101. Bibelkurs                                                                                                                          BK 101

 

Wie arbeitet der Heilige Geist? – Teil 1/3

 

            Es ist sehr wichtig, über den Heiligen Geist Bescheid zu wissen, denn Er ist eine große Kraft, die wir heutzutage notwendig brauchen. Christus wurde bei Seiner Himmelfahrt, als ER sich vor den versammelten Gläubigen sozusagen für immer verabschiedete, von ihnen gefragt (und diese Frage ist verständlich): „Wann wirst Du denn wiederkommen?“ Da antwortete ER ihnen: „Den genauen Zeitpunkt kann Ich euch nicht sagen, aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes bekommen...“ Damit wollte ER sagen: „Ihr braucht überhaupt nicht traurig zu sein, wenn ICH weggehe, denn an Meiner Stelle bekommt ihr den Heiligen Geist, der ist eine große Kraft, die genau so groß ist, wie ihr sie bei Mir erlebt habt.“ Da gingen sie getrost nachhause und freuten sich über diese Gewissheit, beteten jeden Tag miteinander, zehn Tage lang (auch die Frauen und Maria, die Mutter Jesu, waren dabei), - bis dann am Pfingstfest Jesu Prophezeiung sich erfüllte (Pfingsten ist das zweite der 3 großen Wallfahrtsfeste in Israel, neben dem Passafest im Frühling und  dem Laubhüttenfest im Herbst). Diese göttliche Kraft offenbarte sich auf sehr eindrückliche Weise:    - v o r Pfingsten waren die Gläubigen, wenn sie sich versammelten, ein ängstlicher und verschüchterter Haufen: „die Türen waren verrammelt aus Furcht vor den Juden“ (Johannes 20, 19);   - n a c h Pfingsten war alle Furchtsamkeit verschwunden. Sehr kühn und mit einem großen Selbstbewusstsein (das war die Wirkung des Heiligen Geistes!) trat Petrus als Sprecher der Apostel auf - vor Tausenden von Menschen auf dem Tempelplatz in Jerusalem - und hielt eine Predigt, die diese große Menge ins Herz traf wie ein Stich: etwa 3000 Menschen nahmen nach dieser Predigt Jesus in ihr Leben auf und ließen sich taufen. Wenige Tage später heilte Petrus einen Gelähmten an der „Schönen Türe“ des Tempels, als Petrus und Johannes gerade zum Beten in den Tempel gehen wollten (Apostelgeschichte 3). Das erregte großes Aufsehen. Petrus hielt anschließend an diese Heilung eine weitere kraftvolle Predigt über Christus an das herbeigeeilte Volk. Da nahmen einige Priester und Tempelbeamte die beiden Apostel gefangen und brachten sie ins Gefängnis. Am nächsten Morgen wurden sie von den Hohenpriestern verhört. Man verbot ihnen weiteres Wirken. Aber Petrus hat mutig öffentlich bekannt: „Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden. was wir gesehen und gehört haben.“ (Apostelgeschichte 4, 20). Das war eindeutig ein Zeichen von der Kraft des Heiligen Geistes. Gerade Petrus, der wegen seiner Verleugnung von Jesus eigentlich Minderwertigkeitskomplexe hätte haben müssen, war durch den Heiligen Geist wie verwandelt. Daran kann man deutlich die große göttliche Kraft erkennen. Was psychologisches Training erst nach langer Zeit erreicht hätte (nämlich Beseitigung von inneren Komplexen), das schaffte der Heilige Geist in wenigen Tagen (ohne Extra-Sitzungen oder spezieller Behandlung). – Diese Tatsachen ermutigen uns, aus der Heiligen Schrift Näheres zu hören, wie man diese Wirksamkeit des Heiligen Geistes erfahren kann.

 

   Die Wichtigkeit des Themas „HEILIGER GEIST“ wird aus folgenden Fakten ersichtlich:

 

·         Gott hat schon durch den Propheten Joel (ca. 800 Jahre vor Christus) eine große Verheißung gegeben, noch deutlicher als die alttestamentlichen Verheißungen auf Christus, - so dass sie John Stott „die Verheißung der Verheißungen“ nennt: „ICH will Meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Söhne sollen Gesichte sehen.“ Mit sechs Versen beschreibt der Prophet Joel im 3. Kapitel seines Buches dieses große künftige Ereignis, das sich an Pfingsten erfüllte und auf das sich Petrus in seiner Predigt vor den Tausenden gleich am Anfang wörtlich bezieht (Apostelgeschichte 2, 16-21). – „Alles Fleisch“ à an allen Menschen auf der Welt wird der Heilige Geist arbeiten. Ein Zeichen dafür sind in jüngster Vergangenheit Berichte aus verschiedenen islamischen Ländern, dass Muslimen in Träumen Jesus erschienen ist oder sie in Träumen z.B. Anweisungen bekommen haben, wie sie eine Bibel erhalten können (Otto Riecker „Ruf aus Indonesien“ 1971). – Das bedeutet für uns heute: wenn wir für einen Menschen beten, dann wirkt der Heilige Geist auf das Gewissen dieses Menschen ein und arbeitet auf verschiedene Weise an ihm (durch ein Gotteswort, durch ein Gespräch, durch eine Lektüre. - Von der Lydia in Philippi heißt es: „der HERR tat ihr das Herz auf“, dass sie die Botschaft des Paulus richtig verstehen konnte. Apostelgeschichte 16, 14).

 

·         Als Erstes lässt der Heilige Geist die „großen Taten Gottes verkünden“. Als die vielen Menschen auf dem Tempelplatz in Jerusalem an Pfingsten die Apostel (vom Heiligen Geist erfüllt) reden hörten, ein jeder in seiner Muttersprache (ca. 15 Völkerschaften werden erwähnt), sagten sie erstaunt: „Wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.“ (Apostelgeschichte 2, 11). – Damit wird deutlich: Der Heilige Geist legt Wert darauf, dass die Menschen erfahren, was Gott schon Großes getan hat, - dass ER ein aktiver, handelnder Gott ist, der mit mächtiger Hand arbeitet.

Jörg Jeremias (AT-Prof. in Marburg) schreibt in einem Artikel folgendes: Auch die alten Völker (2 Jahrtausende vor Israel) lobten ihre Götter mit Hymnen (die ältesten haben wir von den Sumerern). Aber es ist auffällig, dass sie sich in einer Hinsicht bemerkenswert von den biblischen Hymnen Israels unterscheiden. Sie preisen ihre Götter mit Adjektiven („groß“, „mächtig“, „unvergleichlich“). Israel verwendet in ähnlicher Weise, aber nicht häufig, Wörter wie „gut“, „gütig“ für Gott. Charakteristisch für Israels Anbetung ist etwas anderes: das Erzählen von den Taten Gottes. Man sagt nicht primär, wie Gott ist, sondern wie Er gehandelt hat. Man hielt Erfahrungen fest, die man mit Ihm gemacht hatte. Die Befreiung aus Ägypten war das Ur-Wunder der rettenden Tat Gottes, die häufig erwähnt wird. „DU bist ein Gott, der Wunder tut“ – diese Zeile findet man oft in den Psalmen (Psalm 72, 18; Psalm 77, 15; Psalm 78, 4; Psalm 107, 8). Dreißig mal ist in den Psalmen von Wundern die Rede. Der Zentralvers in der Exodus-Geschichte (Auszug aus Ägypten) lautet: „Jahwe wird für euch streiten und ihr werdet stille sein.“ (2. Mose 14, 14). Gott handelt, die Menschen schauen staunend zu. Daraus lernte Israel: „wir sollen Gott fürchten, wir können IHM vertrauen.“ Typisch für die Hymnen Israels, auch bei den Propheten, ist das Aufzählen der Taten Gottes (3 mal paarweise: Psalm 77+78; 105+106; 135+136; + Psalm 107). Am Roten Meer wurde Jahwe der „Retter Israels“. ER errettete sie vor dem ägyptischen Heer und vor den Fluten des Roten Meeres (vor zwei lebensbedrohenden Gefahren! Im hebräischen Exodus-Bericht kommt zum ersten Mal in der Bibel das Wort RETTUNG vor; siehe: BK 94/1). Der Prophet Hosea deutet dieses Wunder so: „ICH bin Jahwe, einen Gott außer Mir kennst du nicht, einen Retter außer Mir gibt es nicht.“ (Hosea 13, 4). – Deshalb ist das Vergessen im biblischen Denken nicht bloß eine Gedächtnislücke sondern es ist etwas viel Schlimmeres: „Vergessen“ heißt: eine Gottesbeziehung auflösen, weil man einen aktiven Gott nicht mehr kennt. Es ist Gottes Wille und hilft uns, wenn wir die „großen Taten Gottes“ gut kennen und sie auch von allen Seiten betrachten und „überdenken“ (in BK 86, Seite 6 sind in einer Liste die 70 wichtigsten Großen Taten Gottes aus AT und NT zusammengestellt).

       Der Heilige Geist zieht also eine Linie vom Alten Testament weiter, wenn ER die Apostel die „großen Taten Gottes“ verkündigen lässt und die Zuhörer an Gottes Handeln in der Vergangenheit erinnert. – Das alles hat auch uns heutzutage viel zu sagen: viele Menschen, - auch Gläubige, leiden unter den zahllosen Problemen und Sorgen, die jeden Tag auf sie einstürmen. Die Last ist deshalb so groß, weil ihre Gedanken ständig um die Probleme kreisen. Shakespeare schreibt: „Die Sorgen kommen nicht einzeln sondern in Bataillonen“, - wie ein Bienenschwarm (Psalm 118, 12). Auf diese Weise verlieren wir Gott aus den Augen. Stattdessen sollen wir (dann wären wir in voller Übereinstimmung mit dem Heiligen Geist!) die „großen Taten Gottes“ in unseren Gedanken „umkreisen“. Dann springt – durch den Heiligen Geist – der Funke über (wie in den Psalmen): „Jawohl HERR, DU bist ein Gott der Wunder tut. DU wirst mich „durch das Rote Meer“ meiner Probleme hindurchbringen. Die Auferstehung Jesu unterstützt mich bei diesen Gedanken, denn der auferstandene Christus ist ein großer Sieger (ER hat die Macht des Todes gebrochen – und diese Kraft steht mir zur Verfügung! – Epheser 1, 19+20). ER ist da. ER ist bei mir. ER lebt in mir.“ Solche Gedanken will Gott haben, der Heilige Geist möchte sie in mein Denken transportieren und da verankern. Das war Seine erste Arbeit und das möchte Er auch heute noch tun. Dieses Rezept hilft mir, den finsteren Gedanken zu entfliehen und eine göttliche Perspektive zu bekommen. – Der Gott, der in der Vergangenheit wirkte, arbeitet heute noch genau so. Der Gott, der die Mauern Jerichos fallen ließ, ist heute noch der Gleiche. Die Zeiten ändern sich, - aber Gott nicht! - Der Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren (am 9.11.89) ist ein modernes göttliches Zeichen für die Christen, dass unser HERR ein lebendiger, allmächtiger Gott ist, der auf Gebete antwortet – und der Wunder tut.

 

                  Die großen Taten Gottes in der Heiligen Schrift können uns inspirieren:

 

§  Die Schöpfung zeigt uns die große Kraft und Weisheit Gottes. (1. Mose 1+2 und Kolosser 1)

§  Abrahams Gottvertrauen wird zum Vorbild für alle Gläubigen. (1. Mose 12 + 15 und 1. Mose 22)

§  Josephs Leben à Gott kommt auf seltsamen Umwegen zu einem großen Ziel. (1. Mose 37-47)

§  Israels Zug durchs Rote Meer + ein großer Lobgesang des Mose. (2. Mose 14 und 15)

§  Jericho’s Mauern stürzen ein durch Gebet und Gottvertrauen. (Josua 6)

§  Gebet entscheidet den Kampf gegen die Amalekiter. (2. Mose 17)

§  Elia’s Gebetssieg auf dem Berg Karmel. (1. Könige 18)

§  Die drei Männer im Feuerofen werden errettet. (Daniel 3)

§  Daniel in der Löwengrube – von Gott bewahrt. (Daniel 6)

§  Hiskias Gebet – Gott rettet Jerusalem vor dem Untergang. (Jesaja 36 + 37)

§  Jesus heilt einen Gelähmten. (Matthäus 9)

§  Der Hauptmann von Kapernaum – sein großes Vertrauen zu Jesus. (Matthäus 8)

§  Zachäus nimmt Jesus auf und wird ein neuer Mensch. (Lukas 19)

§  Jesus speist 5000 Menschen in der Wüste – mit 5 Broten und zwei Fischen. (Matthäus 14)

§  Die Auferweckung des Lazarus – 4 Tage nach seiner Beerdigung - durch Jesus. (Johannes 11)

§  Die Passion Jesu. (Matthäus 26 + 27)

§  Die Auferstehung Jesu. (Matthäus 28 und Johannes 20)

§  Der „Pfahl im Fleisch“ beim Apostel Paulus. (2. Korinther 12)

§  Die Wiederkunft Christi. (Matthäus 24)

 

·         Der Heilige Geist ist eine große Kraft. ER ist die dritte Person der Dreieinigkeit. Der allmächtige Gott hat das ganze Universum geschaffen, - aus dem Nichts. Das war eine gewaltige Tat! – Der Sohn Gottes hat die Erlösung der Menschheit durch Seinen Kreuzestod vollbracht und durch Seine Auferstehung dem Tod die Macht genommen. Das ist auch großartig und hat eine Weltenwende bewirkt. Der Heilige Geist arbeitet mit derselben Dynamik. Wenn Er Menschen verwandelt, - wenn Er das verkündigte WORT Gottes begleitet, - wenn Er im Gewissen eines Menschen arbeitet, - wenn Er uns beim Beten hilft (Römer 8, 26), dann tut Er das immer mit der großen göttlichen Kraft. Jesus kündigte das Kommen des Geistes an mit den Worten: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes bekommen...“ (Apostelgeschichte 1, 8).

 

·         Dieser Heilige Geist zieht bei einem Menschen ein, wenn er „wiedergeboren“ wird. Jesus sagte zu dem Theologen Nikodemus: „Ein Mensch muss von neuem geboren werden, sonst kann er nicht in den Bereich der Gottesherrschaft gelangen.“ (Johannes 3, 3). Jesus wiederholte dann noch einmal: „Man muss aus Wasser und Geist geboren werden.“ Paulus schreibt Epheser 3, 14:   

„In Christus seid ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist“. Das Wort „versiegelt“ bedeutet, dass mit dem Gläubigwerden (dadurch, dass man Christus in sein Leben aufgenommen hat) auch der Heilige Geist einzieht – und damit ein „Dauerzustandhergestellt wird (was „versiegelt“ ist, darf nicht mehr verändert werden!). Von einer später folgenden „Geistestaufe“ erfahren wir nichts im Neuen Testament. Man kann aber wohl den Heiligen Geist „dämpfen“ (1. Thessalonicher 5, 19) oder „betrüben“ (Epheser 4, 30), Ihn also bei Seiner Arbeit hindern; aber das liegt meist daran, dass der betreffende Mensch nicht zum Umdenken (= zur Buße) bereit ist, und nicht der Stimme des Heiligen Geistes (der in ihm wohnt) gehorchen will (Apostelgeschichte 5, 32).

 

·         Das Erste, was der Heilige Geist beim Pfingstfest in Jerusalem nach der Predigt des Petrus

(nachdem der Heilige Geist eben ausgegossen war!) bewirken wollte, ist: „Umdenken, umkehren, den Menschen verwandeln, einen göttlichen Lebensstil entwickeln.“ (Luther: „Tut Buße!“) Die Apostel nennen das in ihren Briefen oft: „Bekehrung“. Darauf zielt also alles Wirken des Heiligen Geistes hin. – So war es auch bei der Pfingstpredigt des Petrus. Als er sie beendet hatte, waren die Hörer (es waren Tausende!) geschockt und fragten die Apostel: „Was sollen wir denn jetzt tun?“ Petrus antwortete: „Ändert euer Leben! Kehrt um und nehmt Christus auf, dann lasst euch taufen und ihr werdet den Heiligen Geist bekommen“ (Apostelgeschichte 2, 38+41). Ein Christenleben beginnt mit Umkehr. Das verkündete schon Johannes der Täufer als Vorbereiter für Christus (Matthäus 3, 2) und auch Jesus begann mit derselben Botschaft Sein öffentliches Wirken (Markus 1, 15).

 

·         Der Heilige Geist ist der Stellvertreter von Christus.  

 

Das sagt Jesus wiederholt in Seinen Abschiedsreden unmissverständlich (Abschiedsreden sind meist von Wehmut begleitet, aber Jesus wollte Ermutigung weitergeben!): „Weil ICH das zu euch gesagt habe (Seine Abschiedsworte), ist euer Herz voll Trauer. Aber ICH sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ICH weggehe. Denn wenn Ich nicht weggehe, kommt der Tröster (= der Heilige Geist; wörtliche Bedeutung: „Fürsprecher“, „Beistand“, „Anwalt“) nicht zu euch. Wenn Ich aber gehe, will Ich ihn zu euch senden.“(Johannes 16, 6+7). – „ICH will den Vater bitten, und Er wird euch einen andern Tröster geben, dass Er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann...“ (Johannes 14, 16). – Jesus sagt: „Es ist gut für euch, dass ich weggehe...“. Das ist nicht so leicht zu verstehen. Viele hätten es gerne, mit Jesus an einem Tisch zu sitzen und mit Ihm zu plaudern (wie die zwei Jünger von Emmaus – Lukas 24). Aber wir können es uns leichter vorstellen, dass ein Geist gleichzeitig bei den Christen in Alaska und in Franken ist – und jedes Mal ist es so, dass Christus gegenwärtig ist. (Die Historiker sagen: der Geist des Alexander d. Gr. hat seine Armee beseelt, deshalb siegten sie überall, - bis nach Persien. Als er mit 32 Jahren starb, zerfiel das große Weltreich in drei Reiche). - Jesus selbst sagt: „Der Heilige Geist ist mein Stellvertreter. Er tut dasselbe wie ICH. Er will nichts anderes, als MICH verherrlichen. Er wird euch an alles erinnern, was ICH euch gesagt habe.“ (Johannes 16, 14 + Johannes 14, 26). Es ist also im Prinzip keine Veränderung eingetreten ( - sondern eher eine „Verbesserung“). Wenn der Geist da ist, bedeutet das, dass Christus da ist, das ist Realität (das Sehen und Fühlen ist in der Bibel nicht so wichtig! Jesus sagte zu Thomas: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ – Johannes 20, 29)

 

·         Die Welt kennt den Heiligen Geist nicht.

 

Das ist eine wichtige Tatsache. Wer sie kennt, schüttelt den Kopf nicht mehr, wenn die Welt oft manches (im religiösen Bereich) falsch versteht. – Jesus sagt in den Abschiedsreden: „ICH gebe euch den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht Ihn nicht (Er ist wie ein Hauch oder Wind, den man nicht sehen aber spüren kann, sagte Jesus zu dem gelehrten Nikodemus – Johannes 3, 8) und kennt Ihn nicht. Aber ihr kennt Ihn, denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Johannes 14, 17). – Noch an anderer Stelle in Seinen Abschiedsreden betont Jesus den Unterschied der Christen zur Welt, wenn ER sagt: „Den Frieden lasse ICH euch, Meinen

Frieden gebe ICH euch. Nicht gebe ICH euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht

und fürchte sich nicht.“ (Johannes 14, 27). Der Christus-Friede und der Weltfriede – das sind „zwei Paar Schuhe“. Was die Bibel mit FRIEDE meint, ist etwas ganz anderes als was die Welt darunter versteht. Das sieht man schon bei der Weihnachtsgeschichte, wenn der Engel über Bethlehem verkündet: „... Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden...“ (Lukas 2, 14). Da hat der Engel den Gottesfrieden gemeint, den Menschen durch Christus bekommen können. Das bedeutet nicht, dass keine Kriege mehr auf Erden sein werden. (Interessant ist zu diesem oft angesprochenen Punkt der statistische Befund in der Heiligen Schrift: in der Bibel kommt das Wort FRIEDE im AT ca.350 mal und im NT 91 mal vor, aber nur ein einziges Mal im weltlichen Verständnis, dass kein Krieg mehr sein wird, und zwar in Offenbarung 6, 4: „dem zweiten roten apokalyptischen Reiter wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen.“) An diesem Beispiel sieht man deutlich, dass die Welt ein anderes religiöses Denken hat als die Christen. – Fast noch deutlicher wird es im Fall ISRAEL, weil wir darüber fast jede Woche in der Zeitung lesen. Neulich stand in einem Kommentar der FAZ zur Besiedlungspolitik in Israel: „Einerseits hört man in Israel, dass Gott ihnen das Land schon in der Bibel versprochen hat, andrerseits bestehen die Ansprüche der Palästinenser. Das unter einen Hut zu bringen, ist selbst für eine Pfarrerstocher (Angela Merkel) zu schwer.“ – Und es gibt noch viele andere Beispiele. – Die erste US-Außenministerin Madeleine Albright (1997-2001 unter Präsident Bill Clinton) verlangte von Diplomaten, dass sie in ihrer Ausbildung auch Religion und Theologie studieren sollten, sonst können sie gewisse Weltprobleme nicht richtig verstehen. - Paulus betont: „geistliche Dinge müssen geistlich beurteilt werden“ (1. Korinther 2, 14) - Er greift dieses brisante Thema im Korintherbrief auf, wo er mehr als ein Kapitel über die Weisheit der Welt und die Weisheit Gottes schreibt. Da ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Apostel sagt: „Gott hat die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht“ (1. Korinther 1, 20). „Obwohl die Menschen von der Weisheit Gottes umgeben sind (sichtbar in der herrlichen Schöpfung), haben sie Gott durch ihre Weisheit nicht erkannt (und nicht anerkannt)“– 1. Korinther 1, 21. Im nächsten Kapitel fährt Paulus fort: „Wir deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. Der natürliche Mensch (der Christus nicht aufgenommen hat und deshalb auch den Heiligen Geist nicht hat) vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, denn es muss geistlich beurteilt werden“ (1. Korinther 2, 13+14). – Ob es im Fernsehen um die Evolutionstheorie (auch in wissenschaftlichen Sendungen) oder um die Evangelikalen geht, - überall muss man dieses Moment bei den Medien einkalkulieren: die Welt hat den Geist Gottes nicht, deshalb wird sie göttliche Dinge falsch beurteilen (hinter manchen Sendungen muss man sogar oft einen antichristlichen Geist vermuten). Dieses Moment ist sehr zu beachten – auch in der kleinen Welt unserer Umgebung. Man darf nie vergessen: göttliche Dinge können von ungläubigen Menschen, - von Menschen, die den Heiligen Geist nicht haben - , nie richtig beurteilt werden. Da kann man leicht auf eine falsche Fährte geraten. – Es ist auffällig, dass das Widergöttliche in den Abschiedsreden Jesu so oft vorkommt. Ein ganzer

Abschnitt befasst sich mit dem Hass der Welt gegen die Christen (Johannes 15, 18-27): „Weil ihr

aber nicht von der Welt seid, sondern ICH euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt“ (Johannes 15, 19). – Zwei Mal spricht Jesus in diesen Reden vom „Fürsten dieser Welt“, womit ER den Teufel meint (Johannes 14, 30 + 16, 11).

   Jesus wollte also in diesen Abschiedsworten Seinen Nachfolgern eines klar machen: „Täuscht euch nicht. In der Welt seid ihr ständig mit gottfeindlichen Mächten konfrontiert. Aber habt keine Angst, denn mit Mir werdet Ihr Siege erringen, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist“ (Johannes 16, 11+33). – Eine ähnliche Warnung spricht Jesus auch in Seiner Rede über die Endzeit aus (Markus 13 + Matthäus 24) – und zwar am Anfang und am Schluss dieser langen Rede: „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe!“ und „Was ICH aber euch sage, das sage ICH allen: Wachet!“ (13, 5+37).

 

·         Es ist oft nicht leicht, zu erkennen, ob bei einer Sache der Heilige Geist am Werk ist oder der Geist eines Menschen – oder sogar ein dämonischer Geist. Manche Erscheinungen sind nur Emotionen. Begeisterung ist nicht immer ein Beweis für die Gegenwart des Heiligen Geistes. Deshalb zählt Paulus zu den Gaben des Heiligen Geistes auch die Gabe der „Geisterunterscheidung“ (1. Korinther 12, 10). Es brauchte in Korinth eine besondere göttliche Begabung, um festzustellen, ob eine Sache echt oder nur täuschend ist. – Selwyn Hughes in London, der auf diesem Gebiet viele Erfahrungen gesammelt hat, schreibt in einem Buch von einem Mann, der ihm sagte: „Der Geist hat mir gesagt, ich solle mich von meiner Frau trennen und eine andere heiraten, die besondere Gaben hat, damit mein Dienst im Reich Gottes noch vielfältiger wird.“ Er sagte ihm klar: „Das ist gegen die Lehre von Jesus – denn der Heilige Geist will Jesus verherrlichen.“ Man muss immer vorsichtig sein, wenn jemand so sicher sagt: „Gott hat mir gezeigt ...“. Es muss auf alle Fälle mit der Heiligen Schrift übereinstimmen, sonst ist es nicht von Gott. Das ist als Erstes zu prüfen.

 

·         Der Heilige Geist liebt es, mit dem WORT Gottes zusammenzuarbeiten. Das ist leicht zu begreifen. Denn der Heilige Geist hat die Menschen inspiriert, die Heilige Schrift niederzuschreiben („...getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“ 2. Petrus 1, 21). Der Heilige Geist hat auch darüber gewacht, dass die richtige Kollektion der heiligen Schriften zum Neuen Testament zusammengestellt wurde (ca. 200 n.Chr. ist die Bildung des so genannten „Kanons“ abgeschlossen). – M. Luther hat es im Kleinen Katechismus in der Erklärung des  3. Glaubensartikels über den Heiligen Geist klassisch formuliert:

 

                  „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft                                                           an Jesus Christus, meinen HERRN, glauben oder zu ihm kommen kann,                                   sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen,                                           mit seinen Gaben erleuchtet und im rechten Glauben geheiligt und erhalten...“

 

Emil Wacker hat es als Erbe der Erweckungsbewegung in Nordschleswig in seiner lutherischen Glaubenslehre („ORDO SALUTIS“ 1898) klar zum Ausdruck gebracht:

      „Das eigentliche Berufungsmittel ist das Evangelium (neben den vorbereitenden Kräften:

      staatliche Ordnung, Erziehung, Krankheit, Elend, Not und vor allem der Tod).

Aber der Heilige Geist ist der eigentlich Berufende. – „Es sind verschiedene Gaben, aber es ist e i n Geist, ...es sind verschiedene Kräfte, aber es ist e i n Gott, der da wirkt alles in allen.“ (1. Korinther 12, 4+5).

 

Deshalb nennt Paulus in der „Waffenrüstung“ der Christen für den Kampf des Glaubens die Heilige Schrift „das Schwert des Geistes, welches ist das WORT Gottes“ (Epheser 6, 17). Das WORT und der Heilige Geist müssen zusammenwirken, erst dann entsteht eine wirksame Waffe, mit der wir Siege erringen können. – Das bedeutet, dass das Gebet um den Heiligen Geist wichtig ist für die Verkündigung des Evangeliums (Ch. H. Spurgeon predigte 40 Jahre lang, bis 1892, in London – meist im „Tabernakel“, seiner Kirche, – jeden Sonntag vor 6000 Zuhörern – und im Untergeschoss dieser Kirche waren währenddessen Hunderte zum Gebet versammelt). – Auf die Wichtigkeit des Gebets um den Heiligen Geist hat Jesus selbst hingewiesen mit den Worten:

„Bittet, so wird euch gegeben! ... ein Vater wird seinem Sohn Brot geben, wenn er ihn darum bittet – und nicht einen Stein ... Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die IHN bitten.“ (Lukas 11, 9-13). Hier vergleicht Jesus den Heiligen Geist mit dem Brot, also dem Allernotwendigsten. So wie wir jeden Tag Brot zum Leben brauchen, so brauchen wir auch genau so notwendig den Heiligen Geist für unser geistliches Wachstum – und darum dürfen wir Gott bitten, und ER wird Ihn in Seiner Güte uns geben.

 

21. Nov. 2009                                                                                     Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün

 

Nächster Termin: Sa. 16. oder 23. Jan. 2010 (Hl. Geist, 2. Teil)