Ganz von Dora Rappard Schon in der Jugend goldnen Tagen zog mich die Gnade himmelwärts. Ich hörte meinen Heiland sagen: Gib mir, mein Kind, gib mir dein Herz! Ja, sprach ich, denn mein Herz entbrannte. Ich gab mich hin, fand Heil und Glück. Doch ohne, dass ich's recht erkannte, hielt ich das halbe Herz zurück. Und lauter drang des Heilands werben: "Gib mir das ganze Herze dein! Du musst dem eigenen Leben sterben, willst du in Wahrheit selig sein! Ich spürt' es wohl, das alte Wesen, hielt mich gebunden noch zu sehr. Ich rief: Herr, lass mich ganz genesen und nimm mich dir zu eigen mehr! Er hört mein Flehen und immer klarer ward in mir seiner Gnade Schein und tiefer ward mein Wunsch und wahrer nur einzig ihm geweiht zu sein. Und heute soll's in Demut schallen, in seiner Gnade hellen Glanz: "Oh, Jesu, schönster unter allen, Herr Jesu, dir gehör ich ganz! Er hat sich ganz für mich gegeben, verließ für mich des Vaters Haus. Er hat für mich sein Blut und Leben am Kreuze ganz gegossen aus. Und ich, ich sollte sein vergessen? Um eitler Ehre, Lust und Tanz? Ich sollte zaudern, wägen, messen? Oh, nein, mein König, nimm mich ganz! Ein halbes Herz hat halben Frieden! Ein ganzes Herz hat ganze Ruh! Ganz will ich sein für dich hienieden und ganz für mich sei du! Bis deine durchgegraben Hände mir reichen einst des Lebens Kranz. Lass mich von heute an, bis ans Ende, dir folgen treu und froh und ganz.