„Hier ist mehr als Jona“
Andacht über Matthäus
12, 41
» … denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als
Jona.« (Matthäus 12, 41)
Am letzten Abend einer Evangelisation kommt ein Mann zum Glauben an Christus. Den Anstoß gab, wie er mir erzählte, sein einziger Sohn: Am dritten Abend der Evangelisation fragt der Vater ihn, was er sich für den folgenden Tag zum Geburtstag wünsche. Er war geneigt, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, weil sein Sohn gerade mit gutem Erfolg das Abitur bestanden hatte. Der Junge schaute zum Vater auf: »Wenn ich bitten darf, Vater, dann tu mir die Liebe und geh an meinem Geburtstag mit in die Verkündigung. Seit gestern Abend kann ich beten und kenne Jesus Christus. Dann wünsche ich mir noch zum Geburtstag, dass ich ab morgen ein Tischgebet sprechen darf.«
Betroffen schwieg der Vater. Er ging zeitiger als sonst in sein Fabrikbüro. Er wollte dem Sohn nicht begegnen. – Unerledigt blieb die Post liegen. Noch nicht zur Klarheit gekommen, saß er am Mittagstisch. Da schauten die Augen seines Sohnes ihn fragend an. Er konnte nicht anders, er nickte. Das erste Tischgebet wurde gebetet. Der Bann war gebrochen. Der Vater drückte dem Sohn die Hand und sagte: »Ich gehe heute Abend mit.« – Gott hatte eine Tür geöffnet für den, der mehr ist als Jona. Der Geburtstag seines Sohnes wurde der Tag seiner Bekehrung.
Man kann die Person Jesu niemals mit den Mitteln der Forschung in den Griff bekommen. Sie sprengt immer den Rahmen. Als Nikodemus mit dem Anspruch kam: »Wir wissen, dass Du bist ein Lehrer von Gott gekommen« (Johannes 3, 2), sagte Jesus, dass das Wissen um Ihn seine Erfüllung findet im Wunder der Wiederkehr. Die Vollmacht Jesu hat in diesem »Mehr als Jona« seinen Grund. Dies »Mehr« ist bis heute die Unruhe der Welt und aller Nikodemusnächte. Wäre Jesus nur in der Begrenzung der Religionsstifter zu sehen, dann wäre sein Absolutheitsanspruch zur Buße und Bekehrung zweifelhaft, dann konnte man sich dem Zugriff Gottes in Ihm entziehen, wie Ninive es tun konnte bei dem Versagen Jonas. Aber: »Christus ist hier, der gestorben ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.« (Römer 8, 34) Wer in Buße und Bekehrung sich vor Jesus beugt, lässt, wie Luther sagt, Gott Gott sein und gibt Gott die Ehre. Darin ist Gott und Mensch zugleich gerechtfertigt.
Quelle: „…und volle Genüge haben“. Tägliche Andachten von Pastor Heinrich Kemner, hrsg. von Fr. Mattioli und P. Zimmerling, Neuhausen-Stuttgart 1984