde erfüllen. Das Erfüllen der Gelübde wird in den folgenden Versen erklärt als das Darbringen von Weiheopfern, die zuvor Gott versprochen worden waren (vgl. 3Mo 1; 22,18.21; Ps 56,12; 61,8; 65,1).
67,1 Dieser kurze Psalm entfaltet zwei optimistische Themen: die Notwendigkeit und das Ergebnis von Gottes Gnade und die künftige weltweite Anbetung Gottes. Der Psalm spiegelt wider, was Abraham verheißen war: dass Gott seine Nachkommen segnet und in Abraham »alle Sippen der Erde« (1Mo 12,1-3). I. Das Gebet um Gottes Gnade (67,2.3) II. Die Bitte um allumfassende Anbetung (67,4-6) III. Die Aussicht auf Gottes Segen (67,7.8)
67,2 sein Angesicht leuchten. Wenn ein König einen Bittsteller wohlgefällig anlächelte, konnte dieser erwarten, dass seine Bitte erhört wird (vgl. 4Mo 6,24-26; Ps 31,16; 44,3; 80,3.7, 19; 119,135; Spr 16,15).
67,4 Völker. Ein Hinweis darauf, dass die heidnischen Nationen ins Tausendjährige Reich integriert werden (vgl. Jes 56,3-8; 60,1-14; Sach 14,16-19; Mt 8,11; 25,31-46; Offb 20,1-10).
68,1 Dieser überschwängliche Psalm umfasst Gebet, Lobpreis, Dank, historische Erinnerungen und Verwünschungen. Er drückt Stolz auf Jahwe-Gott aus wegen seiner Fürsorge für sein Volk und wegen seiner Majestät im Universum. Diese Abfassung dieses Psalms resultierte möglicherweise aus dem glorreichen Ereignis der Einholung der Bundeslade nach Jerusalem unter David (vgl. 2Sam 6,12-15). I. Eine Fanfare des Lobes (68,2-7) II. Eine Refl ektion über Treue (68,8-19) III. Eine Bejubelung der Majestät (68,20-32) IV. Eine Einladung zum Lobpreis (68,33-36)
68,2 Gott wird sich erheben. Der erste Satz in diesem Psalm ent- spricht im Grunde 4Mo 10,35. Vielleicht war er ein Fanfarenstoß von Worten, die die Bewegung der Bundeslade ankündigte (vgl. V. 25-28; s.a. 2Sam 6,12-15).
68,5 HERR ist sein Name. Im Hebr. steht hier die Kurzform von Jahwe, »Jah«, die oft mit »HERR« übersetzt wird (vgl. V. 17; 2Mo 3,15). Andere Namen für Gott in diesem Psalm sind »Gott« (Elohim, V. 2), »Herr« (Adonai, V. 12), »Allmächtiger« (V. 15), »HERR Gott« (V. 20), »Gott, der Herr« (V. 21) und »König« (V. 25).
68,7 Vereinsamten ein Heim. Gott sorgt für die, die ihre Familien verloren haben, insbesondere für Waisen und Witwen (V. 5; vgl. 2Mo 22,21-23; Ps 10,14; Jak 1,27). Gefangene hinausführt. Das spricht davon, dass Gott Kriegsgefangene befreit.
68,10 dein Erbe … hast du erquickt. Gott trägt sein Bundesvolk.
68,15 schneite es auf dem Zalmon. »Zalmon« bedeutet »schwar- zer« oder »dunkler Berg«. Der »Schnee« beschreibt den Gegensatz zu den Leichen oder Knochen, die über den Berg zerstreut sind.
68,16 Gebirge Baschan. Ein Berg jenseits des Jordan im Osten, der hier bildhaft beschrieben wird als eifersüchtig auf den Berg Zion (vgl. V. 16), dem Ort, der für die besondere Gegenwart Gottes erwählt worden war (vgl. Jer 22,20.21).
68,18 Sinai in Heiligkeit. Gottes Gegenwart war bei den Streitkräf- ten in derselben Weise wie bei der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai (vgl. 2Mo 19).
68,19 zur Höhe emporgestiegen. Paulus zitiert diese Schriftstelle in Eph 4,8, wo er sie anwendet auf Christi triumphierende Himmelfahrt.
68,23 Baschan … Meeres. Ob die Feinde versuchen, auf dem Land- weg zu entkommen (Baschan) oder auf dem Meer, Gott wird sie jedenfalls zurückführen, damit sie von seinem Volk vernichtend geschlagen werden (vgl. Am 9,2-4).
68,25 Einzug … Heiligtum. Eine Beschreibung der Feierlichkeiten, als die Bundeslade, das Symbol der Gegenwart Gottes, zum Berg Zion zurückgebracht wurde (vgl. 1Chr 15,16-28).
68,28 Benjamin … Naphtali. Repräsentative Stämme Israels, zwei vom Süden (Benjamin und Juda) und zwei vom Norden (Sebulon und Naphtali). 68,30 Könige … Gaben. Dieser Abschnitt des Lobes (V. 29-36) blickt voraus auf die Herrschaft des Messias, wenn die ganze Welt im Tempel von Jerusalem Gott anbeten wird (vgl. Jes 2,2-4; 18,7; 45,14; 60,3-7; Hes 40-48; Hag 2,7; Sach 2,15-17; 6,15; 8,21.22; 14,16-19).
68,31 Silberbarren. Tributzahlungen, die Unterwerfung unter Gott symbolisieren.
69,1 Dieser Psalm ist ein Gebet der Verzweifl ung. David erkennt: Weil er von anderen gehasst wird, kann er in Kürze umgebracht werden. Obgleich er um Rettung bittet und Flüche auf seine Feinde herabruft, beendet er diesen Psalm mit optimistischem Lobpreis und mit Rückschlüssen über das künftige messianische Reich, wenn alle Feinde des Volkes Gottes schnell und gründlich gerichtet werden (vgl. Offb 2,27). Viele Stellen dieses Psalms wurden von den Schreibern des NT auf Christus angewendet. Dieser Psalm drückt die Gefühle jedes Gläubigen aus, der schrecklich verspottet wird, doch bezieht er sich insbesondere auf Christus. I. Das Gebet der Verzweifl ung (69,2-29) A. Die Beschreibung seiner Situation (69,2-4) B. Der Grund für seine Situation (69,5-13) C. Die Hoffnung in seiner Situation (69,14-19) D. Die Schmach seiner Situation (69,20-22) E. Die Vergeltung für seine Situation (69,23-29) II. Die Verheißung des Heils (69,30-37) 69,1 Lilien. Die Bezeichnung einer Melodie. S. Anm. zu Ps 45,1.
69,5 mich ohne Ursache hassen. Zitiert in Joh 15,25.
69,7 zuschanden werden. Der Psalmist befürchtet, dass seine trostlose Situation ein Stolperstein für andere Gläubige sein könnte.
69,9 Entfremdet … Söhnen meiner Mutter. Sogar seine Familie lehnte ihn ab (vgl. Mt 12,46-50; Joh 7,3-5).
69,10 hat mich verzehrt. Der Psalmist hat Hass und Feindseligkeit auf sich gezogen, weil er unbeugsam beteuerte, dass das Verhalten des Volkes nur äußerliche Hingabe an Gott ausdrückte. Wenn Gott verunehrt wurde, schmerzte ihn das stets, denn er liebte Gott so sehr. Jesus nahm diese Haltung für sich in Anspruch, was aus Joh 2,17; Röm 15,3 hervorgeht.
69,12 Sacktuch. Als David Sacktuch trug, ein Symbol der Trauer, brachte ihm das noch mehr Spott ein.
69,13 im Tor sitzen. Die Obersten der Gesellschaft, die im Stadttor saßen, waren üblicherweise Führungspersonen. Sogar dort redeten die Führer der Stadt schlecht über den Psalmisten. die Zecher singen. Der Abschaum der Gesellschaft, die Trinker, verspotteten David mit ihren derben Liedern.
69,16 die Grube sich über mir schließt. Die »Grube« war ein anderes Wort für den Scheol, das Totenreich. Der Psalmist spürte, dass ihm der Tod bevorstand.
69,22 Galle … Essig. Galle war ein giftiges Kraut. Hier dient sie als Metapher für Verrat. Freunde, die den Psalmisten eigentlich hätten beistehen sollen, wandten sich gegen ihn. Galle in Essig wurde Christus am Kreuz angeboten (Mt 27,34).
69,23 Tisch … zur Schlinge. Eine Schlinge war eine Vogelfalle. Der Psalmist betet, dass die Verschwörungen der Gottlosen gegen ihn fehlschlagen und stattdessen sie selbst umbringen. 69,23 Zitiert in Röm 11,9.10.
69,26 Zitiert in Apg 1,20 bezüglich Judas.
69,27 welchen du geschlagen hast. Die Feinde des Psalmisten machten sich über ihn lustig und behaupteten, er leide unter Gottes Züchtigung. In der messianischen Anwendung gehörte das Leiden des Messias seit ewiger Vergangenheit zu Gottes Ratschluss (vgl. Jes 53,10).
69,32 angenehmer sein als ein Stier, als ein Jungstier. S. Ps 51,16; auch Hebr 9,11, 12; 10,9-12. Hörner und gespaltene Hufe. Das weist auf ein ausgewachsenes Tier hin, das besonders wertvoll ist.
70,1 Dieses Gebet um Rettung vor den Feinden ist nahezu iden- tisch mit Ps 40,13-17 (s. Gliederung und Anmerkungen dort). Anstelle von »HERR« steht in V. 2.5.6 »Gott«.
71,1 Die Psalmen haben die Eigenschaft, dass sie auf die Lebensum- stände zutreffen. Dieser an Gott gerichtete Psalm drückt die Sorgen des Alters aus. Zu einer Zeit in seinem Leben, als der Psalmist dachte, er würde bestimmte Sorgen nicht mehr erleben, wurde er wiederum persönlich angegriffen. Obwohl seine Feinde schlussfolgern, dass Gott ihn verlassen habe, ist der Psalmist zuversichtlich, dass Gott ihm treu bleiben wird. I. Die Zuversicht in Gott ausgedrückt (71,1-8) II. Die Zuversicht in Gott im Gebet praktiziert (71,9-13) III. Die Zuversicht in Gott verteidigt (71,14-24)
71,3 stets. Psalm 71,1-3 ist fast identisch mit Ps 31,1-3a. Ein Unter- schied ist jedoch das Wort »stets«, das der gealterte Psalmist betonen möchte. Gott war »stets« treu (vgl. V. 6.14).
71,7 ein Wunderzeichen. Das bezieht sich auf seine Prüfungen. Die Leute staunen über das Leben des Psalmisten; manche deuten seine Prüfungen als Gottes Fürsorge, und andere als Gottes Strafe.
71,15 nicht zu zählen. Die Segnungen von Gottes Heil und Gerech- tigkeit sind unzählbar.
71,20 aus den Tiefen der Erde. Damit ist nicht die tatsächliche Auferstehung gemeint, sondern die Rettung vor dem drohenden Tod und die Erneuerung der Lebenskraft und des Lebenssinns.
72,1 Ein Krönungspsalm, der dem Wohlergehen Salomos zu Be- ginn seiner Regierungszeit gewidmet ist (1Kö 2). Kein Schreiber des NT wendet eine Stelle dieses Psalms auf Christus an. Da in der atl. Literatur die davidischen Könige und die Herrschaft des Messias manchmal ineinander übergehen, sollten wir dennoch nicht die messianischen Bezüge übersehen (V. 7.17; vgl. Jes 11,1-5; 60-62). Dieser Psalm beschreibt eine Regierungszeit, bei der Gott, der König, die Natur, alle Gesellschaftsschichten und die ausländischen Nationen alle in Harmonie zusammenleben. I. Eine gerechte Herrschaft (72,1-4) II. Eine allumfassende Herrschaft (72,5-11) III. Eine mitfühlende Herrschaft (72,12-14) IV. Eine fl orierende Herrschaft (72,15-17) V. Eine glorreiche Herrschaft (72,18-20) 72,1 deine Rechtssprüche. Ein Gebet, dass der König treu Got- tes gerechtes Handeln mit der Nation vermitteln möge (vgl. 5Mo 17,18-20). dem Königssohn. Damit ist in erster Linie Salomo gemeint, was seine Zugehörigkeit zur davidischen Dynastie betont; aber darüber hinaus blickt dieser Begriff auch voraus auf die Herrschaft des Messias als Höhepunkt des Davidsbundes (vgl. 2Sam 7,12.13; Ps 2,1-12).
72,3 Berge … Frieden. Wenn der König mit Gerechtigkeit und Mit- gefühl herrscht, strahlt die Erde Wohlergehen aus.
72,7 bis der Mond nicht mehr ist. Das bezieht sich in erster Linie auf die davidische Dynastie und möglicherweise auch speziell auf die messianische Herrschaft (2Sam 7,16; Ps 89,3.4.29.36.37; Lk 1,30-33). Auch Jeremia macht dieselbe Beobachtung (vgl. Jer 33,23-26).
72,8 vom Strom. Israels Grenzen sollen sich bis an den Euphrat erstrecken (vgl. 2Mo 23,31; 1Kö 5,1; Ps 89,25).
72,10 Tarsis … Seba. Nahe und ferne Länder, die ihren Tribut zu Salomo brachten (vgl. 1Kö 5,1; 10,1.23.24; Jes 60,4-7; Jer 6,20). Tarsis lag wahrscheinlich in Spanien; Saba war ein Reich in Südarabien (dem heutigen Jemen) und Seba eine nordafrikanische Nation.
72,20 Zu Ende. Asaphs Psalmen folgen unmittelbar auf diesen Psalm (Ps 73-83), obgleich David einige Psalmen verfasste, die später in die Sammlung aufgenommen wurden (z.B. Ps 86, 101, 103). Dieser Psalm beendet das zweite Psalmbuch (Ps 42-72) des Psalters.
73,1 Dieser Psalm veranschaulicht die Folgen, die sich ergeben, wenn man zulässt, dass der Glaube an Gott unter Selbstmitleid begraben wird. Der Psalmist wurde deprimiert, als er das anscheinende Wohlergehen der Gottlosen mit den Problemen verglich, die man beim Trachten nach einem gerechten Leben bekommt. Ab V. 15 ändert sich seine Einstellung jedoch vollständig. Er betrachtet das Leben aus der Perspektive, dass es völlig in der Hand eines souveränen, heiligen Gottes steht, und schließt daraus, dass nicht die Gerechten die Dummen sind, sondern die Gottlosen. I. Erstaunen über das Wohlergehen der Gottlosen (73,1-14) A. Ihr Wohlstand (73,1-5) B. Ihr Stolz (73,6-9) C. Ihre Anmaßung (73,10-14) II. Verkündigung der Gerechtigkeit Gottes (73,15-28) A. Seine Perspektive (73,15-17) B. Seine Gerichte (73,18-20) C. Seine Führung (73,21-28) 73,1 Asaph. Asaph war ein Levit, der den Tempelchor leitete (1Chr 15,19; 25,1.2). Sein Name wird mit Ps 73-83 verbunden und außerdem mit Ps 50 (s. Anm. dort). Entweder schrieb er diese Psalmen, oder sein Chor sang sie, oder spätere Chöre in der Tradition Asaphs sangen sie.
73,4 keine Qual bis zu ihrem Tod. Die Gottlosen gehen scheinbar in guter Gesundheit durchs Leben und sterben dann einen schmerzlosen Tod.
73,9 was sie sagen, muss gelten auf Erden. Wörtl. »ihre Zunge ergeht sich auf der Erde«. Die anmaßenden Worte der Gottlosen kann man überall hören.
73,10 viel Wasser aufgesogen. Wer sich mit Gottlosen einlässt, »saugt« alles auf, was er von sich gibt (vgl. Ps 1).
73,11 Hat denn der Höchste Kenntnis davon? Die Gottlosen le- ben beständig so, als sei Gott nicht allwissend und wüsste nicht, was auf der Erde vor sich geht.
73,17 Heiligtum Gottes. Als der Psalmist Gott im Heiligtum anbe- tete, begann er Gottes Perspektive vom Schicksal der Gottlosen zu verstehen. Das ist der Wendepunkt dieses Psalms.
73,20 ihr Bild verschmähen. Die Gottlosen sind wie ein schlechter Traum, den man vergisst, sobald man aufwacht. Ihr Wohlergehen ist nur zeitweilig.
73,22 wie ein Vieh gegen dich. Der Psalmist bekennt seine Sünde, dass er das Leben aus weltlicher Sicht und ohne Glauben beurteilt hat (vgl. Hi 42,3).
73,27 Verderben; du vertilgst alle. Der Psalmist schließt, dass diejenigen, die Gott verwerfen und versuchen, auf Grundlage ihrer selbst erwählten Götzen autonom zu leben, letztlich den ewigen Tod erleiden werden.
74,1 Diese gemeinschaftliche Wehklage drückt die Qual des Vol- kes inmitten der unerträglichsten Umstände aus. Es war schlimm genug, dass Israels Feinde den Tempel zerstört hatten (vgl. 2Kö 25). Doch noch schlimmer war, dass es dem Psalmisten so schien, als habe Gott sie verlassen. In diesem Gebet erinnert er Gott an seinen Bund mit Israel, an seine früheren Wundertaten zum Schutz Israels, und bittet Gott, seine Bundesnation jetzt zu retten (vgl. Ps 137 und Klagelieder). I. Der Schrecken der Verwerfung (74,1-11) II. Die Erinnerung an die Allmacht (74,12-17) III. Die Bitte um Hilfe (74,18-23) 74,1 Asaph. Für den Fall, dass dieser Psalm die Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar im Jahre 586 v.Chr. ausdrückt, wäre Asaph zu dieser Zeit bereits verstorben gewesen. Somit könnte dieser Titel bedeuten, dass dieser Psalm von einem späteren Asaph-Chor geschrieben oder gesungen wurde (s. Anm. zu den Titeln von Ps 50 und 73).
74,2 Stamm deines Erbteils. Der Psalmist klagt, dass Israel zwar Gott gehört, Gott es aber nicht beschützt hat.
74,3 Erhebe deine Schritte. Ein Anthropomorphismus, der be- deutet, sich zu beeilen, um die Trümmer zu untersuchen.
74,4 ihre Banner als Zeichen. Die Verwüster hatten ihre militä- rischen und heidnisch-religiösen Banner im Tempel Gottes aufgestellt.
74,5 schwänge man … die Axt. Wie Holzfäller inmitten von Bäu- men hatten die Feinde in wildem Wahn alles zerstört, was sich in Sichtweite des Tempels Gottes befand.
74,8 Versammlungsstätten. Gott erlaubte nur ein einziges Heilig- tum und bei der Erweckung unter Josia waren die »Höhen« zerstört worden (vgl. 2Kö 22.23). Das bezieht sich möglicherweise auf die mehreren Räume im Tempel oder auf andere religiöse Stätten im Land, wo jedoch nicht geopfert wurde.
74,9 Unsere eigenen Zeichen. Während überall feindliche und heidnische Zeichen waren, fehlten die Zeichen für die wahre Anbetung Jahwes, wie z.B. der Opferaltar.
74,13 teiltest das Meer. Das bezieht sich wahrscheinlich auf Got- tes Schöpfungswerk und nicht auf die Teilung des Roten Meeres (vgl. 1Mo 1,6-8; 2Mo 14,26-31). Drachen. Damit sind Wale, Haie und andere große Meeresbewohner gemeint, einschließlich Dinosaurier.
74,14 Leviathan. S. Anm. zu Hi 40,25.
74,15 Quellen und Bäche hervorbrechen. Das kann sich auf die weltweite Sintfl ut beziehen (vgl. 1Mo 7,11) oder die Schöpfung beschreiben (1Mo 1,6-8).
74,17 alle Grenzen … festgesetzt. Als Schöpfer hat Gott den Tag und die Nacht gemacht sowie die Jahreszeiten (V. 16), er trennte das Festland vom Meer und er setzte sogar die Grenzen der Nationen fest. 74,20 Bund. Das Volk war davon abgefallen (vgl. 2Mo 16,3-8). Gott jedoch war immer noch seinem ewigen Bund (dem Abrahamsbund) mit der Nation treu (vgl. 1Mo 17,1-8).
75,1 In diesem Psalm bestätigt die Gemeinschaft der Gläubigen, dass Gott trotz natürlicher, moralischer und gesellschaftlicher Unruhen niemals die Kontrolle über das Universum verliert. Er verleiht dem irdischen Leben Stabilität und er wird die Gottlosen zur rechten Zeit richten. Strukturell betrachtet dreht sich der Psalm um 3 Metaphern: die Säulen der Erde (V. 4); Hörner (V. 6.7.10) und Gottes Zornesbecher (V. 8). I. Die göttliche Stabilität des Universums (75,2-4) II. Das göttliche Gericht über die Welt (75,5-11) 75,1 Verdirb nicht. S. Anm. zu Ps 57,1.
75,2 nahe ist dein Name. Gottes Name steht für seine Gegen- wart. Die Geschichte von Gottes übernatürlichen Eingriffen für sein Volk zeigte, dass Gott persönlich erfahrbar war. Doch die Gläubigen des AT kannten nicht die Fülle des dauerhaften, persönlichen Innewohnens des Heiligen Geistes (vgl. Joh 14,1.16.17; 1Kor 3,16; 6,19).
75,4 Ich habe ihre Säulen festgestellt. In unsicherer Zeit stabili- siert Gott die Gesellschaft durch seine allgemeine Gnade.
75,5 Erhebt nicht das Horn! Das Horn symbolisierte die Kraft und Majestät eines Tieres oder Menschen (vgl. 5Mo 33,17; Am 6,13; Sach 2,1-4). Das Erheben des Horns beschrieb offenbar ein störrisches Tier, das sich gegen das Aufnehmen eines Jochs wehrte, indem es seinen Kopf so hoch wie möglich hielt. Der Ausdruck symbolisiert deshalb Überheblichkeit bzw. Rebellion.
75,9 Becher. Der Zornesbecher beschreibt Gottes Gericht, welches er die Gottlosen zu schlucken zwingt (vgl. Hiob 21,20; Jes 51,17; Jer 25,15-29; Mt 20,22; 26,39).
75,11 Hörner … abhauen. Die Hörner der Gottlosen abzuhauen bedeutet, sie zu demütigen (vgl. V. 4).
76,1 Dieser Psalm lehrt, dass Gott bereitwillig ist, seine große Macht für sein Volk einzusetzen. Einige Kommentatoren, einschließlich die Redakteure der LXX, meinten, dieser Psalm sei zur Feier der Zerstörung von Sanheribs assyrischer Armee im Jahre 701 v.Chr. verfasst worden, wobei in der Folge auch Sanherib selbst ermordet wurde (V. 6.7; vgl. 2Kö 18.19; Jes 36.37). Der Psalm beinhaltet auch endzeitliche Aussagen (insbesondere V. 8-13), und spricht von der Zeit, wenn Jahwe seine Feinde schlagen und sie ins Gericht bringen wird. I. Gottes Nähe zu seinem Volk (76,2-4) II. Gottes Rettung seines Volkes (76,5-10) III. Gottes Majestät für sein Volk (76,11-13) 76,1 Asaph. S. Anm. zu Ps 50; 73; 74,1.
76,4 zerbricht er die Blitze … Schild, Schwert. Gott vernichtete die Waffen des Feindes.
76,5 Bergen von Beute. Wahrscheinlich eine poetische Beschrei- bung der Angreifer.
76,6 versagen die Hände. Gott hatte die feindlichen Soldaten verkrüppelt.
76,11 Zorn des Menschen muss dich preisen. Als Gott durch seine Vorsehung die Gottlosen niederzwingt, schlagen die Beschimpfungen gegen Gott und sein Volk um in Lobpreis für Gott (vgl. Jes 36,420; Apg 2,23; Röm 8,28).
76,13 beschneidet den Mut der Fürsten. Gott zerschmettert die stolze Haltung von Führungspersonen, die gegen ihn rebellieren.
77,1 Dieser Psalm veranschaulicht eine Therapie gegen Depressi- on. Der Psalmist erklärt nicht die Ursache für seine Verzweifl ung, doch war er zweifellos in Schwermut verfallen. Wenn er über Gott nachdachte, veranlasste ihn das nur zu bitteren Klagen. Doch ab V. 10 ändert sich die Stimmung des Psalmisten, weil er sich auf Gottes Güte und frühere Rettungstaten konzentriert. Seine Klage wird dann zu einem Loblied. I. Der Verdruss einer deprimierten Seele (77,2-10) II. Die Absicht, die Gesinnung neu auszurichten (77,11-16) III. Die Veranschaulichungen durch Gottes bisherige Segnungen (77,17-21) 77,1 Jeduthun. S. Anm. zu Ps 39,1.
77,3 meine Hand … ausgestreckt. Das war die Gebetshaltung. Der Psalmist betete die ganze Nacht lang.
77,5 hältst meine Augenlider offen. Der Psalmist regte sich so auf, dass er weder schlafen noch vernünftig reden konnte.
77,7 mein Saitenspiel in der Nacht. Die Erinnerung an glückliche- re Zeiten verschlimmerte nur seine Depression. es forscht mein Geist. Sein Geist dachte unaufhörlich über Lösungsmöglichkeiten für seine Probleme nach.
77,11 die rechte Hand des Höchsten. Der Psalmist begann an die Zeit zu denken, als Gott ihn mit seiner Rechten (d.h. seiner Macht) stärkte und beschützte.
77,17 Wasser sahen, da brausten sie. Ein dramatisches Bild: Gott teilt das Wasser des Roten Meeres (vgl. V. 19; s.a. 2Mo 14,21-31; 15,1-19).
77,18 deine Pfeile. Ein bildlicher Ausdruck für zuckende Blitze.
78,1 Dieser didaktische Psalm wurde geschrieben, um den Kin- dern beizubringen, wie gnädig Gott in der Vergangenheit war, obwohl ihrer Vorfahren rebellierten und undankbar waren. Wenn die Kinder gut lernen, wie die Geschichte ihrer Nation theologisch zu interpretieren ist, werden sie hoffentlich »nicht wie ihre Väter« (V. 8). Der Psalmist widmet sich insbesondere der Geschichte des Exodus. I. Ermahnung, die Kinder zu unterweisen (78,1-11) II. Lektionen über die Gnade Gottes (78,12-72) A. Vergegenwärtigung der Geschichte Israels (78,12-39) B. Wiederholung der historischen Lektionen (78,40-72)
78,2 Gleichnisrede. Dieses Wort wird hier im weiteren Sinn einer Geschichte mit moralischen und geistlichen Anwendungen verwendet. Rätsel. Rätselhafte, mehrdeutige Information. Die Lektionen der Geschichte sind nicht einfach richtig zu verstehen. Für eine unfehlbare Interpretation der Geschichte braucht man einen Propheten. Das besondere Rätsel in der Geschichte Israels ist, dass die Nation trotz der Gnade Gottes eine rebellische Gesinnung hatte.
78,9 Söhne Ephraims. Dieser Verrat bzw. Abfall dieses größten der Nordstämme wird in Israels Geschichte nicht ausdrücklich identifi ziert.
78,12 Gebiet von Zoan. Die Umgegend von Zoan, einer ägypti- schen Stadt.
78,13 türmte die Wasser auf wie einen Damm. Die Teilung des Roten Meeres zu Beginn des Exodus, wodurch Israel vor den ägyptischen Truppen fl iehen konnte, wurde von den Gläubigen des AT stets als spektakulärstes Wunder ihrer Geschichte angesehen (vgl. 2Mo 14).
78,15 spaltete Felsen. Als Israel in der Wüste dringend eine große Wassermenge brauchte, brachte Gott zweimal aus einem Felsen Wasser hervor (vgl. 2Mo 17,6; 4Mo 20,11).
78,18 Speise forderten für ihr Gelüst. Anstatt dankbar zu sein für Gottes wunderbare Bereitstellung des Manna, beklagten sich die Israeliten über Gott und Mose. Gott sandte ihnen Fleisch, aber richtete sie auch (4Mo 11).
78,19 einen Tisch bereiten in der Wüste. Die Antwort lautet ei- gentlich »ja«, doch die Frage zeigte einen sarkastische Verhöhnung, und damit Unglauben.
78,27 Fleisch auf sie regnen. Eine poetische Beschreibung der Wachteln, die ins Wüstenlager Israels fi elen (4Mo 11,31-35).
78,41 bekümmerten den Heiligen. Das taten die Israeliten, indem sie an Gottes Macht zweifelten.
78,42 gedachten nicht an seine Hand. Die Generationen von Is- raeliten, die Ägypten verließen und schließlich in der Wüste starben, waren davon charakterisiert, Gottes bisherige Macht- und Treueerweise zu ignorieren. Die folgenden Verse (V. 42-55) wiederholen die Plagen über Ägypten und das Wunder des Exodus, was wunderbare Erweise für Gottes Allmacht und Bundesliebe waren.
78,57 trügerischer Bogen. Da ist ein unnützer Bogen.
78,60 Wohnung in Silo. Silo war der erste Standort der Anbetung Jahwes im Gelobten Land. Der Raub und die Entwendung der Bundeslade von Silo durch die Philister symbolisierte Gottes Gericht (vgl. Jos 18,1; 1Sam 1,9; 3,1; 4,1-22).
78,65 Held … Wein. Das Bild eines erwachenden, richtenden Krie- gers, der auf Seiten Israels den Krieg beginnt.
78,68 den Stamm Juda. Anstelle von renommierten Stämmen wählte Gott Juda. In Juda befand sich der Berg Zion, der zentrale Anbetungsort Jahwes. Außerdem stammte ihr König David samt seinen königlichen Nachfahren von diesem Stamm.
79,1 Die historische Grundlage für diesen Klagepsalm bildet wahrscheinlich die Zerstörung des Tempels im Jahre 586 v.Chr. durch Nebukadnezar (vgl. Ps 74; 2Kö 25,8-21; Kla 1-5). Der Psalm enthält Gebete für die geistlichen Bedürfnisse der Nation, Flüche gegen die Feinde des Volkes Gottes und Lobpreis im Vorausblick auf Gottes Handeln. Der Psalm hilft den Gläubigen, in einer Katastrophe seine Angst auszudrücken, wenn Gott fern zu sein scheint. I. Die Wehklage über die nationale Katastrophe (79,1-4) II. Die Bitte um Gottes Eingreifen (79,5-13) A. Das Gebet um Rechtfertigung (79,5-7) B. Das Gebet um Vergebung (79,8.9) C. Das Gebet um Vergeltung (79,10-12) D. Der Lobpreis für die Erhörung (79,13) 79,1 Heiden. D.h. heidnische Völker. Erbteil. Das Erbteil Gottes war im nationalen Sinne Israel und insbesondere seine Hauptstadt Jerusalem, wo der Tempel war.
79,9 vergib. S. Ps 65,3. um deines Namens willen. Die Niederla- ge einer Nation wurde als Niederlage ihres Gottes angesehen. Ein persönliches Anliegen für die Ehre Gottes ist ein Kennzeichen geistlicher Reife.
79,10 Wo ist [nun] ihr Gott? Die Heiden verspotteten den Gott Israels, indem sie sagten, die Zerstörung der Nation bedeute zugleich, dass ihr Gott gar nicht existiert.
79,11 Tod Geweihten. Ein Gebet um die Bewahrung der Gefange- nen, denen die Hinrichtung im Kerker der Feinde bevorstand.
79,12 siebenfältig in ihren Schoß. Eine Bitte, dass Gott seine Ehre wiederherstellt, indem er über die Feinde eine Vernichtung bringt, die noch viel schlimmer ist als das, was Israel widerfahren war.
80,1 Dieser Psalm wurde wahrscheinlich in Jerusalem geschrie- ben, und zwar aus Erstaunen über die Gefangennahme der 10 Nordstämme im Jahre 722 v.Chr. Der Psalmist erkannte, dass das Volk Gottes durch seine Abtrünnigkeit den Segensbereich des mosaischen Bundes verlassen hatte. Deshalb bittet er Gott, zu handeln und sein Volk wieder unter die Segnungen des Bundes zurückzubringen (V. 4.8.15.20). I. Gebet um Gottes Wiederherstellung (80,2-4) II. Verzweifl ung über Gottes Zorn (80,5-8) III. Beschreibung von Gottes Weinstock (80,9-17a) IV. Gebet um Gottes Wiederherstellung (80,17b-20) 80,1 »Lilien«. Der Name einer Melodie. S. Anm. zu Ps 45,1.
80,2 thronst über den Cherubim. Das bezieht sich auf die Bun- deslade, dem Symbol der Gegenwart Gottes. Die zwei Cherubimfi guren befanden sich oben auf der Lade und blickten einander an (vgl. 2Mo 37,1-9).
80,4 dein Angesicht leuchten. S. Anm. zu Ps 67,1; vgl. 80,7.19.
80,5 Gott der Heerscharen. S. Anm. zu Ps 59,5; vgl. 80,7.14.
80,9 Weinstock … aus Ägypten. Der Weinstock ist ein bildlicher Ausdruck für Israel, welches Gott aus Ägypten rettete und das er zu einer mächtigen Nation aufwachsen ließ (vgl. Jes 5,1-7; 27,2-6; Mt 21,33-40).
80,18 Sohn des Menschen. In diesem Zusammenhang bezieht sich dieser Ausdruck in erster Linie auf Israel. Im weiteren Sinne spielt »Sohn des Menschen« auf die davidische Dynastie und sicher auf den Messias an, der im NT so häufi g mit diesem Ausdruck bezeichnet wird.
81,1 Dieser Psalm sollte bei einem der Feste Israels verwendet werden, und zwar höchstwahrscheinlich beim Laubhüttenfest. Nach dem Aufruf zur Anbetung (V. 2-6) präsentiert der Psalm eine Botschaft von Gott in der ersten Person (V. 7-17). Dieser Ausspruch fordert Israel auf, ihm »gehorsam« zu sein (V. 14), sodass er den Segen des Bundes auf das Volk ausgießen könne. I. Aufruf zur freudigen Anbetung (81,2-6) II. Aufruf zum gottesfürchtigen Gehorsam (81,7-17) 81,1 Auf der Gittit. S. Anm. zu Ps 8,1.
81,3 Laute. Ein Musikinstrument mit langem, schmalen Steg ähn- lich einer Gitarre.
81,4 Neumond … Vollmond. Im siebten Monat des israelitischen Jahres (Tischri; Sept./Okt.) gipfelte der Festkalender mit einer Reihe von Festen. Der Monat begann mit dem Posaunenhall, dann kam der Große Versöhnungstag am 10. des Monats, und schließlich folgte das Laubhüttenfest am 15. Tag, wenn Vollmond war. Beim Laubhüttenfest wurde Gott für seine Fürsorge bei der Wüstenwanderung gepriesen und außerdem deutete das Fest das künftige Reich an (Mt 17,1-4).
81,6 Sprache, die ich nicht kannte. Entweder hörte der Psalmist eine Botschaft, deren Bedeutung er nicht verstand – in diesem Fall wird diese Botschaft in den folgenden Versen als Orakel präsentiert – oder der Psalmist meint damit die ägyptisches Sprache, die die Juden nicht verstanden.
81,7 Hände sind den Tragkorb los geworden. Die Israeliten wa- ren in Ägypten gezwungen, Ziegel und Lehm in Körben zu tragen.
81,8 Donnergewölk. Damit ist wahrscheinlich Gottes Gegenwart auf dem Berg Sinai bei der Gesetzgebung gemeint (vgl. 2Mo 19,16ff.; 20,18ff.). Haderwasser. Oder »Wasser von Meriba«, was »Streit« oder »Hader« bedeutet. So wurden die Orte genannt, wo Israel Gott versuchte (vgl. 2Mo 17,1-7; 4Mo 20,1-13; Ps 95,8; 106,32).
81,15 bald wollte ich ihre Feinde demütigen. Eine der im mosa- ischen Bund an Israel verheißenen Segnungen war Sieg über die Feinde des Volkes (vgl. 4Mo 33,52-56; 5Mo 6,16-19; 7,16-24).
81,17 Honig aus dem Felsen. Dieser Ausdruck wurde zum ersten Mal von Moses in seinem Loblied verwendet (5Mo 32,13). Obwohl man Honig manchmal in Felsspalten fi ndet, soll mit diesem Bild wahrscheinlich der Wert der Nahrung ausgedrückt werden, die Gott an kargen Orten geliefert hat.
82,1 In diesem Psalm geht es wie in Ps 2 und 58 um die Ungerech- tigkeit der Tyrannei. Der Psalmist beschreibt, wie Gott die Ungerechtigkeiten der irdischen Führungspersonen verurteilt, denen er Autorität anvertraut hat und in deren Versammlung er steht. Zuletzt betet der Psalmist (V. 8), dass Gott selbst den Verlauf der Dinge in dieser Welt in seine Hand nimmt. I. Die Versammlung der Weltenführer vor Gott (82,1) II. Die Beurteilung der Weltenführer von Gott (82,2-7) III. Die Ersetzung der Weltenführer durch Gott (82,8) 82,1 Gottesversammlung. Der Psalm beginnt mit der Szene, dass Gott die Führer der Welt einberufen hat. inmitten der Mächtigen. Oder »Götter«. Manche meinen, in diesem Psalm ginge es um Dämonen oder heidnische Götter. Die beste Interpretation ist jedoch, diese »Götter« als menschliche Führungspersonen zu betrachten, wie z.B. Richter, Könige, Regenten, Gesetzgeber und Präsidenten (vgl. 2Mo 22,7.8.27; Ri 5,8.9). Gott, der große Richter, ist der Vorgesetzte dieser niedrigeren Richter.
82,2 ungerecht richten. Gott klagt die menschlichen Richter we- gen sozialem Unrecht an, was gegen das mosaische Gesetz verstößt (z.B. 5Mo 24).
82,5 Finsternis. Sie symbolisiert sowohl intellektuelle Unwissenheit als auch Unmoral. es wanken alle Grundfesten der Erde. Wenn Führer ungerecht regieren, wird die von Gott aufgerichtete moralische Ordnung, die Grundlage menschlicher Existenz, unterminiert.
82,6 Ich habe gesagt. Könige und Richter werden letztlich auf- grund des Beschlusses Gottes eingesetzt (Ps 2,6). Zur Stabilisierung des Universums verleiht Gott tatsächlich menschlichen Führern seine Autorität (vgl. Röm 13,1-7). Doch kann Gott seine Autorität auch widerrufen (V. 7). Ihr seid Götter. Jesus zitierte diese Schriftstelle in Joh 10,34 und bestätigte damit die Auslegung, dass es sich bei diesen »Göttern« um Menschen handelt. Mit einem Wortspiel erklärt er: Wenn sogar menschliche Führer als »Götter« bezeichnet werden können, kann der Messias gewiss »Gott« genannt werden. Söhne des Höchsten. Von Gott geschaffen zu einem geadelten Leben.
82,7 sterben wie ein Mensch. Anstatt im Bild Gottes geschaffen zu sein, waren sie sterblich und sollten sterben wie normale Menschen. fallen wie einer der Fürsten. Die ungerechten Führer sollten nicht mehr immun sein gegen den gewaltsamen Tod, der oft mit Tyrannei einherging.
82,8 du bist Erbherr über alle Völker. Der Psalmist blickt im Ge- bet in die Zukunft voraus, wenn Gott in einer durch Sünde verfl uchten Welt sein Reich aufrichten und die Ordnung sowie vollkommene Gerechtigkeit aufrichten wird (vgl. Ps 96; 97; Jes 11,1-5).
83,1 Dieser Psalm ist eine nationale Wehklage mit Gebeten und Verwünschungen. Man studiert ihn am besten mithilfe einer Landkarte, da mehrere verschiedenen nationale Feinde Israels angeführt werden. 2. Chronik 20,1-30 berichtet möglicherweise vom konkreten historischen Ereignis, das diesen Psalm veranlasst hat, wenngleich einige Bibelausleger glauben, dass die erwähnten Nationen nur symbolisch für alle Feinde Israels stehen. Der Psalmist bittet Gott, Israel vor seinen Feinden zu retten, wie er es in der Vergangenheit bereits so oft getan hatte. I. Eine Bitte um Hilfe (83,2) II. Ein Protest gegen Israels Feinde (83,3-9) III. Eine Bitte um Gottes Gericht (83,10-19)
83,3 deine Feinde. In diesem ganzen Psalm werden die feindseli- gen Nationen als Gottes Feinde beschrieben.
83,5 vertilgen. Unter dem Einfl uss Satans verwarfen diese feindli- chen Nationen Gottes Verheißung, die Nation Israel für immer zu bewahren (vgl. 1Mo 17,7.8; Ps 89,34-37).
83,7 Edoms … Hagariter. Diese Liste von Nationen repräsentiert die Feinde, die Israel im Lauf der Geschichte hatte. Edom stammte von Esau ab und lebte südöstlich von Israel. Die Ismaeliter waren Nachkommen Abrahams und Hagars und lebten als Beduinenstämme. Die Moabiter stammten von Lot ab (vgl. V. 9) und waren ein Stammesvolk, das östlich vom Jordan angesiedelt war (vgl. Ri 11,17.18; Jes 15.16). Die Hagariter waren ein Nomadenstamm, der östlich vom Jordan lebte (1Chr 5,10.19.20).
83,8 Gebal … Tyrus. Gebal war wahrscheinlich ein Volk südlich vom Toten Meer in der Nähe von Petra in Edom. Die Nation Ammon stammte von Lot ab und war östlich vom Jordan angesiedelt. Die Amalekiter waren Nomaden, die südöstlich vom Jordan lebten und von Esau abstammten (vgl. 1Mo 36,12.16; 2Mo 17,8-13; 4Mo 24,20; Ri 6,3; 1Sam 15,1-8). Das Philisterland lag südwestlich von Israel (Ri 14-16). Tyrus befand sich nordwestlich von Israel (vgl. Hes 27).
83,9 Assur. Diese Nation dominierte im 8. Jhdt. v.Chr. und führt die 10 Nordstämme Israels im Jahre 722 v.Chr. in die Gefangenschaft. Assur erreichte seine militärischen Ziele mithilfe von kleineren Nationen wie Moab und Edom (den Kindern Lots; vgl. 1Mo 19,36-38).
83,10 Midian … Jabin. Der Psalmist erinnerte Gott an berühmte frühere Siege. Gideon hatte die Midianiter geschlagen (Ri 7,19-25). Barak und Debora hatten Jabin und seinen Heerführer Sisera in der Nähe des Baches Kischon besiegt (Ri 4.5).
83,12 Oreb … Zalmunna. Diese Männer waren Midianiter-Fürsten, als Midian von Gideon geschlagen wurde (vgl. Ri 6-8).
83,14 In seinem Gebet um die Vernichtung der Feinde Israels verwendet der Psalmist mehrere dramatische Vergleiche.
83,19 erkennen, dass du … der Höchste bist. Der Zweck der Wünsche des Psalmisten an die feindlichen Nationen ist weder persönlicher noch nationaler, sondern geistlicher Natur: Die Nationen sollen Gott erkennen und verherrlichen. dessen Name HERR ist. Die heidnischen Nationen mussten erkennen, dass der Gott der Bibel der einzige Gott ist. 84,1-13 Wie auch die anderen Stufenlieder (Ps 120-134), drückt dieser Psalm die Freude einer Pilgerreise aus, die nach Jerusalem führt und dort hinauf zum Tempel, um eines der Feste zu feiern. Der Pilger beschäftigt sich besonders mit dem Gedanken, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, des Herrn, zu sein. Der NT-Gläubige und Priester kann sogar auf eine noch großartigere Weise in die Gegenwart des Herrn eintreten (vgl. Hebr 4,16; 10,19-22). I. Die Erwartung der Anbetung Gottes (84,2-5) II. Die Reise zur Anbetung Gottes (84,6-8) III. Die Freude der Anbetung Gottes (84,9-13)
84,1 Gittit. S. Anm. zu Ps 8,1. Söhnen Korahs. Diese Nachkom- men Levis über Kahath waren die Türhüter und Musiker im Tempel von Jerusalem (1Chr 6,7; 9,17-32; 26,1; s. Ps 42-49; 84; 85; 87; 88).
84,2 lieblich sind deine Wohnungen. Der Tempel, das Zentrum des Gottesdienstes, war »lieblich«, weil es den Gläubigen des AT ermöglichte, in die Gegenwart Gottes zu kommen (vgl. Ps 27; 42,1.2 61,4; 63,1.2). HERR der Heerscharen. Die »Heerscharen« sind Gottes Engelsheere und repräsentieren deshalb Gottes Allmacht über alle Mächte im Himmel und auf Erden (vgl. V. 4.9.13).
84,3 verlangte … sehnte … jubeln. Der Psalmist ist von seinem frohen, aber heftigen Wunsch, Gott im Tempel anzubeten, völlig ergriffen.
84,4 Sperling … Schwalbe. Der Psalmist bewundert diese Vögel, die ihre Nester in den Vorhöfen des Tempels in der Nähe der Altäre Gottes bauen können. 84,5 Wohl denen. Das Wort »wohl« kommt 3-mal vor (V. 5.6.13) und beschreibt das Glück derer, die wie die Söhne Korahs »in der Umgebung des Hauses Gottes übernachten« (1Chr 9,27).
84,7 Tal der Tränen. Oder »Tal Baka« oder »Balsambaumtal«. Die- ses Tal war eine trockene Gegend auf dem Weg nach Jerusalem. machen sie es zu lauter Quellen. Die Pilger, die zu einem Anbetungsfest nach Jerusalem reisten, verwandelten ein trockenes Tal in einen Ort der Freude.
84,8 von Kraft zu Kraft. Die Vorfreude auf die Anbetung Gottes in Jerusalem war auf der anstrengenden Reise der Pilger stärker als ihre natürliche Erschöpfung. Zion. S. Anm. zu Ps 87,2.
84,10 unser Schild, sieh doch. Oder »sieh doch, unser Schild«. Ein bildlicher Ausdruck für den König, der ebenfalls an dem Fest im Tempel teilnahm (vgl. Ps 47,9; Hos 4,18). das Angesicht deines Gesalbten. Der König wird oft als Gottes »Gesalbter« bezeichnet (Ps 2,2; 18,50; 20,6; 28,8; 89,38.51). Der Psalmist betet also, dass Gott mit Wohlwollen auf den König blicken und seine Regierung mit Wohlergehen segnen möge.
84,11 an der Schwelle im Haus meines Gottes. Ein Tag, den man stehend am Eingang des Tempels zubringt oder einfach in der Nähe des Tempels (wenn auch nicht in ihm), war besser als tausend Tage Gemeinschaft mit den Gottlosen.
84,12 Sonne und Schild. Diese Ausdrücke beschreiben Gottes un- umschränkte Fürsorge und Bewahrung.
85,1 Der Psalmist bittet, dass Gott Israel wieder seine Bundeslie- be erweist. Gott war in der Vergangenheit barmherzig; gegenwärtig ist er zornig; aber in der Zukunft wird er Israel wiederherstellen (vgl. 5Mo 30; Hos 3,4.5). Obwohl Gott richtet, ist er seinen Verheißungen treu. Die in diesem Psalm beschriebenen Gefühle sind die der Juden, die aus dem babylonischen Exil zurückkehren. Obwohl sie für die Wiederherstellung in ihrem Land dankbar waren, waren sie enttäuscht, dass die Lebensumstände nicht an die Herrlichkeit des dortigen Lebens vor dem Exil heranreichten (vgl. Esr 3,12.13). I. Rückblick auf Gottes frühere Gnadenerweise (85,2-4) II. Anerkennung von Gottes gegenwärtigem Zorn (85,5-8) III. Offenbarung von Gottes künftigem Heil (85,9-14) 85,1 Söhnen Korahs. S. Anm. zu Ps 84,1.
85,2 deinem Land [einst] Gnade gewährt. In der Vergangenheit blickte Gott wohlgefällig auf seine Nation Israel.
85,4 Glut deines Zornes. S. Anm. zu Ps 56,7.
85,8 Gnade. Dieses Wort bedeutet »treue Liebe« oder »unversiegba- re Liebe« und beschreibt Gottes Treue zu seinem Volk durch seine Bundesbeziehung.
85,9 Frieden. Dieser Frieden wird letztendlich im messianischen Reich aufgerichtet werden (vgl. Mt 10,34; Lk 2,14).
85,10 Rettung … die ihn fürchten. Nur diejenigen, die sich von ihrer sündigen Autonomie lossagen und völlig auf den lebendigen Gott vertrauen, werden an den Segnungen des Heils und am künftigen Reich teilhaben (vgl. Joh 3,3-5). die Herrlichkeit in unserem Land wohne. Das Verschwinden der Herrlichkeit Gottes, die seine Gegenwart zu erkennen gab, wird in Hes 10.11 beschrieben. Er nahm seine Herrlichkeit weg, weil die Nation unmittelbar vor der babylonischen Gefangenschaft abgefallen war (vgl. Hes 8-11). Die Rückkehr der Herrlichkeit des Herrn in den künftigen Tempel des Tausendjährigen Reiches ist in Hes 43,1-4 vorausgesagt (vgl. Ps 26,8; 63,2; Jes 40,3-5; 60,1-3; 62,1-5). S. Anm. zu 3Mo 9,23.
85,11 Gnade und Wahrheit … Gerechtigkeit und Friede. Diese 4 geistlichen Dinge, die die Atmosphäre des künftigen Reiches Christi charakterisieren, werden in völliger Harmonie zueinander stehen und das Leben im Reich prägen (vgl. V. 10.13).
85,13 unser Land wird seinen Ertrag abwerfen. Große Frucht- barkeit und Produktivität des Landes wird ebenfalls ein Kennzeichen des künftigen Reiches Christi sein (vgl. Jes 4,2; 30,23-26; 32,15; Jer 31,12; Hes 36,8-11; Am 9,13-15; Sach 8,11.12). 86,1-17 Dieser Psalm ist eine persönliche Wehklage (vgl. Ps 56), bei der David seinen Kummer ausdrückt und diesen Kummer durch Lob und Anbetung überwindet. Etwa 14 Gebetsanliegen verdeutlichen eine gewisse Dringlichkeit. Diesen Bitten liegt die Bundesbeziehung zugrunde (V. 2.5.13). I. Die Bitte um Gottes Aufmerksamkeit (86,1-7) II. Das Zeugnis von Gottes Einzigartigkeit (86,8-13) III. Die Bitte um Gottes Errettung (86,14-17)
86,2 ich bin dir zugetan. Obgleich David in V. 1 seine Sündigkeit anerkannte, betonte er, dass er durch die Gnade Gottes nicht den Bund mit dem Herrn gebrochen hatte.
86,4 Seele … Seele. Der Psalmist bittet, dass seine innere Person gemäß der Bundesvereinbarungen bewahrt und geprägt werde (vgl. 5Mo 7, 8.20).
86,8 unter den Göttern. David vergleicht hier den wahren Gott mit den eingebildeten Gottheiten der heidnischen Nationen (vgl. V. 10; s.a. 2Mo 15,11; Ps 89,6; Jes 46,5-11).
86,9 Alle Völker … anbeten. Die Psalmisten und Propheten blicken oft ins künftige messianische Zeitalter voraus, wenn alle Nationen der Welt den Herrn anbeten werden (vgl. Ps 22,27; Jes 2,3; Sach 8,21, 22; 14,16-19; Offb 15,4).
86,11 richte mein Herz auf das Eine. Der Psalmist betet, dass er ein ungeteiltes Herz haben und mit einfältigem Herzen seinem Herrn treu sein möge (vgl. Röm 7,15; Jak 1,8). 86,14 Vermessene. Die Vermessenen (d.h. die Stolzen und Überheblichen) sind jene, die unabhängig von Gott handeln und gegen ihn und sein Volk rebellieren (vgl. Ps 119,21, 51.69.78.85.122).
86,16 dem Sohn deiner Magd. David bittet um Gottes besondere Gunst, so wie ein im Haus geborener Knecht mehr Gunst empfi ng als ein Knecht, der von außerhalb ins Haus aufgenommen wurde (vgl. Ps 116,16).
86,17 ein Zeichen. Eine geistliche Bitte um eine gnädiges Zeichen dafür, dass Gott wirklich auf Davids Seite stand und seine Hasser zur Einsicht kommen.
87,1 Dieser Psalm beschreibt die Liebe des Herrn zu Jerusalem und preist diese Stadt als geistliches Zentrum der Welt im künftigen messianischen Reich (vgl. Ps 48). Obgleich dann die Nationen der Welt (sogar einschließlich einiger früherer Feinde Israels) den Herrn anbeten werden, wird Israel immer noch die bevorzugte Nation sein (vgl. Jes 2,2-4; 19,2325; 45,22-25; 56,6-8; Sach 8,20-23; 14,16-19). I. Die Liebe des Herrn zu Zion (87,1-3) II. Die Gunst des Herrn gegenüber Israel (87,4-6) III. Der Jubel der Musiker über Jerusalem (87,7) 87,1 Söhnen Korahs. S. Anm. zu Ps 84,1. 87,1 sie gegründet auf heiligen Bergen. »Sie« bezieht sich auf »Gottes gegründete Stadt«, nämlich Jerusalem im Hügelland Judäas.
87,2 Tore Zions. Zion ist eine poetische Beschreibung für Jerusalem, die offenbar von den Schreibern des AT verwendet wurde, wenn sie der Stadt eine besondere geistliche und religiöse Bedeutung zuschrieben. Obgleich Gott sicherlich auch andere Städte in Israel liebte, wählte er keine von ihnen als Zentrum der Anbetung (vgl. Ps 122.125.132.133). Die Tore repräsentieren den Zutritt des Anbeters in die Stadt, wo er in eine besondere Beziehung der Anbetung zu Gott treten konnte. mehr als alle Wohnungen Jakobs. Die anderen Städte in Israel hatte Gott nicht als seine besonderen Wohnstätten erwählt.
87,3 du Stadt Gottes! Jerusalem war Gottes Stadt, weil Gott dort seinem Volk beim Darbringen von Lobpreis und Opfergaben begegnete.
87,4 Rahab und Babel. Rahab war ein Monster der antiken heidni- schen Mythologie und symbolisierte im AT Ägypten (vgl. Ps 89,10; Jes 30,7; 51,9). Zwei Supermächte der Antike, erbitterte Feinde Israels, werden eines Tages den Herrn in Zion anbeten (vgl. Jes 19,19-25). Philisterland … Tyrus … Kusch. Drei weitere heidnische Nationen und alte Feinde Israels, deren Nachkommen den Herrn in Jerusalem anbeten werden (vgl. Jes 14,28-32; 18,1-7). Diese multinationale Anbetung wird als große Freude für den Herrn selbst dargestellt. Dieser ist dort geboren. In Jerusalem geboren zu sein, wird man im messianischen Reich als besondere Ehre ansehen (vgl. V. 5.6; s.a. Sach 8,20-23).
87,7 Alle meine Quellen sind in dir! »Quellen« sind hier ein bild- licher Ausdruck für die erfreulicher Segnungen. Das ewige Heil, einschließlich des Todes und der Auferstehung Jesu, ist in Jerusalem verwurzelt. Die Propheten sprechen ebenfalls von einer buchstäblichen Quelle, die im Tempel in Jerusalem entspringt und die das umgebende Land bewässert (vgl. Joel3,18; Hes 47,1-12).
88,1 Diese Wehklage ist insofern ungewöhnlich, als dass sie kein glückliches Ende hat. Der Psalmist war seit seiner Jugend an krank oder verletzt (V. 16) und beklagt, dass Gott nicht sein Gebet um Gesundheit erhört hat. Er vermutet, dass Gott zornig auf ihn ist, doch wie Hiob weiß er um keinen Grund für diesen Zorn. Doch obgleich er Gottes Wege nicht versteht, wendet sich der Psalmist an Gott und drückt so ein grundlegendes Vertrauen aus. I. Klage gegen Gottes Handeln (88,2-10) II. Herausforderung der Weisheit Gottes (88,11-13) III. Anklagen gegen Gottes Verhalten (88,14-19) 88,1 Söhnen Korahs. S. Anm. zu Ps 84,1. Machalat-Leannot. »Machalat« ist entweder der Name einer Melodie oder ein Musikinstrument, möglicherweise eine Rohrfl öte, die bei traurigen Anlässen gespielt wurde. »Leannot« bedeutet »peinigen« und beschreibt die Verzweifl ung, von der diese Psalm geprägt ist. Maskil. S. Anm. zu Ps 32,1. Hemans, des Esrachiters. Heman war ein Musiker von der Sippe der Kahathiter, der den Korah-Chor gründete (vgl. 1Chr 6,18; 2Chr 5,12; 35,15). Möglicherweise ist er identisch mit einem der Weisen zu Salomos Zeit aus 1Kö 5,11. »Esrachiter« kann »eingeboren« bedeuten oder der Name einer Sippe sein (vgl. 1Chr 2,6).
88,5 in die Grube hinabfahren. »Grube« ist eine von mehreren Bezeichnungen für das Grab in diesem Psalm (vgl. Scheol, V. 4; die Toten, V. 6.11; das Grab, V. 6.12; Abgrund, V. 12).
88,6 Ich liege unter den Toten. Das drückt den Gedanken aus, dass der Tod alle Verbindungen zu Freunden und Familienangehörigen und auch zu Gott trennt.
88,8 alle deinen Wogen. Wie die Wellen der Brandung aufs Mee- resufer rollen, so hatte Gott eine Trübsal nach der anderen über den Psalmisten gebracht (vgl. V. 18).
88,9 meine Bekannten von mir entfremdet. Der Psalmist be- hauptet, dass der Herr seine Freunde gegen ihn aufgebracht hat. Einige sehen dies als Erfahrung der Quarantäne an, womöglich aufgrund von Aussatz (vgl. V. 19; s.a. Hi 19,13-20).
88,10 Mein Auge ist verschmachtet. Das könnte eine Beschrei- bung der Tränen des Psalmisten sein, mit denen sein kompletter Zusammenbruch unter seiner Drangsal beschrieben wird.
88,11 an den Toten Wunder tun. Der Psalmist erinnert und bittet Gott mittels einer Reihe von Scheinfragen, z.B. ob die Toten nicht Gottes Güte bezeugen könnten.
88,15 verbirgst dein Angesicht. D.h. die Gebete wurden nicht erhört.
88,16 Von Jugend … dem Tod nahe. Der Psalmist hatte von seiner Jugend an eine schwere Krankheit oder Verletzung.
88,19 Freunde und Gefährten … Bekannten. S. Anm. zu V. 8.
89,1 Dieser Psalm beschreibt den Versuch des Autoren, die offen- sichtlichen Widersprüche zwischen seiner Theologie und den realen Zuständen seiner Nation zu versöhnen. In den ersten 38 Versen wiederholt er, was er für theologisch richtig hält: Gott hat Israel souverän als seine Nation erwählt und Davids Nachkommen als Regenten. Das letzte Drittel des Psalms spiegelt den Verdruss des Psalmisten darüber wider, dass die Nation verwüstet worden und die davidische Monarchie offenbar schmachvoll zugrunde gegangen ist. Man muss es dem Psalmisten hoch anrechnen, dass er sich weigert, seine Theologie wegzuerklären, sondern stattdessen die Spannung aufrecht erhält, und zwar in der Hoffnung, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt gelöst werden kann, wenn das verheißene irdische Reich unter einem Nachkommen Davids wiederaufgerichtet wird (vgl. Ps 110; 132). I. Gottes offenkundige Treue zum Davidsbund (89,2-38) A. Gottes Bundesliebe (89,2-5) B. Gottes Löblichkeit (89,6-19) C. Gottes Bund mit David (89,20-38) II. Gottes offenbare Missachtung des Davidsbunds (89,39-53) A. Die Wehklage des Psalmisten (89,39-46) B. Die Bestürzung des Psalmisten (89,47-52) C. Der Lobgesang (89,53) 89,1 Etan, dem Esrachiter. Das ist möglicherweise der levitische Sänger, der in 1Chr 6,27 und 15,17.19 erwähnt wird (s. Anm. zu Ps 88,1.). 89,2 Gnadenerweise. S. Anm. zu Ps 85,7 (vgl. V. 2.14.24.28.33.49).
89,3 gründest … in den Himmeln. Der Psalmist frohlockt, dass der Herr selbst das ewige Bestehen der davidischen Dynastie garantiert (vgl. 2Sam 23,5).
89,4 einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten. Der Davidsbund, der in der Herrschaft des Messias gipfelt, wurde in 2Sam 7 geschlossen (vgl. 1Kö 8,23; 1Chr 17; 2Chr 21,7; Ps 110.132). Der Bund hatte die Form eines königlich gewährten Bundes, da Gott, der große König, David als seinen königlichen Diener erwählte. Bei dieser Art von Bund konnte derjenige, mit dem der Herr den Bund schloss, gegen die Klauseln des Bundes verstoßen, und doch wäre der Herr noch verpfl ichtet, den Bund aufrecht zu erhalten.
89,5 ewig … Samen … Thron. Der Bund mit David erstreckte sich auch auf seine Nachkommen. Die Thronverheißung garantierte, dass der rechtmäßige Thronerbe stets ein Nachkomme Davids sein wird (vgl. V. 30.37; s.a. 2Sam 7,13.16.18; Lk 1,31-33). Die Geschlechtsregister Jesu qualifi zieren ihn für den Thron (vgl. Mt 1,1-17; Lk 3,23-38).
89,6 Treue. Dieses Wort meint beständige und gewohnheitsmäßige Taten und bedeutet hier, dass Gott zuverlässig war. Wenn Gott gegen die innere Stabilität seiner Taten verstoßen würde, würde er damit gegen seine eigene Natur verstoßen (vgl. V. 2.3, 9.25.34.50).
89,7 Göttersöhnen. Das sind Engel.
89,8 Kreis der Heiligen. Eine Versammlung der Engel um ihren souveränen Herrn.
89,11 Rahab. Ein bildhafter Ausdruck für Ägypten. S. Anm. zu Ps 87,4.
89,13 Tabor und Hermon. Diese Berge in Israel beschrieben, wie sie sich mit der übrigen Schöpfung im Lobpreis vereinen. 89,16 Jubelschall. Eine freudige Huldigung Gottes (vgl. Ps 33,3; 47,5; 95,1; 98,4; 100,1. S. Anm. zu Ps 66,1). 89,18 unser Horn erhöht. S. Anm. zu Ps 75,4 (vgl. V. 25).
89,19 der HERR ist unser Schild. Oder »dem HERRN gehört unser Schild«. »Schild« ist ein bildlicher Ausdruck für den König (s. Anm. zu Ps 84,9).
89,20 deinen Getreuen. Der »Getreue« war der Prophet Nathan, den der Herr benutzte, um David den Bund mit ihm zu verkünden (2Sam 7,4ff.).
89,26 Hand … Meer … Ströme. Das bezieht sich auf die Verhei- ßung aus 2Mo 23,31 dass der Herr Israel das Land zwischen dem Roten Meer und dem Euphrat geben wird.
89,28 Erstgeborenen. Das erstgeborene Kind bekam eine Stellung besonderer Ehre und einen doppelten Erbanteil (1Mo 27; 2Kö 2,9). Doch bei einem königlich gewährten Bund konnte eine erwählte Person in den Status des Erstgeborenen erhoben werden und somit das Anrecht auf eine lebenslängliche Gabe empfangen einschließlich der Thronfolge in der Dynastie (vgl. Ps 2,7). Obwohl Israel nicht wirklich die erste Nation war, wurde es als Erstgeborener unter den Nationen betrachtet (2Mo 4,22); der jüngere Ephraim wurde als Erstgeborener behandelt (1Mo 48,13-20); und David war der Erstgeborene unter den Königen. In diesem letzteren Sinne besonderer Gunst kann Christus als Erstgeborener aller Schöpfung bezeichnet werden (Kol 1,15), da ihm der Vorrang gegeben ist über alle geschaffenen Wesen.
89,33 Rute … Schlägen. Die Rute war ein Werkzeug zum Zufügen von Wunden, und mit »Schlägen« sind hier die Striemen gemeint, die durch solche Schläge verursacht werden. Gottes Warnung zeigt, dass er weiß, dass die Nachkommen Davids potentiell ungehorsam sein können (vgl. 2Sam 7,14). Noch zu Lebzeiten von Davids Enkeln wurde das Reich beispielsweise gespalten, wodurch die 10 Nordstämme sich von der davidischen Herrscherlinie trennten (vgl. Jer 31,31 und Hes 37,16.17 zur künftigen Wiedervereinigung der 12 Stämme).
89,34 meine Gnade. Obwohl der Herr die Nachkommen Davids schwer in Zucht nehmen musste, wollte er niemals seinen Bund mit dieser Familie aufl ösen (vgl. 2Sam 7,15). Somit konnte der Bund zwar in einer oder mehreren Generationen an Bedingungen geknüpft sein, aber in seinem letztendlichen Ausgang dennoch bedingungslos bleiben (vgl. Hes 37,24-28).
89,38 der Zeuge in den Wolken. Gottes Bund mit David bezüglich seiner Nachkommen war so gewiss wie der Platz der Sonne (V. 36) und des Mondes am Himmel (vgl. Jer 33,14-26). Die Verheißung beinhaltete ein Reich »auf der Erde« (Jer 33,15).
89,40 den Bund … preisgegeben. Das hebr. Wort für »preisgege- ben« ist selten und wird besser übersetzt mit »verschmäht«. Der Psalmist meinte, der Zustand Israels zeige, dass Gott seinen Bund mit David ignoriere (vgl. Hes 37,1-14). trittst seine Krone zu Boden. Das beschreibt eine schwere Beleidigung der Dynastie, da sie göttlichen Ursprungs ist.
89,41 Der Untergang wird in mehreren Bildern beschrieben: ver- lassen mit abgebrochenen Zäunen und somit schutzlos; eine Festung, deren Ruinen Eindringlinge einladen; ein Schwächling, der von allen seinen Feinden ausgeplündert wurde; ein Soldat mit einem nutzlosen Schwert und ein Jugendlicher, der vorzeitig gealtert ist.
89,46 Tage seiner Jugend verkürzt. Das ist ein Bild für die relative Kurzlebigkeit der davidischen Dynastie. Sie wurde bereits in ihrer Jugendzeit gewaltsam beendet.
89,47 ständig verbergen. Da Gott sich anscheinend weigerte, die Gebete zu erhören und das davidische Königtum wiederherzustellen, schien es, als verberge Gott sich. Natürlich war die Züchtigung ungehorsamer Könige vorausgesagt (V. 32). Den Propheten zufolge wollte Gott Israel dem Thron Davids letztendlich in einem irdischen Reich wiederherstellen (vgl. Hos 3,4.5).
89,48 Die Wohlfahrt des davidischen Reiches ist mit der Wohlfahrt des ganzen Volkes verbunden (vgl. Ps 72,17; Jes 9,6; 11,1-10). Wenn das Königtum versagt, wer kann dann überleben? (V. 48).
89,50 Diese Verse sind eine letzte Bitte an Gott, dass er seinem Volk zu Hilfe kommen möge, um Schande abzuwenden (vgl. Jes 37,17-35).
89,53 Gepriesen sei der HERR. Dieser Lobpreis und Segen, der auf wiedererlangte Zuversicht hinweist, beendet nicht nur Ps 89, sondern das 3. Psalmbuch (Ps 73-89).
90,1 Der Hauptsinn dieses großartigen Gebets ist die Bitte an Gott, Erbarmen mit den schwachen Menschen zu haben, die in einer wegen der Sünde verfl uchten Welt leben. Mose beginnt den Psalm mit einer Refl exion über Gottes ewiges Wesen, beschreibt dann seine düsteren Gedanken über die Sorgen und Kürze des Lebens in Beziehung zu Gottes Zorn und endet mit einer Bitte, dass Gott sein Volk befähigen möge, ein sinnvolles Leben zu führen. Der Psalm wurde anscheinend verfasst, als die ältere Generation von Israeliten, die aus Ägypten ausgezogen waren, in der Wüste allmählich ausstarb (4Mo 14). I. Die Anbetung von Gottes ewigem Wesen (90,1.2) II. Die Betrachtung der Schwäche des Menschen (90,3-12) III. Die Bitte um Gottes Erbarmen (90,13-17) 90,1 Moses, des Mannes Gottes. Der Prophet Mose (5Mo 18,1522) war darin einzigartig, dass der Herr ihn »von Angesicht zu Angesicht« kannte (5Mo 34,10-12). »Mann Gottes« (5Mo 33,1) ist ein Terminus technicus, der im AT über 70-mal vorkommt und stets jemanden bezeichnet, der für Gott spricht. Im NT wird er nur für Timotheus verwendet (1Tim 6,11; 2Tim 3,17). unsere Zufl ucht. Gott ist unser Heiligtum, das uns Schutz, Lebensunterhalt und Sicherheit bietet (vgl. 5Mo 33,27; Ps 91,9).
90,2 von Ewigkeit zu Ewigkeit. Gottes Wesen ist ohne Anfang und Ende, frei von aller Bindung an Zeitabläufe und beinhaltet in sich selbst die Ursache für die Zeit (vgl. Ps 102,27; Jes 41,4; 1Kor 2,7; Eph 1,4; 1Tim 6,16; Offb 1,8).
90,3 Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren. Das ungewöhnliche Wort für »Staub« vermittelt den Gedanken von zerstoßener Materie. Es ist zwar ein anderes Wort als das Wort für »Staub« in 1Mo 3,15, weist jedoch zweifellos auf diese Schriftstelle hin. Die Menschheit lebt unter einer souveränen Verordnung des Todes und kann dem nicht entkommen.
90,4 Nachtwache. Eine »Nachtwache« war eine Zeitdauer von 4 Stunden (vgl. 2Mo 14,24; Kla 2,19; 2Pt 3,8).
90,5 wie eine Wasserfl ut. Menschen werden von der Erde wegge- schnappt, als wenn sie von einer Flut fortgespült würden. wie ein Schlaf. Die Menschheit führt ihr Leben wie im Schlaf oder Koma. Die Menschen werden sich der Kürze des Lebens und der Realität des Zornes Gottes nicht bewusst.
90,7 hinweggerafft durch deinen Grimm. Die Körper der Men- schen werden von den Auswirkungen des Gerichtes Gottes über die Sünde im Universum aufgerieben (vgl. 5Mo 4,25-28; 11,16.17). Der Tod ist die Folge der Sünde (Röm 5,12).
90,8 das Licht deines Angesichts. Jede Sünde geschieht im Blick- feld des Angesichts Gottes.
90,9 wie ein Geschwätz. Nachdem der Mensch sich durch sein Leben voller Probleme und Nöte gekämpft hat, endet es mit einem wehevollen und müden Seufzer.
90,10 siebzig Jahre … achtzig. Obgleich Mose 120 Jahre alt wur- de und »seine Augen nicht schwach wurden und seine Kraft nicht wich« (5Mo 34,7), war das Leben gewöhnlich kürzer und deutlicher unter dem Zorn Gottes. Wegen diesem gewissen und schnellen Ende ist das Leben traurig.
90,11 deinen Grimm so, wie er zu fürchten ist. Ein weiser Mensch erklärt nicht die Flüche des Lebens weg, sondern erkennt Gottes Zorn über Sünde als letztendliche Ursache aller Probleme und lernt folglich, Gott zu fürchten.
90,12 unsere Tage richtig zählen. Den Gebrauch der Zeit ange- sichts der Kürze des Lebens. weises Herz. Weisheit widerspricht der Unabhängigkeit von Gott und blickt auf die Souveränität und Offenbarung des Herrn.
90,14 deiner Gnade. S. Anm. zu Ps 85,7.
90,15 Erfreue … beugtest. Ein Gebet, dass man ebenso viele Tage der Freude erleben möge wie Tage der Trübsal.
90,17 die Freundlichkeit des Herrn. Die Freundlichkeit des Herrn beinhaltet seine Freude, sein Wohlwollen und seine Gunst. das Werk unserer Hände fördere du. Durch Gottes Erbarmen und Gnade kann unser Leben Wert, Sinn und Bedeutung haben (vgl. 1Kor 15,58).
91,1 Dieser Psalm beschreibt Gottes fortwährenden souveränen Schutz seines Volkes vor den stets gegenwärtigen Gefahren und Schrecknissen, die die Menschheit umgeben. Ursprünglicher Hintergrund war womöglich eine Armee, die in den Krieg zog. Die meisten in diesem Psalm erwähnten Schrecknisse werden nicht näher defi niert, aber zweifellos absichtlich, damit jede Art von Gefahr hierauf angewendet werden kann. Gläubige aller Zeiten können diesen Psalm lesen und lernen, dass nichts einem Kind Gottes Schaden zufügen kann, wenn Gott es nicht zulässt. Doch angesichts der vielen Hinweise in den Psalmen auf das künftige messianische Reich (vgl. insbesondere Ps 96-100), muss man beim Lesen dieses Psalms verstehen, dass er im messianischen Reich erfüllt sein wird. I. Der Schutz des Herrn (91,1-13) A. Die Zuversicht (91,1.2) B. Die Gefahren (91,3-6) C. Die Beispiele (91,7-13) II. Die Zusage des Herrn (91,14-16) 91,1 Schirm des Höchsten. Das ist ein verborgener Platz im Schutz Gottes. Die Verwendung des Namens »Höchster« für Gott betont, dass er von keiner Bedrohung jemals überwältigt werden kann. Schatten des Allmächtigen. In einem Land, wo die Sonne drückend und gefährlich werden kann, war ein »Schatten« ein bildlicher Ausdruck für Fürsorge und Schutz.
91,3 Schlinge des Vogelstellers. Ein Vogelsteller fi ng Vögel mit Fal- len. Dieses Bild repräsentiert alle möglichen Angriffe gegen den Gläubigen, die sein Leben in Gefahr bringen sollen. verderblichen Pest. Dieser Ausdruck bezieht sich hier und in V. 6 insbesondere auf gefürchtete Krankheiten, Seuchen und Epidemien (vgl. Jer 14,12; Hes 5,12; 14,19).
91,4 unter seinen Flügeln. Das Bild eines Vogels, der seine Jungen schützt (s. Anm. zu Ps 57,1).
91,8 eigenen Augen. Die Gerechten sind inmitten der Katastro- phen um sie herum so sicher, dass sie lediglich Zuschauer sind.
91,11 Diese Verheißung der Bewahrung durch Engel wurde vom Teufel missbraucht, als er den Messias versuchte (s. Mt 4,6).
91,13 den Löwen und die Otter … zertreten. Das ist ein allge- meines Bild für Gottes Schutz vor allen tödlichen Angriffen (s. Anm. zu Ps 58,4ff.).
91,14 an mich klammert. Gott selbst spricht in diesem Abschnitt (V. 14-16) und er beschreibt seinen Segen für diejenigen, die ihn kennen und lieben. Das Wort für »klammern« bedeutet »tiefe Sehnsucht nach« Gott oder Gott zu »lieben«.
91,16 langem Leben. Langes Leben war eine besondere Verhei- ßung für die Gläubigen des AT, die ihnen bei Gehorsam gegenüber dem Gesetz galt (z.B. 2Mo 20,12; Spr 3,2). Die Propheten verhießen es dem Volk Gottes auch für das künftige messianische Reich (vgl. Jes 65,1723).
92,1 Dieser Psalm drückt aus, welch überschwängliche Gefühle der Psalmist hat, als er erkennt, dass Gott gnädig in der Errettung ist, groß in seinen Schöpfungswerken, gerecht in seinem Handeln mit den Gottlosen und treu im Segnen seiner Kinder. I. Ein Ausdruck von theistischem Optimismus (92,2-6) II. Eine Beobachtung über gerechte Souveränität (92,7-10) III. Ein Zeugnis für Gottes Güte (92,11-16) 92,1 Für den Sabbattag. Im nachexilischen Judentum wurden manche Psalmen die ganze Woche lang bei den Morgen- und Abendopfern gesungen; andere hingegen waren speziell für den Gottesdienst am Sabbat bestimmt.
92,3 Gnade … Treue. Diese Attribute sind immer wiederkehrende Themen der Psalmen (s. Anm. zu Ps 85,7; 89,5; s.a. Lk 10,2).
92,4 Laute. S. Anm. zu Ps 81,2.
92,11 mein Horn. S. Anm. zu Ps 75,4. übergossen mit frischem Öl. Dieses Bild basiert auf dem Brauch, die Hörner eines Tieres durch Einreiben mit Öl zum Glänzen zu bringen. So hat Gott im übertragenen Sinn den Psalmisten gekräftigt (vgl. Ps 23,5; 133,2).
92,12 herabschauen auf die, die mir aufl auern. Gott stillte den Wunsch des Psalmisten, indem er seine Feinde zu Fall brachte.
92,13 sprossen wie ein Palmbaum. Die Palme und die Zeder sym- bolisierten Beständigkeit und Stärke (vgl. V. 14) und bilden einen Gegensatz zur Vergänglichkeit der Gottlosen, die als kurzlebig wie Gras beschrieben werden (V. 7). S. Anm. zu Ps 1.
92,14 gepfl anzt sind im Haus des HERRN. Ein im Tempelhof ge- pfl anzter Baum symbolisierte die gedeihlichen Umstände derer, die eine enge Beziehung zum Herrn pfl egen (s. Anm. zu Ps 52,8). 93,1-5 Die Psalmen 93 und 95-100 (vgl. Ps 47) feiern Gottes souveränes Königtum über die Welt. Psalm 93 verherrlicht Gottes ewiges, allumfassendes Reich, das nach Gottes Vorsehung durch seinen Sohn regiert wird (Kol 1,17). Nichts und niemand ist mächtiger als der Herr; nichts ist unerschütterlicher als seine Herrschaft, nichts ist gewisser als seine Offenbarung. I. Das allumfassende Reich des Herrn (93,1-4) A. Seine Herrschaft über die Erde (93,1.2) B. Seine Herrschaft über das Meer (93,3.4) II. Die entscheidende Offenbarung des Herrn (93,5)
93,1 Der HERR regiert. Ein Ausruf der allumfassenden Herrschaft des Herrn über die Erde seit der Schöpfung an (V. 2; vgl. Ps 103,19; 145,13) und auf ewig.
93,3 Das Meer mit all seiner Gewalt ist nichts im Vergleich zur Macht Gottes. Die doppelte und dreifache Wiederholung von Ausdrücken in diesem Psalm (V. 1.3.4) ist ein poetisches Mittel zur Erzeugung literarischer Ausdruckskraft und Betonung.
93,5 Zeugnisse sind sehr zuverlässig. So fest wie Gottes Herr- schaft über die Erde, so zuverlässig ist seine Offenbarung durch die Bibel (vgl. Ps 19,7).
94,1 Das dringende Anliegen des Psalmisten in diesem Psalm ist, dass die Gerechten unterdrückt werden, die Gottlosen Erfolg haben und man den Eindruck hat, als kümmere Gott sich nicht darum. Der Psalmist bittet deshalb Gott, die Gottlosen zu bestrafen (vgl. Ps 73.82). I. Die Anrede Gottes (94,1.2) II. Die Überheblichkeit der Gottlosen (94,3-7) III. Die Ermahnung der Törichten (94,8-11) IV. Die Gewissheit der Gerechten (94,12-15) V. Die Fürsprache Gottes (94,16-23) 94,1 Gott der Rache. Rache und Vergeltung von Gott ist kein un- beherrschter Zornausbruch, sondern die gerechte Heimzahlung durch den ewigen Richter für Übertretungen seines Gesetzes. leuchte hervor. Offenbare dich; möglicherweise bittet der Psalmist sogar um eine direkte Gottesoffenbarung (vgl. Ps 50,2; 80,1).
94,7 Der HERR sieht es nicht. Das ist eine unabhängige und atheis- tische Haltung (s. Anm. zu Ps 59,7).
94,11 Gedanken der Menschen … nichtig. Bei den gottlosen Plänen des menschlichen Denkens kommt nichts heraus (vgl. Ps 92,5; 1Kor 3,20).
94,12 Wohl. D.h. »gesegnet« und bedeutet, infolge der Unterwei- sung durch Gott weise und gedeihlich zu leben (vgl. Ps 84,5.12).
94,14 wird sein Volk nicht verstoßen. Gott kümmert sich unab- lässig um sein Volk Israel, was er durch einen Bund aufgrund seiner dauerhaften Liebe festgelegt hat (1Mo 15; Jer 12,15; Mi 7,18). Diese wichtige Wahrheit dient als lehrmäßige Grundlage für die Psalmen 93100 und sollte die Nation in schweren Zeiten ermutigen. Paulus erwähnt diesen Vers in Röm 11,1 und bestätigt damit das künftige Heil Israels.
94,17 Seele … in der Totenstille gewohnt. »Totenstille« ist hier ein anderer Ausdruck für Scheol, das Totenreich (vgl. Ps 31,17).
94,18 deine Gnade. S. Anm. zu Ps 85,7.
94,20 Thron des Verderbens. Damit ist ein verdorbener Richter oder Herrscher gemeint. Unheil schafft durch Gesetz. Verdorbene Richter und Herrscher handeln entgegen der göttlichen Moralordnung des Universums, indem sie das Gesetz für Gottlosigkeiten missbrauchen anstatt zum Guten.
94,23 durch ihre eigene Bosheit vertilgen. Das beschreibt ihren Untergang während sie sündigen.
95,1 Dieser Psalm, in dem die Wüstenwanderung erwähnt wird, wurde womöglich von David verfasst (Hebr 4,7), und zwar für das Laubhüttenfest (vgl. Ps 81). Während dieses Festes hausten die Israeliten in Hütten und gedachten dabei der Fürsorge Gottes für sie in der Wüste. Nach einem Aufruf zur Anbetung (95,1-7a) unterbricht eine Prophezeiung mit der Stimme des Heiligen Geistes selbst den Psalm (vgl. Hebr 3,7) und erinnert das Volk an die Gefahren der Rebellion und Versuchung Gottes. Die Verse 7b-11 werden wortgetreu in Hebr 3,7-11 zitiert (vgl. Hebr 3,15; 4,3-7), nämlich als Warnung, dass die schwankend gewordenen Hebräer ebenfalls in der Gefahr standen, die verheißene »Ruhe« zu verpassen (d.h. die Errettung). I. Der positive Aufruf zur Anbetung (95,1-7a) II. Die negative Warnung vor dem Zorn (95,7b-11) 95,1 Fels unseres Heils. Dieses Bild für Gott ist in diesem Psalm besonders passend, da er von dem Wasser spricht (V. 8.9), das in der Wüste aus dem Felsen kam (vgl. 2Mo 17,1-7; 4Mo 20,1-13; 1Kor 10,4).
95,3 ein großer König über alle Götter. Eine poetische Aus- drucksweise, die die Existenz anderer Götter abstreitet (vgl. 96,5), die keine Personen waren, sondern nur Bildnisse (vgl. Jer 10,1-10).
95,4 Tiefen der Erde. Damit sind die Tiefen der Meere, Täler und Höhlen gemeint im Gegensatz zu den Bergen. Das soll besagen (vgl. V. 5), dass Gott kein räumlich begrenzter Gott ist wie die Götter in der Phantasie der Heiden, die gewöhnlich auf Anhöhen aufgestellt wurden, sondern der allumfassende Schöpfer und Herrscher der ganzen Erde (s. Anm. zu Ps 65,5).
95,8 Herausforderung. Das bezieht sich auf den Ort Meriba, was übersetzt »Rebellion« heißt und der Ort in der Wüste war, wo die Israeliten gegen den Herrn rebellierten bzw. ihn »herausforderten«. Ihr Murren über Wassermangel zeigte, dass ihnen der Glaube an den Herrn fehlte (2Mo 17,1-7; 4Mo 20,1-13; Ps 81,7). 95,9 sie prüften mich. Das bezieht sich auf dasselbe Ereignis (V. 8), das auch mit »Massa« (übersetzt »Prüfung«) bezeichnet wird, als Gott Wasser aus dem Felsen hervorbrachte (2Mo 17,7; vgl. 5Mo 6,16; 9,22; 33,8). Der Schreiber des Hebräerbriefs wendet das Prinzip dieses Ereignisse auf seine Leser an erklärt ihnen somit, dass ihre Neigung, am Herrn zu zweifeln und zum Judentum zurückzukehren in Parallele steht zur Neigung ihrer Vorväter, an dem Herrn zu zweifeln und nach Ägypten zurückzukehren.
95,10 in seinem Herzen in die Irre geht. Das Umherirren des Volkes in der Wüste war eine Auswirkung ihrer abgeirrten Herzen.
95,11 meine Ruhe. Die »Ruhe« war ursprünglich das Gelobte Land (d.h. Kanaan), wo das Volk nach der 40-jährigen Wüstenwanderung ankam. Im Hebräerbrief wird diese Ruhe als Analogie angewendet auf die Errettung aus Gnade (Hebr 3,7-4,10; vgl. Hebr 2,3).
96,1 Der Großteil dieses Psalms sowie Abschnitte aus Ps 97; 98 und 100 stehen auch in 1Chr 16. Der dortige Text wurde unter Anleitung Davids bei der Einweihung des Heiligtums auf dem Berg Zion eingesetzt. Dieser Psalm hat jedoch über diesen historischen Anlass hinaus eine wichtige Bedeutung, da er eine Vorschau auf das Lob aller Nationen der Welt für den Herrn in seinem Reich ist (V. 3.4.7.9-13; vgl. Jes 2,2-4; Sach 14,16-19). Solches Lob kommt sogar von der Natur selbst. Der Psalm drückt außerdem die große Freude aus, die die Erde erfüllen wird, wenn der Messias von Jerusalem aus herrschen wird (vgl. Jes 25,9; 40,9.10). I. Die Verkündigung des Lobes (96,1-6) A. Die Einladung zum Loben (96,1-3) B. Der Empfänger des Lobes (96,4-6) II. Die Aufforderung zur Anbetung (96,7-13) A. Anbetung durch die heidnischen Nationen (96,7-10) B. Anbetung durch die personifi zierte Natur (96,11-13) 96,1 ein neues Lied. Dieses neue Lied soll bei der künftigen Einfüh- rung der tausendjährigen Herrschaft des Herrn über die Erde zum Einsatz kommen (vgl. Ps 144,9; 149,1; Offb 5,9; 14,3).
96,2 verkündigt. Echtes Lob beinhaltet, anderen Gottes Heilsplan zu bezeugen.
96,3 den Heiden von seiner Herrlichkeit. Die Herrlichkeit des Herrn ist mehr als nur sein majestätischer Glanz. Sie beinhaltet alle Gründe, ihn zu bewundern und zu preisen, wie z.B. seine Schöpfungswerke (vgl. Ps 19,2) und Heilstaten (V. 2). allen Völkern. S. Anm. zu Ps 67,3.
96,4 furchtbar über alle Götter. S. Anm. zu Ps 95,3.
96,8 bringt Gaben dar. Den Psalmisten und Propheten zufolge werden im Tausendjährigen Reich dem Herrn Gaben und Opfer dargebracht werden (vgl. Ps 45,12; Hes 40-46).
96,9 in heiligem Schmuck. D.h. »betet den HERRN an wegen der Schönheit seiner Heiligkeit« (vgl. Ps 29,2; 99; 110,3; s.a. 1Chr 16,29). S. Anm. zu 2Chr 20,21.
96,10 steht auch der Erdkreis fest. Das internationale Chaos der Menschheitsgeschichte wird nicht mehr fortdauern, sondern stattdessen wird die Welt im Tausendjährigen Reich vom Messias gefestigt und wirksam verwaltet werden (vgl. Ps 2; Mi 4,1-5). die Völker gerecht richten. Der Herr wird im künftigen messianischen Reich nicht nur internationalen Frieden und Stabilität aufrichten, sondern er wird die Welt auch mit vollkommener Gerechtigkeit regieren (vgl. V. 13; Jes 11,1-5).
96,11 Das wird sogar auf die unbelebte, dingliche Schöpfung zukommen (vgl. Röm 8,14-22).
96,13 denn er kommt. Die in diesem Psalm beschriebene Herr- schaft des Herrn ist nicht das gegenwärtige allumfassende Reich (Ps 93), sondern ein Reich, das er aufrichten wird, wenn Christus zur Erde wiederkommt.
97,1 Obwohl der Psalmist die gegenwärtige allumfassende Herr- schaft des Herrn anerkennt (V. 9), blickt er voraus auf ein erneutes Kommen des Herrn, um die Erde zu richten. Die Bildersprache von der Gegenwart des Herrn ist möglicherweise tatsächlich die Grundlage für einige ntl. Beschreibungen des zweiten Kommens des Messias (vgl. Mt 24; Offb 19). Besonderer Nachdruck wird außerdem darauf gelegt, dass der Herr die Welt in seinem Reich vollkommen gerecht richten sowie alle falschen Religionen vernichten wird. I. Die Ankündigung der Herrschaft des Herrn (97,1.2) II. Die Auswirkungen der Herrschaft des Herrn (97,3-12) A. Auf seine Feinde (97,3-9) B. Auf seine Freunde (97,10-12) 97,1 vielen Länder. Wörtl. »vielen Inseln«. Damit sind alle Konti- nente und Inseln der Welt gemeint (vgl. Jes 42,10; Dan 2,34, 35.44; Sach 14,9).
97,2 Wolken und Dunkel. Diese Beschreibung betont die furchtba- ren Auswirkungen der Gegenwart des Herrn, sowohl in der Vergangenheit (2Mo 19,16-18) als auch beim künftigen »Tag des Herrn« (Joel 2,2; Zeph 1,15; Mt 24,29.30).
97,3 verbrennt seine Feinde ringsum. Der Herr wird am künfti- gen »Tag des Herrn« seine Feinde gänzlich verderben (vgl. Sach 14,12).
97,4 Seine Blitze. Das bezieht sich vielleicht auf die gewaltige und öffentliche Wiederkunft des Herrn, um die Welt zu regieren (Mt 24,2630).
97,5 Berge zerschmelzen. Bei der Wiederkunft des Herrn, werden die Berge dahinschwinden (vgl. Jes 40,3-5; Sach 14,4.10).
97,6 Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit. Siehe die pa- rallele Beschreibung der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit in Jes 40,5 und Mt 24,29-31 (vgl. Offb 19,11-15).
97,7 alle Götter. Im messianischen Reich werden keine falschen Götter oder Religionen erlaubt sein (vgl. Sach 13,2.3).
97,8 Zion. S. Anm. zu Ps 87,2. um deiner Gerichte willen. Die vollkommen gerechten Gerichte Christi über die Völker der Welt sind ein Hauptgrund für die Freunde und das Wohlergehen im messianischen Reich (vgl. V. 1-3; s.a. Ps 48,11; Jes 11,1-5; Sach 8,3).
97,10 bewahrt die Seelen seiner Getreuen. Hier wird die Lehre der ewigen Heilssicherheit bestätigt. Dankbarkeit für diese Gnade sollte Gläubige zur Heiligkeit motivieren.
97,11 Licht … gesät. Eine poetische Beschreibung des letztendli- chen Triumphes der Gerechtigkeit und der Gerechten (vgl. Jes 58,8.10; 60,19.20; Mal 3,20).
98,1 Wie die umgebenden Psalmen verkündet dieser Psalm die Begeisterung und Freude der ganzen Erde über die Herrschaft des Herrn in seinem Reich. Dieser Psalm ist ganz dem Lob gewidmet und erwähnt die Gottlosen nur kurz an einer Stelle. I. Feier der siegreichen Herrschaft des Herrn (98,1-6) A. Triumphe des Herrn (98,1-3) B. Lob auf den Herrn (98,4-6) II. Lobpreis auf die gerechten Gerichte des Herrn (98,7-9) 98,1 ein neues Lied. S. Anm. zu Ps 96,1. Rechte … heiliger Arm. Das sind Symbole der Macht. Sieg. Der Herr wird im AT oft als göttlicher Krieger dargestellt (2Mo 15,2.3; Ps 18; 68,1-8; Jes 59,15ff.). Den Propheten zufolge wird Christus seine tausendjährige Herrschaft beginnen, nachdem er die Nationen der Welt besiegt hat, die sich in der Endzeit gegen Israel versammeln (vgl. Sach 14,1-15; Offb 19,11-21).
98,2 Heiden. S. Anm. zu Ps 57,9; 67,3; 82,8.
98,3 seine Gnade und Treue. S. Anm. zu Ps 85,7 und 89,5. Heil. Diese Worte sind ein Ausdruck dafür, dass der Herr sein gerechtes Reich auf der Erde aufrichtet (vgl. Jes 46,13; 51,5-8).
98,4 Jauchzt. Ein lauter Jubel zur Begrüßung und zum Empfang eines Königs (vgl. Sach 9,9; Mt 21,4-9). brecht in Jubel aus. Damit ist ein Ausbruch des Lobpreises gemeint, der nicht zurückgehalten werden kann (vgl. Jes 14,7; 44;23; 55,12).
98,5 Laute … Trompeten … Hörnerschall. Diese Instrumente wurden normalerweise beim Tempelgottesdienst eingesetzt (vgl. 1Chr 16,5.6; 2Chr 5,12.13; 29,25-30; Esr 3,10-13).
98,8 Ströme sollen in die Hände klatschen. Verschiedene Teile der Natur werden so dargestellt, als würden auch sie sich in dieser allumfassenden Szenerie der Freude mitfreuen (vgl. Jes 35,1.2; Röm 8,1921).
98,9 er kommt. S. Anm. zu Ps 96,13.
99,1 Das Thema dieses Psalms wird in seinem letzten Satz zusam- mengefasst: »heilig ist der HERR, unser Gott« (V. 9). Der Psalmist ermuntert, den König für seine Heiligkeit zu preisen (V. 3.5.9), was die völlige Trennung des Wesens Gottes von allen anderen Geschöpfen und Dingen ist, sowie seiner moralischen Trennung von Sünde. Der Psalmist frohlockt außerdem in der Wahrheit, dass solch ein heiliger Gott während der Geschichte Israels eine persönliche, rettende Beziehung zu diesem Volk Israel hatte (V. 6-9). I. Beifall für die Heiligkeit des König (99,1-5) II. Beispiele für die Heiligkeit des Königs (99,6-9) 99,1 über den Cherubim. S. Anm. zu Ps 80,1; vgl. Ps 18,6-19; Hes 10,1ff.
99,2 Zion. S. Anm. zu Ps 87,2; vgl. Hebr 12,22-24. Völker. S. Anm. zu Ps 57,9 und 67,3.
99,4 die Stärke des Königs, der das Recht liebt. »Stärke des Königs« ist womöglich eine Art Attribut Gottes; oder (in Kombination dieses Ausdrucks mit V. 3) der Psalmist sagt damit, dass ein heiliger Name die Stärke eines gerechten Königs ist. Redlichkeit. Das ist Gerechtigkeit, Fairness (vgl. Jes 11,1-5).
99,5 Schemel seiner Füße. Das ist im Allgemeinen ein bildlicher Ausdruck für den Tempel in Jerusalem (vgl. Jes 60,13; Kla 2,1), aber konkreter für die Bundeslade (1Chr 28,2). Fußschemel gehörten zu den Thronen der Könige Israels (2Chr 9,18).
99,6 Mose … Aaron … Samuel. Mit diesen drei berühmtesten Helden des Volkes zeigt der Psalmist drei Beispiele, wie ein heiliger Gott eine dauerhafte, vertraute und rettende Beziehung zu Israel hat. 99,7 Wolkensäule. Mit dieser Säule leitete Gott das Volk (vgl. 2Mo 13,21.22; 33,9.10; 4Mo 12,5; 5Mo 31,15ff.). Zeugnisse und die Satzung. Diese Begriffe bezeichnen in den Psalmen das Wort Gottes (s. Ps 119).
99,9 seinem heiligen Berg. Der Hügel in Jerusalem, auf dem der Tempel stand (vgl. Ps 15,1; 24,3), wo er sich auch im künftigen messianischen Reich befi nden wird (vgl. Jes 24,23).
100,1 Dieser gut bekannte Psalm betont das allumfassende We- sen von Gottes Königtum und ist ein Schlusssegen nach der Serie von Psalmen, in denen es um die Königsherrschaft des Herrn ging (Ps 93.95100). Er besteht hauptsächlich aus einem Aufruf zu Lob und Dank, wobei V. 3 und 5 die Gründe für diese Anbetung angeben. I. Ein Aufruf, den Herrn zu loben (100,1-3) II. Ein Aufruf, dem Herrn zu danken (100,4.5) 100,1 Jauchzt. S. Anm. zu Ps 66,1.
100,3 Erkennt. Im Sinne des Erfahrens der Wahrheit und der völligen Gewissheit. dass der HERR Gott ist. Ein Bekenntnis, dass Israels Bundesgott Jahwe der einzig wahre Gott ist. uns gemacht. Manche meinen, hier ginge es darum, dass Gott tatsächlich der Schöpfer aller Menschen ist, doch anscheinend bezieht sich dieser Ausdruck darauf, dass Gott Israel als Nation ins Leben gerufen und gesegnet hat (vgl. 5Mo 32,6.15; Ps 95,6; Jes 29,22, 23; 44,2). zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Das Bild des Hirten wird oft sowohl für die Könige Israels verwendet als auch für den Herrn (vgl. Ps 78,70-72; Jes 44,28; Jer 10,21; Sach 10,3; 11,4-17; s.a. Ps 23,1; 28,9; 74,1; 77,20; 78,52.53; 80,1; 95,7). Das Bild drückt liebevolle Fürsorge aus (vgl. Lk 15,3-6). Nach dem NT ist der Herr auch der Hirte der Gläubigen der Gemeindezeit (Joh 10,16).
100,4 seinen Toren … seinen Vorhöfen. Die Tore und Vorhöfe des Tempels.
100,5 der HERR ist gut. Gott ist die Quelle und das vollkommene Beispiel der Güte. seine Gnade. S. Anm. zu Ps 85,7. seine Treue. In dem Sinne, dass er seine Verheißungen hält.
101,1 Dieser Psalm Davids drückt die gerechte Verpfl ichtung des vermittelnden Königs (David) gegenüber seinem ewigen König (dem Herrn) aus, und zwar hinsichtlich 1.) seines eigenen persönlichen Lebens und 2.) dem Leben derer, die im Reich leben. Möglicherweise wurde dieser Psalm später bei der Krönung künftiger Könige über Israel verwendet. Letztendlich wird nur der König Jesus diese heiligen Entschlüsse vollkommen erfüllen (vgl. Jes 9,5.6; 11,1-5). I. Das persönliche Leben des Königs (101,1-4) II. Das persönliche Leben der Menschen im Reich (101,5-8) A. Die Gerechten (101,6) B. Die Ungerechten (101,5.7, 8)
101,2 vollkommenen Weg. Wie der König lebt, so leben seine Un- tertanen (vgl. V. 6). Wann wirst du zu mir kommen? Das ist keine Erwartung mit endzeitlichem Bezug, sondern der persönliche Ausdruck davon, dass David Gottes direkt erfahrbares Eingreifen in sein irdisches Königtum braucht. meines Hauses. Der König beginnt zunächst mit seinem eigenen persönlichen Leben (vgl. V. 7) und blickt dann über sein Königtum hinaus (vgl. V. 5.8).
101,3 Das entspricht dem »glückseligen Menschen« in Ps 1,1. 101,3 meine Augen. Der König wünscht nichts anderes anzusehen als das, was gerecht ist (vgl. V. 6). 101,4 Bösem. Der König will mit Bösem nichts zu tun haben (vgl. V. 8).
101,5 verleumdet … stolze Augen … hochmütiges Herz. We- der Anschläge auf den Charakter noch Stolz werden im Reich toleriert werden.
101,6 die Treuen im Land. Vgl. mit den »Gottlosen im Land« in V. 8.
101,7 Betrug … Lügen. Wahrhaftigkeit wird besonders belohnt, da sie eine Grundlage des Reiches ist, das dem Gott der Wahrheit gehört (vgl. Joh 14,6).
101,8 im Land … der Stadt des HERRN. Damit sind Israel bzw. Jeru- salem gemeint.
102,1 Die allgemein formulierte Überschrift dieses Psalms ist ein- zigartig. Er drückt die Gedanken eines Leidenden aus (vgl. Ps 22.69.79.102.130.142); vielleicht handelt es sich um eine Wehklage im Exil (vgl. Ps 42.43.74.79.137). Wie Hiob, dessen Trübsale nicht die Folge von Gottes Gericht wegen eigener Sünde waren, schreit der Psalmist vor Schmerzen auf. Seine einzige Erleichterung besteht darin, wieder auf den souveränen Gott und seine ewigen Ratschlüsse zu blicken. Der Psalm enthält auch messianische Untertöne, was daraus deutlich wird, dass in Hebr 1,10-12 die Verse 26.27 zitiert werden. I. Eine Bitte um die sofortige Hilfe Gottes (102,2-12) II. Eine Perspektive für Gottes Souveränität und Ewigkeit (102,13-23) III. Ein Gebet um ein verlängertes Leben (102,24-29)
102,2 Die Psalmen beginnen oft mit einem Ruf nach Gottes souve- ränem Eingreifen, nachdem sich menschliche Hilfsmittel als unzureichend erwiesen haben, z.B. Ps 77,1; 142,1.
102,3 dein Angesicht … dein Ohr. Anthropomorphe Ausdrücke (d.h. ein bildhafter Ausdruck, der Eigenschaften des Menschen auf Gott anwendet), die auf Gottes Aufmerksamkeit und Reaktion hinweisen.
102,4 Herz … Gebein. Diese Begriffe beschreiben die emotiona- len und körperlichen Symptome der Qualen des Psalmisten.
102,7 Pelikan. Möglicherweise ist auch eine Wüsteneule gemeint. Diese Vers beschreibt eine trostlose Situation und extreme Einsamkeit (vgl. Jes 34,8-15; Zeph 2,13-15). Käuzchen. Eulen sind unreine Tiere, vgl. 3Mo 11,16-18.
102,8 einsamer Vogel. Mit der Bezeichnung als »einsamer Vogel« drückt der Psalmist aus, dass er meint, sowohl von Gott als auch von Menschen verlassen zu sein.
102,11 langgestreckter Schatten. Mit der Zeit des Sonnenun- tergangs beschreibt der Psalmist seinen verzweifelten Eindruck, dass sein Leben bald enden wird, weil Gott ihn gestraft hat, indem er ihm seine Gegenwart und Stärke entzogen hat.
102,13 Der Psalmist wechselt nun seine Blickrichtung radikal von der Erde zum Himmel – von seinem Dilemma weg hin zu Gott – und birgt sich im ewigen Wesen Gottes und den ewigen Auswirkungen seines Heilsplans.
102,14 Zion. Hier geht es um das irdische Zion bzw. Jerusalem (vgl. V. 17.22.23). Vielleicht deutet das hin auf die Zeit der Wiederherstellung nach dem babylonischen Exil (ca. 605-536 v.Chr.).
102,19 aufschreiben. Der Psalmist hatte einen Sinn für die Weiter- gabe seiner literarischen Werke an nachfolgende Generationen.
102,20 herabgeschaut … geblickt. Die alles übersteigende All- wissenheit Gottes.
102,23 die Völker … die Königreiche. Das wird letztendlich in Christi messianischer Herrschaft über die Welt erfüllt sein (vgl. Ps 2).
102,24 Der Psalmist möchte gern noch länger leben, erkennt je- doch seine Sterblichkeit im Gegensatz zu Gottes Ewigkeit an.
102,25 in der Hälfte meiner Tage. Wörtl. nach der Hälfte meines Lebens.
102,26 Der ewige Gott schuf die Himmel und die Erde, die eines Tages vergehen werden (V. 26). Hebr 1,10-12 wendet diesen Abschnitt auf den Herrn Jesus Christus an, der höher ist als die Engel, weil er 1.) ewig ist, während die Engel erst ab ihrer Erschaffung existieren; und 2.) der Schöpfer ist, sie jedoch Geschöpfe. Dieser Abschnitt belegt klar und eindeutig die Ewigkeit und Gottheit Jesu. Der unveränderliche Gott lebt länger als seine Schöpfung sogar bis hinein in die neue Schöpfung (vgl. Mal 3,6; Jak 1,17; 2Pt 3; Offb 21.22).
102,29 Die realistische Hoffnung von jemandem, der erkennt, dass, obwohl er sterben wird, Gott seine Absichten auf der Erde in künftigen Generationen erfüllen wird.
103,1 Die Psalmen 103 und 104 gehören offenbar bewusst zu- sammen und sollen gemeinsam den Lobpreis und die Anbetung Gottes fördern. Dieser Psalm ist ein Selbstgespräch, bei dem David die Güte Gottes betrachtet und die Engel und Gottes Schöpfungswerke ermuntert, mit ihm in das Lob Gottes einzustimmen. I. Ein Aufruf zum Lobpreis vonseiten der Menschen (103,1-19) A. Persönlich (103,1-5) B. Gemeinsam (103,6-19) II. Ein Aufruf zum Lobpreis vonseiten der Schöpfung (103,20-22b) A. Die Engel (103,20-21) B. Die Schöpfungswerke (103,22a-b) III. Ein Refrain persönlichen Lobpreises (103,22c) 103,1 Lobe den HERRN. Vgl. 103,2.22; 104,1.35
103,2 vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Zu diesen irdi- schen Gaben Gottes gehören: 1.) Sündenvergebung (V. 3), 2.) Genesung von Krankheit (V. 3), 3.) Errettung vor dem Tod (V. 4), 4.) Überfl uss an Güte und Gnade (V. 4) und 5.) Nahrung zur Erhaltung des Lebens (V. 5).
103,3 Gebrechen. Das ist keine Verheißung, sondern vielmehr ein Zeugnis, das im Licht von 5Mo 32,39 verstanden werden sollte.
103,5 wieder jung wirst wie ein Adler. Das unerklärlich lange Leben des Adlers symbolisiert Kraft und Schnelligkeit (vgl. 2Mo 19,4; Jer 48,40), welche auch die Jugend des Menschen charakterisieren. Als allgemeine Regel kann man sagen, dass eine von Gott gesegneter Mensch weniger schnell als andere schwächer und langsamer wird (vgl. Jes 40,29-31, wo dieselben Ausdrücke verwendet werden).
103,6 Der Psalmist wiederholt die Eigenschaften Gottes, mit de- nen er die Gläubigen segnet. 103,7.8 seine Wege Mose wissen lassen. Vgl. Moses Bitte (2Mo 33,13) mit Gottes Antwort (2Mo 34,6.7).
103,9 nicht immerfort rechten. Es wird einen letzten Tag der Re- chenschaftsabgabe geben, sowohl beim Tod (Lk 16,19-31) als auch vor dem großen weißen Thron (Offb 20,11-15). Die Sintfl ut war ein deutlicher Hinweis auf diese Wahrheit (vgl. 1Mo 6,3). 103,10 nicht mit uns gehandelt. Gottes große Gnade (V. 11) und seine unwiderrufl iche, vollständige Rechtfertigung (V. 12) haben durch den Tod Christi (vgl. 2Kor 5,21; Phil 3,9) als Erlösung das für uns geschafft, was wir selber nicht tun können.
103,13 Wie sich ein Vater. Im Gegensatz zu den heidnischen Göt- tern, die teilnahmslos oder feindlich sind. 103,14 Staub. So wie Adam aus Staub geschaffen wurde (1Mo 2,7), so verwest der Mensch, körperlich gesehen, nach dem Tod wiederum zu Staub (1Mo 3,19).
103,15 Tage … wie Gras. Das Leben des Menschen ist kurz und vergänglich (vgl. Jes 40,8).
103,17 die Gnade des HERRN. Wer sich unter angemessener Furcht (V. 17) und entsprechendem Gehorsam (V. 18) auf Gottes Gnade beruft, wird die Kürze des natürlichen Lebens mit ewigem Leben überwinden. In Lk 1,50 wird Ps 103,17 zitiert.
103,19 seinen Thron im Himmel. Von Ewigkeit zu Ewigkeit hat Gott stets über alle Dinge geherrscht (vgl. Ps 11,4; 47,1-9; 148,8-13). Dieses allumfassende Königtum muss unterschieden werden von Gottes vermitteltem Königreich auf der Erde.
103,20 seine Engel … seine Heerscharen. Ungefallene, gerech- te Engel, die Gott Tag und Nacht dienen (vgl. Ps 148,2; Offb 5,11-13).
103,22 seine Werke. Das bezieht sich auf Gottes Schöpfung, die ebenfalls zu seinem Lob existiert (vgl. Ps 148-150, s.a. 1Chr 29,10-13).
104,1 In lebhaften poetischen Details singt der Psalmist von der Herrlichkeit des Herrn in der Schöpfung (vgl. 1Mo 1.2; Hi 38-41; Ps 19,16.148,1-6; Spr 30,4; Jes 40,1-6; Joh 1,1-3; Röm 1,18-25; Kol 1,16.17). Er bezieht sich auf die ursprüngliche Schöpfung (vgl. 104,5), ohne dabei zu vergessen, dass der Mensch gefallen und die Erde verfl ucht ist (104,23.29.35). Er preist Gottes Größe abwechselnd durch 1.) persönliches Preisen des Schöpfers (104,1.2.5-9.20-30) und 2.) verkündigen der Werke Gottes an seine menschlichen Zuhörer (104,3.4.10-19.31-35). Der Gedankengang des Psalms folgt in etwa der Schöpfungsordnung, wie sie zuerst in 1Mo 1,1-31 dargestellt ist, endet jedoch (V. 35) mit einer Anspielung auf die Endzeitereignisse aus Offb 20-22. I. Erschaffung von Himmel und Erde (104,1-9) II. Die gestillten Bedürfnisse der Geschöpfe (104,10-18) III. Die Sonne und der Mond (104,19-23) IV. Das Meer uns seine Bewohner (104,24-26) V. Gottes Fürsorge (104,27-30) VI. Lobpreis auf den Schöpfer (104,31-35) 104,1 Dieser Abschnitt gibt in etwa die ersten beiden Schöpfungs- tage wieder (vgl. 1Mo 1,1-8). 104,1 sehr groß. Der Schöpfer ist größer als seine Schöpfung. Des- halb soll nicht die Schöpfung, sondern der Schöpfer angebetet werden (vgl. 2Mo 20,3.4; Röm 1,29).
104,3 Wassern. Das bezieht sich auf die ursprüngliche Schöpfung, wo sich oberhalb des Himmels Wasser befand (vgl. 1Mo 1,7.8).
104,4 Winden … Feuerfl ammen. Hebr 1,7 schreibt diese Eigen- schaften den Engeln zu und beschreibt damit ihre Schnelligkeit und Zerstörungskraft als Gottes Werkzeuge des Gerichts.
104,5 Grundfesten. Vgl. Hi 38,4
104,6 Diese Verse erinnern zwar an die weltweite Sintfl ut aus 1Mo 6-9, beziehen sich jedoch immer noch auf die Schöpfung, insbesondere auf 1Mo 1,9.10, den dritten Schöpfungstag. 104,10-18 Mit Wasser (V. 10-13), Vegetation (V. 14), Nahrung produzierenden Weinstöcken, Bäumen und Getreide (V. 15), Bäumen (V. 16.17) und Felsen (V. 18) sorgt der Schöpfer für die Grundbedürfnisse seiner Geschöpfe. Das entspricht dem dritten Schöpfungstag (vgl. 1Mo 1,11-13).
104,13 Obergemächern. Das sind die Regenwolken.
104,19 Dieser Abschnitt entspricht dem vierten Schöpfungstag in 1Mo 1,14-19. Die Arbeitszeit der Räuber (die Nacht) steht im Gegensatz zur Arbeitszeit der Menschen (der Tag).
104,24 Dieser Abschnitt entspricht dem fünften Schöpfungstag in 1Mo 1,20-23.
104,26 Leviathan. Dieser Begriff kommt in 4 weiteren Stellen im AT vor (Hi 3,8; 41,1; Ps 74,14; Jes 27,1). In allen diesen Fällen bezeichnet das Wort »Leviathan« eine gewaltige Kreatur, die den Menschen überwältigen kann, aber mit der Gott mühelos fertig wird. Es handelt sich um eine Art Seeungeheuer, wahrscheinlich um einen Dinosaurier. S. Anm. zu Hi 40,25.
104,27 Die ganze Schöpfung wartet auf Gott und seine Fürsor- ge. Diese Verse spielen auf den sechsten Schöpfungstag an (vgl. 1Mo 1,24-31).
104,30 deinen Odem. Das entspricht dem »Odem des Lebens« in 1Mo 2,7.
104,31 Der Psalmist endet mit einem Lobpreis auf den Schöpfer, in welchem der Psalmist betet, dass die Gottlosen Gottes Universum nicht länger geistig verunreinigen mögen (104,35). Dieses Gebet blickt voraus auf den neuen Himmel und die neue Erde (vgl. Offb 21.22).
104,32 zittert … rauchen. Hier geht es um Erdbeben und durch Blitze verursachte Brände.
104,35 Sünder … Gottlosen. Obwohl Gott barmherzig war und seine gefallenen menschlichen Geschöpfe hat weiterleben lassen (vgl. 1Mo 3,1-24), wünschen sich diejenigen, die den Herrn loben und preisen, den Tag herbei, wenn 1.) die sündigen Menschen von der Erde vertilgt sind (vgl. Offb 20,11-15), und 2.) der Fluch über die Erde aufgehoben ist (vgl. Offb 22,3).
105,1 So wie Ps 103 und 104 zusammengehören, so bilden auch Ps 105 und 106 ein Paar und blicken zunächst aus Gottes Perspektive auf die Geschichte Israels (105) und dann auf Israels Vorrechte (106). Dieser Psalm entstand möglicherweise durch einen Auftrag Davids an Asaph anlässlich der ersten Aufstellung der Bundeslade in Jerusalem (2Sam 6,12-19; 1Chr 16,1-7). Psalm 105,1-15 wiederholt 1Chr 16,8-22. I. Freude an Gottes Werken für Israel (105,1-3) II. Erinnerung an Gottes Werke für Israel (105,4-6) III. Aufzählung der Werke Gottes für Israel (105,7-45) A. Von Abraham bis Joseph (105,7-25) B. Von Mose bis Josua (105,26-45) 105,1 Zehn Imperative rufen Israel auf, sich Zeit zu nehmen zum Gedenken, Feiern und Verkündigen der Werke, die Gott aufgrund seines Bundes mit Abraham für Israel getan hat.
105,6 Same Abrahams … Kinder Jakobs. Das sind diejenigen, die den Befehlen aus 105,1-5 gehorchen, d.h. die Nation Israel.
105,7 Dieser Abschnitt wiederholt den Abrahamsbund.
105,8 tausend Geschlechter. Damit ist eine außerordentlich lange Zeitperiode gemeint (ein »Geschlecht«, d.h. eine Generation, beträgt normalerweise 40 Jahre), die den Rest der Menschheitsgeschichte umfasst; d.h. für immer währt (vgl. 5Mo 7,9; 1Chr 16,15).
105,9 Der ursprüngliche Bund original Gottes mit Abraham. Spä- ter erneuerte Gott ihn mit Isaak und dann mit Jakob (vgl. Abraham – 1Mo 12,1-3; 13,14-18; 15,18-21; 17,1-21; 22,15-19; Isaak – 26,23-25; und Jakob – 35,9-12).
105,10 ewigen Bund. Von der Zeit der Bundesschließung bis zum Ende. Fünf Bünde im AT werden als »ewig« bezeichnet: 1.) der Noahbund, 1Mo 9,16; 2.) der Abrahamsbund, 1Mo 17,7.13.19; 3) der Priesterbund, 3Mo 24,8; 4.) der Davidsbund, 2Sam 23,5 und 5.) der Neue Bund Jer 32,40.
105,11 sprach. Hier geht es wahrscheinlich um Gottes Verheißung an Abraham aus 1Mo 17,8.
105,12 wenige. Gott verhieß Abraham, dass er seine wenigen Nachkommen so zahlreich machen werde wie die Sterne des Himmels und der Sand des Meeresufers (vgl. 1Mo 13,16; 15,5; 17,2.6; 22,17).
105,13 von einem Volk zum andern. Abraham war von Ur in Chaldäa nach Haran ausgewandert und schließlich nach Kanaan (1Mo 11,31). Später ging er nach Ägypten (1Mo 12,10 – 13,1).
105,14 züchtigte. Der Herr schlug den Pharao und sein Haus mit schweren Plagen, als er Sarai zu sich nahm (1Mo 12,17). Abimelech, der König von Gerar, wurde ebenfalls von Gott gezüchtigt (1Mo 20,3-7).
105,15 Tastet … nicht an … kein Leid. Diese Aussage steht nir- gends im AT in diesem Wortlaut. Der Psalmist fasst damit wahrscheinlich mehrere Begebenheiten zusammen, wie z.B. 1Mo 20,7; 26,11. meine Gesalbten … meinen Propheten. Mit einer poetischen Parallele werden jene als Gottes Propheten bezeichnet, die er dazu erwählt hat, ihn auf der Erde zu repräsentieren. In 1Mo 20,7 wird Abraham Prophet genannt. Dieser Titel kann sich auch auf Isaak und Jakob beziehen.
105,16 Hier wird die Geschichte betrachtet, die in 1Mo 37-50 überliefert ist. Die Verse 16-22 beziehen sich auf Josephs Erfahrungen in Ägypten (vgl. 1Mo 37-41), während es in V. 23 um Jakobs Ausreise nach Ägypten geht, die zu einem 430 Jahre dauernden Aufenthalt dort führte (1Mo 42-50; vgl. 1Mo 15,13, 14; 2Mo 12,40). Die Verse 24.25 sind eine Gesamtzusammenfassung von Israels Erfahrungen in Ägypten (vgl. 2Mo 1,7-14).
105,23 Land Hams. Ein anderer Name für die Gegend in Ägypten, wo ein Teil der Nachkommen Hams, des jüngsten Sohnes Noahs, angesiedelt waren (vgl. 1Mo 10; Ps 78,51). 105,23 Gott benutzte Ägypten in seiner Souveränität, um Israel zu richten (vgl. 1Mo 15,13).
105,26 Gottes Rettung Israels aus Ägypten unter der Leitung Moses und Aarons wird wiederholt, wobei die 10 Plagen besonders betont werden und der Rückblick mit dem Passah endet (vgl. 2Mo 5-12). 105,28 Finsternis. Die neunte Plage (vgl. 2Mo 10,21-29). 105,29 ihre Gewässer in Blut. Die erste Plage (vgl. 2Mo 7,14-25). 105,30 Fröschen. Die zweite Plage (vgl. 2Mo 7,26-8,11).
105,31 Fliegenschwärme … Mücken. Die vierten bzw. dritte Pla- ge (vgl. 2Mo 8,12-28). Die fünfte Plage der Pest (2Mo 9,1-7) und die sechste Plage der Geschwüre (2Mo 9,8-12) werden nicht erwähnt. 105,32.33 Hagel … Feuerfl ammen. Die siebte Plage (vgl. 2Mo 9,13-35). 105,34.35 Heuschrecken. Die achte Plage (vgl. 2Mo 10,1-20).
105,36 schlug alle Erstgeburt. Die zehnte und letzte Plage, der Tod der Erstgeburt von Mensch und Tier (vgl. 2Mo 11,1-12,51).
105,37 Der Psalmist fasst Israels Auszug aus Ägypten zusammen. Gott sorgte für ihre fi nanziellen und leiblichen Bedürfnisse (vgl. 2Mo 11,2.3; 12,35 und 2Mo 15,26); für ihren Schutz bei Tag und Nacht (vgl. 2Mo 14,19.20); ihre Nahrung (2Mo 16,1-36); und ihren Wasserbedarf (vgl. 2Mo 17,6; 4Mo 20,1-11).
105,42 Der Psalmist endet mit einer Zusammenfassung, die zu- erst Josuas Führung des Volkes in das an Abraham verheißene Land erwähnt (Jos 1-12) und dann die Verteilung dieses Landes an die 12 Stämme Israels (Jos 13-24). Was Gott verheißen hatte (vgl. 105,7-12), das führte er auch aus. 105,42 er gedachte. Wie in V. 8 verheißen. 105,45 hielten … bewahrten. Das Buch Josua beginnt (1,6-9) und endet (24,14.15.16.18.21.24) mit diesem Thema des Gehorsams.
106,1 Psalm 106 wiederholt Gottes Erbarmungen im Lauf der Geschichte Israels, die er ihnen trotz ihrer Sündhaftigkeit erwies (vgl. Neh 9,1-38; Ps 78; Jes 63,7-64,12; Hes 20,1-44; Dan 9,1-19; Apg 7,253; 1Kor 10,1-13). Anlass für diesen Psalm war wahrscheinlich die Buße (V. 6) der nachexilischen Juden, die nach Jerusalem zurückgekehrt waren (V. 46.47). Die Verse 1.47.48 scheinen aus 1Chr 16,34-36 entlehnt zu sein; dieser Abschnitt wurde gesungen anlässlich der ersten Aufstellung der Bundeslade in Jerusalem durch David (vgl. 2Sam 6,12-19; 1Chr 16,1-7). Der Psalmist scheint mit diesem Psalm auf wahre Erweckung abzuzielen. I. Die Anrufung (106,1-5) II. Die Identifi zierung mit Israels Sünden (106,6) III. Das Bekenntnis von Israels Sünden (106,7-46) A. Während der Zeit Moses (106,7-33) B. Von Josua bis Jeremia (106,34-46) IV. Die Bitte um Errettung (106,47) V. Der abschließende Lobpreis (106,48) 106,1 gütig … Gnade. Angesichts der durchweg von Sünde ge- prägten Geschichte Israels sind diese Eigenschaften Gottes dem Psalmisten besonders lobenswert (vgl. 106,6-46).
106,2 Vers 2 stellt die Frage, die in V. 3 beantwortet wird.
106,4 Der Psalmist denkt an die Segnungen des Abrahamsbundes (s. Anm. zu Ps 105,9.10). Er betet hier um persönliche Errettung (V. 4) und später um nationale Errettung (V. 47).
106,6 Wir … unseren Vätern. Der Psalmist erkennt die andauernde Sündhaftigkeit Israels an, einschließlich die seiner eigenen Generation.
106,7 Dieser Abschnitt erinnert an den Durchzug des Volkes durchs Rote Meer beim Exodus, als der Pharao und seine Armee die Israeliten verfolgten (vgl. 2Mo 14,1-31). 106,7 Schilfmeer. S. Anm. zu 2Mo 10,19; 13,18.
106,8 um seines Namens willen. Die Ehre und der Ruf Gottes sind die höchsten Motive für das Handeln des Psalmisten. Dieser im AT häufi ge Ausdruck kommt in den Psalmen noch 6 weitere Male vor (vgl. Ps 23,3; 25,11; 31,3; 79,9; 109,21; 143,11).
106,9 bedrohte das Schilfmeer. Dieser zuverlässige historische Bericht erinnert an ein tatsächliches übernatürliches Wunder Gottes (vgl. 2Mo 14,21.22). In gleicher Weise bahnte er dem Volk später einen Weg durch den Jordan ins Gelobte Land (vgl. Jos 3,14-17).
106,10 Dieser Vers wird in Lk 1,71 zitiert.
106,11 nicht einer von ihnen blieb übrig. Nachzulesen in 2Mo 14,28 (vgl. Ps 78,53). 106,12 sangen sein Lob. Damit ist das Lied Moses gemeint (vgl. 2Mo 15,1-21).
106,13 Dieser Abschnitt erinnert an die lange Wüstenwande- rung des Volkes (vgl. 4Mo 14-5Mo 34). 106,13 Die Juden vergaßen, was Gott erst kürzlich für sie getan hatte, aber 1.) erinnerten sie sich an die elementare Nahrung, die ihnen Ägypten geboten hatte, und 2.) bezweifelten sie, dass sie in Zukunft Wasser (vgl. 2Mo 15,24) oder Nahrung (vgl. 2Mo 16,2.3) bekommen würden.
106,14 versuchten Gott. Nach 4Mo 14,22, versuchte die Nation Gott mindestens 10-mal (vgl. 2Mo 5,21; 6,9; 14,11.12; 15,24; 16,2.3; 17,2.3; 32,1-6; 4Mo 11,1-6; 12,1.2; 14,2.3).
106,16 Korah, der hier nicht namentlich erwähnt wird, führte die hier nacherzählte Rebellion an (vgl. 4Mo 16,1-35). Gottes Gericht endete mit einem Feuer, das 250 Männer verzehrte (vgl. 4Mo 16,35).
106,19 Dieser Abschnitt erinnert daran, dass die Nation Aaron überredete, ein goldenes Kalb für Götzendienst herzustellen, während Mose auf dem Berg war, um die Zehn Gebote von Gott zu empfangen (vgl. 2Mo 32,1-14; 5Mo 9,7-21). 106,19 Horeb. Wahrscheinlich ein anderer Name für den Berg Sinai (vgl. 2Mo 19,11). An diesem besonderen Ort, der »Berg Gottes« genannt wurde (vgl. 2Mo 3,1; 1Kö 19,8), empfi ng Mose die Gebote von Gott (5Mo 1,6; 5,2; 29,1; Mal 3,22).
106,21 Gott, ihren Retter. Dieser Titel ist zwar in den Pastoralbrie- fen üblich, wird jedoch im AT außer im Buch Jesaja selten verwendet (19,20; 43,3.11; 45,15.21;49,26; 60,16; 63,8). Hier bezieht er sich auf die körperliche Rettung und blickt voraus auf Jesus Christus als geistlichen Erlöser (Lk 2,11).
106,22 Hams. Ein anderer Name für den Teil Ägyptens, in dem die Nachkommen Hams siedelten, des zweiten Sohnes Noahs (vgl. 1Mo 10,6-20).
106,23 Mose … in den Riss getreten. Mose bat Gott auf Grund- lage des Abrahamsbundes, die Nation trotz ihres Götzendienstes und ihres unmoralischen Verhaltens nicht zu vertilgen (vgl. 2Mo 32,11-14). 106,24-27 Dieser Abschnitt beschreibt, 1.) wie das Volk Josuas und Kalebs positiven Bericht vom Gelobten Land verwarf, und 2.) den Wunsch der Israeliten, nach Ägypten zurückzukehren (vgl. 4Mo 14,1-4). Gott reagierte darauf mit Gericht (4Mo 14,11-38).
106,24 das liebliche Land. Ein Ausdruck für das Land, das Gott dem Abraham für die Nation Israel verheißen hatte (vgl. Jer 3,19, Sach 7,14).
106,28 Diese Szene beschreibt Israels Begegnung mit dem Pro- pheten Bileam, der im Auftrag Balaks, des Königs von Moab, Israel zu verfl uchen versuchte, aber von Gott daran gehindert wurde (vgl. 4Mo 22-24; 5Mo 23,5; Jos 24,9.10; Neh 13,2). Nach seinem Scheitern riet Bileam dem Balak, Israel durch Unmoral und Götzendienst zu verführen (vgl. 4Mo 31,16 mit 25,1; 2Pt 2,15; Jud 11; Offb 2,14). Israel sündigte und Gott richtete es (4Mo 25,1-13). Bileam wurde später von Israel geschlagen (vgl. Jos 13,22). 106,28 Baal-Peor. Damit ist Baal gemeint, ein Gott der Moabiter, der an einem Berg namens Peor angebetet wurde (vgl. 4Mo 23,28). Opfer der toten [Götzen]. Das bezieht sich wahrscheinlich auf Opfer, die leblosen Götzen dargebracht wurden (vgl. 1Th 1,9). Israel hätte den »lebendigen Gott« anbeten sollen (vgl. 5Mo 5,26; 1Sam 17,26.36; Ps 42,2; 84,2; Jer 10,3-10; Dan 6,21.27). 106,30 Pinehas. Der Sohn von Eleasar, dem Sohn Aarons (vgl. 4Mo 25,7).
106,31 Das wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Das war eine gerechte und belohnenswerte Tat und ein Erweis für Glauben an Gott. Wie bei Abraham (vgl. 1Mo 15,6 und Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23), so war es auch bei Pinehas. Der ewige Bund des beständigen Priestertums durch Aaron aus dem Hause Levi wurde von Gott zuerst in 3Mo 24,8.9 geschlossen (vgl. Jer 33,17-22; Mal 2,4-8). Dieser Bund wurde in 4Mo 18,8.19 bestätigt. In dieser Schriftstelle wird der Bund genauer beschrieben; er wird über die Linie des treuen Pinehas fortgesetzt.
106,32 Diese Szene blickt zurück auf 4Mo 20,1-13, als Mose – zwar durch die fortwährende Rebellion Israels provoziert, aber dennoch zu Unrecht – im Zorn den Felsen schlug (vgl. 2Mo 11,8; 16,20) und somit gegen Gott sündigte (vgl. 4Mo 20,12). Infolge dessen starben sowohl Aaron (vgl. 4Mo 20,22-29) als auch Moses (5Mo 34,1-8) vorzeitig, ohne ins Gelobte Land zu kommen. 106,32 Haderwasser. Das sind die Gewässer von Meriba (vgl. 4Mo 20,13).
106,33 sein Gemüt. Oder »seinen Geist«. Damit ist wahrscheinlich Gottes Heiliger Geist gemeint. Der Geist Gottes hatte im AT einen ausgedehnten Dienst (vgl. 1Mo 1,2; 6,3; 2Sam 23,2; Neh 9,30; Ps 139,7; Jes 48,16; Hes 2,2; 3,12-14; 8,3; 11,1.5.24; Hag 2,5, Sach 7,12). Sowohl Jes 63,10.11 als auch Apg 7,51 weisen auf dieses besondere Ereignis hin.
106,34 Dieser Abschnitt beschreibt die allgemeinen Sünden Isra- els von der Zeit ihres Einzugs in Kanaan (Jos 3.4) bis zur Wegführung nach Assur (2Kö 17) bzw. Babylon (2Kö 24.25). Sie versagten darin, die Heiden auszutreiben und passten sich leider an deren Götzendienst an.
106,36 Götzen … Dämonen … Götzen. Dämonen personifi - zieren Götzen und motivieren zur Götzenanbetung (vgl. 5Mo 32,17; 2Chr 33,5-7; 1Kor 10,14-21; Offb 9,20). Die Opferung von Kindern war nicht ungewöhnlich (vgl. 5Mo 12,31; 2Kö 17,17; Hes 16,20.21).
106,39 ihren Werken … ihrem Tun. Gott machte die Israeliten ohne Ausrede für ihre Sünden verantwortlich.
106,40 Von der Zeit der Richter bis zur Wegführung nach Assur und Babylon bediente sich Gott der Hand seiner Feinde, um Israel wegen ihrer Sünden zu züchtigen.
106,44 Hier wird das bedingungslose Wesen des Bundes Gottes mit Abraham betont.
106,45 mit ihnen. Oder »um ihretwillen«. Eine zweitrangige Ergän- zung für Gott, der in erster Linie um seines Namens willen handelte (vgl. V. 8). gedachte an seinen Bund. Das ist die Erhörung des Gebets des Psalmisten aus V. 4., hinsichtlich des Abrahamsbundes, der besagte, dass 1.) die Nachkommen Abrahams sich vermehren werden und 2.) dass sie das Land besitzen werden (s. Anm. zu Ps 105,9.10; vgl. Lk 1,72-75).
106,47 Der Psalmist bittet zugunsten der Nation und in Anbetracht des Abrahamsbundes, dass die Nation wieder im Land Israel versammelt werden möge. Er dachte an das, was die Israeliten zu Moses Zeit vergessen hatten, nämlich dass Gott ihr Retter ist (vgl. 106,21). Obgleich die Stämme Juda und Benjamin unter Esra und Nehemia nach Israel zurückkehrten, blickt diese Schriftstelle voraus auf die Rückführung Israels ins Land, wenn der Herr Jesus Christus wiederkommt, um über das verheißene davidische (2Sam 7) bzw. Tausendjährige Reich (Offb 20) auf Erden zu herrschen (vgl. Hes 37,11-28; Hos 14,5-9; Joel 4,18-21; Am 9,7-15; Mi 7,14-20; Zeph 3,8-20; Sach 12-14).
106,48 von Ewigkeit zu Ewigkeit. Mit dem hoffnungsvollen Ge- bet aus 106,47 auf seinen Lippen beendet der Psalmist das 4. Psalmbuch (Ps 90-106) mit einem großartigen Lobpreis, der dem ewigen Charakter Gottes gewidmet ist, dem Retter Israels (vgl. 1Chr 16,36; Ps 41,13; 90,2).
107,1 Die erste Zeile der Ps 105-107, »Dankt dem HERRN«, ver- bindet diese Psalmen zu einer zusammengehörigen Liedertrilogie, die Gott für seine Güte und Barmherzigkeit gegenüber Israel preisen. Höchstwahrscheinlich ist dieser Psalm nachexilischen Ursprungs (vgl. 107,3). Der Psalm entfaltet zwei Hauptthemen: 1.) das Lob Gottes für seine fortwährende Rettung (107,4-32), und 2.) die Erinnerung an Gottes Reaktion auf den Gehorsam bzw. Ungehorsam des Menschen (107,33-42). I. Der Aufruf zum Lob (107,1-3) II. Der Grund zur Freude – Errettung (107,4-32) III. Die Konsequenzen von Gehorsam bzw. Ungehorsam (107,33-42) IV. Der Kommentar zu Weisheit und Verständnis (107,43) 107,1-3 All jene, die aus der Hand der Feinde Israels gerettet (erlöst) worden sind, blicken auf Gottes Güte und ewige Gnade. Sie wurden in allen Jahrhunderten gerettet aus Ägypten im Süden (vgl. 2Mo 12-14), Syrien und Assur im Norden (vgl. 2Kö 19,29-37), vor den Philistern im Westen (vgl. 2Sam 8,1; 2Kö 18,8) und vor Babylon im Osten (vgl. Esr 1). Vgl. das Gebet des Psalmisten in 106,47 mit V. 3.
107,4 Dieser Abschnitt enthält vier Bilder oder tatsächliche Situ- ationen, die die katastrophale Folge von Sünde in der Nation veranschaulichen: 1.) das Umherirren in der Wüste (V. 4-9), 2.) das Verschmachten im Gefängnis (V. 10-16); 3.) Krankheiten (V. 17-22); und 4.) Seenot auf stürmischem Meer (V. 23-32). Jedes Bild folgt derselben Abfolge von vier Ereignissen: 1.) die Notlage des Menschen (V. 4.5.1012.17.18.23-27); 2.) der Hilferuf des Menschen (V. 6a.13a.19a.28a); 3.) Gottes Vergebung (V. 6b.7.13b.14.19b.20.28b-30); und 4.) der Lobpreis des Menschen (V. 8.9.15.16.21.22.31.32). 107,4 Möglicherweise blickt der Psalmist hier zurück auf die Wüs- tenwanderung des undankbaren, ungläubigen Israel nach dem von Wundern geprägten Exodus (4Mo 14 – Jos 2).
107,10 Vielleicht dachte der Psalmist an die Gefangennahme und Inhaftierung von König Zedekia ca. 586 v.Chr. (vgl. 2Kö 25,4-7; Jer 39,4-8; Jer 52,1-11).
107,17 Erinnert der Psalmist hier an die Massenplage und an- schließende Massenheilung in 4Mo 21,4-9?
107,23 Der Psalmist könnte an Jona und die Seeleute auf der Reise nach Tarsis gedacht haben (vgl. Jon 1).
107,33 Dieser Abschnitt stellt Gottes Segen als Antwort auf Ge- horsam des Menschen gegenüber zu Gottes Gericht über die Sünde des Menschen. Der Psalmist verdeutlicht seine Aussage mit 4 Illustrationen: 1.) Abstieg vom Wohlstand zur Armut (V. 33.34); 2.) Aufstieg von Unfruchtbarkeit zur Segensfülle (V. 35-38); 3.) Sturz von oben nach unten (V. 39.40); und 4.) Erhebung vom Tiefpunkt auf die Höhe (V. 41.42). 107,33 Vielleicht ist hier die 3-jährige Dürre wegen Ahabs und Isebels Sünden gemeint (vgl. 1Kö 17,1; 18,18). 107,35-38 Vielleicht ist hier die Zeit Abrahams (1Mo 24,1, 34.35) oder Josuas (Jos 24,13) gemeint. 107,39.40 Vielleicht geht es hier um das assyrische Exil (2Kö 17,4-6) oder die babylonische Gefangenschaft (2Kö 24,14.15).
107,41 Vielleicht geht es hier um die verarmten Juden in Ägyp- ten, die mit ägyptischem Gold und anderen Schätzen reich gemacht wurden (vgl. 2Mo 1,13.14 mit 3,21.22; 11,2; 12,35.36).
107,43 Vielleicht dachte der Psalmist beim Schreiben dieser Schluss- worte an Spr 8,1-36, Pred 12,13.14 oder Hos 14,10.
108,1 David kombiniert Abschnitte aus seinen zuvor verfassten Psalmen 57 und 60 zu diesem Psalm, welcher der Siege Gottes gedenkt (V. 2-6 stammen aus 57,7-11; V. 7-14 aus 60,5-12). Die Klagen zu Beginn dieser beiden Psalmen (57,1-6 und 60,1-4) ließ er aus und kombinierte seine eigenen Worte des Lobes und seine Zuversicht in Gott mit nur leichter Variation in der Formulierung. Bei diesem Psalm ist kein besonderer historischer Anlass als Hintergrund angegeben. S. Anm. zu Ps 57,7-11 und Ps 60,5-12. I. Persönliches Lob Gottes (108,1-6) II. Persönliche Zuversicht in Gott (108,7-14)
109,1 Dieser Psalm Davids kann durch seine inhaltlichen Details mit keiner konkreten Begebenheit oder Person im Leben des Königs aus 1.2Sam; 1Kö oder 1Chr folgerichtig verbunden werden. David antwortet hier seinen Angreifern, die ihn mit falschen Anklagen boshaft bedrängen (vgl. 109,2.3.20). Dieser Psalm wird als messianisch betrachtet, da V. 8 in Apg 1,20 zitiert wird als Hinweis auf Judas’ Bestrafung für seinen Verrat Jesu (vgl. Ps 41,9; 69,25). David tauscht in diesem Psalm mit seinen Feinden die Rollen; zunächst ist er der Angeklagte vor Gericht, aber dann wird er zu ihrem Ankläger vor der Anklagebank Gottes. I. Der Vorwand der Verkläger (109,1-5) II. Die erwünschte Strafe (109,6-20) III. Die Bitte um Gerechtigkeit (109,21-29) IV. Der Lobpreis des Richters (109,30.31) 109,1 Gott, den ich rühme. David beginnt und endet (vgl. V. 30) mit Lobpreis auf den obersten Richter des Universums. In V. 21 spricht David den Richter an mit »o HERR, [mein] Herr« und in V. 26 mit »o HERR, mein Gott«.
109,2 David beklagte, dass die Unschuldigen von den Schuldigen angeklagt werden. Er stellte heraus, dass die Anklagen unberechtigt sind (109,3). Manche sehen hierin Doeg, den Edomiter (vgl. 1Sam 21.22; Ps 52), doch der viel wahrscheinlichere Kandidat ist Saul (vgl. 1Sam 18-27). Acht der 14 historischen Überschriften in anderen Psalmen beziehen sich auf die Leiden Davids im Zusammenhang mit seiner Verfolgung durch Saul, der David umbringen wollte (vgl. Ps 18.34.54.56.57.59.63.142). 109,2 In V. 2-5.20.25.27-29, David spricht hier von einer Gruppe von Anklägern, im Gegensatz zu V. 6-19, wo von einer Einzelperson die Rede ist. Höchstwahrscheinlich ist der Einzelne der Anführer der Gruppe.
109,6 Das mosaische Gesetz hatte für den Fall von unberechtig- ter Anklage und falschen Zeugen vorgesorgt (vgl. 5Mo 19,16-21) und verfügt, dass der falsche Ankläger die Strafe erleiden sollte, die er dem Angeklagten zugedacht hatte. Es scheint, dass David hier und in V. 2629 an dieses Gesetz dachte. Von daher sind seine Verwünschungen keine boshaften Flüche, sondern vielmehr ein Ruf nach Gerechtigkeit gemäß dem Gesetz. Diese harten Worte beziehen sich nicht auf den Bußfertigen, sondern auf die unbußfertigen und verhärteten Feinde und Widersacher Gottes, deren unausweichliches Schicksal fest beschlossen ist.
109,8 Der Apostel Petrus begründete mit diesem Vers die Ersetzung des Verräters Judas durch einen anderen Apostel (vgl. Apg. 1,20).
109,21 David ersuchte das Gericht um Gerechtigkeit und bat um Rettung um des Richters willen (109,21) und dann um seiner selbst willen (V. 22-25). Anschließend bat er, dass seine Feinde gerecht bestraft werden mögen (V. 26-29). 109,30.31 Davids Lob des göttlichen Richters (V. 30) basierte auf seiner Zuversicht, dass der Richter mitleidig und barmherzig sein wird (V. 31). 2 Sam 22 und Ps 18 berichten vom allgemeinen Ausgang von Davids Fall, dessen Prozess im Gerichtssaal Gottes stattfand.
110,1 Dieser Psalm enthält eine der erhabensten prophetischen Schriftstellen, die Jesus Christus sowohl als heiligen König als auch königlichen Hohenpriester darstellen. Das ist eine Kombination, die kein menschlicher Monarch Israels jemals erfuhr. Mit Ps 118 ist dieser Psalm der bei weitem meistzitierte Psalm im NT (Mt 22,44; 26,64; Mk 12,36; 14,62; Lk 20,42, 43; 22,69; Apg 2,34.35; Hebr 1,13; 5,6; 7,17.21; 10,13). Während Ps 110 den vollkommenen König, den vollkommenen Hohenpriester und die vollkommene Regierung beschreibt, erklärt er zugleich Christi gegenwärtige Rolle im Himmel als auferstandenen Retter (110,1) und seine künftige Rolle auf der Erde als herrschender Monarch (110,2-7). Dieser Psalm hat klare Inhalte, die auf den Messias und das Tausendjährige Reich deuten. Jesus Christus selbst (Mt 22,43.44) bestätigt, dass David der Autor ist. Der genaue Anlass dieses Psalms ist unbekannt, aber er kann problemlos mit Gottes Verkündigung des Davidsbundes in 2Sam 7,4-17 in Verbindung gebracht werden. I. Christus, der König (110,1-3) II. Christus, der Hohepriester (110,4-7) 110,1 meinem Herrn. Das bezieht sich auf den göttlich-menschli- chen König Israels – den Herrn Jesus Christus. In seiner Menschheit stammte Christus von David ab, was aufgrund der davidischen Verheißung in 2Sam 7,12 erforderlich war. Mit dieser Schriftstelle verkündete Christus in den Evangelien außerdem seine Gottheit (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42-43), indem er erklärte, dass nur Gott der Herr des Königs David gewesen sein kann. meiner Rechten. Gott, der Vater, lud Gott, den Sohn, bei seiner Himmelfahrt ein, sich auf den Ehrenplatz des himmlischen Thronsaals zu setzen (vgl. Apg 2,22-36; Hebr 10,10-12). deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße. Der Fußschemel war im antiken Orient ein Bild für den absoluten Sieg und brachte zum Ausdruck, dass der Feind nun unterworfen war (vgl. Ps 8,6.7; 47,3; Jes 66,1; 1Kor 15,27). Das deutet voraus auf Christi Wiederkunft (vgl. Offb 19,11-21) als erobernder König (vgl. Hebr 10,13).
110,2 das Zepter. Von der menschlichen Seite her ist hier das Zep- ter der Erbdynastie von Juda gemeint (vgl. 1Mo 49,10). Von der göttlichen Seite her ist das eiserne Zepter gemeint, mit welchem der König Jesus die Erde unterwerfen wird (vgl. Ps 2,9). Zion. Gott beabsichtigt, seinen letztendlichen irdischen König in Jerusalem auf dem Thron sitzen zu lasen (die südwestliche Seite Jerusalems ist Zion; vgl. Ps 132,13-18). Hier geht es nicht um das himmlische, sondern das irdische Zion (vgl. Ps 2,6; Jes 59,20), denn 1.) im Himmel gibt es keine Feinde, und 2.) keines der Geschehnisse aus V. 5-7 wird im Himmel stattfi nden. Herrsche. Christus wird auf dem irdischen Thron seines Vaters David herrschen (vgl. Lk 1,32) und damit Jes 9,5 und Sach 14,9 erfüllen.
110,3 willig. Die erlösten Bewohner der Erde werden willig dem König der Könige und Herrn der Herren dienen. Tag deines Kriegszuges. Oder »deiner Macht«. Das bezieht ich auf die Macht, die während der tausendjährigen Herrschaft Jesu Christi zum Ausdruck kommt (vgl. Sach 14,1-21; Offb 19,11-20,6). Schmuck … Schoß … Tau. Das bezieht sich anscheinend auf den König und beschreibt ihn in der beständigen Vitalität der Jugend, einer Zeit der Kraft und Aktivität, oder es bezieht sich auf seine Heiligkeit, Ewigkeit und Gottheit.
110,4 Du bist Priester. Das ist das erste Mal in der Geschichte Isra- els, dass ein König gleichzeitig als Hoherpriester dient. Christus (auch »Spross« genannt, vgl. Jes 4,2; Jer 23,5.6; Sach 3,8; 6,12.13) wird den Tempel bauen, an dem die Welt Gott anbeten wird (vgl. 2Sam 7,13; Jes 2,2-4; Hes 40-48). in Ewigkeit. Christus ist der letzte und höchste Hohepriester in der Geschichte Israels. Weise Melchisedeks. Dieser Hohepriester konnte nicht von Aaron abstammen, denn dann wäre er weder ewig, noch aus dem Stamm Juda, noch ein König, noch aus dem Neuen Bund (Jer 31,31-33; Hebr 8.9). Melchisedek, dessen Name »König der Gerechtigkeit« bedeutet, fungierte in 1Mo 14,17-20 als menschlicher Priesterkönig von Salem und liefert ein Bild von der Ordnung des Priestertums Christi (vgl. Hebr 5,6; 7,17.21). Die Söhne Zadoks werden im Tausendjährigen Reich mit Christus als seine menschlichen priesterlichen Helfer dienen (vgl. Hes 44,15; 48,11).
110,5 deiner Rechten. Hier werden die Rollen umgedreht – jetzt steht der Vater zur Rechten des Sohnes. Das beschreibt, wie der Vater die Bedürfnisse des Sohnes erfüllt (vgl. Ps 16,8; 109,31; Jes 41,13). Der Vater sorgt für den Sieg über seine Feinde auf Erden, sodass sein Sohn die Verheißungen erfüllen kann, die Gott Abraham bezüglich des Landes und der Nation gab (1Mo 12,1.2), sowie die Verheißungen an David bezüglich des Königtums (2Sam 7,12.13.16). Tag seines Zorns. Damit ist der »Tag des HERRN« gemeint (vgl. V. 3 »Tag deines Kriegszugs«), was am Ende der 70. Jahrwoche Daniels global verwirklicht werden wird (vgl. Dan 9,24-27). Dieser Begriff spricht ausschließlich vom Zorn Gottes, der auf eine unbußfertige Welt ausgegossen wird, um Christi tausendjährige (milleniale) Herrschaft aufzurichten (vgl. Joel 2,1.11; 3,4; 4,14; Offb 6,16.17; 14,19; 19,15).
110,6 Gericht halten … viele Leichen geben … zerschmettert. Vgl. Ps 2,8.9; 50,1-6; Jes 2,4; 9,6.7; Dan 2,44, 45; 7,26.27; Joel 4,2.12; Mi 4,3; Mt 25,32; Offb 6,15-17; 14,20; 16,14; 19,19-21.
110,7 Er wird trinken. Das beschreibt einen erquickten Eroberer, dem die ganze Welt als König zugänglich ist. Möglicherweise blickt diese Aussage voraus auf das Quellwasser, das in Jerusalem entspringen und von Osten nach Westen fl ießen wird, wie prophezeit in Sach 14,8. erheben. Das erhobene Haupt beschreibt Christi Stärke im Sieg (vgl. Ps 3,3; 27,6; 75,10). Ps 22,29 besagt: »Denn das Königreich gehört dem HERRN, und er ist Herrscher über die Nationen« (vgl. Sach 14,9). 111,1-10 Die Psalmen 111 und 112 gleichen sich darin, 1.) dass sie mit »Halleluja« beginnen (wie auch Ps 113) und 2.) dass sie beide Akrosticha sind mit je 22 Zeilen, die den 22 Buchstaben des hebr. Alphabets entsprechen. Psalm 111 preist die Werke Gottes, während Ps 112 den Menschen lobt, der Gott fürchtet. Autor und Anlass dieser Psalmen sind unbekannt. I. Ein Wort des Lobes (111,1) II. Worte über Gottes Werke (111,2-9) III. Ein Wort der Weisheit (111,10)
111,1 von ganzem Herzen. Vielleicht dachte Jesus an diese Schrift- stelle, als er sagte, das größte Gebot sei: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen …« (Mt 22,37). 111,2-9 Gottes Werke werden 5-mal erwähnt (V. 2.3.4.6.7). Insgesamt geht es hier mehr um das größere Werk der ewigen Erlösung (V. 9), als um das Handeln Gottes in der Natur (V. 5.6).
111,5 Speise … seinen Bund. Es ist gut möglich, dass der Psalmist damit auf Gottes Treue anspielt, die er erwiesen hat, indem er Jakob mithilfe von Joseph Nahrung verschaffte (1Mo 37-50) und somit den Abrahamsbund erfüllte, bei dem er verheißen hatte, die Nation so zahlreich wie die Sterne des Himmels zu machen (1Mo 15,5).
111,6 das Erbe der Heiden. Hier scheint es noch sicherer, dass der Psalmist an den Abrahamsbund denkt (vgl. 1Mo 15,18-21; 17,1-8), insbesondere an den Exodus (2Mo-5Mo) und die Eroberung und Verteilung des Landes (Josua). S. Anm. zu 5Mo 7,1.2.
111,9 auf ewig verordnet seinen Bund. Angesichts von V. 5.6 und Gal 3,6-9 scheint es hier um die Aspekte des Abrahamsbundes zu gehen, die die Erlösung betreffen, denn der Abrahamsbund wurde häufi g als »ewiger« Bund bezeichnet (vgl. 1Mo 17,7.13.19; 1Chr 16,15.17; Ps 105,8.10; Jes 24,5).
111,10 Die Furcht des HERRN. S. Anm. zu Spr 1,7; 9,10.
112,1 S. Anm. zu Ps 111,1-10. I. Der Segen des Gehorsams (112,1-9) II. Die Nichtigkeit der Sünde (112,10) 112,1 der den HERRN fürchtet. Dieser Psalm beginnt, wo 111,10 endete und verbindet die beiden Psalmen miteinander.
112,2 Der Wunsch jedes Menschen nach Wohlergehen kann nur durch Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes erfüllt werden (vgl. Ps 1,1-3).
112,9 ausgestreut. Diesen Vers zitiert Paulus in 2Kor 9,9. 112,9 sein Horn. Bei Tieren waren Hörner ein Zeichen für ihre Kraft und Gesundheit. Das wird hier bildhaft auf den Gerechten angewendet.
112,10 In krassem Gegensatz zum Gerechten aus V. 2-9 lebt der Gottlose eine wertlose Existenz ohne Kraft (vgl. Ps 1,4-6).
113,1 Die Psalmen 113-118 bilden eine reichhaltige 6er-Gruppe von Lobpreispsalmen für Gott, die üblicherweise »Ägyptischer Hallel« genannt werden (»Hallel« bedeutet im Hebr. »Lobpreis«). Sie wurden gesungen beim Passah, zu Pfi ngsten und beim Laubhüttenfest. Die größte Bedeutung hatten sie jedoch für das Passah, dem Fest der Befreiung der Juden aus Ägypten (vgl. 2Mo 12-14). Traditionell wurden Ps 113.114 vor dem Passahmahl gesungen und Ps 115-118 danach. Psalm 118 war wahrscheinlich das Loblied, das Christus und die Junger sangen, bevor sie in der Nacht, als Christus verraten wurde, den Obersaal verließen (vgl. Mt 26,30; Mk 14,26). Im Psalter gibt es zwei weitere bedeutende Gruppen von Lobpreispsalmen: 1.) das Große Hallel (Ps 120-136) und 2.) das Letzte Hallel (Ps 145-150). I. Der Aufruf zum Lobpreis (113,1-3) II. Der Grund für den Lobpreis (113,4-9) A. Gottes übernatürliches Sein (113,4.5) B. Gottes erfahrbares Sein (113,6-9) 113,1 Knechte. Das bezieht sich auf die Erlösten, die allesamt Gott gehorsam dienen sollten. den Namen. Der Name Gottes steht für alle seine Eigenschaften.
113,2 von nun an bis in Ewigkeit. Lobpreis soll immerfort darge- bracht werden (vgl. Eph 5,20; 1Th 5,18).
113,3 Aufgang … Niedergang. Vom ersten Augenblick des Auf- wachens am Morgen bis zum Einschlafen.
113,4 Die Gläubigen sollen den Einen, der des Lobes würdig ist, für seine unumschränkte Souveränität preisen.
113,6 tief heruntersieht. Anscheinend muss Gott sich, bildhaft ausgedrückt, aus seinem weit entfernten Himmel sehr tief herabneigen, um die Erde zu untersuchen (vgl. Jes 40,12-17). In weit größerer Weise erniedrigte Christus sich in der Fleischwerdung (vgl. Phil 2,5-11).
113,7 den Geringen. Diese Worte stammen fast wortwörtlich aus Hannas Lied in 1Sam 2,8. Gott ist sowohl für Reiche wie Arme zuständig (Spr 22,2). Gottes Mitleid ergeht an die Armen und Bedürftigen (vgl. Ps 72,12.13). Schließlich kam Christus, um denen zu dienen, die arm im Geist sind (vgl. Jes 61,2; Lk 4,18). 113,9 die unfruchtbare Frau. Sara (1Mo 21,2), Rebekka (1Mo 25,21) und Rahel (1Mo 30,23) waren davon die bedeutendsten, da die Erfüllung des Abrahamsbundes von diesen erst kinderlosen Frauen abhing, die dann aber von Gott gesegnet wurden und Kinder bekamen.
114,1 S. Anm. zu Ps 113,1-9. Dieser Psalm bezieht sich am deut- lichsten von allen auf den Exodus (2Mo 12-14). Er berichtet von Gottes Reaktion auf ein versklavtes Volk (Israel in Ägypten), um seine Verheißungen des Abrahamsbundes zu ehren (1Mo 28,13-17), die Jakob gegeben wurden (vgl. 114,1, »das Haus Jakob«; 114,7, »des Gottes Jakobs«). I. Gott wohnt in Israel (114,1.2) II. Gott erschreckt die dingliche Schöpfung (114,3-6) III. Gott verursacht Erzittern (114,7.8)
114,2 Juda … Israel. Juda und Benjamin einerseits und die 10 Nordstämme andererseits. Heiligtum … Herrschaftsgebiet. Gott wohnte unter dem Volk, und zwar bei Tag in Form eine Wolkensäule und bei Nacht als eine Feuersäule (vgl. 2Mo 13,21, 22; 14,19).
114,3 Das Meer … Jordan. Zwei Wunder Gottes, nämlich die Spal- tung von Gewässern, begannen und beendeten den Exodus. Bei der Flucht aus Ägypten teilte Gott das Rote Meer (2Mo 14,15-31) und 40 Jahre später teilte er den Jordan, damit die Juden ins Gelobte Land einziehen konnten (Jos 3,1-17).
114,4 Berge … Hügel. Das bezieht sich auf die gewaltige Erschei- nung Gottes, mit der er sich Israel am Berg Sinai zeigte (vgl. 2Mo 19,18; Ri 5,4.5; Ps 68,17.18).
114,5 In poetischer Bildersprache fragt Gott, warum die festesten geografi schen Strukturen, d.h. das Meer und die Berge, nicht seiner Macht und seinem Willen widerstehen konnten.
114,7 erbebe. Die einzig angemessene Reaktion der hilfl osen Natur vor dem allmächtigen Gott.
114,8 den Fels. Das bezieht sich auf den ersten Vorfall in Massa bzw. Meriba (2Mo 17,5.6) und / oder auf den zweiten (4Mo 20,8-11).
115,1 S. Anm. zu Ps 113,1-9. Dieser Lobpreispsalm scheint im Wechselgesang angelegt zu sein und folgender Gliederung und Struktur zu folgen: 1.) das Volk (V. 1-8); 2.) die Priester (V. 9-11); 3.) das Volk (V. 12.13); 4.) die Priester (V. 14.15) und 5.) das Volk (V. 16-18). Die Verse 4-11 ähneln sehr Ps 135,15-20. Manche meinen, dieser Psalm sei nachexilisch (vgl. V. 2) und wurde möglicherweise bei der Einweihung des zweiten Tempels zum ersten Mal gesungen (vgl. Esr 6,16). 115,1 deinem Namen gib Ehre. Gott erklärte, dass er seine Ehre mit niemanden teilen wird (Jes 42,8; 48,11). 115,2 Wo ist denn ihr Gott? (vgl. Ps 42,3.10; 79,10; Joel 2,17; Mi 7,10). Die Juden verachteten diesen Spott der Heiden.
115,3 Israels Gott ist lebendig und regiert die Erde von seinem himmlischen Thronsaal.
115,4 Im Gegensatz dazu beten die Heiden tote, selbst fabrizierte Götzen an, die dem Gleichnis der gefallenen Geschöpfe nachempfunden sind (vgl. Jes 44,9-20; 46,5-7; Jer 10,3-16; Röm 1,21-25). Der Götzendiener wird wie der Götze – geistlich nutzlos. 115,9-11 Diese 3 Verse sind eine priesterliche Ermahnung (vgl. 118,2-4; 135,19.20) und lassen sich auf 3 verschiedene Gruppen anwenden: 1.) auf die Nation Israel (115,9); 2.) auf die levitischen Priester aus dem Haus Aarons (115,10); und 3.) auf für das Judentum gewonnene Proselyten, die gottesfürchtig sind (115,11). Für alle 3 Gruppen ist Gott Hilfe und Schild.
115,16 die Erde. Eine starke Andeutung, dass es nur auf dem Pla- neten Erde Leben gibt.
116,1 S. Anm. zu Ps 113,1-9. In diesem Psalm dankt der Psalmist dem Herrn sehr persönlich dafür, dass er ihn vor dem Tod gerettet hat (116,3.8). Anlass und Autor bleiben unbekannt, obwohl Sprachstil bemerkenswert dem Gebet Jonas vom Bauch des Fisches ähnelt. Wenngleich es hier anscheinend um den körperlichen Tod geht, kann dasselbe Lied von denen gesungen werden, die vom geistlichen Tod errettet worden sind. I. Die Antwort des Herrn auf das Gebet des Psalmisten um Rettung vor dem Tod (116,1-11) II. Die Reaktion des Psalmisten auf Gottes Rettung vor dem Tod (116,12-19)
116,3 des Todes. Wörtl. »Scheol«, ein anderes Wort für Grab bzw. Tod.
116,9 Ich werde wandeln. Ein Gelöbnis des Gehorsams.
116,10 Ich habe geglaubt. Glaube an Gott und an seine Retter- macht ging dem Gebet des Psalmisten um Rettung voraus. Diesen Vers zitiert Paulus in 2Kor 4,13. Er wiederholt das Prinzip des Wandelns nicht aus Schauen, sondern aus Glauben.
116,11 Alle Menschen sind Lügner! Entweder reagiert der Psal- mist auf seine falschen Ankläger oder auf Menschen, die fälschlicherweise behaupteten, ihn retten zu können.
116,12 Wie soll ich dem HERRN vergelten. Gott braucht nichts und erhebt keinen Preis für seine freie Barmherzigkeit und Gnade. Der Psalmist gibt ihm dafür die einzig annehmbare Gabe – Gehorsam und Dank.
116,13 Kelch des Heils. In genau diesem Wortlaut kommt dieser Ausdruck nur an dieser Stelle im AT vor. Wahrscheinlich hat er die Bedeutung des Kelches oder Bechers in Ps 16,5; 23,5; d.h. die von Gott geschenkten Umstände des erlösten Lebens, im Gegensatz zu Ps 75,8, wo vom Kelch des Zornes Gottes die Rede ist.
116,14 meine Gelübde … erfüllen. Das bezieht sich wahrschein- lich auf die Gelübde, die er während seiner Fronzeit abgelegt hat (vgl. 116,18.19).
116,15 Der Psalmist erkannte, welch besonderer Segen seine Rettung im Licht von V. 15 war (»meine Fesseln gelöst«). Deshalb betont er nochmals seine Rolle als Knecht Gottes und folgt damit dem Vorbild seiner Mutter.
116,17 Diese Verse stehen in Parallele zu V. 13.14. Jona sagte fast genau dasselbe (Jon 2,10). 116,17 Dankopfer. Wahrscheinlich kein mosaisches Opfer, son- dern vielmehr tatsächlich Lob und Dank aus dem Herzen im Geist von Ps 136 und 138 (vgl. Ps 50,23; 100,4; 119,108). 116,19 Hauses des HERRN. Das bezieht sich 1.) auf die Stiftshütte, die in Jerusalem stand, sofern der Psalm von David oder vorher geschrieben wurde, oder 2.) auf den Tempel in Jerusalem, wenn er von Salomo oder später geschrieben wurde.
117,1 S. Anm. zu Ps 113,1-9. In diesem kleinen, aber bedeuten- den Psalm ist das Siegel der Heilswahrheit zusammengefasst und seine Tiefe übertrifft bei weitem seine Länge. Dieser zentrale Psalm weist 3 besondere Eigenschaften auf: 1.) er ist der kürzeste Psalm; 2.) er ist das kürzeste Kapitel der Bibel; und 3.) er ist das mittlere Kapitel der Bibel. Dass Gott hinsichtlich des Heils auch im AT über die Grenzen Israels hinaus blickte, wird hier deutlich gemacht. Der Psalm blickt zurück auf Gottes Absicht für Adam und Eva im Garten Eden (1Mo 1.2) und blickt voraus auf die letztendliche Erfüllung seiner Absichten im neuen Himmel und auf der neuen Erde (Offb 21.22). I. Eine weltweite Einladung (117,1) II. Eine grandiose Erklärung (117,2) 117,1 Heiden … Völker. Paulus zitiert diesen Vers in Röm 15,11 um herauszustellen, dass Gott von Anfang der Zeit an einen Heilsplan für die ganze Welt verfolgte (vgl. Röm 15,7-13). Weitere Schriftstellen, die Paulus in Röm 15 zu diesem Zweck zitiert, sind: 5Mo 32,43; 2Sam 22,50 und Jes 11,10. Das NT macht diesen Punkt, zwar nicht so offensichtlich wie im AT, unmissverständlich klar (vgl. Apg 10,34.35; Röm 1,16; 1Kor 12,13; Gal 3,1-29, insbesondere V. 28; Kol 3,11).
117,2 Gründe für ein solchen großartigen Lobpreis wie der in V. 1 befohlene sind: 1.) Gottes errettende Freundlichkeit und 2.) Gottes ewige Wahrheit. Deshalb wird Gott das, was er verheißen hat, auch verschaffen (vgl. Joh 6,37-40).
118,1 S. Anm. zu Ps 113,1-9. Wie auch Ps 110 ist dieser Psalm höchst messianisch und wird deshalb im NT sehr oft zitiert (Mt 21,9.42; 23,39; Mk 11,9.10; 12,10.11; Lk 13,35; 19,38; 20,17; Joh 12,13; Apg 4,11; Hebr 13,6; 1Pt 2,7). Weder der Verfasser noch die genauen Umstände des Psalms werden angegeben. Zwei denkbare Möglichkeiten können erwogen werden: 1.) Er wurde zur Zeit von Mose beim Exodus geschrieben oder 2.) er wurde irgendwann nach der Rückkehr der Juden aus dem Exil nach Jerusalem geschrieben. Wahrscheinlicher ist die erste Möglichkeit, und zwar aufgrund 1.) des Wesens des Ägyptischen Hallels (bes. Ps 114); 2.) seiner Verwendung durch die Juden insbesondere beim Passah; 3.) der starken Ähnlichkeit zu Moses Erfahrung beim Exodus; 4.) die verblüffend ähnliche Ausdrucksweise (Ps 118,14 zu 2Mo 15,2; 118,15.16 zu 2Mo 15,6.12; 118,28 zu 2Mo 15,2); und 5.) der besonders herausgestellten messianischen Bedeutung, insofern sich der Psalm auf die von Christus, unserem Passahlamm, bewirkte Erlösung bezieht (1Kor 5,7). Es ist durchaus denkbar, dass Mose diesen wunderschönen Psalm schrieb, um in Anbetung zurückzublicken auf das historische Passah und in Erstaunen vorauszublicken auf das geistliche Passah in Christus. I. Aufruf zur Anbetung (118,1-4) II. Persönlicher Lobpreis (118,5-21) III. Gemeinsamer Lobpreis (118,22-24) IV. Verpfl ichtung zur Anbetung (118,25-29) 118,1 Dankt dem HERRN. Vgl. Ps 105-107.136. Der Psalm endet in V. 29 so, wie er hier beginnt.
118,2 Israel … Aaron … die den HERRN fürchten. S. Anm. zu Ps 115,9-11. Der Ausdruck »seine Gnade währt ewiglich« wird in Ps 136 in allen 26 Versen wiederholt (vgl. 118,1.29).
118,5 Dieser Abschnitt ist der persönliche Lobpreis des Psalmis- ten, möglicherweise Moses. 118,5 Der Psalmist blickt konzentriert auf den Herrn.
118,6 In Hebr 13,6 wird dieser Vers zitiert; vgl. Ps 56,4.11.
118,10 Hier spricht offensichtlich der Führer der Nation.
118,12 ein Dornenfeuer. Trockene Dornen verbrennen leicht und schnell.
118,13 Du hast mich hart gestoßen. Das bezieht sich auf die Feinde des Psalmisten.
118,14 Diese Wort sind identisch mit Moses Worten in 2Mo 15,2.
118,15 Eine Siegesverkündigung. 118,15 Die Rechte. Sehr ähnlich zu Moses Worten in 2Mo 15,6.12.
118,18 Das bezieht sich möglicherweise auf die Begebenheit in Me- riba, wo Mose den Felsen schlug (vgl. 4Mo 20,8-13).
118,19 Aufgrund des Sieges über gewaltige Probleme hat der Psalmist den großen Wunsch, Gott zu loben. 118,19 Tore der Gerechtigkeit. Höchstwahrscheinlich ein bildhaf- ter Ausdruck für geistliche Tore, durch welche die Gerechten einziehen (vgl. Ps 100,4), und nicht auf die buchstäblichen Tore des Tempels wie z.B. in 1Chr 9,23.
118,20 das Tor. Das weist auf den Eingang hin, der in die Gegen- wart der Herrn führt. Jesus dachte womöglich an diesen Psalm, als er in Mt 7,13.14 über die »enge Pforte« lehrte.
118,21 mein Heil. Der Herr hat den Psalmisten vom sonst sicheren Untergang und Tod gerettet (vgl. 118,14.15).
118,22 Die Zitate von V. 22.23 und V. 25.26 im NT verleihen ih- nen hier eine starke messianische Bedeutung. Wenn Mose der Autor ist, verwenden die Schreiber des NT eine vollkommene Analogie, indem sie diese Schriftstelle mit Christus verbinden. Beispielsweise sagte Mose, dass Gott noch einen Propheten wie ihn erwecken werde (5Mo 18,15). Petrus identifi zierte diesen weiteren Propheten als den Herrn Jesus Christus (vgl. Apg 3,11-26). So ist Mose ein berechtigter, biblisch anerkannter Typus für Christus. 118,22 Stein … Bauleute verworfen … Eckstein. Petrus identifi - zierte diesen Eckstein im NT als Christus (Apg 4,11; 1Pt 2,7). Im Gleichnis von den treulosen Weingärtnern (Mt 21,42; Mk 12,10-11; Lk 20,17) wird der verworfene Sohn des Weinbergbesitzers mit dem verworfenen Stein verglichen, der zum Eckstein wurde. Christus war dieser verworfene Stein. Die führenden Juden wurden als Bauleute der Nation dargestellt. Nun hat diese Schriftstelle in V. 22 eine historische Grundlage, die in ihren wichtigsten Eigenschaften der Verwerfung Christi entspricht, der gekommen ist, um die Nation zu retten. Moses Erfahrung als Typus für Christus veranschaulichte Christi Verwerfung. Bei mindestens 3 Begebenheiten wurde Mose (als »Stein«) von den Juden (den »Bauleuten«) als ihr von Gott gesandter Retter (»Eckstein«) verworfen; siehe z.B. 2Mo 2,11-15, vgl. Apg 7,35; 2Mo 14,10-14.10; 16,1-3.11.12.20. 118,24 der Tag. Das bezieht sich wahrscheinlich 1.) auf den Tag der Rettung bzw. 2.) auf den Tag, an dem der Stein zum Eckstein gemacht wurde, was sie nun feiern.
118,25 Ach, HERR, hilf. Hebr. lauten diese Worte »hosianna« und wurden von der Menge Christus zugerufen, als er in Jerusalem einzog (Mt 21,9; Mk 11,9.10; Joh 12,13). Wenige Tage später verwarfen sie ihn, weil er ihnen keine militärisch-politische Rettung brachte.
118,26 Gepriesen. Christus lehrte, dass das Volk Israel ihn nach seinem Abschied (seiner Himmelfahrt) nicht wieder sehen würde, bis sie ihm diese Worte bei seinem zweiten Kommen aufrichtig zurufen (vgl. Mt 23,39; Lk 13,35). In diesem historischen Text konnten die Juden zu Moses Zeit diesen Ausdruck ohne weiteres singen, insbesondere am Ende der 40 Jahre, aber vor Moses Tod (vgl. 5Mo 1-33). Haus des HERRN. Ein Ausdruck für die Stiftshütte Moses (vgl. 2Mo 23,19; 34,26; 5Mo 23,19) und später für den Tempel (vgl. 1Kö 6,1).
118,27 Licht. Entsprechend dem mosaischen Segen von 4Mo 6,25. des Altars. Der Brandopferaltar, der im Osten des Vorhofes des Heiligtums stand (vgl. 2Mo 27,1-8; 38,1-7).
118,28 Das erinnert verblüffend an 2Mo 15,2.
118,29 Eine Wiederholung von 118,1.
119,1 Dieser längste aller Psalmen und Kapitel der Bibel reprä- sentiert quasi den »Mt. Everest« des Psalters. Wie Ps 1 und 19 preist er das Wort Gottes. Der Autor ist unbekannt, obgleich man berechtigterweise David, Daniel und Esra vorgeschlagen hat. Der Psalmist schrieb diesen Psalm anscheinend in einer schlimmen Notlage (vgl. V. 23.42.51.61.67.71.78.86-87.95.110.121.134.139.143.146.153.154. 157.161.169). Dieser Psalm ist ein Akrostichon (vgl. Ps 9.10.25.34.37.1 11.112.145), der 22 Abschnitte von je 8 Zeilen umfasst. Alle 8 Zeilen des ersten Abschnitts beginnen mit dem ersten Buchstaben des hebr. Alphabets, alle 8 Zeilen des zweiten Abschnitts mit dem zweiten Buchstaben usw. bis alle 22 Buchstaben der Reihe nach verwendet sind. 8 verschiedene Bezeichnungen für die Heilige Schrift werden in diesem Psalm verwendet: 1.) Gesetz, 2.) Zeugnisse, 3.) Vorschriften, 4.) Satzungen, 5.) Gebote, 6.) Verordnungen, 7.) Worte und 8.) Ordnungen. Von der Zeit vor Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang bestimmte das Wort Gottes das Leben des Psalmisten, z.B. 1.) vor dem Morgengrauen (V. 147), 2.) täglich (V. 97), 3.) 7-mal täglich (V. 164), 4.) in der Nacht (V. 55.148) und 5.) um Mitternacht (V. 62). Abgesehen von der akrostischen Struktur hat Ps 119 keine Gliederung. Stattdessen hat er viele immer wiederkehrende Themen, auf die wir in den Anmerkungen eingehen werden. 119,1 Wohl … Wohl. Ähnlich wie Ps 1,1-3. An anderer Stelle er- klärt der Psalmist, dass die Schrift wertvoller ist als Geld (V. 14.72. 127.162) und mehr Freude einbringt als süßer Honig (V. 103; vgl. Spr 13,13; 16,20; 19,16). 119,1 wandeln. Ein gewohnheitsmäßiges Lebensmuster.
119,2 von ganzem Herzen. Mit dem »Herzen« sind der Intellekt, der Wille und die Gefühle gemeint (vgl. V. 7.10.11.32.34.36.58.69.70.80. 111.112.145.161). Völlige Hingabe bzw. der Ausdruck »ganzes Herz« kommt 6-mal vor (V. 2.10.34.58.69.145).
119,4 eifrig befolge. Der Psalmist sehnt sich danach, dem Wort Gottes zu gehorchen (vgl. V. 4.8.30-32.44.45.51.55.57.59-61.63.67.68. 74.83.87.101.102.106.110.112.129.141.157.167.168).
119,5 O. Manchmal ist es schwierig zu unterscheiden, wo das Zeugnis des Psalmisten endet und das Gebet beginnt (vgl. V. 29. 36.58.133).
119,7 Ich werde dir danken. Die Bibel fordert auf zu singen, zu danken, zu jubeln und zu preisen (vgl. V. 13.14.54.62.108.151.152.160. 164.171.172.175). Rechtsbestimmungen. Gottes Wort bringt den Charakter Gottes zum Ausdruck, insbesondere seine Gerechtigkeit (vgl. V. 7.62.75.106.123.138.144.160.164.172).
119,9 Das Verinnerlichen des Wortes Gottes ist die beste Waf- fe des Gläubigen, um sich gegen einschleichende Sünde zu verteidigen.
119,12 Lehre mich. Der Schüler und Psalmist lädt Gott, den Auto- ren der Schrift, ein, sein Lehrer zu sein (vgl. V. 26.33.64.66.68.108.124. 135). Das Ergebnis ist, dass der Psalmist nicht vom Wort Gottes abweicht (V. 102).
119,14 lauter Reichtümer. Vgl. V. 72.127.
119,15 nachsinnen … achten. Der Psalmist dachte oft über die Schrift nach (vgl. V. 23.27.48.78.97.99.148).
119,16 Ich habe meine Lust. Vgl. V. 24.35.47.70.77.92.143.174. Darum werde ich deines Wortes nicht vergessen. (vgl. V. 93.176).
119,18 Öffne mir die Augen. Das ist vielleicht das erhabendste Gebet, das ein Student der Bibel beten kann, da er damit seine Unzulänglichkeit eingesteht und die Hinlänglichkeit Gottes als Autor der Bibel anerkannt (vgl. V. 98.99.105.130).
119,19 Fremdling. Als Bürger des Reiches Gottes war der Psalmist im Reich der Menschen nur ein Ausländer.
119,20 verzehrt sich vor Sehnsucht. Das drückt die tiefe Sehn- sucht des Psalmisten nach dem Wort Gottes aus (vgl. V. 40.131).
119,21 die Frechen … die Verfl uchten. Der Psalmist identifi ziert sich mit Gottes Tadel gegen die, die seinem Wort nicht gehorchen (vgl. V. 53.104.113.115.118.126).
119,24 meine Ratgeber. Das wichtigste Mittel biblischer Beratung und Seelsorge ist die Anwendung von Gottes Wort durch Gottes Geist auf das Herz des Gläubigen (vgl. V. 98-100).
119,25 belebe mich. Der Psalmist wünscht sich sehr Belebung und erkennt, dass Gott und Gottes Wort allein dazu ausreichen (vgl. V. 37.4 0.50.88.93.107.149.154.156.159).
119,27 Lass mich … verstehen. Philippus fragte den Kämmerer aus Äthiopien, der Jesaja 53 las: »Verstehst du auch, was du liest?« (Apg 8,30). Der Psalmist verstand, dass Gott die beste Quelle der Unterweisung war (vgl. V. 34.73.100.125.144.169).
119,28 weint vor Kummer. Damit ist heftige Traurigkeit über Sün- de gemeint.
119,29 den Weg der Lüge … Den Weg der Treue. Der Psal- mist wünschte, den wahrhaftigen Charakter Gottes nachzuahmen, im Gegensatz zu den lügnerischen Wegen Satans (vgl. V. 163).
119,32 laufe den Weg. Das drückt aus, wie kraftvoll der Psalmist auf Gottes Wort reagierte.
119,37 nach Nichtigem zu schauen. Der Psalmist möchte sich mit den wertvollsten Dingen beschäftigen, d.h. mit Gottes Wort (vgl. V. 14.72.127).
119,39 gut. Die Heilige Schrift hat genau dieselben Eigenschaften wie Gott selbst (vgl. V. 68): 1.) vertrauenswürdig (V. 42); 2.) wahr (V. 43.142.151.160); 3.) zuverlässig (V. 86); 4.) unveränderlich (V. 89); 5.) ewig (V. 90.152); 6.) Licht (V. 105) und 7.) rein (V. 140). 119,41 deine Hilfe. Ein oft wiederholter Wunsch (vgl. V. 64.76.81. 88.94.109.123.134.146.149.153.154.159.166).
119,43 hoffe. Der Psalmist wartet geduldig auf die Wirkung des Wortes Gottes (vgl. V. 49.74.81.114.147).
119,47 die ich liebe. Der Psalmist drückt seine große Leidenschaft für das Wort Gottes aus (vgl. V. 97.113.127.140.159.163.163.167). 119,50 Trost. Den der Psalmist im Wort Gottes fand (vgl. V. 52.76.82).
119,68 Du bist gut. Der Psalmist beruft sich oft auf den Charakter Gottes: 1.) Seine Treue (V. 75.90); 2.) sein Mitgefühl (V. 77); 3.) seine Gerechtigkeit (V. 137.142) und 4.) seine Gnade (V. 156).
119,70 stumpf wie von Fett. Das bezieht sich auf die Stolzen aus V. 69, deren Herzen fett sind und deshalb nicht vom Wort Gottes durchdrungen werden können.
119,73 Deine Hände. Das bezieht sich bildhaft auf Gottes Eingrei- fen in das Leben des Menschen (Ps 139,13-16).
119,75 gedemütigt. Der Psalmist ist zuversichtlich und gegründet darin, dass Gott souverän über den Nöten der Menschen steht, die in 119,67.71 erwähnt sind (vgl. 5Mo 32,39; Jes 45,7; Kla 3,37.38).
119,83 ein Schlauch im Rauch. So wie ein Schlauch durch Rauch austrocknet, steif wird, bricht und somit unbrauchbar wird, so wurde der Psalmist durch seine Not geschwächt.
119,89 Auf ewig … fest in den Himmeln. Gottes Wort wird sich nicht ändern und ist immer geistlich relevant.
119,98 Die Weisheit Gottes übertrifft die Weisheit des Men- schen stets bei weitem.
119,105 Leuchte … Licht. Gottes Wort bietet Licht, um zu wan- deln, ohne zu stolpern. 119,111 Wonne. Das Wort Gottes bringt Freude (vgl. V. 162).
119,118 verwerfen … räumst du … hinweg. Gott richtet die Gottlosen gerecht durch sein Wort.
119,128 S. Anm. zu V. 21.
119,130 erleuchtet … Einsicht. Damit ist die Erleuchtung beim Begreifen der Bedeutung der Schrift gemeint. 119,131 lechze. Wie nach Gott selbst (vgl. Ps 42,1.2).
119,136 Tränenströme. Der Psalmist wird zu Tränen über die Sün- den anderer gerührt.
119,140 wohlgeläutert. Das Wort Gottes ist wie Silber 7-mal ge- läutert (vgl. Ps 12,6) und entbehrt jegliche Unreinheit, d.h. es ist irrtumslos in allem, was es sagt.
119,155 Das Heil ist fern. Das Heil wird in der Bibel so klar wie nirgendwo sonst offenbart.
119,160 Die Summe … Wahrheit. Die Schrift enthält keinen einzi- gen Deut an Unwahrheit. Hier zeigt sich auch in bestätigender Weise erlebte Erfahrung. Das zeigt die Sicherheit der vorliegenden Verse 157 und 159.
119,161 fürchtet. So wie man Gott selbst fürchtet.
119,163 Ich hasse die Lüge. Vgl. V. 29.30.
119,164 sieben Mal. Die Zahl 7 wird hier vielleicht im Sinne von Vollkommenheit bzw. Vollständigkeit verwendet und bedeutet, dass das Leben des Psalmisten von einer ständigen Haltung des Lobes geprägt ist.
119,173 Deine Hand. Ein anthropomorpher, bildhafter Ausdruck.
119,176 Ich bin in die Irre gegangen. Trotz allem, was er über der Kraft der Heiligen Schrift in seinem Leben bestätigt hat, bekennt der Psalmist, dass die Sünde aus seinem Leben immer noch nicht ausgerottet ist (vgl. Röm 7,15-25). Wenn Sünde in seinem Leben abnimmt, sollte das stets dem Wort Gottes zugeschrieben werden (vgl. V. 9-11). Durch das Wort erkennt der Knecht, dass er immer wieder persönlich von Gott gesucht und gefunden werden muss. Es reicht zur Rettung von Sünden nicht aus, die Gebote Gottes nicht zu vergessen: Ein Höhepunkt dieses Psalms und ein Hinweis auf den kommenden Hirten in Lukas 15.
120,1 Die Psalmen 120-136 bilden das »Große Hallel«; vgl. den »Ägyptischen Hallel« (Ps 113-118) und »den Letzten Hallel« (Ps 145150). Fast alle diese Psalmen (15 von 17) sind »Stufenlieder« (Ps 120134), welche von den jüdischen Pilgern bei drei vorgeschriebenen jährlichen Ereignissen auf ihrem Weg hinauf nach Jerusalem gesungen wurden (Jerusalem lag etwa 823 Meter hoch). Diese 3 vorgeschriebenen Feste waren: 1.) das Fest der Ungesäuerten Brote; 2.) Das Wochenfest / Pfi ngsten / Erntefest und 3.) das Fest des Einsammelns / Laubhüttenfest. Vgl. Anm. zu 2Mo 23,14-17; 34,22.23; 5Mo 16,16. David schrieb 4 von diesen Liedern (Ps 122.124.131.133), Salomo eines (Ps 127), und 10 bleiben anonym. Wann diese Psalmen auf diese Weise zusammengestellt wurden, ist unbekannt. Anscheinend begannen diese Lieder weit entfernt von Jerusalem (vgl. Mesech und Kedar in Ps 120,5) und bewegten sich immer näher auf Jerusalem zu, bis die Pilger tatsächlich am Tempel eintrafen und ihre Anbetung vollendeten (vgl. Ps 134,1.2). Bei Ps 120 sind Autor und Umstände unbekannt, wenngleich der Anbeter weit entfernt unter ungläubigem Volk zu leben scheint (vgl. Ps 120,5). I. Bitte (120,1.2) II. Anklage (120,3.4) III. Wehklage (120,5-7)
120,2 Lügenmäulern … falschen Zungen. Vgl. Ps 109,2; 52,2-4; Röm 3,9-18.
120,4 Geschärfte Kriegerpfeile … Ginsterholz. Lügen und fal- sche Anklagen werden verglichen mit 1.) den Schmerzen bzw. Verletzungen, die im Kampf von Pfeilen zugefügt werden, und 2.) mit dem Schmerz, der durch Verbrennungen mit Holzkohle aus Ginsterholz zugefügt wird (Ginster war ein Wüstenstrauch, der 3 bis 5 m hoch wird).
120,5 Der Psalmist lebt tatsächlich unter Heiden, die seinen Wunsch nach Frieden nicht teilen. 120,5 Mesech … Kedar. In Kleinasien (vgl. 1Mo 10,2) bzw. Arabien (Jes 21,16).
121,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Hintergrund sind nicht bekannt. Dieses Lied betont in seinen 4 Teilen sehr die Gewissheit, dass Gott Hilfe und Schutz ist, um sowohl das Volk Israel als auch den einzelnen Gläubigen sicher vor Schaden zu bewahren. I. Gott – der Helfer (121,1.2) II. Gott – der Bewahrer (121,3.4) III. Gott – der Beschützer (121,5.6) IV. Gott – der Erhalter (121,7.8) 121,1 Bergen. Wahrscheinlich die weit entfernten Berge, die der Pilger erblickt, wenn er nach Jerusalem schaut, insbesondere in Richtung des Tempels.
121,2 Meine Hilfe. Der Psalmist erwartet Hilfe nicht von der Schöp- fung, sondern vielmehr vom Schöpfer.
121,3 nicht wanken. Vgl. Ps 37,23.24. 121,3 schläft nicht. Vgl. den Eindruck, Gott schlafe, in Ps 44,23. Der lebendige Gott ist völlig anders als die heidnischen Götter und toten Götzen (vgl. 1Kö 18,27).
121,5 über deiner rechten Hand. Repräsentiert den Platz mensch- licher Bedürftigkeit gegen die Bedrohung von unten.
121,6 am Tag … bei Nacht. Schutz rund um die Uhr.
121,7 Auf den ersten Blick scheinen diese Verse zeitlich gemeint zu sein, doch bei näherem Hinsehen fi nden sich Hinweise, dass es um ewiges Leben geht, z.B. vor allem Übel (21,7) und in Ewigkeit (21,8).
122,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. David drückt seine große Freude über Jerusalem aus, das er gefestigt hatte, indem er die Jebusiter schlug (vgl. 2Sam 5) und die Stiftshütte und Bundeslade dauerhaft dort aufstellte (vgl. 2Sam 6). Davids Wunsch und Gebet wurde unter Salomos Regierung zeitweilig erfüllt (vgl. 1Kö 5,4.5). Ironischerweise wurde Jerusalem, deren Name »Stadt des Friedens« bedeutet, im Lauf der Jahrhunderte mehr umkämpft als jede andere Stadt der Welt. In prophetischer Hinsicht wird Davids Wunsch nicht in Vollkommenheit erfüllt werden, bis der Friedefürst (Jes 9,5) kommt, um seine dauerhafte Herrschaft (Sach 14,9.11) als verheißener davidischer König anzutreten (vgl. 2Sam 7,12, 13.16; Hes 37,24-28). I. Die Freude über die Anbetung (122,1-5) II. Das Gebet für Jerusalem (122,6-9) 122,1 zum Haus des HERRN. Eine Bezeichnung für die Stiftshütte (vgl. 2Mo 23,19; 34,26; 2Sam 12,20) und nicht für den Tempel, der erst später von Salomo erbaut wurde.
122,2 in deinen Toren. Dies geschah, nachdem die Stiftshütte und die Bundeslade in der Stadt Davids angekommen waren (2Sam 6). David freut sich darüber, dass die Bundeslade an ihrem richtigen Ort angelangt ist. 122,3 festgefügte Stadt. Die Stadt Jerusalem zur Zeit Davids (Zion) war kleiner als die von Salomo ausgebaute Stadt.
122,4 ein Zeugnis für Israel. Das bezieht sich auf Gottes Befehl, 3-mal jährlich nach Jerusalem hinaufzuziehen (s. Anm. zu Ps 120,1-7).
122,6 Ein höchst angemessenes Gebet für eine Stadt, deren Name Frieden bedeutet und die die Wohnstätte des Gottes des Friedens ist (Jes 9,5; Röm 15,33; Hebr 13,20). Vgl. die Gebete für den Frieden Israels (Ps 125,5; 128,6) und andere Psalmen, die Jerusalem preisen (Ps 128.132.147). In der Geschichte sollte sich bestätigen, dass schlimme Zeiten bevorstanden (Ps 79.137), bevor die beste aller Zeiten anbricht (Offb 21.22).
123,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Hintergrund sind unbe- kannt. I. Gott preisen (123,1.2) II. Gottes Gnade erbitten (123,3.4) 123,1 meine Augen. Die nächste Station nach Ps 121,1. im Him- mel thronst. Vgl. Ps 11,4; 103,19; 113,5.
123,2 Knechte … Herrn. Der Psalmist schließt vom Geringeren auf das Größere (vom Menschlichen auf das Göttliche; vom Irdischen auf das Himmlische). Unsere Augen sollten auf den Herrn gerichtet sein, um von ihm zu erwarten, dass er unsere Bedürfnisse stillt.
123,3 Verachtung … Spott. Von ungläubigen Heiden, vielleicht den Samaritern (vgl. Neh 1,3; 2,19).
124,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Ein davidischer Psalm, der allge- mein an frühere Rettungen erinnert, möglicherweise an den Exodus (V. 5). I. Gottes Schutz (124,1-5) II. Gottes Fürsorge (124,6-8) 124,1 Gott hat Israel vor der Auslöschung bewahrt.
124,2 als die Menschen gegen uns auftraten. Eine allgemeine Aussage, die die ganze Geschichte Israels von Abraham bis David betreffen kann.
124,4 Wasser … Strom … wildwogenden Wasser. Hier wird der Durchzug durchs Rote Meer (2Mo 14) bzw. durch den Jordan (Jos 3) beschrieben.
124,8 Unsere Hilfe. Vgl. Ps 121,1.2.
125,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Hintergründe sind unbe- kannt, wenngleich die Zeit Hiskias (2Kö 18,27-35) oder Nehemias (Neh 6,1-19) vorgeschlagen wurden. I. Die Sicherheit Jerusalems (125,1-3) II. Die geistliche Reinheit Jerusalems (125,4.5) 125,1 Berg Zion. Der südwestliche Berg, der Jerusalem repräsen- tierte und ein Zeichen der von Gottes Bundesverheißung getragenen Beständigkeit war. 125,1 ewiglich. Hier geht es um mehr als eine zeitliche Verhei- ßung. 125,2 sein Volk. Diejenigen, die auf den Herrn vertrauen (vgl. V. 1).
125,3 Zepter der Gesetzlosigkeit. Zu Hiskias Zeit die assyrischer Herrschaft bzw. die medo-persische Herrschaft zur Zeit Nehemias. dem Erbteil. Das Land, das Abraham verheißen war (1Mo 15,18-21). 125,4.5 Das Ende der Aufrichtigen wird (V. 4) mit dem Ende der Übeltäter verglichen (V. 5). Das wahre Israel wird vom falschen unterschieden (vgl. Röm 2,28.29; 9,6.7).
125,5 dahinfahren. Hier geht es anscheinend nicht um zeitliches, sondern ewiges Gericht. Friede. Eines Tages wird Gott einen dauerhaften Friedensbund aufrichten (vgl. Hes 37,26).
126,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Anlass sind in diesem Psalm nicht genannt. V. 1 weist jedoch auf eine Zeit der Rückkehr aus der Gefangenschaft hin. Das bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die babylonische Gefangenschaft, von der es drei verschiedene Heimkehrphasen gab: 1.) unter Serubbabel in Esr 1-6 (ca. 538 v.Chr.); 2.) unter Esra in Esr 7-10 (ca. 458 v.Chr.) und 3.) unter Nehemia in Neh 1.2 (ca. 445 v.Chr.). Anlass dieses Psalms könnte die 1. Heimkehr sein, nachdem das Fundament des zweiten Tempels gelegt worden war (vgl. Esr 3,8-10), oder die 2. Heimkehr, als das Laubhüttenfest wieder eingeführt worden war (vgl. Neh 8,13-14). Dieser Psalm gleicht Ps 85, der über Israels Rückkehr aus Ägypten jubelt, steht aber im Gegensatz zu Ps 137, der die Leiden der babylonischen Gefangenschaft beklagt. I. Das Zeugnis der Wiederherstellung (126,1-3) II. Das Gebet um Reichtümer (126,4) III. Die Weisheit der Gerechtigkeit (126,5.6) 126,1 wie Träumende. Die reale, aber so unerwartete Erfahrung der Befreiung, erschien mehr wie ein Traum und nicht als Realität.
126,2 Der HERR hat … getan. Das wurde zuerst von den umge- benden Nationen (V. 2) und dann vom heimkehrenden Überrest anerkannt (V. 3).
126,4 bringe … zurück. Ein Gebet um Wiederherstellung des größtmöglichen Glücks der Nation. Bäche im Südland. Das bezieht sich auf die trockene Region südlich von Beerscheba (die Wüste Negev), die im Sommer völlig trocken ist, deren Bäche sich durch den Frühlingsregen jedoch schnell füllen. Der Psalmist betet, dass Israels Glück in gleicher Weise schnell kommt und sich vom Nichts zur Fülle wandelt.
126,5 säen … ernten. Dadurch, dass die Nation Tränen der Buße über ihre Sünde säte, trug sie die Ernte einer freudigen Rückkehr ins Land Israel davon. 127,1-5 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor ist Salomo (vgl. Pred 12,10), der Anlass ist jedoch unbekannt. Die Hauptbotschaft, dass Gott der Mittelpunkt und souveräne Herrscher des Lebens ist, klingt sehr wie einige Abschnitte des Predigers Salomos (vgl. Pred 2,24.25; 5,18-20; 7,13.14; 9,1). Die Psalmen 112 und 128 entfalten ebenfalls eine kräftige Botschaft über die Familie. I. Gottes Souveränität im Alltagsleben (127,1.2) II. Gottes Souveränität im Familienleben (127,3-5) 127,1.2 Gottes Souveränität wird in 3 Bereichen gesehen: 1.) im Bau eines Hauses, 2.) im Beschützen einer Stadt und 3.) im Verdienen des Lebensunterhalts. In allen 3 Fällen sind Gottes souveräne Absichten viel entscheidender für das Ergebnis als die Bemühungen des Menschen. Andernfalls sind die Mühen des Menschen vergeblich (vgl. Pred 1,2; 12,8).
127,2 sauer erworbenes Brot. Nahrung, die mit qualvoller Arbeit verdient wurde.
127,3 Dasselbe Prinzip der Souveränität Gottes gilt für das Aufzie- hen einer Familie. 127,3 Gabe … Belohnung. Kinder sind ein Segen vom Herrn. Un- terschwellig spielt das an auf Gottes Verheißung an Abraham, dessen Nachkommen Gott so zahlreich machen wollte wie die Sterne des Himmels und der Staub der Erde (1Mo 15,5; 13,16).
127,4 So wie Pfeile für einen Krieger unverzichtbar sind, um im Kampf erfolgreich zu sein, so sind Kinder von unschätzbarem Wert, um Vater und Mutter in Kriegs- oder Notzeiten zu schützen. Je mehr solche Beschützer vorhanden sind, desto besser.
128,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Anlass sind unbekannt. In den Psalmen 112 und 127 geht es ebenfalls um das Thema Familie. I. Die Grundelemente der Furcht des Herrn (128,1.4) II. Der Segen der Furcht des Herrn (128,2.3, 5.6) A. In der Gegenwart (128,2.3) B. In der Zukunft (128,5.6) 128,1 der den HERRN fürchtet. S. Anm. zu Spr 1,7 und 9,10. Psalm 112,1-6 behandelt ebenfalls dieses Thema. Eine gute Defi nition fi ndet sich in der parallelen Zeile: »der in seinen Wegen wandelt«. Väter (Ps 128,1.4), Mütter (Spr 31,30) und Kinder (Ps 34,11) sollen den Herrn fürchten. Dieser Psalm war womöglich die Grundlage für Jesu Gleichnis von den zwei Menschen, die ein Haus bauten (vgl. Mt 7,24-27). 128,2.3 Vier Segnungen werden aufgezählt: 1.) Fürsorge, 2.) Gedeihen, 3.) fruchtbare Ehepartner und 4.) erfolgreiche Nachkommen.
128,3 Ölbäume. Aus der Hauptwurzel eines Ölbaums wachsen Schösslinge und tragen zur Vermehrung bei. 128,5.6 Zwei Segensbereiche werden erwähnt: 1.) persönlicher Segen und 2.) nationaler Segen.
128,6 Kinder deiner Kinder. Vgl. Ps 103,17; 112,2; Spr 13,22; 17,6 zu Enkelkindern. Dies ist ein Gebet um das Gedeihen des Volkes Gottes.
129,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Anlass werden nicht ge- nannt. V. 4 weist jedoch auf eine Freilassung aus einer Gefangenschaft hin, was sich wahrscheinlich auf die babylonische Gefangenschaft bezieht. I. Die Feier der Freiheit Israels (129,1-4) II. Die Verwünschung der Feinde Israels (129,5-8) 129,1 bedrängt. Vom Aufenthalt in Ägypten (ca. 1875-1445 v.Chr.) bis zur babylonischen Gefangenschaft (ca. 605-538 v.Chr.) hatte Israel nur wenig Ruhe vor seinen Feinden genossen.
129,2 nicht überwältigt. Wie es der Herr dem Abraham verheißen hatte (vgl. 1Mo 12,1-3).
129,3 Auf meinem Rücken haben Pfl üger gepfl ügt. Diese Ana- logie aus der Landwirtschaft beschreibt die tiefen, aber nicht tödlichen Wunden, die Israel von seinen Feinden zugefügt wurde.
129,4 die Stricke … zerschnitten. Mit diesen Stricken wurde Och- sen vor den Pfl ug gebunden. Dieses Bild beschreibt, wie Gott die Verfolgung beendete (vgl. Ps 121.124). 129,5-8 Ein dreifaches Verwünschungsgebet: die Feinde sollen 1.) beschämt und geschlagen werden (V. 5), 2.) wenig und kurzlebig sein (V. 6.7) und 3.) ohne den Segen Gottes sein (V. 8).
129,6 Gras auf den Dächern. Die Gottlosen werden dargestellt als Gras mit oberfl ächlichen Wurzeln, das bei der ersten Hitze schnell verdorrt.
130,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Anlass werden nicht ge- nannt. Das ist der 6. von 7 Bußpsalmen (vgl. Ps 6.32.38.51.102.143). I. Das dringende Gebet des Psalmisten (130,1.2) II. Die großartige Vergebung Gottes (130,3.4) III. Die beharrliche Geduld des Psalmisten (130,5.6) IV. Die einzigartige Hoffnung Israels (130,7.8) 130,1 Aus der Tiefe. Ein bildhafter Ausdruck für tiefe Not.
130,3 Der Psalmist birgt sich im Licht von Gottes nie endender Vergebung und beschreibt die daraus entstehende Furcht Gottes (vgl. Ps 143,2).
130,5 ich hoffe auf sein Wort. Der Psalmist drückt aus, dass seine Hoffnung sicher ist, weil Gottes Wort nicht trügen kann (vgl. Mt 5,18; Lk 16,17; Joh 10,35).
130,6 Wächter auf den Morgen. Das bezieht sich wahrscheinlich auf Hirten, deren Nachtwache bei Sonnenaufgang endet.
130,7 hoffe auf den HERRN. Die Hoffnung des Psalmisten auf Gottes Wort (V. 5) steht in Parallele zu Israels Hoffnung auf den Herrn.
130,8 er wird Israel erlösen. Das kann sowohl im historischen als auch geistlichen Sinn verstanden werden (vgl. Mt 1,21; Lk 1,68; Röm 9-11).
131,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. David ist der Autor, aber die Um- stände sind nicht klar. I. Ein persönliches Zeugnis (131,1.2) II. Eine nationale Ermahnung (131,3) 131,1 hochmütig … stolz. Gott gibt den Demütigen Gnade (vgl. Spr 3,34; 16,5; Jak 4,6). David drückt den großartigsten der Wege Gottes aus (vgl. Ps 139,6; Röm 11,33-36).
131,2 ein entwöhntes Kind. David hatte gelernt, Gott so zu ver- trauen wie ein entwöhntes Kind seiner Mutter, und von ihm zu erwarten, dass er seine Bedürfnisse stillt.
131,3 David ermahnt die Nation, es seiner persönlichen Hoffnung auf den Herrn gleichzutun.
132,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Autor und Anlass werden nicht erwähnt. Wahrscheinlich geht es jedoch um die Aufstellung der Stiftshütte in Jerusalem zur Zeit Davids (vgl. 2Sam 6,12-19 mit 132,6-9). Das wird unterstützt durch Salomos Zitat von V. 8-10 bei seiner Tempelweihe (2Chr 6,41-42). Psalm 132 hat starke historische Beziehung hinsichtlich des Davidsbundes (vgl. 2Sam 7,10-14; 16; Ps 89; 132,10.11) und hat einen messianischen und millenialen Beiklang (Ps 132,12-18). Im Wesentlichen enthält dieser Psalm die Gebete des Volkes für Davids königliche Nachkommen. Diese Gebete blicken bis auf den Messias voraus. I. Israels erstes Gebet (132,1) II. Davids Gelöbnis gegenüber Gott (132,2-9) III. Israels zweites Gebet (132,10) IV. Gottes Gelöbnis gegenüber David (132,11-18) 132,1 In diesem Abschnitt geht es um David, der sein Gelöbnis gegenüber Gott erfüllt, die Stiftshütte an ihren Ruheplatz in Jerusalem zu bringen. Deshalb wird der Herr der Nachkommen Davids gedenken. 132,1 seine Mühsal. Das betrifft anscheinend eine Zeitspanne von seiner Verfolgung durch Saul (vgl. 1Sam 18-26) bis zu Gottes Gericht wegen der Volkszählung Davids (vgl. 2Sam 24). Vielleicht geht es insbesondere um Davids größte Mühsal, nämlich dass er die Bundeslade nicht in Jerusalem hatte.
132,2 Obwohl dieses konkrete Gelöbnis nirgends sonst in der Schrift überliefert ist, kann man die historischen Umstände in 2Sam 6; 1Chr 13-16 nachlesen. 132,2 Mächtigen Jakobs. Ein Titel, der zum letzten Mal von Jakob in 1Mo 49,24 verwendet wurde.
132,6 Die Bundeslade wurde von Kirjath-Jearim nach Jerusalem heraufgeführt (vgl. 2Sam 6; 1Chr 13.15). 132,6 hörten von ihr in Ephrata. Das bezieht sich wahrscheinlich auf Davids Jugendzeit in Ephratha, wie Bethlehem früher hieß (vgl. Rt 1,1.2; 4,11), als er und seine Familie von der Bundeslade hörten, sie aber nicht sahen. gefunden im Gebiet von Jear. Nachdem die Bundeslade zur Zeit Sauls von den Philistern zurückgegeben worden war (vgl. 1Sam 7,1.2), stand sie im Hause Abinadabs in Kiriath-Jearim, bis David entschloss, sie nach Jerusalem zu verlegen (vgl. 2Sam 6; 1Chr 13-16). 132,7 Schemel seiner Füße. Gottes Thron ist im Himmel (vgl. Jes 66,1) und sein Fußschemel ist, bildhaft gesprochen, auf der Erde (vgl. Ps 99,5). Das Anbeten an der Bundeslade auf Erde geschieht also sozusagen an Gottes Fußschemel.
132,8 Mache dich auf, o HERR. Dass sich im Heiligtum das Schau- brot befand (2Mo 25,30; 1Sam 25,6), meint der Psalmist damit die Verlegung der Bundeslade nach Jerusalem.
132,9 Das beschreibt die richtige innere Aufmachung der Priester, die den Umzug überwachen.
132,10 Dieser Abschnitt konzentriert sich auf Gottes Erfüllung seines Gelöbnisses gegenüber David, den davidischen Thron zu erhalten und somit der Nachkommen Davids zu gedenken. 132,10 Ein Gebet, dass Gott seine Verheißung und Gunst den Nach- kommen Davids auf dem Thron Judas nicht vorenthalten möge. deines Gesalbten. So wie David der gesalbte König war (1Sam 16,13), so wurde auch ein größerer König gesalbt, Christus, der aber noch nicht den Thron bestiegen hat (vgl. Jes 61,1; Lk 4,18.19). 132,11.12 Gottes Bund mit David (2Sam 23,5) wird hier aus 2Sam 7,11-16 und 1Kö 9,1-9 zusammengefasst.
132,12 Diese Bedingung konnte die Besetzung des Thrones unter- brechen, aber sie würde Gottes Verheißung, eines Tages den Messias als ewigen König einzusetzen, nicht aufheben (vgl. Hes 37,24-28).
132,13 Dieser Abschnitt blickt prophetisch voraus auf den Tag, an dem Jesus Christus, der Sohn Davids und Abrahams (Mt 1,1), von Gott auf dem Thron Davids in der Stadt Gottes eingesetzt wird. Dann wird er herrschen und den Frieden auf die Erde bringen, insbesondere nach Israel (vgl. Ps 2.89.110; Jes 25.26; Jer 23,5.6; 33,14-18; Hes 37; Dan 2,44, 45; Sach 14,1-11). 132,13 Zion. Damit ist das irdische Jerusalem gemeint.
133,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Der Anlass zu diesem Psalm Davids ist unbekannt. Vielleicht entstand er, als sich das Volk in Einheit bei der Krönung Davids versammelte (vgl. 2Sam 5,1-3; 1Chr 11,1-3). Seine Lehre über brüderliche Einheit war für seine Söhne lehrreich, die untereinander zerstritten waren, z.B. ermordete Absalom seinen Bruder Ammon (2Sam 13,28-33) und Adonja versuchte Salomos Thronrecht zuvorzukommen (1Kö 1,5-53). I. Lobpreis auf die Einheit (133,1) II. Bilder für die Einheit (133,2.3) A. Öl auf dem Haupt Aarons (133,2) B. Tau auf dem Berg Zion (133,3) 133,1 Brüder. Deren gemeinsame Abstammung auf Abraham, Isaak und Jakob zurückgeht. Eintracht. Während die nationale Einheit an der Oberfl äche zutage tritt, muss die Grundlage dafür stets eine geistliche Einheit sein. Darauf liegt hier die Betonung, da diese Lieder von den jüdischen Pilgern gesungen wurden, die zu den drei großen Festen reisten.
133,2 Öl auf. Das bezieht sich wahrscheinlich auf die Salbung Aa- rons als Hoherpriester des Volkes (vgl. 2Mo 29,7; 30,30), was als erste Priorität einen reichen geistlichen Segen beschreibt.
133,3 Tau des Hermon. Der Berg Hermon, ein 2.800 m hoher Gip- fel im äußersten Norden Palästinas, war mit seinem schmelzenden Schnee die wichtigste Wasserquelle für den Jordan. Hier kann diese Wasserspeisung des Jordan gemeint sein oder bildhaft der tatsächlich üppige Tau des Hermon, der hypothetisch nach Zion transportiert wird. Wie auch immer, beschreibt dieses Bild einen erfrischenden materiellen Segen als zweite, geringere Priorität. dort. Das scheint sich auf Zion zu beziehen. Leben bis in Ewigkeit. vgl. Ps 21,4-6.
134,1 S. Anm. zu Ps 120,1-7. Dieses letzte der »Stufenlieder« be- schreibt anscheinend, wie die Anbeter die Priester zur kontinuierlichen Treue ermahnen (134,1.2), während die Priester den Gläubigen am Ende des Festes einen letzten Segen erteilen, bevor sie heimreisen (134,3). I. Ermahnung zur Treue (134,1.2) II. Erteilung des Segens (134,3) 134,1 Knechte. Leviten, die dem Volk Gottes dienten. in den Nächten. Die Brandopfer dauerten Tag und Nacht fort (vgl. 3Mo 6,1-6); gleiches galt für den Levitendienst (vgl. 1Chr 9,33). Haus des HERRN. Das bezieht sich bis zur Zeit Davids auf die Stiftshütte (2Mo 23,19; 2Sam 12,20) und seit Salomo auf den Tempel (1Kö 9,10).
134,2 Erhebt eure Hände. Eine im AT übliche Anbetungshaltung (vgl. Ps 28,2; 63,4; 119,48; 141,2; Kla 2,19), die im NT bildhaft verstanden wurde (1Tim 2,8).
134,3 Der HERR. Der Schöpfer segnet seine menschlichen Geschöp- fe. segne dich aus Zion. Da Gottes Gegenwart im Heiligtum auf Zion wohnte, war das aus menschlicher Sicht der Herkunftsort des Segens Gottes.
135,1 Die Psalmen 135 und 136 beenden das »Große Hallel«. Komponist und Anlass von Ps 135 sind unbekannt, aber wahrscheinlich nachexilisch. Ps 135,15-20 ähnelt verblüffend Ps 115,4-11. I. Aufruf zum Lobpreis (135,1.2) II. Gründe für Lobpreis (135,3-18) A. Gottes Charakter (135,3) B. Gottes Erwählung Jakobs (135,4) C. Gottes Souveränität in der Schöpfung (135,5-7) D. Gottes Errettung Israels (135,8-12) E. Gottes einzigartiges Wesen (135,13-18) III. Abschließender Lobpreis (135,19-21) 135,1 Knechte … steht im Haus des HERRN. Dieser Psalm richtet sich an die Priester und Leviten (vgl. 134,1).
135,3 gütig ist der HERR. Ein immer wiederkehrendes Thema der Psalmen (vgl. Ps 16,2; 25,8; 34,8; 73,1; 86,5; 100,5; 106,1; 107,1; 118,1; 136,1; 145,9).
135,4 erwählt. Das bezieht sich auf Gottes einzigartige Erwählung der Opfergabe von Abraham, Isaak und Jakob, um sich des Bundessegens Gottes zu erfreuen (vgl. 5Mo 7,6-8; 14,2; Ps 105,6; Jes 41,8.9; 43,20; 44,1; 49,7). besonderen Eigentum. Vgl. 5Mo 26,18.19. S. Anm. zu Ps 148,14.
135,5 dass der HERR groß ist. Ein üblicher Superlativ zur Unter- scheidung des wahren Gottes Israels von den falschen Göttern der anderen Nationen (vgl. 5Mo 7,21; Ps 48,1; 77,13; 86,10; 95,3; 104,1; 145,3; 147,5).
135,7 Dünste aufsteigen. Das bezieht sich auf den Wasserkreislauf aus Verdunstung und späterer Kondensierung in den Wolken.
135,8 Dieser Abschnitt bezieht sich auf Gottes Rettung Israels aus Ägypten und Führung ins Gelobte Land. 135,8 schlug die Erstgeborenen. Die letzte Plage über Ägypten (vgl. 2Mo 11).
135,9 Zeichen und Wunder. Vgl. 5Mo 26,8; 29,3; 34,11.
135,11 Sihon. Vgl. 4Mo 21,21.32, wo Israels Sieg über Sihon, dem Amoriterkönig, berichtet wird. Og. Vgl. 4Mo 21,33-35, wo Israels Sieg über Og, dem König von Basan, berichtet wird. Könige Kanaans. Josua 6-12 berichtet von Josuas Eroberung des Landes.
135,12 als Erbe seinem Volk Israel. Wie an Abraham verheißen (vgl. 1Mo 15,18-21). 135,13-18 Der lebendige Gott Israels (V. 13-14) steht eindeutig über den eingebildeten Göttern der Nationen (V. 15-18).
135,18 Ihnen gleich sind die, welche sie machen. Beide sind wertlos und werden vom ewigen Leben nichts wissen. 135,19-20 Die Kategorien 1.) Israel, 2.) Aaron, 3.) Levi und 4.) die ihr den HERRN fürchtet, beziehen sich auf die Nation als Ganze (Israel), auf die Priesterschaft (Aaron und Levi) und auf die wahren Gläubigen (die den Herrn fürchten).
136,1 Dieser Psalm ähnelt sehr Ps 135 und beendet das Große Hallel. Einzigartig an diesem Psalm ist, dass er den antiphonischen Refrain »denn seine Gnade währt ewiglich« nach jeder Zeile wiederholt. Vielleicht wurde dieser Refrain vom Volk in antiphonischer Anbetung gesprochen. Autor und Anlass bleiben unbekannt. I. Aufruf zum Lobpreis (136,1-3) II. Gründe für den Lobpreis (136,4-22) A. Gottes Schöpfung (136,4-9) B. Gottes Errettung (136,10-15) C. Gottes Fürsorge und Gabe (136,16-22) III. Abschließender Lobpreis (136,23-26) 136,1 er ist gütig. S. Anm. zu Ps 135,3.
136,4 Vgl. 1Mo 1.
136,10 Vgl. 2Mo 11-14.
136,16 Vgl. 4Mo 14-36.
136,19 Sihon. S. Anm. zu Ps 135,11.
136,20 Og. S. Anm. zu Ps 135,11.
136,23 in unserer Niedrigkeit. Vgl. 5Mo 7,7; 9,4.5; Hes 16,1-5.
137,1 In diesem Psalm geht es ausdrücklich um die babylonische Gefangenschaft der Juden. Autor und Abfassungszeit sind unbekannt. I. Wehklagen (137,1-4) II. Lebensumstände (137,5.6) III. Verwünschungen (137,7-9) 137,1 Strömen Babels. Die Flüsse Tigris und Euphrat. weinten. Sie weinten sogar, als das Exil vorbei und der zweite Tempel erbaut war (vgl. Esr 3,12), so tief war ihre Trübsal. Zion. Der Wohnort Gottes auf Erden (Ps 9,11; 76,2), der von den Babyloniern zerstört wurde (2Chr 36,19; Ps 74,6-8; 79,1; Jes 64,9.10; Jer 52,12-16; Kla 2,4.6-9; Mi 3,12).
137,2 hängten wir unsere Lauten auf. In der Gefangenschaft wurden die Freude ausdrückenden Musikinstrumente nicht gebraucht (vgl. Jes 24,8).
137,3 die uns dort gefangen hielten. Die Babylonier forderten die Juden spöttisch auf, ihr einst schönes, aber jetzt zerstörtes Zion zu besingen. Zionsliedern. Vgl. Ps 46.48.76.84.87.122.
137,4 Wie sollten … singen. Eine rhetorische Frage mit der Ant- wort: »Das können wir nicht!« Lied des HERRN. Ein besonderer Hinweis auf die göttliche Inspiration der Psalmen.
137,5 Grund für ihre Gesangsverweigerung war keine von 2 un- denkbaren Situationen: 1.) sie vergaßen Jerusalem; 2.) Jerusalem war nicht ihre hauptsächliche Freude. Wenn eine dieser beiden Zustände oder gar beide zusammen einträfen, dann sollten ihnen die schlimmsten Strafen auferlegt werden.
137,7 Söhnen Edoms. Die Edomiter waren beim Fall und bei der Zerstörung Jerusalems mit den Babyloniern verbündet (vgl. Jes 21,11.12; Jer 49,7-12; Kla 4,21; Hes 25,12-14; 35,1-15; Ob 11-14). Der Psalmist betete nur für das, was der Herr stets verheißen hatte. Tag Jerusalems. Der Tag, als Jerusalem zerstört wurde. S. Anm. zu Ps 137,1.
137,8 verwüstet. Vgl. Jes 13,1-14,23.46.47; Jer 50-51; Hab 1,11; 2,6-17. 137,8 Wohl dem. Denn diese werden Gottes menschliche Werk- zeuge sein, um seinen angekündigten Willen der Zerstörung Babylons auszuführen. 138,1-8 Die nächsten 8 Psalmen wurden von David geschrieben (Ps 138-145) und sind seine letzten Beiträge im Psalter. Der Anlass ist unbekannt, obwohl es möglich ist, dass David sie als Reaktion auf den Davidsbund schrieb (vgl. 2Sam 7,12-14.16). I. Persönliche Lobpreis (138,1-3) II. Internationaler Lobpreis (138,4.5) III. Unbesiegbarer Lobpreis (138,6-8)
138,1 Göttern. Damit können entweder heidnische Könige ge- meint sein (vgl. Ps 82,1) oder die von ihnen angebeteten Götzen.
138,2 heiligen Tempel. Das bezieht sich auf die Stiftshütte, da der Tempel Salomos noch nicht gebaut war. dein Wort groß … deinen Ruhm. Das bedeutet wahrscheinlich, dass Gottes letzte Offenbarung (»dein Wort«) alle bisherigen Offenbarungen Gottes übertraf. Das würde im Einklang stehen mit Davids Gebet (2Sam 7,18-29), das er nach dem Empfang der davidischen Verheißungen betete (2Sam 7,1214.16).
138,4 Alle Könige. Im Gegensatz zu Ps 2,1-3, vgl. Ps 68,32; 72,11.12; 96,1.3.7.8; 97,1; 98,4; 100,1; 102,15; 148,11.
138,6 David betrachtet sich selbst als »den Niedrigen« und seine Feinde als die »Hochmütigen«.
138,8 vollbringen. Das bezieht sich auf Gottes Wirken im Leben Davids, insbesondere auf den Davidsbund (vgl. 2Sam 7,12-14.16).
139,1 Dieser äußerst persönliche Psalm Davids drückt die Be- wunderung des Psalmisten aus, dass Gott ihn sogar bis ins kleinste Detail kannte. David dachte vielleicht an die Worte des Herrn »… der HERR schaut auf das Herz« (1Sam 16,7). Der genaue Anlass ist unbekannt. I. Gottes Allwissenheit (139,1-6) II. Gottes Allgegenwart (139,7-12) III. Gottes Allmacht (139,13-18) IV. Davids Huldigung (139,19-24) 139,1 Gott weiß alles über David. 139,1 erforschst mich. Später betet David, dass dies so wie bisher auch weiterhin der Fall sein soll (vgl. V. 23.24). David begreift, dass nichts in seinem Innern vor Gott verborgen werden kann.
139,5 umgibst du mich. Gott benutzte verschiedene Umstände, um David in seinem Handeln einzuschränken.
139,6 zu wunderbar. Vgl. Ps 131,1; Röm 11,33-36.
139,7 Gott wachte stets über David und deshalb war es unmög- lich, etwas zu tun, was Gott nicht beobachtete. 139,7 deinem Geist. Damit ist der Heilige Geist gemeint (vgl. Ps 51,11; 143,10). S. »Die Salbung des Heiligen Geistes im AT« in Ps 51.
139,9 Flügel der Morgenröte. In Verbindung mit dem »äußersten Ende des Meeres« drückt David mit diesem poetischen Bild eine große Entfernung aus.
139,13 Gottes Macht verherrlicht sich bereits in der vorgeburtli- chen Entwicklung des menschlichen Lebens. 139,13 gebildet … gewoben. Kraft der von ihm erfundenen Schwangerschaftsphase wacht Gott in seiner Vorsehung bereits im Mutterleib über die Entwicklung des Kindes.
139,15 Verborgenen … unten auf Erden. Ein Bild für den Mut- terleib.
139,16 dein Buch. Dieser bildhafter Ausdruck vergleicht Gottes Ge- danken mit einem Gedenkbuch. noch keiner von ihnen. In seiner Souveränität bestimmte Gott über das Leben Davids, noch bevor er empfangen wurde.
139,17 David drückt sein Erstaunen darüber aus, wie unendlich der Verstand Gottes ist im Vergleich zum begrenzten Verstand des Menschen, insbesondere in Bezug auf die Biologie des menschlichen Lebens (vgl. V. 13-16).
139,22 vollkommenem Hass. David kann auf Gottes Feinde nicht anders reagieren als mit Hass, d.h. er ist ihnen gegenüber nicht neutral und wird sich mit ihnen niemals verbünden.
139,23 Angesichts von V. 19-22 lädt David Gott ein, sein Herz zu erforschen, um jede Ungerechtigkeit auszureißen, selbst wenn sie gegen die Feinde Gottes gerichtet ist.
139,24 ewigen Weg. David wünscht bzw. erwartet das ewige Le- ben (s. Anm. in Phil 1,6).
140,1 David wird hier als Autor genannt, aber die näheren Um- stände sind unbekannt. Dieser Psalm ähnelt den Psalmen in früheren Abschnitten des Psalters mit Wehklage, Gebet und zuversichtlicher Hoffnung auf Hilfe. I. Über David (140,2-6) A. »Rette mich« (140,2-4) B. »Schütze mich » (140,5.6) II. Über Davids Feinde (140,7-12) A. »Hindere sie« (140,7-9) B. »Bestrafe sie« (140,10-12) III. Über den Herrn (140,13.14)
140,2 Die Betonung liegt hier auf der Errettung vor boshaften Plä- nen. 140,4 Otterngift. Die Otter (vgl. Röm 3,13) symbolisiert Arglist und Gift.
140,5 Hier wird die Bewahrung vor der Gefangennahme betont.
140,7 Hier liegt die Betonung darauf, dass Gott die Pläne der Fein- de Davids vereitelt.
140,8 schützt mein Haupt. Gott war bildhaft gesprochen Davids Helm in der Schlacht.
140,10 Hier wird betont, dass Gott ihre boshaften Pläne im Ge- richt auf sie selber zurückbringt.
140,13 David drückt seine unerschütterliche Zuversicht in den Charakter Gottes und in das Ende der Gerechten aus (vgl. Ps 10,17.18; 74,21; 82,3.4).
141,1 Ein weiterer Klagepsalm Davids, dessen Anlass unbekannt ist. Dieser Psalm besteht aus 4 Gebeten, die zu einem einzigen zusammengestellt wurden. I. Gebet um Gottes eiliges Eingreifen (141,1.2) II. Gebet um persönliche Gerechtigkeit (141,3-5) III. Gebet um juristische Gerechtigkeit (141,6.7) IV. Gebet um Errettung (141,8-10)
141,2 Räucherwerk … Abendopfer. David wünschte, dass er so diszipliniert und regelmäßig betet und sich nach Gottes Hilfe ausstreckt (Ps 68,31; 77,2), wie die Rauchopfer (2Mo 30,7.8) und Brandopfer (2Mo 29,38.39) in der Stiftshütte dargebracht werden.
141,3 David betete, dass Gott ihn vor der Art von Übel bewahrt, das seinen eigenen Feind charakterisiert.
141,5 David erkannte an, dass Gott andere Gerechte benutzen wird, um sein Gebet aus V. 3.4 zu erhören (vgl. Spr 9,8; 19,25; 27,6; 27,17).
141,6 Richter … hinabgestürzt. Dass die Anführer der Gottlosen bestraft werden, indem sie einen Felsen hinabgestürzt werden (vgl. Lk 4,28.29), ist das Herzstück von Davids Gebetsanliegen (vgl. V. 5). meine Worte … lieblich. In dem Sinne, dass Davids Worte wahr waren.
141,7 unsere Gebeine. Der Grund, weshalb die Richter den Felsen hinabgestürzt wurden – dasselbe hatten sie vorher mit den Gerechten getan (vgl. 142,10).
141,10 in ihre eigenen Netze fallen. David betet, dass die Gottlo- sen an ihrer eigenen Arglist zugrunde gehen. 142,1-8 Unter denselben Umständen wie Ps 57 (der Überschrift zufolge) berichtet David von seiner verzweifelten Lage, als er sich in der Höhle Adullam versteckte (1Sam 22,1), während Saul ihn verfolgte und umbringen wollte (1Sam 18-24). Davids Situation scheint zumindest für den Augenblick hoffnungslos zu sein, wenn Gott nicht eingreift. Psalm 91 zeigt die Wahrheiten, die zur Lösung führen. I. Der Hilferuf Davids (142,2.3) II. Die Situation Davids (142,4.5) III. Die Zuversicht Davids (142,6-8)
142,5 keiner. David kommt es vor, als sei er von allen völlig verlas- sen.
142,6 Du bist meine Zufl ucht. Das ist in den Psalmen eine häufi ge Aussage (vgl. Ps 7,1; 11,1; 16,1; 18,2; 25,20; 31,1; 46,1; 57,1; 61,3; 62,7; 91,2; 94,22; 141,8; 143,9; 144,2).
142,8 Kerker. Die Höhle, in der David sich verbarg.
143,1 Der Hintergrund dieses letzten Bußpsalms Davids ist nicht bekannt (vgl. Ps 6.32.38.51.102.130). I. Davids Leidenschaft (143,1.2) II. Davids Notlage (143,3-6) II. Davids Bitte (143,7-12) 143,1 Treue … Gerechtigkeit. David appelliert inbrünstig an Got- tes Charakter.
143,2 ist kein Lebendiger gerecht. David gesteht seine eigenen Ungerechtigkeit und erkennt: Wenn er um der Gerechtigkeit willen gerettet wird (vgl. 143,11), dann nicht aufgrund seiner eigenen Gerechtigkeit, sondern der Gerechtigkeit Gottes.
143,6 lechzendes Erdreich. Wie ein von Dürre geplagtes Land nach lebensspendenden Wasser lechzt, so sehnt sich der verfolgte David nach dem Leben gebenden Retter.
143,7 dein Angesicht. Ein Anthropomorphismus, der Gottes Auf- merksamkeit für die Notlage des Psalmisten beschreibt. 143,10 dein guter Geist. Damit ist der Heilige Geist gemeint (vgl. Ps 51,11; 139,7). S. Anm. zu Ps 51,11.
143,11 Um deines Namens willen. David appelliert an Gottes Gü- te und Ehre und nicht an seine eigene (vgl. Ps 23,3; 31,3; 79,9).
143,12 dein Knecht. Gottes Diener anzugreifen, bedeutet Gott an- zugreifen, deshalb kommt Gott ihm zu Hilfe. 144,1-15 Dieser Psalm Davids entspricht teilweise (144,1-8) Ps 18,115. Möglicherweise wurde dieser Psalm unter denselben Umständen geschrieben wie Ps 18, d.h. an jenem Tag, als der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls rettete (vgl. 2Sam 22,1-18). I. Gottes Größe (144,1.2) II. Die Nichtigkeit des Menschen (144,3.4) III. Gottes Macht (144,5-8) IV. Der Lobpreis des Menschen (144,9.10) V. Gottes Segen (144,11-15)
144,1 mein Fels. Davids Fundament ist Gott – fest und unerschüt- terlich (vgl. Ps 19,14; 31,3; 42,9; 62,2; 71,3; 89,26; 92,15; 95,1). meine Hände geschickt macht zum Kampf. David lebte zur Zeit von Israels Theokratie und nicht zur Zeit der ntl. Gemeinde. Gott befähigte den König, seine Feinde zu unterwerfen. 144,2 Gott gab 6 Wohltaten: 1.) gnädige Hilfe, 2.) eine Burg, 3.) eine Zufl ucht, 4.) einen Retter, 5.) einen Schild und 6.) einen Bergungsort.
144,3 Der ewige Gott steht im Gegensatz zum kurzlebigen Men- schen (vgl. Ps 8,4).
144,5 Mit hochgradig bildhafter Sprache wird Gott hier beschrie- ben als der himmlische Krieger, der auf die Erde kommt, um für David gegen Gottes Feinde zu kämpfen. 144,9 ein neues Lied. Ein Siegeslied, das die Errettung feiert (vgl. Ps 33,3; 40,3; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1; Offb 5,9; 14,3).
144,11 Vgl. V. 7.8.
144,12 Sprösslinge … Töchter. Gottes Rettung des Reiches Davids vor den fremden Mächten bringt Segen über die Familien.
144,13 Speicher … Schafe … Rinder. Segen kommt auch über die Landwirtschaft.
144,14 ohne Unfall noch Verlust … Klagegeschrei. Nicht Kon- fl ikt, sondern Frieden wird das Land prägen.
145,1 David schrieb diese höchst vorzügliche Schlussfolgerung seiner 75 Psalmen im Psalter. Hier preist und feiert der König Israels den König der Ewigkeit für das, was er ist, was er getan hat und was er verheißen hat. Dieser Psalm ist nicht nur reichhaltigen Inhalts, sondern ist ein weiteres Beispiel einer majestätischen akrostischen Struktur aus den 22 Buchstaben des hebr. Alphabets. Mit Psalm 145 beginnt das großartige Crescendo des Lobpreises, das den Psalter abschließt und als der »Letzte Hallel« (Ps 145-150) bezeichnet werden kann. I. Entschlossenheit zum Lobpreis (145,1.2) II. Gottes wunderbare Größe (145,3-7) III. Gottes großartige Gnade (145,8-13) IV. Gottes nie versiegende Treue (145,14-16) V. Gottes vollkommene Gerechtigkeit (145,17-20) VI. Erneute Verpfl ichtung / Ermahnung zum Lobpreis (145,21) 145,1 mein Gott, du König. David, der König Israels, erkennt Gott als seinen souveränen Herrn an (vgl. Ps 5,2; 84,3).
145,11 Reiches. David bezieht sich damit auf den weitesten Sinn, in welchem der Begriff »Reich« in der Schrift verwendet wird – d.h. Gott, der ewige König, regiert seit vor der Schöpfung bis in die ewige Zukunft über alles (vgl. Ps 10,16; Dan 3,33; 7,27).
145,14 Hier wird Gottes allgemeine Gnade gegenüber der gan- zen Menschheit betont (vgl. Mt 5,45; Lk 6,35; Apg 14,17; 17,25).
145,20 Gottlosen vertilgen. Die Gottlosen werden ewig getrennt von der Gegenwart Gottes im Feuersee existieren müssen (vgl. 2Th 1,9; Offb 20,11-15).
146,1 Von diesem Psalm an bis zum Ende des Psalters beginnt und endet jeder Psalm mit »Lobt den HERRN« bzw. »Hallelujah« (Ps 146150). Weder Komponist noch Anlass sind bekannt. Psalm 146 ähnelt inhaltlich Ps 113.145. I. Verpfl ichtung zum Lobpreis (146,1.2) II. Deplaziertes Vertrauen (146,3.4) III. Glückselige Hoffnung (146,5-10) 146,1 meine Seele. Vgl. Anfang und Ende von Ps 103.104. 146,3.4 Verlasst euch nicht. Hier handelt es sich entweder um 1.) ein allgemeines Prinzip, 2.) einen Hinweis darauf, dass das Volk einen menschlichen König wollte wie die Nationen (1Sam 8,5) oder 3.) Judas spätere Abhängigkeit von fremden Königen, die es beschützten (2Kö 16,7-9).
146,5 der Gott Jakobs. Er ist auch der Gott Abrahams und Isaaks, d.h. der Empfänger des Segens Gottes durch den Abrahamsbund (vgl. 1Mo 12,1-3; Ps 144,15).
146,6 Der Mensch setzt sein Vertrauen am besten auf den Schöpfer des Himmels und der Erde und auf den Offenbarer aller Wahrheit.
146,7 Gott kommt in seiner Gerechtigkeit und Gnade denen zu Hilfe, die bedürftig sind.
146,9c die Gottlosen lässt er verkehrte Wege gehen. Vgl. Ps 1,4-6; 145,20.
146,10 wird herrschen in Ewigkeit. Im Gegensatz zum Men- schen, der vergeht (vgl. 146,4), sind die Wahrheiten von 146,5-9 nicht vergänglich oder vorübergehend, sondern ewig (vgl. Offb 22,5).
147,1 S. Anm. zu Ps 146,1-10. Dieser Psalm scheint nachexilisch zu sein (vgl. 147,2.3) und kam vielleicht bei der Feier des Wiederaufbaus der Mauern Jerusalems zum Einsatz (vgl. Ps 147,2.13; Neh 12,27.43). Die Fragen, die Gott Hiob (Hi 38-41) und Israel (Jes 40) gestellt hatte, wendet der Psalmist hier in Erklärungen um, die Gott preisen. Die Verse 1.7.12 leiten jeweils eine Strophe dieses dreistrophigen Lobliedes ein. Die Verse 2.3.19.20 sprechen insbesondere von Gottes Handeln mit Israel. I. Lobt den Herrn – Teil 1 (147,1-6) II. Lobt den Herrn – Teil 2 (147,7-11) III. Lobt den Herrn – Teil 3 (147,12-20)
147,2 baut Jerusalem. Esra und Nehemia berichten von diesem Teil der Geschichte Israels. 147,3 heilt, die zerbrochenen Herzens sind. Vgl. Ps 137 (zerbrochenes Herz) mit Ps 126 (geheilt).
147,6 Jeder Teil des Psalms endet mit einem Gegensatz – hier ist es der Demütige und der Gottlose (vgl. 147,10.11.19.20).
147,13 befestigt. Damit ist ein Verteidigungsmittel gemeint, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Mauern Jerusalems zur Zeit von Nehemia.
147,15 Hier wird das kalte Klima beschrieben, das in Jerusalem herrschen kann. Gott überwacht in seiner Souveränität das Normale wie das Außergewöhnliche.
147,19 Der Psalmist erkennt Gottes einzigartige Erwählung Isra- els unter allen Nationen an (vgl. 1Mo 12,1-3; 2Mo 19,5.6; 5Mo 7,6-8; 14,2; 26,18.19; 2Sam 7,23.24; Hes 16,1-7).
148,1 S. Anm. zu Ps 146,1-10. Autor und Hintergrund dieses Psalms, der die ganze Schöpfung Gottes zu seinem Lob aufruft, sind unbekannt. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Schöpfung, die Gott lobt, und seinem Handeln mit Israel. I. Der Lobpreis des Himmels (148,1-6) A. Wer? (148,1-4) B. Warum? (148,5.6) II. Der Lobpreis der Erde (148,7-14) A. Wer? (148,7-12) B. Warum? (148,13.14) 148,1 Ein repräsentatives Beispiel von Gottes Schöpfung in der Atmosphäre und im Himmel.
148,2 alle seine Heerscharen. Ein anderer Ausdruck für Engel.
148,4 Wasser oben am Himmel. Vgl. 1Mo 1,7.
148,5 Der Psalmist schreibt die Schöpfung ausdrücklich allein Gott zu.
148,6 Hier dachte der Psalmist möglicherweise an Jeremia 31,35- 37; 33,20-22, und zwar in dem Sinne, dass die sichere, feststehende Schöpfungsordnung ein Zeuge für Gottes unaufl ösliche Bündnisse mit Abraham und David war.
148,8 sein Wort ausführt. Ein anderer Ausdruck dafür, dass Gott souverän das Wetter bestimmt.
148,13 Für den Lobpreis der Erde werden zwei Gründe genannt: 1.) Im Himmel ist allein sein Name erhöht (148,13) und 2.) er hat Israel auf der Erde erhöht (148,14).
148,14 das Horn. Das bezieht sich allgemein auf die Stärke und das Wohlergehen der Nation, was für Israel der Grund zum Lob wurde. Das legt nahe, dass Israel bessere Zeiten erlebte als in der Vergangenheit, z.B. während der Regierung Davids und Salomos oder nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. Volk, das ihm nahe ist. Vgl. auch »mein auserwähltes Volk« (Jes 43,20) und »sein besonderes Eigentum« (Ps 135,4).
149,1 S. Anm. zu Ps 146,1-10. Komponist und Anlass dieses Psalms sind unbekannt. I. Israels Lob Gottes (149,1-5) II. Israels Strafe für die Nationen (149,6-9) 149,1 ein neues Lied. Ein zeugnishaftes Lied über das Heil (vgl. 149,4). Gemeinde. Die Versammlung der Nation zur Anbetung.
149,3 Reigen. Entweder individueller oder gemeinsamer Tanz, viel- leicht wie David, als er die Stiftshütte nach Jerusalem brachte (2Sam 6,15-16). Tamburin. Eine Art Trommel, die Tanz und Gesang begleitete (vgl. 2Mo 15,20; 1Sam 18,6). S. Anm. zu 2Sam 6,15.16.
149,6 Dieser Abschnitt ist anscheinend endzeitlicher Natur und blickt voraus 1.) auf das Tausendjährige Reich, wenn alle Nationen und Völker Christus als König anerkennen, und 2.) auf Jerusalem als seine Königshauptstadt (vgl. Hes 28,25.26; Joel 4,9-17; Mi 5,3-14).
149,9 geschriebene Urteil. Ein anderer Ausdruck für »nach der Schrift«, wie Gott die Unterwerfung der Nationen prophezeit hat. Ehre. Das Vorrecht, Gottes Willen auszuführen.
150,1 S. Anm. zu Ps 146,1-10. Dieser abschließende Psalm been- det den Psalter und das Letzte Hallel (Ps 145-150) in angemessener Weise, indem er einige strategische Fragen über Lobpreis stellt und anschließend beantwortet: 1.) Wo? (150,1); 2.) Wofür? (150,2); 3.) Womit? (150,3-5); und 4.) Wer? (150,6). Autor und Anlass sind unbekannt. I. Der Ort des Lobes (150,1) II. Der Inhalt des Lobes (150,2) III. Die Mittel des Lobes (150,3-5) IV. Die Ausführenden des Lobes (150,6) 150,1 Heiligtum … Ausdehnung. Mit dem »Heiligtum« ist wahr- scheinlich der Tempel in Jerusalem gemeint. Damit bedeutet diese Aussage: »Lobt Gott auf Erden und im Himmel.« 150,2 Lob soll dargebracht werden für 1.) das, was Gott getan hat und 2.) das, was Gott in seinem Wesen ist.
150,3 Laute. Ein harfenähnliches Saiteninstrument, das wie die Harfe nicht mit einem Plektron, sondern mit den Fingern gezupft wurde.
150,4 Tamburin und Reigen. S. Anm. zu Ps 149,3.
150,6 Alles. Die ganze lebende Schöpfung Gottes. Das ist der pas- sende Abschluss für das 5. Psalmbuch (Ps 107-150) und den ganzen Psalter.
1,1 In diesen Versen des Prologs wird der Leser zu einem ernsthaf- ten Studium zu seinem eigenen Nutzen aufgerufen. Mittels ein paar kurzer Worte wird er bekannt gemacht mit: 1.) dem Literaturgenre (V. 1); 2.) einer deutlich zweifachen Absicht (V. 2-6) und 3.) einer überaus wichtigen Lebensdevise (V. 7). 1,1 Sprüche. S. Einleitung: Titel. Die Sprüche sind kurze, prägnante Redewendungen, die zeitlose Wahrheit und Weisheit ausdrücken. Sie nehmen die Gedanken des Lesers gefangen und veranlassen ihn zur Refl ektion über die Anwendung göttlicher Grundsätze in alltäglichen Lebenssituationen (z.B. 2,12). Die Einsichten der Sprüche werden sowohl in poetischer Form als auch im Prosastil vermittelt, und doch beinhalten sie gleichzeitig Gebote, die es zu befolgen gilt. Gottes Sprichworte sind nicht allein auf dieses Buch begrenzt (s. 1Mo 10,9; 1Sam 10,12; 24,13; Jer 31,29; Hes 12,22; 18,2). Salomos. S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit. Als Salomo König von Israel wurde, suchte und fand er Weisheit und Erkenntnis vom Herrn (2Chr 1,7-12), was ihm Reichtum, Ehre und Ruhm brachte. 1,2-6 Die zweifache Absicht des Buches ist es, 1.) durch Weisheit und Belehrung eine gottesfürchtige Lebensführung zu fördern (V. 2a; weiter ausgeführt in V. 3.4) sowie 2.) Unterscheidungsvermögen zu entwickeln (V. 2b; weiter ausgeführt in V. 5).
1,2 Weisheit. S. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen. Nach hebr. Verständnis bestand Weisheit nicht allein aus Wissen, sondern auch aus der Fähigkeit, ein frommes Leben zu führen, wie Gott es für den Menschen beabsichtigte (vgl. 5Mo 4,5-8). Unterweisung. Das bezieht sich auf die Zucht, die dem Wesen der Moral eigen ist. verständige Reden. Dieser Ausdruck verweist auf die geistige Zucht, die geistlich reifes Unterscheidungsvermögen erzeugt.
1,3 einsichtig … Gerechtigkeit, Recht und Aufrichtigkeit. In- dem die Absicht und Bedingung aus V. 2a näher erläutert wird, schult das Buch der Sprüche einen Sohn: 1.) in der Einsicht (ein anderes hebr. Wort als in V. 2), womit dezente Ratschläge gemeint sind oder die Fähigkeit, sich selbst zu beherrschen; 2.) in der Gerechtigkeit, der Fähigkeit, sich nach Gottes Willen und Maßstäben zu richten; eine praktische Gerechtigkeit, die zur stellungsmäßigen Gerechtigkeit eines Menschen passt; 3.) im Recht, der Anwendung wahrer Gerechtigkeit im Umgang mit anderen, und 4.) in der Aufrichtigkeit, einer gerechten, ehrlichen Lebensführung.
1,4 den Unverständigen Klugheit. Die Absicht besteht darin, den Einfältigen und Unwissenden Unterscheidungsvermögen zu vermitteln. Die sprachliche Wurzel von »Unverständigen« ist ein Wort mit der Bedeutung »eine offene Tür«, eine treffende Beschreibung der Unbedarften, die nicht wissen, was sie in sich aufnehmen sollen und was nicht. jungen Männern Erkenntnis und Besonnenheit. Als Voraussetzung, um seine Handlungen zu bedenken und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
1,5 weise Lebensführung. Der weise Gläubige wird nicht nur sein eigenes Leben in Weisheit planen, sondern auch andere entlang der Wahrheit führen.
1,6 den Spruch und die bildliche Rede verstehe. Die Sprüche möchten den Verstand schärfen durch »bildliche Rede« und »Rätsel«, welche überdacht und ausgelegt werden müssen. Rätsel. Das Studium der Schrift reicht aus, um sich Weisheit für die schwer verständlichen Dinge des Lebens anzueignen.
1,7 Die Furcht des HERRN. Das alles umspannende Thema dieses Buches, insbesondere der ersten 9 Kapitel, wird vorgestellt – Ehrfurcht vor Gott (s. V. 29; 2,5; 3,7; 8,13; 9,10; 14,26.27; vgl. auch Hi 28,28; Ps 34,12; Apg 9,31). S. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen. Diese bewundernde, demütige Ehrfurcht ist die Grundlage aller geistlichen Erkenntnis und Weisheit (vgl. 2,4-6; 9,10; 15,33; Hi 28,28; Ps 111,10; Pred 12,13). Während der Ungläubige zwar Aussagen über Leben und Wahrheit treffen mag, besitzt er doch keine echte Erkenntnis über Gott, bis er in eine erlösende Beziehung zu ihm getreten ist. Man beachte die Reihenfolge hier: 1.) über Gott lehren; 2.) über Gott lernen; 3.) Gott fürchten; 4.) Gott kennen und 5.) Gottes Weisheit nacheifern. Die Furcht des Herrn ist ein Herzenszustand, bei dem die eigenen Einstellungen, der Wille, die Gefühle, Handlungen und Ziele eines Menschen Gott untergeordnet sind (vgl. Ps 42,2).
1,8 Dieser lange Abschnitt beinhaltet das elterliche Lob der Weisheit in Form von didaktischen Ansprachen. Diese Kapitel bereiten den Leser auf die eigentlichen Sprüche vor, die in 10,1ff beginnen.
1,10 Hier fi ndet sich die Warnung vor der Verführung durch Sün- der, die erfolgreich sind, wenn der Sohn die unterbreitete Weisheit nicht annimmt (V. 8). 1,10 Sünder. Dieser Ausdruck ist in der Schrift für die Beschreibung Ungläubiger reserviert, für die Sünde etwas Dauerhaftes ist und die bemüht sind, auch Gläubige zur Sünde zu verleiten (s. Anm. zu Jak 4,8). Sünden wie Mord und Raub werden zur Illustration solcher Torheit angeführt.
1,11 Komm mit uns. Durch den einschüchternden Druck, den eine Altersgruppe ausüben kann, werden oftmals diejenigen verführt, denen Weisheit fehlt.
1,12 verschlingen. Die Gottlosen hecken einen betrügerischen Plan aus, in dem sie die Unschuldigen fangen und ungerecht behandeln wie jemanden, der vom Tod selbst gegriffen wurde – so wie bei Joseph (1Mo 37,20ff.), Jeremia (Jer 38,6-13) und Daniel (Dan 6,17.18). Das »Totenreich« ist der Ort des Todes. Für die Gottlosen ist es ein Ort ohne Wiederkehr (Hi 7,9), voll Finsternis (Ps 143,3) und Qual (Jes 14,11).
1,13 Wir … Raub. Die Unschuldigen werden hineingezogen, ohne dass sie die wahre Absicht erfahren. Reichlich Beute wird durch diesen offenen Diebstahl versprochen, der Dieben und Mördern leicht und sicher erscheint.
1,15 geh nicht. Das meint direkt die Aufforderung aus V. 11. Sün- de muss bei der ersten Versuchung abgelehnt werden (vgl. Jak 1,15; Ps 119,114.115), indem selbst der Umgang gemieden wird, der zur Sünde führen kann (vgl. Ps 1,1-6). Meide die Anfänge der Sünde (s. 4,14).
1,17 das Netz wird ausgespannt. Es wäre wirkungslos, ein Netz zum Vogelfang auszuspannen, wenn der Vogel es sehen kann. Zusammen mit V. 18 bedeutet diese Analogie, dass der Sünder seine Falle im Geheimen für den Unschuldigen aufstellt, doch am Ende schnappt sie über ihm zu (V. 19). Seine Gier nimmt ihn gefangen (vgl. 1Tim 6,9-11). Törichte Sünder rennen in ihren eigenen Ruin.
1,20 Dieser Abschnitt, in dem die Weisheit personifi ziert wird und in der ersten Person spricht, betont die ernsthaften Konsequenzen für jene, die sie ablehnen. Eine ähnliche Personifi zierung der Weisheit fi ndet sich in 3,14-18; 8,1-36; 9,1-12.
1,21 auf den Plätzen … schreit sie. Während die Verführung im Verborgenen geschieht (V. 10), ist die Weisheit, die nichts zu verheimlichen hat, für alle auf den öffentlichsten Plätzen zugängig.
1,22 Wie lange. In diesen drei Fragen werden zum einen 3 Perso- nengruppen herausgestellt, die Weisheit benötigen, und zum anderen wird ein fortschreitender Abstieg in der Sünde geschildert: 1.) einfältige, naive Menschen, die unwissend sind; 2.) Spötter, die ernstlichere und entschlossenere Taten begehen, und 3.) Toren oder hartnäckige Ungläubige, die nicht auf die Wahrheit hören. Das Buch der Sprüche zielt mit seiner Weisheit hauptsächlich auf die erste Gruppe ab.
1,23 Zurechtweisung. Gottes Weisheit klagt die Sünder für ihre Sünde an, die nach Buße verlangt. Demjenigen, der Buße tut, verheißt Gott den Geist oder das Wesen echter Weisheit verbunden mit göttlicher Offenbarung.
1,24 Sünder, die mit Gleichgültigkeit und Spott auf Gottes An- schuldigungen reagieren, vermehren ihre Schuld (vgl. Röm 2,5) und ziehen sich seinen Zorn zu (V. 26.27). Einige zögern mit der Suche nach Gott, bis es zu spät ist. S. 5Mo 1,45; 1Sam 28,6; Ps 18,42.
1,26 Unglück … Verwüstung … Unheil … Angst und Not. All diese Begriffe beschreiben die großen Schwierigkeiten, die Gottes Gericht mit sich bringt. Gott wird auf ihre Not mit Spott reagieren, wenn die Sünder, welche göttliche Weisheit abgelehnt haben, ihn am Tag des Gerichts anrufen werden.
1,28 Gottes Zurückweisung von Sündern wird detailliert be- schrieben. Es sind die Aspekte des göttlichen Zorns, die zum Tragen kommen, wenn er Sünder sich selbst überlässt. S. Anm. zu Röm 1,2428. Weder Gebete noch eifrige Suche wird ihnen helfen (vgl. 8,17). 1,28 ich werde nicht antworten. Gott wird seine Einladung an die Sünder zurückziehen, weil sie ihn nicht wollten. Zu beachten ist die Zurückweisung von Erkenntnis (V. 22), Gottesfurcht (V. 7-9), Rat (V. 25) und Zurechtweisung (V. 23).
1,31 von der Frucht ihres eigenen Weges essen. Die letztendli- che Strafe besteht darin, dass Gott diese Menschen den Konsequenzen ihrer Bosheit überlässt. Vgl. Röm 1,24-28.
1,32 Sorglosigkeit. Gemeint ist bewusste Gedankenlosigkeit oder ein Mangel an angemessener Sorgfalt.
2,1 meine Worte. Salomo hatte Gottes Gesetz genommen und es im Glauben und Gehorsam zu seinem eigenen gemacht und gelehrt. Die Weisheit dieser Worte ist denen zugänglich, die zuallererst den hohen Wert (»Schätzen« V. 4) von Weisheit erkennen. Weisheit beginnt dort, wo ein Mensch sie über alles schätzt.
2,2 Ohr … Herz. S. Anm. zu 4,21-23. Wenn Weisheit erstmal richtig geschätzt wird, fasziniert sie Ohr und Verstand.
2,3 um Einsicht fl ehst. Das zeigt die leidenschaftliche Bitte eines Menschen, der Gottes Wahrheit unbedingt wissen und anwenden möchte. Jemand, der nach Weisheit strebt, wird auch das letzte Stück Gleichgültigkeit verlieren.
2,4 suchst … forschst. Die intensivste Suche des Lebens. Vgl. Hi 28,1-28 hinsichtlich einer Parallele.
2,6 seinem Mund. Die Worte aus seinem Mund fi nden sich in der Schrift, dort spricht Gott (vgl. Hebr 1,1.2; 2Pt 1,20.21). Weisheit kommt nur durch Offenbarung.
2,7 die Aufrichtigen. Gemeint sind wahre Gläubige, die Gott erkennen, lieben, gehorchen und in Gerechtigkeit leben möchten. Nur diese Menschen können Gottes Weisheit und Schutz erfahren.
2,9 Gerechtigkeit … Recht … Aufrichtigkeit. Die ethische Triade aus 1,3.
2,10 Weisheit wird in dein Herz kommen. S. Anm. zu 4,21-23.
2,11 Besonnenheit … Einsicht. Wahrheit beschützt vor allem Bö- sen (s. Ps 119,11.97-104).
2,12 Verkehrtes spricht. Verkehrte Rede ist für jene typisch, die Weisheit ablehnen (vgl. Spr 8,13; 10,31.32).
2,14 Toren lieben das Schlechteste am meisten.
2,16 der Verführerin. Gemeint ist die Hure, vor der in den Sprü- chen (vgl. 5,1-23; 6,20-29; 7,1-27; 22,14; 23,27) sowie im Rest der Schrift wiederholt gewarnt wird (2Mo 20,14; 3Mo 20,10). Wörtl. steht hier »der Fremden«, da diese Frauen zunächst nicht aus Israel stammten, später waren alle Prostituierten und Ehebrecherinnen damit gemeint. Ihre Worte sind schmeichelnd oder glatt wie die in Spr 17,14-20.
2,17 den Vertrauten … verlässt. Sie verlässt die Führung und Freundschaft ihres Ehemannes (vgl. 16,28; 17,9). den Bund … vergisst. In einem weiteren Sinne könnte dies auch der Bund am Sinai sein (2Mo 20,14), aber im besonderen ist der Ehebund aus 1Mo 2,24 mit seiner Verpfl ichtung zur Treue gemeint.
2,18 führt hinab zum Tod. Das zerstörerische Wesen dieser ver- blendenden Sünde führt hinab in den Tod (s. V. 8.9.12.15). In den Sprüchen wird der Tod als allmählicher Abstieg dargestellt (5,23) ebenso wie auch als plötzliches Ende (29,1).
2,19 alle … kehren nicht wieder zurück. Die beständige Ausübung dieser Sünde zieht verheerende Konsequenzen nach sich. Sie führt zum physischen Tod, wie die hebr. Hüllworte in V. 22 ausdrücken (»ausgerottet« und »vertrieben«). Danach kommt die Realität des ewigen Todes.
2,21 das Land bewohnen … übrigbleiben. Im Gegensatz zu dem, was die Menschen erfahren, die in sexueller Sünde leben und dem Tod entgegensteuern, werden jene, die dem Herrn gehören, leben. S. Anm. zu 8,18-21.
3,1 Hier wird das Studium der Wahrheit, das zur Weisheit führt, allen empfohlen. Untermauert wird dies durch eine Gegenüberstellung des Schicksals der Weisen mit dem der Gottlosen. 3,1-20 Salomo sagte, dass Weisheit: 1.) ihre Wurzeln in gesunder Lehre hat (V. 1-4); 2.) im Vertrauen auf Gott ruht (V. 5.6) und 3.) Gehorsam belohnt (V. 7-10). Obschon Weisheit Zucht verlangt, bringt sie tiefreichenden Nutzen (V. 13-18); auch ihre herausragende Bedeutung ist klar, da sie an Gottes Schöpfung beteiligt war (V. 19.20). 3,1 meine Lehre. Das hebr. »torah« stammt von dem Verb »werfen, verteilen, lehren«, wovon sich das Wort »Lehre« ableitet. Oft wird es für Gottes Gesetz benutzt (29,18), aber hier, wie auch in 2,1, wird es in Bezug auf die Lehren und Grundsätze gebraucht, die Gott durch Salomo gab. Herz. S. Anm. zu 4,21-23.
3,3 Hals … Herzens. Die von Gott kommenden Tugenden, Gnade (das hebr. Wort für Güte und treue Liebe) und Wahrheit, sollen ein Teil von uns werden – äußerlich in unserem Verhalten für alle Menschen sichtbar als ein Schmuck geistlicher Schönheit, und innerlich als Gegenstand unseres Nachsinnens (vgl. 5Mo 6,4-9). Solch innere und äußere Gnade und Wahrheit ist ein Beweis der Errettung durch den Neuen Bund (vgl. Jer 31,33.34)
3,4 Gottes und der Menschen. Vgl. Christus in Lk 2,52.
3,7 In Röm 12,16 spielt Paulus auf diese Aussage an.
3,8 Heilung … Gebeine erquicken. Die Stärkung erfolgt im In- nersten, dem Knochenmark (Hi 21,24). Gott verheißt denjenigen körperliches Wohlergehen, die in Weisheit nach seinem Willen leben. Ein solches physisches Wohlbefi nden vermisste David, bevor er seine Sünde mit Bathseba und Urija bekannte (s. Ps 32,3.4; 51,10).
3,9 Ehre den HERRN mit deinem Besitz. Die biblische Sicht for- dert, dass wir unseren Besitz zur Ehre Gottes verwenden. Das wird erreicht durch das Vertrauen auf Gott (V. 5); durch das Geben der ersten und besten Dinge an Gott (»Erstlingen«; vgl. 2Mo 22,28; 23,19; 5Mo 18,4); durch gerechte Taten (V. 27.28); durch großzügiges Geben (11,25); und durch Dankbarkeit für alles, was Gott schenkt (5Mo 6,911). Wenn wir ihn auf diese Weise treu ehren, zieht das Wohlstand und Zufriedenheit nach sich.
3,11 verwirf nicht die Züchtigung. Da selbst die weisesten Kinder Gottes sündigen, besteht die Notwendigkeit väterlicher Zuchtmaßnahmen, um Weisheit und Segen zu vermehren. Gegen solche Korrekturen sollte man sich nicht wehren. S. Anm. zu Hebr 12,5-11.
3,14 Vgl. Ps 19,11.12. Göttliche Weisheit bringt die größten Schätze hervor, die in V. 14-18 beschrieben werden als »langes Leben«, »Reichtum und Ehre«, »liebliche Wege«, »Frieden«, »Baum des Lebens« und »Glück«.
3,18 Baum des Lebens. Dieser Ausdruck ist eine Metapher, die von geistlicher Erneuerung und Belebung spricht (vgl. 11,30; 13,12; 15,4).
3,19 Salomo deutet an, dass Weisheit allen Dingen des Lebens zu Grunde liegt, denn Gott schuf durch sie alles. Mit welchem Eifer müssten wir die Weisheit zum Leben hier auf Erden heranziehen, da Gott sie zur Erschaffung des Universums benutzte.
3,22 deiner Seele zum Leben. Die Verbindung zwischen Weisheit und dem inneren geistlichen Leben (s. Anm. zu 3,2.16) wird im ganzen Buch dargelegt (vgl. 4,10.22; 7,2; 8,35; 9,11; 10,11.16.17; 11,19.30; 12,28; 13,14; 14,27; 15,4.24; 16,22; 19,23; 21,21; 22,4). zum Schmuck deinem Hals. Gottes Weisheit wird das Leben eines Menschen schmücken, so dass alle ihre Schönheit sehen können (vgl. 1,9).
3,25 fürchten … Zuversicht. Ein Leben in göttlicher Weisheit ist Grundlage für den inneren Frieden des Gläubigen (V. 24) und nimmt ihm die Furcht (V. 25).
3,28 Nächsten. Der Nächste ist jeder Notleidende, den Gott dir in den Weg stellt. S. Lk 10,29-37.
3,29 Ersinne … wohnt. Du sollst keine bösen Pläne gegen jeman- den hegen, der bei dir Schutz sucht.
3,30 Streit. Das kann »Handgreifl ichkeiten« meinen oder, mit recht- lichen Untertönen, »Anklage gegen einen Menschen«.
3,31 neidisch. Viele Menschen, die nach den Gesetzen leben, wünschten sich, sie zu brechen (Ps 37,1-7). Sie wären viel lieber die Unterdrücker als die Unterdrückten.
3,32 Gräuel. Ein Gräuel ist eine Haltung oder eine Tat, die mit Got- tes Wesen unvereinbar ist – etwas ihm Unerträgliches, das seinen Zorn und sein Gericht hervorruft. Das ist ein wichtiges Thema in den Sprüchen (s. Anm. zu 6,16-19). vertrauten Umgang. Gemeint ist, dass Gott den Gläubigen sein Wesen und seine Wahrheit enthüllt (vgl. Ps 25,14). 3,34 den Demütigen. Wörtl. »der, der sich selbst beugt« (Jak 4,6; 1Pt 5,5).
4,2 gute Lehre … meine Weisung. Es gibt keine Weisheit außer- halb von guter Lehre, welche der Brennpunkt aller Unterweisung sein sollte (vgl. 1Tim 1,10; 4,13.16; 5,17; 2Tim 3,10.16; 4,2; Titus 1,9; 2,1.10).
4,3 als Sohn bei meinem Vater … meiner Mutter. Salomo verweist auf David und Bathseba (2Sam 12,24).
4,8 erhöhen … umfängst. Je höher ein Mensch die Weisheit schätzt, umso mehr wird sie ihn erhöhen.
4,9 Haupt. S. Anm. zu 1,9; 3,22.
4,13 Halte fest … lass sie nicht los; bewahre. Der Vater befahl seinem Sohn in V. 5, Weisheit zu erwerben; hier rät er ihm, sie festzuhalten.
4,14 Begib dich nicht auf den Pfad der Gottlosen. Der Sünde entgegnet man am besten bevor sie geschehen ist, indem man der anfänglichen Versuchung standhält (vgl. Ps 1,1).
4,15 Vier Verben weisen auf die notwendigen Maßnahmen hin, um der Sünde bereits zu Beginn entgegenzutreten (V. 14): 1.) meide sündige Situationen; 2.) überschreite nicht die Grenze zur Sünde, sondern halte dich von ihr so weit wie möglich entfernt; 3.) weiche von der Sünde und 4.) gehe an ihr vorüber oder fl iehe vor der Sünde. Der hier aufgestellte Plan passt genau zu der Verlockung der Sünde, die in Jak 1,13-15 beschrieben wird.
4,16 sie schlafen nicht. Vgl. 3,24. Sie müssen sündigen, bevor sie schlafen können; sie betrachten Sünde als ihre Nahrung für ihre hungrige, böse Seele.
4,18 der Pfad … wie der Glanz des Morgenlichts. Der Lebens- weg des Gläubigen ist von zunehmendem Glanz gekennzeichnet, so wie ein Sonnenaufgang mit einem schwachen Leuchten der Morgendämmerung beginnt und bis zum strahlenden Mittag fortschreitet.
4,21 Herz. Das »Herz« bezieht sich für gewöhnlich auf den Ver- stand als dem Zentrum der Gedanken (3,3; 6,21; 7,3), zudem beinhaltet der Begriff die Emotionen (15,15.30), den Willen (11,20; 14,14), und somit das ganze innere Wesen des Menschen (3,5). Im Herzen wird alle Weisheit aufbewahrt, aus ihm entspringen unsere Worte (V. 24), Blicke (V. 25) und unser Verhalten (V. 26.27).
5,1 achte auf. Der weise Vater ordnet alle wesentlichen Bedin- gungen, um seinen Aufruf zur Weisheit zusammenzufassen (vgl. 1,2; 2,2; 3,13; 4,5). 5,3 Lippen. Verführung beginnt mit schmeichelnden Worten (vgl. 2,16). »Von Honig« triefende Lippen sollten zur wahren, ehelichen Liebe gehören (Hl 4,11).
5,4 zuletzt. Wörtl. »zukünftig« ist der Geschmack ihrer Lippen wie »Wermut«, ein Symbol von Leiden (vgl. 5Mo 29,17), und ein »Schwert«, dem Symbol des Todes. Sie befi ndet sich auf der Straße in Richtung Tod und Hölle (vgl. 2,18).
5,5 Totenreich. S. Anm. zu 1,12.
5,6 sie geht eine unsichere Bahn. Ihre Schritte wanken mutwillig und vorhersehbar hierhin und dorthin, da sie sich um den vor ihr liegenden Abgrund nicht schert.
5,7 Diese Verse schildern den hohen Preis für Untreue. Die Auf- merksamkeit wird hier auf das selbst verschuldete Leid dessen gelenkt, der sich der Begierde hingibt, anstatt dem Gesetz Gottes zu gehorchen. Im Gegensatz dazu sehen wir Josephs richtige Reaktion auf eine derartige Versuchung (1Mo 39,1-12).
5,9 deine Ehre anderen opferst. Die Konsequenzen dieser Sünde könnten Versklavung oder Abhängigkeit beinhalten, als Strafe anstelle des Todes, der auf Ehebruch steht (5Mo 22,22). In diesem Fall war der »Grausame« der Richter und die »anderen« die Herren, denen aufgrund eines Abhängigkeitsverhältnisses die Kraft der Jugend zugute kam. Der ganze persönliche Wohlstand wurde an Fremde verloren, und man half anderen dabei, ihren Reichtum zu mehren.
5,11 Leib und Leben. Das könnte Bezug auf eine Geschlechts- krankheit nehmen (vgl. 1Kor 6,18) oder auf ein natürliches Lebensende. Der Sünder, erfüllt mit unwiderrufl ichem Bedauern (V. 12), beklagt an diesem Punkt vergebens, alle Warnungen missachtet zu haben.
5,14 inmitten der Versammlung. In einer solchen Situation ist öffentliche Schande vor der Gemeinschaft besonders schwer zu tragen. Auch wenn ein öffentliches Bekenntnis, Zuchtmaßnahmen und Vergebung erfolgen, kann die Person doch nicht an ihrem früheren Platz der Ehre und des Dienstes wiederhergestellt werden. S. 6,33.
5,15 Anhand der Metapher vom Wasser wird die Freude einer treuen Ehe dem Desaster der Untreue gegenübergestellt (V. 9-14). »Zisterne« und »Brunnen« beziehen sich auf die Ehefrau, an der ihr Mann sich in sexueller und emotionaler Hinsicht erfrischen soll (V. 19; vgl. 9,17.18; Hl 4,9-11).
5,16 Quellen … Wasserbäche. Der Euphemismus bezieht sich auf die männliche Zeugungsfähigkeit und beinhaltet den Gedanken, dass die Toren, gleich einer Quelle, wertvolles Wasser vergeuden – ein Bild von der Verschwendung, die sexuelle Untreue mit sich bringt. Das Ergebnis einer solch unüberlegten Sünde wird mit dem Ergießen von »Wasserbächen auf die Plätze« verglichen, eine anschauliche Beschreibung der unehelichen Straßenkinder der Prostituierten. Stattdessen sagt Salomo, dass die Kinder nicht von solch unmoralischen Fremden stammen, sondern »dir allein gehören« sollen.
5,18 Quelle sei gesegnet. Gott will die Fortpfl anzung segnen, wenn der Mann sich auf seine eigene Frau beschränkt. Es ist anzumerken, dass hier das göttliche Ideal einer ehelichen Gemeinschaft beschrieben ist mit nur einem Partner von Jugend an, trotz der sündigen Polygamie Davids und Salomos, wie auch der katastrophalen Polygamie Rehabeams (vgl. 2Chr 11,21).
5,19 liebliche Hindin. Die Hirschkuh besitzt eine liebliche Schön- heit in Gesicht und Form und wurde in biblischen Zeiten in der Dichtung häufi g zur Beschreibung der Schönheit einer Frau herangezogen. Busen. Ein Bild ehelicher Zuneigungen (vgl. Hl 1,13; 4,1-7; 7,7.8).
5,20 Ein solches Verhalten bringt keinen Nutzen; somit ist es sinnlos, eine solche Torheit zu rechtfertigen.
5,21 achtet … gefangen. Der Herr kennt alle Taten des Men- schen und hält ein unmittelbares Gericht in Gnade zurück, indem er dem Sünder die Zeit lässt, entweder Buße zu tun oder in seiner eigenen Sünde gefangen zu werden (vgl. 4Mo 32,23; Ps 7,16.17; 57,7; Spr 1,17; Gal 6,7.8). Vgl. das Beispiel von Haman (Est 5,9-14; 7,1-10).
5,23 Er stirbt. S. Anm. zu 2,18; 5,5.
6,1 verbürgt … verpfl ichtet. Hier wird aufgezeigt, dass es töricht ist, für die Schulden eines anderen einzustehen und sich zu ihrer Bezahlung zu verpfl ichten, wenn der andere säumig bleibt (vgl. 11,15; 17,18; 20,16; 22,26). Auch wenn es Beispiele für eine solche Praktik gibt, ist es bei weitem besser den Bedürftigen etwas zu geben (s. 5Mo 15,1-15; 19,17) oder jemandem ohne Zinsen zu leihen (s. 3Mo 25,35-38; 28,8).
6,2 gefangen … in die Hand. Vgl. 22,26.27. Jeder, der für die Schulden eines anderen eintritt, ist gefangen, weil er die Gewalt über das aufgegeben hat, was Gott in seine Verwaltung gelegt hat. Die Situation ist so ernst, dass es ein Befehl ist, seine eigenen von Gott gegebenen Mittel unter Kontrolle zu halten und sofort aus einer solch unerträglichen Vereinbarung herauszukommen (»Rette dich« V. 3.4), bevor man in Armut oder Versklavung gerät. Vgl. 1Mo 43,9; 44,32.33.
6,6 Nach der Diskussion über die törichte Verpfl ichtung, für die Schulden eines anderen einzutreten, ist eine Warnung vor Faulheit passend, da es oftmals faule Menschen sind, die Bürgschaften wollen. 6,6 Ameise … Fauler. Vgl. 30,25. Die Ameise ist ein Beispiel für Fleiß, Eifer und Planung (V. 7.8) und stellt einen Tadel für einen faulen Menschen dar (jemandem, dem es an Selbstbeherrschung mangelt). Er wird aufgefordert, von der Ameise zu lernen (s. 10,4.26; 12,24; 13,4; 15,19; 19,15; 20,4; 26,14-16).
6,11 Läufer … bewaffneter Mann. Der faule Mensch, mit seiner unmäßigen Neigung zu schlafen anstatt zu arbeiten (V. 9.10), lernt zu spät und fällt daher in unausweichliche Armut, so wie ein Opfer vom Räuber überwältigt wird (s. 24,33.34). Während Faulheit zu Armut führt (vgl. 10,4.5; 13,4; 20,4.13), ist Armut nicht immer auf Faulheit zurückzuführen (vgl. 14,31; 17,5; 19,1.17.22; 21,12; 28,3.11). 6,12 Ein Taugenichts. Ein bösartiger Mensch (1Sam 25,25; Hi 34,18), wörtl. »ein Belialsmensch« (nichtswürdig; vgl. 1Sam 2,12; 30,22), ein Ausdruck, der auch direkt für den Teufel benutzt werden kann (s. 2Kor 6,15).
6,13 blinzelt … Zeichen gibt … deutet. Offensichtlich war das im Osten üblich. Aufgrund der Furcht, entlarvt zu werden, verbirgt der Betrüger seine Absicht und lügt sein Opfer an, während er mit seinen Augen, Händen und Füßen einer anderen Person Zeichen gibt, seinen Plan auszuführen.
6,14 Zwietracht. Die Sprüche handeln von der Sünde, absichtlich Streit, Konfl ikte und Meinungsverschiedenheiten hervorzurufen (15,18; 16,28; 17,14; 18,19; 21,9.19; 22,10; 23,29; 25,24; 26,21; 27,15; 28,25; 29,22).
6,15 unrettbar. Die Folgen der Sünde können bleibend sein. Die Be- strafung wird seinem Verbrechen entsprechen, wenn Gott ihn richtet.
6,16 sechs … sieben. Das Aufeinanderfolgen dieser beiden Zahlen soll Gesamtheit darstellen und Aufmerksamkeit wecken (vgl. 30,15.18; Hi 5,19; Am 1,3). Diese 7 widerwärtigen Sünden geben einen tiefen Einblick in die Sündhaftigkeit des Menschen. Die Verse dienen als Zusammenfassung der vorangegangenen Warnungen: 1.) stolze Augen (V. 13a »blinzelt«); 2.) falsche Zunge (V. 12b »trügerischen Reden«); 3.) Hände (V. 13c »Fingern«); 4.) Herz (V. 14a); 5.) Füße (V. 13b); 6.) falsches Zeugnis (V. 12b) und 7.) Zwietracht (V. 14c).
6,20 S. Anm. zu 1,8.9; 3,1-3.
6,22 gehst … niederlegst … aufstehst. Vgl. 3,23.24. Das ist ver- gleichbar mit den drei Lebenstätigkeiten in 5Mo 6,6-9; 11,18-20, denen die Weisheit mit Wegweisung, Schutz und Ratschlag zur Seite stehen will. Die biblische Belehrung durch die Eltern bewahrt vor Bösem, da sie gute und wahre Gedanken bereithält, selbst im Schlaf.
6,23 das Gebot … das Gesetz … Unterweisung und Ermah- nung. Mit diesem allen ist das Wort Gottes gemeint, das die Weisheit gibt, die zu überfl ießendem, ewigem Leben führt.
6,24 S. Anm. zu 2,16; 5,3. Die elterliche Unterweisung in der Weis- heit ist entscheidend für die Stärkung eines Menschen gegen die starke Anziehungskraft sexueller Sünde. Die Liebe zur Wahrheit und Weisheit schützt die Menschen vor schmeichelnden Lügen. 6,25 Begehre. Sexuelle Sünde hat ihre Wurzeln in der Begierde (die Vorstellung der sündigen Tat), wie in 2Mo 20,17 angedeutet und in Mt
5,23 Er stirbt. S. Anm. zu 2,18; 5,5. 5,28 von Christus angesprochen wird. Dieser anfänglichen Anziehungs- kraft muss dauerhaft widerstanden werden (Jak 1,14.15). 6,26 einen Laib Brot. (AUS DER UELB) Der Laib Brot stellt hier dar, dass die Prostituierte das Leben eines Mannes bis zur Belanglosigkeit reduziert, einschließlich dem Verlust seines Vermögens (s. 29,3), seiner Freiheit, Familie, Reinheit, Würde und selbst seiner Seele (V. 32).
6,27 Kraftvolle Bilder, die die offensichtliche Gefahr und die zer- störerischen Konsequenzen des Ehebruchs beschreiben und zeigen, dass Strafe eine natürliche und zu erwartende Folge ist.
6,29 sie anrührt. Das bezieht sich auf eine Berührung, um sexuelle Leidenschaft zu entfachen. Paulus benutzt den gleichen Ausdruck mit derselben Bedeutung in 1Kor 7,1.
6,30 Ehebruch wird mit einem Dieb verglichen. Anders als das empfundene Mitleid für einen hungrigen Dieb, der sein Verbrechen wiedergutmachen und das Diebesgut zurückerstatten kann, auch wenn es ihn alles kosten mag, was er hat (V. 30.31), gibt es für den Ehebrecher nicht die Möglichkeit der Wiedergutmachung, da er seine Seele zugrunde richtet (V. 32; vgl. 5Mo 22,22). Seine Schande wird Zeit seines Lebens nicht vergehen (V. 33). Auch der eifersüchtige Ehemann wird keine Gnade mit ihm haben (V. 34.35; vgl. 27,4; Hl 8,6).
6,31 siebenfach. In der Schrift gibt es unterschiedliche Maßgaben für Rückerstattung (vgl. 2Mo 22,10f.; 3Mo 5,24; 4Mo 5,7; 2Sam 12,6; Lk 19,8), aber keine ist so umfangreich wie die bei Diebstahl.
7,1 Vgl. 2,1-4; 3,1-3; 4,10.
7,2 deinen Augapfel. Dieser Ausdruck meint die Pupille des Auges, die, weil sie die Quelle des Augenlichts ist, sorgfältig geschützt wird (s. 5Mo 32,10; Ps 17,8; Sach 2,12). Der Sohn soll auf die Belehrungen seines Vaters Acht geben und sie bewahren, da sie ihm geistliches und moralisches Sehvermögen schenken.
7,3 Binde. Das ist ein Aufruf, der Wahrheit göttlicher Weisheit einen permanenten Platz im Verstand und Verhalten einzuräumen. Vgl. 3,3; 6,21; 5Mo 6,8.
7,6 Die Tragödie der Verführung durch die Ehebrecherin, die sich von V. 5 bis V. 23 darstellt, wird aus der beobachtenden Perspektive eines Menschen geschildert, der auf die Szene von seinem Fenster aus blickt.
7,7 Unverständigen … ohne Einsicht. S. Anm. zu 1,2-4.
7,8 betrat den Weg. Gegen den Rat aus 4,14.15 begibt er sich direkt zum Haus der Hure. »Flieht die Unzucht« (1Kor 6,18) beginnt damit, dass man sich in der Nacht nicht in der Nähe von Huren aufhält. Vgl. V. 25.
7,10 mit arglistigem Herzen. Wörtl. »verstecktem Herzen«. Es ist ein unfairer Wettstreit zwischen dem unverständigen jungen Mann, dem es an Weisheit und Wahrheit mangelt, und der bösen Frau, die ihr Ziel kennt, aber ihre wahren Absichten zurückhält. S. Anm. zu 6,26; 23,27.28.
7,11 Diese Verse unterbrechen die Erzählung, um die Vorgehens- weise der Frau zu beschreiben, die zur erfolgreichen Verführung des einfältigen Mannes führte.
7,14 Friedensopfer. Laut den Gesetzesvorschriften, die sich auf das Dank- bzw. Friedensopfer beziehen (3Mo 7,11-18), sollte das übrig gebliebene Opferfl eisch bis zum Ende des Tages gegessen werden. Sie erscheint sehr religiös mit ihrer Einladung an den Mann, ihr Gesellschaft zu leisten, als sie von ihrer Opfergabe spricht und das übrig gebliebene Fleisch nach Hause bringt. 7,15 Es war bereits Nacht (V. 9) und das Fleisch musste gegessen werden. Es konnte nicht bis zum nächsten Morgen aufgehoben werden. Eine solche Heuchelei ist um die zeremoniellen Gesetze besorgt, während sie gleichzeitig eine Person verführt, gegen Gottes moralisches Gesetz zu verstoßen.
7,16 ägyptischem Garn. Feine Stoffe waren ein Zeichen von Reichtum (31,22; Jes 19,9; Hes 27,7). Während sie die Bequemlichkeit ihres Bettes mit seinen aromatischen Gewürzen beschreibt, lässt sie ihr Vorhaben deutlich erkennen (vgl. Hl 1,13; 3,6).
7,18 an Liebe berauschen. Ehebruch ist keine wahre Liebe, son- dern nur körperliche Befriedigung.
7,19 Sie sichert dem unverständigen Mann zu, dass er nicht be- fürchten musste, mit ihr ertappt zu werden, da ihr Ehemann eine große Geldsumme auf seine lange Reise mitgenommen hatte und erst zu festgesetzter Zeit (wörtl. »am Tag des Vollmonds«) zurückkommen würde und nicht vorher.
7,21 Als Ort, Zeit und Umstände es erlaubten, war die Verführung einfach (vgl. V. 26).
7,22 Schlachtbank … Gefesselter. Die wirkliche Gefahr nicht er- kennend und zum Widerstand unfähig, erlag er ihr schnell, wie ein Tier vor der Schlachtung oder ein gefesselter Verbrecher vor seiner Bestrafung.
7,23 Pfeil … Vogel. Gemeint ist eine tödliche Wunde, da die Leber den Sitz des Lebens darstellt (Kla 2,11) und der Vogel zum Verzehr gefangen wurde (vgl. 6,26).
7,24 Die angemessene Lehre aus dieser Tragödie ist in der Ermah- nung der folgenden Verse enthalten – nämlich sich vor ihrer tödlichen Verführung zu schützen.
7,26 Nicht nur schwache Männer fallen, sondern auch starke Män- ner, die mit falschen Gedanken und Absichten zur falschen Zeit am falschen Ort sind.
7,27 Vgl. 5,5.
8,1 Weisheit. S. Anm. zu 1,20.21. Die öffentliche Darstellung der Weisheit steht im Kontrast zur Heimlichtuerei der bösen Ehebrecher in Kap. 7.
8,4 Unverständigen. S. Anm. zu 1,4.
8,6 Die Tugenden der Weisheit beinhalten alles, was ausgezeich- net, richtig, wahr und gerecht ist.
8,9 klar. Derjenige, der seine Gedanken auf Gottes Weisheit richtet, wird moralische Erkenntnis und Einsicht in die Wahrheit gewinnen. Vgl. 1Kor 1,18-25.
8,10 Die wertvollste Sache, die ein junger Mensch ergreifen kann, ist die Einsicht, sein Leben nach dem Maßstab der Wahrheit zu ordnen (s. Anm. zu 3,14.15; 8,19-21; auch Hi 28,12-28; Ps 19,11).
8,13 Die Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7. Übermut … hasse. Die Weisheit hasst, was auch Gott hasst (vgl. 6,16-19; Ps 5,6). Die höchste Tugend ist Demut (Unterwerfung unter Gott), woraus folgt, dass die Weisheit Stolz und Überheblichkeit über alles hasst.
8,15 Könige … Fürsten … Herrscher… Edlen. In diesem Rah- men des königlichen Hofes spricht Salomo seinen Sohn als zukünftigen König an. All diese Führer sollten ihre Aufgabe mit göttlicher Weisheit und Gerechtigkeit erfüllen.
8,17 liebe. Dass die Weisheit jene liebt, die sie aufnehmen, wird durch die in V. 18-21 erwähnten Vorteile bewiesen.
8,18 Reichtum und Ehre. Vgl. 3,16; 22,4. Salomo, dem große Weisheit geschenkt wurde, erfuhr ihren reichen Nutzen als junger König aus erster Hand (vgl. 1Kö 3,12-14; 10,14-29).
8,22 Der HERR besaß mich. Vgl. 3,19.20. Die personifi zierte Weisheit beansprucht die Ehre für alles, was Gott geschaffen hat, so dass diese Weisheit schon so lange besteht wie Gott. Christus gebrauchte seine ewige Weisheit bei der Schöpfung (Joh 1,1-3; 1Kor 1,24.30).
8,24 Es ist bemerkenwert, wie sehr diese Verse dem Schöpfungs- bericht entsprechen. Die Erde (V. 23) am ersten Tag in 1Mo 1,1-5; die Wasser (V. 24) am zweiten Tag in 1Mo 1,6-8; und das Land (V. 25.26) am dritten Tag in 1Mo 1,9-13.
8,27 einen Kreis … auf der Oberfl äche der Meerestiefe. Das he- br. Wort für Kreis deutet an, dass die Erde eine Kugel ist; deshalb ist der Horizont kreisförmig (vgl. Jes 40,22). Diese »Meerestiefe«, die die Erde umgibt, war das ursprüngliche Weltmeer, das die Oberfl äche der Erde bedeckte, bevor sie vollends als Lebensraum geformt war (vgl. 1Mo 1,2).
8,29 dem Meer seine Schranke. Bei der Schöpfung setzte Gott den Wassern auf der Erde eine Grenze (vgl. 1Mo 1,9; 7,11; 8,2) und rief Ufer ins Dasein, über die die Ozeane nicht hinausgehen können. den Grund der Erde. Eine bildhafte Beschreibung der soliden Struktur der Erde (vgl. Hi 38,4; Ps 24,2).
8,30 Werkmeister. Dieser Begriff beschreibt die Weisheit als kom- petent und erfahren bei der Gestaltung der Schöpfung (vgl. Hl 7,2 und Jer 52,15).
8,31 ich freute mich. Als Gott sich über seine Schöpfung freute (1Mo 1,31; Hi 38,7), freute sich auch die Weisheit, besonders über die Schöpfung der Menschen, die allein in der materiellen Schöpfung die Fähigkeit besitzen, Weisheit und Wahrheit zu schätzen.
8,36 die mich hassen, lieben den Tod. Da die Weisheit die Quelle des Lebens ist (s. 3,18), liebt jeder den Tod, der die Weisheit hasst, d.h. sie verschmäht.
9,1 sieben Säulen. Die Zahl 7 vermittelt die Hinlänglichkeit dieses Hauses in seiner ganzen Größe, das zum Bankett bereitet ist.
9,2 ihren Wein gemischt. Vgl. 23,29.30. Wein wurde mit Wasser in einem Verhältnis von 1 zu 8 Anteilen verdünnt, um seine Rauschwirkung zu mindern. Zudem wurden ihm zwecks Geschmacksverstärkung Gewürze beigemischt (Hl 8,2). Ungemischter Wein wurde starkes Getränk genannt (vgl. 20,1; 31,6; 3Mo 10,9; Jes 28,7; Lk 1,15).
9,3 Der Aufruf der Weisheit erschallt nicht im Verborgenen, son- dern in aller Öffentlichkeit. S. Anm. zu 1,20.21. 9,5 Kommt … esst … trinkt. Vgl. Gottes Aufruf zum Bankett (Jes 55,1-3; Lk 14,16-24; Offb 22,17).
9,7 Weise Menschen wissen Tadel und Zurechtweisungen zu schätzen – Narren nicht.
9,10 Die Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
9,11 S. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen.
9,12 Jeder Mensch ist für sein eigenes Verhalten verantwortlich, so dass unsere Entscheidungen Auswirkung auf unser Leben haben.
9,13 Zum Fest der Torheit lädt Frau Torheit als Gastgeberin ein. Man beachte den Gegensatz zu Frau Weisheit in V. 1-6 und die Ähnlichkeiten zu der unmoralischen Frau in 7,6-23. 9,13 unbändig. Vgl. 7,11.12.
9,17 Aufgrund von Risiko und Gefahr erscheinen verbotene Freuden manchmal süßer und angenehmer.
9,18 Totenreiches. S. Anm. zu 1,12. Wie der Ehebruch führen auch die schmeichelnden Worte der Torheit zum Tode (s. 2,18.19; 5,5; 7,2123.26.27).
10,1 Dieser große Abschnitt enthält 375 einzelne Sprüche von Salomo. Ihnen liegt offensichtlich keine besondere Anordnung zu Grunde, gelegentlich sind sie zu Themengruppen zusammengefasst, stehen aber oftmals in keinem Kontext, um ihre Anwendung zu bestimmen. Sie basieren auf Salomos inspirierter Erkenntnis des Gesetzes und der Propheten. Die parallelen, zweizeiligen Sprüche in Kap. 10-15 bestehen hauptsächlich aus Gegenüberstellungen oder Gegensätzen (antithetisch), während jene in Kap. 16-22 vorwiegend Ähnlichkeiten oder Vergleiche (synthetisch) beschreiben. 10,1 Kummer seiner Mutter. S. Anm. zu 23,15.16. Dieser elterli- che Schmerz wird besonders tief von der Mutter empfunden, da sie bei der Erziehung des Kindes eine bedeutendere Rolle übernimmt.
10,2 Tod. Der größte aller Schätze, das Leben, wird durch Gerechtig- keit erworben.
10,3 Gier der Gottlosen. Für eine Zeit mag es so erscheinen, als könnte der Gottlose seine Gier stillen, aber am Ende nimmt Gott ihm das Erreichte weg, da es böse ist (vgl. Ps 37,16-20). 10,4 fl eißige. Das steht im Gegensatz zum Faulen (s. Anm. zu 6,611). Armut ist in sich nichts Böses, solange sie nicht das Ergebnis von Faulheit ist.
10,5 sammelt … schläft. Vgl. 6,6-11; 13,4; 15,19; 24,30-34; 28,19.20. Die festgesetzten Zeitpunkte in der Landwirtschaft kann man auch ganz allgemein auf die Möglichkeiten im Leben übertragen.
10,6 Gewalttat. S. 10,13; 12,13; 14,3; 18,6.7. Die vom Gottlosen ausgegangene Gewalttat fällt später wieder auf ihn zurück (vgl. Hab 2,17; Mal 2,16).
10,7 Andenken … Name. Das bezieht sich auf die Art und Weise wie die Menschen und Gott einer gerechten Person nach ihrem Tod gedenken.
10,8 nimmt Gebote an. Um den Parallelismus zu beenden, der Weise hört und ist belehrbar und wird deshalb erhöht werden. Der ständig redende Narr kommt zu Fall, weil er Gottes Gebote verwirft. 10,9 Integere Menschen (die nach dem leben, was sie glauben) fürchten sich nicht, dass etwas Böses bei ihnen entdeckt werden könnte, während jene, die krumme Wege gehen und im Geheimen Böses tun, dies nicht verstecken werden können. Vgl. 11,3; 19,1; 20,7.
10,10 mit den Augen zwinkert. S. 6,13.14.
10,11 Quelle des Lebens. Der Herr ist der Ursprung dieser Quelle (Ps 36,10), die in dem weisen Menschen zum Ausdruck kommt durch weise Worte (10,11), weise Lehren (13,14), Gottesfurcht (12,27) und Verständnis (16,22). S. Anm. zu 3,18; Hes 47,1-12; Joh 4,14; 7,38.39. Gewalttat. S. Anm. zu 10,6. 10,12 Liebe. Wahre Liebe sucht das Beste für andere (vgl. 1Kor 14,4-7). 1Pt 4,8 zitiert diesen Vers.
10,13 Rute. Dieser erste Hinweis auf körperliche Bestrafung auf den Rücken (vgl. 19,29; 26,3) wird als wirkungsvollste Umgangsweise mit Kindern und Toren empfohlen. S. auch 13,24; 18,6; 19,29; 22,15; 23,13.14; 26,3; 29,15.
10,14 die Lippen der Narren. Die lose Zunge des Narren ist ein wiederkehrendes Thema in den Sprüchen (vgl. V. 6.8.13.18.19.31.32; 12,23; 13,3; 15,1.2.23.26.28.31-33; 17,28; 18,2.6-8). Jakobus macht vergleichbare Aussagen über die Zunge (Jak 1,26; 3,1-12).
10,15 Reichen … Bedürftigen. Während der Reiche denkt, dass seine »feste Stadt« ihn beschützt (vgl. 18,11; 28,11), weiß der Arme, dass er nichts besitzt. Beide sollten dem Herrn als ihrem einzigen Schutz vertrauen (vgl. 3,5.6; 11,4.28; 18,10.11; Ps 20,8; Pred 9,11-18; Jak 5,1-6).
10,16 Erwerb. Der Fleiß des Gerechten lässt ihn erfolgreich sein, während der Verdienst der Gottlosen viele Gelegenheiten zum Sündigen ermöglicht.
10,18 Hass … Verleumdungen. Beides ist falsch, das Hegen und das Ausleben von Hass, und wird bestraft werden. Verleumdungen (Gerede oder Lügen) sind verboten (vgl. 25,10; auch 16,28; 18,8; 20,19; 26,20.22).
10,19 Es ist weise, die Zunge zurückzuhalten, da viele Worte das Risiko von Sünde mit sich bringen. Vgl. Ps 39,2; Jak 1,26; 3,2-8.
10,20 Zunge … Herz. Diese Worte werden als parallele Begriffe verwendet, da sie untrennbar miteinander verbunden sind. Vgl. Mt 15,18.19. erlesenes Silber. Gute Worte sind selten, wertvoll und kostbar (vgl. 15,23; Jes 50,4).
10,21 weiden … sterben. Gesunde Lehre nutzt vielen, doch der Tor hungert sich geistlich zu Tode, weil es ihm an weiser Belehrung fehlt (vgl. Hos 4,6).
10,22 reich. Mehr zu haben als das, was man braucht, ist nicht der Zweck der Weisheit, sondern im allgemeinen ihre Folge (vgl. 5Mo 6,1115; 1Kö 3,10-14). S. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen. Mühe. Vom Herrn gegebener Reichtum bringt keine der Mühen mit sich, die mit fälschlich erworbenem Reichtum verbunden sind (vgl. 13,11; 15,6; 16,19; 21,6; 28,6).
10,24 Was der Gottlose fürchtet. Der Wunsch der Gerechten wird erfüllt, während den Gottlosen das zustößt, was sie fürchten (vgl. Hebr 10,26-29).
10,25 Sturm. S. 1,27; 6,15; 29,1.
10,27 Die Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
10,29 Der Weg des HERRN. Gemeint ist der geistliche Weg, auf dem Gott den Menschen führt (s. Anm. zu Apg 18,25).
10,30 Vgl. Ps 37,9-11.
11,1 Falsche Waage. Vgl. 16,11; 20,10.23. Gott verabscheut Un- ehrlichkeit, was angedeutet wird in 3Mo 19,35.36; 5Mo 25,13-16; Hes 45,10; Am 8,5; Mi 6,10.
11,2 Übermut. Die sprachliche Wurzel des Wortes bedeutet »ko- chen« oder »überlaufen«, was eine überschäumend arrogante Haltung oder Verhaltensweise andeutet. Es wird für alle möglichen Personengruppen verwendet: für gewöhnliche Leute (5Mo 17,12.13), Könige (Neh 9,10), das Volk Israel (Neh 9,16.29), falsche Propheten (5Mo 18,20) und Mörder (2Mo 21,14). den Demütigen. Ein seltenes Wort, das in Mi 6,8 auftaucht: »demütig wandeln mit deinem Gott«. Dieser demütige und belehrbare Geist ist in erster Linie auf Gott ausgerichtet (vgl. 15,33; 16,18.19; 18,12; 22,4).
11,4 Tag des Zorns. Mit Geld kann man sich vom Tod nicht freikau- fen, wenn man am Gerichtstag vor Gott steht, dem göttlichen Richter (vgl. Jes 10,3; Hes 7,19; Zeph 1,18; Lk 12,16-21).
11,11 Gemeint ist sozialer Einfl uss, entweder zum Guten oder zum Schlechten.
11,12 verächtlich. Wörtl.: jemand, der tratscht, verleumdet oder mit Worten zerstört – im Gegensatz zum Schweigen des Weisen. S. Anm. zu 10,14.18.
11,13 Verleumder. Ein Mensch, der mit Skandalen hausieren geht und andere absichtlich, und nicht nur aus Unachtsamkeit, mit seinen Worten verletzt (vgl. 3Mo 19,16).
11,14 viele Ratgeber. Eine gute Entscheidung hat viele weise Väter (vgl. 15,22; 20,18; 24,6). Je wichtiger die Entscheidung ist, umso angemessener ist die Weisheit von vielen Ratgebern. Vgl. Davids Beispiel (2Sam 15,30-17,23).
11,15 S. Anm. zu 6,1.
11,16 anmutige Frau … Gewalttätige. Auch wenn böse Men- schen zu Reichtum gelangen mögen, so werden sie doch nie die Ehre empfangen, die einer anmutigen, gnadenvollen Frau zukommt (vgl. 31,30). 11,18 Arbeit wird fehlschlagen. (AUS DER LU12 – A.d.Ü.) Die Anstrengungen des Gottlosen bringen nicht den Reichtum, den sein Betrug beabsichtigt, aber der Gerechte erhält seine Belohnung von Gott.
11,20 Gräuel. In der ganzen Schrift sind damit Einstellungen, Worte und Verhaltensweisen gemeint, die der Herr hasst (s. 6,16).
11,21 Der Böse bleibt nicht ungestraft. Die vereinte Macht der Gottlosen kann sie nicht vor ihrer gerechten Strafe bewahren, aber die Kinder der Gerechten werden aufgrund ihrer Beziehung zu Gott errettet.
11,22 goldener Ring. Ein Nasenring war ein Schmuckstück, das in atl. Zeiten die Schönheit einer Frau hervorhob (vgl. 1Mo 24,47; Jes 3,21; Hes 16,12). In der Nase eines Schweines war er ebenso fehl am Platz wie mangelnder Anstand bei einer schönen Dame.
11,23 Verlangen … Hoffnung. Diese Begriffe beziehen sich auf Ergebnisse aus Gottes Perspektive.
11,24 teilt aus und wird doch reicher. Hier wird das Prinzip der Großzügigkeit vorgestellt: Gottes Segen mehrt den Wohlstand, während Geiz zu Armut führt, anstatt zum erwarteten Gewinn. Der Gebende bekommt viel mehr zurück (Ps 112,9; Pred 11,1; Joh 12,24.25; Apg 20,35; 2Kor 9,6-9).
11,28 auf seinen Reichtum vertraut. Vgl. 23,4.5; s. Anm. zu 1Tim 6,17.19.
11,29 Wind zum Erbe. Derjenige, der sein Haus schlecht verwaltet, wird seinen ganzen Besitz schwinden sehen und am Ende mit nichts dastehen. Er wird dem weisen Verwalter dienen (15,27).
11,30 Baum des Lebens. S. Anm. zu 3,18. gewinnt Seelen. Ge- meint ist, anderen Gutes zu tun oder sie durch weises Verhalten zu beeinfl ussen (vgl. Lk 5,10). Das Wort wird auch für das Gegenteil benutzt: andere Menschen zu bösen Dinge zu bewegen (z.B. 6,25; Ps 31,14; Hes 13,18).
11,31 vergolten. Gottes endgültiger Segen und Lohn für die »Ge- rechten« sowie Gericht und Strafe für die »Gottlosen und Sünder« wird nach dem irdischen Leben empfangen. Aber während des Lebens gibt es einen Vorgeschmack auf beides, da der Gerechte Gottes persönliche Fürsorge und Güte erfährt, wohingegen es dem Gottlosen daran mangelt.
12,1 töricht. Vom hebr. Verb »starren«; so ein Mensch ist so dumm wie Vieh (vgl. Ps 49,21; 73,22).
12,3 Wurzel. Es ist ein vertrautes Bild, dass der Gerechte fest steht wie ein blühender Baum (Ps 1; Jer 17,7.8).
12,4 tugendhafte Frau. S. Anm. zu 31,10; Rt 3,11. Hinsichtlich des Gegenteils s. 19,13; 21,9.19; 25,24; 27,15. ein Fraß in seinen Gebeinen. Ein schmerzhafter und unheilbarer Zustand.
12,6 stiften Blutvergießen an. S. Anm. zu 1,11.12.
12,7 Haus. Der Lohn für eine weise Lebensführung erstreckt sich nicht nur auf Einzelpersonen, sondern auch auf deren Haushalt oder Familie.
12,9 Besser … als. Das ist der erste von mehreren Sprüchen, der einen »besser … als«-Vergleich vornimmt (vgl. 15,16.17; 16,8.19.32; 17,1; 19,1; 21,9.19; 25,7.24; 27,5.10; 28,6). gering … großtun. Der Geringe, der sein eigener Knecht ist, ist besser als derjenige, der sich fälschlicherweise seiner Bekanntheit rühmt, aber in Wirklichkeit arm ist.
12,10 erbarmt … ist grausam. Wörtl.: er kümmert sich um das Leben seines Viehs, wohingegen der Gottlose nicht einmal Sorge für Menschen trägt.
12,11 Nichtigem. Die Jagd nach wertlosen Dingen und Phantasien ist ebenso sinnlos wie Faulheit. S. Anm. zu 6,6-11; 20,4; 24,30-34.
12,12 gelüstet nach der Beute. Das bezieht sich auf die Beute, die die Gottlosen durch ihre Betrügereien machen, im Gegensatz zu einem einfachen Leben im Gehorsam, das Segen hervorbringt.
12,14 der Frucht seines Mundes. Gemeint ist die Macht der Wor- te; der Lohn weiser Worte kommt dem körperlicher Arbeit gleich (vgl. 10,11; 15,4; 18,4).
12,16 steckt die Beleidigung ein. Ein Muster für Selbstbeherr- schung – der Kluge ignoriert eine Beleidigung (vgl. 9,7; 10,12).
12,17 die Wahrheit sagt. Vor Gericht bewirkt der ehrliche Zeuge Gerechtigkeit.
12,18 schwatzt … verletzt. Eine Gegenüberstellung von spitzen Worten, die »unbedacht« geredet wurden (Ps 106,33), und wohl überlegten Worten, die Heilung bewirken. Vgl. Eph 4,29.30.
12,20 Falschheit. Der Gegensatz wird angedeutet, aber nicht aus- gesprochen. Jene, die durch ihre Falschheit Böses planen, haben wegen der Risiken und Gefahren keine Freude, aber die Gerechten, die zum Frieden raten, fürchten nichts und können sich somit freuen.
12,23 verbirgt. Anders als der Tor, der allen seine Torheit kundtut, ist der Weise ein Muster an Beherrschung und Bescheidenheit, der sein Wissen zur passenden Zeit preisgibt (vgl. 29,11). S. Anm. zu 1,4; 10,14.
12,24 Zwangsarbeit. Im Gegensatz zu hart arbeitenden Menschen, die für ihre Arbeit Verantwortung tragen, werden die Faulen schließlich dazu gezwungen, für die Fleißigen zu arbeiten.
12,26 führt sie irre. Vgl. 1Kor 15,33. Dieser Vers könnte so verstan- den werden, dass der Gerechte seine Freunde mit Sorgfalt leitet, wohingegen der Gottlose seine Gefährten in die Irre führt.
12,27 erjagt kein Wild. Dem Faulen mangelt es daran, etwas aus seinen Möglichkeiten zu machen (vgl. V. 11.25).
13,2 Einem Menschen guter Worte ergeht es wohl, während je- mand, der Böses spricht (und somit für Gott unfruchtbar ist), Unglück über sich bringt.
13,4 S. Anm. zu 6,6.11.
13,7 stellt sich reich … stellt sich arm. Die gleiche Verstellung fi ndet sich bei zwei gegensätzlichen Aussagen; der eine gibt vor, reich zu sein, während der andere so tut, als wäre er arm. Im Gegensatz dazu sollten Menschen ehrlich und bescheiden sein (vgl. 11,24; 2Kor 6,10).
13,8 Reichtum … erkaufen … Armer … Drohungen. Mit Reich- tümern können sich manche von Strafen freikaufen, andere nicht, da sie nicht auf den Tadel für ihre Faulheit hören, die sie arm macht.
13,9 Licht … Leuchte. Dieses Bild von Leben, Wohlstand und Freu- de wird Not und Tod gegenübergestellt (vgl. Hi 3,20).
13,10 Die Stolzen verschmähen den Rat anderer, die Weisen nehmen ihn an.
13,11 Vgl. 20,21.
13,12 Baum des Lebens. S. Anm. zu 3,18.
13,13 Wort … Gebot. Diese Begriffe beziehen sich auf göttliche Offenbarung.
13,14 Quelle des Lebens. Das gleiche hebr. Wort wie für »Brunnen des Lebens«. S. Anm. zu 10,11.
13,16 verbreitet. Die Sprache zeigt anschaulich, dass ein Tor Dummheiten hervorbringt, wie ein Hausierer öffentlich seine Waren ausbreitet, damit andere sie betrachten können. Vgl. 12,23; 15,2.
13,19 Das unnachgiebige Streben des Toren nach Bösem und dem Hass auf Gutes lassen ihn nie den süßen Segen des Gehorsams schmecken.
13,20 Umgang … mit Narren einlässt. Das spricht von dem Ein- fl uss, den der Umgang auf die Charakterbildung hat. Vgl. 1,10.18; 2,12; 4,14; 16,29; 22,24.25; 23,20; 28,7.19; Ps 1.
13,21 Das ist ein grundlegendes Thema/Prinzip in den Sprüchen und fi ndet sich im ganzen AT illustriert: Rechtschaffenheit bringt den Segen Gottes und das Böse seinen Fluch.
13,22 hinterlässt. Während das Eigentum eines guten Menschen auf die Familie übergeht, trifft dies auf das Vermögen des Gottlosen nicht zu. In Gottes Vorsehung wird es letzten Endes den Gerechten zufallen. Vgl. 28,8; Hi 27,16.17.
13,23 Ungerechtigkeit. Eine Gegenüberstellung des armen, aber arbeitsamen Mannes, dessen Mühen ihn mit Nahrung belohnen, und dem reichen Mann, dessen Anstrengungen ihn aufgrund seiner ungerechten Taten in den Ruin treiben (vgl. Jak 5,1-6).
13,24 Rute … züchtigt … beizeiten. Die Erziehung junger Kinder (s. Anm. zu 22,6) erfordert sowohl elterliche Erziehungsmaßnahmen, einschließlich körperlicher Bestrafung (vgl. 10,13; 19,18; 22,15; 29,15.17), als auch Güte und Liebe. Es besteht große Hoffnung, dass ein gottgemäßer Gebrauch der Rute zu frommen Tugenden (vgl. 23,13.14) und zur Freude der Eltern führt (vgl. 10,1; 15,20; 17,21; 23,15.16.24.25; 28,7; 29,1.15.17). Solche disziplinarischen Maßnahmen müssen dem richtigen Motiv unterliegen (Hebr 12,5-11) und mit dem entsprechenden Maß erfolgen (Eph 6,4). Jemand, der sein Kind aufrichtig liebt, es aber nicht körperlich bestraft, bringt die gleiche Art von Kind hervor, wie jemand, der seinen Sprössling hasst.
13,25 Eine deutlichere Erläuterung der Lehren aus V. 13.18.21.
14,1 baut ihr Haus. Vergleiche die weise Frau, die ihr Haus herrich- tet (31,10-31), mit der Weisheit, die ihr Haus baut (9,1-6).
14,3 Rute. Ein seltenes hebr. Wort, das sich auf einen kleinen Spross bezieht (s. Jes 11,1). Hier steht es bildlich für die stolze Zunge im Mund eines Toren, die ihn und andere verletzt (vgl. 11,2; 16,18; 29,23).
14,7 Geh weg. Meide den Umgang mit allen, die dir keine Weisheit beibringen können. Vgl. 1 Tim 4,6.7; 6,3-5.
14,9 Toren treiben Gespött mit ihrer Schuld. Während sich To- ren über ihr drohendes Gericht lustig machen (vgl. 1,26), wird den Weisen Gunst vor Gott (vgl. Jes 1,11-20) und Menschen verheißen (vgl. 10,32; 11,27). Vgl. 1Sam 2,26; Lk 2,40.52.
14,10 In ihrem tiefsten Kern sind Schmerz und Freude ganz persön- liche und private Angelegenheiten. Niemand ist fähig, sie anderen völlig mitzuteilen (1Sam 1,10; 1Kö 8,38; Mt 2,18; 26,39-42.75).
14,12 Weg … zum Tod. S. Anm. zu Mt 7,13.14.
14,14 ein abtrünniges Herz. Dieser Ausdruck, der von den Prophe- ten so häufi g gebraucht wurde (Jes 57,17; Jer 3,6.8.11.12.14.32; 8,5; 31,22; 49,4; Hos 11,7; 14,4), soll hier näher erläutern, wer ein Abtrünniger ist. Er gehört in die Kategorie der Narren, Gottlosen und Ungehorsamen und steht im Gegensatz zum gottesfürchtigen Weisen. Die Propheten benutzten den Ausdruck für abtrünnige Ungläubige.
14,17 Jähzorniger … Böses plant. Eine Gegenüberstellung von Jähzorn, der als Torheit eingestuft wird, und vorsätzlicher Bosheit, die Hass erzeugt (Ps 37,7).
14,19 Die Bösen müssen sich beugen. Nach altem Brauch musste sich der Geringere vor dem Höheren niederwerfen oder vor seinem Tor warten, bis er Gunst fand. Das Gute wird das Böse demütigen.
14,20 Dieses traurige aber wahre Bild des menschlichen Wesens fi n- det hier keine Zustimmung, vielmehr wird es als Tatsache dargestellt.
14,24 die Narren haben nichts als Torheit. Nachdrücklich wird beschrieben, dass der Tor außer seiner Torheit nichts hat, keine Weisheit, nur Torheit als Belohnung.
14,25 Wahrheit erzeugt Gerechtigkeit, von der das Leben von Men- schen abhängen kann.
14,26 Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
14,27 Quelle des Lebens. S. Anm. zu 10,11.
14,28 der Menge des Volkes. Eine Binsenweisheit, die besagt, dass die Ehre eines Königs vom Wachstum seines Volkes abhängt (vgl. 30,29-31).
14,29 Vgl. V. 17.
14,30 gelassenes Herz … Leibes. Ein gesunder mit Weisheit erfüll- ter Verstand ist verbunden mit einem gesunden Körper (vgl. 3,5-8; 17,22). Fraß in den Gebeinen. S. Anm. zu 12,4.
14,31 Schwachen unterdrückt … Schöpfer. Es ist eine Beleidi- gung des Schöpfers, wenn jemand die Schwachen vernachlässigt, die er doch geschaffen hat (vgl. 14,21; 17,5; 19,17; 21,13; 22,2.7; 28,8; 29,13).
14,32 Gerechte … Tod. Vgl. 23,18. Die Hoffnung der Gerechten im Tod ist ein zentrales Thema im AT (vgl. Hi 19,25.26; Ps 31,6; 49,15.16; 73,24; Pred 11,9; Jes 26,19; Dan 12,1.2).
14,33 das wird offenbar. Die Weisheit ist ruhig im Herzen der Weisen aufbewahrt, um zur rechten Zeit zur Geltung zu kommen, wohingegen Toren eifrig ihre Torheit hinausposaunen (vgl. 12,23; 13,16; 15,2.14).
14,34 erhöht. Während gerechte Prinzipien und Taten eine Gesell- schaft erhalten und sogar erhöhen, beschämt ihre Abwesenheit ein Volk (vgl. 11,11).
14,35 schändlichen. Vgl. 10,5; 12,4.
15,2 S. Anm. zu 14,33.
15,3 Augen des HERRN. Vgl. 5,21. Das bezieht sich auf Gottes All- wissenheit. Vgl. 1Sam 16,7; 2Chr 16,9; Hi 24,23; Ps 33,13-15; 139,116; Jer 17,10.
15,4 Baum des Lebens. S. Anm. zu 3,18. sie verwundet den Geist. Jemanden zu unterdrücken oder zu verwunden, um ihn dadurch zu entmutigen (vgl. Jes 65,14).
15,8 Solange das Herz des Anbeters nicht dahinter steht, verab- scheut Gott äußerliche Anbetungsformen, auch wenn sie mit den biblischen Vorschriften übereinstimmen (vgl. Jes 1,12-15; Am 5,21; Mal 1,11-14; Hebr 11,4.6). 15,10 den Weg. Der Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit (s. 2,13; 10,17).
15,11 Totenreich und Abgrund. Vgl. 27,20. Das Totenreich oder der Scheol ist der Ort der Toten (s. Anm. zu 1,12). »Abgrund« bezieht sich auf die Erfahrung äußerlicher Bestrafung. Vgl. Hi 26,6.
15,13 Vgl. V. 4.
15,15 immer ein Festmahl. Die Freude im Herzen des Weisen (14,21) wird als beständiges Festmahl beschrieben. Wirkliches Glück wird immer durch den Herzenszustand bestimmt (vgl. Hab 3,17.18; 1Tim 4,6-8).
15,16 S. Anm. zu 12,9 hinsichtlich weiterer »besser … als«-Ver- gleiche. 15,16 Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
15,17 Gericht Gemüse. Gemüse war das typische Essen der Ar- men.
15,18 Ein »zorniger Mann« und »ein Langmütiger« werden gegen- übergestellt (vgl. 14,17.29; 15,1; 28,25; 29,11.22).
15,19 Dornen. Er ist zu faul, sie zu beseitigen. S. Anm. zu 6,6.11.
15,22 S. Anm. zu 11,14.
15,24 Totenreich … drunten. S. Anm. zu 1,12.
15,25 Wenn böse Menschen versuchen, Witwen ihren Besitz wegzu- nehmen, wird Gott eingreifen (vgl. 22,28; 23,10.11). Die Betrübten (Witwen) können sich Gottes Hilfe sicher sein; sie besitzen einen beständigeren Wohnort als die Sünder, die auf sich selbst vertrauen.
15,27 Bestechungsgeschenke. Vgl. 18,5; 24,23; 29,4; 2Mo 23,8; 5Mo 16,19; Pred. 7,7; Jes 1,23.
15,28 der Mund des Gottlosen sprudelt Bosheiten hervor. Böse Menschen achten nicht auf ihre Worte. S. Anm. zu 12,23; vgl. Eph 4,29.
15,30 Ein freundlicher Blick. Das ist ein Vergleich, so dass die »gute Botschaft« diesen Ausdruck erklärt. Jede gute, verlässliche Wahrheit und Weisheit bewegt das Herz, indem sie von Sorge befreit und ein fröhliches Gesicht erzeugt (vgl. 14,30; 15,13; 17,22).
15,31 Ein Ohr, das … hört … Weisen. Um Weisheit zu erwerben, ist ein belehrbarer Geist erforderlich.
15,33 Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
16,1 Pläne … Antwort. Menschliche Verantwortung ist immer Got- tes absoluter Souveränität unterworfen (vgl. 3,6; 16,2.9.33; 19,21; 20,24; 21,1.30.31).
16,2 Geister. Während der Mensch sich selbst betrügen kann, sind seine Motive Gott bekannt (vgl. 21,2; 24,12; 1Sam 16,7; 1Kor 4,4).
16,3 Befi ehl. Wörtl. »wälze auf«, und zwar in der Hinsicht, dass man Gott vollkommen vertraut (3,5-6) und sich seinem Willen unterwirft (Ps 22,9; 37,5; 119,133). Er wird die gerechten Pläne eines Menschen ausführen.
16,4 Am Tag des Gerichts und ewiger Strafe werden die Gottlosen zu Gottes Ehre beitragen. S. Anm. zu Röm 9,17-23.
16,6 Durch seine »Gnade und Wahrheit« bewirkt Gott, dass »Schuld gesühnt« oder die Sünde bedeckt wird, was den gläubigen Sünder dazu veranlasst, vom Bösen zu weichen. S. Anm. zu 3Mo 16,1-34; 17,11 hinsichtlich einer Erklärung des Sühneopfers. Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
16,7 Diese allgemeine Regel schließt nicht aus, dass einige Verfol- gung erleiden. S. Anm. zu 2Tim 3,12.
16,8 Gerechtigkeit … Unrecht. Zwei absolut gegensätzliche Be- griffe.
16,9 S. Anm. zu vv. 1.2. Gottes Souveränität weist die Pläne der Menschen ab, um seine Absichten zu verwirklichen. S. 1Mo 50,20; 1Kö 12,15; Ps 119,133; Jer 10,23; Dan 5,23-30; 1Kor 3,19.20.
16,10 Gottesspruch. Gemeint ist nicht etwa eine in 3Mo 19,26 ver- botene okkulte Praktik, sondern tatsächlich eine Entscheidung aufgrund göttlicher Weisheit, die durch die Worte des Königs, des Repräsentanten Gottes, mitgeteilt wurde. Der König hatte den Auftrag (5Mo 17,18-20), Gottes Weisheit zu suchen und zu verkünden (vgl. David in 2Sam 14,1720; Salomo in 1Kö 3,9-12; und Christus als König in Jes 11,2).
16,11 S. Anm. zu 11,1.
16,12 S. Anm. zu 14,34.
16,14 Das weist auf die Macht des Königs hin, über Leben und Tod zu entscheiden, sie kann missbraucht (vgl. 1Sam 22,16-18; Est 7-10; Dan 2,5) oder zum Guten eingesetzt werden (vgl. 2Sam 1,1-16; 4,5-12).
16,15 Wolke des Spätregens. Der späte Frühjahrsregen, der das Getreide zur Reife brachte, fi el vor der Ernte (vgl. 2Sam 23,3.4; Ps 72,6) und wird hier mit der Macht des Königs verglichen, seinen Untertanen Gunst zu erweisen.
16,16 besser. Vgl. 3,13-16; 8,10.11.18.19.
16,17 Der Gerechte folgt der geraden Straße und geht dem Bösen aus dem Weg. Solange er auf seinem Weg bleibt, befi ndet er sich in Sicherheit.
16,19 Die Stolzen sind diejenigen, die die Armen berauben.
16,21 liebliche Rede. Süße Worte, die die intelligente, umsichtige und sensible Rede der Weisen kennzeichnen (vgl. V. 24).
16,22 Quelle des Lebens. S. Anm. zu 10,11. Der Rat des einsichti- gen Menschen bringt Segen, der eines Toren ist nutzlos.
16,23 Herz. S. Anm. zu 4,21-23.
16,24 Freundliche Worte. S. Anm. zu V. 21; vgl. 24,13.14; Ps 19,11.
16,25 Weg … zum Tod. Vgl. 14,12.
16,26 arbeitet für sich selbst. Arbeit ist hart und oftmals mit Schmerzen verbunden, aber dennoch nötig, auch für den Faulen (vgl. Pred 6,7; Eph 4,28; 6,7; 2Th 3,10-12).
16,27 nichtswürdiger Mann. S. Anm. zu 6,12. Buchstäblich gräbt er für seinen Nächsten eine Grube, wie der Jäger für seine Beute (vgl. Ps 7,16; 62,7), und seine Worte sind aufhetzend (vgl. Jak 3,6).
16,28 entfesselt. Das von der Sprachwurzel gleiche Wort wird bei der Freilassung der in Brand gesetzten Füchse verwendet, als diese in die Kornfelder der Philister gejagt wurden (Ri 15,4.5; vgl. 17,9). Verleumder. Verleumdung oder Gerede. S. Anm. zu 6,14; vgl. 8,8; 26,20.22 hinsichtlich des gleichen hebr. Begriffes.
16,30 zukneift. Zwinkernde oder geschlossene Augen und zusam- mengepresste Lippen sollten eine Haltung ausdrücken, die tiefe Gedanken und eine feste Absicht suggerierte.
16,31 Das spricht von respektierten Ältesten. Vgl. 20,29.
16,32 ein Langmütiger. S. Anm. zu 14,17; 25,28. Vgl. Pred 9,17.18; Jak 1,19.20.
16,33 Los. S. Anm. zu 16,1. Der Loswurf war eine häufi g ange- wandte Methode, um Gottes Absichten in einer Angelegenheit herauszufi nden (vgl. Jos 14,1.2; 1Sam 14,38-43; 1Chr 25,8-31; Jon 1,7; Apg 1,26). Der Hohepriester trug in seinem Brustschild die Urim und Thummim (s. Anm. zu 2Mo 28,30).
17,1 Vgl. 15,17.
17,2 einsichtiger Knecht … Erbe. Ein treuer Knecht wird sich über einen unwürdigen Sohn erheben und das Erbe empfangen (vgl. 11,29; 1Kö 11,26.28-38; Mt 8,11.12).
17,3 Schmelztiegel. Ein erhitzter Kessel, in dem wertvolle Metalle geprüft und gereinigt wurden. Vgl. Ps 66,10; Jes 1,25; 48,10; Jer 6,29; Hes 22,17-22; Dan 12,10; Mal 3,3.
17,5 Vgl. 14,21.31.
17,6 Kindeskinder. Gottesfürchtiger Einfl uss erzeugt gegenseitige Liebe und Respekt in einer Familie, die sich von einer Generation auf die nächste überträgt (vgl. Ps 90 mit 2Mo 20,12).
17,8 Bestechungsgeschenk. Ein Bestechungsgeschenk, das seinen Empfänger reich macht (V. 23; 15,27).
17,9 Vgl. 16,28; 18,8.
17,10 Hinsichtlich eines belehrbaren Geistes vgl. 9,7.8; 15,31-33.
17,11 Gerechte Vergeltung wird denen zuteil, die sich aufl ehnen – der königliche Bote wird kein Erbarmen mit ihnen haben (vgl. 16,14; 2Sam 20,1-22; 1Kö 2,25.29.34.46).
17,12 Toren haben in ihrem Zorn weniger Verstand als wilde Bären.
17,13 Gutes mit Bösem vergilt. Salomo verstand diesen Spruch nur allzu gut, denn sein Vater hatte Urija ungerecht behandelt (vgl. 2Sam 12,10-31). Vgl. das mit dem Mann, der Böses mit Gutem vergilt (vgl. 20,22; Mt 5,43-48; 1Pt 3,9).
17,14 Wasser entfesselt. Der kleinste Spalt in einem Damm setzt eine unkontrollierbare Flut frei.
17,15 Der ungerechte Richter wird durch Stolz, Voreingenommen- heit, Bestechungsgeschenke und Leidenschaften beherrscht. S. Anm. zu 24,23b-25; vgl. 2Mo 23,7; Jes 5,23.
17,16 Selbst Reichtum kann denen keine Weisheit kaufen, die sie nicht lieben. Vgl. 4,7.
17,17 Ein wahrer Freund ist eine beständige Quelle der Liebe, wäh- rend der leibliche Bruder einem nicht unbedingt so vertraut sein muss. Freunde sind einem häufi g näher als Brüder, da sie zu jeder Zeit da sind, nicht nur in der Not. Vgl. 18,24.
17,18 S. Anm. zu 6,1.2-4.
17,19 sein Tor hoch baut. Gemeint ist der Stolze, der seinen Reich- tum zur Schau stellt durch ein großes Haus mit einem riesigen Portal und dadurch den Einsturz heraufbeschwört (vgl. Jer 22,13-19).
17,20 verkehrtes. Vgl. 10,31.
17,21 Vgl. 10,1; 15,20; 17,25; 19,26.
17,22 Vgl. 14,30; 15,13.30; 16,14; Hi 29,24.
17,23 S. Anm. zu V. 8.
17,24 am Ende der Erde. Gemeint ist das Umherschweifen des Toren, da ihm Weisheit fehlt.
17,25 Vgl. V. 21.
17,26 bestrafen … schlagen. Eine klare Aussage über politisches und religiöses Unrecht, die sich auf die gleicherweise schlechte Behandlung der Unschuldigen und Edlen bezieht.
17,27 zurückhält. Vgl. 10,19; 14,29; 15,18; 16,27.32; 29,20.
17,28 ein Narr wird für weise gehalten. Das besagt nicht, dass Narren durch ihr Schweigen Weisheit offenbaren, sondern dass es ihre Torheit verheimlicht.
18,1 Wer sich absondert. Dieser Mensch sucht seine eigene Befrie- digung und nimmt keinen Rat an.
18,2 Vgl. Pred 10,12-14.
18,3 Sünde und Strafe sind untrennbar miteinander verbunden, denn Böses erzeugt bei anderen das Gefühl von Verachtung und zieht Schande nach sich.
18,4 Worte … tiefe Wasser. Weise Worte sind wie ein tiefer, nie versiegender Segensstrom.
18,5 Vgl. 17,26; 28,21.
18,6 Der Tor ruiniert sich selbst. Vgl. 12,13; 17,14.19.28; 19,29; 20,3.
18,8 Leckerbissen. Das stammt von einem hebr. Wort, das »gierig verschlingen« bedeutet. Dieser Spruch wird in 26,22 wiederholt.
18,9 nachlässig … Zerstörers. Wer eine Arbeit halb oder schlecht getan zurücklässt, zerstört sie. S. Anm. zu 6,1.11.
18,10 Der Name des HERRN. Dieser Ausdruck, der nur hier in den Sprüchen vorkommt, steht für die offenbarten Vollkommenheiten Gottes wie z.B. Treue, Macht, Gnade und Weisheit, auf die der Gerechte sich sicher verlässt (vgl. 2Mo 3,15; 15,1-3; Ps 27,4.5)
18,11 Dieser Spruch wiederholt 10,15 und bildet einen Gegensatz zu V. 10.
18,12 Vgl. 16,18.
18,14 niedergeschlagenen Geist. Vgl. 12,25; 15,13. Wenn der Geist niedergeschlagen ist, verliert der Mensch die Hoffnung.
18,16 Das Geschenk. Es ist nicht das gleiche hebr. Wort wie für Bestechung (vgl. 17,23), sondern vielmehr das Wort für ein Geschenk, das jemandem überreicht wird (vgl. die Geschenke von Jakob in 1Mo 32,22.23; Joseph in 1Mo 43,11; David in 1Sam 17,17.18 und Abigail in 1Sam 25,27).
18,17 S. V. 13. Eine Untersuchung beider Seiten schützt vor übereil- tem Urteil.
18,18 Los. S. Anm. zu 16,33.
18,19 Keine Streitigkeiten sind schwerer zu lösen als die unter Ver- wandten; keine Hindernisse sind so schwer zu beseitigen. Folglich sollte man große Sorgfalt walten lassen, um solche Konfl ikte zu vermeiden. Riegel einer Burg. Vgl. Ri 16,3; 1Kö 4,13; Neh 3,3; Jes 45,2.
18,20 Ertrag seiner Lippen. S. Anm. zu 12,14; 13,2.3. Die Worte eines Menschen sollten Zufriedenheit und Erfüllung hervorrufen.
18,21 Tod und Leben. Das größte Gut und der größte Schaden liegen in der Macht der Zunge (vgl. Jak 3,6-10).
18,22 Vgl. 12,4; 19,14; 31,10-31.
18,23 Die Reichen brauchen die Gunst anderer nicht, so dass es ih- nen egal ist, wie sie andere Leute behandeln.
18,24 wird daran zugrunde gehen. Eine Warnung davor, dass es ins Unglück führt, Freundschaften leicht und unkritisch einzugehen. Auf der anderen Seite ist ein wirklicher Freund treuer als ein Bruder. Freund. Ein starkes Wort, das »einer der liebt« bedeutet und für Abraham, den Freund Gottes, benutzt wurde (2Chr 20,7; Jes 41,8; vgl. 1Sam 18,1; 2Sam 1,26).
19,1 Lauterkeit ist besser als Reichtum. Vgl. 15,16.17; 16,8.
19,2 wer zu schnell läuft, geht leicht fehl. Überstürztheit ist die Folge von Unwissenheit und bringt Schwierigkeiten.
19,3 sein Herz zürnt. Der Tor macht Gott für seine Probleme und sein Versagen verantwortlich (vgl. 1Mo 4,5; Jes 8,21; Kla 3,39-41).
19,4 Reichtum macht. Vgl. V. 7; 14,20. Wörtl.: Reichtum macht neue Freunde, während Armut vorhandene abstößt, die der Not des Armen überdrüssig werden.
19,5 Hinsichtlich der Sünde des Meineids vgl. 6,19; 12,17; 14,5.25; 19,9; 5Mo 19,18-21.
19,6 Hiermit könnte Großzügigkeit oder Bestechung gemeint sein.
19,7 S. Anm. zu V. 4.
19,10 Beiden sollte weder Besitz noch Verantwortung in einem Ma- ße anvertraut werden, das ihre Fähigkeit zum weisen Umgang damit übersteigt (vgl. 30,21-23).
19,11 langsam zum Zorn. S. Anm. zu 14,17.
19,12 Eine Aufforderung, sich der Regierung zu unterstellen. Vgl. Röm 13,1-4; 1Pt 2,13-17.
19,13 beständiges Tropfen. Eine widerspenstige, streitsüchtige Frau ist buchstäblich so unerbittlich wie eine undichte Stelle im Dach, so dass man entweder vor ihr fl iehen muss oder verrückt wird. Hier werden zwei Dinge beschrieben, die einen Mann zur Verzweifl ung treiben: ein törichter Sohn und eine zänkische Frau. 19,14 Das Erbe eines Menschen ist ein Familiensegen (der sich aufgrund der Geburt ergibt), aber eine verständige Frau (vgl. 31,10-31) ist die Folge göttlichen Segens. Vgl. 12,4; 18,22; 31,10-31.
19,15 S. Anm. zu 6,6.11.
19,16 Gebot. Weisheit ist mit der Einhaltung der Gebote Gottes gleichzusetzen. In gewisser Hinsicht beinhalten die Sprüche die Anwendungen und Auswirkungen dessen, was Gottes moralische Gesetze besagen.
19,17 S. Anm. zu 14,31.
19,18 Züchtige. S. Anm. zu 3,11; 13,24; 22,6.
19,19 Wiederholte Freundlichkeiten sind bei bösartigen Menschen eine Verschwendung.
19,21 S. Anm. zu 16,1.
19,22 Reiche Lügner sind nicht liebenswürdig, da ihre Lügen Scha- den verursachen; ein armer aber freundlicher Mensch zu sein, ist erstrebenswerter.
19,23 Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
19,24 Seine Faulheit ist so groß, dass er nicht einmal seine Hand zurück zum Mund führt, nachdem er sie in die Schüssel mit Nahrung gesteckt hat (s. 26,15).
19,25 Spötter … Unverständige … Verständigen. Drei Perso- nengruppen werden hier vorgestellt: 1.) Spötter werden getadelt, weil sie nichts gelernt haben; 2.) Unverständige werden durch die Zurechtweisung des Spötters gewarnt und 3.) die Verständigen vertiefen ihre Weisheit durch jeden Tadel.
19,26 misshandelt. Vgl. 10,1; 15,20; 17,21.25; 28,24. Anschei- nend übernimmt der Sohn den Besitz des Vaters, während die Eltern noch leben, aber anstatt für sie zu sorgen, vertreibt er sie (vgl. 2Mo 20,12; 21,15.17).
19,28 nichtsnutziger Zeuge. S. Anm. zu 12,17.
19,29 S. Anm. zu 10,13.
20,1 Wein … starke Getränk. Hier wird ein neues Thema begon- nen: Enthaltsamkeit (s. 23,20.21.29-35; 31,4.5). Wein bestand aus dem Saft der Traube und Wasser zur Verdünnung, starkes Getränk hingegen war unverdünnt (s. Anm. zu Eph 5,18). Während der Gebrauch dieser Getränke nicht ausdrücklich verurteilt wird (5Mo 14,26), wird der Rausch es sehr wohl (Jes 28,7). Regierende sollten nicht trinken, um ihr Urteilsvermögen nicht zu umnebeln und ihr vorbildhaftes Verhalten abzuschwächen (s. 31,4.5). S. Anm. zu 1 Tim 3,3. Spötter … wild. »Spötter« hat die gleiche hebr. Sprachwurzel wie in 19,25.29; ein wilder Mensch ist gewalttätig, laut und unkontrolliert. Beide Worte beschreiben die Persönlichkeit des Trinkers.
20,2 S. Anm. zu 16,14; 19,12. Menschen, die sich den Regierenden widersetzen, schaden sich selbst. S. Anm. zu Röm 13,1-5.
20,3 Vgl. 15,18; 17,14; 19,11.
20,4 der Faule. S. Anm. zu 6,6.11.
20,5 Tiefes Wasser. Der weise Mensch besitzt ein feines Gespür, mit dem er die tiefsten Herzensabsichten wahrzunehmen vermag (vgl. 18,4; Hebr 4,12).
20,6 Es gibt viel mehr Angeber, die sich selbst rühmen, als treue Menschen, die Gottes Güte bezeugen.
20,7 Unsträfl ichkeit. S. Anm. zu 10,9.
20,8 fi ndet … heraus. Der königliche Richter »worfelt« oder »siebt« (wörtl. wie in V. 26) die Informationen, um Böse und Gute voneinander zu unterscheiden (vgl. Jes 11,3.4).
20,9 Niemand kann sich selbst von seiner Sündhaftigkeit befreien. Vgl. Hi 14,4; Röm 3,10.23; 1Joh 1,8. Jene, deren Sünden vergeben wurden, sind rein vor Gott (Ps 51,3.4.11.12).
20,10 S. Anm. zu 11,1; vgl. 20,23.
20,12 Da Gott dem Menschen seine Hör- und Sehfähigkeit gegeben hat, sollte es offensichtlich sein, dass Gott alles hört und sieht (s. Ps 94,9).
20,13 S. Anm. zu 6,6.11.
20,14 Der Käufer veranschlagt ein Objekt, das er erstehen möchte, absichtlich zu niedrig, um den Preis zu drücken. Später rühmt er sich seiner Klugheit.
20,15 Ehrlich erworbener Wohlstand ist ein Segen, aber Weisheit ist erstrebenswerter. S. Anm. zu 3,13-15; 8,10.11.18; 16,16.
20,16 S. Anm. zu 6,1. Kleidung war ein übliches Pfandstück für Dar- lehen, aber vor Sonnenuntergang musste sie stets zurückgegeben werden (2Mo 22,25.26; 5Mo 24,10-13). »Verführerin« ist wahrscheinlicher als »Fremden«. Jeder, der unklugerweise die Verantwortung für die Schulden eines Fremden oder einer ehebrecherischen Frau übernommen hat, erhält seinen Wert wahrscheinlich nie zurück, so dass er dem Gläubiger sein eigenes Kleidungsstück geben muss.
20,18 mit weiser Überlegung. Vgl. 11,14; 15,22; Lk 14,28-32.
20,19 Verleumder. Jene, die es lieben, Geheimnisse zu verbreiten, werden anderen schmeicheln, um sie zu erfahren.
20,20 Leuchte wird erlöschen. Vgl. 13,9. Diese schwerwiegende Sünde führt zum Tod (vgl. 30,11.17; 2Mo 21,17; 3Mo 20,9).
20,21 übereilt erworben. Das deutet auf eine illegale Methode beim Erwerb des Erbes hin, so dass es auf die gleiche unrechtmäßige Weise oder durch Strafe wieder verloren geht (vgl. 13,11; 21,5.6; 28,20.22).
20,22 Ich will Böses vergelten! Gott, und nicht der Mensch, ver- gilt Böses (vgl. 5Mo 32,35; Röm 12,17.19; Hebr 10,30) und errettet vor den Gottlosen.
20,23 Vgl. V. 10; s. Anm. zu 11,1.
20,24 S. Anm. zu 16,1.9, 33. Da der Mensch die verborgenen Ab- sichten der göttlichen Vorsehung in seinem Leben nicht fassen kann, muss er im Glauben leben.
20,25 überstürzt zu rufen: »Geweiht!«. Etwas für geweiht zu erklären, bedeutete, es Gott als geweihte Opfergabe zu versprechen; dies war unwiderrufl ich und somit sehr ernst. S. Pred 5,3-5; vgl. 4Mo 30,3; 5Mo 23,22-24; Ps 50,14; 78,11.
20,26 S. Anm. zu V. 8.
20,27 eine Leuchte des HERRN. Der »Geist« steht stellvertretend für das menschliche Gewissen, das jeden geheimen Ort durchforscht. Vgl. Röm 2,15; s. Anm. zu 2Kor 1,12.
20,28 Gnade und Wahrheit. S. Anm. zu 3,3.
20,30 Die weise Anwendung körperlicher Bestrafung schreckt vor bösem Verhalten ab. S. Anm. zu 10,13.
21,1 er leitet es. S. Anm. zu 16,1.9, 33; vgl. 19,21; 20,24. Zu be- achten sind das Eingreifen der Hand Gottes bei Artasasta (Esr 7,21-23), Tiglat-Pileser (Jes 10,5-7), Kyrus (Jes 45,1-4) und Nebukadnezar (Dan 4,31; 5,23-25).
21,2 S. Anm. zu 16,2. 21,3 S. Anm. zu 15,8; 21,27 (vgl. 1Sam 15,22; Jes 1,10-20; Hos 6,6; Mi 6,6-8).
21,4 die Leuchte. Vgl. 6,17; 30,13; Ps 18,28; 131,1. In manchen Versionen fi ndet sich auch »der Neubruch«, wobei »Leuchte« die bessere Übersetzung ist und als Symbol für die Augen dient, die den Stolz der Gottlosen darstellen.
21,5 Diese Verse sprechen vom Übel unrechtmäßigen Gewinns. Sie zeigen 3 Hauptfehler beim Erwerb dieses Gewinns auf: 1.) Eile (V. 5; vgl. 19,2; 28,20); 2.) Betrug (V. 6; vgl. 13,11) und 3.) Gewaltausübung (V. 7; vgl. 12,6).
21,7 Vgl. 1,18.19.
21,9 Winkel auf dem Dach. Da Dächer offen waren wie Terras- sen (vgl. 5Mo 22,8; 1Sam 9,25; 1Kö 4,10), war eine kleine Laube in der Ecke eines Flachdaches ein recht unbequemer Ort zum Leben. zänkischen Frau. Vgl. V. 19; 19,13; 25,24; 27,15.16; s. Anm. zu 19,13.
21,10 Gottlosen begehrt nach Bösem. Er ist so sehr auf Böses aus (vgl. Pred 8,11), dass er nicht einmal seinen Nächsten schont, wenn er ihm in den Weg kommt.
21,11 S. Anm. zu 19,25.
21,12 S. Anm. zu 20,22; vgl. 10,25; 14,11.
21,13 Armen. S. Anm. zu 14,31.
21,14 Vgl. 17,8; 18,16; 19,6.
21,16 Das hat der Bericht des unverständigen Mannes bewiesen, der verführt wurde (2,18; 7,22.23; 9,18).
21,17 Wein und Öl. Gemeint ist ungehemmter Genuss bei Festen (5Mo 14,26; Neh 8,12; Ps 104,15; Am 6,6; Joh 12,5). Kostspieliger Luxus macht arm.
21,18 Indem sie das erleiden müssen, was sie für den Gerechten gedacht oder über ihn gebracht hatten, stehen die Gottlosen an seiner statt im Gericht.
21,19 S. Anm. zu 19,13.
21,21 Jene, die danach streben, »gerecht und gütig« zu sein, emp- fangen mehr als sie suchen (s. Mt 5,6.7; 6,33). 21,22 Vgl. 24,5. Weisheit ist besser als Stärke (vgl. Pred 7,19; 9,15).
21,26 Sündiges Begehren kennzeichnet den Faulen ebenso wie Gut- mütigkeit den Gerechten charakterisiert.
21,27 S. Anm. zu 15,8; vgl. V. 3; Jes 1,13-15.
21,28 Lügenzeuge. S. Anm. zu 12,17.
21,29 Die Gottlosen sind widerspenstig und vertreten das, was ih- nen passt, ohne Rücksicht auf andere oder die Wahrheit, während die Gerechten in der Rechtschaffenheit fortschreiten.
21,31 gerüstet … Sieg. Damit soll nicht etwa eine angemessene Vorbereitung verurteilt werden, sondern vielmehr das Vertrauen auf sie anstatt auf den Herrn, um zum Sieg zu gelangen (vgl. Esr 8,22; Ps 20,8; Jes 31,1-3; Hos 1,7).
22,3 Weise Menschen sehen die Sünde im Vorhinein und nehmen Abstand von ihr, wohingegen die Unverständigen in sie hineinfallen und unter den Folgen leiden.
22,4 Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
22,6 den Weg, den er gehen soll. Es gibt nur einen richtigen Weg, den Weg Gottes, den Weg des Lebens. In den Sprüchen wird dieser Weg detailliert beschrieben. Da es ein Grundsatz ist, dass frühe Prägung lebenslange Gewohnheiten erzeugt, müssen Eltern auf diesen Weg bestehen, das Wort Gottes lehren und es dem Kind durch liebevolle Erziehung beibringen. S. Anm. zu 13,24. Vgl. 5Mo 4,9; 6,6-8; 11,18-21; Jos 24,15; Eph 6,4.
22,7 Der Reiche herrscht. Obschon dies natürlicherweise zutrifft, werden Menschen, die andere unterdrücken, vom Gesetz und den Propheten verurteilt (vgl. 22,22.23; 5Mo 24,14-18; Jes 5,8; Jer 34,13.17; Mi 2,2).
22,8 freigebig. Gemeint ist der gütige Mensch, der sieht, wo er anderen etwas geben kann. Das Prinzip von Aussaat und Ernte wird hier betont. Vgl. Hi 4,8; Hos 8,7; 10,13; 2Kor 9,6; Gal 6,7-9.
22,11 Selbst die Mächtigsten werden von den Weisen angezogen (vgl. Pred 10,12).
22,12 Die Augen des HERRN. S. Anm. zu 15,3. Gottes souveräne Allwissenheit beschützt die Prinzipien und die Besitzer göttlicher Erkenntnis.
22,13 ein Löwe draußen. Vgl. 26,13. Der Faule hat schlechte Ausreden, um sein Haus zur Arbeit nicht zu verlassen. S. Anm. zu 6,6.11.
22,14 Die verführerischen Schmeicheleien einer solchen Frau locken Männer in die Falle, in der Gott sie durch ihre Sünde bestraft. S. Anm. zu 2,16; vgl. 5,3; 7,5.
22,15 S. Anm. zu 13,24.
22,16 Diese beiden Untugenden geben die gleiche selbstsüchtige Haltung wieder: den Armen das vorzuenthalten, was man hat, und den Reichen zu geben, um mehr von ihnen zurückzubekommen. Beides ist für Gott nicht akzeptabel und zieht Strafe nach sich.
22,17 Diese Sammlung von 77 Sprüchen, die höchst wahr- scheinlich von gottesfürchtigen Männern vor der salomonischen Regierungszeit stammt, wurde von Salomo nur zusammengestellt, nicht verfasst. Der Abschnitt beginnt mit einer Einleitung (22,17-21), gefolgt von einer losen Spruchsammlung mit jeweils 1 bis 3 Versen (im Gegensatz zu den einversigen, zweizeiligen Sprüchen im vorherigen Abschnitt). Daran schließen sich zwei Sammlungen mit zusätzlichen Sprüchen an (22,22-24,22 und 24,23-34), die das Thema dieses Buches, die Weisheit, fortführen und vertiefen. 22,17 Dieser einleitende Abschnitt bietet anlehnend an 2,1-5; 5,1.2 eine Ermahnung zur Wachsamkeit, Gottes Weisheit zu hören und von sich zu geben.
22,20 Vortreffl iches. Wörtl. heißt dieser Begriff »Hauptsprüche« (vgl. 8,6).
22,21 die zuverlässigen Worte. Salomo war besonders um Ge- nauigkeit bemüht, damit seine Leser andere belehren können.
22,22 Die erste Spruchsammlung für Weise. 22,22 S. Anm. zu 14,31. 22,22 Tor. Bettler saßen für gewöhnlich am Tor, weil dort viele Leute vorbeigingen. Das Tor war auch der Ort, wo über zivile und rechtliche Angelegenheiten beraten wurde (vgl. 31,23). Die »Elenden«, die fair behandelt werden sollten, bettelten dort oder suchten Gerechtigkeit oder Gnade.
22,24 Vgl. 12,26.
22,26 S. Anm. zu 6,1.
22,28 Grenze. Gemeint ist der Diebstahl von Land durch das Verset- zen von Grenzmarkierungen. S. Anm. zu 15,25; vgl. 3Mo 25,23; 5Mo 19,14.
23,1 Hier fi ndet sich die Empfehlung zur Zurückhaltung, wenn ein reicher Herrscher dich durch seine Güter in seine Pläne und Machenschaften einzubinden versucht. Daniel ist das klassische Beispiel eines Menschen, der nach diesem Sprichwort lebte und die Verlockungen des heidnischen Monarchen zurückwies, von denen er wusste, dass sie ihn verderben konnten (s. Dan 1,8ff.).
23,4 Vgl. 11,28; 28,22; 1Tim 6,9.10.17. Anstatt sich beim Streben nach Reichtum aufzureiben, trachte nach der Weisheit Gottes und den Dingen, die ihn verherrlichen, und er wird dich mit Wohlstand segnen, wie es ihm beliebt. S. 2,1-11; 3,5-10.
23,6 Missgünstigen. Ein Geizhals, der seine Reichtümer hortet und sie den Armen und Bedürftigen vorenthält, nur um seinen eigenen Wohlstand zu vermehren. Er lädt andere ein, seine vorgetäuschte Gastfreundschaft und Großzügigkeit zu genießen, während er doch ein ekelerregender Heuchler ist. Sein Ziel ist es, sich einen Vorteil zu verschaffen und seinen Reichtum auf Kosten seines Gastes zu vergrößern. Vgl. 26,24-26. 23,9 Das ist wahr, denn Narren hassen Weisheit (vgl. 1,22; 9,8; 12,1).
23,10 uralte Grenze. S. Anm. zu 15,25; vgl. 22,22.23.
23,11 Erlöser. Im Normalfall würde ein naher Verwandter dem hel- fen, bei dem schwere Zeiten angebrochen waren (vgl. 3Mo 25,25; Rt 2,20; 3,12.13; 4,1-12), oder ihn im Fall von Mord rächen (4Mo 35,19). »Erlöser« meint Gott als Retter seines Volkes, da die Hilfl osen kein Gehör fanden (z.B. 1Mo 48,16; 2Mo 6,6; Hi 19,25; Ps 19,15; Jes 41,14; 43,14; 44,24).
23,13 Züchtigung. S. Anm. zu 13,24; 22,6. Das Kind wird die Bestrafung überleben und somit einem vorzeitigen Tod durch sündiges Verhalten entgehen (vgl. 5Mo 21,18-21).
23,14 Totenreich. S. Anm. zu 1,12. 23,15.16 Sohn … weise. Die Folge der Züchtigung des Kindes (V. 13.14) ist ein weises Herz und Freude bei den Eltern (vgl. V. 24.25; 10,1; 15,20; 17,21; 28,7; 29,3).
23,16 mein Innerstes. Wörtl. »meine Nieren«, die zusammen mit dem Herzen (vgl. 3,5; 4,21-23) bildhafte Ausdrücke für den inneren Menschen oder den Sitz der Gedanken und Gefühle sind.
23,17 Furcht des HERRN. S. Anm. zu 1,7.
23,18 es gibt eine Zukunft. Vgl. V. 24. Jeder, der Sünder beneidet, muss wissen, dass es ihnen nur für eine kurze Zeit gut geht. Sie werden sterben (»zunichte werden«), und anschließend wird es eine Zeit geben, in der alle Sünden bestraft werden und Gottes Gerechtigkeit siegt (vgl. Ps 37,28-38). Die Gerechten werden in Ewigkeit leben (s. Anm. zu 14,32).
23,19 dem Weg. Der Weg der Weisheit ist der einzig Richtige (4,10.11).
23,20 Weinsäufern. Vgl. V. 29-35; 5Mo 21,20.
23,22 Vgl. 1,8; 2,1; 3,1; 4,1; 5,1; Eph 6,1.
23,23 Kaufe Wahrheit. Erwirb Wahrheit um jeden Preis. S. Anm. zu 4,5-7; vgl. Mt 13,44-46. Und gebe sie um keinen Preis ab (s. Dan 1,8ff.).
23,24 S. Anm. zu V. 15; 13,24.
23,27 Hure … Fremde. Vgl. 22,14. Die Ausdrücke beziehen sich auf alle unmoralischen Frauen. S. Anm. zu 2,16; 5,3-5; 7,5-27; 9,13-18. In ihre Hände zu fallen, sollte so schrecklich sein wie die Aussicht, in eine tiefe Grube zu fallen, aus der es kein Entkommen gibt.
23,29 Diese Passage enthält eine ernste Warnung vor Trunken- heit, die in Form eines Rätsels (V. 29) mit entsprechender Aufl ösung (V. 30) präsentiert wird. Dem Rätsel folgen Ermahnungen (V. 31.32) und die Beschreibung der Gedanken des Trinkers (V. 33.35).
23,30 Würzwein. S. Anm. zu 20,1. Lange beim Wein zu verweilen, deutet auf regelmäßiges Trinken bis zur Betrunkenheit hin (vgl. 1Tim 3,3; Titus 1,7). Der Wunsch nach mehr Wein lässt auf die gleiche Absicht schließen.
23,31 der Wein schimmert rötlich. Das beschreibt einen beson- ders wünschenswerten und berauschenden Zustand des Weines, vielleicht war es »starkes Getränk« oder Wein mit beigemischten Gewürzen ohne Wasser, der im Gegensatz zum »Most« stand (3,10), welcher frisch war und keine oder eine geringere Gärung besaß (vgl. Hos 4,11).
23,32 beißt … sticht. Gemeint ist der Kater, aber auch die mehr als wahrscheinlichen zerstörerischen Folgen (vgl. Jes 59,5; Jer 8,17).
23,33 Das Delirium und die Verzerrung der Realität sind Teil der er- bärmlichen Erfahrung des Trinkers (s. Anm. zu 1Kor 6,12).
23,34 Hier wird vor dem Schwindelgefühl, der Übelkeit und Verwir- rung des Trinkers gewarnt, der sich wie ein Seekranker im Mastkorb fühlt, dem schwankendsten Punkt eines Schiffes auf hoher See.
23,35 Dem Trinker fehlt es so sehr an Verstand, dass sein erster Ge- danke nach dem Aufwachen der Wiederholung seiner zügellosen und gefährlichen Sünde gilt.
24,1 Vgl. 23,3.17.
24,3 ein Haus gebaut. Haus kann sich auf ein Gebäude beziehen (vgl. 14,1), eine Familie (s. Jos 24,15) oder auch auf eine Dynastie (s. 2Sam 7,11.12; 1Kö 11,38; 1Chr 17,10).
24,5 Weisheit und weiser Rat stehen mit Stärke in Verbindung. S. Anm. zu 11,14; 13,20; vgl. Pred 9,16-18.
24,7 im Tor. S. Anm. zu 22,22. Da an diesem Ort die führenden Köpfe öffentliche Angelegenheiten besprachen, war dort kein Platz für Narren.
24,11 Die hier beschriebene Gefahr könnte aus ungerechter Behand- lung oder Gewaltanwendung resultieren. Diese Menschen können gerettet werden, indem man für sie ein wahres Zeugnis ablegt, sie mit dem Lebensnotwendigen versorgt oder sie von einer verhängnisvollen Bahn abbringt.
24,12 der, welcher die Herzen prüft. S. Anm. zu 16,2. Gott kennt die Beweggründe des Herzens sowie die Entschuldigungen für das Versagen, das Richtige zu tun (vgl. Jak 4,17). dem Menschen vergelten nach seinem Tun. Vgl. V. 29; Hi 34,11; Jer 25,14; 50,29.
24,13 Dies ist kein Gebot, Honig zu essen, sondern eine Analo- gie, nach der süßen Belohnung der Weisheit zu streben (s. Anm. zu Ps 19,11).
24,14 Hoffnung … nicht zunichte. S. Anm. zu 23,18.
24,15 siebenmal. Das steht stellvertretend für »oft« oder »viel- mals« (s. 26,16; Hi 5,19). Die Pläne der Gottlosen gegen die Gerechten werden letzten Endes ohne Erfolg bleiben, auch wenn sie teilweise und vorübergehend gelingen; der Gottlose wird unter Gottes ewiges Gericht fallen und keine Hilfe oder Rettung fi nden.
24,17 Fall deines Feindes. S. Anm. zu 25,21.22. Die Schaden- freude über einen gefallenen Feind kann schlimmere Folgen haben, als die Sünde des Feindes.
24,19 Erzürne dich nicht. Man soll sich über das scheinbare Wohl- leben der Gottlosen nicht ärgern oder sie beneiden. Vgl. 3,31; 23,17.18; 24,1.
24,20 die Leuchte der Gottlosen. S. Anm. zu 13,9.
24,21 Fürchte den HERRN. S. Anm. zu 1,7. den König. Loyalität gegenüber dem König ist gut, da er der Vertreter göttlicher Weisheit ist (vgl. 5Mo 17,14-20; Röm 13,1-7). Diese Treue beinhaltet, dass man sich nicht mit Aufständigen einlässt, die den König zu stürzen versuchen. Petrus bezieht sich auf diesen Vers, wenn er in 1Pt 1,17; 2,17 zu guter Staatsbürgerschaft aufruft.
24,22 ihrer beider Verderben. Ein Hinweis auf die Vergeltung des Königs und des Herrn (vgl. Hi 31,23).
24,23a Diese Worte leiten einen kurzen Abschnitt ein, der einen An- hang weiterer Weisheitssprüche darstellt (V. 23b-34); dadurch wird die erste von Salomo zusammengestellte Gruppe von Sprüchen beendet. S. Anm. zu 22,17-24,34. 24,23b Die Person ansehen im Gericht. Unrecht ist böse und destabilisiert die Gesellschaft. S. Anm. zu 17,15.
24,26 ein Kuss auf die Lippen. Eine gerechte Antwort ist so wün- schenswert wie der intimste Ausdruck von Freundschaft.
24,27 Sichere dir zunächst einen guten Lebensunterhalt durch fl eißi- ge Arbeit und Planung, und dann beginn, zu bauen. Anders ausgedrückt, sorge erst für eine fi nanzielle Grundlage für alle notwendigen Dinge und Eventualitäten.
24,28 Es ist verboten, durch eine Falschaussage Rache an dem Bösen zu nehmen, das dir dein Nächster zugefügt hat (vgl. 14,5; 19,5). S. Anm. zu 6,19; 20,22.
24,30 S. Anm. zu 6,6.11. Auch 15,19 spricht von den Dornen im Leben des Faulen (s. Anm. dort).
25,1 Hiskias Sammlung von salomonischen Sprüchen. 25,1 Hiskias … zusammengetragen. Diese Sammlung von 137 salomonischen Sprüchen wurde sehr wahrscheinlich 200 Jahre nach ihrer Abfassung zusammengetragen, während der Herrschaft Hiskias, des Königs von Juda (ca. 715-686 v.Chr.). S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit. Das deckt sich mit Hiskias Bemühen, eine Erweckung nach Juda zu bringen (2Chr 29,30; 32,26), als er die in Vergessenheit geratene Weisheit Davids und Salomos wiederentdeckte (vgl. 2Chr 29,31; 30,26).
25,2 Gottes … Könige. Gottes Rolle und die der Könige wird mit- einander verglichen. Gott, dessen Wissen über dem des Menschen steht (vgl. Ps 92,6; Pred 3,11; Jes 46,10; Apg 15,18; Hebr 4,13) und dessen Wege unerforschlich sind (vgl. Hi 5,9; Ps 145,3; Jes 40,28), behält Dinge für sich, da er keinen Rat benötigt (s. Röm 11,34). Im Gegensatz dazu sollen Könige erforschen, was sie wissen müssen, um gerecht zu regieren.
25,4 Ein Volk ist fest gegründet, wenn Gottlosigkeit durch Weisheit ersetzt wird (vgl. 14,34; 16,12).
25,6 Am Königshof, wie auch sonst im Leben, richtet Selbstsucht und Stolz einen Menschen zugrunde. Man sollte sich nicht selbst erhöhen, denn es ist ehrenwert, wenn der Demütige erhoben wird, aber die Erniedrigung des Stolzen ist schändlich (vgl. Lk 14,8-10; Jak 4,7-10).
25,8 Geh nicht rasch gerichtlich vor. Bei Auseinandersetzun- gen geht der Mann mit einem streitsüchtigen Gemüt schnell vor Gericht, aber er sollte die Sache besser erst mit seinem Nächsten besprechen, anstatt sich vor Gericht, wo alles ans Licht kommt, öffentlicher Schande auszusetzen.
25,11 Eine Beschreibung der Schönheit gutgewählter sowie zu- rechtweisender Worte. Vgl. 15,23; 24,26. 25,13 Kühle des Schnees. Ein treuer Bote (vgl. V. 25; 26,6) war so erfrischend, wie Schnee in der Hitze der Sommerernte sein würde.
25,15 Geduld. Geduld ist eine mächtige Waffe. S. 15,1; 16,32.
25,16 Das könnte zusammen mit V. 17 ein Gleichnis sein, das dem Weisen rät, nichts im Übermaß zu tun, was zu Ekel und Ablehnung führen könnte, einschließlich einem Freund zur Last zu werden, welchem man dann überdrüssig wird.
25,18 Er ist für den Ruf so zerstörerisch, wie die aufgeführten Waffen es für den Körper sind. 25,20 Essig auf Natron. Essig auf Lauge zu gießen (z.B. Backpulver), erzeugt eine Reaktion, als würde man Ruhe in Aufwühlung bringen. Der gleiche Effekt entsteht, wenn einem Schwermütigen ohne Mitgefühl fröhliche Lieder gesungen werden. Vgl. Ps 137,3.4.
25,21 So wie Metalle in glühenden Kohlen geschmolzen werden, so wird das Herz eines Feindes durch Freundlichkeit beschwichtigt. Vgl. die zum Gericht herabfallende Feuersglut in Ps 140,12. Paulus zitiert diesen Spruch in Röm 12,20. Vgl. Mt 5,43-48.
25,23 Hier wird Ursache und Wirkung beschrieben; so sicher wie eine Regenwolke Regen bringt, erzeugt Verleumdung Ärger.
25,24 S. Anm. zu 19,13; 21,9.
25,25 S. Anm. zu V. 13.
25,26 getrübter Quell. Der Gerechte, der sündigt, trübt das Was- ser für den Gottlosen, dem er als Beispiel für Rechtschaffenheit dienen sollte (vgl. Ps 17,5).
25,27 Das Essen von Honig ist vergleichbar mit dem Genuss der ei- genen süßen Selbstherrlichkeit. S. Anm. zu vv. 6.7, 16.
25,28 Stadt mit niedergerissenen Mauern. Solche Menschen sind dem Eindringen böser Gedanken und erfolgreicher Versuchungen schutzlos ausgesetzt. Hinsichtlich des Gegenteils s. Anm. zu 16,32.
26,1 In jedem dieser Verse wird der Narr beschrieben. Die meis- ten Verse sind Vergleiche aus dem natürlichen Bereich, gegen den der Narr durch sein Verhalten verstößt. Das entartete Wesen der Torheit wird durch die Beschreibung veranschaulicht, die sich vom Schlucken (V. 6) bis zum Gespei steigert (V. 11). 26,1 Diese schädigenden Missverhältnisse in der Natur repräsentie- ren jene im moralischen Bereich. Vgl. 17,7; 19,10.
26,2 ein unverdienter Fluch. Der ziellose Flug eines Vogels, ohne Absicht zu landen, wird mit dem unverdienten Fluch eines Narren verglichen – auch er kommt nicht an.
26,4 Antworte dem Narren. Zusammengenommen lehren diese Verse, wie man einem Tor angemessen antwortet (z.B. einem Ungläubigen, der die Wahrheit ablehnt). Die Antwort sollte nicht seinen eigenen Ideen und Vorstellungen zustimmen, ansonsten glaubt er, richtig zu liegen (V. 4), vielmehr sollte er wegen seiner Torheit zurechtgewiesen und ihm die Wahrheit gezeigt werden, damit er erkennt, wie töricht er ist (V. 5).
26,6 Derjenige, der sich auf einen Tor verlässt, fügt sich selbst Wun- den zu (vgl. 25,13).
26,7 Peinlich und nutzlos.
26,8 einen Stein … festbindet. So wie es keinen Sinn ergibt, einen Stein in einer Schleuder festzubinden, ist es sinnlos, einen Toren zu ehren.
26,10 Die hebr. Sprache ist hier schwer verständlich, geradeso als wollte sie mehrere Auslegungen dieser Stelle zulassen. Da es nicht möglich ist, exakt zu erkennen, was das Original besagt, ist die genaue Bedeutung ebenso unmöglich herauszufi nden. Die Übersetzung könnte lauten: »Viel bringt alles hervor, aber der Lohn des Toren vergeht.« Das könnte bedeuten, dass derjenige, der viel besitzt und zudem die Fähigkeit hat, alles zu erreichen, was er will, es dennoch nicht schafft, wenn er auf die Dienste eines Toren zurückgreift, der gar nichts erreicht und darüberhinaus noch alles zerstört.
26,11 Petrus zitiert diesen scheußlichen Spruch in 2Pt 2,22.
26,12 sich selbst für weise hält. Es gibt unterschiedliche Grade der Torheit, die intellektuell eingebildete ist die Größte und am schwersten zu kurieren. Das bezieht sich auf den Faulen in V. 16 und den Reichen in 28,11.
26,13 Der Faule. S. Anm. zu 6,6.11; 22,13.
26,16 Die Unwissenden wissen nichts von ihrer Unwissenheit. sie- ben. S. Anm. zu 24,16.
26,17 Hier fi ndet sich ein anschaulicher Diskurs über die bösen Reden der Narren und Faulen und ihre schädlichen Auswirkungen. 26,17 packt einen Hund bei den Ohren. In Palästina war der Hund nicht domestiziert, deshalb war es gefährlich, einen Hund zu berühren. Der Angreifer verdiente es, aufgrund seiner grundlosen Handlung gebissen zu werden.
26,18 Der schwere Schaden, den Betrug hervorrief, konnte nicht als Witz abgetan werden (vgl. Jes 50,11).
26,20 Verleumder. S. Anm. zu 6,14; 16,28. Verleumdung ent- facht ein Feuer.
26,22 Leckerbissen. S. Anm. zu 18,8.
26,23 über ein irdenes Gefäß gezogen. Ein normales Tongefäß überzogen mit einer billigen Silberschicht, die seine Gewöhnlichkeit und Zerbrechlichkeit verhüllen sollte, gleicht den betrügerischen Worten böser Menschen. In V. 24-28 wird dieser Gedanke vertieft.
26,27 Das Unglück, das für andere gedacht war, fällt auf den Urhe- ber zurück.
27,1 Rühme … morgigen Tages. Narren denken, sie würden die Zukunft kennen oder sie beeinfl ussen können, aber sie ruht in den Händen des souveränen Gottes. S. Anm. zu 16,1.9; vgl. Ps 37; Jak 4,1316.
27,4 Eifersucht. Vgl. 6,34; Hl 8,6. Die unkontrollierbarste Sünde.
27,5 Zurechtweisung, die aufdeckt. Echte Liebe deckt die Wahrheit auf, selbst wenn dies Zurechtweisung bedeutet (vgl. 28,23; Ps 141,5; Gal 4,16).
27,6 die Küsse des Hassers. Vgl. 5,3-5; 26,23.24.
27,7 Ein Übermaß an Wohlstand nimmt den Geschmack von den besten Dingen, während die hartarbeitende aber hungrige Person alles Bittere süß fi ndet. Dieser Spruch bezieht sich nicht ausschließlich auf Lebensmittel, sondern erstreckt sich auf die Dinge im allgemeinen, die denen, die wenig haben, so viel mehr bedeuten.
27,8 ein Mann, der … entfl ieht. Eine solche Person hat nicht nur ihre Heimat hinter sich gelassen, sondern auch ihre Pfl icht, und befi ndet sich jetzt in Gefahr. Es ist besser nahe der Heimat zu bleiben.
27,10 Das Festhalten an erprobten und wahren Freunden. Blutsban- de können weniger verlässlich sein als echte Freundschaft. S. Anm. zu 17,17; 18,24.
27,11 Ein weiser Sohn erfreut den Vater und steht ihm auch in Schwierigkeiten mit einer passenden Antwort zur Seite (vgl. 10,1; 15,20). Dieses Sprichwort trifft auch umgekehrt zu (vgl. 17,25; 19,13; 22,21; 23,15).
27,12 Vgl. 22,3.
27,13 S. Anm. zu 20,16.
27,14 seinen Nächsten … segnet. Übertriebene Schmeicheleien erregen Verdacht auf Selbstsucht.
27,15 S. Anm. zu 19,13; 21,9. Diese Art von Frau ist unmöglich zurückzuhalten oder zu bändigen.
27,17 Eisen schärft Eisen. Intellektuelle und theologische Unter- haltungen schärfen den Verstand und formen einen guten Charakter, was sich auch im Gesichtsausdruck widerspiegelt.
27,20 Totenreich und Abgrund. Die Wünsche des Menschen sind niemals zu stillen. Sie sind so unersättlich wie der Ort ewiger Strafe, der niemals zu füllen sein wird (vgl. 30,15.16).
27,21 Schmelztiegel … geprüft durch den Mund des Lobred- ners. Popularität und Lob »prüfen« den persönlichen Charakter im Schmelztiegel. S. Anm. zu 17,3.
27,22 Mörser mit der Keule. Eine Schüssel und ein steinerner Stab, womit festes Korn zu Pulver zerstoßen wurde.
27,23 In diesen Versen wird die normale Arbeit eines Hirten und Gottes Versorgung dem fl üchtigen Wesen unsicherer Reichtümer und Machtverhältnisse gegenübergestellt (V. 24). Da Grundbesitz alle 50 Jahre an seinen ursprünglichen Besitzer zurückging, waren Herden der wichtigste Besitz. Nur durch Pfl ege und Fleiß konnten sie aufrechterhalten werden und Profi t abgeben. Gottes Vorsehung unterstützt das Bemühen (vgl. Ps 65,10-14), die Segnungen des Landes richtig zu verwerten (V. 25-27). 28,1 Ein schlechtes Gewissen vermutet überall Ankläger (vgl. 4Mo 32,23; Ps 53,6), ein gutes Gewissen hingegen besitzt den Mut, jedem gegenüberzutreten.
28,2 häufi gen Fürstenwechsel. Unrecht in einem Volk erzeugt politische Instabilität mit vielen Machtkämpfen, wodurch die Amtszeit der Einzelnen verkürzt wird. Weisheit fördert soziale Ordnung und eine lange Herrschaft.
28,3 die Geringen bedrückt. Wenn die Armen an die Macht ge- langen und ihre eigenen Leute unterdrücken, dann ist das so schlimm wie ein Unwetter, das die Felder wegschwemmt, anstatt das Getreide zu bewässern.
28,7 Der Sohn, der dem Gesetz Gottes gehorchte, war kein Vielfraß und machte seinem Vater keine Schande. Vgl. 23,19-25.
28,8 Zins und Wucher. Das Gesetz verbot, von anderen Juden Zin- sen zu nehmen (s. 5Mo 23,20.21), wogegen jedoch häufi g verstoßen wurde (vgl. Neh 5,7.11; Hes 22,12). der sammelt es für einen. In Gottes Vorsehung und Gerechtigkeit wird ein solches Vermögen an jemanden fallen, der die Armen gerecht behandelt. S. Anm. zu 13,22; 14,31.
28,9 S. Anm. zu 15,8. 28,10 Versuchte Verführung von Gerechten ist eine böse Sünde (Mt 5,19; 18,6; 23,15). in seine Grube fallen. S. Anm. zu 26,27.
28,11 Ein Reicher kommt sich selbst weise vor. Eine Gegenüber- stellung des kritischen Armen und dem Reichen, der von seinem Selbstvertrauen getäuscht wird. Nicht immer besitzen die Ungerechten Reichtümer und Arme Weisheit, aber aufgrund der blindmachenden Natur des Reichtums ist das meistens der Fall (vgl. 11,28; 18,23; Mt 19,23.24).
28,12 Wenn böse Menschen an die Macht kommen, »seufzen« (29,2) und »verbergen« (28,28) sich die Gerechten.
28,13 verheimlicht … bekennt. Sünde darf nicht verheimlicht, sondern muss bekannt werden. S. Anm. zu Ps 32,1-11; 1Joh 1,6-9.
28,14 sein Herz verhärtet. Vgl. 2Mo 7,13; 17,7; Ps 95,8; Röm 2,5.
28,16 viele Erpressungen. Ein tyrannischer Führer, der gierig und töricht ist, hat nur eine kurze Lebenszeit zu erwarten.
28,17 Ein Mörder ist beständig auf der Flucht vor dem Bluträcher und der Bestrafung seines Verbrechens. Er fl üchtet und fi ndet keine Ruhe, bis er im Grab liegt. Die Ermahnung besteht darin, einem Mörder jegliche Art von Unterstützung zu verweigern vor der Vergeltung durch den Arm des Gesetzes.
28,20 reich an Segnungen. Segnungen sind das Ergebnis ehrlicher Arbeit. S. Anm. zu 10,22; 11,24-26; vgl. 1Mo 49,25; Mal 3,10. schnell reich werden will. S. Anm. zu 20,21; vgl. 1Tim 6,9.
28,21 einem Bissen Brot. Ein kleines Bestechungsgeschenk. Vgl. 15,27; 18,5; 24,23.
28,22 ein habgieriger Mann. Ein geiziger Mensch wird von Hab- sucht getrieben. S. Anm. zu 21,5-7.
28,23 Schmeichelei hat keinen Wert, Zurechtweisung hingegen schon; sie ruft letzten Endes Dankbarkeit hervor. Vgl. 16,13; 27,5.6.
28,24 Wer Vater und Mutter bestiehlt. S. Anm. zu 19,26. Seine Familie zu berauben, ist ein unvorstellbares Verbrechen, aber es wird noch schlimmer, wenn es abgestritten wird.
28,25 Habgierige … Streit. Überheblichkeit, die sich auf Kosten von Streitigkeiten mit anderen befriedigt und den Wohlstand nicht kennt, den demütiges Vertrauen auf Gott mit sich bringt.
28,27 seine Augen …. verhüllt. Das bezieht sich auf jemanden, der auf die Nöte der Armen nicht reagiert. S. Anm. zu 14,31; vgl. 1Joh 3,16-18.
28,28 S. Anm. zu V. 12.
29,1 allen Warnungen trotzt. Dahinter steht ein Zustand zuneh- menden Starrsinns, gepaart mit einem unbelehrbaren Geist. S. Anm. zu 28,14.
29,2 Gerechten … Gottloser. S. Anm. zu 28,12. Das könnte das politische Durcheinander des Nordreichs zur Zeit Hiskias beschreiben, der diese Sprüche sammelte (s. Anm. zu 25,1).
29,4 viele Abgaben. S. Anm. zu 15,27.
29,5 Schmeicheleien sind eine Falle. Vgl. 26,28; 28,23.
29,8 Diese zornigen, überheblichen Leute entfachen die Funken ei- nes Streits, der eine Stadt in Aufruhr versetzt, als würde sie in Flammen stehen (vgl. 26,21).
29,9 rechtet. Ein Tor mag mit Zorn oder Gelächter auf Weisheit re- agieren, aber weder in dem einen noch in dem anderen Fall kann eine Übereinkunft erzielt werden. Vgl. 26,4.5.
29,12 ein Fürst auf Lügenworte achtet. Ein bestechlicher Führer wird bestechliche Leute um sich scharen. Lasse Lügen zu und du wirst von Lügnern umgeben.
29,13 gibt … das Augenlicht. Dieser Ausdruck meint den Erhalt des Lebens. Gott schenkt beiden das Leben, dem Armen und dem reichen Unterdrücker, und beide wird er an seiner Wahrheit messen. Vgl. 22,1.
29,15 S. Anm. zu 13,24; 22,6.
29,17 Züchtige deinen Sohn. S. Anm. zu 13,24; 22,6.
29,18 keine Offenbarung. Dieser Spruch wendet sich sowohl an das Fehlen des göttlichen Wortes (s. 1Sam 3,1) als auch an die mangelnde Bereitschaft, diesem Wort Gehör zu schenken (Am 8,11.12), was zu gesetzloser Rebellion führt (vgl. 2Mo 32,25; 3Mo 13,45; 4Mo 5,18). Dem stellt der Spruch im Anschluss die Freude und Herrlichkeit einer Gesellschaft gegenüber, die das Gesetz bewahrt (28,14; Mal 3,22).
29,19 Worten erzieht … keinen Knecht. Dieser Vers spricht von der Gesinnung eines charakterlosen und törichten Knechts, der gleichgültig und verantwortungslos ist.
29,20 übereilte Worte. S. Anm. zu 10,19.
29,21 Verwöhnt man einen Knecht zu sehr, so will er schließlich wie ein Sohn behandelt werden, anstatt seinem Herrn zu dienen.
29,22 Vgl. 15,18.
29,23 Vgl. 16,18.19.
29,24 Wer mit Dieben teilt. Wer in seiner Zeugenaussage nicht alles aufdeckt, weil er den anderen nicht belasten will, begeht einen Meineid, der bestraft wird (s. Anm. zu Mt. 26,63).
29,26 das Angesicht eines Fürsten. Das Angesicht des Herrn soll- te gesucht werden, da nur er allein Gerechtigkeit wirken kann.
30,1 Worte Agurs. Diese Spruchsammlung stammt von einem unbekannten Weisen, der sich wahrscheinlich zur Zeit Salomos dem Studium der Weisheit hingab (vgl. 1Kö 5,10.11). Agur zeigt Demut (V. 1-4), einen tiefen Hass auf Überheblichkeit (V. 7-9) und einen scharfen theologischen Verstand (V. 5.6). 30,1 Ausspruch. Dieses Wort wird oft von Propheten verwendet (vgl. Sach 9,1; Mal 1,1) und kann aufgrund seines gewichtigen Charakters als ein Wort oder eine Prophezeiung Gottes auch als »Last« übersetzt werden (vgl. Mal 1,1). Itiel und Ukal. Vielleicht gab Agur seine Weisheit an seine Lieblingsschüler weiter, so wie Lukas es bei Theophilus tat (Lk 1,1-4; Apg 1,1.2).
30,2 unvernünftiger … keine Weisheit gelernt. Eine demütige Aussage und das Eingeständnis der Tatsache, dass es außerhalb göttlicher Offenbarung keine echte Weisheit gibt (s. Anm. zu 1,7; 9,10). Das wird durch die Bestrebungen von Hiob (Hi 3,3-26) und Salomo (Pred 3,1-15) veranschaulicht. Agur war weise, weil er zuerst eingestand, nichts zu wissen (1Kor 2,6-16).
30,3 Erkenntnis des Heiligen. Agur wusste, dass er durch mensch- liche Bemühungen allein keine Weisheit gewinnen konnte. Erkenntnis steht hier mit Gottes Heiligkeit in Verbindung. Vgl. 9,10; 1Kor 8,2.
30,4 Wer … Was. Diese Fragen können nur durch Gottes Offenba- rung beantwortet werden. Ein Mensch kann das »Was« herausfi nden, indem er Gottes Schöpferweisheit in der physikalischen Welt und ihre innere Funktionsweise beobachtet; das »Wer« kann er dadurch aber nicht erkennen. Dies kann nur erkannt werden, wenn Gott sich, so wie in der Schrift geschehen, selbst offenbart. Dies ist das Zeugnis und die Schlussfolgerung von Hiob (Hi 42,1-6), Salomo (Pred 12,1-14), Jesaja (Jes 40,12-17; 46,8-11; 66,18.19) und Paulus (Röm 8,18-39). der Name seines Sohnes. Jesus Christus. Vgl. Joh 1,1-18.
30,5 Diese Verse bewegen sich von der Unsicherheit menschlicher Spekulationen zu der Gewissheit göttlicher Offenbarung. Agur zitiert David (2Sam 22,31; Ps 18,31). 30,5 geläutert. Wörtl. »bewährt«; weder Fehler noch Irrtum fi nden sich in ihnen. Vgl. Ps 12,7.
30,6 Tu nichts … hinzu. Eine kraftvolle Aussage über den inspirier- ten Charakter des kanonischen Wortes Gottes an Israel. Dem Wort Gottes etwas hinzuzufügen, bedeutet, Gott als den Maßstab der Wahrheit zu leugnen (vgl. 1Mo 2,16.17 mit 3,2.3). S. Anm. zu 5Mo 4,2; 12,32; Offb 22,18.19.
30,7 Das Gebet eines Menschen, der wirklich auf der Suche nach Weisheit ist. Er wünschte sich vom Herrn ein ehrliches Herz, sowie in Gott Genüge zu haben (Bewahrung vor den Gefahren, die Armut oder Reichtum mit sich brachten). Hätte er zuviel, würde er möglicherweise seine Abhängigkeit von Gott aufgeben (s. 5Mo 8,11-20; 10,15; 18,11), und wenn er zu wenig hätte, wäre er vielleicht versucht, faul zu sein (6,6-11).
30,9 Wer ist der HERR? Eine Frage, die eine extreme Überheblichkeit preisgibt, wie z.B. auch: »Was ist schon der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten?« (Hi 21,14-16). Vgl. 5Mo 8,10-18; Lk 12,16-21.
30,11 Es gibt ein Geschlecht. Diese Sprüche verurteilen ver- schiedene Formen unweisen Verhaltens und werden mit diesem geläufi gen Ausdruck verbunden, der auf die Tatsache hinweist, dass gewisse Sünden eine ganze Gesellschaft oder Ära durchdringen können. 30,11 S. Anm. zu 20,20. Vgl. 2Mo 21,17; Ps 14,5; 24,6.
30,12 S. Anm. zu 16,2; 20,9; vgl. Mt 23,23-26.
30,13 S. Anm. zu 6,17; 21,4.
30,14 S. Anm. zu 14,31.
30,15 Blutegel … »Gib her, gib her!« Diese beiden blutsau- genden Töchter des Pferdeblutegels, die vom Blut ihrer Opfer lebten, wurden verwendet, um die Unersättlichkeit eines gierigen Menschen zu veranschaulichen.
30,16 Totenreich … Feuer. Vier Illustrationen des gierigen Men- schen, die ihrem Wesen nach alle Schmarotzer sind und das gierige Herz des Menschen charakterisieren. Vgl. 1Mo 16,2; 20,18; 30,1.
30,17 Ein Auge, das … verspottet und es verachtet. Anschau- lich stellt dieser Spruch die tragischen Folgen und die Zerstörung dar, welche sich ergeben, wenn man den Respekt und die Autorität der Eltern missachtet. S. Anm. zu 10,1; 17,21; 29,15.17; vgl. 2Mo 20,12. Raben … jungen Adler. Diese Vögel fressen den unbeerdigten Leichnam eines Kindes, das wegen seiner Rebellion vorzeitig starb. Vgl. 1Sam 17,44; 1Kö 14,11; Jer 16,4; Hes 29,5; 39,7.
30,18 In 4 Analogien, die alle etwas Verborgenes beschreiben, wird Heuchelei dargestellt: 1.) ein Adler hinterlässt am Himmel keine Spur; 2.) eine gleitende Schlange hinterlässt keine Spur auf dem Felsen; 3.) ein Schiff hinterlässt keine Spur auf dem Meer; 4.) ein Mann hinterlässt keine Spur, nachdem er mit einer Jungfrau geschlafen hat. All diese Dinge liegen verborgen und dienen daher zur Illustration der Heuchelei einer Ehebrecherin, die die Beweise ihrer Schande versteckt, während sie ihre Unschuld behauptet.
30,21 ein Land zittert. S. Anm. zu 19,10; 28,3. Die Gesellschaft ist zutiefst aufgewühlt, wenn hergebrachte Rollenbilder ins Wanken geraten, z.B. wenn Knechte herrschen, Narren reich werden, gehasste Frauen heiraten und Hausmädchen Ehefrauen werden (vgl. 1Mo 16,1-6).
30,24 vier sind die Kleinen. Diese Verse beschreiben 4 Ge- schöpfe, die aufgrund ihres natürlichen Instinkts überleben. Die Weisheit in jedem einzelnen dieser Tiere zeigt die Schönheit des weisen Schöpfers und seiner Schöpfung (vgl. Ps 8,4-10). Sie sind ein Vorbild für den Grundsatz, dass Arbeit, Fleiß, Organisation, Planung und Einfallsreichtum besser sind als Stärke, wodurch angedeutet wird, dass Weisheit höher zu achten ist als Macht.
30,25 Ameisen. Sie überleben durch Planung und Arbeit. S. Anm. zu 6,6.
30,26 Klippdachse. Obwohl Klippdachse schwach sind, überleben sie, weil sie fl eißig genug sind, in die Felsen zu klettern, um dort Zufl ucht zu fi nden. Vgl. 3Mo 11,5; Ps 104,18.
30,27 Heuschrecken. Sie sichern ihr Überleben durch eine sorgfäl- tige Organisation. 30,28 Spinne. (Aus der LU12). Diese Tierchen zeichnen sich durch Einfallsreichtum aus und krabbeln selbst in die Paläste, wo sie ihre Netze ausbreiten.
30,29 drei … schönen Gang … vier. Die 3 Tiere und der König repräsentieren eine weise, würdevolle und ordentliche Haltung. Jeder gibt einen kleinen Einblick in die Macht und Weisheit des Schöpfers (vgl. Hi 38,1-42,6) und illustriert die Würde und Sicherheit derer, die eine weise Lebensführung haben.
30,31 Kriegsross. Die Bedeutung des Hebräischen ist unklar. An- dere Möglichkeiten sind 1.) ein stolzierender Hahn oder 2.) ein Windhund. Vgl. Hi 39,19-25. Ziegenbock. Der Führer der Herde. Vgl. Dan 8,5.
30,32 lege die Hand auf den Mund. Wörtl. »stelle dein Planen und Reden ein« – eine ehrfurchtsvolle Geste, selbstauferlegtes Schweigen. Vgl. Hi 21,5; 29,9; 40,4. 30,33 so gibt es. Das Verb (schlägt) ist in allen drei Fällen dasselbe. Dies sind natürliche Beispiele für Ursache und Wirkung, die zeigen, dass übermäßig großer Zorn zu Konfl ikten führt. 31,1-31 Dieses Schlusskapitel enthält zwei Gedichte: 1.) der weise König (31,2-9) und 2.) die tugendhafte Frau (31,10-31). Beide entstammen der Belehrung der gottesfürchtigen Mutter (V. 1) von König Lemuel, den die alte jüdische Tradition als König Salomo identifi zierte.
31,1 Worte. S. Anm. zu 30,1. die Lehre, die seine Mutter ihm gab. S. 1,8. 31,2-9 Sie richtet sich an den gottesfürchtigen König (V. 2) und sagt ihm, dass sich seine Herrschaft durch Folgendes auszeichnen sollte: 1.) Heiligkeit (V. 3); 2.) Nüchternheit (V. 4-7) und 3.) Barmherzigkeit (V. 8.9). Dieser Abschnitt ist mit kurzen und ernsten Warnungen vor Untugenden angefüllt, für die Könige besonders empfänglich sind – Unmoral, Völlerei, ungerechte Herrschaftsausübung und Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürftigen.
31,2 mein Sohn. Der Ausdruck wird 3-mal wiederholt, um die ernst- liche Liebe des Herzens einer Mutter anzudeuten. Sohn meiner Gelübde. Wie Hanna hatte sie ihr Kind dem Herrn geweiht (vgl. 1Sam 1,11.27-28).
31,3 Gib nicht den Frauen deine Kraft. Viele ausländische Frauen zerstören einen König wie in Salomos Fall (vgl. 5Mo 17,17; 1Kö 11,1-4). S. Anm. zu 5,9-11.
31,4 S. Anm. zu 20,1; 23,29-35. Berauschende Getränke können den Verstand und das Urteilsvermögen schwächen, Überzeugungen verändern oder das Herz irreführen. Sie eignen sich nicht für Regierende, die einen klaren, festen Verstand und ein scharfes Urteilsvermögen benötigen.
31,6 Gebt berauschendes Getränk. Solch extreme Situationen, die sich möglicherweise auf einen Verbrecher im Todestrakt beziehen oder auf jemanden, der aufgrund einer unheilbaren Krankheit oder tragischer Umstände schreckliche Qualen erleidet, stehen im krassen Gegensatz zum Leben des Königs (vgl. Ps 104,15).
31,8 Tue deinen Mund. Setze dich für diejenigen ein, die ihren Fall nicht selbst vertreten können, nämlich jene, die wegen ihrer Schwäche ansonsten zugrunde gehen würden. Die königliche Pfl icht war es, die Hilfl osen in physischen (V. 6) und materiellen (V. 9) Krisen zu unterstützen. Auf diese Weise vermittelte der Monarch Gottes Barmherzigkeit. S. Anm. zu 14,21.31.
31,10 Dieses Gedicht bietet eine wunderschöne Beschreibung der tugendhaften Frau, verfasst von einer Ehefrau und Mutter (V. 1). Geistliche und praktische Weisheit sowie moralische Tugenden kennzeichnen den Charakter dieser Frau, im Gegensatz zu den unmoralischen Frauen in V. 3. Obgleich die Szene in einem wohlhabenden Haus spielt und von den Gebräuchen im antiken Nahen Osten handelt, können die Grundsätze auf jede Familie angewandt werden. Sie sind wie das Gebet einer jeden Mutter für die zukünftige Ehefrau ihres Sohnes vorgetragen. Jeder der 22 Verse beginnt in fortlaufender Reihenfolge mit den 22 Buchstaben des hebr. Alphabets. 31,10 Dieser Teil beschreibt ihre Ehe. 31,10 wer fi ndet sie? Es gibt sie, aber sie ist sehr schwer zu fi n- den. Vgl. 18,22. tugendhafte. Tüchtig. S. Anm. zu 12,4; vgl. Rt 3,11.
31,11 Auf sie verlässt sich das Herz. Er wacht nicht eifersüchtig über sie oder hält ihre Wertsachen unter Verschluss, so dass sie keinen Zugriff auf sie hat, was damals in misstrauischen Haushalten eine übliche Vorgehensweise war. Sie erweist ihrem Ehemann tadellose Treue, und ihre Sparsamkeit und ihr Fleiß trägt zu seinem Wohlstand bei.
31,13 Dieser Teil beschreibt ihr Verhalten. 31,13 Wolle und Flachs. Tüchtige Frauen sammelten Material zur Kleiderherstellung (V. 19).
31,14 Sie gleicht den Handelsschiffen. Tüchtige Frauen würden keine weiten Wege scheuen, um ihren Familien die beste Nahrung geben zu können.
31,15 Bevor der Morgen graut. Um das Essen für ihre Familie je- den Tag vorzubereiten, musste sie vor dem Morgengrauen aufstehen und ihre Arbeit beginnen, die sie gerne verrichtete.
31,16 trachtet nach einem Acker. Bei ihren Ausgaben war sie einfallsreich und unternehmerisch.
31,17 Solche Frauen waren nicht schwach, sondern stark durch ihre tugendhafte, kräftige Arbeit.
31,18 ihr Erwerb gedeiht. Die für die Familie erworbene Kleidung, Nahrung und der Wohlstand waren gut und nützlich. Licht … Nacht. Licht ist wortwörtlich zu verstehen (vgl. V. 15). Während des Tages pfl anzte sie einen Weinberg (V. 16) und bis in die Nacht hinein wob sie (V. 19). Früh vor der Morgendämmerung stand sie auf, um Nahrung vorzubereiten (V. 15); folglich hatte sie einen Tagesablauf, der vor Sonnenaufgang begann und erst nach Einbruch der Dunkelheit endete. Die Sorge um ihren Haushalt hatte höchste Priorität in ihrem Leben (vgl. Titus 2,5).
31,19 Spinnrocken … Spindel. Mit diesen Werkzeugen wurde Wolle zur Kleiderherstellung zu Zwirn gesponnen. Vgl. 2Mo 35,25.
31,20 Ihre Aktivitäten, die durch die Sorge um ihre Familie moti- viert waren, führten zu vielfachem Nutzen für: 1.) die Armen und Bedürftigen (V. 20); 2.) ihren eigenen Haushalt (V. 21); 3.) sich selbst (V. 22); 4.) ihren Ehemann (V. 23) und 5.) die Händler (V. 24).
31,21 Schnee. Schnee deutet auf die Kälte hin, die in den Höhenla- gen Palästinas auftrat. Ihre Arbeit kam dem Bedürfnis ihrer Familie nach warmer Kleidung an solchen kalten Orten und Jahreszeiten zuvor.
31,22 Leinen und Purpur. Die Anstrengungen, die sie für andere unternimmt, werden ihr belohnt. Diese leinenen und purpurfarbenen Gewänder sind teure Beweise des Segens, der durch Gottes Gnade zu ihr zurückkommt.
31,23 wohl bekannt in den Toren. Diese Frau leistete einen be- deutenden Beitrag zur gesellschaftlichen Stellung und dem Erfolg ihres Mannes (V. 10-12). Sein häuslicher Komfort förderte seinen Aufstieg zu öffentlichen Ehren. Der gute Ruf eines Mannes beginnt mit seinem Zuhause und somit der Tugendhaftigkeit seiner Ehefrau (vgl. 18,22).
31,24 fertigt … verkauft sie. Nachdem sie all ihren anderen Ver- antwortlichkeiten treu nachgekommen war, nahm sie sich Zeit, für den Handel oder von angefertigten Bekleidungsgegenständen.
31,25 Dieser Teil betont ihren Charakter. 31,25 Kraft und Würde. Diese Worte beschreiben den Charakter der Frau, die den Herrn fürchtet. Ihre innere Bekleidung zeigt göttliche Weisheit, die ihr die Zuversicht verleiht, der Zukunft mit ihren unerwarteten Herausforderungen entgegenzutreten.
31,26 sie öffnet ihren Mund … freundliche Unterweisung. Ihre weisen Lehren sind mit Gnade versehen.
31,27 Geschickt organisierte sie ihr Zuhause. S. Anm. zu Titus 2,4.5. Brot der Faulheit. Wörtl. »Augen, die überall hinschauen«; die gleiche Sprachwurzel wird beim Faulen benutzt (vgl. 6,6.9).
31,28 Dieser Teil beschreibt ihr Familienleben. 31,28 wachsen heran und preisen sie glücklich. Sie war sehr geachtet, denn sie erhielt das Lob ihrer Familie. S. Anm. zu 23,25; 29,17. Es kann keine größere Freude für eine Mutter geben, als die, dass ihre Kinder heranwachsen und ihre Weisheit preisen, welche sie zur Gottesfurcht erzog. S. Anm. zu 1Tim 2,15.
31,29 du aber übertriffst sie alle. Das war das allerhöchste Lob ihres Ehemannes (V. 28), welches sie sich mehr als verdient hatte. Er benutzte dabei das gleiche Wort für »tugendhaft« wie in V. 10.
31,30 Dieser Teil fasst ihr geistliches Leben zusammen. 31,30 Anmut … Schönheit. Wahre Heiligkeit und Tugend verlangt nach dauerhafter Achtung und Zuneigung, weitaus mehr als Anmut und Schönheit des Gesichts oder der Figur. Vgl. 1Tim 2,9.10; 1Pt 3,1-6. eine Frau, die den HERRN fürchtet. Die Sprüche enden, wo sie begannen: mit dem Verweis auf die Furcht des Herrn. S. Anm. zu 1,7.
31,31 Früchten … Werke. S. V. 10-29. Obschon sie materiell be- lohnt wird (V. 22), wird das Lob und der Erfolg, den sie ihrer Familie und der Gesellschaft durch ihre Arbeit erworben hat, ihr Lohn sein. Das Ergebnis all ihrer Anstrengungen ist ihr größter Ruhm.
1,1 Die Worte. Die Themen dieses Buches bilden die entscheiden- den Fragen für Salomos Glauben. Sie ähneln dem Inhalt von Ps 39; 49. des Predigers. Der Titel für eine Person, die eine Versammlung zwecks Belehrung zusammenruft. S. Einleitung: Titel.
1,2 Nichtigkeit der Nichtigkeiten. Salomos Art, »die größte Nich- tigkeit« auszudrücken. Vgl. die Ausführungen über »Nichtigkeit« in der Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger.
1,3 Was bleibt. Der Vorteil oder Gewinn, den ein Mensch von seiner Arbeit hat. Für Salomo ein sehr wichtiges und mehrfach wiederholtes Wort (vgl. 3,19; 5,9.11.16; 6,7.11; 7,11.12; 10,10). Salomo schaut auf die vergänglichen Momente des Lebens und den scheinbar kleinen Gewinn für die Tätigkeiten des Menschens unter der Sonne. Die einzig dauerhaften Bemühungen sind jene, die Gottes ewigen Absichten dienen. Mühe. Mit Mühe ist nicht nur der Lebensunterhalt des Menschen gemeint, sondern alle Aktivitäten in seinem Leben. unter der Sonne. Der Ausdruck taucht etwa 30-mal auf, um den Lebensalltag zu beschreiben.
1,4 Diese Bilder aus Gottes Schöpfung illustrieren und unterstrei- chen die sinnlose Wiederholung menschlicher Aktivitäten. 1,4 Geschlecht … Erde. Die Kernaussage ist der Vergleich von Be- ständigkeit und Unbeständigkeit ohne »Gewinn« oder »Vorteil«. Der mehr als nur Wissen an. Enthalten ist der Gedanke an die Fähigkeit zu anständigem Verhalten, Erfolg und gesundem Menschenverstand. mühseliges Geschäft. Die Suche des Menschen nach Weisheit und Erkenntnis ist gelegentlich schwierig, und dennoch von Gott gewollt (vgl. 2,26; 3,10; 5,16-19; 6,2; 8,11.15; 9,9; 12,11). Gott. Sein Bundesname, HERR, wird im Prediger nicht benutzt. »Gott« hingegen wird nahezu 40-mal gefunden. Die Betonung liegt mehr auf Gottes Souveränität in seiner Schöpfung und Vorsehung als auf seiner Bundesbeziehung durch die Erlösung.
1,14 ein Haschen nach Wind. Ein Aspekt der Nichtigkeit des Le- bens ist sein vergänglicher Charakter. Wie der Wind kann vieles Wünschenswerte im Leben nicht in der Hand gehalten werden (vgl. 1,14.17; 2,11.17.26; 4,4.6, 16; 5,16; 6,9).
1,15 Krumme … fehlen. Ohne zwangsläufi g eine moralische Be- deutung zu enthalten, messen diese Worte die Weisheit an der Fähigkeit, im Leben Probleme lösen zu können. Trotz der größten Anstrengungen des Menschen werden manch krumme Angelegenheiten unbegradigt bleiben.
1,16 Weisheit. Vgl. Einleitung: Hintergrund und Umfeld.
1,17 ich richtete mein Herz darauf, … zu erkennen. Als Salomo sich auf empirische Forschung stützte anstatt auf göttliche Offenbarung, machte er wertlose Erfahrungen.
1,18 Weisheit … der mehrt … Schmerz. Das erwartete Ergebnis der Weisheit ist Erfolg. Erfolg wiederum sollte Zufriedenheit zur Folge haben. Aber Salomo kam zu dem Schluss, dass es keine Garantien gab. Das schmerzt denjenigen, der seine Hoffnung allein auf menschliche Leistung setzt.
2,1 Auch wenn Vergnügungen nicht unbedingt böse sein müs- sen, haben sie dennoch ihre Mängel, ganz ähnlich wie menschliche Weisheit. Salomo dachte an seine tragischen Erfahrungen bei dem Versuch, Erfüllung nur im Vergnügen zu fi nden. 2,1 versuchen. Das Forschen und Prüfen war für Salomo ent- scheidend. Aber es war kein Versuch unter wissenschaftlichen Bedingungen; vielmehr war es ein praktisches Experiment, das zeigen sollte, was geht. Er wollte herausfi nden, wohin bestimmte Handlungen führten.
2,3 verwöhnen. In weiteren Nachforschungen auf menschlicher Ebene betonte Salomo die Genugtuung des Menschen auf Kosten von Gottes Herrlichkeit.
2,4 Vgl. 1Kö 4-10 hinsichtlich einer ausführlicheren Schilderung von Salomos Reichtümern.
2,8 Frauen über Frauen. Dieses hebr. Wort fi ndet sich nur hier im AT. Die Bedeutung ist in einem frühen ägyptischen Brief angedeutet, der ein ähnliches kanaanitisches Wort für »Nebenfrauen« benutzte. Das passt zu Salomos 700 Frauen und 300 Nebenfrauen (1Kö 11,3). Höchstwahrscheinlich ist das Wort mit »Harem« zu übersetzen, was von Salomos vielen Frauen sprechen würde (vgl. 1Kö 11,3).
2,10 mein Teil. Salomos Teil im Leben; das, was ihm seine Aktivitä- ten und Anstrengungen einbrachten.
2,11 nichts Bleibendes. In diesem Zusammenhang wird »Nichtig- keit« defi niert. Die Sinnlosigkeit seiner Arbeit bestand darin, dass Salomo letztlich nichts Dauerhaftes und Zufriedenstellendes vorzuweisen hatte. Weisheit ist keine Garantie, dass jemand Erfüllung fi ndet, selbst in den Dingen nicht, die mit dem vergleichbar sind, was Salomo erreichte. Gottgegebene Mittel nur für menschliche Leistungen einzusetzen, ist sinnentleert.
2,12 Menschliche Weisheit hat einen weiteren entscheidenden Mangel – an der Schwelle des Todes lässt sie beide, den Weisen und den Narr, mit leeren Händen zurück.
2,14 der Tor aber wandelt in der Finsternis. Der törichte Mensch ist nicht jemand, der geistig schwach ist, sondern der in moralischer Hinsicht verdorben ist. Es ist nicht so, dass er nicht weise werden kann, sondern dass er nicht möchte. Er lehnt es ab, Gott kennen zu lernen, zu fürchten und ihm zu gehorchen.
2,17 denn mir missfi el das Tun. Da es keinen bleibenderen Wert besaß als die Torheit eines Narren, betrachtete Salomo selbst den großen Lohn seiner Arbeit als eine Quelle des Schmerzes.
2,18 Vgl. 4,7.8 2,18 hasste auch alle meine Arbeit. Salomo hinterließ das geteil- te Königreich Jerobeam und seinem Sohn Rehabeam, beide nutzen ihre Möglichkeiten nicht (1Kö 12-14).
2,21 Erbteil. Die Dinge, die ein Mensch bei seinem Tod zurücklassen muss. 2,24 nicht besser. Trotz der Einschränkungen dieses Lebens (vgl. 3,12.13.22; 5,18.19; 8,15; 9,7) sollten sich die Menschen über die zeitlich begrenzten guten Seiten freuen. von der Hand Gottes. Salomos klare Sicht von Gottes Souveränität spendet Trost nach einer ehrlichen Kritik an dem, was das Leben in einer verfl uchten Welt mit sich bringt. 2,25 ohne mich. Wörtl. »außerhalb von ihm« (d.h. Gott).
2,26 dem abzugeben, der Gott wohlgefällig ist. Es ist Gottes Vorrecht, den Maßstab festzusetzen – »Gott wohlgefällig«.
3,1 seine bestimmte Stunde … seine Zeit. Gott setzt nicht nur den Maßstab fest und verwehrt und gewährt Erfüllung (2,26), sondern er bestimmt auch die »Stunde« und die »Zeit«. Irdische Beschäftigungen sind an ihrem Platz und zu ihrer Zeit gut, aber ohne Nutzen, wenn sie das Hauptziel sind (vgl. V. 9.10). 3,9.10 Irdische Beschäftigungen (V. 1-8) sind wertlos, wenn sie für das Wichtigste im Leben gehalten werden, denn das war nie Gottes Absicht.
3,11 alles. Jede Tätigkeit oder jedes Ereignis, für die ein Ausgangs- und Höhepunkt festgelegt werden kann. vortreffl ich. Passend oder angemessen. Der Ausdruck gibt wieder: »Und Gott sah … es war sehr gut« (1Mo 1,31). Selbst in einem Universum, auf dem der Fluch liegt, sollte Aktivität nicht sinnlos sein. Ihre Sinnlosigkeit liegt in der unbeständigen Zufriedenheit des Menschen und seinem Versagen, der Weisheit des souveränen Gottes zu vertrauen. die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt. Gott schuf die Menschen für seine ewigen Absichten, und nichts kann ihnen in der Zeit nach dem Sündenfall vollkommene Befriedigung schenken.
3,12 sich zu freuen und Gutes zu genießen. Diese Worte erfas- sen das Ziel der salomonischen Botschaft, die er in 11,9.10 und noch einmal in 12,13.14 wiedergibt und näher ausführt.
3,13 Gutes genießt bei all seiner Mühe. Wenn der Mensch, selbst in einer verfl uchten Welt, alles als ein Geschenk seines Schöpfers annimmt, ist er fähig, »Gutes« in all seiner Mühe zu sehen (vgl. 2,24.25; 5,19).
3,14 damit man ihn fürchte. Das Anerkennen von Gottes dauer- haftem und vollkommenem Werk wird zum Nährboden für Ehrfurcht, Anbetung und Sinn. Ohne Gott sind die Werke des Menschen furchtbar unzureichend. Das Thema Gottesfurcht fi ndet sich auch in 5,7; 8,12.13; 12,13.
3,17 Gott wird … richten; … eine Zeit bestimmt. Salomos Aus- führungen über die »bestimmte Zeit« gipfeln in der Aussage, dass es eine Zeit des Gerichts gibt (vgl. Joh 5,28.29). Gottes Gericht ist ein zentrales Thema der salomonischen Aussage in diesem Buch (vgl. 11,9; 12,14). Auch dort, wo das Wort »Gericht« fehlt, dringt häufi g das größere Thema von Gottes Vergeltung durch.
3,18 Es geschieht. Das letztendliche Schicksal des Menschen und des Viehs ist der Tod. Salomo bezieht sich nicht auf das ewige Schicksal, sondern vielmehr auf das, was alles Fleisch auf Erden miteinander gemein hat.
3,20 aus dem Staub … zum Staub zurück. Eine Anspielung auf 1Mo 3,19, d.h. die ganze lebende Schöpfung wird sterben und beerdigt. Weder der Himmel noch die Hölle sind hier das Thema.
3,21 der Geist. Der Lebensodem oder das physische Leben des Menschen scheint oberfl ächlich betrachtet, kaum einen Unterschied zu dem eines Tieres aufzuweisen. Tatsächlich unterscheidet sich die menschliche Seele insofern, dass Gott sie für die Ewigkeit gemacht hat (vgl. V. 11).
3,22 nach ihm. Erneut wird der Tod als überschattende Realität dar- gestellt.
4,1 Die Unterdrückung mancher Menschen lässt ihnen den Tod attraktiver erscheinen.
4,3 das böse Treiben. Das irdische Leben kann so entmutigend sein, dass es vorzuziehen ist, überhaupt nicht zu existieren.
4,4 Neid. Fehlende Zufriedenheit im Leben führt manche zu dem Schluss, dass alle anderen es besser haben.
4,5 faltet seine Hände und verzehrt sein eigenes Fleisch. Selbst der Mann, der sich dem Müßiggang hingibt und von dem lebt, was er anderen nimmt, ist gequält und niemals zufrieden (vgl. Jes 9,19; 44,20).
4,7 Die Sinnlosigkeit der Arbeit ohne Erfüllung und ohne Erben, der sich an ihrem Wert erfreuen kann, wird hier behandelt (vgl. 2,18-22, eine ergänzende Aussage). Gemeinschaft macht das Leben wertvoller.
4,13 Die Popularität von Königen ist Schwankungen unterworfen und von kurzer Dauer.
4,15 des jungen Mannes, des zweiten. Das bezieht sich auf den legitimen Nachfolger des alten Königs, der im Gegensatz zu dem armen jungen Mann steht, der aufgrund seiner Fähigkeiten an die Macht gelangt.
5,1 Der Auftakt zur abschließenden Ermahnung des Buches, Gott mit Ehrfurcht zu nahen. 5,1 Haus Gottes. Der von Salomo in Jerusalem erbaute Tempel (vgl. 1Kö 8,15-21). Himmel … Erde. Da Gott im Himmel ist und der Mensch auf der Erde, sind voreilige Versprechen und Worte gegenüber Gott töricht.
5,3 gelobst und es nicht erfüllst. An Gott gegebene Verspre- chen haben eine ernste Bedeutung. Der atl. Hintergrund zu dieser Ermahnung fi ndet sich in 5Mo 23,22-24; Ri 11,35. Ananias und Saphira lernten auf die harte Weise (vgl. Apg 5,1-11).
5,5 Mund nicht zur Sünde verführen. Gelobe nicht etwas, das du aufgrund deines fl eischlichen Wunsches wieder brichst. Boten. Der Priester im Haus Gottes (vgl. Mal 2,7). Sowohl Priester als auch Propheten werden Boten genannt, die damit beauftragt waren, dem himmlischen König Botschaften zu überbringen (vgl. Jes 6,1-13). Sage ihnen nicht, dass dein gebrochenes Gelübde eine kleine Sache war.
5,6 fürchte Gott. Vgl. 3,14; 8,12.13; 12,13.
5,7 Offi zielle besaßen einen ungerechten Vorteil, sich Reichtum anzueignen. 5,9 Die Geldliebe gibt sich niemals zufrieden (vgl. 1Tim 6,9.10).
5,10 viele, die davon zehren. Das bezieht sich auf die Personen, die von dem reichen Mann abhängig sind.
5,11 Irdische Schätze geben keine Sicherheit und haben ihre Nachteile; sie ziehen Sorgen (V. 11) und Schaden nach sich (V. 12). Sie gehen leicht verloren (V. 13) und müssen beim Tod zurückgelassen werden (V. 14). Auch Ärger und Zorn können sie hervorrufen (V. 16). 5,17-19 Im Gegensatz zu der gerade beschriebenen Sorge (V. 11-16) gibt es für die Menschen, die Gott als Quelle des Reichtums ansehen, Freude und Reichtümer und die Fähigkeit, diese zu genießen (s. 2,24).
5,17 für schön. Das gleiche Wort wird in 3,11 mit »vortreffl ich« übersetzt. Erneut ermahnt Salomo, die von Gott gegebene Fülle des Lebens zu genießen.
5,18 eine Gabe Gottes. Richtig verstanden bedeutet das, die Be- friedigung zu genießen, die seine guten Gaben mit sich bringen.
5,19 er denkt nicht viel an [die Kürze] seiner Lebenstage. Wenn ein Mensch Gottes Güte erkennt, freut er sich und verweilt nicht unnötig bei den Sorgen, die im vorangegangenen Kontext beschrieben wurden.
6,2 Gott ihm aber nicht gestattet, davon zu genießen. Der Herr gibt und nimmt nach seinen eigenen Absichten. Gottes Segnungen können nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Aber sie sollten mit Dankbarkeit genossen werden, solange Gott sie schenkt.
6,3 Wenn jemandem kein Begräbnis zuteil wird, wie im Fall von König Jojakim (Jer 22,18.19), ist das ein Zeichen völliger Respektlosigkeit und Missachtung gegenüber seinem Leben. Ohne Trauernde oder Ehren zu sterben, wurde für etwas Schlimmeres gehalten als eine Totgeburt, auch wenn die Person viele Kinder und ein erfülltes Leben hatte. 6,3 Eine Hyperbel.
6,7 Wenn ein Mensch nur für die Dinge seines Bauches arbeitet, wird seine Seele Mangel leiden (V. 7). Dann gibt es am Ende kaum einen Unterschied zwischen dem Weisen und dem Toren (V. 8). Er kennt die Zukunft nicht (V. 9) und muss erkennen, dass allein Gott alles unter seiner Kontrolle hat (V. 10) und dass sein Verständnis von der Gegenwart und Zukunft begrenzt ist (V. 11.12).
7,1 guter Name. Wenn ein Mensch sein Leben so ausgerichtet hat, dass er sich einen guten Ruf erwarb, so kann sein Todestag zu einem Moment der Ehre werden.
7,2 Die Hauptaussage dieses kleinen Abschnitts ist, dass aus der Not mehr zu lernen ist als aus dem Wohlleben. Echte Weisheit erschließt sich aus Lebensprüfungen, auch wenn sich der Prediger wünschte, dass dies nicht der Fall sei, als er schrieb »auch das ist nichtig!« (V. 6).
7,10 die früheren Tage. Inmitten von Problemen und Unzufrieden- heit verliert man leicht den Kontakt zur Realität.
7,12 Weisheit gewährt Schutz. Weisheit ist besser als Geld, da sie ein erfülltes Leben schenkt.
7,13 Wer kann gerade machen, was er gekrümmt hat? Der Mensch sollte über Gottes Handeln nachdenken, denn Gott ist souverän und kontrolliert alles unter der Sonne (vgl. 1,15).
7,14 guten Tag … bösen Tag. Gott verfügt beide Arten von Tagen und hält das Wissen über die Zukunft zurück.
7,15 Die Aufmerksamkeit wird hier auf das Wesen der Gerechtig- keit gelegt, was durch die anschließende Aussage deutlich wird: »denn wer Gott fürchtet, der entgeht dem allem« (V. 18). 7,15 umkommt … lange lebt. Die Tatsache, dass einige Gerechte jung sterben und manch Gottloser ein langes Leben hat, ist rätselhaft (vgl. 8,11.12).
7,16 allzu gerecht … übermäßig weise. Salomo hatte seine Leser bereits ermahnt, gerecht und weise zu sein (vgl. V. 19). Hier wird vor Selbstgerechtigkeit oder Pharisäertum gewarnt.
7,19 Weisheit macht … stärker. Die Weisheit besitzt die Fähigkeit, Erfolg im Leben hervorzubringen.
7,20 Gutes tut, ohne zu sündigen. Salomo legte einen starken Nachdruck auf die allgemeinen Auswirkungen der Sünde (vgl. 1Mo 3,124) ebenso stellte er die Allgemeingültigkeit persönlicher Übertretungen heraus. Möglicherweise hatte Paulus diese Passage im Sinn, als er Röm 3,10 schrieb.
7,21 alle Worte. Halte es anderen nicht nach, was sie dir ange- tan haben, da auch dir viele Worte vergeben werden müssen, die andere verletzt haben.
7,23 Ich will weise werden! … Wer will es ausfi ndig ma- chen? Der bereits weise König beschließt, noch weiser zu werden. Doch beim weiteren Nachforschen werden die Grenzen der Weisheit offenbar. Einige Dinge bleiben verborgen. Diese Erkenntnis dämpfte seinen Enthusiasmus recht schnell.
7,26 eine Frau. Das ist die Verführerin, vor der Salomo junge Män- ner in den Sprüchen warnt (Spr 2,16-19; 5,1-14; 6,24-29; 7,1-27). An anderer Stelle preist Salomo die Tugenden der Lebensgefährtin des Mannes (Pred 9,9; vgl. Spr 5,15-23; 31,10-31).
7,27 Der empirische Erwerb von Wissen schlägt fehl, da er nur einer von vielen Plänen des Menschen ist, Gerechtigkeit zu suchen. Nur Gott kann den Menschen rechtschaffen machen.
7,29 viele arglistige Machenschaften. Das gleiche Wort ist auch mit »Absicht« übersetzt worden und spiegelt die böse Phantasie aller Menschen seit Adam und Eva wider.
8,2 vor Gott geleisteten Eides. Das bezieht sich auf Israels Ver- sprechen, dem König Salomo zu dienen (1Chr 29,24).
8,5 eine Zeit und ein Gericht. Salomo kehrt zurück zu der Aus- sage in 3,19 über eine Zeit des Gerichts. Das Wissen, dass Gott eine Zeit des Gerichts festgelegt hat, verleiht dem täglichen Leben ein klares Ziel.
8,7 was … wie. Gott hat für alles eine Zeit bestimmt, aber der Mensch kennt weder die Zeit noch das Ergebnis. Diese Ungewissheiten können sein Elend verstärken.
8,8 Wind. »Wind« ist wahrscheinlich die bessere Übersetzung des hebr. Wortes, das in der Anmerkung auch mit »Geist« wiedergegeben wird. Der Todestag eines Menschen ist so unvorhersagbar und unkontrollierbar wie der Wind.
8,10 den heiligen Ort. Das bezieht sich auf den Jerusalemer Tempel (vgl. 5,1). nichtig. Lektionen, die man aus dem Tod der Gottlosen ziehen sollte, sind schnell vergessen.
8,11 der Richterspruch. Da die göttliche Vergeltung aus Gnade hinausgezögert wird, führt sie zu weiterem Ungehorsam. Diese Verzögerung vermindert jedoch in keiner Weise die Gewissheit eines letzten Gerichts.
8,12 die Gott fürchten … dem Gottlosen. Für den Gottlosen gibt es keinen wirklichen Vorteil, auch wenn es manchmal so scheint (vgl. 5,7; 12,13.14). Vorübergehende Geduld schließt das ewige Gericht nicht aus.
8,14 Nichtigkeit. Im Allgemeinen belohnt Gott Gehorsam und be- straft Ungehorsam. Salomo hielt die Ausnahmen von diesem Grundsatz für Nichtigkeit oder zumindest für rätselhaft und entmutigend (s. Ps 73).
8,15 Freude. In keiner Weise empfi ehlt Salomo, sich hemmungslos der Sünde hinzugeben, was im Gleichnis Jesu bezüglich des Mannes angedeutet wird, dessen Scheunen voll waren. Dieser Mann hatte seine Sünde möglicherweise zu rechtfertigen versucht, indem er diese Passage anführte (vgl. Lk 12,19). Bei Salomo liegt der Schwerpunkt auf dem Beschluss, das Leben angesichts der ihn umgebenden Ungerechtigkeit zu genießen (s. 2,24).
8,16 dem ganzen Werk Gottes. Gottes Werk ist wunderbar, aber manchmal unbegreifl ich.
9,1 in der Hand Gottes. Im Endgericht der Gerechten und Gottlo- sen wird es kein Unrecht geben, weil Gott alle Einzelheiten ihres Lebens kennt.
9,2 allen begegnet dasselbe. Gemeint ist der Tod aufgrund der allgemein gültigen Verdorbenheit des Menschen.
9,7 iss … trinke. S. Anm. zu 2,24.
9,9 der Frau. Vgl. Spr 5,15-19 und das Hohelied.
9,11 Zeit und Umständen. Weisheit kann keinen Erfolg garantie- ren, da es so viele scheinbar unvorhersehbare Eventualitäten gibt. 9,12 seine Zeit. Die Zeit des Unglücks, insbesondere des Todes (vgl. 11,8, »Tage der Finsternis«; 12,1, »bösen Tage«).
9,13 In diesem Leben widerfährt der Weisheit oftmals nicht die ihr gebührende Achtung.
9,16 Das ist leider wahr, weil ihm Status und Position fehlen.
10,1 Salomo führt verschiedene Beispiele von Weisheit an, die er aufgespürt und geprüft hat.
10,2 rechten … unrechten. Dieses Sprichwort basiert auf der An- nahme, dass die rechte Hand gemeinhin geschickter ist als die linke.
10,3 Narr. S. Anm. zu 2,14. gehen. Eine Person, der Weisheit man- gelt, wird das in ihrem täglichen Verhalten zeigen.
10,5 Es ist ein großes und weit reichendes Übel, wenn Führer schlechte Entscheidungen treffen.
10,6 Reiche … Fürsten. Das Leben hält einige seltsame Dinge bereit und ist auf der Erde nicht immer gerecht.
10,8 gräbt … nicht schleift. Im Leben wimmelt es nur so von Gefahren und Ungewissheiten.
10,10 durch Weisheit … zum Gelingen. Ein wenig Weisheit wird die Mühen des Lebens erleichtern. Obwohl sich die Erfahrungen des Leben oft nicht so herausstellen, wie man es erhoffte, trägt eine weise Lebensführung für gewöhnlich zum Gelingen bei. Das ist eine sehr wichtige Beobachtung, die Salomo bei der Erforschung der Weisheit machte.
10,12 Worte. Sowohl in Worten als auch in Taten beweist der Mensch seine Weisheit. Törichte Worte führen zu widrigen Umständen.
10,15 den Weg in die Stadt. Ein Spruch, der die Unfähigkeit hin- sichtlich der einfachsten Angelegenheiten beschreibt und sich auch auf geistliche Dinge erstreckt. Wenn ein Narr nicht einmal den Weg in die Stadt fi ndet, wie soll er dann erst zu Gott fi nden?
10,18 das Gebälk … das Hausdach. Das ist wahrscheinlich eine Analogie, die das Königreich eines faulen Monarchen darstellt.
10,19 das Geld gewährt alles. Der König aus V. 18 denkt, er könn- te alle Probleme seiner ungeschickten Herrschaft durch Steuererhöhung lösen.
11,1 Sende dein Brot. Gehe einen gut überlegten und weisen Schritt vorwärts im Leben, wie ein Landwirt, der seine Saat auf dem feuchten Boden ausstreut und auf ihr Wachstum wartet (vgl. Jes 32,20).
11,2 verteile. Sei großzügig, solange genug vorhanden ist, und ma- che in der verbleibenden Zeit Freunde, da man nie weiß, wann man ihre Hilfe benötigt.
11,7 Salomo stellt die Aussage des Buches heraus. Der Tod ist immer nahe und nach ihm kommt Gottes Vergeltung. Freude und Gericht, obwohl seltsame Gefährten, treffen sich in diesem Abschnitt des Buches, aber überraschenderweise siegt das eine nicht über das andere. In einer Welt, die zur Freude geschaffen war, aber durch die Sünde verdorben wurde, stehen Gericht und Freude/Vergnügen in einem Spannungsfeld. Hinter einem Übermaß an Vergnügen steht das Gericht als bedrohliche Kraft; tritt das Gericht zu sehr hervor, leidet die Freude. In der abschließenden Analyse sind sie beide hervorstechende Lebensthemen, die ihre Lösung in unserer Beziehung zu Gott fi nden – dem wesentlichen Thema im Leben und in diesem Buch.
11,3 Die Welt ist mit Dingen angefüllt, über die der Mensch keine Kontrolle hat, einschließlich der Absichten Gottes. Unerschließbare Fragen haben keinen Nutzen, aber für jene, die eifrig ihre Arbeit tun, besteht Hoffnung.
11,7 Salomo stellt die Aussage des Buches heraus. Der Tod ist immer nahe und nach ihm kommt Gottes Vergeltung. Freude und Gericht, obwohl seltsame Gefährten, treffen sich in diesem Abschnitt des Buches, aber überraschenderweise siegt das eine nicht über das andere. In einer Welt, die zur Freude geschaffen war, aber durch die Sünde verdorben wurde, stehen Gericht und Freude/Vergnügen in einem Spannungsfeld. Hinter einem Übermaß an Vergnügen steht das Gericht als bedrohliche Kraft; tritt das Gericht zu sehr hervor, leidet die Freude. In der abschließenden Analyse sind sie beide hervorstechende Lebensthemen, die ihre Lösung in unserer Beziehung zu Gott fi nden – dem wesentlichen Thema im Leben und in diesem Buch. 11,7 Licht. V. 7 und 8 stellen gute und schlechte Zeiten gegenüber (»Finsternis« V. 8). Vgl. 12,1.
11,9 Freue … Urteil. Die beiden Begriffe scheinen sich gegenseitig aufzuheben. Welche Erklärung gibt es dafür? Genieße das Leben, aber begehe keine Sünde. Zur Ausgewogenheit muss festgehalten werden, dass Freude keine leichtsinnige, sündige Selbstvergessenheit ist. Freude wird im Glauben und Gehorsam erfahren, denn Salomo hat wiederholt dargestellt, dass ein Mensch echte Erfüllung nur als ein Geschenk Gottes erhalten kann.
11,10 nichtig. Genieße die Kindheit und Jugend solange du kannst, denn das Leben ist vergänglich.
12,1 gedenke an deinen Schöpfer … ehe die bösen Tage. Den- ke daran, dass du Gott gehörst, deshalb diene ihm am Anfang deiner Jahre und nicht erst an deren Ende, wenn dein Dienst nur noch gering ist.
12,2 Um seine Gedanken aus 11,7-12,1 stärker hervorzuheben, benutzt Salomo Bilder von alternden Elementen in einem zerfallenden Haus, aus der Natur und von einem Trauerzug. 12,2 Sonne … Mond … Wolken. Die Jugend ist die Zeit des Mor- genlichts, das Alter die Zeit der Dämmerung.
12,3 die Hüter des Hauses zittern. Die Hände und Arme, die den Körper schützen wie Wächter einen Palast, fangen im Alter an zu zittern. die Starken krümmen sich. Die Beine, wie zwei stützende Säulen, werden schwächer. die Müllerinnen. Zähne. die Fensterguckerinnen. Augen.
12,4 die Türen. Lippen, die nicht viel zu sagen haben. das Klap- pern der Mühle. Gemeint ist Appetitlosigkeit, wenn das Geräusch des Kauens abnimmt. aufsteht beim Vogelgezwitscher. Leichter Schlaf. die Töchter des Gesangs. Ohr und Stimme, die einst Musik liebten.
12,5 vor jeder Anhöhe fürchtet. Aus Angst zu fallen. der Man- delbaum blüht. Ein weißer blühender Baum unter dunklen Bäumen spricht vom Haar. die Trauernden. Die Beerdigung ist nahe.
12,6 Bilder vom Tod. 12,6 die silberne Schnur zerreißt. Vielleicht stellt das eine Lampe dar, die an einer silbernen Kette herunterhängt; diese zerreißt mit der Zeit und die Lampe zerschmettert am Boden. Einige meinen, dass es sich aufs Rückenmark bezieht. goldene Schale. Möglicherweise bezieht es sich auf das Gehirn. Krug … Quelle … Schöpfrad. Am Brunnen befanden sich Schöpfräder, an denen ein Seil befestigt war, um den Krug zum Wasserschöpfen hinunterzulassen. Vielleicht meint es die Quelle des Blutes, das Herz. zerreißt … zerspringt … zerbricht … zerbrochen. All diese Dinge stellen den Tod als tragisch und unwiderrufl ich dar.
12,7 Staub … Geist. Salomo erinnert sich an 1Mo 2,7 und 3,19, als er über das Ende des Alterungsprozesses nachdenkt. Geist … der ihn gegeben hat. Der Weise beendet seine Botschaft mit dem Höhepunkt des menschlichen Lebens. »Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen« (Hi 1,21; 1Tim 6,7). 12,7 Dieses düstere Bild vom Alter bestreitet nicht die Wahrheit, dass das Alter für die Gerechten ein Segen sein kann (Spr 16,31), aber es erinnert die jungen Menschen daran, dass sie nicht den Segen eines gottesfürchtigen Alters und eines Lebens im Dienst für Gott genießen werden, wenn sie nicht in ihrer Jugend an ihren Schöpfer denken (V. 1).
12,9 Salomos letzte Ratschläge.
12,11 Treiberstacheln … eingeschlagene Nägel. Zwei Werkzeu- ge eines Hirten: das eine wurde benutzt, um widerwillige Tiere anzuspornen, das andere, um die zu sichern, die sich andernfalls in Gefahr begeben würden. Beide, Treiberstachel und Nägel, stellen Aspekte angewandter Weisheit dar. einem einzigen Hirten. Echte Weisheit hat ihren Ursprung in Gott allein.
12,12 Büchermachens. Bücher, die alle anderen Themen beinhal- ten außer Gottes geoffenbarte Weisheit, verbreiten nur die Nutzlosigkeit des menschlichen Denkens.
12,13 Fürchte Gott. Salomos letzte Aussage zu den Themen dieses Buches, so wie auch zum Leben selbst, konzentriert sich auf die Beziehung des Menschen zu Gott. Alle Sorgen eines Lebens unter der Sonne, mit seinen Freuden und Ungewissheiten, lagen hinter Salomo. Derartige Dinge schienen ihm vergleichsweise bedeutungslos, als sich sein Leben zu Ende neigte. Doch der Tod, war nicht der große Gleichmacher, trotz der Aufmerksamkeit, die er ihm im Prediger widmete. Salomo wusste doch, dass Gericht und Vergeltung auf den Menschen warteten, da Gott alle Taten einer Person ins Gericht bringen wird. Ungläubige werden am großen weißen Thron ihr Gericht empfangen (vgl. Offb 20,11-15), Gläubige hingegen vor dem Richterstuhl Christi erscheinen (vgl. 1Kor 3,10-15; 2Kor 5,9.10). Wenn alles gesagt und getan ist, wird die Gewissheit und Endgültigkeit dem Leben den Sinn geben, nach der Davids oftmals töricht handelnder Sohn suchte. Was immer das Los eines Menschen im Leben sein mag, seine Verantwortung vor Gott, dessen Wege häufi g rätselhaft sind, ist sowohl ewiger als auch unwiderrufl icher Natur.
1,1 S. Einleitung: Titel; Autor und Abfassungszeit.
1,2 In diesem ersten von 3 Hauptabschnitten des Liedes werden 32 von 39 Verse von Sulamit gesprochen, nur unterbrochen von kurzen Einschüben ihres Geliebten und der Töchter Jerusalems. Während sie die Ankunft ihres Geliebten erwartet, um sie in 3,6ff. zur Hochzeit nach Jerusalem zu nehmen, erinnerte sie sich in diesem Teil höchstwahrscheinlich an vergangene Ereignisse, die mit ihrem Herzenswunsch verbunden waren, den König zu heiraten. 1,2.3 Vier Merkmale von Salomo zogen sie an: 1.) seine Lippen, 2.) seine Liebe, 3.) sein Duft und 4.) sein reiner Lebenswandel. Später erwähnt Salomo die gleichen Kennzeichen an ihr (4,9-11). 1,3 die Jungfrauen. Die Töchter Jerusalems (V. 5).
1,4 so laufen wir. Es ist besser anzunehmen, dass dieser Ausspruch von Sulamit stammte und nicht von den Töchtern Jerusalems. Sie meinte damit: »lass uns eilen/laufen.« Der König hat mich in seine Gemächer gebracht. Dies war vielmehr der Wunsch ihres Herzens: »Lass den König mich in seine Gemächer bringen«, als die Beschreibung der Tatsachen. wir wollen … deine Liebkosungen preisen. Die Töchter Jerusalems bestätigten Sulamits Lob aus V. 2. 1,5.6 Schwarz bin ich. Sulamit war besorgt, dass die Sonne (durch die Arbeit im Freien) ihre Gesichtsfarbe ruiniert hatte (vgl. Weinberg 7,13; 8,11). 1,6 meinen eigenen Weinberg. Gemeint ist sie selbst (vgl. 8,12).
1,7 eine Verschleierte. Sie legte Wert auf Reinheit und verzichtete auf den Schleier einer Prostituierten – im Gegensatz zu Tamar (1Mo 38,14-16). Vielmehr würde sie als Hirtin zu einem Hirten gehen.
1,8 Das könnte ein Ausspruch der Töchter Jerusalems gewesen sein. du Schönste unter den Frauen. Sulamit empfi ng das Lob, die Beste zu sein (vgl. 5,9; 6,1). Das erinnert an die Frau aus Spr 31 (V. 29).
1,9 meine Freundin. Der Ausdruck wird insgesamt 9-mal verwendet, hier zum ersten Mal (1,15; 2,2.10.13; 4,1.7; 5,2; 6,4). Stute. Von einem vollendeten Reiter wie Salomo benutzt (1Kö 10,26-29), bedeutet dieses Bild ein eindrucksvolles Kompliment für ihre bezaubernde Schönheit.
1,13 Mein Geliebter. Das erste von 24 Vorkommen dieses Begriffs.
1,15 du bist schön. Beteuernde Worte ließen das Feuer dieser Ro- manze lodern. Er benutzte das Wort »schön« wenigstens 10-mal (1,15; 2,10.13; 4,1.7; 6,4.10; 7,7). Augen wie Tauben. Sie erwiderte das Kompliment in 5,12, das von wunderschönen Augen spricht, die eine ebenso schöne Persönlichkeit darstellen.
1,16 Der Schauplatz dieser Szene ist draußen im Wald.
2,3 Diese Szene beschreibt vielmehr Sulamits liebevolle Sehnsucht als ihre tatsächliche Erfahrung.
2,4 Weinhaus. Die Szene geht im Freien weiter. Dieses »Weinhaus« symbolisiert den Weinberg, so wie sich die Balken und Täfelung in 1,17 auf den Wald beziehen. sein Banner. Wie eine Militärfl agge Standort oder Besitz andeutet, so wehte Salomos Liebe über seiner Geliebten (vgl. 4Mo 1,52; Ps 20,6). 2,7 Ich beschwöre euch. Dieser Refrain, der vor der Hochzeit (3,5) und auch danach wiederholt wird (8,4), drückt ihre Entschlossenheit deutlich aus, vor und während der Ehe ein Leben in Reinheit zu führen. Sie will, dass die Töchter Jerusalems sie in Verantwortung nehmen.
2,11 Winter und Regenzeit waren vorüber, Blumen erblühten und die Weinstöcke wuchsen, der Frühling wird als Bild für ihre starke, wachsende Liebe füreinander benutzt.
2,14 Die von Sulamit zitierten Worte Salomos fi nden hier ihre Fort- setzung (V. 10-15).
2,15 Fangt uns die Füchse. Das, was sie tatsächlich in den Wein- bergen tat, verwandelte Salomo in eine Analogie, die er auf ihre Beziehung anwandte, d.h., dass die Dinge aus ihrer Beziehung entfernt würden, die ihre blühende Liebe verderben konnten. Es könnte auch lauten: »Lass uns …«.
2,16 Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein. Das drückt deut- lich die Unantastbarkeit einer monogamen Beziehung aus, die sich auf gegenseitige Liebe gründet (vgl. 6,3; 7,11).
3,1 Als die Hochzeit nahte, nahmen Sulamits Erwartungen zu. Die beste Sichtweise ist es, dies als ihren Traum anzusehen, anstatt als Erinnerung an tatsächliche Ereignisse. 3,1 den meine Seele liebt. Sie wiederholte diesen Ausspruch in je- dem der 4 Verse, um ihre ausschließliche Liebe zu Salomo auszudrücken.
3,3 Wächter. Diese erdachte Begegnung ähnelt ihrer realen Erfah- rung, die sie später macht (vgl. 5,6-8).
3,4 Sulamit fi ndet Salomo in ihrem Traum und nimmt ihn mit nach Hause – in das Haus ihrer Mutter.
3,5 Wie in 2,7 weiß die Geliebte, dass sie bis zur Hochzeit warten muss, bevor sie Salomo ihre Liebe in ihrer ganzen Fülle schenken kann, deshalb will sie, dass die Töchter Jerusalems sie hinsichtlich sexueller Reinheit in Verantwortung nehmen. Bis zu diesem Punkt wurde Sulamits zunehmende Sehnsucht nach Salomo in zarter, feinfühliger Weise ausgedrückt, verglichen mit den folgenden unverhüllten, offenen Ausdrücken, die für ein verheiratetes Paar völlig angemessen sind (vgl. 4,1ff.).
3,6 Dieser zweite Hauptabschnitt beschreibt, wie der König zu seiner Braut kommt, ihre Rückkehr nach Jerusalem (3,6-11), ihre Hochzeit (4,1-7) und der Vollzug ihrer Ehe (4,8-5,1). Im Gegensatz zum vorangegangenen Abschnitt spricht hier überwiegend Salomo (15 von 23 Versen). 3,6 Dieser Teil stammt von den Töchtern Jerusalems, die auch »Töchter Zions« genannt werden (V. 11); allerdings könnte er auch von Salomos Freunden stammen (s. Einleitung: Hintergrund und Umfeld).
4,15 ein Brunnen lebendigen Wassers. Salomo bezeugte, dass sie nun für seine körperliche Liebe zugänglich war (vgl. Spr 5,15-20), während dies vor der Eheschließung nicht der Fall war (V. 8.12).
4,16 Anschließend beschreibt sich Sulamit als einen geöffneten Gar- ten, der zuvor verschlossen war (4,12). Sie nennt sich »seinen Garten«, was freiwillige sexuelle Hingabe andeutet (vgl. 1Kor 7,3-5). 5,1 ich pfl ücke. Das Paar vollzog die Ehe (vgl. 1Mo 29,23; 5Mo 22,13-21). Esst, meine Freunde. Angesichts der intimen und privaten Natur sexueller Vereinigung scheint es kaum vorstellbar, dass jemand anderes als Gott diese Worte sprach (vgl. Spr 5,21). Gott bestätigt hier, dass die geschlechtliche Liebe zwischen dem Ehemann und seiner Frau heilig und wunderschön ist.
5,2 Dieser dritte Hauptabschnitt beinhaltet die erste Unstim- migkeit des Paares (5,2-6,3) und ihre Versöhnung (6,4-8,14). 5,2 Unvermeidbare Disharmonien gibt es selbst in den besten Ehen. In diesem Abschnitt hatten die »kleinen Füchse« aus 2,15 dem Heim ihren Besuch abgestattet. 5,2 Ich schlafe, aber mein Herz wacht. Einige haben ange- nommen, dass die Geliebte hier ebenso träumt wie in 3,1-4. Allerdings sagt sie, dass »mein Herz wacht«, was andeutet, dass sie noch nicht fest schlief. Wenn man dies für einen Traum hält, bedeutet das, dass der Rest des Buches ein Traum ist; dies ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Tu mir auf. Es scheint, dass Salomo früher nach Hause kam als erwartet und seiner Braut eine romantische Überraschung bereiten wollte.
5,3 wie sollte ich? Ihre Reaktion auf Salomo.
5,4 Als sie völlig erwachte und die Tür öffnete, war Salomo ver- schwunden. 5,7 Im Gegensatz zu den Geschehnissen in ihrem Traum (3,3) behandelten die Wächter sie diesmal schlecht. Angesichts der Dunkelheit und der ungewohnten Erscheinung der neuen Braut konnte dies leicht passieren.
5,9 Die weisen Töchter Jerusalems wiederholen ihre Frage zweimal, die die Braut veranlasst, sich in V. 10-16 der wunderbaren Merkmale ihres neuen Ehemannes zu erinnern.
5,10 Sie sagt, dass er unter zehntausenden hervorragt, eine an- dere Ausdrucksweise für: »er ist der Allerbeste.«
6,1 Nachdem sie die Kennzeichen ihres Geliebten, nach dem sie Aus- schau hielt, genannt hatte (5,9), stellten die Töchter ihr eine zweite Frage: »Wohin ist dein Geliebter gegangen?« 6,2.3 Sie bestätigte ihre ausschließliche Liebe zu Salomo (vgl. 2,16; 7,11) und glaubte, dass er zurück in den Garten gegangen war.
6,4 Das Paar bearbeitet die Probleme und entfacht seine Liebe neu. 6,4 Anscheinend hatten sie sich wieder gefunden und Salomo be- teuerte ihr seine Liebe erneut. 6,4 lieblich wie Jerusalem. Die Hauptstadt des Volkes war bekannt als »der Schönheit Vollendung, die Wonne der ganzen Erde« (vgl. Ps 48,2.3; Kla 2,15).
6,8 Salomo schwingt sich zu neuen Höhen auf, als er seiner Braut erklärt, dass sie die Beste von allen ist (vgl. 2,2; 4,7; 5,2). 6,8 Königinnen … Nebenfrauen … Jungfrauen. Sind Salomos andere Frauen gemeint? Es gibt keine sprachlichen Hinweise, dass sie seinem Harem angehörten oder er eine Beziehung zu ihnen hatte. Die numerische Steigerung von 60 über 80 bis »ohne Zahl« lässt auf den Gebrauch von verschiedenen Kategorien schließen, die nur dem Effekt dienen. Salomo erklärt seiner Geliebten, dass sie alle Frauen übertrifft.
6,10 Es ist besser, dies als einen Ausspruch der Töchter Jerusalems anzusehen, die die dritte und letzte Frage in Folge stellen (vgl. 5,9; 6,1). Dieses Mal erheben sie Sulamit als eine Frau, die zu den erhabenen Schönheiten von Gottes Schöpfung zählt.
6,11 Dies beinhaltet das größte Auslegungsproblem im ganzen Buch. 6,11 Es ist das Beste, dies als einen Ausspruch des Geliebten zu verstehen. Salomo gibt zu, dass er, als er sein Zuhause in Eile verließ (vgl. 5,2-6), sich zurück zu seinen landwirtschaftlichen (V. 11) und militärischen (V. 12) Angelegenheiten wandte.
7,1 Dreh dich, dreh dich. Die Töchter Jerusalems winken die Braut in Wirklichkeit zurück zum Königspalast. Sulamit. Eine andere Schreibweise für Schunemiterin, d.h. eine Einwohnerin von Schunem, einem Teil des Landes, das Issaschar erhielt (vgl. Jos 19,18). Was wollt ihr … betrachten. Die beste Sichtweise ist, dass dies die Worte des Geliebten waren. Sie beziehen sich wahrscheinlich auf eine Form ehelichen Tanzes, der in Verbindung mit der Stadt Mahanaim stand und den niemand anderes als Salomo sehen durfte.
7,2 Es ist besser diese Worte den Freunden Salomos zuzuschreiben (vgl. Einleitung: Hintergrund und Umfeld). V. 2 und 6 passen weitaus besser zu dieser Annahme. 7,2 Tochter eines Edlen. Durch ihre Schönheit und Kleidung er- scheint sie aus der königlichen Linie zu entstammen, obwohl sie in Wirklichkeit aus bescheidenem Hintergrund kam.
7,7 Salomo und seine Braut beginnen von Neuem. Er setzt dort an, wo sie in 5,2 aufhörte.
7,10b Im Gegensatz zu ihrer Reaktion in 5,3 erwiderte Salomos Geliebte dieses Mal seine Liebe.
7,11 Ich gehöre meinem Geliebten. Zum dritten Mal drückt sie ihre treue Liebe aus (vgl. 2,16; 6,3).
8,1 wie ein Bruder. Dann hätte sie ohne Verlegenheit ihre Zunei- gung öffentlich zeigen können. 8,3.4 Es wird sein wie zu der Zeit, als sie miteinander gingen (vgl. 2,6.7). Dieses Mal mussten sie sich beherrschen und auf die Ausübung körperlicher Liebe warten, bis sie die Öffentlichkeit verließen und sich in ihre Privatgemächer zurückzogen.
8,5 Diese Schlussszene beschreibt die ursprüngliche »eheliche Verbindung«, in der sie sich gegenseitig ihre Liebe zusichern. 8,5b ich weckte dich auf. In ihrer Ehe war Sulamits Traum nun Wahrheit geworden. Mutter. Hier wird das sechste Mal auf Sulamits Mutter hingewiesen (vgl. 1,6; 3,4; 6,9; 8,1; 8,2). Im Gegensatz dazu wird Salomos Mutter nur einmal erwähnt (vgl. 3,11).
8,6 Siegel. Sulamit ist das Siegel und Salomo würde sie versiegeln. Das stellt ihre öffentlich erklärte Liebe zueinander dar. 8,6 Denn die Liebe. Das ist das atl. Pendant zu 1Kor 13,1-8. Vier Eigenschaften der Liebe werden beschrieben: 1.) die Liebe in der Ehe ist unbezwinglich, so wie der Tod für das Leben; 2.) die Liebe ist so intensiv wie die hellste Flamme, vielleicht so hell wie die Herrlichkeit des Herrn; 3.) die Liebe ist unerschütterlich oder unauslöschlich, selbst wenn sie von Schwierigkeiten überfl utet wird, und 4.) die Liebe ist von solch unschätzbarem Wert, dass sie nicht erkauft, sondern nur verschenkt werden kann.
8,8 Die Töchter Jerusalems erinnerten jeden daran, dass sie ihre Pfl icht taten, indem sie ihre Schwester vor der Ehe rein hielten; wie in der
1,1 Einleitung: Titel; Autor und Abfassungszeit.
1,2 Dieser Abschnitt ist eine Szene am Gerichtshof, wobei der Herr der Ankläger und das Volk Israel der Angeklagte ist. Anstatt auf Gottes große Fürsorge und Hilfe für sie zu reagieren, hat das Volk ihm den liebevollen Gehorsam versagt, der ihm gebührt. 1,2 Himmel … Erde. Gott wollte, dass Israel ein Segenskanal für die Nationen ist (19,24.25; 42,6; 1Mo 12,2.3), doch stattdessen muss er die Nationen aufrufen, auf Israels beschämenden Zustand zu blicken. Kinder. Die leiblichen Nachkommen Abrahams sind trotz ihres Ungehorsams Gottes erwähltes Volk (vgl. 1Mo 18,18.19).
1,3 Ochse … Esel. Tiere haben anscheinend mehr Verstand als das Volk Gottes, das die Gemeinschaft mit ihm aufgibt.
1,4 den Heiligen Israels. Das ist Jesajas besonderer Titel für Gott, der in diesem Buch 25-mal vorkommt (1,4; 5,19.24; 10,20; 12,6; 17,7; 29,19; 30,11.12.15; 31,1; 37,23; 41,14.16.20; 43,3.14; 45,11; 47,4; 48,17; 49,7; 54,5; 55,5; 60,9.14), aber nur 6-mal im übrigen AT (2Kö 19,22; Ps 71,22; 78,41; 89,19; Jer 50,29; 51,5). Jesaja verwendete auch den Ausdruck »Heiliger« 4-mal als Titel (10,17; 40,25; 43,15; 49,7) und »Heiliger Jakobs« einmal (29,23). Der Name drückt oft den Gegensatz aus zwischen der Heiligkeit Gottes und der Sündhaftigkeit Israels.
1,5 Wohin … schlagen? Die Nation lag wegen der Rebellion gegen Gott bereits in Ruinen (V. 7.8), und deshalb war es unvernünftig, weiter zu rebellieren.
1,8 Tochter Zion. Dieser Ausdruck kommt im AT 28-mal vor, 6-mal davon im Buch Jesaja (1,8; 10,32; 16,1; 37,22; 52,2; 62,11). Es ist eine Personifi zierung Jerusalems und repräsentiert in diesem Fall ganz Juda.
1,9 HERR der Heerscharen. Jesaja verwendete diesen oder den ähn- lichen Titel »HERR, Gott der Heerscharen« 60-mal. Damit beschrieb er Gott als mächtigen Kämpfer, einen Heerführer, der fähig ist, alle Feinde Israels zu besiegen und für das Überleben des Volkes zu sorgen. Überrest. Dieses Wort wird manchmal mit »Überlebende« übersetzt und bezeichnete die Treuen unter den Israeliten. Paulus zitierte diesen Vers, um zu zeigen, dass es auch zu seiner Zeit weiterhin treue Israeliten gab (Röm 9,29). Ein solcher Überrest wird den Grundstock heimkehrender Israeliten bilden, wenn das Volk bei der Wiederkunft des Messias auf die Erde wiederversammelt wird. S. 10,20.22; Hos 2,1.2. Sodom … Gomorra. Bei der Zerstörung dieser beiden kanaanäischen Städte ließ Gott Schwefel und Feuer auf sie regnen, weil sie so schrecklich sündig waren (1Mo 18,20; 19,24.25.28). Dadurch stehen diese beiden Städte sprichwörtlich für das Höchstmaß an Gottes zeitlichem Gericht über ein Volk (z.B. 13,19; 5Mo 29,22; Jer 23,14; 49,18; 50,40; Am 4,11; Zeph 2,9; Mt 10,15; 2Pt 2,6; Jud 7). Hätte nicht Gottes Gnade eingegriffen, dann hätte er Israel in gleicher Weise gerichtet.
1,10 Der Prophet wendete die Namen der sündigen Städte So- dom und Gomorra auf Juda und Jerusalem an, als er ihren leeren Formalismus in der Anbetung brandmarkte. Für Gott waren ihre Aktivitäten, mit denen sie die von Mose vorgeschriebenen Rituale durchführten, gänzlich widerwärtig, weil sie dabei in ihren Freveltaten verharrten.
1,11 überdrüssig … kein Gefallen. Vgl. 1Sam 15,22.23. Für Gott waren alle Opfer bedeutungslos und sogar verabscheuenswürdig, wenn der Opfernde nicht seinen Gesetzen gehorsam war. Rebellion wird mit der Sünde der Zauberei gleichgesetzt und Eigensinn mit Frevel und Götzendienst.
1,13 Neumond und Sabbat, Versammlungen halten … Festgedränge. Alles Anlässe, die im mosaischen Gesetz vorgeschrieben waren (vgl. 2Mo 12,16; 3Mo 23; 4Mo 10,10; 28,11-29,40; 5Mo 16,117).
1,14 hasst meine Seele. Die völlige Abneigung des Herrn gegen heuchlerische Religion kann unmöglich abgestritten werden. Andere Praktiken, die Gott hasst, sind Diebstahl von Tieren zum Brandopfer (61,8), anderen Göttern zu dienen (Jer 44,4), Böses gegen einen Nächsten im Schilde führen und Liebe zu einem falschen Eid (Sach 8,16), Scheidung (Mal 2,16) und den, der Gewalttat liebt (Ps 11,5).
1,16 Tut das Böse … hinweg … trachtet nach dem Recht. Das äußere Indiz für die Nichtigkeit des Ritualismus des Volkes war, dass böse Werke vorhanden waren und gute Werke fehlten.
1,17 Waise … Witwe. Veranschaulichungen für gute Werke sind gute Taten für solche, die in Not sind (V. 23; 5Mo 10,17.18; 14,29; 24,17.19.20.21; 26,12.13; 27,19; Jak 1,27).
1,18 Beim Entfalten seines Aufrufs zur Reinheit in V. 16 vergab der Herr den Schuldigen, die sich nach Vergebung und Gehorsam sehnten. Dieser Abschnitt ist eine Vorschau auf die letzten 27 Kapitel von Jesaja, in denen es mehr um Gnade und Vergebung geht als um Gericht. 1,18 Scharlach … Karmesin. Diese beiden Farben drücken die Schuld derer aus, deren Hände »voll Blut« sind (V. 15). Triefen von Blut spricht von extremer Freveltat und Verdorbenheit (vgl. 59,3; Hes 9,9.10; 23,37.45). weiß werden wie der Schnee … wie Wolle. Schnee und Wolle sind von Natur aus weiß und beschreiben deshalb etwas Reines und die Aufhebung der Blutschuld (V. 15; vgl. Ps 51,9). Jesaja war ein Prophet der Gnade, aber Vergebung ist nicht bedingungslos, sondern wird bei Buße gewährt, wie V. 19 zeigt.
1,19 willig und gehorsam … weigert und widerspenstig. Der Prophet stellte seine Leser vor dieselbe Wahl wie Gott sie Mose in 5Mo 28 gab: eine Wahl zwischen Segen und Fluch. Sie konnten sich für Buße und Gehorsam entscheiden und die Segnungen des Landes ernten oder sich weigern und fremdländischen Unterdrückern zum Opfer fallen. essen … gefressen werden. Um die gegensätzlichen Ergebnisse zu betonen, beschrieb der Herr beide Schicksale mit demselben hebr. Wort. Entweder würden sie die Früchte des Landes essen, oder sie würden von den erobernden Mächten aufgezehrt.
1,21 Die Verse 21-23 berichten von Jerusalems gegenwärtigem Ungehorsam sowie von Gottes läuterndem Handeln an ihr in V. 24-31. 1,21 Hure. Im AT beschreibt geistliche Hurerei oft den Götzendienst von Gottes Volk (z.B. Jer 2,20; 3,1; Hos 2,4; 3,1; Hes 16,22-37). In diesem Fall beinhaltete Jerusalems Untreue jedoch ein breiteres Spektrum an Unrecht, einschließlich Mord und allgemeiner Verderbnis (V. 21.23). Recht; Gerechtigkeit. Wie Jesaja prophezeite, waren moralische Verdorbenheit an die Stelle der einstigen Tugenden der Stadt getreten.
1,24 der Herrscher, der HERR der Heerscharen, der Mächtige Israels. Dieser 3-fache Titel Gottes betont seine Rolle als rechtmäßiger Richter über sein sündiges Volk. »Der Mächtige Israels« kommt nur hier in der Bibel vor, obgleich »der Mächtige Jakobs« 5-mal vorkommt (49,26; 60,16; 1Mo 49,24; Ps 132,2.5).
1,25 ich will … ausschmelzen … ich werde … wieder ma- chen. Gottes Gericht über sein Volk zielt auf künftige Wiederherstellung ab. Sie wurden später aus der Babylonischen Gefangenschaft wiederhergestellt (Jer 29,10), doch mit dieser Verheißung ist eine größere und dauerhafte Wiederherstellung gemeint. Sie kündigt eine vollständige und dauerhafte Wiederherstellung an, die Jerusalem auf eine Vorrangstellung unter den Nationen erheben wird (Jer 3,17; Hes 5,5; Mi 4,2; Sach 8,22; 14,16). Die einzige derartige Läuterung und Wiederherstellung in der Schrift, ist jene, von der die Rede ist im Zusammenhang mit der künftigen »Zeit der Drangsal Jakobs« (Jer 30,6.7; d.h. Daniels 70. Jahrwoche, vgl. Dan 9,24-27) und dem zweiten Kommen des Messias (Sach 14,4).
1,27 Zion. Dieser Name war ursprünglich eine Bezeichnung für den Hügel Ophel und wurde zu einem Synonym für die ganze Stadt Jerusalem. Jesaja gebraucht ihn stets in dieser Weise. erlöst … Bekehrten. Dieser Überrest von Gläubigen aus der Stadt, die wegen ihrer Sünden Buße tun, erleben ihre Erlösung bei Gottes künftiger Wiederherstellung von Israels Wohlstand (vgl. 59,20).
1,28 Übertreter und Sünder … die den HERRN verlassen. Gleich- zeitig mit dem künftigen Segen für den treuen Überrest wird der Herr die Unbußfertigen dem Untergang ausliefern. Das ist die einzige Möglichkeit, wie Zion rein werden kann.
1,29 Terebinthen … Gärten. Orte, wo Israel Götzendienst prakti- zierte. Ironischerweise hat der Herr Israel erwählt, während manche Bewohner Jerusalems die »Gärten« erwählt haben. Wenn Gott sie zur Rechenschaft für ihre rebellische Entscheidung zieht, werden sie beschämt und zuschanden werden.
1,31 brennen … niemand löschen. Sowohl die Rebellen als auch ihre Werke werden untergehen. Das ist das endgültige Gericht, und nicht lediglich eine weitere Gefangenschaft.
2,1 – 5,30 Die Kapitel 2-5 bilden einen einzigen zusammenhängen- den Diskurs. 2,1-5 Die ersten drei Bilder für Zion (Jerusalem) in diesem Diskurs, die ihre künftige Erhöhung beschreiben.
2,2 Das Buch Micha enthält diesen Abschnitt von Jesajas Prophetie fast wortwörtlich (Mi 4,1-3). Das weist darauf hin, dass der jüngere Zeitgenosse Jesajas diese Worte von ihm empfangen hatte. Beide Abschnitte beschreiben prophetisch das Zion des künftigen messianischen Reiches, wenn alle Völker Jerusalem als Hauptstadt der Welt anerkennen werden. 2,2 am Ende der Tage. Das »Ende der Tage« bzw. »die letzten Tage« ist eine Zeitangabe für die künftige messianische Epoche (Hes 38,16; Hos 3,5; Mi 4,1). Das NT wendet diesen Ausdruck auf die Zeitperiode an, die mit dem ersten Kommen Jesu Christi begann (Apg 2,17; 2Tim 3,1; Hebr 1,2; Jak 5,3; 2Pt 3,3). Die Propheten des AT hatten keine klare Erkenntnis über die Zeitspanne zwischen den beiden Kommen des Messias und verbanden diesen Ausdruck daher mit der Wiederkunft des Messias, bei der er sein irdisches Reich aufrichten wird, d.h. das Tausendjährige Reich, von dem in Offb 20,1-10 die Rede ist. der Berg des Hauses des HERRN. Damit ist der Berg Zion gemeint, wo der Tempel in Jerusalem stand. Der Begriff kommt noch weitere zweimal im AT vor (2Chr 33,15; Mi 4,1).
2,3 Berg des HERRN. Jesaja nennt den Berg Zion oft den »heiligen Berg« (11,9; 27,13; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20).
2,4 Schwerter zu Pfl ugscharen … Speere zu Rebmessern. Wenn der Messias auf seinem Thron in Jerusalem sitzen wird, dann wird die Welt ununterbrochenen Frieden erleben. Die Menschheitsgeschichte wird weiterhin von Krieg geprägt sein, bis der Friedefürst (9,6) zur Erde zurückkehrt und allen Krieg beendet. 2,6 – 4,1 Nach einem kurzen Blick auf Judas glorreiche Zukunft (2,15) wendet sich der Prophet wieder zur gegenwärtigen Situation und geißelt den Götzendienst des Volkes und kündigt das Gericht Gottes an, das dadurch über sie herabgerufen wird.
2,6 Jesaja verkündete die Anklage des Herrn gegen das Volk von Jerusalem. 2,6 morgenländischer Zauberei. Karawanen aus dem Osten (»Morgenland«) brachten Einfl üsse durch religiösen Aberglauben mit, der Jerusalem und Umgebung erfüllte.
2,8 voll Götzen. Jotam und Ahas, zwei Könige zur Zeit Jesajas, ver- sagten darin, dass sie die Höhen des Götzendienstes nicht aus dem Land entfernten (2Kö 15,35; 16,4).
2,10 Dieser Abschnitt beschreibt die Zustände beim künftigen Tag des Herrn. Obgleich einige Elemente dieser Beschreibung auf die Erfahrungen Judas bei der Babylonischen Gefangenschaft zutreffen, kann sich das Gericht in der hier angekündigten Heftigkeit nicht bereits damals erfüllt haben. Die Drangsalszeit vor der Wiederkunft Christi wird die Zeit dieser gerichtlichen Schrecknisse sein.
2,12 ein Tag [des Gerichts] von dem HERRN. Der Ausdruck »Tag des HERRN« (TdH) kommt im AT 19-mal vor (Ob 15; Joel 1,15; 2,1.11; 3,4; 4,14; Am 5,18.20; Jes 2,12; 13,6.9; Zeph 1,7.14; Hes 13,5; 30,3; Sach 14,1; Mal 3,23) und 4-mal im NT (Apg 2,20; 1Th 5,2; 2Th 2,2; 2Pt 3,10). Er beschreibt die Zeit des heftigsten Zornes Gottes. Mit dem TdH kann ein nahe bevorstehendes Gericht gemeint sein (Hes 13,5; 30,3) oder ein weit in der Zukunft liegendes Gericht (Sach 14,1; 2Th 2,2). Die Erfüllung von zwei Bedeutungen des TdH steht jedoch noch aus: 1.) am Ende von Daniels 70. Jahrwoche (s. Joel 4,14; Mal 3,23; 1Th 5,2) und 2.) am Ende des Tausendjährigen Reiches (s. 2Pt 3,10). Der TdH kann mittels Gottes Fügung von Umständen eintreffen (Hes 30,3) oder direkt durch die Hand Gottes (2Pt 3,10). Manchmal ist eine Naherfüllung (Joel 1,15) ein Vorschatten für eine spätere Erfüllung (Joel 4,14); in anderen Fällen sind beide Arten der Erfüllung in einem einzigen Abschnitt enthalten (13,6.9; Zeph 1,7.14). Hier blickt Jesaja auf die ferne Erfüllung am Ende der Drangsalszeit Jakobs (Jer 30,7).
2,13 Zedern Libanons … Eichen Baschans. Die Zedern und Ei- chen wurden von atl. Völkern sehr bewundert (Ps 92,13; 104,16; Hes 27,6; 31,3). Doch sogar diese beeindruckenden Kreaturen werden wegen der Rebellion des Menschen zerstört.
2,19 Felshöhlen … Erdlöcher. Offenbarung 6,12.15.16 verwendet diese Schriftstelle sowie 2,21 und beschreibt damit die Flucht des Menschen vor den Schrecknissen der Drangsalszeit vor Christi persönlicher Wiederkunft auf die Erde. Das zeigt, dass sich diese Prophezeiung während der 70. Jahrwoche Daniels endgültig erfüllen wird.
2,22 lasst nun ab. Damit werden die Leser aufgerufen, statt von anderen Menschen abhängig zu sein, nur auf Gott zu vertrauen, der allein unser Vertrauen verdient.
3,1 – 4,1 Die Anklage des Herrn gegen Jerusalem und das Gericht über das Volk werden fortgesetzt. 3,1 der Herrscher, der HERR der Heerscharen. Gott bezeichnet sich hier mit dem Titel »Adonai« (»Herr«) und mit der imposanten und militärischen Bezeichnung »HERR der Heerscharen« und betont damit seine höchste Autorität und dass er der souveräne Herr über alle ist. 3,1 nimmt … weg … Zauberkundigen. Gottes Gericht beinhal- tete auch die Wegnahme der Führer des Volkes.
3,4 Knaben … Vornehmen. Unerfahrenheit im Regieren sollte zum Verfall führen und zu Verantwortungslosigkeit auf jeder Ebene des nationalen Lebens.
3,6 dieser Trümmerhaufen … Oberhaupt des Volkes. Die an- archischen Zustände werden so schlimm sein, dass niemand eine Autoritätsposition über das Volk annehmen wird.
3,8 Jerusalem … Juda. Mit dem Fall Jerusalems im Jahre 586 v.Chr. erfüllte sich diese Prophezeiung nur teilweise. Die endgültige Erfüllung wird sich in der Zeit kurz vor der Wiederkunft Christi vollziehen. gegen den HERRN. Hier tritt die Wurzel der Probleme Zions zutage: offene Rebellion gegen den Herrn. Das Volk sündigte schamlos und machte keinen Hehl daraus (3,9).
3,12 Mutwilligen … Frauen. Das sind für Führung ungeeignete Personen, die bildhaft die unkompetenten Führer beschreiben.
3,14 Weinberg. Die Ausbeutung des Weinbergs durch die Füh- rungspersonen entspricht ihren Ungerechtigkeiten beim Regieren der Nation. Eine detaillierte Beschreibung des Volkes Gottes als Weinberg bringt Jesaja in 5,1-7.
3,16 Töchter Zions. Wenn Frauen ihre Schönheit um der Schönheit willen pfl egen, spiegeln sie dadurch den moralischen Niedergang ihrer Nation wider und lenken von der Ehre Gottes ab. Anstatt Äußerlichkeiten und Eitelkeiten zu pfl egen (V. 16-24), sollten Frauen die Schönheit des inneren Menschen fördern (1Tim 2,9.10; 1Pt 3,3.4). trippelnd einherstolzieren. Schmuckkettchen an den Knöcheln erforderten kürzere Schritte und verursachten ein klimperndes Geräusch, das Aufmerksamkeit auf sich zog. 4,1 sieben Frauen einen Mann. Am Tag des Herrn (s. Anm. zu 2,12) wird der Herr gottlose Frauen indirekt richten, indem er die Tötung vieler Männer zulässt, was zu einem Frauenüberschuss führt. 4,2-6 Das dritte Bild Zions erinnert an das erste (2,1-5): die letztendliche Läuterung des Landes und Wohlstand im Land.
4,2 Spross. Dieser messianische Titel kommt außerdem vor in Jer 23,5; 33,15; Sach 3,8; 6,12. Der zugrunde liegende Gedanke des Wachstums bezieht sich auf 2Sam 23,5. Das Leben des Sprosses wird geistliche Frucht tragen (vgl. Joh 15,4.5).
4,3 übrig Gebliebene … heilig. »Heilig« oder »abgesondert« ist eine andere Beschreibung für den Überrest, der in jener Zeit Gottes Wohlstand erben wird (vgl. 1,9.27; 3,10).
4,4 Geist der Vertilgung. Oder »Geist des Verbrennens«. Für ande- re Beispiele für Läuterung durch Verbrennen s. 1,25; 6,6.7.
4,5 Schutzdach … Laubhütte. Die künftigen Bewohner von Je- rusalem werden beschützt werden durch den Schutz des Herrn, den er über die Herrlichkeit auf dem Berg Zion spannen wird. Das erinnert an Hesekiels Prophezeiung, dass die Schechina in den Tempel zurückkehren wird (Hes 43,2-5).
5,1 Die Schlussfolgerung des ausgedehnten Diskurses, der in 2,1 begann, wird gezogen durch den Vergleich des Volkes Gottes mit einem Weinberg, den er pfl egte, der aber keine Frucht brachte. 5,1 Geliebter. Der Herr ist der Freund, den Jesaja als sein »Geliebter« bezeichnet. Der Weinberg gehört ihm (5,7).
5,2 [gute] Trauben … schlechte. Der Besitzer traf jede erdenkliche Vorkehrung, damit der Weinstock gedeihen kann und geschützt ist. Das illustriert die Erwählung Israels durch den Herrn aus seiner reinen Gnade. Er erwartete berechtigterweise einen guten Ertrag aus seiner Investition, aber die Frucht des Weinstocks waren Herlinge, »schlechte Trauben«, die ungenießbar und nur zum Wegwerfen geeignet waren.
5,5 abgeweidet … zertreten. Als Strafe für seine Untreue wurde Israel verwüstet und für jede Nation offen, die in dieses Land einfallen wollte. So geschah es bei der babylonischen Invasion von 586 v.Chr., und so geschah es seither immer wieder, bis zu Israels nationaler Buße bei der Wiederkunft des Messias.
5,7 Rechtsspruch … Rechtsbruch … Gerechtigkeit … Geschrei. Diese dt. Worte geben gut das hebr. Wortspiel wieder. 5,8-23 Der Prophet verkündete 6 Wehrufe (Gerichte) über das halsstarrige Volk Israel.
5,8 Das erste Wehe richtete sich gegen die Grundbesitzer wegen ihres habgierigen Materialismus. 5,8 ein Haus ans andere … ein Feld zum anderen. Gott gab den Israeliten das Land mit der Absicht, dass die ursprüngliche Zuteilung zu jeder Sippe bestehen bliebe (3Mo 25,23-25). Zur Zeit von Jesaja hatten Immobilienhändler begonnen, Land aufzukaufen und zu großen Ländereien zusammenzufügen (Mi 2,2.9), und die mächtigen Reichen beraubten die Armen durch Gerichtsprozesse des Landes, das rechtmäßig ihnen gehörte (Am 2,6.7).
5,10 ein Bat … ein Epha. Gott richtete die habgierigen Reichen, indem er die Produktivität ihres Landes auf einen kleinen Bruchteil des normalen Ertrages reduzierte. Ein Bat entsprach etwa 40 Litern. Etwa 36 Liter Getreide war die Ernte aus etwa 360 Liter Saatgut. Solche Erträge bedeuten Hungersnot.
5,11 Das zweite Wehe richtet sich an die Trinker, weil sie das Werk des Herrn, d.h. sein Gericht und seine Erlösung, vernachlässigten und sich nur ihrem Vergnügen widmeten.
5,14 Totenreich. Hebr. »Scheol«. In diesem Zusammenhang be- schreibt dieser Ausdruck den Tod als ein großes Monster mit weit aufgerissenem Maul und bereit, seine Opfer zu verschlingen. Das war das Schicksal jener, die in der Gefangenschaft umkommen sollten, die Gott senden würde, um das Volk für seine Sündigkeit zu bestrafen.
5,18 Das dritte Wehe richtete sich gegen jene, die dem Herrn trotzten und seinen Propheten verspotteten.
5,19 Er soll doch eilen. Die spottenden Ungläubigen sagten: »Wo bleibt das Gericht, das du angekündigt hast, Jesaja? Bring es zustande! Wenn wir es sehen, werden wir dir glauben.« Da sie Gott herausforderten, sein Gericht zu beschleunigen, glaubten sie offenbar nicht, dass der Heilige Israels das Volk richten wird. Siehe Jesajas Antwort in der Namensgebung seines Sohnes: »Bald kommt Plünderung, eilends Raub« (8,1; vgl. 5,26).
5,20 die Böses gut und Gutes böse nennen. Das vierte Wehe verurteilte die verdrehte Moral, von der die Nation beherrscht war. Sie stellten alle moralischen Unterschiede völlig auf den Kopf.
5,21 in ihren eigenen Augen weise. Das fünfte Wehe galt der Überheblichkeit des Volkes. »Hochmut kommt vor dem Fall …« (vgl. Spr 16,18).
5,22 dem Gottlosen Recht geben. Das sechste Wehe verurteilt die ungerechten Urteile, die von betrunkenen und bestochenen Richtern gefällt werden.
5,24 Die Schlussfolgerung des Diskurses verkündete, dass Gottes handeln und seinen mächtigen Arm gegen Juda senden wird: Das Land wird erobert werden und in Finsternis und Verwüstung zurückbleiben.
5,26 Heiden in der Ferne. Zu den bedeutendsten Nationen, die Gott gegen Israel heraufführen wird, gehören: 1.) Assyrien, welches im Jahre 722 v.Chr. das Nordreich eroberte, und 2.) Babylon, welches seine Invasion in Jerusalem im Jahre 586 v.Chr. vollendete und den Tempel zerstörte.
5,30 Finsternis. Gottes Zorn gegen das Volk sollte alles Licht besei- tigen (8,22; 42,7), doch seine verheißene Rettung des Überrestes wird diese Finsternis beim Kommen des Messias schließlich in Licht verwandeln (9,2; 42,16; 58,10; 60,2).
6,1 Als Vorbereitung auf die Berufung Jesajas als Prophet, der das bevorstehende Gericht verkünden sollte, gab Gott ihm eine Vision seiner majestätischen Heiligkeit, die so überwältigend war, dass er dadurch völlig am Boden zerstört war und seine eigene Sündhaftigkeit erkannte. 6,1 Todesjahr des Königs Ussija. Nach einer Regierungszeit von 52 Jahren starb Ussija im Jahre 739 v.Chr. an Aussatz (vgl. 2Chr 26,1623). Jesaja begann in jenem Jahr seinen Dienst als Prophet. Die Prophezeiungen der ersten 5 Kapitel empfi ng er erst nach dieser Berufung, aber in 6,1 berichtet er von diesem zeitlich früheren Ereignis, um durch die Beschreibung seiner Berufung das zu authentifi zieren, was er bereits geschrieben hatte. sah ich. Der Prophet nahm die Außenwelt nicht mehr wahr und sah mit seinem inneren Auge, was Gott ihm offenbarte. Diese Erfahrung erinnert an das Erlebnis der prophetischen Vision des Johannes in Offb 4,1-11. hohen und erhabenen. Der Thron war sehr hoch, was betont, dass Gott der Allerhöchste ist. Säume. Damit ist der Saum oder Besatz des Prachtgewandes des Herrn gemeint. Dieses Gewand füllte den ganzen Tempel aus. Tempel. Obgleich Jesaja sich möglicherweise am irdischen Tempel befand, beschreibt dies eine Vision, die über das Irdische hinausgeht. Der Thron Gottes befi ndet sich im himmlischen Tempel (Offb 4,1-6; 5,1-7; 11,19; 15,5-8).
6,2 Seraphim. Die Seraphim sind eine Ordnung von Engelswesen, die den 4 lebendigen Wesen aus Offb 4,6 ähneln, welche wiederum an die Cherubim in Hes 10,1ff erinnern. sechs Flügel. Zwei Flügel bedeckten die Gesichter der Seraphim, weil sie nicht wagten, Gottes Herrlichkeit direkt anzublicken. Zwei andere bedeckten ihre Füße, wodurch sie ihre Niedrigkeit anerkannten, obgleich sie aktiv Gott dienten. Und mit den anderen zweien fl ogen sie um dem, der auf dem Thron saß, zu dienen. Also dienten 4 Flügel der Anbetung, was die Priorität des Lobpreises betont.
6,3 einer rief dem anderen zu. Die Seraphim redeten untereinan- der in antiphonischem Lobpreis. Heilig, heilig, heilig. Die Hauptbotschaft der 3-fachen Wiederholung von Gottes Heiligkeit (das sog. trihagion) ist die Betonung von Gottes Abgesondertheit und Unabhängigkeit von seiner gefallenen Schöpfung, obgleich sie im sekundären Sinne auch beinhaltet, dass Gott 3 Personen umfasst. Siehe Offb 4,8, wo die 4 lebendigen Wesen das trihagion aussprechen. erfüllt von seiner Herrlichkeit. Die Erde ist der weltweite Ausdruck seiner unermesslichen Herrlichkeit, Vollkommenheit und seiner Attribute, wie sie in der Schöpfung offenbart werden (s. Röm 1,20). Der gefallene Mensch weigert sich dennoch, ihn als Gott zu verherrlichen (Röm 1,23).
6,4 erbebten … Rauch. Das Beben und der Rauch symbolisieren Gottes Heiligkeit in ihrer Beziehung zu Zorn und Gericht (vgl. 2Mo 19,16-20; Offb 15,8).
6,5 unreinen Lippen. Wenn die Lippen unrein sind, dann ist auch das Herz unrein. Diese Vision der Heiligkeit Gottes erinnerte den Propheten eindrücklich daran, dass er selber unwürdig ist und Gericht verdient. Hiob (Hi 42,6) und Petrus (Lk 5,8) kamen zu derselben Selbsterkenntnis, als sie mit der Gegenwart des Herrn konfrontiert wurden (vgl. Hes 1,282,7; Offb 1,17).
6,6 Jesajas Vision hat ihn seine Sünde schmerzlich bewusst ge- macht und ihn zerbrochen (vgl. 66,2.5); auf diese Weise hat Gott ihn für seine Reinigung und seinen Auftrag vorbereitet. 6,6 Kohle … Altar. Die glühende Kohle vom himmlischen Rauchop- feralter (vgl. Offb 8,3-5) symbolisiert Gottes Läuterungswerk. Buße ist schmerzlich.
6,7 von dir genommen … gesühnt. Hier geht es nicht um Erret- tung, sondern um geistliche Reinigung für einen besonderen Dienst für den Herrn.
6,8 uns. Dieses Pronomen im Plural beweist zwar nicht die Lehre von der Dreieinigkeit, ist aber ein starker Hinweis darauf (s. 1Mo 1,26). Hier bin ich, sende mich! Diese Reaktion zeigte Jesajas demütige Bereitschaft zu vollem Vertrauen. Obwohl er sich seiner Sünde zutiefst bewusst war, stellt er sich zur Verfügung.
6,9 versteht nicht … erkennt nicht. Jesajas Botschaft sollte Gottes Mittel sein, um die Wahrheit vor einem unempfänglichen Volk zu verbergen. Jahrhunderte später sollten die Gleichnisse Jesu demselben Zweck dienen (Mt 13,14.15; Mk 4,12; Lk 8,10; vgl. 29,9.10; 42,18; 43,8; 5Mo 29,3; Joh 12,40; Apg 28,26.27; Röm 11,8).
6,11 Wie lange, Herr? Wegen dieser Ablehnung vonseiten sei- nes Volkes fragte der Prophet, wie lange er diese Botschaft göttlichen Gerichts verkünden solle. Gott antwortete, dass die Verkündigung fortdauern soll, bis die Städte verwüstet sind (V. 11) und das Volk in die Gefangenschaft weggeführt worden ist (V. 12).
6,13 bleibt noch ein Zehntel … bleibt. Obwohl die meisten Gott ablehnen werden, repräsentiert dieses Zehntel, das auch »Wurzelstock« oder »heiliger Same« genannt wird, den treuen Überrest in Israel, der den Kern derer bildet, die hören und Glauben. 7,1.2 Eine erfolglose Invasion Syriens (»Aram«) und Israels (d.h. der 10 Nordstämme) in Juda führte dazu, dass die assyrischen Truppen des Königs Tiglat-Pileser ständig in Israel gegenwärtig waren. Kurz nach der Thronbesteigung von Ahas (ca. 735 v.Chr.), brachte diese Bedrohung der Sicherheit Judas dem König und dem Volk von Juda große Furcht ein. S. 2Chr 28,5-8.17-19.
7,2 Haus Davids. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die davidische Dynastie, die im gegenwärtigen König Ahas personifi ziert war.
7,3 Schear-Jaschub. Der Name bedeutet »ein Überrest wird zurück- kehren«. Die Gegenwart von Jesajas Sohn ist eine Gegenstandslektion über Gottes Treue gegenüber den Gläubigen unter dem Volk.
7,4 fürchte dich nicht. Jesaja verkündet Ahas eine Botschaft der Vergewisserung. Die beiden Könige, die in Juda einfi elen, sollten keinen Bestand haben.
7,8 Ephraim zertrümmert. Dieser Stamm repräsentierte alle 10 Nordstämme. Der Prophet sagte den bevorstehenden Untergangs der Nordstämme wegen ihres Götzendienstes voraus (vgl. Hos 4,17). In 65 Jahren sollten sie kein Volk mehr sein, erstens durch die Wegführung der meisten von ihnen im Jahre 722 v.Chr. (2Kö 17,6) und zweitens aufgrund der Deportation von ausländischen Siedlern in ihr Land ca. 670 v.Chr. (2Kö 17,24; 2Chr 33,11; Esr 4,2).
7,9 Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht. Vor diese Wahl wurde Ahas gestellt. Er konnte entweder dem Wort des Herrn vertrauen oder in die Hand des Feindes fallen, oder – noch schlimmer – eine endgültige Verhärtung seines Herzens erfahren (6,9.10).
7,11 ein Zeichen. Um Ahas zum Glauben zu ermuntern, bot der Herr ihm ein Zeichen, aber Ahas täuschte Demut vor und lehnte das Zeichen ab (V. 10).
7,13 Haus Davids. Als er Ahas Ablehnung hörte, erweiterte der Prophet seinen Hörerkreis über Ahas hinaus (s. V. 2), um das ganze ungläubige Haus Davids einzuschließen. Die Nation war schuldig, Gott zu ermüden (1,14).
7,14 ein Zeichen. Da Ahas sich weigerte, ein Zeichen zu erbitten (V. 11.12), wählte der Herr selber sein eigenes Zeichen, dessen Erfüllung erst lange nach Ahas Lebzeiten eintreffen sollte. die Jungfrau. Diese Prophezeiung deutete voraus auf die Geburt des Messias durch eine Jungfrau. Das NT zitiert diesen Vers (Mt 1,23). Das hebr. Wort bezeichnet eine unverheiratete Frau und bedeutet tatsächlich »Jungfrau« (1Mo 24,43; Spr 30,19; Hl 1,3; 6,8). Deshalb konnte die Geburt von Jesajas eigenem Sohn (8,3) nicht die volle Erfüllung dieser Prophezeiung sein. Vgl. 1Mo 3,15. Immanuel. Dieser Titel, der in Mt 1,23 auf Jesus angewendet wird, bedeutet »Gott mit uns«.
7,15 Dickmilch und Wildhonig. Dickmilch entsteht aus geronne- ner Milch und ist vergleichbar mit Hüttenkäse. Diese Ernährung weist auf die Nahrungsknappheit hin, die die Zeit prägte, nachdem das Land von ausländischen Invasionen geschwächt worden war.
7,16 das Böse zu verwerfen. Noch bevor der verheißene Sohn Jesajas alt genug war, um moralische Entscheidungen zu treffen, sollten die Könige von Aram und Ephraim durch die Assyrer ihrem Schicksal erliegen.
7,17 über dein Volk … bringen … den König von Assyrien. Der Herr benutzte die Assyrer nicht nur, um das Nordreich zu richten, sondern bediente sich ihrer auch, um Ahas Regierung über Juda zu stürzen. Dieses Kommen des assyrischen König war der Anfang vom Ende der Nation und führte schließlich zur babylonischen Gefangenschaft Judas.
7,18 Die in diesem Abschnitt prophezeite Verwüstung begann zur Zeit des Ahas und erreichte ihren Höhepunkt, als die Babylonier Juda eroberten. Ihre Folgen erstrecken sich bis in die Zeit der Wiederkunft des Messias, wenn er Israel retten und sein Reich auf der Erde aufrichten wird. 7,18 Fliege … Biene. Ägypten war voller Fliegen und Assyrien war für seine Bienenzucht bekannt. Diese Insekten repräsentierten die Armeen der mächtigen Länder, die der Herr einberufen würde, um in Juda einzufallen und das Volk ins Exil zu führen.
7,19 Schluchten … Felsspalten. Nicht einmal die unzugänglichen Gegenden des Landes sollten vor den einfallenden Truppen verschont bleiben.
7,20 gemietete Schermesser. Die Assyrer waren die vom Herrn angeheuerte Klinge, um den ganzen Leib Judas kahl zu scheren und in Schmach zu bringen (vgl. 1,6).
7,21 eine Kuh und zwei Schafe. Die ausländische Invasion soll- te die Agrarwirtschaft zu einer Hirtenwirtschaft umwandeln. Für Landwirtschaft würden nicht genügend Menschen im Land bleiben. Das sollte eine Zeit großer Armut werden.
7,23 Dornen und Disteln Dieses Unkraut und wuchernde Ge- wächs war ein Zeichen für Verwüstung, wie bereits in 5,6.
8,1 große Tafel. Jesaja sollte ein großes Plakat zur öffentlichen Auf- stellung anfertigen. Bald kommt Plünderung, eilends Raub! Hebr. »Maher-schalal-hasch-bas«. »Maher-schalal« forderte die assyrischen Eroberer auf, »schnell zu plündern«, wobei kein Zweifel bestand, wer den Krieg gewinnen würde. »Hasch-bas« ermunterte sie, sich mit dem »Raub zu beeilen«, d.h. die Vorzüge des eroberten Landes schleunigst zu ernten (5,26). Dieses Plakat wiederholte aus anderer Perspektive die Prophezeiungen, die in 7,18-25 soeben beendet worden waren.
8,2 glaubwürdige Zeugen. Nachdem die Prophezeiung erfüllt worden war, bestätigten die anerkannten Führer Urija und Sacharja dem Volk, dass Jesaja diese Prophezeiung an einem bestimmten Datum vor der assyrischen Invasion verkündet hatte. Diese Bestätigung beglaubigte das Wort des Herrn und stützte seine Ehre (5Mo 18,21.22; Jer 28,9).
8,3 Prophetin. Jesajas Gattin wurde Prophetin genannt, weil der Sohn, den sie geboren hatte, eine Prophezeiung der assyrischen Eroberung war.
8,4 ehe der Knabe. Bis zum Beginn der Plünderung Arams und der Nordstämme Israels verblieb nur noch kurze Zeit. Die Assyrer begannen ihre Invasion noch bevor Jesajas Sohn sprechen lernte. Diese prophetische Zeitbestimmung erinnert an eine ähnliche Zeitgrenze in 7,16, dort jedoch lag die Prophezeiung noch in späterer Zeit. Die Erfüllung der naheliegenderen Prophezeiung bestätigte die Prophezeiung für eine fernere Zukunft. 8,6 dieses Volk. Das Volk von Juda (vgl. 6,9), aber im weiteren Sinne vielleicht die ganze Nation Israel. Ahas hatte Assyrien zu Hilfe gerufen, anstatt auf den Herrn zu vertrauen. Wasser Siloahs. Das war der Wasserlauf von der Gihon-Quelle außerhalb der Stadtmauer Jerusalems, der in den Teich Siloah innerhalb der Stadt mündete und die Stadt mit Wasser versorgte (s. 7,3). Er symbolisierte, dass sie vom Herrn und seiner Verteidigung der Stadt abhängig waren, wenn sie überleben wollten. Als erste verwarfen die 10 Nordstämme diese Abhängigkeit; später tat König Ahas von Juda im Süden dasselbe.
8,7 Wasser des Stromes. Statt des Wassers von Siloah sollte das Wasser des Euphrat über seine Ufer treten und die ganze Region einschließlich Juda überfl uten. Anders gesagt: Der König von Assyrien sollte mit seiner zerstörerischen Verwüstung durch das Land fegen. Obwohl Ahas’ Unterwerfung unter die Assyrer für Juda äußerlichen Frieden einbrachte (2Kö 16,7-18), sah Jesaja, dass der Thron Davids in Wirklichkeit nur noch eine leere Farce war.
8,8 Immanuel. Durch den Angriff der Assyrer sollte das Land des Im- manuel (7,14) all seiner irdischen Herrlichkeit beraubt werden. Welch eine Schande, dass dieser Immanuel, dem das Land gehört und der es eines Tages regieren wird, es in einem solch verwüsteten Zustand sehen muss!
8,9 zerschmettert. Damit Assyrien und die anderen ausländischen Mächte nicht meinen, sie hätten das Land durch ihre eigene Kraft erobert, erinnerte der Prophet sie, dass sie nur Werkzeuge in der Hand des Herrn waren und letztendlich untergehen werden.
8,10 Gott ist mit uns. Hebr. »Immanuel«. Der Name des Kindes der Jungfrau (7,14) garantierte den letztendlichen Triumph des treuen Überrests aus Israel.
8,11 fest bei der Hand fasste. Gott inspirierte Jesaja mit unwider- stehlicher Macht, eine Botschaft zu verkünden, die ihn aufgrund ihrer Natur von dem Volk, dem er diente, distanzierte.
8,12 Verschwörung. Viele in Israel hielten Jesaja, Jeremia und an- dere Propheten für Handlanger des Feindes, die zu einer Politik der Nichtverbündung mit fremden Mächten und völligen Abhängigkeit allein vom Herrn aufforderten (s. Jer 37,13-15).
8,14 Heiligtum … Stein des Anstoßes. Jesaja fand Ermutigung im Herrn, der sein Heiligtum war, das ihm Schutz vor seinen Anklägern bot. Das NT wendet diesen Vers auf ganz Israel in seiner fortgesetzten Verwerfung Jesu als Messias an (Lk 2,34; Röm 9,32.33; 1Pt 2,8). beiden Häuser Israels. Sie werden zerfallen sein, bis der Messias auf die Erde wiederkommt und sie wieder aufrichtet.
8,15 viele unter ihnen straucheln. Ein weitere Voraussage künde- te den Fall Israels an, wozu die Verwerfung des Messias bei seinem ersten Kommen gehörte (Lk 20,18; Röm 9,32; vgl. 28,16).
8,16 meinen Jüngern. Das war Gottes treuer Überrest und außer- dem auch Jünger von Jesaja. Sie waren dafür zuständig, seine Prophezeiungen schriftlich festzuhalten, sodass sie nach der prophezeiten assyrischen Invasion veröffentlicht werden konnten (s. 8,2).
8,17 warten … hoffen. Hier spricht Jesaja, der lieber auf die Ret- tung des Herrn warten wollte, von der Befreiung der Nation, die dem treuen Überrest verheißen war (40,31; 49,23). S. Anm. zu Hebr 2,13.
8,18 ich und die Kinder. Im historischen Zusammenhang sind damit Jesaja und seine beiden Söhne gemeint, deren Namen prophetische Bedeutung hatten (d.h. als »Zeichen und Wunder«). S. Anm. zu Hebr 2,13.
8,19 die Toten … befragen. Die Leute zu Jesajas Zeit kommunizier- ten mithilfe von Spiritisten mit den Toten wie einst Saul durch das Medium von En Dor (1Sam 28,8-19). Das Gesetz untersagte solche Befra gungen strengstens (3Mo 19,26; 5Mo 18,10.11).
8,20 Gesetz … Zeugnis. S. 8,16. Die Prophezeiungen des Sprach- rohrs Gottes, Jesaja, brachten Licht.
8,21 Diese Verse zeichnen ein trostloses Bild derer, die ent- täuscht, verzweifelt und so ärgerlich waren, dass sie sogar Gott verfl uchten, und das alles, weil sie sich weigerten, das als wahr anzunehmen, was Jesajas über die künftigen Drangsale der Nation voraussagte.
8,23 Sebulon … Naphtali … Gebiet der Heiden. Sebulon und Naphtali an der Nordgrenze des nordöstlichen Galiläa (das »Gebiet der Heiden«), das westlich des Jordan lag, wurden als erste von der Invasion des assyrischen Königs heimgesucht (2Kö 15,29). Das war der Anfang der fi nsteren Zeiten für Israel. zu Ehren bringen. Zunächst war diese Zeit »im Dunkel«, aber »in der Folgezeit« wollte Gott dieses Dunkel in Ehre verwandeln. Das NT wendet diese Prophezeiung auf Galiläas Ehre beim ersten Kommen Jesu Christi an (Mt 4,12-16). In Mt 4,15.16 wird Jes 8,23; 9,1 direkt zitiert. Letztendlich wird sich dies bei seinem zweiten Kommen erfüllt werden, wenn diese Region vom Joch der ausländischen Unterdrücker befreit wird.
9,1 ein großes Licht … Licht. Das Kommen des Messias ist gleich- bedeutend mit dem Aufstrahlen von Licht, das die Dunkelheit der Gefangenschaft beendet (42,16; 49,6; 58,8; 60,1.19.20).
9,2 das Volk vermehrt. Wiederum bestätigte der Herr seinen Bund mit Abraham, der besagte, dass er dessen leibliche Nachkommen so zahlreich machen wird wie den Sand am Meer (1Mo 22,17).
9,3 das Joch zerbrochen. Der Herr wird das nationale Israel von der Knechtschaft in Assyrien, Babylon und unter anderen ausländischen, unterdrückenden Mächten letztendlich befreien.
9,4 verbrannt und vom Feuer verzehrt. Die Welt wird kein Kriegsgerät mehr brauchen, weil auf die Wiederkunft Christi eine Zeit weltweiten Friedens folgen wird.
9,5 Kind … Sohn. Diese Begriffe beschreiben Immanuel, das Kind der Jungfrau (7,14), ausführlicher. Dieses Kind der Jungfrau wird auch der königliche Sohn Davids sein und das Anrecht auf den Thron Davids haben (9,7; vgl. Mt 1,21; Lk 1,31-33; 2,7.11). Herrschaft. Als Erfüllung dieses Verses und von Ps 2,9 wird der Sohn über die Nationen der Welt herrschen (Offb 2,27; 19,15). Wunderbarer, Ratgeber. Die übrigen 3 Titel bestehen jeweils aus zwei Worten, deshalb sollte wahrscheinlich jedes Wortpaar einen einzigen Titel bilden: »Wunderbarer Ratgeber«. Im Gegensatz zu Ahas wird dieser König bei seiner Amtsausübung himmlische Weisheit walten lassen (vgl. 2Sam 16,23; 1Kö 3,28). starker Gott. Als mächtiger Kämpfer wird der Messias die militärischen Errungenschaften aus 9,3-5 vollbringen (vgl. 10,21; 5Mo 10,17; Neh 9,32). Ewig-Vater. Der Messias wird seinem Volk für immer ein Vater sein. Als davidischer König wird er mitleidsvoll für sie sorgen und sie erziehen (40,11; 63,16; 64,8; Ps 68,6.7; 103,13; Spr 3,12). Friedefürst. Die Regierung Immanuels wird unter den Nationen der Welt Frieden stiften und bewahren (2,4; 11,6-9; Mi 4,3).
9,6 Thron Davids. Der Sohn der Jungfrau wird der rechtmäßige Thronerbe Davids sein und die Verheißungen des Davidsbundes erben (2Sam 7,12-16; vgl. Ps 89,2-38; Mt 1,1).
9,7 – 10,4 Dieses Gedicht berichtet von großen warnenden Kata- strophen, die der Herr sandte, die aber von Israel unbeachtet blieben. Derselbe Refrain wird 4-mal wiederholt (9,12.17.21; 10,4) und unterteilt das Gedicht in 4 Strophen.
9,8 Stolz und Übermut. Israels Niedergang war sein Gefühl der Unabhängigkeit, wodurch es meinte, es könne mit allem, was passieren kann, fertig werden (V. 10).
9,10 Feinde Rezins. Die Feinde des aramäischen Königs waren die Assyrer.
9,11 seine Hand bleibt ausgestreckt. Die ausgestreckte Hand wird in einem Maße strafen (vgl. 5,25), wie es das Volk bisher nicht erlebt hatte.
9,15 Führer … Geführten. Die verschärfte Gottlosigkeit Israels er- streckte sich auf alle Klassen, sogar auf die Waisen und Witwen (V. 17), denen oft besondere Barmherzigkeit gewidmet wurde (1,17).
9,18 keiner … anderen. Gottes Zorn ließ zu, dass die Gesellschaft durch Gottlosigkeit in Selbstzerstörung verfi el. Eine sinnlose gegenseitige Ausbeutung führte zu Anarchie und Verwirrung (V. 20).
9,20 Manasse … Ephraim … Juda. Die Nachkommen von Josephs beiden Söhnen (Manasse und Ephraim) hatten sich bereits zuvor in einem Bürgerkrieg gegenseitig bekämpft (s. Ri 12,4) und vereinten sich lediglich in ihrer Feindschaft gegen Juda.
10,1 ungerechte Gesetze … die Armen vom Rechtsweg ver- drängen. Der Prophet nennt nun wiederum die Gründe für Gottes Zorn: 1.) Ungerechtigkeit bei der Rechtsprechung und 2.) grobe Behandlung der Bedürftigen.
10,2 Witwen … Waisen. S. 1,17.
10,3 Tag der Rechenschaft. Die Assyrer fi elen als erste im Land ein, ihnen folgten die Babylonier und andere ausländische Mächte.
10,5 Stock meines Grimms. Gott bediente sich Assyriens als Werk- zeug des Gerichts über Israel und Juda. Gleiches tat er später mit Babylon beim Gericht über Juda (Hab 1,6). 10,6 gottlose Nation. »Mein Volk« (V. 2), das Volk von Israel und Juda.
10,7 er meint es nicht so. Assyrien erkannte nicht, dass es das Werkzeug in der Hand des Herrn war, sondern dachte, seine Eroberungen würden auf seiner eigenen Kraft beruhen.
10,9 Kalne … Damaskus. Diese Städte und Gegenden kapitulierten alle vor den einfallenden assyrischen Truppen.
10,10 sollte ich es nicht auch … so machen? Das stolze As- syrien warnte Jerusalem, dass es über diese Stadt ebenso herfallen werde, wie es von Gott als Werkzeug gegen andere Nationen benutzt worden war.
10,12 Vergeltung üben … Königs von Assyrien. Der Herr kündet seine Absicht an, das stolze Assyrien zu bestrafen, nachdem er diese Nation zur Bestrafung Jerusalems benutzt hat.
10,13 Der Prophet weist den Stolz des assyrischen Königs nach, indem er dessen Prahlerei zitiert (vgl. V. 8-11).
10,15 Axt … Säge … Stock … Rute. Assyrien war nichts weiter als ein Werkzeug des Herrn (V. 5.24) und hatte weder eigene Macht noch Weisheit.
10,16 Brand … Feuersglut … Feuer … Flamme … verbren- nen … verzehren. Als der Herr damit fertig war, Assyrien als sein Werkzeug zu benutzen, machte er der Existenz dieses Reiches ein Ende (s. V. 12).
10,20 Überrest Israels. Vgl. 1,9. Ein kleiner Grundstock des Volkes Gottes, der durch seine souveräne Gnade bewahrt blieb, bildet diesen gerechten Überrest inmitten nationalen Abfalls. Es gab stets die gehorsame Minderheit, die beharrten, gehorchten und Gottes Gesetz weitergaben. Es wird stets einen Überrest geben, weil Gott den Abrahamsbund niemals aufheben wird (vgl. Mi 2,12.13; Röm 9,27; 11,5).
10,22 Sand am Meer. Vgl. 1Mo 22,17.
10,23 ein Vertilgen … festbeschlossenes. Sie müssen den Zorn Gottes erleiden. S. die Verwendung dieses Verses durch Paulus in Röm 9,28.
10,25 Grimm. Dieser Grimm betrifft die gesamte Zeit des Exil Israels (26,20; Dan 11,36). Hier wird verheißen, dass er mit der Wiederkunft des Messias enden wird (11,1-16).
10,26 Midian … Ägypten. Jesaja wählte zwei Beispiele aus der Ver- gangenheit, um die künftige Rettung Israels durch den Herrn zu beschreiben: Gideons Sieg über die Midianiter (Ri 7,25) und der Tod der Ägypter, die die Israeliten durch das Rote Meer verfolgten (2Mo 14,16.26.27).
10,27 Last … Joch. Die Aufhebung dieses Jochs spricht von der künftigen Befreiung Israels von dem Zwang, ausländischen Unterdrückern zu dienen.
10,28 Jesaja beschreibt die assyrische Armee, die von Norden her Jerusalem naht. Im Verlauf seiner Vision rücken die genannten Orte immer näher an Jerusalem heran.
10,33 haut … herunter … abgehauen … erniedrigt. Obwohl die assyrische Armee die Mauern Jerusalems erreichte, griff der souveräne Herr, der Herr der Heerscharen, ein und schickte sie mit einer Niederlage fort. Später berichtete Jesaja von der buchstäblichen Erfüllung dieser Prophezeiung (37,24.36-38; vgl. 2Kö 19,35-37; 2Chr 32,21).
10,34 Libanon. Im AT wird Assyrien mit dem Libanon gleichgesetzt (Hes 31,3; vgl. 2,13; 37,24).
11,1 Stumpf … Wurzeln. Mit der Babylonischen Gefangenschaft von 586 v.Chr. schien die davidische Dynastie genauso dezimiert zu sein wie die assyrische Armee. Im Gegensatz zu Letzterer war im Stumpf und in den Wurzeln der davidischen Linie jedoch noch Leben verblieben. Dieses Leben sollte wieder als erneutes Wachstum in Form des Zweiges und des Sprösslings zum Vorschein kommen. Isais. Isai war der Vater Davids, und durch seine Abstammungslinie sollte der messianische König kommen (Rt 4,22; 1Sam 16,1.12.13). Schössling. Ein Titel für den Messias (s. 4,2).
11,2 der Geist des HERRN. So wie der Geist des Herrn auf David kam, als er zum König gesalbt wurde (1Sam 16,13; Ps 51,13), so wird er auch auf dem Nachkommen Davids ruhen, auf Christus, der die Welt regieren wird. ihm … Geist … HERRN. Dieser Vers nennt alle 3 Personen der heiligen Dreifaltigkeit (s. 6,3). Weisheit und des Verstandes … Rats und der Kraft … Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Das sind vom Heiligen Geist verliehene Eigenschaften, die den Messias befähigen, gerecht und wirkungsvoll zu regieren. Vgl. die »sieben Geister Gottes« in Offb 1,4.
11,3 Augenschein … Hörensagen. Das sind die üblichen Informa- tionsquellen, nach denen ein König urteilt, aber der künftige König wird eine übernatürliche Wahrnehmung haben, die über die üblichen Quellen hinausgeht.
11,4 Armen … Elenden. Der Messias wird Israels früheren Umgang mit den Benachteiligten umkehren (3,14.15; 10,2). Stab seines Mundes. Die Regierung des Sprosses über die Nationen wird vollmächtig sein. Das NT beschreibt die triumphale Rückkehr des kämpfenden Königs mit ganz ähnlichen Ausdrücken (Offb 19,15; vgl. 49,2; Ps 2,9). Hauch seiner Lippen. Das ist ein weiteres Bild dafür, mit welchen Mitteln der Messias körperliche Gewalt ausüben wird. Paulus bezog sich auf dieses Bild, als er die Vernichtung des »Menschen der Gesetzlosigkeit« bei Christi Wiederkunft beschrieb (2Th 2,8).
11,5 Gurt … Gurt. Der Gürtel, der die losen Gewänder zusammen- hielt, ist ein Bild dafür, dass der Messias zur Auseinandersetzung bereit ist. Gerechtigkeit und Wahrheit sind seine Vorbereitung. Vgl. Eph 6,14.
11,6 Es wird Frieden in solchem Ausmaß herrschen, dass jegliche Feindschaft zwischen Menschen, unter Tieren – Raubtieren und anderen – und zwischen Mensch und Tier verschwinden wird. Davon wird das künftige Tausendjährige Reich geprägt sein, in welchem der Friedefürst (9,6) herrschen wird.
11,9 erfüllt sein von der Erkenntnis des HERRN. Jeder wird den Herrn kennen, wenn er wiederkommt, um seinen Neuen Bund mit Israel zu erfüllen (Jer 31,34).
11,10 an jenem Tag. Mit der künftigen Herrschaft des Herrn wird die Zeit weltweiten Friedens anbrechen (s. Anm. zu 2,12). die Heidenvölker fragen. Die Wurzel Isais wird auch die Nichtjuden anziehen, die im künftigen Reich leben (49,6; 52,10; 60,3; 66,18). Als weitere Bedeutung dieses Verses erkannte Paulus Gottes Dienst an den Heiden während der Gemeindezeit (Röm 15,12).
11,11 zweiten Mal. Die erste Rückkehr Israels in sein Land war aus der ägyptischen Gefangenschaft (2Mo 14,26-29). Die zweite wird aus Israels weltweiter Zerstreuung sein (51,9-11; s. Anm. zu 10,20).
11,12 vier Enden der Erde. Ein bildhafter Ausdruck für die ganze Welt (Offb 20,8). Der treue Überrest Israels wird aus der weltweiten Zerstreuung in sein Land zurückkehren.
11,13 Ephraim … Juda. Das waren zwei wichtige Teile Israels nach der Reichsspaltung unter Jerobeam (1Kö 12,16-20). Der Name Ephraim repräsentierte die 10 Nordstämme und Juda die zwei Südstämme. Wenn der Messias zurückkehrt, werden sie sich zu dauerhaftem Frieden wiedervereinigen.
11,14 Westen … Ostens. An jenem Tag wird Israel von aller auslän- dischen Unterdrückung befreit sein und die vorherrschende politische Macht sein.
11,15 den Strom. So wie der Herr bei der Befreiung aus Ägypten das Rote Meer trocken legte, so wird er in der Zukunft im Zusammenhang mit der endgültigen Rettung seines Volkes den Euphrat austrocknen. S. Anm. zu Offb 16,12.
11,16 eine Straße. Jesaja hat viel über einen Weg für den nach Je- rusalem zurückkehrenden Überrest zu sagen (35,8.9; 42,16; 43,19; 48,21; 49,11; 57,14; 62,10). 12,1-6 Diese Verse sind zwei kurze Loblieder (V. 1-3.4-6), die das erlöste Israel bei Anbruch des Tausendjährigen Reiches singen wird. Sie bilden das irdische Gegenstück zum himmlischen Lobpreis in Offb 19,6.7.
12,1 dein Zorn hat sich gewendet. Für den künftigen Überrest, der den stellvertretenden Tod Christi für die Sünden der Gläubigen anerkennen wird, ertrug Christus an ihrer Stelle Gottes Zorn. Andernfalls würde der Zorn für sie bestehen bleiben.
12,2 Gott ist mein Heil. Gott wird die Treuen aus Israel sowohl vor ihren politischen Gegnern als auch vor den geistlichen Konsequenzen ihrer Sünden retten. Jah, der HERR. Die zweifache Nennung des persönlichen Namens Gottes betont seine Rolle als der, der den Bund bewahrt. meine Kraft und mein Lied … Rettung. Mose und die Israeliten feierten mit einem ähnlichen Lied ihre Rettung vor den Ägyptern (2Mo 15,2; vgl. Ps 118,14).
12,3 Wasser … Quellen. Die Leser Jesajas dachten zweifellos da- ran, wie Gott den körperlichen Durst ihrer Vorfahren in der Wüste Sin gestillt hatte (2Mo 17,1-7). Dieselbe Fürsorge wird ihren Nachkommen gelten, wenn der Messias kommt und die Nation rettet (41,17.18; vgl. 30,25; 35,6.7; 43,19; Ps 107,35). Das NT dehnt diese Fürsorge aus auf die Versorgung mit geistlichem Wasser für den Durst der Seele (Joh 4,10.14; 7,37; Offb 7,16.17; 21,6; 22,17).
12,4 unter den Völkern … auf der ganzen Erde. Nach dem künftigen Tag des Herrn wird Israel vor der ganzen Welt die Größe und Majestät des Herrn bezeugen. Das war von Anfang an seine Absicht für sein irdisches Volk.
12,6 die du in Zion wohnst. Im Hebr. wird Zion hier als Frau per- sonifi ziert, die aufgerufen wird, aus Freude über die Größe des Herrn zu »jauchzen und zu rühmen«.
13,1 – 23,18 Diese 11 Kapitel umfassen Prophezeiungen über aus- ländische Nationen, ähnlich den Prophezeiungen in Jer 46-51 und Hes 25-32. 13,1 – 14,27 Im Abschnitt 13,1 – 14,24 geht es insbesondere um Babylon und in V. 25-27 um Assyrien, obgleich Babylon zur Zeit der Prophezeiung noch keine Weltmacht war. Jesaja sah eine Zeit voraus, wenn Babylon die seinerzeit vorherrschende Nation Assyrien stürzen und zur internationalen Macht aufsteigen sollte. 13,1 Ausspruch. Wörtl. »Last«, nämlich im Sinne Jesajas schwer lastender Verantwortung, die Botschaft zu übermitteln. Dieser Begriff wird 15 weitere Male im AT in Überschriften wie dieser verwendet (14,28; 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13; 22,1; 23,1; Kla 2,14; Nah 1,1; Hab 1,1; Sach 9,1; 12,1; Mal 1,1). Babel … Jesaja … geschaut. Dieses Kapitel sagte die Zerstörung der Stadt voraus. Sogar während des assyrischen Reiches war Babylon eine beeindruckende Stadt und stand an oberster Stelle der Liste der Feinde Israels, die erobert werden sollten.
13,2 Richtet ein Kriegsbanner auf. Wie bereits in 5,26 berief der Herr fremde Armeen, um Babylon in all ihrer Großartigkeit zu erobern.
13,3 Ich habe … erteilt … berufen. Der Herr sprach von seinem Einberufen von Armeen zur Eroberung Babylon. meinem Zorngericht. Gott hatte sich von Israel abgewandt (12,1) und sich dieser unterdrückenden fremden Macht zugewendet.
13,4 Der HERR der Heerscharen mustert ein Kriegsheer! Wörtl. »der HERR der Heere mustert das Heer«. S. Anm zu 1,9. Ein Vorausblick auf die Wiederkunft des Herrn in der Endzeit, bei der er das letzte Babylon vernichten, seine Feinde in Stücke zerschmettern und ein Königreich über alle Nationen aufrichten wird (Offb 19,11-16).
13,5 vom Ende des Himmels. Der Fall Babylons an die Meder war lediglich ein kurzer Vorgeschmack auf den letztendlichen Fall Babylons durch die weltweiten Streitmächte Gottes (Offb 18,2).
13,6 der Tag des HERRN ist nahe. Diese Prophezeiung blickte über die baldige Eroberung der Stadt durch die Meder hinaus auf einen bedeutenderen Tag des Herrn und kündete die endgültige Zerstörung Babylons durch das persönliche Eingreifen des Messias an. S. Anm. zu 2,12. 13,7 Herz … zerschmilzt. Jeglicher Mut sollte sinken (19,1; Hes 21,12; Nah 2,11).
13,8 winden sich wie eine Gebärende. Der Vergleich mit schmerzhaften Geburtswehen ist oft ein Bild für die Beschreibung menschlicher Leiden in der Zeit unmittelbar bevor der letztendlichen Rettung Israels (21,3; 26,17.18; 66,7ff.; Jer 4,31; 13,21; 22,23; Hos 13,13; Mi 4,10; 5,2.3; Mt 24,8; 1Th 5,3). Gewöhnlich bezog es sich auf das Leiden Israels, aber hier schildert es das Elend Babylons.
13,9 die Sünder … vertilgen. Das geschieht, wenn der Messias zum Gericht über alle Lebenden auf die Erde zurückkehrt. In diesem Fall blickt der Prophet voraus auf das Babylon, das die letztendliche gottlose Weltstadt ist, die mitsamt allen Bewohnern vernichtet werden soll (s. Offb 17.18).
13,10 Sterne … Sonne … Mond. Die Bibel nennt kosmische Um- wälzungen oft in Verbindung mit der Drangsalszeit, die der Wiederkunft Christi unmittelbar vorausgeht (24,23; Hes 32,7.8; Joel 2,10; 3,3; 4,4; Am 8,9; Mt 24,29; Mk 13,24.25; Lk 21,25; Offb 6,12-14).
13,11 Prahlerei. Dieselbe Sünde des Stolzes, die Israel ins Gericht brachte (5,21; 9,9), wird den Fall Babylons verursachen (47,5.7.8; Offb 18,7).
13,12 seltener. Aufgrund dieser Heimsuchung werden extrem viele Menschen sterben, aber noch nicht alle. Gott wird einen treuen Überrest bewahren.
13,13 die Himmel erschüttern … die Erde … aufschrecken. Diese Umwälzungen sind verbunden mit denen aus V. 10 (Joel 2,10; Hag 2,6; Offb 6,12-14; vgl. 2,19.21; 24,1.19.20; 34,4; 51,6).
13,14 Gazellen … Schafe. Menschen sind für die scheue Gazelle erschreckend, aber für hilfl ose Schafe sind sie unentbehrlich. Die Babylonier werden den Herrn als ihren Feind kennen lernen und ihn als ihren Hirten verlieren. Sie können nichts anderes tun, als aus dem Land zu fl iehen.
13,15 durchbohrt … ergriffen … zerschmettert … geplün- dert … geschändet. Der Prophet kehrt einen Augenblick zur nahen Zukunft zurück, wenn die Meder all diese grausamen Gewalttaten am eroberten Babylon verüben würden. Weitere brutale Taten s. V. 18.
13,17 Meder. Dieses Volk stammte aus einer Gegend südwestlich vom Kaspischen Meer, nördlich von Persien, östlichen von Assyrien und nordöstlich von Babylon. Später verbündete es sich mit den Babyloniern, um ca. 610 v.Chr. Assyrien zu erobern und später mit den Persern, um Babylon zu Fall zu bringen (539 v.Chr.).
13,19 Von der nahen Zukunft wandte Jesaja sich nun wieder zur fernen Zukunft. Diese Prophezeiungen der Verwüstung Babylons werden sich letztendlich erfüllen im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau und der völligen Zerstörung Babylons, wenn Christus wiederkommt (Offb 14,8; 18,2). Jesaja konnte offenbar nicht sehen, dass zwischen Babylons Fall an die Meder und der Zerstörung des letzten Babylon durch Gott viele Jahrhunderte lagen (s. Offb 17.18). 13,19 Sodom und Gomorra. Gott wird das wieder aufgebaute Babylon in derselben übernatürlichen Weise vernichten wie einst diese beiden Städte (1Mo 19,24; Offb 18,8).
13,20 nie mehr bewohnt. Obwohl die Stätte des antiken Babylon nie wieder seine früheren Glanz zurückerlangte, war sie doch niemals gänzlich unbewohnt. Eine Art von Stadt oder Ansiedlung hat dort immer existiert, und somit muss diese Prophezeiung auf eine noch zukünftige Zerstörung hindeuten.
13,21 Steppentiere … Schakale. Das ist die völlige Verwüs- tung, die in 21,9 erwähnt und in Offb 18,2 weiter beschrieben wird (vgl. 34,11-17; Jer 51,37).
13,22 nahe. Wie bereits in V. 6 bemerkt, sind die Tage Babylons gezählt, wenn die Stadt erst einmal wieder aufzublühen beginnt.
14,1 Dieses Kapitel enthält zwar einige Hinweise auf die Freilas- sung aus der Babylonischen Gefangenschaft, doch sein Hauptthema wird in diesen einleitenden Versen aufgezeigt. Der Prophet betrachtete das letzte Babylon am Ende der Trübsalszeit. Seine Ausdrucksweise charakterisiert die Zustände im Tausendjährigen Reich nach dem Gericht über das letzte Babylon. Die Zerstörung des künftigen Babylon ist untrennbar verbunden mit der Befreiung Israels aus seiner Knechtschaft. Babylon muss untergehen, damit der Herr sein Volk erhöhen kann. Gottes Mitleid für das irdische Israel wird in Kap. 40-46 weiter entfaltet. 14,1 Fremdling. Das sind jüdische Proselyten, die sich im endgülti- gen irdischen Reich Christi der Nation Israel anschließen.
14,2 die gefangen nehmen, deren Gefangene sie gewesen sind. Ein großer Rollentausch. Anstelle ihrer elendigen Gefangenschaft, die sie während der Trübsal unter dem Antichristen erleiden, werden die Israeliten über jene Nationen herrschen, von denen sie einst beherrscht wurden.
14,3 Ruhe. Hier geht es um das künftige irdische Reich des Messias. Vgl. Apg 3,19-21.
14,4 wirst du dieses Spottlied … anstimmen. Der Prophet bringt der befreiten Nation das Lied von V. 4-21 bei, mit dem sie den Sturz des Königs von Babel feiern. König von Babel. Damit könnte der endgültige Antichrist gemeint sein, der Babylon beherrschen wird, welches die Erde beherrschen wird (vgl. Offb 17,17.18). hat der Treiber ein Ende genommen. Die Nation, die dem Volk Gottes das Leben schwer machte, ist untergegangen.
14,6 die Völker im Grimm schlug … Nationen niedertrat. Bil- der für die Tyrannei des Königs von Babel.
14,7 ruht die ganze Erde und ist still. Wenn der Tyrann vom Thron gestoßen ist, wird die ganze Welt Frieden haben. Das kann nur im Tausendjährigen Reich sein.
14,9 Totenreich … Totenreich. Hebr. »Scheol«. Diese Könige der Nationen, die bereits im Totenreich sind, bereiten dem König von Babel einen feierlichen Empfang.
14,10 bist uns gleich geworden. Die Könige verspotten den König von Babel und erinnern ihn, dass menschliche Unterschiede unter den Toten bedeutungslos sind.
14,11 Maden. Der Stolz des Menschen weicht, er wird zu einer verwesenden Leiche voller Würmer.
14,12 vom Himmel herabgefallen … dem Allerhöchsten mich gleich machen. Weil Jesus mit V. 12 den Fall Satans beschreibt (Lk 10,18; vgl. Offb 12,8-10), sehen viele in diesen Versen mehr als nur den König von Babel. So wie der Herr den Satan mit seinen Worten an die Schlange ansprach (1Mo 3,14.15), spricht diese inspirierte Totenklage sowohl zum König von Babel als auch zum Teufel, der diesen antrieb. S. Hes 28,12-17, wo eine ähnliche Ausdrucksweise für den König von Tyrus bzw. Satan hinter ihm verwendet wird. 14,12 Himmel. Die Szene wechselt plötzlich von der Unterwelt zum Himmel, um den grenzenlosen Stolz des Königs und des ihn antreibenden Teufels zu betonen. Glanzstern, Sohn der Morgenröte. »Glanzstern« heißt in der lat. Bibel »Luzifer«. In der Tradition jener Zeit wurden die Sterne als Repräsentationen von Göttern betrachtet, die untereinander um Vorrangstellungen kämpften.
14,13 Ich will. Fünf Wiederholungen von »ich will« betonen die Überheblichkeit des Königs von Babel bzw. Satans, dem er es gleichtut. 14,13 Versammlungsberg. Ein Berg im nördlichen Syrien (Aram), wo sich der regionalen Überlieferung zufolge die kanaanitischen Götter versammelten. Der menschliche König trachtet nach der Königsherrschaft über diese Götter.
14,15 Totenreich … tiefste Grube. Die, die wie Gott zu sein ver- suchen, erwartet der Tod (vgl. V. 9.11; 1Mo 3,5.22).
14,16 Im letzten Abschnitt der Totenklage geht es um die Schmach des Königs, dessen unbestatteten Leichnam allen zur Schau geboten wird. 14,16 Ist das der Mann …? Der völlige Rollentausch vom mäch- tigsten Mann zur absoluten Demütigung wird allgemeine Verwunderung auslösen.
14,18 Alle Könige … ruhen in Ehren. Der König von Babel ist die einzige Ausnahme. Die übrigen Könige wurden mit ehrwürdigen Begräbnissen bedacht.
14,19 zertretenes Aas. In der Antike war das die tiefste Demüti- gung. S. Anm. zu Pred 6,3-6.
14,20 nicht mehr erwähnt. Weil der König von Babel ein Übeltäter war, hatte er weder Denkmal noch Nachkommen, um sein Gedächtnis aufrecht zu erhalten.
14,22 ausrotten. Israel wird einen Überrest haben, Babylon jedoch nicht, denn so entspricht es der Verheißung des Herrn in V. 22.23. Vgl. Offb 18,2.21
14,26 Ratschluss, der beschlossen ist. Das Ausmaß dieses Ge- richts über die ganze Erde verdeutlicht seinen endgültigen Zorn über die Gottlosen in Israel (5,25; 9,17) und den Nationen (23,11).
14,28 Todesjahr des Königs Ahas. Das Datum ist nicht genau be- kannt. Ahas starb, als Hiskia seine Regierung antrat, entweder 727 v.Chr. (2Kö 18,1.9.10) oder 716/15 v.Chr. (2Kö 18,13).
14,29 Philisterland. Israel brauchte nicht zu meinen, eine Allianz mit den Philistern könne sie vor den Assyrern retten, denn Assyrien eroberte auch diesen Nachbar Israels. Stock zerbrochen. Der Prophet beschreibt die Schwäche der Assyrer trotz ihrer Eroberung von Philistäa.
14,30 Armen. Für die Armen von Juda, die auf den Herrn ver- trauen, wird der Herr eine Zufl ucht sein, aber die philistäischen Unterdrücker sollen von ihrem Schicksal ereilt werden.
14,32 Boten. Das waren die philistäischen Gesandten, die eine Alli- anz mit Israel knüpfen wollten. In seiner Antwort sah Jesaja den Herrn als Zions einzige Sicherheit.
15,1 Aus dem Untergang Moabs lernte Israel, dass es auf diese Nation nicht mehr vertrauen sollte wie auf irgendeine andere Nation, sondern auf den Herrn. 15,1 Moab. Moab war ein ca. 250 qkm großes Land östlich vom Toten Meer, südlich vom Bach Arnon, und nördlich vom Bach Sered. Ar … Kir. Zwei größere Städte in Moab.
15,2 Dibon. Moab wählte den Tempel des moabitischen Gottes Ke- mosch – 5 km nördlich des Arnon – als Ort des Weinens, weil dieser Gott darin versagt hatte, die Nation zu retten. Nebo … Medeba. Nebo ist der Berg am Nordende des Toten Meeres, wo der Herr Mose hinführte, um ihm das gelobte Land zu zeigen (5Mo 34,1). Medeba liegt 8 km südöstlich von Nebo. Glatzen … alle Bärte. Das Scheren von Köpfen und Bärten drückte Schmach und Demütigung aus (22,12; 3Mo 21,5; Jer 41,5; 48,37).
15,3 Sacktuch. Das Tragen von Sacktuch kommt in der Bibel 46-mal als Zeichen der Trauer vor.
15,4 Hesbon … Eleale … Jahaz. Die Stadt Hesbon lag 32 km öst- lich vom Nordende des Toten Meeres in einem Gebiet, das sowohl Israel als auch Moab für sich beanspruchten (5Mo 2,32.33). Eleale lag etwa 1,5 km von Hesbon entfernt. Jahaz lag über 16 km südlich von Hesbon.
15,5 Von Herzen jammere ich. Die Prophezeiung drückt ein viel größeres Mitgefühl für Moabs Plage aus als für alle anderen gerichteten Nationen und lässt sogar einen überlebenden Überrest zu (16,11.14). Eglath-Schelischija … Luchit … Horonaim. Die Lage dieser Städte ist unbekannt.
15,6 Nimrim. Möglicherweise das Wadi Numeira, dessen Austrock- nung zusammen mit dem vertrockneten Gras die ausgedehnte Verwüstung von Moab symbolisierte.
15,7 Weidenbach. Wahrscheinlich der Bach Sered; die Flüchtlinge aus Moab mussten ihn überqueren, um nach Edom zu gelangen und ihren Angreifern zu entkommen.
15,8 Eglaim … Beer-Elim. Die Rufe der Flüchtlinge war vom Nor- den Edoms (Eglaim) bis zu dessen äußersten Süden (Beer-Elim) zu hören. 15,9 Dimons. Vielleicht eine andere Schreibweise von »Dibon« (vgl. V. 2). Dieses religiöse Zentrum des Heidentums ist ein passender abschließender Vertreter für das ganze Land Moab. Löwe. Die Flucht vor den einfallenden Armeen führte nicht in die Sicherheit, sondern in neue Gefahren von den Raubtieren der Wüste.
16,1 Schickt ein Lamm. Diese Handlung drückte Unterwerfung unter einen Oberherrn aus, wie Mesa es bei Omri, dem König Israels, getan hatte (2Kö 3,4). Sela. Ein Ort in Edom in der Nähe von Petra (2Kö 14,7), von wo aus Flüchtlinge aus Moab Juda zu Hilfe gesandt wurden. Berg der Tochter Zion. Das spricht bildhaft von Jerusalem und seinen Einwohnern.
16,2 Furten des Arnon. Die Flüchtlinge fl ohen nach Süden, um den Assyrern zu entkommen, die von Norden her in Moab einfi elen.
16,3 am hellen Mittag gleich der dunklen Nacht. Moab bat Juda um Schatten vor der sengenden Mittagssonne, d.h. vor ihren Angreifern.
16,4 meine Flüchtlinge. Wahrscheinlich die Moabiter; der Reden- de ist eine Personifi zierung Moabs. »Moab« defi niert, wer die Flüchtlinge waren. sei ihnen ein Schirm. Moab bat Juda weiterhin um Zufl ucht. Zerstören aufgehört. Der Prophet sah den Tag voraus, wenn die Unterdrückung durch die Assyrer nicht mehr bestehen wird.
16,5 Thron … Zelt Davids. Der davidische König wird eines Tages auf seinem Thron in Zion sitzen (Am 9,11.12) und alle Ungerechtigkeit beenden wie z.B. solche, die von den Assyrern begangen wurden.
16,6 Hochmut Moabs … sehr anmaßend. Obwohl Moab nur ei- ne kleine Nation war, war sein Stolz wohl bekannt (25,10.11; Jer 48,29.42).
16,7 Kir-Hareset. Wahrscheinlich dieselbe Stadt, die in 15,1 Kir ge- nannt wurde. 16,8 Sibma. Sibma war ein Vorort von Hesbon (vgl. Jer 48,32). Jaeser … Meer. Moabs Weinstöcke wuchsen nicht an Pfählen, sondern rankten am Boden entlang bis zur Nordgrenze Moabs, wo sie sich von der Wüste im Osten bis zum Toten Meer im Westen erstreckten. Vielleicht symbolisiert das den Export von Rosinen und Wein nach Juda.
16,9 weine ich. Jesaja zeigte echtes Mitgefühl wegen der Zerstö- rung von so reichhaltigen landwirtschaftlichen Ressourcen. Das spiegelt auch die Reaktion des Herrn wider.
16,10 Freude und Frohlocken. Die übliche Erntefeier fand nicht statt.
16,11 mein Innerstes … mein Herz. Der Prophet und der Herr drückten tiefes Mitgefühl wegen dieses notwendigen Gerichts über Moab aus.
16,12 auf die Höhe bemüht. Moabs Religion hatte gänzlich ver- sagt. Anstatt gerettet zu werden, wurde die Nation von ihren wiederholten Ritualen für ihre nationalen Götter nur ermüdet.
16,14 In drei Jahren. Moab hatte noch 3 weitere Jahre in »Ehren«, vielleicht bis ca. 715 v.Chr. Dann überfi el der assyrische König Sargon das Land. der Überrest. Assyrien sollte Moab nicht vollständig auslöschen. Babel erhielt keine solche Verheißung. 17,1 Damaskus. Die Hauptstadt von Aram (Syrien). Aufgrund ihrer Lage nordöstlich vom Hermon an der wichtigsten Straße zwischen Mesopotamien und Ägypten war sie sehr einfl ussreich. Ihre Zerstörung durch die Assyrer 732 v.Chr. ist Thema dieses Kapitels.
17,2 Aroer. Das Gebiet von Aram erstreckte sich südlich bis Aroer, das östlich vom Toten Meer am Arnon lag (2Kö 10,32.33).
17,3 Ephraim. Die 10 Nordstämme, die auch »Israel« genannt wur- den, sind zusammen mit Aram Gegenstand dieser Aussprüche. Sie bildeten eine Allianz mit Aram, um die Assyrer zu bezwingen, doch viele ihrer Städte fi elen dem Feldzug zum Opfer, bei dem auch Aram fi el (s. V. 1). Überrest von Aram. Aram sollte nach dem Angriff der Assyrer noch einen Überrest behalten, aber kein Königtum.
17,4 Herrlichkeit Jakobs. Das Verschwinden dieser Herrlichkeit ver- anschaulichte das Gericht Gottes über die 10 Nordstämme, die Nachkommen Jakobs.
17,5 Tal Rephaim. So wie Erntearbeiter das fruchtbare Tal westlich von Jerusalem kahl schoren, so sollte das Gericht Gottes im Nordreich nichts Fruchtbares übrig lassen.
17,6 zwei oder drei … vier oder fünf. Gottes Gericht über Ephraim sollte nur kärgliche Reste ihrer ursprünglichen Fülle an Oliven übrig lassen.
17,7 auf den schauen, der ihn gemacht hat. In der Zukunft sol- len schwere Gerichte einem Überrest aus Ephraim sein Versagen bewusst machen, dass sie nicht auf den Herrn vertraut haben. Dann werden sie Buße tun.
17,8 Werk seiner Hände. Buße soll zur Trennung von Götzendienst führen, der so lange Zeit die Nation beherrschte (s. 2,6-22; 44,9-18).
17,10 den Gott deines Heils vergessen. Das Versagen, an Gott zu denken, hatte dazu geführt, dass Israel schutzlos war.
17,11 da du sie pfl anzt. Der Prophet erinnert seine Leser daran, dass es vergeblich ist zu versuchen, ihre Bedürfnisse ohne die Hilfe des Herrn zu stillen.
17,12 vieler Völker. Der Prophet lenkte seine Aufmerksamkeit nun auf die heranrückenden Truppen der Feinde Judas und verkündete ein »Wehe« über sie.
17,13 wenn Er sie aber schilt. Gottes Schelten jagte diese Feinde in die Flucht.
17,14 nicht mehr vorhanden. Als der Morgen kam, war die einfal- lende Streitmacht verschwunden. Gott beschützt sein Volk.
18,1 Flügelgeschwirrs. Das spricht womöglich von Kuschs starker Seefl otte. Kusch. Das ist die hebr. Bezeichnung für Äthiopien. Dieses Land lag südlich von Ägypten und umfasste auch die Gegend des heutigen Äthiopien.
18,2 Meer … Wasserfl äche … Ströme. Offenbar alles Bezeich- nungen für den Nil und seine Nebenfl üsse.
18,3 Ihr Bewohner … alle … auf der Erde wohnt. Der Prophet ruft die ganze Menschheit auf, wachsam auf die Zeichen für Gottes Wirken in der Welt zu achten.
18,4 Ich werde ruhig warten. Der Herr wird geduldig bis zur rech- ten Zeit warten, um in die Geschicke der Menschen einzugreifen, bis Sonnenschein und Tau sich zu einem passenden, entscheidenden Augenblick aufgebaut haben.
18,5 abfällt … wegnehmen und abhauen. Wie ein höchst weiser Obstbauer beschneidet Gott die Ranken und Reben (ein Bild für sein direktes Eingreifen) weder zu früh noch zu spät.
18,6 Raubvögel. Jesaja lässt seine metaphorische Sprache fallen und beschreibt in grotesker Sprache die herabgefallenen Leichen der Opfer des Gerichtes Gottes.
18,7 Wohnstätte des Namens des HERRN. Jerusalem war und bleibt der Ort auf der Erde, den der Herr als seine Wohnstätte erwählt hat (5Mo 12,5). Diese Voraussage Jesajas bezieht sich auf künftige Tributzahlungen, die im messianischen Reich nach Jerusalem gebracht werden.
19,1 Uneinigkeit und innere Streitigkeiten wegen Götzendienst werden Ägyptens Größe ein Ende bereiten. 19,1 fährt auf einer schnellen Wolke einher. Wolken sind auch an anderer Stelle Fahrzeuge für den Herrn, mit denen er zum Gericht kommt (Ps 18,11.12; 104,3; Dan 7,13).
19,2 Ägypter gegeneinander. Diese Nation, die für ihre Jahrhun- derte langen inneren Streitigkeiten bekannt ist, wird unter dem Gericht Gottes noch Schlimmeres erleben.
19,3 Totenbeschwörer … Wahrsager. Innerer Streit wird zu Ori- entierungslosigkeit und Depression führen. Da sie sich an niemand anderen wenden können, befragen die Ägypter Spiritisten. Israeliten aus Jesajas Zeit taten dasselbe (8,19).
19,4 harter König. Ägypten war seit der assyrischen Eroberung von Mitte des 7. Jahrhunderts v.Chr. der Fremdherrschaft unterworfen.
19,5 Eine Katastrophe am Nil wird schwere Verwüstungen in Ägypten anrichten. 19,5 versiegen und vertrocknen … trocken. Gott wird eingrei- fen und die einzige Wasserressource des Landes, den Nil und seine Nebenfl üsse, wegnehmen.
19,7 Saatfeld des Nil. Die angeschwemmten Ablagerungen, die bei der Überfl utung des Nil zurückblieben, brachten einen reichen landwirtschaftlichen Ertrag ein und ermöglichten Ägypten, Getreide für den Rest der Welt zu exportieren.
19,8 Angel … werfen … Netz … ausbreiten. Der Verlust des wichtigen Nil-Fischhandels bedeutet einen schweren Verlust für die Bevölkerung von Ägypten.
19,9 Leinenweber … Weißzeugweber. Ägypten war für seine Lei- nenproduktion aus Flachs berühmt. Sowohl das Wachstum der Pfl anzen als auch die Herstellung der Stoffe war vom Wasser abhängig.
19,10 Grundpfeiler. Gott wird die »Grundpfeiler« wegnehmen, von denen die arbeitende Klasse abhängig ist. Das Wort bezieht sich entweder allgemein auf die wirtschaftliche Struktur der Gesellschaft oder konkret auf die Oberklasse, die die Wirtschaft des Landes verwaltete.
19,11 Gottes Gericht sollte Ägyptens berühmte Weisheit zunich- te machen (vgl. 1Kö 5,10). 19,11 Zoan. Diese bedeutende Stadt im Norden Ägyptens und öst- lich vom Nildelta war die erste größere Stadt, auf die ein Semit traf, wenn er zum Nil reiste. Diese Stadt war die Hauptstadt des nördlichen Teils von Ägypten, als das Land in zwei Teile zerfi el, und wurde auch »Tanis« genannt. 19,11 ihr Ratschlag … töricht. Welche Weisheit die Experten Ägyptens vorher auch immer gehabt haben mögen, waren sie dieser Krise hilfl os ausgeliefert, weil sie nichts vom Gericht des Herrn wussten, das über dieses Land kommen sollte.
19,13 Noph. Ein anderer Name für Memphis, der einstigen Haupt- stadt von Nordägypten. Die Führer dieser Stadt waren in Verwirrung und hatten keine wahre Perspektive für einen Ausweg aus der Krise Ägyptens. Anführer seiner Stämme. Wörtl. »Ecksteine«. Wenn die Ecksteine einer Gesellschaft einer Illusion erliegen, können sie nichts anderes tun, als ihr Volk in die Irre führen.
19,14 einen Taumelgeist unter sie ausgegossen. Der Herr hat eine Benommenheit ausgelöst, die zu einem vollständigen Verlust der Produktivität führte, als die Invasion kam.
19,16 Jesaja wendet sich nun von Ägyptens gerade in V. 1-15 beschriebener Notlage ab und fährt damit fort, Ägyptens letztendliche Umkehr zum wahren Gott zu beschreiben. Sie wird »an jenem Tag« (V. 16) geschehen, womit die Zeit der millenialen Herrschaft Christi gemeint ist. Diese Eigenschaften gelten für Ägypten bis jetzt noch nicht. 19,16 Weiber … zittern und erschrecken. Gottes Gericht wird das mächtige Ägypten so lähmen, dass die Nation erkennt, dass sie schutz- und hilfl os ist.
19,17 Juda … für die Ägypter ein Schrecken. Anstatt dass Juda Ägypten fürchtet, wird das Umgekehrte der Fall sein. Gottes große Macht, die er zugunsten von Israel einsetzt, wird dies bewirken (vgl. 2Mo 10,7; 12,33). Das wird bei Christi Wiederkunft geschehen.
19,18 fünf ägyptische Städte. Menschlich gesprochen war die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch nur eine einzige ägyptische Stadt zum Herrn wendet, äußerst gering, aber göttlich gesagt, werden es 5mal so viele sein. Sprache Kanaans. Ägypten wird die Sprache Judas sprechen. Sie werden nicht nur Juda fürchten (V. 17), sondern sich auch zu Judas Gottesdienst bekehren. bei dem HERRN der Heerscharen schwören. Ägypten wird sich »an jenem Tag« in dramatischer Weise zu Gott wenden. Diese Prophezeiung kündet die persönliche Herrschaft des davidischen Königs auf Erden an. Ir-Heres. D.h. »Stadt der Zerstörung«, es war aber wahrscheinlicher die »Stadt der Sonne«, d.h. Heliopolis, die Heimatstadt des ägyptischen Sonnengottes (s. »Bet-Semesch« in Jer 43,12.13).
19,19 Altar … Gedenkstein. Diese Gegenstände sprechen bildhaft von der Bekehrung Ägyptens zum Herrn »an jenem Tag« der Herrschaft des Messias auf der Erde (vgl. 1Mo 28,22).
19,20 Retter. Gott wird für Ägypten handeln, so wie er es früher zur Rettung Israels tat (Ri 2,18; 3,9.15; 6,7-9; 10,11.12).
19,21 Ägypter werden an jenem Tag den HERRN erkennen. Das künftige Königreich wird eine Zeit sein, in der jeder den Herrn kennt, weil der Neue Bund vorherrschen wird (Jer 31,31-34: Hebr 8,11; vgl. 11,9; Hab 2,14).
19,22 schlagen und dann heilen. So wie Eltern ein Kind zwecks Besserung züchtigen, so hat der Herr an Ägypten gehandelt und wird er handeln (vgl. Hos 6,1).
19,23 von Ägypten eine gebahnte Straße nach Assyrien. »An jenem Tag« der Herrschaft Christi werden zwei große einander bekriegende Nationen aus Jesajas Zeit dauerhaften Frieden miteinander haben (27,13; vgl. 2,2-4).
19,24 inmitten der Erde ein Segen. Israel wird »an jenem Tag« das werden, wozu Gott es bestimmt hat – als Segen für den Rest der Welt (1Mo 12,3; 42,6; im Gegensatz zu 1,2).
19,25 mein Volk … das Werk meiner Hände. An anderer Stelle verwendet die Schrift diese Attribute nur für Israel (10,24; 29,23; 43,6.7; 45,11; 60,21; 64,8; Ps 100,3; 110,3; 138,8; Jer 11,4; Hos 2,1; 2,23). Im künftigen Reich soll Israel Gottes Werkzeug sein, um andere Nationen in seinen Pferch zu ziehen.
20,1 Tartan. Dieser hebr. Begriff ist wahrscheinlich kein richtiger Name, sondern ein Titel für einen Befehlshaber der assyrischen Armee. Sargon … Asdod. Asdod war eine der 5 größten Städte Philistäas, die alle südwestlich von Jerusalem lagen. Sargon wird nur hier in der Bibel erwähnt und war Sargon II., der König von Assyrien von ca. 722-705 v.Chr. einnahm. Die Assyrer nahmen Asdod im Jahre 711 v.Chr. gefangen und versetzten die Ägypter in solche Angst, dass sie sich zurückzogen und somit Juda eine Lektion erteilten, wie töricht es ist, sich auf eine fremde Macht wie Ägypten als Schutz zu verlassen.
20,2 zu jener Zeit. Jesaja begann seine Gegenstandslektion 3 Jahre (V. 3) vor seiner Rede in V. 3-6, die er kurz vor dem assyrischen Angriff im Jahre 711 v.Chr. hielt. Sacktuch. Diese Aufmachung drückte Jesajas Trauer aus (1Mo 37,34; 2Kö 6,30) oder war ein Zeichen für sein Prophetenamt (2Kö 1,8; Mt 3,4). entblößt und barfuß. Der Herr befahl ihm, seine ganze Oberbekleidung abzulegen. Diese Handlung sollte Schmach und Demütigung ausdrücken.
20,3 mein Knecht. Dieser Titel platziert Jesaja in eine auserlesene Gruppe, zu denen u.a. gehören: Abraham (1Mo 26,24); Mose (4Mo 12,7.8; Jos 1,2.7; 2Kö 21,8; Mal 3,22); Kaleb (4Mo 14,24); David (2Sam 3,18; 7,5.8; 1Kö 11,32.34.36.38; 14,8; 2Kö 19,34; 20,6; 1Chr 17,4.7; Ps 89,4; Jes 37,35; Jer 33,21.22.26; Hes 34,23.24; Hes 37,24.25); Hiob (Hi 1,8; 2,3; 42,7.8); Eljakim (22,20); der Knecht des Herrn (42,1; 49,5.6.7; 52,13; 53,11; Sach 3,8; Mt 12,18); Israel (41,8.9; 42,19; 43,10; 44,1.2.21.26; 44,21; 45,4; 48,20; 50,10; Jer 30,10; 46,27.28; Hes 28,25; 37,25); Nebukadnezar (Jer 25,9; 27,6; 43,10); Serubbabel (Hag 2,23); und die Jünger Jesu (Joh 12,26). Zeichen und Warnung. Das Jesaja nackt und barfuß auftrat, symbolisierte die bevorstehende Verwüstung und Schande über Ägypten und Äthiopien durch die Hände der Assyrer (vgl. 19,4).
20,4 gefangenen … Verbannung. Esarhaddon, der König von Assyrien, erfüllte diese Prophezeiung im Jahre 671 v.Chr. (vgl. 37,38; 2Kö 19,37; Esr 4,2). Das mächtige Ägypten war alles andere als vertrauenswürdig und wird in Schmach und Schande untergehen.
20,6 Wie wollen wir nun entkommen? »Wir« bezieht sich auf das Volk Juda. Vertrauen auf Ägypten hat sich als fehl am Platze erwiesen. Gibt es irgendeine angemessene Quelle für Hilfe?
21,1 Wüste des Meeres. Der Prophet bezeichnete damit eine Ge- gend im südlichen Babylon nahe des Persischen Golfes, die für ihre Fruchtbarkeit bekannt ist. Wie Stürme im Negev daherbrausen. Der Vergleich geht auf die plötzlichen Stürme zurück, die aus dem Negev kommen und über Israel hinwegfegen. So plötzlich wird Babylon gestürzt. 21,2 Perser … Meder. Die Elamiter (hier mit »Perser« übersetzt) und Meder gehörten zur persischen Armee, die im Jahre 539 v.Chr. Babylon schlug.
21,3 Schmerz; Wehen … Schauder … Schrecken. Die Schwere der Gewalt, die Jesaja prophezeien musste, verursachte ihm heftige Gefühlsregungen.
21,5 isst und trinkt … salbt den Schild! Dieser Teil des Aus- spruchs erinnerte an das Fest Belsazars in Daniel 5, als inmitten der Feierlichkeiten der Aufruf kam, den angreifenden Feind, der in die Stadt einfi el, zu bekämpfen.
21,6 stelle den Späher auf. Jesaja stationierte einen Wächter auf der Stadtmauer.
21,7 Reiter … Reiter … Reiter. Jesaja hörte, wie der Wächter vor einer herannahenden Streitmacht warnte.
21,8 er schrie [wie] ein Löwe. Der Wächter, den Jesaja aufgestellt hatte (V. 6), setzte seinen Bericht fort.
21,9 Gefallen, gefallen ist Babel! Der Wächter verkündete das tragische Ende des mächtigen Babylon, welches anfänglich 689 v.Chr. an die Assyrer fi el und später, 539 v.Chr., an die Perser. Doch Jesajas Voraussage blickte voraus auf den letztendlichen Fall des großen Feindes Gottes, was dadurch bestätigt wird, dass Johannes diesen Vers in Offb 14,8; 18,2 zitiert (vgl. Jer 50,2; 51,8.49).
21,10 mein zerdroschenes [Volk], du Sohn meiner Tenne! Das gewaltsame Dreschen von Getreide beschrieb Babylons Unterdrückung von Israel, und das resultierende Korn war Israels Befreiung durch Gott. Diese kurze Botschaft brachte dem Volk Gottes Hoffnung.
21,11 Duma. Diese Oase in Nordarabien befand sich an der Kreuzung von zwei wichtigen Straßen: der Ost-West-Route vom Persischen Golf nach Petra sowie der Nord-Süd-Route zwischen Rotem Meer und Tadmor. Sie lag etwa 500 km südlich von Jerusalem. Seir. Ein anderer Name für Edom. Es lag südlich vom Toten Meer und war die Heimat der Nachkommen Esaus. Von dort wird eine Frage an Jesaja gerichtet. ist die Nacht bald vorbei? Wie lange sollte die assyrische Unterdrückung andauern?
21,12 Morgen … Nacht. Der Prophet verheißt eine kurzzeitige Be- freiung von der assyrischen Unterdrückung, fügt aber schnell hinzu, dass die Bedrohung durch die babylonische Vorherrschaft bald darauf folgen sollte.
21,13 Wildnis. Wörtl. »Dickicht«, damit ist ein Gewächs in Arabien gemeint. Dedaniter. Dedan lag an der Straße zum Roten Meer knapp 500 km südöstlich von Duma im Nordwesten der arabischen Wüste.
21,14 Tema. Tema lag an der Route zum Roten Meer etwa 350 km südöstlich von Duma im Nordwesten der arabischen Wüste. Wasser … Brot. Der Prophet deutete an, dass die Flüchtlinge vor der assyrischen Armee Nahrung brauchen.
21,15 sind sie gefl ohen. Das Innere Arabiens war ein Zufl uchtsort für Flüchtlinge, die vor der raffi nierten Streitmacht der Assyrer fl ohen.
21,16 Kedar. Kedar ist ein Gebiet im Nordwesten der arabischen Wüste. ist alle Herrlichkeit Kedars dahin. Diese Prophezeiung sagt die Eroberung der Region durch den babylonischen König Nebukadnezar voraus (Jer 49,28).
22,1 Tal der Offenbarung. Damit ist Israel gemeint, da Gott sich Jerusalem oft in Visionen offenbarte. Die unbußfertigen Bewohner Jerusalems zeigten jedoch einen ausgeprägten Mangel an Vision durch ihr Vergessen der Zerstörung, die ihnen bevorstand. Was ist denn mit dir …? Der Prophet tadelte das Volk, weil sie wilde Partys feierten, während sie wegen ihrer Sünden in tiefer Buße sein sollten. Offenbar ahnte er einen Zustand voraus, der in Verbindung mit Jerusalems Fall an die Babylonier im Jahre 586 v.Chr. zustande kam. Doch ähnliche Raubzüge durch die Assyrer, die entweder 711 oder 701 v.Chr. stattfanden und vor denen der Herr die Stadt gerettet hatte, hatten beim Volk lärmendes Festgetümmel ausgelöst.
22,2 Schwert … Kampf. Als die Babylonier die Stadt belagerten, starben ihre Bewohner an Hunger oder Krankheiten.
22,3 Anführer sind miteinander gefl ohen. Anstatt die Stadt pfl ichtgemäß zu verteidigen, fl ohen die Führer, um ihren eigenen Hals zu retten und wurden dabei gefangen genommen (2Kö 25,4-7).
22,4 bitterlich weinen. Jesajas Schmerz war tief. Er konnte an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen, weil er sah, wie real die geistlichen Nöte waren.
22,5 Tag … HERRN der Heerscharen. Als die Stadt früher schon ein- mal kurz vor ihrem Fall stand, hatte Schrecken unter den Bewohnern geherrscht. So sollte es wiederum geschehen, dann sollte kein Platz mehr für Belustigung sein.
22,6 Elamiter … Kir. Diese Länder hatten Repräsentanten in der as- syrischen Armee, die Jerusalem belagerte.
22,7 schönen Täler. Täler in und um Jerusalem werden voll feindli- cher Truppen sein.
22,8 Zeughauses. Wörtl. »Waldhaus«. Dieses Gebäude wurde von Salomo aus Zedern gebaut (1Kö 7,2-6) und beherbergte das Waffenarsenal (1Kö 10,17) und andere Wertgegenstände (2Chr 9,20; Jes 39,2). 22,9 Stadt Davids. Ein Name Jerusalems (2Sam 5,6.7.9). S. Anm. zu 29,1. unteren Teiches. Der Teich Siloah lieferte das Wasser für die Stadt. Hiskias langer unterirdischer Kanal speiste den Teich aus der Gihon-Quelle.
22,10 die Mauer zu befestigen. Hiskia reparierte die beschädigte Mauer (2Chr 32,5), aber vertraute dabei auf Gott. Sein Glaube steht im Gegensatz zu dem des Volkes, das Jesaja hier anspricht (V. 11b).
22,11 alten Teiches. Damit ist die Gihon-Quelle gemeint, die der Prophet manchmal als »oberen Teich« bezeichnet (7,3; 36,2; vgl. 2Kö 18,17). schaut nicht auf den, der dies getan hat. Es wurden nur rein äußerliche Vorbereitungen auf die Verteidigung der Stadt getroffen. Das Volk widmete dem Urheber der Stadt, des Teiches oder der gegenwärtigen Krise keinen Gedanken (vgl. 31,1), doch gegen ihn waren ihre materiellen Verteidigungsanlagen nutzlos.
22,12 Sacktuches … Jubel und Vergnügen. Angesichts der drohenden Krise, die echte Buße erforderte, reagierte das Volk mit Heiterkeit und Ausgelassenheit. Man vergleiche diese Gesinnung mit der berechtigten Freude des Volkes Gottes in 35,10; 51,11.
22,13 Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot! Paulus zitiert diese Philosophie in 1Kor 15,32: Wenn es keine Auferstehung gibt, kommt es nur auf den Spaß in diesem Leben an. Diese Einstellung missachtet Gottes ewige Werte völlig.
22,14 nicht vergeben. Die Voraussage des Herrn über das Ergebnis von Jesajas Dienst (6,9.10) wurde erfüllt.
22,15 Schebna, der über den Palast gesetzt ist. Dieser Mann war möglicherweise ägyptischer Abstammung und nach dem König die zweite Autorität im Land. Andere Schriftstellen im AT bezeichnen Schebna als »Schreiber« (36,22; 37,2; 2Kö 18,37; 19,2). Das war seine Position nachdem er, wie von Jesaja prophezeit, von seinem hohen Posten abgesetzt worden war (s. V. 19).
22,16 ein Grab aushaust. Schebna arrangierte den Bau einer Grab- stätte für sich in der Art eines Ehrengrabs für Könige. Dabei hätte er sich um die geistlichen Dinge in Juda kümmern sollen. Der Prophet verurteilt seine Überheblichkeit.
22,17 Mann. Oder »mächtiger Mann«. Jesaja meinte damit Scheb- nas glorreiches Selbstbild.
22,18 breites Land … sterben … Schande. Schebna sollte alles andere als ein Ehrenbegräbnis in Jerusalem bekommen, sondern stattdessen einen schmachvollen Tod in einem fremden Land sterben.
22,19 aus deinem Amt stoßen. Wegen seiner Überheblichkeit wurde Schebna etwas später unter Hiskia, aber noch vor 701 v.Chr., vom Minister zum Schreiber degradiert (36,1.2).
22,20 meinen Knecht Eljakim. Eljakim, der Nachfolger Schebnas als führender Minister, wurde mit dem Titel »mein Knecht« hoch geehrt (s. Anm. zu 20,3).
22,21 Juda ein Vater. Der Minister hatte unter der Aufsicht des Königs höchste Autorität.
22,22 Schlüssel des Hauses Davids. Diese Vollmacht, Zugang zum König zu gewähren oder zu verweigern, zeigte, wie sehr der König Eljakim vertraute. Jesus wendete diesen Ausdruck auf sich selbst an als denjenigen, der darüber bestimmt, wer Zutritt in sein künftiges davidisches Reich bekommt (Offb 3,7).
22,23 ein Ehrenthron. Der »Thron« symbolisierte die Ehre, die Elja- kim seiner Familie einbringen sollte.
22,24 an ihn hängen. Jesaja greift nochmals das Bild des Pfl ocks auf (V. 23) und sagt voraus, wie Eljakims Nachkommen ihn benutzen werden, um eigene Ehre zu erlangen.
22,25 Pfl ock … weichen. Nach einer Zeit treuen Dienstes versagte und fi el Eljakim und mit ihm alle, die an ihm »hingen«.
23,1 Tyrus. Eine phönizische Hafenstadt am Mittelmeer, etwa 55 km nördlich vom Karmel und 45 km westlich vom Hermon. Tyrus lieferte das Bauholz für den Tempel Salomos (1Kö 5,15.21-26) und Matrosen für seine Flotte (1Kö 9,26.27). Tarsisschiffe. Tarsis lag wahrscheinlich in Spanien, deshalb waren »Tarsisschiffe« große Handelsfrachter, die zu langen Reisen auf offenem Meer bis Tyrus geeignet waren. Das AT erwähnt sie häufi g (2,16; 60,9; 1Kö 10,22; 22,48; Ps 48,8; Hes 27,25; Jon 1,3). zerstört. Tyrus wurde von Jesajas Zeit bis 332 v.Chr. 5-mal belagert. Erst bei der letzten dieser Attacken (332 v.Chr. durch Alexander dem Großen) wurde Tyrus völlig dem Erdboden gleichgemacht und unterworfen. Hesekiel prophezeite diese Zerstörung in Hes 26,3-27,36. ohne Häuser und ohne Einfahrt. Nach ihrer langen, schwierigen und erschöpfenden Reise fanden die Seeleute beim Erreichen ihres Ziels Tyrus nicht mehr den gewohnten Hafen der Ruhe vor. Kittäer. D.h. Zyprer. Bei Ankunft an dieser östlichen Mittelmeerinsel erfuhren die Seeleute vom Untergang von Tyrus.
23,2 zidonischen. Zidon war neben Tyrus der andere wichtige phö- nizische Hafen. Hier repräsentiert Zidon den Rest Phöniziens und bringt die Reaktion des Landes auf den Fall von Tyrus zum Ausdruck.
23,3 Sihor … Niltales. Die Phönizier transportierten viel Getreide aus Ägypten – das hier von Sihor repräsentiert wird – mit ihren Schiffen. Außerdem kauften und verkauften sie viel Handelsware von Ägypten.
23,4 Wehen … geboren. Jesaja sprach häufi g von Unfruchtbarkeit, Wehen und Geburt (7,14; 8,3; 9,6; 26,16-18; 37,3; 44,3-5; 45,10.11; 47,8; 49,21; 54,1-3; 66,9). Hier beschreibt das Bild Tyrus, die »Meeresfeste«, das seinen desolaten Zustand bejammert.
23,7 in uralter Vorzeit. Tyrus war eine sehr alte Stadt, deren Ur- sprung 2 Jahrtausende vor Christus zurückgeht. in ferne [Länder] … ansiedelten. Die Flüchtlinge von Tyrus durchreisten den ganzen Mittelmeerraum (s. V. 1). Auch sie beklagten den Fall der Stadt.
23,8 Kronenspenderin … Fürsten … Vornehmen. Tyrus hatte ein äußerst hohes internationales Prestige.
23,9 den Stolz all ihrer Pracht. Das war der Grund, weshalb der Herr der Heerscharen Tyrus stürzte – ihre Überheblichkeit aufgrund des hohen Ansehens der Stadt. Sie waren so töricht, auf menschliche Ehre zu vertrauen.
23,10 ist keine Werft mehr da. Oder »keine Kraft«. Der Ausspruch lud die Kolonien von Tyrus ein, die Gelegenheit des Falls der Stadt zu ihrem Vorteil zu nutzen.
23,11 der HERR hat über Kanaan Befehl gegeben. Der Herr hat den Sturz Kanaans veranlasst, wozu auch Tyrus und Zidon gehörten.
23,12 Jungfrau, Tochter Zidon. Eine Stadt, die einst für ihre Fri- sche und Fröhlichkeit bekannt war (vgl. V. 7), wird wie eine verbrauchte alte Frau werden, die zusammensucht, was übrig geblieben ist. Gott bediente sich der Assyrer, um sie zu zerschmettern (vgl. im Gegensatz dazu die Jungfrau und Tochter Zion in 37,22).
23,13 Chaldäer … Assyrien. Das Beispiel der Chaldäer, ein anderer Name für die Babylonier, erinnerte Tyrus an seine Hoffnungslosigkeit gegenüber Assyrien. Assyrien verwüstete Babylon im Jahre 689 v.Chr.
23,15 70 Jahre. Tyrus sollte nicht für immer zerstört sein. Ein kleines Dorf verblieb bis heute an der Stätte der alten Stadt. Die Bedeutung der 70 Jahre ist unklar. 23,15 Lied von der Hure … vergessene … an dich denkt. Huren sangen, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die in der Antike nicht so schwer zu gewinnen war. Die Bewohner von Tyrus wurden aufgefordert, wie solche Huren Lieder zu singen, um auf ihre einstige Blüte aufmerksam zu machen.
23,17 der HERR Tyrus heimsuchen. Mit Gottes Hilfe sollte die Stadt umkehren.
23,18 dem HERRN geweiht. Sogar der sündige Erwerb von Tyrus sollte Juda unterstützen, so wie Judas Kolonien einst Tyrus unterstützt hatten.
24,1 – 27,13 Diese 4 Kapitel loben Gott für seinen künftigen Sieg über alle Feinde und für die endgültige Befreiung Israels am Tag des Herrn. Die Gerichte in diesem Kapitel (24) betreffen die künftige Drangsalszeit, die auch in Offb 6ff beschrieben ist. 24,1 entvölkern … verwüsten … entstellen … zerstreuen. Der Prophet verallgemeinert und erweitert die Zerstörung, über die er konkreter in Kap. 13-23 geschrieben hatte. Der Herr sucht die ganze Erde schwerer heim als beim Turmbau zu Babel oder bei der Sintfl ut.
24,2 Priester … Volk … Gläubiger … Schuldner. Weder Rang, Reichtum noch Macht können vor dem Gericht Gottes retten.
24,3 der HERR hat … gesprochen. Jesaja betont mit diesem oder einem ähnlichen Ausdruck 9-mal die Gewissheit seiner Voraussagen (1,20; 21,17; 22,25; 25,8; 37,22; 38,7; 38,15; 40,5: 58,14).
24,4 die Hohen des Volkes. Der Prophet lenkte die Aufmerksam- keit wieder darauf, dass Hochmut der Grund für das Gericht Gottes ist (vgl. 23,9).
24,5 ewigen Bund. Damit ist wahrscheinlich der Abrahamsbund gemeint, der oft als »ewig« bezeichnet wird (vgl. 1Mo 17,7.13.19; 1Chr 16,15.17; Ps 105,8.10; 111,5.9) und Hingabe an Gottes Moralgesetz sowie Rettung durch Glauben an ihn beinhaltete.
24,6 wenige … übrig geblieben. Dieser heidnische Überrest un- terscheidet sich vom Überrest Israels. Wahrscheinlich wird er sich bei der Wiederkunft des Messias Israel zur Unterstützung anschließen.
24,7 seufzen alle, die sich von Herzen gefreut hatten. Der künftige Tag des Gerichts wird alle Freuden an natürlichen Dingen beenden. Vgl. Offb 18,22.
24,10 jedes Haus. Häuser boten normalerweise Schutz vor äußeren Schaden, aber hier wurden sie unzugänglich.
24,13 Oliven abklopft. Dasselbe Bild sprach in 17,6 von Magerkeit beim Gericht über Ephraim.
24,14 ihre Stimme erheben und frohlocken. Die Lieder des got- tesfürchtigen Überrestes (vgl. V. 6), mit denen er Gottes gerechtes Gericht feiert, ersetzen die Trinklieder (vgl. V. 9).
24,15 rühmt den HERRN. Dieser Aufruf beruft alle Völker der Welt, dem Herrn das zuzuschreiben, was ihm gebührt.
24,16 Herrlichkeit dem Gerechten! Mit dem »Gerechten« ist Gott gemeint. Ich aber. Jesaja konnte in diesen Jubel über die Herrlichkeit Gottes noch nicht einstimmen, weil er noch über die Trübsal und Verderbnis in der Welt nachdachte, bevor letztendlich Gottes Sieg gefeiert wird.
24,17 Grube und Garn. Das Bild eines Tieres, gefangen in einer von Menschen aufgestellten Falle, symbolisiert oft das Prinzip, dass das Leben eine Abfolge von unausweichlichen Fallen ist (2Sam 22,6; Hi 18,810; 22,10; Ps 18,6; 64,5; 106,36; 124,7; Jer 48,43.44; Kla 3,47; Am 5,19).
24,18 Fenster der Höhe. Zur Zeit Noahs übte Gott Gericht durch eine Flut (1Mo 7,11). Er wird wiederum vom Himmel her Gericht senden, jedoch nicht in Form einer Sintfl ut. Vgl. Offb 6,13.14; 8,3-13; 16,1-21. Grundfesten der Erde. Unvergleichlich heftige Erdbeben werden während und nach der Erfüllung von Daniels Prophetie der 70 Jahrwochen die künftige Heimsuchung kennzeichnen (s. Anm. zu 13,13; vgl. Mt 24,7; Offb 6,12.14; 8,5; 11,19; 16,18).
24,20 Betrunkener … Hängematte. Zwei weitere Vergleiche be- schreiben den letztendlichen Zusammenbruch des vermeintlich stabilen und zuverlässigen Planeten Erde: ein torkelnder Betrunkener und eine leichte Hängematte.
24,21 das Heer der Höhe … Könige. Auf dem Höhepunkt des Tages des Herrn wird er die rebellierenden Mächte schlagen, sowohl Geistwesen (Eph 6,12) als auch Menschen. S. Anm. zu 2,12.
24,22 in die Grube einsperrt. Das NT lehrt mehr über gefallene En- gel, die vor ihrem endgültigen Schicksal im Feuersee bereits gefangen gehalten werden (2Pt 2,4; Jud 6; Offb 9,2.3.11; 11,7; 17,8; 20,1-10). Gleiches gilt für die ungläubigen Menschen (Lk 16,19-31; Offb 20,11-15).
24,23 Mond erröten … Sonne schamrot. Im ewigen Zustand nach Christi Tausendjähriger Herrschaft wird die Herrlichkeit Gottes und des Lammes Sonne und Mond als Lichtquellen ersetzen (Offb 21,23). herrscht … in Jerusalem. In Offb 11,15-17; 19,6.16 (vgl. Lk 1,31-33), bestätigt Johannes diese eindeutige Prophezeiung, dass der Messias künftig auf der Erde in Jerusalem herrschen wird.
25,1 Wunder … deine Ratschlüsse von alters her. Auf Gottes letztes Gericht über die Welt (Kap. 24) lobte Jesaja Gott dafür, dass er sein Handeln lange vor dessen Ausführung geplant hat.
25,2 untergegangenen Stadt … nicht mehr aufgebaut. Der Prophet sagte nicht, welche Stadt er meinte, doch aus dem Zusammenhang geht hervor, dass es sich um eine Prophezeiung über Babylons endgültige Zerstörung handelt (21,9; vgl. Jer 51,37; Offb 18).
25,3 mächtiges Volk … gewalttätiger Nationen. Wenn Christus auf der Erde regiert, werden ihn Nationen aus aller Welt verherrlichen und fürchten (s. 24,14-16).
25,4 Schwachen … Armen. Ein weiterer Indikator dafür, dass Gott der Verherrlichung würdig ist, ist seine Fürsorge für die Unterdrückten (vgl. 11,4; 14,32). 25,4 Wolkenbruch … Hitze. Zwei klimatische Extreme des Wet- ters in Juda illustrieren, wie Gott die Armen und Bedürftigen beschützt.
25,6 diesem Berg. In seinem Reich wird der Herr den treuen Über- rest zu einem Gastmahl auf den Berg einladen (s. Anm. zu 1,27; 2,2).
25,7 Schleierhülle … Decke. Gott wird den Teilnehmern seines Gastmahls ihre Leichentücher abnehmen.
25,8 Tod … verschlingen. Gott wird den Tod verschlingen, wel- cher selber als Verschlinger der Menschen fungierte (5,14; Spr 1,12). Paulus weist darauf hin, dass diese Verheißung in der Auferstehung der Gläubigen erfüllt ist (1Kor 15,54). Tränen abwischen. Gott, der Herr, wird alle Trübsal in Verbindung mit dem Tod aufheben (vgl. 65,19). Die Offenbarung spielt zweimal auf den zärtlichen Unterton dieses Verses an – einmal in 7,17, um die Wonne der Erlösten im Himmel zu beschreiben, und einmal in 21,4 als Illustration für die idealen Zustände im neuen Jerusalem. Schmach … hinwegnehmen. Israel wird nicht mehr der Schwanz, sondern das Haupt der Nationen sein (5Mo 28,13).
25,9 auf den wir gehofft haben. Auf Gott zu hoffen erfordert höchstes Vertrauen auf ihn; man darf nicht ungeduldig werden, wenn sein Zeitplan der letztendlichen Errettung von unseren Erwartungen abweicht (vgl. 26,8; 33,2; 40,31).
25,10 Moab. Moab repräsentiert die übrigen Nationen, wie an an- derer Stelle Edom (34,5-15; 63,1-6; Ob 1-9).
25,12 festen, hohen Mauern. Moabitische Städte hatten hochgra- dig befestigte und hohe Mauern. Selbst diese werden dem Gericht Gottes nicht trotzen können.
26,1 Der erlöste Überrest wird Gott Loblieder singen auf ihre un- bezwingbare Stadt Jerusalem. 26,1 feste Stadt. Im Gegensatz zur typischen, dem Untergang ge- weihten Stadt der Verwüstung (24,10; 25,2; 26,5), hat Gott eine künftige Ehrenstadt, das milleniale Jerusalem (Sach 14,11).
26,2 Öffnet die Tore. Jesaja schaut das künftige Jerusalem, in das nur das gerechte Israel einziehen darf. Der erlöste Überrest aus anderen Nationen wird regelmäßig zur Anbetung dorthin kommen (Sach 14,1619).
26,3 Frieden … auf dich vertraut. Eine gefestigte Veranlagung des Vertrauens auf den Herrn bringt einen Frieden ein, den die Gottlosen nie erfahren können (48,22; 57,21). Ein solches Vertrauen ist unvereinbar mit Wankelmut (Jak 1,6-8) und dem Dienen zweier Herren (Mt 6,24).
26,4 Fels der Ewigkeiten. Eine Felsklippe, wo der Vertrauensselige Schutz vor Angriffen fi ndet (vgl. 12,2).
26,5 Bewohner der Höhe … Elenden. Die Überheblichen be- wohnen die hochragende Stadt während ihres Umsturzes; die Demütigen bewohnen die feste Stadt (V. 1) bei ihrer Erhöhung (vgl. Jak 1,9.10; 1Pt 5,5).
26,7 gerade … bahnst. Das hebr. Wort für »bahnen« bedeutet auch »ebnen«. In einem hügeligen Land gewundener Straßen sprach Jesaja hier von einem geraden und ebenen Weg für die Füße des Armen und Bedürftigen (vgl. 40,3.4; 42,16; 45,13).
26,8 harrten wir auf dich. Der künftige Überrest offenbart den Schlüssel für seine Erlösung – seine völlige Abhängigkeit vom Herrn, und nicht von menschlich ausgedachten Strategien.
26,9 in der Nacht. Die Frommen sehnen sich allezeit nach Gott. Gerichte … lernen … Gerechtigkeit. Gottes strafende Hand tut Sündern Gutes, indem sie sie zur Buße führt.
26,10 lernt er nicht Gerechtigkeit. Gott erweist auch anderen Sündern seine Liebe und Barmherzigkeit, aber sie kehren ihm den Rücken zu.
26,11 sie wollen es nicht sehen … werden es aber sehen. Die Gottlosen, die blind sind für Gottes Autorität und drohendes Gericht über sie, werden zu ihrer eigenen Schande Gottes Erbarmen mit seinem Volk Israel erkennen.
26,12 wirst du Frieden schaffen. Obwohl Israels unmittelbare Zukunft düster aussieht, ist Jesaja sehr zuversichtlich, dass es der Nation letztendlich gut gehen wird.
26,13 andere Herren als du. In Israels Geschichte gab es viele Zei- ten der Fremdherrschaft wie z.B. durch Ägypten und Assyrien.
26,14 stehen nicht wieder auf. Diese fremden Herrschermächte gehören der Vergangenheit an; sie werden nie wieder auf der Weltbühne auftreten.
26,15 hast das Volk vermehrt. Mit der prophetischen Gewissheit aus Perspektive der künftigen Wiederherstellung Israels sah Jesaja die Erweiterung von Israels Grenzen bereits als feststehende Tatsache an.
26,16 Bedrängnis … Züchtigung. Die schweren Erfahrungen aus Israels Geschichte trieben das Volk dazu, Gott um Hilfe anzufl ehen.
26,17 Schwangere … Gebären nahe. Israels turbulente Ge- schichte wird mit einer Schwangeren in Geburtswehen verglichen.
26,18 nicht Rettung verschaffen. Alle Mühen der Nation waren vergeblich, weil sie nicht vom Herrn abhängig waren.
26,19 Toten werden leben. Das spricht von der Auferstehung von ganz Israel, um am künftigen großen Gastmahl teilzunehmen (vgl. Hes 37). Daniel 12,2 spricht von der Auferstehung individueller Gläubiger des AT.
26,20 einen kleinen Augenblick. Israels letztliche Wiederherstel- lung stand noch nicht unmittelbar bevor. Deshalb musste es in der Stille für diese Wiederherstellung weiterbeten, bis die Zeit des Zornes Gottes vorüber ist.
26,21 Blut offenbaren. Die durch ihre Unterdrücker umgebrachten Unschuldigen werden wieder zum Leben erstehen (vgl. V. 19) und gegen ihre Mörder zeugen.
27,1 Leviathan. S. Anm. zu Hi 40,25.
27,2 Dieser Weinberg des Herr steht im krassen Gegensatz zu dem Weinberg in 5,1-7. Er enttäuschte den Weingärtner nicht, sondern brachte reiche Frucht (V. 6). 27,2 Weinberg. In Vers 6 wird dieser Weinberg als Israel identifi ziert.
27,3 bewache ihn Tag und Nacht. Gott wird für das künftige wie- derhergestellte Israel vollkommen sorgen.
27,4 Zorn habe ich keinen. Die Zeit für Israels Bestrafung durch Gott wird vergehen. Dornen und Disteln … verbrennen. D.h. die Feinde seines Volkes.
27,5 Frieden mit mir machte. Die Feinde Israels sollen Frieden mit Gott schließen.
27,6 den ganzen Erdkreis mit Früchten füllen. Im künftigen Reich des Messias wird das wiederhergestellte Israel mit ihm mitherrschen und die Erde mit der Frucht der Gerechtigkeit und des Friedens erfüllen.
27,7 geschlagen, wie er die schlug. Gott hat sein Handeln an Is- rael gezügelt, jedoch nicht an denen, die er zur Züchtung Israels benutzte. Sein Mitleid für die anderen Nationen ist zu Ende.
27,8 fortgetrieben. Der Herr sandte Juda in Gefangenschaft, um die Nation zum Vertrauen auf ihn aufzuwecken.
27,9 Schuld … gesühnt. Jakob sühnte seine Schuld, indem er Stra- fe von Gott erlitt. 27,10 feste Stadt. Die Stadt symbolisierte Judas Unterdrücker (vgl. 24,10; 25,2; 26,5).
27,11 erbarmt sich … nicht über sie. Im Gegensatz zu seinem Handeln mit Israel sucht der Schöpfer die Feinde Israels mit einem tödlichen Schlag heim.
27,12 gesammelt werden … eins ums andere. Nach dem Ge- richt über die Feinde Israels am Ende der 70. Jahrwoche Daniels wird der treue Überrest der Israeliten in sein Land zurückkehren (Mt 24,31).
27,13 den HERRN anbeten … in Jerusalem. Der Prophet wieder- holt eines seiner großen Themen: die künftige Anbetung des wiederversammelten Israel auf dem Berg Zion (24,23; 25,6.7.10).
28,1 Wehe. Der vordergründige Gedanke bei diesem Wort ist die drohende Katastrophe. Krone. Die Mauern Samarias waren die »Krone« eines wunderschönen Hügels, der ein saftiges Tal überragte, das sich bis zur Mittelmeerküste erstreckte. Ephraim. Das Nordreich Israel war an die Assyrer gefallen. Das war für Jerusalem unter ähnlichen Umständen eine Lektion, über Allianzen mit fremden Mächten zu lernen. vom Wein Überwältigten. Vor dem Sturz herrschte in Ephraim ein ausschweifender Lebensstil (V. 3.7; Am 4,1; 6,1.6).
28,2 Wolkenbruch mit mächtiger Wasserfl ut. Jesaja bediente sich einer gewaltigen Bildersprache, um seine Leser angesichts des Schreckens einer drohenden assyrischen Invasion aus ihrer Lethargie zu wecken.
28,4 Frühfeige vor der Obsternte. Feigen, die vor der Spätsom- merernte gepfl ückt wurden, wurden sofort verzehrt. Ebenso rasch sollte die assyrische Eroberung von Ephraim vonstatten gehen.
28,5 Überrest seines Volkes. Abermals verkündete Jesaja die Lehre von einem treuen Überrest am Tag des Herrn (vgl. 10,20-22; 11,11.16; 37,31.32; 46,3). herrliche Krone. Die wahre Krone wird die trügerische »stolze Krone« ersetzen (V. 1).
28,6 Geist des Rechts. An jenem Tag der Herrschaft des Messias wird der bevollmächtigende Heilige Geist vorherrschen und der Welt Gerechtigkeit bringen (vgl. 11,2).
28,7 Priester … Prophet … berauscht. Trunkenheit hat sogar die geistlichen Führer der Nation befallen, was zu falscher geistlicher Leitung des Volkes führte.
28,8 besudelt … bis auf den letzten Platz. Wenn die Führer sich im Dreck suhlen, welche Hoffnung hat dann das Volk noch?
28,9 von der Milch entwöhnt. Die betrunkenen Führer verübelten es Jesaja und den anderen Propheten, wenn diese sie wie Kleinkinder behandelten und sie an die Grundwahrheiten von Recht und Unrecht erinnerten.
28,10 Vorschrift auf Vorschrift … hier ein wenig, da ein we- nig. Das ist die spöttische, sarkastische Antwort der Betrunkenen auf den korrigierenden Rat des Propheten. Wörtlich transkribiert lautet das Hebräische »zaw la zaw, zaw la zaw, kaw la kaw, kaw la kaw«. Diese Nachahmung des Geplappers eines Kleinkindes machte Jesajas Verkündigung lächerlich.
28,11 in fremder Sprache. Da die Trunkenbolde nicht auf den Pro- pheten Gottes hörten, antwortete Gott ihnen mit der Vorraussage ihrer Unterjochung unter assyrische Fronherren, die ihnen Arbeitsanweisungen in Fremdsprachen erteilten. Das NT enthüllt eine zusätzliche Bedeutung dieses Verses: Er kündet an, dass Gottes die übernatürliche Gabe des Sprachenredens als beglaubigendes Zeichen für seine ntl. Boten benutzten wird (s. Anm. zu 1Kor 14,21.22; vgl. 5Mo 28,49; Jer 5,15; 2Kor 12,12).
28,12 die Ruhe … Erquickung … nicht hören. Gott bot ihnen in einfacher Sprache, die sie verstehen konnten, Errettung von ihren Unterdrückern an, aber sie wollten nicht hören.
28,13 Vorschrift auf Vorschrift … hier ein wenig. Angesichts ihrer Ablehnung imitierte der Herr den Spott der Trinker in Form von Geplapper, das sie nicht verstehen konnten (s. V. 10).
28,14 Darum. Angesichts der Tragödien, die über Ephraim gekom- men waren (V. 1-13), hatten es die spöttischen Führer in Jerusalem nötig, einen anderen Kurs einzuschlagen und nicht mehr von fremden Mächten Errettung zu erhoffen.
28,15 einen Bund mit dem Tod. Die spöttischen Führer in Jerusa- lem hatten eine Vereinbarung mit Ägypten getroffen, sich gegenseitig vor den Assyrern zu verteidigen. überschwemmende Flut. Mit den kombinierten Bildern eines überfl utenden Flusses und einer Peitsche prahlte das Volk, dass sie für Invasionen durch fremde Mächte unbesiegbar seien. Lüge … Betrug. Jerusalems Führer erlagen um der Sicherheit willen dem Pragmatismus. Ohne es direkt zuzugeben, nahmen sie Zufl ucht bei Lug und Trug.
28,16 bewährten Stein … aufs Festeste gegründet. Der Herr zeigt den Gegensatz auf zwischen der einzig sicheren Zufl ucht und der falschen Zufl ucht des Vertrauens auf fremde Mächte (V. 15). Das war eine direkte Prophezeiung des Kommens des Messias (Mt 21,42; Mk 12,10; Lk 20,17; Apg 4,11; Röm 9,33; Eph 2,20; 1Pt 2,6-8; vgl. 8,14.15; Ps 118,22). fl ieht nicht. Das griechische AT interpretiert dieses hebr. Verb für »eilen« im Sinne von »beschämen«. Das liefert die Grundlage für das Zitat dieses Verses im NT (Röm 9,33; 10,11; 1Pt 2,6).
28,17 Recht zur Richtschnur. Wenn der Messias in seinem Reich herrscht, wird das Rechtssystem im krassen Gegensatz stehen zu der Lügenzufl ucht, auf die sich die Führer Jerusalems einließen (s. V. 15).
28,18 Vertrag mit dem Totenreich. Das Vertrauen auf fremde Retter wird gänzlich scheitern (s. V. 15).
28,19 jeden Morgen. Die Assyrer plünderten immer wieder die Umgegend von Jerusalem und verursachten dadurch großen Schrecken unter den Bewohnern der Stadt.
28,20 Bett … so kurz … Decke so schmal. Ein sprichwörtlicher Ausdruck über kurze Betten und schmale Decken, der Jerusalem verdeutlicht, dass fremde Bündnisse unzulängliche Vorbereitungen für die Verteidigung der Stadt sind.
28,21 Berg Perazim … Tal von Gibeon. So wie der Herr die Philis- ter am Berg Perazim schlug (2Sam 5,19.20; 1Chr 14,10.11) und die Kanaaniter im Tal von Gibeon (Jos 10,6-11), so wird er mit jedem verfahren, der ihn verspottet, sogar mit den Jerusalemern.
28,22 Vertilgung … beschlossen. Gott hat etwas Ungewöhnli- ches beschlossen (V. 21): die Vertilgung seines eigenen gottlosen Volkes. Doch wenn sie Buße tun, könnten sie entkommen.
28,23 Horcht auf. Das Gleichnis vom Ackersmann unterstrich die Lektionen der Gerichtsandrohungen in V. 18-22. So wie der Ackersmann seine schwierige Arbeit tut und alles zur rechten Zeit und im rechten Maß, so passt Gott seine Mittel an seine Zwecke an: jetzt Erbarmen, dann Gericht; baldige Strafe oder spätere. Er beabsichtigte nicht, sein Volk zu vernichten, genauso wenig wie der Ackersmann beim Dreschen oder Pfl ügen beabsichtigt, sein Getreide zu vernichten.
28,24 Pfl ügt … den ganzen Tag … Zieht er Furchen. Kein nor- maler Ackersmann pfl ügt und gräbt den Boden endlos um. Er sät auch, so wie es angemessenem ist.
28,25 streut … sät … wirft. Wenn der Boden zubereitet ist, plat- ziert der Ackersmann behutsam die Saat.
28,26 lehrte ihn sein Gott. Intelligenter Ackerbau ist ein von Gott gegebener Instinkt.
28,27 Der von Gott gegebene Verstand bestimmt die Art und Weise des Dreschens von verschiedenen Getreidesorten.
28,29 führt es herrlich hinaus. Wenn Gottes Weg im natürlichen Bereich des Ackerbaus der Beste ist, warum verharrte Jerusalem in der Weigerung, seine geistliche Führung anzunehmen?
29,1 Ariel. Dieses Wort bedeutet »Löwe Gottes«, was sich auf die Stärke der Stadt bezieht. Eine weitere Bedeutung ist vielleicht »Feuerstelle Gottes«, was sich auf den Ort bezieht, wo der Altar Gottes ständig brennt. Die Verse 7.8 zeigen, dass es sich um einen Namen für Jerusalem handelt und dieses Kapitel blickt voraus auf die Invasion in Jerusalem wegen des Unglaubens. wo David lagerte. David nannte Jerusalem »die Stadt Davids« (22,9; 2Sam 5,7.9; vgl. 2Sam 6,10.12.16; 1Kö 2,10; 3,1; 8,1; 9,24; 14,31; 15,8; 2Kö 8,24; 9,28; 12,21; 14,20; 15,7.38; 16,20; 1Chr 11,5.7; 13,13; 15,1.29; 2Chr 5,2; 8,11; 12,16; 14,1; 16,14; 21,1.20; 24,16.25; 27,9; 32,5.30; 33,14; Neh 3,15; 12,37; Lk 2,4.11). Feste. Jerusalems Zyklus von religiösen Zeremonien war für Gott bedeutungslos.
29,3 Belagerungswall einschließen. Gott belagerte Jerusalem mittels seiner Werkzeuge: zuerst durch die Assyrer (701 v.Chr.), dann durch die Babylonier (586 v.Chr.).
29,4 von der Erde aus reden … aus dem Staub. Jerusalem wird wie ein Gefangener sein, in den Staub gedemütigt. Ihre Stimme wird aus der Erde ertönen wie der Geist eines Mediums, so wie man sich die Stimme von Toten vorstellte. Das passte zu ihren Sünden der Totenbeschwörung.
29,5 Zu Gottes Zeit werden nach der Bestrafung Jerusalems dieje- nigen, die gegen die Stadt kämpften, selber unter das Gericht Gottes fallen. 29,5 plötzlich, in einem Augenblick. Gott wird Israels Feinde sehr plötzlich schlagen, so wie er die Assyrer im Jahre 701 v.Chr. von Jerusalem vertrieb.
29,6 Donner und Erdbeben und mit großem Krachen. Diese Ausdrücke deuten hin auf die von Unwettererscheinungen begleitete Theophanie, die das Ende der Siegel-, Posaunen- und Schalengerichte in der Offenbarung markiert (Offb 8,5; 11,19; 16,18).
29,7 Traum. Die ganze Bedrohung der Stadt durch feindliche Natio- nen wird verschwinden wie ein Alptraum nach dem Erwachen.
29,8 ungestillt … lechzt. Jerusalems Angreifer werden sich selbst täuschen wie ein Träumender, der in seiner Illusion meint zu essen und zu trinken, aber nach dem Aufwachen merkt, dass er immer noch hungrig und durstig ist.
29,9 Der Prophet greift wieder das Thema der Blindheit von stur mechanischer Religion auf. 29,9 erblindet … trunken. Die Blindheit und Trunkenheit stammte daher, dass das Volk unfähig war, Jesajas Botschaft zu begreifen, dass sie nicht Ägypten, sondern Gott vertrauen sollten.
29,10 Geist tiefen Schlafes. Weil Israel sich anfänglich weigerte, auf seinen wahren Propheten zu hören, hat seine Hörfähigkeit nachgelassen. Gott gab sie als Gericht ihrer eigenen Herzenshärtigkeit preis. Paulus wendete diesen Vers insbesondere auf die allgemeine Blindheit Israels während des Gemeindezeitalters an (Röm 11,8). Propheten … Seher. Falsche Propheten und Seher haben ihre Zuhörer mit ihren falschen Prophezeiungen verblendet.
29,11 der lesen kann. Diejenigen, die lesen gelernt hatten, konn- ten dies nicht lesen, weil sie ihre geistliche Wahrnehmung aufgegeben hatten (vgl. 6,9.10; Mt 13,10-17).
29,12 der nicht lesen kann. Der Ungebildete hatte zwei Gründe, weshalb er den Inhalt des Buches nicht kannte: 1.) Das Buch war versiegelt, und 2.) er konnte es nicht lesen, selbst wenn es nicht versiegelt gewesen wäre. Es ist bedauerlich, wenn niemand imstande ist, Gottes reichhaltige Offenbarung aufzunehmen.
29,13 Herz fern von mir. Leerer Ritualismus bringt nicht in die Nähe Gottes. Jesus beschrieb mit diesem Vers das Judentum seiner Zeit (Mt 15,7-9; Mk 7,6.7).
29,14 Weisheit … zunichte … Verstand … unauffi ndbar. Das Prinzip, nach menschlicher Weisheit zu greifen anstatt zur Weisheit Gottes, war die geistliche Seuche Jerusalems. Dasselbe Prinzip galt für den Niedergang der griechischen Welt zur Zeit von Paulus (1Kor 1,19).
29,15 vor dem HERRN tief verbergen. Der Prophet meinte damit wahrscheinlich einen Geheimplan der Führer, sich mit Ägypten zu verbünden, um die Assyrer zu bezwingen. Der Herr hatte einen anderen Rat gegeben, und deshalb verbargen sie ihre Strategie vor ihm.
29,16 Er hat mich nicht gemacht. Wenn der Mensch selber Pläne macht ohne Gott, verwirft er damit Gott als seinen Schöpfer. Paulus erklärt, dass dies auch ein Infragestellen der Souveränität Gottes ist (Röm 9,19-21). Meint der Ton, er sei dem Töpfer ebenbürtig?
29,17 Baumgarten … Wald. In der Zukunft wird ein Rollentausch zwischen den Mächtigen und den Schwachen stattfi nden, wenn Gott eingreift und Jerusalem segnet. Die moralische Veränderung in der jüdischen Nation wird so groß sein, wie wenn der üblicherweise bewaldete Libanon in ein Feld und die Felder in einen Wald verwandelt werden.
29,18 die Tauben … hören … Blinden … sehen. Dann wird Isra- el nicht mehr geistlich blind sein. Jesus verleiht diesen Worten eine zusätzliche Bedeutung und wendet sie an auf seinen Dienst des körperlichen Heilens von Tauben und Blinden (Mt 11,5; vgl. 35,5).
29,19 Freude … ausgerottet. In der künftigen messianischen Zeit wird der Status umgekehrt sein. Die Unterdrückten werden Freude statt Not haben, und die Vorherrschaft der Unterdrücker wird zu Ende sein.
29,21 schuldig sprechen … verdrängen. Wer politische und ju- ristische Autorität hat, wird diese Macht nicht länger zur Unterdrückung missbrauchen.
29,22 Abraham erlöst. Gott rettete Abraham aus seinem heidni- schen Hintergrund, als er ihn von jenseits des Euphrat ins Land Kanaan brachte (Jos 24,2.3). Paulus erörtert dieses Thema in Röm 4,1-22. nicht mehr zuschanden. Israel hat in seiner Geschichte oft Schmach erlitten, aber mit der persönlichen Gegenwart des Messias wird sich das ändern (45,17; 49,23; 50,7; 54,4). Nach der Errettung Israels in der Endzeit werden die Kinder Jakobs ihre Vorväter nicht länger wegen ihrer Bosheit in Verlegenheit bringen.
29,23 heiligen … heiligen … fürchten. Jakobs Nachkommen werden über die starke Rettung des Herrn staunen und ihn als absolut besonders achten, als den, der des höchsten Respekts würdig ist. Gott wird Israel reinigen (vgl. 54,13.14).
29,24 irren … Murrenden. Mit ihrer neuen Achtung vor Gott wer- den die einst Widerspenstigen geistliche Wahrnehmungsfähigkeit erlangen.
30,1 nicht von mir … ohne meinen Geist. Hiskias Ratgeber nö- tigten ihn, nicht bei Gott, sondern bei den Ägyptern Hilfe vor den einfallenden Assyrern zu suchen. Jesaja tadelte dieses Vertrauen auf Ägypten anstatt auf Gott, der solche Allianzen verboten hatte.
30,2 mich fragen sie nicht um Rat. Sie hatten darin versagt, dass sie nicht bei Gottes Propheten Rat gesucht hatten. Ägypten … Pharao … Ägypten. Der Herr hatte Israel davor gewarnt, nach Ägypten umzukehren (5Mo 17,16). Nun warnt er sie vor einer Allianz mit Ägypten (31,1). Man beachte den ähnlichen Rat des assyrischen Rabschake während der Belagerung Jerusalems (36,9).
30,3 Schande … Schmach. Die Assyrer hatten bereits die ägypti- sche Armee nur 160 km vor der Grenze nach Ägypten geschlagen.
30,4 Zoan … Hanes. Judas Gesandte waren von Zoan im Nordosten Ägyptens bis Hanes 80 km südlich von Memphis vorgedrungen.
30,6 bedrängtes und geängstigtes Land … Höcker der Kamele. Jesaja schilderte eine reiche Karawane, die auf ihrem Weg nach Ägypten langsam durch die gefahrvolle Wildnis trottete, um Hilfe zu erwerben.
30,7 hilft gar nichts … Das stillsitzende Ungetüm. Ägypten war nicht bereit zu helfen, und so nannte der Prophet das mächtige Ägypten »Rahab« (hier mit »Ungetüm« übersetzt), was Hebr. ist und »Stärke« oder »müßig sitzen« bedeutet. Ägypten wird in Ps 87,4; 89,11 »Rahab« genannt.
30,8 für einen zukünftigen Tag. Der Herr trug Jesaja auf, ein blei- bendes schriftliches Dokument anzufertigen, damit künftige Generationen lernen, wie töricht Israel war, auf Ägypten anstatt auf den Herrn zu vertrauen.
30,9 widerspenstiges Volk, lügenhafte Söhne. Der Widerwille des Volkes, dem Herrn zu gehorchen, erforderte es, dass ihre Missetaten schriftlich festgehalten wurden.
30,10 schaut uns Täuschungen … biegt ab von dem Pfad. Jesajas Zuhörer waren es leid, einen Rat zu hören, der entgegen dem Weg war, den sie gern gehen wollten, und so wollten sie, dass er seine Botschaft ändert und ihnen anpasst.
30,12 Da das Volk sich entschied, nicht auf das Wort des Prophe- ten des Herrn zu hören, werden sie vom Gericht des Herrn hören. 30,12 dieses Wort. Das bezieht sich auf die Anweisungen des Herrn durch Jesaja.
30,13 hohen Mauer … Töpfergeschirr. Zwei Vergleiche schil- derten das kommende plötzliche Unheil, das die Rebellen ereilen sollte: eine hohe Mauer, die plötzlich einstürzt, und ein Tongefäß, dass fallen gelassen wird und in viele Einzelteile zerbricht.
30,15 Ruhe … Vertrauen. Die israelitischen Rebellen verweigerten den wahren Weg des Heils und der Kraft, nämlich im Herrn zu ruhen und auf ihn zu vertrauen.
30,16 Rossen … schnell davon reiten. Das Volk setzte sein Ver- trauen auf die Pferde Ägyptens anstatt auf den Herrn. Kein Pferd konnte sie vor ihren von Gott verordneten Unterdrückern retten (vgl. 5Mo 17,16; Ps 33,17; 147,10).
30,17 Tausend … eines einzigen. Ähnliche Zahlen an anderer Stel- le beschreiben Israels Siege (3Mo 26,36; Jos 23,10) und Niederlagen (5Mo 32,30).
30,18 wartet der HERR. Da Juda nicht auf die Rettung des Herrn wartete (25,9; 26,8; 33,2; vgl. 30,15), muss er damit warten, gnädig zu der Nation zu sein.
30,19 in Zion wohnen … in Jerusalem. Der Prophet wies aus- drücklich auf ein Ergebnis der Gnade Gottes gegenüber Israel hin – das Überleben der Stadt Jerusalem als Zentrum ihres Lebensbereichs (65,9; Hes 37,25.28).
30,20 deine Augen werden … sehen. Nach ihrer Zeit des Gerichts wegen ihres Ungehorsams wird Gott die Augen Israels für die Klarheit der Botschaft seines Propheten öffnen (29,24).
30,21 das Wort … das hinter dir her. Die Lehrer werden nahe sein und die Schüler aufmerksam auf die Propheten des Herrn hören, ganz im Gegensatz zur früheren Unempfänglichkeit (29,10.11).
30,22 wegwerfen. Die babylonische Gefangenschaft befreite Israel von seinem Götzendienst, und so erfüllte sich diese Prophezeiung.
30,23 Im zukünftigen messianischen Reich werden Landwirt- schaft, Viehwirtschaft, Nahrungsproduktion und Wasserressourcen fl orieren. Der Prophet sagte die Erlösung der Natur voraus (vgl. Röm 8,19-21).
30,25 Türme fallen. Mächtige Nationen, die Israel unterdrücken, werden fallen (im Gegensatz zu 29,17).
30,26 Licht des Mondes … Licht der Sonne. Die Wohltaten der natürlichen Himmelskörper werden viel intensiver sein. Die Steigerung ihrer Lichtintensität wird sich zu Gunsten des Volkes auswirken (60,19.20), und nicht zu ihrem Schaden wie in Offb 16,8.9. 30,27-33 Nach der Verheißung von Judas Erlösung (V. 19-26) verhieß Jesaja die Zerstörung Assyriens.
30,27 der Name des HERRN. Bei seinem Namen geht es insbesonde- re um seinen offenbarten Charakter als souveräner Herr und Retter (5Mo 12,5). 30,27 kommt von ferne … überschwemmender Wasser- strom. Der Herr wird seine Feinde überraschen wie ein heftiges Unwetter mit einhergehender Überschwemmung, um sie zu überwältigen.
30,29 singen … Fest heiligt. Während Gottes Gericht die Assyrer verheerte, schwelgte das Volk von Jerusalem in einer freudigen Feier wie bei einem ihrer Feste, vielleicht dem Passahfest.
30,30 Assyrer … zerschmettert werden. Auf lange Sicht wer- den alle Feinde des Volkes Gottes dem göttlichen Sturm- und Flutgericht zum Opfer fallen, aber insbesondere galt das hier für Assyrien (V. 27.28).
30,32 Stockes … Pauken- und Harfenspiel. Mit jedem Schlag des strafenden Stockes gegen die Assyrer steigert sich die Festfreude in Jerusalem.
30,33 Feuerstelle. Oder »Gräuelstelle«, wörtl. tophet. Das götzen- dienerische Israel hatte in diesem Tal südlich von Jerusalem Menschen verbrannt. Dieses Tal wurde auch manchmal Tal Hinnom genannt (2Kö 23,10; s. Anm. zu Jer 19,6). Später wurde es als Gehenna bekannt. Es war der Müllplatz der Stadt, wobei dort ständig Feuer brannten, was die Hölle symbolisierte. Die Niederlage sollte so vollständig sein, dass das Feuer ständig brennt.
31,1 Pferde … Streitwagen. Ägypten hatte zahlreiche Pferde und Streitwagen (1Kö 10,28.29). Seine fl ache Topographie eignete sich gut für Wagenkämpfe. Für Israel waren sie nützlich zur Verteidigung gegen die assyrische Kavallerie. den HERRN nicht suchen. Besonders schlimm an Israels Hilfesuche bei Ägypten war, dass sie sich dabei vom Herrn abwandten.
31,2 auch er ist weise. In sarkastischer Weise entgegnete Jesaja den unweisen königlichen Beratern, die zum Vertrauen auf Ägypten geraten hatten. nimmt seine Worte nicht zurück. Die implizierte Ausnahme ist natürlich, wenn die sündige Nation Buße tut, wie es bei Nineve der Fall war (Jon 3,5-10).
31,3 Fleisch und nicht Geist. Hiskia entschied sich beispielsweise, sich auf den Herrn zu verlassen und nicht auf den Arm aus Fleisch (2Chr 32,8).
31,4 nicht erschrickt, noch … sich duckt. Wenn der Herr Jerusa- lem verteidigt ist er wie ein starker, entschlossener Löwe, der sich nicht vor den gegen ihn einberufenen Hirten fürchtet.
31,5 fl atternde Vögel. Der Herr ist wie ein schwirrender Muttervo- gel mit einer starken Bindung an seine Jungen, der bereit ist, alles Notwendige zu ihrem Schutz zu tun.
31,6 Kehrt um … zu Ihm. Angesichts des gnädigen Handelns Got- tes mit ihnen, rief der Prophet das rebellierende Israel zur Buße (V. 4.5; vgl. 30,18.19).
31,7 Götzen wegwerfen. Die offensichtliche Hilf- und Nutzlosig- keit der Götzen, die sich nicht selber retten konnten.
31,8 Assyrer wird fallen. Die Niederlage Assyriens durch über- menschliche Mittel traf auf diese Prophezeiung sehr gut zu (s. 37,36.37), aber andere fremde Unterdrücker erleiden viel später in der Geschichte Israels dasselbe Schicksal, nämlich während der Zeit der Drangsal Jakobs (vgl. Jer 30,7).
31,9 in Zion sein Feuer … in Jerusalem seinen Feuerherd. So- wohl in Jesajas naher Zukunft als auch in ferner Zeit war Jerusalem Gottes Zentrum, von wo aus er Gericht über andere Nationen brachte. Gott selbst ist das Feuer, das alle Feinde erwartet, die Jerusalem angreifen.
32,1 ein König … Fürsten. Im Gegensatz zu bereits bekannten schlechten Führungspersonen (z.B. 28,14.15; 29,15) wandte sich der Prophet an den messianischen König und seine Regierungsgehilfen beim künftigen Tag der Gerechtigkeit. Das werden die Apostel sein (Lk 22,30) und die Gläubigen (1Kor 6,2; 2Tim 2,12; Offb 2,26.27; 3,21).
32,2 Schatten … Land. Im Tausendjährigen Reich Christi werden Führer Schutz bieten wie »der Schatten eines mächtigen Felsens in einem erschöpften Land«, anstatt das Wohlergehen des Volkes zu bedrohen.
32,3 Augen … nicht … zugeklebt … Ohren … aufhorchen. Eine künftige Generation von Israeliten wird erleben, dass ihre Wahrnehmungsfähigkeit im Gegensatz zur Generation zu Jesajas Zeit wiederhergestellt ist (6,9.10; vgl. 29,18.24; 30,20).
32,4 Stammelnden. Die Stammelnden waren ehemalige Trinker, die in ihrem betrunkenen Zustand der Stumpfsinnigkeit Unsinn von sich gaben (28,7.8; 29,9).
32,5 gemeine Mensch … Edler … Betrüger … vornehm. Im künftigen irdischen Reich, das Jesaja sah, werden falsche Würdigungen von Leiterschaftsqualitäten unmöglich sein, weil jeder klar sehen und reden wird.
32,6 gemeine Mensch … Edle. Ein Widerwille, sich um Bedürf- tige zu kümmern, kennzeichnet den Charakter von gemeinen Menschen, aber der Wohltäter (»Edle«) sorgt in Abhängigkeit von Gott für den Armen. Diese Eigenschaften werden im kommenden Zeitalter für alle offensichtlich sein.
32,9 Der Prophet warnt die Frauen von Juda vor Selbstzufrieden- heit (vgl. 3,16-4,1). Gottes letztendlicher Segen für ihre Nation bot keine Ausrede dafür, so weiterzumachen wie bisher, d.h. von Ägypten abhängig zu sein anstatt von Gott. 32,9 unbekümmerten … sorglosen. »Unbekümmert« ist die Übersetzung des Wortes, das in V. 18 mit »sicher« übersetzt ist, wo auch »sorglos« wieder vorkommt. Der Unterschied zwischen dem schlechten Zustand hier und dem guten in V. 18 besteht im Gegenstand des Vertrauens: Ägypten oder Gott. Sorglosigkeit und Sicherheit aufgrund des Vertrauens auf Gott sind angebracht.
32,10 Jahr und Tag. Vielleicht eine Zeitangabe, wann die assyrische Armee kommen und das Land ausplündern würde. Der Prophet warnte davor, wie Gottes bevorstehendes Gericht die landwirtschaftliche Produktion lahm legen würde.
32,11 Erschreckt … an die Brust schlagen. Die gegenwärtige Zufriedenheit mit dem Stand der Dinge wird in Kürze einer ganz anderen Gefühlslage Platz machen.
32,13 Dornen und Disteln. Ohne Einklang mit Gott wurde das Land des Volkes Gottes genauso desolat wie irgendein anderes gottverlassenes Land (1,7; 5,6; 7,23).
32,14 lärmende Stadt. Auch Jerusalem sollte durch das reinigende Gericht des Herrn über die Nation verwüstet werden (Lk 21,24).
32,15 Das verheißene Reich mit seiner Fruchtbarkeit, seinem Frie- den und seiner Sicherheit sollte letztendlich zu Israel kommen. 32,15 der Geist … ausgegossen. Die Ausgießung des Geistes Got- tes sollte das Land produktiv und fruchtbar machen (Joel 3,1-4,1).
32,16 Recht … Gerechtigkeit. Edle geistliche Werte sollen die künftige messianische Herrschaft bestimmen.
32,18 mein Volk … Friedens … sicheren … sorglosen. Das Volk Israel wird sich dauerhafter Sicherheit erfreuen, wenn der Messias persönlich anwesend ist und den Frieden sichert.
32,19 die Stadt tief erniedrigt. Jerusalem muss erst Demut ler- nen, bevor die prophezeiten idealen Zustände Wirklichkeit werden können. 32,20 Wohl. Wie bei den Seligpreisungen Christi (Mt 5,3-12), verkündete Jesaja die Glückseligkeit derer, die an der künftigen Herrlichkeit des Reiches Christi teilhaben.
33,1 Verwüster. Das bezieht sich zwar unmittelbar auf Assyrien (2Kö 18,13-16; 19,32-37), doch die Prophezeiung blickt über Assyrien hinaus auf jede Macht, die sich gegen Israel richtet. 33,2 wir hoffen auf dich. Das hatte Israel zuvor verweigert (30,15; 31,6), aber es hat Buße getan (25,9; 26,8; 33,2). 33,3.4 So wie Sanherib plötzlich fl oh (vgl. 37,37; 2Chr 32,21), so werden sich die Nationen vor dem Herrn zerstreuen und ihre Beute zurücklassen.
33,6 Furcht des HERRN. Dieselben vom Heiligen Geist verliehenen Merkmale des Messias (11,2) werden seinem Volk zuteil, wenn er wiederkommt.
33,7 Jesaja wendete sich nun von der Vision der künftigen Herr- lichkeit zur katastrophalen Gegenwart. Jerusalems Situation war hoffnungslos, als die assyrische Armee im Jahre 701 v.Chr. die Stadt umzingelte und im Begriff war, sie zu stürmen. 33,7 Helden … Friedensboten. Sowohl Soldaten als auch Diplo- maten waren in ihren Versuchen gescheitert, die Angreifer abzuwehren.
33,8 Straßen sind verödet. Der Feind, der die Stadt umzingelte, hatte Jerusalem von jeglichem Verkehr und Handeln mit der Außenwelt abgeschnitten.
33,9 Libanon … Saron … Baschan … Karmel. Der Feind hatte Orte geplündert, die für ihre üppige Fruchtbarkeit bekannt waren.
33,10 Nun will ich mich aufmachen. Als die Macht des Unterdrü- ckers ihren Gipfel erreicht hatte, war die Zeit für den Herrn gekommen, sich mächtig zu erweisen und die Feinde, in diesem Fall die assyrischen Truppen, zu richten.
33,11 Heu … Stroh. Diese Bezeichnungen für Assyrien bestätigen, dass der Verwüster nun verwüstet wird (V. 1).
33,12 Kalk … Dornen. Verbrannter Kalkstein wurde zu Staub; und Dornsträucher verbrannten rasch.
33,13 Fernen … Nahen. Wenn Gott die letzten Feinde Israels nie- derzwingt, wird seine Macht weltweit anerkannt werden. 33,14 erschrocken; Zittern. Wenn Sünder (falsche Bekenner unter den Erwählten) die Macht Gott begreifen, werden sie von Furcht ergriffen (Apg 5,11; Hebr 12,29).
33,15 Gerechtigkeit … aufrichtig. Die einzigen Überlebenden in der Gegenwart der Macht Gottes werden Gerechte sein (Ps 15,1-5; 24,3.4).
33,16 Felsenfesten … Brot … Wasser. Wer mit Gott im Reinen ist, wird völlige Sicherheit und Überfl uss haben (32,15.17.18).
33,17 König in seiner Schönheit. Die Prophezeiung blickt weiter als bis zu Hiskia in seinem Sacktuch, der von seinem Feind unterdrückt wurde, nämlich auf den Messias in seiner Schönheit. Ihn in seiner Herrlichkeit zu sehen ist ein weiterer Lohn für den Gerechten. Die baldige Rettung vor Sanherib war ein Vorgeschmack auf das viel spätere Wunder, wenn der Messias auf seinem Thron sitzen wird.
33,18 An jenem künftigen Tag wird das Volk Gottes sich an frü- here Notzeiten unter Fremdherrschaft erinnern.
33,20 ein Zelt, das nicht mehr wandert. Im Tausendjährigen Reich wird Gottes Gegenwart dauerhaft im wiederhergestellten Jerusalem wohnen.
33,21 Flüsse … breiten Ströme. Gott wird breite Flüsse und Strö- me als Bollwerke der Stadt einführen.
33,22 er wird uns retten. Es wird ausdrücklich gesagt, dass nicht die umgebenden Nationen, sondern Gott Israel retten wird.
33,23 Taue sind locker geworden. Aus eigener Kraft war Jerusa- lem so hilf- und wehrlos wie ein Schiff, dass seiner Taue beraubt ist und deshalb nicht segeln kann. 33,23 die Lahmen Beute machen. Die schwache Stadt schlägt die Angreifer, weil der Herr sie dazu befähigt.
33,24 Ich bin schwach … Sünde vergeben. Wenn Christus wie- derkommt und seine Herrschaft antritt, wird Jerusalem von allen natürlichen und geistlichen Problemen befreit sein.
34,1 Kommt herzu. Jesaja lud die Nationen ein, herbeizukommen, um das Gerichtsurteil Gottes gegen sie zu hören.
34,3 der Gestank. Wenn Leichen längere Zeit unbestattet bleiben, war und ist das schmachvoll und ekelhaft (s. 14,19).
34,4 Himmel werden zusammengerollt. Nicht einmal die Him- mel werden der Auswirkung des Zornes Gottes entkommen. Offenbarung 6,14 bestätigt, dass diese Prophezeiung künftig während Daniels 70. Jahrwoche erfüllt werden wird (s. 2,19; 13,10).
34,5 Edom. Der Prophet wählt Edom als repräsentatives Bei- spiel für alle anderen Nationen (vgl. 63,1; 1Mo 25,23; 4Mo 20,1421; Hes 35,1-15; Ob 1-14; Mal 1,2.3; vgl. 25,10). Volk … mit dem Bann belegt. Wörtl. »geweihtes Volk«. Der negative Unterton dieses Ausdrucks geht auf ihre unfreiwillige Weihe an Gott zurück.
34,6 Lämmer und Böcke … Widder … Jungstiere … starken Stieren. Da die Nationen weder Buße getan noch Gottes geforderten Sündopfern gehorcht hatten, wurden sie selbst zum Sühnopfer für ihre eigenen Sünden. 34,6 Bozra. Eine bedeutende Stadt in Edom etwa 35 km südöstlich vom Südende des Toten Meeres.
34,8 Tag der Rache des HERRN. S. Anm. zu 2,10-22. Gottes Tag der Rache an Edom (63,4) wird auch für die übrigen Nationen ein Tag der Rache Gottes sein (59,17.18; 61,2).
34,9 Gottes Gericht wird die Nationen auf einen Zustand dauer- hafter vulkanischer Auswürfe verwandeln. 34,9 Schwefel … brennendem Pech. 1Mo 19,24.28 beschreibt Sodom mit ähnlichen Ausdrücken (vgl. 30,33; 5Mo 29,22; Ps 11,6; Jer 49,18; Hes 38,22).
34,10 ewig wird sein Rauch aufsteigen. Die Offenbarung sagt dieses Schicksal für das letzte Babylon voraus, das große endzeitliche Weltreich (Offb 14,10.11; 18,18; 19,3).
34,11 Verschiedene Formen aus der Tier- und Vogelwelt symbo- lisieren den entvölkerten Zustand, in welchen die Nationen nach dem Gericht Gottes über sie fallen werden (13,21.22; 14,23). 34,11 Pelikan … Eule … Rabe … Straußen. Diese unreinen Vögel waren ein Zeichen der Verwüstung und Einöde. Ein ähnlicher Symbolismus beschreibt den Endstatus des künftigen Babylon (Offb 18,2; vgl. 13,21; Jer 50,39; Zeph 2,13.14).
34,16 mein Mund ist‘s, der es befohlen. Die Prophezeiungen gegen die Nation in V. 1-15 waren genauso gewiss wie Gottes souveräner Befehl durch seinen Propheten.
34,17 mit der Messschnur zugeteilt. Gott hat Edom so aufgeteilt wie einst Kanaan (4Mo 26,55.56; Jos 18,4-6) und es den wilden Tieren von V. 11-15 zugeteilt.
35,1 Im Gegensatz zum luxuriösen Edom, das zur Wüste werden soll (34,1-17), soll die ganze Welt während der Herrschaft des Messias auf der Erde ein fl orierender Garten werden. Das wird die Schwachen ermuntern. 35,1 Wüste … wie ein Narzissenfeld. Im messianischen Zeitalter werden sich dramatische Veränderung im Land vollziehen (s. 30,23-25; 32,15-20).
35,2 Libanon … Karmel und der Saron. Gebiete am Meer, die für ihre landwirtschaftliche Fruchtbarkeit bekannt sind. Sie werden … sehen. Israel wird anerkennen, dass die neue Fruchtbarkeit der Erde vom Herrn stammt und ihm dafür die gebührende Ehre geben.
35,3 schlaff gewordenen Hände … strauchelnden Knie. Die künftige Änderung der internationalen Rolle Israels dient zur Ermutigung der Entmutigten unter dem Volk. Der Schreiber des Hebräerbriefes verlieh diesem Vers eine weitere Anwendung, um das Ausharren unter den Christen zu stärken, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden (Hebr 12,12). 35,4 Vergeltung … euch retten. Die Rache Gottes (34,8) wird das Mittel sein, mit dem er sein lange unterdrücktes Volk Israel erlöst.
35,5 Augen … aufgetan … Ohren … geöffnet. Der geistliche Zustand der Zielgruppe von Jesajas Dienst wird umgekehrt werden (s. 29,18; 32,3).
35,6 Lahme … lobsingen. Gottes Wiederherstellung im Tausend- jährigen Reich wird auch die körperliche Genesung der Kranken mit einschließen. Jesu erstes Kommen gab einen Vorgeschmack auf diesen künftigen Tag (Mt 11,5; 12,22; Mk 7,37; Lk 7,21; Apg 3,8). 35,6 Ströme in der Einöde … Wasserquellen. Wasser war und ist ein kostbares Gut in Israel (41,18). Im Millennium wird es keine Wasserknappheit geben.
35,7 Schakale wohnten. Die felsigen Klippen, die normalerweise von Schakalen bewohnt werden (34,13), werden zu saftigen Weiden werden.
35,8 heiligen Weg. Das bezieht sich auf den Weg, der die Erlösten zurück nach Jerusalem führt, zum Thron des Messias, sowohl buchstäblich als auch geistlich. Christus selbst ist der Anführer auf diesem Weg, der in 40,3 der »Weg des HERRN« genannt wird.
35,9 Löwen … Raubtier. Die Reise auf diesem Weg der Heiligkeit wird von keinen wilden Tiere bedroht werden. die Losgekauften. Sie werden in Kap. 1-39 nur selten erwähnt (1,27; 29,22), denn dort geht es um Gericht; Begriffe der Erlösung sind häufi ger in Kap. 40-66.
35,10 die Erlösten … entfl iehen. S. 51,11, wo diese Worte noch- mals vorkommen. Am Tag der Wiederherstellung Israels wird überall Freude statt Traurigkeit herrschen.
36,1 – 39,8 Diese 4 Kapitel wiederholen fast wörtlich 2Kö 18,13 – 20,19 (vgl. 2Chr 32,1-23). S. auch die Anm. in 2Kö. Jesaja nahm diesen Stoff auf, um die Hinweise auf Assyrien besser verständlich zu machen. Höchstwahrscheinlich ist Jesaja der Autor dieses Abschnitts, da 2Chr 32,32 besagt, dass Jesaja auch die »Taten Hiskias« schrieb. Diese Kapitel bilden den Übergang, der den ersten Teil der Prophezeiungen Jesajas abschließen. Die Kapitel 36.37 sind die historische Vollendung von Kap. 1-35 – Jerusalems Rettung vor Assyrien – und Kap. 38.39 liefern die historische Grundlage für Kap. 40-66 – eine Vorausschau auf die babylonische Gefangenschaft. 36,1 vierzehnten Jahr des Königs Hiskia. Da Sanherib Jerusalem im Jahre 701 v.Chr. angriff, begann Hiskias Regierungszeit demzufolge 715 v.Chr. Aber da 2Kö 18,1 besagt, dass er die Regierung im dritten Jahr von Hosea antrat, d.h. ca. 729 v.Chr., diente Hiskia als Co-Regent mit Ahas (ca. 729-716 v.Chr.), bevor er als Alleinherrscher den Thron bestieg. Bei den späteren Königen von Israel war es üblich, dass sie ihre Söhne noch zu Lebzeiten in eine Regierungspartnerschaft aufnahmen. Sanherib. Der König von Assyrien (ca. 705 bis 681 v.Chr.). festen Städte. Die Entdeckung der antiken Annalen des Sanherib offenbart, welche Städte er auf seinem Feldzug von Sidon nach Süden entlang der Mittelmeerküste eroberte.
36,2 Rabschake. Der Sprecher der 3 höchsten Offi ziere Sanhe- ribs. Er repräsentierte den König in dieser Situation vor Jerusalem (s. 2Kö 18,17). großen Heeresmacht. Das war eine Teil der Hauptarmee (37,36), mit dem Sanherib hoffte, Juda zu täuschen und in Unterwerfung zu bringen. Lachis. Eine Stadt etwa 40 km südwestlich von Jerusalem. Sanherib eroberte diese Stadt am Ende seines Feldzuges, als der die Botschafter aussandte. Wasserleitung des oberen Teiches. Jesaja hatte sich mit Ahas an derselben Stelle getroffen und ihn erfolglos davon abzubringen versucht, auf fremde Mächte zu vertrauen (7,3).
36,3 Eljakim … Schebna. S. Anm. zu 22,19-22. Joach … der Kanzleischreiber. Er hatte den Posten eines Vermittlers zwischen König und Volk. 36,4-10 Der Rabschake vertrat eine zweifache Logik: 1.) Ägypten war unfähig, Jerusalem zu retten (V. 4-6.8.9), und 2.) der Herr hatte die Assyrer berufen, Juda zu zerstören (V. 7.10).
36,4 große König, der König von Assyrien. Der selbstverliehene Titel des assyrischen Königs. Im Gegensatz dazu ließ der Rabschake schamlos jeden Titel für Hiskia aus (V. 4.14.15.16).
36,5 leeres Geschwätz. Im Krieg galten Worte nichts. Anders ge- sagt: Juda war wehrlos.
36,6 geknickten Rohrstab … Ägypten. Der assyrische Rat erin- nerte stark an den von Jesaja (19,14-16; 30,7; 31,3).
36,7 dessen Höhen und Altäre. Der Rabschake dachte irrtümli- cherweise, Hiskias Reformen, d.h. die Abschaffung der Götzen (2Kö 18,4; 2Chr 31,1), habe die Möglichkeit genommen, den Herrn anzubeten. diesem Altar. Dass der Tempel Salomos das Zentrum jeglichen Gottesdienstes sein sollte, war dem polytheistischen Assyrer völlig fremd.
36,8 Der Rabschake verspottete und verniedlichte Judas beste Verteidigungen, und das sogar, obwohl sie Hilfe von Ägypten erwarteten.
36,10 Der HERR selbst hat zu mir gesprochen. Die prahlerische Behauptung des Rabschake, er sei vom Gott Judas zu dieser Mission bevollmächtigt, war vielleicht ein Trick, um eine Ergebung zu erzielen, aber sie passt zu Jesajas Prophezeiung, dass der Assyrer Gottes Werkzeug sein werde, um sein Volk zu züchtigen (8,7.8; 10,5.6). Die Assyrer hatten das vielleicht von Partisanen erfahren oder wussten es nicht, aber Juda war es bekannt.
36,11 aramäisch … judäisch. Hiskias Vertreter waren sich des Alarms bewusst, der durch die Vorstellung ausgelöst wurde, dass der Herr auf Seite der Assyrer sei, und baten den Rabschake, von Hebräisch zu Aramäisch zu wechseln, der Diplomatensprache, damit das Volk auf der Mauer ihn nicht verstand und nicht erschreckt wurde.
36,12 Männern … auf der Mauer. Der ausländische Gesandte setzte seine Bemühungen fort, die Moral der Stadt zu zermürben, indem er von den Schrecknissen der Hungersnot sprach, die eine lange Belagerung mit sich brachte.
36,13 Der Rabschake sprach länger und lauter und erklärte, His- kia könne die Stadt nicht retten, aber der große König, der König von Assyrien, könne dem Volk Überfl uss verschaffen (V. 16.17).
36,16 Macht Frieden mit mir. Wörtl. »Macht einen Segen mit mir«. Der Offi zier lud das Volk ein, einen Bund mit Assyrien zu schließen und sich zu ergeben.
36,17 in ein Land führe. Der Rabschake machte keinen Hehl aus Assyriens wohl bekannter Praxis, eroberte Völker in ferne Länder zu verschleppen.
36,18 In den Augen des Rabschake war der Herr einer von vielen Göttern, die von den Nationen angebetet wurden, die die Assyrer erobert hatten (vgl. 10,8-11).
36,21 schwiegen aber still. Hiskia hatte offenbar das Ultimatum der Assyrer vorausgeahnt und seinen Vertretern und den Männern auf der Mauer gesagt, nicht zu antworten.
36,22 zerrissenen Kleidern. In einem Zustand der Trauer und schockiert über die Gotteslästerung, die sie gehört zu haben meinten, erstatteten die Vertreter des Königs ihm Bericht.
37,1 zerriss … Sacktuch. Eine Reaktion, die Hiskias Trauer, Buße und Zerknirschung symbolisierte. Die Nation musste Buße tun und der König musste dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Haus des HERRN. Gott bezeichnete den Tempel als sein »Gebetshaus« (56,7; Mt 21,13; Mk 11,17; Lk 19,46), deshalb war der Tempel der angemessene Ort, wo Sünden bekannt und Vergebung erbeten werden sollte (vgl. Ps 73,16.17).
37,2 Ältesten der Priester. Ältere religiöse Führungspersonen in Israel.
37,3 keine Kraft zum Gebären. Hiskia verglich sein Dilemma mit einer Mutter in Wehen, die unfähig ist ihr Kind zu gebären. Jerusalem musste geboren werden, aber er war hilfl os und konnte es nicht zustande bringen.
37,4 den lebendigen Gott zu verhöhnen. Hiskia erfuhr, dass der Rabschake den Herrn herabgewürdigt hatte, indem er ihn mit anderen Göttern verglich und stellte den Unterschied heraus zwischen dem lebendigen Gott und den leblosen und hilfl osen Götzen (40,18-20; 46,57). Überrest, der noch vorhanden ist. Nur Jerusalem verblieb noch unerobert. Hiskia bat Jesajas, für die Stadt zu beten.
37,6 Fürchte dich nicht. Dieselbe Zusicherung hatte Jesaja Ahas gegeben (7,4).
37,7 Geist. Der Herr verhieß, Sanherib so geneigt zu machen, dass er Jerusalem unverrichteter Dinge verlässt und heimkehrt.
37,8 Libna. Nachdem Sanherib Lachis erobert hatte, marschierte er zu dieser kleinern Stadt nördlich von Lachis weiter.
37,9 Tirhaka, dem König von Äthiopien. Tirhaka wurde erst 11 Jahre nach der Belagerung von 701 v.Chr. König von Äthiopien (und Ägypten), deshalb sagt Jesaja mit dem Begriff »König« seinen künftigen Titel voraus. In diesem Moment war er jedoch eine Bedrohung für Sanherib von Süden, die ihn veranlasste, Jerusalem in Norden nochmals aufzurufen, sich zu ergeben.
37,10 Der König von Assyrien sandte Boten, um die im Ultimatum des Rabschake genannten Argumente von 36,4-19 zusammenzufassen. 37,10 verführen. Der Vorwurf der Verführung richtete sich zuerst gegen Hiskia (36,14) und dann gegen den Herrn.
37,11 Diese Drohung wiederholt die Hauptaussage von 36,18-20.
37,12 Die hier erwähnten eroberten Städte lagen zwischen Tigris und Euphrat in Mesopotamien.
37,13 Das sind Städte von Aram, die kürzlich an die Assyrer gefallen waren.
37,14 Haus des HERRN. Der gottesfürchtige Hiskia kehrte pfl ichtge- mäß ins Haus des Herrn zurück (vgl. V. 1), im Gegensatz zu Ahab, der sich in einer ähnlichen Krise sogar weigerte, ein Zeichen vom Herrn zu erbitten (7,11.12).
37,16 der du … thronst … den Himmel und die Erde. Grundla- ge für Hiskias Bitte war Gottes Rolle als souveräner Herr und Schöpfer des Universums, und nicht etwa Judas Würdigkeit, gerettet zu werden.
37,17 höre … sieh … höre. Im Gegensatz zu den Göttern anderer Nationen (Ps 115,4-7), hört und sieht der Gott Israels alles.
37,18 Hiskia widerlegte die assyrische Theorie, dass der Herr nicht anders sei als die Götter der anderen Nationen, die ihre Anbeter nicht retten können.
37,20 du allein. Hiskia nannte bei seiner Bitte um Errettung für Je- rusalem die höchste Motivation überhaupt: dass die Welt erkennen möge, dass der Herr allein Gott ist (vgl. Dan 9,16-19).
37,21 Jesaja, der Sohn des Amoz. Sofort nach Beendigung von Hiskias Gebet bekam Jesaja eine Antwort vom Herrn.
37,22 spottet über dich. Jerusalem wird als Jungfrau beschrieben, die einem Vergewaltiger hilfl os ausgeliefert ist, aber das »letzte Lachen« über Sanherib hat.
37,23 verhöhnt und gelästert. Der Herr hörte Sanheribs Verhöh- nung auf ihn (37,17).
37,24 Sogar die Knechte Sanheribs hatten geprahlt, Assyrien sei unaufhaltsam.
37,26 habe ich es kommen lassen. Gott korrigierte Sanheribs Ei- telkeit; er hatte nichts aus eigener Kraft erobert, sondern war lediglich ein Werkzeug in der Hand des Herrn.
37,27 sie erschraken. Assyrien hatte bei seinen Eroberungen Völ- ker völlig überwältigt.
37,28 gegen mich tobst. Dass Sanherib nicht erkannte, dass er nur ein Werkzeug in der Hand des Herrn war, war schlimm, aber dass er Gott herabwürdigte, war viel schlimmer.
37,29 Ring in die Nase … Zaum in dein Maul. Als der Herr San- herib richtete, behandelte er ihn wie ein störrisches Tier mit einem Ring in der Nase bzw. einem Zaum im Maul. Einige antike Quellen weisen darauf hin, dass Kriegsgefangene vor einem König hergeführt wurden und dazu an einer Schnur aufgereiht waren, die an einem Haken oder Ring durch Oberlippe und Nase befestigt war. In dieser Weise wurde er in sein eigenes Land zurückgeführt.
37,30 Zeichen. Die zwei Jahre, während der sie sich vom Wachstum der Früchte ernährten, waren die zwei Jahre, in welchen Sanherib sie belagerte (vgl. 32,10). Er verließ Jerusalem sofort nach der Befreiung (37,37), und im dritten Jahr konnte das verbliebene Volk wieder Landwirtschaft betreiben.
37,31 übrig geblieben … Überrest. Der Überrest der Überle- benden in Jerusalem hatte Nachkommen, die das Land wieder füllten (1,9.27; 3,10; 4,3; 6,13; 8,16.17; 10,20.22; 11,12.16; 26,1-4.8; 27,12; 28,5; 37,4).
37,32 Eifer des HERRN der Heerscharen. Dieselbe Bestätigung für Gottes Verheißung in 9,7 versicherte die künftige Aufrichtung des messianischen Reiches. Die Errettung vor Sanherib zur Zeit von Hiskia war ein Vorgeschmack auf die buchstäbliche, letztendliche Wiederherstellung Israels.
37,33 soll nicht … hineinkommen … Wall … aufwerfen. Gott verhieß, dass die Assyrer nicht einmal eine natürliche Bedrohung für Jerusalem sein werden. Sie rückten nahe heran, aber konnten die Stadt niemals wirklich einnehmen.
37,34 soll er wieder zurückkehren. Im Gegensatz zu seiner An- kunft in Juda als überheblicher, unbesiegbarer Monarch kehrte er nach Assyrien zurück als geschlagener, deprimierter »Oldie«. In seinen eigenen Annalen behauptet er, Jerusalem nicht erobert, sondern nur »den Mund gestopft« zu haben.
37,35 um meinetwillen. Da Sanherib direkt die Treue des Herrn gegenüber seinem Wort in Frage gestellt hatte (V. 10), stand bei diesem Wettstreit mit dem Assyrer die Treue Gottes auf dem Spiel (vgl. Hes 36,22.23). um meines Knechtes David willen. Gott verbürgte sich, Davids Nachkommenschaft auf seinem Thron zu erhalten (2Sam 7,16; vgl. 9,6.7; 11,1; 55,3).
37,36 der Engel des HERRN. Hier verwendet Jesaja zum einzigen Mal diesen Titel, der ansonsten häufi g im AT vorkommt und eine Bezeichnung für den Herrn selbst ist. Zur Identifi kation s. Anm. zu 2Mo 3,2. erschlug. Auch säkulare Berichte erwähnen dieses massive Blutbad unter den assyrischen Truppen, ohne natürlich seinen übernatürlichen Ursprung zu erwähnen (vgl. 2Mo 12,12.29).
37,37 Ninive. Die Hauptstadt von Assyrien. 37,38 Haus seines Gottes. Der Ort, wo Sanherib starb (ca. 681 v.Chr.) erinnert an die Ohnmacht seines Gottes Nisroch im Gegensatz zur Allmacht von Hiskias Gott. erschlugen ihn. Sanheribs erbärmlicher Tod geschah 20 Jahre nach seiner Konfrontation mit dem Herrn bezüglich des Schicksals von Jerusalem. Ararat. Ein Bergland nördlich von Israel und westlich von Assyrien (vgl. 1Mo 8,4; 2Kö 19,37; Jer 51,27). Esarhaddon. Der Nachfolger von Sanherib (ca. 681-669 v.Chr.).
38,1 In jenen Tagen … todkrank. Hiskia wurde vor der assyrischen Belagerung Jerusalems krank, wie in Kap. 36.37 beschrieben ist. Jesaja platzierte die Geschichte von dieser Krankheit hier zusammen mit Kap. 39 als Einleitung zu Kap. 40-66. S. Anm. zu 2Kö 20,1. Bestelle dein Haus. Eine Anweisung, die Hiskia aufforderte, seiner Familie sein Testament zu unterbreiten (vgl. 2Sam 17,23; 1Kö 2,1-9). du sollst sterben und nicht am Leben bleiben. Diese Ankündigung klang endgültig, aber Hiskia wusste, dass Gott bereit war, sein Bittgesuch zu hören (vgl. 2Mo 32,7-14).
38,2 betete … weinte sehr. S. Anm. zu 2Kö 20,2.3.
38,3 ganzem Herzen. Hiskia basierte seine implizite Bitte um ein verlängertes Leben auf sein ungeteilten Wunsch, dem Herrn zu gefallen. 38,5 15 Jahre. Die sofortige (2Kö 20,4) Antwort des Herrn gewährte dem König seine Bitte. Dass eine Prophezeiung so schnell revidiert wurde, beunruhigte Jesaja nicht so wie es später bei Jona der Fall war (Jon 4,2.3). Jesaja ähnelte in dieser Hinsicht Nathan (2Sam 7,3-6).
38,6 Ich will dich und diese Stadt … von erretten. Die Erret- tung, die im vorigen Kapitel beschrieben wurde.
38,7 Zeichen … um zehn Stufen zurückkehren. Hier wird zum ersten Mal ein Gerät zur Zeitmessung in der Bibel erwähnt. Nach 2Kö 20,8-10 erbat Hiskia dieses Zeichen als Bestätigung für die Verheißung des Herrn, ihn zu heilen.
38,9 Aufzeichnung Hiskias. Als Antwort auf seine Heilung schrieb Hiskia diesen Bericht von seiner hilfl osen Situation angesichts des Todes (V. 10-14) und erzählte von Gottes Reaktion auf seinen Zustand (V. 1520). Dieses Gedicht fehlt im parallelen Abschnitt in 2Kö.
38,10 In meinen besten Jahren. Der König war wahrscheinlich in den Dreißigern oder Vierzigern, als er krank wurde.
38,11 Ich werde den HERRN nicht mehr sehen. Hiskia befürchtete, dass der Tod seine Gemeinschaft mit dem Herrn beenden würde. Im Hebr. steht für »Herr« eine Wiederholung der Kurzform des Namens Jahwe (also »Jah«, »Jah«). S. 12,2; 26,4 zu weiteren solchen Wiederholungen.
38,12 Hirtenzelt … Weber. Zwei Vergleiche mit vergänglichen Waren veranschaulichen, wie der Tod in einem Augenblick das wegnimmt, was so dauerhaft erschien.
38,14 gurrte … tritt als Bürge für mich ein! In seiner Hilfl osig- keit fl ehte Hiskia Gott an, ihn vor dem drohenden Tod zu retten.
38,15 führte es auch aus. Der König hatte völlige Zuversicht in Gott.
38,16 mich gesund machen und aufl eben lassen. Dass der Kö- nig überlebte, war Gottes Errungenschaft.
38,17 meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen. Hiskia merkte, dass seine Krankheit irgendwie mit seiner Sündigkeit zu tun hatte. Um von ersterer frei zu werden, musste er auch letztere loswerden.
38,18 können nicht … hoffen. Hiskia hatte die Auferstehung der Gläubigen nur unvollständig verstanden. Aber er lag richtig in seiner Erkenntnis, dass der Tod jede Möglichkeit beendete, Gott auf der Erde in Gegenwart von Menschen zu loben und anzubeten.
38,19 Vater … Kindern. Das Wort über die Treue Gottes wurde von Generation zu Generation weitergegeben (5Mo 4,9; 6,7; Ps 78,3.4). Wenn Hiskia zu dieser Zeit noch keinen Erben hatte, war er aus anderen Gründen darüber frustriert, dass er vorzeitig sterben sollte.
38,20 Saitenspiel … im Haus des HERRN. Hiskia war so von Dank- barkeit gegenüber Gott überwältigt, dass er sich gezwungen sah, diesen Dank währen seiner 15 verbleibenden Jahre auf Erden deme nts prechend zum Ausdruck zu bringen.
38,21 Diese zwei Verse liefern Hintergrundinformationen über den Bericht in V. 1-8. 38,21 Salbe auf das Geschwür. Das war die Medizin zur Heilung der Krankheit des Königs (2Kö 20,7).
38,22 Zeichen. Hiskias Bitte erklärte, warum der Herr ihm durch ein Zeichen bestätigte, dass er geheilt werden würde (V. 7; vgl. 2Kö 20,8). das Haus des HERRN. Hiskia ging zum Tempel (V. 20), so wie Jesaja ihn aufgefordert hatte (2Kö 20,5.8).
39,1 Zu jener Zeit. Direkt nach Hiskias Krankheit und Genesung. Merodach-Baladan. S. Anm. zu 2Kö 20,12.
39,2 Hiskia freute sich. Der Text sagt nichts dazu, ob er sich über die Schmeichelei freute, oder aus dem Wunsch heraus, Hilfe vor der zunehmenden assyrischen Bedrohung zu bekommen. Vgl. »schenkte ihnen Gehör« in 2Kö 20,13. Schatzhaus … Schatzkammern. Zweifellos um seine Besucher zu beeindrucken zu versuchen (2Chr 32,25) zeigte Hiskia alles, was er zu einer Allianz gegen die Assyrer beitragen konnte.
39,3 kam der Prophet Jesaja. Gottes Sprecher kam ohne Einla- dung, um den König zur Rede zu stellen, wie es oft geschah (z.B. 7,3; 2Sam 12,1; 1Kö 13,1; 18,16.17).
39,5 Wort des HERRN … nach Babel weggebracht. Jesaja sagte die Babylonische Gefangenschaft voraus, die über ein Jahrhundert später eintreffen sollte (586 v.Chr.). Das war eine weitere Prophezeiung, die in allen angekündigten Details erfüllt wurde.
39,6 nichts übrigbleiben. Hiskias Sünde, seinen Reichtum vor den Besuchern vorzuführen, war ein Schuss, der nach hinten los ging, obgleich diese Sünde nur symptomatisch war für den letztendlichen Grund für die Gefangenschaft. Die Hauptursache war die korrupte Leiterschaft von Manasse, Hiskias Sohn (2Kö 21,11-15).
39,7 Söhnen, die von dir abstammen. Für einen König ohne Er- ben war das sowohl eine gute Nachricht (nämlich, dass er eines Tages einen Sohn haben würde) als auch eine schlechte (nämlich, dass seine Söhne in die Gefangenschaft gehen müssen). S. 2Kö 24,12-16; 2Chr 33,11; Dan 1,3.4.6 zur Erfüllung dieser Prophezeiung.
39,8 Das Wort des HERRN … ist gut. Eine überraschende Antwort auf die negative Prophezeiung von V. 5-7! Vielleicht erkannte er damit Jesaja als Gottes treuen Boten an. Friede und Sicherheit sein zu meinen Lebzeiten. Hiskia reagierte vielleicht eigennützig oder suchte vielleicht dem düsteren Schicksal seiner Nachkommen etwas Positives abzugewinnen.
40,1 – 66,24 Die Prophezeiungen von Kap. 1-39 richteten sich an das Volk von Juda in seiner Situation zur Zeit des Wirkens Jesajas (739 v.Chr. bis ca. 686 v.Chr.). Die Prophezeiungen von Kap. 40-66 richteten sich an das Volk von Juda, als sei die angekündigte Babylonische Gefangenschaft (39,5-7) bereits gegenwärtige Realität, obwohl diese Gefangenschaft erst 605-586 v.Chr. begann. Die Aussage »Keinen Frieden, spricht der HERR, gibt es für die Gottlosen!« (48,22; 57,21) unterteilt diesen Abschnitt in drei Abschnitte: Kap. 40-48, Kap. 49-57 und Kap. 58-66. 40,1 In diesem Abschnitt geht es um die Hoffnung und den Trost einer gesegneten Zukunft nach dem Gericht Gottes der bevorstehenden Babylonischen Gefangenschaft. 40,1 Tröstet, tröstet. Diese Prophezeiung richtet sich an die Pro- pheten Gottes und weist sie an, ein Thema besonders zu betonen: den Trost an ein verbanntes Volk in einem fremden Land viele Hundert Kilometer von ihrer Heimatstadt Jerusalem. Gott hat gute Pläne reichen Segens für Israel in der Zukunft, weil es sein Bundesvolk ist, das niemals endgültig verworfen werden wird (vgl. Röm 11,2).
40,2 Schuld abgetragen … Zweifaches empfangen für alle ihre Sünden. Grausame Ermordung und Verschleppung durch die Babylonier reichte als Zahlung für vergangene Sünden aus; deshalb wird Israel eines Tages nach der Zerstreuung in alle Welt in Frieden in sein Land zurückkehren, und zwar in die Herrlichkeit des messianischen Reiches.
40,3 Eine prophetische Ermahnung forderte Israel auf, sich auf die Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn bei Ankunft des Messias vorzubereiten. Die Bibel zeigt Johannes den Täufer als denjenigen, der diese Rolle erfüllt (Mt 3,3; Mk 1,3; Lk 3,4-6; Joh 1,23). Gleicherweise zeigt sie den künftigen Vorläufer des Messias, der wahrscheinlich Elia sein wird, der Christi Wiederkunft vorbereitet (Mal 3,1.23.24). 40,3 bereitet den Weg. Der Überrest Israels konnte Hindernis- se auf dem Weg des kommenden Messias entfernen, indem diese Israeliten über ihre Sünden Buße taten. Johannes der Täufer erinnerte seine Zuhörer, dass dies notwendig ist (Mt 3,2), ebenso wie Jesus selbst (Mt 4,17; Mk 1,15). Diese Verse deuten auf den damaligen orientalischen Brauch hin, dass Monarchen auf Reisen Boten voraussandten, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Gehwege zu schaffen, unebene Straßen, Hügel und Täler zu ebnen (vgl. 45,1.2). Johannes hatte die Aufgabe, das Volk für die Ankunft des Messias bereit zu machen.
40,5 Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren. Im künftigen messianischen Reich ist Jerusalems Elend zu Ende und wird von der Herrlichkeit des Herrn ersetzt; deshalb wird die Stadt Trost empfangen (V. 2) und jeder wird die glorreiche Rettung Gottes sehen (vgl. 52,10; Hab 2,14; Offb 21,23; vgl. 11,9). der Mund des HERRN hat es geredet. Die gleiche Bestätigung fi ndet sich in 1,20; 58,14; 62,2.
40,6 Alles Fleisch … Blume ist abgefallen. Jesaja beschrieb, wie vergänglich das menschliche Leben ist: heute dort, morgen fort. Die Menschen vergehen wie Pfl anzen unter der heißen Brise des trockenen Ostwinds. Jakobus lehrte anhand dieser Illustration, wie töricht es ist, auf materiellen Wohlstand zu vertrauen (Jak 1,10.11). Petrus veranschaulichte damit die vergängliche Natur alles dessen, was mit der Menschheit zu tun hat (1Pt 1,24.25).
40,8 das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. Die Bestän- digkeit des Wortes Gottes garantiert, dass es keinerlei Abweichungen vom Plan Gottes geben wird (55,11). Er hat verheißen, dass Jerusalem gerettet wird (V. 2), und zwar bei seinem Kommen (V. 3-5). Deshalb muss es so geschehen (vgl. Mt 5,18; Lk 16,17).
40,9 Zion … frohe Botschaft … Jerusalem … frohe Bot- schaft. Wie ein Bote auf einem Berg, der von allen gesehen und gehört wird, so forderte der Prophet die Stadt auf, den anderen Städten Judas laut die frohe Botschaft von Gottes Gegenwart zu verkünden (vgl. 2,3). Seht, da ist euer Gott! Zur Wiederherstellung von Israel in seinem Land gehört auch, dass Gott nach vielen Jahrhunderten wieder in Jerusalem gegenwärtig ist (Hes 43,1-7; Offb 21,22.23; vgl. Hes 11,22.23).
40,10 GOTT, der Herr, kommt mit Macht. Bei seiner Wiederkunft kommt Christus mit Macht, um seine Feinde zu besiegen und das verstreute Israel im Land zu versammeln (Mt 24,31; Offb 19,11-21).
40,11 sein Arm. Ein Bild für Gottes Allmacht. Derselbe Arm, der in seiner Macht im Gericht die Juden über die ganze Erde zerstreut, wird auch Israels Unterdrücker besiegen (V. 10) und seine Herde zärtlich ernähren und leiten (Ps 23,1.2; Jer 31,10; Hes 34,11-16; Mi 2,12).
40,12 Durch eine Reihe von Fragen mit der impliziten Antwort »nein« betont der Prophet die Allmacht und Allwissenheit Gottes, des Gottes, dessen Ankunft Israel den in V. 1-11 angekündigten Trost bringen wird. 40,12 Wer hat … gemessen … mit Waagschalen? Allein Gott hat die Macht, das natürliche Universum und die Erde in vollkommener Ausgewogenheit zu erschaffen und Berge und Meere perfekt auszutarieren, sodass sich die Erde in vollkommener Weise im Raum bewegt. Dieses erstaunliche Gleichgewicht unseres Planeten wird als Wissenschaft der Isostasie bezeichnet.
40,13 den Geist des HERRN ergründet. Jesaja wies auf die un- vergleichliche Weisheit Gottes hin. Paulus spielte auf diesen Vers an im Zusammenhang mit Gottes Weisheit in seinem Handeln mit Juden und Heiden (Röm 11,34) und mit Gottes Verleihung von Weisheit an den geistlichen Gläubigen (1Kor 2,16).
40,15 Da die umgebenden Nationen, die Israel unterdrückten, im Vergleich zur Größe und Macht des Herrn völlig unbedeutend waren, konnten sie nicht verhindern, dass sein Ratschluss zustande kommt. Dass er Israel erretten wird, stand fest.
40,16 Brennholz … Brandopfer. Gott ist so groß und verdient so viel Anbetung, dass sogar die riesigen Holz- und Tierressourcen des Libanon nicht ausreichen, um ihm gebührend viele Opfer zu bringen.
40,18 Der Prophet zeigte in sarkastischer Weise auf, wie vergeb- lich es ist zu versuchen, die Unermesslichkeit Gottes – seine Macht, Weisheit und Mittel – in Form selbstgemachter Götzen zu erfassen, so verziert, beständig und unbeweglich sie auch sein mögen.
40,21 Jesaja pries Gott als Schöpfer, auf den die Juden ihr gan- zes Vertrauen setzen sollten. 40,21 verkündigt … Einsicht erlangt. Während der ganzen Welt- geschichte hatten die Menschen durch besondere Offenbarungen Gottes erfahren, dass nicht Götzen, sondern der Herr alle Dinge erschaffen hat. Das hatten sie auch aus der natürlichen Offenbarung erkannt, wenn ihr Verstand die Schöpfung betrachtete (vgl. Röm 1,20).
40,22 über dem Kreis der Erde thront. Das Wort »Kreis« kann auf die Kugelform der Erde angewendet werden, über welcher Gott thront. Das impliziert, dass Gott seine Schöpfung kontinuierlich trägt und erhält (Kol 1,17; Hebr 1,3). Wenn Gott herniederschaut, sehen die Menschen für ihn, der den Himmel des Universums ausgebreitet hat, wie Insekten aus.
40,23 Fürsten … Richter. Gott bestimmt nach seinem Willen über menschliche Führungspersonen (34,12; Hi 12,17-21; Ps 107,40; Dan 2,21). Vers 24 erklärt, wie plötzlich Gott sie wegnehmen kann.
40,25 vergleichen … gleich sein. Israel war so töricht, dass es ei- nen solchen souveränen, allmächtigen Herrn mit den Göttern ihrer babylonischen Fronherren verglich (s. V. 18). 40,26 diese erschaffen. Anstatt die Sterne zu verehren (47,13; 5Mo 4,19; Jer 7,18; 8,2; 44,17) hätte Israel in ihnen Hinweise auf Gottes Schöpfermacht sehen sollen (Ps 19,2). So unzählbar die Sterne auch sind, kennt und benennt er doch jeden einzelnen. Kein einziger Stern läuft in die Irre, sondern alle werden von den Kräften gehalten, mit denen er das Universum ausgestattet hat, um sie in ihrer Bahn und an ihrem Ort zu halten.
40,27 Der Prophet wendete die tröstenden Wahrheiten von V. 1-26 über Gott an auf Israels Situation in Babylon während der bevorstehenden Gefangenschaft. 40,27 Warum sprichst du …? Angesichts dessen, wer Gott ist, wie konnte sein verbanntes Volk da denken, dass er es vergessen habe oder nicht um ihren Zustand wüsste?
40,28 wird nicht müde noch matt. Gott war nicht zu schwach, um für sein Volk zu handeln, noch war Müdigkeit ein Hindernis für den Schöpfer, um für sein Volk zu sorgen (vgl. V. 29.30). Obwohl sogar die Jungen und Starken ermüden und fallen, passiert dies dem Alten an Tagen niemals. unerschöpfl ich. Für den menschlichen Verstand ist nicht völlig nachvollziehbar, auf welche Weise Gott in seiner Weisheit seine Verheißungen erfüllt, Israel zu erretten. In Gottes Plan der künftigen Wiederherstellung Israels sah Paulus ein weiteres Beispiel für diese Wahrheit (Röm 11,33; s. Jes 40,13).
40,31 auf den HERRN harren. S. 8,17; 49,23. Es ist ein allgemeines Prinzip, dass geduldige, betende Gläubige in ihren Prüfungen von Gott mit Kraft gesegnet werden (vgl. 2Kor 12,8-10). Der Herr erwartete auch von seinem Volk, dass es geduldig sein und sein Kommen in Herrlichkeit erwarten sollte. Dann wollte er endlich die Verheißungen der nationalen Errettung erfüllen, und dann sollte das gläubige Israel stärker werden als jemals zuvor.
41,1 Inseln. Die Küstenlandstriche und Inseln des Mittelmeers re- präsentierten die Nationen. neue Kraft gewinnen. Die Nationen, die sich weigerten, auf den Herrn zu warten, wurden von ihm herausgefordert, still zu staunen und sich dann auf zu machen, um ihre Kraft zu erneuern (vgl. 40,31). Das bedeutet, dass sie ihre besten Argumente sammeln sollten, um ihre Rechtssache vor dem Herrn geltend zu machen.
41,2 vom Aufgang her. Der Herr salbte Kyrus den Großen, den König von Persien, um seinen gerechten Willen auszuführen, indem er im Jahre 539 v.Chr. Babylon eroberte und einigen verbannten Juden erlaubte, nach Jerusalem zurückzukehren (vgl. 41,25; 44,28; 45,1). Er gründete das Persische Reich und regierte etwa von 550 bis 530 v.Chr.
41,3 verfolgt … mit seinen Füßen nie zuvor betrat. Kyrus ero- berte mit Leichtigkeit Gebiete, die er nie zuvor betreten hatte.
41,4 Erste … Letzten. Er existierte vor aller Zeit und wird auch nach der Weltgeschichte weiterexistieren (vgl. 44,6; 48,12; Offb 1,17; 2,8; 22,13). derselbe. Diese beiden hebr. Wörter kann mach auch übersetzen mit »der Ich-Bin« (s. also 42,8; 43,10.13; 46,4). Das ist ein messianischer Titel, den Jesus oft als ausdrückliches Zeugnis für seine Gottheit anwendete (z.B. Mk 13,6; 14,62; Lk 21,8; Joh 8,28.58; 13,19). Der Titel stammt ursprünglich von der Selbstoffenbarung des Herrn gegenüber Mose in 2Mo 3,14.
41,5 Als die Nationen den Gesalbten des Herrn, Kyrus, heranrü- cken sahen, wandten sie sich nicht zum Herrn, sondern wandten sich stattdessen aneinander, um Hilfe zu suchen, und machten noch mehr Götzen. S. 40,18-20, wo Jesaja die Götzen und ihre Hersteller beschreibt.
41,8 Israel, mein Knecht. Die Treuen aus der Nation werden mit einem gemeinsamen Ehrentitel bezeichnet: als Knecht des Herrn (s. Anm. zu 20,3). Als Gottes Knecht standen sie im krassen Gegensatz zu den anderen Nationen (V. 5-7). Vgl. Israel als Knecht in 42,18-25. Abrahams, meines Freundes. »Freund« ist ein noch höherer Titel als »Knecht« (Joh 15,14.15; vgl. 2Chr 20,7; Jak 2,23) und spricht von noch größerer Treue.
41,9 von den Enden der Erde ergriffen. In der Endzeit wird Gott Israel aus seiner weltweiten Zerstreuung sammeln, wie er es aus Ägypten und Babylon sammelte, denn Israel ist Gottes erwählte Nation (vgl. 45,4; Am 3,2).
41,10 fürchte dich nicht. Israel brauchte Gottes zerstörerisches Gericht nicht zu fürchten, wie es die anderen Nationen zu fürchten hatten (V. 5.13.14; 43,1.5), denn er ist ihr Gott und hält seine Verheißung, die Nation wiederherzustellen.
41,11 Durch die Hilfe des Herrn sollten die Feinde Israels ge- schwächt werden und verschwinden (60,12; Sach 12,3), während Israel von Gott gestärkt wurde.
41,14 Würmlein. Damit ist die Geringschätzung Israels durch die gottlosen Nationen gemeint; derselbe Ausdruck wird auch für den Messias am Kreuz verwendet (Ps 22,7). dein Erlöser ist der Heilige Israels. Das hebr. Wort für »Erlöser« bezieht sich auf einen nahen Verwandten, der die Gelegenheit und Verantwortung hat, etwas zurückzukaufen, was ein Verwandter verloren hat (s. Anm. zu Rt 2,20). Der Begriff kommt noch 5 weitere Male im Zusammenhang mit dem Titel »Heiliger Israels« vor (S. Anm. zu 43,14; 47,4; 48,17; 49,7; 54,5). Wie der Herr sein Volk mit dem Blut des Passahlammes von der Knechtschaft aus Ägypten loskaufte, so wird er es durch das Blut des wahren Lammes Jesus Christus aus dem weltweiten Exil erlösen, wenn sie im Glauben zu ihm umkehren (vgl. Sach 12,10-13,1).
41,15 Berge … Hügel. Bildhafte Repräsentationen fremder Na- tionen, die Israel im messianischen Reich zu Nichts zermürben wird, wenn der Herr Jesus sich als König in Jerusalem auf den Thron setzt.
41,17 Elenden und Armen. In seinem erniedrigten Zustand als Gefangener fremder Nationen wird Israel als durstig auf Segen und Freude beschrieben. Im künftigen Reich des Messias wird das Land Israel gut bewässert sein (vgl. 12,2.3; 35,6.7; 43,19-20; 44,3.4; 48,20-21). Das ist ein realer natürlicher Segen, der hier jedoch die geistliche Erquickung symbolisiert, die Israel im Tausendjährigen Reich genießen wird.
41,19 Myrten und Ölbäume … Wacholderbäume … Zypres- sen. Üppige Vegetation wird das Land bereichern, wenn Gott seine Schöpfung erlöst (35,1.2.7; Röm 8,19-21).
41,22 was sich ereignen wird … was künftig geschehen wird. Gott forderte die Götzen heraus, ihre Kompetenz zu beweisen, indem sie künftige Ereignisse voraussagen, wie der Herr es beim »Früheren« getan hat, d.h. beim Erwecken des Kyrus (V. 2), der Vertreibung der Assyrer von Jerusalem (Kap. 36.37) und der Heilung Hiskias (Kap. 38).
41,23 Gutes oder Böses. Gott forderte die Götzen auf, Errettung oder Gericht zu verkünden und auszuführen, so wie er es getan hatte.
41,24 gar nichts … nichtig. Die Götzen waren nicht das, wofür die Menschen sie ausgaben, denn sie konnten weder die Zukunft voraussagen, noch konnten sie richten oder erretten. Sie waren nutzlos (44,9; Ps 115,2-8; 1Kor 8,4; 10,19; Gal 4,8).
41,25 von Norden … von Sonnenaufgang. Kyrus, der König von Persien, das östlich von Babylon lag, rückte von Norden her an Babylon heran, wo er vor der Eroberung Babylons bereits Medien erobert hatte. meinen Namen anruft. Das wurde offenbar erfüllt durch den Erlass des Kyrus in Esr 1,1-4.
41,26 niemand. Kein Wahrsager hat jemals in ähnlicher Weise wie der Herr künftige Geschehnisse vorausgesagt.
41,27 Götzen waren hilfl os und konnten weder eine »frohe Bot- schaft« von künftigen Ereignissen verkünden (V. 27) noch dem Volk raten (V. 28) und waren somit nutzlos. 42,1-9 Dies ist das erste von 4 messianischen Knechtsliedern (vgl. 49,1-13; 50,4-11; 52,13-53,12). Sie sprechen von der Sanftmut und weltweiten Mission des Knechtes. Die Verse 1-3 werden in Mt 12,18-20 auf Jesu Christi erstes Kommen angewendet.
42,1 mein Knecht. Auch andere verdienen den Titel »mein Knecht« (s. Anm. zu 20,3), doch dieser persönliche Knecht des Herrn ist der Messias, der erwählt war (Lk 9,35; 1Pt 1,20; Offb 13,8), weil der Herr Freude an ihm hat (Mt 3,17; 17,5) und seinen Geist auf ihn legt (11,2; 59,21; Mt 3,16; Lk 4,18). Recht zu den Heiden. Bei seinem zweiten Kommen wird Christus über ein Reich herrschen, in welchem weltweite Gerechtigkeit herrscht. Das Tausendjährige Reich ist nicht allein für Israel, obgleich der Messias auf dem Thron Davids in Jerusalem regieren und Israel sein glorreiches Volk sein wird. Alle Nationen der Welt werden die Gerechtigkeit des Messias-Königs erfahren.
42,2 nicht schreien … auf der Gasse. Das stille und unterwürfi ge Verhalten Christi bei seinem ersten Kommen erfüllte diese Prophezeiung (Mt 11,28-30; 1Pt 2,23).
42,3 geknickte Rohr … glimmenden Docht. Der Knecht tröstet und ermuntert die Schwachen und Unterdrückten. Vgl. 40,11; 50,4; 61,1 und s. Anm. zu Mt 12,18-20.
42,4 auf Erden das Recht. Jesaja blickte über das erste Kommen Christi hinaus auf sein zweites Kommen. Jesus erfüllt V. 1a.2.3 bei seinem ersten Kommen und wird V. 1b.4 bei seiner Wiederkunft erfüllen, wenn er die Erde in vollkommener Gerechtigkeit mit »eisernem Stab« regiert (Ps 2,8.9; Offb 2,27).
42,5 So spricht Gott, der HERR, der … erschuf … die darauf wandeln. Hier spricht Gott mit dem »dich« in V. 6 direkt den Messias an. Gottes Rolle als Schöpfer des Universums (vgl. 40,21.22) ist die sichere Grundlage dafür, dass sein Wille durch seinen Knecht, den Messias, erfüllt wird.
42,6 Ich, der HERR. Von 41,13 an identifi ziert sich der Herr oft selbst (41,13; 42,6.8; 43,3.11.15; 45,5.6.7.18; 48,17; 49,23; 51,15). Sein persönlicher Name ist der, den er Mose offenbarte als besonderes Symbol für die einzigartige Beziehung zu Israel (2Mo 3,15; 6,3). Hier garantiert dieser Bundesname seinen Dienst durch seinen MessiasKnecht. Bund für das Volk. Der Knecht ist in dem Sinne ein Bund, dass er den Segen des Heils für das Gottesvolk Israel personifi ziert und ihm bringt. Er ist der Mittler eines besseren Bundes als der Bund mit Mose, d.h. des Neuen Bundes (Jer 31,31-34; Hebr 8,6.10-12). S. Anm. zu 49,8. Licht für die Heiden. Simeon sah bei Christi erstem Kommen, dass sich dies zu erfüllen begann (Lk 2,32). Christus kam als der Messias Israels, doch als Retter der Welt, als der er sich an einem Brunnen in Samaria einer nicht jüdischen Ehebrecherin offenbarte (vgl. Joh 4,25.26) und als der er seinen Jüngern befahl, das Evangelium des Heils allen Menschen in der Welt zu verkünden (Mt 28,19.20). Die Gemeinde, die hauptsächlich aus Heiden besteht, die in den Baumstamm des Segens eingepropft wurden (vgl. Röm 9,24-30; 11,11-24), erfüllt gewiss diese Verheißung, ebenso wie das künftige irdische Reich sie erfüllt, wenn der Knecht Israel dazu gebrauchen wird, alle Nationen der Erde zu erleuchten (49,6; vgl. 19,24).
42,7 Augen der Blinden öffnest … Gebundenen aus dem Ge- fängnis führst. Jesus erfüllte diese Voraussagen (9,1.2; Mt 4,13-16), als er sie während seiner Fleischwerdung auf seine Wunder der Krankenheilungen und Befreiung von geistlicher Knechtschaft anwendete (Mt 11,5; Lk 4,18). Unter der millenialen Regierung des Knechts auf Erden wird Israels geistliche Blindheit durch geistliche Wahrnehmung ersetzt werden und seine Gefangenen werden Freiheit erlangen (29,18; 32,3; 35,5; 61,1).
42,9 das Frühere … Neues. Das »Frühere« sind bereits erfüllte oder sich gerade erfüllende Prophezeiungen Jesajas (vgl. 41,22). Das »Neue« bezieht sich auf die künftigen Errungenschaften des Herrn durch seinen Messias-Knecht, wenn er wiederkommt.
42,10 neues Lied … seinen Ruhm. Dieses »neue Lied«, das nie zuvor gesungen wurde und ausgelöst wird durch neue Manifestationen der Gnade Gottes, wird zu den neuen Zuständen passen, die durch das Erlösungswerk des Knechtes im Reich geschaffen werden, wofür ihm die Erdenbewohner außerdem »Ruhm singen« werden. Vgl. 2,2; 26,1; Offb 4,11; 5,9.
42,11 Kedar … Sela. S. 16,1 und 21,16.
42,13 Held … Kriegsmann. Als mächtiger Krieger wird der Herr durch seinen Knecht wirken, um alle Feinde zu besiegen (40,10; vgl. 9,7; 37,32; 59,17).
42,14 geschwiegen … still gewesen und habe mich enthal- ten. Von Beginn der Schöpfung an bliebt Gott still, bis die Zeit reif war, um ins Leben der Menschen einzugreifen. Er stand der Bosheit in der Welt nicht gleichgültig gegenüber, sondern wird seinen Diener in »der Fülle der Zeit« senden (Gal 4,4).
42,15 öde machen … verdorren … austrocknen. Gottes Ge- richt durch seinen Knecht wird Verwüstung über die Erde bringen (vgl. Offb 6-19). Die anschließende Umkehrung davon wird sein Segen durch denselben Messias im Tausendjährigen Reich sein (s. 35,1-4; 41,18).
42,16 Ich will … führen … leiten … machen … erfüllen. Got- tes Souveränität wird für alle offensichtlich sein, wenn er die Blinden auf zuvor unbekannten Wegen führt (vgl. 2Mo 13,21.22). Die geistlich Blinden (9,1.2) werden den Weg sehen (s. 42,7). Vgl. Eph 5,8.
42,17 Götzen … gegossenen Bildern. Gott wird die Götzendie- ner gänzlich verwerfen (vgl. 2Mo 32,4).
42,18 Der Herr warf Israel, seinem Knecht, Untreue vor. Bei die- sem wichtigen Vergleich werden positive Eigenschaften des Knechtes (42,1-7) auf eine einzelne Person, den Messias, personifi ziert, doch Ausdrücke des Tadels (42,18.19.22-24) werden in der Nation Israel personifi ziert. 42,18-20 Tauben … Blinden. Obwohl Israel »mein Knecht« (V. 19; 41,8; 44,21) und »mein Bote« genannt wird und die Wahrheit vollkommen präsentiert bekam, unterstrich Jesajas Auftrag als Prophet, dass Israel geistlich taub und blind war (6,9.10; vgl. 22,14; 29,11; 32,3). Es war taub für die Stimme Gottes und blind für die geistliche Realität und Pfl icht.
42,21 um seiner Gerechtigkeit willen. Obwohl Israel taub, blind und von mangelhafter Gerechtigkeit war (V. 24), wird Gott seine Prinzipien der Gerechtigkeit aufrecht erhalten. Vgl. 59,14-17.
42,22 beraubtes und ausgeplündertes … gefangen … ver- steckt. Im Exil und in der Zerstreuung war Israel wie eine Karawane in der Wüste: gnadenlos von Banditen angegriffen und in Höhlen oder Kerkern gefangen, sodass kein menschlicher Retter sie wiederherstellen konnte (vgl. 63,5).
42,24 Ist‘s nicht der HERR. Das Babylonische Exil und die weltweite Zerstreuung des Volkes war eine Strafe von Gott für ihre Rebellion gegen ihn (30,15; 57,17; 65,2).
42,25 Glut seines Zorns. Der Fall Jerusalems an Babylon im Jahre 586 v.Chr. resultierte nicht aus der Stärke Babylons. Vielmehr musste Israel den Zorn Gottes schmecken, weil es nicht auf den Herrn geachtet hatte (1,3; 5,13; 29,13; 47,7; 51,1; Hos 7,9). angezündet. Nebukadnezar, der König von Babylon, eroberte Jerusalem und legte es in Schutt und Asche (2Kö 25,8.9).
43,1 geschaffen … gebildet. Die einzige Erklärung dafür, dass die Nation Israel weiterexistiert, ist Gottes souveräne Gnade, aufgrund der er die Nation aus dem Nichts geschaffen hat (vgl. 5Mo 7,6-11) und erhält. Da es Gottes Schöpfungswerk war, konnte das Volk Trost in dem Wissen fi nden, dass nichts und niemand es zerstören kann, nicht einmal seine eigene Bosheit (vgl. 43,18-25; Röm 11,1.2.25-27). Jakob … Israel. Diese zweifache Bezeichnung (vgl. 1Mo 32,29) für Gottes erwählte Nation wird 21-mal von Jesaja verwendet, 16-mal davon in den Kap. 40-49 (9,8; 10,20; 14,1; 27,6; 29,23; 40,27; 41,8.14; 42,24; 43,1.22.28; 44,1.21.23; 45,4; 46,3; 48,1.12; 49,5.6). Das spricht von der besonderen Verbundenheit des Herrn zu den natürlichen Nachkommen Abrahams. Fürchte dich nicht. Der Herr wiederholte sein Wort und linderte Israels Furcht (35,4; 41,10.13.14; vgl. 7,4). erlöst. Gottes wird sein Volk nicht eher vollständig aus dem Exil erlöst haben, bis sein Knecht wiederkommt, um im Land Israel über den treuen Überrest, der an Jesus Christus geglaubt hat, zu regieren (vgl. Sach 12,10-13,1; Röm 11,25-27; Offb 11,13). Die begrenzte Rückkehr aus Babylon war nur ein Typus für die endgültige Rückkehr. S. Anm. zu 43,14.
43,2 Wasser … Ströme … Feuer … Flamme. Diese Begriffe ste- hen für die vielen Gefahren, mit denen die Israeliten im Lauf der Jahrhunderte konfrontiert wurden und denen sie bis zur endgültigen Erlösung des Volkes ausgesetzt sein werden, aber der Herr verheißt der Nation, dass sie all diese Gefahren überleben wird. Der Durchzug der Generation unter Mose und Josua durchs Meer (2Mo 14,21.22) und durch den Jordan (Jos 3,14-17) und die Bewahrung von Schadrach, Mesach und Abed-Nego im Feuerofen sind Beispiele für Gottes Fürsorge für Israel. 43,3 dein Erretter. Gott ist in seinem Wesen ein Retter (V. 11; 45,21), sowohl zeitlich als auch ewig (s. Anm. zu 1Tim 4,10; vgl. Titus 1,3; 2,10; 3,4). Gott rettete Israel aus Ägypten und wird es aus Babylon und allen künftigen Verbannungen retten und es zur geistlichen Rettung führen (Sach 12,10-13,1; Röm 11,25-27). Kusch. S. 18,1. Saba. Entweder ein Land in Südarabien oder jenseits des Roten Meers in Nordostafrika in der Nähe Äthiopiens. Ägypten, Kusch (Äthiopien) und Saba wurden ein stellvertretender Ersatz, sodass Gott Israel verschonen konnte. Die Bewohner von Saba werden auch »Sabäer« genannt (vgl. 45,14).
43,5 Osten … Westen … Norden … Süden … Ende der Welt. Der Herr wird den treuen Überrest seines Volkes aus seiner weltweiten Zerstreuung ins Land Israel versammeln, wenn er das messianische Reich auf der Erde aufrichtet (vgl. 11,12).
43,7 mit meinem Namen genannt … zu meiner Ehre geschaf- fen. Der treue Überrest Israels wird den Namen des Herrn tragen und einem hauptsächlichen Zweck dienen: um ihn zu verherrlichen (44,23).
43,8 blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben. Dem wiederhergestellten Israel (V. 5-7) ist geistliches Augenlicht und Gehör gegeben (29,18; im Gegensatz zu 42,18.19).
43,9 ihre Zeugen. Wer unter den götzendienerischen Wahrsagern konnte Kyrus voraussagen, der Israel aus Babylon retten sollte, oder irgendwelche Prophezeiungen nennen, die bereits erfüllt wurden? Die Götter der Nationen waren offensichtlich unfähig, »Früheres« treffend zu offenbaren (41,21-23), wie es der Herr getan hatte. Somit hatten die Nationen keine Zeugen, die bestätigten, dass ihre Götter Wahrheit prophezeien konnten.
43,10 Ihr seid meine Zeugen … mein Knecht. Israels Gott sagte immer wieder detailliert die Zukunft voraus und befähigte Israel, seine Wahrheit akkurat zu bezeugen (V. 13) und somit für die Wahrheit zu zeugen, dass er der einzige ewige, lebendige Gott ist. Als solche Zeugen werden sie wieder im Tausendjährigen Reich dienen (vgl. Joel 3,1-5).
43,12 verkündigt, gerettet und von mir hören lassen. Wie bei der Rettung aus Ägypten (2Mo 3.4) erklärte Gott im Voraus, wie er Israel aus der Gefangenschaft befreien wollte. Darauf folgten die tatsächlichen Ereignisse des Rettungsvorgangs, gefolgt von der Verkündigung dieser Rettung durch Erinnerung daran. Aufgrund dieser Allwissenheit und Allmacht Gottes bezeugte das Volk den wahren und einzig lebendigen Gott.
43,13 fernerhin. Gott existierte und manifestierte seinen Willen und Ratschluss bereits vor dem ersten Schöpfungstag, als die Zeit begann, und während aller Phasen der Weltgeschichte. niemand … meiner Hand. Die hebr. Worte hinter diesem Satz entsprechen dem vergleichbaren Satz in 5Mo 32,39. Gottes Handeln ist unumkehrbar und kann niemals als Enttäuschung enden.
43,14 Erlöser, der Heilige Israels. Der erste Titel charakterisiert die Rolle des Herrn in der Errettung seines Volkes in Kap. 40-66 (41,14; 43,14; 44,6.24; 47,4; 48,17; 49,7.26; 54,5.8; 59,20; 60,16; 63,16). Der zweite Titel repräsentiert seine Heiligkeit im ganzen Buch (s. Anm. zu 1,4). Bei der Durchführung der Erlösung Israel bewahrt der Knecht des Herrn die Heiligkeit Gottes. Chaldäer in den Schiffen. Als Gott einen Eroberer gegen Babylon sandte (nämlich Kyrus, 45,1), bot die stolze babylonische Flotte für die Babylonier das Mittel zur Flucht aus dem Land. Babylon konnte vom Persischen Golf über Tigris und Euphrat per Schiff erreicht werden.
43,15 euer König. Der Herr war von Anfang an König über Israel, aber das Volk wollte stattdessen einen Menschen als König (1Sam 8,47). Bei der Wiederherstellung wird er wieder in der Person seines Messias-Knechtes auf dem Thron sitzen (Lk 1,31-33; vgl. 6,1; 41,21).
43,16 Meer … mächtigen Wassern … Wagen und Rosse. Um die größere künftige Errettung zu vergewissern, die er durch seinen Knecht bringen wird, erinnerte der Herr die Leser Jesajas daran, wie er ihre Vorfahren aus Ägypten gerettet hatte (2Mo 14,16.21.26-28; Jos 3,13).
43,18 Frühere … Vergangene … Neues. Frühere Errettungen der Nation werden zur Bedeutungslosigkeit verblassen im Vergleich zur künftigen Rettung, die der Herr seinem Volk bereiten wird (42,9; 48,6; Jer 16,14-15).
43,19 Ströme … Wasser … Ströme. Im künftigen Reich des Messias werden die unfruchtbaren Orte Israels gut bewässert sein (41,18) und dem erwählten Volk Gottes Erfrischung bieten (43,1).
43,21 meinen Ruhm verkündigen. In der messianischen Zeit wird Israel dem Herrn letztendlich die Ehre geben, die ihm gebührt (vgl. im Gegensatz dazu Jer 13,11).
43,22 Obwohl der Herr Israel erwählt hat, hat Israel seine ganze Geschichte über den Herrn nicht erwählt. Stattdessen hat es ihn mit seinen Übeltaten und seinem leeren Ritualismus ermüdet (1,11-15).
43,25 Ich, ich tilge … deine Sünden will ich nie mehr gedenken. Dieser Vers ist wahrscheinlich der Gipfel der Gnade im AT. Trotz Israels völliger Unwürdigkeit hat der Herr in seiner Gnade einen Weg ersonnen, wie er seinem Volk seine Sünde vergeben und ihm Gerechtigkeit zurechnen kann (s. Anm. zu 61,10), ohne Kompromisse an seiner Heiligkeit zu machen. Das wird er durch das Werk seines Knechtes vollbringen (53,6). Trotz des Versagens Israels wird es immer das erwählte Volk Gottes sein.
43,26 zähle [alles] auf. Gott gibt dem Volk die Möglichkeit, vor Gericht zu treten und seinen Fall vorzutragen. Das wirkungsvollste Plädoyer ist, nicht auf persönliches Anrecht zu bestehen, sondern die eigenen Sünden zu bekennen und Buße zu tun, und somit um Gnade und Vergebung zu bitten. Diese basieren auf Gottes gnädiger Verheißung in V. 25 und auf dem Werk, das Jesus Christus am Kreuz vollbracht hat (vgl. 55,6.7; Röm 3,21-26).
43,27 erster Vater … deine Lehrer. Wegen Sünden sogar von den angesehensten Patriarchen – den Vorfahren des jüdischen Volkes – wie Abraham, hatten sie keinen Anspruch auf persönlichen Verdienst (z.B. 1Mo 12,11-13; 20,2). Sogar solche geehrten Mittler (»Lehrer«) zwischen Gott und Israel wie die Priester brauchten Reinigung von Sünden (6,5-7).
43,28 Jakob dem Bann preisgegeben und Israel den Schmä- hungen. Auch wenn Gott dem Volk im messianischen Zeitalter vergeben wird, muss es in der Zwischenzeit dennoch leiden. 44,1-5 Unter dem Schatten weiterer bevorstehender Strafen (43,2628) sprach der Prophet von überströmendem Segen, welcher der Nation im Millennium zuteil werden soll.
44,1 mein Knecht … den ich erwählt habe … dich gemacht … gebildet hat. Gott hat seinen Knecht Israel erwählt, ewig sein eigen zu sein (43,1.21.25) und das Volk brauchte keine Verwerfung zu befürchten.
44,2 Jeschurun. Ein Ehrenname Israels, dessen Wurzel »gerecht« oder »gerade« bedeutet, im Gegensatz zur Wurzel von »Jakob«, die »Fersenhalter« oder »Betrüger« bedeutet (vgl. 5Mo 32,15).
44,3 Wasser … Ströme. Der ausgedehnte Segen im natürlichen Bereich wird im künftigen Reich der Nation zu Gute kommen (43,19.20); diese Segnungen symbolisieren jedoch auch die geistliche Erfrischung durch den Heiligen Geist und durch Gott selbst (32,15; Joel 3,1.2).
44,5 Ich gehöre dem HERRN … Namen Jakobs … dem HERRN … Ehrennamen »Israel«. Im künftigen goldenen Zeitalter Israels, wird es gleichbedeutend sein, dem Herrn zu gehören und zu Gottes erwähltem Volk zu gehören, und es wird ein Ehrentitel sein, den man ohne Furcht froh ist zu tragen.
44,6 König … Erlöser … HERR der Heerscharen … Erste … Letz- te. Der Herr identifi zierte sich als Israels König (43,15), Erlöser (43,14), Kriegsheld (1,9) und Ewiger (41,4; vgl. 48,12). In einer direkten Bestätigung seiner Gottheit nannte sich Jesus der Erste und der Letzte (vgl. Offb 1,17; 2,8; 22,13). außer mir gibt es keinen Gott. Gottes ausschließlicher Anspruch auf Gottheit bereitete eine weitere Herausforderung an falsche Götter vor, die nun in V. 7-20 folgt (vgl. 43,10).
44,7 verkündigt … sollen sie doch ankündigen. Wenn Götzen ankündigen können »was bevorsteht und was kommen wird«, dann sollen sie es so präzise voraussagen wie der Herr. Da die Juden Voraussagen über die Zukunft hatten, seit Gott sie als sein Volk erwählt hatte, waren sie geeignet, seine Zeugen zu sein (V. 8).
44,9 zuschanden … zuschanden … zuschanden. Die Hand- werker, die Götzen anfertigten, waren nur Menschen und konnten nichts herstellen, was besser oder größer als der Mensch war. Sie und andere, die auf Götzen vertrauten, hatten reichlich Grund, sich zu fürchten und sich für eine solche Torheit zu schämen (d.h. »zuschande werden«, V. 11; contra. V. 8).
44,12 Menschliche Arbeiter investieren all ihre Kraft in die Her- stellung eines schönen Götzen, aber das Beste, was sie zustande bekamen, war das Gleichnis eines Menschen (5Mo 4,15-18; Röm 1,23) und das konnte ihre Kraft nicht erneuern. Aber wer auf den Herrn harrt, bekommt neue Kraft (40,28-31). Dieselben von Menschen kultivierten Bäume, die als Brennholz verwendet wurden, um Wärme und Energie zum Kochen zu liefern, wurden auch als Material zur Herstellung von Götzen verwendet, die die Menschen anbeteten und denen sie ihre Gebete und sich selbst weihten. Nichts könnte törichter sein als ein Stück Holz als Gottheit anzubeten, während man dasselbe in einem Feuer verbrennt, um Wärme zu erzeugen. Götzenhersteller können nicht begreifen, wie unsinnig es ist, Götter aus Material anzufertigen, das zu den simpelsten häuslichen Zwecken verwendet wurde. Vgl. 6,9.10; 5Mo 27,15.
44,20 betrogenes Herz … Betrug. Wie das Essen von Asche ohne Nährwert, so ist Götzendienst Betrug, der dem Sünder nichts als nur Gericht einbringt (vgl. Spr 15,14; Hos 12,2).
44,22 tilge … deine Sünden. Hier wird das Werk der souveränen Gnade Gottes zugunsten von Israel nochmals zugesichert (43,25). Gott hatte ihre Sünden ausgetilgt, die in seinem Buch zu ihren Ungunsten verzeichnet waren (vgl. Offb 20,12). Wie jemand etwas vor ihm Liegendes nicht sehen kann, weil es von einem »dichten Nebel« umhüllt ist, so löschte Gott die Sünden seiner Erlösten aus. Kehre um zu mir. Gott hatte sogar zeitlich vor dem Kreuz schon für die Erlösung gesorgt, allerdings allein auf Grundlage des Werkes am Kreuz. Für den, der von seiner Sünde zu Gott umkehrt gibt es Erlösung (da das Lösegeld für den Sünder durch das Opfer Christi bezahlt wurde). Der Herr ruft sein Volk zur Buße auf, damit sie die verheißene Erlösung empfangen (vgl. Neh 1,9; Jer 4,1; 24,7; Joel 2,12; Sach 1,3; Mal 3,7; Mt 3,2; 4,17; Röm 3,25.26; Hebr 9,15).
44,23 Himmel … allen Bäumen … Jakob erlöst. Die nationale Erlösung Israels bei der Wiederkunft Christi umfasst auch die Erlösung der ganzen Natur (Röm 8,19-22), und deshalb ruft der Prophet die ganze Schöpfung zum Jubel auf.
44,25 Schwätzer … Wahrsager. Falsche Propheten müssen die Folgen ihres trügerischen Rates erleiden (47,12-14; 5Mo 13,2-6; Jos 13,22; Jer 27,9; 29,8; 50,36; Mi 3,7).
44,26 seines Knechtes … seine Boten. Im Gegensatz zum Wort der falschen Propheten, das der Herr vereitelt (V. 25), bestätigt er dass Wort seiner wahren Propheten, zu denen Jesaja gehörte (Sach 1,6). Insbesondere bestätigte Gott das Wort des Messias, der vollendeten Verkörperung aller Propheten und Boten Gottes (Mal 3,1; Mt 21,34.36.37). Trümmer richte ich wieder auf. Jerusalem fi el im Jahre 586 v.Chr., als die Babylonier im Land einfi elen. Gott verhieß, den Wohlstand des Landes wiederherzustellen. Einen Vorgeschmack auf die Wiederherstellung gab es nach 70 Jahren mithilfe der Perser (41,2), aber die größere Wiederherstellung wird im Reich des Messias verwirklicht werden.
44,27 Versiege! Der Herr führte seine Macht vor Augen, als er das Meer und den Jordan trockenlegte, um sein Volk aus Ägypten zu retten (43,2).
44,28 Kyrus … mein Hirte. Diese Prophezeiung wurde ausgespro- chen anderthalb Jahrhunderte bevor Kyrus als König von Persien auftrat. Sie sagte voraus, dass Gott sich des persischen Königs bedienen wird, um den treuen Überrest Israels zurück ins Land zu versammeln. In seiner Rolle war Kyrus ein Bild für den Knecht des Herrn, der die Schafe Israels bei ihrer endgültigen Sammlung hüten wird (Mi 5,3). Der Titel »Hirte« wird sowohl auf Könige als auch auf Führer des Volkes Gottes angewendet (2Sam 5,2; Jer 3,15). In Apg 13,22 vergleicht Paulus David mit dem Maßstab des Gehorsams des Kyrus. Jerusalem … Tempel. 538 v.Chr. verordnete Kyrus den Wiederaufbau des Tempels (Esr 1,1.2; 6,3) und erfüllte somit Jesajas Prophezeiung. Die zurückkehrenden Juden vollendeten 516 v.Chr. ihre Arbeit (Esr 6,15).
45,1 seinem Gesalbten. Dieses Wort ist im Hebr. die Wurzel für den Begriff »Messias« und wird in Ps 2,2 und Dan 9,25.26 für den messianischen Erlöser-König verwendet, bezieht sich hier jedoch auf Kyrus als den König, der durch Gottes Vorsehung für Gottes Zwecke ausgesondert wurde. Obwohl dieser persische Monarch nicht den Herrn anbetete, spielte er eine ungewöhnliche Rolle als Hirte Israels (44,28) und Gottes gesalbter Richter über die Nationen. 45,1 Türen … Tore … eherne Türen. Damit sind wahrscheinlich die vielen Tore in der Stadtmauer Babylons gemeint, die Kyrus relativ leicht bezwang. Die inneren Tore, die vom Fluss in die Stadt führten, wurden offen gelassen, ebenso wie die Türen des Palastes. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet, dass sie Gefangene nahmen, während sie zum Palast im Stadtzentrum vormarschierten.
45,3 damit du erkennst. Gott wollte, dass Kyrus sich bewusst ist, dass der Gott der Juden ihm diese siegreichen Eroberungen einbrachte. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus berichtet, dass Daniel Kyrus mit der Prophetie Jesajas beeinfl usste und der König Kyrus wusste, dass der Gott Israels mit ihm war.
45,4 Um Jakobs … ohne dass du mich kanntest. Um seines Knechtes Israels willen erweckte der Herr den Kyrus und rief ihn beim Namen, obwohl Kyrus keine persönliche Beziehung zu ihm hatte. Irgendwann wurde sich Kyrus sicherlich bewusst, dass der wahre Gott souverän über die Geschicke der Menschen herrscht, vielleicht durch den Einfl uss Daniels (vgl. Esr 1,1-4).
45,6 vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Dieser Ausdruck, der »die ganze Erde« bedeutet, weist darauf hin, dass aufgrund der letztendlichen Wiederversammlung Israels (auf die die Errungenschaften des Kyrus ein Vorgeschmack waren) die ganze Welt wissen wird, dass allein der Herr Gott ist (vgl. 43,10; 44,6).
45,8 Gerechtigkeit … Heil … Gerechtigkeit. Letztendlich wird der Herr dafür sorgen, dass auf der ganzen Erde Gerechtigkeit und Güte herrscht, so wie er es Israel verheißen hat (V. 13; Hos 10,12).
45,9 Wehe … Wehe. Die Bilder vom Töpfer und seinem Ton sowie von Eltern und Kind verdeutlichen, wie absurd es ist, mit Gott über seine Zukunftspläne zu hadern. Damit ging Jesaja im Voraus auf die Einwände der Juden ein, 1.) gegen ihre Gefangenschaft und Wiederherstellung durch einen heidnischen König, und 2.) letztlich gegen Gottes souveränen Plan, Heiden wie Juden weltweit zu erlösen (vgl. Röm 9,20-24).
45,11 Wegen der Zukunft befragt mich. Der Herr befi ehlt Israel, sich bei ihm zu erkundigen, was er in der Zukunft für die Nation tun wird, denn er wird es offenbaren.
45,12 Ich habe die Erde gemacht … Er wird meine Stadt bauen. Als allmächtiger Schöpfer kann Gott die Nation wie verheißen durch Kyrus retten. 45,14 Ägyptens … Kuschs … Sabäer. Drei Länder im Süden (vgl. 43,3) illustrieren die weltweite Unterwerfung unter Israel, die während des messianischen Reiches vorherrschen wird. Nur bei dir ist Gott. Alle Nationen werden anerkennen, dass der eine wahre Gottes unter seinem Volk Israel gegenwärtig ist (49,23; 60,14). Paulus sah in diesen Worten einen weit reichenderen Sinn, als er die Korinther aufforderte, bei ihren Zusammenkünften lieber zu weissagen als in Zungen zu reden. Das führte dazu, dass Besucher bei ihnen die Gegenwart Gottes anerkannten (1Kor 14,25).
45,15 der sich verborgen hält. Die gegenwärtige Situation ver- barg Gottes Absichten der Gnade gegen Israel, d.h. dass sie schließlich Buße tun werden und er sie wieder versammelt und Jerusalem zum Zentrum der Aufmerksamkeit der Welt machen wird (vgl. 8,17; 54,8; 57,17; Ps 44,25).
45,16 Israel … errettet. Götzendiener werden desillusioniert, weil ihre Götter nicht retten können, aber Israel wird ewige Rettung im Herrn fi nden (44,9-11; Röm 11,25-27).
45,19 nicht im Verborgenen geredet. Im Gegensatz zu den mys- teriösen Äußerungen falscher Götter (8,19; 29,4) sind Gottes Offenbarungen durch seine wahren Propheten offenkundig und zugänglich.
45,21 Wer hat dies vorzeiten verlauten lassen? Der Beweis des Herrn, dass er der einzig wahre Gott ist, ist unwiderlegbar; nur er sagte die Gefangenschaft Judas voraus und die Befreiung daraus, sowie weitere künftige Ereignisse, die gemäß seiner Voraussage eintrafen. 45,21 keinen anderen Gott … keinen! Der Herr bestätigte die Wahrheit, die Mose in 5Mo 4,35 (vgl. 43,10; 44,6; 45,6) ausgedrückt hatte. Der Schriftgelehrte, der Jesus nach dem größten Gebot fragte, zitierte dasselbe Prinzip in Übereinstimmung mit Jesu Antwort auf seine Frage (Mk 12,32).
45,22 gerettet, all ihr Enden der Erde. Wenn der Messias auf seinem Thron in Jerusalem sitzt, werden alle Völker seine zeitliche Rettung in Form der natürlichen Segnungen der millenialen Erde genießen und werden die Möglichkeit geistlicher Errettung haben (49,6).
45,23 jedes Knie beugen. Im messianischen Reich werden alle Na- tionen den einen wahren Gott Israels anbeten. Eine weitere Bedeutung, die im NT bestätigt wird, wendet diesen Vers auf die Verantwortung des Gläubigen gegenüber Gott an, wenn er ihre Werke bewerten wird (Röm 14,11). Paulus schreibt diesen Worten eine weitere Bedeutung zu und bezieht sie auf die künftige weltweite Anerkennung, dass »Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters« (Phil 2,10.11).
45,25 der ganze Same Israels. Allein die natürliche Abstammung von Abraham kann nicht rechtfertigen. Nur der treue Überrest Israels wird errettet (V. 17; Röm 11,25-27). »Gerechtfertigt« bedeutet, als gerecht erklärt werden und behandelt zu werden, als sei man nicht sündig, sondern heilig. Das geschieht durch die Anwendung von Christi Gerechtigkeit auf den Gläubigen (vgl. 61,10; 2Kor 5,21).
46,1 Bel … Nebo. Zwei Hauptgötter in Babylon. »Bel« ist eine ande- re Schreibweise für »Baal«, dem phönizischen Hauptgott Babylons. Dass »Nebo« verbreitet angebetet wurde, wird daraus deutlich, dass bedeutende Namen daraus gebildet wurden: Nebukadnezar, Nabopolassar und Nebusaradan.
46,2 in die Gefangenschaft gehen. Als Kyrus kam wurden sogar die Götter ins Exil weggeführt. Diese Götzen konnten sich selber nicht davor retten, auf den Rücken von Lasttieren gelegt und abtransportiert zu werden; geschweige denn, dass sie das Volk erretten konnten, welches sie anbetete.
46,3 der ganze Überrest vom Haus Israel. Der Gott Israels ist nicht hilfl os wie Götzen. In seiner Kraft hat er das hilfl ose Israel erhalten und wird es weiterhin unter allen Umständen erhalten. In V. 4 verwendet der Herr 5-mal das Personalpronomen der 1. Person und betont damit seine persönliche Aktivität in der Errettung Israel.
46,5 Aufgrund ihres menschlichen Ursprungs und ihrer völligen Ohnmacht können die Götzen unmöglich mit dem Gott Israels verglichen werden (40,18-20). In V. 8 ruft der Prophet die Leser auf, die Ohnmacht der Götzen zu bedenken, die sie in Übertretung des Gesetzes Gottes verehren.
46,9 Gedenkt an die Anfänge von der Urzeit her. Die Leser sol- len sich erinnern: 1.) an die ganze Geschichte bereits erfüllter Prophezeiungen, sowie 2.) an Errettungen durch Gottes Wunderwirken wie z.B. aus Ägypten, und 3.) gnädige Segnungen, die Israel erfahren hatte. All das bietet reichlich Beweismaterial, dass er allein Gott ist.
46,11 aus fernen Ländern den Mann. Dieser Mann war Kyrus, den Gott berief, Babylon zu erobern und einen Überrest Israels heimzuschicken und so die 70 Jahre Gefangenschaft anderthalb Jahrhunderte nach Niederschreibung dieser Prophezeiung Jesajas zu beenden (44,28; 45,1).
46,13 Gerechtigkeit … Zion Rettung. Zu Gottes verordneter Zeit wird die Rettung Israels Realität werden und im gerechten Reich des Messias münden (61,3; 62,11; Joel 4,17; Sach 12,10-13,1; Röm 11,2527).
47,1 o Jungfrau, Tochter Babel. Der Prophet beschrieb Babylon in dem Sinne als Jungfrau, dass sie nie zuvor erobert worden war. Babylon saß wie eine königliche Jungfrau im Staub und erfuhr eine völlige Demütigung. Der »Thron« war fort, weggenommen durch die Macht der Perser, und das Reich erholte sich nie wieder davon, dass es seiner Macht, seines Volkes und seines Namens beraubt wurde. Die einstige königliche Jungfrau wird als Sklavin beschrieben, die gezwungen wird, ihre königlichen Kleider einzutauschen gegen Arbeitskleidung: Sie muss ihr Kleid heben, um durchs das Wasser des Flusses zu waten, den sie bei ihrem Dienst überqueren muss. Solche Pfl ichten oblagen im Orient den Frauen niederen Ranges, und so war dies ein treffendes Bild für Babylons Fall in die Erniedrigung.
47,5 Beherrscherin der Königreiche. Dieser Titel setzt die Analo- gie von V. 1 fort und spricht von der erhöhten Position, aus welcher Babylon fallen sollte. Sie war die Herrin der Welt, aber später wurde sie zur Sklavin (vgl. V. 7), erniedrigt aufgrund von Stolz und falscher Sicherheit (V. 8).
47,6 keine Barmherzigkeit erwiesen. Obwohl Gott Israel mit der Gefangenschaft strafte, war Babylons grausame Unterdrückung der gefangenen Israeliten der Grund für den Sturz des Reiches. Vgl. Jer 50,17.18; 51,33-40; Sach 1,15.
47,7 In Offb 18,7.8.10.16.19 spielt Johannes auf diese Verse an, während er den Sturz Babylons kurz vor Christi Wiederkunft beschreibt. Vgl. »ewiglich Gebieterin« mit 18,7, »nicht als Witwe« mit 18,7 und »an einem Tag« mit 18,8.
47,8 sonst niemand. Dieser Gipfel des Stolzes Babylons war eine Lästerung des wahren Gottes, denn damit maßte sie sich schamlos Göttlichkeit an (V. 10; vgl. 44,6).
47,9 in einem Augenblick, an einem Tag. Babylon verfi el nicht langsam, sondern fi el aus ihrem Stand als wohlhabende Herrin, uneroberte Jungfrau und stolze, unbesiegbare Mutter vieler in den Stand einer erniedrigten Sklavin im Staub, die ihren Thron, ihre Kinder und ihr ganzes Leben verloren hatte. Das geschah in einer einzigen Nacht, plötzlich und unerwartet, als Kyrus und die persische Armee in die Stadt einfi elen (vgl. Dan 5,28.30). Kinder werden dir geraubt, und Witwe wirst du sein. Babylon verlor seine Einwohner, von denen unter Kyrus viele getötet oder verschleppt wurden. Diese Prophezeiung wurde nochmals erfüllt, als Babylon gegen Darius revoltierte; und um die Belagerung länger aushalten zu können, wählte jeder Mann eine Frau aus seiner Familie und erdrosselte die Übrigen, um Lebensmittelvorräte zu sparen. Darius pfählte 3.000 Aufrührer.
47,10 Sünder meinen törichterweise, sie seien sicher und es gäbe niemanden, der sie richtet. Vgl. Ps 10,11; 94,7.
47,11 Unglück … Verderben … Verwüstung. Die Perser initiier- ten unter Kyrus plötzlich (vgl. V. 9) die Heimsuchung, die letztendlich Babylon auslöschte. Sie wird gipfeln in Zusammenhang mit der Zerstörung eines wiedererstandenen Babylon, der Weltzentrale des Bösen, bei der Wiederkunft Christi (51,8; Offb 18,2-24).
47,12 Beschwörungen … Zaubereien. Die magischen Praktiken von Babylon, die als Hilfe gegen Feinde dienen sollten (s.a. V. 9), werden auch das künftige Babylon charakterisieren (Offb 18,23).
47,13 dich retten … die Sterngucker. Babylon vertraute stark auf Astrologen, die nach Sternkonstellationen Ausschau hielten, Konjunktionen von Himmelskörpern beobachteten, dem Geburtsmonat hohe Bedeutung beimaßen und die anhand der Bewegung der Sterne die Zukunft voraussagten (Dan 2,2.10). Der Prophet stellt sarkastisch heraus, wie vergeblich ein solches Vertrauen ist. Diese antike Verführung ist auch heute noch populär und fi ndet durch Horoskope weite Verbreitung.
47,14 nicht … erretten. Die Astrologen konnten sich nicht selber erretten, geschweige denn die Babylonier, die sich auf sie verließen, oder irgendjemanden sonst. Das Feuer Gottes, das kommen sollte, war kein Feuer, das sie wärmen, sondern verzehren sollte.
47,15 keiner hilft dir. Wenn das Gericht kommt, werden die Astro- logen, die das Volk aufsuchte und bezahlte, unfähig sich oder andere zu retten nach Hause laufen.
48,1 bei dem Namen des HERRN schwört … nicht in Wahr- heit. Sie waren dem Namen nach Israeliten, aber ihre Herzen waren fern von Gott. Diese Heuchelei war während der ganzen Geschichte Israels üblich, sogar zur Zeit des Herrn Jesus. Vgl. Mt 23,3.13-39.
48,3 Der Herr sagte Ereignisse voraus, die so eintrafen, wie er sie voraussagte (41,2-4; 46,10). Somit konnte das Volk diese Ereignisse nicht anderen Göttern zuschreiben. 48,3 Das Frühere. S. Anm. zu 46,9.
48,6 Neues. Von hier an haben die Prophezeiungen über das erste und zweite Kommen des Messias und über die Wiederherstellung Israels eine neue Besonderheit. Babylon wird zum Babylon der Offenbarung (V. 20) und Gott gebraucht Jesaja zur Übermittlung von Wahrheiten über das messianische Reich auf Erden und über die neuen Himmel und die neue Erde, die darauf folgen werden (z.B. 11,1-5; 65,17). Vers 7 weist darauf hin, dass Gott diese Dinge über die Zukunft noch nie zuvor offenbart hatte.
48,9 Um meines Namens willen. Das Volk Israel hatte keinen Ver- dienst, um Gottes Gunst ihnen gegenüber auszulösen (V. 8). Sie verdienten Zorn und Tod, aber seine Gnade gegen sie beruhte auf seinem Wunsch, verherrlicht zu werden und auf seinem Wunsch, die Integrität seines Namens zu offenbaren.
48,10 geläutert … geprüft. Seit Jesajas Zeit umfassten Israels Prüfungen die Babylonische Gefangenschaft und die gegenwärtige weltweite Zerstreuung aus ihrem Land; im Gegensatz zu im Schmelzofen geläuterten Silber ist die Läuterung Israels noch nicht vollständig, und dieses Volk ist noch nicht geläutert. Doch Gott setzt die Drangsale fort, bis das Volk geläutert ist, damit sein Name nicht durch den Untergang Israels schlecht gemacht wird. Die Nation wird geläutert sein (vgl. Sach 13,1). Gottes Plan ist so angelegt, dass die Rettung Israels nicht Menschen oder von Menschen gemachten Götzen zugeschrieben wird, sondern ihm allein (42,8; vgl. Röm 11,25-27.33-36). Die Widersacher Gottes werden nie berechtigte Gründe bekommen, um Gott und sein Werk zu verunglimpfen.
48,14 Er … er … seinen Arm … ihn … ihn … sein Weg. Ab V. 6 begann der Prophet über »Neues« zu schreiben. »Babylon« ist das letzte Babylon von Offb 18, und das Werkzeug des Gerichtes Gottes ist der Messias. Das Personalpronomen bezieht sich auf Jesus Christus, den der Herr salben wird, um bei seinem zweiten Kommen das letzte Babylon zu schlagen und Israel in sein Land und Reich zu führen. Dass hier nicht Kyrus gemeint ist, wird auch deutlich aus der Aussage: »den der HERR lieb hat«, die zu stark ist, um auf den heidnischen König angewendet zu werden – wohl aber für Gottes geliebten Sohn, den Herrn Jesus, gilt.
48,16 mich … gesandt. Hier sprach nicht der Prophet, sondern der Messias, der Knecht des Herrn, der von Gott, dem Herrn, und dem Heiligen Geist gesendet wird zur endgültigen Wiederversammlung Israels und Aufrichtung des messianischen Reiches, das in 61,1-7 beschrieben ist.
48,17 Die Züchtigungen Israels durch den Erlöser und Heiligen Israels dienen der Erziehung (42,18-43,13; vgl. Hebr 12,10). Eines Tages werden sie aufhören, wenn Israel auf die Gebote des Herrn hört und Gottes Strafen sich zu Wohlergehen wandeln. Eine künftige Generation wird so handeln und die Erfrischung genießen, die ihnen ein beständiger Strom des Friedens und der Gerechtigkeit Gottes bringt, der sich über sie ergießt wie das unermüdliche Meer (65,18).
48,19 wie der Sand … wie seine Körner. Wegen Israels Ungehor- sam ist Gottes Verheißung an Abraham, seine Nachkommen zahlreich zu machen (1Mo 22,17), bis jetzt noch nicht endgültig erfüllt. Obwohl die Nation während der Babylonischen Gefangenschaft und während der Zerstreuung bis 1948 n.Chr. zeitweilig beiseite gesetzt war und in der künftigen Drangsalszeit Jakobs tödliche Angriffe erleiden wird (vgl. Jer 30,7), wird Gott seinen Verheißungen treu sein.
48,20 Zieht aus von Babel. Die weltweite Verkündigung der Erret- tung zeigt zusammen mit der Aussage, »Der HERR hat … Jakob erlöst«, dass hier nicht die spärliche Rückkehr von 50.000 Juden aus dem historischen Babylon gemeint ist, während der die meisten Juden in diesem heidnischen Land verblieben, sondern die endgültige Erlösung der Nation, wie Sacharja es in Sach 12,10-13,1 verkündete und Paulus in Röm 11,1.2.25-27. Ein erlöstes Israel wird sich völlig vom letzten Babylon und dessen gottlosen System absondern und die Gnade des Herrn gegenüber der Nation verkünden. Johannes wiederholt diesen Befehl in Offb 18,4.
48,21 Sie litten keinen Durst. Jesaja verweist darauf, wie Gott auf wunderbare Weise für die Generation unter Mose sorgte, nachdem er sie aus Ägypten gerettet hatte (2Mo 17,6; vgl. Jes 41,17.18). Das ist eine Illustration dafür, wie er für das erlöste Israel sorgen wird, wenn sie dem letzten Weltreich Babylon entfl iehen werden.
48,22 Keinen Frieden … für die Gottlosen. Vgl. 57,21. Nicht je- der Israelit wird sich des Heils des Herrn erfreuen können, sondern nur der treue Überrest, der sich von seinen bösen Wegen abgewandt hat. Der Gottlose wird weggeläutert werden, bevor das Friedensreich aufgerichtet wird (vgl. Sach 13,7-9).
49,1 – 57,21 Dieser Abschnitt beschreibt den prophetischen und priesterlichen Dienst des Messias bzw. Knechts des Herrn, seine Zurüstung für diese Aufgabe, sein Leiden und seine Erniedrigung und seine letztendliche Erhöhung. Das Wort »Knecht« kommt in diesem Abschnitt etwa 20-mal vor. Es preist Jesus Christ als das Lamm Gottes, das getötet wurde, um die Erwählten Gottes zu erlösen. 49,1-13 Das zweite von 4 Knechtsliedern (vgl. 42,1-9; 50,4-11; 52,13-53,12). Dieses Lied spricht vom Sendungsauftrag des Knechts und seines geistlichen Erfolges. 49,1 von Mutterleib … von Mutterschoß an. Die ganze Welt, einschließlich der Heiden (»Inseln«, »Völker in der Ferne«) ist aufgerufen, zwei wichtige Dinge zu erkennen: 1.) Der Messias bzw. Knecht wird ein Mensch sein und wie jeder andere von einer Frau geboren werden, jedoch jungfräulich (vgl. 7,14; Lk 1,30-33), und 2.) wird er eine Einzelperson sein im Gegensatz zu einer personifi zierten Gruppe wie z.B. das Volk Israel, das ebenfalls »Knecht des Herrn« genannt wurde (41,8.9; 42,19; 43,10; 44,1.2.21.26; 45,4; 48,20; 50,10).
49,2 meinen Mund gemacht wie ein scharfes Schwert. Der Herr hat seinem Knecht Macht gegeben, wirksam zu sprechen und dadurch seine Feinde zu besiegen (11,4; vgl. Ps 2,9; Offb 1,16; 2,12.16; 19,15). Sein Wort ist immer wirksam (55,11; Eph 6,17; Hebr 4,12) versteckt. Bevor der Messias auftrat war er bei Gott verborgen und bereit, zum genau richtigen Augenblick hervorgeholt zu werden (vgl. Gal 4,4.5).
49,3 Du bist mein Knecht, bist Israel. Dass der Herr hier den Namen Israel für den Messias verwendet (42,1; 49,5.6.7; 52,13; 53,11), ist dadurch zu erklären, dass eine enge Beziehung zwischen der Nation und ihrem König besteht.
49,4 vergeblich … umsonst und nutzlos. Bei seinem ersten Kom- men erfuhr der Knecht die Ablehnung durch sein Volk. Manchen mag es vorgekommen sein, als sei seine Mission gescheitert, weil er verworfen wurde und durch Leiden ging (vgl. Joh 1,9-11). Die beiden letzten Knechtslieder betonen ebenfalls das Leiden des Knechtes (50,4-11; 52,13-53,12). Doch trotz der Ablehnung durch die Menschen drückt der Knecht seine starke Gewissheit aus, dass er Gottes Werk vollführt und mit vollem Erfolg belohnt wird.
49,5 zurückzubringen … gesammelt. Die Mission des Knechtes beinhaltet die Priorität, Israel zum Herrn zurückzubringen. Vgl. Mt 10,5.6; 15,24; Röm 1,16; 11,25-27. Das wird er bei seiner Wiederkunft vollenden (vgl. Sach 12,10-13,1).
49,6 die Stämme Jakobs aufzurichten … mein Heil … bis an das Ende der Erde. Das Ziel des Knechtes ist das Heil und die Wiederherstellung Israels, damit die Bundesverheißungen erfüllt werden. Doch er beschränkt sich nicht auf Israel, sondern dient auch als Licht, das das Heil zu den Heiden bringt. Israel hatte stets den Auftrag, die Nationen zu Gott zu bringen (19,24; 42,6). Diesen Auftrag wird es sehr effektiv ausführen, nämlich in der Drangsalzeit nach der Bekehrung der 144.000 Zeugen (Offb 7,1-10; 14,1-5) und wenn es nach der Rückkehr des Knechts auf die Erde wieder in seinem Land versammelt ist. Vgl. 9,2; 11,10; 42,6; 45,22; Lk 2,32. Paulus wendete diesen Vers an auf seinen Dienst an den Heiden, den er bei seiner ersten Missionsreise ausübte (Apg 13,47).
49,7 von jedermann Verachteten … Abscheu der Nation. Das bezieht sich auf die erniedrigende Behandlung des Knechts bei seinem ersten Kommen. Dieses Thema wird von Jesaja betont (50,6-9; 52,14.15; 53,3). Der Ausdruck »Nation« wird kollektiv verwendet für alle, die ihn ablehnen, insbesondere Heiden. Sie sind die Herrscher, Könige und Fürsten, von denen gesagt wird, dass sie eines Tages bei de Wiederkunft des Knechts hochachtungsvoll mit ihm umgehen werden. Einstige Unterdrücker werden sich wegen der Errettung Israels vor ihm niederwerfen wie in 52,15.
49,8 angenehmen Zeit … Tag des Heils. Der Messias wird be- schrieben, als bitte er um die Gnade Gottes für Sünder. Gott gibt seine huldreiche Antwort in einer Zeit der Gnade (vgl. 61,1), wenn der Tag des Heils zur Welt kommt (vgl. Gal 4,4.5; Hebr 4,7). Zur von ihm bestimmten Zeit in der Zukunft wird der Herr durch seinen Knecht Israel endgültig erretten. Paulus wendete diese Worte an auf seinen Dienst der Verkündigung des Evangeliums von der Gnade Gottes gegenüber allen Völkern (2Kor 6,2). dem Volk zum Bund. S. Anm. zu 42,6. Wenn der Herr Israel rettet und sammelt, wird es ins Land zurückkehren, in das Josua ihre Vorfahren nach ihrem Auszug aus Ägypten brachte, nun jedoch wiederhergestellt und glorreich (44,26; Jos 13,1-8).
49,9 Gefangenen … Finsternis … weiden … Weide. Beim zweiten Kommen des Messias wird sich Israels Zustand der Gefangenschaft und Unterdrückung wandeln zu Zufriedenheit und Wohlergehen wie bei einer gut genährten, beschützten und getränkten Schafherde. Dieser idealen Zustände wird sich der treue Überrest erfreuen, der in sein Reich nach Israel zurückkehrt. Johannes offenbart, dass dieser Zustand ein Vorgeschmack auf den Himmel ist (Offb 7,16.17).
49,12 von ferne kommen. Israel wird aus einem weltweiten Exil gesammelt werden (43,5.6), sogar von so fernen Orten wie Sinim, was wahrscheinlich ein antiker Name für China war.
49,13 Vgl. Offb 12,12.
49,14 Dieser Vers ist eine Zusammenfassung der Geschichte der Wehklage der Nation während ihrer langen Leidenszeit. Die Verse 15-23 folgen mit Worten der Gewissheit als Antwort auf die Verzagtheit.
49,16 Hier spricht der Herr von dem jüdischen Brauch, der vielleicht aus 2Mo 13,9 abgeleitet wurde, als Zeichen der Weihe in ihre Hände ein Symbol für ihre Stadt und ihren Tempel einzuritzen (vgl. Hl 8,6).
49,17 Deine Söhne … umbinden. Wenn die Zerstörer fort sind, werden Zions Söhne zurückkehren und die Stadt schmücken. Israel wird am Ende das Mittel zur Bekehrung der Nationen sein (vgl. Röm 11,11.12.15).
49,19 Wenn der treue Überrest errettet und gesammelt ist und durch das Zeugnis der Juden Heiden im Reich zum Glauben kommen, wird das milleniale Jerusalem nicht groß genug sein, um alle Bewohner aufzunehmen.
49,22 Heiden … deine Söhne … herbringen … deine Töchter. Diese Verheißung wird buchstäblich erfüllt werden, wenn die Nationen der Welt dem treuen Überrest Israels in sein Land verhelfen (14,2; 43,6; 60,4; 66,20). Zu Beginn des Reiches, wenn diese Wiederversammlung stattfi ndet, werden alle Heiden an Jesus Christus Gläubige sein, die am Tag des Herrn durch Glauben dem Zorn des Lammes entkommen sind und so ins Reich eingingen (s. Anm. zu Mt 25,31-46). Nationen und Führungspersonen, die einst Israel unterdrückten, werden sich vor dem erlösten Bundesvolk Gottes demütigen, und Israel wird erkennen, dass Harren auf den Herrn nicht enttäuscht wird (8,17; 40,31).
49,24 Beute genommen … Gefangene entfl iehen. Wie in V. 14 spricht Jesaja wieder von Zion und beschreibt ihre Verzagtheit wegen ihrer Gefangenschaft und ihre Verwunderung über die Rettung. Der Herr antwortet in V. 25.26 wieder mit ermutigenden Worten.
49,25 mit ihrem eigenen Fleisch speisen … trunken wer- den von ihrem eigenen Blut. Starke Ausdrücke gegen die Feinde Israels vergewissern das Volk seiner letztendlichen Befreiung aus dem Exil. Der Engel des Wassers benutzt diese Ausdrücke bei seinem Jubel über das dritte Schalengericht in Offb 16,6. Die Vernichtung der Feinde Israels, die in der Drangsalszeit von Satan angeführt werden (vgl. Offb 12,15.16), erfüllt diese Verheißung.
49,26 alles Fleisch soll erkennen. Gottes Errettung Israels wird so dramatisch sein, dass die Welt erkennen wird, dass der Herr, der Retter, der Erlöser, der Mächtige Israels der wahre Gott ist (11,9; 45,6; Hes 39,7; Hab 2,14).
50,1 Scheidebrief eurer Mutter … meinen Gläubigern. Ob- gleich die Leiden Judas die notwendige Folge von Sünde waren, gab es keinen Scheidebrief oder Verkauf an Gläubiger, weil Zion stets nur zeitweilig vom Herrn getrennt war. Gott gab dem nicht davidischen Nordreich tatsächlich einen Scheidebrief (s. Anm. zu Jer 3,8). Die bedingungslosen Verheißungen des Davidsbundes (2Sam 7) schlossen eine solche Scheidung für Juda jedoch aus, obgleich es zeitweilig von Gott getrennt sein sollte (vgl. 54,6.7).
50,2 Warum …? Gott fragte, warum niemand bereit war, ihm zu glau- ben und zu gehorchen, und das sogar nachdem alle seine Rettermacht in Ägypten gesehen hatten, als er das Rote Meer spaltete (2Mo 14,21), den Jordan trocken legte (Jos 4,23) und die Fische Ägyptens tötete (2Mo 7,1821). Die Rettermacht des Herrn war unbestreitbar (59,1). Er bewies sie durch seine Rettung aus Ägypten (43,16.17; 44,27; 46,9; 48,3.21). 50,4-11 Das dritte von 4 Knechtsliedern (vgl. 42,1-9; 49,1-13; 52,1353,12) und der Monolog des Messias über seine Vervollkommnung durch Gehorsam (V. 4.5) und Leiden (V. 6). Johannes schreibt viel darüber, dass Jesus Gott gehorsam war, indem er seinen Willen erfüllte (vgl. Joh 5,19.36; 6,38; 7,16.29; 12,49.50). Vgl. Phil 2,8; Hebr 5,8; 10,7.
50,6 Meinen Rücken … meine Wangen … mein Angesicht. Der Knecht blieb gehorsam, obwohl er durch höchst niederträchtige Behandlung zur Gegenwehr provoziert wurde. Jesus erfüllte diese Prophezeiung, indem er dem Willen des Vaters unterwürfi g blieb (Mt 26,67; 27,26.30; Mk 14,65; 15,19; Lk 22,63; Joh 18,22).
50,7 mein Angesicht wie einen Kieselstein. Er war sich der Hilfe Gottes so gewiss, dass er unnachgiebig entschlossen war, trotz aller Drangsale, die ihm bevorstanden, unbeirrbar zu bleiben (vgl. Hes 3,8.9). Jesus zeigte diese Entschlossenheit, indem er sein Angesicht darauf richtete, nach Jerusalem zu gehen, um gekreuzigt zu werden (Lk 9,51).
50,8 So sehr er auch misshandelt, verspottet und verworfen wur- de, hat der Knecht doch volle Gewissheit der Hilfe Gottes und lud deshalb einen Widersacher ein, heranzutreten.
50,10 Ein Aufruf an die Unbekehrten, zu glauben und gerettet zu werden, sowie eine Warnung, dass diejenigen, die der moralischen und geistlichen Finsternis entkommen wollen, indem sie ihr eigenes Feuer anzünden (menschliche Religion, Werkgerechtigkeit) in ewiger Pein enden werden.
51,1 Der Prophet sichert der Nation die Rettung zu, indem er auf Gottes früheren Bund mit Abraham verweist (1Mo 12,3). Ursprünglich war Abraham nur ein einziger Mensch, aber Gott vermehrte seine Nachkommen, wie er verheißen hatte (1Mo 13,16; 15,5; 17,5; 22,17).
51,3 Trümmer … Wüsten … Eden … Garten des HERRN. Derselbe Gott, dessen Macht seine Verheißungen an Abraham erfüllte, wird Israels Verwüstung in ein Paradies verwandeln. Das gilt sowohl national als auch geistlich und führt dazu, dass Freudes- und Dankeslieder vom Volk erklingen.
51,4 Gesetz … Recht … Licht der Völker. Durch die Herrschaft des Knechtes über das irdische Reich Israel wird Gerechtigkeit herrschen, zum Wohle aller Nationen.
51,5 nahe … zieht aus. Die Macht des Knechts, sein Volk wieder- herzustellen und der Welt Gerechtigkeit und Heil zu bringen, war bereits am Werk, doch Gottes Perspektive ist anders als die Zeitwahrnehmung des Menschen. Obwohl die Verwirklichung seiner Rettung nach Gottes Maßstab der zeitlosen Ewigkeit nahe war, lag sie zu Jesajas Zeit doch noch viele Jahrhunderte in der Zukunft. Die Nationen, die das Gericht überleben, werden auf ihn vertrauen und in sein Reich eingehen.
51,6 die Himmel werden vergehen … die Erde wird … zerfal- len. Das beginnt in der Drangsalszeit (vgl. Offb 6,12-14; 8,12.13; 16,810.21) und bereitet zusammen mit den irdischen Gerichten über Land, Meer und Süßwasser (vgl. Offb 6,14; 8,6-11; 16,3-5) den Weg zu einer erneuerten Erde im Tausendjährigen Reich. Die tatsächliche »Entschaffung« bzw. Zerstörung des gegenwärtigen Universums, von der Petrus schrieb (2Pt 3,10-13), geschieht am Ende von Christi tausendjähriger Herrschaft auf der Erde, wenn die jetzige Schöpfung ersetzt wird durch neue Himmel und eine neue Erde (2Pt 3,10; Offb 21,1).
51,7 Israels Feinde werden vergehen, aber das Heil des Knechts wird bleiben.
51,9 Dieses Gebet um Rettung in der Zukunft basierte auf frühe- ren Zeiten, als der Herr Rahab bezwang, was eine häufi ge Bezeichnung ist für Dinge, die Chaos anrichten und oft, wie in diesem Fall, für Ägypten (s. Ps 87,4).
51,11 Wiederum fasst Jesaja ein immer wiederkehrendes Thema zusammen: dass Israel nicht mehr sterbliche Menschen fürchten (V. 12), sondern stattdessen auf den Schöpfer aller Dinge vertrauen soll. Er hat Israel in der Vergangenheit gerettet und wird das dauerhaft in der Zukunft tun, bevor die Nationen zerstört werden können (V. 14), deshalb brauchen sie keine Unterdrückung zu fürchten. Der Segen des wiederhergestellten Israel wird in der Freude von V. 11 zum Ausdruck kommen.
51,16 meine Worte in deinen Mund. Israel war das untreue Ar- chiv der Offenbarung Gottes (vgl. Röm 9,1-5), aber es wird eine Zeit kommen, in der Gott seine Worte in den Mund des treuen Überrests legt (59,21): wenn er sein Reich des Messias in Zion auf einer erneuerten Erde aufrichtet. Vgl. 51,6; 65,17; 66,22.
51,17 Jerusalem, die du … getrunken hast. Jerusalem erfuhr den Zorn des Herrn dadurch, dass sie ausgiebig Fremdmächten unterworfen war, ohne dass es einen menschlichen Retter gab (V. 18). Doch die Strafe wird ein Ende haben (V. 22; 40,1.2; vgl. 29,9). Andererseits wird Babylon auf ewig aus seinem Zornesbecher trinken (Offb 14,8-11; 16,19). 51,19 beides. Jerusalem (V. 17) hatte den zweifachen Verlust von Besitz (»Verheerung und Zerstörung«) und Menschenleben erlitten (»Hunger und Schwert«).
51,20 Deine Kinder sind ohnmächtig hingesunken. Die Bewoh- ner der Stadt lagen hilfl os auf den Straßen und hatten all ihre Kraft im vergeblichen Kampf gegen den Zorn des Herrn verbraucht (40,30).
51,21 trunken bist, aber nicht vom Wein. Jerusalem war be- trunken, weil sie den Becher des Zornes Gottes getrunken hatte (63,6). Doch im Gegensatz zu Babylon, das den Zorn Gottes bis auf den letzten Tropfen trank (V. 17; Offb 18,6), wird bei Israel der Becher weggenommen, bevor der Zorn vollständig verzehrt ist. Den ganzen Zorn zu trinken, wird den Unterdrückern Israels überlassen (49,26; Jer 25,15.26.28; Sach 12,2).
52,1 deine Stärke … Ehrenkleider. Zion wird aufgerufen, von der Trunkenheit aufzuwachen und sich in die Kleider der Ehre und Würde zu kleiden, die der Herr ihr gibt. Bei ihrer letztendlichen Wiederherstellung wird die Stadt nicht mehr von Feinden beherrscht.
52,3 Umsonst seid ihr verkauft worden … ohne Geld erlöst. Die Juden wurden Sklaven ihrer Eroberer, die nichts für Israel zahlen; ebenso wird der Herr Israel unentgeltlich von der Sünde erlösen (45,13; 55,1).
52,5 Beherrscher. Damit sind die Babylonier gemeint mit ihrer Grausamkeit gegenüber den gefangenen Israeliten. mein Name … gelästert. Fremdherrscher verachteten den Gott Israels, solange sein Volk in Knechtschaft war. Gott rettete sein Volk nicht wegen ihrer Güte, sondern um seines heiligen Namens willen – um zu beweisen, dass er wahrhaftig, treu und mächtig ist (Hes 20,9.14). Paulus zitierte, dass der Gott Israels gelästert wird aufgrund der Heuchelei der damaligen Juden, die den Maßstab Gottes, den sie kannten und anderen beibrachten, nicht auf sich selbst anwandten (Röm 2,24).
52,6 an jenem Tag erkennen, dass ich der bin. Nach dem Tag des Herrn, wenn Israel von seiner weltweiten Zerstreuung gerettet ist, wird es die Erfüllung der Prophezeiungen Jesajas und anderer erkennen und volle Gewissheit haben, dass der Herr gesprochen und seine Verheißungen der Rettung erfüllt hat. Sie werden diese Ereignisse mit dem großen »Ich-Bin« in Verbindung bringen (43,11; 2Mo 3,13-15).
52,7 Wie lieblich … gute Botschaft. Boten werden das Bergland um Jerusalem durchziehen um die frohe Botschaft von der Rückkehr des erlösten Israel ins Land zu verbreiten (40,9; 61,1; Nah 2,1). Paulus erweiterte diese milleniale Aussage auf die Verkündigung des Evangeliums im Reich und schloss die Verbreitung des Evangeliums der Gnade Gottes seit der Zeit Jesu Christi an mit ein (Röm 10,15; vgl. Eph 6,15). Heil … Dein Gott herrscht als König! Die frohe Botschaft betrifft die idealen Zustände in Israels goldenem Zeitalter, während der Christus persönlich über sein Reich regieren wird (24,23; Ps 93,1).
52,8 mit eigenen Augen. Wörtl. »Auge in Auge«. S. 4Mo 14,14. Dieser hebr. Ausdruck beschreibt zwei Völker, die einander so nahe sind, dass sie sich in die Augen sehen. Das drückt aus, dass die Boten der Wahrheit (»Wächter«) die Rückkehr der Herrn nach Zion so deutlich sehen werden wie sie einander sehen, wenn sie sich in die Augen blicken.
52,9 getröstet … erlöst. Die zerstörte Stadt wird auf den Aufruf zum Freudengesang reagieren, weil der Herr Trost (40,1.2; 49,13; 51,12) und Erlösung (41,14; 43,1.12.14; 44,6.23.24; 47,4) gegeben hat.
52,11 Weicht! weicht! Der Prophet befi ehlt den Israeliten, das Land ihrer Verbannung zu verlassen und nach Jerusalem zurückzukehren (48,20; Jer 50,8; Sach 2,10.11; Offb 18,4). Unter Kyrus gab es nur eine begrenzte Rückkehr (50.000), aber hier geht es um die letztendliche Erfüllung. Rührt nichts Unreines an! … Reinigt euch. Die heimkehrenden Gefangenen sollten sich nicht verunreinigen, indem sie Besitz aus dem Exil mitnahmen (vgl. Jos 6,18; 7,1). Das NT verleiht dieser Prophezeiung eine prinzipielle Anwendung und ermahnt damit Christen, sich auf keine geistlichen Beziehungen zu Mächten des Heidentum einzulassen (2Kor 6,17).
52,12 nicht hastig. Gerettete Gefangene brauchen sich bei ihrer Rückkehr nach Jerusalem nicht beeilen wie ihre Vorfahren bei der Flucht aus Ägypten (2Mo 12,11.33.39; 5Mo 16,3). Sie können bedächtig und sicher fortziehen, wobei der Messias vor ihnen her und Gott hinter ihnen her zieht. Vgl. 58,8.
52,13 – 53,12 Dies ist das letzte und bemerkenswerteste der 4 mes- sianischen Knechtslieder (vgl. 42,1-9; 49,1-13; 50,4-11). Dieser Abschnitt enthält unbestreitbare, eindeutige Beweise, dass Gott der Autor der Heiligen Schrift ist und Jesus die messianischen Prophezeiungen erfüllt hat. Die Details sind so präzise, dass kein Mensch sie durch Zufall voraussagen und kein Schwindler sie durch Hinterlist erfüllen konnte. Dieser Abschnitt bezieht sich eindeutig auf den Messias Jesus, wie es auch das NT bestätigt (vgl. Mt 8,17; Mk 15,28; Lk 22,37; Joh 12,38; Apg 8,28-35; Röm 10,16; 1Pt 2,21-25). Oft wird ohne direktes Zitat darauf angespielt (vgl. Mk 9,12; Röm 4,25; 1Kor 15,3; 2Kor 5,21; 1Pt 1,19; 1Joh 3,5). 52,13 Eine Zusammenfassung und ein Überblick über Erniedri- gung und Erhöhung des Knechts, die in 53,1-12 ausführlicher beschrieben werden. Die Details betreffen das Werk Christi in seinem stellvertretenden Tod, seinem Begräbnis, seiner Auferstehung, seiner Rettung von Sündern, seiner Fürsprache und seinem Reich. 52,13 erhoben … erhöht … sehr erhaben. Wenn der Knecht letztendlich über sein Reich regiert, wird er internationale Anerkennung für die Wirksamkeit seiner Regierung empfangen (vgl. Phil 2,9).
52,14 war sein Angesicht entstellt. Der Knecht muss unmensch- liche Grausamkeit erdulden, die so weit geht, dass er nicht mehr wie ein Mensch aussieht. Seine Erscheinung ist so schrecklich, dass die Menschen ihn mit Befremden anblicken (53,2.3; Ps 22,7; Mt 26,67; 27,30; Joh 19,3).
52,15 viele Heidenvölker in Erstaunen setzen. Oder: »bespren- gen«. In seinem entstellten Zustand wird der Knecht ein priesterliches Werk der Reinigung ausführen, aber nicht nur Israel reinigen, sondern viele außerhalb dieses Volkes (2Mo 29,21; 3Mo 4,6; 8,11; 14,7; 4Mo 8,7; 19,18.19; Hebr 9,13). den Mund schließen. Bei seiner Erhöhung werden höchste Führungspersonen sprachlos sein und über den einst verachteten Knecht erstaunen (vgl. Ps 2). Wenn er seinen Thron besteigt, werden sie eine Entfaltung von Macht und Herrlichkeit sehen, wie sie es zuvor nie gehört haben. Paulus wendete das Prinzip dieses Verses an auf seinen apostolischen Auftrag, Christus dort zu verkünden, wo Christus bisher unbekannt war (Röm 15,21).
53,1 Wer hat unserer Verkündigung geglaubt …? Die Frage impliziert, dass trotz dieser und anderer Prophezeiungen nur wenige den Knecht anerkannten, als er auftrat. Diese Ankündigung wurde bei Christi erstem Kommen buchstäblich erfüllt, bei welchem ihn Israel nicht offenherzig empfi ng (Joh 1,9-11; 12,38). Paulus wendete dieselbe Prophezeiung auf die Welt als Ganze an (Röm 10,16). der Arm des HERRN. Bei seinem ersten Kommen erkannte die Nation die mächtige, fl eischgewordene Kraft Gottes in der Person Jesu, ihres Retters, nicht.
53,2 vor ihm. Obwohl Jesus als Messias von der Welt unbeachtet blieb (V. 1), wurde er von Gott aufmerksam beobachtet, der jedes kleinste Detail seines Lebens verordnete. dürrem Erdreich … sein Anblick gefi el uns nicht. Der Knecht wuchs in niedrigen Umständen auf trug keines der üblichen Zeichen der Königswürde. Somit war seine wahre Identität nur für das aufmerksame Auge des Glaubens erkennbar.
53,3 Verachtet … verlassen … verachtet. Der Prophet sieht den Hass und die Ablehnung der Menschen gegenüber dem Messias und Knecht voraus, der nicht nur äußerliche Misshandlung erlitt, sondern auch innere Trübsal wegen der mangelnden Reaktion auf Seiten derer, denen zu dienen er gekommen war (z.B. Mt 23,37; Lk 13,34). verbirgt … wir achteten ihn nicht. Durch den Gebrauch der 1. Person sprach der Prophet für die Abneigung seiner ungläubigen Nation gegenüber einem gekreuzigten Messias und ihrem Mangel an Respekt vor dem fl eischgewordenen Sohn Gottes.
53,4 getragen … auf sich geladen. Vgl. V. 11.12. Obwohl diese Verben in der Vergangenheitsform geschrieben sind, sagen sie Dinge voraus, die zu Jesajas Zeit noch Zukunft waren, d.h. es handelt sich um den »prophetischen Perfekt« im Hebr., der hier und an anderen Stellen dieses Knechtsliedes verwendet wird. Jesaja sagte damit, dass der Messias die Konsequenzen der Sünden von Menschen tragen würde, nämlich die Trübsale und Sorgen des Lebens. Unglaublicherweise dachten aber die Juden, die ihn sterben sahen, er würde von Gott für seine eigenen Sünden bestraft. Matthäus sah eine analoge Erfüllung dieser Worte im Heilungsdienst Jesu (s. Anm. zu Mt 8,16.17), weil Krankheit aus Sünde resultiert, wofür der Knecht mit seinem Leben zahlte (V. 7.8; vgl. 1Pt 2,24). In der Ewigkeit wird es keine Krankheiten mehr geben, deshalb ist Heilung letztendlich in den Segnungen des Sühnopfers enthalten.
53,5 um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen. Dieser Vers ist gefüllt mit dem Vokabular der Stellvertretung. Der Knecht litt nicht für seine eigene Sünde, denn er war sündlos (vgl. Hebr 4,15; 7,26), sondern litt als Stellvertreter für Sünder. Die Betonung liegt hier darauf, dass Christus stellvertretend Gottes Zorn, der auf Sünder lag, empfi ng (vgl. 2Kor 5,21; Gal 1,3.4; Hebr 10,9.10). Strafe … Frieden. Er erlitt die Bestrafung durch Gott, um unseren Frieden mit Gott sicherzustellen. durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Die Wunde (das hebr. Wort ist im Singular), die seinen Tod verursachte, hat denen Heil gebracht, für deren Sünden er starb. Petrus bestätigt das in 1Pt 2,24.
53,6 Wir alle … jeder … unser aller. Jeder Mensch hat gesündigt (Röm 3,9.23), aber der Knecht hat in hinlänglicher Weise die Konsequenzen der Sünde und den gerechten Zorn, den Sünder verdienen, auf sich genommen (vgl. 1Tim 2,5.6; 4,10; 1Joh 2,2). Gott legte unsere Missetaten auf ihn, und zwar so, dass er ihn behandelte, als habe er jede Sünde begangen, die jemals von allen Gläubigen begangen wurde und wird, obwohl er absolut keiner Sünde schuldig war. Gott tat ihm das an, damit der Zorn ausgegossen der Gerechtigkeit Genüge getan werden konnte. Daraufhin konnte Gott Sündern, die glauben, die Gerechtigkeit Christi zurechnen und sie so behandeln, als hätten sie nur die gerechten Taten Christi getan. In beiden Fällen handelt es sich um Stellvertretung. S. Anm. zu 2Kor 5,21.
53,7 Das war die Schriftstelle, die der Kämmerer aus Äthiopien las und anschließend von Philippus erklärt bekam, dass sie sich auf Jesus bezieht (Apg 8,32.33). 53,7 tat seinen Mund nicht auf. Der Knecht wird nicht protestie- ren und sich seinen Bedrängern völlig ergeben. Jesus erfüllte diese Voraussage (Mt 26,63; 27,12-14; Mk 14,61; 15,5; Lk 23,9; Joh 19,9; 1Pt 2,23). Lamm … zur Schlachtbank. Der Knecht sollte die Rolle eines Opferlammes annehmen (2Mo 12,3.6). Jesus erfüllte diese bildhafte Rolle buchstäblich (Joh 1,29; 1Pt 1,18.19; Offb 5,6).
53,8 weggenommen … wegen der Übertretung meines Vol- kes. Der Knecht ließ sein Leben, um das stellvertretende Ziel des Zornes anstelle der Juden zu sein, die durch diese Stellvertretung das Heil und die Gerechtigkeit Gottes zugerechnet bekommen. Mit ähnlichen Ausdrücken wird der Messias in Dan 9,26 beschrieben.
53,9 bei Gottlosen … bei einem Reichen. Wegen seines schmach- vollen Todes wollten die Juden den Knecht schmachvoll bei Kriminellen begraben (vgl. Joh 19,31), doch stattdessen wurde er »bei einem Reichen« begraben und erhielt ein würdiges Begräbnis im gestifteten Grab des reichen Joseph von Arimathia (Mt 27,57-60; Mk 15,42-46; Lk 23,5053; Joh 19,38-40). kein Unrecht … kein Betrug. Die Unschuld des Knechtes bedeutete, dass er völlig zu Unrecht hingerichtet wurde. Petrus weist in 1Pt 2,22 auf die Erfüllung in Jesus hin.
53,10 dem HERRN gefi el es. Obwohl der Knecht den Tod nicht ver- diente, war es der Wille des Herrn, dass er starb (Mt 26,39; Lk 22,42; Joh 12,27; Apg 2,23). Schuldopfer. Das wurde vom Knecht als das Lamm Gottes erfüllt (V. 7; Joh 1,29). Christus ist das Passahlamm der Christen (1Kor 5,7). Das schließt logischerweise den Irrtum aus, dass Jesu Sühnopfer heute Heilung beinhalte, wenn man im Glauben dafür betet. Sein Tod sühnte nicht Krankheit, sondern Sünde. S. Anm. zu 53,4. Nachkommen sehen … seine Tage verlängern. Um Nachkommen zu sehen, muss der Knecht von den Toten auferstehen. Das wird er tun und für immer herrschen (2Sam 7,13.16; Ps 21,5; 89,5; 132,12).
53,11 seine Lust sehen. Das eine Opfer des Knechtes wird volle Genugtuung leisten hinsichtlich des Sündenproblems (1Joh 2,2; vgl. 1,11). durch seine Erkenntnis. Der Knecht wusste genau, was getan werden musste, um das Sündenproblem zu lösen. viele gerecht machen. Durch die göttliche »Erkenntnis«, wie Sünder gerechtfertigt werden können, wurde der Plan ausgeführt, dass er durch sein ein für allemal dargebrachtes Opfer viele vor Gott als gerecht erklärte (Röm 5,19; 2Kor 5,21).
53,12 die Vielen zum Anteil … Starke zum Raub. Der Lohn des Knechtes für sein Werk wird die »Beute« seiner geistlichen Siege während der tausendjährigen Herrschaft sein. unter die Übeltäter zählen. Der Knecht nimmt eine Rolle unter sündigen Menschen an, was von Jesus erfüllt wurde, als er zwischen zwei Kriminellen gekreuzigt wurde (Lk 22,37). für die Übeltäter gebetet. Das spricht vom Amt des fürsprechenden Hohenpriesters, das am Kreuz begann (Lk 23,34) und im Himmel fortdauert (vgl. Hebr 7,25; 9,24).
54,1 Unfruchtbare … nicht geboren … nicht in Wehen … Ver- einsamte. Israel war in seiner Verbannung und Zerstreuung einsam und verschmäht wie eine Frau ohne Kinder (49,21). Der Prophet ruft jedoch zum Jubelgesang auf, weil der Herr der Nation für die Zukunft Fruchtbarkeit verheißen hat (49,19.20). Das NT liefert eine weitere Anwendung des Prinzips dieses Verses und zitiert ihn als Beleg dafür, dass das »Jerusalem droben«, die Mutter der Kinder der Verheißung durch Sara, sich großer Fruchtbarkeit erfreuen wird (Gal 4,27).
54,2 Erweitere … dehne … spanne. Der Prophet befahl dem un- fruchtbaren Israel, sich auf den Tag vorzubereiten, wenn ihre zahlreichen Einwohner mehr Wohnraum benötigen werden (26,15; 49,19.20).
54,3 durchbrechen … die Heidenvölker besitzen. Das künftige Reich des Messias wird weltweit sein und viel umfangreicher sein als das einstige Reich Davids und Salomos.
54,4 die Schande deiner Jugend … Schmach deiner Witwen- schaft. Israels Sünden führten zur ägyptischen Gefangenschaft, zum Babylonischen Exil und zur gegenwärtigen Zerstreuung, aber die Herrlichkeiten des künftigen Reiches werden so groß sein, dass sie früheres Versagen überschatten.
54,5 Ehemann … Erlöser. Die Grundlage für das Vergessen frühe- ren Versagens ist Israels Beziehung zum Herrn als Ehemann (62,4.5) und Erlöser (41,14).
54,6 verlassene … bekümmerte … verstoßen. In der Verban- nung und Zerstreuung war Israel wie eine Frau, deren Mann sie verlassen hat. Doch das ist nur für eine kleine Zeit, im Vergleich zur ewigen Güte, derer Israel sich erfreuen wird, wenn der Messias zurückkommt, um die erbärmliche Gattin zu sammeln (26,20).
54,9 Wasser Noahs. So wie Gott schwor, dass er nie wieder die ganze Erde mit einer Sintfl ut richten wird (1Mo 8,21; 9,11), so hat er sich mit einem Eid verbürgt, dass er seinem Volk nie wieder zürnen wird. Nach der endgültigen Wiederherstellung wird er seine Verheißung erfüllen.
54,10 Berge … Hügel … meine Gnade … mein Friedensbund. Im Tausendjährigen Reich (48,6.7; 51,6.16) wird sich die Topographie verändern (s. Hes 38,20; Mi 1,4; Sach 14,4.10), aber nicht Gottes Zusage des Wohlergehens für Israel, dessen es sich infolge des Neuen Bundes erfreuen wird (55,3; 59,21; 61,8).
54,11 Bleiglanz … Saphiren bauen … Rubinen … Karfun- keln … köstlichen Steinen. Der fi ligrane Schmuck und die reiche Verzierung wird Jerusalem als das Zentrum der künftigen, ewigen messianischen Herrschaft nach dem Tausendjährigen Reich kennzeichnen (Offb 21,18-21). So herrlich und prachtvoll dies auch ist, so ist es doch nicht so wichtig wie der geistliche Reichtum des Reiches, wenn Wahrheit und Frieden (V. 13) zusammen mit Gerechtigkeit vorherrschen (V. 14). Der Herr selbst wird während des messianischen Reiches alle lehren, und so werden alle seine Gerechtigkeit kennen (11,9; Jer 31,34). Jesus verlieh diesem Vers einen zusätzlichen Aspekt und wendete ihn auf die Gläubigen an, die geistlich belehrt sind und deshalb bei seinem ersten Kommen zu ihm kamen (Joh 6,45).
54,15 Wer sich aber gegen dich zusammenrottet, der wird an dir zu Fall kommen. Im Tausendjährigen Reich wird dies so sein, wie Johannes in Offb 20,7-9 vorausgesagt hat. Der Herr wird alle Feinde Israels mit Feuer schlagen. Zum Erbe der Knechte des Herrn im messianischen Reich gehört auch sein Schutz vor den Feinden, die Israel am liebsten vernichten würden. Man beachte, dass nach dem messianischen Lied vom Knecht in Kapitel 53 Israel stets als »Knechte des Herrn« (im Plural) bezeichnet wird (54,17; 56,6; 63,17; 65,8.9.13.14.15; 66,14).
55,1 alle. Das Erlösungswerk des Knechtes und sein glorreiches Reich sind zugunsten aller, die bereit sind zu kommen (53,6). Der Prophet lädt seine Leser ein, an den Segnungen teilzuhaben, die durch die Leiden des Knechts in Kap. 53 erworben und in Kap. 54 beschrieben wurden. kein Geld … ohne Geld und umsonst. Die Segnungen im Reich des Knechtes sind aufgrund seines Erlösungswerkes kostenlos (53,6.8.11; Eph 2,8.9). Wein und Milch. Symbole für Überfl uss, Zufriedenheit und Wohlergehen (Hl 5,1; Joel 4,18). 55,2 kein Brot. Das ist das »erschwindelte Brot« (Spr 20,17) und nicht das »Brot des Lebens« (Joh 6,32-35).
55,3 ewigen Bund. Der Neue Bund, den Gott Israel geben wird (54,8; 61,8; Jer 31,31-34; 32,40; 50,5; Hes 16,60; 37,26; Hebr 13,20). Gnadengüter Davids … zuverlässig. Der Davidsbund verhieß David, dass sein Nachkomme in einem ewigen Reich über Israel herrscht (2Sam 7,8.16; Ps 89,28-30). Paulus verband die Auferstehung Christi mit dieser Verheißung (Apg 13,34), da sie ein elementar wichtiges Ereignis zur Erfüllung dieser Verheißung war. Wenn er nicht durch seinen Sühnetod Gott völlig Genüge geleistet hätte, wäre er nicht auferstanden; wenn er nicht von den Toten auferstanden wäre, würde er nicht schließlich auf dem irdischen Thron Davids sitzen. Aber er erstand von den Toten und wird seine Rolle als König erfüllen (V. 4). Vgl. Jer 30,9; Hes 34,23.24; 37,24.25; Dan 9,25; Hos 3,5; Mi 5,1. Die ganze Welt wird zu ihm als dem großen König kommen (V. 5).
55,6 Dies ist eine der klarsten Einladungen im AT zur sofortigen Errettung und zum späteren Segen im Reich. Es ist ein vorzügliches Beispiel dafür, wie zur Zeit des AT Menschen gerettet wurden. Die Gnade und Barmherzigkeit des Heils konnte die Seele erlangen, die 1.) den Herrn suchte (5Mo 4,29; 2Chr 15,4) und 2.) ihn anruft, solange er noch erreichbar ist (65,1; Ps 32,6; Spr 8,17; Mt 25,1-13; Joh 7,34; 8,21; 2Kor 6,2; Hebr 2,3; 3,13.15). Ein solches wahres glaubendes Suchen geht einher mit Buße, die beschrieben wird als das »Verlassen der Wege und Gedanken« und das Abwenden vom sündigen Leben hin zum Herrn. Wenn ein Sünder zu Gott kommt, muss er an ihn glauben, seine Sünde anerkennen und Vergebung wünschen sowie Befreiung von dieser Sünde. Gleichzeitig muss er anerkennen, dass er unfähig ist, gerecht zu sein oder Gott zufrieden zu stellen und sich selbst auf die Gnade Gottes werfen. Dann empfängt er vollständige Vergebung. Seine Sünde wurde bedeckt, weil der Messias sein Stellvertreter ist (Kap. 53). Dieses atl. Muster der Errettung wird in Lk 18,9-14 veranschaulicht.
55,7 verlasse. Unverzichtbarer Bestandteil des Suchens des Herrn (V. 6) ist, dass der Suchende sich von der Sünde abwendet (1,16).
55,8 meine Gedanken … meine Wege. Manche bezweifeln vielleicht solche Bereitwilligkeit wie in V. 7 beschrieben, doch Gottes Gnade übersteigt das Begreifen des Menschen weit, insbesondere die Gnade, die er Israel erweist.
55,10 Regen … Schnee … Wort. Der Niederschlag vom Him- mel erfüllt immer seinen Zweck und dient dazu, die natürlichen Bedürfnisse des Menschen zu stillen. Das Wort Gottes wird ebenfalls seinen Zweck erfüllen: Gottes geistliche Absichten, insbesondere die Aufrichtung des davidischen Reiches auf Erden (V. 1-5).
55,12 mit Freuden ausziehen und in Frieden geleitet. Das ver- bannte Israel wird aus der Zerstreuung zurückkehren und sich dabei über seine Errettung freuen, und seine Feinde werden es nicht daran hindern können.
55,13 Statt der Dornen … Myrten. Im davidischen Reich wird es positive Veränderungen in der Natur geben und auch der Fluch aus 1Mo 3,17 rückgängig gemacht werden. Das wird ein fortwährendes Zeugnis dafür sein, dass der Herr sein Volk erlöst hat (44,23; Röm 8,19-23).
56,1 ist nahe … geoffenbart. Zu den Anreizen, dem Ruf aus
55,6 Dies ist eine der klarsten Einladungen im AT zur sofortigen Errettung und zum späteren Segen im Reich. Es ist ein vorzügliches Beispiel dafür, wie zur Zeit des AT Menschen gerettet wurden. Die Gnade und Barmherzigkeit des Heils konnte die Seele erlangen, die 1.) den Herrn suchte (5Mo 4,29; 2Chr 15,4) und 2.) ihn anruft, solange er noch erreichbar ist (65,1; Ps 32,6; Spr 8,17; Mt 25,1-13; Joh 7,34; 8,21; 2Kor 6,2; Hebr 2,3; 3,13.15). Ein solches wahres glaubendes Suchen geht einher mit Buße, die beschrieben wird als das »Verlassen der Wege und Gedanken« und das Abwenden vom sündigen Leben hin zum Herrn. Wenn ein Sünder zu Gott kommt, muss er an ihn glauben, seine Sünde anerkennen und Vergebung wünschen sowie Befreiung von dieser Sünde. Gleichzeitig muss er anerkennen, dass er unfähig ist, gerecht zu sein oder Gott zufrieden zu stellen und sich selbst auf die Gnade Gottes werfen. Dann empfängt er vollständige Vergebung. Seine Sünde wurde bedeckt, weil der Messias sein Stellvertreter ist (Kap. 53). Dieses atl. Muster der Errettung wird in Lk 18,9-14 veranschaulicht. 55,6 zu folgen, gehört, dass Gottes Reich des Heils und der Gerechtig- keit nahe ist (51,5).
56,2 den Sabbat hält, um ihn nicht zu entweihen. Die Beobach- tung des Sabbats, die nach der Befreiung aus Ägypten eingeführt wurde (2Mo 20,8-11), wurde zu einem Zeichen für das Erfüllen des Bundes, den Gott mit Mose geschlossen hatte (2Mo 31,13-17).
56,3 Fremdling … Verschnittene. Solche Personen waren per Ge- setz von Israel ausgeschlossen (2Mo 12,43; 5Mo 23,2.4.8.9), doch wenn das messianische Reich kommt, werden solche Ausschließungen aufgehoben werden.
56,4 meinem Bund festhalten … ewigen Namen. »Verschnit- tene« (Eunuchen), die von Herzen dem Mosebund beipfl ichten, dürfen eine ewige Nachkommenschaft erwarten. Es sind niemals Werke, die retten (vgl. Röm 3,20; Eph 2,8.9); sondern wenn jemand Gottes Gesetz gehorcht, tut, was Gott gefällt oder wünscht, die Verheißungen des Gehorsams zu bewahren, sind das Anzeichen dafür, dass er gerettet ist und sich deshalb aller Segnungen des Heils erfreuen wird.
56,6 meinem Bund festhalten … wohlgefällig sein auf mei- nem Altar. Die Opfer eines Fremdlings, der Gott liebt und dessen Herz geneigt ist, ihm zu dienen und dem mosaischen Gesetz zu gehorchen, wird erfahren, dass seine Opfer angenommen werden, auch im künftigen Reich.
56,7 mein Haus … für alle Völker. Im Reich des Messias wird der Tempel in Jerusalem das Zentrum der Anbetung des Herrn durch Völker jeglichen ethnischen Hintergrunds sein. Bei seiner zweiten Tempelreinigung zitierte Jesus diesen Vers, weil seine Zeitgenossen gegen diese Zweckbestimmung verstießen: Führende Juden hatten den Tempel zu einem Geschäftsunternehmen gemacht (Mt 21,13; Mk 11,17; Lk 19,46).
56,8 noch mehr zu ihm sammeln. Außer den versammelten Is- raeliten aus der Zerstreuung wird der Herr auch Nichtjuden in sein Reich versammeln (49,6).
56,9 Ein Kommentar über Israels falsche Propheten und verant- wortungslose Führer, die das Volk in die Irre führten. 56,9 Tiere … Wächter … Hirten. Bezeichnungen für die Gott- losen; andere Propheten bezeichnen Israels Feinde als Raubtiere (Jer 12,9; Hes 34,5.8). Propheten, die Wächter hätten sein sollen und Israel warnen und zur Buße rufen sollten, missachteten ihre Verantwortung (vgl. Hes 3,17). Auch die Priester versagten darin, Israel auf Wegen der Gerechtigkeit zu leiten (Hes 34,1-6; Sach 11,15-17).
56,12 Wein … Rauschtrank. Das ist symptomatisch für die aus- schweifende Verantwortungslosigkeit der Führer. Trunkenheit löschte jegliches Anliegen der Führer für ihr Volk aus. S. Anm. zu Spr 31,47.
57,1 Im Gegensatz zu den zivilen Führungspersonen, die Aus- schweifungen und Zügellosigkeit nachgingen, wurden die Gerechten vor dem bevorstehenden Gericht Gottes weggenommen. Die Gerechten leiden durch Unterdrückung und Kummer über das, was um sie herum vor sich geht, aber sie sterben im Glauben und erfreuen sich ihres ewigen Lohns.
57,3 Zauberin … Ehebrechers … Hure. Zauberei und Ehebruch waren bildhafte Bezeichnungen für Götzendienst. Gott fordert Rechenschaft von den Gottlosen.
57,4 die Zunge herausstrecken. Die Gottlosen verhöhnten un- verfroren die Boten Gottes (z.B. 28,9.10).
57,5 Diese Verse nennen Elemente des Götzendienstes wie z.B. Kindsopferungen, die zur Verehrung des ammonitischen Gottes Moloch gehörten (Jer 32,35; Hes 20,26.31). Was war die angemessene Reaktion des Herrn darauf, dass Israel den Götzen opferte – sich damit zufrieden zu geben oder Rache zu nehmen? Jeremia hatte die Antwort (Jer 5,9.29; 9,9).
57,7 Die Orte der Götzenaltäre, wo Israel geistlichen Ehebruch beging, indem es dem Baal und der Astarte Opfer darbrachte (Jer 3,6; Hes 16,16).
57,9 zum König gezogen. Ein Beispiel dafür war Ahas, der den König von Assyrien zu Hilfe rief und keine Kosten scheute, um den Götzendienst Assyriens zu kopieren (2Kö 16,7-18).
57,10 Lebensunterhalt gefunden. Anstatt die Hoffnungslosig- keit des Götzendienstes anzuerkennen und trotz des Überdrusses daran fanden die Israeliten neue Kraft, um ihren götzendienerischen Weg fortzusetzen.
57,11 verleugnet. Dieses gottlose Volk fürchtete falsche Götter mehr als den wahren Gott, dem sie den Heuchler vorspielten und Gottes Geduld herausforderten.
57,12 deine Gerechtigkeit bekannt machen. Gott wird sein Schweigen brechen und sich zu Israels vorgetäuschter Gerechtigkeit äußern; damit sagte er auf sarkastische Weise, dass sie keine echte Gerechtigkeit hatten. Die Torheit solcher Hingabe an nichtexistierende Götter wird zutage treten, wenn das Gericht kommt und sie alle fortgeblasen werden, während die Anbeter des wahren Gottes sich der Segnungen des Reiches erfreuen. S. Ps 37,11; Mt 5,5.
57,14 Im Gegensatz zu den Gerichtsandrohungen wegen Göt- zendienst (V. 3-13), werden in V. 14-20 Segensverheißungen genannt. 57,14 Räumt jeden Anstoß aus dem Weg. Der Befehl lautet, alle Hindernisse zu entfernen, um dem Volk Gottes dem Weg zu bereiten, zu ihm umzukehren (62,10).
57,15 belebe den Geist … das Herz … erquicke. Der Herr sendet wahre Erweckung, die derjenige erfährt, der demütig und zerbrochen ist (61,1-3; im Gegensatz zu V. 10). Nach all den Jahren der Sünde, des Abfalls und der Bestrafung Israels wird Gottes Gnade vorherrschen (43,25) und geistliche Heilung und Wiederherstellung kommen.
57,17 wandte es sich noch weiter ab. S. Anm. zu Spr 14,14.
57,19 Frucht der Lippen. Nach Hebr 13,15 ist damit Dank und Lob für Gott gemeint. Vgl. Hos 14,3. In diesem Zusammenhang ist dies die Stimme, die »Frieden, Frieden« ruft und allen Völkern nah und fern zuruft, zum Herrn zu kommen und geistliche Heilung zu empfangen.
57,20 wie das aufgewühlte Meer. Im Gegensatz zu denen in V. 19 haben die Gottlosen alles andere, aber keinen Frieden (Jud 13). Vgl. 48,22.
58,1 – 66,24 Dieser Abschnitt beschreibt die künftige Herrlichkeit Israels, des Volkes Gottes. 58,1 Eine Beschreibung von religiösem Formalismus, der in unan- gemessenem Fasten zum Ausdruck kommt. 58,1 Rufe aus voller Kehle. Der Prophet sollte dem Volk Israel in klarer Sprache sagen, welche Bereiche ihres Verhalten dem Herrn missfi elen.
58,2 begehren die Nähe Gottes. Israel übte nur eine Pro-forma- Religiosität aus. Ihr Anschein von Gerechtigkeit war bloße Vortäuschung (1,11).
58,3 Warum. Das Volk beklagte sich, als Gott ihre religiösen Taten nicht anerkannte, doch Gott antwortete, dass ihr Fasten nur halbherzig war. Heuchlerisches Fasten führte zu Streit, Zank und Vortäuschung und machte echtes Gebet zu Gott unmöglich. Fasten ist mehr als nur ein äußeres Ritual und vorgetäuschte Buße, sondern umfasst auch Reue über Sünde und folglich Demut, Trennung von Sünde und von Unterdrückung anderer, Verpfl egung von Hungrigen und humanitäres Verhalten gegenüber Notleidenden.
58,8 deine Gerechtigkeit … Nachhut. Wenn Israel richtig zu fas- ten lernt, wird es sich der Segnungen des Heils und des messianischen Reiches erfreuen (52,12).
58,9 Hier bin ich. S. 65,1. Im Gegensatz zur Klage aus V. 3 wird eine Zeit kommen, wenn der Herr die Gebete seines Volkes vollständig erhören wird (65,24). Das wird sein, wenn sie bekehrt sind und Anzeichen für diese Wandlung in Form von Werken zeigen, die ein wahrhaft bußfertiges Herz ausdrücken (V. 9.10). Zur Zeit der Wiederkunft Jesu wird Israel wahre Buße zeigen und die Fülle des Segens wird ausgegossen werden (V. 10b.11).
58,12 die Trümmer der Vorzeit wieder aufbauen. Damit ist die endgültige Wiederherstellung des millenialen Jerusalem gemeint, wogegen Nehemias Wiederaufbau der Mauern (Neh 2,17) nur ein Vorgeschmack war (61,4; Am 9,11).
58,13 am Sabbat deinen Fuß zurückhältst. Der Sabbat war hei- liger Boden, den niemand betreten sollte. Das Halten des Sabbats symbolisiert Gehorsam gegenüber dem ganzen Gesetz Moses (56,2). Zur Beiseitesetzung des Sabbatgesetzes im NT s. Anm. zu Röm 14,5.6 und Kol 2,16.17.
58,14 an dem HERRN deine Lust haben. Bußfertige, die in Gemein- schaft mit dem Herrn wandeln, erfahren seelische Zufriedenheit (Ps 37,4). Ihre Zufriedenheit beruht nicht auf materiellen Gütern (im Gegensatz zu 55,2).
59,1 Hand des HERRN … sein Ohr. Die Kraft des Herrn ist mehr als ausreichend, um das gefangene Israel zu retten (50,2). Sein Ohr hört aufmerksam auf den Ruf seines bußfertigen Volkes (58,9; 65,24).
59,2 Missetaten … Sünden. Abrahams natürliche Nachkommen- schaft hat die Rettung des Herrn noch nicht erfahren, weil ihre Missetaten ein Hindernis geschaffen haben. Diese allgemeine Wahrheit gilt für alle Menschen: Sünde trennt Menschen von Gott (vgl. Röm 3,23).
59,5 Schlangeneier … Spinngewebe. Es ist traurig, wenn Men- schen Böses tun, aber noch trauriger ist es, wenn sie Freude daran haben, mit ihren bösen Taten andere zu vergiften oder ihnen eine Falle zu stellen (Röm 1,32). So tief war Israel gesunken.
59,6 Gewebe … Werke. So wie Spinnennetze zu schwach sind, um als Kleidung zu dienen, so waren Israels böse Werke. Geistlich gesehen waren sie ungenügend.
59,7 Ihre Füße … Den Weg des Friedens kennen sie nicht. Diese Worte aus Jesajas Feder beziehen sich auf die nationale Verdorbenheit Israels, die der Rettung Gottes im Wege stand. Paulus zeigte, dass diese Wahrheit über das sündige Israel symptomatisch war für die Verdorbenheit der ganzen Menschheit (Röm 3,15-17).
59,10 tappen … straucheln. Eine Beschreibung von Menschen, die erfolglos versuchen, ihrem verdorbenen Zustand aus eigener Kraft zu entkommen. Sie enden brummend und klagend über ihre Unfähigkeit, das Heil zu erlangen (5Mo 28,29).
59,12 Übertretungen … Sünden. Der Prophet bietet die Ant- wort auf die Frustration des Volkes: Ihre Sünden und Übertretungen bleiben als Hindernis für Gottes Rettung bestehen. Obwohl ihre Rituale äußerlich richtig sind, befi ndet sich weiterhin ein Hindernis unlauterer Motive zwischen Gott und seinem Volk (Mt 12,34; Mk 7,21.22). Bestehender Frevel macht Gerechtigkeit unmöglich.
59,15 ausplündern. In einer Umgebung, wo Böses vorherrscht, wurde jeder, der vom Bösen wich, ein Opfer seiner Umwelt, weil er sich ihr nicht anpasste. 59,15 Als der HERR dies sah … kein Fürsprecher. Der Herr war sich des tragischen Zustands Israels bewusst und wusste, dass es niemanden gab, der für seine Sache eintritt. Der Herr nahm es selber auf sich, Israels Zustand zu ändern, nämlich durch das Eingreifen seines leidenden Knechtes (53,12).
59,17 Gerechtigkeit an wie einen Panzer … Helm des Heils. Bildlich gesprochen bewaffnete sich der Herr, um sein Volk zu retten und sich an den Feinden zu rächen, die nach seinem Untergang trachteten. Paulus bediente sich dieser Ausdrücke, um zu beschreiben, wie sich ein Gläubiger geistlich zurüstet, um die Angriffe Satans abzuwehren (Eph 6,14.17; 1Th 5,8). 59,17 Rachegewänder … Vergeltung seinen Feinden. Beim Retten des treuen Überrests Israels übt der Herr entschlossenes Gericht sowohl an allen rebellierenden Nationen (»Inseln«) als auch an den gottlosen Israeliten aus (63,1-6).
59,19 fürchten. Alle überlebenden Völker in der ganzen Welt sollen zusätzliche Gründe dafür haben, den Herrn anzubeten, wenn sie sehen, wie er alle Feinde durch die Kraft seines Geist besiegt, wenn er sein Volk Israel rettet. Auf der ganzen Erde soll Unterwerfung unter ihn der einzige Weg sein, um im künftigen Reich zu überleben.
59,20 wird ein Erlöser kommen. Der Messias, der leidende Knecht, wird Zion und alle gläubigen Israeliten erlösen. Diese unabänderliche Verheißung an die Nation war die Grundlage dafür, dass Paulus die künftige Rettung Israels zusicherte (Röm 11,26.27).
59,21 mein Bund … bis in Ewigkeit. Weil Gottes Neuer Bund mit Israel »ewig« ist (55,3; vgl. Jer 31,31-34), sollen die Aufmerksamkeit des Volkes dauerhaft auf Gottes Geist und auf seine Worte gerichtet sein.
60,1 Herrlichkeit des HERRN … Finsternis … tiefes Dunkel … seine Herrlichkeit. Jesaja spricht zu Zion (59,20; 60,14) und sagt der Stadt und somit der Nation Israel, dass ihr Licht gekommen ist. Damit setzt er sie in Gegensatz zum Rest der fi nsteren Welt. Das beschreibt die Herrlichkeit Jerusalems im Tausendjährigen Reich.
60,3 Heidenvölker werden … kommen. Jerusalems Licht wird andere Nationen anziehen, die von ihrer Finsternis befreit werden wollen (2,3). Nur gläubige Juden und Heiden werden nachdem Tag des Herrn ins irdische Reich eingehen, aber während der 1.000 Jahre werden Kinder geboren und Nationen von Menschen bevölkert, die Jesus Christus ablehnen. Die Herrlichkeit des Königs in Jerusalem und seine starke Macht werden diese Heiden in sein Licht ziehen.
60,4 Söhne … Töchter … herbeigetragen. Eine weitere Verhei- ßung der Wiederversammlung des treuen Überrest Israels (49,18.22).
60,5 Freude … Schätze. Freude und Überfl uss an materiellem Be- sitz, wie in V. 6.7 symbolisiert, werden zwei weitere Segnungen in Israels künftigem Reich sein (23,18; 24,14; 61,6).
60,6 Midian … Epha … Saba. Die Nachkommen Midians, Abra- hams Sohn von Ketura (1Mo 25,1.2), bewohnten die Wüste östlich des Jordan. Epha war einer der Söhne Midians (1Mo 25,4), dessen Nachfahren an der Ostküste des Golfs von Elan siedelten. Saba war ein Gebiet in Arabien, das für seinen Reichtum bekannt war (1Kö 10,1.2).
60,7 Kedar … Nebajoths. Die Nachkommen Kedars, eines Sohnes Ismaels (1Mo 25,13), lebten in der Wüste zwischen Aram und Mesopotamien. Die Nabatäer, die Bewohner der arabischen Stadt Petra, waren wahrscheinlich Nachkommen von Nebajoths, des ältesten Sohnes Ismaels (1Mo 25,13). wohlgefälliges Opfer auf meinen Altar. Tieropfer, die im Tausendjährigen Reich von anderen Nationen dargebracht werden, werden das Haus der Herrlichkeit Gottes noch mehr verherrlichen (V. 13). S. Anm. zu Hes 40-48 zur Beschreibung der Opfer im millenialen Tempel.
60,8 gleich einer Wolke daherfl iegen … Tauben. Diese bildhaften Ausdrücke beschreiben den raschen Zustrom von Heiden nach Jerusalem.
60,9 Inseln … Tarsisschiffe … deine Söhne … Silber … Gold. Wegen der Gunst des Herrn gegenüber Zion wird die Stadt weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehen (23,1; 41,1). Handelsschiffe werden den treuen Überrest Israels wie reiche Schätze nach Jerusalem zurückbringen.
60,10 deine Mauern bauen. Der Wiederaufbau der Mauern Jeru- salems mithilfe des persischen Königs war lediglich ein Vorgeschmack auf den endgültigen Wiederaufbau der Stadt mit Hilfe von Heiden bei der Wiederkunft Christ zur Erde. in meinem Zorn … in meiner Gnade. Gottes früheres Handeln mit Israel geschah meistens im Zorn, aber sein künftiges barmherziges Werk wird seine Gnade ausdrücken.
60,11 Tore sollen stets offen stehen. Im künftigen Reich wird uneingeschränkter Zugang zu Jerusalem vorherrschen (26,2; 62,10; Offb 21,25.26).
60,12 Volk … vertilgt. Im künftigen Reich können jene Nationen unmöglich überleben, die mit Israel nicht einverstanden sind (11,13.14; 14,2; 49,23). Der Herr wird die Nationen mit eisernem Zepter regieren (vgl. Ps 2,7-12).
60,13 Herrlichkeit des Libanon. Der Libanon war für sein Bau- holz berühmt. Wie bei Salomos Tempel (1Kö 5,24.32), doch sogar noch mehr, wird das Bauholz von den Wäldern des Libanon den Tempel des Herrn in Jerusalem bereichern.
60,14 Stadt des HERRN. Nationen, die zuvor Israel unterdrückt haben, werden Zions Vorrangstellung als Stadt des Herrn anerkennen.
60,15 verlassen und verhasst … ewigen Ruhm. Jerusalem wird seine Rolle wechseln und nicht mehr verachtet sein, sondern für immer gepriesen.
60,16 Milch … nähren. Wie eine Mutter ihren Säugling stillt, so werden Heiden und Könige Zion Reichtum und Macht geben. Die Stadt wird den Herrn als ihren Retter und Erlöser anerkennen, als »den Mächtigen Jakobs«, was mit ihr auch »alles Fleisch« tun wird (49,26).
60,17 Gold … Silber … Frieden … Gerechtigkeit. Im künftigen Reich wird Jerusalem ein Ort der Schönheit und des Friedens sein, wo Gerechtigkeit herrscht.
60,18 Heil … Ruhm. Die Mauern und Tore der Stadt, die diese Namen tragen, weisen auf den göttlichen Schutz hin, den der Herr vor jeglicher Form von Gewalt oder Zerstörung bietet.
60,19 Sonne wird nicht mehr … ewigen Licht. Jesaja blickt über das Tausendjährige Reich hinaus und sieht das neue Jerusalem, das auf das Millennium folgen wird (Offb 21,23; 22,5). Bei seiner prophetischen Perspektive war es ihm nicht möglich, zwischen der ewigen und der zeitlichen Phase des künftigen Reiches zu unterscheiden. Ebenso konnten die atl. Propheten nicht zwischen dem ersten und zweiten Kommen Christi unterscheiden (vgl. 1Pt 1,10.11).
60,20 Trauer … Ende. Im ewigen Reich der neuen Schöpfung wer- den die Untertanen keine Tränen mehr vergießen (Offb 21,4).
60,21 das Land auf ewig besitzen. Israel wird das Land erben, das Abraham verheißen war (1Mo 12,1.7; 13,15; 15,18). Im Tausendjährigen Reich wird dies das Land Israel sein, wie wir es heute kennen. Im ewigen Reich wird es das Neue Jerusalem sein, die Hauptstadt der neuen Schöpfung. mir zum Ruhm. Die höchste Bestimmung Israels ist, den Herrn zu verherrlichen (49,3; 61,3).
60,22 Kleinste … starken Volk. Israels enormes zahlenmäßiges und kräftemäßiges Wachstum, das aus dem Wirken des Herrn resultiert, wird diese Nation auf eine nie zuvor gekannte Vorrangstellung in der Welt bringen.
61,1 Der Geist … angenehme Jahr des HERRN. Der Knecht des Herrn (42,1) wird letztlich der Prediger und Erlöser Israels sein, der es rettet. Jesus spricht in Lk 4,18.19 vom Beginn der Erfüllung dieser Verheißung und verweist dabei auf seinen Dienst, den geistlich Unterdrückten den Trost des Heils zu bringen. Er sagt ausdrücklich: »Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren« (Lk 4,21). Mit den Juden, die während Jesu irdischem Wirken gerettet wurden und jenen, die während dieser Gemeindezeit gerettet werden, ist die Verheißung des Heils, das für die Nation in der Endzeit kommen soll, noch nicht erfüllt (vgl. Sach 12,1013,1; Röm 11,25-27). 61,1 Der Geist des HERRN, des Herrschers, ist auf mir. Die 3 Personen der Heiligen Dreifaltigkeit wirken in diesem Vers zusammen (6,8; vgl. Mt 3,16.17). den Gefangenen Befreiung. Die »Gefangenen« sind die Israeliten, die nach der Babylonischen Gefangenschaft in der Zerstreuung verbliebenen (42,7).
61,2 angenehme Jahr. Das ist dasselbe wie »der Tag des Heils« (49,8) und »das Jahr meiner Erlösten« (63,4). An dieser Stelle hörte Jesus mit dem Vorlesen in der Synagoge auf (Lk 4,19) und wies damit darauf hin, dass der restliche Text des Kapitel (V. 3-11) das zweite Kommen Christi betrifft. Tag der Rache. Als Teil seiner Rettung Israels wird der Herr sein Zorn ausgießen über alle seine Gegner (59,17-18). Vgl. Offb 6-19.
61,3 Trauernden … Ruhm. Der Zweck, weshalb der Herr die Trau- ernden nach Jahrhunderten des Leidens tröstet (60,20), ist seine eigene Verherrlichung (60,21).
61,4 wieder aufrichten. Der Wiederaufbau der Städte Israels ist Bestandteil von Gottes künftigem Plan für die Nation (49,8; 58,12; 60,10).
61,6 Priester des HERRN. In Erfüllung von 2Mo 19,6 wird Israel ein Königreich von Priestern sein, wenn Christus sein Reich aufrichtet. Für die Zwischenzeit wendet Petrus dieselbe Terminologie auf die Gemeinde an (1Pt 2,9).
61,7 doppelt vergolten. Anstelle der doppelten Strafe des Exils (40,2) wird Israel doppelte Anteile des Segens empfangen.
61,8 ewigen Bund. Der Neue Bund. S. Anm. zu 55,3.
61,10 angezogen … bekleidet. Hier ist das atl. Bild für zuge- rechnete Gerechtigkeit, die das elementare Herz des Neuen Bundes ist. Wenn ein bußfertiger Sünder anerkennt, dass er durch Werke keine eigene Gerechtigkeit erlangen kann (s. Anm. zu Röm 3,19-22; 2Kor 5,21; Phil 3,8.9) und Buße tut und Gott um Gnade anruft, bedeckt der Herr ihn aus Gnade durch Glauben mit seiner eigenen göttlichen Gerechtigkeit.
62,1 schweige ich nicht … lasse ich nicht ab. Der Herr ist ent- schlossen, Jerusalem zu einem Leuchtturm für die Welt zu machen (58,8; 60,1-3).
62,2 neuen Namen. Jerusalems neuer Name wird Israels neuen be- gnadeten Status ausdrücken (V. 4.12; 65,15).
62,4 Meine Lust an ihr … Vermählte. Diese Begriffe beschreiben eine völlig wiederhergestellte Beziehung zum Herrn.
62,5 werden deine Söhne sich mit dir vermählen. »Vermählen« im Sinne vom Bewohnen und Besitzen der Stadt.
62,6 nicht einen Augenblick schweigen … keine Ruhe … keine Ruhe. Der Prophet Israels warnte immer wieder vor lauernden Feinden und betete, dass Jerusalem »ein Lobpreis« sei (60,18; 61,11). Im Reich wird es noch mehr Propheten geben, die ständig die Ehre des Herrn verkünden.
62,8 Der HERR hat geschworen. Das Ende der Fremdherrschaft über Jerusalem ist so gewiss wie ein Schwur Gottes.
62,9 Vorhöfen meines Heiligtums. Damit ist der milleniale Tempel gemeint (vgl. Hes 40-46).
62,10 Bereitet. Dieser und die dazugehörigen Befehle bereiten das Volk auf die Erhöhung Zions und die Manifestation ihres Heils vor (11,12; 40,3; 57,14).
62,11 Sagt der Tochter Zion: Siehe. Matthäus spielte vielleicht auf diese Worte an, als er bei seinem Bericht von Jesu triumphalen Einzug in Jerusalem Sach 9,9 zitierte (s. Mt 21,5). sein Lohn … erworben. S. 40,9.10.
62,12 Die Stadt … nicht [mehr] verlassen. S. V. 4 und vgl. Zions Klage in 49,14.
63,1 Edom … Bozra. Edom repräsentiert eine Gott hassende Welt (34,5). Bozra war einst eine Hauptstadt in Edom (34,6). Der Messias, der als Rächer nach Jerusalem kommt, um dort zu regieren, nachdem er sein Volk an dessen und seinen Feinden gerächt hat, wird mit einer Bildersprache beschrieben, die aus der Zerstörung Edoms entnommen ist. Edom repräsentiert in diesem Bild die letzten und erbittertsten Feinde Gottes und seines Volkes. Er allein ist »mächtig zum Retten«.
63,3 Zorn … Grimm … Saft. Der Heiland erklärt, dass die rote Farbe an seinem Gewand (V. 2) von seinem Gerichtshandeln an Israels Feinden stammt (61,2). Der verspritzte Traubensaft, der seine Kleider befl eckt, ist in Wirklichkeit das Blut derer, die durch das Gericht vertilgt wurden. Johannes spielt auf V. 1-3 an, als er die Wiederkunft Christi als königlichen Krieger beschreibt. S. Anm. zu Offb 19,13.15.
63,4 Tag der Rache … Jahr meiner Erlösten. Die künftige Ab- rechnung des Messias mit den Gottlosen geht einher mit seiner Erlösung Israels (61,2).
63,5 kein Helfer … mein eigener Arm. Die künftige Errettung Is- raels wird eine eigenhändige Errungenschaft des Herrn sein (V. 3; 59,15.16).
63,6 machte sie trunken. S. 51,17.21-23. Die Offenbarung ver- gleicht Gottes Zorn mehrmals mit Wein (z.B. Offb 14,10.19; 16,19; 19,15).
63,7 – 64,12 Als einer der Wächter Israels betet Jesaja in Buße, Sündenbekenntnis und für Israels Wiederherstellung zugunsten des treuen Überrest (vgl. 62,6.7). 63,7 Das Gebet betrachtet rückblickend Gottes mitleidiges Han- deln zugunsten seines Volkes trotz ihrer Untreue zu ihm. 63,7 Gnadenerweisungen … Gnadenerweisungen. Alle Plu- rale in diesem Vers implizieren, dass Worte nicht ausreichen, um all die Gnadenerweise und unverdienten Barmherzigkeiten aufzuzählen, die Gott den Israeliten wegen seines ewigen Bundes mit ihnen immer wieder erwiesen hat. Durch seine Erwählung wurden sie zu seinem Volk und er ihr Retter (43,1.3); das garantiert, dass sie nicht immer untreu sein werden, sondern eines Tages Gott treu sein werden, weil er sie souverän erwählt hat. Vgl. Eph 1,3.4.
63,9 Engel seines Angesichts. Der Engel, der die Israeliten aus Ägypten rettete, war kein anderer als der Herr selbst (2Mo 14,19; 23,2023; 33,12.14.15; 4Mo 20,16). Manchmal wird er als Engel des Herrn bezeichnet. Er war den Israeliten nahe genug, um ihre Drangsale so zu spüren, als seien es seine eigenen. S. Anm. zu 2Mo 3,2.
63,10 widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist. Trotz der liebevollen Erwählung und Zuneigung des Herrn, drehte Israel ständig Gott den Rücken zu und verschmähte seine Güte (4Mo 20,10; Ps 78,40; 106,33; Apg 7,51; vgl. Eph 4,30). Dieser Vers belegt, dass der Heilige Geist eine Person ist, da nur eine Person betrübt werden kann.
63,11 gedachte … ohne dass sie strauchelten. Trotz ihrer Verdorbenheit vergaß der Herr weder seinen Bund noch verließ er das Volk vollständig (3Mo 26,40-45; Ps 106,45.46). Durch den gegensätzlichen Vergleich ihrer gegenwärtigen Notlage mit den Segen, den sie unter Mose erfuhren, bedauerten die Israeliten den Verlust der mächtigen Werke Gottes, die er für sie getan hatte, und sie baten den Herrn, sie nicht zu verlassen. aus dem Meer führte … seinen heiligen Geist in ihre Mitte gab … das Wasser zerteilte. Typische Machttaten Gottes waren, dass er das Volk durchs Meer ziehen ließ wie über trockenen Grund (2Mo 14,29.30), sowie der Dienst des Heiligen Geistes unter ihnen (4Mo 11,17.25.29). »In ihre Mitte« bedeutet nicht Innewohnen in den Einzelnen, sondern ist im kollektiven Sinn gemeint von »unter ihnen«. Das Wunder vom Meer wird noch ein zweites Mal erwähnt (2Mo 14,21.22).
63,14 dir einen herrlichen Namen zu machen. Das Ziel des Herrn mit Israel war und ist, dieses Volk groß zu machen, um seinen Namen in der Welt zu verherrlichen. Vgl. V. 12. 63,15-19 Nachdem der Prophet Gottes Güte gerühmt hat (V. 7-9) und an Gottes frühere Treue zu Israel um seiner Ehre willen erinnert hat (V. 11-13), betet er ein Gebet der Buße für die Nation, die sich in einem desolaten Zustand befi ndet.
63,15 Wo … deine Macht? Jesaja fragte als Vertreter des Volkes, ob Gott seine Gefühle für Israel geändert hatte, und betete um neue Gnadenerweise, wie Gott sie der Nation früher erwiesen hatte.
63,16 Abraham … Israel. Die natürlichen Vorfahren der Nation, Abraham und Jakob (Israel), spielten im jüdischen Denken eine entscheidende Rolle. Es war die hartnäckige Versuchung und Sünde der Juden, auf ihr bloßes Vorrecht der Abstammung von Abraham und Jakob zu vertrauen (vgl. Mt 3,9; Joh 4,12; 8,39), aber zuletzt verzichten sie darauf, um allein auf Gott als Vater zu vertrauen.
63,17 abirren lassen … unser Herz verstocken. Das bedeutet, dass Gott zuließ, dass sie abirrten und in ihren Herzen beschwert wurden. Sie verleugneten nicht ihre eigene Schuld, sondern bekannten, dass Gott sie wegen dieser Schuld den Konsequenzen ihrer frevelhaften Entscheidungen preisgegeben hatte. Vgl. 6,9.10; Ps 81,12.13; Hos 4,17; Röm 1,24-28.
63,18 dein Heiligtum zertreten. Die Babylonier hatten zusammen mit anderen das Land eingenommen, welches Israel gegeben war, und hatten Gottes Heiligtum entweiht (Ps 74,3-7).
63,19 niemals … nicht. Israel klagte darüber, dass sein desolater Zustand dem der Nationen glich, die keine besondere Beziehung zum Herrn hatten.
64,1 Eine Bitte an den Herrn, seine Macht zu zeigen, wie er es in früheren Zeiten getan hatte. 64,1 die Himmel zerrissest … erbebten vor deinem Ange- sicht. Israels Reaktion auf seine eigene Klage (63,19) war die Bitte, dass Gott plötzlich erscheine, um an den Feinden seines Volkes Rache zu üben (vgl. Ps 18,8-9; 144,5; Hab 3,5.6) und sich wieder im Gericht zu offenbaren, wie er es am Berg Sinai getan hatte (2Mo 19,18; Ri 5,5; Ps 68,9; Hebr 12,18-20). So wie Gottes Name geehrt werden soll durch seine Erlösung Israels (63,14), so soll er auch weitverbreitet anerkannt werden wegen seines Gerichts über Israels Feinde (Ps 99,1).
64,2 furchtbar eingriffest. Auch das bezieht sich auf Gottes Han- deln am Sinai (5Mo 10,21).
64,3 gehört … Auge. Gottes gerichtliche Manifestationen sind einzigartig. Niemand hat etwas erlebt, was vergleichbar wäre mit seinen erstaunlichen Werken zugunsten der Seinen. Paulus greift Worte aus diesem Vers auf, um direkte Offenbarung Gottes zu beschreiben, die er seinen Aposteln und Propheten gegeben hat und die Geheimnisse betreffen, die vor der Geburt der Gemeinde der Menschheit verborgen waren (1Kor 2,9).
64,4 möchte uns doch geholfen werden. Wenn der Sünder dem überwältigenden Charakter des Gerichtes Gottes ausgeliefert wird, erkennt er die Notwendigkeit, errettet zu werden (vgl. Apg 16,26-30).
64,5 Unreine … befl ecktes Kleid. Wie bereits in 53,6 rechnete sich der Prophet selbst zu denen, die ihre völlige Unwürdigkeit bekennen, in Gottes Gegenwart zu sein. Zur Beschreibung von Unreinheit bedient Jesaja sich des Bildes von Kleidern, die eine Frau während ihrer Menstruation trägt (vgl. 3Mo 15,19-24). Das gilt auch für das beste Verhalten von Ungläubigen (vgl. Phil 3,5-8).
64,6 niemand, der deinen Namen anrief. Der Prophet fi ndet keine Ausnahme unter einem Volk, das wegen seiner Missetaten von Gott getrennt ist. S. Anm. zu Röm 3,10-18. Ein solches Suchen und Anrufen des Herrn, wie Jesaja es in 55,6.7 beschrieb, kann nur durch die vollmächtige Überführung und Erweckung des sündigen Herzens durch den Heiligen Geist geschehen. Somit erkennt das Gebet Gott als Töpfer an, der Macht über den Ton hat, und bittet ihn, ein Rettungswerk zu tun (V. 8). Vgl. 45,9.10; 60,21; 63,16. Gott hat verheißen, dass ein solches Werk seinen Zorn beenden (54,7.8) und seine Erinnerung an Sünde beenden wird (V. 9; 43,25).
64,10 in Flammen aufgegangen … verwüstet. Durch die pro- phetische Offenbarung sprach Jesaja diese Worte aus, viele Jahre bevor 586 v. Chr. Jerusalem fi el und der Tempel zerstört wurde. Doch klagte er über den Fall als sei er bereits geschehen. Gottes Volk steckte verzweifelt in der Klemme und ihre Gebete waren eindringlich und beharrlich: »Wie kannst du dastehen und zuschauen, wenn dein Volk und dein Land so verödet sind?«
65,1 Als Reaktion auf das Gebet von 63,7 – 64,12 wiederholte der Herr seine Gerichtswarnungen. 65,1 nicht nach mir fragten … nicht suchten … nicht ausge- rufen. Die Israeliten suchten zwar den Herrn, aber nur oberfl ächlich. Sie suchten ihn nicht wirklich. Das NT schreibt diesen Worten in Röm 10,20 einen weiteren Sinn zu und wendet sie auf die Heiden an, die Gott durch das Werk seiner souveränen Gnade fi nden.
65,2 ausgestreckt nach einem widerspenstigen Volk. Gott hatte immer wieder die Initiative ergriffen und sein Volk Israel eingeladen, auf seinen Wegen zu wandeln, doch ein ums andere Mal wiesen sie ihn ab. Mit diesem Vers verdeutlichte Paulus die Widerspenstigkeit seiner Mitjuden (Röm 10,21).
65,3 Hier nennt Jesaja weitere Hinweise auf Israels Sünde, wie z.B. ihren trotzig praktizierten Götzendienst, Anrufungen der Totengeister (eine nach 5Mo 18,10.11 verbotene Praxis), Verzehren von Speisen, die im mosaischen Gesetz verboten waren (3Mo 11,7.8), Verzehren von Nahrung, die mit »Gräuelopfern« verbunden war, und die Überheblichkeit der Selbstgerechtigkeit (vgl. Mt 9,11; Lk 5,30; 18,11).
65,5 Rauch in meiner Nase. Das spielte an auf den Rauch ihrer selbstgerechten Opfer, die Gott endlos provozierten, sodass er mit Gericht antworten wird.
65,6 Ich will nicht schweigen. Die Antwort des Herrn auf das Gebet, das ihn bat, seine Errettung nicht zurückzuhalten (64,12) lautete, dass er nicht mit Rettung, sondern mit Gericht antworten wird, um Sünde zu richten (V. 7).
65,8 Inmitten des Grimms des letzten Gerichts, wenn die Zeit der Drangsal Jakobs kommt (vgl. Jer 30,7) und Gott Israel von den Rebellen reinigt (vgl. Hes 20,38), wird auch die Wiederherstellung des treuen Überrests im Land stattfi nden. Obgleich die Nation als ganze vom Gericht getroffen wird, wird Gott den treuen Überrest – »meine Knechte« (1,9) – verschonen und ins künftige Reich retten (vgl. Sach 12,10-13,1; Röm 11,25-27). Dazu gehört auch die buchstäbliche Rückkehr der Erwählten Gottes, der gläubigen Juden, nach Israel (57,13).
65,10 Saron … Tal Achor. Saron war das westliche fruchtbare Ge- biet an der Mittelmeerküste, südlich vom Berg Karmel (35,2). Das östliche Tal Achor lag bei Jericho und dem Jordan (Jos 7,24.26). Zusammen repräsentierten sie das ganze Land.
65,11 Eine weitere Gerichtsankündigung für die rebellierenden Israeliten, die zur Anbetung heidnischer Götter Zufl ucht nahmen wie Gad (»Glück«) und Meni (»Schicksal«) und niemandem die Schuld am Schwert der Verdammnis geben konnten, das auf sie herabfi el.
65,13 Der Herr richtet sich weiterhin an die rebellischen Götzen- diener und zieht einen deutlichen Unterschied zwischen den Gläubigen und den Ungläubigen in Israel.
65,15 Namen … zum Fluchwort … anderen Namen. Israels neuer Name sollte seine bevorzugte Stellung unter den Nationen ausdrücken (62,2-4). Die treulosen Israeliten andererseits sollten Schmach von Menschen erleiden, sodass sie den Namen »Jude« abstritten.
65,16 wahrhaftigen Gott. Wörtl. »Amen-Gott«, womit der wahre Gott, der wahrhaftige Gott gemeint ist, der seine Verheißungen an Israel erfüllen und sich somit in den Augen aller Menschen rechtfertigen wird. Eines Tages werden die Rebellen vertilgt werden und der erlöste Überrest wird bleiben. In jener Zeit werden alle Segnungen und Schwüre im Namen des einen und einzigen Gottes getan werden, denn alle Götzen wurden besiegt und vergessen in der Herrlichkeit des Reiches des Messias.
65,17 Die Segnungen des treuen Israel im künftigen Reich wer- den beschrieben. 65,17 einen neuen Himmel und eine neue Erde. Zu Israels künftigem Reich gehört ein zeitliches Reich von tausend Jahren (s. Anm. zu Offb 20,1-10) und ein ewiges Reich in Gottes neuer Schöpfung (51,6.16; 54,10; 66,22; vgl. Offb 21,1-8). Der Prophet verwendet das ewige Reich hier als Bezugpunkt für beides. Jesajas Prophezeiung erklärt nicht, welche Beziehung zwischen den zwei Seiten des Reiches besteht, wie es aus späteren Prophezeiungen deutlich wird (Offb 20,1 – 21,8). Das ist vergleichbar mit der Verschmelzung von Jesu erstem und zweitem Kommen, aufgrund der diese manchmal nicht zu unterscheiden sind (vgl. 61,1.2).
65,20 nicht mehr Kinder … noch Alte. Im Tausendjährigen Reich werden die Menschen sehr alt werden. In der zeitlichen Phase des Reiches gibt es noch den Tod, der aber nicht annähernd so früh eintritt wie zur Zeit Jesajas. vom Fluch getroffener Sünder. In der millenialen Phase des Reiches Israels kann ein Sünder schon mit 100 sterben, doch wird er zur Zeit seines vorzeitigen Todes als Jugendlicher angesehen werden. Wenn jemand vorzeitig in jungem Alter stirbt, wird man annehmen, dass Gott sein Leben aufgrund von Sünde beendet habe. Der Fluch wird im Tausendjährigen Reich abgewendet sein, aber erst im ewigen Zustand wird er ganz weggenommen (vgl. Offb 22,3).
65,21 bauen … bewohnen … pfl anzen … genießen. In Isra- els Reich wird soziale Gerechtigkeit herrschen. Keine Feinde werden das Volk dessen berauben, was rechtmäßig ihnen gehört (im Gegensatz zu 5Mo 28,30).
65,23 nicht Kinder für einen jähen Tod zeugen. Die Untertanen des Reiches werden vor üblichen Unglücken wie vorzeitigen Tod von Kindern verschont werden. Dann wird die Kindersterblichkeit so niedrig sein wie nie zuvor. Zusammen mit der hohen Lebenserwartung (V. 20) bedeutet das, dass die Erde durch ein außerordentliches Bevölkerungswachstum stark bewohnt ist. Vgl. Offb 20,7-9 zur massiven Ansammlung von Menschen am Ende des Reiches, die gegen Christus zu Felde ziehen.
65,24 Ehe sie rufen … während sie noch reden. Die Beziehung zum Herrn wird so eng sein, dass er auf jedes Bedürfnis im Voraus eingeht und es stillt (58,9).
65,25 Wolf … Lamm … Löwe … Rind … Schlange. Von der Tierwelt werden während der Herrschaft des Knechtes des Herrn keinerlei Gefahren ausgehen (11,6-9).
66,1 Jesaja beginnt die abschließende Zusammenfassung seiner Prophetie mit einer Erinnerung, dass Gott keinen Tempel aus Stein sucht, da ihm als Schöpfer aller Dinge das ganze Universum als Wohnstätte dient. Stephanus zitierte diese Schriftstelle vor dem Synedrium, um zu verdeutlichen, dass deren Mitglieder irrten, wenn sie Gott auf einen von Händen gemachten Tempel beschränken wollten (Apg 7,49.50). Im Gegensatz dazu sucht Gott Herzen, um darin zu wohnen: Herzen, die weich und zerbrochen sind und denen es nicht um äußerliche Religiosität geht (vgl. Mt 5,3-9). Gott will im Herzen eines Menschen wohnen, der Gottes Wort ernst nimmt (vgl. 66,5; Joh 14,23).
66,3 der einen Menschen erschlägt. Gott verschmäht sogar die Opfer der Gottlosen (vgl. Spr 15,8; 28,9). Sie töteten oft Kinder, um sie als Opfer darzubringen (vgl. Hes 23,39). Einige Juden opferten Stiere mit ebenso leeren Herzen wie die Heiden »einen Menschen« auf dem Altar darbringen. einem Hund das Genick bricht. Das bezieht sich auf das Opfern von Hunden, die ebenso unrein sind (Jer 15,3; vgl. 56,10.11) wie Schweine (Mt 7,6; 2Pt 2,22). Wenn jemand ein Lamm mit derselben Haltung opferte, als sei es ein Hund, verriet das seine Herzensleere. Alle diese Bilder sollen die oberfl ächliche Heuchelei von jemanden veranschaulichen, der Gott ein Opfer darbringt, aber dabei nicht mehr im Herzen zerbrochen ist als ein Heide, der ein Kind tötet, einen Hund opfert, Schweinblut darbringt, einen Götzen preist und derartige Gräuel liebt. Solches wird Gott richten (V. 4).
66,5 eure Brüder, die euch hassen. Die abgefallenen Israeliten verschärften ihre Rivalität gegenüber dem treuen Überrest (65,11-15) und sagten in lästerlicher Weise: »Der HERR möge sich doch verherrlichen«. Das sagten sie in der sarkastischen Gesinnung der Abgefallen aus 5,19. Letztendlich »werden sie sich schämen müssen«, weil Gottes Gericht über sie kommt. 66,7-9 Ein weiterer Vergleich mit der Geburt eines Menschen (s. 13,8), der hier zwei Lektionen vermitteln soll: 1.) Eine Geburt ist nicht möglich, ohne dass schmerzliche Wehen eintreten (V. 7.8); und 2.) wenn die Wehen beginnen, wird die Geburt gewisslich folgen (V. 9). Vgl. Jer 30,6.7; Mt 24,8; 1Th 5,3. Das macht deutlich: Israels Leiden werden mit einer Rettung enden! Der Herr wird dem Überrest keine quälenden Wehen auferlegen, ohne sie ins Reich zu bringen (V. 10).
66,11 euch satt trinkt. Der Prophet vergleicht Jerusalem mit einer stillenden Mutter.
66,12 Frieden … wie einen Strom. Dieses Bild beschreibt einen überströmenden Frieden, der vergleichbar ist mit einem Wadi, dass mit einem reißenden Wasserstrom angefüllt ist.
1,17 Jeremias Seite war die Verkündigung als Gottes Sprachrohr (V. 17); Gottes Seite war die Bewahrung des Propheten (V. 18.19). Gott beschützte ihn oftmals, z.B. in 11,18-23; 20,1ff. und 38,7-13.
2,1 Jerusalems … Israel. Jeremia weist auf die Einfühlsamkeit des Herrn hin und auf seine Fürsorge für Israel in seiner frühen Geschichte (V. 21). Aber nach einigen Jahrhunderten waren viele: 1.) weit von dar, die Städte anzündeten (vgl. 4,7), möglicherweise ein Hinweis auf die von den Babyloniern herbeigeführte Katastrophe in Jojakims 4. Jahr, und 3 Jahre später, als er sich auf Ägypten verließ (vgl. 20,4; 46,2; 2Kö 24,1.2).
2,16 Noph … Tachpanches. Diese beiden ägyptischen Städte ste- hen stellvertretend für das Land selbst.
2,18 Die Abhängigkeit von den Bündnissen mit Ägypten und Assyrien war Teil des nationalen Ruins, eine Quelle der Schande (V. 36.37). Wasser des Nil. Gemeint ist einer der Nilarme.
2,19 Abfall. Vgl. 3,6.8.11.12.14.22; 8,5; 31,22; 49,4; Jes 57,17; Hos 11,7; 14,4. Hinsichtlich einer Erklärung der Bedeutung s. Anm. zu Spr 14,14.
2,23 den Baalen. Ein Sammelbegriff, der sich allgemein auf falsche Gottheiten bezieht. Kamelin. Das Volk wird in seinem Nachlaufen nach Götzen als weibliches Kamel beschrieben, das seinem Instinkt folgt, sowie als eine wilde, brünstige Eselin, die auf ihrer Suche nach einem Männchen nach Luft schnappt und Gleichgesinnte anzulocken versucht. Andere Bilder von Israel sind der Dieb, der sich schämt, wenn er ertappt wird (V. 26), und die Jungfrau oder Braut, die vergisst, was ihr Schönheit verleiht (V. 32).
3,1 Wenn ein Mann seine Frau verstößt. Ein solcher Mann durfte seine frühere Frau nicht wieder zur Ehefrau nehmen, da sie dadurch verunreinigt würde (5Mo 24,4) und es ein Skandal wäre. Jeremia gebrauchte diese Analogie, um Israel als eine geistliche Hure darzustellen, die viele Liebhaber hat, d.h. Völker (2,18.25) und Götzen (2,23-25; 3,2.6-9). Dennoch würde die Gnade des Herrn Israel oder Juda wieder als seine Frau aufnehmen, wenn es Buße täte (3,12-14).
3,6 Abtrünnige. Ebenso 3,8.11.12.14. S. Anm. zu Spr 14,14.
3,8 ich … entlassen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte. Obwohl Gott Scheidung hasst (Mal 2,16), wird sie bei unbereutem Ehebruch geduldet (s. Anm. zu Mt 5,32; 19,8.9). Die Analogie, dass Gott Israel wegen seiner beständigen geistlichen Sünde entließ, deutet dies an. Gott hatte die Scheidung mit Israel vollzogen, aber noch nicht mit Juda (vgl. Jes 50,1). Vgl. Esr 10,3, wo Scheidung die richtige Handlung des Volkes Gottes ist, um sich von götzendienerischen Frauen zu trennen.
3,14 ich bin euer Eheherr. Gott beschrieb seine Bundesbeziehung mit Israel als eine Ehe, und bat Juda in seiner Gnade, Buße zu tun und umzukehren. Er würde es wieder annehmen. Dass Hosea Gomer wieder aufnahm, dient als Bild für Gottes Wiederannahme seines bösen, götzendienerischen Volkes.
3,16 es wird geschehen … in jenen Tagen. Wenn Israel Buße tut (V. 13.14.22), was erst im Tausendjährigen Reich geschehen wird, und Gott sein Volk entsprechend der vielen Aussagen der Propheten wiederherstellt (Jer 23,5.6; 30-33; Hes 36), wird er folgende Segnungen ausschütten: 1.) Hirten, die sie die Wahrheit lehren; 2.) seine eigene unmittelbare Gegenwart auf dem Thron in Jerusalem, und nicht bloß die Bundeslade; 3.) sogar die Treue heidnischer Nationen; 4.) Gerechtigkeit; 5.) wahrhaftige Anbetung; 6.) die Vereinigung von Israel (im Norden) und Juda (im Süden) zu einem Reich und 7.) die Wiedereinsetzung in ihr Gelobtes Land.
3,19 unter den Söhnen. Hier fi ndet sich ein Hinweis auf die Adop- tion in Gottes Familie, wenn das Volk sich von seinen Götzen abwendet, um Gott als »Vater« anzuerkennen.
3,20 wie eine Frau ihrem Gefährten untreu wird. Zuvor hatte schon Hosea die gleiche Metaphorik benutzt (ca. 755-710 v.Chr.). Folglich hatte Gott die Scheidung vollzogen, da der geistliche Ehebruch unbereut blieb. Doch wenn es Buße tut, wird er Israel wieder aufnehmen (vgl. 3,1). Haus Israel! Aufgrund der unwiederbringlichen Zerstreuung Israels im Norden (722 v.Chr.) wurde nun allein Juda mit dem Namen Israel bezeichnet, was Jeremia auch gelegentlich tut (vgl. 3,20-23).
4,3 Pfl ügt. Jeremia rief zu einer geistlichen Kehrtwendung von ih- rem sündigen, verschwenderischen Leben auf. Er benutzt das Bild von gepfl ügtem Land, das aufgrund von Unkraut ehemals hart und unergiebig war, und nun zur Saat vorbereitet werden sollte (vgl. Mt 13,1823). 4,4 Beschneidet. Dieser Eingriff (1Mo 17,10-14) diente dazu, Fleisch wegzuschneiden, in dessen Falten sich Krankheitserreger befi nden konnten, die auf die Ehefrauen übertragbar waren. Es war zur Aufrechterhaltung des Volkes Gottes wichtig. Allerdings war es auch ein Symbol für die Notwendigkeit, von der tödlichen Krankheit der Sünde im Herzen gereinigt zu werden. Der wirklich entscheidende Eingriff musste im Inneren vollzogen werden, wo Gott die Wegnahme von fl eischlichen Dingen fordert, die das Herz von geistlicher Hingabe abhalten, sowie von wahrem Glauben an ihn und seinen Willen. Jeremia führte dieses Thema später noch weiter aus (31,31-34; vgl. 5Mo 10,16; 30,6; Röm 2,29). Gott wählte das Geschlechtsorgan aus als Symbol für die Notwendigkeit des Menschen, von seinen Sünden gereinigt zu werden, weil es für die menschliche Verdorbenheit am bezeichnendsten ist, da er dadurch Generationen von Sündern zeugt.
4,6 Unheil von Norden. Dieses Unglück ist die babylonische Ar- mee, die aus dieser Richtung einfallen würde. Der »Löwe« aus dem Dickicht passt aufgrund seiner Eroberungsmacht zu Babylon, zudem wurde Babylon durch Löwen mit Flügeln symbolisiert, die den Königshof bewachten. Babylon wird später in 20,4 genannt. Viele Einzelheiten in Kap. 4 beschreiben bildhaft Krieger bei der Eroberung (V. 7.13.29). 4,10 getäuscht. Wie Habakuk (Hab 1,12-17) war auch Jeremia von diesen Worten des Gerichts entsetzt, die im Gegensatz zur herrschenden Hoffnung auf Frieden standen. Manchmal lässt Gott Dinge einfach zu, etwa dass falsche, irregeführte Propheten ein sündiges Volk betrügen, indem sie Frieden verheißen (vgl. 6,14; 8,11; 1Kö 22,21-24). Gott sieht, wie Menschen an ihrem Irrglauben festhalten und lässt es geschehen.
4,14 Wasche. Jeremia rief auch weiterhin zur Sündenreinigung auf, um die nationale Zerstörung abzuwenden (V. 20), denn noch war Zeit zur Buße gegeben (vgl. Kap. 7.26).
4,22 weise … Böses zu tun. Die Israeliten waren weise, Böses zu tun, aber für das Gute unverständig, d.h. für Gottes Willen. Paulus wandte dieses Prinzip an, indem er es in eine positive Aussage verkehrte. Er wollte, dass die Gläubigen in Rom weise zum Guten sind, aber unerfahren im Bösen (Röm 16,19).
4,23 wüst. Jeremia mag sich zwar die Sprache entliehen haben, aber die Beschreibung spricht in ihrem Kontext nicht von der Schöpfung in 1Mo 1,2, sondern vom Gericht über das Land Israel und seine Städte (V. 20). Die Eindringlinge hinterließen es verwüstet und menschenleer durch Mord und Flucht (V. 25). Vom Himmel schien kein Licht, möglicherweise wegen der Rauchwolken, die aus den zerstörten Städten aufstiegen (V. 7.20).
5,1 einen Mann fi ndet. Die Stadt war zu sündig, um auch nur ei- nen Mann zu fi nden, der nach dem Maßstab von Wahrheit und Gerechtigkeit als Fürsprecher in Frage kam, um für Juda Gnade zu erwirken. Die Verweigerung der Buße war die Norm (V. 3) für das einfache Volk (V. 4) und seine Führer (V. 5).
5,6 Löwe. Die Invasoren wurden durch drei Tiere symbolisiert, die ihre Opfer reißen und fressen: Löwe (s. Anm. zu 4,6.7), Wolf und Leopard stellen ein brutales Gericht über die Geringen (V. 4) und die Großen dar (V. 5).
5,7 sie brachen die Ehe. Oftmals wird Ehebruch bildlicherweise für Götzendienst oder politische Bündnisse gebraucht (s. Anm. zu 3,1), doch hier ist Ehebruch im wörtlichen Sinn gemeint; Männer, die zu einer Prostituierten oder den Nachbarsfrauen gingen (V. 8) und somit gegen das 7. Gebot verstießen (2Mo 20,14).
5,10 nicht dem HERRN. Das Volk, hier als zu vernichtende Wein- ranken dargestellt (vgl. 11,16.17), stand nicht wirklich in einem errettenden Verhältnis zum Herrn, sondern hatte ihn verlassen und seine Treue anderen Göttern zukommen lassen. Das Bild der Augen und Ohren, die nicht sehen bzw. nicht hören (V. 21), wird auch von Jesaja (Jes 6,9) und Jesus Christus für falsche Bekenner benutzt (Mt 13,13). Jesus spricht in Joh 15,2.6 von falschen Reben, die ins Feuer geworfen werden.
5,14 meine Worte … Feuer. Das Gericht, das Gott durch Jeremia ankündigte, bedeutete Zerstörung für das Volk, aber nicht Ausrottung (V. 18; vgl. 23,29).
5,22 dem Meer den Sand. Gottes vorsehendes Handeln im natür- lichen Bereich, wie z.B. 1.) die Erschaffung der Strände, um Überschwemmungen vorzubeugen, 2.) Regen zur entsprechenden Zeit (V. 24), und 3.) die Zeit zur Ernte (V. 24), sind Beweis genug für die Realität und Gnade des Herrn. Da das Volk sich von ihm abwandte, würde Gott diese nicht gewürdigten Geschenke wegnehmen (V. 25).
5,31 Propheten weissagen falsch. Damit waren Propheten mit erfundenen Botschaften gemeint, Priester, die ihre eigene Autorität geltend machten, und Nachfolger, die solche Unaufrichtigkeiten duldeten. Diese alle sind schuldig vor Gott.
6,1 Tekoa … Beth-Kerem. Tekoa, die Heimat von Amos, liegt etwa 10 km südlich von Bethlehem. Die Lage von Beth-Kerem (»Haus des Weinbergs«) ist unbekannt, aber wahrscheinlich in der Nähe Tekoas zu suchen. Da der Feind von Norden kam, würde das Volk nach Süden fl iehen. Norden. S. Anm. zu 4,6.7.
6,3 Hirten. Gemeint waren feindliche Anführer der einfallenden Babylonier, deren Soldaten mit Herden verglichen werden.
6,6 Fällt Bäume. Eine Belagerungstaktik, bei der Bäume als Rampen gegen die Stadtmauern aufgerichtet wurden.
6,9 Nachlese halten. Im Gegensatz zu dem wohlwollenden Brauch, für die Armen Nahrung auf dem Feld liegen zu lassen (3Mo 19,9.10; Rt 2,5-18), werden die Babylonier niemanden übrig lassen, wenn sie Juda »abernten«.
6,14 Friede, Friede! Böse Führer unter den Propheten und Priestern (V. 13) verkündeten fälschlicherweise Frieden und spendeten schwachen und kurzzeitigen Trost. Sie bewirkten keine wahre Heilung von der geistlichen Wunde und wussten nicht, wie mit der Sünde und ihren Auswirkungen zu verfahren war (V. 15). Es war nötig, zum Gehorsam zurückzukehren (V. 16). Vgl. 8,11.
6,16 Das Bild von verirrten Reisenden, die anhalten, um sich nach dem richtigen Weg zu erkundigen, den sie einst kannten, bevor sie sich so weit von ihm entfernten.
6,17 Wächter. Propheten.
6,20 nicht wohlgefällig. Importierte Düfte bei den Opfergaben machten diese vor Gott nicht angenehm, wenn die Anbeter sein Wort verachteten (V. 19).
6,21 Steine des Anstoßes. Vgl. Mt 21,44; Jes 8,14; 1Pt 2,8.
6,22 Eine Beschreibung der Babylonier.
6,27 Ich habe dich … bestellt. Gott sandte Jeremia als eine Art »Prüfer«, um den Gehorsam des Volkes zu testen. Ihre Sünde hielt sie davon ab, reines Silber zu sein, stattdessen waren sie Bronze, Eisen, Blei und sogar unreines Silber, sodass sie die Prüfung nicht bestanden.
7,1 das Wort, das … erging. Dies war Jeremias erste Predigt im Tempel (V. 2); eine weitere fi ndet sich in Kap. 26. Gott war über die von ihm aufgelisteten Sünden erzürnt (V. 6.19), besonders aber darüber, dass sein Tempel zu einer Räuberhöhle wurde (V. 11). Der Kern dieser Botschaft war jedoch, dass Gott die Eroberer nicht ins Land senden würde (V. 3.7), wenn Israel, selbst zu diesem späten Zeitpunkt, noch Buße täte. Sie sollten ihr Ohr nicht den Lügen schenken, wie der falschen Hoffnung auf einen sicheren Frieden, die auf dem Argument basierte, dass der Herr über seinen eigenen Tempel niemals Unglück bringen würde (V. 4). Sie sollten sich von ihren Sünden abwenden (V. 3.5.9) und mit ihrer Heuchelei Schluss machen (V. 10).
7,7 in dem Land, das ich … gegeben habe, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Gott spricht von der Bedingungslosigkeit des verheißenen Landes im abrahamitischen Bund (1Mo 12.15.17.22).
7,12 geht … hin zu … Silo. Gott ruft sie auf, nach Silo zurückzu- kehren, wo sich das Heiligtum zusammen mit der Bundeslade befunden hatte. Er hatte den Philistern erlaubt, diesen Ort zu verwüsten (1Sam 4), und er ist bereit, ähnliches mit Jerusalem, dem Ort seines Tempels, zu tun (V. 13.14).
7,13 mich früh aufmachte. Das spricht vom täglichen Dienst der Propheten (vgl. V. 25).
7,15 gleichwie ich … Ephraims verworfen habe. Ephraim steht stellvertretend für das Nordreich Israel, da es der führende Stamm war (vgl. 2Kö 17,23). So wie Gott sie ins Exil nach Assyrien führte (ca. 722 v.Chr.), obwohl sie zahlreicher und stärker waren, wird er es mit dem Südreich tun.
7,16 keine Fürbitte. Gott sagte seinem Sprachrohr Jeremia, dass er nicht für das Volk beten möge (vgl. 11,14). Er erkannte keine Bußfertigkeit bei Juda. Stattdessen fand er bei einem Volk, das beharrlich nicht hören wollte (V. 27; 19,15), den leichtfertigen Gebrauch von selbsttäuschenden Sprüchen in 7,4 sowie unverhohlene Götzenverehrung in V. 18. Vgl. 1Joh 5,16.
7,18 Himmelskönigin. Vgl. 44,17-19.25. Die Juden verehrten Isch- tar, eine assyrisch-babylonische Göttin, auch Astarte genannt, die Frau Baals oder Molochs. Da diese Gottheiten Zeugungskraft symbolisierten, beinhaltete ihre Verehrung Prostitution.
7,22 ich habe … nichts befohlen. Verfasser der biblischen Bücher verwenden manchmal offensichtliche Verneinungen, um im Vergleich anderes hervorzuheben. Gott befahl seinem Volk beim Exodus nicht so sehr die Opfer, sondern vielmehr den Herzensgehorsam, aus dem die Opfer resultierten. Diese Vergleichsmethode fi ndet sich ebenso in anderen Stellen (5Mo 5,3; Hos 6,6; 1Joh 3,18). 7,22 Brandopfer und Schlachtopfer … Gehorcht. Eine äu- ßerst wichtige Betonung des inneren Gehorsams. Vgl. Jos 1,8; 1Sam 15,22; Spr 15,8; 21,3; Jes 1,11-17; Hos 6,6; Mt 9,13.
7,25 Vgl. V. 13.
7,29 schere nun deinen Haarschmuck ab. Dieses Zeichen be- schreibt, wie Gott das Volk abschneidet und es ins Exil führt. Hesekiel gebrauchte eine ähnliche Illustration, indem er sein Haar abschnitt (Hes 5,1-4). Niemals nimmt Gott dem wirklich Gläubigen seine geistliche Errettung (Joh 6,37; 10,28.29).
7,31 ihre Söhne … zu verbrennen. Obschon Gott diese Gräultat verboten hatte (3Mo 18,21; 20,2-5; 5Mo 12,31), opferten die Israeliten auf den Höhen ihres Götzendienstes (Tophet) weiterhin Säuglinge im Hinnom-Tal (am Südende von Jerusalem). Sie brachten sie dem Feuergott Moloch dar, in dem Irrglauben, dass dieser Gott sie belohnen würde. S. Anm. zu 19,6.
7,32 Tal der Schlachtung. Gott gab diesem Ort einen anderen Na- men, da es während der babylonischen Invasion ein großes Blutbad geben würde.
8,1 die Gebeine … hervorholen. Die Eroberer würden auf der Suche nach Schätzen alle Gräber plündern und die Juden anschließend demütigen, indem sie die Gebeine der Reichen und Vornehmen in der Öffentlichkeit als ein Tribut an ihre Gottheiten ausbreiteten (V. 2).
8,4 Jeremia sprach von der natürlichen Reaktion eines fallenden Menschen, wieder aufzustehen, vom Verlassen und Wiederkehren, doch Juda kannte dies nicht.
8,5 Abkehr. S. Anm. zu 2,19.
8,7 Der Instinkt der Zugvögel führt sie im Frühling mit unfehlbarer Regelmäßigkeit aus ihren Winterquartieren nach Hause. Aber Gottes Volk wollte nicht zu ihm zurückkehren, obgleich der Winter des göttlichen Zorn herannahte.
8,11 Vgl. 4,10; 6,14.
8,16 Dan. Ihr Stammesgebiet lag an der Nordgrenze des Landes, wo die Invasion beginnen und sich anschließend nach Süden fortsetzen sollte.
8,17 Schlangen … senden. Ein Bild für die babylonischen Sieger.
8,19 fernen Land. Der Schrei der verbannten Juden, nachdem sie in die Gefangenschaft nach Babylon geführt wurden. Sie würden sich die Frage stellen, warum Gott dies über sein Land und Volk kommen ließ.
8,20 wir sind nicht gerettet! Die kommende Verwüstung wird verglichen mit der hoffnungslosen Pein, wenn die Erntezeit vorüber ist und die Menschen noch immer Mangel haben. Jeremia identifi zierte sich mit dem Leid seines Volkes (V. 21) als ein Mann der Tränen (vgl. 8,23), aber zugleich sah er ein solches Schicksal, das durch nichts zu lindern war. Es war kein heilender Balsam vorhanden, wie es ihn in Gilead im Überfl uss gab (östlich des Sees von Galiläa), und kein Arzt, der zu heilen vermochte (vgl. 1Mo 37,25; 43,11).
8,23 Wasser …Tränenquell. Jeremia sorgte sich so sehr, dass er sich sehnte, durch Tränen Erleichterung zu fi nden. Er sehnte sich nach einem Rückzugsort, um zeitweilig von Judas Sündenlast befreit zu werden.
9,1 eine Herberge für Wanderer. In abgelegenen Gebieten wur- den einfache quadratische Unterkünfte errichtet, die einen offenen Hof besaßen und Karawanen Platz boten. Obschon es in der Wüste einsam und schmutzig sein würde, gab Jeremia ihr den Vorzug vor Jerusalem, um die in V. 3-8 beschriebene moralische Verunreinigung des Volkes nicht mit ansehen zu müssen.
9,2 mich aber erkennen sie nicht. S. Anm. zu 5,10.
9,14 Wermut. Der Herr beschreibt die schrecklichen Leiden des Ge- richts als Wermut, der sehr bittere Blätter hat. Ihre Nahrung würde Bitterkeit sein und ihr Wasser faul wie Galle, ein giftiges Kraut.
9,21 Es war schrecklich für die Juden zu hören, dass ihre Leichen verächtlich zertrampelt würden.
9,23 er hat Einsicht und erkennt mich. Nichts als die wahre Er- kenntnis Gottes konnte das Volk retten. Paulus bezieht sich zweimal auf diese Stelle (vgl. 1Kor 1,31; 2Kor 10,17).
9,25 Ägypter … Wüste. Eine Vorschau auf Gottes Gericht über die Nationen; Details fi nden sich in Kap. 46-51. ein unbeschnittenes Herz. S. Anm. zu 4,4.
10,2 den Zeichen des Himmels. Die Heiden verehrten Himmels- körper – Sonne, Mond und die Sterne. 10,4 verziert. Götzen wurden häufi g aus Holz geschnitzt (V. 3) und mit Gold und Silber verziert (vgl. V. 9); andere wurden aus Ton geformt (Ri 18,17; Jes 42,17). Der Kontext stellt die Unfähigkeit (V. 3-5) dieser nichtexistierenden Götter heraus, Menschen zu bestrafen oder zu belohnen. 10,7 König. Nur der ewige, lebendige Gott (vgl. Ps 47.146), der in seiner Souveränität alle Dinge erschaffen hat und kontrolliert (vgl. V. 12.16; 5Mo 4,35), ist des Vertrauens wert. Im Gegensatz dazu werden irdische Götzen von Menschen hergestellt (V. 9) und verschwinden auch wieder (V. 15).
10,9 Tarsis. Eventuell ein Handelshafen in Südspanien oder auf Sar- dinien. Vgl. Jon 1,3. Uphas. Die Lage ist ungewiss.
10,11 Ein weiteres Mal wird der wahre und lebendige Schöpfer- Gott toten Götzen gegenübergestellt.
10,16 Jakobs Teil. Gott ist für sein Volk eine absolut ausreichende Quelle (4Mo 18,20), und er wird sie nicht im Stich lassen wie die Götzen (11,12). Israel ist der Stamm seines Erbteils. Diesem Volk gab Gott sein Erbteil durch seine Bundesliebe.
10,20 Mein Zelt ist verwüstet. Mittels einer Metapher aus dem Nomadenleben verwendete Jeremia Worte, die die Israeliten dann gebrauchen werden, wenn ihre Feinde angreifen. Ihre »Wunde« wird ihnen schmerzen, und über ihre geplünderten Häuser und getöteten oder ins Exil geführten Kinder werden sie weinen.
10,23 der Weg … steht nicht in seiner Macht. Der Mensch ist unfähig, sein Leben in die richtige Richtung zu führen. Dieses Gebet handelt von seinem Bedürfnis nach Gott (Spr 3,5.6; 16,9), der einen Plan für Jeremia hatte (1,5), sogar als er noch nicht geboren war. 10,24.25 Jeremia empfand (»Züchtige du mich«) Solidarität mit seinem Volk (vgl. Dan 9,1ff.) und verstand, dass das Volk bestraft werden musste, auch wenn er den Wunsch nach Gnade hatte. Er betete, dass Gott seinen ganzen Zorn über den Heiden ausgießen möge, die die Juden zum Götzendienst verführt hatten.
11,2 dieses Bundes. Ein Verweis auf Gottes Bund, der in V. 3-5 zusammengefasst wird und Fluch für Ungehorsam sowie Segen für Gehorsam beinhaltete (vgl. 5Mo 27,26-28,68).
11,4 dem Eisenschmelzofen. Ein Bild für die Entbehrungen in der ägyptischen Sklaverei vor Hunderten von Jahren (vgl. 2Mo 1,814).
11,9 eine Verschwörung. Das bezieht sich auf bewussten Wider- stand gegenüber Gottes Aufrufen zur Buße und auf beharrliches Vertrauen in ihre eigenen »Friedensbotschaften« und Götzen.
11,13 Juda war vom Götzendienst so sehr angefüllt, dass es falsche Gottheiten für jede Stadt gab und einen unreinen Altar in jeder Straße.
11,14 nicht beten. Vgl. 7,16 und s. Anm. dort. Solange sie Gott verwarfen, konnten sie auf ihre Gebete nicht die ersehnte Antwort erhalten (V. 11; Ps 66,18); das gleiche galt für die Gebete anderer, die für sie eintraten.
11,15 meinem Geliebten. Ein Ausdruck, der Gottes einfühlsame Rücksichtnahme auf seine Beziehung zu Israel als Volk zeigte (vgl. 2,2; 12,7). Jedoch setzt sie nicht voraus, dass jeder Einzelne geistlich errettet war (vgl. 5,10a). böse Anschläge. Schändlicher Götzendienst, der alles entweihte, was wahrem Tempeldienst geziemte, wie z.B. in Hes 8,6-13. Das waren grobe Verstöße gegen das 3. Gebot (vgl. 2Mo 20,2-7). das heilige [Opfer-]Fleisch. Sie verdarben die Opfertiere durch ihre Sünde (vgl. 7,10).
11,16 grünen Ölbaum. Israel wurde zuvor als Edelrebe darge- stellt (2,21) und hier als Olivenbaum, der gute Früchte tragen sollte. Allerdings brachten sie Früchte hervor, die nur für das Feuer des Gerichts taugten (wie in 5,10).
11,18 du hast mir … offenbart. Jeremias Mitbürger in Anatot, einer der 48 Leviten-Städte im ganzen Land, planten seinen Tod. Ihre Worte: »Lasst uns den Baum … verderben«, deuten ihren Wunsch an, Jeremia durch Mord zum Schweigen zu bringen.
11,20 Lass mich deine Rache … sehen. Jeremia bat Gott, dass er ihn verteidigen möge, was ihm eigentlich schon in 1,8.18-19 zugesichert worden war.
12,1 Warum. Die Frage, weshalb die Bösen für eine Zeit ungescho- ren davonkommen, hat das Volk Gottes häufi g bewegt (vgl. Ps 73; Hab 1,2-4).
12,3 Reiße sie … hin zur Schlachtbank. Hier wendet sich der Prophet von der Bitte für sein Volk zu der Aufforderung an Gott, sie zu bestrafen. Derartige Gebete fi nden sich auch in den Psalmen.
12,4 Er wird unser Ende nicht sehen. Der törichte Gedanke wird geäußert, dass Jeremia falsch lag und nicht wusste, was passieren würde.
12,5 Wenn du mit Fußgängern gelaufen bist. Der Herr fragte Jeremia, was er bei härterem Kampf tun würde, wenn er schon bei leichteren Anfechtungen schwächelte und am liebsten aufgeben würde. Dickicht des Jordan. Bei hohem Wasserstand trat der Jordan über seine Ufer und überfl utete die Ebene, die zum Dickicht wurde. Die Kernaussage ist, dass Jeremia auf schwerere Prüfungen vorbereitet sein musste, was durch die Invasoren dargestellt wurde, die das Land wie eine Flut überschwemmen, oder durch das Bild größerer Gefahr im Dickicht des Jordan, wo wilde Tiere eine Bedrohung für den Menschen sein konnten.
12,6 auch deine Brüder. Jeremia widerfuhr nicht nur von seinen Mitbürgern Feindseligkeit (vgl. 11,18-23 s. Anm. dort), sondern auch seitens seiner eigenen Familie! Er war von ihnen getrennt (V. 7).
12,8 wie ein Löwe. Jeremias eigenes Volk glich Löwen, die gegen ihn handelten.
12,9 die Raubvögel. Dem Volk Gottes, das voller Sünde und Kom- promiss war, stellten sich Raubvögel entgegen, d.h. feindliche Völker.
12,12 das Schwert des HERRN. Gottes Schwert kann zur Verteidi- gung sein (vgl. 47,6; Ri 7,20) oder, wie in diesem Fall, zur Verurteilung. Die Babylonier waren Gottes Schwert, das seinen Willen ausführte.
12,14 bösen Nachbarn. Andere Völker, die Verderben über Israel brachten, werden ihrerseits Gottes Gericht empfangen (vgl. 9,25; 25,1432; Kap. 46-51).
12,15 sie wieder heimführen. Im zukünftigen Tausendjährigen Reich wird Gott sein Volk im Land Israel wiederherstellen, wie in Kap. 30-33 angedeutet.
13,1 einen leinenen Gürtel. Eines von mehreren Zeichen, die für Jeremia zur Veranschaulichung der göttlichen Botschaft dienten (vgl. Einleitung). Er sollte sich einen leinenen Gürtel (im Allgemeinen wurde er unter der Oberbekleidung auf der Haut getragen) um seine Hüften binden. Das stellte Israels enge Verbindung mit Gott in seinem Bund dar, sodass sie ihn verherrlichen konnten (V. 11). bringe ihn aber nicht ins Wasser. Das deutete den moralischen Schmutz des Volkes an. Vergraben und nach einiger Zeit verrottet (V. 7) kennzeichnete der Gürtel Israels Wertlosigkeit für Gott aufgrund der Sünde (V. 10). Das Verbergen am Euphrat (V. 6) weist auf das Land Babylon hin, wohin Gott Israel ins Exil führen würde, um mit dem Stolz seines Volkes fertig zu werden (vgl. V. 9).
13,4 Euphrat. Dies bezieht sich buchstäblich auf eine Stelle am Eu- phrat, denn: 1.) der Euphrat lag im Gebiet des Exils (20,4); 2.) »nach vielen Tagen« ermöglichte eine Reise von mehr als 1.600 km (V. 6) und 3.) Gott wollte den Stolz Israels (V. 9) durch das babylonische Gericht verderben (V. 10.11).
13,12 Jeder Krug. Gott stellt Israels Einwohner bei der babylo- nischen Invasion als Weinkrüge dar. Wie Wein betrunken macht, so werden sie benommen sein und sich im Dunkeln stoßen (vgl. V. 16), außer Kontrolle und Opfer der Zerstörung (V. 14).
13,16 Gebt doch dem HERRN … die Ehre. Durch Buße und Gehor- sam sollten sie zeigen, dass sie der Majestät Gottes Respekt entgegenbringen.
14,1 Dürre. Anscheinend gab Jeremia die Prophezeiung dieses Kapi- tels, als in Juda eine Dürre herrschte (V. 2-6).
14,2 Tore stehen kläglich. Die »Tore« waren öffentliche Orte, die während einer Dürre und anschließender Hungersnot menschenleer waren oder von Klagenden aufgesucht wurden.
14,7 o HERR. Im Abschnitt von 14,7-15,21 spricht Jeremia eine Reihe von Gebeten, in denen er mit Gott ins Gespräch tritt, der ihm Gehör schenkt und Antwort gibt (wie auch in 1,7; 12,5-17, etc.). Es fi nden sich 5 Wortwechsel (14,7-12; 14,13-18; 14,19-15,9; 15,10-14; 15,15-21). 14,7 unsere Abweichungen. Der Prophet bekennt Judas Schuld und erinnert Gott, dass sein Ruf mit dem Schicksal seines Volkes in Verbindung steht (V. 7.9). Er bittet, dass der Herr nicht gleichgültig wie ein Fremdling sein möge oder wie ein Wanderer, der nur über Nacht bleibt (V. 8). 14,10-12 Gott erwiderte in diesem ersten Wortwechsel, dass er 1.) Juda für seine beständige Sündhaftigkeit richten muss, und 2.) Jeremia nicht für Judas Schonung bitten sollte; ebenso wenig würde Gott auf ihre Gebete hören, da Unbußfertigkeit bestraft werden musste (vgl. 11,14, s. Anm. dort).
14,13 die Propheten sagen. Anscheinend brachte Jeremia die Ent- schuldigung hervor, dass das Volk nichts dafür könnte, da falsche Propheten es mit erfundenen Friedenszusicherungen irreführten.
14,14 Die Entschuldigung war nicht stichhaltig. Ihre Aussagen waren Täuschungsmanöver, die den verlogenen Herzen der falschen Propheten entsprangen. Sie würden für ihre eigene Sünde leiden müssen (V. 14.15), so wie das Volk für seine »Bosheit« (V. 16-18; 5,31).
14,17 die Jungfrau, die Tochter. Eine Bezeichnung für Juda, das zuvor noch nicht unter fremder Knechtschaft stand.
14,18 im Land. Babylon.
14,19 Hast du denn Juda ganz und gar verworfen? Aus Furcht, dass der Herr Juda für immer fallen lassen würde, bekennt der Prophet in tiefer Reue die Sünde des Volkes (vgl. Dan 9,4ff.).
14,21 den Thron deiner Herrlichkeit. Jerusalem, der Ort, an dem der Tempel stand.
15,1 Zu diesem Zeitpunkt war es sinnlos, sich für das Volk zu ver- wenden. Selbst Mose (vgl. 4Mo 14,11-25) und Samuel (vgl. 1Sam 12,1925), die für ihre Fürsprache bekannt waren, würden das Gericht nicht hinausschieben, wenn die Unbußfertigkeit anhielte (vgl. 18,8; 26,3). Einer der Hauptgründe für das Gericht war die überaus große Sünde von König Manasse (695-642 v.Chr.). Diese Provokation wird in V. 4 erwähnt und in 2Kö 21,1-18 detailliert beschrieben (vgl. 2Kö 23,26). Der Herr sagt, dass sein Zorn deswegen nicht nachlässt (s. auch 2Kö 24,3.4).
15,6 Ich bin des Erbarmens müde geworden. Häufi g führt Gott sein angedrohtes Gericht nicht aus (vgl. 26,19; 2Mo 32,14; 1Chr 21,15) und verschont die Menschen, sodass seine Langmut sie zur Buße leitet (vgl. Röm 2,4.5; 3,25).
15,9 ihre Sonne ist noch bei Tag untergegangen. Junge Mütter sterben in ihrer Jugend und ihre Kinder werden getötet. 15,10 Wehe mir. Vom Leid überwältigt (vgl. 8,23), wünschte Jeremia, nicht geboren worden zu sein (wie in 20,14-18). Er war kein übler oder unangenehmer Gläubiger oder Schuldner, die beide Hass hervorriefen. Dennoch verfl uchte sein Volk ihn, was er als brennenden Schmerz empfand.
15,11 Inmitten des Gerichts versprach der Herr Judas gehorsa- mem Überrest Schutz (vgl. Mal 3,16.17). Als die Babylonier gingen, erlaubten sie es einigen, im Land zurückzubleiben (40,5-7). Jeremia wurde von den Invasoren gut behandelt (40,1-6), und seine Feinde in Juda wendeten sich später an ihn (21,1-6; 37,3; 42,1-6). Letzten Endes nahm eine Schar Abtrünniger Jeremia gegen Gottes Willen nach Ägypten mit (vgl. 43,1-7).
15,15 HERR, du weißt. In einem Anfl ug von Selbstmitleid erin- nerte Jeremia den Herrn an seine Treue trotz böser Anschuldigungen, seine Liebe zu seinem Wort und seine Absonderung von bösen Menschen, bis er allein übrig war.
15,18 ein trügerischer Bach. Er bat, dass der Herr ihn nicht im Stich lassen möge wie einen ausgetrockneten Bach (V. 18). Die Antwort auf seine Sorgen fi ndet sich in 2,13 (der Herr ist seine Quelle), 15,19-21 und 17,5-8.
15,19 Der Herr tadelte Jeremia für Selbstmitleid und Ungeduld. Er musste eine richtige Haltung gegenüber Gott einnehmen und Buße tun. Wenn er dies täte, würde er wahre Werte erkennen (»wenn du das Edle vom Unedlen scheidest« – ein Ausdruck, der bei der Veredlung von Metallen durch das Abgießen der Schlacke verwendet wurde) und auch weiterhin das Privileg besitzen, Gottes Sprachrohr zu sein. Die Sünder sollten sich zu seinen Werten hinwenden, er aber nicht zu ihren. Als ein Mann, der als Prüfung für andere dienen sollte (6,27-30), musste er sich zuerst selbst prüfen (vgl. Mose in 2Mo 4,22-26). 15,20.21 Wenn Jeremia umkehrte, würde Gott ihn beschützen (V. 20.21 wie 1,18.19).
16,2 Du sollst dir keine Frau nehmen. Da Zerstörung und Exil bald auf Juda zukommen würden, sollte der Prophet keine Frau und Familie haben. Gottes Güte würde ihn vor der Sorge um sie in der schrecklichen Situation voll Leid und Tod (V. 4) bewahren. Vgl. 15,9 und 1Kor 7,26.
16,5 Trauerhaus. Ein Haus, in dem Freunde ein Mahl für eine leid- tragende Familie zubereiteten. Ihm wird gesagt, dass er nicht mit ihnen trauern und sich nicht mit ihnen freuen sollte (vgl. V. 8).
16,6 Einschnitte machen … kahl scheren. Diese Handlungen deuteten große Trauer an.
16,10 Warum …? Jeremia sollte ihnen den Grund des Gerichts erklären, d.h. ihre Abkehr von Gott und die Verehrung falscher Götter (V. 11; 2,13). In Babylon sollten sie ihren Götzen weiter dienen (V. 13).
16,14 man nicht mehr sagen wird. Angesichts der göttlichen Verheißung auf Rückführung aus Babylon würde der Beweis seiner Erlösungsmacht und Treue durch die Befreiung aus Ägypten der größeren Befreiung seines Volkes aus Babylon Platz machen. Diese Knechtschaft sollte so hart sein, dass die Befreiung aus Babylon eine größere Erleichterung würde als die aus Ägypten.
16,15 allen Ländern. Dies ist so umfassend, dass nur die abschlie- ßende Rückführung in das irdische Reich des Messias gemeint sein kann.
16,16 viele Fischer … Jäger. Hinweise auf die babylonischen Sol- daten, die Gottes Gericht ausführten (V. 17).
16,18 zweifach vergelten. Das Wort für »zweifach« bedeutete »ganz oder vollständig«, eine angemessene Strafe für solch schwere Sünden.
16,19 Die Folge des göttlichen Gerichts über die Juden wird das Ende des Götzendienstes sein; sogar einige Heiden, die die Schärfe des Gerichts mitbekommen, werden den Götzen abschwören. Nach der Rückkehr aus Babylon wurde das teilweise erfüllt, als die Juden auf ihre Götzen gänzlich und dauerhaft verzichteten, und viele Heiden sich von ihren Götzen ab- und Gott zuwendeten. Die vollständige Erfüllung fi ndet sich jedoch erst in der letztendlichen Wiederherstellung Israels (vgl. Jes 2,1-4; 49,6; 60,3). 17,1 Die Sünde Judas. Hier werden weitere Gründe (Kap. 16) für das Gericht aufgeführt: 1.) Götzendienst (V. 1-4), 2.) Vertrauen auf Fleisch (V. 5) und 3.) unlauteres Anhäufen von Reichtum (V. 11). eisernem Griffel. Die Namen der Götzen wurden mit einem solchen Werkzeug in die Hörner ihrer Altäre eingraviert. Der Gedanke ist, dass Judas Sünde dauerhaft war, eingemeißelt wie in Stein. Was für ein Unterschied ist es dazu, Gottes Wort ins Herz geschrieben zu haben (31,33).
17,3 mein Berg in der Landschaft. Jerusalem in Juda.
17,4 einem Land, das du nicht kennst. Babylon.
17,5 Verfl ucht ist der Mann. Jeremia stellte jemanden, der die Erfahrung von Unfruchtbarkeit machte (V. 5.6), einem gesegneten Menschen gegenüber (V. 7.8). Ihre unterschiedliche Haltung liegt im Gegenstand ihres »Vertrauens« – der Mensch oder der Herr (V. 5.7). Der Gegensatz in ihrer Vitalität ist wie der zwischen einem ausgedörrten Strauch in der Wüste (V. 6) und einem Baum, der am Wasser gepfl anzt ist und Früchte trägt (V. 8; vgl. Ps 1,1-3).
17,10 Ich … erforsche das Herz. Gott ist der letzte Richter der Menschen (V. 1-4), der Unfruchtbaren (V. 5.6) und der Gesegneten (V. 7.8), und fällt sein Urteil über ihre Taten (vgl. Offb 20,11-15) – von ihm werden die Taten gewogen (1Sam 2,3).
17,11 ein Rebhuhn. Ein Rebhuhn, das in ein fremdes Nest eindringt und dort brütet, es aber verlassen muss, bevor die Jungen schlüpfen. Beschrieben wird eine Person, die sich unrechtmäßigen Besitz anhäuft, ihn aber trotz aller Anstrengungen nicht genießen kann.
17,14 Jeremia rief zu Gott, dass er ihn von seinen Feinden befrei- en möge (V. 14). Von gottlosen Menschen umgeben (V. 1-6.11.13), bewies er gottesfürchtige Eigenschaften: 1.) Gott war sein Lob (V. 14); 2.) er hatte das Herz eines Hirten, um Gott zu folgen (V. 16); 3.) er war ein Mann des Gebets, der für Gottes prüfenden Blick offen war (V. 16); 4.) Gott war seine Hoffnung (V. 17) und 5.) er vertraute Gottes befreiender Treue selbst im Gericht (V. 18).
17,21 Sabbattag. Die Juden hatten nicht nur versäumt, den Sabbat zu halten, sondern missachteten auch das Sabbatjahr für das Land (3Mo 25,1-7). Gott hatte gewarnt, dass ein derartiger Ungehorsam Gericht heraufbeschwören würde (3Mo 26,34.35.43; 2Chr 36,20.21). Die 70-jährige Gefangenschaft stand mit den 490 Jahren von Saul bis zur Gefangenschaft in Beziehung, welche 70 Sabbatjahre beinhalteten. Als die Juden aus ihrer Gefangenschaft zurückkehrten, wurde eine besondere Betonung auf die Treue zum Sabbat gelegt (vgl. Neh 13,19).
17,25 Bei Gehorsam sicherte Gott den Nachfolgern Davids eine immerwährende Herrschaft in Jerusalem zu, Sicherheit für die Stadt und Anbetung im Tempel (V. 25.26). Beständiger Ungehorsam würde für die Stadt Zerstörung bedeuten (V. 27).
18,1 Zwischen Kap. 17 und Kap. 18-20 besteht eine enge Verbindung. Zerstörung war in Sichtweite (Kap. 17), doch Buße konnte sie noch abwenden (18,7.8). Buße war jedoch nicht vorhanden (18,12), so symbolisierte Jeremias zerbrochener Krug Gottes Gericht über Israel (Kap. 19). Ihre abweisende Haltung (vgl. 19,15) führte zur Verfolgung des göttlichen Sprachrohrs (Kap. 20).
18,2 Haus des Töpfers. Gott sandte Jeremia zu einem Töpfer, der ihm durch die Herstellung eines Gefäßes eine Anschauung lieferte. Der Prophet erwarb sich ein Gefäß und verwendete es für sein eigenes Bild (19,1ff.). Jeremia sah dem Töpfer an der Töpferscheibe zu. Zunächst missriet der weiche Ton, aber der Töpfer unternahm einen erneuten Versuch und formte ein brauchbares Gefäß. Gott würde dies mit Juda tun, wenn es umkehrte.
18,8 Obgleich er das bevorstehende Gericht angekündigt hatte, konnte Gott das missratene Volk noch zu einem brauchbaren Gefäß umgestalten und das Gericht fernhalten (V. 8.11). Sollte das Volk allerdings in seiner Sünde verharren, würde Gott den gewünschten Segen nicht geben (V. 9.10).
18,12 Daraus wird nichts. Jeremia brachte sie zu dem Punkt, an dem sie ihren Zustand ehrlich zugaben. Die Androhungen des Propheten waren sinnlos, da sie bereits soweit weg waren – ihren Sünden und dem Gericht ausgesetzt. Ihre ganze Heuchelei wich der Ehrlichkeit, einer Ehrlichkeit ohne Buße. Buße war in Israel nicht vorhanden (wie V. 18; 19,15). Das erklärt den scheinbar paradoxen Umstand, dass Israel Buße tun und das Gericht abwenden konnte, und Jeremia trotzdem nicht für das Volk beten sollte (7,16; 11,14). Es machte keinen Sinn, für ihre Umkehr zu beten, da sie sich gegen jegliche Veränderung gewappnet hatten.
18,13 Jungfrau Israel. Dass Israel eine von Gott erwählte Jungfrau war, vergrößerte ihre Schuld nur noch (vgl. 2Kö 19,21).
18,14 Schnee … kühlen, fl ießenden Wasser. So etwas erscheint mehr als unvernünftig. Und dennoch, Israel verließ Gott, die Quelle lebendigen Wassers, für löchrige Zisternen (vgl. 2,13). »Fels in der Landschaft« ist wohl ein poetischer Ausdruck für das Libanon-Gebirge, aus dem die Hochgebirgsbäche fl ossen.
18,18 Anschläge gegen Jeremia. Pläne, den Propheten mit ihrer »Zunge« anzuklagen und ihn anschließend zu töten (V. 23), gründeten sich auf die Annahme, dass seine Gerichtsankündigung falsch war. Das Geschäft der Priester, der Weisen und Propheten würde weitergehen wie bisher, da Gott sie zu einer dauerhaften Institution machte (vgl. 3Mo 6,11; 10,11).
18,19 Achte du auf mich. Dass Jeremia für die Ausübung des göttlichen Gerichts betet, ist eines von vielen Beispielen, in denen sich sein Gebet nach Gottes Willen richtet (V. 11.15-17).
18,22 eine Grube gegraben. Vgl. 38,6.
19,1 den Ältesten des Volkes … der Priester. Diese wurden als glaubwürdige Zeugen ausgewählt, um der symbolischen Handlung mit der »Flasche aus Ton« beizuwohnen, sodass niemand behaupten konnte, von der Prophezeiung nicht zu wissen. Die 72 Ältesten, die den Sanhedrin bildeten, setzten sich aus den »Priestern« und aus den anderen Stämmen zusammen (»Volkes«).
19,2 Tal Ben-Hinnom. S. Anm. zu 19,6. Scherbentores. Das »Scherbentor« befand sich in Jerusalems Südmauer, wo die Töpfer ihre Waren für den nahegelegenen Tempel herstellten.
19,6 Tophet. Das Hebr. gebraucht das Wort toph für »Trommel«. Das war ein anderer Name für Hinnom-Tal, welches südlich von Jerusalem lag; dort wurden Kinder als Opfer für die Götzen verbrannt (vgl. V. 4.5), während Trommeln geschlagen wurden, um ihre Schreie zu übertönen. Jerusalems Abfall wurde dort abgeladen und ununterbrochen verbrannt. Der Ort wurde zum Symbol für das lodernde Höllenfeuer, Gehenna genannt (Mt 5,22). Vgl. 7,30-32; Jes 30,33. Es sollte zu einem Ort des Massakers werden.
19,9 das Fleisch …. essen. Wegen fehlender Lebensmittel wäh- rend der langen Belagerung würden einige ihre letzte Rettung im Kannibalismus sehen und Familienangehörige und Freunde essen (Kla 4,10).
19,10 Vgl. V. 1. 19,13 unrein. Mit Leichen (vgl. 2Kö 23,10). dem ganzen Heer des Himmels geräuchert. Gemeint ist die Verehrung von Sonne, Planeten und Sterne auf den Flachdächern (vgl. 32,29; 2Kö 23,11.12; Zeph 1,5).
20,1 Paschhur. Die Bedeutung ist entweder »Leichtigkeit« oder »Be- freiung umher«, was beides im Gegensatz zu dem neuen Namen steht, den Gott ihm in V. 3 zuweist. Er war einer von mehreren Männern mit diesem Namen (vgl. 21,1; 38,1). Immers. Er gehörte zu den ursprünglichen »Oberaufsehern im Haus des Herrn« (vgl. 1Chr 24,14). Oberaufseher. Er war nicht der Hohepriester, sondern der Oberste der Tempelpolizei, die die Ordnung aufrechterhalten sollte.
20,2 er schlug … Jeremia. Er oder andere, die in seiner Vollmacht handelten, gaben dem Propheten 40 Peitschenhiebe (s. 5Mo 25,3). legte ihn in den Stock. Hände, Füße und Hals wurden im Stock befestigt, um den Körper in eine verdrehte Haltung zu krümmen, die entsetzliche Schmerzen verursachte. oberen Tor. Das Nordtor des oberen Tempelhofs.
20,3 Magor-Missabib. »Schrecken ringsum« lautete der passende Name, den der Herr dem Führer gab. Die Einzelheiten dieses Schreckens werden in V. 4.6 aufgelistet (vgl. 6,25).
20,4 Babylon. Hier nennt Jeremia die Eroberer mit Namen, die aus dem »Norden« (1,13) kommen würden – »aus einem fernen Land« (4,16).
20,8 Spott … die ganze Zeit. In V. 7-18 beklagte sich Jeremia über den Spott, der ihm widerfuhr, aufgrund der ihm von Gott zugedachten Rolle. Seine Gefühle schwankten zwischen Aufgabe (V. 9a), Ermutigung (V. 9c.11), Bitte um Hilfe (V. 12), Lob (V. 13) und Depression (V. 14-18; vgl. 11,18-23; 15,10.15-18).
20,9 Ich will Ihn nicht mehr erwähnen. Wellen der Schwermut überrollten Jeremia und wollten ihn zum Schweigen bringen. Doch sein Inneres zwang ihn zum Reden (vgl. Hi 32,18.19; Ps 39,4; Apg 18,5; 1Kor 9,16.17), da er vor seinen Feinden nicht versagen wollte (V. 10), Gottes machtvolle Gegenwart verspürte (V. 11) und sich daran erinnerte, wie Gott ihn zuvor befreit hatte (V. 13).
20,14 Verfl ucht sei der Tag. Eine weitere Woge der Niedergeschla- genheit erfasste den Propheten, vielleicht als er gerade die Schmerzen des Stocks durchlitt (V. 2). Seine Worte gleichen denen Hiobs (Hi 3,3.10.11).
20,15 Verfl ucht sei der Mann. Gottes Diener fi el in sündige Ver- zweifl ung und stellte Gottes Weisheit und Absicht in Frage, für die er hätte dankbar sein sollen.
20,16 den Städten, die der HERR umgekehrt hat. Sodom und Gomorra (1Mo 19,25).
21,1 König Zedekia. Vgl. 2Kö 24,17-25,7 hinsichtlich Einzelheiten seiner Herrschaft (ca. 597-586 v.Chr.). Paschhur. Dieser Priester war nicht der Mann gleichen Namens wie in 20,1-6. Vgl. 38,1. 21,2 Krieg gegen uns. Während Babylons letzter Belagerung (V. 4), ca. 587/86 v.Chr., die zur dritten Deportation der Juden führte. Zedekia hoffte auf Gottes Eingreifen, so wie es Hiskia gegen Sanherib erfuhr (2Kö 19,35.36).
21,4 Kriegswaffen … umwenden … versammeln. Die Juden bekämpften die Eindringlinge bereits außerhalb der Stadtmauern an den Hängen und in den Tälern. Jedoch würden sie schon bald in die Stadt zurückgedrängt werden, wo der Feind all ihre Waffen sammeln und viele ausgerechnet damit töten würde.
21,5 ich werde selbst … kämpfen. Gott gebrauchte Invasoren als sein gerichtsausführendes Instrument (V. 7). Die Juden hatten nicht nur die Babylonier als Feinde, sondern auch Gott.
21,7 mit der Schärfe des Schwertes erschlagen. Das war das Schicksal von Zedekias Sohn und vieler Vornehmen. Zedekia starb vor Gram (vgl. 34,4; 2Kö 25,6-8).
21,8 Weg des Lebens … Todes. Da beharrliche Unbußfertigkeit zur Eroberung geführt hatte, drängte Jeremia die Juden, sich den Belagerern zu ergeben, um als Kriegsgefangene behandelt zu werden und lieber zu überleben als zu sterben.
21,12 Haus Davids. Die Königsfamilie wurde aufgerufen, unver- züglich Recht und Gerechtigkeit auszuüben (»Morgen«). Sie hätten noch Zeit, der Zerstörung zu entkommen, wenn sie Buße täten.
21,13 Bewohnerin des Tales, des Felsens der Ebene! Jerusalem, hier als Mensch angesprochen, lag zwischen Felsen, Bergen und Tälern.
21,14 Ich werde euch heimsuchen. Während der Belagerung würde Jerusalem angezündet (V. 10), wie auch das Land im Allgemeinen.
22,2 Thron Davids. Bezieht sich auf den davidischen Bund aus 2Sam 7,3-17, in welchem Gott David verhieß, dass seine Erben über Israel herrschen werden.
22,6 Gilead … Libanon. Die wunderschönen großen Berge des Landes.
22,7 deine auserlesenen Zedern abhauen. Das könnte sich in erster Linie auf die Paläste und großen Häuser beziehen, die aus dieser Holzart gebaut wurden (vgl. Hl 1,17).
22,10 den Verstorbenen. Wahrscheinlich ein Verweis auf Josia, der vor der Zerstörung starb (2Kö 22,20; Jes 57,1). Sterbende Heilige sind zu beneiden, lebende Sünder zu bemitleiden. An dem Tag, als Josia starb, sowie zur alljährlichen Wiederkehr seines Todestags, fand eine öffentliche Totenklage statt, an der auch Jeremia teilnahm (2Chr 35,24.25). 22,11.12 Schallum. Ein anderer Name für König Joahas (3-monatige Herrschaft, 609 v.Chr., 2Kö 23,31), Josias vierter Sohn (vgl. 1Chr 3,15). Der Name wurde ihm ironischerweise gegeben, da das Volk ihn Schalom nannte (»Frieden«), Schallum bedeutet hingegen »Vergeltung«.
22,13 Wehe dem. Diese Botschaft war eine Anklage gegen Joahas (V. 13.14.17), der anders war als sein Vater, der gute König Josia (V. 15.16).
22,18 Jojakim. Jojakim, der von 609 bis 598 v.Chr. herrschte, nahm von seinem Volk zusätzliche Steuern (2Kö 23,35) und ließ sich einen herrlichen Palast bauen, ohne dafür zu bezahlen, wodurch er gegen Gottes Gesetz in 3Mo 19,13 und 5Mo 24,14.15 verstieß (vgl. Mi 3,10; Hab 2,9; Jak 5,4). Er wurde während der zweiten babylonischen Belagerung getötet und sein Leichnam geschändet, indem er als Nahrung für Aasfresser am Boden liegen gelassen wurde wie ein toter Esel.
22,20 Steige auf den Libanon. Sünder im Zedernland des nord- westlichen Libanons und jene im Nordosten hinter dem See von Galiläa in Basan würden während der Invasion leiden. Das ganze Land würde dem Gericht verfallen ebenso wie Abarim im Südosten.
22,24 Konja. Die Kurzform von Jechonja, vielleicht als Gering- schätzung gebraucht, da er auch Jojachin genannt wurde. Er herrschte nur 3 Monate und 10 Tage (2Chr 36,9) im Jahr 598/597 v.Chr., und wurde in die Gefangenschaft geführt, wo er starb. 22,24 Siegelring. Ein Ring mit persönlichen Insignien (vgl. Hag 2,23).
22,28 Fragen der Leute, die Jechonja verehrten.
22,30 Schreibt … als kinderlos auf. Jechonja hatte Nachkommen (1Chr 3,17.18), wurde aber in der Hinsicht als kinderlos gerechnet, dass er keine Söhne hatte, die nach ihm herrschen würden (»auf dem Thron … sitzen«). Der Fluch blieb an seinen Nachkommen haften bis Joseph, Marias Ehemann. Wie konnte Jesus dann der Messias sein, wenn sein Vater unter diesem Fluch stand? Dies war möglich, weil Joseph nicht blutsverwandt mit Jesus war, da er von einer Jungfrau geboren wurde (Mt 1,12). Jesus’ Blutrecht auf Davids Thron kam durch Maria von Natan, Salomos Bruder, nicht durch Salomo (Jechonjas’ Linie) – folglich wurde der Fluch umgangen (Lk 3,31.32). Vgl. 36,30.
23,1 Wehe den Hirten. Falsche Hirten, die ihrer Pfl icht nicht nachkamen, das Wohl des Volkes zu suchen (wie in V. 2), beginnend mit den Königen in Kap. 22 und anderen offi ziell Verantwortlichen, sowie den Propheten und Priestern (vgl. V. 11). Sie stehen im krassen Gegensatz zu den Hirten, die Gott dem Volk später gab (V. 4; 3,15). Weitere wichtige Kapitel, die böse Hirten und falsche Propheten verurteilen, sind 14.27.28; Jes 28; Hes 13.34; Mi 3; Sach 11.
23,3 ich selbst werde … sammeln. Gott versprach, die ver- bannten Israeliten auf ihrem Grund und Boden wiederherzustellen. Vgl. ähnliche Verheißungen in Kap. 30-33 und 16,14.15. Das beabsichtigte Land war Palästina, im Gegensatz zu allen anderen Ländern (V. 3). Somit versicherte Gott, dass das Sammeln genauso wörtlich zu nehmen war wie die Zerstreuung. Judas Wiederherstellung aus Babylon wird in einer Sprache ausgedrückt, die sich nur auf die letztendliche Wiederherstellung des Volkes Gottes unter dem Messias beziehen kann (»aus allen Ländern« und V. 8). Die Aussage, »auch soll keines vermisst werden«, weist darauf hin, dass niemand fehlen wird. Diese Prophezeiung ist bis heute noch nicht erfüllt. Vgl. 32,37.38; Jes 60,21; Hes 34,11-16.
23,4 Hirten … die sie weiden. Vgl. Hes 34,23-31. Serubbabel, Esra, Nehemia und andere sind nur eine geringe Erfüllung verglichen mit dem vollkommenen Hirtendienst des Messias Jesus.
23,5 Spross. Der Messias wird als Spross aus Davids Familienstamm- baum dargestellt (vgl. 23,5; 33,15.16; Jes 4,2; 11,1-5; Sach 3,8; 6,12.13), der in der Zukunft über Gottes Volk herrschen wird. Vgl. 33,14-17, wo sich die gleiche Verheißung wiederfi ndet.
23,6 Der HERR ist unsere Gerechtigkeit. Diese Aussage wird in V. 5.6 dreimal hervorgehoben. Der messianische Hirtendienst wird dem der falschen Hirten gegenübergestellt (V. 1.2.11.14). Juda und Israel werden wieder miteinander vereinigt (vgl. Hes 37,15-23).
23,7 S. Anm. zu 16,14.15.
23,13 Jerusalem und Juda waren schlimmer als Samaria und Israel.
23,14 bei den Propheten … Schauderhaftes. Die falschen Hirten verbreiteten Lügen, begingen Ehebruch und erzählten törichte Träume (V. 25.27). Sie glichen eher dem Stroh als dem Weizen (V. 28), während sie denen Frieden versprachen (V. 17), deren Sünden Gottes Gericht und nicht seinen Trost hervorriefen. Es war mit Sodom und Gomorra vergleichbar, deren Sünde Gott so sehr reizte, dass er sie mit Feuer vernichtete (vgl. 1Mo 19,13.24.25).
23,18 Hier fi ndet sich der Grund, weshalb sie nicht auf die falschen Propheten hören sollten (vgl. V. 16) – diese redeten nicht Gottes Wort.
23,20 Am Ende der Tage. Sie wollten nicht hören, aber der Tag würde kommen (V. 12), an dem das Gericht hereinbräche und dann würden sie »verstehen«.
23,21 Nach dem mosaischen Gesetz hätten diese falschen Pro- pheten gesteinigt werden müssen (vgl. 5Mo 13,2-6; 18,20-22).
23,23 Gott in der Nähe … Gott in der Ferne. Die falschen Propheten sollten nicht glauben, dass sie ihren Betrug vor Gott verstecken konnten, der Allgegenwart und Allwissenheit für sich beansprucht.
23,25 Ich habe einen Traum gehabt. Der Anspruch, im Traum eine göttliche Offenbarung erhalten zu haben (vgl. 4Mo 12,6). Doch derartige Behauptungen waren Betrug (V. 26.27), völlig unvergleichbar mit dem Wort Gottes (V. 28.29).
23,29 wie ein Feuer … Hammer. Gottes Wort besitzt die unwider- stehliche Eigenschaft, sich gegen den Betrug der falschen Botschaften der Hirten durchzusetzen.
23,33 Was ist die Last? … spricht der HERR. Spöttisch fragte das Volk Jeremia nach seiner neuesten Prophezeiung. Dieser Spott hinsichtlich Jeremias treuer Predigten verlangte nach einer Reaktion, und Gott teilte dem Propheten mit, die Frage zu wiederholen und einfach zu sagen: »ich will euch abwerfen«, womit Gottes kommendes Gericht gemeint war.
23,34 die Last des HERRN. Wenn jemand fälschlicherweise be- hauptete, ein Wort Gottes zu haben, wurde er für die Verzerrung der göttlichen Wahrheit bestraft. Es ist eine gefährliche Behauptung, Prophezeiungen von Gott bekommen zu haben, wenn es nicht stimmt.
24,1 nachdem Nebukadnezar … gefangen weggeführt. Baby- lons zweite Wegführung der Juden 597 v.Chr. (vgl. 2Kö 24,10-17).
24,5 Wie diese guten Feigen. Die Erklärung des Bildes aus V. 2. Deportierte Juden, die in babylonischer Gefangenschaft gut behandelt und nicht getötet werden, wie in 29,5-7.10 geschildert wird. Ihnen wird das Privileg von Siedlern eingeräumt, anstatt als Gefangene versklavt zu sein.
24,6 Während es stimmt, dass der Überrest nach Juda im Jahr 538 v.Chr. zurückkehrte, hat diese Verheißung eine größere Tragweite hinsichtlich der Erfüllung des abrahamitischen (1Mo 12), davidischen (2Sam 7) und Neuen Bundes (Jer 31) in der Zeit des Kommens des Messias und seines Reiches (vgl. 32,41; 33,7). Ihre Abkehr (V. 7) vom Götzendienst hin zum wahren Gott wird in einer Sprache ausgedrückt, die sich nach der gegenwärtigen Zerstreuung auf ihre vollständige Bekehrung im Tausendjährigen Reich bezieht (vgl. Röm 11,1-5.25-27).
24,8 wie die schlechten Feigen. Jene, die während Zedekias 11-jähriger Vasallenherrschaft (597-586 v.Chr.) in Jerusalem blieben, würden schon bald Not leiden durch weitere Zerstreuung in andere Länder, gewaltsamen Tod, Hungersnot und Krankheit; vgl. Jer 29,17. S. 25,9 und Anm dort. In diesen Versen werden die Flüche aus 5Mo 28,25.37 zitiert (vgl. Jer 29,18.22; Ps 44,14.15), die sich in der Geschichte ihrer langen Zerstreuung bis zur Wiederkunft des Messias auch erfüllten.
25,1 vierten Jahr. 605/604 v.Chr., da Jojakim 609-598 v.Chr herrschte. erste Jahr. Nebukadnezar herrschte 605-562 v.Chr.
25,3 dreizehnten Jahr. Ca. 627/626 v.Chr. Josia herrschte 640-609 v.Chr. 23 Jahre. Jeremia begann seinen Dienst in Josias 13. Regierungsjahr (vgl. 1,2); 23 Jahre predigte er treu Buße und Gericht (ca. 605/604 v.Chr.).
25,9 meinem Knecht. Gott benutzte einen heidnischen König, Ne- bukadnezar, um seinen Willen auszuführen (vgl. Kores in Jes 45,1).
25,10 Vgl. 7,34; Offb 18,23.
25,11 70 Jahre. Hier wird zum ersten Mal die genaue Dauer des Exils erwähnt (vgl. 29,10). Diese Zeit begann wahrscheinlich im vierten Jahr Jojakims, als Jerusalem zum ersten Mal in Gefangenschaft geriet und die Tempelschätze geraubt wurden. Sie endete mit Kores’ Erlass, die Juden zurückkehren zu lassen (Zeitraum von der Wegführung bis zur Rückkehr: ca. 605/04 v.Chr. – 536/35 v.Chr.). Im Zeitraum von Saul bis zur babylonischen Gefangenschaft betrug die genaue Zahl der Sabbatjahre 70. Das war die Vergeltung für die Übertretung des Sabbatgesetzes (vgl. 3Mo 26,34.35; 2Chr 36,21).
25,13 alle Heidenvölker. Jeremia prophezeite den umliegenden Völkern das Gericht (vgl. Kap. 46-49), während Babylons Gerichtsankündigung in Kap. 50-51 zu fi nden ist.
25,14 in die Knechtschaft … geraten. Die Babylonier, die andere Völker versklavten, würden zu Knechten anderer Nationen werden. 25,15 diesen Kelch. Ein Symbol für Gericht (V. 16).
25,17 ließ alle Völker trinken. Offensichtlich konnte Jeremia nicht alle aufgeführten Orte aus V. 18-26 besuchen, aber in dieser Vision handelte er, als wären Stellvertreter all dieser Völker anwesend, sodass er ihnen den Zornbecher zu trinken geben konnte (V. 27). Es bestand für sie keine Möglichkeit, dem zu entkommen (V. 28.29).
25,29 der Stadt, die nach meinem Namen genannt. Jerusalem (vgl. Dan 9,18).
25,30 Dies umfasst zwar das baldige Gericht über Juda und ande- re Völker, doch die Ausdrucksweise weist hier auch auf die Endzeit hin (»von einem Ende der Erde bis zum anderen«), sodass sich die Ereignisse letztendlich in der großen Drangsalszeit erfüllen werden (vgl. Offb 6-19).
26,1 Im Anfang. 609 v.Chr. Die Botschaft erklang etwa 4 Jahre vor der in 25,1 und ca. 11 Jahre nach 24,1.
26,2 Stelle dich auf im Vorhof. Das war der größte öffentliche Versammlungsplatz des Tempels.
26,6 wie Silo. Gottes früheres Heiligtum vor Jerusalem. Vgl. 7,12 und s. Anm. dort.
26,11 Jeremia wurde des Verrats beschuldigt. Vgl. Paulus’ Verhaf- tung in Apg 21,27.28.
26,12 Jeremia sprach. Die Führer und das Volk drohten, ihn zu töten (V. 8). Der Prophet verteidigte sich, während er in höchster Gefahr stand. Er ging keinen Kompromiss ein, sondern bewies enormen geistlichen Mut. Er war bereit zu sterben (V. 14) und warnte die Menge dennoch, dass Gott die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen würde (V. 15).
26,15 ihr mich tötet. Vgl. Mt 23,31-37.
26,17 Ältesten … sprachen. Diese Sprecher zitierten den Pro- pheten Micha (vgl. Mi 3,12), der vor und während Hiskias Regierungszeit (ca. 715-686 v.Chr.) die Zerstörung Jerusalems und des Tempels prophezeite. Sie folgerten, dass Gott das Gericht aufhob, da sie Micha nicht töteten. Wenn sie nun Jeremia am Leben ließen, würde Gott möglicherweise seine Pläne ändern. Michas und Jeremias Prophezeiungen würden zu ihrer Zeit eintreffen.
26,20 auch ein anderer Mann … weissagte. Wie Micha und Jeremia hatte auch Urija vor dem Schicksal Jerusalems gewarnt. Seine Prophezeiung erging zur Zeit Jojakims nur etwas früher als Jeremias vorliegende Warnung (609 v.Chr.). Urija wurde getötet. Als Präzedenzfall hätte die Entscheidung so oder so ausfallen können, ihn zu töten oder zu verschonen.
26,22 Elnathan. Ein hochrangiger Beamter, der sich bei einer ande- ren Gelegenheit auf Jeremias Seite stellte (vgl. 36,12.25). 26,23 die Gräber. Im Kidron-Tal östlich des Tempels (vgl. 2Kö 23,6).
26,24 Achikams. Er nutzte seinen Einfl uss, um Jeremia aus der To- desbedrohung zu befreien. Er war Beamter unter König Josia (vgl. 2Kö 22,12.14) und Vater Gedaljas, welcher von den Babyloniern als Statthalter über Juda nach dem endgültigen Fall Jerusalems im Jahr 586 v.Chr. (39,14; 40,13-41,3) ernannt wurde.
27,1 Regierung Jojakims. Das könnte sich auf Jojakim um 609/608 v.Chr. beziehen (wie in Kap. 26). Oder möglicherweise ist wie in V. 3.12 und 28,1 »Zedekia« die richtige Lesart, was als Datum hier den Anfang von dessen Regierungszeit (597-586 v.Chr.) festsetzen würde.
27,2 Mache … Stricke und Jochstangen. Dieses Bild symbolisier- te die babylonische Knechtschaft. Das Joch um Jeremias Hals gelegt, um Judas Gefangenschaft darzustellen (V. 12), wurde anschließend zu 6 Königen benachbarter Völker gesandt, die auch unter die Herrschaft Babylons kommen würden (V. 3). Vgl. Jer 28,10-12.
27,7 Vgl. 25,13.14.
27,8 das Joch … von Babel. Das Bild besitzt eine einfache Aussa- ge. Jede Nation, die Babylon bereitwillig dienen würde, sollte in ihrem Land bleiben, aber die Völker, die sich Babylon nicht freiwillig unterwerfen, würden zerstört. Folglich sollte Juda sich ergeben, um nicht aus seinem Land weggeführt zu werden (V. 9-18).
27,18 Fürbitte einlegen. Gott würde ein solches Gebet nicht be- antworten, wie V. 19-22 bewies. Das zeigte seine Gleichgültigkeit gegenüber den Gebeten dieser falschen Propheten.
27,20 Ca. 597 v.Chr.
27,21 Geräten. Jeremia teilte mit, dass die nach Babylon getra- genen Tempelgeräte Judas (vgl. 2Kö 24,13; Dan 1,1.2) zum Tempel zurückgebracht würden. Von der Erfüllung um 536 v.Chr. spricht Esr 5,13-15. Etwa 516/515 v.Chr. wurden diese Gegenstände in den wieder aufgebauten Tempel gelegt (Esr 6,15).
28,1 Regierung Zedekias. Vgl. 27,1 und s. Anm. dort. Das vierte Jahr war ungefähr 593 v.Chr. Hananja. In der Schrift gibt es mehrere Männer mit diesem Namen. In diesem Fall war es ein Feind von Gottes wahrem Propheten, der sich von dem treuen Hananja aus Dan 1,6 unterscheidet.
28,2 Ich habe das Joch … zerbrochen. Einer der falschen Pro- pheten, vor denen Jeremia in 27,14-16 warnte, sagte unverfroren den Sieg über Babylon voraus und die Rückkehr der Tempelgeräte innerhalb von zwei Jahren. In Wirklichkeit unternahm Babylon den dritten und letzten Schritt zur Eroberung Judas 11 Jahre später (586 v.Chr.) in Kap. 39.40.52. Hinsichtlich der Geräte s. Anm. zu 27,21.22.
28,4 Jechonja … bringe ich … zurück. Auch dies war eine falsche und voreilige Behauptung. Jechonja, der bald schon nach Babylon (597 v.Chr.) gebracht wurde, würde den Rest seines Lebens dort verbringen und nicht nach Jerusalem zurückkehren (52,31-34). Andere Gefangene starben entweder in der Gefangenschaft oder kehrten erst nach 61 Jahren zurück. Vgl. 22,24-26.
28,10 nahm … das Joch. In seiner Torheit entfernte der falsche Prophet das Joch vom Hals des echten Sprachrohrs Gottes und zerbrach es als ein Zeichen, dass seine eigene Prophezeiung eintreffen würde (vgl. V. 2-4.11).
28,13 Geh und rede zu Hananja. Anscheinend verließ Jeremia den Schauplatz und wurde später von Gott zurückgeschickt, um den Lügner zu stellen. Diesmal trug er wahrscheinlich eiserne Joche (die Hananja nicht zerbrechen konnte!) als Ersatz für die hölzernen (V. 14) und zur Illustration seiner Botschaft.
28,15 Der HERR hat dich nicht gesandt. Jeremia sagte Hanan- ja, dass 1.) Gott seine Botschaft nicht gutgeheißen hatte; 2.) er sich schuldig gemacht hatte, indem er das Volk auf eine Lüge vertrauen ließ und Widerstand gegen Gott predigte, und 3.) Gott noch im gleichen Jahr (597 v.Chr) sein Leben forderte. Das Wort des echten Propheten wurde durch Hananjas Tod innerhalb von zwei Monaten bestätigt (vgl. V. 17).
29,1 des Briefes. Kurz nach der Deportation vieler seiner Landsleute (vgl. V. 2) 597 v.Chr. schrieb Jeremia ihnen, um sie im Exil zu trösten.
29,4 Jeremia gab den Israeliten in Babylon den Rat, alle nötigen Maßnahmen für ein Siedlerleben zu ergreifen und einen langen Aufenthalt einzuplanen (70 Jahre, 29,10 wie 25,11). Desweiteren sollten sie Babylons Frieden im Gebet suchen, da ihr eigenes Wohl davon abhinge (V. 7; vgl. Esr 6,10; 7,23).
29,11 Gedanken des Friedens. Das bestätigte Gottes Absicht, zu- künftige Segnungen über Israel zu bringen (vgl. Kap. 30-33).
29,12 ihr werdet mich anrufen. Das Volk sollte eifrig Gott suchen und dessen Pläne durch ernsthaftes Gebet unterstützen (V. 13). Vgl. 1 Joh 5,14.15.
29,14 ich werde mich von euch fi nden lassen. Der Herr würde ihr Gebet erhören und die Juden in ihr Land zurückbringen – vgl. Daniels Beispiel und Gottes Antwort (Dan 9,4-27). Dies würde sich in der Zeit Esras und Nehemias erfüllen, und später in noch vollständigerem Maße nach dem zweiten Kommen ihres Messias (vgl. Dan 2,35.45; 7,13.14.27; 12,1-3.13).
29,15 Weil ihr aber sagt. Erstaunlicherweise lehnten die jüdi- schen Gefangenen Gottes wahre Botschaft noch immer ab und hörten auf die falschen Propheten unter ihnen (vgl. V. 8.9.21-23). Das war die spezielle Sünde, die Gott zu einer weiteren Deportation derer veranlasste, die sich nach wie vor in Juda befanden (586 v.Chr.).
29,17 wie die abscheulichen Feigen. Vgl. das Prinzip aus Jer 24.
29,21 Ahab … Zedekia. Zwei gefangene falsche Propheten, die die Exilanten in Babylon verleiteten (V. 15), würden den Zorn des babylonischen Königs entfachen und ins Feuer geworfen werden (wie in Dan 3). Sie zogen nicht nur die Feindschaft des babylonischen Potentaten auf sich, sondern auch die Gottes, da sie wider sein Wort weissagten und Ehebruch begingen (vgl. 5,7).
29,24 Das Gericht über den ansonsten unbekannten Propheten Semaja, der sich gegen Jeremia stellte, glich dem des Hananja (vgl. 28,15-17).
29,28 Das bezieht sich auf Jeremias Schreiben aus V. 5.
30,3 ich werde sie wieder … zurückbringen. Dieser Vers gibt in knapper Form das Versprechen aus Kap. 30-33 wieder. Gottes Wiederherstellung des ganzen Volkes in ihrem eigenen Land (vgl. 29,10; Am 9,14.15; Röm 11,26) beabsichtigt eine endgültige Sammlung, die niemals rückgängig gemacht wird (s. Anm. zu 16,15), und nicht bloß eine Rückkehr wie in der Zeit Esras und Nehemias (V. 8.9; 31,31ff.; 32,39.40; 33,8.9.15.16). Dieser Vers ist eine Zusammenfassung der Prophetie aus V. 4-9.
30,7 eine Zeit der Drangsal … für Jakob. Diese Zeit beispielloser Schwierigkeiten für Israel steht im Zusammenhang mit Israels endgültiger Wiederherstellung. Gemeint ist die große Drangsalszeit (vgl. V. 8.9), direkt vor dem zweiten Kommen des Messias. An anderer Stelle fi nden sich weitere Erwähnungen (Dan 12,1; Mt 24,21.22) und detaillierte Beschreibungen (Offb 6-19).
30,9 ihrem König David. Letzten Endes wird der Messias, der größere David in Davids Dynastie, diese Verheißung erfüllen (2Sam 7,16). Er ist der große König, der häufi g als Israels Hoffnung verheißen wird (23,5.6; Jes 9,6; Hes 37,24.25; Dan 2,35.45; 7,13.14.27; Mt 25,34; 26,64; Lk 1,32; Offb 17,14; 19,16). Seit der Gefangenschaft hatte kein Nachkomme Davids das Königszepter in der Hand gehalten. Serubbabel aus Davids Linie beanspruchte niemals den Königstitel (vgl. Hag 2,2).
30,11 nur dir will ich nicht ein Ende machen. Israel wird als Volk Bestand haben, und zwar bis zum messianischen Königreich (vgl. Röm 11,1-29).
30,12 Juda hatte keinen Grund, sich zu beklagen.
30,16 Diese absoluten und umfangreichen Verheißungen müs- sen in der Geschichte noch erfüllt werden; sie blicken auf die zukünftige Herrschaft Christi, des größeren Davids, im Tausendjährigen Reich »am Ende der Tage«.
30,21 ihr Herrscher. Das bezieht sich auf den Messias, den König aus V. 9 und 23,5.6, der aus Israel entspringt (vgl. Jes 11,1) und Gott als Priester nahen darf.
31,1 Zu jener Zeit. Entspricht den letzten Tagen in 30,24. In diesem Kapitel werden die Prophezeiungen der Wiederherstellung des Volkes fortgesetzt.
31,2 Hier werden die Verhältnisse im messianischen Reich be- schrieben.
31,15 Eine Stimme … in Rama. Für einen Augenblick wird hier das Leid einer israelitischen Mutter geschildert, die ihre Kinder in der babylonischen Eroberung verlor. Es bildet den Hintergrund für die vielen Verheißungen der Wiederherstellung einer Zeit der Freude (wie in V. 12-14.16.17) in den Tagen des Messias. Matthäus beschrieb die gleiche Trauer jüdischer Mütter, als König Herodes die Säuglinge in Bethlehem erschlagen ließ, um den Messias als Kind zu töten (Mt 2,17.18).
31,18 Bringe du mich zur Umkehr. Jeremia schrieb über Israel (die 10 Stämme, die hier mit Ephraim bezeichnet werden), dass es letztendlich demütig erkennt, dass der Herr es zur Buße und Vergebung führen musste. Vgl. Ps 102,14-18 hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Israels Wiederherstellung und ihren Gebeten (vgl. auch 24,6.7; Kla 5,21; vgl. Joh 6,44.65).
31,22 abtrünnige. S. Anm. zu 2,19. die Frau wird den Mann umgeben. Hier fi ndet sich eine der rätselhaftesten Aussagen im Buch Jeremia. Einige erkennen darin die Jungfrauengeburt Christi (aber »Frau« bedeutet nicht Jungfrau, und »umgeben« deutet nicht auf Empfängnis hin). Vielleicht nimmt es Bezug auf die ehemalige Jungfrau Israel (V. 21), die zu einer unehrbaren, geschiedenen Frau wurde (V. 22; 3,8). Eines zukünftigen Tages wird sie zu ihrem früheren Ehemann, dem Herrn, zurückkehren, und er wird sie wieder aufnehmen und ihr vollständig vergeben. Das würde »etwas Neues … auf Erden« sein.
31,26 mein Schlaf war mir süß. Die Hoffnung auf Israels Wieder- herstellung brachte einen Augenblick des Friedens in Jeremias ansonsten stürmischen Dienst.
31,28 aufzubauen und zu pfl anzen. Der Herr wiederholte, was er Jeremia anfangs in 1,10 über seine beiden Werke des Gerichts und Segens erzählte. Für das zweite werden zwei Bilder gebraucht, das eine ist der Architektur (aufbauen) entliehen und das andere der Landwirtschaft (pfl anzen).
31,30 der saure Trauben isst. Dies war anscheinend ein Sprich- wort unter den Kindern der Exilanten, die in Babylon geboren wurden, um auszudrücken, dass sie unter den Folgen der Sünden ihrer Väter litten und nicht unter ihren eigenen Sünden (Kla 5,7; Hes 18,2.3).
31,31 einen neuen Bund. Im Gegensatz zum mosaischen Bund, unter dem Israel versagte, verhieß Gott einen geistlichen Neuen Bund, durch den die Gläubigen am Segen der Errettung teilhaben würden. Er würde für Einzelpersonen in Kraft treten sowie für Israel als Volk (V. 36; Röm 11,16-27). Er wird eingesetzt 1.) im Rahmen der Wiederherstellung in ihrem Land (z.B. Kap. 30-33 und in V. 38-40) und 2.) nach der Drangsalszeit (30,7). Im Prinzip beginnt dieser Bund, den auch Jesus Christus ankündigte (Lk 22,20), mit der Ausübung geistlicher Aspekte in der Zeit der Gemeinde durch Gläubige aus den Juden und den Heiden (1Kor 11,25; Hebr 8,7-13; 9,15; 10,14-17; 12,24; 13,20). Er hat bereits begonnen mit dem »Überrest … aufgrund der Gnadenwahl« (Röm 11,5). Ebenso wird er durch das Volk Israel in den letzten Tagen erkannt werden, wenn sie in ihrem Land Palästina gesammelt werden (Kap. 30-33). Der abrahamitische, davidische und der Neue Bund fl ießen im Tausendjährigen Reich unter der Herrschaft des Messias zusammen.
31,35 Diese Verse betonen die Sicherheit, mit der Israel erwarten kann, dass Gott den Neuen Bund eintreten lässt (vgl. 33,17-22; 25.26). 31,38-40 Der Turm stand in der nordöstlichen Ecke der Stadt (vgl. Neh 3,1; 12,39). Wenn die Verheißungen des Neuen Bundes für Israel durch die Rückführung in ihr Land endgültig erfüllt sind, wird das wiedererbaute Jerusalem einem bestimmten Entwurf entsprechen. Das »Ecktor« liegt an der nordwestlichen Ecke (2Kö 14,13; 2Chr 26,9). Die »Messschnur« steckt das Gebiet des Wiederaufbaus ab. Es wird bis zum Hügel Gareb gehen und sich von dort nach Goa wenden; beide Orte sind heute nicht identifi zierbar. Mit dem »Tal« der »Leichen« ist das HinnomTal gemeint, ein Ort voll Abfall und lodernder Feuer (vgl. 7,31 und s. Anm. dort). Das »Rosskur« lag an der südöstlichen Ecke des Tempelhofs (2Kö 11,16; Neh 3,28).
32,1 zehnten Jahr. Im Jahr 587 v.Chr., dem 10. Regierungsjahr Ze- dekias (597-586 v.Chr.) und dem 18. Jahr der Herrschaft Nebukadnezars während der babylonischen Belagerung Jerusalems.
32,2 belagerte das Heer … von Babel. Die Belagerung im 10. Monat (Jan.) des Jahres 588 v.Chr. dauerte wenigstens 30 Monate bis zum 4. Monat (Juli) im Jahr 586 v.Chr. (39,1.2). Vgl. 34,1 und s. Anm. dort. Die Ereignisse dieses Kapitels spielen zu dieser Zeit kurz bevor Juda sein Land verlor und etwa ein Jahr vor der endgültigen Übernahme durch Babylon in Kap. 39.40.52. 32,2 im Gefängnishof eingesperrt. Judas letzter König brachte Jeremia unter der Anklage ins Gefängnis, Verrat gegen Volk und König zu predigen. Zedekia wünschte hingegen positive Nachrichten, um die Moral zum Durchhalten zu kräftigen.
32,8 das Erbrecht. Ein notleidender Mann konnte von seinem Be- sitz verkaufen und hatte das Recht, es vor dem Jubeljahr wieder von seinem Verwandten zu lösen. Wenn ein Fremder es aufgrund unbezahlter Schulden genommen hatte, konnte der Verwandte es als Familienbesitz lösen (3Mo 25,25). Levitisches Land konnte nur an einen Leviten wie z.B. Jeremia verkauft werden (3Mo 25,32-34). Er handelte nach dem Auftrag des Herrn (V. 9-12).
32,14 Nimm diesen Kaufbrief. Der Kaufbrief des Feldes, der aus Sicherheitsgründen in einem Tonkrug aufbewahrt wurde, konnte zukünftig die Besitzansprüche attestieren. Die Männer Anatots kehrten von Babylon nach Jerusalem zurück (Esr 2,23). Zusätzlich könnten noch einige Arme des Landes, die von den Babyloniern zurückgelassen wurden (Kap. 39), zu den Einwohnern Anatots gezählt haben. Eines zukünftigen Tages wird Gott Jeremias Feld wieder fruchtbar machen und den entsprechenden Menschen bestätigen, dass sie die Nachkommen des Propheten und Priesters sind.
32,16 Jeremia fragte sich, weshalb Gott ihn dieses Feld lösen ließ, der Gott, der die souveräne Macht besitzt, das zu tun, was er will, sowohl in der gegenwärtigen Gefangenschaft als auch bei der zukünftigen Rückkehr.
32,26 Gott blickte auf Judas Sünde zurück und versicherte Jere- mia, dass die Babylonier Jerusalem besiegen würden (»diese Stadt« in V. 28).
32,36 Gott wird Israel jedoch eines Tages im Land wiederherstel- len und ihnen den Segen der Erlösung geben.
32,37 ich werde sie wieder an diesen Ort zurückführen. Gott versprach, die Israeliten in ihrem eigenen Land Israel wiederherzustellen (vgl. V. 44). Die Erfüllung dieses Segens ist ebenso wortwörtlich zu erwarten wie es bei dem Gegenteil war – Vertreibung und Zerstreuung aus dem Land (vgl. V. 42).
32,38 Das spricht von geistlicher Erlösung, d.h. der wahren Kenntnis und Verehrung Gottes.
32,40 einen ewigen Bund. Die Rückkehr zur Zeit Esras/Nehemias war nicht die endgültige Erfüllung einer Zukunft im Land. Dies geschieht in der Zeit, wenn Gott dem Volk Israel ein neues Herz in der ewigen Errettung geben wird zusammen mit ihrer Rückkehr ins Land (vgl. 33,8.9 und Hes 36,26).
32,42 Im Tausendjährigen Reich wird in Israel wieder Land ge- kauft und verkauft werden.
33,3 Rufe … ich will dir antworten. Gott forderte Jeremia auf, für die Erfüllung seiner Verheißungen zu beten, und er garantierte ihm, ihn zu erhören (wie 29,11-14; Dan 9,4-19; vgl. Joh 15,7). Die Antwort auf das Gebet sicherte er ihm in V. 4-26 zu (vgl. V. 14).
33,8 Wiederum betonte der Herr die individuelle geistliche Erlösung in Verbindung mit der Wiederherstellung im Neuen Bund.
33,11 Dankt dem HERRN. Die Worte aus Ps 136,1, die die Juden nach ihrer Rückkehr aus Babylon sprachen (Esr 3,11).
33,15 einen Spross. Das ist der Messias und König aus dem Ge- schlecht Davids (vgl. 23,5.6). Er ist der König, dessen Herrschaft seinem zweiten Kommen unmittelbar folgt, dann wenn er in Macht erscheint (Dan 2,35.45; 7,13.14.27; Mt 16,27-28; 24,30; 26,64). 33,17-22 Gott gab die Verheißung, den davidischen (2Sam 17) und den priesterlich-levitischen (4Mo 25,10-13) Bund ausnahmslos zu erfüllen. Diese Verheißung war so sicher wie der Wechsel von Tag und Nacht, wie die unermessliche Zahl der Sterne und Sandkörner (vgl. 31,35-37; 33,25.26).
33,24 zwei Geschlechter. Juda und Israel. er hat verworfen. Auch heute glauben viele, das Israel als Nation keine Zukunft hat. In V. 25.26 widerspricht Gott dieser Ansicht nachdrücklich (vgl. 31,35.36; Ps 74,16.17; Röm 11,1.2).
34,1 während Nebukadnezar … kämpfte. Die Belagerung be- gann etwa am 15. Januar 588 v.Chr. (39,1) und endete ca. am 18. Juli 586 v.Chr. (39,2; 52,5.6). Dieses Kapitel handelt zur Regierungszeit Zedekias, während der Belagerung 588-586 v.Chr., und führt 32,1-5 weiter aus, die Botschaft, die Jeremias Einkerkerung zur Folge hatte. gegen Jerusalem. Babylons Zerstörung von Jerusalem begann am 14. August 586 v.Chr. (2Kö 25,8.9). 34,3 Diese Prophezeiung über Zedekia (vgl. 32,1-5) wurde in 2Kö 25,6.7 erfüllt (vgl. Jer 52,7-11).
34,8 einen Bund … eine Freilassung auszurufen. Zedekias Bund zur Freilassung der Sklaven traf auf anfängliches Einverständnis. Der Bund folgte dem Gesetz der Freilassung aus 3Mo 25,39-55 und 5Mo 15,12-18, in der Hoffnung Gottes Gunst zu erlangen und sein Gericht zu beenden.
34,11 es reute sie aber. Frühere Sklavenherren verrieten den Bund jedoch und holten ihre Knechte wieder zurück. Einige meinen, dass dieses Abkommen gebrochen wurde, als die ägyptische Armee auf dem Vormarsch war, während sich Babylons Truppen vorübergehend zurückzogen (37,5.11), und das Volk glaubte, dass die Gefahr vorbei sei.
34,12 Da erging das Wort. Gott erinnerte die untreuen Juden an seinen Bund, als er die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft befreite (vgl. 2Mo 21,2; 5Mo 15,12-15). Er hatte befohlen, dass hebräische Knechte nur 6 Jahre dienen und im siebten freigelassen werden sollten (V. 13.14).
34,17 Ihr habt mir nicht gehorcht. Aufgrund ihres doppelten Spiels (V. 16) verhieß Gott den Übertretern nur eine Art von Freigabe, die Freigabe zum Gericht durch Schwert, Pest und Hungersnot (V. 17).
34,18 sie zerteilten das Kalb. Gott wird die Schuldigen durch die Eroberer töten lassen, da sie den mit Blut ratifi zierten Bund nicht einhielten (V. 21). Bei diesem Brauch (vgl. 1Mo 15,8-17) legten zwei Parteien Opferteile einander gegenüber und gingen anschließend zwischen den Hälften hindurch. Mit dieser symbolischen Handlung versprachen beide Seiten die Einhaltung des Abkommens und drückten sinngemäß aus: »Möge mein Leben (repräsentiert durch das Blut) ausgeschüttet werden, falls ich meinen Teil nicht einlöse.«
35,1 Dieses Kapitel beschreibt, wie sich eine Gruppe von Men- schen zum Gehorsam gegenüber ihrem Vater verpfl ichtet – im Gegensatz zum Ungehorsam der Juden gegenüber Gott. 35,1 den Tagen Jojakims. 609-597 v.Chr. Eine mehrjährige Rück- blende, die möglicherweise aus thematischen Gründen auf die Zeit vor
34,1 während Nebukadnezar … kämpfte. Die Belagerung be- gann etwa am 15. Januar 588 v.Chr. (39,1) und endete ca. am 18. Juli 586 v.Chr. (39,2; 52,5.6). Dieses Kapitel handelt zur Regierungszeit Zedekias, während der Belagerung 588-586 v.Chr., und führt 32,1-5 weiter aus, die Botschaft, die Jeremias Einkerkerung zur Folge hatte. gegen Jerusalem. Babylons Zerstörung von Jerusalem begann am 14. August 586 v.Chr. (2Kö 25,8.9). 34,3 Diese Prophezeiung über Zedekia (vgl. 32,1-5) wurde in 2Kö 25,6.7 erfüllt (vgl. Jer 52,7-11). 34,1 zurückgeht, um nach dem Verrat in Kap. 34 einen Fall von Gehor- sam anzuführen.
35,2 der Rechabiter. Eine halbnomadische Gruppe der Keniter, die mit Moses Schwiegervater verwandt war (Ri 1,16; 4,11) und von denen in 1Chr 2,55 abstammte. Der Urheber ihrer Richtlinien war Jonadab (35,6.14; 2Kö 10,15.23). Sie leiteten ihren Namen von Rechab ab (V. 8) und gehörten nicht zu Jakobs Nachkommen, sondern waren »Fremdlinge« in Israel.
35,8 gehorchen. Nicht die Befehle des Vaters für das Nomadenle- ben werden hier gelobt, sondern der unerschütterliche Gehorsam seiner Söhne. Sie besaßen einen in jeder Beziehung uneingeschränkten Gehorsam – zu jeder Zeit, seitens aller und ausnahmslos. Israel hingegen mangelte es in allen diesen Punkten (V. 14).
35,13 Der Prophet klagte die Juden für ihren unverhohlenen Un- gehorsam an.
35,18 Weil ihr … gehorcht … habt. Gott segnete die Rechabi- ter nicht, indem er sie alle geistlich errettete, sondern indem er von ihren Nachkommen immer einige zu seinem Dienst auswählen wollte. In Neh 3,14 spielt ein weiterer Rechabiter eine Rolle. In der LXX (gr. Übersetzung des AT) richtete sich der Titel von Psalm 71 an die Söhne Jonadabs und die allerersten Gefangenen.
36,1 im vierten Jahr Jojakims. Wie Kap. 35 geht auch dieses Kapi- tel mehrere Jahre auf die Zeit vor Kap. 32-34 zurück, vor oder kurz nach den ersten 3 Deportationen von Jerusalem nach Babylon 605 v.Chr.
36,2 schreibe … darauf. Er erhielt den Befehl, alle Botschaften von Jeremias Dienst 627 v.Chr. (1,2) bis 605/604 v.Chr. in einem Werk zusammenzutragen, das den Leuten im Tempel vorgelesen werden sollte (V. 6.). 36,4 Baruch schrieb. Jeremias Schreiber (vgl. 32,12) hielt die Botschaften des Propheten fest (vgl. 45,1) und schrieb sie ein zweites Mal auf, nachdem die erste Schriftrolle verbrannt wurde (vgl. 36,32). Zudem trug er sie im Tempel (V. 10) und im Palast vor (V. 15). Später las Jehudi einen kleinen Auszug aus der ersten Schriftrolle vor dem König Jojakim (V. 21-23).
36,5 verhindert. Das Wort bedeutet »beschränkt, eingesperrt«. Es ist der gleiche Begriff, der für seine Inhaftierung in 33,1 und 39,15 verwendet wurde. Der Umstand, dass die Fürsten Jeremia erlaubten, sich zu verstecken (V. 19), könnte andeuten, dass er nicht im Gefängnis saß. Während Jojakims Herrschaft wird nicht berichtet, dass man ihn einsperrte.
36,6 am Fastentag. Vgl. V. 9. Ein spezieller Fastentag, der zur Ab- wendung der bevorstehenden Katastrophe festgelegt wurde und die Juden für die Botschaft des Propheten etwas empfänglicher machte (V. 7). 36,9 fünften Jahr. Dieses Jahr (604 v.Chr.) folgte dem Jahr in V. 1, was darauf hinweisen könnte, dass es einen Teil des Jahres dauerte, um die bis dahin bestehenden Botschaften zu wiederholen und aufzuzeichnen (vgl. V. 18). neunten Monat. Nov./Dez. (vgl. V. 22.23).
36,10 Kammer. An der Nordseite oberhalb der Mauer, von der der Tempelhof zu überblicken war; dort versammelte sich das Volk und Baruch las aus einem Fenster oder von einem Balkon vor.
36,17 Sie fragten Baruch, ob er diese Worte aus der Erinnerung festgehalten hatte oder sie direkt vom inspirierten Propheten diktiert bekam. Das Letztere war der Fall. Sie waren besorgt, dass diese Worte von Gott stammen könnten (vgl. V. 16.25).
36,23 schnitt er sie … heraus. Jedes Mal, wenn Jehudi »drei oder vier Spalten« vorgelesen hatte, schnitt der König sie heraus. So verfuhr er mit der ganzen Schriftrolle, weil er die Botschaft verwarf (vgl. V. 29). Jojakim ist der König, der Männer nach Ägypten sandte (Kap. 26), um Gottes treuen Propheten Urija zurückzuholen, um ihn zu ermorden.
36,24 niemand … erschrak. Die königlichen Diener waren verhär- teter als die Fürsten (V. 16). 36,26 der HERR hielt sie verborgen. Gott, der alles lenkt (vgl. 1,8.19; 10,23), verbarg Jeremia und Baruch (vgl. 36,19; Ps 32,8; Spr 3,5.6).
36,27 Vgl. Jes 40,18; 55,11; Mt 5,18.
36,31 ich will seine Bosheit … an ihnen heimsuchen. Jojakims Missachtung hatte Konsequenzen. Er starb im Jahr 598 v.Chr. (22,18.19; 2Kö 23,36; 2Chr 36,5), aber keiner seiner Nachkommen nahm den Thron ein (V. 30). Jojachin oder Jechonja (Konja in 22,24), sein Sohn, folgte ihm zwar, aber ihm blieb praktisch überhaupt keine Regierungszeit (nur 3 Monate und 10 Tage im Jahr 597 v.Chr.; vgl. 22,24-30; 2Chr 36,9.10). Er wurde für den Rest seines Lebens nach Babylon deportiert (vgl. 52,31-34), und keiner seiner Nachkommen gelangte auf den Thron (vgl. 22,30 und s. Anm. dort).
37,1 Zedekia … regierte. Zur Verachtung von Jojakim und Jechon- ja wurde Zedekia, ein Onkel Jechonjas, von Nebukadnezar auf den Thron erhoben. Seine 11-jährige Vasallenherrschaft dauerte von 597 bis 586 v.Chr. Jeremias Botschaft in diesem Kapitel erhielt der König etwas früher als die in Kap. 21. Zedekia fürchtete sich davor, dass die Chaldäer (Babylonier) Ägypten besiegten und nach Jerusalem zurückkehrten, um es zu belagern (V. 3.5). 37,4 Der Prophet war nicht länger im Gefängnis (32,2; 33,1).
37,7 So sollt ihr dem König … antworten. Babylon, das die Belagerung vorübergehend einstellte, um dem ägyptischen Vormarsch Einhalt zu gebieten, würde nach Jerusalem zurückkommen und es zerstören.
37,12 Jeremia verließ. Er ging in seine Heimatstadt zurück, um sein Eigentum zu beanspruchen, das er in 32,6-12 gekauft hatte. 37,13 Hananjas. Jeremia hatte seinen Tod vorausgesagt (28,16), und nun nahm dessen Enkel mit einer falschen Anschuldigung Rache an ihm (vgl. 38,19; 52,15).
37,15 schlugen ihn. Jeremia musste für die Verkündigung der gött- lichen Wahrheit häufi g Schläge, Drohungen und andere Misshandlungen über sich ergehen lassen (11,21; 20,2; 26,8; 36,26; 38,6.25).
37,17 Das zeigte Zedekias vorsätzliche Verweigerung. Er wusste, dass Jeremia im Auftrag Gottes sprach.
37,19 Propheten. Sie hatten sich als Lügner herausgestellt, indem sie sagten, dass der »König von Babel« nicht kommen würde. Er war gekommen und würde zurückkehren.
37,21 Brot. Der König erwies ihm ein gewisses Maß an Güte, indem er Jeremia in den »Gefängnishof« brachte (vgl. 32,2; 33,1) und ihm »Brot« versprach, solange es in der Belagerung noch welches gab (vgl. 38,9). Er blieb dort, bis Jerusalem eingenommen und die Nahrung aufgebraucht war (38,28); zwischendurch wurde er für eine kurze Zeit in eine Zisterne geworfen (38,6-13).
38,4 Dieser Mann muss … getötet werden. Vgl. 26,11 und s. Anm. dort. er macht nur die Hände … schlaff. Sie beschuldigten Jeremia, dass er die Moral und den Willen der Verteidiger schwächte, indem er drängte, sich Babylon zu unterwerfen (V. 2). Da er Babylons Sieg verkündete, wurde er als Verräter Judas angesehen.
38,5 der König vermag nichts. Der König, der Gottes Wort ab- lehnte, wich ohne Mut und Anstand aus. 38,6 kein Wasser … nur Schlamm. Die mordgierigen Fürsten (vgl. V. 4) hätten Gottes Sprachrohr vor Durst, Hunger, an Unterkühlung oder durch Ersticken sterben lassen, wenn er zu tief in die Zisterne gesunken wäre. Vgl. Ps 69,3.15, ein Verweis auf den Messias.
38,7 Ebed-Melech. Ein Äthiopier, der als heidnischer Fremder entschlossen handelte, um Jeremia vor seinem eigenen Volk zu retten, das ihn zu töten versuchte. Vielleicht ein Aufseher des königlichen Harems (»Eunuch«), dem Gott später als Anerkennung seines Glaubens das Leben rettete (39,15-18).
38,14 Ich will dich … fragen. Eine von mehreren Befragungen durch Zedekia, der Gottes Wort hören wollte, es aber trotzdem ablehnte. Gottes Botschaft bestand in der Kapitulation, und seine Antwort auf die Verwerfung seines Wortes war das Unglück über Jerusalem, die Gefangennahme des Königs und eine Tragödie für seine Familie sowie für andere, die mit dem Palast in Verbindung standen. Hinsichtlich der Erfüllung für Zedekia, vgl. 39,4-8.
38,22 Deine guten Freunde haben dich verführt und überwäl- tigt. Die Palastfrauen, die von den Babyloniern übernommen wurden, überhäuften Zedekia mit schneidendem Spott, weil er auf den Rat von Freunden gehört hatte und ins Unglück geführt wurde wie jemand, der mit den Füßen im Schlamm steckt.
38,27 wie der König ihm befohlen hatte. Jeremia fl üchtete sich hier nicht in Lügen. Was er sagte, war wahr, obschon er nicht alle Einzelheiten der Unterredung preisgab, da die Fürsten kein Recht darauf hatten.
39,1 Im neunten Jahr … im elften Jahr. Vgl. 34,1, und s. Anm. dort. Vgl. 52,1-7; 2Kö 25,1-4. Diese 30-monatige Belagerung beinhaltete, dass der Feind sich um die Stadtmauern herum lagerte, alle Ein- und Ausgänge blockierte und die Nahrungs- und Wasserversorgung soweit wie möglich abschnitt, sodass Aushungerung, Durst und Krankheit die Einwohner der belagerten Stadt schließlich schwächten und sie leicht eingenommen werden konnte.
39,3 besetzten das mittlere Tor. Das drückte die vollständige mi- litärische Okkupation der Stadt aus, da dieses Tor zwischen der Oberstadt (Berg Zion) und dem unteren Teil im Norden lag.
39,5 Ribla im Land Hamat. Nebukadnezars Kommandozentrale lag ca. 380 km nördlich von Jerusalem. sprach das Urteil. Er behandelte den König wie einen gewöhnlichen Verbrecher. Der König hatte gegen seinen Schwur verstoßen (vgl. 2Chr 36,13; Hes 17,13-19).
39,6 Vgl. 52,12-16; 2Kö 25,8-12.
39,7 Zedekia … ließ er die Augen ausstechen. Diese Aussage verbindet 32,4 mit Hes 12,13.
39,11 Jeremias Prophezeiungen wurden Nebukadnezar durch Überläufer mitgeteilt (V. 9; 38,19), ebenso wie durch Juden, die mit Jechonja nach Babylon geführt wurden (vgl. 40,2).
39,14 ließen Jeremia aus dem Gefängnishof holen. Eine eher allgemeine Zusammenfassung, die in 40,1-6 durch weitere Details über den Propheten ergänzt wird, der mit anderen Gefangenen zunächst nach Rama gebracht wurde (40,1), bevor man ihn gehen ließ (40,2-5). Schon Gedaljas Vater hatte Jeremia geholfen (26,24), Gedalja selbst gehörte zu den führenden Überläufern und war Nebukadnezar treu, sodass er zum Statthalter (40,5) über den Überrest im Land gesetzt wurde.
39,15 Vgl. 38,7-13 und s. Anm. dort.
40,2 Der heidnische Oberste verstand Gottes Gericht besser als Judas Führer.
40,4 Der Oberste handelte genau nach Nebukadnezars Anweisun- gen in 39,12.
40,5 Jeremia entschloss sich, zu Gedalja zu gehen, dem frisch er- nannten Statthalter in Mizpa, einige Kilometer nördlich von Jerusalem. Gedalja sollte schon bald ermordet werden (vgl. 41,1-3).
40,7 Heerführer … im Landesinneren. Die Obersten der jüdi- schen Armee, die sich aus Furcht verstreut hatten.
40,9 Gott milderte die Schärfe des Gerichts, indem er es einem Überrest gut ergehen ließ.
40,13 Johanan. Die faire Warnung dieses Mannes vor Ismaels Mordkomplott gegen Gedalja blieb unbeachtet.
41,1 Im zweiten Monat nach der Zerstörung Jerusalems lud der unvorsichtige Statthalter Ismaels Männer zum Essen ein und wurde von ihnen getötet.
41,5 80 Mann. Sehr wahrscheinlich betrauerten diese Männer die Zerstörung Jerusalems und wurden von Ismael getötet (V. 7.8). Mit nur 10 Männern richtete Ismael einen erstaunlich großen Schaden an (V. 1). Wahrscheinlich hatten sie sich noch mehr angeeignet als das, was in V. 10 beschrieben ist. 41,9 Asa. Herrscher über Juda (ca. 911-873 v.Chr.). Vgl. 1Kö 15,16-22.
41,12 um gegen Ismael … zu kämpfen. Johanan erfuhr von Ismaels Morden und der Gefangennahme des Volkes und versuchte ihn mit seinen Männern aufzuhalten. Sie befreiten die Gefangenen (V. 13.14), aber Ismael und seine Männer konnten entkommen (V. 15). 41,12 großen Wasser von Gibeon. Vgl. 2Sam 2,13.
42,1 Jeremia. Er gehörte wahrscheinlich zu denen, die von Mizpa weggeführt und später befreit wurden; er schloss sich Johanan an (41,16). 42,1 bete für uns. Judas Überrest bat Jeremia, zu Gott zu beten, um herauszufi nden, was sie tun sollten. Sie versprachen ihren Gehorsam (V. 6).
42,7 Nach 10 Tagen des Gebets teilte Jeremia ihnen Gottes Wort mit: Sie sollten unter Gottes Schutz im Land bleiben (V. 10).
42,10 mich reut. Gott meint damit: »Mir reicht die auferlegte Stra- fe, wenn ihr keine weiteren Übertretungen hinzufügt.« 42,13-19 Der Prophet warnte sie ausdrücklich (V. 19) davor, nach Ägypten zu gehen, wo sie dem verderbenden Heidentum ausgesetzt sein würden.
42,20 Sie waren Heuchler, die bereits beschlossen hatten, nach Ägypten zu ziehen.
43,1 als Jeremia … mitgeteilt hatte. Die unverbesserlichen, ungehorsamen Führer beschuldigten ihn der Lüge und zwangen Jeremia und den Überrest, nach Ägypten zu gehen, trotz der Tatsache, dass alle seine Prophezeiungen in Bezug auf Babylon eingetroffen waren. Dadurch verließen sie Gottes Schutz und kamen unter sein Gericht, so wie alle, die seinem Wort nicht gehorsam sind.
43,3 Baruch. Der treue Schreiber aus Kap. 36 war noch immer bei Jeremia in Sicherheit, wie Gott ihm wenigstens 20 Jahre zuvor verheißen hatte (45,5; vgl. 605 v.Chr. in V. 1).
43,7 Tachpanches. Ein Ort an der Ostgrenze Ägyptens.
43,9 Nimm große Steine. Steine, die im Boden am Eingang des Hauses des Pharaos verborgen werden sollten, zeigten den Ort an, über den der Eroberer, der König Babylons, Verwüstung über Ägypten bringen und wo er seinen Thron aufrichten würde. Das erfüllte sich bei der Invasion von ca. 568/67 v.Chr.
43,12 wie ein Hirte sein Obergewand um sich wirft. Eine sehr einfache Handlung, die beschreibt, mit welcher Schnelligkeit und Leichtigkeit Nebukadnezar Ägypten erobern wird.
43,13 die Obelisken von Beth-Schemesch. Hebr. »Sonnenhaus«. Es bezieht sich auf einen Tempel zur Anbetung der Sonne. Die Stadt lag nördlich von Memphis und östlich des Nil; man sagt, dass die Obelisken des Tempels 18-30 m hoch waren.
44,1 das Wort, das … erging. Die nicht nachlassende Sünde der Juden verlangte nach einer weiteren Gerichtsankündigung über sie in Ägypten.
44,2 Der Prophet fasste die Geschehnisse in Juda zusammen und verwendete sie als Grundlage für seine Prophezeiung über die Flüchtlinge in Ägypten.
44,7 Es erscheint unglaublich. Nachdem ihnen der Tod in Juda erspart blieb, schworen sie ihn durch ihre Sünden in Ägypten herauf.
44,11 Ironischerweise hörten die nach Babylon geführten Juden mit dem Götzendienst auf und kehrten später in ihr Land zurück; diejenigen aber, die nach Ägypten fl üchteten, würden dort umkommen. 44,14 außer einigen Flüchtlingen. Eine geringe Anzahl (V. 28), die vor der Ankunft der Babylonier fl oh, blieb verschont.
44,15 ihre Frauen. Der Götzendienst begann anscheinend bei den Frauen.
44,17 Himmelskönigin. S. Anm. zu 7,18. In einer Vermischung von Christentum und Heidentum schreibt die römisch-katholische Kirche diesen Titel fälschlicherweise Maria zu, der Mutter Jesu. Das verdrehte jüdische Denken führte Judas Wohlstand vor der Gefangenschaft auf den Götzen zurück und spottete zudem der Güte Gottes.
44,20 Jeremia sagte ohne Umschweife, dass der Götze nicht die Quelle ihres Wohlstands war, sondern die Ursache ihres Unglücks.
44,24 Jeremia wiederholte das Unglück aus V. 11-14.
44,29 Zeichen. Als »Zeichen« der Strafe ist in V. 30 die Ausliefe- rung des Pharao Hophra an seine Feinde beschrieben. Amasis tötete ihn 570 v.Chr., was den Weg für Nebukadnezars Invasion in seinem 23. Regierungsjahr ebnete (568/67 v.Chr.). 45,1 vierten Jahr Jojakims. Es war das Jahr 605 v.Chr. (Kap. 36), das Jahr, in dem Gottes Botschaften an Jeremia aufgezeichnet wurden.
45,3 O wehe mir. Baruch war besorgt, da sich seine Pläne bezüglich einer strahlenden Zukunft anscheinend zerschlagen hatten; selbst der Tod wurde zu einer beängstigenden Realität (vgl. V. 5). Möglicherweise bedrängten ihn die Menschen außerdem mit ihren Fragen darüber, wie Gott das Unglück auszuführen gedachte (vgl. V. 4). Jeremia sprach zu ihm, um ihm Mut zu machen (V. 2).
45,4 Sage zu ihm. Gott wird das ganze Volk der Juden richten.
45,5 Du … begehrst … Großes. Baruch hatte viel zu hohe Erwar- tungen, was ihn die Katastrophe noch schwerer ertragen ließ. Er sollte sich damit begnügen, am Leben zu bleiben. Jeremia, der sich auch einst beschwert hatte, lernte aus seinem Leid, andere Klagende zu ermutigen.
46,1 über die Heidenvölker. Jeremia hatte bereits verkündet, dass alle Völker irgendwann Gottes Zornbecher leeren mussten (25,15-26). In Kap. 46-51 griff Gott bestimmte Völker heraus und sagte ihr Schicksal vorher. Die Prophezeiungen, die Jeremia wahrscheinlich zu unterschiedlichen Zeiten empfi ng, wurden entsprechend den Nationen zusammengestellt und nicht nach chronologischen Gesichtspunkten.
46,2 Über Ägypten. Vgl. Jes 19.20; Hes 29-32. Die Verse 2-12 beschreiben Pharao Nechos Niederlage gegen die Babylonier bei Karkemisch am Euphrat im Jahr 605 v.Chr., als Ägypten sein ganzes Gebiet westlich des Flusses verlor.
46,3 Eine höhnische Aufforderung an Ägypten, sich auf die Nie- derlage vorzubereiten.
46,10 dieser Tag ist für … den HERRN. Obwohl dieser Ausdruck sich oft auf ein endzeitliches Gericht auf Erden bezieht (wie z.B. in Joel 1,15; Zeph 1,7; Mal 3,23; 1Th 5,2; 2Pt 3,10), könnte er auch einen historischen Tag meinen. In diesem Fall nimmt er Bezug auf Ägyptens Niederlage (vgl. Kla 2,22). S. Anm. zu Jes 2,12.
46,11 Gilead. S. Anm. zu 8,22.
46,13 Eine detaillierte Beschreibung des babylonischen Einfalls in Ägypten, 15 oder 16 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems (601 v.Chr.; vgl. V. 13). Nach seiner 13-jährigen Belagerung von Tyrus wurde Nebukadnezar Ägypten als Belohnung versprochen, weil er Tyrus gedemütigt hatte (vgl. Hes 29,17-20).
46,18 Tabor … Karmel. Wie diese beiden Berge sich über die Hügel Palästinas erheben, so wird Nebukadnezar erhöht.
46,20 eine wunderschöne junge Kuh … Mastkälbern. Fett und ungezähmt und zur Tötung bereit.
46,26 Danach. Vierzig Jahre, nachdem Nebukadnezar Ägypten ero- bert hatte, warf Ägypten das babylonische Joch ab, gelangte jedoch nie wieder zu seinem früheren Ruhm (Hes 29,11-15).
46,27 Jakob, fürchte dich nicht. Obwohl Israel unter die Nati- onen zerstreut wurde, werden diese ihr Gericht empfangen, und der Herr wird Israel in seinem eigenen Land wiederherstellen (Wiederholung aus 30,10.11; wie in Jer 23,5-8; 30-33). Ganz gleich welche Gerichte über Israel kommen, es wird nicht vernichtet werden, wie Paulus in Röm 11,1.2.15.25-27 bestätigt.
47,1 über die Philister. Vgl. Jes 14,29-32; Hes 25,15-17; Am 1,6-8; Zeph 2,4-7. Obschon der ägyptische Pharao Hophra die Philister (die in der Küstenebene Palästinas lebten) in Gaza und Phönizien um das Jahr 587 v.Chr. besiegte (V. 1), scheint Babylon der Eroberer in dieser Szene zu sein (»vom Norden«); dies ereignete sich zeitgleich mit der Invasion in Juda (588-586 v.Chr.; vgl. 39,1.2).
47,6 Schwert des HERRN. Vgl. Ri 7,18.20.
48,1 Über Moab. Verschiedene Orte Moabs, deren Lage unbekannt ist, sollen zerstört werden (V. 1-5). Das Gericht wird in Worten dargestellt, die mit denen anderer Stellen vergleichbar sind (Jes 15,1-9; 16,614; 25,10-12; Hes 25,8-11; Am 2,1-3; Zeph 2,8-11). Zu unterschiedlichen Zeiten holte die Verwüstung verschiedene Gebiete Moabs ein, doch 588586 v.Chr. oder 582-581 v.Chr. war wahrscheinlich Babylon die wesentliche Zerstörungsmacht (vgl. 48,40). Die Moabiter waren Lots Nachkommen (vgl. 1Mo 19,37), die östlich des Toten Meeres lebten und häufi g im Kampf mit Israel lagen. 48,7 Kemosch. Die Hauptgottheit Moabs (vgl. 4Mo 21,29; Ri 11,24; 1Kö 11,7; 2Kö 23,13).
48,10 Verfl ucht sei. Gott beabsichtigte ernsthaft, Moab zu rich- ten, sodass er einen Fluch über das Instrument (die Armee) aussprach, wenn es seinen Auftrag »lässig« ausführen würde (Spr 10,4; vgl. 12,24).
48,11 Ein anschauliches Bild aus der Weinherstellung. Bei der Gewinnung von süßem Wein wurde der Saft in Weinschläuchen gelassen, bis sich die Ablagerungen am Boden absetzten. Anschließend wurde er in einen anderen Weinschlauch umgefüllt, bis sich dort auch wieder Ablagerungen bildeten. Dieser Prozess ging solange weiter, bis sich kein Bodensatz mehr bildete und reiner, süßer Wein erzeugt war. Moab ging nicht von Leid zu Leid, sodass seine bitteren Ablagerungen durch reinigenden Schmerz hätten entfernt werden können. Folglich hatte sich das Volk in seiner zähen und bitteren Sünde eingerichtet. Gottes Gericht stand ihnen bevor, um sie zu zerbrechen.
48,18 Dibons … Aroer. Obwohl diese Orte am Fluss Arnon la- gen, würden sie Durst leiden.
48,24 Kerijot. Wahrscheinlich die Heimatstadt von Judas Ischariot. Vgl. Jos 15,25.
48,25 Horn … ist abgehauen. Ein Beispiel für den atl. Gebrauch des Wortes »Horn« als Symbol militärischer Macht, so wie ein Tier seine Hörner zum Hakeln, Durchbohren und Stoßen gebraucht. Moab sollte enthörnt werden.
48,26 Ein anschauliches Bild der Erniedrigung.
48,29 Da Moab nicht die demütigende Erfahrung von Leid machte (s. Anm. zu V. 11.12), blieb sein Stolz.
48,47 ich will … wieder wenden. Durch Nachkommen im messi- anischen Zeitalter (»am Ende der Tage«) wird Gott einem Überrest Moabs erlauben, ins Land zurückzukehren (vgl. 12,14-17; 46,26; 48,47; 49,6.39).
49,1 Über die Ammoniter. Vgl. Hes 25,1-7; Am 1,13-15; Zeph 2,8-11. Dieses Volk stammte von Lot ab (vgl. 1Mo 19,38) und lebte nördlich von Moab. Da einige Stämme Israels (Gad, Ruben und der halbe Stamm Manasse; vgl. Jos 22,1-9) das Land östlich des Jordan zum Erbteil erhalten hatten, wurden die Ammoniter, deren Götter Milkom oder Moloch waren, dafür zurechtgewiesen, dass sie sich dieses Gebietes bemächtigt hatten (V. 1), als das Nordreich von Salmanassar in Gefangenschaft geführt worden war.
49,2 Kriegslärm … erschallen lassen. Nebukadnezar besiegte Ammon im fünften Jahr nach der Zerstörung Jerusalems um 582/81 v.Chr.
49,4 Tal … überfl utet. Überfl ießend durch das Blut der Erschlage- nen. abtrünnige. S. Anm. zu Spr 14,14. 49,6 ich will … wieder wenden. Wie bei Moab (vgl. 48,47 und s. Anm. dort) gab Gott die Verheißung, dass einige Gefangene zurückkehren würden. Das erfüllte sich zum Teil unter Kores (Kyrus) und wird seinen Höhepunkt im kommenden Reich des Messias fi nden (vgl. 48,47).
49,7 Über Edom. Vgl. Jes 21,11.12; Hes 25,12-14; Am 1,11.12; Ob 1. Diese Prophezeiung ist eng mit der Obadjas verknüpft. Dieses Volk stammte von Esau ab (vgl. 1Mo 36,1-19) und lebte südlich des Toten Meeres. Edom stand eine dauerhafte Verwüstung bevor (V. 13). Gott wollte es entblößen (V. 10.18). Wahrscheinlich wurde es von Babylon zerstört 588-586 v.Chr. oder 582-581 v.Chr., da V. 19 Beschreibungen enthält, die auch für das babylonische Gericht über Juda verwendet wurden (Löwe, 4,7; im Dickicht des Jordan, 12,5). Ebenso wird der Ausdruck »wie ein Adler steigt er empor« (V. 22) für Babylon benutzt (Hab 1,8). Es wird jedoch keine zukünftige Wiederherstellung prophezeit.
49,8 Esaus. Er zog sich den Fluch für seine Gottlosigkeit zu und seine Strafe wurde in seinen Nachkommen aufrechterhalten (vgl. Hebr 12,11.17).
49,9 S. Anm. zu Ob 5.
49,10 sie sind nicht mehr. Nach der römischen Eroberung exis- tierte Edom politisch gesehen nicht mehr.
49,11 Der Grund dafür ist, dass keine erwachsenen Männer mehr übrig sein würden, um für sie zu sorgen.
49,12 die, welche nicht … verurteilt waren … zu trinken, müs- sen dennoch trinken. Das weist hin auf die Juden, die in einer Bundesbeziehung zu Gott standen. Was wird dann mit einem Volk geschehen, dem eine solche Beziehung fehlt?
49,16 Edom lag in hohem und zerklüftetem Gebirge und war daher von seiner Uneinnehmbarkeit überzeugt. Aber sein Untergang würde kommen und unwiderrufl ich sein.
49,19 Diese Worte werden in 50,44-46 wiederholt, wo sie sich auf Babylon beziehen.
49,20 die Kleinsten der Herde. Selbst die schwächsten Chaldäer würden sie gefangen wegführen.
49,23 Über Damaskus. Vgl. Jes 17,1-3; Am 1,3-5. Hamat, eine Stadt am Fluss Orontes, der die nördliche Ausdehnung von Salomos Herrschaftsbereich kennzeichnete (2Chr 8,4) und 175 km nördlich von Damaskus in Süd-Syrien lag, sollte ebenso wie die syrische Hauptstadt Damaskus und Arpad fallen, das 168 km südwestlich des heutigen Aleppo in Nord-Syrien lag. Nebukadnezar nahm sie im Jahr 605 v.Chr ein.
49,25 gepriesene Stadt … meiner Wonne. Könnte auch mit »Stadt des Ansehens« übersetzt werden, da sie berühmt war für ihre Lage in einer weitläufi gen Oase und für ihren Handel (vgl. Hes 27,18).
49,27 Paläste Benhadads. Dies ist der Ort, an dem so viele Grau- samkeiten gegen Israel geplant wurden, was der Grund für seinen Fall war. Der Name war bei syrischen Königen weit verbreitet und bedeutet Sohn des Hadad, eines Götzen; somit bezieht er sich nicht auf den Benhadad in 2Kö 13,3 und Am 1,4.
49,28 Über Kedar … Hazor. Vgl. Jes 21,13-17. Diese Gebiete in der arabischen Wüste östlich von Juda sollten zur Wüste werden (ein anderes Hazor lag einige Kilometer nordwestlich des Sees von Galiläa). Kedar war ein ismaelitischer Stamm (vgl. 1Mo 25,13; Hes 27,21). Ihr Eroberer war Nebukadnezar 599/98 v.Chr., wie die babylonische Chronik, eine Niederschrift des Altertums, berichtet. Kurz darauf nahm Babylon Jerusalem 598/97 v.Chr. ein.
49,31 weder Tore noch Riegel. Diese Nomaden lagen abseits der Streitkräfte Asiens und Afrikas. 49,34-39 über Elam. Wie in 25,25 sollte Elam (320 km östlich von Babylon und westlich des Tigris) unterworfen werden. Babylon erfüllte das 596 v.Chr. Später eroberte Kores (Kyrus) von Persien Elam und nahm Elamiter in die persischen Streitkräfte auf, die 539 v.Chr. Babylon eroberten. Die Hauptstadt Susa war Darius’ Residenz und wurde später zum Zentrum des persischen Reichs (Neh 1,1; Dan 8,2).
49,34 Regierung Zedekias. Im Jahr 597 v.Chr. spricht Jeremia von diesem Gericht.
49,35 den Bogen … zerbrechen. Die Elamiter waren berühmte Bogenschützen (vgl. Jes 22,6).
49,39 ich will … wenden. So wie bestimmten anderen Völkern in diesem Abschnitt wird Gott den Elamitern die Rückkehr in ihr Heimatland erlauben. In Apg 2,9 befanden sich Elamiter in der Gruppe, die zu Pfi ngsten zusammen war. Das besitzt zudem eine endzeitliche Bedeutung. 50,1 über Babel. Das Thema von Kap. 50 und 51 (vgl. Jes 13,114,23; Hab 2,6-17). Das Gericht konzentriert sich auf die Eroberung Babylons 539 v.Chr. durch die Meder und Perser. Diese Vorhersage mit Elementen einer gewaltsamen Niederlage, was bei Kores’ Eroberung nicht der Fall war, da nicht einmal eine Schlacht stattfand, deutet auf eine größere Erfüllung hin, kurz bevor der Messias in Herrlichkeit kommt und die Ereignisse der Beschreibung genauer entsprechen (vgl. Offb 17.18).
50,2 Götzen. Als Erstes prangerte Jeremia Babylons Götzen an, wo- bei er ein ungewöhnliches Wort für Götzen verwendete, das im Hebr. »Klötze« bedeutet.
50,3 niemand wird mehr darin wohnen. Der in die Zukunft bli- ckende Kommentar zu V. 1 bemerkt, dass dies noch nicht in plötzlicher Weise geschehen ist (vgl. 51,8). Die Meder und Perser kamen im Jahr 539 v.Chr. aus dem Norden und weitere Armeen kamen in den darauf folgenden Jahren, aber sie verwüsteten das damalige Babylon nur allmählich (vgl. V. 12.13).
50,4 die Kinder Israels werden kommen. Jeremia sagte für Israel und Juda eine Rückkehr aus dem Exil voraus (V. 17-20, wie Kap. 30-33), denn dem zerstreuten und reuigen Volk wird die Möglichkeit gegeben, dem babylonischen Schicksal zu entgehen und nach Jerusalem und zu dem Herrn in einem ewigen Bund zurückzukehren (V. 5).
50,5 einem ewigen Bund. Das ist der in 31,31 zusammengefasste Neue Bund. 50,11-16 Das Gericht über Babylon ist Gottes Vergeltung (V. 15) für ihre Behandlung seines Volkes.
50,17 Dieser Abschnitt stellt Gottes Sicht der israelitischen Ge- schichte dar: 1.) Leiden und Gericht über Israel (V. 17); 2.) das Gericht über jene, die Israel bedrängten (V. 18); 3.) Israels Rückkehr in Frieden und Überfl uss (V. 19) und 4.) die Vergebung ihrer Sünden unter dem Messias (V. 20).
50,21 Meratajim … Pekod. Ein dramatisches Wortspiel, das Ursa- che und Wirkung hervorhebt. Der erste Name bedeutet »doppelte Widerspenstigkeit« und bezeichnete ein Gebiet in Süd-Babylon nahe dem Persischen Golf; der zweite bedeutet »Strafe« oder »Heimsuchung« und meint ebenfalls eine Region Süd-Babylons auf der Ostseite des Tigris.
50,23 der Hammer der ganzen Erde. Diese Bezeichnung ent- spricht Babylons ehemaliger Eroberungsmacht; Gott wird den »Hammer«, den er einst gebrauchte, dann zerbrechen. Die Tatsache, dass Gott Babylon als seinen Vollstrecker benutzte, ist keine Auszeichnung für dieses Volk (vgl. Hab 1,6.7).
50,28 Rache für seinen Tempel. Das bezieht sich darauf, dass sie bei der Zerstörung Jerusalems den Tempel anzündeten (vgl. 51,11).
50,29 Vergeltet ihm. Gott beabsichtigte Segen für Israel und den Fluch für all jene, die Israel fl uchen (vgl. 1Mo 12,1-3 – der abrahamitische Bund). Das Gericht über Babylon (vgl. Hab 2) war der Lohn für Babylons Ungerechtigkeiten, da Gott Israels Rechtsstreit führte (V. 34; 51,36.56). Insbesondere war es Gottes Vergeltung für Babylons Überheblichkeit (»vermessen … gegen den HERRN« – vgl. V. 31.32).
50,34 Erlöser. Das atl. Konzept des Verwandten und gleichzeitigen Lösers beinhaltete den Schutz der Person und des Eigentums eines Verwandten, die Rache für den Mord an ihm, den Kauf übertragenen Eigentums und sogar die Heirat seiner Witwe (vgl. 3Mo 25,25; 4Mo 35,21; Rt 4,4). 50,35-38 »Schwert« wird fünfmal erwähnt (vgl. Hes 21).
50,40 Wie Gott Sodom … umgekehrt hat. Vgl. 50,1. Sodom widerfuhr (vgl. 1Mo 19) eine plötzliche und vollständige Zerstörung, anders als bei der medo-persischen Übernahme Babylons. Sodom dient jedoch als Beispiel für die zukünftige Verwüstung, die das letzte Babylon einholen wird (vgl. Offb 17.18).
50,41 von Norden her. Medien und Persien 539 v.Chr. 50,41-46 Vgl. 6,22-24; 49,19-21. Der »Löwe« ist Kores (Kyrus).
51,1 Tag des Unheils. Das Herannahen der Invasoren aus dem Norden.
51,5 Eine Erinnerung daran, dass Gott sein Volk nicht völlig verges- sen oder zerstören wird. Vgl. Röm 11,1.2.29.
51,8 plötzlich gefallen. Zuerst galt die Aufmerksamkeit Babylons plötzlichem Fall in einer Nacht im Jahr 539 v.Chr. (Dan 5,30). Der Blick in die entfernte Zukunft offenbart die Zerstörung des letzten Babylons, die in zeitlicher Nähe zum zweiten Kommen des Herrn steht und vollkommen unerwartet sein wird (Offb 18).
51,11 Könige von Medien. Die Führer der Meder, unterstützt von den Persern (539 v.Chr.), werden ausdrücklich als Aggressor genannt (vgl. V. 28).
51,15 Er … der die Erde … gemacht hat. Gottes Allmacht und Weisheit bei der Schöpfung beweisen, dass er allen Götzen überlegen ist (V. 17.18), die, wie im Fall Babylons, zusammen mit ihren Anbetern durch seine Macht zerstört werden (V. 15.16.19). 51,20-23 Du bist mir ein Hammer. Kores (Kyrus) von Persien war Gottes Kriegsgerät. Zehnmal schlägt der Ausdruck »mit dir« mit der Kraft eines Hammers zu.
51,25 Berg des Verderbens. Obschon Babylon in der Ebene lag, sollte dieser Ausdruck seine bedrohliche Größe und Zerstörungkraft darstellen (vgl. ebenso 50,23 und s. Anm. dort). einem ausgebrannten Berg. Babylon wird wie ein erloschener Vulkan sein und nie wieder erbaut werden (V. 26).
51,27 Eine Aufl istung der nördlichen Nachbarn Babylons, die im frü- hen 6. Jhdt. v.Chr. von den Medern erobert wurden. Sie unterstützten die Meder im Kampf gegen Babylon.
51,31 um dem König von Babel zu melden. Kuriere überbrach- ten die Nachricht vom Fall der Stadt. Da Belsazar in der Nacht des Falls in der Stadt getötet wurde (Dan 5,30), sind hier möglicherweise Boten gemeint, die die Nachricht dem zweitmächtigsten Mann im Staat, Nabonidus, brachten, der sich außerhalb Babylons befand. Vielleicht übermittelten sie es auch Daniel, dem drittmächtigsten Herrscher im Königreich (Dan 5,29).
51,32 Die Stadt wurde eingenommen, indem das Wasser des Eu- phrats blockiert und das Flussbett unterhalb der Stadtmauer ausgetrocknet wurde; anschließend konnte man einmarschieren. Das »Feuer« diente dazu, dem Feind Angst zu machen, und verfehlte seine Wirkung nicht.
51,39 trunken. Möglicherweise eine Anspielung auf Belsazars Gast- mahl, von dem Dan 5,1-4 berichtet (vgl. V. 57). 51,41 Scheschak ist erobert. Ein anderer Name für Babylon (vgl. 25,26).
51,45 Ein weiteres Mal wird das Volk des Herrn gewarnt zu fl ie- hen.
51,58 arbeiten … vergebens. Menschen aus vielen Völkern, die in Babylon Sklaven waren, hatten die Mauer umsonst gebaut.
51,59 Seraja … Quartiermeister. Dieser Mann sorgte für den Komfort des Königs. Er könnte der Bruder von Baruch, dem Schreiber Jeremias, gewesen sein (vgl. 32,12). 51,60-63 Dieser königliche Beamte trug die Schriftrollen (V. 60), die in Babylon vorgelesen werden sollten (V. 61) und die herannahende Zerstörung drastisch veranschaulichten.
52,1 Dieses Kapitel ist nahezu identisch mit 2Kö 24,18-25,30 und ein historischer Nachtrag, der Jerusalems Fall detailliert beschreibt (wie Kap. 39). Es beginnt passenderweise mit Judas letztem König und seiner Sünde (597-586 v.Chr.). Die Absicht des Kapitels ist, aufzuzeigen, wie genau Jeremias Prophezeiungen über Jerusalem und Juda waren. 52,1 Jeremias. Ein anderer Mann als der Verfasser des Buches (vgl. 1,1).
52,4 S. Anm. zu 34,1. Diese Schilderung enthält den Bericht über Jerusalems Fall. Dieses Ereignis war so wichtig, dass das AT es viermal berichtet (s. auch 39,1-14; 2Kö 25; 2Chr 36,11-21). 52,4 neunten Jahr … zehnten Monats. Hinsichtlich V. 4-6, s. Anm. zu 34,1 und 39,1.
1,1 wie einsam sitzt … die Stadt. Die Stadt Jerusalem war einsam, ihre Einwohner waren in Trauer (V. 2), von ehemals befreundeten Völkern verlassen (V. 2), in Gefangenschaft (V. 3), aus ihrem Land vertrieben (V. 3), ihr Tempel entweiht (V. 10). Die vielen Sünden (V. 5.8) hatten dieses Gericht des gerechten Gottes hereinbrechen lassen (V. 18). 1,1 zur Witwe geworden. Die Verse 1-11 stellen die Stadt an- schaulich als beraubte und verzweifelte Frau dar, so wie auch viele andere Schriftstellen es tun (vgl. Hes 16.23; Mi 4,10.13). Frondienste. Juda wurde in die Gefangenschaft geführt, um in Babylon als Sklave zu dienen.
1,2 sie hat keinen Tröster. Dieser traurige Umstand wird im ersten Kapitel noch viermal erwähnt (V. 9.16.17.21). Liebhabern … Freunde … sind ihr zu Feinden geworden. Das bezieht sich auf die mit Juda verbündeten heidnischen Völker und deren Götzen, die Juda liebte (Jer 2,20-25). Etwas später verbündeten sie sich zu Feinden gegen Juda (2Kö 24,2.7; Ps 137,7).
1,3 ausgewandert. Ca. 586 v.Chr. wie in Jer 39.40.52. Zuvor gab es schon zwei Deportationen in den Jahren 605 v.Chr. und 597 v.Chr. (vgl. Einleitung: Autor und Abfassungszeit).
1,4 Zions. Das repräsentiert den Ort, an dem Gott wohnt, den Berg, auf dem der Tempel gebaut wurde. Festen. Passah, Pfi ngsten (Fest der Wochen) und das Laubhüttenfest (vgl. 2Mo 23; 3Mo 23). Priester seufzen. Sie gehörten zu denen, die vor der Flucht nach Ägypten (Jer 43) in Juda blieben, oder es waren Exilanten in Babylon, die aus der Ferne trauerten (vgl. V. 3).
1,5 um ihrer vielen Übertretungen willen. Der Grund für das Gericht (vgl. Jer 40,3; Dan 9,7.16).
1,8 zum Abscheu geworden. Das könnte sich entweder auf den scheußlichen Zustand anhaltender Sünde und dessen ruinöse Folgen des Gerichts beziehen oder auf die Tatsache, dass Jerusalem »weggeschaft, entfernt« wurde, wie die LXX und die Vulgata es übersetzen. Wahrscheinlich ist das Erste richtig, da es zu der übrigen Aussage des Verses passt, d.h. ein verächtlicher, schändlicher, entblößter Zustand, im Gegensatz zu ihrem früheren Glanz (vgl. V. 6b).
1,9 Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen. Eine bildhafte Be- schreibung des Flusses geistlicher Unreinheit, die den Saum ihres Kleides erreicht hatte (vgl. 3Mo 15,19-33).
1,10 in ihr Heiligtum eindrangen. Das traf auf die Ammoniter und Moabiter zu (5Mo 23,4; Neh 13,1.2). Wenn den Heiden schon die Anbetung im Heiligtum untersagt war, wie viel weniger war ihnen die Plünderung und Zerstörung desselben gestattet. In der Zukunft werden die Nationen zur Anbetung kommen (Sach 14,16).
1,11 HERR, schau her. Die Darstellung der verwüsteten Witwe schließt mit der Bitte um Gottes Gnade.
1,12 alle, die ihr hier vorübergeht. Jerusalems mitleiderregender Appell um Erbarmen richtete sich sogar an Fremde!
1,13 Feuer … in meine Gebeine. Das hebt die durchdringende Schärfe des Gerichts hervor. trieb mich zurück. Gottes Absicht war es, Buße hervorzubringen.
1,14 Joch meiner Übertretungen … durch seine Hand. Wenn der Landwirt erst einmal das Joch um den Nacken des Tieres gelegt hatte, konnte er es mit den Zügeln in seinen Händen kontrollieren. Ebenso kontrollierte Gott, der Jerusalem unter Babylons Joch gebracht hatte, sein Volk auch weiterhin.
1,15 eine Festversammlung gegen mich. Mit der Festversamm- lung ist Babylons zerstörerische Armee gemeint, nicht eine Ansammlung zu einem heiligen Fest. die Kelter getreten. Ein Bild des hervorströmenden Blutes, das dem Saft zerquetschter Trauben in der Kelter gleicht. Eine ähnliche Sprache wird in Offb 14,20 und 19,15 in Bezug auf Gottes endgültigen Zorn gebraucht.
1,17 Abscheu. Das bezieht sich auf eine Frau, die ihre Menstruation hat und von ihrem Ehemann und dem Tempel getrennt ist (vgl. V. 8.9 und 3Mo 15,19ff.).
1,18 Der HERR ist gerecht … ich bin widerspenstig gewesen. Das Zeichen wahrer Buße besteht darin, Gottes Gerechtigkeit anzuerkennen und sich selbst zu verurteilen.
1,21 den Tag herbeiführst. Ein Gebet, dass Gott das Gericht auch über andere gottlose Völker bringen möge, besonders über Babylon (vgl. 2,20-22; 3,64-66; 4,21.22). Solche gegen Gottes Feinde gerichteten Gebete sind zulässig (vgl. Ps 109,14.15).
1,22 vor dein Angesicht kommen. Vgl. Offb 16,19.
2,1 Wie hat doch der Herr. In Kla 2 wird Gottes Gericht vielfach anschaulich dargestellt. Er umhüllte Juda mit Dunkelheit (V. 1), zog seine schützende Hand zurück (V. 3), spannte seinen Bogen und tötete mit seinen Pfeilen (V. 4) und legte die Messschnur an, um die zu zerstörenden Mauern zu markieren (V. 8). Im zukünftigen Reich wird er einen Wiederaufbau Jerusalems bewirken (Sach 2,5-17). die Zierde Israels. Wahrscheinlich ist der Berg Zion und der Tempel gemeint (vgl. Ps 48,3; 50,2; Jes 60,13; 64,11; Hes 16,14; Dan 11,45). Den Schemel seiner Füße. Bezieht sich auf die Bundeslade, wie 1Chr 28,2 und Ps 99,5; 132,7 andeuten.
2,2 er hat niedergerissen. Der Herr hatte Judas Verteidigungsbas- tionen niedergerissen, wie er Jeremia zu Anfang seines Dienstes mitgeteilt hatte (Jer 1,10).
2,3 jedes Horn. Das diente als ein Wahrzeichen der Macht, die durch Tiere dargestellt wurde.
2,6 Die Sünde bringt allem und jedem Unglück. Erwähnt werden der Tempel, zu dem die Israeliten zum Gottesdienst zusammenkamen (V. 6), Feste und Sabbate (V. 6), Führer wie der König und die Priester (V. 6), Gottes Altar und sein Heiligtum (V. 7), Stadtmauern (V. 8), das Gesetz (V. 9) und Kinder (V. 11). 2,6 Vgl. 1,4.
2,7 Lärm im Haus des HERRN … wie an einem Festtag. Der trium- phale Ausruf des Feindes im eroberten Tempel ähnelte den Freudenfeiern der heiligen Feste am selben Ort.
2,11 Diese Darstellung der babylonischen Invasion beschreibt die Realität eines hungrigen Kindes, das in den Armen seiner Mutter stirbt.
2,14 erlogenes und fades Zeug. Wie Jer 23,16.17 andeutet, wa- ren das Lügen, die Frieden und Trost vorgaukelten und nicht das Gericht ankündigten. In Jer 23,30-40 wird beschrieben, wie solche Lügen zur Zerstörung führten.
2,17 er hat sein Wort genau erfüllt. Der Feind, der sich in V. 15.16 hämisch freute, sollte erkennen, dass die Zerstörung das Werk des souveränen Gottes war. Dieser Vers ist der Mittelpunkt des Kapitels (vgl. Jer 51,12).
2,18 Mauer der Tochter Zion. Jerusalems niedergerissene Mauern schrien auf vor Schmerz, weil die Babylonier durch sie hindurchdrangen.
2,20 HERR, schau her und sieh. Das Kapitel endet, indem das Pro- blem vor Gott gebracht wird. Frauen essen ihre eigene Leibesfrucht. Während der 18-monatigen Belagerung wurde der Hunger so verzweifelt groß, dass Frauen ihre letzte Rettung im Unfassbaren suchten – und sogar ihre eigenen Kinder aßen (vgl. 4,10; 3Mo 26,29; 5Mo 28,53.56.57; Jer 19,9).
2,21 am Tag deines grimmigen Zornes. Hierin wird das ganze Gemetzel zusammengefasst (vgl. 2Chr 36,17).
3,1 der Mann, der tief gebeugt worden ist. Jeremias Not in einem solchen Unglück kam von Gott, den er im ganzen Abschnitt mit »er« anspricht. Selbst die Gerechten erfuhren »die Rute seines Zorns«.
3,8 er verschließt doch die Ohren vor meinem Gebet. Vgl. V. 44. Gott reagierte nicht auf Jeremias Gebet, nicht etwa weil er gesündigt hatte (vgl. Ps 66,18), sondern wegen Israels andauernder Sünde und der fehlenden Bereitschaft zur Buße (Jer 19,15). Gottes Gerechtigkeit, diese Sünde zu richten, musste ihren Lauf nehmen (Jer 7,16 und s. dortige Anm.; 11,14). Obschon Jeremia das wusste, betete und weinte er (V. 48-51) und sehnte sich nach Bußfertigkeit.
3,16 ließ meine Zähne sich an Kies zerbeißen. Gemeint war der Sand, der sich oftmals im Brot befand. Wie im Osten üblich wurde es in der Asche gebacken (vgl. Spr 20,17).
3,21 Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten. Der Pro- phet sprach von dem, was folgte, während er über Gottes Wesen nachdachte. 3,21 Der nicht nachlassende Schmerz über Judas Gericht ließ Je- remia an Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Erbarmen denken. Seine Denkweise änderte sich gewaltig.
3,22 Gnadenbeweise. Dieses hebr. Wort, das im AT etwa 250-mal gebraucht wurde, bezieht sich auf Gottes gnadenvolle Liebe. Es ist ein umfassender Begriff, der Liebe, Gnade, Barmherzigkeit, Güte, Vergebung, Wahrheit, Erbarmen und Treue beinhaltet. 3,22 seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende. Wie trostlos sich die Gerichtssituation auch darstellte, Gottes Bundesgüte war immer gegenwärtig (vgl. V. 31.32) und seine unglaubliche Treue hatte auch weiterhin Bestand, sodass Juda nicht für immer zerstört bleiben würde
3,33 Gott hatte eine gerechte Grundlage für sein Gericht.
3,38 Das stellte Gottes Souveränität bei der Gerichtsausübung und seinen Segen einander gegenüber.
3,40 umkehren zum HERRN. Die Lösung für Judas Gericht war die Buße, der Blick auf Gott, um Erleichterung und Wiederherstellung zu erfahren.
3,42 nicht vergeben. Gottes Gericht über ihre Sünden war ge- recht.
3,48 meinen Augen. Eine Zusammenfassung von Jeremias Trauer.
3,52 Die mich ohne Ursache hassen. Jeremias Beschrei- bung seiner Verfolgung klang sehr nach der Zeit, als seine Feinde im Palast ihn in eine Zisterne warfen (vgl. V. 53; Jer 38,4-6). Gott gab ihm Sicherheit als Antwort auf sein Gebet (V. 57) und erlöste ihn (V. 58), indem er Ebed-Melech zu seiner Rettung sandte (vgl. Jer 38,7-13). Jeremia bittet Gott, ihm Recht vor seinen Feinden zu verschaffen (V. 59-63).
3,58 du hast mein Leben erlöst. Jeremia sagte das, um andere zu ermutigen, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen.
3,64 Vergilt ihnen. Dieses Gebet um Gottes Vergeltung würde durch Babylons Fall beantwortet werden (vgl. Jes 46.47; Jer 50.51; Dan 5). Seine letztendliche Erhörung wird es vor dem großen weißen Thron erfahren (Offb 20,11-15).
4,1 Wie ist das Gold geschwärzt. Der Goldschmuck des Tempels, der von den Eroberern geraubt wurde, verlor staubbedeckt seinen Glanz.
1,1 dreißigsten Jahr. Das war wahrscheinlich Hesekiels Alter, da die Jahresangabe bezüglich der Regierungszeit des Königs in 1,2 genannt wird. Dreißig war das Alter, mit dem ein Priester (vgl. V. 3 mit 4Mo 4) seine priesterlichen Pfl ichten antrat. Fluss Kebar. Ein wichtiger Nebenarm des Euphrat, südlich von Babylon. Gesichte Gottes. Diese Szene ähnelt den Visionen von Gottes Thron in Offb 4.5, wo ebenfalls der Blick auf diesen Thron betont wird, kurz bevor in Offb 6-19 das Gericht hereinbricht.
1,2 fünfte Jahr. Das ist 593 v.Chr. Der König, Hesekiel und 10.000 andere Juden (2Kö 24,14) waren in 597 v.Chr. nach Babylon deportiert worden, als Hesekiel 25 Jahre alt war. 1,3 Wort des HERRN … Hand des HERRN. So wie Gott Jesaja (Jes 6,5-13) und Jeremia (Jer 1,4-19) vorbereitet hat, so bereitet er Hesekiel vor, eine Offenbarung zu empfangen, und stärkt ihn für seine hohe und mühsame Aufgabe, als sein Prophet zu sprechen. Hesekiel … den Priester. S. Anm. zu V. 1.
1,4 Die einleitende Vision konzentriert sich auf Engel, die die Ge- genwart Gottes umgeben. 1,4 Sturmwind … Feuer. Gericht über Juda in einer weiteren und völlig verheerenden Phase (nach der Wegführung von 597 v.Chr.) soll aus dem Norden kommen und kam tatsächlich 588-586 aus Babylon (vgl. Jer 39.40). Der Schrecken dieses Gerichts wird durch einen feurigen Sturmwind dargestellt, der Gottes Gericht symbolisiert; der goldene Schimmer repräsentiert strahlende Herrlichkeit.
1,5 vier lebendigen Wesen. Vier Engel, wahrscheinlich die Cheru- bim aus 10,1-22, erscheinen in der aufrechten Haltung und Gestalt des Menschen (man beachte Gesicht, Beine, Füße und Hände in V. 6-8) und dienen dem Gott, der richtet. Die Zahl 4 bezieht sich womöglich auf die 4 Ecken der Erde, was impliziert, dass Gottes Engel sein Befehle überall ausführen.
1,6 vier Gesichter. S. Anm. zu V. 10. vier Flügel. Vier Flügel anstatt zwei symbolisieren Schnelligkeit bei der Ausführung von Gottes Willen (vgl. V. 14).
1,7 Füße. Die Beine und Füße waren nicht gebogen wie bei Tieren, sondern »gerade« wie Säulen, was Kraft ausdrückt. Fußsohle eines Kalbes. Das weist auf ihre Standfestigkeit hin.
1,8 Menschenhände. Ein Symbol für ihren geschickten Dienst.
1,9 wandten sie sich nicht um. Sie konnten sich in jede Richtung bewegen, ohne sich drehen zu müssen und konnten somit Gottes Willen schnell ausführen. Offenbar bewegten sich alle in Harmonie miteinander (V. 12). 1,10 Gesichter. Diese Symbole weisen die Engel als intelligent (»Menschen«), stark (»Löwe«), unterwürfi g (»Stier«) und schnell (»Adler«) aus.
1,12 Geist. Das bezieht sich auf den göttlichen Impuls, mit dem Gott sie dazu bewegte, seinen Willen zu tun (vgl. 1,20).
1,13 wie … Feuerkohlen … Fackeln. Ihr Erscheinen drückte Got- tes Herrlichkeit und sein reines, brennendes Gericht aus (vgl. Jes 6). Sie halfen dabei, dieses Gericht auszuführen, und das sogar an Israel, das sich so lange gegen Gottes Geduld verhärtet hatte.
1,14 Die intensive, rastlose Bewegung spricht von Gottes ständigem Werk des Gerichts.
1,15 Dieser Abschnitt betrachtet die Herrlichkeit des Thrones Gottes im Himmel. 1,15 ein Rad. Das beschreibt Gottes Gericht als Kriegsgerät (wie ein großer Kriegswagen) auf dem Weg zum Ort des Gerichts. Die Cherubim über der Bundeslade werden in 1Chr 28,18 Kriegswagen genannt.
1,16 ein Rad mitten in dem anderen Rad. Das beschreibt die gigantische (V. 15, »auf der Erde« und »hoch«, V. 18) Energie der komplexen Umwälzungen durch Gottes massive Gerichtsmaschinerie, die seine Absichten mit unfehlbarer Gewissheit ausführt.
1,17 sie wandten sich nicht um. Vgl. V. 9.12. Die Gerichtsmaschi- ne bewegte sich dorthin, wohin die Engel gingen (vgl. V. 19.20).
1,18 Augen. Möglicherweise symbolisieren sie Gottes Allwissenheit, d.h. seine vollkommene Erkenntnis, das diesen dienenden Engeln verliehen ist, damit sie beim Ausführen des Gerichts unfehlbar handeln. Gott tut nichts aus blindem Antrieb.
1,19 Geist. S. Anm. zu 1,12.
1,24 Rauschen großer Wasser. Dieses Bild spricht womöglich von einem heftigen, donnernden Regenguss oder dem Rauschen der Brandung an einer Felsküste (vgl. 43,2; Offb 1,15; 14,2; 19,6). 1,25 Stimme. Das ist zweifellos die »Stimme des Allmächtigen« (V. 24), da Gottes Thron (V. 25) »über ihren Häuptern« war.
1,26 eines Thrones. Vgl. Ps 103,19; Offb 4,2-8. ein Mensch. Die Gottheit erscheint in Menschengestalt, obwohl Gott Geist ist (Joh 4,24). Der Messias, der fl eischgewordene Gott, ist der Repräsentant der »Fülle der Gottheit« (Kol 2,9), somit kann dies ein Vorausblick sein auf die Fleischwerdung des Messias in seinem Charakter als Retter und Richter (vgl. Offb 19,11-16).
1,28 Herrlichkeit des HERRN. Diese Herrlichkeit erstrahlt vollständig in der Person Jesu Christi (vgl. 2Kor 4,6), was in Hesekiel ein beständiges Thema ist. fi el ich auf mein Angesicht. In Offb 1,17 reagierte Johannes in gleicher Weise auf den Anblick der Herrlichkeit des Herrn.
2,1 Menschensohn. Hesekiel weist mit diesem Begriff über 90-mal auf seine Menschennatur hin. 2,2 kam der Geist in mich. Wenn Gott einen Diener beauftragt (V. 1), dann verleiht er ihm auch die Kraft, es durch seinen Geist zu erfüllen (vgl. 3,14; Sach 4,6). Das beschreibt die besondere Bevollmächtigung durch den Heiligen Geist, um jemand zu einem speziellen Dienst für den Herrn zu stärken. Das geschah im AT häufi g, siehe z.B. 11,5; 37,1; 4Mo 24,2; Ri 3,10; 6,34; 11,29; 13,25; 1Sam 10,10; 16,13.14; 19,20; 2Chr 15,1; Lk 4,18.
2,5 Das Volk kann sich nicht auf Unwissenheit berufen.
2,6 Disteln und Dornen … Skorpionen. Vgl. 3,7.9; 22,29. Das sind bildhafte Ausdrücke, mit denen Gott das Volk Juda beschrieb, dessen hartnäckige Ablehnung seines Wortes für Hesekiel wie die Wiederhaken von Dornen und wie Stacheln von Skorpionen war. Die Gottlosen werden oft so genannt (vgl. 2Sam 23,6; Hl 2,2; Jes 9,17).
2,8 Tu deinen Mund auf und iss. Hesekiel sollte diesem Befehl nicht buchstäblich gehorchen und eine Schriftrolle essen (V. 9.10), sondern im geistlichen Sinn Gottes Botschaft empfangen, damit sie zu einer inneren Leidenschaft wird. Vgl. auch 3,1-3.10 und Jer 15,16.
2,10 auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben. Schriftrollen waren normalerweise nur auf einer Seite beschrieben, doch diese Gerichtsbotschaft war so umfangreich, dass sie den ganzen verfügbaren Platz einnahm (vgl. Sach 5,3; Offb 5,1), um die Leiden und Mühsale aufzuführen, die die Sünde eingebracht hatte und die in Kap. 2-32 aufgezeichnet sind.
3,1 iss diese Rolle … Da aß ich. Gottes Boten müssen Gottes Wahrheit erst selber verinnerlichen und sie dann verkünden.
3,3 wie Honig. Obwohl die Botschaft das Gericht über Israel bein- haltete, war die Rolle süß, weil sie Gottes Wort war (vgl. Ps 19,11; 119,103), und weil sie Gott in seiner Heiligkeit, Gerechtigkeit, Herrlichkeit und Treue verteidigte, an denen sich auch Jeremia erfreute (Jer 15,16). Der Prophet schmeckte auch Bitterkeit (3,14) in dieser Botschaft des Gerichts, die Juda für seine Rebellion anklagte (V. 9). Der Apostel Johannes berichtet in Offb 10,9.10 von einer ähnlich bittersüßen Erfahrung mit dem Wort Gottes.
3,7 Vgl. Joh 15,20.
3,8 ich habe dein Angesicht so hart gemacht. Was Gott be- fi ehlt (»fürchte dich nicht«), dazu gibt er auch die Mittel, um es zu tun (»Ich habe … gemacht«). So wird Gott den Propheten befähigen, entsprechend seines Namens (»Hesekiel«) zu leben (er bedeutet »von Gott gestärkt«). Vgl. 2,2; 3,14.24; Jes 41,10; Jer 1,8.17.
3,9 widerspenstiges. Es ist traurig zu beobachten, dass die Juden durch das Exil und die Drangsal nicht besser auf Gott hörten; stattdessen waren sie von ihren Leiden verhärtet. Gott verlieh Hesekiel die »Härte«, um das Volk zu übertreffen und um ihn in seinem Dienst als Prophet der Verbannten zu stärken.
3,12 hob mich der Geist empor. Dieser Ausdruck beschreibt gewöhnlich, dass der Prophet zu einer himmlischen Vision emporgehoben wird, wie in der Erfahrung von 8,3 und 11,1.
3,14 erbittert. S. Anm. zu 3,3.
3,15 Weggeführten. Tel Abib war die Hauptstadt der jüdischen Verbannten, zu denen auch einige von den 10 Nordstämmen gehört haben mögen, die bereits lange zuvor bei der Eroberung des Nordreichs Israel 722 v.Chr. weggeführt worden waren. Ein möglicher Hinweis darauf fi ndet sich in 2Kö 17,6 (»Habor« ist ein anderer Name für den Fluss Kebar). sieben Tage lang. Hesekiel saß 7 Tage lang beim trauernden Volk. Das war die übliche Zeitspanne, um tiefe Trauer auszudrücken (vgl. Hi 2,13). Er identifi zierte sich mit ihnen in ihrem Leid (vgl. Ps 137,1) und versuchte somit, ihr Vertrauen zu gewinnen, um ihnen das Wort Gottes zu verkünden.
3,17 zum Wächter. Diese Rolle entsprach geistlich der Rolle des Wächters auf der Stadtmauer, der aufpasst, um einen herannahenden Feind zu erspähen und die Bewohner zu warnen. Der Prophet warnte rechtzeitig vor dem herannahenden Gericht. Die Arbeit eines Wächters wird in 2Sam 18,24-27 und 2Kö 9,17-20 eindrücklich beschrieben. S. Anm. zu 33,1-16.
3,18 Vgl. Kap. 18, und s. Anm. dort. 3,18 dem Gottlosen … ihn … seiner. Mit diesen Pronomen im Singular wurde das einzelne Individuum betont. Die Dienste von Habakuk (2,1), Jeremia (6,17) und Jesaja (56,10) bezogen sich eher auf die Nation als auf den Einzelnen. Hesekiels Dienst war persönlicher und betonte die individuelle Verantwortung, Gott zu vertrauen und zu gehorchen. Ungehorsam oder Gehorsam gegenüber Gottes Botschaft war eine Sache von Leben oder Tod; Hes 18,1-20 widmet sich besonders diesem Nachdruck. warnst ihn nicht … sterben. Die Menschen sollen nicht annehmen, dass Unwissenheit, selbst wenn sie auf Nachlässigkeit der Prediger beruht, eine gültige Entschuldigung sein wird, um sie vor Gottes Strafe zu retten. Vgl. Röm 2,12. am Leben zu erhalten. Das bezieht sich nicht auf die ewige Verdammnis, sondern auf den körperlichen Tod, obgleich das für viele eine Konsequenz wäre. Im Pentateuch hat Gott für viele Verstöße gegen sein Gesetz die Todesstrafe auferlegt und gewarnt, dass der Tod eine Konsequenz jeder Art von beharrlicher Sünde sein kann (vgl. Jos 1,16-18). Das Volk Israel hatte diesen hohen Maßstab für Reinigung schon lange aufgegeben, und so nahm Gott die Vollstreckung wieder in seine eigene Hand und übte sie in der Zerstörung von Israel, Juda und Jerusalem aus. Andererseits hat Gott den Gehorsamen auch besonderen Schutz und Leben verheißen. Vgl. 18,9-32; 33,11-16; Spr 4,4; 7,2; Am 5,4.6. 3,18 sein Blut werde … fordern. Obwohl jeder Sünder selber für seine eigene Sünde verantwortlich ist (vgl. 18,1-20), wird der Prophet, der seine Pfl icht vernachlässigt, die warnende Botschaft zu verkünden, in Gottes Augen ein Totschläger, wenn Gott die betreffende Person sterben lässt. Der Prophet trägt eine schwere Verantwortung (vgl. Jak 3,1), und er ist für den Tod dieser Person im Sinne von 1Mo 9,5 verantwortlich. Der Apostel Paulus dachte in Apg 18,6 und 20,26 an diese Schriftstelle (und an Hes 33,6.8). Auch für heutige Prediger gibt es eine derartige Warnung in Hebr 13,17. Die Konsequenz für eine solche Untreue auf Seiten des Predigers beinhaltet sicherlich Züchtigung durch Gott und den Verlust ewigen Lohnes (vgl. 1Kor 4,1-5).
3,20 ein Gerechter. Hier geht es um jemanden, der Gott gehorcht, indem er tut, was recht ist, aber in Sünde fällt und von Gott gezüchtigt wird. Der »Anstoß« war ein tötender Stein des Gerichts. In Ps 119,165 lesen wir: »Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben, und nichts bringt sie zu Fall.« Der zerschmetternde Stein fällt stets auf die Ungehorsamen. Hebräer 12,9 sagt, dass es besser ist zu gehorchen und zu »leben«. Vgl. 1Kor 11,30; Jak 1,21.1; Joh 5,16.
3,21 deine Seele gerettet. Der Prophet hatte sein Pfl icht erfüllt.
3,23 Herrlichkeit des HERRN. S. Einleitung: Historische und lehrmä- ßige Themen.
3,24 schließe dich in dein Haus ein. Er sollte einen Großteil seines Dienstes zu Hause erfüllen (8,1; 12,1-7) und ihn damit auf diejenigen beschränken, die kamen, um ihn dort zu hören.
3,25 man wird dir Stricke anlegen. Keine buchstäblichen, son- dern geistliche Stricke. Einerseits konnten das die inneren Stricke des niederdrückenden Einfl usses sein, den die widerspenstigen Juden auf seinen Geist ausübten. Ihre Verdorbenheit unterdrückte wie Stricke seine Freimütigkeit in der Verkündigung. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie die Beschränkungen implizieren, die Gott ihm durch übernatürliche Macht auferlegt hatte, sodass er nur dort hingehen und sprechen konnte, wo und wann Gott es wollte (vgl. V. 26.27).
3,26 verstummst. Er sollte nicht in erster Linie reden, sondern Gottes Botschaft ausüben. Das war nur ein teilweises Verbot, denn jedes Mal (V. 27), wenn Gott Hesekiels Mund öffnete, wie er es in Kap. 5-7 oft tat, sollte er reden (3,22; 11,25; 12,10.19.23.28). Das Ende dieser zwischenzeitlichen Stummheit in Bezug auf sein eigenes Volk fi el zeitlich eng zusammen mit dem Eintreffen der Entkommenen, die Hesekiel vom Fall Jerusalems berichteten (24,25-27; 33,21.22). Er sprach auch über Gerichte, die über andere Nationen kommen sollten (Kap. 25-32).
4,1 – 7,27 Dieser Abschnitt enthält die erste Serie von Prophezeiun- gen, die im Lauf eines Jahres gegeben wurden und die von Jerusalems Eroberung durch die Babylonier im Jahre 586 v.Chr. handeln. 4,1 zeichne … Jerusalem. Hesekiels Gegenstandslektion bestand darin, auf einer weichen Tonscheibe eine kleine Abbildung von Jerusalem zu entwerfen, samt ihren Mauern und Belagerungsgeräten, um dadurch Babylons letztendliche Belagerung Jerusalems zu illustrieren (588-586 v.Chr.).
4,4 lege dich auf deine linke Seite … rechte Seite. Das Liegen auf seiner Seite, wobei er wahrscheinlich nach Norden blickte, illustrierte Gottes Gericht über Israel und der Blick nach Süden deutet auf Gericht über Juda hin. Man muss nicht annehmen, dass Hesekiel die ganze Zeit über ausgestreckt da lag. Zweifellos tat er das nur einen Teil des Tages, was man aus seinem Zubereiten von Mahlzeiten schließen kann (V. 9). 4,4 sollst du ihre Schuld tragen. Hesekiels Handeln sollte nicht die Zeit repräsentieren, die Israel sündigte, sondern die Zeit, die es bestraft wird. 4,5 390. Jeder Tag symbolisierte ein Jahr (V. 6). Während dieser Zeitspanne, deren Anfang und Ende ungewiss ist, wurde Israel im Norden zur Verantwortung gezogen.
4,6 40. Juda war ebenfalls schuldig, aber die 40 repräsentiert nicht geringere Schuld (vgl. 23,11). Möglicherweise ist es eine Verlängerung der 390 Tage auf 430, oder sie verliefen gleichzeitig, aber die genauen Zeitpunkte sind ungewiss.
4,7 entblößten Arm. Ein Symbol für die Bereitschaft zum Handeln, wie es ein Soldat tun würde (vgl. Jes 52,10).
4,8 ich will dir Stricke anlegen. Das sollte symbolisieren, dass die Juden unmöglich ihre Strafe abschütteln konnten.
4,9 bereite deine Speise. Aufgrund der Nahrungsknappheit während der 18 Monate Belagerung war es besonders nötig, zur Brotherstellung alle Arten von Getreide zu mischen. Die »20 Schekel« waren etwa 230 Gramm, und »ein Sechstel Hin« entsprach etwa einem Liter. Es gab minimale Tagesrationen. Man muss beachten, dass sich die Anordnung in V. 12 bezüglich des »Menschenkot« nur auf den Brennstoff bezieht, mit dem das Essen zubereitet wurde. Brot wurde auf heißen Steinen gebacken (vgl. 1Kö 19,6), die mit Kot aufgeheizt wurden, weil kein anderer Brennstoff verfügbar war. Da war ekelhaft und unhygienisch (vgl. 5Mo 23,13-15), und der Herr nennt es »unreines Brot« (V. 13).
4,14 niemals befl eckt. Wie Daniel wollte auch Hesekiel sich aus Überzeugung nicht einmal mit seiner Nahrung verunreinigen (vgl. Dan 1,8 und s. Anm. dort). In gnädiger Rücksichtnahme auf die Empfi ndlichkeit seines Sprechers gewährte Gott ihm, getrocknete Kuhfl aden als Brennstoff zum Kochen zu verwenden (vgl. 44,31).
4,16 Schon bald sollten sie keinerlei Brot noch Wasser mehr ha- ben, und dann würden sie wegen der Hungersnot und ihrer Freveltat trauern (vgl. 3Mo 26,21-26).
5,1 Schermesser. Das Zeichen des Scherens seines Haares illus- trierte die bevorstehende schwere Demütigung durch die Feinde und betonte drei Bereich der Drangsal in Jerusalem durch die babylonische Eroberung. Einige wurden mit Feuer bestraft, d.h. durch Seuchen und Hungersnot (V. 12), andere starben durch das Schwert des Feindes und wieder andere wurden zerstreut und bis auf den Tod verfolgt (vgl. V. 12). Ein kleiner Teil seiner Haare, die an seinem Gewand befestigt waren (V. 3), repräsentierte einen verbleibenden Überrest, von welchem einige weiteren Drangsalen ausgeliefert wurden (V. 4; vgl. 6,8; Jer 41-44).
5,5 Jerusalem. Damit war nicht allein die große Stadt gemeint, son- dern sie stand repräsentativ für das ganze Land, das trotz seiner strategischen Gelegenheit und Verantwortung Gott verwarf (V. 6.7).
5,7 Anstatt ein Zeuge für die heidnischen Nationen zu sein, hatte Israel die Heiden im Götzendienst noch übertroffen. Die Nationen bewahrten nur ihre Familiengötzen, doch Israel war von seinem wahren und lebendigen Gott abgewichen. Gemessen an geistlicher Erkenntnis und Privilegierung war Gottes Volk schlimmer als die Heiden. Gottes richtet stets entsprechend dem gewährten Licht und Vorrecht. Da Hesekiels Volk einzigartig in seinem Ungehorsam war, sollte es auch eine herausragende Strafe bekommen.
5,8 Das Buch der Klagelieder offenbart, wie buchstäblich diese Verheißungen erfüllt wurden, als während der Hungersnot Eltern ihre Kinder aßen und Söhne ihre Väter. Nach Jahrhunderten wurden die Warnungen von 3Mo 26,29 und 5Mo 28,53 wahr, die Jeremia aufgegriffen hatte (Jer 19,9; Kla 2,22; 4,10; vgl. Jes 9,19), und die im Leben der ungehorsamen Nation versiegelt worden waren. Sogar der Überrest sollte zerstreut werden und leiden.
5,11 so wahr ich lebe. Ein feierlicher Eid, der die Erfüllung dieser Prophezeiung mit der Existenz Gottes verbürgt ist. Er kommt 14-mal in diesem Buch vor. Ihre größte Sünde war die Verunreinigung des Heiligtums, was das Ausmaß ihrer Bosheit offenbarte.
5,12 Seuchen, Hungersnot, Schwert und Zerstreuung waren ihr Ge- richt. Sie hatten keinen Ort, wo sie das Sühnungsblut opfern konnten und trugen daher ihre Sünden ohne Erleichterung.
5,13 Hesekiel beabsichtigte, dem Gewissen Israels Gottes inten- siven Hass auf Götzendienst und Abfall aufzuprägen. »Zorn« und »Grimm« werden 6-mal wiederholt.
5,16 Pfeile des Hungers. Zu den bösen Pfeile gehörte Hagel, Re- gen, Mücken, Heuschrecken und Mehltau (vgl. 5Mo 32,23.24).
5,17 Ich, der HERR, habe es gesagt. Vgl. V. 13.15 zum selben Ausdruck, was Gottes persönliches Siegel auf ihrem Schicksal war.
6,3 spricht Gott … zu den Bergen. Gott ließ den Propheten das tun, weil das Volk bei Götzenaltären auf den »Höhen« anbetete (vgl. 3Mo 26,30-33; Jes 65,7; Jer 3,6; Hos 4,13; Mi 6,1.2).
6,7 so werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Diese Aussage erscheint wieder in V. 10.13.14 sowie 60 weitere Male in diesem Buch. Sie zeigt, dass der Verstoß gegen den Charakter Gottes der elementare Grund für das Gericht ist. Das wird in 3Mo 18-26 wiederholt anerkannt, wo die Tatsache, dass er Gott, der Herr, ist, das Motiv für jeden Gehorsam ist.
6,8 Der Großteil des Volkes wurde verworfen, doch eine gottes- fürchtige Gruppe im Volk empfi ng Gnade und Barmherzigkeit. Israel wurde niemals und wird niemals völlig zunichte gemacht. Die Lehre vom Überrest kann studiert werden in Jes 1,9; 10,20; Jer 43,5; Zeph 2,7; 3,13; Sach 10,9; Röm 9,6-13; 11,5.
6,14 Diblat. Damit ist Diblataim gemeint, eine Stadt an der Ostgren- ze von Moab (4Mo 33,46; Jer 48,22), in der Nähe der Wüste im Osten und südlich des Toten Meeres.
7,1 Diese Wehklage erklärt das ganze Land Israel als gerichtsreif. Gottes Geduld war zu Ende. Im Blickpunkt stand die letztendliche Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar (586 v.Chr.).
7,10 die Rute blüht. Vers 11 erklärt, was das bedeutet. Gewalttä- tigkeit war wie eine Rute der Gottlosigkeit emporgewachsen, was sich wahrscheinlich auf Nebukadnezar bezieht, das Werkzeug von Gottes Rache (vgl. Jes 10,5; Jer 51,20).
7,12 kauft … freue sich nicht … verkauft … traure nicht. Sol- che Geschäfte waren bedeutungslos, weil die Chaldäer (Babylonier) das ganze Land einnahmen. Wen sie nicht gefangen nahmen, töteten sie (V. 15), und die Übrigen fl ohen (V. 16). Reichtum war nutzlos (V. 19.20).
7,13 Verkäufer wird nicht wieder zu dem verkauften Gut gelan- gen. Es sollte kein Jubeljahr mehr geben, in welchem alle Ländereien an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben wurden (vgl. 3Mo 25).
7,17 Dieser Abschnitt beschreibt die Wehklage des hilfl osen und furchtsamen Volkes. In ihrer Not erkannten sie an, wie nutzlos die Dinge waren, auf die sie vertrauten. Ihr Reichtum nützte ihnen nichts. Ihr »Silber und Gold« (V. 19), ihr »Schmuck« (V. 20) war so unnütz wie die Götzen, die sie daraus angefertigt hatten.
7,22 meinen verborgenen [Schatz]. Das Heiligtum im Tempel, die- ser Ort, wo nur einmal jährlich der Hohepriester eintreten durfte und in Gottes Gegenwart Sühnung erwirkte, wird von Heiden entweiht werden.
7,23 Mache Ketten. Hesekiel soll eine weitere symbolische Hand- lung durchführen, die auf die Gefangenschaft hindeutet (vgl. Jer 27,2; Nah 3,10).
7,24 die schlimmsten Heidenvölker. Babylonische Heiden.
7,27 wie es ihnen gebührt. Vgl. 1Mo 18,25. 8,1 im sechsten Jahr. 592 v.Chr. (vgl. 1,2) im Aug./Sept., ein Jahr und zwei Monate nach der ersten Vision (1,1). die Hand Gottes. Die Einleitung einer Serie von Visionen des Propheten (V. 3), die sich bis zum Ende von Kap. 11 erstreckt. 8,2 eine Gestalt. Er sah die Herrlichkeit des Herrn (V. 4) wie in 1,26-28.
8,3 in Gesichten Gottes. In Hesekiel 8-11 geht es um Einzelheiten, die nur Hesekiel in Visionen geoffenbart wurden. Hesekiel reiste nur im Geist nach Jerusalem, während sein Körper in seinem Haus blieb. In Visionen gelangte er nach Jerusalem und in Visionen kehrte er nach Babylon zurück (11,24). Nachdem Gott die Visionen beendete hatte, berichtete Hesekiel seinen Zuhörern im Haus, was er gesehen hatte. Die Visionen beschreiben keine früheren Taten in Israel, sondern beleuchten Israels gegenwärtigen Zustand zur damaligen Zeit. Götzenbild der Eifersucht … Standort. Gott zeigt Hesekiel ein Götzenbildnis (vgl. 5Mo 4,16) im Eingang zum Innenhof des Tempels. Es wird »Götzenbild der Eifersucht« genannt, weil es den Herrn zur Eifersucht provozierte (5,13; 16,38; 36,6; 38,19; 2Mo 20,5).
8,4 die Herrlichkeit des Gottes Israels. Gott war in der Herrlich- keit ebenfalls im Tempel, wurde aber ignoriert, während das Volk den Götzen anbetete (V. 6).
8,6 mich von meinem Heiligtum entfernen. Wegen Sünde sollte das Volk aus dem Land vertrieben werden und Gott aus seinem Heiligtum verschwinden. 8,7-12 Dieser Abschnitt beschreibt »große Gräuel« (V. 6) des Götzendienstes, nämlich einen Geheimkult von götzendienerischen Ältesten.
8,8 durchbrich doch die Wand … eine Tür. Das weist darauf hin, dass diese Götzendiener ihren Kult heimlich (vgl. V. 12) im Verborgenen ausübten.
8,10 an die Wand gezeichnet. Die Tempelmauern waren verun- staltet mit Wandmalereien, die Wesen aus den ägyptischen Tierkulten (vgl. Röm 1,23) und andere Götzen darstellten. Die Führer Israels, die den Gott des Tempels anbeten sollten, opferten diesen Götzen Weihrauch (V. 11).
8,11 70 Männer von den Ältesten. Das war offenbar nicht das Sy- nedrium, das erst nach der Wiederherstellung aus dem Babylonischen Exil gebildet wurde, wenngleich dieses Muster bereits viel früher vorgeschlagen wurde (vgl. 2Mo 24,9.10; 4Mo 11,16). Diese Männer hatten die Aufgabe, das Volk vor Götzendienst zu bewahren! Jaasanja, der Sohn Schaphans. Wenn er der Sohn des Schaphan war, der Josia das Wort Gottes vorlas (2Kö 22,8-11), bekommen wir einen Begriff von der Tiefe der Sünde, in welche die Führungspersonen gefallen waren. Er darf nicht verwechselt werden mit dem Mann in 11,1, der einen anderen Vater hatte.
8,14 Tammuz beweinten. Ein noch größeres Gräuel als der Ge- heimkult war, dass Israel bei der babylonischen Verehrung des Tammuz bzw. Dumuzi (Duzu) mitmachte, des Geliebten der Ischtar, dem Gott der Frühlingsvegetation. Die Vegetation vertrocknete im Sommer, starb im Winter ab und erwachte im Frühling zu neuem Leben. Die Frauen beklagten das Ableben des Gottes im Juli und ersehnten seine Wiedererweckung. Der vierte Monat im hebräischen Kalender heißt noch heute Tammuz. Die Anbetung dieses Götzen war mit den niedrigsten unmoralischen Praktiken verbunden.
8,16 anbetend vor der Sonne. Im innersten Hof, den nur Priester betreten durften (Joel 2,17), befand sich die krönende Beleidigung Gottes. Fünfundzwanzig Männer beteten die Sonne als Götzen an (vgl. 5Mo 4,19; 2Kö 23,5.11; Hi 31,26; Jer 44,17). Diese 25 repräsentierten die 24 Priesterordnungen zuzüglich des Hohenpriesters.
8,17 halten grüne Zweige an ihre Nase. Die Bedeutung ist unge- wiss, aber anscheinend handelte es sich um einen Akt der Verachtung Gottes. Die Übersetzer des gr. AT übersetzten: »sie sind wie Spötter.«
8,18 in meinem grimmigen Zorn handeln. Gott muss wegen solcher schrecklichen Sünden ein scharfes Gericht verhängen (vgl. 24,9.10).
9,1 Wächter über die Stadt. Gott rief seine dienenden Engel zu sich, um seine Gerichte auszuführen. Diese engelhaften Vollstrecker (vgl. Dan 4,10.14.20) kamen ausgerüstet mit Zerstörungswaffen.
9,2 sechs Männer. Engel können bei ihrem Dienst auf der Erde wie Menschen aussehen (vgl. 1Mo 18,1; Dan 9,20-23). ein Mann. Er war den anderen überlegen. Leinen weist auf einen hohen Rang hin (vgl. Dan 10,5; 12,6). Vielleicht war er der Engel des Herrn, d.h. Christus vor seiner Fleischwerdung (s. Anm. zu 2Mo 3,2). Er hatte die ganze Ausrüstung eines orientalischen Schreibers, um seine Aufgabe auszuführen (V. 4.11).
9,3 erhob sich die Herrlichkeit. Die Herrlichkeit Gottes verließ den Tempel und die Stadt vor deren Zerstörung. Das allmähliche Entweichen Gottes aus seinem Tempel wird schrittweise dargestellt: Die Herrlichkeit wohnte im Allerheiligsten des Tempels zwischen den Flügeln der Cherubim, die sich auf beiden Seiten der Bundeslade über dem Sühnedeckel befanden; dann verlässt sie das Allerheiligste zur Eingangstür (9,3; 10,4), später zum östlichen Tor an der Außenmauer (10,18.19) und begibt sich schließlich zum Ölberg im Osten, von wo aus sie ganz verschwindet (11,22.23). Im künftigen messianischen Reich wird die Herrlichkeit wiederkommen (43,2-7).
9,4 ein Zeichen auf die Stirn. Als Gott nicht mehr gegenwärtig war, war damit jeglicher Schutz aufgehoben und das Volk dem Untergang preisgegeben, deshalb war es nötig, dass der Schreiber (der Engel des Herrn) die Gerechten, die Gott treu waren, markierte, damit sie durch Gott bewahrt würde. Diejenigen, die nicht gekennzeichnet waren, waren bei der Belagerung durch Babylon dem Tod ausgeliefert (V. 5). Die Markierung war das Zeichen der Erwählten Gottes, die persönlich durch den präinkarnierten Christus identifi ziert wurden. Er kennzeichnete die Erwählten (vgl. 2Mo 12,7). In Maleachi 3,16-18 fi ndet sich ein ähnlicher Gedanke. Vgl. Offb 7,3; 9,4. Die Gekennzeichneten waren bußfertig und wurden zu ihrem Schutz identifi ziert. Das war eine Gnadenfrist für den Überrest. Die Übrigen wurden getötet (V. 5-7).
9,8 willst du … den ganzen Überrest … umbringen? Hesekiel ist im Gebet furchtvoll aufgeschreckt, weil das Gericht über Jerusalem und Israel so groß ist. Gott antwortet, dass tiefgreifende Sünde durchgreifendes Gericht erfordert (V. 9.10), doch tröstet er ihn mit der Auskunft, dass die gekennzeichneten Treuen verschont werden (V. 11). Vgl. Röm 11,1.2.25-27.
10,1 ein Throngebilde. Dieses Gebilde stieg auf über Gottes engel- haften Dienern, welche dieselben 4 waren wie in Kap. 1 (10,20.22). Es ist der Thron von 1,26-28, auf dem Gott sitzt (vgl. 10,20). Von dort steuert er seine Kriegsmaschine (»Räder«, s. Anm. zu 1,15.16) die über Jerusalem agiert (V. 2). Der Thron ist wie ein strahlender Saphir, der Gottes Herrlichkeit und Heiligkeit repräsentiert (11,22).
10,2 fülle deine Hände mit glühenden Kohlen. Gott ordnet an, dass der Engel, der die Erwählten gekennzeichnet hat (9,2.11), in die Kriegsmaschine greift und seine Hände in Gegenwart der Engel von Kap. 1 mit glühenden Kohlen füllt. Diese Kohlen beschreiben das Feuer des Gerichts, das die Engel Gottes über Jerusalem »ausstreuen« sollen. In Jes 6 wurden »Kohlen« zur Läuterung des Propheten verwendet; hier dienten sie zum Verderben der Gottlosen (vgl. Hebr 12,29). Jerusalem wurde 586 v.Chr. von Feuer zerstört.
10,3 Cherubim. Andere Cherubim als die in Kap. 1 und hier in V. 4.
10,4 Dieser Vers erklärt, wie die »Wolke« von V. 3 den Vorhof erfüll- te. Er wiederholt, was zum ersten Mal in 9,3 beschrieben wurde.
10,6 Diese Verse greifen das Handeln des engelhaften Schreibers aus V. 2 auf.
10,7 Cherub … gab es … in die Hände. Einer der 4 Cherubim aus 1,5ff. und V. 1 legt die feurigen Kohlen in die Hände des Engels, der schreibt.
10,9 Räder bei den Cherubim. Dieser ganze Abschnitt ähnelt 1,4-21. Vier Räder an Gottes Wagen sind eng mit den 4 Engeln verbunden (vgl. 1,15-21), die präzise miteinander koordiniert sind, und zwar jeder von ihnen mit einem anderen Cherub. Alle Räder waren sich so ähnlich, dass es schien, als sei ein Rad gänzlich mit dem anderen verschmolzen (V. 10). So wie sie eine einheitliche Erscheinung abgaben, so verhielten sie sich auch harmonisch und unverzüglich (V. 11). Die Cherubim hatten Leiber wie Menschen und ihre Wagenräder waren voller Augen, die volle Wahrnehmung sowohl der Sünder als auch des ihnen gebührenden Gerichts symbolisierten. Die Farbe Chrysolith ist ein funkelndes Goldgelb.
10,14 das Gesicht eines Cherubs. Aus der Beschreibung eines Cherubs in 1,10 kann man schließen, dass es sich um das Gesicht eines Stieres handelte.
10,15 erhoben sich. Als die Schechina, die Herrlichkeitswolke Got- tes, wich (V. 18), waren sie alle bereit, zu gehen (V. 16.17).
10,18 Herrlichkeit des HERRN ging … hinweg. Das vollzog sich in mehreren Schritten: 9,3; 10,1.3.4; 10,18.19; 11,22.23. Somit war über das gesamte Gebäude sowie über Israels geistliches Leben geschrieben: »Ikabod« – die Herrlichkeit ist gewichen. Vgl. 1Sam 4,21; 10,18.19.
11,1 25 Männer. Obwohl Hesekiel nur in einer Vision beim Tempel war (vgl. 8,3 und s. Anm dort), sah er das, weil Gott, der überall gegenwärtig und allwissend ist, ihm in der Vision spezifi sche Details zeigte. Die gottlosen Führer (vgl. V. 2) waren ein Grund für Gottes Gericht (V. 8.10). Hesekiel wurde im Geist genau an den Ort geführt, den die Herrlichkeit Gottes in 10,19 verlassen hatte und empfi ng eine Vision von »25 Männern«, die keine Priester repräsentierten, sondern einfl ussreiche Führungspersonen unter dem Volk, die diesem fatale Ratschläge gaben (V. 2). Jaasanja, den Sohn Assurs. S. Anm. zu 8,11.
11,3 Topf … Fleisch. Obgleich die Bedeutung unklar ist, kann es sein, dass der böse Rat dieser Führer lautete, dass sich das Volk nicht mit den alltäglichen Geschäften aufhalten, »Häuser bauen« oder für ihr Wohlleben und ihre Zukunft sorgen sollte, denn bald würden sie wie Fleisch im Topf über einem lodernden Feuer gekocht werden. Dem muss der Gedanke zugrunde liegen, dass das Volk sich zum Kampf bereiten und sich nicht auf Annehmlichkeiten, sondern aufs Überleben konzentrieren sollte. Jeremia hatte dem Volk gesagt, es solle sich den Babyloniern ergeben und somit ihr Leben retten, anstatt zu kämpfen und zu sterben (vgl. Jer 27,9-17). Wie die Propheten und Priester, die Jeremia für ihre Aufforderung des Volkes tadelte, sich nicht zu ergeben, so verschmähten auch diese falschen Führer Jeremias Botschaft von Gott und mussten dafür bezahlten (V. 4). Vgl. 24,1-14.
11,6 mit Erschlagenen gefüllt. Die Führer, die Israel irreführten, indem sie zu falschen Erwartungen siegreicher Verteidigung motivierten, anstatt sich friedfertig zu ergeben, waren für die tödlichen Folgen verantwortlich. Beim Widerstand gegen Babylon kamen viele aus dem Volk um.
11,7 hinausführen. Die falschen Führer meinten, wenn sie nicht kämpfen würden, befänden sie sich alle in der Stadt wie in einem Topf. Doch der Herr verhieß, dass manche aus der Stadt gerettet würden, nur um an Israels Grenze in der Wüste zu sterben (V. 8-11). Das wurde in Ribla buchstäblich erfüllt (vgl. 2Kö 25,18-21; Jer 52,24-27).
11,13 da starb Pelatja. Der Tod eines der Führer aus V. 1 war ein Zeichen dafür, dass Gott sein Wort tatsächlich ausführen würde. Dieser Führer starb offenbar plötzlich, als Hesekiel die Vision schaute, sodass der Prophet befürchtete, dieser Tod würde den Tod für alle Israeliten bedeuten (9,8).
11,14 Hesekiel wurde mitgeteilt, dass er eine neue Familie hatte: nicht die Priester in Jerusalem, mit denen er blutsverbunden war, sondern seine Mitgefangenen und Ausgestoßenen in Babylon. Die Priesterschaft sollte bald beendet werden und er sollte eine neue Familie haben.
11,15 fern vom HERRN. Die geringschätzigen Bemerkungen derer, die bei der Verschleppung von Jechonja und der Verbannten noch in Jerusalem blieben, zeigte, dass sie sich blasiert sicher fühlten und glaubten, das Land sei ihr Besitz.
11,16 für eine kurze Zeit zum Heiligtum. D.h. so lange die Ge- fangenschaft dauerte. Gott sollte der Schutz und die Fürsorge jener sein, die während der ganzen 70 Jahre zerstreut waren, bis sie wiederhergestellt wurden. Aufgrund der Verbannung hätten die Juden verworfen werden können, aber Gott hatte das nicht getan (Jes 8,14). Das verbürgt die künftige Wiederherstellung der Juden (V. 17.18).
11,19 einen neuen Geist. Gott verpfl ichtete sich nicht nur, das Volk Hesekiels in ihrem ursprünglichen Land wiederherzustellen, sondern den Neuen Bund mitsamt seinen Segnungen einzuführen. Vgl. 36,2528, und s. Anm. zu Jer 31,31ff.
11,23 Berg … östlich. Die Herrlichkeit Gottes bewegte sich zum Ölberg, auf dem der glorreiche Sohn Gottes bei seiner Wiederkunft ankommen wird (vgl. 43,1-5; Sach 14,4).
11,24 führte mich im Gesicht. Wiederum verblieb Hesekiel kör- perlich in seinem Haus in Babylon und wurde dort von seinen Besuchern gesehen (V. 25; 8,1). Gott, der ihm auf übernatürliche Weise eine Vision in Jerusalem schauen ließ, ließ sein Bewusstsein wieder nach Chaldäa zurückkehren und beendete somit die Vision. Nach Vollendung der Vision war Hesekiel imstande, seinen verbannten Landsleuten zu berichten, was Gott ihm gezeigt hatte (V. 25).
12,2 eines widerspenstigen Hauses. Die Botschaft Hesekiels rich- tete sich an seine Mitgefangenen, die genauso verhärtet waren, wie die in Jerusalem verbliebenen Juden. Sie waren so erpicht auf eine schnelle Rückkehr nach Jerusalem, dass sie diese Botschaft von der Zerstörung Jerusalems nicht akzeptierten. Ihre Rebellion wird in vertrauten Begriffen beschrieben (5Mo 28,69-29,3; Jes 6,9.10; Jer 5,21; vgl. Mt 13,13-15; Apg 28,26.27).
12,3 bereite … zum Fortziehen. Bei dieser dramatischen Gegen- standslektion musste der Prophet seine Habseligkeiten heimlich hinaustragen und damit eine Abreise ins Exil darstellen, bei der nur die notwendigsten Dinge mitgenommen wurden. Seine Volksgenossen trugen solches Reisegepäck mit sich, als sie in die Gefangenschaft zogen oder versuchten, während Babylons Belagerung von Jerusalem zu fl iehen (V. 7.11). Einige Flüchtende wurden mit einem Netz eingefangen, wie König Zedekia, der gefasst, geblendet und ins Exil gezwungen wurde (V. 12.13; 2Kö 24,18-25,7; Jer 39,4-7; 52,1-11). Aus Vers 9 geht hervor, dass Hesekiel tatsächlich tat, was ihm aufgetragen wurde.
12,5 Dieser Vers beschreibt, wie die Verzweifelten versuchen, aus ihren von der Sonne vertrockneten Ziegelhäusern zu fl üchten.
12,6 Verhülle aber dein Angesicht. Dadurch sollte er verhindern, erkannt zu werden.
12,10 dem Fürsten. Damit ist König Zedekia gemeint, den He- sekiel nie als König, sondern stets als »Fürst« bezeichnet. Jojachin wurde als wahrer König angesehen (vgl. 17,13), weil die Babylonier ihn nie formal absetzten. Das ganze Haus Israel wurde jedoch vom selben Unheil heimgesucht wie Zedekia. Wie buchstäblich diese Prophezeiungen erfüllt wurden, wird aus dem Bericht in 2Kö 25,1-7 deutlich. Das »Netz« und die »Falle« (V. 13) waren die babylonische Armee. Zedekia wurde gefangen nach Babylon weggeführt, aber er sah Babylon niemals, weil ihm in Ribla die Augen ausgestochen wurden.
12,14 Gottes Hand sollte mit dem Feind sein, den er als seine Rute der Korrektur benutzte, wobei nur einige wenige übrig blieben.
12,22 Sprichwort. Aufgrund von Hinauszögerung hatte das Volk den falschen Eindruck bekommen, der Gerichtsschlag würde niemals eintreffen. Es war sogar ein Sprichwort im Umlauf, das zweifellos von den falschen Propheten stammte. Sie veranlassten das Volk, Hesekiels Visionen und Prophezeiungen zu verwerfen (vgl. V. 27) und verkündeten »lügenhafte Gesichte« (V. 23.24).
12,25 in euren Tagen. Der Prophet drückt sich klar aus: das Gericht steht bevor, es wird noch zu ihren Lebzeiten eintreffen.
13,2 gegen die Propheten. Falsche Propheten trieben seit langem in Juda ihr Unwesen und waren auch nach Babylon verschleppt worden. Hier fordert Gott Hesekiel auf, diese falschen Propheten für ihre nichtigen Friedensverheißungen in V. 1-16 anzuklagen (wie in Jer 23). In V. 17-23 wendet er sich dann an die lügenden Prophetinnen. Das Prüfkriterium für einen Propheten fi ndet sich in 5Mo 13,2-6 und 18,21.22. 13,2 Herzen … Geist. Falsche Wortführer prophezeien subjektiv aus ihren Gedanken, wobei sie behaupten, vom Herrn Offenbarung und Autorität empfangen zu haben (vgl. V. 7).
13,4 wie Schakale. Falsche Propheten taten nichts Nützliches. Stattdessen waren sie wie Schakale schädlich und zerstörerisch.
13,5 keine Mauer … gebaut. Die falschen Propheten taten nichts, um geistliche Verteidigungsanlagen für das Volk aufzurichten, die angesichts des Gerichts so nötig gewesen wären. Der Feind hatte »Risse« geschlagen, aber die falschen Propheten ermunterten das Volk nie, Buße zu tun und sich zum Herrn zu wenden. In 22,30 sucht der Herr nach solchen, die das tun. Der »Tag des Herrn« traf 586 v.Chr. ein, als die Theokratie fi el. S. Anm. zu Jes 2,12.
13,9 Den falschen Propheten wird ein dreifaches Gericht gegeben: 1.) Sie sollten nicht im Rat des Volkes Gottes sein, 2.) ihre Namen sollten aus dem Verzeichnis Israels ausgelöscht werden (Esr 2,62) und 3.) sie sollten nie ins Land zurückkehren (vgl. 20,38).
13,10 baut eine Wand. Falsche Propheten hatten das Volk in eine trügerische Sicherheit eingelullt. Sie gaben dem Volk erschwindelte Verheißungen von »Frieden«, während es sich wegen fortgesetzter Sünde weiterhin am Rande des Gerichtes Gottes befand. Das war sozusagen die Aufrichtung einer unzureichenden »Mauer«, die getüncht wurde, damit sie fest aussah. Eine solche unsichere »Mauer« war zum Einsturz verurteilt (V. 11), wenn Gott seinen Sturm, d.h. den Angriff des Feindes (V. 11), senden würde.
13,11 Diese Beschreibungen sind allesamt Illustrationen, die mit dem Bild der Mauer zu tun haben und nicht buchstäblich gemeint sind als Wind, Flut und Hagel. Die Babylonier waren es, die Israels geheuchelte und falsche Geistlichkeit zerstörten. 13,17-23 Obgleich Frauen auch von Jesaja (3,16 – 4,1; 32,9-13) und Amos (4,1-3) getadelt werden, ist dies die einzige Schriftstelle im AT, wo falsche Prophetinnen erwähnt werden. Zauberei wurde hauptsächlich von Frauen praktiziert. Jesebel wird in Offb 2,20 als falsche Prophetin bezeichnet.
13,18 Binden … Kopfhüllen … Hände voll Gerste … Brot. Diese Zauberinnen benutzten offenbar alle diese Dinge für ihre Wahrsagerei, und beuteten Seelen zu ihrem Vorteil aus (V. 20).
13,22 mit Betrug. Habgierige Menschen hatten die Gerechten in Unglück gestürzt, und zwar durch eine falsche Botschaft, die zu Notlagen führte, die schwere Verluste sogar für sie selbst mitbrachte (vgl. 21,3.4). Sie hatten die Gottlosen ermutigt, eine herrliche Zukunft zu erwarten und sahen keine Notwendigkeit zur Buße, um den Tod abzuwenden.
13,23 ich will mein Volk … erretten. Das wurde sicherlich in der Wiederherstellung nach den 70 Jahren in Babylon wahr, wird aber erst im Reich des Messias völlig erfüllt. Gottes wahre Verheißungen beenden alle Zauberei und falschen Prophezeiungen (vgl. Mi 3,6.7; Sach 13,1-6).
14,1 kamen … Ältesten. Diese Führungspersonen suchten un- aufrichtig den Rat Gottes (V. 3; vgl. Ps 66,18). Das offenbarte Gott dem Propheten, der somit hinter ihre Fassade sah und sie anklagte, weil sie entschlossen waren, ihren bösen Weg fortzusetzen und sich über Gottes Willen hinwegzusetzen. Die falschen Propheten von Kap. 13 fl orierten, da die bürgerlichen Führungspersonen und das Volk, das sie repräsentierten, eine passende Atmosphäre boten und diesen Illusionen sehr zugeneigt waren.
14,4 will ich, der HERR … antworten. Sie erhielten keine wörtli- che Antwort, sondern eine Antwort direkt vom Herrn in Form von Gericht.
14,6 wendet euch ab. Der Herr beantwortet die heuchlerische Frage eindeutig: mit einem Ruf zur Buße. Die Suchenden wurden von ihm weg zu den Götzen gewendet (V. 6b), und er musste sich von ihnen abwenden (V. 8a). Die Schuldigen, einschließlich sowohl der in Jerusalem Verbliebenen als auch der Verbannten, die dieselben Dinge tolerierten, sollten Buße tun und sich von den Götzen weg- und zu Gott hinwenden.
14,8 Die Strafe war ein Echo auf die Warnungen von 3Mo 20,3.5.6 und 5Mo 28,27. 14,9 verleiten. Gott täuscht (verleitet) einen falschen Propheten nur im eingeschränkten Sinne. Wenn jemand willentlich sein Wort verwirft, stellt er ihn infolge dessen unter eine verdunkelnde Wolke oder belässt eine solche über ihn und verbirgt somit die Wahrheit, sodass dieser Prophet von seinem eigenen starrsinnigen Eigenwillen getäuscht wird. Das stimmt überein mit demselben Prinzip, dass Gott Israel bösen Gesetzen preisgibt (20,25.26), d.h. Rat, auf den sie bestehen, da sie sein Wort verschmähen (20,24.26). Wenn Menschen die Wahrheit ablehnen, lässt Gott sie ihren eigenen Neigungen nachgehen und gibt sie dem Irrtum preis (20,39). Das ist der Zorn der Preisgabe, von dem in Röm 1,18-32 die Rede ist (vgl. 1Kö 22,20-23; 2Th 2,11).
14,12 das Wort des HERRN erging. Hesekiel antwortete auf den Irrtum, dass Gott das Volk Juda niemals richten würde, da einige Gerechte unter ihnen seien. Gott würde die Anwesenheit solcher Gottesfürchtigen ehren (V. 14.20).
14,13 meine Hand gegen es ausstrecke. Gott verhieß ein Drama des Gerichts in vier Akten (vgl. Zusammenfassung in V. 21). In keinem dieser Akte könnten die drei Glaubenshelden die Misere als Fürsprecher abwenden. Die Akte waren: 1.) Hungersnot, 2.) Fraß durch Raubtiere, 3.) das Schwert und 4.) Pest.
14,14 Noah, Daniel und Hiob. Jeremia 7,16 und 15,1-4 stehen in enger Parallele zu dieser Schriftstelle. Jeremia zufolge würden sogar Mose und Samuel, die wohl bekannt sind für ihre Vollmacht in der Fürbitte, Jerusalem und das Volk nicht retten können. Die drei hier erwähnten atl. Glaubenshelden leisteten vollmächtige Fürbitte für andere (vgl. 1Mo 6,18; Hi 42,7-10; Dan 1.2) zu strategischen Zeitpunkten in der Heilsgeschichte, und sogar sie könnten durch ernstliches Gebet niemanden retten als nur sich selbst. Sogar die Gegenwart und Gebete von Gottesfürchtigen konnten das bevorstehende Gericht nicht aufhalten. 1Mo 18,22-32 und Jer 5,1-4 sind seltene Ausnahmen vom Prinzip, dass die Gerechtigkeit eines Einzelnen keinen Schutz für andere bietet.
14,22 ihren Wandel. Ein Überrest aus Jerusalem, der als Gefan- gene zu den verbannten Juden nach Babylon gebracht wurde, sollte sich als sehr gottlos erweisen. Die bereits in Babylon ansässigen Verbannten sollten von dieser Bosheit angewidert sein und erkennen, dass Gott mit seinem schweren Gericht über Jerusalem gerecht gehandelt hatte.
15,1 das Wort des HERRN erging. Israel, das oft durch einen Weinstock symbolisiert wurde (17,6-10; 1Mo 49,22; Jer 2,21), war zu nichts nütze geworden. Da es in dem einen Zweck versagt hatte, zu dem Gott es abgesondert hatte – Frucht zu bringen – diente es gar keinem Zweck mehr und war nutzlos (V. 2). Andere Bäume können zum Bau bestimmter Dinge verwendet werden, doch ein unfruchtbarer Weinstock ist nutz- (V. 3) und wertlos. Zu allen Zeiten bestand der Wert des Volkes Gottes in seiner Fruchtbarkeit.
15,4 man wirft es ins Feuer. Das Verbrennen des fruchtlosen Weinstocks symbolisierte das Gericht der Verschleppung von 605 v.Chr. und 597 v.Chr., worauf die endgültige Eroberung im Jahre 586 v.Chr. folgte. Jesaja zog in seiner Prophezeiung denselben Vergleich (Jes 5,1-7) und sagte, dass Israel nur unnütze saure Beeren hervorgebracht habe.
15,6 Darum. Der Prophet wendet das Symbol auf Israel an und sagte die Zerstörung der Stadt und des Landes voraus. Während der Großen Drangsalszeit wird es wiederum so sein (vgl. Offb 14,18).
16,1 In diesem Abschnitt geht es um die Zeitperiode von Abra- hams Einreise in Kanaan (vgl. 1Mo 12) bis zum Exil in Ägypten (vgl. 2Mo 12). 16,1 das Wort des HERRN erging. Dieses längste Kapitel in Hesekiel ähnelt Kap. 23, da beide Juda als geistlich unmoralisch anklagen (V. 2). Die Geschichte von Israels Sünde und Untreue gegenüber der Liebe Gottes wird in ihrem ganzen schäbigen, abscheulichen Charakter präsentiert. Das Kapitel ist so traurig und anklagend, dass früher einige Rabbiner nicht erlaubten, dass es öffentlich vorgelesen wurde.
16,3 Israel war wie ein verlassenes Kind. In 16,4-14 sehen wir die Geschichte Israels von seiner Empfängnis bis zur Herrlichkeit unter Salomo. 16,3 Geburt … Amoriter … Hetiterin. Vgl. 16,45. Das sind die Namen der Bewohner Kanaans, als Abraham dort hinzog (vgl. 1Mo 12,5.6). Jerusalem hatte denselben moralischen Charakter wie der Rest Kanaans.
16,4 Am Tage seiner Geburt war Israel unerwünscht und ver- wahrlost.
16,6 Du sollst leben! Damit ist wahrscheinlich die Zeit der Patriar- chen Abraham, Isaak und Jakob gemeint, als Gott sein Volk bildete.
16,7 herangewachsen. Das bezieht sich mehr auf das Volk als auf das Land und meint anscheinend die Zeit des Wachstums Israels während der 430 Jahre Aufenthalt in Ägypten. Damals war das wilde, aber gedeihliche und schöne Israel »nackt«, d.h. ohne die Vorzüge von Kultur und Zivilisation (1Mo 46 – 2Mo 12; vgl. 2Mo 1,7.9.12).
16,8 Dieser Abschnitt bezieht sich wohl auf die Zeit des Exodus (2Mo 12ff.) bis zur Regierung Davids (1Kö 2). 16,8 Zeit der Liebe. Damit ist die Heiratsfähigkeit gemeint. Die »Decke auszubreiten« war ein Brauch der Vermählung (vgl. Rt 3,9) und zeigt, dass Gott am Berg Sinai eine Bundesbeziehung mit der jungen Nation einging (vgl. 2Mo 19,5-8). Einen Bund zu schließen spricht von der Ehe, dem Bild der Beziehung Gottes zu Israel (vgl. Jer 2,2; 3,1ff.; Hos 2,4-25).
16,9 Diese Geschenke waren die üblichen Hochzeitsgeschenke für eine Königin. Die Krönung bezieht sich vielleicht auf die Regierung von David und Salomo, als Jerusalem zur Königsstadt wurde. Israel war eigentlich ein kleines Reich, hatte jedoch einen weithin bekannten Ruf (vgl. 1Kö 10). Das bezieht sich auf die Zeit von der Eroberung Kanaans unter Josua (Jos 3ff.) über Davids Regierung (vgl. 1Kö 2) bis zur Zeit Salomos (vor 1Kö 11).
16,14 meinen Schmuck. Die Nation war wirklich eine Trophäe der Gnade Gottes (vgl. 5Mo 7,6-8). Die Gegenwart und Herrlichkeit des Herrn stattete Jerusalem mit ihrer Schönheit und Berühmtheit aus.
16,15 In diesem Abschnitt wird die Metapher von der Ehe fort- geführt und die geistliche Hurerei Israels seit Salomo beschrieben (vgl. 1Kö 11,1), die bis zur Zeit Hesekiels fortdauerte. 16,15 Eine allgemeine Zusammenfassung des Götzendienstes der Nation, die sich den religiösen Praktiken der Kanaaniter hingab. Alle Gnadengeschenke Gottes wurden den Götzen geweiht.
16,20 Söhne … Töchter. Das bezieht sich auf die Opferung von Kindern für heidnische Götter (vgl. 20,25.26.31; 2Kö 16,3; 21,6; 23,10; 24,4). Gott hatte das ausdrücklich verboten (vgl. 5Mo 12,31; 18,10). Die Kinder wurden zuerst getötet und dann verbrannt (vgl. Jer 7,31; 19,5; 32,35; Mi 6,7), bis Josia dies abschaffte. Zur Zeit Hesekiels war diese Praxis wieder eingeführt worden.
16,23 Dieser Abschnitt ist zum einen Teil ein Weheruf und zum anderen eine Klage und richtete sich an Judas Vernarrtheit in den Götzendienst und seine Beeinfl ussung durch Ägypten (V. 26), die Philister (V. 27), Assyrien (V. 28) und Babylon (V. 29).
16,27 schämten. Die Gottlosigkeit und die schwere Bosheit der Ju- den schockierte sogar heidnische Philister. 16,29 Chaldäa. Sie hurten sogar mit den Babyloniern (vgl. 2Kö 20,12-19).
16,31 Es ist böse, für Unmoral geworben und bezahlt zu wer- den. Israel trieb es noch viel schlimmer: Es warb seine Götzenfreier und bezahlte sie noch obendrein. Das bezieht sich auf den schweren Tribut, den Israel an die gottlosen Nationen zahlen musste.
16,35 ich will … deine Blöße vor ihnen aufdecken. Es war ein bekannter Brauch im antiken Israel, hurerische Frauen öffentlich anzuprangern und zu steinigen, wozu sie zu einem beschämenden Schauspiel wurden.
16,42 Da Gott mit der Zerstörung durch Babylon die volle Strafe für Israels Sünden auferlegt, wurde sein Zorn gestillt.
16,44 Wie die Mutter, so die Tochter! Juda ist den heidni- schen Fußstapfen seiner Ursprünge gefolgt (vgl. 16,3).
16,46 Juda wird mit Samaria und Sodom verglichen, die für ihre Sünden schwere Gerichte erlitten. Juda war noch verderbter (V. 47) und übertraf Samarias und Sodoms Sünden noch (V. 51) und beging mehr Gräuelsünden (V. 52).
16,60 ich will an meinen Bund gedenken. Gott ist gnädig und fi ndet stets eine Bundesgrundlage, auf der er seine Gnade ausüben kann. Der Herr wird des Abrahamsbundes gedenken (vgl. 1Mo 12,1ff.), den er mit Israel in dessen Jugend geschlossen hat. Die Wiederherstellung wird kein Verdienst, sondern Gnade sein. ewigen Bund. Das ist der Neue Bund, der bedingungslos, rettend und ewig ist (vgl. 37,26; Jes 59,21; 61,8; Jer 31,31-34; Hebr 8,6-13). Die Grundlage für Gottes Gnade wird nicht der Mosebund sein, den die Juden auch mit den besten Absichten niemals erfüllen konnten (vgl. 2Mo 24,1ff.). Wenn Gott seinen ewigen Bund aufrichtet, wird Israel an der Gnade Gottes erkennen, dass er der Herr ist.
16,63 vergebe. Wörtl. »Sühnung erwirke«, was auf das Kreuz Jesu hindeutet (vgl. Jes 53), durch das Gottes gerechter Zorn wegen der Sünde gestillt wurde, sodass er allen, die glauben, Gnade gewähren kann (vgl. 2Kor 5,21). 17,1 Dieses Kapitel datiert etwa auf 588 v.Chr. (zwei Jahre vor der Zerstörung Jerusalems). Die Geschichtsschreibung zu dieser Zeit fi ndet sich in 2Kö 24; 2Chr 36; Jer 36.37.52.
17,3 Ein großer Adler. Der König von Babylon, um den es hier geht, nahm königliche und sonstige Gefangene (V. 4.12.13). der Zeder. Das Reich Juda.
17,4 obersten ihrer Zweige. Das ist der König Jojachin, der 597 v.Chr. verbannt wurde (2Kö 24,11-16). Babylon ist das »Händlerland« (16,29).
17,5 Samen. Das sind diejenigen, die die Babylonier 597 v.Chr. in Juda zurückließen und die als Tributpfl ichtige des Eroberers dort weiter wirtschaften konnten und ihren Ertrag an Babylon abgaben (V. 6). 17,6 wuchernder Weinstock. Das bezieht sich auf Zedekia (ca. 597-586 v.Chr.), dem jüngsten Sohn Josias, den Nebukadnezar zum König in Juda einsetzte. Die wohlwollende Haltung von Nebukadnezar verhalf Zedekia zu wirtschaftlichem Erfolg, und wäre er seiner Pfl icht gegenüber Nebukadnezar treu geblieben, hätte Juda als tributpfl ichtiges Reich weiter existiert. Doch stattdessen begann er Hilfe von Ägypten zu erbitten (2Chr 36,13), wogegen Jeremia protestierte (Jer 37,5-7). 17,7 ein anderer großer Adler. Damit ist Ägypten gemeint (V. 15), insbesondere der Pharao Apries, der auch als Hophra bekannt ist (588568 v.Chr.). Zedekia wandte sich an ihn, um Hilfe für eine Revolte gegen Babylon zu holen.
17,9 verdorrt. Zedekias Verrat hatte keinen Erfolg. Der König wurde in den Ebenen Jerichos gefangen genommen (Jer 52,8). Das Vertrauen auf Ägypten sollte versagen, und Juda sollte verdorren, wenn der Ostwind (ein Bild für Babylon, vgl. 13,11-13) es anblies.
17,11 ließ ihn einen Eid schwören. Das Gleichnis wird detail- liert erklärt. Babylon (V. 12) machte Zedekia zu einem unterworfenen Vasallen, nahm Gefangene und ließ Juda schwach zurück (V. 13.14). Zedekia brach die Vereinbarung (V. 15), mit der er beim Herrn geschworen hatte, sich Babylon zu unterwerfen (2Chr 36,13) und suchte die Hilfe Ägyptens. So wurde er für den Rest seines Lebens nach Babylon geführt (V. 16.19; Jer 39,4-7). Ägypten sollte weder eine Hilfe für ihn sein (V. 17) noch ein Beschützer seiner Armee (V. 21).
17,22 Obersten seiner Schösslinge. Eine messianische Pro- phezeiung, die besagt, dass Gott aus der königlichen Linie Davids (»der hohen Zeder«) den Messias hervorbringen und ihn in seinem Reich aufrichten wird (wie einen Berg, vgl. Dan 2,35.44.45). Er wird »ein oberster Schössling« sein, der in der Höhe des Erfolges regiert. »Schössling« ist eine Bezeichnung für den Messias (vgl. 34,23.24; 37,24.25; Jes 4,2; Jer 23,5; 33,15; Sach 3,8; 6,12). Der Messias wird ein »zartes Reis« sein (V. 22), das zu einem »prächtigen Zedernbaum« heranwächst (V. 23). Unter seiner Reichsherrschaft werden alle Nationen gesegnet und Israel wiederhergestellt sein.
17,24 den dürren Baum zum Grünen brachte. Der Messias sollte aus dem dürren Baum hervorwachsen, der nach dem demütigenden Gericht übrig blieb, d.h. aus Judas Überrest, von dem er aus einer verarmten Familie hervorging (vgl. Jes 6,13), aber erfolgreich sein würde.
18,1 In diesem Kapitel wird eines der grundlegendsten Prinzipien der Schrift präsentiert (das auch in 5Mo 24,16; 2Kö 14,6 gelehrt wird): Das Gericht entspricht dem persönlichen Glauben und Verhalten. Gott hatte eine nationale Bestrafung vorausgesagt, der Grund dafür waren jedoch persönliche Sünden (vgl. 3,16-21; 14,12-20; 33,1-20).
18,2 saure Trauben gegessen. Das Volk Juda erkannte nicht an, dass es schuldig war und Gericht verdiente. Obwohl sie selber gottlos und götzendienerisch waren, gaben sie ihren Vorvätern die Schuld für ihren Zustand (vgl. 2Kö 21,15). Dieser Gedankengang wurde mit einem modernen Sprichwort ausgedrückt (vgl. Jer 31,29), das im Endeffekt bedeutet: »Sie sündigten (aßen saure Trauben); wir hingegen erben die Bitterkeit« (stumpfe Zähne).
18,3 dieses Sprichwort … nicht mehr gebrauchen. Gott lehnte es ab, dass sie die Schuld und Verantwortung auf andere schoben.
18,4 Die Seele, die sündigt, soll sterben. Gott begünstigte nie- manden, sondern war gerecht und zog jeden für seine eigene Sünde zur Verantwortung. Der Tod ist hier der körperliche Tod, der für viele den ewigen Tod nach sich zieht.
18,5 Zwei Szenarien werden zur Lösung der persönlichen Schuld- frage als Beispiele angeführt: 1.) ein gerechter Vater eines ungerechten Sohnes (V. 5-13) und 2.) ein ungerechter Vater eines gerechten Sohnes (V. 14-18). 18,5 Wenn aber ein Mensch gerecht ist. Die Defi nition von »ge- recht« wird detailliert in V. 6-9 angeführt. Nur ein echter Gläubiger kann von einem solchen Verhalten charakterisiert sein, der von Herzen »gläubig« ist.
18,8 auf Wucher leiht. Damit sind Zinsen auf Leihgaben gemeint (s. Anm. zu 5Mo 23,20.21; 24,10-13).
18,9 er soll gewiss leben. Die Gerechten sterben körperlich an vielen Ursachen, die diesem Prinzip nicht widersprechen, z.B. an hohem Alter, als Märtyrer oder im Krieg. Manche erwarten zwar, im zeitlichen Sinne »gewiss zu leben« (vgl. 21,3.4) und manchmal die Gottlosen im Gegensatz zu 18,13 überleben (vgl. 14,22.23). Doch es kann in Gottes letztendlicher geistlicher Abrechnung absolut keine Ausnahme geben. In jedem Fall sterben die Gerechten, um ewig zu leben, und die Ungerechten, die nie geistliches Leben besessen haben, werden sowohl körperlich als auch ewig umkommen (Joh 5,28.29; Offb 20,11-15). Die Gerechten werden leben, ganz gleich, welchen Charakter ihre Eltern hatten. Zu einer Erklärung von 2Mo 20,5 s. Anm. dort.
18,10 gewalttätigen Sohn. Könnte solch ein sündiger Sohn sich auf die Verdienste der Gerechtigkeit seines Vaters berufen und leben? Nein! Jeder Mensch ist für seine eigene Sünde verantwortlich.
18,14 soll sterben wegen seiner Missetat. Dieser Teil stellt einen ungerechten Vater und einen gerechten Sohn vor, um zum selben Ergebnis zu kommen. Der gerechte Sohn soll »gewiss leben« (V. 17).
18,19 Der Prophet wiederholte das Prinzip der persönlichen Ver- antwortung. 18,19 Vgl. 33,12-20.
18,21 Wenn aber der Gottlose umkehrt. Im nächsten Fall geht es um einen Ungerechten, der zur Gerechtigkeit umkehrt. Er empfängt Vergebung und ein reines Herz (V. 22) sowie ewiges geistliches Leben.
18,23 habe ich etwa Gefallen. Gott hat keinen Gefallen am Tod des Ungerechten (vgl. Joh 5,40; 1Tim 2,4; 2Pt 3,9).
18,24 der Gerechte sich … abkehrt. Das nächste Szenario ist ein Gerechter, der sich einem sündigen Leben zuwendet. Seine vorige scheinbare Gerechtigkeit war nicht echt (vgl. 1Joh 2,19) und Gott rechnet sie nicht als gültigen Ausdruck echten Glaubens an.
18,25 Dennoch sagt ihr. Gott wendete das gesamte Prinzip auf Israels Sündenproblem an (vgl. V. 2-4). Die Israeliten – und nicht Gott – mussten anerkennen, dass es ihnen an Gerechtigkeit fehlte (vgl. V. 25.29).
18,30 Darum will ich … richten. Die Schlussfolgerung ist, dass der gerechte Gott jeden Menschen für sein eigenes Leben richten muss. Doch er fordert zur Buße auf, sodass es anstelle von Verderben Hoffnung geben kann (vgl. 33,10.11).
18,31 schafft euch ein neues Herz. Der Schlüssel zu ewigem Le- ben und Triumph über den Tod ist die Bekehrung. Sie beinhaltet Buße über Sünde (V. 30.31a) und der Empfang eines neuen Herzens, das Gott durch den Heiligen Geist verleiht (36,24-27; Jer 31,34; Joh 3,5-8).
18,32 ich habe kein Gefallen. Der Tod seiner Gläubigen ist für Gott kostbar (Ps 116,15). Im Gegensatz dazu hat er keinen Gefallen daran, wenn jemand ohne Buße stirbt. Gott ist zwar souverän in der Errettung, doch der Mensch ist für seine eigene Sünde verantwortlich. kehrt denn um … Ein Aufruf zu Buße und zum Vermeiden des körperlichen und des ewigen Todes (vgl. Ps 23,6; 73,24; Jes 26,19-21; Dan 12,2.3.13). Hesekiel war ein Bußprediger und verkündete Gottes Gnadenangebot für den Bußfertigen.
19,1 Klagelied. Eine Elegie im typischen Versmaß einer Wehkla- ge (V. 14b), in der es um die Gefangenschaft der Könige Joahas (609 v.Chr.) und Jojachin (597 v.Chr.) geht sowie um den Zusammenbruch der davidischen Dynastie unter Zedekia (586 v.Chr.). 19,1 die Fürsten Israels. Damit sind die gerade erwähnten Könige Judas gemeint. 19,1 Was ist deine Mutter? Juda ist die »Löwin«, und in V. 10 ist sie der »Weinstock«. Ihre Jungen symbolisieren Könige, Nachkommen Davids, die den verderblichen Einfl üssen heidnischer Könige (»junger Löwen«) ausgesetzt waren. 19,3.4 eins von ihren Jungen. Damit ist Joahas (Schallum) gemeint, der 609 v.Chr. regierte und von Ägyptens Pharao Necho nach nur drei Monaten Regierungszeit abgesetzt wurde (V. 4; 2Kö 23,32-34; 2Chr 36,2).
19,5 ein anderes von ihren Jungen. Damit ist Jojachin gemeint, der 597 v.Chr. in einem Käfi g nach Babylon verschleppt wurde (V. 9; 2Kö 24,6-15). Obwohl er nur drei Monate regierte, war er tyrannisch und ungerecht. Gott bediente sich der heidnischen Nationen Ägypten und Babylon, um diese bösen Könige zu richten. Die Babylonier hielten Jojachin 37 Jahre lang in Haft und ließen ihn im Alter von 55 Jahren frei (2Kö 25,27-30; Jer 52,31.32).
19,10 Deine Mutter … ein Weinstock. Juda gedieh wie ein üppiger Weinstock (V. 10) mit starker Macht und großem Ansehen (V. 11). Gott riss den Weinstock im Gericht aus, verwüstete ihn (V. 12; vgl. 13,11-13), schickte ihn ins Exil (V. 13) und ließ keinen starken König übrig (V. 14).
19,14 von einem Zweig. Die Schuld für die Katastrophe, die über Juda hereinbrach, wird einem Herrscher gegeben, König Zedekia, der wegen seines Verrats dafür verantwortlich war, dass Jerusalem verbrannt wurde (vgl. Jer 38,20-23). Das Haus Davids endete in Schande, sodass Israel seit nunmehr fast 2.600 Jahren keinen König aus der Linie Davids hatte. Als der Messias kam, verwarfen sie ihn und zogen den römischen Kaiser vor. Der Messias wird dennoch ihr Retter sein und als ihr König wiederkommen.
20,1 im siebten Jahr. Ca. 591 v.Chr.
20,3 Ältesten … zu mir kamen, um den HERRN zu befragen. Vgl. die ähnliche Situation in 14,1-3. Der Prophet antwortet mit einer Botschaft vom Herrn, die einen historischen Überblick über Israel gibt und das durchgängige Muster der Sünde dieses Volkes aufzeigt. Israel rebellierte in Ägypten (V. 5-9), dann auf der Wüstenwanderung (V. 1026) und beim Einzug ins Gelobte Land (V. 27-32). Bei alledem rettete Gott sie immer wieder, um seinen Ruf zu bewahren (V. 9.14.22). Doch ihre sündige Halsstarrigkeit führte schließlich dazu, dass er sie richten musste (V. 45-49). Die Verse 33-44 sprechen von der künftigen Sammlung Israels, die bei Christi Wiederkunft stattfi nden wird.
20,5 schwor. Vgl. V. 5.6.15.23.28.42. Gott verhieß Israel, es aus Ägypten zu erretten (vgl. 2Mo 6,2-8).
20,25 So habe auch ich … gegeben. Gott ließ es zu, dass die Juden in Sünde lebten. Vgl. V. 32: »Wir wollen sein wie die Heidenvölker ….« Vgl. Ps 81,12.13; Röm 1,24-28. Wie bei allen Menschen ist die Geschichte der Juden eine lange Geschichte der Rebellion.
20,34 Paulus zitiert diesen Vers in 2Kor 6,17. Gott wird eines Tages im herrlichen Reich des Messias über Israel herrschen, nachdem das Volk Buße getan hat (vgl. Sach 12-14).
20,35 Wüste der Völker. Andere Länder, in denen das zerstreute Volk Israel lebt, werden als Wüste dargestellt, wo die Juden leiden werden. Das entspricht der Parallele, dass Gott vor langer Zeit sein Volk aus Ägypten durch die Wüste geführt hat, bevor er sie ins Gelobte Land brachte (V. 36).
20,37 unter dem Stab hindurchgehen. Gott gebraucht hier das passende Bild eines Hirten (34,11-13; Jer 23,5-8). Als Hirte bringt Gott seine Schafe heim in den Pferch (vgl. Jer 33,13). Während sie in den Pferch kommen, trennt er die Schafe von den Böcken (vgl. Mt 25). Wenn sie unter seinem Hirtenstab durchgehen, kontrolliert er sie und prüft sie auf Verletzungen. Er wird sie in die Beziehung des Neuen Bundes bringen, indem er ihnen seinen lebendig machenden Geist gibt (36,24-27; 37,14; 39,29). Das ist die endgültige Rettung Israels (Röm 11,26-33).
20,38 ich will die Widerspenstigen … absondern. Gott wird dafür sorgen, dass kein Rebell, niemand, der nicht durch seinen Geist erneuert und gerettet worden ist, nach Palästina zurückkommt und ins messianische Reich eingeht. Alle, denen er zurückzukehren erlaubt, werden ihm dienen (V. 40), im Gegensatz zu denen, die den Götzen dienen (V. 39). Die Absonderung fi ndet während der »Drangsal Jakobs« statt (Jer 30,7), d.h. während der großen Drangsalszeit (Mt 24,21).
20,39 Wenn sie in ihrem halsstarrigen Götzendienst verharren, wird Gott zulassen, dass sie bis zu ihrem Untergang darin verbleiben. Ihm ist es lieber, dass sie durch und durch Götzendiener statt heuchlerische Teilnehmer seiner Anbetung sind (vgl. Am 5,21-26).
20,40 alle, [die] im Land [sind]. Die verheißene Wiederver- sammlung im irdischen Reich des Messias wird in genau demselben Land stattfi nden – im buchstäblichen Palästina –, von dem aus sie zerstreut worden waren (V. 41), das Land, das ausdrücklich ihren Vätern gegeben worden war (36,28; 1Mo 12,7). Sie werden »alle« dort sein, und zwar bußfertig (V. 43) und gerettet (Röm 11,26.27), dem Herrn von ganzem Herzen dienend; eine im gereinigten Gottesdienst vereinte Nation (vgl. 27,22.23; Jes 11,13).
20,44 ihr werdet erkennen. Gott verfolgte mit dieser Wiederher- stellung die Absicht, dass das bußfertige, erneuerte Israel den Herrn erkennen sollte – ein Schlüsselthema wie in V. 38. Dadurch werden auch die Menschen aus anderen Nationen erkennen, wer er ist, und ihn gebührend verehren (V. 41; 36,23.36).
21,2 rede gegen Süden. Der Süden ist Palästina, insbesondere Ju- da, in das die Feinde gewöhnlich vom Norden einfi elen. Obwohl Babylonien im Osten lag (19,12), stieß die babylonische Armee westwärts Richtung Mittelmeer vor und marschierte dann südlich, um in Juda einzufallen. Der Aggressor (Nebukadnezar, 586 v.Chr.) wird das Land überrumpeln wie ein um sich greifendes Feuer (vgl. 15,1-8; 19,12; Sach 11,1-3) und alle Bäume wahllos verzehren, ob sie noch grün oder schon verdorrt sind (vgl. 21,3.4). Palästina hatte zu biblischen Zeiten viel mehr »Wälder«. 21,5 Hier wird gezeigt, dass die Ältesten (V. 1) sich weigerten, Hesekiels klare Botschaft zu verstehen. Für das widerwillige Herz gibt es kein Begreifen.
21,6 das Wort des HERRN erging. In diesen Versen geht es um das Zeichen des Schwertes gegen Jerusalem (V. 1-17). Gott beschreibt sein Gericht in Begriffen eines Menschen, der sein gewetztes Schwert zu tödlichen Schlägen zückt. Gott ist der Schwertkämpfer (V. 3.4), aber Babylon ist sein Schwert (V. 19). Der historische Hintergrund dieser Prophezeiung ist Nebukadnezars Feldzug von 588 v.Chr., mit dem er Revolten in Juda, Tyrus und Ammon niederzwang.
21,8 den Gerechten und den Gottlosen. Bei Babylons Feldzug töten die Truppen auf ihrer Spur wahllos alle möglichen Menschen, ob gerecht oder gottlos. Dieser Feldzug marschierte von Norden nach Süden über die ganze Länge Israels, was mit dem als Feuer bildhaft dargestellten Gericht übereinstimmt (21,1-5). Grüne oder dürre Bäume (21,3) repräsentieren wahrscheinlich Gericht oder gottlose Menschen (21,3.4; vgl. Lk 23,31). 21,13-22 Das Schwert (Babylon) war »geschärft«.
21,15 Das Zepter … verachtet. Vgl. auch V. 13. Das bestätigte möglicherweise das Gottes Schwert, das in V. 15a so überwältigend dargestellt wurde. Das königliche judäische Szepter sollte es verachten (vgl. 1Mo 49,9.10), denn es war machtlos und konnte das Schwert nicht aufhalten (V. 30-32). Gottes Gericht war zu stark für diesen Gegenstand, der (hauptsächlich) aus Holz bestand, da dieses Gericht alle hölzernen Gegenstände geringschätzt. »Mein Sohn« bezieht sich möglicherweise auf Juda (vgl. 2Mo 4,22.23), oder auf den König als Gottes »Sohn«, wie es Salomo war (1Chr 28,6).
21,16 dem Würger. Gott ist stets der Richter und der Vollstrecker, ganz gleich, was er verwendet.
21,17 schlage dich auf die Hüfte. Oder »auf die Brust«. In beiden Fällen handelt es sich um eine ausdrückliche Geste der Trauer, die der Prophet durchführt. Das geht einher mit weiteren Symbolen der Trauer: seinem »Schreien«, »Heulen« (V. 17), »Händeklatschen« (V. 19) und »Hände zusammenschlagen« (V. 22).
21,23 Diese Bildersprache beschreibt, wie sich Babylons Armee auf ihrem Marsch einer Kreuzung nähert. Das Schwert ist der König von Babylon, Nebukadnezar, der vor einer Entscheidung steht. Ein Wegweiser zeigt nach Jerusalem und Juda, der andere nach Rabba, der Hauptstadt Ammons. Im Jahre 593 v.Chr. ging Ammon eine Verschwörung mit Juda gegen Babylon ein. Der König musste sich entscheiden, welchen Ort er angreifen wollte, und deshalb befragte er seine Götter durch Wahrsagepraktiken (V. 21).
21,26 der König … steht … um das Wahrsageorakel zu befra- gen. D.h. um »ein Omen zu ersuchen«. Er ließ sich durch abergläubische Vorstellungen leiten (vgl. Jes 47,8-15). Drei Methoden standen dem babylonischen König zur Verfügung. Er schüttelte Pfeile und ließ sie fallen und las dann eine Schlussfolgerung aus dem Muster. Er schaute Teraphim an (Götzen) bzw. untersuchte eine Tierleber, um Hilfe von seinen Göttern zu bekommen. Der wahre Gott lenkte souverän diese abergläubische Praxis, um seinen Willen auszuführen: den Angriff auf Jerusalem und Juda. Später griff Nebukadnezar Rabba in Ammon östlich vom Jordan an (V. 28-32).
21,27 Alle Utensilien wurden vorbereitet.
21,28 falsche Wahrsagung. Das Volk von Jerusalem dachte, diese abergläubische Entscheidung sei keine echte Wahrsagung und würde scheitern. Doch sie irrten sich (V. 24.25).
21,30 Gesetzloser … Fürst. Zedekia.
21,31 Fort mit dem Kopfbund … Krone. Im bevorstehenden Ge- richt über Juda im Jahre 588-586 v.Chr. nahm Gott den Kopfbund weg, der die priesterliche Leiterschaft repräsentierte, und auch die Krone, die die Sukzession der Könige darstellte. Keines der beiden Ämter wurde nach der Gefangenschaft vollständig wiederhergestellt. Das kennzeichnete den Beginn der »Zeit der Nationen« (Lk 21,24).
21,32 bis der kommt. Die dreifache Wiederholung von »zunich- te« drückt aus, dass das schlimmste Ausmaß an unsicheren und chaotischen Zuständen herrschte. Israel sollte durch schwere Erschüt terungen gehen und Israel würde selbst keine königlichen Vorrechte mehr haben, bis der Messias kommen würde, »dem das Anrecht zusteht« (vgl. 1Mo 49,10). Ihm wird Gott das Königtum geben (vgl. Jer 23,5-8), dem größeren »David« (Hes 37,24). Sein »Anrecht« ist diese vollkommene Kombination von priesterlichen und königlichen Ämtern (vgl. Hebr 57).
21,33 über die Ammoniter. Die babylonischen Armeen sollten 582/581 v.Chr. auch dieses Volk erobern (vgl. 25,1-7). Ihr »Schmähung« war die schadenfrohe Verachtung Jerusalems, als die Stadt fi el, der Tempel geschändet und die Judäer in die Gefangenschaft verschleppt wurden (25,3).
21,35 Stecke es wieder in die Scheide. Damit wurden die Ammo- niter aufgerufen, sich Babylon nicht zu widersetzen, was nutzlos wäre, weil sie in ihrem eigenen Land umgebracht würden.
21,37 man wird nicht an dich gedenken. Israel hatte eine Zu- kunft (V. 27), doch Gott gab Ammon damals keine Gnade und ließ die Zerstörung geschehen. Danach wurden sie von der Armee von Judas Makkabäus noch mehr verwüstet, wie wir aus antiken Quellen erfahren (1Makk 5,6.7). Nach Jeremia 49,6 ließ Gott später einige Verbannte in ihr Land zurückkehren. Schließlich verschwanden sie für immer aus der Familie der Nationen.
22,2 blutdürstige Stadt. Vgl. V. 3.4.6.9.12.13. Damit ist Jerusalem gemeint, und zwar wegen ihrer juristischen Morde (V. 6.9; 23,27), ihrer Kinderopfer und ihrer Rebellion gegen Babylon (vgl. 24,6).
22,4 mit Schuld beladen. In dieser Anklage von Jerusalems Blutschuld werden mindestens 17 verschieden Arten von Sünde aufgeführt, und in V. 25-29 noch weitere. Die einzige Grenze ihrer Bosheit war ihre Fähigkeit. Sie taten alles Böse, das sie verüben konnten, und Blutvergießen war anscheinend das beliebteste Übel.
22,5 Vgl. Röm 2,24. Gott knüpft seine Ehre an das Verhalten seines Volkes.
22,9 [Opfer]mahle gehalten auf den Bergen. Damit ist Götzen- dienst gemeint, den dieser Abschnitt erklärt (V. 4), d.h. das Einnehmen von Mahlzeiten an Götzenfeiern, begleitet von sexuellen Sünden wie denen, die in V. 10.11 beschrieben werden.
22,14 Hesekiel sah nicht nur die Strafe in der unmittelbaren Zu- kunft, sondern auch die weltweite Zerstreuung der Juden, die wegen der Läuterung von Israels Sünden bis heute fortdauert.
22,16 du sollst erkennen. Nach der schmachvollen Zerstreuung, wenn die Sünde geläutert worden ist, wird Israel den Herrn erkennen. Viele Juden kennen ihn bereits jetzt, aber in der Zukunft wird die ganze Nation errettet werden (vgl. Röm 11,25-27; Sach 12-14).
22,17 Erz, Zinn, Eisen und Blei. Diese Materialien beschreiben Gottes Gericht über Jerusalem als Schmelzofen (vgl. Jes 1,22; Jer 6,2830; Sach 13,9; Mal 3,2.3), der Schlacken und Verunreinigungen wegbrennt und geläutertes Metall hervorbringt. Gottes Zorn war das Feuer (V. 21; ein passender Ausdruck für Babylons Zerstörung der Stadt), und sein Volk musste geläutert werden (V. 20), wobei die Sünder entfernt wurden (vgl. 21,13-22). Auch am Jüngsten Tag wird Gott dieses Prinzip befolgen, indem er seine Schöpfung von Sünde reinigt (2Pt 3,9-14).
22,25 verschworen. Die ganze Nation war gottlos. Zuerst wer- den alle Führer für ihre schändliche Sünde angeklagt: Propheten, Priester, Fürsten und dann das ganze Volk.
22,30 ich suchte unter ihnen einen Mann. Hesekiel und Jeremia waren treu, aber abgesehen von ihnen suchte Gott einen Mann, der für Israel Fürsprache einlegen konnte, als dessen Sünde so schlimm geworden war. Doch niemand konnte das Volk zur Buße leiten und die Nation zurückwenden vom Gericht, das 586 v.Chr. eintraf (Jer 7,26.36; 19,15). Nur Gottes Messias hat den Charakter und die Eignungen, um das zu tun, was kein Mensch tun kann: für Israel einzutreten (vgl. Jes 59,16-19; 63,5; Offb 5). In seinem irdischen Dienst wurde er von den Israeliten verworfen, und deshalb dauern die Auswirkungen dieses Gerichts bis heute fort, bis sie sich im Glauben zu ihm bekehren (vgl. Sach 12,10; 13,1).
23,2 zwei Frauen. Dieses Kapitel beschreibt die geistliche Un- treue von Israel und Juda (die als zwei Schwestern dargestellt werden), um die Schwere der Sünde in Juda zu verdeutlichen. Mit der »einen Mutter« ist das vereinte Reich gemeint, und mit den »zwei Frauen« das geteilte Reich. Ohola repräsentiert Samaria und bedeutet »ihr eigenes Zelt«, da Samaria ihren eigenen Wohnort getrennt vom Tempel hatte. Im Nordreich hatte Jerobeam einen Gottesdienst eingeführt, den Gott verwarf. Oholiba (»mein Zelt ist in ihr«) repräsentiert Jerusalem, wo Gott den Gottesdienst einführte.
23,5 Ohola hurte. Das Nordreich Israel war im geistlichen Sinn eine Hure, weil sie zu ihrer Erfüllung und Sicherheit die Verbindung mit dem götzendienerischen, jungen, wohlhabenden und attraktiven Assyrien suchte. Assyrien wandte sich gegen Israel (V. 10), eroberte es 722 v.Chr. und verschleppte die Israeliten (2Kö 17).
23,11 trieb es … noch viel schlimmer. Vgl. 16,47. Im Mittel- punkt steht hier die Begierde Judas (des Südreichs) nach babylonischem Götzendienst, der sie von Gott entfremdete. Juda lernte nichts aus Israels Bestrafung (V. 13). 23,12 Assyrer. Ahas stellte Juda unter den Schutz Assyriens (2Kö 16,7-10). Das war ein politischer Schachzug, den Jesaja brandmarkte (Jes 7,13-17).
23,14 Chaldäer. Juda wurde von brillanten Farbportraits babylo- nischer Männer und dem chaldäischen Lebensstil angezogen. Soziale und politische Verbindungen führten zu geistlichem Niedergang.
23,17 zum Liebeslager. Eine anschauliche Beschreibung geistlicher Untreue (V. 30).
23,19 Juda wiederholte seine alten Sünden aus der Zeit in Ägypten und kehrte zu seiner ersten Verderbnis zurück.
23,22 deine Liebhaber … erwecken. In seinem Zorn auf Judas Sünde brachte Gott die Babylonier und andere gegen Juda auf, die dem Volk schwer zu schaffen zu machten. Dieser Abschnitt erklärt, wie Judas verbündete Nationen Werkzeuge des eigenen Gerichts waren.
23,23 Pekod, Schoa und Koa. Drei verschiedene aramäische Stäm- me.
23,25 Nase und Ohren abschneiden. Zu den Gräueltaten der Ba- bylonier gehörten Verstümmelungen im Gesicht, was in der Antike eine Strafe für Ehebruch war, die in Ägypten, Chaldäa und andernorts praktiziert wurde.
23,32 Den Becher deiner Schwester sollst du trinken. Juda sollte den »Becher« des Gerichtes Gottes spüren, so wie es Samaria 722 v.Chr. ergangen war (vgl. 23,46-49). Der Gedanke des Austrinkens eines »Bechers« symbolisiert oft den Zorn Gottes (vgl. Ps 75,9; Jes 51,17-22; Jer 25,15-29; Mt 20,22).
23,36 Der Prophet führt eine beschämende Zusammenfassung der Anklage Gottes gegen die Nation auf – eine doppelte Anklageschrift, die Gericht fordert.
23,45 gerechte Männer. Das bezieht sich wahrscheinlich auf den Überrest der Gottesfürchtigen in der Nation, die bestätigten, dass das Gericht gerecht war.
24,1 ebendieses heutigen Tages. Das war der 15. Jan. 588 v.Chr. (ausgehend von 597 n.Chr. in 1,2). Die Babylonier begannen die 18-monatige Belagerung Jerusalems (Jer 39,1.2; 52,4-12).
24,3 ein Gleichnis vortragen. Die erlesenen Stücke Lammfl eisch repräsentieren Gottes Herde, die in einem Topf gekocht wird. Das symbolisiert Jerusalem in der Hitze der Belagerung. Vgl. 11,3. Tierknochen wurden oft als Brennmaterial verwendet.
24,6 Wehe der blutbefl eckten Stadt. Jerusalems Bevölkerung hatte sich blutrünstiger Verbrechen schuldig gemacht, was dargestellt wurde durch den Rost im Topf (vgl. 22,2). 24,7 ihr Blut. Das Blut der Stadt (ein allgemeines Symbol für Sünde) war nicht verborgen, sondern offenkundig, was dadurch dargestellt wird, dass es auf eine Felsspitze ausgegossen wurde. Wenn Blut nicht mit Staub bedeckt wurde, verstieß das gegen das Gesetz (3Mo 17,13). Gott übte daraufhin Vergeltung durch die Armee Babylons.
24,9 großen Holzstoß … Knochen sollen anbrennen. Gott war zornig über die Sünde und wollte, dass Hesekiel das Feuer als wütendes Gericht darstellte, dass das Volk tötet.
24,11 Stelle danach den leeren Topf. Nachdem alle Stücke (Menschen) verbrannt waren, wurde der leere Topf erhitzt. Das beschreibt die gründliche Zerstörung durch die Belagerer, die die Stadt und den Tempel samt allen Resten völlig dem Boden gleich machten (vgl. das Verfahren mit einem aussätzigen Haus in 3Mo 14,34-45).
24,16 Hesekiels Frau starb als ein Zeichen für Israel. Die persönli- che Trauer stand völlig im Schatten der allgemeinen Misere. So wie Hesekiel nicht über den Tod seiner Frau trauern sollte (V. 17), so sollte Israel nicht über den Tod der Familien des Volkes trauern (V. 19-24). Obwohl der Text betont, wie lieb ihm seine Frau war, die »Lust seiner Augen« (V. 16.21), sein »Stolz« und sein »Verlangen« (V. 21), war er gehorsam und unterwarf sich dem Willen Gottes. Er wurde zu einem herzzerreißenden Zeichen für sein Volk.
24,25 an dem Tag. Damit ist die Zerstörung des Tempels gemeint.
24,26 an jenem Tag. Ein Entkommener, der bei der Zerstörung Jerusalem gefl ohen war (586 v.Chr.), sollte zu Hesekiel in Babylon kommen und ihm die Geschichte berichten. Von jenem Tag an sollte er schweigen, bis die Gefangenen eintrafen; dann könne er von Juda sprechen (vgl. 3,26.27). Das war eine Zeit von etwa zwei Jahren (vgl. 33,21; Jer 52,5-7), während der kein Gericht verkündet werden brauchte, weil es bereits eingetroffen war. Er sprach von anderen Nationen (was ab Kap. 25 geschrieben ist).
25,1 das Wort des HERRN erging. Hesekiel 25,1 – 32,32 verkündet Gerichte über 7 andere Nationen, ganz ähnlich wie die Serie von Gerichtsankündigung in Jer 46-51. Vier davon sind wegen ihres rachsüchtigen Neides und ihres Hasses auf Israel in diesem Kapitel besonders angeführt. Nachdem die Kap. 1-24 dem Unheil geweiht waren, das über Gottes auserwählte Nation kommen sollte, war es angemessen, dass Gott seine Unparteilichkeit gegenüber allen Sündern offenbarte und dem Propheten Gerichte mitteilte, die er den Heiden verkünden sollte. Israels sündiges Versagen hatte Gottes Ehre in den Augen dieser Völker in den Schmutz gezogen (36,21-23), doch diese Nationen hatten zu Unrecht angenommen, dass der Gott Israels geschlagen sei, wenn das Volk im Exil ist.
25,2 gegen die Ammoniter. Dieses Volk lebte am Rande der Wüste östlich vom Jordan und nördlich von Moab. Etwa 600 v.Chr. hatte es sich mit Babylon gegen Juda verbündet (2Kö 24,2ff.). Im Jahre 594 v.Chr. versuchten die Ammoniter zusammen mit anderen Nationen Juda zu überreden, sich mit ihnen gegen Babylon zu verbünden (Jer 27,2ff.). Hesekiel 21,18-20 weist darauf hin, dass Babylon sie verfolgte. Es gibt keine Überlieferung von einem Angriff, deshalb müssen sie sich ergeben haben (21,28; Zeph 2,8-11). Ihr Ursprung geht auf Inzest zurück (vgl. 1Mo 19,37.38) und sie waren Juda gegenüber oft feindlich (vgl. Ri 10; 1Sam 11; 2Sam 10.12; Jer 49,1-6; Kla 2,15; Am 1,13-15). Gott richtete dieses Volk für seine Feindseligkeit gegen Israel (V. 3.6). Sie hatten boshaftes Gefallen daran, den Tempel zu schänden, das Land zu verwüsten und die Bewohner zu zerstreuen.
25,4 will ich dich den Söhnen des Ostens zum Besitztum geben. Vielleicht bedeutete dies das Heranrücken von Babylon aus Osten, wodurch Ammon entweder 588-586 v.Chr. oder 582/581 v.Chr. verwüstet wurde. Oder es bezieht sich darauf, dass ihr Land von verschiedenen Nomadenstämmen besetzt wurde, die jenseits des Jordan lebten. 25,5 Rabba. Diese wichtige ammonitische Hauptstadt (vgl. Am 1,14), die heute Amman heißt, liegt etwa 40 km nordöstlich des oberen Zipfels des Toten Meeres östlich vom Jordan.
25,7 dich aus den Ländern vertilgen. Die Ammoniter sollten ver- tilgt und aus ihrem Land ausgelöscht werden. Doch Jer 49,6 sichert eine spätere Rückkehr eines Überrestes dieses zerstreuten Volkes zu.
25,8 Moab und Seir. Der Ursprung dieser Völker fi ndet sich in 1Mo 19,37.38. Ihr Land war das Gebiet südlich des Arnon entlang der unteren Region des Toten Meeres. Vgl. Jes 15.16; Jer 48; Am 2,1-3. Die Babylonier zerstörten die dortigen Städte 582/581 v.Chr. Zu den Gründen für ihr Gericht (V. 8) gehörte auch ihre Schadenfreude über den Fall Israels, sowie ihre verächtliche Aussage, dass Israel wie alle anderen Völker sei und keine Vorrangstellung vor Gott habe. Sowohl Ammoniter als auch Moabiter wurden von den arabischen Völkern assimiliert. 25,8 Seir. Ein anderer Name für die benachbarte Gegend der Edomi- ter (1Mo 32,4; 36,20.21.30), die vom Berg Seir und einer bergigen, extrem zerklüften und felsigen Gegend geprägt war. Die Gerichte über dieses Land werden in 25,12-14 angeführt.
25,12 Edom. Vgl. Kap. 35; Jes 21,11.12; Jer 49,7-22; Am 1,11.12; Obadja; Mal 1,3-5. Dieses Volk lebte südlich von Moab am Toten Meer bis zum Golf von Akaba. David hatte es fast ausgerottet (2Sam 8,14), aber es gewann während der Regierung des Ahas die Unabhängigkeit zurück (ca. 735-715 v.Chr.). Aus Rache feindeten sie Israel ständig an (vgl. 1Mo 27,27-41; Jes 34,5-7). Grund für das Gericht ist Edoms Verachtung, als die Israeliten im Jahre 588-86 v.Chr. verwüstet wurden. Sie handelten wie eine Truppe, die Babylon anfeuerte: »macht sie fertig, macht sie fertig« (Ps 137,7; Kla 4,21.22; Ob 10-14).
25,13 gegen Edom … durch mein Volk Israel. Der arabische Stamm namens Nabatäer fi el 325 v.Chr. in Edom ein, aber es waren die jüdischen Streitkräfte von Judas Makkabäus im Jahre 164 v.Chr. und von Johannes Hyrcanus 126 v.Chr., die Edom völlig unterjochten. Die Juden zwangen die Edomiter sogar, sich ihrer Religion zu unterwerfen. Alle diese Nationen (Ammon, Moab und Edom) sind als einzelne Nationen verschwunden und wurden in den arabischen Völkern assimiliert. 25,13 Teman … Dedan. Damit sind bedeutende edomitische Städ- te gemeint. Teman (Teima) lag möglicherweise 350 km östlich vom Toten Meer in der arabischen Wüste im Nordteil von Edoms Territorium. Dedan lag vielleicht 170 km südlich von Teman, doch weit östlich vom Roten Meer.
25,15 die Philister. Vgl. Jes 14,29-33; Jer 47; Joel 4,4; Am 1,6- 8; Ob 19; Zeph 2,4-7; Sach 9,5. Der Grund für ihr Gericht war ständige Feindseligkeit und Rachsucht gegen Israel, die den »alten Hass« aus Ri 13-16 fortsetzten. Sie schikanierten und unterdrückten Israel fortwährend, bis David während der Regierungszeit Sauls ihre Macht brach (1Sam 17). Immer wieder erstarkten sie und wurden von Israel unterworfen. Nebukadnezar fi el in ihr Land ein (Jer 47).
25,16 Kreter. Sie stammten ursprünglich aus Kreta und wurden Teil der Nation der Philister (s. Anm. zu 1Sam 30,14). Einige von ihnen dienten als Leibwachen Davids (2Sam 8,18; 15,18).
25,17 grimmige Züchtigungen. Das erfüllte sich, als Babylon 588- 586 v.Chr. oder 582/81 v.Chr. in Israel einfi el (vgl. Jer 25,20; 47,1-7).
26,1 im elften Jahr. Im Jahre 586 v.Chr., im 11. Jahr der Gefangen- schaft Jojachins, am 10. Tag des 5. Monates, wurde Jerusalem erobert.
26,3 ich komme über dich, Tyrus. Das Gericht über diese Stadt erstreckt sich über drei Kapitel (26-28), was auf die hohe Bedeutung für Gott hinweist. Vgl. Jes 23; Am 1,9.10. Tyrus war eine antike Phönizierstadt und taucht zum ersten Mal in Jos 19,29 auf. Während der Regierung von David und Salomo war sie sehr einfl ussreich. Ihr König Hiram war ein Freund Davids (2Sam 5,11) und half ihm und Salomo bei Bauprojekten (vgl. 1Kö 5,15-26; 1Chr 14,1; 2Chr 2,3.11). Später verkauften Tyrer Juden in die Sklaverei (vgl. Joel 4,4-8; Am 1,9.10). In ganzen Salven von aufeinander folgenden Angriffen (hier durch »Wellen« dargestellt) setzte Gott »viele Völker« in Bewegung, um Tyrus, das Wirtschaftszentrum am Mittelmeer (vgl. 27,3), zu erobern. Babylon (V. 7) belagerte Tyrus von 585-573 v.Chr.; später folgte die Armee Alexanders des Großen im Jahre 332 v.Chr. Babylon hatte den Stadtteil auf dem Festland verwüstet, aber viele Tyrer fl ohen auf eine Inselfestung, die den Angriffen trotzte. Die späteren griechischen Angreifer »fegten« das ganze verbliebene »Erdreich« weg, schütteten es ins Meer und erbauten somit einen ca. 800 m langen Damm zur Insel. Sie brachten auch Schiffe herbei und bezwangen die Festung und ihre Verteidiger in einem vernichtenden Angriff. Die Voraussagen in Kap. 26-28 wurden mit erstaunlicher Detailtreue erfüllt.
26,5 Fischernetze ausspannt. Tyrus wurde einer Fischerstadt und ein Ort, wo man jahrhundertelang Fischernetze ausbreitete, bis die Sarazenen schließlich alles zerstörten, was im 4. Jhdt. übrig geblieben war. Seitdem ist das einst bedeutende Wirtschaftszentrum des Mittelmeers zu einem unbedeutenden Dorf verkommen.
26,7 Eine eindrückliche Beschreibung der ursprünglichen Ver- wüstung durch den babylonischen König Nebukadnezar, der »König der Könige« genannt wurde (V. 7), weil ihm so viele andere Herrscher unterworfen waren. Gott hatte ihm eine weltweite Herrschaft gegeben (vgl. Dan 2,37). Die Verse 8 und 9 beschreiben die Belagerung, V. 10-14 die Verwüstung.
26,12 sie werden … rauben. Nach Nebukadnezar in V. 7 und »er« und »seine« in V. 8-11 weitet das »sie« in V. 12 anscheinend den Bezug auf andere von den »vielen Völkern« aus (V. 3). Hier sind »sie« nicht nur Babylonier, sondern auch Alexanders Armee, die später den Schutt der Ruinen ins Meer schüttete, um zur Inselfestung vorzudringen (vgl. Sach 9,3.4).
26,13 Lieder … Saitenspiel. Nach Jes 23,16 war Tyrus für seine Musiker bekannt.
26,15 Die Zerstörung eines so wichtigen Handelszentrums wirkte sich unvermeidlich auf die benachbarten Nationen aus. Alle Nationen im Mittelmeerraum betrachteten den Fall von Tyrus als Katastrophe. Gemäß der damaligen Trauerbräuche stiegen die Herrscher von ihren Thronen und legten ihre Gewänder ab.
26,19 Die Zerstörung von Tyrus wird verglichen mit einem Toten, der ins Grab gelegt wird.
27,1 Klagelied über Tyrus. Das ganze Kapitel ist ein Klagelied, das Tyrus als großes Handelsschiff beschreibt, das auf hoher See zerstört wurde. Die angegebenen Namen bezeichnen die Handelspartner von Tyrus.
27,5 Zypressen von Senir. Senir ist die amoritische Bezeichnung für den Berg Hermon, der nordöstlich vom Nordzipfel des Sees Genezareth liegt. Weniger bekannte Orte sind: Elischa (V. 7, wahrscheinlich Zypern); Arwad (V. 8, eine Inselstadt an der Mittelmeerküste nördlich von Byblos); und Gebal (V. 9, ein anderer Name für Byblos, nördlich vom heutigen Beirut).
27,10 Kriegsleute. Diese Orte stellten Söldnertruppen für die phönizische Armee zur Verfügung, um Tyrus zu verteidigen.
27,11 Arwads. S. Anm. zu V. 5-9. Gammaditer. Gammad wird oft als Nordsyrien identifi ziert.
27,12 Tarsis. Mit diesem Vers beginnt die Beschreibung der wirtschaft- lichen Größe von Tyrus. Dieser Ort ist wahrscheinlich das Tarsis in Südspanien, eine phönizische Kolonie, die für ihr Silber bekannt war (Jer 10,9).
27,13 Jawan, Tubal und Mesech. Jawan war Ionia, eine große Region in Griechenland. Die anderen beiden Orte lagen in Kleinasien. Möglicherweise handelt es sich um Tibarenoi und Moschoi, die von Herodot erwähnt werden, oder um Sklavenhandelsstädte, die von den Assyrern Tabal und Muschku genannt wurden.
27,14 Haus Togarma. Beth-Togarma wird identifi ziert mit Armeni- en im Nordosten von Kleinasien, der heutigen Türkei.
27,15 Dedan. Wahrscheinlich Rhodos. 27,17 Minnit. Eine ammonitische Stadt (Ri 11,33).
27,18 Helbon. Wird heute Halbun genannt und liegt 20 km nörd- lich von Damaskus.
27,19 Wedan. Eine danitische Gegend; aber die Übersetzer sind sich nicht sicher, welche Gegenden mit Wedan und Jawan genau gemeint sind. Kassia. Ein Parfüm.
27,21 Kedar. Nomadischer Beduinenstamm.
27,22 Saba und Rama mah. Städte im äußersten Südwesten von Arabien (1Mo 10,7; 1Chr 1,9).
27,23 Haran, Kanne und Eden. Mesopotamische Städte; Kanne lag womöglich in Nordsyrien und ist identisch mit dem Kalne aus Am 6,2 oder dem Kaino in Jes 10,9. Assyrien … Kilmad. Ebenfalls in Mesopotamien.
27,25 Tarsisschiffe. Die großen Frachtschiffe, die über das Mittel- meer segelten.
27,26 Ostwind soll dich zerbrechen. Das beschreibt den Fall von Tyrus treffend als Schiffbruch auf See. Das Meer, der Ort ihrer Pracht, wird ihr Grab sein. Der »Ostwind« ist ein Bild für Babylon in seiner Macht (vgl. 13,11-13).
27,28 Geschrei. Das setzt die Metapher von Tyrus als Schiff fort und beschreibt insbesondere Männer, die den Untergang von Tyrus beklagen, da ihr Lebensunterhalt von dem Handel abhängig war, den Tyrus repräsentierte. Die Verse 30-32 beschreiben übliche Trauerpraktiken.
27,36 Einige werden schadenfroh sein und spotten.
28,1 Dieser Abschnitt über den König von Tyrus ähnelt Jes 14,3- 23, wo es um den König von Babylon geht. In beiden Abschnitten trifft ein Teil der Aussagen am besten auf Satan zu. Höchstwahrscheinlich beschreiben beide Texte in erster Linie den menschlichen König, der vom Satan benutzt wird, so wie Petrus von ihm benutzt wurde, als Jesus zu ihm sagte: »Geh hinter mich, Satan!« (Mt 16,23). Das Gericht kann sich sicherlich ebenfalls auf Satan beziehen.
28,2 Fürsten von Tyrus. Da »Fürst« manchmal mit der Bedeutung »der König« verwendet wird (37,24.25), ist der »Fürst« in V. 2 der »König« in V. 12, nämlich Ittobaal II. Der Prophet geht hier mehr auf den Geist von Tyrus ein als nur auf den König. Diese Prophezeiung wurde kurz vor der Belagerung von Tyrus durch Nebukadnezar verfasst (585573 v.Chr.). Ich bin ein Gott. Viele antike Könige behaupteten, ein Gott zu sein und handelten dementsprechend (V. 6). Als dieser König sich als Gott ausgab, legte er dieselbe stolze Haltung an den Tag wie die Schlange, die Adam und Eva versprach, sie könnten sein wie Gott (1Mo 3,5).
28,3 weiser als Daniel. Das wird in höhnischem Sarkasmus von den überzogenen Ansprüchen des Führers gesagt. Diese Schriftstelle zeigt, dass Daniel, der seit Jahren in Babylon gefangen war, sehr bekannt geworden war.
28,6 Fremde über dich bringen … Damit sind einfallende Ba- bylonier und die später heranrückenden Griechen gemeint (vgl. Kap. 26). Gott war der eigentliche Vollstrecker.
28,11 Diese Klage über »den König von Tyrus« betrifft die eigent- liche übernatürliche Quelle der Bosheit: Satan. Vgl. Mt 16,21-23, wo der Herr Petrus tadelte, der vom Satan gelenkt und motiviert wurde.
28,12 Siegel der Vollendung. Der Herr leitete Hesekiel, den König als den einen anzusprechen, der gerichtet werden musste, doch die Macht hinter ihm war eindeutig Satan. Dieser Ausdruck muss auf Satan bezogen werden, der in seiner engelhaften Schönheit vollkommen war, bevor er gegen Gott rebellierte. Doch kann sich das im selben Zusammenhang auch auf die »Vollendung« der händlerischen Unternehmen von Tyrus beziehen, das darin in der Antike führend in der Welt war (27,3.4.11). Tyrus war glorreich in seinen seefahrerischen Errungenschaften (27,24) und die krönende Stadt (Jes 23,8), d.h. so »vollendet«, wie es auch von Jerusalem gesagt wird (16,14; Kla 2,15). voller Weisheit. das bezieht sich auf Satans Weisheit als Engel und auf Tyrus’ Weisheit (Geschick) im Handel (vgl. 27,8.9; 28,4).
28,13 In Eden … warst du. Damit kann Satan im Garten Eden gemeint sein (1Mo 3,1-15) oder der König von Tyrus in einer lieblichen Umgebung von der Art Edens. allerlei Edelsteinen. Das beschreibt Satans reichhaltige Ausstattung (1Mo 2,12) bzw. den König von Tyrus, der jeden kostbaren Stein besaß, den auch Salomo hatte (1Kö 10,10). kunstvoll hergestellten Tamburine. Damit kann sowohl Satan gemeint sein, der einst mit himmlischen Lobpreis betraut war, als auch die schönen Musikinstrumente von Tyrus, die bei Feierlichkeiten verwendet wurden (26,13). deiner Erschaffung. Satan hatte wahrscheinlich bei seiner Erschaffung eher einen solchen Wohlstand und eine solche Schönheit, Weisheit und Vollkommenheit, als dieser irdische König bei seiner Geburt.
28,14 gesalbter, schützender Cherub. Damit ist Satan in seinem erhabenen Vorrecht gemeint, als Engel Gottes Thron zu bewachen (d.h. zu beschirmen), so wie die Cherubim den Garten Eden bewachten (1Mo 3,24). Satan hatte ursprünglich fortwährenden und uneingeschränkten Zugang zu glorreichen Gegenwart Gottes. ich hatte dich dazu eingesetzt. Das galt durch Gottes souveräne Erlaubnis sowohl für Satan als auch dem König von Tyrus. du warst auf dem heiligen Berg. Damit ist ein großes Privileg gemeint, das sich entweder auf Satan vor Gott in seinem Reich bezieht (zu Berg vgl. Dan 2,35), oder auf den König von Tyrus, der in einer bildhaften Analogie beschrieben wird, wie Assyrien als eine Zeder vom Libanon beschrieben werden kann (31,3), um das Bild einer emporragenden Höhe zu beschreiben.
28,15 vollkommen in deinen Wegen. Dieser Vers gilt nicht ganz für den König, trifft aber auf Satan in seinem Zustand vor dem Fall zu. bis Sünde in dir gefunden wurde. Hier geht es um Satans Sünde des Stolzes (vgl. Jes 14,14; 1Tim 3,6).
28,16 Die Beschreibung wechselt und schildert nun den König von Tyrus in seinem Untergang, mit dem er dem Muster Satans folgte.
28,17 vor den Königen zum Schauspiel gemacht. Das ist schwierig auf Satan zu beziehen. Der irdische König von Tyrus wurde bei seinem Sturz zu Boden geschlagen oder geworfen, erstochen und den Blicken anderer Könige preisgegeben. Aus Jes 23,17 kann man schließen, dass es unter persischer Herrschaft ein Wiedererwachen gab (Neh 13,16). 250 Jahre nach Nebukadnezar war Tyrus stark genug, um Alexander 7 Jahre abzuwehren. Die Römer machten es zur Provinzhauptstadt. Allmählich verschwand es zur Bedeutungslosigkeit. 28,21 Zidon. Zidon (V. 20-24) ist ein Schwesterhafen von Tyrus in Phönizien und lag knapp 40 km nördlich. Schon zur Zeit der Richter hatte dieser Ort einen verderblichen Einfl uss (Ri 10,6) und war das Zentrum der Baalsverehrung.
28,22 das Urteil an ihm. Gott wird Blutvergießen und Seuchen über das dortige Volk bringen, und zwar wahrscheinlich zu der Zeit, wenn er eine Invasion gegen Tyrus bringt.
28,24 kein stechender Dorn. Das ist eine Zusammenfassung der bisher offenbarten Gerichtszenarien (Kap. 25-28). Die Feinde Israels sollten von Gott derart massiv geschlagen werden, dass sie 1.) Israel nicht länger belästigten und 2.) sehen sollten, dass der Gott, der sie richtet, der wahre Gott Israels ist.
28,25 Wenn ich … sammle. In diesem kurzen Exkurs der Hoff- nung verheißt Gott, Israel im Land Palästina wiederherzustellen (vgl. Kap. 34.36-39; Jes 65,21; Jer 30-33; Am 9,14.15). Es ist ein Vorausblick auf das irdische Reich des Messias.
29,1 Im zehnten Jahr. 587 v.Chr. ist das 10. Jahr nach Jojachins Verschleppung. Das ist ein Jahr und zwei Tage nachdem Nebukadnezar nach Jerusalem gekommen war (24,1.2; 2Kö 25,1) und 7 Monate vor der Zerstörung Jerusalems (2Kö 25,3-8). Es ist der erste von 7 Aussprüchen gegen Ägypten (vgl. 29,17; 30,1; 32,1; 32,17).
29,2 gegen ganz Ägypten. Vgl. Jes 19; Jer 46,1-26. Ägypten sollte fallen, auch wenn es als Seeungeheuer dargestellt werden konnte (V. 35), als hochragender Baum wie Assyrien (31,3), als junger Löwe (32,2) und nochmals als Seeungeheuer (32,2-8). Das Gericht ist ein Vorausblick auf 570 v.Chr., als die Griechen von Zyrene den Pharao (Apries) Hophra schlugen und auf 568/567 v.Chr., als Babylon Ägypten eroberte.
29,3 großes Seeungeheuer. Wahrscheinlich dient das Krokodil als Bild für den König. Krokodile wurden von den Ägyptern angebetet und lebten in ihren Flüssen. »Rahab« ist ein allgemeiner Begriff für ein Ungeheuer und symbolisiert oft Ägypten. S. Anm. zu Ps 87,4; 89,11; Jes 30,7.
29,4 Fische in deinen Strömen. Das repräsentiert bildhaft das Volk, das dem Pharao folgte und die Bestandteil des Gerichtes Gottes über Ägypten als ganzes waren (V. 5.6a).
29,6 eine Stütze aus Schilfrohr. Die Israeliten hatten sich in einem militärischen Bündnis auf die Ägypter verlassen, wie man sich auf einen Stab stützt, der nachgibt und einen Sturz verursacht. Ägypten hatte Betrug am Vertrauen Israel geübt, so wie Gott es vorausgesagt hatte (vgl. Jer 17,5.7). Dass Israel nie hätte auf Ägypten vertrauen sollen, vermindert das Gericht über Ägypten nicht.
29,9 Der Strom. Der Nil lieferte das Wasser für alles Getreide Ägyp- tens. S. Anm. zu V. 18.
29,10 von Migdol bis nach Syene. Das deckte ganz Ägypten ab, da Migdol (2Mo 14,2) im Norden lag und Syene an der Südgrenze nach »Kusch« (Äthiopien).
29,11 40 Jahre lang unbewohnt. Obgleich eine genaue Datie- rung schwierig ist, war diese Periode möglicherweise, als Babylon unter Nebukadnezar die Oberherrschaft in Ägypten hatte (V. 19.20), ca. 568/567 v.Chr. bis 525 v.Chr., bis Kyrus die persische Herrschaft erlangte.
29,13 will ich die Ägypter … wieder zusammenbringen. Ägypten erlangte wieder den normalen Zustand wie es auch heute der Fall ist, kam aber nie wieder auf den Gipfel des international Vorrangs zurück, den es einst innehatte.
29,17 im siebenundzwanzigsten Jahr. Das ist 571/570 v.Chr., berechnet von der Gefangennahme Jojachins im Jahre 597 v.Chr., etwa 17 Jahre nach der Prophezeiung von V. 1-16.
29,18 … gegen Tyrus. Etwa 585-573 v.Chr. belagerte Nebukadnezar Tyrus 13 Jahre lang, bevor er die Stadt unterwarf (vgl. Hes 26,1 – 28,19). Die Tyrer zogen sich auf eine Inselfestung vor der Küste zurück und überlebten, ohne Babylon die volle Befriedung an der Beute (»Lohn«) zu gewähren, wie es einem solch langem Kampf entsprochen hätte.
29,19 ich will … das Land Ägypten geben. Um Babylons Mangel an ausreichender Belohnung vonseiten von Tyrus auszugleichen, erlaubte Gott eine babylonische Eroberung Ägyptens im Jahre 568/567 v.Chr. Babylons Armee hatte als Werkzeug gewirkt, derer Gott sich bediente, um Ägypten nieder zu zwingen.
29,21 will ich … ein Horn. Vgl. 23,25.26. Gott gab Israel seine Macht zurück und stellte seine Autorität wieder her wie die Kraft im Horn eines Tieres (vgl. 1Sam 2,1). Obgleich andere Nationen Israel unterwarfen, ist sein schließliches Ende in der messianischen Zeit gesegnet. gewähren, den Mund aufzutun. Damit ist wahrscheinlich der Tag gemeint, wenn Hesekiels Schriften verstanden werden, indem man auf deren Erfüllung zurückblickt. Seine Stummheit war bereits 586/585 v.Chr. zu Ende, als Jerusalem fi el (vgl. 33,21.22).
30,3 nahe ist der Tag des HERRN. Ein allgemeiner Ausdruck für Gottes Gericht, insbesondere sein künftiges Gericht (vgl. Joel 1,15; 2,1.11; 4,14; Sach 14,1; 1Th 5,2; 2Th 2,2; 2Pt 3,10). Gottes »Gerichtstag« für Ägypten beinhaltet eine nahe Erfüllung in Babylons Invasion von 568/567 (V. 10; 32,11), sowie den fernen Tag des Herrn in der künftigen Drangsalszeit, wenn Gott alle Nationen zum Gericht beruft (Dan 11,42.43). S. Anm. zu Jes 2,12.
30,5 Kusch, Put und Lud. S. Anm. zu 27,10 und 29,10. Kub. Eine nicht näher identifi zierte Nation, die zum »Mischvolk« und den »Söhnen des verbündeten Landes« gehört. Möglicherweise handelt es sich, wie bei den vorigen Völkern in diesem Vers, ebenfalls um Söldner in Ägyptens Armee.
30,6 Migdol … Syene. S. Anm. zu 29,10.
30,8 Helfer. Am Tag des Gerichtes Gottes werden alle Bündnisse Ägyptens und alle Waffen nutzlos sein.
30,9 Die Ägypter werden vor den Schrecknissen nach Äthiopien fl ie- hen und die Angst dieser Nation vor ihrem eigenen Gericht noch steigern.
30,10 Nebukadnezar war Gottes Werkzeug.
30,12 Ströme austrocknen. Abseits des Nils und seiner Seitenar- me war Ägypten eine dürre Wüste. Das Leben dort hing ab von einer jährlichen Überschwemmung des Landes durch den über die Ufer tretenden Nil.
30,14 Patros. Die große Region südlich von Memphis. Zoan. Diese bedeutende Stadt im Osten des Nildeltas wurde von den Griechen Tanis genannt.
30,15 Sin. Das antike Pelusium, eine bedeutende Stadt am Ende des Ostarmes des Nils nahe beim Mittelmeer. Da »No« (Thebes) und »Sin« an gegenüberliegenden Grenzen Ägyptens lagen und viele Städte genannt werden, geht es hier um Gericht über das ganze Land.
30,17 Pi-Beset. Die Stadt lag am nordöstlichen Nilarm, wo zur Ehre der katzenköpfi gen Göttin Ugastet Katzen mumifi ziert wurden.
30,18 Tachpanches. Diese Stadt war nach der ägyptischen Königin benannt und zudem eine Residenz der Pharaonen.
30,20 im elften Jahr. Ca. 587 v.Chr., gerechnet von Judas Ver- schleppung 597 v.Chr.
30,21 ich habe den Arm … zerbrochen. Gott beschrieb bildhaft sein Handeln, Ägypten durch Nebukadnezar die Macht zu entreißen, was zu Untergang und Zerstreuung führte (V. 23.26).
30,22 seine Arme … zerschmettern. Hier geht es sowohl um den Sieg über den Pharao Hophra (vgl. Jer 37,5ff.) als auch über den früheren Pharao Necho in Karkemisch (vgl. 2Kö 24,7; Jer 46,2).
30,26 Die Menschen lernen oft erst dann, dass Gott der Herr ist, wenn das Gericht hereinbricht.
31,1 im elften Jahr. 587 v.Chr. Zwei Monate nach den Aussprüchen von 30,20-26.
31,2 Wem gleichst du …? Hesekiel stellt in diesem Kapitel ei- nen Vergleich bzw. eine Analogie für Ägypten auf: Er vergleicht einen großen Baum, der einen Wald beherrscht, mit einem König bzw. einer Nation, der oder die die Welt beherrscht (vgl. 17,22-24; Dan 3,314,9.16-24). Er überlegt: So wie ein starker Baum wie Assyrien (V. 3) fällt (ca. 609 v.Chr.), so wird auch Ägypten fallen (ca. 568 v.Chr.). Wenn die Ägypter zum Stolz neigen und sich unbesiegbar fühlen, dann sollen sie bedenken, dass das mächtige Assyrien bereits gefallen ist.
31,3 Zeder auf dem Libanon. Die Bäume dort waren bis 25 m hoch und Beispiele für herausragende Macht und Vorherrschaft, insbesondere die großen Zedern, die auf den Bergen nördlich von Israel wuchsen. 31,8.9 Garten Gottes … Bäume Edens. (36,35; 1Mo 13,10; Jes 51,3; Joel 2,3). Da Assyrien im Gebiet des Garten Edens lag, verwendete Hesekiel diesen herausragendsten aller Gärten als relativen Bezugspunkt, um das baumähnliche Assyrien zu beschreiben.
31,10 Weil du. Hesekiel wechselt von der historischen Illustration von Assyriens Stolz und Fall zur Realität Ägyptens. Anhand von Assyrien vermittelte Gott den Nationen, wie töricht irdische Stärke und Macht ist.
31,14 zur Grube. Die Szene wechselt von der Erde und dem Garten Gottes zum Grab (vgl. 32,18). Im Folgenden spricht Gott wieder von der Zerstörung Assyriens und aller Verbündeten dieser Nation (»alle Bäume«, »vom Wasser getränkt«).
31,18 Wem bist du … zu vergleichen …? Wie alle anderen gro- ßen Nationen einschließlich Assyrien wird auch Ägypten von Gott gefällt werden.
32,1 im zwölften Jahr. 585 v.Chr., 12 Jahre nach der Verschlep- pung Judas im Jahre 597 v.Chr.
32,2 jungen Löwen. Das Bild beschreibt Ägyptens tödliches, kraft- volles Heranpirschen an andere Nationen. Ägypten war so gewalttätig wie das Krokodil (vgl. 29,3).
32,3 mein Netz über dich ausspannen. Gott wird Ägypten ein- fangen, wie ein Netz einen Löwen oder ein Krokodil umgarnt. Dazu wird er viele Völker benutzen (Soldaten). Ägypten wird fallen, ihre Leichen werden von Raubtieren und Raubvögeln verschlungen und ihr Blut strömt in die Erde und Gewässer.
32,7 auslöschen. Das bezieht sich wahrscheinlich auf den Pha- rao, dessen Leben und Macht ausgetilgt werden sollte. Dann sollten alle restlichen Führer und Völker, die sich in seinem Licht sonnten, in Finsternis gestürzt werden.
32,11 Das Schwert … von Babel. Hier wird der Eroberer defi - nitiv identifi ziert, und in 30,10 wird Nebukadnezar namentlich genannt (vgl. 21,19; 29,19; Jer 46,26).
32,13 Wenn kein Mensch oder Tier den Schlamm des Nils und seiner Seitenarme aufwühlt, ist das Wasser klar und fl ießt gemächlich. Da der Fluss das Zentrum allen Lebens war, ist das eine eindrückliche Veranschaulichung für die Verwüstung.
32,17 im zwölften Jahr. 585 v.Chr., gerechnet von 597 v.Chr.
32,18 mächtiger Völker. Alle anderen Länder, die erobert wurden. die Grube. Damit ist der Scheol bzw. das Grab gemeint (vgl. 31,14-16).
32,19 Der Prophet folgte Ägypten und seiner Bevölkerung über das Grab hinaus. Der König von Ägypten wird von den anderen Nationen im Totenreich angesprochen und verhöhnt, als sei er auf gleicher Ebene wie sie. Das zeigt, dass es auch nach dem Tod noch eine bewusste Existenz und ein festgelegtes Schicksal gibt. S. Lk 16,19-31.
32,22 Da ist Assyrien. Die Erschlagenen mehrerer Nationen wer- den im Jenseits dargestellt: Assyrien (V. 22.23), Elam (V. 24.25), Mesech und Tubal (V. 26-28; vgl. 38,1.2, und s. Anm. dort) und Edom (V. 29-30). Obwohl sie eine Zeit lang auf Erden mächtig waren, liegen die Gefallenen gleichermaßen besiegt im Tod. Sie alle sind von Gott besiegt und der ewigen Hölle übergeben (V. 21).
32,31 Pharao … wird getröstet. Ein seltsamer Trost aus der Erkenntnis, dass er und sein Volk sich nicht allein im Elend und der Verdammnis wieder fi nden.
33,1 das Wort des HERRN erging. Dieses Kapitel ist ein Über- gang zwischen Gottes Gerichten über Jerusalem und den Nationen (Kap. 1-32) und Israels glorreicher Zukunft, wenn es in seinem Land wiederhergestellt sein wird (Kap. 34-48). Es nennt Gottes Anweisungen für nationale Buße und bildet somit das Vorwort für die darauffolgenden Prophezeiungen des Trostes und des Heils (Kap. 34-39).
33,2 rede zu den Kindern deines Volkes. Damit sollten die Verbannten in ihrem Denken darauf vorbereitet werden, die schreckliche Katastrophe in Jerusalem als gerechtes Handeln Gottes anzusehen (vgl. 14,21-23). Er hatte sie treu gewarnt, aber sie hatten nicht darauf gehört. Ab 24,26.27 war es Hesekiel verboten gewesen, zu seinem Volk zu sprechen, bis Jerusalem eingenommen wurde. In der Zwischenzeit hatte er zu fremden Nationen gesprochen (Kap. 25-32). 33,2-9 Wächter. Solche Männer wie Jeremia und Hesekiel (vgl. 3,16-21) waren geistliche Wächter (33,7-9). Sie warnten, dass Gott sein Schwert über sein Volk bringen wird und dass es jetzt die Gelegenheit hat, sich darauf vorzubereiten. Diese Analogie stammt aus der Gewohnheit, Wachen auf der Stadtmauer aufzustellen, die Ausschau nach herannahender Gefahr halten und dann ein Warnsignal posaunen. Zur Aufgabe eines Wächters vgl. 2Sam 18,24.25; 2Kö 9,17; Jer 4,5; 6,1; Hos 8,1; Am 3,6; Hab 2,1.
33,4 sein Blut auf seinen Kopf. Wenn der Wächter seine Pfl icht erfüllt hat, ist jeder Einzelne selber verantwortlich. S. Anm. zu Kap. 18, wo jeder Einzelne verantwortlich ist für seine Reaktion auf Gottes Warnungen: entweder im Gericht umzukommen oder als jemand zu leben, der darauf hörte und Buße tat. Hesekiel war ein sehr treuer und gehorsamer »Wächter«.
33,8 sein Blut will ich … fordern. Ein Prophet, der warnte und zur Buße aufrief, sollte nicht gerichtet werden (V. 9), aber wer es versäumte, die Botschaft zu verkünden, wurde zur Verantwortung gezogen (V. 8). Das bezieht sich auf untreue Propheten. S. Anm. zu Kap. 18 und Apg 20,26.
33,10 wie können wir leben? Die Israeliten dachten, wenn sie unausweichlich dem Tod im Gericht ausgeliefert seien, seien sie in einer hoffnungslosen Situation und hätten keine Zukunft. Gott antwortete, dass er keinen Gefallen daran hat, dass die Gottlosen für ihre Sünden umkommen, sondern möchte, dass sie Buße tun und leben (vgl. 2Pt 3,9). Gottes Antwort auf die Frage des Menschen lautet: »Tue Buße und lass dich retten!« (vgl. 18,23.30-32). Hier fi nden wir eine Mischung aus Mitleid und den Anforderungen von Gottes Heiligkeit. Buße und Vergebung werden allen angeboten.
33,12 S. Anm. zu 18,19-29. Hier wird eines der grundlegendsten Prinzipien von Gottes Handeln mit seinem Volk vorgestellt: Das Gericht entspricht dem persönlichen Glauben und Verhalten. In der Diskussion geht es nicht um ewiges Heil und ewigen Tod, sondern um den leiblichen Tod im Gericht wegen Sünde. Das gerechte Verhalten in V. 15 kann nur einen wahren Gläubigen charakterisieren, der von Herzen gehorsam ist. Es wird keine Unterscheidung getroffen, wer ein wahrer Gläubiger ist. Es wird nur diskutiert, welche Bedeutung das Verhalten als Faktor für den leiblichen Tod hat. Für die abgefallenen Götzendiener führte der leibliche Tod zum ewigen Tod. Bei Gläubigen, die den wahren Gott liebten, führte die Sünde nur zur leiblicher Strafe (vgl. 1Kor 11,28-31; 1Joh 5,16.17). Die Begriffe »gerecht« und »gottlos« beschreiben nicht die Stellung vor Gott, sondern das Verhalten. Es geht nicht um die zugerechnete »Gerechtigkeit Gottes« wie im Beispiel von Abraham (1Mo 15,6; Röm 4,3-5), sondern um die eigenen Taten (V. 15-19).
33,17 nicht richtig. Sie gaben Gott die Schuld an ihrem Elend, obwohl sie in Wirklichkeit für ihre Sünden gerichtet wurden.
33,21 Die Stadt ist geschlagen! Ein oder mehrere Entkommene aus Jerusalem (im Hebr. kann es sich um ein kollektives Substantiv handeln), erreichten Hesekiel mit der Nachricht, und zwar am 8. Jan. 585 v.Chr., fast 6 Monate nach dem Fall am 18. Juli 586 (Jer 39,1.2; 52,5-7). Hesekiel 24,1.2 und 33,21 zeigen, dass zwischen dem Beginn der Belagerung am 15. Jan. 588 bis zum Eintreffen der Nachricht in 33,21 eine Zeitspanne von 36 Monaten lag.
33,22 den Mund aufgetan. Gott lenkte souverän den Mund Hese- kiels (s. Anm. zu 3,26).
33,23 Die Prophezeiungen aus 33,23 – 39,29 sind nicht datiert, aber die erste Botschaft nach dem Fall Jerusalems war ein Tadel gegen Israels fl eischliche Zuversicht. Diese Prophezeiung richtete sich gegen den Überrest von Juda, der auch nach dem Fall von Jerusalem noch im Gelobten Land blieb. Hesekiel warnt die Überlebenden, dass noch mehr Gericht über sie kommen würde, wenn sie ungehorsam sind. Aufgrund einer seltsamen Schlussfolgerung dachten sie: Wenn Gott Abraham das Land gegeben hat, als dieser allein war, dann stünde es ihnen umso sicherer zu, weil sie viele waren. Dieser Anspruch beruhte mehr auf Quantität als auf Qualität (V. 24). Doch das Gericht wird kommen, wenn sie sich abwenden und Gott wieder verwerfen (V. 25-29).
33,30 Eine Botschaft an die Verbannten, die den Botschaften des Propheten nicht gehorchen wollten. Sie mochten zuhören, aber die Worte des Propheten nicht anwenden. Schließlich lernten sie durch bittere Erfahrung, dass der Prophet die Wahrheit Gottes gesprochen hatte. Das Volk schätzte die gute Rhetorik Hesekiels, aber nicht die Realität seiner Botschaft.
34,1 Von diesem Kapitel an sind Hesekiels Botschaften äußerst trost- reich und sprechen von Gottes Gnade und Treue zu seinen Bundesverheißungen.
34,2 weissage gegen die Hirten. Damit sind Führungspersonen aus der Zeit vor dem Exil gemeint wie z.B. Könige, Priester und Propheten, d.h. falsche Führer, die die Herde zu ihrem eigenen Gewinn ausbeuteten (V. 3.4) anstatt sie gerecht zu ernähren und zu leiten (wie in 22,25-28; Jer 14.23; Sach 11). Sie bilden einen Gegensatz zum Herrn als Hirten in Ps 23; 80,2; Jes 40,11; Jer 31,10; Lk 15,4.5; Joh 10,1ff.
34,5 allen wilden Tieren … zum Fraß. Diese Raubtiere repräsen- tierten Nationen, die aus Israel Beute schlugen (vgl. Dan 7,3-7), doch könnten auch tatsächliche Raubtiere gemeint sein wie in 14,21. Vgl.
34,25 und s. Anm. dort.
34,9 Das war keine leere Androhung, wie sich im Fall des Königs Zedekia erwiesen hat (vgl. Jer 52,10.11).
34,11 ich selbst will … suchen. Gott, der wahre Hirte, sucht und fi ndet seine Schafe, um Israel in seinem Land wiederherzustellen, nämlich in dem vom Messias regierten Reich (V. 12-14).
34,12 nebligen und dunklen Tag. Damit ist das Gericht über Isra- el am »Tag des Herrn« gemeint (vgl. Jer 30,4-7). 34,12 Diese Verse verheißen, dass das Volk Israel buchstäblich aus der weltweiten Zerstreuung gesammelt und im eigenen Land wiederhergestellt werden wird. Da die Zerstreuung buchstäblich ist, muss auch die Sammlung buchstäblich sein. Wenn sie im Reich des Messias versammelt sind, wird ihnen nichts mehr mangeln (V. 15.16).
34,15 Ich will selbst meine Schafe weiden. Im Gegensatz zu den eigennützigen Führern, die die Schafe zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzten, wird Gott die Bedürfnisse seiner Schafe (seines Volkes) stillen. Das erinnert deutlich an Ps 23 und wird vom Guten Hirten erfüllt werden (Joh 10,1ff.), der als Hirte Israels regieren wird.
34,17 Recht sprechen zwischen. Wenn er die Führer gerichtet hat, wird Gott auch die unberechtigten Glieder der Herde hinsichtlich ihres wahren geistlichen Zustands richten. Dieser Abschnitt kündet das Völkergericht an, das Jesus in Mt 25,31-46 beschreibt. Die Gottlosen werden daran erkannt, dass sie die Armen mit Füßen treten. Allein der Herr ist imstande, die Echten von den Unechten auszusortieren (vgl. die Gleichnisse in Mt 13) und wird das in seinem letztendlichen Reich tun.
34,23 einen einzigen Hirten … David. Damit ist die größte Person in Davids Dynastie gemeint (vgl. 2Sam 7,12-16): der Messias, der Israels letztendlicher König im Tausendjährigen Reich sein wird (31,24-26; Jer 30,9; Hos 3,5; Sach 14,9). Der Herr in V. 24 ist Gott, der Vater.
34,24 Fürst. Dieses Wort wird manchmal, so auch hier, für den Kö- nig selbst verwendet (37,34.35; vgl. 28,2.12).
34,25 und s. Anm. dort. 34,25 Friedensbund. Damit ist der Neue Bund aus Jer 31,31-34 gemeint (vgl. 37,26), der im Tausendjährigen Reich unumschränkt gelten wird. bösen Tiere. Das bezieht sich auf buchstäbliche Tiere, die im Reich zahm sein werden, s. Jes 11,6-9; 35,9 und Hos 2,20.
34,26 meines Hügels. Das ist Jerusalem und insbesondere Zion, wohin die Juden kommen werden, um den Herrn anzubeten. Regengüsse des Segens. Vgl. die »Zeiten der Erquickung« in Apg 3,19.20, wenn die Flüche von 5Mo 28,15-68 weggenommen sind.
34,27 Die Fruchtbarkeit des Land wird auch in Am 9,13 erwähnt.
34,28 nicht mehr eine Beute. Gott wird andere Nationen da- von abhalten, das Volk Israel zu unterjochen. 34,30 ich … ihr Gott. Ein häufi ges Thema im AT (vgl. 1Mo 17,7.8). Das spricht von dem letztendlichen Heil für Israel wie in Röm 11,25-27.
35,2 gegen das Gebirge Seir. Vgl. Jes 21,11.12; Jer 49,7-22; Am 1,11.12; Obadja. Seir ist ein anderer Name für Edom (vgl. V. 15; 1Mo 32,4; 38,6), dem in 25,12-14 ebenfalls Gericht angedroht wird (s. Anm. dort). Edom wurde als Israels hartnäckigster und erbittertster Feind angesehen (vgl. Ps 137,7; Mal 1,2-5) und lag östlich vom Toten Meer zwischen Araba und dem Golf von Akaba. Die wichtigsten Städte Edoms waren Teman und Petra, die heute Ruinen sind. 35,3.4 Diese Voraussage (vgl. V. 6-9) hat sich wörtlich erfüllt, und zwar zuerst durch Nebukadnezar und später, 126 v.Chr., durch Johannes Hyrkanus. Heute gibt es keine Spur mehr von den Edomitern, doch ihre verwüsteten Städte können noch erkannt werden, wie es Obadja (Ob 18) und Jeremia (Jer 49,13) vorausgesagt haben (vgl. V. 6-9). 35,5 Weil. Gott wird Edom richten, 1.) wegen Edoms ständiger Feindschaft gegen Israel seit Esaus Hass auf Jakob (1Mo 25-28), und 2.) weil Edom in übelster Weise ein Blutbad unter den Israeliten anrichtete, die 586 v.Chr. versuchten, den Babyloniern zu entkommen.
35,10 Weil. Noch ein Grund für Edoms Schicksal ist sein Versuch, die Herrschaft über das Gebiet der »beiden Völker«, d.h. Israels (im Norden) und Judas (im Süden), zu erlangen. Die Edomiter verschworen sich, diese Gebiete zu ihrem eigenen Gewinn einzunehmen (V. 12), aber sie wurden daran gehindert und geschlagen, weil »der HERR dort gewesen ist«.
35,11 Zorn … Eifersucht … Lästerungen. Weitere Gründe für Edoms Untergang.
35,13 gegen mich groß getan. Ein weiterer Grund für das Gericht war Edoms Neigung zum Stolz, die sich gegen Gott richtete (vgl. V. 10, »obgleich der HERR dort gewesen ist«).
35,15 Wie du dich gefreut hast. Dieser letztendliche Grund für den Untergang war Edoms Schadenfreude über Israels Unglück. sie sollen erkennen. Das letztendliche Ziel bei Edoms Gericht ist, dass »die ganze Erde« erkennt, dass er der Herr ist und seine Herrlichkeit sieht. Leider erkennen Sünder das erst bei ihrem eigenen Untergang (vgl. Hebr 10,31).
36,1 Dieses Kapitel beschreibt die erforderliche Erneuerung, die Is- rael erfahren muss, bevor es als Nation in die verheißenen Segnungen eingehen kann. Dieses Kapitel muss so verstanden werden, dass es um ein buchstäbliches Israel geht, ein buchstäbliches Land und eine buchstäbliche Erneuerung, die zu einem buchstäblichen Reich unter dem Messias führt. weissage über die Berge. Vgl. V. 1.4.6.8. Hesekiel spricht Israels Berge an als Symbole für die ganze Nation. Er verheißt, 1.) diese Berge wieder dem zerstreuten Israel zu geben (V. 12), 2.) Frucht auf ihnen wachsen zu lassen (V. 8), 3.) die Städte wieder aufzubauen und die Bewohner zu vermehren (V. 10) und 4.) mehr zu segnen als in der Vergangenheit (V. 11). Diese Verheißung kann nur erfüllt werden im noch zukünftigen Segen des Tausendjährigen Reiches Israels. Dieses Heil des Neuen Bundes hat Israel noch nicht erfahren (V. 2527.29.31.33).
36,2 Dieser Abschnitt setzt die Prophezeiung gegen Edom aus Kap. 35 fort. 36,2 Weil der Feind über euch gesprochen hat. Gott wird diese Gebiete, auf die die Feinde Besitzanspruch erheben, an Israel zurückgeben (vgl. 1Mo 12,7). Sie werden für ihre Bosheit gegen Israel bezahlen.
36,7 Ich hebe meine Hand auf [zum Schwur]. Gott bezeugt in einer formalen Verpfl ichtung, dass er eine Umkehr bewirken wird, bei der die Nationen, die das Land überwältigten, beschämt werden. 36,8-15 Israels Land wird produktiv sein (V. 8.9), bevölkert (V. 10.11) und friedevoll (V. 12-15). Diese Eigenschaften werden im Reich des Messias vollkommen verwirklicht werden. Die Rückkehr aus Babylon war nur eine Teilerfüllung und ein Vorschatten von der Fülle des künftigen Reiches.
36,16 Hesekiel verdeutlicht mit einem Rückblick, warum Israel die vergangenen Gerichte durch den Herrn erlitten hat: Weil die Juden ihr Land durch ihre Sünden »verunreinigt« hatten, sodass der Herr es reinigen musste. Er verglich diese Verunreinigung mit der Menstruation (V. 17).
36,20 entweihten sie meinen heiligen Namen. Sogar in der Zer- streuung besudelten die Israeliten Gottes Ehre in den Augen der Heiden, die daraus folgerten, dass der Herr dieses verbannten Volkes nicht mächtig genug sei, um sie in ihrem Land zu bewahren.
36,21 um meinen heiligen Namen. Die Wiederherstellung Is- raels in dem Land, das Gott ihnen im Bund verhieß (1Mo 12,7), wird seinen großen Namen heiligen und andere Menschen dazu bewegen, »zu erkennen, dass ich der HERR bin«. Diese Ehre Gottes ist der hauptsächliche Grund für Israels Wiederherstellung (vgl. V. 32).
36,24 in euer Land bringen. Gott versicherte Israel, dass er es aus anderen Ländern zurück ins Gelobte Land bringen wird (V. 24). Das ist genau das Land, aus dem er sie zerstreut hat (V. 20) und dasselbe Land, »das ich euren Vätern gegeben habe« (V. 28). Es ist ein anderes Land als die Länder der anderen Nationen (V. 36) und ein Land, dessen Städte von den Rückkehrern bewohnt sein werden (V. 33.36.38). Die Gründung des modernen Staates Israel weist darauf hin, dass diese Rückführung bereits begonnen hat.
36,25 will ich euch reinigen. Zusammen mit der buchstäblich realen Rückkehr ins Land versprach Gott geistliche Erneuerung: 1.) Reinigung von Sünde, 2.) ein neues Herz des Neuen Bundes (vgl. Jer 31,3134), 3.) einen neuen Geist bzw. der neue Wunsch, ihn anzubeten und 4.) sein ihnen innewohnender Geist, der sie befähigt, seinem Wort zu gehorchen. Das ist noch nicht geschehen, da Israel noch nicht Jesus Christus als Messias und Retter vertraut hat, aber es wird vor dem messianischen Reich geschehen (vgl. Sach 12-14; Röm 11,25-27; Offb 11,13). 36,25 Dieser Abschnitt gehört zu den glorreichsten Schriftstellen dieses Themas. Es geht um die Wiederherstellung Israels und das nationale Heil. Dieses Heil wird in V. 25 als eine Reinigung beschrieben, die Sünde wegwäscht. Eine solche Waschung wurde durch die mosaischen Reinigungsriten symbolisiert (vgl. 4Mo 19,17-19; Ps 119,9; Jes 4,4; Sach 13,1). Zum Konzept der Reinigung durch Besprengung s. Ps 51,9.12; Hebr 9,13; 10,22. Das ist die Waschung, von der Paulus in Eph 5,26 und Tit 3,5 schrieb. Jesus dachte in Joh 3,5 an diese Verheißung. Was in V. 25 bildhaft beschrieben ist, wird in V. 26.27 buchstäblich erklärt. Die Gabe des »neuen Herzens« ist ein Zeichen für die neue Geburt, die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist (vgl. 11,18-20). Das »Herz« steht für die gesamte Natur. Der »Geist« ist die beherrschende Macht des Verstandes, der die Gedanken und das Verhalten leitet. Ein »steiniges Herz« ist halsstarrig und eigenwillig. Ein »Herz aus Fleisch« ist weich und nachgiebig. Die böse Veranlagung wird weggenommen und durch eine neue Natur ersetzt. Da ist der Charakter des Neuen Bundes aus Jer 31,31-34. Der Herr wird den gläubigen Juden außerdem seinen »Geist« geben (vgl. 39,29; Jes 44,3; 59,21; Joel 3,1.2; Apg 2,16ff.). Wenn Israel das wahre Volk Gottes wird (V. 28), wird die Gerichtsverheißung aus Hosea 1,9 ungültig. Die ganze Natur wird die Segnungen des Heils Israels erfahren (V. 29.30). Wenn die Juden eine solche Gnade erfahren haben, werden sie umso bußfertiger sein; das ist ein Zeichen für echte Bekehrung (V. 31). Hesekiel verkündet tiefgründig die Lehren von Bekehrung und geistlichem Leben. Darin eingeschlossen sind Vergebung (V. 25), Wiedergeburt (V. 26), das Innewohnen des Heiligen Geistes (V. 27) und der bereitwillige Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz (V. 27). Bei seiner Prophezeiung von Israels Bekehrung sind diese Bereich alle deutlich vorhanden. Als Nation werden die Israeliten ihren Gott wahrhaft erkennen (V. 38), ihre Sünde hassen (V. 31.32) und ihren Heiland verherrlichen (V. 32).
36,32 Nicht euretwegen. Nicht Israels, sondern Gottes Ehre und Ruf unter den Nationen ist der Grund für diese verheißene Wiederherstellung (vgl. Ps 115,1; Apg 5,41; Röm 1,5; 3 Joh 7). 36,35 der Garten. Im Tausendjährigen Reich werden ähnliche (nicht identische) Zustände herrschen wie in Eden (vgl. 47,1-12; Jes 35,1.2; 55,13; Sach 8,12).
36,37 erbitten lassen, dass ich es für sie tue. Gott wird diese Umkehr und Erneuerung souverän bewirken, doch den Israeliten das menschliche Vorrecht geben, dafür zu beten, dass es Wirklichkeit wird. Diese Prophezeiung sollte das Volk zum Gebet motivieren. 36,37 Menschen so zahlreich werden lassen. Im Tausendjäh- rigen Reich wird die Bevölkerung stark ansteigen. Als die männliche Bevölkerung nach Jerusalem kam, brachten sie große Mengen Opfertiere mit. Doch im Vergleich zu den Verhältnissen im künftigen Reich war das wenig.
37,1 führte mich im Geist. In 37,1-14 wird eine weitere Vision beschrieben. Gott versetzte Hesekiel nicht körperlich, sondern verleiht ihm den lebendigen inneren Eindruck, in ein Tal »voller Gebeine« geführt worden zu sein (zu anderen Visionen vgl. 1,1-3,15; 8,1-11,24; 40,148,35). Dieser Abschnitt gehört zu einer Reihe von Offenbarungen, die während der Nacht empfangen wurden, bevor der Bote mit der Nachricht von der Zerstörung Jerusalems eintraf. mitten auf der Ebene. Das repräsentiert zweifellos die Gebiete der Welt, wohin die Israeliten zerstreut worden waren (vgl. V. 12).
37,2 sehr dürr. Das beschreibt die Nation als leblos, zerstreut und ausgebleicht, so wie ein dürrer Baum (17,24) eine tote Nation darstellt, der nur Gott Leben geben kann.
37,3 können diese Gebeine wieder lebendig werden? Die vie- len verdorrten Gebeine (V. 2) repräsentieren die Nation Israel (V. 11), das in seiner Zerstreuung offenbar tot ist und auf eine nationale Auferstehung wartet. Das Volk kannte die Lehre der persönlichen Auferstehung, anderenfalls hätte diese Prophezeiung keine Bedeutung (vgl. 1Kö 17; 2Kö 4; 13,21; Jes 25,8; 26,19; Dan 12,2; Hos 13,14).
37,4 Weissage über diese Gebeine. Hesekiel soll Gottes Verhei- ßung verkünden, dass er die Israeliten aus der Welt sammeln, die Nation wieder zum Leben erwecken (V. 5) und den Israeliten seinen Geist geben wird (V. 14). Gott verheißt eindeutig die Auferstehung der Nation Israel und dessen geistliche Erneuerung (vgl. 36,25-27).
37,7 In seiner Vision tat Hesekiel, wie ihm geheißen wurde, und die toten Gebeine wurden zu einer lebendigen Nation (V. 10).
37,11 Diese Verse sind der Schlüssel zur Interpretation der Visi- on. Es geht um die Auferstehung und Errettung Israels.
37,14 ich werde meinen Geist in euch legen. S. Anm. zu 36,25- 27. werde es auch tun. Bei der Wiederherstellung und Erneuerung Israels geht es um Gottes Ruf und Ehre. Er muss tun, was er verheißen hat, damit alle erkennen, dass er der Herr ist.
37,15 Die Vision endete und Hesekiel empfi ng eine Gegenstands- lektion, die sein Volk beachtete (V. 18.20). Diese Vorführung der Vereinigung von zwei Stäben bot eine zweite Illustration dafür, dass Gott nicht nur die Israeliten wieder in ihr Land versammeln wird, sondern unter der Herrschaft des Messias zum ersten Mal seit 931 v.Chr. (das Ende der Regierung Salomos, 1Kö 11,26-40) die Einheit zwischen Israel und Juda wiederherstellen wird (V. 19.21.22; vgl. Jes 11,12.13; Jer 3,18; Hos 2,2).
37,21 Gott gab drei Verheißungen, die seine Zukunftspläne für Israel zusammenfassten: 1.) Wiederherstellung (V. 21), 2.) Vereinigung (V. 22) und 3.) Reinigung, V. 23. Diese Verheißungen erfüllen in dieser Reihenfolge 1.) den Abrahamsbund (vgl. 1Mo 12), 2.) den Davidsbund (2Sam 7) und 3.) den Neuen Bund (vgl. Jer 31). 37,22 einen einzigen König. Dieser Führer (vgl. V. 24.25) ist der Messias, König und Hirte, der so oft für die Davidsdynastie verheißen war (34,23.24; Jer 23,5-8; 30,9; Dan 2,35.45; 7,13.14.27). Er ist der König aus Sach 14,9 (vgl. Mt 25,31.34.40).
37,23 sie reinigen. Das geschieht durch die Vorkehrungen des Neu- en Bundes (vgl. 36,27; 37,14; Jer 31,31-34).
37,24 David. Damit ist hier Jesus Christus als Messias gemeint, der Nachkomme Davids (vgl. 2Sam 7,8-17; Jes 7,14; 9,6.7; Mi 5,1; Mt 1,1.23; Lk 1,31-33).
37,25 Land … das ich … Jakob gegeben habe. Es ist am besten, dieses buchstäbliche Land als das zu verstehen, als das es erklärt wird: Das Land, das Gott Abraham, Isaak und Jakob gab (1Mo 12,7; 26,24; 35,12).
37,26 Bund des Friedens. Vgl. 34,25. Das ist der Neue Bund in voller Kraft. Israel ist noch nie in einem Zustand dauerhaften Heils und Friedens gewesen; das wird sich erst im künftigen Reich des Messias, des »Friedefürsten« erfüllen (Jes 9,5). ein ewiger Bund. Die ewige Natur des Abrahamsbundes (vgl. 1Mo 17,7), des levitischen Bundes (3Mo 24,8), des Davidsbundes (2Sam 23,5) und des Neuen Bundes (Jer 50,5) sind in den Erlösten vereint, die das Tausendjährige Reich »ewig« erfahren (»ewig« wird in V. 25-28 viermal verwendet). Das hebr. Wort für »ewig« kann sich auf eine lange Zeit oder auf die Ewigkeit beziehen. Diese Bündnisse werden auch nach dem Tausendjährigen Reich im ewigen Zustand weiterhin erfüllt werden. mein Heiligtum. Der Geist Gottes beginnt auf die große Realität vorzubereiten, dass Gott ein Heiligtum inmitten seines Volkes haben und bei ihnen wohnen wird (vgl. Sach 6,12.13). Gott hat verheißen, beim Menschen auf der Erde zu wohnen (47,1-12). Das war in allen Zeitaltern Gottes Wunsch: 1.) vor Mose (1Mo 17,7.8), 2.) in der mosaischen Epoche (3Mo 26,11-13), 3.) in der Gemeindezeit (1Kor 3,16; 6,19), 4.) im Tausendjährigen Reich (Hes 37,2628) und 5.) in der ewigen Zukunft (Offb 21,3).
37,27 Paulus zitiert diesen Vers in 2Kor 6,16.
38,1 – 39,29 Diese Kapitel berichten von einem künftigen nördli- chen Staatenbund, der ins Gelobte Land einfallen wird.
38,2 gegen Gog. Dieser Name fi ndet sich in 1Chr 5,4. Die LXX ver- wendete »Gog« als Übersetzung für Namen wie Agag (4Mo 24,7) und Og (5Mo 3,1). Damit zeigt sie womöglich, dass es zwar ein richtiger Name war, aber als allgemeine Bezeichnung für Feinde des Volkes Gottes gebräuchlich wurde. »Gog« bedeutet wahrscheinlich »hoch« oder »Höchster«, was auf dem Vergleich in 4Mo 24,7 basiert. Es bezeichnet eine Person, die als ein »Fürst« aus dem Land Magog beschrieben wird und der letztendliche Antichrist ist. S. Anm. zu Offb 20,8-10, wo wieder von Gog und Magog die Rede ist. Diese Bezeichnungen werden dort als Symbole für die Welt der Endzeit verwendet, die gegen Jerusalem, seine Bewohner und den Messiaskönig rebelliert. Dieser Angriff kommt nicht nur von Norden, sondern die 4 Enden der Welt, die am Ende des Tausendjährigen Reiches eine Welt von Sündern ist, erhebt sich gegen die Gläubigen in der »geliebten Stadt« Jerusalem. Bei diesem Anlass wird nur eine einzige Waffe verwendet: göttliches Feuer. Das ist der Höhepunkt des letzten Kampfes gegen Satan und seine Truppen, dessen ewiges Schicksal besiegelt ist. Darauf folgt das letzte Gericht aller Gottlosen vor dem Herrn (Offb 20,11-15) und die Erschaffung des ewigen, sündlosen Zustandes (Offb 21,1). S. Anm. zu Kap. 39. Magog. Manche meinen, dieses Volk seien Nachkommen von Japheth (1Mo 10,2), die später Skythen genannt wurden. Andere identifi zieren damit ein Volk in Südost-Anatolien, das später als asiatisches Volk bekannt wurde wie die Mongolen und Hunnen. Wieder andere sehen in Magog einen allgemeinen Begriff für Barbaren, die nördlich von Palästina und in Umgebung des Kaspischen und Schwarzen Meeres lebten. den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal. Das sollte wie folgt übersetzt werden: »Oberster Fürst von Mesech und Tubal …«, denn: 1.) Rosch ist im hebr. AT (mehr als 600-mal) ein Adjektiv und bedeutet »Oberster«, was sich oft auf den Hohenpriester (»oberster Priester«) bezieht (2Kö 25,18), 2.) die ältesten Versionen geben es mit »Oberster« oder »Haupt« wieder und 3.) an allen anderen Stellen außer Kap. 38 und 39, wo sowohl Mesech als auch Tubal erwähnt werden, wird Rosch nicht als drittes Volk aufgeführt (27,13; 32,26; 1Mo 10,2; 1Chr 1,5). Der Begriff beschreibt auch den Antichristen, der in der künftigen Trübsalszeit zur Weltherrschaft aufsteigen wird (vgl. Dan 9,24-27; 11,36-45; Offb 13,1-17; 19,20). Mesech und Tubal. Zwei Völker werden in antiken assyrischen Gedenksteinen erwähnt: das eine wird Mushki (Mushku) genannt und das andere Tubali (Tabal). Beide waren in Kleinasien ansässig, dem Gebiet von Magog, der heutigen Türkei. Zusammenfassend lässt sich sagen, ein oberster Fürst, ein Feind des Volkes Gottes, wird einen Staatenbund gegen Jerusalem anführen. Die Details dieser feindlichen Macht und ihrer Vernichtung werden von Hesekiel im Rest von Kap. 38.39 angeführt. 38,4 ich will dich herumlenken. So wie Gott Assyrien (Jes 8) und Babylon (21,19) als menschliche Werkzeuge seiner Gerichte verwendete, so will er sich auch dieser Armee bedienen. In diesem Fall bringt er den Angreifer nach Palästina, um das Gericht (V. 8) über den Angreifer selbst zu bringen (38,18-23; 39,1-10). Deshalb verwendet Gott den Ausdruck »Haken in den Kinnbacken« wie beim Gericht über Ägypten (29,4). Aus ihrer Perspektive meinen die Angreifer, es sei ihr Plan, lediglich die Beute zu ergreifen, die sie nach Palästina gezogen hat (V. 11.12).
38,5 Perser, Kuschiten und Put. Die Invasion umfasst eine Koaliti- on von Mächten östlich und südlich von Palästina. Persien ist der heutige Iran, Kusch ist Äthiopien (südlich von Ägypten) und Put ist Libyen (westlich von Ägypten).
38,6 Gomer. Das Gebiet des heutigen Armeniens, das auch als Kap- padozien bekannt war. Dort lebte ein Volk, dass in assyrischen Inschriften Gomer genannt wird. Togarma. Die heutige Osttürkei (s. Anm. zu 27,14).
38,7 Das ist die große Zeit der Reinigung, des Heils und des geist- lichen Lebens Israels (vgl. V. 22.27.28; Sach 12,10-13,9). Dann werden die Israeliten vorbereitet auf die Rückkehr des Messias und auf sein Reich (Sach 14). 38,8 zur letzten Zeit. Bei Israels Wiederherstellung (Hes 34-39) wird der Angreifer sein letztes Aufgebot gegen das Land führen. dem Schwert entkommen. Damit sind Israeliten gemeint, die in ihr Land zurückkehren konnten, nachdem viele durch das Schwert umgekommen oder zerstreut worden sind. Das hebr. Wort für »entkommen« bedeutet »zurückkehren« oder »wiederherstellen« (1Mo 40,13; 41,13). gesammelt. Dieses Wort bezieht sich auch oft auf Gottes letztendliche Sammlung Israels (37,21; Jes 11,12; 43,5; Jer 32,37). Sie hat historisch bereits begonnen und wird bis zur Endzeit fortdauern. Im letztendlichen Tausendjährigen Reich wird die volle und geistliche Sammlung stattfi nden, wenn ganz Israel gerettet ist und ins verheißene Reich eingeht (vgl. Sach 12-14; Röm 11,25-27). wohnen … in Sicherheit. Dieser Begriff erscheint in mehreren Zusammenhängen, in denen es um den gesegneten Zustand der Israeliten geht, nachdem Gott sie in ihr Land zurückgebracht hat (28,26; 34,25.28; 39,26; Jer 32,37; Sach 14,11).
38,9 Du aber wirst heraufziehen. Die Zeit der Invasion versteht man am besten als Ende der künftigen Trübsalszeit von 7 Jahren. Israel wird in einem Bund mit dem Antichristen einen falschen Frieden haben (Dan 9,27; 11,22.24), bevor sich der Antichrist gegen sie wendet und damit der »Gräuel der Verwüstung« kommt (Dan 9,27; Mt 24,15). Der falsche Frieden wird in Feindschaft enden, die bis zum Ende der 7 Jahre andauert (Sach 14,1-3). Wenn dieser letzte Krieg ausbricht (vgl. Offb 16,12-16), wird Christus letztendlich das »Tier«, den falschen Propheten und alle gottlosen Truppen besiegen (Offb 19,11-21), um sein Tausendjähriges Reich aufzurichten (Offb 20,1-10).
38,10 Diese Verse beschreiben den Frieden in Israel während der Zeit des kurzlebigen Bundes mit dem Antichristen (Dan 9,27) in der ersten Hälfte von Daniels 70. Jahrwoche. Das »offene Land« bedeutet wörtlich »Land der unbefestigten Dörfer« und bezieht sich auf diese Zeit von 3½ Jahren, wenn Israel unter dem Schutz des weltbeherrschenden »kommenden Fürsten« namens Antichrist sicher ist (vgl. Dan 9,27). Wenn sich der Antichrist gegen Israel wendet, eskaliert die Feindschaft bis zum Ende der 7 Jahre, wenn diese große Macht heranrückt, um Jerusalem und das Gelobte Land einzunehmen (V. 12).
38,12 Um Beute zu machen und Raub zu raffen. Der Antichrist ergreift die Weltmacht zu seiner eigenen Macht und Bereicherung. Der Reichtum seines Reiches wird in Offb 18 beschrieben.
38,13 Dedan … Tarsis. S. Anm. zu Jon 1,3.
38,15 auf Pferden reiten. Das können buchstäbliche Pferde sein, die im Krieg verwendet werden, wenn die Trübsalsgerichte (Siegel, Posaunen und Schalen) in Offb 6-16 der Rüstungsindustrie, die Fahrzeuge und Waffen herstellt, schwer geschädigt haben. Oder einige sehen die Pferde und Waffen an dieser Stelle (39,3.9) als Symbole mit einer Bedeutung, die in Hesekiels Zeit leicht zu verstehen war, die aber in der Zukunft mit anderen, dann zeitgemäßen Kriegsgeräten erfüllt wird.
38,16 damit mich die Heidenvölker erkennen sollen. Dieser Ausdruck, der häufi g in Hesekiel vorkommt, ist Bestandteil des Themas der Verherrlichung Gottes und zeigt seine souveräne Macht (vgl. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen). Gott ist der Sieger, der mit Feuer »geheiligt« wird (vgl. V. 19).
38,17 Bist du nicht der …? S. Anm. zu 38,2. Das bezieht sich auf die allgemeinen Hinweise in dieser Zeit und die daran beteiligten Personen (vgl. Joel 4,9-17; Am 5,11.12; Zeph 3,8). Sogar Daniel (Dan 2,4144) sprach von dieser Zeit mindestens drei Jahrzehnte vor Hes 38. Die Natur der Frage setzt voraus, dass die vorherigen allgemeinen Bezeichnungen nun in der Person von Gog konkretisiert werden.
38,18 Zornesfeuer in mein Angesicht. Aufgrund der wieder- holten Versuche des Antichristen, seit dem »Gräuel der Verwüstung« Israel auszulöschen, wird Gottes Geduld am Ende sein (Dan 9,27; Mt 24,15) und er wird er ein schweres Erdbeben in Israel bewirken; Panik wird die einfallenden Soldaten ergreifen (V. 21), die umkehren und ihre Waffen gegeneinander einsetzen werden (vgl. 2Chr 20,22.23). Gott wird die Truppen weiter dezimieren durch Seuchen, eine Überschwemmung, große Hagelbrocken, sowie Feuer und Schwefel. Die Beschreibungen hier sind identisch mit denen der letzten Hälfte der 7-jährigen Trübsalszeit in Offb 6,12-17; 11,19; 16,17-21; 19,11-21.
39,1 dich … bringen. Diese Szene vom Untergang der Armee fügt der Beschreibung aus 38,18-23 weitere Details hinzu wie z.B. 1.) die Entwaffnung der Soldaten (V. 3), 2.) ihren Sturz und Tod (V. 4.5), 3.) das Herfallen von Vögeln und Raubtieren über die Leichen (V. 4), 4.) Feuer, das auch auf andere außerhalb der Armee gesandt wird (V. 6) und 5.) das Verbrennen der Waffen durch Israeliten (V. 9.10).
39,9 Waffen verbrennen. Die Ausrüstung reicht als Brennma- terial für 7 Jahre. 39,9 sieben Jahre. Eine riesige Armee (vgl. »viele«, 38,15) führt viele Waffen mit sich, deren Verbrennung 7 Jahre dauert. Da das wahrscheinlich am Ende der Trübsalszeit stattfi ndet und der Schlacht von Harmageddon entspricht (Offb 16,16; 19,19-21), dauern die Bestattungen bis ins Tausendjährige Reich fort.
39,11 für Gog einen Ort zum Begräbnis. Die Israeliten ziehen vom Mittelmeer fort, das Meer im Rücken und das Jesreel-Tal voraus, und begraben die Leichen. Außerdem helfen Menschen im ganzen Land bei den Bestattungsarbeiten, die 7 Monate dauern. Die Beschreibung passt zu der Zeit nach Christi Wiederkunft, die sich bis ins Tausendjährige Reich erstreckt, da diejenigen, die in sein Reich kommen, die Arbeit erledigen (vgl. Offb 20,1-10). 39,11 Heerhaufens von Gog. Hebr. »Hamon Gog«. In V. 16 lesen wir, dass eine Stadt in dieser Gegen Hamona genannt wird, was »Haufen« oder »Getümmel« heißt (vgl. den ähnlichen Gedanken in Joel 4,14).
39,17 Sprich zu den Vögeln … wilden Tieren. Gottes Wort ruft die Aasgeier und Raubtiere auf, das Fleisch der Gefallenen zu fressen, was auch in Offb 19,21 beschrieben ist. 39,17 meinem Schlachtopfer. Da Gott das Festmahl mit dem Bild eines Opfermahles beschreibt, werden die gefallenen Soldaten (V. 19) bildhaft beschrieben mit Worten wie Widder und anderen Opfertieren.
39,21 ich will meine Herrlichkeit … erweisen. Gott besiegt Israels Feinde, um seine Herrlichkeit zu zeigen, sodass seine Feinde und Israel allesamt erkennen, dass er der Herr ist (V. 6.22). Das ist Israels Rettung, von der in Sach 12,10-13,9 und Röm 11,25-27 die Rede ist.
39,29 meinen Geist … ausgegossen. Gottes Gabe seines Geistes bei der Wiederkunft Christi vervollständigt die Sammlung seines Volkes (vgl. 36,27; 37,14; Joel 3,1). Der Angriff von Gog und Magog in Offb 20,7-9 am Ende des Tausendjährigen Reiches ist ein anderer Angriff auf Jerusalem, der bestimmten Bildern dieser Invasion hier nachempfunden ist (Kap. 38.39), aber es ist ein anderes Ereignis, das erst tausend Jahre nach Beginn des Millenniums stattfi ndet. S. Anm. zu Offb 20,8.9.
40,1 – 48,35 Nach dieser großen Schlacht am Ende der Trübsalszeit beschreibt dieser Abschnitt detailliert Christi darauffolgende tausendjährige Herrschaft. Hier werden mehr Details über das Tausendjährige Reich genannt als in allen anderen atl. Prophezeiungen zusammen. Dieser Abschnitt ist das »Allerheiligste« unter den Prophezeiungen über das Tausendjährige Reich. Wie bereits bei den vorherigen 39 Kapiteln werden wir an diesen letzten Abschnitt in wörtlicher, historischer Weise herangehen, was in der ganzen Schrift dem Ausleger am besten dient. In vielerlei Hinsicht sind diese Kapitel die wichtigsten dieses Buches, da sie die krönende Realität bilden, den Höhepunkt von Hesekiels Prophetie und von Israels Wiederherstellung. Der Abschnitt beinhaltet: 1.) den neuen Tempel (40,1-43,12), 2.) den neuen Gottesdienst (43,13-46,24) und 3.) die Neuverteilung des Landes (47,1-48,35). 40,1 Im fünfundzwanzigsten Jahr. 573 v.Chr., im ersten Monat des geistlichen Jahres, d.h. im Nisan. Am 10. Tag begannen die Vorbereitungen für das Passahfest.
40,2 In göttlichen Gesichten brachte er mich. Hesekiel 40-48 berichtet von einer weiteren Vision wie bereits in 1,1 – 3,27; 8-11 und 37,1-14. Die Charakterisierung der Prophezeiung als Vision lenkt keineswegs von ihrer wörtlichen Realität ab, genauso wenig wie Hesekiels Visionen von Jerusalems Sünden, Götzendienst und Zerstörung. in das Land Israel. Die Vision bezieht sich auf Israel, genau wie Kap. 124.33.34-39. sehr hohen Berg. Der Name des Berges wird nicht genannt; doch wahrscheinlich ist es der Berg Zion (vgl. 17,22; 20,40; Jes 2,2; Mi 4,1), der durch ein heftiges Erdbeben aus seiner Umgebung emporgehoben wurde (Sach 14,4.5.10). wie der Bau einer Stadt. Gott wird Details über Israels geistliche Zukunft erklären (V. 2.4), deshalb muss es sich hier um Jerusalem allgemein und den Tempel insbesondere handeln. Dieser neue und herrliche Tempel bildet einen Gegensatz zur Entweihung und Zerstörung von Salomos Tempel (Kap. 8-11). 40,3 ein Mann. Ein Engel, der in Gestalt eines Mannes erschien (vgl. 1Mo 18; Hes 9) und wie strahlendes, glänzendes Erz aussah, zeigte dem Propheten bei einem Rundgang alle Details. Möglicherweise war er der Engel des Herrn, da er »HERR« genannt (44,2.5; s. Anm. zu 2Mo 3,2). Seine »Schnur aus Leinen« diente längeren Vermessungen und die »Messrute« kürzeren (vgl. Offb 11,1; 21,5). In jedem Fall misst Gott das, was ihm gehört.
40,4 alles, was du sehen wirst … verkünden. In Hesekiel 1-24 geht es um Israels historische Vertreibung aus dem Land; in Kap. 25-32 um historische Gerichte über andere Nationen; in Kap. 33 um einen historischen Ruf zur Buße und um den Fall Jerusalems. Von daher ist es die natürlichste Auslegung für Kap. 34-39, sie als Israels buchstäbliche künftige Rückkehr in das Land zu verstehen, gleichsam als Umkehrung der historischen Zerstreuung. Hesekiel 38.39 beschreibt eine künftige, historische Invasion in Israel und deren Nachspiel während der Zeit kurz vor der Wiederkunft des Messias. Deshalb ist anzunehmen, dass die Kap. 40-48 das historische, prophetische Muster fortsetzen und die Zustände beschreiben, unter denen Israel im Tausendjährigen Reich leben und anbeten wird, wenn der Messias wiederkommt und die Gottlosen vertilgt (Offb 19,11ff.). Auch gläubige Heiden werden in diesem Reich als Schafe des Großen Hirten leben (vgl. Mt 25,31-46), wohingegen alle Ungläubigen vertilgt werden. Hesekiel soll alle Details aufschreiben.
40,5 eine Mauer außen … herum. Diese äußere Mauer wird spä- ter als Abtrennung der heiligen Bezirke beschrieben (42,20). [des Tempels]. Vgl. 1Kö 6.7, um diese Details mit dem Tempel Salomos zu vergleichen. Es kann sich hier nicht um den himmlischen Tempel handeln, da Hesekiel nach Israel gebracht wurde, um ihn zu schauen (V. 2). Es kann sich nicht um den Tempel Serubbabels handeln, da im Tempel Serubbabels die Herrlichkeit Gottes nicht gegenwärtig war. Es kann sich nicht um den ewigen Tempel handeln, da der Herr und das Lamm dessen Tempel sind (vgl. Offb 21,22). Deshalb muss es sich um den irdischen Tempel des Tausendjährigen Reiches handeln, der mit all den besonderen Der Tempel N Küche Vorratskammern Äußeres N Inneres Küche der Zellen der Priester Nordto Priester Tempel W Westtrakt hAellieligr-- Heiliges Altar stes Küche der Priester Zellen der Priester Inneres Südtor Äußeres S Details errichtet werden wird, die im Folgenden aufgeführt werden. die Messrute … war 6 Ellen lang … eine Handbreite. Die Rute war 6 Königsellen (d.h. lange Ellen) lang. Eine Königselle war 52,5 cm, sodass die Rute insgesamt 3,15 m lang war. Jede Königselle maß eine Standardelle von 45 cm plus eine weitere Handbreite von 7,5 cm.
40,6 nach Osten gerichteten Tor. Die Gebäude am Osttor werden als Erstes beschrieben, denn aus dieser Richtung nahte sich Hesekiel dem Tempel. Jede Öffnung war 3,15 m breit. Die Nischen (Zellen oder Kammern) in der Mauer maßen 3,15 m x 3,15 m. Die präzisen Maßangaben beschreiben keinen symbolischen Tempel, sondern einen buchstäblichen.
40,8 Die hier beschriebenen Zellen sind Quartiere der dienenden Priester und Tempeldiener, die sich um den Tempel kümmern. Hesekiels Vorratskammern Küche Nordtor V o rra ts Zellen für Sänger / Priester k s am or m e Äußerer Vorhof rn InHneorfer InOnsettroers Äußeres Osttor O V o s rra r Zellen für Sänger / Priester tska m m e Südtor rn
40,16 verengende Fenster. Da diese Fenster glaslos waren, han- delt es sich um Gitter (vgl. 41,16-26). an [jedem] Turm waren Palmen[verzierungen]. Diese Palmen beschreiben Gottes Wunsch nach Frucht in Israel. Palmen sind Symbole für Schönheit, Heil und Triumph (vgl. Sach 14,16ff.; Offb 7,9). Auch auf den Torpfosten des inneren Hofes befi nden sich Palmen (V. 31).
40,17 äußeren Vorhof. Dieser Hof befi ndet sich am weitesten vom Tempel entfernt und ist von den Außenmauern umschlossen. 40,17 Eine weitere Skizze vom Tempelgelände mit noch genau- eren Maßangaben. Die Zahlen 5; 25; 50 und 100 kommen häufi g vor. Das Heiligtum bildete ein Quadrat von etwa 500 Ellen Seitenlänge.
40,38 Dieser Abschnitt beschreibt die »Kammern« für die Priester und wirft die Frage auf, was es mit den Opfern im Tausendjährigen Reich auf sich hat. Nach V. 39-43 wird es solche Opfer geben, die jedoch um nichts wirksamer sein werden als die Opfer zur Zeit des AT. Kein Opfer vor oder nach Christus rettet. Sie weisen nur auf ihn hin als das eine wahre Lamm Gottes, das Sünde wegnimmt. Das Mahl des Herrn ist ein Gedächtnismahl, das nach Golgatha zurückblickt und in keiner Weise das Kreuzesopfer schmälert. Israel hat seinen Messias verworfen, aber wenn das Volk seinen Messias angenommen hat und in seinem Reich ist, wird es Gedächtnisopfer haben, die auf ihn hinweisen. Das Gedächtnismahl in Form des Abendmahls haben sie versäumt, aber dann werden sie 1.000 Jahre lang ihre eigenen Gedächtnisopfer haben.
40,39 Brandopfer, Sündopfer und Schuldopfer. Zum atl. Hinter- grund s. jeweils 1.) 3Mo 1,1-17; 6,8-13, 2.) 3Mo 4,1-35; 6,24-30 und 3.) 3Mo 5,1-6,7; 7,1-10. Vgl. Hes 43,18-27; 45,13-25; 46,1-15.19-24.
40,41 Tische … geschächteten Opfer. Vier Tische stehen auf jeder Seite am Nordtor des Innenhofes und werden verwendet zum Gedächtnis an den Tod Christi, indem Brand-, Sünd- und Schuldopfer geschlachtet werden.
40,44 Sänger. Vorkehrungen für den musikalischen Lobpreis der Erlösten werden getroffen.
40,46 Söhne Zadoks. Reale Namen verknüpfen die Vision mit der historischen Wirklichkeit und bestätigen die wörtliche Auslegung. Diese levitische Familie stammte von Levi, Aaron, Eleasar und Pinehas ab (1Chr 5,29-34). In Übereinstimmung des Bundes Gottes mit Pinehas (4Mo 25,10-13), und aufgrund von Elis Untreue (vgl. 1Sam 1.2) und Zadoks Treue gegenüber David und Salomo (1Kö 1,32-40), dienen die Söhne Zadoks als Priester im millenialen Tempel. Weitere Hinweise auf die Söhne Zadoks fi nden sich in 43,19; 44,15 und 48,11.
40,47 maß den Vorhof. Der Hof um den Tempel war quadratisch um den Tempel angeordnet (41,1). der Altar. Das ist der eherne Altar, auf dem die Opfer dargebracht werden. Vgl. 43,13-27.
40,48 Vorhalle. Damit ist das Portal des Tempels gemeint; es gleicht dem Portal von Salomos Tempel.
41,1 in den Tempelsaal. Die präzisen Beschreibungen fahren nun mit dem eigentlichen Tempel fort, und zwar mit dem Heiligen (das hier mit »Tempelsaal« übersetzt wird), und mit den seitlichen Kammern als Quartiere der Priester (V. 5-11). Dieses Kapitel kann im Licht von 1Kö 6.7 studiert werden, um Unterschiede zum Tempel Salomos herauszusuchen.
41,4 das Allerheiligste. In das Allerheiligste ging der Hohepriester einmal jährlich am Großen Versöhnungstag (vgl. 3Mo 16). Die Ausmaße sind dieselben wie im Tempel Salomos (1Kö 6,20) und damit doppelt so groß wie die der Stiftshütte aus der Wüste.
41,5 Dieser Abschnitt beschreibt die »Wand« und die »Seitenräu- me«.
41,12 Gebäude … auf der westlichen Seite. Hinter dem westli- chen Ende des eigentlichen Tempels befand sich ein anderes Gebäude mit Räumen, die für den Tempel genutzt wurden, und wo möglicherweise Haushaltswaren lagerten.
41,13 maß auch das Haus [des Tempels]. Vgl. 40,47. Es maß 100 x 100 Ellen. 41,15 Galerien. Das waren Terrassen mit Dekorationen (V. 18-20).
41,18 Cherubim und Palmen[verzierungen]. Palmen und rechts und links Engelfi guren (vgl. Kap. 1.10) (die möglicherweise das Leben und die Fruchtbarkeit von Gottes Dienern darstellten) befanden sich auf den Wänden des eigentlichen Tempels und auf den Türen (V. 25). Jeder Cherub (im Gegensatz zu den Cherubim aus Kap. 1.10, die vier Gesichter hatten) hatte das Gesicht eines Menschen und eines Löwen, was möglicherweise den Messias als Mensch und als König repräsentiert. 41,22 Das war der Rauchopferaltar (vgl. 2Mo 30,1-3; 1Kö 7,48).
42,3 eine Galerie unter der anderen. Hier werden die Räume der Priester beschrieben (V. 3-12), die sich entlang der südlichen, nördlichen und westlichen Mauer des Heiligtums und des Allerheiligsten befanden, und zwar in drei Stockwerken. Dort aßen die Priester die heiligen Opfergaben (vgl. 3Mo 2,3.10; 6,9-11; 10,12) und kleideten sich an (V. 13.14).
42,15 durch das … Tor hinaus. Der Engel maß die Höhe und Dicke der Außenmauer (40,5), dann des äußeren Vorhofs (40,6-27), als Nächstes den inneren Vorhof mit den Kammern (40,28-42,14) und schließlich das Ausmaß aller Tempelgebäude von außen. Die Ausmaße der Außenmauer betrugen auf jeder Seite 500 Ruten, was auf jeder der vier Seiten über 1,5 km ergibt. Da das viel zu groß für den Berg Morija ist, wird dieser Grundriss Änderungen in der Topographie von Jerusalem erfordern, wie sie von Sacharja vorausgesagt wurden (14,9-11).
43,2 die Herrlichkeit des Gottes Israel. In früheren Kapiteln die- ser Prophezeiung lag die Betonung auf das Verschwinden der Herrlichkeit Gottes aus dem Tempel (s. Kap. 8-11). Damit überließ der Herr sein Volk der Zerstörung und Zerstreuung. Hier, im millenialen Tempel, kehrt die Herrlichkeit Gottes zurück, um dort zu wohnen. Seine Herrlichkeit wird sich im künftigen Reich in aller Fülle offenbaren, und zwar nach der Wiederkunft des Herrn, die ebenfalls in Herrlichkeit geschehen wird (Mt 16,27; 25,31). Die Verse 1-12 beschreiben Gottes glorreichen Einzug in das Heiligtum. kam … von Osten. Die Herrlichkeit war in der Stiftshütte gewesen (2Mo 40,34.35) und im Tempel (1Kö 8,10.11), jedoch nicht im Tempel Serubbabels. Hier kehrt der Herr zurück, um Israels König zu sein. Die Herrlichkeit verschwand aus Israel in Richtung Osten (11,23), als Gott das Volk richtete, und somit kehrt die Herrlichkeit aus Osten zurück, wenn er sein Volk wieder versammelt hat und ihren Gottesdienst neu einführt.
43,3 wie der Anblick. Gott erscheint Hesekiel in dieser Vision eben- so herrlich wie in der Vision in Kap. 8-11, wo sein Kommen zum Gericht über Jerusalem beschrieben war (vgl. 9,3-11; 10,4-7). am Fluss Kebar gesehen. Gottes Erscheinung ist ebenso herrlich wie in der Vision von 1,3-28. ich fi el nieder auf mein Angesicht. So wie in den anderen Visionen von Gottes Herrlichkeit (1,28; 9,8). Vgl. Offb 1,12-17.
43,5 die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus. Die Herrlich- keit Gottes wird im künftigen Reich seinen Tempel erfüllen (Sach 2,9), so wie er die Stiftshütte (2Mo 40,34) und später den Tempel Salomos erfüllte (1Kö 8,11; Ps 29,9). 43,7 der Ort für meinen Thron. Der König der Herrlichkeit (Ps 24,7-10) beansprucht den millenialen Tempel als seinen Wohnsitz. Vgl. 1Chr 29,23; Sach 6,13.
43,8 Der künftige Tempel wird hochheilig sein und geschützt sein 1.) vor Hurerei, wie sie die Israeliten begingen (2Kö 23,7), und 2.) vor verunreinigenden Königsgräbern, die Israel im heiligen Tempelbezirk zugelassen hatte (Hes 21,23).
43,10 Diese Verse bilden den Schlüssel zur ganzen Vision von Kap. 40-48. Diese glorreichen Zukunftspläne zeigen, wie viel Israel durch seine Sünden verwirkt hat. Jedes Detail sollte bei Hesekiels Hörern und Lesern Buße hervorrufen.
43,13 des Altars. Die Maße des Brandopferaltars werden in V. 13-17 angeführt, dann werden die Opfergaben beschrieben (V. 18-27). Diese Opfergaben sind genauso wenig wirksam wie die Opfer des AT. Alle diese Opfer symbolisierten den Tod für die Sünde. Sie nahmen Sünde nicht weg (vgl. Hebr 10,4), sondern waren vorausblickend; diese Opfer werden rückblickend sein.
43,19 einen jungen Stier als Sündopfer. Genaue Opferprozedu- ren werden hier in ebenso eindeutiger Ausdrucksweise beschrieben wie in den buchstäblichen Beschreibungen unter Mose und sind hier ebenso buchstäblich gemeint. Sie sind Gedächtnisopfer und ebenso wenig wirksam wie die Opfer im AT. So wie die atl. Opfer auf Christi Tod vorausdeuteten, so nehmen diese ausdrücklichen Beschreibungen nichts vom Wert des vollkommen wirksamen, ein für allemal geschehenen Opfers Jesu weg, sondern weisen darauf zurück (Hebr 9,28; 10,10). Damals verordnete Gott die atl. Opfer als Zeichen der Vergebung und Reinigung der Anbeter auf Grundlage des Verdienstes des wahren Lammes Gottes, auf das die Opfer hindeuteten. Allein dieses Lamm Gottes kann Sünden wegnehmen (Joh 1,29). Die greifbaren Ausdrücke der Anbetung, die die Israeliten so lange nicht richtig darbringen konnten (vgl. Jes 1,11-15), werden letztendlich in Gott wohlgefälliger Weise dargebracht werden, und dann mit der vollen Erkenntnis des Lammes Gottes, auf welches sie hindeuten. Das Brot und der Kelch, der für die Gläubigen heute Bedeutung hat, schmälern nicht Christi Opfer am Kreuz, sondern sind greifbare Erinnerungen an die Herrlichkeit dieses Opfers. Samen Zadoks. Vgl. 40,46 und 44,10 und s. Anm. dort.
43,24 Salz. Vgl. 3Mo 2,13. Brandopfer. So wie das Sündopfer Be- standteil des künftigen millenialen Gottesdienstes ist (V. 19), so werden auch andere Opfer dazugehören (vgl. 3Mo 1-7). Eines davon ist das Brandopfer, das die volle Hingabe an Gott ausdrückt; ein anderes ist das Friedensopfer, das Dankbarkeit für den Frieden mit Gott in seiner Bundesbeziehung ausdrückt (V. 27).
43,25 makellos. Im Andenken an Jesu Vollkommenheit.
44,1 äußeren Tor … verschlossen. Der Herr ist aus der Rich- tung zurückgekehrt, in die er entwichen war (10,18.19). Das Tor bleibt verschlossen zu Ehre der Herrlichkeit des Herrn, die dadurch zurückgekehrt ist, um im Tausendjährigen Reich angebetet zu werden. Das weist darauf hin, dass der Herr nicht noch einmal entweichen wird wie in Kap. 8-11 (vgl. 43,1-5). Dieses Osttor des Tempels darf nicht verwechselt werden mit dem heutigen versiegelten Osttor der Stadt Jerusalem (vgl. 45,6-8).
44,3 der Fürst, darin sitzen. Die Bezeichnung »Fürst« wird in Kap. 44-47 mindestens 14-mal verwendet. Damit ist nicht der Herr Jesus Christus gemeint, sondern jemand anderes (vgl. »Mahl halten vor dem HERRN«); er hat Sünden, für die er opfert (45,22), und leibliche Söhne (46,16-18). Er kann nicht durch das Osttor eintreten, das der Herr benutzte, sondern darf durch die Vorhalle des Tores ein- und austreten und am Tor Brot essen. Er kann keine priesterlichen Aufgaben durchführen (45,19), wie der Messias es tun wird (vgl. Ps 110,4; Sach 6,12.13), und er muss den Herrn anbeten (46,2). Wahrscheinlich ist »der Fürst« jemand, der weder ein Priester noch der König ist, sondern vielmehr jemand, der das Reich verwaltet und einerseits den König repräsentiert (den Herrn Jesus Christus) und andererseits auch die Fürsten (14,8.9), die jeder einen der 12 Stämme anführen. Möglicherweise wird er ein Nachkomme Davids sein.
44,5 gib Acht … auf den Eingang … alle Ausgänge. Da die Herrlichkeit des Herrn den Tempel erfüllt, ist er geheiligt (V. 4) und Gott unterscheidet genau, welche Art von Menschen dort anbeten. Die Sünden der Vergangenheit, wie in Kap. 8-11, dürfen nicht wiederholt werden und wenn sie doch wieder vorkommen, werden sie den Täter vom Tempel ausschließen. Nur die können eintreten, die im Herzen beschnitten sind (5Mo 30,6; Jer 4,4; Röm 2,25-29), seien sie aus Israel oder von anderen Nationen (V. 7.9). Außer den Juden werden noch viele andere Menschen ohne Auferstehungsleiber ins Reich eingehen, weil sie an Jesus Christ geglaubt und seine Wiederkunft erwartet haben. Sie werden seinem tödlichen Gericht entgehen und das Tausendjährige Reich bevölkern und vermehren. Eine solche Beschneidung betrifft ein Herz, das aufrichtig Sünde verwirft und sich dem Herrn weiht (vgl. Jer 29,13). Im Tausendjährigen Reich wird ein Jude mit unbeschnittenem Herz als Fremdling gelten (V. 9). »Mit unbeschnittenem Fleisch« bezieht sich auf Sünder und »Fremdlinge« identifi ziert diejenigen, die den wahren Gott verwerfen.
44,10 Leviten … sollen ihre Missetat tragen. Gott trifft Unter- scheidungen. Leviten aus der Nachkommenschaft derer, die in der Zeit vor dem Gericht untreu waren, können beim Tempelgottesdienst dienen, aber sie können keine Opfer darbringen oder das Allerheiligste betreten (V. 11-14). Nur die Nachkommenschaft von Zadok kann diese Aufgaben erfüllen (V. 15.16). Grund dafür ist der Wert, den Gott der einstigen Treue Zadoks beimisst (1Sam 2,35; 2Sam 15,24ff.; 1Kö 1,32-40; 2,2635). S. Anm. zu 40,46. 44,16 meinem Tisch. Das ist der Brandopferaltar (vgl. 40,46; 41,22).
44,17 Es soll aber geschehen. Bestimmte Maßstäbe leiten den Priesterdienst, wie z.B. Anstand (V. 20) und Nüchternheit (V. 21). Sie werden Vorbilder an heiligem Verhalten sein, da sie das Volk lehren, ein für Gott abgesondertes Leben zu führen (V. 23.24). Einzelheiten über Kleidung (wie z.B. das Verbot von Unreinhheit durch Schweiß aufgrund des Tragens von Wolle), Ehe (vgl. 3Mo 21,14), Berührung von Leichen usw. deuten eher auf eine buchstäbliche Erfüllung hin als auf eine allgemeine verschwommene symbolische Interpretation der Details.
44,28 Ich bin ihr Besitztum. So wie die Priester keinen Besitz im Land hatten, als es ursprünglich verteilt wurde, so wird auch in der Zukunft Gott selbst ihr Besitz sein.
45,1 dem HERRN eine Weihegabe. Dieser heilige Distrikt, der im Herzen (im Zentrum) des Landes Palästina abgetrennt wird, ist abgesondert von den Zuteilungen, die für die verschiedenen Stämme bestimmt sind: sieben im Norden und fünf im Süden (vgl. Kap. 48). Obwohl die ganze Erde dem Herrn gehört (Ps 24,1), ist ihm dieses Gebiet in einem besonderen Sinne wichtig, da er es für einen besonderen Zweck verwendet, der in 45,2-8 genauer erklärt wird. Dieses heilige Rechteck (78,75 km x 31,5 km) (V. 1.3) entspricht 48,8-22, wo dieser Bezirk beschrieben wird: Er liegt zwischen Juda im Norden und Benjamin im Süden und erstreckt sich vom Mittelmeer ostwärts. Es ist insbesondere das Gebiet der Häuser der Priester (V. 4), aber es kommt auch allen Anbetern zugute.
45,2 ein Quadrat … für das Heiligtum. Im Herzen dieses beson- deren Distrikts liegt der Tempelbezirk (48,10), der allen Stämmen Israels dient und auch das Zentrum des Gottesdienstes für Menschen aus aller Welt ist, die zur Anbetung kommen (Jes 4,2.3; Sach 14,16-19). Es ist 1,5 km x 1,5 km groß (vgl. 42,15-20). Als Zentrum nicht nur für die Bewohner Palästinas sondern der ganzen Welt ist der Bezirk dementsprechend größer als die früheren Tempel in Israel.
45,5 den Leviten. Außer dem Landstück für den Tempel und die Priesterhäuser gibt es noch einen weiteren Bezirk für die Leviten, die beim Tempelgottesdienst assistieren. Dieses Landstück ist ebenfalls 78,75 km x 31,5 km groß und liegt nördlich vom Distrikt für den Tempel und die Priester. Vgl. 48,13.14 zu weiteren Details.
45,6 der Stadt einen Grundbesitz. Auf der Südseite des zentralen Heiligtumsbezirks liegt die Stadt Jerusalem mit einer Fläche von etwa 15,75 x 78,5 km. Vgl. 48,15-20 zu weiteren Details.
45,7 Dem Fürsten … das Land. S. Anm. zu 44,3. Dieser Verwalter des Reiches wird ein zweiteiliges Territorium bekommen, einen Teil im Westen und den anderen im Osten der Bezirke vom Tempel und den Priestern und der Stadt in V. 1-6. Vgl. 48,21.22 zu weiteren Details. Bezirk von Benjamin 48,23 250 *Alle Maßangaben in Ellen (V. 16). Aufgrund dessen, was das Volk ihm gibt, wird er für öffentliche Opfer sorgen (V. 17).
45,13 Sie werden 1/60 ihres Getreides geben.
45,14 Kor. S. Anm. zu Homer in 45,11. Sie werden 1% ihres Öls geben.
45,15 Sie werden ein Lamm für 200 Herdentiere bzw. 0,5% geben.
45,16 dem Fürsten. S. Anm. zu 44,3.
45,17 Feste, Neumonde, Sabbate … Festzeiten. Diese werden in den Anm. zu 45,18-46,15 erklärt.
45,18 Die jährlichen Feste für die Nationen werden beschrie- ben. Die millenialen Feste umfassen drei der sechs levitischen Feste: 1.) das Passah, 2.) das Fest der Ungesäuerten Brote und 3.) das Laubhüttenfest. Drei levitische Feste werden nicht gefeiert: 1.) Pfi ngsten, 2.) das Fest des Posaunenhalls und 3.) der Große Versöhnungstag. Wahrscheinlich sind sie ausgenommen, weil das, worauf sie prophetisch hindeuteten, bereits erfüllt ist und sie nun keinem bedeutenden Erinnerungszweck mehr dienen, wie es das Passah und Laubhüttenfest hingegen weiterhin tun. 45,18 Sühnung. Der Große Versöhnungstag wird nirgends er- wähnt, aber Gott verordnet einen neues, zuvor unbekanntes Fest, um das »neuen Jahres« mit einem Nachdruck auf Heiligkeit im Tempel zu beginnen. Der erste Monat, Abib, fällt auf unsere Monate März/April. Das Fest dauert anscheinend 7 Tage (V. 20). Es weist darauf hin, dass es Sünde im Reich gibt, die von denen begangen wird, die lebendig ins Reich hineinkamen, sowie von ihren Nachkommen.
45,21 Das Passah und das Fest der Ungesäuerten Brote gehören wie im NT zusammen. Sie drehen sich um die Erinnerung an Gottes Rettung der Nation aus Ägypten und der Erinnerung an Jesu Tod. Diese Feste werden auch im Tausendjährigen Reich weiterhin als Gedächtnisfeste von einer Woche Dauer gefeiert und dienen im Wesentlichen demselben Zweck wie heute das Brot und der Kelch (vgl. 2Mo 12-15 für weitere Details). Die drei jährlichen Pilgerfeste, zu denen die Männer laut mosaischem Gesetz nach Jerusalem reisen mussten, waren: 1.) das Fest der Ungesäuerten Brote, 2.) Pfi ngsten und 3.) das Laubhüttenfest (vgl. 2Mo 23,14-17; 4Mo 28,16-29,40; 5Mo 16,1-17). Sie wurden verändert zu den drei Festen in 45,18-25. Pfi ngsten wird ersetzt durch das neue Fest von V. 18-20. Ferner bestehen zum Teil Unterschiede zum mosaischen Gesetz (vgl. 4Mo 28,19-21), und außerdem sind die millenialen Opfer im Allgemeinen reichhaltiger und üppiger.
45,22 der Fürst. S. Anm. zu 44,3. Hier opfert er für seine eigene Sünde.
45,24 Hin. Etwa 4 Liter.
45,25 Das Laubhüttenfest wird auch im Tausendjährigen Reich wei- terhin gefeiert, was durch Sach 14,16-21 bestätigt wird. Es ist eine Erinnerung an Gottes erhaltende Fürsorge in der Wüste. Der 7. Monat, Tischri, beginnt im Sept./Okt. und dieses Fest dauert eine Woche, genau wie die vorherigen zwei. Der Fürst (»er«, V. 25) bringt wiederum Opfer dar.
46,1 Dieser Abschnitt geht weiter auf die Opfer ein und behan- delt 1.) den Sabbat und Neumond (V. 1-8), 2.) verordnete Festtage (911), 3.) freiwillige Opfergaben (V. 12) und 4.) tägliche Opfer (V. 13-15). Vgl. 4Mo 28,1-15 zu einer Zusammenfassung der früheren mosaischen Details. 46,1 Das Tor … geschlossen bleiben. Das Schließen des Tores für sechs Tage scheint dem Zweck zu dienen, dem Sabbat und dem Neumond besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Bezüglich dieser Tage hat Israel in früheren Zeiten im Großen und Ganzen versagt und wurde dafür gerichtet (Jer 17,22-27; vgl. 2Chr 36,21). Der Sabbat wird für das wiederhergestellte und erneuerte Israel neu eingesetzt werden. Man beachte hier, dass heutige Sabbat-Verfechter übersehen, dass der Sabbat weit mehr umfasste als nur Ruhe von der Arbeit, sondern auch spezielle Opfer beinhaltete. Es ist inkonsequent, einen Teil der Sabbatverordnung zu halten und den anderen Teil zu missachten.
46,2 der Fürst. S. Anm. zu 44,3. Er wird 5-mal im Zusammenhang mit Opfern erwähnt (V. 2.4.8.10.12). Er wird dem Volk ein Vorbild an geistlicher Integrität sein (vgl. V. 10).
46,6 Neumond. Israel hatte einen Mondkalender, und somit wur- den die Feste nach den Mondphasen bestimmt.
46,8 wenn der Fürst hineingeht. Normalerweise benutzt er das Osttor selber nicht, denn es ist dem Herrn vorbehalten (44,2). Stattdessen geht er ein und aus durch die Vorhalle des Tores. In V. 12 wird jedoch erlaubt, dass er das Tor für freiwillige Opfer benutzt.
46,9 das Volk. Der Eintritt und Ausgang des Volkes zum Tempelgot- tesdienst muss nacheinander geschehen, damit es keinen Aufl auf gibt, denn alle werden anwesend sein (vgl. 5Mo 16,16).
46,10 der Fürst. Er gibt dem Volk das Vorbild für die Anbe- tung.
46,13 täglich. Das AT bezeugt, dass die Aufhebung des bestän- digen Brandopfers einer Abschaffung des öffentlichen Gottesdienstes gleichkommt (vgl. Dan 8,11-13; 11,31; 12,11).
46,16 ein Geschenk. Hier werden Erbgesetze erklärt, die der Fürst befolgt. Ein Geschenk an einen seiner Söhne ist dauerhaft (V. 16), aber ein Geschenk an einen Knecht gilt nur bis zum Jubeljahr, dem 50. Jahr (vgl. 3Mo 25,10-13), und wird dann zurückgegeben (V. 17).
46,17 Jahr der Freilassung. Das Jubeljahr.
46,18 Der Fürst soll auch nichts von dem Erbteil … nehmen. Wie in 45,8.9 darf der Fürst nichts vom Besitz anderer konfi szieren, um sich zu bereichern. So wurde es oft in Israels Geschichte praktiziert. Die Herrscher bereicherten sich, indem sie andere arm machten (vgl. 1Kö 21).
46,19 Kammern. Die Küchenzellen der Priester eignen sich gut zur Zubereitung ihrer Anteile an den Opfern und zum Kochen von Opfermahlzeiten für die Anbeter. Sie befanden sich möglicherweise in der Nähe des inneren Osttors. Die »Diener des Hauses« (V. 24) sind keine Priester, sondern Tempeldiener.
47,1 Dieser Abschnitt bekräftigt den ständigen Nachdruck der Propheten, dass im letztendlichen Reich erstaunliche physikalische und geografi sche Veränderungen auf der Erde und insbesondere in Israel stattfi nden werden. Dieses Kapitel behandelt hauptsächlich Veränderungen an Gewässern. 47,1 fl oss … Wasser heraus, nach Osten. Ein Wasserlauf quillt von unterhalb des Tempels hervor (vgl. Joel 4,18), fl ießt ostwärts Richtung Jordan und wendet sich dann südlich durch das Gebiet des Toten Meeres (V. 7.8). Sach 14,8 besagt, dieser Strom fl ieße von Jerusalem sowohl Richtung Westen (zum Mittelmeer) als auch Richtung Osten (zum Toten Meer). Er entsteht bei Christi Wiederkunft auf dem Ölberg (vgl. Sach 14,4; Apg 1,11). Diese Wiederkunft wird ein massives Erdbeben auslösen, wobei ein großes Tal in Ost-West-Richtung entsteht, das durch Jerusalem verläuft und das Wasser in diese Richtungen abfl ießen lässt. S. Anm. zu Sach 14,3.4.
47,3 maß er. Der begleitende Engel wollte das Ausmaß des Flus- ses offenbaren und brachte Hesekiel deshalb in der Vision zu verschieden weit vom Tempel entfernten Stellen, wo der Strom zunehmend tiefer wurde, bis er ihm über den Kopf stieg. Vgl. Jes 35,1-7, wo der Prophet sagt, dass die »Steppe blühen wird wie ein Narzissenfeld«.
47,7 sehr viele Bäume. Üppige Vegetation aufgrund des Flusses.
47,8 wird das Wasser gesund. Der erst östlich und dann südlich verlaufende Fluss mündet ins Tote Meer und macht das Salzwasser dort gut (das mehr als 6-mal so salzig ist wie Meerwasser), das zuvor aufgrund des hohen Mineralgehalts kein Leben beherbergen konnte. Das Tote Meer wird zu einem »lebendigen Meer« mit Süßwasser.
47,9 viele Fische. Bei diesen Fischen handelt es sich angeblich um dieselben Arten wie im Mittelmeer (V. 10), was sich wahrscheinlich eher auf ihre Größe als auf ihre Arten bezieht, da der Fluss und das Tote Meer dann Süßwasser enthalten werden.
47,10 En-Gedi. Dieser Ort liegt am Westufer des Toten Meeres, et- wa in der Nähe von Massada. En-Eglaim. Möglicherweise ist das EinFeska in der Nähe von Qumran am Nordwestende des Sees. Einige halten es für einen Ort am Ostufer, sodass Fischer auf beiden Seiten erwähnt werden.
47,11 Seine Sümpfe aber und seine Lachen. Diese können Salz für die Opfer im Tempel liefern (vgl. 43,24).
47,12 allerlei Bäume. Vgl. V. 7. Die Szene beschreibt den Segen der
48,8 Weihegabe. Dieses einzigartige Gebiet wurde bereits in 45,1-8 beschrieben und umfasst Landanteile für die Bediensteten und die zadokischen Priester (V. 8-12), die Leviten (V. 13-14), die Stadt (V. 15-20) und den Fürsten (V. 21.22).
48,30 die Ausgänge. Die zwölf Stadttore, drei in jede Himmels- richtung, tragen die Namen der Stämme Israels, und zwar je einen auf jedem Tor. 48,30 4 500 [Ruten]. Alle 4 Seiten zusammen ergeben eine Ge- samtlänge von 18.000 Ruten (vgl. V. 16), was einem Umfang von über 72 km entspricht. Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber, berichte
1,1 dritten Jahr. 606-605 v.Chr. Es war das dritte Jahr nach der babylonischen Datierung, bei der das Jahr der Thronbesteigung des Königs nicht mitgerechnet wurde, sondern die erst mit dem darauffolgenden Jahr begann. Somit stimmt das »dritte Jahr« mit dem »vierten« Jahr des jüdischen Datierungssystems überein (vgl. Jer 46,2). Jojakims. Sohn Josias, der zu der Zeit regierte (ca. 609-597 v.Chr.), als Nebukadnezar zum ersten Mal gegen Jerusalem heraufzog. Nebukadnezar. Sohn Nabopolassars, der über Babylon herrschte (ca. 605-562 v.Chr.).
1,2 Sinear. Ein Name für Babylonien. seines Gottes. Bel oder Mar- duk (der gleiche wie Merodach). In der babylonischen Religion wurden auch andere Götter anerkannt (vgl. 1,7 und s. Anm. dort). Die Gottheiten anderer Völker zu besiegen bewies, dass ihre Götter überlegen waren.
1,4 Um in Staatsangelegenheiten ausgebildet zu werden, mussten die Juden folgende Qualifi kationen mitbringen; sie mussten: 1.) physisch makellos sein, d.h. ohne Behinderung und von angenehmer Erscheinung in den Augen der Öffentlichkeit; 2.) einen scharfen Verstand haben und 3.) in sozialer Hinsicht selbstsicher und gewandt auftreten, um Führerschaft zu repräsentieren. Das Alter der Auszubildenden lag höchst wahrscheinlich zwischen 14-17.
1,5 drei Jahre lang erziehen. Vgl. 2,1 und s. Anm. dort.
1,7 Namen. Ein entscheidender Faktor bei der »Gehirnwäsche« in der babylonischen Ausbildung war die Namensänderung. Dies geschah, um die Einberufenen mit hiesigen Göttern in Verbindung zu bringen, anstatt sie der Ausübung ihrer früheren Religion zu überlassen. Daniel bedeutet: »Gott ist mein Richter«, und wurde geändert in Beltsazar, was bedeutet: »die Herrin [Gemahlin Baals] bewahre den König«. Hananja: »der HERR ist gnädig« wurde zu Sadrach: »Befehl Akus«, eine weitere babylonische Gottheit. Misael: »Wer ist wie Gott?«, wurde der Name Mesach gegeben, was »wer ist wie [der Mondgott] Aku?« bedeutet. Und schließlich wurde Asarja: »der HERR ist meine Hilfe«, zu Abednego: »Knecht des Scheinenden«, auch Nabu genannt, ein Gott der Vegetation (vgl. Jes 46,1).
1,8 Daniel … nahm sich … vor. Die heidnischen Lebensmittel und Getränke waren Götzen geweiht. Ihr Verzehr wurde als Ehrung dieser Gottheiten angesehen. Daniel »nahm sich in seinem Herzen vor« (vgl. Spr 4,23), keine Kompromisse einzugehen, indem er der Hingabe an den wahren Gott untreu würde (vgl. 2Mo 34,14.15). Zudem aßen die Heiden Lebensmittel, die Gottes Gesetz verbot (3Mo 1,1); sie zu sich zu nehmen, wäre einem klaren Verstoß gleichgekommen (vgl. Dan 1,12). Mose widerstand der Versuchung (Hebr 11,24-26) ebenso wie der Psalmist (Ps 119,115) und Jesus (Hebr 7,26). Vgl. 2Kor 6,14-18; 2 Tim 2,20.
1,9 Gott ehrte Daniels Vertrauen und Treue, indem er sich bei den heidnischen Führern für ihn einsetzte. In diesem Fall blieben negative Konsequenzen aus, stattdessen rief sein Verhalten Respekt hervor, später jedoch ließ Gott Widerstand gegen Daniel zu, der aber schließlich zu seiner Erhöhung führte (Dan 3,6). Auf jeden Fall ehrt Gott die, die ihn ehren (1Sam 2,30; 2Chr 16,9).
1,12 Gemüse. Die Pluralform dieses hebr. Wortes taucht im AT nur hier und in V. 16 auf. Es könnte sich auf Weizen oder Gerste beziehen oder auf frisches Gemüse.
1,15 wohlgenährter. Was eine gute Gesundheit andeutete.
1,20 zehnmal besser. In diesem Fall wurde die Zahl wahrscheinlich in qualitativer Hinsicht verwendet, um Vollständigkeit anzudeuten, d.h. sie gaben hervorragende Antworten, die über die Fähigkeiten anderer Männer hinausgingen, denen Gott nicht helfend zur Seite stand. Vgl. das mit »zehn Tage« (V. 12-15), was sich auf die Quantität bezieht, da es einen tatsächlichen Zeitraum meint.
1,21 ersten Jahr. Kyrus von Persien eroberte Babylon in 539 v.Chr. Sein drittes Jahr wird von Daniel in 10,1 als letztes historisches Datum angegeben (vgl. Esr 1,1-2,1).
2,1 zweiten Jahr. Die Beförderung der 4 Hebräer nach 3 Jahren (1,5.18) stimmt mit dem Jahr nach dem Traum im »zweiten Jahr« überein. S. Anm. zu 1,1. Träume. In Zeiten göttlicher Offenbarung sprach Gott durch die Auslegung von Träumen, die er eingab (vgl. V. 29).
2,2 Chaldäer. Das kann sich auf alle Menschen in Chaldäa beziehen (1,4; 3,8), oder wie hier auf eine spezielle Gruppe von Wahrsagern, die die chaldäische Kultur lehrten.
2,4 aramäisch. Diese Sprache, zu der Daniel in V. 4b plötzlich wech- selt und die er bis 7,28 verwendet, zeichnete sich wie Hebr. durch ein Alphabet aus, und dennoch gab es unverkennbare Unterschiede. Aramäisch war die gängige Sprache in den Gebieten Babylons, Assyriens und Persiens und hilfreich in Regierungs- und Handelsbeziehungen. Daniel
1,1 dritten Jahr. 606-605 v.Chr. Es war das dritte Jahr nach der babylonischen Datierung, bei der das Jahr der Thronbesteigung des Königs nicht mitgerechnet wurde, sondern die erst mit dem darauffolgenden Jahr begann. Somit stimmt das »dritte Jahr« mit dem »vierten« Jahr des jüdischen Datierungssystems überein (vgl. Jer 46,2). Jojakims. Sohn Josias, der zu der Zeit regierte (ca. 609-597 v.Chr.), als Nebukadnezar zum ersten Mal gegen Jerusalem heraufzog. Nebukadnezar. Sohn Nabopolassars, der über Babylon herrschte (ca. 605-562 v.Chr.). 1,1 und 8,1-12,13 wurden in Hebr. geschrieben, vielleicht weil sie sich direkter auf hebr. Angelegenheiten konzentrieren. Daniel 2,4b-7,28 wechselt ins Aramäische, da die Themen von anderen Völkern und größtenteils deren Angelegenheiten handeln.
2,5 Mein Entschluss steht … fest. Obwohl er sich an ihn erinner- te, behielt der König den Traum geschickterweise für sich, um seine Experten zu prüfen. Er war an einer ehrlichen Auslegung interessiert, ohne Täuschung.
2,7 Der König möge … erzählen. Die menschlichen Fähigkeiten der weltlichen Männer versagten (vgl. die Zauberer am Hof des Pharaos in 2Mo 8,12-15 mit Joseph in 1Mo 41,1ff.). Die Verse 8-13 zeigen, wie unmöglich es für Menschen ist, Gottes Träume richtig auszulegen (vgl. V. 27). Aber Daniel, der auf das Gebet zu Gott vertraute (V. 18), empfi ng seine übernatürliche Auslegung (V. 19.30). Im Gebet gab er Gott die Ehre dafür (V. 20-23) und legte sein Zeugnis vor Nebukadnezar ab (V. 23.45). Später gab auch der König Gott die Ehre (V. 47).
2,20 Dieses Lob Gottes fasst das Thema des ganzen Buches zu- sammen, nämlich, dass Gott derjenige ist, der Kontrolle über alle Dinge besitzt und Ursprung aller Weisheit und Macht ist.
2,28 Gott … der Geheimnisse offenbart. So wie er es auch zur Zeit Josephs in Ägypten tat (vgl. 1Mo 40,8; 41,16).
2,36 wir wollen … seine Deutung verkünden. Fünf Königrei- che, die nacheinander über Israel herrschen würden, werden hier durch einzelne Körperteile des Standbilds dargestellt. In Dan 7 werden die gleichen Königreiche durch 4 große Tiere veranschaulicht. Diese Reiche sind Babylon, Medo-Persien, Griechenland, Rom und das später wiederhergestellte römische Reich (vgl. Einleitung: Hintergrund und Umfeld), jedes wird vom vorangegangen durch eine verminderte Qualität des jeweils charakteristischen Metalls unterschieden. Ein Stein, der Christus (Lk 20,18) bei seinem zweiten Kommen darstellt (so wie der Sohn des Menschen in Dan 7,13.14), wird das vierte Reich in seiner letzten Form mit erschreckender Abruptheit zerstören (2,34.35.44.45). Nachdem Christus die Macht der Völker vollständig zerschmettert hat, wird er sein Tausendjähriges Reich aufrichten, das letzte Königreich, das in Ewigkeit bestehen wird (2,44; 7,27).
2,39 geringer. Das meint wahrscheinlich »tiefer« auf dem Stand- bild, da Daniel Nebukadnezars Gedanken am Körper des Bildes nach unten führt, von seinem eigenen Reich (dem Haupt) zu dem darauffolgenden. Medo-Persien, das zwar an die Herrlichkeit Babylons nicht heranreichte (Silber im Vergleich zu Gold), war der babylonischen Stärke jedoch nicht unterlegen, als seine Zeit der Machtergreifung kam – es besiegte Babylon (7,5). Ebenso verhielt es sich mit Griechenland, Bronze besitzt nicht die Herrlichkeit (den Wert) von Silber, ist aber stärker. über die ganze Erde herrschen wird. Alexander der Große stieg zum Weltherrscher auf, dessen Reich sich von Europa über Ägypten bis nach Indien erstreckte und auch Israel einschloss.
2,40 stark wie Eisen. Dieses Metall repräsentiert treffend das römi- sche Reich, das durch die vorliegende Beschreibung charakterisiert wurde. Es besaß Armeen mit eisernen Rüstungen, die als die eisernen Legionen Roms bekannt wurden, sie waren stark und unbesiegbar.
2,41 Zehen. Die zehn Zehen repräsentieren die gleichen Könige wie die 10 Hörner in 7,24. Sie werden in der Endzeit über das heidnische Reich herrschen, das Christus bei seinem zweiten Kommen mit plötzlicher Gewalt zerstören wird. 2,41-43 Eisen und … Ton. Das Eisen in den 10 Zehen (Könige) stellt das römische Reich in seiner wiederhergestellten Form dar, das vor dem zweiten Kommen Christi existiert und eisenähnliche Stärke zur Eroberung besitzt (vgl. Offb 13,4.5). Aber der beigemischte Ton lässt darauf schließen, dass der Zusammenschluss von Königen und Völkern schicksalsschwere Mängel von menschlicher Schwäche aufweist, so dass es von Natur aus verwundbar ist.
2,44 in Ewigkeit nicht untergehen wird. Das durch den Messias regierte Reich Gottes ist die letzte Herrschaft auf Erden, die von keiner anderen abgelöst wird. Es besteht aus einer tausendjährigen Phase und einer ewigen Zukunft mit dem gleichen König. 2,45 Berg ein Stein. Der Stein ist der Messias (vgl. Ps 118,22.23; Jes 28,16; Röm 9,33; 1Pt 2,6; bes. Lk 20,18). Der Berg repräsentiert Gottes alles überragende Herrschaft, die sich über schwache irdische Mächte erhebt (4,14.22; Ps 47,9; 103,19; 145,13; Offb 17,9). Der Messias wird aus diesem souveränen Herrschaftsbereich von Gott »losgerissen«, was dem Kommen des Sohnes des Menschen entspricht (7,13.14); »ohne Zutun von Menschenhänden« bedeutet, dass der Messias von Gott kommt und keinen menschlichen Ursprung noch menschliche Macht hat (vgl. den gleichen Gedanken in 8,25). Die Jungfrauengeburt und die Auferstehung, so wie auch das zweite Kommen Christi, haben einen übernatürlichen Ursprung.
3,1 ein goldenes Standbild. Die Statur, die der König in seiner Überheblichkeit anfertigen ließ, stellte ihn selbst als Ausdruck seiner Größe und Herrlichkeit dar und gab den Traum wieder, in dem er das Haupt aus Gold war (2,38). Es bestand nicht unbedingt aus reinem Gold, sondern war wahrscheinlich nur mit Gold überzogen, wie viele Gegenstände, die in den Ruinen Babylons gefunden wurden. Das Wort für »Standbild« meint für gewöhnlich eine menschliche Gestalt. Die Höhe der Figur betrug etwa 27 m und seine Breite 2,7 m; in der Höhe war es mit Dattelpalmen aus diesen Landstrichen vergleichbar. Die vergötternde Statur des Königs muss im Vergleich zu seiner Höhe nicht zwangsläufi g unproportional dünn gewesen sein, da sie womöglich auf einem gewaltigen Sockel stand. Das begründete Nebukadnezars Verehrung durch das Volk unter seiner Herrschaft, zusätzlich zu der anderer Götter.
3,2 Die Führer, die sich zum Gipfeltreffen zusammenfanden, um Ne- bukadnezars Standbild einzuweihen, waren: Satrapen, Vorsteher und Statthalter, Räte, Hofschatzmeister, Richter und Gerichtsbeamten sowie Provinzvorsteher.
3,5 Lauten. Ähnlich einer Harfe, vielleicht in quadratischer oder rechteckiger Form, dessen Saiten mit einem Plektrum gezupft wurden und helle Töne hervorbrachte. Harfen. Ein Instrument, das mit den Fingern gezupft wurde anstatt mit einem Plektrum.
3,6 Feuerofen. Einige alte Öfen waren wie ein senkrechter Tunnel geformt, der nur oben eine Öffnung besaß, mit einer Kuppel, die durch Säulen gestützt wurde. Holzkohle diente normalerweise als Brennmaterial.
3,8 etliche chaldäische Männer. Höchstwahrscheinlich waren dies die Priester des Bel-Merodach, die auf die jungen Juden neidisch waren und ihren Tod suchten.
3,12 Diese Männer … dienen deinen Göttern nicht und beten das goldene Bild nicht an. Die Feinde der Knechte Gottes legten ein so klares Zeugnis ab, dass sie keinen Zweifel daran hatten, dass die Hebräer den Götzendienst ablehnten und unerschütterlich treu am Gott Israels festhielten.
3,13 jene Männer. Die Chaldäer erwähnten nicht, dass auch Daniel die heidnische Anbetung ablehnte. Wäre er anwesend gewesen, so hätte er sich mit Sicherheit der Treue seiner Freunde zu Gott angeschlossen.
3,15 wer ist der Gott? Die Herausforderung des Königs würde sich gegen ihn wenden und ihn beschämen. Der wahre Gott war in der Lage, sie zu retten, ebenso wie er einer anderen Person einen Traum und seine Bedeutung kundtun konnte. Nebukadnezar hatte ihn zu einem früheren Zeitpunkt »Gott der Götter« genannt (2,47), da er dies aber aus den Augen verloren hatte, würde er, wenn Gott seine Herausforderung annahm, schon bald erschüttert und gedemütigt werden (3,28.29).
3,16 wir haben es nicht nötig, dir … zu erwidern. Respektlosig- keit lag nicht in der Absicht der 3 Männer. Sie hatten schlichtweg nichts zu ihrer Verteidigung zu entgegnen, noch brauchten sie ihre Hingabe neu überdenken, da sie fest vor ihrem Gott als dem einzig wahren und lebendigen Gott standen. Ihr Leben lag in seiner Hand, wie sie in V. 17.18 andeuteten (vgl. Jes. 43,1.2).
3,19 siebenmal heißer. Da sie ihm ins Angesicht widerstanden, verlangte der Zorn des Königs, die Hitze des Ofens zu erhöhen. Er forderte nicht buchstäblich eine siebenfache Erhöhung der Hitze oder einen siebenmal längeren Aufenthalt oder den siebenfachen Brennstoff (vgl. V. 6, »augenblicklich … geworfen werden«). Vielmehr meinte der König in seinem Zorn »besonders heiß« und verwendete dabei die Zahl »sieben«, um die Vollständigkeit anzudeuten (wie 3Mo 26,18-28; Spr 6,31; 24,16), ähnlich dem »Zehnfach« in Dan 1,20. Vgl. »übermäßig geheizt« (3,22). Ein Stein- oder Ziegelofen mit Luftdurchzug konnte durch mehr Brennstoff und Luftzufuhr heißer gemacht werden.
3,22 hinauftrugen. Die Hebräer wurden zu einer Art Rampe hin - aufgebracht, zu einem Punkt, der sich in der Nähe der Öffnung befand, um sie von dort hineinzuwerfen (vgl. V. 26). Das Feuer war so heiß, dass es die Diener des Königs verschlang.
3,23 fi elen. Ein Schacht führte sie auf den Grund des Ofens, direkt auf das Brennmaterial.
3,25 vier Männer … frei. Der König schien nur gewusst zu haben, dass die vierte Person ein himmlisches Wesen war. Er nannte ihn einen Sohn der Götter (eine heidnische Bezeichnung für jemanden, der übernatürlich erschien) und einen »Engel« (V. 28). Die vierte Person könnte möglicherweise die zweite Person der Gottheit, Jesus Christus, vor seiner Menschwerdung gewesen sein (s. Anm. zu Jos 5,13-15; Ri 6,11ff.).
3,27 das Feuer hatte keine Gewalt. Wenn Gott ein Wunder wirkt, kontrolliert er in übernatürlicher Weise alle Einzelheiten, so dass seine Macht unverkennbar zum Vorschein kommt und es keine Erklärung gibt.
3,28 Der König war überzeugt und wollte sein Spektrum an Gott- heiten durch den Gott dieser Männer erweitern. Bald darauf lernte er, dass dieser Gott nicht einer von vielen war, sondern der einzige Gott (Dan 4).
3,31 Nebukadnezars Lob an Gott in 3,31-33 und 4,31b-34 ist das Thema, das die Erfahrungen einrahmt, die vom König in der Ichform wiedergegeben werden (V. 4,1-30). Er begann und endete seine Erzählung mit Lob, dazwischen erzählte er, weshalb er dazu kam, den wahren Gott zu verehren (vgl. Röm 11,33).
4,3 alle Weisen Babels. Der König gab ihnen eine zweite Chance (vgl. 2,2-13), die sie abermals nicht nutzen konnten.
4,5 zuletzt Daniel kam vor mich. Nur Daniel, der von Gott dazu befähigt wurde, konnte die Vision des Baumes auslegen (V. 7). meines Gottes. Zu Beginn seiner Geschichte bezeichnete er sich noch als Anbeter Bel-Merodachs.
4,6 Oberster der Schriftkundigen. Das war der Titel, den die Hei- den ihm gaben (vgl. 5,11). Geist. Die Bedeutung an dieser Stelle und in V. 15 (so wie in 5,11.14) würde richtig übersetzt »der Geist des heiligen Gottes« lauten. Die hebr. Formulierung für den wahren Gott in Jos 24,19 entspricht hier dem Aramäischen (s. Anm. zu 2,4). Im Einklang mit den meisten Bibelübersetzungen glauben einige, dass er den »Geist der heiligen Götter« meinte. Das ist aber unwahrscheinlich, da kein heidnischer Anbeter Reinheit oder Heiligkeit für seine Gottheiten beanspruchte. In Wirklichkeit wurde genau das Gegenteil angenommen. Und da Nebukadnezar von seiner geistlichen Veränderung erzählte, konnte er den wahren Geist Gottes tatsächlich erkennen. 4,7-14 ein Baum. Das stellt Nebukadnezar nach 605 v.Chr. dar (vgl. 4,17-19). Die Tiere in V. 9 repräsentieren das Volk unter seiner Herrschaft (V. 19). Der Fall des Baumes stellt Gottes Gericht über Nebukadnezar dar (vgl. 4,20-22). 4,10 ein heiliger Wächter. Das war ein Engel (vgl. V. 20), ein Diener Gottes, der über Aufstieg oder Fall eines Volkes wachte (vgl. Dan 10,13). Engel übernehmen häufi g die Ausführung des göttlichen Gerichts, wie auch 1Mo 18, Jes 37 und Offb 16 zeigen. 4,12 Wurzelstock. Die Grundlage (der Nukleus) des Königreiches, die in V. 23 noch vorhanden ist (wie Jes 6,13), wird wie in der Natur später wieder emporschießen (Hi 14,7-9). Die Fesseln garantieren, dass Gott die Überreste schützen und Nebukadnezars königliche Herrschaft aufrechterhalten wird (V. 23). 4,13 ein tierisches Herz. Eine Art Geisteskrankheit (Lycanthropie), bei der ein Mensch denkt, er wäre ein Tier, veränderte sein Verhalten und Erscheinungsbild: er aß Gras, hatte lange und ungeschnittene Nägel, zotteliges Haar und ein unmenschliches Verhalten. Sieben Zeiten. (vgl. auch 4,20.22.29). Gemeint sind wahrscheinlich Jahre und nicht Monate, wie V. 26 aussagt. In 7,25 benutzt Daniel den gleichen Begriff für Jahre.
4,16 starr. Daniels mitfühlende Besorgnis hinsichtlich der kommen- den Katastrophe.
4,23 der Himmel herrscht. Sein himmlischer Aufenthaltsort wird gleichbedeutend mit Gott verwendet.
4,24 brich mit deinen Sünden. Daniel rief den König auf, seine Sünden einzugestehen und Buße zu tun (vgl. Jes 55,7). Er dachte nicht an eine Errettung aus Werken, sondern behandelte das Thema Sünde, ebenso wie Jesus es mit dem reichen Jüngling in Mt 19,16-23 tat. Zu diesem Zeitpunkt tat der König keine Buße (V. 27).
4,27 ich mir erbaut habe. Nebukadnezar war bekannt für seine Bauprojekte, wie z.B. die stufenförmigen hängenden Gärten (eines der 7 Weltwunder des Altertums), die er für seine Gattin als einen Ort der Erholung anlegen ließ. Wegen seines Stolzes kam das Gericht über ihn (V. 28-30).
4,31 ich hob … meine Augen … empor. Gottes Gnade befähigt einen Menschen dazu (Joh 6,44.65). »Wer mich ehrt, den will ich wieder ehren« (1Sam 2,30); und »Wenn er [Gott] auch spottet über die Spötter, so gibt er doch den Demütigen Gnade« (Spr 3,34). Das Lob aus V. 3,3133 und 4,31b-34 war das Resultat (vgl. Jer 9,22.23).
5,1 Belsazar. Diese Ereignisse stammen aus dem Jahr 539 v.Chr., über zwei Jahrzehnte nach dem Tod seines Vaters Nebukadnezar (ca. 563/2 v.Chr.). Dieser König, dessen Name (ähnlich dem Daniels, vgl. 4,5) »Bel schützt den König« bedeutet, steht kurz davor, von der medo-persischen Armee besiegt zu werden.
5,2 Gefäße. Das Festmahl sollte die Moral stärken und die Gefühle des nahenden Untergangs verdrängen, denn zu diesem Zeitpunkt befand sich Babylon ohne Hoffnung unter medo-persischer Belagerung (vgl. V. 30).
5,4 Dies sollte ihre Götter auffordern, sie zu retten.
5,5 Menschenhand. Babylonische Hände hatten Gottes Gefäße (zweimalige Erwähnung) in Missachtung genommen, um ihn zu entehren und herauszufordern. Jetzt forderte die Hand, die über alle Menschen herrscht und der sich niemand widersetzen kann, sie heraus (4,32). Gott gab ihnen eine deutliche Antwort (s. V. 23-28).
5,7 sie konnten weder die Schrift lesen noch … erklären. Ohne Gottes Hilfe versagten die Experten ein weiteres Mal (vgl. Kap. 2.4) – Gottes Knecht Daniel jedoch nicht.
5,10 Die Königin … sprach. Möglicherweise war sie Nebukadne- zars ehemalige Frau oder seine Tochter. Wenn das zweite zutrifft, war sie die Frau von Nabonidus, der zusammen mit Belsazar regierte (vgl. »als Dritter im Königreich herrschen«, V. 16). Wie Nebukadnezar in Kap. 4 vertraute auch sie Daniel (V. 11.12).
5,13 Vater. Wurde in gleicher Hinsicht verwendet wie Großvater (vgl. 5,18).
5,16 als Dritter … herrschen. Dieses Trio schloss Daniel mit ein, zusammen mit Belsazar, Nebukadnezars Enkelsohn (er herrschte von 553-539 v.Chr.), und Nabonidus (er herrschte von 556-539 v.Chr.). Die Belohnung stellte sich als wertlos heraus, da die Stadt noch in der gleichen Nacht fi el (V. 29.30).
5,25 Mene, mene. Das bedeutet »gezählt« oder »festgelegt«, die doppelte Erwähnung dient einer besonderen Betonung. Tekel bedeutet, dass Gott sein Handeln »gewogen« oder »beurteilt« hat (1Sam 2,3; Ps 62,10). Peres meint »geteilt«, d.h. unter den Medern und Persern. Upharsin in V. 25 ist der Plural von peres und betont möglicherweise die Gebiete bei der Teilung. Die Vorsilbe »U« vor pharsin enthält den Gedanken des deutschen Wortes »und«.
5,30 In derselben Nacht. Eine antike Aufzeichnung behauptet, dass die Truppen des persischen Generals Ugbaru einen Graben aushoben, um das Wasser des Euphrats umzuleiten und dadurch den Wasserpegel zu senken. Da der Fluss die Stadt Babylon durchzog, ermöglichte der gesenkte Wasserspiegel den Belagerern beim Einmarsch unerwartet den Wasserweg unter den dicken Mauern her zu nutzen, so dass sie den Palast erreichten, bevor die Stadt es bemerkte. Das Ende kam dann schnell, als die Wachen, Belsazar und andere am 16. Okt. 539 v.Chr. getötet wurden.
6,1 Darius, der Meder. Möglicherweise ist Darius kein Name, son- dern ein Ehrentitel für Kyrus, der mit seiner Armee am 29. Okt. 539 v.Chr. in Babylon einfi el. In Inschriften wurde er für mindestens 5 persische Herrscher benutzt. Die Geschichtsschreibung erwähnt keinen Mann namens Darius, der Meder. In 6,29 müsste es womöglich heißen: »Darius gleich … Kyrus.« Eine weniger wahrscheinliche Möglichkeit ist, dass Darius ein anderer Name für Gubaru ist, den Kyrus als König über den babylonischen Teil seines Reiches setzte. Gubaru (oder Gobryas) ist eine andere Person als der General Ugbaru, der kurz nach der Eroberung Babylon starb. Wie zuvor prophezeit wurde, traf Babylon das göttliche Gericht (vgl. Jes 13.47; Jer 50.51; Hab 2,5-19).
6,2 Satrapen. Die Statthalter der königlichen Provinzen. Daniels an- gesehene Berufung auf den Posten eines »Ministers« (V. 3), auf dem er dem König als stellvertretender Regent diente.
6,3 keinen Schaden erleide. Sie waren dafür verantwortlich, Ver- luste durch militärische Revolten, Steuerhinterziehung oder Betrug zu verhindern.
6,4 vortreffl icher Geist. Daniel, mittlerweile über 80, hatte Gottes Segen sein ganzes Leben hindurch erfahren (vgl. 1,20.21; 2,49; 4,5; 5,12). über das ganze Reich. Daniel war der Günstling des Königs. Er besaß Erfahrung, Weisheit, geschichtliches Wissen, Führungsqualitäten, einen guten Ruf, Begabung, Benehmen und die Offenbarung des himmlischen Gottes. Anscheinend wollte Gott ihn in einfl ussreicher Position, um die Juden zu einer Rückkehr nach Juda zu ermutigen und ihnen dazu zu verhelfen, da die Rückkehr in Kyrus’ erstem Jahr stattfand (539-537 v.Chr.), direkt bevor er in die Löwengrube geworfen wurde. Aus dem Bericht in Esr 1 und 6 werden die Grundzüge der Rückkehr deutlich: 1.) der Tempel sollte auf Kyrus’ Kosten wieder aufgebaut werden; 2.) alle Juden, die Gott bereit machte, konnten zurückkehren und sollten von den zurückgebliebenen Familien fi nanziell unterstützt werden, und 3.) die goldenen und silbernen Gefäße, die Nebukadnezar aus dem Tempel gestohlen hatte, wurden zurückgebracht. Daniels Einfl uss auf den König, ein solches Dekret zu erlassen, trug entscheidend zur Begünstigung der Juden bei (vgl. Spr 21,1).
6,5 eine Anklage gegen Daniel. Die eifersüchtige Verschwörung, die nicht anders als die Bemühungen gegen Daniels 3 Freunde in 3,8ff. war, glich auch der von Josephs Brüdern (vgl. 1Mo 37,18-24).
6,8 außer an dich allein, o König. Ein betrügerischer Schlag ge- gen das königliche Ego stellte seine Anordnung sicher, die Daniels Amtskollegen zum Nutzen sein sollte. Im Altertum wurden Könige nicht selten als Götter verehrt. Die Heiden hatten eine so geringe Meinung von ihren Göttern, dass eine solche Huldigung kein Problem darstellte.
6,9 das Gebot … das nicht abgeändert werden darf. Waren me- do-persische Gesetze erst einmal in Kraft getreten, durften sie nicht mehr abgeändert werden, auch vom König nicht (vgl. 6,13.16; Est 1,19; 8,8).
6,11 nach Jerusalem hin. Daniels kompromisslose Gewohnheit, in Richtung des Tempels Gottes zu beten, entsprach Salomos Gebet, dass Gottes Volk sich danach richten möge (1Kö 8,44.45). Dreimal täglich zu beten, war auch Davids Angewohnheit (Ps 55,17.18).
6,14 einer der Weggeführten von Juda. Daniel lebte nun schon seit über 60 Jahren in Babylon. Seine Loyalität gegenüber den Königen war wohl bekannt (5,13); trotzdem brachte ihn seine konsequente Treue zu Gott in diese Gefahr.
6,15 An einem Tag wurde er von einem selbsternannten Gott zu ei- nem Narr.
6,17 Löwengrube. Das Wort »Grube« leitet sich vom hebr. Wort für »graben« ab. Somit ist buchstäblich von einer unterirdischen Grube die Rede, die wahrscheinlich 1.) eine Öffnung nach oben aufwies, von der man Nahrung hineinwerfen konnte, und 2.) die zudem eine Tür am Fuß einer Rampe oder eines Hanges hatte, durch die die Löwen hineingelangen konnten.
6,23 seinen Engel. Bei diesem Wunder war der Engel möglicher- weise die gleiche Person wie die bei den 3 Männern im Ofen (vgl. 3,25 und s. Anm. dort). meine Unschuld vor ihm. Daniels höchste Auszeichnung seiner Unschuld vor Gott, die zeigt, dass er eines solchen Todes unwürdig war.
6,24 keine Verletzung an ihm. Gott ehrte Daniels Glauben öffent- lich, um seine Herrlichkeit an ihm zu offenbaren (vgl. 3,26.27). Das ist nicht immer der Fall, denn Gott könnte sich auch durch das Martyrium eines treuen Dieners verherrlichen (vgl. Daniel in Hebr 11,33 mit anderen in 11,35-38). 6,25 der König befahl. Wie bei der Sünde Achans (Jos 7,20-26) kostete den Männern und ihren Familien diese Sünde gegen Gott das Leben. Dieses göttliche Gericht war zudem ein wichtiges Element des Wunders, für den Fall, dass einige Kritiker unterstellen würden, dass die Löwen zahm, zahnlos oder satt waren.
6,26 König Darius schrieb. Von Daniel und dem Herrn über- zeugt, drückte er sich in ähnlicher Weise wie Nebukadnezar aus, als hätte er zu seiner Errettung sein persönliches Vertrauen in Gott gesetzt (vgl. 3,31-33; 4,31-34). Daniel illustrierte die evangelistische Kraft eines gottesfürchtigen kompromisslosen Lebens. Vgl. Mt 5,48.
7,1 ersten Jahr. Eine Rückblende auf das Jahr 553 v.Chr., 14 Jahre vor dem Festmahl in 5,1-3. Kap. 7.8 ereigneten sich nach Kap. 4, aber vor Kap. 5. Der Traum aus Dan 7 reicht weit über Daniels Zeit hinaus, bis zum Kommen des Königs von Israel, der allen heidnischen Reichen ein Ende setzen und sein ewiges Königreich aufrichten wird (7,13.14.27; entspricht 2,35.45).
7,2 das große Meer. Das bezieht sich auf das Mittelmeer, das in seiner Größe andere Wasseransammlungen in diesem Teil der Welt übertrifft. Hier repräsentiert das »Meer« Völker und Nationen (vgl. Dan 7,3.17; Offb 13,1).
7,3 vier … Tiere. Diese Tiere repräsentieren die gleichen Reiche wie die einzelnen Teile des Standbilds in Kap. 2. Christus der König, der Sohn des Menschen aus dem Himmel (V. 13.14), entspricht dem Stein in 2,35.45.
7,4 Löwen … Adlerfl ügel. Der grausame, mächtige und schnelle König der Tiere steht für Babylon. Löwen mit Flügeln bewachten die Tore des königlichen Palastes von Babylon. Daniels Zeitgenossen, Jeremia, Hesekiel und Habakuk, verwendeten Tiere zur Beschreibung Nebukadnezars.
7,5 einem Bären. Das ist das medo-persische Reich, wobei die »Sei- te« Persien symbolisierte und die »Rippen« besiegte Nationen.
7,6 ein Panther. Hiermit ist Griechenland gemeint, das unter Alexan- der dem Großen (geboren in 356 v.Chr.) andere Völker schnell eroberte. Seine Herrschaft erstreckte sich von Europa über Afrika bis nach Indien. Die »vier Köpfe« repräsentieren die 4 Generäle, die das Königreich unter sich aufteilten, nachdem Alexander im Alter von 33 Jahren starb (323 v.Chr.). Sie regierten Mazedonien, Kleinasien, Syrien und Ägypten (vgl. 8,8).
7,7 ein viertes Tier. Ein solches Tier existiert nicht; vielmehr ist es ein einzigartiges Tier, das auf das römische Reich hinweist, welches in 2,40 bereits durch das Eisen dargestellt wurde und eine verheerende Eroberungsmacht besitzt. Im Jahr 476 n.Chr. zerfi el die römische Herrschaft, trotzdem besteht es in zergliederter Form weiter (Europa). Kurz vor dem zweiten Kommen Christi wird es wiederhergestellt werden und mit großer vereinter Macht zurückkehren. Dann wird es aus 10 Königen (V. 7.24) und einem elften König bestehen, dem Antichrist (V. 8.24; 2Th 2,3-10; Offb 13,1-10).
7,8 ein anderes … Horn. Das beschreibt den Aufstieg des Anti- christen (vgl. V. 20). Dieses Tier ist ein überaus stolzer Mensch (»Menschenaugen und ein Maul«; vgl. Offb 13,5.6).
7,9 Ich schaute. Daniels Vision schwenkt weiter zum Thron Got- tes, von dem das Gericht über das vierte Reich ausgehen wird (vgl. Offb 20,11-15). 7,11.12 das Tier getötet. Gemeint ist das vierte Tier (d.h. das wiederhergestellte römische Reich), das von dem »kleinen Horn« oder dem Antichrist angeführt wird (V. 7.24). Er wird beim zweiten Kommen Christi vernichtet werden (vgl. Offb 19,20; 20,10); vgl. das Zermalmen durch den Stein in Dan 2,35.45. 7,12 der anderen Tiere. Gemeint sind die 3 vorherigen Tiere (die Reiche aus Kap. 2.7). Nacheinander verlor jedes seine Vorherrschaft, als es in der Geschichte von einem anderen besiegt wurde. Doch jedes verschmolz mit dem siegreichen Königreich und überlebte in seinen Nachkommen. Wenn die Zeit des zweiten Kommens Christi heranrückt, werden die Nachfahren dieser 3 Königreiche Teil des wiederhergestellten römischen Reiches sein (Offb 13,2). Diese letzte Form des römischen Reiches wird nach dem zweiten Kommen Christi keine Überlebenschance haben, denn eine furchtbare Verwüstung (vgl. 2,35) wird es völlig zerstören und dem Königreich Christi Platz machen.
7,13 Sohn des Menschen. Gemeint ist Christus, der Messias (vgl. 9,26); er benutzte diesen Ausdruck häufi g selbst für seine Person (Mt 16,26; 19,28; 26,64). Die »Wolken des Himmels« fi nden sich in Offb 1,7 wieder. Hier wird Christus von dem Hochbetagten, dem Ewigen, dem Vater unterschieden, der ihn zum König seines Reiches krönen wird (2,44). Das Bild des Hochbetagten meint nicht, dass er schwach ist, vielmehr hebt es seine ewige Existenz hervor sowie seine göttliche Weisheit als Richter (wie 7,9.10).
7,14 alle Völker, Stämme und Sprachen. Diese irdischen Unter- scheidungen sprechen von der Verheißung eines irdischen Königreiches, das von Christus regiert wird und in das ewige Reich Gottes übergeht (vgl. V. 18.27; Offb 20,1-4.21.22).
7,15 in meinem Geist zutiefst beunruhigt. Das zukünftige Ge- richt machte ihn traurig, da er meinte, dass die Geschichte bis zu ihrem Ende mit Sünde und Gericht angefüllt sein würde (vgl. V. 28).
7,16 einem der Umstehenden. Engel halfen Daniel, Gottes Offen- barungen zu verstehen (8,13-16; 9,22-27).
7,17 Tiere .. vier. Diese Königreiche, dargestellt durch Löwe, Bär, Panther und das bizarre Tier (V. 3-7), sind Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom. Die »Könige« sind die bedeutendsten Führer dieser Reiche wie Nebukadnezar (2,37.38), Kyrus, Alexander der Große und schließlich das »kleine Horn«, der Antichrist.
7,18 Heiligen. Jene, die Gott vertrauten, werden das König- reich in Besitz nehmen, das vom Sohn des Menschen in V. 13.14, dem Messias, regiert wird. Die Heiligen aus V. 14 und 27 dienen ihm; der letzte Vers stellt klar, dass sie Gott, dem Allerhöchsten, dienen werden. Gleich wie die 4 heidnischen Reiche Einzelpersonen als Könige haben (vgl. 2,38; 7,8; 8,8), so hat das letzte Königreich Christus als König. 7,18 des Allerhöchsten. In diesem Buch wird von Gott als dem Gott gesprochen, der über allen Göttern steht (2,47; 3,29; 4,32), so wie er es für Melchisedek und Abraham (1Mo 14,19.20.22) und ebenso für Naeman war (2Kö 5,17).
7,19 das vierte Tier, das sich … unterschied. Das könnte sich auf die weitaus größere Vielfalt des Reiches im Vergleich zu seinen Vorgängern beziehen ebenso wie auf seine umfangreicheren Eroberungen (V. 24). Seine Ausdehnung umfasst zwei große Teile (vgl. »Oberschenkel«, 2,33.40), dann nahe des Endes 10 Hörner (ein 10 Staatenbund) und schließlich das elfte Horn (das Reich des Antichristen), das bis zum zweiten Kommen Christi bestehen wird. 7,20 das andere Horn. Das elfte Horn (der Herrscher und sein Reich) ist klein und besitzt vor seinem enormen Aufstieg weniger Macht (V. 8). Am Anfang der Drangsalszeit wird es (er) größer und mächtiger als alle anderen Hörner (Herrscher) der Gruppe.
7,21 Krieg mit den Heiligen führte. Der Antichrist wird die Gläu- bigen verfolgen, insbesondere in Israel (vgl. Mt 24,15-22; 2Th 2,4; Offb 12,13-17; 13,6.7).
7,22 der Hochbetagte. Gemeint ist der ewige Gott, der die Regie- rung des messianischen Königreiches seinem Sohn bei seinem zweiten Kommen überträgt (7,13.14). Das Gericht wird den Antichrist ereilen, ebenso wie Satan, der ihm seine Macht verleiht (Offb 13,4; 20,1-3), und die Unerretteten, die nicht ins Königreich kommen werden; auf sie wartet vielmehr der große weiße Thron und letzten Endes das Gericht (Offb 20,11-15). die Heiligen das Reich in Besitz nahmen. Die Gläubigen gehen in das irdische Tausendjährige Königreich ein (Offb 20,1-4), das auf das zweite Kommen Christi folgt (Mt 25,34). Sie haben ewiges Leben, auch nach den tausend Jahren im ewigen Zustand (Offb 21.22). 7,24 ein anderer … nach ihnen. Das »kleine Horn« (Antichrist) nimmt seinen Weg an die Spitze der Weltherrschaft.
7,25 eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Das bezieht sich offensichtlich auf die 3½ Jahre, die die zweite Hälfte der 7 Herrschaftsjahre des Antichristen bilden (vgl. 9,27), und die andauern, bis Christus als der Stein des Gerichts (2,35.45) und der verherrlichte Sohn des Menschen kommt (7,13.14). Vgl. Offb 11,2.3; 12,14; 13,5 hinsichtlich weiterer Aussagen zu dieser Zeitspanne.
7,26 das Gericht. Gott wird sein Gericht halten, um Sünder und Sünde zu richten (V. 9.10). Er wird die Herrschaft des Antichristen stürzen und ihn und sein Reich in der ewigen Hölle vernichten (Offb 19,20; 20,10).
7,27 das Königreich … wird dem Volk der Heiligen … gege- ben werden. Gottes Reich sowohl in seiner irdischen (Offb 20,4) als auch himmlischen Form (Offb 21,27; 22,3.4.14).
8,1 dritten Jahr. Ca. 551 v.Chr., zwei Jahre nach dem Traum in Kap. 7, aber noch vor Kap. 5. im Anfang. Rückblick auf Kap. 7.
8,2 Susa. Eine Hauptstadt des medo-persischen Reiches, etwa 400 km östlich von Babylon. Da Daniel sich in einer Vision sah, war er möglicherweise gar nicht körperlich vor Ort (vgl. Hesekiels Vision, in der er sich am Jerusalemer Tempel befi ndet, obwohl er mit den Ältesten in Babylon zusammensaß, Hes 8-11).
8,3 Auch dieses Bild enthüllte ein Stück Weltgeschichte. Der Wid- der symbolisiert das medo-persische Reich als Ganzes, seine beiden Hörner hingegen stehen für die beiden Volksgruppen (die Meder und die Perser), die zu einer verschmolzen. Die Geschichte dieses Reiches wird in V. 4 kurz beschrieben, unter Kyrus erstreckten sich seine Eroberungszüge vom Osten nach Westen, Süden und Norden, so wie es auch Jesaja 150 Jahre zuvor prophezeite (Jes 45,1-7). Das höhere Horn, das als zweites emporkam, repräsentiert Persien. Der Ziegenbock (V. 5) symbolisiert Griechenland mit seinem ansehnlichen Horn, Alexander, der mit seiner 35.000 Mann starken Armee mit einer solchen Geschwindigkeit vorwärts drang, dass er in dem Bild nicht einmal den Boden berührt. Das zerbrochene Horn ist Alexander bei seinem Tod, die 4 Hörner sind Generäle, die nach Alexander zu Königen über die 4 Gebiete des griechischen Reiches wurden (vgl. 7,6). Das kleine Horn ist Antiochus Epiphanes, der aus dem dritten Reich emporstieg, um von 175-164 v.Chr. über das syrische Gebiet zu herrschen; es ist der gleiche König wie in 11,21-35. Vgl.
7,8.24 wo ein vergleichbar »kleines Horn« deutlich den Antichrist darstellt. Der Grund, weshalb beide als »kleine Hörner« beschrieben werden, liegt darin, dass der eine den anderen ankündigt. Eine weitaus detailliertere Zusammenfassung fi ndet sich in 11,2-35.
8,9 das herrliche Land. Palästina. Vgl. 11,16.41.
8,10 das Heer des Himmels. Die bildhafte Sprache beschreibt, wie Antiochus das jüdische Volk verfolgte – die Sterne werden hierbei als Illustration benutzt (wie 1Mo 12,3; 15,5; 22,17; 2Mo 12,41; 5Mo 1,10). Nach ihrer Niederlage werden die »Sterne« (das jüdische Volk) unter die Herrschaft des Tyrannen fallen. 8,11 Fürsten. Zusätzlich zur Schändung des Tempels (vgl. 1Makk. 1,20-24.41-50) lästerte Antiochus Christus, dem das jüdische Volk letzten Endes huldigt und dem das Heiligtum gehört. Später wird er als der »Fürst der Fürsten« bezeichnet (V. 25).
8,13 Heiligen. Gemeint sind Engel.
8,14 2.300 Abenden und Morgen. Im Urtext fi ndet sich zwischen den Worten Abenden/Morgen kein »und«, was auf 2.300 zusammenhängende Tage schließen lässt. In 1Mo 1,5 wird ein »und« verwendet, d.h. »… Abend, und es wurde Morgen: der erste Tag«. Der Zeitraum beläuft sich etwa 6 1/3 Jahre, in denen zweimal täglich ein Lamm geopfert wird, morgens und abends (2Mo 29,38.39). Die Prophezeiung war in der Bestimmung der Zeit sehr genau, denn Antiochus’ Verfolgung ereignete sich etwa vom 6. Sept. 171 v.Chr. bis 25. Dez. 165/4 v.Chr. Nach seinem Tod feierten die Juden die Reinigung des Heiligtums im Fest der Lichter (Chanukka), das der Wiederherstellung durch Judas Makkabäus gedachte.
8,15 der aussah wie ein Mann. Das verwendete Wort für Mann meint »ein mächtiger Mann« und bildet den sprachlichen Rahmen für »Gabriel«, was »Mächtiger Gottes« bedeutet. An dieser Stelle wird in der Bibel zum ersten Mal ein Engel mit Namen genannt.
8,16 eine Menschenstimme. Gott sprach mit menschlicher Stim- me. dem Ulai. Ein Fluss östlich der persischen Stadt Susa.
8,17 erschrak … fi el. Der Verlust des Bewusstseins ist eine häufi ge Reaktion bei himmlischen Heimsuchungen (vgl. Hes 1; Jes 6; Offb 1). die Zeit des Endes. Dieser Ausdruck beinhaltet wahrscheinlich eine zweifache Erfüllung. Erstens beziehen sich »Zeit des Endes« (wie V. 19), »der letzten Zeit« (V. 19.23) und »bestimmte Zeit« (V. 19) auf eine Zeit, die im speziellen Zeitrahmen der historischen Prophetie später eintraf. Diese Zeit ist in diesen Versen durch die Reiche defi niert: Persien (Widder) und Griechenland (Ziegenbock) und die Zergliederung des griechischen Reiches in 4 Gebiete (V. 8). Eines von ihnen, Syrien unter Seleukos (s. Anm. zu V. 22), würde schließlich zu Antiochus Epiphanes führen (175-164 v.Chr.), dem »kleinen Horn« in V. 9, der das Volk Israel verfolgt (V. 10) und Gott widersteht (V. 11). Vgl. 11,21-35 und s. Anm. dort. Zweitens, dieses »kleine Horn« in V. 9 repräsentiert Antiochus als ein Vorbild auf den Antichristen, der in den letzten Tagen der eschatologischen Erfüllung direkt vor der Wiederkunft Christi auftreten wird und, obwohl weitaus mächtiger, in vielerlei Hinsicht wie Antiochus sein wird.
8,21 Ziegenbock … das große Horn. Das ist die dritte heidnische Weltmacht, das Königreich Griechenland und besonders Alexander der Große, der bedeutende »erste König« nach der Eroberung Medo-Persiens. Vgl. 11,3.
8,22 es … zerbrach und … vier andere. Alexander starb 323 v.Chr. im Alter von 33 Jahren und hinterließ keinen regierungsfähigen Erben. So ergriffen nach 22 Jahren Krieg 4 Männer die Herrschaft über 4 griechische Gebiete: 1.) Kassander, Mazedonien; 2.) Lysimachos, Thrakien und Kleinasien; 3.) Seleukos, Syrien und Babylonien; 4.) Ptolemäus, Ägypten und Arabien. Der Ausdruck »nach den vier Himmelsrichtungen« in V. 8 nimmt Bezug auf diese 4 Männer. »Nicht mit der Macht, die jener hatte«, deutet an, dass sie weder Alexanders Macht besaßen noch von ihm abstammten.
8,23 ein … König wird auftreten. Die erste Erfüllung bezieht sich auf Antiochus als Verfolger (s. V. 9-14). »Am Ende ihrer Regierung«, d.h. die der Nachfolger des Ziegenbocks auf syrischem Territorium, schloss sich Antiochus’ Herrschaft bis 164 v.Chr. an. Nur ein paar Jahre später besiegte Rom Griechenland um 146 v.Chr. und folgte als nächstes großes Weltreich. Antiochus starb, »aber ohne Zutun von Menschenhand«, an Geisteskrankheit und einer inneren Erkrankung. Die zweite, in ferner Zukunft liegende Erfüllung sieht Antiochus in V. 23-25 als prophetische Illustration des Antichristen in der großen Drangsalszeit. Entsprechend dieser Auffassung ist der König hier auch das »kleine Horn« wie in 7,7; 8,9 und der vermessene König in 11,36-45.
8,25 Fürsten der Fürsten. S. Anm. zu 8,11.
8,26 das Gesicht verwahren. Damit ist nicht gemeint, es geheim zu halten, sondern es als Wahrheit aufzubewahren, auch wenn es für eine sehr lange Zeit nicht erfüllt werden sollte.
9,1 ersten Jahr. Ca. 539 v.Chr. zum König … gemacht. Das könn- te bedeuten, dass Darius (ein Titel und nicht sein richtiger Name, s. Anm. zu 6,1) sich auf Kyrus bezieht, der mit Gottes Zustimmung König wurde (vgl. Ps 75,7.8). Da Kyrus der erste Monarch des medo-persischen Reiches war, gab dieser Zeitpunkt auch das erste Jahr nach dem Tod von Belsazar nach dem Fall Babylons an. 9,2 70 Jahren. Daniels Studium der »Schriften« (der atl. Schriftrollen) konzentrierte sich auf die Jahre, die Jeremia in Jer 25,11.12 und 29,10 vor der Gefangenschaft vorhersagte. Da das Ende dieser Zeit herannahte, betete er um Gottes nächsten Schritt für Israel. Vgl. 2Chr 36,21, wo angedeutet wird, dass das 70-jährige Exil die Wiederherstellung der Sabbatruhe beabsichtigte, die Israel so viele Jahre ignoriert hatte (vgl. 3Mo 25,4.5; 26,34-43).
9,2 Ich betete. Verschiedene Aspekte dieser Passage liefern reich- haltige Belehrungen über das Gebet. Wahres Gebet ist: eine Reaktion auf das Wort Gottes (V. 2), von Inbrunst gekennzeichnet (V. 3) selbstverleugnend (V. 4), eine selbstlose Identifi kation mit dem Volk Gottes (V. 5), von Sündenbekenntnis geprägt (V. 5-15), vom Wesen Gottes abhängig (V. 4.7.9.15) und von dem Ziel bestimmt, Gott zu verherrlichen (V. 16-19).
9,11 Fluch. Das spricht von dem Gericht, das nach der göttlichen Verheißung über Israels Ungehorsam im Land kam (3Mo 26,21-42; 5Mo 28,15-68). Das steht im Gegensatz zu den Segnungen, die mit Glauben und Gehorsam verbunden waren (3Mo 26,3-20; 5Mo 28,1-14). Gott hatte die Verheißung gegeben, seinen Segen selbst in einer Zeit des Gerichts wieder auszuschütten, wenn Israel seine Sünden bekennen würde (3Mo 26,40-42).
9,16 Daniel betete in dreierlei Hinsicht für Wiederherstellung. Er bat Gott um die Aufrichtung seiner »Stadt« (V. 16.18), seines »Heiligtums« (V. 17) und seines »Volkes« (V. 19). Gottes Antwort umfasste alle drei Aspekte (V. 24).
9,21 der Mann Gabriel. Dieser Engel wurde als »Mann« bezeich- net, weil er in der Erscheinung eines Mannes auftrat (s. auch 8,16). Vgl. den Engel Michael in 10,13.20; 12,1. Abendopfers. Das war das zweite der beiden täglichen Opfer (vgl. 8,14 und s. Anm. dort); dieses wurde um 15 Uhr dargebracht, eine übliche Zeit zum Gebet (Esr 9,5).
9,24 70 Wochen … bis. Gemeint sind Jahrwochen, Wochen mit 7 Tagen werden hingegen anders beschrieben (10,2.3). Der Zeitraum vom Erlass des persischen Königs Artasasta zum Wiederaufbau Jerusalems, ca. 445 v.Chr. (Neh 2,1-8), bis zum messianischen Königreich. Diese Übersicht beinhaltet: 1.) 7 Wochen oder 49 Jahre, was womöglich mit dem Ende von Nehemias Wiederherstellung der »Straßen und Gräben« zusammenfi el, ebenso wie mit dem Ende von Maleachis Dienst und dem Abschluss des AT; 2.) 62 Wochen oder 434 weitere Jahre für eine Gesamtzahl von 483 Jahren, bis zum ersten Kommen des Messias. Das erfüllte sich bei seinem triumphalen Einzug in Jerusalem am 9. Nisan 30 n.Chr. (s. Anm. zu Mt 21,1-11). Der Messias wird »abgeschnitten« werden (s. Anm., ein gebräuchlicher Ausdruck für den Tod). 3.) die letzten 7 Jahre oder 70 Wochen der Zeit des Antichristen (vgl. V. 27). Das römische Volk, aus dem der Antichrist kommen wird, wird »die Stadt [Jerusalem] … zerstören« sowie ihren Tempel im Jahr 70 n.Chr. 9,24 Diese hoch komplexe und äußerst genaue Prophezeiung ist die Antwort auf Daniels Gebet, ohne Bezug auf die unmittelbare Geschichte, aber dennoch mit der Perspektive auf Israels Zukunft am Ende des Zeitalters. Gott gibt Verheißungen in 2 unterschiedlichen Bereichen, in denen er 3 Dinge bewirken wird. Die erste Verheißung bezieht sich auf den Bereich der Sünde: 1.) der Übertretung ein Ende zu machen, d.h. Israels Sünde (z.B. in V. 11) wird auf seinem langen Weg des Abfalls Einhalt geboten; 2.) die Sünden abzutun, d.h. das endgültige Richten der Sünde (vgl. Hebr 9,26) und 3.) die Missetat zu sühnen, das bezieht sich auf die Grundlage der Sündenvergebung durch eine vollkommene Sühnung, durch das Blut des gekreuzigten Messias, der »ausgerottet« ist (V. 26), was sich auf die ersten beiden Dinge auswirkt (vgl. die Quelle in Sach 13,1). Die zweite Verheißung bezieht sich auf den Bereich der Gerechtigkeit: 1.) eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, die ewige Gerechtigkeit für Daniels Volk nach ihrem Jahrhunderte langem Abfall; 2.) Gesicht und Weissagung zu versiegeln, d.h., dass keine Offenbarung mehr nötig ist, da Gott diese Prophetien erfüllt, wenn er Israel als Volk segnen wird, und 3.) ein Allerheiligstes zu salben, die Weihe des Heiligtums im zukünftigen Tempel, der im Tausendjährigen Reich der zentrale Anbetungsort sein wird (vgl. Hes 40-48). Das bedeutet das Ende der Herrschaft der Nationen und der Zeit des Antichristen, die vor der Rückkehr Christi bestehen. Zusammengefasst sind die ersten 3 Dinge im Prinzip durch das erste Kommen Christi erfüllt, vollständig aber erst bei seiner Wiederkehr. Die letzten 3 Punkte erfüllen sich bei seinem zweiten Kommen.
9,27 Gemeint ist deutlich das Ende des Zeitalters sowie das Gericht beim zweiten Kommen Christi, denn das Aufrichten von Gerechtigkeit geschah nicht 7 Jahre nach dem Tod des Messias noch passt die Zerstörung Jerusalems in diese 7-jährige Zeitspanne (was erst 37 Jahre später geschah). Es sind die 7 zukünftigen Jahre, die mit dem letzten Gericht über die Sünde enden sowie der gerechten Herrschaft Christi; gemeint ist seine Rückkehr und die Aufnahme seiner Herrschaft. Diese 7 Jahre bilden Daniels 70. Jahrwoche. er wird … schließen. »Er« ist der zuletzt erwähnte Fürst (V. 26), der Führer des wiederhergestellten römischen Reiches (vgl. Kap. 2 und 7), der Antichrist, der am Ende der Tage auftreten wird. Seine Zeit kommt in der »einen Woche« der zukünftigen Drangsalszeit, gemeint sind die letzten 7 Jahre aus V. 24. Er schließt (wörtl. er setzt durch) einen 7-jährigen Bund, seinen eigenen Pakt mit Israel, der sich aber als kürzer herausstellt. Der Führer dieses Bundes ist das »kleine Horn« aus 7,7.8.20.21.24-26, und der Antichrist der ntl. Prophetie (Mk 13,14; 2Th 2,3-10; Offb 13,1-10). Dass er erst in der Zukunft auftritt, sogar nach dem ersten Kommen Christi, wird gezeigt durch 1.) Mt 24,15; 2.) die entsprechenden Zeitangaben (7,25; Offb 11,2.3; 12,14; 13,5) und 3.) dem Ende, das sich bis zur Wiederkehr Christi erstreckt, was der Dauer entspricht, die Daniel an anderen Stellen erwähnt (2,35.45; 7,15ff.; 12,1-3) und Offb 11,2; 12,14; 13,5. in der Mitte der Woche. Die Hälfte der 70. Jahrwoche, die 7 Jahre, die zum zweiten Kommen Christi führen. Der Antichrist wird seinen Bund, unter dem das alte Opfersystem wieder aufgenommen wird, mit Israel brechen (V. 27a). Dreieinhalb Jahre Drangsalszeit verbleiben, was mit den Zeitangaben anderer Schriftstellen übereinstimmt (7,25; Offb 11,2.3; 12,14; 13,5; wird in Offb 2,22; 7,14 mit »der großen Drangsal« bezeichnet, vgl. Mt 24,21). Gräuel … ein Verwüstender. Der Antichrist wird Gräuel gegen die jüdische Religion verüben. Diese Übertretung wird das verwüsten oder verderben, was den Juden heilig ist, nämlich ihren heiligen Tempel und die Verehrung der Gegenwart Gottes an diesem Ort (vgl. 1Kö 9,3; 2Th 2,4). In seiner Rede auf dem Ölberg bezieht sich Jesus direkt auf diese Stelle (Mt 24,15). S. Anm. zu 11,31. fest beschlossene Vernichtung. Gott lässt diese Drangsalszeit unter der Verfolgung des Antichristen zu, doch am Ende wird er triumphieren, indem er die Sünde der Israeliten (12,7) und die der Welt richtet (vgl. Jer 25,31). Das schließt den Antichristen (11,45; Offb 19,20) und alle Menschen ein, die das Gericht verdienen (9,24; Mt 13,41-43).
10,1 dritten Jahr. Ca. 536 v.Chr. Zwei Jahre waren seit dem letzten Dekret vergangen, das die Rückkehr der Israeliten beinhaltete (vgl. Esr 1,1-2,1; 2,64-3,1).
10,6 sein Leib war wie ein Topas. Der Bote, den Daniel in einer Vision sieht (V. 1.7), war nicht der Engel Michael, von dem dieser Hilfe benötigte (V. 13). Die Beschreibung einer solchen Herrlichkeit hat einige zu der Annahme veranlasst, in ihm Christus in einer Erscheinung vor seiner Menschwerdung zu sehen (wie in Jos 5,13-15; 6,2; Ri 6,11-23). Er wird nahezu wie Christus beschrieben (Offb 1,13.14) und Daniels Reaktion gleicht der von Johannes (Offb 1,17).
10,10 eine Hand rührte mich an. Höchst wahrscheinlich war dies Gabriel, der Daniel zuvor schon andere Offenbarungen auslegte (vgl. 8,16) und ihn in ähnlicher Weise als Vielgeliebten bezeichnete (s. 9,20-23).
10,12 deine Worte sind erhört worden. Das war eine große Er- mutigung von Gott, der auf Daniels Gebete achtete und sie beantwortete (vgl. 9,20-27).
10,13 der Fürst des Königreichs Persien. Der Grund für die 3- wöchige Verzögerung war ein böser Engel, der Gabriel im Himmel Widerstand leistete (vgl. Offb 16,12-14). Dieser Engel wirkte im Königreich Persien, um das Werk Gottes zu verhindern. Das gibt uns darüber Aufschluss, dass Satan bemüht ist, Generationen und Völker gegen Gott und sein Volk aufzuwiegeln (vgl. Eph 6,10ff.). Michael. Er ist der oberste Engel im Himmel (vgl. 10,21; 12,1; Jud 9; Offb 12,7). Michael kam zu Hilfe, um sicherzustellen, dass die Juden in ihr Land zurückkehren konnten.
10,14 fernliegende Tage. Das bezieht sich auf Gottes zukünftigen Plan für sein Volk, von der Zeit Daniels bis zu der des Antichristen. 10,19 ich wurde gestärkt. Das war das dritte Mal (V. 10.16), wodurch der überwältigende Eindruck deutlich wird, den göttliche Gegenwart und Offenbarung hinterlassen.
10,20 Fürst von Griechenland. Ein böser Engel, der für das König- reich Griechenland kämpfte.
10,21 Buch der Wahrheit. Gottes sicherer und wahrer Plan für Menschen und Völker, den er nach seinem Ermessen offenbaren kann (11,2; Jes 46,9-11). nur … Michael. Der Engel, der bei Michael war, beabsichtigte mit den Dämonen von Persien und Griechenland fertig zu werden. Das bildet die himmlische Grundlage für die irdische Geschichtsschreibung in 11,2-35. 11,1 ersten Jahr. Ca. 539 v.Chr. (vgl. 6,1ff.; 9,1). ich stand ihm … bei, um ihn zu stärken. Der Bote aus 10,10ff. spricht davon, wie er Michael zur Hilfe kam (so wie Michael ihn im Kampf mit den Dämonen in 10,21 unterstützte), um Darius in seiner Absicht zu bestärken, Israel in sein Land zurückkehren zu lassen.
11,2 Wie in 8,3-26 reicht diese Prophezeiung von der Geschich- te der geistlichen Kämpfe in Israel (11,2-35) bis zur Drangsalszeit (V. 36-42), wenn Michael für die vollständige Errettung Israels eintreten wird (12,1). Die Einzelheiten dieser Geschichte sind so minuziös und genau durch die Geschichtsschreibung bestätigt, dass ungläubige Kritiker, ohne Beweise erbringen zu können, darauf bestanden, dass die Niederschrift 400 Jahre nach Daniel erfolgte, nachdem sich die beschriebenen Ereignisse zugetragen hatten, was den Verfasser zu einem Betrüger machen würde. Die Prophezeiung schaut in die Zukunft von Daniel bis zum Antichrist. 11,2 Dieser Abschnitt enthüllt die zeitnahe Erfüllung für das per- sische Reich sowie die Herrschaft Griechenlands unter Antiochus Epiphanes. 11,2 noch drei Könige … und der vierte. Die 3 persischen Könige nach Kyrus (10,1) waren Kambyses (ca. 530-522 v.Chr.), Pseudo-Smerdis (ca. 522 v.Chr.) und Darius I. Hystaspes (ca. 522-486 v.Chr.). Der vierte ist Xerxes I., im Buch Esther Ahasveros genannt (486-465 v.Chr.). Die Könige nach Xerxes werden nicht erwähnt, wahrscheinlich weil Xerxes den Feldzug gegen die Griechen nicht gewinnen konnte (481-479 v.Chr.), der den Anfang vom Ende des Perserreiches einläutete, das schließlich ca. 331 v.Chr. an Alexander den Großen fi el. 11,3 ein tapferer König. Alexander der Große (vgl. 8,5). 11,4 Nach Alexanders Tod (ca. 323 v.Chr.) übernahmen 4 Männer, die nicht seiner Familie entstammten, Gebiete seines weitverzweigten Reiches (s. Anm. zu 7,6; 8,3-9). Der König des Südens (Ägypten) und der König des Nordens (Syrien) werden in V. 5 und im Anschluss erwähnt. Im Lauf der Zeit traten andere Herrscher auf und durchzogen Palästina.
11,5 König des Südens … König des Nordens. Der König des Südens repräsentierte die Ptolemäer, die Herrscher Ägyptens, sie werden ab V. 5 oft mit dem König des Nordens gegenübergestellt, den Seleukiden, den syrischen Herrschern (V. 6). Die Himmelsrichtungen Süden und Norden werden in ihrem geographischen Bezug zu Palästina verwendet, um das der Engel Gabriel, der in dieser Passage spricht, besorgt ist. V. 5-20 decken fast 200 Kriegsjahre zwischen Nachbarstaaten ab.
11,6 sich verbünden. Berenike, Tochter des ägyptischen Ptolemäus II. Philadelphos (285-246 v.Chr.), heiratete den syrischen König Antiochus II. Theos (261-246 v.Chr.). Der zweite Teil des Verses bezieht sich auf den politischen Vorteil, den sie sich von dem Bund erhofften. Antiochus trennte sich von seiner Frau, um Berenike zu heiraten. Später ermordete die geschiedene Ehefrau Berenike, ihren kleinen Sohn und auch Antiochus, den sie vergiftete. Auf diese Weise brachte sie ihren eigenen Sohn, Seleukos II. Kalinikus, auf den Thron.
11,7 ein Sprössling aus der gleichen Wurzel. Der Bruder der er- mordeten Berenike nahm den Platz seines Vaters ein. Sein Name war Ptolemäus III. Euergetes von Ägypten (246-222 v.Chr.). Er besiegte Syrien und raubte seine großen Schätze (V. 8).
11,9 Dieser wird … eindringen. Syriens Kalinikus griff Ägypten ca. 240 v.Chr. an, musste dann aber deutlich geschlagen den Rückzug antreten. 11,10 seine Söhne. Seleukos’ Söhne (seine Thronfolger) führten den Krieg gegen Ägypten weiter (s. V. 11-35). 11,11 König des Südens. Ptolemäus IV. Philopator (222-203 v.Chr.) vernichtete die syrische Armee unter Antiochus III. dem Großen (223-187 v.Chr.). Ägyptens Vorteil würde aber nur von kurzer Dauer sein (V. 12).
11,13 König des Nordens. Nach dreizehn Jahren kehrte Antio- chus mit einer großen Armee zurück und brachte Palästina (»herrlichen Land«; V. 16), nach einer Reihe von Militärschlägen gegen Ägypten, bis Gaza unter seine Kontrolle.
11,14 gewalttätige Leute aus deinem Volk. Gewalttätige Juden wollten Juda von der Abhängigkeit Ägyptens befreien, doch ihr Aufstand schlug fehl.
11,16 der, welcher gegen ihn gekommen ist. Antiochus III. der Große übernahm die dauerhafte Herrschaft über Israel. herrlichen Land. Palästina (vgl. 8,9).
11,17 eine Tochter … geben. Antiochus, der Druck aus Rom ver- spürte (das vierte Reich, 2,40; 7,7), gab Ptolemäus V. Epiphanes (ca. 192 v.Chr.) seine Tochter Kleopatra, um mit Ägypten Frieden zu schließen. Der Syrer hoffte, dass seine Tochter ihm als Spion dienen würde, um Ägypten zu »verderben« oder zu schwächen und er es schließlich unter seine Gewalt bringen könnte. Aber Kleopatra hielt zu ihrem ägyptischen Mann, anstatt ihrem Vater zu helfen.
11,18 ein Feldherr. Antiochus hatte sein Auge darauf geworfen, Griechenland entlang der Mittelmeerküste zu erobern. Das brachte ihn aber in Konfl ikt mit Rom, so dass der Römer Lucius Scipio Asiaticus der syrischen Aggression gegen die römischen Rechte in diesem Gebiet mit einer gewaltigen Niederlage entgegnete (ca. 191-190 v.Chr.).
11,19 fallen. Antiochus kehrte nach der Niederlage in sein Land zurück, von Rom gezwungen, sein ganzes Territorium westlich des Taurus abzutreten und die Kriegskosten zu erstatten. Wahrscheinlich wurde er bei dem Versuch umgebracht, bei Nacht einen persischen Tempel in Elymais zu plündern (um das Geld für die von Rom geforderten Entschädigungen aufzubringen).
11,20 einen Steuereintreiber. Da Rom zunehmend an Macht ge- wann, verlangte es von Seleukos IV. Philopator Tributzahlungen. Der Syrer erlegte seinen Untertanen hohe Steuern auf, um den Tribut einzutreiben. Kurz darauf wurde er vergiftet. »Die Herrlichkeit des Reiches« bezieht sich wohlmöglich auf Israel (»herrlichen Land«) mit seinem großartigen Tempel.
11,21 ein Verachteter. Der grausamste König des Nordens in V. 21-35 war ein Seleukid, der syrische Verfolger Israels Antiochus IV. Epiphanes (vgl. 8,9-14.23-25). Er bestieg den Thron, als sein Bruder Seleukos ermordet wurde und ein Sohn des toten Königs, Demetrius I. Soter, der sein Thronfolger gewesen wäre, von Rom als Geisel genommen wurde. Antiochus nutzte dieses Vakuum und ergriff die Macht in Syrien.
11,22 werden vor ihm weggeschwemmt. Die ägyptischen Ar- meen wurden von Antiochus’ einmarschierenden Streitkräften wie von einer Flut weggeschwemmt (vgl. »Flut« für einen militärischen Angriff, 9,26). Israels »Fürst des Bundes«, Onias III., wurde auf Antiochus’ Geheiß von seinem eigenen Bruder Menelaus ermordet (171 v.Chr.).
11,23 verbündet. Im Kampf um den ägyptischen Thron schloss An- tiochus ein Bündnis mit Ptolemäus VI. Philometer gegen seinen Rivalen Ptolemäus VII. Euergetes II. (nicht der Führer in V. 7). In betrügerischer Absicht versuchte Antiochus durch diesen Bund größere Macht über Ägypten zu erlangen. »Mit nur wenig Volk« eroberte er Memphis und das restliche Ägypten bis nach Alexandria.
11,24 Mitten im Frieden wird er … eindringen. Unter dem Vor- wand der Freundschaft fi el Antiochus in die reichsten Gegenden Ägyptens ein und plünderte sie. Um sich Unterstützung zu sichern, verteilte er großzügige Geschenke, die möglicherweise aus der Beute stammten. gegen die Festungen wird er Pläne schmieden. Er schmiedete einen Komplott, um in Ägypten an die Macht zu kommen.
11,25 seine Kraft … gegen den König des Südens. Antiochus griff Philometer an, der zu seinem Feind geworden war. Philometer fi el, weil er von seinen Getreuen verraten wurde (V. 26a), und wurde Antiochus’ Gefangener.
11,26 die seine Tafelkost essen. Seine vertrauten Berater ließen Philometer Syrien angreifen, um seine Niederlage und seinen Tod und den seiner Männer sicherzustellen.
11,27 reden Lügen. Antiochus täuschte seine Hilfe vor, um Ptole- mäus Philometer auf den ägyptischen Thron zu bringen, der zu der Zeit noch von Ptolemäus Euergetes besetzt war. Beide Könige logen bei ihrem Treffen und Antiochus setzte Philometer als König in Memphis ein, während Euergetes in Alexandria regierte. Die beiden Ägypter einigten sich bald auf eine gemeinsame Herrschaft gegen den Syrer.
11,28 gegen den heiligen Bund. Wie außerbiblische Quellen an- geben, traf Antiochus auf seinem Weg nach Syrien auf einen israelitischen Aufstand. Er fi el in den Jerusalemer Tempel ein, entweihte das Opfersystem, massakrierte 80.000 Männer, nahm 40.000 Gefangene, verkaufte 40.000 als Sklaven und vereitelte den jüdischen Versuch, den von ihm bestimmten Priester Menelaus abzusetzen.
11,29 gegen den Süden. Zum dritten Mal zog Antiochus gegen die beiden ägyptischen Herrscher hinab (ca. 168 v.Chr.), jedoch mit wesentlich weniger Erfolg.
11,30 es werden ihn Kittäerschiffe angreifen. Aus Zypern kam Ägypten eine römische Flotte zur Hilfe und verhinderte Antiochus’ Angriff. Aufgrund der römischen Unterstützung verließ Antiochus Ägypten und ließ auf dem Rückweg die Israeliten seinen Zorn spüren. Er widersetzte sich gegen das von Gott gegebene mosaische Gesetz, das einige Juden trotz manch syrischer Praktiken und jüdischer Kompromisse hielten. Antiochus erwies abgefallenen Juden Gunst (»welche den heiligen Bund verlassen«), wie außerbiblische Aufzeichnungen bestätigen.
11,31 das Heiligtum … entweihen. Antiochus’ Soldaten, die zweifelsohne mit abgefallenen Juden zusammenarbeiteten, schirmten den Tempel ab und setzten jeglichem Gottesdienst ein Ende, während andere die Stadt am Sabbat angriffen und Männer, Frauen und Kinder töteten. Soldaten schändeten Israels Tempel, verboten die Beschneidung und die täglichen Opfer (1Makk. 1,44-54) und opferten ein Schwein auf dem Altar. Im Monat Kislev (15. Dez. 167 v.Chr.) richteten die Syrer sogar ein Götzenbild zur Ehre des olympischen Gottes Zeus im Tempel auf. Die Juden nannten es »den Gräuel, der zur Verwüstung führt«; das bedeutete die Zerstörung des jüdischen Gottesdienstes. Gräuel der Verwüstung. Antiochus’ Soldaten entweihten den Tempel Gottes, indem sie Schweinebrühe an den Altar sprengten und die täglichen Opfer verboten (vgl. 8,13.14 und s. Anm. dort), wie es 1Makk. 1,44-54 beschreibt. Sowohl Daniel als auch Jesus sagten, dass diese Gräueltat nur ein Vorausblick auf den Gräuel sei, der später unter dem Antichristen geschehen würde (9,27; Mt 24,15).
11,32 die, welche gegen den Bund freveln. Kompromissbe- reite Juden (vgl. V. 30) wurden durch Schmeicheleien verführt, sich auf Antiochus’ Seite zu stellen (vgl. 1Makk. 1,11-15). 11,32 die Leute aber, die ihren Gott kennen. Die Juden, die Gott die Treue hielten, besaßen feste Überzeugungen; sie nahmen lieber den Tod in Kauf, als Kompromisse einzugehen (V. 33; wie auch 1Makk. 1,62.63). Von Rom unterstützt, führte sie Judas Makkabäus in einem erfolgreichen Aufstand an.
11,33 die Vielen unterweisen. »Die Verständigen im Volk«, das waren die Juden, die die Wahrheit kannten und ihr glaubten; sie unterwiesen andere in der Schrift, obwohl auch sie einer beständigen Verfolgung ausgesetzt waren.
11,34 ein wenig Hilfe. Da viele abfallen würden, erfuhren die dem Bund treu gebliebenen Juden, menschlich gesehen, nur wenig Unterstützung. Einige Abgefallene, die die Behandlung des Überrestes fürchteten, täuschten Loyalität vor.
11,35 unter ihnen eine Läuterung. In der Verfolgung würden ei- nige »von den Verständigen«, die Gott treu geblieben waren (jeder wahre Gläubige, 12,3), als Märtyrer sterben. Gottes gnädige Absicht war es, sie zu heiligen. Die Verfolgung würde bis »zur Zeit des Endes« anhalten, die Gott bis zum zweiten Kommen Christi festgesetzt hat. Der Verweis auf das »Ende« dient als Überleitung zu der in V. 36 beschrieben letzten Drangsalszeit, wenn der Antichrist, den Antiochus ankündigte, an der Macht sein wird. zur Zeit des Endes … zur bestimmten Zeit. Diese beiden eschatologischen Begriffe weisen auf einen geschichtlichen Sprung von mehreren Tausend Jahren hin, von Antiochus bis zu einer zukünftigen vergleichbaren Prüfungszeit, wenn der vermessene König herrschen wird (V. 36-45). Dieser König ist das »kleine Horn«, der Antichrist (7,7.8.20.21.24-26), der Verfolger aus 9,27 (s. Anm. dort).
11,36 Dieser Abschnitt beschreibt die zukünftige Erfüllung von Gottes prophetischem Plan. Er fasst alle Einzelheiten von Daniels 70. Woche zusammen, die an keiner anderen Stelle der Schrift zu fi nden sind. Antiochus Epiphanes, ein Vorbild auf den Antichrist, ist die perfekte Überleitung zum eigentlichen Antichristen. 11,36 Hier wird auf die zukünftige »Zeit des Endes« aus V. 35 hinwie- sen. V. 36-45 beschreiben den Werdegang des Antichristen in den letzten 7 Jahren vor dem Tausendjährigen Königreich Christi. Dieser vermessene König ist der Antichrist (s. Anm. zu 7,8.11-12.25; 9,27; vgl. Offb 13,4-7).
11,37 Götter seiner Väter. Das hier benutzte Wort für »Gott« ist »Elohim«, ein Pluralwort, das sich in diesem Kontext wahrscheinlich auf »Götter« bezieht. Die Heiden übernahmen die überlieferten Götter ihrer Väter, aber dieser König nahm keine Rücksicht auf sie. Sein einziger Gott ist die Macht (V. 38, »Gott der Festungen«). Sehnsucht der Frauen. Dies könnte bedeuten, dass der Antichrist homosexuell ist; aber mit Sicherheit meint es, dass er kein normales Interesse an Frauen besitzt, so wie z.B. jemand, der im Zölibat lebt.
11,38 Gott der Festungen. Das Wort für Festung wird in diesem Kapitel 5 weitere Male verwendet (V. 7.10.19.31.39) und bedeutet jedes Mal »einen stabilen Ort«. Macht wird sein Gott sein, und er wird all seine Schätze darauf verwenden, mächtig zu werden und Kriege zu fi nanzieren. Mit dieser Macht wird er jede Festung angreifen (V. 39).
11,40 König des Südens … des Nordens. Das ist der letzte Kon- fl ikt zwischen dem Norden und dem Süden. Im bisherigen Kontext symbolisierte der Süden Ägypten. Dies ist die letzte große Schlacht mit der Armee des Nordens, die sich dem Angriff der Streitkräfte des Südens aus Afrika entgegenstellt. Der Antichrist wird sich dies nicht gefallen lassen, ohne zurückzuschlagen und zu gewinnen und sie beide besiegen, wie V. 41ff festhält. Der vermessene König, der Antichrist, wird den Angriffen beider Parteien widerstehen und die Oberhand behalten, um anschließend »in das herrliche Land« Palästina zu ziehen, vielleicht wird er dann den Gräuel der Verwüstung aufrichten (9,23; Mt 24,15). Mit diesem Sieg wird er seine Machtposition eine Weile festigen.
11,44 Gerüchte aus Osten und Norden. Militärische Nachrichten, dass Truppen aus anderen Teilen der Welt zum palästinischen Schauplatz aufbrechen, werden diesen eigenwilligen Herrscher von seinen Siegen aufschrecken lassen (vgl. Offb 9,16; 16,12).
11,45 sein Ende. Um den neuesten Bedrohungen entgegenzutreten, wird der Antichrist sein Hauptquartier zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer (bzw. dem See Genezareth) und dem heiligen Berg Jerusalems aufrichten und seine Truppen werden das Land erfüllen (vgl. Sach 12,2.3; 14,2.3; Offb 19,17-21). Niemand wird ihm gegen Gott helfen können, der ihm bei der Wiederkehr Christi ein Ende bereiten wird (vgl. Offb 19,20).
12,1 Zu jener Zeit. Das bezieht sich auf 11,36-45, die Zeit der Vor- herrschaft des Antichristen während der letzten Drangsal. In dieser Zeit hat der Erzengel Michael (vgl. Jud 9) aus 10,13.21 ein besonderes Augenmerk auf Israel, um es unter den Heiden zu beschützen (vgl. Jes 26,20.21; Jer 30,7; Mt 24,21). »Dein Volk« meint Daniels Volk Israel, das selbst in einer solch beispiellosen Not wie der großen Drangsalszeit hoffen kann (Mt 24,21; vgl. Offb 12,12-17; 13,7). Mit dem Buch ist das Buch der Erlösten gemeint (Mal 3,16-21; Lk 10,20; Offb 13,8; 17,8; 20,12.15; 21,27).
12,2 viele … die einen … die anderen. Zwei Personengruppen werden aus dem Tod auferstehen, wobei mit »viele« alle gemeint sind (wie in Joh 5,29). Die Gläubigen werden zum ewigen Leben auferstehen, die Unerretteten zur ewigen Qual. Die Seelen der atl. Heiligen sind bereits beim Herrn; zu dieser Zeit werden sie Herrlichkeitsleiber empfangen (vgl. Offb 20,4-6).
12,3 Verständigen. Durch den Glauben an Gottes Wort besitzen sie wahre Erkenntnis; gemeint sind nicht nur Führungspersonen (wie in 11,33), sondern auch andere Gläubige (11,35; 12,10). In Herrlichkeit zu leuchten, ist ein Vorrecht aller Erlösten (vgl. den Grundsatz in 1Th 2,12; 1Pt 5,10). Alle, die andere zur Gerechtigkeit geführt haben, werden zur Belohnung in unterschiedlicher Intensität wie Sterne leuchten (wie in 1Kor 3,8). Das Ausmaß der Treue seines Zeugnisses wird die ewige Fähigkeit des Gläubigen bestimmen, die Herrlichkeit Gottes widerzuspiegeln.
12,4 zur Zeit des Endes. Gemeint ist die 70. Woche der Drangsals- zeit (vgl. 11,35.40). darin forschen. Diese hebr. Verbform bezieht sich immer auf die Bewegung einer Person, die nach etwas sucht oder forscht. In der Drangsalszeit werden die Menschen nach Antworten auf die Frage nach dem Grund der Zerstörung suchen und zunehmend Erkenntnis durch Daniels Buch gewinnen.
12,5 zwei andere. Zwei Engel.
12,6 in Leinen gekleideten Mann. S. Anm. zu 10,6.
12,7 Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Das beantwor- tet die Frage aus V. 6. Wenn man die Angaben addiert (eine, zwei und eine halbe), ergeben sich die letzten 3½ Jahre von Daniels 70. Jahrwoche (9,27), die Zeit der Leiden, wenn das »kleine Horn« oder der vermessene König die Heiligen verfolgen wird (7,25; vgl. 11,36-39 und Offb 12,14; in Offb 11,2.3; 13,5 wird der gleiche Zeitraum durch vergleichbare Angaben ausgedrückt).
1,1 das Wort des HERRN. Vgl. 6,5. Diese Art der Einleitung drückt die von Gott gegebene Autorität des Propheten und die Quelle seiner Botschaft aus, gleiches fi ndet sich in Joel 1,1; Mi 1,1; Zeph 1,1; Sach 1,1; Mal 1,1. Ähnliche Aussagen: Am 1,3; Ob 1; Jon 1,1; Hag 1,2.
1,2 Hurenweib. S. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger. Hurenkinder. Das weist auf die zukünftige Untreue ihrer Mutter hin. Vielleicht waren die Kinder nicht von Hosea. Dass Hoseas Ehe mit Gomer Gottes Ehebeziehung zu Israel darstellen sollte, ist deutlich und wird zum Schlüssel für das Thema des Buches. 1,4 Jesreel. Bedeutet »Gott sät« (vgl. Sach 10,9); der Name wird einem Kind als Gerichtsankündigung gegeben (vgl. 2Kö 9,7-10,28). ich werde das in Jesreel vergossene Blut … rächen. In Jesreel erschlug Jehu Ahabs Haus (vgl. 2Kö 9,7-10,28). ein Ende machen. Ein Blick auf Israels zukünftiges Exil in Assyrien in 722 v.Chr., aus dem es nie wieder zurückkehrte.
1,5 den Bogen … zerbrechen. Der Bogen war ein gebräuchliches Synonym für militärische Stärke, die Hauptkriegswaffe in Israel. Dies erfüllte sich 722 v.Chr., als Assyrien einmarschierte. der Talebene von Jesreel. Jesreel, Ebene von Esdrealon genannt, erstreckt sich in einer Breite von 16 km vom Jordan bis zum Mittelmeer nahe des Karmel; es war das große Schlachtfeld (s. Offb 16,14-16), das an das Tal von Megiddo grenzte und bei der triumphalen Rückkehr Christi zum Segen wird (vgl. V. 11).
1,6 Lo-Ruchama. Wörtl. »Nicht-Begnadigte«. Der Name dieser Tochter symbolisiert, dass Gott Gericht über Israel bringt und ihnen seine Gunst nicht länger gewährt.
1,7 ich will mich über das Haus Juda erbarmen. Um Hiskias willen wollte Gott für Juda streiten, als Jerusalem 701 v.Chr. von den Assyrern belagert wurde (vgl. 2Kö 19; Jes 37).
1,9 Lo-Ammi. Der Name bedeutet »Nicht-mein-Volk« und symboli- siert Gottes Verwerfung Israels. ich bin nicht der Eure. Wörtl. »ich bin für euch nicht der ›Ich bin‹«. Der Ausdruck verdeutlicht den Bruch des Bundes, eine Art Scheidungsformel, im Gegensatz zu der Bundes- oder Eheformel in 2Mo 3,14: »Ich bin, der ›ich bin‹!«
2,1 Trotz Israels Eigensinn bewahrte Gott einen Überrest von Israel und Juda für sich selbst. Indem er von den Segnungen im Tausendjährigen Reich spricht, verheißt Gott dem Volk Wachstum (vgl. Jes 54,1), Bekehrung und Wiedervereinigung (vgl. Hes 37,15-23), einen Führer (3,5) und die Wiederherstellung des Volkes (2,25). 2,1 Zahl. Eine erneute Bestätigung des abrahamitischen Bundes, der nicht in dieser Generation in Erfüllung gehen würde, sondern in einer zukünftigen (vgl. 1Mo 22,17). nicht mein Volk. Paulus zitiert das in Röm 9,26. 2,2 ein einziges Oberhaupt. Bezieht sich auf den Messias (vgl. 3,5). der Tag von Jesreel. Wird hier im positiven Sinne göttlicher Segnungen verwendet (vgl. 2,24).
2,4 Weist eure Mutter zurecht. Obwohl die Ausdrucksweise auf Gomer zutrifft, wird eine Gerichtsszene beschrieben, in der der Herr als der Kläger die Anschuldigungen gegen den Angeklagten hervorbringt. Einzelnen Israeliten, die durch die Kinder dargestellt sind, wird befohlen, ihre Mutter anzuklagen, das Volk Israel. Gomers physische Unmoral symbolisiert Israels geistlichen Götzendienst.
2,7 Ich will … nachlaufen. Wörtl. »lass mich nachlaufen«, was eine starke Begierde und Neigung ausdrückt. Israel schrieb seinen Wohlstand den Götzen seiner heidnischen Nachbarn zu – »ihren Liebhabern« (vgl. V. 9.12.14). Es würde sich nicht davon abhalten lassen, ihnen nachzulaufen.
2,10 Gott verweigerte ihnen Regen und Ertrag, um Israel zu zei- gen, dass die kanaanitische Gottheit Baal nicht der Gott des Regens und der Fruchtbarkeit war. 2,10 für den Baal verwendet. Der Baalsdienst (der phönizische Sonnengott), den es schon zur Zeit der Richter gab (vgl. Ri 2,17; 3,3; 8,33), etablierte sich in Israel, als König Ahab Isebel heiratete, die versuchte, Israels Anbetung des wahren Gottes auszulöschen (vgl. 1Kö 19). Die Opfergaben an Baal nahm Israel im Grunde vom Segen Gottes für das Volk (vgl. Hes 16,10-14).
2,12 ich will nun ihre Schande enthüllen. Gott versprach, Israels Bosheit bloßzulegen. Die Aussage steht im Zusammenhang mit der gewaltsamen Gefangennahme in Hes 16,37-40. ihrer Liebhaber. Die Götzen wurden personifi ziert, so als würden sie sehen können, obschon sie keine Hilfe anbieten konnten.
2,13 Feiertagen. Seit dem Auszug aus Ägypten hatte Israel die An- betung des Herrn mit der Anbetung falscher Götter vermischt (vgl. Am 5,26; Apg 7,43).
2,15 mich vergaß. Vgl. 2Kö 17,7-18 hinsichtlich einer detaillierten Beschreibung dessen, was es beinhaltete, dass sie Gott verlassen hatten.
2,16 ihr zu Herzen reden. Der Ausdruck wurde für die Werbung einer Frau verwendet (1Mo 34,3; Ri 19,3; Rt 2,13). Gott wird Israel wieder zu sich zurückführen.
2,17 Tal Achor. Wörtl. »Tal der Trübsal/des Unheils«, nahe Jericho, wo Achan und seine Familie gerichtet wurden (Jos 7,24). Dieser Hinweis gibt Israel zu verstehen, dass Züchtigung und Gericht nicht für immer andauern werden, weil es eine »Tür der Hoffnung« gibt.
2,18 mein Mann … mein Baal. Der erste Begriff lässt Zuneigung und Vertrautheit erkennen, während der zweite von Herrschaft spricht.
2,19 In V. 15 vergaß Israel seinen wahren Gott; hier sagte Gott, dass Israel seine falschen Götter vergessen würde. Das, was die äußerliche Anpassung an das mosaische Gesetz nicht leisten konnte, bewirkt Gott im Neuen Bund durch ein neues Herz (Jer 31,31-34; Sach 13,1.2).
2,20 einen Bund. Eine Darstellung aus dem Tausendjährigen Reich (vgl. Jes 2,4; 11,6-9; Mi 4,3), wenn Gottes Volk ihm unterworfen sein wird und die Schöpfung seinem Volk.
2,21 ich will dich mir verloben. Der 3-mal wiederholte Aus- druck betont die Intensität der wiederherstellenden Liebe Gottes zu seinem Volk. An diesem Tag wird Israel nicht länger als Prostituierte bezeichnet. Israel trägt zur Ehebeziehung nichts bei; alle Verheißungen kommen von Gott und er sorgt für die gesamte Mitgift. Diese Verse werden von jedem orthodoxen Juden vorgetragen, indem er sie auf Hände und Stirn bindet (vgl. 5Mo 11,18). Die Wiedergeburt/Bekehrung des Volkes ähnelt der einer Einzelperson (vgl. 2Kor 5,16-19). 2,24.25 Eine Umkehrung der Umstände (vgl. 1,4.6.9).
2,24 Jesreel. Wie in 2,2 wird der Begriff auch hier im positiven Sinne ausgestreuter Saat verwendet.
2,25 Paulus zitiert das in Röm 9,25 als Analogie zur Bekehrung der Heiden.
3,1 Geh nochmals hin und liebe. Nachdem sie zuvor voneinan- der getrennt waren, wird Hosea befohlen, seiner Frau Gomer nachzugehen (vgl. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger), um dadurch Gottes unauslöschbare Liebe für das treulose Israel zu veranschaulichen. Traubenkuchen. Das wurde zu besonderen Anlässen gegessen (vgl. 2Sam 6,19) und wurde möglicherweise als Aphrodisiakum zu götzendienerischen Zeremonien verwendet (vgl. Hl 2,5).
3,2 ich erkaufte sie mir. Wahrscheinlich kaufte Hosea Gomer für 15 Silberschekel und 1½ Homer Gerste bei einer Sklavenversteigerung. Die Gesamtsumme könnte den Wert von 30 Silberstücken gehabt haben, der Preis für einen gewöhnlichen Sklaven (vgl. 2Mo 21,32). Gerste war die Opfergabe für jemanden, der des Ehebruchs beschuldigt wurde (4Mo 5,15).
3,3 Gomer durfte »viele Tage« lang keine ehelichen Beziehungen zu Hosea pfl egen. Dem Bild vom Handeln Gottes mit seinem Bundesvolk im gegenwärtigen Zeitalter wurde ein weiteres Element hinzugefügt: Israel würde keine politischen und religiösen Beziehungen haben (weder zum wahren Gott noch zu falschen Göttern), bis der Messias wiederkommt, um seine Tausendjährige Herrschaft anzutreten (vgl. Hes 40-48; Sach 12-14).
3,4 ohne priesterliches Schulterkleid … Teraphim. Priesterliche Kleidung für den Götzendienst und Anbetungsobjekte.
3,5 David. Vgl. 2,2. Das muss sich auf den Messias während des Tausendjährigen Reiches beziehen, wie »am Ende der Tage« deutlich macht (vgl. Jes 55,3.4; Jer 30,9; Hes 34,23.24; 37,24.25). Bei seinem ersten Kommen suchten die Juden Christus nicht. Der davidische Bund bildet den Hintergrund für diesen Verweis (vgl. 2Sam 7,12-17; Ps 39; 133).
4,1 der HERR hat einen Rechtsstreit. Nachdem sich der Prophet von der Analogie seiner eigenen Ehe abgewandt hatte, erhob er Gottes Rechtsklage gegen Israel. 4,2 Man beachte die vielen Verstöße gegen die Zehn Gebote (vgl. 2Mo 20,3-17).
4,3 Die Sünde richtet in der Schöpfung und Natur verheerenden Schaden an (vgl. Joel 1,17-20; Röm 8,19-22).
4,4 niemand soll rechten. Indem das Volk sein Unrecht zu recht- fertigen versucht und abstreitet, beteuert es seine Unschuld wie diejenigen, die priesterliche Entscheidungen nicht in Demut akzeptieren (vgl. 5Mo 17,8-13). 4,5 deine Mutter. Das Volk Israel, deren Kinder sie sind (vgl. 2,4).
4,6 dich verwerfen … nicht mehr mein Priester seist. Nach- dem sie die Anweisungen des Herrn verworfen hatten, konnte Israel den Nationen nicht länger als Priester Gottes dienen (vgl. 2Mo 19,6; Jak 3,1).
4,7 Ihre mächtige und herrliche Stellung, die sie in nachfolgen- den Generationen durch das Essen des Sündopfers missbrauchten, würde sich in Schande verwandeln. Genauso wie das Volk würden auch die Priester, die Gott die Treue hätten halten sollen, ihre Strafe teilen (vgl. Jes 24,1-3).
4,11 Eine moralische Wahrheit, die auf alle Völker und Zeiten an- wendbar ist. V. 12.13 sind Bilder der sklavischen Abhängigkeit Israels.
4,12 der Geist der Hurerei. Eine vorherrschende Gesinnung und Neigung zu geistlicher Unmoral, d.h. Götzendienst (vgl. 5,4).
4,13 Der gerechten Lehre und Erkenntnis beraubt, opferten sie den Götzen. Anhöhen und Bäume waren beliebte Orte der Götzenanbetung (vgl. 5Mo 12,2; Jer 2,20; Hes 6,13), welche religiöse Prostitution beinhaltete.
4,14 Obwohl alle Sünder gerichtet werden, verbot Gott, nur die Ehe- brecherinnen zu bestrafen und die Männer, welche sie benutzten, frei ausgehen zu lassen. Die schwerste Strafe würde nicht die Sünderinnen treffen, sondern die Väter und Ehemänner, die ein solch schlechtes Vorbild abgaben, indem sie sich mit Prostituierten einließen. das unverständige Volk. Vgl. 4,6.
4,15 Gilgal. Das lag zwischen dem Jordan und Jericho im Gebiet Samarias und war einst ein heiliger Ort für Gott (Jos 5,10-15; 1Sam 10,8; 15,21), der später durch Götzenanbetung entweiht wurde (vgl. 9,15; 12,12; Am 4,4; 5,5). Beth-Awen. Juda sollte sich von den israelitischen Zentren falschen Gottesdienstes fernhalten, einschließlich BethAwen (»Haus der Sünde/Götzenhaus«). Ein bewusster Austausch des Namens Bethel (»Haus Gottes«), das Gott einst heilig war (1Mo 28,17.19), aber von Jerobeam zu einer Stätte der Kälberanbetung gemacht wurde (vgl.1Kö 12,28-33; 13,1; Jer 48,13; Am 3,14; 7,13).
4,16 Da Israel wie eine störrische Kuh war, versuchte Gott es nicht länger zu weiden, sondern würde es in einer riesigen Wüste als Lamm aussetzen.
4,17 Ephraim … lass ihn in Ruh. Als größter und einfl ussreichster der 10 Nordstämme wurde Ephraims Name häufi g stellvertretend für das Nordreich verwendet. Gottes Zorn drückt sich darin aus, dass er Ephraim verlässt. Wenn Sünder ihn ablehnen und partout ihre bösen Absichten verfolgen wollen, entzieht Gott ihnen seine bewahrende Gnade und überlässt sie den Folgen ihrer eigenen Entscheidungen. Diese Art von Zorn fi ndet sich auch in Röm 1,18-32 (vgl. Ri 10,13; 2Chr 15,2; 24,20; Ps 81,12.13).
5,1 Hosea richtete sich an die Priester, das Volk und die Königsfamilie – die 3 Imperative fordern Aufmerksamkeit. Die religiösen und zivilen Führer hatten das Volk verführt (vgl. 6,9; 7,7). Mizpa … Tabor. Mizpa in Gilead, auf der Ostseite des Jordan (Ri 10,17; 11,29), und Tabor, südwestlich des Sees von Galiläa, waren wahrscheinlich Orte der Götzenanbetung.
5,5 Israels Stolz wird sich als Zeuge gegen ihn erheben. Israels stolzer Götzendienst zeugte gegen das Volk (vgl. 7,10).
5,6 Ihre religiösen Opfer und monatlichen Feste brachten ihnen nicht länger Gottes Gunst, sondern sein Gericht. Gott »hat sich von ihnen entfernt«. S. Anm. zu 4,17.
5,8 Der Feind stand schon vor der Tür, folglich sollten ihre Wächter Alarm schlagen (vgl. 4Mo 10,9). Gibea … Rama. An Judas Nordgrenze zu Israel gelegen. Beth-Awen. (Bethel) lag im Süden Israels (vgl. 4,15). Alle 3 waren strategische Verteidigungsstädte. Benjamin. Steht für das ganze Südreich.
5,10 die Grenze verrücken. Grenzen, die durch Steine markiert wurden, konnten in der Nacht leicht verrückt werden. Das Umsetzen der Steine lief auf Diebstahl des nachbarlichen Grundbesitzes hinaus (vgl. 5Mo 19,14; 27,17; Spr 22,28; 23,10). Was noch viel schlimmer war, Israels Führer veränderten die geistlichen Linien, die Gott gezogen hatte (vgl. V. 11).
5,12 Motte … nagender Wurm. Gott würde Zerstörung über Isra- el bringen.
5,13 König Jareb. »Jareb« bedeutet »Streitsüchtiger« und bezieht sich auf den assyrischen König, an den sich Israel (vgl. 2Kö 15,19.20) und später Juda (vgl. 2Kö 16,5-9) um Hilfe wandten.
5,14 Ausländische Unterstützung wäre sinnlos gewesen, da der Herr die Bestrafung durch die Assyrer vorbereitete. Er würde sich vor ihnen verbergen, »bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen« (vgl. 3,5).
6,1 Dies ereignet sich zu Beginn der Tausendjährigen Herrschaft Christi (vgl. Sach 12,10-13,1; Jes 43,1-6), Hosea beschreibt Israels zukünftige Bußworte (vgl. 5,15).
6,2 Nach zwei Tagen … am dritten Tag. Das ist kein Verweis auf Christi Auferstehung (im Zusammenhang wird von Verwundung und nicht vom Tod gesprochen), sondern auf eine schnelle Heilung und Wiederherstellung (vgl. die schnelle Veränderung der vertrockneten Totengebeine in Hes 37). Ähnliche Zahlenvergleiche fi nden sich auch in anderen Stellen (z.B. Hi 5,19; Spr 6,16; 30,15.18; Am 1,3).
6,6 an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer. Vgl. Mt 9,13; 12,7.
6,4 Da Israels Hingabe an den Herrn fl üchtig und oberfl ächlich war, musste er Propheten mit ernsten Botschaften senden (V. 4.5), um eine Bundestreue zu fordern, die einer ehelichen Beziehung angemessen war (V. 6). Doch sie verstießen gegen das Eheversprechen (V. 7). 6,7 Bund. Ein Verweis auf den mosaischen Bund (vgl. 8,1; 2Mo 19,5.6).
6,11 Für den Fall, dass Juda dem Ende seines Nachbarn selbstgefällig zusah, erinnerte sie der Prophet, dass auch auf sie noch der Tag der Abrechnung wartete (vgl. Jer 51,13; Joel 2,1-3).
7,1 Samarias. Als Hauptstadt repräsentierte Samaria das Nord- reich.
7,4 Die böse Lust der zivilen Führer brannte jede Nacht so leiden- schaftlich, dass der Prophet sie wiederholt mit einem glühenden Ofen vergleicht (vgl. V. 4.6.7), der so heiß ist, dass der Bäcker das Feuer während der Nacht nicht schüren braucht, um am nächsten Morgen genügend Hitze zum Backen zu haben.
7,7 alle ihre Könige sind gefallen. Von Israels letzten 6 Königen wurden 4 von ihren Nachfolgern ermordet.
7,8 Auf Israels Einladung wurde sein nationales und religiöses Le- ben von fremden Völkern unterwandert. Diese Vermischung machte Israel zu einem »Kuchen, den man nicht umgewendet hat«, auf der einen Seite verbrannt und auf der anderen nicht durch. Es bezahlte dafür, indem »Fremde seine Kraft verzehrt« hatten (V. 9) und es alt und schwach machten, ohne dass Israel es merkte. 7,11.12 Wie eine Taube, die leicht anzulocken und zu fangen ist (vgl. Mt 10,16), wurde Israel von Ägypten und Assyrien verleitet und letztendlich in die Falle gelockt.
7,13 sie erlösen. Von Ägypten und anderen Feinden.
7,14 jammern auf ihren Lagern … laufen sie zusammen. Die erste Aussage könnte sich auf ihre Bitten an heidnische Fruchtbarkeitsgötter auf den Betten religiöser Prostitution beziehen, wohingegen die zweite möglicherweise Elias Begegnung mit den Propheten des Baal am Karmel meint (vgl. 1Kö 18,28).
8,1 Wie ein Adler. Wörtl. ein »Geier«; Assyrien war bereit, blitzartig auf Israel herabzufahren, um es zu verzehren (vgl. 5Mo 28,49). meinen Bund übertreten. S. Anm. zu 6,7.
8,2 wir … kennen dich! Israels synkretischer Gottesdienst – auf der einen Seite praktizierten sie Götzendienst und auf der anderen schrien sie zu Gott.
8,5 Dein Kalb hat Er verworfen. Die Anbetung von Kälbern war die Nationalreligion des Nordreichs (vgl. 1Kö 12,25-33; 2Mo 32).
8,7 sie säen Wind … Sturm. Das weist auf die sich ausweitende Sinnlosigkeit ihrer falschen Religion hin.
8,9 sie sind nach Assyrien hinaufgezogen. Wie der Zusammen- hang deutlich macht, ist das kein Verweis auf ihre Gefangenschaft, sondern auf das Bündnis mit Assyrien. Wie »ein Wildpferd« suchte Israel beharrlich nach ausländischer Hilfe, anstatt sich auf den Herrn zu stützen.
8,12 Israel wurde gebührend gewarnt, sodass es ohne Entschuldi- gung war (vgl. 6,7; 8,1).
8,13 sie sollen nach Ägypten zurückkehren. Indem er den Ort der früheren Knechtschaft Israels erwähnt, erinnert Hosea sie daran, dass Assyrien ihr zukünftiges »Ägypten« sein wird (vgl. 9,3; 11,5; 5Mo 28,68). Ein paar jüdische Flüchtlinge gingen tatsächlich nach Ägypten (vgl. 2Kö 25,26). Jesaja benutzte »Sodom« in ganz ähnlicher stellvertretender Weise (Jes 1,9.10).
8,14 Juda … befestigte Städte. Obgleich Juda etwas weniger im Götzendienst verstrickt war als Israel, bewies es mangelndes Vertrauen in Gott, indem es mehr auf seine Befestigungen baute. Anstatt sich enger an Gott zu binden, vermehrte Juda seine menschlichen Verteidigungsanlagen (vgl. Jes 22,8; Jer 5,17).
9,1 Hosea zählt die Grundzüge auf, die die Verbannung nach Assyrien mit sich brachte: Verlust der Freude (V. 1.2), Exil (V. 3-6), Verlust an geistlichem Unterscheidungsvermögen (V. 7-9), Rückgang der Geburtsrate (V. 10-16) und das Verlassensein von Gott (V. 17). 9,1 Tenne und Kelter. Die speziellen Orte, an denen sie die religi- öse Prostitution ausübten, um von Baal Wohlstand zu empfangen.
9,3 Land des HERRN. Vgl. 3Mo 25,23. Ägypten. S. Anm. zu 8,13 (vgl. 11,3).
9,4 Trauerbrot … verunreinigen. Während des Trauerns zu essen, wurde als unrein angesehen, als Verunreinigung des Essenden (vgl. 5Mo 26,12-15).
9,6 Memphis. Eine alte Hauptstadt Ägyptens, die für ihre Gräber und Pyramiden bekannt war.
9,7 Die Propheten waren Gottes inspirierte Boten und Wächter (vgl. Hes 3,17; 33,1-7), doch Israel hielt sie für Narren und Verrückte.
9,9 Gibea. Vgl. 10,9. Israels Sünde wird verglichen mit der enormen Gräueltat der Männer von Gibea. Ein Verweis auf deren abscheuliche Vergewaltigung einer Nebenfrau (Ri 19,22-25), ein niederträchtiges und unvergessliches Verbrechen (vgl. Ri 19,30).
9,10 Trauben in der Wüste. Ein seltener und erfrischender Fund (vgl. 5Mo 32,10). Baal-Peor. Vor dem Eintritt ins Gelobte Land begann Israel, dem Baal zu huldigen (4Mo 25,3-18).
9,11 Wie in den Vergeltungspsalmen betet Hosea, dass ihnen Gottes Segen entzogen würde. Er benutzt dazu das Bild, dass Israel Kinder vorenthalten würden, welche größten irdischen Segnungen sind. 9,15 Gilgal. Als ein Zentrum des Götzendienstes (vgl. 4,15) stand der Ort stellvertretend für Israels geistlichen Ehebruch; deshalb hat er ihnen die vertraute Gemeinschaft entzogen.
9,17 Flüchtlinge. Aufgrund ihres Ungehorsams verhieß Gott ihnen eine weltweite Zerstreuung (vgl. 3Mo 26,33; 5Mo 28,64.65).
10,1 Der Wohlstand aus der Landwirtschaft hatte zu geistlichem Ver- fall geführt (vgl. Hes 16,10-19).
10,3 Die letzten 5 Könige Israels waren unrechtmäßige Machtha- ber. In ihrer Machtlosigkeit und Unwürdigkeit waren sie unfähig, auf die Einhaltung der Gesetze des Landes zu achten.
10,5 das Kalb von Beth-Awen. S. Anm. zu 4,15; 8,5.
10,8 Bedeckt uns … Fallt über uns. Die Gefangenschaft würde so hart sein, dass das Volk darum bittet, dass die Berge und Hügel auf sie fallen mögen – ganz ähnlich wie in den letzten Tagen (vgl. Lk 23,30; Offb 6,16).
10,10 zweifache Schuld. Israel würde ein doppeltes Gericht für seine vielen Übertretungen empfangen (vgl. Jes 40,2; Jer 16,18).
10,11 eine [ans Joch] gewöhnte junge Kuh, die gerne drischt. Das war eine weitaus einfachere Arbeit als das Pfl ügen, da das Vieh nicht in ein gemeinsames Joch gespannt war, sondern einzeln über das Korn treten konnte und etwas davon fressen durfte. Das Gesetz verlangte, dass es keinen Maulkorb trug (5Mo 25,4; 1Kor 9,9).
10,14 Schalman zerstörte Beth-Arbel. Schalman war wahr- scheinlich Salmanassar V., König von Assyrien (727-722 v.Chr.), der bei Israels Untergang eine Rolle spielte (vgl. 2Kö 17,3-6). Obschon Beth-Arbels Lage ungewiss ist, hatten sie die dort begangenen Abscheulichkeiten noch in lebendiger Erinnerung.
10,15 König. Hosea, ca. 732-722 v.Chr.
11,1 Mit zarten Worten erinnert der Herr hier an den Auszug aus Ägypten (vgl. 2Mo 4,22.23) und erklärt Israel seine starke Liebe. Sein Erbarmen für das Volk wurde geweckt (vgl. Jes 12,1; 40,1.2; 49,13; Jer 31,10-14; Sach 1,12-17). In Mt 2,15 fi ndet sich Matthäus’ analoger Gebrauch dieses Verses in Bezug auf Jesus Christus.
11,3 Die liebevollen Bilder des Herrn spiegeln sich in Hesekiels be- wegender Beschreibung von Israels frühen Jahren wider (vgl. Hes 16).
11,5 soll nicht nach dem Land Ägypten zurückkehren. S. Anm. zu 8,13. 11,5 Trotz seiner zarten Fürsorge war Israel undankbar, was nach Bestrafung verlangte (vgl. Röm 1,21).
11,7 Abfall. S. Anm. zu Spr 14,14.
11,8 Adama … Zeboim. Da der Herr Ephraim sehr liebte, war es für ihn schmerzvoll, es zu bestrafen, so wie er es mit diesen beiden Städten tat, die zusammen mit Sodom und Gomorra zerstört wurden (vgl. 1Mo 10,19; 19,23-25; 5Mo 29,22).
11,9 will Ephraim nicht wiederum verderben. Die angesproche- ne Zerstörung war die durch den assyrischen König, Tiglat-Pileser, der Israel Gilead, Galiläa und Naphtali raubte (2Kö 15,29). Letzten Endes nimmt sie auf die Verheißung Bezug, dass Gottes Gnade sein Volk nach der langen Zerstreuung wiederherstellen würde, um es niemals wieder zu vernichten.
11,10 wird wie ein Löwe brüllen. Obgleich der Herr im Gericht wie ein Löwe für Israel sein würde (vgl. Am 1,2), würde er auch wie ein Löwe brüllen, um es zu rufen, zu beschützen und zu segnen (vgl. Joel 4,16). vom Meer. Die Rückkehrer aus der assyrischen und babylonischen Gefangenschaft würden aus dem Osten kommen. Das hier bezieht sich zweifellos auf sein zweites Kommen, wenn er das Tausendjährige Reich aufrichtet (vgl. Jes 11,11.12), Israel aus seiner weltweiten Zerstreuung ruft und das Gericht in 9,17 aufhebt.
12,2 Israels Bündnisse mit heidnischen Nachbarn waren wertlos. Diese Prophezeiung wurde etwa zu der Zeit verkündet, als Israel die Hilfe des ägyptischen Königs suchte. 12,3 Jakob. Wird häufi g im Austausch für »Israel« verwendet (vgl. 10,11; 1Mo 32,29).
12,4 Er ermahnte sie, der beharrlichen Gebetshaltung ihres Vaters Jakob zu folgen, die ihm Gottes Gunst einbrachte. Da Gott unwandelbar ist, würde er Jakobs Nachkommen die gleiche Gunst erweisen wie ihm, wenn auch sie Gott suchten.
12,8 Kanaaniter. Da die Kanaaniter für ihren Handel bekannt wa- ren, wurden sie mit dem Begriff »Händler« gleichgesetzt (vgl. Hes 16,29; 17,4; Zeph 1,11). Obschon Israel es abstritt (V. 9), war es materialistisch geworden, erfüllt mit Habsucht und der Liebe zu unredlichem Gewinn.
12,10 Während des alljährlichen Laubhüttenfestes, schlicht »das Fest« genannt (vgl. 4Mo 29,12-38), wohnte Israel in Hütten, um seiner 40-jährigen Wüstenwanderung zu gedenken. In der Gefangenschaft würde es gezwungen sein, ständig darin zu leben.
12,11 Ich habe … geredet. Es vergrößerte ihre Schuld, dass sie nicht aus Unwissenheit sündigten, sondern den Anordnungen des geoffenbarten Wortes Gottes zum Trotz.
12,12 Steinhaufen auf den Furchen. Wie ein mit Steinen übersä- tes Feld errichtete Israel seine Steinaltäre im ganzen Land. »Gilgal« bedeutet »Steinhaufen«, wodurch sich ein Wortspiel ergibt.
12,13 Der Verweis auf Jakobs Flucht nach Aram und Israels Auf- enthalt in Ägypten sollte Ephraim dazu bringen, seinen Stolz zu bekennen, sich seine niedrige Herkunft einzugestehen und anzuerkennen, dass es nur durch Gottes gnädige Macht zu einem Volk wurde.
13,1 Schrecken. Wenn Ephraim, der mächtigste Stamm, sich in Is- raels früher Geschichte zu Wort meldete, geschah das mit Autorität und verursachte Furcht. er starb. Obwohl er gefürchtet wurde, ging Ephraim wegen seiner Sünden geistlich und letzten Endes auch als Volk zugrunde.
13,2 die Kälber küssen! Ein Akt der Ergebenheit gegenüber ihren Götzen (vgl. 1Kö 19,18).
13,4 Da Israel in einen Ehebund mit dem Herrn getreten war, soll- te es ihm allein treu sein (vgl. 2Mo 20,2.3) – doch Israel vergaß ihn.
13,7 Löwe, Panther und Bär waren in Israel beheimatet. Israels Beschützer würde nun zu einem wilden Tier für das Volk werden, es
1,1 Das Wort des HERRN. Dieser einleitende Ausdruck wird von den Propheten häufi g verwendet, um anzudeuten, dass sie zu ihrer Botschaft von Gott beauftragt wurden. Vgl. Hos 1,1; Mi 1,1; Zeph 1,1. Leicht veränderte Formen fi nden sich in 1Sam 15,10; 2Sam 24,11; Jer 1,2; Hes 1,3; Jon 1,1; Sach 1,1; Mal 1,1. HERRN. Eine unverkennbar israelitische Bezeichnung für Gott, der Name spricht von Vertrautheit und einer Beziehung, die durch den eheähnlichen Bund zustande gekommen war und daher eine besondere Bedeutung für Israel beinhaltete (2Mo 3,14). Joel. Sein Name bedeutet »der HERR ist Gott«. Petuels. Sein Name trägt die Bedeutung »Offenherzigkeit gegenüber Gott« und fi ndet sich in der Bibel nur hier.
1,2 Der Prophet beschrieb den gegenwärtigen Tag des Herrn. Das Land litt unter einer gewaltigen Verwüstung, die durch eine Heuschreckenplage und eine Dürre verursacht wurde. Den Einzelheiten der Katastrophe (V. 2-12) schließt sich ein Aufruf zu gemeinschaftlicher Buße und Erneuerung an (V. 13-20). 1,2 Hört … achtet darauf. Der Ernst der Situation forderte die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Sinne, was die Notwendigkeit hervorhob, zu einer bewussten und entschlossenen Entscheidung zu kommen. Diese Terminologie wurde häufi g in anklagenden Passagen verwendet (vgl. Jes 1,2; Hos 4,1) und deutete an, dass Israel für schuldig befunden wurde und dass das gegenwärtige Gericht sein »Urteil« darstellte. Ältesten … alle Bewohner. Der erste Begriff bezieht sich auf zivile und religiöse Führer, die angesichts ihrer Stellung ermahnt wurden, durch ihr Vorbild das ganze Volk zur Buße zu leiten.
1,3 Erzählt … Kindern … dem künftigen Geschlecht. Die päda- gogische Bedeutung, die mächtigen Taten des Herrn nachfolgenden Generationen vorzutragen, wird durch die dreifache Anordnung deutlich unterstrichen (vgl. 2Mo 10,1-6; 5Mo 4,9; 6,6.7; 11,19; 32,7; Ps 78,5-7; 145,4-7; Spr 4,1ff.).
1,4 Heuschrecke. Die 4 Arten von Heuschrecken beziehen sich auf ihre Spezies oder auf unterschiedliche Entwicklungsstadien. Vgl. 2,25, wo der Autor sie in veränderter Reihenfolge aufführt. Die durch ihren Riesenappetit hervorgerufene vollständige Zerstörung verlangte nach Buße (vgl. 5Mo 28,38; Jes 33,4; Am 7,1).
1,5 Die völlige Zerstörung wirkte sich auf alle sozialen und wirt- schaftlichen Bereiche aus. Betroffen waren die Trinker, die Freude am Überfl uss von Wein hatten (V. 5-7), die Priester, die das Erzeugnis bei den Opfern benutzten (V. 8-10), und die Bauern, die das Korn säten, kultivierten und die Ernte einfuhren (V. 11.12). Um eine Steigerung aufzubauen, bemerkte der Prophet im ersten Teil, dass ihnen die Genüsse des Lebens entzogen wurden, im zweiten beschreibt er, welche Elemente dem Gottesdienst nun fehlten. Der dritte Teil enthält die Dinge, die zum Leben notwendig sind und ihnen jetzt entrissen wurden. Die Freude am Wein zu verlieren, war eine Sache, einen äußerlichen Gottesdienst nicht länger ausüben zu können eine andere, aber nichts zu Essen zu haben, war das Todesurteil! 1,5 Wacht … weint … jammert. Die Trinker sollten zu der Erkennt- nis kommen, dass ihnen fortan der Wein versagt bleiben würde. Sie sollten bitterlich weinen und klagen. Die Schwere der Verwüstung rief nach öffentlicher und gemeinsamer Wehklage. Most. Gelegentlich auch mit »süßem Wein« übersetzt, kann der Begriff entweder frisch gepressten Traubensaft oder frisch fermentierten Wein meinen (vgl. Jes 49,26).
1,6 mein Land … Weinstock … Feigenbaum. Das Possessivpro- nomen bezieht sich auf den Herrn. Ihm gehören das Land (vgl. 3Mo 25,23; 4Mo 36,2; Hes 38,16), der Weinstock und der Feigenbaum (vgl. Hos 2,11). Anstatt Wohlstand und Frieden zu symbolisieren (1Kö 5,5; Mi 4,4; Sach 3,10), waren Weinstock und Feigenbaum zur sichtbaren Erinnerung des göttlichen Gerichts geworden. 1,6 ein Volk. Der tatsächliche Einfall von Heuschrecken stellte die Art von Zerstörung und Gericht dar, die menschliche Armeen über Israel brachten. Löwenzähne. Joel schrieb, dass diese zahllosen, feindlichen Heuschrecken »Zähne wie Löwenzähne« besaßen, sodass sie alles verschlingen konnten, was ihnen in den Weg kam. Gelegentlich wird der Löwe als Symbol für Gewalt verwendet (1Mo 49,9; 4Mo 23,24) und für das gewaltige, ehrfurchtgebietende Wesen des göttlichen Gerichts (Jes 30,6; Hos 13,8).
1,8 Klage wie eine Jungfrau. So wie der Trinker sollten die religiö- sen Führer trauern, wie eine Jungfrau den Tod ihres jungen Bräutigams beweinen würde. Dabei würde sie den seidigen Stoff des Hochzeitskleides und die Freude der Trauung gegen kratzend-grobe Kleidung aus Ziegenhaar und den Klagegesang einer Beerdigung tauschen. In vielen Fällen besitzt der Begriff »Jungfrau« nicht die Bedeutung von Jungfräulichkeit (z.B. Est 2,17; Hes 23,3), und wenn er in Verbindung mit dem Wort »Bräutigam« steht, weist er auf eine junge Frau hin, die kurz nach der Heirat zur Witwe wurde. Sacktuch. Stoff, der im Allgemeinen aus Ziegenhaar hergestellt wurde und üblicherweise eine schwarze oder dunkle Farbe hatte (vgl. Offb 6,12). Er wurde für gewöhnlich im Hüftbereich auf der nackten Haut getragen (1Mo 37,34; 1Kö 21,27), die Brust wurde jedoch freigelassen, um mit der Faust dagegen schlagen zu können (Jes 32,11.12); so drückte man im Altertum Leid und Zerknirschtheit aus (Neh 9,1; Jes 37,1; Mt 11,21). Da die Botschaft der Propheten normalerweise von der Aufforderung zur Buße handelte, wurde es zum Hauptkleidungsstück der Propheten (Mt 3,4; Offb 11,3). 1,8 Das Bild ist von Bedeutung, da das AT vom Herrn als dem Ehemann Israels (seiner Frau) spricht (Jes 54,5-8; Jer 31,32). Die Bundesund Trankopfer konnten nicht ausgeführt werden; Israel, die Frau des Herrn, sollte Buße tun, damit ihre Beziehung zum Herrn nicht wie die der jungen Witwe würde.
1,9 Speisopfer und Trankopfer … entzogen. Diese Opfer zu entziehen, die jeden Morgen und Abend dargebracht wurden (2Mo 29,38-42; 3Mo 23,13), bedeutete das Volk vom Bund abzuschneiden. Der Ernst der Lage wurde durch die Tatsache verstärkt, dass der Lebensunterhalt der Priester bedroht war, die einen Teil der meisten Opfer erhielten.
1,11 Die Bauern sind enttäuscht. Die primäre Betonung des hebr. Begriffs liegt auf der öffentlichen Schande, ein Zustand, in den die Schuldigen gewaltsam gebracht wurden.
1,12 alle Bäume … sind verdorrt. Ein trostloses Bild, da nicht ein- mal die im tiefen Erdreich verankerten Wurzeln der Bäume der Behandlung der Heuschrecken standhalten konnten, insbesondere wegen der gleichzeitigen Trockenheit. die Freude ist vergangen. Die Freude der Menschen war aus allen Bereichen der Gesellschaft gewichen; niemand war dem Zugriff der Heuschrecken entkommen. Die Freude, die ansonsten die Erntezeit begleitete, hatte der Verzweifl ung Platz gemacht.
1,14 Heiligt ein Fasten. Der Prophet forderte die Priester zum Han- deln auf, zuerst in Tat (V. 13) und dann in Worten (V. 14). Als offi zielle Führer war es ihre Pfl icht, ein öffentliches Fasten auszurufen, sodass das ganze Volk zur Buße geführt und der Herr um Vergebung und Wiederherstellung gebeten werden konnte. Hier werden sie ermahnt, ein Fasten zu »heiligen«, was den dringlichen, heiligen Charakter zum Ausdruck bringt. beruft eine allgemeine Versammlung. In 4Mo 10,3 werden Weisungen zur Einberufung einer Versammlung gegeben, die im allgemeinen einen festlichen Zweck erfüllte (vgl. 2Chr 7,9; Neh 8,18). Parallel zur Ausrufung eines Fastens durfte an solchen Tagen keine Arbeit getan werden (3Mo 23,36; 4Mo 29,35; 5Mo 16,8).
1,15 der Tag des HERRN ist nahe. An dieser Stelle taucht das Thema zum ersten Mal auf. Im weiteren Verlauf des Buches (2,18ff.; 4,1.18-21), führt der Tag des Herrn (das Ereignis, wenn Gott seinen Zorn über die Menschen ausschüttet) zu Segen und zur Entlastung des Volkes Gottes, sowie zum Gericht über die Heiden (Jes 13,6; Hes 30,3), aber hier richtet Joel die Warnung an sein eigenes Volk. Der Tag des Herrn nahte mit eilenden Schritten; würden die Sünder nicht Buße tun, dann warteten furchtbare Konsequenzen auf sie. Verwüstung vom Allmächtigen. Im hebr. bildet der Begriff »Verwüstung« mit dem Wort »Allmächtiger« ein kraftvolles Wortspiel. Der Gedanke von unbesiegbarer Stärke ist vorherrschend; es nahte Verwüstung durch die Hand des allmächtigen Gottes.
1,17 Verdorben sind die Samenkörner … das Vieh seufzt. Alles war ein heilloses Durcheinander – vom geistlichen bis hin zum materiellen Bereich. Obschon sie unschuldig waren, mussten im Gericht auch die Tiere unter dem Mangel an Nahrung leiden (vgl. Röm 8,18-22).
1,19 Zu dir … will ich rufen. Da der Prophet der Erste war, der zur Buße aufrief, musste er auch der Erste sein, der der Warnung Beachtung schenkte. Er musste durch sein Beispiel vorangehen und das Volk motivieren, es ihm gleich zu tun. Inmitten der Gerichtsankündigung gingen Gottes Propheten häufi g mit fürbittendem Gebet um Gnade und Vergebung voran (vgl. 2Mo 32,11-14; Jer 42,1-4; Dan 9,1-19; Am 7,1-6).
2,1 Joel nutzte das Bild der Heuschreckenplage und Trockenheit als Hintergrund, um einen verstärkten Aufruf zur Buße erklingen zu lassen, angesichts der kommenden Invasion in Juda und des bevorstehenden und zukünftigen Tages des Herrn. 2,1 Stoßt in das Schopharhorn. Im Altertum wurden Signalhörner verwendet, um die Menschen zu besonderen Anlässen zu sammeln oder um vor Gefahr zu warnen (2Mo 19,13.16.19; 20,18; 4Mo 10,1-10; Jes 27,13; Am 3,6; Zeph 1,14-16; Sach 9,14; 1Th 4,16). Hier bezieht sich der Begriff auf ein Widderhorn.
2,2 In dramatischer und anschaulicher Sprache verglich Joel die Dürre und die Heuschrecken mit Feuer, Pferden und einer einfallenden Armee. 2,2 der Finsternis … und des Dunkels … des Gewölks und des Wolkendunkels. Diese Kennzeichen beschreiben die Schwärze einer Heuschreckeninvasion, die so dicht ist, dass sie die Sonne mit ihren lebendigen Wolken aus todbringenden Insekten verdeckt. Im AT sind derartige Begriffe oftmals geläufi ge Bilder für Unglück und Katastrophen (Jes 8,22; 60,2; Jer 13,16; Am 5,18.20; Zeph 1,15) sowie für Heimsuchungen des Herrn (2Mo 10,12ff.; 19,16-19; 24,16; 5Mo 4,12; 5,22.23).
2,4 Wie Rosse sehen sie aus. Die Ähnlichkeit zwischen dem Kopf einer Heuschrecke und dem eines Pferdes ist derart verblüffend, dass der Prophet den Ausdruck »sehen … aus« wiederholt. Im Altertum wurden Pferde nicht zu landwirtschaftlichen Zwecken verwendet, sondern waren die gefürchtetste militärische Ausrüstung (2Mo 15,1ff..19; 5Mo 20,1; Jos 11,4). Das Bild geht weiter mit »wie rasselnde Kriegswagen« (V. 5), »gleich einem mächtigen Heer« (V. 5), »wie Helden« (V. 7) und »wie Krieger« (V. 7).
2,10 die Erde erbebt … Sonne und Mond verfi nstern sich. Der Erdboden erzittert während der Staub zusammen mit der zunehmenden Verwüstung heraufzieht. Erdbeben und kosmische Störungen werden an anderen Stellen als Zeichen bestätigt, die göttliche Erscheinungen begleiteten (Ri 5,4; Ps 18,8; Jer 4,23-26; Nah 1,5.6; Mt 24,7). Joel bezieht sich später noch auf diese Zeichen (vgl. 3,4; 4,15).
2,12 Selbst in der Mitte des Gerichts war die Möglichkeit zur Buße gegeben. Wenn sie wahrhaftig Buße tun würden, wäre der Herr zur Vergebung und zum Segnen bereit gewesen.
2,16 Vom Ältesten bis zum Jüngsten sollten sie kommen. Die Lage war so ernst, dass sogar Braut und Bräutigam ermahnt wurden, sich zu versammeln (vgl. 5Mo 24,5); der Vollzug der Ehe konnte warten.
2,18 Mit Beginn von V. 18 fi ndet ein entscheidender Wechsel im Text statt – der Rest des Buches wird der Wiederherstellung gewidmet. Zwischen V. 17 und V. 18 ist ein Zeitsprung zu vermuten, in dem Israel Buße tat. Als Folge seiner Buße werden die 3 Hauptanliegen aus 1,1-2,17 vom Herrn beantwortet: materielle Wiederherstellung (2,2127), geistliche Wiederherstellung (3,1-5) und nationale Wiederherstellung (4,1-21).
2,20 den von Norden [Kommenden]. Obgleich manche dies für einen Hinweis auf die Heuschrecken gehalten haben, ist es wahrscheinlicher, dass es sich auf eine militärische Invasion eines Landes nördlich von Israel bezieht (vgl. Hes 38,6.15; 39,2). Diese zukünftige Armee wird ins östliche Meer (Totes Meer) und ins westliche Meer (Mittelmeer) getrieben.
2,21 Die Situation, die zuvor in 1,18-20 bestanden hatte, wurde ins Gegenteil gekehrt. Die Tiere sollten sich nicht länger fürchten.
2,23 Frühregen und Spätregen. Der Frühregen kam im Okt.- Dez., um das Saatbeet vorzubereiten und die Keimung zu unterstützen, wohingegen der Spätregen im März-Mai erfolgte, um das Korn und die Fruchtbäume für eine reiche und volle Ernte mit reichlich Feuchtigkeit zu versorgen.
2,27 ich bin in Israels Mitte. Nachdem der Herr Israel verlassen hatte, wurde hiermit seine Rückkehr verheißen (vgl. Hes 8-11).
3,1 S. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger; s. Anm. zu Apg 2,16-21. 3,1 nach diesem. Auf die Fülle materieller Segnungen würde das Ausschütten geistlicher Segnungen folgen. Im Zusammenhang mit den anderen Zeitangaben in dieser Passage (»in jenen Tagen« [3,2] und »ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt« [3,4]) weist dieser Ausdruck darauf hin, dass sich das zur Zeit des zweiten Kommens des Messias erfüllt. alles Fleisch. Da der Kontext die Aussagen: »eure Söhne und eure Töchter« und »alles Fleisch« miteinander verbindet, scheint mit dem zweiten Ausdruck ausschließlich das Haus Israel gemeint zu sein. Die Heiden werden den Zorn Gottes empfangen, nicht die Ausgießung seines Geistes (vgl. 4,2.9ff.).
3,3 ehe der … Tag des HERRN. Ein unverkennbares Phänomen am Himmel wird die kurz bevorstehende Ankunft des göttlichen Zorns am Tag des Herrn signalisieren (vgl. 2,10).
3,5 Jeder, der … anruft. Wird von Paulus in Röm 10,13 zitiert. den übrig Gebliebenen. Trotz der Sünden des Volkes gab Gott die Verheißung, seine bedingungslosen Bündnisse zu erfüllen (die mit Noah, Abraham, David und den Neuen Bund). Ein zukünftiger Überrest der Juden wird Gottes verheißene Segnungen erben (vgl. Jes 10,20-22; 11,11.16; Jer 31,7; Mi 2,12; Zeph 3,13; Röm 9,27).
4,1 Joel beschreibt Israels nationale Wiederherstellung, bei der das Volk in Palästina versammelt wird (Jes 11,15.16; Mt 24,31).
4,2 alle Heidenvölker versammeln. Die Völker der Welt werden nach Jerusalem zur Schlacht bei Harmageddon versammelt werden (Sach 12,3; 14,2; Offb 16,16; 19,11-21). Tal Josaphat. Der Name bedeutet »Jahwe richtet« (vgl. 4,12.14), und obschon die genaue Lage unbekannt ist, sagten andere Propheten von diesem Gericht, dass es in der Nähe Jerusalems stattfi nden würde (Hes 38.39; Dan 11,45; Sach 9,14ff.; 12,1ff.). Dieses Gericht über die Nationen beinhaltet das Geschehen aus Mt 25,31-46.
4,5 Es ist unklar, von welchem genauen historischen Ereignis hier die Rede ist. Sklavenhandel war unter den Phöniziern und Philistern eine weitverbreitete Praktik.
4,6 die Griechen. Obgleich sie militärisch nicht führend waren, be- haupteten die Griechen im 9. Jhdt. v.Chr. dennoch eine aktive Handelsposition im Mittelmeerraum.
4,7 Die Umkehrung der Schicksale wird für Überraschung sor- gen. Die Opfer werden aufgefordert, zu den Instrumenten und Vollstreckern des göttlichen Zorns zu werden (vgl. Jes 11,12-14; Sach 12,8). 4,8 Sabäern. Handelsleute aus Arabien (1Kö 10; Jer 6,20).
4,9 Joel nimmt das Thema aus V. 1-3 wieder auf, das Sammeln der Nationen vor dem irdischen Gerichtshof, im Tal Josaphat. Das Urteil wurde verkündet und der Richter weist seine Stellvertreter an, den Schauplatz zur Hinrichtung vorzubereiten.
4,14 Tal der Entscheidung. Gemeint ist der gleiche Ort, das Tal Josaphat, wo das Gerichtsurteil vollstreckt wird (vgl. 4,2.12). S. Anm. zu 4,2.
4,15 Sonne und Mond. Vgl. 2,10; 3,3.4. Diese Zeichen gehen dem eschatologischen Tag des Herrn am Ende der großen Drangsalszeit voraus (vgl. Mt 24,29.30).
4,17 Zion … meinem heiligen Berg. Der irdische Ort der Gegen- wart Gottes im Tempel des Tausendjährigen Reiches in Jerusalem (vgl. Hes 40-48). sollen es nicht mehr betreten. Gott hatte für die Zukunft verheißen, dass seine Herrlichkeit in Juda nicht mehr verfi nstert würde. Diese Zeit des vollkommenen Friedens und Wohlstands wird anbrechen, nachdem Christus die Welt erobert und sein Tausendjähriges Reich auf Erden errichtet hat (vgl. Hes 37,24-28; Mt 24.25; Offb 19).
4,18 das Tal Sittim. Das Tal, das für seine Akazienbäume bekannt war, lag an den Nordufern des Toten Meeres und diente Israel als letzte Zwischenstation vor dem Einzug ins Gelobte Land (4Mo 25,1; Jos 2,1; 4,1). In dieses Tal wird auch der Fluss des Tausendjährigen Reiches fl ießen (Hes 47,1-12; Sach 14,8).
4,20 Juda … ewig. Ein Hinweis auf das Tausendjährige Reich Chris- ti auf Erden, welches sich noch nicht erfüllt hat.
1,1 dem Erdbeben. Es wird bei Sacharja erwähnt (14,5); Josephus (Altertümer, IX,10,4) bringt es mit Ussijas Sünde in Verbindung, als er sich widerrechtlich der priesterlichen Rolle bemächtigte (2Chr 26,16-23). Ein Erdbeben von großen Ausmaßen ereignete sich ca. 760 v.Chr.
1,2 brüllen. In Joel 4,16 »brüllt« der Herr gegen die Nationen; hier war sein Zorn in erster Linie gegen Israel gerichtet (vgl. Jer 25,30). Amos, ein Hirte, warnte mutig die Herde auf Gottes Weide, dass Gefahr von einem brüllenden Löwen herannahte, der sich als der oberste Hirte der Herde herausstellte (vgl. 3,8). Karmel. Bekannt für seinen reichen Baumwuchs und seine üppigen Gärten. »Karmel« bedeutet »Fruchtbarkeit« oder »Gartenland« und bezieht sich auf die Gebirgskette, die im nördlichen Israel von Osten nach Westen verläuft und ins Mittelmeer hineinragt (vgl. 9,3).
1,3 Amos begann mit Israels Feinden und erzielte dadurch eine anfängliche Beachtung. Als er zum göttlichen Gericht über Israel wechselte, versuchten ihn die Führer zum Schweigen zu bringen (vgl. 7,1017). 1,3 Wegen drei … vier Übertretungen. Dieser rhetorische Kunst- griff wird in allen 8 Botschaften wiederholt und unterscheidet sich von einem ähnlichen Muster, das an anderer Stelle benutzt wurde. Dort fi nden sich bestimmte mathematische Aufzählungen (z.B. Spr 30,15.18. 21.29), die andeuten, dass jedes Volk für eine unermessliche Zahl von Übertretungen heimgesucht wurde. Bei 3 war der Becher der Missetaten voll, bei 4 fl oss er über. Dieses Gericht sollte Syrien mit der Hauptstadt Damaskus treffen. Gilead … zerdroschen. Große Dreschschlitten, die, wenn sie über das Getreide zogen, sowohl das Korn droschen als auch das Stroh schnitten. Gilead, das in Israels nordöstlicher Region der Golan Höhen lag, war Syriens grausamen Angriffen ungeschützt ausgesetzt (vgl. 2Kö 13,7; 18,12).
1,4 Benhadads. Anscheinend der Name eines Herrschers mit der Bedeutung »Sohn des (Gottes) Hadad«. Benhadad II. war der Sohn des syrischen Königs Hasael (841-801 v.Chr.).
1,5 dem Tal Awen. Es könnte sich auf Baal-Bek beziehen, dem Zen- trum der Sonnenanbetung nördlich von Damaskus. Beth-Eden. »Haus der Lust.« Dies lag im östlichen Syrien jenseits des Euphrats. Kir. Anscheinend die ursprüngliche Heimat der Syrer. Es war das Gebiet, in das sie später ins Exil geführt wurden (2Kö 16,9). Die genaue Lage ist unbekannt.
1,6 Gaza. Philistäas wichtigste Handelsstadt, die eine ideale Lage zwischen Ägypten und Israel hatte. Hier wird sie stellvertretend für das Volk der Philister verwendet. eine ganze Bevölkerung in die Gefangenschaft abgeführt. Sie deportierten die ganze Bevölkerung (vgl. Jer 13,19), möglicherweise während Jorams Herrschaft ca. 853-841 v.Chr. (2Chr 21,16.17; Joel 4,3).
1,7 Vier der 5 bedeutendsten Städte Philistäas. Die fünfte, Gat, ist nicht erwähnt, weil sie bereits zu einem früheren Zeitpunkt durch Ussija zerstört wurde (2Chr 26,6).
1,9 Bruderbund. Zwischen Phönizien und Israel bestand eine lang- jährige brüderliche Beziehung, die damit begann, dass König Hiram David und Salomo beim Bau des Tempels unterstützte (2Sam 5,11; 1Kö 5,15-26; 9,11-14), und später durch die Heirat von Isebel und Ahab gefestigt wurde (1Kö 16,31). Kein israelitischer König führte jemals Krieg gegen Phönizien, besonders gegen die beiden bedeutendsten Städte Tyrus und Sidon.
1,10 Tyrus. Alexander der Große eroberte diesen Stützpunkt ca. 330 v.Chr. (vgl. Hes 26,1-18).
1,11 verfolgt und sein Erbarmen abgetötet. Edom kämpfte nicht nur gegen seinen Bruder, sondern jagte sogar hinter ihm her und unterdrückte jegliches Gefühl des Erbarmens. S. Anm. zu Obadja hinsichtlich einer vollständigen Beschreibung des edomitischen Gerichts. 1,12 Teman. Esaus Enkel (1Mo 36,11), nach dem diese Stadt im Norden Edoms benannt wurde. Bozra. Eine Festungsstadt im Norden Edoms, etwa 55 km nördlich von Petra.
1,13 Ammoniter. Nachkommen Ben-Ammis, des Sohnes Lots von seiner jüngeren Tochter (1Mo 19,34-38). die Schwangeren … aufgeschlitzt. In Kriegszeiten war ein solch bestialisches Verhalten nichts Ungewöhnliches (vgl. 2Kö 8,12; 15,16; Hos 14,1).
1,14 Rabba. Die Hauptstadt, die östlich des Jordans lag. 2,1 Moab. Nachkommen Lots von seiner älteren Tochter (1Mo 19,37). die Gebeine … verbrannt. Dieses Ereignis, bei dem die Rache nicht einmal durch den Tod aufhörte, wird sonst nirgendwo in der Schrift berichtet.
2,2 Kerijot. Eine wichtige moabitische Stadt, entweder als Haupt- stadt oder als Zentrum des Götzendienstes.
2,3 Richter. Eventuell meint es den König, der oftmals so bezeichnet wird (2Kö 15,5; Dan 9,12).
2,4 Judas. Nachdem er die Gerichte über die Nationen abgeschlos- sen hatte, richtete sich der Prophet anschließend an Juda und bewegte sich dadurch etwas näher auf sein eigentliches Ziel zu, Israel. das Gesetz des HERRN verachtet. Die Nationen werden gerichtet, weil sie gegen Gottes Gesetz gesündigt hatten, das in Herz und Gewissen geschrieben ist (vgl. Röm 2,14.15). Juda und Israel werden gerichtet, da sie gegen Gottes geoffenbartes und schriftlich festgehaltenes Gesetz sündigten.
2,5 Feuer nach Juda. Der babylonische König Nebukadnezar führte dieses Gericht ca. 605-586 v.Chr. aus (vgl. 2Kö 24.25).
2,6 Habgier, die so allverzehrend war, dass sie eine andere Person für unbedeutende Schulden in die Sklaverei verkauft hätten (vgl. Mt 18,23-35), und die von einer ungezügelten sexuellen Leidenschaft begleitet war. Die Sorge um die Armen ist ein wichtiges Thema im AT (z.B. Spr 14,31; 17,5) und sexuelle Reinheit wird wiederholt gefordert. Verstöße gegen diese beiden Dinge sind eine Beleidigung für Gottes heiligen Namen.
2,7 zu derselben jungen Frau gehen. Im Kontext der Unterdrü- ckung der Hilfl osen ist hier wahrscheinlich das gleiche Sklavenmädchen gemeint (vgl. 2Mo 21,7-11).
2,8 gepfändeten Kleidern. Äußere Kleidungsstücke, die als Pfand genommen wurden, mussten vor Sonnenuntergang zurückgegeben werden (2Mo 22,24-26; 5Mo 24,12.13) – stattdessen verwendeten sie sie aber für ihre götzendienerischen Handlungen.
2,9 Amoriter. Die Einwohner Kanaans vor der israelitischen Erobe- rung, welche Gott für die Juden besiegt hatte (vgl. Jos 10,12-15). Über ihren riesenhaften Wuchs wird gesagt, dass er die Kundschafter wie Heuschrecken aussehen ließ (4Mo 13,32.33).
2,11 Nasiräer. S. 4Mo 6,1-21.
2,14 Weder persönliche Stärke noch militärische Ausstattung konnte die Hand des Herrn vor der Gerichtsausübung durch die Assyrer ca. 722 v.Chr. zurückhalten (vgl. 2Kö 17).
3,1 das ganze Geschlecht. In erster Linie war Israel der Empfänger dieser Botschaften; Juda war aber nicht ausgenommen.
3,2 Nur euch habe ich ersehen. Dieses »Ersehen« spricht von einer vertrauten Beziehung, nicht nur von bloßer Kenntnis. Vgl. 1Mo 4,1.17; Mt 1,25; Joh 10,14.15. Aber dass Gott Israel in seiner Souveränität erwählte, schützt es nicht vor der Bestrafung seines Ungehorsams.
3,3 Der Herr stellt eine Reihe von Fragen, die zeigen, dass, so wie in der Natur einige Dinge sicher sind, auch in Israel nichts passiert, was seiner souveränen Herrschaft entgeht. Gewisse Handlungen erzielen bestimmte Resultate! Der Herr hatte ein Wort gesprochen, deshalb musste der Prophet es verkündigen und das Volk sollte es zitternd hören. Stattdessen versuchten sie, den Propheten zum Schweigen zu bringen (vgl. 2,12; 7,12.13).
3,7 Das Gericht kommt, aber die Gnade des Herrn warnte das Volk im Voraus durch seine Propheten (z.B. Noah, 1Mo 6; Abraham, 1Mo 18).
3,9 Die heidnischen Völker, wie z.B. die Philister und Ägypter, wur- den herbeizitiert, um Gottes Gericht zu bezeugen. Wenn sie Israel schon verurteilen würden, wie viel mehr ein gerechter Gott?
3,11 Der Feind. Die Assyrer, die Israel 722 v.Chr gefangennahmen und deportierten.
3,12 Der Herr beschreibt anschaulich, wie nach der assyrischen Inva- sion ein kleiner Überrest in Israel verbleibt.
3,13 Hört und legt Zeugnis ab. Wie in V. 9 werden die Heiden wieder zum Zeugnis aufgefordert. 3,14 Bethel. Das Zentrum des Götzendienstes in Israel (vgl. 1Kö 12,25-33).
4,1 Kühe von Baschan. Eine Beschreibung der Frauen Samarias, die ein luxuriöses Leben führten (vgl. Jes 3,16-26; 32,9-13; Jer 4,30). Baschan war ein fruchtbares Gebiet unterhalb des Hermon östlich des Jordans, das für seine saftigen Weiden bekannt war. Unter Jerobeam II. erfreute sich Israel großen Wohlstands.
4,2 durch die Mauerbreschen … zum Hermon. Gefangene würden durch Mauerlücken aus der Stadt geführt werden, was einen gewaltigen Fall erahnen lässt. In einigen Übersetzungen wird hier das Wort Harmon (statt »Hermon«) verwendet, dessen Lage jedoch unbekannt ist.
4,4 Mit scharfem Sarkasmus beschuldigt Amos Israel seiner Göt- zenopfer und rituellen Religionsausübung. 4,4 Bethel … Gilgal. Bethel, der Ort, an dem Jakob seinen Traum hatte (1Mo 28), und Gilgal, wo Israel beschnitten wurde, bevor es Jericho umzog (Jos 5,1-9), waren Israel heilig.
4,5 gesäuerte Dankopfer. Obschon bei den meisten Opfern verbo- ten, wurde Sauerteig als Teil des Dankopfers verlangt (3Mo 7,11-15).
4,6 Frühere Warnungen waren vergeblich, was wiederholt durch die Aussage: »dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, betont wurde (V. 6.8.9.10.11). 4,6 blanke Zähne. Amos benutzte diesen Euphemismus, um das Fehlen von Nahrung während der von Gott gesandten Hungersnot und Trockenheit (V. 6-9) auszudrücken – beides diente Israel als Warnung (vgl. 5Mo 28,22.23.24.47.48; 3Mo 26,18).
4,11 wie ein aus dem Brand gerettetes Holzscheit. Nur die Gna- de Gottes bewahrte Israel vor der Ausrottung (vgl. Sach 3,2; Jud 23).
4,12 so mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen. Der Aus- druck wurde zum ersten Mal verwendet, als Israel sich vorbereiten sollte, den Bund am Sinai zu empfangen (2Mo 19,11.15); hier sollten sie sich auf Gottes Gericht vorbereiten.
4,13 Der Gott, auf dessen Begegnung sie vorbereitet sein sollten. Er ist der Herr, Gott der Allmächtige.
5,1 Ein Klagegesang wurde für Israel angestimmt, das mit einer verstorbenen jungen Frau verglichen wird.
5,3 Es sollten viele im Kampf fallen oder gefangen genommen wer- den; nur eine Hand voll würde zurückkehren (vgl. 3,12; Jes 6,11-13).
5,5 Bethel … Gilgal. S. Anm. zu 4,4. Beerscheba. Im Süden Judas 80 km südwestlich Jerusalems gelegen, besaß Beerscheba eine reiche israelitische Geschichte (vgl. 1Mo 21,33; 26,23; 1Sam 8,1-3; 1Kö 19,37). Anscheinend überquerten Leute aus dem Norden die Grenze, um dort anzubeten (vgl. 8,14).
5,6 das Haus Joseph. Gemeint ist das Nordreich, denn Ephraim und Manasse, Josephs Söhne, bildeten zwei der größten Stämme.
5,7 Recht in Wermut. Das Recht war so verdreht, dass es Wermut glich, einem Kraut, das für seinen bitteren Geschmack bekannt war (vgl. Offb 8,11). 5,8 das Siebengestirn und den Orion. Die Plejaden (Siebengestirn), die zum Sternbild des Stier gehören, und der Orion beschreiben Gottes Schöpfungsmacht und Weisheit (vgl. Hi 9,9; 38,31-35). Anstatt ihren Schöpfer anzubeten, hatten die Israeliten sich der Sternenverehrung schuldig gemacht (vgl. V. 26).
5,10 Das Rechtsgefüge war zerstört worden, was zu um sich greifender Korruption »im Tor« führte, dem Ort der Rechtssprechung (vgl. V. 15; 5Mo 21,19; Jos 20,4).
5,16 Indem Amos auf die bereits hervorgebrachten Anschuldi- gungen blickt, beschreibt er die Wehklage des Volkes, während der Herr durch ihre Mitte schreitet und sein Gerichtsurteil ausführt (vgl. 2Mo 11,3ff.).
5,18 Sogar die Bösen wollten den Tag des Herrn herannahen se- hen, da sie irrtümlich dachten, dass er den Sieg statt des Gerichts brächte (vgl. Zeph 1,14-18).
5,21 Wenn sie mit verdorbenem Herzen ausgeführt wurden, ver- abscheute der Herr selbst ihre Feste und Opfer (vgl. 3Mo 26,27.31; Ps 51,18.19.21).
5,25 Israel betete in der Wüste nicht nur den Herrn an, sondern zusätzlich andere Götter; sie trugen »die Hütten eures Moloch (oder ›eures Königs‹) und den Kaiwan eure Götzenbilder«. Die Verehrung des Moloch beinhaltete die Anbetung des Saturn und anderer Himmelskörper, sowie Kinderopfer (2Kö 17,16.17). Obwohl vor der Moloch-Verehrung gewarnt (5Mo 18,9-13), verfolgte Israel dennoch alle seine Facetten, anfangend bei Salomo (1Kö 11,7) und seinen Nachkommen (1Kö 12,28; 2Kö 17,16.17; Jer 32,35) bis Josia (2Kö 23,10). Stephanus gibt Am 5,25-27 wieder, als er Israels Sünden in Apg 7,42.43 aufzählt.
5,27 Assyrien eroberte Damaskus in 732 v.Chr. und Israel in 722 v.Chr.
6,1 Die beiden Hauptstädte Judas und Israels, Zion und Samaria, wurden aufgefordert, sich umzusehen. Wenn Kalne (evtl. das Kalno aus Jes 10,9) und Hamat (Syrien) und Gat (Philistäa) das Gericht nicht abschütteln konnten, wie würde es ihnen gelingen?
6,6 Wein aus Schalen. Diese großen Schalen, gewöhnlich zu Op- ferzwecken verwendet, bezeichnen hier ihren ausschweifenden Lebensstil.
6,8 bei sich selbst geschworen. Vgl. 1Mo 22,16; Hebr 6,13.14.
6,9 Das Gericht war so allumfassend, dass selbst kleine Überreste nicht verschont blieben und getötet würden.
6,10 Leichenverbrenner. Womöglich ist Einäscherung gemeint, die durch die enorme Zahl der Toten und aus Furcht vor Seuchen erforderlich gewesen sein könnte. Außer in seltenen Ausnahmefällen (vgl. 1Sam 31,12) wurden Leichname im antiken Israel begraben. der Name des HERRN soll nicht erwähnt werden. Zuvor als Freund willkommen geheißen, wurde der Herr im Gericht zum Feind; Überlebende würden seinen Namen aus Furcht nicht anrufen.
6,12 Israels Rechtsausübung war so absurd, als würde man mit Pfer- den auf Felsen rennen oder sie mit Rindern umpfl ügen. 6,13 Lo-Dabar … Karnajim. (Aus der RELB). Anscheinend hatte Jerobeam II. zwei syrische Orte eingenommen (vgl. 2Kö 14,25). »Lo-Dabar« bedeutet »nichts« und meint ironischerweise, dass Israels großer Gewinn auf nichts hinauslaufen wird. »Karnajim« bedeutet »Hörner« und symbolisiert die Stärke eines Tieres. Israel glaubte törichterweise, dass sie es aus eigener Kraft erobert hatten.
6,14 ein Volk. Assyrien in 722 v.Chr. nach Hamat bis zum Bach der Arava. Das gibt die Nord- und Südgrenze des Königreiches an, wie sie von Jerobeam II. wiederhergestellt wurden (vgl. 2Kö 14,25).
7,1 Amos stellt 5 Visionen vor, in die ein historisches Intermez- zo eingewoben ist (7,10-17). Die ersten beiden beschreiben, wie der Herr einen Überrest verschont, während die letzten 3 die Unvermeidbarkeit des Gerichts ankündigen. 7,1 Die erste Vision, die Gottes Handeln symbolisierte, sah einen Schwarm Heuschrecken, der den Anteil des Volkes an der Späternte verschlang, nachdem der König bereits die Frühernte genommen hatte (vgl. Joel 1,2-12).
7,3 es reute den HERRN. Ganz ähnlich wie bei Abrahams Bitte für Sodom in 1Mo 18,22.23.
7,4 Mittels einer Illustration vom Feuer behandelt die zweite Vision eine verheerende Dürre, bei der selbst die Grundwasservorräte austrocknen und die Felder verzehrt werden (vgl. 5Mo 32,22). Wiederum bittet Amos für Israel (vgl. V. 2.3).
7,7 Israels wahrer geistlicher Zustand wurde in der dritten von 5 Visionen durch Gottes Senkblei der Gerechtigkeit geprüft (und stellte
8,5 Neumond. Auf einem Mondkalender basierend zelebrierte Isra- el den Tag mit einer Feier. Ebenso wie am Sabbat durfte auch an diesem Tag keine Arbeit getan werden (1Sam 20,5.6; 2Kö 4,23; Hes 46,3). Die Kaufl eute eiferten dem Ende des Tages entgegen und bewiesen dadurch nur ihre maßlose Habsucht. Ephamaß verkleinern … Schekelgewicht erhöhen. Durch unlautere Gewichte reduzierte der Kaufmann die tatsächlich empfangene Menge und erhöhte somit den Preis der Handelsware. S. Anm. zu Spr 11,1 hinsichtlich anderer Bibelstellen über unlautere Maßeinheiten.
8,6 Spreu als Korn. Gemeint ist die Spreu, die unter den Weizen gemengt wurde, um den Käufer zu betrügen.
8,7 Ruhm Jakobs. Mit der gleichen Gewissheit, wie das Volk mit Stolz erfüllt war, würde der Herr seine Taten nicht vergessen (vgl. 6,8).
8,8 aufwogen und sich wieder senken wie der Strom Ägyp- tens. Wie der Nil, der für die Bauern alljährlich Wasser und gutes Erdreich bereit hielt, wenn er über seine Ufer fl oss, so würde das Gericht das Land überschwemmen.
8,9 die Sonne am Mittag untergehen. Bezieht sich wahrschein- lich auf eine totale Sonnenfi nsternis gegen 763 v.Chr. und dient als Bild für Gottes kommendes Gericht.
8,10 Sacktuch. S. Anm. zu Joel 1,8.
8,11 Während der Zeit des Wohlstands verwarf das Volk die Pro- pheten (vgl. 7,10-17); in der Gefangenschaft konnte kein Wort Gottes gefunden werden (vgl. 1Sam 28,6ff.).
8,14 Samarias … Dan. Jerobeam I. errichtete Altäre an beiden Or- ten, um Israel davon abzuhalten, zum Gottesdienst nach Jerusalem zu gehen (1Kö 12,26-29). Beerscheba. S. Anm. zu 5,5.
9,1 Die fünfte Vision beginnt mit dem Herrn, der seitlich des Altars in Bethel steht und befi ehlt, dass der Tempel niedergerissen wird und schließlich auf die Anbeter fällt. Er würde niemanden verschonen.
9,2 Bei einer verzweifelten Flucht würde sich niemand erfolgreich vor der Hand des Gerichts verstecken können. Der gerechte David fand Trost in Gottes Allgegenwart (Ps 139,7-10; vgl. Jer 23,23.24); die Bösen fi nden nur seinen Zorn (vgl. Offb 20,13).
9,3 Karmel. Eine Bergregion, die sich ca. 550 m über dem Mittel- meer erhob und für seine vielen Höhlen und seinen Waldreichtum bekannt war. S. Anm. zu 1,2.
9,5 Damit niemand die Macht des Herrn in Frage stellte, wird an seine Allmacht erinnert, die er in der Schöpfung und seiner souveränen Herrschaft über die Völker bewies. Andere Völker wurden aus ihren Heimatländern verpfl anzt, warum nicht auch Israel? 9,5 der Strom. S. Anm. zu 8,8.
1 die Offenbarung. Gott sandte sein prophetisches Wort oftmals in Form einer Vision (Gesicht) (vgl. Hab 1,1). So spricht GOTT, der Herr. Obgleich der Hintergrund des Propheten unklar ist, trifft das nicht auf den Ursprung seiner Botschaft zu. Sie wurde von Gott auf übernatürliche Weise gegeben und war nicht durch unheilige Rache motiviert. Edom. Die Nachkommen Esaus (1Mo 25,30; 36,1ff.), die Edomiter, siedelten sich im Gebiet südlich des Toten Meeres an. S. Einleitung: Hintergrund und Umfeld. »Auf, lasst uns aufbrechen … gegen sie«. Der Prophet hörte von einer internationalen Verschwörung zur Eroberung Edoms. Die egoistischen Motive der edomitischen Feinde wurden von den »Boten« des Herrn kontrolliert, um seinen souveränen Absichten zu dienen (vgl. Ps 104,4). 3.4 Wer wird mich zur Erde hinunterstoßen? … ich werde dich doch von dort hinunterstürzen. Der souveräne Herrscher trat dem Stolz Edoms entschlossen entgegen (vgl. Mt 23,12). Edoms Unglück, das zwar durch seine Feinde ausgeführt wurde, war in Wirklichkeit das göttliche Gericht über seinen Stolz (vgl. Spr 16,18; 1Kor 10,12). 3 an Felshängen. Da es gebirgiges und schwer zugängliches Gebiet bewohnte, gab Edoms imponierende, uneinnehmbare Hauptstadt Petra dem Volk ein Gefühl von Sicherheit und Selbstgenügsamkeit. Tiefe, beängstigende Schluchten, die von 1700 m hohen Gipfeln herabfi elen, umgaben sie wie eine Festung und erzeugten ein stolzes, aber falsches Sicherheitsgefühl. 5 nächtliche Räuber. Aufgrund des zerklüfteten Geländes und sehr enger Pässe durch die Schluchten konnten feindliche Angriffe nur in der Nacht stattfi nden. 5.6 Die Vollstrecker des göttlichen Gerichts an Edom würden nicht haltmachen, wo normale Diebe aufhörten; vielmehr würden sie nichts zurücklassen. 7 Edoms Verschwörer (V. 1) waren seine Verbündeten (»deine Bundesgenossen«), Nachbarn (»Männer, mit denen du Frieden hieltest«) und sogar die umliegenden Stämme, die von Edoms Wohlstand profi tierten (»die dein Brot aßen«). 8 die Weisen. Edom war für seine weisen Männer bekannt (Jer 49,7). Da es an der Straße der Könige lag, wurde es mit intellektuellen Anregungen aus Indien, Europa und Nordafrika versorgt. 9 Teman. Ein Name, der sich von einem Nachkommen Esaus herleitet (1Mo 36,11). Er bezieht sich auf ein Gebiet im nördlichen Teil Edoms, der Heimat von Hiobs Freund Eliphas (Hi 4,1). 10 Grausamkeit gegen … Jakob. Gemeint ist Edoms Widerstand, der beim Eintritt Israels ins Land begann (vgl. 4Mo 20,14-21) und sich bis zur Zeit Habakuks fortsetzte. »Gemetzel« (V. 9) und Schande werden die gerechte Vergeltung sein, weil Edom Grausamkeit und Gemetzel über das Volk seines Bruders brachte. 11-14 Die Anklage aus V. 10 wird hier ausführlicher erläutert: 1.) »als du dabeistandest«, ohne Hilfe zu leisten (V. 11); 2.) sie freuten sich über Judas Untergang (V. 12; vgl. Ps 83,5-7; 137,4-6); 3.) sie plünderten die Stadt (V. 13) und 4.) sie hinderten die Entkommenen an der Flucht (V. 14). 15 Tag des HERRN. Gottes zeitnahes Gericht über Edom in der Geschichte (V. 1-14) war eine Vorausschau auf sein späteres Gericht über alle Völker (V. 15.16), die es ablehnen, sich seiner Souveränität zu beugen (vgl. Diskussion über »den Tag des Herrn« in der Einleitung zum Propheten Joel). 16 meinem heiligen Berg. Zion bezieht sich auf Jerusalem (vgl. V. 17). trinken und schlürfen. Vgl. Sach 12,2, wo der Herr sein Volk »zum Taumelkelch« machen wird, von dem all seine Feinde trinken werden. Gemeint ist der Becher des göttlichen Zorns. Juda trank vorübergehend von diesem Gericht, Edom wird »beständig« davon trinken. 17 Judas Elend aus V. 10-14 wird gewendet, wenn der Messias erscheint, sein Tausendjähriges Reich aufrichtet und Heiligkeit herrschen wird. 18-20 Die Entronnenen Judas (V. 14) werden von Gott ermächtigt, das »Haus Esau« zu »verzehren« (V. 18) und vollständig auszulöschen Königsherrschaft wird dem HERRN gehören. Wenn am Tag des Herrn die Völker gerichtet sein werden, wird er anschließend sein Tausendjähriges Reich aufrichten, eine Theokratie, in der der Herr sein Volk direkt auf Erden regieren wird (Sach 14,4-9; Offb 11,15).
1,1 Jona, den Sohn Amittais. Jonas Name ist das hebr. Wort für »Taube«, während der seines Vaters »ehrlich« oder »treu« bedeutet.
1,2 auf, geh nach Ninive. Während auch andere Propheten gegen heidnische Völker prophezeiten, ist dies der einzige Fall eines Propheten, der zu einem fremden Volk gesandt wurde, um diesem die gegen sie gerichtete Botschaft Gottes zu überbringen. Das geschah zur Errettung dieser Stadt, und um Israel zu beschämen und eifersüchtig zu machen. Darüber hinaus war es ein Tadel an die Juden, weil sie die Heiden nicht zu dem wahren Gott führten. Ninive, das auf Nimrod zurückging (1Mo 10,11), lag an den Ufern des Tigris etwa 800 km nordöstlich von Israel. Sie gehörte seit jeher zu Assyriens Königsstädten und diente viele Jahre lang als Hauptstadt. Man nimmt an, dass der Name Ninive von »ninus« stammt, d.h. Nimrod, und Nimrods Residenz oder »nunu« meint (akkadisch für »Fisch«). Die Leute dienten der Fisch-Göttin Nanshe (der Tochter Eas, der Göttin des Frischwassers) und Dagon, dem Fisch-Gott, der halb als Mensch und halb als Fisch dargestellt wurde. die große Stadt. Ninive war groß (3,3) und mächtig; bis zu seiner Zerstörung durch Nebukadnezar im Jahr 612 v.Chr. übte es im Mittleren Osten einen bedeutenden Einfl uss aus. Zu jener Zeit war es vielleicht die größte Stadt der Welt. Laut den Aussagen von Historikern umgaben den Stadtkern nahezu 13 km lange Mauern, wobei die restliche Stadt te«). Die Seemänner, die Stürme gewohnt waren, fürchteten sich vor diesem (V. 5), eine Furcht, die Gottes Zweck diente (vgl. Ps 104,4).
1,7 Lose werfen. Als letzte Rettung wurde der Schuldige ermittelt, der für den göttlichen Zorn verantwortlich war. Gott konnte seinen Willen zu erkennen geben, da er die Kontrolle über die Lose hatte. Der genaue Ablauf des Losentscheids ist nicht bekannt, jedoch war die Methode an sich in Israel nicht verboten (vgl. Spr 16,33; Jos 7,14ff.; 15,1; 1Sam 14,36-45; Apg 1,26).
1,9 Ich bin ein Hebräer. Jona gab sich durch die Bezeichnung zu erkennen, die Israeliten unter Heiden benutzten (vgl. 1Sam 4,6.9; 14,11). den Gott des Himmels. Diesen Titel, der seit frühester Zeit verwendet wurde (1Mo 24,3.7), könnte Jona ausdrücklich gewählt haben, um die Souveränität des Herrn im Gegensatz zu Baal auszudrücken, der ein Gott des Himmels war (vgl. 1Kö 18,24). Wenn er gegenüber Seeleuten benutzt wurde, die höchstwahrscheinlich aus Phönizien stammten, dem Zentrum der Baalsverehrung, hatte der Titel ein besonderes Gewicht, vor allem wenn er mit dem Zusatz, »der das Meer und das Trockene gemacht hat«, verbunden wurde. Das war die angemessene Identifi zierung, wenn der wahre und lebendige Gott den Heiden vorgestellt wurde, die die Schrift nicht hatten, aber deren Verstand sie zu der Erkenntnis führte, dass es einen Schöpfer geben musste (vgl. Röm 1,18-23). Mit der Schöpfung zu beginnen, wie in Apg 14,14-17 und 17,23b-29, war der richtige Ausgangspunkt. Bei der Evangelisierung von Juden kann man mit den atl. Schriften beginnen.
1,11 Da Jona unwillig war, nach Ninive zu gehen, und sich schul- dig fühlte, war er bereit, sich selbst zu opfern, um anderen das Leben zu retten. Anscheinend wäre er lieber gestorben, als nach Ninive zu gehen.
1,13 Heidnische Seeleute waren mehr um einen Mann besorgt, als Jona um die vielen Einwohner Ninives. Der Sturm, Jonas Worte und die Lose deuteten den Seemännern an, dass der Herr daran beteiligt war; deshalb brachten sie ihm Opfer und taten Gelübde, was darauf schließen lässt, dass Jona ihnen mehr über Gott erzählt hatte, als hier berichtet wird.
1,15 das Meer hörte auf. Das ist vergleichbar mit Christi Stillung des Sturms auf dem See von Galiläa (vgl. Mt 8,23-27).
2,1 einen großen Fisch. Die Art des Fisches ist unklar; das hebr. Wort für Wal wird hier nicht gebraucht. Gottes Souveränität sorgte (wörtl. »bestimmte«) für Jonas Rettung durch einen großen Fisch. Anscheinend sank Jona in die Tiefe des Meeres, bevor der Fisch ihn schluckte (vgl. V. 4.6.7). drei Tage und drei Nächte. S. Anm. zu Mt 12,40; 16,4. 2,2-10 Jona erkannte Gottes Souveränität an (V. 2-4) und unterwarf sich ihr (V. 5-10).
2,3 aus dem Schoß des Totenreiches. Der Ausdruck weist nicht unbedingt darauf hin, dass Jona tatsächlich starb. Oftmals besitzt das Wort »Totenreich« eine hyperbolische Bedeutung im Kontext, in dem es einen katastrophalen todesnahen Zustand bezeichnet (Ps 30,4). Jona dankte Gott später, dass er ihn befreit und vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
2,4 Als er seine feuchten Erfahrungen beschrieb, erkannte Jona an, dass seine Umstände ein Gericht Gottes waren.
2,5 Ich bin von deinen Augen verstoßen. In 1,3 lief Jona vor der Gegenwart des Herrn weg; nun erkannte er, dass der Herr ihn vorübergehend verstoßen hatte.
2,6 Seele. Das beschreibt Jonas ganze Person – sowohl seine physi- sche als auch seine geistliche Seite (vgl. V. 8).
2,10 was ich gelobt habe. Jona fand sich in der gleichen Lage wieder wie die Seefahrer: er brachte Opfer des Dankes und gelobte Gott (vgl. 1,16). In Anbetracht von 3,1-4 könnte Jona gelobt haben, Gottes Willen zu tun und zum Predigen nach Ninive zu gehen (Ps 50,14; 66,13.14).
2,11 der HERR gebot. Ebenso wie Gott die Sterne mit Namen nennt (Jes 40,26; vgl. Ps 147,4), spricht er zu seiner Schöpfung im Tierreich (vgl. 4Mo 22,28-30). Höchstwahrscheinlich spie der Fisch Jona ans Ufer nahe Japho.
3,1 Gottes Gnade gab Jona eine zweite Chance und beauftragte ihn erneut, nach Ninive zu gehen. Jona ist der einzige Prophet, den Gott in ein fremdes Land entsandte, um dort Buße zu predigen.
3,3 eine sehr große Stadt … drei Tagereisen groß. Der Text hebt nicht nur die Größe der Stadt hervor (vgl. 1,2), sondern auch ihre Bedeutung (vgl. 4,11). Es würde 3 Tage brauchen, eine Weltstadt von der Größe Ninives, mit einem Umfang von etwa 100 km, hinter sich zu lassen.
1,1 Moraschiten. Micha war aus Moraschet, einem Ort südwest- lich von Jerusalem, nahe der Philisterstadt Gat (vgl. 1,14). 1,2-7 Der Prophet lädt alle Völker der Erde (V. 2) vor Gericht, um ihnen die Anklagen gegen Samaria und Juda vorzustellen (V. 5-7; vgl. Jes 3,13.14). Ihr Unglück sollte den Völkern als warnendes Beispiel dienen, das Gottes Gericht über alle ankündigt, die gegen ihn sündigen. In seiner Allmacht ist sich der Herr der ganzen Schöpfung seines Sieges gewiss (V. 3.4).
1,2 seinem heiligen Tempel. Der Kontext weist auf Gottes himm- lischen Thron hin (vgl. Ps 11,4; Jes 6,1.4).
1,3 Höhen … Berge. Das könnte sich auf militärische Schlüssel- positionen beziehen, die für Israels Verteidigung entscheidend waren, oder auf die heidnischen Anbetungsorte im Land (vgl. V. 5). Wenn Festungsanlagen wie geschmolzener Wachs verschwanden, waren die Menschen von der beängstigenden Realität ergriffen, dass sie vor dem Richter der ganzen Erde standen (1Mo 18,25; Am 4,12.13). 1,3 der HERR wird … herabkommen. Jemand, der den aller- höchsten Sitz einnimmt, warnt vor dem heraufziehenden göttlichen Gericht.
1,5 Samaria … Jerusalem. Die beiden Hauptstädte Israels und Judas stehen hier stellvertretend für ihre jeweiligen Völker.
1,6 Der Herr sprach direkt vom Fall Samarias durch die Hände der Assyrer (ca. 722 v.Chr.).
1,7 Hurenlohn. Zentren des Götzendienstes wurden in erster Linie durch Geld, Lebensmittel und Kleidung fi nanziert (vgl. 1Mo 38,17.18; Hes 16,10.11; Hos 2,10.11; 3,1), die den kultischen Prostituierten zukamen, welche in Israel strengstens verboten waren (5Mo 23,19.20). Die eindringenden Assyrer nahmen aus den israelitischen Tempeln wertvolles Gold und Silber für ihren eigenen Götzendienst.
1,8 Das Gericht war so schwer, dass selbst der Prophet klagte, als er die unwiderrufl iche feindliche Invasion beschrieb (V. 9).
1,9 zu den Toren meines Volkes. Unter Sanherib war Assyrien nahe dran, Juda in 701 v.Chr. zu stürzen (vgl. 2Kö 18,13-27). »Meines« ist am besten in Beziehung zu Micha zu verstehen, nicht in Bezug auf Gott.
1,10 Elf Städte westlich von Jerusalem, deren Namen teilweise als Wortspiel verwendet werden (vgl. auch Anm. zur RELB in V. 15). 1,10 In Gat verkündet es nicht. Wie in Davids Klage über Sauls Tod (vgl. 2Sam 1,20) ermahnt Micha sie, es nicht den Philistern mitzuteilen, damit diese keinen Grund zur Freude hätten. Aufgrund seiner Herkunft wusste Micha, wie sie reagieren würden.
1,11 von Zaanan ziehen nicht aus. Aus Furcht vor der Gefahr würden diese Einwohner nicht ausziehen, um ihre überfallenen Nachbarn zu trösten.
1,12 Unheil ist herabgekommen. Das stellt den Herrn als den Ursprung des Gerichts heraus (vgl. V. 3.4).
1,13 Lachis … der Tochter Zion den Anstoß zur Sünde gege- ben. Südwestlich von Jerusalem gelegen, war Lachis die wichtigste militärische Festung, deren »Sünde« das Vertrauen auf seine militärische Kraft war. 1,14 ein Entlassungsgeschenk geben. (Aus der RELB). Wie Bräuten Abschiedsgeschenke gemacht wurden (vgl. 1Kö 9,16), so symbolisierte dies die Verabschiedung von Moreschet-Gat in die Gefangenschaft. 1,15 Adullam … die Herrlichkeit Israels. Das Volk Israel (d.h. seine »Herrlichkeit«; vgl. Hos 9,11-13) musste in Höhlen Zufl ucht suchen, wie David in der Höhle Adullam (2Sam 23,13).
1,16 Mache dich kahl. Priestern war es verboten, sich eine Glat- ze zu scheren (3Mo 21,5), so war es auch dem Volk untersagt, diese heidnischen Praktiken anzuwenden (5Mo 14,1). Doch hier wurde es als ein Zeichen tiefer Trauer akzeptiert (Esr 9,3; Hi 1,20; Jes 22,12; Hes 7,18).
2,1 Wie Kap. 1 die Sünde gegen Gott verurteilt, so verurteilt Kap. 2 die Sünde gegen den Menschen. In V. 1-5 beklagt Micha die korrupten Praktiken der Wohlhabenden; in V. 6-11 greift er die falschen Propheten und jene an, die die wahren Propheten zum Schweigen bringen. 2,1 Das Gerichtsszenario geht weiter mit den Anklagen, die gegen die Wohlhabenden vorgelesen werden: sie hatten gegen das 10. Gebot verstoßen (2Mo 20,17; vgl. 22,26; 23,4-9). Die Armen, die sich selbst nicht verteidigen konnten, waren auf die Gnade der Reichen angewiesen. 2,2 sein Erbteil. Besitz sollte in Israel etwas Dauerhaftes sein (3Mo 25,10.13; 4Mo 36,1-12; vgl. 1Kö 21).
2,3 Als Folge der Sünde würde Gott fremden Eindringlingen erlau- ben, ihr Land unter sich zu verteilen; niemand würde das Erbteil besitzen, das ihm zugeteilt wurde. Wie die Reichen von den Armen nahmen, so würde Gott am Volk das Gericht vollstrecken, indem er das zurücknimmt, was er gegeben hatte.
2,6 Falsche Propheten, die Micha befahlen, seine Prophezeiun- gen einzustellen, würden mit Sicherheit nicht gegen die bösen Taten des Volkes weissagen; sie würden es nicht mit dem göttlichen Standard der Heiligkeit konfrontieren. Stattdessen hatten ihre falschen Botschaften (V. 7) den Mund der wahren Propheten verschlossen und den Herrschenden soziale Grausamkeiten gestattet (V. 8.9), was das Volk ins Verderben führte (V. 10). Sie wollten keine wahren Prophezeiungen; deshalb bekamen sie, was sie wollten (vgl. Jes 30,10). Es ist am wahrscheinlichsten, dass Micha in V. 6 spricht und Gott in V. 7-11. 2,6 Weissagt nicht. Der wahre Prophet wurde des kindischen Schwatzens beschuldigt, obwohl die wirklichen Schwätzer die falschen Propheten waren (vgl. V. 11).
2,7 der HERR. Gott reagierte auf die bösen Propheten mit der Mittei- lung, dass ihre Botschaft, die Sünde im Volk zu bestärken, nicht mit dem Heiligen Geist und seiner wahren Botschaft an Micha übereinstimmte (vgl. 3,8). Gottes Worte belohnen die Gerechten, aber sie tadeln auch jene, die Böses tun.
2,9 die Frauen meines Volkes. Sehr wahrscheinlich sind Witwen gemeint.
2,11 Das Volk akzeptierte jeden »Propheten«, der seine Botschaft auf ihre Habsucht, ihren Reichtum und Wohlstand zurechtschneiden würde. Dieser falsche Prophet ist der wahre »Träufl er« (s. Anm.).
2,12 Der Messias wird den Weg bereiten, die Hindernisse bei- seite räumen, die der Erlösung und Rückkehr seines Überrestes bei seinem zweiten Kommen hinderlich sein könnten (vgl. Jes 11,15.16; 52,12). 2,12 Überrest. Vgl. 4,7; 5,6.7; 7,18. S. Anm. zu Jes 10,20.
3,1 Zu Beginn des zweiten Zyklus richtete sich Micha – wie in
2,1 Wie Kap. 1 die Sünde gegen Gott verurteilt, so verurteilt Kap. 2 die Sünde gegen den Menschen. In V. 1-5 beklagt Micha die korrupten Praktiken der Wohlhabenden; in V. 6-11 greift er die falschen Propheten und jene an, die die wahren Propheten zum Schweigen bringen. 2,1 Das Gerichtsszenario geht weiter mit den Anklagen, die gegen die Wohlhabenden vorgelesen werden: sie hatten gegen das 10. Gebot verstoßen (2Mo 20,17; vgl. 22,26; 23,4-9). Die Armen, die sich selbst nicht verteidigen konnten, waren auf die Gnade der Reichen angewiesen. 2,2 sein Erbteil. Besitz sollte in Israel etwas Dauerhaftes sein (3Mo 25,10.13; 4Mo 36,1-12; vgl. 1Kö 21). 2,1 – zuerst an Israels korrupte Führer, die sich der Ungerechtigkeit bewusst sein sollten. Doch ihr Verhalten gegenüber den Armen war mit dem Schlachten von Tieren vergleichbar (V. 2.3). Deshalb antwortete Gott nicht, als das Gericht hereinbrach und sie nach Hilfe schrien (V. 4). 3,5-7 Die falschen Propheten (vgl. 2,6-11) waren vor dem Richter der ganzen Erde schuldig, weil sie das Volk irreführten, indem sie Frieden prophezeiten, wenn Nahrung vorhanden war, aber Krieg ausriefen, wenn sie hungerten (V. 5). Wie die Herrschenden wurden auch sie von der Habgier geleitet. Da sie andere blendeten, würden sie mit Blindheit und Schweigen geschlagen werden (V. 6.7).
3,8 Im Gegensatz zu den falschen Propheten redete Micha in der Kraft des Heiligen Geistes (vgl. 2,7). Aus diesem Grund war seine Botschaft zuverlässig und wahr.
3,9 Alle herrschenden Klassen waren schuldig: Führer waren bei der Rechtsprechung bestechlich (V. 9-11a), Priester lehrten für Lohn (V. 11b) und Propheten wahrsagten für Geld (V. 11c). Die ganze Zeit über betrogen sie sich selbst, indem sie annahmen, dass der Herr ihnen Gunst schenken würde, da sie sich mit ihm identifi zierten. Folglich würde die Nation zerstört (erfüllt durch Nebukadnezar in 586 v.Chr.).
3,12 Vgl. Jer 26,18.
4,1 Vgl. Jes 2,2-4. 4,1 In einer Umkehrung von 3,12 wechselte Micha vom bevorste- henden Gericht zu Prophezeiungen über das zukünftige Tausendjährige Reich (»am Ende der Tage«), in dem der Berg Zion (V. 3), der Mittelpunkt des kommenden irdischen Königreiches des Messias, sowohl eine geistliche als auch eine physische Erhebung erfahren wird (vgl. Sach 14,9.10). Eine Behandlung des Themas fi ndet bis 5,14 statt.
4,2 viele Heidenvölker. Völker der ganzen Erde, nicht nur Israel, werden spontan zum Herrn »hingehen« (vgl. V. 1), um ihn während des Tausendjährigen Reiches in Jerusalem zu verehren (vgl. Sach 8,20-23).
4,3 ihre Schwerter zu Pfl ugscharen schmieden. Militärische Ausrüstung wird nicht länger benötigt, da der Allmächtige in Jerusalem mit eisernem Stab regiert (vgl. Offb 2,27; 12,5; 19,15) und das Land eine noch nie dagewesene Fruchtbarkeit aufweist (vgl. Am 9,13).
4,4 unter seinem Weinstock … seinem Feigenbaum. Dieser Ausdruck, der einst als eine Beschreibung der friedvollen Zeit unter Salomo diente (vgl. 1Kö 5,5), blickt auf den zukünftig größeren Frieden und Wohlstand im Tausendjährigen Reich (vgl. Sach 3,10).
4,5 Selbst wenn gegenwärtig alle Menschen anderen Göttern nach- liefen, würde Israels frommer Überrest nicht anderen Göttern nachjagen, sondern im Tausendjährigen Reich dem wahren Gott folgen (vgl. Jos 24,15).
4,6 Micha fuhr mit der Beschreibung der wunderbaren Zustände im zukünftigen irdischen Reich des Messias fort. Indem er noch einmal an das Bild der Schafe anknüpft (vgl. 2,12.13), beschreibt er Jerusalem, den zukünftigen Sitz des Messias, als »Turm der Herde«, der über sein Volk wacht.
4,7 bis in Ewigkeit. Der hebr. Begriff meint nicht immer »endlos«, sondern bezeichnet eine lange, unbestimmte Zeitspanne, deren Länge immer durch den Kontext festgelegt wird. Hier bezieht er sich auf die 1.000-jährige Erdenherrschaft des Messias (vgl. Offb 20).
4,9 Juda wird in die Gefangenschaft nach Babylon geführt wer- den (V. 9.10a), aber der Herr würde sie von dort befreien (V. 10b) durch das Edikt des persischen Königs Kores (ca. 538 v.Chr.), der ihnen erlaubte nach Jerusalem zurückzukehren (vgl. Esr 1,2-4).
4,11 Micha schwenkte wieder in die Zeit des zweiten Kommens des Messias. Das Sammeln vieler und großer Völker beschreibt die zukünftige Schlacht von Harmageddon (Sach 12; 14). An diesem Tag wird der Herr sein Volk mit Macht versehen (vgl. 5,6-8; Jes 11,14; Sach 14,14).
4,13 Horn zu Eisen … Hufe zu Erz. Indem er das Bild eines Tieres mit eisernen Merkmalen gebrauchte, blickte der Herr auf den Tag, ab dem Israel seine Feinde permanent besiegt.
4,14 Richter Israels … geschlagen. Ein Hinweis auf die Gefangen- nahme des Königs Zedekias durch die Babylonier in 586 v.Chr. (vgl. 2Kö 24.25). 5,1-3 Diese Passage schaut auf das erste Kommen Christi voraus (V. 1), auf eine dazwischenliegende Zeit (V. 2a) und auf das zweite Kommen (V. 2b.3).
5,1 Bethlehem Ephrata. Die Stadt südlich von Jerusalem, in der Da- vid und später Jesus Christus geboren wurde (1Sam 16; Mt 2,5; Lk 2,4-7). Der Name Bethlehem bedeutet »Brothaus«, weil zu atl. Zeiten Getreide in dieser Region produziert wurde. Der Name Ephrata (»fruchtbar«) unterscheidet sie von der galiläischen Stadt gleichen Namens. Die Stadt, bekannt für ihre vielen Weinberge und Olivengärten, war zwar klein, aber ehrbar. von Anfang, von Ewigkeit her. Das spricht von der Menschwerdung des ewigen Gottes in der Person Jesu Christi. Es weist hin auf seine Tausendjährige Herrschaft als König der Könige (vgl. Jes 9,5).
5,2 gibt er sie hin. Ein Hinweis auf die Zeitspanne zwischen der Verwerfung des Messias bei seinem ersten bis zu seinem zweiten Kommen. Es ist die Zeit der Nationen, nachdem Israel Christus ablehnte und unter der Herrschaft seiner Feinde geriet. Er sammelte den »Überrest seiner Brüder« nicht bei seinem ersten Kommen, sondern wird es bei seinem zweiten Kommen tun (vgl. Jes 10,20-22; 11,11-16). Das Wort »zurückkehren« kann sich auch nicht auf die Nationen beziehen, da man bei ihnen nicht von einer Rückkehr zum Herrn sprechen kann. Vielmehr bezieht sich der Kontext von V. 2.3 auf das Tausendjährige Reich und kann nicht für das erste Kommen passend gemacht werden. Folglich muss der Ausdruck: »die, welche gebären soll«, das Volk Israel bezeichnen (vgl. Offb 12,1-6).
5,3 Die Tausendjährige Herrschaft Christi, der dann auf dem Throne Davids sitzt (vgl. Jes 6,13). 5,4.5 Assyrien. Assyrien, Gottes Instrument gegen Israel (722 v.Chr.) und Juda (Sanheribs Belagerung in 701 v.Chr.), wird hier stellvertretend für feindliche Völker gebraucht, die im Widerstand zum Herrn stehen.
5,4 sieben … acht. Eine sprachliche Wendung, um eine vollständi- ge und ausreichende Anzahl von Führern auszudrücken – mehr als genug für diese Aufgabe (vgl. Pred 11,2). 5,5 Nimrod. Ein Hinweis auf Assyrien (vgl. 1Mo 10,11), der möglicherweise auch Babylon einschließen könnte (vgl. 1Mo 10,10).
5,6 Israels Anwesenheit inmitten vieler Völker wird für einige eine Quelle des Segens sein (vgl. Sach 8,22.23), für andere wird Israel wie ein Löwe sein – eine Quelle der Furcht und Zerstörung (vgl. Jes 11,14; Sach 12,2.3.6; 14,14).
5,8 alle deine Feinde. Diesen absoluten und vollkommenen Frieden hat Israel bisher noch nie erfahren. Er weist auf das Tausendjährige Reich hin, wenn der Friedefürst regieren wird, nachdem er die Nationen besiegt hat (vgl. V.14).
5,9 An jenem Tag. Gemeint ist das zukünftige Königreich. Israel wurde der Einsatz von Kavallerie untersagt (5Mo 17,16), damit es sein Vertrauen nicht in irdische Streitkräfte setzen würde anstatt in Gott (1Kö 10,26.28). Gott wird alle Dinge wegnehmen, auf die sie vertrauten, sodass das Volk, nachdem ihm alle menschlichen Mittel entzogen wurden, nur auf ihn vertraut. Für Kriegsgeräte wird in dieser Friedenszeit kein Platz sein.
5,10 die Städte deines Landes ausrotten … deine Festun- gen. Um den Gedanken aus V. 9 fortzusetzen, befestigte Städte dienten zur Verteidigung und ihre Stärke verleitete die Menschen, ihr Vertrauen in sie zu setzen anstatt in Gott allein (vgl. 1,13; Ps 27,1; Hos 10,13.14). Einst werden die Menschen in unumzäunten Dörfern in Frieden leben (Hes 38,11). Die Städte werden auch mit den Zentren heidnischer Verehrung assoziiert (V. 13; vgl. 5Mo 16,21) sowie der Anbetung der Aschera (kanaanitische Fruchtbarkeits- und Kriegsgöttin). Jegliche Form der Selbstständigkeit in Bezug auf Krieg und Götzendienst wird beseitigt, sodass sich das Volk hinsichtlich seiner Erlösung ausschließlich auf Christus verlassen muss und nur ihn verehrt. 6,1 Micha öffnet den dritten Zyklus seiner Aussprüche (6,1-7,20) mit einem dramatischen Motiv einer Gerichtsverhandlung, bei der zwischen 3 Parteien hin und hergesprungen wird: der Herr vertritt seinen Fall, das Volk reagiert auf die Verurteilung und der Prophet ist der Anwalt des Klägers. 6,1.2 Der Herr befahl Micha (V. 1) als seinem Rechtsanwalt seinen Fall vor den Bergen und Hügeln zu vertreten, die als Zeugen gegen sein Volk auftreten sollten (vgl. 5Mo 4,25.26; Jes 1,2). Die Berge und Hügel waren am Sinai zugegen, als der Herr seinen Bund mit Israel schloss, die Zehn Gebote aufgeschrieben und als ständiges Zeugnis in die Bundeslade gelegt wurden (vgl. 5Mo 31,26).
6,3 Der Aufruf des Herrn! Mit Zärtlichkeit und Gefühl erinnerte der göttliche Kläger an seine vielen Gnadentaten ihnen gegenüber, was er beinahe im Ton eines Verteidigers vortrug. Er beschrieb ihren Exodus aus der ägyptischen Knechtschaft bis zu ihrem Einzug in ihr eigenes Land. Gott hatte ihnen Führer gegeben (V. 4), Bileams Versuche, das Volk zu verfl uchen, abgewendet (V. 5a; vgl. 4Mo 22-24) und auf wundersame Weise den Jordan geteilt (V. 5b), sodass sie von Sittim, östlich des Jordans, nach Gilgal auf die Westseite nahe Jericho gelangen konnten. Gott hielt treu all seine Verheißungen, die er ihnen gegeben hatte.
6,6 So als würde er im Namen des Volkes sprechen, stellte Micha die rhetorische Frage, wie sie angesichts der Treue Gottes mit ihrer Heuchelei fortfahren können, indem sie äußerlich einen religiösen Anstrich haben, innerlich aber sündig sind. 6,8 Michas knappe Erwiderung (V. 8) deutet an, dass sie die Antwort auf ihre rhetorische Frage hätten kennen müssen. Geistliche Blindheit hatte sie dahin geführt, Gott alles anzubieten, außer der einen Sache, die er wollte – eine geistliche Hingabe des Herzens, aus der sich das richtige Verhalten ergeben würde (vgl. 5Mo 10,12-19; Mt 22,37-39). Dieses Thema wird im AT häufi g präsentiert (vgl. 1Sam 15,22; Jes 1,1120; Jer 7,21-23; Hos 6,6; Am 5,15).
6,9 Der Herr sandte das Gericht; Gott selbst hatte die »Zuchtru- te« festgesetzt, die sein Volk bestrafen würde. Der Herr mahnte, dass ihre bösen Taten gegenüber den Armen nicht aufhörten, trotz seiner Warnungen und seiner Zucht (V. 10-12). Deshalb würde ein schweres Gericht hereinbrechen (V. 13-15); es würde sie ebenso ereilen wie ihren nördlichen Nachbarn Israel (V. 16), als dieser sich durch den Rat böser Könige leiten ließ. 6,9 Hört auf die Zuchtrute. Eine Aufforderung, auf die Beschrei- bung der kommenden Strafe zu hören (vgl. V. 13-15; Jes 10,5.24).
6,16 die Satzungen Omris. Ca. 885-874 v.Chr. Er gründete Sama- ria und das böse Haus Ahabs und machte sich der Sünden Jerobeams schuldig (vgl. 1Kö 16,16-28). wie das Haus Ahabs. Vgl. 1Kö 21,25.26 (ca. 874-853 v.Chr.).
7,1 Micha beklagte die Umstände seiner Zeit. Bei seiner vergebli- chen Suche nach einer rechtschaffenen Person (vgl. V. 2) vergleicht er sich mit dem Winzer, der in der Spätsaison durch seinen Weinberg geht und keine Frucht mehr fi ndet. Die Führer verschwören sich, um das zu bekommen, was sie wollen (V. 3). Man konnte niemandem trauen (V. 5.6). Christus gebrauchte V. 6 als Illustration, als er seine Jünger belehrte (Mt 10,1.35.36). 7,1 Wehe mir. Micha klang wie Jesaja (vgl. Jes 6,5).
7,7 Trotz seiner scheußlichen Umstände wollte Micha als Wächter (vgl. V. 4) bewusst nach Beweisen des göttlichen Wirkens Ausschau halten, da er vertraute, dass Gott zu seiner Zeit und auf seine Weise handeln würde (vgl. Hab 3,16-19).
7,8 Israel bekannte seinen Glauben an den Herrn und warnte seine Feinde, dass es sich wieder erheben wird (V. 8.10). Das Volk bekannte seine Sünde, erkannte die Rechtmäßigkeit der göttlichen Strafe und erwartete seine Wiederherstellung.
7,10 Wo ist der HERR, dein Gott? Vgl. Ps 42,4.11; Mt 27,43.
7,11 Jetzt redete Micha wieder; er führte die vielen Segnungen auf, die den treuen Überrest während der Tausendjährigen Herrschaft des Messias erwarteten. Sie würden eine noch nie dagewesene territoriale Ausdehnung erfahren (vgl. Sach 2,5-9) und enorme Einwanderungen (vgl. Jes 11,15.16). Das Land jener, die sich der Tausendjährigen Herrschaft des Messias widersetzen, wird verwüstet (V. 13; vgl. Sach 14,1619). 7,14-17 Micha bat den Herrn (V. 14), sein Volk wie eine Herde zu führen, zu nähren und zu beschützen (vgl. Ps 23). Der Herr erwiderte, dass er seine Gegenwart und Macht unter ihnen beweisen würde wie zur Zeit des Auszugs aus Ägypten (V. 15). Das Ergebnis ist (vgl. V. 10), dass Stolz und Macht der Nationen vernichtet (vgl. Jos 2,9-11) und sie nach ihrer Erniedrigung (V. 17) nicht länger über sein Volk spotten würden (V. 16b; vgl. 1Mo 12,3; Jes 52,15).
7,15 Wunder. Diese Wunder werden sich während des göttlichen Gerichts auf Erden ereignen, das dem zweiten Kommen des Messias vorausgeht (vgl. Offb 6-19).
7,18 Als Reaktion auf das gnadenvolle, vergebende Wesen, das der Herr gegenüber Israel beweist, wird der bußfertige Überrest seines Volkes seine unvergleichliche Gnade und Barmherzigkeit rühmen (vgl. Ps 130,3.4). 7,18 Wer ist ein Gott wie du. Micha begann diesen abschließen- den Abschnitt mit einem Wortspiel, das seinen Namen beinhaltet. S. Einleitung: Titel.
7,20 unseren Vätern … geschworen. Trotz Israels Untreue gegen- über Gott beabsichtigt der Herr, seine bedingungslosen Verheißungen des abrahamitischen Bundes zu erfüllen, die er Abraham gab und gegenüber Isaak und Jakob bestätigte (vgl. 1Mo 12.15.17.22.26.28.35). In Verbindung mit dem davidischen Bund wird Israel als Volk in dem Land wiederhergestellt, das Abraham ursprünglich verheißen wurde. Jesus Christus, Davids Nachkomme, wird die Welt von Jerusalem aus als König der Könige und Herr der Herren regieren (vgl. Offb 17,14; 19,16).
1,1 Ausspruch. Die Prophezeiung stellt eine Last dar (s. Anm.), weil sie eine Gerichtsbotschaft beinhaltet. Nahum war nur der Botschafter dieser göttlichen Gerichtsankündigung über Ninive.
1,2 Ninives Zerstörung wurde verkündet. 1,2 Nahum beschrieb die Tatsache, dass Gott ein allmächtiger, hei- liger und eifersüchtiger Gott ist, der die Bösen bestrafen und die Seinen rächen wird. 1,2 eifersüchtiger. Dieses Merkmal, das häufi g für Gottes bren- nenden Eifer für sein Volk Israel verwendet wird, betont seine leidenschaftliche Reaktion gegenüber jedem, der des geistlichen Ehebruchs schuldig ist. Möglicherweise wird hier auf die Gefangenschaft der 10 Nordstämme (722 v.Chr.) oder Sanheribs Invasion (701 v.Chr.) Bezug genommen.
1,3 langsam zum Zorn. Aufgrund der Eifersucht in V. 2 sollte man nicht zu dem Schluss kommen, dass Gott schnell zum Zorn ist – er ist vielmehr langmütig (vgl. 2Mo 34,6; 4Mo 14,18). Gott hatte seine Nachsicht zumindest ein Jahrhundert zuvor walten lassen, als Ninive unter Jonas Predigt Buße tat (vgl. Jon 3,10; 4,2). Obwohl Gott geduldig ist, wird seine Gerechtigkeit die Bösen letzten Endes doch bestrafen. Sturmwind … Ungewitter … Gewölk. Diese Bilder beschreiben häufi g die Erscheinungen des Herrn (Theophanien), oftmals im Gericht (vgl. 2Mo 19,9.16; Ps 83,16; Jes 29,6; Joel 2,2; 1Th 4,17). Die Natur ist die Bühne, auf der sich seine Macht und Majestät zeigt.
1,4 Seine enorme Macht offenbart sich, wenn er das Meer in seine Schranken weist, wie beim Durchgang durch das Rote Meer (2Mo 14,1525), und wenn er den Regen von den fruchtbaren Tälern und küstennahen Gebirgen fernhält. Baschan … Karmel … Libanon. Baschan, das unterhalb des Berges Hermon und östlich des Jordan lag, war für seine saftigen Weiden bekannt (Mi 7,14). Karmel, entlang der Küste Kanaans, war gleichbedeutend mit Fruchtbarkeit (Hl 7,6). Der Libanon war für seine schönen Zedern berühmt (1Kö 5,28-32). Und dennoch würden auch sie vor der grenzenlosen Stärke des allmächtigen Richters dahinschwinden.
1,5 Das gewaltige Erbeben der Erde liefert einen weiteren Beweis der ehrfurchtgebietenden Macht des Herrn, da selbst das erbebt, was am stabilsten erscheint.
1,6 Diese rhetorischen Fragen fassen V. 2-5 zusammen; seine Macht und Entscheidung, seinen Zorn über Ninive kommen zu lassen, bringt allen Widerstand zum Schmelzen.
1,7 Im Gegensatz zu V. 6 milderte Nahum das Ganze, indem er hin- zufügte, dass Gott voller Mitgefühl ist, eine sichere Zufl ucht (vgl. Ps 46,2) für jene, die ihre Hoffnung in ihn setzen (vgl. Jes 33,2-4; 37,37.29-38). Der Vers deutet Judas Rehabilitation in V. 12b.13; 2,3 an.
1,8 Flut … Finsternis. Nahum beschrieb Ninives Gericht bildlich als eine verschlingende Flut und Finsternis, vor der niemand entkommen kann.
1,9 Nachdem er Gottes Macht und souveränes Recht als Richter dargestellt hatte, verkündete Nahum besonders Gottes Gericht über Ninive, wobei er Aussagen des Segens und der Hoffnung für Israel mit dem bösen Schicksal Ninives verwob. Der souveräne Richter straft nicht nur (V. 9-12a.14), sondern errettet auch (V. 12b.13; 2,1). 1,9 Was ersinnt ihr Anschläge. Alle assyrischen Versuche, Gottes Gericht zu verhindern, wären nutzlos (vgl. Ps 2). Ihnen würde es kein zweites Mal erlaubt sein, sein Volk zu bedrängen (vgl. V. 12). Ihr Ende war eine beschlossene Sache. 1,11 ein nichtswürdiger Ratgeber. Der Ausdruck (wörtl. »ein Ratgeber Belials«) deutet satanischen Einfl uss auf die Führung an, d.h. den König von Assyrien (vgl. 3,18). Genauer gesagt, könnte Assurbanipal (669-633 v.Chr.) gemeint sein oder, was wahrscheinlicher ist, Sanherib (705-681 v.Chr.), der 701 v.Chr. in Juda einmarschierte und den Jesaja in ähnlichen Worten schilderte (Jes 10,7).
1,12 So spricht der HERR. Eine weitverbreitete prophetische Rede- wendung, die Gottes unmissverständliche Botschaft einleitet, bei Nahum tritt sie nur hier auf. Von den Menschen in V. 12a wird in der dritten Person gesprochen und gemeint ist der Feind, während in V. 12b von Gottes auserwähltem Volk in der zweiten Person die Rede ist. Die Sicherheit einer von Mauern umgebenen Stadt und die enorme Anzahl von Menschen (»zahlreich«) würde keine ausreichende Verteidigung darstellen. 1,12b ich will dich nicht nochmals demütigen. Assyrien soll- te Juda nicht länger zusetzen.
1,14 Drei Gerichte wurden angekündigt. Erstens würde der König von Assyrien, der das Volk darstellte, ohne Nachkommen bleiben. Zweitens würden die Götter zerstört, durch die sie ihre Autorität empfi ngen. Drittens würde der König getötet werden (vgl. Ninives Fall in 612 v.Chr.).
2,1 Ninives Fall in 612 v.Chr. durch Babylons Nebukadnezar wird anschaulich in der Gegenwartsform geschildert, obgleich es zu Nahums Zeit noch zukünftig war. 2,1 Bergen … Füße. Der Vers gibt Jes 52,7 wieder, wo auf jene Bezug genommen wird, die die Befreiung aus Babylon verkündeten. Im ganzen NT fi ndet sich die Botschaft von guten Nachrichten und Frieden (vgl. Lk 2,10; Jes 61,1 mit Lk 4,16-21; Röm 10,15; Eph 2,14-18). deine Feste. Während einer Belagerung wurden die Menschen abgehalten, nach Jerusalem zu gehen, um ihre jährlichen Feste zu feiern (vgl. 4Mo 28.29). Nach der Zerstörung Assyriens wurde Juda aufgefordert, seine Feste zu feiern und die Gelübde zu bezahlen, die sie während der Belagerung aussprachen (vgl. Ps 116,14.17.18).
2,2 Zerstörer. Assyrien hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, Gefangene unter viele Völker zu zerstreuen; jetzt würde es ein ähnliches Gericht empfangen. bewache … beobachte … stärke. Mit Ironie befahl der Prophet den Assyrern, sich auf die kommende babylonische Invasion vorzubereiten.
2,3 die Hoheit Jakobs … Israels. Das ist kein Verweis auf die Süd- oder Nordstämme, da die Nordstämme nahezu ein Jahrhundert zuvor von Assyrien überfallen wurden; vielmehr sind dies Ehrentitel für Juda, die an den Tag erinnern, an dem Jakob in Pniel Gottes Segen empfi ng (1Mo 32,28.29) und sein Name in Israel umgeändert wurde. Zusammen bezeichnen sie die Wiederherstellung des Volkes zu der verheißenen Stellung. Plünderer haben sie geplündert. Assyrien hatte das Land wiederholt »geplündert«, seine fruchtbaren Weinberge und seinen wirtschaftlichen Lebensnerv vernichtet.
2,4 Der Schild … ist rot gefärbt. Die Schilde waren entweder mit Kupfer überzogen, was den Effekt hatte, dass refl ektierende Sonnenstrahlen eine größere Armee vortäuschten und den Feind in Schrecken versetzten, oder sie waren mit rotgefärbtem Fell bedeckt, um feurige Pfeile zu löschen und um Blut soweit wie möglich zu verdecken. »Scharlachrote« Kleidung hatte ähnliche Vorteile. die Lanzen werden geschwungen. Krieger, die ihren Eifer und ihre Bereitschaft zum Kampf ausdrückten, schwenkten ihre Waffen.
2,5 Das Chaos herrschte in Ninive, wo man sich eilends auf den Kampf vorbereitete.
2,6 sie eilen zur Mauer. Das könnte den Gedanken aus V. 5 weiter- führen; beschrieben wird, wie Ninives Königshaus und seine militärischen Führer zu einem ihrer vielen Verteidigungstürme eilten, deren Zahl laut dem gr. Historiker Diodor bei 1.500 lag und die eine Höhe von 60 m erreichten. Es ist auch möglich, dass der letzte Teil des Verses beschreibt, wie die Angreifer ein »Schutzdach« aufrichteten, in dessen Schutz sie sich der Mauer näherten.
2,7 Tore an den Strömen. Ninive, das am Zusammenfl uss von drei Flüssen lag (dem Tigris und zwei kleineren Flüssen), errichtete Dämme, um Mauerschäden durch jahreszeitlich bedingte Überschwemmungen auf ein Minimum zu reduzieren. V. 7 lässt erkennen, dass die Tore der Dämme geöffnet waren, die Mauern brachen und der Palast eingenommen wurde (vgl. Einleitung: Historische und lehrmäßige Themen; Nah 1,8). würde Ninive selbst zur Beute einer anderen Nation werden. »Ich komme über dich« sollten die gefürchtetsten Worte sein, die Gott zu einem Volk spricht.
2,14 deine Streitwagen in Rauch aufgehen. Ninive, das dafür bekannt war, eroberte Städte zu verbrennen, sollte das gleiche Schicksal erfahren. deiner Gesandten. Die Stimme des Boten, der die Edikte des mächtigen Königs von Assyrien zu den eroberten Völkern trug, würde verstummen.
3,1 Der Prophet Nahum behauptete, dass Ninives Zerstörung ge- recht war, und bringt 3 Anklagen hervor (V. 1.4.8-10), an die sich ihre Konsequenzen anschließen (V. 2.3.5-7.11-19). 3,1 blutbefl eckten Stadt. Die erste Anschuldigung wird durch eine Tatsache veranschaulicht, die die Geschichte bestens dokumentiert. Assyrien erwies sich als eine ungewöhnlich grausame und blutrünstige Nation. Lüge. Assyrien wandte zur Unterwerfung seiner Feinde Falschheit und Verrat an (vgl. 2Kö 18,28-32). rauben. Vgl. 2,12.13. Indem es seine Opfer plünderte, füllte es seine eigenen Städte mit den Gütern anderer Völker.
3,2 Diese Verse reichen zurück bis zu der Szene in 2,4-6. Assyrien wurde derart überrannt, dass es mit Leichen angefüllt war, über die die Verteidiger stolperten.
3,4 Die zweite Anklage gegen Ninive war geistliche und moralische Hurerei. Das Volk wird mit einer schönen Prostituierten verglichen, die die Nation verführt.
3,5 Ninive würde öffentlich zur Schau gestellt werden, was Schan- de und Demütigung bedeutete.
3,7 Verwüstet ist Ninive! Statt Klage würde es Freude über Ninives Fall geben. Niemand würde sich fi nden, der sie tröstete; sie würde ihr Unglück alleine tragen.
3,8 Nahum brachte die dritte und letzte Anschuldigung gegen Ninive hervor: es hatte nichts von No-Amon gelernt. No-Amon, auch als Theben bekannt, war die große Hauptstadt Süd-Ägyptens, 640 km südlich von Kairo. Als eine der prachtvollsten Zivilisationen der antiken Welt war es für seine 100 Tore berühmt, einen Tempel, der 90 m lang und über 50 m breit war sowie für sein verzweigtes Kanalsystem. Es wurde von Assyriens Assurbanipal in 663 v.Chr. erobert. Wie No-Amon am Nil, so lag Ninive am Tigris und genoss die Sicherheit, dass die umliegenden Völker erobert waren. Jedoch würde das Ende dem No-Amons gleichen.
3,9 Kuschiten … Ägypter… Put … Lubier. No-Amon war nach allen Seiten hin gut geschützt, eingebettet zwischen Unter-Ägypten im Norden und Äthiopien im Süden. Put ist irgendwo in Nordafrika anzusiedeln. Josephus sagte, dass Libyen auf Put, Hams dritten Sohn, zurückgeht (1Mo 10,6). Die Lubier stammten aus dem Gebiet des heutigen Libyen. 3,11 trunken. Wie vorausgesagt (vgl. 1,10), würde Ninive Gottes Zorn trinken müssen und seinem Gericht schutzlos ausgesetzt sein.
3,12 Nahum benutzte eine Reihe von Bildern, um hervorzuhe- ben, dass Ninives starke Verteidigungsanlagen mit Leichtigkeit umgerissen würden. Ihre Mauern würden bei der geringsten Erschütterung wie reife Früchte fallen und ihre Streitkräfte waren zu schwachen Frauen geworden.
3,14 Vor lauter Sarkasmus machte sich der Prophet über das Volk lustig, drängte es, sich zur Schlacht zu rüsten und die Festungen der Stadt zu verstärken, nur um letzten Endes doch zerstört zu werden. So wie die Heuschrecken nichts zurücklassen und das Laubwerk abfressen, würde auch von Ninive nichts übrigbleiben (vgl. Am 7,1).
3,16 Deine Kaufl eute sind zahlreicher geworden. Die Zahl der ninivitischen Kaufl eute hatte sich vergrößert und sie hatten der Stadt immensen Reichtum gebracht, was letztlich bedeutete, dass die Zerstörung umso mehr zu verschlingen hatte.
3,17 Grashüpfern. Es war nicht nur Ninives Handelsstärke gewi- chen (V. 16), sondern auch seine Regierungskraft. Nachdem sie ihr Nachtlager innerhalb der massiven Mauern dieser großen Zitadelle aufgeschlagen hatten, verschwanden die Heuschrecken, die Assyriens Führung darstellten, mit den ersten warmen Sonnenstrahlen, um Nahrung zu suchen.
3,18 Ninives Schicksal war besiegelt. Es hatte den Todesstoß empfangen, von dem es sich nicht erholen würde. Alle, die davon hörten, würden sich freuen. Assyrien hatte die Völker mit seinen Gräueltaten und Grausamkeiten verwüstet, sodass die Nachricht über seinen Untergang Freude und Erleichterung für die Völker bedeutete. 3,18 schlummerten… schliefen. Assyriens Führer und Armee, die als erschöpft und schlafend beschrieben werden, waren tot; das Volk war zerstreut. Es war niemand mehr da, der sich gegen die eindringenden Babylonier wehren konnte, denen sie 612 v.Chr. in die Hände fi elen.
1,1 Ausspruch. Mit diesem Begriff beschreiben die Propheten oft- mals eine inhaltsschwere Gerichtsankündigung (vgl. 1,5-11; 2,2-20), wenn sie Gottes Zorn über die Sünde kundtun (z.B. Jes 13,1; 15,1; 17,1; 19,1; Nah 1,1; Sach 9,1; 12,1; Mal 1,1). geschaut. Gottes Botschaft erreichte Habakuk in Form einer Vision.
1,2 In seiner ersten Klage bringt Habakuk zum Ausdruck, dass Gott scheinbar gleichgültig gegenüber Judas Sünde ist. Mit dem Eifer für Gottes Gerechtigkeit und dem Wissen, dass ein Bundesbruch Gericht hervorrief (vgl. 5Mo 28), hinterfragte Habakuk Gottes Weisheit und drückte Erstaunen über seine scheinbare Untätigkeit angesichts der offensichtlichen Verletzung seines Gesetzes aus. Die Juden hatten durch Gewalttat und Unrecht gesündigt und sollten durch die gleichen Dinge bestraft werden. 1,2 Unrechts … Bosheit … Bedrückung und Gewalttat. Judas Gesellschaft wird durch 4 Begriffe defi niert, die die Gottlosigkeit bezeichnen, mit der sie ihren Nachbarn moralisch unterdrückten, was zu Streit und Zank führte. 1,2 Wie lange … rufe ich schon. Dieser Ausruf, der die Ungeduld des Propheten widerspiegelt, wird häufi g von Psalmisten benutzt, um ähnliche Ratlosigkeit auszudrücken (vgl. Ps 13,1.2; 62,4; Jer 14,9; Mt 27,46). du hilfst nicht. Der Prophet wollte Reinigung, Läuterung, Züchtigung und Erneuerung unter dem Volk, damit es wieder zur Gerechtigkeit zurückfi nden würde.
1,4 wird das Gesetz kraftlos. Wörtl. das »Gesetz ist kühl, betäubt« (vgl. 1Mo 45,26; Ps 77,3). Dem Gesetz wurde keine Achtung, keine Autorität geschenkt. Wie Hände bei Kälte in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, so war die Wirksamkeit des Gesetzes durch die Verderbtheit der jüdischen Führer gelähmt (vgl. Pred 8,11).
1,5 Als Antwort auf Habakuks Ratlosigkeit und seine Bitten brach Gott sein Schweigen; er teilte ihm mit, dass ihm Judas Sünde nicht gleichgültig war, aber anstatt einer Erneuerung würde er ein Gericht senden, das »schrecklich und furchterregend« ist (V. 7). 1,5 Seht … schaut … verwundert und entsetzt euch! Die Auf- forderungen stehen im Plural, was darauf schließen lässt, dass ganz Juda und Jerusalem auf die bevorstehende Invasion Acht geben sollten. Paulus zitiert diesen Text in Apg 13,41. 1,6-8 Die Chaldäer (Babylonier) würden auf Geheiß des göttlichen Befehlshabers kommen. Er ist der Herrscher, der dieses Volk mit seinem unbarmherzigen Charakter und Verhalten dazu bringt, in Juda einzumarschieren. Die Chaldäer werden als selbstsicher, unabhängig, selbstherrlich und todbringend beschrieben (vgl. Jer 51,20).
1,8 Wölfe am Abend. Gemeint sind Wölfe, die den ganzen Tag über hungerten und deshalb gezwungen waren, in der Nacht auf Streifzug zu gehen. Wie diese Wölfe bewies die babylonische Armee außergewöhnliches Durchhaltevermögen und einen unerschütterlichen Eifer, andere Völker anzugreifen, um die Siegesbeute zu verschlingen. sicherte er ihm vollkommenen Glauben und Vertrauen zu. Als er an das unveränderliche Wesen des ewigen, souveränen und heiligen Gottes dachte, war er sich sicher, dass Juda nicht vollständig vernichtet würde (vgl. Jer 31,35-40; 33,23-26). Unter der treuen Hand Gottes erkannte er, dass die Chaldäer kamen, um das Volk zu züchtigen, nicht aber um es auszulöschen. o Fels. Ein Titel Gottes, der sein festes und unerschütterliches Wesen beschreibt (vgl. Ps 18,3.32.47; 31,3.4; 62,3.7.8; 78,16.20.35).
1,13 Augen … so rein. Obwohl der Prophet seinen Glauben und sein Vertrauen zum Ausdruck gebracht hatte, wurde seine Verwirrung nur noch größer. Der Kern von Habakuks nächster Sorge fi ndet sich in diesem Vers wieder: Wenn Gott zu heilig ist, um Böses anzusehen, wie kann er dann den Gottlosen benutzen, um eine gerechtere Person zu verschlingen, als er selbst ist? Würde Gottes gerechtes Wesen nicht noch größeren Schaden nehmen, wenn er die Chaldäer benutzt?
1,14 Für den Fall, dass Gott vergessen haben sollte, wie boshaft die Chaldäer waren, lenkte Habakuk die Aufmerksamkeit auf ihren bösen Charakter und ihr Verhalten. Das Leben war den Chaldäern nicht viel wert. Im Vergleich zu ihren schonungslosen Kriegspraktiken waren andere Völker geradezu wie »die Fische im Meer, wie das Gewürm, das keinen Herrscher hat«. Wie konnte Gott, angesichts ihres Rufes (V. 6-10), diese erbarmungslose Macht über ein weiteres hilfl oses Volk bringen?
1,16 opfert … seinem Garn Räucherwerk. Wenn das noch nicht ausreichte, so fügte der Prophet hinzu, dass sie ihren Gewinn ihrer eigenen militärischen Macht zuschrieben, anstatt dem wahren Gott.
1,17 sein Netz … ausleeren. Wie lange würde es dem Aggressor (den Chaldäern) erlaubt sein, dem Unrecht nachzujagen und solche Gottlosigkeiten zu verüben? Kann Gott so etwas unbegrenzt dulden? 2,1 meine Warte. Habakuk verglich sich mit einem Wächter (vgl. Hes 3.33), der seinen Posten auf der Stadtmauer einnimmt. Er war vorbereitet, auf Gottes Antwort zu warten und über seine Erwiderung nachzudenken. 2,2-20 Als Antwort auf Habakuks zweite Klage (1,12-2,1) kündigte der Herr an, dass er die Chaldäer für ihre Bosheit ebenfalls richten würde. Seine Antwort beinhaltete: 1.) die Anweisung, es als Erinnerung aufzuschreiben, dass es mit Sicherheit geschehen würde (V. 2.3); 2.) eine Beschreibung des Charakters der Gottlosen im Vergleich zu den Gerechten (V. 4.5) und 3.) die Ankündigung eines 5-fachen »Wehe«, die das Ende der Chaldäer beschreiben (V. 6-20).
2,2 Schreibe die Offenbarung nieder. Habakuk sollte die Of- fenbarung aufschreiben, um sie für die Nachwelt zu erhalten, sodass alle, die sie lesen, erfahren würden, dass sie sich mit Sicherheit erfüllt (vgl. die ähnliche Sprache in Dan 12,4.9). Die Prophezeiung besaß eine dauerhafte Relevanz und musste deshalb erhalten bleiben. Obwohl einige Zeit bis zu ihrer Erfüllung verstreichen würde, sollten alle wissen, dass sie zur von Gott »bestimmten Zeit« eintrifft (vgl. Jes 13; Jer 50.51). Babylon würde ca. 539 v.Chr. durch das medo-persische Königreich von Kyrus zu Fall kommen (vgl. Dan 5). 2,2 damit man sie geläufi g lesen kann. Wohlmöglich bezieht sich das auf 1.) eine klare Form, sodass man, selbst beiläufi g gelesen, leicht ihre Bedeutung erfasst, oder 2.) einen klaren Inhalt, sodass der Kurier anderen die Botschaft leicht übermitteln kann.
2,4 der Vermessene. Obschon sich diese Aussage im Kontext offen- sichtlich auf die Chaldäer bezieht, stellt die Passage die Kennzeichen vor, die die Gottlosen von den Gerechten unterscheiden, ungeachtet ihres ethischen Ursprungs. Hier werden zwei gegensätzliche Merkmale miteinander verglichen. Der Vermessene vertraut auf sich selbst; der Gerechte lebt durch seinen Glauben. der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. Im Gegensatz zu dem Vermessenen wird der Gerechte durch seine Treue zu Gott bewahrt. Das ist das Herzstück der göttlichen Botschaft an und durch Habakuk. Sowohl der Aspekt der Rechtfertigung aus Glauben, auf den sich Paulus in Röm 1,17 und Gal 3,11 bezieht, als auch der Aspekt der Heiligung durch Glauben, den der Verfasser des Hebräerbriefes benutzt (10,38), geben Habakuks Kernaussage wieder; es besteht kein Konfl ikt zwischen ihnen. Die Betonung bei Habakuk und den ntl. Zitaten reicht über den bloßen Akt des Glaubens hinaus und beinhaltet die Kontinuität des Glaubens. Glauben ist kein einmaliger Akt, sondern eine Lebenseinstellung. Der wahre Gläubige, der von Gott für gerecht erklärt wurde, wird den Glauben als sein Lebensmuster festhalten (vgl. Kol 1,22.23; Hebr 3,12-14).
2,5 Die Schmährede gegen die Chaldäer diente als Grundlage für die in V. 6-20 beschriebene Verurteilung. Sie waren stolz und habsüchtig. Sie waren unersättlich wie die Hölle und der Tod (vgl. Spr 1,12; 27,20; 30,15.16) und wollten immer mehr.
2,6 In Form eines Spottliedes wurde in Erwartung ihres sicheren Gerichts ein 5-faches Wehe über die Chaldäer ausgerufen. In 5 Strophen mit jeweils 3 Versen wurde das 5-fache Wehe an 5 unterschiedliche Gruppen von Übeltätern gerichtet. 2,6 Das erste Wehe klagte Erpressung an, d.h., das Plündern und Töten von Völkern zur Selbstbereicherung. Als Konsequenz würden sie zur Beute für die übrig gebliebenen Völker werden. 2,6 diese alle. Ein Hinweis auf alle Völker, die unter den Babyloniern zu leiden hatten. Wehe. Ein Ausruf, der in der prophetischen Literatur häufi g benutzt wurde, um eine richterliche Anklage oder ein Gerichtsurteil einzuleiten (Jes 5,8.11.18.20-22; Jer 22,13; 23,1; Am 5,18; 6,1). Pfandgut. Die Babylonier verlangten eroberten Völkern hohe Steuern ab. Dies war oft mit enormen Zinsen für die Darlehen an die Armen verbunden (vgl. 5Mo 24,10-13; 2Kö 4,1-7; Neh 5,1-13). 2,7 die dir Zins auferlegen. (Aus der RELB). Die übrig gebliebenen Völker, von denen die Steuern erzwungen wurden (vgl. V. 8).
2,9 Die zweite Anklage über die vorsätzliche Ausbeutung aus Habgier war eine Fortsetzung von V. 6-8. Die Wände ihrer Häuser, die aus den Steinen und dem Holz anderer gebaut waren, zeugten gegen sie (V. 11). 2,9 sein Nest in der Höhe anzulegen. In dem Bemühen, sich vor jeder Gegenklage zu schützen, mit denen ihre Feinde sie überschütten könnten, hatten die Chaldäer ihre Städte unzugänglich und uneinnehmbar für den Feind gemacht (vgl. Jes 14,13.14).
2,10 Du hast beschlossen, was deinem Haus zur Schande ge- reicht. Indem die chaldäischen Führer den Tod anderer beschlossen hatten, brachten sie Schande auf sich selbst und schadeten ihrer Seele.
2,12 Das dritte Wehe beschuldigte sie, erbarmungslose Despoten zu sein, die sich durch Blutvergießen und Fronarbeit luxuriöse Paläste errichteten. Wie ein Feuer, das alles verbrennt, was man ihm zuführt, würden all ihre Mühen vergeblich sein und keinen bleibenden Wert haben (V. 13; vgl. Mi 3,10).
2,14 erfüllt. Im Gegensatz zur Selbsterhöhung der Chaldäer, deren Anstrengungen zunichte werden, gab Gott die Verheißung, dass die ganze Erde seine Herrlichkeit erkennen würde bei der Aufrichtung seines Tausendjährigen Reiches (vgl. 4Mo 14,21; Ps 72,19; Jes 6,3; 11,9).
2,15 Die vierte Anklage lautete Ausschweifung, weil Babylon an- dere zur Trunkenheit gezwungen hat, sodass diese sich schändlich benahmen und eine leichte Beute wurden. Als Konsequenz würden auch sie gezwungen werden, den Becher des göttlichen Zorns zu trinken, und der öffentlichen Schande ausgesetzt (vgl. Jer 49,12).
2,16 Unbeschnittensein. Dieses Wort bezieht sich auf die »Vor- haut«, was nach hebr. Denken die größte Verachtung ausdrückt; das Zeichen, Gott nicht zu kennen. S. Anm. zu Jer 4,4. Becher aus der rechten Hand des HERRN. Ein Bild für die göttliche Vergeltung, die durch seine mächtige rechte Hand erteilt wird (vgl. Ps 21,9). Das, was die Chaldäer anderen antaten, würde auch ihnen wiederfahren (V. 7.8). Schande wird auf deine Herrlichkeit fallen. Ein Verweis auf ihre erniedrigende »Schande«, die auf sie fallen würde, nachdem sie aus dem göttlichen Zornbecher getrunken haben. Die Sache, der sie sich rühmten, würde zum Gegenstand ihrer Schande. Wohingegen die Herrlichkeit des Herrn sein würde, »gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken« (V. 14), Babylons Herrlichkeit würde mit Schande bedeckt sein.
2,17 Gewalttat. Das könnte ein Hinweis auf ihre rücksichtslose Aus- beutung von Bäumen und Tieren sein, wodurch sie sich Baumaterialien, Feuerholz und Nahrung verschafften – häufi ge Begleiterscheinungen von Feldzügen. Aus egoistischen Gründen wurde an den herrlichen Zedern des Libanon Raubbau betrieben (vgl. Jes 14,7.8; 37,24). Darin eingeschlossen war auch das Töten von Menschen. V. 17b deutet an, dass Israel und seine Bewohner gemeint sein könnten, die Nebukadnezar besiegte (vgl. 2Kö 14,9; Jer 22,6.23; Hes 17,3).
2,18 Die fünfte Anklage bezog sich auf ihren Götzendienst und deckte die Torheit auf, anderen Göttern nachzulaufen (vgl. Jes 41,24; 44,9). Die Vernichtung der Chaldäer würde die Überlegenheit des Herrn gegenüber allen anderen Göttern demonstrieren.
2,19 »Wache auf!« … »Steh auf!« Vgl. den Sarkasmus mit dem in Elias Worten an die Baalspropheten am Berg Karmel (1Kö 18,27; vgl. Jer 2,27).
2,20 heiligen Tempel. Ein Hinweis auf den Himmel, von dem aus der Herr regiert (Ps 11,4) und die Gebete derer erhört, die ihn suchen (1Kö 8,28-30; Ps 73,17). sei still. Im Gegensatz zum Schweigen der Götzen (V. 19) ruft der lebendige, souveräne Herrscher des Universums die Erde auf, vor ihm still zu sein. Letzten Endes kann niemand seine Unabhängigkeit von Gott durchsetzen; die ganze Erde muss ihm in demütiger Unterwerfung huldigen (vgl. Ps 46,11; Jes 52,15). 3,1-19 Die Erwähnung »des Propheten Habakuk« (vgl. 1,1) markiert eine Überleitung. Der eher anklagende Ton der vorangegangenen Kapitel, in dem er nach Gottes Eingreifen rief, verwandelt sich hier in einen Appell an Gottes Gnade (V. 2), einen Überblick über Gottes Macht (V. 3-15) und in einen Lobgesang auf Gottes bewahrende Gnade und Allgenügsamkeit (V. 16-19). Doch obwohl der Ton sich verändert, bleibt ein starker thematischer Zusammenhang bestehen. Nachdem er über Gottes Gerichtsabsichten unterrichtet wurde, kehrte Habakuk zum Gericht Judas zurück und bat um Gnade. 3,1 Schigjonot. (Aus der RELB). Die genaue Bedeutung des hebr. Wortes ist unklar (in der Singularform taucht es in der Überschrift von Ps 7 auf). Angesichts des Hinweises auf die musikalische Form am Ende von Kap. 3 nimmt man an, dass es eine musikalisch-liturgische Bedeutung hat und dieses Kapitel gesungen wurde.
3,2 deine Botschaft. Das verweist zurück auf 1,5-11 und 2,2-20, wo der Herr Habakuk seine Pläne mitteilte, Juda und die Chaldäer zu richten. belebe dein Werk. Das Wissen um die Schwere des göttlichen Gerichts versetzte Habakuk in Furcht. Obgleich Gottes Macht schon lange nicht mehr in Kraft getreten war, bat der Prophet den Herrn um Belebung, um die Wiederholung seines mächtigen Rettungswerkes um seines Volkes Israel willen. inmitten der Jahre. Der Prophet bat Gott, inmitten von Judas Bestrafung durch die Hand der Chaldäer Gnade zu üben.
3,3 Habakuk zeichnete ein Bild ihrer zukünftigen Erlösung, in- dem er Illustrationen von Gottes vergangenem Eingreifen um Israels willen verwendete; entnommen sind diese Illustrationen der Befreiung seines Volkes aus Ägypten und der Eroberung Kanaans. Der Auszug aus Ägypten wird oft als Analogie für Israels zukünftige Erlösung zu Beginn des Tausendjährigen Reiches benutzt (vgl. Jes 11,16). 3,3 Teman … Berg Paran. Teman, nach Esaus Enkelsohn benannt, war eine Stadt der Edomiten (Am 1,12; Ob 9). Der Berg Paran lag auf der Sinai-Halbinsel. Beide spielen auf den Schauplatz an, auf dem Gott seine große Macht demonstrierte, als er Israel in das Land Kanaan brachte (vgl. 5Mo 33,2; Ri 5,4). 3,3 Die Herrlichkeitswolke, die Israel beschützte und aus Ägypten durch die Wüste führte (vgl. 2Mo 40,34-38), war das sichtbare Zeichen seiner Gegenwart. Wie die Sonne breitete er seine Strahlen in den Himmeln und über der Erde aus.
3,5 Pest … Fieberseuche. Indem er sich das Gericht für Israels Ungehorsam gegenüber dem sinaitischen Bund in Erinnerung rief (2Mo 5,3; 4Mo 14,12; 5Mo 28,21.22; 32,24), hob Habakuk die Souveränität der göttlichen Gerichte hervor. Beide befanden sich im Gefolge Gottes.
3,6 Das ganze Universum fürchtet sich beim Herannahen des all- mächtigen Gottes (vgl. 2Mo 15,14). Wie bei der Schöpfung (Jes 40,12), so stehen die Erde und seine Bewohner zu seiner Verfügung.
3,7 Kuschans … Midian. Wahrscheinlich bezieht sich das auf ein Volk, das auf der Sinai-Halbinsel lebte (vgl. 2Mo 2,16-22; 18,1-5; 4Mo 12,1, wo Moses Frau als Midianiterin und Kuschitin beschrieben wird).
3,8 Mit rhetorischer Anschaulichkeit sprach Habakuk den Herrn direkt an und beschrieb sein richterliches Handeln gegen alles, das sich seinem Willen widersetzt. 3,8 deinen Rossen … deinen Wagen. Symbolisch erklärte er, wie Gott den Feind besiegt (vgl. 3,11.15).
3,9 deine Eide sind die Pfeile. Die Pfeile des Herrn wurden mit seinen göttlichen Eiden ausgesandt (vgl. Jer 47,6.7).
3,11 Sonne und Mond treten in ihre Wohnung. Als auffallende Symbole seiner Schöpfungsordnung sind Sonne und Mond dem göttlichen Willen unterworfen. Das Bild erinnert an Israels Sieg über die Amoriter bei Gibeon (Jos 10,12-14).
3,12 zerdrischst. Der Ausdruck wird häufi g benutzt, um Militärin- vasionen und Gerichtsausübung zu beschreiben (vgl. Ri 8,7; 2Kö 13,7; Jes 21,10; 25,10; Dan 7,23; Am 1,3).
3,13 zum Heil mit deinem Gesalbten. Sowohl die Parallelität mit V. 13a (»deines Volkes«) als auch die zahlreichen aus dem Zusammenhang ersichtlichen Anspielungen auf den Exodus weisen wahrscheinlich auf Mose und das auserwählte Volk Israel hin, der als Gesalbter Gottes den Sieg über den Pharao und die ägyptische Armee errang (vgl. Ps 105,15). Letzten Endes ist es eine Vorschattierung der zukünftigen Errettung durch den Messias (vgl. Ps 132,10-12), der im davidischen Bund verheißen wurde (vgl. 2Sam 7,11-16). du zerschmetterst das Haupt vom Haus des Gesetzlosen. Entweder eine Anspielung auf den Pharao zur Zeit des Exodus, dessen Erstgeborener getötet wurde, oder auf den König der Chaldäer, der sein Haus mit ungerechtem Gewinn baute (2,9-11).
1,1 Hiskias … Josias. Zephanja verfolgte seine königliche Abstam- mungslinie zurück bis zu seinem Ur-Ur-Großvater Hiskia (ca. 715-686 v.Chr.) und legte seinen Dienst in die Zeit Josias (ca. 640-609 v.Chr.).
1,2 Der Prophet begann mit dem zeitlich weit entfernten Tag des Herrn, wenn selbst das Tierreich und die materielle Schöpfung durch sein Gericht auf Erden betroffen sind (vgl. 1Mo 3,17-19; 2Mo 12,29; Jos 7,24.25; Röm 8,22). 1,2 vom Erdboden. Das Wort meint im Allgemeinen die ganze Erde (1,18). Die Ausdrucksweise erinnert an Noahs Flut (1Mo 6,7.17; 7,2123).
1,3 Der Vergleich mit der Flut in 1. Mose wird mit »Menschen und Vieh« und »Vögel des Himmels« fortgesetzt (1Mo 6,7; 7,23). Der Prophet spielte auch auf die Schöpfung an – Mensch und Tier (6. Schöpfungstag) und Vögel und Fische (5. Schöpfungstag). Ärgernisse. Alles, was den Menschen von Gott trennt, wird weggenommen werden.
1,4 Der Herr kreist seine Gerichtsankündigung näher ein, um sich besonders auf Juda zu konzentrieren. Er nennt Abfall und Götzendienst als Gründe für das Gericht (V. 4-6), die immer im Zusammenhang mit moralischer und ethischer Verderbtheit stehen (V. 7-9). 1,4 den Überrest des Baal-Kultes ausrotten. Die Verehrung Baals, des kanaanitischen Fruchtbarkeitsgottes, stellte eine beständige Quelle der Versuchung für Israel dar (vgl. 4Mo 25,1-5; Ri 2,13), denn das Volk versuchte, ihn neben dem Herrn zu verehren (Jer 7,9; 23,25-29). Diese Mischung wurde zu einem Hauptgrund für das Gericht (Hos 2,10; 2Kö 17,16-20; Jer 11,13-17), das die Baalsverehrung für immer aus Israel entfernen würde.
1,5 das Heer des Himmels anbeten. Auch die Astrologie gehörte zu Israels auffälligen Götzendienstpraktiken; seit dem Exodus beteten sie das Heer des Himmels an (vgl. 5Mo 4,19; Am 5,25.26; Apg 7,40-43). Gott hatte sie wiederholt gewarnt, aber sie hörten nicht (2Kö 23,5.6; Jer 7,17.18; 8,2; 44,17-25). Altäre wurden oftmals auf den Hausdächern errichtet, um einen uneingeschränkten Blick in den Himmel zu haben (Jer 8,2; 19,13; 32,29). bei ihm schwören. Judas synkretistischer Gottesdienst zeigte sich darin, dass sie beim Herrn und zur gleichen Zeit bei Milkom schworen, welcher entweder die ammonitische Gottheit in 1Kö 11,5.33 oder Moloch sein könnte, dessen Anbetung Kindsopfer, Astrologie und heilige Prostitution beinhaltete (vgl. 3Mo 18,21; 2Kö 17,16.17; Hes 23,37; Am 5,25.26; Apg 7,40-43).
1,6 Schließlich erwähnte Zephanja jene, die den Bußaufrufen zu- nächst nachkamen, sich später aber bewusst abwandten.
1,7 Seid still. Angesichts des gerechten Gerichts war keine Verteidi- gung möglich und im Hinblick auf die Verwüstung nur Bestürzung und stummes Entsetzen (vgl. Hab 2,20; Sach 2,17). der Tag des HERRN. S. Anm. zu Joel 1,15. hat ein Schlachtopfer zubereitet … seine Gela
1,12 ich … werde durchsuchen. Niemand würde der Strafe des Herrn entgehen (Am 9,1-4). auf ihren Hefen liegen. S. Anm. Mit diesem Ausdruck, der die eingedickte Kruste meint, die sich auf Wein bildet, wenn man ihn lange Zeit ruhen lässt, beschrieb der Prophet die Trägheit und Gleichgültigkeit des Volkes gegenüber Gott. Ihre Gleichgültigkeit veranlasste sie zu der Annahme, dass Gott moralisch gleichgültig war.
1,14 Anschaulich beschrieb Zephanja den Tag des Herrn in stak- kato ähnlicher Weise, als er die unheilschwangeren Zustände aufführte, die diesen Tag kennzeichnen. Dieser Teil scheint auf die zeitnahe Erfüllung hinzuweisen, als Babylon Juda besiegte (V. 4-13), aber ebenso auf die Erfüllung in ferner Zukunft, bei der die ganze Erde betroffen sein wird (V. 18).
1,16 Tag des Schopharschalls und des Alarmblasens. In Über- einstimmung mit Gottes Anweisungen wurde eine Trompete angefertigt, die zum Alarmschlagen diente (4Mo 10,1-10).
1,17 Ihr Fleisch und Blut wurde hingeschüttet wie Staub, gerade- so als besäße es keinen Wert. Ihr Silber und Gold, das sie sich unrechtmäßig angeeignet hatten (vgl. V. 9-13), würde sie vor dem Zorn des heiligen Gottes nicht retten können (vgl. Jer 46,28). 1,17 herumtappen wie die Blinden. Wie Blinde würden sie er- folglos nach Auswegen suchen (5Mo 28,29).
1,18 das ganze Land. Die Beschreibung erstreckt sich wie in V. 2.3 auf die ganze Erde.
2,1 Mit der Ankündigung des kommenden Gerichts forderte Got- tes Gnade sein Volk zur Umkehr auf. Sie sollten sich versammeln, um inständig die Gunst des Herrn zu erbitten und seinen Zorn abzuwenden (vgl. Joel 2,16). 2,1 Volk ohne Scham. S. Anm. Da es für Gottes Bußaufruf durch seine Propheten nicht länger empfänglich war, war Juda in Schande versunken.
2,3 vielleicht werdet ihr Bergung fi nden. Selbst die Frommen, die dem Gesetz des Herrn gefolgt waren, wurden aufgefordert, weiterhin die Frucht der Buße zu zeigen, um am Tag seines Gerichts Schutz zu fi nden (Jes 26,20).
2,4 Gott benutzte die Heidenvölker, um sein Volk zu bestrafen, aber er würde es nicht zulassen, dass diese Völker straffrei ausgehen. Um dies zu illustrieren, wurden 4 Völker stellvertretend aus den vier Himmelsrichtungen ausgewählt. 2,4 Die erste Nation, die gerichtet werden sollte, war Philistäa westlich von Israel. Ihr Gericht sollte schnell und unerwartet kommen, sogar am Mittag, wenn man am wenigsten damit rechnete. Von den 5 Philister-Städten wurde nur Gat ausgelassen (vgl. Am 1,6-8).
2,5 Kretervolk. Als ein gelegentlich verwendetes Synonym für Philis- täa meinte dieser Ausdruck die Abstammung einer Gruppe von Kreta (s. Anm. zu Am 9,7). Davids Leibwache umfasste Kreter und Pleter (2Sam 8,18; 1Kö 1,38.44). S. Anm. zu 1Sam 30,14.
2,7 ihr Geschick wenden. Der Herr würde Israels Rückkehr aus dem Exil einleiten, um das Land zu bevölkern, das durch das Gericht über Philistäa verlassen war.
2,8 Aus dem Osten werden Moab und Ammon erwähnt, die Nachkommen Lots, die er in einer inzestuösen Beziehung mit seinen Töchtern zeugte (1Mo 19,30-38). Sie hatten Gottes Volk beschimpft und geschmäht und sich dadurch Gottes Zorn zugezogen (vgl. 1Mo 12,3). Wie Sodom und Gomorra in den Tagen ihres Vorfahren Lot eilten sie Untergang und Zerstörung entgegen.
2,11 es werden ihn anbeten alle Inseln der Heiden. Die letzte Erfüllung dieser Prophezeiung fi ndet im Tausendjährigen Reich statt, wenn alle Götter der Heiden vernichtet sein werden und der Herr selbst angebetet wird (Jes 66,18-21; Sach 14,16; Mal 1,11).
2,12 Äthiopien lag südlich von Israel. Es würde durch Gottes Schwert gerichtet, was sich bei Nebukadnezars Invasion und Eroberung Ägyptens erfüllte (Hes 30,24.25).
2,13 Das von Israel aus in nordwestlicher Richtung gelegene As- syrien würde ebenfalls verwüstet werden. Kurz nach dieser Prophezeiung fi el Ninive 612 v.Chr. an die Babylonier. Es war für sein Bewässerungssystem berühmt, würde aber zur Wüste gemacht.
2,15 Mit einer ähnlichen Wortwahl wie die des Königs von Babylon (Jes 14,13.14; 47,8) und des Fürsten von Tyrus (Hes 28,2) hatte Assyrien göttliche Attribute für sich in Anspruch genommen. Dafür würde es vernichtet werden.
3,1 Nach der Gerichtsankündigung über die Nationen kehrte der Prophet zurück, um ein Wehe über Jerusalem auszurufen. Aufgrund ihrer begünstigten Stellung unter den Völkern (vgl. 2Mo 19,5) wurde von der Stadt mehr erwartet.
3,2 Sie hat nicht … die Züchtigung nicht angenommen. Jeru- salem sollte schon bald erfahren, dass es zu Zerstörung führt, wenn Gottes Züchtigung zurückgewiesen wird (Spr 5,23). sich nicht zu ihrem Gott genaht. Der Herr hatte seinen irdischen Aufenthaltsort in dieser Stadt, um leicht erreichbar zu sein (5Mo 4,7), und dennoch hatten sie sich geweigert, sich ihm in angemessener Anbetung zu nahen.
3,3 Vier Gruppen von Führern wurden zur Verurteilung herausge- griffen: die politischen Führer, d.h. die 1.) Fürsten und 2.) Richter, die, beide unentwegt auf der Suche nach noch mehr Beute, mit ausgehungerten Löwen und Wölfen verglichen wurden (vgl. 1,8.9). Die geistlichen Führer, d.h. die 3.) Propheten und 4.) Priester waren dem Herrn, den sie behaupteten zu repräsentieren, untreu. Im Gegensatz dazu versagte der Herr zu keiner Zeit, Recht und Gerechtigkeit zu offenbaren.
3,6 Die Verwüstungen, die der Herr den umliegenden Völkern zu- gefügt hatte, dienten als Warnung für Juda und sollten sein Volk zu ihm zurückbringen. Durch die bösen Früchte verführt, jagte das Volk stattdessen mit bewusstem Eifer der Sünde nach.
1,1-11 Entmutigt durch den Widerstand ihrer Nachbarn (Esr 4,15.24) kam das Volk zu dem falschen Schluss, dass es nicht an der Zeit war, den Tempel wiederaufzubauen (V. 2). Mit einer beißenden Frage erinnerte sie der Herr, dass es nicht richtig war, dass sie in getäfelten Häusern lebten, während der Tempel in Trümmern lag (V. 4). Er drängte sie, die Konsequenzen ihrer Gleichgültigkeit sorgfältig zu überdenken (V. 5-11). 1,1 zweiten Jahr des Königs Darius. Darius I. (Hystaspes), der nicht mit Darius dem Meder zu verwechseln ist (vgl. Dan 6,1), wurde 521 v.Chr. König von Persien, als er den Thron nach dem Tod von Kambyses bestieg. Als Kambyses’ Offi zier und Urenkel des Bruders von Kyrus dem Großen sicherte sich Darius die Loyalität der persischen Armee und besiegte dadurch andere Thronanwärter. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahr 486 v.Chr. am ersten Tag des sechsten Monats. Der erste Tag des Monats Elul entspricht dem 29. August 520 v.Chr. Serubbabel. Serubbabel war der Enkel von Jojachin (Jechonja in Mt 1,12; vgl. 1Chr 3,17.19) und entstammte somit der davidischen Linie. Obgleich es höchst fragwürdig ist, ob er mit Sesbazzar gleichzusetzen ist (Esr 1,8.11; 5,14.16), ist seine Funktion als zivile Führungsperson (Esr 2,2) und Aufseher beim Wiederaufbau des Tempels gesichert (Sach 4,6-10). Er richtete den Thron Davids wieder auf, obschon dieser bis zum Kommen des Messias nicht wieder besetzt sein wird (vgl. Ps 2;110). Jeschua … den Hohenpriester. Jeschua war ein Nachkomme Zadoks (1Chr 5,41) und der religiöse Führer der jüdischen Exilanten, die nach Jerusalem zurückkehrten. Er setzte Aarons hohepriesterliche Linie durch Eleasar wieder ein. Jozadaks. Einer von Nebukadnezars Gefangenen (vgl. 1Chr 5,41).
1,2 Dieses Volk sagt. Haggai begann seine Botschaft mit dem Zitat einer weitverbreiteten Aussage des Volkes, die besagte, dass es noch nicht an der Zeit sei, den Tempel zu bauen. Obwohl vom feindlichen Widerstand ihrer Nachbarn (Esr 4,1-5.24) und dem fehlenden wirtschaftlichen Wohlstand beeinfl usst (vgl. V. 9-11), lagen die Wurzeln ihres Widerwillens letztendlich in ihrer egoistischen Gleichgültigkeit gegenüber Gott. Gottes Missfallen kommt durch die Bezeichnung »dieses Volk« anstatt »mein Volk« zum Ausdruck. Sie wollten Reichtum für sich selbst, aber keinen Tempel.
1,4 dieses Haus … Trümmern. Vgl. Esr 3,1-13 hinsichtlich des Be- ginns des zweiten Tempels. Selbstsüchtiger Genuss, der durch die rhetorische Frage des Propheten deutlich wurde, bewies ihre Heuchelei und falschen Prioritäten. Mit Zedernholz verkleidete Wände und Decken waren in wohlhabenden Häusern häufi g anzutreffen (vgl. 1Kö 7,3.7; Jer 22,14).
1,6 Haggai zeichnete ein anschauliches Bild ihrer wirtschaftlichen und sozialen Not, indem er 5 poetische Gegensätze heranzog, die alle zum gleichen Schluss kamen. Ihr egoistischer Mangel an Interesse für das Haus Gottes hatte ihnen nur noch mehr Entbehrung gebracht (vgl. Mt 6,33). Das war Salomos Aussage im Prediger: »Alles ist nichtig!«
1,8 Geht … holt Holz … baut. Drei Imperative zeigten den Aus- weg aus ihren Schwierigkeiten. Während der langen 70-jährigen Gefangenschaft waren die Wälder gewachsen, sodass reichlich Holz vorhanden war. Sie sollten es für den Wiederaufbau des Hauses Gottes nutzen und ihn dadurch verherrlichen. Wenn sie Gott an erste Stelle setzten, würde ihre Anbetung ihm Ehre bringen und er sie in zweitrangigen Lebensbereichen segnen. Vgl. dieses geradezu klägliche Vorhaben (Esr 3,12; Hag 2,3) mit der Pracht des ersten salomonischen Tempels (vgl. 1Chr 28.29; 2Chr 2-6).
1,9 jeder von euch eilt … für sein eigenes Haus. Da die Juden eifrig ihren eigenen Belangen nachjagten, zog der Prophet einen Vergleich zwischen der Sorge um das »eigene Haus« und der gleichzeitigen Missachtung von Gottes Haus (»meines Hauses«).
1,10 Der Preis für ihren Ungehorsam war eine wirtschaftliche Notlage, da Gott den Sommertau zurückhielt (vgl. 5Mo 7,13). Getreide, Wein und Öl waren die Hauptprodukte des Landes. Weil sie sich geistlich falsch orientierten, starb auch ihr Vieh (vgl. Joel 1,18-20).
1,12 Haggais zweite Botschaft erfolgte 23 Tage nach der ersten (V. 15), etwa am 21. Sept. 520 v.Chr. Der Aufruf des Herrn: »Achtet doch auf eure Wege« (V. 5.7), brachte das Volk zu Buße und Gehorsam (V. 12). Die neue Botschaft: »Ich bin mit euch«, bewegte die Juden zusätzlich zum Handeln (V. 13.14). 1,12 der ganze Überrest des Volkes. Die Exilanten, die aus Babylon zurückgekehrt waren, nahmen sich die Botschaft zu Herzen. Da sie erkannten, dass die Worte des Propheten vom Herrn kamen, »hörten« und »fürchteten« sie sich in dem Wissen, dass Gott gegenwärtig war.
1,13 Ich bin mit euch. Unter der Last der äußeren Feindseligkeit und ihres inneren Hungers reagierte der Herr auf ihre aufrichtige Buße und ihren Gehorsam, indem er ihnen seine Gegenwart zusicherte. Das könnte sie an Gottes Wort zu Josua und an das Jahrhunderte zuvor zurückgekehrte Volk erinnert haben (vgl. Jos 1,5).
1,14 erweckte den Geist. Durch sein Wort gab der Herr den Füh- rern und dem Volk Antrieb, die Arbeit am Haus Gottes aufzunehmen. Gottes Souveränität hatte 16 Jahre zuvor im Herzen von Kyrus gewirkt (vgl. 2Chr 36,22.23; Esr 1,1-3). Die Buße und der Gehorsam des Volkes ermöglichte es dem Geist Gottes, ihnen Kraft für die Aufgabe zu verleihen.
2,1 Während die Bauarbeiten im vollen Gange waren, schenkte der Herr ihnen eine kräftige Ermutigung, besonders den Älteren unter ihnen, die noch den salomonischen Tempel gesehen hatten. Obschon Salomos Tempel prächtiger war, drängte der Herr das Volk, mutig zu sein, indem er ihnen seine Gegenwart zusicherte (V. 4), seine Treue zu seinen Bundesverheißungen ins Gedächtnis rief (V. 5) und einen größeren und herrlicheren Tempel in der Zukunft verhieß (V. 6-9). 2,1 einundzwanzigsten Tag des siebten Monats. Dieser Tag des Monats Tischri entspricht dem 17. Okt. 520 v.Chr. 3Mo 23,39-44 deutet an, dass dies der letzte Tag des Laubhüttenfestes war, ein Fest, das zur Erinnerung an Gottes Fürsorge für Israel während der 40-jährigen Wüstenwanderung gefeiert wurde und das Dank für eine überreiche Ernte brachte. Zu diesem Anlass gab der Herr Haggai die dritte Botschaft.
2,2 Die erste Botschaft richtete sich an die Führer, Serubbabel und Jeschua (s. Anm. zu 1,1). Der Prophet schließt hier den aus Babylon zurückgekehrten Überrest mit ein.
2,3 der … gesehen hat. Einige waren übrig geblieben, zu denen vielleicht auch Haggai gehörte, die bereits den salomonischen Tempel vor seiner Zerstörung gesehen hatten (vgl. Esr 3,12.13). Mit 3 rhetorischen Fragen lenkte der Herr durch seinen Propheten Haggai die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass dieser Tempel im Vergleich zu dem von Salomo geringer war (vgl. Esr 3,8-13), was für viele eine Entmutigung darstellte.
2,4 sei stark. Um der Entmutigung entgegenzuwirken, wiederholte der Herr seine Aufforderung, stark zu sein und zu arbeiten, verbunden mit der Zusicherung seiner göttlichen Gegenwart. Der Herr erinnerte sie zum zweiten Mal: »ich bin mit euch« (vgl. 1,13).
2,5 Gegen Ende des Laubhüttenfestes, das der göttlichen Fürsorge während der Wüstenwanderung gedachte, erinnerte der Herr an seine Bundestreue sowie an die Verheißung, dass sein Geist mit ihnen sein würde, so wie zu der Zeit »als ihr aus Ägypten zogt« (ca. 1445 v.Chr.). Er hatte sie in den letzten 9 Jhdt. nicht vergessen (2Mo 33,14). mein Geist. Die dritte Person der dreieinigen Gottheit (vgl. 4Mo 11,16.17).
2,6 ich werde … erschüttern. Die Erschütterung der Himmels- körper und der Nationen reicht weiter als die historische Absetzung von Königreichen und die Einsetzung anderer, wie z.B. die Eroberung der Perser durch Griechenland (Dan 7). Der Text beschreibt vielmehr die Umwälzung des Universums (vgl. Offb 6-19), die Unterwerfung der Nationen durch den Messias und die Aufrichtung seines niemals untergehenden Königreiches (vgl. Dan 2,44; 7,27; Sach 14,16-21; Mt 25,32; Lk 21,26; Hebr 12,26; Offb 19,19-21).
2,7 das Ersehnte aller Heidenvölker. S. Einleitung: Herausforde- rungen für den Ausleger. Obgleich einige meinen, dass sich dieser Ausdruck auf Jerusalem bezieht (z.B. Esr 6,3-9), ist die Ansicht vorzuziehen, Allerdings wird die Herrlichkeit des Tausendjährigen Tempels selbst die Erhabenheit des früheren salomonischen Tempels bei weitem übertreffen. Vgl. Hes 40-48 hinsichtlich einer detaillierten Beschreibung des Tausendjährigen Tempels. ich will Frieden geben. Dieser Frieden ist nicht auf den Frieden begrenzt, den er den Gläubigen gibt (z.B. Röm 5,1), sondern blickt vorwärts auf den endgültigen Frieden, wenn er zurückkommt, um als Friedefürst auf dem Thron Davids in Jerusalem zu regieren (Jes 9,5.6; Sach 6,13; Apg 2,30).
2,10 Haggais vierte Botschaft folgte 2 Monate nach der dritten am 24. Tag des Monats Kislev, was dem 18. Dez. 520 v.Chr. entspricht. Nur einen Monat zuvor begann Sacharja seinen prophetischen Dienst (Sach 1,1). Die Botschaft besagte, dass so wie ihr Ungehorsam Gottes Segen zurückhielt, ihr Gehorsam seine Segnungen über sie bringen würde.
2,11 Um dem Volk Anschauungsunterricht oder eine Analogie zu geben, wurden zwei Fragen gestellt, die sich auf die Beziehung der Priester zum zeremoniellen Gesetz bezogen. Die erste Frage sollte aufzeigen,
1,1 Die 6 Anfangsverse liefern eine Einführung in die ganze Pro- phezeiung, in der der Prophet das Volk aufruft, Buße zu tun und die vorherigen Sünden ihrer Väter nie mehr zu wiederholen (vgl. 1Kor 10,11). 1,1 achten Monat des zweiten Jahres des Darius. Ca. Okt./Nov. 520 v.Chr. S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit. Sacharja begann seinen Dienst zwei Monate nach Haggai (vgl. Hag 1,1) und der Wiederaufnahme des Tempelbaus (vgl. Hag 1,12-15). Die atl. Propheten, die ihre Prophezeiungen datierten, nahmen dabei Bezug auf die Regierung eines israelitischen oder judäischen Königs oder auf beide. Nur Haggai und Sacharja datierten ihre Prophezeiungen auf die Herrschaft eines heidnischen Königs und deuteten somit an, dass »die Zeiten der Heiden« (Lk 21,24) begonnen hatten. Sacharja. S. Einleitung: Autor und Abfassungszeit.
1,2 Der HERR ist … sehr zornig gewesen. Das bezeichnet eigent- lich »den Ausbruch eines lang beherrschten Unwillens«, was das Volk an die Schärfe des göttlichen Zorns erinnerte sowie an die Notwendigkeit seines Gerichts über ihre vergangenen Sünden in vorexilischen Zeiten.
1,3 der HERR der Heerscharen. Dieser oft verwendete Name Gottes zeigt seine Macht als Befehlsgeber der Heerscharen, ganz gleich ob von Israels Streitkräften (vgl. 2Chr 26,11), den Armeen der Heidenvölker (vgl. Ri 4,2) oder von himmlischen Wesen (vgl. 1Kö 22,19). Kehrt um zu mir. Obwohl es in erster Linie ein Buch des Trostes ist, beginnt der Prophet mit einem Aufruf zur Buße, um jede falsche Sicherheit auf Israels Seite auszuschließen, d.h. sie sollten nicht meinen, dass Gott sein auserwähltes Volk ungeachtet ihres geistlichen Zustandes segnen würde. Das bringt Gottes anhaltende Sehnsucht zum Ausdruck (vgl. 1Mo 17,7; 3Mo 26,12; Hes 37,27; 2Kor 6,16; Jak 4,8; Offb 21,3) sowie die Voraussetzung für beständigen Segen.
1,4 Seid nicht wie eure Väter. Das ungehorsame, widerspenstige Verhalten ihrer Väter war nicht so sehr gegen die Propheten gerichtet, als vielmehr gegen Gott. Dem Volk waren die Sünden der Väter wohl bekannt (vgl. Esr 9,7); sie mussten sich nur umschauen, um deren Folgen zu sehen. Die Geschichte hätte sie Buße lehren müssen. die früheren Propheten. Ein Verweis auf die vorexilischen Propheten, die allesamt die gleiche Bußbotschaft vor der Wegführung verkündeten, z.B. Jesaja und Jeremia. Vgl. »meinen Knechten« (V. 6).
1,5 Obwohl beide, ihre Väter und die Propheten, gestorben waren, stand ihnen lebendig vor Augen, dass die Stadt Jerusalem und der Tempel in Trümmern lagen und eines Wiederaufbaus bedurften, weil ihre Väter den Warnungen der Propheten keine Beachtung geschenkt hatten. 1,6 Gottes Wort führt alles aus, was seinen Plänen entspricht (Jes 55,10.11), sowohl Segen als auch Gericht. Seine Warnungen, die sich so präzise erfüllt hatten, holten ihre Väter ein, die im Gericht Gottes Hand erkannten (vgl. Kla 2,17; Esr 9,6ff.). Das Exil war der Beweis, dass Gott jene bestraft, die sündigen und seine Warnungen zurückweisen. sie umkehrten. Das wäre besser mit »sie taten Buße« übersetzt (vgl. Dan 9,119).
1,7 Gott gab Sacharja diese Visionen, um Israels nachexilischen Überrest zu trösten, der aus Persien zurückkehren sollte in das an Abraham verheißene Land (vgl. 1Mo 12). Sie sollten den Tempel wiederaufbauen (vgl. 1 und 2Chr) und die Rückkehr des Messias erwarten, wenn alle göttlichen Verheißungen an Israel vollständig und endgültig erfüllt sein würden. Einige Teile der Visionen sind bereits erfüllt worden, aber der Großteil bezieht sich auf das zweite Kommen Jesu Christi. Die folgende Zusammenfassung soll helfen, den Beitrag der einzelnen Visionen herauszufi ltern und das Ganze zu erläutern. Vision 1 – der Mann unter den Myrten (1,7-17); Gott verheißt Israel Wohlstand. Vision 2 – vier Hörner und vier Schmiede (2,1-4); Gott richtet die Völker, die Israel angreifen. Vision 3 – der Mann mit der Messschnur (2,5-17); Gott baut Jerusalem wieder auf. Vision 4 – Reinigung des Hohenpriesters (3,1-10); Gott reinigt den Hohenpriester und das Volk. Vision 5 – der goldene Leuchter und zwei Olivenbäume (4,1-14); Gott baut den Tempel wieder auf. Vision 6 – die fl iegende Buchrolle (5,1-4); Gott nimmt Sünde/Götzendienst hinweg. Vision 7 – die Frau im Gefäß (5,5-11); Gott nimmt das System falscher Religionen hinweg. Vision 8 – vier Streitwagen (6,1-8); Gott bringt Israel Frieden und Ruhe. Anhang – Krönung des Hohenpriesters Jeschua (6,9-15); der Messias übernimmt das Amt als König und Priester. 1,7 Dies ist die erste der 8 nächtlichen Visionen, die Sacharja in einer einzigen Nacht sah. Sie fasst in sich alle anderen 7 zusammen, indem sie das Thema vorgibt und den anderen Visionen die Details überlässt. Den Exilanten werden beruhigende Worte gegeben, die Gottes Absichten über die Zukunft seines auserwählten Volkes enthüllen. 1,7 vierundzwanzigsten Tag des elften Monats. Ca. Jan./Feb. 519 v.Chr. Ungefähr 3 Monate nach Sacharjas erstem Bußaufruf.
1,8 Ich schaute bei Nacht. Das ist die erste Vision, die Gottes Plan für Jerusalem enthüllt, sie beginnt mit dem Anblick eines »Mannes … auf einem rötlichen Pferd«. Der Mann erweist sich als der Engel des Herrn (vgl. V. 11). Die anderen Reiter erstatten ihm Bericht, was seine Befehlsgewalt über sie andeutet. Aufgrund ihrer Stärke wurden Pferde zum Symbol für Krieg. Rot steht oftmals für Blut und somit Gericht (vgl. Jes 63,1-4; Offb 6,3ff.). zwischen den Myrten … im Talgrund. Myrten wurden mit dem Laubhüttenfest assoziiert (3Mo 23,33-44; Neh 8,15) sowie mit messianischem Segen (vgl. Jes 41,19; 55,13), und sprechen deshalb möglicherweise von Wiederherstellung und Segen. Es ist anzunehmen, dass ihr Standort im Talgrund sich auf eine Niederung bezieht, wo derartige Büsche blühten. Aufgrund ihres niedrigen Wuchses (sie werden nicht größer als 2.40 m.), der weiten Verbreitung, ihres Dufts (von weißen Blüten) und ihrer Fülle an solchen Orten sind sie wohl als Symbol für Israel gedacht, dem Volk Gottes. Sie sind das einfache und dennoch reiche Volk. Ihr niedriger Standort im Tal könnte zudem auf Israels gegenwärtige Erniedrigung hinweisen. rötliche, fuchsrote und weiße. Vermutlich saßen auch auf diesen Pferden Reiter. Die Farben könnten von dem Werk der Reiter sprechen: rot steht für Blutvergießen und Gericht (vgl. Jes 63,1.2), weiß symbolisiert Sieg (vgl. Offb 19,11) und die fuchsrote oder bräunliche Farbe ist möglicherweise eine Mischung aus den anderen. Ein ähnliches Bild fi ndet sich in Offb 6,1-8. Diese Pferde stehen im Begriff, ein erfolgreiches Gericht auszuführen. Da sie Boten der Rache sind, repräsentieren sie wahrscheinlich Engel, die häufi g als Gottes Gerichtsinstrumente eingesetzt wurden.
1,9 der Engel, der mit mir redete. Dieser auslegende Engel (1,13.14; 2,2.7; 3,1; 4,1) ist ein anderer als der Engel des Herrn (V. 11.12).
1,10 die Erde zu durchstreifen. Eine symbolische Beschreibung des Einsatzes der Engel, die auf der Erde patrouillieren und sie erkunden. Ihre Aufgabe ist es, den Zustand des Feindes festzustellen und ihn entsprechend dem göttlichen Willen anzugreifen.
1,11 Engel des HERRN. An anderer Stelle wird der Engel des Herrn häufi g als der Herr vor seiner Menschwerdung identifi ziert (z.B. 1Mo 16,11.13; 18,1.2.13.17; 22,11-18; 2Mo 3,2.4; Jos 5,13; 6,2; Ri 6,12.14; 13,21.22). In V. 13 wird dieser Engel Herr genannt; er ist der Oberbefehlshaber dieser himmlischen Schar. die ganze Erde ist still und ruhig. Im Gegensatz zu den Schwierigkeiten, denen die Exilanten gegenüberstanden, ohne Tempel und Stadtmauern, besaßen die Heidenvölker oberfl ächliche Ruhe und waren mit ihren eigenen egoistischen Interessen beschäftigt (vgl. V. 15). Das war der allgemeine Zustand in Darius’ zweitem Jahr. Die Gegenüberstellung machte Israels Not nur noch schlimmer und verstärkte die Hoffnung auf die Erfüllung von Hag 2,7.22.
1,12 Der Engel des Herrn verwandte sich um Israels willen bei Gott, dem Vater, und bat ihn, seine züchtigende Hand abzuziehen. Die »70 Jahre« beziehen sich auf Gottes Worte an Jeremia hinsichtlich der Dauer des jüdischen Exils (Jer 25,11.12; 29,10).
1,13 mit gütigen Worten, mit tröstlichen Worten. Der Inhalt dieser Worte wird in V. 14-17 bekannt gegeben: Gott liebt Jerusalem noch immer (V. 14), er erzürnte über die Völker, die es heimsuchten (V. 15) und er wird wieder Wohlfahrt nach Jerusalem bringen (V. 16.17).
1,14 Ich eifere für Jerusalem. Gott beschrieb sich zum ersten Mal als eifernd, als er seinen Bund mit Israel schloss (2Mo 20,5; 34,14). Den gleichen Eifer bekam Israel im Gericht zu spüren (vgl. 5Mo 29,17-27; Hes 5,13). Dieselbe eifernde Liebe kommt nachdrücklich bei der Verteidigung der Stadt zum Vorschein.
1,15 Getrieben von seiner großen Liebe für sein Volk erzürnte der Herr (vgl. V. 2) über die Nationen, die seinem Volk zugesetzt hatten. Obgleich sie seine Gerichtsinstrumente gegen Israel waren, waren sie über Gottes Anweisungen bei der Ausführung der Strafe hinausgegangen. Sie hatten nicht verstanden, dass Gott Israel nur eine Zeit lang strafen und sich dann ihrer erbarmen wollte (vgl. Jes 54,7.8).
1,16 Nicht nur der Tempel, der zu dieser Zeit nur aus seinen Fun- damenten bestand (vgl. Hag 2,18), würde wieder aufgebaut werden, sondern auch die Stadt selbst würde sich aufgrund des Wohlstands wieder ausdehnen (vgl. Jes 40,9.10). Die Mauer war 75 Jahre später fertiggestellt. Gott würde Jerusalem wieder trösten (vgl. Jes 40,1.2; 51,3.12) und es erneut als Ort seines irdischen Thrones erwählen (vgl. Ps 132,13). Das wird sich im Tausendjährigen Reich des Messias erfüllen (vgl. Offb 20). Angesichts der Tatsache, dass die zurückkehrenden Juden ihre Prioritäten aus den Augen verloren hatten (vgl. Hag 1,1-12), bestätigte diese Botschaft erneut Gottes Plan. Es ist anzumerken, dass das Tausendjährige Reich Gottes Gegenwart in Jerusalem beinhaltet (Hes 48,35), einen herrlichen Tempel (Hes 40-48), ein wiedererbautes Jerusalem (Jer 31,3840), die Bestrafung der Nationen (Mt 25,31-46), Wohlstand in Judas Städten (Jes 60,4-9), die Segnung des Volkes (Sach 9,17) und den Trost Zions (Jes 14,1).
2,1 Die zweite der 8 nächtlichen Visionen fügt dem Gericht der Nationen, die Israel verfolgt haben, Einzelheiten hinzu, die sich auf Gottes Verheißung stützen, sein Volk zu trösten (1,13.17). 2,1 vier Hörner. Hörner waren Symbole für Macht und Stolz (vgl. Ps 75,11; 89,18; 92,11; Dan 7,24; 8,20.21; Mi 4,13). Im Zusammenhang mit Gericht steht jedes Horn entweder für eine Nation oder das Haupt dieser Nation (vgl. Dan 7,21.24; 8,3; Offb 17,12). Hier repräsentieren die Hörner Nationen, die Gottes Volk angegriffen hatten (V. 2.4), gemeint sind entweder Ägypten, Assyrien, Babylonien und Medo-Persien oder, was wahrscheinlicher ist, die 4 Weltreiche aus Dan 2 und 7: Babylonien, Medo-Persien, Griechenland und Rom, die allesamt Israel unterdrückten.
2,3 vier Schmiede. Der Wortsinn meint Stein- und Metallbearbeiter und Holzhandwerker – jene Berufsgruppen, die ihr Material mit Hammer und Meißel formen. Diese »Schmiede« repräsentieren die Nationen, die die 4 Hörner besiegen (V. 1). Wie bei den 4 Tieren in Dan 7 wird jedes Reich vom nachfolgenden erobert, wobei das letzte durch das Tausendjährige Reich des Messias ersetzt wird (vgl. Dan 2,44; 7,9-14.21.22). Babylon wurde durch einen nächtlichen Angriff der Medo-Perser niedergeworfen (539 v.Chr.). Mit Alexanders Sieg über Darius bei Issus im Jahr 333 v.Chr. bezwangen die Griechen das medo-persische »Horn«. Im 2. Jhdt. v.Chr. eroberte das römische Reich eine Nation nach der anderen (Israel in 63 v.Chr.). Das in den letzten Tagen wiederhergestellte römische Reich wird bei der Rückkehr des Messias bezwungen (vgl. Dan 2,34.35.45).
2,5 Die dritte Vision zeigt einen Mann mit einer Messschnur. Wie die zweite Vision baut auch diese auf Gottes Verheißung, sein Volk zu trösten (1,13.17). Die Wiederherstellung Jerusalems nach der Rückkehr aus Babylon ist nur ein Vorgeschmack auf das zukünftige messianische Reich, denn die Sprache der Vision schließt eine historische Erfüllung aus. Sie reicht über Sacharjas Zeit hinaus, bis zur irdischen Herrschaft des Messias. 2,5 ein Mann … eine Messschnur. Hier wird Jerusalems Wieder- herstellung symbolisiert. Es ist gut möglich, dass der Landvermesser der Engel des Herrn ist (vgl. 1,11; 6,12; Hes 40,2.3), der die zukünftigen Dimensionen der Stadt festlegt.
2,7 Engel … redete mit mir. Das ist der auslegende Engel in 1,9.
2,8 Die Nachricht war so wunderbar, dass sie sofort verkündet werden sollte. Ein Engel kam hinzu, um zu erklären, dass Jerusalem so groß werden wird, dass es sich über alle Mauern hinaus erstreckt (vgl. Jes 49,19.20; Hes 38,11). Die hier beschriebenen Verhältnisse sind geschichtlich zu keiner Zeit eingetroffen (vgl. Neh 7,4; 11,1.2); die vollständige Verwirklichung verweist auf ein zukünftiges irdisches Königreich (vgl. Jes 49,19.20). Die Vortäuschung einer mauerlosen Sicherheit wird in der Drangsalszeit unter dem Antichristen existieren (s. Anm. zu Hes 38,8-12).
2,9 eine feurige Mauer um es her. Obwohl Jerusalem nicht von Mauern umgeben sein wird, wird es in Sicherheit wohnen, weil Gott die Stadt beschützt. Der Ausdruck erinnert an die Feuersäule beim Exodus (vgl. 2Mo 13,21;2Kö 6,15-17; Jes 4,5.6). Herrlichkeit in seiner Mitte. Mehr als Schutz bietet die Herrlichkeit, die den messianischen Segen und seine persönliche Gegenwart in seinem irdischen Königreich beschreibt (vgl. Jes 4,2-6; 40,5; 60,17.18; Hes 42,1-7). 2,10-13 Der Prophet wechselte von der fernen Zukunft (V. 8.9) in die Gegenwart und forderte die noch in Babylon (als das »Land des Nordens« bezeichnet, vgl. V. 11, weil sie aus dieser Richtung nach Israel einfi elen) verbliebenen Israeliten zur Flucht auf, bevor Gott sein Gericht über das Land bringen würde. Das deutete auch einen zukünftigen Ruf an, ein zukünftiges Babylon zu verlassen (vgl. Offb 17,3-5; 18,1-8).
2,10 ich habe euch zerstreut. Laut 2Kö 17,6 wurden sie vom Fluss Gosan, 320 km westlich von Ninive, bis nach Medien, 480 km in östlicher Richtung, zerstreut. Einige haben sogar in Moab, Ammon, Edom und Ägypten Zufl ucht gesucht (vgl. Jer 40,11.12; 43,7).
2,12 Nachdem die Herrlichkeit … hat er mich … gesandt. Der »HERR der Heerscharen« hatte den Messias gesandt (V. 13), um seine Herrlichkeit zu zeigen und Gottes Gerechtigkeit in den Nationen zu bewirken, die Israel geplündert hatten. seinen Augapfel. S. Anm. zu 5Mo 32,10. Dem Volk Gottes Schaden zuzufügen, bedeutet, seinen Augapfel anzutasten.
2,14 Hier fi ndet sich erneut messianisches Vokabular, das die per- sönliche Gegenwart des Messias beschreibt, der im Tausendjährigen Reich auf dem Thron Davids in Jerusalem sitzen wird. 2,15.16 Das gibt die Verheißung an Abraham wieder (1Mo 12,3), nach der sich dem Herrn viele Nationen anschließen werden (vgl. 6,15; Sach 8,20-23; Jes 2,2-4; 56,6.7; 60,3). Doch das wird Gott nicht von seiner Auserwählung Israels abbringen, sie werden nach wie vor »sein Erbteil … im heiligen Land« sein (vgl. 5Mo 32,9).
2,16 heiligen Land. Der nur an dieser Stelle verwendete Ausdruck beschreibt das Land nicht als heilig, weil es das Gelobte Land ist, sondern weil es, nachdem er das Land reingemacht hat, der irdische Ort des messianischen Thrones sein wird. Ein heiliges Land ist für den heiligen Herrn angemessen (Jes 6,1-5). 2,17 seiner heiligen Wohnung. Gottes Wohnsitz im Himmel (vgl. Ps 15,1; 24,3).
3,1 Die vierte nächtliche Vision betont Israels Reinigung und Wie- derherstellung als priesterliche Nation. Die Vision selbst fi ndet sich in V. 1-5; in V. 6-10 wird ihre Bedeutung erklärt. Geoffenbart wurde sie höchstwahrscheinlich von Gott selbst. 3,1 Die Szene hat einen gerichtlichen Charakter, da Jeschua, der Ho- hepriester bei der Wiederherstellung, der mit Serubbabel zu den ersten Rückkehrern gehörte (vgl. Esr 3,2; 5,2; Hag 1,1), von Satan verklagt wird, der an seiner rechten Seite stand, dem Platz der Anklage unter dem Gesetz (vgl. Ps 109,6). Dass Jeschua stellvertretend für das ganze Volk steht, wird ersichtlich durch: 1.) die Betonung, die in diesen Visionen dem Volk gilt; 2.) den Tadel in V. 2, der sich auf Gottes Erwählung Jerusalems bezieht, nicht auf Jeschua; 3.) Jeschua und seine Gefährten in V. 8, die als Symbole des zukünftigen Israels dienen, und 4.) die Anwendung auf das Land in V. 9. Satan. Das Wort kann auch mit »Widersacher« übersetzt werden, was bedeuten würde, dass die Identität der Person nicht bekannt ist. Da Anklagen aber zum Handwerkszeug des Satans gehören (vgl. Hi 1.2; Offb 12,10), ist die Übersetzung »Satan« vorzuziehen. Der arglistige Widersacher steht in der Gegenwart des Herrn, um Israels Sünden sowie ihre Unwürdigkeit in Bezug auf Gottes Gunst zu verkünden. Die Situation ist entscheidend: Wenn Jeschua gerechtfertigt wird, ist Israel angenommen; wenn er aber verworfen wird, wird auch Israel verworfen. Gottes ganzer Plan für das Volk wurde durch das Ergebnis enthüllt. Israels Hoffnungen würden entweder zerstört werden oder bestätigt.
3,2 der HERR sprach. Der Herr selbst hatte sich als der Engel des Herrn herausgestellt, was die Gottheit dieses »Boten« bestätigte. S. Anm. zu Ri 1,11; 6,11. Die Botschaft war für die Bestätigung entscheidend, dass 1.) Gott die Juden nicht verworfen hatte, sondern seinen Bündnissen mit ihnen treu war, welche er mit Abraham und David geschlossen hatte, und 2.) seine Erwählung auf ihrer Seite gegen Satans Anklagen stand. Wie Offb 20,10 mitteilt, wird Gott Satan strafen. S. Anm. zu Jud 9. Jerusalem erwählt. Gottes Gunst ruhte auf Israel mehr als auf jedem anderen Volk (vgl. 5Mo 7,6-11). Er holte sie aus ihrer Zerstreuung in der Gefangenschaft, wie man einen Stock aus dem Feuer reißt, bevor er verbrannt ist (vgl. Am 4,11). Auf diese Weise bestätigte Gott seine Absichten mit Israel, indem er von der Zeit Sacharjas bis zum Ende der Menschheitsgeschichte schwenkte (vgl. Offb 12,3-17).
3,3 unreine Kleider. Es wird das abstoßendste, widerlichste Wort für Schmutz verwendet, ein Ausdruck, der die gewohnheitsmäßige Verunreinigung der Priesterschaft und des Volkes beschreibt (vgl. Jes 4,4; 64,6). Dass das Volk moralisch unrein und des göttlichen Schutzes und Segens nicht würdig war, bildet die Grundlage von Satans Anklage. 3,4 Die Entfernung der unreinen Kleider durch die Engel (»die vor ihm standen«) stellte die Verheißung der zukünftigen Rechtfertigung dar, die Erlösung des Volkes (vgl. V. 9; 12,10-13,1; Röm 11,25-27). Symbolisch trug der Hohepriester die Festkleider, die von zugeschriebener Gerechtigkeit sprachen (vgl. Jes 61,10) sowie von der Wiederherstellung der ursprünglichen Berufung Israels (vgl. 2Mo 19,6; Jes 61,6; Röm 11,1.2).
3,5 einen reinen Kopfbund. Auf dem Kopfbund, der ein Teil der hohenpriesterlichen Kleidung war, wurden die Worte eingraviert: »Heilig dem HERRN« (2Mo 28,36.37; 39,30.31). Sacharja sah diese Szene, die im höchsten Maße symbolisierte, dass Israels priesterliche Stellung vor Gott wiederhergestellt war.
3,6 Obwohl Gott seine Verheißungen erfüllen wird und Israel rechtfertigt, den Dienst des Volkes als priesterliche Nation in seinem Haus wiederherstellt und ihnen erneut vollen Zugang zu seiner Gegenwart gewährt – die Grundlage für diese Dinge ist seine souveräne, erwählende Liebe und nicht die Verdienste oder Werke des Menschen –, wird es nicht erfüllt, bis Israel dem Herrn treu ist. Die Erfüllung von 12,10-13,1 steht noch aus.
3,8 die als Zeichen dienen. Jeschuas Gefährten saßen vor ihm, sie waren Symbole des zukünftigen Israels, wenn der Messias kommen würde. meinen Knecht, Spross. Zwei messianische Ausdrücke sind hier miteinander verbunden. »Mein Knecht« wird von früheren Propheten benutzt, um den Messias zu beschreiben (Jes 42,1; 49,3.5; 52,13; 53,11; Hes 34,23.24); der Ausdruck spricht von seinem vollkommenen Gehorsam und seinem niedrigen Stand. Auch »Spross« weist auf den Messias hin (vgl. 6,12.13; Jes 4,2; Jer 23,5; 33,15) und bezeichnet den Aufstieg von seinen einfachen Anfängen (Jes 11,1; Jer 23,5.6) und seine Frucht (6,12; Jes 11,1).
3,9 der Stein. Ein weiterer Verweis auf den Messias. In Ps 118,22.23; Jes 8,13-15; 28,16; Dan 2,35.45; Mt 21,42; Eph 2,19-22; 1Pt 2,6-8 ist er der verworfene Stein, der Stein des Anstoßes, der bewährte Stein, der zermalmende Stein und der Eckstein. Hier ist er der wertvolle Grundstein, die »sieben Augen« symbolisieren seine Allwissenheit und seine unbegrenzte Intelligenz (vgl. 4,10; Jes 11,2; Kol 2,3; Offb 5,6). Die Gravur könnte ein Hinweis auf den Eckstein des Tempels sein, auf den eine Inschrift eingraviert wird, die den göttlichen Bauherrn bestätigt sowie den Zweck des Tempelbaus. Dies ist eng mit der Wegnahme der »Sünde dieses Landes an einem einzigen Tag« verbunden, was die Entfernung der unreinen Kleider in V. 4 symbolisiert. Der Ausdruck blickt in die Zukunft, wenn es aufgrund des Erlösungswerkes Christi auf Golgatha Reinigung und Vergebung für das ganze Volk gibt (12,10-13,1; Röm 11,25-27).
3,10 ihr werdet einander einladen. Ein in Israel gebräuchlicher Ausdruck für Frieden und Wohlstand (vgl. 1Kö 5,5; Mi 4,4), der hier den Frieden unter der Tausendjährigen Regierung des Messias beschreibt.
4,1 Die vierte Vision konzentrierte sich auf Jeschua, den Hohen- priester, und im weiteren Sinne auf die Reinigung und Wiederherstellung des Volkes in seiner göttlich verfügten Priesterrolle. In dieser fünften Vision steht der zivile Führer Serubbabel, ein Nachkomme Davids, im Mittelpunkt, der zum Wiederaufbau des Tempels ermutigt wird. Die treue Vollendung des Werkes würde Israel dann befähigen, das Licht (das Zeugnis) der Gnade Gottes wieder in die Welt zu tragen. 4,1 wie einen, der aus seinem Schlaf geweckt. Erneut kommt der auslegende Engel, um den Propheten aus der geistlichen Erschöpfung der vorangegangenen Vision zu wecken. Vgl. Dan 10,9.
4,2 sieben Gießrohre zu den sieben Lampen. Gemeint ist der siebenarmige Leuchter, der in der Stiftshütte verwendet wurde. Auf ihm befand sich ein Ölgefäß, um ausreichend Öl durch die Gießrohre zu den 7 Lampen weiterleiten zu können. Das Bild spricht von reichlicher Versorgung.
4,3 zwei Ölbäume. Olivenöl wurde zu jener Zeit als Brennstoff für Lampen benutzt. Die beiden Olivenbäume versorgten das Gefäß mit Öl. Die Illustration spricht von unbegrenztem Ölvorrat, der ohne menschliche Einwirkung von den Bäumen hinab zu dem Gefäß fl ießt und weiter zu den Lampen.
4,4 was bedeuten diese. Sacharja wollte die Bedeutung der bei- den Olivenbäume wissen. Aufgrund von Sacharjas priesterlichem Hintergrund überraschte seine Frage den auslegenden Engel (V. 5). Seine Frage wird erst etwas später beantwortet (V. 14).
4,6 Das ist das Wort des HERRN an Serubbabel. Die Absicht der Vision war es, Serubbabel zur Fertigstellung des Tempels zu ermutigen. Sie sollte ihm die göttliche Ermächtigung für dieses Unterfangen zusichern sowie die unbegrenzte Versorgung für die zukünftige Herrlichkeit des messianischen Königreiches und Tempels. Der Leuchter symbolisierte Israel, das von Gott vollkommen ausgerüstet würde, sein Licht in der Zukunft zu sein. Es ist anzumerken, dass die Gemeinde diese Rolle gegenwärtig übernommen hat (vgl. Eph 5,8.9; Offb 1,12.13.20), bis zur Errettung und Wiederherstellung des Bundessegens und der Fruchtbarkeit Israels. Vgl. Röm 11,11-24. Nicht durch Heer … Kraft, sondern durch meinen Geist. Weder menschliche Macht, Reichtum oder Durchhaltevermögen würden ausreichen, um das Werk zu vollenden. Nur die reichliche Versorgung durch die Macht des Heiligen Geistes, dargestellt durch das »Ölgefäß« (V. 2), würde ihn befähigen, die Aufgabe auszuführen und Israel in die Lage versetzen, durch das Wirken des Heiligen Geistes der Welt wieder ein Licht zu sein im messianischen Königreich (vgl. Hes 36,24).
4,7 Wer bist du, großer Berg? Da das Ergebnis garantiert wurde (V. 6.9), wird Gott jeden sich noch so gewaltig auftürmenden Widerstand auf die Höhe einer Ebene reduzieren. Kein Hindernis wird in der Lage sein, die Fertigstellung des Tempels zu Serubbabels Zeiten oder im endgültigen messianischen Reich aufzuhalten (vgl. Hes 40-48). den Schlußstein. Der Schlussstein des Gebäudes wird an seinen Platz gebracht, was die Fertigstellung darstellt. Gnade, Gnade mit ihm! Dieser Segen beschreibt die Freudenrufe und Danksagung (vgl. Esr 3,11-13) über die Fertigstellung des Tempels. Vgl. diese Haltung mit der des Volkes, als es den unfertigen Tempel sah (Hag 2,3). 4,9 mich. Das ist der Engel des Herrn (s. Anm. zu 1,11), Israels Beschützer, Retter und Verteidiger, der gesandt wurde, um es zu erfüllen. In der Zukunft wird er als der Messias zurückkommen, um im Tempel seines Königreiches die Anbetung aufzurichten.
4,10 den Tag geringer Anfänge. Obwohl es manche entmutigt haben könnte, dass sie einen Tempel wiederaufbauen sollten, der kleiner war als der von Salomo (vgl. Esr 3,12; Hag 2,3), sagte der Herr ihnen, dass sein Wohlgefallen auf dem Werk und seiner Vollendung lag und seine allwissende Fürsorge (»die Augen des HERRN«) darüber wachte. Im Grunde sagte er: »Verachtet nicht das, woran Gott Gefallen hat.« Das war nur ein Bild der herrlichen Wiederherstellung, wenn der Messias seine Herrschaft antritt. Dieser Tempel wird im Vergleich alle anderen blass aussehen lassen (vgl. Hes 40-48).
4,14 Das sind die beiden Söhne des Öls. Die beiden Olivenbäu- me (V. 4.11) repräsentieren das Königs- und Priesteramt in Israel, durch die Gottes Segen fl ießen sollte. Die »beiden Ölbaumzweige« (V. 12) sind die beiden Männer, die zu jener Zeit die höchste Stellung in diesen Ämtern einnahmen: Serubbabel als ein Nachkomme Davids und Jeschua, der Hohepriester, ein Nachkomme Eleasars. Zusammen weisen sie auf den Messias hin, in dem diese beiden Ämter miteinander verbunden sind (vgl. 6,13; Ps 119) und der die wahre Segensquelle ist, um Israel zum Licht der Nationen zu machen (vgl. Jes 60,1-3). Sie hatten verantwortungsvolle Positionen im Dienst »vor dem Herrscher der ganzen Erde«, ein Begriff des Tausendjährigen Reiches, der auf dieses letzte Königreich hindeutet (vgl. Mi 5,3).
5,1 In dieser sechsten Vision stellt die fl iegende Buchrolle das Wort Gottes dar, dem Israel und die ganze Welt ungehorsam waren. Es spricht von Gottes gerechtem Gericht über Sünder entsprechend seinem Maßstab, den sein Wort deutlich vorgibt. 5,1 Diese fl iegende Schriftrolle, die aufgerollt war, sodass beide Seiten für alle lesbar waren, hatte die Ausmaße von 9 m Länge und 4,5 m Breite (ein Elle betrug ca. 45 cm), genau die Größe des Heiligen in der Stiftshütte. Somit repräsentiert die Schriftrolle den göttlichen Maßstab, nach dem der Mensch beurteilt werden soll.
5,3 Fluch. Die Buchrolle, die Gottes Gesetz symbolisierte, ist eine Il- lustration für den Fluch oder die Strafe über alle Ungehorsamen und ein Bild für den Segen der Gehorsamen (vgl. 5Mo 27,26; 28,15-68). Ein ähnliches Bild liefert Offb 5,1-9; 10,1-11. jeder Dieb… jeder, der falsch schwört. Die auf beiden Seiten beschriebene Rolle beinhaltete wahrscheinlich die Zehn Gebote und nicht nur zwei. Die beiden Herausgegriffenen, das dritte und achte, stehen höchstwahrscheinlich stellvertretend für alle Gebote des göttlichen Gesetzes, dessen Verstoßes sich Israel schuldig gemacht hatte (vgl. Jak 2,10). Es beinhaltete die unmittelbare Botschaft an die Menschen in den Tagen Sacharjas, dass Gott die Sünder ausreißen und vernichten wird, welche sein Wort ablehnen; aber es hat auch eine zukünftige Botschaft an Israel und die Welt vor dem messianischen Königreich (vgl. Hes 20,33-38; Mt 25,31-46).
5,4 Vor dem göttlichen Gericht gibt es kein Entkommen. Sein Wort wird zu den Sündern kommen und sein Ziel erreichen (Jes 55,10.11), was insbesondere im Königreich der Fall sein wird. Die Verheißung des Landes in 5Mo 30,1-10 wird in der Zukunft ebenso erfüllt wie das verzehrende Gericht Gottes (vgl. Offb 6-19).
5,5 Die vorherige Vision behandelte die Reinigung des Landes von den Sündern. Diese siebte Vision von der Frau in einem Gefäß setzt das Thema fort und konzentriert sich dabei auf die Wegnahme des ganzen sündigen Systems von Israel, was vor der Aufrichtung des Königreiches geschehen wird (vgl. Hes 20,38). 5,5 Dieses böse System wird als eine Frau dargestellt, die in einem Gefäß unter einem Bleideckel gefangen ist. Ein Epha entsprach etwa 22 Litern. Wie die fl iegende Buchrolle (vgl. V. 1-4) wurde es offenbar wegen der Aussage der Vision vergrößert. Das Volk Israel gleicht Getreidekörnern, was vielleicht darauf schließen lässt, dass die Gesetzlosigkeit vor allem materialistischer Natur war. Das war eine Sünde, die sich während der Zeit in Babylon in Israel einschlich; sie beeinfl usste sie die Jahrhunderte hindurch, bis sie in den letzten Tagen vom Messias hinweggenommen wird. Dieser weltliche Kommerz kennzeichnet das letzte Weltsystem (vgl. Offb 18).
5,7 Frau. Im Gefäß saß eine Frau, die diese letzte Gesetzlosigkeit personifi zierte (vgl. Offb 17,3-5), die nicht ruht, sodass der Bleideckel sie mit Gewalt im Gefäß halten muss (vgl. 2Th 2,6-8).
5,9 zwei Frauen … Wind blies in ihre Flügel. Da Störche unreine Vögel sind (3Mo 11,19; 5Mo 14,18), müssen dies Vertreter des Bösen sein, dämonische Kräfte, die diesen bösen Säkularismus schützen und das letzte böse System aufrichten. Gott gestattet es ihnen, dieses Weltsystem aufzurichten, das der Herr bei seiner Rückkehr zerstören wird (vgl. Offb 19,11-16).
5,11 Sinear. Das Ziel der Frau im Gefäß war Sinear, ein älteres Wort für Babylon (vgl. 1Mo 10,10). Dieses alte Wort soll möglicherweise an den Turm von Babel erinnern, das Symbol des Widerstandes gegen Gott (vgl. 1Mo 11,2). Dort wird das Gefäß in ein »Haus« gebracht, was sich auf einen Tempel beziehen könnte, in dem es auf einem Sockel als Götze aufgestellt würde. Wieder blickt die Vision zweifelsohne in die Zukunft auf das letzte Babylon aus Offb 17.18 beim zweiten Kommen Christi (vgl. Mal 3,19-21).
6,1 Die achte und letzte Vision schließt den Kreis und stellt die Verbindung zur ersten Vision her. Sie beschreibt 4 Streitwagen mit den Pferden aus der ersten Vision (1,8), die Gottes Engel symbolisieren (vgl. V. 5) und ein schnelles Gericht über die Nationen bringen, bevor das messianische Königreich aufgerichtet wird. 6,1 zwei Bergen … aus Erz. Dies repräsentiert das göttliche Gericht über die Völker, die Israel angreifen, die beiden Berge sind wahrscheinlich der Berg Zion und der Ölberg, wohin der Herr zum Gericht zurückkehren wird (vgl. Joel 4,2.12.14; Sach 14,4). Mit diesem Tal, Josaphat (»Jahwe richtet«), aus dem die Streitwagen hervorkamen, könnte das Kidron-Tal gemeint sein. Juden, Christen und selbst Moslems lehrten lange Zeit, dass das letzte Gericht dort sein würde. Das Erz steht in symbolhafter Beziehung zu Gericht wie im Fall der ehernen Schlange (4Mo 21,9) und dem Bronzealtar (2Mo 27,2), wo Gott sich mit Sünde befasste.
6,2 Die Gerichtsszene wird zudem durch die Streitwagen und die Pferde dramatisiert. Hinsichtlich der Bedeutung der Farben der Pferde s. Anm. zu 1,8. Die zusätzlich »schwarzen« Pferde könnten auf Hungersnot und Tod hinweisen. Das »fuchsrote« wurde durch »scheckige« Pferde ersetzt. Ein ähnliches Bild fi ndet sich in Offb 6,1-8, wo die apokalyptischen Reiter als Ankündigung des Gerichts erscheinen und Vergeltung über die Nationen bringen.
6,5 die vier Winde des Himmels. Dieses Bild repräsentiert die En- gel Gottes, die ausgesandt sind, um für den »Herrscher der ganzen Erde« das Gericht auszuführen; dies ist ein Titel im Tausendjährigen Reich, der die universelle Herrschaft des Messias in seinem Königreich kennzeichnet (vgl. 4,14; Mi 4,13).
6,6 zieht aus … durchzieht die Erde. Diese himmlischen Ge- richtsboten lösen schreckliche Gerichtskatastrophen auf der Erde aus (vgl. die Ähnlichkeit zu Offb 6,1-19,16). Es wird nichts darüber gesagt, dass sie nach Osten und Westen gehen sollten, da dort das Meer und die Wüste lagen. Israels Feinde kamen aus dem Norden (Assyrien, Babylon, die Seleukiden und Römer) und dem Süden (Ägypter). Dieser Auszug nach Norden und Süden führt zu weltweiten Gerichten über alle Völker der Erde (vgl. Mt 25,31-46).
6,8 mein Geist sich … niederlässt. Gottes Gericht über seine Fein- de hat zur Folge, dass sein Zorn ruhen kann. Gott wurde durch dieses Handeln gerächt, besonders weil die Macht aus dem Norden letzten Endes gerichtet wurde. Das bezieht sich wahrscheinlich auf das Babylon der Endzeit (vgl. Offb 17.18). Wenn dieses Gericht vollstreckt ist und Gottes Zorn ruht, kann das Königreich mit dem Messias auf seinem Thron aufgerichtet werden (Offb 19.20).
6,9 Jeschua diente hier als Bild für den Messias, insofern dass Jeschuas Krönung zum Hohenpriester durch Sacharja eine schwache Illustration der zukünftigen Krönung des Messias, dem Spross, ist, der die beiden Ämter des Priesters und Königs in sich vereinen wird (V. 13). Dieser Anhang ergänzt die vierte und fünfte Vision (3,1-10; 4,1-14) und beendet die Serie von 8 Visionen mit dem Höhepunkt der Menschheitsgeschichte – der Krönung des Herrn Jesus Christus.
6,10 Gaben von denen … in der Gefangenschaft. Gemeint sind jüdische Exilanten, die in Babylon geblieben waren, aber Geschenke für den Bau des Tempels brachten. Sacharja wurde mitgeteilt, sie am selben Tag zu treffen und ihre Geschenke entgegenzunehmen.
6,11 eine Krone. Sacharja sollte keine hohenpriesterliche Krone oder einen Kopfbund machen, sondern eine prunkvolle Krone, die aus mehreren Reifen bestand, eine majestätische Krone (wie die auf dem Haupt des wiederkehrenden Messias in Offb 19,12). Diese Krone sollte auf den Kopf des Hohenpriesters Jeschua gesetzt werden. Im AT wurden die königlichen und priesterlichen Ämter streng voneinander getrennt. Das Amt des Königs stand ausschließlich dem Haus Davids zu, während das Priesteramt nur mit dem Haus Levi besetzt wurde. Ussijas Vermischung der beiden Ämter brachte ihm den Tod (vgl. 2Chr 26,16-23). Aber hier wird dieser Akt von Gott angeordnet, um den kommenden König/Priester, den Messias, darzustellen.
6,12 Spross. Obwohl die Krone auf das Haupt des Hohenpriesters Jeschua gesetzt wurde (V. 11), symbolisierte der Akt die zukünftige Krönung des Messias, des Sprosses (vgl. 3,8). Im Messias werden die Ämter des Königs und Priesters miteinander vereint. 6,12 Dieser kurze Abschnitt enthält 8 Tatsachen über den Messi- as, den Spross: 1.) er wird aus Israel kommen (»seinem Ort« V. 12); 2.) er wird den Tausendjährigen Tempel bauen (V. 12b.13a); 3.) er wird Herrlichkeit besitzen (V. 13); 4.) er wird König und Priester sein (V. 13); 5.) er bringt Frieden (V. 13); 6.) er öffnet das Königreich den Nationen (V. 15a); 7.) er wird Gottes Wort bestätigen (V. 15b) und 8.) er wird Gehorsam fordern (V. 15c). Das ist wie immer das Entscheidende. Nachdem Israel zum Glauben gekommen ist, wird der Messias erscheinen, um sein Reich aufzurichten (vgl. 12,10-13,1; 14,9-21). Aber zuerst müssen Glauben und Reinigung kommen. 6,12 er wird … den Tempel … bauen. Der Wiederaufbau des Tempels wurde Serubbabel verheißen (vgl. 4,9.10). Das Bauen dieses Tempels, das dem Messias verheißen wurde, weist auf die Errichtung des Tausendjährigen Tempels hin (vgl. Jes 2,2-4; Hes 40-43; Hag 2,6-9).
6,14 Jeschua sollte die Krone nicht behalten, vielmehr sollte sie an die Hingabe der Männer erinnern, die aus Babylon kamen, und zweitens, was viel wichtiger war, eine Erinnerung an das Kommen des Messias und die letztendliche Hoffnung Israels sein. Helem … Hen. Helem ist anscheinend ein anderer Name für Heldai und Hen für Josia, den Sohn Zephanjas (s. V. 10).
7,1 – 8,23 Als Folge der nächtlichen Visionen, die Israels Zukunft beschrieben sowie die Unterwerfung seiner Feinde, die endgültige Sammlung der Israeliten im Land, ihre Reinigung, Wiederherstellung und das Kommen des Messias und seines Reiches, waren die Juden außerordentlich ermutigt und getröstet. Der Tempel war mehr als halbfertig, alle Hindernisse zum Aufbau waren beseitigt durch Darius’ Dekret, das das von Kyrus bestätigte (vgl. Esr 6,1-14), und alles verlief sehr gut. Das gab den Anlass zu der Frage einer Delegation aus Bethel. Die Frage zielte auf die Fortführung eines nationalen Fastens ab, das den Fall Jerusalems und die Zerstörung des Tempels beklagte. Obgleich Jerusalem noch keine Mauern besaß und es viele Ruinen gab (vgl. Hag 1,4), sollten sie, jetzt wo der Tempel fertiggestellt werden würde, den Herrn und die Priester befragen, ob sie das Fasten beibehalten sollten. Jeweils von zwei Botschaften begleitet, wird die Frage in Kap. 7 negativ beantwortet und in Kap. 8 positiv. Jede der 4 Botschaften wurde gegeben, um dem Volk die Notwendigkeit einer gerechten Lebensführung vor Augen zu halten. Wie in Kap. 1-6 begann der Prophet mit einem geschichtlichen Verweis und wechselte dann prophetisch in die Zeit des zweiten Kommens Christi. 7,1 im vierten Jahr des Königs Darius. Nov./Dez. 518 v.Chr., zwei Jahre nach Sacharjas erster Botschaft (vgl. 1,1) und den nächtlichen Visionen (vgl. 1,7), und zwei Jahre bevor der Tempel fertiggestellt war.
7,2 Bethel. Während das »Haus des Herrn« im AT etwa 250-mal für den Tempel benutzt wurde, bezieht sich das hebr. Wort Bethel (was »Haus Gottes« bedeutet) im AT an keiner Stelle auf den Tempel. Trotz manch anders lautender (englischsprachiger) Übersetzungen ist die beste Sichtweise die, dass sich das Wort auf die Stadt und nicht den Tempel bezieht. Diese Männer kamen »aus« und nicht »nach« Bethel, einer Stadt 19 km nördlich von Jerusalem. Nach ihrer Rückkehr aus Babylon hatten die Juden Bethel wieder aufgebaut und bevölkert (vgl. Esr 2,28; Neh 7,32).
7,3 im fünften Monat weinen und mich enthalten. Der Versöh- nungstag war das einzige jährliche Fasten, das Gottes Gesetz vorschrieb (3Mo 23,27); zu anderen Anlässen rief Gott zum Fasten auf (vgl. Joel 1,12.14). Jerusalems Fall wurde durch 4 Fastenzeiten (vgl. 2Kö 25; Jer 39,1-4; 41; 52,13) im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat gedacht (s. Anm. zu 8,19). Da der Tempel im fünften Monat (Juli-Aug.) niedergebrannt wurde, wurde dieses Fasten als das ernstlichste angesehen, sodass die Delegation es als Musterfall nutzte (vgl. 2Kö 25,8; Jer 52,12). Sie hatten Trauern und Fasten »viele Jahre« eingehalten, doch angesichts des gegenwärtigen Aufwärtstrends erschien es nur als lästiges Ritual.
7,5 siebten Monat. Dieses Fasten beklagte die Ermordung Gedal- jas, des von Nebukadnezar eingesetzten Statthalters (2Kö 25,22-26; Jer 41) nach dem Fall Jerusalems in 586 v.Chr. 7,5 habt ihr denn da für mich gefastet. Sacharja wies darauf hin, dass sie nicht aufgrund von echter Trauer und Buße fasteten, sondern aus Selbstmitleid (vgl. Jes 1,10-15; 58,3-9).
7,7 Sind nicht dies die Worte. Das Wichtigste ist nicht das Ritual, sondern der Gehorsam. Es ist der Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, der in der Vergangenheit große Freude, Frieden und Wohlstand nach Israel brachte, was im Land während der Zeit Davids und Salomos verbreitet war. Wenn die Generation in den Tagen Sacharjas den Gehorsam durch Rituale ersetzte, würde auch sie Freude, Frieden und Wohlstand verlieren. Negev … Schephela. Ein Verweis auf das Gebiet südlich von Beerscheba und die Küstenebene am Mittelmeer, was das Land vom Süden bis zum Westen umfasste.
7,8 Das ist die zweite der 4 Botschaften, die die Frage beantwor- teten (V. 3). Indem er zu seinem anfänglichen Aufruf (1,4) und den Warnungen der früheren Propheten zurückkommt (vgl. Jes 1,11-17; 58,1-7; Am 5,10-15), fordert der Prophet die Delegation auf, die Früchte der Gerechtigkeit hervorzubringen, die den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes beweisen (V. 9.10). Zudem sollten sie die Taten ihrer Väter überdenken, welche das Wort Gottes absichtlich verworfen (V. 11.12a) und sich dadurch Gottes Zorn zugezogen hatten (V. 12b). Vgl. 5Mo 28,1568; 2Chr 36,14-16.
7,12 durch seinen Geist. Der Heilige Geist hatte eine unerlässliche Funktion bei der Offenbarung und Inspiration des Wortes Gottes durch menschliche Verfasser (vgl. 1Kor 2,10; 2Pt 1,21).
7,13 hörte auch ich nicht. Es ist eine ernste Form des göttlichen Zorns, wenn er ungehorsame Sünder einfach sich selbst überlässt. S. Anm. zu 11,9; vgl. Ri 10,13.14; 16,18-21; Spr 1,24-31; Hos 4,17; Mt 15,14; Röm 1,18-32.
7,14 ich verwehte sie. Das bezieht sich auf die Gefangenschaft und Zerstreuung des Volkes und die Verwüstung des Landes in ihrer Abwesenheit (vgl. 5Mo 30,3-10).
8,1 In seiner Antwort an die Delegation aus Bethel stellte Sachar- ja Israels vergangenes Gericht der verheißenen zukünftigen Wiederherstellung gegenüber. Angesichts der zurückliegenden Gefangenschaft sollte das Volk Buße tun und in Gerechtigkeit leben; angesichts der verheißenen zukünftigen Segnungen wird das Volk Buße tun und in Gerechtigkeit leben. Die letzten beiden Botschaften (V. 1-17 und 18-23) blicken auf ihre positive Zukunft, wenn Israel in eine besondere Segensstellung gebracht wird und Fastenzeiten zu Festen werden.
8,2 mit großem Eifer. S. Anm. zu 1,14. Dieser starke Ausdruck enthält den Gedanken, dass Gott die Entfremdung von seinem auserwählten Volk nicht ertragen kann, die durch ihre Sünde hervorgerufen wurde, noch kann er Israels Feinde für immer dulden. Seine Liebe für Israel ist so groß, dass er wieder mit seiner ganzen Gegenwart zu Israel zurückkommt und unter seinem Volk wohnen wird. Hesekiel hatte die Vision, wie Gott Jerusalem verlässt (Hes 8-11) und wieder zurückkehrt (43,1-5). Zion. Der Berg, auf dem das alte Jerusalem erbaut wurde, und der zu einem Namen der Stadt wurde.
8,3 die Stadt der Wahrheit. Eine Stadt, die von der Wahrheit ge- kennzeichnet ist, sowohl in Wort als auch in Tat (V. 8.16), da sie vom Messias regiert wird, der durch Wahrheit charakterisiert ist (Joh 14,6). der heilige Berg. Zion ist heilig, weil der dort lebende König heilig ist (Jes 6,3).
8,14 Die Schmerzen des zurückliegenden Gerichts verwandeln sich in die Zusicherung zukünftiger Segnungen (vgl. Jer 32,42).
8,16 Wie immer, so sind auch hier die verheißenen Segnungen an den Gehorsam gegenüber seinem gerechten Maßstab geknüpft. Ein solcher Gehorsam kann nur durch die Kraft des Heiligen Geistes im Leben eines Menschen hervorgerufen werden, der durch Gottes Gnade mittels des Glaubens verändert wurde. Dies erinnert an Ps 15,1-5; 24,4; Spr 6,20-22.
8,18 Die vierte und letzte Antwort an die Delegation aus Bethel bemerkt, wie nationale Fasten- und Trauertage in fröhliche Feste verwandelt werden. Das war die eigentliche Antwort auf die ursprüngliche Frage in 7,3. Verwandelt die Fastenzeiten in Freudenfeste angesichts des von Gott verheißenen Segens. 8,19 Zusätzlich zum Fasten im fünften und siebten Monat (s. Anm. zu 7,3.5) wurden noch zwei andere Zeiten eingehalten. Im vierten Monat gedachten sie des Falls der Jerusalemer Mauer (2Kö 25,3; Jer 39,2-4) und im zehnten Monat der letzten Belagerung Jerusalems, die 588 v.Chr. begann (2Kö 25,1; Jer 39,1).
8,20 Das im Tausendjährigen Reich wiederhergestellte Israel wird das Mittel zur Segnung der ganzen Welt sein (vgl. Jes 2,2-4; Mi 4,1-5). Nationen aus allen Teilen der Welt werden nach Jerusalem pilgern, um den Herrn anzufl ehen. Das lässt auf die Errettung von Völkern aus der ganzen Welt im Tausendjährigen Reich schließen – die Erfüllung von Ps 122.
8,23 In jenen Tagen. In der Zeit, wenn das messianische Königreich auf der Erde eingesetzt ist (s. Anm. zu Joel 4,18), werden die Juden wahrhaft Gottes Boten sein, wie es ursprünglich beabsichtigt war, und Menschenscharen zu Christus führen. Das 10 zu 1 Verhältnis repräsentiert eine gewaltiggroße Zahl Heiden, die kommen werden (vgl. 1Mo 31,7; 3Mo 26,26; 4Mo 14,22; 1Sam 1,8; Neh 4,6). Der Messias wird inmitten des Tausendjährigen Israels der Magnet der Welt sein. Völker, die den Segen der Juden in ihrem Königreich sehen, werden das Verlangen verspüren, dort hinzugehen und dem Erlöserkönig zu begegnen.
9,1 Indem er den Ausdruck, »an jenem Tag«, 18-mal in die- sem Abschnitt verwendet, lenkt Sacharja die Aufmerksamkeit in seinen beiden letzten undatierten Aussprüchen hauptsächlich auf: 1.) den Untergang des Volkes; 2.) Israels Errettung und 3.) die Einsetzung des Messias als König. Der erste Ausspruch (9,1-11,17) behandelt den ersten und dritten Punkt und endet mit Prophezeiungen über die Verwerfung Christi bei seinem ersten Kommen; der zweite Ausspruch (12,1-14,21) befasst sich mit Punkt zwei und drei und fi ndet seinen Höhepunkt im messianischen Reich Christi. 9,1 Dieser Ausspruch enthält eine Reihe von Gerichtsankündigun- gen über Israels Nachbarvölker (V. 1-7) sowie die verheißene Erlösung seines Volkes (V. 8). Meistens wird es als eine Prophezeiung über den berühmten griechischen Eroberer, Alexander den Großen, verstanden, die ungefähr 200 Jahre vor seinem Zug durch Palästina gegeben wurde. Es enthält eine Analogie auf Christus, wenn er wiederkommt, um die Nationen zu richten und Israel am Ende der großen Drangsalszeit zu erretten (vgl. Mt 24,21). 9,1 Ausspruch. Eine schwere, belastende Botschaft (d.h. Last, s. Anm.), die Vorhersage eines bedrohlichen Ereignisses – in diesem Fall das Gericht über die Nationen. Hadrach. Die Lage ist ungewiss. Möglicherweise ist es das antike Hatarikka, eine Stadt die in den Aufzeichnungen assyrischer Könige erwähnt wird und in der Nähe von Hamat lag. In der alten jüdischen Überlieferung fi ndet es sich als zusammengesetzter Name – Had bedeutet scharf und roch weich. Das scharf/weiche Land könnte ein Hinweis auf das vereinte medo-persische Königreich sein. Medien hielt man für den »scharfen« Teil aufgrund seiner mächtigen Eroberer wie Kyrus und Persien war der »weiche« Teil wegen seiner Ausschweifungen. Die Städte in V. 1.2 waren Hauptstädte im medo-persischen Machtbereich. Damaskus. Das Hauptziel des göttlichen Gerichts durch Alexander sollte die Hauptstadt Syriens sein, einem von Israels schlimmsten Feinden zwischen ca. 900-722 v.Chr. der HERR hat ein Auge auf die Menschen. Gottes Gericht durch Alexander den Großen würde für alle Menschen sichtbar sein, insbesondere für Israel.
9,2 Hamat. Eine wichtige Stadt, die 200 km nördlich von Damaskus am Orontes lag. Alexander eroberte diese Städte, die im Landesinnern von Syrien lagen und unter medo-persischer Kontrolle standen. Anschließend wandte er sich nach Süden zur Küste und eroberte die Städte der Phönizier und Philister auf seinem Weg nach Ägypten. Tyrus und Zidon … sind sehr weise. Phönizische Städte an der Mittelmeerküste; sie waren bekannt für ihre Fertigkeiten und Weisheit (vgl. Hes 28,12-15) sowie für ihren satanischen Einfl uss (Hes 28,11-19).
9,3 Tyrus. Diese Stadt lag auf einer Insel einen Kilometer von der Küste entfernt; sie hielt sich selbst für unbesiegbar (vgl. Jes 23,1-4). Mit Mauern, die an einigen Stellen bis zu 45 m hoch waren, war sie eine solch uneinnehmbare Stadt, dass der Assyrer Salmanassar sie 5 Jahre belagerte und dennoch nicht erobern konnte. Nebukadnezar versuchte es 13 Jahre ohne Erfolg. Aber Alexander, Gottes Gerichtsinstrument, benutzte die Trümmer der von Nebukadnezar zerstörten Städte auf dem Festland und errichtete einen Belagerungsdamm zur Insel, die er nach 7 Monaten zerstörte (ca. 334-332 v.Chr.).
9,5 Philistäas Städte waren von der Schnelligkeit in Schrecken ver- setzt, mit der die Armee Alexanders des Großen Tyrus einnahm. Danach zog Alexander nach Süden, eroberte all diese Philister-Städte und brach ihren Nationalstolz.
9,7 Dieses Gericht machte dem Götzendienst vieler Philister ein En- de, die sich zum Gott Israels hinwendeten. Das Bild dieses Verses sieht das Volk als einen Mann mit Blut im Mund (vom Götzenfl eisch) und Gräuel (andere vom Götzendienst verunreinigte Nahrung); beides wird weggenommen. Das Bild behandelt die Bekehrung zur Anbetung des wahren Gottes. wie die Jebusiter. Diese früheren Einwohner Jerusalems wurden von David besiegt (vgl. 2Sam 5,6-11) und verschmolzen mit Israel. So war es auch mit diesen Philistern.
9,8 Jerusalem wird Gottes Schutz vor Alexander zugesichert. Dies be- wahrheitete sich, als Alexander auf seinem Weg nach Süden Jerusalem wohlgesonnen behandelte. Nachdem er Ägypten unterworfen hatte, kehrte er erneut durch Palästina zurück, ohne Israel Schaden zuzufügen. künftig wird kein Bedränger mehr über sie kommen. Der hier verheißene übernatürliche und dauerhafte Schutz bezieht sich auf das zweite Kommen des Messias, dessen Wiederkehr das Thema der restlichen Botschaft ist. Der Übergang von Alexander zu Christus kann folgendermaßen verstanden werden: Wenn Gott einen heidnischen König benutzen kann, um die Nationen zu richten und Israel zu retten, wie viel mehr wird er dann seinen gerechten Messias dazu gebrauchen? Somit leitet V. 8 zum letzten Gericht und zur Erlösung durch den Messias über.
9,9 Die beiden Kommen Christi werden hier verdichtet, als wären sie ein Ereignis, ähnlich wie in Jes 61,1-3 (vgl. Lk 4,16.21). Allerdings bezieht sich V. 9 auf sein erstes Kommen und V. 10 auf das zweite. Die atl. Propheten sahen den großen Zeitabstand zwischen den beiden Kommen nicht. Das Zeitalter der Gemeinde war ein »Geheimnis«, das vor ihnen verborgen wurde (vgl. Eph 3,1-9; Kol 1,27). 9,9 König … auf einem Esel reitend. Anders als Alexander der Große reitet dieser König auf einem Esel (vgl. Jer 17,25). Das erfüllte sich beim triumphalen Einzug Christi in Jerusalem (Mt 21,1-5; Joh 12,12-16). Die Juden hätten auf jemanden aus der Linie Davids warten sollen (vgl. 2Sam 7; 1Chr 17). Vier Dinge in diesem Vers beschreiben das Wesen des Messias: 1.) er ist König; 2.) er ist gerecht; 3.) er bringt Erlösung und 4.) er ist demütig.
9,10 Sacharja wechselt zum zweiten Kommen Christi und zur Aufrichtung seines allumfassenden Königreiches (s. Anm. zu 9,9.10; 11,15.16). Die Herrschaft des Messias, die nicht durch Blutvergießen gekennzeichnet sein wird, wird ein Friedensreich aufrichten, in dem Kriegswaffen zerstört oder zu friedlichen Zwecken nutzbar gemacht werden (vgl. Jes 2,4; 9,5-7; 11,1-10; Mi 5,1.9-14); sein Frieden wird sich vom Euphrat auf die ganze Welt ausdehnen. 9,10 Ephraim. Das ist eine andere Bezeichnung für Israel, die im AT oftmals für das Nordreich und gelegentlich für das ganze Volk verwendet wurde.
9,11 Blutes deines Bundes. Warum sollte Israel so gesegnet wer- den? Gewiss nicht wegen seiner Treue über die Jahrhunderte, sondern aufgrund von Gottes treuer Hingabe gegenüber seinem mit Blut besiegelten Bund, den er mit Abraham geschlossen hatte (1Mo 15,1-10), der solange in Kraft sein wird, wie Gott existiert. aus der Grube, in der kein Wasser ist. Im Altertum wurden Gefangene häufi g in ausgetrockneten Brunnen oder Gruben festgehalten, wie z.B. Joseph (1Mo 37,24.28). Israels Exilanten, deren Gefangenschaft, Leid und Verzweiflung wie in einem ausgetrockneten Brunnen beschrieben wird, werden aufgrund seines unumstößlichen Bundes mit ihnen befreit. Deshalb wird ihr Zustand als »auf Hoffnung gefangen« bezeichnet (V. 12), sie werden einen »zweifachen« Segen empfangen (vgl. Jes 61,7). 9,13-15 Das erinnert an den Exodus (2Mo 19,16-19; Hab 3,3-15), denn wiederum wird der Herr sie beschützen und ihnen Kraft verleihen (vgl. Jes 11,11-16; Sach 12,6.8). Die anfängliche historische Erfüllung dieser Prophezeiung ereignete sich, als die Makkabäer die Griechen ca. 167 v.Chr. besiegten; die letzte, vollständige Erfüllung wird beim zweiten Kommen Christi geschehen. Der makkabäische Triumph ist nur Versprechen und Vorschau auf den endgültigen Triumph über alle Feinde.
9,15 mit Schleudersteinen unterwerfen. Das könnte bedeuten, dass die Juden ihre Feinde ebenso leicht unterwerfen werden, wie David es mit Goliath tat (Ri 20,16). Der Ausdruck sollte besser mit »niedertrampeln« wiedergegeben werden, was bedeutet, dass sie geringschätzig auf die harmlosen Wurfgeschosse treten, die von ihren Feinden auf sie geworfen werden. Das könnte die Sinnlosigkeit von Harmageddon beschreiben, wenn die Armeen der Gott hassenden Welt sich in Israel versammeln und vom Messias vernichtet werden (vgl. Offb 16,12-16; 19,11-16). Das Blutvergießen unter den Gottlosen wird an jenem Tag von einem Ende Palästinas bis zum anderen sichtbar, das Blut wird überall sein, »wie die Opferschalen, wie die Ecken am Altar«, auf den das Blut gesprenkelt wurde (vgl. Offb 14,20). trinken und … laut sein. Das beschreibt Israels Aufregung und Freude über seinen Sieg.
9,16 Ein überfl ießender Wohlstand, den die Welt bis dahin noch nicht gesehen hat, führt zu ausgedehntem Jubel und Lobpreis, weil Gott sein Volk Israel errettet hat (vgl. 5Mo 33,28; Ps 4,7.8).
10,1 Erbittet vom HERRN Regen. Angesichts der verheißenen Seg- nungen in 9,17 ermutigte der Prophet das Volk, diesen Segen zuversichtlich vom Herrn zu erbitten. Im Königreich wird es Spätregen (April/Mai) geben (vgl. Jes 35,1-7), der das Land erblühen lässt, aber die Verheißung hier geht darüber hinaus und bezieht sich auf geistliche Segnungen (vgl. Hos 6,1-3). Der »Spätregen« geistlicher Gnade und Güte von Gott wird die Seelen des Volkes stärken (vgl. Jes 44,3).
10,2 Teraphim … Wahrsager. Im Gegensatz zu Gott, der alles im Übermaß bereithält, ließen Götzen oder Hausgötter (vgl. 1Mo 31,19.34) und dämonische Wahrsager Israel als Schafe ohne Hirten zurück (vgl. Hes 34,6-10). Gott wird sie alle für ihre falsche Führerschaft richten (V. 3). Die Bedeutung dieser Worte liegt darin, dass in der Endzeit eine ähnliche Täuschung auftreten wird; auch das NT bestätigt das (vgl. Mt 24,5.11.22-28; 2Th 1,8-12).
10,3 sein Prachtross. Obwohl sie wie Schafe sind, wird der Herr Israel zu einem unbezwingbaren königlichen Kriegspferd machen, um seine Feinde zu besiegen (12,8). 10,4 Eckstein. Ein häufi g verwendeter messianischer Titel (vgl. Jes 28,16; Eph 2,20; 1Pt 2,6-8). Christus ist das Fundament, auf dem sein Königreich ruht. Zeltpfl ock. Das könnte sich auf einen Pfl ock beziehen, der am Hauptmast eines Zeltes befestigt war und an dem man Geräte und Wertsachen aufhängte. Der Messias ist der Pfl ock inmitten seines Königreiches, denn die ganze Herrlichkeit des Reiches wird an ihm sein (vgl. 6,13; Jes 22,23-24). Kriegsbogen … Beherrscher. Ein weiterer Hinweis auf den Messias (vgl. 9,13; Offb 19,11-16), unter dessen Autorität jeder Herrscher stehen wird.
10,5 der HERR ist mit ihnen. Der Prophet beschrieb Fußsoldaten, die im Kampf die Kavallerie überwältigen (vgl. 12,1-9). Diese Analogie sollte die Macht des Volkes Gottes illustrieren, wenn er »mit ihnen ist«.
10,6 das Haus Juda … Joseph. Sowohl Israels Süd- als auch das Nordreich werden die Wiederherstellung ihrer Segensstellung erfahren, da der Tausendjährige Segen für das ganze Volk sein wird (vgl. Jer 32,37). ich, der HERR, bin ihr Gott. Gott, der seinem Bund treu ist, ist der Grund für Israels Wiederherstellung; er wiederholte seine anhaltende bedingungslose Hingabe zu ihnen. Die Flüche aus 5Mo 28,15-68, die in den assyrischen und babylonischen Deportationen zum Ausdruck kamen, setzten Gottes verheißene Segnungen an Israel nicht außer Kraft oder übertrugen sie auf ein anderes Volk. Selbst nachdem sie den Messias gekreuzigt hatten, teilte ihnen Petrus mit, dass die Verheißung nach wie vor ihnen galt (vgl. Apg 2,39), da der abrahamitische Bund noch in Kraft war und sie das Volk der göttlichen Verheißung waren (Apg 3,25).
10,7 Die Freude des wiederhergestellten Volkes Israel zu Beginn des Tausendjährigen Reiches wird mit der Freude verglichen, die Weingenuss bereitet (vgl. Jes 66,10-14; Zeph 3,14-20).
10,8 Ich will sie herbeirufen. Die Prophezeiung fasste das Gesagte zusammen: der Messias ruft Israel zur Erlösung und zur Sammlung in sein Land (vgl. Jes 5,26). Wie in Ägypten (vgl. 2Mo 1,8-22), so werden jene Israeliten die Drangsalszeit überleben und in das Tausendjährige Reich eingehen, die Gott durch ihren Glauben an den Messias beschützt hat (vgl. 2,8; Jes 54,1-3).
10,9 Eine weitere Zusammenfassung erklärt, dass Gott, so wie er sie zuvor in alle Welt zerstreut hatte (70 n.Chr.), sein Volk im messianischen Königreich sammeln würde (vgl. Jes 11,11.12; 49,20-22).
10,11 Ähnlich wie bei der Durchquerung des Roten Meeres wird Gott alle geographischen und politischen Hindernisse für Israels Rückkehr ins Land aus dem Weg räumen. Assyrien und Ägypten, zwei traditionelle Feinde Israels, symbolisieren alle anderen Nationen, die versuchen würden, Gott bei der Ausübung seines Willens zu hindern (vgl. Jes 11,11.12).
10,12 wandeln in seinem Namen. Das Volk Israel wird im Tau- sendjährigen Reich der Bote ihres Messias sein. Das ist die vollständige geistliche Wiederherstellung, von der Hesekiel sprach (vgl. Hes 36,2138; 37,1-14.22-28).
11,1 Im scharfen Kontrast zu den Kap. 9 und 10, in denen der Messias als wunderbarer Hirte geschildert wird, liefert diese Passage ein hässliches Bild der Verwerfung des wahren Hirten, des Messias. Der Prophet wechselt von den Herrlichkeiten des angenommenen Messias bei seinem zweiten Kommen zum nationalen Abfall und seiner Verwerfung bei seinem ersten Kommen. 11,1 Wie ein herabstürzendes Feuer, um das ganze Land Israel zu verheeren, beschrieb Sacharja ein Gerichtsfeuer, das die Gottlosen verzehren würde, wie eine Feuersbrunst Bäume verschlingt. Die Verwüstung ist nicht auf ein geistliches Gericht beschränkt, sondern beinhaltet auch den Tod von Menschen, wenn das Land Israel gerichtet wird. An dieser Stelle fi ndet sich die poetischste Sprache des Buches. »Libanon«, »Baschan« und »Jordan« repräsentieren das ganze Land, wenn das Gericht über das ganze Volk von Norden bis Süden kommt.
11,2 Klage, Zypresse. Wenn die mächtigen Zedern fallen, würden die ungeschützteren kleineren Bäume mit Sicherheit nicht standhalten können. Eichen von Baschan. Die poetische Sprache beschreibt den Weg vom Libanon an Israels nördlicher Grenze bis Baschan östlich des Sees von Galiläa, das für seine Eichen und sein üppiges Weideland bekannt war (vgl. Am 4,1; Mi 7,14).
11,3 die Hirten jammern. Die Hirten beklagten den Verlust ihrer Weiden, und die jungen Löwen ihre Lagerplätze und Nahrung. Beides sind poetische Illustrationen der Not, die das Land unter dem verheerenden Gericht heimsuchen würde. Während das Kapitel fortschreitet, wird deutlich, dass dies höchstwahrscheinlich die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. voraussagt und die anschließende Verwüstung des ganzen Landes, was zur Aufl ösung des jüdischen Staates führte.
11,4 Der Grund für die Katastrophe in V. 1-3 wird hier gegeben: die Verwerfung des wahren Hirten. Gott benutzte den Propheten Sacharja als Stellvertreter in der Hirtenrolle, um den wahren Hirten, Jesus Christus, und seine Verwerfung zu illustrieren. Die Anweisungen werden in V. 4-6 gegeben, die Ausführung schließt sich in V. 7-14 an. 11,4 Der Herr sagte, dass sein Volk wie Schlachtschafe geweidet werden sollte, deren Hirten kein Mitleid haben, sondern nur an dem Geld für ihr Fleisch interessiert sind. So wird Gott seine Schafe ohne Mitleid zur Schlachtung führen. Wenn Gott sein Mitleid (vgl. Hos 1,6) und seinen Schutz zurückzieht, werden sie ihren römischen »Nächsten« und deren »König« Cäsar ausgeliefert (vgl. Joh 19,14.15), der sie letzten Endes ihrer Zerstörung im Jahr 70 n.Chr. durch die römische Armee entgegenführen wird (vgl. Joh 11,47-50). Über eine Million Juden kamen dabei ums Leben und nahezu eine halbe Million bei späteren römischen Angriffen auf Palästina.
11,7 Hier sehen wir, wie Sacharja in der Rolle eines Hirten die Verwerfung Christi illustriert, die zum Gericht über Israel führt (s. V. 13). 11,7 ich weidete die Schlachtschafe. Der Prophet speiste sein Volk mit Gottes Wahrheit als ein Bild dessen, was der Messias tat, als er kam. die Elenden der Herde. Nur die Armen nahmen Jesus auf, als er kam, um die Herde zu weiden (vgl. Mt 11,5; 1Kor 1,26). Es waren die Niedrigen, die nicht dem Stolz der Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer folgten, sondern Jesus glaubten. »Huld« … »Verbindung«. Als symbolischen Akt sollte der Prophet »zwei Stäbe« nehmen. Im Nahen Osten führten Hirten oft zwei Stäbe mit sich, eine Rute, um die wilden Tiere abzuwehren, und einen Stab, um eigenwillige Schafe zu leiten und zurückzuholen (vgl. Ps 23,4). Der Stab spricht von Christus als dem guten Hirten, der Gottes Liebe und Gnade durch eine sanfte Führung und den Schutz seines Volkes ausdrückte (Mk 6,34), während die Rute seinen einigenden Dienst symbolisiert, das Sammeln des zerstreuten Hauses Israel zu einer Herde (vgl. V. 14; Mt 15,24).
11,8 ich schickte … die drei Hirten weg. Obschon es schwer ist, sie zu identifi zieren, lautet eine der ältesten Auslegungen, dass sich die drei Hirten auf Israels Priester, Älteste und Schriftgelehrte beziehen (s. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger). Jesus brachte der Bevölkerung Gnade und Einheit, aber er konfrontierte die religiösen Führer mit ihrer Heuchelei. Da sie ihn jedoch ablehnten, wurden alle 3 Ämter in kürzester Zeit abgeschafft. Gott beendete die traditionellen Ämter der Mittler und setzte an ihre Stelle eine neue Priesterschaft der Gläubigen (vgl. 1Pt 2,5.9; Offb 1,6; 5,10; 20,6). meine Seele wurde ungeduldig über sie. Das bezieht sich auf die Grenzen der göttlichen Geduld gegenüber unbußfertigen Menschen.
11,9 jedes soll das Fleisch des anderen fressen. S. Anm. zu 7,13. In diesem Drama spielte Sacharja die unnatürliche Rolle eines Hirten, der seine Schafe verlässt und sie nicht länger schützt. Diejenigen, die es ablehnten, zu glauben, wurden ihren eigenen Interessen und todbringenden Feinden überlassen. In der römischen Belagerung von 70 n.Chr. suchten einige hungernde Einwohner Zufl ucht im Kannibalismus (vgl. Jer 19,9).
11,10 meinen Bund aufzuheben. Anscheinend bezieht sich das auf Gottes Verheißung, die Nationen von Israel fernzuhalten, wenn das Volk beständig gehorsam sein würde (5Mo 28,1-14). Gott entzog seinem beständig ungehorsamen Volk seinen gütigen Schutz und seine vorsehende Fürsorge (5Mo 28,15-68), stattdessen erlaubte er den Römern, nach Israel einzumarschieren und es zu zerstören (vgl. Lk 19,4144; 21,24).
11,11 Der gläubige Überrest zur Zeit Christi wusste, dass Gottes Wort sich erfüllte. Sie wussten zwar, dass das Gericht kommen würde, aber sie blieben vor den darüber hinausreichenden Konsequenzen durch den Glauben an Christus verschont.
11,12 30 Silberlinge. Sacharja setzte das Drama fort, indem er symbolisch darstellte, wie Jesus jene fragte, deren persönlicher Hirte er sein wollte, was er ihnen wert war. Als spöttische Geste boten die Führer 30 Silberlinge, was die Entschädigung für einen vom Ochsen getöteten Sklaven betrug (vgl. 2Mo 21,32). Das ist genau die Summe, die Judas Iskariot für seinen Verrat am guten Hirten bezahlt wurde (Mt 26,14-16). Die Juden zur Zeit Jesu, die diese Summe anboten, drückten damit aus, dass er nicht mehr wert war als ein gewöhnlicher Sklave.
11,13 Der Prophet empfi ng weitere Anweisungen in dem Drama, das die Verwerfung Christi darstellte, und zwar sollte er 30 Silberlinge in den Tempel werfen. Das erfüllte sich, als der mit Schuld beladene Judas Iskariot zurückging und das Blutgeld auf den Tempelboden warf. Die Priester hoben das Geld auf und kauften davon den Acker eines Töpfers (vgl. Mt 27,3-10). herrlichen Preis. Mit schneidendem Sarkasmus erwiderte Gott die größte Beleidigung seitens der Menschheit. 11,14 Der erste Stab wurde zerbrochen (V. 10), bevor die Juden den Hirten verwarfen, während der Zerbruch dieser Rute, die die Einheit des Volkes nach seiner Verwerfung symbolisierte (V. 7), seine Erfüllung in der römischen Zerrüttung des jüdischen Staates fand. Josephus berichtete, dass es während der römischen Eroberung innere Differenzen unter dem Volk gab, sodass ihr Umgang miteinander genauso grausam war wie die Behandlung durch die Römer.
11,15 Nach der Beseitigung des wahren Hirten sollte der Prophet die Rolle eines törichten Hirten übernehmen, der den Antichristen aus Daniels 70. Jahrwoche darstellte (vgl. 2Th 2,3; Joh 5,43; Dan 9,27). Sacharjas Prophezeiung springt vom 1. Jhdt. n.Chr. zu den letzten Tagen vor dem zweiten Kommen und lässt somit das gegenwärtige Geheimnis des Zeitalters der Gemeinde aus (s. Anm. zu 9,9.10; 9,10-15). Dieser törichte (böse) Hirte hatte einen zerbrochenen Stab, um die widerspenstigen Schafe gefügig zu machen, etwas völlig unangemessenes für einen Hirten, der aufmerksam und liebevoll für seine Schafe sorgte. Gott erlaubte den Aufstieg dieses bösen Hirten, um die Schafe zu töten. Da sie den guten Hirten abgelehnt hatten, wird Israel einen törichten bekommen, der genau das Gegenteil von dem tun wird, was man von einem Hirten erwartet – er wird die Schafe töten (V. 16). Das ist genau das, was der Antichrist tun wird (vgl. Dan 9,27; Mt 24,15-22).
11,17 Sein Arm … rechtes Auge. Sacharja verdammte den nichts- nutzigen Hirten und bemerkte, dass seine Stärke (»Arm«) und seine Intelligenz (»Auge«) von ihm genommen würden (vgl. Dan 7,9-14; 24-27; 8,23-25; 2Th 2,8; Offb 19,20; 20,10).
12,1 Sacharjas zweiter und letzter Ausspruch präsentiert das vertraute Thema der endgültigen Rettung und Erlösung Israels. Im Gegensatz zum anfänglichen Gericht ermutigt er nun Gottes Bundesvolk mit einer Beschreibung ihrer Wiederherstellung und der Segnungen im Tausendjährigen Reich. Das entspricht dem Wesen Gottes und Sacharjas Namen, »der HERR gedenkt«. 12,1 Ausspruch … über Israel. S. Anm. zu 9,1. Die Prophezeiung beschreibt eine zukünftige Belagerung gegen das Volk, die andeutet, dass Israels Buße und Bekehrung eine beträchtliche Verwüstung vorausgehen würde (vgl. 14,1.2). ausspannt … gründet … bildet. Der Gott, der die Schöpfung ins Dasein rief, wird letzten Endes alles zur Erfüllung bringen.
12,2 Taumelkelch. Jerusalem wird als ein großer Kelch dargestellt, aus dem die Nationen bildlich gesehen mit Eifer trinken werden, nur um herauszufi nden, dass sie betrunken und orientierungslos werden und somit zur leichten Beute für das göttliche Gericht am Ende von Daniels 70. Jahrwoche in der Schlacht von Harmageddon, wenn sich die Nationen zum Angriff auf Jerusalem sammeln (vgl. Hes 38,1-6.14-16; Dan 11,40-44; Offb 9,13-16; 14,20; 16,12-16).
12,3 sich gewisslich daran wund reißen. Wie beim Hochheben eines schweren Gewichts, so werden sich alle Völker »ernsthaft verletzten« (wörtl.), wenn sie versuchen, Jerusalem zu besiegen – denn Gott wird eingreifen (vgl. V. 4.5).
12,4 Pferde, im Altertum Symbole der Stärke, betonen Gottes über- legene Macht über Israels Feinde. In 5Mo 28,28 werden Verwirrung, Wahnsinn und Blindheit als Flüche über Israel aufgeführt; hier werden sie Israels Feinden verheißen.
12,5 Das Wissen, dass Gott Jerusalem als die Stadt seiner besonde- ren Zuneigung auserwählt hat, wird den Fürsten (Führern) im ganzen Land Zuversicht verleihen (vgl. Ps 46,6). In diesem Vers fi nden sich Anklänge, die den errettenden Glauben der Juden an diesem Tag andeuten, denn sie nehmen in Anspruch, auf Gott zu vertrauen.
12,6 Zwei Bilder beschreiben das Wirken von Gottes Macht: ein glü- hender Ofen und eine brennende Fackel in einem Garbenhaufen. So wird Gottes Macht die Armeen verschlingen, die Israel am Ende der Tage angreifen.
12,7 zuerst die Zelte Judas. Vor der gutbefestigten Hauptstadt wird Gott zuerst die schutzlose Landbevölkerung retten, um zu zeigen, dass die Schlacht nicht durch militärische Macht oder Strategie gewonnen wird.
12,8 Der Herr wird die Schwächsten wie David machen, den größten Kämpfer in der israelitischen Geschichte (vgl. 1Sam 18,7). »Das Haus David« und »der Engel des HERRN« sind höchstwahrscheinlich Hinweise auf den Messias selbst, der die Stärke seines Volkes sein wird.
12,9 S. Anm. zu 12,2 hinsichtlich wichtiger Querverweise.
12,10 ich will … ausgießen. Zu seinem perfekten Zeitpunkt und durch seine Macht wird Gottes Souveränität sich für Israel einsetzen und es erretten. Auch andere Propheten (vgl. Hes 39,29; Joel 3,1-5) und der Apostel Paulus haben das vorhergesagt (vgl. Röm 11,25-27). den Geist der Gnade und des Gebets. Der Heilige Geist wird so genannt, weil er errettende Gnade bringt sowie Traurigkeit über Sünden erzeugt, was dazu führt, dass Gott im Gebet um Vergebung gebeten wird (vgl. Mt 5,4; Hebr 10,29). auf mich sehen, den sie durchstochen haben. Israel tut Buße, weil es bei seinem zweiten Kommen (Röm 11,25-27) im Glauben auf Jesus schauen wird, den sie verworfen und gekreuzigt hatten (vgl. Jes 53,5; Joh 19,37). Wenn Gott sagt, dass sie »mich« durchstochen haben, dann bestätigt er mit Gewissheit die Menschwerdung Gottes – Jesus ist Gott. S. Anm. zu Joh 10,30.
12,11 Hadad-Rimmon … Megiddo. Das bittere Klagen an diesem Tag wird verglichen mit dem Tod des gerechten Königs Josia bei HadadRimmon in der Ebene von Megiddo (vgl. 2Chr 35,20-24), nordwestlich von Jerusalem (vgl. Jak 4,8.9). 12,12-14 Die königliche (David und sein Sohn Nathan) und priesterliche (Levi und sein Enkelsohn Simei) Linie, welche in der Vergangenheit ein schlechtes Beispiel abgaben, traten in ihrer Buße und Wehklage besonders hervor (vgl. 2Sam 5,14; 4Mo 3,17-21). Es ist möglich, dass Jes 53,1-9 den Inhalt ihrer Bekenntnisse wiedergibt. Diese Klage und tiefe Zerknirschtheit ist nicht ein kollektives Gefühl, sondern eine ganz individuelle Angelegenheit, bei der jeder Einzelne betrübt ist und an den Herrn Jesus Christus glaubt. S. Anm. zu Offb 11,13.
13,1 das Haus David … die Einwohner von Jerusalem. Die Voll- ständigkeit der Reinigung wird durch ihre Auswirkungen bei Königen und Bürgerlichen beschrieben. ein Quell … gegen Sünde und Unreinheit. Ein symbolischer Verweis auf das Mittel der Reinigung durch den Sühnetod des Durchstochenen (vgl. 1Joh 1,7). Das ist ein direkter Hinweis auf den Neuen Bund aus Jer 31,31-34; Hes 36,25-32; Röm 11,26-29. So wird der Sturm, der über Israel wegen seines Verbrechens von Golgatha hereinbrach und der viele tragische Jahrhunderte mit ungemilderter Wucht wütete, plötzlich enden und die Erlösung wird in der Freude und Herrlichkeit des messianischen Königreiches Sünde in Gerechtigkeit verwandeln.
13,2 Wenn Christus zurückkehrt und Israel von seiner Verunreini- gung erlöst, wird er das Volk auch von dem Betrug falscher Propheten und ihrer dämonischen Religion reinigen. 13,2 Geist der Unreinheit. Die Vertreter des Götzendienstes sind falsche Propheten, aber die hinter ihnen stehende geistliche Macht ist dämonischen Ursprungs. Die bösen Geister, die falsche Propheten antreiben, sind unrein, weil sie Gott und Heiligkeit hassen und ihre Opfer zu Unmoral und falschen Religionen verführen (vgl. 5Mo 32,17; 1Kö 22,1923; Ps 106,34-39; 1Kor 10,20).
13,3 Aufgrund von Gottes Erlösung, die sein Volk gereinigt hat und ihnen Liebe zu ihm und seiner Wahrheit zurückbrachte, wird der Hass gegenüber falschen Prophezeiungen normale menschliche Gefühle überwiegen, sodass selbst die Eltern ihr eigenes abtrünniges Kind töten werden (vgl. 5Mo 13,7-10.13-16; 5Mo 18,18-22). Das ist eine ernste Erinnerung daran, wie Gott über jene, die die Wahrheit falsch auslegen, denkt und schließlich mit ihnen verfahren wird.
13,4 Mantel aus Ziegenhaar. Aufgrund dieses strengen Maß- stabs werden falsche Propheten nicht länger die traditionelle Kleidung eines Propheten tragen (vgl. 2Kö 1,8; Mt 3,4). Sie werden einen anderen Ansatz wählen, um ihre dämonisch inspirierten Lügen zu verbreiten (vgl. Jer 22,22; Mi 3,7). Auf die Frage, ob sie Propheten sind, werden sie sich als Bauern ausgeben.
13,6 Wunden in deinen Händen. Der Ausspruch kann sich nicht auf den Messias beziehen, vielmehr ist er eine Fortsetzung des Verhaltens des falschen Propheten in V. 4.5. Wenn der falsche Prophet jegliche Verbindung zu heidnischen Praktiken abstreitet, werden andere ihn auffordern, die verdachterregenden Wunden an seinem Körper zu erklären. Falsche Propheten ritzten ihre Haut, um in götzendienerischen Riten eine prophetische Ekstase hervorzurufen (vgl. 3Mo 19,28; 5Mo 14,1; 1Kö 18,28; Jer 16,6; 48,37), aber sie werden behaupten, dass die Narben durch Angriffe von Freunden verursacht wurden. S. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger.
13,7 Sacharja wechselte von den falschen Propheten, die im Haus ihrer »Lieben« verletzt wurden, zu dem wahren Propheten, der im Haus seiner Freunde, Israel, verwundet wurde. In diesem kurzen Abschnitt fügte er Ereignisse vom ersten (13,7) und zweiten (13,8.9) Kommen Christi zusammen. Er sprach von der Kreuzigung Christi (V. 7) und dem jüdischen Überrest bei seinem zweiten Kommen (V. 8.9). 13,7 meinen Hirten … der mein Gefährte ist. Gott sprach von dem wahren Hirten, dem Mächtigen, der sein vertrauter Gefährte ist. Dadurch kennzeichnete Gott Christus als ihm gleichgestellt und bestätigte die Gottheit Christi (vgl. Joh 1,1; 10,30; 14,9). Schlage den Hirten. In 11,17 sollte der nichtsnutzige Hirte geschlagen werden; hier ist es der gute Hirte (vgl. 12,10), dessen Tod dem Plan Gottes vor Grundlegung der Welt entsprach (vgl. Jes 53,10; Apg 2,23; 1Pt 1,18-20). Schafe werden sich zerstreuen. S. Anm. zu Mt 26,31; Mk 14,27, wo Jesus diese Prophezeiung gegenüber den Jüngern erwähnte, die ihn nach seiner Festnahme verließen (Mt 26,56; Mk 14,50), als auch Petrus ihn verleugnete (Mt 26,33-35.69-75). den Geringen. Das sind die gleichen wie die »Elenden der Herde« (11,7). Der Hinweis bezieht sich auf den Überrest der Gläubigen unter den Juden, die dem Messias nach seiner Kreuzigung treu waren. Es gibt zwei Möglichkeiten, um das Verhältnis der Hand Gottes zu diesen »Geringen« zu beschreiben: entweder könnte übersetzt werden, dass Gottes Hand sich »gegen« sie wendet, was auf Verfolgung hindeutet (vgl. Joh 15,18.20; 16,2; Jak 1,1), oder dass sie sich ihnen »zuwendet«, was von Gottes Schutz für die Treuen spricht.
13,8 zwei Drittel … ein Drittel. Nur ein Teil des Volkes Israel wird dem Herrn treu bleiben und überleben. Die geistlich Überlebenden werden den Überrest bilden, der bei der Wiederkehr Christi in Buße auf ihn schauen wird (vgl. 12,10-13,1), einschließlich der 144.000 (vgl. Offb 7,4). Wenn Christus nach seiner Rückkehr Gericht hält und die Schafe von den Böcken scheidet, werden dies die Schafe sein, die lebend in das Königreich eingehen (vgl. Jes 35,10; Jer 30,11; Mt 25,31-46).
13,9 dieses letzte Drittel. Inmitten ihrer Reinigung im Feuer wird Israels auserwählter Überrest Jesus Christus, seinen Messias, sehen und ihn als seinen Herrn und Heiland anrufen. Israel wird auf diese Weise errettet und ihre Bundesbeziehung zum Herrn wiederhergestellt.
14,1 Kap. 14 liefert weitere Ausführungen zu 13,8.9. Vor Israels nationaler Bekehrung (vgl. 12,10-13,1) werden die Juden einen Bund mit einem falschen Messias eingehen (vgl. Dan 9,27), der als der törichte Hirte (vgl. 11,15-17) oder Antichrist bekannt ist. In der Mitte dieses 7jährigen Bundes wird der Antichrist seinen Vertrag mit Israel brechen und verlangen, dass man allein ihn anbetet (Dan 9,24-27; Mt 24,15; 2Th 2,3.4). Wenn Israel sich weigert, werden die Armeen der Welt sich zum Krieg sammeln, was in einer Belagerung Jerusalems und der Schlacht von Harmageddon gipfelt (Offb 19). Nachdem der Herr diese Schlacht gewonnen hat (vgl. Offb 19,11-16), wird Israel wieder vollkommen hergestellt (vgl. Hos 14,5-8; Joel 4,18-21; Am 9,13-15; Mi 4,1-3; Zeph 3,14-20). 14,1 es kommt ein Tag für den HERRN. Der »Tag des Herrn« ist ein Fachbegriff für Gottes Zorn, der über die Sünder kommt. Hier meint Sacharja den Tag des Herrn, wenn sein Zorn über die Sünder in aller Welt kommt, was zur Aufrichtung der Tausendjährigen Herrschaft des Herrn auf Erden führt. S. Anm. zu Jes 2,12 und Einleitung zu Joel: Historische und lehrmäßige Themen. deine Beute verteilen in deiner Mitte. Jerusalem wird vom Feind so überwältigt, dass die Beute inmitten der Stadt aufgeteilt wird, das illustriert, wie vollständig Jerusalem besiegt sein wird. Diese Gräueltat löst am Tag des Herrn den Zorn Gottes über die Welt aus.
14,2 ich werde alle Heidenvölker … versammeln. Gott selbst wird die Nationen sammeln und sie zum Reinigen, Läutern und Richten benutzen (vgl. Offb 16,13.14.16). Ihre Anwesenheit führt zu einer noch nie dagewesenen Zeit nationalen Elends. Das ist der Höhepunkt der »Zeit der Drangsal … für Jakob« (Jer 30,5-7).
14,3 seine Füße werden … auf dem Ölberg stehen. Um die Ausrottung seines Überrestes zu verhindern, wird der Herr persönlich eingreifen und gegen die versammelten Nationen Krieg führen. So wie er für sein Volk in der Vergangenheit gekämpft hat, wird er es in der Zukunft tun. Jesus wird buchstäblich auf den Ölberg östlich des Kidron-Tals zurückkehren, so wie es die Engel bei seiner Himmelfahrt verkündet hatten (vgl. Apg 1,11). Wenn das geschieht wird es eine gewaltige seismische Erschütterung oder topographische Veränderung (vielleicht ein Erdbeben) geben, ein Phänomen, das nicht ungewöhnlich ist, wenn Gott sein Kommen zur Vollstreckung des Gerichts ankündigt (vgl. Mi 1,2-4; Nah 1,5; Offb 16,18-21).
14,4 der Ölberg wird sich in der Mitte spalten. Ein von Osten nach Westen verlaufendes Tal wird sich auftun, da der Berg in nördlicher und südlicher Richtung auseinandergerissen wird (vgl. Mi 1,2-4; Nah 1,5; Offb 16,18.19).
14,5 Azel. Man versteht darunter am besten einen Ort östlich von Jerusalem, der das östliche Ende des neuentstandenen Tals markiert. Obschon die genaue Bestimmung schwierig ist, ist es möglicherweise das Tal Josaphat oder das Tal der Entscheidung (vgl. Joel 4,12.14), wo die Nationen gerichtet werden und durch das die andere Hälfte der Einwohner Jerusalems fl üchtet (V. 2). alle Heiligen mit dir. Das könnte sich auf Engel, jüdische Gläubige oder Christen aus den Nationen beziehen (vgl. Offb 19,14).
14,6 Während diese Juden durch das neuentstandene Tal fl iehen, wird die Welt in Finsternis versinken (vgl. Jes 13,9.10; 24,23; Joel 2,10; 4,14-16; Mt 24,29.30; Offb 6,12-14) und das Licht der Herrlichkeit Christi wird erstrahlen (vgl. Jes 60,19.20). Die Reaktion der Menschen fi ndet sich in Offb 6,15-17. Nur der Herr kennt den vollständigen Plan für diesen Tag, wenn die Lichter erlöschen und im Tausendjährigen Reich wieder erstrahlen (vgl. Jes 30,26; Mal 3,20).
14,8 Die höchste Erhebung des Tempelberges in Jerusalem ist mehr als 90 m niedriger als der Ölberg, aber die topographischen Veränderungen in V. 4.10 werden es der Quelle ermöglichen, zum Toten Meer (O) und zum Mittelmeer (W) zu fl ießen (s. Anm. zu Hes 47,1-12). Auch im Sommer wird der Strom nicht austrocknen, wie die meisten palästinischen Flüsse, vielmehr wird er ganzjährig fl ießen und die Wüste »wie ein Narzissenfeld« erblühen lassen (Jes 35,1).
14,9 der HERR der einzige … sein Name der einzige. Vgl. Offb 11,15. Während der Tausendjährigen Herrschaft Christi wird es in der ganzen Welt nur eine Religion geben. Christus wird mit einem eisernen Stab regieren (vgl. Offb 19,15) und alle falschen satanischen Religionen wegtun. Das wird die letztendliche Erfüllung sein: 1.) des abrahamitischen Bundes, der das Volk Israel und das an Abraham verheißene Land beinhaltete; 2.) des davidischen Bundes, in dem ein König aus dem Stamm Juda und der Linie Davids verheißen war, und 3.) des Neuen Bundes, der Juden und Heiden Hoffnung auf geistliche Errettung bot. All das wird in und durch den Herrn Jesus Christus erfüllt.
14,10 Das ganze Land … wird sich verwandeln wie die Arava. Mit »Arava« ist das Jordan-Tal gemeint, das sich vom Berg Hermon (bis 2814 m) bis zum Golf von Akaba erstreckt. Hier wird geschildert, wie das ganze Land von Geba bis nach Rimmon zur Ebene wird, ähnlich dem gutbewässerten und fruchtbaren Tiefl and des Jordan-Tals (vgl. 1Mo 13,10); dadurch wird Jerusalem erhöht wie ein Solitärdiamant an einem Ring. Das wiedererbaute Jerusalem wird sowohl örtlich als auch seinem Zweck nach erhöht werden, in der führenden Königsstadt befi ndet sich der Tempel Gottes und der Thron Jesu Christi (vgl. Hes 40-48). Die aufgeführten Ortsbezeichnungen bedeuten so viel wie »ganz Jerusalem, von Osten nach Westen und von Norden nach Süden«.
14,11 sicher wohnen. Um Jerusalem, die Stadt des Friedens, wurde in den Jahrtausenden mehr gekämpft und gebetet als um und für jede andere Stadt auf der Welt (Ps 122,6-9). Nach der göttlichen Verheißung (2Sam 7,10-17; Ps 2,6; Hes 37,24-28; Joel 4,16-17) wird Jerusalem dauerhafte Gerechtigkeit erfahren sowie Frieden, Ruhe und Sicherheit.
14,12 Ein letztes Mal kehrt der Prophet zu dem Gericht zurück,
1,1-2,16 Im ersten von zwei Hauptabschnitten (vgl. 2,17; 3,24) überbrachte Maleachi Gottes Botschaft, die die Sünde im Volk Israel anprangerte. 1,1 Ausspruch. (S. auch Anm.). Dieser Ausdruck bezieht sich auf ein schweres Urteil, das der Prophet verkündete. S. Anm. zu Jes 13,1; Nah 1,1; Hab 1,1; Sach 9,1; 12,1.
1,2 Ich habe euch geliebt. Israels großes Vorrecht als Gottes ge- liebtes Volk wird durch den Vergleich mit Edom eindrücklich dargestellt. Als Reaktion auf die Bestätigung der Liebe des Herrn für sie schaute das Volk nur auf das, was es seit der Gefangenschaft verloren hatte und wie schwach ihre Nation war; das Volk äußerte schwere Zweifel an Gottes Liebe und forderte sie auf unverschämte Weise heraus. Dennoch bekräftigte Gott seine Liebe zu ihnen, indem er sie an Jakobs Erwählung vor der Esaus, dem Vater der Edomiter, erinnerte (vgl. 1Mo 25,23). In diesem letzten atl. Buch wird Gottes erwählende, souveräne, unverdiente und anhaltende Liebe zu Israel (vgl. Röm 9,13) vom Herrn selbst nachdrücklich und deutlich wiederholt und durch die Erwählung Jakobs und seiner Nachkommen illustriert. Absolut ohne Bedingungen und menschliche Verdienste erwählte Gott Jakob und seine Nachkommen zu seinen Erben der Verheißung (vgl. Röm 9,6-29). Niemand sollte zu dem Schluss kommen, dass Gott sein Volk nicht liebte, weil er es heimsuchte, sondern er liebte das Volk, weil er es erwählt hatte.
1,3 Esau aber habe ich gehasst. Während 1. Mose den göttli- chen Hass gegenüber Esau nicht erwähnte, deutete Obadjas Prophezeiung über 1.000 Jahre später an (s. Ob 1-21), dass der Hass des Herrn Esaus götzendienerischen Nachkommen galt. Gleicherweise bezieht sich die Liebe des Herrn zu Jakob auf seine Nachfahren, die das Volk seiner souveränen Erwählung waren, aus welchem der Retter der Welt kommen würde. Die Gegenüberstellung von Liebe/Hass beschreibt auch keine vergleichende Liebe, mit der Gott Jakob mehr liebte und Esau weniger. Vielmehr bezieht sich der Kontext auf den Bereich der Errettung und meint die Liebe, die zur ›vertrauten Gemeinschaft erwählt‹, und den Hass, der zu dieser ›vertrauten Gemeinschaft nicht erwählt‹. S. Anm. zu Röm 9,6-13. sein Gebirge habe ich zu einer Wildnis gemacht und sein Erbteil. Ein Verweis auf Edoms (später Idumäa genannt) Zerstörung, zunächst durch Nebukadnezar und später durch Nachbarvölker wie z.B. Ägypten, Ammon und Moab, sowie durch die Hände der Nabatäer. S. Einleitung zu Obadja: Hintergrund und Umfeld; Historische und lehrmäßige Themen.
1,4 Obwohl die Edomiter versuchen würden, ihre Ruinen wieder aufzubauen, würde Gott ihre Bemühungen zunichte machen. Israel hingegen wurde aus der Gefangenschaft zurückgebracht; und obschon die völlige Wiederherstellung noch ausstand, wird sie kommen und das Volk wird von Gottes Gnadenherrschaft Zeugnis ablegen, sowohl innerhalb ihrer Grenzen als auch darüber hinaus (vgl. 1Mo 12,3; Mal 1,11). 1,6-2,9 Die Zusicherung der bedingungslosen Liebe des Herrn (V. 2-5) sprach nicht frei von Schuld, folglich verkündete Maleachi gegen die Priester, die geistlichen Führer des Volkes, eine erste Anklage, die aufzeigte, wie sie die Opfer Gottes (V. 6-14), seine Herrlichkeit (2,1-3) und sein Gesetz missachteten (2,4-9).
1,6 Priestern. Er richtete sich zuerst an die Priester, weil sie das Volk hinsichtlich einer gerechten Hingabe an Gott anführen sollten, stattdessen waren sie die Ersten, die seinen Namen verachteten, obgleich ihre Frage einer Verleugnung ihrer bösen Haltung gegenüber Gott gleichkam (vgl. Lk 6,46).
1,7 verunreinigtes Brot. Dass hiermit die Tieropfer gemeint sind, macht V. 8 deutlich. Die Priester brachten zeremoniell unreine oder fehlerhafte (vgl. V. 13) Opfer dar, was der Herr ausdrücklich verboten hatte (vgl. 3Mo 22,20-25; 5Mo 15,21), und stellten die Anschuldigung heuchlerisch in Frage. Für den Herrn hatten sie nur Verachtung übrig, wie die dem Herrn dargebrachten Opfertiere (»blindes Tier … ein lahmes oder krankes«) andeuteten (V. 8). Tisch des HERRN. Das bezieht sich auf den Opferaltar (vgl. Hes 41,22).
1,8 Bringe es doch deinem Statthalter! Die Priester besaßen die Dreistigkeit, Gott das anzubieten, was ihr Statthalter als eine Art Steuer nie von ihnen angenommen hätte. Sie fürchteten sich mehr, vom Statthalter abgelehnt zu werden als von Gott. Dies geschah zur Zeit, als Nehemia zurück nach Persien reiste (vgl. Neh 3,6) und das Amt eine Zeit lang aufgab.
1,9 Die Aufforderung zur Buße ist am besten als Ironie zu verstehen. Wie konnten sie von Gott Gnade erwarten, wenn sie ihn mit unannehmbaren Opfern beleidigten?
1,10 die Türen … schließen. Gott, der in der ersten Person sprach, verlangte nach jemandem, der die Türen des Tempels schließen und dadurch die Darbringung der sinnlosen, unaufrichtigen Opfer verhindern würde (vgl. Jes 1,11-15). Es wäre besser gewesen, den Opferdienst einzustellen, als unaufrichtige Opfer zu bringen.
1,11 vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Der Ausdruck bezieht sich auf die ganze Erde (vgl. Ps 50,1; 103,12; Jes 45,6; 59,19; Sach 8,7), wie das nachfolgende Wort »überall« andeutet (vgl. 1,5). Obwohl kein Hinweis auf die Zeit gegeben wird, wann eine solche Anbetung Gottes die Erde erfüllen wird, kann es auf keinen historischen jüdischen Gottesdienst außerhalb der Grenzen Israels bezogen werden. Zusammen mit seiner negativen Haltung gegenüber Fremden und ihren Göttern (V. 2-5; 2,11) weist Maleachis Eifer für Israels Opfer auf das Tausendjährige Zeitalter hin, wenn im wiedererbauten Tempel angebetet wird und Weihrauch und Opfergaben vorhanden sein werden (vgl. Hes 40-48). Zu dieser Zeit, und nicht bereits davor, wird der Herr in der ganzen Welt eine reine Anbetung erhalten und sein Name wird allerorts geehrt (vgl. Jes 2,24; 19,19-21; 24,14-16; 45,22-24; 66,18-21; Mi 4,13; Sach 8,20-23; 14,16-19).
1,12 Der Tadel aus V. 7.8 wird wiederholt. Die Priester waren den anspruchsvollen Anforderungen der Opfer überdrüssig. Sie sagten nicht buchstäblich, dass der Tisch des Herrn (der Ort der Opfergaben) verachtenswert sei, aber sie ließen es erkennen, indem sie es ablehnten, das Volk zur Ehrfurcht zu führen und dem Herrn ihr Bestes darzubieten. Auf diese Weise entweihten sie durch Haltung und Handeln den Altar und beleidigten den Herrn (vgl. Jes 43,22-24; Mi 6,3), sodass er ihre Opfergaben zurückwies.
1,14 ein verdorbenes. Anstatt eines tadellosen männlichen Tieres (vgl. 3Mo 22,19), das als wertvoller angesehen und freiwillig versprochen wurde, gab der Opfernde kurzerhand ein fehlerhaftes weibliches Tier. Die Tatsache, dass es freiwillig war, machte es nur noch unpassender (vgl. Apg 5,1-5). ein großer König. Wenn eine solche Darbringung für ihren Statthalter unannehmbar war (V. 8), wie viel mehr für den König des Universums (vgl. Ps 48,3; Mt 5,35)?
2,2 ich schleudere den Fluch. Gott die Ehre vorzuenthalten, wür- de einen Fluch über sie bringen. Das ist ein grundlegendes Thema im AT: Segen bei Gehorsam, Fluch bei Ungehorsam (vgl. 1,14; 5Mo 27,15-26; 28,15-68). eure Segenssprüche. Diese Segenssprüche beschränkten sich nicht ausschließlich auf materielle Dinge (vgl. 4Mo 18,21), vielmehr bezogen sie sich auf alle Segnungen aus Gottes gnädiger Hand (vgl. V. 5), einschließlich der, mit denen die Priester das Volk segneten (vgl. 4Mo 6,23-27).
2,3 Diese äußerst anschauliche Sprache zeigt, dass Gott untreue Priester der unvorstellbarsten Schande für würdig hielt. Wie die inneren Abfälle der Opfertiere normalerweise außerhalb des Lagers getragen und verbrannt wurden (vgl. 2Mo 29,14; 3Mo 4,11.12; 8,17; 16,27), so würden die Priester erniedrigt werden und ihres Amtes enthoben. Mit einer solchen Warnung beabsichtigte der Herr, sie aus ihrer Selbstzufriedenheit wachzurütteln.
2,4 mein Bund mit Levi. Gottes Beziehung zur Priesterschaft wurde im levitischen Bund deutlich dargelegt (4Mo 3,44-48; 18,8-24; 5Mo 33,8-11). Der Bund beinhaltete beiderseitige Verantwortung, wobei Gott Verehrung erwartete und den Priestern im Gegenzug Leben und Frieden verhieß. Sprachlich ähnlich dem mit Pinehas geschlossenen Bund, der sich auf die hohenpriesterliche Linie bezog (vgl. 4Mo 25,1013), wurde dieser Bund mit dem der levitischen Linie entstammenden Aaron und seinen Nachkommen gemacht. Die jüdischen Priester zur Zeit Maleachis hatten sich selbst betrogen, indem sie die Vorrechte des Bundes für sich in Anspruch nahmen, während sie gleichzeitig dessen Forderungen nicht befolgten; geradeso als wäre Gott daran gebunden, sie zu segnen, obwohl sie ihrer Pfl icht, ihm zu dienen, nicht nachkamen. 2,4 ihr sollt erkennen. Die Priester werden den Preis des Ungehor- sams durch bittere Erfahrungen und deren Konsequenzen kennen lernen.
2,6 Im Gegensatz zu den Priestern zur Zeit Maleachis fürchtete und verehrte Aaron Gott. Zudem erfüllte Aaron seine Verantwortung und lebte die Frömmigkeit, die er lehrte (3Mo 8.9). S. Anm. zu V. 4.5.
2,7 Die Priester waren die Boten Gottes in Israel. Sie sollten das Volk nicht nur vor Gott vertreten, sondern waren auch verantwortlich, Gott vor dem Volk zu repräsentieren, indem sie ihnen das mosaische Gesetz lehrten (vgl. 3Mo 10,9-11; 5Mo 33,10; Esr 7,10; Hos 4,6).
2,8 Die Priester zur Zeit Maleachis hatten sich radikal vom göttli- chen Maßstab, der ursprünglich Levi gegeben wurde, abgewandt; durch ihr schlechtes Vorbild und ihre Auslegung des Gesetzes kamen andere ins Straucheln. Folglich fi el die größte Schande und Erniedrigung auf sie (vgl. V. 3; Neh 13,29). 2,10-16 Israels geistliche Führer begangen schwere Sünden (1,62,9) und verführten auch das Volk dazu. Desweiteren verstießen sie gegen die Forderungen des göttlichen Gesetzes, indem sie die Einrichtung der levitischen Priesterschaft entweihten, ausländische Frauen heirateten (V. 10-12) und sich von den Ehefrauen ihrer Jugend scheiden ließen (V. 13-16).
2,10 einen Vater. Obgleich Gott durch die Schöpfung Vater aller ist (vgl. Apg 17,29; Eph 3,14.15), liegt hier der Schwerpunkt in erster Linie auf Gott als dem Vater seines Bundesvolkes Israel (s. »Vater« in 1,6, wo die Anklage begann; auch vgl. Jer 2,27). 2,10.11 treulos gehandelt. Diese wichtige Aussage (V. 10.11.14.15.16) bezieht sich auf die Übertretung des göttlichen Willens durch Scheidung von jüdischen Ehefrauen und die Ehe mit ausländischen Frauen. Gott ist der Vater, der Israel Leben gab (vgl. Jes 43,1; 60,21), aber trotzdem hatten sie durch ihre Mischehen mit Götzenanbeterinnen eine Trennung herbeigeführt, indem sie Gottes Bund mit ihren Vätern, der die Aufrechterhaltung eines abgesonderten Volkes sicherstellen sollte, übertraten (vgl. 2Mo 19,5; 24,8; 34,14-16; 3Mo 20,24.26; 5Mo 7,1-4).
2,11 die Tochter eines fremden Gottes geheiratet. Ein Göt- zenanbeter wurde als das Kind dieses Gottes angesehen (Jer 2,27). Die Propheten vermischten häufi g die Vorstellungen von Ehebruch und Götzendienst oder physischem und geistlichem Ehebruch. Wenn sie sich nicht wirklich zum Judentum bekehrten, verführten heidnische Frauen ihre Ehemänner zum Götzendienst und verunreinigten dadurch den israelitischen Gottesdienst (vgl. Ri 3,5-7). Die Juden, die mit ihnen verheiratet waren, entweihten den Tempel Gottes und die Bundesgemeinschaft. Salomos Übertretung dieses Gesetzes hatte die Tür für den Götzendienst in Juda geöffnet (1Kö 11,1-6). Sowohl Esra (Esr 9,2-15) als auch Nehemia (Neh 13,23-29) standen diesem Sündenproblem gegenüber.
2,12 ausrotten. Dieser geläufi ge Begriff wurde im allgemeinen auf den Tod angewandt. Ihre ehebrecherischen Taten wie Scheidung und Mischehen schlossen sie von den Rechten und Privilegien der israelitischen Gemeinschaft aus, sodass ihre Opfergaben von Gott verworfen wurden. was lebt und antwortet. (Aus der RELB s. auch Anm. dort). Ein sprichwörtlicher Ausdruck, der sich auf zwei Personengruppen bezieht, auf die »aktiv Wachenden« und die »Antwortenden«. Dieses Sprichwort stammte von einem Nomadenvolk, das Wachen um seine Zelte herum aufstellte, um die anderen vor Gefahr zu warnen. Hier bedeutete es Gericht, sodass jeder, der in götzendienerischer Hinsicht sündigte, umkommen würde.
2,13 Ihr bedeckt den Altar … mit Tränen. Weinen und Klagen würde nichts bewirken, da die Sünde den Zugang zu Gott verhinderte. Sie hatten ihre Ehegelübde gebrochen und gegen die von Gott geforderte Absonderung von den Götzen verstoßen. Diese doppelte Untreue machte ihre Opfergaben zu heuchlerischem Gespött. Da Laien keinen Zugang zum Altar hatten, sondern nur die Priester, war ihre Schuld deutlich größer und ihre Heuchelei inakzeptabel vor Gott.
2,14 die Frau deines Bundes. Der Prophet hob ihre Sünde hervor, indem er den rechtlich bindenden Charakter des Ehebundes erwähnte, ein von Gott bezeugter Bund (vgl. 1Mo 31,50; Spr 2,17). Ehefrauen wurden in jungen Jahren geheiratet, manchmal noch vor dem 15. Lebensjahr (vgl. Spr 5,18; Jes 54,6).
2,15 Maleachi verwies auf Gottes ursprüngliche Einsetzung der Ehe (1Mo 2,24), in der Gott zwei Menschen zu einem zusammenführt. Der Prophet erinnerte sie daran, dass Gott nur eine Frau für einen Mann gedacht hatte. Obschon Gott Adam durch seine lebenspendende Macht des Heiligen Geistes mehrere Frauen hätte geben können, schuf er nur eine – um einen »göttlichen Samen« hervorkommen zu lassen. Polygamie, Scheidung und die Ehe mit Götzendienerinnen waren zerstörerisch für den gottesfürchtigen Überrest in der Linie des verheißenen Messias. Nur wenn beide Elternteile ihrer Ehe treu bleiben, kann den Kindern die Sicherheit gegeben werden, die die Grundlage für ein frommes Leben bildet. Da diese fundamentale göttliche Einrichtung der Ehe bedroht war, drängte Maleachi sie, dass kein Ehemann seine Frau betrügen sollte. Über Polygamie s. Anm. zu 1Kö 11,1-6.
2,16 ich hasse die Ehescheidung. S. Anm. zu Mt 5,32; 19,3-12; 1Kor 7. Der Herr legte eine besondere Betonung auf diese Erklärung. Tatsächlich ist ungerechtfertigte Ehescheidung eine grobe Sünde vor Gott, die die Spuren der bösen Tat hinterlässt, wie das Blut eines getöteten Opfers auf seinem Mörder. Hinsichtlich weiterer Ausführungen über Scheidung, die Gott von den Juden in Bezug auf ihre götzendienerischen Ehefrauen verlangte, s. Anm. zu Esr 10,10-19 und die Einleitung zu Esra: Herausforderungen für den Ausleger. Obwohl Gott Ehescheidung hasst, gibt es Beispiele, wo es das kleinere Übel ist und vor einer noch größeren geistlichen Katastrophe bewahrt. S. Anm. zu Mt 5,32; 19,3-12; 1Kor 7,10-16.
2,17 Der Verurteilung von Israels Sünden schloss sich eine Ge- richtsankündigung über die Unbußfertigen an sowie der Segen für den treuen Überrest. V. 17 bildet die Einleitung für den Rest des Buches. Die treulosen, ungehorsamen Priester und das Volk hatten Gottes Geduld durch ihre Skepsis und Selbstrechtfertigung erschöpft, sodass ihnen sein Gericht bevorstand. 2,17 dem HERRN Mühe gemacht. Dem Wiederaufbau des Tempels folgte Desillusionierung. Gottes Gegenwart war nicht in den neuen Tempel gekommen. Ihr Leben wurde zunehmend durch Gleichgültigkeit gegenüber Gott gekennzeichnet. Gefühllos und mit fehlendem geistlichen Unterscheidungsvermögen setzte das Volk seine zynischen Unschuldsbekundungen fort. Sie hatten jegliche Absicht verloren, Recht und Unrecht ernstzunehmen. So tief in ihrer Selbstgerechtigkeit gefangen, besaßen sie die Frechheit, den Herrn in Frage zu stellen, indem sie andeuteten, dass Gott die Bösen bevorzugte und ihm die Gerechten gleichgültig waren. Der Prophet konfrontierte sie mit dem nahe bevorstehenden Gericht und teilte ihnen mit, dass Gott kommen würde, allerdings um sie zu reinigen und zu läutern (vgl. 3,1.5).
3,1 meinen Boten. Es war eine Angewohnheit der Könige im Na- hen Osten, Boten vor sich herzusenden, um für ihren Besuch Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Indem er den Namen Maleachi (»Bote des HERRN«) in ein Wortspiel einbaute, verkündete der Herr selbst, jemanden zu senden, der »vor mir her den Weg bereiten soll«. Dies ist »eine Stimme«, die »in der Wüste ruft« (Jes 40,3), und der Elia aus 3,23, der vor dem Herrn kommt. Das NT identifi ziert diese Person eindeutig als Johannes den Täufer (vgl. Mt 3,3; 11,10.14; 17,12ff.; Mk 1,2; Lk 1,17; 7,26.27; Joh 1,23). plötzlich … kommen. Mit »plötzlich« ist nicht sofort gemeint, sondern unerwartet und ohne nochmalige Vorankündigung. Für gewöhnlich bezieht es sich auf ein schreckliches Ereignis (vgl. Jes 47,11; 48,3; Jer 4,20, etc.). Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird der Herr kommen, nicht in Serubbabels Tempel oder in der teilweisen Erfüllung in den herodianischen Tempel (s. Anm. zu Joh 2,1325), sondern zum Schluss in den Tausendjährigen Tempel, den Hesekiel in Hes 40-48 beschreibt. Das unerwartete Kommen Christi, das sich teilweise bei seinem ersten Kommen erfüllte, wird bei seinem zweiten Kommen vollendet werden (vgl. Mt 24,40-42). Bote des Bundes. Wahrscheinlich ein anderer als der eben erwähnte Bote. Da dieser Bote »zu seinem Tempel kommen wird«, ist es höchstwahrscheinlich ein Hinweis auf den Herrn selbst, der die Autorität hat, das Volk auf der Grundlage ihrer Treue zu seinem Bund mit ihnen zu belohnen oder zu richten. Der Titel könnte frühere atl. Verweise auf den »Engel« Gottes widerspiegeln, was wörtl. »Bote« bedeutet (vgl. 2Mo 23,20-23; 32,34; Jes 63,9). den ihr begehrt. Wahrscheinlich eine sarkastisch gemeinte Aussage. Zu dieser Zeit begehrte dieses sündige Volk Gott nicht, ebenso wenig als er zum Gericht über ihren heuchlerischen Gottesdienst kam und den Tempel reinigte (vgl. Joh 2,13-25). Bei seiner Rückkehr werden alle Gottlosen vernichtet (vgl. Offb 19,11ff.).
3,2 Feuer des [Silber]schmelzers … Lauge der Wäscher. Anstatt Belohnung zu bringen, wird sein Kommen mit einer Reinigung verglichen – Feuer, das die Schlacke an die Oberfl äche brachte und Lauge zum Säubern – ein Hinweis auf den wahren Zustand ihrer Herzen. Das Feuer wird die Schlacke der Missetaten entfernen; die Lauge wird die Flecken der Sünde auswaschen. Bei seinem Kommen wird er jegliche Unreinheit wegnehmen. Niemand wird seiner Reinigung entkommen. Wichtig ist, dass er zum Reinigen und Läutern kommt, aber nicht unbedingt zum Zerstören (vgl. Jes 1,25; 48,10; Jer 6,29.30; Hes 22,17-22).
3,3 die Söhne Levis reinigen. Da die levitischen Priester bei der Verführung des Volkes beteiligt waren und es einer neuen Gruppe reiner Priester für das Werk im Tausendjährigen Tempel bedurfte (vgl. Hes 4445,8), würde die Reinigung des Volkes bei ihnen anfangen (vgl. Hes 9,6). Dann können sie »dem HERRN Opfergaben darbringen«, die gerechten Opfer, die im Tausendjährigen Reich verlangt werden (vgl. Hes 45,946,24). Opfergaben … in Gerechtigkeit. Opfergaben, die aus einem gereinigten Herzen vor Gott »in Gerechtigkeit« dargebracht werden. Diese Opfer im Tausendjährigen Reich werden das erlöste Volk Israel an Christi Opfer auf Golgatha erinnern. S. Anm. zu Hes 44-46.
3,4 den längst vergangenen Jahren. Erst wenn Priesterschaft und Volk gereinigt sind, werden sie fähig sein, dem Herrn Wohlgefälliges zu opfern wie zur Zeit von Salomo (2Chr 7,8-10), Hiskia (2Chr 30,26), Josia (2Chr 35,18) und Esra (Neh 8,7).
3,5 Was für den Überrest der bußfertigen Juden, die ihren Messias anerkennen (vgl. Sach 12-14; Röm 11,25-27), ein Reinigungsprozess ist, der sie auf den Eingang in das Königreich und zur Anbetung im Tausendjährigen Tempel vorbereitet, wird für andere völlige Vernichtung bedeuten. Das ganze sündige Verhalten in diesem Vers beweist, dass dies Menschen sind, die Gott »nicht fürchten«. In 2,17 wurde eine Frage gestellt, die hier beantwortet wird: »ich werde mich euch nahen zum Gericht.« Okkulte Praktiken waren eindeutig verboten (vgl. 2Mo 22,17; 5Mo 18,10-12), trotzdem setzten sie sich bis in ntl. Zeiten fort (vgl. Apg 8,9). Auch Ehebruch war ein Verstoß gegen Gottes Gesetz (2,16), ebenso wie Meineid (vgl. 2Mo 20,16; 3Mo 19,12; 5Mo 19,16-20), Erpressung und Unterdrückung.
3,6 Diese Verse bilden einen Einschub zwischen zwei Botschaften über Gottes Recht und Gericht. Was die Juden als Gottes Ungerechtigkeit bezeichneten, ist in Wirklichkeit seine gnadenvolle Geduld. Es folgt ein Aufruf zur Umkehr (V. 7) und die Beschreibung der sich daraus ergebenden Frucht (V. 10). 3,6 Im Gegensatz zu der Gott unterstellten Ungerechtigkeit, wes- halb er angeblich nicht für sein Volk eintrat, war Israels Überleben ausschließlich auf Gottes unwandelbares Wesen zurückzuführen sowie auf sein unbeirrbares Festhalten an seinen Bundesverheißungen gegenüber den Patriarchen – und dies ganz besonders angesichts der rebellischen Geschichte Israels (vgl. im Allgemeinen 4Mo 23,19; 1Sam 15,29; Jak 1,17 und insbesondere Jer 31,35-37; 33,14-22). Wenn sie umkehren würden, könnten sie Gottes Güte erneut erfahren und gesegnet werden. In Anbetracht des Kommens des Herrn zur Reinigung präsentierte Maleachi eine starke Herausforderung zur Buße (vgl. Sach 1,3). Da sie aber anscheinend nicht eingestehen wollten, dass sie über ihre Sünden Buße tun mussten (auch vgl. V. 8b), erwiderten sie den Aufruf zur Umkehr mit einer weiteren zynischen Frage, indem sie fragten, wie sie umkehren könnten, wenn sie sich doch gar nicht entfernt hatten – sondern Gott. In Wirklichkeit hatte weder Gott sich verändert noch das Volk; er war so gerecht wie immer und sie ebenso ungerecht.
3,8 Als Antwort auf ihre Frage, inwiefern sie von Gottes Wegen abgewichen waren und umkehren mussten, griff der Prophet eine Illustration ihrer geistlichen Abtrünnigkeit auf, die deutlich sichtbar und unbestreitbar war. Der Herr wies darauf hin, dass die von ihnen geforderten Zehnten und Abgaben ausgeblieben waren, die zur Unterstützung der Leviten (vgl. 3Mo 27,30-33; 4Mo 18,8-28; 5Mo 12,18; Neh 13,10), für religiöse Feste (5Mo 12,6-17; 14,22-27) und die Armen verwendet wurden (5Mo 14,28.29). Weil sie aber ihre Abgaben nicht leisteten und dadurch Gott beraubten, hatten sie sich selbst beraubt, da Gott ihnen seinen Segen vorenthielt. Über die Verantwortung der Gläubigen, Steuern zu entrichten s. Anm. zu Mt 22,21; Röm 13,1-7. Über freiwillige Abgaben im NT s. 1Kor 16,1.2; 2Kor 8.9. 3,8 mich habt ihr betrogen. Das war eine eklatante und weit- verbreitete Sünde; sie hatten Gott das vorenthalten, was ihm nach seinem Gesetz rechtmäßig zustand.
3,10 prüft mich. Im Gegensatz zum üblichen biblischen Muster wurde das Volk aufgefordert, Gott zu prüfen (vgl. Jes 7,11.12; 1Kö 18,20-46). Wenn sie Gott ehrten, indem sie ihn nicht länger beraubten und ihm in echter Buße geben würden, was er verlangte, würde er sie mit gewaltigen Segnungen überschütten (vgl. Spr 11,24.25), sie vor den Heuschrecken schützen (»den Fresser«) und sie zur Freude der Nationen machen (vgl. Jes 62,4). S. Anm. zu Lk 6,38; 2Kor 9,6-11. 3,10 den Zehnten ganz. S. Anm. zu V. 8-12. Durch das Ausbleiben der Zehnten wurden sie den Priestern vorenthalten, die ihren Dienst aufgeben mussten, um ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft zu verdienen. Das religiöse Leben des Volkes wurde behindert und die Armen und Fremden litten Not (vgl. Neh 13,10-11). Aber die wirkliche Sünde bestand darin, dass ein solcher Ungehorsam Gott beraubte, der der wahre König in Israels Theokratie war. Vorratshaus. Ein Raum im Tempel, in dem die Zehnten des Getreides und der Tiere aufbewahrt wurden, die das Volk brachte (vgl. 2Chr 31,11; Neh 10,39.40; 12,44; 13,12). Das war der Tempelschatz. Nehemia hatte unter anderem dafür zu sorgen, dass die Vorräte nicht ausgingen, die zur Unterstützung des Tempeldienstes benötigt wurden, was während seiner Abwesenheit leider der Fall war (vgl. Neh 13,10-13).
3,13 Die sündigen Priester und das Volk hatten nicht nur Gott in Frage gestellt (2,17), gegen seinen Bund verstoßen (2,11), seine Gesetze missachtet (2,9), seinen Altar entweiht (1,7.12) und seinen Namen verachtet (1,6), sondern auch öffentlich gegen ihn geredet. Trotz der Verheißungen (V. 10-12) beklagte sich das Volk, dass der Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes nichts einbrachte (V. 14). Sie sagten, dass es nur den Stolzen und Gesetzlosen gut ging (V. 15).
3,14 in Trauer einherzugehen. Das Volk täuschte vor, seine Sün- den zu beklagen, indem es Trauergewänder oder gar geschwärzte Gesichter zur Schau trug (vgl. Jes 58,5; Joel 2,13; Mt 6,16-18), anschließend beklagte es sich, dass all diese religiösen Aktivitäten sinnlos waren.
3,15 Gott versucht. Scheinbar ungestraft versuchten die Stolzen und Gesetzlosen Gott, indem sie ausprobierten, wie weit sie mit ihren bösen Taten gehen könnten (vgl. Ps 73,2-14). In V. 10 forderte Gott sein Volk auf, ihn zu prüfen, wie weit er mit seinem Segen gehen würde.
3,16 Maleachi schloss mit einem mutmachenden Wort an den treuen Überrest. 3,16 Gedenkbuch. In den Herzen der wahren und gerechten Anbe- ter, die Gott liebten und ihm in Israel dienten, riefen die Gerichtsankündigungen die Furcht hervor, dass auch sie mit dem kommenden Zorn Gottes hinweggerissen werden könnten. Um den frommen Überrest zu ermutigen, bemerkte Maleachi, dass der Herr jene, die »den HERRN fürchten und seinen Namen hochachten« nicht vergessen hatte. Das Buch könnte ein Hinweis auf das »Buch des Lebens« sein, in dem die Namen der Kinder Gottes aufgeschrieben sind (z.B. 2Mo 32,32-34; Neh 13,14; Ps 69,29; Dan 12,1). Die Perser hatten den Brauch, in einem Buch alle Taten einer Person festzuhalten, die zukünftig belohnt werden sollten (z.B. Est 6,1.2). Auch der Psalmist wusste von einem solchen Buch (Ps 56,9).
3,17 mir … mein auserwähltes Eigentum. Das Wort »mir« hat an dieser Stelle im Hebr. einen besonderen Nachdruck. Der gottesfürchtige Überrest wird ihm gehören und sein ganz spezieller Schatz sein (vgl. das gleiche Wort in 2Mo 19,5; 5Mo 7,6; 14,2; 26,18; Ps 135,4). Inmitten des Gerichts wird er sie verschonen (vgl. Ps 103,13).
3,18 Der Unterschied zwischen den Gerechten und den Gottlosen wird für alle sichtbar sein, wenn der gerechte Herr da ist und auf dem Thron Davids in Jerusalem herrscht.
3,19 der Tag kommt. Die nächsten 3 Verse setzen den vorangegan- genen Gedanken fort, indem sie Gottes Strafe über die Gottlosen und seine Rettung der Gerechten weiter ausführen (vgl. V. 1-5). Dieser eschatologische Hinweis auf den Tag des Herrn (vgl. Jes 13,6; Joel 2,11; 3,4; Zeph 1,14) fi ndet sich in den abschließenden Worten des Propheten 4mal (V. 17.19.21.23). Er bezieht sich auf die Rückkehr des Herrn Jesus zum Gericht (vgl. Offb 19,11-21). brennend wie ein Ofen. Zusätzlich zum Bild des reinigenden Feuers (V. 2) sprach Maleachi vom göttlichen Gericht als einem zerstörerischen Feuer, das mit großer Hitze schnell und vollständig um sich frisst (vgl. die Stolzen in V. 15). Die Vernichtung der Wurzeln, die aufgrund ihrer unterirdischen Lage für gewöhnlich geschützt waren, liefert ein anschauliches und sprichwörtliches Bild völliger Zerstörung. Alle, die nicht Buße tun, werden in das Feuer der Hölle geworfen (vgl. Offb 20,11-15).
3,20 Sonne der Gerechtigkeit. Während die Gottlosen von der göttlichen Zornesglut verzehrt werden, werden die, die ihn fürchten, die Wärme seiner Heilung erfahren (vgl. Jes 30,26; 60,1.3). Dies bezieht sich auf den Messias: »Der HERR ist unsere Gerechtigkeit« (Ps 84,12; Jer 23,5.6; 1Kor 1,30). Heilung. Dies sollte nicht auf die körperliche Genesung von der Schädigung durch die Gottlosen beschränkt werden (vgl. V. 5). Diese Krankheit ist untrennbar mit Sünde verbunden, die nur durch die Leiden des Knechtes Gottes geheilt werden kann (vgl. Ps 103,3; Jes 53,5; 57,18.19; 1Pt 2,24). wie Kälber aus dem Stall. Nachdem Kälber eine längere Zeit in einem Stall eingepfercht waren, springen sie vor lauter Freude, wenn ihnen die Freiheit zurückgegeben wird. Eine Illustration für ein freudiges, dynamisches und unbekümmertes Leben.
3,21 wie Asche … unter euren Fußsohlen. Die Vernichtung der Gottlosen wird von denen geschätzt, die unter ihnen zu leiden hatten. Asche wurde oftmals auf die Gehwege gestreut, um sie bei feuchtem Wetter trittsicherer zu machen. Hier werden die Gottlosen mit Asche verglichen, die als Folge des Feuers des göttlichen Gerichts von den Gerechten niedergetreten werden (vgl. V. 19). Der Prophet wünschte sich, was der Wunsch aller Gläubigen sein sollte: eine weit reichende Buße. Ist das nicht der Fall, so ist die Vernichtung der Unbußfertigen unausweichlich.
3,22 Sowohl das Gesetz als auch die Propheten spielen eine Rolle bei der Vorbereitung des Tages des Herrn. Erstens sollte sich das Volk daran erinnern, was ihnen am Sinai (Horeb) gegeben wurde, das mosaische Gesetz konzentriert sich in erster Linie auf die Verpfl ichtung zum Gehorsam zur Zeit, als dieser Bund geschlossen wurde (2Mo 24,1ff.; Jos 8,32; 23,6; 1Kö 2,3).
3,23 Elia. Die Erwähnung von Elia diente zur Ankündigung des Kommens des Messias (s. Einleitung: Herausforderungen für den Ausleger). Johannes der Täufer war ein Typus von Elia beim ersten Kommen Christi (vgl. Lk 1,17). Mose und Elia erschienen zusammen auf dem Berg der Verklärung (vgl. Mt 17,14) und sind möglicherweise die beiden Zeugen in der großen Drangsalszeit (vgl. Offb 11,1-3). Höchstwahrscheinlich wird dies eine Person sein, die dem Elia ähnlich ist, so wie es auch Johannes der Täufer war (s. Anm. zu 3,1). An diesem Tag wird es seine Aufgabe sein, Versöhnung mit Gott zu predigen, sodass Menschen zum Glauben kommen und von dem göttlichen Fluch verschont werden. Er wird seine Wirkung nicht verfehlen (V. 24).
3,24 Herz … zuwenden. Genau das Gegenteil von dem, was beim ersten Kommen Christi geschah (vgl. Mt 10,34-36), lässt auf eine allgemeine gesellschaftliche Umkehr schließen (vgl. Mt 25,31-46; Offb 7,9-17; 20,4-6), sodass eine völlige Zerstörung abgewendet werden kann. Die Erde wird zur Schönheit des Garten Edens wiederhergestellt, der Fluch weggenommen, das Königreich und die Herrschaft des Messias aufgerichtet und die gerechten Juden und Heiden werden hineingelangen. Bann. Hier wurde nicht das übliche Wort für Fluch benutzt, sondern ein Wort, das die Praktik bezeichnete, Dinge oder Personen unwiderrufl ich für Gott zu weihen, was oftmals durch völlige Zerstörung geschah. Die Städte Kanaans wurden mit dem »Bann« geschlagen, was bedeutete, dass die Einwohner getötet werden sollten (vgl. 5Mo 13,13-19; 20,16ff.). Der Gebrauch hier legt nahe, dass Gott aus der Erde ein einziges Brandopfer machen würde, wenn es keinen bußfertigen Überrest gäbe.