81. Bibelkurs BK 81 "Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." (2. Korinther 12, 10) Mit diesem Satz beschließt Paulus den Abschnitt über den mysteriösen "Pfahl im Fleisch" im 2. Korintherbrief Kap. 12. Damit bezeichnet er die schwerste Belastung in seinem Leben, unter der er seit 14 Jahren litt. Er beschreibt sie nur verschlüsselt: es ist, wie wenn eine teuflische Macht (ein "Satansdiener") ihn mit Faustschlägen bearbeitet. Mehrmals hat er Gott um Wegnahme dieser fürchterlichen Geißel gebeten, - was ihm aber nicht gewährt wurde. Der tiefere Sinn dieser bleibenden Anfechtung ist: Paulus sollte demütig bleiben, weil er außergewöhnliche, überirdische Visionen erlebt hatte, die ihn leicht überheblich hätten machen können. Gott hat ihm seine Bitte um Befreiung von dieser Last nicht erfüllt. Stattdessen erhielt Paulus von Gott eine Botschaft, die ihn so stark inspirierte, dass er die Belastung als solche gar nicht mehr empfand - ja im Gegenteil sich ungeheuer stark fühlte. Christus sagt ihm: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Das genügte Paulus. Diese göttliche Kraft, die alle bekannten Kräfte weit übertrifft und die er bis an sein Lebensende behielt, befähigte ihn zu dieser Feststellung: "Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." Das war für Paulus keine Illusion oder Einbildung sondern eine bleibende Realität. Stark sein - auch wenn man sich schwach fühlt, das ist ein Paradox, das wir im normalen Leben kaum kennen. Solche Paradoxe finden wir häufig bei Paulus und im ganzen Neuen Testament. Einige Beispiele dafür: - bei Paulus: "wir leben - als die Traurigen, aber allezeit fröhlich, - als die Armen, aber die doch viele reich machen, - als die nichts haben und doch alles haben." (2. Korinther 6, 9+10) - bei Jesus in der Bergpredigt: "Glücklich zu preisen sind die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden; ... die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen; ... die um Gottes willen verfolgt werden, denn sie befinden sich im Herrschaftsbereich Gottes." Diese Paradoxe, die typisch sind für das Christentum, signalisieren, dass christliches Denken andere Prinzipien hat als das allgemeine menschliche Denken. Gott denkt anders als die Menschen denken - deshalb kann man Gott oft auch nicht verstehen. Aus diesem Grund hat Jesus immer wieder darum geworben, IHM doch zu vertrauen, auch wenn wir IHN nicht verstehen. Wer die menschliche Denkweise auch bei Gott anwendet, wird sich mit Gott immer schwer tun. Schon der Prophet Jesaja formulierte dieses göttliche Prinzip mit den bekannten Worten: "Gott sagt: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, Meine Gedanken sind höher als eure Gedanken, so wie auch der Himmel höher ist als die Erde." (Jesaja 55). Das Beste ist es, wenn wir allem, was Gott uns sagt, Vertrauen entgegenbringen, auch wenn wir vieles nicht begreifen können I. Paulus hatte sehr viele Belastungen (physisch, psychisch und spirituell) zu ertragen in seinem Dienst, der mit vielen strapaziösen Reisen verbunden war. Deshalb muss es schon eine sehr große Kraft gewesen sein, die ihn befähigt hat seinen Auftrag bis zum Ende auszuführen, - ohne dabei mürrisch oder depressiv zu werden. Er erwähnt die Belastungen in sechs Listen, die er vor allem in den Korintherbriefen aufführt (mit der Gemeinde in Korinth hatte er die meisten Schwierigkeiten; einige Gemeindeglieder hatten ihn massiv angegriffen.) - Es sind folgende Abschnitte: * "...wir sind die Allergeringsten, wie zum Tod Verurteilte, wir sind ein Schauspiel für die Welt, ... wir sind Narren um Christi willen, ... wir leiden Hunger, Durst und Blöße und werden geschlagen. Man schmäht uns, so segnen wir, .. man verlästert uns, so reden wir freundlich. Wir sind wie der Abschaum der Welt, der Auswurf der Menschheit bis heute." (1. Korinther 4, 9-13) * "... wir werden von allen Seiten bedrängt... wir leiden Verfolgung ... wir werden unterdrückt ... wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leib..." (2. Korinther 4, 7-18) * "... wir erfahren Schläge, Gefängnisse, Verfolgung, Gerüchte, - als Verführer verdächtigt ..." (2. Korinther 6, 4-10) * die schlimmste und längste Liste folgt in 2. Korinther 11 (als Verteidigung gegenüber seinen Kritikern): "ich bin oft in Todesnöten gewesen, habe 5 mal von den Juden die 39 Peitschenhiebe erlitten (die bei manchen oft zum Tod führten), wurde 3 mal mit Stöcken geprügelt, habe 3 mal Schiffbruch erlitten, trieb auf einer Schiffsplanke eine ganze Nacht auf offenem Meer, war in Gefahren unter Räubern, in der Wüste, in Flüssen, in Städten ... außer dem, was täglich auf mich einstürmt und die Sorge für alle Gemeinden..." (2. Korinther 11, 23-31) * Der sog. "Pfahl im Fleisch" - die schwerste Belastung im Leben des Apostels Paulus (2. Korinther 12) Es ist schon sehr außergewöhnlich, was Paulus alles durchgestanden hat - und sein Kommentar zu all diesen Attacken lautet: Dennoch bin ich stark - bei aller Schwäche, die ich erlebe. ( In Römer 8 schreibt er summarisch: "Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem HERRN." (Römer 8, 38+39). Der Abschnitt gipfelt in der Aussage: "In allen Situationen (Verfolgung, Angst, Hunger, Entbehrung, tägliche Todesgefahr...) erringen wir die glänzendsten Siege durch Christus, der uns in Seiner Liebe die Kraft dazu gibt." (Römer 8, 37). Zwei mal schreibt er: "wir befinden uns allezeit in einem Triumphzug, den Christus anführt" (Kolosser 2, 15; 2. Korinther 2, 14) II. Wie ist diese höchst positive Einstellung zu erklären? Diese Frage drängt sich einem unweigerlich auf, wenn man die Fakten bei Paulus zur Kenntnis nimmt. Denn normal ist das eigentlich nicht. Paulus spricht in diesem Zusammenhang nicht nur von sich selbst sondern allgemein von den Christen (er redet meist im "Wir-Stil"). Zahlreiche ähnliche Fälle begegnen uns bei den christlichen Märtyrern der ersten drei Jahrhunderte (erst 312 nach Chr. hörte die Verfolgung auf!) - und auch bei den Märtyrern des letzten Jahrhunderts. Sie mussten ein oft grausames Martyrium erleiden und haben dabei laut Christus als ihren HERRN gepriesen - und nicht ihre Henker verflucht. Dieses Phänomen hat Paulus schon bei der Steinigung des Stephanus (des ersten Märtyrers) beeindruckt (Apostelgeschichte 9) - und auch den Juristen Tertullian in Karthago (um 200 n.Chr.), der dadurch Christ wurde - und später ein bedeutender Theologe. Das Phänomen hat ganz einfache Gründe: ( Paulus ist der festen Überzeugung, dass Christus in ihm lebt. Er schreibt: "Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." (Galater 2, 20) Sein Gebet für die Christen in Ephesus ist, "dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne..." (Epheser 3, 17). "Es ist ein herrliches Geheimnis, nämlich Christus in euch..." (Kolosser 1, 27) Viele sind überrascht, wenn sie erfahren, dass Paulus in seinen Briefen 164 mal "in Christus" für die Christen verwendet Der Apostel Johannes bringt diese "Formel" 24 mal in seinem Evangelium, 35 mal kommt sie allein im Epheserbrief vor. An die Philipper schreibt Paulus: "Ich vermag alles in Christus, der mir die Kraft dazu gibt." (Philipper 4, 13) Manchen erscheinen diese Sätze als übertriebener Optimismus oder fantastische Einbildung. Aber in göttlicher Denkweise sind sie Realität. ( Die Intensität dieses Faktums wird noch erhöht, weil Christus der Auferstandene ist. Die Auferstehung Jesu ist das gewaltigste Ereignis seit der Erschaffung der Welt. Damit wird offenbar, dass es eine Kraft gibt, die stärker ist als der Tod. Für die Wissenschaft ist das kein Thema bis heute. Als Paulus diesen Punkt in der Diskussion mit den Intellektuellen in Athen anschnitt, erntete er nur Spott. (Apostelgeschichte 17). Aber für den Apostel ist das ein Hauptthema. Deshalb schreibt er auch ein langes Kapitel (1. Korinther 15) über die Auferstehung. Paulus schreibt: "Wenn wir die Auferstehung fallen lassen, dann sind wir die Elendesten unter allen Menschen, dann können wir unseren ganzen Glauben über Bord werfen." (1. Korinther 15, 14-19) Christus ist auferstanden, - ER lebt, - ER ist nicht nur im Universum - sondern ER ist gegenwärtig auch hier, wo ich gerade stehe. Christus in uns - mit der ganzen Kraft seiner Auferstehung, - das ist für Paulus das Fundament für seine These: "Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark (denn in mir lebt der auferstandene Christus)". Die göttliche Kraft wird mit allem fertig. Diese Gewissheit macht sich bei Paulus auch noch auf andere Weise in seiner Ausdrucksweise bemerkbar: ( Paulus verwendet viele (über 30!) Superlative: 12 mal finden wir in seinen Briefen das Wort "überschwänglich" (in der Luther-Bibel), - 19 mal die Vorsilbe "hyper" (griech.= lat:"super"), 10 mal lesen wir bei Paulus die Wendung: "wir sind mit Christus gestorben und mit Christus auferstanden." (Römer 6; Epheser 2; Kolosser 2; 2. Korinther 4) Von den Superlativen hier nur die wichtigsten Beispiele: "wir haben eine überschwängliche Kraft von Gott, sie ist nicht von uns..." 2. Korinther 4, 7 "wir wollen den unausforschlichen Reichtum von Christus verkündigen..." Epheser 3, 8 "dem Gott, der überschwänglich tun über alles hinaus, was wir bitten und verstehen..." Epheser 3, 20 "überschwänglich groß ist Seine Kraft an uns, die bei der Auferstehung Jesu wirksam wurde" Epheser 1, 20 "wir werden überreichlich getröstet durch Christus..." 2. Korinther 1, 5 Alle diese Belege und Fakten helfen uns, es besser zu verstehen, wenn Paulus viele Male betont: "Wenn wir schwach sind, ist das kein großes Problem, - denn bei uns ist die Kraft von Christus, die doch viel größer ist als die meisten denken - und deshalb sind wir stark." ( Ein viertes Argument gilt hier, das sich durch die ganze Bibel zieht: "Gott ist unser großer Verbündeter!" Schon am Anfang der Bibel lesen wir: "Gott sagt: es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei!" Wer nur auf sich allein gestellt ist, wird in kritischen Situationen schneller von Schwachheit überfallen. Wer einen guten Verbündeten hat, kommt überall besser durch. Gott selbst bietet sich als Verbündeter an. ER schließt einen Bund mit Noah, mit Abraham und vor allem mit dem Volk Israel am Berg Sinai durch Mose (mit den zehn Geboten!). Deshalb bekommt Jesus am Anfang des Matthäus-Evangeliums den Namen Immanuel, d.h. "Gott ist mit uns." Durch Christus wird der Bund Gottes mit den Gläubigen fest gemacht. Paulus zieht aus allem eine wichtige Konsequenz: "Ist Gott für uns, wer kann dann noch gegen uns sein?" (Römer 8, 31) Das bedeutet: Weil Gott auf unserer Seite ist und unsere Interessen vertritt, sind wir in allen Situationen die Überlegenen. Denn keine Macht der Welt kann es mit Gott aufnehmen. - Diese Tatsache unterstreicht also noch einmal: Weil wir diesen größten Verbündeten allezeit an unserer Seite haben (und also nie allein sind!), brauchen wir Schwachheit niemals zu fürchten. Unser Verbündeter wird uns nie im Stich lassen. Christus selbst ist der Garant dafür! ("Das ist Mein Blut des Neuen Bundes..." sagt Jesus beim Abendmahl vor Seinem Kreuzestod. - Matthäus 26). II. Wie erlange ich als Christ diese Stärke? Das ist nun die entscheidende Frage für uns. Jeder wünscht sich diese Kraft, mit der man alles überwinden kann. Die Fakten sind oben dargelegt. Es sind Tatsachen und Wahrheiten - keine Träume, Fantasien oder Einbildungen. Wie werden sie bei uns wirksam? ( "Worum kreisen deine Gedanken?" Diese Frage erscheint zunächst nicht fundamental. Aber sie hat mehr Gewicht als die meisten ahnen. Denn mit Gedanken fängt alles an. Die Propheten im Alten Testament riefen oft: "Bekehrt euch!" Ihr Thema war: Umkehr! Das Neue Testament hat diesen Gedanken aufgegriffen - aber hat dafür ein anderes Wort im Griechischen gewählt, nämlich: "umdenken" (griech: "metanoein" - nicht "umkehren". Luther übersetzt: Tut Buße!) Jesus (und auch Johannes der Täufer!) begann Seinen Dienst mit dem Ruf: "Fangt an anders zu denken - und vertraut meiner Botschaft!" (Markus 1, 15) - Praktisch bedeutet das: Wenn meine Gedanken ständig um mein Problem kreisen, dann zieht das mich nach unten. Wenn meine Gedanken um die Größe Gottes kreisen, dann hebt mich das in die Höhe. Wenn ich mich mit der Auferstehung von Christus intensiv in Gedanken beschäftige, dann wird dadurch Kraft auf mich überströmen. Gedanken haben Kraft! Das wissen die Diktatoren und auch die Werbefachleute, deshalb versuchen sie unsere Gedanken zu manipulieren und zu steuern. - Major Ian Thomas hat die ganze Sache prägnant formuliert: "Be not impressed by your weakness - but be impressed bei HIS strength." Das bedeutet: Denk nicht so viel über deine Schwachheit und dein Versagen nach - sondern beschäftige dich mehr mit der Kraft Gottes! - Ein klassisches Beispiel dafür aus der Bibel ist Abraham, der bei Paulus Vorbild-Funktion hat für alle Glaubenden: Gott hatte Abraham eine große Nachkommenschaft verheißen. Nach zehn Ehejahren zeigte sich aber noch immer "kein Wölkchen am Himmel". Da hat Abraham aufgegeben (in seiner inneren Schwachheit). Aber plötzlich ließ ihn Gott in einer Nacht zum Sternenhimmel hinaufschauen und sagte zu ihm: "So zahlreich werden deine Nachkommen sein!" Abraham betrachtete die Sternenpracht - und fing an, richtig zu denken (nicht alle Sterngucker denken beim Blick nach oben über Gott nach!!). Abraham dachte: "Wer dieses gewaltige Universum geschaffen hat - das ist ja großartig! - der kann bestimmt auch mein Problem lösen. Wer das da oben kann, der kann alles." (1. Mose 15) 25 Jahre später war Abraham mit seinem zehnjährigen Sohn Isaak drei Tage unterwegs zum Berg Morija, um ihn dort - nach Gottes Gebot! - zu opfern. Die Bibel sagt uns (Hebräer 11, 19), was Abraham in diesen drei Tagen dachte: "Mein Gott kann Sterne machen, - ER kann alles, ER kann bestimmt auch Isaak, wenn er tot ist, wieder lebendig machen - denn es muss ja Sein Versprechen in Erfüllung gehen - und der Zusage eines Gottes kann ich voll vertrauen." (Abraham hat also nicht gejammert, was für fürchterliche Sachen Gott von ihm verlangt, er hat auch Gott nicht angeklagt, sondern er hat über die große Macht Gottes und über Sein Versprechen nachgedacht.) An diesem Beispiel Abrahams kann man sehen, welch eine große Kraft von Gedanken ausgeht. --> Denke viel nach über Gottes Schöpfung, - über die Wunder Jesu und Seine Auferstehung, - und auch über Seine zahlreichen Zusagen - und du wirst wie Abraham von Gott innere Kraft bekommen. Abraham vertraute Gott - und das hat ihm Gott hoch angerechnet, darüber hat sich Gott sehr gefreut! (1. Mose 15, 6) ( Unser Gott ist ein aktiver, ein handelnder Gott. - Die Bibel beginnt mit einem Blick in ein Labor - und nicht in einen Vortragssaal, in dem über Liebe, Treue, Hoffnung und Gerechtigkeit geredet wird. "Am Anfang schuf Gott..." - so fängt die Bibel an und zeigt uns unseren Gott, der arbeitet und schafft und wirkt ("ER schläft und schlummert nicht" heißt es im Psalm 121). Die Themen Liebe, Treue, Hoffnung kommen auch schon noch - aber später. Gott will arbeiten. ER hat viel Kraft (das beweisen die 200 Milliarden Galaxien, die Er geschaffen hat) - und wer IHN anruft, bekommt Kraft von Ihm. "Die auf den HERRN harren, die mit Ihm rechnen, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren wie Adler..." sagt der Prophet Jesaja. (Jesaja 40) - Durch Gebet können wir Gottes Kraft aktivieren. - Ein gutes Beispiel dafür ist Offenbarung Kap. 8: Ein Engel sammelt in einem goldenen Räuchergefäß die Gebete der Gläubigen und bringt sie vor den Altar Gottes. Das leere Gefäß füllt er mit Feuer vom Altar und schüttet es auf die Erde. Da geschehen Donner, Blitze und Erdbeben. Zuvor entstand eine große Stille im Himmel: Gott wollte alle Gebete von der Erde hören, auch das leiseste Seufzen. Gott achtet sehr auf Gebete, sie sind wertvoll, deshalb werden sie auch in goldenen Gefäßen vor den Altar Gottes gebracht. ( Auf Gottes Zusagen kann man sich absolut verlassen. Was Gott verspricht, das hält ER auch ein. Abraham hat das erst allmählich gelernt. Als er der Größe und Allmacht Gottes beim Anblick des Sternenhimmels begegnete, wurde ihm gewiss: den Worten eines solch großen Gottes kann man wirklich vertrauen. - Menschen haben sich immer schwer getan, den Zusagen Gottes Vertrauen entgegen zu bringen. Das wird an einem Beispiel deutlich, das uns oft in der Bibel begegnet: Circa 30 Mal lesen wir in der Bibel, dass Gott zu einem Menschen sagt: "ICH bin mit dir!" Mit dieser Zusage spricht Gott gleichsam Seine stärkste Ermutigung aus. Gott sagte es zu Mose am brennenden Dornbusch in der Wüste, als Gott Mose den Auftrag gab, Israel aus der Knechtschaft in Ägypten zu befreien. Moses sofortige Antwort lautete sehr kleinmütig: "Wer bin ich (ein Ziegenhirte aus der Wüste), dass ich beim Pharao (dem Weltherrscher Nr. 1) das vortragen kann?" - Da sagte Gott zu Mose: "ICH will mit dir sein!" Mose konnte im ersten Moment das nicht verstehen und es brauchte mehrere Versuche Gottes, um von Mose Einverständnis zu bekommen. Dieselbe Botschaft "ICH will mit dir sein!" richtete Gott an ganz verschiedene Menschen im Alten und Neuen Testament, um sie zu ermutigen, ihren göttlichen Auftrag auszuführen, der ihnen meist für undurchführbar erschien: Josua, der Moses Nachfolge übernehmen sollte (Josua 1); Jakob auf der Flucht vor Esau in die Fremde (1. Mose 28); der Prophet Jeremia, den Gott als jungen Mann berief (Jeremia 1), Paulus, der sich nicht traute im moralisch versumpften Korinth zu predigen (Apostelgeschichte 18) In den ersten Jahrhunderten waren die meisten Christen Analphabeten. Dennoch hatte das Christentum dieser Zeit eine große Dynamik, so dass also die Macht des Römerreichs trotz vieler Verfolgungen diese Bewegung nicht aufhalten konnte. Was diese Christen glaubten, das hatten sie aus Predigten oder aus Zeugnissen von anderen Christen gehört. Sie konnten einen neuen Tag, der oft Verfolgung für sie brachte, nicht mit einer Bibellese beginnen. Sie haben sich vermutlich nur die wichtigsten Botschaften, die sie gehört hatten, immer wieder aufgesagt: "Christus ist auferstanden, ER begleitet mich, ER hilft mir, ER lebt in mir, ER ist stärker als die Mächte des Bösen." Diesen Worten vertrauten sie ganz - und das gab ihnen Kraft und Dynamik. Ähnlich machten es die Benediktiner, der Mönchsorden, der 600 Jahre lang (von 529 bis ins 12. Jahrhundert) als einziger Orden die Missions- und Pionierarbeit in Europa tat und die Grundlagen für unsere abendländische Kultur legte. In ihren Gebetszeiten beteten sie in jeder Woche alle 150 Psalmen. Während ihrer Rodungs- und Feldarbeiten sagten sie ganze Kapitel der Bibel immer wieder auf, die sie gelernt hatten. Das sollte ihre Gedanken vor Abschweifung bewahren. - Nicht viel anders machen es heute die Psycho-Trainer für die Tennis-Stars. Sie sagen ihnen, was sie in den letzten Minuten, bevor sie ans Netz gehen, sich ständig aufsagen sollen: "Heute werde ich meinen Gegner schlagen. Heute bin ich in Bestform. Der Sieg ist mir heute sicher. Es ist alles gut gelaufen. Besser kann es gar nicht werden! " ( Gott preisen und ehren, dass ER ein großer Gott ist. Im Hebräischen spielt das eine große Rolle: Gott ehren! In den Büchern des jüd. Nobelpreisträgers in Literatur Isaak B. Singer begegnet es einem regelmäßig: sobald der Allerhöchste (= Gott) erwähnt wird, folgt der Zusatz: "gepriesen sei Sein Name!" in Bindestrichen. Im Hebräischen gibt es kein Wort für "danken", stattdessen wird das Wort "preisen, ehren" verwendet. Erst jetzt, im Neuhebräischen, wurde ein eigenes Wort für "danken" geprägt. Im Psalter findet sich das "Kleine Hallel" (Psalm 113-118) und das "Große Hallel" am Schluss (Psalm 145-150). Durch diese Praxis werden die Gedanken des Beters von sich selber und von den Problemen hin auf Gott gelenkt, - was sich immer positiv auswirkt (das sagen auch unsere Psychiater einstimmig!). Es bringt uns eine große Stärkung, wenn wir - wie die ersten Christen, und wie die Benediktiner - immer wieder während des Tages unser Denken konzentrieren in den Sätzen: "Christus ist auferstanden, ER lebt, ER ist da, ER ist gegenwärtig, ER ist stärker als der Satan, ER ist auf meiner Seite, ER unterstützt mich." Das ist so etwas wie eine "Laudatio" auf Christus. (Bei der Verleihung des Friedenspreises auf der Buchmesse in Frankfurt ist die Laudatio etwas Selbstverständliches, da geht es um die Ehrung des Preisträgers, der Redner selbst spielt keine große Rolle). - "Ehre sei Gott in der Höhe!" - das war das Erste, das die himmlischen Chöre bei der Geburt Jesu in Bethlehem sangen. "Wer Mich ehrt, den will ICH auch ehren!" heißt es in 1. Samuel 2, 30. 8. Jan. 2007 (bei der SMD Bamberg) Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün