93. Bibelkurs                                                                                                                            BK 93

 

                Vom Exodus Israels lernen I

              Teil I: Die Vorgeschichte des Auszugs aus Ägypten (2. Mose 1-4)

 

            Der Auszug Israels aus Ägypten, der sog. Exodus im 2. Buch Mose (= „Exodus“), hat mehr Gewicht in der ganzen Heiligen Schrift als die meisten Christen denken. Deshalb hat Donald Gowan, ein bedeutender amerikanischer Theologe und Experte für das Alte Testament, seinem Buch darüber den Titel gegeben: „Exodus: Gateway to the Bible“ (= „Exodus: Eingangstor zur Bibel“). Der dramatische Auszug des Sklavenvolks Israel aus Ägypten, wo die damals führende Weltmacht regierte, - dieser Exodus ist ein Modell für die Rettungsaktionen Gottes in allen Jahrhunderten. Das Passahlamm von Ägypten deutet schon hin auf Christus, das Lamm Gottes, das durch Seinen Tod die Rettung der Menschheit vollbringt: Erlösung von der Sklaverei der Sünde, - Befreiung von der Macht des Teufels und des Todes. Was durch Christus, dem „Architekten und Pionier“ der Erlösung der Menschheit geschah, zeigt sich schon wie in einer Ouvertüre beim Exodus in Ägypten. Die Wichtigkeit des Exodus aus Ägypten wird an folgenden Fakten deutlich:

 

1. Die Zehn Gebote (die Grundlage für eine zivilisierte Menschheit) beginnen mit dem Satz:

ICH bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir.“ (2. Mose 20 und 5. Mose 5).

2. In Ägypten wurde Israel zu einem Volk. Die Großfamilie Jakobs zog ca. 1700 v.Chr. mit 70 Personen wegen einer Hungersnot nach Ägypten (durch Joseph vermittelt). 430 Jahre später, beim Auszug aus Ägypten ca. 1250 v.Chr., zählte man 600.000 Männer.

3. Christus, das Lamm Gottes, hat sein Urbild im Passahlamm (2. Mose 12), dessen Opferung den Exodus einleitete und ermöglichte. In der Offenbarung, die den großen Sieg Gottes über alle bösen Mächte schildert, erscheint Christus als das Lamm auf dem Thron (28 mal).

4. In Offenbarung 15 singen die, „die den Sieg behalten hatten über das Tier“ am gläsernen Meer mit Gottes Harfen „das Lied des Mose, des Knechtes Gottes und das Lied des Lammes.“

5. Auf dem Berg der Verklärung erscheinen Mose und Elia und reden mit Jesus über Seinen bevorstehenden Tod in Jerusalem. (Lukas 9)

6. Das Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, war zu Beginn ein Passahmahl. Hier hat das christliche Abendmahl seinen Ursprung.

7. Mit dem Exodus steigt Gott ein in die Weltgeschichte. Bis dahin war Israel nur eine Großfamilie – wie viele andere Familien in der Welt, ohne Bedeutung für die Weltpolitik. Im Exodus siegt Gott durch Sein Werkzeug Mose über den damaligen Weltherrscher Nr. 1: Ramses II. Ein Sklavenvolk besiegt eine Weltmacht – das ist ein weltgeschichtliches Ereignis!

8. Zum ersten Mal in der Bibel offenbart sich Gott mit Seinem Namen: JAHWE – am feurigen Busch in der Wüste, als Mose von Gott den Auftrag für den Exodus erhält. (2. Mose 3+4)

9. Maria und Joseph fliehen mit dem Jesuskind nach Ägypten, um den Todesdrohungen des jüdischen Königs Herodes zu entgehen (Matthäus 2). Aus ähnlichen Gründen hat die Mutter ihr Baby, den kleinen Mose, in einem Schilfkörbchen dem Nil übergeben. (2. Mose 2)

10. Jesaja prophezeit in seinem Buch, dass Ägypten „sich zum HERRN bekehren wird und IHN erkennen und IHM dienen wird.“ (Jesaja 19) – Ägypten ist heute der einzige arabische Staat, der mit Israel einen Friedensvertrag abgeschlossen hat (1979). Ägypten war deshalb 10 Jahre lang aus der Arabischen Liga ausgeschlossen (bis 1989).

11. Mose prophezeit: „Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken aus dir und deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.“ (5. Mose 18, 15). Diese Prophezeiung auf Jesus
  zitiert der Apostel Johannes in seinem Evangelium drei Mal: Johannes 1, 45; Johannes 6, 14; Johannes 7, 40.

 

Das sind viele und sehr deutliche Hinweise auf die Wichtigkeit des Exodus in der ganzen Bibel. Deshalb bringt es auch viel Gewinn, wenn wir den Exodus gut studieren. Denn darin offenbart Gott Prinzipien, die für alle Situationen gelten, wo es um göttliche Rettung geht, - wo Gott Menschen zum Heil führen will.

 

I. Gott steigt ein in die Geschichte. Seitdem Gott Abraham für Seine Pläne mit den Menschen

 berufen hatte (ca. 2000 v.Chr.), hat sich das göttliche Wirken im familiären Bereich abgespielt.

Aber mit dem Exodus betritt Gott die weltgeschichtliche Bühne und beginnt eine Rettungsarbeit für die Menschheit, die in Christus ihren Zielpunkt erreicht. „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1. Timotheus 2, 4) Geschichte ist für die Bibel ein wichtiges Thema. Gott ist kein „ruhendes Wesen“, wie manche Philosophen sagen, sondern: Gott ist lebendig, - ist dynamisch, - ist aktiv, - und zwar im ganzen Universum: in der Völkerwelt und auch im Alltag eines Menschen, im Glück und im Unglück. Gott hat einen Plan für die ganze Menschheitsgeschichte (und auch für jedes Menschenleben). Kaum war das Paradies für Adam und Eva verschlossen, lässt Gott verkünden: es wird Einer kommen, der wird dem Teufel das Handwerk legen (1. Mose 3, 15). Das war Gottes großer Entwurf. Beim Exodus geht es einen großen Schritt weiter! - Im von Gott geschaffenen Universum gibt es keinen Zufall, alles wird vom Allmächtigen gesteuert. Das hat Jesus sehr deutlich formuliert, als Er am Sabbat in Jerusalem einen schwerkranken Mann (38 Jahre lang krank!) heilte, weshalb die Juden ihn verfolgten und sogar töten wollten. Jesu kurzer Kommentar zu dieser spektakulären Heilung war: „Mein Vater ist seit der Erschaffung der Welt ständig bei der Arbeit – und ICH ebenso.“ (Johannes 5, 16) Dass Gott ein sehr dynamischer Gott ist, das hat beim Exodus ganz Ägypten mitbekommen (durch die Zehn Plagen, die 8 Monate lang dauerten!). Diese wichtige Wahrheit sollten wir bei unseren Gebeten beachten: im Gebet wenden wir uns an einen dynamischen Gott und dürfen Sein Eingreifen erwarten. Wir können sogar dadurch „Berge versetzen“ sagt Jesus in einem anschaulichen Bild (Matthäus 17, 20 – siehe auch Offenbarung 8, 1-5!). - Die Bibel beschreibt das Weltgeschehen nur dann, wenn es in den Plan Gottes mit der Menschheit passt. Von der Pracht und der Macht des Alten Ägypten schreibt die Bibel nichts, obwohl diese Glanzzeit fast 1500 Jahre dauerte (ab 2600 v.Chr. begann der Bau der berühmten Pyramiden). Die Heilige Schrift erwähnt nicht einmal den Namen des Pharao ( = „Großes Haus“) beim Exodus. Es war vermutlich Ramses II., der 66 Jahre wie ein Diktator regierte (neun Pharaonen nach ihm haben seinen Namen übernommen; seine Statue in seinem Tempel ist 20 m hoch). Aber sie nennt uns die Namen der zwei hebräischen Hebammen – Schifra und Pua – die, Pharaos Anweisungen missachtend, die jüdischen Knäblein nach der Geburt nicht töteten (2. Mose 1). Ludwig Schneider, der jüdische Journalist in Jerusalem, schreibt in seinem Buch: „Schlüssel zur Thora“: Den größten Rettungsaktionen Gottes ging jedes Mal ein Kindersterben voraus: 1. beim Exodus (s. 2. Mose 1) 2. bei der Geburt Jesu (Kindermord in Bethlehem) und 3. vor dem Wiederkommen Jesu: die Abtreibungen, global 50 Mio. pro Jahr. - Die biblische Perspektive zeigt uns, was in Wirklichkeit wichtig ist – und was nicht wichtig ist. Die Weltsicht der Politiker, Wirtschaftsexperten, Journalisten, Historiker ist eine ganze andere. Bei ihnen erscheint Gott nur am Rande. In der Realität ist Gott die Nr. 1 im Weltgeschehen. Aus dem Exodus kann man das lernen. Wohl dem, der das ernst nimmt! Gott ist der wichtigste Faktor – auch in unserem Alltag!

            Leid und Tod sind Megathemen in der Bibel. Das hat Israel vor dem Exodus erlebt in den 400 Jahren seines Sklavenschicksals. Jesus wird in einem Volk geboren, das eine lange Geschichte von Leid und Tränen hat – die durch die Jahrhunderte dauert bis heute. Jesu Geburt löste den Kindermord in Bethlehem aus. Mose und Aaron wären beinahe nicht geboren worden, weil Pharao ein Kindertöten bei den Hebräern angeordnet hatte. Es ist nicht von ungefähr, dass ein großes Buch der Bibel, Hiob, allein dem Thema Leid gewidmet ist. Zwei Drittel der Psalmen sind Klagepsalmen. Jesu Leiden und Sterben nehmen den Hauptteil der vier Evangelien ein: bei Matthäus ¼ , bei Markus 1/3, bei Lukas 1/5, bei Johannes fast die Hälfte! Die Apostel halten das für sehr wichtig und haben die kleinsten Details der Passion Jesu genau berichtet. Der Hebräerbrief befasst sich ausführlich in 4 Kapiteln (Hebräer 5-9) mit dem Opfertod Christi. „Leiden und Tod sind der Stoff, aus dem die Rettung gemacht wird“ (E. Peterson in „Christ Plays in Ten Thousand Places“ 2003). Israel erlebte durch Jahrhunderte jeden Tag bei den Opfer-Ritualien den Tod. Wer Leiden und Tod nur als Dekoration des Christentums verwendet, hat das Thema verfehlt. Als Petrus Jesus das Leiden ersparen wollte, sagte ihm Jesus scharf: „Petrus, verschwinde! Du denkst satanisch – Gott denkt anders!“(Matthäus 16). Wer also Leid und Tod meidet ist mehr mit dem Teufel verwandt als mit Jesus. Paulus betont sogar wiederholt: ein Christ ist mit Christus gekreuzigt und mit IHM auferstanden. Ein Christ erfährt das gleiche Schicksal wie Jesus (Galater 2, 19+20). Leiden und Tod sind in der Geschichte eh und je die unlösbaren Rätsel gewesen (von den griechischen Tragödien angefangen!). Die Bibel gibt darauf die beste Antwort. „Durch Christi Passion ist das Leiden geadelt worden“ sagte Bischof Dietzfelbinger von Bayern. – Für viele Menschen sind Leiden und Tod die großen Fragezeichen im Leben, in der Bibel sind sie das Hauptthema, das erst in Christus seine Lösung findet. Sein Leiden und Sterben brachte Erlösung, Seine Auferstehung war der Sieg über den Tod.

 

II. Gott ist abwesend – 430 Jahre lang. D. Gowan schreibt: „Das ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte Israels.“ Über 400 Jahrhunderte hat Gott geschwiegen – das geht dem Exodus voraus. Kein Theologe hat die Bedeutung dieser Tatsache beschrieben (meint Prof. Gowan). Gott ist abwesend, das ist nicht unnormal, das ist eine allgemeine Erfahrung in der Bibel. Viele Psalmen bringen das in ihren Gebeten zum Ausdruck, - auch Jesus am Kreuz! Abwesenheit gehört zum Rettungsplan Gottes.

              „Wie lange noch, HERR?“

 

·        „Meine Augen sehnen sich nach Deinem Heil.“                                         Psalm 119, 123

 

Es sind nicht wenige, die es aus eigenem Erleben kennen: „Wie lange muss ich das noch aushalten? – vielleicht mein ganzes Leben lang?“ Es ist nicht leicht, hier gute Antworten zu finden. Die beste Hilfe dafür gibt uns die Bibel. Die 430 Jahre wurden schon dem Abraham von Gott verkündet in seiner „Sternstunde“ (1. Mose 15), als er Gott vertrauen gelernt hat beim Anblick des Sternenhimmels. Da sagte Gott zu ihm: „Deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Land ... man wird sie zwingen und plagen vierhundert Jahre.“ An demselben Tag „machte Gott einen Bund mit Abraham und sprach: deinen Nachkommen will ICH dies Land geben vom Strom Ägyptens an ...“ (1. Mose 15, 18). „Bundesschluss und Zukunftsenthüllung sind aufs engste miteinander verbunden. Was Gott verheißen hat, das wird auch in Erfüllung gehen – auch wenn die Drangsal noch so groß ist, - auch wenn großer feindlicher Widerstand da ist, - auch wenn es aussichtslos erscheint, weil die Erfüllung in ferner Zukunft liegt“ (Jakobus Kroeker in „Patriarchen“). – Auch Stephanus erwähnt in seiner großen Rede vor seinem Märtyrertod die 400 Jahre Israels in Ägypten (Apostelgeschichte 7, 6). -   Wer einen Bund mit Gott gemacht hat, kann getrost sein. Er hat zu jeder Zeit einen starken Verbündeten. Als Jesus geboren wurde, wurden die Menschen daran erinnert, dass Jesus die Verbindung zu dem All-mächtigen herstellen will – deshalb wurde ER Immanuel genannt, das heißt: „Gott ist mit uns!“ (Matthäus 1, 23). Der Apostel Paulus hat mit Recht daraus gefolgert: „Ist Gott für uns, wer kann dann noch gegen uns sein?“ Antwort: niemand und nichts in der Welt. Mit diesem Verbündeten kann sich niemand messen, mit IHM lässt sich alles ertragen. - Paulus, der viele schwere Schicksalsschläge überwinden musste (siehe 2. Korinther 11 und BK 61, S.1), sagt mit innerer Überzeugung: „Zu allem habe ich die Kraft in Christus, der mich stark macht.“ (Philipper 4, 13). Das ist das Geheimnis für das Durchhaltevermögen der Christen. Auch wenn immer wieder gefragt wird: „Wie lange, Gott, soll das noch so weiter gehen?“ – wie wir es in den Psalmen lesen oder bei den Märtyrern in Offenbarung 6 – oder wie Israel in den 400 Jahren in Ägypten stöhnte, - Gott kennt die Situation. ER hat einen sorgfältig durchdachten Plan – bei Seinem Volk Israel und auch in unserem Leben – und begleitet Seine Leute und versorgt sie mit allem, was sie brauchen – und bringt sie an ein großes Ziel.

 

III. Wir wissen nicht, was der Sinn der 430 Jahre in Ägypten ist. Es gibt vieles im Leben, ja

  sogar s e h r vieles, was uns nicht gefällt und was wir nicht verstehen. Wo war Gott in dieser schweren Zeit Seines Volkes? Wo war Gott in Auschwitz? Das sind unlösbare Fragen. Wir bekommen keine Antwort. Hiob hatte viele, viele Fragen. An e i n e m Tag verlor er all Sein Hab und Gut und alle seine zehn Kinder. Was für ein schwerer Schlag war das für ihn! Nach vielen Gesprächen am Krankenbett (33 Kapitel!) hat Gott zu Hiob geredet. ER hat ihm seine Fragen nicht beantwortet. ER hat dem Hiob Seine Größe und Macht in der Schöpfung gezeigt. Gottes Reden zu Hiob (trotz seiner vielen Anklagen gegen Gott) und Gottes Größe haben Hiob die Sprache verschlagen. Er will nie wieder Gott kritisieren – „Ich will’s nicht wieder tun!“ (Hiob 40, 5). Hiob tat Buße. – Jesaja hat das Thema in berühmten Sätzen gut formuliert. Wir sagen: „Ein Mathematikprofessor ist jedem von uns in Rechenaufgaben haushoch überlegen!“ Ein solcher Profi denkt einfach ganz anders! Jesaja sagt: „Gott ist uns himmelhoch überlegen in Seinem Denken!“ („... so viel der Himmel höher ist als die Erde...“ Jesaja 55, 8+9). Der Prophet will sagen: Wir werden Gott nie begreifen, ER denkt anders, ER plant anders, ER regiert anders, ER handelt anders. ER ist uns in Seiner Intelligenz und Weitsicht himmelhoch überlegen. Aber ER führt uns immer die besten Wege, weil ER uns lieb hat. Es sind die besten Wege, auch wenn wir sie nicht verstehen – und oft sogar meinen, es seien schlechte Wege! Wenn man Gott lieb hat (und nicht immer kritisiert!), „muss uns alles zum Besten dienen“ auch das Unbegreifliche im Leben – schreibt Paulus in Römer 8, 28.     Auch im geistigen Bereich wissen wir Menschen gar nicht so viel. Der neue Chef des CERN-Zentrums in Genf (Rolf-Dieter Heuer vom Hamburger Forschungszentrum „Desy“) sagte in einem Interview nach dem Start des Teilchenbeschleunigers am 10.9.08: „Vom ganzen Universum kennen wir nur knapp 5 %, und 95 % des Weltalls können wir nicht sehen und nicht messen – sind uns völlig unbekannt.“ Das ist ein Signal, dass wir vieles von Gott und Seiner Schöpfung nicht wissen. Das sollte uns bescheiden, demütig, ehrfürchtig und zurückhaltend machen – weil Gott eben uns „himmelhoch überlegen“ ist. Wir wissen vieles nicht vom Universum und von Gott – aber doch wissen wir (nicht bloß: ahnen wir) eine Menge wichtiger Fakten. Es lohnt sich, die Stellen in der Bibel nachzulesen, die mit den Worten beginnen: Ich bin gewiss...“ (oft bei Paulus) oder Wir wissen...“ (besonders bei Johannes):

 

            „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“                          Römer 8, 28

            „Wir wissen, dass Der, der den HERRN Jesus auferweckt hat, auch uns auferwecken wird mit Jesus.“  2. Korinther 4, 14

            „Wir wissen, dass ER uns hört, worum wir auch bitten...“   (auch: 1. Johannes 3, 3.5; 5, 13.18.19)   1. Johannes 5, 15

  „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben...nichts mich trennen kann von der Liebe Gottes in Chr.Jesaja Römer 8, 38

            „Abraham wusste aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann ER auch tun.“                  Römer 4, 21

            „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht ... und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Hebräer 11, 1

            „Das ist gewisslich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mit leben...“                                2. Timotheus 2, 11

 

Es ist schon auffallend, dass im weltlichen Bereich wir vieles nicht wissen (obwohl sich andere stolz brüsten mit ihrem Wissen – und das Nichtwissen stillschweigend übergehen). Gerhard Staguhn, der viele wissenschaftliche Bücher allgemeinverständlich schrieb aber keinen Schöpfer anerkennt, schreibt in seinem Buch „Die Suche nach dem Bauplan des Lebens“: drei große Rätsel bleiben trotz aller Forschungsergebnisse: 1. Wir wissen nicht, wie das Universum aus nichts entstanden ist. 2. Wir wissen nicht, wie Leben aus toter Materie entstand. 3. Es ist uns ein ungelöstes Rätsel, wie die erste Zelle entstand. Demgegenüber überrascht uns, dass im christlichen Bereich – gerade bei wichtigen Dingen des Lebens – von einer großen Gewissheit die Rede ist. Diese Gewissheit und dieses Wissen sollte uns jeden Tag – und auch bei Diskussionen in Glaubensfragen - ruhig und sicher machen.

            Es ist auch seltsam – im Blick auf die 430 Jahre Israels in Ägypten, dass später dazu eine Parallele auftaucht: nachdem 433 v.Chr. durch Nehemia der Mauerbau in Jerusalem (nach der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft) vollendet war, dauerte es ca. 430 Jahre bis Jesus auf unserer Erde erschien. In dieser Zeit „zwischen den Testamenten“ (wie sie oft genannt wird) ist kein Prophet in Israel aufgetreten.

            Es gibt kluge „Experten“, die auf geschickte Weise die Lücken in unserem Wissen ausfüllen wollen (und die Neugierde der Menschen ausnützen!). Damit können sie aber dann auch viele Menschen auf ihre Weise manipulieren. Das sollte uns wachsam machen! (so Eugene Peterson).

 

IV. Gott offenbart zum ersten Mal Seinen Namen: JAHWE. Das erlebte Mose am feurigen

  Busch in der Wüste (2. Mose 3). Der Name Jahwe wurde schon vorher im 1. Buch Mose oft genannt – insgesamt steht er ca. 6700 mal im Alten Testament (das hebr. Wort für Gott „Elohim“ findet sich ca. 2500 mal im AT). Aber am brennenden Busch nennt Gott selbst – auf Bitten des Mose – Seinen Namen. Zum ersten Mal seit 430 Jahren spricht Gott wieder zu einem Menschen. Mose war sicher sehr erschrocken, als er in der Einsamkeit der Wüste plötzlich mit seinem Namen gerufen wurde. Gott deutet selbst Seinen Namen: JAHWE = „ICH werde sein, der ICH sein wer-de.“ oder: „ICH bin, der ICH bin.“ – das bedeutet: Gott ist da (auch nach 430 Jahren Abwesenheit), ER ist lebendig, ER ist gegenwärtig. – Auch Elia war überrascht, als er nach einem langen Marsch in der Wüste unter dem Wacholderbusch plötzlich merkte: Gott ist da, ER hat Seinen Engel geschickt, um ihm zu helfen. – Auch die Jünger waren erstaunt, als auf einmal der auferstandene Christus vor ihnen stand, - auf dem Weg nach Emmaus, beim Fischen am See Genezareth. – Wir tun uns schwer, jeden Augenblick damit zu rechnen, dass Christus da ist, dass ER sogar in uns lebt. – Aber gerade diese Wahrheit sollte Mose aufnehmen und behalten. „ICH will mit dir sein!“ war das Erste, das Gott zu Mose sagte, als ER ihm den Auftrag gab, Israel aus Ägypten zu führen. Mit der Gegenwart Gottes zu rechnen, das sollte die große Hilfe für Mose sein, wenn er dem mächtigen Pharao entgegentreten wird. – Als Jesus Seine Apostel vor Seiner Himmelfahrt losschickte, zu allen Völkern die Christusbotschaft zu bringen, da gab ER ihnen dasselbe mit, wenn ER sagte: „Vergesst es nie: ICH bin bei euch jeden Tag, jeden Augenblick – und das bleibt so bis ans Ende der Welt.“ (Matthäus 28). Dass Jesus jeden Moment da ist, - dass ER uns nie im Stich lässt, - dass Seine große Kraft allezeit uns zur Verfügung steht, so dass wir mit IHM auch wirklich alles überwinden werden – darum sollten unsere Gedanken immer kreisen, das hilft uns

am meisten – in allen Situationen. – Der Apostel Johannes hat das „ICH bin, der ICH bin“ vom feurigen Busch aufgegriffen, wenn er die vielen „ICH bin“- Worte von Jesus bringt: Christus – der

Weg, das Licht, der Weinstock, der Hirte, das Leben, die Auferstehung, die Wahrheit. Damit wollte er den Reichtum beschreiben, der in Christus bei uns gegenwärtig ist.

Gott offenbart Seinen Namen nicht, damit wir Sein Geheimnis erforschen können oder über IHN spekulieren können, sondern dass wir im Gebet mit IHM sprechen können. Er verrät uns nicht alles, was Sein Wesen ausmacht. ER befriedigt nicht unsere Neugierde. ER will, dass wir uns IHM anvertrauen, IHN als unseren Freund wählen – auch wenn wir vieles von IHM nicht verstehen. – Der große Alttestamentler Gerhard von Rad schreibt in seiner AT-Theologie: „Den Gottesnamen JAHWE kann man nicht wie eine Formel oder Definition verwenden. Seine Bedeutung kann man nicht in eine theologische Interpretation bringen. Jahwe offenbart Sein Geheimnis, indem ER sich in der Geschichte offenbart – vor allem durch Christus.“ - Jesus sagte: „Wer Mich sieht, der sieht den Vater.“ (Johannes 14, 9). Wer Gott kennen lernen will, der muss Gottes große Taten und Sein Wirken mit Menschen meditieren. Das Diskutieren hilft nicht sehr. Wie Gott Abraham führte und Israel trotz häufigen Versagens ans Ziel brachte, wie Jesus mit Menschen umging und mit ihnen redete – das alles zu studieren, hilft uns am meisten, um Gott kennen zu lernen. Die Bibel ist keine Sammlung von Lehrsätzen und Dogmen sondern von Anfang an bis zum Ende ein geschichtlicher Bericht von dem, was Menschen mit Gott erlebt haben. Davon lernt man am meisten.

 

V. Gott schafft alles aus nichts. Das gilt zunächst für die Erschaffung der Welt. „creatio ex nihilo“ haben es die Kirchenväter formuliert. „Alles, was man sieht, ist aus Nichts geworden“, schreibt der Hebräerbrief (11, 3). Das gilt aber auch für alle Bereiche des göttlichen Wirkens. Ob es die Schöpfung ist oder die Erlösung eines Menschen (die Bekehrung) – immer heißt es: „nichts hab ich zu bringen, alles HERR bist Du!“ – „Allein aus Gnaden“, die „Werke“ bringen nichts! (Römer 3, 28) - So ist es auch beim Exodus. Jahwe ist der Haupt-Akteur von Anfang an bis zum Schluss. Mose war kein idealer Kandidat für diese historische Aufgabe. Er war ein Stotterer – das ist ein gewaltiges Manko, wenn man bei einem Weltherrscher vorsprechen muss. Mose kam aus der Wüste, war 40 Jahre lang Ziegenhirte, stand an der Spitze eines Sklavenvolkes. Mose hatte keine Armee, keine Generäle, keine Waffen und musste mit einem Diktator verhandeln. Er hat keinen Sklavenaufstand angezettelt (wie so oft in der Geschichte). Er hatte nur ein einziges großes Plus: „Der HERR war mit ihm.“ So hatte es ihm Gott am feurigen Busch gleich am Anfang gesagt. Das reichte vollkommen aus! Mehr braucht es nicht. - Dem von Teufelsmächten angefochtenen Apostel Paulus sagt Jesus: „Paulus, ICH lebe in dir, Meine Kraft steht dir ständig zur Verfügung. Das genügt! Mehr brauchst du nicht!“ (2. Korinther 12, 9). – Und das gilt auch genau so für jeden Christen: Gott ist mit uns, Christus wohnt in uns – mit dieser unsichtbaren himmlischen Unterstützung können wir alle Schwierigkeiten überwinden. Nichts kann die göttlichen Kräfte hindern.

            Es ist interessant, wie oft „nichts“ in der Heiligen Schrift erscheint. Etwa 350 mal kommt „nichts“ in der Bibel vor, meist in der allgemeinen Bedeutung, aber doch ziemlich oft mit theologischem Gewicht, wofür hier nur einige Beispiele aufgeführt sind:

 

 

Wenn einerseits dieses „nichts“ bei Menschen so sehr betont wird – steht dem gegenüber, dass aber „bei Gott alle Dinge möglich sind“. Dieser Satz steht 8 mal in der Bibel. Wer sich total auf Gott verlässt, kann alles schaffen. Der Exodus ist dafür ein Paradebeispiel. Die führende Weltmacht der damaligen Zeit - Ägypten, die 1500 Jahre lang diese Spitzenposition hielt (das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ dauerte 1000 Jahre, von 800 bis 1806) und mit den Pyramiden sich ein Denkmal für Jahrtausende geschaffen hat, muss vor einem Sklavenführer in die Knie gehen und nachgeben, weil Jahwe in Aktion getreten ist. – Paulus hat logisch die Konsequenz gezogen:

Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? – Niemand!“ (Römer 8, 31) – Wer auf Gott vertraut, hat auf keinen Sand gebaut – sondern auf Felsen, - und die Mächte der Hölle können hier nichts ausrichten (Matthäus 16, 18)

 

20. September 2008                                                                           Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün