70. Bibelkurs BK 70 Wer ist Jesus Christus? VI Jesu Vollmacht und Herrschaft über alle Mächte Wer das Neue Testament aufmerksam liest, wird bald feststellen, dass er vielen Zitaten aus dem Alten Testament begegnet. Über 600 mal wird auf die 39 Bücher des Alten Bundes Bezug genommen, darunter sind allein 250 Hinweise auf Psalmen. Das ist auch gar nicht so verwunderlich, denn Mose, die Propheten und die Psalmen haben Jesus, den kommenden Messias immer wieder angekündigt. 28 mal heißt es in den Evangelien, dass in Jesus "das erfüllt würde, was ge-schrieben steht..." - Es ist interessant, zu erfahren, auf welches Kapitel im Alten Testament nun am häufigsten Bezug genommen wird. Man ist überrascht, zu hören, dass es ein Psalm ist - und zwar nicht der Psalm 23 - unser Lieblingspsalm (der übrigens niemals erwähnt wird!), sondern der uns weniger bekannte Psalm 110, der 23 mal zitiert wird, gefolgt von Psalm 2 (12 mal zitiert). Bei-de Psalmen sind sich sehr ähnlich. Es waren die Lieblingspsalmen der jungen Christenheit. Beide Psalmen haben nur e i n Thema: CHRISTUS ist der HERR über alles! Christus ist stärker als alle Mächte des Bösen. Der Psalm 110 beginnt mit der Strophe: "Der Allmächtige sprach zu Seinem Sohn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis ich Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße mache." Zehn mal wird in den 7 Versen dieses Psalms die Macht des Gottessohnes beschrieben: "ER streckt Sein Zepter aus und herrscht über alle Feinde. ER wird Könige und Heiden er-schlagen und zerschmettern." - Psalm 2 sagt es ähnlich: "Die Gottlosen toben und wüten gegen Gott und Seine Gebote. Aber Gott, der im Himmel wohnt, lacht über sie und verspottet sie. ER hat Seinen Sohn als König eingesetzt und der wird die Feinde wie Töpfe zerschmeißen. Seid verständig, ihr Könige und lasst euch warnen!" Diese zwei Psalmen waren für die ersten Christen das tägliche Losungsbuch, - eine gewaltige Ermutigung, denn sie waren ringsherum von einer feindlichen und verdorbenen Welt umgeben. Von diesen zwei Psalmen wussten sie, dass ihr Christus der Stärkste ist, - das gab ihnen Mut und Zuversicht, so dass sie sich vor nichts und niemand zu fürchten brauchten - denn dieser HERR war auf ihrer Seite. Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, in was für einer feindlichen Umwelt die ersten Christen lebten. Fast 300 Jahre lang war es lebensgefährlich, ein Christ zu werden. Immer wieder wurden sie von Christenverfolgungen heimgesucht. Erst mit Kaiser Konstantin - um das Jahr 300 - hörte das auf. Durch ihn kam die große Wende. Aber bis dahin mussten die Christen mit viel Widerstand und mit Benachteiligungen rechnen. Das ganze Römerreich war gegen sie. Es gab keine Kirchen, keinen Sonntag, kein Glockengeläut, keine Bücher über den Glauben, keine Für-sprecher in der Regierung. Die Sklaverei (ein Drittel der Bevölkerung im Mittelmeerraum bestand aus Sklaven), Grausamkeiten, sexuelle Verwilderung (Abtreibung und Homosexualität waren et-was Normales!), Rücksichtslosigkeit und Gefühlskälte prägten das Alltagsleben. Reisen war sehr gefährlich und strapaziös. Die meisten Menschen waren Analphabeten. Aus heutiger Perspektive müsste man sagen: das sind äußerst ungünstige Bedingungen für die Ausbreitung einer Bewegung, die auf Waffen verzichtet, wenig Geld hat und deren Hauptinstrument das WORT ist, ihre Botschaft. Und doch hat das Evangelium einen unvergleichlichen Siegeszug angetreten. Was war das Geheimnis des Erfolgs? Die beiden Psalmen 110 und 2 verraten es; die Menschen, die Jesus innerlich aufgenommen hatten, waren fest überzeugt: in ihnen und mit ihnen ist CHRISTUS, ein starker HERR, vor dem alles weichen muss, - mit dem man alles überwinden kann, - für IHN gibt es keine Hindernisse. Jesus hat viele Namen und Titel bekommen (z.B. Hei-land, Erlöser), aber der erste Name - und auch der häufigste Name für Jesus - ist der Name HERR (griech. KYRIOS, - kommt 718 mal im Neuen Testament vor!). Am klarsten kommt es im berühmten Christus-Hymnus zum Ausdruck - in Philipper 2. Dieser Lobgesang auf Christus schließt mit den Worten: "... ER war Gott gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott auferweckt und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass nämlich alle Menschen und Wesen, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind ihre Knie beugen und bekennen sollen: JESUS CHRISTUS IST DER HERR - zur Ehre Gottes, des Vaters." Das war das Glaubens-bekenntnis der ersten Christen. Hier entsprang die Dynamik ihres Lebens. Vor 50 Jahren (1947) brachte J.B.Phillips in Großbritannien eine moderne englische Übersetzung des Neuen Testaments heraus, die ein Bestseller wurde und bis heute am häufigsten zitiert wird. Den Anstoß dazu gab ihm der bekannte Schriftsteller C.S.Lewis, der auch das Vorwort dazu geschrieben hat. In der Einleitung bringt der Autor J.B. Phillips einige Gedanken, die ihn bei der jahrelangen Übersetzungsarbeit am Neuen Testament stark beschäftigt haben - und zwar die Eindrücke vom Leben der Christen des ersten Jahrhunderts. Er schreibt: "Diese Christen hatten eine ganz andere Lebensqualität. Sie zögerten nicht, einfach zu sagen: . Durch IHN waren sie direkt mit den Lebenskräften Gottes verbunden. Diese Christen hatten die feste Überzeugung, buchstäblich Söhne und Töchter Gottes zu sein. Sie wollen nicht von dieser Welt vereinnahmt werden, passen sich nicht ihren Werten an und erinnern sich gegenseitig immer wieder daran, dass sie nur vorübergehend Gäste auf dieser Welt sind und ihr wirkliches Bürgerrecht und ihre Heimat in der unsichtbaren Welt ist, die für sie die echte Realität ist. Sie sind Pioniere eines neuen Geschlechtes, Begründer eines neuen Königreichs. Ihr Glaube schlug Wurzel und wächst kräftig - bei Bedingungen, die eine andere neue Idee mit weniger Lebenskraft schon nach wenigen Wochen abgetötet hätten. Heute hört man überall stöhnen: Die Stimme der ersten Christen ruft über die Jahrhunderte auch zu uns. Wenn wir so glaubten wie sie, - wir würden dieselben Siege wie sie erleben." Wenn man Paulus gefragt hätte: Wer ist ein Christ? - dann hätte er sicher das geantwortet, was er im Römerbrief schreibt: "Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der HERR ist, und in deinem Herzen glaubst, dass Ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet." (Römer 10, 9) JESUS ist der HERR, das bedeutet: ich traue es IHM zu, dass ER mich durch alle Schwierigkeiten hindurchbringt, - ER wird mich niemals im Stich lassen, - ER gibt mir ausreichend Kraft, um Schweres zu ertragen, - ER hilft mir, alle Hindernisse zu überwinden, nichts kann uns niederknüppeln! - Deshalb spricht Paulus in den höchsten Tönen, wenn er von der Kraft Jesu redet: "Nichts kann uns von Jesus scheiden!" - "Mit IHM erringen wir die glänzendsten Siege auch unter katastrophalen Bedingungen." "Es muss uns alles zum Besten dienen." (Römer 8) - Das hängt alles damit zusammen, dass JESUS ein ganz großer HERR ist. Paulus nennt Christus sogar den "HERRN über alle anderen Herren in der Welt, - den KÖNIG über alle Könige in der Welt" (1. Timotheus 6, 15 + 2 mal in der Offenbarung: 17, 14 und 19, 16). Man kann im Neuen Testament fest-stellen, dass der Name HERR für Jesus vor allem nach Seiner Auferstehung eingeführt wurde, - weil eben durch die Auferstehung bewiesen ist, dass Christus stärker ist als der Tod, der unser größter Feind ist. Wer den Tod besiegt, der ist wirklich der HERR der Welt! Wer den schlimmsten Feind überwindet, dessen Kraft reicht auch bei mir aus, selbst wenn ich mich in einer schier aussichtslosen Situation befinde. Seine Kraft bringt mich überall durch. - Das hat Paulus selbst erlebt. Er wurde jahrelang von dämonischen Mächten oft furchtbar gequält - "es war fast nicht zum Aus-halten!" würde man heute sagen. Da sagte Christus zu ihm: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das genügt!" (2. Korinther 12) Paulus hat wahrscheinlich mehr erwartet, deshalb sagt Jesus zu ihm: "Meine Kräfte genügen!" Selbst Paulus musste lernen: Christi Kräfte sind viel, viel größer als er dachte. Sie reichen aus, um teuflische Angriffe abzuwehren und siegreich zu überstehen. Was "HERR-Sein" und "Herrschaft" wirklich bedeutet, das kann uns auch vom Alten Testament her noch deutlicher werden. Denn der Alte und der Neue Bund hängen eng miteinander zusammen. - Frommen Juden ist es nicht erlaubt, den Gottesnamen Jahwe auszusprechen (in gewissenhafter Beachtung des zweiten Gebots: "Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes nicht missbrauchen ..." - 2. Mose 20). In unserem Alten Testament ist JAHWE, der Eigenname Gottes nicht zu finden. Schon die Hebräer haben die hebr. Buchstaben (Konsonanten!) für Jahwe aus Ehrfurcht stehen gelassen und dafür einen anderen Namen gelesen, um damit das zweite Gebot nicht zu verletzen. Interessant ist nun, was für ein Wort sie für Jahwe wählten. Sie wählten nicht "der Heilige" (von Jesaja sehr oft verwendet, ab Kap.40), auch nicht "der Ewige", so heute am häufigsten in den jüdischen Gebetbüchern zu finden. Sie wählten das Wort ADONAI (das heißt: HERR), das 6700 mal im Alten Testament für Jahwe gelesen wird. In unseren Bibeln ist das so übernommen worden. Für Jahwe steht bei uns HERR in der Bibel. (Wegen der Verwendung der Vokale von ADONAI für JAHWE entstand durch ein Missverständnis Jehova!) - Jahwe in hebräischer Schrift: ???? Warum wählten die Hebräer ADONAI = HERR? Die Fachtheologen geben zwei Gründe an: * Der Gott Israels ist der Schöpfer des Universums. Der bedeutende englische Historiker Herbert Butterfield in Oxford (gest. 1979), der ein Christ war, sagt: "Für die Hebräer waren die Schöpfung und (später) der Exodus (der Auszug aus Ägypten) die stärksten Beweise für die Größe und Macht ihres Gottes." Im ganzen Alten Testament gibt es über 70 Hinweise auf Gott, den Schöpfer, die Hälfte davon in den Psalmen. 17 Hinweise auf die Größe des Schöpfer-gottes finden sich allein bei Jesaja ab Kap. 40 (die meisten in den prophetischen Büchern!). Bei Jesaja wird es deutlich, warum der Prophet so nachdrücklich und so oft auf die Schöpfung als Werk Gottes hinweist: Er will das verzweifelte Volk Israel in der babylonischen Verbannung (70 Jahre Sklavenarbeit!) ermutigen und trösten - und das tut er, indem er ihre Blicke von den imposanten und faszinierenden Bauten und Prozessionen Babylons weglenkt und sie an ihren Gott Jahwe erinnert, der ein noch viel größerer Baumeister als Babylon ist. ER hat ein wunderbares Universum geschaffen, auf Seinen Befehl ziehen die Sternenheere über das Firmament. In den Augen Gottes sind die Mächtigen auf Erden wie Heuschrecken, die Völker sind wie die Tropfen an ihren Wassereimern, mit denen sie täglich bei Kanalarbeiten ihre Frondienste tun müssen. Wer über diesen Schöpfergott nachdenkt (und nicht über die Pracht-bauten Babylons) und mit IHM rechnet, der bekommt neue Kraft, neuen Mut." (Jesaja 40) Ein anderes Beispiel ist Hiob. Er ist die klassische Gestalt für Menschen, die von einem schweren Schicksalsschlag getroffen sind, - die hilflos und ratlos vor einem großen Lebens-rätsel stehen. 50 Fragen richtet Hiob an den Allmächtigen, vier mal "warum?" gleich in der ersten Rede (Hiob 3) - und er erhält keine Antwort. - Wie hilft Gott dem Hiob? Wie tröstet ER ihn? ER hilft ihm, indem ER ihm Seine Größe als Schöpfer offenbart - und das richtet den Hiob auf. Die Rede Gottes "aus dem Wettersturm" an Hiob enthält keine Antworten, - im Gegenteil: sie besteht nur aus Fragen Gottes an Hiob, - 85 Fragen, - und alle drehen sich um das große Schöpfungswerk Gottes. So beginnt Gott: "Wer bist du denn, dass du meinen Plan und meine Strategie anzweifelst, von Dingen redest, die du nicht verstehst? Warst du dabei, als Ich das Weltall erschuf?" (Hi.38) Dem Hiob gehen die Augen auf über die Größe Gottes, der ihm den großartigen Kosmos in allen Farben als Sein Werk schildert. - Dass dieser große Gott überhaupt noch mit ihm redet, das demütigt Hiob aufs tiefste. Er bittet wegen seines törichten Denkens und Redens um Vergebung. Er tut Buße in Sack und Asche. Als ihm beim Blick in die Schöpfung Gottes die Macht und Herrlichkeit Gottes aufging, wurde es ihm leichter. ? Wenn wir die Schöpfung Gottes studieren und eine Ahnung von der Kraft und Macht des Allmächtigen bekommen, dann hören wir - wie Hiob - auf, zu jammern und zu klagen und beginnen, Gott zu preisen, - wie Hiob: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen hast, ist Dir zu schwer." (Hiob 42, 2) Als Jerusalem 701 v.Chr. von einer riesigen Armee der Assyrer unter Sanherib belagert wurde, musste man in wenigen Tagen mit der Eroberung - und damit mit dem Untergang Jerusalems rechnen, - wie es Samaria 20 Jahre früher durch dieselbe Heeresmacht widerfuhr. Da geht der König Hiskia mit dem Brief Sanheribs in den Tempel und betet. Sein Gebet beginnt: "HERR Zebaoth, Du thronst über den Cherubim, Du hast Himmel und Erde gemacht..." (Jesaja 37). Hiskia wandte sich an den Schöpfer des Universums. In wenigen Stunden griff der Allmächtige ein. Noch in derselben Nacht wurde die große Armee (185.000) von einer Epidemie dahingerafft. ? Wer mit dem Schöpfer des Weltalls rechnet, darf Wunder erleben. Ein Blick in die Schöpfung Gottes kann uns viel helfen - so wie Hiob und die Juden in Babylon dadurch Ermutigung erfahren haben. - Man braucht nur die Schneeflocken anzuschauen. Man hat noch keine zwei Schneekristalle gefunden, die sich gleich wären. Was gibt es da für eine unendliche Vielfalt! Oder schauen wir uns einfach die bunten Schmetterlinge an oder das Blumenmeer auf der Insel Mainau - oder die Pracht eines nächtlichen Sternenhimmels. Was für ein Ideenreichtum, dass alles so schön und abwechslungsreich gestaltet ist! Wer sich bei allem so viele Gedanken gemacht hat, "der - so dichtet Paul Gerhardt logisch ganz richtig weiter - wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann"! Auch Jesus hat diese Lo-gik in der Bergpredigt verwendet, wenn ER sagt: "Schaut die Lilien und die Gräser auf dem Feld an, denkt an die Sperlinge. Gott hat alles wunderbar geplant. Gott sorgt dafür, dass alles funktioniert bis zum heutigen Tag - und erst recht sorgt ER für euch, weil ihr Seine Kinder seid!" (Matthäus 6) Das lernen wir in der Schöpfungswelt Gottes. Wir sollten da nicht nur staunen (das machen die Touristen bei ihren Weltreisen!), sondern noch viel mehr über die Größe und Macht des Schöpfers, unseres Gottes nachdenken - und IHN anbeten! Das hilft uns sehr! * Der Exodus in Ägypten - der zweite Beweis für die große Macht Gottes. Es gibt kein Land in der Bibel, das - neben Israel - so häufig erwähnt wird wie Ägypten -mehr als 750 mal, - und 250 mal wird Pharao erwähnt. Ägypten spielt eine zentrale Rolle im großen Weltplan Gottes. Abraham und später Jakob mit seiner Familie erfahren wegen einer Hungersnot Hilfe in Ägypten. Auch Joseph und Maria finden mit ihrem Jesus-Kind Zuflucht in Ägypten und entkommen damit dem Kindermord des Königs Herodes. Heute ist Ägypten das einzige arab. Land, das mit Israel einen Vertrag geschlossen hat. - Israel wird in Ägypten aus einer Großfamilie (die 70 Personen von Jakobs Familie) in 430 Jahren zu einem Volk von ca. 2 Mio. Menschen. Schon Abraham war prophezeit worden, dass seine Nachkommen über 400 Jahre lang in Ägypten Sklavendienst leisten müssten (1. Mose 15). Nach dem Plan Gottes sollte Israel wieder in sein Land kommen - und diesem Plan Gottes musste sich eine Weltmacht beugen, - trotz hartnäckigen Widerstands. Der EXODUS - der Auszug aus Ägypten - war ein Weltereignis ersten Ranges. Man bedenke: ein Weltherrscher muss in seinem Land einem Sklavenvolk nachgeben, das von einem aus der Wüste erschienenen 80 Jahre alten Ziegenhirten geführt wird, der nur einen Stock als sein Zepter trägt. Pharao sollte mit Zittern und Schrecken kennen lernen, welch ein gewaltiger Gott ihm in Jahwe begegnet. Es hat eine große Bedeutung, dass der Name Jahwe (= der wirkende, schaffende, dynamische Gott) in der Bibel erst im zweiten Buch Mose am feurigen Busch dem Mose offenbart wurde, als ihm der Großauftrag der Befreiung aus Ägypten von Gott übergeben wurde (2. Mose = 2. Mose 3) - Das Passa-Lamm des Auszugs ist auch das Urbild für Jesus, - das Lamm Gottes (Johannes 1, 29 und 28 mal in der Offenbarung!) Ägypten war die Weltmacht Nummer eins im Orient. Es besaß eine über tausendjährige Kultur unter der Herrschaft von Diktatoren, den Pharaonen. Die Pyramiden sind bis heute Be-weise ihrer Intelligenz und ihres Organisationstalentes und setzten selbst einen Napoleon in Erstaunen, als er auf einem Feldzug 1799 dorthin kam. Um eine "chinesische Mauer" zu bauen - dazu braucht man keine großen Architekten! - Und an dieser führenden Weltmacht hat Gott Seine Größe gezeigt. Wenn man den Exodus studiert, dann kann man lernen, wie groß unser Gott ist. Und nachdem die meisten Christen mehr jammern als jubeln und ihre Probleme und Sorgenberge ihnen größer erscheinen als die Allmacht Gottes, - ist es uns sehr hilfreich, diese Geschichte genau zu kennen. Wir können dadurch eine große Ermutigung bekommen. Der Exodus (ca. 1250 v.Chr.) war ein gewaltiges dramatisches Schauspiel, das sich acht Monate lang wie in einem großen Stadion abspielte, - und die Arena war das ganze Land Ägypten. Zehn Naturkatastrophen (Luther: Plagen; 2. Mose 7-12) ließ Gott über das Land herein-brechen, bis dann endlich Pharao nachgeben musste: 1. Wasser in Blut verwandelt 6. Blattern 2. Froschplage im ganzen Land 7. Hagel (Pharao's erste "Buße") 3. Stechmücken-Plage 8. Heuschrecken (Pharao's zweite "Buße") 4. Stechfliegen-Plage 9. Die "ägyptische Finsternis" 5. Viehpest 10. Tötung der Erstgeburt Bei den ersten beiden Katastrophen konnten die ägyptischen Magier noch mithalten, aber bei den kleinen Stechmücken war ihre Weisheit am Ende. Nach den Blattern tauchen sie überhaupt nicht mehr auf. Mehrmals wird berichtet, dass die Beendigung einer Plage erst durch das Gebet des Mose geschah, worum der hilflose Pharao händeringend bat. Das ist auch ein Hin-weis für die Christen, dass durch Gebet der starke Arm Gottes bewegt wird. Am Ende stand es fest: der Thron Pharaos, auf dem über 1000 Jahre Alleinherrschaft regierte, ist gestürzt. Der "World Cup der Souveränität" (so E. Peterson!) ist entschieden: Jahwe ist Herrscher dieser Welt und aller ihrer Mächte. - In den Psalmen, besonders den Geschichtspsalmen (77+78; 105+106; 135+136; 145; 147), wird oft auf den Exodus Bezug genommen. In Psalm 78 und 105 werden sogar die zehn Plagen aufgezählt. Die Zehn Plagen haben aber auch für Israel, das ja das alles miterlebte, eine große Bedeutung. 400 Jahre lang waren sie in Sklavendiensten. Es schien ihnen so, als sei Gott abwesend, - nicht mehr da. Die alten Geschichten von Abraham, Jakob und Joseph waren wohl nur wenigen in Erinnerung. Vier Jahrhunderte waren vergangen, ohne dass sich Gott einmal gemeldet hätte. Diese lange Zeit hatte sie natürlich geprägt - in ihrem ägyptischen Lebensstil und in ihrem Denken. Hier musste eine Art "Tempelreinigung" vollzogen werden. Israel musste es wie die Ägypter lernen: die Götter dieser Welt sind kraftlos, wirkliche Macht hat nur Jahwe. An dieser Lektion hatten sie lange zu lernen. Schon am Anfang des 40-jährigen Wüstenmarsches kamen ihnen die Zweifel, ob man diesem Jahwe wohl wirklich alles zutrauen kann, - ob ER wohl auch in der Wüste für Verpflegung sorgen kann? - Das Problem ist heute immer noch da: Hört Gott mein Gebet? - kann ich mit IHM alle Schwierigkeiten überwinden? - bringt ER mich wirklich durch den "Dschungel" des Lebens sicher hindurch? Der Schlüsselvers für die Exodus-Geschichte steht 2. Mose 14, 14: "Der HERR wird für euch streiten und ihr werdet stille sein." Die Aktivitäten übernimmt alle Gott. Israel soll nur stille sein und IHM voll vertrauen. Am Gottvertrauen hat es dann später meistens gemangelt, - auch bei den Jüngern (deshalb nannte sie Jesus oft "Ihr Kleingläubigen!"). Stille sein und Beten, die Macht des HERRN kennen und IHM ganz vertrauen - das ist das Wichtigste für uns. Wenn wir das tun, dann wird der HERR aktiv, - meistens mehr als wir denken! * Diese entscheidenden Fakten - "Schöpfung und Exodus" und "Jahwe ist der Herrscher über die ganze Welt" - sollten uns immer gegenwärtig sein, wenn wir nun im Neuen Testament hören: Jesus ist derselbe HERR in allen Bereichen. Es fällt uns schwer, das im Alltag zu realisieren, weil so viel Ungöttliches, Widerliches und Dämonisches um uns herum ist. - Es fängt schon beim Sprachlichen an. Im Englischen tut man sich leichter. Da sagt man "LORD Jesus" - und nicht: "Mister Jesus". Ein LORD, das weiß jedes Kind in England, ist schon etwas mehr als ein Mister. - Etwas schelmisch hat es ein deutscher Schriftsteller, Ernst Wiechert (gest. 1950), in einem Buch kommentiert: "Früher hieß nur einer der , und das war Gott. Können Sie sich denken, dass man sagte oder . Und dann ging es auf die Könige über und dann auf den Edelmann - und heute ist jeder Hausmeister an der Schule ein . Deshalb ist es so herrlich und deshalb wird es mit der Welt kein gutes Ende nehmen." Dass Jesus der HERR ist - und zwar auf allen Gebieten! - das hat ER durch Seine Wunder gezeigt. Die meisten Wunder hat Jesus an Kranken getan. ER zeigte Seine Macht über die dämonische Welt und über den Tod - und auch über die Natur. Es ist hilfreich, einmal einen Überblick über alle 35 Wunder Jesu zu sehen und sie zu studieren: Die 35 Wunder Jesu: 18 Heilungen: Aussätziger ("...geh hin u. zeige dich dem Priester!") Matthäus 8 Knecht des Hauptmanns von Kapernaum Matthäus 8 Schwiegermutter des Petrus (hatte Fieber!) Matthäus 8 Gelähmter (durchs Dach zu Jesus gebracht!) Matthäus 9 blutflüssige Frau (18 Jahre lang krank!) Matthäus 9 zwei Blinde und ein Stummer (besessen!) geheilt Matthäus 9 verdorrte Hand - am Sabbat geheilt! Matthäus 12 Tochter der kanaanäischen Frau ("ein "böser Geist") Matthäus 15 Taubstummer (Jesus spricht zu ihm: "Hefata!" = Tu dich auf!) Markus 7 ein Blinder ("ich sehe zunächst Menschen wie Bäume") Markus 8 der blinde Bartimäus vor Jericho Markus 10 verkrümmte Frau - am Sabbat geheilt! Lukas 13 Wassersüchtiger - am Sabbat geheilt! Lukas 14 zehn Aussätzige (nur 1 Samariter dankt Jesus!) Lukas 17 das Ohr des Malchus geheilt (Petrus mit dem Schwert!) Lukas 22 Sohn eines königlichen Beamten (war todkrank!) Johannes 4 Gelähmter am Teich Bethesda (38 Jahre lang krank!) Johannes 5 Blindgeborener (deshalb lange Auseinandersetzung!) Johannes 9 5 Besessene geheilt: ein Besessener (stumm und besessen) Matthäus 9 ein Besessener (blind und stumm) Matthäus 12, 22 ein Besessener (unreiner Geist) Markus 1, 23 der besessene Gerasener (zweitausend Schweine!) Markus 5 ein besessener Knabe (erst bei den Jüngern versucht) Markus 9 9 Naturwunder: Stillung des Sturmes ("Wind und Meer sind IHM gehorsam") Matthäus 9 Speisung der 5000 (5 Brote, 2 Fische, Rest: 12 Körbe voll) Matthäus 14 Speisung der 4000 (7 Brote u. Fische, Rest: 7 Körbe voll) Matthäus 15 Jesus wandelt auf dem Meer (der "sinkende Petrus") Matthäus 14 die Münze im Fisch (zur Zahlung der Tempelsteuer!) Matthäus 17 der verdorrte Feigenbaum Matthäus 21 der Fischzug des Petrus (seine Berufung durch Jesus) Lukas 5 Wasser zu Wein (bei der Hochzeit zu Kana) Johannes 2 der zweite Fischzug (153 Fische gefangen!) Johannes 21 3 Totenauferweckungen: Tochter des Jairus (12 Jahre alt, war eben gestorben!) Matthäus 9 Jüngling zu Nain (bei der Beerdigung!) Lukas 7 Lazarus - in Bethanien, (schon 4 Tage im Grab gelegen!) Johannes 11 Allgemeine Heilungen und Wundertaten Jesu: Matthäus 4, 23+24; 14, 14; 15, 29-31 Die zahlreichen Wunder zeigen deutlich, welch große Vollmacht Jesus überall hatte. Die Leute strömten oft in Scharen zu IHM und brachten ihre Kranken - "... und ER heilte sie alle" (Matthäus 4, 23). Jesus wollte aber nicht als "Wunderheiler" bekannt werden, deshalb hat ER fast immer bei Einzelheilungen geboten, es nicht weiterzusagen. Die Wunder waren IHM nicht das Wichtigste. Mit den Wundern wollte Jesus Seine Liebe den Menschen zeigen. ER wollte der Erlöser für die Menschen werden, deshalb ging ER dann gehorsam den schweren Weg ans Kreuz. Der Apostel Johannes verwendet statt des Wortes "Wunder" das Wort "Zeichen". Die Wunder sollten den Zuschauern anzeigen, dass sie Jesus noch weiterführen will, - zu einer persönlichen Begegnung mit IHM. ER möchte unser ganzes Leben in Seine Hand nehmen, es befreien, um-gestalten und mit himmlischen Gütern füllen. Besonderes Aufsehen erregte Seine Macht über die Dämonen. Jesus zeigt sie auch heute noch. Vor einigen Jahren hat es ein bayerischer Missionar, Stefan Scheuerl aus Neuendettelsau, auf dramatische Weise in Tansania erlebt. Er war dort mit seiner Familie unter den Massai tätig. Das ist ein sehr kriegerischer Stamm, bei dem seit 60 Jahren Missionare wirkten, ohne dass auch nur eine Bekehrung geschah. Aber dann breitete sich unter den Frauen der Massai eine Krankheit aus, die kein Medizinmann heilen konnte: immer mehr Frauen werden besessen, schreien und zittern, rennen wie wahnsinnig in die Steppe hinaus. Das einzige Heilmittel war die christliche Taufe. So ließen die Männer ihre Frauen zu den christlichen Missionaren gehen. Sie empfangen Taufunterricht. Zum Abschluss wird die Taufe vollzogen. Während der Missionar sagt: "Ich taufe dich im Namen Gottes..." bricht die Frau in wahnsinniges Geheul aus, fällt zu Boden und wälzt sich im Staub. Zwei Frauen helfen dem Missionar, die Taufe zu vollenden. Nach einer Minute ist die Frau frei von Besessenheit - für ihr ganzes Leben (Taufe heißt: im Täufling wohnt jetzt Christus, er ist Sein Eigentum!). Das hat Missionar Scheuerl an Hunderten von Frauen erlebt. Diese Ereignisse hatten eine so starke Wirkung, dass auch die Männer sich dem Evangelium öffneten. Von den Massai (ca. 1 Mio. Nomaden) sind jetzt etwa 20 % Christen und viele Kirchen wurden inzwischen gebaut. * Die ersten Christen waren vollkommen überzeugt, dass Jesus ein einzigartiger HERR ist. Sie haben es im eigenen Leben und auch bei andern erlebt, dass Jesus Macht hat über alle Mächte. Paulus spricht in seinen Briefen mehrmals von den "Mächten und Gewalten" und meint damit die unsichtbaren und starken Kräfte der teuflischen Dämonen, die aber vor Jesus weichen müssen (Römer 8, 38). Er schreibt: "Christus hat sie ihrer Macht entkleidet und einen Triumphzug aus ihnen gemacht." (Kolosser 2, 10+15). - Wer selbst mit solchen Mächten zu kämpfen hat - und im ersten Jahrhundert waren die Christen ringsherum von solchen Geistern umgeben! - der braucht dringend engste Verbindung mit Christus. Denn mit Christus ist der Sieg sicher. Auch die Verbindung mit Gottes WORT ist genau so wichtig. Denn Christus ist das Wort ("Das WORT ward Fleisch.." Johannes 1, 14) - und im WORT stecken dieselben heilenden und stärkenden Kräfte wie in Christus. Von daher versteht man es, dass in den Briefen des Apostels Paulus sehr häufig die Wendung "in dem HERRN" - fast wie eine Formel - verwendet wird. Für die Christen war es wichtig, mit Christus verbunden zu sein, nicht nur "mit IHM" zu sein sondern "in IHM" zu sein - das ist noch intensiver! Dadurch tragen sie sozusagen den Sieger in sich - und können also getrost und ohne Furcht vor den Mächten des Bösen ihren Weg gehen. Wo Christus ist, da gibt es immer Sieg. Am massivsten hat es Paulus in Römer 8 formuliert: "Auch in den schwierigsten Situationen er-ringen wir die glänzendsten Siege durch Christus, der uns in Seiner Liebe mit Seiner vollen Kraft ausrüstet, - weil ER selber in uns lebt." (Römer 8, 37) Im folgenden sind nur die wichtigsten dieser Stellen aufgeführt: "...wir ermahnen euch in dem HERRN" 1. Thessalonicher 4, 1 "... ich bin gewiss in dem HERRN" Römer 14, 14 "... ich habe Vertrauen zu euch in dem HERRN" Galater 5, 10 "... jemand aufnehmen in dem HERRN..." Philipper 2, 29 + Römer 16, 2 "... sich freuen in dem HERRN..." Philipper 3, 1 + 4, 4 "... feststehen in dem HERRN" Philipper 4, 1 "... arbeiten in dem HERRN..." Römer 16, 12 "... einander grüßen in dem HERRN" Römer 16, 22 + 1. Korinther 16, 19 "... man soll heiraten in dem HERRN" 1. Korinther 7, 39 "... wir sollen stark werden in dem HERRN" Epheser 6, 10 "... wir sollen leben in dem HERRN" Kolosser 2, 6 "... das ewige Leben ist in Christus, unserem HERRN" Römer 6, 23 "... unsere Arbeit ist nicht vergeblich in dem HERRN" 1. Korinther 15, 58 Was bedeutet das praktisch? Ein Christ ist ein Mensch, dessen Leben durch Christus bestimmt ist, - der von Christus durchdrungen ist. Bei allem, was er tut, hat er Christus immer vor Augen und denkt über Seine Worte nach. Er will Christus in seinem Tun und Verhalten gefallen, er orientiert sich in allem an Christus. - "In dem HERRN" bedeutet außerdem: Er steht unter dem Schutz von Christus und unter Seiner Führung. Er erhält von IHM Kraft und Wegweisung. Paulus sagte es ganz knapp: "Christus ist mein Leben." (Philipper 1, 21) Es gibt viele schöne Dinge, die ein Menschenleben ausfüllen können. Das dürfen sie auch - und wir sollen Gott dafür danken. Aber Paulus geht weiter: sein Denken kreist vor allem um Christus, seine große Liebe gehört IHM. IHM will er auch - als Sein Knecht - gehorchen und dienen. Von Christus hat er am meisten bekommen und durch IHN kann er auch das Größte erwarten. Es gibt niemand auf Erden, der ein Menschenleben noch besser erfüllen kann als Christus. Paulus verwendet dieses "in dem HERRN" nicht bloß bei geistlichen Dingen sondern auch bei alltäglichen Sachen (wie: grüßen, jemand aufnehmen, arbeiten, heiraten...). Rund um die Uhr können wir mit Christus große und kleine Anliegen angehen und werden durch IHN das Ziel erreichen. 10. Dezember 2005 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün