Die Hauptlehren der Heiligen Schrift

 

Eine Reihe für Gemeinde und Schule

von Herbert Jantzen

 

 

Band 7

Die Lehre von der Gemeinde

 

 

Band 7b

Verantwortung und Wegbestimmung in der Gemeinde

 

 

 

 

Vorwort zu Band 7b

 

 

.........

 

 

 

Verantwortung und Wegbestimmung in der Gemeinde

 

Einleitendes

 

Die Gedanken auch dieser Abhandlung wollen dem Worte Gottes entnommen sein. Vorhandene Werke und Artikel zur Praktischen Theologie dürften fast nicht zu zählen sein. Sie kommen jedoch vielfach „aus der Praxis“. Man vermisst immer wieder die Frage: Was sagt eigentlich die Schrift?

 

        Zeugnishaftes

Mein Dienst hat mich in viele Länder und auch viele Gemeinden und Arbeiten geführt. Die Frage nach dem, was die Schrift sage, schien aber allzu oft bereits beantwortet zu sein. Geht man nicht meistens davon aus?

    Nun ist es aber nicht so, dass diese Zeilen ohne Praxis geschrieben werden. Fast sechs Jahrzehnte im Dienst des Herrn haben doch einiges an Erfahrung gebracht. Am Anfang nahm man jedoch vieles für selbstverständlich. Ich war ja in der Heimatgemeinde als Missionar „ordiniert“, gehörte einer „Missionsgesellschaft“ an, befand mich ja auf einem „Missionsfeld“ unter der Leitung erfahrener Männer. Durch die gnädige Führung des Herrn kam ich dann aber wiederholt in die Sackgasse, wo ich aufs Neue auf den Herrn geworfen war.

    So gab es eine Zeit, in der einige von uns sich veranlasst sahen, zu fragen, wie soll es jetzt weitergehen? Wie sieht Missionsarbeit nach der Schrift denn eigentlich aus? Persönlich kam ich in eine Identitätskrise. Was war ich eigentlich nach der Schrift? Wo stand in der Schrift, was ich tat? Der Herr war gnädig, ließ mich nicht im Stich. Es kam Licht. Dann kam die Zeit in Basel, wo ich mich vor Gemeindefragen gestellt sah. Eine Gemeinde, in der ich besuchsweise diente (wir wohnten zu der Zeit in Deutschland) und die sich in besonderer Weise Ausländern widmete, meinte ihre Türen schließen zu müssen. Da stand ich vor der Frage: Und die vielen in der Region, Christen und Nichtchristen, die die englische Sprache bevorzugten? Sollten die ohne Hirten bleiben? Als wir dann mit wöchentlichen Gottesdiensten beginnen konnten, kam bald die nächste Frage: Nach welchem Modell gestaltet man nun dieses Unternehmen? Ich begrüßte die Gelegenheit, von neuem anzufangen und zu fragen: Was sagt die Schrift zur Gestalt der Gemeinde und ihrer Tätigkeit? Gott sei’s gedankt: Er schenkte eine kleine Gruppe von Leitenden, die jahrelang in großer Einmütigkeit arbeiten durfte. Es war ein Wachsen. Es wurden Fehler gemacht. Aber wenn wir vor neue Fragen gestellt wurden, gab es eine Frage, die zuerst beantwortet werden musste: Was sagt die Schrift?

    Einmal war ich eingeladen, auf einer Konferenz für praktische Gemeindearbeit zu sprechen. Einer der teilnehmenden Missionare holte mich vom Bahnhof ab. Er war mir unbekannt, aber wir kamen ins Gespräch. Mit einem Mal meinte er, fast wie ein Enttäuschter: Es sei illusorisch, Gemeinde nach dem Neuen Testament bauen zu wollen. Man kann sich vielleicht meine Verwunderung vorstellen. Ich argumentierte nicht mit ihm. Der Mann brauchte offensichtlich Hilfe anderer Art.

    Das möchte jeder Leser sich hinter die Ohren schreiben: Es ist nie illusorisch, Gottes Willen nach Gottes Willen zu tun. Wer seinen Willen tun will, wird dazu göttliches Licht bekommen – aus seinem Wort – und alle Gnade, ihn auszuführen.

 

        Unser Thema

Die Frage, die hier nun beantwortet werden soll, lautet: Wer bestimmt den Kurs in der Gemeinde? Wer nimmt Einfluss auf den Weg der Gemeinde? Was treibt uns? Was bestimmt uns, bestimmt die Richtung, die wir einnehmen?

    Es gibt eine Anzahl von Bestimmungsfaktoren, die auf den Kurs der Gemeinde Einfluss nehmen – von Gott bis zum einzelnen Christen. Ja, auch die Welt nimmt manchmal Einfluss auf unseren Kurs, wenn sie uns bedrängt. Sogar die Natur ist Mitbestimmungsfaktor im Leben der Gemeinde.

    Zuerst sprechen wir von der Rolle Gottes. Er ist der Hauptbestimmungsfaktor, der auf den Kurs der Gemeinde Einfluss nimmt.

 

A.  Göttliche Bestimmung

 

    1.  Einleitendes

 

    Der Apostel Paulus gibt einmal ein Bekenntnis ab, das uns alle in der Gemeinde existentiell betrifft, u.z. in Rm 8,28A: „Wir wissen aber: Denen, die Gott Liebende sind, wirkt alles zusammen zum Guten ...“

    Man zitiert diese Aussage gern und vielleicht auch zu schnell – zu schnell, weil man nicht auf die dahinter liegende Wahrheit Acht gibt. Wenn nämlich Gott für die, die er als die ihn Liebende kennt, alles in ihrem Leben, ob angenehm oder unangenehm, zum Guten  dienen lässt, muss er alles im Universum in seiner lenkenden Hand haben, auch seine Feinde. Und darum dürfen wir uns im Vertrauen ihm ganz hingeben und überlassen, wissend, „dass Gott keinen Fehler macht“.

    Gott ist der große, der größte, Bestimmungsfaktor seiner Gemeinde. Das soll an den Anfang dieses Werkes uns vor die Augen gestellt sein.

    Ferner in lesen wir Heb 3,10 von Gottes Gedanken über das zum Irren geneigte Israel: „Sie kannten nicht meine Wege.“

    Gott hat also bestimmte Wege für seine Menschen, insonderheit für sein Volk. Diese Wege wollen wir erkennen, anerkennen und zu gehen lernen.

 

    2.  Gott als Autorität in der Gemeinde

 

        a.  Grundsätzliches

 

In der Gemeinde Jesu Christi hat Gott das erste und das letzte Wort. Er ist der ewige König in ihr, der Unvergängliche und Unsichtbare, der allein Gott ist:

    1Tm 1,17: „Aber dem König der Ewigkeit, dem unverweslichen, unsichtbaren, allein weisen Gott, ‹gebühren› Ehre und Herrlichkeit[1] in ‹alle› Ewigkeit. Amen.“    

 

            .  Dass das wieder unter Menschen von Herzen gesagt wird, ist das Ziel der Rettung Gottes. Die Sünde entstand, als sich der Mensch gegen Gott auflehnte. Von ihren Folgen wird man gerettet, wenn man Gott wieder als Herrn und König anerkennt. Jeder Mensch muss die Entscheidung von Adam und Eva im Garten Eden für sich in seinem Leben rückgängig machen. Man hat Gott wieder als Herrn anzuerkennen:

    Rm 10,9: „Wenn du mit deinem Munde Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten erweckte, wirst du gerettet werden.“

    So wird man Christ, Glied der Gemeinde Gottes. Die Nichtchristen sind die Ungehorsamen:

    Jh 3,36: „Der, der an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Aber der, der dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“

    Denken wir auch an Heb 5,9: „... und, zum Ziel gebracht, wurde er allen, die ihm gehorchen, Urheber einer ewigen Rettung ...

    In 1Kr 1,2 lesen wir: „... die Gemeinde Gottes“, in der Ag 20,28: „... die Gemeinde Gottes, die er mit eigenem Blut erkaufte.“ Sie wird also als sein Eigentum erkannt.

    Nach Eph 4,6 ist Gott Vater von allen in der Gemeinde, über allen, durch alle und in allen.

    Gott ist Herr in seinem Hause. Die Gemeinde ist sein Haus, sein Tempel. Wenn nun Gott in seinem Hause Herr ist, wenn Gott in seiner Gemeinde König ist, dann folgt, dass sein Wille für uns, die Gemeinde, maßgebend ist. Christen sprechen: „Dein Wille geschehe.“

    In 2Kr 5,9 sagt Paulus: „Infolgedessen sind wir auch bestrebt, solche zu sein, die ihm wohlgefällig sind.“ Das Ziel unseres Lebens sollte es sein, Gott Freude zu bereiten, der Sinn des Lebens, dass das Geschöpf dem Schöpfer Freude macht, ihm wohlgefällig ist.

   

            .  In der Schrift anerkennt die Gemeinde Gott als den Alleinherrscher.

    Ag 4,19: „Aber Petrus und Johannes antworteten und sagten zu ihnen: ‚Entscheidet ihr ‹selbst›, ob es in den Augen Gottes recht sei, auf euch eher zu hören als auf Gott ...’“

    In der Offenbarung 4 wird er als der geschildert, der auf dem Thron der Macht sitzt. Nach V. 8 heißt er dort: „der Herr, Gott, der Machthaber über alles“. Er ist Anfang und Ende. Das kommt dadurch zum Ausdruck, dass ihm der Titel „Der Erste und der Letzte“ gegeben wird oder, mit Buchstaben ausgedrückt: „A und Z“, die richtigere Übersetzung des griechischen „Alpha und Omega“, denn in Of 1 ist „Omega“ (der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets) die Übersetzung des letzten hebräischen Buchstabens, der aber nicht ‚Omega’ ist, sondern ‚Taw’. Wenn wir also ins Deutsche übersetzen, sollten wir eigentlich den letzten deutschen Buchstaben nennen.

    Gott ist der Anfang der Weltgeschichte; aber er ist auch das Ende. Und er führt seine Sache zu Ende, seine Gemeinde durch die Wirrnisse der Zeit hindurch. Das will uns das Buch der Offenbarung als seelsorgerliche Schrift zeigen. Er führt sie zu einem siegreichen Ziel, denn er hat sie gerufen, und er wirkt in der Gemeinde mit Kraft. Paulus schreibt (Eph 3,20.21):

    „Dem, der mehr tun kann als alles, was wir bitten oder uns vorstellen, überaus mehr, nach der Kraft, die in uns wirkt; ihm gebührt die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christus Jesus in die endlose Ewigkeit ...“

    In der biblischen Gemeinde ist Gott die höchste Autorität.

 

        b.  Der Sohn ist Herr.

   

Php 2,9–11: „Darum erhöhte Gott ihn auch über die Maßen und gab ihm ‹aus Gnade› einen Namen, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesus sich alle Knie beugen, derer im Himmel und derer auf der Erde und derer unter der Erde, und jede Zunge das Bekenntnis zum Ausdruck bringe, dass Jesus Christus Herr sei, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“  

    Gott übt seine Herrschaft aus zusammen mit seinem Sohn. Jesus, der Erhöhte, ist berechtigter Herrscher der Gemeinde in mehrerlei Hinsicht. Er ist dieses nicht nur für die Gemeinde im allgemeinen, sondern auch für den einzelnen Christen.

 

            I:  Der Sohn als Fundament der Gemeinde

 

Hier wird er mit dem Eckstein verglichen.

    Eph 2,20: „... aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Haupt- [der den Bau bestimmenden] Eckstein ist ...

    1P 2,7: „Euch also, den Glaubenden, ist er teuer. Aber den im Unglauben Ungehorsamen wurde der Stein, den die Bauenden ablehnten und verwarfen, dieser wurde zum Haupt[stein] der Ecke ...“

 

            II:  Der Sohn als Haupt

 

Eph 4,12E–16: „... zum Bauen des Leibes des Christus, 13 bis wir alle hingelangen mögen ... zum Größenmaß der Fülle des Christus, 14 damit wir ... 15 ... in allem wachsen mögen zu ihm [in sein Ebenbild (V. 13)], der das Haupt ist, der Christus, 16 von dem aus der ganze Leib ... das Wachstum des Leibes zustande bringt ...“ Er, das Haupt, ist Ziel und Quelle des Wachstums des Gemeindeleibes. Auf diese Weise ist es das Wachstum des Vaters:

    Kol 2,19M: „... das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch die Gelenke[2] und Bänder versorgt und zusammengeschlossen wird und so das Wachstum erfährt, das Gottes ist.“

    Eph 5,23M: „... wie auch der Christus das Haupt der Gemeinde. Und er ist der Retter des Leibes“, rettendes Haupt also.

    Kol 1,18.19: „... und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, der der Anfang ist, Erstgeborener von den Toten, damit er in allem der Erste würde, weil es der ganzen Fülle[3] wohlgefiel, in ihm zu wohnen ...“

    Im besonderen ist Christus das Haupt der Männer im Gemeindeleib (1Kr 11,3A): „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist ...

 

            III:  Der Sohn als Hirte

 

Als Herr ist der Sohn auch Hirte, „Hirte und Aufseher eurer Seelen“ (1P 2,25), „der gute Hirte“ (Jh 10,11), „der große Hirte“ (Heb 13,20), „der oberste Hirte“ (1P 5,4). Vgl Ps 23.

 

            IV:  Der Sohn als Bräutigam

 

Jh 3,26-29: „Und sie kamen hin zu Johannes und sagten ihm: ‚Rabbi, der, der jenseits des Jordans mit dir war, für den du Zeugnis ablegtest, – siehe! – dieser tauft, und alle kommen hin zu ihm.’

    Johannes gab ihnen zur Antwort: ‚Ein Mensch kann nichts empfangen, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben. Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich sagte: Ich bin nicht der Gesalbte, sondern: Ich bin vor jenem gesandt. Der, der die Braut hat, ist der Bräutigam. Aber der Freund des Bräutigams, der sich hingestellt hat, dasteht und ihn hört, freut sich sehr, wegen der Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude also ist erfüllt.“ Der Täufer wusste um den alttestamentlichen Vergleich Israels mit einer Braut und Frau, als er so sprach.

    Der „Freund des Bräutigams“ war es in der Tat, aber mehr: Er vermittelte zwischen dem Mädchen, das der junge Mann im Auge hatte, warb um sie und bat um ihre Hand, diente dem Brautpaar während der Verlobungszeit als Mittelsperson, traf Vorbereitungen für die Hochzeit und führte endlich beim Hochzeitsfest den Vorsitz[4]. In diese Aufgabe wusste sich Johannes „aus dem Himmel“, von Gott, gestellt. Deshalb vermochte er sich mit dem Messias, dem „Gesalbten“, zu freuen, wenn „alle hin zu ihm“ kamen und seine „Braut“ wurden. Es war ja keine einfache Sache gewesen, diese Braut zu gewinnen. Unter großen Entbehrungen hatte er in Israel ernstlich den Ruf des himmlischen Bräutigams weitergegeben.

    Chemnitz (bei Dächsel) wendet diesen Gedanken des Brautwerbers weiter an, wenn er zu 2Kr 11,2 sagt: „Das ist ein lieblicher Name, welcher hier den Dienern des Wortes gegeben wird, daß sie ‚Freunde des Bräutigams’ heißen, denn gleichwie ein Bräutigam vertrauter Freunde zu Brautwerbern sich bedient, so bedient Christus sich seiner Diener, welche das geistliche Verlöbniß mit ihm den elenden Sündern antragen und sie durch Aufdeckung ihrer Sünden und Vormalung seiner Versöhnung ihm gewinnen sollen ... Das ist ein feines Bildniß, wodurch sowohl das Amt des neuen Testaments herrlich geziert, als die Verwalter desselben an ihren Beruf gemahnt werden, daß sie es nämlich ihre höchste Freude sein lassen, Christo viele Seelen zu gewinnen und zuzuführen; denn keine größere Freude mag dem, welcher in Wahrheit des Bräutigams Freund ist, widerfahren, als wenn er hört die Stimme des Bräutigams, wie er die Braut aufnimmt und mit sich ewig verbindet zur Gemeinschaft aller seiner Güter.“

    „Der, der die Braut hat“ und sich über sie freuen darf, „ist der Bräutigam“, und nur er. Und für die Braut kommt kein anderer in Frage.

    In Ps 45,11.12 sagt das göttliche Wort zur Neuvermählten mit dem himmlischen königlichen Bräutigam: „Höre, Tochter! Sieh her und neige dein Ohr und vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters. Begehrt der König deine Schönheit, denn er ist dein Herr, so huldige ihm[5].“

 

            V:  Der Sohn als König

   

                .  Bereits zur Zeit seiner Erniedrigung kam es wiederholt zum Ausdruck, dass Jesus ein König war.

    Mt 2,1.2: „Nachdem Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war in den Tagen des Königs Herodes – siehe!: Weise aus dem Osten trafen in Jerusalem ein.

    ‚Wo ist der König der Juden, der geboren wurde?’ sagten sie, ‚denn wir sahen seinen Stern, als er aufging, und sind gekommen, ihm zu huldigen.’“

    13,45.46: „Wiederum ist das Königreich der Himmel gleich einem Menschen, einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte, der, als er eine sehr kostbare Perle fand, hinging, und er hat alles verkauft, das er hatte. Und er kaufte sie.“ Das Königreich Gottes ist in einem Mann verkörpert, der Jesus selbst darstellt.

    16,28 – 17,2A: „’Wahrlich! Ich sage euch: Es gibt von denen, die hier stehen, einige, welche keinesfalls den Tod schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen gesehen haben, kommend in seiner Königsherrschaft.’

    Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und den Jakobus und dessen Bruder Johannes zu sich und führt sie abseits auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt.“ Für kurze Zeit erschien die Königschaft Jesu auf diesem Berge.

    Petrus stellt dieses Ereignis dar als gleichsam ein Querschnitt der Königsherrlichkeit Jesu in seiner Wiederkunft, wenn er sagt (2P 1,16.17A): „... denn wir waren nicht mit Klugheit ersonnenen Fabeleien gefolgt, als wir euch Kenntnis gaben von der Kraft und Ankunft unseres Herrn, Jesu Christi, sondern wir waren Augenzeugen gewesen von dessen Majestät, denn er erhielt von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als eine solche Stimme von der majestätischen Herrlichkeit zu ihm getragen wurde ...“

    Mt 21,4.5: „Dieses Ganze ist geschehen, damit das erfüllt würde, was durch den Propheten gesprochen wurde, als er sagte: ‚Sagt der Tochter Zion: Siehe! Dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitend auf einer Eselin und einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttieres.’

    Und einige Tage später, kurz vor seinem Leiden, prophezeite er (Mt 25,31.34A): „Wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommt und alle heiligen Boten mit ihm, dann wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen... Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen ...

    27,11: „Jesus stand ‹also› vor dem Statthalter.

    Und der Statthalter befragte ihn mit den Worten: ‚Bist du der König der Juden?’

    Jesus sagte zu ihm: ‚Du sagst es.’“

    V. 37: „Und sie befestigten oben über seinem Haupt seine geschriebene Anklage: ‚Dieser ist Jesus, der König der Juden.’“

 

                .  Dass er im besonderen König seiner Gemeinde ist, geht zunächst aus allen Stellen hervor, in denen er als der Christus der Erlösten bezeichnet wird, denn der Messias (Christus) war der verheißene König des Gottesreiches.

    Weitere Stellen:

    Ag 28,30.31: „Paulus blieb zwei ganze Jahre in der eigenen Mietwohnung und empfing alle, die zu ihm hereinkamen; mit aller Freimütigkeit verkündete er das Königreich Gottes und lehrte die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betrafen, ungehindert.“

    Kol 1,13: „... der uns aus der Obrigkeit der Finsternis befreite und uns versetzte in das Königreich des Sohnes seiner Liebe ...

    Off 1,9: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder ist und Mitteilhabender an der Bedrängnis und an dem Königreich Jesu Christi und der Ausdauer für ihn, ich war auf der Insel, die Patmos genannt wird, wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses Jesu Christi.“

    Mt 28,18: „Und Jesus kam herzu, redete zu ihnen und sagte: ‚Mir wurde alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf Erden.’

 

                .  Dass Jesus König jedes Christen und aller versammelten Christen ist, sollte noch vielmehr ernst genommen werden.

 

        c.  Der Heilige Geist ist Herr der Gemeinde.

 

            .  Der Sohn waltet in der Gemeinde zusammen mit dem Heiligen Geist. In Rm 8, im ersten Teil, wird von der Regierung des Geistes gesprochen. Diese ist aber zugleich die des Sohnes.

    V. 1.2: „So gibt es also gar kein Verdammungsurteil für die, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist, denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus, befreite mich von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“

    Paulus spricht von dem „Geist des Lebens“. Gemeint ist das Leben, das in Christus Jesus ist. Und dieser „Geist des Lebens in Christus Jesus“ ist das neue Gesetz des Christen. Gott, der Heilige Geist, ist also der neue Herr im Leben der Gemeinde. Gott waltet in der Gemeinde durch seinen Sohn, der das Leben ist. Christus herrscht durch den Geist, der das neue Gesetz in der Gemeinde ist. Das Gesetz des Mose ist also durch das Gesetz des Geistes abgelöst worden. Dieses ist auch die Lehre des Paulus im Galaterbrief, wo der „Geist“ dem „Gesetz“ gegenübersteht.

   

            .  Gott hat nun ein Weiteres getan: Nachdem er den eigenen Sohn „in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und für Sünde“ gesandt hatte, „verurteilte er, [Gott, der Vater], die Sünde im Fleisch“ – und zwar im Fleisch des Sohnes, das sündlos war –, „damit die Forderung des Gesetzes in uns erfüllt würde“ – die Forderung des Gesetzes besteht aus dem Liebesgebot; die Liebe ist die Zusammenfassung des Gesetzes – „damit die Forderung des Gesetzes in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist.“

    Gott hat nicht nur seinen Sohn gesandt, sondern auch seinen Geist. Und die Zwei machen es möglich, Gott zu gefallen. Und Gott zu gefallen heißt, ihn zu lieben.

    V. 5: „... denn die, die nach dem Fleisch sind, richten die Gedanken auf das, was des Fleisches ist, aber die, die nach dem Geist sind, auf das, was des Geistes ist ...“ Der Heilige Geist gibt die Richtung an. Er ist die Orientierung. Man richtet sich nach dem Geist aus. Wie? Nach dem, das der Geist gesprochen hat, nach dem ganzen Wort Gottes:

    V. 7: „... weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertänig, denn sie vermag es gar nicht zu sein.“

    Das Fleisch, meine eigene Dynamik, mein eigenes Wollen, meine Versuche, meine Leistung, sie alle leisten nur Feindschaft gegen Gott. Ich von mir aus bin Gott nicht untertänig, „denn sie [die Gesinnung des Fleisches] vermag es gar nicht zu sein.“

   

            .  Die Aussagen über die Herrschaft des Geistes finden dann ihren Höhepunkt in den Vn 14.15A: „... denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes, denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht.“

    Beispiele von der Führung des Heiligen Geistes haben wir bei Jesus in Lk 4,1 und bei Paulus in der Ag 16,6.7, im Alten Testament in Jes 63,11-14.

    Es gibt zwei Hauptsünden gegen diesen bestimmenden Geist: Entweder gehen wir zu weit und handeln dem Willen des Geistes Gottes zuwider (Eph 4,30), oder wir gehen nicht weit genug: Wir dämpfen den Geist (1Th 5,19).

    Das Ziel der Regierung des Geistes haben wir fein zusammengefasst in 2Kr 3,17.18: unsere Umwandlung in das Bild Jesu.

 

        d.  Die Schrift ist Autorität Gottes in der Gemeinde.

 

Die Herrschaft Gottes in seiner Gemeinde kommt auch in der konkreten Form seiner schriftlichen Offenbarung zum Ausdruck. Gott ist Herr durch die Schrift.

    Damit aber die Schrift auch zu autoritativer Geltung kommt, ist immer wieder zu fragen: „Was sagt denn hierzu die Schrift?“ Erfahrungsgemäß wird diese Frage beunruhigend selten gestellt. Es fällt auf, wie selbstverständlich man es nimmt, dass man schriftgemäß sei. Die Prüfung muss aber nicht nur fräquent sein, sondern auch gründlich. Auch Richtungen, die irrige Lehren vertreten, können mit Überzeugung steif und fest behaupten, sie seien bibeltreu. So war in einem Blatt, dass die Lehre von einer zweiten Gnadenerfahrung der gänzlichen Heiligung vertritt, zu lesen:

    „Die Lehre der Heiligung ist eine vernunftgemäße [wahrscheinlich eine Übersetzung des englischen „reasonable“] Lehre, und die Erfahrung, die sie bringt, ist eine herrliche und vervollständigt das, was vorher in der Rechtfertigung seinen Anfang genommen hat. Ich weiß nicht, wie du, lieber Leser, hierüber denkst, möchte dir aber die Versicherung geben, dass wir an die wahre und echte Lehre der Heiligung geradeso glauben, wie die Bibel sie lehrt, ohne etwas zu derselben hinzuzutun oder hinwegzulassen. Wir wollen nur das, was die Bibel lehrt. Lasst uns daher die biblische Lehre ein wenig betrachten.“[6]

    Nach dieser starken Vergewisserung (wobei die erstaunliche Aussage gemacht wird, dass die bei der Bekehrung und Wiedergeburt geschehene Rechtfertigung nicht „vollständig“ sei, der Jesus, den man damals aufnahm, zum vollen Heil nicht genügt – im Gegensatz zu dem, was Paulus den Kolossern mitteilt (2,9.10A): „... in ihm wohnt [in] leiblicher [Gestalt] die ganze Fülle der Gottheit, und ihr seid ‹vollständig und› erfüllt in ihm ...“) fehlt dann aber doch die schriftliche Grundlage, wenn es heißt: „Die Ausdrücke ‚Heiligung’, ‚vollkommene Liebe’, ‚Vollkommenheit’, ‚Heiligkeit’ und ‚die Taufe mit dem Heiligen Geist’ bedeuten alle ein und dasselbe, wenn sie gebraucht werden, um des Christen Heilserfahrung zu bezeichnen.“ Abgesehen davon, dass dieses zweite Erlebnis als „Heilserfahrung“ bezeichnet wird, die erste Erfahrung also ungenügend „Heil“ bringend war, lehrt keine der Schriftstellen, die anschließend angeführt werden, das Behauptete: 1P 1,16; Mt 5,48; 2Kr 13,9; 1Jh 4,18.

    Wenn Gott durch die Schrift in seiner Gemeinde herrscht, heißt das dreierlei:

 

            I:  Die Schrift ist ganzheitliche Autorität Gottes.

 

Die ganze Schrift ist Autorität.

    Mt 4,4: „Der Mensch lebt von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.“ Wir können auf kein Wort in der Bibel verzichten. Wir brauchen den ganzen Text. Hüten wir uns also vor gekürzten Ausgaben.

    2Tm 3,16: „Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich ...“

 

            II:  Die Schrift ist allzeitliche Autorität Gottes.

 

Es gibt keinen Moment, in dem die Schrift nicht meine Autorität wäre. Davon nehme ich nie Urlaub. Die Schrift ist in der ganzen Geschichte allzeitliche Autorität, nicht nur zu der Zeit, als sie geschrieben oder gesprochen wurde. Einige Beispiele:

                .  Mose hatte bereits klargemacht (5M 29,29): „Die verborgenen Dinge sind des HErrn, unseres Gottes, und die geoffenbarten unser und unserer Kinder ewiglich ...“

                .  Jesus sagte (Mt 22,31.32): „Was die Auferstehung der Toten aber betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was zu euch geredet worden ist?“

    Wer hatte es „zu euch“, den Zeitgenossen Jesu, geredet? Mose. Jesus sagt gleichsam: „Was Mose geredet hat, ist von Gott und ist Gottes Wort an euch, jetzt: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ Was Gott damals in der Wüste zu Mose sagte, das sagt Gott zu den Israeliten zur Zeit Jesu. Die ganze Zeit ist das Wort Gottes Autorität gewesen.

                .  Petrus sagt am Pfingsttage: „Euch gilt diese Verheißung“ – die Verheißung des Geistes – „und euren Kindern und allen, die fern sind, wieviele der Herr, unser Gott, herzurufen wird“: Ag 2,39. Die Verheißung war vor Jahren gegeben worden, aber Petrus kann sagen: „Sie gilt euch!“ Und sie wird nicht nur ihnen gelten, sondern auch ihren Kindern. Gottes Wort behält seine Gültigkeit.

                .  Paulus schreibt in 1Kr 7,10: „Den Verheirateten trage ich auf, nicht ich, sondern der Herr ...“. Zu schnell sagt man hier, Paulus würde sagen, was er hier schreibe, sei nicht unmittelbar Gottes Wort. Dabei unterscheidet er zweimaliges Wort Gottes: das, das der Herr Jesus gegeben hatte, als er auf Erden wohnte (Mt 5,32f und 19,1ff), und das Wort Gottes des Apostels und Propheten Paulus. Er macht an dieser Stelle klar: Was Jesus gelehrt hatte, als er hier auf der Erde war, hat immer noch Gültigkeit. Das Wort hat allzeitliche Autorität.

    In 2Kr 6,17 zitiert Paulus aus dem Alten Testament: „Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab“ und fügt in der Gegenwartsform hinzu: „sagt der Herr“. Dann zitiert er weiter: „Und rührt nicht Unreines an ...“ usw. Zum Schluss sagt er wieder: „... sagt der Herr, der Machthaber über alles. Da wir also diese Verheißungen haben, Geliebte, so sollten wir uns reinigen.“ Auch hier merken wir die allzeitliche Autorität des allzeitlichen Wortes Gottes. Was Gott damals sprach, ist auch jetzt noch gültig.

    Deshalb kann der Apostel an anderer Stelle sagen: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen“, das Wort des Messias, das alttestamentliche und das neutestamentliche Wort Gottes: Kol 3,16.17.

 

            III:  Die Schrift ist einzige Autorität Gottes.

 

Die Schrift ist letztlich unsere alleinige Autorität. In der so genannten Reformation hieß es bekanntlich sola scriptura, „allein die Schrift“. Sie ist höchster Maßstab für Gottes Volk.

    Jesaja schreibt (8,20) – und zitiert Gott: „Hin zu Weisung und Zeugnis [o.: Bezeugung]! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, dämmert für sie gewisslich kein Morgen.“ Kein Licht wenn nicht aus Gottes Wort! Nur dort dämmert einem ein Morgen, ein neuer Tag.

    Paulus schreibt: „Diese Dinge, Brüder, habe ich euretwegen auf mich selbst und auf Apollos übertragen, damit ihr an uns lernen möchtet, nicht über das Geschriebene hinaus zu sinnen“: 1Kr 4,6. Lernen wir das! Beten wir, dass das unsere Gesinnung wird, nicht über das Geschriebene hinaus zu sinnen, zu denken. Unser Denken, unser Sinnen muss an das Wort Gottes gebunden sein.

    Petrus sagt: „Wenn jemand“ in der Gemeinde „spricht“, sollen es „Worte Gottes“ sein: 1P 4,10.11.

    Die Schrift ist also alleiniger Maßstab.

    Wenn ich sage: „Wo die Schrift mich nicht verpflichtet, bin ich frei zu tun, was ich will“, ist die Schrift nicht mein alleiniger Maßstab. Ich habe dann bereits zwei Autoritäten: die Schrift und mich selbst. Das geht aber nicht. Wir sind ganz auf die Schrift gestellt und haben in allen Bereichen unseres Lebens auf sie zu hören. Habe ich Entscheidungsfreiheit an irgend einer Stelle, ist es deshalb, weil die Schrift mir die Freiheit gibt: nicht, weil sie schweigt, sondern weil sie Autorität ist und mir Erlaubnis gibt. Ich bin auch dann unter der Schrift, wenn ich von Freiheit spreche. Es ist ein Unterschied, wie ich von meiner Freiheit denke. Habe ich Entscheidungsfreiheit, ist es Gott, der sie mir in seinem Wort gibt. Aber sein Wort teilt mir das mit.

    Die Herrschaft Gottes kommt also auch in seiner schriftlichen Offenbarung, der Bibel, zum Ausdruck.

 

    3.  Gottes Vorstellungen als Modell für die Gemeinde des Evangeliums

 

Jesus hatte einmal gelehrt (Lk 5,36-38): „Niemand setzt ein Stück Stoff von einem neuen Kleid auf ein altes Kleid. Anderenfalls zerreißt er auch das neue, und das Stoffstück vom neuen stimmt nicht überein mit dem alten. Und niemand tut neuen, ‹frischen› Wein in alte Schläuche. Sonst wird der neue ‹frische› Wein die Schläuche zum Platzen bringen, und er selbst wird verschüttet werden, und die Schläuche werden zerstört werden. Sondern neuen, ‹frischen› Wein muss man in neuartige Schläuche tun. So werden beide erhalten.

    Als Vorbild für das Zusammenwirken des neuen Volkes Gottes gebraucht der Apostel Paulus gerne den menschlichen Leib. Sichtbare Struktur ist für ihn nicht ein notwendiger Bestandteil des Wesens der Gemeinde. Wohl aber hat die Schrift für die übliche Gemeinde eine Struktur vorgesehen. Diese wird aber nicht von Menschen geschaffen, sondern durch die von Gott unter den Leibgliedern verteilten Gnadengaben bestimmt. Sie tritt naturgemäß in dem Maße hervor, wie sich einzelne Christen dem Herrn zum Dienst zur Verfügung stellen. Man gibt sich zur Zeit des NTs nicht selbst Statuten. Wie viele Älteste in der Gemeinde sein werden und wie viele Diakone, Lehrer usw, dürfen Menschen nicht vorschreiben. Das entscheidet Gott, der die entsprechenden Gnadengaben gibt. Die Gemeinde stellt sie fest und handelt demnach.

    Die Struktur der Gemeinde erwächst aus den erkannten Gnadengaben, und der Herr lässt diese Struktur wachsen. Man ist dann natürlich auf viel Beten angewiesen. Da muss man wirklich flehen: „Herr, öffne uns die Augen für das, was du willst und tust.“

 

    4.  Die Mittel göttlicher Bestimmung in der Gemeinde 

 

        a.  Die Kenntnis Gottes

 

        b.  Die Macht Gottes

 

        c.  Die Schöpfung

 

    5.  Der Weg göttlicher Bestimmung

 

        a.  Unabhängig vom Gläubigen

 

        b.  In allgemeiner Offenbarung seines Willens

 

        c.  In persönlicher Wegweisung

 

            I:  Durch Umstände

 

            II:  In den Gedanken

 

        d.  Durch Hilfe in Entscheidungen

 

    6.  Einige ethische Fragen und Beispiele in der göttlichen Bestimmung

 

        a.  Vorbemerkungen

 

Wenn es hier heißt: „einige ethische Fragen und Beispiele“, können in der Tat nur einige in diesem schmalen Rahmen erwähnt werden.

     Zur Begriffsklärung: Während Dogmatik von der Lehre dessen handelt, das man zu glauben hat, also vom rechten Glauben, geht es in der Ethik um das rechte Tun, das Handeln, das Gott von uns erwartet.

    Es ist an dieser Stelle, wo es dem Feind gelungen ist, in die Reihen der Christen einzudringen und die Gemeinde zu untergraben. Gegen die Aufweichung der rechten Lehre hatte man jahrelang mit Erfolg gekämpft. Aber an der Stelle der Lebensweise war man nicht gewappnet. Man hatte nicht eine biblische Grundlage, die allgemeinen Konsens fand. Mit dem Sturm der „sechziger Jahre“ fiel dann eine Mauer nach der anderen, sodass die Gemeinde heute regelrecht überschwemmt ist. Eine so g. bibelgläubige Gemeinde nach der anderen versagt im Kampf gegen das weltliche Wesen.

   

        b.  Grundlagen christlicher Ethik

 

            I:  Für Jesus und seine Apostel

 

Jesus beginnt seinen Dienst mit der Botschaft (Mk 1,15): „Die Zeit ist erfüllt, und die Königsherrschaft Gottes hat sich genaht.“ Im Blick darauf ruft er zur Umkehr zu Gott: „Tut Buße und glaubt an die gute Botschaft!“

    Die Königsherrschaft Gottes verkörpert er selbst. Natanael erkennt ihn sofort als den „Sohn Gottes“ und „König Israels“ (Jh 1,49).

    Wenn Jesus zur Nachfolge aufruft, sagt er: „Folge mir nach!“ Man lernt bei ihm nicht nur seine Botschaft, sondern auch, so zu leben, wie er selbst lebt. Später kann Paulus an die Christusnachfolger im Raum Ephesus schreiben, sie hätten den Christus gelernt. Am Abend vor seinem stellvertretenden Tod kann Jesus zu seinen Schülern sagen (Jh 13,15):

    „… ich gab euch ein Beispiel, damit, so wie ich euch tat, auch ihr tut.“

    Später schreibt sein Jünger Johannes (1Jh 2,6), man sei „es schuldig, auch selbst in der Weise zu wandeln, wie er wandelte.“

    Petrus geht von der Heiligkeit Gottes aus, wenn er schreibt (1P 1,15.16): „... sondern wie der, der euch rief, heilig [ist], werdet auch selbst heilig in aller Lebensführung, weil geschrieben ist: ‚Werdet heilig, weil ich heilig bin.’“

    Auch in 2,9 ist Gott das Modell: „Aber ihr seid ein erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, eine Volksschar zu einem erworbenen Eigentum, auf dass ihr kund werden lassen solltet die Lobenswertigkeiten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht rief …“

    In 2,21-23 kann er ebenfalls das Beispiel seines Herrn vorhalten: „… denn hierzu wurdet ihr gerufen, weil auch Christus für uns litt, wobei er uns ein vorgezeichnetes ‹Muster› hinterließ, damit ihr auf seinen Fußspuren folgen möchtet, 22 der keine Sünde tat, noch wurde List in seinem Munde gefunden, 23 der, als er geschmäht wurde, nicht wiederschmähte, als er litt, nicht drohte, es aber dem übergab, der in Gerechtigkeit richtet …“

    Wir lernen: Die Vorstellungen Gottes über Gut und Böse sind die ethischen Maßstäbe für sein Volk. Der Schöpfer erwartet, dass der in seinem Bilde Geschaffene sich nach diesem Bilde verhält.

    Für Paulus ist der Sohn Gottes das Ziel aller Gestaltung der Persönlichkeit (Rm 8,29): „... weil er die, die er im Voraus kannte, auch im Voraus bestimmte, seinem Ebenbilde, dem Sohne, gleichgestaltet zu sein, sodass er Erstgeborener unter vielen Brüdern sei.“

    In diesem Zeichen schreibt er in seinem Brief an den Mitarbeiter Titus (1,1), einem Schreiben, das man seine Ethik nennen kann: „Paulus, leibeigener Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi für den Glauben der Erwählten Gottes und die Erkenntnis der Wahrheit [der Christusbotschaft], die zur rechten Ehrfurcht [in der Lebensführung] ‹führt› …“, dann in 2,11.12: „… es erschien die Gnade Gottes, die allen Menschen Heil bringt, 12 uns erziehend, damit, nach Absagen des ehrfurchtslosen Wesens und der weltlichen Lüste, wir mit gesundem Sinn ‹und Zucht› und in Gerechtigkeit und mit rechter Ehrfurcht in der jetzigen Weltzeit leben sollten …“

 

            II:  Für andere Ethiker

 

Interessant sind in diesem Lichte die verschiedenen Modelle bekannter Ethiker.

    Wenn Aristoteles vom höchsten Gut als Ziel ausging, war er für einen ethischen Konsens natürlich auf das Gewissen der Menschen angewiesen.

    Für Bockmühl war „christliches Handeln“ der praktische „Nachvollzug der Gottesbegegnung, des neuen Lebens“ („Theologie und Lebensführung“, S. 80).

    Für Bonhoeffer scheint das Modell die Nachfolge gewesen zu sein (jedoch eine Nachfolge, in der Christus im Leben eines Christen „Fleisch wird“, in der Form allerdings eine Pflichtethik), für Brunner das Gesetz, für Buber die Ich-Du-Beziehung; für Dorner waren es Gottes ethische Vorstellungen, für Haarbeck das christliche Leben, für Köberle die Heiligung, für Lütgert die Liebe, für Smyth das Wesen Gottes geoffenbart in Jesus Christus, dem christlichen Ideal.

    Für Geisler ist es ebenfalls die Liebe („Das Maß aller Dinge“); für Huntemann scheint es das Gesetz zu sein, für Schirrmacher ebenso.

 

            III:  Auswertung

 

Einige dieser Modelle sind mehr schriftgemäß als andere – und für den wahren Christen kann nur die Gottesoffenbarung in der Heiligen Schrift der letzte Maßstab sein.

    Haarbeck weist auf die verschiedenen Offenbarungen Gottes hin und bemerkt, dass eine Sittlichkeit, die über das Gewissen aus der Offenbarung in der Schöpfung herrührt, unendlich weit entfernt ist von der, die über die Erneuerung des Menschen aus der Offenbarung Gottes in Jesus Christus kommt. Beide dieser Offenbarungen, daran haben wir zu erinnern, sind abhängig von der schriftlichen, denn die Offenbarung Gottes in der Natur um uns und in uns ist noch an der Schrift zu messen, und für die Offenbarung in Jesus Christus sind wir ganz bestimmt von der Schift abhängig.

    Ob man überhaupt von einem ethischen Modell sprechen darf, darüber kann man reden. In einem gewissen Sinne ist Gott selbst das Modell, aber es findet erst durch Christus seine Anwendung. Dass er für den Christen ein Modell ist, hat wiederum den Grund darin, dass dieser ursprünglich im Bilde Gottes geschaffen wurde und im Sohne Gottes neugeschaffen ist. Verwirklicht wird das Bild erst durch das Wirken der dritten Person der Dreieinigkeit im Leben eines von Schuld Gerechtfertigten und an Jesus Christus in Liebe Hingegebenen, als Leben Jesu in einem Erlösten.

    Vielleicht kann man von Eckpunkten der ethischen Grundlage sprechen: Die schriftliche Offenbarung Gottes, das Wesen des Dreieinigen, die Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes und die zweifache Heilstat Gottes in Christus und im Leben des Menschen.

 

        c.  Schwierigkeiten im Erkennen von Richtigem und Unrichtigem

 

            I:  Eine unklare Vorstellung vom Wesen der Ethik

 

Die echte Christozentrik scheint bei fast allen vorhandenen ethischen Modellen zu fehlen. Bonhoeffer ist als bahnbrechender Theologe sehr beeindruckend, heute vielleicht nicht mehr so bekannt wie noch vor einigen Jahren. Trotz mancher klarer Blicke sind seine Ausführungen dennoch behaftet mit zu starkem menschlich-philosophischem Denken. Weil er auf der einen Seite das Denken seiner Zeitgenossen wieder zu Christus rückt, auf der anderen Seite immer noch philosophische Theologie betreibt, kommt er bei einer breiten Schicht von Theologen an. Fast jeder kann sich mit ihm identifizieren. Ihm scheint letztlich der kindliche Blick des Paulus für den Sünden tragenden Christus, der dann als Auferstandener sein Leben in den Seinen weiterlebt, zu fehlen, trotz dessen, dass er wohl als Wiedergeborener zu betrachten ist.

 

            II:  Mangel an geistlicher Reife

 

Heb 5,13.14: „... denn jeder, der Milch einnimmt, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein unmündiges ‹Kind›. 14 Aber für Reife ist die feste Speise, die aufgrund von Gewöhnung ‹ernsthaft› geübte Sinne haben zur Unterscheidung sowohl des Edlen ‹und Guten› als auch des Schlechten ‹und Bösen›.

 

            III:  Ungewissheit bei biblisch-sittlichen Begriffsbestimmungen

 

                .  Es gibt Begriffe und Ausdrücke im NT, die nicht genau vermitteln, was richtig und was unrichtig ist. Z.B.: Was ist „edel“ und was „schlecht“ in Rm 7,21:

    „So finde ich dann bei mir das Gesetz, dass bei mir, der ich das Edle ausüben will, das Schlechte vorhanden ist ...

    Was ist das „Gerechte“ in K. 8,4: „... damit das Gerechte[7] des Gesetzes in uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist ...

    Was heißt „mit Anstand“ in K. 13,13A: „Wie am Tage lasst uns wandeln, mit Anstand …

    Wann ist eine „Weise“ „geziemend“ in 1Kr 14,40: „Alles geschehe mit Anstand, ‹in geziemender Weise›, und ordnungsgemäß.

    Wann sind Verhaltensweisen nach Ga 5,21 „dergleichen“?

    Eph 5,3.4 werfen Fragen auf: „Aber Unzucht* und alle Unreinigkeit oder Habsucht werde bei euch nicht einmal genannt, so wie es sich für Heilige geziemt, 4 auch Schändlichkeit und albernes Gerede und Witzelei, was nicht angebracht ist, sondern vielmehr Dank.“ Was „geziemt sich“? Wann ist etwas „schändlich“? Wann ist „Gerede albern“? Was ist „Witzelei“? Wann ist etwas „nicht angebracht“? Kann es von Volksgruppe zu Volksgruppe verschieden sein?

    Genau worüber soll man nach Php 4,8 nachdenken? Was bedeuten die einzelnen Begriffe?

    „... Brüder: So viel als wahr ist, so viel als ehrwürdig, so viel als gerecht, so viel als rein, so viel als lieblich, so viel als wohllautend, ist es eine Lobenswertigkeit und ist es zu preisen – diese Dinge überlegt.

 

                .  Klar ist, dass ein Konsens gefordert ist. Man hat sich darüber einig zu werden, was richtig ist und was nicht. Es versteht sich, dass man dann willig ist, auf den Bruder und die Schwester zu hören und zu überlegen, ob sie das Rechte erkannt haben. Und da diese Texte in Gottes Wort stehen, ist klar, dass er es ist, der bestimmt. Wenn Paulus in Eph 5,17 sagt: „... werdet nicht töricht, sondern solche, die verstehen, was der Wille des Herrn ist“, wird jeder Christ bestrebt sein müssen zu erfahren, wie die Vorstellungen Gottes denn aussehen, und auf seine eigene Meinung bereit sein zu verzichten.

    Wenn einiges an Gottes Forderungen nicht eindeutig ist, sind die Texte wie die obigen zur gleichen Zeit auch eine Verheißung, dass Klarheit in Aussicht ist. Man braucht nicht die Arme in die Luft zu werfen und zu sagen: „Es ist doch hoffnungslos!“ Wer bereit ist, den Willen des Herrn zu tun, wird ihn erfahren, hat doch der Apostel uns ein Gebet in den Mund gelegt (Kol 1,9), dass wir erfüllt seinen mit der Erkenntnis seines Willens. Auch Jakobus ermutigt (1,5):

    „Wenn es jemandem unter euch an Weisheit mangelt, erbitte er [sie] von Gott, der allen mit Einfalt gibt und nicht Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden.

 

            IV:  Ungewissheit über das Verhältnis Gesetz und Evangelium

 

Haben wir noch auf das Gesetz zu hören? Sind wir nicht frei vom Gesetz? Gibt es überhaupt Regeln für den Christen? Was ist Gesetzlichkeit?

    Es stimmt: Christus hat uns „freigekauft“ vom Gesetz (Ga 4,4.5). Wir sind „nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade“ (Rm 6,14). Christus hat das ganze Gesetz für uns erfüllt.

    Das heißt aber nicht, dass wir ohne Schranken dastehen, sondern wir sind unter Christus und seinem Gebot (1Kr 9,21), also nicht „gesetzlos“. Der Gott, der das Gesetz erließ, hat seine Meinung über Gut und Böse nicht geändert, sodass Paulus z.B. auf das AT zurückgreifen kann, um Christen unter der Gnade mitzuteilen, wie Gott denkt und was ihm gefällt (1Kr 14). Christus ist gestorben, damit durch seinen Geist das, was das Gesetz eigentlich wollte, in uns erfüllt würde, die wir das Leben Christi, der in uns lebt (Ga 2,20), in Wort und Tat zum Ausdruck bringen (Rm 8,3-5); in diesem Sinne sind wir „gesetz-lich“. Wir leben aber nicht Gesetz/Regel-orientiert (sind in diesem Sinne nicht „gesetzlich“), sondern Christus-orientiert und suchen seine Freude und sein Wohlgefallen (2Kr 5,9). Auch im NT gibt es manche Gebote für uns, die wir im Evangelium und unter der Gnade stehen. Unser Herr ist in keiner Hinsicht ein „Gott der Unordnung“ (1Kr 14,33), was heißt – entgegen denen, die es verneinen wollen –, dass er in jeder Hinsicht ein Gott der Ordnung ist, nach Paulus, gerade weil er ein Gott „des Friedens“ ist. Wie diese Ordnung aussieht, erfahren wir aus beiden Hauptteilen seiner schriftlichen Offenbarung.

 

            V:  Mangel an Geschichtskenntnis

 

Es könnte manch einem Christen helfen, wenn er wüsste, wie die Zeiten sich verändern und wie es zu Veränderungen in den Sitten kommt. Dann merkt man, was hinter mancher heutigen Mode steckt. Und wenn Gott auch der Herr der Geschichte ist, so lässt er es zu, dass der „Gott dieser Welt“ sein Wesen bis zur Ausreifung des Bösen treiben darf. Paulus weiß wohl, warum er schreibt:

    „... formt euch nicht nach dieser Welt[8], sondern werdet umgestaltet[9] durch Erneuerung eures Denksinnes, um zu prüfen, was der Wille Gottes sei, der gute und angenehme und vollkommene ...“

 

            VI:  Auffassungen über Mitteldinge

 

Wenn Gottes Wort sagt (Kol 3,17): „Und alles, was immer ihr tut, in Wort oder in Werk, [tut] alles im Namen des Herrn Jesus“, [als von ihm geschickt, so zu handeln], ist dann vorauszusetzen, dass dieser Herr, Jesus, über das Alles Vorstellungen hat, ob es gut oder nicht gut ist? Die Frage muss ich persönlich mit Ja beantworten.

    Wenn nun Jesus, mein Herr, über alles seine Vorstellungen hat, ob es gut oder nicht gut ist, und wenn er mich heißt, alles in seinem Namen, dem Namen meines Senders, zu tun, ist es dann noch meinem Belieben und Geschmack überlassen, wie ich handeln werde? Die Frage kann ich nur mit einem Nein beantworten.

    Gerhard Salomon ist wohl beizupflichten, wenn er meinte, die Schrift kenne den Begriff Mitteldinge nicht, „auch nicht die damit gemeinte Sache. Ins biblische Zentrale trifft dagegen das Wort Hermann Bezzels: ‚Je mehr ein Mensch ans Ziel denkt, um so mehr werden die sogenannten Mitteldinge für ihn Hauptfragen.’“[10]

    Kultur besteht aus Handlungen in einem bestimmten Zeichen. Hinter jeder Kulturhandlung steht ein Grund, warum es so gemacht wird. Keine entsteht von selbst, sondern weil gewisse Menschen, die einen Einfluss auf andere ausübten, so-und-so dachten. Und weil alle Gedanken der Menschen entweder unter der Herrschaft Gottes stehen oder nicht, kann keine Kultur „neutral“ sein.

   

 

            VII:  Mangel an Bereitschaft, auf die zu hören, die Wegweisung geben könnten

 

Solche sind

                .  Gott

                    -  in seinem Wort,

                    -  im Heiligen Geist,

                    -  in der Natur: „Oder lehrt euch nicht die Natur selbst …?“ (1Kr 11,14)

 

                .  Andere Christen, besonders leitende und ältere

1Th 5,13.14: „Wir ersuchen euch aber, Brüder, wisst die [zu schätzen], die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen, und haltet sie mit Liebe in sehr hoher Achtung ihres Werkes wegen.“

    Tt 2,1.3.4A: „Rede du aber, was der gesunden Lehre ziemt: 3 zu den alten Frauen ebenso, [dass sie] in einem Verhalten [seien], wie es Geweihten geziemt, [dass sie] nicht verleumderisch [seien], nicht vielem Wein versklavt, Lehrerinnen des Edlen, 4 damit sie den jungen Frauen zu gesundem Sinn ‹und Zucht› verhelfen ...“

    Heb 13,17: „Gehorcht ‹im Vertrauen› euren Leitenden und fügt euch, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie dieses mit Freude tun mögen und nicht mit Seufzen, denn das wäre für euch [wie] ein unbelohnter Einsatz.“

    1P 5,5A: „Gleicherweise die Jüngeren: Seid den Ältesten untergeordnet. [Es könnte auch „den Älteren“ heißen, aber das Wort „Gleicherweise“ ordnet den Vers dem vorangehenden Abschnitt zu.]

    Werdet alle einander untergeordnet und bindet euch eine demütige Gesinnung um ...

 

                .  Das Gewissen der Welt

Rm 12,17E: „... vorsorglich sei vor ‹den Augen› aller Menschen ...“

    1Tm 3,7A: „Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die außerhalb sind ...“

 

        d.  Zum Thema Gesetz

 

Die Begriffe Gesetz und Weisung (die eigentliche Übersetzung des hebr. torah, die Unterweisung und Anweisung enthielt) können hier auswechselnd gebraucht werden.

 

            I:  Arten des Gesetzes

   

                .  Das Gesetz im Gewissen

Rm 2,14.15: „... denn wenn[11] die, die von den Völkern sind, die das Gesetz nicht haben, von Natur ‹aus› das vom Gesetz ‹Geforderte› tun, sind diese, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz, welche das Werk des Gesetzes, geschrieben in ihren Herzen, aufweisen, indem ihr Gewissen mitbezeugt und indem zwischen ihnen wechselweise die Gedankenurteile anklagend oder auch entschuldigend sind[12])

                .  Alle Weisung Gottes von Eden bis Mose

                .  Das Gesetz Moses

                .  Spezielle Anweisungen für die Zeit von Ägypten bis zum verheißenen Land

                .  Spezielle Anweisungen für das Leben im Lande

                .  Die Unterscheidung „Zeremonial-„ und „sittliches Gesetz“ scheint mir nicht befriedigend zu sein. Andererseits kann man sagen: Ein Teil des Gesetzes Moses ist mit dem Heilseinsatz Christi in Erfüllung gegangen.

 

            II:  Gültigkeitssphäre des Gesetzes

   

Zum Teil gilt das Sinaigesetz über Israel hinaus für alle Menschen:

    Rm 3,19: „Aber wir wissen: Alles, was auch immer das Gesetz sagt, spricht es für die, die im Gesetz sind, damit jeder Mund gestopft werde und die gesamte Welt unter das gerechte ‹Gerichtsurteil› vor Gott komme.“ Offenbar war das Gesetz, das Israel gegeben wurde, eines, das allen Menschen galt und also ohne weiteres als Gottes Wort jede Zeit anderen, denen Israeliten begegneten, als Licht für ihr Leben weitergegeben werden durfte.

 

            III:  Auf jeden Fall schuldig?

 

War das Gesetz Moses so gestaltet, dass man in einigen Fällen sich schuldig machen musste?

    Wenn die Preister bei ihrer Amtsausführung angeführt werden, sollte man sich den Fall vom Gesetzgeber selbst her einmal ansehen:

    Mt 12,3-6: „Er sagte zu ihnen: „Last ihr nicht, was David tat, als ihn hungerte, ihn selbst und die mit ihm waren? – wie er in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote aß, die zu essen ihm nicht gestattet war noch denen, die mit ihm waren, als nur den Priestern allein? Oder last ihr nicht im Gesetz, dass am Sabbat die Priester in der Tempelstätte den Sabbat entweihen und schuldlos sind? Ich sage euch aber: Ein Größerer als die Tempelstätte ist hier.

    Heutigen Autofahrern ist ein ähnlicher Fall bekannt: Ich fahre auf eine Kreuzung, die mit Ampeln versehen ist, zu. Dort ist ein Unfall geschehen, und ein Schutzmann lenkt den Verkehr. Die Ampel ist grün, aber er hebt die Hand, und ich halte an. Mittlerweile schaltet die Ampel um auf Rot, und, siehe da, der Polizist winkt, ich soll fahren. Dabei habe ich keine Gewissensbisse, wenn ich durch Rot fahre, denn ich kenne das Gesetz: Ich habe mich nicht schuldig gemacht.

 

        e.  Thema Samstag oder Sonntag

 

            I:  Grundsätzliches

 

In einiger Hinsicht war das Versammeln der ersten Christen im Allgemeinen eine Fortsetzung des bisherigen Versammelns frommer Israeliten, im Besonderen die Fortsetzung des Zusammenlebens der Jünger Jesu, als er noch bei ihnen war. Es waren  jedoch einige entscheidende Faktoren, die ihr Versammeln zu etwas Neuem machten. Zu diesen gehörten der zerrissene Vorhang im Tempel und der Tag, an dem der Herr vom Tode erstand.

 

                .  Während die israelitische Priesterschaft wohl das Zerreissen des Vorhanges eilends vertuscht und den Vorhang repariert haben wird, dürfte das Ereignis sich unter den Nachfolgern Jesu schnell herumgesprochen haben, ohne dass sie zunächst schon die volle Bedeutung davon verstanden. An diese Bedeutung erinnert später dann der Hebräerschreiber, wenn er sagt (10,19-22A):

    „Da wir also, Brüder, [Grund zur] Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligste durch das Blut Jesu auf einem neuen und lebenden Weg, den er uns weihte[13], durch den Vorhang [hindurch], das heißt, sein Fleisch, und einen großen Priester über das Haus Gottes, lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Zuversicht des Glaubens ...“

    Mit dem Öffnen des Vorhanges geschah ein Bruch mit dem alten Weg der Gottesannäherung. Der Gemeinde des Messias wurde dadurch ein „neuer Weg“ geöffnet, auf dem die Annäherungsvorschriften des mosaischen Gesetzes sich erübrigten.

 

                .  Der Tag, an dem der Herr aus dem Grabe erstand, hatte ebenfalls grundsätzlichen Einfluss auf das Zusammenkommen der Messiasjünger. Dass der innere Kreis sich am Abend desselben Tages traf (Jh 20,19), fällt nicht auf, dass das zu einem Rhythmus wurde, schon. Wenn zunächst viele jüdische Christen sich mit anderen Volksgenossen am Sabbat in der Synagoge versammelten, so konnte auf Dauer ein Bruch mit der altjüdischen Gemeinde nicht ausbleiben, der dann auch in späteren Schriften der Gemeinde bezeugt wird. Inzwischen hatte der Apostel Paulus folgende Anweisungen gegeben:

    Rm 14,5.6: „Der eine urteilt, ein Tag sei vor einem [anderen] Tag. Der andere aber urteilt, jeder Tag [sei gleich]. Ein jeder habe im eigenen Denksinn volle Gewissheit. Wer den Tag beobachtet, beobachtet ihn dem Herrn. Und wer nicht den Tag beobachtet, beobachtet ihn dem Herrn nicht.“

    Kol 2,16: „Es richte euch also nicht jemand in [Sachen] ... Sabbate ...“

    Der Schöpfungsrythmus (1M 2,1-3) war am Anfang der Weltgeschichte angegeben: „Und die Himmel und die Erde und all ihr Heer waren fertig. Und Gott führte am siebenten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, zu Ende. Und er legte am siebenten Tag eine Pause ein von allem seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, denn an demselben legte er eine Pause ein von allem seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, es zu machen.“

    Die altjüdische Gemeinde traf sich denn auch an diesem siebenten Tage in zu diesem Zweck errichteten Häusern. Der Messias, der unter das Gesetz Moses gestellt war, besuchte gewohnheitsgemäß diese „Synagogen“ am Sabbat. Wie von selbst aber wurde das mit seiner Auferstehung am ersten Tage der Woche anders.

    Der alte wöchentliche Ruhetag schaute zurück zur ersten Schöpfung (2M 20,8-11): „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken, aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HErrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist; denn in sechs Tagen hat der HErr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HErr den Sabbattag und heiligte ihn.“

    Der Auferstehungstag wies aber nach Vorne zur neuen Schöpfung:

    Off 1,10.11A: „An dem Herrentag [dem ersten Tage der Woche] wurde ich [einer, der] im Geist [war]. Und ich hörte hinter mir eine große, ‹laute› Stimme wie die einer Posaune, die sagte: ‚Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte’, und: ‚Was du siehst, schreibe in ein Buch und verschicke [es] an die Gemeinden, die in Asien sind ...’“ In diesem Schreiben ging es um folgende Botschaft (V. 7.8):

    „Siehe! Er kommt mit den Wolken. Und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstachen. Und es werden ‹sich an die Brust schlagen und› wehklagen um ihn alle Stämme der Erde. Ja. Amen. ‘Ich bin das Alpha und das Omega, Anfang und Ende’, sagt der Herr, der ist und der war und der kommt, der Machthaber über alles.“

    Von diesem zukünftigen Tag heißt es in Heb 4,1-5: „Fürchten wir uns also, damit nicht etwa, während eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, noch übrig gelassen ist, jemand von euch als zurückgeblieben erscheine, denn auch uns ist gute Botschaft gesagt worden gleichwie jenen; jedoch nützte das gehörte Wort jenen nicht, da es bei den Hörern nicht mit dem Glauben vermengt worden war; denn wir, die glaubten, gehen in die Ruhe ein, so wie er gesagt hat: ‚So schwor ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!’ {Ps 95,11} – obgleich die Werke mit Gründung der Welt [fertig] geworden waren, denn er hat an einer Stelle über den siebenten [Tag] so gesprochen: ‚Und Gott ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken’ {Vgl. 1M 2,2.}, und an dieser wieder: ‚Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!’“

    Einige Verse weiter heißt es (V. 9.10): „Dann bleibt dem Volke Gottes ein Sabbathalten übrig, 10 denn der, der in seine Ruhe einging, auch er kam zur Ruhe von seinen Werken, gleichwie Gott von den eigenen.“ V. 10 steht in der Vergangenheitsform, nicht teils in der vollendeten Gegenwartsform, teils in der Gegenwartsform. Er spricht von einem bestimmten Ereignis. Man fragt sich, von wem gesprochen wird, denn der hinweisende Artikel, der als Fürwort dient, steht etwas unvermittelt da. Das wird bewusst so gesagt worden sein. Zunächst ist es der Sohn Gottes (der große Hohe Priester dieses Briefes), der nach seinem Selbstopfer in seine Ruhe einging. In 2,9.10 hatte der Verfasser erklärt:

    „Wir sehen ... Jesus, wegen ‹und mittels› des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, ... viele Söhne zur Herrlichkeit bringend den Urheber ihres Heils durch Leiden hindurch zum Ziel“ gebracht. Der Gottes- und Menschensohn leidet stellvertretend und zieht nach vollbrachtem Werk „viele Söhne zur Herrlichkeit“ nach sich in seine Ruhe – hatte er doch einmal gerufen (Mt 11,28):

    „Kommt her zu mir, alle, die ihr arbeitet und beladen seid, und ich werde euch ausruhen lassen.“

    Wer dieser Einladung folgt, erlebt schon jetzt den Sabbat der Seele und wird Erbe der ewigen Ruhe. Darauf weist der Auferstehungstag hin, und dessen gedenkt das neue Volk Gottes, wenn es sich, wie die ersten Jünger, am ersten Tage der Woche versammelt.

 

            II:  Was ist es nun aber um den erwähnten „Herrentag“?

 

                A:  Vorkommen

 

Der Ausdruck kommt in der Schrift nur einmal vor:

    Off 1,10A: „An dem Tage, der [dem] Herrn gehört (hee küriakee heemera), wurde ich [einer, der] im Geist [war].“

    Dieser Ausdruck ist nicht zu verwechseln mit „Tag des Herrn“, der im Grundtext anders lautet und in welchen Johannes auch offensichtlich (nach dem, was er berichtet) nicht versetzt wurde.

 

                B:  Hintergrund

 

Alle Evangelien berichten, dass der Herr am ersten Tage der Woche erstand. Dieser Tag war hinfort in einem besonderen Sinne sein Tag.

    Nicht nur der Abend desselben Tages, sondern auch der Tag eine Woche darauf fand die Jünger des Herrn versammelt.

    Es war auch an einem ersten Tage der Woche, das der erhöhte Herr seinen Geist den in Jerusalem versammelten Seinen verlieh.

    Nach der Ag 20,7 scheint es für Christen zur Gewohnheit geworden zu sein, sich am ersten Tage der Woche zu treffen. Nach 1Kr 16,2 scheinen sie dabei Gaben zusammengetragen zu haben, um die Sache des Evangeliums zu fördern. Allerdings wird es nach Rm 14,5 und Kol 2,16.17 seine Zeit gebraucht haben, bis die Gewohnheit, sich am selben Tage zu versammeln, eine allgemeine Sitte wurde. Inzwischen wurden sie aufgerufen, sich nicht aufs Neue unter ein Joch bringen zu lassen, auch Geduld mit einander zu üben.

 

                C:  Analogie

 

Seit jenem letzten Passa mit seinen nächsten Jüngern, war das Mahl des Herrn zu einem „Mahl eines, der Herr ist“ (1Kr 11,20), geworden u.z. zu einem Gedenken an sein Sterben. Der erste Tag der Woche war durch die Auferstehung des Herrn und das Senden des Geistes des Lebens ebenfalls zu einem, „der einem Herrn gehört“, geworden, an dem man des nicht nur lebenden, sondern auch erhöhten und seine Gemeinde regierenden Herrn gedachte.

 

                D:  Geschichte

 

Berichte aus der Zeit anchließend an die Offenbarung, die an einem „Tage, der einem, der Herr ist, gehört“, dem Johannes begann geschenkt zu werden, teilen mit, dass es eine christliche Sitte war, sich am ersten Tage der Woche zur Anbetung und zur Erbauung zu treffen. Unter Christen wurde dieser Tag mit der Zeit als „des Herrn Tag“ bezeichnet. Wenn in der Of 1,10 der Ausdruck unkommentiert gebraucht wird, als wüssten die Empfänger des Schreibens, was damit gemeint sei, kann das davon sprechen, dass der Sonntag bereits verbreitet so bezeichnet wurde. In der russischen Sprache, die starke Wurzeln im Griechischen hat, heißt der erste Tag der Woche bis heute „Auferstehungstag“.  

    Zur Abfassungszeit der „Offenbarung“ gab es einen politischen „Herrntag“ zur Ehre des Imperators. In Kleinasien, wo Johannes sich niedergelassen hatte, wurde er monatlich gefeiert. Es ist nicht unmöglich, dass der Heilige Geist den Johannes zeichenhaft leitete, diesen Ausdruck zu gebrauchen, weil ab diesem Tage ihm gezeigt werden sollte, wie Jesus, der Verachtete, Herr über alle Herren werden sollte.

 

        f.  Zur Stellung der weiblichen Person im Reiche Gottes

 

            I:  Die an dem Thema interessierten Personen

 

                A:  Wer sind sie?

 

Das können die sein, die sich bis jetzt noch nie besonders Gedanken über die Sache gemacht haben.

    Es können auch die sein, die sich Gedanken machten aber bis jetzt noch keine befriedigende Antwort gefunden haben.

    Es können wiederum solche sein, die eine Feste Überzeugung hatten, im Wandel der Zeit jedoch unsicher geworden sind.

    Noch andere können eine Meinung haben, mit der sie bis jetzt zufrieden sind, möchten aber gerne einmal erfahren, was ein anderer dazu sagt.

    Zu erwarten ist, dass sich jede gläubige weibliche Person für dieses Thema interessiert, da es sie in besonderer Weise angeht. Ebenso sollte sich jeder Verantwortliche in der Gemeinde Jesu sich hierüber Klarheit verschaffen.

 

                B:  Was sollten alle von vornherein wissen?

 

An dieser Stelle kann es sich lohnen, etwas zu wiederholen, was oben bereits geschrieben wurde, denn in der Heiligen Schrift hat uns unser Vater seinen Willen für seine Kinder offenbart, auch über dieses Thema.

 

                    1:  Die Schrift ist ganzheitliche Autorität Gottes.

 

Die ganze Schrift ist Autorität.

    Mt 4,4: „Der Mensch lebt von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.“ Wir können auf kein Wort in der Bibel verzichten. Wir brauchen den ganzen Text. Hüten wir uns also auf gekürzte Ausgaben.

    2Tm 3,16: „Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich ... damit der Mensch Gottes gerüstet ‹und funktionstüchtig› sei, zu jedem guten Werk wohl ausgerüstet ‹und funktionstüchtig gemacht›.

 

                    2:  Die Schrift ist allzeitliche Autorität Gottes.

 

Es gibt keinen Moment, in dem die Schrift nicht meine Autorität wäre. Davon nehme ich nie Urlaub. Die Schrift ist in der ganzen Geschichte allzeitliche Autorität, nicht nur zu der Zeit, als sie geschrieben oder gesprochen wurde. Einige Beispiele:

    

                        .  Jesus sagte (Mt 22,31.32): „Was die Auferstehung der Toten aber betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was zu euch geredet worden ist?“

    Wer hatte es „zu euch“, den Zeitgenossen Jesu, geredet? Mose. Jesus sagt gleichsam: „Was Mose geredet hat, ist von Gott und ist Gottes Wort an euch, jetzt: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ Was Gott damals in der Wüste zu Mose sagte, das sagt Gott zu den Israeliten zur Zeit Jesu. Die ganze Zeit ist das Wort Gottes Autorität gewesen.

   

                        .  Paulus zitiert in 2Kr 6,17 aus dem Alten Testament: „Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab“ und fügt in der Gegenwartsform hinzu: „sagt der Herr“. Dann zitiert er weiter: „Und rührt nicht Unreines an ...“ usw. Zum Schluss sagt er wieder: „... sagt der Herr, der Machthaber über alles. Da wir also diese Verheißungen haben, Geliebte, so sollten wir uns reinigen.“ Auch hier merken wir die allzeitliche Autorität des allzeitlichen Wortes Gottes. Was Gott damals sprach, ist auch jetzt noch gültig.

    Deshalb kann der Apostel an anderer Stelle sagen: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen“, das Wort des Messias, das alttestamentliche und das neutestamentliche Wort Gottes: Kol 3,16.17.

    Wenn der Apostel dann eine ethische Frage der Gemeinde klärt, darf man heute nicht fragen: Was hätte er heute gesagt? – sondern man hat zu fragen: Was sagte er?

 

                    3:  Die Schrift ist einzige Autorität Gottes.

 

In der so genannten Reformation hieß es bekanntlich sola scriptura, „allein die Schrift“. Sie ist höchster Maßstab für Gottes Volk.

    Jesaja schreibt (8,20) – und zitiert Gott: „Hin zu Weisung und Zeugnis [o.: Bezeugung]! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, dämmert für sie gewisslich kein Morgen.“ Kein Licht wenn nicht aus Gottes Wort! Nur dort dämmert einem ein Morgen, ein neuer Tag.

    Paulus schreibt: „Diese Dinge, Brüder, habe ich euretwegen auf mich selbst und auf Apollos übertragen, damit ihr an uns lernen möchtet, nicht über das Geschriebene hinaus zu sinnen“: 1Kr 4,6. Beten wir, dass das unsere Gesinnung wird, nicht über das Geschriebene hinaus zu sinnen, zu denken. Unser Denken, unser Sinnen muss an das Wort Gottes gebunden sein.

    Petrus sagt: „Wenn jemand“ in der Gemeinde „spricht“, sollen es „Worte Gottes“ sein: 1P 4,10.11.

    Die Schrift ist also alleiniger Maßstab, auch was die Stellung einer weiblichen Person im Werk Gottes betrifft.

 

            II:  Die in dem Thema betroffenen weiblichen Personen

 

                .  Die Mädchen

Jeder von uns gehört jemandem. Das hat die Psychologie in den vergangenen Jahren beobachtet. Jeder möchte wohin gehören, möchte eingebunden sein. Das gehört zur Gemeinschaft der Menschen, wie er sie geschaffen hat. Und die erste solche Zugehörigkeit ist die Familie, in der der Vater das Haupt ist. Da ein gläubiges Mädchen zu allererst aber dem Herrn Jesus gehört, sollte sie wissen, was der Wille des Herrn für sie ist.

                .  Das Thema betrifft andererseits die verheirateten Frauen. Auch sie sollten von der Erkenntnis des Willens des Herrn erfüllt sein (Kol 1,9), damit sie wissen, wie sie sich sowohl in der Familie als auch sonst in der Arbeit des Herrn zu verhalten haben.

 

            III:  Das Verhalten

 

In 1Kr 11 darf die Frau eines Mannes, wenn sie (wie unten dargelegt wird) eine Kopfbedeckung, das Zeichen seiner Vollmacht über sie, hat, in Gegenwart eines geschlechtlich gemischten Kreises hörbar beten oder weissagen, etwas, das der Herr ihr aufs Herz gelegt hat, weitergeben. Man vgl die Ag 21,8.9.

    In 1Tm 2 schließt dieses das Lehren aus. Das Lehren Nichterwachsener ist hier nicht gemeint. Es wird jedoch klar, dass Frauen nicht die Funktion eines Apostels oder Gemeindehirtens ausüben, Dienste, die in besonderer Weise für das Lehren der Gläubigen verantwortlich sind.

    Nach 1Kr 14,34 haben die Frauen in den ordentlichen Versammlungen der Gemeinde zu schweigen. Da es bei diesem Redeverbot sich um das Lernen zu gehen scheint, könnte es sein, dass es das öffentliche Beten nicht einschließt.

    Nach Tt 2,3-5 sollen sie unter anderem Lehrer jüngerer Frauen sein.

    Nach Lk 8,1-3; Rm 16,1.2; 1Tm 3,11 nehmen Frauen diakonische Aufgaben war.

    Innerhalb dieses Rahmens beteiligen sich weibliche Christen mit ihren Gnadengaben an einer Vielfalt von Aufgaben in der Sache Gottes: Ag 16,28; Rm 16,3.4.6.12; Php 4,3.

 

        g.  Zur Kleidung

 

            I:  Grundsätzliches

 

Allein die Tatsache, dass wir uns überhaupt kleiden, kommt von Gott. Er ist es, der den Menschen Kleider gab. Das Kleiden sollte denn auch zu seiner Ehre geschehen. Kleider sollten nicht die Aufmerksamkeit auf uns selbst lenken, sondern zur Ehre Gottes dienen.

 

                .  Kleider machen Aussagen. Das sollte jeder von uns wissen.

Meine Kleider sagen aus, wie ich über mich selbst denke, ob ich etwas von mir halte oder nicht. Das muss nicht notwendigerweise Ausdruck von Hochmut sein. Das ist ein Wissen um den Schöpfungswert. Wir kamen aus der Hand Gottes, und Gott hat nicht etwas Wertloses gemacht. Gott schafft kein Nichts; er hat etwas Bedeutungsvolles gemacht. Wir sollten wissen, dass jeder von uns im Bilde des Höchsten geschaffen wurde. Wir schulden es unserem Schöpfer, uns selbst entsprechend zu behandeln und sollten ihm zeigen, dass wir glauben und wertschätzen, dass er uns geschaffen hat.

    Meine Kleidung kann etwas darüber ausdrücken, wer ich bin. Zum Beispiel verdeutliche ich dadurch, dass ich mehr bin als Leib. Manche kleiden sich schön und anständig aber doch in einer solchen Weise, dass man merkt, sie verstehen sich in der Hauptsache als Leib. Andere kleiden sich derart, dass man merkt, hier sind nicht die Kleider das Wichtige; hier ist es nicht der Leib, sondern hier ist noch mehr. Man merkt etwas Geistiges. Die Kleidung kann zum Ausdruck bringen, dass ich mehr als Leib bin. An der Kleidung kann man feststellen, ob man von ordentlichem Charakter ist oder von lässigem.

    An der Kleidung sollte man feststellen können, wie Gott einen schuf. Zunächst ist sie eine Verhüllung. Das hat Gott im Garten Eden so verordnet. So wird unsere Geschlechtlichkeit verdeckt. Das ist das Erste. Das Zweite ist, dass die Geschlechtlichkeit dann wiederum zu erkennen ist, nicht mehr so sehr am Leibe selbst, als an der Kleidung. Die Bibel scheint Wert darauf zu legen, dass die Kleider auch die Geschlechtlichkeit identifizieren. Das ist zur Zeit der Bibel schon bei den Heiden so gewesen.

    Kleider können aber auch die Unterschiede zwischen einem „Sonntag“ und einem gewöhnlichen Wochentag zum Ausdruck bringen. Kleider können zum Ausdruck bringen, dass es Festtage gibt im Unterschied zu den Arbeitstagen.

    Kleidung kann (und soll) auch einen Unterschied zwischen Freude und Leid deutlich machen. An Hochzeitstagen kleidet man sich anders als an Beerdigungstagen. Man singt andere Lieder, weil ein Unterschiedsgraben liegt zwischen Leben und Tod, zwischen Freude und Leid. Viele haben an dieser Stelle eine „Wertlosigkeit“ übernommen. Im Himmel wird man festlich gekleidet sein. Bringen wir doch zum Ausdruck, dass wir auf dem Wege dorthin sind!

 

                .  Eine Predigt von John Piper führte zu folgenden Gedanken:

Als Gott Adam und Eva kleidete, schien er zu sagen: „Ihr seid nicht mehr, was ihr wart, und ihr seid nicht, was ihr sein solltet. Das sagt euer Gewissen. Darum habt ihr auch versucht, euch zu bedecken. Aber die von euch gewählte Bedeckung genügt nicht. Sie bedeckt nicht genug (man vgl das hebr. Wort), verwelkt dazu bald. Ich werde euch eines Tages eine vollkommene Bedeckung besorgen. Inzwischen gebe ich euch eine Bekleidung (man vgl hier das andere hebr. Wort), für die ein Tier sein Leben lassen musste und die auf jenen Tag hinweist und bis dahin euch schützt.

    Die Kleidung, die ich euch gebe, täuscht nicht darüber hinweg, dass ihr nicht seid, was ihr sein solltet, sondern bekennt es. Hinfort ist Entkleidung nicht eine Rückkehr zur Unschuld, sondern eine Verneinung der Wirklichkeit, eine Auflehnung gegen mich, gegen den ihr euch verschuldet habt. Bekleidung ist hinfort ein Hinweis auf die Herrlichkeit, die ihr verloren habt, und sie (die Bekleidung) abzulegen in der Öffentlichkeit bedeutet erneute Auflehnung gegen mich.

    Wollt ihr auf der anderen Seite mit eurer Bekleidung euch selbst Herrlichkeit verschaffen, macht ihr euch erneut selbständig von mir, richtet eure eigene Herrlichkeit auf und verachtet die Herrlichkeit, die ich euch verleihen will. Eure Kleidung soll davon sprechen, dass ihr vor mir Schuldige seid, zugleich eine Verheißung sein auf die kommende Herrlichkeit, in die ich euch kleiden werde.

    Wenn ihr euch kleidet, soll die Aufmerksamkeit derer, die euch sehen, nicht auf das gelenkt sein, was unter den Kleidern ist, sondern auf das, was nicht unter ihnen ist. Geschieht das nicht, so kann nicht gesagt werden, dass ihr bekleidet seid. Es liegt im Wesen der Geschlechtlichkeit, dass dieses, nicht nur, aber in besonderer Weise der Frau gilt. Hände und Füße dürfen frei sein für den Dienst an anderen in meinem Namen, und das Angesicht darf etwas wiederstrahlen von eurer Gemeinschaft mit mir.“

    Nach der Sintflut, mit der die Topographie und das Klima der Erde verändert und die Jahreszeiten eingeführt wurden, ist es nötig geworden, unter Umständen auch den Rest der Hautflächen mit Bekleidung zu versehen.

 

            II:  Zu 5M 22,5

 

                A:  Der Text

 

„Es soll nicht Manneszeug auf einer Frau sein, und ein Mann soll nicht das Gewand einer Frau anziehen, denn ein Gräuel des HErrn, deines Gottes, ist jeder, der solches tut.“

 

                B:  Was haben unsere Glaubensväter zu dieser Stelle gesagt?

 

                    .  Albert Barnes

„The distinction between the sexes is natural and divinely established and cannot be neglected without indecorum and consequent danger to purity.“

    Zu Deutsch: „Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist natürlich und von Gott geschaffen; ihn zu missachten, geziemt sich nicht und geschieht nicht ohne Gefahr für die Reinheit.“

 

                    .  Hans Bruns (in seiner Übersetzung)

„Eine Frau soll keine Männerkleider tragen und ein Mann keine Frauenkleider anziehen.“

   

                    .  August Dächsel

„[Gleichwie aber das Eigentum des Nächsten, so soll auch Gottes Ordnung in der Sonderung der Geschlechter, wie sie im bürgerlichen Leben durch die jedem Geschlecht eigentümliche Kleidung zu Tage tritt, dir heilig sein.] Ein Weib soll [demnach] nicht Männergeräthe [irgend etwas, was zu der eigentümlichen Tracht des Mannes gehört] tragen, und ein Mann soll nicht Weiberkleider antun, denn wer solches tut, der ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.“

 

                    .  Charles Ellicott

„One of the things of which we may well say with St. Paul, 'Doth not nature itself teach you?'

    Zu Deutsch: „Eines der Punkte, von denen wir durchaus mit Paulus sagen können: ‚Lehrt euch das nicht die Natur selbst?’“

 

                    .  Arno Gaebelein

„The immediate design of this prohibition was not to prevent licentiousness or to oppose idolatrous practices; but to maintain the sanctity of that distinction of the sexes, which was established by the creation of man and woman and in relation to which Israel was not to sin. Every violation or wiping out of this distinction – such as the emancipation of women – was unnatural and therefore ‘an abomination in the sight of God.’ Yet today we find a universal movement in the world for the complete emancipation of women, which ignores and even defies the place which the Creator and the Redeemer has given to woman.“

    Zu Deutsch: „Die unmittelbare Absicht dieses Verbotes war nicht, vor Liederlichkeit zu schützen oder götzendienerische Praktiken zu verhindern, sondern die Heiligkeit der Unterscheidung der Geschlechter aufrechtzuerhalten, die durch die Erschaffung von Mann und Frau aufgerichtet worden war und in welcher Hinsicht Israel nicht sündigen durfte.

    Jede Verletzung oder Austilgung dieser Unterscheidung – wie z.B. die Emanzipation der Frauen – war unnatürlich und deshalb ‚ein Gräuel in den Augen Gottes’. Doch finden wir heute eine weltweite Bewegung für die völlige Emanzipation der Frauen, die die Stellung, die der Schöpfer und Erlöser der Frau gegeben hat, außer Acht lässt und ihr sogar trotzt.“

 

                    .  Matthew Henry

„God’s providence extends itself to the smallest affairs; his precepts do so, that even in them we may be ‘in the fear of the Lord’, as we are under his eye and care. And yet the significance and tendency of these statutes, which seem little, are such that, notwithstanding their minuteness, being found among the things of God’s law, which he has written to us, they are to be accounted great things.

    The distinction of the sexes by the apparel is to be kept up for the preservation of our own and our neighbour’s chastity. ‘Nature itself teaches’ that a difference be made between them in their hair (1Co 11,14) and by the same rule in their clothes, which therefore ought not to be confounded, either in ordinary wear or occasionally.

    Zu Deutsch: „Gottes Vorhersehung und Fürsorge erstreckt sich auf das Kleinste. So tun es seine Vorschriften, damit wir sogar im Kleinsten ‚in der Furcht des Herrn seien’, so wie sein Auge und seine Sorge auf uns gerichtet sind. Und doch sind die Bedeutung und die Absicht dieser Satzungen, die klein zu sein scheinen, solcher Art, dass trotz der Tatsache, dass sie bis ins Einzelne gehen, sie, da sie sich im Raum des Gottesgesetzes befinden, das er uns in Schriftform gegeben hat, als etwas Großes zu betrachten sind.

    Die Unterscheidung der Geschlechter in der Kleidung ist aufrecht zu erhalten, um unsere keusche Reinheit und die unseres Nächsten zu bewahren. ‚Die Natur selbst lehrt’, dass die Geschlechter zu unterscheiden sind am Haar (1Kr 11,14) und, nach der selben Regel, in ihrer Kleidung, die also nicht zu verquicken ist und zwar ohne Ausnahme.“

 

                    .  Jamieson, Fausset und Brown

It is probable, that a reference was made to unbecoming levities practised in common life. They were properly forbidden; for the adoption of the habiliments of the one sex by the other is an outrage on decency, obliterates the distinctions of nature by fostering softness and effeminacy in the man, impudence and boldness in the woman as well as levity and hypocrisy in both and, in short, opens the door to an influx of so many evils, that all who wear the dress of another sex are pronounced 'an abomination unto the Lord'.“

    Zu Deutsch: „Es ist wahrscheinlich, dass ein Bezug vorliegt zu ungeziemenden Leichtsinnigkeiten, die im Volksleben praktiziert wurden. Sie wurden zu Recht verboten; denn das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts ist eine Vergewaltigung des sich Gehörenden, verwischt das von Natur Anderssein dadurch, dass Verweichlichung und Verweiblichung im Mann gefördert werden, Überheblichkeit und Übermut in der Frau sowie auch Leichtsinnigkeit und Heuchelei in beiden, und, kurz, es öffnet die Tür zu einer Flut von so vielem Bösen, dass alle, die die Kleidung des anderen Geschlechts tragen, ‚dem Herrn ein Gräuel’ erklärt werden.“

 

                    .  Die Jubiläumsbibel

„Der gottgewollte Unterschied zwischen Mann und Weib soll auch schon in der Kleidung zu sehen sein. Solche Vertauschung des Gewandes ist nicht nur Verkehrung der natürlichen Ordnung, sondern war auch bei allen umwohnenden Heidenvölkern bei den Festen ihrer Götter eine Gelegenheit und Decke für greuliche Unzucht.“

 

                    .  Carl Friedrich Keil

„Wie das Eigentum des Nächsten dem Israeliten heilig sein soll, so nicht minder oder noch mehr die göttliche Sonderung der Geschlechter, die das bürgerliche Leben die durch jedem Geschlechte eigentümlich Kleidung geheiligt hat... Die nächste Absicht dieses Verbotes geht nicht auf Verhütung von Unzucht oder Opposition gegen götzendiensrische Gebräuche ...; denn die Belege, welche Spencer für solche Gebräuche bei heidnischen Völkern angeführt hat, sind weit hergeholt, sondern auf die Heilighaltung des durch die Schöpfung von Mann und Weib begründeten Unterschiedes der Geschlechter, an dem Israel sich nicht versündigen soll. Jede Aufhebung oder Verwischung dieses Unterschiedes, wie z.B. auch die Emancipation des Weibes (die Lossagung von den dem weiblichen Geschlecht gesetzten Schranken und das Übergreifen in die Lebensweise der Männer), ist, weil naturwidrig, ein Greuel vor Gott.“

 

                    .  Loch und Reischl übersetzen:

„Keine Frau ziehe Männerkleidung an und kein Mann gebrauche Frauenkleidung, denn der ist ein Greuel vor Gott, welcher das thut“ und bemerken u.a.:

    „Auch soll durch diese Anordnung die von Gott gesetzte Scheidung der Geschlechter aufrecht erhalten werden, indem nie das, was dem Manne gebührt, der Frau, oder umgekehrt, zugestanden wird, nicht einmal die Kleidung.“

 

                    .  Matthew Poole

„Now this is forbidden partly for decency sake, that men might not confound nor seem to confound those sexes which God hath distinguished, that all appearance of evil might be avoided, such changes of garments carrying a manifest umbrage or sign of softness and effeminacy in the man, of arrogance and impudency in the woman, of lightness and petulancy in both; and partly to cut off all suspicions and occasions of evil, which this practice opens a wide door unto.“

    Zu Deutsch: „Dieses ist nun verboten, zum Teil des Anstandes wegen, damit der Mensch nicht verquicke noch zu verquicken scheine jene Geschlechter, welche Gott unterschieden hat, damit aller Schein des Bösen vermieden sei, da ein solcher Tausch von Kleidern ein deutlicher Anstoß bedeutete, ein Zeichen von Weichlichkeit im Mann, von Arroganz und Unverschämtheit in der Frau und von Leichtsinn und Dreistigkeit in beiden; und, zum Teil, um allen Verdacht und Anlass zum Bösen, dem dieses Tun eine weite Tür öffnet, abzuwenden.“

 

                    .  Schroeder und Stosch (bei Lange)

„Vom Eigentum des Nächsten zum Eigentümlichen in der Natur übergehend kommt V. 5 die Eigentümlichkeit der Geschlechter in Betracht und zwar nach der je eigentümlichen äußeren Erscheinungsweise, in dem, was jedes hat, trägt... etwas Fertiges, Verfertigtes; Zeug, Waffe, Gerät; nicht bloß Kleidung, die gleich folgend besonders betont wird. Der konkrete Ausdruck soll die Idee exemplifizieren, daß jeder Eingriff in die Natureigentümlichkeit der Geschlechter, solche Verwischung der geschlechtlichen Differenz, wie wenig es in Beziehung auf den Nächsten als Eigentumsschädigung taxiert werden möchte, um so mehr eine solche im Blick auf Gott ist. Zu einseitig hat man an Verhütung von Unzucht durch verkleidete Männer gedacht, zu weit her einen Gegensatz gegen götzendienerische Gebräuche geholt.“

 

                    .  Martin Thilo

Zum Begriff Gräuel sagt er: „... offenbar als ein Unfug, der die Schöpfungsordnung verletzt und die Sittlichkeit gefährdet.“

 

                C:  Heutige Stimmen

 

                    .  John MacArthur

„Diese Satzung, die nur an dieser Stelle der fünf Mosebücher gefunden wird, verbot es einem Mann, weibliche Kleidungsstücke zu tragen, und einer Frau männliche. Das gleiche Wort, hier mit ‚Gräuel’ übersetzt, wurde auch verwendet, um Gottes Ansicht über Homosexualität zu beschreiben (3M 18,22; 20,13). Dieses Beispiel verbietet ausdrücklich Transvestismus. Die Unterschiede der Schöpfungsordnung zwischen Mann und Frau sollten ausnahmslos aufrechterhalten werden (vgl 1M 1,27).“

 

                    .  Thomas Jettel

Es geht nicht nur um Kleidung, sondern auch um Gegenstände: Schmuck, Arbeitsgeräte, Waffenrüstung... Aber die Kleidung wird in besonderer Weise angesprochen. Gott ist für äußerliche Unterscheidung der Geschlechter – in der Haartracht (1Kr 11,14), in der Kleidung (vgl auch 1P 3,1-7; 1Tm 2,8-15).“

 

                    .  Persönliche Gedanken

Dem Text in 5M 22 dürfen wir wohl entnehmen, dass Gottes Volk ihm Freude, nicht Gräuliches, bereiten sollte, da er ihr Gott sei. Zu diesem Zweck hat er ihnen mitgeteilt, was ihm an ihnen missfallen würde. Dass das allerdings nicht nur sein Volk betreffe, macht er deutlich: „jeder, der solches tut“. Was für jeden nicht angebracht war, das war auch für Israeliten nicht angebracht, da sie zu den „Jeden“ gehörten. Es ging also um etwas allgemeines, nicht nur um Israel. Es ging um Israel, weil Israel aus Menschen bestand, die es allen als im Bilde Gottes Geschaffenen zuerst anging.

    Welche Kleidung damals spezifisch war, ist schwer zu sagen. Eine besondere wird nicht vorgeschrieben. Es geht offensichtlich um den Unterschied in der Bekleidung. Das sind zweierlei Angelegenheiten.

    Dass beide Geschlechter bekleidet sein sollten, machte Gott auf zweierlei Weise deutlich in 1M 3. Die erste war die mit der Erschaffung bereits eingebaute Neigung zur Scham. Adam und Eva waren ja im Bilde Gottes geschaffen worden. Dem entsprechend hatten sie ein Ehrgefühl, das mit der Sünde verletzt wurde. Die Scham ist die Kehrseite des Ehrgefühls. Sie bewahrt vor weiterem Vergehen, wenn man auf das Gewissen (gr: Mitwissen), das man mit der Wiege mitbekommt, hört.

    Die andere Weise ist der Unterschied der Geschlechter. Einerseits soll der Mensch, soll seine Blöße, seine Unterschiedlichkeit, bekleidet sein, damit man sich nicht am anderen vergreift (man fürchtet sich nämlich, von einem anderen gesehen zu sein, auch wenn man weiß, dass der andere schon 'zig' Nackte sah, denn es geht nicht darum, sondern um mich, das man mich nicht sieht). Andererseits soll aber dennoch ein Unterschied zu erkennen sein. Dieses ist wichtig, da unsere Geschlechtlichkeit zu dem gehört, worin wir im Bilde Gottes geschaffen wurden.

    Und die Ag 15? Der Streitpunkt bei dieser Gelegenheit bezog sich auf die Heilsbedingung. Darüber wurde man sich klar: Gerettet wurde jeder nur durch den Glauben. Als es sich aber um das Verhalten als Erlöste ging, wurde Ethisches aus der bisherigen Schrift herangezogen. Das wird auch sonstwo gemacht: Die ganze Schrift ist da brauchbar.

    Welche Konsequenzen hat dieses für die nach-biblische Christenheit? Das ist für die Gemeinde Jesu bis vor wenigen Jahrzehnten keine Frage gewesen. Sie hat sich stets an dieses Wort gehalten, bis die antichristliche Philosophie von der Unterschiedslosigkeit der Geschlechter aufkam. In diesem Zeichen kam die neue Mode der gleichen Kleidung für beide Geschlechter.

    Unsere Antwort auf den Sittenverfall? Bis zum Tode wollen wir ein Licht in dieser dunklen Welt sein mit dem Wort der Wahrheit und in christusähnlichem Verhalten u.z. in einer Harmonie von Liebe und Heiligkeit.

 

                    .  Korrespondenz

Ein Bruder schrieb: „... Zur Zeit scheinen diese Fragen die Gläubigen kaum zu interessieren. Jeder hat für sich eine Erklärung gefunden und lebt damit. Wir sind bei diesen Fragen noch nicht über dem Berg...   

    Dass in 5Mo 22,5 die Unterschiedlichkeit der Geschlechter betont wird, ist allgemein anerkannt...  Der Streit entsteht, wenn es darum geht geschlechterspezifische Kleidungsarten zu definieren. Was kann hierzu objektiv gesagt werden?“

    Auf diese Frage antwortete ich:

                        -  „In diesem verbreiteten ‚Streit’ offenbart sich nach meiner Erfahrung eine starke Kurzsichtigkeit. Allerdings wissen wohl die wenigsten ‚Umsiedler’, was vor ihrem Umzug an Kulturrevolution im Westen stattfand. Es handelte sich in den 60er Jahren wirklich um eine neue Philosophie, die der Unterschiedslosigkeit in den Geschlechtern. Die neue Mode verbreitete sich in diesem Zeichen. Es war also einerlei, was man trug. Und um diese Unterschiedslosigkeit zu demonstrieren, trugen [z.B.] manche Männer bewusst ‚Frauenkleider’. Die heutige Mode war keine unschuldige Entwicklung, sondern eine Auflehnung gegen die alte Ordnung, welche aus dem Christentum hervorgegangen war. Wenn eine Frau eine Hose trägt und sagt, das sei eine Frauenhose, kann sie das nicht beweisen. Nur weil diese ihr als Frau passt und wegen ihrer Figur frauenartig aussieht, heißt noch nicht, dass es eine spezifische Frauenhose ist. Als sie sie kaufte, hat sie eine gewählt, die ihr passte. Das tut aber auch jeder Mann. Es ist die gleiche Hoseart. Dem Einen passt sie nach seiner Form und Größe, dem Andern nach seiner, ob er nun Mann oder Frau ist.

    Was nun die Frau dabei übersieht, ist dass sie als Weibliche Gegenstand der Beobachtung ist – weit mehr als der Mann. Frauen hören Männer; Männer sehen Frauen. Ist sie in einer Hose gekleidet, ist ihre Form so stark betont, dass sie im Effekt nackt dasteht. Das war wohl auch von den Modeschöpfern so gewollt. Die Welt hat nämlich kaum Interesse an den Wünschen Gottes, die die Sittlichkeit des Menschen einschließen. Wollte eine Frau eine lose Hose von feinem Stoff tragen, eine, die sie verhüllen würde, dazu eine längere Bluse/Jacke, die ihre Hüften bedeckte, wäre m.E. nichts dagegen zu sagen. Sie wäre fräulich und wirklich bekleidet.

                        -  Nebst dem Problem der Unwissenheit bzw des Nichtbeachtens des Geschichtlichen sowie des Wesens der Geschlechter gibt es noch zwei weiter Probleme unter Christen: a) Man kennt nicht die Schrift in ihren Zusammenhängen; b) man ist diesseitig gesonnen und nicht bereit, koste es, was es wolle, für unseren verachteten Herrn dazustehen. Wären diese geistlichen Probleme gelöst, könnte man in kurzer Zeit und ohne viel Mühe zu einem Konsens über geschlechtsspezifische Kleidung kommen.

                        -  Ein anderes Thema kann vielleicht auch dieses ein wenig beleuchten, das der Kopfbedeckung für die Frau. Wieder ist es Mangel an Wortkenntnis, dieses Mal besonders der Gemeindeleitungen, das für Unklarheit sorgt, zweitens geschichtsloses Denken. Hier sollte man sich einiges vergegenwärtigen:

    a)  Paulus argumentiert in 1Kr 11 vom Wesen Gottes und des Menschen, von der Schöpfung, vom Evangelium und vom Gewissen her, alles Faktoren, die nicht dem Wandel der Zeit und der Mode unterworfen sind.

    b)  Nehmen wir nun an, der Apostel wäre auch im 2. Jhdt am Leben geblieben. Hätte er seine Meinung geändert und somit die Verordnung für ‚alle Gemeinden’?

    c)  Nun ist er aber gestorben. Was hat sich geändert, dass seine Vorschriften irgendwann nicht mehr eingehalten werden müssten?

    Kultur ist nie neutral. Sie ist immer entweder Gott wohlgefällig oder nicht, entweder von der Schrift her beeinflusst oder von gottfeindlichen Menschengedanken. Es sind Menschen, die Kulturformen entstehen lassen, und jedes Element der Kultur hat einen dahinterliegenden Gedanken/Sinn. Irgendwo begann es aus einem bestimmten Grund.

    Christen sind viel zu gedankenlos, oberflächlich, und unsere Zeit ist nicht gerade dazu angetan, uns aus dem Schlaf zu holen.

                        -  Ich muss zum Schluss kommen. Aber noch etwas zu weiterem aus Deinem Schreiben:

‚Darum sind auch Schwestern oft verunsichert, wenn ihnen vorgeworfen wird, sie tragen Männerkleidung. Keine von ihnen hätte einen Gedanken von Geschlechtsumwandlung ...’

    Um dieses letzte geht es auch nicht, sondern um die Bewahrung des Unterschiedes zwischen den Geschlechtern. Unsere Zeit trägt zur Aufhebung der Entfernung zwischen den beiden bei. Biblische Lebensweise bewahrt eine gewisse ständige Distanz.

    ‚Wenn es in der Gemeinde eine Gemeindeordnung zu dieser Frage gibt, so handeln sie oft der Ordnung wegen und nicht, weil sie damit die Geschlechterunterscheidung betonen wollen ...’

    Das sollten sie aber wollen, aus Liebe zu Jesus, der bereit war, sein Leben herzugeben, damit wir wieder zu Gott und seinem Willen zurückgeführt würden.“        

   

                D:  Die Griechen und die Römer

 

Plutarch, geb. 50 nCh, bezeichnet in seinen „Lebensbeschreibungen“ als assootoos bioonai (solche, die ein liederliches Leben führen) Männer, die in Frauenkleidern umhergehen und sich auf leichtfertiges Vagabundentum einlassen (nach Förster im Theol. Wörterbuch zum NT).

    Seneca, ‚Epist.’ 122, „None videntur contra naturam vivere qui commutant cum feminis vestem.”

    Zu Deutsch: Seneca, Brief 122: „Erwecken dir nicht diejenigen den Eindruck, sie lebten gegen die Natur, die ihre Kleidung mit Frauenkleidern austauschen?“

            III:  Zu 1Kr 11,2-16

 

                A:  Der Text

 

„Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem meiner gedenkt; und die Überlieferungen haltet ihr fest, so wie ich sie euch überlieferte.

    3 Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt einer Frau der Mann, Christi Haupt Gott.

    4 Jeder Mann, der, wenn er betet oder weissagt, [etwas] auf dem Kopf hat, beschämt sein Haupt, 5 aber jede Frau, die mit unbedecktem Kopf betet oder weissagt, beschämt ihr Haupt, denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie kahlgeschoren ist; 6 denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, schneide sie sich auch [das Haar] ab. Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, sich [das Haar] abzuschneiden oder kahlgeschoren zu werden, bedecke sie sich; 7 denn der Mann sollte sich den Kopf nicht bedecken, da er Gottes Ebenbild und Herrlichkeit ist; aber die Frau ist des Mannes Herrlichkeit; 8 denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Manne; 9 denn der Mann wurde auch nicht wegen der Frau geschaffen, sondern die Frau wegen des Mannes. 10 Deswegen soll die Frau Vollmacht auf dem Kopf haben – wegen der [himmlischen] Boten.

    11 Doch im Herrn ist weder der Mann ohne die Frau [etwas] noch die Frau ohne den Mann, 12 denn ebenso wie die Frau vom Manne ist, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott.

    13 Urteilt bei euch selbst: Geziemt es sich, dass eine Frau unbedeckt zu Gott betet? 14 Oder lehrt euch nicht die Natur selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar [trägt], es eine Unehre für ihn ist? – 15 aber wenn eine Frau langes Haar [trägt], es eine Herrlichkeit für sie ist? ­­– weil das lange Haar ihr als eine umhüllende [Bekleidung][14] gegeben ist.

    16 Wenn aber jemand meint, rechthaberisch zu sein: Wir haben eine solche Gewohnheit nicht, die Gemeinden Gottes auch nicht.“

 

                B:  Bemerkungen zum Textganzen

 

                    1:  Die Wichtigkeit des Inhalts

                      

Diese wird im Text mehrfach unterstrichen.

 

                        a:  Einmal geschieht das dadurch, dass der Apostel argumentiert.

                         

D.h.: Er geht mit Grundangabe vor. Er begnügt sich nicht mit einfachen Aussagen bzw Anweisungen.

 

                        b:  Zweitens geschieht es durch die Art der Gründe, die er anführt.

 

                            .  Er verbindet das Thema mit dem Wesen der Beziehung zwischen Gott und seinem Sohn,

                            .  dann mit der Schöpfung

                            .  und appelliert an ihren erneuerten Sinn für das Richtige.

 

                        c:  Zum Dritten ist, nach V. 16, das Thema eine Gemeindeangelegenheit.

 

Es ist nicht lediglich eine Sache der persönlichen Anschauung.

 

                        d:  Zum Vierten geht es um Autorität.

                           

Um noch einmal V. 16 anzuführen: Was Sitte ist für alle Gemeinden, ist Autorität für die Einzelnen. Aber warum wohl? Weil die allgemeinen Sitten Überlieferungen von Christus her sind: V. 1.2.23. Paulus selbst ist kein Neuerer, sondern als Apostel ein Glied in der Überlieferungskette zwischen Christus und der Gemeinde. (Vgl auch 2Th 2,15.) Und er erwartet Gehorsam, Einhalten seiner Anordnungen und nicht Streit in dieser Angelegenheit.

 

                    2:  Der Zusammenhang im Buch

                      

                        .  Im Gegensatz zu dem mit V. 17 beginnenden Abschnitt lobt der Apostel hier die Gemeinde in Korinth. Ehe er wieder zu unangenehmer Zurechtweisung kommen muss, greift er ein scheinbar unverwandtes Thema auf, bei dem er Anerkennung zum Ausdruck bringen darf. Grundsätzlich hielt sich die Gemeinde an das Evangelium, soweit man es begriffen hatte. Was fehlte, war weitere Lehre und Orientierung durch zusätzliches Wort Gottes, sprich: Ergänzung der Heiligen Schrift. (Vgl Grosheide zum Abschnitt.)

    Wenn das Thema eine Abweichung vom Bisherigen zu sein scheint, so stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass es eine durchaus glückliche Einfügung ist. Ganz unverwandt ist es nicht, denn von Ehe und Geschlechtlichkeit war bereits gesprochen, und von Ordnung unter Christen soll jetzt einiges gesagt werden. Hier zeigt der Apostel, wie die Schöpfungs- und Evangeliumsordnungen organisch zusammen gehören, wie die Ehe als geschaffene Gesellschaftseinheit mit der neuen Heilseinheit Gemeinde verbunden ist. Die menschlichen Beziehungen der Kinder Gottes sind im Himmel verankert. (Vgl Eph 4,2-6.) K. 11,2-16 liegt der Gedanke zugrunde, den Paulus sonstwo ausgesprochen hat (z.B. in Eph 3), nämlich dass der Gott des Heils nicht ein anderer ist als der der Schöpfung.

    Nachdem er dieses zu Anfang geklärt hat, kann er zu anderen Ordnungsthemen übergehen.   

   

                        .  Einige Ausleger betrachten die K. 11 – 14 als einen zusammenhängenden Teil des Briefes. Diesem Beispiel wird in dieser Aufgliederung gefolgt. Doch ist bei der Themensetzung über diesen Teil Vorsicht geboten. Zu schnell spricht man von Regelung der Zusammenkünfte. Sicherlich sprechen der zweite Teil unseres Kapitels und K. 14 vornehmlich zu diesem Thema, K. 12 u. 13 jedoch nicht. Die gehen weit über diesen Rahmen hinaus, räumlich wie zeitlich. Auch 11,2-16 scheinen eher grundsätzlicherer Art zu sein, obwohl sie ohne Zweifel etwas für das Zusammenkommen der Gläubigen abwerfen.

   

                        .  Es darf noch auf eine Formulierung hingewiesen werden, die nicht ohne Bedeutung sein könnte für das Verständnis unserer Perikope. Es geht um den griechischen Ausdruck: epi to auto (auf das selbe). In 1Kr 11,20 und 14,23 dürfte er im örtlichen Sinne aufzufassen sein, ebenso in der Ag 1,15 und 2,1. Erinnert man sich daran, dass die Messiasgläubigen sich aus Liebe immer wieder gerne sahen, wo immer es sich ergeben konnte, so gewinnen die erwähnten Stellen an Bedeutung:

    Nachdem sich nach der Auferstehung ihres Herrn verschiedene seiner Jünger hier und da getroffen hatten, waren bei einer Gelegenheit zwischen Auffahrt und Pfingsten 120 ihrer Zahl zusammen „an“ einem und „demselben [Ort]“, als ein Vertreter für Judas bestimmt wurde. Am folgenden Pfingsttage war wieder eine Zahl Jünger zusammen „am selben [Ort]“, wie viele steht nicht geschrieben. Ist es Ironie, wenn Paulus an die Korinther schreibt (I, 11,20): „Wenn ihr also [als Verstrittene] ‚am selben [Ort]’ zusammenkommt“? Man kann sich gut vorstellen, dass die Christen dieser Großstadt – aus verschiedenen Gründen – in Gruppen verschiedener Größe hier und dort sich getroffen hatten. Zur ordentlichen Feier des Herrnmahles fanden sie sich dann zusammen am selben Ort ein. In K. 14 kommt dieselbe Formulierung vor, doch mit einem auffallenden Zusatz (V. 23): „Wenn nun die ganze Gemeinde am selben [Ort] zusammenkäme“. Hier kann man wohl nicht anders als voraussetzen, dass Treffen in kleineren Gruppen zwischendurch stattfanden – ohne dass man von formalen „Hauskreisen“ oder „-gemeinden“ sprechen müsste.

    Wenn nun das obige Bild von den Begegnungen unter den korinthischen Christen ein richtiges ist, kann man den Unterschied zwischen dem, das in 11,2-16 besprochen wird, und dem in K. 14 ohne weiteres verstehen, denn es handelt sich dann um zwei verschiedene Arten von Zusammenkunft.

 

                    3:  Leitlinien für die Auslegung

 

                        a:  Auslegung ist eine Form von Übersetzung.

                         

Wer die Heilige Schrift in eine andere Sprache überträgt, darf nicht fragen: Wie hätte Paulus das heute gesagt? oder sogar: Was hätte er heute gesagt? – sondern er hat zu fragen: Was sagte Paulus? – und das hat er zu übersetzen. „Auslegen“ übersetzt dasselbe gr. Wort wie „übersetzen“; es ist ein Übersetzen ins Verständnis und darf ebenfalls nichts anderes sein, als was wirklich im Text steht. Was diese Grenze überschreitet, ist Vermutung und Meinung, nicht Auslegung.

 

                        b:  Evangelistische Anliegen sind der Schrift zu unterordnen.

                            

Wenn das Wort Gottes bleibende Gültigkeit und Zuständigkeit hat, erübrigen sich manche irrelevante Fragen, die man heute so gerne stellt, wie z.B.: Spielen missionarische Aspekte eine Rolle in der Auslegung? Könnte man heute Menschen für die Christusbotschaft gewinnen, wenn alle Christenfrauen eine Kopfbedeckung trügen?

 

                        c:  Kulturrücksichten scheinen für Paulus keine Rolle gespielt zu haben. 

                            

Man kann nicht sagen, dass Paulus sich nach einer bestimmten vorhandenen gottesdienstlichen Sitte gerichtet hätte, weder der griechischen noch der römischen, nicht einmal der jüdischen. Welche hätte es auch sein sollen? Sie waren alle in Korinth vertreten. Vincent sagt, die Römer beteten mit bedecktem Kopf an, die Griechen mit unbedecktem. Cürlis meint, jüdische Männer hätten früher auch unbedeckten Hauptes angebetet. (Das Bedecken des Kopfes in der Synagoge soll auf die Zeit des Mittelalters zurückgehen.)

    Paulus beruft sich nicht auf Gesellschaftsnormen der gerade aktuellen Umwelt. Im Blick auf den ganzen Abschnitt wollen die V. 2.3 uns mitteilen: Was von der Schöpfung her gültig war, ist über den Heilsmittler im Heilsvolk ebenfalls gültig.

    Frage: Wäre Paulus bis heute am Leben geblieben, hätte er je Anlass empfunden, seine Anordnungen in diesem K. zu ändern?

 

                        d:  Der ganze Text darf ohne weiteres als Äusserung des Apostels Paulus angenommen werden.

   

Von so genannten Zitaten im Text auszugehen, muss von einer ernsten Auslegungspraxis als Willkür gewertet werden.

 

                        e:  Die Wahrheitsfindung darf sich nicht auf Angaben im vorliegenden Text beschränken.

                          

Wie sonst im Auslegungsvorgang, haben wir die Schrift als organisches Ganzes zu betrachten. Das bedeutet, dass wir die Aussagen des Textes mit Angaben in verwandten Stellen vergleichen und, wo nötig, ergänzen.    

 

                    4:  Zu einzelnen Begriffen

 

                        a:  Kopf und Haupt

                         

Für beide hat es im Griechischen ein und dasselbe Wort. „Kopf“ gebrauchen wir im Deutschen für den konkreten Sinn. „Haupt“ ist die ältere Bezeichnung für dasselbe, und wohl immer noch eine vornehmere, sowie für den übertragenen Sinn.

    Nach dem theologischen Wörterbuch Kittel Bd 3 benennt „Haupt“ bereits im alltäglichen Sprachgebrauch „das Hervorragende, Überlegene u. Bestimmende“ (S. 673). Zu 1Kr 11 heißt es dort: „... daß die Frau sowohl ihr ‚woher’ als ihr ‚um willen’ im Manne hat.“ D.h.: ihren Ursprung wie ihre Zweckbestimmung. Es handelt sich „um eine Bestimmung ihres Seins“. 

 

                        b:  Bedeckung

                           

Zweierlei Art fordert der Apostel: „etwas auf dem Kopf“ und „Umhängendes“. Aus seinem Umgang mit diesen beiden Begriffen wird klar, dass er an eine stoffliche sowohl als eine Haarbedeckung denkt. Dass sie nicht dasselbe sind, zeigen im Besonderen V. 5 u. 6.

    Nur vom Bedecken des Kopfes ist die Rede, nicht von einer Verschleierung/Verhüllung des Gesichts. Übrigens trugen auch jüdische Frauen normalerweise keinen Gesichtsschleier, und in Griechenland scheint es auch nicht Brauch gewesen zu sein.

 

                        c:  Mann und Frau

                             

Wer ist der Mann, der seinen Kopf nicht bedecken soll, wer die Frau, die es wohl tun soll?

 

                            I:. Sie sind Einzelpersonen.

                              

In V. 3, ganz zu Anfang des Textes, haben wir eine Identifizierung: „jeder Mann“. In V. 4 heißt es dann wieder: „jeder Mann“ und in V. 5: „jede Frau“. Es handelt sich also um einzelne Personen und nicht um das männliche bzw weibliche Geschlecht im allgemeinen.

 

                            II:. Sie sind Eheleute.

 

                                .  Im Paralleltext K. 14 sind „Frauen“ zunächst Ehefrauen.

 

                                .  In Eph 5 u. Kol 3, wo ebenfalls von Männern und Frauen in der Beziehung zu einander die Rede ist, handelt es sich um Eheleute.

 

                                .  Wenn in unserem Text der Mann Haupt der Frau ist, so ist es nach Eph 5 der Ehemann, der diese Bezeichnung trägt.

 

                                .  Die Geschlechtlichkeit ist nicht nur ein Schöpfungszustand unter vielen wie Körpergröße oder Haarfarbe, sondern ein auf die Ehe angelegter und von ihr nicht zu trennender. Als Gott geschlechtliche Menschen schuf, führte er sie zusammen als Eheleute. Zu diesem Stand hin waren sie geschlechtlich geschaffen worden, und es ist von diesem Stand her, dass alle Beziehungen der Geschlechter ihren Sinn bekommen. Das fragmentarische Denken der Neuzeit versäumt es, analysiertes Organisches anschließend wieder zu synthetisieren, und hinterlässt uns lauter Einzelheiten.

    Wenn Kling und Braune (bei Lange) zu V. 3 sagen: „Es ist das Verhältnis des männlichen und weiblichen Geschlechtes im allgemeinen angedeutet, allerdings immer mit Rücksicht auf seine bestimmte Verwirklichung in der Ehe...“, stimmt das nur zum Teil, denn sie haben die Reihenfolge umgekehrt. Dagegen schreiben sie zu V. 5: „Nur die verheiratete Frau hat der Apostel im Auge im rechten, gottgeordneten Verhältnis zum Manne in der Ehe ...“

    Als der Mensch geschaffen werden sollte, hatte Gott bereits die Ehe im Auge. Vorbereitend schuf er den Menschen geschlechtlich und führte die fertige Frau dem fertigen Manne zu. Es ist diese Ehe mit ihren Beziehungen, die das Miteinander von Jungen und Mädchen in der Familie und in der Gesellschaft prägt, einschliesslich der Gemeinde, sodass die Männlichen zur Initiative heranwachsen und die Weiblichen sich in der Zurückhaltung und im Helfen üben. Das heißt: Was der Apostel den Eheleuten nahelegt, wird von allen anderen zur Kenntnis genommen, und man fügt sich in diese Bahn des Verhaltens. Eine umgekehrte Reihenfolge wird zur Kasuistik und Unnatürlichkeit führen.

    Hiermit dürfte sich der Einwand erübrigen, was der verheirateten Frau verboten sei, müsste der ledigen erlaubt sein. Das kann, muss aber nicht, der Fall sein – denn Töchter folgen in den Fußspuren der Mütter, und auch sollten sie nicht heiraten, wird ihr Wesen, wenn das der Mütter biblisch war, ebenfalls von Zurückhaltung gekennzeichnet sein.

    Cürlis sagt: „Es handelt sich um das Verhältnis zwischen Mann und Weib, wie es beim Beten und Weissagen in Erscheinung treten soll.“

    Godet meint: "This figurative term [head] includes two ideas: community of life and inequality within this community. So between the man and the woman: by the bond of marriage there is formed between them the bond of a common life, but in such a way that the one is the strong and directing element, the other the receptive and dependent element."

    Auch Ellicott denkt an verheiratete Männer und Frauen. Man vgl auch Schlatters längere Betrachtung zu V. 3.

    Wenn man den Text so auffasst, als wären alle Männlichen Haupt aller Weiblichen, soll der Junge dann Haupt seiner Mutter, gar seiner Großmutter, sein? Will man Paulus zum Widerspruch zwingen, der den ephesischen Jugendlichen schrieb: „Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. Ehre deinen Vater und deine Mutter“?

 

                            III:. Sie sind wohl Christen.

                              

Da es in V. 3 um das Hauptsein des Erlösers geht (vgl Christus als Haupt in Eph und Kol) und in den Versen 4 u. 5 um christliche Handlungen, ist anzunehmen, dass Paulus an Gläubige der Gemeinde Jesu denkt.

 

                        d:  Beten und Weissagen

                            

Die zwei erwähnten gottesdienstlichen Handlungen sind einander zugeordnet. Beten ist das Reden des Menschen zu Gott. Weissagen – nur ein anderes Wort für Prophezeien – ist Gottesoffenbarung, Gottes Reden zum Menschen.

    Das Beten, von dem der Apostel spricht, ist nicht das stille im inneren Menschen, sondern ein hörbares, ein lautes. Sonst hätte er es ja dem Manne verboten, je etwas auf dem Kopf zu haben, denn als Christ soll er ja wohl nicht weniger beten als die Frau.

 

                        e:  Schneiden

                          

An dieser Stelle verwendet Paulus zwei Wörter: „abschneiden“, das auch noch in der Ag vorkommt: 8,32; 18,18, und „abrasieren“, gleich „kahlscheren“. Von einem „Anschneiden“ ist im Text nicht die Rede.

 

                    5:  Zum Sitz im Leben

                      

Anders als im zweiten Teil des K. u. in K. 14, wo er die Versammlung der Gemeinde ausdrücklich erwähnt, ist der Kreis des Geschehens in diesem Text nicht erwähnt. Wir werden zunächst davon auszugehen haben, dass Paulus etwas Grundsätzliches sagt, unabhänging von bestimmten Versammlungen. D.h., wir hätten hier den gesamten Bewegungskreis von Christen vor uns und in K. 14, wo das Verhalten der Geschlechter ebenfalls erwähnt wird, einen engeren Kreis innerhalb dieses größeren.

 

                C:  Die Aussagen des Textes

 

                    1:  Einleitendes  V. 2.3                      

 

                        a:  Ein allgemeines Lob  V. 2

 

„Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem meiner gedenkt [euch nach meiner Botschaft richtet], und die Überlieferungen haltet ihr fest, so, wie ich sie euch [vom Herrn Jesus] überlieferte.“

 

                        b:  Eine dreifache Rangordnung  V. 3

 

Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt einer Frau der Mann, Christi Haupt Gott.

    „Christi Haupt ist Gott“: eine heilsgeschichtliche Aussage, nicht eine wesenhafte. D.h.: Nicht im Wesen ist Christus niedriger als Gott. Zwecks Herbeiführung des Heils wird er Mensch und Sohn, Gott sein Vater und Haupt.

 

                    2:  Vom Bedecken des Kopfes vor Gott  V. 4.5A

                      

Ein Ausdruck der ehelichen Rangordnung vor ihm

 

                        a:  Das Bedecken beim Mann  V. 4

 

„Jeder Mann, der beim [hörbaren] Beten oder beim Weissagen, [dem Weitergeben dessen, das Gott ihm aufgezeigt und aufs Herz gelegt hat, etwas] auf dem Kopf hat, beschämt [Christus], sein Haupt ...“

   

                        b:  Das Bedecken und Nichtbedecken bei der Frau  V. 5A

 

„... aber jede [verheiratete] Frau, die mit unbedeckten Kopf [hörbar] betet oder weissagt, beschämt ihr eigenes Haupt, [ihren Mann] ...“

    Während Paulus in V. 4 sagt: „[etwas] auf dem Kopf hat“, heißt es in V. 5 bei der Frau: „mit unbedeckten Kopf“. In V. 4 leitet er seinen Ausdruck mit einer Präposition ein. In V. 5 verwendet er dagegen den 3. Fall. Dieser Dativ wird meistens als einen aufgefasst, der von einem „begleitenden Umstand“ spricht: „bei unbedecktem Kopf“. Doch macht Noel Weeks darauf aufmerksam, dass er selten ist und außer hier in der Schrift ohne Beispiel wäre. Das mahnt den Übersetzer zur Vorsicht. Weeks meint, es sei also besser, hier beim instrumentalen Gebrauch des 3. Falles zu bleiben. Wir könnten dann lesen: „Jede Frau, die mittels unbedeckten Kopfes betet oder weissagt, beschämt ihr eigenes Haupt“, was stärker ist.

    Übrigens schrieb Schlatter: „Paulus redet nicht von der Tracht überhaupt, nicht davon, wie sich die Frau zu Hause oder in der Versammlung der Gemeinde kleiden soll. Von der Mode ist hier nicht die Rede, sondern einzig davon, wie die Frau sich dann benehme, wenn sie sich betend vor Gott stellt oder wenn sie in seinem Namen als Prophetin spricht.“

 

                    3:  Begründungen  V. 5M-10                      

 

                        a:  Erster Grund: der Vergleich mit einem geschorenen Kopf  V. 5M-6E

 

„... denn es ist ein und dasselbe, [was die Schande betrifft,] wie wenn sie [mit dem Rasiermesser] kahlgeschoren ist; 6 denn wenn eine [verheiratete] Frau nicht [beim lauten Beten oder Weissagen] bedeckt ist, lasse sie sich auch [das Haar] abschneiden [mehr als nur anschneiden]. Wenn es aber für eine [verheiratete] Frau schändlich ist, sich [das Haar] abschneiden oder kahlscheren zu lassen, sei sie bedeckt ...“

    Schlatter: „Sie will sich tragen wie der Mann; aber sie tut es nicht ganz und will dies auch nicht ernsthaft. Bloß das Kopftuch legt sie ab. Wenn sie ihren Kopf so tragen will, wie der Mann ihn trägt, so soll sie ihr Haar nach der Sitte der Männer kurz beschneiden oder ganz abscheren. Das will jedoch die Frau nicht, sondern sie will ihr langes Frauenhaar behalten. Dann behalte sie auch das Kopftuch und mache sich nicht den Männern gleich.“

 

                        b:  Zweiter Grund: die Herrlichkeit jedes Geschlechtes  V. 7

 

„... denn der Mann ist [bei den betreffenden Handlungen] nicht verpflichtet, sich den Kopf zu bedecken, da er [als Haupt] Gottes Ebenbild und Herrlichkeit ist, [sein Abglanz]; aber die Frau ist des Mannes Herrlichkeit ...“

 

                        c:  Dritter Grund: der Ursprung jedes Geschlechtes  V. 8-10A

                            

V. 8.9: „... denn der Mann ist [ursprünglich, in der Schöpfung] nicht von der Frau, sondern die Frau vom Manne, 9 denn der Mann wurde auch nicht wegen der Frau geschaffen, sondern die Frau wegen des Mannes.“

    Schlatter: „Weil sie aus dem Mann und für den Mann geschaffen ist, steht ihr das Kopftuch zu als Zeichen ihrer Unterordnung unter ihn.“

    V. 10A: „Deswegen soll die Frau Vollmacht [exoussia] auf dem Kopf haben ...“ Exoussia dürfte hier „Zeichen der Vollmacht“ bedeuten, ein Hinweis auf die Autorität ihres Mannes über sie, entsprechend den Versen 3A und 5A:

    „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt einer Frau der Mann ... aber jede Frau, die unbedeckten Hauptes betet oder weissagt, beschämt ihr Haupt ...“

    Schlatter: „Dass sie den Kopf anders trägt als der Mann, nämlich verhüllt, das heißt Paulus ihre Vollmacht und Ermächtigung, die ihr den Zutritt zu Gott gewährt und das Recht zum Gebet verleiht, denn sie tut durch dasselbe dar, dass sie dem Willen Gottes gehorcht und das zu sein begehrt, wozu sie Gottes Schöpferordnung macht.“

 

                        d:  Vierter Grund: die Engel  V. 10E

 

„... wegen der [himmlischen] Boten.“                                                                                           

    Schlatter: „Dabei erinnert Paulus die Gemeinde daran, dass sie beim Gebet nicht nur unter sich sind, so daß sie bloß auf das zu achten hätten, was ihnen gefällt. Der Zutritt zu Gott stellt sie vor den Blick der himmlischen Geister, und diese wachen über Gottes Ordnung und haben kein Wohlgefallen an dem, was seine Schöpfung zerstört. Es ist nicht gut zu beten, dass sich der Blick der Engel mit Widerwillen vom Betenden wegwenden muss.“

    Vgl Jes 6,2; Eph 3,10; 1Tm 5,21. Jd u. 2P 2 kommen wohl nicht in Betracht.       

 

                    4:  Einschub: ein Hinweis auf das Gemeinsame der Geschlechter  V. 11.12

 

Im Herrn ist jedoch weder die Frau ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau, 12 denn ebenso wie die Frau vom Manne ist, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott.

    Die Korinther sollen wohl keine überzogenen Schlussfolgerungen ziehen.

 

                    5:  Aufforderung, selbst zu urteilen  V. 13-15

 

„Urteilt in euch selbst: Geziehmt es sich, dass eine [verheiratete] Frau unbedeckt [ohne stoffliche Bedeckung auf dem Kopf, laut] zu Gott betet? 14 Oder lehrt euch nicht die Natur [des Geschaffenen] selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar trägt [offenbar so lang wie das der Frau], es eine Unehre für ihn ist? – 15 wenn eine Frau langes Haar trägt, es eine Herrlichkeit für sie ist? – weil das lange Haar ihr für eine Bekleidung [nicht: „statt einer Bedeckung“][von Gott] gegeben ist.“

    Es dürfte das innere, natürliche Empfinden gemeint sein u.z. auf Grund der äußeren Natur: „Ist es schicklich?“ Siehe den Gebrauch des Wortes in Rm 1,26; 2,14.27; 11,21.24; Ga 4,8.

    Schlatter schreibt: „Paulus ... erwartet, daß es sich ... schon aus dem natürlichen Gefühl für sie ergebe, daß die Frau ihren Kopf bedecken soll anders als der Mann. Es ist unnatürlich, wenn zwischen einem Frauenkopf und einem Männerkopf kein Unterschied bestehen soll. Schon die Natur macht dies deutlich; denn sie gibt der Frau das lange Haar.“

    Der Ausleger Besser kommentiert (bei Dächsel): „Läßt man der Natur, der natürlichen Art und Anlage der Geschlechter, freien Lauf, so findet sich, daß dem Weibe das Haupthaar länger wächst als dem Manne; fast ausnahmslos bei allen Völkern und in allen Zeiten hat sich an dieser natürlichen Thatsache das natürliche Gefühl gebildet, wonach es dem Manne eine Unehre ist, so er lange Haare zeugt, weil es weiblicher Art gemäß ist... Paulus ... sieht in dem natürlichen Haarschmuck ein Zeichen ächter Weibeszierde, da er sagt: ‚das Haar ist ihr zur Decke gegeben’. Die Natur selbst hat dem Weibe etwas von ihrer Macht gegeben, die sie auf dem Haupt haben soll um der Engel willen, und es ist billig, daß sie zur Gabe der Natur ihres durch Gnade gezogenen Willens Ausdruck füge und ihr Haupt verhülle ...“

    MacArthur bemerkt: „Im Sinne von elementarem menschlichem Urteilsvermögen, d.h., in dem intuitiven Gefühl, was normal und richtig ist. Das männliche Hormon Testosteron beschleunigt den Haarausfall bei Männern. Östrogen bewirkt, dass das Haar der Frau länger wächst. Frauen bekommen auch im hohen Altern selten eine Glatze. In den meisten Kulturen spiegeln sich diese Körpermerkmale in der Sitte wieder, dass die Frauen längeres Haar tragen. Gott hat ihr das Haar als einen Schleier gegeben, der Zartheit, Sanftheit und Schönheit ausdrückt.

    Für die biblische Norm in der männlichen Haarlänge siehe Hes 44,20.

 

                    6:  Schlusswort  V. 16

 

Wenn aber jemand meint, rechthaberisch zu sein: Wir haben eine solche Gewohnheit nicht, [keine andere als die oben befohlene,] die [anderen] Gemeinden Gottes auch nicht.“

    Was ist hier „Gewohnheit, Sitte“?

    Paulus spricht keineswegs von der Gewohnheit, die er soeben verboten hat! Auch nicht vom Zank oder der Rechthaberei. Die Gewohnheit, die er, seine Mitarbeiter und die anderen Gemeinden nicht haben, ist das Nichteinhalten des eben Ausgeführten, nachdem man belehrt wurde.

    In dem Fall ist die Sitte, die er hier fordert, aber auch etwas Bleibendes, u.z. in „allen Gemeinden“, auch in Gegenden ohne Juden.

    Wenn die Kopfbedeckung der verheirateten Frau bei der Anbetung sowie beim Zeugnis für den Herrn zur Sitte wurde, ist es verständlich, dass sie es auch in den Gemeindezusammenkünften wurde, wo diese Handlungen im Mittelpunkt stehen, auch wenn sie selbst nicht im aktiven Sinne daran teilnehmen durfte.

 

                D:  Schlussbemerkungen

 

                    1:  Ein Zitat mit Durchblick

                      

In seinen Vorbemerkungen zur Besprechung des Textes 1Tm 2,8-15 beschreibt Prof. J. T. Beck die Zeit, in die der Apostel Paulus dieses Wort an seinen jungen Nachfolger hineinlegt. Fast hätte er unsere heutige Zeit geschildert. Die kurzsichtige Gemeinde von Heute verschönert ihren Abfall als Toleranz gegenüber Veränderung. Im Gegensatz dazu zeigt Beck, wie die Lebensweise des Evangeliums, die Paulus in seinen Briefen mit einer Unzweideutigkeit fordert, Neubekehrten in der damaligen Kultur eine neue Zukunft eröffnet.

    Becks Worte wollen mit einem aufmerksamen Sinn gelesen werden. Nicht nur wegen ihres Themas sind sie hier am Platz, sondern auch weil er ausdrücklich auf 1Kr 11 Bezug nimmt.

    „Von den Objecten des Gebets (V. 1ff) wendet sich nun der Apostel (V. 8-15) zu den betenden Subjecten [HJ: von den Gebetsanliegen zu den Betern], wobei er namentlich das Verhältniss der beiden Geschlechter in gottesdienstlicher Beziehung würdigt. Im Heidenthum – und auch im damaligen Judenthum – war das Geschlechtsverhältniss gerade vielfach zerrüttet. Es galt nun, dasselbe dem neuen Geist entsprechend zu ordnen; und indem dies hier dem Zusammenhang gemäss an die gottesdienstlichen Beziehungen anknüpft, sollte von diesen aus als der Pflanzschule des christlichen Lebens auch die häusliche Stellung von Mann und Weib in den richtigen Gesichtspunkt gebracht werden. Daher greifen dann auch, namentlich von V. 12 an (Vgl V. 13.), die Bestimmungen in das häusliche Leben hinein.

    Solche Ordnungen galt es besonders in üppigen Handelsstrichen [HJ: zu erwähnen], wozu die kleinasiatischen und griechischen Küstenländer gehörten (Vgl 1Kr 11.). Da herrschte ein lockeres und laxes Verhältniss zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht, was auch in gottesdienstlichen Missbräuchen zum Theil grell zu Tage kam und so auch noch in gottesdienstlichen Versammlungen der Christen nachwirken musste (Vgl abermals 1Kr 11.). Die geistige Würde insbesondere, in welcher das weibliche Geschlecht mit dem männlichen auf einmal durch das Christenthum sich gleichgestellt fand, konnte von dem ersteren leicht missbraucht werden zu einem die Naturgesetze der Weiblichkeit vergessenden Benehmen. Und jederzeit macht sich beim weiblichen Geschlecht ein neu erwachtes Gefühl der eigenen Bedeutsamkeit am gernsten eben durch das geltend, worauf V. 9-15 reflectiert, theils durch putzsüchtiges und redseliges Hervordrängen im öffentlichen Leben, theils im häuslichen Leben durch eine Selbstständigkeitssucht, womit sich das Weib über das natürliche Verhältniss zu Mann und Kindern wegsetzen will. Beides aber ist eine dem Ordnungsgeist des Christenthums zuwider laufende Unordnung. Nach diesen Seiten hin regelt dann der Apostel das Geschlechtsverhältniss.“

 

                    2:  Für Andersdenkende

                      

Sollte jemand die Richtigkeit dieser Ausführungen bezweifeln, so mache er folgendes:

                        .  Er prüfe sich, ob er bereit ist, nur auf dem Boden der Heiligen Schrift zu stehen, oder ob er meint, auf die Meinung von Menschen noch Rücksicht nehmen zu müssen.

                        .  Sollte das erstere der Fall sein, so teile er uns seine Gründe mit, denn wir sind nur zu bereit, in der Erkenntnis der Schrift zuzunehmen.

                        .  Inzwischen wollen wir nach Rm 14 handeln: Ein jeder sei seiner Meinung gewiss und achte in Liebe die des anderen, die sich auf das ewige Wort gründen will.

 

        h.  „Eine Sache gegen einen haben

 

            I:  Mt 5,23.24

 

„Wenn du also dabei bist, deine Gabe auf den Altar darzubringen und dort eingedenk wirst [die Nähe Gottes im Tempelareal hat dein Gewissen geweckt], dass dein Bruder eine Sache gegen dich hat [und zwar zu  Recht; weil du dich an ihm versündigt hast, hat er Grund, dich vor dem Gesetz anzuklagen], 24 lass deine Gabe dort vor dem Altar und gehe hin; söhne dich zuerst aus mit deinem Bruder [deine Schuld bekennend]. Und dann komm und opfere deine Gabe.“

    Zwei Personen stehen vor uns, der von Jesus Angesprochene (A) und sein israelitischer Bruder (B). Jesus sagt nicht, A hat „gemerkt“, dass B ihn nicht mag, sondern dass A sich einer Verschuldung gegen seinen Bruder bewusst wird, worüber jener sich beklagen könnte. Vielleicht hat die heilige Atmosphäre des Gotteshauses das Gewissen geweckt. Jesus unterweist A, wie er sich in einem solchen Fall verhalten soll.

    Jesus meint, was er sagt: A wird „eingedenk“, dass B „eine Sache“ gegen ihn hat. Es geht um eine wirkliche Sache, eine Klage, die man in Gegenwart von anderen vorbringen könnte. Man „hat“ sie. Wir haben uns bei dem Ausdruck „etwas gegen einen haben“ so daran gewöhnt, an Gefühle zu denken, dass uns der wirkliche und objektive Sachverhalt entgehen will. A hat sich wirklich verschuldet. Deshalb ist er es, der seinem Bruder Versöhnung mittels Gutmachen schuldet.

    Nehmen wir andererseits an, A, beim Bringen seiner Gabe, erinnert sich nicht an eine Schuld gegenüber B, meint aber gemerkt zu haben, dass B in seinem Inneren ihm eine Schuld vorhält. Weil er sich jedoch keiner Schuld bewusst ist, dürfte er eigentlich seinen Tempelgang zum Abschluss bringen. Das verbietet Jesus ihm nicht. Er kann aber hinterher B gelegentlich ansprechen und fragen, ob er in irgend einer Weise an ihm schuldig geworden sei.

 

            II:  Mk 11,25

 

Wie B sich in einem solchen Fall verhalten soll, dazu hat Jesus ebenfalls ein Wort: „Und wenn ihr steht und betet, vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt [weil er sich versündigt hat], damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretungen vergebe.“

    Auch Paulus hat ein Wort für Gläubige, die meinen, sie seien von Mitgläubigen in ungerechter Weise behandelt worden. Den Kolossern sagt er (3,12.13):

    „Zieht ... an als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, 13 einander ertragend und euch gegenseitig ‹in gnädiger Weise› vergebend, wenn jemand eine Klage gegen einen hat: So, wie der Christus euch ‹in gnädiger Weise› vergab, so [tut] auch ihr es.“

    Den streitenden Korinthern sagt er (1Kr 6,7): „Weshalb lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?“ Wenn sie aber meinen, auf ihr „Recht“ bestehen zu müssen, weist er sie an, wie es zu machen ist.

    Jakobus mahnt (5,9): „Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht verurteilt werdet. Siehe, ein Richter steht vor der Tür.“

 

            III:  1Kr 6,1-8

 

An ein weltliches Gericht dürfen Brüder sich auf keinen Fall wenden, um ihr Problem zu lösen: „Wagt jemand von euch es, wenn er eine Sache gegen einen anderen hat, vor den Ungerechten gerichtet zu werden und nicht vor den Heiligen? 2 Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn die Welt von euch gerichtet wird, seid ihr der kleinsten Gerichte[15] unwürdig? 3 Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Wie viel mehr die ‹Angelegenheiten› des ‹irdischen› Lebens! 4 Wenn ihr also ‹Angelegenheiten› des ‹irdischen› Lebens zu richten habt, die in der Gemeinde Geringgeschätzten, die setzt ein. 5 Zur Beschämung sage ich es euch.

    [Ist es] so, dass unter euch nicht ein Weiser ist, nicht einer, der zwischen Brüdern entscheiden könnte? 6 – sondern Bruder geht mit Bruder zum Gericht, und das vor Ungläubigen?[16]

    7 Also: Es ist überhaupt schon ein Schaden unter euch, dass ihr Gerichtsverfahren miteinander führt. Weshalb lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen? 8 Dagegen übt ihr Unrecht und Übervorteilung, und das an Brüdern!

    Genau was teilt uns der Apostel hier mit?

 

                A:  Er leitet ein mit vier Fragen.  V. 1-3

 

Das Mittel der Frage setzt der Lehrer Paulus zu Anfang ein als besser geeignet, sein seelsorgerliches Ziel hier zu erreichen.

 

                    1:  „Wagt jemand von euch es?“  V. 1

 

„Wagt jemand von euch es, wenn er eine Sache gegen einen anderen hat, vor den Ungerechten gerichtet zu werden und nicht vor den Heiligen?“

                        .  „Wagt jemand ...“ Es braucht Mut, meint Paulus, sich zu entwürdigen.

                        .  Und wenn es auch nur einer ist, „jemand von euch“, es ist einer zu viel.

                        .  Die „Ungerechten“ sind die Nichtchristen. Als Ungerechte sind sie nicht fähig, unter „Gerechten“ Recht zu sprechen.

                        .  Die Heiligen sind die Christen. Gegenübergestellt werden „Ungerechte“ und „Heilige“.

                        .  Suchen sie also tatsächlich bei Ungerechten – die das Gesetz Gottes nicht einhalten – das Recht und nicht bei von Gott selbst Gerechtfertigten, ja, sogar Geheiligten? Die „Weisheit“ der Korinther stellt sich einmal wieder als Torheit heraus. Vgl auch Da 7,22.                       

 

                    2:  „Wisst ihr nicht?“   V. 2A

 

„Wisst ihr nicht, dass die Heiligen [zusammen mit ihrem Haupt] die Welt [von der ihr das Recht einholen wollt, einmal] richten werden?“

    Da 7,22; Mt 12,41; 19,28; Rm 8,17; 2Tm 2,12; Off 2,26.27

    Die Heiligen stehen über der Welt, der geringste Christ also über dem vornehmsten der Welt – in Christus.

 

                    3:  „Und wenn die Welt von euch gerichtet wird ...?“   V. 2M

 

„Und wenn die Welt [einmal] von euch gerichtet wird, seid ihr der kleinsten Gerichte unwürdig?“

    Es kann auch heißen: „in euch gerichtet“. Kling, Braune u. Braune meinen, „die Richtenden werden als eine Versammlung vorgestellt, in der die Urteilsprechung vor sich geht.“ Der Ausdruck könnte sich auch, nach Grosheide, auf die Gläubigen als Zuschauer beim Gericht des Christus beziehen.

    Da der zweite Satzteil jedoch an Rechtsentscheidungen denken lässt, wird das Erste wohl eher der Fall sein. Der Kontrast ist dann offensichtlich.

 

                    4:  Noch einmal: „Wisst ihr nicht?“   V. 3

 

„Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“

    Sogar über die himmlischen Boten werden einmal Christen gestellt werden. Vgl Heb 2,5-8.

    Eventuell ist gemeint: „über sie regieren werden“, wie im Buche Richter.

    Der fünfte Satz, der sich hier anschließt, ist halb Frage, halb Aussage und setzt der einleitenden Argumentation einen Punkt. Das Ziel der Fragen ist erreicht; die Antwort ist da.

    Es muss aber noch Ermahnung nachgereicht werden.

 

                B:  Einige Rügen  V. 4-8

 

                    .  V. 4: „Wenn ihr also ‹Angelegenheiten› des ‹irdischen› Lebens zu richten habt, die in der Gemeinde Geringgeschätzten, die setzt ein.“ (Der Satz scheint nicht als Aussage noch als Frage verstanden zu werden, sondern als Aufforderung.) 

    Die korinthische Gemeinde steht in starkem Gegensatz zur ersten Gemeinde in Jerusalem (Ag 4,32).

    Die „Geringgeschätzten, am wenigsten Angesehenen“, sind nicht „die Schwachen in der Gemeinde“. Der Ausdruck kann sich auch kaum auf die weltlichen Verantwortlichen beziehen, für die Paulus in der Regel Achtung aufbringt; und die Korinther schätzten sie ebenfalls nicht gering, denn sie gingen ja zu ihnen.

    „Die setzt ein“, [‚wenigstens] die. Und ihr habt ja solche unter euch. Die sind die richtigen, um Kleinigkeiten zu schlichten. Andererseits wären solche immerhin noch würdiger als weltliche Richter, denn die am wenigsten Angesehenen in der Gemeinde stehen ja höher als Ungläubige, und als Christen sind sie solche, die eines Tages Engel richten werden; dann müssten sie auch imstande sein, irdische Fragen zu regeln. Aber so weit seid ihr ja noch nicht.’

    V. 4 als Aussage aufzufassen ist im Blick auf V. 5 schwierig, da dort angedeutet wird, dass die Korinther nicht einmal daran gedacht hatten, ihre Rechtsfragen unter sich zu klären. Die Frage ab 5M zeigt die Ironie in V. 4, da die Korinther offensichtlich nicht imstande waren zu tun, was sie tun sollten. Vgl. V. 6.

 

                    .  V. 5A: „Zu eurer Beschämung spreche ich [und nicht im Sinne einer Anordnung, damit ihr wirklich Unfähige zu Schlichtern bestellen solltet].“

    Wollte er Anweisungen über ein Gemeindegericht erlassen, dann käme nach V. 6 „ein Weiser“ als Richter in Frage.

 

                    .  V. 5M: „[Ist es] so, dass unter euch nicht ein Weiser ist [der richtige Pfeil für die „weisen“ Korinther], nicht einer, der zwischen Brüdern entscheiden könnte?“

    ‚Nicht einer, der genügend Weisheit besäße, eine Bagatelle zu beurteilen? So wie es zur Zeit steht, fehlt es nicht nur bei den weniger Angesehenen an fähigen Schlichtern, sondern bei allen, denn ihr geht ja mit euren zwischenmenschlichen Problemen zur Welt um Hilfe.’

 

                    .  V. 6: „– sondern Bruder geht mit Bruder zum [weltlichen] Gericht, und das vor Ungläubigen!“ – etwas Unvorstellbares, denn „Bruder“ ist der Inbegriff der Solidarität, und davon kommt der allgemein bekannte Begriff „Bruderliebe“. Wenn beide dazu Kinder Gottes sind und Jünger des Christus, ist das alles potenziert der Fall.

 

                    .  V. 7A: „Also: Es ist überhaupt schon ein Schaden unter euch, dass ihr Gerichtsverfahren miteinander führt.“

Es ist also für Christen nicht angebracht, „Gerichtsverfahren miteinander“ zu führen. Es ist ein Schaden im Gegensatz zum gesuchten Gewinn, ein Versagen, eine Niederlage, bereits bevor ihr zum Gericht geht.

 

                    .   V. 7M: „Weshalb lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?

Da beginnt der Friede. Das wäre der Weg Christi, der vorschrieb:

    „... von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.“ Und dem Knecht, der nur um Geduld bat, bis er alles bezahlt hätte, schenkte er die ganze Schuld: Erbarmen über Erwarten.

 

                    .  V. 8: „Dagegen übt ihr Unrecht und Übervorteilung, und das an Brüdern!“ Sie begingen also gleich zwei Fehler: Sie stritten, und sie taten es vor Ungläubigen.

    Dass die Korinther keinen verständigen („weisen“) Richter aufzuweisen haben, ist nicht nur Beschämung, sondern zugleich Anfrage: Sind sie, im Blick auf die V. 2.3, echte Christen?

 

                C:  Zusammenfassende Wegweisung für streitende Brüder

 

                    .  Man sei bereit zu vergeben wie Gott uns vergab.

                    .  Wenn die Bereitschaft dazu fehlt, bringe man die Sache vor einen oder mehrere ebenfalls gläubige Schlichter.

                    .  Auf jeden Fall gehe man nicht zu einem weltlichen Gericht.

 

            IV:  Ag 16,35-40

 

„Als es Tag geworden war, sandten die Stadtrichter die Gerichtsdiener[17]:

    ‚Lass jene Menschen frei’, sagten sie.

    Der Gefängniswärter berichtete diese Worte dem Paulus: ‚Die Stadtrichter haben [die Anweisung] gesandt, dass ihr freigelassen werden sollt. Geht also nun hinaus und zieht hin in Frieden.’

    Aber Paulus sagte zu ihnen: ‚Nachdem sie uns öffentlich, ohne eine [gerichtliche] Verurteilung, geschlagen hatten, [uns] Männer, die Römer sind, warfen sie uns ins Gefängnis, und nun tun sie uns heimlich hinaus? Keineswegs! – sondern sie sollen selbst kommen und uns hinausführen.’

    Die Gerichtsdiener berichteten diese Dinge[18] den Stadtrichtern. Und sie fürchteten sich, als sie hörten, dass sie Römer waren. Und sie kamen und redeten ihnen zu. Und sie führten sie hinaus und ersuchten sie, aus der Stadt zu gehen. Sie gingen aus dem Gefängnis und gingen zur Lydia. Und sie sahen die Brüder, redeten ihnen zu und zogen fort.“ 

    Erst nachdem Paulus und Silas unter Beweis gestellt haben, dass es nicht um sie selbst ging, um ihre eigene Haut, bestehen sie auf Gerechtigkeit.

    Das Gehen vor Gericht mit einem Ungerechten verbietet der Apostel den Korinthern nicht. Hier hatte er eine schwere Sache gegen die Stadtrichter Philippis. Doch geht er in diesem Fall nicht vor Gericht gegen sie, sondern schlägt einen mittleren Weg ein: Man soll wenigstens eingestehen, dass man gesetzwidrig gehandelt hatte. Auch anschließend schlagen sie einen mittleren Weg ein. Einerseits verlassen sie nicht die Stadt, wie sie gebeten waren. Andererseits halten sie sich aber auch nicht provozierend lange mehr in ihr auf.

    Wir lernen: Christen sind Salz und fördern die Gerechtigkeit im Lande, sind aber auch bereit, Ungerechtigkeit hinzunehmen. Dazwischen ist jede Situation abzuwägen, wie man sich am besten zur Ehre Gottes und zur Förderung seiner Sache verhalten soll. 

 

        i.  Das Thema der Gewaltanwendung gegen Menschen

 

            I:  Die Problematik

 

Einer meiner Hochschullehrer schrieb: „In der Welt und doch nicht von der Welt zu sein, ist immer ein Hauptproblem der Gemeinde Jesu Christi gewesen... In der Welt und doch nicht Teil von ihr zu sein, bedeutet für die Gemeinde Spannung, Widerstreit und Märtyrertum. Am schwierigsten gestaltet sich das Verhältnis Gemeinde – Welt in der Frage des Krieges... Viele merken mit Niebuhr und anderen, dass die Gemeinde ‚gegen die Welt’ sein muss, um die Welt zu retten.“

 

            II:  Gewaltanwendung im AT

 

                A:  Gott kann Menschen gebrauchen, Gewalt gegen andere Menschen anzuwenden.

 

1M 9,6: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.“

    15,16: „... und das vierte Geschlecht wird hierher zurückkehren; denn die Ungerechtigkeit des Amoriters ist noch nicht voll.“ Die Verbindung Rückkehr der Kinder Abrahams und Gericht über die Amoriter ist interessant. Offenbar gebraucht Gott das Erste, um das Zweite zu erreichen.

    Dem König von Assyrien sagt Gott (Jes 37,26.27): „Hast du nicht gehört, dass ich von Ferne her es gewirkt und von den Tagen der Vorzeit her es gebildet habe? Nun habe ich es kommen lassen, dass du feste Städte verwüstest zu öden Steinhaufen. Und ihre Bewohner waren machtlos. Sie wurden bestürzt und beschämt. Sie waren wie grünes Gewächs des Feldes und grünes Gras, wie Gras der Dächer und Korn, das verbrannt ist, ehe es aufschießt.“

 

                B:  Gott kann ohne menschliche Beteiligung dem Menschen mit Gewalt vergelten.

 

1M 3,22-24: „Und der HErr, Gott, sagte: ‚Siehe: Der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu kennen Gutes und Böses, und nun – dass er nur nicht seine Hand ausstrecke und nehme auch von dem Baum des Lebens und lebe in Ewigkeit!“ – 23 da schickte der HErr, Gott, ihn aus dem Garten Eden, damit er dem Erdboden diene, von dem er genommen war; 24 ja, er trieb den Menschen aus und ließ gegen Osten vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des Schwertes, das sich kreist, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewahren.“

    Jes 37,36: „Und ein [himmlischer] Bote des HErrn zog aus und schlug in dem Lager der Assyrer hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und als man des Morgens früh aufstand, – siehe! – da waren sie allesamt Leichen.“

 

                C:  Gewaltanwendung in Israel als Volk Gottes

 

Zwei Aspekte sind hier wegweisend: Israel ist ein irdisches Volk, im eigenen Lande ein irdischer Staat. Hinzu kommt, dass das Heil Gottes, das der Messias erst bringt, noch nicht da ist. Gott regelt die Beziehung zu ihm selbst und die der Israeliten unter einander durch das mosaische Gesetz. Das neue Leben durch den Heiligen Geist ist noch eine Verheißung. Dieses Gesetz sah die Gewalt vor als letzte Ordnungsmaßnahme. Diese Gewalt wurde innerhalb der Grenzen Israels wie auch an seinen Grenzen angewendet. Das wird im neuen Volk des Messias anders.

 

            III:  Gewaltanwendung im NT

 

                A:  Wie stand Jesus zur Gewaltanwendung gegen Menschen?

 

                    1:  In seinen Reden

 

                        .  Mt 5,9: „Selige sind die Friedensstifter! Sie werden nämlich Söhne Gottes genannt werden.“

Ein echter Friedensstifter hat zuerst Frieden mit seinem Gott, ist mit ihm versöhnt und steht nicht mehr in Gefahr, in das Gericht Gottes zu kommen. Sodann lernt er, diesen Frieden in seinem Leben und in seinen Beziehungen zu anderen walten zu lassen. Er hält sich aus den Streitereien der Nichtchristen heraus, seien sie klein oder groß.

    In den Versen 10-12 fügt der Herr hinzu: „Selige sind die, die verfolgt worden sind wegen [der] Gerechtigkeit! – weil ihnen das Königreich der Himmel gehört. Selige seid ihr, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und jedes böse Wort gegen euch reden meinetwegen, dabei [aber] lügen. Freut euch und frohlockt, weil euer Lohn in den Himmeln groß ist; denn so verfolgten sie die Propheten, die vor euch [waren].“

    

                        .  V. 38-40: „Ihr hörtet, dass gesagt wurde: ‚Auge für Auge’ und: ‚Zahn für Zahn.’ {2M 21,24; 3M 24,20}

39 Aber ich sage euch: Dem Bösen ist nicht Widerstand zu leisten, sondern wer immer dich auf deine rechte Wange schlagen wird, ihm kehre auch die andere zu. 40 Und dem, der mit dir rechten und dein Leibhemd nehmen will, überlasse auch den Mantel.

   

                        .  Lk 6,27-30: „Jedoch euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde. Tut wohl denen, die euch hassen. 28 Segnet, die euch fluchen, und betet für die, die euch beleidigend behandeln. 29 Dem, der dich auf die Wange schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir das Oberkleid nimmt, verwehre auch das Leibhemd nicht. 30 Gib aber jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.

 

                    2:  In der Tempelreinigung

 

Jh 2,13-16: „Und das Passa der Juden war nahe, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. 14 Und er fand in der Tempelstätte die Rinder- und Schaf- und Taubenverkäufer und die Geldwechsler sitzen. 15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus der Tempelstätte hinaus, auch die Schafe und die Rinder. Und die Münzen der Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um.

    16 Und zu den Taubenverkäufern sagte er: ‚Schafft diese Dinge weg von hier! Macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhaus!’

 

                    3:  Im Bereich der zwei Reiche

 

Jh 18,36: „Jesus antwortete: ‚Mein Königreich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königreich von dieser Welt wäre, hätten meine verantwortlichen Diener gekämpft[19], damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun ist mein Königreich aber nicht von hier.’

    Für die Sache des Messias werden keine Waffen eingesetzt.

 

                    4:  Beim empfohlenen Schwertkauf  Lk 22,35-38

 

„Und er sagte zu ihnen: ‚Als ich euch sandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, littet ihr an etwas Mangel?’

    Sie sagten: ‚An nichts.’

    36 Er sagte also zu ihnen: ‚Jedoch nun: Wer einen Beutel hat, nehme ihn, gleicherweise auch eine Tasche, und wer nicht hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert, 37 denn ich sage euch, dass noch dieses, das geschrieben ist, an mir ausgeführt werden muss: Und er wurde unter die Gesetzlosen gerechnet {Jes 53,12}; – denn auch das, was mich betrifft, hat ein ‹Ziel und› Ende.’

    38 Sie sagten: ‚Herr, siehe! Hier sind zwei Schwerter.’

    Aber er sagte ihnen: ‚Es ist genug.’

 

                        a:  In diesem Gespräch tut der Herr zuerst einen Blick in die Vergangenheit.  V. 35

 

„Und er sagte zu ihnen: ‚Als ich euch sandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, littet ihr an etwas Mangel?’

    Sie sagten: ‚An nichts.’“

 

                        b:  Die Ankündigung als solche  V. 36

 

„Er sagte also zu ihnen: ‚Jedoch nun: Wer einen Beutel hat, nehme ihn, gleicherweise auch eine Tasche, und wer nicht hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert ...“

 

                            I:. Zur Formulierung

 

                                A:. „die Schuhe“

                                       

Es fällt auf, dass, im Gegensatz zum Einstiegswort in V. 35, die Schuhe jetzt in der Ankündigung fehlen, möglicherweise zwecks Kurzhaltung, da es sich wohl grundsätzlich überhaupt um Versorgung handelt. Vgl 1Tm 6, wo Bedeckung sowohl Obdach als Kleidung einschließt. Auch in Mt 25 im Gleichnis vom Endgericht wird in der Wiederholung gekürzt erzählt.

 

                                B:. „gleicherweise“

                                       

Bei der Erwähnung der Tasche ist die Frage: Bezieht sich „gleicherweise“ nur auf das Nehmen oder auch auf die Bedingung: „Wer einen Beutel hat“?

    Die „Tasche“ war ein allgemeiner Behälter, konnte auch ein Korb sein. Möglicherweise setzt Jesus voraus, dass, im Gegensatz zu einem Geldbeutel, wohl jeder einen solchen Behälter hatte. Mit einer Ergänzung könnte man dann lesen:

    „Wer einen Beutel hat, nehme ihn, gleicherweise [nehme er] auch eine Tasche [die er wahrscheinlich hat] ...“

 

                                C:. „wer nicht hat“

                                       

Im zweiten Satz heißt es im Grundtext schlicht: „wer nicht hat“, wobei sich die Frage erhebt: Was denn? Liegt die Antwort im Vorangehenden oder im Nachfolgenden?

    Im zweiten Fall wäre es das Schwert. Aber Vincent meint, das Wort liege zu weit entfernt, als dass darauf Bezug genommen werden könnte; das Vorangehende liege näher. Er will also mit Ergänzung lesen:

    „Wer einen Beutel hat, nehme ihn, gleicherweise auch eine Tasche, und wer nicht [eine Tasche bzw Beutel noch Tasche] hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert“.

    Doch ist dieser Vorschlag auch nicht problemfrei. Erstens wäre die Frage, ob es nur die Tasche sein sollte oder die Tasche und der Beutel, die man nicht hätte. Solange diese Frage nicht gelöst ist, kann man auch nicht Jesu Wort nachkommen, ein Schwert zu kaufen.

    Es liegt hier aber noch ein zweites Problem vor. Nehmen wir an, es beziehe sich auf Beutel sowohl als Tasche, was etwas näher liegen würde, da es sich wohl grundsätzlich um Versorgung handelt; dann hätte Jesus befohlen, im Falle, dass man keinen Vorrat habe (also nichts zu essen und auch keine Mittel, sich Speise zu verschaffen), solle man auch noch das Oberkleid abgeben zum Verkauf, um sich ein Schwert anzuschaffen. Wie lange könnte man sich unter solchen Umständen verteidigen? Und gesetzt den Fall, man käme nun zu einem Versorgungsbehälter mit Inhalt, solle man dann das Schwert abgeben? – denn die Voraussetzung, an eines zu kommen, war ja Mangel an Vorrat.

    Man sieht also, wie einfach es sich Grammatiker manchmal machen. Das Leben richtet sich nicht immer nach unseren grammatischen Vorstellungen. Viel natürlicher ist also der Bezug auf das Schwert, auch wenn es am Ende des Satzes liegt. Das ist auch für die griechische Grammatik kein unüberwindliches Hindernis. Man würde dann mit Ergänzung lesen:

    „... und wer nicht [ein Schwert] hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert ...“

    Jesus würde demnach den Jüngern mitteilen: Künftig wären Finanzen, Lebensvorrat und Schwert unverzichtbar für seine Gesandten.

    Was hat er wirklich damit gemeint?

 

                            II:. Zur Bedeutung

 

                                A:. Eine Schwierigkeit

                                       

Es liegt auf der Hand: Das eigentliche Problem ist das Schwert. Die Sendboten des Messias sollen bei ihrem Auftrag, seine Botschaft hinauszutragen, eines bei sich haben.

    Ob das Reich Christi das einzige in der Geschichte ist, das sich ohne Schwert ausdehnt, sei dahingestellt. Wenn Lk 22,36 unklar ist, folgende Stellen sind es nicht:

    Jh 18,11: „Darauf sagte Jesus zu Petrus: ‚Stecke dein Schwert in die Scheide! Den Becher, den der Vater mir gegeben hat, soll ich ihn nicht trinken?’“

    V. 36: „Jesus antwortete: ‚Mein Königreich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königreich von dieser Welt wäre, hätten meine verantwortlichen Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun ist mein Königreich aber nicht von hier.’“

    Rm 15,30-32A: „Ich rufe euch aber auf, Brüder, durch unseren Herrn, Jesus Christus, und durch die Liebe des Geistes, zusammen mit mir zu ringen in Gebeten für mich zu Gott, damit ich befreit werde von den im Unglauben Ungehorsamen in Judäa und damit mein Dienst, der für Jerusalem ist, den Heiligen wohlangenehm werde, damit ich mit Freude zu euch komme durch den Willen Gottes ...“

    2Kr 6,3-10: wobei wir keinerlei Anstoß geben, damit der Dienst nicht bemakelt werde, sondern in allem weisen wir uns aus als Diener Gottes in viel Ausdauer – unter Druck, in Nöten, in Ängsten, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Arbeiten ‹und Mühen›, in Wachen, in Fasten; in Reinheit, in Kenntnis, in Geduld, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe, mit dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken; durch Herrlichkeit und Unehre, durch böses Gerücht und gutes Gerücht, als ‘Irreführende’ und Wahrhaftige, als Unbekannte und ‹Wohl›erkannte, als Sterbende, und – siehe! – wir leben, als Gezüchtigte und nicht Getötete, als Betrübte, aber immer sich Freuende, als Arme, aber viele reich Machende, als nichts Habende und alles Besitzende.“

    10,3-5: „... denn [obgleich] wir im Fleisch wandeln, führen wir Krieg nicht nach dem Fleisch, denn die Waffen unserer Kriegführung sind nicht fleischlich, sondern kräftig ‹durch› Gott zum Abreißen von Festungen. Dabei stürzen wir Vernunftschlüsse und jede Höhe, die sich gegen die Kenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken gefangen in den Gehorsam Christi ...“

    Eph 6,17: „und nehmt ‹in Empfang› den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das das Wort Gottes ist.“

    Of 12,10.11: „Und ich hörte eine große, ‹laute› Stimme im Himmel sagen: ‚Jetzt ist das Heil und die Kraft und die Königsherrschaft unseres Gottes geworden und die Autorität seines Gesalbten, weil der Verkläger unserer Brüder niedergeworfen ist, der sie verklagte vor unserem Gott Tag und Nacht. Und sie überwanden ihn kraft des Blutes des Lammes und kraft des Wortes ihres Zeugnisses und liebten nicht ihre Seele bis zum Tode.’“

    Christi Reich wird also nicht mit irdischer Waffe verbreitet.

   

                                B:. Ein erster Lösungsversuch

                                       

Könnte Jesus aber gemeint haben, für die Verbreitung seiner Botschaft käme das Schwert nicht in Betracht, für die Selbstverteidigung im gewöhnlichen Leben dagegen wohl? Zweierlei liegt diesem Gedanken im Wege.

    Einmal ist jeder Christ immer, Tag aus Tag ein, ein Gesandter Jesu Christi. Leben und Dienst können nicht getrennt werden.

    Aber auch wenn man es tun wollte: In V. 35 sprach Jesus von der Sendung seiner Jünger. Dieser Rahmen bleibt in V. 36. Nur das Verhalten ändert sich, u.z. weil der Meister eine Veränderung erlebt. Als Gesandte sollen sie sich also ein Schwert besorgen, denn von nun an haben sie es nötig.

    Wenn aber die eben angeführten Stellen zeigten, dass das irdische Schwert für die Sendung der Jünger eben nicht nötig sei, kann hier die Lösung nicht liegen.

 

                                C:. Ein zweiter Lösungsversuch

                                       

Wenn nun die Notwendigkeit des Schwertes bleibt, sie es aber doch nicht im üblichen Sinne verwenden sollen, hat Jesus, wie so oft, an eine geistliche Bedeutung gedacht? Dachte er etwa an das Schwert des Geistes (Eph 6,17) oder das des Gebets (Rm 15,30)? Das scheint in der Tat die einzige Lösung zu sein.

    Doch wird es auch hier schwierig. Das geistliche Schwert wird nicht „gekauft“. Wollte man einwenden, das sei im Sinne von Jesu Wort an Laodikea gemeint, so ist an einen Unterschied zu erinnern: Jene Werte in der Of 3 sollen tatsächlich nach Darangeben alles anderen angeeignet werden. Die Waffen, die wir in Empfang nehmen, sind aber nicht unser Eigentum. Das Wort ist Gottes, das Schwert des Geistes, und wird uns, nach dem Grundtext, „dargeboten“, zum Gebrauch gereicht.

    Aber auch wenn dieses Argument wegfiele: Das Schwert in unserem Text ist ein Glied in einer Reihe von irdischen Gegenständen (Beutel, Tasche, Obergewand, Schwert) und kann schwerlich von den anderen abgekoppelt und vergeistigt werden.       

 

                                D:. Ein dritter Lösungsversuch

                                       

Es bleibt noch ein anderer Weg, der beschritten worden ist. Die Schrift kennt nämlich nicht nur das eiserne und das geistliche Schwert, sondern auch das im übertragenen Sinne.

   

                                    .  Hier zeigen uns die Worte Jesu, unmittelbar zuvor gesagt, den Weg. Wie oben bemerkt: Die Vokabeln ‚Beutel’ und ‚Tasche’ scheinen gebraucht zu werden als Hinweise auf die leibliche Versorgung.

    Godet schrieb: „Bis jetzt hatten die Jünger vermöge der Gunst, in welcher Jesus bei dem Volke stand, verhältnismäßig leichte Zeit gehabt; aber der große entscheidende Zusammenstoß mit den jüdischen Behörden war im Begriff loßzubrechen, und wie hätten die Apostel nicht den Rückschlag davon während ihrer ferneren Laufbahn erfahren sollen? Mit diesem Gedanken ist der Herr beschäftigt.“

    Als die Jünger von Jesus ausgesandt waren, kamen sie überall als Vorboten des bekannten Lehrers Jesus, „von Gott gesandt“, der ebenfalls selbst bald nachkommen werde. Auch wenn sich hier und da Widerstand zeigte, fanden die neuen Apostel immer wieder Aufnahme, wurden sie versorgt, und Jesus schützte sie.

    Das sollte mit der eindeutigen Verwerfung des Meisters anders werden, denn „ein Sklave und Diener ist nicht größer als sein Herr. Verfolgten sie mich, werden sie auch euch verfolgen“ (Jh 15,20). Und nach ihres Herrn Auferstehung, wenn sich ihre Sendung fortsetzte, würden sie einen „gekreuzigten Messias“ verkünden – unter wiederholtem und hartem Widerstand. Auch sollte im Verlauf der Sendungserfüllung der bekannte Boden Israels verlassen und der der „Völker“ betreten werden. Kurzum: In den neuen Umständen müssten sie Vorsorge für das irdische Wohl treffen, bereit sein, wie Paulus, das tägliche Brot zu verdienen.

    Natürlich blieben die Verheißungen des göttlichen Beistandes, die ja bereits während des alten Bundes gegeben waren. Dennoch würde es im Verhältnis künftig nicht mehr so einfach sein wie in ihrer „Lehrlingszeit“.

   

                                    .  Nun gehört zu unserem irdischen Wohl zweierlei (1Tm 6): Nahrung und Bedeckung bzw Schutz. Wenn der Geldbeutel und die Vorratstasche für das erste standen, könnte das Schwert im übertragenen Sinne für den Schutz stehen, wie in Rm 13 (V. 4), den die Boten Jesu auch gelegentlich in Anspruch genommen haben (Ag 16,37; 21,39; 25,11). Jeder Christ ist ein Gesandter des Evangeliums (Rm 1,5). Als Sendender steht Jesus zu ihm (Mt 28,20). Und doch ist er dafür verantwortlich, nach bestem Vermögen Vorsorge zu treffen für Speise und Schutz aller Art.

    So gefährlich ist die Welt, in die Jesus sendet (Mt 10), dass der Jünger bereit sein muss, Prioritäten zu setzen und den einen Schutz für einen anderen herzugeben, das „Oberkleid“ für „ein Schwert“, denn ohne Verzicht irgend welcher Art geht es nicht. Wer nämlich sein „Oberkleid verkauft“, um sich ein „Schwert“ anzuschaffen, hat das Kleid nicht mehr. Wer im Kampf für den Herrn seinen Mann stellen will, wird auf weniger wichtige Bequemlichkeiten verzichten (auch wenn sie sonst für lebenswichtig gehalten werden), um jene Mittel einzusetzen, die der Herr dann zur Verfügung stellt und etwas ausrichten können.

    Ein Gedanke von Dächsel: „Daß das nun gleichwohl nicht ein mit dem Schwerte Dreinschlagen bedeute, das zeigt klar und bestimmt genug der Vorgang in V. 49-51; die rechte Anwendung dagegen ergiebt sich aus dem Verhalten St. Pauli, als er vor dem Landpfleger Festus es ablehnte, sich von dem Hohenrath in Jerusalem richten zu lassen, und sich auf den Kaiser berief (Ag 25,9.10), gleichwie er früher schon mehrmals das ihm zur Seite stehende römische Bürgerrecht geltend gemacht hatte (Ag 16,37; 22,25.26).“

 

                        c:  Die Begründung

                               

V. 37: „... denn ich sage euch, dass noch dieses, das geschrieben ist, an mir vollendet werden muss: ‚Und er wurde mit den Gesetzlosen gerechnet’; denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung.“

 

                            I:. Warum treten für die Jünger demnächst neue Lebensverhältnisse ein?

 

Für die Jünger treten neue Lebensverhältnisse ein, weil für ihr Meister ein Lebensabschnitt zu Ende geht. Das erfahren wir aus dem zweimaligen Gebrauch des Begriffes „vollenden“. Wir erfahren es auch aus dem Todesurteil, das ihn treffen soll. Dennoch ist im unmittelbaren Zusammenhang des zitierten Textes von einem Weiterleben des Zu-Ende-Gebrachten die Rede.

 

                            II:. Was lernen wir aus dieser Begründung?

 

                                .  Das Los des Jüngers ist mit dem des Meisters verknüpft.

                                .  Jesaja 53 spricht von dem Messias Jesus.

                                .  Jesus offenbart vor seinem Gang zum Kreuz die zentrale Bedeutung desselben.

                                .  Was die Schrift voraussagt, kommt mit Bestimmtheit zur Erfüllung.

 

                        d:  Das Nachspiel  V. 38

 

                            I:. Ein Wort der Jünger  V. 38A

 

„Sie sagten: ‚Herr, sieh! Hier sind zwei Schwerter.’"

    Diese Aussage gibt Anlass zu einigen Beobachtungen.

    Die Jünger wittern Gefahr. Jesus hat von einem Verräter gesprochen. Petrus, hatte er eben gesagt, werde in Schwierigkeiten kommen. Jetzt spricht er von der Notwendigkeit des Schwertes.

    Tapfer sind sie. Zwei Schwerter sind nicht viel. Aber Jesus ist da. Da sind sie offenbar bereit, zusammen mit ihm jeder Gefahr zu begegnen.

    Wieso die Waffen überhaupt da waren, ist nicht klar. Eine gehört Petrus. Jemand muss im Voraus etwas ‚gerochen’ haben.

    Offensichtlich ist, dass man Jesus garnicht verstanden hat, weder als er die Veränderung in ihrer Sendung bekanntgab, noch als er aus Jesaja zitierte.

 

                            II:. Ein Wort von Jesus  V. 38E

 

„Er sagte zu ihnen: ‚Es ist genug.’“

 

                                A:. Jesu Bemerkung ist zweideutig.

                                    

Genug war die Zahl der Waffen, genug aber auch das Reden. Der Grund für das Erste war der Grund für das Zweite. Zwei Schwerter waren für die ganze Gruppe genug, weil der Meister sich ausliefern wollte und keines nötig war. Dann war es aber auch nicht nötig, weiter über Verteidigung zu sprechen.

 

                                B:. Jesu Bemerkung offenbart unendliche, liebende Geduld.

                                    

Nicht nur haben die Jünger nicht verstanden. Sie haben auch nicht gut zugehört. Der Kontrast zwischen ihrem Verhalten und den von endloser Bedeutung gefüllten Worten und Handlungen des Herrn an diesem Abend ist immens.

    Doch er weiß: In kurzer Zeit wird es anders sein. Jetzt sagt er: „Es ist genug“, morgen: „Es ist vollbracht!“, zwei Tage später: „Seht ... dass ich es bin!“ und bevor er sie endgültig verlässt: „Ihr seid Zeugen.“ Wo dann noch Unklarheiten blieben, sollte der neue Begleiter „in alle Wahrheit führen“.

 

                    5:  In Gethsemane 

 

                        a:  Der erste Vorfall  Jh 18,3-9

 

„Nachdem Judas also die Truppe bekommen hatte – und Gerichtsdiener der Hohen Priester und der Pharisäer –, kommt er dahin mit Laternen und Fackeln und Waffen.

    4 Jesus, der alles wusste, was über ihn kommen sollte, ging also hinaus und sagte zu ihnen: ‚Wen sucht ihr?’

    5 Sie antworteten ihm: ‚Jesus, den Nazarener.’

    Jesus sagt zu ihnen: ‚Ich bin es.’

    Aber es stand auch Judas, der dabei war ihn auszuliefern, bei ihnen. 6 Als er zu ihnen sagte: ‚Ich bin es’, da wichen sie zurück und fielen zu Boden.

    7 Da fragte er sie wiederum: ‚Wen sucht ihr?’

    Sie sagten: ‚Jesus, den Nazarener.’

    8 Jesus antwortete: ‚Ich sagte euch: Ich bin es. Wenn ihr also mich sucht, lasst diese gehen!’ 9 – damit das Wort erfüllt werde, das er gesagt hatte: ‚Von denen, die du mir gegeben hast, von ihnen verlor ich nicht einen.’“

 

                        b:  Der zweite Vorfall  Mt 26,51.52

 

„Und – siehe! – einer von denen, die mit Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert heraus und schlug den leibeigenen Knecht des Hohen Priesters und hieb ihm das Ohr ab.

    Da sagt Jesus zu ihm: ‚Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! – denn alle, die das Schwert genommen haben, werden durchs Schwert umkommen.’“

 

                    6:  Er hat uns auch wissen lassen, wie er sich bei seiner Wiederkunft verhalten wird.

 

2Th 1,6: „... insofern es ja bei Gott gerecht ist, denen, die euch bedrängen, mit Bedrängung zu vergelten ...“

    Off 19,11-21: „Und ich sah den Himmel geöffnet und – siehe! – ein weißes Pferd, und der, der darauf saß, hieß: Der Treue und der Wahrhaftige. Und in Gerechtigkeit richtet er und führt er Krieg. 12 Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe; einen geschriebenen Namen trägt er, den keiner weiß als nur er selbst; 13 und umkleidet ist er mit einem in Blut getauchten Gewand. Und sein Name heißt: Das Wort Gottes. 14 Und ihm folgten auf weißen Pferden die Heere im Himmel, bekleidet mit weißem und reinem Byssusstoff.

    15 Und aus seinem Munde geht ein scharfes ‹heftiges› Schwert hervor, damit er mit ihm die Völker schlage. Und er wird ihnen ein Hirte mit einem eisernen Stabe sein. Und er tritt die Weinkelter des Grimmes und des Zornes Gottes, des Machthabers über alles. 16 Und er hat auf seinem Gewand und auf seinem Schenkel den geschriebenen Namen: König der Könige und Herr der Herren.

    17 Und ich sah einen [himmlischen] Boten*, einen, der stand in der Sonne.

    Mit großer, ‹lauter› Stimme rief er und sagte zu allen Vögeln, die inmitten des Himmels fliegen: ‚Kommt und sammelt euch zum Mahl des großen Gottes, 18 damit ihr fressen mögt Fleisch von Königen und Fleisch von Obersten und Fleisch von Starken und Fleisch von Pferden und von denen, die auf ihnen sitzen, und Fleisch von allen, von Freien und von Leibeigenen und von Kleinen und von Großen!’

    19 Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd sitzt, und mit seinem Heer. 20 Und das Tier wurde gefasst und mit diesem der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, mit denen er die in die Irre leitete, die das Malzeichen des Tieres empfingen und die seinem Bild huldigten. Als Lebende wurden die beiden geworfen in den Feuersee, der mit Schwefel brennt.

    21 Und die übrigen wurden getötet mit dem ‹heftigen› Schwert dessen, der auf dem Pferd sitzt, [dem Schwert], das aus seinem Munde hervorgeht. Und alle Vögel wurden gesättigt von ihrem Fleisch.

 

                B:  Wie standen die Apostel zur Gewaltanwendung?

 

                    1:  Paulus

 

                        .  Eine schädigende Waffe trägt der Christ nicht.

Rm 12,14-21: „Segnet die, die euch verfolgen. Segnet und verflucht nicht. 15 Sich zu freuen mit den Fröhlichen und zu weinen mit den Weinenden – [das ist eure Aufgabe], 16 wobei man ‹in der Begegnung› miteinander derselben Gesinnung sei, nicht auf die hohen Dinge sinne, sondern sich mit denen, die niedrig sind, mitführen lasse – werdet nicht solche, die bei sich selbst klug sind –, 17 niemandem Böses mit Bösem vergelte, für das, was edel ist, vorsorglich sei vor ‹den Augen› aller Menschen, 18 wenn möglich, soviel an euch liegt, mit allen Menschen Frieden habe, 19 sich selbst nicht räche, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn, denn es ist geschrieben:

    ‚Die Vergeltung ist meine [Sache]; ich werde vergelten’, sagt der Herr.“ {Vgl. 5M 32,35.}

    20 Also: ‚Wenn deinen Feind hungert, speise ihn; wenn ihn dürstet, tränke ihn; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt häufen.’ {Vgl. Spr 25,21.22.}

    21 Lasse dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.“

 

                        .  Die Obrigkeit trägt das Schwert und setzt es ein.

Rm 13,1-4: „Jede Seele unterordne sich den übergeordneten Autoritäten, denn es ist keine ‹obrigkeitliche› Autorität außer von Gott; die vorhandenen Autoritäten sind von Gott verordnet. 2 Daher: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; aber die, die widerstehen, werden ein Gerichtsurteil über sich bringen; 3 denn die an erster Stelle Stehenden sind nicht ‹ein Anlass zur› Furcht für gute Werke, sondern für böse. Willst du dich nicht vor der Obrigkeit fürchten? Tue das Gute, und du wirst Lob von ihr haben, 4 denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber das Böse tust, fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht ohne Grund, denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zum Zorn[20] für den, der Böses tut.

    Ob nun der Christ an dieser Stelle in den Dienst der Obrigkeit treten darf oder soll, darüber sind sich Gläubige nicht einig.

 

                    2:  Petrus 

 

1P 2,19-23:  „... denn das ist Gnade, ‹etwas Angenehmes›, wenn jemand wegen eines an Gott ‹gebundenen› Gewissens Betrübnisse ‹und Verletzungen› erträgt und dabei ungerechterweise leidet; 20 denn was für ein Ruf ist das, wenn ihr sündigt und [deswegen] ‹mit Fäusten› geschlagen werdet und es ‹mit Ausdauer› erdulden werdet? Wenn ihr jedoch Gutes tut und leidet, und es ‹mit Ausdauer› erdulden werdet, das ist Gnade, ‹etwas Angenehmes›, bei Gott, 21 denn hierzu wurdet ihr gerufen, weil auch Christus für uns litt, wobei er uns ein vorgezeichnetes ‹Muster› hinterließ, damit ihr auf seinen Fußspuren folgen möchtet, 22 der keine Sünde tat, noch wurde List in seinem Munde gefunden, 23 der, als er geschmäht wurde, nicht wiederschmähte, als er litt, nicht drohte, es aber dem übergab, der in Gerechtigkeit richtet ...“

    3,9A: „... und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schimpfwort mit Schimpfwort – im Gegenteil: Segnet[21]

 

                    3:  Jakobus  4,1

 

„Woher sind Kriege und Kämpfe unter euch? – nicht daher: von eurer Genusssucht, die kämpft in euren Gliedern?“

 

                C:  Politisches Widerstandsrecht?

 

Dr. Gustav Heinemann, Präsident der Bundesrepublik Deutschland 1969-74, behauptete: „Ein Volk, welches regiert wird von einer Macht, muss die Macht kennen, von der es regiert wird. Es, das Volk, muss diese Macht lenken und kontrollieren. Es muss der Macht in den Arm fallen, wenn sie Verbrechen begeht. Andernfalls wird es, das Volk, zum Mittäter.

    Die Grundlage der Demokratie ist die Volkssouveränität und nicht die Herrschaftsgewalt eines obrigkeitlichen Staates. Nicht der Bürger steht im Gehorsamsverhältnis zur Regierung, sondern die Regierung ist dem Bürger im Rahmen der Gesetze verantwortlich für ihr Handeln. Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet.“  -  Aus Emil Rahms „Prüfen und Handeln“, Sep. 2009

    Man merkt die Spannung zwischen Autorität und Gleichberechtigung. Diese Spannung durchzieht die wohl Jahrtausende lange Diskussion über die ideale politische Regierungsform. Der Mensch empfindet ein gewisses Recht auf individuellen Entscheidungsraum. Andererseits geht es in keiner Gesellschaft ohne eine gewisse Gewalt seitens einer Autorität. Und so schwankt es von Land zu Land und von Zeit zu Zeit zwischen waagerechtstarken und senkrechtstarken Kräften.

    Zur Hauptsache sind diskutiert worden die Theokratie, eine Regierungsform, in der eine Gottheit das Gesellschaftsleben bestimmt, die Diktatur, in der ein Mensch zur Hauptsache den Staat bestimmt, die absolute Monarchie, eine Diktatur eines Monarchen, die Verfassungsmonarchie, wo ein Monarch zwar als staatliches Oberhaupt anerkannt wird, seine Kompetenzen aber in einer Verfassung bestimmt und begrenzt sind, die Oligarchie, in der eine Gruppe den Staat lenkt (die Diktatur einer Partei könnte unter diese Bezeichnung kommen) und die Demokratie. Diese letzte Form kennt ebenfalls zwei Arten: die Republik, in der, genau genommen, die Bürger sich dem Ideal des Gesetzes unterstellt wissen, und die Demokratie, in der die Meinungsmehrheit bestimmt.

    Alle Regierungsformen sind abhängig vom Charakter der Regierenden. In einer Menschheit, die von Gott abgefallen ist, ist keine ideal, wenn die Gottesfurcht schwindet. Ist die Bevölkerung von der Verkündigung des Wortes Gottes geprägt, so ist jede Form brauchbar. Israel hatte nach dem Auszug von Ägypten die ideale Form: Gott hatte das erste und das letzte Wort, übergab aber dem Menschen ein hohes Maß an Verantwortung. In dieser Verantwortung war die Spannung zwischen Hierarchie und Bruderschaft ausgewogen. Beginnend mit Mose hatte ein Richter die Hauptverantwortung. Religiöse und zivile Angelegenheiten waren in starkem Maße getrennt. Im ersteren Bereich fungierten Priester und Leviten, im zweiten die Stammesfürsten, die Sippenälteste und die Familienväter. Es gab viel Raum zur Diskussion und zur Selbstregelung des Lebens. Auch Frauen durften ihre Anliegen vorbringen. Aber auch dieses System funktionierte nicht, als die Gottesfurcht schwand, und es gab Starke, die die Schwachen unterdrückten. Die Lösung war dann die Verkündigung durch Propheten, im Notfall das Eingreifen Gottes.

    Das AT kennt auch das Leben des Volkes Gottes unter einer heidnischen Herrschaft. Zur Zeit der Richter gibt es Auflehnung und Erhebung unter dem Segen Gottes. Nach der Landesverweisung wird dem Volk nahegelegt, sich den Herren des Landes zu fügen. Einige Israeliten gelangen sogar zu Stellen hoher Verantwortung.

    Die Frage ist, ob diese als Beispiel für neutestamentliche Christen dienen können. Auf jeden Fall darf kein Christ je sündigen in der Tätigkeit, die er zu verrichten hat. Auflehnung gegen eine Obrigkeit ist vom Apostel in Rm 13 untersagt. Das gewinnt an Bedeutung, wenn wir an die damalige Regierung in Rom denken. Auch Petrus legt nahe, sich schwierigen Herrschenden zu fügen. Die Gemeinde des Messias ist zur Leidensbereitschaft gerufen.

 

                D:  Das biblische Fazit

 

                    .  Mit dem Kommen Jesu ist das Königreich Gottes da.

                    .  Damit gibt eine neue Lehre, ein neues Gefäß, ein neues Kleid, einen neuen Bund, ein neues Volk. Vgl Jh 9,34.35.

                    .  Gesellschaftsordnungen ändern sich: die Ehe, die Scheidung, die Vergewisserung, die Knechtschaft, die Gewaltanwendung.

                    .  Der Staat hat gewechselt – für Nachfolger Jesu in und auch außerhalb Israels.

                    .  Sie leben in einer neuen Spannung:

                        -  Das Beispiel Jesu (Mt 17,24-27): keinen Anstoß geben

                        -  Reich Gottes und Reich der Welt

                        -  Erde (hier Salz sein) und Welt (hier Licht sein)

                        -  Korn und Unkraut (Mt 13,24-30.37-39)

                        -  Das Gesetz ist für Gesetzwidrige: 1Tm 1,9A

                    .  Die Haupttexte: Rm 13,1-7; Tt 3,1; 1P 2,11-25

 

            IV:  Gewaltanwendung in der späteren Geschichte

 

In seiner kleinen Schrift „Wehrlos  durch Christus“[22] schrieb Dr. Johann A. Toews: „Die Stellung der wehrlosen Christen von heute wird sehr verstärkt, wenn sich nachweisen lässt, dass die Gemeinde der Frühzeit der Lehre Christi über die Wehrlosigkeit anhing, und wenn ferner nachgewiesen werden kann, dass es immer einen treuen Überrest derer gegeben hat, die den Weg der Liebe in Krieg und Frieden bezeugten.“

 

                A:  In dem Jhdt nach dem NT

 

Hierzu sagt Toews: „Die Geschichte der wehrlosen Christen ist eine Geschichte von Blut und Tränen, beginnend mit Stephanus, dem ersten Märtyrer, der Steinwürfen mit verzeihender Liebe «widerstand». Fast alle Kirchenhistoriker sind sich in einem Punkte einig: Die Gemeinde der Frühzeit übte die Wehrlosigkeit. Die Christen des zweiten Jahrhunderts konnten ihre christliche Berufung nicht mit dem Militärdienst vereinigen.

    Gibbon, ein ‚ungläubiger’ Historiker, dessen Wort in dieser Beziehung großes Gewicht haben sollte, sagt über die frühchristliche Haltung zu Krieg und Gewaltanwendung folgendes: ‚Die Christen waren dem nicht weniger abgeneigt als den Vergnügungen der Welt. Sie konnten die Verteidigung ihrer Person und ihres Eigentums nicht mit der Lehre vom Dulden vereinigen, die unbegrenzte Vergebung angetanen Unrechts forderte. Ihrer Einfachheit zuwider liefen Eidschwüre, Amtsprunk und die Streitereien des öffentlichen Lebens. Sie ließen sich auch nicht davon überzeugen, dass es – unter welchen Umständen auch immer – rechtens sei, das Blut unserer Mitmenschen zu vergießen... Die Christen konnten ohne Verletzung einer sittlich heiligen Pflicht unmöglich Soldaten, politische Beamte oder Fürsten werden.’

    Bis zum Jahre 174 kann man nicht von ‚christlichen’ Soldaten sprechen. C. J. Cadoux, die größte Autorität in Bezug auf die Haltung der Gemeinde der Frühzeit gegenüber dem Krieg, stellt fest: Vor Mark Aurel (161-180) dachte kein Christ daran, ins Heer einzutreten. Die frühen Kirchenväter bekräftigen die Aussage der Geschichtler:

    Ignatius (etwa 11o nCh): ‚Versucht nicht, euch an denen zu rächen, die euch Kränkung zufügen... Und lasst uns den Herrn nachahmen, der nicht widerschalt, da er gescholten wurde; der stumm blieb, als er gekreuzigt wurde, und für seine Feinde betete.’

    Justinus, der Märtyrer (etwa 153 nCh): ‚Wir, die wir von Krieg, gegenseitigem Morden und jeder Bosheit erfüllt waren, haben Kriegswaffen, unsere Schwerter, in Pflugscharen und unsere Speere zu Ackerbaugeräten umgewandelt.’

 

                B:  Ende des zweiten Jhdts bis ins sechszehnte Jhdt

 

Bereits im zweiten Jhdt nach Christus beginnt sich die bisherige konsequente Haltung zu ändern.

 

                    1:  Vor Konstantin

 

                        .  Wieder darf ich Toews zitieren: „Während der Regierung Mark Aurels (161-18o nCh) gibt es Beweise, dass Christen im römischen Heer waren. Alle hervorragenden Leitenden der Gemeinde erheben aber sehr laut ihre Stimme zum Protest gegen diese neue Entwicklung.“

   

                        .  Es dürfte in dieser Zeit sein, dass es im römischen Heer eine ganze Einheit von Christen gab. Als dann aber die Verfolgung wieder einsetzte, musste jeder für seinen himmlischen Herrn sein Leben lassen.

   

                        .  Jean-Michel Hornus berichtet[23]: „Doch die zwischen diesen beiden Daten getroffene Entscheidung der Christen [dem Beginn des zweiten Jhdts und der Verknüpfung von Staat und Kirche unter Konstantin], nicht der Armee anzugehören, scheint heute eine festgefügte Tatsache zu sein...

    Die Auffassung der modernen Historiker beruht auf drei Beweisen. Der erste Beweis, ein statistischer, besteht darin, dass bis zum konstantinischen Konkordat auf den christlichen Grabinschriften zehnmal weniger Soldaten erwähnt werden als auf den heidnischen Inschriften der gleichen Zeit...

    Der zweite Beweis, ein juristischer, besteht in der Wiederherstellung der ursprünglichen christlichen Disziplin. Das älteste heute zugängliche Dokument ist die ‚apostolische Tradition’, die Kodifizierung der Ordnung der örtlichen Kirche Roms um das Jahr 260. Aus diesem Text erwachsen dann eine Reihe von Versionen, die sich bis zum 5. Jahrhundert im ganzen oströmischen Reich verbreiten, und das Ganze bildet wirklich die kanonische Übereinkunft der früheren Kirche. Folglich trifft man überall, mit einigen Abweichungen, auf die gleiche Art von Bestimmungen: Dem Christen bzw. dem Katechumenen wird ausdrücklich der Eintritt in die Armee verboten. Man duldet jedoch, dass der einfache Soldat, der zum Zeitpunkt seiner Bekehrung bereits Mitglied der Armee war, ihr weiterhin angehört, allerdings unter der ausdrücklichen Bedingung, nicht mehr zu töten, selbst wenn er den Befehl dazu erhält. Von denen, die Rang und Grad besitzen, wird erwartet, dass sie aus der Armee austreten. Die Nichteinhaltung dieser Vor-schriften wird mit Exkommunikation bestraft. Die Uneinheitlichkeit der Texte weist deutlich auf eine ältere Fassung der Disziplin hin, in der die Unvereinbarkeit der Zugehörigkeit zur Christengemeinde mit dem Soldatenberuf galt.

    Der dritte Beweis schließlich ist existentieller Art: das Zeugnis der heilig gesprochenen Soldaten. Wir werden nur zwei Gruppen von ihnen anführen und aus jeder einen typischen Vertreter auswählen, über den das Material am vollständigsten und überzeugendsten ist. Wir beginnen mit den Afrikanern, vertreten durch den Rekruten Maximilian, der im Alter von 21 Jahren in Theveste bei Karthago enthauptet worden war, weil er sich geweigert hatte, Wehrdienst zu leisten. Von Anfang an erklärt der Rekrut: ‚Ich darf nicht Soldat sein, denn ich bin Christ’, und bis zum Schluss hält er trotz des Ultimatums des Prokonsuls: ‘Dienen oder sterben!’ an seiner tapferen, ruhigen Entschlossenheit fest. Wir fahren nun fort mit den Galliern, angeführt von Martin von Tours. Dieser war schon von frühester Jugend an zum Wehrdienst gezwungen worden. Wegen seiner ausgezeichneten Führung wurde er zum Offizier ernannt, wahrscheinlich ohne je gekämpft zu haben. Als jedoch die entscheidende Probe kam – die Schlacht von 356 nCh –, weigerte er sich vor den Truppen, am Kampf teilzunehmen.

    Er erklärte: ‚Ich bin Soldat Christi. Ich darf nicht kämpfen.’ Um klarzumachen, dass es sich bei ihm nicht um Feigheit handelte, sondern um ein echtes Glaubenszeugnis, verlangte Martin seinen waffenlosen Einsatz an vorderster Front, ein Wunsch, dem am folgenden Tag entsprochen wurde. Er verdankte sein Überleben nur einem Wunder.

    Es ist verständlich, dass der Staat es nicht billigen kann, dass jeder nach Belieben entscheidet oder einige sich sogar weigern, einen Dienst zu leisten, der ihm wesentlich erscheint. Es wird jedoch auch erneut klar, dass der Christ es nicht dem Staat überlassen kann, für ihn zu entscheiden, was dem Willen Gottes entspricht und was nicht.“

   

                        .  Die Stellung des Athenagoras in dieser Zeit (um etwa 180 nCh?) lautete: „Wir haben es gelernt, nicht nur nicht zurückzuschlagen und mit denen, die uns berauben und ausplündern, nicht vor Gericht zu gehen, sondern auch denen, die uns auf die eine Backe schlagen, die andere darzubieten, und denen, die uns den Rock wegnehmen, auch den Mantel zu geben.“

   

                        .  Toews fügt hinzu:

                            -  „Tertullian (um 2oo nCh) [fragt]: ‚Soll für recht gehalten werden, das Schwert zum Beruf zu machen, wenn der Herr sagt, dass der, der das Schwert benutzt, durchs Schwert umkommen soll? Und soll der Sohn des Friedens an der Schlacht teilnehmen, wenn es sich nicht einmal für ihn gehört, vor Gericht zu gehen? Und sollen Kette, Gefängnis, Folter und Strafmaßnahmen von dem angewendet werden, der nicht einmal das ihm selbst zugefügte Unrecht vergelten soll?’

                            -  Origenes (um 25o nCh): ‚In Übereinstimmung mit den Ratschlägen Jesu haben wir unsere kriegerischen, anmaßenden Schwerter des Streites zu Pflugscharen umgewandelt und machen wir zu Sicheln die Speere, die wir früher im Kampf benutzten. Wir führen nicht mehr das Schwert gegen ein Volk und lernen auch keine Art von Kriegführung mehr, denn wir sind um Jesu, unseres Führers, willen Söhne des Friedens geworden.’

    An anderer Stelle bemerkt Origenes ausdrücklich, dass die Christen nicht als Soldaten oder Amtsträger für den Kaiser dienen.

                            -  Cyprian (Bischof von Karthago, der 258 nCh als Märtyrer starb): ‚... wenn Mord begangen wird, ist es ein Verbrechen; tut man's mit staatlichem Auftrag, heißt es Mut. Christen dürfen nicht töten, sondern müssen selbst zu sterben bereit sein...’

                            -  Einige der Kriegsdienstverweigerer der frühzeitlichen Gemeinde bezahlten mit ihrem Leben für ihren Glauben. 295 nCh wurde der junge Numidier Maximilian eingezogen. Er weigerte sich, die Uniform anzuziehen:

    ‚Ich kann nicht als Soldat dienen. Ich kann kein Böses tun; ich bin Christ.’

    Und als ihm der Tod angedroht wurde: ‚Ich werde nicht zugrunde gehen. Wenn ich diese Welt verleugnet habe, wird meine Seele bei Christus, meinem Herrn, leben.’

    Er wurde mit 21 Jahren hingerichtet. Sein Vater dankte Gott, dass er dem Herrn ein solches Geschenk hatte machen können.

                            -  Es ist gut möglich, dass solche Einstellung zum Kriegsdienst zur großen Verfolgung des Jahres 303 nCh beitrug. Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, dass die Gemeinde nicht geachtet, sondern verachtet und verfolgt war, solange sie wehrlos blieb. Andererseits darf auch nicht vergessen werden, dass die Gemeinde sich in dieser Zeit sehr schnell ausbreitete und ihren größten Missionseifer entfaltete... Roms Heidentum und Macht kapitulierten vor einer wehrlosen Christenheit.

    ‚Seht, wie sie einander lieben!’ staunten die Heiden.

    Aber die Gemeinde verließ ihre erste Liebe, verriet ihre Berufung, als sie unter Konstantin Dienerin des Staates wurde.“

 

                    2.  Die militante Staatskirche

 

Toews sagt weiter:

                        .  „Der Wandel in der Haltung der Gemeinde zum Staat und zum Krieg kam nicht plötzlich. Die Welt hatte sich allmählich in die Gemeinde hineingeschlichen. Andere Verluste waren dem Verlust der Wehrlosigkeit voraufgegangen, vor allem der der Geistesstärke und der sittlichen Standfestigkeit. Als das Christentum 323 nCh Staatsreligion wurde, nahmen Riten und Formeln zu und die Geisteskraft ab.

    Die weltliche Oberschicht trat in Massen in die Gemeinde ein und brachte die in ihr üblichen Verhaltensweisen mit. Damit verwischte sich die Trennungslinie zwischen Gemeinde und Welt. Die Religion wurde Intrigen und Politik untergeordnet. Mitläufer strömten in die Kirche. Die Ideale sanken ab. Plötzlicher Reichtum übte schädlichen Einfluss... Die Kirche gab der Welt nach, um die Unterstützung der reichen, mächtigen heidnischen Aristokratie zu erhalten und ihr Vermögen zu erlangen. Was sie an Ansehen gewann, verlor sie an geistlicher Lebenskraft. Das ging sehr schnell und riss tief ein. Der Wohlstand war mehr zu beklagen als die Verfolgungen des dritten Jahrhunderts.

   

                        .  Mit Aufhören der Trennung von Kirche und Staat kam auch eine neue Haltung zum Krieg. Augustin, der einflussreichste Kirchenvater, sprach wortreich zugunsten ‚gerechter Kriege’, d.h. solcher für ‚christliche’ Herrscher, an denen teilzunehmen heilige Pflicht sei. Die Folgen für die Kirche waren traurig. Immer mehr verließ sie sich auf den weltlichen Arm, selbst zur Ausbreitung des Glaubens. Äußerer Zwang wurde zur ‚Bekehrung’ der Heiden angewandt. Die Geistesschau der Kirche ging verloren; weltlicher Ehrgeiz gewann die Oberhand. Die Welt zu beherrschen, sie zu besitzen – nicht sie zu retten – wurde Hauptziel einer verweltlichten Christenheit.

    Mit dem Krieg als Werkzeug der ‚Kirchenpolitik’ wurde die Kirche zur Verfolgungsmacht. Sie benutzte die Staatsgewalt zur Unterdrückung von Meinungsverschiedenheiten und Heidentum. Es hatte schon vorher genug Bigotterie und Unduldsamkeit gegeben, aber sie hatten nur moralischen Ausdruck gefunden. Jetzt zeigten sie ihr wahres Gesicht.

 

                        .  In den Kreuzzügen (1o95-1291) liegt trotz des Kreuzesbanners, unter dem gestritten wurde, eine der größten Verleugnungen Christi und seiner Botschaft. Sechs Millionen Tote gab es bei diesem Versuch, die ungläubigen Sarazenen zu vernichten und das Heilige Land wiederzugewinnen. Aber der ‚mohammedanische Halbmond’ erwies sich als stärker als das ‚christliche Kreuz’. Es ist kaum vorstellbar, wie die Weltgeschichte verlaufen wäre, wenn die Kirche des Mittelalters mit geistlichen statt mit äußeren Waffen gekämpft und sich den Sarazenen mit dem Worte der Wahrheit genähert hätte. Teilfolge dieser Begegnung mit dem Christentum ist es, dass der Islam der hartnäckigste Feind heutiger Missionen ist. Die große Lehre der Kreuzzüge lautet: Das Reich Christi kann nicht mit Gewalt ausgebreitet werden.

 

                        .  Dann kamen die Kreuzzüge der päpstlichen Hierarchie gegen die ‚Ketzer’, von denen viele Angehörige von Reformgruppen waren, die ganz klare evangelische Ansichten hatten. Einige von ihnen, z.B. die Waldenser, betonten auch die Lehre von der Wehrlosigkeit und übten sie aus. Gegen diese evangelischen Gruppen führte die Kirche Ausrottungskriege, oft mit Rechtfertigung ihres Handelns aus dem Alten Testament. Kein Wunder, dass eine Kirche, die weltlichen Ehrgeiz hatte und weltliche Methoden zu ihrer Ausdehnung benutzte, das sogenannte ‚Finstere Mittelalter’ hervorbrachte.

   

                        .  Während der großen religiösen Unruhen im 16. Jahrhundert mussten die Reformatoren das Verhältnis Kirche – Staat neu untersuchen. Luther schien zunächst für eine unabhängige Gemeinde von nur ‚ernsthaften Christen’ zu sein. Politische und praktische Erwägungen brachten ihn jedoch zu einer Staatskirchenauffassung, in der jeder zwangsläufig Lutheraner wurde, der im Gebiet eines lutherischen Fürsten wohnte. Die Kindertaufe wurde genau so Zwang wie das Steuernzahlen. Luther entwickelte einen Dualismus: Als Bürger gehorcht und dient der Mensch dem Staat, als Christ Gott. Im Konfliktfall geht der Staat vor. Der Calvinismus lehrte, dass die Kirche den Staat bestimmen und so die Gesellschaft ‚verchristlichen’ sollte. Militär- und Polizeizwang durften auch in Glaubensdingen angewandt werden.

 

                        .  Frucht solcher Vorstellungen und Überzeugungen waren die ‚Religionskriege’, die zwei Jahrhunderte lang in Europa wüteten, unter denen der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), einer der verheerendsten, zu furchtbarem sittlichen und religiösen Verfall führte. Es fragt sich sehr, ob Luther, der Vater der großen politisch-kirchlichen protestantischen Bewegung, die Gegenreformation und Jesuiten auf den Plan rief und zum Dreißigjährigen Krieg führte, wirklich in jeder Beziehung ein so großer Wohltäter der Menschheit und Förderer des Reiches Christi war, wie allgemein angenommen worden ist.“

 

                C.  Vom sechsehnten Jhdt bis in die Neuzeit

 

                    1.  Der frühe Zwingli als Wehrloser

 

In „Die Taufgesinnten Gemeinden“ (Christian Schmutz, CH-Courgenay, 1931 & ’71) schreibt Samuel Geiser (S. 150): „Diese bedenkliche Geisteshaltung Zwinglis [die Anwendung der Todesstrafe gegen die Täufer] ist umso bedauerlicher und unbegreiflicher, als er noch im Jahr 1523 in seiner ‚Uslegung oder Gründ’ geschrieben hatte, wahre Christen hätten nichts mit Kriegen oder Totschlagen zu tun, und fortfuhr: ‚Und nim kein ander Schwert in die Hand, als das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes und andere Waffen, die Paulus Eph 6 schmiedet, oder aber du wirst umkommen. [HJ: So kam Zwingli selbst einige Jahre später um.] Dieser David kann in dem stählernen Harnisch nicht fechten. Oder aber, solange du nach eisernen Waffen schreiest, werden wir alle sehen, dass du nicht ein Nachgänger Christi noch Petri, sondern des Teufels bist, ja der wahre Antichrist.’“

 

                    2.  Die wehrlose Bruderschaft

 

J. A. Toews fährt fort: „Die Täuferbewegung entstand als ‚radikaler Flügel’ der ‚Reformation’ im 16. Jahrhundert, zuerst in der Schweiz (1525), dann in Holland (1533) [HJ: ]. Mennoniten hießen die stillen, friedlichen Anhänger des Menno Simons im Unterschied zu den fanatischen, kämpfenden Münsterern. Die Täufer oder Mennoniten nahmen die Lehre Christi und der Apostel als endgültigen Maßstab für christlichen Glauben und christliches Leben an. Was Luther und Zwingli ursprünglich im Auge hatten, erweiterten die Täufer, und sie bemühten sich, es in den Alltag umzusetzen. Luther hatte die Kirchentradition in seiner Lehre verworfen. Menno und Conrad Grebel verwarfen sie auch im Alltag. Gründlicher als jede andere Gruppe bemühten sich die Täufer, wie die Gemeinde des ersten Jahrhunderts zu leben und das unverfälschte, ursprüngliche Christentum zu erneuern.

    Dazu gehörte als wesentlich Wehrlosigkeit und Liebe als Ausdruck wahren Glaubens und wahrer Jüngerschaft. Das Ideal einer aus allen Völkern zusammengerufenen Gemeinde war für die Täufer grundlegend. Die anderen Reformatoren, die zwar auch die Lehre der Rechtfertigung aus dem Glauben brachten, konnten sich nicht von den römisch-katholischen Ansichten über die Kirche befreien und gelangten so zur Staatskirche. Nach Ansicht der Täufer war die Gemeinde eine freiwillige Vereinigung von Gläubigen. Persönliche Verpflichtung auf Christus und die Erfahrung einer neuen Geburt waren unerlässliche Vorbedingungen. Das bedeutete natürlich Trennung von einer nichtchristlichen Gesellschaft, von der ‚Welt’. Damit waren die Täufer ebenso Pioniere wie in ihrer Lehre von der Gewissensfreiheit und deren Anwendung.

    Die frühen Mennoniten erkannten zwar den Staat als eine von Gott für eine sündhafte Gesellschaft verordnete Einrichtung an, weigerten sich aber, an der Regierung oder Amtsführung teilzuhaben, weil sie das für unvereinbar mit ihrer christlichen Berufung hielten. Wehrlosigkeit war der natürliche Ausfluss solcher Grundauffassungen. Die Täufer verbanden immer Glauben an Christus mit Nachfolge. Christus kann nur der kennen, der ihm im Alltag folgt. Den Weg zur Rettung kann nur der zeigen, der auf dem Wege Christi, dem Weg der Selbstverleugnung und der Aufopferung, geht. Alle frühen leitenden Persönlichkeiten der Täufer hatten den aufrechten Wunsch, das ganze Leben unter der Herrschaft Christi zu führen. Selbst ihre heftigsten Gegner bestätigten die offenbare Überlegenheit ihrer Lebensführung, so auch Zwingli in seinem letzten Buch gegen die schweizerischen Brüder (1527).

    Die Wehrlosigkeit unter den ersten Mennoniten war das Ergebnis ihres Nichtmitmachens bei den Dingen der Welt. Dies und die Weigerung, mit dem Staat am Krieg teilzunehmen, führte zu schwerer Unterdrückung und Verfolgung.“

    Ein kurzes Beispiel von dieser Verfolgung entnehmen wir der Schrift von Hanspeter Jecker (Bienenberg): „Von Pietisten, Separatisten und Wiedertäufern“ (S. 67): „Nach ersten pietistischen Zirkeln in Riehen ging im April 1719 das Gerücht um, in Pratteln wolle die ‚Widerteüfferey’ einreißen. Schon bald war mit dem etwa 30jährigen Hans Martin der Kopf der Bewegung gefangen. Selbst die ihn prüfenden Geistlichen empfinden jedoch, ‚dass zwar bey diesem guten menschen keine böse Intention sich finde, sondern vielmehr eine herzliche begierd, Gott dem Herrn zu dienen; dessen ungeacht aber hat er sich nicht declarieren wollen, Einer hohen Obrigkeit den Eyd der Trew zu praestieren, noch das gewehr zu tragen, in meinung, dass solches seinem gewüssen zewider seye.’

    Er wurde dann aus dem Gefängnis entlassen in der Hoffnung, er werde „sich bessern“. Als nach der zweimonatigen Frist und „trotz aller obrigkeitlichen Drohungen und Warnungen“ die „Besserung“ nicht eingetreten war, wurde er im Juli des Jahres „auf ewig ausgewiesen. Damit beginnt für Hans Martin und seiner Familie eine [lange] Zeit rastlosen Reisens, Gejagt- und Gehetztwerdens ...“ Anfangs 1730 erfährt man (wohl aus der französichen Schweiz), dass seine Frau unlängst verstorben sei. Inzwischen waren sie in den Norden der Niederlande geflohen aber verarmt wieder zurück gekommen. Wie die vor Saul in der Apostelgeschichte Fliehenden hinterließ auch Martin Spuren erwecklichen Zeugnisses.

 

                    3.  Andere wehrlose Nachfolger Jesu

 

Nebst diesem Flügel des Christentums hat es in diesen Jahrhunderten aber auch andere Nachfolger des Christus gegeben, die überzeugt waren, Jesu wegen auf Gewalt zum Angriff wie auch zur Verteidigung verzichten zu müssen. Unter den wehrlosen Gruppierungen sind vielleicht die Quäker am bekanntesten. In Russland gab es bereits seit dem siebzehnten Jhdt die Molokanen, die den Militärdienst ablehnten, vielleicht schon im sechszehnten Jhdt, eine Bewegung, die von Kirche und Staat verfolgt wurde, sich dennoch stark ausbreitete in die verschiedenen Länder.

    Auch innerhalb verschiedener Glaubensrichtungen, die nicht gerade als wehrlos galten, hat es Christen gegeben, die durch das Wort Gottes zu dem Schluss kamen, die gewaltsame Auseinandersetzung sei nicht zu vereinen mit einer konsequenten Nachfolge Jesu Christi. Ich habe persönlich solche kennengelernt.

    Interessant ist, dass es bereits unter den ersten Evangeliumsboten, die zu den germanischen Stämmen kamen, hieß: „Unser Herr hat uns zu schlagen verboten.“ „Wenn du in unseren Heerbann treten willst, musst du argen Spott und auch Schläge ertragen können.“[24]

 

                D:  Gewaltanwendung heute

 

In seiner Korntaler Semesterarbeit „Ethische Grundlagen der Kriegsdienstverweigerung“ scheibt Johann Töws, Lage: „Emil Brunner hätte heute noch mehr Recht mit der Behauptung: ‚Der Krieg hat sich selbst überlebt’ (Brunner 1939, 458), denn die großen Ausmaße der atomaren Bedrohung, auch der Zivilbevölkerung, ist mit dem Begriff ‚Krieg’ heute nicht mehr zu rechtfertigen.[25] Man müsste einen anderen Begriff finden, der die globale Massenvernichtung beschreibe. Angesichts dieser Tatsachen ist die Herausforderung an die christlichen Kirchen, ‚dem Frieden mit allen nachzujagen’ (Hebr 12,14), viel größer als es jemals der Fall war. Mit den Waffen in der Hand, dem Frieden nachzujagen, ist paradox.“

 

                    1.  Grundsätzliche Haltung

 

Grundsätzlich kann man sagen: Wo immer ein Christ sich in der Welt befindet, da passt er sich den Regeln und Gepflogenheiten seiner Umwelt an. Immer hält er sich aber zuerst an das Gesetz Christi. Ist er ernstlich bedroht, so flieht er, oder er leidet.

    Töws argumentiert am Schluss seiner Behandlung: „Die ethischen Gründe für eine Wehr- und Kriegsdienstverweigerung sind einmal das Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44; Lk 6,27.35), zum anderen, die mit jedem Krieg verbundene Vernichtung der Feinde, zu denen auch die Zivilbevölkerung gerechnet wird...

    Der weitere Grund ist in der Aufforderung Jesu in der Bergpredigt [zu sehen], eine friedenserhaltende, missionarische Arbeit zu leisten, die einen positiven Beitrag für die Welt darstellen soll. Ein Christ mit dieser Ausrichtung kann das Ziel unmöglich mit der Waffengewalt erreichen. Er ist gesandt als Botschafter an Christi statt, das Evangelium des Friedens zu verkündigen.

    Der nächste Grund besteht im Verzicht auf Selbstverteidigung um des Glaubens willen. Wenn ein Krieger sich selbst nicht bedingungslos verteidigen kann oder darf, dann kann er auch keinen Krieg führen.

    Und zuletzt ist in der Globalisierung ein neues Bewusstsein der Menschenwürde gebildet. Man bekommt den Eindruck vermittelt, dass die Welt ein großes Dorf ist. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit [und] Konkurrenz verursachen ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit oder des Aufeinander-angewiesen-Seins. Kriegsdienstverweigerung aus dieser Erkenntnis heraus will auch bedacht sein. Wer ist mein Nächster?“

 

                    2.  Staatliche Gewaltarme

 

In einem Staat, der sich verpflichtet hat, von sich aus keine Feindseligkeiten auszulösen, ist es die Aufgabe der Armee, die Bewohner vor Verbrechern von Außen, die Aufgabe der Polizei, vor Verbrechern von Innen zu schützen.

 

                    3.  Vor welchen Gewissensschwierigkeiten kann sich ein Christ gestellt sehen, wenn er an den Militärdienst denkt?

 

                        .  Dass er schwören müsste

                        .  Dass er zum absoluten Gehorsam gezwungen werden könnte

                        .  Dass ihm befohlen werden könnte, etwas zu tun, das vor Gott nicht zu verantworten wäre

                        .  Dass er gegen andere Christen kämpfen müsste

                        .  Dass er an einem Krieg teilnehmen müsste, der aus bösen Beweggründen ausgelöst wurde

Prof. Dr. Wilder-Smith führt in seiner kleinen Schrift: „Greift der Christ zur Waffe?“ einige Beispiele an:

    „Das irdische Bürgerrecht ist ... oft mit schwerwiegenden Hintergedanken belastet ...

    Wir Menschen besitzen nur ein Leben... Verlieren wir dieses Leben, besitzen wir nichts mehr, womit wir Gott oder Menschen dienen können.

    Machtpolitische und wirtschaftliche Gründe sind heute Triebfedern der meisten kriegerischen Auseinandersetzungen – auch dort, wo man sie hinter Ideologien versteckt...

    Als einige Reporter mit Mao vor seinem Tod sprachen, fragten sie den Diktator, ob die Millionen von Todesopfern, die die Revolution in China kostete, lohnenswert und zu verantworten seien. Mao antwortete, dass diese hohen Opfer nicht nur zu verantworten gewesen seien, man hätte ruhig noch mehr für ein solch hohes Ziel riskieren können... Die kommunistische Führung nahm in der Praxis vielen Menschen alles, plünderte sie total aus, indem sie ihnen ihr Leben nahm, während die Führung nur Gewinn hatte.

    Henry Ford und andere industrielle Magnate Amerikas bauten die großen Auto- und Elektrofabriken Russlands... Als die amerikanischen G.I.s in Südvietnam kämpften, zogen sie gegen einen Feind zu Felde, der zu einem großen Teil mit Waffen ausgerüstet war, die Henry Ford und Rockefeller auf Kosten der amerikanischen Steuerzahler nach Russland lieferten...

    Auch Hitler wurde während des Krieges gegen Amerika von amerikanischen Finanzen und amerikanischer Technologie maßgeblich unterstützt. Anthony C. Sutton legte eine diesbezügliche Dokumentation aus Regierungsquellen in Washington detailiert vor.[26]...

    Die Bibel hat recht, wenn sie behauptet, dass die ganze Welt im Argen liegt (1Jh 5,19). Dies schließt natürlich meine irdische Heimat mit ein. Wenn sie sich dem Bösen verkauft hat, dann muss ich als Christ sehr vorsichtig sein, wieweit ich ihr diene. In allen Dingen muss ich ihr zum Guten dienen. Wenn sie aber von mir Böses oder Unsinniges verlangt, muss ich mich weigern.

 

                    4.  Weitere zu überlegende Fragen

 

                        .  Dürfte ein Christ ein Henker sein?

                        .  Vor welchen Gewissensschwierigkeiten sieht ein Christ sich gestellt, wenn er an den Polizeidienst denkt?

                        .  Vor welchen Gewissensschwierigkeiten kann ein Christ sich auch außerhalb der staatlichen gewaltanwendenden Einrichtungen gestellt sehen?

                            -  Kriegfördender Ersatzdienst

                            -  Kriegfördende Steuern

                        .  Ist Selbstverteidigung am Platz? Hilfestellung zur Selbstverteidigung?

                        .  Steht unser Zeugnisauftrag im Widerspruch zur Gewaltanwendung?

                        .  Ist Gewaltanwendung in der Erziehung am Platz? In der Ehe?

 

B.  Menschliche Gemeindeführung

 

Im Jahre 1523 fand in Zürich im Januar ein erstes Streitgespräch statt zwischen den nun drei religiösen Richtungen: den Katholischen, den Reformierten und den Freigemeindlichen. Noch im selben Jahr fand ein zweites Gespräch statt über Reformfragen, dieses Mal ohne die Katholischen. Es ging um den Bereich der zu unternehmenden Reformen. Als Zwingli, der für einen langsameren Kurs war, die Differenzen dem Stadtrat zur letzten Entscheidung überreichen wollte, erklärte Simon Stumpf, Pfarrer des Dorfes Hönng am Rande von Zürich:

    „Meister Huldrych, Du hast kein Recht, diese Frage dem Rat zu übergeben. Die Sache ist bereits erledigt: Der Heilige Geist hat gesprochen!“

    Ja, aber das will gelernt und geübt werden – sich zu berufen auf das Wort, das der Heilige Geist ein- für allemal gesprochen hat. Selbst wir, die wir uns als die geistlichen Nachfolger jener Strömung, die der Pfarrer Stumpf vertrat, verstehen, tun uns noch so schwer mit der Frage: Was sagt denn die Schrift? Oft sind wir unfähig, die Frage überhaupt zu stellen, weil es für uns allzu selbstverständlich ist, dass sie längst beantwortet sei.

    In dem allgültigen Wort Gottes steht alles, was für Glauben und Leben maßgeblich ist. Zu dieser Quelle gilt es heute immer noch – wie in jener Zeit – zurückzugehen in sämtlichen Fragen.

    Nun lesen wir in dieser Schrift, dass Jesus Christus seiner Gemeinde eine Ordnung gegeben hat. Alles, sagt Paulus, soll in einer angenehmen Weise verlaufen: 1Kr 14,40. Diese Ordnung ist wichtig. Sie wurde zum Beispiel in der Gemeinde zu Kolossä von Paulus zur Kenntnis genommen: Kol 2,5. Was ist das für eine Ordnung? Wir haben von der Regierung Gottes gesprochen. Kraft dieser Regierung in der Schrift sprechen wir jetzt über die von ihm eingesetzte menschliche Führung in der Gemeinde.

 

    1.  Allgemeines

 

        a.  Gemeinde hat menschliche Führung.

 

In der Gemeinde Jesu Christi herrscht weder eine übertriebene Hierarchie, noch eine totale Anarchie. Sie ist nicht statisch, sondern plastisch, dynamisch, denn sie ist ein Organismus, nicht eine Organisation. Doch ist dieser Organismus organisiert. Er hat nicht den Staat als Vorbild, sondern die Familie.

    Die Gemeinde des Neuen Testamentes kennt eine Führung. Sie ist nicht ohne sie. In der Ag 15,22 ist von führenden Männern die Rede. Silas und Judas Bar-Sabas waren solche. In Heb 13,7.17.24 hören wir dreimal von „Leitenden“. Die Gemeinden der Off 2 und 3 kennen ebenfalls eine Leitung, wenn auch unbekannt ist, genau welcher Art sie ist. (Manche Ausleger bestehen darauf, dass es dort um ‚Engel’ gehe. Es sei aber daran erinnert, a) dass Engel nicht Gegenstand menschlicher Schreiben sind, b) dass das Griechische kein spezielles Wort für ‚Engel’ hat und auf das Wort für ‚Bote’ angewiesen ist, wenn es von ihnen spricht; erst der Zusammenhang muss dann klarstellen, was für Boten es sind; c) da die Briefe an Menschen wirklicher Gemeinden gerichtet sind, muss es sich auch bei den Boten, die Teil der Gemeinden sind, um Menschen handeln.)

    Paulus schreibt (1Kr 12,28): „Gott hat in der Gemeinde eingesetzt ...“ eine Führung.   

    Wie immer diese Führung aussieht, sie ist von bleibender Relevanz, denn die Schrift hat allzeitliche Gültigkeit. Daher argumentiert sie auch immer wieder vom Anfang her (z.B. Mt 19,4).

 

        b.  Diese Führung ist von besonderer Art.

 

Die erste Gemeinde hat eine Führung durch die zwölf Apostel. Sie sind es, die Jesus in besonderer Weise ansprach, selbst wenn er zu einer Menge redete (z.B. Mt 5,1.2), die, denen er einen großen Teil seiner Zeit widmete und denen er seine Botschaft anvertraute, als er die Erde verließ. Diese Apostel (Judas wird durch Matthias ersetzt: Ag 1), anerkannt vom Heiligen Geist, leiten die junge Gemeinde in Jerusalem. Später, wenn sie als Missionare (denn ‚Apostel’ heißt ‚Missionar’) weiterziehen, werden sie von Ältesten abgelöst.

 

            I:  Nach welcher Art Grundsatz entsteht Autorität in der Gemeinde Jesu Christi?

 

                .  Diese Frage hat die Gemeinde schon in den frühen Jahren ihrer Geschichte beschäftigt. In dem Heft: „Jerusalem and Rome“[27] schreiben Hans von Campenhausen und Henry Chadwick darüber. Von Campenhausen befasst sich mit drei Orientierungen: Familie, Vererbung und Geographie. Demnach hätten einige Historiker, besonders von Harnack, behauptet, gewisse Persönlichkeiten wären in der frühen Gemeinde zu einer führende Rolle gelangt, weil sie mit dem Herrn Jesus leiblich verwandt waren. Natürlich wird da gern der Halbbruder Jakobus angeführt. Andere meinen bis heute, Vollmacht zu führen hätte sich von Anfang an durch Ordination vererbt: auch ‚apostolische Suksession’ genannt. Wiederum andere weisen auf die geographischen Verhältnisse hin: Politisch bedeutsame Städte hätten zu kirchlich einflussreichen Gemeinden beigetragen. Dem Titel des Heftes entsprechend befasst man sich vorwiegend mit diesem Aspekt, und obwohl auch Konstantinopel erwähnt wird, geht es den Verfassern von der Schrift her mehr um Jerusalem und Rom.

    

                .  Wer nun mehr an die Schrift als an eine kirchliche Richtung gebunden ist, den kann es Wunder nehmen, dass solche Orientierungen die Gelehrten so stark beschäftigen, ist doch das Reich Christi nicht von dieser Welt, sondern von der jenseitigen, und hat gerade Petrus die Pilgerschaft der Nachfolger des Messias betont. Sowohl er als auch Paulus macht klar, dass Führungsverantwortung aus von dem Dreieinigen gegebenen Gnadengaben entsteht – nicht also etwa durch fleischliche Blutsverwandtschaft mit dem Heiland, nicht verliehen durch geographische Nähe zu weltlichpolitischer Bedeutung, auch nicht durch Handauflegung weitergereicht wird. Das alles würde der Apostel, weil irdischer Art, „fleischlich“ nennen. Man denke an seine Worte an die Philipper (3,3):

    „... wir sind die Beschneidung, die wir im Geiste Gott in Verehrung dienen und rühmen in Christus Jesus und nicht auf Fleisch vertrauen“.

   

                .  Spielte Verwandschaft mit Jesus überhaupt eine Rolle?

Paulus macht deutlich (2Kr 5,16): „So sehen wir von nun an niemanden nach dem Fleisch. Auch wenn wir Christus nach dem Fleisch gekannt haben, jetzt jedoch kennen wir den nicht mehr.“ Jetzt hat nur eine geistliche Verwandschaft mit ihm etwas zu sagen.

 

                .  Hat aber nicht Paulus, so kann man einwenden, gesagt, er hätte „von Jerusalem“ – nicht „Damaskus“ – „und in einem Umkreis bis Illyrien die gute Botschaft von Christus ganz ausgerichtet“, und Wert darauf gelegt, der Leitung in Jerusalem Anerkennung zu zollen, wenn er den Galatern schreibt (2,1.2.7-9):

    „Nach dem, vierzehn Jahre später, ging ich wieder hinauf nach Jerusalem – mit Barnabas und nahm auch Titus mit. Ich ging aber aufgrund einer Offenbarung hinauf und legte ihnen die gute Botschaft vor, die ich unter denen, die von den Völkern sind, verkünde, aber im gesonderten Kreis der Angesehenen, um nicht etwa ins Leere zu laufen oder gelaufen zu sein ... nachdem sie gesehen hatten, dass ich mit der guten Botschaft der Unbeschnittenheit betraut war, so, wie Petrus mit der der Beschneidung, (denn der, der in Petrus für eine Apostelschaft der Beschneidung wirkte, wirkte auch in mir für eine Apostelschaft derer, die von den Völkern sind), und, nachdem sie die Gnade zur Kenntnis nahmen, die mir gegeben wurde, das heißt: Jakobus, Petrus und Johannes, die dafür angesehen waren, Pfeiler zu sein, gaben sie mir und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft“?

    Warum war denn Jerusalem eigentlich wichtig? Das sehen wir an folgenden Stellen:

                    -  Jh 4,20-24: „’Unsere Väter beteten auf diesem Berge an, und ihr sagt: In Jerusalem ist der Ort, wo man anbeten soll.’

    Jesus sagt zu ihr: ‚Frau, glaube mir: Die Stunde kommt, da ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet einen an, über den ihr nicht Bescheid wisst. Wir beten einen an, über den wir Bescheid wissen, weil das Heil von den Juden ist. Es kommt jedoch eine Stunde, und nun ist sie, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden. Und der Vater sucht nämlich derartige, die ihn anbeten. Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.’“

    Nicht der Ort Jerusalem ist wichtig, sondern die verheißene Kunde vom Messias, die von dort ausgeht.

                    -  Ag 15,1.2: „Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: ‚Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Sitte Moses, könnt ihr nicht gerettet werden.’

    Als also Paulus und Barnabas in nicht geringe Aufregung und Disputation mit ihnen gerieten, verordneten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen dieser Frage wegen nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten hinaufgehen sollten.“

    Aus Judäa kamen die Unruhestifter. Dort wohnten auch die Apostel, die für das Wohl der Gemeinde ihres Herrn verantwortlich gemacht waren. Zu ihnen und zur Leitung der Gemeinde, aus der die Problemleute gekommen waren, machte man sich auf.

                    -  Wichtig (wie Jesus schon betont hatte) war Jerusalem auch, weil von dort die Christusbotschaft ausgegangen war:

1Kr 14,36: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen, oder ist es bei euch allein angekommen?“ In beiden Fällen hätten die sich selbständig machenden Korinther etwas zu melden gehabt, nun aber nicht.

    Mit diesem hing auch die Sammlung für die Armen Christen in Israel und die Reise dorthin zusammen:

    Rm 15,25-28: „Aber nun reise ich nach Jerusalem in einem Dienst für die Heiligen, denn es gefiel Makedonien und Achaia wohl, eine gewisse Beisteuer, ein Zeichen der Gemeinschaft, zu leisten für die Armen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind, denn es gefiel ihnen, und sie sind ihre Schuldner, denn wenn die, die von den Völkern sind, an ihren geistlichen [Gütern] teilhatten, so sind sie schuldig, ihnen auch in den fleischlichen Dienstleistung zu tun. Nachdem ich also diese [Aufgabe] zu Ende geführt habe und ihnen diese Frucht besiegelt habe, werde ich abziehen [und] über euch nach Spanien [reisen].“

   

                .  Und warum war Rom so wichtig? Immerhin berichtet Lukas (Ag 19,21):

„Als dieses erfüllt war, nahm sich Paulus im Geist vor, über Makedonien und Achaia nach Jerusalem zu ziehen und sagte: ‚Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen.’“

    Und Paulus schrieb (Rm 1,15): „Demgemäß ist meine Bereitschaft, auch euch, denen in Rom, die gute Botschaft zu sagen“.

                    -  Für den Apostel, der vorzugsweise solche Orte aufsuchte, zu denen und von denen viele sich bewegten, hatte die Hauptstadt des Imperiums besondere strategische Bedeutung:

    Rm 1,16-18: „denn ich schäme mich der guten Botschaft Christi nicht, denn sie ist Kraft Gottes zur Rettung einem jeden, der glaubt, dem Juden zuerst, wie auch dem Griechen, denn die Gerechtigkeit Gottes wird darin enthüllt, aus Glauben zu Glauben, sowie geschrieben ist: ‚Der Gerechte – aus Glauben wird er leben’; denn es wird enthüllt Gottes Zorn vom Himmel auf alle Ehrfurchtslosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in und durch Ungerechtigkeit niederhalten“.

    Im gottlosen Rom wollte er in Verbindung mit dem dortigen Stützpunkt Gemeinde Jesu die verwandelnde Christusbotschaft sagen – dann aber wieder weiterziehen:

    15,23.24: „Nun aber, da ich in diesen Gegenden nicht mehr Raum habe und seit vielen Jahren eine Sehnsucht habe, zu euch zu kommen, werde ich, wann immer ich nach Spanien reise, zu euch kommen, denn ich hoffe, auf der Durchreise euch zu Gesicht zu bekommen und von euch dorthin weitergeschickt zu werden, wenn ich mich zuvor an euch einigermaßen gesättigt habe.“

                    -  Dieses Ziel sollte aber nicht so leicht zu verwirklichen sein. Nachdem er, wohl in Ephesus, es geäussert hatte („Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen“), gab es hier einen gefährlichen Aufruhr. Darauf nahm er noch manche Gelegenheit zu evangelisieren wahr, erreichte dann auf Umwegen, nicht zuletzt, weil Juden ihn umzubringen suchten, Jerusalem, wo er aber verhaftet wurde. Die Haft zog sich über einige Jahre hinaus, bis er sich genötigt sah, sich auf den Kaiser zu berufen, worauf es per Schiff Richtung Italien ging. Einige Freunde begleiteten ihn. Doch ein plötzlicher Sturm brachte die Reisepläne durcheinander. Es kam schließlich zu einem Schiffbruch. Als dann endlich Land gesichtet war, hätten die Soldaten fast die Gefangenen umgebracht. Auf Melite endlich einigermassen in Sicherheit, war es nur ein Wunder Gottes, dass eine Schlange dem Boten Christi nicht das Leben nahm. Dann wurde aber das Unwahrscheinliche doch Wirklichkeit: Paulus betrat Rom.

                    -  Als sein Ziel, dort zu verkünden, unter schwierigsten Umständen endlich möglich geworden war, konnte er mit Freude berichten (Php 1,12-18; 4,22): „Aber ich will euch in Kenntnis setzten, Brüder, dass es durch meine Umstände mehr zum Vorstoßen der guten Botschaft gekommen ist, sodass meine Fesseln offenbar geworden sind als Fesseln in Christus, und zwar im ganzen Prätorium und bei den übrigen allen, und die Mehrzahl der Brüder, da sie im Herrn Vertrauen zu meinen Fesseln haben, es um so kühner wagt, das Wort ohne Furcht zu sagen.

    Etliche verkünden Christus auch aus Neid und Streitsucht, aber etliche tun es auch aus guter Gesinnung.

Die Einen verbreiten die Botschaft von Christus aus Ränkesucht, nicht aus reinen Beweggründen, meinen dabei, meinen Fesseln Bedrängnis hinzuzufügen, die Anderen aber aus Liebe, wissend, dass ich zur Verteidigung der guten Botschaft gesetzt bin. Was denn? Wenn nur in jeder Weise, sei es zum Vorwand oder in Wahrheit, die Botschaft von Christus verbreitet wird! Und ich freue mich in diesem; ja, ich werde mich auch freuen ...

    Alle Heiligen grüßen euch, am meisten die aus dem Hause des Kaisers!“

   

                .  Zur Zeit des NTs hatte die Gemeinde in Rom noch keinen führenden Status. Die angesehene Stellung, die Jerusalem genoss, war zurückzuführen auf die Tatsache, dass sie die religiöse Hauptstadt nicht nur Israels, sondern des gesamten Judentums war. Da viele der ersten Christen entweder aus den Juden oder aus Kreisen, die diesen nahe standen, kamen, ist es verständlich, wenn Jerusalem bei ihnen hoch in Ansehung stand.

    Mit der Ausdehnung der Nachfolgerzahl des Messias entstand etwas Neues: So, wie Jerusalem als Ausgang der Christusbotschaft bekannt war, wurden auch andere Orte für dasselbe bekannt und ebenfalls anerkannt. Zunächst war es die Gemeinde in Antiochien in Syrien, von der Sendboten mit dem Evangelium hinausgingen. Später wurden die Thessalonicher bekannt für ihr Zeugnis (1Th 1). Darauf war es die Metropole Ephesus, von der die gute Botschaft in sämtliche Richtungen des Hinterlandes hinausstrahlte (Ag 19). Bald schrieb Paulus an die Christen in Rom:

    „Ich danke meinem Gott durch Jesus Christus euer aller wegen, dass in der ganzen Welt Kunde von eurem Glauben verbreitet wird“, und er hegte die begründete Erwartung: „… ich werde, wann immer ich nach Spanien reise, zu euch kommen, denn ich hoffe, auf der Durchreise euch zu Gesicht zu bekommen und von euch dorthin weitergeschickt zu werden“.

    Keine der neuen Gemeinden gewann jedoch einen für die anderen bestimmenden Einfluss. Wenn das für Jerusalem galt, dann nur so lange, wie die ersten Apostel dort noch wohnten.

   

                .  Um zusammenzufassen: Weltliches Ansehen einer Stadt führte in der Zeit des NTs nie dazu, dass die Leitung einer Gemeinde in ihr Autorität über andere Gemeinden erhielt. Obwohl die Gemeinden den Kontakt mit einander pflegten, besonders auch durch kursierende Sendboten, blieb jede organisatorisch unabhängig und war ihre Leitung nur für sie selbst zuständig. Wurden Gemeinden in den Augen anderer in Achtung gehalten, so war es für ihre Liebe und Treue zum gemeinsamen Herrn.

    Zur Zeit der Schrift hätte man also nie von einer „römischen“ Kirche sprechen können oder von „Südbaptisten“ oder von einer Lutherischen Kirche „Missouri-Synode“.

 

            II:  Welcher Art ist nun die menschliche Führung der Gemeinde Gottes auf Erden?

 

                A:  Fragen

 

Welche Form der Gemeindegestaltung kannte die erste? Welche aus der Vielfalt der heutigen Kirchen hatte sie? War sie päpstlich, wie die römisch katholische? War sie bischöflich, wie die anglikanische oder die lutherische? War sie presbyterianisch, kongregationalistisch, demokratisch, monarchisch? Keines dieser Modelle lag vor. Die erste Gemeinde war überhaupt keine Kirche. Sie war nicht eine Organisation; dennoch war sie organisiert. Wenn ein Modell vorlag, dann war es wohl nicht einmal die jüdische Synagoge. Eher war sie einer Familie ähnlich, mehr noch einem Leib. Sie war einfach ein Original.

 

                B:  Die Art der menschlichen Führung der Gemeinde ist in der Schrift beschrieben und vorgeschrieben.

 

Wir dürfen nicht einfach unsere eigene Gemeindeführung bestimmen. Die Schrift ist nämlich maßgebend für Glauben und Handeln.

    „Alle Schrift ist gottgehaucht und ist nützlich zur Lehre“: 2Tm 3,16.

    Bereits in Jes 8,20 lesen wir: Wenn sie nicht „nach dem Gesetz und dem Zeugnis“ sprechen, ist „kein Licht“ da.

    Die Schrift bestimmt nicht nur, dass es menschliche Führung gibt; sie gibt auch die besondere Art biblischer Gemeindeführung an. Und diese hat bleibende Relevanz. Es ist nicht so, dass sie nur für die Zeit der Apostel war. Die biblische Gemeindeordnung ist auch so einfach, dass sie immer und überall praktisch ist – in Verfolgungs- und Friedenszeiten, in Diktatur und Demokratie – so einfach, dass sie in jedem Land zu jeder Zeit anwendbar ist. Sie funktioniert glänzend in jeder Kultur und jeder politischen Situation.

 

                C:  Der Ort in der Schrift, an dem die Gemeindeführung angegeben ist, ist von Bedeutung.

 

Paulus hat zwei Arten von Briefen geschrieben, Briefe persönlicher Art an seine Mitarbeiter und persönliche Briefe an Gemeinden. In diesen gab er Ermutigung sowie spezielle Anweisungen für bestimmte Situationen. In der zweiten Gruppe sind zwei Briefe, in denen er seine Botschaft recht umfänglich darlegt. Man kann sie seine Glaubenslehre nennen. Diese sind der Brief an die Römer und der an die Epheser. Der Römerbrief ist seine Heilslehre. Im Epheserbrief ist von den Menschen des Heils die Rede, von der Gemeinde. In ihm haben wir grundsätzliche Lehre über Segen und Leben des Volkes Gottes.

    In der ersten Hälfte des Epheserbriefes beschreibt Paulus die Vorrechte der Heilsmenschen. Der zweite Teil beschreibt die Aufgaben des Christen in dieser Welt. In diesem Teil macht der Apostel nun eine zentrale Aussage, in welcher er von der Ordnung der Gemeinde spricht. Sie ist eine Zusammenfassung in einem Vers. Dieser steht in dem Abschnitt, in dem Paulus die Aufgabe des Menschen in der Gemeinde erläutert (4,1-16). Sie lautet:

    „Und er selbst gab die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern“ (V. 11).

    Wir merken also den wichtigen Platz der Stelle, in der die neutestamentliche Gemeindeleitung Erwähnung findet.

    

                D:  Die Person, die die besondere menschliche Führung der Gemeinde gegeben hat, ist von Bedeutung.

 

„Er gab.“ „Er“ ist ein Pronomen und setzt die Angabe der Person voraus, von welcher hier die Rede ist. Das Pronomen ist auch betont: „er selbst“. Es handelt sich um den in die Welt gekommenen Messias (V. 8-10), den Christus, der das Heil, das herbeizuführen er in die Welt kam, in der Himmelfahrt zur Vollendung führt, damit er von dort aus alles fülle und dirigiere (V. 10). Und er, dieser Herrscher, durch den Gott in der Gemeinde regiert, „gab“ – als Geschenk an die Gemeinde – verschiedene Diener am Wort.

 

                E:  Die Aufgabe dieser Führung ist eine grundsätzliche.

 

Der Satz ist mit V. 11 nicht zu Ende. Diese vier Verkündiger (denn „Hirten und Lehrer“ bilden nach dem Wortlaut eine Gruppe), die auf die Gemeinde und auf die Arbeit des Königreiches des erhöhten Christus in dieser Welt bestimmend wirken, diese vier haben eine Aufgabe, die zu einem Ziel führen soll: „... zwecks der Zurüstung der Gemeinde zum Werk des Dienstes.“ Nebst ihren normalen Christenaufgaben haben sie Führungs- und Zurüstungsaufgaben. Diese Tätigkeit dient „zum Werk des Dienstes“ und führt zu einem Ziel: „zum Bauen des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen mögen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes.“ Christus ist nicht nur Urheber dieses Dienstes (V. 11: „er gab ...“), sondern auch sein Ziel. Zu ihm soll das Wachstum, das die in V. 11 Genannten fördern sollen, hinführen.

    Sie haben die Aufgabe, der Gemeinde zu helfen, ihre Aufgabe wahrzunehmen.

 

                F:  Zusammenfassung

 

Eph 4,11 ist also nicht irgend ein Bibelvers. Die Wichtigkeit seines Ortes stellt die Wichtigkeit seines Inhaltes heraus. Was dort über die Führung der im Buch beschriebenen Gemeinde gesagt wird, ist von zentraler Bedeutung. Wir werden uns im Folgenden auch danach richten. Zunächst ist von ihr als Gruppe weiterhin die Rede, dann von jedem Dienst im einzelnen.

 

        c.  Die Aufgaben der menschlichen Gemeindeführung

 

            I:  Nicht als Herren aufzutreten

 

            II:  Verkündigung

 

            III:  Aufsicht

 

            IV:  Hirtendienst

 

            V:  Als Vorbild zu dienen

 

Menschen, die Verantwortung tragen, sollten bereit sein, das zu tun, was sie anderen auftragen:

    Mt 23,2-4: „’Auf Moses Stuhl’, sagte er, ‚setzten sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Alles also, was sie euch sagen, dass ihr es halten sollt, haltet und tut. Aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht, denn sie binden schwere und schwer zu tragende Lasten und legen sie auf die Schultern der Menschen. Aber sie wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen.“

 

            VI:  Anleitung zum Dienst

 

            VII:  Gebet

 

        d.  Ihre Anleitung

 

            I:  Grundsätzliches

 

Zuerst einige grundsätzliche Gedanken zu diesem Thema

 

            II:  Das Ziel der Anleitung

 

                A:  Gott hat ein Ziel mit allen Christen

 

                B:  Gott hat ein Ziel mit führenden Christen

 

            III:  Die Ebene der Anleitung

 

                A:  Der lernende Christ

 

                B:  Der dienende Christ

 

                C:  Der „Kandidat für die Mitarbeit“

 

                D:  Der führende Christ

 

            IV:  Die Form der Anleitung

 

                A:  Die systematische Unterweisung

 

                B:  Die situationsorientierte Unterweisung

 

                C:  Lernen durch Erfahrung

 

            V:  Der Lehrer in der Anleitung

 

                A:  Gott ist unser Lehrer

 

                B:  Die Gemeindeführung

 

                C:  Die Mitchristen

 

                D:  Das Selbststudium

 

            VI:  Der Ort der Anleitung

 

            VII:  Die Bewertung der Anleitung

 

        e.  Ihr Unterhalt

 

        f.  Die Versuchungen eines Reichgottesarbeiters

 

            .  Leidensscheu zu werden

Hi 36,21: „Hüte dich: Wende dich nicht zum Bösen, denn dieses hast du dem Leiden vorgezogen.“

    „2Kr 4,7-12: „Aber wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Übertrefflichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns – in allem, als Bedrängte, jedoch nicht in Beengung erdrückt, als Ratlose, jedoch nicht verzweifelt, als Verfolgte, jedoch nicht verlassen, als Niedergeworfene, jedoch nicht umkommend, allezeit das Sterben des Herrn Jesu im Leibe umhertragend, damit auch das Leben Jesu in unserem Leibe geoffenbart werde, denn wir, die wir leben, werden ohne Aufhören dem Tode ausgeliefert Jesu wegen, damit auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleische geoffenbart werde. Somit wirkt einerseits der Tod in uns, andererseits das Leben in euch.

    2Tm 1,8.9A: „Schäme dich also nicht des Zeugnisses unseres Herrn, auch nicht meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern erleide mit das Üble für die gute Botschaft gemäß der Kraft Gottes, der uns rettete und mit einem heiligen Ruf rief ...

 

            .  Jugendliche Lüste

2Tm 2,22A: „Fliehe[28] die jugendlichen Lüste!“

    Hijob wusste sich dagegen zu wehren (31,1): „Ich habe einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht schaue nach einer Magd.“

 

            .  Irdischer Gewinn

1Tm 3,2.3: „Der Aufseher hat also untadelig zu sein ... nicht auf schändlichen Vorteil aus ...“

    6,6-11A: „Aber es ist die rechte Ehrfurcht – mit Genügsamkeit – eine große [Quelle des] Gewinns, denn wir brachten nichts in die Welt hinein; offenkundig ist, dass wir auch nicht etwas hinausnehmen können. Haben wir die Mittel, uns zu nähren und zu bedecken, werden wir an denen genug haben. Aber die, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und eine Schlinge und viele sinnlose und schädliche Lüste, welche die Menschen in Ruin und Untergang versenken; denn eine Wurzel aller Übel ist die Geldliebe. Etliche, die sich nach ihr ausstreckten, wurden haltlos irregeleitet, vom Glauben weg, und fügten sich selbst viele Schmerzensstiche zu. Aber du, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge!“

    1P 5,2: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht – nicht gezwungenermaßen, sondern freiwilligerweise, nicht um schändlichen Vorteil, sondern aus freien Stücken ...“

    Wie stark diese Versuchung werden kann, zeigt die Geschichte des Elisadieners Gehasi in 2Kö 5,20-27.

 

            .  Uneinigkeit

Ag 15 liefert uns zwei Beispiele von Uneinigkeit in der frühen Gemeinde. Im ersten geht es um eine Lehrfrage, im zweiten um die rechte Arbeitsgemeinschaft. Paulus führt weitere Beispiele an in seinen Briefen an die Christen in Korinth und die in Rom. Es ist für Reichgottesarbeiter oft schwer, auf der einen Seite bereit zu sein, Stellung zu beziehen für die Wahrheit, auf der anderen dem Andersdenkenden in gnädiger Liebe zu begegnen. Will man den rechten Weg einschlagen, wenn sich am Horizont der Gemeinschaft dunkle Wolken zeigen, so ist es von kardinaler Wichtigkeit, in der Schrift wohlgegründet zu sein und in der Liebesgemeinschaft mit dem Herrn frisch zu bleiben.

 

    2.  Der Apostel

 

        a.  Der Begriff

 

Ein Apostel ist jemand, der von einer höheren Instanz, einer höheren Autorität, aus dem Fluss der Gesellschaft herausgezogen wird, um in dessen Namen einen besonderen Auftrag auszuführen – in der Form einer Sendung. Diese Sendung kann gewichtig sein; sie kann aber auch eine sehr einfache sein.

    Die Vokabel Apostel ist eigentlich die Verdeutschung eines griechischen Wortes: apostolos, und bedeutet „Gesandter“. Das Wort Missionar, aus dem Lateinischen, entspricht ihm. Ein Apostel steht immer im Schatten seines Senders. Dieser hat ihn „abseits, auf die Seite genommen“, um sein Vorhaben auszuführen.

    Der „Gesandte“ wurde also aus dem bestehenden Lauf seines Lebens herausgenommen, um für eine bestimmte Aufgabe da zu sein. Der Sendende hat ihm seinen Auftrag gegeben und bestimmt nun seinen neuen Kurs, ob der vorübergehend oder bleibend ist. Dementsprechend lesen wir in Mk 3,13.14:

    „Und er ... ruft zu sich die, die er selbst wollte.“ Aus dieser Schar „bestellte er zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende“. Der Gesandte vertritt ganz seinen Sender. Bei der Erfüllung seines Auftrages geht es nur um die Erfüllung der Wünsche und Vorstellungen des Sendenden, nicht seiner eigenen. Er dient also nicht sich selbst.

    Merken wir uns auch, dass es die allererste Aufgabe eines Apostels ist, „bei ihm“ zu sein, in der Gemeinschaft und Schule des Sendenden.

    Die Schrift stellt hohe Ansprüche an einen Apostel: Er ist Evangelist, Hirte und Lehrer in einer Person.

 

        b.  Die Arten von Aposteln

 

            I:  Die himmlischen Apostel

 

Christus selbst wird in Heb 3,1 „Apostel“ genannt. Er ist vom Vater gesandt. Gott sandte seinen Sohn in die Welt mit dem besonderen Auftrag, uns zu erlösen. Christus ist der große Apostel.

    In 1P 1,12 wird der Heilige Geist wie ein Apostel abgesandt.

    Auch Engel werden „apostolisch“ genannt: Heb 1,14. Sie werden für spezielle Dienste hinausgesandt, um den Heiligen, den Erlösten, zu dienen.

 

            II:  Die fundamentlegenden Apostel

 

Diese Beschreibung stammt aus Eph 2,20, wo Paulus sagt, dass wir aufgebaut werden auf dem „Fundament der Apostel und Propheten“. Sie werden in Eph 3,5 wieder erwähnt. Diese Apostel haben wir nicht mehr. Sie waren eine vorübergehende Gruppe. Das Fundament ist gelegt worden. Sie waren Apostel im speziellen Sinne, Männer, die ihre Botschaft und Sendung unmittelbar von Jesus Christus erhielten. Als solche gelten die Folgenden.

 

                A:  Die Zwölf

 

Sie waren die, die Jesus Christus zuerst erwählte und aussandte. Allerdings musste Judas ersetzt werden.

 

                B:  Paulus

 

Danach kam Paulus als Spätgerufener hinzu. Er wurde aber nicht zu den Zwölfen gezählt. Das wird aus Folgendem ersichtlich:

.  Das Los in der Ag 1,26 gilt dort – vor Pfingsten – als Mittel der Führung Gottes.

.  Petrus handelt auf Grund der Heiligen Schrift: V. 20.

.  Die Führung Gottes wird durch Gebet erwartet: V. 16.21.

.  Es wird eingewendet, man höre nichts mehr von Matthias. Antwort: Man hört auch nichts mehr von den meisten der anderen Apostel.

.  Es steht nichts im Neuen Testament, das zu der Annahme Anlass gäbe, Paulus hätte Judas vertreten.

.  Paulus erfüllt nicht die in der Ag 1,21 aufgestellten Bedingungen.

.  Die Wahl des Matthias wird von dem Heiligen Geist, der den Lukas in seinem Bericht lenkt, also von Gott selbst bestätigt: Ag 2,14; 6,2 – bevor Paulus gerufen wird.

 

                C:  Jakobus

 

Nach der Ag 9,26.27; 1Kr 15,7 und Ga 1,18.19 ist Jakobus, Halbbruder des Herrn Jesus, auch zu den fundamentlegenden Aposteln zu zählen. Wenn Lukas in der Ag 9,27 berichtet:

    „Barnabas ... führte ihn zu den Aposteln“ und Paulus selbst in Ga 1,18.19 berichtet: „Nach dem, nach drei Jahren, ging ich hinauf nach Jerusalem, um mit Petrus Bekanntschaft zu machen, und ich blieb fünfzehn Tage bei ihm; aber andere der Apostel sah ich nicht – außer Jakobus, den Bruder des Herrn“, so lernen wir zweierlei: dass zu diesem Zeitpunkt nur zwei Apostel in Jerusalem zugegen waren und dass Jakobus, der Halbbruder Jesu, auch als Apostel galt. Wenn es heißt, dass Barnabas den Saulus zu den Aposteln führte, so liegt auf der Hand, dass der hinführende Barnabas nicht zu diesen Aposteln gehört. Zudem ist Jakobus einer von denen, die uns Heilige Schrift geliefert haben. Aus allem diesem entnehmen wir, dass er zu der ersten Gruppe der Fundament legenden Aposteln gehört.

 

            III:  Die missionarischen Lehrer

 

                A:  Allgemeines

 

Das Neue Testament begrenzt den Begriff Apostel nicht auf die obige Gruppe. Es gebraucht ihn auch für andere, die eine ähnliche Tätigkeit ausübten, wie diejenigen, die ihre Botschaft unmittelbar von Jesus bekamen, aber nicht dieselbe Qualität und Autorität hatten. Heute spricht man an dieser Stelle eher von Missionaren. Diese ersten Missionare oder Apostel waren immer zugleich Evangelisten und auch Lehrer. Man kann diese Gruppe also als „missionarische Lehrer“ bezeichnen. Wie gesagt, solche Missionare hatten nicht dieselbe Autorität, übten aber dieselbe Tätigkeit wie die fundamentlegenden Apostel aus.

    Zu dieser Gruppe gehören zur Zeit des NTs Barnabas (Ag 14,4; vgl Ga 2,8.9), Silas und Timotheus (Ag 17,1.4; 1Th 1,1.2; vgl 2,6.7) und Titus (Tt 1,5; 3,12).

    Ein Wort zu Timotheus: Dem ersten Brief des Paulus an ihn entnehmen wir, dass er seinen geistlichen Vater eine Zeitlang in Ephesus zu vertreten hat. Da jener Apostel (Missionar) ist, ist seine Aufgabe also eine missionarische: vorübergehend Lehrer der Gruppen von Christen im Raum Ephesus zu sein, aber auch Evangelist für die noch unbekehrten Massen. Er ist also weder ‚Pastor’ noch ‚Bischof’, sondern in der biblischen Sprache ein Apostel, in der heutigen ein Missionar.

    Titus tat einen ähnlichen Dienst in Korinth und auf Kreta.

 

                B:  Wie steht es mit Andronikus und Junias (Rm 16,7)?

 

(Die Gedanken zu dieser Frage wurden von Thomas Jettel erarbeitet.)

 

                    1:  Der Text

 

„Grüßt Andronikus und Junias [o.: Junia], meine Verwandten und meine Mitgefangenen. Sie sind solche, die sich auszeichnen unter den Aposteln, und waren vor mir in Christus.“

 

                    2:  Fragen

 

                        .  Ist mit Iounian ein Mann oder eine Frau gemeint?

                        .  Wie muss episeemoi en tois apostolois übersetzt werden?

                        .  Was bedeutet der Begriff apostolos (Apostel) an dieser Stelle?

 

                    3:  Junias oder Junia, Mann oder Frau?

 

Das kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, denn es hängt vom Akzent ab. Die älteren Handschriften haben aber keine Akzente, und ohne Akzentzeichen könnte es Junias, ein Mann, oder Junia, eine Frau, sein. Wollte man das zweite annehmen, erhebe sich die Frage, ob man annehmen dürfe, dass eine Frau (die vielleicht die Ehefrau des Andronikus war) zusammen mit Männern im selben Gefängnis saß; denn so, wie Paulus dieses hier berichtet, waren sie zusammen im Gefängnis gewesen.

    Die Frage, ob es sich um eine Frau handelt oder um einen Mann, muss also offen gelassen werden.

 

                    4:  „... die sich auszeichnen unter den Aposteln“?

 

Waren die Beiden „Ausgezeichnete“ bzw „Angesehene unter den Aposteln“ oder „ausgezeichnet“ bzw „angesehen von Seiten der Apostel“?

    Die Übersetzung „ausgezeichnet/angesehen durch die Apostel bzw von Seiten der Apostel“ (also en instrumental aufgefasst) ist zwar nicht unmöglich, scheint aber etwas künstlich; Paulus hätte sich unzweideutig ausdrücken können, indem er den üblichen Begriff episeemoi hüpo toon apostoloon (ausgezeichnet durch die Apostel; [hoch] angesehen/geschätzt von den Aposteln) verwendet hätte.

    Andererseits wird das einschließende Verständnis im Gr. oft (aber nicht ausschließlich) mit einfachem Genitiv dargestellt, z.B. in 3Makk 6,1[29].

    Alles in allem ist es jedoch naheliegend, en lokal (in, bei, unter) aufzufassen: „angesehen [o.: berühmt; ausgezeichnet] unter/bei den Aposteln“. Bei der Übersetzung „unter“ bleibt offen, ob sich die „Ausgezeichneten/Angesehenen“ innerhalb der Gruppe der Apostel befinden oder außerhalb. Eine einschließende Deutung ist nicht zwingend; d. h.: „unter den Aposteln“ nötigt keineswegs zur Annahme, dass Andronikus und Junia[s] selber zu der Schar jener Apostel gerechnet werden. Wenn sie „unter den Aposteln“ angesehen und geschätzt sind, müssen sie selber nicht notwendigerweise zur Gruppe der Apostel zählen. Einen ähnlichen Fall finden wir in 2Kr 2,15, wo Paulus schreibt: „wir sind ein angenehmer Duft Christi für Gott … unter denen, die ins Verderben gehen (en tois appollümenois)“. Er ist nicht eingeschlossen in die Gruppe der Verlorenen, unter der er ein Duft Christi ist.

    Der Apostel kann daher in Rm 16,7 einfach sagen wollen: Andronikus und Junia[s] sind Ausgezeichnete/Angesehene – nicht nur bei/unter den Heiligen allgemein, sondern vor allem bei/unter den Aposteln; unter ihnen werden sie hoch geschätzt, sind sie angesehen, ausgezeichnet. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen andere Forscher.

 

                    5:  Was bedeutet der Begriff apostolos an dieser Stelle?

 

Das Wort apostolos (Sendbote; Gesandter) wird im NT in verschiedenem Sinne gebraucht. Ihre Tätigkeit war eine leitende, aber nicht auf den Ort bezogen. Da der Dienst von Frauen nicht ein leitender, sondern ein unterstützender war, war es selbstverständlich, dass es keine weiblichen Apostel gab. (Vgl. 1Tm 2 u.3; 1Kr 11 u. 14; Eph 5,22-33.)

    In 2Kr 8,23 und Php 2,25 wird der Begriff apostoloi sehr allgemein verwendet: Ausgesandte zu einem bestimmten Zweck. Diese Bedeutung scheidet jedoch für Rm 16,7 aus, da dort von einer bestimmten, offensichtlich bedeutenden, Gruppe von an mehreren Orten bekannten und anerkannten „apostoloi“ die Rede ist.

    In welchem Sinne nun wird denn der Begriff apostolos in Rm 16,7 verwendet? Auffällig ist, dass Paulus sich selbst nicht mit einschloss. Er schrieb nicht „uns Aposteln“. Das deutet darauf hin, dass er „Apostel“ im weiteren Sinne des Wortes verstand.

 

                    6:  Schluss

 

Der Handschriftenbefund und die griechische Form des Wortes Iounian ist nicht eindeutig genug, um zu entscheiden, ob es sich um einen männlichen oder einen weiblichen Namen handelt.

    Wenn der Satz „Sie sind solche, die sich auszeichnen unter den Aposteln“ bedeuten soll, dass sie selber zur Schar der Apostel gehörten (was aber nicht bewiesen werden kann), dann kann mit Iounian nicht eine Frau gemeint sein, da Frauen im NT nicht apostelartige bzw. hirtenmäßige leitende Funktionen innehatten. Wenn der Satz „Sie sind solche, die sich auszeichnen unter den Aposteln“ bedeuten sollte, dass sie selbst nicht zu den Aposteln gehörten, sondern lediglich bei/unter ihnen hoch geschätzt und angesehen waren, könnte mit Iounian natürlich auch eine weibliche Person gemeint sein, wobei die Mitgefangenschaftsfrage jedoch noch zu beantworten wäre.

 

            IV:  Die vertretenden Apostel der Gemeinden

 

Diese Gruppe würden wir heute „Delegierte“ oder „Abgesandte“ nennen. Gemeinden stellen gewisse Männer für verschiedene Zwecke frei, die ihre Interessen vertreten.

    In Php 2 wird Epaphroditus als Gesandter der Gemeinde in Philippi erwähnt. Vorübergehend dient er dem gefangenen Paulus in Rom.

    In 2Kr 8,23 finden wir ähnliche „Apostel“, Abgesandte, die verschiedene Gemeinden in Makedonien bei der Hilfe für die Armen in Jerusalem und Judäa vertreten.

 

            V:  Falsche Apostel

 

Diese geben an, Vertreter von Jesus zu sein, seine Boten, in welcher Qualität auch immer. Aber sie haben eine falsche Lehre; sie vertreten daher nicht Jesus. Solche werden in 2Kr 11,13 und Of 2,2 „falsche Apostel“ genannt.

 

            VI:  Schlussbemerkung

 

An dieser Stelle darf ein Wort gesagt werden über die Bücher des NTs, die als Briefe gelten. Alle Briefe des Paulus sind apostolische, da er ja ein Apostel war. Das trifft auch zu für die Schreiben an Timotheus und Titus.

    Seit dem Anfang des 18. Jhdts ist es Brauch geworden, diesen drei persönlichen Schreiben den Namen „Pastoralbriefe“ zu geben. Thiessen, der sie ebenfalls als „Pastoralbriefe“ bezeichnet, bemerkt jedoch, Titus sei nicht ganz „pastoral“, 2Tm nur gelegentlich.

    Nicht von daher nur muss der Name als solcher als Fehlbezeichnung gelten, denn weder Paulus noch Timotheus noch Titus ist Pastor, keiner der Drei Gemeindeleiter bzw Hirte einer Gemeinde am Ort und keiner Bischof. Da also weder der Verfasser noch die Empfänger der Briefe spezifische Hirtenfunktionen haben, können wir es auch nicht mit Hirtenbriefen zu tun haben. Dass Hirten- und Seelsorgeangelegenheiten angesprochen werden, stimmt. Jedoch trifft das auch für jeden der anderen Paulusbriefe zu.

    Wollte man diesen drei Briefen unbedingt eine gemeinsame Bezeichnung geben, käme „apostolisch“ / „missionarisch“ dem Inhalt näher. Sie geben uns nämlich einen guten Einblick in die Tätigkeiten und Beziehungen von Missionaren jener ersten Zeit.

    Alle drei Missionare dieser Schriften, Paulus, Timotheus und Titus, sind reisende Verkündiger der Christusbotschaft. Im 1. Tmbrf soll Timotheus die Ankunft des Paulus erwarten: 3,14; 4,13. Im 2. erwartet Paulus die Ankunft des Timotheus. Im Ttbrf bewegen sich beide, der schreibende Missionar und der empfangende, auf einen gemeinsamen Treffpunkt zu. Keiner ist also „stationiert“, um einen geographischen Raum als Hirte zu betreuen.

    Von den weiteren Briefbüchern gelten die des Petrus und die des Johannes als apostolische, nicht aber der Judasbrief und der Hebräerbrief. Der Verfasser des letzteren ist nach eigenem Bekenntnis kein Apostel auf der Ebene der Fundament legenden: 2,3.4.

 

        c.  Der Dienst des Apostels als Missionar

 

Wir sprechen nun von der zweiten und dritten Gruppe von Aposteln, von den fundamentlegenden und den missionarischen Lehrern. Diese zwei tun denselben Dienst, haben aber nicht dieselbe Autorität. Sie haben also nicht dieselbe Qualität. Das haben wir zu unterscheiden.

    Welches ist nun die gemeinsame Tätigkeit der fundamentlegenden Apostel und der missionarischen Lehrer?

 

            I:  Allgemeine Dienstakzente

 

Es gibt drei grundlegende Dienstakzente im Missionsdienst, dem Dienst des Apostels, drei Dienste innerhalb einer gemeinsamen Aufgabe. Petrus hatte einen typischen Pionierdienst. Er hatte die Schlüssel des Königreiches, tat sowohl Juden (Ag 2) wie auch Samaritern (Ag 8) und Heiden (Ag 10) die Tür auf. Paulus tat alle drei Dienste, war aber in besonderem Maße ein Aufbaumissionar.

 

                A:  Der Pionierdienst des Apostels

 

                    .  Pioniere stoßen in Neuland vor. Darin liegt ihre Aufgabe. Sie stoßen in ein Gebiet vor, in dem Christus noch nicht erwähnt wurde. Das ist Evangelisation an der Front.

                    .  Ein missionarischer Lehrer kann aber auch apologetischer Lehrer an der Front sein. Auch das ist ein apostolischer Dienst, ein Dienst an der Front der Verteidigung der biblischen Wahrheit. Diese Front kann sich irgendwo im Raum bestehender Gemeinden befinden.

 

                B:  Der Aufbaudienst des Apostels

 

Andere sind ebenfalls Missionare im biblischen Sinne, aber der Akzent in ihrem Dienst ist weniger der eines Pionierdienstes. Sie arbeiten im Aufbaudienst, bauen auf dem, das andere schon getan haben, und führen diese Arbeit fort. Paulus sagt, er habe Fundament gelegt; ein anderer baue darauf (1Kr 3,10). Das ist Festigungsarbeit, Lehrdienst, Hirtendienst.

 

                C:  Der Kontrolldienst des Apostels

 

Wiederun andere sind ebenfalls Apostel, üben aber einen Kontrolldienst aus. Sie kontrollieren: „Ist nun alles richtig?“ Hier bedarf es eines Feingefühls, einer jesusähnlichen Art, damit man nicht einfach nur kritisch ist.

    Der Apostel Johannes hatte auf diesem Gebiet seinen Akzent. Er war von Anfang an dabei, an der Seite des Petrus, aber man hört in jener Zeit nur wenig von ihm. Er ist da, aber er scheint nichts zu sagen. Petrus ergreift das Wort. Das hatte seinen Platz, aber Jahrzehnte später kommt Johannes dran. Dann ist er im Blickfeld, – sogar dort, wo Paulus gewirkt hatte. Johannes kommt in seinen Dienst, aber es ist ein Kontrolldienst: „Was von Anfang an war, ...“ (1J 1,1). Er scheint zur Gemeinde zu kommen und zu sagen: „Brüder, wie habt ihr hier gebaut? Wollen wir einmal das Senkblei der Wahrheit anlegen.“

    Dieses ist Orientierungsarbeit. Ein solcher Lehrer des Wortes Gottes orientiert aufs Neue an der Heiligen Schrift, macht die Christen auf das Fundament aufmerksam. Das ist Fundamentaltheologie, Theologie am Fundament. Es kann auch Reinigung bedeuten. In der Tat spricht Johannes von Reinigung, vom Bekennen von Sünden, von Bewahrung vor Irrlehre. Es kann ein Schutzdienst sein, ein Dienst neuer Ausrichtung.

 

                D:  Der Bezug

 

            II:  Die Ziele missionarischen Dienstes

 

Wenn man in den Missionsdienst gehen will, muss man wissen, was man tun sollte. Was sollte nun ein Apostel tun? Was ist das Ziel eines biblischen Missionars?

 

                A:  Was ist nicht das Ziel missionarischen Dienstes?

 

                    1:  Nicht Weltveränderung

 

Wir sind nicht gerufen, die Welt zu verändern. Wir sind wohl gerufen worden, Akzente zu setzen im Zeichen unserer Zugehörigkeit zu Jesus Christus.

    Jakobus spricht von einem Herausrufen „aus den Völkern für seinen Namen“: Ag 15,14. Unser Salzauftrag der Bewahrung der Schöpfung Gottes darf nicht den Vorrang vor dem Lichtauftrag der Verbreitung der Christusbotschaft bekommen. Wir sind nicht gerufen worden, andere Regierungen einzusetzen, neue Verhältnisse herbeizuführen. Wenn Gott das durch unseren Einfluss bewirkt, sind wir dankbar. Wir dürfen - wie Luther gesagt hat - ein Bäumchen pflanzen, auch wenn Jesus morgen käme. Das sind kleine Zeichen. Aber wir sollen nicht versuchen, die ganze Welt zu verändern.

 

                    2:  Das Ziel missionarischer Arbeit ist auch nicht Gemeindegründung.

 

Das Wort ‚gründen’ wird in der Schrift von unserer bestehenden Beziehung zu Christus gebraucht. Es werden die Gläubigen gegründet in der Wahrheit, im Glauben (Kol 1,23), in Christus (2,7), in der Liebe (Eph 3,17). Aber Gemeinden entstehen durch Wiedergeburt.

    In dem Moment, in dem Paulus und Barnabas nach Antiochien in Pisidien kommen (Ag 13), in dem Augenblick, in dem diese beiden durch das Tor in die Stadt hineinkommen, in diesem Moment ist Gemeinde Jesu nach Antiochien gekommen; denn jetzt sind zwei Christen da. Sie predigen in der Synagoge, legen hier und da Zeugnis ab, und jemand bekehrt sich. Nun ist die Gemeinde auf drei Glieder gewachsen.

    Hier geht es um Leben, um Personen. Das Evangelium gewinnt Herzen. Es gibt Bekehrungen; und nun ist Gemeinde da. Man liest in der Schrift nie, dass Gemeinden „angefangen“, „organisiert“, „gegründet“ oder gar „gemacht“ wurden. Überall herrscht die so natürliche Luft der Familie. Wo immer Menschen zu Jesus Christus finden, sind sie ohne weitere Handlung Familie Gottes am Ort. Die Ausdrücke Kreis, Schar, Gemeinde, Gruppe von Gläubigen sind an dieser Stelle durchaus auswechselbar.

    Der Auftrag ist nicht, Gemeinden zu gründen. Was ist nun aber der Auftrag des Missionars?

 

                B:  Die eigentlichen Ziele missionarischen Dienstes

 

                    1:  So viele zu retten wie möglich

 

Das war das Ziel des Paulus:

    1Kr 9,19: „denn als einer, der frei von allen ist, machte ich mich allen zum leibeigenen Knecht, damit ich eine größere Zahl gewinne.“

   

                    2:  Christusähnlichkeit

 

Kol 1,28: „... den wir als Botschaft verbreiten, wobei wir jeden Menschen mahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen darstellen als vollendeten in Christus Jesus.“

    Paulus hofft, einzelne Menschen eines Tages vor Gott durch Christus darstellen zu dürfen. Das ist sein Ziel in Evangelisation und Nacharbeit, in der Aufbauarbeit des Glaubenslebens: so viele zu retten wie möglich und die, die gerettet sind, aufzubauen und zum Ziel der Christusähnlichkeit zu führen. Das alte Ziel in der Schöpfung, die Gottesebenbildlichkeit, bleibt das Ziel Gottes mit dem Menschen in der Heilsgeschichte und so in der missionarischen Tätigkeit des Evangeliums.

    Siehe auch Eph 4,11-16. Und wenn Paulus in 2Kr 4,15 sagt: „Alles ist euretwegen“, ist an dieses Ziel zu denken. Vgl auch 2Tm 2,10.

    Was ist die Aufgabe des Titus auf Kreta? Tt 1,5 heißt es, „Älteste einzusetzen“. Das klingt sehr einfach und scheint etwas Organisatorisches zu sein. Wenn wir aber diesen Vers im Zusammenhang des ganzen Briefes lesen, merken wir, dass Paulus nicht nur über die Ältesteneinsetzung zu sprechen weiß. Er spricht auch von den anderen Aufgaben des Titus. Aber alle Verkündigung, alles, was Titus tun soll, soll diesem Ziel dienen, damit Männer fähig werden, Älteste zu werden, und damit Älteste in den Gemeinden fähig sind, die Gläubigen weiterzuführen. Paulus reicht die Fackel weiter an Titus; Titus reicht sie weiter an die Ältesten; die Ältesten reichen sie weiter an andere, und so geht die Geschichte der Gemeinde voran. Personen reichen Fackeln weiter bis die Schar der Vollendeten vollzählig ist.

 

            III:  Die Schritte zum Ziel

 

Wie kommt der Missionar, der Apostel, nun zu diesem Ziel? Welche Schritte werden dahingehend unternommen. Hier geht es also um die Strategie. Wie wird das Ziel der Christusähnlichkeit möglichst vieler erreicht? Wie wird das Ziel erreicht, dass wir alle einmal miteinander vor Gott stehen?

 

                A:  Verkündigung der Christusbotschaft

 

Es beginnt mit der Verkündigung der guten Botschaft. Das Wort Christi wird hinausgetragen.

 

                    1:  Zunächst in Neulandgebiet

 

Wo wird verkündigt? Zunächst dort, wo Christus bisher nicht gepredigt wurde. Im Neuen Testament stößt der Missionar stets in neues Land vor, versucht herauszufinden, wo Christus bisher noch nicht genannt worden war. Er tut die ersten und die großen strategischen Schritte, bringt die Gemeinden zur Entstehung, ruft sie ins Leben. Der Evangelist kommt dann später und füllt gleichsam die Gegenden mit dem Evangelium aus, die der Apostel notgedrungenermaßen übersprungen hatte.

    In der Ag 19,21 sagt Paulus: „Ich muss auch noch nach Rom!“ Er hat den weiten Blick. Er kann es sich leisten, Gegenden zu überspringen. Er muss nicht jedes Dorf evangelisieren.

    Wenn Paulus sagt „jeden Menschen“ (Kol 1,28), heißt das nicht, dass er einen Ort erst dann verlässt, wenn jeder persönlich angesprochen wurde. Er setzt das Beispiel, aber andere sollen mithelfen. Vieles überlässt er für die Arbeit anderer. Aber er als Apostel gibt hier das Vorbild und will (grundsätzlich) so schnell wie möglich Gegenden erreichen. Dabei denkt Paulus scheinbar eher an Städte als an Landgebiete. Doch wird jeder Missionar in den Details von Gott persönlich geführt.

    Der Missionar geht voran in Neulandgebiet. Er tut es in aufeinanderfolgenden Schritten: Ich denke, in der Missionsarbeit waren manchmal die Schritte zu groß.

    Er geht schrittweise voran: Jesus zeigt das in der Ag 1,8 bereits an: zuerst „Jerusalem“, dann „Judäa und Samarien“ - diese beiden Gebiete stehen interessanterweise zusammen in einer Kategorie - und dann, drittens, „bis ans Ende der Erde.“ Von Jerusalem geht es in die nächste Umgebung und von dort wieder weiter in die nächste; und von dort geht es wieder weiter.

 

                    2:  An strategischen Orten

 

Der Missionar/Apostel geht möglichst zu strategischen Orten, aber auch dorthin, wo ihn der Geist in besonderer Weise hinführt. Paulus hat seine Grundstrategie. Er weiß, was er zu tun hat. Der Auftrag ist ihm bei der Bekehrung von Gott mitgegeben worden. Dem entsprechend macht er seine Pläne. Aber wenn er meint, weise und gottgemäß gedacht und gehandelt zu haben, muss er immer noch offen lassen, dass Gott in diesem oder jenem Fall einen anderen, speziellen Weg für ihn hat.

    Das erlebt er zum Beispiel in der Ag 16,6ff, wo ihn der Heilige Geist aufhält. Paulus weiß dann nicht, wohin er gehen soll. Der Heilige Geist sagt es ihm nicht. So macht er wieder von seinem grundsätzlichen Plan Gebrauch. Er fragt sich: Was hat Priorität? und beschließt, nordwärts zu reisen, da er nicht westwärts (in Richtung Ephesus) ziehen kann. Dann ist mit einem Mal auch da die Tür verschlossen. Was soll er nun tun? Er versucht es nochmals, dieses Mal in nordwestlicher Richtung. So kommt er nach Troas, wo er dann eine göttliche Weisung erhält, weiter nach Norden, nach Europa, zu ziehen.

    Und als er in Europa ist, beginnt er nicht in der Hafenstadt Neapolis, das Evangelium zu verkündigen, sondern in Philippi, was strategisch besser ist. Danach überspringt er Amphipolis und geht nach Thessalonich. Offenbar hält er diese Stadt strategisch für besser.

    So überspringt er also einiges, geht aber doch in nicht zu großen Schritten vorwärts. Das ist grundsätzlich das Modell des Weges seiner Verkündigung.

 

                B:  Versorgung der Gemeinde

 

                    1:  Der Apostel/Missionar ist der erste Hirte.

 

Nach der Ag 1,20 sind Apostel auch Aufseher, was ja auch Älteste sind. Wenn er von dem verstorbenen Apostel Judas spricht, sagt Petrus, es heiße: „Seine Aufseherschaft übernehme ein anderer.“ Diese Aufgabe haben denn auch die ersten Apostel in Jerusalem wahrgenommen. Die Apostel Petrus (1P 5,1) und Johannes (3J 1) nennen sich selbst Älteste (die ja die Hirten sind).

    Wenn sich nun im Verlauf des Dienstes eines Missionars Menschen bekehren, müssen sie versorgt werden. Das macht normalerweise zunächst der Missionar selbst. Er ist der erste Hirte der neuen Gemeinde, der Gruppe von jungen Christen.

    Ein Beispiel davon haben wir in der Ag 19,8ff. Dort betreut Paulus die jungen Christen und evangelisiert gleichzeitig, so dass das ganze Hinterland das Evangelium erfährt. Vgl Ag 20,31.

    In dieser Aufgabe ist der apostolische Missionar ein Hirte des einzelnen einerseits und der Gruppe andererseits. Will Paulus diesen beiden Aufgaben in der begrenzten Zeit, die ihm zu Verfügung steht, ehe er weiterziehen muss, gerecht werden, so konzentriert er sich darauf, die jungen Christen zu einem Leibleben mit einander zu erziehen, jedem Einzelnen deutlich zu machen, dass er ein aktiver Teil eines geistlichen Leibes ist.

 

                    2:  Er setzt Hirten ein.

 

Nach gegebener Zeit werden aus der Mitte der neuen Christen Hirten eingesetzt, die den Missionar/Apostel vertreten. Diese müssen nicht eine Ausbildungsstätte besucht haben. Man ruft auch keinen „Pastor“. Es werden einfach solche, die etwas reifer sind, eingesetzt (Ag 14,21-29), doch nur, „wenn“ sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Tt 1,5.6; 1Tm 3,2-7.

 

                    3:  Er bleibt in Kontakt.

 

Nach Möglichkeit sollte der Kontakt mit jungen Gemeinden aufrecht erhalten werden. Manchmal wird der Kontakt allerdings nicht früh genug gelockert. Man sollte aber auf jeden Fall den Kontakt nicht zu schnell ganz abbrechen. Besonders die neuen Hirten bedürfen der gelegentlichen Unterstützung und Weiterbildung. Jeder Besuch in solchen Gruppen von Christen bedeutet ein Stück Weiterführung. Die Abschiedsrede des Apostels Paulus an die Ältesten in Ephesus ist ein gutes Beispiel dafür, wie Paulus vorgeht: Ag 20,18ff.

 

                    4:  Er steht der ganzen Gemeinde zur Verfügung.

 

Alle Apostel stehen allen Gemeinden zur Verfügung, dienen, wo immer sie können und gebraucht werden. Sie teilen die Region nicht auf in Diözesen oder Aufsichtskreisen, Gegenden, wo je einer für eine bestimmte Gegend zuständig ist. Dieses ist eine spätere Fehlentwicklung. Das gab es nicht zu neutestamentlicher Zeit.

    Zu der Ag 15,3 sagt Schlatter: „Die Apostel schlugen den Landweg nach Jerusalem ein ... Ihre Absicht auf dieser ganzen Reise war, die kräftige Verbundenheit der Gemeinden untereinander zu stärken und ihnen anschaulich zu machen, dass jede von ihnen nicht nur unter sich eine innig verbundene Gemeinschaft bilde, sondern auch in die Gesamtheit der Gläubigen hineingesetzt sei, die zusammen die eine [Gemeinde] des Christus und Gottes Haus ausmache. Dieser von Gemeinde zu Gemeinde übergreifende Zusammenhang war damals noch nicht in Einrichtungen und Ämtern ausgeprägt, sondern erhielt sich durch die zahlreichen persönlichen Berührungen, die namentlich die Reisen der Apostel zwischen den einzelnen Gemeinden herstellten.“

    Als Missionar weiß sich Paulus zuständig auch für solche Christen, die ihn noch nicht gesehen haben: Kol 2,1.2. Und wir tun wohl, ihn in dieser Funktion nachzuahmen. Petrus schreibt an Christen in einem Gebiet, in dem Paulus zumindest zum Teil gearbeitet hatte (1P 1,1.2), an Christen, die durch Paulus zum Glauben gekommen waren. Alles ist eine Gemeinde, eine große Sache, und die überregionalen Hirten der Gemeinde Jesu, die Apostel, sind bereit, überall jedem zu dienen.

 

            IV:  Ein alttestamentliches Beispiel

 

Es gibt im AT ein schönes Beispiel vom Dienst eines Apostels. Es ist der Rat Jethros in 2M 18,13-26. Aus dieser Begebenheit können wir folgendes lernen:

                .  Kläre die persönliche Rolle: Wer bin ich, und was soll ich tun?

Verwandte Fragen: Wo findet sich das, was ich tue, in der Bibel? Was sollte ich nach der Schrift tun? Wer bin ich im Lichte der Schrift?

                .  Gebe allgemeine Unterweisung.

                .  Setze gute Führung ein.

                .  Sei offen für ein besonderes Wort von Gott, offen für seine Führung.

 

        d.  Die Beziehungen des Apostels

 

            I:  Die Beziehungen des Apostels zu den Gemeinden

 

                A:  Er ist unabhängig von der Gemeinde am Ort.

 

Als Christ ist der Apostel/Missionar ein Teil der Gemeinde. Aber als Reichgottesarbeiter ist er unabhängig. Er ist weder Herr der Gemeinde noch ihr Unterstellter. Er wird nicht von ihr ausgesandt. In der Ag 13,3 werden ausziehende Missionare „entlassen“, nicht „gesandt“. In V. 4 heißt es:

    „Diese, nachdem sie also vom Heiligen Geist ausgeschickt waren ...“[30]

    Die Gemeinde lässt die Missionare, die der Heilige Geist schickt, gehen; sie übt keinerlei Autorität über sie aus, ist nicht die sendende Missionsgesellschaft.

    (Das heißt aber, auf der anderen Seite, dass zuvor von einem Missionar erwartet wird, dass er reif genug ist, um unabhängig zu arbeiten. Im übrigen ist es für Anfänger wichtig, zunächst mit einem reiferen Missionar zusammenzu­arbeiten. Da gibt es Gelegenheit, heranzureifen.)

    Die Tatsache, dass Paulus in der Ag 14,26 wieder zur Gemeinde in Antiochien zurückkommt, heißt nicht, dass er dort Rechenschaft ablegt oder zur Verantwortung gezogen wird. Man liebt die Geschwister, von denen man ausgegangen ist, ist personorientiert. Man ist dankbar, berichtet ihnen gern, was der Herr getan hat. Es ist selbstverständlich, dass der Missionar wieder zu den Geschwistern zurückgeht, mit denen er zuvor so enge Gemeinschaft hatte.

    Wir wollen (und dürfen) hier keine Organisation hineinlesen, um sie dann wieder aus diesen Stellen herauszulesen und etwaige schriftfremde Methoden zu rechtfertigen.

 

                B:  Er herrscht nicht.

 

Die ersten Apostel, die fundamentlegenden, sprechen mit der Autorität Jesu Christi. Sie sagen Wort Gottes, verpflichten alle Gläubigen, herrschen aber dennoch nicht über sie. Und die anderen Apostel (Missionare), wie Barnabas, Silas, Timotheus usw, haben nicht dieselbe Autorität. Sie sagen einfach: „So spricht der Herr“, weil es so geschrieben steht, nicht weil sie es selbst vom Herrn bekommen haben. Auch sie herrschen nicht über die Gläubigen.

    Die Apostel sind das nächste „Amt“ über den Gemeindehirten, ohne aber geographisch aufgeteilte Bezirksverantwortung. Sie sind verantwortlich für Gemeindehirten, haben aber nicht die Verantwortung über eine ihnen speziell zugewiesene Gegend. Der Apostel hat das Evangelium verkündet, hat den Brief Christi abgegeben. Menschen sind zum Glauben gekommen. Aber er verfügt nicht über die Menschen. Gott verfügt über sie!

    Wie motiviert Paulus? Wie versucht er, Einfluss auszuüben, damit die Gläubigen christusähnlich werden? Mit organisatorischen Hebeln? Nein, sondern mit Wort Gottes, mit Gebet, mit Tränen, mit Flehen. Er stellt sie frei. Er sagt: „Wir verkünden Christus Jesus als Herrn.“ Er ist der Herr! Und wir? Was ist unsere Beziehung? Wir waschen gern die Füße. Wir sind „eure Sklaven Jesu wegen“: 2Kr 4,5.

    Vgl 1Th 2,6ff: Wir hätten, was unsere Stellung betrifft, mit Gewicht auftreten können, aber wir verzichteten. Wir sind mit der Zartheit einer jungen Mutter vorgegangen, um euch zu helfen.

 

            II:  Die Beziehungen des Apostels zu seinen Kollegen

 

Paulus spricht in seinen Briefen gern von seinen Mitarbeitern.

                .  In 2Kr 2,13 sagt er: „... hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, als ich meinen Bruder Titus nicht fand“. Paulus ist in Troas. Er steht vor einer offenen Tür, und er möchte sie gern wahrnehmen, aber er kann es nicht. Er findet keine Ruhe: „Wo ist Titus, mein Bruder? Was haben sie mit ihm in Korinth gemacht? Warum ist er nicht da? Wir wollten uns doch hier treffen.“ Er geht weiter nach Makedonien. Nun trifft er ihn. Da darf er den Korinthern schreiben: „Wie froh war ich, weil ich Titus traf (2Kr 7,6), nicht nur, weil ich ihn traf, sondern weil er Gutes von euch berichtete.“

    Das sind Beziehungen! Das sind nicht Schachfiguren auf einem Brett, nicht Kopfnadeln auf einer Karte - wo man sich wie Berater in einem Krieg bespricht: „Diese Truppen werden wir dort hinschicken und jene hierhin.“

                .  1Kr 16,12 ist ebenfalls beispielhaft für die Beziehung des Missionars zu seinen Kollegen. Paulus schreibt von Apollos: 

„Ich rief ihn viel auf ...“, nicht: „Ich ermahnte ihn!“

    Er rief ihn auf, sprach ihm zu. Man darf sich das Gespräch so vorstellen:

    „Apollos, das wäre doch eine gute Sache. Du hast doch das Vertrauen dieser Leute. Du hast dort im Segen gearbeitet. Es wäre gut, wenn du nach Korinth zurückgehen würdest.“ 

    „Nein, Paulus,“ sagt er, „ich fühle mich noch nicht frei; ich habe hier noch Prioritäten.“

    „Gut,“ sagt Paulus schließlich, „du bist frei zu tun, wie du meinst, dass der Herr dich führt.“

    Jeder respektiert den anderen. Man hat seine Wünsche und äußert sie, aber man bleibt in Liebe miteinander verbunden.

                .  In 1Tm 1,2.3 erfahren wir dann, wie Paulus auch über seinen Mitarbeiter Timotheus denkt.

 

            III:  Die Beziehungen des Apostels zu Menschen ohne Christus

 

Der Missionar kommt in eine neue Gegend, in ein Gebiet von verlorenen Menschen. Die ganze Gegend ist ohne Christus. Aber Christus will alles füllen (Eph 4,10), jedes Herz, jede Gegend. Wie kommt er nun hin? Wie kommt ein Missionar an einen Ort, wo Christus nicht ist? Wie tritt er auf? Wie knüpft er Kontakte?

 

                A:  Er kommt als ein Dienender.

 

Er tritt nicht als ein Besserwisser auf. Er weiß es zwar tatsächlich besser, aber er ist nicht stolz darauf. Er meldet das nicht überall an: „Meine Religion ist besser als eure.“ Er weiß um die Wahrheit. Und irgendwie muss er das Vertrauen dieser Menschen gewinnen und ihnen sagen, was die Wahrheit ist.

    Er kommt mit der Christusbotschaft, bringt diese aber nicht, um in erster Linie Lebensweisen zu verändern, sondern um Menschen zu verändern, um sie mit Gott zu versöhnen: 2Kr 5,20.

    Er hat natürlich auch das Gewissen dieser Leute auf seiner Seite. Dieses Gewissen spricht er an, und er kann damit rechnen, dass es seine Botschaft unterstützt: 2Kr 4,2.

 

                B:  Er ist bereit, sich anzupassen.

 

Der Missionar ist bereit, es so zu machen, wie Hesekiel es tat: „Ich saß, wo sie saßen“: Hes 3,15.

    Paulus ruft auf, es dem Propheten nachzutun (Rm 12,16M): „... sich mit denen, die niedrig sind, mitführen lasse“.

    Kommt der Missionar in eine Gegend, der die Christusbotschaft unbekannt ist, neigt er sich zu den Menschen herab; er identifiziert sich mit ihrer Kultur, so lange er nicht sündigen muss. Man darf das Gute in jeder Kultur anerkennen. In Athen anerkennt Paulus, dass die Einwohner an den unbekannten Gott denken (Ag 17,23), anerkennt aber nicht ihre schlechte Religion als solche. Wo er anknüpfen kann, knüpft er an. Es gibt immer wieder interessante Anknüpfungspunkte, ohne mit der Unwahrheit Kompromisse eingehen zu müssen.

    Der Missiologe Donald Richardson hat auf diesem Gebiet viel beizutragen, wie auch andere Missionare vor ihm.

 

        e.  Die Aktualität des apostolischen Dienstes

 

Gegen die Aktualität eines Aposteldienstes wendet man ein: In Eph 2,20 hieße es, die Aufgabe des Apostels sei es, das Fundament zu legen, und da dieses Fundament bereits gelegt sei, gebe es heute keine Apostel mehr. Hierzu ist folgendes zu sagen:

 

            I:  Die fundamentlegenden Apostel gibt es nicht mehr.

 

Wir werden, wie am Anfang unserer Betrachtungen über den Apostel bereits getan, zu unterscheiden haben zwischen Aposteln erster und zweiter Vollmacht. Die Apostel Jesu und Jakobus und Paulus sprachen mit der Autorität Christi selbst. Sie waren es, die mit ihrer Botschaft das Fundament legten. Diese Gruppe gibt es nicht mehr. Das stimmt.

    Bereits zur Zeit der fundamentlegenden Apostel wird zwischen diesen und anderen Aposteln ein Unterschied gemacht. Barnabas ist auch Apostel, aber nicht einer der vierzehn. Paulus macht einen Unterschied zwischen ihm selbst und Barnabas. Er selbst hat Christus gesehen. Er ist ein Bote Christi ersten Ranges, hat seine Botschaft unmittelbar von Christus bekommen.

 

            II:  Apostel als missionarische Lehrer gibt es weiterhin.

 

                .  Eph 2,20 als Zeitgrenze trifft nur zu für die ersten prophetischen Apostel, die so genannten fundamentlegenden.

                .  Das Neue Testament kennt bereits andere als nur fundamentlegende Apostel.

                .  Nirgends ist gesagt, dass das allgemeine apostolische Amt aufgehört hätte oder aufgehört haben sollte.

                .  Of 2,2 heißt es: „Ich weiß um deine Werke und deine Arbeit und deine Ausdauer und dass du Üble nicht ertragen kannst. Und du prüftest die, die behaupten, Apostel zu sein, und es nicht sind, und fandest, dass sie Lügner waren.“ Die fundamentlegenden Apostel waren den Gläubigen bekannt. Insofern sie noch am Leben waren, brauchten diese nicht geprüft zu werden. Eventuell lebte nur noch Johannes, der den Lesern bestens bekannt war. Wenn unser Herr nun diese Gemeinde fürs Prüfen lobt, muss es echte Apostel bzw Missionare gegeben haben, die es von den falschen zu unterscheiden galt.

                .  In manchen Sekten gibt es „Apostel“, die aber nicht dem biblischen Sinn entsprechen. Der Missbrauch des Begriffes hebt aber den rechten Gebrauch nicht auf.

                .  Das Vorhandensein eines Charismas des Apostels ist nicht abhängig von der Bezeichnung Apostel. Oft ist die Sache in der Person eines Theologen oder Missionars vorhanden, ohne dass von „Apostel“ gesprochen wird.

                .  Auch heute brauchen wir immer noch den Missionar, der in der Bibel Apostel heißt: Wir brauchen gute und treue biblisch-apostolische Führung in Mission und Gemeinde. Wir brauchen die Lehrer in der Gemeinde Jesu. Die biblischen Apostel gab es ja nicht nur an der geographischen Front, sondern auch in den Gemeinden. Das waren lehrende und apologetische Apostel.

    In einer christlichen Zeitschrift hieß es: „Im Norden Japans entstanden über 20 neue Gemeinden ...“ (Ich freue mich, dass man das Wort „entstanden“ gebrauchte und nicht den Ausdruck „wir gründeten“) „von denen zehn bereits selbständig sind und keine Hilfe durch Missionare mehr benötigen.“

    Hier fehlt es an einer biblischen Schau von Mission. Gemeinden brauchen immer wieder den Missionar, den Lehrer, den biblischen Apostel. Diese Figur ist immer nötig, die zwischen den Gemeinden kursiert und bereit ist zu helfen - wie ein leibeigener Knecht Jesu Christi. Aber man hat heute dem Wort Missionar eine andere Bedeutung beigelegt, die schriftfremd ist. Folglich ist eine biblische Missiologie nur schwer zu erarbeiten. Darum hat man auch neue Methoden in der Missionsarbeit. Nach einigen hundert Jahren der „äußeren“ Mission fehlt es uns immer noch an einer guten Theologie des Missionars und der Mission. Zu viele Missionstheologien basieren auf menschlichen Erfahrungen anstatt nur auf dem Wort der Heiligen Schrift.

 

                .  In seinen Ausführungen zum Kolosserbrief schrieb Erich Schnepel zu Kap. 1,1: „Damit Gott sein letztes Ziel mit der Weltgeschichte erreicht, bereitet ihm Christus die Gemeinde, mit der er die Ziele Gottes verwirklichen kann.

    Das ist der Sinn des Wirkens Jesu seit seiner Erhöhung zur Rechten Gottes und bis zu seiner Wiederkunft in Herrlichkeit, diese Gemeinde zu gestalten. Dazu sendet [Christus] seine Boten in alle Völker aus, um die Kunde von ihm und seiner Gemeinde in alle Welt zu tragen. Aus der ersten Schar seiner Jünger wählte er zwölf aus, die sonderlich seine Boten sein sollten, und denen man darum vorzugsweise den Namen eines Boten Jesu Christi (griechisch: Apostel) beilegte. Aber schon die erste Christenheit war sich bewusst, dass die Zwölf nicht die einzigen Apostel oder Boten des Christus waren. Sie wusste um viele, die zu solchem Dienst von ihrem Herrn berufen wurden. Seitdem hat es durch die Jahrhunderte eine unaufhörliche Kette von Boten des Christus Jesus gegeben. Im 20. Jahrhundert ist ihre Zahl lawinenhaft angewachsen. Zehntausende sind in unserem Jahrhundert in alle Welt gezogen, um auch dem letzten Winkel der Welt die Kunde von Christus und seiner Gemeinde zu bringen.

    Jeder, der Christus angehört, ist aus Dankbarkeit und Freude sein Zeuge. Er kann nicht verschweigen, was ihm in Christus zuteil wurde ...

    Aber es ist noch etwas Sonderliches, wenn Christus aus der großen Schar derer, die ihm verbunden sind, den einen oder anderen auswählt, um im besonderen Sinne sein Bote oder Apostel zu sein. Er ist nicht besser als die anderen. Er ist nicht wertvoller. Es ist ein Geheimnis Gottes, warum gerade dieser Mensch zum Boten von Christus ausersehen ist...

    Aus dem Dienst der Apostel Jesu wachsen neue Gemeinden hervor. Durch ihren Dienst empfangen alte Gemeinden lebendige Anstöße zu neuem Leben und neuer Entwicklung. Durch ihren Dienst wird die Entwicklung seiner Gemeinde im Ganzen und am einzelnen Ort entscheidend weitergeführt. Durch ihre Verkündigung erleben alte Gemeinden tiefgehende Strukturveränderungen, die sie zu neuem Wachstum und neuen Aufgaben befähigen. Durch die Apostel des Christus werden seine Gemeinden gereinigt, geheiligt, gestärkt und in ihrem Denken geklärt. Die Boten des Christus vermitteln ihnen eine umfassende Erkenntnis dessen, was ihnen mit ihrem Herrn gegeben ist.

    Die Paulusbriefe sind ein lebendiger Anschauungsunterricht für den Dienst eines Boten Jesu Christi, der den Apostel- und Botennamen im besonderen Sinne trägt. Und doch ist auch Paulus nur ein Bote Jesu Christi – einer von Tausenden.“[31]

    Dieses Zitat stellt wohl die klarste Vorstellung von einem biblischen Missionar (Apostel) dar, die ich in der heutigen Literatur gefunden habe.

 

        f.  Der Weg in den Dienst

 

        g.  Die Helfer des Apostels

 

    3.  Der Prophet

 

        a.  Der Begriff

 

            .  Der neutestamentliche Begriff Prophet wird aus drei Quellen gespeist.

Im griechischen Sprachraum ist das Wort eher ein allgemeines, nicht so speziell wie im christlichen oder jüdischen Bereich. Es kann den bezeichnen, der weitergibt, was er bei einem Philosophen gelernt hatte. Es ist also ein Verkündigungswort. Und in diesem Sinne dürfen wir es wohl auch im Neuen Testament hier und da auffassen.

    Da das Neue und das Alte Testament im Grunde ein Guss sind und, wie Paulus es ausdrückt, die Gemeinde aus den Wurzeln des Wirkens Gottes im Alten Testament hervorgegangen ist, sind wir verpflichtet, auch das alttestamentliche Gut in diesem Bereich zu berücksichtigen. Der Begriff wird also auch vom Alten Testament her gespeist. Dort ist ein Prophet jemand, der das sieht und hört, was Gott ihm gewährt zu sehen und zu hören. Und er sieht und hört genau, was Gott ihm zeigt, sodass er zum Sprachrohr Gottes wird. Das Wort Prophet wird also im Alten Testament in erheblich engerem Sinne gebraucht.

    Im Neuen Testament wird ‚Prophet’ zu einem Heilswort. Als Diener in der Heilsgemeinde des Messias kommt der Prophet besonders an einigen Stellen vor: Ag 13,1; 1Kr 12,28 und Eph 4,11.

            .  Ein Prophet ist also jemand, der eine Offenbarung von Gott bekommen hat und dann für Gott zu Menschen spricht. Diese Offenbarung ist für die Menschen Licht. Dieses Licht fällt auf drei Zeitformen: manchmal auf die Vergangenheit, manchmal auch auf die Gegenwart, manchmal auf die Zukunft.

            .  Das beste Beispiel, um unseren Begriff deutlich zu machen, ist das von Aaron.

2M 4,14M-16: „Ist nicht Aaron, der Levit, dein Bruder? Ich weiß, dass er reden kann... Und du sollst zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen. Und ich will mit deinem Munde und mit seinem Munde sein und will euch lehren, was ihr tun sollt. Und er soll für dich zum Volk reden. Und es wird geschehen: Er wird dir zum Munde sein, und du wirst ihm zum Gott sein.“

    7,1.2A: „Siehe! Ich habe dich dem Pharao zum Gott gesetzt, und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein. Du sollst alles reden, das ich dir gebieten werde, und dein Bruder Aaron soll zu dem Pharao reden ...“

            .  Die Vokabeln ‚prophezeien’ und ‚weissagen’ sind gleichbedeutend und dürfen auswechselnd verwendet werden.

 

        b.  Arten von Propheten

 

Es gibt in der Schrift verschiedene Arten von Propheten.

            .  Die Propheten des alten Bundes beginnen mit Abel (Lk 11,50.51) und gehen bis auf Johannes (Lk 16,16). Sie führen uns somit an das erschienene Königreich Gottes, das vorausgesehen war. Diese Propheten waren Gottes Wächter auf Erden:

    Hes 3,17: „Menschensohn, ich habe dich dem Hause Israel zum Wächter gegeben. Du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen.“

    Jes 62,6A: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt. Durchgehend, den ganzen Tag und die ganze Nacht, schweigen sie nicht.“

            .  Als Prophet ist Jesus Christus zweifelsohne der größte: 5M 18,15.18; Mt 21,11; Lk 4,23.24; 7,16; 13,13; 24,19; Jh 1,21; 4,19; 6,14; 7,40; 9,19; Ag 3,22; 7,37. Er war ja das Wort Gottes selbst.

            .  Die fundamentlegenden Apostel, von denen oben die Rede war, gelten als Propheten, denn sie bekamen ihre Botschaft unmittelbar von Gott, dem Sohn. Nebst ihnen sind andere fundamentlegende Propheten, die zwar nicht Apostel waren, aber am Legen des neuen Fundamentes beteiligt waren. Jeder, der uns Wort Gottes heiliger Schrift gab, war ein solcher Prophet. Von diesen ist in Rm 16,26; Eph 2,20; 3,5 die Rede.

            .  Andere Propheten werden in der Ag 11,28; 13,1; Rm 12,6; 1Kr 12,28; K. 14; 1J 4,1 (mittelbar) erwähnt.

 

        c.  Akzente bei den Propheten

 

Wie beim Apostel gibt es auch hier besondere Akzente in der Gnadengabe des Weissagens.

 

            I:  Prophetisches Reden erster Qualität

 

In 1Kr 14,37.38 macht Paulus klar, dass er unmittelbar von Jesus Christus her spricht. Was er sagt, ist maßgebend für die Korinther, ist Gebot des Herrn. Und wenn wir das Wort Gebot vom AT her füllen, so heißt das: Weisung des Herrn, was sowohl Unterweisung als Anweisung enthält.

    Was Paulus sagt, ist unmittelbar vom Herrn. Er gibt unmittelbare Weisung. Da ist jedes Wort ein Wort des Herrn, von Gott gehaucht. Von dieser Art ist das biblische Wort. „Alle Schrift ist gottgehaucht“ (2Tm 3,16A), wortwörtliche Mitteilung Gottes an „heilige Menschen“ (2P 1,21), die es anderen weitergaben.

 

            II:  Prophetisches Reden zweiter Qualität

 

Im selben Kapitel (1Kr 14) geht es auch um die Weissagenden in Korinth. In den Versen 29 bis 31 sagt er:

    „Weissagende sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen urteilen. Aber wenn einem anderen, der sitzt, [etwas] enthüllt wird, schweige der erste, denn ihr könnt alle einzeln weissagen, damit alle lernen und alle aufgerufen werden und Zuspruch erfahren.“

    Vergegenwärtigt man sich die Situation dieser Verse, so stellt man fest, dass die Qualität dieses Weissagens eine geringere ist. Der Geist regt zwar an; seine Offenbarung ist aber nur eine Art Anliegen, eine thematische. Die Worte werden nicht geliefert. Die muss der Weissagende selbst finden. Er hat ja zu schweigen, wenn der Geist einem anderen eine Offenbarung für die Gemeinde gibt. Dieser Geist wird nicht dem Einen Wort für Wort zu sprechen heißen, gleichzeitig aber einem anderen heißen zu sprechen.

    Der Apostel macht also einen Autoritätsunterschied zwischen dem, was er sagt, und dem, was die Korinther prophetisch reden. Was er schreibt, hat höhere Autorität. Es ist das, wonach alle Korinther, die auf Geheiß des Geistes weissagen, sich zu richten haben.

 

        d.  Die Aktualität des prophetischen Redens

 

Propheten mit der Autorität erster Qualität gibt es heute nicht mehr. Das Wort Gottes ist vollständig, und niemand kann heute noch sagen: „So spricht der Herr“, wie man das tun konnte, als Gott in der Heiligen Schrift neues wortwörtliches Wort Gottes gab. Prophetie dieser Qualität ist vorbei; aber gegen die Aktualität prophetischer Aussage zweiter Qualität, das eher zeugnishaft ist, ist nichts einzuwenden.

    1Th 5,19-22: „Den Geist dämpft nicht. Weissagungen verachtet nicht. Prüft alles. Das Gute haltet fest. Von jeder Gestalt des Bösen enthaltet euch.“

 

    4.  Der Evangelist

 

Der Begriff Evangelist wird in der Bibel nicht oft genannt. Als Substantiv kommt er dreimal vor: Ag 21,8; Eph 4,11; 2Tm 4,5. Warum er in 1Kr 12,28 fehlt, ist schwer zu sagen.

    Den Evangelisten kennen wir heute noch, obwohl er nicht immer genau derselbe ist, wie der neutestamentliche. Doch ist man an dieser Stelle nicht so weit vom Wort Gottes abgekommen, wie bei den anderen drei Begriffen Apostel, Prophet und Hirte.

    Die Hauptaufgabe des Evangelisten ist es, das Evangelium zu verbreiten. Ob er das öffentlich oder persönlich tut, ist für die Bezeichnung nicht maßgebend. Man predigt auch, wenn man nur einen einzigen Menschen - wie den Kämmerer aus dem Mohrenland (Ag 8) - vor sich hat. Predigen setzt nicht voraus, dass viele zuhören. Es ist für die Schrift unerheblich, ob man einen oder eintausend vor sich hat. Es geht um die Art der Verkündigung. Und hier geht es nun um das Evangelisieren. Man verkündigt das Evangelium.

    Es scheint, dass der Evangelist (im Gegensatz zum Apostel) als Dienstbereich ein engeres Umfeld hat. Er verkündigt das Evangelium in begrenzten Gebieten, die der Apostel bzw Missionar bei seinen größeren Schritten unerreicht zurücklässt.

    Eine zweite Aufgabe hat der Evangelist nach Eph 4,11.12 an den Gläubigen. Die evangelistische Botschaft ist die Botschaft des Evangeliums. Sie ist dieselbe Botschaft, von der die Gemeinde, die aus denen besteht, die das Evangelium bereits angenommen haben, lebt. Daher hat der Evangelist auch eine Verkündigungsaufgabe in der Gemeinde.

    Diese Aufgabe kann eine dreifache sein: a) den Gläubigen zu helfen, das Evangelium zu verstehen, b) sie zu einem evangelistischen Dienst zu unterweisen und anzuleiten und c) Neubekehrte im Evangelium zu gründen und in die Gemeinschaft der Gläubigen einzuführen.

    Der evangelistische Dienst kann von Verschiedenen in der Gemeinde wahrgenommen werden. In 2Tm 4,5 ist es ein Missionar, in Lk 15 ein Hirte, in der Ag 8 ein Diakon, in 1P 3,15 und Jk 5,19.20 der durchschnittliche Christ.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    5.  Der Hirte

 

        a.  Einleitendes

 

„There are few greater or more needed blessings than right guidance. We need it alike in the church and in the world. We need both to be instructed and to be governed by those greater and wiser than ourselves. Yet there is no appointment of God, against which man more persistently struggles than this. Self-government is the only government that self-will tolerates, and thus a path is trodden, that leads farther and farther away from the truth – and from happiness and from God. There is no greater proof of the whole moral framework of society being diseased than when opportunity of being led in right paths is afforded but rejected. (2Ch 27,2)”  - Benjamin Newton, “Thoughts on Isaiah”, p. 130

 

            I:  Zur Orientierung

 

                A:  Die formale Bezeichnung des Themas

 

In gelehrten Kreisen nennt man unser zu besprechendes Thema „Pastoraltheologie“.  Diese ist das göttliche Wort vom Hirten, die göttliche Lehre vom Hirtendienst.

 

                B:  Die Zuordnung des Themas

 

An den theologischen Schulen ist die Pastoraltheologie natürlich ein Fach der allgemeinen Theologie. Wo sie dort untergebracht wird, ist verschieden. Trennt man die Systematik von der Praktischen Theologie, so kann man die Pastoral-Theologie bei der letzteren unterbringen. Die Systematik kann dann die Geschichte der Systematik, die Ethik und die Dogmatik einschließen.

    Nun ist aber die Pastorale ein Fach der Gemeinde, die wiederum ein Gebiet der Dogmatik ist. Persönlich trenne ich nicht gerne Praxis und Systematik. Alle Gemeinde-Themen versuche ich unter einen Hut zu bringen. In meiner Bibliothek ist also die Lehre vom Hirten ein Bestandteil der Lehre von der Gemeinde.

    In dieser Abteilung ist sie dann ein Teil des Themas Führung der Gemeinde u.z. der menschlichen, da es auch das Thema der göttlichen Führung gibt.

 

            II:  Der Hirtegedanke im weiteren Sinne

 

                A:  Das konkrete Bild der Kleinviehherde

 

Dieses begegnet uns wiederholt in der Schrift, am stärksten vielleicht in der Geschichte der Erzväter Israels. Das Bild ist so bekannt, dass man ohne weiteres das Volk als Herde betrachten kann, z.B. Jr 3,15; 23,1-4.

    Die Kleinviehherde bestand aus Schafen und Ziegen, die tagsüber in einer gemeinsamen Herde betreut, nachts oft getrennt wurden, weil die Ziege die Kälte der Nacht nicht so wohl vertrug. Manche Hirten gaben den einzelnen Tieren Namen. Auf jeden Fall hatte jeder Hirte einen eigenen Ruf, an dem seine Tiere ihren Betreuer erkannten.

    Bekanntlich ging der Hirte dem Kleinvieh ins Freie voran. Er hielt Ausschau nach guter Weide und frischem Wasser und schützte die Herde vor Feinden. Für die Schlangen im Gras trug er Öl bei sich, das um den Rand des Loches, wo sie sich aufhielten, gegossen wurde. Für die wilden Tiere von der Seite hatte er den schwereren Stock bzw eine Keule.

    Die Sitten werden verschieden gewesen sein. Am Abend soll ein Hirte die an ihm vorbeigehenden Schafe unter waagerechtem Stab gezählt haben. Unter Umständen soll er auch wohl dann im Eingang zur Hürde die Nacht verbracht haben. Nach Jh 10 konnte aber auch ein anderer die Verantwortung für die Nachtwache übernehmen.

 

                B:  Gott als Hirte

 

                    .  Da ist Hes 34 ein klassisches Kapitel. Die Angesprochenen werden im zweiten Vers erwähnt:

„Menschensohn, weissage gegen die Hirten Israels ...“ Diese waren einerseits die Verantwortlichen im Volksleben, andererseits die, die für das geistliche Wohl verantwortlich waren, Preister, Leviten und solche, die sich für Propheten hielten. Das Kapitel ist ihnen gewidmeit.

    Und wer ist es, der spricht? Es ist Gott, der Oberhirte, dem das Wohl seines Volkes am Herzen liegt, weshalb er diese Hirten zur Verantwortung zieht. Die, die sie betreuen sollten, sind im Grunde seine Herde. Hören wir, wie er spricht:

    „Meine Schafe irren umher auf allen Bergen ... und über das ganze Land hin sind meine Schafe zerstreut worden“ (V. 6); „ich werde meine Schafe von ihrer Hand fordern“ (V. 10); „ich will nach meinen Schafen fragen und mich ihrer annehmen“ (V. 11) usw.

 

                    .  In Ps 81 lesen wir in den Versen 14-17: „Wenn doch mein Volk mir gehorchte und Israel auf meinen Wegen ginge! Wie schnell könnte ich ihre Feinde beugen und meine Hand gegen ihre Gegner wenden! Die, die den HErrn hassen, müssten ihm schmeicheln, und ihre Zeit währte ewiglich. Er ließe ihn essen vom besten Teil des Weizens, und mit Honig aus dem Felsen täte ich dich sättigen.“

    Hierzu schreibt Luther (zitiert bei Dächsel): „Zwei Dinge sind, deren wir bedürfen: Nähren und Wehren. So sagt nun Gott hier zu, daß, so sie sich bekehren, er nicht allein ihr Kriegsmann sein wolle, der für sie stritte, sondern auch ihr Ackermann, also daß denen, so ihn fürchten und ihm vertrauen, nichts mangeln solle, was zu diesem Leben vonnöten sei.“

    Das sind aber gerade die zwei wesentlichen Aufgaben eines Hirten. Vgl wir 1Tm 6,8: 

    „Haben wir die Mittel, uns zu nähren und zu bedecken, werden wir an denen genug haben.“

 

                    .  Ps 23 ist wohl nicht nur die bekannteste, sondern auch die beste zusammengefasste Schilderung Gottes als Hirte. Man hat allerdings in diesem Lied nicht nur ein Bild, sondern zwei Bilder von Gott sehen wollen. Zuerst sei er zwar der Hirte, dann aber, in V. 5, der Gastgeber. Vor einigen Jahren wusste jedoch ein englischer Ausleger an einer Konferenz für europäische Reichgottesarbeiter zu berichten: Auch der „Tisch im Angesicht meiner Bedränger“ sei ein Pastoralbild. Der den Schafen vorangehende Hirte würde auf der Weide Ausschau halten nach Schlangenlöchern. Aus seiner Hirtentasche würde er einen Behälter mit Öl ziehen und um den Rand eines solchen Loches etwas Öl schütten. Schlangen, die gern die grasenden Schafe beißen wollten, würden dann schwerlich aus ihren Löchern springen können. Natürlich ist der Hirte den Schafen somit gleichsam ein Wirt, aber der Dichter ist im Grunde beim Bild des Hirten mit seiner Herde geblieben.

 

                    .  Andere Stellen

1M 48,15.16: „Und er [Jakob] segnete Joseph und sagte: ‚Der Gott ... der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang ... segne die Knaben ...’“

    49,24: „Und sein Bogen bleibt fest in Stärke, und gestärkt und gelenkig sind Arme [und] Hände von den Händen des Mächtigen Jakobs her, von dort her, dem Hirten [und] Stein Israels ...“

    Ps 28,9: „Rette dein Volk und segne dein Erbe und sei ihnen Hirte und trage sie bis in Ewigkeit.“

    74,1M: „Gott, warum hast du uns für immer verstoßen? Dein Zorn raucht gegen die Herde deiner Weide?“

    78,52.53: „Und er ließ sein Volk wegziehen gleich Schafen und leitete sie gleich einer Herde in der Wüste, und er führte sie in Zuversicht, und sie fürchteten sich nicht.“

    95,7: „... denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.“

    100,3: „Erkennt, dass der HErr Gott ist. Er hat uns gemacht, nicht wir uns selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.“

    Jes 40,11: „Wie ein Hirte ist er seiner Herde. Mit seinem Arm sammelt er die Lämmer, und in seinem Busen trägt er [sie]. Die säugenden Schafmütter führt er.“

    Sa 11,4-17; Jh 10,11: „Ich bin der edle Hirte ...“

    Heb 13,20: „Aber der Gott des Friedens, der von den Toten heraufführte den großen ‚Hirten der Schafe’ durch das Blut eines ewigen Bundes, Jesus, unseren Herrn ...“

    1P 2,25: „... denn ihr wart wie irrende Schafe; jedoch seid ihr nun umgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen ...“

    5,4: „Und ist der Oberste Hirte offenbar geworden, so werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit davontragen.“

    Of 7,16.17: „Sie wird nicht mehr hungern; auch wird sie nicht mehr dürsten; auch wird die Sonne gar nicht auf sie fallen, auch jede Hitze nicht, weil das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, ein Hirte für sie sein wird und sie zu lebenden Wasserquellen führen wird.“

 

                C:  Alttestamentliche Menschen als Hirten

 

                    .  Abel

                    .  Die Erzväter

                    .  Hijob, ein Viehhalter

                    .  Die Führer Israels

                        -  Mose und Aaron

Ps 77,21: „Durch die Hand Moses und Aarons führtest du dein Volk gleich einer Herde.“ Die Szene ist eine nach der Durchquerung des Roten Meeres.

                        -  Mose und Josua

4M 27,16.17: „Es bestelle der HErr, der Gott der Geister alles Fleisches, einen Mann über die Gemeinde, der vor ihnen her ausziehe und einziehe und der sie ausführe und einführe, damit die Gemeinde des HErrn nicht sei wie die Herde, die keinen Hirten hat.“

                        -  David: 1S 16,11; 2S 5,2; 1Ch 11,2; Ps 78,70-72

                        -  Verschiedene: Jr 3,15; 23,1-4; Hes 34,1-5.8.10.25

                        -  Wenn die Propheten gegen die Hirten Israels reden, sind wohl alle Verantwortlichen des Volkes gemeint: der König, die Ältesten und die Priester.

                    .  Kores

Jes 44,28: „... der ich spreche von Kores: ‚Der ist mein Hirte’ ...“

 

                D:  Neutestamentliche Menschen als Hirten

 

                    1:  Die Hirten Israels zur Zeit Jesu

 

Ein Beispiel aus Jh 9 und 10:

    K. 10 ist nahtlose Fortsetzung von K. 9.

   

                        .  Zu 10,1: 

Sagt Jesus in seinen Reden zwei Mal: „Wahrlich!“, ist es, einerseits, eine Fortsetzung eines Gespräches. Andererseits bringt er mit Betonung ein neues Element in das Gespräch.

   

                        .  Zu 10,8: „Alle, welche auch immer vor mir kamen, sind Diebe und Räuber. Die Schafe hörten jedoch nicht auf sie.“

Jesus ist der Gekommene. Und er ist der einzige, der als verheißener und rechtmäßiger Hirte „kommt“, denn „alle“ anderen sind Verkehrte. Sie sind Schädigende, denn nur er ist Leben und Hilfe Bringender: V. 9.10. Als Gekommener ist Jesus der Hirte (V. 2), nicht nur Tür (V. 9). Er rettet (V. 9), d.h., beschützt.

    Im Gegensatz zu Jesus sind die in V. 1.8.10.12.13 Kommenden solche, die Kompetenzen übernehmen, die nur dem einzigen Hirten zustehen.

   

                        .  In seiner Rede in K. 10 ist Jesus der Hirte von 9,35, der Antwort gibt auf 9,22.34.

Lesen wir 9,22-24:     

    „Dieses sagten seine Eltern, weil sie die Juden fürchteten, denn die Juden waren schon übereingekommen, dass, wenn jemand ihn als den Messias bekennen würde, er aus der Synagogengemeinde getan werden sollte.

    Deswegen sagten seine Eltern: ‚Er ist alt genug. Fragt ihn.’

    Sie riefen also zum zweiten Mal den Menschen, der blind gewesen war, und sagten zu ihm: ‚Gib Gott die Herrlichkeit und Ehre. Wir wissen: Dieser Mensch ist ein Sünder.’“

    

                        .  V. 28-35: „Daraufhin beschimpften sie ihn und sagten: ‚Du bist ein Jünger von ihm. Aber wir sind Moses Jünger. Wir wissen, dass Gott zu Mose sprach. Aber dieser: Wir wissen nicht, woher er ist.’

    Der Mensch antwortete und sagte zu ihnen: ‚Ist denn in diesem Wunderliches, dass ihr nicht wisst, woher er ist; und er öffnete meine Augen! Aber wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, ihn hört er. Von jeher wurde nicht gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen öffnete. Wenn dieser nicht von Gott wäre, könnte er nichts tun.’

    Sie antworteten und sagten zu ihm: ‚Ganz in Sünden wurdest du geboren, und du lehrst uns?’

    Und sie warfen ihn hinaus.

    Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten.

    Und nachdem er ihn gefunden hatte ...“

   

                        .  9,41 – 10,2: „Jesus sagte zu ihnen: ‚Wenn ihr Blinde wärt, hättet ihr nicht Sünde. Aber nun sagt ihr: Wir sehen. Es bleibt also eure Sünde. Wahrlich! Wahrlich! Ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Hof der Schafe eintritt, sondern anderswoher aufsteigt, derjenige ist ein Dieb und ein Räuber. Aber der, der durch die Tür eintritt, ist Hirte der Schafe.“

 

                    2:  Die Hirten in der Gemeinde Jesu Christi

 

                        a:  Die Apostel als Hirten und Lehrer der Gesamtgemeinde

 

Paulus stellt sich als Beispiel für die ephesischen Gemeindehirten hin (Ag 20,28-31).

    Petrus, ein Apostel, schreibt: „Die Ältesten unter euch rufe ich auf, der ich ein Mitältester ... bin ...: Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch“ (1P 5,1.2A), und Johannes in seinem 3. Brief (V. 1A):

    „Der Älteste: Gajus, dem Geliebten“.

 

                        b:  Die Hirten der Gemeinden am Ort

 

Ag 20,17.18A.28: „Von Milet schickte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde herüber rufen. Als sie zu ihm gekommen waren, sagte er zu ihnen: ‚... Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes ...’“

    1P 5,1A.2A: „Die Ältesten unter euch rufe ich auf ... Seid Hirten für die kleine Herde Gottes unter euch ...“

 

                        c:  Die Christen schlechthin

 

                            I:. Als Hirten ihrer selbst

 

Wenn die Briefe die Gläubigen in den Gemeinden ansprechen, setzen sie voraus, dass Selbstfürsorge unter anderem ihre Verantwortung ist.

 

                            II:. Als Hirten anderer

 

Heb 12,15: „... dabei haltet Aufsicht (die Aufgabe eines Hirten), dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme“.

    Jakobus traut es seinen Lesern zu, den Strauchelnden unter ihnen seelsorgerlich nachzugehen (5,19.20): „Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit irrt und jemand bringt ihn zur Umkehr, nehme er zur Kenntnis, dass der, der einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr bringt, eine Seele vom Tode retten und eine Menge Sünden bedecken wird.“

 

        b.  Zum Begriffsverständnis des Gemeindehirten am Ort

 

            I:  Bezeichnungen

 

                A:  Hirte

 

Eph 4,11: „Und er selbst gab: die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern ...“

    Oft wird an dieser Stelle von „Pastoren“ gesprochen. Die Bedeutung dieses Fremdwortes ist jedoch weit entfernt von dem, das damals unter einem „Hirten“ verstanden wurde. Als Übersetzung von poimeen ist „Pastor“ nicht statthaft. Das Wort ist das übliche für „Hirte“, dasjenige, welches auch Jesus in Jh 10 von sich verwendet. Pastoren und Pfarrer im späteren Sinne kennt die neutestamentliche Gemeinde nicht.

 

                B:  Der Hirte ist ein Ältester.

                         

Ag 20,17.28.29: „Von Milet schickte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde herüber rufen ... Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erwarb, denn dieses weiß ich, dass nach meinem Weggehen schlimme Wölfe zu euch hineinkommen werden und die kleine Herde nicht schonen werden.“

    Die Führungsbezeichnungen Ältester und Hirte sind also identisch.

 

                C:  Der Hirte und Älteste ist ein Aufseher.

                         

Petrus gebraucht diese drei Bezeichnungen im gleichen Sinn, wenn er sagt (1P 5,1-4): „Die Ältesten unter euch rufe ich auf, der ich ein Mitältester und ein Zeuge der Leiden Christi bin, auch ein Teilhabender an der Herrlichkeit, die enthüllt werden soll: Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht – nicht gezwungener-, sondern freiwilligerweise, nicht um schändlichen Vorteil, sondern aus freien Stücken, nicht als solche, die über ihr Los herrschen, sondern als solche, die Vorbilder der kleinen Herde werden. Und ist der Oberste Hirte offenbar geworden, so werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit davontragen.“

    Manchmal wird das Wort Bischof gebraucht, um das Griechische für Aufseher zu übersetzen. Es kommt auch von ihm, bedeutet jedoch heute nicht mehr dasselbe.

    Aufseher, Hirtesein und Ältester werden auch von Lukas und Paulus auswechselnd gebraucht:

    Ag 20,17.28: „Von Milet schickte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde herüber rufen ... ‚Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes ...’“

    Tt 1,5.7: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du fortfahren möchtest, das Fehlende zu ordnen und von Stadt zu Stadt Älteste einsetzen möchtest ... 7 denn es hat der Aufseher als Haushalter Gottes unanklagbar zu sein ...“

 

                D:  Der Hirte, Älteste und Aufseher ist ein Lehrer.

                         

Nach Eph 4,11 ist der Hirte auch ein Lehrer: „Und er selbst gab: die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern ...“ In der Aufzählung der Verkündigungsdienste setzt Paulus vor Aposteln „die einen“, vor Propheten, Evangelisten und Hirten jeweils das Wort „andere“, vor Lehrer aber ein „und“, womit er die zwei letzten in eine Gruppe zusammenzieht als ein Amt.

    1Tm 3,2: „Dementsprechend soll der Aufseher untadelig sein, ... geschickt zum Lehren ...“

    Tt 1,5.9: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du fortfahren möchtest, das Fehlende zu ordnen und von Stadt zu Stadt Älteste einsetzen möchtest ... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben kann ...“ Die Aufseher im Timotheusbrief sind im Titusbrief die Ältesten.

    Doch sind nicht alle Lehrende Hirten. Das Lehren wird in der Schrift von einer Anzahl von Christen übernommen.

 

                E:  Der Hirte ist nicht ein Diakon.

 

Biblische Hirten können diakonische Dienste verrichten, aber die Diakonen als solche sind nicht in der Leitung der Gemeinde. Sie werden denn auch nicht in Eph 4,11 genannt, denn sie sind, wie das zugrundeliegende griechische Wort verrät, Helfer – Helfer der eigentlichen Leitung.

    In 1Tm 3,1-7 werden uns die Voraussetzungen für den Gemeindehirten gegeben. Die Verse 8-13 besprechen ein anderes Thema, die diakonische Tätigkeit.

    Php 1,1: „Paulus und Timotheus, leibeigene Knechte Jesu Christi – allen Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, zusammen mit den Aufsehern und Dienern ...“

    Ag 6,3-6 betrifft nur die diakonische Tätigkeit. Die einleitenden Verse 2 und 3 unterscheiden zwischen dem Dienst der Gemeindehirten und dieser:

    „Nachdem die Zwölf die Menge der Jünger zu sich gerufen hatten, sagten sie: ‚Es ist nicht annehmbar, dass wir das Wort Gottes unterlassen, um Tische zu bedienen. Schaut also, Brüder, nach sieben Männern aus eurer Mitte mit gutem Zeugnis, voll Heiligen Geistes und Weisheit, die wir für diese Sache setzen werden.’“

 

            II:  Der Hirte ist die Gemeindeleitung.                   

                         

Im NT wird kein anderes Leitungsamt der Gemeinde am Ort genannt als das des Hirten, der Ältester und Aufseher ist. Junge Gemeinden werden oft von Missionaren (in der Schrift Apostel genannt) versorgt, jedoch nur für begrenzte Zeit. Die permanente Leitung ist dann die der ansässigen Hirten.

    Ag 20,17.28: „Von Milet schickte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde herüber rufen ... Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes ...“

    Die Ältesten sind also die Hirten, die die Gemeindeaufsicht haben.

    Vgl auch K. 15,22A: „Dann gefiel es den Aposteln und den Ältesten zusammen mit der ganzen Versammlung, aus ihrer Mitte Männer zu erwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu schicken ...“

 

            III:  Eine Klärung

                         

Ist er verheiratet, so ist nur er als Mann der Hirte, nicht seine Frau. Wie unabhängig von seinem Amt sie ist, zeigt die Tatsache, dass an keiner Stelle Voraussetzungen für sie erwähnt werden. Auch bei einer eventuellen formalen Einsetzung ist sie nicht dabei. Nur er wird in den Hirtendienst eingeführt. Die Gemeinde sollte auch keine besonderen Dienste von ihr erwarten, außer dass sie, wie alle anderen Frauen der Gemeinde, eine gute Christin ist, die dem Herrn zur Verfügung steht, wo er sie gebrauchen möchte.

 

        c.  Der Dienst des Gemeindehirten

 

            I:  Der Bereich des Dienstes

                    

Der Dienstort eines Hirten ist ein zweifacher.

 

                A:  Zur Hauptsache ist sein Platz in der Gemeinde am Ort.

                         

Tt 1,5: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du ... von Stadt zu Stadt Älteste einsetzen möchtest ...“

 

                B:  Zum Teil dient er aber auch in der Welt.

                         

Dieses tut er, um, wie Jesus, das Verlorene zu suchen: Lk 15.

    Alle Menschen sind Schafe. Alle Menschen brauchen Hirten. Gläubige Menschen sind die Hauptverantwortung des Gemeindehirten. Ungläubige sind die Hauptverantwortung des Evangelisten. Doch so, wie der Evangelist sich auch mit den Gläubigen befassen kann, so kann auch der Hirte sich mit Ungläubigen abgeben.

 

                C:  Eine zusätzliche Bemerkung

                         

Da jeder Mensch einen Hirten braucht, zieht der Gemeindehirte bei jeder Begegnung mit einem anderen Menschen die Möglichkeit in Betracht, dass er der Hirte ist, den dieser braucht. Stellt es sich heraus, dass er bereits einen treuen hat, ist der Fall klar. Ist das nicht der Fall, sollte man sich fragen, was man für ihn tun kann.

 

            II:  Die Aufgaben des Hirten

 

                A:  Die grundsätzliche Aufgabe

                         

Die Hauptaufgabe des Hirten ist es, Leben zu pflegen. Das ist die Aufgabe eines Schafhirten, und sie ist ebenfalls die eines geistlichen Hirten von Menschen. Was das beinhaltet, wird treffend zum Ausdruck gebracht in Ps 81,14-17: 

    „Wenn doch mein Volk mir gehorchte und Israel auf meinen Wegen ging!

Wie schnell könnte ich ihre Feinde beugen und meine Hand gegen ihre Gegner wenden!

Die, die den HErrn hassen, müssten ihm schmeicheln, und ihre Zeit währte ewiglich.

Er ließe ihn essen vom besten Teil des Weizens, und mit Honig aus dem Felsen täte ich dich sättigen.“

    Hier haben wir die zwei Aufgaben eines Hirten, der Leben erhalten will. Luther spricht an dieser Stelle von „nähren und wehren“.

 

                    1:  Leben zu nähren   

                              

Ps 23,1M.2: „Der HErr ist mein Hirte. Ich habe nicht Mangel. Auf grünen Auen lässt er mich lagern. Er führt mich zu Wassern der Ruhe.“ Mit anderen Worten: ‚Ich darf, nachdem ich genug Weide gehabt habe, mich nun wirklich niederlassen.’ Das spricht von Zufriedenheit. Das Schaf ist gesättigt. Es hat genug. Das war das Ziel des Hirten gewesen.

    Vers 5 spricht ebenfalls vom Nähren: „Du richtest vor meinem Angesicht einen Tisch meinen Bedrängern gegenüber. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt. Mein Becher ist Überfluss.“ Manchmal denkt der Ausleger, hier gehe der Sänger zu einem neuen Bild über. Aber das muss nicht sein, denn auch der Hirte deckt dem Schaf einen Tisch im Angesicht seiner Feinde. Das tut er zum Beispiel, wenn er dafür sorgt, dass die Schlangen in ihren Löchern nicht die Schnauze des Schafes gefährden. Die ahnungslosen Schafe wissen beim Fressen nicht, wo die Schlangenlöcher sich befinden. Da könnte eine Schlange plötzlich nach dem Schaf schnappen. Der Hirte geht also vor der Herde her, nimmt das Öl aus seinem Beutel und gießt es um den Rand des Loches. Das Öl rinnt in das Loch hinein, sodass die Schlangen nicht mehr so leicht heraus können. So deckt der Hirte dem Schaf einen Tisch angesichts des Feindes.[32] Der Hirte reicht also der Herde „Lebensmittel“ dar, Mittel zum Leben.

    Vers 2 ist zu ergänzen mit Jr 50,6.7: „Eine verlorene Herde, dem Verderben preisgegeben, ist mein Volk gewesen. Ihre Hirten machten, dass sie irregingen auf verführerischen Bergen. Von Berg zu Hügel sind sie geeilt. Sie haben ihre Lagerstätte vergessen. 7 Wer sie fand, hat sie gefressen, und ihre Bedränger haben gesagt: ‚Wir sind nicht schuldig’, weil sie gegen den HErrn sündigten, die Wohnstätte der Gerechtigkeit und die Hoffnung ihrer Väter, den HErrn.“

    Diese Verse sind wohl am besten als eine Einheit zu betrachten. V. 7A läuft parallel zu V. 6A. Beide Sätze sind die Folge des Restes von V. 6. Vers 6E und der zweite Teil von V. 7 weisen auf das Entscheidende hin, den eigentlichen Grund für die Not des Volkes. Wären sie auf der Weide Gottes geblieben und hätten sie diese bis zur Zufriedenheit gekostet, so hätten sie sich wie gesättigte Schafe lagern und den HErrn selbst als „Wohnung der Gerechtigkeit und Hoffnung Israels“ genießen können, denn bei diesem Gott ist die Erfüllung jedes Bedürfnisses bis zum Zur-Ruhe-Kommen.

 

                    2:  Leben zu schützen

                             

Andererseits hat der Hirte bekanntlich die Aufgabe, die Schafe vor Lebensgefahren zu behüten: Jh 10,10–17. Der damalige Hirte musste schützen, warnen, vorbeugen, mit dem Feind ringen usf.

    Ps 23,4: „Auch, wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich nicht Unheil, denn du bist bei mir. Dein Stock und dein Stab, die trösten mich.“

    Hes 13,4.5: „Israel! Wie Füchse in den Trümmern sind deine Propheten geworden. In die Risse seid ihr nicht getreten, und die Mauer habt ihr nicht vermauert um das Haus Israel her, um standzuhalten im Streit am Tage des HErrn.“

    Ag 20,28-31: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erwarb, denn dieses weiß ich, dass nach meinem Weggehen schlimme Wölfe zu euch hineinkommen werden und die kleine Herde nicht schonen werden. Selbst aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Dinge reden werden, die verkehrt worden sind, um die Jünger wegzuziehen hinter sich her. Darum wacht stets und vergesst nicht, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht abließ, jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen.“

  1Th 5,12: „Wir bitten euch aber, Brüder, wisst um die, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen ...“

 

                B:  Die Führungsaufgaben

 

                    1:  Er hat die Gläubigen zu führen.    

                             

Der Hirte geht der Herde voran, denn er hat die Anvertrauten zu führen.

    Ps 23,3M: „Er leitet mich auf Pfaden des Rechten seines Namens wegen.“

    1Th 5,12: „Wir bitten euch aber, Brüder, wisst um die, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen ...“

    1Tm 3,4.5: „... einer, der dem eigenen Hause wohl vorsteht, der seine Kinder mit aller Würde in Unterordnung hält (wenn jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie wird er für eine Gemeinde Gottes sorgen?) ...“

    5,17: „Die Ältesten, die in edler Weise vorstehen, halte man doppelter Ehre wert ...“

    Heb 13,7.17.24: „Denkt an eure Leitenden, die, welche euch das Wort Gottes sagten... 17 Gehorcht im Vertrauen euren Leitenden und fügt euch (denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft erstatten werden) ... 24 Grüßt alle eure Leitenden ...“

 

                    2:  In der Lebensführung soll er ein Vorbild sein.

                              

Als Ältester hat der Hirte ein Beispiel für andere Gläubige abzugeben. Er zeigt nämlich, wie man als Nachfolger Jesu Christi lebt, gleichsam als ‚älterer’ Christ. Der Begriff Ältester kommt ja vom Ältesten in Israel, der schon reif genug war, anderen zu zeigen, wie es gemacht werden durfte und sollte.

    1P 5,3: „... nicht als solche, die über ihr Los herrschen, sondern als solche, die Vorbilder der kleinen Herde werden.“

 

                    3:  Er hat Aufsicht auszuüben.

                              

Ag 20,28: „Gebt also stets Acht auf ... die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte ...“

    1P 5,2A: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht ...“

 

                        a:  Als Aufseher sollte er ein offenes Auge für alle in der Gemeinde haben.

                                 

Heb 13,17: „... sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft erstatten werden ...“

 

                        b:  Aufsicht kann Aufsuchen bedeuten.    

                                 

Vgl den negativen Gebrauch in Lk 19,44 und 1P 2,12: „Heimsuchung“, „Aufsuchen“. Natürlich werden die Hausbesuche eines biblischen Hirten mit den besten Absichten gemacht werden.

 

                        c:  Er soll auf die Lehre Acht geben.

                                 

Tt 1,9: „... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben kann und auch die Widersprechenden zurechtweisen [kann] ...“

    Of 2,2: „Ich weiß um deine Werke und deine Arbeit und deine Ausdauer und dass du Schlechte nicht ertragen kannst. Und du prüftest die, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und fandest, dass sie Lügner waren.“

    V. 18.20: „Und dem Boten der Gemeinde in Thyatira schreibe: ... Jedoch habe ich Weniges gegen dich: Du gewährst der Frau Isebel, die sich eine Prophetin nennt, meine leibeigenen Knechte zu lehren und sie irrezuführen, Hurerei zu begehen und Götzenopfer zu essen.“ Hier versagte man in der Aufgabe, auf die Lehre Acht zu geben.

    Es ist auch die Aufgabe der Gemeindeleitung, Acht zu geben auf das Liedgut, den Büchertisch und die Bibliothek, denn auf die Lehre, die in einer Gemeinde herrscht, üben diese Elemente einen großen Einfluss.

 

                        d:  Gaben und Aufgaben sollten erkannt werden.

                                 

Eph 4,11.12: „Und er selbst gab: die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern, zwecks der Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes Christi ...“

 

                        e:  Aufseher tragen Verantwortung für die versammelte Gemeinde.

                                 

Heb 10,24.25: „... und lasst uns auf einander achten, um anzuspornen zur Liebe und zu edlen Werken, während wir nicht nachlassen, sich selbst zu versammeln, sowie es bei etlichen Sitte ist ...“

    Da Hirten die Aufsicht über die Gemeinde aufgetragen ist und das Zusammenkommen geboten ist, haben sie auch nach dem zu schauen, was in diesen Versammlungen geschieht, zumal die Zusammenkunft die Gemeinde darstellt, in der sie Hirten sind. Dieses schließt die Leitung von Versammlungen ein.

 

                        f:  Hirten beaufsichtigen die Diakonen.

 

                            .  Die Diakonen sind nicht in der Leitung der Gemeinde.

                            .  Die Leitung ist für das Einsetzen von Gemeindedienern verantwortlich: Ag 6,3.4.6.

                            .  Es folgt also, dass die Arbeit der Diakonen unter der Aufsicht der Hirten steht.

 

                C:  Die Verkündigungsaufgaben

 

                    1:  Grundsätzliches

 

                        a:  Ihr Ort

                               

Paulus stellt sich in der Verkündigung als Beispiel für die ephesischen Ältesten hin (Ag 20,20): „... wie ich nichts von dem, das nützlich war, zurückhielt, sodass ich es euch nicht berichtet hätte und es euch nicht gelehrt hätte öffentlich und von Haus zu Haus ...“

 

                        b:  Ihre Wichtigkeit

                               

Petrus, als Sprecher der leitenden Brüder, hält fest vor der ersten Gemeinde (Ag 6,4): „Wir werden aber beharrlich im Gebet und im Dienst des Wortes bleiben.“

    Dem Timotheus, der zur Zeit den Gemeinden in und um Ephesus dient, legt Paulus nahe: „Bis ich komme, widme dich dem Lesen, dem Aufrufen, dem Lehren“:  1Tm 4,13.

    Der Hirte hat die Gemeinde auf die Weide zu führen, und da der Mensch von jedem Wort lebt, das aus dem Munde Gottes hervorgeht, hat er das Wort selbst zu sagen. Dieses schließt ein das Vorlesen der Schrift, dann das Übersetzen der Schrift in die Sprache des Hörers sowie in sein Verständnis und in sein Leben.

 

                        c:  Ihre Aussichtsmöglichkeit

                           

                            .  Tt 1,12 – 2,2: „Einer aus ihnen, ihr eigener Prophet, sagte: ‚Kreter sind gewohnheitsmäßige Lügner, böse Tiere, faule Bäuche!’ Dieses Zeugnis ist [zur Zeit des Paulus, also Hunderte von Jahren später immer noch] wahr. Aus diesem Grunde weise sie mit Schärfe zurecht, damit sie im Glauben gesund seien, nicht achten auf jüdische Mythen und Menschengebote und so sich von der Wahrheit abwenden. [Der Apostel traut es einer klaren Verkündigung des Christuswortes zu, in kurzer Zeit Menschen, die von einer alten, bösen Kultur geprägt sind, zu verändern.]

    Alles ist den Reinen rein. Aber den Befleckten und Ungläubigen ist nichts rein, sondern ihr Denksinn und ihr Gewissen sind befleckt. Gott bekennen sie zu kennen: Sie wissen da Bescheid, sagen sie. Aber mit den Taten verleugnen sie [ihn]. Sie sind nämlich verabscheuungswürdig und im Unglauben ungehorsam und zu jedem guten Werk nichtgutzuheißen, verwerflich.

    Rede du aber das, was der gesunden Lehre geziemt: dass alte Männer[!] nüchtern seien, ehrbar, gesunden Sinnes und züchtig, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Ausdauer ..."

 

                            .  Der ganze Titusbrief ist ein Beispiel von Evangeliumsverkündigung (siehe besonders die drei Texte: 1,1-4; 2,11-14; 3,4-7) und ihrer Anwendung.

 

                    2:  Worin die Verkündigungsaufgabe besteht

 

                        a:  Im Lehren

                                

Eph 4,11.12: „Und er selbst gab: die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, andere zu Hirten und Lehrern, zwecks der Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes Christi ...“

    Ein Beispiel haben wir in den ersten Gemeindehirten:

    Ag 2,42: „Sie waren beharrlich bei der Unterweisung der Apostel ...“

    4,1.2: „Während sie zum Volk redeten, traten die Priester und der Hauptmann der Tempelstätte und die Sadduzäer auf sie zu. Die verdross es, dass sie das Volk lehrten ...“

    5,25: „Da stellte sich einer ein und meldete ihnen: ‚Siehe!’ sagte er, ‚Die Männer, die ihr ins Gefängnis setztet, stehen in der Tempelstätte und lehren das Volk!’“

    1Tm 1,3.4: „... so, wie ich dir bei der Abreise nach Makedonien zusprach, in Ephesus zu bleiben, damit du einige anweisen möchtest, nicht Anderes zu lehren, noch sich Legenden und unendlichen Geschlechtsregistern zu widmen, was mehr zu Infragestellungen beiträgt als zur Verwalterschaft Gottes, die im Glauben wahrgenommen wird.“

    Man siehe auch 1Tm 3,2; 2Tm 2,2; Tt 1,9.

 

                        b:  In parakalein

                         

Im „Aufrufen, Zusprechen, Trösten“:

    2Kr 1,3.4: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn, Jesu Christi, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in aller Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden ...“

    Tt 1,7.9: „... denn es hat der Aufseher als Hausverwalter Gottes ... zu sein ... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen ‹und Zuspruch geben› ... kann.“

 

                        c:  Im Erinnern

                                 

Jesus sagte, ein guter Schriftgelehrter bringe aus seinem Schatz hervor Altes und Neues. Erinnerung an das Alte ist also immer wieder angebracht.

    Ag 20,31: „Darum wacht stets und vergesst nicht, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht abließ, jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen.“ Paulus erinnert daran, dass er ernstlich erinnert hatte.

    1Th 5,12: „Wir bitten euch aber, Brüder, wisst um die, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen ...“

    Und Ermahnen setzt die Bereitschaft voraus, ermahnt zu werden.

 

                        d:  Im Heranziehen von neuen Mitarbeitern

                                 

Eph 4,11.12: „Und er selbst gab, ... andere zu Hirten und Lehrern, zum Zweck der Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes des Christus ...“ Das schließt die Sorge um Nachwuchs ein.

    2Tm 2,2: „Und was du von mir hörtest im Beisein vieler Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, welche tauglich sein werden, auch andere zu lehren.“

 

                    3:  Worin die Verkündigungsaufgabe nicht besteht

 

                            .  Nicht in dem Leiten von Diskussionen

                            .  Nicht in einem Führen von ebenbürtigen Dialogen mit Andersdenkenden

                            .  Die Verkündigung muss auch nicht nur vor versammelter Gemeinde geschehen. Sie kann auch im kleineren Kreis, selbst unter vier Augen stattfinden.

 

                D:  Die Aufgabe des Suchens

                         

Bereits im AT haben wir ein Beispiel am HErrn selbst von einem suchenden Hirten:

    Hes 34,16: „Ich will das Verlorene suchen und das Versprengte zurückführen und das Verwundete verbinden und das Kranke gesund und stark machen.“

    Wie ein Hirte zu suchen hat, zeigt uns Jesus, das Haupt der Gemeinde, in Lk 15,4. Wie ein guter Hirt wird auch der Gemeindeälteste zu Gunsten solchen Suchens für eine Zeitlang sogar die „99“ alleine lassen müssen.

    Andererseits kann es vorkommen, dass man gute Gelegenheiten zum Evangelisieren nicht nutzen darf, weil man sich der kranken Herde zu widmen hat:

    2Kr 2,12.13: „Aber als ich nach Troas gekommen war für die gute Botschaft Christi und mir vom Herrn eine Tür geöffnet worden war, hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, als ich nicht meinen Bruder Titus fand, sondern ging, nachdem ich von ihnen Abschied genommen hatte, nach Makedonien.“

 

                E:  Diakonische Aufgaben

                         

Wenn die Gemeinde nicht zu groß ist, können Älteste auch die praktischen, d.h., die diakonischen Aufgaben wahrnehmen. Als die ersten Hirten der Gemeinde in Jerusalem haben die Apostel dieses in der Anfangsphase des Gemeindelebens getan. Erst in K. 6 werden die Helfer in irdischen Angelegenheiten eingesetzt.

 

                F:  Der verheiratete Hirte hat Familienaufgaben.    

                         

1Tm 3,4.5: „... einer, der dem eigenen Hause wohl vorsteht, der seine Kinder mit aller Würde in Unterordnung hält (wenn jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie wird er für eine Gemeinde Gottes sorgen?) ...“

    Tt 1,6: „... wenn einer unanklagbar ist, Mann einer Frau, Kinder hat, die treu sind, nicht unter Anklage stehen wegen Ausschweifung oder weil sie sich nicht unterordnen, denn es hat der Aufseher als Haushalter Gottes unanklagbar zu sein ..."

    Der Gemeindehirte darf, wegen Gemeindearbeit, die Familie nicht vernachlässigen. Auch als Familienhaupt ist er ein Beispiel für andere.

 

                G:  Die Aufgabe des Lernens

 

                    1:  Wer Lehrer sein will, hat zu lernen.

                             

Jeder Hirte sollte stets hinzulernen – wie Timotheus:

    2Tm 2,15: „Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt zu erweisen, als einen Arbeiter, der sich nicht schämt, der das Wort der Wahrheit in rechter Weise teilt.“

    Das Lernen ist bereits die Verantwortung eines jeden Christen:

    2P 3,18: „Wachst aber in Gnade und Kenntnis unseres Herrn und Retters, Jesus Christus.“

    Kol 1,9: „Deswegen hören wir auch nicht auf, seit dem Tage, da wir es hörten, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Auffassungsfähigkeit ...“

 

                    2:  Wer wird der Lehrer sein?

 

                        a:  Der Hirte selbst

                               

Er darf sich selbst weiterbilden. Die Bibel ist die beste Bibelschule.

    2Tm 3,16.17: „Alle Schrift ist gottgehaucht und nütze zum Lehren, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes gerüstet und funktionsfähig sei, zu jedem guten Werk wohl ausgerüstet und funktionsfähig gemacht.“

    Die Schrift kann sowohl textlich als auch thematisch erforscht werden.

    Der Hirte darf aber nie vergessen: Er ist auch ein Schaf, und nebst der Selbstweiterbildung bedarf auch er des Hirtendienstes anderer, denn auch er ist fähig zu irren. Deshalb sollte er die weiteren Möglichkeiten in Betracht ziehen.

 

                        b:  Die Mitältesten

   

Man kann von Mitverantwortlichen lernen in einem gemeinsamen Studium.

 

                        c:  Der apostolische Lehrer

   

Die Weiterbildung kann auch durch den gelegentlichen Besuch begnadeter Lehrer geschehen wie zu neutestamentlichen Zeiten.

 

                        d:  Gute Leitbilder sind wichtig.

                             

Ag 20,31: „Darum wacht stets und vergesst nicht, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht abließ, jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen.“

    Timotheus hatte ein Beispiel an Paulus (2Tm 3,14): „Bleibe du aber in dem, das du lerntest und wovon du überzeugt wurdest, in dem Wissen, bei wem du lerntest.“

    Timotheus erlebte Paulus als einen, der lebte, was er lehrte.

 

                    3:  Wer trägt die Kosten?

   

Der lernende Hirte wird auch bereit sein wollen, aus Dankbarkeit etwas auszugeben: Ga 6,6.

 

                H:  Die Haushalterverantwortung

 

                    1:  Der Gemeindehirte ist ein Verwalter.

                         

1Tm 1,3.4: „... so, wie ich dir bei der Abreise nach Makedonien zusprach, in Ephesus zu bleiben, damit du einige anweisen möchtest, nicht Anderes zu lehren, noch sich Legenden und unendlichen Geschlechtsregistern zu widmen, was mehr zu Infragestellungen beiträgt als zur Verwalterschaft Gottes ...“

    1P 4,10: „... wobei jeder, so wie er eine Gnadengabe empfing, euch damit dient – tut es wie edle Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes ...“

   

                    2:  Als ein solcher Verwalter sollte der Hirte an folgendes denken:

 

                        a:  Auch er hat einen Hirten.

 

Heb 13,17: „Gehorcht im Vertrauen euren Leitenden und fügt euch, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft erstatten werden, damit sie dieses mit Freude tun mögen und nicht mit Seufzen, denn das wäre für euch [wie] ein unbelohnter Einsatz.“

    Die Leser sollen wissen: Auch ihre Seelsorger haben einen Hirten. Vgl auch V. 20.21:

    „Aber der Gott des Friedens, der von den Toten heraufführte den großen ‚Hirten der Schafe’ durch das Blut eines ewigen Bundes, Jesus, unseren Herrn ... mache euch heil und tüchtig in jedem guten Werk, seinen Willen zu tun, und tue das vor ihm Wohlangenehme in euch durch Jesus Christus ...“

    1P 2,25: „... denn ihr wart wie irrende Schafe; jedoch seid ihr nun umgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen ...“

    5,4: „Und ist der Oberste Hirte offenbar geworden, so werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit davontragen.“

 

                        b:  Gott hat ihn eingesetzt.

                             

Eph 4,11; Ag 20,28; 1Kr 12,28

    Da der Dienst eines Hirten in einer Gemeinde am Ort geschieht, soll er wissen, dass Gott ihn an seinen Platz hingestellt hat. Er darf also nicht ohne Gott wohlgefällige Gründe die Gemeinde verlassen. Sonst könnte er sich als der Mietling von Jh 10,12.13 erweisen.

    1Kr 4,2: „Es wird bei Verwaltern gesucht, dass einer treu erfunden werde.“ Er erweist dem Herrn im Himmel und seiner Herde auf Erden alle Treue. Er verlässt die Gemeinde nicht, weil er einen Ruf bekommt zu einer größeren, schon garnicht, wegen eines höheren Gehalts.

    Im Notfall wird ein Gemeindehirte aber bereit sein müssen, ohne Gemeinde den Weg mit seinem Herrn zu gehen, um diesem die Treue zu halten. Er braucht die Haltung von Josua (24,15): 

    „Gefällt es euch aber nicht, dem HErrn zu dienen, erwählt ihr an diesem Tage, wem ihr dienen werdet, ... Was aber mich und mein Haus betrifft, wir werden dem HErrn dienen.“

 

                        c:  Die Gemeinde ist nicht seine.

                             

Das sollte ein Gemeindehirte nie vergessen. Sie gehört Gott.

    Ag 20,28M: „... um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erwarb ...“

    1P 5,2A.3A: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes ... nicht als solche, die über ihr Los herrschen ...“

 

                        d:  Gott kann ihm einen anderen Dienst geben.

                             

Damit ist zu rechnen.

    Vgl Ag 13,1-3.

 

                        e:  Treuer Dienst wird nicht unbelohnt bleiben.

                             

1P 5,4: „Und ist der Oberste Hirte offenbar geworden, so werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit davontragen.“

 

                    3:  Der Dienst soll nun für Gott getan werden.

                             

Ag 20,28: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes, die er durch das eigene Blut erwarb ...“

    2Kr 5,16: „So sehen wir von nun an niemanden nach dem Fleisch. Auch wenn wir Christus nach dem Fleisch gekannt haben, jetzt jedoch kennen wir den nicht mehr.“

    Tt 1,7: „... denn es hat der Aufseher als Haushalter Gottes unanklagbar zu sein ...“

    Heb 13,17: „Gehorcht im Vertrauen euren Leitenden und fügt euch, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft erstatten werden ...“

    1P 5,2.3A: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht – nicht gezwungener-, sondern freiwilligerweise, nicht um schändlichen Vorteil, sondern aus freien Stücken, nicht als solche, die über ihr Los herrschen ...“

    Der Gemeindehirte soll in seinem Dienst Gott vor Augen haben, nicht seine eigene Ehre, nicht seine vermeintlichen Rechte, auch nicht einen finanziellen Vorteil. Petrus sagt, der Gewinn, den ein Hirte suchen könnte, sei ein schändlicher.

 

                    4:  Man sollte selbstlos arbeiten.

                             

Ag 20,33-35: „Silber oder Gold oder Kleidung begehrte ich von niemandem. Ihr wisst selbst, dass diese Hände für meine Bedürfnisse und für die Bedürfnisse meiner Gefährten dienstbar waren. Mit allem zeigte ich euch im Beispiel, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen und die Worte des Herrn Jesus nicht vergessen sollte, die er selbst sagte: ‚Ein Seliges ist es zu geben, – mehr als zu nehmen.’“

    1P 5,2: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht – nicht gezwungener-, sondern freiwilligerweise, nicht um schändlichen Vorteil, sondern aus freien Stücken ...“

 

            III:  Über die Dienstzeit des Hirten

                       

Ein Hirte in einer Gemeinde dient als Hirte, solange die Voraussetzungen erfüllt sind, denn diese bestimmen sein Ältestersein. Dieses trifft auch zu, wenn er alt wird, wenn er angeklagt wird (1Tm 5,19-22), wenn er umzieht. In letzterem Fall wird er der neuen Gemeindeleitung Zeit geben wollen, seine Gaben und Voraussetzungen zu erkennen.

 

        d.  Voraussetzungen für den Hirtendienst

 

            I:  Einleitendes

                    

In Tt 1,5.6A lesen wir: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du fortfahren möchtest, das Fehlende zu ordnen und von Stadt zu Stadt Älteste einsetzen möchtest, wie ich dir anordnete: wenn ...“ Nur also unter den gegebenen Voraussetzungen erwartete Paulus von Titus, die erwähnte Aufgabe durchzuführen.

    Biblische Gemeindeleitung kennt drei grundsätzliche Voraussetzungen: von Gott geschenkte Begabung, eine gewisse Reife in der Heiligung und männliches Geschlecht. Wo diese vorhanden sind, ist es die Verantwortung anderer, die entsprechenden Personen anzuerkennen und mit ihnen zu arbeiten. Fehlen sie, so hat die Gruppe, sprich: Gemeinde, keine interne Leitung. In diesem Fall versammelt sie sich dennoch regelmässig und erbaut sich gegenseitig, so gut sie es kann, wie es in Kol 3,16 und ähnlichen Stellen geschrieben steht.

 

            II:  Die eindeutigen Voraussetzungen für den Hirtendienst

 

                A:  Wiedergeburt

   

Der Leiter der biblischen Gemeinde ist von Jesus Christus in der Gemeinde eingesetzt (1Kr 12,28; Eph 4,11.12), und die Gemeinde Jesu besteht eben aus Wiedergeborenen.

    Paulus setzt in 1Tm 3,6 eine Bekehrung voraus, wenn er sagt: „nicht ein Neubekehrter“. Das ist allerdings ein relativer Ausdruck. In den Gemeinden der Ag 14,23 waren sämtliche Christen noch jung im Glauben, aber im Vergleich zu den anderen waren die, welche die Apostel als Vorstehende bestimmten, in der kurzen Zeit verhältnismäßig gereift.

    Nach Tt 1,8 sollen Älteste auch „gerecht und heilig“ sein. Das sind aber nur durch Christus Gerechtfertigte.

    Jesus sagte, Blinde könnten nicht Blinde führen; man könnte hinzufügen: und auch nicht die Sehenden. Und Verlorene können nicht Gefundenen den Weg zeigen.

 

                B:  Das Zeichen der Wiedergeburt

 

Die christliche Wassertaufe ist das von Jesus Christus verordnete äußere Zeichen der Jüngerschaft. Bei jemandem, der andere auf dem rechten Weg der Nachfolge Jesu führen will, darf dieser Akt des Gehorsams nicht fehlen.

    Mt 28,19A: „Geht also hin und macht zu Jüngern alle in den Völkern und tauft sie ...“

    Ag 2,38A: „Petrus sagte zu ihnen: „Tut Buße – und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen auf Vergebung der Sünden ...“

 

                C:  Männliches Geschlecht

                          

1Tm 2,12-14: „Einer Frau gestatte ich nicht zu lehren noch über den Mann zu bestimmen ...“

    Der Gemeindehirte hat jedoch beides zu tun. Wenn Paulus sagt: „Ich gestatte es nicht", sagt er natürlich damit: „und du sollst es auch nicht.“

 

                D:  Ist er verheiratet, so darf er kein Polygamist sein.

                         

Tt 1,5.6A: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du ... Älteste einsetzen möchtest ... wenn einer unanklagbar ist, Mann einer Frau ...“

    So schreibt Paulus an Titus: eine Weisung, die besonders für heidnische Situationen von Bedeutung ist. Allerdings kommen wir in unseren Ländern erneut in heidnische Verhältnisse. Ein Mann, der im Moment mehrere Frauen hat, darf nicht Ältester sein.

    Dem Witwer wird hiermit der Weg in den Ältestendienst nicht verbaut. Die Bibel verbietet nicht die Wiederheirat für einen Menschen, der seinen Ehepartner verloren hat.

 

            III:  Die nicht so eindeutigen Voraussetzungen

 

                A:  Zeit    

                         

Ein Hirt und Ältester muss kein Vollzeitler sein, aber er sollte schon zur Verfügung stehen können für die Aufgaben seines Amtes.   

    Vgl 1Kr 7,32-35: „Ich will, dass ihr ohne Sorge seid. Der Unverheiratete sorgt für das, was des Herrn ist, wie er dem Herrn gefalle. Aber der Verheiratete sorgt für die Dinge der Welt, wie er der Frau gefalle. Unterschiedlich sind die Frau und die Jungfrau: Die Unverheiratete sorgt für die Dinge des Herrn, damit sie heilig sei am Leib und auch am Geist. Aber die Verheiratete sorgt für die Dinge der Welt, wie sie ihrem Mann gefalle. Dieses sage ich aber zu eurem eigenen Nutzen, nicht, um euch eine Schlinge überzuwerfen, sondern um das Geziemende zu fördern und damit man ungestört für den Herrn dasein kann.“

    Der Seelsorger am Ort muss für seinen Dienst Zeit haben, denn er hat sich der Aufgabe zu widmen:

    Ag 20,28: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes ...“

    Er wird sogar mit Fleiß zu arbeiten haben (Rm 12,8): „... der Vorstehende im Fleiß“.

    Die örtlichen Aufgaben werden hier allerdings wegweisend sein.

 

                B:  Begabung

 

                    1:  Zum Führen

                            

Rm 12,6.8: „... haben Gnadengaben verschieden nach der uns gegebenen Gnade, wenn Weissagen, so habe man eine gesunde Haltung gemäß dem entsprechenden Verhältnis des Vertrauens ... wenn es der Aufrufende und Zusprechende ist, im Aufrufen und Zusprechen, der Mitteilende in der Einfalt, der Vorstehende im Fleiß ...“

    1Th 5,12: „Wir bitten euch aber, Brüder, wisst um die, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen ...“

    1Tm 5,17: „Die Ältesten, die in edler Weise vorstehen, halte man doppelter Ehre wert ...“

 

                    2:  Zum Reden

 

                        a:  Allgemein

 

Tt 1,9: „... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben kann und auch die Widersprechenden zurechtweisen [kann] ...“

    1P 4,10.11A: „... wobei jeder so, wie er eine Gnadengabe empfing, euch damit dient – tut es wie edle Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes: wenn jemand redet, als einer, der Worte Gottes spricht; wenn jemand dient, als einer, der es aus der Stärkung tut, die Gott darreicht ...“

 

                        b:  Zum Lehren

 

Eph 4,11: „Und er selbst gab ... andere zu Hirten und Lehrern ...“ In der Aufzählung der Verkündigungsdienste zieht Paulus die zwei letzten, Hirten und Lehrer zusammen in eine Gruppe, womit er zu verstehen gibt, dass die Hirten in ihrem Dienst Lehrende sind.

    1Tm 3,2: „Der Aufseher hat also untadelig zu sein ... lehrfähig ...“

    Tt 1,7.9: „denn es hat der Aufseher ... zu sein ... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben ... kann.“

    Übrigens setzt Lehrfähigkeit die Bereitschaft und Fähigkeit zu lernen voraus.

 

                        c:  Zum Aufrufen

                               

Tt 1,9: „... einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben ... kann.“

    Rm 12,6-8 und 1P 4,10.11 teilen mit, dass es sich dabei um eine Gnadengabe handelt.

 

                C:  Charakterreife

                         

                    .  Schon der Ausdruck Ältester deutet dieses an, auch, dass er kein Neubekehrter sein darf, was jedoch eine relative Aussage ist nach der Ag 14,23: 

    „Nachdem sie ihnen in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten, unter Fasten gebetet, übergaben sie sie dem Herrn, an den sie geglaubt hatten.“ In diesem Fall waren sämtliche Christen noch jung im Glauben. Wir lernen aber: Im Verhältnis zu den anderen in der Gemeinde sollte der Hirte eine gewisse Reife aufweisen, um für die anderen ein Beispiel zu sein.

    1P 5,2.3: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht – nicht gezwungener-, sondern freiwilligerweise, nicht um schändlichen Vorteil, sondern aus freien Stücken, nicht als solche, die über ihr Los herrschen, sondern als solche, die Vorbilder der kleinen Herde werden.“

   

                    .  Eine Liste von Charaktereigenschaften gibt Paulus seinem Mitarbeiter in Ephesus:

1Tm 3,2-7: „Dementsprechend soll der Aufseher untadelig sein ...

-  nüchtern [nicht von der Gefühlsebene her bestimmt, noch von dem, das auf Kosten des Denkens diese Ebene ansprechen will],   gesunden Sinnes und züchtig,

-  sittsam [die Gemeinde wird sich in ästhetischen Fragen zu einigen haben, wenn sie solchen Forderungen nachkommen will],  

-  gastfrei [höchst wichtig in einer Zeit zunehmender Gesellschaftsunfähigkeit] ...

-  nicht einer, der sich lange beim Wein aufhält,

-  nicht ein Schläger,

-  nicht auf schändlichen Vorteil aus,

-  sondern gelinde,

-  nicht streitsüchtig,

-  frei von der Liebe zum Geld ...

-  Er soll aber auch ein gutes Zeugnis von den Außenstehenden haben, damit er nicht in Schmach falle und in die Schlinge des Teufels.“

   

                    .  Ähnlich ist die Liste in Tt 1,6-8:

„... wenn einer unanklagbar ist, ... denn es hat der Aufseher als Haushalter Gottes unanklagbar zu sein:

-  nicht selbstgefällig,

-  nicht zornmütig,

-  nicht dem Wein hingegeben,

-  nicht ein Schläger,

-  nicht einer, der auf schändlichen Vorteil aus ist,

-  sondern gastfrei,

-  ein Freund des Guten,

-  gesunden Sinnes und züchtig,

-  gerecht,

-  heilig,

-  einer, der sich beherrscht ...“

   

                    .  Es darf noch hinzugefügt werden: Wenn die Gemeinde ein Leib ist und der Älteste ein Vorbild sein soll, sollte er nicht einer sein, der zum Alleingang tendiert, sondern einer, der fähig ist, mit anderen zusammenzuarbeiten.

 

                D:  Ein Hirte braucht das Herz eines Hirten.

                         

Ga 4,19.20: „... meine Kindlein, um die ich wieder Geburtswehen habe, bis Christus in euch gestaltet worden ist. Ich wollte jetzt bei euch anwesend sein und meine Stimme wandeln, weil ich nicht weiß, wie ich mit euch daran bin.“

    Php 3,18-20: „Werdet zusammen meine Nachahmer, Brüder, und betrachtet die, die so wandeln, so wie ihr uns als Vorbild habt, denn viele wandeln, von denen ich euch oft mitteilte, nun aber auch mit Tränen mitteile: von den Feinden des Kreuzes Christi, deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch und bei denen die Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die auf Irdisches sinnen ...“ Als Hirten müssen wir zu gleicher Zeit vom Irrtum der falsch Liegenden überzeugt sein und auch um sie besorgt sein – sonst werden wir nicht wie Paulus weinen können.

    Um ein Hirtenherz zu bekommen, braucht es viel Zeit in der Gegenwart des großen und guten Hirten – im Wort und im Gebet.

 

                E:  Geordnete Familienverhältnisse

                         

Dieses, wenn er eine Familie hat, was nicht erforderlich zu sein scheint, auch wenn von einer Frau gesprochen wird.

    Man vgl z.B. Eph 5,33: „Dennoch: Auch jeder einzelne von euch liebe seine Frau in der Weise, wie er sich selbst liebt; aber die Frau – dass sie den Mann fürchte!“ „Jeder einzelne“ – auch die Frauen? auch die Kinder, die in K. 6 angesprochen werden? auch die unverheirateten Männer? Wie so viele Stellen in der Schrift enthält diese eine stille Voraussetzung: „Jeder einzelne [verheiratete Mann]“.

    In Titus lesen wir nun von den geforderten Familienverhältnissen (1,6.7A): „... wenn einer unanklagbar ist, Mann einer Frau, Kinder hat, die treu sind, nicht unter Anklage stehen wegen Ausschweifung oder weil sie sich nicht unterordnen, denn es hat der Aufseher als Haushalter Gottes unanklagbar zu sein ...“

    Zu den Kindern: Sollen sie bekehrt sein? Soll man in der eben zitierten Stelle mit „gläubig“ oder mit „treu“ übersetzen? Pista, das griechische Wort, wird in vielen Fällen, wenn nicht in den meisten, mit „treu“ übersetzt. Man vgl gerade in unserem Text die Verse 6M, 7 und 9 und 1Tm 3,4.5. Auch in Eph 1,1 sowie Kol 1,2 empfiehlt sich die Übersetzung „treu“.

    Da „treu“ auch „gläubig“ einschließen kann, muss es also als zu selektiv gelten, hier mit „gläubig“ zu übersetzen. In der Parallelstelle 1Tm 3,4 schreibt der Apostel: „einer, der dem eigenen Hause wohl vorsteht“. Die Bekehrung der Kinder kann die Schrift nicht garantieren: 1Kr 7,16. Das tut auch Ag 16,31 nicht.

    Sind die Kinder eines Aufsehers erwachsen und verlassen sie dann den Weg des Evangeliums, so kann der Vater nicht mehr verantwortlich gehalten werden. Vielleicht kann man die Familie des treuen Samuel anführen. Man muss sich aber fragen, in welchem Maße der Vater eventuell etwas in der Vergangenheit versäumt hat.

 

                F:  Erfülltsein mit dem Heiligen Geist

                         

Wenn, nach Eph 5,18, Christen im Allgemeinen und, nach der Ag 6, Diakone im Besonderen voll des Geistes sein sollten, so ist dieses sicherlich auch von denen zu erwarten, die über beide die Aufsicht haben.

    Voll des Heiligen Geistes zu sein, heißt, in allen Bereichen des Lebens unter der Herrschaft Gottes zu stehen und aus seiner Genüge zu leben. Eine Kontrolle liefert Ga 5,22.

 

                G:  Die allerwichtigste Voraussetzung nennt unser Herr selbst.

 

In ihrem 1. Band über die Entstehung geistlicher Lieder schreiben Beate und Winnrich Scheffbuch unter dem Titel: „Warum Phillip Spitta kein Sudelkoch sein wollte“ folgendes über sein zu Ende gehendes Theologiestudium:

    „Auch bei seiner Kirchenleitung fand er nur kritisches Misstrauen. Beim Examen wurde Phillip Spitta sorgfältig verhört, ob er nicht zu sehr die Liebe zu Christus hervorhebe und zu stark Jesus als den Sohn Gottes verehre.

    Er berichtete darüber seinem Bruder und meinte dazu: ‚Unser Herr Jesus examinierte auch einmal einen Kandidaten für sein Hirtenamt. Aber er stellte nur eine Frage: Hast du mich lieb? Und als dieses Examen recht bestanden war, sagte er zu ihm: Weide meine Schafe!’“

    Die Frage Jesu an Petrus sollte ein Hirte von Seelen stets im Ohr haben.

 

            IV:  Nichtbiblische Voraussetzungen eines Hirten

 

                A:  Eine angesehe Stellung in der Gesellschaft

 

Eine solche darf nicht ausschlaggebend sein für den Ältestendienst, z.B. als Geschäftsmann oder Beamter.

 

                B:  Ein besonderes Maß an Bildung oder Ausbildung

 

Ein besonderes Maß an Bildung oder Ausbildung, weder speziell für das Hirtenamt noch sonstige, nennt die Schrift nicht. In neuen und kleinen Gemeinden könnten die Leitenden noch recht junge Christen sein.

 

                C:  Besondere Vollmacht

 

Auch ist besondere Vollmacht nicht gefragt. Diese liegt in der Wiedergeburt und in den für diesen Dienst erforderlichen Gnadengaben, die wiederum einem Ruf zum Dienst gleichkommen.

 

        e.  Wie man Hirte wird

 

Wie sieht der Weg in den Hirtendienst aus? Sechs Richtlinien können genannt werden.

 

            I:  Gott bestimmt und begabt.    

                    

Eph 4,11: „Und er selbst gab ... andere zu Hirten und Lehrern ...“

    Ag 20,28: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein für die Gemeinde Gottes ...“

    1Kr 12,4.5.7.28: „Es sind verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Auch sind es verschiedene Dienste, und es ist derselbe Herr... Einem jeden wird die Offenbarung des Geistes zur Förderung gegeben ... Und es setzte Gott in der Gemeinde im Einzelnen ... Lehrer ...“

 

            II:  Ein eigener Wunsch darf vorhanden sein.

                      

1Tm 3,1: „Treu ist das Wort: Wenn jemand sich nach einer Aufseherschaft ausstreckt, begehrt er eine edle Wirksamkeit.“

    Vgl auch Jk 3,1.

 

            III:  Zuvorige Lehrtätigkeit ist erwünscht.    

                       

In der biblisch lebenden Gemeinde darf jeder das Wort ergreifen:

    1Kr 14,26: „Wie ist es also, Brüder? Wann immer ihr zusammenkommt, hat jeder von euch [etwas]: Er hat einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache, hat eine Offenbarung, hat eine Übersetzung.“

    Nach Paulus soll nun ein Anwärter für den Aufseherdienst „lehrfähig“ sein (1Tm 3,2), nicht nur das, sondern „einer, der sich an das treue Wort der Lehre hält, damit er in der gesunden Lehre aufrufen und Zuspruch geben und auch die Widersprechenden zurechtweisen kann“ (Tt 1,9). Damit man das aber feststellen kann, wird er sich zuvor in den Zusammenkünften in Beiträgen als ein solcher bewährt haben.

 

            IV:  Die Führung der Gemeinde hält Ausschau.

                       

                .  Nach Eph 4,11 hat der erhöhte Erlöser vier leitende Dienste in der Gemeinde eingesetzt: Apostel, Propheten, Evangelisten und lehrende Hirten. Von diesen sind die drei ersten eher überörtlicher Art. Sie dienen aber auch unter Umständen den Gemeinden am Ort. Die größte Verantwortung für das Wohl der Reichgottesarbeit bis in die einzelnen Gemeinden hinein haben die Apostel, die wir, wie oben ausgeführt, Missionare nennen. Was ist nun ihre Aufgabe bei der Einsetzung von Gemeindeleitung am Ort?

    Wie es zu Ältesten nebst den Aposteln in der ersten Gemeinde in Jerusalem kam, wird uns nicht mitgeteilt. Sie werden unvermittelt zum ersten Mal genannt in der Ag 11,30.

    In der Ag 14,23 begegnen wir einer Situation, wo es noch keine örtliche Gemeindeleitung gibt. Paulus und Barnabas, die in der Region missionierten, fühlen sich aber verantwortlich für diese Kreise von Christen. Und sie sorgen dafür, dass nun eine Gemeindeleitung entsteht. Sie bestimmen Ältesten. Obwohl das giechische Wort für „bestimmen“ auch „wählen“ bedeutet, so ist das Subjekt des dortigen Satzes nicht die Gemeinde, sondern es sind die Missionare. Es wird also nicht son der jeweiligen Versammlung gewählt, sondern Paulus und Barnabas sehen sich wahrscheinlich um, befragen sich, und sie bestimmen. Auch später, wenn die Gemeindeleitung bereits eingesetzt ist, kann es eine Hilfe sein, wenn man einen übergemeindlichen Lehrer der Heiligen Schrift konsultiert. Manchmal ist Rat von außen objektiver in der Frage, wer als Nachwuchs in die Leitung kommen sollte. So ist auch dann der Anteil der übergemeindlichen Führung nicht vorüber, wenn bereits Leitung am Ort ist.

   

                .  Diese Leitung, besteht sie einmal, hat jetzt die Aufsicht über die Gemeinde und trägt die Verantwortung dafür, wer eventuell noch zum Leitungskreis hinzukommen soll.

    Nun heißt es in Eph 4,11.12: „Und er selbst gab ... andere zu Hirten und Lehrern, zum Zweck der Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes, zum Bauen des Leibes des Christus ...“ und in 2Tm 2,2: „Und was du von mir hörtest im Beisein vieler Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, welche tauglich sein werden, auch andere zu lehren.“

    Wenn also lehrende Hirten die „Heiligen zum Werk des Dienstes“ zurüsten sollen, damit der Leib des Christus aufgebaut wird, werden sie nicht nur selbst am Wort zu dienen haben, sondern andere heranziehen wollen, die ebenfalls fähig sein werden, einen Dienst, wie sie ihn tun, zu übernehmen.

    Dazu ist es die Verantwortung der Gemeindeleitung, die Gemeinde zu unterweisen, welche Voraussetzungen in der Heiligen Schrift für Ältestenschaft erfüllt werden müssen. Man könnte sie gegebenenfalls einzeln nennen. Es gibt in der Schrift eine Liste von etwa dreißig Voraussetzungen, wenn man sie alle aufzählen wollte.

 

            V:  Die Gemeinde kann dann einbezogen werden.

                     

Zum Aufbau des Leibes der Gemeinde trägt jeder in seinem Maße bei. So darf auch jeder beobachten, wenn Gnadengaben betätigt werden, darf im Verhalten Charakter erkennen und so ein offenes Auge haben für solche, die Leitungsfähigkeit und entsprechende Reife aufweisen:

    Eph 4,15E.16: „... Christus, von dem aus der ganze Leib wohl zusammengefügt und zusammengeschlossen durch jedes versorgende Gelenk, entsprechend dem Wirken eines jeden Teiles in einem [zugemessenen] Maß, das Wachstum des Leibes zustande bringt, sodass er sich selbst baut ...“

   Wenn dann die Leitung unter Mithilfe der Gemeinde sich über einen Bruder einig wird, ist es nur recht, wenn dieser auch selbst nach seiner Meinung und Bereitschaft gefragt wird.

 

            VI:  Der neue Älteste wird anerkannt.

 

Das kann durch eine Bekanntgabe geschehen oder auch in einer besonderen Feier unter Handauflegung. Diese ist jedoch nicht Vorschrift. Auch kennt die Schrift keine „Ordination“, die irrtümlicherweise oft eine „Einsegnung“ genannt wird; man wird ja nicht in etwas hineingesegnet. Die Anerkennung ist auch keine Salbung, als könne man hinterher von einem „Gesalbten“ sprechen, den man nicht „antasten“ dürfe. Es ist eine große Gefahr, alttestamentliche Bilder hier anzuwenden, um einen Autoritätsgedanken zu stützen. Die Gemeinde bleibt durch alle Verantwortungsstrukturen hindurch eine Bruderschaft, und Autorität ist etwas, das Gott verleiht, nicht der Mensch. Jesus bestand darauf, dass seine Apostel sich als dienende Knechte verstehen sollten, bereit, dem Nächsten den niedrigsten Dienst zu tun.

 

        f.  Über die Anzahl der Hirten

 

            I:  Grundsätzliches

 

Hirten sind nicht eine absolute Notwendigkeit. Es gibt sie dort, wo der Heilige Geist sie gibt.

    Vgl Tt 1,5.6A: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du fortfahren möchtest, das Fehlende zu ordnen und von Stadt zu Stadt Älteste einsetzen möchtest, wie ich dir anordnete: wenn einer“ die Voraussetzungen erfüllt: die von Gott verliehene Begabung dazu hat und durch das Wirken des Geistes die nötige Charakterreife erreicht hat.

    Eine Gemeinde hat so viele Hirten, wie es Brüder gibt, die die Voraussetzungen erfüllen. Wenn keiner da ist, der sie hat, hat die Gemeinde keinen Hirten. In dem Fall erbauen sich die Glieder selbst untereinander so gut sie können.

 

            II:  Über die Möglichkeit eines einzelnen Hirten

 

Wenn nur einer die Voraussetzungen erfüllt, hat die Gemeinde nur einen Hirten. In 1Tm 3 steht das Wort „Aufseher“ am Anfang des Kapitels in der Einzahl. Wenn Paulus dann in der zweiten Hälfte des Kapitels die Voraussetzungen für das Diakonenamt bespricht, gebraucht er das Wort in der Mehrzahl. So könnte man sich vorstellen, dass selbst Paulus voraussah, dass eine Gemeinde nicht notwendigerweise mehr als einen Ältesten hätte.

    In der Off 2 u. 3 steht der Bote, der Leiter der Gemeinde, in der Einzahl. Gibt es in allen Gemeinden nun nur einen Leitenden? Stehen die Gemeinden geistlich so schlecht, dass es nur noch einen gibt, der die Voraussetzungen erfüllt? Oder ist die Entwicklung so vor sich gegangen, dass man von einem mehrzähligen Amt zu einem einzähligen übergegangen ist? Da liest man zu viel in die Schrift hinein. Wir wissen nicht, warum nur einer genannt ist. Es kann sein, dass es sich jeweils um den Vorsitzenden handelt, der die Post bekam. Dass die Briefe nicht nur an diese Boten gerichtet waren, wird aus denselben bald ersichtlich.

 

            III:  Über die Möglichkeit mehrerer Hirten

 

                A:  Die neutesamentliche Praxis

                         

Ag 14,23: „Nachdem sie ihnen in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten ...“ „Gemeinde“ ist Einzahl, „Älteste“ Mehrzahl.

20,17: „Von Milet schickte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde herüberrufen.“ Wieder ist „Gemeinde“ Einzahl, „Älteste“ Mehrzahl.

1Tm 4,14: In der Heimatgemeinde des Timotheus hatte es eine „Ältestenschaft“ gegeben.

Tt 1,5: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du fortfahren möchtest, das Fehlende zu ordnen, und von Stadt zu Stadt Älteste einsetzen möchtest ...“

Jk 5,14A: „Ist jemand unter euch krank? Er rufe die Ältesten der Gemeinde ...“

    Normealerweise scheint es also mehr als einen Ältesten in einer Gemeinde gegeben zu haben.

 

                B:  Akzente in der Ältestenschaft

                         

1Tm 5,17: „Die Ältesten, die in trefflicher Weise vorstehen, sollen doppelter Ehre wert geachtet werden, am meisten die, die in Wort und Lehre arbeiten ...“ Älteste sind nicht Maschinen, die alle dasselbe machen und gleichviel arbeiten. Der eine hat mehr Zeit als der andere. Der eine ist mehr Lehrer, der nächste mehr Aufseher, der andere mehr Hirte. Der eine hat mehr Begabung, in der Öffentlicheit aufzutreten als der andere. Dazu müssen sie auch nicht alle in derselben Gegend wohnen. Das sind alles Faktoren, die die Tätigkeit Leitender bestimmen können. Und jeder wird in irdischen wie in geistlichen Angelegenheiten anders von Gott geführt als der andere. Fleischliche Programme und Methoden sind hier fehl am Platz.

 

                C:  Die Leitungsfrage innerhalb der Ältestenschaft

 

Ein Vorsitz wird von der Schrift nicht gefordert. Er hat aber Präzidenz.

    Während der Apostelleitung in Jerusalem tragen alle Apostel Verantwortung (Ag 2,42.43; 4,33-35; 5,2.12; 6,2-4.6; 8,1; 11,1.2), und Petrus geht voran: Ag 1,13-15; 2,14; 3; 5,3.15.29; 15,7.

    Während der Ältestenleitung (Ag 11,30) überlappen eine Zeitlang Apostel- und Ältestenleitung: Ag 15,2.4.6.22.23; 16,4.

    In der Ag 21,8 sind nur Älteste erwähnt.

    Eine Zeitlang steht Jakobus (als Apostel und Ältester) neben Petrus: Ag 9,27; Ga 1,19; Ag 12,17; 15,6.7; Ga 2,9.11.12.

    Mit der Zeit scheint Jakobus die Führung von Petrus zu übernehmen: Ag 15,13-22; 21,18.

    Der Vorsitz ist allerdings kein Daueramt.

 

        g.  Wir brauchen Hirten

 

            I:  Einleitendes

 

                .  Mt 9,35-38: „Und Jesus ging umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und verkündete die gute Botschaft vom Königreich. Und er heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk. Als er aber die Mengen sah, wurde er von Erbarmen bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

    Dann sagt er zu seinen Jüngern: ‚In der Tat, die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Fleht also zum Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte hinaustue.’“

   

                .  Jh 21,15-17: „Als sie also gefrühstückt hatten, sagt Jesus zu Simon Petrus: ‚Simon, Sohn des Jona, liebst du mich mehr als diese?’

    Er sagt zu ihm: ‚Ja, Herr, du weißt, dass ich dich gern habe.’

    Er sagt zu ihm: ‚Weide und hüte meine Lämmer!’

    Wiederum spricht er ein zweites Mal zu ihm: ‚Simon, Sohn des Jona, liebst du mich?’

    Er sagt zu ihm: ‚Ja, Herr, du weißt, dass ich dich gern habe.’

    Er sagt zu ihm: ‚Sei ein Hirte für meine Schafe!’

    Er sagt zu ihm das dritte Mal: ‚Simon, Sohn des Jona, hast du mich gern?’

    Petrus wurde betrübt, dass er das dritte Mal zu ihm sagte: ‚Hast du mich gern?’ und sagte zu ihm: ‚Herr, du weißt alles. Du kennst [mich und weißt], dass ich dich gern habe.’

    Jesus sagt zu ihm: ‚Weide und hüte meine Schafe!’“

 

                .  Mit dem Thema „Wir brauchen Hirten“ stoßen wir den heutigen Menschen vor den Kopf. Es gilt als eine arrogante Behauptung. Wer kann denn schon einen gebrauchen, der ihm vorschreibt, was er machen soll?

    Vor einigen Jahren waren wir um die Weihnachtszeit zu Besuch bei einer Freundin unserer Familie. Das Fernsehen war eingeschaltet, und es war die Rede vom verlorenen Schaf, dem der Hirte nachgeht.

    Da machte der Moderator eine Bemerkung, die einen schweren Schatten auf die biblische Geschichte warf: „Wie aber, wenn das Schaf sich von alleine zurechtfindet?“

    Man will keinen Hirten. Das hatte auch der gute Hirte Jesus vorausgesehen, als er Menschen zitierte, die sagten: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche?“

    Dennoch ist es nicht nur eine Not der Gemeinde, sondern die simpleste Tatsache des Lebens, dass wir Hirten bedürfen.

    Unsere erste Frage ist also:

 

            II:  Warum brauchen wir sie?

 

                A:  Und eine erste Antwort: Unser Wesen verlangt sie.

         

Wenn jemand Sie einen „Schafskopf“ nennt, was ich Ihnen keineswegs wünsche, hat er im Grunde mehr Wahrheit gesprochen als er vorhatte.

    Die Professorin Sue Falloway der Universität von Otago in Neuseeland, eine führende Forscherin, teilt uns mit: „Grundsätzlich sind Schafe menschlich. 98 % der Genen von Menschen und Schafen sind dieselben.“ [Aus: The Report 00Jul24, S. 49]

    Kenner sagen uns: Schafe sind kurzsichtig, haben nur zehn bis fünfzehn Meter Sichtweite. Sie sind also auf wohlwollende Betreuer angewiesen.

    Zum Hirtenberuf Abels in 1M 4 schreibt Prof. Delitzsch: „Schafe gedeihen nicht ohne den Schutz und die Fürsorge des Menschen und waren daher wohl von Anfang an mit ihm verbunden.“

    Von Jesus schreibt sein Jünger Matthäus: „Als er aber die Mengen sah, wurde er von Erbarmen bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ (9,36) Unser Herr weiß am besten, was wir brauchen.

    Jesaja bekennt: „Wir alle irrten wie Schafe.“ (53,6) Genau so wie Schafe kommen wir Menschen ohne einen Hirten nicht zurecht.

    Das liegt schon in unserem Wesen.

 

                B:  Eine zweite Antwort: Unsere geistliche Not verlangt einen Hirten.

 

                    .  Wir brauchen, erstens, Gemeinschaft. Die haben wir nicht von selbst.

Nun stimmt es, dass wirkliche Christen als erneute Geschöpfe im Leibe Christi mit einander verbunden sind, auch einen Zug zu einander haben. Dennoch tun wir uns schwer mit dem Zusammenleben als Familie Gottes. Deshalb gibt das Haupt der Gemeinde den Seinen Fürsorger, die uns in die Gemeinschaft hineinführen.

 

                    .  Zweitens brauchen wir Kräfte.

Ps 23 sagt: „Der HErr ist mein Hirte. Ich habe keinen Mangel. Auf grüner Aue lässt er mich lagern.“ (V. 1E.2A)

    Erst wenn wir auf die Weide kommen, werden wir gesättigt. Der große Hirte hat verordnet, dass seine Herde auch menschliche Hirten bekomme, die dafür sorgen sollen, dass wir immer wieder zu geistlichen Kräften kommen.

 

                    .  Drittens: Wir brauchen Schutz.

                        -  David singt: „Der HErr ist mein Hirte... Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens ...“ Führt der Hirte durch die dunkle Schlucht, hört das Schaf das Klopfen des Stabes und weiß, der Hirte hat eine Keule für die Feinde.

                        -  Heute ist der Einzelne mehr denn je großen Gefahren ausgesetzt. Unzählige werden ungeschützt von diesen Gefahren mit in den Abgrund gerissen. Es braucht solche, die im Auftrag des himmlischen Hirten uns auf sicherer Straße leiten.

 

                    .  Zum Vierten: Wir brauchen Führung.

Ps 23 spricht von der Führung, die Gott den Seinen gewährt.

    In Jes 53,6 beklagt sich der Prophet: „Wir gingen alle in der Irre wie Schafe.“ Ein Schaf kommt ohne Führung nicht alleine zurecht. Verlässt es Hirt und Herde, ist es der Verirrung hoffnungslos ausgeliefert.

 

                    .  Fünftens: Es fehlen Seelsorger.

Unsere Zeit ist in auffallendem Maße dadurch gekennzeichnet, dass sehr vielen ernsten Christen ein Seelsorger fehlt.

    In meinem Dienst, der mich an viele Orte bringt, treffe ich sie überall. Gerade vor einigen Tagen beklagte ein Seelsorger einer großen Gemeinde, er habe niemanden, der ihm in seiner vielseitigen Verantwortung helfe. 

    In einigen Gemeinden werden gute Hirten hinausgedrängt. In anderen sucht man vergebens nach einem. Viele Christen können die Abwärtsentwicklung in ihren Gemeinden nicht mehr ertragen, wissen jedoch nicht, wohin sie sich wenden sollen. Sie tauchen an Tagungen auf, oder man trifft sie in besonderen Veranstaltungen sonstwo, einsam wie Schafe ohne Betreuung. Wiederum andere sind einsame Neubekehrte inmitten einer neuheidnischen Gesellschaft, ohne jeglichen Kreis der Gemeinschaft. Irgendwie haben sie zum Erlöser Jesus gefunden, schmachten aber, weil niemand da ist, der sich ihrer seelsorgerlich annimmt.

    Ob es je eine Zeit wie unsere gegeben hat, in der so viele wohlmeinende Gotteskinder ohne geistliche Fürsorge haben bleiben müssen? Wir brauchen dringendst Hirten! Dass der Oberhirte sie erweckt und uns gibt, ist mein inständiges persönliches Gebet. Die geistliche Not unserer Tage verlangt sie.

 

                C:  Eine weitere Antwort: Gott hält Hirten für grundsätzlich wichtig, und darum brauchen wir sie.

 

                    .  Jesus hielt die Hirtenaufgabe für wichtig.

                        -  Darum nahm er nach seiner Auferstehung sich des verirrten Petrus an und betraute ihm mit der Verantwortung, seine Herde zu weiden und zu hüten. (Jh 21)

                        -  In Eph 4,11 lehrt uns der Apostel, Jesus habe seiner Gemeinde unter anderem Hirten gegeben.

                        -  Of 1,20 berichtet, dass Jesus gerade die Leitenden der Gemeinden, inmitten derer er sich befindet, in seiner Hand hält. Er will sie bewahren, denn er hält sie für wichtig.

 

                    .  Paulus hielt Hirten für wichtig.

Nach einem missionarischen Einsatz auf der Insel Kreta, den er leider abbrechen musste, schrieb er an seinen jüngeren Mitarbeiter, ebenfalls ein Missionar: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du fortfahren möchtest, das Fehlende zu ordnen, und von Stadt zu Stadt Älteste (diese waren die Hirten) einsetzen möchtest, wie ich dir anordnete“ (Tt 1,5).

    Der Apostel war der Ansicht, die jungen Christen durften nicht ohne jegliche Betreuung bleiben – denn Titus musste ebenfalls bald weiterziehen und die neuen Gemeinden sich selbst überlassen.

 

            II:  Wo brauchen wir Hirten?

 

                A:  In der großen Gesellschaft des Landes

 

                    1:  Wir brauchen Wächter und Bezeuger.

             

Jes 62,6: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht, durchgehend, schweigen sie nicht.“

    Hes 3,16.17: „Und es geschah, als sieben Tage um waren, dass das Wort des HErrn zu mir kam und sagte: ‚Menschensohn, ich habe dich dem Hause Israel zum Wächter gegeben. Du sollst aus meinem Munde das Wort hören und sie von meinetwegen warnen.’“

    Der Gemeinde Jesu fehlen diese prophetischen Rufer, die wie Hirten ein Wächteramt in unserem Lande wahrnehmen werden.

 

                    2:  Unsere Gesellschaft braucht suchende Hirten, Evangelisten.

             

Lk 15 erzählt Jesus von einem Hirten, der bereit ist, die Herde für eine Zeit alleine zu lassen und dem Verirrten nachzugehen.

 

                B:  In der großen Gemeinde weltweit brauchen wir sie.

         

Wir brauchen Hirten für die Gemeinde im Gesamten. Zur neutestamentlichen Zeit gab es nicht nur die Apostel, die ihre Botschaft unmittelbar von Jesus Christus bekommen hatten, sondern andere, die ihre Botschaft von diesen ersten erhielten, nicht dieselbe Autorität hatten, jedoch denselben Dienst taten, einmal als Missionare, dann auch als hirtenähnliche Lehrer des gesamten Volkes Gottes.

    In 1P 1,1 lesen wir: „Petrus, Apostel Jesu Christi“, in 5,1: „Die Ältesten unter euch rufe ich auf, der ich ein Mitältester ... bin“, d.h., ein Hirte.

    Apostel wussten sich also auch als Hirten der Gesamtgemeinde.

    Die schöne alte Einrichtung der Reiseverkündiger fehlt uns, seelsorgerliche Boten, die wie die frühen Apostel irgend wo und überall auftauchen konnten, wie Prof. Schlatter es schildert, um den Gemeinden am Ort zu dienen. Die Gemeinden waren auf sie angewiesen.

 

                C:  In der Gemeinde am Ort braucht es sässhafte Seelsorger.

         

Zu den Ältesten der Gemeinde Ephesus sagte Paulus (Ag 20,28): „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze kleine Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern setzte, um Hirten zu sein der Gemeinde Gottes“.

 

                D:  In der persönlichen Begegnung als Christen braucht es einen Hirtendienst.

 

Der bekannte gläubige Psychologe Lawrence Crabb war überzeugt, wir bräuchten nebst den Spezialisten und Gemeindehirten einzelne Christen, die imstande seien, einander zu helfen – als eine Art „Hirten“.

    Seinen Lesern, die Christen waren, wirft der Hebräerschreiber in K. 5 vor, der Zeit nach, müssten sie bereits Lehrer sein, gegenseitige geistliche Betreuer. In 12,15 schreibt er: 

    „... dabei haltet Aufsicht (die Aufgabe eines Hirten), dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme ...“

    Jakobus spricht seinen Lesern wie folgt zu (5,19.20): „Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit irrt und jemand bringt ihn zur Umkehr, nehme er zur Kenntnis, dass der, der einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr bringt, eine Seele vom Tode retten und eine Menge Sünden bedecken wird.“

 

            III:  Wie bekommen wir denn Hirten?

 

                A:  Über das Gebet

         

So hat es uns Jesus gelehrt.

    Mt 9,36-38: „Als er aber die Mengen sah, wurde er von Erbarmen bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

    Dann sagt er zu seinen Jüngern:  „... Fleht also zum Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte hinaustue.“

 

                B:  Über Ausschau und Ermutigung

         

In den ersten Gemeinden sah es so aus:

    Kol 3,16: „Das Wort Christi wohne reichlich in und unter euch: Lehrt und mahnt euch unter einander dabei in aller Weisheit ...“

    Ich erinnere noch einmal an Heb 5 (ab V. 11), wo von jedem Christen erwartet wird, das er ein seelsorgerlicher Lehrer, wenn auch in kleinem Maße, sei.

    Wo jeder geistlich fit ist und tatbereit, da zeigen sich bald auch führungsfähige Gnadengaben. Nach ihnen darf Ausschau gehalten werden. Wer sie aufweist, kann ermutigt werden.

    Sodann legt Paulus seinem Nachfolger Timotheus nahe: „Und was du von mir hörtest im Beisein vieler Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, solchen, die tauglich sein werden, auch andere zu lehren.“ (2Tm 2,2)

 

                C:  Über die persönliche Bereitschaft

 

Jes 6,8: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sagte: ‚Wen sende ich? Und wer geht für uns?’

    Und ich sagte: ‚Hier bin ich. Sende mich.’“

    Rm 6,13: „... stellt euch selbst Gott zur Verfügung ...“

    Hat jeder, der diese Zeilen ließt, das schon einmal bewusst getan? Ein Schiff muss zuerst in Bewegung kommen, bevor der Steuermann es lenken kann...

    Vor Jahren bekamen wir einen Brief von einer Missionsgesellschaft. Nebst der Postmarke hatte das Büro einen eigenen Stempel aufgebracht, in dem zu lesen war: „Bin ich meines Bruders Hüter? – Jawohl.“

 

C.  Die Diakonie

 

Diese gehört nicht zur Gemeindeführung. Sie ist aber ein Bestimmungsfaktor für den Weg der Gemeinde.

 

    1.  Der Begriff

       

        .  ‚Diakonie’ ist ein Fremdwort aus dem Griechischen, kommt von diakonos: ein Diener; nicht: einer, der durch den Staub geht. Diakonie ist im Grunde Dienst.

       

        .  Christlicher Dienst besteht aus zwei Arten, dem allgemeinen und dem speziellen. Der allgemeine Dienst am Evangelium wird im Grundtext also auch ‚Diakonie’ genannt:

    2Kr 3,7-9: „Aber wenn der Dienst des Todes in einem Schreiben, das in Steine eingraviert war, in Herrlichkeit entstand, sodass die Söhne Israels das Gesicht Moses nicht unverwandt anschauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Gesichtes, einer schwindenden Herrlichkeit, wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit sein? – denn wenn der Dienst der Verurteilung Herrlichkeit war, viel mehr ist der Dienst der Gerechtigkeit überströmend in Herrlichkeit ...“ 

    Eph 4,11.12: „... zwecks Zurüstung der Heiligen zum Werk des Dienstes ...“

    Kol 4,17: „Und sagt Archippus: ‚Siehe auf den Dienst, den du im Herrn erhieltest, dass du ihn ganz ausrichtest.’“

    Aus diesem Gebrauch des Wortes hat man geschlossen, dass das diakonische Amt ein Verkündigungsamt wäre. Es wird in der Schrift aber zwischen Dienst mit dem Wort und Dienst mit der Tat unterschieden. Dementsprechend gibt es nach Petrus Gnadengaben des Wortes und Gnadengaben des praktischen Dienstes, des Tuns, des Handelns (1P 4,10.11). Letzere Gnadengaben wären z.B. das Helfen, das Geben und das Dienen (vgl Rm 12,6-8; 1Kr 12,28). Zu den Gnadengaben des Dienens gehört dann das Amt des Dienens. Mit dem deutschen Wort Diakonie wird der Dienst im engeren Sinne bezeichnet.

       

        .  Nun dient die Gemeinde Jesu an zwei Orten: in der Gemeinde und in der Welt. An beiden Orten dient sie mit beiden Mitteln: Wort und Tat. Der Dienst mit der Tat, die Diakonie, geschieht also in der Gemeinde und auch in der Welt. Die Diakonie im engeren Sinne kann darum in zwei Gebiete aufgeteilt werden: Diakonie in der Gemeinde und die im Zeugnis in der Welt.

 

    2.  Die Diakonie in der Gemeinde

             

Erwähnt wird diese in Php 1,1, wo Aufseher und Diakone erwähnt werden. Obwohl in der Ag 6 nicht buchstäblich von Diakonen die Rede ist, deckt sich der Text dort doch so sehr mit dem, das Paulus über das Amt sagt, dass man hier den Anfang dieses Gemeindedienstes sehen darf.

 

        a.  Der Zweck der Diakonie in der Gemeinde

                   

Dieser liegt darin, die Gemeindeführung zu entlasten. Dieses macht Petrus in der Ag 6 klar. Auch Paulus sieht den Auftrag des Diakonen im irdischen Bereich. Diesseitige Angelegenheiten des Gemeindelebens, die der Verwaltung bedürfen, könnten diakonische Aufgaben werden.

    Ganz besonders gehört die irdische Not von Menschen, nicht nur in der Gemeinde, sondern auch außerhalb, zu diesen Aufgaben. Weitere Bereiche könnten sein die Arbeitslosigkeit, das Finanzwesen, Liegenschaften und Möbel, Schrifttum, Büchertisch und Bibliothek, Regelung von Gästeaufnahme, usw. Je nachdem könnte also das Eine oder das Andere in den Aufgabenbereich eines Diakons oder einer Diakonisse kommen.

 

        b.  Die Personen

                    

            I:  Die Zahl

 

Weil die Diakonie ein Entlastungsamt ist, wird sie nicht immer eine Notwendigkeit sein. Ob sie für eine Gemeinde notwendig ist, muss von der gegebenen Situation her, wie z.B. in Jerusalem am Anfang, beurteilt werden.

    Die Zahl von Personen im Amt in einer gewissen Gemeinde wird von zwei Faktoren bestimmt: Einmal von der Größe der Aufgabe und dann von der Zahl derer, die die Gnadengabe des Dienens haben.

 

            II:  Das Geschlecht

 

                A:  Grundsätzliches

 

In 1Tm 3,8 spricht Paulus vom Diakon, also von einer männlichen Person. In der Ag 6 haben wir sieben Männer, die Diakone werden, Helfer in der Gemeinde in irdischen Angelegenheiten.

    Aber Paulus spricht nicht nur von Diakonen, sondern auch von weiblichen Personen (Rm 16,1.2; 1Tm 3,8.11.12). In der ersten Stelle ist allerdings unklar, ob Dienst im engeren oder im weiteren Sinne gemeint ist. Von wem ist aber in der zweiten Stelle die Rede?

 

                B:  Um wen geht es in 1Tm 3,11?

 

V. 8A.11: „Ebenso [gibt es Voraussetzungen für] die Diakonen: ... Ebenso sollen die Frauen ehrbar sein, nicht Verleumderinnen, nüchtern, treu in allem.“

    Wer sind diese Frauen?

 

                    1:  Es ist hier wohl nicht an jede erwachsene Christin zu denken.

 

Die Verse 1-13 behandeln als solche die Voraussetzungen von zwei Gemeindediensten besonderer Art. Es darf erwartet werden, dass V. 11 zu diesem Thema gehört.

 

                    2:  Sind sie die Frauen der Aufseher und der Diakonen?

 

Das heißt: Bezieht sich V. 11 auf die Gemahlen der Männer, deren Dienste bis dahin besprochen wurden?

    Dass V. 11 in der Mitte eines Textes über männliche Diakone steht, fällt auf. Es dürfte sich auf jeden Fall um Mitarbeiter dieser handeln.

 

                    3:  Sind sie speziell die Frauen der Diakonen?

 

                        .  Über den Text hinaus geht zwar die Forderung, es handle sich hier um solche, nicht aber um die Vorstellung dieser Möglichkeit. Letzteres bedeutet nicht eine Überforderung des Textes (gegen House).

 

                        .  Ist es aber nicht unverständlich, dass Paulus zwar die Frauen der Diakonen besprechen würde und nicht die der Aufseher?

    Keineswegs, da die Frau ja nicht Aufseherdienste (d.h., die eines Ältesten) übernehmen darf; sie darf jedoch praktische Dienste übernehmen.

 

                        .  Oosterzee und Knoke (bei Lange) schließen allerdings diese Lösung aus, sagen sogar, wenn Frauen der Diakonen speziell gemeint wären, müsste „ihre“ stehen.

 

                        .  House und Hurley (von Kent übernommen?) weisen auf die Wortwahl günaikas hin. Nach den Ausführungen der Verse 8-10 hätte Paulus vor, von weiblichen Personen zu schreiben. Wären nun diese nur Frauen der Diakonen, so hätte er „ihre“ schreiben können. Er scheine aber diese nicht sonderlich im Sinne gehabt zu haben, auf jeden Fall sich nicht auf sie beschränkt haben zu wollen, und da diakonos keine weibliche Form kannte, habe er mit dem Wort „Frauen“ spezifiziert.

 

                    4:  Haben wir es hier mit einem dritten Gemeindeamt zu tun, einem der weiblichen Diakonie?

 

                        .  Die Tatsache, dass V. 11, parallel zu V. 8, vom dei in V. 2 abhängig ist, scheint dafür zu sprechen.

 

                        .  Dass der Artikel bei „Frauen“ und bei „Diakonen“ fehlt, könnte für eine Parallelität von Aufgaben bzw Verantwortung sprechen, müsste es jedoch nicht.

 

                        .  Hoosautoos indiziert nicht immer eine Einleitung eines neuen Abschnittes. Siehe z.B. Mt 20,5; 21,30.36; 25,17; Mk 12,21; 14,31; Lk 13,3; 20,31; 22,20. Auch bei Paulus ist es nicht der Fall: Rm 8,26; 1Kr 11,25; 1Tm 5,25; Tt 2,3.

    „Desgleichen“ macht also die „Frauen“ nicht notwendigerweise zu Amtsgenossinnen.

 

                        .  Rm 16,1 und 1Kr 16,15 können nicht als eindeutige Beispiele herangezogen werden.

 

                        .  Hätten wir ein drittes Gemeindeamt, wäre die Behandlung nach V. 13 zu erwarten (so mit Recht House).

 

                        .  Eine über Männer bestimmende Rolle wird in diesem Dienst schon garnicht in Frage kommen: K. 2,12.

 

                    5:  Wahrscheinlich haben wir es mit anerkannten Helferinnen der Diakonen zu tun.

 

                        .  Wie schon gesagt, steht V. 11 in der Mitte eines Textes über männliche Diakonen. Wenn die erwähnten Frauen nicht in erster Linie als deren Ehefrauen zu betrachten sind, auch nicht als ein besonderes Amt weiblicher Diakonie, so können sie doch Frauen sein, die sich für den Gemeindehilfsdienst zur Verfügung stellen u.z. als Gehilfinnen der Diakonen.

 

                        .  Wenn v. Hofmann (bei Dächsel) meint: „Es verstand sich bei den Diakonissen von selbst, dass sie durch keine ehelichen und mütterlichen Pflichten gebunden waren“, so ist das unbegründet und eher als ein Rückprojezieren aus einer späteren Praxis zu verstehen.

 

                        .  An wen haben wir dann zu denken?

Vielleicht waren sie Ledige (1Kr 7,31), vielleicht Witwen (evt einschließlich die von 5,9.10), vielleicht verheiratete Frauen, evt sogar Frauen von Diakonen.

 

                        .  Der Antrieb zu ihrer Dienstbereitschaft wird mit Wahrscheinlichkeit in einer Gnadengabe des Dienens bzw des Helfens gelegen sein. Als Beispiele dienten ihnen womöglich Lk 8,1-3; 10,38-41; Jh 12,1.2; Ag 9,36; Rm 16,1.2; 1Kr 16,15.16.

 

        c.  Die Voraussetzungen

                     

Die Gnadengabe des Dienens ist von der Schrift her selbstverständlich. Außerdem sollte man die Voraussetzungen anhand von 1Tm 3,8-13 und der Ag 6 berücksichtigen.

   

        d.  Die Einsetzung

                      

Aus dem Bisherigen könnte sich folgende Zusammenstellung ergeben:

            .  Die Gemeindeleitung gibt die Voraussetzungen für das Amt bekannt.

            .  Personen werden durch die Gemeinde ernannt.

            .  Die Leitung der Gemeinde erwägt die Namen.

            .  Nach der Entscheidung kommt eine Einsetzung für eine Probezeit.

            .  Ist die Probezeit bestanden, kann die Bestätigung erfolgen.

      

Sie kann durch Handauflegung erfolgen, muss aber nicht.

 

        e.  Die Aussichten

                   

            .  1Tm 3,13: „... denn die, die wohl[33] dienten, erwerben sich selbst eine edle Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist.“

   

            .  Beispiele

Ag 6,8-10: „Stephanus, voll Glaubens und Kraft, tat Wunder und große Zeichen im Volk. Aber es traten etliche auf ... und disputierten mit Stephanus. Und sie waren nicht imstande, der Weisheit und dem Geist, durch den er redete, zu widerstehen.“

    8,5-8: „Philippus kam hinab in eine Stadt Samariens und verkündete ihnen den Gesalbten. Und mit Einmütigkeit gaben die Mengen Acht auf das von Philippus Gesagte, als sie hörten und die Zeichen sahen, die er tat, denn aus vielen, die unreine Geister hatten, fuhren [diese] mit großer, lauter Stimme schreiend aus. Viele Gelähmte und körperlich Behinderte wurden geheilt, und es entstand große Freude in jener Stadt.“

 

    3.  Die Diakonie in der Welt

                   

Die Gemeinde dient an zwei Orten: innerhalb der Gemeinde und in der Welt, was auch für den besonderen Dienst der Diakonie zutrifft. Zur Diakonie in der Welt wird sehr wenig Konkretes im Neuen Testament notiert. Doch kann so viel gesagt werden:

 

        a.  Diakonie hat einen Platz im evangelistischen Zeugnis.

 

            I:  Andeutungen

 

                .  In den neutestamentlichen Angaben über evangelistische Tätigkeit liegen Andeutungen von einem Hilfsdienst.

In der Ag 13,5 wird Johannes Markus als Diener bezeichnet, eine Art missionarischer Diakon. Timotheus könnte es auf der zweiten Reise gewesen sein. Es bleibt offen, in welchem Sinne Timotheus und Erastus in der Ag 19,22 als Diener des Paulus genannt werden. Ebenfalls muss Tychikus mit einem Fragezeichen versehen werden (Eph 6,21).    

    Es ist klar, dass Evangelisation, wie auch Mission, einen Stab von Gehilfen braucht, und wo er vorhanden ist, kann man von missionarischer Diakonie sprechen. Das heißt z.B., ein Arzt, der unter einer Missionsgesellschaft auf den Philippinen dient, ist nicht Missionar, sprich Apostel, sondern missionarischer Diakon.

 

            II:  Der Zweck

 

Der grundsätzliche Zweck der Diakonie ist Entlastung. Diese Entlastung braucht nicht nur der Dienst am Wort in der Gemeinde, sondern gewiss auch der Dienst am Wort in der Welt. Der missionarische bzw evangelistische Dienst braucht diese Entlastung, da es auch dort manches Irdische zu erledigen gibt.

 

        b.  Der Schöpfungsauftrag als Diakonie

 

        c.  Die Obrigkeit als Diakonie

 

Rm 13,1-6: „Jede Seele unterordne sich den übergeordneten Autoritäten, denn es ist keine obrigkeitliche Autorität, außer von Gott; die vorhandenen Autoritäten sind von Gott verordnet; sodass, wer sich der Obrigkeit widersetzt, der Anordnung Gottes widersteht; ... denn die an erster Stelle Stehenden sind nicht ein Schrecken für gute Werke, sondern für böse... Tue das Gute, und du wirst Lob von ihr haben, denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber das Böse tust, fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht ohne Grund, denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zum Zorn, [zur Strafe], für den, der Böses tut.

    Darum ist es notwendig, sich zu unterordnen, nicht allein wegen des Zorns, [der Strafe], sondern auch wegen des Gewissens; denn deswegen entrichtet ihr auch Steuern, denn sie sind Dienstleistende Gottes, die eben hierzu anhaltend beschäftigt sind.“

 

D.  Der Christ als Bestimmungsfaktor in der Gemeinde

 

Die Gemeinde bewegt sich wie ein Fremdkörper in dem Raum und der Zeit dieser Welt. Wer und was bestimmt ihren Kurs?

    Zu allererst ist es Gott. Er hat mit ihr begonnen, und er wird sie auch ans Ziel bringen. Dieser Gott hat aber eine menschliche Führung in der Gemeinde eingerichtet, die ebenfalls den Weg der Gemeinde bestimmt. Es sind aber auch andere Menschen, die den Kurs der Gemeinde mitbestimmen, und zu ihnen gehört der einzelne Christ. Weitere Bestimmungsfaktoren wären die Familie, die Gesellschaft, in der Christen leben, die physikalische Welt, die Sünde und sogar Satan, dem Gott noch Bewegungsraum in der Welt gewährt.

    Gemeinde im NT ist Heilsmenschen. Wo immer es Christen gibt, gibt es Gemeinde Jesu. Mit der Bekehrung werden sie von Gott der Gemeinde zugetan. Es geht nun um das Zusammenleben der Christen, ihre Einflussmöglichkeiten auf einander hin zur Christusähnlichkeit. Denken wir z.B. an das Wort des Apostels an die Kolosser (1,28):

    „... ihn verbreiten wir mit [unserer] Botschaft, wobei wir jeden Menschen mahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, damit wir jeden Menschen darstellen als vollendeten[34] in Christus Jesus ...

    Unser Interesse gilt nun dem Gläubigen. Welche Rolle spielt er im Leben der Gemeinde Jesu nach der Heiligen Schrift?

    Dazu eine erste Frage:

 

    1.  Was macht den Christen zu einem Mitarbeiter und Mitbestimmungsfaktor in der Gemeinde?

 

        a.  Er ist ein Glied am Leibe Christi.

 

Kraft dessen ist er auch ein Begabter. Jeder Christ ist Charismatiker, d.h., ein mit göttlicher Befähigung Versehener (Rm 12,5.6A; 1Kr 12,4-12; Eph 4,7; 1P 4,10). Einem jeden einzelnen – das wird betont – ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe des Christus. Mit den persönlichen Begabungen dienen die Glieder am Leibe Christi einander und tragen somit zur Kursrichtung der Gemeinde bei. Ein gesunder Christ, der sich an das Haupt der Gemeinde hält (Kol 2,18.19), „von dem aus der ganze Leib durch die Gelenke[35] und Bänder versorgt und zusammengeschlossen wird“, wird zu einem gesunden Wachstum beitragen, „das Gottes ist.“ Vgl Eph 4,15.16:

    „... als solche aber, die wahrhaftig sind in Liebe, in allem wachsen mögen zu ihm, der das Haupt ist, der Christus, von dem aus der ganze Leib wohl zusammengefügt und zusammengeschlossen durch jedes versorgende Gelenk[36], entsprechend dem Wirken eines jeden Teiles in einem [zugemessenen] Maß, das Wachstum des Leibes zustande bringt, sodass er sich selbst baut – in Liebe.“

    Die Christen mit der Gnadengabe des Steuerns (1Kr 12,28) oder des Vorstehens (Rm 12,8) bestimmen natürlich in einer besonderen Weise den Kurs der Gemeinde.

    Hinzu kommt, dass jeder Christ, nach Paulus, auf Konsens zu achten hat, auf Einheit und Einigkeit speziell. Bloße Toleranz genügt da nicht, nicht einmal, dass man nur einander liebt. Der Apostel sagt, wir sollen sogar eines Sinnes sein, einer Meinung. Wir sollten uns nicht begnügen mit einem Dulden verschiedener theologischer Schlussfolgerungen, sondern jeder sollte seiner Meinung gewiss sein und dann versuchen, zu einem Konsens zu kommen. Dafür ist jeder verantwortlich (Php 2,1-5; Eph 4,13-15).

 

        b.  Er ist ein Priester

 

        c.  Er ist in Gemeindeangelegenheiten angesprochen.

 

Jeder Christ im Neuen Testament ist ein Verantwortlicher, da jeder Empfänger der apostolischen Gemeindebriefe ist. Somit ist er angesprochen und mitverantwortlich für die Einhaltung etwaiger Anweisungen. Das Neue Testament ist an Gläubige geschrieben, und das macht ihn verantwortlich. Es sagt auch, dass das Alte Testament für ihn ist. Somit macht das Reden Gottes ihn verantwortlich vor Gott und seinen Mitchristen.

 

        d.  Der männliche Christ

 

    Im besonderen ist Christus das Haupt der Männer im Gemeindeleib (1Kr 11,3A): „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist ...“ Der männliche Christ trägt also kraft seines Geschlechtes ein gewisses Maß an Führungsverantwortung im Kreis der Glaubenden.

 

    2.  Wie ist der Christ ein Mitbestimmungsfaktor in der Gemeinde?

 

        a.  In der Selbstfürsorge

                   

Ps 37,23; Sp 14,22 u. 16,3; Ag 19,21; 1Kr 16,3-6.8.12; Php 1,22-24 u. 2,23-25; 1Tm 3,1.14.15; Tt 3,12; Heb 13,23; 2Jh 12; 3Jh 14

 

        b.  Als Hirte seines Bruders

    

Jeder ist außerdem Aufseher. Das Wort dafür, episkopos, kommt als Verb in Heb 12,15 vor: episkopountes; d.h., jeder soll des anderen Aufseher oder einem anderen ein Hirte sein. Jeder ist für jeden verantwortlich:

    Heb 3,12: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sein wird, im Abfall vom lebenden Gott begriffen ...“

    1Th 5,14.15:  „Wir rufen euch aber auf, Brüder: Ermahnt die Unordentlichen. Tröstet die Kleinmütigen. Nehmt euch der Schwachen an. Seid geduldig mit allen. Seht, dass niemand jemandem Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach – gegen einander und gegen alle.“

 

        c.  Als Teilnehmer am Gemeindeleben

                     

1Kr 12,7.8; 14,26 u. Ko 3,12-17; Heb 5,12A; Jd 20

    In 2P 2,17-19 lesen wir folgendes: „Diese sind Quellen ohne Wasser, Wolken vom Sturmwind getrieben, denen das Dunkel der Finsternis auf ewig aufbewahrt ist, denn mit inhaltsloser aufgeschwollener Rede locken sie mit Fleischeslust und Zügellosigkeiten die an, die in der Tat denen entflohen waren, die ihr Leben im Irrtum führten, und sie versprechen ihnen Freiheit, während sie selbst Sklaven der Verderbnis sind, denn von wem jemand überwältigt worden ist, diesem ist er auch versklavt ...“ Es wird also von Christen erwartet, dass sie das Gegenteil sind: Quellen mit Wasser, wo andere ihren Durst stillen können, standhaft, nicht wie leichte „Wolken vom Sturmwind getrieben“, dass sie eine Rede führen, die inhaltsreich ist und anderen, besonders den Verirrten, den rechten Weg zeigt, dass sie von Gebundenheiten Befreite sind, die andere in die Freiheit führen können.

 

        d.  Als Beurteiler des Gesagten

                     

Jeder hat den Geist und darf also beurteilen, was ein anderer meint, durch denselben zu sagen.

    1Kr 14,29; 1Th 5,19-21; 1Jh 4,1-6 in Verbindung mit 2,20.27

 

        e.  Als Mitentscheidender

                   

Ein Beispiel haben wir in der Ag 15.

    1: „Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: ‚Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Sitte Moses, könnt ihr nicht gerettet werden.’

    2 Als darauf Paulus und Barnabas in nicht geringe Aufregung und nicht geringes Disputieren mit ihnen gerieten, verordneten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen dieser Frage wegen nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten hinaufgehen sollten...

    4 In Jerusalem eingetroffen, wurden sie von der Gemeinde und den Aposteln und den Ältesten in Empfang genommen, und sie berichteten, wie vieles Gott mit ihnen getan hatte.

    5 Aber es standen etliche von der Sonderrichtung der Pharisäer, die gläubig geworden waren, auf und sagten: ‚Man muss sie beschneiden und sie anweisen, das Gesetz Moses zu halten.’

    6 Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, um diese Sache zu untersuchen...

    22 Dann gefiel es den Aposteln und den Ältesten zusammen mit der ganzen Versammlung, aus ihrer [Mitte] Männer zu erwählen und zusammen mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu schicken .., 23 nachdem sie folgendes durch ihre Hand [Entsandte] geschrieben hatten: ‚Die Apostel und die Ältesten und die Brüder ...’“

    Während zuerst die Apostel zusammen mit den Ältesten beraten, finden wir später auch andere Christen, die sich hinzugesellt haben und offenbar ohne weiteres teilnehmen am Gespräch.

 

        f.  Eventuell als Richter

 

1Kr 6,2-5

 

        g.  In der Beziehung zur Gemeindeleitung

                      

Es darf jeder beim Bestimmen der Gemeindeleitung mitwirken, denn schließlich ist die Gemeinde ein Leib (Eph 4,16). Richtige Gemeindeleitung, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt, wird auch der Gemeinde darin helfen zu beurteilen, wer als biblische Führungskraft in Frage kommt.

    1Th 5,12.13A: „Wir ersuchen euch aber, Brüder, wisst die [zu schätzen], die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen, 13 und haltet sie mit Liebe in sehr hoher Achtung ihres Werkes wegen.

    Heb 13,7: „Denkt an eure Leitenden, die, welche euch das Wort Gottes sagten. Schaut euch den Ausgang ihrer Lebensführung an und ahmt [ihren] Glauben[37] nach.

    V. 17: „Gehorcht ‹im Vertrauen› euren Leitenden und fügt euch, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie dieses mit Freude tun mögen und nicht mit Seufzen, denn das wäre für euch [wie] ein unbelohnter Einsatz.

 

    3.  Die Frau im Dienst des Reiches Gottes

 

Relevante Schriftstellen

2M 15,20.21

Ri 4; 5

2Kg 22,14-20

Ps 68,12

Sp 31,10-31

Jes 8,3

Lk 8,1-3

Ag 2,17.18

    18,26

    21,8.9

Rm 16,1-7.12

1Kr 11,3- ; 14,34.35

Ga 3,26-28

Php 4,2.3

Kol 4,15

1Tm 2,11.12

    3,2-5

    5,9.10

Tt 1,5.6

    2,3.4

 

E.  Übergemeindliche Bestimmung

 

Gibt es im Neuen Testament übergemeindliche Autoritäten? Hierzu ist folgendes zu bemerken:

 

    1:  Keine Gemeinde ist einer anderen unterstellt.

              

Die neuen Gemeinden, die entstehen, kommen nicht unter die Führung von Jerusalem oder Antiochien noch von einer anderen Gemeinde.

    In der beratenden Konferenz (Ag 15) ist Jerusalem Gastgeberin,

-  weil die Agitatoren von dort ausgegangen waren

-  und weil dort die Apostel wohnten und das Evangelium von dort ausgegangen war.  

    Vgl 1Kr 14,36.

 

    2:  Die Gemeinden haben kein gemeinsames Haupt, weder auf regionaler noch auf gesamter Ebene.

               

Die Stellung des Petrus ist eine relative. Vgl z.B. Ag 11,1.

 

    3:  Es gibt auch keine Vereinigungen von Gemeinden nach regionalen oder nach lehrmäßigen Gesichtspunkten.

   

Die Christen Judäas sind in Gemeinden erfasst: Ga 1,22, auch die von Galatien: Ga 1,2, die von Makedonien: 2Kr 8,1, und die von Asien: Off 1,4.

    Die Beziehungen der Gemeinden zueinander sind sehr spontan.

    Das Jerusalemtreffen (Ag 15) wurde nicht als eine Regionalkonferenz aufgefasst, zu der aus allen Gemeinden Delegierte kamen. Sie wurde auch nicht als solche wiederholt.

    Denominationen, Verbände, überörtliche Kirchen, Werke und Bruderschaften haben keine biblische Existenzgrundlage.

 

F.  Andere Bestimmungsfaktoren des Christen

 

    1.  Die Familie

 

Sie spielt eine wichtige Rolle, weil die Gemeinde immer noch in der ersten Schöpfung wohnt und so unter der Schöpfungsordnung steht, die immer noch gilt. Der Mann hat seine Frau zu lieben, für sie zu sorgen, sie zu führen. Die Frau soll sich ihrem Mann unterstellen. Die Eltern haben für die Kinder zu sorgen und sie zu erziehen. Das Kind soll den Eltern in allem gehorchen. Die nachstehenden Stellen sind nämlich an Christen geschrieben: 1Kr 11,2ff; Eph 5,22ff; 6,1-4; 1P 3,1. Das Verhalten in der Familie wirkt sich also aus auf den Einzelnen in der Gemeinde.

    Auch geschieht ein großer Teil der Seelsorge in der Familie, wenn diese gesund ist. Welchen Einfluss Eltern auf das geistliche Leben der Familienglieder haben, ersieht man aus folgenden Stellen:

    1M 6,7-9.18: „Und der HErr sagte: ‚Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen’ ...  

    Aber Noah fand Gnade in den Augen des HErrn... Noah war ein gerechter, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen. Noah wandelte mit Gott...

    ‚Aber mit dir will ich meinen Bund errichten, und du sollst in die Arche gehen, du und deine Söhne und deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir.’“

    18,17-19A: „Und der HErr sagte: ‚Soll ich vor Abraham geheim halten, was ich tue, und Abraham wird gewisslich ein großes und mächtiges Volk, und alle Völker der Erde werden in ihm gesegnet werden? – denn ich kenne ihn, habe Erfahrungsgemeinschaft mit ihm gehabt und werde sie haben, dass er seinen Söhnen befiehlt und seinem Hause nach ihm, und sie werden bewahren den Weg des HErrn, zu tun Gerechtigkeit und Recht ...“

    5M 6,6-9: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen. Und du sollst fleißig sein, sie deinen Kindern einzuschärfen. Und du sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie auf deine Hand zum Zeichen binden, und sie sollen dir zum Schmuck zwischen deinen Augen sein. Und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben.“

    Jos 24,15E: „Und ich und mein Haus, wir werden dem HErrn dienen.“

    1Kr 14,35A: „Wenn [eure Frauen] etwas zu lernen wünschen, sollen sie zu Hause die eigenen Männer fragen ...“

    1Tm 3,2.4.5: „Der Aufseher hat also untadelig zu sein: Mann einer Frau, nüchtern, gesunden Sinnes ‹und züchtig›, sittsam, gastfrei, lehrfähig ... einer, der dem eigenen Hause wohl[38] vorsteht, der seine Kinder mit aller Würde in Unterordnung hält (wenn jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie wird er für eine Gemeinde Gottes sorgen?)“

    2Tm 1,5: „... ich halte fest die Erinnerung an den ungeheuchelten Glauben, der in dir ist, welcher zuvor deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike innewohnte; überzeugt bin ich, dass er auch dir ‹innewohnt›.“

    Tt 1,6.7A: „... wenn einer ein Nichtanzuklagender ist, Mann einer Frau, Kinder hat, die treu sind, nicht unter Anklage [stehen wegen] eines heillosen Wesens oder [weil sie sich] nicht unterordnen; denn es hat der Aufseher als Hausverwalter Gottes ein Nichtanzuklagender zu sein: nicht selbstgefällig ...“

 

    2.  Gesellschaftseinrichtungen

 

        a.  Institutionen mit freiwilliger Mitgliedschaft

 

Rm 13,1-7; 1P 2,13ff

    Der Christ darf wählen, in welchem Staat er wohnen will und zu welcher Gesellschaftseinrichtung er gehören will. Dort hat er sich dann aber zu unterordnen, so lange er nicht sündigen muss. Anderenfalls hat er auszuziehen.

 

        b.  Institutionen mit unfreiwilliger Mitgliedschaft

 

Zu diesen gehören das Gefängnis und die Versklavung.

    1Kr 7; Eph 6,5-8; Kol 3,22-25; 1P 2,18ff; Off 13

    Der endzeitliche Staat ist vollkommener Totalitarismus. Dann gilt es, bereit zu sein, das Leben zu lassen.

 

    3.  Widerstand von anderen Menschen

 

Manchmal nötigen uns Menschen, unseren Kurs zu ändern. Unter der Verfolgung des Saulus zerstreute sich fast die ganze jerusalemische Gemeinde.

    Php 2,20.21; 1P 4,12

 

    4.  Die physikalische Welt

 

Mauern, Flüsse, Meere, Berge, ja, unsere Umwelt überhaupt: Diese sind Faktoren, die den Christen bestimmen können. Nicht aber in abergläubischer Weise darf man sich von der physikalischen Welt bestimmen lassen. Die schwarze Katze, z.B., die einem über den Weg läuft, bestimmt nicht mein Leben, die Sternenstellung auch nicht.

    Jes 47,13M.14: „Lass nun auftreten und dir helfen die Astrologen und die Sternschauer, die nach den Monaten rechnen, was über dich kommen werde. Siehe, sie sind wie Stoppeln. Das Feuer wird sie verbrennen. Sie werden ihr Leben nicht retten können vor der Flamme. Nicht eine Glut wird es sein, dabei man sich wärme, ein Feuer, darum man sitzen möge.“

 

    5.  Satan

 

2Kr 11,3.4: „Aber ich fürchte, ob nicht etwa, wie die Schlange in ihrer Verschlagenheit Eva gänzlich betrog, so eure Gedanken verdorben sein könnten, weggezogen von der Einfalt gegen Christus; denn wenn der, der kommt, einen anderen Jesus verkündet, den wir nicht verkündeten, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfingt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht annahmt – fein ertrugt ihr es!“

    12,7: „Und damit ich mich nicht wegen des Außerordentlichen der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn ins Fleisch gegeben, ein Bote des Satans, damit er mir Faustschläge erteile, damit ich mich nicht überhebe.“

    1Th 2,18: „Darum wollten wir auch zu euch kommen – ich, Paulus, ja, einmal und ein zweites Mal –, und der Satan hinderte uns.“

 

    6.  Das Gesetz der Sünde

 

Rm 7 zeigt, dass dieses auch im Leben des an Jesus Christus Gläubigen vorhanden ist und ihm immer wieder Grenzen setzt. Dass diese Grenzen durchbrechbar sind, zeigt K. 8. Tatsache ist jedoch, was andere Stellen im NT zur Genüge offenbaren, dass der Christ unterliegen kann.

    Es kann an dieser Stelle eine Hilfe sein, den verschiedenartigen Gebrauch des Wortes Sünde zu wiederholen. Sünde ist in der Heiligen Schrift eine Tat (1Jh 3,4), Schuld (Jh 15,22), ein Sündopfer (2Kr 5,21), eine Absage (an Jesus Christus) (Heb 3,7-12; 10,25-29), ein Gesetz im Christen (das vor der Tatsünde da ist) Rm 7,

 

G.  Exkurse

 

    1.  Zum Begriff Vollmacht

 

        a.  Was ist Vollmacht?

 

            .  Das zugrunde liegende griechische Wort ist exoussia und bedeutet Vollmacht, Autorität, Recht, Berechtigung oder auch Obrigkeit.

            .  Wie wird das Wort in der Schrift gebraucht?

Ein Beispiel haben wir in Mt 7,29. Jesus hat gepredigt, und am Schluss heisst es: Er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hatte, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Vollmacht ist hier nicht notwendigerweise Einfluss über andere, sondern Autorität. Jesus handelte wie jemand, der berechtigt war zu tun, was er tat, und zu sagen, was er sagte. Er sprach mit der Autorität Gottes selbst, denn er war Gott in Fleischgestalt.

    Mt 9,6: „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat (exoussia), auf der Erde Sünden zu vergeben ...“ Dazu braucht es juristische Vollmacht, denn Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Und jetzt geht es um die Frage, muss er weiterhin bestraft werden, oder darf er von der Strafe befreit werden. Jesus macht klar, dass er berechtigt ist, einen Menschen frei und schuldlos zu stellen vor Gott. Das kann eigentlich nur Gott selbst. Die Pharisäer waren mit ihrer Frage „Wer kann Sünde vergeben als nur Gott?“ im Rechten. Was Jesus ihnen nun klar machte in Wort und Tat war, dass er der Gott war, der Sünden vergeben konnte, die Vollmacht, die Berechtigung dazu hatte.

    10,1 (Lk 9,1): „Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht – über unreine Geister, sie auszutreiben, auch jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.“ Brauchten diese Handlungen Kraft? Ja. Aber das war nicht die erste Frage. Zuerst ging es um Autorität, das Recht, denn wer das Recht hat, verfügt auch über die Kraft. Nur ein Berechtigter darf mit solcher Kraft umgehen. Wer hier dieses Recht besaß, das war der Herr Jesus, und er verlieh es für eine gewisse Zeit, in der er nicht persönlich bei ihnen sein würde, seinen Jüngern.

    21,23: „Und als er in die Tempelstätte kam, traten, als er lehrte, die Hohen Priester und die Ältesten des Volkes zu ihm und sagten: ‚In welcher Vollmacht (exoussia) tust du diese Dinge? Und wer hat dir diese Vollmacht (diese Autorität) gegeben?’“ Zu einer Peitsche greifen, das kann jeder, und fast jeder kann einen Tempel reinigen. Aber mit welcher Berechtigung macht man es? Wer gibt das Recht dazu? Hier der, der den Tempel besitzt, Gott. Und Jesus ist selbst der Gott, der in diesem Tempel angebetet werden soll. Also hat er auch das Recht, über diesen Tempel und sein Aussehen zu verfügen.

    28,18.19A: „Und Jesus kam herzu, redete zu ihnen und sagte: „Mir wurde alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht also hin ...“ „Jesus trat herzu.“ Das ist etwas schönes, denn einige zweifelten ja. Aber Jesus begegnet ihnen. Ich bin auch ein Zweifler gewesen, sehr oft, und ich bin so dankbar, dass der Herr Jesus uns auch da begegnet, wo unser Glaube wankt, wenn wir nicht mehr klar sehen, in eine Sackgasse geraten und seine Güte anzweifeln.

    Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sagte: „Mir ist gegeben exoussia, alle Autorität. Also, infolge dessen, geht hin!“

    Somit bekommen die Jünger Vollmacht, beziehungsweise Berechtigung, hinauszugehen. Die Vollmacht eines Jüngers Jesu ist die Vollmacht einer Berechtigung, und die wird gegeben im Christwerden. Und im gegeben Charisma liegt die Berufung und die Begabung zu tun, was Gott beauftragt hat. Die Gabe ist zwecks einer Aufgabe da.

    Jesus ist gegeben Regierungsgewalt im Himmel und auf Erden. Von daher verfügt er über die ganze Landschaft dieses Globus. Die Menschen auf diesem Globus sollen erreicht werden mit dem Evangelium, und das ist möglich, weil ihm die Regierungsgewalt gegeben ist. Er verfügt über sämtliche Regierungen und Situationen. Deshalb können wir hingehen und missionieren. Wo er Türen zuschliesst, da sind sie zu. Wo er auf tut, da sind sie offen. Nur er hat das Recht, Türen auf und zu zu tun.

    Mk 1,27: „Und sie erschraken alle, sodass sie untereinander disputierten:

    ‚Was ist das?’ sagten sie. ‚Was ist das für eine neue Lehre – weil er mit Vollmacht sogar den unreinen Geistern befiehlt und sie ihm gehorchen?’“

    Ähnlich Mt 10,1: Mit Recht, mit Berechtigung, mit Autorität gebietet er ihnen. Sie stehen also unter göttlicher Autorität; sie müssen gehorchen. Zusammen mit der göttlichen Autorität ist auch Verfügungsmacht: Gott ist stärker als die bösen Geister und kann sie binden.

    Lk 22,53: „Als ich täglich bei euch in der Tempelstätte war, strecktet ihr nicht die Hände aus gegen mich. Aber dieses ist eure Stunde und die Vollmacht (die exoussia) der Finsternis.“ Das heisst, Gott hat es so gelenkt, dass der Messias jetzt in die Gewalt, die relative, nicht die absolute, in die gelenkte, die bemessene Gewalt der Finsternis kam, die des Satans, ähnlich wie bei Hiob. Nur hier geht es weiter, direkt in die Höle Satans, und dort sprengt Jesus die Bande, dass Menschen befreit werden können.

    Jh 1,12: „So viele ihn aber annahmen, denen gab er Vollmacht“, exoussia, Berechtigung, nicht die Kraft (die hat Jesus, V. 13. Er gebiert. Er bringt zur Geburt.) Es geht hier um das Recht, Kinder Gottes zu werden. Und sie bekamen das Recht, Gottes Kinder zu werden, jedoch nicht sofort; das kam erst später. Die Wiedergeburt findet ja erst ab Pfingsten statt. Das will hier gesagt sein. Johannes schreibt dieses Jahre später, nach Pfingsten, schaut zurück und sagt:

    „So viele ihn annahmen, denen gab er Vollmacht, [das Recht], [später] Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben ...“

    Ag 26,18: „... zu öffnen ihre Augen, dass sie umkehren von der Finsternis zum Licht und aus der Obrigkeit, [der exoussia, der Regierungsgewalt] des Satans zu Gott ...“ Hier haben wir eine Parallelstelle zu Kol 1,13:

    „... der uns aus der Obrigkeit der Finsternis befreite und uns versetzte in das Königreich des Sohnes seiner Liebe, 14 in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden ...“ Zweierlei brauchen wir: Befreiung von der Regierungsgewalt Satans und Vergebung durch den Glauben an Jesus Christus. Und durch Jesus ist das jetzt möglich – frei zu werden von dem König Satan und unter die Königsherrschaft des Sohnes Gottes zu kommen.

    Rm 13,1-3: In diesen Versen kommt das Wort exoussia fünf Mal vor u.z im Sinne von Obrigkeit, der Instanz, die von Gott mit Regierungsvollmachten ausgestattet ist.

    1Kr 9,4–6: „Haben wir nicht Berechtigung, zu essen und zu trinken? Haben wir nicht Berechtigung, eine Schwester als Frau ‹mit› umherzuführen wie auch die anderen Apostel und die Brüder des Herrn, auch Kephas? Oder haben nur ich und Barnabas keine Berechtigung, nicht zu arbeiten?“ In diesen Versen wird exoussia mit „Berechtigung“ übersetzt.

    V. 12: „Wenn andere der Vollmacht über euch teilhaftig sind, [Geld von euch anzunehmen], [sollten] wir nicht viel mehr [dieses Recht haben]? Wir machten jedoch von dieser Vollmacht, [diesem Recht], nicht Gebrauch, sondern wir ertragen alles, damit wir der guten Botschaft des Christus kein Hindernis geben.“

    11,10: „Deswegen soll die Frau Vollmacht [exoussia] auf dem Kopf haben – wegen der [himmlischen] Boten.“ Exoussia dürfte hier „Zeichen der Vollmacht“ bedeuten, ein Hinweis auf die Autorität ihres Mannes über sie, entsprechend den Versen 3A und 5A:

    „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt einer Frau der Mann ... aber jede Frau, die unbedeckten Hauptes betet oder weissagt, beschämt ihr Haupt ...“

    Off 2,26: „Und dem, der überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, werde ich Vollmacht* geben über die Völker ...“ Möglicherweise bezieht sich das auf die Regierungsgewalt im Tausendjahrreich.

    20,6: „Ein Seliger und ein Heiliger [ist] der, der Teil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht,“ keine Autorität.

    22,14: „Selige sind die, die seine °Gebote tun[39]! – damit ihr Anrecht sein wird an dem Baum des Lebens ...“ „Anrecht“ übersetzt hier exoussia.

    Das war eine Auswahl von Stellen, die uns zeigen, wie das Wort für Vollmacht in der Heiligen Schrift gebraucht wird.

 

            .  Vollmacht in Gemeinde und Alltag

Vollmacht wird heute, hauptsächlich in der deutschen Sprache, aber den Gedanken haben wir auch im englischen und wahrscheinlich auch in anderen Sprachen in einer anderen Form. Das Wort Vollmacht können wir nicht übersetzen ins Englische, ich weiss nicht, ob sie das ins Französische tun können. Vollmacht ist unübersetzbar als christlichen Begriff. Nicht nur als (Exocia) sondern als christlichen Begriff wie er heute gehandhabt wird ins Englische. Es gibt kein Wort für Vollmacht, und deshalb gibt es auch nicht diese Gedankengänge in dieser Form, aber wir haben sie an anderer Stelle in etwa, beim Begriff Power. Zum beispiel, wenn ein Evangelist mit Power spricht, dann denkt man nicht an eigene Kraft so sehr, als Einfluss über andere. ..................... . Es war Vollmacht da, das heisst, es war ein Einfluss der vom Redner aus ging auf die Anderen. Und hier kommen wir zu einem problematischen Aspekt dieser Thematik und ich wünschte, wir könnten diese Missverständnisse um dieses Wort zurück lassen, damit wir nicht in Versuchung kommen mit zu machen mit Paul ........ Aber auch an anderen Stellen, was die okkulte Seelsorge betrifft u.s.w. Wir sind hier durch unsere Tradition in ein Gebiet gekommen das uns nicht gehört. Wir massen uns zuviel an, wir müssen bei der Schrift bleiben und demütig bleiben. Wir müssen den Herrn wirken lassen. Also, es gibt zweitens ein verbreitetes christliches Verständnis von Vollmacht das nicht biblisch ist, und das heisst, Einfluss über andere. So scheint mir, wird der Begriff gebraucht, ob es persönliche Seelsorge ist, ob es die Verkündigung ist. Wenn man sagt, es ist Vollmacht da oder er hat Vollmacht, oder vorher wird gebetet, Herr lass diesen Bruder mit Vollmacht sprechen. Ich habe versucht das zu analysieren, mir scheint es kann auf diesen Nenner gebracht werden. Es geht hier eigentlich im Grunde um eine gewisse Einflussnahme auf das Denken und Handeln von Hörern, beziehungsweise Gegenübern, von anderen. Es soll hier eine Macht aus gehen und da müssen wir zurück zur Schrift gehen. In der Verkündigung, oder in der Befreiung von Gebundenheiten, von Sünden, oder von bösen Mächten. Da möchte ich an 1. Kor. 12 V. 6 erinnern. Diesen vers sollten wir wohl aufschlagen, damit wir ihn vor uns haben. Hier steht nicht (Exorcia) sondern (Dynamis) und darum geht es eigentlich in diesem Fall, bei diesem Missverständnis. In V. 4 sagt der Apostel, es gibt verschiedene Charismen, Gnadengaben, allerdings nur ein Geist, der über sie verfügt, der sie aushändigt. Es gibt nur einen Herrn, obwohl es verschiedene Dienste gibt, Dienstleistungen mit verschiedenen Gnadengaben. Man könnte zum Beispiel zwei Männer haben, die haben dieselbe Gnadengabe, und denselben Dienst mit dieser Gnadengabe. Zum Beispiel vielleicht Evangelisation, ich möchte annehmen, dass das auch eine Gnadengabe wäre. Zwei Evangelisten, aber einer hat den öffentlichen Dienst, und der andere einen privaten Dienst. Seelsorge von Mann zu Mann, früher nannte man das „Knopflochmission“. Sehr schön, es kommt einem nahe. Mein Freund, bist du schon bereit für die Ewigkeit, aber jetzt kommen wir zum dritten. Wir können zwei Evangelisten haben, oder zwei Brüder, sie haben dieselbe Gnadengabe, das Evangelisieren und haben auch denselben Dienst der öffentlichen Evangelisation, aber, jetzt V. 6, und auch die Kraftwirkungen sind verschieden, doch es ist derselbe Gott, der alles in allem wirkt. Also, nicht alles auf einen Nenner bringen. Ach, der hat nicht soviel Vollmacht, den rufen wir besser nicht, der andere hat viel mehr Vollmacht. Was meint man? Bei dem bekehren sich mehr Leute, oder, der überzeugt mehr. Das ist nicht etwas, das wir irgendwie gepachtet haben, oder uns verliehen ist. Das haftet uns nicht an, vergessen sie das, von dieser Vollmacht, und ich habe viel lieber, wenn man für mich nicht um Vollmacht bittet, ich habe jede Berechtigung den Mund auf zu tun. Ich brauche nicht mehr Vollmacht, ich habe auch Kraft. Am 18. März 1935 habe ich meine Vollmacht bekommen in Form von Kraft, als der Heilige Geist in mein Leben ein zog, als Jesus ein zog. Und die Kraft Gottes, die wir brauchen von A bis Z von Anfang bis Ende, bis zum Ende unseres Lebens ist Gott selbst, Gott ist unsere Stärke, und haben sie ihn einmal und darum geht es, dann haben sie jede Kraft die sie brauchen. Es geht nur um die Entfaltung, es geht um die Entfaltung, da können wir hemmen. Jeder von uns hat dasselbe Mass von Kraft. Gott wird bestimmen, in welchem Masse diese Kraft energetisch beziehungsweise wirkende Kraft wird, Kynetische Kraft wird und das wird Gott bestimmen, und das sagt Paulus hier. Das heisst, im Leben von einem Evangelisten, beziehungsweise, Hirten oder Verkündiger des Evangeliums, zeigt sich Gott, oder entlässt Gott Energie, oder Kraft, oder Dynamik entwickeln. Weil er es einfach so will. Bei einem anderen ist das nicht so, der spricht und scheinbar geschieht nichts. Nehmen wir noch einen anderen Fall. Ein und dieselbe Person, hier geschieht sehr viel, das nächste mal hat er seine Vollmacht verloren? Nein, er hat doch keine Kraft notwendigerweise verloren, wir sprechen jetzt nicht von Sünde, so etwas kann dazwischen kommen und das sind Faktoren von denen wir jetzt nicht sprechen. Wir sprechen von dem Begriff „Vollmacht“. Und der Grund für augenscheinlichen Unterschied von Vollmacht, liegt nicht bei ihm, sondern bei Gott. Gott bestimmt was geschieht und wann es geschieht, und das ist befreiend. Auf der anderen Seite, setzen wir uns nicht in den Sessel und sagen, das wird Gott schon machen, das wissen wir. Wir haben Verantwortung, nur verfügen wir nicht über diese Energie, diese Wirkung. Die Kraft, die Wirkung, die bestimmt Gott. Wenn Gott ein Wunder tun will, ja, dann herrlich. Aber wenn Gott das andere tun will, dass er hindurch bringt ohne die Not zu beheben, dann geht er mit Not in zweierlei Weise um. Er kann die Not beheben, oder er kann sie belassen und uns hindurch bringen, in der Not. Einer von zwei Wegen. Wir ziehen natürlich den ersten Weg vor, aber der zweite Weg ist wohl der häufigere Weg, wo Gott uns in die Not hinein führt, und dann die Not belässt. Aber, uns durch bringt. Aber, was heisst nun durchbringen? Was heisst das, wenn Paulus sagt, Gott hat mich in all dem allem, beziehungsweise, aus dem allem befreit? 1. Tim. 3  wo er die auf zählt, seine Probleme. Du weißt was ich gelitten habe, und unter anderem wohl auch die Steinigung. Was wird gerettet, wenn der Körper nicht gerettet wird, geschlagen wird? Mir scheint sein Glaube an Jesus Christus und seine Liebe zu Jesus Christus, die wurden nicht angetastet. Das heisst, seine Beziehung zu Jesus, dieser Lebensdrang, der wurde nicht angetastet. Paulus ist nicht weich geworden in seinem Vertrauen auf Jesus Christus, dadurch, dass diese Not so gross wurde.

 

                Wollen wir vertrauen auf unseren herrn und es ihm überlassen was er tun Wird an Kraftwirkung in meinem persönlichen Leben, im Leben von anderen Menschen, in Form von Bekehrung u.s.w. Wir können diese Dinge gar nicht garantieren. Da sind wir schon bald beim Thema Gemeindewachstum, aber das kommt dann am Schluss. Das war es eigentlich was ich sagen wollte. Wir sind etwas früher fertig, aber sie können mit den Tonbändern handhaben wie sie wollen in der Fragestunde. Ich kann mir vorstellen, dass es noch viele Fragen gibt. Vielen Dank.

 

Was ist Vollmacht?

(bereinigter Auszug aus einem Vortrag)

 

    Das griechische Wort für Vollmacht ist 'exoussia' und bedeutet Autorität oder Recht, Berechtigung oder auch Obrigkeit, wie in Rm 13.

    Das Wort wird heute allerdings, hauptsächlich in der deutschen Sprache, in einer anderen Form gebraucht. Den deutschen Begriff Vollmacht können wir nicht ins Englische übersetzen. Ob man das ins Französische tun kann, weiss ich nicht. Es gibt im Englischen kein Wort für Vollmacht, wie es in deutschen christlichen Kreisen gebraucht wird, und deshalb gibt es dort auch nicht die Gedankengänge in dieser Form. Übrigens auch im deutschsprachigen Gebiet bekommt das Wort eine andere Bedeutung, sobald man den christl Raum verlässt und den Alltag betritt.

 

    Vollmacht und Kraft

   

„Es war Vollmacht da“, sagt man nach einem Vortrag, womit gemeint war: Es war ein Einfluss, der vom Redner ausging auf die Hörer. Oder es wird vor einer Versammlung gebetet: „Herr, lass diesen Bruder mit Vollmacht sprechen.“ Auch an anderen Stellen, z.B. was die okkulte Seelsorge betrifft, denkt man an ein kraftvolles Wirken.

    Dass die Begriffe Vollmacht und Kraft zu unterscheiden sind, wird in Lk 9,1 angedeutet: „Er rief seine zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und um Krankheiten zu heilen.“

 

 

    Wir sind hier durch unsere Tradition in ein Gebiet gekommen, das uns nicht gehört. Wir massen uns zuviel an. Wir müssen bei der Schrift bleiben und demütig werden. Wir müssen den Herrn wirken lassen.

    Da möchte ich an 1Kr 12,6 erinnern. Hier steht nicht exoussia, sondern dynamis, aber darum geht es eigentlich in diesem Fall, bei diesem Missverständnis. In V 4 sagt der Apostel: Es gibt verschiedene Gnadengaben, allerdings nur ein Geist, der über sie verfügt, der sie aushändigt. Es gibt nur einen Herrn (V 5), obwohl es verschiedene Dienste gibt, Dienstleistungen mit verschiedenen Gnadengaben. V 6: Und auch die Kraftwirkungen sind verschieden, doch es ist derselbe Gott, der alles in allem wirkt.

    Also, nicht alles auf einen Nenner bringen: Ach, der hat nicht soviel Vollmacht, den rufen wir besser nicht; der andere hat viel mehr Vollmacht. Was meint man? Bei dem bekehren sich mehr Leute oder, der überzeugt mehr. Das ist jedoch nicht etwas, das wir irgendwie gepachtet haben, oder uns verliehen ist.

    Ich habe es viel lieber, wenn man nicht um Vollmacht für mich bittet. Ich habe ja jede Berechtigung, exoussia, den Mund auf zu tun. Ich brauche nicht mehr Vollmacht im wahren Sinne des Wortes. Ich habe auch die Kraft. Am 18. März 1935 habe ich meine Vollmacht bekommen und Kraft, als der Heilige Geist in mein Leben einzog, als Jesus einzog. Und die Kraft Gottes, die wir brauchen von A bis Z, von Anfang bis Ende, bis zum Ende unseres Lebens, ist Gott selbst. Gott ist unsere Stärke, und haben Sie ihn einmal, dann haben sie jede Kraft, die sie brauchen. Es geht nur noch um die Entfaltung. Da können wir hemmen. Jeder von uns hat dasselbe Mass von Kraft. Gott wird bestimmen, in welchem Masse diese Kraft energetisch, beziehungsweise, wirkende Kraft wird. Gott bestimmt, was geschieht und wann es geschieht, und das ist befreiend.

    Auf der anderen Seite setzen wir uns nicht in den Sessel und sagen: Das wird Gott schon machen; das wissen wir. Wir haben Verantwortung. Nur verfügen wir nicht über diese Energie, diese Wirkung. Die Kraft, die Wirkung, die bestimmt Gott. Wenn Gott ein Wunder tun will, ja, dann herrlich. Aber wenn Gott das andere tun will, dass er hindurch bringt, ohne die Not zu beheben, ist es auch gut.        Wollen wir auf unseren Herrn vertrauen und es ihm überlassen, was er in meinem persönlichen Leben, im Leben von anderen Menschen, in Form von Bekehrung u.s.w., tun wird.

 

    2.  Zum Binden und Lösen

 

        a.  Die Texte zu diesem Thema

 

Mt 16,19: „Und ich werde dir die Schlüssel des Königreiches der Himmel geben. Und was immer du auf der Erde bindest[40], wird in den Himmeln Gebundenes sein, und was immer du auf der Erde lösest[41], wird in den Himmeln Gelöstes sein.“

    Es handelt sich hier um zwei Verheißungen unseres Herrn an den Apostel Petrus. Die zweite ist eine doppelte; sie betrifft das Binden und das Lösen, mit dem wir uns beschäftigen wollen.

Jesus spricht: Ich werde dir die Schlüssel des Königreiches der Himmel geben und was immer du auf der Erde bindest, wird in den Himmeln gebundenes sein und was immer du auf der Erde lösest, wird in den Himmeln gelöstes sein.

Binden ‑ lösen Einige vorläufige Hinweise. Erstens: Es handelt sich hier um eine Verheißung unseres Herrn an den Apostel Petrus. Die Formulierung steht demnach in der Zukunftsform, ich werde, wir geben, und was du binden wirst usw. 2. Ungewiss ist die genaue Beziehung des zweiten Teils, wo von binden und lösen die Rede ist. Vom ersten Teil, wo von den Schlüsseln die Rede ist. Ungewiss ist die genaue Beziehung, weil der 2. Teil nur mittels des Wortes „ und“ eingeführt wird und nicht mit „ denn etwas“ deshalb wissen wir nicht genau, welches ist die Beziehung des 2. Teiles zum 1. Teil.

    Der zweite Text: Matthäus 18, Verse 18 – 20: Wahrlich ich sage euch: Was auch immer ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebundenes sein, und was auch immer ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöstes sein. Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch sich auf der Erde einigen, in Bezug auf jede Sache um die sie bitten mögen, wird es ihnen bei meinem Vater, der in den Himmeln ist gewährt werden. Denn wo zwei oder drei auf meinen Namen hin zusammengekommen sind, da bin ich in ihrer Mitte.

    Wieder einige vorläufige Hinweise zu V 18 ; Himmel und Erde müssen einander entsprechen. Das ist der klare Ton dieses Verses. Himmel und Erde haben einander zu entsprechen. Einige Griechischkenner beziehungsweise einige die davon gehört haben werden von einem perfekt wissen in diesem Vers, das heißt, man könnte lesen, „ was auch immer ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel bereits gelöstes sein und von dem ebenfalls so“ . Mit andern Worten, binden und lösen könnten im Himmel erst geschehen und das binden und lösen auf Erden wäre die Folge davon. Ich möchte darauf hinweisen, dass der perfekt nicht überbetont werden muss nach griechischem Sprachverständnis. Das ist eine Möglichkeit, aber nicht eine Notwendigkeit so zu lesen. Ich glaube darauf müssen wir nicht auf die Notwenigkeit, dennoch ist hier deutlicherweise eine Beziehung und die Frage ist, welche Beziehung? Aber zunächst einmal halten wir fest, hier soll Komplimen­tarität sein Harmonie zwischen Erde und Himmel. Dieser Ton geht durch die ganzen

drei Verse, aber in V 18 begegnen wir dem schon.

V 19 beginnt mit dem Wort „ wiederum“ . Das könnte nach dem Gebrauch dieses Wortes heizen „ Wiederholung“ ich sage es euch zum zweiten mal. Aber das ist nicht der Sinn hier, ganz offensichtlich, V 19 wiederholt nicht V 18. In welchem Sinne ist dann „ wiederum“ gebraucht? Wiederum in dem Sinne, dass Jesus wieder etwas ähnlich wichtiges sagt. Er hat in V 18 gesagt „ wahrlich ich sage euch“ V 19 „ wiederum“ in Klammern wahrlich. Noch einmal möchte ich betonen, dass es ernst ist. Das heißt V 19, setzt V 18 was Bedeutung ist fort. Nicht Wiederholung sondern eine zweite wichtige Aussage kommt jetzt, so dass das „ wahrlich“ von V 18 hier mitschwingt. Und dann sagt Jesus: „ Wenn zwei von euch“ , das fällt auf, das heißt, es geht nicht um Gesamtgemeinde, man hat an Hand von V 20 wohl gesagt, 3 sind eine Gemeinde, nun das kann schon der Fall sein, aber nicht überall wo drei Christen sind ist nicht gleich autonome Gemeinde. Im Gegenteil, hier geht es wohl nicht um eine Gesamtgemeinde sondern um einen Teil der Gemeinde und ich glaube Jesus will betonen, auch wenn nicht die ganze Gemeinde handelt, das ist sehr wichtig im Blick auf 15 und 17 das heißt, es ist möglich, dem Herrn zu gehorchen, auch wenn nicht jeder mitmacht. Wenn nur zwei von euch bereit sind, diesen Weg zu gehen, dann ist das möglich.

V 20 dann, begründet V 19 und beginnt mit einem „ denn“ . Es geht um den Namen des Herrn. Und Name heißt in diesem Fall wohl „ Sendung“ , ähnlich wie Kolosser 3 „ alles was ihr tut, tut im Namen des Herrn“ , das ist wie der Herr euch geschickt hätte. Wir tätigen Aufträge im Namen von jemanden. Eine Firma schickt einen Burschen und der handelt dann im Namen der Firma, die hat ihn geschickt. Wir sollten alles, was wir tun, ob wir essen oder trinken sagt die Schrift, oder was immer wir tun, in der Gemeindearbeit, immer sollten wir es tun wie wenn der Herr uns geschickt hätte, gerade dieses zu tun, dann geschieht es im Namen des Herrn. Und darum geht es hier im Namen des Herrn wie wenn er uns gesandt hätte zu handeln, man vergleicht  

    Johannes 14 ab V 12 wo wir wohl

 eine Parallelstelle haben. Interessant ist, dass die Bitte Über Jesus geht’ V 19 und 20. bei meinem Vater im Himmel wird es gewährt werden, weil es in Jesu Namen, weil er gegenwärtig ist, gebeten worden ist. Jetzt die Begriffe:

 Und zwar, wir haben uns mit den Texten ein wenig vertraut gemacht und jetzt

 kommen wir zu den Begriffen des Textes.

 

        b.  Die Begriffe des Themas

 

            .  Erster Begriff: Die Schlüssel.

Man sagt uns, Leute die etwas mehr studiert haben sagen uns von

 den damaligen Häusern, nur eine Verschlussvorrichtung gab es an einem Hause in Palästina. Der Inhaber dieses Schlüssels wurde also somit Herr des Hauses, das heißt er bestimmte Eingang und Ausgang in diesem Haus. Wer die Schlüssel hatte, der bestimmte, der verfügte über dieses Haus als Raum. Der war also, wie die Schrift dann das sagt“ Herr“ . Wir gebrauchen vielleicht andere Titel aber wir wissen, was gemeint ist. Er bestimmt also Zugang und Ausgang. Man vergleiche hier Jesaja 22 Verse 20 ‑ 23 die ich lesen möchte. „ An jenem Tage werde ich meinen Sklavendiener Eljakim den Sohn Hilkias rufen und ihn mit deinem Rock bekleiden und mit deinem Gürtel umgürten und deine Gewalt, oder dein Herrschaftsbereich in seine Hand legen, er wird ein Vater sein, den Bürgern zu Jerusalem und dem Hause Juda. Ich werde ihm auch die Schlüssel des Hauses David auf die Schultern legen, sodass, wenn er auftut niemand zuschliesse, er hat die Schlüssel, niemand, es  gibt keinen zweiten Schlüssel, niemand kann dann zuschliessen. Und wenn er zu­ schließt niemand auftue und ich werde ihn als Nagel einschlagen an einem zu­ verlässigen Ort und er wird einen Ehrentron für das Haus seines Vaters werden. Ein sehr interessanter Vers. V 23 läuft parallel zu V 22. Dieses Wort für Nagel wird verschieden gebraucht, es ist auch „ Pflock“ Zeltpflöcke, das zeigt auch wie dieses hier. In Jesaja 54 ist von Pflöcken die Rede, da dürfte dasselbe Wort stehen. Die Seile sollen verlängert werden und die Pflöcke neu eingesteckt

werden. Hier geht es um einen Nagel, einen Pflock der jetzt im Zelt, im Wohnraum, im Beduinartigen Zelt an den zentralen Mast geschlagen wird. Das ist nach jener Sitte ein Pflockartiger Nagel ein großer. Vielleicht auch ein Stück Holz, das hineingepfropft wird auf diesen Mast, so dass er fest ist. Und auf diesen Nagel, auf diesen Pflock wird fast alles gehängt, was es im Haus so gibt. Da hängt der Schild. da hängt verschiedenes, was man so greifen möchte. Das ist die Garderobe. Man hat nicht überall so Plätze wo man alles so aufhängen kann, dies ist der Ort. Und dieser Pflock oder dieser Nagel muss also zuverlässig sein. Übrigens ist dies ein messianischer Text, unter anderem. Der Schlüsselträger, das werden wir noch später erfahren, ist auch der Messias und dieser Nagel ist der Messias. Und es werden noch andere Bilder gebraucht. In Sacharia haben wir wieder diesen Nagel im ähnlichen Sinne wohl und dann noch einige parallel Ausdrücke die sehr wertvoll sind im auswerten des Charakters unseres Herrn des Messias. Wir haben hier also jemand, der eine gewisse zentrale Stelle einnimmt in der Wohnung und vorher im Palast, beziehungsweise im Hause Davids, im Volk Israel also. Hier geht es um zentrale Autorität und diese Stelle ist also eine Hilfe zum Verständnis des Wortes „ Schlüssel“ . Jemand hat die Schlüssel des Hauses. Auf diese Stelle wird immer wieder hingewiesen in fast allen Kommentaren zu Matthäus 16 und 18 Gut, dann können wir hier einen Strich ziehen. Weil die Beziehung von Matthäus 16 V 19 b, also die Beziehung des zweiten Teils dieses Verses zum ersten Teil in der Formulierung unklar ist, also wir wissen nicht genau was die Beziehung ist, gehen die Meinungen auch auseinander darüber ob binden und lösen mit den Schlüsseln identisch sind oder wären oder nicht. Während einige Ausleger auf Parallelen zwischen den beiden hinweisen, weisen andere meines Erachtens zurecht darauf hin, dass die Schlüssel im Gegensatz zu binden und lösen nur dem Petrus gegeben werden sollten. Die Erfüllung, des Schlüssel gebens meine ich sehen wir dann in der Apostelgeschichte und eine ganze Anzahl von Auslegern sieht das so und ich schließe mich ihnen an. Ich meine, wir hätten 3 entscheidende Stellen in der Apostelgeschichte, die davon sprechen. 2 Ereignisse, es gibt 2 oder 3 Texte die vom selben Ereignis sprechen. Also 2 Ereignisse wo das in besonderer Weise geschieht, aber verschiedene Stellen die darauf hinweisen. Apostelgeschichte 2 gebraucht Gott oder wir könnten näher sagen Jesus Christus, weil Lukas zu sagen scheint im ersten Teil von Kap. 1 dass er jetzt berichtet von dem, was Jesus fortsetzt zu tun. Den ersten Bericht hätte er bereits verfasst von dem was Jesus begann zu tun und zu lehren und dies wäre jetzt die Fortsetzung von dem was Jesus tut, das wären also Jesustaten mehr als Aposteltaten, er gebraucht die Apostel aber es wären die Taten und die Reden von Jesus. Also Jesus würde Petrus gebrauchen am Pfingsttage um hier eine Tür zu öffnen für das Volk Israel. Am Pfingsttage ist es Petrus, der die Ereignisse deutet für die große Schar von der internationalen Judenschaft die dort erschienen ist. Er deutet er öffnet die Tür des Glaubens für diese Menschen, das heißt, es ist nicht selbstverständlich, dass ein Jude zum messianischen Volk kommt. Paulus sagt: Auch wir, Epheser 2 waren tot in Sünden und Petrus weist darauf hin, dass es notwendig ist für einen Juden durch die Tür ganz neu zu kommen. Er mag eine ganze Menge Voraussetzungen haben, aber er muss ganz neu zu Jesus finden, wenn er noch nicht dabei war. Es waren etliche, die waren schon dabei und die kommen dann in die messianische Gemeinde durch den Empfang des Heiligen Geistes an diesem Tage. Andere müssten ganz neu durch den Glauben und gleichzeitig den Empfang des Geistes hineinkommen und Petrus eröffnet ihnen diese Möglichkeit. Er hat die Schlüssel dieses Königreiches, Königreich, hier verstanden als die messianische Gemeinde. Ich weiß, ich komme eventuell in Konflikt mit einigen Auffassungen, aber ich glaube wir müssen uns einfach von der Schrift her sagen, dass der Begriff Königreich ganz genau mit der Gemeinde (kongruent) gebraucht wird. Das heißt aber nicht, dass der Begriff Königreich auf die Gemeinde beschränkt ist. Wie es bei so manchen Begriffen der Fall ist, werden sie in verschiedenen (konterten) gebraucht. Zum Beispiel ist Gott der Herr und Jesus Christus als Logos vor seiner Menschwerdung ist er Herr des Königs oder König des Himmels, des ganzen Universum, das ist der weiteste Rahmen seiner Herrschaft. Dann ist er speziell König in Israel, der dann zu Samuels Zeiten abgelehnt wird. Aber diese Königsherrschaft wird sich eines Tages fortsetzen. Jesus wird wieder König sein in Israel beziehungsweise Gott. Inzwischen ist Jesus Christus Haupt, Herr, König, diese Begriffe werden auswechselnd gebraucht, das soll entsprechen von seiner Herrschaft. Vergleichen sie auch den Gebrauch des Begriffes König in Offenbarung 17 wo es in der Endzeit einige hat, die Könige heizen aber nicht Könige sind. Der Begriff wird auf die angewendet aber sie sind nicht Könige im alten Sinne, wo man eine Krone trug. Sie tragen eine Regentschaft, eine Herrschaft, aber sie sind nicht eigentlich Könige. Das heißt, das Wort König wird manchmal in einem engeren und in einem weiteren Sinne gebraucht, auch wir sind Könige. Schade, dass das in den Übersetzungen nicht so zum Ausdruck kommt, aber Römer 6 „ damit wir als Könige Herrschen sollten“ über die Sünden. Wir haben also ein eigenes Königreich, wir sind Könige. Kolosser 1 nun zurück zu Jesus. Gott der Vater hat uns heraus gezogen, das ist das Wort, das für Rettung dort gebraucht wird und gerettet, das heißt, heraus gezogen aus dem Bereich der Finsternis und versetzt in das Königreich, nicht in das vierte oder fünfte Reich sondern in das Königreich seines geliebten Sohnes. Das heißt, die Gemeinde ist also ein Königreich und Paulus sagt, das Königreich, in welchem Rahmen wir dort leben, in Römer 14 ist es wohl, das heißt, die Gemeinde diese Sache, mit der wir zu tun haben, das Königreich Gottes besteht nicht in essen und trinken sondern in anderen Dingen, die geistlicher Art sind. Also in diesem Sinne wäre hier Königreich gebraucht. Im Sinne, halb messianisch gesehen oder

halb geschichtlich gesehen. Im Sinne einer ersten Etappe, aber eine weitere Etappe ist dann wenn Jesus kommt die Königsherrschaft Über Israel, die auch im neuen Testament besprochen wird nebst dem alten Testament. Und dann letztlich die

gesamt Königsherrschaft wenn Gott alles in allem ist, 1. Korinther 15. Noch einmal, die Erfüllung der Schlüsselgabe, Weitergabe sehen wir, das heißt, könnten wir wohl sehen meines Erachtens Apostelgeschichte 2 grundsätzlich und was die Sache betrifft, aber geschichtlich für das Volk Israel an dieser Stelle. Pfingsten ist aber nicht nur für Israel, deshalb sage ich auch grundsätzlich er öffnet einfach die Tür aber es ist einfach so, dass dort halt nur Juden waren. Aber in Kap. 10 haben wir dann wieder diese Rolle des Petrus wo er die Tür öffnet für Nichtjuden, ob sie nun (Proselyten) waren oder nicht, tut nichts zur Sache, sie waren Heiden und darum geht es. Es waren auch nicht nur Kornelius und seine unmittelbaren Familienmitglieder sondern Freunde und Bekannte da. Und er ist nun hier im Zusammenhang mit der diese Tür geöffnet wird und er ist nicht der erste Heide der zum Glauben kommt. Das wird manchmal übersehen, dass wir schon in Kap. 8 einen Heiden haben, der zum Glauben kommt aus dem Bereich (Hamm). Wir haben J . a 3 Bekehrungsgeschichten von Aposteln in der Geschichte ein Mitglied, ausführliche Bekehrungsgeschichten die offenbar darauf hinweisen sollen, dass jeder der Söhne Noahs vom Heil erfasst werden soll, Sem, Ham und Japhet. In Apostel­geschichte 8 haben wir im ersten Teil, im zweiten Teil haben wir die Bekehrungs­geschichte des Äthiopiers, aber im ersten Teil haben wir die Geschichte der Verbreitung des Evangeliums in Samaria. Man könnte diesen Fall auch verstehen als eine Öffnung, aber im grunde ist das wohl nicht der Fall. Einmal ist die Tür schon aufgegangen, was Petrus hier tut ist die Einheit dieser zwei Gruppen herzustellen durch die Vergabe des Heiligen Geistes. Dadurch kommt eine Gesamt­gemeinde zustande. Die Samaritaner kommen auf dieselbe Ebene wie die Juden in der Gemeinde, Petrus spielt eine Rolle, aber auch Johannes genauso, das heißt, Petrus würde hier nicht als einzelner hervorstechen. Das ist aber der Fall in Apostelgeschichte 2 und Apostelgeschichte 10 deshalb möchte ich diese zwei eher als Erfüllung von Matthäus 16 V 19 verstehen. In der Apostelgeschichte 15 V 7 hätten wir dann die entscheidende Stelle, die auf diese Rolle des Petrus hinweist, er sagt: Ihr wisst, dass Gott mich erwählte, um die Tür zu öffnen für die Heiden. Er hat also mit den ihm gegebenen Schlüsseln die Tür geöffnet für

Juden und Heiden, so dass sie eingehen durften in das messianische Reich. Nun noch einige Fragen in Bezug auf die Schlüssel und dann kommen wir zu dem Thema“ binden“ . Ist Lukas 11 V 52 eine Parallelstelle zu Matthäus 16 V 19 ? Lukas 11 ver 52 lesen wir „ Wehe euch Gesetzeslehrern, oder Gesetzgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen, ihr selbst seid nicht hineingegangen und die hineingehenden habt ihr gehindert“ . Manchmal machen wir den Fehler in der Schriftauslegung, dass wir Bilder zu konstant auslegen. Dies geschieht zum Beispiel im Buch über zuallernächst über Heilswahrheiten für den Gläubigen und da wird Amalek konstant als ein Bild gebraucht, ich glaube für Fleisch, ich weiß es nicht genau. Aber das ist gefährlich so etwas zu tun, Was er ist nicht durchgehend ein Bild vom Heiligen Geist, es kann auch ein Bild vom Wort Gottes sein. Solche Vergleiche variieren manchmal und jetzt müssen wir uns fragen, wann wird ein Bild so gebraucht und wann wird es so gebraucht. Wir können hier sehr schnell ins schwimmen kommen, auf das Glatteis kommen. Ich meine, das trifft auch zu für den Begriff Schlüssel, ich meine, Ausleger sind hier zu schnell gegriffen zu möglichen Lösungen und haben solche Texte wie 11 V 52 bei Lukas zu schnell herangezogen. In der tat ist hier von einer Öffnung gesprochen, aber ich glaube nicht, dass das es ist wovon Jesus zu Petrus spricht. Ich glaube er hat hier eine spezielle Rolle in der Heilsgeschichte, in der Geschichte der Gemeinde Jesu. Die war kurz die Rolle, aber er hat sie gespielt, das heißt, er hat sie übernommen und dann hat er die Schlüssel gleichsam wieder abgegeben. Matthäus 13 V 52 wäre das eine Parallelstelle. Er sagte zu ihnen: „ Darum ist jeder Schriftgelehrte der im Königreich der Himmel unterrichtet ist gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz neues und altes hervor bringt“ . Derselbe Gedanke,

den wir in Lukas 11 V 52 haben; „ jeder von uns darf die Schrift öffnen, aber nicht jeder von uns wird gebraucht in der Weise Türen zu öffnen wie Petrus es tat. Natürlich gibt es Parallelen und Anwendungen, aber ich mein, hier kommt Petrus eine Sonderstellung zu.

 

            .  Kommen wir nun zum zweiten Begriff, dem binden und lösen: Der Ausdruck, binden und lösen kommt nebst Kap. 16 nur noch in Matthäus 18 vor. Da, erstens, in beiden Fällen beide Wörter, also in 16 und 18, beide Wörter binden und lösen in ähnlicher Formulierung vorkommen in einem ähnlich lautenden Satz.

 Zweitens:

Da binden und lösen als Paar in der israelitischen Schriftgelehrtensprache

häufig vorkommen.

 Drittens:

Da Jesus dabei ist, in Matthäus 16 und 18 seine Jünger als Schriftgelehrte für die neue Heilsgemeinde heranzubilden. Aus diesen drei Gründen scheint es mir ratsam, den Gebrauch dieser Begriffe eher im Lichte des jüdischen Verständnisses auszulegen, als sie auseinanderzuziehen und sie jeweils einzeln mit andern Stellen in Verbindung zu bringen in welcher nur einer der beiden steht und in unserem üblichen Verständnis dann binden beziehungsweise lösen verwendet wird. Das heißt, binden bedeutet hier, in Matthäus 16 und 18, nicht binden im üblichen Sinne wie es sonst wo gebraucht wird in der Bibel. Lösen würde dann nicht lösen bedeuten, wie wir es sonst wo in einzelnen Texten, wo das Wort als Einzelwort vorkäme. Wir haben es hier mit einem Paar zu tun scheint mir aus den genannten Gründen das nun auch als Paar verstanden werden muss. Wie gebrauchten denn die israelitischen Schriftgelehrten die Begriffe, die in unseren Übersetzung wiedergegeben wurde. Für binden sagten sie (Azar) und meinten damitifverbieten“ , für lösen sagten sie (Hetir) und meinten damit erlauben. Beide waren Gesetzgebung, beziehungsweise Gesetzauslegungshandlungen und dies ist grundlegend falsch finde ich für ein Verständnis.

Wir kommen noch zu einem anderen Schlüssel der Auslegung. Aber dieses muss glaube ich einmal beachtet werden. Sie waren beide, binden und lösen, Gesetzgebung, beziehungsweise Gesetzauslegungshandeln und waren somit sachbezogen, das heißt, es geht beim binden und lösen um das geben eines Gesetzes oder um das verstehen, die Auslegung eines bereits bestehenden Gesetzes oder Wortes. Das heißt, diese Begriffe wären also sachbezogen, wir haben es mit einer Sache zu tun. Solche Sachen, in Anführungsstrichen wurden auf mindestens drei Ebenen geregelt.

Erste Ebene:

Die Thora Moses, das war die erste Ebene des Bindens und Lösens, das heißt, des festlegens.

Zweite und dritte Ebene: Das waren Ergänzungsgebote, beziehungsweise Verbote von jüdischen Gesetzesgelehrten in mindestens zwei Etappen. Ich kann jetzt nicht sagen, wie oft hinzugetan wurde zu der jüdischen Gesetzgebung. Zuerst hat Israel die Thora, die Mose gegeben hat aus der Hand Gottes. Gott gibt es Israel im Gesetz. Dann aber hat man später leider, und das muss Jesus dann herausstellen, das war nicht legitim, aber es wurde getan. Israel hat dann diesem Gesetz zugefügt und diesem zweiten Gesetz wurden dann weiter Gesetze hinzugefügt. Wir haben also mindestens zwei zusätzliche Etappen von Gesetzgebung zu der direkten Offenbarung Gottes in der Thora. Bezog man sich zur Zeit Jesu nun auf die erste Ebene, so pflegte man zu sagen: „ Es steht geschrieben“ bezog man sich auf die zweite, beziehungsweise die dritte Ebene, wo Menschen hinzugefügt hatten in einer vermeintlichen Autoritätskapazität so sagte man: „ Ihr habt gehört. Zu den Begriffen und ich glaube wir merken gleich, darum geht es in Matthäus 5, es geht um das damalige jüdische Verständnis des Gesetzes, nicht um das Gesetz selbst eigentlich. Das letztlich schon wenn man das heraus kristallisieren will. Zu den Begriffen (Assar) und (Hetier) gab es zwei weitere Begriffe, die sich auf Gesetz Handhabung und somit auf Personen bezog. Das erste ist Gesetzgebung beziehungsweise die Auslegung bezieht sich auf Sachen. Das zweite hat mit Personen zu tun und also mit Gesetzhandhabung. der Unterschied zwischen Gesetzgebung und Gesetzhandhabung ist für ein Verständnis unserer Texte wichtig. Und wenn sie die Kommentare einigermassen kennen, werden sie merken, dass diese zwei oft durcheinandergebracht werden. Ich weise auf etwas Literatur hin später, aber ich muss gestehen, in keinem dieser vorliegenden Texte habe ich meinen Weg klar gefunden. Es waren oft gute Ansätze da aber ich musste meinen eigenen Weg finden. Der erstere Gebrauch des Gesetzes, das heißt, wo wir es mit Gesetzgebung zu tun haben, dieser erstere Gebrauch des Gesetzes war der legislative, der zweite, der juristische, wo es um Rechtsprechung ging, genau wie wir es heute haben. Legislation beziehungsweise Auslegung des Gesetzes und dann Rechtsprechung auf Grund davon. Hier an der zweiten Stelle der Rechtsprechung sagte man (Chaial) und meint, festhalten, schuldig ist er. Oder (Patur) und meinte freigeben beziehungsweise, er ist unschuldig. Jesus spricht in Matthäus 16 Vers

19 und 18 V 18 wo binden und lösen gebraucht werden nur von verbieten und

erlauben. Das heißt, es geht um Legislatur. Soviel zu den Begriffen.

 Wir kommen zu den Autoritäten.

 

        c.  Die Autoritäten des Themas

 

um die es in diesen Texten geht, hier liegen die Weichen für

die Auslegung, das heißt, in der Schrift. Das jüdische Verständnis kann uns weiter

helfen, aber ich glaube hier liegt der eigentliche Schlüssel, auf den wir achten

müssen.

    Der wegweisende Text scheint mir Epheser 2 Verse 19 und 20 zu sein. Ich

nehme mir die Zeit, diese bekannte Stelle zu lesen. Epheser 2 Verse 19 und 20

heißt es; „ so seid ihr also nicht mehr Fremde und Ausländer, sondern Mitbürger

der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf dem Fundament der Apostel

und Propheten, wobei Jesus Christus selber der Haupteckstein ist“ . Wir haben

hier einige Autoritäten genannt in diesen Versen. Zwei grundsätzlich, wir werden noch auf eine dritte zu sprechen kommen, aber hier haben wir zwei Grundautori­täten. Mir scheint, die Diskussion um die Frage, geht es hier bei Propheten und Aposteln beziehungsweise Aposteln und Propheten, geht es dabei um ihre Verkün­digung oder um ihre Person. Diese Diskussion scheint mir müßig zu sein. So teilt die Schrift nicht immer auf. Hier geht es um beides, das heißt, grundsätzlich um die Verkündigung, das macht Paulus im 1. Korinther 3 klar, wenn er sagt, er

als Apostel hat den Grund gelegt, aber Jesus ist das eigentliche Fundament. Da

ist der Schlüssel von Epheser 2 V 20 scheint mir, das heißt, wenn Apostel

und Propheten Fundament sind, dann weil sie ihre Botschaft von Jesus Christus

bekamen und diese Botschaft als Fundament hingelegt haben und die Botschaft

war Jesus. Sie haben das Fundament Jesus gelegt. Paulus sagt in Kolosser 1 „ den

verkünden wir weit und breit“ , (Katangelen), das heißt, weit und breit verkündet

er Jesus Christus. In Philipper 1 spricht er davon, dass man Christus verkündet.

Er ist die Botschaft, er ist das Fundament, das man legt. Und sie legen es in dem Sinne, dass man diese Botschaft direkt von Jesus Christus bekommen habe, als

solche Apostel, das heißt, die erstrangige Autorität in der Gemeinde ist Jesus

Christus. Kolosser 1 „ damit er in allem den ersten Rang einnehme“ . Darum geht

es, er ist der Anfang der neuen Sache und er soll der Anfang und das oberste

bleiben. Er ist es, der auch Türen öffnet, er hat die Schlüssel im letzten Sinne.

Offenbarung 3 Verse 7 und 8 und dem Boten der Gemeinde in Philadelphia schreibe,

dieses sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, da wird

Bezug genommen auf Jesaja 22 die Stelle, die wir gestern lasen, auf die offenbar

zurückgegriffen wird in Matthäus 16 V 19 das heißt, er hat diesen Schlüssel

im letzten Sinne. Der Text ist also letztlich messianisch. Aber Jesus gibt Petrus

eine Aufgabe im Rahmen dieser großen Aufgabe. Das tut er auch bei uns, aber

in einem noch schwächeren Sinne. „ Dieses sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der

den Schlüssel Davids hat, der öffnet, worauf niemand schließt und schließt, wo­

rauf niemand öffnet, ich weiß um deine Werke, siehe vor dir habe ich eine geöff­nete Tür gegeben und niemand vermag sie zu schließen, weil du eine kleine Kraft hast usw. „ Ich persönlich bin der Auffassung, dass das nicht eine Missionstür ist, sondern eine Heilstür. Aber klar ist, Jesus verfügt über den Eingang ins Heil und somit ist er selbst die Tür, Johannes 10 Er öffnet diese Tür, er schlie­ßt sie wo er will. Diese Befugnis hat nur unser Herr und Jesus und diese Befug­nis ist keinem Menschen überreicht worden.

    Eine weitere Stelle vom öffnen von Türen ist 1. Korinther 16, da geht es um eine Verkündigungstür. Dort spricht Paulus davon, dass ihm in Ephesus eine offene Tür gegeben ist zur Verkündigung des Evangeliums. Diese Tür hat Jesus dann auch einmal geschlossen, aber sie wurde

dann wieder geöffnet. Jesus verfügt über Verkündigungstüren. Ebenfalls so in

Apostelgeschichte 14 V 27 wo Paulus und Barnabas berichten, Gott hätte ihnen

eine Tür geöffnet bei den nichtjüdischen Völkern, so dass dort das Evangelium

Eingang finden durfte, darüber verfügt unser Herr, ob es Gelegenheiten gibt, das Evangelium zu verkünden. In diesem Sinne hat er Schlüssel und in diesem Sinne

hat er Petrus Schlüssel gegeben, im schwächeren Sinne solch eine Tür zu öffnen.

 Eine zweite Ebene von Autorität haben wir in Epheser 2 V 20 wenn von

Aposteln und Propheten die Rede ist. Mir scheint es handelt sich hier um die

selben, aber vielleicht auch nicht notwendigerweise. Immerhin sind die Propheten

hier auf die Apostel folgende, mit anderen Worten, es handelt sich nicht um alt­testamentliche Propheten sondern um neutestamentliche. Apostel und Propheten

als fundamentlegende sind solche, die ihre Botschaft direkt von Jesus Christus

bekommen haben und sie verfügen also in diesem Sinne über das was gilt. Sie

legen gesetztes, das heißt, Offenbarung Gottes wird hingelegt und gesetzt und

so ist es und nicht anders. Das heißt, Evangelium ist in diesem Sinne etwas

festes. Daran darf man nicht rütteln, es ist gesetzt, das heißt, verpflichtend

für alle Menschen, man hat sich diesem Evangelium zu beugen, wenn man gerettet

werden will und wenn man gerettet ist hat man innerhalb dieses Evangeliums diese Offenbarung zu leben. Paulus sagt zu Titus; dieses Evangelium lehrt uns diese Gnade Gottes als Verkündigung. In Kap. 3 den Versen 3 bis 5 nimmt Paulus wieder Bezug darauf, „ wenn ihr nämlich von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben wurde, dass mir das Geheimnis durch Offen­barung kund getan wurde, so wie ich zuvor in Kürze geschrieben habe, woran ihr,

wenn ihr es lest erkennen könnt, meine Einsicht in das Geheimnis Christi, welches in früheren Geschlechtern den Menschen nicht kundgetan wurde, trotz Propheten’ so dass sie es wissen konnten, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten, das sind also Evangeliums Apostel und Propheten im Geiste, das heißt, im heiligen

Geiste geoffenbart wurde, so dass die, die zu den Völkern, ja bis soweit. Das heißt

Paulus stellt sich hier auf die Ebene von alttestamentlichen Propheten und

sagt, jetzt ist zusätzliches gesetztes festes maßgebende Offenbarung gekommen.

Paulus ist ein Grund, eine Autorität, der Wort Gottes weiter gibt, 1. Korinther 3, 10 und 11 dann die Stelle wo Paulus das noch einmal sagt. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben wurde habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt. Wie legt man Grund? Er hat nicht Jesus Christus als Person hingelegt, sondern er hat Jesus Christus verkündet. Es geht also bei diesen Personen um diese Verkündigung. Er hat die Verkündigung von Christus als Fundament hingelegt, aber ein anderer baut darauf, „ ein jeder sehe zu wie er darauf baut, denn einen anderen Grund kann man nicht legen“ . l. Petrus 1 Verse 10 bis 12 „ nach welchem Heil die Propheten suchten und forschten, die von der Gnade prophezeiten, die auf euch kommen sollte, forschend, auf wen oder welchen Zeitpunkt in ihnen hin­

 gedeutet wurde vom Geist Christi, welche die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zuvor bezeugte“ . Ihnen, den alttestamentlich­en Propheten wurde enthüllt, dass sie nicht sich selbst sondern euch zu Diensten standen. Übrigens, ein Hinweis auf die bleibende Autorität des Wortes. Sie dienten der neutestamentlichen Gemeinde, ähnlich wie in Epheser 4, das ist uns zu Gunsten geschrieben worden. Psalm 68 dürfte es sein. Sie standen euch zu Diensten mit

 dem, was euch nun als Botschaft eindringlich weitergegeben wurde, durch wen? Durch alttestamentliche Propheten? Durch die, die euch die gute Botschaft sagten, durch

 den vom Himmel gesandten Heiligen Geist. Das heißt, die Botschaft die jetzt gegeben wird, die läuft parallel mit der alttestamentlichen, aber es ist eine neue Botschaft und kommt auf dieselbe Ebene. Die neutestamentlichen Apostel, die ihre Botschaft schon von Jesus bekommen, die sind jetzt genau so maßgebend, Autorität wie alttestamentliche Propheten Autorität waren. Dasselbe stellt Petrus heraus in Kap. 3 seines 2. Briefes in den ersten 2 Versen, vielleicht darf ich die auslassen, man kann Bezug darauf nehmen. Derselbe Gedanke, Fortsetzung der Autorität bei neutestamentlichen Aposteln und Propheten. Aber wir haben im neuen Testament noch eine dritte Ebene der Autorität und das ist die Gemeinde selbst. Der Rest der Gemeinde, wenn die Verse 18 bis 20 in Matthäus 18 wenn diese Verse ein zusammenhängender Text sind und das scheint der Fall zu sein, dann wird V 18 auf den erweiterten Kreis der Gemeinde des Herrn ausgedehnt. Das heißt, es würde ein binden und lösen geben, das auch die nachfolgende Gemein­de ausübt. Mehr noch gleich darüber wenn wir unter D von der Handhabung des Bindens und Lösens sprechen. Wir haben gesprochen, von den Texten selber, dann

von den Begriffen und dann von den Autoritäten und jetzt sprechen wir von der Handhabung, wie wird binden und lösen gehandhabt.

 

        d.  Die Handhabung des Bindens und Lösens

 

Wir erinnern uns, der Doppelausdruck binden und lösen, bezieht sich wohl auf das Verständnis der Verordnung Gottes. Wie versteht man etwas, das Gott verordnet hat, was Gott hingelegt hat als Offenbarung. Darauf bezieht sich offenbar dieser Doppelausdruck binden und lösen. Das heißt, was darf man nicht und was darf man wohl in dieser Reihenfolge binden und lösen. Diese Frage und übrigens, man darf hier nicht so schnell das Wort Ethik hinein bringen, denn Dogmatik ist auch Ethik und es war wenigstens ein gutes, was Barth getan hat, Ethik mit der Dogmatik vermengt und das sollte mehr geschehen und handeln ist nicht nur Gutes und Böses tun sondern auch die Art und Weise wie wir im Reich Gottes arbeiten. Mir ist es wichtig geworden, dass Jesus betet, oder uns lehrt zu beten, „ dein Reich komme, dein Wille geschehe“ , das heißt, nicht nur arbeiten wir am Reich Gottes und wollen so dieses Gebet zur Erfüllung bringen, sondern, in diesem Vollzug, im Vollzug der Herstellung des Reiches Gottes auf Erden, oder die Herrschaft Jesu Christi muss es nach dem Willen Gottes gehen. Dein Reich werde gebaut, so wie du es willst. Auch darüber braucht es ein binden und lösen, was dürfen wir, was dürfen wir nicht. Diese Frage muss immer wieder geklärt werden bei der Handhabung des Bindens und Lösens geht es dementsprechend um den Maßstab und dann um das messen. Das sind die zwei Aspekte der Handhabung.

 Wir kommen zuerst zum Maßstab: A: Der Maßstab des Bindens und Lösens im Munde der zweiten Autorität, die erste ist klar, Jesus Christus. Wir kommen zur zweiten Autorität der Apostel und Pro­pheten und darum geht es in Matthäus 16 und 18 und wir tun dieses, weil sie in Epheser 2 V erwähnt werden. Wir nehmen also Bezug auf diese Autorität und fragen uns, wie haben diese Apostel und Propheten die uns neutestamentliche Offenbarungen gegeben haben gebunden und gelöst? Nehmen wir zuerst einmal Petrus, weil ihm dieses Wort in erster Linie gegeben wurde in Kap. 16. Wie hat Petrus gebunden und gelöst? Apostelgeschichte 15 V 10 haben wir ein Beispiel. Nachdem er in V 7 sagt: Brüder, ihr wisst dass Gott mich vor längerer Zeit unter euch auserwählte, dass die nichtjüdischen Völker durch meinen Mund das der guten Botschaft hören und glauben sollten, sagte er in V 10 : „ Nun denn, was versucht ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, was weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten“ . Er will lösen, er will hier frei geben, er will auf Grund der Wahrheit sagen, in diesem Fall dürfen wir kein neues Joch auferlegen.

 So scheint mir sieht die Erfüllung aus. Petrus löst hier die neuen Christen von einer Aufgabe, die ihnen nicht zukam, nicht zustand. Es war nicht richtig, dass man ihnen unnötigerweise Lasten auflege. So war es nicht in Einklang zu bringen mit dieser freimachenden Botschaft. Und dann weiter, bindet und löst Petrus wenn er seine Briefe schreibt. Der erste und der zweite Petrusbrief sind Verpflichtung aber auch Befreiung für die Gemeinde, daran orientiert sie sich. Petrus hat das Wort von Jesus in Kap. 16 bis 19 in Matthäus so auf diese Weise in Erfüllung gebracht. Ob Johannes, ein Apostel der dabei war in Matthäus 18, bindet und löst, wenn er uns neutestamentliche Botschaft gibt. Sein Evangelium und dann seine 3 Briefe. Er verpflichtet uns und er befreit uns, führt uns in die Freiheit. Mat­thäus, noch ein Jünger, tut das ebenfalls mit seinem Evangelium. Paulus, der später hinzu kam, tut dasselbe mit seinen Briefen. Wir haben aber noch andere, Apostel und Propheten, wenigstens noch einen, der nicht in die Reihe der ersten 13 kommt, oder die ersten 12 und Paulus. Jakobus scheint auch als Apostel zu gelten, der Bruder des Herrn. Aber ganz bestimmt ist er Prophet, wenn er uns neutestamentliche Schrift gibt, denn ich halte jeden Schreiber der Heiligen Schrift für einen

Propheten, weil es unmittelbare Verbindung mit dem Herrn braucht, um das zu tun, um

das schreiben zu können. Sei es Geschichte, Gegenwart, Material oder zukünftiges.

Andere Apostel und Propheten geben uns den Rest des neuen Testamentes und ver­pflichten uns, beziehungsweise führen uns in die Freiheit. Die Schrift als Wort des Herrn ist also Autorität, sie ist bindend, verpflichtend, sie hat uns an den Herrn gebunden und da wollen wir bleiben.  (B)

Der göttliche Maßstab im Munde der übrigen Gemeinde. Wir halten einiges fest.

Erstens: Wir hatten gesagt, wenn Matthäus 18 V 18 bis 20 ein zusammenhängender

Text ist, dann ist Gemeinde über die 12 hinaus mit einbezogen in irgend einem

Sinne. Nicht in derselben Qualität aber doch irgendwie einbezogen.

 Zweitens:

Die Autorität der Gemeinde die auf dem Fundament der Apostel und Propheten

gebaut wird, die Autorität dieser Gemeinde im Aufbausektor steht in einer Span­nung. Epheser 4 V 11 bis 16. V 11 haben wir die Verkündiger genannt, die Jesus eingesetzt hat. V 16, Ende dieses Abschnittes haben wir den Leib Christi ineinander verzahnt wie ein Körper mit seinen Gliedern, fest aneinander gefügt und eines dient dem anderen. In V 16 haben wir Horizontale Ebene. Das heißt, Bruder nebst Bruder, einer dient dem anderen, ein Gelenk neben dem anderen, keiner

mehr als der andere. In V 11 haben wir einige über die anderen gestellt, sie

sollen dafür sorgen, dass die anderen angeleitet werden zu diesem Dienst. Wir

haben also beides, eine Vertikale Linie und eine Horizontale Linie. Und in dieser

Spannung der Autorität lebt die Gemeinde immer und sie erleben es in ihren

Gemeinden. Welche Kompetenzen hat Gemeindeführung, welche Kompetenzen hat der

Rest der Gemeinde. Die zwei müssen immer wieder aufeinander abgewogen werden und wir müssen uns fragen, wer bestimmt jetzt und inwiefern? Das ist nicht immer einfach, aber Paulus gibt uns das Geheimnis, das Öl in welchem dieses andere immer gut läuft, in Liebe, V 16.

 Drittens:

Die Autorität in der Gemeinde zu verpflichten und zu entbinden hat gewisse

Grenzen und sie hat eine menschliche Grenze und eine Schriftgrenze. Die Mensch­liche Grenze gibt Paulus bereits an in 2. Korinther 1 V 24 wenn er sagt: Wir

sind nicht Herren Über euch. Das ist eine Grenze, wir dürfen nicht verpflichten,

so verpflichten, von uns aus, wir selbst sind keine Herren. 2. Korinther 4 wir

verfügen nicht über das Gewissen, wir sprechen das gewissen an, aber die Menschen

sind verblendet und sie müssen entscheiden, wir können es nicht, wir haben es

nicht in der Hand, ob sie zum Glauben kommen oder nicht. Darüber verfügt Gott

letztlich und die Menschen selbst müssen ihre Entscheidung treffen. Wir verkünden

und dann geben wir die Verantwortung ab. Wir sind also an eine menschliche Grenze

gekommen an dieser Stelle und 1. Korinther 12 V 8 „ alles was in der Gemeinde

geschieht, an phänomenalern, beziehungsweise an Kraftauswirkung das kommt von

Gott. Das haben wir voriges Jahr festgehalten. Wir haben nicht diese Vollmacht, wo

wir bestimmen, was einem anderen geschieht. Es gibt keine vollmächtigen Seelsorger

in diesem Sinne. Was dort geschieht, als Resultat in der Seelsorge und Verkündi­gung, das ist Werk des Herrn und nicht mein Werk. Gnadengabe das ist etwas anderes das ist konstant, das habe ich. Ich habe eine Gabe zum Lehren und zum helfen usw. Und die üb . . . . . .

 

Wir halten viertens fest:

 Wenn die Gemeinde dieses binden und lösen ausübt, die Anwendung dieser Erkennt­nisse, die wir eben besprochen haben von 1 ‑ 3 die Anwendung dieser Erkenntnisse auf Matthäus 18 Verse 15 ‑ 20. Wie sieht das dort aus, wenn wir jetzt die Gemeinde dort sehen? Ich teile den Text auf und gebe ihnen einen kurzen Überblick.

(A) die Verse 15 ‑ 17 als erster Teil. In diesen Fersen, wo jemand fehlt und der Gegenstand beziehungsweise der um den es gehen soll, um diesen fehlenden zurechtweisen und dann die Schritte, die unternommen werden sollen, der Text ist uns bekannt. Hier in diesen Versen haben wir ein Problem, ein Gemeindeproblem das die Notwendigkeit eines Maßstabes aufweist. Oft behandeln wir diesen Text zu unabhängig und meinen es ist schon alles gesagt in diesem Text, aber es manches oder vieles das nicht gesagt ist. Vorausgesetzt wird in diesem Text, wo man zurechtweisen soll unter 6 Augen auch einmal oder, dann bei der ganzen Gemeinde. Vorausgesetzt ist bei diesem ganzen Verfahren, dass es einen Maßstab gibt, nachdem man dieses so tut. mit anderen Worten, wir haben hier ein juristisches Verfahren um dieses Wort zu gebrauchen parallel zur Rechtsprechung aber wir haben hier nicht Legislative Verfahren, das ist vorausgesetzt, Gemeinde bezieht sich auf ein binden und lösen, das diesem vorausgegangen ist. Und deshalb scheint mir wird darauf in V 18 Bezug genommen, weil uns V 18 die Antwort gibt. Wir haben also in den Versen 15 ‑ 17 ein juristisches Problem, das die Antwort im Legislativen Bereich suchen muss. Wehe also V 18, der Maßstab wird also hier geliefert, denn Jesus sagt nicht, dass V 18 die Zusammenfassung von 15 bis 17 ist. Zu schnell sieht man V 18 als noch eine Formulierung der vorausgegangenen. V 18 aber scheint mir die Grundlage zu liefern über das vorgehen von 15 bis 17. Jesus scheint mir gibt die Antwort auf die Frage nach der Regel. Nach welcher Regel soll man verfahren, wenn so etwas aufkommt in der Gemeinde? Wonach richtet man sich in der Rechtsprechung? Antwort; nach der Gesetzgebung. Wir, die dritte Ebene der Autorität handeln nach der Autorität erster

 und zweiter Ebene. In V 18 sagt Jesus zu den 12 Jüngern, sie werden ebenfalls wie in V 19 Kap. 16 Petrus binden und lösen beziehungsweise Legislation geben können. Aber wir die Gemeinde haben nicht so eine Autorität, wir nehmen die Autorität, die Offenbare aus der Hand dieser Apostel und Propheten, aber wir versuchen sie zu verstehen, das heißt, bei uns wurde es gehen um Deutung der Legislation, das heißt, wie haben wir die Texte zu verstehen? So würden wir binden und lösen aber nicht in dem Sinne, dass wir zunächst einmal eine Gesetz­gebung erlassen würden, das tun Kirchen in Anführungsstrichen oft. Aber solche Befugnisse haben wir nicht. Es geht also in V 18 um die Autorität, die die Antwort gibt in Form von Regel für das Verfahren der Gesamtgemeinde in den

 Versen 15 ‑ 17. Wir haben also in 15 ‑ 17 die ganze Gemeinde. In V 15 ‑ 18 die Autorität zweiter Schicht, die Apostel und Propheten. Dann wieder in 19 und 20 eine weitere Hilfe, wo wieder Bezug genommen wird auf die ergänzte Gemeinde. Gemeinde handelt, zeigt uns Jesus im Auftrag, „ da bin ich unter ihnen“ und deshalb kann man in seinem Namen Beten wenn er da ist, mit anderen Worten, Gemeinde han­delt über Jesus und muss im Einklang mit Jesus ihrem Herrn handeln, er ist die

 Autorität. Und im Einklang mit ihm und dem, was er seinen Aposteln, der ersten menschlichen Reihenfolgeautorität gegeben hab, im Einklang damit handelt Gemeinde sonst. Wenn wir gegenseitige Seelsorge betreiben, wie in 15 ‑ 17 dann setzt Jesus scheinbar voraus, das treibt ins Gebet. Deshalb kommt er so selbstverständlich auf das Wesen zu sprechen, das treibt in die Abhängigkeit des Herrn. Wir handeln nicht autonom, sondern das treibt in die neue Abhängigkeit des Herrn, Herr, was

 willst du jetzt das wir machen. Es ist also nicht eine abgeschlossene Sache, man kommt neu zum Herrn, man handelt nicht in autonomer Weise. Und übrigens in dieser Verbindung weist Schlatter darauf hin, zurecht gegen Zahn, dass die Gemeinde keine (Kasoistik) kennt, also eine abgeschlossene Gesetzgebung, wo alles schon von vornherein geregelt wird. In dieser Weise irrt sich auch Luther, wenn er sagt; Gemeinde hat das Recht sich Regeln aufzuerlegen. Nein, das hat sie nicht, sie darf nicht über die Schrift hinausgehen. Was geschrieben ist, das ist bindend und lösend. Aber wir haben nicht ein Recht noch zusätzlich nach dem Beispiel in Israel auch noch zusätzliche Regeln aufzustellen und verpflichend zu machen für die Gemeinde.

 

Wir kommen zum zweiten Aspekt der Handhabung und das ist das messen. Was wird gemessen? Wir haben besprochentwomit gemessen wird, nämlich mit dem Wort von Jesus und der Apostel und Propheten. Damit misst Gemeinde nicht Personen, Sachen. Das heißt, was ist hier maßgebend? In der Konsequenz geht es um Personen. Aber das binden und lösen ist zunächst eine Frage, was steht geschrieben? Jetzt, was wird gemessen wenn wir messen mit dem Gesetz, beziehungsweise mit dem Wort Gottes, ich gebrauche jetzt Gesetz im weiteren Sinne. Es werden zweierlei gemessen in der Gemeinde Jesu. Wenn Gemeinde Recht spricht, bezi; hungsweise umgeht mit Personen, auf Grund, bereits gegebenen Autorität des bindenden und lösenden, dann haben wir Aussagen und Handlungen zu messen. Hier geht es um das, was jemand sagt und das, was jemand tut, das heißt, wenn jemand irrt, dann fragen wir, an welcher Stelle. Es gibt Verirrung, das ist Lehrverirrung. Jemand hat gesprochen, ob in einem Gespräch oder von der Kanzel oder irgend woher in einem Hauskreis. Jemand hat gesprochen und etwas irriges, das sich nicht mit dem Geschriebenen messen lässt, mit dem, was bindend und lösend ist, mit dem was verpflichtend ist lässt es sich nicht messen. Wir messen mit der Offenbarung, mit der Schrift und fragen uns, hat er jetzt nach der Schrift gesprochen oder nicht? Dies ist bindend, die Schrift von Jesus, den Aposteln und Propheten gegeben ist das Gesetz, das bindet und verpflichtet. Und wir messen jetzt mit diesem Kanon mit diesem Maßstab. Aber was messen wir? Was jemand sagt und wenn er nicht danach spricht, dann zeigt die Schrift, wie wir danach vorzugehen haben. Es kann eine schwache Verirrung sein, Römer 14 dann haben wir zu helfen und vielleicht auch zu dulden. Es

rüttelt nicht an der Heilsfrage. Es ist eine Frage, soll man Fleisch essen oder nicht, aber das ist nicht entscheidend für den Eingang in das Heil oder für das bleiben im Heil. Deshalb kann man ihn immer noch dulden als einen Heilsmenschen. Aber, äußert er zum Beispiel die Aussage, dass Jesus doch nicht von der Jungfrau Maria geboren war, dann ist das entscheidend, dann rüttelt er an der Grundlage des Glaubens von Menschen und dann muss man Abstand nehmen von ihm. Man misst also.

Zweitens:

Man misst auch Handlungen, er mag nicht sagen, aber sein Leben stimmt nicht mehr mit dem Evangelium überein, sein handeln. An dieser Stelle kann man vielleicht von der Ethik sprechen. Seine Handlungsweise, er lebt unmoralisch und da sagt die Schrift, das dürfen wir nicht dulden, das ist Finsternis. Das ist nicht die Frucht von Epheser 5 des Evangeliums. Wir messen also mit dem Wort Gottes Handlungen und vorher muss natürlich die Verkündigung kommen, die Verkündigung der Richtschnur nach ihr zu leben und uns nach ihr auszurichten haben.

 

        e.  Verwandte Fragen

 

Matthäus 12 V 29; wie kann jemand in das Haus des starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet und alsdann wird er sein Haus berauben. Dieser V wird manchmal in Verbindung gebracht mit Matthäus 16 und 18 Wie ich bereits sagte, meines Erachtens zu Unrecht, denn hier dürfen wir die zwei Begriffe, die aus einer Einheit offensichtlich zu verstehen sind aufreizen und wir würden ein Wort in einem ganz anderen Sinne gebrauchen, hier wird Binden anders gebraucht und dies kommt nicht in den Bereich der Thematik, die wir in Matthäus 16 und 18 haben. Meines Erachtens ist dieser Text irrelevant und wir dürfen nicht hier Matthäus 16 und 18 anwenden, nur weil das Wort binden hier auch noch vorkommt. Wie zum Beispiel bei den Norwegischen Brüdern das Wort Fleisch konstant, konkordant auslegen wobei sie dann auf das Schlussergebnis kommen, dass Jesus Sünde hatte, weil er fleischlich war, er kam ja im Fleisch, da sieht man den Fehler. Man muss vorsichtig sein, wie man mit den Begriffen der Schrift umgeht, sie müssen im Lichte der Schrift verstanden werden und meines Erachtens ist Matthäus 12

hier nicht eine relevante Stelle, obwohl sie manchmal in diesem Zusammenhang

verstanden wird. Wir würden also binden von lösen trennen und es als Einzelaus­druck nehmen. natürlich ist das ein Thema aber nicht zusammenhängend mit dem anderen glaube ich. Es gibt dann Parallelstellen zu Matthäus 12 V 29 die dann auch in diesem Zusammenhang besprochen werden manchmal. Und ich gebe jetzt

nur die Stellen: Jesaja 49 V 24 ‑ 26 Lukas 10 V 18 ich beobachtete Satan,

wie er wie ein Blitz aus dem Himmel fiel, als Folge der Aktivität der Vertreter

des Messias. Das ist vielleicht der Sinn dort, obwohl es ein schwerer Text ist

und Offenbarung 20 wo Satan gebunden wird, das tut dann ein Engel, nachdem Jesus

wiedergekommen ist. Eine zweite verwandte Stelle ist Johannes 20 es ist ein

anderes Thema aber es wird immer wieder in Verbindung gebracht mit Matthäus

16 und 18, Johannes 20 V 19 ‑ 23, wir kennen die Stelle, ich muss sie wohl

nicht lesen. Wenn ihr jemanden, V 23, die Sünden erlasset, sind sie ihm erlassen,

wenn ihr bei jemanden behaltet, sind sie behalten. Textlich, rein sprachlich sehr

schwierig zu übersetzen, nicht nur theologisch schwer auszulegen. Aber meines

Erachtens als Resultat der Verquickung von Schlüsseln und binden und lösen

wird dieser Text zu schnell hineingezogen. Möglicherweise haben wir hier ein

Beispiel der juristischen Handhabung, das heißt, wie geht man mit Personen um?

Auf grund des Gebunden beziehungsweise des bindenden, des Maßstabes, das wäre

wahrscheinlich schon der Fall. Aber ich weise noch auf etwas anderes hin und

ich glaube das ist eine bessere Auslegung im gesamten gesehen. Ich erinnere

daran, dass von alttestamentlichen Propheten manchmal gesagt werden kann, dass

sie das taten, was sie sagten, dass Gott oder ein anderer tun werde. Das heißt, sie konnten als die ausführenden ihrer eigenen Aussprüche gelten, was etwas sonderbar klingt, so klingt ja auch Johannes 20 V 23 sonderbar im Lichte der neutestamentlichen Praxis. Aber drei Beispiele; 1. Mose 41 V 8 ‑13, dort hat Pharao einen Traum und kann ihn nicht verstehen und erzählt ihn seinen Sklavendienern, die ihm dort dienen und plötzlich fällt dem einen etwas vergessenes ein. Ich war doch einmal in einem Gefängnis, wie schnell vergisst man das und dann war da ein junger Mann, der hat Träume von Zweien von uns gedeutet und dieser junge Mann der hat das ziemlich gut gemacht und den einen der hat er erhängt und den anderen, den hat er wieder in sein Amt versetzt. Aber das hat ja nicht Josef getan, verstehen sie. Mit der Deutung des Traumes gilt Josef, der ja hier prophetisch spricht. Er wird ein Prophet dadurch, dass er die Träume auslegen darf. Er wird als Ausführender seiner eigenen Deutung hingestellt von diesem Diener Pharaos. Er sagt zu Pharao, der Josef hat den einen erhängt und mich hat er wieder in mein Amt eingesetzt, durch die Deutung, dies ist komprimierte Formulierung, die für uns manchmal etwas schwierig ist, obwohl wir ihn in täglichen Gesprächen dauernd kennen. Es gibt Redner zum Beispiel, ich habe das kürzlich erlebt in flei Alanfred P im öffentlichen und im praktischen, mehrere von ihnen waren am Samstag da, da hat er gesagt, etwas schnell an Speck ran. Haben sie es vergessen? Ran an den Speck, das heißt, wenn wir jetzt von der Tagung gehen, dann sind wir wie Leute, wie Vögel, die an den Speck sich machen, jetzt müssen wir an die Aufgabe. Das ist Sprache, er hat nicht von einem Speck gesprochen, das ist klar. Das ist gedrängte Sprache, die kennen wir. Es gibt Leute, die nehmen dauernd me in den Mund. Und das ist eine würzige Sprache, die lässt sich schön anhören und william To sagt; bei solchen brillanter Sprache sollte man vorsichtig sein und sich nicht zu stark davon imponieren lässt, das ist auch ein guter Rat. Noch ein Beispiel, das heißt nicht, dass man aufhören sollte sie zu gebrauchen. Jesaja 61 V 1 ‑ 3 „ der Geist des Herrn, Jahwe ist auf mir, weil Jahwe mich gesalbt hat um den sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen, weil er mich sandte um zu verbinden die zerbrochenen Herzens sind, Freiheit auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers der gebundenen und auszurufen das ja der annehmung Jahwes und der Tag der Rache unseres Gottes usw. „ Der Prophet spricht hier, aber er sagt etwas aus Über den Messias. Der Messias wird dieses tun, nicht der Prophet. Der Geist ist auf dem Messias, nicht auf dem Propheten obwohl der Prophet dieses verkündigt. Eine bessere Stelle ist vielleicht Jeremia 1 die Verse 10 und 18 „ siehe ich bestelle dich an diesem Tage über die Völker und über die Königreiche um auszurotten und niederzureissen und zu zerstören und abzubrechen um zu bauen und zu pflanzen. Aber das tut Jeremia nicht. Er verkündet, dass Gott das tun wird und so gilt er gleichsam als der Ausführende seiner Verkündigung. Aber Gott bleibt der Ausführende. V 18 „ und ich, siehe ich mache dich heute zu einer festen Stadt und zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen Mauer gegen das ganze Land sowohl gegen die Könige von Juda als auch dessen Fürsten, dessen Priester und das Volk des Landes. „ Aber es ist Gott, der dann handeln wird, Jeremia vermag nichts auszurichten. Dann hat das sehr schön gesagt in ihrem kleinen Büchlein Er hat das Beispiel gebraucht aus Argenti­nien, aus Buenos Aires, von dieser breiten Straße, ich weiß nicht wieviele Fahrbahnen, er sagt es gibt eine Straße, die 25 Fahrbahnen hatte, das kann ich mir gar nicht vorstellen, aber ich glaube das ist die Straße, an die er denkt. Jetzt ist hier ein Strom von Autos der reist der Straße entlang. Aber plötzlich, da steht ein Polizist und der macht so, hebt die Hand auf und alle 25, ich weiß nicht wieviel auf einer Seite, wollen wir sagen 12 auf jeden Fall, jetzt kommen die Autos zum Stillstand und jetzt sagt er, der Polizist hat nicht die Kraft, die Autos zum Stillstand zu bringen er hat nur die Autorität. Er spricht und die Autos stehen, er hat die Autos zum Stillstand gebracht, oder. Seine Autorität ist der Auslöser. Wenn man nicht gestoppt wird, natürlich ist der ganze Polizeiapparat von Buenos Aires dahinter und das kann dann Folgen haben. So ist dies eine gewisse Autorität, die wir auch verkünden. Und wenn Jesus sagt, wir vergeben oder wir halten fest, dann scheint mir, könnte das so verstanden werden, dass wir Vergebung verkünden und wo diese Vergebungsbotschaft hinkommt geschieht, wenn Menschen die Botschaft annehmen Vergebung. Wo sie nicht hinkommt, da geschieht keine Vergebung, da halten wir fest, unglücklicherweise. Und wo sie nicht angenommen wird, müssen wir sagen, sie bleiben in ihren Sünden, wenn sie nicht zu Jesus kommen, da halten wir fest. Wir sagen klar und deutlich, unter diesen Bedingungen findet man Vergebung und unter diesen Bedingungen findet man nicht Vergebung wir halten fest, wir sagen nein. In diesem Sinne wäre also Johannes 20 möglicherweise zu verstehen und ich glaube eine ganze Reihe von Auslegern evangelikaler Prägung sind auf dieser Linie. Noch eine Stelle. Markus 11 V 22 ‑ 26 „ Jesus hob an und sagte zu ihnen, habt Glauben an’ Gott. „ Das ist die Grundlage der folgenden Verse, denn wir müssen nicht vergessen haben wenn wir weiter lesen. „ Denn wahrlich ich sage euch, wenn jemand zu diesem Berge spräche; wann? Wenn er Glauben an Gott hat, „ hebe dich und werfe dich ins Meer und in seinem Herzen nicht zweifelt; woran zweifelt? An Gott; „ sondern glaubte, dass das was er sagt geschieht, so wird es ihm zuteil werden. Darum sage ich euch, alles was ihr im Gebet verlangt oder erwünscht, glaubt, woran? An Gott, dass ihr es empfangen habt, so wird es euch zuteil werden und wenn ihr steht und betet so vergebt, auch das ist eingeschlossen. Wenn ihr etwas wieder jemanden habt, damit euch euer Vater im Himmel euch euere Fehler vergebe, weil er handeln wird nicht ich. Ich muss also im Einklang mit dem Himmel sein, wenn ich auf Erden etwas auslösen will. Wenn ihr aber nicht vergibt, so wird auch euer Vater im Himmel auch euere Fehler nicht vergeben und Berge auch nicht versetzen. Der glaube, das vergisst man

 bei diesem V ist nicht etwas, das ich in mir hervorrufe. Oder sagte vorhin in seinem Gebet „ wir sind dankbar, dass wir uns nicht zu diesem Lob auf­ schwingen müssen. Wir müssen auch nicht den Glauben aufschwingen und irgendwie produzieren. Wie meinen, wir müssten jetzt irgend ein Ereignis Glauben bei uns haben und so wird oft dieser V ausgelegt. Wenn ihr Glauben habt: Aha, jetzt

versuche ich also Glauben bei mir auszulösen, wenn ich nur Glaube, dass es

geschehen wird, dann wird es geschehen, ich nehme also die Sache vorweg. Dabei

vergisst man, dass der biblische Glaube immer einen personellen Gegenstand haben

muss, das heißt, eine Person als Gegenstand, man glaubt an eine Person. Dabei

geht es entweder um das Wesen der Person, wie bei einem Säugling, der noch nichts

verstehen kann, aber sich verlässt auf die Person der Mutter. Oder des kleinen

Buben der auch gelernt hat, sich auf den Vater zu verlassen. Oder es geht um das Wort einer Person, Glaube muss einen Gegenstand haben, ich muss wissen, wem

ich Vertrauen schenke und mit welchem Wort ich rechne. ich kann nicht einfach

das so aus der Luft nehmen. Man vergleiche auch Kolosser 3 V 17 wo es heißt;

„ alles was ihr tut, das tut im Namen des Herrn“ . Das heißt, ohne etwas im Namen des Herrn tun zu dürfen darf ich nicht tun. Ich darf nicht einmal zu einer KFG Konferenz kommen wenn der Herr mich nicht schickt und wenn er mich nicht schickt, dann kann ich nicht in seinem Namen kommen. Er muss mich geschickt haben, bevor ich etwas tue, ich darf nicht heiraten, bevor er mich nicht schickt. Es gibt eine Gnadengabe der Ehe. Ich muss alles im Namen des Herrn tun, auf Grund wovon wissen wir noch nicht heute. Wer gibt ihnen das Recht zu essen, sie verfügen nicht über sich selbst, sie sind gestorben und wir leben nur in Christus und

 er sagt mir, wann ich essen darf und wann nicht. Ich habe gehört hat eine

schwere Zeit hinter sich, sehr strapaziös und das wurde gestern Abend noch bean­sprucht, ja, das bestimmt nicht er, das bestimmt sein Herr, ob er schlafen darf, ob er essen darf oder nicht. Und wenn wir einmal eine Mahlzeit vermissen müssen, einen Nachtschlaf, dann murren wir nicht, wenn wir vom Herrn geschickt wurden. Das bestimmt er, er schickt mich, ich muss alles in seinem Namen tun. Und wenn er mich in das Bett schickt, dann habe ich in das Bett zu gehen und nicht zu ar­beiten und zu lesen. Ich bin in der Spannung, was ist mein Auftrag, ein Hinweis

von Minute zu Minute, jetzt zu arbeiten und vorzubereiten oder für meinen Körper zu sorgen, denn er ist in meiner Verantwortung, ich bin Herr meines Körpers, das

ist die Frucht des Geistes, Selbstbeherrschung, ich habe über meinen Körper zu

verfügen, ich habe ihn zu nähren sagt Paulus in Epheser 5 ich habe ihn zu

pflegen, dadurch kommt Liebe zum Körper zum Ausdruck, das ist natürlich. Aber

manchmal muss man den Körper auch hassen zu Gunsten der Liebe zu Jesus, an

anderer Stelle. Also, der Herr bestimmt jeweils, was meine Aufgabe ist und ich

muss das in Betracht ziehen, wenn ich diesen V lese Markus 11 hat der Herr

mich geschickt, diesen Berg zu versetzen oder nicht, wenn nicht, dann darf ich

nicht sagen er wird sich bewegen. und wenn sie berge in ihrer Gemeindarbeit

haben, dann geht es um Personen, die immer stören. Und vielleicht auch Dämonen,

passen sie auf. Paulus hat auch gebetet; Herr nimm diesen Dämon weg, der schlägt

mich dauernd. Jesus sagt, Moment einmal, ich möchte ihnen eine Information geben,

nicht ein Befehl, lass dir an meiner Gnade genügen, Jesus fordert nichts von

Paulus, das ist falsch übersetzt, das wissen wir ja glaube ich. Jesus gibt ihm

eine Information, jetzt kannst du mit dieser Information machen was du willst. Ich

wollte dir nur mitteilen Paulus in dieser Situation bleibt der Dämon, aber auch ich bleibe und meine Gnade wird sich als Kraft erweisen und dann jauchzt Paulus,

jetzt will ich mich freuen, jedesmal wenn ich schwach bin werde ich eine Gelegen­heit haben seine Kraft zu zeigen. Wir müssen wissen, wann wir einen Auftrag haben etwas zu tun. Matthäus 8 V 5 eine herrliche Stelle. Dieser römische Hauptmann, der wünscht, dass sein Sklave wieder gesund wird, zeigt seinen Glauben an Jesus darin, dass er sagt; ich vertraue Herr Jesus, dass du das tun kannst, weil, ich nehme an, dass das bei dir so ist wie bei mir. Ich habe keine Autorität an und für sich, ich stehe unter Rom, aber deswegen, wenn ich zu einem Knecht sage, mach das, dann macht er das und wenn ich sage, tu das, dann tut er das und wenn du sagst, nur ein Wort; werde gesund, dann geschieht das. Glaube geschieht von dem Auftrag. Wenn wir im Glauben handeln, dann müssen wir einen Auftrag haben. Aber wenn ich keinen Auftrag habe, dann kann ich nicht glauben, dass es so sein wird. Übrigens muss man auch wissen dass Glaube Tatsachen vorliegen haben muss bevor er zur Ausübung kommen kann. Ich kann nichts glauben, das ich nicht vorhin weiß, man muss erst Wissen um glauben zu können. Und wenn ich nicht weiß, dass der Berg sich versetzen wird, dann kann ich auch nicht glauben, dass er sich versetzen wird. Ich muss erst die Information haben, dass er sich versetzen wird und dann kann ich diese Information glauben und auf Grund dieses Glaubens, dieses Wissens dann handeln, das vergisst man. Ich muss also zuerst wissen, ob dieser Berg sich zu versetzen hat von Gott aus, weil ich hier einen Auftrag habe, irgend welchen Berg, dass es sich nicht um einen Berg handelt, das ist klar, das ist ein Bildwort. Aber ich muss wissen, will der Herr, dass dieser Berg sich versetzt, wenn ich das weiß, dann kann ich als einfacher kleiner Polizist sagen, bitte halt und eine ganze Menge von Widerständen können zurückgehalten werden, beziehungsweise, Berge können versetzt werden.

 

        f.  Literatur

 

das heißt, Literatur die mir zur Hilfe wurde und sie kennen vielleicht andere. Zu Matthäus 16 und 18, also textliche Hilfen. Da fand ich hilfreich „ Alfred Edersheim

 . . . . . . . . . . . n

zweitens,

Charles El ein englischer Ausleger,

drittens

allerdings nebst diesen Hilfen waren auch einmal Vermengungen, die meines Erachtens nicht gerechtfertigt waren, aber doch hilfreiche Gedanken.

An vierter Stelle,

 nicht nur weil ich dem Alphabet lang gehe hat eine prima . r Hilfe. Ich

 habe ihn sehr hilfreich gefunden bis Luls er sagt etwas sehr

schönes zu dieser Stelle V 16 bis 19 und

fünftens Adolph Schlatter hat an dieser Stelle sehr schöne Gedanken in seinen Erläuterungen zu den Evangelien. Und

sechstens Titi . . . . . sehr gute Gedanken in einem kleinen Heft mit diesem Namen.

Das waren Schriften, die ich hilfreich fand, aber schließlich musste ich doch weiter gehen und die zusammen hängen und zu versuchen zu erfassen und zu einem eigenen Verständnis zu kommen.

 

H.  Literaturangabe

      

Aus der reichen Auswahl sei nur einiges genannt:

    .  Beck, JT:  Erklärung der zwei Briefe Pauli an Timotheus; hrsgg von Julius Lindenmeyer (Gütersloh: Bertelsmann, 1879) (Tim)

    .  Hitz, Pfr Jakob:  Seelsorge an sich selbst (Schwengeler)

    .  Jentsch, Prof Dr:

    .  Keller, WPhillip:  Ps 23 (S+G)

    .  Lloyd-Jones, Dr Martin, (in D):  Spiritual Depressions (Eerdmans)  

    .  Luther, Martin:  Luthers Werke; in einer das Bedürfnis der Zeit berücksichtigenden Auswahl; viertes Bändchen (Hamburg: bey Friedrich Perthes, 1826) (LWiA4)

    .  Sauer, Erich:  In der Kampfbahn des Glaubens (Wuppertal: Brockhaus, 1952) (Kampf)

    .  Schick, Pfr Erich

    .  Spurgeon                       

    .  Zimmermann, Karl:  Wem Gott hilft, dem ist geholfen (Meinerzhagen: FB)

 

 



[1] o.: [der Ruhm der] Herrlichkeit

[2] o.: Verbindungsstellen

[3] hier ein Synonym für die Person Gottes

[4] S. Godet u. andere.

[5] o.: so wirf dich vor ihm nieder!

[6] „Evangeliumsposaune“, Christian Unity Press, York, NE, USA, 115. Jahrgang, 15.5.2009, Nr. 10, S. 7

[7] wohl i. S. v.: die gerechte Forderung; o.: das gerechte Wesen

[8] o.: gestaltet euch nicht gleich [w.: zusammen mit] dieser Weltzeit; das Wort im Gt. kommt von „gestalten/formen“ sowie „zusammen“; der Sinn ist: gestaltet/formt euer Leben nicht so, dass es dieser Welt [o.: dieser Weltzeit; der Zeit dieser Welt] gleicht; o.: passt euch nicht an diese Welt/Weltzeit an

[9] Impv. Präs.: werdet ‹stets› umgestaltet; o.: lasst euch ‹stets› umgestalten

[10] „Die Gefahren der Endzeit für die Gläubigen“, 3. Aufl. 1975, Kommissionsverlag der St.-Johannis-Druckerei, Lahr-Dinglingen, S. 96

[11] eigtl.: wann

[12] d. h.: sie beweisen damit, dass das, was das Gesetz fordert, in ihren Herzen aufgeschrieben ist; ihr Gewissen bezeugt es ihnen mit, und die Gedankenurteile klagen sich untereinander an oder entschuldigen sich auch.

[13] ‹und zum Gebrauch übergab›

[14] o.: eine Umhüllung; gr. peribolaion; Grundbedeutung: etwas, das man sich um-wirft; von gr.: peri [um … herum] und ballein [werfen]

[15] o.: geringsten Rechtssachen

[16] Dieser Satz könnte auch als Aussagesatz formuliert werden.

[17] o.: Stabsträger; Rutenträger (lat.: lictores); Diener vor allem der höheren röm. Magistrate (hier der Kolonialprätoren); sie trugen die fasces (Rutenbündel mit dem Richtbeil als Zeichen der Amtsgewalt) den Magistraten voran, begleiteten sie bei ihren Dienstgängen und führten in ihrem Auftrag Verhaftungen und Bestrafungen durch.

[18] o.: Worte; o.: Aussagen

[19] o.: gerungen

[20] a. i. S. v.: zur Ausübung von Zorn in Form von Strafe

[21] d. h.: tut Fürbitte um das, was Leben fördert

[22] Europäische Mennonitische Bibelschule, Bienenberg, CH, 1964

[23] „Die christliche Kirche und die Armee“ in „Gewissen und Freiheit“, Bern, CH, Herbst 1975, S. 59.60

[24] nach Walter Oelschner in „Egos Entscheidung und andere Geschichten“, herausgegeben von Paul Waltersbacher, Verlag Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen

[25]Das Bibliographische Institut hat festgehalten: „Damals hat das Ereignis von Hiroshima und Nagasaki (Atombombenabwurf am 6. bzw. 8. August 1945) die Welt erschüttert. Dann die nach dem II. Weltkrieg im Zusammenhang mit der Ost-West-Konfrontation entwickelte Strategie nuklearer Abschreckung haben der Diskussion über Krieg und Frieden eine bisher nicht gekannte Dimension verschafft“ (Holl 1992, 1109).

[26] Antony C. Sutton, Wall Street and the Rise of Hitler, 1976 Press, Seal Beech, California, USA.1976. Heinz Zeller hat ähnliches dokumentiert: “Der Prügelknabe Schweiz”, Buchverlag Zeller, Basel, 1998, S. 21-25.

[27] herausgegeben von Fortress Press, Philadephia, USA, 1966

[28] Impv. Präs. zur Betonung fortdauernder Handlung

[29] Eleazar aber, ein gewisser Mann, berühmt/angesehen unter den Priester des Landes [o.: der Gegend] (Eleazaros de, tis aneer episeemos toon apo tees chooras hiereoon); andere Beispiele: „Rm 15,26: für die Armen unter den Heiligen (eis tous ptoochous toon hagioon)“; 2Kr 2,11: „denn wer unter den Menschen weiß (tis … anthroopoon)“; 1Tm 1,15: „unter denen ich Erster bin (hoon prootos eimi egoo)“; 1Tm 1,20 (vgl. 2Tm 1,15): „unter denen Hymenäus ist (hoon estin Hümenaios)“; Heb 8,11: „vom Kleinen unter ihnen (autoon) bis zum Großen unter ihnen (autoon)“. In Ag 21,21 wird für das inklusive „unter“ das gr. Pronomen kata verwendet: „alle Juden unter den Völkern (tous kata ta ethnee pantas Ioudaious)“.

[30] Eine Aussendung durch eine Gemeinde müsste man in den Text erst hineinlesen. Ich befürchte, dass Missionsstrategen in ihrem Eifer, vorsichtig und planmäßig vorzugehen, zu viel in die Schrift hineinlesen. Wir müssen Gott Herr sein lassen. Wir dürfen versuchen, die Grundlinien der Missionsstrategie im Neuen Testament zu erkennen, müssen aber stehen bleiben, wo die Schrift stehen bleibt. Wir dürfen nicht etwas in die Schrift hineintragen, das dort nicht steht.

[31] Schnepel, Erich: (Quelle?)

[32] Nach dem englischen Referenten Dr. Slemming

[33] o.: in trefflicher Weise

[34] d. h.: als ans Ziel angekommenen

[35] o.: Verbindungsstellen

[36] o.: durch jede darreichende Verbindungsstelle

[37] ‹und ihre Treue›

[38] o.: in trefflicher Weise

[39] d. h.: ‹fortwährend› tun; das gr. Ptzp. Präs. kann eine andauernde Handlung ausdrücken.

[40] o.: für verbindlich erklärst; o.: verpflichtest [nämlich: auf die göttlich geoffenbarte Wahrheit]; mit dem Schlüssel werden verkehrte Heilsauffassungen verboten und rechte bejaht.

[41] o.: für nicht verbindlich erklärst