Herbert Jantzen

Sieg über Sünde - Teil 1/4

 

Heute morgen komme ich einem persönlichen Wunsch entgegen, der mir schon vor langer Zeit gemeldet wurde, von einem in diesem Kreis. Es geht um die Frage: Wie bekommt jemand Sieg über Anfechtung der Versuchung? Wie kann man als Christ auch sogar über hartnäckige Sünden Sieg bekommen? Ich habe es einmal so formuliert, es ist eine Frage die oft aufkommt. Sie ist mir schon einige Male gestellt worden. Es ist sogar ein Buch darüber geschrieben worden vom Pastor der Moody- Gemeinde in Chicago, ein hilfreiches Buch. Wie kann man über hartnäckige Bindungen, oder Sünden, Sieg bekommen?

Ich habe dieses Thema ein wenig bearbeitet auch weil ich immer wieder damit konfrontiert werde, ich möchte es eigentlich als eines der Predigten oder Botschaften immer wieder mitnehmen auf meinen Reisen, weil diese Frage immer wieder aufkommt, damit ich Antwort geben kann.

Natürlich hat man einiges immer im Gedächtnis, aber um eine ausführlichere Antwort zu bekommen muss man schon einiges aufgeschrieben haben. Vielleicht ist es nicht verkehrt wenn der Eine oder Andere einiges aufschreibt, bzw. sich hinterher auch einmal die Kassette anhört.

Ich weiß nicht wie weit ich heute Morgen komme, ich will das Abendmahl nicht beschneiden, das heute morgen ein Morgenmahl sein wird. Aber es ist ein Mahl des Herrn und die Tageszeit ist nicht wichtig.

 

Wenn man fragt: Wie kann man Sieg bekommen über Anfechtung in der Versuchung?, dann kommt sehr bald einmal die Antwort: man muss beten. Bzw. wenn wir selbst uns einmal diese Frage stellen, dann sagen wir, stellen wir uns vor, wir müssen beten. Dies ist eine richtige Antwort. Warum ist es eine richtige Antwort? Weil wir damit bekunden, dass wir selbst uns nicht helfen können. Beim Beten wenden wir uns von uns selbst weg und wir wenden uns an einen, von dem wir  meinen er könne uns helfen. Das tut jeder Heide der einen Gott bekennt zu haben. Er wendet sich an seinen Gott um von ihm Hilfe zu bekommen. Wir haben nun auch einen Gott der hilft, wir haben den einzigen Gott der hilft. Es gibt keinen anderen Gott, geschweige denn einen anderen Gott der helfen könnte. Wir haben nun einen
Helfer-Gott und das Beten ist richtig, nur sagt uns Jesus, das doch etwas vorher noch da hin gehört. Das befindet sich in Johannes 15, 7 wo er sagt: „Wenn ihr in mir verbleibt,“ das heißt wenn man in Christus ist. Das ist gegeben wenn jemand zu Christus gekommen ist. Dann ist er in Christus und da soll er aber bleiben. Er soll nicht weggehen von Jesus, er soll sich zu Jesus halten. Jesus sagt, nach unserer Übersetzung: „wenn jemand in mir bleibt“, oder „wenn ihr in mir bleibt“. Das entspricht genau dem griechischen Wort das fast genau so geschrieben wird wie im Deutschen, nur anstatt eines „i“ ein „e“. Aber es wird genauso gebraucht, nur nicht nur so. Es geht noch über unser deutsches „in“ hinaus. Das Bild zeigt uns dieses. Das Bild ist das einer Rebe „am“ Weinstock. Zwar  „im“ Weinstock, dort wo Rebe und Weinstock sich treffen, da kann man kaum unterscheiden zwischen Weinstock und Rebe, da ist ein ineinander. In diesem Sinne ist die Rebe im Weinstock. Aber wir im Deutschen sagen „am Weinstock“. Das ist auch was das in diesem Fall meint, „Wenn ihr in mir bleibt“: Wenn ihr „an“ mir bleibt, oder euch zu mir haltet, meine Nachfolger bleibt. Für die Meisten von uns ist das wohl der Fall, wir halten uns zu Jesus, wir sagen wir sind seine Nachfolger. Nun kommt das Zweite (das Erste ist die Grundlage): „Wenn ihr an mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann könnt ihr bitten was ihr euch wünscht und es wird euch zuteil werden.“ Jetzt beten wir um Sieg über diese Anfechtung, was immer sie ist.

Es gibt einige, die sind in unserer Kultur sehr hartnäckig, dann gibt es andere in anderen Kulturen die sind dort sehr hartnäckig. Das ist verschieden von Kultur zu Kultur, von Kultur-Teilen; es gibt Kreise in unserer Kultur, die haben mit ganz anderen Problemen zu tun als wir vielleicht. Aber wir haben vielleicht mit Gedanken zu tun, oder mit unnützen Worten, oder mit Dingen die wir uns gern anschauen, oder vielleicht sogar einer Sucht, oder mit einer hartnäckigen Lust. Es gibt gewisse Dinge über die wir schwerer Sieg bekommen als über andere. Aber was das Wort Gottes hier sagt gilt von jeder Anfechtung, das heißt von jeder Versuchung zur Sünde. Manchmal ist es nicht so schwer für uns sie zu bekommen, aber manchmal ist es schwerer. Nun sagt Jesus: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben“ und an dieser Stelle gleich, finde ich, dass ich und manche von uns sehr schnell versagen.

Das habe ich im vorigen Sommer lernen müssen, als ich für längere Zeit Tag für Tag, Stunde für Stunde sehr beschlagnahmt war auf der Reise. Dann fragt man sich, wie sieht jetzt aus, dass man ständig in der Verbindung mit dem Herrn beleibt?

Hudson Taylor hat erlebt, die Chinesen und - davon weiß vielleicht Fräulein Matmüller auch etwas zu erzählen, obwohl die Kultur in ihrem Lande etwas anders war, aber damals wenigstens war es nicht besondere Gepflogenheit an der Tür zu warten, bis man eingelassen wurde in China. Das konnte schon sehr früh am Tag sein, da waren die Chinesen schon im Haus. Ja jetzt soll man beten, seine Stille Zeit haben. Da hat er sich sehr sehr früh wecken müssen, um dann unter einer Decke, jetzt muss man sehr Vorsichtig sein, aber damals gab es keine Taschenlampen soviel ich weiß, da hat man wohl eine Kerze angezündet, habe ich gelesen. Mit großer Vorsicht wird die irgendwo hingestellt sein müssen und unter der Decke damit man einigermaßen geschützt oder alleine ist, vielleicht weniger um warm zu bleiben, sondern damit man einigermaßen ein kleines Zimmerchen für sich hat (ein Kämmerlein, wie Jesus das nannte). Dann schlägt er seine Bibel auf und fängt an zu lesen und zu studieren. Das kann vier Uhr morgens sein, das kann drei Uhr morgens sein. Moody stand vier Uhr morgens auf, um zu beten, damit er einige Zeit allein hätte, bevor die anderen im Haus sich rührten. Irgendwo muss ein Weg gefunden werden. Irgendwo muss - was geschehen? Gottes Wort sich vorhalten! Wenn Jesu Worte, und Jesu Worte ist die ganze Heilige Schrift, schalten wir kein Wort aus. Jesus selbst hat gesagt: „Der Mensch lebt von jedem Wort, dass aus dem Munde Gottes hervorkommt.“

Im letzten Buch der Bibel sagt Johannes, bzw. der der es ihm erzählt (vielleicht ist das sogar die Tat) in Offenbarung 19, 10: der Geist der Prophetie ist Jesus.

Was heißt das, "der Geist der Prophetie"? Nun, was ist ihr Geist? Was ist mein Geist? Sie brauchen keine Angst zu haben, ich spreche gar nicht von Okkultismus. Denken Sie auch nicht zu schnell an den Heiligen Geist. Unser Geist, das sind wir selbst. Wir wohnen als Geister in Gefäßen, in Zelten, in Häusern, wie die Bibel das sagt. Einmal Gefäß, einmal Haus einmal Zelt. In einem Gehäuse, das von Ton geschaffen ist, von Erde und wird wieder zur Erde gehen. Die Tatsache dass es jetzt lebendig ist, wird dem Hauch Gottes zugeschrieben, eben dem Geist. Solange Geist in diesem Ton ist, bewegt sich der Ton. Wie ein Auto mit einem Motor, das Auto ist Blech und Stahl und so weiter, manchmal eher Plastik, aber es bewegt sich, es ist wie ein Lebewesen und damit muss man rechnen. Da sitzt eine Seele am Steuer. So ist das bei uns, wir sind motorisierte Dinge, Leiber, tönerne Gefäße. Da drin sitzt ein Fahrer, ein Geist und dieser Geist ist das Leben, unser Herz sagen wir manchmal oder sagt die Bibel. Das Herz ist die Seele, der Geist, der inwendige Mensch.

Die Bibel ist Geist, warum? Weil Jesus in dem Wort ist. "Meine Worte" sagte Jesus, "sind Geist und  sind Leben", weil Jesus sie gesprochen hat, weil Jesus im Geist diese Worte spricht. Diese Worte sind Leben, weil Jesus in diesem Wort wohnt, weil der Geist in diesem Wort wohnt und wenn wir Jesus in unserem Inneren leben haben wollen, dann müssen wir mit seinen Worten rechnen. Diese Worte müssen in uns lebendig sein, das will heißen, dass wir uns irgendwann einmal Gottes Wort vor Augen, vor unsere eigentlichen Augen werden führen müssen. Wir werden einfach die zwei Deckel aufschlagen müssen und anfangen zu lesen. Dabei wird es nicht bleiben dürfen, wir werden einiges beherzigen müssen, ins Gedächtnis aufnehmen müssen, damit es da wie geschrieben auch steht, so dass mit einem kleinen Knopf das wieder auf den inneren Bildschirm kommt.

Wir werden zweierlei, bzw. eins von zweierlei tun müssen, den ganzen Tag: Wir werden entweder lesen müssen, aus einer Bibel, oder wir werden einen Zettel haben müssen, auf den wir dieses Bibelwort aufgeschrieben haben, dann lesen wir von dem Zettel ab, was Gott sagt, was Jesus sagt. Das ist das erste, entweder wir lesen es, irgendwann am Tag immer wieder, oder zusätzlich halten wir unserem inneren Auge vor, weil wir es im Gedächtnis haben. Einiges haben wir auswendig gelernt, das können wir wieder auf den inneren Bildschirm hervorrufen. Dann denken wir darüber nach. Aber manches haben wir nicht auswendig gelernt, das wird dann gelesen werden müssen.

Der Psalmist sagt in Psalm 119: "Dein Wort habe ich aufgespeichert", aufgelagert, aufgestapelt, eins nach dem anderen," damit ich nicht gegen dich sündige". Wollen wir also siegreich kämpfen gegen die Sünde, dann wird Gottes Wort aufgelagert sein müssen, wir werden aus unserem Herzen ein Waffenlager machen müssen. Wir werden eine ganze Menge von Waffen bereit haben müssen, wenn wir nicht sündigen wollen. Wir werden kämpfen müssen. Aber da müssen Waffen sein, wenn wir kämpfen wollen. Deshalb "dein Wort", Schwert! "habe ich in meinem Herzen aufgelagert, damit ich nicht gegen dich sündige".

Einen Wall bauen wir auf, mit dem Bilde kann man es sagen, oder wir haben Waffen aufgelagert, Verse.

Einer meiner Professoren sagte einmal, ganz praktisch: "Wenn die Sünde kommt, wenn der Teufel kommt, Bibelverse zitieren, und wenn es der Falsche ist, aber Bibelverse zitieren!"

Das haben wir gehört, das ist sitzen geblieben. Natürlich bleibt man nicht beim falschen, aber es muss das Wort Gottes sein. Es muss da sein, denn wir können nicht den ganzen Tag die Bibel lesen. Aber ich werde den ganzen Tag Bibel vor Augen haben müssen. Den ganzen Tag braucht es eine Waffe. Nun sagt der Psalmist, bevor wir Psalm 119 verlassen, Vers 9, ganz besonders für junge Menschen: "Wie wird ein junger Mensch seinen Weg unsträflich gehen?“ Was heißt das, unsträflich? Ungestraft. Denken sie daran, junge Leute, es gibt Strafe und ganz ungeheure Strafe. Wir sündigen nicht ungestraft. Aber wie kann man seinen Weg gehen, ohne dass man gestraft werden muss? „Wenn man sich ausrichtet nach deinem Wort." Irgendwo wird man dann also die Grenzen des Pfades kennen lernen müssen. Ausrichten, sich danach richten heißt, irgendwo die Richtung bekommen und zwar aus dem Wort. Wo ist diese rechte Straße, auf die unser Hirte uns führt? Die muss ich herauskriegen aus dem Wort. Das ist die Straße an welcher der Hirte mich entlangführen will.

Also vom Psalm 119 gehen wir zum ersten Psalm. Zuerst: "Wohl dem" der nicht dies und das und das, dreierlei. Aber dann Vers zwei: "Der Tag und Nacht", nicht: redet von seinem Gesetz, d.h., ja, in einem gewissen Sinne schon. Waren Sie schon einmal in einer jüdischen Synagoge? Haben sie, nun  nicht diese schöne hier in der ... Straße, wo man sich sehr nett benimmt, da geht’s noch sehr ruhig zu  , obwohl da auch etwas mehr durcheinander ist wie hier in unseren Versammlungen, das heißt mehr Bewegung, besser. Aber wenn sie in Jerusalem sind und dort ins Gebiet Meascherim gehen, in die echte alte Synagoge, da geht es wie man früher sagte, wie in einer Judenschule zu. Oder dann gehen Sie an einem kleineren Raum vorbei und dann sehen Sie diese jungen, andächtigen, lernwilligen Juden die dort so stehen: .. ... Das ist was der Psalmist in Psalm 1 sagt, Murmeln im Hebräischen: "Wohl dem der murmelt in deinem Gesetz", Nachsinnen, reden in diesem Sinne, während man liest. Die Kinder wenn sie in die Schule gehen, glaube ich, lernen sie, zu lesen ohne dass die Lippen sich bewegen, das muss man. Aber wenn man Wort Gottes liest, dann lohnt es sich manchmal mit den Lippen zu lesen. Ganz bewusst damit das hier sitzen bleibt. Halblaut, manchmal laut wenn sie alleine sind, manchmal sehr laut, wenn sie ganz alleine sind, damit das einmal sitzen bleibt:" WOHL DEM" da ist eine Verheißung, nicht Gegenwärtiges. Es wird ihm wohl ergehen, das ist was gesagt wird.

Jetzt ist mir nicht immer wohl, wenn ich die Bibel lese. Ich muss mich dazu setzen, ich muss mich dazu aufmachen. Man ist nicht immer dazu gelaunt. Man muss sich daran machen: "Junge jetzt kommst du mit!" müssen wir zu unserem Leib sagen, "jetzt stehst du einmal auf, aus den Federn raus, und jetzt gilt es Wort Gottes zu lesen." "Ich habe keinen Hunger, mir ist nicht danach, heute mache ich  nicht Stille Zeit." vergessen sie das, ihre Laune hat nichts zu sagen, rein nichts. Jesus hat das Wort, nicht meine Laune. Jetzt gilt es sich aufzumachen, und Gottes Wort zu lesen und so zu lesen und so zu Herzen zu nehmen, um nicht zu sagen auswendig zu lernen (ich gebrauche nicht gerne das Wort "auswendig lernen", weil das zu mechanisch ist.) Ich meine jetzt damit es sitzt und hier lebendig ist. Damit Tag und Nacht, das ist vielleicht für die älteren, die mal nicht schlafen können. Aber manchmal sollten wir auch ganz absichtlich während des Nachts uns Gottes Wort vorhalten.

Ich gebe Ihnen einen kleinen Tipp: bevor sie schlafen gehen, werden sie vielleicht schon liegen; Gottes Wort vor Augen führen. Einige Bibelstellen. Und so schlafen Sie ein. Morgens früh, bevor sie aufstehen schon einige Bibelverse und dann machen sie es vielleicht wie Wilhelm Busch, dann stehen sie auf und setzen sich an die Kante des Bettes und sagen: "Herr Jesus, es ist so schön dein Kind zu sein." So kann man den Tag besser beginnen, als mit einem Murren: "Ja jetzt es schon soweit, jetzt muss ich wieder raus." Und dann rausgehen, noch schnell an der Küche vorbei, sich den Durst stillen und dann geht's raus.

So geht man nicht in den Sieg hinein. So wird man nicht in den Kampf siegreich hineingehen, bzw. herauskommen. Wir müssen mit Gottes Wort hineingehen, wie Jesus: „Es steht geschrieben“. Das hat er aber vorher auswendig gelernt. Ich glaube nicht das er eine große Rolle mitnahm, in die Wüste. Es kann sein, ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall konnte er ganz spontan, schnell sagen „so steht’s geschrieben“. 

So müssen wir es auch sagen. Gottes Wort im Innern haben und deshalb vor Augen führen, auf irgendeine Weise.

Jetzt kann jemand sagen: „In Johannes 15, 7 heißt es: Wenn ihr an mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann könnt ihr beten.“ Ja, aber wir wollen noch nicht gleich beten. Nicht zu schnell beten. Es gibt noch einiges anderes zu tun. Was heißt das noch? Wir haben jetzt nur grundsätzlich gesagt „wenn meine Worte in euch bleiben“ die Tatsache, aber jetzt gilt es zu fragen: welche Worte? - Die Worte die mir zum Sieg verhelfen können. Hier müssen wir vielleicht doch einschränken, oder eingrenzen, was mein Professor sagte. Nicht die falsche Stelle, sondern die richtige Stelle. Wir müssen lernen das Schwert richtig zu schwingen, nicht wie Petrus, damit nicht nur Ohren wegkommen, sondern Köpfe fallen.

Welche Worte? Ich schlage vor, man beherzigt z.B. Philipper 2, 12, aber nicht nach der Luther-Übersetzung („Schafft dass ihr selig werdet“) sondern sinngemäß: sorgt dafür, dass das Heil das ihr empfangen habt, das ihr bereits habt, dass dieses Heil zur Auswirkung kommt. Und zwar mit Furcht und mit Zittern. Es geht darum dass das Heil, das ich bekommen habe als Vergebung der Sünde, dass dieses sich jetzt auswirkt als Sieg über die Kraft der Sünde. Die Vergebung für die Strafe der Sünde habe ich, ich bin befreit vom Zorn Gottes, aber die Sünde als Gesetz bevor ich sündige (es gibt Sünde vor Sünde, nach Römer 7) ist als negatives Naturgesetz in mir. Wenn diesem Gesetz Raum gegeben wird, dann sündigt man als Tat. Wie kommt man gegen dieses Gesetz an? Jetzt gilt es dieses Heil, das wir empfangen haben, zur Auswirkung kommen zu lassen, damit es über diese Kraft, über das Gesetz der Sünde siegreich wird.

Das Zweite: Es wird bedeuten, wer Sieg haben will, der wird damit rechnen müssen, dass er leiden muss, dass er Angst haben wird, dass er sich fürchten muss. Kommen sie bitte nicht zu schnell mit 1. Johannes 4, 18: „liebe treibt die Furcht aus“, sie sind noch nicht so weit, sie lieben ja noch nicht. Es muss erst Liebe da sein, bevor sie die Furcht austreiben können und bevor sie lieben können, müssen sie fürchten. Ganz schön! Wissen Sie, das Alte Testament spricht sehr viel von Liebe, aber es legt ein Fundament für die Liebe, nämlich die Heiligkeit Gottes. Wer Sieg haben will über Sünde, der muss einmal lernen, was Sünde heißt, denn Sünde ist der Kontrast zu einem heiligen Gott. Wir werden nie wissen was Sünde ist und wie ernst sie ist, wenn wir uns nicht erst Gott anschauen, und uns fragen: wer ist denn der, gegen den ich eventuell sündigen könnte?

 

Wenn wir gegen die Sünde kämpfen wollen, dann müssen wir nicht die Sünde vor Augen haben, sondern einen heiligen Gott, und gegen den will ich nicht sündigen. Was sagt Joseph zu der Frau, die ihn in Versuchung bringt? „Wie sollte ich gegen so einen Gott sündigen wollen?“ Er hat Gott vor Augen und gegen diesen Gott will er überhaupt nicht sündigen, es kommt nicht in Frage.

Wir werden uns in der Heiligen Schrift befassen müssen mit der Heiligkeit Gottes, wir werden ein biblisches Gottesbild bekommen wollen und diesen Gott von ganzem Herzen lieben. Aber liebe zu Gott bringt die Grenze der Furcht. Eine Liebe zu Gott zittert, hat Angst es könnte nicht bei der Liebe bleiben. Liebe zu Gott ist gepaart mit einer Furcht: „Ich möchte nicht sündigen, ich möchte die Sünde hassen.“ Je stärker die Liebe – je stärker der Hass gegen die Sünde. Ich muss mit allem Ernst daran gehen. Ich werde lernen müssen, dass es eine Sache von Leben und Tod ist, denn Paulus sagt: „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr dabei zu sterben.“ Es ist immer noch wahr, auch für den Christen: die Sünde bringt den Tod. Sterben. „Aber ich will nicht sterben, an keiner Stelle meines Lebens, ich will Leben“, diese Worte müssen wir uns einprägen. Solche wie Philipper 2, 12.

Ich werde lernen müssen, dass wenn ich Sieg bekomme über eine Sucht, über eine Lust, über eine Gewohnheit, über etwas das sehr stark sitzt, dass ich, wie die amerikanischen Drogensüchtigen gesagt haben, ich „cold turkey“ bekomme, das bedeutet Entwöhnungs- Schmerzen. Es schmerzt, das Entwöhnen schmerzt, es tut weh. Man gewöhnt sich nicht so schnell an das Neue. Es entstehen dann diese Schmerzen und die werde ich dann bereit sein müssen auf mich zu nehmen.

Wer aufhören will zu rauchen, der muss damit rechnen, dass es Schmerzen gibt.

Man darf sich da nicht zu schnell berufen auf all die schönen Erlebnisse, wo der Herr das einmal so weggenommen hat. Wir freuen uns darüber, wir danken Gott, dass er dieses tuen kann und freuen uns darüber, dass diesen Leuten das erspart blieb. Aber nicht jeder erlebt das so. Beim Einen nimmt der Herr die Not ganz weg, er behebt sie. Beim Anderen belässt er die Schwierigkeit, aber er hilft uns durch die Schmerzen hindurch. Genau wie bei der Krankheit. Manchmal nimmt er die Krankheit weg, aber manchmal lässt er die Krankheit, aber hilft mir darin treu zu sein.

Jetzt muss ich lernen, dass Sieg über Sünde wirklich Schmerzen bringen kann und dazu muss ich bereit sein und zwar mit Furcht und mit Zittern. Es ist eine existenzielle Angelegenheit.

Sünde muss ferner als Schuld erkannt werden. „Mit Furcht und Zittern“ heißt, dass ich eingestehen werden müsse dass ich gesündigt habe. Kürzlich war ich auf einer Bibelschule und einer der Schüler oder Mitarbeiter (ich weiß nicht mehr was er war) fragte im Bezug auf einen Bekannten von ihm, wohl aus seiner Gemeinde. Der kommt einfach nicht über ein gewisses hinweg. Da merke ich schon, wie er über diese ganze Situation sprach, dieser junge Mensch scheint sich selbst so zu verstehen als würde er hier gewissermaßen Gefangen gehalten und er könne einfach aus diesem Gefängnis raus. Er hat noch nicht eingesehen, und ich sagte diesem Bruder das auch, dass er [selbst] der Sünder ist, nicht jemand anderes. Er wird nicht in einem Gefängnis gehalten, er selbst hält sich in einem Gefängnis. Das muss durchdacht werden, das muss erkannt werden.

Wenn sie gebunden sind, sind sie Schuld, kein Anderer. Kein Gott, kein Dämon, Sie. Ist das klar? Ich bin Schuld. Ein Alkoholiker will immer gern anderen Schuld geben, das sitzt drin. Ein verhältnismäßig erfolgreicher Psychologe in der Arbeit mit Homosexuellen ist auf eine sehr einfache Sache gestoßen, die Gott schon längst in der Bibel klar gemacht hat. Aber jetzt auf einmal mach das so die Runde in gelehrten Kreisen: ein Homosexueller hat Selbstmitleid. Überhaupt jeder Süchtige, das ist jetzt die Erkenntnis, hat Selbstmitleid. - Natürlich hat er Selbstmitleid, es ist Flucht vor der Realität. Es ist Ersatz-Freude. Man scheut sich vor der Verantwortung und dann geht man dahin. Man sucht einen Weg auf dem man Freude haben kann. Diese Freude wird man dahin geben müssen, diese Ersatz- Freude wird man dahingeben müssen und zunächst einmal zeigen, dass man bereit ist loszulassen bevor die andere Freude kommt. Die kommt nicht gleich, notwendiger Weise, aber die kommt, nur Mut. Aber man wird bereit sein müssen zum Leiden und das heißt man wird bereit sein müssen sich als Schuldner vor Gott hinstellen zu müssen.

 

1. Johannes 1, 7-9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.“ Dieses Licht ist Gott nicht ein Bruder. Wir kommen zu Gott, das ist ein viel helleres Licht, als irgend ein Mensch. Unsere Sünden müssen vor einem heiligen Gott erkannt und bekannt werden. Wir müssen uns als Schuldner hinstellen und hier haben wir eine Hilfe aus dem Munde von Jesus: Petrus fragte einmal: Wie viel mal soll ich jetzt meinem Bruder vergeben? Reicht sieben mal? und dann sagt Jesus: 490 mal.

Wie oft soll ich meine Sünden bekennen? Sieben mal? Sehen sie die Parallele?  Jetzt geht es nicht um den Anderen, jetzt bin ich der Schuldige. Wie viel mal soll ich Vergebung suchen? Wie viel mal will Jesus mir vergeben? Jesus sagt: 490 mal und mehr. Nur sagt der Psalmist, das ist jetzt kein Ruhekissen dass ich jetzt weiter sündigen darf. Wir sprechen jetzt nicht davon, wir sprechen davon, dass ich mich selbst als Schuldner erkenne und dieses immer wieder, immer wieder. So oft ich sündige stelle ich mich als Sünder hin, mit allem Ernst: Herr ich habe gesündigt.

Wissen Sie, wenn sie das 10 mal am Tage tun, dann werden sie bald müde werden. Mit allem Ernst, immer wieder, dann werden Sie zerknirscht, dann liegen sie am Boden. Genau da will Jesus uns haben, genau dort.

David Wilkerson, mit dem wir nicht in allem übereinstimmen, hat aber eines erkannt: viele Drogensüchtige kommen nicht weg, bevor sie wirklich am Ende sind. Sie kommen nicht frei, bevor sie einmal wirklich am Ende sind. Das ist biblisch. Deshalb immer wieder bekennen. Sie werden vielleicht nicht Sieg bekommen, aber immer wieder, bis sie am Boden liegen, bis es Ihnen wirklich ernst ist - entschuldigen Sie, ich will ihnen Mut machen - auch wenn es Jahre dauert. Wir dürfen nie weglaufen von Jesus, wir müssen dran bleiben. Wir dürfen nicht aus dem Kampf raus.

Kürzlich habe ich etwas gelesen von einem Läufer. Da sagt der Trainer zu ihm: „Dies ist eine lange Strecke“ (ich weiß nicht wie viele Kilometer) „wenn Sie nicht ans Ziel kommen wollen, dann lassen Sie es. Wenn Sie jetzt loslegen, dann müssen sie bereit sein dort anzukommen. Wenn sie jetzt anfangen, dann müssen sie dabei bleiben.“ Jetzt fängt er an zu laufen, er will. Nach einigen Kilometern: „puh“, sie wissen, es kommt die Zeit wo alles aus ist und jetzt möchte man am liebsten in die Horizontale. Nein, ich habe angefangen, ich muss weitermachen, ich habe angefangen, ich muss weitermachen. Der Herr ist in allem dabei, denken Sie nicht dass der Herr nicht dabei ist. Er ist dabei und er beobachtet mich und er hilft mir, genauso wie er bei Petrus dabei war, als Petrus auf dem Wasser lief.

Jesus hat Petrus etwas lehren wollen. Petrus musste einmal lernen was es heißt zu sinken. Er hat ihn nicht gleich ergriffen, bevor er anfing zu sinken, sondern erst als er begann zu sinken. Das alles ist sehr schnell gegangen, aber immerhin, erst als Petrus ganz schön im Wasser war, hat Jesus ihn ergriffen. Aber er war die ganze Zeit dabei. Jesus weiß ganz genau, wann einzugreifen. Genau wie der Badewächter am Strand, in welchem Moment es gilt hineinzuspringen und den der am ertrinken ist herauszuholen. Sonst könnte der Wächter untergehen, was schon oft der Fall gewesen ist.

 

Die Sünde bekennen, vor einem Heiligen Gott stehen, die Sache ernst nehmen (Philipper 2, 12).

 

Ich glaube ich werde hier für heute abbrechen. Wir wollen an den Tod Jesu denken und an seine Vergebung. Aber wollen wir auch dabei denken, dieses Blut ist vergossen nicht nur damit wir Sündenvergebung haben, sondern damit wir wirklich seinen Sieg erleben dürfen über die Kraft der Sünde. Wissen Sie, es gibt wirklich Überwindung.

Ich bin so dankbar, dass ich dazu ermutigt wurde schon früh in meinem Dienst. Ich hatte auf einer Akademiker-Freizeit zu sprechen und es waren nicht sehr viele erschienen, aber es war eine sehr schöne Freizeit. Professor Michel war auch da. Ich weiß nicht mehr was das Thema war, aber ich habe über Sieg über Sünde gesprochen, anhand von Römer 6.

Da habe ich gesagt: „es gibt Sieg über Sünde“, das vielleicht nicht ganz lutherisch, aber ich dachte es war biblisch. Als ich fertig war und wir ins Gespräch, in die Diskussion kamen, da hat Professor Michel das Wort ergriffen und in so einer Diskussion können dann auch einmal die anderen, eher lutherischen Ansichten aufkommen, ich weiß nicht wie die Diskussion verlief, auf jeden Fall hat er gesagt: „Ich möchte Herrn Jantzen unterstützen, es gibt Sieg.“ Ich habe mich unbändig gefreut, dass so ein Mann, der von dieser Seite, das heißt man hätte gedacht er wäre von dieser Seite gekommen, dass er gesagt hat: „Ja es stimmt, wir müssen nicht sündigen, wir dürfen mit Sieg rechnen.