Carl
Olof Rosenius
Die wahre Bekehrung
Das
rechte und durchgreifende Werk der wahren Bekehrung und des Gesetzes ist so
notwendig, dass ohne dasselbe alles geistliche Bestreben vergebens, aller
Glaube, alle Gottesfurcht, ja Christus und Sein Verdienst für den Menschen
fruchtlos sind. Wer nur seine Tatsünden, seine Sünden in Gedanken, Worten und
Werken kennt, nur auf diese blickt, mit diesen arbeitet und streitet und nicht
durch die Forderungen des Gesetzes in die tiefe Erkenntnis des unreinen
Sündenschlamms der Natur geführt wird und dort in Not gerät, der macht eine
oberflächliche Heuchlerbekehrung durch. Er bekehrt sich wohl, aber nur von
einem freieren Weltwesen zu einer eigenen Frömmigkeit und wird ein Pharisäer.
Ebenso
ergeht es dem, der auch die Bosheit der Natur, des Herzens Verderben und
Unreinheit kennt, aber nur zur Wachsamkeit, zum Gebet, zum Streite, zur
Entsagung, zur Gottesfurcht flieht und nicht an alledem verzweifelt, sondern
auf Sieg hofft und immer wieder hofft, und darauf sein Auge, seinen Trost und
seine Zuversicht gerichtet hat. Kommt er nicht, während es noch übel mit ihm
bestellt ist, während er noch nicht den beabsichtigten Sieg gewonnen hat,
sondern noch in seinem Elend danieder liegt zu Christus, zur Gnade, zum Trost
und zur Seligkeit, so wird er nie ein rechter Christ, sondern entweder ein
betrogener Werkheiliger, der Trost in seiner Bekehrung und Gottesfurcht
erhalten hat, oder aber ein ermüdeter Sklave, der alles aufgibt, in seine
Sorglosigkeit zurückfällt und in Verzweiflung und Verdammnis endet. Wir reden
jetzt nicht von denen, die vorsätzlich gewissen Schoßsünden huldigen können,
sondern von denen, die wirklich durch die enge Pforte einzugehen suchen, es
aber nicht können.
Der
Fehler bei allen diesen ist der, dass sie sich nie sagen lassen - oder es wird
ihnen nie recht gesagt -, was die rechte Bekehrung ist, was das rechte Werk des
Gesetzes und dessen eigentliche Absicht ist. Die Schrift sagt ausdrücklich: Das
Gesetz aber ist nebeneingekommen, auf dass die Sünde
mächtiger wurde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade
viel mächtiger geworden (Römer 5, 20).
Und
diese seine natürliche Wirkung muss das Gesetz unbedingt in deinem Herzen
ausüben, sofern die Bekehrung wahr werden soll. Du sollst durch Forderungen und
Gebote nicht fromm und heilig werden - nein, das sollst du durch einen anderen
werden, der mit dem Geiste und mit Feuer tauft -, sondern du sollst durchs
Gesetz schuldig-, sündig-, überaus sündig werden. Es hilft nichts anderes, wenn
du jemals lernen willst, Christus recht zu einem neuen Leben in deinem Herzen
anzunehmen.
Aus
"Wegbereiter"