53. Bibelkurs                                                                                                                              BK 53

 

              Gottes Größe kennen  III    -   Gottes Liebe

 

„Liebe ist stark wie der Tod“ - so steht es in der Bibel (Hoheslied 8, 6). So knapp und kraftvoll hat es sonst niemand formuliert. Alle Welt weiß, dass Liebe eine Großmacht ist. In Millionen von Dramen, Büchern, Filmen, Romanen, Magazinen – und auch in vielen Alltagsgesprächen ist die Liebe Thema eins. William Shakespeare, der große englische Dichter (um 1600), hat in seinen Dramen die verschiedenen menschlichen Charaktere am besten beschrieben. Er sagt zu diesem Thema: „Liebe ist wie versteckte Raserei“ – „Es gibt nur einen bösen Engel: die Liebe“ (in „Romeo und Julia“). Schon der Philosoph Platon (um 400 v.Chr.) schrieb: „Liebe ist eine Art Wahn-sinn“. Und wir kennen alle die Sprichwörter: „Liebe macht blind“ – „Liebe auf den ersten Blick“ – „Liebe bringt den Himmel auf Erden“. Der schlesische Dichter Johannes Scheffler (um 1650) sagt: „Die Liebe ist das schnellste Ding. Sie kann in einem Augenblick im höchsten Himmel sein.“ Liebe ist eine Macht, die zu Höchstem befähigt, im Guten wie im Bösen (wenn wir an so manche Eifersuchtstragödien denken!) – Es gilt aber auch umgekehrt: Wenn Liebe in einem Menschenleben fehlt, dann fehlt das Größte - dann hat das Konsequenzen. Der bekannte Schweizer christliche Psychotherapeut Paul Tournier (gest. 1986) weist in seinem letzten Buch „Im Angesicht des Leidens“ auf eine erstaunliche Tatsache hin: unter den einflussreichsten Politikern in der Geschichte der Menschheit waren etwa 300 von ihnen Waisen, darunter Julius Cäsar, Karl V, Ludwig XIV, Napoleon - aber auch Lenin, Hitler, Stalin, Fidel Castro und religiöse Führer wie Buddha, Konfuzius und Mohammed. Waisenkinder begegnen wenig Liebe, fühlen sich unsicher und entwickeln deshalb einen außergewöhnlichen Willen zur Macht. Wenn Menschen keine Liebe erfahren, führt ihr Leben leicht in eine Katastrophe. „Der entscheidende Faktor im Leben von verzweifelten Menschen ist die Liebe. Allein dadurch kann eine Wende zum Positiven erzielt werden.“ (Dr. Tournier)

Wenn schon menschliche, irdische Liebe eine so große Macht ist, wie groß muss erst die göttliche Liebe sein! Zwei Mal schreibt der Apostel Johannes in seinem Brief: „Gott ist Liebe.“ (1. Johannes 4) Das ist eine der gewaltigsten Aussagen in der Bibel – aber auch eine, die am häufigsten missverstanden wird. „Wir kennen die Liebe Gottes und vertrauen ihr,“ schreibt der Apostel (1. Johannes 4, 16). Diese Liebe Gottes zu kennen, das ist nun wahrlich der Himmel auf Erden. Dieses Wissen ist nicht einigen auserwählten Gläubigen vorbehalten sondern ist für jeden normalen Christen da. Sehr deutlich schreibt es der Apostel Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist“ (Römer 5, 5) – „ausgegossen“ bedeutet so viel „wie ein Wolkenbruch“. Die göttliche Liebe ist kein schwaches Gefühl sondern ein überwältigendes Erlebnis. Sie kehrt in einem Menschen ein, der Christus bei sich einlässt und damit auch den Heiligen Geist bekommt. Schon die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten in Jerusalem war ein gewaltiges Ereignis. Paulus betet für die Christen in Ephesus, dass sie mit allen Christen „die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe der Liebe Christi erkennen, die doch alles Wissen übersteigt.“ (Epheser 3, 14-19). Es ist nicht nur wichtig, die Kraft und die Weisheit Gottes zu kennen – sondern vor allem die Liebe Gottes, denn da schauen wir ins Herz Gottes.

 

I. Die Kennzeichen der Liebe Gottes.

 

1. „Gott ist Liebe“ – damit ist noch nicht das ganze Wesen Gottes beschrieben. Wenn im Volksmund oft vom „lieben Gott“ gesprochen wird, dann ist das ein Beweis, dass viele den Gott der Bibel nicht kennen. Die Heilige Schrift berichtet von dem Gott, der das Universum geschaffen hat, der die sündige Menschheit durch die Sintflut strafte, der Abraham erwählte und durch ihn ein Volk machte, der Israel wegen seines Ungehorsams züchtigte durch Kriege, Gefangenschaft und Exil, der Seinen Sohn sandte, den Israel ablehnte, weshalb Jerusalem zerstört wurde – und der am Ende der Geschichte alle Völker mit Gerechtigkeit richten wird. Das ist der Gott, den der Apostel als den „Gott der Liebe“ bezeichnet. Es ist verkehrt, zu meinen, dass ein Gott der Liebe nicht strafen und nicht verdammen dürfe.

 

2. „Gott ist Geist“ (Johannes 4) – „Gott ist Licht“ – das sind die einzigen Kurz-Definitionen für Gott in der Bibel - neben „Gott ist Liebe“, die sich alle drei bei Johannes finden. Sie unterstreichen noch, wie der Gott der Liebe zu verstehen ist. „Geist“ betont, dass Gottes Liebe nicht wie bei einem Menschen schwankend ist, dass Gott allgegenwärtig ist. – Noch deutlicher wird es bei „Gott ist Licht“. Mit diesen Worten beginnt Johannes seinen ersten Brief. Er schreibt: „Wir sollen im Licht wandeln wie ER im Licht ist.“ Licht bedeutet Heiligkeit und Reinheit. Deshalb sagt Jesus in der Bergpredigt: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Matthäus 5) Es kann jemand in seiner Glaubenslehre völlig korrekt sein, aber wenn er nicht nach einem heiligen Leben strebt, hat Jesus keine Gemeinschaft mit ihm. Aus diesem Grund berichtet die Bibel, dass Gott oft – aus Liebe - auch hart mit Seinen Leuten umgeht, um sie vor Irrwegen zu bewahren. Ziemlich ausführlich schreibt darüber der Apostel im Hebräer-Brief: „Denn wen der HERR liebt, den erzieht Er mit Strenge; und wen Er als Seinen Sohn annimmt, dem gibt Er auch Schläge. Er-tragt also die Schläge. Gott behandelt euch als Seine Kinder... Gott handelt an uns zu unserem Besten, damit wir an Seiner Heiligkeit Anteil bekommen. ...Später bringt es denen, die durch diese Schule gegangen sind, Frieden und Annahme bei Gott.“ (Hebräer 12, 6-11) Gottes Liebe ist manchmal streng, weil sie uns zur Heiligkeit erziehen will.

 

3. „Gott ist Liebe“ - das gilt vollkommen für jeden Christen. „Gott ist Liebe“ – das bedeutet, dass Seine Liebe zum Ausdruck kommt in allem, was Gott sagt und was Gott tut. Das ist eigentlich die größte Ermutigung für einen Christen. Paulus hat es in einer berühmten Zusage Gottes formuliert: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ (Römer 8, 28) Nicht nur einige Dinge, sondern alle Dinge! Jedes kleine Ereignis, das geschieht, drückt die Liebe Gottes zu uns aus. Wir können oft nicht erkennen, warum Gott manches so lenkt, aber wir wissen, dass jedes Mal Gottes Liebe dahinter steht – und können uns darüber freuen, auch wenn – menschlich gesehen – die Dinge schief laufen.

 

4. Gottes Liebe wendet sich an Sünder, - nicht an Menschen, die Liebe verdient hätten, - an Menschen, deren Natur korrupt ist, - die eigentlich Verdammung und Verbannung von Gottes Gegenwart bekommen müssten, - die die heiligen Gebote Gottes gebrochen haben. Es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb Gott rebellische Menschen lieben sollte. Und doch tut ER es! Das sollte uns sehr nachdenklich und voller Staunen machen!

 

5. Gottes Liebe erreicht ihren Höhepunkt, indem Gott Seinen Sohn gibt als Erlöser für die Menschheit. Das Maß einer Liebe kann man immer daran erkennen, wie viel der Liebende bereit ist zu geben. Wenn ein Verliebter seiner Geliebten als erstes Geschenk einen Diamant-Ring gibt, dann weiß die Dame, wie groß seine Liebe ist. Nun hat Gott Seinen Sohn nicht nur Mensch wer-den lassen sondern ließ Ihn auch noch einen grausamen Tod sterben, um die Erlösung der Menschen zu erwirken. – Kein Wunder, dass Paulus dieses Faktum als Gipfel der göttlichen Liebe preist. Der Apostel schließt daraus, dass diese allerhöchste Gabe selbst die Garantie dafür ist, dass Gott generell Seinen Leuten nur das Allerbeste geben wird. (Römer 8, 32) Die Autoren des Neuen Testaments weisen immer wieder darauf hin, dass das Kreuz Christi Beweis ist für die unendlich große Liebe Gottes. Der berühmteste Vers des Neuen Testaments weist auf diesen Punkt hin: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass ER Seinen eingeborenen Sohn gab...“ (Johannes 3, 16)

 

6. Gott liebt die Sünder – und schließt damit einen Bund mit ihnen. Den ersten Bund schloss Gott mit Abraham (1. Mose 17). Wenn Gott einen Menschen liebt, dann will ER mit ihm einen Bund machen, - so wie auch zwei Liebende einen Ehebund schließen. Man kann in der Bibel feststellen, dass Gott sehr oft als Ermutigung zu Menschen sagte: „Siehe, ICH bin mit dir!“ (zu Mose – 2. Mose 3 -, zu Josua, zu Jeremia, zu Petrus, zu Paulus u.a.) Gott wollte sie innerlich stärken, indem ER ihnen zusagte, ihr Verbündeter für immer zu sein. Man kann beobachten, dass es den meisten von ihnen schwer fiel, das zu realisieren. Uns geht es heute nicht viel anders. Wir sollten es viel höher einschätzen und auch täglich darüber nachdenken, dass Gott, weil ER uns lieb hat, zugleich auch unser Bündnispartner ist. Einen solchen zuverlässigen, mächtigen und jederzeit gegenwärtigen Partner zu haben, das gibt es sonst nirgends in der Welt. Die englischen Puritaner sagten: „Das ist die erste und fundamentale Verheißung, die alle anderen Versprechungen übersteigt.“ Deshalb sagt Jesus beim Abendmahl: „Dies ist der neue Bund in Meinem Blut...“. Der Bund Gottes mit uns hat eine große Bedeutung:

Gott sagt: Meine Kraft gebe Ich dir, um dich zu beschützen. – Meine Weisheit setze Ich ein, um dich zu führen. – Meine Güte gebe Ich dir, um dich innerlich zu beruhigen. – Meine Barmherzigkeit ist für Deine Krisen da. – Meine Herrlichkeit wird für Deine Krönung sorgen. Luther sagt es ganz kurz: „Gott ist mein und deshalb ist alles mein.“ („Deus meus et omnia“). – Weil Gott uns liebt, tut ER das Beste für uns, was ER kann. Und weil ER der Allmächtige ist, deshalb gibt es für Ihn kein unmöglich. - Das Vertrauen auf Christus vermittelt uns eine großartige Beziehung zu dem großen Gott. Das bringt uns reichen Segen jetzt in diesem Leben und in der Ewigkeit.

Weil es wahr ist, dass der allmächtige Gott uns liebt und weil wir eben die Größe der göttlichen Liebe gesehen haben, sollten wir innehalten für eine kleine Selbstprüfung. Denn die Liebe Gottes ist etwas so Großes, dass wir uns Zeit dafür zum Nachdenken nehmen sollten. Große Dinge darf man nicht im Vorbeigehen erledigen.

Wir sollten uns selbst einige persönliche Fragen stellen:

Wenn der große Gott mich liebt – warum bin ich dann eigentlich oft so unzufrieden und

unglücklich im Blick auf die Umstände, in die mich Gott geführt hat? (Verliebte erkennt man in der Regel an ihrer Fröhlichkeit.) – Wenn ich einen so starken Verbündeten habe, warum bin ich dann oft so ängstlich, niedergeschlagen und furchtsam? - Wenn mich Gott so sehr liebt, warum diene ich IHM nur mit einem halben, kühlen Herzen und nur mit äußerlichen Formen? Der Apostel Johannes schreibt: „Weil uns Gott so sehr lieb hat, sollten wir uns auch einander lieben.“ (1. Johannes 4) Kann ein Außenstehender meine Liebe zu Gott erkennen an meiner Liebe zu meinem Ehepartner, - zu meiner Familie, - zu meinen Nachbarn, - zu meinen Arbeitskollegen? – Gottes Liebe zu uns ist etwas Großartiges, sie sollte Auswirkungen haben. Mit Fragen hat Gott oft Menschen zum Nachdenken gebracht, angefangen mit der Frage im Paradies: „Adam, wo bist du?“ bis hin zu der Frage Jesu an Petrus (nach der Verleugnung): „Hast du Mich lieb?“

 

II. Die „Kinder Gottes“

 

Wer ist ein Christ? Ein Mensch, der mit Überzeugung sagen kann: „Gott ist mein Vater.“ Das Christentum ist die einzige Religion, die Gott Vater nennt. Dass alle Menschen Gotteskinder sind, das steht nicht in der Bibel. Wer zu den Söhnen und Töchtern Gottes gehört, das beschreibt die Bibel sehr klar:

 · „Wie viele aber Christus aufnahmen, denen gab ER das Vorrecht, Gottes Kinder zu sein, die 

   an Seinen Namen glauben.“ (Johannes 1, 12)

 · „Ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus...“ (Galater 3, 26)

 · „ICH bin der Weg ... niemand kommt zum Vater denn durch Mich“ sagt Jesus (Johannes 14, 6)

Gottes Kind wird man nicht durch Geburt (dadurch ist man Gottes Geschöpf), sondern durch über-natürliche Einwirkung, - durch die Wiedergeburt. Gott sandte Jesus, Seinen Sohn, damit ER uns erlöste und uns damit zu Seinen Kindern machte. „Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott Seinen Geist gesandt in unsere Herzen, der ruft: Abba, lieber Vater!“ (Galater 4, 5+6)

            Dass Gott unser Vater ist und wir Seine Kinder sind – das ist ungeheuer wichtig und wird leider oft gering geschätzt. In gewissem Sinn ist das der Höhepunkt der Bibel.

Im Alten Testament hat Gott Seinen Namen Mose am feurigen Busch offenbart: „ICH bin JAHWE, der schaffende, wirkende, dynamische Gott.“ (2. Mose 3) Damit war Gottes Macht und Heiligkeit beschrieben. Deshalb steht im Alten Testament auch so viel von der „Gottesfurcht“, die unsere Sündhaftigkeit und Gottes Hoheit hervorhebt. – Im Neuen Testament erfolgt ein Wechsel: Gott wird unser Vater. Vater bedeutet: Mit dem Allmächtigen haben wir nun ein familiäres Verhältnis. Jetzt wird für die Gläubigen weniger die Furcht vor dem heiligen Gott betont sondern vielmehr die Freiheit und Zuversicht, mit der wir vor den Thron Gottes treten dürfen. (Epheser 3, 12 + Hebräer 10, 19-22). Dieses Vorrecht hat uns Christus erworben. Für die Christen ist der heilige Gott ein liebender Vater. Wir gehören zu Seiner göttlichen Familie. Das ist das Herz der neutestamentlichen Botschaft. – Vor allem der Apostel Johannes hat diese Wahrheit hervorgehoben. Nach der Auferstehung sagt Jesus zu Seinen Jüngern: „ICH fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, zu Meinem Gott und zu eurem Gott.“ (Johannes 20)

            Was das im Einzelnen bedeutet, den allmächtigen und heiligen Gott als Vater zu haben, das soll jetzt ausführlich entfaltet werden, weil es häufig unterschätzt und vernachlässigt wird – und weil es eminente Bedeutung für den Alltag eines Christen hat.

 

 

III. Was bedeutet die Gotteskindschaft?

 

1. Gottes Kind zu sein ist das höchste Vorrecht. Vor Gott gerechtfertigt zu sein, das ist das-selbe, in juristischer Sprache ausgedrückt (im Römerbrief hat Paulus das Thema ausführlich behandelt) – es bedeutet, dass wir im Jüngsten Gericht durch Christus Freispruch erfahren werden. Ein Kind Gottes sein – das ist die Sprache der Liebe. – Ein Gotteskind zu sein und auf dem Thron im Himmel einen Vater zu haben, das ist eine großartige Sache! – das hat gewaltige Konsequenzen:

 

 

 

2. Gottes Kind sein – das prägt unseren Lebensstil. „Ich bin ein Kind Gottes“ – dieser Gedanke sollte ständig unser Denken beherrschen. „Wer Meinen Willen tut,“ sagte Jesus „der ist mein Bruder und meine Schwester“ (Markus 3, 35) Nirgendwo kommt diese familiäre Atmosphäre mehr zum Ausdruck als in der Bergpredigt (Matthäus 5-7), wo Jesus zehn Mal vom Vater spricht. Diese Predigt ist wie eine Anweisung für eine königliche Familie.

 

3. Gottes Kind sein – das ist die Basis für unser Gebetsleben. Als Jesus nach dem Beten gefragt wurde, sagte Er: „So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel...“ Wenn wir beten, sollen wir nie vergessen: Wir treten wie Kinder vor unseren himmlischen Vater, der ein allmächtiger Gott ist und dürfen feste Gewissheit haben, dass ER uns nur das Beste geben wird. Deshalb sagt Jesus in der Bergpredigt: „Schaut auf die Vögel! Wenn Gott für sie sorgt (und ER ist nicht ihr Vater!), dann wird ER erst recht für euch sorgen. Warum hat ihr so wenig Vertrauen zu eurem Vater im Himmel?“ (Matthäus 6) oder: „Bittet, so wird euch gegeben ... klopft an, so wird euch aufgetan. Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die Ihn bitten.“ (Matthäus 7)

 

4. Gottes Kind sein - das stärkt unsere Hoffnung. „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi.“ (Römer 8, 17) Eine Erbschaft kostet fast nichts und umfasst oft enorme Summen, weshalb so viele auf ein Erbe spekulieren. Wie groß ist erst das Erbe des himmlischen Vaters!! Christ sein heißt: eine große Hoffnung haben. Die Menschheit im allgemeinen hat wenig Hoffnung. Wir können sagen: das Beste kommt noch! Wir werden nicht nur Christus sehen sondern wir werden Ihm auch gleich sein. Das ist schier unvorstellbar. Aber das ist den Gotteskindern in Aussicht gestellt. (1. Johannes 3) „Die ganze Schöpfung“, sagt Paulus „wartet voller Spannung auf den Moment, wenn die Gotteskinder ihr Erbe antreten.“ (Römer 8, 19) Es ist eine überwältigende Herrlichkeit, die sich da für uns auftun wird. Die Apostel weisen mehrmals in Superlativen darauf hin. (Römer 8, 18: „alle Leiden dieser Zeit fallen nicht ins Gewicht gegenüber dieser Herrlichkeit“; 2. Korinther 4, 17: „eine ewige und über alles Maß und Ziel hinausschießende Herrlichkeit“) Wir werden im Himmel nicht nur Betrachter sondern Teilhaber der himmlischen Herrlichkeit sein, weil wir als Gotteskinder Miterben Christi sind. Die himmlische Hochzeit wird wie ein riesengroßes Familienfest sein, bei dem keine fremden Gäste sondern nur Mitglieder einer großen Familie dabei sein werden.

 

V. Die vielen Superlative im Neuen Testament

 

Wenn wir das Ganze überschauen, erkennen wir, dass wir uns der wirklichen Größe Gottes oft nicht bewusst sind. Durch den Blick in die Heilige Schrift werden uns die Augen geöffnet für die Größe der Kraft, Weisheit und Liebe Gottes – und immer werden unsere Vorstellungen weit übertroffen.

            Wenn man in die Briefe des Apostels Paulus schaut, wird man in diesem Punkt noch gewisser. Wer sie aufmerksam liest, wird feststellen, dass Paulus oft Superlative verwendet. In der Lutherbibel findet sich das Wort „überschwänglich“ 14 mal in den Apostelbriefen. E. Peterson meint, dass dies ein Lieblingswort des Apostels sei. 25 Wörter benützt Paulus, die die griechische Vorsilbe „hyper“ (= lat. super, = über) haben. – Wenn ein Mensch viel in Superlativen redet, wird er meistens nicht ganz ernst genommen, weil er eben „übertreibt“. Anders ist es in der Bibel: da muss jeder Superlativ ernst genommen werden, weil damit die Wahrheit gesagt wird. Die zahlreichen Superlative in den apostolischen Briefen sind ein Zeichen dafür, dass die Apostel klar erkannt haben, welch unerschöpflicher Reichtum und welch ungeheure Macht uns in Gott begegnet. – Nachdem das Durchschnittschristentum bei uns meistens an einer lauwarmen Mittelmäßigkeit leidet, ist es gut, von den Superlativen der Bibel inspiriert zu werden. – Wir brauchen Korrektur nach oben!

            Hier folgen nur die wichtigsten Beispiele aus dem Neuen Testament:

„Gott zeigt uns den überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade ... in Christus Jesus.“ – Epheser 2, 7

    “Ihr könnt verstehen, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, wie groß der Reichtum jenes herrlichen Erbes ist .. wie gewaltig Seine Macht sich zeigt an uns, den Gläubigen. Hier wirkt dieselbe starke Kraft, die Er bewiesen hat an Christus, als Er ihn auferweckte von den Toten...“ Epheser 1, 18 

    „Wir wollen den Heiden den unausforschlichen Reichtum Christi verkündigen. – Epheser 3, 8

„Durch Gottes Kraft sind uns die allergrößten Verheißungen geschenkt...“ 2. Petrus 1, 4

„Unsere Trübsal schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit für uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare sondern auf das Unsichtbare.“ 2. Korinther 4, 17

            „Gott kann überschwänglich tun über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt. IHM sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Epheser 3, 20

    Jesus sagt: „ICH bin gekommen, dass sie das Leben im Überfluss haben sollen.“ Johannes 10, 10

„In allen Situationen (Leiden und Schicksalsschlägen) erringen wir die glänzendsten Siege durch Christus, der uns Seine Liebe geschenkt hat.“ Römer 8, 37

            „Die Freude der Christen in Korinth war überschwänglich, als sie durch viel Bedrängnis bewährt wurden, und obwohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben...“ 2. Korinther 8, 2

            „In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig und an dieser Fülle habt ihr Teil in Ihm, der das Haupt ist aller Mächte und Gewalten.“ Kolosser 2, 9

            „Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger gewor-den. Römer 5, 20

            „Wie die Leiden reichlich über uns kommen, so werden wir auch überreich getröstet durch Christus. 2. Korinther 1, 5

Zwei Wunder Jesu illustrieren sehr deutlich die Größe Gottes:                          Die Hochzeit zu Kana  à die überschwängliche Fülle von Wein (beim ersten Wunder Jesu)

            Die Speisung der 5000 à die überschwängliche Fülle von Brot (sechs mal berichtet!)

„Abraham wusste aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann ER auch tun.“ Römer 4, 12

            Jesus sagt in den Abschiedsreden: „Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude voll-kommen sei.“ Johannes 16, 24

 

Es ist leicht, alle diese großen Wahrheiten einfach zur Kenntnis zu nehmen. Aber das hilft uns noch nicht viel. Sie müssen unser Denken den ganzen Tag beherrschen. Die Sorgen tun das automatisch, da brauchen wir nichts zu unternehmen. Deshalb ist es wichtig, Gottes Zusagen sich selbst immer wieder zu sagen, als Erstes am Morgen und als Letztes am Abend, - jede Zeit, wenn unser Denken frei ist. – Dies sind die großen göttlichen Wahrheiten:

            Ich bin ein Kind Gottes. Der allmächtige Gott ist mein Vater. ER sorgt für mich. ER

begleitet mich. ER hilft mir. ER führt mich. Christus ist mein Bruder. Die Engel sind meine Beschützer. Der Himmel ist meine Heimat.

Darin liegt das Geheimnis eines christlichen Lebens, das Gott ehrt.

 

22. November 2003                                                                           Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün