54. Bibelkurs BK 54 Gottes Größe kennen IV - Gottes Zorn Man hört heutzutage selten eine Predigt über den Zorn Gottes. Es wird viel von der Liebe Gottes geredet. Im Volksmund spricht man in der Regel immer vom "lieben Gott". Aber der Zorn Gottes als Thema, das ist in unserer Gesellschaft ein Tabu, - und weithin auch in der Kirche. Es wird viele überraschen, zu erfahren, dass der Zorn Gottes in der Bibel ein Haupt-Thema ist - vom Anfang bis zum Schluss. Zum ersten Mal begegnen wir dem Zorn Gottes im Paradies. Adam und Eva waren einem Gebot Gottes ungehorsam. Die Folge war der Fluch Gottes über Adam, Eva und die ganze Erde: Schmerzen, Mühsal und schließlich der Tod. Alles Elend auf dieser Erde, über das seit Jahrhunderten so viel geklagt wird, hat hier seinen Ursprung. Weil die Menschen Gottes Gebot übertreten hatten, strafte sie Gott mit einem Fluch, unter dem wir alle heute noch zu leiden haben. Erst durch Christus trat eine Wende ein. Alle anderen Versuche der Menschheit und der Religionen, das "verlorene Paradies" wiederherzustellen, schlugen fehl. Christus nahm durch Seinen Kreuzestod den Fluch Gottes über die sündige Menschheit auf sich, und hat damit den Lauf der Menschheitsgeschichte verändert. Nur durch Christus ist es möglich, dem Fluch Gottes zu entfliehen. Ohne IHN bleibt der Fluch Gottes - ganz egal, wie viel die Menschen dagegen unternehmen. Über den Zorn Gottes zu reden, das war noch nie populär. Aber doch haben alle biblischen Schriftsteller das Thema aufgegriffen. Sowohl das Alte als auch das Neue Testament betonen die Realität und den Schrecken des Zornes Gottes. Der Theologe A.W. Pink schreibt in einem Buch: "Wer die Bibel mit Hilfe einer Konkordanz durchforscht, wird feststellen, dass in der Bibel mehr Hinweise auf den Zorn und den Ernst Gottes zu finden sind als auf die Liebe und die Güte Gottes." Die Propheten bringen oft ganze Abschnitte über "den Tag Seines Zorns". (Nahum 1, Zefanja 1, Joel 1+2). Man braucht sich nur einen allgemeinen geschichtlichen Überblick dazu in der Bibel zu machen, um von dieser Wahrheit überzeugt zu werden. Die großen Strafgerichte Gottes in der Bibel (ein Überblick): Thema: "Gerechtigkeit (= Beachtung der göttlichen Gebote) erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben." (Sprüche 14, 34) 1. Die Vertreibung aus dem Paradies. (Genesis 1-3) Ursache: Adam und Eva sind Gott ungehorsam. Folgen: Die Welt steht nun unter dem Fluch Gottes. Der Tod kommt in die Welt. (Römer 5, 12-21) 2. Kain ermordet seinen Bruder Abel. (Genesis 4) Ursache: Neid, Hass, Zorn des Kain. Folgen: Kain wird von Gott verflucht. Er soll ruhelos sein - sein ganzes Leben lang. 3. Die Sintflut. (Genesis 6-9) Ursache: Völlig gottloses Denken, Trachten und Planen der Menschen. Folgen: Vernichtung der ganzen Menschheit bis auf Noah und seine Familie (8 Personen). Rettung: allein durch die Arche. 4. Sodom und Gomorra. (Genesis 19) Ursache: Extreme Gottlosigkeit, sexuelle Verwilderung, materialistischer Lebensstil (Lukas 17, 28-30). Folgen: Totale Vernichtung der zwei Städte durch Feuer und Schwefel. - Rettung: Lot und seine 2 Töchter werden durch Engel und durch ihren Gehorsam gerettet. Lots Frau starb dennoch - wegen ihres Ungehorsams. 5. Pharao in Ägypten. (Exodus 7-12) Ursache: Hartnäckiger Widerstand Pharaos gegen Gottes Befehl. Pharao will das Volk Israel nicht ziehen lassen, um seinem Gott Jahwe zu dienen. Das Gericht: die 10 Plagen (u.a. Wasser in Blut, Froschplage, Stechmücken, Hagel, Heuschrecken, Finsternis, Tötung der Erstgeburt). Die Folgen: Untergang Pharaos mit seinem ganzen Heer im Roten Meer. Rettung für Israel: durch das Blut des Lammes an den Türpfosten. 6. Das goldene Kalb. (Exodus 32) Ursache: Götzendienst, Hurerei, Zuchtlosigkeit. Folgen: 3.000 wurden getötet; Mose zerschlägt die 2 Tafeln mit den Zehn Geboten. 7. 40 Jahre Wüstenwanderung des Volkes Israel. (4. Mose = Numeri 13+14) (1. Korinther 10, 5) Ursache: nicht moralische Entgleisungen (wie beim Gold. Kalb), sondern das fehlende Gottvertrauen! Rebellion der 10 Kundschafter gegen Mose und Gott. Nur Josua und Kaleb vertrauten der Zusage Gottes: "ICH will mit euch sein!" Folgen: Ganz Israel zieht 40 Jahre lang durch die Wüste Sinai, bis alle gestorben waren, die sich gegen Gott aufgelehnt hatten. 8. 24.000 Tote im Volk Israel. (4. Mose = Numeri 25) Ursache: Hurerei und Unzucht mit den Töchtern der Moabiter (1. Korinther 10, 8). Folgen: Gott lässt 24.000 in Israel umbringen. 9. Massensterben durch Schlangengift. (4. Mose 21, 4-9) Ursache: Rebellion gegen Mose und gegen Gott. Folgen: Viele sterben durch die feurigen Schlangen. Rettung: Wer auf die eherne Schlange blickte, blieb am Leben. (1. Korinther 10, 9 und Johannes 3, 14) 10. Ende des Nordreichs Israel. Eroberung durch die Assyrer und Deportation 722 v.Chr. Alle 20 Könige Israels aus verschiedenen Dynastien (nach der Teilung des Reiches, ab Jerobeam 926 v.Chr.), die 200 Jahre regierten, waren gottlos. Bei 10 Thronwechseln hat ein Mord mitgespielt. 11. 70 Jahre Babylonische Gefangenschaft. (2.Chr.36) Zerstörung des Tempels und Jerusalems im Jahre 586 v.Chr. durch die Babylonier. Ursache: Das Volk Israel hörte nicht auf die Propheten, die 150 Jahre lang Buße und Umkehr gepredigt und dieses Gericht angedroht hatten. Folgen: das Volk wird nach Babylon verschleppt. Dort arbeiten sie 70 Jahre lang als Sklaven. Unter den 22 Königen Judas (e i n e Dynastie ab König David, von 1004 bis 586 vor Chr.) war nur ein Drittel gottesfürchtig, die Hälfte war gottlos. 12. Die Zerstörung Jerusalems (und des Tempels) im Jahre 70 n.Chr. durch die Römer. Ursache: Israel lehnt Jesus als Messias ab. Jesus hat die Zerstörung Jerusalems prophezeit. 13. Die Zerstreuung Israels in alle Welt. (5. Mose 28, 15-68) "Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des HERRN ... werden alle diese Flüche über dich kommen .. Der HERR wird dich zerstreuen unter alle Völker (V.64)... du wirst keine Ruhe haben ... dein Leben wird immerdar in Gefahr schweben..." Ursache: Wenn Israel der Stimme Gottes nicht gehorchen wird. 14. Plötzlicher Tod von Hananias und Saphira (Mitglieder der Gemeinde in Jerusalem), weil sie wegen einer großen Spende Gott belogen hatten. (Apostelgeschichte 5) 15. Tod des Königs Herodes, weil er in seinem Hochmut Gott nicht die Ehre gab. (Apostelgeschichte 12) Diese Aufstellung erfasst nur die wichtigsten Ereignisse. Die Bibel ist voll von Beispielen, die bestätigen, was der Apostel Paulus schreibt: "Der Zorn Gottes wird vom Himmel offenbart über alles gottlose Wesen ..." (Römer 1, 18) - "Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten." (Galater 6, 7) Wer die Bibel zuende liest, ist überrascht, ja sogar geschockt, wenn er im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, ganz massiv vom gewaltigen Zorn Gottes erfährt, der am Ende der Geschichte über die Menschheit und die Erde hereinbrechen wird. In drei Serien von gewaltigen Katastrophen entlädt sich der Grimm Gottes über die große Bosheit der Menschen. Wenn so schreckliche Gerichte prophezeit sind, dann muss auch die Gottlosigkeit der Menschen bis dahin ein übervolles Maß erreicht haben. Wenn wir mit offenen Augen unsere Zeit beobachten, müssen wir feststellen, dass der Trend in dieser Richtung - vor allem in Europa - bereits begonnen hat. Es ist klug, sich ein gerafftes Bild von diesen Visionen der Offenbarung zu machen. Die prophezeiten Gerichte in der Offenbarung des Johannes. "Es ist gekommen der große Tag Seines Zorns und wer kann bestehen?" (Offenbarung 6, 17) I. Die sieben Siegel (vom Lamm Gottes geöffnet) (Kap.6) Die vier "apokalyptischen Reiter": 1. Das weiße Pferd: Der Siegeszug des Evangeliums unter den Völkern der Welt. 2. Das rote Pferd: Die Kriege ("ihm wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen") Dies ist die einzige Stelle in der Bibel (von ca. 600!), wo das Wort Friede im weltlichen Sinn verwendet wird. Sonst haben alle Stellen, die vom Frieden reden, mit Gott zu tun. 3. Das schwarze Pferd: Der Hunger unter der Menschheit. 4. Das fahle Pferd: Der Tod. 5. Das fünfte Siegel: die Märtyrer der Christenheit rufen: "Wie lange richtest Du nicht unser Blut?" Sie müssen noch eine kleine Zeit ruhen unter dem Altar, bis ihre Zahl vollzählig ist. 6. Ereignisse im Kosmos: die Sonne wird schwarz, der Mond rot, Sterne fallen vom Himmel, Erdbeben. Die Mächtigen auf Erden beten zu den Bergen: "Fallt über uns und verbergt uns!" 7. Stille im Himmel: Die Wirkung der Gebete der Gläubigen. (das Räucherfass d. Engels) Kap.8 II. Die sieben Posaunen. (Kap.8) 1. 1/3 der Erde verbrannt, 1/3 der Bäume und alles Gras verbrannt 2. 1/3 des Meeres wird Blut, 1/3 der Fische tot, 1/3 der Schiffe vernichtet 3. ein großer Stern, mit Namen Wermuth, fällt vom Himmel. 1/3 der Wasserströme haben bitteres Wasser. Wermuth heißt in ukrainisch: Tschernobyl (Atomkraftwerk-Unfall am 26.4.1986). Über Wermuth-Offenbarung 8 berichtete damals sogar die Zeitung Figaro in Paris. 4. 1/3 der Sonne, 1/3 des Mondes, 1/3 der Sterne verfinstert 5. (Kap.9) Ein Stern fällt vom Himmel, Heuschrecken wie Skorpione 6. 1/3 der Menschheit getötet. Zwei Mal: "Die Menschen bekehrten sich doch nicht ..." 7. (Kap.11) Anbetung Gottes im Himmel: Blitze, Donner, Erdbeben III. Die sieben Zornesschalen 1. (Kap.16) ein böses und schlimmes Geschwür - bei den Menschen, die das Zeichen des Tieres tragen und sein Bild anbeten 2. das Meer wird zu Blut, alle Wesen im Meer sterben 3. die Wasserströme werden zu Blut 4. Feuer von der Sonne versengt die Menschen 5. große Schmerzen für die Menschen. Drei Mal: "Sie lästerten den Namen Gottes und bekehrten sich nicht, IHM die Ehre zu geben." 6. die Geister von Teufeln versammeln die Könige aller Welt zum Kampf: Harmageddon. 7. großes Erdbeben, alle Inseln und Berge verschwinden, zentnerschwerer Hagel. Kap. 18: Der Untergang Babylons ( = die antigöttliche Welt). Kap. 19: Das Tier und der falsche Prophet werden in den feurigen Pfuhl geworfen. Kap. 20: Das große Weltgericht. Wenn man diese Daten durchliest und ein bisschen darüber nachdenkt, kommt man unweigerlich zu dem Schluss: Wer kann bestehen vor diesem gewaltigen Zorn des Allmächtigen? Es überrascht, zu erfahren, dass die klassische Behandlung des Themas "Gottes Zorn" sich im Römerbrief befindet, der nach Luther und Calvin als das Tor zum Glauben bezeichnet wird. Tatsächlich enthält der Römerbrief mehr Hinweise auf den Zorn Gottes als alle anderen Paulusbriefe zusammen. Paulus schreibt. "Du aber mit deinem unbußfertigen Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes." (Römer 2, 5) In den ersten drei Kapiteln entfaltet Paulus dieses Thema ausführlich - und kommt dann zu dem Ergebnis: Die guten Taten reichen nicht aus, Gottes Zorn zu stillen. "Da ist keiner, der Gutes tut ( = der das tut, was in Gottes Augen als gut und rein gilt - auch in Bezug auf die Gedanken!), - auch nicht einer." (Römer 3, 12) Wer kann uns retten vor dem Zorn Gottes? Das Gesetz kann es nicht, weil es uns nicht die Kraft gibt, Gottes Gebote zu halten sondern vielmehr zur Sünde stimuliert. Es gibt nur einen Weg: zu Christus zu fliehen. Der Apostel schreibt: "Wir werden bewahrt vor dem Zorn, wenn wir durch das Blut Christi gerecht geworden sind." (Römer 5, 9). "Wir werden gerecht durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist." (Römer 3, 24) - "Christus allein" - SOLUS CHRISTUS - sagten die Reformatoren, so hatten sie es im Römerbrief entdeckt - ist der Retter im Gericht Gottes. Ein Meilenstein in der Kirchengeschichte der USA ist das "Große Erwachen" (the "Great Awakening") um 1750 in den Neuengland-Staaten. Die heute zu den Spitzen-Universitäten der USA zählenden Universitäten von Harvard (1636 gegr.) und Yale (1701 gegr.) wurden beide in dieser Region als Ausbildungsstätten für Pastoren gegründet und waren ein Zeichen für das starke geistliche Leben in den Neuengland-Staaten, das später allerdings wieder nachgelassen hatte. Einen erneuten geistlichen Aufschwung gab es dann durch das "Große Erwachen". Mittelpunkt dieser Bewegung war Jonathan Edwards, der heute noch als einer der größten geistigen Köpfe Amerikas gilt. Er war Pastor in Massachusetts (wo sein Großvater schon 60 Jahre lang als Prediger gewirkt hatte und auch sein Vater Pfarrer war) und hat durch seine Predigten über die Rechtfertigung durch den Glauben ab 1734 (31-jährig) die Erweckung ausgelöst, die später durch George Whitefield noch verstärkt wurde. Edwards war kein "Volksprediger" und führte mehr das Leben eines Gelehrten (verbrachte täglich 13 Stunden in seinem Arbeitszimmer; er lehrte auch zeitweilig als Professor für Philosophie und Theologie am Yale-College). Er sprach auf der Kanzel zurückhaltend, ohne Gesten und ruhig (nicht mit lauter Stimme), aber klar, leidenschaftlich und durchdringend. Seine berühmteste Predigt, (wohl die bekannteste, die je in Amerika gehalten wurde) die sich heute noch in vielen Predigtbüchern findet und die damals auch in den Lesebüchern abgedruckt war, hielt er 1741 über den Zorn Gottes: "Sünder in den Händen eines zornigen Gottes". Sie löste die Erweckung in seiner Stadt aus. Einige Sätze aus dieser Predigt geben uns einen Eindruck: "Gott, der dich über den Höllenabgrund hält, ähnlich wie du selbst ein Insekt über ein Feuer hältst, verabscheut dich. ER ist äußerst gereizt. Sein Zorn gegen dich brennt wie Feuer. Er sieht in dir keinen anderen Wert, als dich ins Feuer zu werfen. Seine Augen sind reiner, als dein Anblick es erlaubt. Du bist in Seinen Augen zehntausendmal abscheulicher als es die giftigste Schlange in unseren Augen ist. Du hast Ihn grenzenlos beleidigt, mehr als je ein widerspenstiger Rebell seinen irdischen König beleidigen kann. Deine Sünde macht dich schwer wie Blei, und mit großer Geschwindigkeit rast du der Hölle entgegen. Wenn dich Gott fallen lässt, gibt es nichts, was dich aufhalten kann. Deine eigene Klugheit, dein Selbstbewusstsein, deine ganze Gerechtigkeit kann dich so wenig halten, wie ein Spinnennetz einen stürzenden Felsen aufhalten kann." Er spricht von den Pfeilen des Zornes Gottes, die umherschwirren und jeden treffen, der nicht in dem einzigen Retter, Jesus Christus, geborgen ist. Das Ziel von J. Edwards war nicht, die Höllenqualen hervorzuheben. Die Betonung liegt bei ihm nicht auf dem feurigen Abgrund, sondern auf der Hand Gottes, die den Sünder durch Christus vom Verderben errettet, wie es Paulus klar in Römer 8, 1 formuliert: "So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind." - Von diesem geschichtlichen, geistlichen Hintergrund muss man wissen, wenn man die starke Religiosität heute in den USA und die zahlreichen und großen lebendigen Gemeinden dort verstehen will. - Ein bedeutender Prediger sagte: "Die Gnade Gottes kann man erst erkennen, wenn man den dunklen Hintergrund des Zornes Gottes sieht." Auch Jesus hat diesem Thema mehr Raum gewidmet als die meisten denken. ER spricht davon, dass wir das Leben verlieren - oder durch IHN gewinnen. Wir können die ganze Welt gewinnen, aber ohne IHN werden wir unsere Seele für immer verlieren. In unvergesslichen, eindrücklichen Bildern hat Jesus oft von der Verdammnis gesprochen: von der ewigen Finsternis (wo das Licht Gottes nicht leuchtet), - vom Zähneknirschen derer, die sich ewig über ihre Fehlentscheidungen ärgern, - von den unaufhörlichen Gewissensbissen der Verdammten ("wo ihr Wurm nicht stirbt"), - vom ewigen Feuer. Zehn Mal spricht Jesus in den Evangelien von der Hölle als dem Ort der Gottesferne. - Die große Tragik besteht darin, dass die Menschen genau das bekommen, was sie selbst gewählt haben. Jesus sagt im Johannes - Evangelium (Johannes 3, 18): "Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse." Das Geschehen auf Golgatha kann man erst richtig verstehen, wenn man es als ein großes Gericht Gottes sieht. Paulus hat die Bedeutung des Kreuzes im Galaterbrief großartig herausgestellt. Er schreibt: "Christus hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, als ER zum Fluch für uns wurde. Denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt." (Galater 3, 13) Und Jesaja schaut es prophetisch ähnlich: "Die Strafe liegt auf IHM, auf dass wir Frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt." (Jesaja 53, 5). Die Kreuzigung war das gewaltige Gericht Gottes an Seinem Sohn über die Sünde. Jesus erschien der Weg zur Erlösung über die Qualen des Kreuzes zu schwer, deshalb bat ER Seinen Vater im Garten Gethsemane, ob wohl der "bittere Kelch an Ihm vorüber gehen könnte." An der grausamen, martervollen Hinrichtung Jesu am Kreuz, an Seiner Gottverlassenheit sehen wir, wie groß der Zorn Gottes über die Sünde ist. Wir sehen auch, dass in Gottes Augen die Sünde etwas ganz Schreckliches ist - sonst wäre die Strafe nicht so hart gewesen. - Der große Theologe des Mittelalters, Anselm von Canterbury (um 1100), hat es in die berühmte These gefasst: "Du hast noch nicht bedacht, welch ein großes Gewicht die Sünde hat." - Wir sehen am Kreuz vor allem die große Liebe Gottes zu uns Menschen, der Seinem Sohn Furchtbares auferlegte, um uns zu erlösen. Deshalb wird auch in der Offenbarung Christus als das Lamm Gottes (26 Mal erwähnt) - "wie geschlachtet" - auf dem Thron gerühmt, weil Kreuz und Auferstehung der Wendepunkt der Geschichte wurden. (Offenbarung 5) Klassisch hat es E. Peterson in seinem Buch zum Galaterbrief formuliert: "Das überwältigendste Ereignis der Geschichte ist die Kreuzigung Jesu. Es gibt keine militärische Schlacht, keine geographische Erforschung, keine wissenschaftliche Entdeckung, keine technische Erfindung, kein literarisches Meisterwerk, keine künstlerische Leistung, kein Heldentum, das mit der Kreuzigung zu vergleichen ist. Das Kreuz ist einmalig, steht wie ein einsames Monument in der Geschichte ohne Parallele. Das Kreuz von Christus ist kein kleiner Unfall in der römischen Geschichte des ersten Jahrhunderts oder ein kleines Beispiel für eine mutige Tat. Das Kreuz ist der Mittelpunkt der Geschichte." - Deshalb schreibt Paulus: "Es sei ferne von mir, mich zu rühmen als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus." (Galater 6, 14) Paulus rühmt das Kreuz über alles. Er rühmt sich nicht der Bergpredigt, nicht der vielen Krankenheilungen von Jesus, nicht der Herrlichkeit in der himmlischen Welt. Er zählt nicht eine lange Liste von Gottes Eigenschaften auf. Er weiß das alles und schätzt es. Aber das Wichtigste ist für ihn doch das Kreuz. Warum? Weil dadurch unser Leben von Schuld und Last befreit werden kann, wie es sonst nirgendwo in der Welt und in den Religionen möglich ist, - weil durch den Gekreuzigten Befreiung von der ewigen Verdammnis, ein neues Leben, ein ewiges Leben möglich ist. - Wer mit Christus einen Bund macht, "der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist bereits vom Tode zum Leben hindurchgedrungen." (Johannes 5, 24) 24. Januar 2004 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün