Herbert Jantzen

Der Titusbrief - Teil 1/5 - Einleitung

11.04.1997

 

Bitte beachten:

 

Grüne Markierungen bedeuten, dass leichte Veränderungen oder Ergänzungen zum besseren Verständnis vorgenommen wurden, bzw. deuten auf nicht verstandene Begriffe hin, oder auf fehlende Stellen in der Aufnahme.

 

Rote Markierungen stehen für nicht verstandene Bedeutungen des Gesagten, oder unvollständige Sätze, die (noch) nicht durch uns ergänzt werden können.

 

Wir tun einen Blick in ein biblisches Buch, das vielleicht etwas seltener zur Sprache kommt bzw. seltener besprochen wird. Aber mir ist es sehr sehr wichtig geworden. Mit der Zeit habe ich ein Buch nach dem anderen kennen gelernt durch intensives Bibelstudium, und beim Titusbrief habe ich schwer ackern müssen; es hat schwierige Stellen, gleichsam Nüsse, die schwer zu knacken sind. Aber ich habe grossen Segen bekommen aus dem Studium dieses Buches. Und ich hoffe, dass dieser Brief uns gemeinsam zum Segen wird in diesen Tagen. Der Brief ist geschrieben worden von dem Apostel Paulus, der uns ja recht bekannt ist. Er ist gerichtet an Titus, einen Mitarbeiter von ihm. Man zählt etwa genau soviel Mitarbeiter von Paulus, als Jesus sie hatte, nämlich 12. Nur hatte Jesus sie zur gleichen Zeit, aber Paulus nicht notwendigerweise. Titus war einer dieser etwa 12 Mitarbeiter von Paulus, nebst Timotheus und anderen.

 

Diese haben verschiedene Aufgaben. Titus und Timotheus haben ähnliche Aufgaben, und zwar sind es dieselben Aufgaben, die Paulus gestellt waren. Sie waren Missionare. Das Wort Apostel wird heute von unserem deutschen Wort Missionar unterschieden, aber im Grundtext ist das nicht der Fall. Während wir im Deutschen 2 Wörter haben, hat es im Grundtext in unserem Neuen Testament nur ein Wort, nämlich das griechische Wort, das zu Deutsch Apostel heisst. Wir haben das griechische Wort einfach etwas verwandelt. Anstatt „Apostolos“ sagen wir „Apostel“. Das ist das Wort „Gesandter“ oder „Sendbote“, wie Pfarrer Schnepel es gern übersetzte. Ein Missionar. Heute unterscheiden wir zwischen Apostel und Missionaren, weil wir das Wort „Apostel“ reserviert haben für die, die zu der biblischen Zeit Apostel waren, speziell reservieren wir es für die 12 von Jesus und solche, die vielleicht noch hinzu kamen wie der Apostel Paulus. Die ersten, die ihre Botschaft direkt von Jesus Christus bekommen hatten und das Fundament des Evangeliums in den Raum gestellt haben, auf dem seither gebaut wird. Wir reservieren das Wort aus Ehrfurcht vor dieser Botschaft, die Gott selbst ihnen gab. Sie waren neutestamentliche Propheten gleichen Ranges wie alttestamentliche Propheten und wir genieren uns, diesen Begriff, diese Bezeichnung für andere zu verwenden, die ihre Botschaft nicht so direkt von Gott bekamen. Diese Ehrfurcht ist am Platz. Es hatte dann aber doch andere, die dieselbe Tätigkeit vornahmen, nicht aber dieselbe Autorität hatten. Sie hiessen auch Apostel. Solche waren z. B. Barnabas, der Mitarbeiter von Paulus. Zunächst ist Barnabas der führende in dieser Mannschaft. Aber es wird dann bald deutlich, dass Paulus ein von Gott berufener Prophet ist, dem Gott seine Botschaft, das Evangelium, in besonderer Weise anvertrauen will, und so bekommt er in dieser Mannschaft eine führende Stellung. Auch wenn sie sich vorübergehend trennen, so bleiben sie doch Mitarbeiter am Reiche Gottes und sind offenbar versöhnt worden. Barnabas, Silas, Timotheus Titus: Apostel, oder wir nennen sie heute: Missionare. Sie waren nicht Pastoren. Pastoren in unserem Sinne, im heutigen Sinne kennt die Heilige Schrift ja nicht. Sie kennt die Hirten, und das Wort Pastor ist ein Wort für Hirte, nur wird es heute anders gebraucht als das Wort Hirte. Es wäre gut, wenn wir beim einfachen Wort Hirte bleiben würden, auch im übertragenen Sinne, wenn wir von Reich-Gottes-Mitarbeitern speziell in der örtlichen Gemeinde sprächen. Hirten waren sie alle. Paulus war ein Hirte, Petrus war ein Hirte. Er nennt sich sogar ein Ältester. Er war ein Ältester in der Gemeinde in Jerusalem. Als Apostel war er einer der ersten Ältesten. Missionare waren oft die ersten Ältesten der Gemeinde. D. h. die ersten Hirten die ersten Verantwortlichen. Aber sie blieben nicht die ersten Ältesten. Es war ihre Aufgabe und ihre Gewohnheit, dann auch bald weiter zu ziehen, und dann wurden andere als Älteste eingesetzt die dann aber auch an Ort und Stelle blieben und dort die Seelsorgearbeit fortgesetzt haben. Solche Leute waren Titus und Timotheus nicht.

Weshalb die Bezeichnung - die vielleicht etwa 100 oder 150 Jahre alt ist - Pastoralbriefe nicht am Platz ist, und ich wünschte, wir könnten sie einmal aus den Auslegungsbüchern und theologischen Büchern verschwinden lassen, weil diese Bezeichnung fehl am Platz ist. Aus 2 Gründen:

Erstens, die Adressierten waren nicht Pastoren, und von daher waren auch die Briefe, an sie gerichtet, nicht Pastoralbriefe. Wendet man ein, dass es sich um Hirtenbriefe handelt, die Angelegenheiten in den Gemeinden besprechen wollen, dann müssten wir aber die anderen Briefe wie die Korintherbriefe und den Epheserbrief und den Kolosserbrief ebenfalls als Pastoralbriefe bezeichnen, was man ja bekanntlich nicht tut. Also bleibt der Einwand gegen diese Bezeichnung. Pastoralbriefe sind sie nicht, weil die Adressierten Timotheus und Titus nicht Pastoren waren. Sie waren nur vorübergehend an dem Ort der Verantwortung, wo sie sich aufhielten, als diese Briefe an sie gelangten. Timotheus war in Ephesus, Titus auf der Insel Kreta.

Zweitens, die Bezeichnung Pastoralbrief ist fehl am Platz, weil der Schreibende Paulus nicht ein Pastor war. Er war ein Apostel, ein Missionar, und das heisst ein Missionar schreibt an einen Missionar, in diesem Fall Titus. Im Falle des Timotheus’ ist es Timotheus. Ein Missionar schreibt an andere Mitarbeiter (Missionare). Sie sind also Missionsschreiben. Und wenn man dieses im Gedanken behält, dann kann man eine gute Perspektive bekommen für den Inhalt.

 

Ich habe einmal über diesen Brief gesprochen während Bibeltagen für Missionare und Reich- Gottes-Arbeiter im Buchenauerhof. Für die Mitarbeiter dort war es sehr zentral, denn sie standen gerade in dieser Problematik „Ethik in der Missionsarbeit“. Und das ist das Thema des Titusbriefes. Nun ist aber die ganze Welt ein Missionsfeld (Hamburg eingeschlossen), und solche Worte, von einem Missionar an einen Missionar geschrieben gerichtet, sind bleibend geltend. Wie wir eben bedacht haben, Jesus der eigentliche Autor, ist derselbe, so erinnern Sie sich daran, und wir sind dieselben geblieben. Unser Wesen ist nicht anders als das Wesen der Menschen zur Zeit des Paulus. Wir haben dieselben Probleme, die auf der Insel Kreta herrschten. Heute wieder vermehrt wie sie damals vorhanden waren in dieser dunklen Gesellschaft. Man könnte also die folgende Überschrift über diesen Brief stellen: Weisungen für die Nacharbeit eines Missionars.

 

Missionsarbeit war getan worden auf der Insel Kreta. Menschen waren zum Glauben gekommen an verschiedenen Orten. Missionare hatten dort gewirkt. Wahrscheinlich Paulus und Titus zusammen. Paulus musste weiter, Titus wird zurückgelassen, um die Arbeit fortzusetzen. Und das, was noch zu tun es galt, noch zu tun. Er ist also ein Missionar und wird auch bald weiterziehen, wie Paulus weiter gezogen war. Dieser Brief erinnert daran. In Kapitel 3 gibt Paulus diesbezüglich Anweisungen über das Weiterziehen dieses jungen Missionars. Übrigens, „jung“, das ist ein relativer Ausdruck, möglicherweise zwischen 30 und 40 Jahren dürfte Titus gewesen sein. Der Begriff „jung“ ist in jener Zeit sehr dehnbar, so wie auch Jesus der im selben Alter war, auch noch jung war. Aber um es etwas anwendbar zu machen, möchte ich folgende Überschrift stellen: „Was in der Gemeinde Jesu immer gebraucht wird“. Davon spricht der Titusbrief. Denn das ist es, worüber Paulus an Titus schreibt, wenn er ihm Weisungen gibt für seine Nacharbeit. Was es in den Gemeinden braucht. Darüber schreibt er.

 

Es braucht in der Gemeinde immer gute Beispiele (Kapitel 1).

Es braucht in der Gemeinde immer die rechte Verkündigung (Kapitel 2).

Es braucht in der Gemeinde immer, dass die Botschaft sich als glaubwürdig erweist. Es ist immer nötig, dass die Gemeinde ihre Botschaft mit Glaubwürdigkeit ausweist (so in Kapitel 3).

 

Ich gebe etwas mehr Information oder einen etwas näheren Überblick über diesen Brief, bevor wir in die Besprechung des Textes hineingehen.

 

Eine Übersicht: Der Brief kann in 4 Teile aufgeteilt werden. Normalerweise hat ein neutestamentlicher Brief 3 Teile: einen kurzen Briefeingang, einen kurzen Briefschluss und dazwischen den Hauptteil. In diesem Fall - und manchmal ist das sonst auch so - ist der Briefeingang schon ein längerer Text, 4 Verse hier, und enthält eine Menge an Evangelium, an Briefinhalt, an Inhalt, der dem 2. und dem 3. Teil ähnelt. Sodass er eigentlich in den Hauptteil hineingezogen werden kann. Ebenfalls verhält es sich so mit dem Schlussteil. Er ist ein längerer Teil (Kap. 3, Vers 9 bis Ende Vers 15). Dieser Teil hat ebenfalls seelsorgerliche Inhalte, sodass er hinzugezogen werden kann. Der Brief ist kurz (3 Kapitel) und die Verszahl ist nicht gross. Es ist also inhaltlich ein verhältnismässig kurzer Brief. Kann in wenigen Minuten durchgelesen werden. Das ist zu empfehlen, und zwar wäre es gut, das mehrmals zu tun in dieser Woche, wenn man dazu kommt.

 

Also, 4 Teile. Der erste Teil, die ersten 4 Verse von Kapitel 1. Dort haben wie den Briefeingang. In diesen Versen weist der Verfasser sich aus. Er nennt seinen Briefempfänger und grüsst ihn. Der zweite Teil ist der Rest von Kapitel 1. Dort geht es um die personelle Aufgabe des Empfängers Titus. Er hat eine Aufgabe in Bezug auf Personen. Es sollen Älteste eingesetzt werden, und die Art dieser Ältesten wird sorgfältig beschrieben. Es ist also eine personelle Aufgabe, die Titus hier bekommt bzw. an die erinnert wird eigentlich. In Vers 5 wird er an diese Aufgabe erinnert. Sie war schon vorher da und jetzt erinnert Paulus ihn brieflich daran. Im Rest des Kapitels, bis Vers 16, werden Richtlinien dem Titus weitergegeben für die Wahl der Ältesten. Dann kommt der dritte Teil, und der ist der längste Teil. Er zieht sich hindurch von Kapitel 2 Vers 1 bis Kapitel 3 Vers 8. In diesem Teil geht es um die Verkündigung des Titus. Das ist die zweite Aufgabe des Titus, die Paulus ihm gibt. Er hat erstens eine personelle Aufgabe, und dann zweitens eine Verkündigungsaufgabe. Und hier geht es um die zweite Aufgabe, die Verkündigungsaufgabe. Es ist ein Lehrauftrag, der in Vers 1 dort erwähnt wird. In Vers 1 wird dieser Lehrauftrag angegeben. Sodann haben wir in Vers 2 ein spezielles Wort für ältere Männer. Das ist ein Teil der Verkündigung des Apostels, d. h. des Missionars. Er soll sich der älteren Männer annehmen. Das gehört zum Dienst eines Missionars, dass er das tut. Denn dort ist ein Geheimnis für die Gesundheit der Gemeinde Jesu. Bei den älteren Männern soll man ansetzen. Dann haben wir aber auch ein spezielles Wort für ältere Frauen. Und auch dort haben wir einen Schlüssel für gesunde Gemeinde (Verse 3-5). Dann haben in Vers 6 ein kurzes Wort für jüngere Männer und in den Versen 7 und 8 ein spezielles Wort für Titus, der ein Vorbild sein soll nicht nur für jüngere Männer, sondern auch für andere. In den Versen 9 und 10 hat es ein spezielles Wort für leibeigene Knechte, für Sklaven, und dann in den Versen 11 bis 14 haben wir ein Wort von der Gnade Gottes. Und hier tun wir wohl, ein wenig stehen zu bleiben. Der Titusbrief ist vielleicht das beste Buch über Ethik, das wir in der heiligen Schrift haben, neben dem alttestamentlichen Gesetzbuch oder den altestamentlichen Gesetzestexten, wo wir sehr viel Ethik natürlich haben, weil Ethik mit Ordnung, moralischer Ordnung, sittlicher Ordnung zu tun hat. Im neuen Testament ist der Titusbrief der Ethiktext im ganzen Neuen Testament. Kein Text, der so systematisch ethische Wahrheiten bespricht. Dogmatische Texte haben wir im Römer- und im Epheserbrief. Der Römerbrief und dann anschliessend der Epheserbrief sind die 2 Teile der Dogmatik des Apostels Paulus. D. h. in diesen 2 Briefen haben wir in allgemeiner geordneter Weise die Lehre vom Heil in Christus dargestellt. Während wir im Römerbrief mehr das Augenmerk richten auf die Heilswahrheiten selbst, wird unser Auge gelenkt auf die Heilsgemeinde, die Heilsmenschen im Epheserbrief. Aber beide sind Lehrbücher, dogmatische Lehrbücher, d. h. sie besprechen die Wahrheit Gottes, besonders die Evangeliumswahrheit Gottes, aber im Lichte des Alten Testamentes, das ist klar.

 

In der deutschen Ordnung, im Versuch, die Theologie etwas darzustellen im deutschsprachigen Raum, geht man folgendermassen vor: Man teilt die Theologie auf, die systematische, in diese 2 Teile Dogmatik und Ethik. Und die 2 zusammen sind die systematische Theologie. D. h., die zweite Hälfte der systematischen Theologie von Paulus wäre die Ethik, nämlich der Titusbrief. Dogmatik ist die Darstellung, die geordnete Darstellung der Wahrheit als solcher, der Verkündigung. Während Ethik die Darstellung dessen ist, was wir zu tun haben. Dogmatik ist das, was wir zu glauben haben. Ethik ist das, was wir zu tun haben. Nun wird’s interessant. Die zwei sind nicht voneinander zu trennen. Die sind im Wesen miteinander verzahnt. Wenn wir im Alten Testament mehr Gesetz haben, so ist das Alte Testament nicht bar des Evangeliums. Wir haben eine Menge vom Evangelium im Alten Testament. Wir haben sehr sehr grosse und wichtige Texte über die Liebe und die Barmherzigkeit und die Gnade Gottes im Alten Testament. Dort sind die zwei verflochten. Licht und Gnade. Wahrheit und Gnade. Im Neuen Testament ist es ebenfalls so. Das Neue Testament gilt als das Buch des Evangeliums. Aber es ist nicht bar des Gesetzesgedankens. Paulus, obwohl er weiss, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz als Regime sind, greift aber immer wieder zurück auf das Alte Testament, weil er weiss: dort hat Gott bereits gesprochen, und über gewisse Dinge hat Gott nie seine Meinung geändert. Die werden im Gegensatz im Evangelium aufgegriffen! Der Unterschied ist der, dass Gott jetzt zeigt, wie sein Wille wirklich durchgeführt werden kann, wie es wirklich zur Vollendung kommen kann mit seinen Absichten mit uns.

 

Aber Gott ist immer derselbe Gott. Und er hat immer dieselben Auffassungen über Gnade und über Forderung. Ich kann es auch anders sagen. Auf der einen Seite haben wir Information und auf der anderen Seite haben wir Forderung. Indikativ und Imperativ. Dogmatik ist der Indikativ Gottes, Ethik ist der Imperativ Gottes. Bei der Dogmatik haben wir das, was wir zu glauben haben, nämlich es ist die Wahrheit, und bei der Ethik, was wir zu tun haben, der Wille Gottes, der von uns getan werden soll. Nun ist der Titusbrief diese Ethik. Aber, in diesem Brief trotz dessen, dass der Hauptteil aus Anweisungen besteht wie Menschen, Christen sich zu verhalten haben. Diese Töne kommen immer wieder. Wie man sich zu verhalten hat, wie es sich geziemt, wie Christen zu handeln haben ganz praktisch im Alltag. Ja alle 7 Tage in der Woche. Diese Forderungen werden verankert im Evangelium. Wir haben 3 Texte. 3 Kapitel 3 Texte. In jedem Kapitel haben wir ein reines Evangelium, einen Evangeliumstext. Gleich zu Anfang in den ersten 3 Versen beginnt es mit Evangelium. Verheissung, und dann ist das Evangelium erschienen und es wird verkündet. Klares Evangelium in kondensierter Form in den Versen 1 bis 3. Aus diesem Evangelium, das gleich zu Anfang in den Raum gestellt wird, fliesst der Wille Gottes für uns Menschen. Der Wille Gottes ist, dass niemand verloren gehe, er will, dass wir gerettet werden, das ist Evangelium. Aber aus diesem Willen fliesst ein anderer Wille, der unser Wille werden soll. Er soll unser Wille werden, seinen Willen zu tun. So fliesst also die Ethik aus der göttlichen Evangeliumsdogmatik. Es geht dann weiter in Kapitel 2 hinein. Und dann kann Paulus nicht weiter. In Vers 11 muss er wieder zurück zum Evangelium. Ja, der Satz fliesst gleichsam aus der Ethik in die Dogmatik von Vers 10 bis Vers 11. Es ist ein Guss, weil ja – kann Paulus argumentieren – die Gnade Gottes erschienen ist. Da ist er beim Herrn Jesus und bei seinem Tod für uns am Kreuz und bei der Gnade, die so viel verändern kann. Und er zeigt nun, dass alles in unserem Leben, was Gott von uns haben will, eigentlich Geschenk ist, pure Gnade. Es ist nicht so, dass Gott bei der Bekehrung mit Gnade beginnt und dann machen wir weiter per Gesetz, wie die Galater es haben wollten. Paulus sagt: „ihr habt begonnen im Geist - wollt ihr im Fleisch weitermachen?“ Das ist nicht der Weg Gottes. Es bleibt alles Gnade. Kolosser 2 Vers 6, da haben wir ähnliche Probleme am Ort Kolossä in der Gemeinde dort. “So wie ihr angenommen habt den Herrn Jesus Christus, im Glauben, aus Gnade, so wandelt in ihm.“ Es bleibt Geschenk. Dass wir zum Glauben kamen war Geschenk. Dass wir für Jesus leben dürfen, bleibt Geschenk. Und wir nehmen es an, und wir bleiben Bettler. Der Unterschied zwischen uns und den anderen ist: wir wissen, wo das Brot zu finden ist. Und wir leben von diesem geschenkten Brot tagaus tagein. Das will Paulus zeigen. Wenn er den Ernst des Lebens eines Christen aufgezeigt hat im Titusbrief, dann zeigt er aber auch die Gnade Gottes, die dem ganzen Ernst Gottes für unser Leben entspricht.

 

Es ist nicht mehr Ernst bei Gott für uns als Freundlichkeit Gottes für uns da ist. Nicht mehr, es ist nicht mehr Forderung Gottes da als Geben Gottes da ist. Nicht mehr, (sondern) viel mehr Freundlichkeit. Es ist alles Freundlichkeit, es ist alles Gnade. Nur gibt er uns Gelegenheit, diese in Empfang zu nehmen. Er setzt uns unter Druck damit wir zu ihm eilen. Was sagt Paulus im Galaterbrief? Das Gesetz war ein Pädagoge, ein Sklave, der die Kinder begleitet hat hin zum Ziel. Das Gesetz war eine Triebkraft hin zu Christus, hat Menschen zu Christus treiben wollen. Und das Gesetz der Ethik, wenn es an den Christen gelangt, tu’ dies, tu’ das lass dieses, lass das, ist eine Triebfeder, ein Mittel um uns noch einmal zu zeigen, uns noch einmal daran zu erinnern, dass wir ohnmächtig sind, den Willen Gottes zu tun und dass wir wieder kapitulieren, wie es bei der Bekehrung der Fall war und die Gnade uns schenken lassen. Das ist das Wesen des Christenlebens. Das soll von vornherein klar werden. Das ist die Basis, das Fundament der Ethik im Neuen Testament. War es übrigens auch im Alten Testament. Damit wir uns nicht missverstehen. Es war nie anders gewesen. Nie, die Gnade war immer die Basis der Ethik. Wie begannen denn die 10 Gebote? Mit einer Präambel: Ich bin der Herr Jahwe, der Ewigseiende, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägyptens herausgeführt hat. Gnade, das ist die Präambel. Und von daher darf Gott sein Volk mit Recht aufrufen: du darfst mich lieben von ganzen Herzen, keine anderen Götter neben mir haben. Ich bin es wert.

 

Nun, wir gehen weiter. Das dritte Evangelium oder der dritte Evangeliumstext, den haben wir in Kapitel 3 in den Versen 4 bis 7. Wieder inmitten eines ethischen Textes, wo Paulus von dem Ernst des christlichen Wandels gesprochen hat, kann er nicht anders als noch einmal darauf hinzuweisen, was Gott für uns getan hat. Nun sind die .... (es fehlt ein Stück) .... ein wenig anders in diesen 3 Texten. Aber die Besprechung desselben will ich mehr für die Textbesprechung lassen. In Kapitel 2 wirft Paulus sein Augenmerk sehr stark auf das Kommen Jesu in die Welt. Die Gnade Gottes ist erschienen. In Kapitel 3 lässt er uns schauen, was Gott an uns getan hat, als wir zum Glauben kamen an Jesus Christus. Ja, und dann mündet der Text in den 4. Teil. Dort haben wir dann die Schlussworte (Verse 9 bis 15). Ich war noch nicht ganz fertig mit dem zweiten Teil - entschuldigen Sie. Das Evangelium von der Gnade Gottes haben wir in den Versen 11 bis 14. Dann geht es weiter mit den speziellen Worten, ein weiteres Wort für den Verkündiger (in Vers 15). Und dann, in den ersten 2 Versen von Kapitel 3, sagt der Apostel, wie man sich vor der Welt verhalten soll. Wir werden gesehen und wir sollen wie Königskinder uns benehmen, das Licht des Evangeliums auch im Charakter nicht nur mit Worten darhalten, wie in Philipper 2. In den Versen 3 bis 7 haben wir helfende Überlegungen, sehr hilfreiche Überlegungen, zwei grundsätzliche – glaube ich – sind es. Und dann noch in Vers 8 noch ein Wort für den Verkündiger.

 

Zwischendurch immer wieder ein direktes Wort an Titus. Nicht nur gibt Paulus ihm, was er den anderen weitergeben soll, sondern immer wieder dazwischen: Du Titus, so und so sieht es bei Dir dann aus. Also es hat dann zwischendurch Verkündigung für Titus. Er soll sich selbst das immer wieder sagen.

 

Im vierten Teil haben wir Schlussworte. Zunächst Anweisungen für die Begegnung mit dem Verkehrten. Und das Verkehrte hier ist einmal verkehrte Menschen und zum anderen verkehrte Meinungen oder Auffassungen oder verkehrte Lehre. Begegnet man solchen Menschen oder solchen Auffassungen, wie soll man sich da verhalten ...(Text fehlt)... 

 

für ein Gott wohlgefälliges Leben in dieser dunklen Welt und Zeit.

 

Nun kommen wir zu der Textbesprechung. Zum ersten Teil, den Versen 1 bis 4, dem Briefeingang. Der Brief ist wie ein Haus. Und er hat eine kleine Vorstube, diese nennen wir den Briefeingang. Dort geht um den Verfasser, den Empfänger und den Gruss. Das ist normal. Manchmal nimmt sich aber Paulus mehr Zeit für das eine oder andere. So dass schon dieser Grusseingang, der Eingangsgruss sich ausdehnt zu dem, was Paulus weiter zu sagen hat.

In den ersten 3 Versen weist der Verfasser sich hier aus. Wie tut er das? Erstens nennt er seinen Namen. Das war damals so üblich. Er beginnt mit seinem eigenen Namen und sagt Paulus. Nun hiess er vielleicht nicht immer so, obwohl wir nicht genau wissen, ob er immer so hiess oder nicht. Wir wissen, dass er zuerst uns als Saulus begegnet, aber wir wissen nicht, ob er zu dieser Zeit vielleicht schon Paulus hiess. Nur dass in der einen Gegend dieser Name gebraucht wird und in der anderen jener Name. Was ja öfter vorkommen kann bei gewissen Individuen. Auf jeden Fall heisst er hier nicht mehr Saulus, sondern Paulus. Dann gibt er seine Stellung vor Gott an. Paulus stellt sich selbst in das Licht Gottes. Das tut er vor den Augen von Titus. Das ist Beispiel für Titus. Das ist Beispiel für die, denen Titus zu dienen hat. Wenn wir diesen Brief lesen, dann haben wir an mehrere Gruppen zu denken. An mehrere Personen. Zuerst an Paulus, dann an Titus, dann an die Ältesten auf Kreta und dann an die Gemeinde, den Rest der Gemeinde. Es geht von einem zum anderen. Und was hier gesagt wird, trifft für alle 4 zu. Es trifft für Paulus zu, es trifft für Titus zu, es trifft für die Ältesten zu, es trifft für die Christen zu. Jeder von uns muss lernen, sich im Lichte Gottes zu sehen. Und das haben wir hier in ausgezeichneter Weise dargestellt. Wir haben hier die zwei Pole unserer Stellung vor Gott. Einmal sind wir Leibeigene (Nichtse), gehören vollkommen (24 Stunden) dem Herrn Jesus. Sklaven. Der Sklave war ein vollkommener Leibeigener. Knecht ist nicht genug. Wenn wir das Wort Knecht gebrauchen dann stellen wir das Adjektiv „leibeigener“ voran, denn es handelt sich hier um einen Sklaven (um einen Doulos). Paulus, leibeigener Knecht Gottes. Ich gehöre ganz dem Herrn Jesus, ich gehöre ganz meinem Gott. Jetzt möchte ich am liebsten hier stehen bleiben. Und es würde sich lohnen, die ganze Woche hierüber zu sprechen. Denn das ist uns abhanden gekommen, dass wir unserem Gott gehören.

 

Ich denke, es war einmal als ich den Epheserbrief las, (es) könnte auch der Kolosserbrief  gewesen sein, weil ähnliche Formulierungen dort vorkommen. Dann las ich die Anweisungen des Apostels für die Sklaven. Mit Furcht und Zittern sollen sie ihre Aufgaben leisten. Und dann sage ich mir, das bin ich. Wenn das ein Sklave von Menschen tun soll, wie viel mehr nicht ein Leibeigener Gottes? Er sagt es auch in Philipper 2 mit Furcht und Zittern. Wir kennen nämlich nicht unser eigenes Wesen. Aber wenn wir uns im Lichte Gottes zu sehen bekommen. Wer er ist in seiner Heiligkeit, das ist der eine Pol. Und dann in seiner Liebe, das ist der andere Pol. Und wir merken: das ist eine vollkommene, spannungsfreie Harmonie. Dann ist es wohltuend und gesundend, uns im Lichte Gottes zu sehen. Wir gehören diesem Gott, weil er uns geschaffen hat. Merken Sie sich die Gründe. Weil er uns geschaffen hat – was er gemacht hat, gehört ihm. Kennen Sie die kleine Geschichte von dem Jungen, der das Boot gemacht hat, und dann war es ihm abhanden gekommen? Und dann, als er es wiederbekam, musste er es kaufen, natürlich vom Ladeninhaber, der es inzwischen bekommen hatte. Und jetzt schaut er sich sein Boot an und sagt: und jetzt bist du zweimal mein. Einmal machte ich dich und ich hab dich gekauft. Gott hat uns gemacht und deshalb gehören wir ihm.

Und zweitens. Er hat uns bewahrt. Er hat sich eingesetzt für uns und deshalb gehören wir ihm. Und drittens. Er hat uns erkauft und deshalb gehören wir ihm. Und viertens, wir haben’s ihm gesagt, wir haben uns doch ihm gegeben und wir haben das bezeugt in der Taufe, wir haben gesagt: „ich bin verschwunden für die Welt, ich bin auferstanden für Jesus. Ich gehöre ihm ganz.“ Taufe ist ein Bild von Jüngerschaft. Daran erinnerten wir uns am Sonntag in ...(?).

 

Wir gehören unserem Gott und wir sind seine Leibeigenen. Das ist das eine. Aber im Grundtext das griechische Wort „de“ (?) das heisst Gegenüberstellung. Auf der einen Seite Sklave, Leibeigener, auf der anderen Seite Apostel. Er ist geadelt worden, was seinen Dienst betrifft. Er ist ein Gesandter. Er ist nicht nur ein Geholter, sondern ein Gesandter. Nicht nur ein Jünger (ein Nachfolger Jesu), sondern ein Ausgesandter. So wie die anderen Zwölf. Sie waren geholt aus der Welt und wurden Jünger Jesu. Und dann wurden solche Jünger Jesu, (Nachfolger Jesu, Schüler Jesu) zu Aposteln, d. h. Sendboten. Sklave Jesu Christi, aber auch Apostel Jesu Christi. Sklave Gottes, Apostel Jesu Christi. Von Jesus, dem Sohn Gottes, dem Christus Gottes, d. h. dem Erlöser der Welt ausgesandt.

 

Und was das heisst, denke ich, wissen wir. Es gab damals verschiedene Arten von Aposteln: Jesus selbst wird Apostel genannt im Hebräerbrief. Er ist der grosse von Gott ausgesandte, um uns zu retten, um die Wahrheit Gottes uns zu geben. Dann hat es die fundamentlegenden Apostel nach Epheser Kapitel 2 und 3, die das Fundament legen. Wobei Jesus Christus selbst der Eckstein ist. Paulus sagt im 1. Korinther 3: „ich habe ein Fundament gelegt.“ Und dieses Fundament heisst Jesus Christus. Nicht nur er, sondern auch die anderen haben dieses Fundament gelegt. Sie bekamen die Botschaft direkt, unmittelbar von Jesus Christus und gaben diese weiter und stellten sie in den Raum. D. h. sie legten das Fundament und auf diesem Fundament wurde gebaut. Das waren die fundamentlegenden Apostel. Und dann gab es die weiteren Apostel, die wir heute Missionare nennen. Wie schon gesagt, Barnabas, Silas, Timotheus, Titus usw. Solche folgen diesen ersten Aposteln nach. Haben nicht dieselbe Qualität der Autorität, aber tun dieselbe Arbeit. Sie haben es von ihnen gelernt, sie verkünden dieselbe Botschaft, tun die Arbeit in derselben Weise wie die ersten Apostel. Die Missionsmethoden haben sich nie geändert, die biblischen. Nie! Und wir werden den Willen Gottes nie anders besser tun, als wenn wir sie so tun wie die ersten Apostel sie taten. Daran sei erinnert. Das wäre wieder ein Thema besonders in einem entsprechenden Rahmen.

 

Und nun kommen wir zu einem Wort in Vers 1, das schwer zu übersetzen ist. Das griechische Wort lautet „katar“, ein sehr einfaches Wort, eine Präposition. Aber, einige Wörter  haben es in sich. Man kann sie so oder so gebrauchen, sie sind sehr anwendungsreich. Wie z. B. das deutsche Wort Anlage. Wenn ich das Wort nur sage, kommen verschiedene Vorstellungen im Hirn der Zuhörer auf. Ich habe schon solche Experimente gemacht und dann die Beteiligten aufgerufen, das erste was ihnen in den Sinn kam, zu sagen. Natürlich sind die Antworten sehr verschieden. Und das ist ein Beispiel dafür, dass ein biblisches Wort ähnlich verschieden gebraucht werden kann. Und deshalb müssen wir den Zusammenhang erfragen. Nur, hier wird es schwierig. Der Zusammenhang hilft uns nicht so schnell weiter, wie wir es gerne hätten. Und ich bin immer noch nicht ganz schlüssig. Aber ich denke, wir bleiben besser bei der üblichen Bedeutung. Eine Zeitlang hatte ich mich für die Anschauung eines gewissen Auslegers entschieden, nämlich für die Übersetzung „für“, und die darf nicht ganz ausser Acht gelassen werden. Wenn Sie diese Übersetzung mitnehmen, dann hilft das. Aber es ist nicht die einzige Möglichkeit. Und ich denke es wäre einseitig, wenn wir es nur so übersetzen würden. Die übliche Übersetzungsweise „nach“ ist hier vielleicht nicht ganz zufrieden stellend. Normalerweise wird „kata“ mit „nach“ übersetzt.

 

Im Grunde bedeutet das Wort „in Harmonie mit“, „auf der selben Linie“, „entsprechend“, „demgemäss“, „zweierlei passt zusammen“, „zwei Gedanken passen zueinander“. Nur ist die Frage, wie. Welcher Gedanke kommt zuerst und welcher folgt? Und da wird es schwierig. Ich habe schliesslich das Wort „gemäss“ gewählt. Aber man könnte auch das Wort „entsprechend“ gebrauchen. Wie gesagt, kann das Wort „für“ auch ein Stückchen weiterhelfen. Ich fange noch einmal an, zu lesen: „Paulus, leibeigener Knecht, aber Apostel Jesu Christi gemäss dem Glauben der Erwählten Gottes und der Erkenntnis der Wahrheit.“ Paulus ist Apostel in Harmonie mit zwei Gedanken: D. h., dass er Apostel ist, passt zu zwei weiteren Gedanken. Nämlich zu dem Gedanken des Glaubens der Erwählten. Und da haben wir wieder eine Schwierigkeit. Was heisst hier Glauben? Inzwischen ist Glaube für uns zweierlei. Die Tätigkeit des Vertrauens – Glauben heisst das Glauben, d. h. die Tätigkeit des Glaubens. Aber Glaube heisst das was man glaubt. Und so sagt man heute: „ich habe meinen Glauben“, was wohl so viel heisst, „stören Sie mich bitte nicht.“ Ich habe keinen – oft wenigstens. Aber ich habe einen, damit man die Leute los wird. Eigentlich glaubt jeder etwas, die Frage ist nur was. In diesen Tagen habe ich über den Begriff Gläubige nachgedacht. Und dann musste ich mir sagen, ja eigentlich ist jeder ein Gläubiger. Fragt sich nur, in welcher Beziehung. Jeder Mensch, den Sie auf der Strasse treffen, ist ein Gläubiger. Er glaubt an etwas. Und wenn es nur ist, dass sein Auto weiterfahren wird, oder dass sein Fuss ihn weiterführen wird und was immer noch. Er glaubt etwas, er vertraut.

 

Was ist Glauben hier? Es ist schwer zu wissen. Aber es ist möglich, dass jetzt, wo wir uns etwas näher zum Ende der neutestamentlichen Zeit hinbewegen, dass in dieser Zeit Glaube schon eine objektive Bedeutung bekommen hat, d. h. es dürfte der Fall sein, dass hier Glaube schon der Gegenstand des Glaubens ist, d. h. die Wahrheit. Das wäre möglich, wenn man das „und“, das hier vorkommt: „Glauben der Erwählten Gottes und der Erkenntnis der Wahrheit.“, wenn dieses „und“ im alttestamentlichen Sinn verstanden wäre. Was heisst das? Das ist eine Hilfe zum Bibellesen. Im Neuen Testament oder auch im Alten Testament, wenn Ihr das Wort „und“ antrefft, oft heisst das auf deutsch „das heisst“. Im Deutschen ist „und“ für uns Addition. Ich addiere dies und das, 1 und 1 macht 2, der und der waren dabei. Es wird addiert, zugesetzt. Aber „und“ kann in der Bibel eine Wiederholung sein. Dieses und etwas, d. h. das ist genau das, was voranging. Nur mit anderen Worten. Wir können es auch so sagen emarais (?)  mit anderen Worten gesagt: „so und so“. Das wäre hier möglich. D. h.: „ich bin Apostel in Harmonie mit dem Glauben, mit dem, was Erwählte Gottes zu glauben haben, d. h. in Harmonie mit der Erkenntnis der Wahrheit.“ Das wäre sinnvoll. Das wäre eine Wahrscheinlichkeit. Es könnte sehr gut sein, dass das es wäre, was Paulus sagen wollte. Andererseits – versuchen wir das jetzt anders. „Ich bin Apostel gemäss der Tatsache, dass Erwählte glauben.“ D. h. – und hier könnten wir das Wort für sogar wieder gebrauchen. „Ich, Apostel für das Glauben der Erwählten.“

Sind Sie mitgekommen? Verstehen Sie, was ich sage? „Ich bin Apostel dafür das Menschen glauben.“ Nun sind die Erwählten schon zum Glauben gekommen. Aber Erwählte, d. h. Christen sollen nicht aufhören zu glauben. Das trägt unser Leben. Glaube ist der Schlüssel unserer Beziehung zu Gott, und der Träger. „Aus Glauben zum Glauben“, heisst es im Römer Kapitel 1. Es wird nie anders sein. Wollen Sie Ihre Beziehung zu Jesus Christus bewahren? Dann wird es keinen anderen Weg geben, als einfach zu vertrauen auf die Gnade Gottes. Und wenn Sie das tun, (dann) können Sie zufrieden (sein) und ruhig sein. Ja, aber ich fühle mich so unruhig. Und jetzt gebe ich Ihnen eine Hilfe. Nehmen Sie ganz bewusst Abstand von diesem Gefühl, nicht (!) unterdrücken Sie es, nicht vertreiben Sie es, sondern nehmen Sie mittels einer Entscheidung Abstand davon. D. h. geben Sie die Verantwortung ab dafür. Sagen Sie dem Herrn „Herr, ich fühle mich so und so, aber ich nehme Abstand davon. Das ist nicht die Wahrheit. So wie ich mich fühle, ist nicht die Wahrheit.“

 

Die Wahrheit ist – und innen tobt es – während es stürmt, während Sie unruhig sind, während Sie vielleicht noch ein schlechtes Gewissen haben. Sagen Sie: „Herr,ich nehme jetzt Abstand im Gehorsam gegenüber deinem Wort, ich nehme Abstand von diesen Gedanken, von diesen Gefühlen. Dein Wort sagt mir, wer seine Sünde bekennt, dem wird sie vergeben. Und das ist die Wahrheit.“

Und erstaunlicherweise fliehen die Wolken. Vielleicht nicht sofort, aber sie fliehen - immer, immer, immer! Hier – können Sie lesen – Jesus Christus ist derselbe und er erhört und er antwortet auf Vertrauen. Nur Vertrauen – keine Leistung. Versuchen Sie jetzt treu zu sein, versuchen Sie jetzt zu beten, geben Sie dem Herrn allerlei Versprechungen – es wird nicht gelingen. Sie werden sein wie der Kämpfende im Treibsand. Je mehr Sie da sich bewegen, desto stärker wird der Sog sein und Sie gehen unter. Das war ein Abstecher – ich muss zurück kommen.

 

Gemäss dem Glauben der Erwählten Gottes. Vertrauen, dazu ist Paulus da, dass die Erwählten gestärkt werden im Glauben. Natürlich ist er auch dafür da, dass es solche gibt, die zum Glauben kommen, die Gott im Voraus gekannt hat. Auch dafür ist er da.

Und der Erkenntnis der Wahrheit. Dafür ist er Missionar. Dafür ist er gesandt worden in alle Himmelsrichtungen. Damit Menschen erkennen, was Wahrheit ist. Der hört nie auf zu betonen, dass das Evangelium die Wahrheit ist (Epheser 1).“Ihr glaubtet an die Wahrheit des Evangeliums“. (oder ist es Kolosser 1?)

Und der Erkenntnis der Wahrheit. Und jetzt haben wir wieder ein „kata“, die Präposition „nach“ oder „gemäss“ oder „entsprechend“. Wenn ich „gemäss“ gebrauche, dann hört sich das so an:

„Und der Erkenntnis der Wahrheit, die der guten Verehrung gemäss ist oder gemäss der guten Verehrung.“ Keiner von Ihnen hat in seiner Bibel den Ausdruck „gute Verehrung“ Wenn Sie es doch haben, dann heben Sie sofort Ihre Hand. Aber ich erwarte keine Hand. Das griechische Wort heisst „gute Pietät“, nicht „Gottseeligkeit“. Ich muss gestehen, ich kann mit diesem Wort „Gottseeligkeit“ nichts anfangen. Ich weiss nicht, was das bedeuten soll. Ich weiss, dass eine gewissen Vorstellung gewachsen ist um dieses Wort. Aber ich weiss auch nicht genau, was man sich darunter vorstellt. Ich kann mir vorstellen, dass die Vorstellungen von anderen Christen sehr verschieden sein könnten bei diesem Begriff „Gottseeligkeit“. Das griechische Wort ist ein sehr einfaches Wort eigentlich. Es besteht aus zwei Wörtern, oder einer Vorsilbe und einem Stammwort. „Eusebea(?) oder „sebea“. Klingt es bekannt? „Sebastian“. Da haben wir es in dem Namen „Sebastian“ vom Griechischen. Die lateinische Version ist „August“, „Augustus“. Der Pietätvolle. Sebastian ist das auch. „Eusebea“ haben wir noch im Wort „Evangelium“. „Evsebea“, d. h,. die Vorsilbe, heisst „gut“. „Evangelium“ heisst „gute Botschaft“. Nicht „frohe“ Botschaft, sondern „gute“ Botschaft. Sie macht froh, erst traurig, oft aber zuletzt dann froh. Aber sie ist, weil sie froh machen kann, gute Botschaft. Und das zuerst. Und „evsebea“ ist „gute Pietät“. Aber wie übersetzt man das jetzt? Das ist die Ethik. Evangelium die Dogmatik. Der Indikativ Gottes. Gott gibt, Gott schenkt seine Gnade. Evsebea - komm, lebe entsprechend. Lebe entsprechend (die Furcht Gottes). Man hat es auch vielleicht als „Gottesfurcht“ übersetzt. Aber Gott kommt in diesem Wort nicht vor. Es ist gute Verehrung. Finde ich noch als die beste. Ist etwas ungewohnt, aber lassen Sie mich das erklären. Ich nehme an, dass in einer Versammlung wie dieser einige als Kinder zum Glauben kamen an Jesus Christus und einige etwas später und einige vielleicht erst vorgestern. Aber Sie sind alle erwachsen. Wenn Sie als Erwachsener zum Glauben kamen, dann können Sie sich noch erinnern, wie es war, als Sie Nichtchristen waren. Und vielleicht können Sie einmal einen kurzen Blick zurück tun. Was haben Sie damals hochgehalten. Was war in jener Zeit in Ihren Augen bedeutungsvoll? Was haben Sie verehrt, welche Wünsche hatten Sie, was hat Sie begeistert, was hat sie vom Hocker geholt, was hat Sie aufgeregt, worüber wurden Sie froh, worüber haben Sie gern nachgedacht, worüber haben Sie gern gesprochen? Das war oft schlechte Verehrung, nicht wahr?

 

Und jetzt sagt Paulus, ich bin Apostel für eine Botschaft, die zur guten Verehrung führt. Man bekommt eine neue Hochachtung für Gott. Man hat ihn kennen gelernt, man hat ihn schätzen gelernt, lieben gelernt, man verehrt ihn. Wie ein Liebhaber seine Geliebte verehrt. Man nennt ihn auch Verehrer. So verehren wir unseren Gott aus Hochachtung und aus Liebe. Und nun ehren wir das, was er gern hat. Was in seinen Augen hoch und geachtet ist, wertvoll ist, das ist für uns wertvoll geworden. Das ist sein Grundton der Ethik, des Verhaltens. Wollen wir ein anderes Verhalten herbei führen.... (Aufnahme zu Ende).

 

 

 

Abschrift: Andreas Becker

Korrekturlesen: Andreas Friedrich