41. Bibelkurs                                                                                                                            BK 41

 

 

 

 Apokalypse IV - Das große Finale.            

                        Die letzten vier Kapitel der Offenbarung des Johannes                                   

I.    Die Vision von der Erlösung (Kapitel 19 und 20)                  

     Das Endziel allen göttlichen Handelns ist die Erlösung. Jesus sagt am Schluss Seiner End-zeitrede: „Wenn aber dies anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ (Lukas 21, 28) Erlösung (auch zu übersetzen mit: Rettung, Heil) ist das Programm der Sendung Jesu in diese Welt. JESUS - mit diesem Namen beginnt die Offenbarung und mit ihm schließt sie auch: „Maranatha - komm HERR JESUS!“ - Der Name JESUS bedeutet: „Der HERR rettet!“ Der erste, der in der Hl. Schrift diesen Namen trug, war Josua. Er hat das Volk Israel, nachdem sie Gott von der Knechtschaft aus Ägypten erlöst hatte, ans Ziel gebracht, in das verheißene Land. Bei der Geburt Jesu haben die Engel in Bethlehem diese Losung ausgerufen: „Euch ist heute der Retter ( = Heiland) geboren, welcher ist Christus, der HERR!“ - In der Offenbarung wird die Vollendung des Erlösungswerks Jesu gezeigt. Nachdem in Kap.18 mit dem Untergang des gottlosen Babylons die letzte der ca. 20 Katastrophen in der Offenbarung geschildert wurde, erschallen „wie kräftige Donner“ vier gewaltige Hallelujas durch das Universum (Offenbarung 19, 1-6). Das ist wie ein Signal: Das Katastrophen-Zeitalter ist beendet - die Erlösung beginnt. Das Wunder der Erlösung wird noch größer, wenn wir den dunklen Hintergrund beachten. Die Erlösung ist die Antwort auf die Katastrophe, die ihren Anfang im Paradies nahm. Menschen rebellierten gegen Gott, - weigerten sich, Gott gehorsam zu sein. Sie mussten den Garten des Heils verlassen - und das Elend der Menschheit begann. Alle Teile der Schöpfung wurden mit hinein- gezogen. Der ganze Kosmos geriet in Unordnung. Nichts ist von dieser Katastrophe verschont geblieben. Schmerzen und Tod, Arbeit und Schweiß, Krieg und Krankheit wurden die Kennzeichen des menschlichen Daseins. Der Mensch sollte „ein Ebenbild Gottes“ sein. Was ist daraus geworden? - ein Herz, das Gott verachtet und sogar attackiert.

Die meisten Menschen erkennen nicht das Ausmaß der Katastrophe. Sie weisen hin auf so manches Positive: es gibt viel Schönes in der Welt und auch viel Gutes wird von Menschen getan. Die Alternative der Welt zur Erlösungsaktion Gottes ist der Optimismus. Das ist das Konzept, ohne Gott die Hoffnungslosigkeit zu bewältigen. Dieser Optimismus begegnet uns in zwei Formen, moralisch und technologisch.

 § Die moralischen Optimisten sagen: „Im Menschen steckt ein guter Kern, bei vielen Menschen ist doch ein guter Wille vorhanden. Wenn alle, die guten Willens sind, zusammenhelfen, dann lässt sich das Problem lösen. Es braucht Geduld, aber wir schaffen es schon!“ - Gott ist bei diesem Konzept nicht eingeplant und auch nicht nötig, höchstens eine unverbindliche Religiosität. - Am 11. Sept. 2001 hat diese Meinung einen kräftigen Schock bekommen.

§   Die technologischen Optimisten vertrauen auf die Erfolge der Wissenschaft - in der Medizin, bei Umweltproblemen, in der Bekämpfung von Armut und Hunger unter den Völkern. Vor zwei Jahren hat Bill Joy, der Computer-Experte und Clinton-Berater, vor Gefahren durch Missrauch der neuen Technologien gewarnt. Man belächelte ihn - aber die schrecklichen Ereignisse des letzten Jahres gaben ihm recht.
Dieser Optimismus wirkt auf viele Menschen überzeugend, die Leistungen werden ausgezeichnet und belohnt. „Diese Menschen tun wenigstens etwas,“ heißt es im Volk. Aber die Bibel sagt deutlich, dass die Menschen die Überwindung der Misere nicht schaffen werden. Die schier endlosen und zerstörerischen Katastrophenserien in der Offenbarung wollen das eine deutlich machen: die Rebellion gegen den Allmächtigen ist gewaltig - deshalb ist der Zorn Gottes so groß! Gott selbst nimmt die Überwindung der Katastrophe in Seine Hand. Menschen werden mit der Macht des Bösen nicht fertig. Erlösung ist das Thema, das sich durch die ganze Hl. Schrift zieht. Jesus ist das Werkzeug Gottes zur Wiederherstellung der Schöpfung. Das Ergebnis zeigen uns die Kapitel 19 und 20 der Offenbarung in einer Vision, die zwei Bilder in die Mitte stellt: das Bild vom Festmahl und das Bild vom Krieg. Beide Bilder ergänzen sich und enthalten sehr wichtige Wahrheiten für unser Christenleben.

 

1. Das Bild vom Hochzeitsmahl. (Offenbarung 19, 6-10)

 

Die Erlösten sind nicht nur die Braut sondern auch die Gäste bei dem himmlischen Hochzeits-mahl. Hochzeit - das heißt: innigste Gemeinschaft des Brautpaares - und Treue auf ewig! Das ist das wunderbare Ziel der Christen mit ihrem HERRN. Ein gemeinsames Mahl ist ein Zeichen guter Gemeinschaft. Jesus hat das oft praktiziert. Sein erstes Wunder tat ER bei der Hochzeit zu Kana, Sein letztes Wunder war eine Fisch-Mahlzeit mit Seinen Jüngern. Oft speiste Jesus mit Zöllnern und Sündern, um ihnen Seine Liebe zu zeigen - zum Ärger für viele Fromme! Das Abendbrot mit den Jüngern von Emmaus benützte Jesus, um Seine Herrlichkeit zu offenbaren. Jesus hat an Mahlzeiten teilgenommen, um Gespräche zu führen und Geschichten zu erzählen. Und schließlich war das Abendmahl die letzte gemeinsame Stunde Jesu mit Seinen Jüngern vor Seinem Tod. ER befahl, dieses Mahl fortgesetzt zu wiederholen und dabei jedes Mal an Sein Lei-den und Sterben zu erinnern - und an Sein Wiederkommen. ( „Das tut zu Meinem Gedächtnis!“ - „...bis ER kommt“). Wenn man bedenkt, dass in der Vergangenheit der Glaube der Christen oft nachgelassen hat und vieles aufgegeben wurde, so ist es erstaunlich, dass durch die Jahrhunderte das Abendmahl erhalten geblieben ist - trotz vieler unterschiedlicher Auffassungen und häufiger Streitigkeiten.
Im Abendmahl feiern wir unsere Erlösung. Da wird sichtbar, was Jesus für uns getan hat. Das Zentrum dieser Feier ist nicht eine Wahrheit, auch nicht unsere Frömmigkeit sondern Essen und Trinken bei einem Mahl. Nicht jeder kann eine Lehre begreifen, nicht jeder kann echten Gehorsam zeigen - aber jeder kann ein Stück Brot essen und aus einem Kelch mit Wein trinken und die schlichten Worte verstehen: „Das ist Mein Leib! Das ist Mein Blut!“ Im Abendmahl benützt Jesus ganz einfache Elemente des menschlichen Zusammenseins, um Seine Gemeinschaft mit den Gläubigen zu festigen. Die Teilnehmer an diesem Mahl sind Menschen, die Jesus eingeladen hat - es sind nicht diejenigen, die ich gerne mag. („Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind!“ Offenbarung 19, 9). Wir verbinden gerne unsere Jubiläen und Geburtstage mit einem festlichen Essen, um dadurch unserer Freude und Herzlichkeit Ausdruck zu geben. Miteinander speisen ist immer ein Zeichen von Vertrauen und Liebe. In der Regel essen wir nicht allein. Gemeinschaft ist etwas Festliches und Aufbauendes. Jesus sagt: „Sie werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13, 29) Das Abendmahl erinnert uns an das Wunder der Erlösung: „Christus starb für uns - und Christus lebt in uns.“ - In der Christenheit wird das Abendmahl auf verschiedene Weise gefeiert, angefangen von der natürlichen Art der Herrnhuter bis hin zu den liturgischen Feiern in den Kirchen. Die äußere Form darf kein zu großes Gewicht bekommen. Das erste Abendmahl hat Jesus mit Seinen Jüngern sehr schlicht gefeiert.

 

2.  Das Bild vom Krieg. (Offenbarung 19, 11-21)

 

Ein ganz anderes Bild gehört auch zur Vision von der Erlösung, - das Bild vom Krieg. War Christus uns eben als Gastgeber geschildert, erscheint ER uns jetzt als Krieger, der in eine große Schlacht reitet. Das Stichwort ist Harmageddon. (Offenbarung 16, 16) Der Kontrast zwischen einem Festmahl und einem Krieg könnte nicht größer sein, - aber die beiden Bilder gehören zusammen, sie beschreiben zwei für Christen wichtige Wahrheiten. Erlösung bedeutet: festliche Gemeinschaft und aggressiver Kampf. Beide Energien, die Kraft der Liebe und der Angriff auf das Böse gehören zum Christsein. - Die Vision zeigt Christus, gekrönt mit vielen Kronen, der auf einem weißen Pferd die Christen zu einem triumphalen Sieg führt gegen alle Variationen der bösen Mächte. Erlösung endet mit Sieg. Das Tier und der falsche Prophet werden in den feurigen Pfuhl geworfen. Tausend Jahre später folgt ihnen der Teufel, der Verursacher alles Übels vom Garten Eden angefangen über Golgatha bis hin zu den zahllosen christlichen Märtyrern. Die Macht des Bösen ist dann aus der Geschichte verbannt.
Wo Erlösung ist, da ist auch Opposition, - oft versteckt, dass wir es nicht gleich erkennen. Aber es ist wichtig, zu wissen: wir dürfen nicht halbherzig in den Glaubenskampf ziehen, wo uns ein entschlossener Feind gegenübertritt. Wir leben nicht in einer neutralen Welt. Der Apostel Paulus berührt oft dieses Thema. Er hat ein reiches Vokabular für die Welt des Kampfes eines Christen. Er spricht von Mächten, Herrschern, Thronen, von der Waffenrüstung, vom Schild des Glaubens, vom Schwert des Geistes. Am Kreuz hat Jesus die finsteren Mächte entmachtet und

damit einen großartigen Triumph errungen. Peterson schreibt: „Der sicherste Platz ist auf dem

Schlachtfeld, denn da ist Christus aktiv - der Reiter auf dem weißen Pferd.“ Das Leben des Christen wird immer ein Kampf sein. Aber im Kampf werden wir die Kraft unseres HERRN erfahren und Siege mit Ihm erleben, weil ER uns jeden Augenblick unsichtbar zur Seite steht. Seine Siege folgen gewiss. Das bewahrt uns vor einer depressiven Kampfesstimmung. Christus über-windet alle teuflischen Geister. In Seinen Augen sind sie keine Riesen und Drachen sondern nur „Frösche“ (Offenbarung 16, 13+14). Christen sollten den Teufel nicht zu ernst nehmen. Sie begegnen dem Satan mit einem Siegeslied auf den Lippen, sagt der schwedische Bischof Aulen (gest. 1978).             Christus - der Reiter auf dem weißen Pferd - hat eine einzige Waffe: Sein WORT, das wie ein scharfes Schwert aus Seinem Munde geht. Sein Name ist: „Das WORT Gottes“, auf Seinem Gewand steht: „König aller Könige, HERR aller Herren“. Christus besitzt die absolute Herrschaft über alles. - Paulus wusste genau, wie mächtig Christus ist. Deshalb war er sehr mutig und kühn im Blick auf satanische Gegnerschaft. Er schreibt: „Wir haben göttliche Waffen - vor allem das WORT - , die teuflische Festungen zerstören.“ (2. Korinther 10, 4) Paulus benützt keine anderen Waffen, das Gotteswort genügt ihm vollauf. Uns steht heutzutage das alles auch zur Verfügung, deshalb sollen wir beruhigt sein. Der Name Harmageddon hat leider oft viele Christen zu wirren Endzeit-Fantasien inspiriert und dabei das Interesse für Gehorsam, opferbereite Liebe und Aus-dauer zurückgedrängt. Genau das aber wollte der Apostel Johannes nicht. Wer sich zu viel mit apokalyptischen Rätseln beschäftigt und zu wenig die Christus-Macht studiert, der wird leicht eine Beute von falschen Propheten, vor denen Jesus deutlich warnte (Matthäus 24, 23-26).

Wenn wir den Weg mit Jesus gehen und eine feste Verbindung mit Ihm haben, dann ist es wie im Psalm 23, wo David es ganz schlicht ausdrückt: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“

       II. Die Vision vom Himmel: das himmlische Jerusalem. (Offenbarung 21+22)

Die letzte Vision des Johannes zeigt uns einen Blick in die Herrlichkeit des Himmels: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Mit „Himmel und Erde“ ist alles gemeint, die ganze Schöpfung, der ganze Kosmos. Es ist die Werkstatt Gottes. Gott arbeitet im Himmel und auf Er-den. Der Himmel ist nicht ein Traum oder ein Fantasiegebilde, er ist nicht weit weg sondern er ist eine gegenwärtige Wirklichkeit. Der Himmel ist nicht etwas ganz anderes, sondern das, was hier auf Erden angefangen hat und im Himmel vollendet wird. Jesus sagte oft: „Wer an Mich glaubt, der hat das ewige Leben.“ Und dieses ewige Leben, das durch Christus in uns schon begonnen hat, wird uns in der Vision vom Himmel sehr farbig vor Augen gemalt. Wir haben jetzt schon in Christus „den Himmel auf Erden“. Paulus sagt: „Jetzt haben wir es <stückweise>, aber die Fortsetzung führt uns in die Vollkommenheit.“ (1. Korinther 13) Und dieses Ziel zeigt uns die Schau des Johannes. Die Himmelsvision ist also keine Zukunftsphantasie sondern etwas sehr Praktisches. Die Bilder vom Himmel sind keine Illusion, wie die Spötter immer wieder behaupten, sondern sind Wirklichkeiten, die dem entsprechen, was bereits in den Christen angefangen hat. So ist es dort, wo Christus wohnt und herrscht, - im Himmel - und in einem Herzen. Deshalb wird diese Vision unseren Gehorsam lebendig machen, unsere Hoffnung festigen und unserem Zeugnis Kraft geben.
Es überrascht, dass der Himmel in Form einer Stadt gezeigt wird. Das Paradies war ein Garten, - ein Platz voll himmlischer Ruhe. Warum am Ende eine Stadt? Städte sind voller Lärm, - mit mehr Gottlosigkeit als auf dem Land. Die erste Stadt - mit Namen Henoch - wurde von einem Mörder erbaut, von Kain. (1. Mose 4, 17) Sie ging in der Sintflut mit unter. Die zweite Stadt war Babel, mit antigöttlicher Arroganz errichtet. Die letzte große Katastrophe der Offenbarung trifft die gottlose Stadt Babylon (= die gottlose Welt). Haben wir nicht genug gottlose Städte auf unserer Erde? Aber der biblische Himmel ist nicht eine Idylle, weit weg vom Stress des Stadtlebens sondern er ist die Eroberung der „Stadt“ durch die himmlische Stadt. Himmel heißt nicht dem Unangenehmen entfliehen sondern Himmel heißt: Gott heiligt den Platz, wo ER uns hingestellt hat.
Die himmlische Stadt heißt Jerusalem. Dieser Name hat in der Bibel nicht den besten Klang. David hat Jerusalem von den Jebusitern erobert und zur Hauptstadt gemacht. Aber die Stadt ist auch mit dem Ehebruch und dem Mord Davids verbunden. Spätere Könige haben Kinder geopfert und Zauberei getrieben. Seit dem Propheten Jesaja hat die Stadt 150 Jahre lang Gottes Botschaft gehört - aber mit tauben Ohren. Der Prophet Jeremia hat hier eine jämmerliche Behandlung erfahren. Zwei Mal ist Jerusalem - jedes Mal durch ein Gottesgericht! - zerstört worden, durch die babylonischen Armeen und - von Christus prophezeit - durch römische Soldaten unter Titus. Jesus weinte über Jerusalem und klagte über diese Stadt: „Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich euch versammeln wollen ... und ihr habt nicht gewollt!“ Ist nicht Jerusalem ein ungeeignetes Modell für die himmlische Stadt?
Und doch hat das einen tiefen Sinn. Das himmlische Jerusalem ist gebaut mit Quadern aus Granit von Egoismus, Selbstverwirklichung, Bruderhass (Kain), Gottlosigkeit (Babel), Christus-ablehnung (Jerusalem). „Jesus nimmt die Sünder an“ - dieses Motto wäre ein passendes Transparent über dem Eingang der Himmelsstadt. Als Jesus nach Seinem Sieg auf Golgatha in einem Triumphzug im himmlischen Jerusalem einzog, war Er nicht allein. Er hatte noch einen Begleiter bei sich. Wer war das, der den ehrenvollen Platz an der Seite des Siegers einnehmen durfte? Es war der Verbrecher am Kreuz, zu dem Jesus gesagt hatte: „Heute wirst du mit Mir im Himmel (= im Paradies) sein.“ Es war kein engelhafter „Musterknabe“ von unserer Erde sondern ein Mensch, der von Sünden strotzte, den aber Jesus mit Seinem Blut reingewaschen hatte.
Auf den 12 Toren der Stadt sind die Namen der 12 Stämme Israels (nach den 12 Söhnen Jakobs benannt) eingraviert, auf den Grundsteinen die Namen der 12 Apostel. - Wer die Geschichte der 12 Söhne Israels studiert, findet nicht viel Heiligkeit oder Heldentum. Und doch hat Gott mit dieser Familie den Grundstein gelegt für Sein Erlösungswerk, das in Jesus vollendet wurde. Schon der Stammvater Jakob führte kein vorbildliches Leben und bei den Söhnen wurde es nicht besser: da finden wir Geschichten von Betrug, Lüge, Feigheit, Überlistung, Mordtaten, sexuelle Vergewaltigung. Aber dennoch hat Gott trotz dieser Geschichten mit diesen Menschen Seinen Erlösungsplan zu einem glorreichen Ziel geführt.
Auf den Grundsteinen der Stadtmauer sind die Namen der 12 Apostel eingelassen. Da ist es ähnlich. Nur von drei Jüngern wissen wir ziemlich viel, von vieren sind uns nur einige Anekdoten bekannt. Von den letzten fünf gibt es überhaupt keine Geschichte, da kennen wir nur den Namen. Die Hälfte der Apostel strahlt in einem gewissen Glanz, aber die andere Hälfte verschwindet fast in Anonymität. Es ist also nicht wie bei der Walhalla, wo die Geistesheroen mit ihren Leistungen geehrt werden. - Was sagen uns die Namen der Söhne Jakobs und der Apostel? Es kann ein Leben noch so schlecht und noch so unbedeutend sein - Gott kann es einbauen in Seine herrliche Stadt, an einem ehrenvollen Platz (Tor oder Grundstein!). - Klassisch formuliert ist diese große Wahrheit in dem Abendlied unserer Kinder: „...Deine Gnad’ und Christi Blut macht ja allen Schaden gut.“ („Müde bin ich geh zur Ruh ...“) Es kann wirklich alles wieder gut werden - aber eben nur bei Jesus! Und es wird nicht nur gut, sondern herrlich - durch Jesus.

Das himmlische Jerusalem hat drei sichtbare Kennzeichen: Symmetrie, Licht, Fruchtbarkeit.
1. Die Symmetrie der Stadt. Sie ist ein Zeichen für die Heiligkeit der Stadt. Das Allerheiligste im Tempel Salomos war ein Kubus: 10 m lang, 10 m breit und 10 m hoch. Das himmlische Jerusalem ist auch ein Kubus, allerdings mit astronomischer Vergrößerung: die Seitenlänge misst 2.222 km. Das soll uns einen Eindruck geben von der Heiligkeit Gottes. In dieser Stadt wohnt Gott mit Seinem Volk. Alles ist bei Gott in Harmonie, in rechter Balance und Proportion. Danach sehnt sich auch die Menschheit. Bei Gott geht sie in Erfüllung. Die Architektur unserer großen Kathedralen und Dome, auch die Musik eines Bach oder Händel wollten je auf   ihre Weise diese Heiligkeit darstellen. Der Regensburger Dombaumeister fasste es in die klassischen Worte: „Wir bauen nicht für die Ewigkeit, - wir bauen für den Ewigen.“

2.  Das Licht. „Die Stadt braucht keine Leuchte und keine Sonne. Denn Gott wird ihr Licht sein.“ (Offenbarung 22, 5) Licht ist lebensnotwendig. Ohne Licht sehen wir nichts. Das erste, was Gott schuf, war das Licht. In der ersten Christusvision der Offenbarung in Kap. 1 heißt es von Christus: „Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne in ihrer Macht.“ Von sich selbst sagte Jesus: „ICH bin das Licht der Welt“. Das himmlische Jerusalem ist voller Licht. Keine Spur von Dunkelheit!
- Das weiße Licht besteht aus Farben. Der Regenbogen offenbart es uns. Die zwölf Edelsteine an den Grundmauern bringen das zum Ausdruck. Sie reflektieren das Licht in zwölf wunderbaren Farben. Ein Bild für den Reichtum der Herrlichkeit und Schönheit in der Stadt Gottes.
- Diese zwölf Edelsteine trug auch der Hohepriester auf seiner Brustplatte, wenn er in Fürbitte für das Volk vor Gott trat.

3.  Fruchtbarkeit. „ER zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers ... auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die 12 Mal Früchte tragen.“ (Offenbarung 22, 1+2) Wasser und Nahrung braucht es zum Leben. Hier ist alles im Überfluss vorhanden. Bei Gott findet das Menschenleben seine Erfüllung.
- Wo sucht der Mensch Erfüllung? - in Reisen? - Meditation? - Musik? - Kunst? - in den Bergen?
- am Meer? - auf Hawaii?
- Wir versuchen, das Leben immer mehr zu steigern - und erreichen doch nicht die erträumte Höhe. In Christus ist die Erfüllung unserer Sehnsucht. In Christus werden wir neue Menschen („eine neue Schöpfung“ 2. Korinther 5, 17). Wer Christus aufnimmt, ist am Ziel seiner Wünsche angelangt, mehr gibt es nirgendwo auf der Welt zu finden! Das himmlische Jerusalem zeigt uns, welche Herrlichkeit wir in Christus schon auf dieser Erde bekommen. Die Himmelsstadt ist nicht ein Paradies für Genießer sondern das Bild sagt: Gott will herabsteigen zu uns Menschen und uns in Christus mit himmlischen Gütern beschenken. Johannes berichtet im Evangelium: „...ER wohnte unter uns und wir sahen Seine Herrlichkeit.“ (Johannes 1, 14) Wo Christus hinkommt, da kehrt der Himmel ein.

 

III. Letzte Worte. (Offenbarung 22)

 

Eine eigenartige Szene wird im letzten Kapitel berichtet. (Offenbarung 22, 9) Der Apostel Johannes, ganz verzückt nach der Schau des himmlischen Jerusalems, fällt vor dem Engel auf die Knie, um anzubeten. „Tu es nicht!“ sagt der Engel, „denn ich bin dein Mitknecht. Bete Gott an!“ Zum zweiten Mal macht Johannes diesen Fehler (siehe Offenbarung 19, 10) Warum tut sich Johannes so schwer, das Richtige zu tun? Warum geht es uns oft genau so? - Weil das andere leichter ist. Es ist leichter, in Ekstasen zu schwelgen als gehorsam zu sein. Es ist leichter, sich vom Übernatürlichen faszinieren zu lassen als von Herzen Gott zu dienen. Und weil es leichter ist, deshalb geschieht es auch häufiger. Die Leute lassen sich schnell vom Religiösen blenden. Sie lieben es, mit Wundern und Mysteriösem unterhalten zu werden. Engelsoffenbarungen sind populärer als wenn der heilige Gott uns Seinen Willen kundtut. Es passiert uns selber, dass wir oft von einem eindrucks-vollen Botschafter Gottes ganz hingerissen werden. Johannes bildete da keine Ausnahme. Es ist gar nicht so leicht, Gott alle Verehrung zukommen zu lassen - und nicht seinem Botschafter. - Bei der Apokalypse des Johannes ist es nicht anders. Die Leute sind fasziniert von den geheimnisvollen Bildern, Zeitangaben, Zahlen und von der Identität des Antichristen. Aber die Apokalypse ist die Offenbarung von Jesus Christus - nicht die Enthüllung eines Endzeitfahrplans über den Untergang der Welt. Viele haben bei der Offenbarung eine ungesunde Neugier, weil wir so leicht vom Spektakulären und Emotionellen angezogen werden. Dabei ist das alles nur das Kuvert des Briefes. Der Inhalt ist entscheidend - und das ist Jesus Christus. Wenn Christus nicht die zentrale Gestalt ist, verstehen wir die ganze Offenbarung falsch.

     „Bete Gott an!“ - das ist der eindringliche Befehl des Engels. Wir sollen unsere Gedanken konzentrieren auf den heiligen Gott. ER ist der Schöpfer des Weltalls. Das erste Wort in der Bibel und im Kosmos heißt: erschaffen. Alles, was irgendwo existiert, ist von Gott gemacht. Und dieser Gott hat die Erlösung des Alls durch Seinen Sohn Jesus Christus geschaffen.
§ Gott - der Schöpfer des Kosmos
§ Gott - der Retter durch Jesus Christus
Das sind die zwei Brennpunkte der Heiligkeit Gottes, - die zwei großen Taten Gottes. Hier ist das Zentrum unserer Anbetung. Mit diesen beiden großen Fakten sollen wir uns am Sonntag intensiv beschäftigen - und jeden Tag! „Bete Gott an! Bete Gott an!“ - das hat Johannes ständig wiederholt. - Warum? Weil wir immer in Gefahr sind, den Vorstellungen der Welt zu folgen. Der Mittelpunkt des Geschehens ist nicht dort, wo eine Batterie von Mikrophonen aufgestellt ist und unter blendenden Scheinwerfern ein Dutzend Fernsehkameras surren. Nein! Das Zentrum des Universums ist Gott der Schöpfer und Gott der Retter. ER muss die Anbetung bekommen, ER soll der Brennpunkt unserer Gedanken und Phantasie sein. Deshalb stehen in der Offenbarung die sieben „Doxologien“, wo es immer wieder heißt: „DU allein bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Ruhm und Anbetung!“ Die „Wichtigkeiten dieser Welt“ sind höchstens Randbemerkungen, mehr nicht! - Diese Umwertung unserer Gedankenwelt, die Konzentration auf den drei-einigen Gott will die Offenbarung bewirken. Das entspricht der Ehre unseres Gottes und das bringt uns Zuversicht und die richtige Orientierung in der Welt.
Am Schluss der Offenbarung betont Johannes zwei Dinge. „Jesus kommt schnell“ (= „bald“), kommt überraschend wie ein Dieb. Die Dringlichkeit mahnt uns, Christus zur Mitte unseres Denkens und Handelns zu machen und einen oberflächlichen Lebensstil zu meiden.
- Mit einem Gebet schließt die Offenbarung. Mit diesem Gebetsruf verabschiedeten sich die Christen der ersten Generationen jeden Sonntag am Schluss des Gottesdienstes, - im aramäischen Original: „Maranatha“ = „Komm HERR JESUS!“ - (Man kann auch übersetzen: „Jesus kommt!“ Beides hat seinen Sinn!) Jesus hat jeden Tag ihres Lebens geprägt und erfüllt.

19. Januar 2002                                                                                     Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün