12. Bibelkurs BK 12 Der Mensch denkt - und Gott lenkt. (Sprüche 16, 9) Jeder meint, es einigermaßen richtig zu machen. Viele sind der festen Überzeugung, alles fest im Griff zu haben und machen auch große Pläne. Aber dann kommt auf einmal etwas dazwischen, - und alles läuft anders! - Der Mensch denkt - und Gott lenkt. Dr. Thießen hat humorvoll weitergedichtet: "Der Mensch dachte - und Gott lachte" (so auch ein jiddisches Sprichwort!) - und wollte damit nur andeuten, dass der Mensch oft Großartiges plant , aber Gott im Himmel nur darüber lachen muss, weil es letzten Endes doch nicht so läuft wie der Mensch will, sondern wie Gott will. Gott hat die Zügel fest in der Hand - sowohl im Großen wie auch im Kleinen - und lässt sich nicht im geringsten von Seinen Plänen und Zielen abbringen. Das sagt die Heilige Schrift an einigen Stellen: "Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt." (Sprüche 16, 9) "Des Königs Herz ist in der Hand des HERRN wie Wasserbäche; ER lenkt es, wohin ER will." (Sprüche 21, 1) "Der Mensch wirft das Los, aber es fällt, wie der HERR will." (Sprüche 16, 33) I. "Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg..." Jeder macht sich seine Gedanken, schmiedet seine Pläne und hat natürlich nur das Beste und Schönste im Sinn - in allen Bereichen: 1. ... im Beruf haben viele ihre Vorstellungen, wenn sie anfangen - aber dann entwickelt sich vieles anders, als sie gedacht hatten. 2. ... in der Ehe. Da träumen viele am Anfang, dass es ein Himmel auf Erden wird - und dann kann es sogar sein, dass die Ehe eine Hölle wird. "Ich hab mir das ganz anders vorgestellt" - heißt es dann ernüchternd. 3. ... bei den Kindern: die einen wollen gerne Kinder - und bekommen keine. Die andern wünschen sich drei Buben - und bekommen drei Mädchen. - Bei den eigenen Kindern haben die Eltern ihre Pläne, aber sie entwickeln sich ganz anders, oft ganz gegen ihre Vorstellungen. Ein Unternehmer möchte gerne, dass sein Sohn die Firma weiterführt, aber der ist ein Musikus und denkt nicht daran, ins Geschäft des Vaters einzusteigen. 4. ... bei Krankheiten und Schicksalsschlägen, die uns im Leben oft ganz unerwartet treffen: man ist gesund und freut sich seines Lebens, plötzlich ein schwerer Unglücksfall - der Urlaub in USA muss ausfallen. Da macht sich einer große Pläne im Blick auf seine Zukunft - und dann ergibt eine Untersuchung: er hat Krebs - und eine ganze Welt bricht zusammen. - Es gibt oft Rätsel im Leben, die man nicht begreifen kann, wodurch Menschen resigniert oder sogar depressiv werden. Das sind nur einige Beispiele aus dem Leben - und sie sind nicht selten. Man kann verstehen, dass sich dann im Volksmund so manche Redensart gebildet hat: "Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt." - "Der eine hat eben Glück und der andere hat Pech." Ältere Menschen, die so manches durchgemacht oder bei anderen miterlebt haben - und kein Gottvertrauen haben - sind deshalb sehr oft enttäuscht und verbittert. Sie erkennen keinen Sinn mehr im Leben, sehen überall nur Zufall und Schicksal und meinen vielleicht im Aberglauben einen Halt zu finden. Das ist das Ergebnis, wenn man das Weltgeschehen studiert ohne den Allmächtigen einzubeziehen. II. "...aber der HErr allein lenkt seinen Schritt." 1. Gott lenkt alles Geschehen im Universum. Das betont die Bibel auf vielen Seiten. Gott hat die sichtbare und die unsichtbare Welt geschaffen. Jede Blume, jeder Stein, jedes Tier - alles trägt den unsichtbaren Stempel Seiner Urheberschaft. Was Gott geschaffen hat, das bleibt immerzu unter Seiner Regie. Nichts entschwindet Seinen Augen und Seiner Kontrolle und Herrschaft. Jesus sagt es sehr deutlich in der Bergpredigt: Die Lilien, die Gräser, die Vögel - sie alle stehen unter göttlicher Versorgung. Gott kennt jedes einzelne von ihnen und gibt ihnen täglich, was sie brauchen. - Ob ein Haar von unserem Haupt fällt oder ein Sperling vom Baum, es geschieht nur, wenn es dem Willen des himmlischen Vaters entspricht. Diese Gedanken betonte Jesus besonders in seiner Rede über die kommenden Christenverfolgungen. Denn in solchen Zeiten kommt leicht der Gedanke auf, als ob der Böse die Welt regiere. Dem ist nicht so, meint Jesus, der Allmächtige behält das Heft in der Hand - " ...darum habt keine Angst!" ( = "...fürchtet euch nicht!") (Matthäus 10). 2. Angesichts einer gewaltigen Übermacht ermutigt der Prophet Jesaja die verzweifelten Juden im Exil in Babylon, indem er ihnen zu Bedenken gibt: Jahwe, euer Gott, steuert das Sternenheer (es gibt - nach jetzigem Stand - ca. 200 Milliarden Galaxien und jede hat ca. 200 Milliarden Sterne) - und nicht e i n Stern gerät in seiner Bahn außer Kontrolle. Die Völker sind in Gottes Augen nichts mehr als Wassertropfen an einem Eimer, die Menschen sind - vom Himmel aus betrachtet - wie Heuschrecken (Jesaja 40).- Gott lenkt alle Völker auf Erden: Kyrus, der heidnische Herrscher der Weltmacht Persien, setzt die Rückführung des jüdischen Volkes aus der babylonischen Verbannung 585 v.Chr. in Gang - auf göttliches Geheiß (wovon Kyrus vermutlich nichts wußte). Gott nennt ihn: "Mein Hirte, Mein Knecht, Mein Gesalbter" (in Jesaja 44 und 45) - und in den anschließenden Versen heißt es vier Mal: "...damit ihr erkennt: ICH bin der HErr, der dies alles tut!" - Einer seiner Nachfolger auf dem persischen Thron war Arta-xerxes (um 440 v.Chr.) Auf ein Stoßgebet seines Mundschenks Nehemia hin, erfüllt er dessen Bitte, den Wiederaufbau Jerusalems großzügig zu unterstützen. - Im Synagogen-Gottesdienst werden zu Beginn immer sechs Psalmen gelesen: Psalm 95-99 und Psalm 29. Diese Psalmen durch-zieht nur e i n Gedanke: "Der HERR ist König, darum zittern die Völker. ER richtet die Völker, wie es recht ist. ER sitzt über den Cherubim, darum bebt die Welt." Diese Gedanken sollte die jüdische Gemeinde an jedem Sabbat bewegen. Die Juden, die durch die Jahrhunderte ein Spielball der Völker waren und schwere Verfolgungen erlitten, sollten jede Woche daran erinnert werden, dass trotz allen Augenscheins dennoch Jahwe, ihr Gott, das Weltgeschehen bestimmt. - Es tut auch uns gut, immer wieder einmal diese Sabbat-Psalmen zu lesen, um die Ewigkeits-Perspektive zu behalten. 3. Martin Luther hat in seinem turbulenten Leben aus dem Psalm 46 viel Trost und Halt geschöpft. Dort heißt es: "Schaut die Werke des HERRN, der den Kriegen steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt ... Seid stille und erkennt, dass ICH Gott bin! ICH will der Höchste sein auf Erden!" - Man muss sich also Zeit nehmen, die Stille suchen und über Gott nachdenken, um zur Erkenntnis zu gelangen: ER ist doch der HERR über die Mächte, ER regiert und steuert den Makrokosmos und den Mikrokosmos. Diese Erkenntnis hat Luther innere Ruhe gegeben, so dass er nach diesem Psalm dichten konnte: "Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen...der Fürst dieser Welt...ein Wörtlein kann ihn fällen!" - 4. In den Schöpfungspsalmen (Psalm 65; Psalm 104; Psalm 135; Psalm 136 u.a.) kommt es sehr klar zum Ausdruck: "Du lässt das Getreide gut geraten, Du tränkst mit Regen die Erde, Du schickst die Blitze, Du lässt das Gras wachsen, Du machst Winde zu Deinen Boten, Du gibst die Speise zur rechten Zeit..." - "Alles, was ER will, das tut Er." (Psalm 135, 6). Das ganze Naturgeschehen - von den Orkanen bis zum einzelnen Wassertropfen - steht total unter der himmlischen Regie. Unter diesem Aspekt sieht die Bibel die Natur. 5. Es ist auch nicht von ungefähr, dass in einigen Psalmen Schöpfung und Geschichte kombiniert sind, - in Psalm 135, 136 und 147. Das soll heißen: in der Natur und im alltäglichen Geschehen unter Menschen und Völkern ist der gleiche allmächtige HERR der geheime Regent. Die Naturgesetze sind nicht selbständig sondern unterliegen der göttlichen Regie. Wer die Herrlichkeit von Gottes Schöpfung bestaunt, sollte zugleich ehrfürchtig bekennen, dass auch in der Geschichte Gott mit derselben Weisheit und Kraft regiert. - Nur ist das alles den Menschen nicht einsichtig. In Psalm 77 heißt es: "Dein Donner rollte, die Erde erbebte. Dein Weg ging durch das Meer - doch niemand sah Deine Spur." (Psalm 77, 19+20). Wer die Zeitung liest und den oft wirren Lauf der Welt verfolgt, wird immer mehr von Rätseln geplagt und findet keine Antworten auf seine großen Fragen. Wer die Bibel studiert, dem werden die Größe Gottes und die Prinzipien des göttlichen Handelns enthüllt. III. W i e lenkt Gott? 1. Gott hält sich bei allem Handeln an Sein Wort. Was ER versprochen hat, das wird auch eintreffen. Die Pläne, die ER gemacht hat (Beispiele: Israel, das nach 2000 Jahren wieder in sein Land zurückkehren wird - trotz Verblendung und hartnäckigen Widerstand Israels; Petrus, der ein "Felsenmann" werden wird) - die großen Verheißungen, die Jesus den Gläubigen gibt ("Niemand wird sie aus Meiner Hand reißen" - Johannes 10, 28) - sie gehen alle in Erfüllung. 2. Gott will nur das Beste für die Seinen. Das ist logisch: Weil die Gläubigen Seine Kinder sind, deshalb will ER ihnen nur Gutes zukommen lassen - und lenkt dann auch alles so, dass dies dabei am Ende herauskommen wird. Paulus ist sich dessen sehr gewiss: "Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen." (Römer 8, 28) Gott setzt Seine Macht, Seine Weisheit und Seine Liebe ein - zum Guten für Seine Kinder. 3. Gott lenkt auch durch Gerichte und Schicksalsschläge. Ganz deutlich kann man das an der Geschichte Israels erkennen. In Richter 2 wird das Schema formuliert: Wenn Israel seinen Gott verließ, entbrannte der Zorn des HERRN, so dass ER ein feindliches Volk schickte, die Israel besiegten und demütigten. Wenn Israel dann in seiner Not zum HERRN rief, erbarmte ER sich über sie und rettete sie. Dieses Schema wiederholt sich oft in Israel und gilt für alle Völker und Menschen. - Früher hat man manchmal von "Heimsuchungen" gesprochen, wenn in einem Land die Pest ausgebrochen war oder eine Stadt von einer schweren Feuersbrunst "heimgesucht" wurde. Damit sollte ausgedrückt werden, dass Gott durch solch ein Schicksal die Menschen zu sich ziehen möchte, dass sie wieder heimfinden zu Gott. - Im Buch Jona, wo vom Ungehorsam des Propheten berichtet wird, heißt es: "Gott ließ einen großen Fisch kommen..." und später: "...und der HErr sprach zum Fisch und der spie Jona ans Land." (Jona 2) Gott wird also eindeutig als der Handelnde in der Katastrophe für Jona herausgestellt. 4. Aber dasselbe gilt auch für die Gläubigen. - Drei Mal wird im Neuen Testament die Stelle aus Sprüche 3 zitiert: "Wen der HERR liebhat, den züchtigt ER." - im Sendschreiben an Laodizea (Offenbarung 3), in 1. Korinther 11, 32 und ausführlich in Hebräer 12, 5-11. Wer zu den Kindern Gottes zählt, wird auch Züchtigung und Zurechtweisung durch Gott erfahren, - weil das zu einer rechten Erziehung gehört und wie das in einer guten Familie auch ganz normal ist. Der Apostel sagt: "Wir sollten uns der Züchtigung Gottes unterordnen, denn Gott tut das zu unserem Besten. Es erscheint uns zunächst nicht als Freude sondern als Leid - aber es wird uns, wenn wir darin geübt sind, inneren Frieden bringen." - Vieles Schwere im Leben der Gläubigen kommt nicht vom Bösen sondern vom Vater und hat also seinen Sinn: " ...damit wir innerlich reifen und Ihm ähnlich werden." (Hebräer 12, 10). 5. Gott lenkt mit viel Weisheit. Im Römerbrief schildert der Apostel Paulus in gewaltigen Kapiteln, wie Gott die Erlösung der Menschen durch Jesus Christus geschaffen hat (Kapitel 1 bis 8). Dann fügt er drei Kapitel an, in denen er ausführt, wie der künftige Weg Israels nach dem Plan Gottes sein wird: obwohl Israel Christus massiv abgelehnt hat, wird es doch am Ende der Zeiten von Gott angenommen werden. Diese tiefen Gedanken Gottes beschließt der Apostel mit einem großen Ausruf des Erstaunens: "O welch eine Tiefe des Reichtums der Weisheit und der Erkenntnis Gottes...wie unbegreiflich sind Seine Gerichte und wie unerforschlich sind Seine Wege! (Römer 11, 33) - Das bedeutet praktisch für uns: Wenn alles aussichtslos er-scheint, dann weiß Gott immer einen Weg, der zum Licht führt. Ein Christ darf in jeder Situation Hoffnung haben, auch wenn es stockdunkle Nacht ist. Paul Gerhardt dichtete: "ER weiß viel tausend Weisen zu retten aus dem Tod..." Die Weisheit Gottes ist unendlich erfinderisch. 6. Gott lässt sich von Gebeten beeinflussen. - In der Offenbarung im 8. Kapitel befindet sich bei der Öffnung des siebenten Siegels ein aufschlussreicher Abschnitt über das Gebet: einem Engel wird ein goldenes Räuchergefäß gegeben. Damit bringt er die Gebete der Gläubigen vor den goldenen Altar Gottes "Mit dem Rauch (der sie von Unreinheit reinigt) steigen die Gebete der Heiligen hinauf zu Gott. Dann nimmt der Engel dasselbe Räuchergefäß und füllt es mit Feuer und schüttet es hinunter auf die Erde. Und auf der Erde geschehen plötzlich Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben." - Die Gebete, die zum Himmel aufstiegen (kein Journalist hat darüber auch nur eine Zeile geschrieben!), kehrten mit ungeheurer Gewalt zur Erde zurück. - Gebet kommt vom Himmel zurück und schaltet sich in die Geschichte auf Erden ein mit unkalkulierbaren Auswirkungen. Unsere Erde wird täglich davon erschüttert. Eugene Peterson/Vancouver schreibt in der Auslegung dazu übers Gebet: "Diese Vision gibt den Christen Gewissheit über das Kraftpotential des Gebets. Gebet bedeutet Zugang zu der Schaltstelle, wo das Zentrum aller göttlichen Aktionen sich befindet. Alle anderen wichtigen Persönlichkeiten oder Kraftzentren sind drittrangig. Menschen, die beten, werden nicht von den Dämonen der Macht und der Medien verführt. Sie wenden den Machtgötzen dieser Welt den Rücken zu und vertrauen sich in Ehrfurcht und Hingabe dem Allmächtigen an. Sie sind es, die die Welt bewegen." --- "Gebet entdeckt, dass alle Nöte und Probleme irgendwie zusammenhängen und bei dem Einen zusammenlaufen, der in großer Meisterschaft mit allen Nöten fertig wird. Die Welt erscheint uns oft wie ein Tollhaus. Aber Gott hat alle Fäden souverän in Seiner Hand." --- "Am Anfang dieses Abschnittes (Offenbarung 8, 1) heißt es: < ...und es entstand eine Stille im Himmel etwa eine halbe Stunde lang...> - - eine Stille, weil Gott zu-hören will. ER spricht nicht nur zu uns, ER will uns auch anhören. Sein Zuhören ist ein noch größeres Wunder als Sein Reden zu uns. Man findet selten jemand, der uns aufmerksam und geduldig zuhört. Es ist selten, dass sich jemand Zeit für uns nimmt, um unser Gestotter und Gestammel, unser wirres Durcheinanderreden und unverständliches Seufzen anzuhören - und zwar so, dass jede Silbe und jede Nuance unserer Äußerungen verstanden wird. Wir werden von Gott wirklich total ernst genommen. Wir spüren: alles, was wir sagen oder fühlen, hält Gott für äußerst wichtig. Es tut uns sehr wohl, wenn wir jemand vor uns haben, der mit gespannter Aufmerksamkeit uns zuhört. Und das tut Gott! - Große Stille im Himmel, eine halbe Stunde lang: weil Gott zuhört. Alles was aus unserem Herzen kommt, - alles Flüstern, Seufzen und Stöhnen will Gott anhören. Der ganze Himmel muss jetzt still sein. Die gewaltigen Stimmen der Engel verstummen, die schmetternden Posaunen werden niedergelegt, der tausendstimmige Chor um den Thron Gottes schweigt - weil Gott zuhören will: Gott lässt die Ältesten um den Thron und die Engel still sein. Kein einziges Wort unserer Gebete soll verloren gehen. Die ersten Christen, zu denen Johannes auf der Insel Patmos in der Verbannung und seine Gemeinde gehören, waren der festen Über-zeugung, dass ihr Rufen zu Gott gehört wird und erhört wird. - Unter demselben Altar, an dem die Gebete zu Gott aufsteigen, liegen die Seelen der Märtyrer (Offenbarung 6, 9-11), die immer wieder gebetet haben: Solche Gebete sind schon oft zum Himmel gestiegen. Die Antwort steht jetzt bevor. Gott lässt sein Werk nie unvollendet. Wenn wir auf Erhörung warten müssen, dann ist das nicht eine Verzögerungstaktik, - dass man uns vielleicht vergessen hätte, dann wäre das Warten unerträglich. Während wir warten, werden wichtige Sachen unternommen. Während der Stille im Himmel werden Aktionen vorbereitet. Die Gebete werden nicht einfach auf dem Altar gestapelt, - sie werden mit dem Gottesfeuer vermischt und wieder zur Erde zurückgeschickt. Gebet ist viel mehr eine äußere als eine innere Angelegenheit. Es ist das Praktischste, was man tun kann. Gebet ist nicht ein mystisches Entfliehen sondern ein historisches Engagement, ein Eingreifen in geschichtliche Ereignisse. - Die sechs kräftigen Posaunen-Signale der Engel, die dann folgen (Offenbarung 8, ab Vers 6) sind ein deutliches Zeichen, dass Gott mit Sicherheit und kraftvoll auf Gebete antwortet. - Pascal sagte: " Der englische Historiker Herbert Butterfield, Prof. für neue Geschichte an der Universität Oxford (gest. 1979), schreibt in seinem Buch "Writings on Christianity and History" (1979): "Ich bin überzeugt, dass das Gebet der Christen der bedeutendste Faktor ist bei der Gestaltung der Geschichte der Menschheit, - bedeutender als Kriege, Diplomatie, Technik und Kunst." --- Auf einer Philosophen-Tagung über die Wende von 1989 auf dem Schloß Elmau bei Mitten-wald im Dez. 1999 sagte der Pfarrer Christian Führer von der St. Nicolai-Kirche in Leipzig (in der wöchentlich abends die Friedensgebete abgehalten wurden): "Die Wende war ein Erfolg der Gebete der Christen." 7. Gott will, dass wir Ihm Vertrauen entgegen bringen. Wir sollen Ihm wirklich ganz vertrauen, dass Er tatsächlich die Zügel allen Geschehens in der Hand hat und alles zu unserem Besten lenkt. Für Martin Luther war dieses starke Gottvertrauen lebensnotwendig. Seit 1521, seit dem Reichstag zu Worms, war Luther vogelfrei, - bis an sein Lebensende. Jedermann hätte ihn tot-schlagen können, ohne dafür bestraft zu werden. Heute würde man einem solchen Menschen einen Psychiater an die Seite geben, um ihn vor Depressionen zu bewahren. Luther bezog seine innere Kraft aus einem kindlichen Gottvertrauen. Gott war ihm eine Burg, in der er vor allen Anfeindungen beschützt war. Auch wenn die Teufel kommen sollten, er vertraute auf Christus, der mit den bösen Mächten fertig wird. - Auch Paul Gerhardt hatte ein solches Gottvertrauen, wenn er dichtet: "...der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann." - Und der Apostel mahnt: "Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat." (Hebräer 10, 35) 22. August 1998 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün