74. Bibelkurs                                                                                                                            BK 74

 

Wer ist Jesus Christus? Teil X

Die Auferstehung Jesu

 

  „Die Auferstehung Jesu ist die größte Revolution der ganzen Geschichte des Kosmos“ schreibt Klaus Berger, der führende Prof. für Neues Testament in Heidelberg in seinem „JESUS“-Buch (erschienen 2004). Das ist keine Übertreibung sondern hier wird die biblische Wirklichkeit klar formuliert. Die Auferweckung des Gottessohnes zeigt, dass der Tod überwindbar ist. Der Tod ist für unsere Gesellschaft ein Tabu. Kein wissenschaftliches Institut unternimmt Versuche, Leichname wiederzubeleben. Kein Nobelpreisträger hat bisher Gedanken geäußert, dass dieses Problem auch einmal angegangen werden könnte. Man versucht, den Krebs zu überwinden – aber der Tod ist und bleibt ein Tabu. Für die Christen ist dieses anscheinend unlösbare Problem gelöst, - einfach und großartig gelöst: durch die Auferstehung Jesu. Jeder Sonntag in der westlichen Welt erinnert daran seit 2000 Jahren, das Osterfest im Besonderen. In der Orthodoxen Kirche in Russland beginnt der Ostergottesdienst mit dem Ruf des Priesters: „Der HERR ist auferstanden!“ und die Gemeinde antwortet kraftvoll in einstimmigem Chor: „Der HERR ist wahrhaftig auferstanden!“ Das ist nur ein schwaches Echo auf die These: „Die Auferstehung ist das größte Ereignis seit der Erschaffung des Kosmos.“ Man wundert sich nur, dass dieses Ereignis so wenig Jubel auslöst und dass unser Denken im Alltag so wenig davon beherrscht wird. Wir staunen jeden Tag über die Wunder in der Schöpfung. Wir müssten – jeden Tag - noch mehr gepackt werden von der Tatsache: JESUS ist auferstanden – ER lebt, ER ist da, ER ist gegenwärtig mit Seiner Kraft, die alles übersteigt, was die Wissenschaft kennt. – Wenn in der ersten Christenheit in der Osternacht der Ruf erscholl: Christus ist erstanden, dann wurde die ganze Gemeinde wie von einem Freudentaumel ergriffen. Man umarmte sich und küsste sich aus Jubel über die Gottestat, die die Gewissheit des ewigen Lebens gebracht hatte. – Der Osterglaube ist kein Mythos, kein Prinzip, sondern die freudige Gewissheit, dass Christus die Pforten des Todes überwunden hat.

            Es hat einen großen Schaden in der Kirche angerichtet, als vor 200 Jahren – im Zuge der Aufklärung – die Zweifel an der Auferstehung Jesu sich breit machten. Mit Reimarus fing es an (ein Gymnasialprof. in Hamburg, gest.1768), Lessing hat ihn sehr unterstützt. Im 19. Jahrhundert haben einige Theologen die Zweifel noch kräftiger geschürt, vor allem in letzter Zeit Rudolf Bultmann in Marburg (gest.1976). Er lehrte, dass Jesus „in die Verkündigung hinein auferstanden sei“ – also nicht wirklich leiblich auferstanden ist. Er hat eine ganze Pfarrergeneration geprägt. Klaus Berger meint, dass ein Drittel der Pfarrer in Deutschland nicht an die Auferstehung Jesu glauben. Zum 100. Geburtstag von Bultmann (1984) wurden in Deutschland – auch von einigen Bischöfen – große Lobreden auf ihn gehalten. Inzwischen merkt man langsam, was für ein großer Schaden angerichtet wurde. Man hat an dem Ast gesägt, auf dem die Kirche sitzt. Wenn die Auferstehung Jesu verschwiegen wird, dann ist in der Kirche keine Kraft mehr da, dann suchen die Menschen woanders.

            Der Apostel Paulus hat die Wichtigkeit der Auferstehung sehr deutlich herausgestellt. Im 1. Korintherbrief schreibt er ein langes Kapitel (58 Verse!) nur über e i n Thema: die Auferstehung Jesu (1. Korinther 15). Die fundamentale Bedeutung der Auferstehung Jesu stellt er in sechs Punkten heraus. Er sagt:

                                    „Wenn Christus nicht auferstanden ist...

·         ... dann hat unser Predigen keinen Sinn mehr

·         ... dann ist unser Glaube wertlos

·         ... dann gibt es keine Sündenvergebung

·         ... dann gelten wir vor Gott als „falsche Zeugen

·         ... dann gibt es keine Hoffnung auf ewiges Leben

·         ... dann sind wir Christen die elendesten unter allen Menschen auf Erden.“

(1. Korinther 15, 14-19)

Das ist eine Liste, die sehr nachdenklich macht. Wenn die Auferstehung Jesu geleugnet wird, dann sind ganz wichtige Punkte der christlichen Lehre wertlos und sinnlos: Predigt, Glaube, Sündenvergebung, ewiges Leben. Die Auferstehung ist also kein Randthema, worüber man verschiedener Meinung sein kann sondern ein Zentralthema, mit dem die Christenheit steht oder fällt, - sagt Paulus. Das meint er, wenn er sagt: „wir sind dann die elendesten unter den Menschen“, weil eine großartige Botschaft auf einmal wie ein Luftballon zerplatzt, wenn Jesus, der Erlöser der Menschheit, nicht auferstanden wäre. Im selben Kapitel schreibt Paulus am Anfang, dass er ca. 530 Christen kenne – darunter alle Apostel -, die Jesus als Auferstandenen gesehen haben. Er will den Christen in Korinth absolute Gewissheit geben, dass Jesus auferstanden ist. Hier ist das Fundament unseres Glaubens. Paulus zieht in diesem langen Kapitel die Linien von der Auferstehung weiter bis in die Ewigkeit – und bis in unseren Alltag, wenn er am Schluss sagt: „Der Tod ist besiegt, die Hölle hat eine entscheidende Niederlage erlitten. Deshalb können wir Christen im Glauben stabil bleiben und in der Arbeit für Gottes Reich getrost weiter machen, weil nichts vergeblich ist, - denn Christus hat mit Seiner Auferstehung eine grandiosen Sieg für uns errungen.“ (1. Korinther 15, 54-58) ER steht uns nicht nur zur Seite, sondern dieser Sieger lebt auch in den Christen.

 

Es ist sehr hilfreich, die Berichte über die Auferweckung Jesu und Seine Erscheinungen nachher in den vier Evangelien zu studieren. Da können wir viele geistliche Impulse bekommen. Gute Gedanken dazu enthält das Buch von Eugene Peterson: „Christ Plays in Ten Thousand Places“ (2005 bei Eerdmans, USA, erschienen). Einige davon werden hier aufgenommen:

 

Höhepunkte und Lichtpunkte in den Auferstehungsgeschichten der vier Evangelien.

 

1. Die Auferstehung Jesu war eine totale Überraschung. Obwohl Jesus bei Seinen drei Leidensweissagungen jedes Mal am Schluss auch Seine danach folgende Auferstehung erwähnte,
  haben die Jünger doch nicht damit gerechnet. Das grausame Geschehen der Kreuzigung hat sie innerlich so stark beschäftigt, dass ihnen Jesu WORTE entschwunden waren. → Wenn große Ereignisse uns bewegen, sind wir in der Gefahr, das WORT Gottes zu verlieren. – Auch heute noch kommt Jesus oft sehr überraschend.

 

2. Bei den Auferstehungsberichten spielen „Randfiguren“ eine viel größere Rolle als die bekannten Jünger. Maria Magdalena ist die einzige Person, die in allen vier Evangelien erwähnt wird.
Das einzige was wir aus ihrem Vorleben wissen ist, dass sie von „sieben bösen Geistern besessen“ war und durch Jesus davon befreit wurde. Mit ihr hat Jesus eine besondere Begegnung im Garten neben dem Felsengrab. (Sie hält Jesus zunächst für den Gärtner und erkennt Jesus erst, als ER sie bei ihrem Namen ruft. - Johannes 20) – In der Regel haben auch unter Christen hochgestellte Personen meist eine Vorrangstellung, aber Christus hat ein anderes Prinzip: Er offenbart sich oft – wie hier – bei „Randfiguren“: den Armen, den Leidenden, den Verachteten, den Minderheiten, - den Kindern.

 

3. Jesu Auferstehung geschah ohne die Öffentlichkeit, ohne „publicity“. Das einzige, was die Außenwelt mitbekam, war das Erdbeben bei der Auferstehung (Matthäus 28). Aber den Auferstandenen selbst hat niemand zu Gesicht bekommen. Jesus erschien nur gläubigen Menschen, deren Glaube dadurch ungeheuer gestärkt wurde. – Gottes Wunder geschehen oft in der Stille. Jesus hat in der Regel großes Aufsehen vermieden.

 

4.   „Furcht“ ist das häufigste Wort in den Auferstehungsgeschichten. „Zittern und Entsetzen hatte die Frauen am Grab ergriffen und sie fürchteten sich“ heißt es bei Markus (Kap.16) Diese Furcht hat aber nichts mit Angst zu tun sondern bedeutet viel mehr: Gottesfurcht, - in dem Sinn: „Gewaltiges ist geschehen, - was wird als Nächstes passieren?“ Sie spürten auf einmal die Nähe Gottes und die unheimliche Größe Gottes. – Wer Gottes Macht kennt, weiß, dass im nächsten Moment Gott plötzlich eingreifen kann. Christen können jederzeit mit Gottes Aktivität rechnen. Jesus ist auferstanden, das heißt: ER ist jeden Moment und an jedem Punkt der Welt da, - auch wenn IHN niemand sieht. Deshalb können wir jeden Augenblick mit Wundern rechnen. – Jesu Auferstehung erfuhren die Frauen bei der Arbeit, - nicht in einer sakralen Umgebung: sie kamen zum Grab nach dem Sabbat, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren, sie haben nicht mit himmlischen Erlebnissen gerechnet. Das heißt für uns heute: mitten in der Arbeit können wir Wunder Jesu erleben, - so tat ER es gleich nach Seiner Auferstehung.

      Mit Wundern rechnet man heute kaum noch. Durch unsere moderne Technologie ist alles genau geplant und exakt berechnet. Davon werden wir immer mehr auch in unserem Alltag geprägt. Der Münchener Atomphysiker Bernhard Philberth, der Christ ist, schreibt in seinem Buch „Der Dreieine“ (7.Aufl.1987): „Der Computer zwingt dem Menschen jenes extrem sich verengende, tötende Formaldenken auf, in welchem das freie, wahrhaft schöpferische Fließen der Gedanken erstickt wird und erlischt.“ Auch wir Christen leben mitten in dieser Welt – mit dem schier unbegrenzten Wissen („know-how“) und den unzähligen Informationen, die wir ganz schnell im Internet uns holen können. Wir müssen achtgeben, dass wir bei allen Vorteilen, die uns die neueste Technik bietet, die göttliche Realität nicht ausklammern und dass der Sinn für Wunder bei uns nicht erstickt wird.

5.   Der Sabbat hilft uns, Wunder zu erwarten. Alle Besucher des Grabes Jesu am Ostermorgen (Maria Magdalena, Maria, die andere Maria, Johanna, Salome, Petrus, Johannes, Kleopas; Lukas 24, 10+18; Johannes 20, 1-10; Markus 16) haben als fromme Juden den Tag vor der Auferstehung als Sabbat gefeiert – nach der Gewohnheit, die ihr ganzes Leben geprägt hat. Der Sabbat beginnt kurz nachdem sie den Leichnam Jesu ins Grab gelegt hatten, wenn – nach alter Tradition – drei Sterne am Abendhimmel sichtbar sind.                                                              Am Anfang der Sabbat-Feier wird gebetet: „Gepriesen seist Du, o Gott, König des Universums. DU hast uns gewürdigt durch Deine Gebote und hast uns geboten, die Lichter des Sabbats anzuzünden.“ Bei der ersten Kerze, die angesteckt wird, werden Verse über die Schöpfung gelesen: „Gedenke des Sabbattags, dass du ihn heiligst ... da sollst du keine Arbeit tun. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und ruhte am siebenten Tag...“ (2. Mose 20, 8-11) Bei der zweiten Kerze wird aus dem 5. Buch Mose vorgelesen: „Den Sabbattag sollst du heiligen, ... da sollst du keine Arbeit tun. Du sollst daran denken, dass du Knecht in Ägypten warst und der HERR dich von dort herausgeführt hat...“ (5. Mose 5, 12-15) Am Sabbatabend werden bei Sonnenuntergang die Kerzen noch einmal angezündet, die Gebete und zum Schluss der feierliche Segen (Havdilah) gesprochen. – Ganz Jerusalem hat den Sabbat so gefeiert. Die Frauen dachten nicht daran, obwohl sie es sehr gerne gemacht hätten, am Sabbat den Leichnam Jesu einzubalsamieren. Durch eine lebenslange Gewohnheit sammelten die Gläubigen am Sabbat ihre Gedanken bei all den Lesungen und Gebeten um zwei zentrale Fakten:

·         Gott ist am Werk in der ganzen Schöpfung

·         Gott ist am Werk auch für sie selbst, wie es beim Exodus aus Ägypten geschah.

Darum kreisten am Sabbat ihre Gedanken. In diesem Zusammenhang (Kontext) sahen sie nun auch alle Schrecken und Enttäuschungen der Kreuzigung. Nichts (auch nicht die Einbalsamierung des Leichnams Jesu!) durfte die Größe Gottes verdrängen. Die großen Taten Gottes hatten immer den Vorrang. Die Lesungen am Sabbat erinnerten sie intensiv an das machtvolle Wirken ihres Gottes in Schöpfung und Exodus und bereiteten innerlich den Boden für die Wunder, die sie am nächsten Tag erlebten. Der Sabbat half ihnen, sich zu reinigen von allen finsteren und bösen Gedanken, die die letzten Tage mit sich gebracht hatten (- und das waren wirklich schreckliche Erlebnisse, die sie zutiefst bis ins Unterbewusstsein aufgewühlt und erschüttert hatten!). Der Sabbat soll frei sein von aller Arbeit, damit die Gedankenwelt sich voll mit Gottes Macht und Wirken beschäftigen kann. Sabbat bedeutet: sich lösen von allem, was die letzte Woche mit sich brachte – und sich mit Leib und Seele Gott zuwenden. Der bedeutende Prediger W. Willimon in USA hat es gut formuliert: „Gott freut sich über unsere Arbeit, aber unser Beitrag für die Welt hat seine Grenzen. Gott hatte volles Vertrauen in Seine Schöpfung und war fest überzeugt: die Welt läuft weiter, auch wenn ER einen Tag ruht. So sollten wir auch eingestellt sein.“

      Im ersten Kapitel der Bibel heißt es: „Gott ruhte am siebenten Tag von allen Seinen Werken.“ Die Zahlen der einzelnen Schöpfungstage werden je nur e i n mal erwähnt, die Zahl sieben vom Ruhetag Gottes lesen wir drei Mal. Das deutet darauf hin, dass der siebente Tag der Höhepunkt der Schöpfung ist. Gott hörte auf zu sprechen und zu schaffen – und dann ruhte ER. Gott hatte genial gearbeitet, ein ganzes Universum geschaffen – aber dann machte ER einen Ruhetag. Das hebräische Wort für Sabbat heißt wörtlich: „Aufhören, Pause machen!“ Sabbat heißt nicht einfach „nichts tun“ sondern es bedeutet: unsere Arbeit an Gottes Arbeit orientieren. Die irdische ZEIT sollen wir benützen, um uns auf die EWIGKEIT vorzubereiten. Das ist der Sinn des Sabbats. – Das Gleiche gilt natürlich für unseren Sonntag.                        

 

6.   Christus offenbart sich zwei Mal bei Mahlzeiten, (Lukas 24 und Johannes 21) also nicht im Tempel oder in einer großen Show, auch nicht in einer feierlichen Umgebung – sondern im Alltag, beim allernormalsten Geschehen, das mehrmals jeden Tag geschieht: wenn man beim Essen zusammensitzt. – Christus hat den Tod besiegt, Sein Thema ist LEBEN, ER ist das Leben – und nun will ER das LEBEN auch den Seinen weitergeben. Das Leben besteht hauptsächlich aus Alltag, - nicht aus lauter Feiertagen. Christus will nicht nur die Sonntage verschönern, sondern ER will unser Normal-Leben verändern. ER will im Alltag mit all seinen Problemen und Sorgen bei uns einsteigen. ER will neues Leben bringen. - ER will selber in uns wohnen. ER erscheint überraschend bei Mahlzeiten, um zu zeigen: ER ist immer da, auch im Lande des Todes. Wo ER ist, da ist Leben. Wenn ER in uns ist, dann ist Sein Leben in uns. Paulus sagt: „Ein Christ ist ein Mensch, in dem Christus ist und der dadurch eine Neuschöpfung ist. Das Alte ist vergangen, etwas ganz Neues hat begonnen.“ (2. Korinther 5, 17) Unser Hauptziel ist nicht, länger zu leben sondern ein neues Leben zu führen, - ein Leben mit Gott, - ein Leben, das durch Christus geformt wird. - Im letzten Buch von Eugene Peterson „Living the Resurrection“ (2006) sind dazu wertvolle Gedanken zu finden.

·         Die Emmaus-Geschichte (Lukas 24). Zwei Menschen sind unterwegs, Kleopas und sein Freund (oder vielleicht auch seine Frau), fast drei Stunden, von Jerusalem nach Emmaus. Jesus gesellt sich – unerkannt – zu ihnen und schaltet sich in das Gespräch ein. Sie reden über die jüngsten Ereignisse: die Kreuzigung auf Golgatha. Jesus greift das Thema auf und spannt einen großen Bogen von Mose und den Propheten zur Gegenwart. Das war der Fehler von Kleopas und seinem Begleiter: sie waren nur auf die letzten Tage fixiert und hatten den großen Zusammenhang verloren. – Das ist eine wichtige Lektion: wir dürfen uns nicht zu sehr von den laufenden Ereignissen beherrschen lassen (immer das Neueste zu wissen, das hilft uns manchmal nicht sehr!). Es bringt uns weiter, wenn wir die großen Linien Gottes, Seinen langfristigen Plan und die Zusammenhänge beachten und studieren. Das Älteste ist oft wichtiger als das Neueste.

·         Sieben Jünger am See Genezareth, - Petrus, Johannes und Thomas dabei. (Johannes 21)

Sie sind gerade bei der Arbeit, beim Fischen (wie seit Jahren!) – sie sind nicht im Himmel! Da ist plötzlich Jesus mitten unter ihnen – zunächst unerkannt. Sie lernten: die Auferstehung Jesu kann man erfahren, mitten bei der Arbeit, wenn man gar nicht an Jesus denkt. ER ist einfach da! – An diesem Geheimnis haben auch wir heutzutage zu lernen: Jesus ist immer da, - weil ER auferstanden ist und lebt! Und wenn ER da ist, dann ist ein ganz Großer da – der uns helfen will.

Was bedeutet das für uns heute?

·        Um den Auferstandenen zu erleben, - dazu braucht es keine besondere Umgebung, auch keine sorgfältig ausgewählte Zeit. Das ganz Normale ist völlig ausreichend. Und es gibt nichts Gewöhnlicheres, als beim Essen zusammen zu sitzen – und da ist Jesus dabei! ( - nicht nur beim Bibelstudium oder im Gottesdienst!).

·        Es waren eigentlich Arbeitsessen: Kleopas und sein Freund (und wohl auch Jesus) waren nach der langen Wanderung hungrig. – Die 7 Jünger am See Genezareth hatten die ganze Nacht beim Fischen verbracht und folgten gerne Jesu Einladung zum Frühstück. Mitten in der Arbeit will uns Jesus begegnen. Beide Male wurde Jesus nicht gleich erkannt. Den Teilnehmern dämmerte es erst allmählich. Jesus hat Seine Auferstehung nicht benützt, um Menschen zur Erkenntnis und zum Bekenntnis zu zwingen. ER hat Seinen Leuten Zeit gelassen. Das Zusammensein mit IHM und ihre Aufmerksamkeit hat ihnen geholfen. Es gibt keine Formeln und keine Geheimtipps, um IHN zu erleben. ER ist jederzeit bereit, sich uns zu offenbaren.

·        Jesus ist Gastgeber – bei beiden Essen, in Emmaus und am See Genezareth. Jesus will uns immer beschenken durch Seine Gegenwart. – Gott wollte Israel im Gelobten Land reichlich beschenken, deshalb nannte ER es „das Land, in dem Milch und Honig fließt.“ – Jesus ist das Leben – und ER will das Leben weitergeben. ER sagt: „ICH lebe und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14, 19) Die Auferstehung ist der Beweis, dass in Christus das volle Leben ist. Wer den Tod überwunden hat, der kann mit Recht vom wahren Leben reden.

 

7.   Die Auferstehung praktisch! Paulus schreibt nicht nur theologisch über die Auferstehung Jesu. Er ist viel zu sehr Praktiker, steht mitten im Leben, hat viele Kämpfe und Angriffe durchzustehen und weiß aus Erfahrung, wie notwendig oft die göttlichen Kräfte sind – sonst kommen wir nicht durch im Leben. Aber Paulus ist auch fest überzeugt, dass die Kraft der Auferstehung Jesu mitten im Leben erfahrbar ist. – In seinen Briefen bezieht sich Paulus 53 mal auf die Auferstehung Jesu. Bei Auferstehung denkt der Apostel nicht bloß an die Zukunft sondern an die Gegenwart Jesu heute und jetzt. Paulus ist überzeugt: Auferstehung prägt unseren geistlichen Alltag. – Sechs Stellen aus seinen Briefen machen das besonders deutlich – und zeigen auch, dass der Apostel mit den Evangelien übereinstimmt:

·         „Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird Gott, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen (nicht erst in der Ewigkeit sondern schon jetzt!) durch Seinen Geist, der in euch wohnt.“ (Römer 8, 11) Die Auferstehungskräfte wirken sich also auch auf unseren Körper aus.

·         „Wie gewaltig zeigt sich Seine Macht an uns, den Gläubigen. Hier wirkt dieselbe starke Kraft, die ER bewiesen hat an Christus, als ER Ihn auferweckte von den Toten“ (Epheser 1, 19+20)

·         „Gott hat auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht ... und hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns in die göttliche Welt versetzt“ (Epheser 2, 5+6)

·         „Dann kann ich IHN recht kennenlernen, indem ich erfahre, welche Kraft von Seiner Auferstehung ausgeht.“ (Philipper 3, 10)

·         „Mit IHM seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit IHM seid ihr auch auferstanden durch den Glauben, den Gott in euch wirkt, der IHN von den Toten auferweckt hat.“ (Kolosser 2, 12)

·         Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ (Kolosser 3, 1)

Die Auferstehung Jesu ist für die Praxis unseres Glaubens gedacht, für die Formung unseres Charakters und für unseren Alltag. Das Leben eines Christen ist ein Leben, das durchdrungen ist von der Gegenwart und dem Zusammenwirken mit dem auferstandenen Christus. Die Kraft des Auferstandenen will sich nicht nur auf Konferenzen, im Gottesdienst und auf Glaubens-Seminaren auswirken sondern vor allem zuhause und an unserem Arbeitsplatz. Wir dürfen nicht vergessen, dass die ersten Erscheinungen des Auferstandenen nicht an heiligen Stätten und in sakraler Atmosphäre sich ereigneten, sondern im ganz gewöhnlichen Alltagsrhythmus: beim Essen und bei der normalen Arbeit. Das ist eine sehr hilfreiche Antwort, denn wir erwarten in der Regel Christus in der Kirche oder bei unserer persönlichen Andacht – aber am liebsten möchte ER Seine Gegenwart uns spüren lassen in unserem normalen Leben, - mit seinem Stress, den Aufregungen und den Sorgen. So geschah es auch in Emmaus und bei den Fischern am See.

            Superlative bei Paulus.  Auferstehung, einen Toten lebendig machen, - das kennt die Wissenschaft nicht, - das gibt es nur in der Bibel, - das ist etwas ganz Außergewöhnliches. Das ist eine Kraft, die größer ist als die Atomkraft, als Laserstrahlen, als Radioaktivität. In unserem Lebensbereich gibt es hier nichts Vergleichbares, keine Parallelen. Auferstehung ist einmalig. Von daher kann man verstehen, dass der Apostel Paulus in seinen Briefen häufig Superlative verwendet; ein Lieblingswort von ihm ist „überschwänglich“. Weil er weiß, was für ein großes, einmaliges Wunder die Auferstehung ist, deshalb scheut er sich nicht, durch Superlative zu signalisieren: weil Christus auferstanden ist, ist das Allerhöchste in allen Bereichen möglich.

Hier nur einige Beispiele von ca. 30 Superlativen in den Paulusbriefen:

·         „Wo die Sünde mächtig geworden ist (... und das Böse ist eine gewaltige Macht, mit der die Menschheit nicht fertig wird!), das ist doch die Gnade viel mächtiger geworden.“ (Römer 5, 15)

·         „Wir haben eine überschwängliche Kraft von Gott, sie ist nicht von uns.“ (2. Korinther 4, 7)

·         „Ich halte alles für wertlos im Vergleich mit der überschwänglichen Erkenntnis von Christus

Jesus, der mein HERR ist.“ (Philipper 3, 8)

·         „Wir wollen den Heiden den unausforschlichen Reichtum Christi verkündigen.“ (Epheser 3, 8)

·         „Die Herrlichkeit bei der Offenbarung Gottes am Sinai ist nichts gegenüber der überschwänglichen Herrlichkeit des Dienstes, der zur Rechtfertigung (vor dem Jüngsten Gericht) dient.“ (2. Korinther 3, 9)

·         „Dem Gott aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten und verstehen, ... dem sei Ehre zu allen Zeiten bis in Ewigkeit!“ (Epheser 3, 20)

·         „Auch in den größten Schwierigkeiten erringen wir die glänzendsten Siege durch Christus,

der uns Seine Liebe (und auch Seine Kraft) geschenkt hat.“ (Römer 8, 37)

·         „Was (an Herrlichkeit in Museen, in Gemäldegalerien, in der Natur) kein Auge gesehen hat und (an großer Musik und großen Reden) kein Ohr gehört hat und (in Träumen und Fantasien) in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die IHN lieben.“ (1. Korinther 2, 9)

·         „In Christus ist die Fülle der Gottheit leibhaftig.“ (Kolosser 1, 19)

·         „... wie überschwänglich groß ist Seine Kraft an uns, die bei der Auferstehung Jesu wirksam wurde.“ (Epheser 1, 19+20)

·         „...Wir werden überreichlich getröstet durch Christus.“ (2. Korinther 1, 5)

Auferstehung zeigt, dass es eine Welt mit überdurchschnittlichen Werten gibt. In Christus ist sie vorhanden. Die Auferstehung Jesu eröffnet eine neue Welt mit Höchstmaßen. Diese Welt steht für die Christen offen – durch Christus. Paulus wird nicht müde, diese Wahrheit immer wieder zu wiederholen. Er setzt das fort, was Jesus selbst schon begonnen hat, wenn ER sagt: „ICH bin gekommen, dass sie das Leben, das Leben im Überfluss haben sollen.“   Johannes 10, 10

 

6. Mai 2006                                                                                         Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün